Lob und Publizität. Rückblick auf die SIG
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Lob und Publizität. Rückblick auf die SIG
37 BIELER FORUM Präsident Daniel Frank (links) und Administrator Haim Madjar (rechts) von der Jüdischen Gemeinde Biel erhielten von SIG-Präsident Herbert Winter als verdienten Dank für die hervorragende Organisation ein Präsent. (Bilder: Georges Hill) Lob und Publizität RÜCKBLICK AUF DIE SIG-DELEGIERTENVERSAMMLUNG AUS LOKALER SICHT Die Rolle der Gastgeberin der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) vom 28./29. Mai 2014 brachte der Jüdischen Gemeinde Biel viel Lob und Publizität. Viele Personen aus Biel und Bern waren an dem erfolgreichen Anlass aktiv beteiligt. Schon bevor sich die 300 Gäste zum Eröffnungsabend im Kongresshaus einfanden, war die Delegiertenversammlung des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) in Biel ein Thema: Das «Bieler Tagblatt» stellte sein Interview mit Daniel Frank, dem Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Biel, unter die Schlagzeile «Das beunruhigt uns sehr». Gemeint war das damals aktuelle Bundesgerichtsurteil, wonach der Hitlergruss auf dem Rütli gemäss Antirassismusgesetz nicht strafbar sei. Daneben kamen aber auch das Bieler Gemeindeleben, antisemitische Vorfälle und der Nahostkonflikt zur Sprache. Erich Fehr, Stadtpräsident von Biel: «Auch in Zukunft eine Stadt, in der sich die jüdische Bevölkerung wohl fühlt». Noch stärker auf allgemeine Themen fokussiert waren die Interviews mit Daniel Frank in deutscher und französischer Sprache auf «Tele Bielingue», wo der Frage-Reigen vom Papstbesuch in Israel bis zu jüdischen Witzen reichte. Auch bot das mörderische Attentat im jüdischen Museum von Brüssel Anlass zur Sorge. 38 Auch vor dem Podiumsgespräch über Antisemitismus in Europa, äusserten sich diverse offizielle Redner am Eröffnungsabend zu diesem Thema. Rabbiner David Polnauer betonte die Verbundenheit der Juden mit den Staaten, in denen sie leben und deren Gesetzen, die auch die Religionsfreiheit gewährleisteten. Der Bieler Stadtpräsident Erich Fehr knüpfte beim Buch «Heimat Biel» von Annette Brunschwig an (siehe JGB-Forum Nr. 90 vom September 2011) und verband damit den Wunsch, «dass auch künftige Historikerinnen und Historiker zum selben Fazit kommen können - Biel soll für seine jüdische Bevölkerung - aber natürlich nicht nur für diese - auf künftig eine angenehme und wohnliche Stadt sein, in der sie sich wohl fühlt». Das bemerkenswerteste Votum erhielt nicht die ihm gebührende Aufmerksamkeit, weil es nicht gehalten wurde: Regierungspräsident Christoph Neuhaus war aus privaten Gründen verhindert, doch seine vorbereitete Rede ist öffentlich zugänglich. In aller Deutlichkeit kritisierte der SVP-Politiker darin das Bundesgericht für sein Rütli-Urteil: «Es ist für mich absolut weltfremd». Der Vorfall zeige, «dass der Antisemitismus (…) auch in der Schweiz eine ständige Herausforderung für die Behörden und Gerichte darstellt und bleibt». Den SIG forderte er auf, «die Schweizer Bevölkerung und die Behörden und Gerichte (zu) sensibilisieren». Und er hoffe, dass diese Botschaft auch am Sitz des Bundesgerichts gehört werde. Bevor sich die SIG-Delegierten am folgenden Tag den geschäftlichen Traktanden widmeten, konnten sie sich über die gastgebende Gemeinde und ihre Synagoge näher informieren. Auf den Pulten lag nämlich - in deutscher und französischer Sprache - eine von Administrator Haim Madjar sorgfältig gestaltete und grosszügig illustrierte Broschüre mit dem Titel «Klein, aber fein». Zum letzten Mal als Berner Delegierte dabei: Ruth Ghisi und Richard Bloch. Stolze Berner Väter von auswärtigen SIGAmtsträgern: Philippe Lévy mit Tochter Anne Lévy Goldblum... … und Jakob Bass mit Sohn Jayr. In den Debatten kamen weniger die aktuellen Berner Delegierten zu Wort als vielmehr prominente SIG-Persönlichkeiten mit Berner Wurzeln. Erwähnt seien SIG-Vizepräsidentin Sabine Simkhovitch-Dreyfus (heute Genf); Jayr Bass, Vorsitzender der Rechnungsprüfungskommission (heute Basel); Anne Lévy Goldblum, Mitglied der Statutenrevisionskommission und des Centralcomités (heute Basel) sowie als Delegierter Marcel Engelmayer (heute Zürich). Bereits am frühen Morgen ans Mikrofon trat JGB-Mitglied Ruthi Ritter; an der vorgängigen Delegiertenversammlung des Verbandes Schweizerischer Jüdischer Fürsorgen (VSJF) hatte sie als Vorstandsmitglied die Aufgabe, die verhinderte Präsidentin Gabrielle pa. Rosenstein zu vertreten. Vertrat die VSJF-Präsidentin: Ruthi Ritter. 39 BIELER FORUM DER DISKUSSION Rücksicht auf die Kleinen PERSÖNLICHE NACHLESE ZUR SIG-DV VON JGBIEL-PRÄSIDENT DANIEL FRANK In seiner persönlichen Nachlese auf die SIG-Delegiertenversammlung in Biel betont Daniel Frank, Präsident der organisierenden Jüdischen Gemeinde Biel, die Bedeutung der Kleingemeinden für den Zusammenhalt des Schweizerischen Judentums. Am Ende waren wir alle erleichtert, dass die SIG-Delegiertenversammlung problemlos über die Bühne ging. Mehr als ein Jahr lang hatte sich die Task Force der Jüdischen Gemeinde Biel unter der Leitung von Haim Madjar (weitere Mitglieder waren Alice Epelbaum, Ofer Fritz, Mireille Meyer und der Schreibende) auf diesen Grossanlass vorbereitet. Das hervorragend organisierte Sekretariat des SIG unter der Leitung seines Generalsekretärs Joni Kreutner hatte wie jedes Jahr alles minutiös geplant und im Griff. Es gab dank des glänzend organisierten Sicherheitsteams aus Zürich und der Unterstützung der Kantonspolizei Bern keine sicherheitsrelevanten Zwischenfälle zu vermelden. Dies war zu hoffen, aber angesichts des nur kurz vorher erfolgten Attentats auf das jüdische Museum in Brüssel war dennoch eine gewisse Sorge vorhanden. Die Politik kam nicht zu kurz, und die Debatten über den Antisemitismus in Europa und die Herausforderungen für die Schweiz liessen allen Teilnehmern bewusst werden, dass diese Problematik leider bei weitem nicht vorbei ist. Am Morgen der DV war die Synagoge gefüllt mit Menschen und Gebeten, was erahnen liess, wie es vor 50 Jahren und früher in Biel in unserer kleinen, aber feinen Synagoge zugegangen sein muss. Auch die Kultur kam nicht zu kurz. Neben diversen SIG-Publikationen und anderen Büchern über das Schweizer Judentum, inklusive der jüngst veröffentlichen Geschichte der Juden in Bern, kamen auch die Broschüre über die Bieler Synagoge sowie, dank der Grosszügigkeit des SIG, die Bücher über die Geschichte der Juden in Biel unter die Leute. Daniel Frank: «Bereit, mit allen Gemeinden und den Organen des SIG konstruktiv zusammenzuarbeiten». (Bild: Georges Hill) Geprägt wurde diese 109. Delegiertenversammlung des SIG in Biel durch die Revision der Statuten des SIG. Auch wenn zuweilen bemängelt wurde, dass der Berg eine Maus geboren habe, so wäre es falsch zu behaupten, dies würde vollumfänglich zutreffen. Mit der Aktualisierung diverser Statutenbestimmungen, vor allem aber mit der zu erhoffenden Dynamisierung des verkleinerten Centralcomités, wurde der Beweis erbracht, dass auch im SIG Änderungen möglich sind. Verschiedene Teilnehmer liessen aber durchschimmern, dass es damit noch nicht genug sei. Auch wenn die Quoren bei einzelnen Abstimmungen nicht angepasst wurden, heisst das nicht, dass damit die Debatten über sensible Themen künftig verstummt sind. Es wird Aufgabe der Geschäftsleitung des SIG und des Centralcomités sein, die Kohärenz des schweizerischen Judentums nach innen weiter zu stärken und in den Gemeinden Vertrauen dafür zu schaffen, dass ihre Anliegen im SIG ernst genommen werden. Denn ansonsten wird auch künftig von den Steuerungsorganen des SIG vorgelegten Änderungsanträgen kein Erfolg beschieden sein. Die bereits vor einem Jahr geschaffenen Kommissionen der Geschäftsleitung werden sich noch beweisen müssen, aber auch hier wären Strukturen vorhanden, um die Herausforderungen in allen Bereichen des jüdischen Lebens zu benennen und anzugehen. 40 Für Kleingemeinden, und dies ist für Biel - und in geringerem Umfang für die Jüdische Gemeinde Bern - sicherlich zentral, ist die Frage nach dem Stellenwert von Klein- und Mittelgemeinden, ihr Verhältnis zu den Grossgemeinden sowie ihre Unterstützung durch den SIG. Diese Fragen gehen weit über die in der Statutenrevision nicht realisierten neuen Mehrheiten bei der Aufnahme und dem Ausschluss von Gemeinden und der Festsetzung der Mitgliederbeiträge hinaus. Wichtig ist, dass das Bewusstsein gestärkt wird, dass das Judentum in der Schweiz über religiöse und sprachliche Grenzen hinweg nur dann bestehen kann, wenn die Finalität des SIG von einer Mehrheit verstanden und getragen wird. Es besteht das Risiko, dass Statutenreferenden auch künftig abgelehnt werden, wenn kein Vertrauen in den SIG besteht, dass mit den Neuerungen auch auf die Interessen der kleineren Gemeinden Rücksicht genommen wird. Wie ich in meiner Ansprache am Vorabend der SIG-DV betonte, stehen im SIG die entscheidenden Organe permanent in der Verantwortung, auf die Anliegen der kleineren Gemeinden Rücksicht zu nehmen. Denn was für eine grössere Gemeinde Kleinigkeiten sind, kann für eine kleinere Gemeinde von grosser und zum Teil existentieller Bedeutung sein. Somit ist ein fairer Ausgleich zwischen diesen unterschiedlichen Voraussetzungen zu finden. Das betrifft unter anderem, aber nicht nur, auch die wirtschaftliche Kohäsion innerhalb der jüdischen Gemeinden der Schweiz. Im Sinne eines Ressourcenausgleichs wäre die finanzielle Leistungsfähigkeit ressourcenschwacher Gemeinden bei Bedarf zu verbessern. Das Anliegen der JGBiel, in der Öffentlichkeit als Kleingemeinde stärker wahrgenommen zu werden, ist uns in Biel sicherlich geglückt. Die mediale Präsenz in den Printmedien sowie im Fernsehen haben uns sicherlich mehr Bekanntheit und Anerkennung gebracht. Inwiefern wir nun mit dieser DV auch unser Gehör im SIG und insbesondere grösseren Mitgliedergemeinden gestärkt haben, wird sich nun zeigen. Die JGBiel ist, wie sie mit der Durchführung der DV in Biel gezeigt hat, auf jeden Fall bereit, mit allen Gemeinden und den Organen des SIG konstruktiv zusammenzuarbeiten. Daniel Frank Präsident Jüdische Gemeinde Biel Daniel Frank ist auch Mitglied des SIGCentralcomités und gehörte der SIG-Kommission zur Revision der Statuten an. Bieler Jahrbuch und «Biel-Bienne» Auch nach der SIG-Delegiertenversammlung bleibt die Jüdische Gemeinde Biel ein lokales Medienthema. So erhielt sie erstmals eine Plattform im traditionsreichen Bieler Jahrbuch. Nachdem er vom Sekretär der Jahrbuchkommission angefragt worden war, stellte Präsident Daniel Frank seine Gemeinde auf drei Seiten vor, samt Bild der Synagoge. «Eine Gemeinde mit Tradition», «Eine Gemeinde im Wandel» und «Eine Gemeinde mit Zukunft» lauten die Zwischentitel. Bei der Vorstellung des Bieler Jahrbuchs 2013 von Anfang Juli 2014 nahm das «Bieler Tagblatt» von der Neuerung denn auch Notiz. Und sogar im Bieler Stadtparlament war sie ein Thema, als Stadtrat Mohamed Hamdaoui (SP) auf seine Frage, ob nicht auch die islamische Bevölkerung ins Jahrbuch gehöre, eine - positive Antwort erhielt - «richtigerweise», wie Daniel Frank gegenüber dem JGB-Forum festhält. Am 20. August 2014 war Daniel Frank auch Gegenstand eines Porträts in der Gratis-Wochenzeitung «Biel-Bienne». «Mein Ziel ist, dass die Jüdische Gemeinde in der Öffentlichkeit und Politik als Bestandteil von Biel wahrgenommen wird», wird er unter dem Titel «Der Vielbeschäftigte» zitiert. Im Gespräch in seinem Haus outet sich der letztjährige Interviewpartner des JGB-Forum (Nr. 93 vom März 2013) auch als Literaturliebhaber und «nach wie vor leidenschaftlicher Fan des FC Basel». Aber auch aktuelle Themen kommen zur Sprache. Zwar hätten im Zusammenhang mit den kriegerischen Ereignissen im Nahen Osten die antisemitischen Äusserungen und Aktionen in Biel seines Wissens nicht zugenommen, doch seien manche Gemeindemitglieder schon bedroht worden: «Es gab Schmierereien und Drohbriefe», wird Daniel Frank zitiert. Diese Fälle von Antisemitismus würden den Behörden gemeldet. pa. 41 BIELER FORUM Ein Traum ist geplatzt JG BIEL VERZICHTET AUF KAUF DER LIEGENSCHAFT NEBEN DER SYNAGOGE Der Traum von einem Gemeindehaus direkt neben der Synagoge ist geplatzt: Der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Biel hat beschlossen, auf den im März beschlossenen Kauf der Liegenschaft zu verzichten. An der Generalversammlung vom 24. März 2014 haben die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Biel mit Zweidrittelmehrheit dem Kauf der Nachbarliegenschaft zur Synagoge zugestimmt. Damit sollte der alte Wunsch verwirklicht werden, in der Nähe der Synagoge ein Gemeindehaus zu schaffen. Der dafür in den 1970er-Jahren vom damaligen Gemeindepräsidenten David Epelbaum geschaffene Gemeindehausfonds und das vom Frauenverein zur Verfügung gestellte Vereinsvermögen reichten aber nicht aus. Deshalb ging ein Spendenaufruf nicht nur an die Bieler Juden, sondern auch an die Mitglieder anderer Gemeinden - so Ende April 2014 auch an diejenigen der Jüdischen Gemeinde Bern. In der Folge hat der Bieler Vorstand Verhandlungen mit dem Verkäufer und den Banken geführt, und zudem wurde der Aufwand der erforderlichen Sanierungen am Gebäude vertieft evaluiert. Mit dem Ergebnis, dass der Vorstand am 7. Mai 2014 einstimmig beschloss, die Liegenschaft an der Unionsgasse 1 nicht zu erwerben. In einem Schreiben an die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Biel vom 13. Mai 2014 legte Präsident Daniel Frank die Gründe für diesen Entscheid dar. Demnach hätten die Spenden aus Biel für ein genügend grosses Polster nicht ausgereicht, von keiner andern Gemeinde seien Spenden eingegangen, und zudem habe es der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) zur Vermeidung eines Präjudizes abgelehnt, eine Spende oder ein Darlehen zu gewähren. Dazu kam, dass auch ein nachgebessertes Banken-Angebot für eine Hypothek nicht genügend attraktiv gewesen sei. Gegenüber dem jüdischen Wochenmagazin tachles erklärte Daniel Frank: «Der Erwerb hätte die Erfüllung eines langjährigen Traums für unsere Gemeinde bedeutet. Er wäre die Grundsteinlegung gewesen, um die Vision für eine Zukunft des Juden- So nah und doch so fern: Die Liegenschaft des Begehrens (rechts neben der Synagoge). (Bilder: Peter Abelin) tums im Berner Jura längerfristig zu sichern. Das bedeutet aber nicht, dass wir deswegen nun den Kopf in den Sand stecken. Wir werden auch künftig nach weiteren Möglichkeiten suchen, um uns als Gemeinde zu behaupten». Aus heutiger Sicht fügt Daniel Frank auf Anfrage des JGB-Forum bei: «Zur Zeit haben wir keine neue Liegenschaft im Visier. Denn wir haben ein zweckmässiges und relativ preisgünstiges Gemeindelokal. Der enorme Effort, den wir für den Erwerb des Hauses neben der Synagoge an den Tag legten, war auf die Einmaligkeit der Situation zurückzuführen. Wir würden es wieder tun, aber es müsste bessere Bedingungen - namentlich finanzielle - als das heutige Gemeindelokal und eben eine besondere Nähe zur Synagoge aufweisen». pa. Somit bleibt das Gemeindelokal in diesem Gebäude an der Güterstrasse 2 bestehen. 42 Bieler Mosaik Mireille Meyer neu im Gemeindevorstand Einen im Vergleich zur Mitgliederzahl beachtlichen Grossaufmarsch von 28 stimmberechtigten Personen erlebte die ordentliche Generalversammlung der Jüdischen Gemeinde Biel vom 24. März 2014. Der Grund liegt zweifellos im Traktandum «Erwerb einer Liegenschaft» (siehe Seite 41). Nach dem Rücktritt von Avinoam Levy und Joke Mollet und (siehe JGBForum Nr. 95 vom April 2014) war aber auch ein neues Vorstandsmitglied zu bestimmen. Gewählt wurde Mireille Meyer (Bild). Als langjährige Präsidentin des im August 2014 aufgelösten Israeltischen Frauenvereins Biel nahm sie bisher als Beobachterin ohne Stimmrecht an den Vorstandssitzungen teil. Als Verantwortliche für Organisation in der Synagoge und bei Feiertagen hat sie teilweise dieselben Aufgaben, die sie schon bisher ausgeführt hatte: Sie sorgt mit andern für das Programm und das leibliche Wohl bei Kiduschim, Chanuka-, Purim- und andern Festen. Die 66jährige Mireille Meyer ist das einzige Gemeindemitglied ihrer Generation, das ihr ganzes Leben in der Uhrenstadt verbracht hat; sie ist auch das einzige Vorstandsmitglied französischer Muttersprache. Als Revisoren gewählt wurden Charlotte Schnegg (bis 2016) und Philippe Reich (bis 2015); SIG-Delegierte sind wie bisher Haim Madjar und Daniel Frank. pa. / (Bild: zvg) Zürcher «Verstärkung» auch nach der SIG-DV Gutes Timing für die Rosch Chodesch-Feier in der Bieler Synagoge: Um am Wochenende nach der SIG-Delegiertenversammlung ein Minjan zu sichern, wurden einige Mitglieder der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich (ICZ) zu den Gottesdiensten vom 30./31. Mai 2014 nach Biel eingeladen. Da ICZ-Rabbiner Yehoschua Ahrens schon an der Versammlung teilnahm, ist er noch zwei Nächte mit seiner Familie in Biel geblieben und hat auch die Gottesdienste in der Synagoge geleitet. Die Familien Frenkel (Lengnau) und Hönigsberg (Zürich) mit ihren drei Enkelkindern haben schon die Hälfte des Minjan gesichert. Für die Bewirtung der Gäste hat die Gemeinde gesorgt. Koscher-Essen wurde in Zürich bestellt, und die Mahlzeiten erfolgten abwechslungsweise im Gemeindelokal und bei Alice Epelbaum. Es stellt sich die Frage, ob eine «externe Verstärkung» als dauerhafte Lösung für die Durchführung der Gottesdienste in Betracht gezogen werden kann, oder ob andere Alternativen gefunden werden müssen. Haim Madjar «Noah»-Film-Matinée mit viel Publikum Über hundert Personen folgten am 6. April 2014 der Einladung zur Film-Matinée zum Leinwandepos «Noah» mit einer interreligiösen Gesprächsrunde im Kino Rex in Biel (siehe JGB-Forum Nr. 95 vom April 2014). Die Organisation erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis für Zeitfragen und der Moderatorin Liliane Gujer sowie Cinevital mit Moderatorin Edna Epelbaum. Vor Filmbeginn wurden die eingeladenen Repräsentanten der 43 drei Religionen vorgestellt - von jüdischer Seite Henri Mugier aus Bern (auf dem Bild ganz links), der katholische Theologe Thomas Markus Meier (Olten) sowie der Genfer Muslim Hafid Oaurdiri statt. In der Pause nach der ersten Hälfte des Films wurde durch die muslimische Gesellschaft ein kleiner, aber köstlicher Imbiss offeriert. Nach Filmende folgte ein rund dreiviertelstündiges Podiumsgespräch, bei dem die drei Repräsentanten und auch das Publikum sich zu Inhalt und Bedeutung von Noah in der Tora, in der Bibel und im Koran äussern konnten. Haim Madjar (Bild: Haim Madjar) Leitfaden für den interreligiösen Dialog Im Rahmen der Woche der Religionen wird am 4. November 2014 in Biel der «Leitfaden für den interreligiösen Dialog» vorgestellt, der vor einem halben Jahr vom Interreligiösen ThinkTank (ITT) veröffentlicht wurde. Mit der Judaistin Tanja Kröni ist ein Mitglied der Jüdischen Gemeinde Biel auch im ITT vertreten; zusammen mit der muslimischen ITT-Präsidentin Amira Hafner-Al Jabaji und einer christlichen Theologin wird sie über diese erfolgreiche 70seitige Schrift sprechen, die bereits in dritter Auflage erschienen ist. Der Leitfaden wolle nebst einigen grundlegenden Gedanken zum interreligiösen Dialog - vor allem häufige «Stolpersteine» erkennen helfen und aufzeigen, wie diese vermieden werden können, hält Tanja Kröni fest: «Die Lernergebnisse, die die ThinkTank-Fachfrauen als jüdische, christliche und muslimische Frauen in ihrer langjährigen Dialogarbeit gesammelt haben, werden dazu in Dialog-Leitlinien gefasst und mit konkreten Beispielen aus ihrer interreligiösen Praxis illustriert». pa. Der Leitfaden kann für 18 Franken (plus Versandkosten) bestellt werden bei: Interreligiöser ThinkTank, Gotthelfstrasse 89, 4054 Basel / Tel. 061 302‘14’66 / info@interrelthintank.ch SIEHE AUCH BEILAGE «FORUM-AGENDA» Friedensdorf Neve Schalom vorgestellt Vom Leben im jüdisch-palästinensischen Friedensdorf Neve Shalom / Wahat al-Salam in Israel berichteten Evi Guggenheim Shbeta und Eyas Shbeta am 24. Mai 2014 in der Bieler Pauluskirche (siehe Bild). Die aus Zürich stammende Jüdin und ihr israelisch-palästinensischer Ehemann gehören zu den Pionieren des Dorfes, in dem heute rund 300 Personen leben - je zur Hälfte Juden und Palästinenser. Ebenso viele Kinder - der Grossteil aus der weiteren Region - besuchen die konsequent zweisprachig (hebräisch und arabisch) geführte Schule. Das Geheimnis des Erfolgs liege im gegenseitigen Respekt vor dem Geschichtsverständnis der andern. Angesichts der Verhärtung der innenpolitischen gesellschaftlichen Positionen bedauerte Evi Guggenheim Shbeta: «Wir hofften darauf, dass steter Tropfen den Stein höhlt, doch sind wir nur ein Tropfen auf den heissen Stein» (siehe auch www.nswas.ch). Der Vortrag war eine Rahmenveranstaltung zur «Nakba»-Ausstellung, die vor zwei Jahren in Bern für Schlagzeilen gesorgt hatte (siehe JGBForum Nr. 93 vom März 2013). Auch in Biel war die Aufnahme kontrovers, wie das «Bieler Tagblatt» in seiner Schlussbilanz feststellte: «Seit langem hat keine Ausstellung mehr so hohe Wellen geschlagen». Dabei habe sich der Zuschauerandrang «in Grenzen» gehalten. In den Leserbriefspalten der Zeitung gerieten sich zwei FDP-Politiker in die Haare: «Das ist üble Propaganda», fand alt Nationalrat Marc F. Suter, worauf alt Grossrat Martin Hutzli mit der Bewertung «Sehenswerte Dokumentation» konterte. Wie schon in Bern, engagierte sich Alain Pichard, Bieler GLP-Stadtrat und Mitglied der Gesellschaft Schweiz-Israel (GSI), stark: Er beteiligte sich an einem Podiumsgespräch, verteilte Flyer und sprach im «Bieler Tagblatt» von einer «Karikatur einer historischen Ausstellung». pa. (Bild: pa.) Nachwuchs im Hause Kobyliansky Nachwuchs im Hause der Musikerfamilie von Gwenaëlle und Daniel Kobyliansky: Am 1. Juli 2014 ist der am 13. Mai 2014 in Israel geborene Raphael dazu gestossen. Der «süsse Kerl» werde in seiner Bieler Pflegefamilie aufwachsen, dabei aber auch den Kontakt mit seiner Ursprungsfamilie behalten, erklärte Gwenaëlle Kobyliansky dem JGB-Forum auf pa. Anfrage. 44 BIELER FORUM Die zweite Etappe «BESA»-AUSSTELLUNG ÜBER ALBANISCHE JUDENRETTUNG IN BIEL ERÖFFNET Nach einem erfolgreichen Start in Basel, wird die Ausstellung «Besa» über die albanische Rettung von Juden im Zweiten Weltkrieg noch bis zum 19. September 2014 in Biel gezeigt. Im Oktober gastiert sie in Solothurn, im Dezember im Kornhausforum Bern. Ursprünglich hätte die nationale Vernissage der Ausstellung «Besa» bereits im März 2014 in Biel stattfinden sollen (siehe JGB-Forum Nr. 94 vom August 2013), doch wurde diese dann auf den Mai in Basel verschoben. In Anwesenheit der Botschafter Israels und des Kosovo stand die beeindruckende Rede der Zeitzeugin Johanna Neumann im Mittelpunkt, welche nach der Reichspogromnacht als achtjähriges Kind mit ihren Eltern im März 1939 nach Tirana flüchtete und später vor den Nazis gerettet wurde, indem sie - wie insgesamt rund 2000 Juden - auf albanische Familien verteilt und mit einheimischen Namen und Kleidern versehen wurde. Die Ausstellung wurde von der HolocaustGedenkstätte Yad Vaschem erstellt und zeigt Porträts, die der amerikanische Fotograf Norman G. Gershman von albanischen Rettern und ihren Nachkommen aufgenommen hat, begleitet von deren persönlichen Erinnerungen. «Wir haben auf multimedialen Firlefanz verzichtet, denn die Ausstellung spricht für sich», sagte der Publizist und Werber Lahor Jakrlin, der die Ausstellung zusammen mit Sandra Hoffmann, Esther Hörnlimann und Alain Pichard in anderthalbjähriger ehrenamt- Die dank «Besa» gerettete Johanna Neumann (Mitte) bei der nationalen Vernissage in Basel, mit dem Organisationsteam Esther Hörnlimann, Sandra Hoffmann, Alain Pichard und Lahor Jakrlin (v.l.). licher Arbeit organisiert hat. In Basel fand «Besa» ein breites Echo, auch in nationalen Medien. Zweite Etappe ist derzeit das Foyer des Bildungszentrums Biel-Bienne (BFB), wo «Besa» bis zum 19. September 2014 gezeigt wird, ergänzt durch ein Begleitprogramm. Dem Bieler Patronatskomitee gehören unter anderen Stadtpräsident Erich Fehr, Daniel Frank (Präsident der Jüdischen Gemeinde) und Edna Epelbaum an. Das nationale Patronatskomitee reicht von alt Bundesrätin Ruth Dreifuss bis zu den Fussballern Avi Rikan und Valon Behrami; der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) wie auch der Rat der Albaner und Albanerinnen in der Schweiz sind durch ihre Präsidenten vertreten. Nach Biel bildet Solothurn die nächste Station der «Tour de Suisse»; vom 20. bis 25. Oktober 2014 wird «Besa» in der Pädagogischen Hochschule gezeigt. Die Ausstellung zeigt Porträts und persönliche Erinnerungen von albanischen Rettern. (Bilder: Peter Abelin) Am längsten ist die Ausstellung dann im zentralen Kornhausforum in Bern zu sehen: Vom 8. Dezember 2014 bis zum 4. Januar 2015. Auch hier ist ein Begleitprogramm, vor allem für Schulen, geplant. Für das Patronatskomitee hat sich Gemeinderat Alexandre Schmidt zur Verfügung gestellt. pa. Für die Begleitveranstaltungen siehe auch Beilage «Forum-Agenda» und www.besa-expo.ch