Fachbereich Tourismus Bachelor-Thesis - BEST
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Fachbereich Tourismus Bachelor-Thesis Franziska Wanke Der Einfluss der Medien auf die touristische Nachfrage und auf das Image einer Urlaubsdestination am Beispiel Ägyptens Referenznummer: 04092011 I Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis ....................................................................................... III Abkürzungsverzeichnis ..................................................................................... IV 1. Einführung in das Thema ................................................................................ 5 2. Theoretische Grundlagen................................................................................ 7 2.1. Begriff und Rolle der Massenmedien .................................................... 7 2.2. Risiken von Medien .............................................................................. 9 2.3. Definition des Images und der touristischen Nachfrage ...................... 10 2.4. Zusammenhang von Image und touristischer Nachfrage.................... 13 2.5. Einfluss der Medien auf das Image einer Destination ......................... 15 2.6. Einfluss der Medien auf die touristische Nachfrage einer Destination 17 2.7. Zusammenspiel von Medien und Terrorismus .................................... 18 3. Risiko und Unsicherheit ................................................................................ 22 3.1. Angst und Risikowahrnehmung der Nachfrageseite ........................... 22 3.2. Umfrage von TUI zur Sicherheit und TUIs Krisenmanagement .......... 26 4. Beispiel Terroranschläge und politische Unruhen in Ägypten ....................... 27 4.1. Terroranschläge in Ägypten ................................................................ 27 4.2. Analyse des Images und der touristischen Nachfrage vor den politischen Unruhen ................................................................................... 28 4.3. Analyse der Situation während und nach den politischen Unruhen .... 33 4.4. Analyse der Berliner Zeitung und Spiegel Online zur Darstellung Ägyptens in den Medien ............................................................................ 38 5. Methodisches Vorgehen ............................................................................... 45 6. Datenanalyse ................................................................................................ 49 6.1. Interview mit Ägyptenreiseveranstaltern ............................................ 49 6.2. Ergebnisse der Onlinebefragung ........................................................ 56 7. Diskussion..................................................................................................... 61 7.1. Einfluss der Medien auf das Image und auf die touristische Nachfrage einer Urlaubsdestination ............................................................................ 61 7.2. Einfluss der Medien auf die Sichtweise zum Islam und Terrorismus .. 65 7.3. Risiko und Unsicherheit ...................................................................... 66 8. Handlungsempfehlungen .............................................................................. 68 9. Fazit .............................................................................................................. 70 Anhang ............................................................................................................. 72 1. Abbildungen ........................................................................................... 73 2. Interviewleitfaden für Interviews mit Reiseveranstaltern ........................ 90 3. Detaillierte Interviews ............................................................................. 92 3.1. Interview mit Thomas Stern von Stern Tours in Berlin ........................ 93 3.2. Interview mit Tarek El Mahdy von Dabuka Expeditions in Kairo ....... 102 4. Onlinefragebogen mit Auswertung ....................................................... 109 Literaturverzeichnis ......................................................................................... 121 Eidesstattliche Erklärung ............................. Fehler! Textmarke nicht definiert. Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Nachrichtenfaktoren 73 Abbildung 2: Four Components of Image 73 Abbildung 3: Tourismuspsychologisches Wirkungsmodell verschiedener …… Einflussgrößen 75 Abbildung 4: Einflussfaktoren auf die touristische Nachfrage 76 Abbildung 5: Einflussfaktoren auf die Reiseentscheidung 77 Abbildung 6: Der Verlauf der touristischen Krise bei Terroranschlägen 77 Abbildung 7: Ägyptens Image vor den politischen Unruhen 78 Abbildung 8: Touristenankünfte seit 1986/87 bis 2003 79 Abbildung 9: Touristenankünfte von 1995 bis 2009 80 Abbildung 10: Ägyptens Image nach den politischen Unruhen 80 Abbildung 11: Artikel der Berliner Zeitung 81 Abbildung 12: Artikel von Spiegel Online 82 Abbildung 13: Herangehensweise an Onlinebefragung 83 Abkürzungsverzeichnis DRV Deutscher Reiseverband ITB Internationale Tourismusbörse TUI Touristik Union International UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization UNWTO United Nations World Tourism Organisation WTM World Travel Market 1. Einführung in das Thema Die Medien sind ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Es findet in der heutigen Zeit ein Überfluss an Informationen statt. Wichtige Nachrichten verbreiten sich wie ein Lauffeuer. Welche Macht die Medien haben und inwieweit diese das Image und somit auch die touristische Nachfrage einer Urlaubsdestination beeinflussen können, wird in der vorliegenden Arbeit näher untersucht werden. Da der Begriff Medien einen großen Bereich umfasst, wird sich auf die Massenmedien, speziell Printmedien und visuelle Medien konzentriert. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Urlaubsland Ägypten, das vor allem in letzter Zeit durch politische Unruhen verstärkt im Mittelpunkt der Medien stand. Doch auch frühere Ereignisse, wie Terroranschläge in Luxor, Dahab, Sharm El Sheikh und Kairo, weckten das Interesse der Medien. Mehr als 10% des Bruttoinlandproduktes macht der Tourismus für Ägyptens Wirtschaft aus. Ägypten zählte zu den fünf beliebtesten Urlaubsländern bezogen auf die absoluten Touristenankünfte. Ein Anstieg von 9 % an Ankünften wurde vorhergesagt. Im Jahr 2010 lag die internationale Besucherzahl bei 12,7 Millionen. Auf der WTM Vision Conference in Dubai wird vermutet, dass die politischen Unruhen in Ägypten längerfristige Konsequenzen haben. Nach Meinung von Euromonitor International wird davon ausgegangen, dass die Folgen sich bis mindestens 2015 und vermutlich länger hinziehen könnten, bis die Touristenankünfte den Wert von 2010 wieder erreichen. 1 Warum schlagen sich die Auswirkungen der politischen Unruhen in Ägypten stärker in den Touristenankünften nieder als andere negative Ereignisse wie zum Beispiel Terroranschläge? Die Vermutung liegt nahe, dass die Berichterstattung der Medien eine zentrale Rolle spielt. Dass dauerhaft negative Berichte in den Medien die Macht haben, das Image einer Destination zu 1 Vgl. Travel Daily News (2011) verschlechtern und die touristische Nachfrage zu schädigen, wird in dieser Arbeit anhand der politischen Unruhen untersucht und mithilfe einer Onlinebefragung von 102 Teilnehmern bewiesen. Zudem werden die Ägyptenreiseveranstalter Stern Tours in Berlin und Dabuka Expeditions in Kairo interviewt, um einen Einblick in die Sichtweise eines Spezialisten zu erhalten. Auf der WTM Vision Conference wird erklärt, dass das “Vertrauen der Kunden”2 erst wieder aufgebaut werden muss. Das Image zur Sicherheit Ägyptens hat Schaden genommen und Urlauber sind auf andere Destination wie Griechenland, Türkei oder Spanien ausgewichen. 3 Die Ergebnisse der Onlinebefragung bestätigen die Bedenken zur Unsicherheit und machen die Relevanz des Kriteriums Sicherheit bei der Urlaubsauswahl deutlich. Die Medien schaffen durch „anti- repräsentativ[e]“ 4 Berichte eine verzerrte Risikowahrnehmung. Das Ziel dieser Arbeit ist es, den Einfluss der Medien auf das Image und die touristische Nachfrage zu beweisen und Handlungsempfehlungen zu geben. Die Vorbereitung auf den Ernstfall im Vorfeld einer Krise ist für ein Unternehmen lebenswichtig. Ein Teil des Krisenmanagements eines Reiseveranstalters betrifft die Öffentlichkeitsarbeit oder auch Kommunikationspolitik. Eine Zusammenarbeit touristischer Unternehmen mit den Medien fördert das Verständnis der Abhängigkeit des Tourismus von den Medien und die Einleitung von Maßnahmen zur Verbesserung des Images. Den Kunden die Ängste und Sorgen zu nehmen, sowie die Risikowahrnehmung zu entzerren, stellen einen zentralen Punkt dar zur Steigerung des Sicherheitsempfindens, da es einen wichtigen Teil bei der Imagebildung einnimmt. Erstrebenswert für die Zukunft ist ein erhöhtes Bewusstsein der Journalisten für Konsequenzen in Bezug auf die Nachrichtenauswahl. 2 Travel Daily News (2011) Vgl. Travel Daily News (2011) 4 Hofstätter in Jäckel (2004) S. 187 3 2. Theoretische Grundlagen 2.1. Begriff und Rolle der Massenmedien Ein Massenmedium bezieht sich auf Informationen, die an eine große Menge an Menschen gelangen.“ Dieses Publikum ist nicht überschaubar, […] heterogen […] und anonym.“ 5 Maletzke wählt die Bezeichnung „disperses Publikum“, das an unterschiedlichen Plätzen und teilweise zu anderen Zeiten, wie zum Beispiel beim Zeitungslesen, nur als gemeinsames Interesse die Meldungen der Massenmedien besitzt. 6 Der Begriff Medium steht für das Mittel der Kommunikation. Das Wort Kommunikation bezieht sich auf für den Sender, den Inhalt, den Kanal und den Empfänger einer Nachricht. Jedoch wird deutlich, dass eine Kommunikation von Mensch zu Mensch kaum möglich scheint bei Aussendungen von Informationen, die für die Masse bestimmt sind. 7 Meyen bezeichnet die „Massenkommunikation als Übertragung von Mitteilungen und nicht [als] Austausch“ von Informationen. 8 Maletzke und Meyen definieren Massenkommunikation folgendermaßen: Massenkommunikation ist eine Form öffentlicher, indirekter und einseitiger Kommunikation, die sich technischer Verbreitungsmittel bedient und sich an ein disperses Publikum wendet.“9 Die Massenmedien verfügen über eine politische Funktion, zu der das Üben von Kritik und die Kontrolle zählen. Zudem stellen sie Informationen öffentlich dar und tragen zur politischen Bildung bei. Die Massenmedien fördern die Meinungsbildung und sorgen für Diskussionsstoff. Sie stehen zwischen Mitgliedern der Gesellschaft und der Politik. Neben der politischen Funktion besitzen Massenmedien auch eine Sozialisationsfunktion, wie die Vermittlung von Werten oder das Aufzeigen von Vorbildern. Sie sind an einem „sozialen Wandel“ beteiligt. Weitere Funktionen stellen die Orientierung und Integration dar. Zudem spielen die Massenmedien eine wichtige Rolle in der Wirtschaft. 10 Produkte 5 Meyen (2005) Vgl. Maletzke in Meyen (2005) 7 Vgl. Meyen (2005) 8 Meyen (2005) 9 Maletzke in Meyen (2005) 10 Vgl. Meyen (2005) 6 werden mithilfe der Medien bekannt und wecken Bedürfnisse, wodurch die Nachfrage gefördert wird. Jäckel beschreibt die Medien als „ Vermittler von Interessen“. 11 Meyen nennt als durchschnittliche Zeit, hinsichtlich der Widmung der Massenmedien eines durchschnittlichen Deutschen, 8 Stunden. Die Menschen verfolgen einen bestimmten Zweck, wie der Unterhaltungsfunktion oder der Information über aktuelle Themen und der Erhöhung von Wissen. Dies geschieht häufig unbewusst. Der Preis für diese Aktivität ist verglichen mit anderen Hobbys gering und bietet einen Ausgleich zum Arbeitsalltag. Das Fernsehen wird nach Meyen in der Favoritenrolle gesehen aufgrund einer Fülle an Unterhaltungs- und Informationsmöglichkeiten. In einer Krise steigt das Informationsinteresse. Die Medien dienen als „Frühwarnsystem“, die über Sachverhalte berichten, die das Leben jedes Einzelnen betreffen können. 12 Langenbucher beschreibt das Fernsehen als „Kleingeld der Konversation“, das bei Unterhaltungen mit Partnern, die zum Beispiel völlig unterschiedliche Tätigkeiten ausüben, als Gesprächsstoff nützlich wird. 13 Von Relevanz ist auch folgende Aussage von Meyen: „ [W]o sonst kann man Wissen über andere Länder und Kulturen erwerben, über all das, was man nicht aus eigener Anschauung und eigenem Erleben kennt?“14 11 Jäckel( 2005) S.185 Vgl. Jäckel( 2005) S.185 13 Langenbucher in Meyen (2005) 14 Meyen (2005) 12 2.2. Risiken von Medien In den Massenmedien tritt das Phänomen der Verstärkungswirkung auf. Der Empfänger wählt nur die Informationen aus, die seine Ansichten unterstützen. Andere Informationen geraten in den Hintergrund. 15 Schulz verdeutlicht die Gefahr einer verzerrten Wirklichkeitsvorstellung durch die Medien und den Einfluss auf die Menschen, die sich an den Darstellungen in den Medien orientieren. Dementsprechend kann dies Auswirkungen haben auf das Handeln eines Einzelnen oder auch auf eine Gesellschaft. 16 Die Medien haben die Möglichkeit selbst zu wählen, welche Informationen in die Öffentlichkeit gelangen und diskutiert werden. Dies wird auch Auswahlfunktion genannt (Agenda- Setting Ansatz). Negative Ereignisse werden aufgrund der rasanten Informationsverbreitung bevorzugt aufgegriffen und thematisiert. Diese Informationen bilden einen Kontrast zur Normalität und zum Alltag. 17 Hofstätter nennt die Auswahl der Nachrichten „anti-repräsentativ“, da nicht die alltäglichen Geschehnisse aufgezeigt werden. Tuchmann bezeichnet diese Form von Berichterstattung als „Tuchmansche[s] Gesetz“, das besagt, dass die Nachricht in den Medien selbst schon die Relevanz eines Ereignisses erhöht und somit ein negatives Geschehen als gravierender wahrgenommen wird. 18 Im Nachfolgenden werden drei bedeutende Nachrichtenfaktoren von insgesamt zwölf, nach denen Journalisten Nachrichten auswählen, aufgelistet. Diese stammen von Galtung und Ruge. Die Übersicht der 12 Nachrichtenfaktoren sind in Abbildung 1 im Anhang umfassend dargestellt. Faktor Sieben steht für die Kontinuität: „Ein Ereignis, das bereits als Nachricht definiert ist, hat eine hohe Chance, von den Medien auch weiterhin beachtet zu werden.“ 19 15 Vgl. Glaeßer (2005) S.37 f. Vgl. Schulz in Jäckel( 2005) S.186 f. 17 Vgl. Glaeßer (2005) S.37 f. 18 Vgl. Hofstätter und Tuchman in Jäckel (2004) S. 187 19 Galtung und Ruge in Jäckel 2004) S. 188 16 Der elfte Faktor bezeichnet die Personalisierung: „Je stärker ein Ereignis personalisiert ist, sich im Handeln oder Schicksal von Personen darstellt, desto eher wird es zur Nachricht.“ 20 Faktor Zwölf bezeichnet den Negativismus: „Je negativer ein Ereignis, je mehr es auf Konflikt, Kontroverse, Aggression, Zerstörung oder Tod bezogen ist, desto stärker wird es von den Medien beachtet.“ 21 Journalisten haben demzufolge Einfluss darauf, welche Nachrichten präsentiert werden. Jäckel führt hierfür den Begriff „Gatekeeper“ an. 22 „Die Globalisierung der Informationsdienste“ trägt zu einer Erhöhung von negativen Ereignissen wie beispielsweise Terroranschläge bei, bei denen Terroristen die Möglichkeit gegeben wird „ sich spektakulär in Szene zu setzen, wenn sie Touristen zum Ziel haben.“23 Die Verbreitung eines negativen Ereignisses wird mithilfe eines Schneeballsystems schnellstmöglich verbreitet und somit in größeren Dimensionen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit thematisiert. Das kann Folgen für Unternehmen nach sich ziehen. Ein Befassen mit Medien, insbesondere mit negativen Meldungen, ist für Unternehmen eine nicht zu unterschätzende Aufgabe, da Krisen möglicherweise gefördert werden können. 24 2.3. Definition des Images und der touristischen Nachfrage Image „Image kann vereinfacht als Summe von Vorurteilen, Interpretationen, Eindrücken, Ideen und Wahrnehmungen aufgefasst werden, die Menschen sich von anderen Menschen, ihrem Verhalten, von Objekten und Geschehnissen machen.“ 25 20 Ebd. S.188 Ebd. 22 Jäckel (2005) S. 189 23 Glaeßer (2005) S.37 f. 24 Vgl. Glaeßer (2005) S.37 f. 25 Dichter in Steiner (2009) S.89 21 Eine verkürzte Definition ist folgende: „Das touristische Image ist eine individuelle, allgemeine Wahrnehmung oder Gesamtheit von Eindrücken eines Ortes.“ 26 In der ersten Definition werden Beispiele aufgeführt, welche zum Image zählen, hingegen die zweite Definition allgemeiner gefasst ist und somit nichts ausschließt. Ein Image bezieht sich auf die Reise -Erfahrungen, die ein Mensch macht. Gunn unterteilt diese in sieben Teile. Im ersten Abschnitt stehen die Informationen, die durch die allgemeinen Medienberichte wie Fernsehen, Zeitung, Radio, Bücher, Filme, Erziehung und Internet verinnerlicht werden. Dieses Image wird auch „Organisches Image“ genannt. Es folgen im zweiten Teil touristische Informationen von Reiseveranstaltern, Reisebüros, Reiseführern und Tourismuszeitschriften, welche das „Induzierte Image“ darstellen. In der dritten Stufe geht es um das Treffen von Entscheidungen für eine Destination, anschließend folgt die Anreise und der fünfte Abschnitt stellt den Urlaub selbst dar. Danach steht die Rückreise an und das Image wird in der siebten Phase den eigenen Erfahrungen angepasst. 27 Kotler sieht eine Beziehung zwischen dem Image des Landes und dem touristischen Image, weshalb nicht zwischen dem Organischen Image und dem Induzierten Image beim Destinationsimage unterschieden wird. 28 Echtner und Ritchie gehen davon aus, dass ein Mensch sich Gedanken über ein Image einer Destination auch ohne Erfahrungen machen kann. 29 Eine Imagebildung kann in Verbindung mit allen fünf Sinnen stehen. 30 Ein Image einer Destination setzt sich nach Martineau aus vier Komponenten zusammen. Je nach Destination stehen einige Komponenten im Vordergrund und andere im Hintergrund. Die vier Komponenten sind die funktionalen Charakteristiken, psychologische Charakteristiken, einzelne Eigenschaften und das 26 Fakeye & Crompton et al. in Mohamed (2007)S.37, übersetzt aus dem Englischen ins Deutsche 27 Vgl. Gunn in Echtner und Ritchie (2003) S.38 28 Vgl.Kotler in Echtner und Ritchie (2003) S.39 29 Vgl. Echtner und Ritchie (2003) S.39 30 Vgl. MacInnis und Price in Echtner und Ritchie (2003) S.39 Gesamtbild. 31 Diese Darstellung wird an späterer Stelle für Ägypten untersucht und angewendet. Um Martineaus Ansatz besser nachvollziehen zu können, werden in der Abbildung 2 die Komponenten genauer beschrieben. Touristische Nachfrage Die touristische Nachfrage nach Bieger lautet: „Nachfrage, ausgelöst von Personen, die sich außerhalb ihres gewohnten Arbeits- und Wohnungsumfeldes begeben oder bewegen wollen.“ 32 Demzufolge stellt die touristische Nachfrage ein Ausbrechen aus dem gewohnten Alltag mit Ortswechsel dar. Motive, die die touristische Nachfrage beschreiben, sind nach Kaspar der Erholungstourismus, kulturorientierte Tourismus, gesellschaftsorientierte Tourismus, Sporttourismus, wirtschaftsorientierte Tourismus und der politikorientierte Tourismus. Der Erholungstourismus beschreibt die psychische und auch physische Erholung. Zum kulturorientierten Tourismus gehört der Bildungstourismus, bei dem das Interesse mehr über Kultur und Sitten eines Urlaubsortes zu erfahren, im Vordergrund steht. Zudem zählen auch der Wallfahrtstourismus und der Alternativtourismus, der die Kenntnisse über die im Wohnbereich lebenden anderen Menschen betrifft, zum kulturorientierten Tourismus. Der gesellschaftsorientierte Tourismus beschäftigt sich mit dem Verwandtentourismus und Klubtourismus und der wirtschaftsorientierte Tourismus beinhaltet den Geschäfts- und Kongresstourismus, Ausstellungs- und Messetourismus und den Incentivetourismus. Dem politikorientierten Tourismus werden der Diplomaten- und Konferenztourismus und touristisch-politische Veranstaltungen zugeordnet. 33 31 Vgl. Martineau in Echtner und Ritchie (2003) S.40-43 Bieger (2006) S. 95 33 Vgl. Bieger (2006) S. 95 f. 32 2.4. Zusammenhang von Image und touristischer Nachfrage Nach Echtner und Ritchie steigt die Auswahl an Urlaubsdestinationen stetig an, da der Tourismus sich weiterentwickelt hat, neue Destinationen entstehen und die Infrastruktur ausgebaut wird. Menschen legen mehr Wert auf Freizeit. Sowohl ein steigendes Einkommen als auch eine ausgebaute Infrastruktur, die das Reisen angenehmer gestalten, tragen zu einem größeren Wettbewerb unter den Urlaubsorten bei. 34 Ein passendes Marketingkonzept ist daher von großer Bedeutung für eine Destination, um sich von Konkurrenten abzusetzen. Ein attraktives Image zu schaffen, stellt eine wichtige Aufgabe dar. 35 „ Das Image einer Destination beeinflusst das Verhalten der Touristen.“ 36 Es kann dazu beitragen, ob sich ein Urlauber für eine bestimmte Destination entscheidet oder nicht. Ein Kunde wird sich eher für eine Destination mit einem positiven Image entscheiden. 37 Das Destinationsimage nimmt demnach einen hohen Stellenwert beim Reiseentscheidungsprozess ein. 38 Die Zufriedenheit von Touristen setzt sich zusammen aus Erwartungen, die zurückzuführen sind auf Images und auf den Vergleich der Erwartungen mit der Realität. Auch nach Bigné ist das touristische Verhalten teilweise zurückzuführen auf das Image. 39 Mohamed führt verschiedene Autoren an, die bewiesen haben, dass das Image einer Destination die Wahl des Urlaubsortes beeinflusst. Als Beispiel nennt er Crompton und Ankomah, Mathieson und Wall, Kent, Moutinho, Stabler und Schmoll. 40 In der folgenden Darstellung von Aschauer (Abbildung 3) werden verschiedene Größen, die das Reiseverhalten und somit auch die touristische Nachfrage beeinflussen, dargestellt. Die erste und unterste Ebene bilden die soziodemografischen Faktoren wie Bildungsstand, Geschlecht, Alter und beispielsweise Kinder. Es folgt die Persönlichkeits- und Wertedimension, wozu die Risikobereitschaft und Wertestruktur zählen. Angeschlossen wird die Bedürfnis- und Reisemerkmalsebene, in der die Urlaubstypen eine Rolle spielen wie die Offenheit 34 Vgl. Echtner und Ritchie (2003) S.37 Vgl. Calantone et. al. in Echtner und Ritchie (2003) S.37 36 Hunt und Pearce in Echtner und Ritchie (2003) S.37 37 Vgl. Goodrich et. al. in Echtner und Ritchie (2003) S. 37 38 Vgl. Schmoll et. al. in Echtner und Ritchie (2003) S.37 39 Vgl. Bigné et al. in Mohamed (2007) 40 Vgl. Mohamed (2007) S.39 35 oder Verschlossenheit eines Urlaubers und auch das Reiseparameter. Hierzu zählen zum Beispiel Reiseintensität und Reise -Erfahrung. Diese drei Ebenen stellen die stabilen Merkmale dar. Die beiden obersten Ebenen, die folgen, bilden die veränderbaren Merkmale. Zur Einstellungs- und Wahrnehmungsebene gehören Destinationsimage, Problembewusstsein, Risikowahrnehmung und das Sicherheitsempfinden. Die oberste Ebene ist die Verhaltensebene mit Aktivitäten und dem Urlaub. 41 Nach Freyer verliert der Preis in Bezug auf die Reiseentscheidung an Bedeutung. Es wird von Freyer betont, dass das Image, die Umweltbedingungen eines Reiselandes, sowie Reiseart und Reiseform an Wichtigkeit zunehmen. 42 Die Einflussfaktoren auf die touristische Nachfrage, beziehungsweise auf die Reiseentscheidung, werden in Abbildung 4 dargestellt. Freyer unterteilt diese in individuelle, gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Einflüsse, sowie Einflüsse durch den Anbieter und staatliche Einflüsse. Kreilkamp (Abbildung 5) nennt als Einflussfaktoren auf die Reiseentscheidung gesellschaftliche Rahmenbedingungen, Umwelt und Angebot, Bezugsgruppen und Einflüsse, die die Person selbst betreffen. Zur Umwelt und zum Angebot zählt „ das Image des Angebots und der Destination“. 43 Das Image steht demzufolge in Zusammenhang mit der touristischen Nachfrage, indem es die touristische Nachfrage beeinflusst. 41 Vgl. Aschauer (2008) S. 126 Vgl. Freyer in Schulz et. Al (2010) S.34 43 Vgl. Freyer und Kreilkamp in Schulz et. Al (2010) S.35 42 2.5. Einfluss der Medien auf das Image einer Destination Negative Ereignisse einer Destination, die über einen längeren Zeitraum in den Medien präsent sind, haben die Macht das Image einer Destination zu verschlechtern. Gründe liegen in der Beeinflussung der Meinungsbildung in der Gesellschaft durch die Medien. 44 Auch der Mangel an Wissen über Destinationen und die dort lebenden Menschen verleiten Leser und Hörer den Darstellungen der Ereignisse durch die Medien mehr Aufmerksamkeit zu schenken und diese für sich zu verinnerlichen. 45 Die Medien entscheiden über die Intensität ihrer Berichte und legen demzufolge die Relevanz von Geschehnissen fest. 46 In einer „sensationsheischenden Form“47 setzen sich die Medien mit terroristischen Themen auseinander. Die wahrscheinliche Folge von andauernden negativen Nachrichten ist die sinkende Anzahl von Touristen in einer Krise, aber auch nach Überwindung der Krise. Dies steht in Abhängigkeit vom Schweregrad der Krise sowie der Präsentationsart derer in den Medien. 48 Eine negative Imageveränderung einer Destination bedeutet teilweise eine Ausweichung von Touristen auf Destinationen mit einem positiveren Image und weniger sicherheitsbezogenen Risiken. Dieses Phänomen wird auch „Substitutionseffekt“ genannt. 49 Neben den Medien besitzen auch die Reiseveranstalter Einfluss auf das Image einer Destination durch ihre Reaktionen, die wiederum Auswirkungen auf die Sichtweise der Touristen haben können und somit die Einkünfte einer Destination im Bereich Tourismus beeinflussen. Reiseveranstalter versorgen ihre potenziellen Kunden mit Informationen über das Ziegebiet und haben somit eine größere Macht das Image einer Destination nach Krisen aufzuwerten als die Tourismusunternehmen vor Ort. Demnach ist der Tourismus der Destination abhängig von einer positiven Berichterstattung in den Medien sowie Empfehlungen durch die Reiseveranstalter und weiteren internationalen Unternehmen. 44 Hall in Steiner (2009) S.89 Vgl. Steiner (2009 S.89 46 Hall in Steiner (2009) S.89 47 Cousins und Brunt in Steiner (2009) S.90 48 Vgl. Cousins und Brunt in Steiner (2009) S.90 49 Vgl. Gu und Martin, Bar-On, Sonmez und Graefe in Steiner (2009) S.90 45 Das Engagement der Reiseveranstalter zum Beitrag einer Imageverbesserung steht in Bezug zum eigenen Profit. 50 Reiseveranstalter, die sich auf ein Land spezialisiert haben, würden höhere Kräfte aufwenden, um das Image zu verbessern als Reiseveranstalter, die über eine große Angebotspalette an Urlaubsländern verfügen. Bei Spezialisten kann das Überleben des Unternehmens vom Image eines Urlaubslandes abhängen. Daher ist ein Krisenmanagement besonders wichtig. Nicht nur bei Spezialisten wird ein Krisenmanagement zur Notwendigkeit, sondern auch bei großen Reiseveranstaltern wie TUI, die davon ausgehen müssen, dass irgendwo auf der Welt immer eine Krise auftritt. Eine Kooperation zwischen der betroffenen Destination und den Medien ist nach Sömnez von großer Bedeutung, um eine Imageverschlechterung zu verhindern. Demzufolge sollte dieser Punkt in die Planung des Krisenmanagements mit einbezogen werden. Pressekonferenzen und eine positive Berichterstattung von bedeutenden Events in der Region tragen zu einer Verringerung des Schadens bezüglich der sinkenden touristischen Nachfrage bei. Mithilfe der Massenmedien können Regeln für Touristen zum Umgang mit lebensbedrohlichen Terrains schnell kommuniziert und verbreitet werden. 51 Mercille führte im Jahr 2002 eine Befragung von mehr als 300 Personen in der Hauptstadt von Tibet, in Lhasa, durch. Viele der internationalen Touristen waren überrascht vom Entwicklungsgrad Tibets, sowie der Modernisierung, da diese Informationen in Reiseführern oder auch Filmen ausgelassen oder nur geringfügig erwähnt wurden. Das Erlebte der Touristen führte somit zu einer Imageveränderung. 52 Buch und Film „ Sieben Jahre in Tibet“ beeinflussten die Vorstellung der Touristen von Tibet. Auch Reiseführer wie Lonely Planet und die Zeitschrift National Geographic nutzten die Touristen, um sich im Vorfeld ein Bild von Tibet zu machen. Mercille gibt an, dass die Massenmedien einen großen Stellenwert einnehmen bei der Beeinflussung des Images eines Landes und der Bewohner. Hierbei nennt er sowohl die visuellen als auch die Print- 50 Vgl. Cavlek in Steiner (2009) S. 156 Vgl. Sömnez in Aschauer (2008) S.60 52 Vgl. Mercille (2005) S. 1042 ff. 51 medien. 53 Er ist nach Auswertung der Daten davon überzeugt, dass „wiederholte Nachrichten oder Informationen größere Auswirkungen auf das Image haben“. Je mehr der Tourist sich vorher mit Massenmedien zum Urlaubsland beschäftigt, desto mehr wird dieser beeinflusst. 54 Er führt an, dass jede Person Nachrichten und Informationen durch die Medien anders interpretiert. Dies steht in Abhängigkeit mit dem kulturellen und sozialen Umfeld, in dem der Mensch sich befindet. Als Beispiel nennt er die Gegensätze Rucksacktouristen und Gruppenreisende oder auch aus den westlichen Ländern stammende Touristen und aus Touristen aus nicht westlichen Gebieten. 55 Durch diese Befragung der Touristen wird deutlich, welchen Stellenwert die Medien, darunter Filme, Zeitschriften und Reiseführer, bei der Imagebildung haben. 2.6. Einfluss der Medien auf die touristische Nachfrage einer Destination Nach Arelmann und Dreyer haben Medienberichte über Krisen und Katastrophen negative Auswirkungen auf das Nachfrageverhalten im Tourismusbereich. Als Grund führt er an, dass die Menschen die Krisensituationen aufgrund fehlender Erfahrungen selbst nicht einschätzen können. Beeinflusst werden die Menschen durch eine stark von Gefühlen geleitete Informationsübermittlung der Medien, deren Berichte mithilfe von eindrucksvollen Bildern die Krisensituation in einem negativeren bzw. dramatischen Licht erscheinen lassen als in der Wirklichkeit. 56 Ortlepp und Dreyer erwähnen das Interesse der Urlauber im Urlaubsgebiet während der Krise zu bleiben, da sie die Situation nicht aus den Medien kennen, sondern die Entwicklung der Krise selbst miterleben und daher eine andere Sichtweise zu den Geschehnissen haben. Das haben Reiseveranstalter von Ihren Kunden wahrgenommen. 57 Als Beispiel führt Dreyer Fernsehübertragungen von Demonstrationen an, die in der Hauptstadt eines Urlaubslandes statt- 53 Vgl. Mercille (2005) S. 1045 Vgl. Mercille (2005) S. 1049 übersetzt aus dem Englischen ins Deutsche 55 Vgl. Mercille (2005) S. 1050 56 Vgl. Arelmann in Dreyer (2001) S.17 57 Vgl. Ortlepp in Dreyer (2001) S. 17 54 finden, jedoch in den Ferienorten von den Demonstrationen nichts wahrgenommen wird. 58 Aschauer betont: „Je intensiver die Berichterstattung erfolgt, desto größere Nachfrageeinbrüche werden bei betroffenen Nationen entstehen.“ 59 Diese Nachfrageeinbrüche stehen wieder in Zusammenhang mit dem Image, das aufgrund einer negativen Berichterstattung leidet wie im Kapitel „Zusammenhang zwischen Image und touristischer Nachfrage“ beschrieben wurde. Im folgenden Kapitel werden die sinkenden touristischen Zahlen noch einmal am Beispiel von Terroranschlägen und deren Präsentation in den Medien näher erläutert. 2.7. Zusammenspiel von Medien und Terrorismus Der Begriff Terror wird nach Hitzler und Groß folgendermaßen definiert: „Jegliche absichtliche, angekündigte oder unangekündigte, mit instrumentellen und/ oder symbolischen Mitteln erzeugte Verbreitung von Schrecken durch alle Arten von kollektiven und individuellen Akteuren.“ 60 Der Begriff ist nach oben genannter Definition negativ zu verstehen. Terrorismus dient zur Verbreitung von Angst und Schrecken. Das Interesse der Terroristen liegt in der Erreichung einer breiten Masse in der Öffentlichkeit. Die Anschlagsorte können zufällig gewählt werden oder auch ganz bewusst nach Bedeutung bestimmter Orte. Terroristen erhoffen sich einen Einfluss auf die Politik durch ihre Taten 61 und versuchen mithilfe der Massenmedien möglichst viele 60F Menschen in der Welt aufmerksam zu machen. Terroranschläge haben nach Tavares wirtschaftliche Auswirkungen auf ein Land und können als Druckmittel genutzt werden, um die Gesellschaft zu beeinflussen. 62 Bierbrauer ist der An61F sicht, dass die obere Schicht von Terrorgruppen über ein hohes Maß an Bil58 Vgl. Dreyer (2001) S. 17 Aschauer (2008) S. 293 60 Hitzler und Groß in Aschauer (2008) S.18 61 Vgl. Wilkinson in Aschauer (2008) S.19 62 Tavares in Aschauer (2008) S.19 59 dung verfügt und sollte demnach nicht unterschätzt werden. Sie geben fälschlich vor aus religiöser Sicht oder im Sinne für ein gerechteres Leben zu agieren. 63 Ursachen für ein derartiges Handeln liegen vermutlich im Machtverlust der arabisch-islamischen Welt nach Zerfall des Osmanischen Reiches und der damit verbunden Stärkung der Wirtschaft in der westlichen Welt. „Die kulturelle Identität der Muslime“ ist nach dem Glauben der Terroristen in Gefahr, wie Aschauer feststellt. 64 Hiermit bilden Touristen aus der westlichen Welt ein ideales Ziel für Anschläge. Terroristen schwächen durch Anschläge die Wirtschaft des eigenen Landes und greifen gleichzeitig andere verbündete Länder an. Wenn die Bevölkerung des Landes nicht am wirtschaftlichen Erfolg durch den Tourismus profitiert, werden vermutlich dessen Einflüsse auf die Religion, Kultur und Traditionen in einem negativen Licht gesehen. 65 Touristen entwickeln nach Schmidt zum Teil Vorurteile gegenüber arabisch-islamisch geprägten Ländern, die unter anderem zurückzuführen sind auf die Anschläge des 11. Septembers 2001, bei dem ein „neues Feindbild medial inszeniert“ wurde. 66 Gardner gibt an, dass zukünftig viele Menschen für eine Weile die Flugzeuge als Verkehrsmittel mieden, was auf die emotionalen Bilder zurückzuführen ist. Durch die Berichterstattung der Medien wurden tragische Schicksale näher beleuchtet, wodurch auch die Mitgerissenheit der zuschauenden Bevölkerung stieg. Es wurde außer Acht gelassen, dass wesentlich mehr Menschen bei einem Autounfall sterben als bei einem Flugzeugabsturz. Über Autounfälle wird in den Medien, verglichen mit einem Terroranschlag oder Flugzeugabsturz, nicht gleichermaßen diskutiert und berichtet. 67 Aschauer führt Ägypten als Urlaubsziel an, wo große kulturelle Unterschiede zwischen Einheimischen und Touristen deutlich werden, Bezug nehmend auf Kleidung, Alkohol, Respekt, Schweinefleisch und der öffentliche Umgang mit Sexualität, was die Bevölkerung weniger positiv stimmt. Dies hat eine Unzufriedenheit mit der Situation zur Folge. 68 Terroristen versuchen demnach mit Ter- 63 Vgl. Bierbrauer in Aschauer (2008) S.23 Aschauer (2008) S. 23 65 Vgl. Sömnez in Aschauer (2008) S.53 66 Schmidt in Aschauer (2008) S.54 67 Vgl. Gardner (2009) S. 2 f. 68 Vgl. Aziz in Aschauer (2008) S.54 64 roranschlägen religiöse und traditionelle Werte zu erhalten. 69 Aschauer macht 68F deutlich, dass empirische Studien eine positive Entwicklung zur Einstellung von Touristen zeigen und somit hoffnungsvoll auf eine interkulturelle Kommunikation geblickt wird. Touristen sind fasziniert sind von der orientalischen Welt und von den gelassenen Menschen. Es ist demnach möglich, eigene wertvolle Erfahrungen zu sammeln und das negative durch die Medien dargestellte Bild der islamisch- arabischen Welt positiv zu verändern. 70 69F Einen großen Teil für die zunächst sinkenden Touristenzahlen tragen die Terroristen und die damit verbunden Ereignisse selbst. Dennoch spielen auch die Reaktionen der Medien eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die Kommunikation der Terroranschläge findet über die Massenmedien statt. Die Terroristen nutzen die Medien als Instrument zur Verbreitung der Informationen terroristischer Anschläge. 71 70F Weimann spricht von einem „symbiotischen Zusammen- spiel[.]“ von Medien und Terroristen. 72 Auf diese Weise geraten die Medien an 71F einen Punkt, an dem ungewollt durch die Medien die Terroristen in ihren Taten Unterstützung finden. Kaber meint, dass ein Terroranschlag von sich aus ein Kommunikationsmittel darstellen könnte, bei dem die Terroristen die Kommunikatoren sind und den Terroranschlag als Botschaft der Welt, den Rezipienten, präsentieren. Die Touristen und Nachfrager reagieren darauf mit Verunsicherung und suchen sich ein anderes Urlaubsziel. 73 Das Resultat eines Terroranschlags ist eine andere Risi72F kowahrnehmung auf der Nachfrageseite. Die Emotionalität, die ein Anschlag mit sich bringt, kann als Folge eine „Massenflucht“ 74 der Touristen oder Buchungs73F stornierungen bedeuten. Die Medien profitieren bei negativen Schlagzeilen durch eine erhöhte Interessenlage der Kunden. 75 74F Aschauer betont die Wirkung des „tägliche[n] Terror[s] aus den Medien“, die für die „Überreaktion potentieller 69 Vgl.Wahab in Aschauer (2008) S.54 Vgl. Schmidt in Aschauer (2008) S. 54f. 71 Vgl. Weimann in Steiner(2009) S. 87 72 Weimann in Steiner(2009) S. 87 73 Vgl. Karber in Aschauer (2008) S. 58 74 Aschauer (2008) S.58 75 Vgl. Aschauer (2008) S.58 70 Reisender“ verantwortlich sind. 76 Einige Studien, darunter die von Hoffmann, zeigen einen Zusammenhang auf zwischen einer negativen Berichterstattung in den Medien und sinkenden touristischen Nachfragezahlen. Das Institut Medien Tenor untersuchte ebenfalls den Zusammenhang in Bezug auf die Berichterstattung der Probleme im Nahen Osten zwischen Israelis und Palästinensern und der touristischen Nachfrage in diesem Gebiet. Die Berichte über den Nahen Osten spiegelten sich in der sinkenden touristischen Nachfrage deutscher Urlauber „eindeutig“ wider. 77 Kuschel und Schröder sehen eine Schwächung der Tourismuswirtschaft, wenn anhaltende und unverändert negative Nachrichten über terroristische Ereignisse verbreitet werden. 78 Freyer und Schröder geben an, dass sich durch die Medienberichterstattung eine extreme Wahrnehmung von Risiken bei potentiellen Touristen entwickelt und diese eine Überreaktion bewirkt wie das Stornieren von Reisen. Dreyer empfiehlt daher die oben genannte Öffentlichkeitsarbeit direkt nach einem Terroranschlag als Bestandteil des Krisenmanagements. 79 Aschauer ist der Meinung, dass das Krisenmanagement der Destination sowie eine positive Berichterstattung die Rückkehr der touristischen Nachfrage beschleunigt. 80 Nach einem Terroranschlag bilden Werbekampagnen einen wichtigen Bestandteil in der Krisennachsorge, um das Image aufzuwerten und somit die touristische Nachfrage wieder zu erhöhen. Abbildung 6 zeigt den Ablauf einer touristischen Krise und den Einfluss der Medien am Beispiel eines Terroranschlags. 76 Aschauer (2008) S.58 Hoffmann und Institut Medien Tenor in Aschauer (2008) S.58 f. 78 Vgl. Kuschel und Schröder in Aschauer (2008) S. 59 79 Vgl. Freyer, Schröder und Dreyer in Aschauer (2008) S. 98 80 Vgl. Aschauer (2008) S. 82 77 3. Risiko und Unsicherheit 3.1. Angst und Risikowahrnehmung der Nachfrageseite Nach Pechlaner und Glaeßer steht bei der Entwicklung eines Produktes die Attraktivität für den Kunden im Vordergrund, da der Konsument die Kaufsentscheidung trifft und das Produkt beurteilt. Seiner Meinung nach macht es wenig Sinn, sich über den Zustand die Gedanken zu zerbrechen, sondern eher die Ursachen für die Unzufriedenheit der Kunden zu ergründen und das Produkt anschließend zu verbessern. Einige Krisen können mit Wahrnehmungsstörungen in Verbindung gebracht werden. Glaeßer und Pechlaner betonen, dass akzeptiert werden muss, dass eine Wahrnehmungsstörung beim Kunden bezüglich des Produkts entstehen und Emotionalität zu negativen Ereignissen auftreten kann. Das beeinflusst wiederum die Reaktionen der Kunden. 81 Als Beispiel zur verzerrten Risikowahrnehmung führen Pechlaner und Glaeßer den Hai an, der bei Urlaubern für Unbeliebtheit sorgt und Angstgefühle verursacht. Durchschnittlich liegt die Todesrate bei Angriffen weltweit jährlich ca. zwischen 10-20 Menschen. Eine Kokosnuss hingegen löst vielmehr positive Emotionen aus und wird mit Urlaub und positiven Gerüchen verbunden. Kaum jemand sieht eine Kokosnuss als Risiko. Die Todesrate von Menschen, die von Kokosnüssen erschlagen werden, liegt bei ca. 150. 82 Beck, deutscher Soziologe und Professor an der London School of Economics, bezeichnet die heutige Gesellschaft mit modernster Technologie als Risikogesellschaft. Die Technologie ermöglicht es Nachforschungen anzustellen, die früher unmöglich waren. 83 Nach Gardners Ansicht kann Angst in Situationen lebenswichtig sein, doch manchmal scheint diese auch überflüssig. 84 „Wir sind die gesündesten, wohlhabenden und am längsten lebenden Menschen in der Geschichte. Und wir sind zunehmend besorgt.“ 85 Zudem vergleicht er die riesigen Ausgaben entgegenwirkend des Risikos Terrorismus mit der Wahrneh81 Pechlaner und Glaeßer (2005) S. 22 ff. Vgl. Pechlaner und Glaeßer (2005) S. 22 83 Vgl. Beck in Gardner (2009) S.7 84 Vgl. Gardner (2009) S. 6 85 Gardner (2009) S. 11 (vom Englischen übersetzt ins Deutsche) 82 mung des Krankheitsrisikos, das weit unterschätzt wird und beschreibt das Verhältnis metaphorisch mit einem „krabbelnden Käfer“ als Terrorismusrisiko neben einem „Elefanten“, der für das Krankheitsrisiko steht. 86 Auch Beck und Larsen et. al sprechen von einer Risikogesellschaft und der Notwendigkeit jedes Einzelnen eigene Entscheidungen zu treffen. 87 Nach Lepp und Gibson zählen zu Risikofaktoren im Tourismus beispielsweise die Kultur, Gewalt, Terrorismus, politische Unsicherheit, so wie ungewohntes Essen. Diese Faktoren beeinflussen die Risikowahrnehmung bezüglich eines Urlaubsortes. Obwohl ein bestimmter Urlaubsort als Risiko gesehen wird, ist es dennoch möglich, dass sich Urlauber keine Sorgen machen. Besorgt sein steht in Verbindung mit Unsicherheit, die sich häufig auf zukünftige Geschehnisse bezieht. Das ist ein kognitiver Prozess 88, der in Abhängigkeit steht mit den Erfahrungen und Erwartungen eines Menschen. 89 Die Besorgnis ist demzufolge nach Fischhoff et. al ausschlaggebend hinsichtlich des Entscheidungsprozesses für oder gegen eine Urlaubsdestination. 90 Dreyer ist der Ansicht, dass kognitive Prozesse sowie persönliche Voraussetzungen eines Menschen entscheidend bei der Wahrnehmung von Ereignissen und die Aufnahme von negativen Informationen sind. Oftmals werden zum Beispiel Krisen mit anderen verglichen, was negative Bilder im Menschen hervorruft. Es wird zwischen kognitiven, aktivierenden Determinanten und Persönlichkeitsdeterminanten unterschieden. Kognitive Determinanten bedeuten die Aufnahme von Informationen durch Reize, die bewusst und unbewusst erlebt werden und abhängig sind von Stärke und persönlicher Wahrnehmungsschwelle. Die Informationen werden verarbeitet, interpretiert und gespeichert. Daraus resultiert die Verhaltensweise. Dieser Ablauf ist im touristischen Bereich bedeutend bei der Auswahl eines Urlaubsziels. Zu den aktivierenden Determinanten gehören sowohl Emotionen, Bedürfnisse und Motive als auch Einstellungen und Images. Eine Persönlichkeitsdeterminante ist zum Beispiel die Verwicklung einer Person in einer Situation und drückt das Interesse an einem Sachverhalt 86 Gardner (2009), S. 15 Vgl. Beck in Larsen et. al (2009) S. 260 88 Vgl. Lepp und Gibson in Larsen et. al (2009) S. 260 89 Vgl. Larsen et. al (2009) S. 261 90 Vgl. Fischhoff et. al. In Larsen et. al (2009) S.261 87 aus. Ist jemand in etwas verwickelt, steigt demzufolge auch das Interesse. Hierzu zählt auch das wahrgenommene Risiko einer Person, das von finanzieller, gesundheitlicher, sozialer oder psychischer Art sein kann. Auch ein Sicherheitsrisiko oder die Angst, dass der Reiseablauf nicht perfekt stattfinden wird, sind mögliche Gründe, die die Entscheidung nach Klimke, Schrott und Dreyer für eine Urlaubsdestination beeinflussen. Es wird auf ein gutes Preis- Leistungsverhältnis geachtet und eingeschätzt, inwieweit ein Urlaubsgefühl auftreten kann. Zu den oben genannten Faktoren gehören auch die individuelle Betroffenheit, die persönliche Einflussnahme und die Freiwilligkeit Risiken in Kauf zu nehmen. Touristen verspüren mehr Sicherheit, wenn sie das Gefühl erfahren eine Situation selbst lenken zu können. 91 Das objektive Gefährdungspotenzial wird häufig durch fehlende Erfahrungen falsch eingeschätzt, woraus ein Unbehagen resultiert. Wichtig zu nennen sind zudem die geografischen Entfernungen, die Dreyer folgendermaßen beschreibt: 92 „Oft schätzen Laien und Medien die geographischen Entfernungen in dem betroffenen Zielgebiet falsch ein, so dass dies zu Fehlentscheidungen bezüglich des Urlaubsziels führen kann.“93 Viele Urlauber sehen bestimmte Risiken in den Alltag integriert. Naturkatastrophen sind weniger entscheidend als von Menschen erzeugte negative Ereignisse. Ein weiterer wichtiger Punkt ist für Dreyer die Konzentration von tödlichen Ereignissen. Als Beispiel ist ein Flugzeugabsturz zu nennen, wo eine Menge Menschen zur selben Zeit sterben, hingegen auf der ganzen Welt Tod jeden Tag allgegenwärtig ist. 94 Gardner führt an, dass der kulturelle Hintergrund eines Menschen und dessen Werte zur Bewertung von Informationen beitragen. Auf diese Weise treten in verschiedenen Kulturen unterschiedliche Wahrnehmungen von Risiken auf. Auch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, die ähnliche Gedanken aufweist, kann die Ansichten einer Person verstärken, da sich diese im Denken bestätigt fühlt. Unbewusst suchen Menschen mit Vorurteilen zu Sachverhalten 91 Vgl. Klimke und Schrott in Dreyer (2001) S.18-22 Vgl. Dreyer (2001) S.18 -22 93 Dreyer (2001) S.18 -22 94 Dreyer (2001), S. 18-22 92 nach Informationen, die deren Ansichten bestätigen und nehmen somit nur die Nachrichten wahr, die diesbezüglich relevant erscheinen. 95 Slovic beschäftigte sich in den 60ern mit Gehirnprozessen und teilte das Gehirn in zwei Systeme ein. 96 Gardner, der sich auf diese Erkenntnisse bezieht, benennt das erste System als Bauchgefühl und das zweite als Vernunft. Das erste beinhaltet die Urinstinkte, Emotionalität und hat eine schnelle Handlung zur Wirkung. Das zweite System bezieht sich auf die Rationalität und Kalkulation. Es ist in seiner Wirkungsweise langsamer. Demzufolge sind beide Systeme zum Teil von einander unabhängig. 97 Kahnemann und Tversky entwickelten zwei Regeln, die das Bauchgefühl anwendet: die „typische Dinge Regel“ und die“ Beispielregel“. 98 Es werden bestimmte Eigenschaften Personengruppen zugeschrieben und diese auf Einzelpersonen angewendet. 99 Als Beispiel wird ein Schwarzer mit dem Gefühl der Bedrohung verbunden, auch wenn dies mit Vernunft betrachtet unlogisch ist. Situationen und Informationen werden auch auf bereits Bekanntes zurückgeführt. 100 „ Je einfacher es ist, Beispiele abzurufen, desto üblicher muss diese Sache sein.“ 101Der Einsatz von Bildern (Beispielregel) wird von den Medien genutzt, um Menschen in ihrem Denken emotional zu beeinflussen. Auch bei Statistiken sind Bilder von großer Bedeutung, da ohne diese die Wirkung der Statistik gering wäre. 102 Gardner meint, dass ein Risiko als besonders wichtig empfunden wird, das von den Medien aufgegriffen und diskutiert wurde im Gegensatz zu anderen Risiken, denen weniger Beachtung durch die Medien geschenkt wurde. 103 Von Interesse ist auch folgende Aussage: „ Um wirklich Aufmerksamkeit von den Menschen zu bekommen, damit sie denken und fühlen, muss ein Journalist die Geschichte persönlich machen.“ 104 Diese psychologische Strategie funktioniert, da das Geschichtenerzählen und – zuhören unsere soziale Seite hervorbringt. 95 Vgl. Gardner (2009), S. 16 ff. Vgl. Slovic et al. in Gardner (2009) S. 25 ff. 97 Vgl. Gardner (2009) S. 31 f. 98 Kahnemann und Tversky in Gardner (2009), S.45ff. und 54 ff. 99 Vgl. Kahnemann und Tversky in Gardner (2009), S.45ff. und 54 ff. 100 Vgl. Gardner (2009), S.55 101 Gardner (2009), S.55 102 Vgl. Gardner (2009), S.61 und 108 103 Vgl. Gardner (2009), S.79 104 Gardner (2009), S.109 96 3.2. Umfrage von TUI zur Sicherheit und TUIs Krisenmanagement Nach Angaben von TUI zählt 2010 zum „Rekordjahr“ der Krisen. Hier wird die Notwendigkeit deutlich ein angemessenes Krisenmanagement zu führen. TUI hat im Bereich Krisenmanagement wieder die Bestnote erhalten 105 und eine Umfrage mit TNS Emnid, an der 1003 Personen teilnahmen, zu Beginn des Jahres 2011 durchgeführt. 36 % der deutschen Befragten gaben hierbei an, dass der Sicherheitsaspekt eine größere Rolle bei der Urlaubswahl spielt als zuvor. Bei 50 % blieb der Sicherheitsaspekt gleich und die restlichen Befragten konnten sich nicht entscheiden oder für sie spielt Sicherheit nur eine untergeordnete Rolle. 95 % erachten eine besondere Fürsorge durch den Reiseveranstalter gegenüber den Gästen bei Krisensituationen als sehr relevant. Services wie kostenfreie Stornierung, Umbuchung und Heimreise wurden von über 90 % als wichtig eingestuft. 106 Die Ergebnisse dieser Umfrage bestätigen, dass ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis der Kunden besteht. Eine angemessene Betreuung wird im Krisenfall von Kunden erwartet. Ein Teil von TUIs Krisenmanagement beinhaltet ein Care Team, das sich im Krisenfall vor Ort sowohl um die erste Versorgung und Betreuung der Betroffenen als auch um die Angehörigen kümmert. Die Basis der Mitarbeit im Care Team beruht auf Freiwilligkeit. Mitarbeiter durchlaufen verschiedene Schulungen um in der Praxis vorbereitet zu sein. 107 Hierbei werden die Mitarbeiter nach bestimmten Eigenschaften ausgewählt wie zum Beispiel „Entscheidungsfreudigkeit“, „Belastbarkeit“, „Flexibilität“ und „Kommunikationsfähigkeit“. 108 Ein gutes Krisenmanagement bedeutet ein steigendes Sicherheitsgefühl der Kunden, eine Verringerung des Imageverlustes für das Land und Vermeidung für das Unternehmen selbst. Hierbei ist es für Unternehmen wie TUI in Zusammenarbeit mit den Medien möglich auch positive Wirkungen zu erzielen und 105 Geprüft PricewaterhouseCoopers in Airportzentrale (2011) Airportzentrale (2011) 107 Vgl. TUI Deutschland (2011) 108 TUI Deutschland (2011) 106 beispielsweise die Kundenbindung zu erhöhen. Der Krisenstab der TUI besteht derzeit aus 10 Mitgliedern. Heuer, der Leiter des Krisenstabs, sagt Folgendes: „2010 war für unseren zehnköpfigen Krisenstab mit mehr als 60 Sitzungen und 17 Krisen von Aschewolke über Hurrikan bis Fluglotsenstreik ein Rekordjahr. Und auch 2011 haben wir uns wegen der Unruhen in Ägypten und Tunesien bereits 14 Mal getroffen. Umso wichtiger ist es, unsere Abläufe ständig zu überprüfen und Verbesserungsmöglichkeiten anzugehen […]Als Veranstalter tragen wir eine große Verantwortung gegenüber unseren Gästen, die ihre Sicherheit mit der Buchung in unsere Hände geben.”109 Diese Aussage unterstreicht die Relevanz eines guten Krisenmanagements in einem Unternehmen. 4. Beispiel Terroranschläge und politische Unruhen in Ägypten 4.1. Terroranschläge in Ägypten Bereits vor dem 11. September 2001 wurden Anschläge in Ägypten verübt wie beispielsweise von islamistischen Extremisten im Hatschepsuttempel im Jahre 1997; bei dem Anschlag kamen 58 Touristen ums Leben. 110 Einheimische brachten ihren Ärger gegen die Terroristen zum Ausdruck und bedauerten die folglich fehlenden Besucher des Hatschepsuttempels. Die Belegungsrate in Hotels in Luxor betrug 1998 ungefähr 30% und im Folgejahr 50%. Zwischen 1997 und 2004 waren keine Terroranschläge zu verzeichnen. 2004 fand ein Attentat im Hotel Hilton in Taba statt. Auch in Kairo gab es im Jahr 2005 drei kleine Anschläge, darunter der Anschlag am Khan El Khalili Basar. Sharm El Sheikh war im gleichen Jahr ebenfalls betroffen. Nur ein Jahr später traf es das Urlaubsgebiet Dahab. Diese Anschläge zusammen hatten Auswirkungen auf den Tourismus auf der Sinai Halbinsel. Um die sinkenden Touristenzahlen einzudämmen, wurden die Preise für Ägypten als Urlaubsziel verringert. Ein Verdrängungseffekt, wie ihn Aschauer beschreibt, entsteht nach ungefähr einem Jahr, was den Tourismus in Ägypten wieder aufleben lässt nach Attentaten. 111 109 Ebd. Vgl. EpochTimes Online (2007) 111 Vgl. Aschauer (2008) S. 277-301 110 Die Bilder des 11. Septembers 2001 standen damals im Mittelpunkt der Weltbevölkerung. Die Terroristen konnten durch die Medien die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und erreichten demzufolge ihr Ziel. 112 Kuschel und Schröder sprechen von „unmittelbaren Wirkungen […] auf die globalen Nachfragestrukturen.“. 113 Die Folgen für Ägypten machten sich in einer Reduktion von Urlaubern im Oktober um 55% bemerkbar nach Angaben der WTO. Als Ursache sieht Steiner den Nachbarschaftseffekt. Hierbei werden Länder mit Terrorismus in Verbindung gebracht, obwohl diese am 11. September 2001 nicht direkt vom Terrorismus betroffen waren. Weitere Terroranschläge wie der in Bali schüren die Angst der Menschen und das negative Bild des Islams. Die internationalen Touristenankünfte betrugen im Jahr 2000 in Ägypten rund 5,1 Millionen und im folgenden Jahr des Anschlags sank die Zahl auf rund 4,4 Millionen. In den folgenden Jahren steigen die Touristenzahlen wieder an, jedoch findet eine Umstrukturierung der Touristenankünfte statt. Durch den erhöhten Hass in der Welt gegen den Terrorismus fürchten Einwohner aus islamisch geprägten Ländern beispielsweise bei Sicherheitskontrollen an Flughäfen im Urlaub Unannehmlichkeiten und entscheiden sich für einen Aufenthalt in einem der islamischen Nachbarländer, die ihre Angebote auf diese Zielgruppe richteten. 114 Somit steigt die Anzahl der „intraregionalen Touristenankünfte[.]“ Durch das nur wenige Monate andauernde geringere Nachfrageverhalten nach den Anschlägen in Sharm El Sheikh und London lässt sich auf eine weiterentwickelte „Risikowahrnehmung“ schließen. 115 „ Der Tourismus ist in der Wirklichkeit angekommen. Selbst wenn man zuhause bleibt, ist man nicht sicher.“ 116 4.2. Analyse des Images und der touristischen Nachfrage vor den politischen Unruhen Ein Rückblick in die Geschichte Bereits in der Zeit Napoleons Anfang des 19. Jahrhunderts wurden Expeditionen in Ägypten durchgeführt. Es entstand ein orientalisches sowie exotisches Bild vom fernen Ägypten, das schon die damalige Ober- und Mittelschicht dazu 112 Vgl. Karbers und Weimann in Steiner(2009) S. 94 Kuschel und Schröder in Steiner (2009) S. 108 114 Vgl. Steiner(2009) S. 109 -121 115 Steiner(2009) S. 109-121 116 Kresta und Emmerlich in Steiner (2005) S.120 113 anregte nach Ägypten zu reisen. 117 Maler und Schriftsteller ließen sich vom arabischen Ambiente inspirieren und übertrugen das Interesse auf die Bevölkerung, die von Bildern einer „exotische[n], geheimnisvolle[n] und mystische[n]“ 118 Welt angetan zu sein schien. Das Gegensätzliche wirkte als Anziehungspunkt für die europäische Bevölkerung, deren Kultur sich von der Ägyptens und anderen Teilen Afrikas unterschied. Thomas Cook entwickelte 1869 als Erster die Pauschalreise nach Ägypten. Aufgrund der Kolonisierung wurde ein Anstieg der Touristenankünfte verzeichnet. Erst nach den zwei Weltkriegen boten sich vermehrt Möglichkeiten für weniger Reiche das Land zu bereisen. 119 Ägyptens Image vor den politischen Unruhen In Abbildung 7 wurden die wichtigen Merkmale für Ägyptens Image zusammengetragen unter Berücksichtigung der vier Komponenten nach Martineau, Echtner und Ritchie. Die obere linke Seite stellt die funktionalen Charakteristiken hinsichtlich einzelner Eigenschaften dar. Hierzu gehören in Bezug auf Ägypten die relativ günstigen Preise, das ganzjährig warme Klima, die Erreichbarkeit (vier Flugstunden) und zum Beispiel das arabische Essen. Die funktionalen Charakteristiken hinsichtlich des Gesamtbildes sind die natürlichen Gegebenheiten wie Sonne, Rotes Meer mit seiner bunten Unterwasserwelt und die Wüste. Kulturelle Sehenswürdigkeiten, von denen die Pyramiden eine besondere Stellung einnehmen, da sie zum letzten Weltwunder zählen, zeichnen Ägypten aus. Die Altstadt von Kairo wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Zu den psychologischen Charakteristiken in Hinblick auf einzelne Eigenschaften gehören die Gastfreundlichkeit der Menschen, Terroranschläge, die Touristen teilweise verunsichern und der Islam als Religion, der bei einigen Menschen Vorurteile hervorruft. Hier wird die Schwachstelle des Images deutlich. Diese liegt im psychologischen Bereich und bedarf besonderer Fürsorge. In der Vergangenheit haben Terroranschläge in Ägypten, sowie Unruhen im Nahen Osten und der Terroranschlag am 11. September 2001 die touristische Nachfrage beeinflusst. Dies wird im Nachfolgenden anhand einer Abbildung mit 117 Vgl. Hunter und Gregory in Steiner (2009) S. 68 ff. Hunter und Gregory in Steiner (2009) S. 68 ff. 119 Vgl. Hunter und Gregory in Steiner (2009) S. 68 ff. 118 Auflistung der Touristenankünfte näher erläutert. Zum Gesamtbild der psychologischen Faktoren ist die orientalische Atmosphäre aus 1001 Nacht zu nennen, was vielen Touristen ein Abschalten vom Alltag ermöglicht. Das Image Ägyptens vor den politischen Unruhen ist demzufolge positiv einzuschätzen, abgesehen von den psychologischen Eigenschaften, die bei sehr sicherheitsorientierten Touristen zu Problemen führen können. Dennoch besticht Ägypten durch seine Einzigartigkeit des letzten Weltwunders und weiteren kulturellen Sehenswürdigkeiten, relativ niedrigen Preisen, Wüste und Meer und der orientalischen Urlaubsatmosphäre. 120 Untersuchungen des Forschers Mohamed, bei denen 180 Touristen in Hurghada und 178 Touristen in Kairo befragt wurden (zwischen Dezember 2006 und Januar 2007), ergaben, dass Hurghada verbunden wird mit Sonne, Rotes Meer und Aktivitäten wie zum Beispiel Wassersport. Zudem werden meistens Pauschalreisen gebucht, die aus Unterkunft, Charterflug und dem Essen bestehen. In Zusammenhang mit Kairo sehen die Touristen das Besuchen von Sehenswürdigkeiten und Unterhaltungsmöglichkeiten. Der Preis liegt etwas höher als beim Badetourismus. Touristen, die Kairo besuchen, sind nach Mohamed höher gebildet. 121 Mohamed äußert sich folgendermaßen zum Image Ägyptens: „Tourismusorganisationen müssen Hurghadas Image, Werbekampagnen und der Qualität der Destination mehr Aufmerksamkeit schenken, da diese Faktoren die Zufriedenheit, Absicht wieder zu kommen und die Bereitschaft der Touristen, Hurghada anderen weiterzuempfehlen, beeinflussen.“ 122 Baloglu und Mangaloglu haben in ihren Studien herausgefunden, dass die historischen Sehenswürdigkeiten bei amerikanischen Kunden von Reiseveranstaltern als erstes genannt wurden. 123 120 Informationen zur Erstellung des Images u.a. von aegypten-guide und Auswärtiges Amt Vgl. Mohamed (2007) S. 50 122 Ebd. Übersetzt ins Deutsche aus dem Englischen 123 Vgl. Baloglu und Mangaloglu in Mohamed (2007) S. 57 121 Touristische Nachfrage Ägypten ist heute ein Urlaubsland, das über eine Vielzahl an touristischen Angeboten verfügt. Nach Biegers Ausführungen sind die Motive kulturorientierter Tourismus, Erholungstourismus und Sporttourismus auf Ägypten anzuwenden. 124 Kulturelle Erlebnisse wie der Besuch der Pyramiden und des Ägyptischen Museums in Kairo, der Stadt Luxor mit seinen Tempeln und den königlichen Felsengräbern sowie der Stadt Alexandria 125, auch „die Perle des Mittelmeers“126 genannt, ziehen Touristen aus der ganzen Welt an. Die Bräuche und Traditionen der Einwohner Ägyptens und die arabische Musik erzeugen ein Urlaubsgefühl fern vom Alltag. Sharm El Sheikh gehört mit zu einem der schönsten Tauchgebiete der Welt. Natur- und Abenteuerurlauber haben die Möglichkeit, an einer Oasentour teilzunehmen und die Ruhe abseits der Großstädte zu erleben. Nilkreuzfahrten von Luxor nach Assuan oder umgekehrt bieten eine Abwechslung von Erholung und kulturellen Sehenswürdigkeiten. 127 In Abbildung 8 werden die internationalen Touristenankünfte von 1986 bis 2004 aufgezeigt. Die Touristenzahl eine Million wurde im Jahr 1986 erreicht. 128 Das Zurückgeben des Sinai Gebiets von Israel an Ägypten begünstigte die Touristenankünfte und veranlasste einen „Tourismusboom“ 129, wie es Steiner beschreibt. Wann Touristen reisen, ist abhängig von den Angeboten, die sie nutzen möchten. Strand- und Badeurlaub ist im Sommer auch möglich, hingegen kulturelle Sehenswürdigkeiten in den Sommermonaten weniger besucht werden wegen der Hitze. Europäer versuchen größtenteils in den kühleren Monaten nach Ägypten zu reisen. Aus arabischen Ländern stammende Touristen macht der Sommer in Ägypten wenig aus, da in ihrem Heimatland teilweise noch heißere Temperaturen vorherrschen. Es traten verschiedene Gesetze wie Investitionsgesetze (1989 und 1997) und ein Devisenhandelsgesetz im Jahre 1994 in Kraft, die das Land Ägypten für ausländische Unternehmen interessanter ge- 124 Vgl. Bieger (2006) S. 95 Vgl. aegypten-guide (2011) 126 Vgl. Spiegel Online (2006) 127 Vgl. aegypten-guide (2011) 128 Vgl. Steiner (2004) S.368 129 Steiner (2004) S.368 125 stalteten. Darauf folgend entstanden viele Hotels, was die touristische Entwicklung insbesondere am Roten Meer und auf dem Sinai voranbrachte. 1999 bzw. 2000 stiegen die Besucherzahlen auf über fünf Millionen. Steiner führt als Grund für schwankende Touristenankunftszahlen in der Abbildung die Unruhen im Nahen Osten an, von denen sich insbesondere die Europäer oder auch Amerikaner beeinflussen lassen und diese somit länderübergreifend stattfindet. Dies beweisen die Auswirkungen des Irak-Kuwait Krieges auf die sinkende touristische Nachfrage in den Jahren 1990 und 1991. Zudem kamen die terroristischen Anschläge, die sich ebenfalls bemerkbar machten in der touristischen Nachfrage in den Jahren 1993, 1994 und nach 1997. Der Luxoranschlag, bei denen viele Touristen ums Leben kamen, traf Ägypten schwerwiegend. In der Abbildung sind auch die Reaktionen der Touristen nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 erkennbar. 130 Steiner äußert eine „kurzfristige[.]“ Verringerung an Touristenankünften von über 50 %. 131 Nach Trading Economics in Abbildung 9 folgte in den nächsten Jahren ein weiteres stetiges Wachstum der Touristenankünfte. Acht Millionen Besucher wurden im Jahr 2006 erreicht, über zehn Millionen im Jahr 2008 und über 12 Millionen 2009. 132 Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Ägypten. Der Tourismusminister von Ägypten Garranah erwartete gegen Ende des Jahres 2010 vor den politischen Unruhen Besucherzahlen von ca. 15 Millionen Touristen und erhoffte sich einen Anstieg bis auf 25 Millionen Touristen bis zum Jahr 2022. 133 130 Vgl. Steiner (2004) S.368 ff. Steiner (2004), S.371 132 Vgl. Trading Economics (2009) 133 Vgl. Reisenews –online (2010) 131 4.3. Analyse der Situation während und nach den politischen Unruhen Image und touristischen Nachfrage Ägyptens Durch die politischen Unruhen, die einen Einfluss haben auf das Sicherheitsempfinden potentieller Reisender, findet eine Verschlechterung des Images statt, was in Abbildung 10 verdeutlicht wird. Diese politischen Unruhen sind demzufolge den psychologischen Charakteristiken als Eigenschaft zuzuordnen. Durch eine anhaltende Medienberichterstattung über die Ägyptische Revolution, rückte Ägypten ins Zentrum der Aufmerksamkeit. In der Touristenbefragung wird an späterer Stelle noch deutlich werden, dass das Sicherheitsempfinden einen wichtigen Stellenwert einnimmt als Kriterium der Urlaubsauswahl. Der Vertriebsleiter Jennsen von ETI, ein Ägyptenspezialisten in Frankfurt, spricht von einem „enorme[n] Imageschaden“ und kann nicht genau einschätzen, wie lange dieser andauern wird, aber er scheint sicher zu sein, „[…] dass das Land starke Selbstheilungskräfte hat. Das hat es in der Vergangenheit bewiesen.“ 134 Ägypten erlitt bereits eine Vielzahl an Terroranschlägen. Dennoch wird bei der Betrachtung der Besucherzahlen von 2010 deutlich, dass Deutsche Ägypten als Reiseziel zu den Favoriten zählen. 135 Ob er Recht behält, ist momentan noch ungewiss. Wie bereits zu Beginn erwähnt, dauern die touristischen Nachfrageeinbrüche bis zur Erreichung des Wertes von 2010 noch bis 2015 an, nach Meinung von Eurometer International. 136 Auch auf der WTM Vision Conference wird betont, dass das Image hinsichtlich der Sicherheit angeschlagen ist und somit das Sicherheitsgefühl und das „Vertrauen“ der Touristen erst wieder steigen müssen. 137 Die anhaltende Berichterstattung der Medien wird nach einer Zusammenfassung der Situation während und nach den politischen Unruhen, sowie einer Analyse der Lage am Roten Meer, analysiert. Für die Analyse hat die Autorin die Berliner Zeitung und Spiegel Online ausgewählt, in denen auch die touristische Nachfrage noch näher beleuchtet wird. 134 Hildebrandt und Feyerherd (2011) S.20 Vgl. Hildebrandt und Feyerherd (2011) S.19 136 Vgl. Travel Daily News (2011) 137 Travel Daily News (2011) 135 Situation während und nach den politischen Unruhen Anders als in anderen nordafrikanischen Ländern liefen die Demonstrationen in Ägypten weitestgehend friedlich ab. Obwohl die Demonstrationen hauptsächlich in den Großstädten wie Kairo, Alexandria und Luxor stattfanden, wurden auch die Urlaubsorte am Roten Meer zunehmend zum Diskussionsstoff. Zunächst wurden von Veranstaltern nur die Touren nach Kairo und anderen Städten abgesagt, letztendlich wurde eine Reisewarnung im Februar 2011 von Außenminister Westerwelle und dem Auswärtigen Amt für ganz Ägypten ausgesprochen. 138 Diese Reisewarnung hatte eine große Bedeutung für den Tourismus in Ägypten und für die Ägyptenreiseveranstalter. Da bei einer Reisewarnung eine Gefahr für Leib und Leben besteht, können Reiseveranstalter und auch Kunden die Reiseverträge kündigen. 139 Während der Unruhen in Ägypten haben sowohl der DRV, als auch Reiseveranstalter wie TUI, Thomas Cook, Alltours und FTI beschlossen, zunächst keine neuen Touristen nach Ägypten fliegen zu lassen. Es erfolgte eine Kündigung der Reiserverträge. Kunden hatten die Möglichkeit ihre Reisen umzubuchen und auf ein anderes Reiseziel auszuweichen. Besonders hart getroffen hat es Ägyptenreisespezialisten wie beispielsweise ETI. 140 Ursache für die Kündigung der Reiseverträge durch die Veranstalter war der „verschärfte Hinweis“ 141 des Auswärtigen Amts. Begründet werden kann diese Reaktion aus politischer Sichtweise. Der „ Druck auf Außenminister Guido Westerwelle stieg angesichts der Fernsehbilder von den Protesten und dem Exodus vieler Mitarbeiter deutscher Firmen […]“142. In diesem Kommentar von Hildebrandt und Feyerherd wird deutlich, welche Rolle die Medien auch bei der Beeinflussung der Politik spielen. Die Bilder der Medien und die Verkündung des Auswärtigen Amts haben Folgen für Reiseveranstalter, andere Leistungsträger der Wertschöpfungskette und für die Kunden. Beeinflusst wurde das Auswärtige Amt vermutlich auch durch die Vorkehrungen anderer europäischer Länder wie zum Beispiel 138 Vgl. Focus online (2011) Vgl. Dradio (2011) 140 Vgl. Hildebrandt und Feyerherd (2011) S.17 141 Hildebrandt und Feyerherd (2011) S.17 142 Ebd. 139 Österreich. Bedenken wurden aufgrund möglicher Versorgungsengpässe und logistischer Probleme geäußert. 143 Marzouk, Mitarbeiter des ägyptischen Generalskonsulats mit Sitz in Frankfurt, ist der Meinung, dass das Auswärtige Amt die Situation überbewertet habe und in den touristischen Gebieten in Sharm El Sheikh, Marsa Alam und Hurghada keine politischen Unruhen stattfanden. Dennoch gibt er zu, dass das Auswärtige Amt wohl gezwungener Maßen diese Entscheidung treffen musste. 144 Ab in den Urlaub gab an täglich ca. 1000 Umbuchungen beziehungsweise Stornierungen betreffend Tunesien und Ägypten durchzuführen. 145 TUIs Krisenstableiter Heuer äußerte, dass der Reiseveranstalter keine Garantie geben könne für eine volle Leistungserbringung in den Hotels ohne Leistungsminderung. 146 Einige Veranstalter gaben im Februar an, dass es am Roten Meer jedoch keine Versorgungsengpässe gegeben habe. FVW interviewte Fischer von Skarabäus on Tour in Gotha. Sie sprach von Kunden, die es bevorzugten in Ägypten zu bleiben. Andere Kunden, die in der nächsten Zeit eine Gruppenreise durchführen wollten, blieben bei ihrem Vorhaben. 147 Schneider von Siamar Reisen in Leipzig, drückt aus, welche Schwierigkeiten Spezialreiseveranstalter in diesem Fall haben: „ Die Kunden hören in den Medien, dass sie kostenlos umbuchen können und verstehen nicht, dass die Spezialisten kaum Alternativen bieten können.“ 148 Analyse der Lage am Roten Meer nach Angaben von Holidaycheck 149 Auf der Internetplattform Holidaycheck haben sich Hotelangestellte, Hoteliers und Urlauber über die Lage in den Badeorten Ägyptens geäußert. Am 05.02.2011 versicherte Mörschbacher, Executive Secretary des Baron Resorts in Sharm El Sheikh, dass es „ruhig und sicher“ in der Gegend wäre und auch keine Probleme bei der Lebensmittelversorgung herrschten. Auch Glasser, Di143 Vgl. Hildebrandt und Feyerherd (2011) S.17 Vgl. Marzouk in Hildebrandt und Feyerherd (2011) S. 17 145 Vgl. Hildebrandt und Feyerherd (2011) S.17 146 Vgl. Heuer in Hildebrandt und Feyerherd, (2011) S.19 147 Vgl. Fischer in Hildebrandt und Feyerherd (2011) S.18 148 Schneider in Hildebrandt und Feyerherd (2011) S.18 149 Vgl.Holidaycheck Blog (2011) 144 rector of e- Commerce and Marketing Communications im Steigenberger Al Dau in Hurghada, bestätigte am 06.02. 2011 die Sicherheit in den Urlaubsgebieten des Roten Meeres. Am 09.02.2011 schrieb Jebsen, Marketing Manager Europe, Sunrise Resorts & Cruises: „Kairo ist weit entfernt und die Badeorte in Hurghada, wie auch am gesamten Roten Meer, sind eine komplett andere Welt.“ 150 Jebsen erklärte die Relevanz des Tourismus und dass es auch im täglichen Tourismusgeschäft ab und zu ein paar kleine Ausfälle bezüglich der Vorräte gäbe und ansonsten alles normal verliefe. Sie betonte: „Die Supermärkte sind voll und wir haben zu keinem Zeitpunkt Versorgungsengpässe gehabt.“ 151 Die Urlauberin Madeleine aus Hurghada berichtete am 06.02.2011 folgendes: „Es ist sicherlich eine andere Betrachtung, wenn man von Deutschland aus aktuell die Berichterstattungen hört. Vor Ort sieht man die Situation anders.“ 152 Sie erzählte, dass sie sich auch außerhalb der Hotelanlage in Hurghada aufgehalten hätte und sie sich nicht fürchtete. Was sie bemängelte, waren die leeren Hotels, da aus Deutschland keine neuen Urlauber mehr dorthin geflogen wurden. Gasser, eine Frau, die seit einiger Zeit in Hurghada wohnt, berichtete, dass sie und andere Bewohner Angst vor Plünderungen hatten und fügte hinzu: „Wie sich aber dann herausstellte, waren alles nur Gerüchte. In Hurghada war alles noch “ganz” und bei uns hier ebenfalls. So entstehen eben Storys, vor allem in einer bewegten Zeit.“ 153 Die meisten weiteren Berichte stammen von Urlaubern, die für die kommenden Tage Reisen nach Ägypten gebucht haben, durch die Meldungen verunsichert wurden und deren Urlaub storniert oder umgebucht werden musste. Am 26.02.2011betonte Moursy, Marketing Coordinator des Sindbad Clubs: „Hurghada, 450 Kilometer entfernt von den Epizentren der Ereignisse, war nicht beteiligt an den Massenprotesten der Bevölkerung und ist ein absolut sicheres Touristengebiet.“ 154 150 Holidaycheck Blog (2011) Ebd. 152 Ebd, 153 Ebd. 154 Ebd. 151 Ein weiterer Urlauber schrieb: „[Ich] musste feststellen, dass die Berichterstattung über die Badeorte am Roten Meer mit der Realität manchmal nicht ganz übereingestimmt hat.“155 Auch im März und April 2011 berichteten Urlauber von ihren Erfahrungen nach den politischen Unruhen. 156 Die Aussagen der Hotelangestellten sollten hierbei kritisch betrachtet werden, da diese daran interessiert waren und sind, neue Urlauber für ihre Hotels zu gewinnen. Da aber auch die Urlauber ähnliche Aussagen getroffen haben, erscheinen auch die Äußerungen der Hotelangestellten vertrauenswürdig. Durch die Kommentare der Urlauber wird deutlich, dass diese den Aufenthalt am Roten Meer mehr trotz allem genossen haben und teilweise Unverständnis herrschte, dass viele Reiseveranstalter die Reisen abgesagt haben. An späterer Stelle werden die Interviews mit Stern Tours und Dabuka Expeditions ausgewertet, um auch die Sichtweise der Veranstalter darzustellen. 155 156 Ebd. Vgl. Holidaycheck Blog (2011) 4.4. Analyse der Berliner Zeitung und Spiegel Online zur Darstellung Ägyptens in den Medien Zunächst werden drei Artikel der Berliner Zeitung genauer analysiert, die unter anderem auch die touristischen Nachfragezahlen darstellen. Im Anschluss werden zwei weitere Artikel von Spiegel Online ausgewählt, um das in der Theorie beschriebene Persönlichmachen von Geschehnissen als Methode zur gefühlsbetonten Beeinflussung der Leser aufzuzeigen. Darüber hinaus wird eine länderübergreifende Verallgemeinerung der politischen Unruhen aufgezeigt. Im Anschluss werden Schlagzeilen der Berliner Zeitung und von Spiegel Online zur Unterstützung mit kurzer Inhaltsbeschreibung aufgelistet und daraus ein Fazit für die Berichterstattung der beiden Zeitungen gezogen. Berliner Zeitung – „Warten im Wandel“ Im Artikel „Warten im Wandel“ im April 2011 werden die Zukunftspläne und der Stolz der Ägypter dargestellt. Auf dem Tahrirplatz werden ägyptische Flaggen, Aufkleber, Buttons und andere Souvenirs, auf denen ebenfalls die ägyptischen Farben zu sehen sind, verkauft. In Planung sind nach der Berliner Zeitung auch die Errichtung eines Denkmals, das an die ägyptische Revolution erinnern soll, sowie ein Bilderpanorama der Revolution. Zusätzlich entstand auch die Idee, ein eigenes Museum diesbezüglich zu errichten und ein Event durchzuführen, das zwei Wochen unter dem Namen Egypt.now laufen soll. Diese Pläne stammen unter anderen von Azabi, „den Chef der ägyptischen Tourismusbehörde“ und könnten für eine Erhöhung der touristischen Nachfrage führen, indem die ägyptische Revolution in einem positiveren Licht dargestellt und demzufolge das Image wieder aufgewertet wird. Ägypten warb auf der ITB mit dem Spruch „ Tahrir – ein Platz rockt die Welt“. Die Berliner Zeitung beschreibt die touristische Nachfrage folgendermaßen: „ Vor den Pyramiden von Gizeh, eine halbe Autostunde vom Stadtzentrum Kairos entfernt, finden sich gähnend leere Parkplätze. Das letzte noch existierende Weltwunder der Antike: verwaist.“ 157 Hier wird deutlich, welche Folgen die ägyptische Revolution nach sich zieht. 157 Berliner Zeitung (2011A) „ Die ausbleibenden Besucher [sind] ein ernstes ökonomisches Problem, denn mehr als jeder zehnte Ägypter ist vom Tourismus abhängig.“ 158 Die Berliner Zeitung wirbt in diesem Artikel für ungestörte Besichtigungen der Sehenswürdigkeiten aufgrund fehlender Menschenmassen und gibt Informationen zur Reisezeit, Anreise, Reisehinweise und Unterkunft. Um auch die Urlaubsgebiete am Roten Meer näher zu beleuchten, wird von der Berliner Zeitung ein Interview mit dem stellvertretenden Hotelmanager Nambiar im Kempinski in Soma Bay durchgeführt. Dieser gibt an, dass sich weniger als 20 % an Gästen, verglichen mit der durchschnittlichen Anzahl im Hotel Kempinski, befinden. Nambiar nennt als Ursache die andauernden Bilder Kairos in den Köpfen potentieller Touristen, die Ägypten lieber meiden. Er unterstreicht jedoch, dass in Soma Bay alles ruhig ist und dort zu keinem Zeitpunkt Sicherheitsprobleme wahrnehmbar waren. Zusammenfassend sind die Äußerungen der Berliner Zeitung in Bezug auf Ägypten in diesem Artikel durchweg positiv, um die touristische Nachfrage wieder zu erhöhen. 159 Berliner Zeitung – „Wieder Gewalt auf Kairos Tahrir-Platz“ Schon im Titel „Wieder Gewalt auf Kairos Tahrir- Platz“ des Artikels im Juni 2011 der Berliner Zeitung wird eine negative Richtung der Berichterstattung deutlich. Zunächst wird auf die derzeitige Lage der Politiker eingegangen. Der Innenminister befindet sich im Gefängnis und Mubarak liegt im Krankenhaus im Bett, der Prozess naht. Die Menschen warten auf die Wahlen. Anschließend berichtet die Berliner Zeitung über Demonstrationen. Im Text heißt es: „In der Nacht zu gestern gingen die Sicherheitskräfte mit Tränengas gegen Hunderte von Demonstranten vor. [E]twa 1000 Menschen wurden verletzt[…]. 160 Dieser Bericht schürt vermutlich die Angst potentieller Kunden. Es stellt sich die Frage, ob dieser Bericht hätte so veröffentlicht werden müssen. Die Demonstra- 158 Ebd. 159 Vgl. Berliner Zeitung (2011A) Berliner Zeitung (2011B) 160 tionen laufen verglichen mit anderen nordafrikanischen Ländern in Ägypten friedlich ab, dennoch wird ein anderes Bild in den Medien dargestellt, negative Fakten hervorgehoben und dramatisiert. 161 Berliner Zeitung- „Schwieriger Neuanfang“ In diesem Artikel der Berliner Zeitung mit dem Titel „ Schwieriger Neuanfang“ im Juli 2011 geht es um Demonstrationen, die Investoren hemmen Investitionen zu tätigen. In den Sommermonaten kamen in vergangenen Jahren viele Touristen aus Arabischen Ländern, wie zum Beispiel den Vereinigten Arabischen Emiraten, nach Ägypten. Doch dieses Jahr zögern auch diese. Nach Angaben der Berliner Zeitung sind 50 % weniger Touristen aus den VAE zu verzeichnen. Aus Kuwait und Saudi Arabien ist die touristische Nachfrage 40 % geringer. Die aus arabischen Ländern stammenden Touristen reisten nach vergangenen Terroranschlägen oder anderen Krisen weiterhin nach Ägypten, hingegen europäische Touristen beispielsweise in der Zeit ausblieben. Die ägyptische Revolution scheint nun auch starke Auswirkungen auf arabische Touristen zu haben. Aufgrund dieser Veränderung zeigen Ägypter Besorgnis. 162 Die Berliner Zeitung schreibt: „Eine Revolution am Nil, das geht aber den Gästen vom Golf doch zu weit.“ 163 Europäische und weitere westliche Touristen besuchen Ägypten allmählich wieder. Marks, „Kairo Korrespondent der Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing“ 164, gibt bei einem Interview mit der Berliner Zeitung an, dass die Auslastung guter Hotels im Juli bei ca. 45 % liegt. Letztes Jahr lag die Prozentzahl deutlich höher, dennoch ist diese nach Marks für die Umstände entsprechend gut. Die Berliner Zeitung geht anschließend auf die zu der Zeit aktuellen Demonstrationen im Juli ein. Marks zeigt sich überzeugt, dass die Investoren erst nach den Wahlen handeln werden, um Entscheidungen zu treffen. Die Leser werden auch über die Situation der Ägypter informiert, die aufgrund 161 162 Vgl. Berliner Zeitung (2011B) Vgl. Berliner Zeitung (2011 C) Berliner Zeitung (2011 C) 164 Ebd. 163 der Krise ihre Arbeit verloren, viele, wenn sie arbeiten, nur ca. 80 Euro verdienen und die Lebensmittelpreise hingegen sich weiter erhöhen. Der Artikel spiegelt nach Meinung der Autorin die Sorgen, Ängste und Hoffnungen der Ägypter wider ohne dramatisierende Formulierungen zu benutzen, wie zum Beispiel Ausschmückungen der Demonstrationen mit gefühlsbetonten Worten, die Leser negativ beeinflussen würden. Der Titel ist durch das Wort „schwierig“ leicht negativ besetzt, aber entspricht den Umständen. Spiegel Online- „Protestbewegungen- Der Mann im Mond“ Der Titel des Artikels „Protestbewegungen- Der Mann im Mond“ 165 im Spiegel Online klingt poethisch und beschreibt einen ägyptischen Mann, der in einem der Häuser am Tahrir Platz wohnt. Der Spiegel nutzt hier eine sehr persönliche Geschichte, um die Leser zu bewegen. Der ägyptische Mann Sioufi berichtet im Interview von einer sinkenden Anzahl von Demonstranten, was ihn veranlasste, eine schwarze Flagge auf dem Balkon als Symbol der sterbenden Revolution aufzuhängen, da zu der Zeit die Anzahl der Demonstranten abnahm. Er sieht sich als Botschafter aktueller Ereignisse, die sich auf dem Tahrir Platz zutragen. Journalisten nutzten seine Wohnungslage, um von dort aus zu filmen. Spiegel berichtet: „Die Bilder, die die Fernsehteams von Sioufis Dachterrasse aus aufnahmen, waren jene Bilder, die die Welt von der ägyptischen Revolution zu sehen bekam - und wenn es richtig ist, dass es Revolutionen erst überhaupt gibt, wenn die Welt sie sehen kann, dann, so könnte man sagen, hat Sioufi diese Revolution erst möglich gemacht.“ In diesem Zitat stellt der Spiegel Sioufi als einen Helden dar und macht ihn zu einer besonderen Person, einer wichtigen Figur in der Revolution. Der Spiegel berichtet weiter über die Lebensgeschichte des Ägypters. Über Facebook und Twitter tauscht er sich mit Gleichgesinnten aus und kommt zu dem Schluss, dass eine Revolution mit Waffen nicht das ist, was er sich vorstellt. Nach dem 165 Spiegel Online (2011 A) Verbot durch das Militär auf dem Tahrir Platz zu demonstrieren, beschreibt Spiegel die Stimmung folgendermaßen: „Der Mann im Mond blickt hinunter auf seinen Platz. Er scheint ihm leer und trostlos und merkwürdig grün. Die Revolution holt kurz Luft.“ Der gesamte Artikel ist wie eine Geschichte aufgebaut mit wirkungsvollen Formulierungen, um den Leser emotional zu beeinflussen, was auch Gardners Theorie bestätigt. Im Ganzen wird die Figur des Ägypters positiv dargestellt, dennoch kommt auch Kritik der Revolution zum Ausdruck. Spiegel Online – „Aufstände in Arabien - Die unvollendete Revolution“ Im Artikel im Juni mit dem Titel „Aufstände in Arabien- Die unvollendete Revolution“ 166 werden die Aufstände verschiedener arabischer Länder dargestellt. Ägypten und Tunesien werden hier positiv von den übrigen Ländern abgegrenzt: „Wo Ägyptens Mubarak und Tunesien Ben Ali späte Einsicht übten und freiwillig die Präsidentenpaläste räumten, setzen Assad, Gaddafi und Salih darauf, dass sie die Volkserhebung niederschlagen können. 2011 ist ein Epochenjahr für die arabische Welt, schon jetzt - aber es ist kein arabisches 1989. Es ist viel blutiger.“ 167 Der Ausdruck „Es ist viel blutiger.“ versetzt den Leser in eine seltsame Stimmung. Hier wird auch von der „arabische[n] Welt“ gesprochen. Die vorherige Abgrenzung scheint am Ende demzufolge wieder zu verschwimmen. Es entsteht das Gefühl, dass Ägypten doch wieder mit anderen Ländern zusammengewürfelt wird. Im Spiegel Online heißt es dann: 168 „Andererseits bleiben berechtigte Fragen: Wer soll eigentlich auf Assad folgen? Für wen spricht die jemenitische Opposition? Sind Libyens Rebellen wirklich demokratiefähig? Wie selbstherrlich regiert Ägyptens Militär? Und wie viele Menschen gehen eigentlich nicht auf die Straßen?“ 166 Spiegel Online (2011B) Ebd. 168 Vgl. Spiegel Online (2011B) 167 Am Ende folgt noch eine Steigerung: „Es wird vermutlich noch viel mehr Blut vergossen werden.“ 169 Dieser Artikel ist wenig hilfreich, um Verständnis zu entwickeln. Die Erwähnung aller möglichen arabischen Länder wie Ägypten, Tunesien, Syrien, Libyen, Algerien, Jordanien, Saudi-Arabien, Kuwait und Jemen in einem Artikel schafft viel mehr Verwirrung als Klarheit und es entsteht somit ein länderübergreifendes Bild. Jedes Land zeigt jedoch verschiedene Charakteristiken auf und sollte demnach auch einzeln behandelt werden. Die Unterscheidung von Ägypten zu anderen Ländern geht hier somit unter, wenn nicht auf einzelne Stellen ein besonderes Augenmerk gelegt wird. Fazit Vergleich Berliner Zeitung und Spiegel Online Gemeinsamkeiten, die beide Zeitungen aufweisen, sind die persönlichen Geschichten, die aufgegriffen werden, um den Leser emotional zu beeinflussen. Beispiele sind die des Regisseurs Abdalla, der Mann im Mond, die misshandelte US-Reporterin, die Todesängste hatte, Demonstranten, die über die Minister mit abstimmen oder auch die Geschichte des kleinen entführten Mädchens. Beide Zeitungen verfügen über eine Vielzahl von Berichten über die ägyptische Revolution. Es werden sowohl positive als auch negative Seiten dargestellt, hingegen die negativen Berichte überwiegen. Die Schlagzeilen von Spiegel Online und auch die Inhalte klingen im Vergleich zu denen der Berliner Zeitung etwas negativer mit Titeln wie „General bestätigt "Jungfrauentests" an verhafteten Demonstrantinnen“, „Ex-Machthaber vor Gericht- Mubarak-Prozess löst Tumulte in Kairo aus“ und „Misshandelte US-Reporterin -„Ich dachte, ich muss sterben". Zwei der drei ausgewählten Artikel der Berliner Zeitung sind im Ganzen wenig dramatisierend dargestellt und geben zudem Aufschluss über die wirtschaftliche Lage Ägyptens und touristische Zahlen, die bei der Analyse der Texte der aufgelisteten Schlagzeilen von Spiegel Online nicht erkennbar waren. Aber auch die Berliner Zeitung weist negative Berichte auf wie den Artikel „Wieder Gewalt auf Kairos Tahrir-Platz“. Zudem ist die Schlagzeile des Artikels „Be169 Spiegel Online (2011B) ten und kämpfen“ in der Berliner Zeitung in einem Atemzug unglücklich gewählt, obwohl der Text nicht gleichermaßen negativ klingt wie die Überschrift. Eine solche Schlagzeile führt zu negativen Gedanken in Verbindung mit Beten und dem Islam. Der Titel „Schlimmer als ein Warzenvirus“ ist übertrieben ausgedrückt. Es soll herbei betont werden, dass diese Artikel nur zufällig ausgewählt wurden und demnach bei einer größeren Anzahl zum Vergleich ein anderes Ergebnis möglich wäre. Eine Analyse mit Schwerpunkt liegend auf allen erschienenen Artikeln, könnte somit eine neue Herausforderung für weitere Studien darstellen. Im Onlinearchiv der Berliner Zeitung wurden die Artikel ohne Bilder dargestellt hingegen bei Spiegel Online zum Teil sehr große Bilder mit einer wahrscheinlich hohen emotionalen Wirkung gezeigt wurden. Im Archiv der Berliner Zeitung waren meistens auch die Namen der Journalisten zu erkennen. Im Spiegel Online fehlte diese Information häufig oder war nur schwer nachzuvollziehen. Journalisten haben in gewisser Weise Einfluss auf die Darstellung der Ereignisse. Letztendlich kommt die Autorin zu dem Schluss, dass die Berliner Zeitung in der Auswertung im Ganzen eine weniger negativ emotionalisierende Wirkung aufweist als Spiegel Online, dennoch beide Zeitungen Methoden zur Emotionalisierung, wie die des persönlichen Geschichten erzählen, anwenden. In den Abbildungen 11 und 12 werden alle Artikel beider Zeitungen chronologisch nach Datum, Verfasser, Schlagzeile und Inhalt aufgelistet. 5. Methodisches Vorgehen Sekundärforschung In der Sekundärforschung dienten als Informationsquellen wissenschaftliche Bücher wie beispielsweise von Dreyer und Steiner aus dem Tourismusbereich. Zum Thema Risikowahrnehmung und Angst erwies sich die Literatur von Gardner als sehr aufschlussreich. Englischsprachige Journals wie Journal of Tourism Studies, Annals of Tourism Research, TOURISMOS und Tourism Management, sowie Internetquellen wie Tagesspiegel, Epoch Times Online und Daily Travel News wurden für die vorliegende Arbeit verwendet. Die Tourismusfachzeitschrift FVW Magazin gab Interviews mit Reiseveranstaltern wieder und zeigte den Einfluss der Medien auf. Die Airportzentrale stellte Informationen zu einer Umfrage der TUI bezüglich des Sicherheitsgefühls der Urlauber zur Verfügung. Das Onlinebewertungsportal Holidaycheck spiegelte die Meinungen von Kunden als auch von Hotelmanagern zu den politischen Unruhen wider. Zudem wurden Artikel der Berliner Zeitung und von Spiegel Online analysiert. Primärforschung Nach der Auseinandersetzung mit der Literatur wurden Thesen erstellt, die mithilfe von Touristenfragebögen bewiesen werden sollten. Halbstrukturierte Interviews dienen zur Unterstützung und nicht zur Formulierung eigener Thesen, da die Anzahl zu gering ist, um Verallgemeinerungen anzustellen. Dennoch bieten die Experteninterviews einen zusätzlichen Einblick in die Sichtweise eines spezialisierten Reiseveranstalters in Krisenzeiten. Touristenfragebögen Es fand eine quantitative Datenerhebung mithilfe von Fragebögen statt. Hierbei wurden 102 Touristen zur Sicherheit in Ägypten, zum Einfluss durch die Medien, zum zukünftigen Reiseverhalten und zum Image Ägyptens im August 2011 online per Zufall befragt. Die Daten wurden mithilfe von Studentenforschung.de ausgewertet und daraus Schlussfolgerungen für die Beantwortung der Thesen gezogen. Der Vorteil einer Onlinebefragung ist die Erreichung einer großen Menge an Teilnehmern innerhalb einer kurzen Zeit. Die Befragung wird vollständig anonym durchgeführt und somit werden die Teilnehmer von der Autorin auch nicht beeinflusst. Dennoch besteht der Nachteil darin, dass Erläuterungen zu Fragen nicht gegeben werden können. Es besteht die Möglichkeit sich bei Fragen an die Autorin zu wenden. Ziel der Onlinebefragung ist es, den Einfluss der Medien auf die touristische Nachfrage und auf das Image eines Urlaubsortes nachzuweisen. Daher sind diesbezügliche Fragen von großer Bedeutung. Die einzelnen Thesen zu den Fragen, sowie benötigte Variablen und Mittel werden in Abbildung 13 dargestellt. Die Hauptthesen, die aus der Theorie abgeleitet werden können, sind folgende: 1. Nach Hall und Steiner verschlechtern dauerhaft negative Berichte in den Medien das Image einer Destination. 2. Das Image einer Destination hat Auswirkungen auf die touristische Nachfrage nach Hunt, Pearce, Echtner, Ritchie und vielen anderen Autoren. Demzufolge haben die Medien auch einen Einfluss auf die touristische Nachfrage. Die Auswirkungen auf das Image und auf die touristische Nachfrage werden am Beispiel Ägyptens analysiert. Der Einfluss der Medien auf das Sicherheitsempfinden, die Risikowahrnehmung und die Einstellung zum Islam wirken sich wiederum auch auf das Image und die touristische Nachfrage, wie in der Theorie beschrieben, aus. Aus diesem Grund sind auch diese Fragen relevant. Zur Vereinfachung der Auswertung ist der Großteil der Fragen geschlossen mit einer Antwortmöglichkeit oder Mehrfachantwortoptionen. Skalierungen erlauben eine detaillierte Einschätzung. Es wurden auch ein paar offene Fragen gewählt, die qualitativ hochwertig sind. Diese betreffen das Image Ägyptens in Zusammenhang mit Vorurteilen. Hier entsteht die Möglichkeit der Einbindung neuer Aspekte. Die Anordnung der Fragen richtet sich von allgemein nach speziell. Zunächst werden Fragen zum Umgang mit den Medien gestellt. Auf diese Weise wird der Einstieg in das Thema erleichtert. Anschließend folgen Fragen zur Bewertung der Medien wie Emotionalität und Tendenz der Nachrichtenauswahl. Danach schließen sich Fragen zum Image und zur touristischen Nachfrage im Allgemeinen an. Es geht um Relevanz verschiedener Kriterien bei der Urlaubsauswahl, bei denen die Autorin ein besonderes Augenmerk auf Image, Sicherheit und Preis legt in der folgenden Auswertung. Wo die Teilnehmer gewöhnlich ihren Urlaub verbringen, ist für die Ermittlung der touristischen Nachfrage von Interesse. Von großer Bedeutung ist die Frage zum Einfluss der Medien auf das Image eines Urlaubslandes. Da die Autorin einen Zusammenhang sieht zwischen der Religion (Islam) und der touristischen Nachfrage, sowie auch einen Einfluss der Medien auf die Sichtweise zum Islam, ist auch die Einstellung der Teilnehmer zu muslimischen Ländern von Bedeutung. Ob die Befragten selbst eine Verbindung von Islam mit Gewalt und Terrorismus in den Medien wahrnehmen, ist ebenfalls zu ergründen. Die Risikowahrnehmung und das Sicherheitsempfinden der Teilnehmer geben Aufschluss, ob eine Verzerrung der Wirklichkeit durch die Medien und eine Beeinflussung der Menschen stattfindet. Darüber hinaus stellt das Sicherheitsempfinden nach wissenschaftlichen Meinungen in der Literatur einen wichtigen Grund beim Reiseauswahlprozess dar. Im Anschluss werden die Themen Medien, Image, touristische Nachfrage, Islam, Terrorismus und Risikowahrnehmung auf Ägypten angewendet. Am Ende der Befragung werden die Teilnehmer nach Alter und Geschlecht befragt. Die Anzahl der Besuche Ägyptens zeigt die Erfahrung der Befragten. Interviews mit Reiseveranstaltern Es werden zwei Reiseveranstalter, die spezialisiert sind auf Ägypten im Zeitraum von Juni bis Juli 2011 befragt. Die Interviewzeit betrug zwischen 30 und 50 Minuten. Die Antworten der interviewten Personen wurden aufgenommen, um diese besser zu dokumentieren und anschließend auswerten zu können. Diese Befragung stellt eine qualitative Ermittlung von Daten dar. Die Personen wurden vorher nach ihrem Einverständnis, die Antworten aufzunehmen, gefragt. Es handelt sich hierbei um die Inhaber der Unternehmen selbst, mit denen die Interviews geführt wurden. Thomas Stern ist der Inhaber von Stern Tours in Berlin. Die Autorin hat dort selbst über ein Jahr im Unternehmen als Reisever- kehrskauffrau gearbeitet. Stern Tours kooperiert mit einer Incoming Agentur mit dem Namen New Vision Travel in Kairo, die Reiseveranstalter und Fahrzeuge stellen und die Reservierungen für Hotels, Schiffe und Programme vornehmen. Tarek El Mahdy ist der Inhaber von Dabuka Expeditions in Kairo. Dieses Unternehmen konzentriert sich hauptsächlich auf Wüstentouren. Der Name Dabuka bedeutet Kamelkarawane. Neben Ägypten sind auch die Orte Libyen, Tunesien, Sudan und Syrien im Programm. Tarek El Mahdy führt diese Wüstentouren selbst durch. Die Autorin hat im Büro in Maadi, einem Stadtteil von Kairo, ihr 5 – monatiges Praktikum durchgeführt und somit auch dort einen Einblick in den Ablauf bekommen. Der Fragebogen des Interviews ist in drei Abschnitte untergliedert. Begonnen wird mit Medien allgemein, es folgen Fragen zu den politischen Unruhen in Ägypten und am Ende wird die Darstellung des Islams in den Medien ausgewertet. Dieses Interview ist halbstrukturiert und hat zum Vorteil, dass ein Leitfaden durch das Interview führt. Offene Fragen, ermöglichen es frei zu antworten, verschiedene Ansichten darzustellen und auch Gedanken zu äußern, die vorher nicht erwartet werden. Somit werden viele Vorteile geboten gegenüber strukturierten Interviews mit wenig Freiraum und unstrukturierten Interviews, bei denen der Leitfaden fehlt und die Gefahr besteht, zu weit vom Thema abzuschweifen. Zu Beginn ist es wichtig eine „Ice Breaker“ Frage zu stellen. Hierbei wird zunächst allgemein gefragt, welchen Stellenwert die Medien für Reiseveranstalter haben, bevor auf das Unternehmen an sich eingegangen wird und auch Fragen wie zum Beispiel zu den Umsatzeinbußen gestellt werden. Die Befragung ist qualitativ und bedeutet einen höheren Aufwand in der Auswertung verglichen mit quantitativen Fragebögen. 6. Datenanalyse 6.1. Interview mit Ägyptenreiseveranstaltern 170 Medien allgemein Aus dem Interview geht hervor, dass auch nach Meinung von Stern die Medien bei der touristischen Nachfrage eine große Rolle spielen. Er argumentiert: “[…] denn gerade im Reisebereich sind die Wirkungen natürlich sehr stark und wirken auf die Entscheidungskraft oder Nachfrage des Einzelnen ein.[…] Wer kurz vor den politischen Unruhen in Ägypten noch eine Anfrage gestellt hat, sich überlegt hat nach Ägypten zu reisen, hat dann natürlich davon sofort Abstand genommen.“ Zur Frage, ob sich Medienberichte bemerkbar machen im Unternehmen, antwortet El Mahdy Folgendes: „Es wird auf jeden Fall reagiert. Bewusst oder unbewusst. Unbewusst wahrscheinlich mehr als bewusst. Was berichtet wird, ist eher das Negative. […].“ „Die Medien berichten hauptsächlich dann, wenn was passiert. Darauf stürzen sie sich. Das ist auch das, was der Mensch lesen will.“, sagt Stern. Er fügt an, dass es auch eine positive Berichterstattung stattfindet wie zum Beispiel die Bekanntgabe eines neueröffneten Hotels eines Reiseveranstalters, wo ein Nutzen dahinter steckt. Eine negative Berichterstattung kann abschreckend auf Kunden wirken und sich im Buchungsverhalten niederschlagen. Er ist aber dennoch der Ansicht, dass bestimmte Informationen über ein Land eine Notwendigkeit darstellen und demzufolge nicht ignoriert werden können. Stern ist der Meinung, dass die touristischen Themen normalerweise nicht in dieser Konzentration vorkommen. In Bezug auf die positive und negative Beeinflussung durch die Medien ist zu nennen, dass mithilfe der Medien Marketing betrieben wird und dadurch mehr „Aufmerksamkeit“, eine „höhere Reichweite mit der Information“ erreicht und somit eine höhere Nachfrage zustande kommt. Demzufolge kann neben der negativen Beeinflussung auch sehr viel Positives erreicht werden. 170 Die detaillierten Interviews sind im Anhang unter Punkt 3 aufgeführt Zur Auswirkung der Berichterstattungen auf das Image einer Destination äußert Stern, dass es abhängig ist vom Bericht, vom Verhalten der Medien, ob die Menschen es positiv aufnehmen oder negativ. Zeitungen können zum Beispiel ganz unterschiedlich berichten wie der Fall Guttenberg gezeigt hat: „Das hat der Westerwelle ja auch gemacht. Er ist sofort nach Ägypten rüber und war sofort in den Medien. Das habe ich von verschiedenen Leuten gehört: „Mensch der Westerwelle ist ja dort auch gleich nach Ägypten hingeflogen. Das muss ja was bringen.“ Und das hat manchen wieder ein bisschen Vertrauen und Sicherheit gegeben.“ El Mahdy bestätigt die Verschlechterung des Images durch die Medien: „Auf jeden Fall hat es sich verschlechtert durch die politischen Unruhen. Zumindest in bestimmten Schichten. Manche locken mit Billigtourismus. Manche kommen, die politisch interessiert sind. Andere Nischen sind wirklich weggebrochen.“ Politische Unruhen Stern empfindet die Berichterstattung über die politischen Unruhen in Ägypten, die er auf N24 oder NTV wahrgenommen hat, als angemessen und neutral. Er sieht darin keine Dramaturgie. Er erwähnt aber, dass er mit Berichten der Bildzeitung mit ihren “Schreckensbildern“ kritisch umgeht. El Mahdy antwortet ähnlich in Hinblick auf die momentane Angemessenheit der Berichterstattung. Dennoch sieht er die Fehler in vergangenen Berichten: „Zurzeit sind sie vielleicht angemessen. Es gab schon ein zu langes Vorspiel. Die Medien haben über gewisse Unruhen und mehr über Religion berichtet und dadurch ein ganz anderes Image schon im Vorfeld gemacht. […] Das schwarze Pferd ist schon so tief in den Köpfen verankert. Über die politische Lage, da kann man nicht mehr neutral berichten. Das haben die Medien im Vorfeld aufgebaut.“ Stern hält die Reisewarnung für gerechtfertigt, auch was die Ausweitung auf ganz Ägypten betrifft, da die Situation schwer einzuschätzen war und möglicherweise auch Unschuldige mit hineingeraten. Er ist der Ansicht, dass das Auswärtige Amt noch „lange gezögert“ hat. Inwieweit der Druck der Medien hier eine Rolle spielte, ist schwer zu sagen: „Viele Verbrecher sind ausgebrochen. Das ganze Land war bisschen unkontrolliert. Deutschland hat sich zurückhaltender gezeigt. Man wusste ja wirklich nicht, was passiert. Mubarak hat erst keine Anzeichen gemacht, zu gehen. Man hat eine Verantwortung für das Land. Die Politiker hier haben das. Man musste schon reagieren. Es sind auch viele umgekommen. Auch in Alexandria wurde gekämpft. In den Badeorten konnte die Versorgung nicht sicher gestellt werden […].“ El Mahdy ist in Bezug auf die Rechtfertigung der Reisewarnung und den Druck der Medien unsicher, erwähnt jedoch den Zugzwang Deutschlands: „Dazu kann ich mich nicht äußern, weil ich nicht weiß, wie es bei denen abläuft. Sie haben es alle nacheinander gemacht, die Länder, und man muss einen Grund haben, warum man es nicht macht. Grund genug war es, eine Warnung aufzustellen. Das ist eine eingefahrene politische Lage gewesen. […] Das Auswärtige Amt ist in Ägypten ein bisschen überfahren worden. Sie haben eine Verantwortung. Wenn was passiert, ist es besser eine Warnung auszustellen als keine. England hat sich entschlossen keine Warnung auszustellen.“ El Mahdy gibt an, dass er sich zu der Zeit nicht am Roten Meer befand und demnach nur schwer die Lage dort beurteilen könne. Er fügt an: „Wenn man selbst in deren Schuhe wäre und die Verantwortung hat…das kostet diejenigen Kopf und Kragen. Wir haben zu oft keine Reisewarnung ausgesprochen.“ Zur Frage, ob die Gäste die Versorgungsengpässe bemerkt haben, antwortet Stern, dass die Situation der Gäste auf dem Schiff in Luxor eingeschränkt war, da die Schiffe nicht mehr am Ufer anlegen durften. „Der Ablauf war gar nicht mehr gewährleistet.“ Über die Situation am Meer kann er keine Aussagen treffen, da zu der Zeit keine Badegäste vor Ort waren. „ Es geht immer um die Sicherheit des Reisenden“, fügt Stern noch hinzu. Stern sieht die zukünftige Nachfrageentwicklung noch als länger andauernden Prozess, da viele Kunden zunächst die Wahlen im Oktober abwarten möchten. Zudem werden in den Nachrichten auch immer wieder Meldungen über Syrien, Libyen, Jordanien und Israel gezeigt, was sich ebenfalls negativ auf die Nachfrage auswirkt. „ Das ist länderübergreifend.“ Weitere Terroranschläge sind in Ägypten auch nicht auszuschließen. Er betont, dass bei Stern Tours in diesem Jahr besonders viele Gruppenreisen geplant waren und sich das Unternehmen bis zum Zeitpunkt der politischen Unruhen „brillant“ entwickelt hatte. Auch El Mahdy sieht längerfristige Nachfrageeinbußen. Er schätzt die Dauer bis zur Erholung auf ca. drei Jahre. Von Bedeutung ist auch folgende Aussage: „Es gab schon vorher viele Probleme mit dem Innenministerium. Es fing Weihnachten 2009 in unserem Unternehmen an. Es wurden viele Genehmigungen für die Wüstenregionen einfach nicht mehr ausgestellt. So was hat bei uns im Tourismus auch sofort Konsequenzen.“ Hier wird deutlich, dass Dabuka Expeditions schon im Vorfeld Probleme wahrgenommen hat, die aufgrund der Wüstentouren und der Tätigkeit des Unternehmens in Kairo direkt zu spüren waren. Die Reaktionen der Kunden auf die politischen Unruhen waren laut Stern enorm: „Die Kunden waren nicht verständnisvoll. Sie wollten alle raus aus dem Reisevertrag. Alle haben sofort angerufen… und einem keinen zweiten oder dritten Tag gegeben. […] Solange das Auswärtige Amt nicht abrät von den Reisen, bleiben die Verträge natürlich erst mal bestehen. Wenn es nicht möglich ist, dann schicken wir dort auch niemanden hin. […]“ Einige Kunden waren bereit, auf einen späteren Termin umzubuchen. Ein ähnliches Bild zeichnete sich auch bei El Mahdy ab, jedoch scheint es so, dass die Kunden etwas verständnisvoller reagiert haben, da dahinter oftmals auch Unternehmen steckten. Stern Tours war auf die politischen Unruhen und deren Auswirkungen nicht gefasst. „[D]as will man auch kein zweites Mal erleben.“ Er bezeichnet die Tage als äußerst „hektisch“ und meint, „ [d]as tut schon richtig weh.“ An die Wahlen und mögliche Auswirkungen haben sie schon gedacht, aber nicht an diesen Zeitpunkt, an dem die politischen Unruhen begannen und nicht an diese Größenordnungen. Um den Schaden so gering wie möglich zu halten, musste sofort reagiert werden und es wurden Umbuchungen für die Kunden vorgenommen. Der Großteil der Kunden erklärte sich jedoch nicht bereit umzubuchen und bevorzugte eine Stornierung. Die Kunden wurden nach ca. zwei bis drei Wochen noch einmal über die Verbesserung der Lage telefonisch und schriftlich informiert ohne Erfolg. Stern Tours ist auch Reiseveranstalter für die Länder Jordanien und Israel. Diese Länder waren dann jedoch auch nicht zu verkaufen. Die Umsatzeinbußen betrugen während der politischen Unruhen bis zu 100 % bei Beginn. Der Februar war zuvor der buchungsstärkste Monat. Auf das Jahr gerechnet schätzt Stern die Umsatzeinbußen auf ca. 70 Prozent. Stern empfiehlt sich nicht nur auf ein Land zu konzentrieren, sondern auch weitere Produkte anzubieten. Stern Tours vermittelt seit einigen Jahren Jugendreisen und ist in der Vorbereitung selbst ein Produkt für die Veranstaltung von Jugendreisen zu entwickeln.“ Man muss eben mehrere Säulen haben, Das habe ich mir von Anfang an gesagt.“ El Mahdy erklärt, dass er sich ebenfalls mit Ausweichmöglichkeiten befasst hat, um im Krisenfall eines Landes abgesichert zu sein. Dass es jedoch eine länderübergreifende Krise geben würde, hätte er so nicht vermutet: „Ich habe damals Libyen und Sudan zusätzlich mit reingenommen, dass man Ausweichmöglichkeiten hat… aber die sind jetzt auch betroffen. Vielleicht muss man ein Nischenprodukt noch mal finden. […] Die Reisen werden [jetzt] zu Dumpingpreisen angeboten. Und da kann man nicht mitmachen.“ Zudem betreibt El Mahdy eine Autovermietung. Dies sollte ein zusätzliches Polster schaffen, jedoch haben viele Touristen das Land verlassen und somit sank auch diesbezüglich die Nachfrage. Er gibt genau wie Stern an, dass die Umsatzeinbußen zu Beginn bei 100 % lagen. Zur Frage, was getan werden kann, um das Image Ägyptens aufzubessern, schlägt Stern TUI vor, da das Unternehmen in der Öffentlichkeit steht und auch über die finanziellen Mittel verfügt. Er ist der Ansicht, dass Werbung zu diesem Zeitpunkt noch zu früh wäre. Er spricht sich gegen die Dumpingpreise aus, die für Ägypten momentan angeboten werden, da sich Kunden zu schnell an solche Preisveränderungen gewöhnen und auch niemand mehr davon wirtschaftlich profitiert. Stern: „Die Leute versuchen dann vor Ort den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Somit werden die Kunden dann verärgert. So was bleibt in den Köpfen hängen. […] Die Kunden wollen dem Land was Gutes tun, aber mit Dumpingpreisen machen sie das auch nicht.“ Dies sieht El Mahdy ähnlich. Zudem ist zu sagen, dass Wüstentouren, die El Mahdy persönlich durchführt, einen höheren Preis haben, aufgrund der privat geführten Touren. El Mahdy ist in Bezug auf die Imageverbesserung der Meinung, dass der Anfang die Bildung in Ägypten selbst darstellt und der Weg hin zur Dienstleistung noch einige Zeit dauern wird: „Es muss ein bisschen mehr Gerechtigkeit rein. Das Problem sind nicht die Minister. Das Problem ist der ganze Verwaltungsapparat. Solange es die Beamten alle gibt, die blockieren alles. Wer war in Ägypten nicht korrupt? Es ist ein Lernprozess. Keiner weiß, was Dienstleistung ist. Diese Kleinigkeiten fehlen und machen viel aus. Das wird noch eine ganze Weile dauern. Aber man muss irgendwo anfangen.“ El Mahdy antwortet auf die Frage, ob die Unruhen in Libyen sich auch auf die touristische Nachfrage in Ägypten auswirken würden, Folgendes: „Jein. Es gibt andere Anbieter, die Algerien und alles Mögliche weitermachen und da funktioniert es. Obwohl Algerien genauso weit weg ist von Libyen wie Ägypten… Es wird immer weitergehen. Die Frage ist nur wie.“ Verglichen mit Terroranschlägen sind die Auswirkungen der politischen Unruhen nach Stern weitaus höher. Gründe hierfür sieht er in der beschädigten Infrastruktur bei politischen Unruhen. Flugzeuge fliegen nicht mehr oder die Versorgung ist eingeschränkt. Auch die länger andauernden Berichterstattungen wirken sich auf die Nachfrage aus. Bei Terroranschlägen sind die Meldungen weitaus kürzer und geraten schneller in Vergessenheit. Er ist der Ansicht, dass Terroranschläge heutzutage geringere Auswirkungen haben aufgrund der Aussage „ Das kann mir überall passieren, […] ich reise trotzdem“. El Mahdy sieht das etwas anders und betont, dass jeder Terroranschlag Folgen nach sich zieht: „Auch kleine Terroranschläge haben große Auswirkungen, weil die Medien das hochspielen. Jeder sagt, es könnte mich auch erwischen. Jeder Tropfen auf den Stein hinterlässt was. Das ist natürlich langfristiger und viel aktiver. Man wollte eine islamische Regierung und die ägyptische Regierung schwächen. Man wollte, dass die Devisen und Touristen wegbleiben, um der Regierung zu schaden. Die Touristen kamen dann trotzdem wieder, aber das Image ist geblieben. Es war denen gar nicht wichtig, dass Touristen zu Schaden kommen, sondern die Regierung.“ Darstellung des Islams in den Medien Zur Darstellung des Islams äußert Stern: „Die Wörter Islam und Terrorismus werden schon manchmal in einem Satz gesagt. Es gibt aber eher selten Kunden, die sich dazu äußern. Die Kunden haben sich in eigener Regie an uns gewandt und angefragt.“ Er nimmt eine negative Tendenz der Berichterstattung über den Islam wahr, denkt jedoch auch an positive staatliche Initiativen wie Konferenzen, die den Islam betreffen. Die Darstellung des Islams in den Medien sieht El Mahdy etwas kritischer: „Der Islam ist in der westlichen Welt ein Feindbild geworden. […]Man braucht ein Feindbild. Es hat sich keiner damit befasst, dass er es versteht.“ El Mahdy drückt aus, dass das eine „generationsübergreifende“ Angelegenheit darstellt. Er ist davon überzeugt, dass Touristen häufig nicht wissen, dass sie Ägypten buchen: „Es steht in den Reisebüros nur Rotes Meer ohne Ägypten zu erwähnen. Rotes Meer ist wieder ein anderes Klischee, in dem weder die Wörter Islam [noch] Araber vorkommen.“ Nach der Frage, ob seine Kunden Bedenken äußern aufgrund des Islams, antwortet El Mahdy, dass seine Reisen im gehobenen Preisbereich liegen und seine Kunden über einen reichen Reise- Erfahrungsschatz verfügen und demzufolge negative Äußerungen selten vorkommen. 6.2. Ergebnisse der Onlinebefragung Medien und Reiseverhalten 171 59% der Befragten nutzen das Internet, um sich hauptsächlich im Alltag zu informieren. Ca. 21% interessiert das Fernsehen zur Information. Zeitung und Zeitschriften, sehen 11% als tägliche Informationsquelle an. Der Rest hört Radio. Das Internet steht mit 75% ebenfalls an erster Stelle als Informationsquelle zu potentiellen Urlaubszielen. An zweiter Stelle befindet sich mit 14% der Reiseführer. Erst dann folgen Reisebüro und Reiseveranstalter mit jeweils ca. 4% und anschließend Freunde und Bekannte. Fernsehen, Radio oder auch Zeitung wurden von niemandem gewählt. Die meisten Teilnehmer mit 42% sehen täglich 1-2 Stunden fern. Es schließen sich 40% mit 3-4 Stunden pro Tag an. 9% schauen gar kein fern und die anderen Teilnehmer verbringen 5-6 Stunden vor dem Fernseher. Drei Viertel der Befragten sind davon überzeugt, dass mehr negative Nachrichten im Fernsehen gesendet werden. Ca. 20% sehen die Berichterstattung gleichermaßen positiv als auch negativ. 5% tendieren zu einer positiven Berichterstattung im Fernsehen. 72% sehen eine hohe bis sehr hohe emotionale Wirkung von Medien am Beispiel des Fernsehens. Weitere 21% empfinden diese als mittelmäßig. 78% der Teilnehmer beeinflussen Bilder mehr als Texte. Weniger als 13% sehen die Texte als eine bedeutendere Einflussgröße. Die restlichen Teilnehmer sind sich unsicher. 171 Die Onlinebefragung mit Auswertung in Diagrammen befindet sich im Anhang unter 4. Image und touristische Nachfrage Fast die Hälfte der Befragten verbringt ihren Urlaub gewöhnlich in Europa. Bei 29% sind die Urlaubsorte ganz unterschiedlich und 17% bleiben innerhalb von Deutschland während ihres Urlaubs. Afrika, Amerika und Asien wurden selten ausgewählt, Australien gar nicht. Bei der Auswahl einer Urlaubsdestination, geordnet nach Wichtigkeit, ist den Teilnehmern die Religion am unwichtigsten. Der Preis und die Verfügbarkeit stellen nach Aussagen der Teilnehmer die größte Wichtigkeit dar. 42% empfinden dieses Kriterium als sehr wichtig und 36% als wichtig. Die Sicherheitslage sehen 41% als sehr wichtig und 28% als wichtig an. Für 34% sind Traditionen und Kultur sehr relevant, für 37% wichtig. 23% erachten Attraktionen als sehr wichtig und für 29 % stellen diese ein wichtiges Kriterium dar. Zum Image ist das Ergebnis durchwachsen. Als sehr wichtig sehen das Image nur ca. 13%, doch für wichtig halten es 33%. Viele Teilnehmer haben sich für die dritte Stufe zwischen wichtig und unwichtig entschieden mit 29%. Der Einfluss der Medien auf das Image eines Urlaubslandes wird von 39% als sehr hoch empfunden und von 41% als hoch. 14% sehen den Einfluss als mittelmäßig an. Zusammenspiel von Medien und Terrorismus In Bezug auf Sicherheitsbedenken in ein muslimisches Land zu reisen, ist ein gemischtes Bild zu sehen. Die Antworten verteilen sich fast gleichmäßig auf nein, ja und vielleicht. Vorne mit ca. 36% liegt die Option vielleicht. Dahinter folgt mit 32% nein (keine Sicherheitsbedenken) und die restlichen Teilnehmer haben demzufolge Sicherheitsbedenken. Die Mehrheit ist sich einig darüber, dass über den Islam in Zusammenhang mit Gewalt und Terrorismus in den Medien viel diskutiert wird. Als sehr viel sehen es 33% und als viel 49% an. Die restlichen Antworten liegen überwiegend im Mittelmaß, bis auf ca. 5%, die der Meinung sind, dass dieser Zusammenhang gering bis sehr gering ist. Sicherheit und Risikowahrnehmung Der Großteil der Teilnehmer findet eine Entführung im Urlaub am bedrohlichsten mit 46%. Der Flugzeugabsturz liegt auf Platz zwei mit 30%. Der Autounfall wird nur mit 14% als sehr bedrohlich empfunden. Die Vorstellung, von einer Kokosnuss erschlagen zu werden, befindet sich mit ca.3 % noch hinter dem Haiangriff. 66% schenken Themen in den Medien, die sie selbst betreffen, mehr Aufmerksamkeit. 42% sind von Flugzeugabstürzen mit vielen Toten mehr erschüttert als von vielen einzelnen Toten bei Autounfällen. Persönlichen Geschichten schenken 34% mehr Aufmerksamkeit. Ein paar Teilnehmer finden keine der Antworten für sie passend. Ägypten 53% der Befragten hat Ägypten noch nie besucht. 34% waren schon 1-2 Mal dort. 9% besuchten Ägypten bereits 3-4 Mal und 4% fliegen regelmäßig nach Ägypten. 36% fühlen sich durch die politischen Unruhen in ihrer Reiseentscheidung nicht beeinflusst. 22 % sehen die politischen Unruhen als einen wichtigen Grund, demnächst nicht nach Ägypten zu reisen. 12% würden sowieso nicht nach Ägypten fliegen. 13% fühlen sich unentschlossen. Weitere 12% würden vorerst nur ihren Urlaub am Roten Meer verbringen, aber nicht in Kairo. Die restlichen Personen würden längerfristig nicht nach Ägypten reisen. Nach einem Terroranschlag würden ca. 28% nach kurzer Zeit wieder nach Ägypten fliegen. 24% sind unentschlossen und 28% würden erst wieder nach ein paar Jahren Ägypten als Urlaubsziel in Betracht ziehen nach einem Terror- anschlag. 7% würden danach gar nicht in Ägypten Urlaub machen und 13% würden sowieso nicht nach Ägypten reisen. 74% sind davon überzeugt, dass das Image unter den politischen Unruhen und den Berichterstattungen der Medien gelitten hat. 24% sehen das anders und die restlichen Teilnehmer haben keine Vorstellung. Bezüglich der Reisewarnung, die für ganz Ägypten ausgeweitet wurde, auch für die Gebiete am Roten Meer, stimmen 39% der Reisewarnung für ganz Ägypten nur teilweise zu. 32% sehen die Reisewarnung größtenteils als angemessen und ein Viertel war ganz von der Reisewarnung überzeugt. Wenige sprechen sich gegen die Reisewarnung für ganz Ägypten aus. Libyen wird mit über 91% als unsicherstes Land ausgewählt. Algerien steht mit 47% an zweiter Stelle. 29% der Befragten sehen Ägypten als unsicher an. Darauf folgt Tunesien und am Ende steht Marokko als das sicherste Land. 7% empfinden keins der genannten Länder als unsicher. Über die Hälfte der Teilnehmer nahm im Alter zwischen 18 und 29 an der Umfrage teil. 23% sind zwischen 40 und 49 Jahre. 14% haben ein Alter zwischen 30 und 39. Zwischen 50 und 59 sind 9%. zwischen 60 und 69, sowie 70 und 79 nahm fast niemand teil, da in diesem Alter nur vereinzelt ältere Menschen im Internet agieren. 62% der Teilnehmer sind weiblich und die restlichen 38 % männlich. Zur Frage „Was sind die ersten 3 Dinge, die Ihnen bei Ägypten einfallen?“, kommt das Wort Pyramiden am häufigsten vor mit über 50 Mal. Die meisten erwähnen die Pyramiden an erster Stelle. Es folgen weitere Begriffe zu historischen Sehenswürdigkeiten. Tauchen wird ebenfalls häufig genannt. Im Zusammenhang mit der Natur erscheinen Begriffe wie Rotes Meer, Mittelmeer, Strand, Nil und schmutziges Wasser. Darüber hinaus werden Äußerungen zum Klima wie tolles Wetter, Wärme und Hitze abgegeben. Die Thematik der politischen Unruhen wird auch aufgegriffen. Als negativ können die Oberbegriffe Verkehr, Religion und schlechte Erfahrungen aufgefasst werden. Tradition und Menschen beinhalten sowohl positive als auch negative Wörter. Auffallend negativ wird sich zur Religion geäußert. Der Islam wird beispielsweise als „menschenverachtende Religion“ dargestellt. Die größte Vielfalt an Wörtern, neben dem am meisten genannten Wort Pyramiden, sind im Oberbegriff „Historische Sehenswürdigkeiten zu finden.“ Häufig werden auch Angaben zum Klima und zur Natur gemacht. Ein Teilnehmer stellt die politische Situation in Ägypten als „heikel“ dar. Das Wort Terroranschlag wird erwähnt, allerdings nur ein einziges Mal. Auffallend sind die negativen Formulierungen bezüglich der Erfahrungen wie: „schrecklicher Urlaubsaufenthalt, ich möchte da nie mehr hin“ und „Rückgang der Reiselust“. Wird die Äußerung mit der Begründung zu „Ich möchte sowieso nicht nach Ägypten reisen, weil….“ verglichen, wird deutlich, dass dieser Teilnehmer auf einer Kreuzfahrt einen Tag in Ägypten verbracht und anscheinend schlechte Erfahrungen erlebt hat. Welche genauen Gründe dahinter stecken, ist nicht ersichtlich. Die Menschen in Ägypten werden als „gastfreundlich[….]“ bezeichnet. Gründe, warum einige Teilnehmer Ägypten nicht besuchen möchten, sind einerseits die hohen Temperaturen, der Islam, Armut, andere Kultur und Traditionen. Einige Teilnehmer nennen in der Frage zum Image drei neutrale Wörter wie „ Pyramiden, Hochkultur und Wüste“ und würden dennoch nicht nach Ägypten reisen. Andere haben zuvor negative Begriffe benutzt wie „Frauen ohne Rechte“ und demzufolge als Grund nicht nach Ägypten zu reisen, die Mentalität angegeben. Beispielgründe, Ägypten nicht zu besuchen sind nach Meinung der Befragten folgende: „Ich bevorzuge Reiseländer, deren Sprache ich ansatzweise spreche und deren Kultur mir nicht zu fremd ist.“ …„wenig Interesse, Klima ungünstig (zu warm), zu viel Armut, Mentalitätsunterschiede“ …“muslimisches land“, …“Urlaub lieber in europäischem Gebiet“ „Es gibt in Deutschland noch genügend zu sehen und zu entdecken!!!“ …“aus Sicherheitsgründen“ „Ich finde das Land sehr schön und bewundere die Kultur, aber es steht nicht ganz oben auf der Liste von Ländern, die ich gerne besuchen würde.“ 7. Diskussion 7.1. Einfluss der Medien auf das Image und auf die touristische Nachfrage einer Urlaubsdestination Image Die meisten Teilnehmer entscheiden sich für das Internet als Informationsquelle zu einem Urlaubsland, das nach Gunn zum organischen Image zählt. 14% nutzen den Reiseführer und nur 4% lassen sich im Reisebüro oder beim Reiseveranstalter beraten. Hier wird deutlich, welche zunehmend wichtige Rolle das Internet spielt. Das Internet erlaubt es, sich zunächst einen Überblick zu verschaffen und dann gegebenenfalls die Reise beim Reiseveranstalter, im Reisebüro oder direkt im Internet zu buchen. Stern gibt in seinem Interview an, dass immer mehr Kunden den direkten Weg suchen und über das Internet selbst buchen, was sich auf die Reisebürobranche negativ auswirkt. Die Mehrheit der Teilnehmer schaut täglich 1-2 Stunden und folgend 3-4 Stunden fern. Nach Meyen befasst sich durchschnittlich ein Deutscher täglich 8 Stunden mit Massenmedien. Wenn von dieser Zahl ausgegangen wird, ist sichtbar, dass das Fernsehen die Hälfte der Zeit oder weniger in Anspruch nimmt und das Internet für den überwiegenden Teil der Zeit von Bedeutung ist. Da Radio, Zeitungen und Zeitschriften nur einen geringen Teil in der Befragung ausmachen, stellen das Internet und das Fernsehen als Medien den größten Einfluss auf das Image dar. Die These von Gardner, dass Bilder benutzt werden, um Emotionalität zu erzeugen, kann durch die Ergebnisse der Onlinebefragung bestätigt werden. 78% der Befragten fühlen sich von Bildern mehr beeinflusst als von Texten. Das Internet und auch das Fernsehen arbeiten mit emotionalen Bildern. Mehr als drei Viertel sind überzeugt, dass negative Nachrichten in den Medien überwiegen. Dies wird in der Literatur von Glaeßer als Auswahlfunktion oder Agenda Setting Ansatz bezeichnet. Demzufolge wird die These der Bevorzugung von negativen Nachrichten, wie es Glaeßer, Hofstätter und Tuchmann beschreiben, durch die Onlinebefragung bejaht. Nach Untergliederung des Images Ägyptens in funktionale Charakteristiken, psychologische Charakteristiken und einzelne Eigenschaften bzw. Gesamtbild, wird sichtbar, dass das Kriterium Preis (als einzelne Eigenschaft und funktiona- le Charakteristik) die größte Bedeutung bei der Urlaubsauswahl hat, dicht gefolgt vom Sicherheitsempfinden (als einzelne Eigenschaft und psychologisches Kriterium). Das Image spielt zwar eine Rolle, aber ist nicht das Hauptcharakteristikum bei der Urlaubsauswahl. Schulz und Freyer sehen den Preis als Kriterium der Reiseentscheidung mit Tendenz zur geringeren Bedeutung und sprechen von einer zunehmenden Relevanz des Images. Das kann hier nicht bestätigt werden, da der Preis an erster Stelle steht. Hall und Steiner geben in der Literatur an, dass über eine längere Zeit andauernde negative Berichte das Image eines Urlaubslandes verschlechtern können. Ca. 80% der Befragten sehen den Einfluss der Medien auf das Image als sehr hoch, beziehungsweise hoch. 74% der Teilnehmer sind davon überzeugt, dass das Image Ägyptens aufgrund der politischen Unruhen gelitten hat. Daraus geht hervor, dass Hall und Steiner Recht behalten. Die politischen Unruhen standen über einen längeren Zeitraum im Mittelpunkt der Berichterstattung der Medien, was eine Imageverschlechterung verursacht hat. Einen Imageschaden durch die Medien bestätigt auch El Mahdy im Experteninterview. Nach Untersuchungen von Baloglu und Mangaloglu denken amerikanische Kunden als erstes an historische Sehenswürdigkeiten. In der deutschen Onlinebefragung hinsichtlich der ersten drei Dinge, die Ägypten beschreiben, werden häufig die Pyramiden als erstes erwähnt. Die Mehrheit nennt die Pyramiden, wenn auch nicht immer am Anfang. Andere historische Sehenswürdigkeiten wie die Sphinx und das Ägyptische Museum werden diesbezüglich genannt. Demnach stimmt auch die Aussage von Baloglu und Mangaloglu. Die Ergebnisse zeigen, dass das Image hinsichtlich der Religion und Traditionen leidet. Ein Teilnehmer bezeichnet den Islam als „menschenverachtende Religion“, ein anderer verspürt ein „mittelalterliches Verhalten der Religionsführer“ und wieder ein anderer spricht von „Frauen ohne Rechte“ in Ägypten. Diese Zitate zeigen die Verfestigung von Vorurteilen, die im Abschnitt „Einfluss der Medien auf die Sichtweise zum Islam und Terrorismus“ noch genauer erläutert werden. Dieser Bereich stellt das psychologische Charakteristikum nach Echtner und Ritchie (einzelne Eigenschaft) des Images dar sowie auch die politischen Unruhen und Terroranschläge. Diese Faktoren stehen in Zusammenhang mit dem Sicherheitsgefühl, das ebenfalls durch die Medien beeinflusst wird. Auch dazu folgen genauere Erklärungen. Die politischen Unruhen wurden von mehreren Befragten erwähnt, was darauf schließen lässt, dass sie dieses Thema bewegt und auch das Image in dieser Hinsicht beeinflusst bzw. eine Verschlechterung stattfand. Der Teilnehmer, der die politische Situation in Ägypten als „heikel“ bezeichnet, sieht dies als Grund nicht nach Ägypten zu reisen. Da auch der Begriff Terroranschlag fällt, wird sichtbar, dass sich die negativen psychologischen einzelnen Eigenschaften allmählich häufen. Funktionale Charakteristiken (Gesamtbild), die die historischen Sehenswürdigkeiten und Natur bezeichnen, werden häufiger genannt als die negativen psychologischen Charakteristiken. Dennoch spielt nach Gardner das Bauchgefühl eine große Rolle beim Treffen von Entscheidungen. Wenn das Image aufgewertet werden soll, dann muss eine Konzentration auf die psychologischen Charakteristiken, wie das Sicherheitsempfinden, stattfinden. Hierzu können die Medien einen großen Teil beitragen. Touristische Nachfrage Fast die Hälfte der Urlauber verbringt ihren Urlaub gewöhnlich in Europa, viele der Befragten wählen unterschiedliche Ziele in der Welt oder bleiben im Urlaub innerhalb Deutschlands. Ein geringer Teil bevorzugt Afrika, Amerika oder Asien. Die Bedeutung des Preises und der Verfügbarkeit bei der Urlaubsentscheidung wurden bereits erläutert. Dies kann auch in Verbindung mit dem Alter gesehen werden, da über 50% der Befragten zwischen 18 und 29 Jahre alt sind und eventuell über ein geringeres Budget verfügen. Auch die Entfernung spielt sicherlich eine Rolle. Viele Autoren sehen einen Zusammenhang zwischen dem Image einer Destination und der touristischen Nachfrage. Dieser Meinung sind beispielsweise Hunt, Pearce, Echtner, Ritchie, Bigné und weitere Autoren. Goodrich, Woodside und Lysonski, sowohl Echtner und Ritchie sind der Ansicht, dass Touristen ein Land mit einem positiven Image bei der Urlaubswahl bevorzugen. Nur 36% würden demnächst nach den politischen Unruhen ohne Bedenken nach Ägypten reisen. Die Zahlen der zweifelnden Menschen sind demnach doch recht hoch. Da der Großteil der Teilnehmer bestätigt, dass das Image Ägyptens gelitten hat, stehen touristische Nachfrage und Image miteinander in Verbindung, wie bereits in der Theorie beschrieben. „Je intensiver die Berichterstattung erfolgt, desto größere Nachfrageeinbrüche werden bei betroffenen Nationen entstehen.“ 172 Hier wird noch einmal deutlich, dass das Image sich verschlechtert hat, wie es auch auf der WTM Vision Conference bestätigt wurde. Eine kurzfristige Erholung der Touristenankünfte innerhalb dieses Jahres ist in den Ergebnissen nicht sichtbar, denn allein 28% würden entweder längerfristig oder auch gar nicht nach Ägypten reisen. 36% würden demnächst wieder reisen, weitere 12% würden nur am Roten Meer Urlaub machen. Ob die Zahlen nach Eurometer International sich wirklich erst bis zum Jahr 2015 wieder so erholt haben, dass sie den Wert von 2010 erreichen, ist noch unklar, aber nach den Ergebnissen der Umfrage denkbar. Wenn noch ein Terroranschlag folgen würde, scheinen noch mehr Menschen zu zögern. Es würden dann noch ca. 28% anschließend nach Ägypten reisen und 28% würden erst wieder nach ein paar Jahren nach Ägypten fliegen. Die Tendenz des Zweifelns und des Unsicherheitsgefühls scheint anzusteigen. Die Anzahl der Unentschlossenen liegt bei 24%. 20 % würden nicht nach Ägypten reisen. Wie schon zuvor erwähnt, spielt der Sicherheitsaspekt, der einen Teil des Images darstellt, eine große Rolle bei der Reiseentscheidung und somit bei der touristischen Nachfrage. Vielleicht schwinden zukünftig bei Häufung der Negativmeldungen durch beispielsweise einen weiteren Anschlag in näherer Zukunft auch die „Selbstheilungskräfte“, von denen Jennsen gesprochen hat. Der Verdrängungseffekt, den Aschauer nach Terroranschlägen entdeckt hat und der in der Vergangenheit ca. nach einem Jahr eingetreten ist, wäre hier nach den Ergebnissen der Antworten vermutlich nicht möglich. Ein Zitat aus dem Interview von El Mahdy soll an dieser Stelle noch einmal hervorgehoben werden: „Auch kleine Terroranschläge haben große Auswirkungen, weil die Medien das hochspielen. Jeder sagt, es könnte mich auch erwischen. Jeder Tropfen auf den Stein hinterlässt was. Das ist natürlich langfristiger und viel aktiver. […]Die Touristen kamen dann trotzdem wieder, aber das Image ist geblieben.“ 172 Aschauer (2008) S. 293 Sowohl Stern als auch El Mahdy rechnen mit längerfristigen Auswirkungen auf die touristische Nachfrage nach den politischen Unruhen. El Mahdy nennt ca. schätzungsweise drei Jahre. Stern sieht den Unterschied der politischen Unruhen zu Terroranschlägen in der beschädigten Infrastruktur, die betroffen war und auch die anhaltenden Medienberichte, die die politischen Unruhen mit sich brachten. Stern bezeichnet die touristischen Nachfrageveränderungen in seinem Unternehmen nach vergangenen Terroranschlägen, als gering, hingegen die politischen Unruhen sich unmittelbar auswirkten. 7.2. Einfluss der Medien auf die Sichtweise zum Islam und Terrorismus In der Auswertung des Fragebogens wird deutlich, dass viele Menschen Sicherheitsbedenken haben in ein muslimisches Land zu reisen. Eine Menge der Teilnehmer kann auch keine klare Antwort abgeben. Es ist sichtbar, dass der Islam die Reiseentscheidung mit beeinflussen kann, auch wenn vorher bei der Frage, welchen Stellenwert die Religion bei der Reiseentscheidung spielt, dieses Kriterium als am unwichtigsten gewertet wurde. Die Sicherheit stellt ein bedeutendes Kriterium nach Aussagen der Befragten dar. Demzufolge zeichnet sich hier ein negatives Bild zum Islam ab. El Mahdy erwähnt im Interview, dass „[d]as schwarze Pferd […] schon so tief in den Köpfen verankert.“ sei aufgrund der Berichterstattung in den Medien. Schmidt und Aschauer sehen als mögliche Ursache den Terroranschlag am 11. Septembers 2001. Die Medien schüren die Angst und Vorbehalte zur islamisch-arabischen Welt durch eine Vermischung des Islams mit Terrornachrichten und Gewalt. Dieser Meinung sind auch über 80% der Teilnehmer, die die Berichterstattung der Medien über den Islam in Zusammenhang mit Gewalt und Terrorismus als sehr hoch bis hoch bewerten. Schmidt und Aschauer sprechen von „einem neue[n] Feindbild, [das] medial inszeniert wurde.“ 173 Ein zukünftiges hoffnungsvolles positiveres Bild des Islams, wie Aschauer in seinem Buch beschreibt, kann hier nicht bestätigt werden. Die These nach Steiner, die besagt, dass sich die Risikowahrnehmung ins Positive verändert hat, ist nur auf einen Teil von 28% anzuwenden, der auch nach einem Terroranschlag nach Ägypten reisen würde. Stern und El Mahdy 173 Schmidt in Aschauer (2008) S.54 geben an, dass sie selten mit Vorurteilen zum Islam direkt konfrontiert werden, da die meisten Kunden, die sich selbst an das Unternehmen wenden, diese Vorurteile vermutlich nicht besitzen oder diese die Reiseentscheidung nicht beeinflussen. 7.3. Risiko und Unsicherheit Entführt zu werden steht mit 46% der Antworten auf dem ersten Platz der bedrohlichsten Situationen. Es folgen der Flugabsturz, der Autounfall, der Hainangriff und dann erst die Vorstellung, von einer Kokosnuss erschlagen zu werden. Gardners Theorie in Bezug auf die verzerrte Risikowahrnehmung wird hier deutlich. Der Autounfall wird als weniger bedrohlich eingestuft als ein Flugzeugabsturz, obwohl die Zahl der Autounfälle nach Gardner höher liegt. Auch Pechlaners und Glaeßers Aussage, dass Menschen eine Kokosnuss mit positiven Urlaubsgefühlen verbinden, hingegen ein Haiangriff als negativ und bedrohlicher eingeschätzt wird, spiegelt sich in den Meinungen der Teilnehmer wider. Dass jährlich mehr Menschen von einer Kokosnuss erschlagen werden als bei einem Haiangriff getötet, wird in den Medien nicht erwähnt. Somit kann auch Freyer und Schröder zugestimmt werden, dass die Medien eine extreme Risikowahrnehmung fördern. 42% berühren viele Tote bei einem Flugzeugabsturz mehr als viele einzelne Tote bei Autounfällen, was ebenfalls der Theorie entspricht. Je mehr Kontrolle jemand in einer Situation besitzt, desto weniger bedrohlich empfindet dieser die Lage, was Dreyer in seinem Buch verdeutlicht. Dies könnte auch ein Grund sein für eine Platzierung der Entführung und des Flugzeugabsturzes vor dem Autounfall. Hier ist auch die Beispielregel von Gardner anzuführen, die besagt: „ Je einfacher es ist, Beispiele abzurufen, desto üblicher muss diese Sache sein.“174 Da in den Medien keine Berichte über herab fallende Kokosnüsse gebracht, jedoch Entführungen, Flugzeugabstürze und Haiangriffe hervorgehoben werden, scheint eine Verallgemeinerung wenig repräsentativer Nachrichten stattzufinden, was demzufolge zu einer Abrufung der Beispielregel führt. Die Medienberichte erhöhen somit die Anzahl der Beispiele und geben diesem Sachverhalt eine höhere Bedeutung. TUIs Umfrage ergab 174 Gardner, D. (2009), S.55 ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis der Kunden. Die Bedeutung der Sicherheit zeigt sich, wie schon erwähnt, auch in dieser Befragung. Gardner betont, dass Journalisten persönliche Geschichten nutzen, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Die Onlinebefragung zeigt, dass 34% der Befragten persönlichen Geschichten in den Medien mehr Aufmerksamkeit schenken. Die Journalisten sind sich dieser Wirkung bewusst. Galtung, Ruge und Jäckel sehen ebenfalls eine Effektivität in der Personalisierung eines Sachverhalts. Das persönliche Erzählen von Geschichten fällt der Autorin auch in der Analyse der Zeitungsartikel der Berliner Zeitung und von Spiegel Online auf, die bevorzugt aufgegriffen werden. Die Hervorhebung negativer Nachrichten durch die Medien zeigt sich auch in der Auswertung der Artikel. Der Meinung, dass die Reisewarnung auf ganz Ägypten gerechtfertigt ausgeweitet wurde, stimmen 39% nur teilweise zu. Viele Teilnehmer sind von der Reisewarnung jedoch größtenteils oder ganz überzeugt. Demnach entsteht hier ein gemischtes Bild. Hildebrand und Feyerherd sehen den Beitrag der Medien mit als Grund für die Entscheidung von Westerwelle und dem Auswärtigen Amt. Marzouk ist von einer Überbewertung der Entscheidung des Auswärtigen Amts überzeugt sowie auch einige Hotelmitarbeiter und Urlauber am Roten Meer und im Sinai Gebiet. Stern und El Mahdy verstehen die Entscheidung des Auswärtigen Amts, da sie eine gewisse Verantwortung tragen. Mit den Ergebnissen der Onlinebefragung kann zum Auswärtigen Amt nichts bewiesen oder widerlegt werden. Es ist zu sehen, dass die Meinungen diesbezüglich auseinander gehen. Diese Frage stellt somit einen interessanten Aspekt hinsichtlich des Einflusses der Medien auf politischer Ebene dar. Nach der Frage der Unsicherheit in nordafrikanischen Ländern werden alle Länder als unsicher gewertet. Es tritt somit eine leichte Verallgemeinerung über die Ländergrenzen hinaus auf, was auch El Mahdy beobachtet hat. Die größte Unsicherheit besteht bei Libyen, gefolgt von Algerien. Ägypten liegt in der Unsicherheit höher als Tunesien und Marokko. In Tunesien begannen die politischen Unruhen und wurden nach Ägypten weitergetragen. Tunesien wurde aufgrund der Ägyptischen Revolution ein wenig in den Hintergrund gestellt, was in der Bewertung der Unsicherheit sichtbar wird. Die Revolution in Ägypten lief weitestgehend friedlich ab und momentan finden vereinzelt, meistens am Freitag, Demonstrationen auf dem Tahrir Platz in Kairo statt. 8. Handlungsempfehlungen Zusammenfassend sind folgende Handlungsempfehlungen besonders hervorzuheben: Die örtlichen Tourismusorganisationen in Ägypten, sowie Unternehmen benötigen ein gutes Marketingkonzept zur Verbesserung des Images, da das Image ein Kriterium für Touristen bei der Auswahl des Urlaubslandes darstellt. Dies kann beispielsweise mithilfe der Medien erreicht werden. Eine Kooperation zwischen der Destination und den Medien hinsichtlich von Pressekonferenzen oder auch positiven Meldungen zu Events in der Region haben das Potential, touristische Nachfrageeinbrüche einzudämmen. Das Krisenmanagement einer Destination, in dem die Öffentlichkeitsarbeit eine wichtige Aufgabe darstellt, ist demzufolge von großer Bedeutung. Nach Aschauer stellen Werbekampagnen ein erfolgreiches Mittel dar, um das Image aufzubessern und die touristische Nachfrage wieder anzukurbeln. Ein Artikel in der Berliner Zeitung zeigt die Vorhaben Ägyptens für die Zukunft. Die positiven Effekte der Ägyptischen Revolution sollen genutzt werden, um Attraktionspunkte für Touristen zu schaffen. Beispielsweise sind ein Museum und ein Denkmal auf dem Tahrir Platz zur Dokumentation der politischen Unruhen in Planung. Unternehmen müssen informiert sein über aktuelle Berichte in den Medien, die häufig negative Ereignisse in den Vordergrund drängen und deren Berichte sich auf die eigenen Unternehmen negativ auswirken können. Darüber hinaus fordern Kunden kompetente Mitarbeiter bei Reiseveranstaltern und im Reisebüro mit Kenntnissen über aktuelle Ereignisse. Bei Unkenntnis werden Ängste womöglich noch geschürt. Aufgrund der Weitergabe von Informationen und Beratung bezüglich eines Urlaubslandes haben Reiseveranstalter einen Einfluss auf die Wahrnehmung der Kunden, das Destinationsimage und somit auch auf die Touristenankünfte. Reiseveranstalter, die sich auf wenige Länder spezialisiert haben, benötigen genauso ein Krisenmanagement wie große Reiseveranstalter. Überall auf der Welt muss mit einer Krise gerechnet werden und dies würde kontinuierliche finanzielle Einbußen für einen großen Reiseveranstalter bedeu- ten. Als Vorbild für ein gutes Krisenmanagement ist TUI zu nennen. Für Reisespezialisten bedeutet eine Krise im fokussierten Gebiet eine Existenzgefährdung. Es ist wichtig ein Verständnis für die Sorgen und Ängste der Kunden zu entwickeln, um diese zu verringern. Medien und Journalisten sollten nicht nur den Profit im Vordergrund sehen. Die Frage ist, ob den Journalisten bewusst ist, dass sie durch Berichte, die sie in den Vordergrund rücken, Existenzen schädigen und das Image sowie die touristische Nachfrage eines Landes maßgebend steuern können. Es ist möglich, auf einen Beitrag zu verzichten, der das Potential beinhaltet die Realität zu verzerren oder die Dramaturgie eines Ereignisses weniger in den Vordergrund zu rücken. Die Zerstörung von Existenzen war am aktuellen Ereignis des EHEC Erregers zu beobachten, bei dem beispielsweise Gurkenhändler, Salathändler und Restaurants geschädigt und zu Unrecht beschuldigt wurden. Als nächstes Beispiel sind die Demonstrationen in Kairo anzuführen, die nicht jeden Tag in dem Ausmaß stattfinden, wie sie in den Medien dargestellt werden. Die Autorin selbst besuchte den berühmten Tahrirplatz (Friedensplatz) in Kairo im Juli 2011 und fand eine friedliche Menschenansammlung vor. An anderen Orten, die die Autorin in Kairo besuchte, war nichts von Demonstranten oder Gewalttaten zu sehen. Touristen könnten demnach die Pyramiden, den Khan El Khalili Basar, die Moscheen und die Altstadt von Kairo ohne Behinderungen besuchen. In den Medien wird jedoch ein sehr unruhiges Bild von der momentanen Lage Ägyptens mit emotionalen Schlagzeilen konstruiert. Das löst weitere Sicherheitsbedenken bei potentiellen Reisenden aus, was auch in der Touristenbefragung sichtbar wird. Um Verluste der Seriosität in den Medien zu verringern, ist eine angemessene Berichterstattung ohne Verzerrungen der Realität mit umfassender Recherche zu den Ereignissen von großer Bedeutung. Wie und ob diese Anforderungen erreicht werden können, sind interessante Themen für weiterführende Forschungen. Da Filme auch eine große Macht haben, Menschen in ihrem Denken zu beeinflussen, könnten hierbei kritische Themen wie die Einstellung der Menschen zum Islam, zu einem besseren Verständnis beitragen. Häufig werden in Filmen Vorurteile aufgegriffen, zum Teil aber schlecht umgesetzt, was zu einer Verstärkung der Vorurteile führen kann. Ein positives Beispiel ist der aktuelle Film „ Mein Name ist Khan“. Dieser ist kein gewöhnlicher Bollywood Film. Mit amerikanischer Beteiligung geht der Film sehr kritisch mit Vorurteilen zur Verbindung von Islam und Terrorismus um. Khan ist ein indischer Moslem in San Francisco, dessen Leben sich durch die Anschläge des 11. Septembers 2001 grundlegend verändert hat. Er macht sich auf den Weg zum Präsidenten von Amerika um folgende Botschaft auszurichten: „ Mein Name ist Khan und ich bin kein Terrorist.“ 175 9. Fazit Die Ergebnisse der Onlinebefragung bestätigen in den meisten Fällen die Thesen aus der Theorie. Auch wenn die Anzahl von 102 Befragten nicht sehr repräsentativ ist, wird dennoch eine Richtung sichtbar. Die Teilnehmer geben an, dass das Image Ägyptens unter den Berichterstattungen der Medien gelitten hat und einen Rückgang der touristischen Nachfrage verursacht wurde. Sie bestätigen auch eine hohe emotionale Wirkung der Fernsehbilder und geben an, dass negative Nachrichten bevorzugt aufgegriffen werden, was zu einer verzerrten Risikowahrnehmung führt, die auch in der Onlinebefragung deutlich wird. Es ist auch zu erkennen, dass zum Teil Vorurteile und Bedenken gegenüber der islamischen Religion herrschen. Die Befragten sehen die Gründe, wie auch in der Theorie beschrieben, in der Vermischung des Islams mit Terrorismus und Gewalt in den Medien. Letztendlich beeinflussen die Medien insbesondere die psychologischen Charakteristiken des Images. Das Sicherheitsempfinden wird als Kriterium bei der Auswahl einer Urlaubsdestination als wichtig eingestuft. Es findet eine Verunsicherung durch die Medien statt. Der Vergleich der Artikel der Berliner Zeitung und Spiegel Online ergibt eine Bevorzugung von persönlichen Geschichten mit dem Ziel der Journalisten, die Leser emotional zu beeinflussen. Stern und El Mahdy machen in ihren Interviews deutlich, welche gravierenden Konsequenzen die politischen Unruhen auf ihre Unternehmen hatten und wie wichtig es ist, sich nicht nur auf ein Urlaubsland zu spezialisieren, sondern als Reiseveranstalter mehrere Standbeine zu schaffen, um im Krisenfall auf andere Produkte ausweichen zu können. Da der Großteil der Befragten sich über das Internet über ein Urlaubsland informiert und auch sonst das Internet 175 Zeit Online (2010) im Alltag eine große Rolle spielt, ist zu empfehlen, als Reiseveranstalter diesbezüglich mehr Zeit in Social Media und in die Analyse aktueller Berichte, die das Unternehmen berühren, zu investieren. Eine Reflexion der aktuellen Ereignisse direkt auf der Veranstalterinternetseite strahlt Seriosität aus und kann mit wichtigen, unverfälschten Informationen die Imagebildung sicherlich mit beeinflussen. Und solange sich niemand bezüglich übertriebener und fehlerhafter Berichterstattungen im Fernsehen und in Zeitungen beschwert, beziehungsweise Sendungen zur Vermischung von Islam, Terrorismus und Gewalt weiterhin geschaut werden, der 11. September 2001 im Mittelpunkt der Welt bleibt, wird sich sicherlich in den Medien nicht viel ändern. Dennoch können touristische Unternehmen schon vor Krisen, also in Friedenszeiten, beginnen, mit Medien zusammenzuarbeiten und so auch die Vorteile der Medien mehr nutzen. Es reicht nicht, den Medien die Schuld zuzuweisen, die Unternehmen müssen aktiv im Vorfeld handeln, um in der Krise vorbereitet zu sein und das Überleben zu sichern. Positive Medienberichte können die touristische Nachfrage auch erhöhen, wie El Mahdy und Stern festgestellt haben. Eine intensivere Zusammenarbeit mit den Medien, auch von Seiten der Destinationsmanagementorganisationen ist notwendig, um das Image Ägyptens aufzubessern und dabei auf die Ängste der Touristen intensiv einzugehen, da die Ängste und das Sicherheitsempfinden die Urlaubswahl beeinflussen. Ein positives Beispiel für eine zukünftige Zusammenarbeit mit den Medien stellt die erste internationale Konferenz der UNWTO am 12. September 2011 zum Thema „Beziehungen zwischen Tourismus und Medien“ zusammen mit dem kroatischen Ministerium für Tourismus dar. 176 Wörter ohne Anhang und Verzeichnisse: 17.739 176 UNWTO (2011) Übersetzt aus dem Englischen Anhang 1. Abbildungen Abbildung 1: Nachrichtenfaktoren Galtung und Ruge in Jäckel(2005) S.188 Abbildung 2: Four Components of Image Martineau in Echtner und Ritchie (2003), S.40 Abbildung 3: Tourismuspsychologisches Wirkungsmodell verschiedener Einflussgrößen Aschauer (2008) S.126 Abbildung 4: Einflussfaktoren auf die touristische Nachfrage individuelle Wandertrieb des Menschen; Befriedigung eines Grundbe- Einflüsse dürfnisses; Neugier und Forscherdrang; Einsamkeit und Kontaktsuche; Suche nach Vergnügen und Aktivitäten; Erholung und/ oder Regeneration; Geschäfte; Kommunikation. gesellschaftliche Werte und Normen; Sozialstruktur; Gesellschaftsordnung; Einflüsse Freizeitverhalten; Mobilität. ökologische Klima; Landschaft; Ökologie; Verstädterung; Wohnumfeld. Einflüsse ökonomische Gesamtwirtschaftliche Entwicklung; globale/ internationale Einflüsse Handelsbeziehungen; Einkommenssituation und Einkommensverteilung; Preise und Wechselkurse, Produktionsbedingungen; Transport- und Transaktionskosten; Arbeitsplatzsicherheit. Einflüsse durch Unterschiedliche Leistungen und Produkte; Preis, Wer- die Anbieter bung und Vertriebswege. staatliche Einflü- Gesetzgebung; Devisen-, Einreise-, Pass- und Zollvor- sse schriften; politische Beziehungen zu den bereisten Ländern. Freyer in Schulz et al. (2010) S. 35 Abbildung 5: Einflussfaktoren auf die Reiseentscheidung gesellschaftliche Einkommens- und Besitzmerkmale; konjunkturelle Si- Rahmenbedingungen tuation; kulturelle Normen und Werte Umwelt und Angebot Attraktivität der Reiseziele und Reiseformen; touristische Infrastruktur; Freizeitmöglichkeiten; Images des Angebotes und der Destination; Preis- und Leistungsverhältnis; Verfügbarkeit. Bezugsgruppen Freundeskreis; Bekannte und Verwandte; Familie. Person Persönlichkeit; Lebensstil; Reiseerfahrung; Reisemotive; Reisebedürfnisse; Erwartungen; Interessen; physische und psychische Einflüsse. Kreilkamp in Schulz (2010) S. 35 Abbildung 6: Der Verlauf der touristischen Krise bei Terroranschlägen UNWTO, Freyer und Schröder in Aschauer (2008) S. 105 Abbildung 7: Ägyptens Image vor den politischen Unruhen Eigene Darstellung in Anlehnung an Martineau in Echtner und Ritchie (2003), S.40 Abbildung 8: Touristenankünfte seit 1986/87 bis 2003 Ministry of Tourism und Steiner in Meyer (2004) S. 369 Abbildung 9: Touristenankünfte von 1995 bis 2009 Trading Economics (2009) Abbildung 10: Ägyptens Image nach den politischen Unruhen Eigene Darstellung in Anlehnung an Martineau in Echtner und Ritchie (2003), S. Abbildung 11: Artikel der Berliner Zeitung Datum Verfasser Titel Inhalt 05.02. 2011 Steffen Hebestreit „Guttenberg fordert Unterstützung für Revoluzzer“ „Ratlos, aber optimistisch“ Guttenberg wendet sich an Europäische Union und USA zur Unterstützung Ägyptens „Deutschland will Ägypten helfen“ „Bundesregierung sichert Kairo Gelder für den Aufbau rechtsstaatlicher Strukturen zu Ägyptens Armee löst Parlament auf und verspricht Neuwahlen / Suche nach Mubaraks Milliarden“ Darstellung der veränderten Haltung zum Militär zu Beginn der Revolution bis April, Demonstranten kritisieren Militär, Misstrauen wächst „Korruption ist wie ein Warzenvirus, den man nicht so schnell los wird“ (2011D) 11.02.2 011 Damir Fras Spekulationen über Zukunft Ägyptens, inwieweit wird sich Ägypten verändern? (2011E) 14.02. 2011 Holger Schmale (2011F) 13.04. 2011 Julia Gerlach „Kritische Phase für Ägypten“ (2011G) 14.06. 2011 Julia Gerlach “Schlimmer als ein Warzenvirus“ (2011H) 17.06. 2011 (2011I) 20.06. 2011 (2011J) 13.07. 2011 Julia Gerlach Es geht um Kunst, nicht um Gesinnung“ Julia Gerlach „Mutmacher eines ganzen Landes“ Autor un„Verschlepptes bekannt Reformtempo“ (2011K) 19.07. 2011 Julia Gerlach „Revolutionär für die Antiquitäten“ (2011L) 30.07. 2011 Astrid Frevel „Beten und kämpfen“ Harry Nutt, Damir Fras „Signal für andere Herrscher“ Lucas Negroni „Verschwunden in Alexandria“ (2011M) 04.08. 2011 (2011N) 05.08. 2011 Es geht um den Regisseur Abdalla und seinen Film Microphone, der die Revolution vorhersagte. „[…] [B]is die Gesellschaft auf Zensur in der Kunst verzichten will, das ist noch ein weiter Weg.“ El Baradei Jugendliche Demonstranten fordern schnellere Umsetzung der Versprechen des Militärrates. Auswechslung von Ministern, auf Vorschläge der Demonstranten wird eingegangen, Abdel Fattah al Banna wird neuer Antikenminister Es geht um den Monat Ramadan und dessen Bedeutung, Ablauf und wie er dieses Jahr abläuft in Hinblick auf die Demonstrationen Prozess Mubarak, „Jeder Mächtige muss sich irgendwann einmal für seine Taten verantworten.“ einjähriges Mädchen entführt – Vater Ägypter, Mutter Deutsche, Mutter sucht nach Kind (2011O) 17.08. Julia Gerlach „Jeanne d'Arc (2011P) Eigene Darstellung vom Nil“ Verurteilung einer ägyptischen Aktivistin, die als Bloggerin das Militär beleidigt habe Abbildung 12: Artikel von Spiegel Online Datum 01.02. 2011 Verfasser Verfasser unbekannt Titel „Protokoll eines Protesttages -So demonstrierten Millionen gegen Mubarak“ Verfasser unbekannt „Ägyptisches Museum:TutenchamunSchätze kehren ramponiert zurück“ „Misshandelte USReporterin „Ich dachte, ich muss sterben" „Arabischer Sommer“ (2011C) 12.04. 2011 (2011D) 29.04. 2011 Verfasser unklar (2011E) 16.05. 2011 (2011F) Smoltczyk und Windfuhr 31.05. 2011 Verfasser unklar „General bestätigt "Jungfrauentests" an verhafteten Demonstrantinnen“ Verfasser unklar :„Frust über Reformstau -Zehntausende Ägypter protestieren wieder“ „Ägyptische Frauen Jung, weiblich, revolutionär“ (2011G ) 08.07. 2011 (2011H) 26.07. 2011 Christina Schmitt (2011I) 03.08. 2011 Verfasser unklar „Ex-Machthaber vor Gericht-MubarakProzess löst Tumulte in Kairo aus“ Yassin Musharbash Revolutionäre in Kairo“ Yassin Musharbash “ Ägyptens Islamisten“ Verfasser unklar „Massenprotest in Ägypten, Demonstrant reißt Fahne von israelischer Botschaft“ (2011J) 05.08. 2011 (2011K) 06.08. 2011 (2011L) 21.08. 2011 (2011M ) Eigene Darstellung Inhalt Zusammenfassung des Tages, Ägypter sind unzufrieden mit Mubaraks Rede, El Baradei äußert sich gegen Mubaraks Reden, Obama hält Rede und spricht Ägyptern Mut zu Statue von Tutanchamun und weitere Schätze wurden nach Raub zurückgebracht, einige Schätze fehlen noch Reporterin wird von ägyptischen Demonstranten bedrängt „Brennende Kirchen in Kairo, Tote und Verwundete in Syrien, Libyen und im Jemen, Grabesruhe in Bahrain: Die arabische Protestbewegung ist ins Stocken geraten, und die Könige, Emire und Sultane sammeln sich zur Gegenrevolution.“ Jungfrauentests Ägypten wollen mehr Veränderungen, Kamelreiter angeklagt, Proteste gegen Mubaraks Aufenthalt in Sharm El Sheikh) (emotionales Bild von Protesten persönliche Geschichten von Demonstrantinnen zur Gleichberechtigung, Islam wird mit als Ursache gesehen, dass Traditionen im Vordergrund stehen und nicht der Islam, kommt nicht zum Ausdruck Prozessbeginn von Mubarak, Übertragung im TV,Mubarak und Söhne bekennen sich nicht schuldig, vor der Polizeiakademie (Ort der Verhandlung) gab es „tumultartige Szenen“) persönliche Geschichten einzelner Revolutionäre während der Demonstrationen, Erfolge der Revolution und weitere zu lösende Aufgaben Freitagspredigt / Ramadan und Debatte über Gefahr ausgehend von Muslimbrüdern israelische Soldaten brachten 5 ägyptische Sicherheitsleute an der Grenze um, die während der Verfolgung von Terroristen starben Abbildung 13: Herangehensweise an Onlinebefragung Fragen Benötigte Variablen Messung der Variablen 1. Welches Medium nut- hauptsächliches Medium Zeitung und Zeitschrif- zen Sie hauptsächlich im im Alltag ten, Radio, Internet, Alltag? (Bitte nur eine größte Beeinflussung Fernsehen Antwort ankreuzen) geschlossene Frage/ 1 Antwort 2. Wo würden Sie sich Informationsart der Tou- Zeitung, Radio, Internet, hauptsächlich informie- risten und demzufolge Fernsehen, Reisever- ren, wenn Sie etwas über Einfluss auf Imagebil- anstalter, Reisebüro, ein Urlaubsziel wissen dung Freunde und Bekannte, möchten? (Bitte nur eine Reiseführer, Bewer- Antwort ankreuzen) tungsportale wie Holidaycheck ,trifft nicht zu geschlossene Frage/ 1 Antwort 3. Wie viel Stunden pro Anzahl an Stunden pro gar nicht, 1-2 Stunden, Tag schauen Sie Fern- Tag vor dem Fernseher 3-4 Stunden, 5-6 Stun- sehen? den, 7-8 Stunden, mehr These: Meyen: Fernsehen Favoritenrolle, Skalierung durchschnittliche Nutzung der Medien pro Tag 8 Stunden 4. Überwiegen Ihrer Mei- Verhältnis von positiven positiv, negativ, beide nung nach positive oder zu negativen Nachrichten gleich These: Glaeßer, Hofstät- geschlossene Frage/ 1 ter, Tuchmann: Negative Antwort negative Nachrichten im Fernsehen? Nachrichten werden in den Medien bevorzugt 5. Wie hoch schätzen Sie Bewertung der emotiona- sehr gering 1 2 3 4 5 die emotionale Wirkung len Wirkung des Fernse- sehr hoch von Medien am Beispiel hens des Fernsehens auf einer Skalierung Skala von 1-5? 6. Was beeinflusst Sie Einfluss der Bilder mehr in den Medien? Bilder, Texte, keine Ahnung These: Gardner: Bilder werden genutzt, um geschlossene Frage/ 1 Emotionen zu wecken, zu Antwort verstärken 7. Wo verbringen Sie Touristische Nachfrage innerhalb von Deutsch- gewöhnlich Ihren Urlaub? land, Europa, Amerika, (Bitte nur eine Antwort Asien, Afrika, unter- ankreuzen) schiedlich/ weltweit geschlossene Frage/ 1 Antwort 8. Wie wichtig sind Ihnen Augenmerk auf Bewer- Traditionen und Kultur, die unten genannten tung der Faktoren Si- Attraktionen, Sicher- Wörter bei der Auswahl cherheitslage, Image und heitslage, Image, Reli- eines Urlaubsortes auf Preis gion, Preis und Verfüg- einer Skala von 1 -5? barkeit These: Schulz und Freyer: unwichtig 1 2 3 4 5 Der Preis verliert an Be- sehr wichtig deutung und Bedeutung des Images nimmt zu Skalierung 9. Wie hoch sehen Sie Einfluss der Medien auf sehr gering 1 2 3 4 5 den Einfluss der Medien das Destinationsimage sehr hoch laubslandes auf einer These: Hall und Steiner: Skalierung Skala von 1-5? Eine dauerhaft negative auf das Image eines Ur- Berichterstattung in den Medien führt zu einer Verschlechterung des Images der Destination 10. Hätten Sie Sicher- Vorurteile heitsbedenken bei Rei- Risikowahrnehmung sen in muslimische Länder? ja, nein, vielleicht geschlossene Frage/ 1 These: Aschauer: neue Antwort Studien zeigen eine positivere Einstellung von Touristen zum Islam 11. Wie viel wird Ihrer Meinung zur Darstellung sehr wenig 1 2 3 4 5 Meinung nach über Islam des Islams in den Medien sehr viel in Zusammenhang mit Gewalt und Terrorismus These: Schmidt und in den Medien diskutiert? Aschauer: Der Islam ist Bitte kreuzen Sie an. „ein neues Feindbild, Skalierung [das] medial inszeniert wurde.“ (Als Ursache wird der 11. September 2001 gesehen) 12. Welche der folgenden Risikowahrnehmung Entführung, Haiangriff, Situationen finden Sie im Flugzeugabsturz, er- Und verzerrte Risiko- Urlaub bedrohlicher? (Bit- wahrnehmung schlagen durch Kokos- te nur eine Antwort In Zusammenhang mit nuss, ankreuzen.) Berichterstattung der Autounfall Medien geschlossene Frage/ 1 These: Gardner: verzerr- Antwort te Risikowahrnehmung durch die Medien These: Dreyer: Je höher die Kontrolle, desto geringere Bedrohung 13. Was trifft auf Sie zu? in wieweit findet eine Be- Ich schenke persönli- (Mehrere Antworten sind einflussung durch die chen Geschichten in möglich) Medien statt den Medien viel Aufmerksamkeit These: Gardner, Galtung, Ruge, Jäckel: Persönli- Ein Flugzeugabsturz mit che Geschichten erhöhen vielen Toten erschüttert die Emotionalität mich mehr als viele einzelne Tote bei Autounfällen. Themen, die mich betreffen, schenke ich in den Medien mehr Aufmerksamkeit Nichts trifft auf mich zu. geschlossene Frage/ Mehrfachantwort 14. Wie oft haben Sie Erfahrung mit Ägypten noch nie, 1-2 Mal, 3-4 Ägypten bereits besucht? Mal, regelmäßig geschlossene Frage/1 Antwort 15. Was sind die ersten 3 Image Ägyptens Dinge, die Ihnen bei Ägypten einfallen? 1. 2. These: Baloglu und Man- 3. galoglu: Historische Se- offene Frage henswürdigkeiten stehen an erster Stelle beim Image 16. Was würden Sie tun? Touristische Nachfrage Die politischen Unruhen Bitte kreuzen Sie nur ei- Risikowahrnehmung in Ägypten zu Beginn ne Antwort an. Dauer der touristischen des Jahres 2011… Nachfrageeinbrüche …haben keinen EinThese: Jennsen: Ägypten fluss auf meine Reisehat „starke Selbsthei- entscheidung. Ich wür- lungskräfte“ und schon de demnächst vielleicht viele Terroranschläge hinter sich. nach Ägypten reisen. …sehe ich als Grund, These: Eurometer Inter- Urlaub nur am Roten national: Die Nachfrage- Meer zu verbringen, einbrüche dauern ver- aber nicht in Kairo. mutlich noch bis 2015 an, bis der Wert von 2010 ….stellen für mich einen wieder erreicht wird. wichtigen Grund dar, demnächst nicht nach These: WTM: Image hin- Ägypten zu reisen. sichtlich der Sicherheit angeschlagen … stellen für mich einen wichtigen Grund dar, These: Hunt, Pearce, längerfristig nicht nach Echtner, Ritchie u.v.a: Ägypten zu reisen. Das Image beeinflusst das Verhalten der Touris- Ich bin unentschlossen. ten (touristische Nachfrage) Ich würde sowieso nicht nach Ägypten reisen… geschlossene Frage/ 1 Antwort 17. Was würden Sie tun? Touristische Nachfrage Nach einem Terroran- Bitte kreuzen Sie nur ei- Risikowahrnehmung schlag in Ägypten…….. ne Antwort an. Länge der touristischen Nachfrageeinbrüche …würde ich auch nach kurzer Zeit wieder nach These Aschauer: Ägypten reisen. Nach einem Jahr tritt ein Verdrängungseffekt ein … würde ich erst nach und somit steigt die An- ein paar Jahren wieder zahl der Touristen wieder nach Ägypten reisen. an …würde ich gar nicht These: Steiner: nach Ägypten reisen. Die Risikowahrnehmung hat sich verändert Touris- Ich bin unentschlossen. ten denken folgendermaßen:„Selbst wenn man Ich würde sowieso nicht zuhause bleibt, ist man nach Ägypten reisen… nicht sicher.“ geschlossene Frage/ 1 Antwort 18. Für den Fall, dass Sie Gründe, Ägypten zu meiin der vorigen Frage "Ich den/ Vorurteile/ Image würde sowieso nicht offene Frage nach Ägypten reisen" angekreuzt haben: Bitte nennen Sie hier Ihre Gründe 19. Hat Ihrer Meinung Meinung zur Imagever- Ja, nein, keine Ahnung nach das Image des Ur- schlechterung Ägyptens geschlossene Frage/ 1 laubslandes Ägypten un- Antwort ter den Berichten in den These: Hall und Steiner: Medien über die politi- Eine dauerhaft negative schen Unruhen gelitten? Berichterstattung in den Medien führt zu einer Verschlechterung des Images der Destination These: Jennsen: Ägypten hat einen „enormen Imageschaden“; aber Ägypten hat „starke Selbstheilungskräfte“ 20. Finden Sie die Rei- Meinung zur Reisewar- ich stimme zu , ich sewarnung, die durch nung für ganz Ägypten stimme größtenteils zu, das Auswärtige Amt für ganz Ägypten ausge- ich stimme nur teilweise These: Hildebrand und zu, ich stimme nicht zu sprochen wurde, gerecht- Feyerherd :Der „ Druck fertigt? Bei einer Reise- auf Außenminister Guido warnung geht man von Westerwelle stieg ange- einer Gefahr für Leib und sichts der Fernsehbilder Leben aus. von den Protesten und dem Exodus vieler Mitar- Skalierung beiter deutscher Firmen […]“ These: Marzouk: Das Auswärtige Amt hat die Lage überbewertet. In Urlaubsgebieten am Roten Meer und Sinai Gebiet gab es keine politischen Unruhen. 21. Welche der nordafri- Einschätzung Ägyptens Ägypten, Tunesien, Li- kanischen Länder sind Unsicherheit verglichen byen, Marokko, Algeri- Ihrer Meinung nach unsi- mit Unsicherheit anderer en, keins der genannten cher? (Mehrere Ant- afrikanischer Länder Länder worten sind möglich.) Tritt eine Verallgemeinerung ein? geschlossene Frage/ Mehrfachantwort 22. Bitte wählen Sie aus Alter der Liste Ihr Alter aus. 18-29, 30-39, 40-49, 50-59, 60-69, 70-79 23. Bitte wählen Sie Ihr Anzahl weiblich und weiblich, männlich Geschlecht aus. männlich geschlossene Frage/ 1 Antwort 2. Interviewleitfaden für Interviews mit Reiseveranstaltern Medien allgemein 1. Welchen Stellenwert haben Medien für Reiseveranstalter? 2. Machen sich Medienberichte über Ägypten bemerkbar im Unternehmen? Wenn ja, wie? 3. Überwiegen Ihrer Meinung nach positive oder negative Nachrichten? Unterfragen: Wie sieht es in Bezug auf Ägypten aus? Können Sie Beispiele für positive und negative Beeinflussung der touristischen Nachfrage durch die Medien nennen? 4. Können die Medien die touristische Nachfrage sowohl positiv als auch negativ beeinflussen? 5. Haben Medien die Macht das Image einer Destination längerfristig zu verschlechtern? Politische Unruhen in Ägypten 6. Hat die Dauerpräsenz der politischen Unruhen Ägyptens in den Medien die Lage dramatisiert oder sehen Sie die Reaktionen der Medien als angemessen? 7. Was halten Sie von der Verschärfung der Reisewarnung, die vom Auswärtigen Amt auf ganz Ägypten ausgeweitet wurde? Ist diese Ihrer Meinung nach gerechtfertigt gewesen? Unterfragen: Könnte es sein, dass der Druck der Medien sich auch auf die Entscheidung des Auswärtigen Amtes ausgewirkt hat? Wie sahen Sie die Sicherheitslage in den Touristengebieten am Roten Meer? 8. Wie haben die Kunden auf die politischen Unruhen reagiert? Unterfragen: Haben die Kunden verständnisvoll reagiert? Wollten die Kunden zu einem späteren Zeitpunkt nach Ägypten fliegen oder haben sie sich neue Reiseziele ausgesucht? Wie äußerte sich die Unsicherheit der Kunden? 9. Wie sah Ihr Krisenmanagement aus? Unterfragen: Wie sahen Sie die Entwicklung des Unternehmens bis zum Zeitpunkt der politischen Unruhen? Waren Sie auf mögliche politische Unruhen und auf deren enorme Auswirkungen gefasst? Welche Maßnahmen wurden zur Verringerung des Schadens getroffen? Wie war der Umgang von Stern Tours mit den Kunden? Wie viel Prozent Umsatzeinbußen hatte das Unternehmen? Was würden Sie zukünftig in Ihrem Unternehmen verändern, damit die Auswirkungen das Unternehmen als Ägyptenspezialisten nicht so schwerwiegend treffen? Sind weitere Produkte in Planung, um im Krisenfall sich ein zweites Standbein zu schaffen? 10. Wie sieht es mit der momentanen Nachfrage der Kunden aus? Unterfragen: Wie lange schätzen Sie, wird es dauern, bis die Kundennachfrage wieder ihren Normalwert vor den politischen Unruhen erreichen wird? Was könnte (in der Öffentlichkeit) getan werden, um das Image Ägyptens zu verbessern? Denken Sie, dass die anhaltenden Unruhen in Libyen und in anderen unruhigen Gebieten Nordafrikas sich auch auf die touristische Nachfrage für Ägypten auswirken? 11. Gab es in der Vergangenheit eine vergleichbare Krise, die Ihr Unternehmen so schwerwiegend traf? Unterfragen: Wenn Sie die politische Krise mit den Terroranschlägen in Ägypten vergleichen, würden Sie dann annehmen, dass die Auswirkungen von Terroranschlägen kurzfristigere Auswirkungen haben? Welche Gründe könnte es hierfür geben? Könnten die Gründe in der über einen längeren Zeitraum andauernden Berichterstattung der Medien liegen? Oder hat sich eventuell der Umgang der Touristen mit Terroranschlägen verändert? „ Es kann mich überall treffen“ Die Darstellung des Islams in den Medien 12. Wie nehmen Sie die Darstellung des Islams in den Medien wahr? Unterfragen: Würden Sie sagen, dass es eine Tendenz zur negativen Berichterstattung über den Islam gibt? Kennen Sie positive Beispiele? Gibt es Kunden, die Bedenken aufgrund des Islams äußern? 3. Detaillierte Interviews 3.1. Interview mit Thomas Stern von Stern Tours in Berlin 05.07.2011 Medien allgemein 1. Welchen Stellenwert haben Medien für Reiseveranstalter? Wie mit jedem Produkt wahrscheinlich einen sehr hohen, denn gerade im Reisebereich sind die Wirkungen auf die Entscheidungskraft oder Nachfrage des Einzelnen natürlich sehr stark. Das merkt man jetzt auch selbst durch die aktuellen Themen, ob das jetzt Griechenland ist oder Tunesien war…die arabischen Länder. Wer kurz vor den politischen Unruhen in Ägypten noch eine Anfrage gestellt hat, sich überlegt hat nach Ägypten zu reisen, hat dann natürlich davon sofort Abstand genommen. Das kommt natürlich durch die Medien. Die medialen technologischen Systeme wie Social Media mit Facebook zum Beispiel, wo man sich dann zusammenrufen konnte, sind wirklich enorm wichtig. Das wird auch immer wichtiger werden. Das merkt man gerade dahingehend auch, dass die Reisebüros immer mehr Schwierigkeiten haben. Das zählt hier auch mit rein in den Onlinebereich. Es bieten sich Möglichkeiten im Marketing im Internet viele Kunden abzufassen, die dann den weg nicht mehr ins Reisebüro nehmen, sondern den kurzen übers Internet. Diese Medien sind enorm wichtig. Presseportale in der Öffentlichkeitsarbeit werden von großen Reiseveranstaltern und auch von uns genutzt werden, um auf Neuigkeiten hinzuweisen. Das ist Wahnsinn. Public Relation ist das a und o heutzutage. Durch die Vernetzung wird alles deutlich transparenter. Deswegen kann ein schlechtes Hotel nicht mehr jeden Besucher haben. Dem würden dann die Besucher wegbleiben. Ein Beispiel für die Bewertungen von Hotels ist Holidaycheck. 2. Machen sich Medienberichte über Ägypten bemerkbar im Unternehmen? Wenn ja, wie? Wenn darunter die aktuelle Situation zu verstehen ist wie der Umsturz oder EHEC. Sicher ja. Die Nachfrage geht von hundert auf null zurück. Der Markt erholt sich wieder etwas, aber die Nachfragen sind noch zwei Drittel weniger als letztes Jahr. 3. Überwiegen Ihrer Meinung nach positive oder negative Nachrichten? Die Medien berichten hauptsächlich dann, wenn was passiert. Darauf stürzen sie sich. Das ist auch das, was der Mensch lesen will. Über das Tolle und Positive wird natürlich auch berichtet, aber hauptsächlich dann von denen, die auch was davon haben….wenn Veranstalter zum Beispiel ein neues Hotel eröffnet haben oder wenn das Fremdenverkehrsamt Information zu einer neuen Destination verbreitet. Dadurch, dass wir im Tourismus tätig sind und alle möglichen Zeitschriften abonniert haben, lesen wir nur über diese Themen. Wenn man die allgemeinen Blätter nimmt, Tageszeitungen oder den Fernsehkanal, kommen dann, wenn wieder 2 Tage hintereinander Demonstrationen waren, diese Informationen in den Nachrichten. Im Heute Journal wird das kurz erwähnt. Das ist dann erst mal negativ für den Reisebereich, weil das den einen oder anderen wieder abschreckt. Diese Informationen gehören natürlich zum Land dazu und es muss darüber berichtet werden. Das hat dann wieder Auswirkungen auf das Buchungsverhalten. Gestern haben sie bei WISO Hotels und Fluggesellschaften getestet. Es wurde zum Beispiel bemängelt, dass bei Verspätungen erst mal gar nicht reagiert wurde, erst bei einer Klage. Den Reisenden steht ein Anspruch zu. Als Beispiel wurde ein Urlaub in der Türkei angeführt, wo der Putz im Hotel schon abgefallen ist. Solche Berichte kommen dann auch dran. Hier stellen sie zum Beispiel Holidaycheck als Bewertungsportal vor, das die Kunden vor Buchung nutzen sollen. Vor ein paar Jahren war das so noch nicht möglich. So viel über Tourismus kommt ja nicht. Das war jetzt in letzter Zeit so stark durch diese afrikanischen Länder. Wenn eine Überschwemmung kommt oder ein Kernkraftwerk in die Luft geht, das ist dann erst mal stark in den Medien, bis es dann irgendwann abflacht und bis dann gar nicht mehr darüber berichtet wird. Dann dauert es wieder eine Weile und es kommt wieder eine kleine Information dazu. 4. Können die Medien die touristische Nachfrage sowohl positiv als auch negativ beeinflussen? Wenn die SS Sudan in den Medien war, wurde eine erhöhte Nachfrage sichtbar. Was denken Sie dazu? Wenn man über etwas berichtet, das nicht alltäglich ist, dann ist es interessant und wenn jemandem dann der Beitrag gefällt, dann wird dieser eine Anfrage starten. Wenn man Online eine Werbeschaltung macht oder auch in den Printmedien, erweckt man Aufmerksamkeit, man erzielt eine höhere Reichweite mit der Information. Man spricht Interessengruppen an und erzielt auch die ein oder andere Nachfrage. 5. Haben Medien die Macht das Image einer Destination längerfristig zu verschlechtern? Es kommt auf den Bericht drauf an. Das ist ja in der Politik auch nicht anders. Eine Zeitung ist mehr auf diese Partei fixiert eine andere Zeitung auf eine andere Partei. Das war ja mit der Bildzeitung und Guttenberg auch nicht anders. Die Bildzeitung hat ihn hochgehoben, favorisiert und am Ende noch festgehalten und andere haben draufgeschlagen. Das ist eine Medienmache. Das ist da nicht anders. Das hat der Westerwelle ja auch gemacht. Er ist sofort nach Ägypten rüber und war sofort in den Medien. Das habe ich von verschiedenen Leuten gehört: „Mensch der Westerwelle ist ja dort auch gleich nach Ägypten hingeflogen. Das muss ja was bringen.“ Und das hat manchen wieder ein bisschen Vertrauen und Sicherheit gegeben. Das machen die Medien. Aber es kommt immer darauf an, wie die Medien sich verhalten. Die einen machen es positiv, die anderen negativ und das wird dann verbreitet. Politische Unruhen in Ägypten 6. Hat die Dauerpräsenz der politischen Unruhen Ägyptens in den Medien die Lage dramatisiert oder sehen Sie die Reaktionen der Medien als angemessen? Ich habe immer einen bestimmten Sender gesehen… Ich glaube, es war N24 oder NTV. Es ist live und somit wird nichts manipuliert oder dramatisiert. Bei Blättern wie Bunte oder Bild bin ich eher skeptisch. Die vermitteln nur einen kleinen Teil und zeigen nur die Schreckensbilder, aber ich denke schon, dass die Berichterstattung auch auf ARD und ZDF neutral ist. Die Berichte waren ja auch berechtigt zu dem, was es da gab. 7. Was halten Sie von der Verschärfung der Reisewarnung, die vom Auswärtigen Amt auf ganz Ägypten ausgeweitet wurde? Ist diese Ihrer Meinung nach gerechtfertigt gewesen? Wie sahen Sie die Sicherheitslage in den Touristengebieten am Roten Meer? Man kann es nicht einschätzen. Man weiß nicht, was passiert. Bevor dann irgendwelche Gruppierungen auf Leute losgehen und zum Beispiel Hotels besetzen oder Unschuldigen davon betroffen sind…das geht nicht. Man muss sich schon so verhalten. Sie haben sowieso so lange gezögert. Diese Reisewarnung war meiner Meinung nach ok. Ich dachte, die kommt schon viel früher. Andere Länder wie Österreich haben schon viel früher reagiert. Könnte es sein, dass der Druck der Medien sich auch auf die Entscheidung des Auswärtigen Amtes ausgewirkt hat? Steht man im Zugzwang, da Österreich schon früher reagiert hat? Das ist schwierig einzuschätzen. Aber sie haben zumindest ziemlich lange gewartet mit der Entscheidung und wollten keinen Riegel vorschieben. Sie haben sozusagen jeden einzelnen selbst entscheiden lassen. Das hat ganz gut funktioniert. Dass die Medien Druck ausüben--- klar. Aber ich finde den Ablauf doch recht human. Vergleich Griechenland??? Das hat damit was zu tun, dass Ägypten kein europäisches Land ist. Die Europäische Union hat keinen Einfluss auf Ägypten. Es gibt eine ganz andere Politik, Gruppierungen und Religion. Viele Verbrecher sind ausgebrochen. Das ganze Land war bisschen unkontrolliert. Deutschland hat sich zurückhaltender gezeigt. Man wusste ja wirklich nicht, was passiert. Mubarak hat erst keine Anzeichen gemacht, zu gehen. Man hat eine Verantwortung für das Land. Die Politiker hier haben das. Man musste schon reagieren. Es sind auch viele umgekommen. Auch in Alexandria wurde gekämpft. In den Badeorten konnte die Versorgung nicht sicher gestellt werden, es wurden dann viele ausgeflogen. Haben die Leute das gemerkt, dass es Versorgungsengpässe gab? Auch Luxor war nicht mehr so sicher. Die Gäste hatten dann schon Panik. In Luxor waren unsere Gäste mit die letzten auf dem Schiff. Es war schon heikel. Es gab kaum noch Flüge zurück. Sie haben die letzte Maschine zurück bekommen. Die Gäste hatten auch ein Kind dabei. Das Schiff durfte nicht mehr anlegen und musste auf dem Wasser bleiben. Das ist auch kein Urlaubsfeeling mehr. Man konnte nicht vom Schiff runter. Dann nachher wurde es langsam hektisch, da mussten dann wirklich alle raus aus dem Land. In den Badeorten habe ich auch nichts gesehen. In Luxor war es schon bisschen enger. Der Ablauf war dann gar nicht mehr gewährleistet. Das Land zu kontrollieren, geht nicht. Es geht immer um die Sicherheit des Reisenden. Da muss man schon drauf achten. Wir wissen nicht, wie es mit Ägypten weiter geht. Die Nachfrage ist noch so gering und die Leute sind skeptisch. Viele warten jetzt erst mal auf die Wahlen. Wir hatten so viele Gruppentermine und die Gruppen warten jetzt. Wenn wieder etwas passiert wie ein Anschlag, dann geht es auch nicht weiter mit Ägypten. Es wird erst mal schwierig bleiben. Vermutlich auch für die nächsten Jahre. Über die Badeorte habe ich mir weniger Gedanken gemacht. Wir selbst hatten keine Badegäste, sondern haben nur welche über Hurghada ausgeflogen. Es wusste keiner, wie lange das geht und wann irgendwann doch die Versor- gungsengpässe kommen würden. Mubarak war in Sharm El Sheikh und auch das Militär. Eigentlich hätte das Militär wohl gar nicht dort stationiert sein dürfen durch die Abkommen mit Israel. Anscheinend gab es dort eine Verständigung. Ich war im April dort und es ist dort wenig los. Die Sicherheit ist da. Es gab den einen oder anderen Militärposten. Ägypten ist ein arabisches Land und es wird wohl auch wieder Anschläge geben, was wir auch in der Vergangenheit gesehen haben. Sie bringen auch Syrien, Libyen und Jordanien mit rein. Das wirkt sich auch negativ auf Ägypten aus. Auch wenn es erst mal nichts damit zu tun hat. Das ist länderübergreifend. Das Nachbarland Israel und der Gazastreifen tragen auch negativ dazu bei. Wenn die Länder nicht zur Ruhe kommen, dann ist das schon sehr schade. Man hofft natürlich, dass solche Anschläge nicht wieder passieren, aber man hat eben keine Garantie. 8. Wie haben die Kunden auf die politischen Unruhen reagiert? Die Kunden waren nicht verständnisvoll. Sie wollten alle raus aus dem Reisevertrag. Alle haben sofort angerufen… und einem keinen zweiten oder dritten Tag gegeben. Alles musste am ersten Tag erledigt werden. Manche sind auch frech geworden. Wir bemühen uns sofort und nehmen das auch aus raus, aber man muss auch schauen, wie es sich entwickelt, die Lage abwarten und wenn das Auswärtige Amt es verlangt, rausnehmen. Solange das Auswärtige Amt nicht abrät von den Reisen, bleiben die Verträge natürlich erst mal bestehen. Wenn es nicht möglich ist, dann schicken wir dort auch niemanden hin. Einige wollten schon für einige Monate im Voraus stornieren. Der Kunde möchte keinen finanziellen Nachteil haben. Manche Kunden waren auch ungehalten, als mitgeteilt wurde, dass die Reisen für April jetzt nicht einfach so kostenlos storniert werden konnten, höchstens umbuchen. Jeder kann nicht fordern, was er will. Jeder muss was dazu beitragen. Für Februar war es klar, wir mussten alles rausnehmen. Es gibt auch Kunden, die auf einen späteren Zeitpunkt umgebucht haben und einfach abwarten. 9. Wie sah Ihr Krisenmanagement aus? Waren Sie auf mögliche politische Unruhen und auf deren enorme Auswirkungen gefasst? Nein, das will man auch kein zweites Mal erleben. Diese zwei Tage wünscht man sich nicht nochmal. Ich konnte das auch mit dem EHEC Erreger nachvollziehen und den Gurkenlieferanten. Das bricht ja plötzlich alles weg. Das tut schon richtig weh. Nur noch Telefon und E-Mails. Richtig hektische Tage! Wir hatten vorher so viele Gruppentermine, die jetzt rausgenommen wurden. Wie sahen Sie die Entwicklung des Unternehmens bis zum Zeitpunkt der politischen Unruhen? Die Entwicklung für das Unternehmen war brillant. Wir hatten so viele Gruppentermine aus Amerika, Österreich,…… die wir rausnehmen mussten. Das war das Jahr der Gruppen und in Ägypten das Jahr des Umsturzes….Das hatten wir so noch nie gehabt. Die Anfragen für Ägypten waren vorher sehr hoch. Wir hatten uns richtig gut aufgestellt und wurden schon überrascht. Dass da was mit den Wahlen kommen würde, haben wir uns gedacht, aber dass so was am Anfang des Jahres passiert, das wussten wir nicht… nicht in dem Ausmaß. Welche Maßnahmen wurden zur Verringerung des Schadens getroffen? Man musste erst mal mit der Situation arbeiten. Die ganzen Kunden rausnehmen, wir haben versucht Kunden umzubuchen und auf spätere Zeitpunkte die Reisen zu verschieben. Über 90 Prozent der Kunden wollten das nicht. Nach 2 3 Wochen haben wir gesagt, dass die Situation sich verbessert hat und haben Kunden per E-Mail angeschrieben. Es hat aber nicht funktioniert. Dann braucht man noch einen Ausgleich. Wir hatten auch Reisen nach Jordanien oder Israel. Das ist dann auch weggefallen. Wir sind auch Reiseveranstalter für diese Bereiche. Wie viel Prozent Umsatzeinbußen hatte das Unternehmen? Der Februar war komplett raus. 100 Prozent. Wir hatten noch nie so einen guten Buchungsmonat wie Februar. Aufs Jahr gerechnet betragen die Umsatzeinbußen ca. 70 Prozent. Ich habe gedacht, es geht wieder schneller besser, aber das wird es wohl nicht. Das ist schwer abzuschätzen. Viele warten eben auf die Wahlen. Was würden Sie zukünftig in Ihrem Unternehmen verändern, damit die Auswirkungen das Unternehmen als Ägyptenspezialisten nicht so schwerwiegend treffen? Sind weitere Produkte in Planung, um im Krisenfall sich ein zweites Standbein zu schaffen? Jedem raten, der anderes aufgestellt ist als wir, sich nicht nur zu spezialisieren, sondern auch andere Produkte anzubieten. Wir haben Jugendreisen als Produkt im Aufbau. Bisher haben wir das als Vermittler gemacht. Es gab ja den einen oder anderen Ägyptenreiseveranstalter, der Insolvenz angemeldet hat. Jugendreisen sind nicht beschränkt auf ein Land und können somit weiterhin gebucht werden. Man muss eben mehrere Säulen haben, Das habe ich mir von Anfang an gesagt. Trotz Anschläge sind viele in der Vergangenheit weiterhin gereist. Die Sicherheit war schon gewährleistet. Das hat ja Mubarak schon richtig gemacht. Ganz können Anschläge nicht verhindert werden. Auch nicht in Europa. Terroranschläge haben, seit ich das gezielt betreibe, kaum Auswirkungen. Das ist aber heutzutage immer so. Die Menschen lernen zu leben. Die Leute sind nicht mehr so verängstigt. Bei einem Krieg in einem Land ist es natürlich was anderes. Das kann mir überall passieren…im Zug, im Auto. Viele sagen sich, ich reise trotzdem. Man lernt immer mehr mit diesen Dingen umzugehen und diese nicht so zu dramatisieren. 10. Wie sieht es mit der momentanen Nachfrage der Kunden aus? Was könnte (in der Öffentlichkeit) getan werden, um das Image Ägyptens zu verbessern? Das Land muss selbst etwas dafür tun. Die Menschen, die demonstrieren, müssen verstehen, dass es natürlich jetzt alles nicht so schnell geht. Bestechung und Betrug gehörte dazu. Vielleicht hat TUI die Möglichkeit mitzuhelfen. Imagewerbung kann zum Beispiel das Fremdenverkehrsamt betreiben. Ich würde persönlich jetzt noch keine Werbung machen. Das ist auch eine Kostenfrage und muss über das Produkt gerechnet werden. Die Reisen werden zu Dumpingpreisen angeboten. Das merken sich die Kunden. Man ist so nicht mehr konkurrenzfähig. Niemand verdient da mehr was daran… auch nicht die in Ägypten. Die Kunden wollen dem Land was Gutes tun, aber mit Dumpingpreisen machen sie das auch nicht. Das ist die falsche Strategie. Die Leute versuchen dann vor Ort den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Somit werden die Kunden dann verärgert. So was bleibt in den Köpfen hängen. Viele versuchen dort, noch Geld herauszuholen. Das geht so nicht. 11. Gab es in der Vergangenheit eine vergleichbare Krise, die Ihr Unternehmen so schwerwiegend traf? Wenn Sie die politische Krise mit den Terroranschlägen in Ägypten vergleichen, würden Sie dann annehmen, dass die Auswirkungen von Terroranschlägen kurzfristigere Auswirkungen haben? Welche Gründe könnte es hierfür geben? Die Auswirkungen waren größer. Nichts war mehr möglich. Wenn nur ein Anschlag passiert, bleibt die Infrastruktur bestehen. Bei politischen Unruhen sieht es schon anders aus. Die Flieger sind ausgefallen und nicht mehr geflogen. Könnten die Gründe in der über einen längeren Zeitraum andauernden Berichterstattung der Medien liegen? Oder hat sich eventuell der Umgang der Touristen mit Terroranschlägen verändert? „ Es kann mich überall treffen“ Es gibt einmalige kurze Meldungen bei einem Terroranschlag und bei den politischen Unruhen dauern diese Meldungen länger an. Es gibt eine langfristige Berichterstattung…. Mubarak hatte es nicht verstanden. Man fügt seinem Land so noch mehr Schaden zu. Die Demonstranten haben auch nicht aufgegeben und auch zu Recht. Dabei spielen die Medien natürlich eine Rolle. Die Darstellung des Islams in den Medien 12. Wie nehmen Sie die Darstellung des Islams in den Medien wahr? Würden Sie sagen, dass es eine Tendenz zur negativen Berichterstattung über den Islam gibt? Kennen Sie positive Beispiele? Gibt es Kunden, die Bedenken aufgrund des Islams äußern? Ich kenne das aus Büchern und Zeitungsberichten… Religion und Frauen verachtende Geschichten tragen dazu bei, dass der ein oder andere nicht in das Land reist. Tradition und Islam werden miteinander in Verbindung gebracht. Die Wörter Islam und Terrorismus werden schon manchmal in einem Satz gesagt. Es gibt aber eher selten Kunden, die sich dazu äußern. Die Kunden haben sich in eigener Regie an uns gewandt und angefragt. Deutschland versucht ziemlich viel für den Islam mit Konferenzen und Einbürgerung zu tun. 3.2. Interview mit Tarek El Mahdy von Dabuka Expeditions in Kairo (02.08.2011) Medien allgemein 1. Welchen Stellenwert haben Medien für Reiseveranstalter? Jede Art von Medien beeinflussen. Der Einfluss ist schon ganz groß. Die Sache ist die, der Einfluss ist mehr politisch im Raum Ägypten. Tourismus ist eigentlich ein Nebenprodukt oder Folgeprodukt. In den Medien geht es nicht über den Tourismus direkt. Es geht fast alles über die politische Schiene und die Leute ziehen daraus ihre Rückschlüsse. 2. Machen sich Medienberichte über Ägypten bemerkbar im Unternehmen? Wenn ja, wie? Es wird auf jeden Fall reagiert. Bewusst oder unbewusst. Unbewusst wahrscheinlich mehr als bewusst. Was berichtet wird, ist eher das Negative. Positiv gibt es auch was. Das sind dann zum Beispiel Kinofilme oder andere Filme. Berichte von unseren Expeditionen, bei denen auch Kamerateams dabei waren, wurden auch ausgestrahlt und hatten positive Effekte. 3. Überwiegen Ihrer Meinung nach positive oder negative Nachrichten? Können Sie Beispiele für positive und negative Beeinflussung der touristischen Nachfrage durch die Medien nennen? Mir fällt jetzt nichts Bestimmtes ein. 4. Können die Medien die touristische Nachfrage sowohl positiv als auch negativ beeinflussen? Jede Nachricht hat irgendwelche Effekte. 5. Haben Medien die Macht das Image einer Destination längerfristig zu verschlechtern? Ja. Auf jeden Fall hat es sich verschlechtert durch die politischen Unruhen. Zumindest in bestimmten Schichten. Manche locken mit Billigtourismus. Manche kommen, die politisch interessiert sind. Andere Nischen sind wirklich weggebrochen. … Tourismus ist Tourismus… Geschäftsleute kommen natürlich auch. Man weiß manchmal nicht, was derjenige macht. Ein Geschäftsmann ist auch jemand, der vervielfältigt und seine Erfahrungen zurückbringt. Politische Unruhen in Ägypten 6. Hat die Dauerpräsenz der politischen Unruhen Ägyptens in den Medien die Lage dramatisiert oder sehen Sie die Reaktionen der Medien als angemessen? Zurzeit sind sie vielleicht angemessen. Es gab schon ein zu langes Vorspiel. Die Medien haben aber gewisse Unruhen und mehr über Religion berichtet und dadurch ein ganz anderes Image schon im Vorfeld gemacht. Das schwarze Pferd ist schon so tief in den Köpfen verankert. Über die politische Lage, da kann man nicht mehr neutral berichten. Das haben die Medien im Vorfeld aufgebaut. Es ist etwas anderes, wenn man von einem arabischen Land berichtet. Ich verfolge nicht alles, was in Europa ist momentan. So viel berichten sie zurzeit gar nicht. Der ganze Raum wird immer wieder zusammengeworfen, ob in Ägypten was los ist oder in Libyen…..Das ist alles eins. Die Medienberichte sind global, aber nicht speziell Früher haben sie viel exakter berichtet und jetzt eher global. 7. Was halten Sie von der Reisewarnung, die vom Auswärtigen Amt auf ganz Ägypten ausgeweitet wurde? Ist diese Ihrer Meinung nach gerechtfertigt gewesen? Könnte es sein, dass der Druck der Medien sich auch auf die Entscheidung des Auswärtigen Amtes ausgewirkt hat? Dazu kann ich mich nicht äußern, weil ich nicht weiß, wie es bei denen abläuft. Sie haben es alle nacheinander gemacht… die Länder und man muss einen Grund haben, warum man es nicht macht. Grund genug war es, eine Warnung aufzustellen. Das ist eine eingefahrene politische Lage gewesen. Wie sahen Sie die Sicherheitslage in den Touristengebieten am Roten Meer? Das Auswärtige Amt ist in Ägypten bisschen überfahren worden. Sie haben eine Verantwortung. Wenn was passiert, ist es besser eine Warnung auszustellen als keine. England hat sich entschlossen keine Warnung auszustellen. Am Roten Meer war ich nicht. Wenn man selbst in deren Schuhe wäre und die Verantwortung hat. Das kostet Kopf und Kragen. Wir haben zu oft keine Reisewarnung ausgesprochen. Wie zum Beispiel bei Tunesien da kam sie viel zu spät. 8. Wie haben die Kunden auf die politischen Unruhen reagiert? Die Kunden haben abgesagt. Oder die Leute haben die Reise verschoben, die gebucht hatten. Eine Tour haben wir noch durchgeführt, aber auch dort haben welche abgesagt, was man denen auch nicht verübeln kann, wenn eine Warnung draußen ist. Ich selbst hab bis März keine Reisen angeboten. Man musste eben abwarten, ob sich die Situation wieder verbessert. Ein Restrisiko ist immer gegeben. Die Mehrheit der Kunden hat abgesagt. Die Leute wollen Urlaub haben, das kann man auch verstehen. Das war zwar lange vorher geplant und alles schon gebucht…. 9. Wie sah Ihr Krisenmanagement aus? Wie sahen Sie die Entwicklung des Unternehmens bis zum Zeitpunkt der politischen Unruhen? Es gab schon vorher viele Probleme mit dem Innenministerium. Es fing Weihnachten 2009 an. Es wurden viele Genehmigungen für die Wüstenregionen ein- fach nicht mehr ausgestellt. So was hat bei uns im Tourismus auch sofort Konsequenzen. Waren Sie auf mögliche politische Unruhen und auf deren enorme Auswirkungen gefasst? Es war klar, dass das irgendwann passiert. Welche Maßnahmen wurden zur Verringerung des Schadens getroffen? Die anderen Länder waren auch betroffen. Ich war zu der Zeit in Libyen als das losging. Die Sache mit Libyen hat mich überrascht. Es kann sich lange hinziehen. Nur so schlecht geht es dem Land nicht. Alle wollen absahnen. Wie war der Umgang mit den Kunden? Wie viel Prozent Umsatzeinbußen hatte das Unternehmen? Von hundert auf null. Auf das Jahr gerechnet, weiß ich nicht. Es gibt seit einem Monat langsam Anfragen für Herbst und Winter aber minimal, sodass man, wenn man Glück hat, auf Null rauskommt. Das kann erst mal auf drei Jahre abgeschrieben werden. Die Reisen werden jetzt billig verkauft. Die Sache läuft seit 1990. Ägypten ist seit dem ein Billiganbieterland geworden. Eine Woche Rotes Meer mit Flug und Hotel bekommt man dann auch schon zum gleichen Preis, als wenn man nur einzeln einen Flug bucht. Was würden Sie zukünftig in Ihrem Unternehmen verändern, damit die Auswirkungen das Unternehmen als Ägyptenspezialisten nicht so schwerwiegend treffen? Es gibt immer natürlich Sachen, die man verändern kann. Ich habe damals Libyen und Sudan zusätzlich mit reingenommen, dass man Ausweichmöglichkeiten hat… aber die sind jetzt auch betroffen. Vielleicht ein Nischenprodukt noch mal finden. Ich habe auch eine Autovermietung seit einem Jahr. Die Leute sind ausgeflogen worden. Viele Tagestouren fallen weg. Sind weitere Produkte in Planung, um im Krisenfall sich ein zweites Standbein zu schaffen? Die Autovermietung soll noch ausgebaut werden. 10. Wie sieht es mit der momentanen Nachfrage der Kunden aus? Die Reisen werden zu Dumpingpreisen angeboten. Und da kann man nicht mitmachen. Wie lange schätzen Sie, wird es dauern, bis die Kundennachfrage wieder ihren Normalwert vor den politischen Unruhen erreichen wird? Mindestens 3 Jahre. Viele warten bestimmt auf die Wahlen. Es würde mich nicht erstaunen, wenn die Wahlen verschoben werden. Die Demonstrationen laufen friedlich ab auf dem Tahrirplatz. Was könnte (in der Öffentlichkeit) getan werden, um das Image Ägyptens zu verbessern? Ich habe tausend Ideen. Wir müssen erstmal selbst auf die Füße kommen. Und das ist ein langer Prozess. Anfangen muss man bei der Bildung. Es muss ein bisschen mehr Gerechtigkeit rein. Das Problem sind nicht die Minister. Das Problem ist der ganze Verwaltungsapparat. Solange es die Beamten alle gibt, die blockieren alles. Wer war in Ägypten nicht korrupt? Es ist ein Lernprozess. Keiner weiß, was Dienstleistung ist. Diese Kleinigkeiten fehlen und machen viel aus. Das wird noch eine ganze weile dauern. Aber man muss halt irgendwo anfangen. Denken Sie, dass die anhaltenden Unruhen in Libyen und in anderen unruhigen Gebieten Nordafrikas sich auch auf die touristische Nachfrage für Ägypten auswirken? Jein. Es gibt andere Anbieter, die Algerien und alles Mögliche weitermachen und da funktioniert es. Obwohl Algerien genauso weit weg ist von Libyen wie Ägypten… Es wird immer weitergehen. Die Frage ist nur wie. 11. Gab es in der Vergangenheit eine vergleichbare Krise, die Ihr Unternehmen so schwerwiegend traf? Auf jeden Fall… Der Luxoranschlag, der war vielleicht sogar noch schlimmer 1997. Der hat komplett eingeschlagen. Ich denke mal, der war noch extremer. Dort sind auch Touristen zuschaden gekommen. Die Sache von 97 ist auch was Außergewöhnliches. Das war die einzige Gruppe, wo der Reiseveranstalter selbst darauf bestanden hatte, die Tour umgekehrt zu machen. Manche sagen auch, dass es was Persönliches gegen den Reiseleiter war. Die andere Sache ist, dass die Leute, die den Anschlag verübt haben, nicht geflüchtet sind, sondern sie sind geblieben. Kein Anschlag in der Geschichte war so. Die hatten alle Zeit der Welt gehabt zu verschwinden. 1991 war in Minya auf ein Schiff geschossen worden und dadurch ist die Nilfahrt zwischen Kairo und Luxor gesperrt bis heute. Die weiteren Touren fanden dann mit Konvoys statt. Auch kleine Terroranschläge haben große Auswirkungen, weil die Medien das hochspielen. Jeder sagt, es könnte mich auch erwischen. Jeder Tropfen auf den Stein hinterlässt was. Das ist natürlich langfristiger und viel aktiver. Man wollte eine islamische Regierung und die ägyptische Regierung schwächen. Man wollte, dass die Devisen und Touristen wegbleiben, um der Regierung zu schaden. Die Touristen kamen dann trotzdem wieder, aber das Image ist halt geblieben. Es war denen gar nicht wichtig, dass Touristen zu Schaden kommen, sondern die Regierung. Es wird nie heißen „ ein 3 Sterne Hotel…“ ist betroffen. Sie haben es abgezielt auf den Medienerfolg. Die Darstellung des Islams in den Medien 12. Wie nehmen Sie die Darstellung des Islams in den Medien wahr? Würden Sie sagen, dass es eine Tendenz zur negativen Berichterstattung über den Islam gibt? Kennen Sie positive Beispiele? Der Islam ist in der westlichen Welt ein Feindbild geworden. Man braucht ein Feindbild. Es hat sich keiner damit befasst, dass er es versteht. Generationsübergreifend sind die Menschen damit aufgewachsen. Die Leute buchen auch Rotes Meer und tauchen, aber sie buchen nicht Ägypten. Es steht nur rotes Meer in den Reisebüros ohne Ägypten zu erwähnen. Rotes Meer ist wieder ein anderes Klischee, in dem weder die Wörter Islam und Araber vorkommen. Gibt es Kunden, die Bedenken aufgrund des Islams äußern? Unsere Reisen sind relativ teuer. Unsere Kunden sind anders gebildet und haben einen anderen Stand. Sie haben meistens schon Erfahrung und haben recherchiert. Sie sind mehr gereist und sind weltoffener. Die Billigtouristen werden in Ägypten nicht gerne gesehen. Es geht immer nur um das Finanzielle und nicht um das Langfristige. 4. Onlinefragebogen mit Auswertung Onlinebefragung Studentenforschung.de Die Ergebnisse werden für meine Bachelorarbeit an der Best Sabel Hochschule Berlin im Studiengang Internationaler Tourismus und Eventmanagement verwendet und ausgewertet. Bei der Befragung geht es um die touristische Nach- frage, das Image und um den Einfluss der Medien. Der Fragebogen nimmt weniger als 10 Minuten in Anspruch. Die Befragung ist anonym. Medien und Reiseverhalten 1. Welches Medium nutzen Sie hauptsächlich im Alltag? (Bitte nur eine Antwort ankreuzen) 2. Wo würden Sie sich hauptsächlich informieren, wenn Sie etwas über ein Urlaubsziel wissen möchten? (Bitte nur eine Antwort ankreuzen) 3. Wie viel Stunden pro Tag schauen Sie Fernsehen? 4. Überwiegen Ihrer Meinung nach positive oder negative Nachrichten im Fernsehen? 5. Wie hoch schätzen Sie die emotionale Wirkung von Medien am Beispiel des Fernsehens auf einer Skala von 1-5? 6. Was beeinflusst Sie mehr in den Medien? Image und touristische Nachfrage 7. Wo verbringen Sie gewöhnlich Ihren Urlaub? (Bitte nur eine Antwort ankreuzen) 8. Wie wichtig sind Ihnen die unten genannten Wörter bei der Auswahl eines Urlaubsortes auf einer Skala von 1 -5? Einfluss der Medien auf das Image und auf die touristische Nachfrage 9. Wie hoch sehen Sie den Einfluss der Medien auf das Image eines Urlaubslandes auf einer Skala von 1-5 (1 sehr geringer Einfluss 5 sehr hoch)? Zusammenspiel von Medien und Terrorismus 10. Hätten Sie Sicherheitsbedenken bei Reisen in muslimische Länder? 11. Wie viel wird Ihrer Meinung nach über Islam in Zusammenhang mit Gewalt und Terrorismus in den Medien diskutiert? Bitte kreuzen Sie an. (1 sehr wenig- 5 sehr viel) Risikowahrnehmung und Sicherheitsempfinden 12. Welche der folgenden Situationen finden Sie im Urlaub bedrohlicher? (Bitte nur eine Antwort ankreuzen.) 13. Was trifft auf Sie zu? (Mehrere Antworten sind möglich) Ägypten 14. Wie oft haben Sie Ägypten bereits besucht? 15. Was sind die ersten 3 Dinge, die Ihnen bei Ägypten einfallen? Oberbegriff Einzelne Begriffe Historische Sehenswürdigkeiten/ Ges- Pyramiden, Sphinx, Pharaonen, chichte Tutanchamun, Tempelanlagen, Sinai Krieg, Kleopatra, Hochkultur, Dreitausend Jahre Geschichte, Ägyptisches Museum, Kunst, Architektur, Bauwunder, wahrheitsverschweigende Archäologen, aufdringliche Verkäufer an, Hieroglyphen, Sehenswürdigkeiten, Walk like an Egyptian (Bangles), Nilkreuzfahrt, interessante Vergangenheit, Tal der Könige Tauchen Unterwasserwelt, Tauchen Natur Rotes Meer, Mittelmeer, Meer, Sand, Strand, Naturattraktionen, schmutziges Wasser, Nil, baden Klima Sonne, tolles Wetter, Hitze, Wärme, Temperaturen, rund ums Jahr angenehmes Klima Essen Essen, lecker, Hühnchenfleisch, süßes Essen Politische Unruhen Revolution, Demonstrationen/arabischer Frühling/politischer Umschwung/interne Probleme, Revolution, Mubarak, Diktatur, heikle politische Situation Verkehr Stau, Autochaos, Verkehrschaos, Busfahrten im Konvoi, Lärm Religion Mittelalterliches Verhalten der Religionsführer, Muslimisch/ Islam, Verschleierung, Kopftuch, Menschen verachtende Religion Tradition/ Menschen Frauen ohne Rechte, Gastfreundlichkeit, Spontane Leute, nette Menschen, Volk, Armut Terroranschläge Schlechte Erfahrungen schrecklicher Urlaubsaufenthalt, ich möchte da nie mehr hin!, Rückgang der Reiselust, wenig eigene Unternehmungen, Unsauberkeit Kontakte Preisunterschied Mein Mann/ Familie/ Freunde 16. Was würden Sie tun? Bitte kreuzen Sie nur eine Antwort an. Die politischen Unruhen in Ägypten zu Beginn des Jahres 2011… 17. Was würden Sie tun? Bitte kreuzen Sie nur eine Antwort an. Nach einem Terroranschlag in Ägypten…….. 18. Für den Fall, dass Sie in der vorigen Frage "Ich würde sowieso nicht nach Ägypten reisen" angekreuzt haben: Bitte nennen Sie hier Ihre Gründe Vergleich: Gründe Was sind die ersten 3 Dinge, die Ihnen bei Ägypten einfallen? „Wenn ich überhaupt in ein islamisches Land Pyramiden, Pharaonen, Nil reise, dann nur in die VAE, Dubai oder Katar. Ich könnte mir in Zukunft auch den Iran vorstellen, wenn Mullahs nicht wären.“ „Ich finde das Land sehr schön und bewundere Pyramiden, Nil, Sand die Kultur, aber es steht nicht ganz oben auf der Liste von Ländern die ich gerne besuchen würde.“ „Urlaub lieber in europäischem Gebiet“ Pyramide, Wüste, Pharao „Ich war schon dort.“ Pyramiden, Freundlichkeit, aufdringliche Verkäufer an Sehenswürdigkeiten „Die Mentalität und die Temperaturen“ Pyramiden, Frauen ohne Rechte, Tauchen „Islam, Diktatur“ Islam, Diktatur, interessante Vergangenheit „aus Sicherheitsgründen“ Die Religion, die Verschleierung, die Unsauberkeit und Armut „Ich bevorzuge Reiseländer, deren Sprache ich Pyramiden, Nil, Kairo ansatzweise spreche und deren Kultur mir nicht zu fremd ist.“ „wenig Interesse, Klima ungünstig (zu warm), Pyramiden, Hochkultur, zu viel Armut, Mentalitätsunterschiede“ Wüste „Es gibt in Deutschland noch genügend zu se- Pyramiden, Sand, Wüste hen und zu entdecken!!! „ein Tag Aufenthalt während einer kreuzfahrt- schrecklicher Urlaubsaufent- nur schreckliche Erinnerungen!!!““ halt, ich möchte da nie mehr hin! (Nichts eingetragen) „muslimisches land“ „zu heiß“ - Pyramiden, Wüste, Nil 19. Hat Ihrer Meinung nach das Image des Urlaubslandes Ägypten unter den Berichten in den Medien über die politischen Unruhen gelitten? 20. Finden Sie die Reisewarnung, die durch das Auswärtige Amt für ganz Ägypten ausgesprochen wurde, gerechtfertigt? Bei einer Reisewarnung geht man von einer Gefahr für Leib und Leben aus. 21. Welche der nordafrikanischen Länder sind Ihrer Meinung nach unsicher? (Mehrere Antworten sind möglich.) 22. Bitte wählen Sie aus der Liste Ihr Alter aus. 23. Bitte wählen Sie Ihr Geschlecht aus. Bei Fragen können Sie sich wenden an: Franziska Wanke Franziska.wanke@freenet.de Bei weiterem Interesse am Thema stehe ich Ihnen nach der Auswertung gerne zur Verfügung. Vielen Dank für die Zeit, die Sie sich genommen haben. 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