Programmbroschüre - Händel
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Programmbroschüre - Händel
Händel und seine Interpreten Handel and His Interpreters Internationale Wissenschaftliche Konferenz zu den Händel-Festspielen in Halle (Saale) 8. bis 10. Juni 2015, Händel-Haus ZUR EINFÜHRUNG Die diesjährige Internationale Wissenschaftliche Konferenz anlässlich der Händel-Festspiele in Halle (Saale) ist dem Thema „Händel und seine Interpreten / Handel and His Interpreters“ gewidmet. Vom 8. bis 10. Juni 2015 werden 21 Referentinnen und Referenten aus Großbritannien, den USA, Südafrika, Norwegen, den Niederlanden und Deutschland neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu einem der Kernbereiche der Händelforschung vorstellen und diskutieren. Händels kompositorische Vorgehensweise war in besonderem Maße „performer-sensitive“ (Donald Burrows). Er arbeitete nicht nur einzelne Arien, sondern ganze Opern und Oratorien um, wenn es darum ging, sie an andere Interpreten anzupassen, und stets ist mit diesen Bearbeitungsvorgängen auch eine kompositorische, dramaturgische und ästhetische Auseinandersetzung mit den vorgegebenen Strukturen einhergegangen. Aber bereits die erste Formulierung einer Opern- oder Oratorienpartitur war in hohem Maße aufführungs- und interpretenorientiert, was sich daran ablesen lässt, dass kurzfristige Änderungen in der Besetzung vor einer Uraufführung Händel sofort zu Änderungen an der Partitur veranlasst haben. Dieser Sachverhalt erklärt sich daraus, dass im 18. Jahrhundert „nicht die einzelne Komposition für sich […] Gültigkeit haben, sondern das Ganze der Opernaufführung […] als künstlerisches Ereignis überzeugen“ sollte, wie Reinhard Strohm mit Bezug auf die Oper formuliert hat. Die Konferenz wird darüber hinaus verschiedene Ausprägungen und maßgebliche Persönlichkeiten der Händel-Interpretation vom späteren 18. bis ins 21. Jahrhundert untersuchen und dabei auch Fragen der Geschlechterkonstruktion und -identität wie auch der zeitgenössischen und modernen Imagekonstruktion thematisieren. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Konferenz wird von der Internationalen Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft, der Stiftung Händel-Haus sowie der Abteilung Musikwissenschaft am Institut für Musik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg veranstaltet. Im Rahmen der Eröffnung am 8. Juni wird zum zweiten Mal der Internationale Händel-Forschungspreis verliehen werden. Den Festvortrag über Händel und „einen seiner Interpreten“ wird bereits am 6. Juni der Altus und Opernregisseur Axel Köhler halten. Die Teilnahme am Festvortrag wie an der Konferenz ist kostenfrei und steht jedem/jeder Interessierten offen. Wolfgang Hirschmann PROGRAMM Samstag, 6. Juni 2015 Stadthaus am Markt Festvortrag 10.00 Uhr Axel Köhler (Intendant der Oper Halle, Sänger und Regisseur) Händel und einer seiner Interpreten Montag, 8. Juni 2015 Händel-Haus, Kammermusiksaal Eröffnung der Konferenz mit Verleihung des Händel-Forschungspreises 2015 10.00 Uhr Musikalische Einleitung: Seite 8 Georg Friedrich Händel (1685–1759) „Empio, dirò, tu sei“ Arie des Cesare aus Giulio Cesare in Egitto HWV 17 „He was despised“ Arie aus Messiah HWV 56 Mitwirkende: Sarina Meier, Alt Joo Yeon Kim, Klavier (Studierende des Instituts für Musik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) Begrüßung und Einführung: Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann (Halle) Grußworte: Marco Tullner, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt Dr. Judith Marquardt, Beigeordnete der Stadt Halle für Kultur und Sport Prof. Dr. Wolfgang Auhagen, Prorektor für Struktur und strategische Entwicklung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Prof. Dr. Georg Maas, Dekan der Philosophischen Fakultät II der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 4 Montag, 8. Juni 2015 (Fortsetzung) Laudatio auf die Preisträgerin: Prof. Dr. Donald Burrows (Milton Keynes) Verleihung des Internationalen Händel-Forschungspreises 2015 Vortrag der Preisträgerin: Seite 10 Regina Compton (Rochester) How to Enrage Alexander, or Towards an Understanding of Handel’s Recitativo semplice and Theatrical Gesture Sektion 1 13.30–15.00 Uhr Leitung: Rebekka Sandmeier (Cape Town) Seite 11 Juliane Riepe (Halle) Sänger in der Kirche. Zur Praxis in italienischen Musikzentren des frühen 18. Jahrhunderts Margret Scharrer (Saarbrücken) Frankreichreisen italienischer Kastraten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Sektion 2 15.30–17.00 Uhr Leitung: Arnold Jacobshagen (Köln) Seite 12 Corinna Herr (Bochum/Köln) Rodelinda-Sängerinnen von Vittoria Tarquini bis Gertrud Elisabeth Mara Marlen Hachmann (Hamburg) Zurückhören – Annäherungen an die Händelinterpretationen von Pauline Viardot 5 Dienstag, 9. Juni 2015 Händel-Haus, Kammermusiksaal Sektion 3 9.00–10.30 Uhr Leitung: Donald Burrows (Milton Keynes) Seite 13 Michael Burden (Oxford) London’s Opera House in Handel’s time Sarah McCleave (Belfast) Depicting Characters and danced Narratives: Handel, ‘The Italian troupe’, and Marie Sallé Sektion 4 11.00–12.30 Uhr Leitung: Michael Burden (Oxford) Seite 14 John Roberts (San Francisco) The London Pasticci of 1730–31: Singers, Composers, and Impresarios Suzanne Aspden (Oxford) Checking the “progress of the Art”: Handel’s Epigones in the late 18th Century Sektion 5 13.30–15.00 Uhr Leitung: Corinna Herr (Bochum/Köln) Seite 15 Anke Charton (Wien) “…some He-She-Thing or other.” Körper, Klang und Männlichkeit: Zur Besetzungspolitik in Händels Opern Thomas Seedorf (Karlsruhe) Der doppelte Radamisto. Zur Besetzungspraxis von Heldenpartien bei Händel Sektion 6 15.30–17.00 Uhr Leitung: John Roberts (San Francisco) Seite 16 David Vickers (Huddersfield) Cuts, insertions, transpositions, substitutions and relocations: an evaluation of Handel’s revivals of Partenope (HWV 27) and Arianna in Creta (HWV 32), 1730–37 Matthew Gardner (Heidelberg) Gioacchino Conti and Handel 6 Mittwoch, 10. Juni 2015 Händel-Haus, Kammermusiksaal Sektion 7 9.00–10.30 Uhr Leitung: Thomas Seedorf (Karlsruhe) Seite 17 Dominik Höink (Münster) Gesang auf der „imaginierten“ Bühne. Charakterisierungen der Stimmen von HändelSolisten in der musikalischen Presse des 19. Jahrhunderts Arnold Jacobshagen (Köln) Belcanto mit Dilettanten. Zur Gesangsästhetik der Händel-Aufführungen bei den Niederrheinischen Musikfesten Sektion 8 11.00–12.30 Uhr Leitung: Wolfgang Hirschmann (Halle) Seite 18 Martin Elste (Berlin) National-regionale Interpretationsstile und ihre internationale Wirkung durch den Tonträger Graydon Beeks (Claremont) “Sweet Bird:” The Story of Dame Nellie Melba’s 1907 Recording Sektion 9 13.30–15.00 Uhr Leitung: Annette Landgraf (Halle) Seite 19 Paul van Reijen (Groningen) Von ruhig-getragener Idyllik bis zur erwartungsvollen Aufregung: Über Interpretationen zweier Händel-Favoriten aus heutiger Sicht Rebekka Sandmeier (Cape Town) Händel in Südafrika Sektion 10 15.30–17.00 Uhr Leitung: Graydon Beeks (Claremont) Seite 20 Michael Zywietz (Bremen) Die Händel-Interpretationen Karl Richters Donald Burrows (Milton Keynes) Malcolm Sargent and his Handel performances Schlusswort: Wolfgang Hirschmann (Halle) 7 Texte Georg Friedrich Händel (1685–1759) „Empio, dirò, tu sei“ Arie des Cesare aus Giulio Cesare in Egitto HWV 17 Empio, dirò, tu sei togliti a gli occhi miei, sei tutto crudeltá. Ein Schurke, sag ich, bist du, geh’ mir aus den Augen! Du bist ganz und gar Grausamkeit. Non è da re quel cor, che donasi al rigor, che in sen non ha pietà. Das ist nicht eines Königs Herz, das sich der Härte hingibt, das kein Mitleid hat. „He was despised“ Arie aus Messiah HWV 56 8 He was despised and rejected of men, A man of sorrows, and acquainted with grief. Er ward verachtet und von den Menschen verschmäht, Ein Mann der Schmerzen und Kummer gewohnt. He gave his back to the smiters, And his cheeks to them that plucked off the hair. He hid not his face from shame and spitting. Er bot seinen Rücken denen dar, die ihn schlugen, Und seine Wangen denen, die ihm das Haar ausrissen. Er verbarg nicht sein Angesicht vor Schmähungen und Speichel. ABSTRACTS Vortrag der Preisträgerin Regina Compton (Rochester) How to Enrage Alexander, or Towards an Understanding of Handel’s Recitativo semplice and Theatrical Gesture Any capable singer in the seventeenth and eighteenth centuries knew something about the visual components of performance. Numerous pedagogical and theoretical texts stress the importance of acting and illustrate an exhaustive vocabulary of gesture. Yet such texts provide only a limited sense of the exact actions employed by singers, and today, many decisions about historical acting remain open to speculation. Some scholars, most recently, Richard King (2008) and Jed Wentz (2009), have proposed ways to envision onstage movement. King and Wentz concur that gesture serves to communicate affective meaning, but they do not agree about the particulars of baroque theater and aesthetics. Indeed, their respective analyses of Act 1, Scene 9 from Handel’s Alessandro differ significantly: where King sees a character expressing aversion, Wentz sees extreme rage, and where King reads sincere reverence, Wentz reads deception. Their analyses present close, if conflicting readings of individual words and phrases in the libretto. However, neither King nor Wentz accounts for the musical setting: the recitativo semplice. This paper examines the musical components of Handel’s recitative to enrich prevailing scholarly theories about gesture. Handel’s scores include far more stage directions than do those of his contemporaries. Most of these instructions – which typify some of the gestures described in contemporary treatises on acting – appear in the simple recitative and occur in coordination with communicative musical devices, such as agitated disjunct melodies when a character runs (corre). This relationship between musical detail and directed onstage movement sheds some light on the actions of the title character of Alessandro, a young impetuous leader, who acts with more childish fury than kingly dignity. This nuanced character profile of Alessandro emerges from a study of the simple recitative, in which the music is closely linked with and sometimes indicative of the physical movements of the performer. 10 Sektion 1 Leitung: Rebekka Sandmeier (Cape Town) Juliane Riepe (Halle) Sänger in der Kirche. Zur Praxis in italienischen Musikzentren des frühen 18. Jahrhunderts In einer 1999 erschienenen Studie bezeichnete Carl Dahlhaus die „ernste Oper“ als „die führende Gattung“ in der europäischen Musik des 18. Jahrhunderts. Die Zeitgenossen, die in ihrer Mehrheit nie eines dieser Werke gehört haben dürften, hätten über eine solche historiographische Wertung vermutlich den Kopf geschüttelt. Musikinteressierte Reisende, die damals in Italien unterwegs waren, wandten der Kirchen- bzw. der geistlichen Musik, die wesentlich häufiger zu hören und jedermann zugänglich war, mindestens ebensoviel Aufmerksamkeit zu (ein vergleichsweise spätes Beispiel ist Charles Burney). Nichtsdestoweniger steht die Oper, was die Erforschung der Vokalmusik des 18. Jahrhunderts betrifft, seit Jahrzehnten wie selbstverständlich im Vordergrund. Dies gilt auch für die Forschung zu den Interpreten: Sänger-Forschung ist Forschung zur Geschichte des Operngesangs; zu den Sängern der Kirchen- und der geistlichen Musik des 18. Jahrhunderts gibt es (abgesehen von institutionsgeschichtlich ausgerichteten Arbeiten) kaum Untersuchungen. – Im Referat soll versucht werden, thesenhaft den Stand der Forschung zu resümieren (inklusive einiger Mutmaßungen über die Gründe für ein auffälliges Forschungsdesiderat), die vorhandenen Quellentypen zu beleuchten, Fragen zu formulieren (nicht zuletzt, was die Unterschiede zu der ungleich besser erforschten Figur des Opernsängers betrifft) und erste Beobachtungen zu sammeln. Konkrete Grundlage für einen ausschnitthaft-vorläufigen (Gegen-)Entwurf ist dabei die Praxis in den italienischen Musikzentren zu Beginn des 18. Jahrhunderts, der Zeit also von Händels Italienaufenthalt. Margret Scharrer (Saarbrücken) Frankreichreisen italienischer Kastraten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Hinlänglich ist bekannt, dass der italienische Operngesang am französischen Hof seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sehr wenig bis keine Begeisterung auslöste. Während der Fronde soll sogar eine regelrechte Jagd auf Kastraten initiiert worden sein. Nichtsdestoweniger fanden auch während der Regierungszeit Ludwigs XIV. verschiedene Kastratensänger den Weg an die Seine. Es gab sogar innerhalb der königlichen Familie Anhänger des italienischen Gesangs, wie z. B. die bayerische Dauphine Maria Anna Victoria oder Philippe II., Herzog von Orléans, Sohn der berühmten Liselotte von der Pfalz. Nicht zuletzt galten die englischen Exilkönige James II. und James III. sowie einige Städter aus dem Umfeld von Abbé Mathieu, der an der Kirche SaintAndré-des-Arts in Paris tätig war, als Liebhaber italienischer Musik. Kein Geringerer als der französische König höchstpersönlich beauftragte den italienischen Komponisten Paolo Lorenzani auf seiner Italienreise 1679, italienische Kastraten für die Chapelle royale anzuwerben. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts begann sich zudem auf französischer Seite die Einstellung der italienischen Oper gegenüber zu wandeln. Obgleich Paris als Karrierestation für Kastraten als unbedeutend einzuschätzen ist, fanden verschiedene berühmte Kastratensänger wie Farinelli, Caffarelli oder Nicolini den Weg nach Paris oder machten auf ihren Reisen Station in anderen französischen Städten. Wie wurde ihr Gesang dort aufgenommen? Zu welchen Anlässen traten sie sängerisch in Erscheinung? Und wie bewerteten sie selbst wiederum die in Frankreich übliche Gesangspraxis? Diesen Fragen soll anhand von Aussagen verschiedener Zeitzeugen in Briefen, Tagebüchern und der Hofzeitschrift Mercure galant nachgegangen und aufgezeigt werden, in welchem Verhältnis die italienische und französische Gesangspraxis standen. 11 Sektion 2 Leitung: Arnold Jacobshagen (Köln) Corinna Herr (Bochum/Köln) Rodelinda-Sängerinnen von Vittoria Tarquini bis Gertrud Elisabeth Mara Verschiedene Fassungen des Dramma per musica Rodelinda, Regina de’ Longobardi kursieren im 18. Jahrhundert zwischen Italien, London und Deutschland. Nach Vittoria Tarquini, der ersten Rodelinda-Interpretin in Pratolino 1710 mit dem Libretto von Antonio Salvi und der Musik von Giacomo Antonio Perti, finden sich in der Reihung der Rodelinda-Interpretinnen zeitgenössisch prominente Namen wie Maria Laurenti Novelli, Rosa Croci, Rosaura Mazzanti sowie die beiden Rodelinden der Graunschen Vertonung, Giovanna Gasparini in der Uraufführung (1741) und Gertrud Elisabeth Mara in der Wiederaufnahme (1778). Die heute noch bekannteste Rodelinda-Sängerin ist allerdings sicherlich Händels Rodelinda, Francesca Cuzzoni (1725). Während die tugend- und standhafte Rodelinda einerseits ein konsistentes Bild abgibt, wird dieses aber auch individuell über die einzelnen Sängerinnen transportiert. So berichtet Burney, dass das braun und silberne Kleid der Cuzzoni in der Folge der Rodelinda-Aufführungen zu einer „national uniform for youth and beauty“ geworden sei, und Friedrich Zelter schreibt an Goethe über Elisabeth Mara: „Größeres als ihre Königin Rodelinde habe ich nicht vernommen“. – Im Vortrag sollen Ausbildung und sängerisch-darstellerische Hintergründe verschiedener Rodelinda-Sängerinnen näher beleuchtet werden. Ein Vergleich der Eingangsszenen aus Händels und Grauns Rodelinda wird im Blick auch auf die Darstellungsmöglichkeiten von Cuzzoni und Gasperini bzw. Mara angestellt. Abschließend wird nach möglicherweise sich verändernden Facetten dieses wichtigen Weiblichkeitsbildes des 18. Jahrhunderts gefragt. Marlen Hachmann (Hamburg) Zurückhören – Annäherungen an die Händelinterpretationen von Pauline Viardot „Denn wenn es zutrifft, dass jede Zeit die Musik eines bedeutenden Komponisten für sich neu entdeckt“ (Wolfgang Hirschmann), wie holt man die Entdeckungen ans Licht, von denen es kein Klangdokument gibt? Dieser Vortrag widmet sich dem Thema der sängerischen Rekonstruktion schriftlicher interpretatorischer Hinweise und versucht ein Einkreisen des Themas sowohl von wissenschaftlicher als auch künstlerischer Perspektive. Pauline Viardot (1821–1910) war zu ihren Lebzeiten vor allem als außergewöhnliche Sängerpersönlichkeit bekannt. Als Künstlerin begeisterte sie das Opern- und Konzertpublikum in ganz Europa. Ihre außergewöhnlichen Konzertprogramme und Zugaben sorgten regelmäßig für Aufsehen, da sie keine Gelegenheit ausließ, ihrem Publikum unbekannte oder wiederentdeckte Werke zu präsentieren. Ihre umfangreiche Edition École classique du chant versammelt Kompositionen aus verschiedenen Stilepochen und Gattungen, stellt sowohl Werke von bekannten als auch unbekannten Komponisten vor und enthält ausführliche Vortragsangaben und Interpretationshinweise. Insgesamt fünfundsiebzig Arien und Duette erschienen in Einzelausgaben, vierzehn davon sind Arien aus Opern und Oratorien von Georg Friedrich Händel. Die interpretatorischen Hinweise und Vortragszeichen sind der Schlüssel zu Pauline Viardots Verständnis dieser Musik und bilden den Ausgangspunkt und inhaltlichen Fokus des Vortrags. Es soll ausgeführt werden, in welchem textuellen und musikalischen Bezug sie verwendet werden und welche künstlerische Intention damit verbunden gewesen sein könnte. Anhand der Arie der Cleopatra aus der Oper Giulio Cesare in Egitto von Händel, die 1861 in der École classique du chant erschien, sollen interpretatorische Details vorgestellt werden. Dabei steht der direkte sängerische Zugang zu Text und Musik im Vordergrund, und ein klanglicher Eindruck soll einerseits durch Vergleiche mit Referenzaufnahmen, andererseits durch live gesungene Beispiele zurückgehört werden. 12 Sektion 3 Leitung: Donald Burrows (Milton Keynes) Michael Burden (Oxford) London’s Opera House in Handel’s time Many scholars have tended to present the 1705 King’s Theatre as part of a newly fashionable area, in the developing West End. But a closer examination of the development of London suggests that it was not ‘newly fashionable’; Henry Jermyn, Earl of St. Albans, had been developing the area of St James’s since the Restoration, and by the time of his death in 1684, the fabric of the area was virtually complete. It was not, then, a great gamble to have sited the King’s Theatre in Haymarket; it placed the fashionable house for the luxury item of opera near the homes of those who could – and did – afford it. And like much the theatre’s history, we know little about the building’s interior, and there is, further, little technical information about the building’s technical apparatus. And although in sceneographic terms, Lindgren (1987) has made the case for viewing Handel’s operas in three phases: Handel’s early operas; the operas between 1720 and 1728; and those staged through the 1730s to Handel’s last, Deidamia, in 1741, no ‘designs’ survive for any of Handel’s operas, if indeed, such ‘designs’ even existed. This paper returns to London’s Opera House, and re-examines its architectural history in the urban landscape, from its beginnings to the final years of Handel’s opera career, and re-visits the interior in which Handel worked examining what, theatrically, was ‘possible’ and what was ‘impossible’. Sarah McCleave (Belfast) Depicting Characters and danced Narratives: Handel, ‘The Italian troupe’, and Marie Sallé Handel responded to dancers with the same commitment and creativity that characterised his personalised response to his singers. Just as arias can be categorised according to broad styles, such as the lament or the aria di bravura, theatre dance at the time can be understood as offering four styles (Fairfax) – serious, demi-caractère, comic, and grotesque – which had implications for both composers and dancers alike. While French dancers performed in all four styles, the sensuous and grounded ‘serious’ style was unique to them. The Italians, on the other hand, excelled at the more air bound and athletic comic and grotesque styles. In addition to these styles, dance of the time can be understood to work in two modes: in the first, the performers depict a character or dance genre (the ‘characterisation’ mode); in the second, the performers are telling a story (the ‘narrative’ mode). Handel’s London career afforded opportunities for responding to dancers working in distinct styles of movement – most notably the Italian troupe resident at the King’s Theatre in 1726–27, and Marie Sallé at Covent Garden in 1734–35. By studying the dances from Admeto (1727) and Ariodante (1735), this paper will explore Handel’s response to the serious and grotesque styles, as well as to the character and narrative modes. 13 Sektion 4 Leitung: Michael Burden (Oxford) John Roberts (San Francisco) The London Pasticci of 1730–31: Singers, Composers, and Impresarios In 1729, following the collapse of the Royal Academy of Music, a new opera company was launched under the joint management of Handel and Heidegger, who controlled the King’s Theatre. During its first two seasons this company performed eight Handel operas and two pasticci of music by other composers, Ormisda (1730) and Venceslao (1731). The original performing scores of these pasticci, now in London and Hamburg, were part of Handel’s personal collection, and it has usually been assumed that he was primarily responsible for their compilation. This paper argues, however, that Handel had little direct involvement in either Ormisda or Venceslao except as a performer. Both operas appear to have been based in some way on scores supplied to the Royal Academy in 1726 by the former London impresario Owen Swiney, then living in Venice, though the musical contents were largely replaced. Handel’s singers probably provided most of the arias out of their own repertoires. The musical style of the recitatives shows that they cannot be by Handel but were the work of a single unidentified composer, perhaps Pietro Castrucci, leader of the Haymarket orchestra. The whole process may have been masterminded by Heidegger. Suzanne Aspden (Oxford) Checking the “progress of the Art”: Handel’s Epigones in the late 18th Century In 1805 Charles Burney remarked of his countrymen that ‘the exclusive admiration and patronage of Handel’s music … has checked the progress of the Art so much, that we are at least 50 years behind the rest of Europe in its cultivation, taste, and variety’. Burney’s lament encompassed not only the increasing fervour for performing Handel’s oratorios, but also the readiness of late eighteenth-century composers to imitate their great predecessor. Perhaps because of this (apparently) backward-looking tendency, little attention has been paid to these epigones, and yet examination of the music of Thomas Arne, William Hayes, Thomas Linley, Samuel Arnold and others demonstrates not merely imitation, but a self-conscious homage and historicism with regard to Handel and to their earlier musical patrimony. Considered in conjunction with what we know of contemporary performance practice, this compositional homage reveals a sophisticated sense of musical historicism and an archaising tendency that was to bear fruit in 19th-century notions of the canon. 14 Sektion 5 Leitung: Corinna Herr (Bochum/Köln) Anke Charton (Wien) “…some He-She-Thing or other.” Körper, Klang und Männlichkeit: Zur Besetzungspolitik in Händels Opern Sänger oder Sängerin? Kastrat oder Mezzosopranistin? Countertenor oder Altistin? Nicht erst seit dem Siegeszug der historisch orientierten Aufführungspraxis ist die Besetzungsfrage der primi und secondi uomini in den Opern Händels auch eine Geschlechterfrage. Wenn der Dirigent Marc Minkowski für seine Aufnahme des Giulio Cesare (2003) eine Altistin bevorzugt, da Countertenören für diese Partie selbst „bei den größten Interpreten die Bravour, die Männlichkeit, das Androgyne“ fehle, führt er eine Besetzungsdiskussion fort, die weitaus älter ist und die über die für Bariton und Bass oktavierten Heldenpartien der Händelrenaissance des frühen und mittleren 20. Jahrhunderts, wie etwa in der Göttinger „Rodelinda“ der 1920er Jahre, bis zurück in Händels Zeit führt. Dort sind es wiederum die (wenigen) für Sängerinnen komponierten Londoner Männerpartien – Dardano in Amadigi di Gaula (1715) für Diana Vico, Radamisto (1720) in der Erstfassung für Margherita Durastanti, Unulfo in Rodelinda (1731) für Antonia Margherita Merighi –, die im vom Sensualismus geprägten England für Reibung sorgen. Der Theaterimpresario Owen Swiney geht soweit, Vico und Merighi im Zusammenhang mit Vincis La Rosmira fedele (1725) abwertend als „some He SheThing“ zu bezeichnen: Ist es bei Minkowski der Stimmklang, so scheint es bei Swiney der Körper zu sein, der mit der angestrebten heldenhaften Männlichkeit überkreuz liegt. Gut zehn Jahre nach Minkowskis Einspielung ist der Markt für Countertenöre – auf Platte, aber auch auf der Bühne – so groß wie nie. Er zeigt zudem eine wachsende Vielfalt hoher Männerstimmen, die erneut die Frage aufwerfen, wie Männlichkeit auf der Opernbühne über Körper- und Klangbilder konstruiert wird und welche Auswirkungen dies auf die Besetzungspraxis bei Händel haben kann. Thomas Seedorf (Karlsruhe) Der doppelte Radamisto. Zur Besetzungspraxis von Heldenpartien bei Händel Ausgangspunkt meiner Überlegungen sollen die beiden Fassungen des Radamisto sein, die Händel 1720 innerhalb weniger Monate angefertigt hat. Bekanntlich sollte Senesino als primo uomo schon zur Eröffnungsspielzeit der Royal Academy of Music in London sein, war aber noch nicht frei, so dass Margherita Durastanti in der Erstfassung des Radamisto die ursprünglich Senesino zugedachte Titelpartie sang. Als der Altkastrat dann in der zweiten Jahreshälfte endlich nach London kam, übernahm er diese Rolle, allerdings in einer vielfach modifizierten Form. Über die Radamisto-Fassungen ist schon Vieles gesagt worden, das ich nicht um Neues ergänzen, an das ich aber anknüpfen möchte. Der hier mustergültig zu beobachtende Vorgang, dass eine Rolle nicht nur von einem Sänger auf einen anderen übergeht, sondern dabei auch das Geschlecht des Darstellers sich ändert, ist kein Einzelfall, weder bei Händel noch bei anderen Komponisten. Der Vortrag geht diesem Rollenwechsel und den ihm zugrundeliegenden Prinzipien und Haltungen nach. 15 Sektion 6 Leitung: John Roberts (San Francisco) David Vickers (Huddersfield) Cuts, insertions, transpositions, substitutions and relocations: an evaluation of Handel’s revivals of Partenope (HWV 27) and Arianna in Creta (HWV 32), 1730–37 This paper will debate the significance of Handel’s flexible adaptions of his own music dramas to different circumstances. It was these kinds of revivals – and not new works – that constituted the majority of events during his long performing career in London. From this point of view, it stands to reason that his malleable treatment of scores can potentially reveal much about his working methods, creative personality and artistic priorities. Case studies selected from his performance versions of Partenope (HWV 27) and Arianna in Creta (HWV 32), which span from 1730 to 1737, will not only attempt to explain when, how and why Handel changed the content of his operas for various revivals, but also will reconsider the musico-dramatic impact and artistic significance of his alterations. Reconsidering aspects of different versions of these operas will lead to an informal codification of Handel’s ‘revival process’, and evaluate why his revisions repay critical consideration. Matthew Gardner (Heidelberg) Gioacchino Conti and Handel When at the end of the 1734–5 season Handel’s star castrato, Giovanni Carestini, left Handel’s company and returned to Italy, he was eventually replaced in April 1736 by the young Gioacchino Conti, who had been singing in Naples, Vienna, Venice and Genoa. Upon arriving in London, Conti did not, as would be expected, make his debut in a new opera or with an adapted part in a revival, but instead Handel allowed him to sing arias drawn from works by other composers that he brought with him in a revival of Ariodante. Around the same time, he nevertheless also sang a leading role in the premiere of Atalanta. During the two seasons he was in London, Conti sang in revivals of three further Handel operas (Alcina, Partenope and Poro), with Handel adapting music originally conceived for other singers; in three new operas (Arminio, Giustino and Berenice) for which Handel created roles for him; in the Italian oratorio Il trionfo del Tempo e della Verità; and in the 1737 bilingual performance of Esther, where he performed music that had originally been written for Carestini. His participation was also planned for the revival of Deborah in the same season which did not take place. From October 1736 Conti, however most commonly sang secondary roles, owing to the arrival of the more experienced Domenico Annibali in London. The range of parts Conti performed for Handel in a short space of time consequently provides a useful insight into Handel’s working practice with a new singer at a time when he was still facing serious competition from the rival opera company, commonly referred to as ‘The Opera of the Nobility’. This paper therefore explores the parts Handel adapted and composed for Conti during his 15-month stay in London, highlighting how the abilities of a singer and the need for a castrato played a key role in Handel’s compositional process and casting decisions. 16 Sektion 7 Leitung: Thomas Seedorf (Karlsruhe) Dominik Höink (Münster) Gesang auf der „imaginierten“ Bühne. Charakterisierungen der Stimmen von Händel-Solisten in der musikalischen Presse des 19. Jahrhunderts Ausgehend von dem im Verzeichnis Aufführungen von Händels Oratorien im deutschsprachigen Raum (1800–1900) zusammengetragenen Material wird an ausgewählten Beispielen die Charakterisierung der Stimmen von Oratorieninterpretinnen und -interpreten in den einschlägigen musikalischen Zeitschriften untersucht. Leitend sind dabei Fragen nach der publizistischen Konstruktion eines spezifischen Sängerbildes durch Stimmcharakterisierung, der Bedeutung des „Verkörperungscharakters“ der Stimme als „Index der Singularität einer Person wie der Kultur“ (Kolesch, Krämer) sowie der Konstruktion von Geschlechtervorstellungen. Arnold Jacobshagen (Köln) Belcanto mit Dilettanten. Zur Gesangsästhetik der Händel-Aufführungen bei den Niederrheinischen Musikfesten Unter den deutschen Musikfesten des 19. Jahrhunderts nehmen die zwischen 1818 und 1933 jährlich alternierend in Düsseldorf, Köln und Aachen (sowie anfangs auch Elberfeld) stattfindenden Niederrheinischen Musikfeste eine herausragende Stellung ein. Händels Oratorien zählten hier neben den Sinfonien Beethovens und Mendelssohns im 19. Jahrhundert zu den am meisten aufgeführten Werken. Kennzeichnend für die Aufführungspraxis war die Monumentalbesetzung der Chöre mit Dilettanten, während für die Solopartien in zunehmendem Maße Virtuosen internationalen Ranges gewonnen wurden. Zugleich variierte das Ausmaß der Bearbeitung des musikalischen Aufführungsmaterials im Laufe der Jahrzehnte erheblich. Nicht zuletzt anhand bislang unbeachteter Quellen aus dem Rheinischen Musikarchiv soll die Entwicklung der Gesangskultur der Werke Händels auf den Niederrheinischen Musikfesten im 19. Jahrhundert nachgezeichnet werden. 17 Sektion 8 Leitung: Wolfgang Hirschmann (Halle) Martin Elste (Berlin) National-regionale Interpretationsstile und ihre internationale Wirkung durch den Tonträger Die Rezeption der Werke Georg Friedrich Händels ist lange Zeit schwerpunktmäßig erfolgt. Es gab eine englische Oratorientradition, in der Händels Werke eine besonders prominente Stellung einnahmen, die Göttinger Händel-Renaissance sowie die ganz anders geartete hallesche Händel-Renaissance und schließlich eine weitgehend von englischen Musikern ausgegangene historisierende stilistische Neuorientierung. Der Vortrag will der Frage nachgehen, worin diese ursprünglich regional zuzuordnenden Aufführungsstile bestehen und inwieweit sie durch ihre Verbreitung auf kommerziellen Tonträgern internationalen Einfluss auf Musiker und auf Konsumenten ausgeübt haben. Dabei werden paradigmatische Aspekte der Vermarktung von Musik eine besondere Rolle spielen. Graydon Beeks (Claremont) “Sweet Bird:” The Story of Dame Nellie Melba’s 1907 Recording On March 30, 1907 the famed soprano Nellie Melba entered the studios of the Victor Talking Machine Company to record Handel’s aria “Sweet Bird” from Il Penseroso. The instrumental obbligato was played by the American flutist Charles Kelsey North, who accompanied her on tours in 1895 and 1904–05 and in concerts in 1906–07. Although she recorded this aria on two other occasions, the 1907 recording is particularly interesting. North had a successful early career as a teacher and freelance player in the Boston and New York areas. He was then briefly the principal flute of the Detroit Symphony after World War I before ending his career playing with a movie theater orchestra in Chicago during the 1920s. His surviving collection of music includes the flute parts from his 1904–05 tour with Melba. This paper will discuss the differences between what Melba actually sang in concert and what she recorded. It will also examine the range of articulation and dynamics available to the performers but not conveyed by the early recordings; in particular it will look at Melba’s famous double cadenza which was published without any dynamics at all by Estelle Liebling in her famous collection of coloratura soprano arias. Finally, it will encourage us to hear through the obstacles of limited technology and surface noise to catch a glimpse of the technique and musicianship that caused admiring players to liken Melba to “another instrumentalist.” 18 Sektion 9 Leitung: Annette Landgraf (Halle) Paul van Reijen (Groningen) Von ruhig-getragener Idyllik bis zur erwartungsvollen Aufregung: Über Interpretationen zweier Händel-Favoriten aus heutiger Sicht Das so genannte ‘Largo von Händel’ ist in weite Bereiche der musikalischen Öffentlichkeit längst so weit eingedrungen, dass ein jeder es zu kennen glaubt. Es ist die Frage, inwieweit die heutige, generell erfasste ruhig-getragene Idyllik der ‘Larghetto’-Arie Ombra mai fù (Serse, 1738) in den jeweiligen neueren Interpretationen noch von dem sentimental aufgeblähten ‘Largo’ erblich belastet sein mag. In diesem Zusammenhang sind bei der entsprechenden Bewertung nicht nur die üblichen ‘objektiven’ Parameter wie z. B. Tempo und Dynamik, sondern auch die – allerdings schwerer abzuwägenden – ‘subjektiven’ Faktoren wie ‘Tonfall’, Expressivität und musikalische Atmosphäre zu berücksichtigen. Eine ähnliche Betrachtungsweise lässt sich mutatis mutandis bei der Bewertung der immens populär gewordenen Sinfonia zum 3. Akt von Händels Oratorium Solomon (1749) durchführen, als selbstständiges Instrumentalstück zum “The Arrival of the Queen of Sheba” favorisiert. Außer den schon erwähnten Parametern gilt es letztendlich auch hier zu eruieren, inwieweit man das „Ausdrucksvermögen der Musik in allen erdenklichen Weisen“ (Chrysander, 2/1906) herauszustellen weiß. Rebekka Sandmeier (Cape Town) Händel in Südafrika Händels Oratorien kamen als Teil der Kultur der Missionare und der englischen Kolonialmacht im 19. Jahrhundert nach Südafrika. Durch das Schulsystem wurde diese Tradition an die einheimische Bevölkerung weitergegeben. Während der Apartheid entwickelten sich jedoch zwei von einander getrennte Interpretationstraditionen für Händels Musik, die beide von Laienchören getragen sind: Einerseits sind dies die Chöre der einheimischen, schwarzen Bevölkerung, andererseits sind es die, meist an anglikanische Kirchen gebundenen, Chöre der weißen Südafrikaner (Afrikaaner wie Nachkommen der englischen Kolonisten). Auch heute, 20 Jahre nach dem Fall der Apartheid, werden diese Interpretationstraditionen weitestgehend unabhängig voneinander gepflegt. In Konzerten gehören, bis auf seltene Ausnahmen, sowohl Ausführende als auch Publikum ein und derselben Bevölkerungsgruppe an. Anhand von mehreren Beispielen werden sowohl der geschichtliche Hintergrund als auch der heutige Kontext der verschiedenen Interpretationstraditionen dargestellt und untersucht. 19 Sektion 10 Leitung: Graydon Beeks (Claremont) Michael Zywietz (Bremen) Die Händel-Interpretationen Karl Richters Karl Richter galt bis zu seinem Tode 1981 weltweit als der führende Bach-Interpret seiner Zeit. Durch die aufkommende Bewegung der historisch informierten Musikpraxis in den 70erund 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts verfielen die zuvor hochgelobten Interpretationen bald der Geringschätzung weiter Kreise. Händel – den er stets als ebenso bedeutsam wie Bach herausstellte – widmete sich Richter in zahlreichen Konzerten und Aufnahmen. Der Vortrag versucht, die historischen und ästhetischen Prämissen aufzuzeigen, die den Interpretationen Richters zugrundeliegen. Weiterhin sollen die Aufnahmen selbst auf ihre aufführungspraktischen Prämissen befragt und ihre Rezeption beleuchtet werden. Donald Burrows (Milton Keynes) Malcolm Sargent and his Handel performances Harold Malcolm Watts Sargent (1895–1967, from 1947 Sir Malcolm Sargent) was a leading, and often controversial, musician in Britain for more than forty years. Although he undertook a broad repertory of orchestral music, his long periods of service as conductor of the Royal Choral Society and of the Huddersfield Choral Society associated him with choral music, and he was especially popular with amateur choral singers. Inevitably, for his time and circumstances, his main association with Handel’s music was through performances of Messiah, in which he represented a tradition of presentation in an era before the re-establishment of historical performance practices, when the ideal was represented by large-scale performances (usually with some movements omitted), using singers numbered in hundreds and complemented by a full symphony orchestra. He frequently expressed an opinion that such treatment was the correct way to interpret the grandeur of Handel’s style. His first recordings of movements from Messiah were made in 1926, and there are several subsequent ‘complete’ recordings that indicate his approach to interpretation. This paper will include a television talk that he recorded to precede a Messiah performance in 1956. 20 KURZBIOGRAPHIEN Prof. Dr. Suzanne Aspden (Oxford) Suzanne Aspden is an Associate Professor at the University of Oxford, where she researches and teaches on eighteenth-century music and aesthetics, with particular focus on opera and the politics of identity. She has published widely and in a number of leading journals in these areas, which her recent book, The Rival Sirens: Performance and Identity on Handel’s Operatic Stage, also addresses. Prof. Dr. Graydon Beeks (Claremont, CA) Graydon Beeks is Director of Music Programming & Facilities and Professor of Music at Pomona College in California, where he also serves as Director of the Pomona College Band. He received his bachelor’s degree from Pomona College and his master’s and doctorate in music history and literature from the University of California at Berkeley. He has published extensively on the music of George Frideric Handel and his contemporaries, and especially on the music of Handel’s Cannons period. He currently serves as President of The American Handel Society and is a member of the Editorial Board of the Hallische-Händel-Ausgabe and the Vorstand of the Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft. Prof. Dr. Michael Burden (Oxford) Michael Burden is Professor in Opera Studies at Oxford University, and Fellow in Music at New College, where he is also Dean. His published research is on the stage music of Henry Purcell, and on aspects of dance and theatre in the London theatres of the seventeenth, eighteenth, and nineteenth centuries. He is currently completing a volume on the staging of opera in London between 1660 and 1860; his five-volume collection of opera documents, London Opera Observed, and his study of the London years of the soprano Regina Mingotti were both published in 2013. A new volume – edited with Jennifer Thorp – entitled The works of Monsieur Noverre translated from the French: Noverre, his circle, and the English ‘Lettres sur la danse’ has just been published; it includes the 18th-century English translation of Noverre’s seminal text. He is the Past President of the British Society for Eighteenth-century Studies, a Visitor to the Ashmolean Museum in Oxford, and Director of Productions of New Chamber Opera, www.newchamberopera.co.uk. Prof. Dr. Donald Burrows (Milton Keynes) Donald Burrows is Professor of Music at The Open University, Milton Keynes (GB), also Chairman of the Handel Institute and a Vice-President of the Georg-Friedrich-HändelGesellschaft. The year 2005 saw the publication of his edition of Handel’s Samson (in the Novello Handel Edition), and his book Handel and the English Chapel Royal; his edition of Imeneo was published in 2002 in the HHA and his edition of Ariodante in 2008. In 2005 he conducted a concert of Handel’s Chapel Royal music at the time of the American Handel Society’s Conference in Albuquerque, New Mexico, and in 2007 he conducted the 50th anniversary concert for the Deal and Walmer Handelian Society. He has just published volume 1 of George Frideric Handel: Collected Documents. Dr. Anke Charton (Wien) Anke Charton studierte Theaterwissenschaft und Germanistik in Leipzig, Bologna und Berkeley und promovierte 2011 an der Universität Leipzig mit einer interdisziplinären Arbeit im Bereich Opern- und Geschlechtergeschichte (prima donna, primo uomo, musico. Körper und Stimme: Geschlechterbilder in der Oper, Leipzig 2012). Lehraufträge führten sie u. a. an die Hochschule für Musik Detmold und die Universität Leipzig; sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungs22 projekt MUGI (an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg) und ist gegenwärtig Postdoc an der Universität Wien. Zu ihren Forschungs- und Publikationsschwerpunkten gehören Musiktheater, Gesangsforschung, ältere Theatergeschichte und Geschlechterforschung. Dr. Regina Compton (Rochester) Regina Compton holds degrees in music from Southern Methodist University, the University of Cincinnati, College-Conservatory of Music, and the Eastman School of Music, where she completed her PhD in May 2015. Regina has presented at conferences throughout North America, notably the 2015 meeting of the American Handel Society, the 2014 meeting of Canadian Society for Eighteenth Century Studies, and national and regional meetings of the American Musicological Society (2013, 2014). Regina is also a recipient of the American Handel Society’s J. Merrill Knapp Research Fellowship, which supported studies at the British Library in summer 2013. Dr. Martin Elste (Berlin) Martin Elste ist Medienkurator am Staatlichen Institut für Musikforschung in Berlin. Er hat verschiedene Lehraufträge ausgeführt und weltweit referiert, wobei er sich vor allem mit der Musik als Klanggeschehen wissenschaftlich beschäftigt hat. Er war Vizepräsident der International Association of Sound and Audiovisual Archives und Vorsitzender des Preises der deutschen Schallplattenkritik sowie Fachbeirat der Musikenzyklopädie Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Elste hat mehrere Monographien und über 200 Abhandlungen verfasst. Seine Meilensteine der Bach-Interpretation 1750–2000 wurden mit dem „Award for Excellence“ der Association for Recorded Sound Collections ausgezeichnet. Zu seinen weiteren Büchern zählen das Kleine Tonträger-Lexikon (1989), Modern Harpsichord Music: A Discography (1995), die Übersetzung/Bearbeitung des Oxford Companion to Musical Instruments als Lexikon der Musikinstrumente (1996) sowie Die Dame mit dem Cembalo – Wanda Landowska und die Alte Musik (2010). Dr. Matthew Gardner (Heidelberg) Matthew Gardner gained his PhD from Heidelberg University (Germany) in 2007 with a dissertation on ‘Handel and Maurice Greene’s Circle at the Apollo Academy: The Intellectual Contexts of Oratorios, Odes and Masques’, published in 2008 with V&R Unipress. From 2008–2011 he was a lecturer at Heidelberg University (Germany) and assistant to Silke Leopold, teaching on a variety of subjects. Between 2012 and 2014 he was the principal investigator of a research project on singers working in Restoration and early Georgian England (1660–c.1780) funded by the Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), while also continuing to lecture at Heidelberg University. Since 2014 he has been a research fellow in the project ‘OPERA – Spektrum des europäischen Musiktheaters in Einzeleditionen’ at Frankfurt University. He edits for the Hallische Händel-Ausgabe, receiving the 2014 International Handel Research Prize for his edition of Handel’s Wedding Anthems and is currently working on Deborah. He is also co-author (with Sara Springfeld) of Musikwissenschaftliches Arbeiten: Eine Einführung (Bärenreiter 2014) and a free-lance harpsichordist. Marlen Hachmann (Hamburg) Die Sopranistin Marlen Hachmann studierte Musikwissenschaft, Gesangspädagogik und Gesang an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg bei Prof. Renate Behle und Prof. Wilfried Jochens. Ihr Studium wurde von der Oskarund-Vera-Ritter-Stiftung Hamburg gefördert. Wichtige künstlerische Anregung bekam Marlen 23 Hachmann von Prof. Charlotte Lehmann (Hannover), Prof. Mark Tucker (Hamburg/London), Prof. Klesie Kelly (Köln) und Angela Denoke. In Hamburg war sie in zahlreichen Veranstaltungen und Opernproduktionen der Hochschule zu erleben, wie z. B. als Poppea in L’incoronazione di Poppea von Claudio Monteverdi, als Amour in Amour et Psyché von Jean Joseph Cassanéa de Mondonville und als Beppi in der viel beachteten Produktion der Oper Stallerhof von Gerd Kühr. Durch die Mitarbeit in der Forschungsgruppe Orte und Wege europäischer Kulturvermittlung durch Musik. Pauline Viardot – Sängerin, Komponistin, Arrangeurin, Volksmusiksammlerin, Pädagogin und Veranstalterin unter der Leitung von Prof. Dr. Beatrix Borchard entstand ihre Diplomarbeit, in der sie sich mit der Unterrichtstätigkeit von Pauline Viardot auseinandersetzte. Im September 2012 nahm sie als Referentin bei der Konferenz CIM12: History – Conference on Interdisciplinary Musicology in Göttingen teil. Im Oktober 2015 wird sie an der Konferenz The European Salon: NineteenthCentury Salonmusik, University Maynooth/Ireland teilnehmen. Prof. Dr. Corinna Herr (Bochum/Köln) Corinna Herr studierte Musikwissenschaft, Komparatistik und Philosophie in Bochum und London (King’s College). M.A. 1995 an der Ruhr-Universität Bochum; Promotion 2000 an der Universität Bremen bei Prof. Dr. Eva Rieger (Medeas Zorn. Eine ‚starke Frau’ in Opern des 17. und 18. Jahrhunderts, Herbolzheim 2000). DFG-Förderung der Habilitationsschrift 2003–2006. Habilitation 2009 an der Ruhr-Universität Bochum mit einer Arbeit zu hoch singenden Männern und zur Gesangsästhetik zwischen 1550 und ca. 1980. Professurvertretungen an der Universität des Saarlandes, der Universität Bayreuth und der Humboldt-Universität zu Berlin (Lehrstuhl für Musiksoziologie und Historische Anthropologie der Musik). Seit dem WS 2014/15 vertritt sie die W-2-Professur für Historische Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Sie war Mit-Herausgeberin in der internationalen Arbeitsgruppe „Italian Opera in Central Europe“, stellvertretende Sprecherin der Fachgruppe Frauen- und Geschlechterforschung und Sprecherin der Fachgruppe Soziologie und Sozialgeschichte der Musik in der Gesellschaft für Musikforschung. Neuere Veröffentlichung: Gesang gegen ‚die Ordnung der Natur’? Kastraten und Falsettisten in der Musikgeschichte, Kassel 22013. Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann (Halle) Geboren 1960; Studium der Musikwissenschaft, Neueren deutschen Literaturgeschichte und Theaterwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg. Promotion 1985 mit Studien zum Konzertschaffen von Georg Philipp Telemann. Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Postdoktoranden- und Habilitanden-Stipendien) und Mitarbeiter am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Erlangen. 1999 Habilitation mit der Schrift Auctoritas und Imitatio. Studien zur Rezeption von Guidos „Micrologus“ in der Musiktheorie des Hoch- und Spätmittelalters; Privatdozent, seit 2002 akademischer Rat, seit 2005 außerplanmäßiger Professor am Musikwissenschaftlichen Institut Erlangen. Seit 2007 Professor für Historische Musikwissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Zusammen mit Dr. Terence Best Editionsleiter der Hallischen Händel-Ausgabe und seit Dezember 2007 Präsident der Mitteldeutschen Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e. V. Seit Juni 2009 Präsident der Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft e. V., Internationale Vereinigung. 2003 bis 2010 Vorsitzender der Gesellschaft zur Erforschung des deutschen Kirchenlieds e. V.; seit 2006 Mitherausgeber der Gesamtausgabe der Vokalwerke Johann Pachelbels. 2007 bis 2010 Schriftleitung der Zeitschrift Die Musikforschung (Berichte und Rezensionen) und Durchführung 24 des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsprojektes „Johann Mattheson als Vermittler und Initiator. Wissenstransfer und die Etablierung neuer Diskurse in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts“ (zusammen mit Prof. Dr. Bernhard Jahn, Hamburg). Seit 2011 Editionsleiter der Telemann-Auswahl-Ausgabe (zusammen mit Dr. Carsten Lange). Dr. Dominik Höink (Münster) Dominik Höink (geb. 1981) studierte Musikwissenschaft, katholische Theologie und Psychologie. 2009 wurde er mit einer Arbeit über die Rezeption der Kirchenmusik Anton Bruckners promoviert. Seit 2008 leitet er ein musikwissenschaftliches Forschungsprojekt zu Oratorienvertonungen vom 18. bis 20. Jahrhundert im Exzellenzcluster „Religion und Politik“ an der Universität Münster. 2011 wurde er in das „Junge Kolleg“ der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste aufgenommen und erhielt 2014 den Internationalen Händel-Forschungspreis. Prof. Dr. Arnold Jacobshagen (Köln) Arnold Jacobshagen ist seit 2006 Professor für Musikwissenschaft und Leiter des Instituts für Historische Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Nach dem Studium der Musikwissenschaft, Geschichte und Philosophie in Berlin, Wien und Paris war er zunächst Musikdramaturg am Staatstheater Mainz und sodann Wissenschaftlicher Assistent, Oberassistent und Privatdozent am Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth (1997–2006). Er gehört dem Vorstand des Joseph-Haydn-Instituts sowie des MeyerbeerInstituts an und ist Mitherausgeber der Zeitschrift „Die Musikforschung“. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, darunter Händel im Pantheon – Der Komponist und seine Inszenierung (Sinzig 2009) sowie Händels Opern – Das Handbuch (hrsg. gemeinsam mit Panja Mücke, Laaber 2009). Dr. Sarah McCleave (Belfast) Canadian Sarah McCleave is currently the Director of the Centre for Eighteenth-Century Studies at Queen’s University Belfast. A co-editor of Theatre Notebook since 2010, McCleave has contributed to New Grove and the Cambridge Handel Encyclopedia. Her work on Handel has also appeared in the Göttinger Händel-Beiträge and Consort. Her AHRC-funded monograph, Dance in Handel’s London Operas was published by the University of Rochester Press in 2013. She has published widely on the dancer Marie Sallé, and contributed the London chapter to José Sasportes’ edited volume, La danza italiana in Europa nel Settecento. McCleave was recently awarded EC funding for ERIN (Europe’s Reception of the Irish Melodies and National Airs of Thomas Moore). Dr. Paul van Reijen (Groningen) Hauptfachstudium Klavier am Konservatorium Amsterdam. 1972–1978 Studium der Musikwissenschaft an der Universiteit van Amsterdam (UvA) mit Nebenfächern Deutsche Literaturgeschichte und Bibliothekswissenschaft. 1968–1985 Leiter der Toonkunst-Bibliotheek, Amsterdam. 1986–2008 Universitätsdozent Musikwissenschaft an der Rijksuniversiteit Groningen. 1988 Promotion (Dr. phil.) an der UvA (Vergleichende Studien zur Klaviervariationstechnik von Mozart und seinen Zeitgenossen, Buren: Knuf 1988). Korrekturlektor der HHA. Veröffentlichung einer „bar-by-bar“-Analyse von Beethovens „Pastorale“ in einer Einspielung, Januar 2014, unter Iván Fischer, für das neue Videomagazine des Königlichen Concertgebouworchesters (RCO Editions, 10). 25 Dr. Juliane Riepe (Halle) Musikwissenschaftlerin. Promotion mit einer Arbeit zum italienischen Oratorium; 1995–1998 wissenschaftliche Angestellte der Musikabteilung des Deutschen Historischen Instituts in Rom, 1999–2008 Assistentin am Institut für Musikwissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2010–2013 Mitarbeit am Forschungsprojekt „Grundlagenforschung zur Rezeptionsgeschichte Händels in den Diktaturen Deutschlands“ (Stiftung Händel-Haus Halle), 2011 Habilitation (Händel vor dem Fernrohr. Die Italienreise), seit 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Politische Instrumentalisierung der Musik der Vergangenheit im Deutschland des 20. Jahrhunderts am Beispiel Georg Friedrich Händels“ (Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg). Forschungsschwerpunkte: Geschichte des italienischen Oratoriums im 17./18. Jahrhundert, Musik in Rom im 17./18. Jahrhundert, G. F. Händel in Italien, Italienreisen deutscher Musiker, Hofmusik im Deutschland des 17./18. Jahrhunderts, Händel-Rezeption im 20. Jahrhundert. Prof. Dr. John H. Roberts (San Francisco, CA) John Roberts is Professor of Music Emeritus at the University of California, Berkeley, where for twenty years he was also head of the Jean Gray Hargrove Music Library. He received his Ph.D. from Berkeley with a dissertation on Meyerbeer. He has written extensively on Handel, particularly his borrowings from other composers, and edited the nine-volume facsimile series Handel Sources (1986). His reconstruction of Handel’s pasticcio opera Giove in Argo was recently recorded on Virgin Classics and will be published in the Hallische Händel-Ausgabe. He has served as President of the International Association of Music Libraries, Archives and Documentation Centres and the American Handel Society and is currently a member of the editorial boards of the Hallische Händel-Ausgabe, RISM, and Grove Music Online. Prof. Dr. Rebekka Sandmeier (Cape Town) Rebekka Sandmeier studierte Musik und englische Literatur am Trinity College Dublin. 1997 schloss sie ihr Studium mit einem Ph.D. in Musikwissenschaft über das Wort-Ton-Verhältnis in deutschsprachigen Opern der 1920er Jahre ab. Von 1999 bis 2008 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Musikwissenschaftlichen Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Dort wurde sie mit einer Schrift zur geistlichen Vokalpolyphonie und zum Frühhumanismus in England habilitiert. In den Jahren 2009 and 2010 vertrat sie Professuren für Musikwissenschaft an den Universitäten Potsdam und Münster. Seit 2011 lehrt Rebekka Sandmeier Musikwissenschaft am South African College of Music der Universität Kapstadt. Sie hat dort Kurse zur „Alten Musik“ und historischen Aufführungspraxis eingeführt und koordiniert mit Studierenden ein Musikprojekt für Kinder aus dem Kapstädter Township Philippi. Sie hat sowohl zur englischen Musik, zu Oper und Oratoium als auch zur Musik des 15., 19. und 20. Jahrhundert publiziert. Zur Zeit forscht sie zum Oratorium im 19. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum und zu den mittelalterlichen liturgischen Handschriften in der Grey Collection der National Library of South Africa. In ihrer Freizeit spielt Rebekka Geige oder Gambe in verschiedenen Alte-Musik-Ensembles oder fährt mit ihrem Motorrad durch die Kapregion. Dr. Margret Scharrer (Saarbrücken) Margret Scharrer studierte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Université Charles de Gaulle in Lille sowie der Université Paris-Sorbonne Musikwissenschaft, Geschichte und 26 Historische Hilfswissenschaften. Im Jahr 2011 erfolgte an der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg die Promotion mit einer Arbeit Zur Rezeption des französischen Musiktheaters an deutschen Residenzen im ausgehenden 17. und frühen 18. Jahrhundert. Seit April 2012 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Musikwissenschaft der Universität des Saarlandes bei Prof. Dr. Rainer Kleinertz beschäftigt. Ihre thematischen Schwerpunkte liegen vor allem im Bereich der höfischen Oper und des Ballet de cour im Frankreich des 17. und 18. Jahrhunderts sowie dem Musiktransfer zwischen französischen, deutschen und italienischen Städten und Residenzen. Prof. Dr. Thomas Seedorf (Karlsruhe) Thomas Seedorf, Jahrgang 1960, studierte zunächst Schulmusik und Germanistik in Hannover. Darauf folgte ein Aufbaustudium in den Fächern Musikwissenschaft und Musikpädagogik an der dortigen Hochschule für Musik und Theater, das er 1988 mit einer Dissertation über die kompositorische Mozart-Rezeption im frühen 20. Jahrhundert abschloss. Von 1988 bis 2006 war er als Wissenschaftlicher Angestellter am Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Freiburg tätig; seit dem Wintersemester 2006/07 wirkt er als Professor für Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik Karlsruhe. Im Zentrum seiner Forschungsinteressen stehen Liedgeschichte und -analyse, Aufführungspraxis sowie insbesondere Theorie, Ästhetik und Geschichte des Kunstgesangs. Thomas Seedorf ist 1. Vorsitzender der Internationalen SchubertGesellschaft, Mitherausgeber der Reger-Werkausgabe, Vorstandsmitglied der Internationalen Händel-Akademie Karlsruhe sowie Sprecher der Fachgruppe Aufführungspraxis und Interpretationsforschung in der Gesellschaft für Musikforschung. Dr. David Vickers (Huddersfield) David Vickers is a lecturer in academic studies at the Royal Northern College of Music in Manchester. He co-edited The Cambridge Handel Encyclopedia (2009) with Annette Landgraf, edited an anthology of diverse scholarly literature reprinted in Handel: The Baroque Composers (Ashgate 2011), and his doctoral thesis Handel’s Performing Versions: A Study of Four Music Theatre Works from the “Second Academy” Period (The Open University 2007) reconstructed and evaluated versions of Partenope, Arianna in Creta, Esther and Deborah. He has given annual lectures at the Göttingen Handel Festival since 2001, and is also an author, critic for Gramophone and broadcaster for BBC Radio 3’s CD Review. Vickers is a council member of The Handel Institute and his current research includes Porpora’s works for the Opera of the Nobility (Visiting Research Fellowship, University of Huddersfield), Senesino’s London repertoire beyond Handel (forthcoming collaboration with the Wigmore Hall) and various collaborations with performers, festivals, record labels and publishers. Prof. Dr. Michael Zywietz (Bremen) Michael Zywietz, Jahrgang 1964, studierte das künstlerische Hauptfach Orgel (Abschluss mit dem Diplom) und Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie an den Universitäten in Bochum und Münster. Promotion mit einer Arbeit zur Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts und Habilitation mit einer Studie zur Musik des 16. Jahrhunderts. Nach Tätigkeiten an den Universitäten Münster und Tübingen heute Professor für Musikwissenschaft an der Hochschule für Künste in Bremen. Forschungsschwerpunkte: Musikgeschichte des Spätmittelalters und der Renaissance (1400– 1600), Oper und Oratorium im 18. und 19. Jahrhundert (insbesondere Georg Friedrich Händel und Richard Wagner), Probleme der Gattungsgeschichte, Kirchenmusik des 20. und 21. Jahrhunderts sowie inter- bzw. transdisziplinäre Themen (Musik und Sprache, Literatur, Rhetorik). 27 INFORMATIONEN www.haendel.de www.haendelhaus.de KONTAKT Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, wolfgang.hirschmann@musikwiss.uni-halle.de Dr. Annette Landgraf, Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft e. V., landgraf@musik.uni-halle.de Dr. Konstanze Musketa, Stiftung Händel-Haus Halle, konstanze.musketa@haendelhaus.de VERANSTALTUNGSORTE Stadthaus am Markt Händel-Haus Große Nikolaistraße 5 06108 Halle Tel. 0345–500900 Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenfrei und steht allen Interessierten offen. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.