Österreichische Eurovision Song Contest Gewinner

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Österreichische Eurovision Song Contest Gewinner
Österreichische
Eurovision Song Contest
Gewinner
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Inhaltsverzeichnis
1.
Eurovision Song Contest ............................................................................................................. 3
1.1
Europäische Rundfunkunion ................................................................................................... 3
1.2
Regelmäßigkeit der Teilnahme Österreichs ......................................................................... 4
2.
Udo Jürgens .................................................................................................................................. 5
Leben .......................................................................................................................................... 5
2.1
2.1.1.
Familie und Persönliches .................................................................................................... 5
2.1.2.
Karriere ................................................................................................................................... 6
2.1.3.
Bedeutung.............................................................................................................................. 8
2.1.4.
Musical ................................................................................................................................... 9
3.
Thomas Neuwirth ........................................................................................................................ 11
3.1
Leben & Werk.......................................................................................................................... 11
3.2
Die Figur Conchita Wurst ...................................................................................................... 11
3.3
Reaktionen nach dem Eurovisions Song Contest ............................................................. 13
2
1. Eurovision Song Contest
Der Eurovision Song Contest (ESC; dt. Liederwettbewerb der Eurovision; vormals frz. Grand
Prix Eurovision de la Chanson) ist ein internationaler Musikwettbewerb von Komponisten und
Songschreibern, der seit 1956 jährlich von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) im
Rahmen der Eurovision veranstaltet wird. Die Anregung dazu war vom Sanremo-Festival
beeinflusst,
das
bereits
1951
ins
Leben
gerufen
wurde.
Beim
ESC
sind
die
Rundfunkanstalten aller Staaten der EBU teilnahmeberechtigt. Dieser Rundfunkunion
gehören mehrheitlich europäische und einige Radio- und Fernsehstationen asiatischer und
afrikanischer Staaten an. Seit dem Eurovision Song Contest 1957 entsenden die
Rundfunkanstalten jedes teilnehmenden Landes ein Lied zum Eurovision Song Contest.1
1.1 Europäische Rundfunkunion
Die Europäische Rundfunkunion (englisch European Broadcasting Union,
EBU; französisch Union Européenne de Radio-Télévision, UER) ist ein
Zusammenschluss von derzeit 74 Rundfunkanstalten in 56 Staaten Europas,
Nordafrikas und Vorderasiens mit Sitz in Genf. Hinzu kommen etwa halb so
viele assoziierte Sender aus der ganzen Welt.2
Mitglieder der EBU
Auf die aktuelle Lister der teilnehmenden Länder verweise ich Sie auf Wikipedia
1
2
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Eurovision_Song_Contest
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Rundfunkunion
3
1.2 Regelmäßigkeit der Teilnahme Österreichs
Österreich nahm erstmals 1957 in Frankfurt am Main, der zweiten Ausgabe des Eurovision
Song Contests, an dem Wettbewerb teil. Neunmal blieb man dem Song Contest fern: Die
Austragung 1969 in Madrid wurde boykottierte, da man der Diktatur Francos keine Plattform
bieten wollte. 1970 verzichtete Österreich, zusammen mit Finnland, Norwegen, Portugal und
Schweden, aus Unzufriedenheit mit den Gegebenheiten und Abstimmungsmechanismen der
letztjährigen Veranstaltung, nachdem in Spanien vier Länder als Sieger gekürt worden
waren. In den Jahren 1973 bis 1975 wurde aus Desinteresse verzichtet, 1998 und 2001
durfte wegen schlechter Vorjahresergebnisse kein Beitrag eingereicht werden. 2006 wurde
wegen schlechter Erfolgschancen und aus Kritik an der musikalischen Qualität verzichtet.
Dazu aus einer Stellungnahme des ORF:
„Mittlerweile ist diese Veranstaltung [...] zu einem Skurrilitäten-Wettbewerb geworden, der für
die heimische Musikszene völlig irrelevant ist.“
– REINHARD SCOLIK: damaliger Programmdirektor des ORF
Auch 2008 reichte Österreich keinen Beitrag ein. Als Grund wurden ungleiche Chancen der
west- und osteuropäischen Länder angegeben. Im September 2008 wurde bekannt, dass
Österreich auch 2009 aus diesen Gründen auf eine Teilnahme verzichten werde. Auch 2010
wurde die Teilnahme abgesagt, da aus Sicht des ORF-Programmdirektors Wolfgang Lorenz
die Gewinnchancen durch die neuen Regeln „ruiniert worden“ seien, zudem war dem ORF
eine Teilnahme zu teuer. Der Generaldirektor des ORF, Alexander Wrabetz, erklärte, dass
eine Rückkehr Österreichs zum Song Contest 2011 zu überdenken sei. Interesse an der
Teilnahme für Österreich zeigten DJ Ötzi, Zweitfrau-Sängerin Diana Lueger, Oliver Wimmer
und Luttenberger Klug. Mitte Juli 2010 wurde vom ORF bestätigt, dass Österreich 2011
wieder teilnehmen werde. Aus der mehrstufigen Vorausscheidung im Rahmen der
Fernsehsendung Guten Morgen Düsseldorf ging Nadine Beiler als Vertreterin Österreichs
hervor. Einen Tag nach dem Finale des Eurovision Song Contests 2011 kündigte Wrabetz
an, auch 2012 wieder antreten zu wollen. Seit der Rückkehr 2011 nahm Österreich in jedem
Jahr teil und gewann 2014 den Wettbewerb.3
3
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Eurovision_Song_Contest
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2. Udo Jürgens
Udo Jürgens (1934-2014; bürgerlich: Jürgen Udo Bockelmann) ist ein österreichischer
Komponist, Pianist und Sänger. Er besitzt neben der österreichischen seit 2007 auch die
schweizerische
Staatsbürgerschaft.
Jürgens
ist
einer
der
bedeutendsten
Unterhaltungsmusiker im deutschen Sprachraum und stilistisch zwischen Schlager, Chanson
und Popmusik einzuordnen.
2.1 Leben
2.1.1. Familie und Persönliches
Udo Jürgens Mutter geb. Arp, stammte aus Prasdorf
in Schleswig-Holstein. Sein Vater
Rudolf wurde als Sohn des deutschen Bankdirektors Heinrich Bockelmann am 14. Dezember
1904 in Moskau geboren († 2. Februar 1984) und flüchtete nach Ausbruch des Ersten
Weltkriegs mit seinen Eltern in das damals neutrale Schweden. Nach dem Krieg ließen sich
seine Eltern auf Gut Schloss Ottmanach in Kärnten nieder, das Jürgens’ Großvater seinen
fünf Söhnen geschenkt hatte. Sein Vater war von 1938 bis 1945 sowie von 1954 bis 1958
Bürgermeister der Gemeinde Ottmanach. Jürgens’ Onkel mütterlicherseits war der Dadaist
Hans Arp. Ein Onkel väterlicherseits, Werner Bockelmann (SPD), war von 1957 bis 1964
Oberbürgermeister von Frankfurt am Main. Ein weiterer Onkel, Gert Bockelmann, lebte auf
Gut Barendorf bei Lüneburg, das heute eine Heimvolkshochschule beherbergt, und war dort
zeitweise Bürgermeister. Udo Jürgens' Onkel Erwin Bockelmann und Jonny Bockelmann
waren Mineralölindustrielle. Sein mit dem Lied „Mein Bruder ist ein Maler“ bedachter Bruder
Manfred Bockelmann ist ein bekannter Maler und Fotograf.
Jürgens wuchs im elterlichen Schloss Ottmanach auf dem Magdalensberg in Kärnten
zusammen mit seinen beiden Brüdern John (1931–2006) und Manfred auf. Das
Klavierspielen brachte er sich selbst bei und erhielt erst später systematischen Unterricht.
Bei der Hitlerjugend erhielt er wegen einer schwachen körperlichen Leistung einmal eine
heftige Ohrfeige, die ihm eine Verminderung seiner Hörfähigkeit auf einem Ohr eintrug.
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Das Gymnasium verließ er ein Jahr vor dem Abitur. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er
Musik am Mozarteum in Salzburg.
Schloss Ottmach in der
Gemeinde Magdalensberg
Von 1964 bis 1989 war Jürgens mit dem ehemaligen Fotomodell Erika Meier, genannt Panja,
verheiratet. Sie haben zwei gemeinsame Kinder, John (* 20. Februar 1964) und Jenny (* 22.
Jänner 1967), die inzwischen selbst Künstler sind. Außerdem hat Udo Jürgens zwei
nichteheliche Töchter.
Im Juni 1977 zog Jürgens erstmals in die Schweiz, was ihm in diversen Medien als
Steuerflucht ausgelegt wurde, da zu jener Zeit sowohl in Österreich als auch in Deutschland
Steuerschulden bestanden, die Jürgens jedoch durch einen auf einem Münchner Sperrkonto
deponierten „siebenstelligen Betrag“ abgedeckt sah.
Am 4. Juli 1999 heiratete er seine langjährige Lebensgefährtin Corinna Reinhold (aus
Mönchengladbach – Rheydt) in New York. Zusammen bezogen sie ein Haus in Zumikon in
der Schweiz, wo Jürgens heute noch wohnt; 2006 ließen sie sich scheiden. Im Februar 2007
erlangte Udo Jürgens die Schweizer Staatsbürgerschaft, behielt aber seine österreichische.
Die Geschichte seiner Familie und die Anfänge seiner Karriere beschreibt Jürgens in dem
Roman „Der Mann mit dem Fagott“ (gemeinsam mit Michaela Moritz, 2004; TV-Film 2011).
2.1.2. Karriere
Im
Jahr
1950
gewann
Udo
Jürgens
bei
einem
Komponisten-Wettbewerb
des
Österreichischen Rundfunks unter 300 Einsendungen mit dem Lied Je t’aime als jüngster
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Teilnehmer den 1. Preis. Seine ersten Auftritte unter dem Künstlernamen Udo Bolán Band
fanden während seiner Studienzeit in kleineren Lokalen statt. Erst später machte er aus
seinen beiden Vornamen Jürgen & Udo in umgekehrter Reihenfolge den Künstlernamen
„Udo Jürgens“.
1959 erzielte er einen ersten Achtungserfolg mit dem Lied Jenny; der Titel wurde 1961 von
Lale Andersen mit einem von Jürgens neu geschriebenen Text (Jonny) interpretiert.
1960 komponierte er für Shirley Bassey den Welthit Reach for the Stars. Ab 1963 arbeitete
er mit dem Münchener Medienmanager Hans Rudolf Beierlein zusammen, der ihn besonders
als Komponist förderte. 1964 startete Udo Jürgens beim Eurovision Song Contest für
Österreich in Kopenhagen. Er erreichte mit Warum nur, warum? den 6. Platz. Matt Monro
verkaufte mit der englischen Version Walk Away 1,5 Millionen Schallplatten, kam auf Platz
23 in den USA, Platz 4 in Großbritannien und belegte weitere Plätze in den Hitparaden rund
um die Welt. Die deutschsprachige Originalversion wurde in Frankreich ein Nummer-1-Hit.
Jürgens komponierte für Frank Sinatra If I Never Sing Another Song. Sinatra trat diesen Titel
wegen einer Karrierepause an seinen Freund Sammy Davis Jr. ab. 1965 hatte Jürgens
Erfolg mit dem Hit 17 Jahr’ blondes Haar, so stand sie vor mir....
1965 nahm Udo Jürgens wieder am Eurovision Song Contest, diesmal in Neapel, teil und
erreichte mit Sag ihr, ich laß sie grüßen Platz 4. Im nächsten Jahr folgte die dritte Teilnahme
und erreichte am 5. März in Luxemburg mit Merci, Chérie den ersten Platz. Dieser
verschaffte ihm den internationalen Durchbruch.
ESC-Österreich Udo Jürgens-Merci Chérie (1966)
https://www.youtube.com/watch?v=Bec7AUwA9js
Es folgten ausgedehnte Tourneen in alle Welt. In dieser Zeit nahm er Platten seiner
Kompositionen in verschiedenen Sprachen auf. 1971 sang Udo Jürgens das Lied der ARD –
Fernsehlotterie Zeig mir den Platz an der Sonne. Auch 1976 (Ein Lied für alle, die einsam
sind) und 1980 (Ist das nichts?) sang er die Lieder der Fernsehlotterie. Griechischer Wein
(1975) wurde ein großer Hit. Zu seiner Ehrung und als Ausdruck des Dankes, das Leben der
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griechischen Gastarbeiter in Deutschland derart emotional ausgedrückt zu haben, wurden
Udo Jürgens und der Textschreiber Michael Kunze vom griechischen Ministerpräsidenten
Konstantinos Karamanlis in Athen empfangen. Das Lied wurde unter dem Titel Phile kerna
krassi ins Griechische übertragen und zu einer Art Volkslied. Bing Crosby nahm es mit dem
Titel Come Share the Wine auf; später sang es A1 Martino, der damit ebenfalls großen
Erfolg hatte. Udo Jürgens bestritt Tourneen durch Deutschland, Österreich, die Schweiz,
Griechenland, Polen, Japan und Australien.
Sein größter finanzieller Erfolg war Buenos dias, Argentina mit der bundesdeutschen
Fussballnationalelf. 1978 bekam er dafür nach fünf Wochen eine Goldene Schallplatte und
nach zwei Monaten eine Platin-Schallplatte. Außerdem war dieser Schlager in einer CountryMusik-Fassung in Nordamerika sehr erfolgreich. Marty Robbins schaffte damit einen Platz 25
in den Country-Charts.
In den 1950er und 1960er Jahren spielte Udo Jürgens in mehreren deutschen
Unterhaltungsfilmen, in den 1990er Jahren war er zudem Nebendarsteller in den
Fernsehserien Das Traumschiff und Ein Schloss am Wörthersee.
2.1.3. Bedeutung
Udo Jürgens komponierte mehr als 1.000 Lieder und veröffentlichte mehr als 50
Plattenalben. In seiner seit mehr als 50 Jahren andauernden Karriere verkaufte er über 100
Millionen Tonträger und zählt damit zu den erfolgreichsten männlichen Solokünstlern.
In den Anfangsjahren wurde er meist als Schlagersänger gesehen, mittlerweile hat er mit
seinem umfangreichen kompositorischen Werk die Grenzen des Schlagers gesprengt. Seine
Liedtexte, die von verschiedenen Textern und von ihm selbst stammen, sprechen häufig
gesellschaftliche Themen an, z.B. Dekadenz (Cafe Größenwahn, 1993). Mit Ein ehrenwertes
Haus (1975) karikierte er die spießbürgerliche Bigotterie in Bezug auf die damals vielfach
noch als problematisch empfundene „wilde Ehe“ – die „Ehe ohne Trauschein“. Auch zur
Umweltproblematik (5 Minuten vor 12, 1982), zum Wettrüsten (Traumtänzer, 1983) oder zur
Drogenproblematik (Rot blüht der Mohn, 1983) nahm er Stellung.
Im Titel Gehet hin und vermehret Euch aus Das Blaue Album von 1988 schafft er eine
Verbindung zwischen dem Papst und einem Bibelzitat. Das Radioprogramm des Bayrischen
Rundfunks nahm das Lied deshalb auf den Index. Ebenfalls auf diesem Album ist das Lied
Moskau – New York zu hören, in dem Jürgens ein Jahr vorher den Fall der Berliner Mauer
besingt.
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Sein breit gefächertes Schaffen umfasst auch symphonische Kompositionen, wie Wort und
Die Krone der Schöpfung, die mit den Berliner Philharmonikern aufgenommen wurden. Am
2. Dezember 2007 fand die Premiere des Udo-Jürgens-Musicals Ich war noch niemals in
New York am Operettenhaus in Hamburg statt. Seitdem wurde das Musical in Wien (ab
2010), Stuttgart (ab 2010), Tokio (ab 2011), Oberhausen und Zürich (ab 2012) aufgeführt.
1992 spielte Udo Jürgens auf der Donauinsel in Wien vor rund 220.000 Zuschauern. Ein
Markenzeichen seiner Live-Konzerte sind die Zugaben, die er stets in einem weißen
Bademantel singt.
Generationen von Kindern ist sein Lied Vielen Dank für die Blumen als Titellied von Tom und
Jerry sowie der Anfang seines Liedes Tausend Jahre sind ein Tag als Titelthema der Serie
Es war einmal…der Mensch im deutschen Fernsehen bekannt. Jürgens komponierte 1990
den Soundtrack für zwei Folgen der Das Traumschiff-Reihe sowie die offiziellen WM-Songs
der deutschen Fußballnationalmannschaft zur WM 1978 (Buenos dias, Argentinia) und zur
WM 1990 (Sempre Roma). Für die österreichische Fußballnationalmannschaft schrieb er
den Song Wunderknaben zur WM 1998.
Mit Alexandra und Reinhard Mey zusammen schrieb er Lieder und mit Rainhard Fendrich
gab es gemeinsame Auftritte. Seine Lieder wurden von Howard Carpendale, Sportfreunde
Stiller und anderen gecovert.
2.1.4. Musical
1972 schrieb Udo Jürgens ein Musical mit dem Titel Helden, Helden, das auf George
Bernard Shaws Theaterstück Helden basierte. Es wurde, mit Michael Heltau und Gabriele
Jacoby in den Hauptrollen, am 28. Oktober 1972 im Theater an der Wien uraufgeführt. 1974
fand am Hamburger Operettenhaus die deutsche Erstaufführung statt.
Am 2. Dezember 2007 hatte das Musical Ich war noch
niemals in New York im Operettenhaus. Hamburg
Weltpremiere.
Alle Lieder stammen von Udo Jürgens und seinen Textschreibern. Selbst trat er nicht auf, die
Lieder wurden von den Darstellern gesungen. Das Dialogbuch schrieben Gabriel Barylli und
Christian Struppeck, choreografiert wurde das Musical von Kim Duddy. Im Mittelpunkt der
Handlung steht die erfolgreiche Fernsehmoderatorin Lisa Wartberg, deren Mutter Maria sich
von der Tochter ins Altersheim abgeschoben fühlt. Gemeinsam mit ihrer Spät-Liebe Otto will
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sie sich ihren Lebenstraum erfüllen: Einmal nach Amerika und dann unter der Freiheitsstatue
heiraten. So begeben sich die beiden mit einem Kreuzfahrtschiff heimlich auf die Reise. Als
Lisa davon erfährt, nimmt sie mit Ottos Sohn Axel Staudach und dessen zwölfjährigem
Sprössling Florian die Verfolgung auf. Auf hoher See treffen die drei Generationen dann
aufeinander.4
4
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Udo_J%C3%BCrgens
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3. Thomas Neuwirth
Thomas „Tom“ Neuwirth (*1988) ist ein österreichischer Sänger und Travestiekünslter, der
2014 als Kunstfigur Conchita Wurst mit Rise Like a Phoenix den 59. Eurovisions Song
Contest in Kopenhagen gewann.
3.1 Leben & Werk
Tom Neuwirth wurde als Sohn der Gastwirte Helga und Siegfried Neuwirth geboren und
wuchs in Bad Mitterndorf auf. 2006 nahm Tom Neuwirth an der dritten Staffel der TVCastingshow Starmania des ORFs teil, wo er Zweiter hinter Nadine Beiler wurde. 2007
gründete er zusammen mit Falco De Jong Luneau, Johannes „Johnny“ K. Palmer und Martin
Zerza die Boyband jetzt anders!, die sich aber noch im selben Jahr wieder auflöste. 2011
schloss er eine Ausbildung an der Grazer Modeschule ab.
3.2 Die Figur Conchita Wurst
Seit 2011 tritt Tom Neuwirth in der Öffentlichkeit als Dragqueen Conchita Wurst in
Erscheinung. Dabei handelt es sich um eine Diva mit Vollbart. Deren fiktive Biografie beginnt
mit der Geburt in den Bergen von Kolumbien und führt über eine Kindheit in Deutschland
zum Beginn der Karriere als Sängerin in Österreich. Ihre Schaffung erklärt Neuwirth als
Reaktion und Statement gegen Diskriminierungen, die er in seiner Jugend aufgrund seiner
Homosexualität erfuhr. Sein Auftreten als Conchita solle auch dazu führen, dass „es
Jugendliche leichter haben – und zwar egal, aus welchem Grund sie anders als die anderen
sind“. Den Namen Conchita bekam er von einer Freundin aus Kuba und behielt ihn bei. Den
Nachnamen wählte er, „weil es eben ‚wurst‘ ist, woher man kommt und wie man aussieht“.
Wiederholt erklärte er in Interviews auf Fragen nach seinem Geschlecht, dass seine
Darstellung der Conchita Wurst nichts mit Transsexualität zu tun habe, sie einfach eine
Kunstfigur, Tom Neuwirths Alter Ego sei („was wir Kunstfiguren machen, ist wie es der Name
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schon sagt, Kunst. […] aber am Abend sind wir immer noch gerne in dem Körper, in dem wir
geboren wurden“).
Gerade der Bart unterscheidet Conchita Wurst von anderen Travestie-Figuren, bei denen es,
wie Doris Knecht beobachtet, „darum geht, alle vermeintlich männlichen durch sogenannte
weibliche Attribute zu ersetzen. Conchita macht das nicht. Sie ergänzt. Sie ist eine MannFrau und ein Frau-Mann. In ihr vermischen sich die Geschlechter, verwischen die
Unterschiede.“ Für Neuwirth fungiert der Bart als gezielte Provokation:
„Vor allem der Bart ist ein Mittel für mich, zu polarisieren, auf mich aufmerksam zu machen.
Die Welt reagiert auf eine Frau mit Haaren im Gesicht. Was ich mir wünsche, wäre, dass sich
die Leute ausgehend von meiner ungewöhnlichen Erscheinung Gedanken machen – über
sexuelle Orientierung, aber genauso über das Anderssein an sich. Manchmal muss man den
Menschen einfach und plakativ klarmachen, worum es geht.“
Der Pastoraltheologe Paul Zulehner und andere Kommentatoren vergleichen in ihren
Betrachtungen des Sieges und dessen Wirkung das Erscheinungsbild mit JesusDarstellungen im romantisierenden Stil der Nazarener und Präraffaeliten, während Pirmin
Meier Parallelen zur fiktiven Heiligen Kümmernis beschreibt.
Neuwirth wurde in dieser Rolle erstmals 2011 als Teilnehmer an der ORF-Talentshow Die
große Chance bekannt, in der er in der Finalrunde den sechsten Platz belegte. Als Conchita
Wurst nahm er auch an der österreichischen Vorentscheidung für den Eurovision Song
Contest 2012 (Österreich rockt den Song Contest) teil und erreichte im Finale mit dem Song
That’s What I Am mit 49 Prozent der Stimmen den zweiten Platz hinter Trackshittaz mit 51
Prozent. Weitere Fernsehauftritte folgten 2013, als Conchita Wurst in der Sendung Die
härtesten Jobs Österreichs auf ORF eins zu sehen war, wo sie in der Fischverarbeitung
arbeitete, und im Sommer desselben Jahres in der Sendung Wild Girls – Auf High Heels
durch Afrika bei RTL, in der sie den siebten Platz erreichte. 2013 war sie mit dem Titel That’s
What I Am zusammen mit einer Reihe weiterer österreichischer Musiker auf dem BenefizAlbum Licht ins Dunkel 2013 und bei einem Konzert für die ORF-Weihnachtsaktion Licht ins
Dunkel vertreten.5
5
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Conchita_Wurst
12
3.3 Reaktionen nach dem Eurovisions Song Contest
Am 11. Mai 2014 wurde Wurst anlässlich ihrer Rückkehr aus Kopenhagen am Flughafen
Wien-Schwechat begeistert von Hunderten von Fans empfangen. Noch am Flughafen gab
sie eine live in Fernsehen und Radio übertragene Pressekonferenz. In einem Interview zu
Russlands Präsident Putin und der Homophobie in Russland befragt, antwortete sie: „Ich
weiß nicht, ob er zuguckt. Aber falls ja, sage ich ganz klar: Wir sind unaufhaltbar.“ In den
österreichischen Printmedien wurde Wurst als Queen of Austria bezeichnet. Auch Kardinal
Christoph Schönborn fand Worte des Respekts.
Der überraschende Erfolg Wursts wird in den internationalen Medien mit dem plötzlichen
Auftauchen von Paul Potts und von Susan Boyle mit ihrem vergleichbaren Lied I Dreamed a
Dream, von Leona Lewis oder der italienischen Nonne Schwester Cristina Scuccia
verglichen. Vergleichbar sei in allen Fällen, dass es sich um sogenannte Underdogs,
ausgegrenzte Menschen oder Mitglieder von Minoritäten handelte, die kraft ihrer
gesanglichen Leistung alle Diskriminierungen schlagartig überwinden konnten und massiven
Zuspruch breiter Bevölkerungsschichten errangen.
Österreichs bis dahin einziger Eurovision-Song-Contest-Gewinner Udo Jürgens, 1966 mit
Merci Chérie erfolgreich, lobte das Lied als „ein[en] gut komponierte[n] Song mit einem
schönen musikalischen Bogen“. Cher gratulierte ebenso wie Julio Iglesias. Sir Elton John
und sein Partner David Furnish schickten Wurst Blumen und eine Karte mit der Aufschrift
„We love you“ in die Garderobe, als sie am 15. Mai 2014 in Graham Nortons BBC-Show
auftrat.6
Conchita Wurst - Rise Like a Phoenix (Austria) 2014 LIVE Eurovision Grand Final
https://www.youtube.com/watch?v=QRUIava4WRM
6
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Conchita_Wurst#Reaktionen_nach_dem_ESC
13
Quellenverweis
http://de.wikipedia.org/wiki/Eurovision_Song_Contest
http://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Rundfunkunion
http://de.wikipedia.org/wiki/Udo_J%C3%BCrgens
http://de.wikipedia.org/wiki/Conchita_Wurst
http://de.wikipedia.org/wiki/Conchita_Wurst
Youtube - Verzeichnis
ESC-Österreich Udo Jürgens-Merci Chérie (1966)
https://www.youtube.com/watch?v=Bec7AUwA9js
Conchita Wurst - Rise Like a Phoenix (Austria) 2014 LIVE Eurovision Grand Final
https://www.youtube.com/watch?v=QRUIava4WRM
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