als PDF - Finanz und Wirtschaft
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FRÜHLING 2015 – 7 FRANKEN RENDEZ-VOUS MIT STAN WAWRINKA INTERVIEW JOHANN SCHNEIDERAMMANN REISEN BURMA - LAND DER 1000 PAGODEN IM DIALOG UHREN UND KUNST UHREN SPEZIAL DER JAHRGANG 2015 DIE HERAUSFORDERUNGEN UHRENMARKT CHINA: DIE ANALYSE ROTONDE DE CARTIER G R O S S E KO M P L I K AT I O N S K E L E T T 9 4 0 6 M C ALS MEISTERLEISTUNG DER HAUTE HORLOGERIE VERKÖRPERT DIE ROTONDE DE CARTIER GROSSE KOMPLIKATION SKELETT, ZERTIFIZIERT MIT DEM «POINÇON DE GENÈVE», DIE BEISPIELLOSE EXPERTISE DER CARTIER cartier.ch - 044 580 90 90 UHRMACHERMEISTER. IN EINEM EXTRAFLACHEN UHRWERK VEREINIGT SIE DIE KOMPLIKATIONEN FLIEGENDES TOURBILLON, EWIGER KALENDER UND MINUTENREPETITION. SEIT 1847 ENTWICKELT CARTIER AUSSERGEWÖHNLICHE UHREN, DIE GEWAGTES DESIGN UND HOHE UHRMACHERKUNST PERFEKT MITEINANDER VERBINDEN. Erhältlich in den Cartier Boutiquen in Genf, Zürich, Luzern, St. Moritz, Lugano und bei den folgenden ausgewählten Konzessionären : Genf : B & B - Les Ambassadeurs - Interlaken : Kirchhofer Casino - Luzern : Embassy - Vaduz : Huber - Zürich : Les Ambassadeurs - Manhattan, New York Piaget Altiplano 1205P Die flachste Automatikuhr sowie das flachste Manufakturwerk mit Datumsanzeige und kleiner Sekunde der Welt. Piaget, Meister ultraflacher Uhren. piaget.ch Piaget Boutiquen: Zürich, Bahnhofstrasse 38 - Luzern, Grendelstrasse 19 60°C UNTER NULL Es ist ein Ort, der zwar erforscht und kartografiert, jedoch nie von Menschen bewohnt wurde. Hier, am kältesten und äußersten Ende der Welt, ist die TUDOR North Flag zu Hause. Dieses technisch wie ästhetisch hochwertige Instrument birgt in seinem Inneren das erste von TUDOR entwickelte und produzierte Uhrwerk und ist der wohl verlässlichste Begleiter des modernen Abenteurers. Ein Zeitmesser, der eine neue Ära in der Markengeschichte begründet. TUDOR NORTH FLAG Mechanisches TUDOR MT5621 Manufakturwerk mit Selbstaufzug, offiziell zertifiziertes Chronometer, amagnetische Siliziumfeder, ca. 70 Stunden Gangreserve, Gehäuseboden aus Saphirglas, wasserdicht bis 100 m, Edelstahlgehäuse 40 mm. Besuchen Sie Tudorwatch.com und entdecken Sie mehr. 9 | Finanz und Wirtschaft LU X E EDITORIAL Magazin zur Ausgabe der «Finanz und Wirtschaft» vom 18. März 2015. LUXE ist eine gemeinsame Publikation von «Bilan» und «Finanz und Wirtschaft» und erscheint vier Mal jährlich. – Im Auge des Betrachters VERLAG FINANZ UND WIRTSCHAFT AG Werdstrasse 21, Postfach, 8021 Zürich Telefon 044 248 58 00, Fax 044 248 58 15 www.fuw.ch, verlag@fuw.ch – VERLEGER Pietro Supino VERLAGSLEITER Walter Vontobel CHEFREDAKTOR Mark Dittli REDAKTIONELLE LEITUNG Hans Uli von Erlach ANZEIGENVERKAUF Tamedia Publications romandes Werbemarkt Werdstrasse 21 - 8021 Zürich Tel. 044 251 35 75 publicite.zuerich@sr.tamedia.ch ART DIRECTOR Enzed, Mélanie & Nicolas Zentner, Mathieu Moret BILDREDAKTION David Huc – MITWIRKENDE DIESER AUSGABE Sylvie Bernaudon, David Bennett, Stéphane Bonvin, Dominic Büttner, Amanda Castillo, Christian von Faber Castell, Jorge Guerreiro, Eileen Hofer, Michel Jeannot, Sarah Jollien-Fardel, Sébastien Ladermann, Patricia Lunghi, Marc Ninghetto, Iris C. Ritter, Knut Schwander, Gaëlle Sinnassamy, François Wavre, Myret Zaki. – ÜBERSETZUNG Béatrice Aklin, Sabine Dröschel, Gian Pozzy, – BILAN LUXE VERLEGER Tamedia Publications SA CHEFREDAKTOR Myret Zaki E s werden wieder Tage der Superlative sein. Aus 40 Ländern präsentieren um die 1500 Marken aus der Uhren- und Schmuckindustrie, darunter die grössten und renommiertesten der Welt, an der Baselworld ihre exklusiven und innovativen Neuheiten. Bewundert, beäugt und bewertet von den namhaftesten Händlern, von rund 4000 Medienvertretern inklusive der wichtigsten Fachjournalisten und der grössten Fernsehsender. Auf über 140‘000 Quadratmetern werden in gewohnt spektakulären Pavillons die Tourbillons um die Wette und um die eigene Achse rasen, mit neuen technischen Komplikationen werden Uhren Kenner zum Staunen bringen. Zu Hunderten werden Diamanten funkeln und Juweliere fachsimpeln. Feine Noblesse trifft grosse Handwerkskunst, Zeitgeist trifft Tradition. Und die Gesamtversicherungssumme wird astronomisch sein an diesem weltweit wichtigsten Schaufenster der Szene. Trotz all dem gediegenen und auch mal lauten Trubel, der um die Vitrinen und die Pavillons herrscht, kann es einem als Liebhaber des Schönen, als Bewunderer alter Metiers und neuer Techniken, als «einfachem Messebesucher» quasi, passieren: Da springt einen nämlich unter den Tausenden von grossartigen Stücken, die um die Gunst der Fachwelt surren, ticken und glitzern, eines an, das man nicht mehr vergisst. Man ist augenblicklich fasziniert, nullkomaplötzlich hingerissen, erwischt, verwirrt, verfallen. Die womöglich vielen Ziffern auf der Preisetikette sind ganz nebensächlich – die sprichwörtliche Schönheit, die im Auge des Betrachters liegt, hat zugeschlagen. Man wird sich bewusst, wie intim eigentlich das persönliche Verhältnis zu schönen Objekten ist. Warum man die eine oder andere Uhr liebt, ist eine ganz eigene, hochprivate Angelegenheit. Es ist wie bei der Kunst. Oder vielleicht sogar wie bei einem Menschen, auf den man trifft? Es sind Chemie und Ausstrahlung und noch mehr, die auf beinahe geheimnisvolle Art zwei Persönlichkeiten zusammenführen – die Uhr und mich. Immerhin hat ja auch eine Uhr, wie der passionierte Uhrenrestaurateur und -kenner Jim Gerber in diesem Magazin bekennt, eine Art Seele. Dass sie bewegt, liegt ja ohnehin in ihrer Natur... MARKETING Warum auch immer Menschen ihre Uhren auswählen, ob als Faszinations- oder als Identifikationsobjekt, als modisches Accessoire, aus Begeisterung für grossartiges Handwerk oder gar als Vorzeigestück für gesellschaftliche Potenz: Die Uhren, die wir tragen, sind Teil unserer Persönlichkeit und sagen viel über uns aus. Das ist ihr Faszinosum – vom goldgefassten Räderwerk bis zum Kunststoffamband mit digitalem Herz. FOTOLITHO Wir wünschen Ihnen bei der Lektüre dieses «Luxe»-Magazins, das dem Thema Uhr gewidmet ist, einen Teil jener Leidenschaft, die wir beim Machen verspürten. REDAKTIONELLE LEITUNG Cristina d’Agostino Dahlia Al-Khudri, dahlia.al-khudri@bilan.ch David Olifson, david.olifson@bilan.ch – Images3 Lausanne – DRUCK Stämpfli Publikationen AG Auflage 57 000 ISSN 1664-0152 Hans Uli von Erlach Redaktionsleitung Finanz und Wirtschaft LU X E | 9 INHALT Frühling 38 70 56 38 50 74 42 28 38 UHRENTRENDS Neuheiten 2015 70 RENDEZ-VOUS Stan Wawrinka 41 ACCESSOIRE Uhrenbänder 73 STIL Krawattenklammern 42 BEST BOUTIQUE AWARDS Uhrenboutiquen in Zürich und Genf 74 MODE Die Linie der 30er-Jahre 22 AGENDA 50 DIALOG Uhren treffen Kunst 82 METIER Jim Gerber 24 TREFFPUNKTE Die Musts von Basel 56 DIAMANTEN Fancy farbene Rekordseller 84 AUTO Digitales Upgrading 26SCANNER 59 TREND Glücksbänder sind chic 86 ÄSTHETISCHE MEDIZIN Wo Männer etwas machen lassen 32 DOSSIER 10 Herausforderungen für die Uhrenindustrie 60 HANDWERK Goldschmelzerei 88 GASTRONOMIE Eugénie-les-Bains 61 ERINNERUNG David Bennett über Ava Gardner 90 REISEN Burma, Land der 1000 Pagoden 36 UHRENMARKT Überraschung aus China 62 SHOOTING Die neuen Uhren 94 DIGITAL 9 EDITORIAL 90 12MITWIRKENDE 14 MEIN BLICK Nicolas Bideau 16 MUST HAVE 20 TECH-TRENDS 28 INTERVIEW Johann Schneider-Ammann 10 | Finanz und Wirtschaft LU X E Titelbild : François Wavre MITWIRKENDE Marc Ninghetto 1972 in Genf geboren, vervollständigte Marc Ninghetto seine Ausbildung an der Schule für Angewandte Kunst in Vevey, um dann als Assistent für Dominique Issermann zu arbeiten. In Paris erhielt er erste Aufträge, kehrte aber 2000 nach Genf zurück, wo er als Mode- und Werbefotograf ein Atelier führt. Er ist Mitglied der Kommunikationsagentur La Fabrique. In seinen persönlichen Kunstwerken experimentiert er gerne mit Superpositionen. Marc Ninghetto stellt seine Werke regelmässig in Galerien und an Messen für zeitgenössische Kunst aus. Christian von Faber Castell Er trägt den Namen einer grossen Schreibwarenmanufaktur. Christian von FaberCastell ist Journalist und Fotograf mit Spezialgebiet Kunst, Antiquitäten und Bibliophilie und mit grossem Knowhow über Juwelen und Uhren. Er ist ständiger Mitarbeiter der Zeitung «Finanz und Wirtschaft» und schreibt als Kunstmarktkorrespondent für das Düsseldorfer «Handelsblatt», die Münchner Fachzeitschrift «Weltkunst» und den New Yorker «ARTnewsletter». Sarah Jollien-Fardel Die Pressejournalistin Sarah Jollien-Fardel ist eine trendbewusste Autorin. Mit der nötigen kritischen Distanz und viel Humor hütet sie sich vor Platitüden und vorschnellen Urteilen. «Solange es eine Geschichte zu erzählen gibt, in der es um Menschen geht, begeistert sie mich», sagt sie. Seit 2008 betreibt sie aus ihrer Heimat, dem Wallis, einen der ersten Westschweizer Blogs. Mit ihrer Kollegin Anne Niederoest führt sie zudem ein OnlineModemagazin und hat noch etliche weitere Projekte am Laufen. S. 56-58 S. 50-55 S. 74-81 Alban Kakulya Alban Kakulya ist ein in Genf ansässiger Fotograf und Regisseur. Für die Reportage «East of a New Eden» erhielt er zusammen mit Yann Mingard den Prix Fnac Européen de la Photographie und den Prix Nicolas Bouvier. Alban Kakulya ist Autor zahlreicher, in Zeitschriften auf der ganzen Welt publizierter Reportagen und Arbeiten für internationale Organisationen. Seine Werke wurden in London, New York und Paris ausgestellt. Zudem dreht er Dokumentarfilme und populärwissenschaftliche Filme für das Fernsehen und für Forschungsinstitute. Eileen Hofer Eileen Hofer wurde 1976 in Zürich geboren. Sie arbeitete fünf Jahre als Pressereferentin eines Filmfestivals. Seit 2005 ist sie als Journalistin und als Regisseurin tätig – ein Handwerk, das sie sich selbst beigebracht hat. Ihre drei Kurzfilme «Racines» (2008) «Le deuil de la cigogne joyeuse» (2009) und «Soap Opera in Wonderland» (2010) wurden an über 150 Festivals weltweit gezeigt und haben zahlreiche Preise gewonnen. 2012 realisierte sie ihren ersten Spielfilm «He was a giant with Brown eyes». Er wurde für das namhafte Festival in Rotterdam nominiert und in den Schweizer Kinos gezeigt. Gerade steckt Eileen Hofer in den Schlussarbeiten zu ihrem zweiten Dokumentarfilm «Horizonte» über ein kubanisches Ballett. Parallel dazu setzt sie ihre Journalistenkarriere fort und reist durch die Welt. S. 90-93 S. 61 12 | Finanz und Wirtschaft LU X E history a n d heroes. luminor marina 1950 3 days automatic (ref. 312) Exclusively at Panerai boutiques and select authorized watch specialists. pa n e r a i . c o m MEIN BLICK von Patricia Lunghi «Morgengrauen. Ich sehe zum Himmel, schnuppere Morgenluft, betaste die Hausmauer. Es ist klar – auf ins Gebirge! Meine Ausrüstung wartet schon: mein alter Rucksack, Landeskarte 1:25’000 und ihr Komplize Militärkompass, das Schweizer Sackmesser, das den (sehr) salzigen Gruyère von Moléson und den Trockenspeck aus dem Val d’Anniviers traktieren wird. Dazu ein kühler Chasselas von der Côte sowie ein rotweisses Leinentischtuch. Schweizer sind Picknick-Champions. Weil wir die Schönheit des Einfachen und Echten schätzen. Weil wir die Freiheit lieben – unser Luxus.» NICOLAS BIDEAU Während fünf Jahren leitete er die Sektion Film im EDI. 2011 wurde er Chef von Präsenz Schweiz, der für die Promotion des Landes im Ausland verantwortlichen Organisation, und ist damit wieder international aktiv. Die Struktur ist unter anderem verantwortlich für die Teilnahme der Schweiz an der Weltausstellung in Mailand vom 1. Mai bis 31. Oktober. Das Thema der Expo Milano 2015 steht unter dem Motto «Feeding the Planet, Energy for life» (Den Planeten ernähren, Energie fürs Leben). 14 | Finanz und Wirtschaft LU X E Porträt: Nicolas Zentner / Illustration: Viviane Gailloud Der 1969 geborene Nicolas Bideau absolvierte eine kosmopolitische Ausbildung. Er studierte in Lausanne, Brüssel, Paris und Peking und erwarb ein Lizentiat der Politikwissenschaft. 1999 trat er in den Dienst des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten und wurde 2003 diplomatischer Berater von Pascal Couchepin während dessen Präsidialjahr. H3 | titanium & platinum HYT is the first timepiece ever to combine mechanical and liquid engineering. H3, unique Swiss technology and movement made in cooperation with Audemars Piguet Renaud & Papi - manual winding and 8-day power-reserve - driving a unique high-tech fluidic technology. HYT - a new dawn in watchmaking ZuRicH: les ambassadeurs | inTeRlAken: Kirchhofer | ST MoRiTZ: las Serlas | lAuSAnne : Ouranos | GenevA : montres prestige | hytwatches.com MUST HAVE von Patricia Lunghi T-TABLE Die Wirkung dieses Beistelltisches wird verstärkt, indem man diverse Motive kombiniert. «Wie eine Handvoll Pilze im Wald», so die Empfehlung des umtriebigen spanischen Gestalters Jaime Haydon für Bosa, das italienische Haus für Haute Couture der Keramik. Preis auf Anfrage GENTLE Aus der Zusammenarbeit zwischen dem Label Porro und den drei schwedischen FRONT-Designerinnen sind diverse Spezialstücke hervorgegangen, wie dieser vielfach preisgekrönte zweifarbige Stuhl aus Holz und Leder. Die gebogene Rückenlehne betont die einfache Eleganz des Möbels. Preis auf Anfrage. www.porro.com BOTTI Skulptural und unkonventionell präsentieren sich die Leuchtenkreationen des portugiesischen Ateliers Delightful. Die Hängeleuchte im unübertrefflich charmanten Vintage-Stil ist eine Hommage an den amerikanischen Trompeter Chris Botti, Jazz und Soul. 4770 €. www.delightfull.eu NACHTSCHWARZ Unübertroffen elegant sind die Manschettenknöpfe Eclisse in bicolor Rotgold/Gagat von Vhernier. Das Schmucklabor betreibt Handwerkskunst auf höchstem Niveau, jedes Stück ist ein handgefertigtes Unikat. 3000 €. www.vhernier.it PEEKABOO Die Peekaboo-Tasche wurde 2009 kreiert und ist eine der Ikonen von Fendi. Zeitloser Schick, verblüffende Kontraste von Farben und Materialien repräsentieren den neuen Luxus. Extravagant die neue Kollektion Peekaboo Dégradé. 3100 €. www.fendi.com BIO-BÜFFELHORN Natürliche Materialien für das jüngste Gestell von Ermenegildo Zegna. Das robuste Modell ist aus Holz und biologisch verträglichem Büffelhorn gefertigt und verkörpert den Stil des Hauses: zeitgenössische Eleganz mit einem Hauch Seventies. 796 Fr. www.zegna.com 16 | Finanz und Wirtschaft LU X E T H E A R MP05-LaFerrari. Eine außergewöhnliche Uhr. Eine technische Bestleistung. Gangreserve von 50 Tagen und ein mit Ferrari gemeinsam entwickeltes High-Tech Design. Auf 20 Exemplare limitierte Serie. BOUTIQUES LUZERN • ZURICH T O F F U S I O N MUST HAVE K2 A Lot of Brasil ist ein Unternehmen, das mit renommierten Gestaltern und jungen Designern das Label Made in Brasil bekanntmachen will. Mit dem bunten Rautenmuster erinnert das Sofa K2 des italienischen Gestalters Alessandro Mendini an Harlekin. 100% in Brasilien hergestellt. Preis auf Anfrage www.alotofbrasil.com KONSTRUKTIVISMUS Der mit Harlekin-Motiven dekorierte Fabergé-Becher ist vom Konstruktivismus inspiriert, einer in Russland in den Jahren 1920 bis 1930 entstandenen Architekturbewegung. Innen ist er aus Silber, aussen farbiges Rautenmuster-Email. 18’210 Fr. TRÄUMENDER HARLEKIN Passion für edles Porzellan und Kunsthandwerk – die Familie Lladró in Valencia hat originelle Keramikkollektionen im Programm. Darunter The Fantasy Collection des spanischen Designers Jaime Hayon, der hier einen nachdenklichen, surrealistischen Harlekin auf eine valencianische Porzellanvase platziert. Preis auf Anfrage www.lladro.com MACAONE Gelb, grün, rot und blau lackiert – der Tisch des renommierten Designers Alessandro Mendini für Zanotta nennt sich Macaone (Schwalbenschwanz). Das legendäre Stück aus den Achtzigerjahren wurde kürzlich neu aufgelegt in vom Gestalter signierter, limitierter Auflage. Ab 6593 € HALSKRAUSE Der für Moschino typische ironische Stil zeigt sich auch bei den Möbeln des Labels Altreforme. Die Kapselkollektion Arlequin ist bunt mit metallisierenden Effekten besetzt. Hier der Tisch Colletto aus zerknittertem Aluminium – wie die Halskrause des Arlecchino, der berühmtesten Figur der Commedia dell’Arte. 3710 € 18 | Finanz und Wirtschaft LU X E Handcrafted by Racers. Der neue Mercedes-AMG GT. Erleben Sie die Legende der Zukunft unter www.mercedes-benz.ch/AMG-GT TECH-TRENDS von Jorge S.B. Guerreiro C O N C E R T O F Ü R E I N E N R obert Majkut, bekannt als Innenarchitekt und als Designer, behauptet, dass ihm die Idee für dieses Super-Piano im Traum erschienen ist. Wobei unbekannt ist, wie viel Wodka er sich vor dem Schlafengehen genehmigt hatte… Fakt ist: Der Pole mit Büros in Warschau, London und Hongkong liess sich von den majestätischen Bewegungen eines aus dem Wasser auftauchenden Wals inspirieren und kreierte das Whaletone Grand Hybrid. Mit den von Roland entwickelten Prozessoren soll das elektronische Klavier nicht nur die Tonqualität eines Konzertflügels reproduzieren, sondern auch Vintageklänge der elektrischen Pianos der Sechziger- bis Achtzigerjahre. Eine ganze Batterie von Hochleistungslautsprechern des dänischen Spezialisten Scan Speak sorgt für den kraftvollen Sound. 20 | Finanz und Wirtschaft LU X E W A L Die breite Tastatur ist eine Entwicklung der deutschen Ateliers Kluge und Louis Renner. Dank Ivoplast-Belag sehen und fühlen sich die Tasten wie Elfenbein an. Das Instrument ist mit einer Reihe diverser Gadgets ausgestattet. Der Deckel öffnet sich automatisch auf Knopfdruck, das Gerät besitzt die für professionelle Studioarbeit notwendigen Anschlüsse und spielt auch automatisch, inklusive entsprechender Tastenbewegungen. Das Piano Whaletone gibt es ausser in traditionellem Schwarz und Weiss auch in diversen Farben. Ab 75’000 € je nach persönlichen Wünschen des Kunden. | www.whaletone.com Sehen und gesehen werden. tabs.samsung.ch | AG E N DA | von Amanda Castillo MEDEA IN GENF Nachdem sie ihm zwei Söhne geboren hat, wird Medea von Jason verstossen. Aus Rache und um den geliebten Mann zu bestrafen, verbrennt sie seine neue Gemahlin Glauke und bringt ihre eigenen Kinder um. Die 1797 von Luigi Cherubini komponierte tragische Oper nach Texten von Corneilles, Euripides und Seneca ist eine Reflexion über zeitlose Themen wie Mutterliebe, Entfremdung vom Nächsten und Legitimität der Rache. 9. bis 24. April, www.geneveopera.ch AGENDA NATI O NAL PAUL GAUGUIN IN BASEL Die Ausstellung der Fondation Beyeler umfasst rund fünfzig Meisterwerke des berühmten Künstlers, darunter Selbstporträts, Gemälde aus seiner Zeit in der Bretagne sowie die in Tahiti entstandenen Gemälde – sinnliche Frauengestalten in exotischen Landschaften, die zu Ikonen der modernen Kunst geworden sind. Eine Auswahl von Skulpturen Gaugins vervollständigt die Show. Bis 28. Juni. Fondation Beyeler, www.fondationbeyeler.ch REALISMUS IM WALLIS Die Fondation Pierre Arnaud in Crans Montana hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, die fundamentale Ambivalenz des Realismus in der Malerei aufzuzeigen, einer Kunstrichtung, die ständig schwankt zwischen Idealismus und Naturalismus, Protest und Gegenreaktion, Modernität und Melancholie, Genre- und Historienmalerei. Werke von Gustave Courbet, massgeblicher Vertreter dieser Strömung, sowie von Schweizer Künstlern wie Ernst Biéler und Albert Chavaz illustrieren die diversen Facetten dieser Strömung. «Eine Symphonie der Gegensätze». Bis 19. April, www.fondationpierrearnaud.ch ANKER, HODLER UND VALLOTON IN MARTIGNY Die Fondation Pierre Gianadda präsentiert 150 Bilder von 1762 bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Meisterwerke von Ferdinand Hodler, Albert Anker, Felix Valloton, Alexandre Calame oder Alice Bailly vermitteln dem Besucher Einblick in den Symbolismus der Schweizer Kunst. Die nach Themen gegliederte Ausstellung enthält Darstellungen von Landschaften, Kindern, Stillleben, Aktbilder renommierter Protagonisten der Schweizer Kunstgeschichte. Bis 14. Juni, www.gianadda.ch UNABHÄNGIGKEIT IN WEIL AM RHEIN Als viele zentralafrikanische Länder in den Sechzigerjahren die Unabhängigkeit erlangten, wurde Architektur zur wichtigen Stifterin nationaler Identität. Die Ausstellung des Vitra Design Museum ist eine Hommage an den afrikanischen Modernismus und zeigt fünfzig Fotos von Bauten in Kenia, Senegal oder Sambia, die in der postkolonialen Epoche erstellt wurden. «Architektur der Unabhängigkeit, Afrikanische Moderne», 20. Februar bis 31. Mai, www.design-museum.de 22 | Finanz und Wirtschaft LU X E ALEXANDER MCQUEEN IN LONDON Nach dem MoMA zeigt nun das Londoner Victoria & Albert Museum die spektakuläre Retrospektive des britischen Modeschöpfers. Eine glänzende Gelegenheit, die Kreationen von Alexander McQueen zu entdecken, die während seiner Lehrzeit ab 1992 bis zu seiner letzten Herbst-Winter-Kollektion 2010 entstanden sind. Im «KuriositätenKabinett» gibt es ausserdem rund vierzig Objekte zu bewundern, die die Handschrift des Stylisten tragen. «Savage Beauty», 15. bis 19. Juli, www.vam.ac.uk AGENDA INTERNATIONAL TOULOUSE-LAUTREC IN NEW YORK Dreissig Jahr ist es her, dass das MoMA dem postimpressionistischen Künstler Henri de Toulouse-Lautrec eine Ausstellung gewidmet hat. Nun steht die «Seele von Montmartre» wieder im Mittelpunkt. Hundert Plakate, Originallithos und -stiche thematisieren das Nachtleben im Paris Ende des 19. Jahrhunderts, die Cafésconcerts, Cabarets und French-CancanTänzerinnen. Die Ausstellung umfasst auch seltene Farbporträts der Tänzerin Jane Avril sowie das berühmte Portfolio «Elles» mit zwölf Werken, die das Leben in einem Freudenhaus schildern. «Le Paris de Toulouse-Lautrec», bis 22. März, MoMA, www.moma.org NIKI DE SAINT PHALLE IN BILBAO Nach dem Grand Palais in Paris gibt sich jetzt das Guggenheim Museum in Bilbao die Ehre und organisiert eine Retrospektive des Oeuvre von Niki de Saint Phalle. Die Bildhauerin, Graveurin, Performerin und experimentelle Filmemacherin war überzeugt, dass «Kommunismus und Kapitalismus zu Ende sind und dass die Zeit reif ist für eine neue matriarchalische Epoche». In ihrer Kunst und ihren voluminösen Nanas hat sie sich stets mit der Stellung, dem Körper und der eminent schöpferischen Rolle der Frau auseinandergesetzt. 27. Februar bis 11. Juni, Guggenheim Museum, Bilbao, www.guggenheim-bilbao.es/fr JEFF KOONS IN PARIS Mit täglich durchschnittlich 6638 Besuchern sprengt die Retrospektive von Jeff Koons alle Besucherrekorde des Centre Pompidou. Das Werk des Amerikaners ist Kitsch, Glitzer, Karikatur, aber auch herrlich lebendig, witzig und bunt, es interpretiert die Stereotypen der Popkultur und spielt frech mit den Codes unserer Gesellschaft und vor allem mit dem «guten Geschmack». Der Amerikaner ist der aktuell teuerste lebende Künstler der Welt, sein Balloon Dog wurde für über 58,4 Mio. $ versteigert. Eine überraschende und anregende Ausstellung. Bis 27. April, www.centrepompidou.fr WELTAUSSTELLUNG IN MAILAND Nach 2010 in Schanghai zieht die Weltausstellung 2015 nach Mailand. Eine Reise um die Welt offerieren die Pavillons der über 150 Länder und internationalen Organisationen. Der Event steht unter dem Motto «Feeding the Planet, Energy for Life» (den Planeten ernähren, Energie für das Leben). Erwartet werden 21 Mio. Besucher, die sich mit Themen wie Gesellschaft, Ernährung und verantwortliche Nutzung der natürlichen Ressourcen auseinandersetzen. Eine Ausstellung ganz im Geist der Zeit. 1. Mai bis 31. Oktober, www.expo2015.org/it Finanz und Wirtschaft LU X E | 23 TREFFPUNKTE von Hans Uli von Erlach Die Musts von Basel NATÜRLICH IST BASEL EINE WELTSTADT DER KUNST MIT DER ART UND MIT MUSEEN VON INTERNATIONALEM RANG. UND GERADE JETZT IST BASEL DIE WELTHAUPTSTADT DER SCHÖNSTEN UHREN UND DER FEINSTEN JUWELIERKUNST. DOCH BASEL, MIT SEINER LANGEN GESCHICHTE UND EINER DER ÄLTESTEN UNIVERSITÄTEN EUROPAS (GEGRÜNDET 1460), HAT AUCH DEN CHARME UND DEN CHIC EINER WELTOFFENEN KLEINSTADT MIT TRENDIGEN ADRESSEN, DIE OFT NUR DIE EINHEIMISCHEN KENNEN. «LUXE» GIBT IHNEN EINIGE INSIDER-TIPPS: DIE MUSTS VON BASEL. ITALIANITÀ FÜR GENTLEMEN CAPAUL PREMUM MENSWEAR Wenn Ihnen als Cavaliere Namen wie Etro oder Ermenegildo Zegna etwas sagen, müssen Sie auch René Capaul kennen. In seinem soeben umgebauten und auf zwei Etagen erweiterten Geschäft sind diese Labels zu Hause. Neben anderen, wie etwa Jacob Cohën mit seinen legendären FivepocketHosen in exklusiven Stoffen. Oder Santoni, der nicht nur die Lederarmbänder für die IWC Portugieser, sondern auch exquisite Schuhe macht. Bäumleingasse 6, Basel, 061 272 77 22, www.capaul-mode.ch DÜFTE DER WELT PARFÜMERIE HYAZINTH OK Seit 1921 die erste Adresse am Platz für die schönsten Parfums der Welt. Was lustvolle Nasen besonders betört: Neben berühmten Klassikern und aktuellen Trends gibt es auch legendäre Düfte wiederzuentdecken und Flakons, die Sie garantiert noch nie geschnuppert haben. Im luxuriösen Ambiente kann man (auch Mann!) sich auch kosmetisch pflegen lassen. Falknerstrasse 17, Basel, 061 261 65 64, www.hyazinth.ch NOBLESSE OBLIGE DIE BAR IM LES TROIS ROIS Eigentlich kein Insider-Tipp, denn das FünfsterneGrand-Hotel Les Trois Rois am Rhein (eines der ältesten Europas, 2006 historisch, aber mit modernstem Luxus neu eröffnet) ist für anspruchsvolle Basel-Besucher ohnehin das Must par excellence. Von Napoleon bis Elisabeth II., von Picasso bis Thomas Mann, den Rolling Stones bis Dalai Lama stieg man hier ab – warum nicht auch Sie? Im Restaurant Cheval Blanc einen Tisch zu bekommen, ist zwar schon hohe Kunst (Chef Peter Knogl erkochte sich 19 Gault-Millaut-Punkte und den Titel Koch des Jahres 2015). Aber auch der Besuch der stilvollen Bar unter Chef Thomas Huhn (Schweizer Bar des Jahres 2015) garantiert einen grossen Auftritt. Blumenrain 8, Basel, 061 260 50 50, www.lestroisrois.com 24 | Finanz und Wirtschaft LU X E BASEL SÜSS OBJEKTE MIT SEELE PASTICCERIA DA GRAZIELLA Die Amaretti sind legendär, die Torten ein Gedicht und wie die Cornetti, Sfolgiatelle, Arancini und Panini täglich frisch handgemacht in der eigenen Backstube. Die Pasticceria und Cafeteria wird nach wie vor als Familienbetrieb geführt, wie damals vor 30 Jahren, als Sebastiano und Graziella Guglielmino aus Catania nach Basel kamen. Feldbergstrasse 74, Dornacherstrasse 283, Aeschenvorstadt 24, St.Jakobsstrase 397, 061 692 49 40, www.dagraziella.com SCHAURAUM ELIA GILLI FÜR AFICIONADOS HOUSE OF SMOKE Die exklusiven Objekte der Designerin und Raumgestalterin Elia Gilli verführen stets irgendwie zum Anfassen, zum Berühren mit Händen und Augen. Gradlinig, überraschend, skulptural die Formen, sinnlich die Materialien, von ausgesuchten Hölzern über schneeweisses Porzellan bis zu Sterlingsilber 925 oder auch mal Industriekunststoff. Und über kurz oder lang hat man sich in eines dieser edlen Schmuck- oder Designstücke verliebt. Rümelinsplatz, Basel, 061 261 03 03, www.eliagilli.com Schlicht ein Paradies für Aficionados grossartiger Zigarren der besten Provenienz. Mit Brands, die es sonst nirgends in der Schweiz gibt, mit Emotionen und Geschichten. Raymondo Bernsaconi erzählt sie gerne und öffnet für echte Kenner auch gerne die gediegene Lounge of Smoke im ersten Stock, die eigentlich nur für Members reserviert ist. Im weitherum grössten begehbaren Humidor sucht man sich die gerollten Exklusivitäten aus und geniesst sie in den Chesterfieldsesseln. Darf‘s dazu der Lieblingswhisky sein? Die Bar ist gut bestückt. Laufensrasse 16, Basel, 061 411 28 66, www.houseofsmoke.ch SCHÖN BEHÜTET CHAPEAU Das kleine, feine Ladenatelier ist ein Geheimtipp für alle Damen, die sich unter einen ebenso eleganten wie auch mal originellen Kopfputz trauen. Denn der Modistin Maria Hiepler gehen auch nach 30 Jahren Kreativität, Verspieltheit und Farb- und Formgespür für ihre Chapeaux nicht aus. Übrigens behütet sie auch Herren: mit Klassikern wie Panamas, Borsalinos, Pocket Hats – stilvoll oder frech, klassisch oder modisch. Nur den Mut zum Hut muss man selbst mitbringen. Barfüsserplatz 6, Basel, 061 272 77 74, www.chapeau.ch DIABOLISCH SCHÖN DER TEUFELHOF Es nennt sich Gast- und Kulturhaus, denn die Hotelzimmer in historischen Gebäuden sind zum Teil von Künstlern gestaltet. Künstler sind auch Küchenchef Michael Baader und sein Team: hochwertig die Zutaten, Michelin-Stern-dekoriert die Zubereitung und, besonders im Restaurant Bel Etage, einmalig das Ambiente. Und die Bar gehört zu den besten der Stadt. Leonhardsgraben 49, Basel, 061 261 10 10, www.teufelhof.com Finanz und Wirtschaft LU X E | 25 SCANNER von Jorge S. B. Guerreiro D E P N E AL BUMMLER UND SPORTLER VON HERMÈS Praktisch und elegant: das Hermès-Bike Le Flâneur sportif aus leichter Kohlefaser sorgt für muskelschonenden Spass. Sattel und Lenkergriffe sind mit edlem Jungbüffelleder überzogen, denn auch Sportler mögen’s stilvoll und elegant. Hergestellt wird das Gefährt vom französischen Fahrradspezialisten Time. Sportlich weniger Ambitionierte finden ihr Glück ebenfalls bei Hermès. Sie fahren Le Flâneur spazieren, den es ab 8100 € gibt. Aber aufgepasst, wie beim Sellier von der Rue due Faubourg St-Honoré üblich, gibt es Lieferfristen. www.hermes.com 26 | Finanz und Wirtschaft LU X E T I M L I T S PININFARINA FUORISERIE Der italienische Edeldesigner Pininfarina ist für allem für seine Automobile bekannt. Nun präsentiert er das Bike Fuoriserie, das Vintagestil mit moderner Biketechnologie verbindet und vom Fahrradatelier 43 Milano produziert wird. Das Gestell aus Stahl ist mit Nussholz verkleidet, Lenkrad und Sattel sind mit geflochtenem Leder à la Bottega Veneta überzogen. Unwiderstehlich italienisches Design inkl. LEDBeleuchtung und Ladegerät für Smartphone. Preis: 6000 € (E-Bike 9000 €). www.pininfarina.it WOODEN E-BIKE Studenten der deutschen Universität Eberswalde haben dieses E-Bike unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit entwickelt. Rahmen, Gabel und Sattel sind aus Holzabfällen aus den umliegenden Wäldern gefertigt. Der Elektromotor ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h, die Reichweite beträgt 80 km. Das mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete E-Bike soll jetzt vom Berliner Unternehmen Aceteam serienmässig produziert werden. Geplant sind jährlich hundert Stück, die zum Preis von 3500 € angeboten werden. www.aceteam.tumblr.com THE HOUSE OF SOLID GOLD: MOUNTAIN BIKE IN 24K Ultimatives Bling-Bling – ein kostbareres Zweirad als dieses gibt es nicht. Hugh Power, Begründer des Labels The House of Solid Gold, tut seit über dreissig Jahren nichts anderes, als alles, was ihm unter die Hände kommt, in Gold zu verwandeln. Sein in 750 Stunden von A bis Z handgefertigtes Mountainbike besitzt einen Sattel aus Alligatorleder, die vergoldete Trinkflasche ist aus Fischleder. Das vorne am Gestell platzierte Logo «THSG» ist mit 600 Diamanten und 500 Saphiren besetzt. Die Edition ist auf dreizehn Stück limitiert. Preis: 495’000 $. www.thehouseofsolidgold.com Finanz und Wirtschaft LU X E | 27 | I N T E R V I E W | von Cristina d’Agostino JOHANN SCHNEIDER-AMMANN: « Die Industrie ist in Topform und höchst innovativ» «LUXE» TRAF BUNDESRAT JOHANN SCHNEIDER-AMMANN AM SITZ DES WEF IN COLOGNY ZUM AUSFÜHRLICHEN EXKLUSIVINTERVIEW. THEMA WAREN DIE HERAUSFORDERUNGEN, DIE DIE UHRENINDUSTRIE NACH DER AUFGABE DES EUROMINDESTKURSES ERWARTEN. D as Rendezvous wurde letzten November im Grand Théâtre in Genf vereinbart, als Bundesrat Schneider-Ammann beim Grand Prix d’Horlogerie de Genève Präsenz markierte. Doch nach der Aufgabe des Euromindestkurses sieht die Aktualität ganz anders aus, und das Gespräch nahm einen andern Verlauf. Im März trifft sich auch dieses Jahr wieder die Mehrheit der massgebenden Akteure des dritten Wirtschaftszweigs des Landes an der Baselworld. Die Aussichten der Uhrenbranche, bereits durch die baldige Ankunft der Connected Watch in Bewegung geraten und beunruhigt durch die ungewisse geopolitische Lage, haben sich nach dem 15. Januar rapid verdüstert. Für «Luxe» Grund, einige Wochen vor dem Grossanlass mit dem Wirtschaftsminister Bilanz zu ziehen und über sein Verhältnis zum Uhrensektor zu sprechen. Es sind starke Beziehungen. In den Jahren als Verwaltungsrat der Swatch Group hatte Johann Schneider-Ammann nach eigener Aussage Gelegenheit, die Bedeutung der Exportmärkte für die Branche kennenzulernen. Viele Chefs der Uhrenindustrie kennt er persönlich. So persönlich, dass einige von ihnen, darunter Nick Hayek, ihn am Tag der Verlautbarung der SNB angerufen haben. Seine Botschaft ist zuversichtlich. Eine Begegnung. 28 | Finanz und Wirtschaft LU X E Die wichtigsten Chefs der Uhrenindustrie, die wir am Salon International de la Haute Horlogerie in Genf trafen, waren schockiert, als sie vom Beschluss der SNB hörten, die Wechselkursuntergrenze für den Franken zum Euro aufzugeben. Für sie war das Timing schlecht. Die SNB hat die Entscheidung völlig autonom gefällt und diesen Zeitpunkt gewählt, um ihre Unabhängigkeit vom Euro zurückzugewinnen. Ich würde nicht von einem schlechten Timing sprechen, denn das gute Timing gibt es sowieso nicht. Die Kursuntergrenze wurde vor drei Jahren festgesetzt. Die Unternehmen hatten damit Zeit für Innovationen und Effizienzsteigerung. Viele haben es gemacht, einige hätten vielleicht mehr Zeit benötigt, um sich für den globalen Wettbewerb fit zu machen. Eine gewaltige Herausforderung, in der Tat. Von einem Tag auf den andern eine Preiserhöhung von 15 bis 20% in den Griff zu bekommen, ist extrem heikel. Aber es gilt, die Entscheidung der SNB zu akzeptieren und sich der Challenge zu stellen, wieder kompetitiv zu werden, um genügend Margen für Investitionen zu erzielen. Eine Aufgabe, die unsere Wirtschaft stets mit Bravour gelöst hat. Die Uhrenindustrie beschäftigt 30% Grenzgänger. Einige Unternehmen planen, die Löhne in Euro zu bezahlen. Was meinen Sie dazu? Alles, was den Arbeitsmarkt betrifft, muss von den Sozialpartnern geregelt werden. Das ist wichtig. Als Unternehmer habe ich diese Sozialpartnerschaft persönlich erlebt. Ich kenne den Wert eines Gesamtarbeitsvertrags, habe die Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und -nehmern im Unternehmen erfahren. Es muss aber ganz klar sein: Das Personenfreizügigkeitsabkommen sieht vor, dass ein Arbeitgeber alle Mitarbeitenden, einheimische oder Grenzgänger, gleich behandeln muss. Man kann nicht die einen in Franken entlöhnen, die andern in Euro. Kurzarbeit, Lohnreduktionen – befürchten Sie nicht negative Auswirkungen auf den Konsum? Im Moment sind die Auftragsbücher noch gut gefüllt. Die Unternehmen haben etwas Zeit, Lösungen zu finden. Aber wir haben festgellt, dass der Purchasing Managers Index (PMI oder Einkaufsmanagerindex) von 53% im Dezember auf 48% im Januar zurückgefallen ist. Bei einem Index von über 50% verzeichnen die Unternehmen Wachstum, ein Stand unter 50% bedeutet, dass die Lieferanten unsicher sind. Wir müssen Negativwirkungen für die Zukunft vermeiden. Aber es bleibt uns noch etwas Zeit, den besten Weg zu finden. Haben Sie seit der Aufgabe der Wechselkursuntergrenze Chefs der Uhrenindustrie getroffen? Ja. Ich kenne sie alle sehr gut, einige habe ich am Wef in Davos getroffen, andere haben mich angerufen. | INTERVIEW | Auch Nick Hayek? Ja, schon in der ersten Stunde nach der Mitteilung. Er war wie alle andern überrascht und ziemlich ausser sich. Er hat halt das Temperament eines Unternehmers (lacht). Was hat er Ihnen gesagt? Wir haben gemeinsam die Situation evaluiert. Es geht nun darum, Ruhe zu bewahren, wachsam zu sein und alles zu unternehmen, um den Standort Schweiz zu stärken. Auch haben mich viele Zulieferer der grossen Uhrenfirmen angerufen. Sie wollten wissen, ob die Politik Rezepte oder Empfehlungen hat. Aber niemand hat Intervention oder Soforthilfe des Staates gefordert. stabilisieren. Das gegenwärtige Niveau des Euros reflektiert die wirtschaftliche Realität nicht. Bezüglich Kaufkraftparität liegt der Gleichgewichtspunkt bei 1.20 und darüber, weshalb er sich mittelfristig auf einem kohärenteren Niveau als heute stabilisieren wird. Aber auch hier hat die Abstimmung vom 9. Februar die Bürokratie nicht wirklich verkleinert, die Einstellung von ausländischem Personal – 50% in der Uhrenindustrie – wird komplizierter. Die Kombination Frankenstärke und Abstimmung vom 9. Februar 2014 wird auf dem Markt zu lancieren, heisst dies, dass er sie schon lange vorbereitet hat. Ich bin überzeugt, dass auch andere Uhrenfirmen bereits in den Startlöchern stehen. Die digitale Revolution fordert nicht nur die Uhrenbranche heraus, sondern die gesamte Wirtschaft und die ganze Gesellschaft. Muss die Schweizer Industrie also aufwachen? Die Industrie ist in Topform und höchst innovativ. Als ich anlässlich des 30. Geburtstags des Centre suisse d’électronique et de microtechnique in Neuenburg an die Schweizer Unternehmer appellierte, habe ich es mit Absicht getan. Ich bin überzeugt, dass ihre Antworten darauf noch viel substanzieller sein werden, als was wir bis anhin erlebt haben. «Nick Hayek rief mich schon in der ersten Stunde nach Bekanntgabe an. Im Jura gab es bereits Kündigungen. Welches sind neben Kurzarbeit andere Massnahmen, selbst aussergewöhnliche, die getroffen werden können? Die Politik ist für die Rahmenbedingungen zuständig, die wir jetzt verbessern müssen. Was die Unternehmen jetzt vor allem wollen, ist Klarheit in unseren Beziehungen zu unseren Nachbarn. Sie möchten wissen, ob die bilateralen Verträge gesichert sind. Der zweite wichtige Punkt ist die Reform der Unternehmensbesteuerung. Und drittens geht es darum, die Bürokratie abzubauen und Kosten einzudämmen, damit die Unternehmen die beste Chance haben, auf den Weltmärkten kompetitiv zu bleiben. Das Ziel ist, jedem Einwohner unserer Landes eine seinen Fähigkeiten möglichst adäquate Arbeit zu garantieren. Er war wie alle überrascht und Grosse Gruppen wie Swatch Group oder Richemont können den starken Franken auffangen. Aber die unabhängigen Marken leiden. Die internationale Konjunktur sowie die ungewisse geopolitische Entwicklung verschlimmern ihre Situation zusätzlich. Was sagen Sie diesen Firmen? Ich sage ihnen, dass sie über Produkte von bestem Ruf und unerreichter Qualität verfügen. Dass sie die höheren Preise durch Wettbewerbsfähigkeit, Flexibilität und das Vertrauen, das sie auf den Märkten geniessen, wettmachen können. Ich unternehme alles, um ihnen bestmögliche Rahmenbedingungen zu bieten. In der Zwischenzeit wird sich der Wechselkurs 30 | Finanz und Wirtschaft LU X E ziemlich ausser sich.» sich auf die Entwicklung der Unternehmen und damit auf den Personalbedarf auswirken. Die ist eine echte Herausforderung. Je nach Wirtschaftsentwicklung könnte die Zuwanderung zurückgehen. Wie auch immer diese Entwicklung verläuft, wir müssen das Potenzial der einheimischen Arbeitskräfte besser nutzen und gleichzeitig vermeiden, teure Bürokratiemonster zu kreieren. Im vergangen November haben Sie mit Ihrer Präsenz am Grand Prix de l’Horlogerie de Genève die Ausstrahlung der Schweizer Uhrenindustrie unterstrichen. Eine Sparte, die Sie bestens kennen, da Sie bis 2011 im Verwaltungsrat der Swatch Group sassen. Und Sie stellten auch Fragen nach der Connected Watch und den Gefahren, falls sich die Industrie dieser Herausforderung nicht stellt. Ich hatte das Privileg, während vieler Jahre im Verwaltungsrat der Swatch Group zu sein. Jedes Treffen mit Nicolas Hayek, später mit Nick Hayek, war ein richtiges Innovationsseminar. Administrative Fragen waren jeweils schnell abgehandelt, die Zeit wurde vor allem dazu genutzt, über Märkte, Konkurrenz, Konsumverhalten zu reden, über technologischen Austausch und Innovation. Wenn Nick Hayek heute bereit ist, neue Ideen Das im Juli mit China geschlossene Freihandelsabkommen ist für die Schweizer Uhrenindustrie dank den geringeren Zollabgaben ein Trumpf. Anderseits leidet sie unter der Antikorruptionspolitik Chinas, von der sie direkt betroffen ist. Führen Sie darüber Diskussionen mit der chinesischen Regierung? Im Rahmen der Verhandlungen über das Freihandelsabkommen haben wir stets über Dauerhaftigkeit und vor allem über ökologische, soziale und menschenrechtliche Aspekte gesprochen. Die Vereinbarungen fordern einen transparenten Handel. In Bezug auf die Uhrenindustrie diskutierten wir über Fälschungen und auch über Korruption. Aber letztendlich ist diese eine innenpolitische Angelegenheit, die das Land selbst regeln muss. Das Seco hat die Aufgabe, neue Freihandelsmärkte zu eröffnen, die der Schweizer Uhrenindustrie helfen könnten, ausserhalb der Euro- und der Dollarzone leichter zu exportieren. Sind neue Abkommen in Sicht? Ja. Wir führen Verhandlungen mit Indonesien. Nach meinem Treffen mit dem indonesischen Wirtschaftsminister in Davos können die Gespräche jetzt weitergehen. Solche führen wir auch mit Vietnam und Malaysia. Für die Schweiz und ihre Unternehmer ist die Pazifikregion natürlich sehr interessant. Ich werde alles tun, damit sich diese Pläne möglichst schnell realisieren. | Prozentangaben beziehen sich auf die Gesamtkostenquote (TER). iShares CORE SERIES •• FUR ••IHRE KUNDEN: NIEDRIGE •• GEHUHREN FUR MEHR ERTRAG. Hohe Gebühren schmälern den Ertrag Ihrer Kundenportfolios- ein guter Grund für uns, die iShares Core Series zu entwickeln. Ihre Kunden profitieren mit der iShares Core Series von neun ausgewählten ETFs, basierend auf einigen der bekanntesten Aktien- und Anleihenindizes. Jetzt hohe Qualität zu niedrigen Gebühren, für mehr Ertrag in Ihren Kundenportfolios. iShares gehört zu BlackRock- dem Experten, dem weltweit am meisten Geld anvertraut wird.* iShares by BLACKROCK" *Mit einem verwalteten Vermögen (AuM) von 4,525 Billionen US-Dollar am 30.09.2014. BlackRock hat diese Investitionsmöglichkeit nicht auf Ihre persönlichen Bedürfnisse oder Risikotaleranzen hin geprüft. Die Fonds der iShares Core Series sind in der Schweiz und in Irland domiziliert. BlackRock Asset Management Schweiz AG, Bahnhofstrasse 39, CH-8001 Zürich, fungiert als Schweizer Vertreter für die ausländischen Fonds. Zahlstelle der ausländischen Fonds ist JPMorgan Chase Bank, National Association, Columbus, Niederlassung Zürich, Dreikönigstrasse 21, 8002 Zürich. Der Prospekt, mit integriertem Fondsvertrag, die wesentlichen Anlegerinformationen, die Satzung sowie sämtliche früheren Jahres- und Halbjahresberichte des Fonds sind kostenlos beim Schweizer Vertreter erhältlich. Die Anleger sollten die in den wesentlichen Anlegerinformationen und in den Prospekten erläuterten fondsspezifischen Risiken lesen.© 2015 BlackRock, lnc. Sämtliche Rechte vorbehalten. Ref: 18969. DOSSIER UHREN von Michel Jeannot Zehn Herausforderungen, die die Schweizer Uhrenindustrie und ihre Akteure 2015 erwarten 2015 WIRD FÜR DIE UHRENBRANCHE VIEL KOMPLEXER UND ANSPRUCHSVOLLER ALS FRÜHERE JAHRE. SIE UND EINIGE IHRER WICHTIGSTEN AKTEURE SIND MIT GROSSEN HERAUSFORDERUNGEN KONFRONTIERT. 32 | Finanz und Wirtschaft LU X E 1 DER STARKE FRANKEN Der Beschluss der SNB hat viel zu reden und zu schreiben gegeben. Auch die Uhrenbranche ist angesichts des starken Frankens besorgt, wobei sie sich in einer noch relativ komfortablen Lage befindet. Erstens hat sie ausserhalb der Schweiz keine Konkurrenz, was die Probleme gewaltig vereinfacht. Zweitens sind die Gewinnmargen höchst attraktiv, und drittens kann sie auf fünf absolute Rekordjahre zurückblicken. Dazu kommt, dass die Gruppen und die bedeutenden Manufakturen den Handel im Ausland grösstenteils selbst kontrollieren, wodurch es für sie einfacher ist, Kursfluktuationen zu absorbieren. Bei ihnen fällt ein grosser Teil der Personalkosten (Distribution) und anderer Investitionen (vor allem Kommunikation) in der Euro- und der Dollarzone an. Unvergleichlich schwieriger und komplexer ist die Lage für kleinere Unternehmen, die naturgemäss weniger Manövriermöglichkeiten haben und mit massiven Schwierigkeiten kämpfen, sei es in der Zulieferung oder in der Distribution. Wobei der teure Franken lediglich einen Trend beschleunigt, der seit Jahren unabwendbar ist: Die Grossen werden immer stärker, zulasten der kleineren Unabhängigen. 2 GUTE GOUVERNANCE Uhrenfirmen geben sich lieber bedeckt, und auch in den Medien wird es nicht thematisiert. Aber Swissleaks hin oder her, das Ende des Bankgeheimnisses, Warnungen, Drohungen und Anklagen an Schweizer Banken sowie die weltweite Jagd nach Schwarzgeld machen auch der Schweizer Uhrenindustrie zu schaffen. Selbstverständlich haben die meisten Kunden damit gar nichts zu tun, aber Marken und Händler geben inoffiziell zu, dass sie in der Vergangenheit glänzende Geschäfte gemacht haben mit sehr reichen Leuten in der Schweiz. Deklariert oder nicht – jedenfalls sind die Spontaneinkäufe an der Bahnhofstrasse oder der Rue du Rhône, in Macau oder Istanbul zurückgegangen. Die Uhrenfirmen werden wohl oder übel auf diese Kunden verzichten und sie durch echte Kenner und Sammler ersetzen müssen. Die verantwortungsbewusstesten Unternehmensführer haben allerdings nicht das Jahr 2015 abgewartet, um zu reagieren. 3 CONNECTED WATCH Von ihr ist seit Jahren die Rede, viele Modelle sind jetzt tatsächlich auf dem Markt. 2015 wird a priori das Jahr der Connected Watch sein. Verantwortlich dafür ist das Unternehmen Apple, das nach Jahren der Spannung im vergangenen Herbst einen Prototyp vorgestellt hat, der in wenigen Monaten kommerzialisiert werden soll. Nach einigen Verzögerungen steht die Lancierung der Apple Watch vor der Tür. In der Zwischenzeit haben auch die Schweizer Uhrmacher, die das Phänomen erst amüsiert als Gadget für Geeks abgetan hatten, den Ernst der Lage erkannt und wollen unbedingt am Kuchen teilhaben. Immerhin ist die Technologie dazu in der Schweiz vorhanden. Trotz der von den Kaliforniern entwickelten Energie glaubt niemand ernsthaft daran, dass Apple für die Schweizer Uhrenher- Bilan LU X E | 33 DOSSIER | steller eine grössere Bedrohung darstellt als für Seiko, Casio, Fossil oder allenfalls Swatch. Aber man hat den Trend erkannt und ist aktiv geworden. Montblanc ist die erste renommierte Marke, die eine Lösung gefunden hat in Form des Speed-e-trap, eines Armbands mit integriertem Modul, das mit jeder herkömmlichen Uhr kombiniert werden kann. Frédéric Constant und Alpina haben kurz vor der Baselworld ihre eigene Smartwatch präsentiert. An der diesjährigen Uhrenmesse werden die Akteure aus der Deckung kommen, und Nick Hayek hat bereits verlauten lassen, dass Swatch im April oder im Mai mit einem Modell auf den Markt kommt – also etwa zeitgleich mit Apple. 4 SWATCH In den Achtzigerjahren war Swatch das Unternehmen, das Trends lancierte, Neugier und Begehrlichkeiten weckte. Dreissig Jahre später ist die Marke immer noch da (was schon eine ansehnliche Leistung ist), aber sie ruft nicht mehr die gleiche Begeisterung hervor, die Einführung neuer Modelle wird nicht mehr zwingend zum planetaren Ereignis. Die vor zwei Jahren an der Baselworld präsentierte Technologie Sistem51 war zwar einer der grössten Fortschritte der mechanischen Uhr der letzten Jahrzehnte und wurde trotzdem kein Weltevent. Dank gewaltigem Knowhow besitzt Swatch alle Voraussetzungen, ein innovatives Produkt zu entwickeln und sich einen Platz in der Welt der Connected Watch zu sichern. Ein neuer Welterfolg ist die Challenge der Bieler. 5 ROLEX Für die Marke mit dem goldenen Krönlein ist 2015 das Jahr des Wechsels in der Unternehmensführung. Für einen Konzern mit dermassen stark verankerten Traditionen ein delikater Moment. Jean-Frédéric Dufour (46), der letzten Herbst von Zenith zu Rolex gewechselt hat, dürfte demnächst den Sitz des Generaldirektors Gian Riccardo Marini (67) übernehmen, der das Unternehmen während vier Jahren führte. Es ist nicht nur ein Führungs-, sondern auch Generationenwechsel. Nachdem in den vergangenen sieben Jahren drei Patrons über das Geschehen wachten, erhofft man sich, nun eine langfristige Lösung gefunden zu haben. Es sei daran erinnert, dass die ersten drei Präsidenten das Zepter 34 | Finanz und Wirtschaft LU X E über ein ganzes Jahrhundert führten. Führungswechsel gleich Stilwechsel? Nicht unbedingt, denn Rolex setzt seit Jahrzehnten auf die gleiche Strategie. Ganz offensichtlich mit Erfolg. Smartwatch auf den Markt bringen. Im Bereich Uhren sollen die Labels Perrelet (mit einer neuen Equipe) und Leroy endlich auf Kurs kommen. 6 HARMONISIERUNG DER DISTRIBUTION KERING Die französische Gruppe Kering, u.a. Besitzerin von Gucci, Boucheron und Pomellato, hat den Ehrgeiz, in der Uhrenszene eine führende Rolle zu spielen. Die Hauptaktionärin von Sowind (Girard-Perregaux und Jean Richard) hat letztes Jahr die Manufaktur Ulysse Nardin übernommen, die zwar im russischen Markt bestens eingeführt ist, aber dadurch auch sehr abhängig ist. Wobei die Russen letztes Jahr sämtliche Luxuslabels in Angst und Schrecken versetzt haben. Die verhältnismässig komplementären Uhrenmarken der Gruppe werden nun im Pool Luxe – Montres & Joaillerie unter Albert Bensoussan zusammengefasst und haben den klaren Auftrag, ihr Potenzial zu entwickeln. Um das Ziel zu erreichen, wurde Antonio Calce, vormals Corum, in die Generaldirektion von Sowind berufen. 7 MONTBLANC Seit zwei Jahren am Steuer, hat Jérôme Lambert, vormaliger CEO von Jaeger-LeCoultre, von Richemont den Auftrag erhalten, das langsamer gewordene Schiff auf Tempo zu trimmen. Montblanc, hinter Cartier die zweite Marke der Gruppe, realisierte letztes Jahr etwa ein Viertel des Umsatzes mit Uhren und legt nun eine neue Dynamik an den Tag, wobei die Produkte an den Stil von Jaeger-LeCoultre erinnern. Die vom jetzigen CEO verliehenen Impulse dürften in den nächsten Monaten Früchte tragen. In diesem Fall wird Jérôme Lambert zweifellos in der Gruppenhierarchie höherklettern. 8 FESTINA-GRUPPE Unter der Führung von Gérald Roden vereint die Festina-Gruppe in der Schweiz diverse Gesellschaften, Marken und Zulieferanten. Über das Unternehmen Soprod, das mechanische und Quarzwerke produziert, möchte sie dieses Jahr 350’000 Werke absetzen. Ebenfalls ein Thema ist die Connected Watch, denn Festina beliefert diverse Marken, die diesen Frühling eine 9 Die Schweizer Uhrenindustrie war trotz weltweit rückläufiger Wirtschaft höchst erfolgreich und legte in den letzten fünf Jahren ein spektakuläres Wachstum hin. Viele Unternehmen verdankten ihren Erfolg vor allem dem rasant wachsenden chinesischen Markt, gerieten aber nach einigen Antikorruptionsgesetzen plötzlich in eine heikle Lage. Gegenwärtig bereitet ihnen China Kopfzerbrechen, vor einiger Zeit waren es Russland und der Mittlere Osten. Aufgrund dieser Erfahrung ist es für viele Marken vordringlich, ihre Absatzmärkte zu harmonisieren und Abhängigkeiten zu verkleinern, um bei einer Krise in einer Zone die Schäden zu limitieren. Eine schwierige Herausforderung, wenn man weiss, dass die Chinesen, unabhängig davon, ob bei sich zu Hause oder im Ausland, über die Hälfte ( je nach Marke bis 80%) der Schweizer Uhrenproduktion abnehmen. Für die Branche ein Glücksfall, aber mit hohem Risikopotenzial. 10 NACHFOLGE Bei Rolex ist die Nachfolgefrage in der Generaldirektion offenbar gelöst, bei den beiden andern Giganten, Swatch Group und Richemont, gibt’s noch einiges zu regeln. In beiden Gruppen stehen mehrere Marken-CEO vor der Pensionierung oder haben das Rückzugsalter schon länger erreicht. In den nächsten Monaten und Jahren stehen einige attraktive Posten zur Disposition. Auch bei anderen Marken der Haute Horlogerie wartet in den nächsten fünf Jahren ein knappes Dutzend Direktoren auf Ablösung. Die Anwärter sind schon in den Startlöchern – man denkt längerfristig –, setzen sich in Pose, verschaffen sich eine günstige Position, indem sie von sich reden machen oder mit Leistungen brillieren. Im Idealfall beides. BEOF/CHD/D/090514 Realwirtschaft Leistungsstarke Swiss Vermögensverwaltung finish Die 500 besten Unternehmen der Welt in Ihrem Portfolio Wenn Sie den esoterischen Diskurs der “Hochfinanz“ satt haben Wenn die Verwaltung eines Portfolios Ihrer Meinung nach auf einem einfachen und soliden Konzept basieren sollte Wenn Sie glauben, dass die Performance eines Portfolios seinen Ursprung in der Realwirtschaft hat und ihren besten Unternehmen zu verdanken ist Wenn Sie einen erfahrenen Berater für die Investition in von Ihnen gewählte Wertpapiere und eine Adresse zur sicheren Anlage Ihres Vermögens suchen Dann sollten wir uns einmal unterhalten Die Vermögensberater der Banque Cantonale de Genève stehen Ihnen zur Verfügung, um ihre Überzeugungen und ihre Erfahrung mit Ihnen zu teilen. Die vorliegende Anzeige wird einzig zu Informationszwecken veröffentlicht und stellt weder ein Angebot noch eine Empfehlung zum Erwerb von Finanzinstrumenten oder Bankdienstleistungen dar. Sie kann nicht als Grundlage für eine Anlageentscheidung oder andere Entscheidung betrachtet werden. Jede Anlageentscheidung muss sich auf eine fundierte und spezifische Beratung abstützen. Die steuerliche Behandlung hängt von der persönlichen Situation jedes einzelnen Anlegers ab und kann sich verändern. Transaktionen, die Anlagefonds betreffen, sind Gesetzen und Steuervorschriften in verschiedenen Rechtsordnungen unterworfen. Es obliegt der persönlichen Verantwortung jedes Anlegers, sich über die anwendbaren Steuergesetze und geltenden Vorschriften für die Zeichnung, den Erwerb, das Halten, den Verkauf, die Rückgabe sowie für Auszahlungen im Zusammenhang mit Anlagefonds zu informieren und diese Bestimmungen einzuhalten. Allfällige Angaben zu Transaktionen, die Anlagefonds betreffen, dürfen nicht als Steuerberatung seitens der BCGE ausgelegt werden. Galileo-Satellit: 33°10’03.91”N – 31°21’34.23”E – 23’222 km Genève Zürich Lausanne Lyon Annecy Paris Dubaï Hong Kong www.bcge.ch/bestof +41 (0)44 224 65 35 | U H R E N M A R K T | von Myret Zaki Kommt 2015 für die Uhrenbranche die Überraschung aus China ? D as chinesische neue Jahr hat am 19. Februar im Zeichen der Ziege begonnen. Ob das zögerliche, eigenwillige Tier den chinesischen Konsumenten 2015 symbolisiert? Wahrscheinlich. Wobei es auch für positive Überraschungen sorgen kann. «Entgegen allen Erwartungen könnten die Chinesen 2015 ihre Lust auf Luxus wiederentdecken», meint John Plassard, Spezialist für die Luxusbranche bei Mirabaud Securities in Genf. Nach zwei weniger günstigen Monaten sind die Uhrenexporte im Januar gegenüber dem Vorjahr um 3,7% auf 1,6 Milliarden Franken gestiegen. Mehrere Faktoren könnten die Trendwende herbeiführen und dem Luxusbereich neuen Auftrieb verschaffen. Zum einen lassen die Auswirkungen des Antikorruptionsgesetzes, das 2014 noch seine ganze Härte entfaltete, allmählich nach, und die Periode der Lagerräumung der grossen Häuser ist bereits abgeschlossen. Zum andern wurden die Zollgebühren reduziert, wovon die Luxusbranche selbstverständlich profitiert. John Plassard glaubt, dass der Trend 2015 weitergehen und damit den chinesischen Inlandkonsum stimulieren wird. KÄUFER IM MITTLEREN PREISSEGMENT IM KOMMEN Aus dem Land der Mitte ist ein neues Kundensegment im Anmarsch, angezogen von Firmen wie Swatch und Richemont. Diese repositionieren sich und lancieren, wie etwa Cartier, neue Produktlinien, die innovativ sind. Wie Swatch Group, die im kommenden April die Connected Watch auf den Markt bringt. Parallel dazu werden die Preise massiv gesenkt. Am 12. Februar teilte Patek Philippe mit, dass die Händler in Hongkong die Preise um durchschnittlich 7% reduzieren werden. Fachleute beobachten, dass in Kontinentalchina eine neue Käuferschicht entsteht, die sich im mittleren Preissegment bedient. In einem 36 | Finanz und Wirtschaft LU X E Bereich also, auf den sich dieses Jahr zahlreiche Schweizer Marken neu ausrichten. Ein potenzieller Gewinner sei Swatch mit ihrem Portefeuille an Uhren in diversen Preissegmenten, meint Eleanor Taylor Jolidon, Fondsmanagerin Luxussektor bei der Union Bancaire Privée. Erschwinglichere Marken wie Longines und Tissot sind gemäss Antikorruptionsgesetz toleriert, da sie eher der Mode zugeordnet und weniger als Zeichen von äusserem Reichtum betrachtet werden. «Sollten diese Marken, die auch die attraktivsten Margen kennen, ein Wachstum verzeichnen, so wird es den Uhrenkonzernen gut gehen.» Die Nachfrage der Chinesen dürfte dieses Jahr nicht enttäuschen. Inlandkonsum und Tourismus werden besonders profitieren. Hongkong dürfte dieses Jahr weniger unter einem der Faktoren leiden, der letztes Jahr seine volle Wirkung entfaltet hat: Occupy Central, die Protestbewegung von September und Oktober 2014. Zur Erinnerung: Die Demonstrationen fanden mitten in der Golden Week statt, in der viele Luxuslabels bis 20% ihres Jahresumsatzes erzielen. Der Umsatzrückgang in diesen Läden, die traditionell von chinesischen Touristen besucht werden, war denn auch schmerzlich. In der Zwischenzeit fand eine Kehrtwende statt. Gemäss Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie FH erhöhten sich die Exporte nach Hongkong im Januar um 5,4% auf 307 Mio. Franken Die wichtigsten Faktoren sind aber zweifellos quantitativ, d.h. Bevölkerungswachstum und Zunahme des Tourismus. Bis 2020 werden 330 chinesische Städte das gleiche Einkommensniveau erreichen wie Schanghai im Jahr 2010. Dies bedeutet Dutzende von Millionen Neukonsumenten in den nächsten Jahren. Jährlich werden etwa 10 Mio. mehr chinesische Touristen die internationalen Metropolen besuchen. Neben Asien ist Frankreich vor den USA ihre beliebteste Destination. Auch die Schweiz verzeichnet mit jährlich 800 000 Touristen aus China einen zunehmenden Trend. «Mittelfristig rechne ich mit einem Luxusmarkt, der grösser sein wird als vor zwanzig Jahren», meint Eleanor Taylor Jolidon. Die Unternehmen seien heute effizienter als vor zwanzig Jahren, würden ihre Produkte vermehrt über eigene statt über fremde Kanäle verkaufen und mit den Distributoren Verträge abschliessen, die für sie weit günstiger sind als in der Vergangenheit. Nach dem düsteren 2014 ist es nur eine Frage der Logik, dass die Kollektionen dieser Firmen besonders attraktiv sind. Und dank dem gegenüber dem Franken stärker werdenden Dollar sind die Aussichten insgesamt günstiger als im Vorjahr. SCHWACHSTELLE HONGKONG Andere Fachleute sind allerdings weniger optimistisch. «Auch Anfang 2015 leiden die Uhrenkonzerne nach wie vor unter der rückläufigen Nachfrage aus China und vor allem aus Hongkong», stellt Caroline Reyl, Fondsmanagerin Premium Brands bei Pictet Asset Management, fest. «Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine Kehrtwende in diesem Segment bis Ende Jahr nicht sicher, aber auch nicht ganz unmöglich. Für einige Gruppen ist die Lage in Hongkong besonders schwierig, sodass sich selbst renommierte Häuser gezwungen sehen, in bestimmten Fällen die Preise für ihre Zeitmesser um 5 bis 20% zu reduzieren.» Auch EXPORTE DER SCHWEIZER UHRENINDUSTRIE NACH LÄNDERN 2014 Erhebung Vontobel René Weber, Analyst im Bereich Luxus bei der Vontobel Bank in Zürich, bezeichnet Hongkong als Schwachstelle. «Selbst wenn Festlandchina für eine positive Überraschung sorgen wird, bleiben die Aussichten für Hongkong wenig erfreulich.» Fest steht, dass am Genfer Salon de la Haute Horlogerie (SIHH) vom Januar die Bestellungen aus Hongkong deutlich geringer ausgefallen sind. Hongkong ist ein Lebensnerv, denn dieser Markt allein repräsentiert über 10% des globalen Luxusgütermarktes. Im Vergleich ist Kontinentalchina mit seiner 20%-Luxussteuer für viele Marken geradezu marginal. Audemars Piguet realisiert hier nur gerade 2% der Verkäufe. Hongkong, Destination der reichsten Chinesen, ist auf dem Verliererposten, die Gewinner sind Singapur, Südkorea und Japan. Dazu kommt, so René Weber, dass die Chinesen, die jetzt nach Hongkong reisen, weniger betucht sind als diejenigen, die letztes Jahr die Metropole besuchten. ZUNAHME DER EXPORTE DER SCHWEIZER UHRENINDUSTRIE 2005-2014 Erhebung Vontobel Für die Schweizer Uhrenbranche rechnet er insgesamt mit einem schwachen ersten Semester und einem Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte: «Volumenmässig wird 2015 verglichen mit dem Vorjahr besser ausfallen, der Umsatz aber wird stagnieren.» Ein stärkerer Dollar würde sich für die Schweizer Uhrenindustrie als günstig erweisen. Seit dem 15. Januar, der Aufhebung des Mindestkurses zum Euro, ist die Kundschaft aus China eine bessere Perspektive als die aus der Eurozone. Denn Chinesen sind traditionell eher dem Dollar verbunden. «Es ist vorstellbar, dass der Dollar stärker wird, was den chinesischen Konsumenten helfen wird», glaubt Eleanor Taylor Jolidon. Als zuverlässiger als das chinesische Tierkreiszeichen Ziege erweist sich das Segment der Luxusautos. 2014 verzeichnete Porsche das stärkste Wachstum in China (+25%), wo das Unternehmen den gleichen Umsatz realisierte wie in den USA. DIE FAVORITEN 2015 Gemäss den Fachleuten von Digital Luxury Group in Genf werden 2015 Omega, Cartier und Rolex die attraktivsten Marken für die Chinesen sein. Die grossen Klassiker bleiben die Kollektionen Seamaster von Omega und Ballon Bleu von Cartier, während die Daytona von Rolex immer begehrter wird. Finanz und Wirtschaft LU X E | 37 | U H R E N T R E N D S 2 0 1 5 | von Gaëlle Sinnassamy DAS JAHR DER GRUNDWERTE 1. PARMIGIANI FLEURIER, OB DIE UHRENMARKEN WEGEN DES UNSICHEREN WIRTSCHAFTLICHEN UMFELDS BESCHLOSSEN HABEN, WIEDER AUF SICHERE WERTE ZU SETZEN? DEN JAHRGANG 2015 PRÄGT JEDENFALLS EINE RÜCKKEHR ZUM ESSENZIELLEN. EINE TOUR D’HORIZON. S o reichhaltig und vielfältig der Uhrenjahrgang 2015 auch ist: die starken Trends sind symptomatisch für eine Rückkehr zu den Grundwerten. Besonders auffällig sind etwa die zahlreichen skelettierten Uhren, mit denen viele Hersteller ihr Knowhow der traditionellen Kunst beweisen. Diese mit heutigen Mitteln noch verfeinerte Technik bietet ein breites Feld von Gestaltungsmöglichkeiten. Das reicht von den zum Markenzeichen gewordenen skelettierten Modellen von Roger Dubuis über das futuristische Tourbillon Saphir Ultranero von Bulgari bis zu Parmigiani. Der Meister aus Fleurier feminisiert diesen Uhren-Strip mit dem halbtransparen- tem Effekt eines subtil weichzeichnenden Saphirglases. Bei den Farben stellt man eine Flut von Blautönen fest. Das passt zum mehreren Marken gemeinsamen, astralen Thema. Und zur weltweiten Tendez, azurblaue Zifferblätter in den Rang grosser Klassiker zu heben. Und schliesslich gibt es auch den ausgeprägten Willen zu stilistischer Schlichtheit. Sei es bei neuen Kollektionen, überarbeiteten Stücken oder Modellen, die durch verschiedenste Komplikationen bereichert wurden. Kurz: Zurückhaltung gegenüber masslosen Extravaganzen, aber genug Innovation, um bei den Liebhabern schöner Uhren vielfältige und berechtigte Erwartungen zu wecken. 3 1 Tonda 1950 Squelette. Der weichgezeichnete Akt. Michel Parmigiani zieht die Tonda 1950 aus. Während die Herrenversion dieses Zeitmessers ihre ganze Transparenz und Technizität offenbart, ist die Damenuhr mit einem Zifferblatt aus mattiertem und weiss gekörntem Saphirglas ausgestattet, das ebenso viel enthüllt, wie es verbirgt. Weiss- oder Roségold mit Diamantenbesatz, 42 500 Fr. 2. HUBLOT, Big Bang Tourbillon Power Reserve 5-Days Indicator. Die Vertikalisierung ist im Gang. Das jüngste Modell der Manufaktur aus Nyon mit ihrem 45-mmGehäuse und dem intern hergestellten Werk bietet freie Sicht auf die völlig neue Architektur der Brücken und der Werkplatte dieses Kalibers mit seinem Tourbillon-Drehgestell bei 6 und der Anzeige der 5-Tage-Gangreserve bei 9 Uhr. Version aus Titan, 85 000 Fr. DA S SKEL ET T I EREN KO MMT WI ED ER ZU EHREN 2 5 4 3. ROGER DUBUIS, Excalibur Spider Skeleton Double Flying Tourbillon. Das Jahr der Skelettierten. Roger Dubuis legt dieses Jahr den Schwerpunkt auf das Skelettieren mit diesem Modell im sportlichen Look. Das Besondere an dem Automatikwerk RD01SQ mit fünfzig Stunden Gangreserve sind die beiden durch ein Differential verbundenen, fliegenden TourbillonDrehgestelle bei 7.30 und 4.30 Uhr; 290 000 Fr. 4. BULGARI, Tourbillon Saphir Ultranero. Die sportliche Zukunftsuhr Die Tourbillon Saphir Ultranero setzt auf die Karte der Gegensätze mit seinem Tourbillon-Werk, das in ein transparentes, von einer Struktur aus schwarzem Titan zusammengehaltenes Saphirglas-Gehäuse eingeschalt ist. Der Effekt wird durch die Indexe und die in der Gehäusemitte eingefügten grünen Mikroröhren aus Superluminova verstärkt; 200 000 Fr. 5. GIRARD- PERREGAUX, Vintage 1945 Large Date, Moon-Phases, Mechanics of Art Deco. Rauchglaseffekt. Erstmals offenbart die Vintage 1945 ihr Innenleben durch ein Saphirzifferblatt mit Rauchglastönung. Das ikonische Modell bietet eine beeindruckende mechanische Inszenierung, in der Hebel und Getriebe für die Anzeige von Stunde, Minute und kleiner Sekunde sorgen. Roségold, 33 500 Fr. 2 3 5 PU RI S TI SCH E SCH L I CH TH EI T IM Z ENTRU M D E S Z I FFERB LATTS 6 1. LOUIS VUITTON, Tambour Damier. Die neu interpretierte Ikone. Mit der Tambour hat Louis Vuitton 2002 seine erste Uhrenlinie lanciert. Dieses Jahr wächst die Kollektion weiter. Die Tambour Version 2015 bleibt zwar ihrem reinen und eleganten Design treu, kommt jedoch neu mit dem ikonischen Schachbrettmuster des Pariser Lederwarenherstellers daher. Preis noch nicht bekannt. 2. HERMÈS, Slim, 25 mm. Die Stunde der Schlichtheit. Reine Linien und schlichte Typografie prägen die Anzeige der Stunden auf dem guillochierten Zifferblatt aus Naturperlmutt. Im flachen 25-mm-Gehäuse der Slim, dem neuen Modell von La Montre Hermès, tickt ein Quarzwerk. Roségold ohne Diamantenbesatz, Alligatorlederband, 8500 Fr. 7 1 4 3. LANGE & SÖHNE, Saxonia Automatik 380. Kunst im Detail. Mit dem Jahrgang 2015 unterzieht Lange & Söhne die Linie Saxonia einer Verjüngungskur. Für verbesserte Ablesbarkeit sorgen die bei 3, 6, 9 und 12 Uhr verdoppelten sowie die verlängerten übrigen Indexe und die zusätzlichen Ziffern auf dem Zifferblatt der kleinen Sekunde, ohne dass dadurch das reine Design beeinträchtigt wird. Aus Weissgold, 25 600 Fr. 4. PANERAI, Radiomir Firenze, 3 Days Acciaio. Transalpine Gravuren. Das mit typischen Motiven der Florentiner Ikonografie gravierte Gehäuse der Radiomir Firenze ist mit einem Handaufzugwerk mit drei Tagen Gangreserve ausgestattet. Die Uhr bildet eine Hommage an das historische Geschäft, das Giovanni Panerai 1860 auf dem in Florenz eröffnete. 19 675 Fr. 5. BLANCPAIN, Villeret Grande Date. Das Datum im Zentrum eines Klassikers. Blancpain bereichert die Kollektion Villeret um einen Zeitmesser mit grossem Datum. Das neue Spitzenmodell der Manufaktur aus Le Brassus mit seinem Doppelfenster-Grossdatum bei 6 Uhr ist zeitlos schön und optimal ablesbar. Preis auf Anfrage. 6. F.P. JOURNE, Nouvelle Octa Lune. Die Klarheit der Komplikationen. Die neue Octa Lune besticht durch ihre verbesserte Ablesbarkeit dank dem gegen 3 Uhr verschobenen, vergrösserten Hauptzifferblatt. Es lässt Platz für das Grossdatumfenster bei 11 Uhr, die Gangreservenanzeige bei 9 und das Mondphasenfenster bei 8 Uhr. 42-mmPlatingehäuse, 49 680 Fr. 7. BREITLING, Transocean Chronograph 1915. Jubiläum einer Erfindung. 1915 entwarf Breitiling den ersten unabhängigen Chronographendrücker. 100 Jahre später legt die Marke das Originalmodell in einer limitierten Serie neu auf. Sie zeichnet sich durch ein neues Manufakturkaliber und ein überarbeites Design im für die Kollektion typischen minmalistischen Stil aus, 8100 Fr. Finanz und Wirtschaft LU X E | 39 | UHRENTRENDS 2015 | 5 6 1 3 2 4 VARI ATI ONEN I N BL AU 1. ULYSSE NARDIN, Classico Goat. Im Zeichen der Ziege. Ulysse Nardin feiert das Jahr der Ziege mit einer Kreation, die das Tier und zwei Zicklein auf nachtblauem Hintergrund inszeniert. Motor ist das Automatikwerk UN-815 mit 42 Stunden Gangreserve und COSC-Chronometergangschein. Roségold, 39 800 Fr. 2. VACHERON CONSTANTIN, Harmony Chronographe Grande Complication Ultra-plat. Das Feinste vom Feinen. Zu ihrem 260-Jahr-Jubiläum hat die Marke Vacheron-Constantin die Kollektion Harmony kreiert. Eines der Modelle, der extraflache Chronograph mit grosser Komplikation, stellt zwei Rekorde auf: Sein Automatikwerk ist nur 5,2, das Kissengehäuse nur 8,4 mm hoch. 361 000 Fr. 40 | Finanz und Wirtschaft LU X E 3. OMEGA, Seamaster Aqua Terra 150M Master Co-Axial James Bond. Der Geist von Bond. Seit zwanzig Jahren steht OMEGA im Dienst von James Bond. In Vorwegnahme der Premiere von «Spectre», dem 24. Opus dieser filmischen Saga, hat sie eine Taucheruhr produziert, dessen Zifferblatt das Wappen der der Bond-Familie schmückt und die Magnetfeldern von mehr als 15 007 Gauss trotzt. Edelstahl, 6500 Fr. 4. JAEGER-LECOULTRE, Rendez-Vous Moon. Ode an das Nachtgestirn. Während eine übliche Mondphasenanzeige in zweieinhalb Jahren um einen Tag von der Realität abweicht und korrigiert werden muss, wurde diejenige der Moon so konzipiert, dass sie während 972 Jahren präzis bleibt. Als Star dieser grosszügig gestalteten Anzeige erhellt der Mond ein mit Diamanten übersätes Firmament. 36-mm-Weissgoldgehäuse, 34 000 Fr. 5. PATEK PHILIPPE, Chronograph Ref. 5905. Im monochromen Modus. Patek Philippe hat in dieser neuen, vollständig in Blau gehaltenen Komplikationsuhr einen Chronographen mit einem ewigen Kalender kombiniert. Der Automatikkaliber CH 28-520 QA 24H zeigt neben der Uhrzeit auch Wochentag, Datum und Monat sowie die Stoppuhrfunktionen mit einem 60-Minuten-Zähler bei 6 Uhr. Preis noch nicht mitgeteilt. 6. GRAFF DIAMONDS, Montre à secret mit Saphiren, Diamanten und Perlen Blau kann auch kostbar daherkommen. Diese beeindruckende Brosche aus dem Hause Graff mit ihrem majestätisch fliessenden Design, das sich nach Lust der Schönen verwandelt, verbirgt im Herzen ihrer Pampille einen miniaturisierten Zeitmesser. Vollständig in Saphire und Diamanten gehüllt. Preis auf Anfrage. von Sarah Jollien-Fardel | U H R E N B Ä N D E R | I n einer Zeit, in der das Smartphone zur zeitgenössischen Taschenuhr mutiert ist, muss ein Chronometer mehr als nur die verstreichende Zeit messen. Ob wir es wollen oder nicht: Modetrends diktieren nicht nur unseren Kleidungsstil, sondern auch die Accessoires. Der stilbewusste Mann mag es heute diskret, zeitlos und dezent luxuriös. Entsprechend beliebt ist Leder. Das edle Material ist auch zum engen Verbündeten der Uhren geworden. Eine Modeerscheinung? Nicht nur, wie Romain Gourdain aus dem Hause Hublot festhält: «Lederarmbänder haben den Vorteil, dass sie leichter sind als Metallbänder. Ausserdem wirken sie schicker und kommen weniger sportlich daher.» Eine Frage der Zweckmässigkeit also? Auch, wobei technologisch ebenfalls viel für das edle Material spricht. «Extremes» Leder sei widerstandsfähiger, abriebfest, wasser- und feuerbeständig, heisst es bei Montblanc. Nicht zuletzt steht Leder für Know-how und Eleganz. Laut Parmigiani sind Lederarmbänder ein wesentlicher Bestandteil einer Uhr. Leder strahle Sinnlichkeit aus und sei der Beweis aussergewöhnlicher Fertigkeiten. Die Neuenburger Manufaktur lässt sich das Leder für ihre Zeitmesser von Hermès liefern. IWC geht noch einen Schritt weiter: Die Schaffhauser haben die Lederverarbeitung für ihre neuen Portugieser an den italie- ICH WIL L LEDE R SKELETT UND TECHNOLOGIE SIND NICHT DIE EINZIGEN KENNZEICHEN EINER LUXUSUHR. EBENSO WICHTIG IST DAS ARMBAND. DABEI STEHT LEDER IN DER HAUTE HORLOGERIE BESONDERS HOCH IM KURS. nischen Schuhhersteller Santoni ausgelagert. Er fertigt mithilfe eines ausgeklügelten Verfahrens ein exklusives Armband aus patiniertem Leder. Unkonventionelle Materialien sind ebenfalls stark im Kommen. Hublot setzt zum Beispiel abgenutzten Jeansstoff ein. «Es war nicht einfach, den Jeansstoff auf dem Kautschuk zu befestigen, ohne dass er völlig zerfällt. Das Armband ist ebenso fragil wie oft getragene Jeans. Eine Kautschukschicht sorgt aber für die nötige Stabilität», erklärt man beim Uhrenhersteller. Bei Roger Dubuis verleiht geschorener Nerz aus dem Haus des Pelzhändlers Daniel Benjamin der Velvet Haute Couture einen besonders edlen Charakter. Hady Ouaiss hat gespürt, dass Leder für Uhrenarmbänder immer beliebter wird. Der Sohn eines Antiquars und Kenner der Uhrenszene hat deshalb im Januar 2014 in Paris Cie Bracelet Montre eröffnet. Wenn er über Armbänder spricht, könnte man meinen, er fachsimple über Gemälde. Sein Angebot umfasst 1800 Artikel, sein Lagerbestand über 8000 Armbänder. Ein Teil schmückt die Wände seines Geschäfts. «Ein Armband ist ein magisches Accessoire, das einer Uhr Leben einhaucht. Mit einem hässlichen oder unpassenden Armband wirkt die edelste Luxusuhr unschön. Ein Armband ist wie ein Kleid: Es verleiht Charakter und ändert das Auftreten.» Demnächst wird Hady Ouaiss seine Preziosen auch im eShop vertreiben (www.cie-bracelet-montre.com). Die Lektion ist klar: Eine neue Farbe, ein anderes Material – und schon findet eine ungeliebte Uhr den Weg zurück an unser Handgelenk. Und in unser Herz. BEST BOUTIQUE AWARD 2015 | RANGLISTE UHREN- UND SCHMUCKGESCHÄFTE | Umfrage von Cristina d’Agostino und Sylvie Bernaudon. Text Cristina d’Agostino Fotos: Dominic Büttner und François Wavre BEREITS ZUM ACHTEN MAL BEWERTET «LUXE» DIE NAMHAFTESTEN UHREN- UND SCHMUCKGESCHÄFTE AN DER BAHNHOFSTRASSE IN ZÜRICH UND AN DER RUE DU RHÔNE IN GENF. IN EINER EIGENEN RANGLISTE WIRD DER BEST BOUTIQUE AWARD VERLIEHEN. DIESES JAHR HABEN DIE SCHLUSSLICHTER VON 2014 IN BEIDEN STÄDTEN EINEN QUANTENSPRUNG NACH VORNE GEMACHT. Z ürich war bezüglich Servicequalität IN GENF GRÖSSERE QUALITÄTSte den richtigen Umgang mit Kunden. und Kundenfreundlichkeit auch die- UNTERSCHIEDE ALS IN ZÜRICH Zudem war er äusserst liebenswürdig.» Das bestklassierte Geschäft, sowohl der Ebenfalls aufgefallen in Genf ist Bulgari: ses Jahr konstanter und einheitlicher als Genf. Was sich aber komplett geändert Monomarken- als auch der Multimar- Das Geschäft hat sich bei den Monomarhat, sind die Ranglisten der Geschäfte an ken-Boutiquen beider Städte, ist de Gr- kengeschäften um satte 24 Plätze verbesden beiden Luxusmeilen. Dies ist im We- isogono Genf mit einer Note von 4,9. So sert. Margarita Rebagliati, die den Betrieb sentlichen das Ergebnis der diesjährigen gut hat in unserer Rangliste kaum je eine nach dreizehnjähriger Tätigkeit bei Gucci Bewertungen bei Monomarken- und Mul- Boutique abgeschnitten. Bemerkenswert im Oktober 2014 übernommen hat, über timarkengeschäften. Da unsere zwanzig ist dabei auch die spektakuläre Aufhol- das hervorragende Abschneiden: «BulgaTestkäufer Jahr für Jahr die gleichen Be- jagd: Letztes Jahr lag das Genfer Geschäft ris Geschichte baut auf einem aussergeurteilungskriterien anwenden, lässt sich noch auf dem 22. von insgesamt 28. Plät- wöhnlichen Ruf im Bereich der bunten klar erkennen, dass sich die Verkaufstech- zen. Die Testkäufer lobten einhellig die Steine, aber auch in der Uhrenbranche nik allgemein stark verbessert hat. Wel- Qualität. «Der Ablauf des Verkaufs er- auf. Ich habe mich anfangs intensiv mit che Qualitäten aber überzeugten? Beim wies sich vom ersten Moment an als sehr dieser Geschichte befasst. Vor allem aber Verkäufer und bei der Beraterin eindeutig harmonisch», meinte ein Mystery-Shop- wollte ich so viel Zeit wie möglich mit die Berücksichtigung der Kundenwün- per stellvertretend. «Schon der Portier meinen Mitarbeitenden im Geschäft versche, die individuelle Beratung, die ge- war sehr freundlich. Der Verkaufsberater bringen, um den Stil unserer Kundschaft lebte Leidenschaft, Sinn für Humor und stellte anschliessend sehr präzise Fragen. besser zu durchschauen. Die ständige AnFachwissen. Beim Geschäft selbst die stil- Dadurch erkannte er genau, wonach ich wesenheit des Geschäftsführers und seine volle Einrichtung, die Intimität des Ver- suchte, und konnte mir das passende Pro- Abkömmlichkeit stehen für mich an erskaufsraums und das Licht. Und beim Ver- dukt anbieten. Bei jedem Verkaufsargu- ter Stelle.» kauf mindestens eine halbe Stunde Zeit ment wies er in irgendeiner Form auf das In Zürich führt Audemars Piguet die sowie die Nachfassung über den elektro- Markenprestige hin. Er hat es verstanden, Rangliste an. Die Spitzenposition (13. im nischen Informationsaustausch. Im Be- auf mich einzugehen, und beherrsch- Jahr 2014) zeugt von einer deutlich bessesonderen aber haben diejeniren Verkaufsleistung. Ein Mysgen Geschäfte den grössten tery-Shopper bestätigt: «Das Sprung nach oben gemacht, Verkaufserlebnis war perfekt. die ein grosses Flair beweisen, Die Produkte wurden mit viel METHODOLOGIE lebendig und spontan über die Leidenschaft und Engagement «Luxe» hat in 55 Uhren- und Schmuckgeschäften an den Geschichte der gefragten Marin einem warmherzigen, stets prestigereichen Shoppingmeilen Rue du Rhône in Genf und ke zu berichten und die Wünkorrekten und höflichen Ton Bahnhofstrasse in Zürich die Qualität von Empfang und sche des Kunden durch gezielpräsentiert. Ein sehr ruhiges, Service untersucht. 20 Mystery Shopper unterschiedlichen te Fragen sofort zu erfassen. gemütliches Ambiente.» PaAlters und Profils haben die Luxus-Shops besucht und Ausschlaggebend war auch das tek Philippe, der Zweitplataufgrund von 50 Kriterien wie Empfang, Produktepräsentation, uhrentechnische Know-how zierte in der Kategorie MonoKundenbeziehung usw. geprüft. Da jede Boutique im Abstand des Verkaufspersonals. Diemarken in Zürich vor Rolex von mindestens zwei Wochen zwei- bis dreimal besucht wurde, ses kommt laut den befragten und Breguet, wurde mit exzelkonnten mehrere Verkaufsberater getestet werden. Schliesslich Mystery-Shoppern aber nur lenten 4,49 Punkten benotet. wurden aufgrund der Resultate vier Ranglisten erstellt: an, wenn seine Ausführungen Auch dieses Geschäft hat einen Mono- und Multimarkengeschäfte in Genf und Zürich. ehrlich wirken und mit echter eindrücklichen Sprung nach Emotion herüberkommen. oben gemacht. Finanz und Wirtschaft LU X E | 43 Bilan LU X E | 43 p Patrick Mc Dermott, Direktor der Boutique Audemars Piguet. s Eric Ritter, Direktor der Boutique Patek Philippe. ZÜRICH RANGLISTE MONOMARKEN Rang | Geschäft | Mittelwert 1Audemars Piguet 4.62 i 2Patek Philippe 4.49 3Rolex 4.45 4Breguet 4.39 i i 5Bulgari 4.36 8Montblanc 4.02s 10Piaget 3.98s 12Blancpain 3.66s 14 Van Cleef & Arpels 3.35s Beim Marketing der Luxushäuser wird heute nichts mehr dem Zufall überlassen. Imagepflege und Kommunikation gehorchen genauestens festgelegten Strategien, in denen die Markengeschichte und die technischen Argumente eine wichtige Rolle spielen. Entscheidend ist aber in erster Linie die Art, wie der Kunde für die Markenwelt begeistert wird. «Worauf es ankommt, ist die richtige Mischung aus Technik und Emotion», sagt ein Mystery-Shopper. «Bei Zenith Genf (10. Platz) war diese Erfahrung trotz des kleinen Geschäfts und der fehlenden Intimität positiv. Wir haben uns über Persönliches unterhalten, bevor wir zum Kern der Sache kamen. Der Verkäufer konnte mich so besser kennenlernen und mir die passenden Produkte anbieten. Ich habe mit diesem Besuch eine Zeitreise gemacht. Er war eine perfekt abgestimmte Mischung aus Geschichte und technischen Details.» Die gleichen Kriterien können aber auch kontraproduktiv sein, wenn sie nicht fachlich ein4444 | Bilan | Finanz LU Xund E Wirtschaft LU X E 9Jaeger-LeCoultre 3.98s «DER VERKAUF SOLL EINE REISE SEIN» 7Omega 4.29s 11IWC 3.82s 13Chopard 3.40s wandfrei vorgebracht werden und die Argumente nicht der Premium-Positionierung der Marke gerecht werden. Ein Geschäft, das 2014 noch unter den Top Ten klassiert war, verlor dadurch gleich zwanzig Plätze. «Ich wurde von einer Verkäuferin empfangen und bedient, die kaum Französisch sprach», erzählt ein Testkäufer in Genf. «Ich hatte Mühe, sie zu verstehen. Es machte den Anschein, als leiere sie einen auswendig gelernten Text herunter, ohne sich im Geringsten dafür zu interessieren. Fünfzehn Minuten lang sprach sie über die Geschichte der Marke, ohne mich nach meinen Wünschen zu fragen. Dadurch war die Präsentation zunächst ein völliger Fehlschuss, denn sie zeigte mir relativ feminine Modelle, ich suchte aber nach einem Abschiedsgeschenk für einen Banker, der in Pension ging. Zu allem Übel forderte sie mich mehrmals auf, mich bei anderen Marken derselben Gruppe umzuschauen. Ich war trotz ihrer freundlichen Art und ihren Bemühungen alles andere als überzeugt.» DER WERT DES PRODUKTS MUSS SPÜRBAR SEIN Gleich mehrere Mystery-Shopper bemängelten die deutlich schlechtere Produktpräsentation. Drei renommierte Marken aus dem High-End-Segment bekamen die Qualitätseinbusse besonders deutlich zu spüren und rutschten in der Rangliste ab. «Wenn man einen Luxustempel oder ein Geschäft mit edel verarbeiteten Pro- i gesteigert p gleich geblieben 6Cartier 4.34i Schlechte Noten wurden in beiden Städten aufgrund offensichtlich fehlender Verkaufsargumente, ungenügender technischer Informationen an Kundinnen und einer viel zu speditiven Verkaufsabwicklung verteilt. Auch Sprachbarrieren, etwa durch asiatisches Personal, das eigens wegen der asiatischen Kundschaft eingestellt wurde, erwiesen sich als Negativfaktor. i s Bilan LU X E | 45 46 | Bilan LU X E GENF RANGLISTE MONOMARKEN Rang | Geschäft | Mittelwert 1 de Grisogono 4.90 2Bulgari 4.83 i i 3Roger Dubuis 4.69 4Montblanc 4.63 i i 5Boucheron 4.57 6Chopard 4.53 i i 7Harry Winston 4.44 8Breguet 4.34 i 1ère place dans la catégorie multimarques à Genève: Ignaz Steg, Branch Manager ad interim de la boutique Les Ambassadeurs. s 9Patek Philippe 4.25 10Zenith 4.23 s 11Graff 4.19 s i 12Tag Heuer 4.19s 13Rolex 4.19i 14Vacheron Constantin 4.08i 15IWC 4.00i 16 Audemars Piguet 3.98i 18Corum 3.96s 17Cartier 3.97i 19Omega 3.77p 20Piaget 3.74s 21Blancpain 3.56s 22 Van Cleef & Arpels 3.55s 23Panerai 3.50s 24 FP Journe 3.46s 25Jaeger-LeCoultre 3.41i 26 Jaquet Droz 3.40s 27Hublot 3.00s 28 Richard Mille 2.26s i Margarita Rebagliati, Direktorin der Boutique Bulgari. f Gabriella O’Hana, Direktorin der Boutique de Grisogono. dukten betritt, erwartet man eine entsprechende Präsentation. Der Wert des Produkts muss auch beim Umgang mit den Uhren, beim Empfang und bei der Haltung des Verkäufers spürbar sein. Hinter dem Ladentisch stehen zu bleiben, ein unsauberes Produkt oder eine Uhr mit schlecht angebrachtem Armband vorzulegen oder keine Handschuhe zu tragen, ist heutzutage ein No Go», bringt es ein Testkäufer auf den Punkt. «Und trotzdem gibt es grosse Namen, die genau hier unsorgfältig sind.» Einen anderen Mystery-Shopper irritierte die allzu grosse Nähe, die ein Verkäufer mit ihm aufzubauen suchte, um cool zu wirken. Er empfand die Situation als unangenehm: «Ein solches Verhalten kann zwar in einer sehr luxuriösen Boutique helfen, Hemmungen abzubauen und den Preis einer Uhr oder eines Schmuckstücks zu relativieren. Ein wirklich positiver Eindruck entsteht aber vor allem durch Eleganz, eine gepflegte Sprache und ein entsprechendes Auftreten des Verkäufers.» DER EINSATZ DIGITALER MEDIEN ALS PLUS Viele Geschäfte verwenden mittlerweile ein Tablet, um die Geschichte der Marke zu veranschaulichen, und fragen im Hinblick auf die Kundenbindung systematisch nach der E-Mail-Adresse. Einige aber gehen noch einen Schritt weiter und nutzen digitale Medien ergänzend zur Verkaufsargumentation und um dem Kunden i gesteigert p gleich geblieben Finanz und Wirtschaft Bilan LULU X EX|E47 | 47 48 | Bilan LU X E RANGLISTE MULTIMARKEN ZÜRICH Rang | Geschäft | Mittelwert 1Beyer 4.58 i 2Gübelin 4.51 3Türler 4.15 i s 4Bucherer 3.94p 5 Les Ambassadeurs 3.25s 7Kurz 2.73s 6 Meister Uhren 3.03i ein unvergessliches Erlebnis zu bescheren. Bei Graff in Genf, das letztes Jahr noch am Tabellenende rangierte und jetzt den 11. Platz belegt, habe die Verkäuferin seine Mail-Adresse notiert, um ihm Fotos und technische Beschreibungen der beiden Uhren zu senden, zwischen denen er sich nicht entscheiden konnte. «Sie hat auch angeboten, Videos von diesen beiden Modellen an Männergelenken anzufertigen, da ich wissen wollte, wie sie wirken.» Auch in Zürich erlebten Mystery-Shopper mehrfach, dass ihnen noch detaillierter Informationen per E-Mail nachgereicht wurden. Massgebend ist aber schliesslich das Gesamterlebnis in der Boutique. Geschätzt wurde auch, wenn man die Uhr aus dem Schaufenster anprobieren durfte, obwohl sie eigentlich viel teurer war als das genannte Budget (in diesem Fall 230’000 Fr.) – jedenfalls hat dies die Begeisterung des Testkäufers für die Marke noch gesteigert. HOCHPERSONALISIERTE BERATUNG ALS STÄRKE DER MEHRMARKENGESCHÄFTE Les Ambassadeurs in Genf, der diesjährigen Spitzenreiter in der Kategorie Multimarken, bestach durch die deutliche Steigerung beim Kundendienst. Ignaz Steg, der Geschäftsführer der Genfer Filiale, erklärt: «Es ist wichtig, dass man sich permanent hinterfragt. Der Teamgeist spielt ebenfalls eine wesentliche Rolle. Mir ist schon länger aufgefallen, dass grosser Wert auf eine umfassende Betreuung gelegt wird. Oft geht es nicht nur darum, dass wir die Anliegen in Bezug auf die Uhr verstehen. Viele Kunden wünschen einen persönlichen Concierge-Service. Der kann darin bestehen, dass wir sie zur Bank begleiten, um dort als Dolmetscher zu fungieren, sie über RANGLISTE MULTIMARKEN GENF Rang | Geschäft | Mittelwert 1Les Ambassadeurs 4.10 2Benoit de Gorski 4.08 3Kunz 3.58 s 4Bucherer 3.54i 5 Kurz Bader 3.22i 6Gübelin 2.96s i gesteigert p gleich geblieben i i i Markus Baumgartner, Direktor der Boutique Beyer Chronometrie Zürich. f Ignaz Steg, Direktor der Boutique Les Ambassadeurs Genf. die Sehenswürdigkeiten der Stadt aufklären oder ihnen einen Tisch in einem Restaurant reservieren. Für die Kundenbindung tut man heute einiges. Der Kauf einer Uhr ist eben mehr als nur ein kommerzieller Akt.» Ebenfalls in diesem Sinn äussert sich René Beyer von der erstplatzierten Beyer Chronometrie in Zürich. «Wir führen selbst mehrmals jährlich ein Mystery Shopping durch und verwenden die Resultate in der Verkaufsschulung.» Das Multimarkengeschäft Beyer ist vom dritten auf den ersten Platz geklettert. Seine Bestnote von 4,58 ist in erster Linie auf die technischen Kenntnisse des Verkaufspersonals zurückzuführen. «Der Verkäufer war unglaublich gut informiert», erzählt unser Mystery-Shopper. «Er kannte die Produkte bis ins Detail. Und er hat es verstanden, uns sein Wissen fachkundig, ruhig und verständlich zu vermitteln. Er gab mir sogar Tipps zum Uhrenmuseum. Sehr interessant!» Auch die zweitplatzierte Gübelin-Filiale in Zürich konnte durch das Fachwissen ihres Verkäufers punkten. «Seine Beratung war sehr gezielt. Er hat mich sehr schnell überzeugt, dass eine Uhr mit einem prägnanten Gehäusedesign sehr gut zu meinem schmalen Handgelenk passt. Ich habe es sehr geschätzt, dass wir die Schubladen gemeinsam durchgegangen sind, damit ich die Marken und die Modelle auswählen konnte, die mir gefallen. Ich konnte eine Vielzahl Uhren anprobieren. Ebenfalls positiv aufgefallen ist mir mein Platz: Im Unterschied zu den anderen Multimarkengeschäften sass ich nicht mit dem Rücken zur Boutique, sondern konnte den Raum überblicken.» Eine grosse Uhren- und Schmuckauswahl sowie der hochpersonalisierte Kundendienst stehen bei den Kunden noch immer hoch im Kurs – trotz der zunehmenden Anzahl Monomarkengeschäfte. Finanz und Wirtschaft Bilan LULU X EX|E49 | 49 U H R M AC H E R E I TRIFFT AUF KUNST | D I A LO G | von Cristina d’Agostino – Fotos: Alban Kakulya RAUS AUS DER JEAN-MARC JACOT, CEO PARMIGIANI, TRIFFT TATYANA FRANCK, DIREKTORIN DES MUSÉE DE L’ELYSÉE LAUSANNE. Herr Jacot, Frau Franck, weshalb sucht die Luxusuhrenindustrie die Zusammenarbeit mit zeitgenössischer Kunst? Jean-Marc Jacot. Die Welt ist mehr denn je aus Bildern gemacht. Für eine Marke wie Parmigiani, die sich in einem ästhetischen Universum positioniert, ist die Verbindung zu zeitgenössischer Kunst, einem integrierenden Teil der Gesellschaft, wichtig. Heute ist alles Kunst. Ich bin auch fest davon überzeugt, dass Künstler eine massgebende Rolle spielen, denn sie nehmen die Entwicklung der Welt vorweg und unterstützen uns so bei der Reflexion über die Zukunft. Oder über den oft viel zu oberflächlichen Bereich Luxus, der via Kunst Zugang zu einem Universum erhält, das zumindest in der Theorie dauerhafter und tiefgründiger ist. In Bezug auf Parmigiani bin ich überzeugt, dass es wichtig ist, Mitarbeitenden und Kunden Kunst näherzubringen, weil die Eröffnung anderer Welten inspiriert, das Leben bereichert und Selbstzufriedenheit verhindert. Tatyana Franck. Ich glaube fest an die Kreativität durch Konfrontation verschiedener Welten, indem man Komfortzonen verlässt und andere Universen entdeckt. Die Partnerschaft zwischen dem Musée de l’Elysée und Parmigiani ist insofern speziell, weil der Name des Unternehmens im Prix de l’Elysée nicht in Erscheinung tritt. Das ist äusserst selten und Zeichen eines grossen Respekts. Die Ausdrucksfreiheit ist dadurch total, was sich in der Kreativität der 411 eingegangenen Bewerbungen zeigt. J-M.J. Dies ist ein wichtiger Punkt. Parmigiani hat nicht das Ziel, vom Prix de l’Elysée zu profitieren, sondern wir möchten vielmehr junge, aufstrebende Künstler motivieren, unseren Geist zu wecken. Für unser Metier ist es wichtig, Kreationen zu entdecken, zu bewundern, Anregungen zu finden. 50 | Finanz und Wirtschaft LU X E KUNST SEHEN, UM DIE ZUKUNFT BESSER ZU VERSTEHEN. DIES IST DAS CREDO DER MANUFAKTUR PARMIGIANI, DENN DIE UHRENINDUSTRIE BEDARF NEUER PERSPEKTIVEN. AUCH DAS MUSÉE DE L’ELYSÉE GIBT SICH EINE NEUE VISION, UM SEINE AMBITIONEN KLARER ZU MACHEN. JEANMARC JACOT, CEO VON PARMIGIANI, TRIFFT TATYANA FRANCK, DIE NEUE DIREKTORIN DES MUSÉE DE L’ELYSÉE IN LAUSANNE. GESPRÄCH ÜBER EINE PARTNERSCHAFT. Was gewinnen Sie durch diese Partnerschaft? J-M.J. Dank dieser Partnerschaft entstehen vielleicht neue künstlerische Begegnungen. Möglicherweise interessiert sich ein junger Fotograf für eines unserer Produkte und übersetzt es in seine Fotosprache auf eine in der Uhrenbranche einmalige Weise. Auch unseren Kunden eröffnen sich damit neue Erfahrungen. Ein Beispiel: Die Konfrontation unserer Kunden mit dem fotografischen Erlebnis «Jumpology», zu der uns der Fotograf Philippe Haslman inspiriert hatte, war einzigartig. Fotografie ist ein Medium, das uns erlaubt, Dinge zu erleben, Geschichten zu erzählen. Weshalb die Fotografie? J-M.J. Die Fotografie ist ungleich zugänglicher als der Film. Es gibt kein Sprachenproblem, es ist eine Kunst, die auf Anhieb verstanden wird, die wir mit unseren aus verschiedenen Kulturen stammenden Kunden teilen können. Wir verdanken unseren Zugang zum Musée de l’Elysée der Stiftung der Familie Sandoz. Als zeitgenössische Marke fühlen wir uns in der zeitgenössischen Kunst – Jazz und Jazzfestival Montreux, Foto und Musée de l’Elysée – zu Hause. T.F. Uns verbinden viele gemeinsame Werte. Es gibt natürlich den aktuellen Aspekt, das Musée de l’Elysée feiert dieses Jahr seinen dreissigsten Geburtstag. Aber wir haben auch Gemeinsamkeiten in Bezug auf Wahrung des Erbes. Parmigiani kümmert sich um die Restaurierung von Uhrenkunstwerken, das Musée de l’Elysée verfügt über 100‘000 Aufnahmen, die es zu erhalten gilt. Dies wird in den nächsten fünf Jahren meine Priorität sein. Ist die Unterstützung junger Talente eine Priorität? J-M.J. Ja. Die Weitergabe von Werten steht für mich an erster Stelle. Dies ist der Grund, weshalb die Sandoz-Familienstiftung für mich so wichtig ist. Sie setzt sich dafür ein, dass das Beste bewahrt und den nächsten Generationen übergeben wird. T. F. Bezüglich Weitergabe von Werten ist der Prix de l’Elysée einzigartig, weil er nicht nur den Gewinner, sondern alle acht Nominierten in den Mittelpunkt stellt. Ihren Arbeiten ist daher auch ein Buch gewidmet. Wir unterstützen sie gleich zu Beginn des Projekts, von der Konzeption bis zur Produktion. Dies wird zwei Jahre dauern. Anschliessend werden Konservatoren des Museums den Gewinner bei der Fertigstellung seines Projekts begleiten. J-M.J. Auch wir werden den Gewinner unterstützen, indem wir ihn in der Kunstgalerie ausstellen, die wir eben in Miami eröffnet haben. Die Preisträger des Prix de l’Elysée werden neben Künstlern der Kunstmessen Art São Paulo und Photo São Paulo erscheinen, die von unserer exzellenten Mitarbeiterin in Brasilien organisiert wird. Ich glaube, das Musée de l’Elysée könnte hier auch die Rolle eines Mentors spielen. Frau Franck, Ihr berufliches Profil verbindet Kunstgeschichte und Business. Ein Vorteil? T. F. Mein beruflicher Background ermöglicht mir einen ganzheitlichen Zugang. Wer ein Museum leitet, muss gleichzeitig Initiant, Manager und Verwalter sein. Meine juristische Ausbildung sowie der MBA, den ich zurzeit an der Columbia Business School absolviere, erstaunen die Leute. Auch die Medien haben dies thematisiert – zu sehr für meinen Geschmack. Es ist einfach ein Berufsprofil, das in Europa seltener ist als beispielsweise in den USA, wo Manager oft einen umfassenderen und weniger spezialisierten Parcours haben. Die Wahl meiner Ausbildung war sehr bewusst. KOMFORTZONE Der «Pôle muséal» nimmt Form an. Wie stehen Sie zu diesem Projekt? T.F. Als ich mich für diese Stelle interessierte, war dies einer der besonders spannenden Aspekte. Lausanne hat die einmalige Chance, ein Museumsquartier mit drei sich ergänzenden Institutionen zu kreieren. Ein unglaubliches Glück! Stadt wie Lausanne, wo man einfacher etwas bewegen und Menschen begegnen kann als in New York oder London. Mit ihren Institutionen wie dem EPFL oder dem Théâtre de Vidy verfügt die Stadt über einen grossen Reichtum. Mit ihnen hoffe ich auf eine künftige Zusammenarbeit. Denn auch dies ist Teil des Erfolgs. Das auch finanziert werden muss… T.F. Dies ist effektiv eine grosse Herausforderung. Die Finanzierung des Kunstmuseums ist gesichert. Es geht nun darum, Gelder für das Fotomuseum Elysée und das Designmuseum Mudac zu finden. Mein internationales Netz wird mir dabei helfen. Ich glaube fest an die Kraft einer globalen Ihre Ambitionen für Ihr Museum ? T.F. Wir möchten zum europäischen Zentrum der Fotografie werden, indem wir weiterhin Wanderausstellungen organisieren, uns für Künstler, Länder und neue Technologien interessieren und so das Haus weiteren Kreisen zugänglich machen. Wir sind ein Museum des Bildes und sollten Jean-Marc Jacot und Tatyana Frank daher in den sozialen Netzen und im Internet präsenter sein, denn hier werden täglich Milliarden Fotos ausgetauscht. Die Digitalisierung unserer Sammlung ist eines meiner Hauptanliegen. Als Erstes möchte ich alles auf Deutsch übersetzen, inklusive unseres Magazin «Else», um uns so der Deutschschweiz zu nähern. Gerne würde ich auch mit dem Fotomuseum Winterthur, mit Zürich und Basel zusammenarbeiten. Um eine maximale Öffnung zu gewährleisten, arbeiten im Redaktionsteam des Magazins Leute aus allen Kontinenten. Ich wünsche mir für unser Museum eine sowohl lokale als auch internationale Verankerung, die auch über Akquisitionen geschieht. Dazu möchte ich aber noch nichts sagen. U H R M AC H E R E I TRIFFT AUF KUNST | D I A LO G | EIN MIX VON MECHANIK FRANÇOIS-HENRY BENNAHMIAS, CEO AUDEMARS PIGUET, TRIFFT THEO JANSEN, HOLLÄNDISCHER KÜNSTLER Weshalb glauben Sie, dass die Uhrenindustrie Kunst nötig hat? Theo Jansen: Ich kann die Frage nur im Rahmen der Partnerschaft beantworten, die mich mit Audemars Piguet verbindet. In den Achtziger- und Neunzigerjahren schrieb ich für Tageszeitungen und setzte mich dabei intensiv mit dem Thema Zeit auseinander. Ein Phänomen, das mich seither nicht mehr losgelassen hat. Das Aufziehen eines Mechanismus, damit er möglichst lange funktioniert, ähnelt meiner Arbeit sehr. Auch ich versuche, meine «Strandbeests», in Holländisch für «Strandtiere», immer autonomer zu machen. Im Gespräch mit Mitarbeitenden von Audemars Piguet habe ich ihre Passion für die Mechanik erfahren. Sie ist präzis der Punkt, der unsere beiden Welten verbindet. Es ist eine Leidenschaft, die mich total besetzt, die mir den Schlaf raubt und mein ganzes Denken beansprucht. Eine Art Droge, von der ich total abhängig bin. Immerhin ist es eine gesunde Droge (lacht). Was meinen Sie dazu, Herr Bennahmias? François-Henry Bennahmias: Kunst ist in jedem Fall eine Notwendigkeit. Wenn eine Uhrenmarke kommuniziert, sei es in der Musik, im Film oder im Bild, ist Kunst das Medium, das Sprache und Leben vermittelt. Wie Theo Jansen eben gesagt hat, die Verbindung zur Kunst ist evident. Zwischen unseren Welten gibt es so viele Parallelen, angefangen bei der Arbeit unserer Handwerker und der des Künstlers. Kunst und Uhrmacherei vermitteln Botschaften des Lebens, zelebrieren die Zeit. Beide Phänomene lassen uns den Begriff des Moments völlig vergessen. Es ist die unablässige Infragestellung von Erfahrungen und Errungenschaften. 52 | Finanz und Wirtschaft LU X E IHR GEBIET KÖNNTE MAN ALS SCIENCE VISION BEZEICHNEN. IHRE MECHANISCHEN KONSTRUKTIONEN, DAS ERGEBNIS VON FIKTION, ABER SEHR REAL, STELLEN CODES AUF DEN KOPF. IHR ZIEL: DAS PERFEKTE PERPETUUM MOBILE, AN DER GRENZE ZWISCHEN WISSENSCHAFT UND KUNST. DIE BEGEGNUNG ZWISCHEN FRANÇOIS-HENRY BENNAHMIAS, CEO VON AUDEMARS PIGUET, UND THEO JANSEN, NIEDERLÄNDISCHER KÜNSTLER UND ERFINDER DER «STRANDBEESTS ». Was fasziniert Sie in der Kunst von Theo Jansen? F.-H. B.: Es war zweifellos Schicksal, denn als wir Theo Jansens Arbeit sahen, waren wir unserer Sache auf Anhieb sicher. Sein Werk fasziniert, es führt zurück in die Kindheit, spricht die Seele an. Es ist ein Mix von Mechanik und Walt Disney. Ein banales, immaterielles Objekt – ein Plastikrohr – wird mit einem anderen gekoppelt und beginnt zu laufen. Die absolute Welt der Fantasie. Ich liebe es, wenn eine Kreation das tiefste Innere berührt. Wie inspiriert die Kunst von Theo Jansen Design und Stil von Audemars Piguet? F.-H. B.: In Bezug auf die Mechanik haben die Arbeiten von Theo Jansen keinen Einfluss, sein Universum aber schon. Seine Welt ist eine Lebensschule, die Bescheidenheit und Passion lehrt. Eine Erfahrung, die mich täglich darüber nachdenken lässt, wie ich die Menschen führe, wie ich sie frei lasse, ungewöhnliche Wege einzuschlagen. Dank Talent entstehen Werke, die ausserhalb der Zeit sind. Was haben Sie im Kontakt mit der Uhrenindustrie im Allgemeinen und mit Audemars Piguet im Besonderen gelernt? T. J.: In Le Brassus habe ich oft mit den Mitarbeitenden gesprochen. Es sind grossartige Uhrmacher. Wir haben vieles gemeinsam. Wenn man das Tal betrachtet, beginnt man zu verstehen, wie die Menschen hier begonnen haben, über neue Mechanismen nachzudenken und aus einfachen Materialien hochkomplexe Dinge herzustellen. Genau das Gleiche versuche auch ich, indem ich vom Einfachen ausgehend Komplexes kreiere. Dieser Kontrast erzeugt Spannung und Leben des Objekts. Gibt es, abgesehen von künstlerischen Überlegungen, gemeinsame Interessen, Kunden anzusprechen? F.-H. B.: Als wir an der Art Basel Miami die Arbeiten von Theo präsentierten, verzichteten wir darauf, unsere Uhren in den Vordergrund zu stellen. Wobei es klar ist, dass sich unsere Kunden auch in der Welt der Kunst bewegen. Unsere einzige Botschaft war aber die Emotion. Wir wollten die Menschen teilhaben lassen an einer Kostbarkeit, einer Erfahrung. Wir würden nie via Kunstwerk für unsere Uhren werben. Das wäre unsinnig. Weshalb? F.-H. B.: Weil dies die Authentizität unserer Message zunichtemachen würde. Wir möchten Emotionen vermitteln, unseren Kunden Gelegenheit geben, etwas zu erleben, das mit Geld nicht zu kaufen ist. Dies hindert uns aber nicht daran, zu einem späteren Zeitpunkt über Uhren zu reden. Wenn wir Theo Jansen präsentieren, wollen wir möglichst neutral und authentisch sein. Würden wir den einfachen Weg – Künstler, Uhr – wählen, würden sich die Kunden schnell von dieser Art Konfiguration distanzieren. Das funktioniert nicht, davon bin ich fest überzeugt. Theo schreibt mit seiner Kunst unsere Geschichte, eine Liebesgeschichte. Und das ist die Stärke der Kunst. War diese Neutralität Bedingung? T. J.: Nein, aber ich schätze diesen Aspekt unserer Zusammenarbeit sehr. So fühle ich mich nicht wie eine Marionette, die tanzen muss. Audemars Piguet hat mir einfach die Gelegenheit gegeben, meine Kunst dort auszustellen, wo ich es wünschte. Für einen Künstler ist Freiheit unabdingbar. Selbstverständlich brau- UND WALT DISNEY Theo Jansen (rechts, mit François-Henri Bennhamias) nimmt teil an der Ausstellung «Le Bord des Mondes» im Palais de Tokyo in Paris (bis 17. 5. 2015) www.strandbeest.com che ich die Industrie, die meine Ausstellungen finanziert. Es ist gut, dass es solche Partnerschaften gibt. Für mich war es eine grosse Chance, erstmals an der Art Basel Miami teilnehmen zu können. Ohne Audemars Piguet wäre dies nicht möglich gewesen. Wo liegt die Grenze zwischen Wissenschaft und Kunst? T. J.: Als ich 1991 das sich bewegende Bein erfand, war Schönheit noch kein Thema. Ich beschäftigte mich mit Theorien und Algorithmen, um die «Strandbeests» wie echte Tiere laufen zu lassen und so in unserem Gehirn eine instinktive, primitive Reaktion hervorzurufen. Als Künstler bin ich glücklich, etwas erfunden zu haben, das einen so intensiven Austausch mit dem Menschen provoziert. Dies ist auch der Grund, weshalb das «Strandtier» auf YouTube und im Netz generell so stark präsent ist. Mitte der Neunzigerjahre veröffentlichte ich im Internet die Geheimnisse der natürlichen Bewegungen meiner Tiere, ich nannte dies die DNA des «Strandbeest». Tausende Studenten machten sich daran, auf Basis dieses Codes «Strandtiere» zu konstruieren. Die «Strandbeests» sind sympathisch, aber eigentlich benutzen sie uns, infizieren unser Gehirn. Vor zwanzig Jahren haben sie mich infiziert, und seither kann ich nichts anderes mehr denken. Ich kontrolliere das Tier nicht mehr. Die Studenten sind glücklich, einen angenehmen Moment zu verbringen, aber eigentlich ist es das «Tier», das sie benutzt, um sich zu reproduzieren… Ihr Gral? F.-H. B.: Den werde ich dann gefunden haben, wenn die «Strandbeests» die völli- ge Unabhängigkeit von mir erlangt haben, wie Kinder, die erwachsen werden. Aber es bleibt noch viel zu tun… Ihr Gral als Uhrmacher – ebenfalls die ewige Bewegung ? F.-H. B.: Selbstverständlich. Es ist die 100% mechanische Uhr, die völlig unabhängig wird, ohne Hilfsmittel. Die Erforschung der Dauerhaftigkeit unter Einsatz der reinen Mechanik, ohne irgendwelche Konnektivität. Ist dies Ihr Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst? F.-H. B.: Die Verbindung zwischen absoluter Uhrmacherkunst und mechanischer Digitaltechnik ist heute aktueller denn je. Unser Ziel ist es, an die Grenzen der Technologie vorzustossen. Aber unbedingt mechanisch zu bleiben. Finanz und Wirtschaft LU X E | 53 U H R M AC H E R E I TRIFFT AUF KUNST | D I A LO G | EMOTIONEN JOHN ARMLEDER, GENFER KÜNSTLER UND PLASTIKER, TRIFFT MANUEL EMCH, CEO ROMAIN-JÉRÔME Können zeitgenössische Kunst und Luxusindustrie voneinander profitieren? John Armleder. Luxus und Kunst – sofern man weiss, was darunter zu verstehen ist – lassen sich ganz natürlich miteinander kombinieren. Kunst lässt den Betrachter sich mit dem eigenen Ich auseinandersetzen. Sich die Zeit dafür zu nehmen, ist ein Luxus, den sich die meisten Leute nicht nehmen. Das Gleiche gilt für die Kunst. Für mich ist Kunst das Leben, und grundsätzlich ist jeder ein Künstler. Aber 99% der Leute sind sich dessen nicht bewusst, weil ihnen das Leben keinen Zugang zu diesem Bewusstsein gibt. Der zweite Punkt: Luxus lässt uns das bisschen Objektivität, das wir noch haben, verlieren. Für einen Künstler ist das ziemlich verfänglich. Ich selbst bin in Luxus gross geworden, denn ich habe die ersten zehn Jahre in einem Luxushotel gelebt, das meiner Familie gehörte. Erfüllt Sie diese Erinnerung mit Unbehagen? J. A. Nein. Aber als ich jünger war, hatte ich das Bedürfnis, mich von diesem Universum zu distanzieren. Ich war ein engagierter Pazifist. Ich habe das Malen übrigens bei der Herstellung von Spruchbändern in der katholischen, aber kommunistischen Pfarrgemeinde Sainte-Trinité gelernt (lacht). Mittlerweile habe ich begriffen, dass sich die beiden Welten ergänzen. Manuel Emch. Ich habe Johns freie, vom Luxus losgelöste Ausdrucksweise immer gemocht. Unser Projekt ist aus unserer Begegnung heraus entstanden. Wir schätzen uns und lassen beide Persönliches in das Projekt einfliessen. Es ging uns nicht darum, den Künstler in eine Uhr zu packen, im Gegenteil. Es handelt sich um eine Zusammenarbeit, um einen gegenseitigen Austausch, der von viel Grosszügigkeit geprägt ist. J. A. Ein Künstler wird zum Künstler, in54 | Finanz und Wirtschaft LU X E DIE IDEE DES AUSTAUSCHS VEREINT SIE GENAUSO WIE DIE ÜBERZEUGUNG, DASS IHRE ARBEIT KEINEN SINN MACHT, WENN KEINE EMOTIONEN AUSGELÖST WERDEN. AUS IHRER BEGEGNUNG IST EINE SCHÖPFERISCHE ZUSAMMENARBEIT ENTSTANDEN. JOHN ARMLEDER, DER WELTBERÜHMTE BILDENDE KÜNSTLER AUS GENF, UND MANUEL EMCH, CEO VON ROMAIN-JÉRÔME, IM GESPRÄCH ÜBER KUNST UND LUXUS. dem er ein Werk produziert. Richtig Künstler ist er aber erst, wenn er das Werk mit anderen teilt. Kunst entsteht im Austausch. Wenn sich zwei Menschen verstehen, arbeiten sie in stillem Einvernehmen, ohne sich nach irgendwelchen Strategien zu richten, egal, ob sie aus zwei unterschiedlichen industriellen Welten stammen. Industrielle Welten mit gemeinsamen Interessen? J.A. In unserer Gesellschaft ist die Luxusindustrie ein Rädchen im kapitalistischen System, von dem wir vollständig abhängig sind. Und Kunst ist eine Plattform, die Tauschobjekte produziert. Kunst und Geld verfolgen einen einzigen, gemeinsamen Zweck, nämlich den Austausch. Kunst entwickelt sich weiter, betrifft aber trotzdem immer nur eine sehr kleine, privilegierte Randgruppe der Gesellschaft. Auch wenn die Plattform deutlich mehr Künstler, Sammler, Ausstellungen und Museen als vor 50 Jahren bietet, bleibt in Wirklichkeit doch alles relativ. Bei Reichtum ist das nicht anders. M. E. Im Gegenteil, ich glaube, dass zeitgenössische Kunst heute viel stärker in unser Leben eingebunden ist als früher. Sie ist ein Ausdrucksmittel geworden, ein Konsumgut und ein soziales Bedürfnis. Kunst ist ein Mittel zur Selbstverwirklichung. Sie ist Teil des horizontalen Wissens. Wie Street Art? J. A. Kunst ist komplizierter als Street Art. Street Art wurde zweckentfremdet. Die ersten Sprayer rebellierten gegen die Gesellschaft. Meine Freunde wie Futura 2000 oder Keith Haring haben diese Grenzen allerdings relativ schnell gesprengt. Da man diese Kunstform als Gesellschaftskritik betrachten wollte, war es einfach, sie von der U-Bahn in die Galerie zu holen. Die Kommunikationsmittel haben sich vervielfacht, trotzdem wird Street Art noch immer nur von einer Minderheit gesehen. Wenn Privilegien sichtbar werden, vergisst man, dass es sich um Privilegien handelt. Wie ist es zu Ihrer Zusammenarbeit gekommen? M. E. Ursprünglich hatten wir mit John Armleder Kontakt aufgenommen, weil wir einige seiner Werke in Basel ausstellen wollten. Mich hat Gegenwartskunst schon immer fasziniert, und ich war von seinen Werken sehr angetan. Wir sahen uns regelmässig, unterhielten uns darüber, wie viel Spass es uns bereiten würde, ein Gemeinschaftswerk zu schaffen, das Kunstwerk und Uhr zugleich ist. Ich habe mich seit jeher mit dem Risiko befasst, diese beiden grundsätzlich sehr weit voneinander entfernten Welten zu vereinen. Ich wollte kein Verkaufsobjekt, es sollte in erster Linie ein einzigartiges Werk werden. Eine Uhr muss wie ein Kunstwerk Emotionen vermitteln. In den Gesprächen mit John hat sich herauskristallisiert, dass es interessant sein könnte, an verschiedenen Ausführungen zu arbeiten. Also haben wir uns auf eine Serie von zehn Uhren geeinigt, die alle den Totenkopf als gemeinsames Thema aufgreifen. Totenköpfe sind in Johns künstlerischem Werk ein wiederkehrendes Sujet und kennzeichnend für ihn. Sie lassen sich gut dreidimensional auf das Zifferblatt übertragen. Das Memento Mori war schon immer Teil meiner Kultur. Totenschädel wirken anziehend und abstossend zugleich. J. A. Der Tod und die Zeit sind Sprachgebilde und wurden schon immer miteinander verknüpft. Mein Interesse ist aber eher formal als kulturell oder symbolisch. Das wohl anschaulichste Beispiel ist die elek- AUFBAUEN Wie wurde Ihre Zusammenarbeit aufgenommen? M. E. Erstaunlicherweise waren die Reaktionen sehr ausgeglichen. Die Hälfte der Leute kannte die Arbeit von RomainJérôme, die andere die von John. Die beiden Bereiche ergänzen sich also wirklich. Überdies verschwimmen die Grenzen zusehends. Die beiden Kundschaften treffen aufeinander. Deshalb haben wir auch ein Interesse daran, auf mehreren Plattformen aktiv zu sein und den Kunden neue Welten zu eröffnen. Eine weitere Gemeinsamkeit besteht in Ihrer Überzeugung, dass es nicht nur einen Stil gibt. M. E. Ich verspüre tatsächlich nicht den Wunsch, eine Art Modellästhetik vorzuschreiben. Es gibt aber durchaus Elemente, die untrennbar mit Romain-Jérôme verbunden sind. Jedes Modell ist Teil einer Marke, die bei jeder Kooperation und jeder Geschichte in den Hintergrund rückt. Die Marke wird zum Behälter, zum Beschreibenden im Unterschied zum Beschriebenen. Ich will das Produkt und nicht die Marke in den Vordergrund rücken. Ich mag die Idee einer Kreation, die Form annimmt und Zeit beansprucht. Die Zusammenarbeit mit John ist genau das. Ich habe es nicht eilig. Wir haben auch schon über weitere Gemeinschaftsprojekte gesprochen, sie müssen aber erst reifen und einen Reflexionsprozess durchlaufen. Ich geniesse das. Wir sind keinem Druck ausgesetzt. Manuel Emch, hinten, und John Armleder John Armleder nimmt teil an der Ausstellung «These basic forms of Beauty» der Gallerie Mitterrand+Cramer, Genf (bis 16. 5. 2015) trische Gitarre, die ich manchmal mit Gemälden in Beziehung setze (Anm. d. Red.: ausgestellt im MAMCO Genf ). Sie hat die Form einer klassischen Gitarre, obwohl es dafür nicht den geringsten Grund gibt. Die Form ist aber identitätsstiftend. Sie sorgt dafür, dass das Objekt wiedererkannt wird, und verleiht ihm dadurch eine Macht, die es sonst nicht hätte. Seine Identität erhält es schliesslich durch die Art, wie es gelesen wird. Das Objekt ist statisch und folglich auf die Betrachter angewiesen, damit es existiert, erhält aber durch jeden Blick eine Identität. Dieser Blick ist kollektiv. Kunst funktioniert durch den Aufbau einer Emotion. Wie ist Ihr Interesse für Kunst entstanden? M. E. In einer Galerie in der Nähe meines Hauses in La Neuveville, in der ich als Jugendlicher einen Sommer lang gejobbt habe. Am Schluss konnte ich zwischen Lohn in Form von Geld oder in Form eines Kunstwerks wählen. Ich habe mich für das Kunstwerk entschieden, seither hat mich die Kunst nicht mehr losgelassen. Ich funktioniere phasenweise. Jedes Werk ist mit einem Lebensabschnitt verbunden. Andere schiessen Fotos, ich sammle Kunst. J. A. Bei mir hat alles im Alter von vier Jahren angefangen. Ich erinnere mich noch immer sehr genau. Ich stand vor einem Fresko von Fra Angelico in einer Florentiner Kapelle. Es enthält einen mehrfarbigen Flügel. Ich starrte gebannt auf diesen Flügel, und plötzlich liefen mir die Tränen über die Wangen. Von da an war es um mich geschehen. Finanz und Wirtschaft LU X E | 55 400 000 mal teurer als Gold Zuschlag 32,65 Millionen Dollar Der blaue Diamant « The Zoe Diamond » aktueller Auktions-Weltrekord Kilopreis 16,5 Milliarden Dollar Karatpreis 3,3 Millionen Dollar von Christian von Faber Castell | D I A M E N T E N | FA NC Y FA R BENE D IAMA NT EN IHRE ENTSTEHUNG VERDANKEN SIE VERUNREINIGUNGEN UND FEHLERN IN IHREM KRISTALLGITTER. ABER GENAU DIESE MÄNGEL VERLEIHEN FARBIGEN DIAMANTEN IHRE UNVERWECHSELBARE EINZIGARTIGKEIT UND MACHEN SIE SO ZU DEN TEUERSTEN TROPHÄEN DES GANZEN EDELSTEINREICHS. M it einem Kilopreis um 40 000 $ gilt Gold landläufig als teures Material. Doch schon gute mittelgrosse weisse Diamanten sind mit Karatpreisen um 20 000 $ – entsprechend 100 000 $ pro Gramm oder 100 Mio. $ pro Kilogramm – unvergleichlich viel teurer als das gelbe Edelmetall. Jahrhundertsteine wie der lupenreine, 118,28 Karat schwere ovale Typ-2a-Diamant der besten weissen Farbklasse D, den Sotheby’s vor zwei Jahren für 30,6 Mio. $ versteigert hat, sind sogar über 30 000-mal teurer als Gold. Ein Kilogramm dieses Materials würde 1,3 Mrd. $ kosten. Doch so schwer vorstellbar diese Wertdichte weisser Superdiamanten auch erscheinen mag, es gibt etwas, was noch über zehnmal teurer ist, nämlich fancyfarbene Spitzendiamanten. BLAU SCHLÄGT ROSA Den Rekord hält derzeit ein am 20. November des letzten Jahres von Sotheby’s in New York versteigerter birnenförmiger, VVS2-reiner fancy lebhaft blauer Diamant von 9,75 Karat aus dem Besitz von Rachel «Bunny» Lambert Mellon, der im März davor 104-jährig verstorbenen Witwe des Bankiers und Kunstsammlers Paul Mellon. In einem zwanzigminütigen Bietgefecht kämpften zeitweilig sieben Bieter um den auf 10 bis 15 Mio. $ geschätzten Megastein. Den Sieg und den Stein trug ein anonymer Käufer aus Hongkong davon, der einschliesslich Käuferaufgeld 32,65 Mio. $ dafür zahlte, das entspricht einem Rekordpreis von 3,3 Mio. $ pro Karat oder unfassbaren 16,5 Mrd. $ pro Kilogramm. Damit ist dieser vom Käufer auf The Zoe Diamond getaufte, blaue Superdiamant über 400 000-mal teurer als Gold und repräsentiert derzeit wohl das teuerste natürliche und fast unzerstörbare Material, das man kaufen kann. Nur sechs Tage davor hatte Christie‘s einen neuen Rekord für rote Diamanten aufgestellt: Ein nur 2,09 Karat schweres fancy rotes Diamantherz, das für 5,07 Mio. $ den Besitzer wechselte, erzielte einen Karatpreis von 2,43 Mio. $. Aber auch der teuerste Diamant der jüngeren Auktionsgeschichte ist natürlich ein fancyfarbener Stein: Ein aus dem früheren Bestand des New Yorker Diamantiers Harry Winston stammender, 24,78 Karat schwerer fancy intensiv rosafarbener Diamant im rechteckigen Smaragdschliff wurde von Sotheby’s in Genf am 16. November 2010 für 46 Mio. $ an den Londoner Diamantier Laurence Graff versteigert – ein Preis von 1,86 Mio. $ pro Karat. i Der «Blaue Wittelsbacher», lupenreiner, tief grau-blauer Diamant mit 82 Facetten, ist bekannt seit 1666. Bei Christie’s London 2008 für 24,3 Millionen Dollar zugeschlagen. f Der birnenförmige, VVS2-reine Diamant «Zoe Diamond» in lebhaftem Blau brachte im November 2014 bei Sotheby’s New York 32,645 Millionen Dollar - den höchsten je auf einer Auktion gebotenen Wert. KLEINE FEHLER ERHÖHEN DIE SCHÖNHEIT Die Häufung neuer Rekordpreise für solch trophäentaugliche fancyfarbene Diamanten in den letzten Jahren erklärFinanz und Wirtschaft LU X E | 57 DIAMANTEN | te Sotheby’s-Genf-Juwelenexperte David Bennet in einem Interview in der «Financial Times»: «Die Leute erkennen, dass farbige Diamanten eben die seltenste Form des an sich schon seltenen Rohstoffs Diamant sind.» Was diese farbigen Supersteine für die Trophäenjäger so viel attraktiver macht als selbst die grössten weissen Diamanten, ist ihre absolute Einzigartigkeit. Es ist schicksalshafte Ironie, dass die begehrte Farbigkeit dieser Trophäendiamanten im Grunde auf chemischen Verschmutzungen und kristallografischen Fehlern beruht. Die derzeit teuerste Diamantfarbe Blau etwa wird durch eine Verunreinigung des als Diamant kristallisierten Kohlenstoffs mit dem Element Bor verursacht. Eine Verunreinigung mit Stickstoff dagegen ergibt, je nach Menge und Anordnung der Stickstoff-Fremdatome, gelbe bis orange Steine. Die teuren rosafarbenen und roten, aber auch die weniger geschätzten braunen Farbtöne sind die Folge von Verzerrungen und Fehlstellen im Kristallgitter des Diamanten. 1 2 CHAMPAGNER UND COGNAC Am unteren Ende der Diamantenhierarchie stehen wiederum farbige Steine, die grossenteils erst noch aus derselben Mine stammen wie die berühmtesten fancy rosafarbenen. Neben diesen Raritäten bringt die zur Rio-Tinto-Gruppe gehörende Argyle-Mine im Nordwesten Australiens nämlich mehrheitlich hell- bis dunkelbraune Steine hervor. Weit mehr als deren bescheidene Edelsteinqualität mag man Rio Tintos Marketing bewundern, das auch solche Steine unter wohlklingenden Bezeichnungen wie Champagne Diamonds und Cognac Diamonds marktfähig gemacht hat. Mineralogisch betrachtet verdanken diese blonden bis braunen Diamanten ihre Farbe ähnlichen Verzerrungen und Störungen ihres Kristallgitters wie ihre glamourösen Schwestern. Geschickte Juweliere verarbeiten solche naturfarbenen, braunen Diamanten bis hin zu den vom New Yorker Diamantier als Chocolate Diamonds gebrandeten, tiefbraunen Steinen sogar zu ausserordentlich attraktiven Schmuckstücken. Mit Preisen im Bereich weniger tausend Dollar pro Karat spielen diese Steine aber in einer anderen Liga als die viel selteneren, intensiv orangerosa, purpurrosa, kanariengelben oder auch grünen und blauen Diamanten. 58 | Bilan LU X E 3 4 RekordAuktionszuschläge von Fancy farbenen Diamanten in Dollar: 1. Lebhaft purple-rosa Diamant für 19,8 Millionen. 2. Der «Cora-Sundrop»-Diamant in lebhaftem Gelb, für 12,36 Millionen. 3. Der lebhaft blaugrüne «Ocean Dream» für 8,634 Millionen. 4. Lebhaft oranger Diamant für 34,54 Millionen. DIAMANTEN ALS KAPITALANLAGE DIE BLUE CHIPS BLEIBEN WEISS Erst ab einer Qualität und einer Grösse von etwa 10 Karat sind Diamanten der obersten Farbund Reinheitsklassen D und lupenrein (entsprechend Preisen um 100 000 $ und mehr pro Karat oder Einzelsteinpreisen von 1 Mio. $ aufwärts) so selten, dass sie als privates Portefeuillegewürz taugen. Weil selbst grössere Kursgewinne durch die hohen Zwischenhandelsmargen aufgefressen werden, eignen sich aber auch solche Steine nicht zur privaten Spekulation. Vielmehr sollte bei einer Kapitalanlage in derartige Diamanten die langfristige Wertsicherung im Vordergrund stehen. Beste weisse Diamanten in den klassischen Schliffformen Brillant, Oval, Marquise und Rechteckschliff bieten gegenüber fancyfarbenen Diamanten und Diamanten in Fantasieschliffformen den Vorteil höherer Liquidität, Fungibilität und einfacherer Bewertbarkeit. Für reine Schmuckzwecke empfehlen sich dagegen Steine der tieferen Farbklassen F, G und H und der Reinheitsstufen SI2 bis VSI2. Solche Steine kosten nur einen Bruchteil lupenreiner D-farbener Exemplare und bieten einen ebenso hohen Schmuckwert. | T R E N D | von Sarah Jollien-Fardel Hippie-Glücksbänder sind chic SIE BESETZEN KADERPOSITIONEN, KLEIDEN SICH CHIC UND TEUER UND TRAGEN LUXUSUHREN. GLEICHZEITIG SCHMÜCKEN GLÜCKSBÄNDER IHRE HANDGELENKE. WER SIND DIESE HERREN, DEREN VORDERARME ELEGANT UND REBELLISCH ZUGLEICH WIRKEN? E s ist nicht mehr nur ein Trend, sondern ein Statement. Immer mehr Männer kombinieren ihre Luxusuhr mit einem oder mehreren brasilianischen Glücksbändern, Kordeln im HippieLook, tibetanischen Bändchen oder anderen Talismanen, die nicht mehr als ein paar Franken kosten. Sie glauben nicht, dass es tatsächlich Menschen gibt, die zu einem solchen Stilbruch fähig sind und damit fast schon die Uhrenbranche beleidigen? Überzeugen Sie sich selbst: Betreten Sie ein Café und schauen Sie auf die Handgelenke der Männer. Fokussieren Sie nicht auf die Uhr und ihren neuen Verbündeten, das Armband, sondern betrachten Sie die Gesamterscheinung. Wenn die Vorderarme tätowiert sind, befinden Sie sich zweifellos in einer Hipster-Höhle. Info für alle Unwissenden: Hipster sind Bärtige mit Kappe (und eben mit tätowierten Armen). Bei ihnen gehört es zum guten Ton, Uhr mit Bändchen zu tragen. Sie könnten aber auch genauso gut in einem Yuppie-Schuppen gelandet sein. Yuppies sind die Vorgänger der Hipster. Man könnte sie fast miteinander verwechseln, nur dass Yuppies ein paar Jahre mehr auf dem Buckel haben. Auch bei ihnen ist die Verknüpfung von Uhr und Glücksbändchen die Norm. Yuppies haben Mühe, hinter Luxus zu stehen. Er ist nur dann akzeptabel, wenn er mit Ethno-Schick kombiniert wird. Neuerdings verfallen aber auch CEO grosser Firmen, Privatbanker, Geschäftsführer, Anwälte und andere einflussreiche Männer, deren Kleidungsstil eigentlich millimetergenau vorgegeben ist, diesem Trend. Dass zu ihrem noblen Anzug und ihrem Auftreten eine Luxusuhr gehört, ist nachvollziehbar. Was aber treibt sie dazu, sich auch ausserhalb der Badeferien Baumwoll- oder Seidenbändchen um das Handgelenk zu wickeln? Drei Gründe erklären das exzentrische Gebaren. REBELLION. Zur Zeit ihrer Väter war die Uhr ein Statussymbol. Und da wir uns bekanntlich systematisch gegen unsere Vorgängergeneration auflehnen, will Mann auf keinen Fall das Gleiche tun wie der Herr Papa. Umso mehr, als Rapper, Möchtegern-Gangster und rebellierende Teenager voll auf Luxus und XXL-Uhren stehen. Distanz demonstrieren, heisst die Devise. COOLNESS. Glücksbringer sind cool, und Coolsein ist in. In sein bedeutet, Teures und Billiges miteinander zu mischen. Auf keinen Fall prunken und protzen. Eine unverschämt teure Uhr ist so lange ok, wie sie zusammen mit einem einfachen Armband getragen wird, der ihren Wert etwas relativiert. Typisches Understatement eben. Schliesslich will ja niemand ein Spiesser sein. Papa, der traute sich noch. LIEBESBEWEIS. Meistens trägt man das Glücksband aber, weil er vom eigenen Kind gebastelt wurde. In unserer Gesellschaft, in der es genauso wichtig ist, ein guter Vater (und Ehemann, Chef, Angestellter, Sohn usw.) zu sein wie beruflichen Erfolg zu haben, wird das Tragen eines Talismans zum Liebesbeweis. von Sebastien Ladermann | H A N DW E R K | DURCH DAS KLEINE SICHTFENSTER ERSCHEINT DAS GESCHMOLZENE METALL FLÜSSIG WIE WASSER. VOR PAOLOS WACHSAMEN AUGEN KIPPT DER GELBORANGE, SCHILLERNDE SCHMELZTIEGEL AUS KERAMIK LANGSAM NACH VORNE UND LÄSST DEN INHALT IN EINEM DÜNNEN STRAHL ENTWEICHEN. ERST EIN BLICK IN DIE GUSSFORM – EINEN SENKRECHT PLATZIERTEN QUADER AUS STAHL – LÄSST ERAHNEN, WORUM ES SICH BEI DER FLÜSSIGKEIT HANDELT: ES IST GOLD, DAS ZU EINEM BARREN GEGOSSEN WIRD. 60 | Finanz und Wirtschaft LU X E DIE HOHE KUNST DER GOLDSCHMELZEREI S chauplatz ist ein trostloses Industriegebiet. Dort setzt der Schmelzmeister von Chopard, einer der wenigen Uhrenmanufakturen mit eigener Schmelzanlage, sein Können um. Seine Aufgabe besteht darin, aus 24-Karat-Gold fünf verschiedene Legierungen herzustellen: eine Weissgold-, zwei Gelbgold- und zwei Roségoldnuancen. Zusammen mit Nicolas, seinem Lehrling, dem er alles Nötige selbst beibringt, weil in der Schweiz keine entsprechende Fachausbildung angeboten wird, tüftelt er an Rezepten für 18-Karat-Legierungen, die für die Produktion der Manufaktur benötigt werden. Jede Qualität ist eine Verbindung von Reingold mit anderen Metallen, Kupfer für Roségold und Palladium für Weissgold, sowie einigen Geheimzutaten. Nach der Zubereitung der Legierungen fordert der Vakuum-Schmelzvorgang bei fast 1000 °C Paolos ganzes Know-how, obwohl einer der beiden Induktionsöfen computergesteuert ist. Alle Parameter, von der Einstellung der Temperatur über die gasförmige Umgebung bis hin zur Prozessgeschwindigkeit, müssen stimmen, damit das Edelmetall widerstandsfähig ist und glänzt. Der Goldschmelzer nimmt den acht Kilo schweren Roségoldbarren, der vor ein paar Minuten noch flüssig war, in die Hand und walzt ihn zu einem langen, zwölf Millimeter dicken Band. Damit ist seine Arbeit beendet, nicht aber seine Verantwortung. Denn erst wenn das Gold verwendet wird, treten mögliche Mängel wie Porosität zutage. Ändern lässt sich dann allerdings nichts mehr. | ERINNERUNG | von David Bennett* MEIN TAG MIT Ava Gardner «1989 erhielt ich eine ganz besondere Einladung: Die Schauspielerin Ava Gardner äusserte den Wunsch, mich zu treffen, um mit mir über ihre Schmucksammlung zu sprechen. Es ging damals nicht darum, ihre Schätze zu verkaufen, Frau Gardner wollte nur meine Meinung zu den von ihr im Lauf der Jahre erworbenen Stücken. Wir verabredeten uns im Hochsommer in ihrer eleganten Wohnung in Kensington. An jenem Nachmittag war es in London drückend heiss. Die Luft war schwül und feucht. Wir tranken Tee. Sie sprach ausführlich über jedes einzelne Stück. In Wahrheit ging es dabei aber nicht nur um den Schmuck. Sie erzählte mir aus ihrem Leben. Damit nahm der unvergessliche Nachmittag, den ich zusammen mit einer der schönsten Frauen Hollywoods verbringen durfte, seinen Anfang. Obwohl sie gesundheitlich angeschlagen war, sah sie umwerfend aus. Ihr bezaubernder Akzent aus dem Süden der USA wirkte hinreissend. Charmant, fesselnd und vor allem unglaublich natürlich und zugänglich berichtete sie von ihren Ehen und vom Leben in Hollywood. Ava Gardner war auch mit über 70 Jahren ungeschminkt noch attraktiv und machte ihrem Status als Weltstar alle Ehre. Eines ihrer Schmuckstücke war etwas ganz Besonderes: ein prachtvoller Smaragdring aus Kolumbien, den sie in den Sechzigerjahren bei Van Cleef & Arpels in Beverly Hills gekauft hatte. Sie sei mehrmals am Schaufenster vorbeigegangen, bevor sie den Mut gehabt habe, das Geschäft zu betreten. Dass ein Hollywoodstar solche Hemmungen haben kann, verblüffte mich. Erstaunt war ich auch, dass sich Frau Gardner die meisten Schmuckstücke ihrer Sammlung selbst geschenkt hatte. Jedes hatte seine Bedeutung. Sie nahm ihre Schätze einzeln aus der Schatulle, drehte sie in den Händen und verlor sich in ihren Geschichten. Ihre Erinnerungen an die verschiedenen Lebensabschnitte waren von Melancholie geprägt. Ein knappes Jahr später starb Ava Gardner. Als ich ihre Schmucksammlung wieder sah, überkam mich eine tiefe Traurigkeit. Der Smaragdring, in den sie sich verliebt hatte, wurde zum Vorzeigestück der Auktion und übertraf ihren geschätzten Preis bei weitem. Ich war zutiefst aufgewühlt. Es war ein echtes Privileg, dass Ava Gardner mir Einblick in ihr bewegtes, leidenschaftliches und kompliziertes Leben gewährt hat. Solche Erlebnisse sind unvergesslich und erinnern daran, dass Schmuck ein Fenster zur Vergangenheit und zur Geschichte eines ganzen Lebens sein kann.» *David Bennet, seit über vierzig Jahren Schmuckexperte bei Sotheby’s, kramt für «Luxe» in der Schatzkiste seiner Erinnerungen und gibt in jeder Ausgabe ein paar besondere Juwelen von seinen Begegnungen in allen Teilen der Welt preis. Seine Rekordauktionen machen international Schlagzeilen. Die von ihm versteigerten Schmuckstücke oder Edelsteine sind intime Zeugen einer persönlichen Geschichte, die nur er kennt. Finanz und Wirtschaft LU X E | 61 DIE UHRENMESSEN ENTHÜLLEN DIE NEUHEITEN 2015. GANZ OBEN STEHT DIE WIEDERENTDECKUNG DER KLASSIK MIT KOMPLIKATIONEN WIE DEM EWIGEM KALENDER. UND DIE ANHALTENDE BEGEISTERUNG FÜR ROSÉ-GOLD Stunden, Minuten, Automatik Piaget 534P, 32’400 Fr. PIAGET, Black Tie Inspiration Vintage, von Cristina d’Agostino und Sylvie Bernaudon Fotos: Marc Ninghetto HUBLOT, Classic Fusion AeroMoon, Stunden, Minuten, Sekunden, ewiger Kalender, Automatikwerk, King Gold 18K. 30’300 Fr. 62 | Finanz und Wirtschaft LU X E Finanz und Wirtschaft LU X E | 63 Stunden, Minuten, Ewiger Kalender, zweite Zeitzone, Rosé-Gold, 35’000 Fr. HERMÈS, Slim Quantième Perpétuel, | UHREN | MONTBLANC, Heritage Chronométrie Collection Quantième Annuel, Goldband, Stunden, Minuten, Quartzwerk, Gelbgold 18K, Preis auf Anfrage VAN CLEEF AND ARPELS, Uhr Cadenas, Diamanten, Stunden, Minuten, Jahreskalender, Mondphase, Automatikwerk, Rosé-Gold 18K, 11’900 Fr. CARTIER, Clé de Cartier, TAG HEUER, Carrera 39 mm Calibre 6 COSC-Zertifikat, Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Datum, Automatikwerk, Stahl, 3’200 Fr. Stunden, Minuten, Automatikwerk 1847 MC, Rosé-Gold 18K und Diamanten, 32’700 Fr. Finanz und Wirtschaft LU X E | 65 | UHREN | 66 | Finanz und Wirtschaft LU X E CHOPARD, L.U.C Tourbillon 1963, Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Tourbillon, Handaufzug, Rosé-Gold 18K, 115’000 Fr. IWC, Portugieser Jahreskalender, Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Chronograph, Automatikwerk, Rosé-Gold 18K, 73’500 Fr. VACHERON CONSTANTIN, Harmony Chronograph, Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Jahreskalender, Stahl, 21’000 Fr. Finanz und Wirtschaft LU X E | 67 | UHREN | HYT, Skull – Red Eye, retrograde rote Fluid-Stundenanzeige, Sekunden, Handaufzug, Stahl, 100’000 Fr. AUDEMARS PIGUET, Royal Oak Automatique Bicolore, Stunden, Minuten,Sekunden, Automatikwerk, Stahl und Rosé-Gold 18K, 23’800 Fr. 68 | Finanz und Wirtschaft LU X E Finanz und Wirtschaft LU X E | 69 Stunden, Minuten, Sekunden, Automatikwerk, Stahl, 3’500 Fr. TUDOR, Tudor North Flag, RENDEZ-VOUS von Cristina d’Agostino Wawrinka STAN «Man muss immer weitermachen» Stan Wawrinka, mit zwei Siegen sind Sie glanzvoll ins neue Jahr gestartet, und für 2015 werden Sie als einer der grossen Favoriten gehandelt. Nein, die wahren Favoriten sind die «Big Four», Roger, Rafa, Novak und Murray, seit zehn Jahren die unangefochtenen Könige. Sie haben alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt, sämtliche Turniere erfolgreich bestritten. Der Abstand zwischen ihnen und den übrigen Spielern ist riesig. Ich habe letztes Jahr etwas aufgeholt, bin Nummer vier geworden. Aber eben nur während eines Jahres. Es stimmt, ich habe das Jahr 2015 gut begonnen, und es muss so weitergehen, wenn ich unter die Top fünf gelangen will. Das wird aber sehr schwierig sein. Weshalb ? Mein Ziel sind die Top acht. Denn es sind viele aufstrebende Spieler im Rennen. Milos Raonic, Grigor Dimitrov und Kei Nishikori konnten sich letztes Jahr durchsetzen. Man muss auch mit Thomas Berdych und David Ferrer rechnen, die schon seit ein paar Jahren dabei sind. Es ist ein Fakt: Um sich 2014 für den Masters zu qualifizieren, musste man doppelt so viele Punkte sammeln wie in den Vorjahren. Denn alle Spieler haben viele Punkte gemacht. Wie haben Sie Ihren Davis-Cup-Sieg verarbeitet? Gut, sehr gut sogar. Wobei im Tennis al70 | Finanz und Wirtschaft LU X E FÜR STAN WAWRINKA HAT DAS JAHR GUT BEGONNEN. ZWEI SIEGE IN ZWEI MONATEN LASSEN DARAUF SCHLIESSEN, DASS DER STARKE MANN DES DAVIS-CUPS DIESES JAHR NOCH ERFOLGREICHER SEIN WIRD ALS 2014. DIES IST AUCH SEIN ZIEL, DENN ER HAT KEINE ZEIT ZU VERSCHWENDEN. IN EINIGEN TAGEN FEIERT ER SEINEN 30. GEBURTSTAG. les sehr schnell geht, jede Woche findet ein Turnier statt. Man muss also schnell umschalten. Dieses Tempo ist typisch für diesen Sport. Nach einem Sieg nehme ich mir nicht viel Zeit, ihn zu geniessen. Ob dies gut oder schlecht ist, bleibe dahingestellt. Aber es zeigt, dass ich gewillt bin, voranzukommen, besser zu werden, weiter zu gehen. Anderseits bedaure ich es manchmal, diese Siege nicht genügend auszukosten. Später, am Ende meiner Karriere, werde ich vielleicht zurückdenken, diese Momenten geniessen und realisieren, was ich geleistet habe. In Rotterdam haben Sie Ihren ersten IndoorSieg errungen. Ein weiterer Beweis, dass Sie noch vielseitiger geworden sind. Über wie viel Spielraum verfügen Sie, um noch besser zu werden, und was sind Ihre Ziele? Ich denke, mein Spielraum ist noch gross. Was aber nicht heisst, dass ich in der Klassierung höher klettern werde, denn die andern Spieler entwickeln sich ja auch weiter. Wenn man oben ist, tut man alles, um dort zu bleiben. Und man kann es Jahr für Jahr beobachten, das Niveau wird ständig besser. Das ist die Realität. Deshalb muss man ständig weitermachen. Der Sieg in Rotterdam, mein erstes Indoor-Turnier in der 500er-Kategorie, hat mein Selbstvertrauen gestärkt. Ich weiss jetzt, dass ich die besten Spieler der Serie, Berdych, Raonic, schlagen kann. Also möchte ich auf diesem Erfolgskurs weiterfahren. Worauf konzentrieren Sie Ihre Anstrengungen? Ich wünsche mir ein stabiles Jahr. Besser als letztes Jahr, als ich viele Hochs, aber auch viele Tiefs erlebt habe. Und mental? Ich weiss, was ich brauche, um mein Ziel zu erreiche, nämlich die konstante Konzentration. Nicht nur während des Matchs, sondern auch beim Training, beim Aufwärmen oder beim einfachen Joggen. Ich muss zu jedem Zeitpunkt präsent sein, denn jeder Effort zahlt sich aus, sofort oder in sechs Monaten. Natürlich war der Sieg eines Grand Slam eine Riesenüberraschung, mein Geist war in Aufruhr. Danach muss man sich beruhigen, seinen Platz wiederfinden, damit man sich im Tennis wohlfühlt. Dies gelingt nur dank langjähriger Arbeit und dem festen Willen, sich ständig zu verbessern. Besteht nicht die Gefahr, dass man sich verliert, dass man zu viele Verpflichtungen eingeht? Ja, das ist so. Für mich zählen letztlich Resultate und Arbeit und die Erinnerung daran, wie ich es geschafft habe, Nummer drei in der Weltrangliste zu werden. Haben Sie diese Gefahr vorausgeahnt? Nein, denn im Tennis folgt die Rechnung auf dem Fuss. Sobald man vom Kurs abweicht, sind auch die Resultate nicht mehr da. Ich bin jährlich neun bis zehn François Wavre | R E N D E Z-VO U S | Monate auf Reisen, was eine immense physische und mentale Anstrengung ist. Ich kann es mir nicht leisten, mich zu verzetteln. Ihre Partnerschaft mit Audemars Piguet kommt in Ihrer Karriere zum idealen Zeitpunkt. Schweizer Marke, unabhängig, Haute Horlogerie – spielen diese Charakteristiken bei der Wahl Ihres Partners eine Rolle? Natürlich, meine Partner müssen zu mir passen, denn ich stelle ihnen mein Image zur Verfügung. Audemars Piguet ist ein Schweizer Familienunternehmen, authentisch, Werte repräsentierend, mit denen ich mich identifizieren kann. Diese Partnerschaft ist das Resultat einer Begegnung, die von unserem gemeinsamen Freund Nicolas Kappenberger angeregt wurde. Der Vertrag läuft über drei Jahre. Falls alles gut geht, wie es in vielen meiner Partnerschaften der Fall ist, ist eine langfristige Verlängerung möglich. die Tatsache, dass man immer wieder bei null beginnt, eine neue Stadt, Zeitunterschiede, Klimawechsel, Zeitpläne, am Morgen oder am Abend spielen. All diese Faktoren, kumuliert auf zehn Jahre, können schon belasten. Am 28. März feiern Sie Ihren 30. Geburtstag. Was heisst das für Sie? Ich habe damit jedenfalls kein Problem, Alter und Geburtstage waren für mich nie wichtig. Natürlich nähere ich mich vielleicht langsam dem Ende meiner Tennis- Ja. Es ist wichtig, mir Ruhephasen zu nehmen, um mich physisch und mental zu erholen. Diese Turniere sind aber äusserst lukrativ. Das stimmt, aber ich ziehe es vor, mir die Mittel zu geben, um Turniere zu gewinnen, bei denen ich schliesslich ebenfalls Geld gewinne. Es läuft Ihnen recht gut, in nur zwei Monaten haben Sie über 1 Mio. $ eingenommen. Ja, das ist ganz neu (lacht). Aber dafür muss man auch gut spielen. Ich bin nicht sicher, ob ich nach Exhibition-Matches noch genügend frisch bin, um Turniere zu gewinnen. Ich denke dabei langfristig, also über ein Jahr hinaus. Ich denke nicht kurzfristig und an all das Geld, das ich dabei gewinnen könnte. « Je älter ich werde, desto besser fühle ich mich und desto besser gehe ich mit Druck um. » Haben Sie seit Ihren Erfolgen Verträge abgelehnt? Ja, vor allem nach dem Grand Slam. Ich habe weder Zeit noch Lust, zwanzig Partnerschaften zu haben. Tauschen Sie sich mit Roger Federer über Imagefragen aus? Wir kennen uns schon so lange Zeit, deshalb besprechen wir auch solche Themen. Wir reden über Geld und Honorare. Wobei ich natürlich keine Zahlen nennen werde (lacht). Aber Roger spielt in einer anderen Liga, lebt in einer andern Welt. Er ist der grösste Spieler aller Zeiten. Im Spiel geben Sie nie auf. Sie bezeichnen sich selbst als stur, gehen an Ihre Grenzen. Ist es schwierig, Limiten zu respektieren? Ich habe das grosse Glück, ein überaus effizientes Team um mich zu haben. Mein Konditionstrainer schaut darauf, dass ich nicht zu viel spiele, dass ich genügend Ruhephasen einschalte. Er denkt langfristig, das ist sehr wichtig. Auf dem Court kann man sich nicht schonen, ich jedenfalls kann dies nicht. Dazu habe ich nicht genügend Spielraum. Letztendlich ist es so, dass im Verhältnis zum Training, das man während einer Saison absolviert, der Match physisch ziemlich einfach ist. Was ist das Schwierigste? Konzentration, Turnierpläne, Reisen, 72 | Finanz und Wirtschaft LU X E karriere. Aber ich werde gerne älter, das ist kein Stress für mich. Und in Bezug auf meine Karriere heisst das: Je älter ich werde, desto besser fühle ich mich und desto einfacher gehe ich mit Druck um. Wie viel Zeit geben Sie sich noch? Wenn möglich fünf Jahre. Im Mai findet das Geneva Open statt. Ein wichtiges Turnier für Sie? Als die Organisatoren mich letztes Jahr kontaktiert haben, brauchten sie einen Schweizer Spieler. Das ist wichtig für die Bekanntheit des neuen Turniers. Sie standen auch vor einem Timing-Problem, denn es ist nicht eben einfach, kurz vor Roland Garros einen solchen Anlass zu organisieren. Weil Roger Feder vor einem Grand Slam nie ein Turnier bestreitet, war es für das Geneva Open wichtig, dass ich dabei war. Wenn ich mich für eine Sache engagiere, dann tue ich es für eine längere Zeit. Deshalb habe ich für drei Jahre unterschrieben. Was sagen Ihre Trainer dazu? Das Timing ist ja nicht besonders günstig. Natürlich ist es nicht ideal. Aber es geht ja nicht um Resultate. Ich habe mit meinen Leuten gesprochen, und gemeinsam haben wir rund um den Anlass ein Programm entwickelt. Man muss immer das ganze Jahr im Auge behalten. Ich überlege stets in Bezug auf die vorteilhaften Folgen für mein Tennis. Wir werden so agieren, damit es sich als günstiger Entscheid erweist. Sie nehmen nur selten an Exhibition-Spielen teil. Weil Sie sich schonen wollen? Wie steht es mit Ihrer Bekanntheit in der Deutschschweiz aus, wo Sie doch weniger präsent sind? Weil ich nicht den grossen Erfolg hatte, war ich dort während Jahren weniger bekannt. Zudem war das Terrain von Roger besetzt. In den vergangenen zwei Jahren haben sich die Dinge geändert. Der Empfang, den man mir am Turnier in Basel und am Davis-Cup bereitet hatte, war unglaublich. Ich liebe es, für die Schweiz zu spielen, mein Land zu vertreten, obwohl ich dieses Jahr an der ersten Runde des Davis-Cup leider nicht teilnehmen kann. Richten Sie den Fokus 2015 auf die grossen Anlässe? Ja. Da sind natürlich die Grand-SlamTurniere. Damit ich mein bestes Tennis spielen kann, nehme ich auch an anderen Turnieren teil, um ein Maximum an Punkten und Vertrauen zu gewinnen. Das heisst also nicht, dass ich mich nur auf Roland Garros konzentrieren, sondern mich auch auf weitere, vorher stattfindende Turniere vorbereiten werde. Jeder Spieler entspannt sich auf seine Art. Tsonga und Nadal gehen fischen. Sie, so sagt man, tun es beim Kochen. Ja, ich koche gerne. Ich esse auch gerne (schmunzelt). Für mich eine Möglichkeit der mentalen Erholung. Aber während der Turnierzeit fehlt mir die Zeit dazu. Zur Entspannung höre ich Musik, treffe Freunde. Sobald ich mit dem Tennis aufhöre, werde ich mehr Zeit in der Küche verbringen. Das ist sicher. | von Stéphane Bonvin | S T I L | DER GENT L EMA N TRÄG T KRAWATT EN K LA MMER N DIE KRAWATTENKLAMMER FEIERT EIN COMEBACK. SIE VOLLENDET DIE ELEGANTE ERSCHEINUNG DER SCHICKEN HERREN IN MAD MEN UND SCHMÜCKT DIE BRUST BÄRTIGER HIPSTER. WIE IST DAS MÖGLICH? UND VOR ALLEM: WIE WIRD SIE GETRAGEN, OHNE DASS IHR BESITZER ALS DIENER DURCHGEHT? D as Leben ist ungerecht, denken Sie jetzt bestimmt. Sie haben verdammt Recht. Obwohl, eigentlich doch nicht. Doch kommen wir zum Thema. Falls Sie zu den typischen Lesern dieses Magazins gehören, stehen die Chancen gut, dass Sie eine obere Kaderposition einnehmen und eine Krawatte tragen, die Sie abends mit der Erleichterung eines Tigers (der natürlich Ihrem Temperament entspricht), der sich eines Hundehalsbands entledigt, abnehmen. Und jetzt erfahren Sie, dass die Krawatte nicht nur cool, sondern mit einer Klammer, die sie an ihrem Platz hält, sogar übercool sein kann?! Zunächst die wissenschaftliche Erklärung. Wie immer bei Modefragen (und allem, was mit Geschmack, Kunst, Liebe und verbotenem Vergnügen zu tun hat) ist Veraltetes, Überholtes, Altmodisches, Antiquiertes, Biederes und Bizarres plötzlich wieder sexy. Die Krawattenklammer ist so spiesserhaft geworden – die Dandys, die sie stets mit dem nötigen Abstand getragen haben, mögen mir verzeihen –, dass sie auf dem Brustbein der Hipster und Rocker plötzlich wieder ihren grossen Auftritt hat. Früher noch verspottet, ist sie heute ein Zeichen distinguierter Persönlichkeit. Den Beweis liefern Luxusmarken wie Lanvin, Paul Smith, Thom Browne, Dunhill, Burberry Prorsum, Promis wie Justin Timberlake, Karl Lagerfeld oder Zac Efron und die Werbeleute aus der TV-Serie Mad Men. Doch genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Schauen Sie einmal genau hin. Wer trägt in Mad Men eine Krawattenspange? Don Draper, der schöne, geheimnisvolle, vom Schicksal gezeichnete Hauptdarsteller? Nein. Die meisten Krawattenklammerträger in der TV-Serie sind seine Untergebenen. Der Grund: Die Spange wurde ursprünglich von Arbeitern getragen, die in Hemdsärmeln schufteten und verhindern mussten, dass ihr Schlips überall dazwischengeriet. Von Gehilfen, Auslieferern, Zeichnern, Maschinenführern also. Sozusagen von allen – sympathischen – Vertretern manueller Berufe. Aalglatte Führungskräfte gehörten weniger dazu. UNSERE TIPPS FÜR DIE NÄCHSTE SAISON: 1 Verzichten Sie in einem sehr förmlichen oder klassischen Rahmen wie bei Privatbanketts, protokollarischen Anlässen, im Smoking, bei Galas usw. auf die Krawattenklammer. 2 Meiden Sie Gold, denn die Eleganz der Krawattenklammer liegt in ihrer Schlichtheit. 3 Die Klammer sollte kürzer sein als die Krawatte breit. 4 Witzige, kitschige oder humoristische Modelle sind ein No-Go. Setzen Sie eher auf feine Muster und diskrete Detail. 5 Die Klammer wird auf halber Höhe oder sogar etwas tiefer getragen, auf keinen Fall in der oberen Hälfte, es ist ja schliesslich keine Nadel. Jetzt wissen Sie alles. Das nächste Mal befassen wir uns mit dem Jabot und zeigen Ihnen, wie man einen Dreispitz trägt. Zuzutrauen wäre es uns. | Finanz und Wirtschaft LU X E | 73 ...zwischen tag und zeit MINIMALISTISCHE ELEGANZ UND KLARE LINIEN: STIL ZU LEBEN HEISST DIESES FRÜHJAR, MIT DEN VINTAGE-DESIGNIKONEN DER 30ER-JAHRE SPIELERISCH UMZUGEHEN. DIE NEUE PORTUGIESER-KOLLEKTION VON IWC WIRD DABEI ZUM GROSSEN KLASSIKER AM HANDGELENK ART DIRECTION : Cristina d’Agostino und Nicolas Zentner FOTOGRAFIE : Marc Ninghetto ASSISTENT : Timothée Jeannotat MODELS : Esther Havenaar @ Aqua Model Management Enrique de Castro @ Marilyn Agency STYLISTIN : Pascal Hug FRISUR UND MAKE-UP : Julie Monot Wir danken sehr herzlich der Haute Ecole Pédagogique des Kantons Waadt und der La Vaudoise Assurances, für die grosszügige Überlassung der Locations. Sowie der Firma IWC Schaffhausen ER Uhr IWC Portugieser Perpetual Calendar Digital Date-Month «75th Anniversary» in Platin Hemd und Smoking Tom Ford von Bongénie Grieder SIE Uhr IWC Portugieser Handaufzug Acht Tage Edition «75th Anniversary» in Rotgold Kleid Lavin von Arel Forever Lutry Uhr IWC Portugieser Jahreskalender in Edelstahl Hemd und Anzug Tom Ford von Bongénie Grieder Krawatte Micky Milano von Olivier François Lausanne SIE Uhr IWC Portugieser Chronograph Classic in Rotgold Mantel Valentino Kleid Gucci von Bongénie Grieder Schuhe Fendi von Fendi Genf ER Uhr IWC Portugieser Yacht Club Worldtimer in Rotgold Mantel Zegna Pullover Bongénie Grieder von Bongénie Grieder WANDMALEREI, Stéphane Dafflon, PM 058, 2011, Vaudoise Assurances, Lausanne Haut col en «V» noir et sequins Robe lacée Escarpins Royal noir Sac Alma BB Malletage bleuet LOUIS VUITTON Uhr IWC Portugieser Yacht Club Chronograph in Rotgold Hemd und Anzug Tom Ford von Bon Génie Grieder Costume en cachemire bordeau Porte-document Travel Epi bordeau LOUIS VUITTON Uhr IWC Portugieser Chronograph in Weissgold mit Diamanten besetzter Lünette Kleid Armani von Arel Forever Lutry Robe tube Grand Prix, ceinture vinyl noir Escarpins Royal noir Sac Twist Malletage rouge VUITTON UhrLOUIS IWC Portugieser Automatic in Rotgold Hemdbluse Gucci von Bongénie Grieder Uhr IWC Portugieser Tourbillon Mystère Rétrograde in Rotgold Hemd und Anzug Tom Ford von Bongénie Grieder Krawatte Micky Milano von Olivier François Ausoni Lausanne | M E T I E R | von Hans Uli von Erlach - Foto Iris C. Ritter Wo Uhren eine Seele haben «E ine Armbanduhr und der Mensch, der sie trägt, müssen zusammenpassen», ist Jim Gerbers Philosophie. Darum ist es auch schon vorgekommen, dass er jemandem eine Uhr nicht verkauft hat. Tage-, vielleicht wochenlang vertieft er sich jeweils in die antiken Werke, zerlegt sie, reinigt sie, poliert ihre Gehäuse und Lunetten: «Ich tauche in sie und ihre Geschichte ein, ich will eine Uhr verstehen.» Darum braucht es für Gerber die richtige Person, um diese Uhr dann her- 82 | Finanz und Wirtschaft LU X E FÜR UHRENSAMMLER AUS GANZ EUROPA IST DAS KLEINE, EDLE GESCHÄFT AM RAND DER ZÜRCHER ALTSTADT EIN GEHEIMTIPP. HIER TEILEN SIE IHRE LEIDENSCHAFT FÜR FEINE VINTAGE-MODELLE BERÜHMTER MARKEN MIT JIM GERBER, DER DIE AUSSERGEWÖHNLICHEN KALIBER UND EINZELSTÜCKE MIT KENNTNIS UND HINGABE RESTAURIERT. WENN CHEMIE UND SYMPATHIE STIMMEN, VERKAUFT ER IHNEN SOGAR EINES. zugeben. Auf eine Auktion geben könnte er sie nie, obwohl es sich meist um wertvolle Raritäten handelt. «Ich möchte mit dem Käufer – oder der Käuferin, denn es gibt immer mehr Frauen, die sich für rare Vintage-Uhren interessieren – eine Beziehung finden. Dann schliesst sich der Kreis, dann bin ich happy.» Was seine Kundinnen und Kunden gemeinsam haben, ist nicht primär der Wunsch, ihrer Umgebung zu zeigen, dass sie ein teures Teil am Handgelenk tragen, sondern einfach die Liebhaberei zur schönen, seltenen Uhr. «Das kann ein Buschauffeur sein oder ein Superstar.» Jim Gerber ist wählerisch. Nicht aus Snobismus, sondern weil alte Armbanduhren seine Leidenschaft sind. Wählerisch auch in Bezug auf die Modelle, die ihn überhaupt interessieren. Natürlich tragen sie alle berühmte Namen: Patek Philippe, Rolex, IWC, Breguet oder auch heute weniger populäre wie Mido, Marvin, Bulova. Und es interessieren ihn ausschliesslich Armbanduhren, die zwischen 1910 und Mitte der Siebzigerjahre gebaut wurden. Dass heutige Uhren, so teuer sie auch sein und aussehen mögen und so klingend ihre Namen sind, dereinst ebenso zu Klassikern werden könnten, kann er sich nicht vorstellen. «Einige behalten vielleicht einen gewissen Wert. Aber es steckt für mich keine Energie drin, sie berühren mich nicht, haben keine Seele. Sie sind mit CAD entworfen, die Einzelteile mit CND-Maschinen hergestellt. Und sie wiederholen ei- gentlich, was grossartige Handwerker vor vierzig bis hundert Jahren entwickelt haben. Nur üppiger, schwerer, mit mehr und mehr Komplikationen. Warum zum Beispiel heute alle Luxuslabels meinen, ein Tourbillon in Armbanduhren einbauen zu müssen, ist mir rätselhaft. Das ist nur teuer und macht da keinen Sinn, sondern gehört in eine Taschenuhr.» Überhaupt hat er für heutige Uhrentrends und -moden nur milden Spott übrig. «Wenn ich die Fussballtrainer sehe mit ihren dicken Chronometern mit allen möglichen Navigationen und für Tauchgänge bis 100 Meter Tiefe », schmunzelt er. Aber man tauche eben in eine Welt ein, die die Hunderte von Markenbotschaftern suggerieren. Dafür hat auch ein Jim Gerber durchaus Verständnis. Und legt dann doch eine auf den ersten Blick fast unscheinbare Uhr auf den Tisch. Durchmesser 34 Millimeter. Das versilberte, perlmuttfarbene Zifferblatt changiert je nach Lichteinfall, die facettierten und gebläuten Losange-Zeiger heben sich ebenso elegant ab wie der zentrale Chronozeiger und die innen liegende 24-Stunden-Anzeige: eine Mido Multicenter Chronograph, wohl Ende der Vierzigerjahre entstanden. «Schlicht und aufregend schön, das ist es, was mich berührt.» Und er holt noch andere aus seinem Geheimfach. Etwa eine Rolex Daydate von 1965, das berühmte Modell, das den Zunamen Presidential hat, weil jeder US-Präsident eine geschenkt bekommt. Was Gerber «berührt», kann er selbst kaum benennen. Es seien wohl viele kleine Einzelheiten. Uhren eben, die atmen. Wenn der Uhrmacher hingegen vor den gleissenden Uhrenschaufenstern der Luxusmeilen steht («Es werden ja heute keine Stückzahlen mehr produziert, sondern Tonnen von teuren Armbanduhren, vor allem für den Export bestimmt und darum so sichtbar wertvoll!») oder über die Baselworld wandert, dann ist er in erster Linie erschöpf. «Aber es hat mich wenig bewegt, weil solche Objekte selten Energie transportieren.» Jim Geber ist längst nicht mehr allein mit seiner Begeisterung. Seit knapp zwanzig Jahren wissen Sammler, dass die Wahrscheinlichkeit der Wertsteigerung bei noch so teuren, neuen Exklusivuhren um ein Vielfaches kleiner ist als bei Vintage-Uhren. In seinem Geschäft sind auch nur wenige davon ausgestellt. Lieber holt er sie, je nach Kundschaft und nach seinem Gespür, was zu dieser passt, gezielt aus kleinen Schubladen und Kästchen hervor. Das können durchaus Exemplare sein ab bereits 4000 bis 5000 Fr. Nach oben al- lerdings ist die Preisskala offen. «Je nach Fang», würde es im Fischrestaurant heissen. An fast jede davon erinnert er sich noch heute. Sicher an die aussergewöhnliche Patek Philippe in Roségold, Baujahr 1953, Weltzeit im 24-Stunden-System in arabischen und 12-Stunden-Zeitangabe in römischen Zahlen, mit zwei Kronen und blauem Emailzifferblatt. Gerber hatte sie in den frühen Neunzigerjahren für 65‘000 Fr. verkauft. Ein wirklicher Kraftakt, wie er sich erinnert. Übrigens: Zwanzig Jahre später wurde dasselbe Modell bei Christie’s Genf für 2,675 Mio. Fr. ersteigert. Är- gert das? «Nein», sagt Jim Gerber. «Es machte Spass, dass sie durch meine Hände ging… Schade, dass ich sie aus den Augen verloren habe.» Wobei «alt» nicht gleich «wertvoll» heisst. Man findet zwar heute auch alte Modelle feiner Marken für wenige hundert bis wenige tausend Franken. Sie entlocken Jim Gerber aber nur ein wohlwollendes Lächeln. «Dann haben sie ein Manko, ist das Zifferblatt oxidiert, wurden Zeiger oder Glas mal ersetzt, oder sie sind sonst nicht mehr in bestem Originalzustand. Für den Laien ist das durchaus ok, aber für den ambitionierten Sammler ein No Go.» Oft muss er Menschen enttäuschen, die ihm eine Uhr vorlegen, auf die doch der Grossvater ein Leben lang stolz war. «Sie haben meist nur noch einen sentimentalen Wert, der eine Restauration kaum mehr lohnt.» Er selbst sucht nur die besten Raritäten, die möglichst selten getragen worden sind, reist, um sie zu finden, von Spezialmessen zu wichtigen Auktionen, oft erfolglos. «Ich muss fünfhundert anschauen, um mich in eine zu verlieben», resümiert er. Es klingt wie bei einer Brautschau. | www.jimgerber.com Finanz und Wirtschaft LU X E | 83 | A U TO | von Gaëlle Sinnassamy D I G I TA L E S UPG RADI N G E inmal abgesehen vom wenig überzeugenden Verkauf von Quarzuhren in ihren Vertretungen haben die meisten Automarken bisher darauf verzichtet, eigene mechanische Zeitmesser zu entwickeln. Ausnahmen sind Ferrari (mit Hublot), Aston Martin (mit Jaeger-LeCoultre) und Bugatti (mit Parmigiani Fleurier). Jetzt könnte die Vernunftehe zwischen Liebhabern schöner Mechanik jedoch platzen. Der bevorstehende Siegeszug der Smartwatches scheint den Appetit der Automobilhersteller auf die Uhrenbranche geweckt zu haben. Ihr Interesse ist umso verständlicher, als die neuen Fahrzeugmodelle selbst immer stärker vernetzt sind. Bislang beschränken sich die bekannten Projekte auf Applikationen oder Partnerschaften mit Elektronikriesen, aber wer weiss, was da noch alles kommt? Vielleicht wird Ihr künftiges Auto ja mit einem Satelliten fürs Handgelenk geliefert. Ganz so wie bei David Hasselhoff in der TV-Serie K2000. AUDI Gemeinsam mit LG hat Audi an der CES eine neue Smartwatch mit dem Logo der deutschen Marke präsentiert. Die runde Metalluhr mit Saphirglas und Lederarmband läuft erstaunlicherweise unter Open WebOS. Ein von der früheren Firma Palm übernommenes Betriebssystem sorgt dafür, dass die Uhr auch autonom, also ohne Verbindung mit einem Smartphone, funktioniert. Der Besitzer kann mit der Audi Watch (ihr endgültiger Name steht noch nicht fest) telefonieren, E-Mails und SMS empfangen, Musik hören, seinen Kalender verwalten, Gesundheitsinformationen abrufen und das Fahrzeug aus der Ferne starten. Durch Antippen der Uhr entriegeln sich die Türen wie von Geisterhand. BMW Der bayerische Automobilhersteller macht auf James Bond. Er hat an der Elektronikmesse CES in Las Vegas mit seiner Smartwatch für den BMW i3 grosses Aufsehen erregt. Egal, wo der Fahrer aussteigt, das Auto parkt selbstständig ein, sogar in mehrstöckigen Parkhäusern. Ebenso autonom holt es den Lenker ab. Dieser braucht nur per Sprachbefehl das Remote Valet Parking zu aktivieren. Die Smartwatch versteht den Befehl, berechnet die exakte Zeit, die der Fahrer benötigt, um den Treffpunkt zu erreichen, und macht sich dann auf den Weg, um zur selben Zeit am vereinbarten Ort einzutreffen. In der Uhr integrierte Sensoren erkennen zudem, wenn der Fahrer einen Schwächeanfall erleidet, bringen das Fahrzeug am Strassenrand zum Stehen und rufen den Notdienst an. TESLA Der Elektroautobauer hat eine App für iPhone und Android entwickelt, mit der man das Fahrzeug orten sowie auf- und abschliessen kann. Ausserdem gibt sie Auskunft über den Ladezustand der Batterie und die verfügbare Reichweite. Auch der Zugriff auf Klimaanlage, Heizung und Schiebedach ist möglich. Die Softwareschmiede Eleks Labs hat die Tesla-App bereits für die kommende Apple Watch kompatibel gemacht. Finanz und Wirtschaft Bilan LU X E | 85 | Ä S T H E T I S C H E M E D I Z I N | von Hans Uli von Erlach, Illustration: Nicolas Zentner MIT SPRITZE UND SKALPELL GEGEN DIE ZEICHEN DER ZEIT SELBST GUTAUSSEHENDE MÄNNER STÖREN SICH AN IHREN KLEINEN UND GRÖSSEREN MÄNGELN: DER PO, DER BAUCH, DIE AUGENLIDER, ZU VIELE HAARE HIER UND ZU WENIGE DORT. ODER EINFACH DAS MÜDE, VERBRAUCHTE AUSSEHEN. IMMER MEHR ENTSCHLIESSEN SICH DANN: «JETZT MUSS ETWAS GESCHEHEN, UND ZWAR RICHTIG!» LUXE HAT ZWEI INSTITUTE BESUCHT, WO MÄNNER KORRIGIEREN LASSEN, WAS IHNEN NICHT GEFÄLLT. DER PARTNERIN ODER DER KARRIERE ZULIEBE. VOR ALLEM ABER FÜRS EIGENE SELBSTVERTRAUEN. A uch zu Männern ist der Spiegel erbarmungslos: Zu dünne Unterschenkel, zu viel Fett um die Taille, kraftlos der Bizeps und erschlafft die Brust ( ja, auch Männer können hormonbedingt einen «Hängebusen» bekommen). Und betrachten wir uns von der Seite, sehen wir einen Po, der schon längst nicht mehr so knackig ist, wie er mal war. Ums Kinn keine Konturen, um die Augen sorgen Taschen und Lider für einen müden Blick, die Falten auf der Stirn und um den Mund wirken griesgrämig. Wir geben wahrlich nicht mehr das Bild des erfolgreichen Managers und fitten Eroberers ab, der wir mal waren. Es sind durchaus nicht nur ältere Herren, die das korrigieren wollen. «Zu unseren Kunden zählen Männer, die erfolgreich mitten im Leben stehen», sagt Docteur Marco Cerrano, Arzt für ästhetische Medizin im Team der Beauty Suite in Lausanne. «Es sind Männer ab vierzig, manche auch jünger. Je nach Alter unterscheiden sich die ästhetischen Wünsche, die sie an sich selbst und somit an uns stellen.» Bei den einen sind es Korrekturen um Augen, Nase oder Kinn, aber auch um die Hüften und den Bauch. Andere wünschen mehr Volumen an gewissen Gesichtspartien und vielleicht auch an Armen oder Schenkeln. Bodyforming oder Bodyshaping nennt man auch in der Gentlemen’s Clinic in Zürich diese gezielte Körperformung. Das schmerzfreie, ambulante Verfahren kann sogar während der Mittagspause durchgeführt werden. Selbst die Konturierung 86 | Finanz und Wirtschaft LU X E des sogenannten Sixpack wird oft verlangt. «Wobei nicht alles, was sich Männer wünschen, machbar ist», sagt Yuan Yau, Mitinhaberin der Gentlemen’s Clinic. «Manches am Körper ist genetisch bedingt oder hängt vom Knochenbau ab. Es geht darum, die einst vorhandene Form wieder zu optimieren und den Männern ein gutes Gefühl zu sich selbst zu geben.» Ein anderer Weg, zum gewünschten Body zurückzufinden, ist das Fettabsaugen – glauben die Männer, zu deren Hauptsorgen Figur und Fettpolster gehören. Doch die Fachmediziner in Lausanne und Zürich haben da noch andere Methoden, Kryolipo etwa, wo die Fettzellen quasi eingefroren werden und absterben. Bloss: Ein wirklicher Bauch verschwindet selbst durch eine operative Bauchdeckenstraffung nur bedingt. «Da kommt man um Diät und Training nicht herum», sagt Yuan Yau. Nachgefragt werden oft auch Haarentfernungen. Nicht nur wenn enthaarte Brustpartien und Achselhöhlen gerade Trend sind. Sondern vor allem um den Pelz zu eliminieren, der Männern mit der Zeit auf Schultern und am Rücken spriesst. Mit Laserimpulsen oder anderen Techniken geht man dem Problem dauerhaft an die Wurzel. Ebenso wie der Hyperhidrose, dem übermässigen Schwitzen. Sowohl bei der auf männliche Klientel spezialisierten Klinik in Zürich wie in der Beauty Suite in Lausanne werden mit dem Kunden im Vorfeld ausführlich die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten besprochen, damit nicht falsche Erwartun- gen und hinterher Enttäuschungen entstehen. «Das Ziel sind absolut natürliche und diskrete Resultate», sagt auch Dr. Cerrano. Und Yuan Yau ergänzt: «Es geht darum, dass der Kunde sich nach einer ästhetischmedizinischen Behandlung oder einem operativen Eingriff wieder in sein bisheriges soziales und familiäres Umfeld integriert, ohne dass man gleich sieht, ‹der hat was machen lassen›. Zum Glück sind ästhetische Medizin oder Chirurgie für Männer heute kein Tabu mehr. Für vielbeschäftigte Manager, die dauernd superbusy sind, stets im Flugzeug oder an Meetings sitzen und nachts Akten studieren, sind sie so selbstverständlich wie das Fitnessstudio.» Dennoch wird in beiden Instituten Diskretion grossgeschrieben. Zum Beispiel wird darauf geachtet, dass sich die Kunden im Wartezimmer nicht begegnen. In der Gentlemen’s Clinic kann allerdings kaum von Wartezimmer die Rede sein: Es sieht schon eher aus wie ein feiner Herrenclub, eine Bar mit ausgesuchten Whiskys, frisch gepresste Säfte und Häppchen inklusive. Eine relaxte Atmosphäre sei wichtig, betonen beide Experten. Denn Männer seien meist viel aufgeregter vor solchen Behandlungen als Frauen. | THE GENTLEMEN’S CLINIC Nach eigenen Angaben die erste auf Männer spezialisierte Lifestyle Clinic der Welt. Für ambulante, minimalinvasive Behandlungen im Bereich der plastisch-ästhetischen Chirurgie und Medizin, mit integriertem SPA-Bereich. Utoquai 39, 8008 Zürich. www.gentlemensclinic.com THE BEAUTY SUITE Die Schönheitsklinik offeriert ein vollständiges Angebot für Damen und Herren an Behandlungen in ästhetischer Medizin und weiteren Schönheitstechniken durch spezialisierte Ärzte und medizinische Kosmetikerinnen. Zusammenarbeit mit Laclinic-Montreux. Rue du Lion d’Or 4, 1003 Lausanne www.thebeautysuite.ch ~ <0> ~ <0> ~ ••• • • ••• •• •••••• | G A S T R O N O M I E | von Knut Schwander BEI MICHEL GUÉRARD IM BEZAUBERNDEN LUXUS SEINES ANWESENS IN EUGÉNIELES-BAINS GELINGT ES DEM ERFINDER DER CUISINE MINCEUR UND GENUSSREICHER THERMALKUREN, DIE GÄSTE IMMER WIEDER NEU ZU ENTZÜCKEN. MICHEL GUÉRARD PLANT NUN, SEIN ERFOLGREICHES KOCHSCHULEKONZEPT IN DIE USA ZU EXPORTIEREN. EINE REISE, DIE SICH LOHNT. E s gibt Städtenamen, bei denen man ins Schwärmen gerät. In meinem Fall sind es unter anderen Timbuktu, Sansibar, Marienbad und Havanna – und Eugénie-lesBains. «Ach ja», ist die übliche zurückhaltende Reaktion meiner Gesprächspartner. Denn französische Thermalorte werden nur selten als Traumferienorte erwähnt. Im Gegensatz zu Eugénie-les-Bains, dem traumhaften Universum von Christine und Michel Guérard, einem Bijou französischer Spitzengastronomie und fantastischer Wellnessanlagen. Nach dem Flug nach Bordeaux dauert die Fahrt nach Eugénie-les-Bains rund zweieinhalb Stunden. Man reist durch die sanfte Tallandschaft und gelangt an einen Wald, wo eine kleine Kirche aus dem 19. Jahrhundert und ein paar schmucke Häuschen darauf hinweisen, dass man am Ziel ist. Rechterhand die Zufahrt zum Park Prés d’Eugénie, Reich von Madame und Monsieur Guérard. Kaiserin Eugénie pflegte jeweils hierher zur Kur zu fahren. Und hier hat Michel Guérard sein persönliches Konzept der leichten, subtilen Spitzengastronomie entwickelt. Der Erfinder der «schlankmachenden Küche» ist 82 Jahre alt und steht immer noch am Herd. Sein Talent ist dem Michelin drei Sterne, dem GaultMillau 19,5 Punkte wert. Er ist der Chef, der die Harmonie von Essig und Foie gras entdeckt und in den Siebzigerjahren die Nouvelle cuisine entwickelt hat. Zusam- Xavier Boymond Verliebt in Eugénie-les-Bains men mit seiner Frau Christine, Erbin der Bäderkette Chaîne thermale du Soleil, hat er Eugénie-les-Bains zum Nonplusultra epikurischer Thermalkuren gemacht. THERMALKUREN PLUS GENUSS Urteilen Sie selbst. Im Park befinden sich das ehemalige Grand-Hôtel mit dem Holz- und Kunstschmiededekor aus dem 19. Jahrhundert und das Thermalzentrum, ausserdem ein Weiler mit charmanten Häuschen und feudalen Zimmern. Das Die Barriere öffnet sich, wir gelangen durch den wunderschönen, streng komponierten Blumenpark zum überdachten Vorplatz. Das Tor zum dahinterliegenden Paradies. Eine Allee führt Rosenbeeten und plätschernden Brunnen entlang zum weiss gestrichenen Hotel. 88 | Finanz und Wirtschaft LU X E Eléonore Guérard DAS TOR ZUM PARADIES mit den Aromen, wie Mozart es mit den Noten tat: unbeschwert, neugierig, poetisch», sagt Michel Guérard. Das Menü setzt sich aus den besten Produkten zusammen, die unter Aufsicht von Olivier Brulard, Meilleur Ouvrier de France (bester Handwerker Frankreichs), mit grösster Sorgfalt und Finesse zubereitet werden. Mit seiner Brigade erneuert Guérards Second im Laufe der Jahreszeiten die Karte und kocht Gerichte, die schon zu Legenden geworden sind. Etwa das unbeschreibliche «Oreiller de mousserons aux morilles et aux asperges du pays» (eine Art Pilzraviolo mit einheimischen Morcheln und Spargeln). Unvergesslich. Angesichts eines solchen Essens erstaunt es nicht, dass einige der grössten Chefs des vergangenen 20. Jahrhunderts sich in Eugénie-les-Bains ausbilden liessen: Alain Ducasse, Michel Troisgros, Gérald Passédat, Sébastien Bras, Daniel Boulud... Wir sind fest entschlossen, möglichst bald in dieses einzigartige Paradies zurückzukehren, wo beste europäische Tradition und Innovation praktiziert werden. Nicht zuletzt auch, weil Michel Guérard 2014 eine Kochschule eröffnet hat, wo man Gelegenheit hat, die Geheimnisse seiner grossen Kunst kennenzulernen. Die Ausbildungsstätte ist bereits so erfolgreich, dass der Chef das Konzept demnächst in die USA exportieren möchte. | Tim Clinch Logis des Grives, zu dem man durch den Klostergarten gelangt, beherbergt im ersten Stock ein riesiges Zimmer, vielmehr Apartment, das mit Antiquitäten möbliert ist, die auch in der heutigen Zeit gefallen. Fröhliche Stoffe und Nippes sowie ein riesiges Cheminée sorgen für Gemütlichkeit. Unter der hohen Decke das Badezimmer mit einer filmwürdigen Badewanne aus grauem Marmor. Vogelgesang sorgt für natürliche Hintergrundmusik. Der Gipfel des Luxus ist das Frühstück, das in dem zum Zimmer gehörenden privaten Essraum im Erdgeschoss eingenommen wird. Von den im Park verstreuten Suiten führt der Weg zum Aussenpool und zur Ferme thermale, wo sich uns ein faszinierendes Schauspiel bietet. Im getäferten Salon prasselt im monumentalen Kamin das Feuer, Kurgäste im Morgenmantel trinken Tee und parfümierte Wasser. Dann werden sie in die Kabinen geleitet, wo sie in den Genuss wohltuender Massagen und belebender Bäder kommen. Es gibt tatsächlich kaum etwas Angenehmeres, als schwerelos in einem Tonerdebad zu liegen. Nach dem Verjüngungsbad das Essen: Entspannt und regeneriert begibt man sich zu Tisch. Die Küche ist wie der Chef – modern, schlank, inspiriert. «Ich spiele Finanz und Wirtschaft LU X E | 89 | R E I S E N | von Eileen Hofer M Y A N N M A R L A N D D E R TA U S E N D PA G O D E N VOM INLE-SEE BIS ZU DEN ALTEN KÖNIGSSTÄDTEN MANDALAY UND BAGAN BIETET DAS LAND EINE UNGLAUBLICHE LANDSCHAFTLICHE VIELFALT UND UNZÄHLIGE HEILIGE STÄTTEN. ZUR ENTDECKUNG DIESES UNERMESSLICHEN REICHTUMS EMPFEHLEN SICH DIVERSE TRANSPORTMITTEL – KUTSCHE, HEISSLUFTBALLON, FAHRRAD UND BOOT. LASSEN SIE SICH ENT- UND VERFÜHREN. | REISEN | E s ist fünf Uhr morgens. Der Engländer Bill Mackinnon wartet schon in seinem Jeep und bläst die Hände warm, denn es herrschen 10 Grad. In einer Stunde wird uns der Pilot der Oriental Ballooning Inle in den siebten Himmel entführen. Es ist die klassische Art, die goldenen Stupas des historischen Bagan zu entdecken; täglich überfliegen etwa zwanzig Heissluftballons die archäologische Buddha-Stätte. In der Region des Inle-Sees ist es allerdings nur ein Luftgefährt, das den Blick aus der Höhe ermöglicht. Bald ist Sonnenaufgang, die Landschaft ist neblig, wir stärken uns mit einem warmen Croissant und einem Glas gekühlten Champagner. In wenigen Minuten werden die ersten Sonnenstrahlen eine der aufregendsten Landschaften von Myanmar (ehem. Burma) zum Leuchten bringen. Weit unten beobachten wir, wie der Tag erwacht, die Menschen ihre Pfahlhäuser verlassen, Kinder und Erwachsene sich auf den Weg zur Schule und an die Arbeit machen. Ihre Verkehrsmittel sind Holz- und Motorschiffe, die sogenannten Long Tail Boats, die in wenigen Stunden Touristen befördern werden. Auch uns. Denn am nächsten Tag navigieren wir zwischen Fischern und Bauern, die Gemüse in schwimmenden Gärten anbauen. Unser Ziel sind Dörfer, schwimmende Tempel, die Pagode Phaung Daw U sowie das Kloster Nga Phe Kyaung mit den springenden Katzen. Wir werden Arbeiterinnen beim anspruchsvollen Spinnen Fünf-Tage Kreuzfahrt mit der Sanctuary Ananda auf dem Irrawaddy-Fluss, von Mandalay nach Pagan. 92 | Finanz und Wirtschaft LU X E von Lotusseide bewundern und zusehen, wie kleine Frauenhände Cheerots-Zigarren rollen, denen sie gedörrte Bananen oder Früchte beimischen. Der See im Süden des Staates Shan liegt mitten in einer fruchtbaren Region. Nicht weit von hier ist das Weingut Red Mountain, wo wir bei unserem letzten Halt des Tages erstklassige Weine degustieren. MASSGESCHNEIDERTER FAHRRADAUSFLUG Reisen heisst auch innehalten und den Moment geniessen. Wir mieten ein Fahrrad und begegnen den am See wohnenden Menschen, fahren an einer Schule vorbei, wo fröhlich gestikulierende Kinder winken und lachen. Ihre Wangen haben sie mit Thanaka eingerieben, einer aus der Rinde des indischen Holzapfelbaums (Limonia acidissima) gewonnenen Paste, die mit Wasser angerührt als natürliche Kosmetik verwendet wird. Passanten grüssen mit einem freundlichen «Mingalaba», «guten Tag» auf Burmesisch. Wir fahren einige Kilometer dem See entlang nach Nyaungshwe und gelangen an den NamPilu-Fluss, wo wir uns in einem Thermalbad entspannen. Am Abend geniessen wir den Komfort des luxuriösen, an einem künstlichen See gebauten Pfahlhauses View Point Lodge in Nyaungshwe. Hier konnte sich ein eigenes Ökosystem entwickeln mit Kröten, Enten und Fischen. Ein wunderbarer Ort, wo wir herrlich schlafen. Die Einrichtung ist traditionell – Strohlehm und der für das alte Königsreich Shan typische Fachwerkbau – und verbindet sich mit modernem Komfort. Dank Doppelverglasung ist vom morgendlichen Lärm der Long Tail Boats nichts zu hören. Im Restaurant wird Traditionsküche neu interpretiert serviert, zubereitet von einem Schweizer Koch. Auch der Besitzer Boris Granges ist Schweizer. Er verliebte sich ins Land, als es noch mit Nordkorea verglichen wurde, und liess sich vor achtzehn Jahren in Rangoun, dem heutigen Yangon, nieder. Damals war die Reise von der Bezirkshauptstadt an den Inle-See noch ein abenteuerliches Unterfangen. Zwar gab es offiziell wöchentlich drei Flüge, manchmal fielen aber zwei davon aus. Heute garantieren mehrere nationale Fluggesellschaften die tägliche Verbindung von Lake Inle mit andern Orten des Landes. Wobei man auf dem unberechenbaren Flug in der Propellermaschine schon mal die Zähne zusammenbeisst und erstaunt ist, dass man auf der Reise nach Mandalay in Yangon einen Zwischenstopp einschaltet, um weitere Passagiere aufzunehmen. MOTORRADTAXI BIRMANISCH In Mandalay, der letzten Hauptstadt des birmanischen Reichs vor der Kolonisation durch die Briten, geht die Reise weiter. Die «Juwelenstadt» mit einem der grössten Jademärkte der Welt liegt am Irrawaddy-Fluss und ist die zweitgrösste Stadt Luxus am Wasser: die View Point Lodge in Nyaungshwe. des Landes. Die Besichtigung der unzähligen Pagoden und des Königspalasts füllt einen ganzen Tag. Für Mobilität sorgen hier die Motorradtaxis, die von Einheimischen chauffiert werden, die den traditionellen Longy tragen, eine Art Sarong aus gewebtem Tuch. Vom Mandalay Hill, einem 240 Meter hohen Hügel im Nordosten des Stadtzentrums, dem die Stadt ihren Namen verdankt, geniesst man eine atemberaubende Panoramasicht. Zuoberst thront die Pagode Sutaungpyei (wörtlich «die, die Wünsche erfüllt»). Hier herrscht absolute Stille. Kahlrasierte Mönche beobachten neugierig die ausländischen Besucher. Es heisst, die Weissen bringen Glück. Man sagt uns auch, dass man nicht auf die Schatten der Mönche treten soll, weshalb wir sie amüsiert und doch ein bisschen abergläubisch meiden. LUXUSKREUZER UND KUTSCHENFAHRT Auf der Rückreise nach Bagan verlangsamen wir den Rhythmus: Ent- spannen ist angesagt auf der fünftägigen Fahrt auf dem Irrawaddy-Fluss. Seit November ist Mandalay Ausgangspunkt dieser herrlichen Kreuzfahrt. Unser Schiff, die «Sanctuary Ananda», die ihren Namen zu Ehren des Ananda-Tempels in Bagan trägt, verfügt über 21 geräumige Suiten. Die erste Etappe befindet sich etwa 20 Kilometer südwestlich von Mandalay in der Hügellandschaft von Sagaing. Mit 600 Klöstern und 7000 Mönchen ist dies ein wichtiger Pilgerort und spirituelles Zentrum des Landes. Die vergoldeten Kuppelbauten, die Stupas, wurden zu Ehren Buddhas gebaut und sind mit Glöckchen besetzt, die der Wind zum Erklingen bringt. Auch hier herrscht die Stille, die uns schon auf dem Mandalay Hill beeindruckt hat. Ab und zu erklingt ein Gong, das dichte Buschwerk wirft den Klang zurück. Barfüssige Mönche machen sich vor den vergoldeten Statuen des lächelnden Buddha zu schaf- fen, wo Almosen in Form von Blumen und Reis liegen. Am Tag danach entdecken wir die Reste des verrücktesten Architekturprojekts, das je von einem burmesischen König entwickelt wurde, die alte Königsstadt Mingun. Von ihr ragt die 150 m hohe Pagode in den Himmel, bewacht von gigantischen Löwen und der 90 Tonnen schweren, weltweit grössten intakten Bronzeglocke. Auf dem Schiff kann man die Zeit zwischen zwei Ausflügen für einen Yogakurs nutzen und lernt dabei die ersten Stufen der Meditation. Denn Ziel der Reise ist auch, zu lernen, auf sich zu hören. Nach Amarapura und Pakkoku erhebt sich der Vorhang über Bagan und den aus dem 9. bis 13. Jahrhundert stammenden Ruinen. Wir entscheiden uns für eine Kutschenfahrt durch die historische Landschaft zum spektakulären Ananda-Tempel, wo wir unsere Rundreise beschliessen. Barfuss wie uns aufs Wesentliche besinnend. | Finanz und Wirtschaft LU X E | 93 | D I G I TA L | von Jorge S. B. Guerreiro HUBLOT RETURN TO ANTIKYTHERA 1901 wurde ein komplett verrostetes Gerät aus einem Wrack vor der griechischen Insel Antikythera geborgen. Es stammt aus dem 2. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung und ist das wahrscheinlich erste astronomische Berechnungsinstrument. Aufgrund seiner für die Epoche ungewöhnlichen Komplexität gibt es den Forschern noch immer viele Rätsel auf. Um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, finanziert Hublot die Ausgrabungen in der Region. Die Genfer Webdesign-Agentur details.ch wurde für die Homepage über das Abenteuer mit dem prestigeträchtigen Awwward ausgezeichnet. Tauchen Sie ein: www.hublot.com/antikythera D I G I HERMÈS-APP TIE BREAK Hermès lanciert mit Tie Break eine iPhone- und Android-App für Männer. Sie präsentiert die Herrenkollektion aus Seide wie Schals, Foulards und natürlich Krawatten. Ihre Besonderheit aber besteht in der Möglichkeit, die Krawatte virtuell anzuprobieren und herauszufinden, ob sie zum Hemd passt. Hermès zeigt zudem Schritt für Schritt, wie die Schals und Foulards perfekt geknotet werden und wie man eine Krawatte auf verschiedene Arten binden kann. Animierte Gifs, Videospiele im Retro-Look und Kurzfilme sorgen zudem für stilvolle Unterhaltung während kleiner Pausen. www.hermes.com L U X E THE TAKE, DAS FILME-SHAZAM The Take wurde von drei amerikanischen Studenten entwickelt. Die Handy-App funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie der Musikidentifikationsdienst Shazam: Sie erkennt die Tonspur einer Szene und zeigt an, um welchen Film es sich handelt. The Take identifiziert Kleidung, Accessoires, Innendeko, Transportmittel, Drehorte (Restaurants, Hotels) und sogar Getränke und Lebensmittel und verrät, wo man sie kaufen kann beziehungsweise wo sich die Schauplätze befinden. Über einen Link kann man die auf der Leinwand entdeckten Teile sogar online bestellen. Aussehen wie Scarlett Johansson in «Lucy» oder speisen im Panoramarestaurant Loup in der Wall Street muss kein Traum mehr bleiben. www.thetake.com RALPH LAUREN, POLO-TECH-SHIRT Auf dem Markt der vernetzten Kleidung geht es derzeit hoch her. Jetzt betritt auch Ralph Lauren das Wearable-Segment. Das schwarze Polo-Tech-Shirt, auf dem gut sichtbar das Logo der amerikanischen Marke prangt, ist mit elektronischen Sensoren ausgestattet. Sie sind direkt in die Stofffasern eingewoben und messen verschiedene Körperund Leistungsdaten wie Herzschlag, Stresslevel und Sauerstoffversorgung des Trägers. Die Daten werden an eine speziell dafür entwickelte und mit Tablets und Smartphones kompatible App gesendet. Damit nicht genug: Das dehnbare Material des Shirts soll die Blutzirkulation anregen und dafür sorgen, dass sich der Körper schneller erholt. Das smarte Shirt wird im Lauf von 2015 zum Preis von 240 $ erhältlich sein. www.ralphlauren.com 94 | Finanz und Wirtschaft LU X E Sarina Arnold, portraitiert v on Paola Kudacki für die Zeitschrift annabelle. Im Abo oder am Kiosk, 044 404 63 66, www.annabelle.ch die Rolex Q,uintessenz [Rollex]: I. eine einzigartige Art und Weise, Dinge zu tun 2 die Art und Weise, auf die wir Uhren herstellen, das Einzige, was wir je herstellen werden 3. "präzise" ist nicht präzise genug fiir unsere Liebe zum Detail 4. "Tradition" ist zu konventionell fiir unsere Innovation 5. wir furmen, zeiclmen und forschen; doch wir sind keine Bildhauer, Designer oder Forscher 6. für das, was wir tun, gibt es kein Wort 7. es ist die Qpintessenz unseres Denkens und Handeins 8. Rolex - die Quintessenz. "i' ROLEX Entduken Sie die Welt rJtm Rolex atif ROLEX.COM