So EASy! - Textilzeitung

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So EASy! - Textilzeitung
P.b.b., GZ 02Z032321 M, Manstein ZeitschriftenverlagsgesmbH, Brunner FeldstraSSe 45
2380 Perchtoldsdorf; Retouren an Postfach 100, 1350 Wien, 01. September 2016
17/16
So EAsy!
BEWEG DICH!
Sportswear SORTIERT SICH NEU
© Marc Cain
HerrenSchuhe F/S 2017
ZUKUNFTSORIENTIERTES,
VERANTWORTUNGSBEWUSSTES
WIRTSCHAFTSDENKEN IN DER MODEBRANCHE
Jana Kern I Alex Vogt
Neu
FUTURE. FASHION.
ECONOMICS.
DER GUIDE FÜR ZUKUNFTSORIENTIERTES, VERANTWORTUNGSBEWUSSTES WIRTSCHAFTSDENKEN IN DER MODEBRANCHE I A GUIDE TO FUTURE-ORIENTED, RESPONSIBLE
ECONOMIC THINKING IN THE FASHION INDUSTRY
» Future. Fashion. Economics. zeigt neue Denkmuster auf und entwirft
Zukunftsszenarien für die Mode- und Textilbranche
» Innovationen, neue Technologien und ein verändertes Werteverständnis: Thrivability statt Sustainability
» Future Scenarios, Best Practices, zahlreiche Experteninterviews
(u. a. mit Peter Vesco, Bert van Son, Prof. Dr. Michael Braungart,
Prof. Dr. Ralf Isenmann) und Dossiers geben konkrete Handlungsempfehlungen für Unternehmen
208 Seiten I zweisprachig deutsch-englisch I Hardcover I 4c I
ISBN 978-3-86641-316-0 I € 68,-
www.dfv-fachbuch.de
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deutschlandweit: Portofreie Lieferung
18
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Jung, Progressiv,
Hochwertig
© Breneis, 08 Plus City, 18 Linda AmBRosius, 22 camel active, 33 LODENFREY / adidas by Stella McCartney
inhalt
EIn SPIEL
von Fragen
22
HerrenSchuhe:
Von Slipper
Bis Hybrid
08
PlusCity
Öffnet Erweiterung
33
Athleisure
im Fokus
Gut, an Mid-Season-Sale hat sich der
interessierte Branchenbeobachter
und Verbraucher schon gewöhnt.
Irgendwo zwischen Ende September
und Allerheiligen reduzieren die Systemanbieter. Erst in ihren eigenen
Läden, dann in den Shop-inShops … die Multilabler halten brav
dagegen, locken mit neuer Ware, mit
besserem Service. »Irgendwo ist
immer Sale« – mit diesem Slogan
rechtfertigten die Big Player im
Markt ihre Strategie, die im Grunde
nie eine war. Und jetzt der gesamten
Branche auf die Füße fällt. »Wir
kämpfen immer mehr gegen eine
Entwertung der Branche, gegen eine
Entwertung der gesamten Mode an«
beklagen sich Unternehmer aus dem
heimischen Einzelhandel. Was ist
denn ein Teil wirklich wert, wenn es
ein paar Wochen ­später um die
Hälfte des Preises verkauft wird?
Online liegt der (Waren-)Druck noch
höher. Was in acht Wochen nicht
verkauft wird, wandert automatisch
in den Sale – Algorithmen machen’s
möglich. Und jetzt setzt man (vorerst
nur in Deutschland) noch eins drauf:
»Saisonstart-Sale« heißt der letzte
Wahnsinn, neue Ware im Laden –
und schon einmal reduziert. Warum
dann nicht von Haus aus die Preise
reduzieren?
Die Preisdiskussion in der Mode ist
zermürbend – und sinnlos zugleich.
Solange die Ware nicht geil genug ist,
dass man sie auch zum vollen Preis
kauft, sollte man seine Produkt­
philosophie vielleicht nochmals
überdenken. Nur billig ist auch
nur blöd!
Brigitte pfeifer-Medlin
TZ 17 2016
3 BUSINESS NEWS
P S
O
T EW
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Lenzing
recycelt für Inditex
er Faserhersteller Lenzing blickt auf ein ausgezeichnetes erstes Halbjahr 2016 zurück: »Wir
haben wesentliche Fortschritte bei allen Kennzahlen erzielt«, freut sich Vorstandschef Stefan
Doboczky. Der Umsatz stieg um 8,3 % auf 1,03 Mrd. €, das Ergebnis EBITDA erhöhte sich um 54 %
auf 195 Mio. €, das Periodenergebnis verdoppelte sich auf 95 Mio. €. »Sehr stolz« ist Doboczky aber
auch auf einen technologischen Durchbruch, eine neue Recyclingfaser, die künftig am LenzingStandort in Heiligenkreuz hergestellt wird. Verwendet dafür werden Abfälle, die beim Zuschnitt
von Baumwollstoffen anfallen. Die daraus recycelten Zellulosefasern werden der Tencel-Faser
beigemischt, daraus entsteht eine »ökologische Faser der nächsten Generation«, so Doboczky.
Erster Kunde ist die spanische Inditex-Gruppe (Zara u. a.), die das neue Produkt nächstes Jahr in
großem Maßstab auf den Markt bringen will. »Bei über 150 Mrd. Kleidungstücken, die jährlich
weltweit produziert werden, wird Recycling zu einem immer wesentlicheren Thema für die
­Textilindustrie«, erklärt der Lenzing-CEO. Mit dem neuen, noch namenlosen Produkt sei eine
»Entkopplung des Geschäftswachstums vom Ressourcenverbrauch« und ein Schritt hin zur Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie gelungen. Von Inditex heißt es dazu, man werde Lenzing zu
Beginn mit rund 500 Tonnen Textilabfall versorgen, innerhalb von einigen Jahren solle diese
Menge auf rund 3.000 Tonnen gesteigert werden.
© Inditex
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Für Vögele wird es eng
er Schweizer Modefilialist Charles Vögele musste im
ersten Halbjahr 2016 einen weiteren Umsatzrückgang
um 3,7 % auf 378 Mio. CHF (umgerechnet 348 Mio. €) verbuchen. Währungs- und flächenbereinigt sanken die Umsätze
sogar um 5,8 %. Dank weniger Rabattierungen verbesserte
sich aber die Umsatzqualität. Das Betriebsergebnis EBITDA
stieg deshalb leicht auf –10 Mio. CHF (Vorjahr: –11 Mio. CHF).
Der Konzernverlust verringerte sich auf 32 Mio. CHF (Vorjahr:
–36 Mio. CHF). Dramatisch nach unten ging es für das Unternehmen am Heimmarkt: In der Schweiz sanken die Umsätze
von Charles Vögele flächenbereinigt um 11,7 %. Verantwortlich dafür werden der Einkaufstourismus sowie der stetig
wachsende Onlinehandel gemacht. Als Reaktion sollen weitere Standorte geschlossen werden. Die Region CEE, die aus
Österreich, Slowenien und Ungarn besteht, entwickelte sich
hingegen beim Umsatz stabil (währungs- und flächenbereinigt –0,1 %) – allerdings bei einem deutlich negativen Betriebsergebnis. Aus Belgien will sich das Unternehmen komplett
zurückziehen. Charles Vögele hat nun bereits fünf Jahre mit
teils hohen Verlusten hinter sich. Die Geschäftsführung
betont, die Finanzierung sei zumindest bis Mitte 2018 gesichert. Um der finanziellen Misere gegenzusteuern, sollen
auch einige Immobilien verkauft werden.
4 TZ 17 2016
© Charles Vögele
D
BUSINESS NEWS
Weniger Käufer auf
Mariahilfer StraSSe
Kaufkraft
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D
aut Wirtschaftskammer Wien kommen
nach den Umbaumaßnahmen weniger
Menschen zum Shoppen auf die wichtigste
Einkaufsstraße des Landes. »Die Kaufleute
beklagen Umsatzrückgänge, weil die zahlungskräftigen Käufer mit Auto weniger
geworden sind«, sagt Rainer Trefelik,
Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Wien. Die seit 2012 jährlich
im Oktober stattfindende Passantenmessung der Wirtschaftskammer Wien zeige,
dass in vier von fünf Zählbereichen die Passantenzahl nach dem Umbau teilweise deutlich zurückgegangen sei – im oberen Bereich
der Mariahilfer Straße gar um 16,4 % (Vergleich 2012 zu 2015). »Viele Händler mussten
ihr Sortiment umstellen, da das zahlungskräftige Publikum für die hochpreisigen
Waren ausbleibt«, sagt Trefelik. Beim Anteil
der tatsächlichen Einkäufer unter den Passanten gebe es einen deutlichen Rückgang
um 13 Prozentpunkte von 65,9 auf 53,2 %.
ist kaum gestiegen
ie Kaufkraft eines durchschnittlichen Österreichers ist im Jahr 2015 um nominell 277
Euro und damit um 1,4 % auf 20.646 Euro gestiegen. Bei einer Inflationsrate von 0,9 %
bedeutet das real nur einen Zuwachs um ein halbes Prozent – oder gerade mal 9 Euro pro
Monat, berichtet RegioData in einer Aussendung. Von 2013 auf 2014 war die Kaufkraft noch
um 2 % gestiegen. Auch für heuer zeichne sich trotz Steuerreform »nur ein sehr kleines
Plus« ab, so das Forschungsinstitut. Im Europavergleich ist Österreich mit diesem relativ
geringen Anstieg damit von Platz 6 auf Platz 8 zurückgefallen. Überholt wurde unser Land
von Dänemark und Island, die beide höhere Kaufkraftzuwächse erzielen konnten. Überragend in Führung ist die Schweiz (39.385 Euro/Kopf) vor Luxemburg (33.052 Euro). Einem
durchschnittlichen Schweizer steht somit fast doppelt so viel Geld zur Verfügung wie einem
Österreicher. Auch Großbritannien, Norwegen und Schweden liegen vor Österreich.
Auf Bundesländerebene hat Salzburg das bisher führende Niederösterreich als »reichstes«
Land abgelöst. An dritter Stelle liegt Wien, das als einziges Bundesland einen realen Kaufkraftverlust (- 0,7 %; nominell + 0,2 %) hinnehmen musste. Das »ärmste« Land ist weiterhin
Kärnten, das mit einer Kaufkraft von 19.302 Euro pro Kopf um rund 10 % hinter Spitzenreiter Salzburg (21.378 Euro) liegt. Den größten Sprung nach vorne konnte das Burgenland
mit + 2,1 % (auf 20.025 Euro; Platz 7) machen. Interessant auch ein Blick auf die Bezirksebene: Sowohl der Spitzenreiter als auch das österreichweite Schlusslicht befinden sich in
Wien: Während in Wien 1 (Innere Stadt) mit 38.229 Euro/Kopf quasi »Schweizer Verhältnisse« herrschen, liegt die Kaufkraft in Wien 15 (Rudolfsheim-Fünfhaus) bei nur 16.306
Euro. Auf den vordersten Plätzen rangieren außerdem die Bezirke Wien-Hietzing, Mödling,
Wien-Döbling sowie Eisenstadt.
ENTHÜLLUNG des überdimensionalen Landmarks im
-Design
-> am Stephansplatz -> 8. September -> 10.30 Uhr!
Vorbeikommen -> Tragtasche mitnehmen -> Selfie schießen -> Posten!
BUSINESS NEWS
wirbt um
»Echtshopper«
Wien
E
© Picturedesk
© WKW Modehandel - DDB Wien
rstmals startet der Wiener Einzelhandel mit Mode und
Freizeitartikeln mit einer gemeinsamen Kundenkampagne in die Herbstsaison. »Da der Saisonstart die wichtigste
Verkaufsperiode für den Handel ist, war uns das schon lange
ein Anliegen«, berichten die Initiatoren Herbert Gänsdorfer
und Projektleiter Helmut Schramm von der Wirtschaftskammer Wien. Als Startschuss wird am 8. September um 10.30
Uhr am Stephansplatz eine drei Meter hohe und drei Meter
breite Einkaufstasche in elegantem Design enthüllt. Unter
dem Slogan »Chices Sackerl statt braunes Packerl«, der auf
die schmucklosen Post-Päckchen der Versender anspielt,
soll auf die Vorteile des stationären Einkaufens hingewiesen
werden. Die gleichen hochwertigen Papiertaschen – nur
kleiner – erhalten auch alle rund 300 Modehändler, die an
der Aktion teilnehmen, alternierend mit anderen Slogans,
etwa »Jetzt statt morgen« oder »Passt wie anprobiert«. Parallel dazu begleiten Social-Media-Aktivitäten, City- und Telelights sowie Promotions die Kampagne. Passender Hashtag:
#echtshopper. Die Kampagne ist für einen längeren Zeitraum geplant und soll auch künftig zum Saisonstart für Aufmerksamkeit sorgen.
TK Maxx wächst rasch
M
it »Big labels, small prices« wirbt der global tätige Off-Price-Modehändler
TK Maxx – und sein Konzept kommt offensichtlich auch hierzulande gut
an. Deshalb sollen zu den bisher vier Stores (in Vösendorf, Seiersberg, St. Pölten
und Dornbirn) diesen Herbst gleich drei weitere dazustoßen: Eröffnet werden
Filialen im Haid Center bei Linz, im Fachmarktzentrum Centro in Wiener Neustadt sowie ein 3.000 m² großer Flagship Store auf der Wiener Mariahilfer Straße –
dort, wo sich bis zum Jahresende 2015 das Generali-Center befand. Auch international läuft es gut für den Modehändler, der Warenüberhänge von Marken und
Designern stark reduziert verkauft: Der US-Mutterkonzern TJX Companies hat
seine Umsätze im ersten Halbjahr des aktuellen Geschäftsjahres 2016/17 (Februar bis Juli 2016) um 8 % auf 15,4 Mrd. US-Dollar gesteigert. Flächenbereinigt
wurde ein Plus von 6 % erzielt. Der Nettogewinn stieg um 4,9 % auf 1,07 Mrd. USDollar. Umsatzentwicklungen nach Ländern werden nicht mitgeteilt.
6 TZ 17 2016
BUSINESS NEWS
Höhere Verluste bei Tom Tailor
on Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen ist seit Jahren die
Rede bei Tom Tailor. Allein: Aus der Krise hat das den deutschen
Mainstream-Anbieter bisher nicht geführt. Auch nicht in der ersten
Hälfte des laufenden Jahres: Im ersten Halbjahr erzielte die TomTailor-Gruppe (inklusive Tochter Bonita) zwar ein Umsatzplus von
2,2 % auf 451,3 Mio. €. Das Ergebnis war jedoch weiter rückläufig. Das
bereinigte Ergebnis EBITDA (vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) verringerte sich von 26,3 auf 23,5 Mio. €. Das berichtete Perioden­
ergebnis fiel mit –10,7 Mio. € (Vorjahr: –8,2 Mio. €) tiefrot aus. Vergleichsweise am besten hat sich der Wholesale der Marke Tom Tailor
entwickelt, dessen Umsätze um 2,4 % auf 160,1 Mio. € gesteigert werden konnten. Der eigene Retail der Marke Tom Tailor wuchs zwar
expansionsbedingt um 9,3 % auf 137,8 Mio. €, auf vergleichbarer Fläche hagelte es jedoch ein Umsatzminus von 1,8 %. Bei der Tochter
Bonita waren die Verkäufe sowohl absolut als auch flächenbereinigt
um rund 3,5 % auf 153,4 Mio. € rückläufig. Als Fortschritte werden im
Center-Offensive
© Picturedesk
V
Halbjahresbericht »die Erweiterung der erfolgreichen Kooperation
mit dem Onlinehändler Zalando«, der Start eines »Click & Collect«Services in Deutschland sowie die »Neuverhandlung von Mieten und
Schließungen von Stores« genannt.
im Herbst
G
© ZOOM VP.AT
leich zwei Einkaufszentren-Eröffnungen hat die Immobiliengruppe Rutter für diesen Herbst angekündigt. Am
29. September werden im Hatric in Hartberg 26 neue Geschäfte eröffnet. Das schon bestehende Einkaufszentrum wird
damit um 15.000 m² erweitert. Zu den neuen Textil-Mietern
zählen Fussl, Orsay, Tom Tailor, Colloseum, Ernsting’s Family
und Huber Shop, zusätzlich ziehen u. a. Intersport Pilz, Hervis, CCC Shoes, Müller und Depot neu ins Center. Am 13.
Oktober folgt die Eröffnung des neuen Einkaufszentrums ELI
in Liezen (Bild), in das 60 Mio. € investiert wurden. Auf
15.000 m² Verkaufsfläche sind 50 Shops eingemietet, darunter
als Ankermieter Kastner & Öhler samt Gigasport sowie Media
Markt. Aus dem Modebereich sind weiters u. a. Fussl, Charles
Vögele, Orsay, Cecil, Dressmann, Humanic, Deichmann und
CCC vertreten.
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TZ 07 2016
7 BUSINESS NEWS
© Plus City
short
cuts
Erweiterte Plus City
hat eröffnet
N
ach eineinhalb Jahren Bauzeit hat die PlusCity in Pasching
am 1. September ihren Erweiterungsbau eröffnet. 140 Mio.
€ wurden investiert, um noch mehr Besucher in Oberösterreichs
größtes Einkaufszentrum zu ziehen. Auf künftig 450 statt bisher
360 Mio. € Umsatz (2015) hofft PlusCity-Direktor Erwin Kirchmayr nun. Die Besucherfrequenz soll um 30 % auf 13 Mio. Kunden jährlich gesteigert werden. Dafür wurde die Zahl der
Geschäfte von bisher 150 auf 220 erhöht und die Verkaufsfläche
um 15.000 m² vergrößert. Dabei setzt Kirchmayr neben dem
neuen Multiplex-Kinotempel vor allem auf internationale Marken wie den irischen Billig-Textilriesen Primark oder den österreichweit größten H&M. Jedes fünfte Geschäft in der PlusCity ist
ein Gastronomiebetrieb. Damit will Kirchmayr dem Onlinehandel die Stirn bieten. Stolz ist Kirchmayr darauf, dass man während der Umbauphase keine Umsätze verloren habe: »Wir liegen
sogar zwei Prozent über dem Vorjahr.« Ein ausführlicher Bericht
folgt in unserer nächsten Ausgabe!
+++NEUER FEUCHT-FLAGSHIP IN
WÖRGL+++ Die Mode von Feucht GmbH hat am
1. September in Wörgl einen neuen FlagshipStore eröffnet. Dafür wurde die bestehende Filiale
im Einkaufszentrum M4 komplett umgebaut und
um ca. 300 m² erweitert. Nun wird auf mehr als
1.400 m² ein umfangreiches Sortiment an
Damen- und Herrenmode, Young Fashion und
Wäsche auf einer Ebene angeboten. Highlights sind eine zehn Meter lange
Vintage-Bar mit Getränkeservice und »Service-Buttons« in allen Umkleidekabinen für noch mehr Komfort. +++SAGMEISTER ERÖFFNET ELEVENTYMONOBRAND+++ Wie die Vorarlberger Nachrichten berichten, baut die
Modehandels-Familie Sagmeister ihren Menswear-Laden am Marktplatz von
Dornbirn in ein Monobrand-Geschäft der italienischen Marke Eleventy um. Die
Eröffnung ist für 16. September angesetzt. Clemens Sagmeister spricht von
einem »modischen Highlight von internationalem Format«. +++ETERNA MIT
PLUS IM HALBJAHR+++ 3,3 % Umsatzplus auf 49,8 Mio. € meldet der
Hemden- und Blusenspezialist Eterna für das 1. Halbjahr 2016. Wachstums­
treiber sind vor allem die selbst kontrollierten Flächen, mit denen Eterna ein
zweistelliges Plus generierte. Soeben wurde auch in der PlusCity bei Linz eine
Eterna-Filiale eröffnet. +++H. MOSER ERÖFFNET TRACHTENLADEN IN
GRAZER EKZ+++ Auf einer Fläche von ca. 270 m² hat das Salzburger
Familienunternehmen H. Moser Trachten ein Geschäft im Grazer Einkaufszentrum Shopping Nord eröffnet. Es ist die erste Filiale außerhalb Salzburgs, wo
H. Moser bereits drei eigene Filialen betreibt. +++KÄRNTNER HEIMATWERK SOLL FORTGEFÜHRT WERDEN+++ Das Kärntner Heimatwerk,
Anbieter von Trachtenbekleidung und Kunsthandwerk mit Filialen in Klagenfurt, Villach, Spittal und Wolfsberg, hat mit 1,5 Mio. € Überschuldung Insolvenz
angemeldet. Ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung wurde eröffnet.
Alle Filialen sollen geöffnet bleiben. Geschäftsführer Ewald Opetnik hatte kurz
vor Insolvenzeröffnung alle Unternehmensanteile selbst übernommen.
+++ZALANDO LOCKT MIT ABERCROMBIE & FITCH+++ Abercrombie
& Fitch hat mit Zalando einen neuen, exklusiven Wholesale-Kunden für Europa. Seit Ende August sind die Marken Abercrombie & Fitch, Hollister und
Abercrombie Kids in allen Zalando-Märkten online erhältlich. Nach den jüngsten, sehr positiven Geschäftszahlen hat Zalando beim Börsenwert erstmals
den Handelskonzern Metro (Saturn, Media Markt, Real u. a.) überholt. Mit 9,2
Mrd. € Aktienwert ist Zalando damit der wertvollste Handelskonzern an der
Frankfurter Börse. +++ZWEISTELLIGES JULI-PLUS FÜR H&M+++ Zum
dritten Mal im aktuellen Geschäftsjahr (Dez. 2015 bis Nov. 2016) hat H&M im
Juli ein zweistelliges Umsatzplus erzielt. Und zum dritten Mal sind es genau
10 %, um die der schwedische Modekonzern seine Umsätze gesteigert hat.
Verglichen mit den Vorjahren ist das ein schlechtes Ergebnis: In den letzten
beiden Vergleichsperioden konnte H&M nach acht Monaten bereits auf jeweils
acht zweistellige Umsatzsteigerungen zurückblicken. +++LINZ TEXTIL IN
GEWINNZONE+++ Die börsennotierte Linz-Textil-Gruppe ist im ersten Halbjahr in der Gewinnzone geblieben, in die sie im vergangenen Jahr wieder
zurückgekehrt war. Der Gewinn beträgt aktuell fast 3,7 Mio. €, nach
514.000 € im Jahr 2015. 2014 hatte das Unternehmen erstmals seit 34
Jahren einen Verlust von 1,3 Mio. € hinnehmen müssen. Die Umsatzerlöse
blieben mit 59,8 Mio. € nahezu gleich (1. HJ: 59,4 Mio. €).
Mehr potenzielle Kunden
L
aut einer Auswertung der Statistik Austria lebten zu Jahresbeginn
2016 8,7 Mio. Menschen in Österreich. Damit ist die Zahl der
Einwohner innerhalb eines Jahres um 1,35 % (oder 115.545 Personen)
gestiegen. In den letzten fünf Jahren hat sich die Wohnbevölkerung
Österreichs um 3,9 % oder 325.307 Personen vergrößert. Zum Vergleich: Das ist mehr, als Linz und Innsbruck gemeinsam Einwohner
haben. Auch die Zahl der Erwerbstätigen ist stark im Steigen begriffen: Laut der offiziellen Statistik waren im 1. Quartal 2016 in Öster-
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reich 4.144.400 Personen erwerbstätig. Die Zahl der Erwerbstätigen
stieg damit innerhalb nur eines Jahres um 68.700. Im Fünf-JahresRückblick gibt es heute sogar um 157.200 Erwerbstätige mehr als
Anfang 2011. Die Zahl der Arbeitslosen stieg indessen im Jahresvergleich um 24.200 auf 275.400 Personen, die Arbeitslosenquote ging
von 5,8 % auf 6,3 % (internationale Definition) nach oben. Im Langzeitvergleich waren 2011 194.200 Personen (oder 4,6 %) arbeitslos.
AUSBILDUNG
We want you!
Am POS. Die Händler können die Studie nur bestätigen. Wer einen
guten Namen hat, der findet auch leichter Lehrlinge. Der heimische
Textilprimus Fussl beschäftigt derzeit 70 Lehrlinge, dennoch: »Es
wird schwieriger, gute Lehrlinge zu finden, die unseren Ansprüchen
entsprechen«, so Firmenchef Ernst Mayr. Ein generelles Problem sei
dabei, dass die Lehre einfach nicht mehr den verdienten Stellenwert
hätte: »Ein Luxusproblem, wenn man bedenkt, dass uns die ganze
Welt um unsere einzigartige duale Ausbildung beneidet.« Zu Fussl
kämen jedoch nach wie vor viele Jugendliche von sich aus: »Die
Lehrlinge werden von unseren Filialleitern ausgesucht«, so Mayr. Oft
auf Empfehlung. »Da kann es schon vorkommen, dass sich die Kinder von Mitarbeitern oder ehemaligen Lehrlingen bewerben. So
etwas freut uns natürlich besonders.« Ernst Mayr hat jedoch eine
Veränderung bemerkt: »Man muss sich heute mehr bemühen, Lehrlinge zu bekommen.« Der Einsatz des Familienunternehmens für
seine Auszubildenden zeigt sich dabei in den Erfolgen: »Unsere
Lehrlinge schließen immer mit ausgezeichnetem oder sehr gutem
Erfolg ab.« Dafür müssen aber die Voraussetzungen stimmen: »Wer
im Modehandel arbeiten will, der muss modeaffin sein und Spaß am
Job haben«; betont der Branchenexperte. »Der Anreiz darf hier nicht
© fotolia
D
er demografische Knick, gepaart
mit längeren Schullaufbahnen,
beschert uns in den nächsten
Jahren einen Fachkräftemangel.
Besonders Handel und Gastronomie kämpfen um den Nachwuchs. Dieter
Scharitzer – Unternehmensberater mit
Lehrauftrag an der WU Wien – kommt in der
Studie »Attraktive Arbeitgeber für Jugendliche in Österreich« zu dem Schluss, dass der
Handel bei Jugendlichen ein generelles
Imageproblem hat. Die Befragung unter
Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren
ergab, dass die potenziellen Lehrlinge den
Handel als Arbeitsgeber wenig erstrebenswert finden. Insgesamt rangiert der Handel
dabei nur auf Platz zwölf der abgefragten
Branchen. Die Jugendlichen befürchten dort
ein uninteressantes Arbeitsfeld, eine zu
anstrengende Tätigkeit, unterdurchschnittliche Bezahlung sowie schlechte Karriereperspektiven. Scharitzer fragte jedoch auch die
unterschiedlichen Sparten ab: So zieht es jene Lehrlinge, für die der
Handel grundsätzlich in Frage kommt, am ehesten in den Parfümerie- und Drogeriefachhandel (26 Prozent). Ein Viertel der Jugendlichen könnte sich vorstellen, im Sportfachhandel zu arbeiten. Etwas
abgeschlagen findet sich der Textilfachhandel: Nur 15 Prozent der
Befragten sehen dort ein zukunftsträchtiges Tätigkeitsfeld für sich
selbst. Was die Studie noch ergab: Die jungen Leute haben kein
Problem mit den Handelsunternehmen an sich.
Bis vor einigen Jahren suchten sich noch die
Lehrherren die Lehrlinge aus, mittlerweile
sind es die Jugendlichen, die freie Wahl
haben. Geburtenschwache Jahrgänge
und die Konkurrenz der Schulen haben zu
einem Lehrlingsmangel geführt.
Geld sein.« Allerdings seien die Einkommensunterschiede zu anderen Branchen nicht mehr so gewaltig: »Gerade im Handel kann man,
wenn man tüchtig ist, sehr gut verdienen.« Das haben mittlerweile
auch schon ältere Bewerber erkannt: »Wir werden langfristig sicher
mehr Maturanten oder Studenten im Verkauf sehen«, ist Mayr überzeugt.
Auch zu Johannes Kutsam finden die Lehrlinge in der Regel den
Weg von selbst: »Wir bekommen sehr viele Blindbewerbungen«, so
der Junior-Chef des oberösterreichischen Traditionsunternehmens.
Ab Herbst bilde man die nächsten beiden Lehrlinge aus. Wer bei
Kutsam lernt, der wird in der Regel nach dem Abschluss übernommen. Auch Kutsam bestätigt: »Viele Jugendliche sind lange in der
Schule und wissen nicht so recht, wo die Reise hingehen soll. Irgendwann merken sie dann, dass ein praktischer Job wohl besser für sie
wäre.« Allerdings kann er durchaus nachvollziehen, dass der Handel
nicht die attraktivste Variante für Lehrlinge ist: »Besonders die
Arbeitszeiten schrecken viele Jugendliche ab.« Man müsse daher die
Vorteile des Jobs betonen: »Man hat mit schönen Dingen zu tun und
TZ 17 2016
9 AUSBILDUNG
es ist eine sehr kommunikative Aufgabe.« Schulabbrecher, die wissen, was sie wollen, seien bei Kutsam sehr gut aufgehoben: »Wenn
sie älter sind, dann trauen sie sich mehr.« Bei 15-Jährigen sei es
hingegen für den potenziellen Lehrherrn mitunter schwierig, zu
sagen, ob der Kandidat wirklich geeignet ist. Für den Unternehmer
ein No-Go: nicht grüßen können und mangelnde Lösungskompetenz. »Das ist ein Problem unseres Schulsystems. Da werden die
jungen Leute zu wenig zum eigenständigen Denken angeregt.«
Unverzichtbar ist für Johannes Kutsam auch die Unterstützung der
Eltern: »Viele Probleme hängen leider mit dem Elternhaus zusammen. Die einfachsten Kompetenzen werden nicht durch die Schule
vermittelt.«
Ähnliche Erfahrungen hat auch Mathilde Kräutler vom gleichnamigen Familienunternehmen in Götzis gemacht: »Lehrlinge müssen
verstehen, was Handel bedeutet.« Oft sei der erste Eindruck zwar
gut, die Bewerber könnten aber die leichtesten Rechenaufgaben
Unternehmerin ein sehr wichtiger Punkt: »Die Qualität macht uns
einzigartig, und das müssen unsere Lehrlinge mittragen.«
© fotolia
© Philipp krath
Qualitätsanspruch. Gehobener Textilhandel erfordert Verkäufer mit entsprechenden Niveau. Das bestätigt auch Rainer
Trefelik, Wiener Spartenobmann und Unternehmer. Mit
Popp & Kretschmer betreibt er eine der traditionsreichsten Läden
in bester Wiener City-Lage: »Wir bilden keine Lehrlinge aus. In unserer Nische tun wir uns sehr schwer mit den jungen Mädchen.« Das
Niveau seiner Klientel sei hier anspruchsvoll. Zudem fände er es den
Jugendlichen gegenüber unfair: »Ich könnte die Lehrlinge nur für
Unterstützungsarbeiten einsetzen – und so kann man nicht mit
gutem Gewissen Verkauf lehren.« Zwar gebe es gute Leute, »aber es
wird immer schwieriger, die besten Köpfe zu bekommen.« Die Zahl
der Lehrlinge im Handel ist jedenfalls rückläufig: »Ich verstehe nicht,
warum die Lehre so einen schlechten Ruf hat«, ist der Standesvertreter etwas ratlos. »Im Ballungsraum Wien ist das sicher eine
Herausforderung, am Land ist
die Lehre besser anerkannt, dort
gibt es mehr persönlichen Bezug
zwischen den Unternehmen und
der Bevölkerung.«
Aus Sicht des Spartenobmanns
ergeben sich jedoch einige wohlbekannte Probleme. Zum einen
hätten viele Lehrstellensuchenden nicht die geforderte Qualität:
Jugendforscher Philipp Ikrath: Handelsbe»Das beginnt mit den Stellenbetriebe können bei Lehrlingen punkten, wenn
sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
werbungen«, weiß Trefelik aus
unter­stützen.
Erfahrung. Sein Appell: »Macht
euch die Mühe, euch zumindest
über das Unternehmen zu informieren, bei dem ihr euch
bewerbt. Und lest die Bewerbung
noch einmal durch, bevor ihr sie wegschickt.« Mittlerweile würde
»Den typischen Lehrling gibt es nicht«,
so die Überzeugung der Jugendforscher.
von den Ausbildungsunternehmen sehr viel verlangt, gleichzeitig
Die Untersuchung zeige, dass Informationskämen immer weitere Auflagen dazu: »Wir können in der Lehre
kampagnen und pädagogische Konzepte
nicht noch die Basics wie Lesen, Schreiben, Rechnen abdecken, wir
auf einzelne Ausbildungsbranchen zusind zuständig für die Fachausbildung«, beschreibt Trefelik das
geschnitten werden müssen.
Dilemma. Hier gibt man sich von Seiten der Wirtschaftskammer
aber jede erdenkliche Mühe, die Jugendlichen für das Thema Lehre
zu begeistern. So gibt es eine eigene App, die jungen Leuten bei der
nicht lösen: »Wir bieten unseren Lehrlingen jede Unterstützung, um
richtigen Berufswahl hilft, und während der »Woche des Wiener
durch die Schule zu kommen«, so Kräutler. Auch sie besteht vor der
Handels« bietet die Sparte interessierten Schülern die Möglichkeit,
Einstellung darauf, die Eltern der Bewerber kennenzulernen, denn:
sich über die verschiedenen Ausbildungsschwerpunkte im Handel
»Lehrlinge zu haben, ist eine große Herausforderung und Verantzu informieren.
wortung.« Oft sei mangelnde Schulbildung aber nicht da HauptproWer meint, dass eine Lehre im Handel eine Sackgasse sei, der hat seit
blem, sondern nur ein Symptom: »Unsere Mitarbeiter müssen bera2008 die Möglichkeit, parallel zur Ausbildung auch die Berufsmatura
ten, sich auf einem gewissen Niveau mit den Kunden unterhalten
abgelegen. Ein eigener Fernlehrgang macht Lehrlinge fit im Bereich
können.« Das erfordert auch ein Mindestmaß an Mut – oft ein
Verkauf und Beratung und eignet sich auch als Vorbereitung auf die
Manko. »Es fehlt an Kommunikationsfähigkeit, Interesse und OffenLehrabschlussprüfung und für den Berufseinstieg. Dazu gibt es
heit.« Lehrlinge seien zudem oft »sehr eigen«: Die Motivation sei
jedes Jahr die Möglichkeit, bei einem Verkaufswettbewerb, dem
nicht bei jedem gleich. Wer allerdings bei Kräutler lernt, der
Junior Sales Landeswettbewerb, teilzunehmen. In der »Berufsakabekomme eine fundierte und umfassende Ausbildung: »Unsere
demie Handelsmanagement« kann man in vier Semestern dem MasLehrlinge können was, und darauf sind wir stolz.« So sind sogar zwei
ter absolvieren – auch ohne Matura.
Mitarbeiterinnen, die das Unternehmen nach der Lehre verlassen
Ein weiterer Umstand, den Rainer Trefelik für die Lehrlingsproblehaben, später wieder zurückgekehrt. Wenn Mathilde Kräutler Lehrmatik verantwortlich macht, ist das Matching: »Wir haben es mit
linge sucht, dann speziell in der Textilschule in Dornbirn: »Textilvielen Unternehmen, aber auch Lehrlingen zu tun, die nicht finden,
schüler kennen sich mit den Stoffen und den Größen aus.« Für die
10 TZ 17 2016
was sie suchen.« Ein Thema, dem sich das Institut für Jugendforschung in Wien nun mit der »Ersten Österreichischen Lehrlingsstudie« angenommen hat. Denn auch wenn der Kampf um die besten
Köpfe bereits tobt, Lehrling ist nicht gleich Lehrling. Wie überall im
Leben ist nicht jeder junge Mensch für jede Branche geeignet. Prinzipiell gilt aber: »Wenn wir über Lehrlinge sprechen, dann sprechen
wir von einer vom Zeitgeist größtenteils ignorierten Zielgruppe«, so
die Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier und Philipp Ikrath. Der
Grundstimmung unserer Zeit würden eher formal hochgebildete
junge Menschen entsprechen. Die Lehrlinge hätten hingegen nichts
mit der allseits beschworenen »Generation Y«, die sich individualistisch und karriereorientiert zeigt, zu tun. Diese Generation ist risikobereit und will Innovation – ein Bild, dem die Lehrlinge aber kaum
entsprechen: »Lehrlinge sind nicht risikobereit. Vielmehr ist ihr
Lebenscredo auf Sicherheit, Stabilität und die Planbarkeit der eigenen Biografie ausgerichtet.« Sie wollen keine Überraschungen und
haben Angst vor der Veränderung, vor Neuem und Fremdem, so ein
Ergebnis der Studie. Das Ideal der Lehrlinge sei die stabile Normalbiografie, die die Zukunft kalkulierbar und damit die Familiengründung möglich mache. Im Job wünschen sich Lehrlinge übersichtliche Strukturen, klare Hierarchien und nachvollziehbare und
nachdrückliche Anweisungen und Ansagen.
Untypisch. »Den typischen Lehrling gibt es nicht«, so die
­Überzeugung der Jugendforscher. Die Untersuchung zeige, dass
Informationskampagnen und pädagogische Konzepte auf einzelne
Ausbildungsbranchen zugeschnitten werden müssten. Die Handelslehrlinge etwa seien überwiegend durch einen konventionellen
Lebensentwurf geprägt. Hier stehe die Familie im Mittelpunkt, die
man auch für die Karriere nicht opfern würde. Vielmehr ginge es um
eine entsprechende Work-Life-Balance, was auch die Studie von
Dieter Scharitzer ergab. Handelsbetriebe könnten daher bei ihren
Lehrlingen punkten, wenn sie Maßnahmen setzen, die die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie unterstützen. »Auch im Personalmarketing sollte das Image des familienfreundlichen Betriebes
stärker als Asset positioniert werden.« Handelslehrlinge legen
besonders viel Wert auf Ästhetik und das Styling ihres Ausbildungsbetriebs: »Aus diesem Grund sind die Handelsbetriebe gut beraten,
wenn sie dem jugendadäquaten Outfit ihrer Shops und Werbematerialien einen großen Wert beimessen.« Auch sind sie äußerst printaffin: »Werbekommunikation in Illustrierten wie ›intouch‹ ist gut
platziert, will man diese Zielgruppe erreichen.«
Lehrlinge legen hohen Wert darauf, ihre Berufsentscheidung weitgehend autonom zu treffen: »Sie lassen sich zwar gerne von den
Eltern und von Freunden beraten, wollen aber nicht manipuliert
oder zu etwas gedrängt werden, was sie selbst gar nicht wollen«, so
Ikrath. So gaben 81 Prozent der befragten Lehrlinge an, den Lehrberuf selbst ausgewählt zu haben. Wichtigste Informationsquelle sei
dabei das Internet. Auch die Anziehungskraft der Recruiting-Kampagnen wurde abgefragt: Klarer Sieger dabei war der Handel, der
sich seit Jahren durch besondere Qualität der Lehrlingskampagnen
auszeichnet. So gaben auch 43 Prozent der Befragten an, durch eine
Kampagne auf ihre Lehrstelle aufmerksam gemacht worden zu sein.
»Wenig verwunderlich ist es, dass die auffälligsten Kampagnen mit
dem größten Erinnerungswert aus der in der Jugendkommunikation
kompetentesten Branche des Handels kommen. Hofer, Bipa und
Billa sind jedenfalls die Marken, deren kommunikative Aktivitäten
man am besten in Erinnerung hat.« CS
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INDUSTRIE
© SCHNEIDERS
Alfons Schneider im Zentrum von Familie
und Mitarbeitern. Mit 26 übernahm er die
Leitung von Schneiders Salzburg, 54 Jahre
später hält er noch immer die Stellung. Mit
Freude und Engagement.
Family
Business
Schneiders wird 70 – und stellt sich den Herausforderungen der Zukunft. So bewegt wie
jetzt seien die Zeiten noch nie gewesen, sagt Firmenchef Alfons Schneider.
F
edernder Gang, strahlendes Lächeln: Dass Alfons Schneider 2017 seinen 80. Geburtstag feiern wird, glaubt ohnehin
kein Mensch. Aber sein Jubiläum steht ja gar nicht im Mittelpunkt unseres Gesprächs in der Messehalle der Salzburger Tracht & Country – sondern die Firma. Seit 70 Jahren
besteht das Unternehmen, untrennbar mit der Stadt Salzburg verbunden, dabei stammt die weitverzweigte Familie doch aus Wien.
»Die Familie entschied schon 1944, dass wir ein Standbein ›im Westen‹ haben sollten, im gleichen Jahr wurde eine Produktion in Strasswalchen etabliert, 1946 haben wir schließlich in Salzburg in einer
Baracke begonnen«, erinnert sich der begnadete Geschichtenerzähler Alfons Schneider. Regenmäntel wurden produziert (mit Gummi
hatte das Unternehmen, zu dem auch »Schneiders Gummihof«
zählte, ja reichlich Erfahrung), dafür bediente man sich alter
­Heeresrestbestände.
Aber nur zwei Jahre später erfindet man in Salzburg Mäntel aus gummierten Baumwollgeweben – ein durchschlagender
Erfolg. Der Gummimantel sollte Alfons Schneider verfolgen. 1958,
unmittelbar nach der Matura, stieg er in den Betrieb in der Otto-
12
TZ 17 2016
Bauer-Gasse in Wien ein. Nach neun Monaten Heeresdienst und
einem weiteren Jahr im Wiener Betrieb wurde Alfons Schneider
(sein Vater war 1946 verunglückt) von seinen beiden Onkeln nach
Salzburg entsandt. Für ein Studium war keine Zeit. Im Unternehmen
lernt Schneider schnell. Arbeitet mal im Büro, mal an der Nähmaschine, mal an der Bügelpresse, zu schade ist sich der Juniorchef für
nichts. Ganz schnell werden noch zwei Semester im Forschungsinstitut Hohenstein (mit Auszeichnung) absolviert. Dann steht Schneider
an der Spitze von Schneiders Mantelfabrik: »Ich habe mit 26 Jahren
250 Leute geführt, die Aufbruchsstimmung war enorm, in der Näherei
ist gesungen worden, das waren schon unglaublich schöne Zeiten.«
Erst 1975 wird die Familienholding in drei GmbHs übergeführt, 1987
erfolgte schließlich die komplette Trennung der drei Wiener Betriebe
in Schneiders Gummihof, Schneiders Taschen und Schneiders Bekleidung – absolut einvernehmlich, wie Schneider bestätigt. Er ist längst
damit beschäftigt, aus der ehemaligen »Mantelschneiderei« eine
internationale Marke zu machen, aber stets auf den Herkunftsort
Salzburg zu verweisen. Er habe »keinen Menschen« gekannt, als er
nach Salzburg übersiedelte, aber Schneider, ein begnadeter Netzwerker in einer Zeit, als es diesen Begriff noch lange nicht gab, findet sich
© SCHNEIDERS
INDUSTRIE
rasch in der Salzburger Gesellschaft ein. Als kunstsinniger Opernliebhaber, als Mitglied der Jägerschaft – vor allem aber als umtriebiger und
weitsichtiger Unternehmer. Schon 1958 gründeten zehn Regenbekleidungsfabrikanten aus Europa und Übersee die Interessengemeinschaft International Rainwear Council, federführend mit dabei: die
Firma Schneiders. Ausgehend von diesen und vielen anderen Verbindungen gelingt es ihm, die Kollektion von Gummimänteln und Plastikmänteln mit Lodenmänteln und Outdoor-Jacken aufzumöbeln, die
Exportquote von damals null auf heute 85 % zu steigern und aus dem
Bedarfsabdecker eine Modefirma zu machen. Namhafte Designer
trugen das Ihre dazu bei: Wolfgang Joop, Reimer Claussen oder Otto
Drögsler designten für Schneiders, in der jüngeren Vergangenheit
bewies Alfons Schneider mit der Zusammenarbeit mit dem renommierten Designteam Peter Pilotto ein Händchen für Innovation und
Modernität. Das Tochterunternehmen Habsburg, Schneider nennt es
nach 24 Jahren Bestehen immer noch »einen Edelstein«, steht heute
weltweit für »feine Jagd- und Gesellschaftskleidung« und erfährt von
der neuen Brand-Managerin Ilka Bennewitz gerade ein »Refreshment«. Amadeus, die Erfolgsmarke aus den 90er-Jahren, für die
Schneiders die weltweiten Namensrechte hält, könnte man »jederzeit
wiederbeleben, wenn der Markt das hergibt«.
Die Hauptmarke Schneiders wird seit 2012 vom ehemaligen
Basler-Manager Jens Eilhardt geführt, der die Kollektion den geänderten Anforderungen des Marktes anpasst. Dass die Zeiten hart sind, in
denen sich das Modebusiness befindet, bestreitet Alfons Schneider
nicht. »Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich am Ende meiner Karriere als Unternehmer vor so große Herausforderungen gestellt werde.
Das ist zwar kein Trost, aber ich höre diesen Satz von vielen Unternehmen. Der Markt hat sich radikal gewandelt, man muss noch wendiger,
noch flexibler sein, um weiter zu existieren.« Der ehemalige Fachverbandsvorsteher für Bekleidung, deutsche Honorarkonsul und langjährige Präsident der Industriellenvereinigung, Landesgruppe Salzburg,
ist zwar nicht mehr ins Daily Business involviert, will aber nach wie vor
über alle wichtigen Vorgänge im Unternehmen informiert werden. Die
Firma, stellt der bald 80-Jährige klar, sei halt noch immer »sein Baby«.
Apropos Baby: aus fünf Töchtern besteht die nächste SchneidersGeneration, dass keine der fünf Frauen heute an der Spitze der Firma
steht, quittiert der Familienpatriarch mit einem Lächeln: »Ich habe
zwölf Enkelkinder bestellt, sechs sind schon auf der Welt.«
Was wünscht sich Alfons Schneider für das Unternehmen – und für
sich? »Das Unternehmen soll erhalten bleiben und die Familie soll
eine wichtige Rolle spielen. Das steht in keinem Widerspruch zum
Fremdmanagement, das wir seit Jahren haben. Besonders am Herzen liegt mir der Standort Salzburg, wir sind hundertprozentig mit
dieser Stadt verbunden. Privat wünsche ich mir ein bisschen mehr
Freizeit, die man sich mit bald 80 ja wohl auch verdient.« Völliger
Rückzug aus der Firma? Für Alfons Schneider undenkbar. Nicht nur
das Unternehmen, auch die Bekleidungsbranche in Österreich ist
dem Wahlsalzburger ein ehrliches Anliegen. Und so macht er bei der
Verabschiedung dann gleich ein bisschen Branchenpolitik: »Die
Tracht & Country kommt für viele Aussteller und Kunden zu spät.
Schreiben Sie das, bitte!« Aber gern. BPM
»The spirit of the past always lives in the present – dieser Satz umschreibt unsere Philosophie
wie kein anderer. Substanz, Beständigkeit, Authentizität und Innovation mit Traditionsbewusstsein sind die Zutaten zum Erfolg. In den feinsten Materialien zeigt sich, was wahre Klasse ist: Es
ist der diskrete Luxus auf den zweiten Blick.«
TZ 17 2016
13 MESSEN
Die fünfte Jahreszeit
Der Trachtenboom neigt sich dem Ende zu. Die Branche muss sich keine Sorgen
machen. Denn Tracht wird bleiben – etwas weniger überhitzt als zuletzt.
Z
wei Wochen noch. Dann stellt der Einzug der Wiesn-Wirte
den Startschuss zum größten Volksfest der Welt dar. Das
Oktoberfest, in Bayern taxfrei die »fünfte Jahreszeit«
genannt, war und ist der Treiber einer Nische, die in den
letzten paar Jahren mit Kraft und Energie aus dieser herauskam. Tracht bei Lidl und Aldi, bei Tchibo, bei Kik und bei Takko.
Wer Dirndl und Lederhosen online kaufen will, muss sich viel Zeit
nehmen, so unübersichtlich ist das Angebot, so groß die Zahl der
Anbieter. Billig, teuer, Trash aus Asien, Manufakturarbeit aus Österreich – stets subsumiert unter dem Modewort Tracht. Was Tracht ist,
interpretiert dann ganz schnell jeder für sich.
Nach jahrelangem Hype ziehen jetzt die ersten Wolken am Trachten­
himmel auf, ohne dass die Konsumenten noch Notiz davon nehmen.
Regine Sixt, die ungekrönte Königin des Oktoberfests, hat aus
­Sicherheitsgründen ihre »Damen-Wiesn« abgesagt. Ihre legendäre
Einladung an 1.400 Gäste (also im Prinzip alle Damen der Münchner
Schickeria) war eines der größten Events der Wiesn, heuer will
und kann die Unternehmerin die Verantwortung für ihre vielen
Gäste aufgrund der vorangegangenen Terroranschläge nicht übernehmen. Der Absage zum Trotz: in der bayrischen Dirndl-BoomTown dreht sich zurzeit alles um die Tracht, zwischen Lodenfrey
und Ober­pollinger drängen sich Pop-ups, Billiganbieter und ein
traditioneller und extrem hochwertiger Trachtenfachhandel. Aber
kaufen die Kunden noch immer auf Teufel komm raus? Auf der
­Salzburger Tracht & Country, dem feinen Gradmesser für das Wohl
und Wehe der Erzeuger, erhielt man ein durchwachsenes Stimmungsbild. Die Zahl der Aussteller stagniert, wenn auch auf hohem
Niveau, die Besucherzahlen sind am oberen Limit – oder bei
­schönem Wetter, wie am letzten Wochenende, gefühlt darunter. »Bei
den Dirndl ist nur noch ein Miniwachstum drin«, sagt SportalmChef Wilhelm Ehrlich, »manchmal frage ich mich wirklich, wer all
die Dirndl kauft, die wir Erzeuger in den Markt bringen. Den
Markt kann man wirklich als gesättigt bezeichnen.« Sieht Ehrlich
schon die Trendwende? »Der Markt ist stabil. Nur in der Schweiz
orten wir Rückgänge, aber das ist auf die Währungsproblematik
zurückzuführen.«
Alle Bilder © Reed messe
Starker Auftritt: Der Ausstellerabend
im Rahmen der Salzburger Tracht &
Country stand ganz im Zeichen von
Bayern. Brauchtumspflege gepaart mit
modischem Anspruch!
14
TZ 17 2016
MESSEN
»Hype bereits überschritten«
Für Kettner-Geschäftsführer Gernot Krausz ist Tracht ein
guter zusätzlicher Umsatzbringer, aber das Kerngeschäft
bleibt die Jagd.
Sie sind seit 2010 Geschäftsführer von Eduard Kettner. Was
waren bisher Ihre Schwerpunkte?
Wir haben die bestehenden Filialen modernisiert, neue eröffnet,
zuletzt in St. Pölten, und das Warenangebot optimiert. Der
­allerwichtigste Punkt in den letzen ein, zwei Jahren war die
Verbesserung des Onlineshops und die Omni-Channel-Taug­
lichkeit, also die Vernetzung von Versand- und Filialgeschäft.
Da sind wir nun schon sehr weit, wollen aber noch einiges
­draufsetzen.
Wie hat sich das Onlinegeschäft vom Umsatz her ent­
wickelt?
Der Versandumsatz hat in den letzten Jahren stark zugenommen, aber das stationäre Geschäft ist organisch mitgewachsen. Darum glaube ich
auch nicht, dass der stationäre Handel stark leiden wird, wenn man beides gut mit­
einander verbindet. Wir können das gewährleisten, weil wir mit unserem Filialnetz
österreichweit vertreten sind. Der stationäre Umsatz macht immer noch den über­
wiegend großen Teil aus, das Onlinegeschäft liegt im einstelligen Bereich.
Wie hat sich Ihr Sortiment verändert?
Früher gab es einen 400 Seiten starken Katalog – und wenn der Kunde in die Filiale
gekommen ist, hat er sich gewundert, warum es im Geschäft so wenig gibt. Jetzt haben
wir die Produktvielfalt stark zurückgefahren. Wir brauchen nicht alles haben, sondern
das Bestmögliche für unseren Kunden. Wir bieten nur das an, wo wir auch dahinterstehen. Unser Sortiment ist heute regional sehr unterschiedlich: Ein Tiroler hat im
Jagd-, im Outdoor- und auch im Trachtenbereich ganz andere Bedürfnisse als ein
Burgenländer.
Wie sieht das im Trachtenbereich aus?
In unseren Filialen in der Shopping City Seiersberg und in der SCS ist Landhausmode
ein wesentlicher Bestandteil des Sortiments, in Zissersdorf weniger. Die Steirer sind
sehr traditionsbewusst, da ist Tracht immer ein wichtiges Thema. Auch in der SCS gibt
es viele, die extra zu uns kommen, um sich für Feste wie die Brunner Wiesn einzu­
kleiden. Und die klassische Lederhose bekommt man in allen Filialen.
Wie entwickelt sich das Trachtensegment für Sie?
Das Trachtengeschäft ist für uns ein guter Zusatzumsatzbringer, der sich in den letzten
Jahren sehr gut entwickelt hat – wobei ich die Spitze bereits überschritten sehe. Der
Super-Hype war vor ein, zwei Jahren.
Wer sind Ihre Kunden?
Unsere Kernkompetenz sind die Jäger mit einer Marktdurchdringung von über 95 %.
Aber wir haben einen steigenden Anteil von Naturliebhabern. Ich sage nicht gerne
Outdoor-Kunden, weil das so nach Sport klingt. Meindl-Schuhe und eine Hose von
Fjällräven kann man auch zum normalen Wandern anziehen. Dazu kommen die
Trachtenkunden, die sich mit den ersten beiden überschneiden: Ein Jäger braucht sein
Trachtensakko und seine Frau ein Dirndl. Die vierte Gruppe sind Bedarfskunden für
Artikel wie Taschenlampen oder einen Pfefferspray zur Selbstverteidigung.
2014 hat Kettner die Rückkehr in die Gewinnzone verkündet, für 2015 wurde
zwar eine abermalige Umsatzsteigerung verkündet, aber kein Ergebnis
genannt.
2015 war operativ ein sehr gutes Jahr. Seit ich Geschäftsführer bin, hatten wir jedes
Jahr eine Umsatzsteigerung und eine Gewinnverbesserung. Und wenn nichts Außertourliches passiert, wird auch 2016 ein sehr gutes Jahr. Im ersten Halbjahr hatten wir
eine sehr starke Umsatz- und Ertragssteigerung.
MF
© KETTNER
Dass sich der Trachtenmarkt in
den letzten Jahren massiv verändert hat,
spürt auch Steinbock-Chef Joseph Payr:
»Vom Dirndlboom haben wir nie profitiert,
weil wir keine gemacht haben, sehr wohl
haben wir aber gemerkt, wie breit der Markt
geworden ist. Klar erreicht man hier irgendwann Stagnation.«
Dabei entspricht die (gehobene) Tracht doch
nach wie vor allen Anforderungen, die
moderne und mehrheitlich junge Verbraucher an die Mode haben: sie ist nachhaltig,
wird in Österreich oder Bayern, jedenfalls
aber in Europa, produziert, Stoffe wie Zutaten
kommen aus Traditionsbetrieben, Handwerk
wird großgeschrieben, der Biogedanke
berücksichtigt. Alles Facts, die viele Mode­
erzeuger nur allzu gerne anbieten – oder
zumindest versprechen würden. Dazu
kommt eine Händlerszene, die in den letzten
Jahren kräftig investiert hat – und dies weiterhin tut. Am 9. September etwa erfolgt die mit
Spannung erwartete Eröffnung der Trachtenabteilung von Kastner & Öhler in Graz. Einkaufsleiter Christian Adelsberger hatte sich
monatelang in den besten Trachtenläden in
Bayern und Österreich umgesehen, sich entschlossen, die 450-m2-große Trachtenabteilung komplett zu modernisieren und statt auf
Traditions- auf die derzeit angesagten Labels
zu setzen. Und davon gibt es genug. Seit vier,
fünf Saisonen dringen immer neue Labels in
den Markt, Vorreiter wie Gottseidank, die
Rockmacherin oder Jan & Ina haben einen
Miniboom ausgelöst, der auf Kosten so
­manches eingesessenen Anbieters geht.
Unter Auslassung des Billigmarktes findet
derzeit eine Dreiteilung des Marktes statt. Die
Traditionalisten besetzen das mittlere Preissegment, der Premiummarkt verteilt sich auf
einige wenige (mehrheitlich) österreichische
Firmen, das Sahnehäubchen stellen kleinere,
junge, auch modisch ambitionierte Unternehmen aus Bayern dar, die sich gerade in
der Initiative »Mode made in Bayern« auf
eine gemeinsame Plattform gestellt haben.
Da stellt sich schon die Frage: Kann ein Markt
stagnieren, in dem so viele neue Anbieter
noch oder schon wieder Platz finden? ­Wilfried
Antlinger, Messechef der Tracht & Country,
brachte es beim Ausstellerabend in Salzburg
auf den Punkt: »Diese Branche lebt mit Hochs
und Tiefs.« Von einem Tief sind wir zum Glück
noch meilenweit entfernt. BPM
TZ 17 2016
15 KINDERMODE
Zwischen
Bio und Online
Kindermode bleibt schwierig, hoffnungslos
ist dieser Bereich jedoch nicht. In Salzburg
kamen vor Kurzem die wichtigsten Anbieter
zusammen. Die Trends: märchenhaft,
gestreift, nachhaltig und vernetzt.
E
s war einmal … – »Once upon a time …« –, so das Motto der
diesjährigen JOT, die die Märchenwelten des Orients und
Okzidents thematisierte. Vor Ort waren wieder die wichtigsten Anbieter und Agenturen der Branche. Die aktuellen Trends waren dabei unübersehbar: Der Mini-Me-Look
dominiert, allerdings in deutlich kinderfreundlicherer Form als
noch vor ein paar Jahren. So wollen die Kleinen zwar den gleichen
coolen Style wie ihre Eltern tragen, er soll aber dennoch lässig und
sportlich sein. Entsprechend wichtig sind nach wie vor CollegeLooks, Athletic-Styles und Streifen. Kurz, clean, nicht überladen,
aber dennoch passend für jedes Alter. So finden sich auch in nahezu
jeder Kollektion Streifen und Ringel in allen Farben des Regenbogens. Als verspielter Kontrast dazu finden sich große Prints aus Flora
und Fauna, sowie überdimensionierte Tierdrucke, etwa Flamingo
und Schmetterling.
Highlight und Neuentdeckung auf der JOT war das deutsche Label
Lia Bach: 28 Kinder präsentierten das Label der Designerin Julia
Sterzenbach kunterbunt und fröhlich auf märchenhafte Weise.
Rüschen, Spitze, Einhorn und moderne Layerings in Pastelltönen
ließen die Herzen der Prinzessinnen und Ritter höher schlagen. Die
Marke umfasst bereits fünf couturige Kollektionen, unter anderem
eine Trachten- und eine Kommunionskollektion und eine frische,
alltagstaugliche Kinderkollektion mit vielfältigen Accessoires. Alle
16 TZ 17 2016
Produkte sind Fairtrade-zertifiziert, in Deutschland hergestellt und
trotz des hohen modischen Anspruchs bequem und leicht waschbar. Damit repräsentiert Lia Bach einen weiteren wichtigen Trend,
der sich bei der JOT 2016 herauskristallisiert hat: Bio ist weiterhin
ein zentrales Thema, allerdings nur solche Kollektionen, denen man
das Label »Organic« nicht ansieht. Der beige-graue »Jute-Look« ist
modisch bunten Kollektionen, die aber dennoch die hohen BioStandards erfüllen, gewichen. Mehr noch: Ohne »Unbedenklichkeitszertifikat« brauchen neue – aber auch alte – Labels gar nicht
mehr an den Start gehen.
KOB unter der Lupe. Insgesamt schien die Stimmung auch
bei den Ausstellern zwar immer noch etwas verhalten, im Großen
und Ganzen aber positiv. Was nach wie vor auffällt ist die Tatsache,
dass sich dieser Bereich immer weiter konsolidiert. Big Player wie
die deutsche Kids Fashion Group oder Sanetta sammeln Marken
unter ihrem Dach und bündeln Vertrieb und Marketing. Auch die
Agenturen werden tendenziell weniger, wachsen aber gleichzeitig
auf der Markenseite. »Diese Entwicklung hat die DOB noch vor
sich«, so die Prognose von Messe-Lady Ulrike Martin. Der Bereich
der Kindermode wächst jedoch. Im Februar veröffentlichte Euromonitor International eine repräsentative Studie zur Kinderbekleidung in Österreich. Daraus geht hervor, dass die Sparte 2015 um 1 %
auf einen Gesamtumsatz von 519 Mio. Euro gestiegen ist. Das mag
wenig klingen, betrachtet man aber nur die Mädchenbekleidung,
dann gibt es eine Steigerung von 2 %. Auch muss man bedenken,
dass die Geburtenrate in Österreich stagniert, Eltern jedoch vermehrt bereit sind, in Baby- und Kinderausstattung zu investieren.
So haben Familien hierzulande durchschnittlich nur ein bis zwei
Kinder – bei höherem Einkommen der Eltern bedeutet das, dass hier
ALLE BILDER © Susi Graf / Bradboxx
Full House in der Brandboxx: Die JOT ist die wichtigste
Order- und Networking-Plattform der Branche.
KINDERMODE
nicht gespart wird. Als wichtigsten Faktor für die stagnierenden
beim Wäschespezialisten Schiesser die Segmente Damen, Herren
Umsätze nennt die Studie Sales und Rabattschlachten am POS, die
und Kinder gleich wichtig im Onlinevertrieb. Sanetta ist zwar vertredafür sorgen, dass die Preise für Kinderbekleidung im Laufe des
ten, »wir setzen aber unseren Fokus nach wie vor auf die PartnerJahres sukzessive sinken. Die doppelt so hohe Wachstumsrate bei
schaft mit dem stationären Handel«, so Vertriebsleiter Ralf HerrMädchenmode sei darauf zurückzuführen, dass sich die jungen
mann. Dieser könne »über Emotionalisierung am POS, Service,
Damen schon in sehr jungem Alter für Mode interessieren und sich
Beratung und durch ein differenziertes lokales Angebot« punkten.
in ihrem Geschmack oft an den Müttern orientieren, die wiederum
Für s. Oliver hat der Onlinevertrieb einen hohen Stellenwert: »Der
den Wünschen ihrer Töchter gerne nachgeben. Auch der Trend zu
Markt und das Kundenverhalten verändern sich immer weiter in
unbedenklichem Textil wird von Euromonitor bestätigt: Moderne
Richtung Multi-Channel-Shopping. Der Kunde möchte heutzutage
Eltern machen sich zunehmend Sorgen um die Sicherheit und das
überall und zu jeder Zeit die Gelegenheit haben, Bekleidung ein­
Wohlergehen ihrer Kinder. Verstärkt wird diese Tendenz durch das
zukaufen«, erklärt die s.Oliver-Red-Label-Junior-Verantwortliche
verstärkte Bewusstsein zum Thema Allergien. Allerdings sind die
Stephanie Haas.
Eltern auch seltener bereit, für Babys und Kleinkinder NeuanschafDer deutsche KOB-Anbieter Bondi sieht das Thema pragmatisch:
fungen zu tätigen, da diese Altersgruppe zu schnell aus ihrer Klei»Der Onlinevertrieb ist aus der heutigen Zeit nicht mehr weg­
dung wächst.
zudenken«, bestätigt Geschäftsführerin Sybille Bitzer. Jedoch sei es
Der heimische KOB-Markt bleibt umkämpft: Fünf Unternehmen
wichtig, ein gutes Verhältnis zwischen Onlinepräsenz und statiogenerierten 2015 26 % des Gesamtumsatzes in diesem Bereich, der
närem Handel zu finden. »Natürlich ist der stationäre Handel nicht
stark durch die Anwesenheit multinationaler Unternehmen wie
immer vom Onlinevertrieb begeistert, aber da die heutigen GeneH&M oder Esprit charakterisiert wird. Diese Unternehmen sind
rationen sehr häufig im Internet unterwegs sind, ist die Online­
dabei, ihr Sortiment zu erweitern. Dadurch werden mittelfristig
präsenz auch gleichzeitig eine gute Werbemöglichkeit für Marken
wohl auch die lukrativen KOB-Flächen vergrößert werden. Das hat
und Händler.« Der stationäre Handel werde sicher nie komplett
dazu geführt, dass sich Styles, Marketingaktivitäten und Kundenbindurch den Onlinevertrieb ersetzt werden, aber eine Onlinepräsenz
dungsmaßnahmen immer mehr gleichen. Alles in allem ist das
kann den Abverkauf generell positiv beeinflussen. »Durch den
Vertrauen, dass Kunden in die Labels setzen, von höchster Bedeueigenen Onlineshop von Bondi lässt sich einfach auch ein breitetung in diesem Segment. Branchenführer laut dem Euromonitor
res Spektrum unserer Kollektion für den Endverbraucher
sind Esprit mit einem Anteil von 7 %, gefolgt vom
ab­bilden.«
heimischen Textilprimus Fussl mit 6 %. Danach
Der heimische KOB-Markt
folgt Stummer mit 5 %. Zwar erwarten die StudiMultichannel und Stammkundenbleibt umkämpft: Fünf
enautoren, dass die heimische Bevölkerung in
pflege. Ein weiterer BranchentraditionaUnternehmen generierten
den nächsten Jahren gleichbleiben wird, dennoch
2015 26 % des Gesamtum­ list, der die Zeichen der Zeit erkannt hat und
steht zu erwarten, dass Eltern nach wie vor in ihre satzes in diesem Bereich, der ebenfalls auf Onlinepräsenz setzt, ist Blue
Kinder investieren werden. Entsprechend kann stark durch die Anwesenheit Seven. Geschäftsführer Andreas Burger sieht
man von weiterem Wachstum in der KOB ausgemultinationaler Unterneh- eine »sehr positive Entwicklung auf den Top­
hen, wobei der Schwerpunkt bei der Mädchenmen wie H&M oder Esprit plattformen«. Online werde weiterhin steimode liegen wird. Dennoch wird die Mehrzahl
gen, und gut positionierte Fachhändler würcharakterisiert wird.
der Eltern weiterhin preisbewusst sein und bei
den hohe Marktanteile halten. Der Rat an
Rabatten und Schlussverkäufen zuschlagen. Entsprechend werden
den stationären Handel, um gegen die digitale Konkurrenz zu
viele der Retailer zukünftig Preispolitik und häufige Sales als effekbestehen: attraktive Sortimente, Kundenservice sowie attraktive
tive Strategie zur Kundenakquisition einsetzen. Davor warnt die
Warenpräsentation – sowohl im Schaufenster als auch auf der
Studie jedoch: »Diese Strategie wird möglicherweise die ProduktiVerkaufsfläche.
vität reduzieren und könnte langfristig sogar eine Bedrohung für das
Der Brancheriese Kids Fashion Group aus Pliezhausen bedient
Überleben dieser Retailer bedeuten.«
schon seit Jahren Onlinekunden: »Wir haben damit im Alltag und
bei den stationären Kunden so gut wie keine Probleme oder DiskusAuf allem Kanälen. Neben den mitunter kannibalistischen
sionen. Die oft vorhandenen Bedenken, dass zu schnell unter dem
Rabattschlachten sehen viele der Händler in den neuen VertriebsAspekt ›Preis‹ vermarktet wird, können wir so nicht bestätigen«, sagt
kanälen einen weiteren Sargnagel des stationären Handels: Online
Sales Manager Jürgen Beck. Die Marken seien sehr wertstabil und
rechnet sich zwar für keinen Händler, da dieses Angebot von vielen
verkauften sich auch online sehr gut und mit einer »normalen
Kunden aber erwartet wird, meinen viele Anbieter, nicht ohne
Abschriftenquote« ab.
Multi-Channel-Strategie überleben zu können. Selbst Online-RieFür den heimischen Branchenprimus C&A ist der Onlinevertrieb
sen wie Zalando schreiben erst seit Kurzem – niedrige – schwarze
ein wichtiger Teil der Multichannelstrategie: »Unsere Kundinnen
Zahlen und hielten sich jahrelang mit massiven Finanzspritzen am
und Kunden entscheiden gerne situativ, ob sie den Onlineshop
Leben. Andere hielten erst gar nicht so lange durch und mussten
wählen oder in einer Filiale einkaufen möchten. Insofern ist der
trotz guter Umsätze aufgeben. Das Problem: Rücksendungen, meist
Onlineshop als zusätzlicher Service Faktor zu sehen, der inzwischen
kostenlos. Oft bestellen Kunden dann auch für besondere Anlässe,
als selbstverständlich betrachtet wird. In den letzten Jahren konnten
etwa Erstkommunion, und schicken das Teil danach, vorgeblich
wir stetig eine Steigerung im Onlinevertrieb erzielen und es gibt
unbenutzt, wieder zurück. Die Motive für das Shopping im Netz
derzeit keine Anzeichen dafür, dass sich diese Entwicklung nicht
liegen aber gerade im Bereich KOB auf der Hand: Wer will schon mit
entsprechend fortführen sollte«, erläutert Österreich-Chef Norbert
quengelnden Kleinkindern oder sperrigem Kinderwagen entspannt
Scheele. »Wir beobachten bereits seit Jahren, dass die KOB im
einkaufen gehen? Für die großen Namen der Branche gehört es da
Online Vertrieb die höchsten Umsatzanteile hält, noch vor der
fast schon zum guten Ton, auch im Netz erhältlich zu sein. So sind
DOB.«
CS
TZ 17 2016
17 © Katjana Frisch
STURM
UND
DRANG
Phil & Lui
Oh Yeah
18
TZ 17 2016
© Fergus Padel
Diese Labels sind jung, progressiv und
hochwertig. Eine teuflisch gute Mischung.
Die neuen Labels to watch im Überblick.
AGOLDE
Denim für Millennials. Das Premium-Denim-Label aus Los Angeles
gehört zur Citizens-of-Humanity-Familiy, ist aber komplett eigenständig aufgestellt. Designed und produziert wird die Kollektion in Downtown L.A. Mastermind ist niemand Geringerer als Branchengröße
Jerome Dahan, Gründer von Citizens of Humanity. AGOLDE hat eine
jüngere Kollektionsaussage als die große Schwester Citizens of Humanity und lässt sich von Jugendkulturen inspirieren. Die Marke richtet
sich an die Zielgruppe der Fashion-forward-Millennials und bietet ihr
moderne Denim-Fits ebenso wie Styles, die ein Best-of der vergangenen Jahrzehnte zitieren. Im Fokus stehen Qualität und Passform,
dabei setzt AGOLDE auf innovative Materialien. Beachtenswert ist, dass jedes Paar Jeans
lokal produziert und in der hauseigenen
Wäscherei und Produktionsstätte gewaschen
und verarbeitet wird. Es erscheinen zwei Kollektionen pro Jahr zu einem VK von 169 bis
239 € und einer Kalkulation von 2,7. Highlights
sind Kapsel-Kollektionen, die in Zusammenarbeit mit Künstlern entstehen. Aktuell kooperiert der Hip-Hopper A$AP Ferg mit AGOLDE.
Maiami
Oh Yeah!
Einhorn-Shirts in Pastell. Das junge Label aus
Berlin, das mit einem Augenzwinkern der Popkultur einen Spiegel vorhält, präsentierte im
August 2016 bereits seine dritte Kollektion,
nachdem es Anfang des Jahres von Tim Euler
und Susanne Weber-Euler gegründet wurde.
Oh Yeah! steht für Easy-to-Wear-Tops, Sweaters und Bomberjacken. Das Besondere: Die
Kollektionen werden in Zusammenarbeit mit
Künstlern und Designern wie Armin Moorbach, Lovisa Burfitt und Alice entwickelt. Ein
Mix aus Grafik, Collage, Fotografie und Malerei
steht dabei im Mittelpunkt – on top: eine
ordentliche Prise Rock-’n’-Roll-Ästhetik. Das
Berliner Label bietet pro Jahr vier Kollektio-
LABELS TO WATCH
Agolde
nen, wobei nach dem Sofort-Order-Konzept
gearbeitet wird, um dicht am Markt agieren zu
können. Die Shirts und Sweater werden in
Europa produziert und können vom Einzelhandel sofort bestellt werden. Kollektion
»No. 3« spielt mit Metallic-Ananas und Candycolour-Einhorn-Motiven auf BaumwollShirts (VK 39,95 €). Ein Allover-Patch-Sweater wird zum Highlight und kostet im VK
69,95 €. Neu sind Bomberjacken (VK
149,95 €) mit neonorangem Innenfutter in
der Version »Peace« in Dunkelblau und goldener
Stickerei oder »Fries« mit Glitzer-Pommes auf
Khaki.
Norwegian Rain
Norwegian Rain
Rainwear für Fortgeschrittene. Regenbekleidung, mal
ganz anders. Fein geschneidert, Hightech, das mit feinem Satinfutter bedeckt wird, Schnitte, die urban sind, Material, das aus recycelten Fasern und Organic Cotton besteht. Das mehrfach preisgekrönte Label Norwegian Rain aus Bergen, das sogar als Vogue-Talent
ausgezeichnet wurde, überzeugt mit feinster Rainwear aus japanischen Stoffen und einem coolen Look. Gegründet wurde das Label
von Alexander Helle, der in Bergen geboren und aufgewachsen ist.
An zwei von drei Tagen regnet es in der norwegischen Stadt, das
macht sie zur regenreichsten Stadt Europas. Trocken bleiben, lautet also die Devise – und das am liebsten auf stylishe Art und Weise.
Als Helle in Mailand den Designer T-Michael kennenlernte, war
Norwegian Rain geboren. Für ihr »Rain Project« arbeitet das Duo
mit Kreativen aus Bergen wie dem Graphic Design Studio, Grandpeople oder Fotograf Bent Rene Synnevåg zusammen. Kern der
Kollektion ist ein Drei-Lagen-Aufbau: eine äußerst wasserabweisende Outer-Shell, eine wasserdichte, atmungsaktive Membran,
die an die Innenseite des Kleidungsstückes laminiert ist, und hochwertiges Satin-Innenfutter, das die Qualität unterstreicht. Die Kollektion mit Unisex- und Herrenmodellen ist rund um den Globus
in über 16 Ländern und über 126 Stores erhältlich.
Seulement En Detail
Maiami
Gestrickter Zeitgeist. Maike Dietrich und die sonnige Lieblingsstadt
Miami ergeben was? Das Berliner Stricklabel Maiami. Der Bruch zwischen warmem Strick und heißer Strandmetropole ist gewollt. Die
Designerin und Stylistin, die ihr Label bereits 2003 gründete, liebt
Kontraste. 2012 wurde das Label zur Teilnahme am Vogue Salon eingeladen und präsentierte seine Kollektionen dort bis 2014. Dietrich
ging es dabei nie vorrangig um die Gründung eines Modelabels, sondern um die Vision, ein außergewöhnliches und hochwertiges Produkt aus einem Hobby entstehen zu lassen. Handgefertigte, natürliche
Produkte aus warmer, weicher Wolle. Modern, urban, zeitgeistig –
handgestrickte Sweater, Cardigans und Accessoires aus Mohair oder
Merino-Alpaka-Mischungen setzen auf Nachhaltigkeit in einer
schnelllebigen Welt. Inspirationsquelle für die Designerin, die ihre
Mode bis nach Japan verkauft, sind hochauflösende Computergrafiken und Elemente aus Popkultur und Massenmedien. Slow Fashion
at its best. Der Vertrieb für Österreich läuft direkt über Maiami.
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19 Seulement En Detail
It-Piece: Kragen. Und noch einmal Berlin: Das junge Label Seulement En Detail (deutsch: »Nur im Detail«) hat sich einem ganz besonderen Produkt verschrieben: dem Kragen. Das Trend-Piece zeigt sich
in allen möglichen Facetten. Mit Steinen besetzt, mit 3D-BlumenApplikationen, rund, spitz, geblümt oder gestreift, schlicht oder glamourös. Der Fake-Kragen wird als eine Art Latz geliefert, der ganz
bequem unter Pullover, Kleider und Shirts zu tragen ist und jedes
schlichte Oberteil zu einem Highlight werden lässt. Mal verspielt, mal
elegant. Die Wandelbarkeit der Kragen lässt eine Vielzahl an Looks
und Kombinationen zu. In der aktuellen Kollektion spielt Seulement
En Detail mit dem Pariser Chic der Sechzigerjahre, Brigitte Bardot und
Jane Birkin standen Pate für einen feminine, mediterranen Look –
Preppy Look auf Französisch.
Nadel u Faden
Athleisure auf Deutsch. Das im Herbst 2015 in Hamburg gegründete
Label bietet Athleisure Wear für Damen und Herren, die mit dem
Zeitgeist flirtet – klare Schnitte, cleane Optiken. Nadel u Faden sind
nicht vintage, nicht gewaschen oder gesprayed. So will man sich vom
momentanen Umfeld der Young-Fashion-Abteilungen abheben.
Inhaber Thorsten Grönlund hat Nadel u Faden als »reine HändlerMarke« aufgebaut – also kein eigener Retail oder Onlineshop, sondern
voller Fokus auf den Multi-Label-Händler. Geboten werden für
Damen etwa Shirts mit Kragendetails, Hosen aus fließenden Stoffen,
Maxi-Faltenröcke, Skaterröcke oder Bleistiftmodelle sowie Kleider
mit Cut-outs. Die Farbwelt baut auf Schwarz, Dunkelblau, Weiß und
Grau auf. Highlight ist ein Jumpsuit in Weiß oder Marine mit Hosenrock-Detail. Für die Herren gibt es Sweatshirts, T-Shirts und Poloshirts
zu lässigen Hosen und Bomberjacken. Akzente setzen farbliche Reißverschlüsse. Auch die Männer überzeugen in Schwarz, Weiß, Blau
und Grau. Kernpreislagen: Sweats und Kleider zwischen 49 und 79 €,
T-Shirts zwischen 29 und 49 €. Die Kollektion ist im modischen Mainstream angesiedelt, bietet eine 270er-Handelsspanne, Lagerverfügbarkeit (für mindestens zwei Monate nach Auslieferung) und Nachordermöglichkeiten über einen B2B-Shop.
Rains
Regenmantel Re-Done. Rainwear,
die Zweite: Stylishe und funktionale
Regenmäntel liegen im Trend. Diesmal kommt die Kollektion aus Dänemark. 2012 wurde das Label Rains,
das eine komplette Linie an wasserdichter Outerwear, Taschen und
Accessoires für Damen und Herren
bietet, gegründet. Dass Regenbekleidung auch cool sein kann, stellt
Rains beeindruckend unter Beweis.
In der aktuellen Kollektion spielt
Layering eine große Rolle. Jacke über
Jacke, und damit die Individualität
hochleben lassen – eine Reihe an
oversized Jackets und Ponchoformen fand deshalb Eingang in die
dänische Linie. Farblich wurde die
Kollektion von Ehtnomustern skandinavischer Kulturen inspiriert. Traditionelle Produktionsmethoden
Rains
20
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Circle of Trust
treffen auf innovative Technologien und liefern wasserabweisende, trendy Mode, die mehr
als nur eine Regen­saison übersteht.
Phil & Lui
Nachhaltig, cool und mit Herz.
Hinter dem Münchner Label
Phil & Lui steckt tatsächlich ein
Paar namens Phil und Lui. Die
beiden teilen nicht nur eine
Wohnung, sondern auch ihre
Liebe für nachhaltige, komfortable, funktionale und vor allem coole Mode. Bei Phil & Lui geht es um
das Erleben des Produktes und der Marke. Website und Blog liefern
einen sympathischen und authentischen Zugang in die Welt der beiden Modemacher (www.phil-and-lui.de). Die Kollektion überzeugt mit
supersoften Organic-Materialien, individuellen Prints und ausdrucksstarken Waschungen. Die Styles sind unisex und reversible. Die Produktion erfolgt in Portugal. Vorbildhaft: Entlang der gesamten Lieferkette (Stoffherstellung, Färberei, Wäscherei, Druckerei, Stickerei)
produziert Phil & Lui nach den GOTS-Standards. Das Münchner Label
setzt außerdem auf Upcycling und verwertet ungenutzte Stoffe aus
Überproduktionen, sogenannte Left-overs. Diese Stücke werden als
Limited Edition Styles verkauft und setzen entsprechende Highlights.
Nadel u Faden
Circle of Trust
Perfect Denim Fit. Das niederländische Lifestyle Label Circle of Trust
liebt eine Sache ganz besonders: Denim. Im Fokus steht die perfekt
sitzende Jeans in verschiedenen Styles und Waschungen. Zwei Hauptkollektionen werden ergänzt durch ein umfangreiches NOS-Programm. Die Marke wurde bereits 2005 gegründet und konzentriert
sich seit jeher auf Denim-Designs. Internationale Modetrends werden umgesetzt – für Damen, Herren und Kinder. In den Niederlanden ist Circle of Trust bereits etabliert, ebenso in Frankreich, Skandinavien und Spanien. Das Country Management für die
holländische Marke läuft über die Berliner Agentur Deluxe Distribution, der Österreich-Vertrieb über die Salzburger Agentur Hütthaler
(Bettina Hütthaler). Highlight in der aktuellen Kollektion ist ein
Jeansmodell, das über und über mit Badges dekoriert ist und so zum
Trend-Piece wird. Lässige Teile kommen in elastischem Jogg-Denim.
Hochwertig verarbeitet sind »Alaska Jackets« für kalte Wintertage mit
Echtfellbesatz an der Kapuze, zwei Fronttaschen und wasserabstoßender Oberfläche. SA
LABELS TO WATCH
Jede Menge zu
entdecken
Kleine Labels, modisch, nachhaltig und
innovativ? Voilá, willkommen in der neuen
Welt der Tracht.
KINGA MATHE
Newcomer hat die Tracht in den letzten Jahren allzu viele erlebt. Nicht
alle Labels blieben trotz ambitionierten Starts von Dauer. Eine, die es
von Anbeginn ernst meinte, ist die Stuttgarterin Kinga Mathe, die 2008
mit einer Dirndlkollektion an den Start ging. Die Marke entwickelte sich
aus dem Wunsch der Designerin und Namensgeberin, außergewöhnliches Design für modebewusste Frauen anzubieten, die Qualität und
fantasievolle Entwürfe schätzen und dabei Wert auf individuellen Stil
legen. »Ich entwerfe Dirndl für erwachsene Frauen, nicht für junge
Mädchen, die über eine Blumenwiese laufen«, beschreibt Mathe ihren
Stil. Eine elektrisierende Mischung aus Sinnlichkeit und fantasievollen
Modellen will die Stuttgarterin anbieten, längst hat sie ihre Kollektion
um Trachtenjacken, elegante Kleider und Röcke erweitert. An den typischen Kennzeichen der ersten Kollektionen hält Mathe fest: einen
Hauch von Glamour, außergewöhnliche Farb- und Stoffkombinationen
und raffinierte Accessoires bringt Mathe so auf den Punkt, dass es niemals laut, niemals mädchenhaft wirkt. Die guten Erfolge mit der Trachten-Couture haben die Unternehmerin auf Expansionskurs gebracht:
auch mit der neuen Beach-Kollektion möchte Mathe Frauen schön(er)
machen. Ab Frühjahr/Sommer 2017 lanciert sie Badeanzüge, Bikinis
und lässige Tuniken, mit denen man am Pool jedes Alpen-Resorts gute
Figur macht. Schon lange jammern Handel (und auch Konsumentinnen) über den Mangel an neuen, erwachsenen, luxuriösen BeachwearKollektionen. Jetzt hat sich eine branchenfremde Designerin getraut –
das Ergebnis kann sich sehen lassen.
MÜNCHNER MANUFAKTUR
Sie suchte die perfekte Trachtenjacke die den modernen Twist hat und
jedoch traditionell ist. Und weil sie sie nicht fand, gründete Birgit Oberbigler 2012 das Trachten- und Fashionlabel Münchner Manufaktur.
Authentisch im Stil, wertebewusst in der Qualität, innovativ in Schnittführung und Farbpalette kennzeichnen das bayrische Label mit Hauptsitz in München aus. Die Passion zur Mode zeigt sich in einer charakteristischen Detailverliebtheit und der hochwertigen Verarbeitung, die an
besonderen Futterstoffen oder den Knöpfen zu erkennen sind. Verwendet werden nur Lodenstoffe von Leichtfried, Mehler oder Leinenstoffe
von Seidra und Stapf, die aus Deutschland und Österreich stammen.
Mit Birgit Evers-Bultan konnte die Münchner Manufaktur eine Designerin gewinnen, die ihre Erfahrungen in der Modeindustrie gekonnt
einsetzt, um alpenländische Tradition und Moderne miteinander verschmelzen zu lassen. Heute findet man Münchner Manufaktur in den
besten Trachtenhäusern in Deutschland und Österreich; auf den eigenen Store in München, den Oberbigler seit heuer betreibt, ist man
besonders stolz. Bei »Münchner Manufaktur – Feine Tradition am Wiener Platz« kauft man hüftlange Tweedjacken oder kurze Samtjäckchen,
elgante Capes, Röcke mit tief angesetzten Falten und Colour-Blocking –
die Münchnerin hat ihren eigenen Stil kreiiert.
DI LOMMI
Es gibt keine neuen Dirndlmarken mehr zu entdecken? Doch! Nach
ihrer Ausbildung zur Modedesignerin und Lehrjahren als Schnittund Designasstentin in New York verwirklichte die Münchnerin
Annika Lommerzheim ihren Traum und gründete 2009 ihr eigenes
Label, Di Lommi. Mit ihren schlichten Designs und dezenten Farben
und Schnittformen möchte Annika Lommerzheim die Trägerin in
den Vordergrund stellen. Alle Dirndl werden in Handarbeit nach
Maß gefertigt und die Vorzüge
der Trägerin hervorgehoben.
Bekannt wurde die Münchnerin
für ihre Hochzeitsdirndl, mal
schlicht, mal etwas pompös,
aber immer in einem Design,
das jahrelang »hält«. Wie viele
andere Dirndlmanufakturen
bietet auch Di Lommi Einzelanfertigungen an, noch wichtiger
ist der Unternehmerin, dass
ausschließlich in München
designt und in Bayern genäht
wird. Und klarerweise kommen
die eingesetzten Stoffe überwiegend aus Deutschland und
Österreich. Eine der vielen Neuentdeckungen aus Bayern. Fortsetzung folgt.
BPM
Kinga Mathe
Münchner Manufaktur
SCHUHE
L
LOYD Shoes fertigt mit 1.500 Mitarbeitern arbeitstäglich 7.200 Paar Schuhe in Deutschland, Rumänien und Indien. Im Vorjahr musste man umsatzseitig ein Minus hinnehmen. Kein leichtes
Jahr – weder für den gesamten Geschäftszweig
noch für den Markenprimus. Heuer sieht’s besser aus.
Jedenfalls wird CFO Jörg Wetzel in einem Branchenmagazin
folgendermaßen zitiert: »Wir konnten mit der Ware für die
Saison Herbst/Winter 2016 in Österreich um 10 % und in
Deutschland um 7 % im Vergleich zu 2015 zulegen.« Nach
seinen Ausführungen sei eine wichtige neue Zielgruppe der
Textilhandel »mit zufriedenstellender Entwicklung der
Zusammenarbeit nach holprigem Einstieg vor zwei Jahren«.
Und auch der Onlinemarkt ist für Lloyd ein wesentlicher
Wachstumstreiber.
© SEBAGO
GLEICH UND GLEICH GESELLT SICH GERN. Beschäftigt man sich als eingefleischter Herrenmodenfachredakteur mit den neuesten Schuhtrends, werden einem die Parallelen erst so richtig bewusst. Was weit über die Erkenntnis
hinausgeht, dass, wenn der Hosensaum höher rutscht, sich
der Schuh nicht verstecken kann. So gut wie jedes textile
Fashion-Thema hat seine Entsprechung in der Footwear.
Bringt der Jersey-Hype Strickoptik in die Konfektion, dann
antwortet die Schuhindustrie mit dreidimensionalem
Gestrick statt klassischem Leder als Obermaterial. Feiern
Bomber-Blouson und Baracuta-Jacket ihr Revival, dann
werden auch die ikonischen Zeitgenossen wie Grashopper
(Sioux), Wallabee (Clarks) oder Rainbow (Mephisto) als alte
Kultmodelle neu propagiert. Sind Komfortfunktionen à la
Hyperflex ein Megathema in der Mode, dann stehen die
neuesten, flexiblen Sohlentechnologien dem nicht nach
und hören auf Namen wie Sensorflex, Trigenic oder
X-Motion. In Sachen Materialmix stehlen manche Schuhe
der Oberbekleidung die Schau. Athleisure-Einflüsse gibt es
da wie dort. Und selbst Nachhaltigkeitsthemen werden
geteilt: PET-Flaschen werden genauso zu Jacken wie zu
Schuhen recycelt, entsprechende Marketingmaschinerie
drumherum inklusive.
Gemischtes
Vergnügen
Perfektion des Outfits, Abrundung des
Sortiments: Herrenschuhe tragen immer
öfter zum Umsatz des Modehandels bei.
Gemixt wird bei Materialien und Stil.
22
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VON KOPF BIS FUSS. Sascha A. Klumpp, Head of Design
beim Total-Look-HAKA-Label Roy Robson und treibende
Kraft hinter der mittlerweile allumfassenden Schuhkollektion, rät, »generell Schuhe zum Outfit zu wählen, die den
Look besonders machen, unterstreichen, auf den Punkt
bringen: Sneakers zum Jersey-Anzug, Loafers zur gekrempelten Chino, lässige Slip-Ons zur Jeansbermuda.« Wer,
wenn nicht der stationäre Modefachhandel kann diese Botschaften in Schaufenstern und am POS visualisieren, inszenieren, beratend verkaufen? Will man nicht alles den
Online-Playern und ihren Darstellungsformen am Monitor
oder Handy-Display überlassen und will man als Modehaus
nicht auch selbst ins Schuhbusiness einsteigen, dann empfiehlt es sich jedenfalls, mit einem Schuhhändler zu kooperieren. Und – zumindest in der Auslage – gemeinsam Modeinspirationen »aus einem Guss« zu zeigen. Ob zeitgemäße,
kaufanregende Männermodenoutfits am Kopf oder erst am
Hals anfangen, darüber lässt sich streiten. Aber eines ist fix:
Sie hören ganz bestimmt nicht vor dem Fuß auf! CD
FRANK WRIGHT
FRETZ MEN
CLARKS
GOLA
BENVENUTO BLACK
ROY ROBSON
Ob Loafer, Slipper oder hybride Zwitterwesen, die irgendwo zwischen Sneaker und Pantoffel angesiedelt sind – kein Schuhtyp entspricht
mehr dem sommerlichen Easy-Wear-Gedanken als die Schlupf-Varianten. Der Verzicht auf einengende Schnürung – das wortwörtlich
zu nehmende Gefühl der Ungebundenheit – verhilft den unkomplizierten Slip-ons zu großer Beliebtheit. Und sie treffen den Modezeitgeist anno 2017 punktgenau. Da eine Krokoimitat-Einfassung zum perforierten Wildleder, dort der Tassel- oder Penny-Loafer mit an der
Ferse hochgezogener Sohle eines Car-Shoes. Eine eigene Liga stellen leichte Canvas-Typen dar: In sommerlichen Textildrucken sind sie
fröhliche Kumpanen zur Bermuda. Völlig neuartiger Strick-Look oder wiederentdeckte Flecht-Optik beim Obermaterial lassen das luftigleichte Trageempfinden alleine schon beim Anschauen erahnen. Gepolsterte Fersen und Schaftabschlüsse sowie herausnehmbare
Innensohlen tun ein Übriges, um dem Komfortgedanken zu entsprechen.
SCHLÜPFEN statt schnüren
CLARKS
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23 NAPAPIJRI
TIMBERLAND
GANT
GOLA
SEBAGO
CAT
Längst werden nicht nur Daunenjacken und Denim-Jeans auf »ultralight« getrimmt, auch bei Schuhen ist Fliegengewicht ein schlagendes Verkaufsargument. Nach den Lightweight-Böden nimmt sich die Industrie um neuartige Hightech-Obermaterialien mit textiler
Anmutung an. Die Rolle des Leichtmachers übernehmen im Frühjahr 2017 folglich diverse Mesh-Varianten mit charakteristischer Netzstruktur sowie 3D-Strick mit injiziertem Lycra. Mehrere Facetten sprechen für den Knitwear-Kick: Neben der Leichtigkeit die hohe Flexibilität und – wichtig gerade bei Fashion- und Lifestyle-Labels – die coole Optik. Napapijri setzt z. B. auf den Multicolor-Effekt, Gant
oder Clarks auf den Jersey-Look. Auch hier bleibt das Ummünzen klassischer Tennis-Court-Ästhetik auf moderne Streetwear-Styles en
vogue. Der Barfuß-Eignung kommen Fußbetten bzw. Innensohlen aus Leder und Kork entgegen. So finden Style und Bequemlichkeit
zueinander – ideal für den salonfähig gemachten Homie-Look mit Hoody und Jogg-Pant. Der Athleisure-Trend lässt grüßen!
INS NETZ gegangen
GANT
24
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SOREL
TIMBERLAND
FRANK WRIGHT
SEBAGO
FRANK WRIGHT
CAT
2017 kommen auch Businessmen auf leisen Sohlen daher. Selbst das Luxusgenre zeigt vermehrt Hybrid-Modelle, die verschiedene
Stilelemente in einem Schuh vereinen. Allen voran: klassisch anmutende Schnürer, kontrastiert mit dicken Böden, die aus dem Sportund Freizeitschuhbereich abgeleitet sind. Nicht neu, aber nach wie vor ein Modestatement. Diese relaxte Klassik glänzt durch eine
erweiterte Farbpalette und auch durch allerlei Materialmixvariationen wie glatt zu rau, glänzend zu matt, perforiert zu poliert. Selbst
sportlicher Canvas kann auf feines Leder treffen – in einem Schuh, wohlgemerkt. Ganz der Idee hybrider Kompositionen verhaftet,
kombinieren die Designer übergreifend: Da zeigt ein Schnürschuh mal eine Mokassin-Silhouette, ein breit geflochtener Wildledertyp
die weiße Gummisohle eines Bootsschuhs, der Desert-Boot einen Boden in Korkoptik und der Docksider einen Denim-Look. Oder die
typische Sneakersohle trifft untypisch auf Bergschuh-Schnürung und Reptilprägung. Ziemlich cool, diese Klassiker mit Future-Feeling!
Auf leisen SOHLEN
FLORIS VAN BOMMEL
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25 SCHUHE
Marcel Peters
Head of Sales (EE&A)
SELECTED
Was ist für Sie der neue Trendschuh?
Das Rad muss man nicht neu erfinden, es ist vorhanden – und so ist’s auch beim
Schuh. Die Kunst besteht darin, durch Innovationen und andersartige Materialkombinationen neue Trends und neue Begehrlichkeiten zu generieren. Dabei stehen gerade
Klassiker im Fokus, etwa Loafer und Derby. Aber auch Chukka Boots und Espadrilles
lassen der Kreativität freien Lauf. Hybride brechen mit traditionellem Aussehen, so
wird z. B. Glattleder mit Canvas vereint.
Neuer Schuhdesigner, neue Handschrift: Was kann man sich zur Saison FJ/S
2017 von SELECTED HOMME erwarten?
Vor allem ein neues Wohlbefinden im Schuh selbst: durch eine neu implementierte
Komfortsohle, die den Fuß weich einbettet. Europäische Qualität steht bei uns im
Vordergrund, schließlich belasten wir unseren Fuß täglich und sollten ihm – optisch
wie komforttechnisch – den bestmöglichen Auftritt bieten. Unsere Kollektion soll die
Lebensfreude des Trägers wecken. Durch ihren puristisch-kühlen und lockeren Ausdruck ist sie für jegliche Zielgruppen geeignet. Letztendlich soll sich der Schuh in den
Gesamtlook des Trägers einfügen und seinen Lifestyle komplettieren.
Stellen Sie Verschiebungen in der Kundengunst innerhalb Ihrer breiten Range
fest?
Der Kunde von heute ist nicht mehr fixiert auf ein Segment, wie es früher war. Durch
die neuen Medien ist er schnell informiert, was Trend ist, und somit auch flexibel in
der Gestaltung seines Looks. Alles ist kombinierbar: So wie der Materialeinsatz heutzutage hybrid ist, so ist auch der Lifestyle einer Person hybrid. Ein Anzug mit lässigen
Sneakers ist mittlerweile alltäglich. Oder eine Destroyed-Jeans bricht die Stilistik und
den eigentlichen Ursprung eines klassischen Loafers. Unsere Zielgruppe ist breit und
soll in allen Segmenten ihren Look vollenden können. CD
Bestseller(s) »Vision«
Elke Jungbauer
BESTSELLER
HANDELSGMBH, WIEN
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Elke Jungbauer (Bestseller Handels-GmbH, Wien)
verantwortet als Country Sales Manager für Osteuropa und Österreich die Schuhkollektion von Jack &
Jones. Hat für sie der Sneakers-Hype seinen Zenit überschritten? »Nein, auf keinen Fall. Der Sneaker wird
immer mehr zum Lebensgefühl als zum Schuh. Ich
denke, dass alle Artikel ein Teil eines Kreislaufs sind,
indem Produkte immer wieder an Beliebtheit verlieren
und danach in irgendeiner upgedateten Form zurückkommen. Des Weiteren bin ich überzeugt, dass, je besser Qualität und Story eines Schuhs sind, er desto länger im Markt bleibt. In der F/S-Kollektion 2017 zeigen
wir sehr viele neue Qualitäten und Innovationen, z. B.
Allover-Reflektions-Drucke, Superlight-Sneakers mit
nur 270 Gramm oder coole Flower-Prints. Doch unser
größter Gewinner ist derzeit das Canvas-Modell
›Vision‹. Dieser Schuh ist kommerziell, passt zu fast
jedem Outfit und kostet grandiose 44,95 €. Das macht
ihn zum perfekten Sommerschuh für jedes Alter. Ein
Grund dafür, dass uns immer mehr Modehändler ins
Sortiment aufnehmen, ist sicherlich, dass sich unsere
Fashionkollektion in den Schuhen wiederspiegelt. Ob
Jeans-Einfluss oder Camou-Trend: Der Kunde findet
alle Tendenzen der Fast-Fashion-Industrie zu einem
fairen Preis. Abgesehen von Flip-Flops starten unser
Schuhe bei 34,99 € und enden bei Lederstiefeletten aus
Portugal für 99,99 €.«
cd
© JACK & JONES
RIDE
»HYB HEN
BREC DITIORA
MIT T LEM«
NEL
© KRAXE
Österreichischer
Trend-Ranzen
© Kar ling er
Altbewährt und
neu entdeckt
B
ald 70-jährige Wiener Handwerkstradition mit modernem Modeanspruch zu verbinden,
das hat sich Thomas Wurzer auf die Fahnen geschrieben. Seine frische Handschrift wird
in innovativen Produkterweiterungen deutlich: beispielsweise in Form variantenreicher
Elastic-Gürteln oder Vollrind-Ledergürteln mit stufenlos verstellbarer Automatikschnalle.
Die hohe Kompetenz bei rustikalen Trachtenaccessoires unterstreicht der neue Karlinger
Steirer Gürtel: In acht Farben lieferbar, geschmückt mit origineller Pantherschnalle. Ein
wesentliches Standbein sind Hosenträger, und die feiern eine Renaissance quer durchs Land
insbesondere bei einer jungen Zielgruppe: 30 % Verkaufszahlenzuwachs seit Jahresbeginn
machen Wurzer, der seine Manufaktur mit drei Mitarbeitern am Alsergrund betreibt, stolz.
E
rdacht in Wien, gefertigt in Portugal: Durch
und durch »Made in Europe« sowie »Fairtrade« ist die neue Rucksackmarke KRAXE, die
neben stylisch-puristischem Design auf synthetisches Leder, Canvas, Carbon, CorduraNylon und auf hochwertige Vinyle setzt. Die
Vorzüge von Silverguard, Permablok³ und Permaguard: kälte- und wärmeresistent, wasserdicht, fleckabweisend und antibakteriell. Der
Vertrieb obliegt Salt & Threads: Die 2015
gegründete Consulting-Agentur legt bei Marken und im eigenen Handeln besonderes
Augenmerk auf Nachhaltigkeit.
TEXTILE ACCESSOIRES
© Ploenes
ROMY HUBEGGER
Showroom-Kooperation
Z
ur nächsten Saison werden Helena Kossen und Erich Hanai ihre
Kräfte bündeln und einen gemeinsamen Treffpunkt in Sachen
Accessoires schaffen – bislang einzigartig in der Brandboxx Salzburg! Tücher und Schals von Passigatti, Ledergürtel und Accessoires
(wie Manschettenknöpfe) von Lindenmann sowie Binder, Mascherl
& mehr von Ploenes sind dann quasi unter einem Dach zu ordern.
Krawattier Christoph Ploenes aus der Geschäftsführung des Krefelder Traditionsunternehmens (gegründet 1936) freut sich, dass
künftig auch seine Trendsetter-Linie »Real Guys« offensiv präsentiert werden kann. Und er verrät die Bestseller aus der Promptlagermappe: »Schmale Krawatten in ruppigen Optiken, Denim-Look und
Schleifen aller Art sind im Moment starke Themen.« Ebenfalls signifikant: das Comeback origineller Krawattenspangen!
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SPORTHANDEL
S
umma summarum: »Der österreichische Sportmarkt ist
nicht easy«, weiß Gernot Kellermayr, Präsident des VSSÖ
(Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster
Österreichs). Und wie recht er hat. Ein wenig harmonisches Lied davon singen kann der britische Sportdiskonter Sports Direct (SDI), der 2013/14 die Marken und Standorte von
Sport Eybl und Sports Experts in Österreich übernahm. Drei Jahre
später: Die Verluste sind groß (das WirtschaftsBlatt berichtete im
Februar 2016 von einem »Rekordverlust von 45 Mio. €« im Geschäftsjahr 2014/15), die Akzeptanz beim Konsumenten gering. Und das
Wissen über jenen Markt, in den man mit Karacho eingestiegen ist?
Dürftig. Genau da liegt der Hund begraben. Der österreichische
Sportmarkt ist nicht nur nicht easy, er ist komplex. Die Ansprüche
der Kunden sind hoch, weil sie Beratung und gute Qualität gewohnt
sind. Service hat Tradition im Sporthandel. Und: Der heimische
Kunde will ein erstklassiges Sortiment geboten bekommen. Immerhin hat er laut einer Erfassung des VSSÖ 2015 durchschnittlich 302 €
für Sportartikel ausgegeben. Eine beeindruckende Zahl, wenn man bedenkt,
dass im vergangenen Jahr in der Schweiz
237 €, in Deutschland nur mehr 89 € und
in Holland gar nur 68 € pro Kopf ausgegeben wurden. Aktuell geht es dem
Sportartikelhandel in Österreich gut:
»Im Gegensatz zu den Jahren davor verzeichnete das gesamte Segment im letzten Jahr ein Umsatzplus von 2,1 %.
Generell gesehen hat der Sporthandel
dem Zeitgeist entsprechend eine SpitDer heimische Sportmarkt ist den
zenbasis: Bewegung, Gesundheit, Fitgrößten Veränderungen seit langer Zeit
ness, Sport und aktives Älterwerden
unterworfen. Die Anbieter haben klare
sowie Jungsein sind Megatrends quer
Stellung bezogen. Und doch wird
durch alle Altersgruppen und entspreVerwirrung beim Konsumenten
chen dem aktuellen Lifestyle«, erfasst
Alfred Eichblatt, Geschäftsführer von
gestiftet. Ein aktueller Rundumblick
Hervis, den Status quo. Hervis gilt als
in der Branche.
einer der Vorreiter hierzulande, wenn es
um innovative Ladenkonzepte geht. So
hat man etwa Beacons als Pilotprojekt eingesetzt. »Immer mehr
Österreicher genießen die Vorteile des Onlineshoppings, wollen
aber gleichzeitig nicht auf das Einkaufserlebnis und die Beratung in
der Filiale verzichten«, so Eichblatt.
Sport in der
© Intersport
Sanduhr
Beratungsstarke Fachhändler wachsen. Dass Beratung honoriert wird, lässt sich unschwer an der Geschäftsentwicklung von Intersport Österreich ablesen. Geschäftsführer Mathias
Boenke: »Wir sind letztes Jahr zweistellig gewachsen, auch 2016 wird
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TZ 17 2016
SPORTHANDEL
Unten: Beratung nicht nur rund ums Bike
bei Sport 2000 Wibmer in Spittal an der
Drau
© Hervis
© Dachstein
© Sport 2000
Ganz unten: das Body Lab zum Testen
neuer Produkte in der neuen Hervis Filiale
im Haid Center
uns das wieder gelingen, und
unsere Prognose sieht ebenso
ein zweistelliges Wachstum
für 2017 voraus.« Auch bei der
Verbundgruppe Sport 2000
kann man auf eine positive
Entwicklung blicken: 2015 um
5 % gewachsen, auch 2016 ist
bei gleich bleibenden Standorten mit einem Wachstum
von 5 % zu rechnen. Zurückzuführen ist dieses Wachstum
nicht nur aber auch auf den
Markteintritt von SDI, den
Wegfall von Eybl bzw. Sports
Experts und damit freigewordenes Marktpotenzial. »Eybl/
Sports Experts hatte vor der
Übernahme durch Sports
Direct einen Umsatz von
mehr als 300 Mio. €, SDI hat
2015 rund 180 Mio. € umgesetzt. Das sind mehr als 120 Mio. €, die
zwischen den anderen Marktteilnehmern aufgeteilt wurden bzw. ins
Internet gewandert sind«, kommentiert Holger
Schwarting, Vorstand Sport 2000. Diese massiven
Umwälzungen – »eine der größten Veränderungen
der letzten 50 Jahre«, meint Intersport-ÖsterreichGeschäftsführer Boenke – hatten unterm Strich
allerdings weniger schlimme Folgen nach sich
gezogen als zunächst befürchtet. Im Gegenteil.
Neues Potenzial durch den Wegfall der Mitte. Vor
drei Jahren war der heimische Markt »wie eine Pyramide aufgestellt«, versucht es VSSÖ-Präsident Kellermayr zu verbildlichen.
»Ganz oben exklusive Markengeschäfte, dann der Fachhandel, dann
Eybl, gefolgt von Gigasport, Hervis und Sports Experts«, so Kellermayrs Rückschau. Der Markt musste sich nun neu positionieren, die
Anbieter waren gezwungen, ganz klar Stellung zu beziehen. Kellermayr spricht jetzt vom Markt »in Sanduhrform«. Die Mitte ist mit
Eybl weggefallen, während sowohl die obere Hälfte mit Fachhändlern und Spezialisten als auch die untere Hälfte mit preisaggressiven
Händlern und Diskontern breiter wird. Vor allem im Bereich der
Spezialisten (Bergsport, Radsport) gab es nun etliche Neueröffnungen, nachdem durch die aggressive Expansion von Eybl in der Vergangenheit etliche Spezialisten zusperren mussten, weil sie gegen
den Filialisten keine Chance mehr hatten. »Unser Ziel ist es, diesen
neu entstehenden Spezialisten ein Zuhause in der Sport 2000 zu
geben«, betont Holger Schwarting, Vorstand Sport 2000. Dafür arbeitet man zurzeit Konzepte aus, die Shopausstattung, Markenwelten
und Schulungen für die Mitarbeiter umfassen. Konzepte soll es für
die Bereiche Wintersport (Ski, Rental), Bike, Laufen, Outdoor und
Teamsport geben. Die Konzentration auf diese Expertenshops sei
der USP der Sporthandelsverbundgruppe gegenüber dem Mitstreiter Intersport. Bis Ende des Jahres rechnet Schwarting mit zehn bis
15 neuen Partnern an Bord, hauptsächlich Spezialisten aus den
Bereichen Bike, Laufen und Outdoor. Wird der Wettbewerb zwischen Intersport und Sport 2000 nun härter, weil der Kuchen zwar
nicht größer, die Kuchenstücke aber neu verteilt werden? »Intersport
ist mehr der Generalist, wir sind kleiner und auf Spezialkonzepte
konzentriert. Klar kämpfen wir um denselben Kuchen, aber wir
kämpfen nicht gegeneinander. Vielmehr wollen wir uns beide vom
Preissegment differenzieren und dem Kunden gute Argumente liefern für den hochwertigen Sporthandel. Wir arbeiten also in eine
Richtung, um den Konsumenten zu sensibilisieren«, betont Schwarting, Sport 2000. Hier hakt die Intersport-Strategie »Best in Town«
ein. Mit diesem Konzept will man dem Konsumenten in der Stadt
und im Dorf abholen und ihm signalisieren, dass man das beste
Angebot in Service und Qualität habe und sich von preisaggressiven
Anbietern abhebe. »Für den Kunden ist es damit leichter geworden«,
so Intersport-Österreich-Geschäftsführer Boenke, der sich auf die
deutliche Differenzierung von Diskontanbietern – also preisgetriebenen Formaten – und Qualitätsanbietern – also servicegetriebenen
Formaten – bezieht. »Obwohl Eybl Qualitätsanbieter war, war er in
den letzten Jahren ein großer Preistreiber, um Liquidität zu schaffen.
Da mussten die anderen Anbieter mitziehen. Jetzt ist die Situation
neu: Diskont trifft auf Qualität«, beurteilt Holger Schwarting, Vorstand Sport 2000, die Lage.
Der österreichische Kunde ist Beratung im
Sport gewohnt. Service hat im heimischen
Sporthandel eine lange Historie. Der Durchschnitt der Österreicher sucht gute Ware und
gute Beratung und ist bereit, dafür mehr
Geld auszugeben. Gernot Kellermayr, Präsident VSSÖ
TZ 17 2016
29 Sportartikelhändler 2016
MARKET-STUDIE
Das Linzer Marktforschungsinstitut market verglich in
seiner repräsentativen Studie »Sportartikelhändler
2016« Sportartikeleinzelhändler in Österreich in Hinsicht auf Marken-, Point-of-Sale- und Online-Kompetenz. Weiters wurden vorhandene Onlineshops analysiert und bewertet sowie Bekanntheit, Durchschlagskraft
und Markenstimmigkeit von Slogans erfragt. Mittels
Onlineinterviews wurden Mitte März diesen Jahres 1.000
Österreicher ab 16 Jahren befragt. In puncto Bekanntheit liegt Hervis mit 96 % knapp vor Intersport mit 95 %.
Etwas abgeschlagen auf Platz drei mit 71 % Gigasport,
gefolgt von Sport 2000 (66 %), Sports Direct (64 %), Blue
Tomato (31 %) und Runners Point (7 %). Die Zufriedenheit der Kunden wurde von Market mittels Schulnotensystem abgefragt. Auffallend ist dabei, dass Sports Direct
den höchsten Ausschlag bei Note 5 erhält (3 %). Für
Intersport, Runners Point und Blue Tomato wird keinmal die schlechteste Note vergeben. Dafür verteilen 27 %
der Befragten die Bestnote 1 für Intersport. Der Großteil
der Interviewten vergibt für die Sportartikelhändler eine
Note 2 bzw. Note 3. Wenn es darum geht, aufgrund der
Erfahrungen einen Händler weiter zu nutzen, gewinnen Intersport, Gigasport und Hervis vor Sport 2000,
Blue Tomato, Sports Direct und Runners Point. In Zeiten
von Social Media ist die Empfehlungsrate zu einem
wichtigen Faktor geworden. Umso interessanter, welchen
Sportartikelhändler die Befragten am ehesten weiterempfehlen würden. Die Nase vorn hat laut market-Studie Intersport, gefolgt von Hervis, Blue Tomato, Giga­
sport, Sport 2000, Runners Point und Sports Direct. Den
größten Preisvorteil sehen die 1.000 Interviewten bei
Hervis, gefolgt von Intersport und Sports Direct. Den besten Service bekommen die Österreicher laut dieser
repräsentativen Studie bei Intersport geboten, gefolgt
von Hervis, Gigasport, Runners Point, Sports Direct,
Sport 2000 und Blue Tomato. Besonders interessant für
den Handel sind die Ergebnisse jener Frage, die sich mit
den entscheidenden Kriterien bei der Auswahl des
Sportartikelhändlers beschäftigt. Demnach gehen 30 %
zu jenem Sportartikelhändler, der den besten Preis
anbietet. Demgegenüber stehen 25 %, die dort kaufen, wo
sie die beste Beratung erhalten. 16 % entscheiden sich für
den nächstgelegenen Händler, dicht gefolgt von 15 %, die
zu dem Sportartikelhändler mit dem größten Sortiment
gehen. 6% favorisieren den Händler mit dem besten Service. Für 5 % ist entscheidend, dass sie zu jenem Händler
gehen, bei dem sie immer einkaufen. Die Studie ergab,
dass die höchste Kundenbindung bei Intersport vorliegt,
gefolgt von Gigasport, Hervis, Blue Tomato, Sport 2000,
Runners Point und Sports Direct. Online am besten vertreten (entsprechend der Summe aus den Vergaben von
Note 1 und Note 2), sind laut Meinung der Befragten
Hervis, Intersport und Blue Tomato. Mehr zu dieser
­Studie unter www.market.at. SA
30
TZ 17 2016
© Dachstein
SPORTHANDEL
Qualität vor Diskont. Marktteilnehmer wie eben Sport 2000,
Intersport oder Hervis haben von dieser Entwicklung profitiert. Eine
Vielzahl der ehemaligen Eybl-Kunden hat sich nach oben orientiert,
Richtung Fachhandel, die anderen haben sich an preisaggressive
Anbieter gewandt. Mit klugen Aktionen wie etwa der EintauschAktion von Eybl-Kundenkarten gegen eine Intersport-Gutschrift
konnten die verwöhnten Eybl-Kunden gewonnen werden. Bei der
Kommunikation mit dem Endverbraucher wird immer wichtiger, zu
zeigen, wofür man steht. Sport 2000 etwa startet im Herbst mit einer
neuen Kampagne: »Beratung ist unser Sport«, heißt es dann. Die
Situation ist noch nicht endgültig aufgelöst, die Chance, neue Kunden zu gewinnen, besteht nach wie vor, denn viele der ehemaligen
Eybl-Käufer sind noch auf der Suche nach einem neuen Sporthändler ihres Vertrauens. Bedenkt man die enormen Verluste auf Seite
von SDI und die positiven Zahlen im Fachhandelssegment, liegt der
Schluss nahe, dass der heimische Sporthandelskunde seine Ware in
erster Linie nicht im Diskontbereich sucht, der durchschnittliche
Käufer von Sportartikeln als qualitätsorientiert einzustufen ist. Was
in Anbetracht dieser Situation zu beachten ist: Der Kunde hat
damals »beim Eybl« eingekauft. Die Einzelhandelsmarke war ebenso
wichtig wie einzelne Produktmarken. Der Handelsname steht für ein
bestimmtes Image – und der Kunde lässt sich diesbezüglich nicht
gerne in die Irre führen, denn er ist informiert. Diesen Faktor haben
die Briten von SDI massiv unterschätzt, den Österreichern ohne
Rücksicht ihr Diskontkonzept aufgezwungen und darüber hinaus
noch für Verwirrung gesorgt. Während der Plan zunächst lautete,
Sports Experts in Sports Direct umzuwandeln und Sport Eybl als
Qualitätsschiene weiterzuführen, entschied sich der Sportdiskonter
schlussendlich dafür, alle Filialen beider Formate auf Sports Direct
umzufirmieren bzw. einige der großen Eybl-Standorte in deren Premiumvertriebslinie Lillywhites überzuführen.
SPORTHANDEL
Der Markt hat sich durch den Eintritt von
Sports Direct noch stärker in ein Qualitätsund ein preisgetriebenes Segment unterteilt.
Umso wichtiger ist es für Sport 2000, weiterhin auf intensive Beratung zu setzen.
© Sport 2000
Holger Schwarting, Vorstand Sport 2000
Oben: Stimmiges Ambiente bei Sport 2000
Rankl in Schladming
© Hervis
Unten: Der innovative Kassenbereich in
der modernsten Hervis-Filiale, die kürzlich
im Haid Center eröffnet hat.
Volle Verwirrung? Die aktuelle Situation sieht allerdings
folgendermaßen aus: »SDI lebt von Kundenfrequenz. Wenn es die
nicht gibt, passt das Geschäftsmodell nicht mehr. Sports Direct
selbst schafft es aber nicht, Frequenzbringer zu sein. Also lautet die
Vorgabe, Filialen zu vermieten bzw. zu verkaufen, die zu wenig Frequenz bringen«, erzählt Gernot Kellermayr, VSSÖ. Während Sports
Direct also bereits wieder versucht, unrentable Standorte zu verkaufen (zuletzt etwa die Filiale im Tiroler Einkaufszentrum Cyta an den
Intersporthändler Wintersport Tirol AG, die im Herbst 2016 Eröffnung feiert), tritt die Marke anderenorts noch unter dem Eybl-Logo
auf. So etwa in der Linzer PlusCity. Dort eröffnete nun am 1. September auch ein Intersport-Flaggschiff mit 2.500 m². Diese Konstellation
verspricht, spannend zu werden – und teils verwirrend für den Konsumenten, da zwar Eybl zu lesen, aber das Sports-Direct-Sortiment
zu haben ist. Laut Brancheninsidern geht es dabei um den Mietvertrag mit der PlusCity, der verloren ginge, wenn Eybl in Sports Direct
umfirmiert. Auch am ehemaligen Eybl-Worldstore in Vösendorf
prangt nach wie vor riesengroß der Eybl-Schriftzug, obwohl der
Standort laut Lillywhites-Website als Lillywhites-Standort geführt
wird – Konsumenten-Konfusion vorprogrammiert. Und dann ist da
noch die Sache mit der Kooperation von Lillywhites, jener Premiumvertriebsschiene von SDI, und Kastner & Öhlers Gigasport. Seit dem
Frühjahr 2016 betreibt nun Gigasport in den Lillywhites-Filialen in
Salzburg und Linz die Bike- und Wintersportabteilungen und somit
jene Flächen, die nicht in die vorrangigen Kompetenzbereiche von
SDI fallen, aber am heimischen Markt zu den wichtigsten Umsatzbringern zählen. Laut einer Meldung der Zeitung Heute ist die Partnerschaft vorerst auf zwei Jahre befristet. Ein Brancheninsider
berichtet, dass der Deal zwischen SDI und Gigasport die Voraussetzung beinhaltete, dass alle Filialen zum Inkrafttreten der Zusammenarbeit bereits auf Lillywhites gebrandet sein sollten. Realität ist,
dass Außen zwar Lillywhites (und Gigasport) zu lesen ist, drinnen
aber die Verkäufer mit Sports-Direct-Shirts herumlaufen. »Ein sehr
halbherziges Konzept«, so der Experte. Von Seiten SDI ein kluger
Schachzug – ob Gigasport mit dem Schritt nun glücklich ist, bleibt
dahingestellt.
Decathlon und XXL – noch ein Diskonter und eine
neue Mitte? Während es also Sports Direct nach drei Jahren noch
immer nicht geschafft hat, in Österreich wirklich Fuß zu fassen, stehen auch schon die nächsten Sportriesen bereit, um den heimischen
Markt zu betreten. Aus Frankreich tritt (voraussichtlich 2017) der
Diskonter Decathlon an, der damit unmittelbare Konkurrenz für
Sports Direct wäre. Die Franzosen seien aber gut vorbereitet auf Österreich, im Gegensatz zu SDI, die auf Grund des guten Übernahmeangebotes Knall auf Fall den Markt enterten, meint Gernot Kellermayr,
Präsident des Verbandes der Sportartikelerzeuger und -ausrüster.
»Decathlon schaut sich unseren Markt seit zehn Jahren an und
beschäftigt sich ausführlich mit Gewohnheiten und Gepflogenheiten.« Gesprächen in der Branche kann man entnehmen, dass der
norwegische Sporthändler XXL All Sports United ebenfalls vor einem
Markteintritt steht. Ein offizieller Zeitplan ist noch nicht bekannt. XXL
sieht Kellermayr in einer wertigeren Schiene als Decathlon. Von der
Breitenwirkung her würde er sich vermutlich mit Hervis um Kunden
matchen und damit so etwas wie eine »neue Mitte« abbilden. Holger
TZ 17 2016
31 SPORTHANDEL
Wenn wir drei Jahre hintereinander ein
zweistelliges Wachstum erzielen werden,
sind wir und unsere Händler motiviert,
diese Strategie auch in Zukunft fortzusetzen.
Wir wollen mit »Best in Town« das beste
Angebot in Service und Qualität bieten.
Baustelle Wien. Apropos Wettbewerb. Der wird sich zukünftig
in Wien verschärfen. Nach dem Wegfall der drei riesigen Eybl-Häuser in Wien – zusammen fast 30.000 m² – klaffte eine Lücke. Das
Segment Sport war im Wiener Handel eindeutig unterrepräsentiert.
Nun tut sich wieder einiges. Darunter zwei neue Intersport-Standorte im Süden (Bereich SCS) und Norden (Bereich Stadlau) von
Wien, beide Geschäfte mit jeweils über 3.000 m². »Wir betreiben im
Großraum Wien bereits etablierte Standorte. Die zwei neuen Stores
sind eine gute Abrundung des bestehenden Angebots«, so Intersport-Österreich-Geschäftsführer Mathias Boenke. Auch für HervisGeschäftsführer Alfred Eichblatt hat Wien eine besondere Bedeutung: »Wir haben vor einiger Zeit in Wien-Mitte The Mall einen
Hervis Future Store eröffnet, sind am Westbahnhof mit Hervis
Express eingestiegen und sind auch am neuen Verkehrsknotenpunkt
Hauptbahnhof sowie im neu eröffneten Huma Eleven vertreten.«
Dabei steht für Eichblatt immer auch im Vordergrund, dass ein
Multichannel-Ansatz verfolgt wird, die Kompetenzen von Filialgeschäft und Online dabei verknüpft werden. Services wie »Click &
Collect« oder »Click & Reserve« sind bei Hervis selbstverständlich.
Bei Intersport nennt sich dieses Service »Check & Reserve«: »Der
Konsument schaut sich die Ware im Internet an, sieht, wo sie verfügbar ist, reserviert sie und kann sie schließlich im Shop abholen«,
erklärt Boenke. Der Intersport-Österreich-Geschäftsführer verortet
hier ein großes Interesse des Kunden, der sich in den letzten zehn
Jahren massiv verändert habe. Wenn sich der Kunde in immer
rascheren Zyklen verändert, dann ist für Mathias Boenke eines klar:
»Als Händler muss man für den Wandel geschaffen sein.« Dem ist
nichts hinzuzufügen.
SA
© Intersport
Schwarting, Vorstand der Sport 2000, sieht die Mitte kritisch: »Es hat
einen Grund, dass die Mitte weggebrochen und im Moment unbesetzt
ist. Es gibt immer mehr eine Polarisierung des Marktes – entweder
sehr preisorientiert oder mit hochklassiger Beratung. Der Rest wandert ins Internet ab. Jene Anbieter, die in der Mitte sitzen, bieten weder
den besten Preis noch das beste Service an. Das ist der viel besprochene Tod der Mitte: stuck in the middle. Tendenziell streben alle
Handelskanäle in Richtung Marktführerschaft, daher rechne ich nicht
mit einer Neubesetzung der Mitte, sondern mit einem verstärkten
Wettbewerb in den Segmenten.«
© Intersport
Mathias Boenke, Geschäftsführer Intersport Österreich
Immer mehr Österreicher genießen die
Vorteile des Onlineshoppings, wollen aber
gleichzeitig nicht auf das Einkaufserlebnis
und die Beratung in der Filiale verzichten.
Kundenfreundliche Optionen wie »Click &
Collect« oder »Click & Reserve« punkten.
Alfred Eichblatt, Geschäftsführer Hervis
32
TZ 17 2016
In der Coaching-Zone von Intersport können interessierte Kunden Sportgeräte ausprobieren und sich kompetent beraten
lassen.
ATHLEISURE
Sportwärts
© Puma
Es wird sportlich auf den Modeflächen
des Landes. Welche Marken und Händler
beim Trend Athleisure bereits vorne mit
dabei sind, zeigt eine kleine Rundschau.
T
urnschuhe im Büro? Was vor gar nicht allzu langer Zeit noch
undenkbar gewesen wäre, ist seit einigen Jahren durchaus salon­
fähig. Die Sneakers erleben einen regelrechten Boom und gaben
die Richtung vor. Für einen Trend, der sehr sportlich aussieht, aber
nicht unbedingt zum Sport getragen werden muss. Aus der ent­
gegengesetzten Richtung kommend, befeuerte eine weitere Entwicklung den
Trend zur Sportivität. Denn Sportarten wie Yoga und Pilates ebneten den Weg
für eine Mode, die nicht nur im Fitness-Studio, sondern auch am Weg dorthin
gut aussehen muss. Also für einen Trend, der zum Sport getragen wird, aber
nicht unbedingt nach Sportbekleidung (in der bis dahin gültigen Definition)
aussehen muss. Mittlerweile werden aber nicht nur Sportmarken immer
modischer, sondern auch viele Modemarken verpassen sich entweder einen
sportiven Anstrich oder setzen auch gleich einmal ganz auf neue, echte Active
Wear. Athleisure ist eines der wohl wichtigsten Schlagworte der kommenden
Saison, umgesetzt wird der Trend in verschiedenster Breite und Tiefe, ange­
fangen von dezenten Galonstreifen bis hin zu sportlichen Hightech-Materia­
lien für Business-Looks. Das Angebot für ein sportives Sortiment und, damit
verbunden, eine Möglichkeit für frische neue Optiken im Modehandel sind
also schon vorhanden. Im Moment gilt es auszuloten, auf welche Weise sich
der Athleisure-Trend auf den Modeflächen umsetzen lässt, welcher Marken­
mix und welche Kombinationen hier die richtigen sind. Wer
hier vorne mit dabei ist, dem bietet sich wieder einmal die
Chance, sich mit seiner Sortimentszusammenstellung vom
Mitbewerb abzuheben.
Wie breitenwirksam das Thema Sportivität mittlerweile ist,
zeigt am Beginn einer kleinen TZ-Rundschau, dass auch die
großen vertikalen Anbieter auf den Zug aufgesprungen sind.
Zwar hat H&M schon länger Sportbekleidung im Sortiment,
allerdings wird es in letzter Zeit vermehrt in den Fokus der
Kommunikation gestellt. So entstand etwa die jüngste
­Kollektion unter dem Titel »For every victory« in Zusam­
menarbeit mit dem schwedischen Olympia-Team, in der
Kampagne dafür ist US-Promi Caitlyn Jenner zu sehen, die
vor ihrem Reality-TV-Leben im Jahr 1976 olympisches Gold
im Zehnkampf holte. Auch der Anbieter Bik Bok für junge
Frauen, Teil der norwegischen Varner-Gruppe, präsentierte
mit der neuen »Balance«-Kollektion gerade eben eine Frei­
zeit-Style-Linie mit Legging, Oversized-Hoodies und MeshTops, die, ganz im Trend, von Yoga und Ballett inspiriert
wurden.
TZ 17 2016
33 Hochwertige Höchstleistungen. Aber nicht nur die jungen
vertikalen Konzepte sind bei diesem Trend vorne dabei. Auch hochwertige
Anbieter haben das Trendpotenzial erkannt. »Der Handel hat in den letzten
Wochen über die Fachpresse mitbekommen, wie diese Athleisure-Welle aus
den USA nach Europa überschwappt«, erzählt Norbert Lock, Managing
Director Wholesale & Retail beim deutschen Hersteller Marc Cain: »›Aber
wie auf der Premiumfläche adaptieren?‹, war die Frage. Deshalb waren
unsere Partner nicht nur überrascht, sondern froh, dass Marc Cain dieses
Thema so ausgereift auf den Punkt gebracht hat. Funktionell wie auch dekorativ und versehen mit allen Must-have-Accessoires.« Und auch über die
Frage der Darstellung hat man sich bei Marc Cain bereits im Vorfeld Gedanken gemacht, denn das Angebot gibt es »samt CI-gerechtem Fitwear-Interior als perfekte Basis zur Ausstattung eines Flächen-Pop-up-Shops oder
Fitrooms.« Wie das im Idealfall aussehen kann, konnten die Partner bereits
auf der Berliner Panorama sehen, denn dort wurde der gesamte Messestand
dem Fitwear-Programm gewidmet. Die Active-Wear-Linie mit Shorts, Leggings, Bustiers und Blousons sowie Westen und Zipperjacken in kräftigen
Farben, in »Leoflage« und mit Blütenblätter-Prints wird laut Lock auch
fester Programmteil der Kollektion.
Auch der Hosenspezialist Cambio schlägt mit seiner »Athletics« in die gleiche Kerbe. Das Kampagnenvideo zur funktionalen Hose mit weißen, seitlichen Einsätzen spiegelt exakt den Kerngedanken des Trends wider und
zeigt eine Hose, die sowohl vor als auch während und nach dem Training
gut aussieht. Die Produktgruppe Hose eignet sich überhaupt gut als Einstieg
in die Thematik, wie auch Katrin Stocker, Einkaufsleiterin Mode Damen bei
Kastner & Öhler weiß: »Im Herbst 2016/17 zeigen uns schon einige Premium-Marken den Athleisure-Gedanken, vor allem in der Warengruppe
Hose etwa Cambio oder Brax.« Sie verortet die Herkunft des Trends ähnlich:
»Gekommen ist er bereits aus den letzten Saisonen, es ging um Bequemlichkeit, Materialien, Casual Look, angefangen bei der Tapered, Jogginghose, Jeggings. Durch die Einflüsse von Lebenseinstellungen auf den tägli-
ICH
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Rafael Duleba
© Steffl / McQ Alexader McQueen
Einkauf HAKA sowie
Denim & Trend bei Steffl
Department Store
34
TZ 17 2016
© PUMA
ATHLEISURE
chen Look und den Yoga- und Pilates-Boom der
letzten Jahre hat sich die Industrie Gedanken hinsichtlich der kommerziellen Übersetzung dieser
bequemen Trainingshosen gemacht.« Und ergänzt:
»Kommerziell umgesetzt ist es in der Hose meist
durch einen Galonstreifen oder transparente Einsätze. Ganz Trendige setzen schon auf die Trackpant,
die bereits die Trainingshose wieder alltagstauglich
macht.«
Das Label Juvia entstand genau vor diesem Hintergrund. Gründerin Judith Dommermuth wollte komfortable Freizeitkleidung bieten, die aber hochwertig
und jenseits des Schlabber-Looks ist. Nun hat sie das
Angebot erweitert: »Unsere Kollektion ist im Kern
Wie sehen Sie den Athleisure-Trend?
Ich beobachte diesen Trend schon sehr lange. Adidas und Nike waren sicher die Vorreiter
und der Ursprung des Athleisure-Trends durch ihre erfolgreichen Kooperationen mit
Designern und Celebritys beim Sneaker. Der Sneaker wurde zum Kultobjekt und löste
eine Lawine an Sport-Einflüssen in der Mode aus. Auch bei den Denims ist Elasthan sehr
wichtig, ein Stoff, der ursprünglich aus der Sportswear kommt. Die Entstehung und der
Hype werden aber zusätzlich durch den enormen Körperkult beeinflusst: eine Nebenerscheinung von Social Media, bei denen der schöne Körper im Mittelpunkt steht – und
unter »schön« wird derzeit »strong« verstanden, der muskulöse, wohlgeformte Körper.
Athleisure-Looks sind sehr körperbetont und zeigen eine sportliche Silhouette. Aber
Achtung: Das sportliche Outfit allein macht den Mann noch nicht zum Athleten!
Was wird hier derzeit angegriffen? Wie wird es getragen?
Der Look wird bei unseren Kunden stark nachgefragt, viele greifen bei diesem Trend zu,
weil er bereits bei uns erhältlich ist. Oft ist der Athleisure-Trend nicht auf den ersten Blick
erkennbar, da er selten so auffällig präsentiert wird wie beispielsweise bei Adidas. Bei
vielen Marken wie Maje und Sandro Paris ist der Trend subtiler in den Kollektionen
verpackt. Man sieht Sweater, Hoodies, Neopren, Mesh-Stoff oder Kleider aus Stretch aus
dem Sportswearbereich. Viele Herren fragen aber explizit nach bestimmten Produkten,
die sie aus der Werbung kennen, wie etwa nach dem »Ice Jacket« von Stone Island. Die
Marke hat damit einen großen Hype ausgelöst, und natürlich muss unser Beratungspersonal zu diesen Innovationen bestens geschult sein. Die Looks werden sowohl von Liebhabern all-over getragen oder reduzierter in Kombination mit anderen Teilen gestylt.
Generell handelt es sich um einen sehr reduzierten, cleanen Look, der den Träger in den
Mittelpunkt stellt. Jedoch ist der Look sehr detailreich durchdacht und wird zur entsprechenden Denim und zu Sneakers gestylt.
ATHLEISURE
© LODENFREY / adidas by Stella McCartney
© STEFFL / Cambio
Judith Dommermuth, Gründerin Juvia
schon sehr sportlich, deshalb lag es nahe, dass wir unser Sortiment von
Loungewear auch um Active Sportswear erweitern. Wir haben eine Capsule
Collection erstellt, die sich perfekt in die Hauptkollektion integriert«, erzählt
Dommermuth weiter, die mit ihrem Label schon heute bei rund 45 Kunden
in Österreich vertreten ist: »Und so lässt sich mit wenigen Key-Pieces das
Thema Active Wear in die Modeboutique integrieren.«
SportgröSSen. Aber es sind ja nicht nur die modischen
Anbieter, die diese Thematik bedienen. Denn auch die Sportmarken wittern ihre Chance in diesem modisch heißen Feld. So
schlägt etwa Adidas mit seinen Designkooperationen und Kapsel-Kollektionen die Brücke zwischen Sport und Mode. Prominentestes Beispiel: die »Adidas by Stella McCartney«-Linie, die
bereits seit elf Jahren für Highlights sorgt und sich schon lange
einen festen Platz in so manchem Modehaus wie etwa Lodenfrey in München erobert hat.
»Where the Gym meets the Runway« – dieses Motto hat man sich
auch bei Puma auf die Fahnen geschrieben. »Während der
Fashionhandel immer stärker auf sportliche Einflüsse setzt und
vermehrt Performance-Produkte einkauft, ist im Sportfachhandel
immer mehr modische Inspiration für die Kundinnen gefragt«, ist
Hannelore Weiss, Head of Merchandising Puma D-A-CH, überzeugt: »Von daher eröffnet uns der Trend natürlich ganz neue
Verkaufswege.« Es gehe darum, hochfunktionale Styles, die die
neuesten Performance-Technologien bieten auch zu ausdrucksstarken Key-Pieces auf der Straße zu machen. Als Beispiel nennt
Weiss die »Gold Pack«-Kollektion von Puma, deren Street-Styles
in Gold, Schwarz und Weiß die Grenzen verschwimmen lassen.
Auch auf der Fläche macht sich der neue Trend bemerkbar: »Am
POS setzen wir mit speziellen Shop-in-Shop-Konzepten immer
mehr auf das Thema Athleisure und zeigen einen ansprechenden
Cross-Category-Mix zwischen Performance- und Sportstyle-Produkten«, erläutert Weiss den Puma-Ansatz: »Denn Konsumenten
kaufen heute immer weniger nach bestimmten Kategorien ein,
sie möchten sich immer neu inspirieren lassen und mixen und
matchen unterschiedliche Styles.« Dass sich hier ein zukunftsträchtiger Ansatz entwickelt, davon ist sie überzeugt: »Wir denken, dass das Thema Athleisure sowohl den Sportfachhandel wie
auch den Fashionhandel langfristig beeinflussen wird und hier
ganz neue Impulse entstehen.«
BN
© Marc Cain
»Der Casual-Street-Look etabliert sich immer
weiter, und ich bin sicher, dass dieser Trend
erst am Anfang ist! Schon bald wird es normal
sein, einen coolen Jogger und auch kombinierte
Sportswear auf eine neue, edle und schicke
Variante im Alltag zu tragen!«
»Der Sportivity-Trend
beeinflusst die Mode
immer mehr. Die MarcCain-Kundinnen wollen
auch beim Workout
keine Styling-Kompromisse mehr eingehen und
gleichzeitig diese Active
Wear ganz selbstverständlich in ihre Alltagsgarderobe integrieren.«
Norbert Lock, Managing Director
Wholesale & Retail Marc Cain
TZ 17 2016
35 MODE AKTUELL
PIQUADRO
ro
© Pi qu ad
Fashion-statement
Rucksack
S
© Burton
ahara-Abenteurer Rocco Rava und Segelsportler Pierluigi Coscarella sind die Lookbook-Testimonials der Travel- und Sport-Chic-Linien von Piquadro. Für beide beweisen sich Rucksäcke als dynamische Begleiter in jedem Terrain und bieten zudem
smartes Design in hochwertigen Materialien. So lässt sich das Modell »Pegasus« (Nubuk­
leder mit Glattlederschnallen) flexibel als Rucksack oder mittels seitlichem Griff als Tasche
tragen. Der kalbslederne Kabinen-Trolley »Blue Square« wird dank anbringbarer Gurte zum
praktischen Rucksack. Der Cargo-Rucksack »Perseus« bleibt dank vieler Fronttaschen
­perfekt organisiert und lässt sich auch leger als Dufflebag über die Schulter hängen.
Burton
D
Retro-Fleece
ie Marke Burton steht schon lange
für die Verbindung von Heritage
mit den neuesten Technologien.
Und in 40 Jahren Brand-Geschichte finden
sich auch einige Looks, die ein zweites
Leben geschenkt bekommen. So geschehen in der neuen Fleece-Kollektion, bei
der Burton ikonische Styles mit den
modernsten Materialien vereint. So
kommt etwa der Dryride Thermex zum
Einsatz, der gleichzeitig warm hält und
atmungsaktiv ist. Aber auch alle anderen
funktionalen Anoraks und Pullover mit
schickem Retro-Appel rüsten sowohl für
raue Nächte in der Natur als auch für den
Großstadtdschungel.
36
TZ 17 2016
© Invista
© Marc o`polo
MARC O’POLO
Im Zeichen
des O’
I
m Sommer 1967 beschlossen Rolf Lind,
Göte Huss und Jerry O. Sheets – zwei Schwe­
den und ein Amerikaner aus Stockholm –,
ein Bekleidungsunternehmen der anderen Art
zu gründen. Die Modewelt wandte sich damals
den aufkommenden synthetischen Fasern zu –
die drei wollten dagegenhalten und setzten auf
Naturtextilien, die sie aus Fernost importierten.
Was noch fehlte, war ein guter Firmennamen.
Fündig wurden die Entrepreneure beim Venezi­
aner Marco Polo, der im 13. Jahrhundert nach
Asien aufgebrochen war. Die zündende Idee,
das Logo mit einem augenzwinkernden Twist
zu versehen, kam, als sie den Namen des See­
fahrers mit Jerry Sheets’ Mittelinitial »O« kom­
binierten. Dieses wurde ab und zu mit Apo­
stroph statt einem Punkt geschrieben – so, als
ob Sheets ein Ire wäre. Damit war das Label
Marc O’Polo geboren – und 50 Jahre später feiert
man die Schöpfung, indem man zwölf interna­
tionale Künstler einlud, das O’ auf ihre eigene
Art zu interpretieren.
Fenster-Reise
Ultimativer
Winterdenim
Z
wei bemerkenswerte Neuentwicklungen aus dem Hause
Invista (mit 10.000 Mitarbeitern einer der weltweit größten
Hersteller von Polymeren sowie Eigentümer der Fasermarke
Lycra) finden nun ihren Weg über innovative Stoffproduzenten (wie
Calik Denim, Tejidos Royo oder Orta) zum Handel und zum Endver­
braucher. Denim-Stoffe mit der Thermolite-Infrarot-Technologie
erwärmen sich dank keramischer Pigmente spürbar, sobald sie Son­
nen- oder künstlichem Licht ausgesetzt sind. Die Thermolite-DualLayer-Struktur schafft hingegen Hohlräume innerhalb des Stoffes
und die eingeschlossene Luft hält den Träger warm und trocken. Für
die künftige Lancierung ultimativer Winter-Jeans kommt noch ein
entscheidender Benefit ins Spiel: die Leichtgewichtigkeit der Stoffe
samt authentischer Denim-Ästhetik.
© www.dekowoerner.de
Heinrich Woerner GmbH
INVISTA
I
m aktuellen Katalog Herbst/Weihnachten vom Deko-Spe­
zialist Woerner findet man unter anderem vielfältige
Deko-Ideen rund ums Thema Reisen. Dieses kann einer­
seits mit Koffertruhen-Sets, einem Kofferwagen oder Nostal­
giekoffern in verschiedenen Formaten, Größen und Farben
umgesetzt werden. Auch ein Banner im Stil alter Bahnhofs­
uhren und ein Kompass bedienen das Thema. Andererseits
verbreiten manche Displays in Form des schiefen Turms von
Pisa, des Big Ben oder des Kolosseums Lust auf ganz bestimm­
te Reiseziele. Gerade die Destination London steht mit einer
englischen Telefonzelle in Form eines Displays, einem roten
Briefkasten und einem Mini-Doppeldeckerbus hoch im Kurs.
Gen Frankreich weist dagegen ein Eiffelturm als täuschend
echte Metallnachbildung aus massivem Holz mit einer Höhe
von 170 Zentimeter.
TZ 17 2016
37 © Jac k Wol fsk in
MODE AKTUELL
Jack Wolfskin
Unvergesslich
D
ie Outdoor-Spezialisten
von Jack Wolfskin begeben zur Wintersaison
2016/17 eine breit angelegte neue
Marken-Kampagne, in deren Mittelpunkt der Claim #MachDeinLebenUnvergesslich steht. »In
unserer neuen, modernen SelfieKampagne geht es darum, seine
ganz persönlichen Outdoor-Träume zu entdecken und diese auch
zu erleben. Sie ist Aufforderung
und Haltung zugleich und drückt
aus, worum es im Leben wirklich
geht: Das eine Leben, das wir
Menschen haben, so glücklich
und erfüllt wir möglich zu gestalten«, sagt Jan Erik van Djik, Global
Marketing Director Jack Wolfskin.
Nobis
Jubiläumsjahr
© Nobis
S
38
TZ 17 2016
eit zehn Jahren steht die kanadische
Marke Nobis bereits für funktionelle
Outerwear. Das mit diesem Jubiläum
noch lange nicht Schluss sein soll, zeigt
auch die Übergangskollektion 2017, die
eine anspruchsvolle Auswahl an vielseitiger Performance-Outerwear und Headwear bringt. Das Sortiment wurde außerdem um elegante Regenbekleidung sowie
besonders leichte, mit 100 % weißen kanadischen Entenfedern gefütterten Daunenjacken erweitert. Mit der »Embrace«Membranschicht, verdichteten Nähten
und DWR-Schicht halten die wind- und
wasserabweisenden sowie atmungsaktiven Jacken ihre Träger trocken und warm.
Zu jeder Jacke wird eine Reihe an passenden Kopfbedeckungen angeboten, die
Mützen und Hüte werden aus verschiedensten Materialien und in unterschiedlichsten Texturen von Wildleder und Wolle
bis zu Reversible Denim gefertigt.
MILESTONE
Wollmantelcomeback
O
Erscheinungstermin: 20. Oktober 2016
Druckunterlagen-Schluss: 03. Oktober 2016
© Milestone
© RV RONCATO
b Business- oder Casual-Style: Milestone – an
und für sich Jackenspezialist – sieht den
Mantel in der kommenden Verkaufssaison
als essenziell. Dabei wird mit vielfälti- g e n
Mutern und Materialien gespielt. Etwa
strukturierte Wollstoffe, weiche Jerseys oder sophisticated Doubleface-Qualitäten – umgesetzt
in klassischen Mustern à la
Checks, Salt & Pepper oder
Herringbones. Den leicht
taillierten Modellen
namens »Pistoia«, »Cappotto« und »Manchester« ist eines gemein:
der UVP von 299,95 €.
Saisonreport
Hemd
RV RONCATO
Vielflieger-Büro
E
ine raffinierte Lösung des Lederwarenherstellers aus
Padua: Der »Double« ist der erste Cabinsize-Hartschalenkoffer aus Polycarbonat, der Reise- von BusinessUtensilien trennt und bei dem man einen leicht zu bedienenden Organizer immer in greifbarer Nähe hat. Denn das
Besondere ist die abnehmbare Tasche mit intelligentem
Innenleben. So visualisiert das mit farbigen Symbolen
bedruckte Textilfutter eine Ordnungsstruktur, zahlreiche
Taschen ermöglichen die intuitive Verwaltung des Inhalts.
Der Sicherheit dient die duale Verriegelung der Fronttasche
mit Schloss und Klettband. Praktisch ist der Zugang zum
Akkuladekabel, denn die Tasche kann geschlossen bleiben.
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hande Kollektion
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Mag. Claudia Jordan
c.jordan@textilzeitung.at
Tel.: +43/1/866 48 DW 212
Mag. (FH) Stefanie Stradel
s.stradel@textilzeitung.at
Tel.: +43/1/866 48 DW 222
© GLORIETTE
ÖTZ 20
Alle Bilder © getty images
Die geladenen
Gäste konnten
die Highlights
der F/S 2017
Kollektion
bewundern.
Contemporary
Bild unten: Schauspieler Elmar
Wepper und Gattin Anita bei
der Modenschau von Rebekka
Ruetz
Moderatorin
Alexandra
Polzin und
Partner
Gerhard
Leinauer
unter Tage
am Arlberg
Mode im Stollen:
Designerin Rebekka
Ruetz zeigte ihre
aktuelle Kollektion.
DOWN UNDER
spektakulären Kulisse bot das Kunstprojekt von Lisa Krabichler und Peppi
Spiss einen kontemplativ-mystischen Rahmen für die Mode der
österreichischen Modemacherin. Ruetz, die ihre Kollektion auch schon
auf der Berliner Fashion Week präsentierte, zeigte eine vom Barock- und
Rokoko-Stil inspirierte »Funkart Collection«. Zu den prominenten Gästen
zählten Starkoch Eckart Witzigmann und Schauspieler Elmar Wepper.
Der umgebaute Store in Feldbach ist wiedereröffnet! Hausherr Ferdinand Roth (Mitte) freut sich über
das durchschnittene Band. Mit ihm freuen sich Bürgermeister Josef Ober (1. v. l.), Landesabgeordneter
Franz Fartek (2. v. l.) und Handels-Spartenobmann Gerhard Wohlmuth (3. v. l.) – und natürlich die
Familie: Tochter Kathrin Roth (3. v. r.) und Schwiegersohn Rainer Rauch.
TAG DES OFFENEN KLEIDERSCHRANKS
Wer? Modehaus Roth Wo? Feldbach Was? Das Modehaus Roth eröffnete feierlich seinen
1.700-m²-Store in Feldbach nach zwei Monaten Umbau. Für rund eine Mio. € wurde das
Flaggschiff der Händlerfamilie, die 15 Standorte in der Steiermark betreibt, umgebaut. Das
»größte Modehaus der Südoststeiermark« wurde ursprünglich 2001 eröffnet und wird liebevoll
als »Kleiderschrank« bezeichnet. Ein Highlight ist nun die Treppe ins Obergeschoß. Über ihr
thront eine riesige »Wolke« aus 5.500 Kleiderbügeln von Künstler Andras Stern. Das Haus ist
barrierefrei, kinderwagen- und altersgerecht ausgestattet – inklusive großem Erlebnisbereich für
Kids. Extragroße Kabinen und ein modernes und nachhaltiges Lüftungssystem sind State of the
Art. Am Umbau waren vorwiegend regionale Unternehmen beteiligt.
Die neue Treppe als Blickfang,
darüber schwebt ein Kunstobjekt
aus 5.500 Kleiderbügeln.
Alle Bilder © Oliver wolf foto
Wer? Rebekka Ruetz Wo? Herminenstollen im Verwalltal Was? Kunst,
gutes Essen und Mode – passt gut zusammen, richtig? Das dachte sich
wohl auch der Verein Kulinarik & Kunst St. Anton am Arlberg, der mit
Designerin Rebekka Ruetz für eine spektakuläre Fashionshow kooperierte.
Zum Auftakt des Kulinarik & Kunst Festivals ging es für rund 150 Gäste
von St. Anton per Shuttle zum Herminenstollen im Verwalltal. Vor der
SOCIETY
Präsentierte das
Trachten-Special
der ÖTZ:
Herausgeberin
Dagmar Lang
(Manstein Verlag)
mit Messeleiter
Wilfried Antlinger
Unverfälschte Tradition:
die Mädels des
Trachtenerhaltungsvereins
Kirchanschöring
Alle Bilder © Reed messe
Die Musik passte
zum Ambiente:
So schee gspuit!
Perfektes Schlussbild des Trachtenlands Bayern – und
gute Werbung für die Interessensgemeinschaft »Mode
Made in Bayern«
BAYERN, DES SAMMA MIA!
Wer? Tracht & Country Wo? Salzburg, Reed Messe Was? Der Ausstellerabend der Tracht
& Country hat lange Tradition, selten war die Stimmung so gut wie in diesem Jahr. Der
Grund? Man widmete den Abend dem Trachtenland Bayern, die »Seehofmusi vom
Ammersee« und die Tanzgruppe des Trachtenerhaltungsvereins Kirchanschöring sorgten für
zünftige Schuachplattler – und richtig gute Musi. Trotz hochsommerlicher Temperaturen
ließen es sich Brancheninsider wie Joseph Payr (Steinbock), Michi Klemera (Luis Trenker),
Herta und Wilhelm Ehrlich (Sportalm) oder Julia Trentini nicht nehmen, mit der Salzburger
Trachtenfamilie abzufeiern. Ein Ausstellerabend, wie man ihn sich nur wünschen kann!
Perfekter
Stimmungsmacher:
Michi Klemera (links),
der auf sein 20-jähriges
Firmenjubiläum anstieß.
TZ 17 2016
41 firmen&personen
IMPRESSUM
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45, Anschrift der Redaktion: 2380 Perchtoldsdorf, Brunner Feld­straße 45, Name des
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Richtung: offizielles Organ des Bundesgremiums und aller Landesgremien des Textil­
handels, Web: www.textilzeitung.at. Die Offenlegung gemäß § 25 MedienG ist unter
www.textilzeitung.at/footer/impressum abrufbar.
Handelsvertreter/Bayern mit
großem Kundenstamm sucht
Trachtenkollektion
PIONIER JEANS & CASUALS steht für Mode für Männer mit Format. Als Sportswear-Spezialist bieten die
Kollektionen dem gestandenen Mann ab 40 eine breite
Auswahl modisch trendsicherer, sportlicher aber auch
gepflegter Hosen. PIONIER JEANS & CASUALS gehört
wie z.B. Baldessarini, Pierre Cardin und Otto Kern zum
Markenportfolio der Ahlers AG. Die AHLERS AG ist
einer der größten börsennotierten Modehersteller mit
Schwerpunkt Männermode in Europa. In dritter Generation familiengeführt, beschäftigt unser Unternehmen
weltweit rund 2.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen
Jahresumsatz von 240 Millionen Euro.
Für das Reisegebiet Oberösterreich / Salzburg / Tirol und Vorarlberg suchen wir zum
nächstmöglichen Zeitpunkt einen
AREA MANAGER
(M/W)
AUFGABENSCHWERPUNKTE
IHR PROFIL
•
AkquisitionvonNeukundenundBetreuungbestehenderKundendurchregelmäßigeBesuchevorOrt
•
KaufmännischeAusbildungundmehrjährigeBerufser-
fahrunginderBekleidungsbranche
•
PräsentationderKollektionbeiKundenundim
Showroom
•
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•
SicheresundsympathischesAuftreten
•
TeilnahmeundDurchführungvonProduktschulungen
•
•
OrganisationundDurchführungvonWerbeaktionen
amPointofSale
UnternehmerischesDenkenundumsatzorientierte,
effektiveArbeitsweise
•
•
Plan-/Ist-Analysen
Eigeninitiative,Verantwortungsbewusstsein,Kommunikations-undTeamfähigkeit
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AHLERS AG · Elverdisser Straße 313 · 32052 Herford · Herr Christian Schneider · karriere@ahlers-ag.com
a hl e r s - a g.c om
42 TZ 07 2016
Antwort unter Chiffre 111 an
k.kowarz@textilzeitung.at
CAMEL ACTIVE:
PRODUKTMANAGER
WOMENSWEAR
Bei Camel-Active-Lizenznehmer Gabor Footwear hat Thomas Boden nun die neu
geschaffene Stelle des Produktmanagers
Womenswear übernommen. Der erfahrene
Senior-Produktmanager verantwortet damit
den Bereich Womenswear für Camel Active
mit der Herbst/Winter-Saison 2017. Der
47-Jährige übernimmt die Bereiche strategische Ausrichtung, Design, Technik und Produktumsetzung. Boden absolvierte eine Ausbildung bei Gabor Shoes und sammelte viel
Erfahrung im Produktmanagement für die
Marke Camel Active. Er durchlief sämtliche
Unternehmensbereiche: vom Einkauf über
das Controlling bis hin zum Produktmanagement. »Wir möchten mit der Marke Camel
Active im Bereich der Womenswear stärker
wachsen und müssen somit unser Profil
schärfen. Thomas Boden versteht seit Jahren
die Marke und deren DNA – dies macht ihn
zur perfekten Besetzung für diese Position«,
so Ralph Hanus, Geschäftsführer der Gabor
Footwear GmbH.
Der HORIZONT
am Morgen
BOGNER: ZWEI NEUE VORSTÄNDE
Seit Kurzem ist der Vorstand der Willy Bogner GmbH &
Co. KGaA um zwei Mitglieder reicher: Jon Jarlgaard wird
künftig für die Bereiche Produktentwicklung, Einkauf
und Beschaffung verantwortlich sein, während Christian
Ender (im Bild) die Position des Vertriebs- und Lizenzvorstands übernimmt. Der 47-jährige Däne Jarlgaard kann bereits 20
Jahre an Erfahrung im Bereich Einkauf, Beschaffung und Produktentwicklung vorweisen. Er arbeitete bereits als Director Operations für
die Hugo Boss AG und Escada. Ender hatte Anfang 2016 die Leitung
International Sales bei Bogner übernommen. Davor war der 40-jährige Vertriebsspezialist u. a. als General Manager Central Europe für
Louis Vuitton sowie als Managing Director bei der Hugo Boss International Markets AG tätig. Neben den beiden neuen Herren an Bord
gehören zum Bogner-Vorstand noch der Vorsitzende und Inhaber,
Willy Bogner, dessen Ehefrau Sônia Bogner, die für die strategische
Design-Beratung verantwortlich zeichnet, Alexander Wirth (Stellvertreter und COO für Vertrieb, Marketing und Lizenzen) sowie Juliane
Vögl, welche die Bereiche Finanzen, Personal und Recht leitet.
Mit dem neuen Newsletter
topinformiert in den Tag
Huber Holding: Werderits wird
Finanzvorstand
Wie aktuell bekannt wurde, hat die Huber Holding nun
einen neuen Finanzvorstand gefunden: Ehrenfried Werderits, zuvor Geschäftsführer Finanzen bei Semperit
Technische Produkte in Österreich, wird mit 1. September die Finanzgeschäfte der Huber Group, zu der die Wäschemarken
Huber, Hanro, Skiny und HOM, die Stoffsparte Arula, die Retaileinheit Huber Shop und die Servicegesellschaft Huber Tricot gehören,
übernehmen. Er wird in der anstehenden Aufsichtsratssitzung im
September offiziell als drittes Mitglied in den Vorstand der Huber
Holding AG gewählt werden. Künftig wird sich der Vorstand somit aus
Martin Zieger, Vorstandsvorsitzender der Huber-Gruppe, Ehrenfried
Werderits, Finanzvorstand, und Mathias Kerp, COO, zusammensetzen. Der neue Finanzvorstand der Huber Group und studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler kommt ursprünglich aus dem
niederösterreichischen Mödling. Er hat bereits viel Erfahrung im
Bereich Finanzen, arbeitete unter anderem für Semperit, die Österreichischen Bundesforste sowie Lauda Air Luftfahrtstationen.
Jetzt
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La Perla: Haart wird
Kreativdirektorin
Zur Saison Frühling/Sommer 2017 übernimmt Julia
Haart die Position der Kreativdirektorin beim Wäschehersteller La Perla. La Perla kündigt gleichzeitig auch
die Einführung der ersten Ready-to-Wear-Linie des
Labels zur Sommersaison 2017 an. Creative Director Haart folgt auf
Pedro Lourenço, dessen Vertrag diesen Sommer ausgelaufen ist.
Die neue Kreativdirektorin von La Perla arbeitete bereits für die
Accessoire-Kollektionen F/S 2016 und H/W 2016/17 mit dem
Design-Team der Wäschemarke zusammen. Sie wird in Zukunft
eng mit dem Design-Team von La Perla kooperieren und für die
Supervision der Kollektionen Lingerie, Nachtwäsche, Bademode,
Herrenmode, Accessoires und der neuen Ready-to-Wear-Kollektion verantwortlich zeichnen.
Mit den neuesten Themen aus der Welt der Medien, des Marketings,
der Agenturen und der Unternehmen in den Tag starten: Die HORIZONTHORIZONT
Redaktion schickt Ihnen von Montag bis Freitag zwischen 8.00 und 8.30 Uhr
die wichtigsten nationalen und internationalen Themen des Tages direkt in
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