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Die Sektion in Aktion! 2 I 2015 Reisen in fer ne Welten ...und Abenteuer vor der Haustür D AV O N : 2 / 1 5 Thomas Creighton Foto: Jochen Peters Foto: Jutta Peters Zündet Lichter an! Jeden Tag, jede Stunde, jeden Augenblick. Selbst das kleinste Flämmchen macht das Dunkel der Welt um einen Schein heller. DAVON berichten wir: Sektion Aachen des Deutschen Alpenvereins e.V. Vorstand Hütten und Wege Gruppen Organisation ein Gefäß kann nur so viel aufnehmen wie in ihm Platz ist. Ist es voll, Jochen in seinem toll bebilderten Bericht aus Peru und Katrin sehr persönlich aus Patagonien berichtet. Auch Wolfgang und Harmen waren im Nebel vom Grad wieder zurück ins Zelt fanden. Und einen politisch gesellschaftlichen Eindruck aus der arabischen Welt nach „Charlie Hebdo“ öffnet unsere Sicht aus dem Blickwinkel der Betroffenen, wie bei einem winterlichen Kamelritt in Marokko deutlich wurde. Nach dem Schwerpunkt Europa im Sommerheft haben wir diesmal wieder weltweite Tourenerlebnisse aufgenommen, wohl wissend, dass Eure Planung für die nächsten Unternehmungen dadurch sicher nicht leichter werden. Ans Herz legen möchten wir Euch die vielseitigen Erlebnisse beim Basiskurs im Stubai, dem Hochtourencamp gleich nebenan und dem Klettercamp in Warstein. Im beiliegenden Kursbuch gibt es viele Anregungen für 2016! Was durch Klettern alles möglich ist, belegt Katrin als Betreuerin einer Sport- und Wettkampfklettern integrativen Klettergruppe in ihrem Interview mit Hans genauso wie es von Marcel Braun geschildert wird, der junge Flüchtlinge in Aachen 10 Marokko Reisereportage 14 Schottland Bergsteigen Die mit den Wölfen wandern DAVON fragt: 20 Klettertreff 27+ 21 Hochtourengruppe Sommercamp Stubaital 22 Klettercamp in Warstein 25 Flüchtlingshilfe 26 Klettern mit Flüchtlingen Verein Sanierung des Aachener Höhenwegs 27 Gedenktafel für Hermann Sailer 29 Klettern Klettergebiete der Region Teil 4 30 Schmierereien an unserem 30 Kletterfelsen bei Kelmis 31 Januar 2016 - März 2016 Euch allen wünsche ich für die Redaktion erholsame Tage und viele Ideen für das neue Jahr, Dirk Emmerich www.dav-aachen.de Links und weiterführende Infos zu den Artikeln findet Ihr auf: www.dav-aachen.de/service/ davon/120-ausgabe-2-2015 http://www.facebook.com/pages/ Sektion-Aachen-im-DAV/ 2 D AV O N : 2 / 1 5 D AV O N : 2 / 1 5 18 Kathrin Wallraff Bildvorträge beim Klettern betreute. 4 6 Viva la Patagonia Reisereportage in Schottland fernab jeder Ablenkung und mussten schauen, dass sie Jugend Reisereportage besondere Eindrücke und Erlebnisse drohen in der Flut der multi- im Hier und Jetzt und Planen nur solange das Wetter mitspielt, wie Ausbildung 3 Reisereportage Gerade das macht das Bergsteigen und unterwegs sein aus: Leben Öffentlichkeitsarbeit & Service Vorwort Peru: Huayhuash-Circuit-Trek erfüllen, unterzugehen. Naturschutz 2 läuft es über. Dieses Bild halte ich mir manchmal vor Augen, wenn medialen Informationen und all den vielen Rollen, die wir im Alltag Impressum Adressen der Sektion Aachen Liebe Leserinnen und Leser, Nachruf Ingbert Babst 31 Bibliothek: Schmöker-Ecke 32 Buntes Brett 35 3 3 Reisereportage Sonnenuntergang (Vallunaraju) mel, aber ganz plötzlich sind alle Wolken rund um den Huascaran-Doppelgipfel wie weggeblasen, und bei der Rückfahrt sehen wir einen wunderbaren Sonnenuntergang und ein intensives „Andenglühen“. Der Trek – Gemischter Start Reiseeindrücke aus Peru HuayhuashCircuit-Trek Text und Fotos: Jochen Peters Laguna Churup + Churup-Gipfel Akklimatisation „Why wash“ – wie bitte? Naja, so etwa spricht man die Cordillera Huayhuash aus, die in den peruanischen Anden südlich der bekannteren Cordillera Blanca liegt. Günther und Gisela haben für sich, Gabi, Arm und mich eine Trekkingreise rund um diese Bergkette ausgetüftelt und bei der ausgezeichnteten lokalen Agentur Nuestramontaña gebucht. Gabi und Arm absolvieren vorher noch ein dichtgedrängtes Kulturprogramm mit den bekannten Highlights von Machu Pichu bis zum Titicaca-See. Wir treffen uns alle in Huaraz, dem „Chamonix“ der peruanischen Anden auf 3100m Höhe. Ein verheerendes Erdbeben von 1970 hat die ursprüngliche Stadt und ihren Charme zerstört. Stahlbeton und gebrannte Ziegel ersetzen die traditionellen luftge- 4 Huaraz und Cordillera Blanca im Morgenlicht trockneten Adobe-Lehmziegel. Nur ein paar Fassaden sind hübsch lackiert, aber schon die Seitenwände sind Rohbau. Von einem Aussichtspunkt 200m den Hang hinauf überblicken wir das Tal des Rio Santa. Im Norden erhebt sich majestätisch die Cordillera Blanca mit ihren weißen Gipfeln des Huascaran (mit 6768m der höchste Berg Perus) und des pyramidenförmigen Chopicalqui. Den knapp 6000m hohen Alpamayo, einen der „schönsten Berge der Welt“, sehen wir von hier nicht – er liegt ganz am Nordrand der Gebirgskette. Wir gönnen uns vier Tage mit Akklimatisationstouren – schließlich verläuft unser 10-tägiger Trek permanent zwischen 4100 und 5000m. Das geht nicht einfach so nach 9 Monaten am Schreibtisch … Erste Touren führen uns über einen roten Hügel mit stark erodierten Sand-Kiesel-LehmSchichten in ein kleines Bergdorf und zum malerisch gelegenen Wilcacocha-See auf ca. 3700m Höhe in der Cordillera Negra, die im Westen die salzhaltigen Niederschläge vom Pazifik abschirmt. Wir wer- 4 den noch viele „cochas“ erleben, kleine Seen oder Lagunen inmitten grüner Hügel oder am Rande der Gletscher auf den hohen Etappen des Treks. Jilmer, unser junger, fitter peruanischer Bergführer, erklärt uns ein paar Wortschnipsel aus dem Quechua, der Sprache der Ureinwohner. Cocha ist ein kleiner See, puca heißt rot, und einige Bergnamen enden auf -raju, was für Schneeberg steht. Die letzten beiden Eingehtouren sind anstrengender. Zuerst geht’s zur Laguna Churup hinauf, immerhin 4450m plus Mini-Klettersteig. Und dann – als Höhepunkt am vierten Tag – zur Laguna 69. Diese liegt weit nördlich von Huaraz malerisch eingebettet zwischen hohen Eisbergen: Huascaran, Huandoy, Pisco und Chopicalqui. Als wir keuchend auf 4650m ankommen, liegt er vor uns, in hellem Türkis, und rundherum Eiswände. Nur: Man sieht sie nicht. Heute ist es zum ersten Mal leicht regnerisch, und erst kurz vor dem Abstieg kommt etwas Sonne durch und gibt den Blick auf den Pisco frei. Der See leuchtet türkis. Beim Abstieg wird es bedrohlich schwarz am Him- D AV O N : 2 / 1 5 Trotz später Rückkehr von der Laguna 69 starten wir am nächsten Morgen wie geplant um 9 Uhr Richtung Cordillera Huayhuash. Aber der Plan geht nicht ganz auf. Günther liegt seit dem zweiten Tag im Bett und schluckt Antibiotika. Er hatte sich in Brüssel am Flughafen eine dicke Bronchitis eingefangen. Gestern wollte Gisela fast umkehren – nun hat es auch sie erwischt. Ich habe sehr bewundert, dass sie trotz der Atemnot überhaupt an der Laguna 69 ankam! Was für ein Jammer: Ein Jahr haben sich beide auf die Tour gefreut, alles organisiert und ausgefeilt, und nun ist durch einen hustenden Fluggast alles perdu? Wir sind ganz niedergeschlagen, aber es hilft nichts. Wir schauen, wann und wo beide unterwegs zu uns stoßen könnten (etwa in der Mitte des Treks), und dann fahren Gabi, Arm und ich zusammen mit Jilmer und unserem Koch Roman los. Der ToyotaKleinbus ist vollgestopft mit Lebensmitteln, Zelten und Küchenequipment. Nach etwa 5 Stunden Fahrt erreichen wir das erste Camp im Matacancha-Tal am Nordrand der Bergkette. Auf gut 4100m ist es angenehm warm. Auf grünen Wiesen weiden Kühe und Esel – unsere Lasttiere. Statt „Winter“ (Südhalbkugel) ist hier im Juni „Andean Summer“. Im Sommer (Dezember) ist es hier vor allem nass und die Gletscher werden wieder weiß gestrichen. Tagsüber in der Sonne laufen wir teils im Hemd oder T-Shirt herum. Abends wird es aber ziemlich frisch, und die Temperaturen fallen im Zelt bis 0°C. In der wärmenden Sonne steigen wir am nächsten Morgen in 2 Stunden zum 4700m hohen Blätter eines Queñual-Strauches Canan-Punta-Pass auf. Was für ein Bild: Unter uns erstreckt sich die Laguna Pucacocha (na, was heißt das wohl?) und ein Sumpfgebiet, das von mäandernden rotorangenen Bächlein durchzogen ist. Alles glitzert in der Sonne – aus sowas werden Kalender gemacht … Am Pass überholen uns die Esel, bepackt mit Holzkisten und unseren Duffel-Bags. Flavio, unser erster Eseltreiber, besitzt außerdem ein weißes Pferd, um im weitläufigen Gelände notfalls seine nachts entlaufenen Esel wieder einzufangen. Ein weiteres „emergency horse“ soll im Notfall den Hubschrauber ersetzen, den man hier nicht ordern kann. Nach einer langen Querung hinüber zur Laguna Mitucocha erreichen wir bereits kurz nach 1 Uhr das Lager Janca. Alles ist recht sumpfig hier, und Jilmer sondiert mit Bergstöcken den Weg. Der zweite Tag ist unspektakulär, zumal es stark bewölkt ist. Jilmer testet unsere Tempogrenzen aus und wir keuchen einen steilen weglosen Hang hinauf zu einem namenlosen Pass über dem Alcaycocha-See. Der Pass liegt direkt unter dem Jirishanca Chico (chico = klein, naja …) – total verkrumpeltes Gestein mit einer weißen Haube, Blätterteig mit Sahnehaube sozusagen. Über eine kleine Holzbrücke erreichen wir bald das Camp am wunderschönen Carhuacocha-See. Was für eine Lage: Hinter dem See erheben sich die Prachtstücke der Bergkette: Jirishanca, Yerupaja (mit 6617m der höchste Gipfel hier) und Siula Grande. Dummerweise halten sich die Wolken recht hartnäckig und wir sehen niemals alle Gipfel frei vor uns. Vor dem Abendessen regnet es eine Stunde kräftig. Laguna Llanganuco und Queñual-Baum Am nächsten Morgen stehe ich um halb sechs auf, um nach der pechschwarzen Neumondnacht ein Foto im Morgengrauen zu machen. Das wird das einzige Bild, auf dem die ganze Bergkette zu sehen ist. Kurz nach Sonnenaufgang kochen neue Wolken hoch, und bald liegt die ganze heutige „Königsroute“ im Nebel. Was für eine Enttäuschung! Das sollte doch der Tag werden, ein Höhepunkt der Runde mit unvergesslichen Blicken auf die Eisriesen. Wir wandern an 3 türkisen Seen vorbei. Gigantische Lawinen donnern aus den Wolken herab und werden mit jeder Terrassenstufe gewaltiger. Da möchte ich nicht zelten! Zu allem Überfluss beginnt es auch noch zu nieseln und dann zu schneien. Auf 4500m queren wir wieder einmal ein Hochmoor, und bald sind wir am gut 4800m hohen Siula-Pass angelangt. Beim Abstieg zum Huayhuash-Camp sehen wir ein Rudel hellbrauner Vicuñas. Nach Süden hin erstreckt sich eine Landschaft, die mich an die Dolomiten erinnert. Am vierten Tag passieren wir den großen Viconga-Stausee. Kurz unterhalb erwartet uns ein Camp mit „Thermal springs and showers“ – wobei die „shower“ ein kleiner Pool mit heißem Wasser für die Ganzkörperwäsche ist, bevor man dann in zwei etwas größeren Becken noch brutzeln oder schwimmen kann. Herrlich. Heute wollten Gisela und Günther wieder zu uns stoßen, aber sie kommen nicht. Über Satellit dann große Enttäuschung: Beide werden erst am Ende der Tour am Jahuacocha-See zu uns stoßen, wo sie mit uns die Westflanken der Cordillera bestaunen können. Die Bronchitis war zu heftig und morgen kommt der höchste Pass. Abends spielen ein paar Begleitmannschaften Fußball neben dem Camp. Der Ball muss immer wieder mit einem langen Brett aus dem Sumpf gezogen werden, und zum ersten Mal sehe ich Jilmer außer Atem. 5 D AV O N : 2 / 1 5 Laguna 69 Reisereportage Reisereportage Camp Quartelhuain im Matacancha-Tal Landschaft und Vegetation Wir wandern über liebliche grüne Hügel und grüne Moospolster, die sich inmitten sumpfiger Wiesen zwischen verästelten Wasserläufen ausbilden. Nur selten – knapp unter 5000m – wird es steinig und trocken. Was für ein Gegensatz zum wüstenartigen Karakorum ! Unter 4000m ist alles voll riesiger Agaven, die in der Höhe etwas kleiner ausfallen. Kakteen gibt es bis fast 5000m in vielen Formen, und ein paar weiß-wuschelige möchte man fast streicheln. Neu für mich ist das allgegenwärtige Ichu-Gras, Riesenbüschel langer harter Federgräser, die von Lamas und Tragtieren gefressen und wie Reet zum Dachdecken benutzt werden. Auch die Queñual-(Polylepsis)-Sträucher und -Bäume hab ich noch nie gesehen: ein Rosenstrauchgewächs mit kleinen ledrigen dunkelgrünen Blättern und einer vielschichtigen dünnblättrigen Rinde, die gegen die Kälte isoliert. Vielerorts blühen blau-gelbe oder violette Lupinen. In tieferen Lagen sehen wir immer wieder Kartoffel- und Maisfelder. Daneben wird auch Quinoa angebaut, ein sehr feinkörniges eiweißreiches Scheingetreide, das dem auch aus Mittelamerika stammenden Amaranth sehr ähnelt. Blumen gibt es in allen Höhenlagen. Sogar auf über 4800m im staubigen Dreck klammern sich hartnäckig ein paar gelbe Blüten fest an den Boden – völlig stiellos, um nicht Lupinen in der Morgensonne In Llamac wird’s richtig warm Jirishanca Chico … krasse Schichtung weggeblasen zu werden. Inmitten der grünen Hänge erheben sich dann eindrucksvolle Eisgipfel – krasser, als ich je welche gesehen habe. Die Anden von Peru bis Patagonien sind wie alle Gebirge Folge der Plattentektonik. Im Gegensatz zum Himalaya überwiegt bereits die Erosion, und wir sehen überall Beispiele, wie sich verknautschte Gesteinspakete und steil aufgerichtete Plattenstapel abgerundet haben und nun grüner und grüner werden. Einige Platten ragen so weit in den Himmel, dass der tropisch-nasse Schnee dort kleben bleibt und wahnsinnige Firnstrukturen und kannelierte Eiswände ausbildet. Die fast senkrechten Flanken des Alpamayo sind wohl das bekannteste Paradebeispiel dafür. Aber auch die Cordillera Huayhuash fasziniert uns mit ihren Bilderbuchwänden z.B. des Jirishanca, Yerupaja und Siula Grande. Schmelzwasser gibt es im Überfluss, und so bilden sich rund um die Gletscher türkise Lagunen und tiefblaue Seen. Die Mischung aus Grünland, unzähligen Lagunen und den Eiswänden verleiht der Landschaft ihren einzigartigen Charakter. Neben den offen liegenden Faltungen der Gebirgsschichten fällt der hohe Erzgehalt ins Auge, der auch durch Bergbau genutzt wird. Zwischen schwarz-grauem Granit tritt überall roter Boden zutage. Eisenoxid färbt viele Flüsse und einige Seen orangerot (z.B. die Laguna Pucacocha), und manche Steine kann man kaum von verrosteten Blechdosen unterscheiden. Insgesamt ergibt all dies ein unglaublich abwechslungsreiches und farbenfrohes Landschaftsbild. 6 Der Trek – Happy End Ein blauer Tag ! Endlich berappelt sich das Wetter und gibt den Blick auf die Gipfel frei. Auf dem Weg hinauf zum etwa 5000m hohen Cuyoc-Pass stolpern wir dauernd über schwarze pelzige Raupen. Eindrucksvoll steht vor uns der gigantische Granitblock des Cuyoc, der mit einem dicken Eispanzer bedeckt ist. Riesige Eistrümmer ergießen sich über die Südseite (quasi seine „Nordwand“). Nach einer stürmischen Nacht im Huanacpatay-Tal steigen wir ins 3500m „tief“ gelegene Huayllapa ab und dann in der Mittagssonne wieder hinauf nach Huatiac in unser vorletztes Camp. Und dann kommt der Knüller: Jilmer hat vorgeschlagen, eine sehr kurze und die Folgeetappe zusammenzulegen. Vom Timing her hätte man diesen Tag nicht besser gestalten können. Nach knapp 3 Stunden lassen wir nach dem TapushPass das Gashcapampa-Camp links liegen und wandern unter einem QueñualWäldchen hindurch. Ein altes Ehepaar lebt hier mit ein paar Tieren in einem Ichu-gedeckten Lehmziegelhaus. Beim Aufstieg zum Yaucha-Pass auf gut 4800m bewundere ich noch das offenliegende geologische Lehrbuch und den Diablo Mudo, einen wohl „einfach“ zu besteigenden 5350m hohen Firngipfel. Aber was dann kommt, konnte ich mir nicht vorstellen. Großes Theater – Vorhang auf für die Eiswände, von denen ich so lange geträumt hatte. Tataaa: Der Jirishanca!!! Bei der Rast am Pass sehen wir die steilen Eisrinnen seiner Westflanke, und die Sonne steht um 13 Uhr optimal, um die vielen „filigranen“ Eisrippelstrukturen und die riesigen Wechten richtig schön herauszumodellieren. Wahnsinn! Statt auf dem Weg für die Lasttiere direkt abzusteigen, führt uns Jilmer auf einem Bergrücken nach Norden, von wo aus sich das Panorama immer weiter öffnet. Zuerst kommt der gewaltige Yerupaja und der kleinere pyramidenförmige Rasac ins Blickfeld, dann schließlich auch der Siula Grande mit seiner Westseite, wo sich der „Sturz ins Leere“ abgespielt hat. Es ist kaum zu glauben. Strahlend blauer Himmel, bestes Licht, Zeit für eine ganze Speicherkarte voller Fotos, und wir ganz alleine hier oben. Whow!!! In mir löst dieser Tag große Emotionen aus – ich bin völlig überwältigt. Von einem kleinen Felskopf steigen wir steil hinab zu unserem letzten Camp am blauen Jahuacocha-See, hinter dem der Solteracocha-See türkis schimmert. Im Rückblick sehen die Lupinen wie Lavendelfelder aus. Über uns gleitet ein Condor dahin, der erste, den ich in freier Wildbahn je gesehen habe. 8 Stunden haben wir vom Start heute Morgen bis hierher zum schönsten Camp der Tour gebraucht. Die Sonne strahlt den ganzen Nachmittag in den breiten Talkessel des Sees, und das Wasser im Bach ist relativ mild – warm genug zum Haare waschen. Mit knapp 4100m ist es unser tiefstes Camp der Tour, und wir werden drei Nächte hier bleiben. Ein leuchtendes Abendrot beendet diesen herrlichen Tag. Am nächsten Tag dann große Freude: Jirishanca Jahuacocha- und Solteracocha-See Gisela und Günther kommen mit Flavios Frau und einem extra Lastesel aus Llamac herauf. Endlich sind wir alle fünf beieinander und genießen einen warmen Nachmittag, einen schönen Sonnenuntergang und einen tollen Sternenhimmel. Eine wunderschöne Sightseeing-Tour rundet den Trek ab und lässt Gisela und Günther nun auch noch die spektakuläre Kulisse erleben. Am Jahuacocha-See vorbei geht es Richtung Jirishanca und dann links nach Norden hinauf Richtung SambuyaPass. Bald liegt unter uns der türkise Solteracocha-See in der Endmoräne des Yerupaja-Gletschers. Uns gegenüber ziehen wahnsinnige Hängegletscher und Gletscherbrüche vom Jirishanca und vom Yerupaja in die Tiefe. Hier, mehr von Norden als von Westen sieht wieder alles anders aus, sehr eindrucksvoll und um einiges näher. Neben den Eismassen bestaunen wir erneut die gewaltigen Knautschzonen aus schwarzem, grauem, und rotem Gestein. Wir sind glücklich. Der Abstieg am Folgetag führt hinab nach Llamac, dem Heimatdorf von Flavio und seiner Frau, und Clemente, dem zweiten Eseltreiber. Als Überraschung gibt es noch ein Mittagessen im bescheidenen, aber stolz eingerichteten Haus von Flavio, das diesmal traditionell ohne Besteck genossen wird. Süße Kartoffeln und langsam geschmortes Huhn und Lamm sind köstlich. Holpernd nehmen wir Abschied von unseren lokalen Begleitern, und fahren die lange Strecke zurück nach Huaraz. Jilmer und unser Koch Roman laden uns wohlbehalten im Santa-Cruz-Hotel ab, wo wir nach 11 Tagen erst einmal wieder duschen.Wieder einmal haben wir neue Landschaften, Klimazonen, und eisige Fotoknüller erlebt, auch wenn diese sich auf dem Trek zuerst gut versteckt hielten. Freundliche Menschen, Schulkinder in Schuluniformen, Märkte mit buntem Publikum, ein paar Bergbauern unterwegs, glücklich weidende Kühe, Schafe und Schweine(!), wie Düsenjäger über uns hinweg „gleitende“ Andengänse – und unsere sehr nette Trekking-Crew werden uns in Erinnerung bleiben. Dazu überall farbenfrohe Kleidung, bunte Tücher, um alles über der Schulter zu tragen (vom Mais bis zum Kleinkind) statt wie in Nepal mit einem Stirnband, die allgegenwärtigen Hüte als Sonnenschutz und Schmuck … Eine echte Bereicherung. n Karten + Literatur: n Alpenvereinskarten 0/3a, 0/3b (1:100.000) und 0/3c (1:50.000) mit Cordillera Blanca und Huayhuash (zu bestellen direkt beim DAV Shop, für DAV-Mitglieder billiger). n Oskar E. Busch: Peru: Die schönsten Wanderungen und Trekkingtouren, Rother-Verlag (vage Wegzeiten). n Spanisch für Peru, Kauderwelsch-Verlag. n Thomas Lämmle, Höhe x Bergsteigen: Die taktischen Grundregeln des Höhenberg steigens, DAV Summit Club, 2010 (zu bestellen direkt beim Summit Club): ausgezeichnete Anleitung (auch für Laien gut lesbar) n Joe Simpson: Sturz ins Leere (Touching the Void) über eine Tragödie beim Abstieg vom Siula Grande. n Unsere Trekkingorganisation: www.nuestramontana.com n Links und weiterführende Infos D AV O N : 2 / 1 5 Roman, Jilmer und wir fünf www.dav-aachen.de/service/ davon/120-ausgabe-2-2015 Der QR-Code führt direkt zur ausführlichen Linksammlung Reisereportage Reisereportage Viva la Patagonia „Die Welt ist schön!“ Mein Lieblingsfoto am Fitz Roy. Patagonien. Für mich war dieser Begriff geprägt von der Erwartung schroffer Berge und grandioser Landschaften. Aber es sollte viel mehr werden. Es war der Beginn des wohl größten Abenteuers meines Lebens! A lles begann vor 10 Jahren, als ich meinen Rucksack, den Cerro Torre, kaufte und den Namen googelte. Schnell war der Traum geboren, irgendwann einmal diesen wunderschönen und schroffen Berg von Nahem sehen zu können. Und so kam es: Nachdem ich mein Examen in der Tasche hatte, packte ich meinen Rucksack und startete auf die Tour meines Lebens: 5 Monate Südamerika. Das Gefühl war unbeschreiblich! Los ging es in Rio de Janeiro, über Südbrasilien und die Iguazufälle nach Buenso Aires, von dort nach Feuerland, über Patagonien nach Mittel- und Nordchile und über Bolivien, Peru und den peruanischen Amazonas von Quito in Ecuador nach Hause. Und es sollte alles anders kommen als gedacht! 8 Das Abenteuer Patagonien und Feuerland begann am Ende der Welt in Ushuaia, wo ich Ende Dezember aus dem Flieger von Buenos Aires stieg. Was für eine Erleichterung nach dem stickigen, engen und lauten Buenos Aires! Ushuaia liegt malerisch am Beagle-Kanal und nennt sich südlichste Stadt der Welt. Was nicht ganz stimmt – Puerto Williams auf der chilenischen Seite des Kanals liegt noch etwas südlicher. Fakt ist: Es trennten mich noch genau 1000 km von den ersten antarktischen Inseln. Eine kleine 3-Tagestour in den südlichen Teil des Nationalparks Tierra del Fuego stimmte mich wunderbar auf die malerische Idylle am Südpolarkreis ein: Schneebedeckte Berge, windschiefe, mit Moos bewachsene Bäume und die klare Luft – so schön hatte ich es nie erwartet! Oft stand ich einfach nur in malerischen, abgelegenen Buchten und konnte mein Glück kaum fassen. Über Sylvester plante ich, im Wald zu feiern. Da ich niemanden fand, der mit wollte, startete ich also allein in den touristisch völlig unerschlossenen Teil des Nationalparks. Schon zu Beginn meines Weges traf ich auf zwei argentinsche Familien, die Guide-Bücher über die Region schreiben. Da der Weg schwer zu finden war liefen wir ein Stück des Weges gemeinsam und verstanden uns nach kurzer Zeit so gut, dass wir beschlossen, gemeinsam Sylvester zu feiern. Es gab ein Festmahl, das ich kurz beschreiben will: Die Argentinier brachten mit: Pan dulce (Eine Art Früchtebrot), Käse, Hamburger, Suppe, Brot, Schinken, Äpfel, Fisch, eingelegtes Gemüse, Schokolade, und, und, und… Ich konnte beisteuern: ein Brötchen und Instant-Käsefondue. Sie luden mich ein, am nächsten Tag mit ihnen eine bisher nur von Satellitenfotos bekannte Lagune zu entdecken. Natürlich war ich dabei! Ich habe die Wildnis Feuerlands unterschätzt. Wir standen knietief im Schlamm, krochen durch das Dickicht und furteten hüfthohe Bäche. Doch am Ende des Tages standen wir vor der unbekannten Lagune und fielen uns in die Arme! Nach diesem tollen Erlebnis ging es weiter Richtung Norden nach Chile: Es ging in den Nationalpark Torres del Paine. Die schroffen Zinnen zieren viele Postkarten und die 9-tägige Umrundung wollte ich mir nicht entgehen lassen. Am Eingang des Nationalparks gab es große Augen („Du willst da allein rein?!“) doch mir war klar: Man wandert nie allein und schon D AV O N : 2 / 1 5 Guanakos vor dem Torre del Paine am zweiten Tag hatte ich nette Wanderbegleiter aus Brasilien und Israel. Die Umrundung des Paine-Massivs ist entgegen jeder Behauptung einfach zu laufen und die Landschaft ist grandios. Wenn-ja, wenn da nicht das typische Wetter wäre. Im Nationalpark Torres del Paine gibt es malerische ins Wasser kalbende Gletscher und es gibt schroffe, windumtoste Gipfel um die Kondore kreisen. Es gibt aber auch viel Regen, Sturm und Schneestürme (mitten im Hochsommer), die einen im wörtlichen Sinne in die Knie zwingen. So geschehen am Tag der Passquerung, die statt 3 Stunden ganze 8 Stunden dauerte und mich tatsächlich an meine Grenzen brachte. Die folgenden Tage bei Schneeregen und 3 Grad ließen zwar keine Sommerstimmung auf kommen, aber man fährt ja auch nicht nach Patagonien in der Erwartung von Sonnenschein und 30 Grad. Alles in allem hatte meine Ausrüstung den Wind- und Kältecheck bestanden und ich konnte am Morgen des achten Tages einen wunderschönen Sonnenaufgang bei klarem Himmel an den Torres del Paine erleben. Nach diesem stürmischen Erlebnis ging es weiter gen Norden. Da die Preise entgegen meiner Erwartung sehr hoch sind, war ich mittlerweile aufs Trampen umgestiegen, was dank der Hilfsbereitschaft der Südamerikaner im Süden auch als Frau sehr sicher ist. Vorbei am Perito Moreno Gletscher (der leider touristisch sehr erschlossen ist- ich empfehle als Alternative den Glaciar Grey im T. de Paine Nationalpark ;) ) ging es nach El Chaltén. Dieses kleine Klettererdorf bildet den Ausgangspunkt zu Expe- D AV O N : 2 / 1 5 „Familienfoto“: Rucksack mit Namensvetter ‚Cerro Torre‘ ditionen zum Cerro Torre und Fitz Roy. Abseits der bekannten Touristenpfade finden sich wunderschöne Mehrtagestouren rund um das bekannte Bergmassiv. Hier hatte ich Glück: Der indigene Name des Fitz Roy lautet Calafate, was übersetzt „rauchender Berg“ bedeutet und eine wage Annäherung an die Wetterbedingungen vor Ort ist. Als ich dort war, hatte ich jedoch tagelang beste Sicht auf die beeindruckenden Bergriesen und natürlich durfte ich ihn nun von Nahem sehen: Den Cerro Torre! Es war wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag an einem Tag! Rund um El Chaltén gibt es eine Reihe rudimentärer Zeltplätze im Wald, die nicht nur idyllisch gelegen und fern des Massentourismus sind, sondern auch noch gratis. Dadurch ließen sich meine Mehrtagestouren sehr gut realisieren. Immer weiter nördlich führte mich mein Weg. Ich trieb mal hierhin, mal dorthin. Je nachdem, wer mich mitnahm. So erlebte ich chilenisches Rodeo, Viehabtriebe und wurde von Familien zum patagonischen asado (Grillen) eingeladen. Meine Reise brachte mich auch nach Bariloche, einer vielfach empfohlenen Stadt, die ich am liebsten direkt wieder verlassen hätte. Nach der Stille der patagonischen Einöde abseits von Touristenpfaden war Bariloche für mich das Mallorca Patagoniens. Auf der Suche nach Fluchtplänen fand ich den Club andino, das südamerikanische Pendant des DAV. Hier wurde ich zu Touren beraten und ins Hinterland von Bariloche geschickt. Und tatsächlich: Das nordpatagonische Hinterland von Bariloche entpuppte sich als wild, schlecht markiert, wunderschön und voller Abenteuer! 9 Da hier Verlaufen an der Tagesordnung stand, traf ich schnell auf gleichgesinnte Argentinier, mit denen ich meinen Weg fortsetzte. Jeden Tag über zwei Pässe und hinunter ins bewaldete Tal. Das war gutes Training! Im Gegensatz zum Süden Patagoniens sind die Berge hier weniger schroff und Gletscher beschränken sich auf die windumtosten Vulkankegel. Überall gibt es azurblaue Seen, was Bariloche den Zusatz „Norwegen Südamerikas“ eingebracht hat. Zu Recht. In Bariloche endete mein Patagonienabenteuer und ich reiste weiter entlang der Andenkette gen Norden. Auf meiner Reise traf ich wunderbare, hilfsbereite Menschen die mich ein Stück meiner Reise begleiteten und sie zu dem machten, was sie war: Ein tolles Erlebnis! Südamerikas Ruf ist oft nicht der Beste, gerade wenn es um die Sicherheit geht. Mein Eindruck hingegen ist, dass Südamerika ein unheimlich sicheres und schönes Reiseland ist. Wer offen mit den dort lebenden Menschen umgeht, wird mit einmaligen Bekanntschaften belohnt. Für mich war es in jedem Fall das Abenteuer meines Lebens. n Text: und Fotos: Katrin Wallraff Ich bin am Ende der Welt angekommen. 9 Reisereportage Reisereportage Marokko Der Orient vor unserer Haustür: bunte Basare, brünftige Kamele und ein großer Schock nach „Charlie Hebdo“! Sonnenaufgang am Rand der Sahara! Text und Fotos: Dirk Emmerich Warum fliegen wir mit einem großen Rucksack von Köln/ Bonn mit Germanwings nach Marrakesch und neun Tage später zurück mit Ryanair von Fes nach Weeze? Eine interessante Frage, die leider nichts mit einer neuen Idee des Billigurlaubs zu tun hat, auch nicht mit einer ganz besonderen Rundreise. Viel spannender ist allerdings die Frage, was zwischen Landung in Marrakesch und Start in Fes passiert ist?! Hier sind beide Antworten: M arokko, Ende Januar 2015 Forschend schauen wir uns nach einem freien Café-Tisch um. Doch der Trubel auf dem Djemaa-del-Fna mitten in Marrakesch hat auch die Café-Häuser erfasst. Zwei Stühle sind noch frei und so setzen Annette und ich uns zu einem älteren schmalgesichtigen Marokkaner. Schnell kommen wir mit den üblichen Fragen des Woher und Wohin ins Gespräch. Köln, als unser Heimatort im weiteren Sinne, kennen viele Marokkaner, aber auch Hamburg, München und Frankfurt seien schöne Städte. In einem ziemlich gebrochenen Deutsch hören wir dann häufig, „Guten Tag!“ oder „Bayern 10 München!“. Auch Karim war schon in Frankfurt, genießt jetzt das quirlige und natürliche Leben in Marrakesch, das sich wohltuend vom hektischen Geschäftsleben in Casablanca, das liebevoll oft nur Casa genannt wird, oder Rabat unterscheide. Dort habe er auch ein Haus, aber genauso gut könne er auch in Marseille wohnen, so sehr habe sich das Casa an den europäischen Stil angepasst. Wir erzählen von unseren Eindrücken der letzten beiden Tage hier in Marrakesch, vom Genuss der Sonne, vom wuseligen Treiben in den Souks, vom Humor und der Selbstironie der charmanten Lederjackenverkäufer und Antiquitätenhändler. Selbst nachts hatten wir uns nicht bedroht gefühlt, als wir durch die verwinkelten dunklen Gassen an schlafenden Bettlern und in Kapuzenmäntel verhüllte Gestalten vorbeischlichen. “Ja“, sagt Karim, „Marrakesch sei wirklich sicher, obwohl durch die Welt vor zwei Wochen doch ein Riss gegangen sei, der zu großer Angst und Verunsicherung geführt habe.“ „Charlie Hebdo?“, frage ich und merke wie er innerlich zusammenzuckt. Mit ernstem Nicken unterstreicht er, dass die Anschläge von Paris von allen friedliebenden Menschen – gleich welchen Glaubens – verurteilt werden. Er sei als Moslem erschüttert und traurig zu sehen, wie eine kleine Gruppe die Religi- on missbraucht um ihre abwegigen Ziele durchzusetzen. Wir stimmen schon nach wenigen Worten überein, dass Religion reine Privatsache sei und kein Mensch das Recht habe, seinen Glauben anderen aufzuzwingen. Seine Frau und Tochter kommen mit Einkäufen beladen an unseren Tisch. Zu fünft trinken wir noch einen Kaffee, bevor sich Karim verabschiedet, nicht ohne mir noch seine Telefonnummer zu geben, falls wir ihn in Casa einmal in seinem zweiten Haus besuchen wollten. Im Galopp nachts über den Atlas...! Wir holen unser Gepäck im Riad Ta‘achchaqa, einem sehr gemütlichen quadratisch um einen offenen Innenhof angelegten Gästehaus mit Dachterrasse ab und erreichen nach einem halbstündigen schnellen Marsch durch die Stadt gerade noch rechtzeitig unseren Bus von Supratours. Nach dreimaligem Hupen legt der dynamische Busfahrer los. Ich frage mich, ein trockenes Käsesandwich mit Fritten mümmelnd, ob er immer noch so gute Laune haben wird, wenn er nach acht Stunden Busfahrt mitten in der Nacht in Zagora am Rande der Sahara ankommen wird – und auch wie gut ich selbst die Fahrt vertragen werde! Wir haben durch einen frühen Kartenkauf die besten Plätze direkt hinter dem Fahrer erwischt, Annette wirft sicherheitshalber noch eine D AV O N : 2 / 1 5 Palast in Marrakesch Reisetablette ein, denn die Strecke über den Hohen Atlas verspricht kurvenreich zu werden. Wir verstehen seine gute Laune, denn mit diesem anzugsstarken Motor ist es ein wahre Freude, Sattelschlepper vor Kurven, Eselskarren bei blinkendem Gegenverkehr und sowieso jeden anderen PKW zu überholen. Busse scheinen ein imaginäres Blaulicht zu besitzen, das tatsächlich von allen respektiert wird, und so lässt er seiner Freude freien Lauf. Die schneebedeckten Gipfel kommen immer näher und mit einigen Pausen in tristen Straßendörfern erreichen wir im Dunkeln den Pass auf 2.260 Meter Höhe. Kurve um Kurve rauschen wir runter, und der tolle Aussichtsplatz hinter dem Fahrer entpuppt sich nun als Logenplatz in einem Gruselkabinett. Meine Hand gräbt sich klammernd in Annettes Oberschenkel, ihre Hand quetscht meine. Leise stöhnen wir und halten im entscheidenden Moment die Luft an, wenn der Bus sich wieder rasend schnell zwei roten Punkten nähert und ohne Sicht auf die Gegenfahrbahn ausschert. Ein Schrecken fährt uns durch die Glieder, als plötzlich Gestalten und Autos ohne Licht auftauchen. Aber immer noch ist unser Fahrer ganz konzentriert dabei. Irgendwann nicken wir ein und werden schlaftrunken von einem Polizist geweckt. Woher ich komme möchte er mit strenger Mine wissen „Allemagne!“. Und wo wir in Zagora wohnen würden. „La petite Kasbah!“, gebe ich irritiert zurück. Wortlos steigt er wieder aus, nachdem auch sein Kollege aus dem hinteren Bus zurückkommt. Unser Sitznachbar versichert uns schnell, dass die beiden sich nur um die Sicherheit der Touristen kümmern wollen und deshalb D AV O N : 2 / 1 5 „Wind, Weite, Wirklichkeit,...“ oder profaner: „Schattenspiele“ eher besorgt nach unserer Unterkunft gefragt hätten. Dies sei früher nicht nötig gewesen, aber jetzt leider wohl. Wir entern zwei Wüstenschiffe! Als wir am nächsten Morgen von der „Petite Kasbah“ nach dem Frühstück noch schnell über die staubige Straße zu einem Kiosk laufen, um ein paar Flaschen Wasser zu kaufen, trauen wir unseren Augen nicht und bleiben lachend und staunend stehen. Da kommen wie eine Fata Morgana drei mit Körben hoch beladene Dromedare im majestätisch schwankenden Passgang angeführt von zwei beturbanten Führern zielstrebig auf unsere Herberge zu. Ein Hupen bringt uns wieder in die Wirklichkeit; wir stehen mitten auf der Straße! Mit diesem wahr gewordenen Märchen ziehen wir gleich für die nächsten beiden Tage in die Wüste und sollen oder dürfen auf ihnen sogar reiten! Unfassbar! Wir strahlen vor lauter Freude! Mohamad und sein Sohn Mustafa stellen uns die drei Dromedare vor, die zur Familie der Schwielensohler – auch Kamele genannt – gehören und auch einhöckrige Kamele genannt werden. Insofern ist die Bezeichnung Kamel auch nicht falsch, obwohl sie normalerweise für die zweihöckrigen Kamele, auch als Trampeltiere bekannt, gebraucht wird (soviel Artenkunde muss sein!). Alle sind Männchen zwischen 10 und 15 Jahren: Baha ist als größtes sehr weißes Kamel der Anführer, Nouja - schillernd braun - hat schon ein paar Jahre mehr auf dem Höcker, während Ayad cremefarbig und ausgesprochen schmal gebaut ist. Baha läuft als erster, mit einem einfachen Strick, der ihm um den Unterkiefer gebunden wird, lässt er sich lammfromm führen. Wir haben Respekt und folgen Mohamads Rat, in den Palmengärten zu Fuß zu gehen, um nicht von den kräftigen Zweigen vom Rücken gewischt zu werden. Als wir mittags im offenen Gelände pausieren und Salat, Tee und gebratenen Truthahn frisch zubereiten, werden den Dreien die Vorderläufe zusammengebunden, so dass sie nur noch in Tippelschritten vorankommen. Das reicht allerdings zum Grasen aus. Der Wind wird stärker und bläst uns kräftig den Sand ins Essen, Aus den verwinkelten Palmengärten mit ihren vielen Bewässerungskanälen sind wir nun im offenen Gelände. Am Horizont entdecken wir eine Hügelkette und hinter der, so beschreibt Mohamad seine Landschaft, liegt die unendliche Weite der Sahara. Nach vielen Wochen Kamelritt habe man Timbuktu im Mali erreicht, schwärmt er von seinem Traum. Dieses legendäre Schild „Timbuktu 52 days“, das in Zagora tatsächlich steht, verheißt Abgeschiedenheit und Abenteuer pur. Mit einem Schweizer habe er vor Jahren konkret geplant mit 20 Kamelen aufzubrechen, aber dann habe sein Freund abgesagt. Inzwischen sei er zu alt und müsse außerdem seine 9 Kinder versorgen. Ich glaube eher, dass auch seine Frau etwas gegen ein solches Abenteuer hat. Er selbst fühlt sich wohl, ein paar Tage aus der Familie heraus zu kommen und die Ruhe und Stille zu genießen und dabei immer neue Menschen kennen zu lernen. Annette und ich haben es uns auf Nuja und Ayad bequem gemacht und trohnen halb auf den Körben sitzend hoch über dem steinigen Boden. Das viel befürchtete Schwanken ist halb so schlimm und die noch schnell am Vorabend besorgten Reisetabletten völlig unnötig. Wir gelan- 11 Reisereportage Die fremde Herde hielt Mohammad gut beschäftigt gen ein Tal hinab, das von einigen großen Sanddünen gesäumt wird. Die Nachmittagssonne taucht sie in ein warmes weiches Licht. Von oben entdecke ich – etwas früher als Mohamad – einige Dromedare in der Ferne. Sie streunen von drei Hirten bewacht kreuz und quer umher auf der Suche nach Futter. Wir schlagen das Lager bei immer stärkerem Sturm hinter einer Düne auf. Der Sand wird uns richtig ins Gesicht geblasen, als ich mit Mustafa das Zelt aufbaue. Das 4X4 Meter große Berberzelt ist schwer und nur an den Ecken mit langen Häringen im Sand zu befestigen. Es knirscht mächtig zwischen den Zähnen beim Abendessen, gemütlich ist es nicht, auch wenn die bunten Polster, der köstliche Tee mit Keksen und die von uns beigesteuerten Printen alles dafür hergeben. Kampf gegen Wind und Hormone! Draußen haben sich die fremden Dromedare unserem Zelt genähert und vor allem Baha gehen die Hormone durch. Er wittert die anderen Männchen und auch der Strick zwischen seinen Beinen hält ihn kaum davon ab, sich ihnen zu nähern. In der Abenddämmerung hat er einen ebenbürtigen Revierkämpfer gefunden und Mohamads Sorge gilt nun, die beiden auseinander zu halten, denn wenn sie sich einmal verbissen haben, geht der Kampf um Leben und Tod. Ein tiefes Röhren dröhnt aus dem langen Hals und ein Teil seines Rachens wird schaurig wie ein rosafarbener Ball aus dem Mund gestülpt. Wir eilen Mohamad zu Hilfe und lassen Mustafa beim Kochen im Zelt zurück. Er muss nun alleine die Gasflammen unter den Töpfen vor dem hineinpfeifenden Wind schützen. Mit Stöcken und Steinen treiben wir die streuenden Dromedare brüllend weg. Nur widerwillig machen sie sich auf den Weg zu ihren schon vorausgegangen Hirten. Ihr Röhren hören wir aber noch. Der Wind ist inzwischen immer stärker 12 Reisereportage Ajad geworden, es stürmt und heult im Zelt. Der Sand prasselt wie Regen auf die Plane. Als Mustafa zum X-ten Mal die Häringe neu einschlägt und den Zeltrand mit Steinen beschwert, drückt der Wind so stark die Plane nach innen, dass sich Annette noch gerade vor den brennenden Glühstrumpf werfen kann, um die Plane mit dem Rücken nach außen zu stemmen. Vom Boden her kommt permanent Sand herein. Wir befürchten, kein Auge in der Nacht zu schließen, zumal die Dromedare wieder zurückgekommen sind. Doch der Wind lässt nach und auch Mohamad kann von seiner Wache wieder zum Essen kommen, nachdem Baha nun angepflockt ist. Müde und erschöpft sinken wir nach einem mineralhaltigen Gemüsesalat auf die Matratzen. Es wird kalt und trotz der drei Decken frieren wir mächtig. Mohamad und sein Sohn schlafen unbeirrt draußen zwischen den Sattelkörben. Als am frühen Morgen der Vollmond hinter einem Bergkamm verschwindet, kündigt ein rötlicher Schimmer die Sonne jenseits der weiten östlichen Steinebene an. Die fremden Dromedare stehen immer noch da, während unsere drei friedlich neben dem Zelt liegen. Gegen die aufgehende Sonne bilden sie eine phantastische Silhouette. Wir brechen auf und wandern durch herrliche Blütenhänge und Sträucher; der Boden ist blassgrün und erinnert an die Hügel Schottlands. Heute genieße ich es zu wandern, auch wenn die drei „Wüstenschiffe“ recht zügig unterwegs sind. Für die morgige enge Busfahrt zurück nach Marrakesch zurück tanke ich schon einmal Bewegung. Für Tagesausflüge hat Mohamad ein Camp mit Schlafplätzen für ca. 15 bis 20 Personen einige Stunden Kamelritt vor den Toren Zagoras in der staubigen sandigen Steinwüste eingerichtet. Mu- Zahm, wie ein Lamm Pantoffeln suchen Helden! stafa zieht sich ins Kochzelt zurück, um dann später mit einem herrlich frischen Salat, Reis und prächtigen Ölsardinen zu erscheinen. Nachdem wir uns im Sand etwas ausgeruht haben und dabei Baha beobachten, wie er getrieben von seinen Hormonen und Düften weit entfernter Dromedarmännchen in der Nase trotz zusammengebundener Ober- und Unterschenkel der Vorderläufe - sozusagen auf den Ellbogen - die Dünen hochrobbt, sitzen wir mit Mohamad auf mit rotem Samt überzogenen Campingstühlen und unterhalten uns über Gott und die Welt. Da wir die angespannte Stimmung der islamischen Bevölkerung durch die Radikalisierungen des IS in Syrien und auch durch die Attentate in Paris schon mehrmals wahrgenommen hatten, nutze ich die Gelegenheit, mehr vom Islam zu erfahren. Mohamad pflegt eine sehr tolerante Einstellung und unterstreicht, dass jeder Moslem auf den Gruß „Salem Aleikum“ auch mit „Aleikum Salem!“ (Der Friede sei mit dir!) antworten muss. Jemanden zu töten bedeute, alle Menschen getötet zu haben, und nirgendwo im Koran stehe, dass eine andere Religion nicht zu akzeptieren sei. Daraus, dass er an Allah glaube, mache er kein Geheimnis. Für ihn gebe es keinen anderen Gott, aber das sei seine ganz persönliche Überzeugung. In der Diskussion über die Schöpfung werden dann die unterschiedlichen Ansichten deutlich. Er versteht die Natur und den Menschen als Schöpfungsakt und sieht die besondere Verantwortung des Menschen als Bewahrer der Natur gottgewollt. Die Menschen würden in vielen Teilen noch nicht mit ihren Fähigkeiten verantwortungsvoll umgehen und sich auch vom sog. „Bösen“ beeinflussen lassen. Es macht Spaß, offen ohne den anderen von seiner Einstellung überzeugen zu wollen zu diskutieren. Und die Erkenntnis, dass nur eine Splitter- gruppe unter dem Deckmantel des Islam gewaltbereit ist, aber von allen anderen friedliebenden Menschen verurteilt wird, tut gut. D AV O N : 2 / 1 5 ... und mit beutelschwingenden Mitfahrern zurück! In einem weiten Bogen nach Nordosten reiten wir nachmittags Richtung Zagora und fühlen uns schon ein bisschen so, als läge nach einer langen Reise Timbuktu vor uns. Doch den eigentlichen Ritt nehmen wir am nächsten Tag mit 50 anderen und einem Sprung zurück über den Atlas auf. Wir sitzen diesmal ganz hinten im Bus und da keiner wie bei der Nachtfahrt einschläft, suchen sich, von den zahllosen Kurven animiert, die unterschiedlichsten Frühstücke gnadenlos ihren Weg ans Licht. In den Pausen wird ein Beutelchen – sofern der Erbrecher ein solches noch ergreifen konnte – auf der Treppe abgestellt und bleibt dann stehen. Wir hatten beide Mühe unseren Magen vor allem geruchsbedingt unter Kontrolle zu halten und bestaunen hinter Sagrotan-Tüchern die schneebedeckten Gipfel des Atlas. Die Landschaft wirkt karg und abweisend. Die intensiv graubraunen Töne werden nur ab und zu von Schneefeldern durchbrochen – auch die Dörfer heben sich mit ihren Lehmbauten kaum vom Untergrund ab. Die wenigen flachen Stellen werden zum Ackerbau genutzt. Das Barcelona Marokkos! Wir fahren mit dem Zug weiter über Casablanca nach Rabatt. Das Riad liegt mitten in der Medina und im Dunkeln versuchen wir den Weg durch die Menschenmassen zu finden. Aber in dem Gewimmel der Gassen mit spärlichen Straßennamen, sporadischen Hausnummern und völlig unscheinbaren Fassaden, muss man wirklich zwischen hunderten ähnlichen holzgeschnitzten Türen die einzig Richtige D AV O N : 2 / 1 5 Annette, Nouja, Dirk, Baha finden. Wir kommen nach unserem Plan schon nah heran, aber finden können wir sie nicht und fragen einen älteren Herrn, der gerade in die Gasse mit seinem Müll hinaustritt. Bereitwillig und freundlich geht er voran und führt uns ins Gassenlabyrinth, bis auch er nach vielen Ecken und Kehren nicht mehr weiter weiß und ein paar ballspielende Jungs fragt. Von denen springt der Älteste auf und rennt 20 Meter zu einer unscheinbaren Tür. „Riad Azahra, ce ici!“, strahlt er. Wir bedanken uns, und als uns nach kurzem Klopfen aufgemacht wird, verabschiedet sich auch der Alte uns freundlich zulächelnd zu seinem eigentlichen Ziel, der Mülltonne. Von drinnen hören wir den Jungen rufen: „Money, gimmy some money!“. Hinter der unscheinbaren Tür öffnet sich ein herrlicher Innenhof mit einer riesigen Palme, geschmackvollen antiken und modernen Möbeln in kleinen Sitzecken und einem herrlichen Apartment. Hier fühlen wir uns auf Anhieb wohl. Nach einem opulenten Frühstück, serviert von einem jungen Mädchen, das vor lauter glucksendem Lachen gar nicht wusste, wie es mit seiner guten Laune umgehen sollte, stromern wir durch die Stadt. Wir fühlen uns an Barcelona erinnert mit den breiten Straßen, den vielen Palmen, und dem Blick aufs Meer; die Medina ist morgens sauber geschrubbt, nachdem abends noch die Gassen mit Händlern verstopft waren. Der riesige Friedhof dahinter leitet unmittelbar zum Meer hinunter. An ihn grenzt die festungsartige Kasbah des Oudaias, in die wir durch das repräsentative Stadttor Bab el Oudaia gelangen. Die weiß verputzten und oft intensiv blau gestrichenen Häuser in den verwinkelten Gassen dahinter sind sorgfältig restauriert und geben verziert mit Katzen und Blumen herrliche Fotomotive. Wir genießen Der Atlas zwischen Ouarzazate und Marrakesch endlich die Sonne, sitzen stundenlang im Restaurant, turnen auf den von einem Erdbeben abgebrochenen Säulen vor dem Hassan Mausoleum herum, versuchen bunt gekleidete Marokkanerinnen als Fotomotiv zu erwischen und hängen im ungemütlichen bahnhofsähnlichen SofaCafé im Hotel Belina herum, um ein, zwei Bier zu trinken. Der Urlaub nähert sich seinem Ende und morgen geht es über Fes zurück nach Deutschland – in den Winter, denken wir etwas wehmütig! Ach ja, das war ja nur eine Antwort; warum wir einen doppelten Gabelflug von Köln/ Bonn nach Marrakesch und zurück von Fes nach Weeze gebucht haben, ist schneller erklärt: Gebucht waren ursprünglich Hin- und Rückflug mit Ryan-Air von Weeze nach Fes. Beim Einchecken legten wir aber schwungvoll einen abgelaufenen Reisepass vor, der – nach Ausstellung eines Ersatzausweises von der nahen Polizeistation - zwar von Ryan-Air selbst, aber nicht von den marokkanischen Behörden akzeptiert worden wäre. Zähneknirschend konnten wir zum Glück noch für den nächsten Tag einen Flug von Köln/ Bonn nach Marrakesch buchen – und vorher noch den neuen Pass zu Hause holen. Ärgerlich, aber der alte Reisepass hat jetzt endlich seine Ecken ab! Wir haben ein wundervolles Land schätzen gelernt und kommen sicher wieder – alleine um Karim, Mustafa, Mohamad, und all die freundlichen Gesichter der Menschen und auch die der Dromedare wieder zu sehen! Und vielleicht gelingt es uns dann auch dieses Schild zu entziffern. Allen Assoziationen sei hier freien Lauf gelassen…! n 13 Reisereportage Ausbildungsangebote Slàinte! Oder der Zauber, der aus der Kälte kam… Als erprobte Wanderer und Kletterer starten Harmen Westerhof und Wolli Buchenthal im Mai 2014 einmal nicht in südliche Gefilde, sondern nehmen eine spannende und sehr eindrucksvolle Reise in eher unwirtliche Regionen der Britischen Insel auf sich... Aussicht vom Gipfel des Buachaille Etive Mor Text und Fotos: Wolfgang Buchenthal und Harmen Westerhof V on langer Hand geplant war unsere Expedition in den hohen Norden Europas, nämlich nach Schottland – genauer gesagt auf die Insel Skye. Das Wetter im Mai sollte nach eigener Erfarhrung und Klimastatistik etwas trockener sein als im Rest des Jahres – und die Länge der Tagen wurden wir noch brauchen. Also, los geht’s! Von Aachen geht es nach Dünkirchen und die Fahrt mit der Fähre nach Dover ist durch einen heftigen Wind geprägt, der das erwartungsvolle Lächeln nicht aus unseren Gesichtern zu wehen vermag. Der Kangoo von Renault eignet sich als Reisebüschen sehr gut, das Reisegepäck, inklusive ein Didgeridoo, ein Schwert und ein passendes Sortiment an Whiskyflaschen, passt hinein, die Rückbank ist ausgebaut, so dass wir im Notfall auch im Wagen schlafen können. Schottland – wir kommen! Schnell gewöhnen wir uns an den Linksverkehr und nehmen England im Flug. Da das Wetter jetzt im Mai recht kühl und ausnahmsweise doch ziemlich nass ist, verbringen wir die erste Nacht nahe dem historischen „Hadrian´s Wall“ bei Beaumont im Norden Englands im Auto. Der römische Kaiser hat die Mauer zum Schutz vor einfallenden „caledoni- 14 schen“ Truppen im zweiten Jahrhundert nach Christus bereits erbaut. Dem rauen Klima und den Guerilla-typischen Angriffen der Stämme hielten die Römer nicht stand – auch andere „Möchtegernherrscher“ sollten dadurch frustriert und zurückgetrieben werden... Die Grenze des römischen Reichs in Britannien sollte ein Symbol für das „Ende der Welt“ sein; eine Grenze zwischen Zivilisation und Barbarei. Diese Sicht der Dinge könnte man allerdings auch umdrehen... Doch Mauer oder nicht, wir würden am nächsten Morgen dann doch nach Schottland vorstoßen – das lang ersehnte Ziel unserer Reise! Wir besuchen auf unserem Weg in die Highlands noch imposante Stätten einer jahrhundertelang währenden Feindschaft zwischen England und Schottland, so die Schlachtfelder von Bannockburn sowie Stirling, die noch heute monumentale Zeugen schottischer Umbeugsamkeit sind. Autobahnen gibt es in Schottland noch wenige; oberhalb von Glasgow und Edinburgh geht es schnell in die leeren, märchenhaft schönen Highlands. Ab da wird der Verkehr langsamer. Wir finden unseren Weg über Fort William, wo Wolli sich erst einmal mit neuer Regenhose und einer weiteren warmen Jacke eindeckt! Schließlich erreichen wir einen bei Wanderern und Kletterern sehr beliebten Ort in der Region Glen Coe: „The Kingshouse“. Einsam und malerisch gelegen bietet diese kleine Enklave inmitten des imposanten schottischen Hochlandes Gelegenheit zum Zelten und zu zwei gelungenen Kraxelpartien, die eine in der Sonne über die Route „Curved Ridge“ des Berges Buachaille Etive Mór, die andere im Nebel am Stob Coire Sgreamhach. Viele Namen der schottischen Landschaft, wie zum Beispiel von Gipfeln, Graten, Flüssen, Karen (‚corries‘), Wäldern und Ebenen werden noch auf gälisch geschrieben, die fast vergangene alte Sprache Schottlands, die von den alten Iren, Gaels genannt, die Schottland von Ursprung besiedelten, introduziert wurde. Die Sprache hört sich schön an, ist aber für uns erstmal schwierig zu sprechen! D AV O N : 2 / 1 5 Harmen am Curved Ridge Alles Training für ein größeres Abenteuer... sowohl die Kraxelpartien als auch die Sprache! Nun geht es schließlich vorbei an dem berühmten Eilean Donan Castle über die einzige Verbindungs-Brücke auf die Insel Skye! Denn schließlich liegt hier das Herzstück unseres Unterfangens. Wir möchten das Unmögliche wahr werden lassen und in den Black Cuillin Mountains einen Höhengrat bewandern: Die Cuillin Ridge, einen ca. 12 km langen Grat, der von einem einstmals riesigen Vulkan übrig geblieben ist. Der gesamte Kegel wurde vor Jahrmillionen in einer gewaltigen Eruption weggesprengt. Zu dieser Kletterpartie ist zu sagen, dass 90 % der Versuche, sie in den geforderten zwei Tagen zu bezwingen, wetter- oder konditionsbedingt scheitern. Für uns ist es den Versuch wert, denn die Cuillin Ridge hat viel zu bieten! Unser Stützpunkt ist der Campingplatz in Glenbrittle. Auch auf Skye ist es (noch) kalt und nass. Eigentlich sind der Mai sowie der Oktober die zu empfehlenden Reisemonate – sowohl wetterbedingt als auch wegen der Abwesenheit der Scharen kleiner biestiger Mücken (die „midges“). Im Nebel machen wir als Vorbereitung eine „Cuillin-Probe“ am scharfen, magnetischen Gabbro-Gestein. Wir stellen fest, dass es viele Möglichkeiten gibt, den Grat zu nehmen, alle ähnlich leicht, und dass man sich dabei sehr leicht verläuft. Uberall gibt es Spuren von anderen Kletterern... Munter kommen wir im Regen runter. Das Gore-Tex in den neuen Schuhen hält es nicht aus. Spätestens jetzt wissen wir die kleine erlesene Auswahl an Whiskies zu schätzen, die uns ab und D AV O N : 2 / 1 5 „Old Man of Storr“ an die Illusion einer inneren Wärme gibt. Da das Wetter weiterhin Kapriolen schlägt, besuchen wir nahegelegene Felsformationen, um ein wenig zu bouldern und uns mit Land und Leuten (was allerdings mehr Schafe als Leute sind) vertraut zu machen. Bei dem berühmten „Old man of Storr“, einem sehr eindrucksvollen ca. 50 Meter hohen Menhir aus grauer Vorzeit finden wir nicht nur interessante Felsformationen, sondern dann tatsächlich ein junges Pärchen, das allen Wettern zum Trotz das „Ja-Wort“ gibt. Eine sehr rührende Szene. Das „ewige Versprechen“ wird bei einer solchen Szenerie dann wohl auch sicher „ewig“ den Unwettern des Lebens trotzen! Wer weiß? Unser frühmorgendlicher Blick aus dem Zelt bestätigt am neunten Tag einmal den Wetterbericht… der Himmel reißt auf! Obwohl sich das durchaus noch ändern kann, machen wir uns schleunigst auf den Weg. Die Überquerung der „Cuillin Ridge“ nimmt zwei ganze Tage in Anspruch, so dass wir Zelt und Schlafsäcke und etwas Proviant auf etwa 700 Höhenmetern deponieren. Zurück am Auto, auf Meereshöhe, fahren wir dann zum Anfang des Grates. Dann warten auf uns die 3000 Höhenmeter, auf und wieder ab, verteilt auf über 30 Gipfel und 13 Berge. Während des Anstiegs hält das Wetter. Endlich oben am Grat angekommen macht sich ein wunderbares Panorama auf. Der schwarze, nackte Fels mit seinen rauen Griffen zeichnet sich in wilden Formen gegen den Himmel ab. Im unteren Bereich die allgegenwärtige Heide und Farne. Die Nachbarberge sind eher rot und aus Granit. In der Ferne gibt es dann die zahlreichen anderen Inseln mit Aussicht beim Bouldern auf Skye den jeweiligen Meeresengen, verbunden mit dem Atlantischen Ozean. Den Grat entlang sehen wir immer wieder kleine, von Steinstapeln ummauerte Bereiche, die uns wie provisorische Biwakplätze vorkommen. Zackig geht es los, aber nicht ohne Plan: Harmen hat aus den verfügbaren Kletterbeschreibungen zum Grat ein eigenes Topo hergestellt, um möglichst viele Details einzubeziehen. Alles Vorarbeiten, um nachher zu den erfolgreichen 10% der Erstversuchler zu gehören... Wir müssen nicht auf allen Gipfeln stehen, um die Kette der Black Cuillins zu traversieren, aber für Harmen sind die über 3000 Fuß (914 Meter Höhe) von besonderer Bedeutung. Sir Hugh Munro hat von diesen Bergen 1891 eine Liste aufgestellt. Davon sind nach heutiger Vermessung 282 anerkannt. Insgesamt gibt es in der Kette 11 von diesen sogenannten „Munros“. Zwei erfordern einen kleinen Exkurs, da sie nicht Teil des Hauptgrates sind. Kurz vor Sgurr Alasdair gibt es die Schlüsselstelle. Der enge, ausgesetzte Kamin im glatten Basaltgestein, womit das griffige Gabbro versetzt ist, wird von Harmen im Regen genommen und verflucht… der Ruf dieser Passage bestätigt sich. Eine Abseilstelle und zwei Berge weiter werden wir von einem Hubschrauber besucht. Wir Reisereportage Aussicht vom Bergrücken hinter Buachaille Etive Mor wissen, dass es spät ist, sind aber in guter Form, und einer von uns macht das „Nein“-Zeichen. Der Hubschrauber bleibt allerdings in der Nähe – wir denken beide an die, die eventuell gefunden werden müssen. Kurz vor Mitternacht drehen wir noch ein Video. Das Licht reicht aus zum Wandern und Kraxeln, aber nicht mehr für ausgesetzte Sachen. Darum lassen wir den eigentlichen Gipfel des 4. Munro, des ‚Inaccessible Pinnacle‘ auf dem Sgurr Dearg aus. Hinter dem nächsten Berg, Sgurr na Banachdaich, liegt unser Lager 1. Dort, um 01.30 Uhr angekommen, bauen wir in der Dunkelheit, nach einem 18-stündigen Tag das Zelt auf und schlafen nach einem ergiebigen Schluck feinsten Whiskys tief und fest. Auch der nächste Tag ist mit heiterem Wetter gesegnet. Die zweite Hälfte des Grates ist technisch weniger schwierig, und wir hinterlassen Seil und Gurte. Es ist warm und unser Wasser ist alle... die nächste Quelle allerdings werden wir erst nachmittags erreichen. Also nicht gezögert. Mit dem Abendessen des vorherigen Tages als Frühstück marschieren wir los. Nach vielen wunderbaren Kraxelstellen an Bergen mit weiterhin unaussprechbaren Namen, wird der Durst gelöscht. Plötzlich ist das Ende in Sicht! Noch 1,5 km, noch 3 Munros, noch zwei Kraxelstellen, die unsere Konzentration fordern werden... Wolken sammeln sich an, die wie Sahnesoße über den Grat fließen… Die nächsten zwei Abstiegsmöglichkeiten im Hinterkopf behaltend fahren wir fort. Einen Kilometer vor dem Ende hat sich am Bruach na Frithe ein Sturm entwickelt. Wir entscheiden uns dafür, durch die dichten rasenden Wolken abzustei- 16 Kameradschaft - Harmen und Wolli oben auf Buachaille Etive Mor gen. Diejenigen die den Vortrag gesehen haben, wissen, dass uns die Schafe um die Ohren geflogen sind! Nach weiteren 12 Stunden sind wir endlich unten. Wir trampen zurück zum Auto und nehmen uns vor, das BiwakMaterial morgen abzuholen… Der Fahrer und seine Kollegen haben die Kette zu Ende geschafft und erzählen von der gestrigen Rettungsaktion. Es hatte sich eine andere Gruppe am Grat bei der Suche nach einer Abstiegsmöglichkeit verstiegen. Im schwierigen Gelände mit losem Gestein hat einer Dame ein Felsblock das Bein gebrochen und unbewegbar eingeklemmt. Da die Gruppe nicht an einem frequentierten Ort war, haben die Retter im Hubschrauber sehr lange gebraucht, bis sie sie gefunden hatten... Das Fazit unseres Unternehmens: Auch unser Erstversuch ist gescheitert, aber wir sind gesund wieder runter gekommen. Es hat Sinn gemacht, uns im Vorfeld sehr genau über die Einzelheiten der CuillinKette zu informieren und die Infos auf Tour dabei zu haben. Der Tour waren wir konditionell gewachsen, die Eindrucke waren wunderbar, und die Gesellschaft toll! Danach waren wir aber müde... Am Ende des obligatorischen Ruhetages gab es Abends in einem Pub eine lebendige musikalische Feier nach schottischer Art. Das bedeutet: selber Instrumente mitbringen, Gruppe bilden, und Musik machen. Wie zu erwarten war der Pub ein paar Stunden später, obwohl in einer Siedlung von nicht mehr als 15 Häusern, überfüllt. Statt Tanzen waren Filmen und Bierproben angesagt. Wie in Deutschland gibt es auch in Schottland tausende von Mikrobrauereien – mit Bieren sehr unterschiedlicher Geschmacksrichtungen! Am nächsten Tag machten wir uns dann auf den Heimweg. Doch nicht direkt, sondern in Etappen mit Zwischenstopps bei drei Whiskybrennereien! Talisker, auf der Insel Skye, Blair Atholl, in der Speysideregion, und Glenkinchie, in den „Lowlands“: Sie machen uns nochmal deutlich, welche herrlichen CharakterUnterschiede es im „uisge beatha“, dem Lebenswasser der Schotten, alles gibt. Vom feinen, in Sherryfässern gereiften, wunderbar ausgeglichenen Glenkinchie nimmt Wolli eine Flasche mit. Wie auf dem Hinweg stürmen wir easy durch England. Die Fähre bringt uns zurück nach Frankreich. Auf dem Nachhauseweg klingt ein Lied, dass fragt, „Oh Schottland, wann sehen wir Deinesgleichen wieder?“ n Reiseinfos und Schlussbemerkungen: n Reiseführer Lonely Planet ‚Scotland‘, edition 2013 (auch auf deutsch erhältlich) n Topografische Karten 1:25.000 der Ordnance Survey, Typ ‚Explorer‘ n Verschiedene Webseiten für die Begehung der Black Cuillin-Kette, zum Beispiel http://skyeguides.co.uk/wp-content/ uploads/2011/09/2007_Ridge_Download.pdf Wenn ihr allgemeine oder spezifische Fragen über Schottland als Urlaubsziel habt, oder euch über Schottland austauschen möchtet, schickt Harmen eine Mail (1981stonemonkey@gmail. com), er freut sich. Auch wenn ihr sonstige Infos sucht, wie Websites mit allgemeinen Infos, Reisen mit den Öffis, praktische Topos, Websites und Literatur für Wanderungen, Bergsteigen, Infos über Whisky und die Distilleries, sogar schöne schottische Musiktipps oder die besten Pubs: einfach fragen. Genau ein Jahr nach dem Cuillin-Abenteuer hat er an der Westküste seines geliebten Urlaubslandes zwei weitere Inseln besucht: Colonsay und Arran. Vielleicht erfahrt ihr noch DAVON… D AV O N : 2 / 1 5 Alpenvereinsmitglieder erhalten Rabatt! 10% D AV O N : 1 / 1 3 Bergsteigen Die mit den Wölfen wandern Anfängerkurs 2015 Kleine Wölfe (walking with wolves ) Text: Lisa Surkamp Fotos: Patrik Starzetz; Caroline Wessels, Wolfgang Schumacher, Lisa Surkamp W ie jedes Jahr gab es auch in diesem den Einsteigerkurs Bergsteigen auf der schönen und komfortablen Franz Senn Hütte im Stubaital auf 2145 m oberhalb von Neustift. Zu Beginn des Kurses standen drei Fragen: Wird der Kurs trotz des angekündigten Wetters ein ein Erfolg?Wird die Gruppe nett sein? Gehören Chihuauas in die Alpen? Am Ende des Kurses stand eine Antwort: JA! Einstieg in die Kurswoche war der vom Parkplatz an der Oberrissalm aus etwa einstündige Aufstieg zur Hütte auf einem schönen Wanderweg. Die bequemeren Teilnehmer ließen einen Teil des Gepäcks mit der Materialbahn hochtransportieren. Gleich der erste Tag, so die Wetter vorhersage, sollte der mit dem stabilsten Wetter sein. Weil alle Teilnehmer bereits seit einigen Tagen in den Alpen waren und über alpine Erfahrung verfügten, wurde eine minderschwierige Tour ausgewählt. Nach dem Abendessen folgte gleich der erste Kursabschnitt; die Tourenplanung aller zwei - UND vierbeiniger Teilnehmer. Die kleinen Wölfe mussten unterhalb der leichten Kletterei über den Gipfelgrat warten und auf die zurück gelassenen Rucksäcke aufpassen. Auf dem Rückweg gab es einen Abstecher zum nahen Rinnensee, allerdings nicht zum Baden, sondern als Trainingseinheit für das fortan allseits beliebte Laufen im Blockgelände. Block rauf Block runter, immer schön das Gleichgewicht halten, auf Kommando stehen bleiben und einen sinnvollen Weg finden, war ebenso die Aufgabe, wie das Spuren und Laufen auf den vorhanden Altschneefeldern. Bei den letzteren waren die eindeutig größten Fans die kleinen Wölfe, die alle Schneefelder als großen weißen Spielplatz nutzten. Das Wetter am nächsten Tag zeigte sich von seiner besten Seite. So erreichte die Gruppe trotz einiger Trink-, Foto- und Sanitärpausen deutlich vor der geplanten Zeit und gut gelaunt den Gipfel der Rinnenspitze auf 3000m. 18 Nach der Rückkehr zur Hütte gab es bei schönstem Wetter die nächste Übung, Prusiken an der Feuertreppe. Erst als auch dem letzten Teilnehmer endgültig die Beine den weiteren Dienst versagten und im Wortsinn auf eine Pause brannten, kam ein weiteres Highlight jedes Tages auf der Franz-SennHütte: das Abendessen. Natürlich kein Abend ohne Ausbildung. Heute gab es erweiterte Tourenplanung, die Einführung in die Spaltenbergung und das Thema Orientierung. Letzteres mit reichlich Gelächter, denn die Vorlieben, wie herum die Karte gehalten werden sollte, wichen deutlich voneinander ab. Zum Schluss des Tages genossen wir das einheimische Getränkeangebot. Schöne, dunkelrote Farbe, angenehmes Aroma und ausgezeichneter Geschmack. Ein perfekter Tag. Am nächsten Tag auf dem Weg zur vorderen Sommerwand gab es reichlich Gelegenheit für Unterweisungen in Wetterkunde. Leider keine Schönwetter-, sondern Quellwolken waren am Himmel zu beobachten. Angetrieben von den fröhlich vorauslaufenden Wölfen erreichte die Gruppe wiederum frühzeitig den Gipfel auf 2715 m. Dank der Wachhunde fand die Gipfelkletterei erneut ohne Rucksack statt. Das Wetter hielt sich und so ging es anschließend zum nahen Gletscher, um dort den Umgang mit Steigeisen, Pickel und Eisschraube zu erlernen. D AV O N : 2 / 1 5 Rinnenspitze Gletscherquerung Zum Glück war niemand da, der beobachten konnte, wie fünf erwachsene Menschen im Gänsemarsch hintereinander wie Frösche über das Eis hüpften, um Vertrauen zu der ungewohnten Fußbekleidung zu gewinnen. Die gefährlichste und daher freiwillige Übung des Tages war das Hinabsteigen und mit Hilfe des Pickels und der Frontalzacken wieder Hinaufsteigen aus einer immerhin fast zwei Meter tiefen Rinne im Eis. Gefahr ist relativ, aber immerhin hätten die Füße nass werden können. Inzwischen hatte sich das Wetter zunehmend verschlechtert, so dass sich die Gruppe ohne die Übung zur Spaltenbergung zügig auf den Rückweg machte, um vor Regen und Gewitter an der Hütte zu sein. Der Regen ließ trotz pechschwarzem Himmel auf sich warten, und daher bestand eine Pause darin, bei der Spaltenbergungsübung als Ballast unter dem Übungshügel zu warten... und zu warten..., bis die anderen Teilnehmer endlich sinnbildlich einen T-Anker verbuddelt, Prusiken verknotet und das arme Spaltenopfer wieder auf den kleinen Felsen gezogen hatten. Der nächste Tag sollte wegen der besonders garstigen Wetterprognose diversen Übungseinheiten in Hüttennähe vorbehalten bleiben, so dass am Abend statt Tourenplanung „erste Hilfe am Berg“ auf dem Stundenplan stand, bevor wir wieder die einheimischen Kaltgetränke genießen konnten. Der Donnerstag zeigte sich zunächst freundlich, so dass der in Sichtweite der Hütte gelegene kurze C/D-Klettersteig angegangen werden konnte. Die Wölfe hatten deutlich zu verstehen gegeben, dass sie eher für einen Ruhetag als für weiteres Blockgelände und nasse Pfoten zu haben wären, und blieben zu Hause. Nach dem Klettersteig ging es, ebenfalls in Hüttennähe, ans Abseilen, Standplatz bauen, D AV O N : 2 / 1 5 ermattete Seilpartner auf verschiedene Weisen sichern, an Knoten verzweifeln und die Geduld von Übungsleiter Patrik zu strapazieren. Zum Schluss des Tages, nach dem ersten Regen, folgte das Abklettern in weglosem Gelände nahe der Hütte und noch Laufen auf der Slackline, oder eher irgendwie ein bisschen herumwackeln und die Anderen belustigen. Lediglich Patrik konnte auf dem wippenden Spanngurt tatsächlich laufen. Passend zum einsetzenden Gewitter war nach dem leckeren Essen Wetterkunde das Thema in der trockenen Hütte. Der vorletzte Tag versprach noch einmal, bis zum Nachmittag, trockenes, wenn auch kein sonniges Wetter. Erst ab dem späten Nachmittag sollte die Gewitterwahrscheinlichkeit deutlich ansteigen. Ausreichend Zeit für die Tour zur inneren Sommerwand. Auf dieser konnten alle bisher erlernten Techniken wiederholt und vertieft werden, außer der erlernten Spaltenbergung, zum Glück. Im Gipfelbereich (3122m) kam als weitere Sicherungstechnik die Versicherung mit Hilfe von Schlingen und Schleppseil dazu. Das nun von allen fast fachkundig beobachtete Wetter verschlechterte sich. Perfekt, um die Qualität der mitgebrachten Regenkleidung einem Test zu unterziehen und das zügige Fortbewegen auf nassem Untergrund zu üben. Mittelnass, das heißt die Füße waren noch relativ trocken, und bester Laune erreichte die Gruppe wohlbehalten die Hütte. Der letzte Tag verhieß schon früh garstiges Wetter, allerdings „nur“ Regen, kein Gewitter. Perfekt, um im „Höllenrachen“ das Fürchten zu lernen, dort ist es sowieso nass, denn der nahe der Hütte gelegene kurze Klettersteig führt über einen Wildwasserbach. Auf zum Höllenrachen Keiner wurde vom Höhlendrachen verschluckt, so dass alle bei der letzten Übung, der Selbstrettung über eine Gletscherspalte teilnehmen konnten. Wiederum an der Feuertreppe wurde fleißig geübt. Mit Gardaknoten und Seilrolle, mit und ohne Rucksack solange die Arme mitmachten. Unter gegenseitigen Anfeuerungsrufen, reichlich Gelächter und wachsamen wenn auch skeptischen Blicken der Wölfe schreckten die Teilnehmer nicht einmal davor zurück, Steine in die Rucksäcke zu packen und sich damit anschließend auf den Rand der „Gletscherspalte“ zu wuchten, eigentlich eher die Geländeroberkante zu erreichen.... Am Ende blieben viele neue Erfahrungen und ein schöner Abstieg zum Auto an der „Oberrissalm“. Die Gruppe wäre sehr gerne noch eine weitere Woche geblieben, um zu lernen, zu lachen und mit den Wölfen zu wandern. Résumé der Woche: Besser nicht in Spalten fallen, wenn keiner zum Rausziehen da ist, mit den richtigen Leuten ist sogar Blockgelände lustig und kleine mexikanische Wölfe gehören nicht in die Handtasche sondern in die Alpen. n Angus im Flug 19 ? Interview DAVON fragt: Klettern Klettertreff 27+ Katrin Wallraff Katrin Wallraff, Trainerin C Sportklettern , 26 Jahre alt, ist seit 7 Jahren Mitglied im DAV. Sie ist Referendarin mit den Fächern Spanisch und Biologie. Ihre Hobbies sind Wandern, Bergsteigen, Klettern und Reisen. Da passte es Ihr als angehende Pädagogin, ihre Kenntnisse in der Ausbildung und Betreuung von Kindern und Jugendlichen anzuwenden. Insbesondere liegt ihr am Herzen, denjenigen eine Chance zu bieten, die infolge von Behinderungen im Gruppensport Probleme haben. Das Interview führte Hans Graffenberger am 19.09.2015 durch. Was hat Dich dazu bewogen, Dich für das „ Integrative Klettern“ zu engagieren? Katrin: Meine Idee kam beim Klettern mit Schülern im TIVOLI-ROCK. Ich erkannte, dass auch weniger sportliche oder behinderte Kinder Spaß und Ehrgeiz beim Klettern entwickeln, wenn sie richtig motiviert werden. Hans: Seit wann arbeitest Du mit den Jugendlichen? Katrin: Im Jahr 2014 hat die Sektion mich gebeten, diese Aufgabe zu übernehmen, was ich gerne tat. Es gab zunächst die Frage der Finanzierung zu klären, denn unter den Teilnehmern meiner Gruppe sind Kinder, die im Heim untergebracht sind oder aus Familien kommen, die sich die Kosten für Halleneintritt oder Ausflüge nicht leisten können. Gerade in diesen Fällen möchte ich helfen. Zum Glück haben sich inzwischen Sponsoren gefunden, die uns unterstützen. Natürlich bekomme ich auch materielle Hilfe von unserer Sektion. Das Material erhalte ich vom JDAV. Hans: 20 Hans: In Deiner Gruppe sind aber nicht nur Behinderte, oder? Katrin: Wir sind, wie der Name sagt, eine „Integrative Klettergruppe“. Das heißt, jedes Kind, jeder Jugendliche ist bei uns willkommen; also auch Nichtbehinderte. Darüber hinaus hatte ich überlegt, auch Flüchtlinge in meiner Gruppe aufzunehmen. Da inzwischen eine spezielle Klettergruppe für Flüchtlinge eingerichtet wurde, ist das aber für mich kein Thema mehr. Hans: Welchen Altersbereich umfasst Eure Gruppe? Katrin: Zur Zeit 10 bis 17 Jahre Hans: Ist das nicht ein großes Risiko für Dich, mit Behinderten zu klettern? Ist die Unfall- und Verletzungsgefahr in einer solchen Gruppe, in der man Aufmerksamkeits-Defizite erwarten könnte, nicht besonders hoch? Katrin: Anfänger in meiner Gruppe beobachte ich ganz besonders; vor allem die Sichernden. Ich kenne sehr bald bei jedem die Schwächen, die es abzubauen gilt. Im übrigen habe ich immer erfahrene Helfer dabei. Auch behinderte Kinder und Jugendliche lernen sehr schnell aus Fehlern. Sie verhalten sich sehr viel umsichtiger, als man sich das als Außenstehender vorstellen kann. Niemand klettert ohne direkte Aufsicht. Und man darf die Kinder nicht „in Watte packen“, sondern muß ihnen zeigen, dass man ihnen etwas zutraut. Damit baut man ihre gefühlten Unsicherheiten ab und stärkt das Selbstbewußtsein. Hans: Wie groß ist die Gruppe? Katrin: Zur Zeit 12 Kinder. „Boah, warum gibt es kein Angebot für Leute über 26 Jahren?“ „Ja, das wäre echt cool!“ „Mmhh, lass mal überlegen, gibt‘s da nicht auch einen Klettertreff?“ Wie oft klettert Ihr? Katrin: Alle 14 Tage, im Sommer oft draußen z.B. in Kelmis. Hans: Macht Ihr auch mehrtägige Ausflüge? Katrin: Ja. In diesem Sommer waren wir gemeinsam mit der Gruppe des JDAV im Wallis. Insgesamt nahmen 40 Jugendliche daran teil. Aus meiner Gruppe waren es fünf. Hans: Du sagtest anfangs, dass auch Kinder aus Heimen oder Familien stammen, die die Kosten solcher Reisen nicht finanzieren können. Gibt es dabei Fälle, dass einzelne Kinder aus diesem Grund nicht an solchen Fahrten teilnehmen können? Katrin: Für solche Notfälle kann ich mit der Hilfe von Sponsoren von Firmen und Privatleuten rechnen. Voraussetzung für die Teilnahme an mehrtägigen Reisen ist natürlich die Zustimmung der Erziehungsberechtigten. Hans: Das ist das zweite Jahr, während dem Du diese verantwortungsvolle Aufgabe übernommen hast. Ich konnte mich selbst davon überzeugen, mit wie viel Spaß, Elan und Ehrgeiz Deine Gruppe beim Klettern dabei war. Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg mit dieser Aufbauarbeit! Vielen Dank für unser Gespräch. Hans: Fotos: H.Graffenberger D AV O N : 2 / 1 5 Steffen, Alexander und Dennis Seit April gibt es uns jetzt schon. Gestartet mit 4 sehr begeisterten Kletterern, haben sich recht schnell weitere Kletterfreunde zur Gruppe gesellt. Dabei ist jeder willkommen, unabhängig von seinem Können. Gemäß dem Motto: „Jeder lernt von jedem und hat immer eine Portion Spaß dabei!” ergänzen wir uns einfach gegenseitig. Zusätzlich führen wir auch kleine Technikeinheiten wie Routen lesen, Gewichtsverlagerung und etliche weitere durch, über die sich nicht nur die Kletterer mit wenig, sondern auch mit viel Erfahrung freuen. Fingerkribbeln bekommen? Dann schau doch mal vorbei. Du findest uns immer montags von 18-20 Uhr in der Kletterhalle Tivoli Rock. Bei schönem Wetter auch mal draußen. Oder besuch uns auf der Homepage: www.dav-aachen.de/aktivitaeten/ klettern-27plus Eldrid V.l.nach r.: Jugendleiterin Rike, Niklas, Florian und Katrin. D AV O N : 2 / 1 5 Hält der Griff, was er verspricht? Caro beim beherzten Zugreifen Lukas und Matthias bei den Vorbereitungen Text: Caroline Wessels, Ramona Gilleßen Fotos: Julia Kowalski, Katrin Keip, Ramona Gilleßen Wir freuen uns auf Dich! 21 Hochtourengruppe Hochtourengruppe Die Hochtourengruppe zu Gast im Stubaital Das Falbesoner Tal mit gleichnamigem Wasserfall Sommercamp Stubaital Auf dem Egesengipfel ( 2635 ) oberhalb des Fernau-Klettersteiges Im Herzen Tirols bietet das Stubaital mit seinen wunderschönen Seitentälern eine abwechslungs- und erlebnisreiche Berglandschaft in der jeder Alpinist vom Wanderer bis zum Kletterer auf seine Kosten kommt. Nicht verwunderlich, dass die Hochtourengruppe unserer Sektion diese Region als Ziel ausgesucht hat.. Zwischen Innsbruck und Brenner gelegen bietet sich das Tal hervorragend an für Gletschertouren, ausgedehnte Wanderungen durch seine wunderschönen Seitentäler und auch anspruchsvolle sowie leichte Klettersteige mit atemberaubenden Ausblicken auf Gletscher, Gipfel und Täler. Die Jäger und Sammler kommen auch auf ihre Kosten: Die Seven Summits im Stubaital (Zuckerhütl, Wilde Freiger, Habicht, Rinnenspitze, Serles, Hoher Burgstall und Elfer) können bestiegen und mit Erwerb eines Gipfelpasses aus dem Tourismusbüro kann jeweils der erreichte Gipfel abgestempelt werden. Bei drei der sieben Gipfel wartet bereits eine Überraschung auf den Kandidaten. Einige der Gipfel hat die Hochtourengruppe ebenfalls erklommen, dazu später mehr. Hochspannung am harten Eisen Der Gipfelaufbau auf die Serles-Spitze kann stellenweise nur auf allen Vieren erreicht werden 22 In der ersten Woche startete eine Gruppe mit dem Fernau-Klettersteig. Direkt am Stubaier Gletscher gelegen führt er auf der Rückseite der Dresdener Hütte steil den Berg bis zum Egesengipfel (2635 m) hinauf. Bevor die Gruppe allerdings direkt mit den harten Bandagen des C/D- Klettersteigs kämpfte, versuchte sie sich erst an einem Übungsklettersteig nebenan. Mit Leichtigkeit kam die Gruppe dort durch, so dass der notwendige Mut und die Überzeugung für das „harte Eisen“ vorhanden waren. Insgesamt hat der Klettersteig eine Länge von rund 350 m und dauert ca. zwei Stunden. Die Aussicht war einfach phänomenal und eng am Fels hängend ließ sich das auch ganz wunderbar genießen. Einigen Schlüsselstellen musste sich die Gruppe allerdings mit voller Aufmerksamkeit stellen: hin und wieder gab es einige sehr steile, ausgesetzte Stücke im Klettersteig, so dass man des öfteren frei schwebend über dem Tal hing. Schwindelfreiheit ist zwingend erforderlich. Aber wer reichlich davon mitbringt, wird eine Menge Spaß und Abwechslung erleben. Es blieb allerdings auch nicht aus, dass es Beulen, Kratzer und Schürfwunden als „Erinnerung“ gab. Trotzdem wurde der Gipfel mit einem Lächeln erklommen und der Schmerz war schnell vergessen. Der Eintrag ins Gipfelbuch und eine Mittagspause als Belohnung durften natürlich nicht fehlen. D AV O N : 2 / 1 5 Am Einstieg zum Fernau-Klettersteig Eine weitere aufregende Tour in der ersten Woche war die Besteigung der Serles, also einer der “Seven Summits”. Nach einer ca. 30 minütigen Autofahrt von der Unterkunft bis zum Alpengasthaus und Kloster “Maria Waldrast” auf 1638 m hieß es zunächst für die Gruppe, Aufstieg durch dichtbewachsenen Kiefernwald, wobei die Baumgrenze schnell erreicht war. Den Kampf durch Latschenkiefer und Geröllfelder hindurch gewann eindeutig die Gruppe. Zum ersten Mal ließ sich rechter Hand das Gipfelkreuz noch in reichlicher Entfernung erkennen. Gänzlich der Sonne ausgesetzt, ging es in schweißtreibenden Serpentinen an weidenden Kühen vorbei und die Gruppe erreichte recht bald das Serlesjoch. Es eröffnete sich zur anderen Seite des Jochs ein beeindruckender Ausblick in das Stubaital. Nach einer kurzen Verschnaufpause erklomm sie über eine Leiter den steinigen, mit einigen Kletterpassagen bestickten Weg den Grat der Serles. Nach fast genau 3 Stunden – und damit eine Punktlandung laut Rother Wanderführer – erreichte die Gruppe den Gipfel 2718 m). Der Rundumblick ist atemberaubend und wunderschön. Man D AV O N : 2 / 1 5 kann von dort aus von der Zugspitzarena bis zum Alpenhauptkamm blicken. Nach einer ausgedehnten Fotosession aller Beteiligten ging es auf gleichem Weg wieder ins Tal zurück. Auf halber Strecke traf die Gruppe einen Durst leidenden Bergsteiger, dem mit einem guten Schluck Wasser geholfen werden konnte. An so heißen Tagen sollte keiner ohne Wasser in den Bergen unterwegs sein. Je näher das Tal kam, desto wärmer wurde es. Kein Wunder also, dass die Gruppe den Ausgangspunkt mit dampfenden Füßen erreichte und diese erstmal zur Erfrischung in das eingerichtete Kneipp-Bad hielt. Durch das Bad watend konnte sich Hans Knauf einen trockenen Kommentar nicht verkneifen: „Unter Kneipen habe ich mir aber was anderes vorgestellt“. Zum Abschluss sollte es dann aber doch noch an einem schattigen Plätzchen ein Erfrischungsgetränk für alle geben. Caroline im Edelweiß-Klettersteig Zwischen Blaubeeren und blauem Himmel Für Tag vier standen die Ochsenalm, die neue Regensburger Hütte und der Franz Senn Panoramaweg auf dem Plan. Der Bus brachte uns von Milders bis nach Falbeson, unserem Ausgangspunkt. Nach nächtlichem Regen hing der Nebel noch tief im Wald. Doch schon eine gute Stunde später lichteten sich die Wolken und gaben einen wunderschönen Blick in das Falbesoner Tal mit der Ochsenalm frei. Im Hintergrund erblickten wir auch schon die Regensburger Hütte, begleitet vom beeindruckenden Falbesoner Wasserfall, der sich rund 300 m ins Tal hinabstürzt. An der Ochsenalm gab es einen kurzen Zwischenstopp mit original Stubaier Graukäse-Stulle. Der gut ausgebaute Pfad führte uns anschließend durch einige Geröllfelder und vorbei an Von Serles-Joch aus muß noch der Gipfelaufbau zur Serles bewältigt werden 23 Hochtourengruppe Anton Renk Hütte Lisa blickt von der Serles-Spitze nach unten auf Neustift. etlichen Wasserfällen. Mit einem steilen Schlussanstieg erreichten wir nach rund dreistündigem Aufstieg die Hütte auf 2286 Metern Höhe. Die Aussicht auf die umliegenden Gipfel und das Falbesonertal wird seinem Ruf als schönstes Tal im Stubai mehr als gerecht. Während unseres kurzen Mittagsstopps landete ein leuchtend blauer Rettungshubschrauber der Bergwacht auf dem gerade einmal parkplatzgroßen Landefeld direkt neben der Hütte. Unser Highlight zum Mittagessen. Nach der Stärkung ging es weiter auf dem FranzSenn-Weg. Zunächst auf gleichbleibender Höhe durch saftige blühende Wiesen, später in schwierigerem Terrain mit kleineren und größeren An- und Abstiegen. Zu unserer Rechten erblickten wir immer wieder die gesamte Gipfelkette von Serles über Habicht bis zum Zuckerhütl – Stubai Alpen Panorama at its best! Während eines kurzen Stopps entdeckten wir im Berg über uns einige Gemse. Drei suchten schnell das Weite. Eine Gams jedoch machte es sich auf einem Steinabsatz gemütlich und beobachtete uns fast majestätisch auf Schritt und Tritt. Schnell waren die Fotoapparate gezückt und einige gute Schnappschüsse erzielt. Der Weg führte uns anschließend durch dichter werdende Latschen- und Kiefernwälder, bis wir nach rund vier Stunden Abstieg erschöpft aber glücklich unsere Pension in Milders erreichten. Nach der langen Wanderung am Donnerstag stand Freitags für einen Teil der Gruppe noch einmal eine Gipfelbesteigung mit anschließendem Kletterstieg an.Mit dem Auto fuhren wir bis zur Oberissalm und von dort gingen wir zu Fuss weiter durch das schöne Seitental bis zur Franz-Senn-Hütte. Der geplante Gipfel 24 Der Habicht ( links ) und die umliegenden Gipfel war die Vordere Sommerwand (2677m). Wir stiegen in Richtung Süden auf einem Geländerücken aufwärts und anschließend an einem Bach entlang bis in die steile Südostflanke. Relativ zügig erreichten wir den Grat mit einem nördlich gelegenen Vorgipfel. Der anschließende Pfad über den Grat verlangte von uns eine gute Portion Trittsicherheit. Entlohnt wurden wir jedoch mit einem wunderschönen Blick über das Tal mit der Hütte. Über den gleichen Weg stiegen wir wieder hinab und genossen anschließend ein herrlich deftiges Mittagessen mit selbstgemachten Knödeln. Nach der Stärkung stand noch ein Klettersteig der Kategorie C/D an. Der Name Edelweiß-Klettersteig kommt dabei nicht von ungefähr. Während toller Kletterpassagen über einen senkrechten Felsgrat und in einer Felswand mit griffigem Fels fanden wir die Blumen in Hülle und Fülle. Infos Norbert und Jan im Elfer-Klettersteig Zeitraum: 1.8.2015 bis 14.8.2015 Links: www.alpenvereinaktiv.comwww. stubaital.com/stubai-super-card/ www.stubai.at/aktivitaeten/wandern/ seven-summits/ Enge Felsspalte im Fernau-Klettersteig Buchtipps: Walter Klier: “Stubaital Wipptal” Rother Wanderführer 5. Auflage 2014 ISBN-978-3-7633-4172-6 Klettercamp im Sauerland Endlich wieder ein Klettercamp bei optimalen Wetterbedingungen Sehr gut vorbereitet von Christina Egger, genossen wir die Klettertage vom 13. bis 17. Mai an Steinbruchfelsen im Sauerland. Während der ersten vier Tage hieß unser Standort Warstein. Unmittelbar am Ortsrand befinden sich mehrere Steinbrüche, darunter die zum Klettern seit 2013 freigegebene „Hillenbergwand“. Diese Kalksteinwand hat eine maximale Höhe von 45 Metern und enthält inzwischen mehr als 50 gut eingerichtete Kletterrouten vom vierten bis zehnten Schwierigkeitsgrad. Betreut wird diese Anlage von der DAV-Sektion Hochsauerland. In unmittelbarer Nähe gibt es noch vier kleinere „Neben“-Wände: Goldgräber-, Wäste-, Essener Wand und schließlich noch den „Brauereifels“. Unsere Unterkunft in Warstein, die sich in weniger als zwei km Entfernung von den Steinbrüchen befindet, war das Gasthaus „Kolpinghaus“; einfach, aber preiswert. Für das Abendessen boten sich in Warstein gute Gaststätten und Pizzerien an. Während der Heimfahrt am fünften Tag machten wir noch mal Halt am Kletterfelsen „Unterer Elberskamp“ im Lennetal. Dieses Gebiet liegt am Ortsteil Heggen bei Finnentrop. Auch hier entdeckten wir unter den ca. 50 Kletterrouten für jeden von uns eine passende Auswahl. Diese Felsgruppe ist mit max. 20 Metern nicht so hoch wie die Hillenbergwand. Man kann mit dem PKW in einer Entfernung von weniger als 100 Metern parken. Mit dabei waren diesmal fünf unserer holländischen Kletterfreundinnen und Kletterfreunde, mit denen wir in der Kletterhalle ROCCA in Gulpen oft gemeinsam klettern. Ja, das war‘s. Keine besonderen Vorkommnisse, allerdings viel Spaß mit zwanzig Gleichgesinnten in schönen Routen bei durchgängig herrlichem Wetter. D AV O N : 1 2/15 Text und Fotos: Hans Graffenberger Wolfgang Heizmann: “Wanderführer und Karte Stubaital” Kompass GmbH - 1. Auflage 2014 ISBN-978-3-85026-922-3 Walter Klier: “Stubaier Alpen” Alpenvereinsführer Rother-Verlag 14. Auflage 2013 ISBN-978-3-7633-1271-9 Text: Caroline Wessels und Martin Seibring Fotos: Martin Seibring / Hans Graffenberger D AV O N : 1 / 1 5 Fünf stolze Gipfelstürmer auf der Serles-Spitze (2718 m) Christina im Vorstieg Die nicht ganz komplette Gruppe Dianne beim Reibungsklettern Infos zu Warstein: www.kletterarena.info/hillenberg.php Hier kann der Kletterführer „Warstein-Hillenberg“ als PDF-Datei heruntergeladen werden. Infos zum „Unteren Elberskamp“: www.kletterarena.info/elberskamp.php 25 25 Aufmerksame Sicherer Verein Arbeitswoche unserer Sektion in den Ötztaler Alpen (1. – 8. August 2015) Klettern mit Flüchtlingen Ein Ansatz zur Integration Der Landesportbund stellte Anfang 2015 den Vereinen finanzielle Mittel bereit, um Sportangebote für Flüchtlinge zu ermöglichen. Das war der Anlass für unseren Verein, sich Gedanken zu machen, wie man sich hier engagieren kann. In Kooperation mit Stefan Küpper, dem Leiter von „Maria im Tann“ und Marcel Braun vom Sportkletter-Bereich unserer Sektion wurde die Idee realisiert, Flüchtlingen das Klettern als Freizeitsport anzubieten. Mit Unterstützung der Halle Tivoli Rock kletterten sechs Jugendliche unter Anleitung. Abschließend zu dieser Aktion wurde uns bewusst, dass eine solche Aktion allein nicht zur Integration führen kann, sondern dass mehr passieren muss und wir die Idee weiter entwickeln müssen. D as Treffen mit den Jugendlichen (Adam aus Eritrea, Tidian aus Guinea Bissau, Sajib aus Bangladesch, Semere aus Eritrea, Mohamed aus Tschad, Ayan aus dem Irak und Reza aus Afgahnistan), fand jeden Freitag von 16:00 Uhr bis 18:00 Uhr statt. Ich bin Marcel Braun und habe die sechs Jugendlichen in dieser Zeit begleitet und betreut. Es war am Anfang ein sehr gemischter Haufen und wen wundert es nicht, natürlich auch mit einigen Verständigungsproblemen, denn die Jugendlichen kamen zum größten Teil vom schwarzen Kontinent Afrika. Doch zu meiner Überraschung konnten die meisten relativ „gut“ deutsch oder Englisch. Für mich sehr angenehm war, dass die Jugendlichen sehr aufgeschlossen waren und für die, die weder Deutsch noch Englisch sprachen die Übersetzung bei der Einweisung übernahmen. Zu Beginn stürmten alle schon an die Wand und wollten unbedingt als erster die 10 26 Text und Fotos: Marcel Braun Meter Wand oben in dem Kinderbereich bezwingen. Ohne vorherige Sicherheitseinweisung geht das aber schlecht. Nach der Einweisung war es dann so weit. Die Seilpaare wurden eingeteilt und los ging‘s. Oben angekommen schaute jeder, wieso weiß ich bis heute nicht, immer hinter die Wand. Vielleicht wollten sie sehen, ob Jochen auch hinter den Wänden den Staub gründlich entfernt hatte. Doch schnell waren die kurzen Wände eindeutig zu langweilig und es ging nach unten. Natürlich nicht nur an die „normalen“ Wände sondern auch an die Struktur und das Doppeldach. Doch hier mussten die Jungs schnell feststellen, dass es doch auch schwer werden kann. Nach zwei Stunden waren sie sehr platt und müde. Doch sie hatten Ehrgeiz gewonnen. Beim zweiten Mal fiel mir auf, dass Ayan nur gesichert hat. Ich fragte, was los sei und er meinte nur: „I‘m sick today“. Doch schnell war mir klar, dass er Höhenangst hatte. Adam und Tidian waren die fleißigsten der Gruppe, und immer wenn Adam oben war rief er laut nach unten: „Tidian fätisch“, was so viel heißt, dass er runter möchte. Ich hoffe, den Jungs hat es Spaß gemacht und ich wünsche Ihnen für Ihre weitere Zukunft alles Gute. D AV O N : 2 / 1 5 Sanierung des Aachener Höhenwegs Auf dem Weg zur Anton-Renk-Hütte (Blick auf die Wasserfälle mit dem Anton-Renk-Klettersteig) D em diesjährigen Aufruf zu dem einwöchigen ehrenamtlichen Arbeitseinsatz am Aachener Höhenweg folgten 16 Mitglieder unserer Sektion. Stützpunkt für die Sanierungsarbeiten war die Anton-Renk-Hütte, unsere unbewirtschaftete Hochgebirgshütte mit 18 ausgewiesenen Matratzenlagern. Bei der Vorbesprechung hatte sich Tony bereit erklärt, die logistische Vorbereitung des Arbeitseinsatzes inklusive Material- und Gerätebeschaffung zu übernehmen. Der Materialtransport zu den abgelegenen Wegabschnitten in dem schwer zugänglichen Gelände wollte gut überlegt und geplant sein. Einiges Werkzeug wie Spitzhacken und Schaufeln lagert vor Ort, spezielle Gerätschaften wie Bohrmaschine, Seile mit Ankervorrichtungen sowie Eisenstangen stellte uns freundlicherweise die Rieder Gemeinde zur Verfügung. Den Rest (Arbeitshandschuhe, Farbe, Pinsel und Drahtbürsten) sowie die Lebensmittel brachten wir aus Aachen mit. Die kulinarische Versorgung unserer Arbeitstruppe wurde durch das „ABC“-Team (Andrea, Bettina, Claudia) sichergestellt. D AV O N : 2 / 1 5 Mit voll beladenen Autos trafen wir uns am Samstag in Ried, hoch motiviert und sehr gespannt, was in den nächsten Tagen auf uns zu kommen würde: Würde alles so klappen wie geplant und würden wir die ungewohnte Aufgabe meistern? Auch wenn wir im Vorfeld eine entsprechende Beratung durch den DAV-Hauptverband bekommen hatten, waren wir nicht wirkliche Wegebauprofis – das Spektrum reichte vom passionierten Höhlenforscher über den Hobbywegebauer bis zum unbedarften Laien. Außerdem kannten wir uns mehrheitlich gar nicht, und die Hälfte unserer Gruppe war noch nie auf unserer schönen Hütte gewesen! Von Ried fuhren wir mit unseren Autos gemeinsam hoch zur Bichli Alm. Dort schulterten wir unsere voll bepackten Rucksäcke, da die restlichen knapp 400 Höhenmeter zu Fuß zurückgelegt werden müssen. Bei unserem ersten Aufstieg regnete es, so dass wir an diesem Abend besonders froh waren, als wir die AntonRenk-Hütte – unser Heim für die kommende Woche – endlich erreichten. Sozusagen als Auftakt unserer Bergwoche gab es am Sonntagvormittag einen Gottesdienst auf der Anhöhe hinter der Hütte mit anschließender Gedenkfeier für 27 Inspektionsgang zur Rifenkar Scharte Ulrich im Fissladtal (Foto von Michael Meuffels) Neue Seilversicherung im Bereich der Rifenkar Scharte Verein Verein Annett und Bettina pinseln fleißig den im Vorjahr verstorbenen Hüttenwart Hermann Sailer, bei der viele Bergfreunde aus Ried und auch etliche weitere Mitglieder unserer Sektion anwesend waren (siehe nebenstehender Artikel). Am Montag brachen wir nach dem Frühstück gemeinsam auf, um den Aachener Höhenweg bis zur Südseite der Rifenkar Scharte zu begutachten; von der AntonRenk-Hütte beträgt die Wegzeit bis dorthin gut zwei Stunden. Über Nacht hatten sich erfreulicherweise alle Wolken abgeregnet, so konnten wir die sanierungsbedürftigen Wegabschnitte bei strahlend blauem Himmel inspizieren. Erforderlich waren folgende Arbeiten: n Nachmarkierung des Blockgeländes auf dem Weg zur Rifenkar Scharte n Überarbeitung der Traverse vom Marterl zur Scharte – dort musste unter anderem eine Drahtseilver- sicherung im Bereich einer exponierten Rinne angebracht werden n Umleitung des Wegabschnittes auf der Südseite der Scharte n Erneuerung der Markierungen und Verlegung eines Wegabschnittes im hinteren Fissladtal Die Teilnehmer des Arbeitseinsatzes in alphabetischer Reihenfolge: Norbert Balser Marion Buchenthal Wolfgang Cornely Andrea Dworschak Bettina Dwyer Tony Dwyer Ulrich Engelmann Christoph Heer Ulli Hommelsheim Annett Jamrosche Claudia Krusche Michael Meuffels Günter Philippen Uschi Plebs Martin Schiefer Schildersammlung an der Hüttenwand – da dieser Bereich ca. 4 Gehstunden von der Hütte entfernt liegt, richteten wir bei der Fissladalm (1989 m) ein „Außendepot“ mit Zelten ein, wo vier Personen von unserem Team für drei Tage campierten. Bei dem Materialtransport dorthin half glücklicherweise ein Bauer; dieser brachte uns das schwere Gepäck (Werkzeug sowie Zelte und Verpflegung) mit einem Traktor aus dem Kaunertal hinauf zur Fissladalm. Wir teilten uns in mehrere Gruppen auf und dann ging es mit großem Eifer zur Sache: die einen schwangen den Pinsel und malten fleißig rote und weiße Streifen, andere bewaffneten sich mit Hammer und Meißel, um überflüssig gewordene bzw. irreführende Markierungen zu entfernen und wieder andere begannen mit Hacke und Schaufel neue Wegstrecken anzulegen. Last but not least schleppte Tony die schwere Bohrmaschine hoch, um Löcher für die Seilversicherung zu bohren. Auf dem Heimweg wurde dann die Arbeit der anderen begutachtet und bestaunt: Unzählige neue bzw. aufgefrischte Farbmarkierungen säumten den Weg, den wir Ende der Woche in- und auswendig kannten. Da es durchweg sommerlich warm bis heiß war, machten einige auf dem Rückweg von der Arbeit einen Abstecher zu dem oberhalb der Hütte gelegenen Bergsee und gönnten sich dort ein erfrischendes Bad, die anderen kühlten sich am Brunnen vor der Hütte ab. Danach ging die Arbeit weiter: einigen stiegen zu den Autos ab, um Material und Lebensmittel nachzuholen – diesen Gang wiederholten wir während der Woche mehrfach. Andere gingen zur unterhalb der Hütte gelegenen Stalanzalpe, um frische Milch, Butter und Käse zu besorgen sowie neues Brennholz aus dem Holzdepot, welches unser Hüttenwart auf halbem Weg zur Alm angelegt hat. Der Rest kümmerte sich um die Zubereitung des Abendessens. Die Hütte verfügt über eine gut eingerichtete Küche mit einem fast 40 Jahre alten eisernen Herd, der mit Holz geheizt wird und mit dem man bestens kochen und backen kann. Wasser gibt es am Brunnen vor der Hütte. Das Wetter zeigte sich auch in den folgenden Tagen von seiner besten Seite, so dass wir mit unseren Arbeiten gut vorankamen. Bei dem letzten Inspektionsgang waren wir durchweg sehr beeindruckt von unserem Ergebnis, wir hatten tatsächlich alles geschafft! Bei dem letzten gemeinsamen Abendessen kamen wir unisono zu folgendem Schluss: Die Arbeitswoche war eine erfolgreiche Aktion, die uns allen viel Spaß gemacht hat. Auch wenn uns die ungewohnte Arbeit in der Höhe angestrengt hat, haben wir uns trotzdem gut erholt. Wie immer bedeutet eine Woche in den Bergen eine Entschleunigung durch Rückbesinnung auf das Wesentliche und einen wohltuenden Kontrast zu unserem oft hektischen und vielfach fremdbestimmten Alltag. Und nicht zuletzt war auch die Teamarbeit mit Gleichgesinnten eine wirkliche Bereicherung. Treffender als eine unserer Mitstreiterinnen kann man es kaum formulieren: Hin fährt man mit Fremden und zurück kommt man mit neuen Freunden. n Peter Zöhrer mit der Gedenktafel Gedenktafel für Hermann Sailer V or vier Jahren hat Hermann Sailer das Amt des Hüttenwarts der Anton-Renk-Hütte an seinen Nachfolger Peter Zöhrer übergeben. Nur drei Jahre später, am 21. März 2014, ist er, schwer gesundheitlich gezeichnet, verstorben. Zu seinem Gedenken hat die Sektion unterhalb der Hütte eine Gedenktafel anbringen lassen. Hermann Sailer, der Schuhmachermeister aus Ried, war seit frühester Jugend mit der Anton-Renk-Hütte verbunden. 1957, mit elf Jahren, war er im Auftrag des damaligen Hüttenbetreuers Toni Patscheider zum ersten Mal oben. 1964 lernte er dort Lothar Babst kennen, der dort regelmäßig mit seiner Pfadfindergruppe zu Gast war und dann acht Jahre später das Amt des Hüttenwarts übernahm. Damals war das Verhältnis zwischen der Rieder Bevölkerung und der Sektion sehr verhärtet. Lothar Babst gelang es zusammen mit Hermann Sailer als Hüttenbetreuer diese Verkrustung aufzubrechen und in ein partnerschaftliches Verhältnis umzuwandeln. Kurze Zeit zuvor, 1971, war es dem damaligen Sektionsvorsitzenden Karl Barts gelungen, die bis dahin von der Sektion Berlin verwaltete Region um die Hütte als Aachener Arbeitsgebiet zugewiesen zu bekommen, der erste Schritt zum Aachener Höhenweg. Eine neue Ära begann, die 39 Jahre lang maßgeblich von Hermann Sailer gestal- Text und Fotos: Andrea Dworschak 28 Den Aachener Höhenweg findet Ihr hier: www.alpenvereinaktiv.com D AV O N : 2 / 1 5 D AV O N : 2 / 1 5 tet wurde und nun von seinem Nachfolger weitergeführt wird. Die Hütte wurde mit Augenmaß modernisiert, ohne ihren Charakter als urwüchsige Selbstversorgerhütte zu verlieren. Und wenn man als Besucher wieder mal den Schlüssel im Schuhgeschäft Sailer abholen wollte, kam man um einen Kaffee und einen Obstler in der Stube nicht herum. Am Sonntag, dem 2. August, kamen auf der Hütte Rieder und Aachener Bürger zusammen, darunter der Sektionsvorsitzende Norbert Balser und der Hüttenbetreuer der Sektion, Christoph Heer. Die Familie Babst war u.a. durch Lothars Sohn Elmar vertreten. (Sein Bruder Ingbert konnte wegen seiner schweren Krankheit nicht dabei sein.) Es galt, eine Gedenktafel für Hermann Sailer einzuweihen. Sie wurde unterhalb der Hütte an einem Felsblock mit dem Blick zum „Fallenden Bach“ angebracht. Pfarrer Peter Harperscheidt aus Eilendorf hatte sich trotz seiner 85 Jahre der Mühe des Aufstiegs (und Abstiegs!) unterzogen und hielt, wie schon zu Hermanns 60. Geburtstag, auf Bitte von Norbert Balser vor dem Kreuz oberhalb der Hütte eine Bergmesse. Wegen des regnerischen Wetters wurde er von Peter Zöhrer gut beschirmt. Die Damen des Kirchenchors der Rieder Pfarrgemeinde bereicherten die Feier mit mehrstimmigem Gesang. Der stellv. Bürgermeister von Ried, Josef Siegele, würdigte die Verdienste von Hermann Sailer. Text und Fotos: Wolfgang Cornely Dabei war auch Hildegard Sailer, die ihren Mann während dieser ganzen Zeit tatkräftig unterstützt hatte. Seit seinem Tod hatte sie es bis dahin nicht übers Herz gebracht, den Ort seiner gesamten Amtszeit zu besuchen. Im Anschluss an die Einweihung hatten Hildegard und Irmgard Ronacher, Frau seines Nachfolgers, Peter Zöhrer, eine kräftige Suppe für alle Leute – die Hütte konnte sie kaum fassen – vorbereitet; an Bier und Wein fehlte es nicht. So ging es in der Hütte hoch her, Akkordeon und Gitarre lieferten die musikalische Untermalung für zünftiges Singen - Schließlich war ja der Kirchenchor vertreten - bis es für die Rieder Zeit zum Abstieg wurde. Für die Aachener, die zur Sanierung des Aachener Höhenwegs gekommen waren, war es ein zünftiger Einstieg für die folgende Arbeitswoche. n Bergottesdienst mit Pfarrer Peter Harperscheidt und dem Rieder Kirchenchor Mehr zu Hermann Sailer in: Mitteilungen 2/2006, S. 12f, DAVon 2/2011, S. 10f, DAVon 1/2014, S. 33 29 Nachruf Klettern Bildvorträge Klettergebiete der Region Januar 2016 - März 2016 des Alpenvereins (DAV) in Aachen Projektion auf 4 x 3 Meter oder mehr Ort: Ludwigforum, Aachen, Jülicher Straße 97, im „Space“ Beginn 19.30 Uhr (nur am 05.12.2015, 16 00 Uhr) Teil 4 – Rocher de Bretaye (Ozo) Ziel dieser Artikelserie ist es, verschiedene Klettergebiete in unserer Region vor zu stellen. Diesmal geht es ins Tal der Aisne, einem Seitental der Ourthe bei Bomal. Von Bomal aus folgt man der N806 etwa 3 Kilometer in Richtung Manhay. Nach einer Rechtskurve, zwischen einem alleinstehenden Haus und dem Abzweig hinauf nach Ozo gibt es eine Parkmöglichkeit auf der rechten Seite. Hinter der Weide kann man bereits den Felsriegel erkennen. Sollte die Weide nicht gemäht sein, erfolgt der Zustieg am besten links am Waldrand. Hinweis: Aktuell (bis Ende November) befindet sich in einem großen Riss zwischen den beiden Routen „Desob“ und „Noce Blanche“ ein Hornissennest, weswegen man diese meiden sollte. Hornissennester werden aber im allgemeinen nach dem Winter nicht wieder besiedelt! Wie in allen belgischen Klettergebieten müssen alle Kletterer Mitglied im DAV sein und die entsprechenden Ausweise dabei haben. Kontrollen sind zwar selten, kommen aber vor. Wenn man mit einer größeren Gruppe anreist, muss man sich anmelden. Weitere Infos unter www.belclimb.be www.infosescalade.forumup.be Hauptwand Text und Fotos: Daniel Krommen Ingbert Babst Entferung der Schmierereien an unserem Kletterfelsen bei Kelmis Im Frühjahr 2015 wurden die Kletterfelsen unterhalb der Eyneburg in Hergenrath/Gemeinde Kelmis mit Graffiti besprüht. Die Kletterfelsen sind vom DAV Aachen gepachtet und werden von der JDAV betreut, die Routen eingerichtet, instand gehalten und gepflegt. Die Felsen sind ein Ort der Begegnung in der Natur und werden von Kletterern aller Altersgruppen besucht. Die Beschädigung und Verunreinigung der Felsen hat alle, die diesen Ort kennen, sehr betroffen gemacht. Nach Rücksprache mit dem Umweltberater der Gemeindeverwaltung Kelmis, Herrn Havenith, konnten wir am 15.07.2015 die Graffitis in Kelmis entfernen. Nach Abdeckung der Bodenflächen und mit Hilfe von Lösungsmitteln haben Benedikt, David und Marie-Luise bei sommerlichem Regen die Felsen mit großem Einsatz von der Farbe weitestgehend befreit. Marie-Luise Klose *26.07.1940 † 10.09.2015 Sa. 16.01.16 Andreas Dick, Planegg: Spiel mir noch ein Lied vom Berg Außergewöhnlicher Vortrag, auch kabarettistisch Sa. 20.02.16 Ralf Gantzhorn, Hamburg: Himmelsleitern – Große Grate der Alpen U. a. Mönch, Stockhorn, Dom, Weißhorn, Morgenhorn, Blümlisalp …… Rocher de Bretaye n n n n n n n Rocher de Bretaye Wandhöhe: ca. 25m Plattenkletterei ca. 40 Routen und Routenvariationen Schwierigkeiten von 3a – 6c, die meisten Routen finden sich im 5. Franzosengrad Ausrichtung des Felsens: S – SW und daher sehr sonnig Wandfuss: stufiges, teils unebenes Gelände Koordinaten: 5.5452633°E 50.3707590°N Sa. 12.03.16 Michael Beek, Oberwössen: Expedition Shimshal-Muztagh Durchquerung des Karakorums Ich persönlich habe zum ersten Mal mit Ingbert zusammengearbeitet, als es darum ging, die 100-Jahr-Feier der Sektion vorzubereiten. Zu diesem Zeitpunkt brachte die „neue“ Hochtourengruppe frischen Wind in die Sektion. Die Gruppe sah sich von der Sektionsführung bei den Jubiläums-Vorbereitungen nicht ausreichend beteiligt und übte Kritik an der Vorgehensweise. In Zusammenarbeit mit Ingbert gelang es, eine Lösung zu finden, bei der sich alle Gruppen vertreten fühlten. Ingbert war nie jemand, der sich in die erste Reihe drängelte. Er wirkte im Hintergrund und wurde so nicht selten missverstanden. Ich habe den Rat von Ingbert geschätzt und seine Hinweise haben mir immer wieder geholfen, Dinge in den richtigen Zusammenhang zu setzen. Sein Tod macht mich traurig. Wir vermissen ihn sehr. Norbert Balser im Namen des Vorstandes Eintritt: 8,- €, DAV-Mitglieder 5,- € Siehe auch: http://www.dav-aachen.de/vortraege Anfragen: josef.bremen@dav-aachen.de Stand 03.10.2015 30 Am 10. September 2015 ist Ingbert Babst nach schwerer Krankheit gestorben. Ingbert war seit 54 Jahren aktives, engagiertes Mitglied der Sektion. Über viele Jahre gehörte er als Naturschutzreferent dem Vorstand an. Sein besonderes Augenmerk galt der Anton-Renk-Hütte und dem Arbeitsgebiet, für das er bis zum Schluss verantwortlich war. Schon früh verbrachte er viel Zeit auf der Hütte, denn sein Vater – Lothar Babst –war 18 Jahre lang Hüttenwart in Ried. So wuchs eine intensive Beziehung zu Ried und der Familie von Hermann Sailer. Auf Wunsch von Frau Dr. Kremer kümmerte Ingbert sich seit 1994 um die Geschichte unserer Sektion. Er verfasste unzählige geschichtliche Abhandlungen, auf die seine Nachfolger zurückgreifen können. In dieser Hinsicht war seine Arbeit zum jüdischen Leben in der Sektion, die 2008 unter dem Titel „Zwischen Kaiserstadt und Konzentrationslager“* als Sonderheft veröffentlicht wurde, wohl die wichtigste. Ausgelöst durch eine Nachfrage auf der Mitgliederversammlung 2007 setzte er sich akribisch mit der Geschichte der Sektion vor und während des Nationalsozialismus auseinander. Zu diesem Zeitpunkt hat auch der Bundesverband sich mit dem Thema beschäftigt, aber durch Ingberts Engagement war Aachen eine der ersten Sektionen, die sich differenziert mit diesem Thema auseinander gesetzt hat. Hierfür erfuhr Ingbert über die Sektionsgrenzen hinaus große Anerkennung. Eine weitere wichtige Arbeit ist das Buch über die Anton-Renk-Hütte, das zum Abschied von Hermann Sailer als Hüttenwart 2011 gestaltet wurde. D AV O N : 2 / 1 5 D AV O N : 2 / 1 5 Das DAVON-Redaktionsteam nimmt traurig Abschied von unserem langjährigen Chronisten, der in vielen interessanten Artikeln über die Geschichte unserer Sektion, insbesondere der Anton-Renk-Hütte und dem Arbeitsgebiet berichtet hat. * Das Sonderheft von 2008 kann als PDF heruntergeladen werden: www.dav-aachen.de/service/davon/120-ausgabe-2-2015 (QR-Code auf Seite 3) 31 Bibliothek Bibliothek Schmöker Ecke Der Schwerpunkt dieser Buchvorstellungen sind Schneeführer unterschiedlicher Aktivitäten. Für Skitourengeher ist literarisch sehr gut gesorgt. Inzwischen haben die Verlage auch die Nicht-Skitouren-Geher entdeckt, die sich ebenfalls gerne im Tiefschnee bewegen wollen und dazu Schneeschuhe unabdingbar sind. Eine schöne Wintersaison wünchen euch euer Bibliothesteam: Marlis und Winfried Walter und Timm Klersy. Sektionsbibliothek Die Sektionsbibliothek befindet sich in der Geschäftsstelle und steht allen Mitgliedern zur Verfügung. Öffnungszeiten: Donnerstags von 16.00 – 20.00 Uhr Führer, Karten, alpine Literatur: Wandern, Klettern, Hochtouren, Wasser- und Wintersport, Lehrschriften zu allen alpinen Sportarten, Bildbände, Jahrbücher, Monographien, Biographien, Reiseberichte und Belletristik. Zeitschriften: „Bergsteiger“, „Klettern“, „Berg und Steigen“, können eingesehen bzw. für 3 Wochen kostenlos ausgeliehen werden. Bei einer längeren Ausleihe werden pro Stück und Woche 50 Cent erhoben. Der Medienbestand im Internet: www.dav-aachen.de service bibliothek Skitourenführer: Stadler, M.; Neumayr, D. und Th. Best of Skitouren Band 1 - von den Bayerischen Alpen zu den Hohen Tauern Panico Alpinverlag, Köngen www.panico.de 1. Auflage 2015; 344 S.; 27,85 E ISBN 978-3-95611-028-3 Ist den Autoren dieses Skitourenführers ein „Highlight“ gelungen?? Es gibt grob gesagt zwei Bergsteigergruppen: Diejenigen, die Widrigkeiten vermeiden und einfache, unproblematische Touren suchen – das ist die Mehrheit. Daneben gibt es noch eine kleinere Gruppe, die das nötige Können hat, um Schwierigkeiten als Herausforderung zu betrachten, die es zu überwinden gilt. Das hat die Autoren dazu veranlasst, beiden Bergsteigertypen etwas zu bieten und jede Tour in zwei Varianten zu präsentieren. Nützlich ist die Kartenbeilage, die jedes beschriebene Gebiet einzeln darstellt und beide Tourenalternativen farblich getrennt ausweist. Das hat für unsere Sektions-Skitourencamps den Vorteil, dass unterschiedlich ambitionierte Skitourenfahrer sich getrennt und doch gemeinsam in einem Gebiet bewegen können. 32 Weitwanderführer Strauß, Andrea und Andreas Große Skitouren Ostalpen 60 Touren zwischen Rätikon und Dachstein Rother Selection: Bergverlag Rother, München www.rother.de 1. Auflage 2015; 240 S.; 29.90 E ISBN 978-3-7633-3127-7 60 Touren der Extraklasse. Große Renommiergipfel befinden sich darunter Großvenediger, Großglockner, Weißkugel und Cevedale, aber auch eine Reihe von modernen Touren, die erst mit dem gestiegenen technischen Können und der besseren Skitourenausrüstung bekannter geworden sind: Birgkar am Hochkönig oder an der Ruderhofspitze, wo nicht mehr selbst gespurt werden muss. Für die XXL-Touren benötigt es eine gute Kondition und eine sichere Technik. Die meisten Vorschläge sind anspruchsvolle Touren für einen Tag; einige lassen sich mit einer Hüttenübernachtung auf zwei Tage verlängern. Waeber, Michael Haute Route - Von Chamonix nach Zermatt / Saas Fee Alle Etappen Bergverlag Rother, München www.rother.de 2. aktualisierte Auflage 2013; 173 S.; 18,90 E ISBN 978-3-7633-5919-6 Mit Ski von Hütte zu Hütte, mehrere Tage unterwegs sein und dabei jeden Tag andere Landschaftseindrücke genießen – für viele Skitourengeher ist das die Krönung. Die Haute Route zwischen Chamonix und Zermatt bzw. Saas Fee ist die bekannteste der großen Skidurchquerungen und gleichzeitig die anspruchsvollste. Mit der SAC-Schwierigkeitsskala können die Anforderungen der jeweiligen Etappe leicht nachvollzogen werden. GPS-Daten stehen zum Download zur Verfügung. Feller, E. und Mathieu, R. Skitouren Walliser Alpen Ost - Vom Bishorn zum Blinnenhorn Schweizer Alpen-Club SAC, Bern www.sac-cas.ch 2. Auflage 2015; 435 S. ; 42,-- E ISBN 978-3-85902-353-6 Ein Skitouren- und Snowboardführer: Berge und Gletscher verändern sich. Touren, welche früher gemieden wurden, sind heute ein Leckerbissen. Andere Anstiege sind nicht mehr begehbar. In dieser Neuauflage wird dieser sich wandelnden Gletscherlandschaft Rechnung getragen. Hutter, C. M. und Neuhold, Th. Skitouren Atlas - Salzburg - Berchtesgaden Pustet Verlag, Salzburg www.pustet.at aktualisierte Neuauflage 2011; 288 S.; 22,-- E ISBN 978-3-7025-0636-0 Der „Skitourenatlas Salzburg-Berchtesgaden“ löst den Bestseller „Skitouren in und um Salzburg“ ab, der in sechs Auflagen erschienen ist. Clemens M. Hutter hat den Text völlig überarbeitet und vor allem Platz für 100 Neutouren geschaffen, die der angesehene Ski-Alpinist Thomas Neuhold als Co-Autor beigesteuert hat. Das Erfolgsrezept bleibt unverändert: Das Angebot von 555 Routen deckt den möglichen Bedarf von „Anfängern“ genauso wie den von anspruchsvollen Hochalpinisten. Ebenso erhalten bleibt das Prinzip, von einem Standort aus mehrere Alternativen anzubieten, damit je nach Wetter, Lust und Kondition die Wahl getroffen werden kann. Neuhold, Thomas 60 Super Ski Touren Pustet Verlag, Salzburg www.pustet.at Auflage 2014; 144 S.; 19,95 E ISBN 978-3-7025-0726-8 Drei Schneeschuhführer des Bergverlags Rother: Die Reihe der „dunkelblauen“ Rother Schneeschuhführer bietet reizvolle Touren für S c h n e e s c h u h g e h e r. Sowohl Genießer als auch sportlich ambitionierte Wintersportler finden bei den Vorschlägen genau die richtige Tour in idealem Gelände. Dazu gehören wichtige Hinweise zu Lawinengefährdung und Hangausrichung. Für alle Touren stehen zudem GPS-Daten zum Download bereit. Bergverlag Rother, München www.rother.de Gögler, Christian Allgäu - Mit Tannheimer Tal und Lechtal 1. Auflage 2015; 160 S.; 14,90 E ISBN 978-3-7633-5802-1 Thomas Neuhold hat 60 Skitourenzuckerl aus Salzburg und den angrenzenden Gebieten zusammengetragen, die im o.g. 555 Touren umfassenden Skitourenatlas nicht zu finden sind. Ob gemütliche Voralpentour oder rassige Firnabfahrt – Einsteiger wie Könner kommen auf ihre Rechnung. Ergänzt ist der Band mit zahlreichen Tourenvarianten, die je nach Bedingungen ein Ausweichen vom anvisierten Ziel ermöglichen. Dazu kommen aussagekräftige Kartenskizzen, Fotos sowie Tipps für Ausrüstung und Risikomanagement im winterlichen Gebirge. Winterwanderführer Strauß, Andrea und Andreas Berchtesgaden - Chiemgau - Salzburg Bergverlag Rother, München www.rother.de 3. Auflage 2014; 176 S.; 16,90 E ISBN 978-3-7633-3023-2 Die Tourenauswahl umfasst beliebte Klassiker und stille Geheimtipps – einfache Familienwanderungen mit rasanten Schlittenfahrten, großartige Schneeschuhtouren durch unberührte Winterlandschaften und anspruchsvolle Touren auf verschneite Gipfel. D AV O N : 2 / 1 5 Das Allgäu im Winter ist ein wahres Schneeparadies. Hier und in den angrenzenden Tiroler Bergen erstreckt sich abseits von Pisten und Loipen ein Dorado für Schneeschuhgeher. Durch lockeren Pulverschnee stapfen oder über gefrorenen Schneeharsch schweben. Natürlich fehlen auch nicht die Touren zu urigen Berghütten, wo eine kräftige Brotzeit wartet. Wecker, Evamaria Chiemgauer Alpen - Mit Berchtesgadener Alpen und Kaisergebirge 1. Auflage 2012; 144 S.; 14,90 E ISBN 978-3-7633-5806-9 Ob einfache Wanderungen über sanfte Chiemgauer Berge oder alpine Touren im winterlichen Hochgebirge, ob gemütliche Hütteneinkehr auf schönen Almen oder Bergeinsamkeit im Angesicht steiler Kaiserwände – die Tourenpalette ist groß. Bekannte Ziele und Klassiker finden ebenso ihren Platz wie stille Geheimtipps und unbekannte Rundtouren. Wecker, Evamaria Südtirol Ost - Eisacktal - Pustertal - Dolomiten 1. Auflage 2014; 160 S.; 14,90 E ISBN 978-3-7633-5807-6 Das östliche Südtirol ist im Winter ein Paradies für Schneeschuhgeher: schneesicher, mit Routen für jedes Können und immer einem eindrucksvollen Panorama. Der Rother Schneeschuhführer »Südtirol Ost« präsentiert die schönsten Touren im Eisacktal, im Pustertal und in den Dolomiten. Unter den 60 Touren finden sich viele leichte Wege für Einsteiger und Genießer sowie auch schwierige und anspruchsvolle Routen für versierte Bergsteiger. Viele Hütten sind auch im Winter bewirtschaftet; die Einkehrmöglichkeiten werden bei jeder Tour vorgestellt. D AV O N : 2 / 1 5 Vier Wanderführer aus dem Rotpunktverlag: Zahel, Mark Südtiroler Weitwanderwege - Von Hütte zu Hütte Buchverlag Athesia, Bozen www.athesiabuch.it 1. Auflage 2012; 208 S.; 24,90 E ISBN 978-88-8266-835-8 Rotpunktverlag, Zürich www.rotpunktverlag.ch Das Weitwandern von Hütte zu Hütte verkörpert wohl die Idealform, ein Berggebiet intensiv und in vielen Facetten kennenzulernen. Tagelang richtet man seine Sinne vollkommen auf die Vielfalt der Natur aus, gewinnt ständig neue Ausblicke und Einsichten und schöpft daraus tiefgreifende Erlebniswerte mit einem unnachahmlichen Gefühl der Freiheit. Passionierten Weitwanderern bietet Südtirol fantastische Möglichkeiten, die in diesem Band erstmals in solch ausgiebiger Fülle zusammengetragen werden. Das Gebiet umfasst 540 Quadratkilometer, davon fast die Hälfte vergletschert. Die Wanderungen führen von der Walliser und der Berner Seite ins Gebiet des Naturerbes und in dessen Umgebung. Ohne Seil und Pickel, dafür mit Aussicht auf hohe Gipfel und schroffe Gletscher ist das Bergwandern hier ein besonderes Erlebnis. Bachmann, Thomas Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn - 35 Wanderungen im und ums UNESCO-Welterbe 1. Auflage 2006; 280 S.; 17,50 E ISBN 978-3-85869-318-1 Wanderführer Solèr, Reto Uri-Gotthard - Vom Mythos zur Moderne: 22 Wanderungen in der Urschweiz 1. Auflage 2007; 292 S.; 17,50 E ISBN 978-3-85869-348-8 Bernabè, Luca Wanderungen im Weltnaturerbe Dolomiten - Südtirol - Trentino - Venetien - Friaul Tappeiner Verlag, Bozen www.tappeiner.it Auflage 2011; 112 S.; 16,90 E ISBN 978-88-7073-567-3 Dieses Wanderbuch umfasst 22 Wandertouren, die von den mythenumrankten Gotthardhöhen bis zu den Gestaden des Urnersees reichen. Wasser und Gestein sind allgegenwärtig, den Gotthard lassen wir nie hinter uns, die Gletscher und Firne verleihen frischen Aufwind, der Urnersee erinnert an eine Fjordlandschaft, der Bristen verschafft Orientierungshilfe, abgelegene Täler wie das Schindlachtal lassen mehr als nur eine Ahnung von Wildnis aufkommen. Die Dolomiten sind nicht nur eine der eigenwilligsten Kreationen der Natur, sondern vielleicht auch die schönsten. Auf engem Raum vereinen die bleichen Berge eine große Vielzahl von Landschaften und Kulturwelten, von Flora und Fauna. 36 Wanderungen durch alle Gebiete, einschließlich der Brenta werden mit Angabe der jeweiligen Hütten beschrieben. Lanfranchi, Corina Das Puschlav - Wanderungen zwischen Gletscherseen und Kastanienwäldern 2. aktualisierte Auflage 2013; 296 S.; 29,00 E ISBN 978-3-85869-553-6 Marchel, Maurizio Leichte Gipfel im Trentino - Die schönsten Routen zwischen Gardasee, Adamello-Brenta und Dolomiten Tappeiner Verlag Bozen www.tappeiner.it Auflage 2011; 144 S.; 16,90 E; ISBN 978-88-7073-568-0 Von den eisgekrönten Bergspitzen des Berninamassivs bis zu den ersten Rebhängen im Veltlin sind es 25 Kilometer. Dazwischen liegt das Val Poschiavo, das Puschlav. Das Tal, hinter dem Berninapass gelegen und an Italien angrenzend, gehört zu den vier italienischsprachigen Bündner Bergtälern – und genießt zu Recht den Ruf, ein Wanderparadies zu sein. Dieses Buch bietet nicht nur attraktive Wandervorschläge, sondern lädt auch zu historischen Streifzügen ein. Mit dem Buch „Leichte Gipfel im Trentino“ möchte ich auch den Bergsteigern, die über kein riesiges alpines Fachwissen verfügen, einige der schönsten Gipfel in unserer Gegend vorstellen. Eine besondere Eigenheit dieses Führers ist die Wiederentdeckung der Bergseen. Ich habe versucht, die schönsten Routen auszusuchen, die in die Nähe eines Bergsees führen bzw. Gipfeltouren, die den Blick auf einen Bergsee bieten. Die Touren sind größtenteils technisch einfach, deshalb wird, mit wenigen Ausnahmen, keine spezielle Ausrüstung benötigt. Thelesklaf, Bernhard Herold Nationalpark Val Grande - Unterwegs in der Wildnis zwischen Domodossola und Lago Maggiore 3. aktualisierte Auflage 2012; 296 S.; 28,00 E, ISBN 978-3-85869-369-3 Wandern in der größten Wildnis Italiens: Der 1992 geschaffene Nationalpark Val Grande ist wenige Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt. Nach dem 2. Weltkrieg entvölkerte sich das Gebiet vollständig. Seither wird es nicht mehr bewirtschaftet, und die einstige alpine Kulturlandschaft vewandelte sich sukzessive in eine „Wildnis“. Der Wanderführer beschreibt 15 ein- bis viertägige Trekkingtouren von einfach bis schwierig durch die beeindruckende Voralpenlandschaft. 33 Öffnungszeiten: Jeden Donnerstag von 16.00 – 20.00 Uhr. am 24. und 31.12. geschlossen! Anschrift: Römerstr. 41/43, 52064 Aachen , Tel. 0241/ 4014387 oder 20082 Änderungsmeldungen wie Adressen-, Namens-, Bank- u. Kontoänderungen bitte direkt an die Geschäftsstelle und nicht nach München melden. So wird gewährleistet, daß die DAV-Zeitschrift, die Sektionsmeldungen u. die Mitgliedsausweise ohne Verzug zugestellt werden können und der Bankeinzug des Mitgliedsbeitrages ohne zusätzliche Kosten gewährleistet ist. Eventuell anfallende Bankgebühren,wegen Nichtausführbarkeit der Abbuchung, müssen leider an die Mitglieder weitergegeben werden. Kündigungen der Mitgliedschaft sind schriftlich bis spätestens 30. September an die Sektion zu richten. Mitgliederausweis: Gültig bis Ende Februar des folgenden Jahres. Die Mitglieder aus dem benachbarten Ausland überweisen ihren Jahresbeitrag bitte bis zum 31.1. des Folgejahres unaufgefordert an das Konto: IBAN: DE21 3905 0000 0015 0007 71 , SWIFT- BIC: AACSDE 33 Materialverleih Reservierung bei Helmut Vor unter materialausleihe@dav-aachen.de oder Tel.: +31 / 43 / 3065340 Alpenvereinsj ahrbuch Bestellung un ter DAV-Shop www.dav-sho p.de e-mail:dav-sho p@alpenverei n.de Einladung Der Vorstand der Sektion Aachen lädt alle Mitglieder zur ordentlichen Mitgliederversammlung am Freitag, 15.April 2016 um 19:30 Uhr in die Kurpark Terrassen, Dammstr. 40, 52066 AachenBurtscheid ein. Der Im Materialraum der Geschäftsstelle haben wir einen umfangreichen Fundus an Ausrüstung, der an Sektionsmitglieder verliehen wird. Dieser umfasst u. a. Klettersteigsets, Helme, Eispickel, Steigeisen, Lawinenausrüstung und Klemmkeile. Eine Ausleihe ist immer wochenweise zu diesen Zeiten möglich: Materialrückgabe: Donnerstag, 16–18 Uhr Materialausleihe: Donnerstag, 18–20 Uhr aufgepickt: Buntes Brett Geschäftsstelle Wanderplan wird den Mitgliedern der Wandergruppe gesondert übersandt. siehe auch www.dav-aachen.de: Aktuelles Winterraumschlüssel können gegen eine Kaution von 50 für 4 Wochen in der Geschäftsstelle ausgeliehen werden. Schreib doch mal! DAVon braucht Eure Geschichten: Tourenplanung auf www.alpenvereinaktiv.com Ein Dienst des DAV Hier können sehr komfortabel mit Suchmasken (alpine) Tourenbeschreibungen und Karten gelesen und ausgedruckt werden. Das Mitschleppen von Büchern ist in vielen Fällen nicht mehr nötig. Und für Unterwegs in den Bergen gibt es Apps für das Smartphone mit aktuellen Situationsberichten. 34 D AV O N : 2 / 1 5 D AV O N : 2 / 1 5 ...Du warst am Ende der Welt? ...oder hattest einfach eine tolle Zeit in den Bergen? ...Du hast DEN Geheimtipp für eine tolle Tour? Dann schreib doch mal: Einen Artikel für die nächste DAVON. Denn diese Zeitschrift ist von Euch – für Euch! Nähere Infos unter: http://www.dav-aachen.de/downloads/ Sektionszeitschrift/ Vorlagen/FUER_DAVON_SCHREIBEN.pdf Das Heft erscheint 2 x jährlich Redaktionsschluß Sommerheft: 31. März Redaktionsschluß Winterheft : 30. September Bitte sendet Euren Beitrag so früh wie möglich vor den Schlußterminen, denn wir benötigen danach ausreichend Zeit, um das Heft einzurichten. Der Aachener Alpenverein lebt vom ehrenamtlichen Engagement seiner Mitglieder. Du gehst gerne in die Berge? Du engagierst dich gerne im Team? Du identifizierst dich mit den Zielen des Deutschen Alpenvereins? Dann bist du bei uns genau richtig! Denn bei uns gibt es viel zu tun, z.B.: n Mitarbeit in der Bibliothek n Tourenleiter und Gruppenleiter n Ausbildungskurse halten n Klettertrainings betreuen n Veranstaltungen planen und unterstützen n IT-Administration So unterstützen wir dich: n Fortbildungen und Qualifizierungen n Aufwandsentschädigungen n Vergünstigungen n Versicherungsschutz Mit bis zu 10.000 Aufrufen im Monat hat sich unsere Internet-Seite zu einem wichtigen Medium in der Kommunikation mit unseren Mitgliedern und der Öffentlichkeit entwickelt. Nach dem jüngsten Relaunch unserer Internet-Seite wollen wir unser Web-Team auf der redaktionellen Seite stärken. Dazu suchen wir: Mitarbeiter/innen für eine Online-Redaktion Die neu aufzubauenden Online-Redaktion ist für den Inhalt der Seite mit aktuellen Informationen sowie einem ansprechenden und modernen Design zuständig. Du arbeitest dabei eng vernetzt mit unserer DAVONRedaktion, den Web-Administrationen und dem Vorstand. Bitte wende dich bei Interesse an unseren Schriftführer, Dietmar.Petras@dav-aachen.de. 35 Alpenvereinsmitglieder erhalten Rabatt! 10%