Heft 23 - Heteropteron

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Heft 23 - Heteropteron
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HETEROPTERON Heft 23 / 2006
HETEROPTERON
Mitteilungsblatt der
Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen
Heft Nr. 23 - Köln, November 2006 ISSN 1432-3761
INHALT
Einleitende Bemerkungen des Herausgebers .......................................................................................................... 2
Einladung zur 33. Jahrestagung der „ARBEITSGRUPPE MITTELEUROPÄISCHER HETEROPTEROLOGEN“ .................. 3
KLAUS VOIGT 32. Treffen der „Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen“ in Wien ............................ 5
Teilnehmer des 32. Treffens ... in Wien 2006 ........................................................................................................ 9
WOLFGANG RABITSCH: Wanzen in Österreich. Versteckte bunte Vielfalt ............................................................ 10
ERNST HEISS: Kurzbericht über die Tagung der INTERNATIONAL HETEROPTERISTS' SOCIETY (IHS) vom
18.-22.07.2006 in Wageningen (Niederlande) ....................................................................................... 10
THOMAS FRIESS: Feuer und Wanzen: Auswirkungen der Brandwirtschaft auf die Wanzenfauna subalpiner
Zwergstrauchheiden in den Kärntner Nockbergen ................................................................................. 11
EVA-MARIA GRÜNBACHER & BERNHARD KROMP: Untersuchungen zum Auftreten der Getreidewanzen
(Heteroptera: Scutelleridae, Pentatomidae) im biologischen Landbau Ostösterreichs ........................... 12
MARKUS BRÄU: Veränderungen in der Roten Liste der Landwanzen Bayerns von 2004 gegenüber der
Vorgängerversion von 1992 und ihre Ursachen ..................................................................................... 13
RALF HECKMANN & CHRISTIAN RIEGER: Zur Verbreitung von Psallus (Apocremnus) aethiops
(ZETTERSTEDT, 1838) (Heteroptera: Miridae) in Mitteleuropa .............................................................. 15
CHRISTIAN RIEGER &WOLFGANG RABITSCH: Zur Verbreitung von Psallus betuleti (Heteroptera: Miridae) ....... 16
MARTIN GOSSNER & DENNIS HERBIG: Vertikale Stratifikation von Heteropteren in Fichtenkronen ................... 17
ELÕD KONDOROSY: Veränderungen in der Wanzenfauna Ungarns in den letzten Jahrzehnten ........................... 18
DÁVID RÉDEI: Reduviidae (Heteroptera) of Taiwan: the present state of knowledge .......................................... 19
MIROSLAV PAPÁÈEK & MARTIN BAUER: Benthic water bug Aphelocheirus aestivalis
(Heteroptera: Aphelocheiridae) in the upper Lužnice River basin (Czech – Austrian border area) ....... 20
FILIPPO MARIA BUZZETTI: Aquatic and semiaquatic Heteroptera of Ecuador (Hemiptera: Nepomorpha,
Gerromorpha) .................................................................................................... 22
HERBERT ZETTEL & CHRISTINE HECHER: Überblick über Diversität und Verbreitung philippinischer
Wasserwanzen (Nepomorpha, Gerromorpha) ........................................................................................ 23
WOLFGANG RABITSCH: Berichte zu den Exkursionen .......................................................................................... 24
MIROSLAV PAPÁÈEK: Notes to the conservation status and ecology of the benthic water bug
Aphelocheirus aestivalis (FABR.) (Heteroptera: Aphelocheiridae) in the Czech Republic ................... 26
FRANZ SCHMOLKE & TANJA SCHULZ-MIRBACH: Bemerkenswerte Wanzenfunde aus Bayern ............................ 28
THOMAS FRIESS & WOLFGANG RABITSCH: Aufruf zur Mitarbeit! Belege und Fundmeldungen von Wanzen aus
Kärnten (Österreich) für die Erstellung einer Checkliste und einer Roten Liste .................................... 30
HANS-JÜRGEN HOFFMANN: Zur Ausbreitung der Platanengitterwanze Corythucha ciliata innerstädtisch in
Köln und in NRW .................................................................................................................................. 31
Änderungen zum Adressenverzeichnis Mitteleuropäischer Heteropterologen .................................................... 32
HANS-JÜRGEN HOFFMANN: Zum Vorkommen von Anthocoris minki in Blattstängelgallen an Pappeln .............. 33
Wanzenliteratur: Neuerscheinungen ..................................................................................................................... 36
DIETRICH J. WERNER: Leptoglossus occidentalis nun auch in Deutschland.......................................................... 38
HANS-JÜRGEN HOFFMANN & PETER SCHÄFER: Zur Gründungsversammlung der „Arbeitsgruppe ’Wanzen’
in NRW“ und zum 4. Wanzenkurs am Heiligen Meer bei Münster ........................................................ 39
[Inhaltsverzeichnisse früherer Hefte und Allgemeines zum Herausgeber s.
www.uni-koeln.de/math-nat-fak/zoologie/sieoek]
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Einleitende Bemerkungen des Herausgebers
Nachdem das letzte Heft vorwiegend der Ankündigung von drei HeteropterologenTagungen diente, sind diese drei Events mittlerweile sehr gut über die Bühne gegangen. Im
vorliegenden Heft finden sich demzufolge Berichte zum Internationalen HeteropterologenKongress in Wageningen / Niederlande, zum Gründungstreffen der Arbeitsgruppe Wanzen
NRW als regionalem Zusammenschluß und zum "32. Treffen der Arbeitsgruppe
Mitteleuropäischer Heteropterologen" am Naturhistorischen Museum in Wien. Zu letzterem
sind durch freundliche Mitarbeit von W. RABITSCH auch die Kurzberichte vollständig
eingegangen. Sie werden hier und textgleich auch in Österreich (RABITSCH, W. & ZETTEL, H.:
Bericht über das "32. Treffen der Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen" am
Naturhistorischen Museum in Wien, 1.-4. September 2006. – Beiträge zur Entomofaunistik 7,
xxxx) gedruckt erscheinen. Bemerkenswert scheint mir unter der Vielzahl neuer
Veröffentlichungen, die hier wieder bekannt gemacht werden können, das Erscheinen des 5.
Bandes des Paläarktis-Katalogs von AUKEMA & RIEGER, der damit komplett vorliegt. Auch
der 1. Band der Neubearbeitung der Wanzen im DAHL von WACHMANN, MELBER &
DECKERT ist erschienen. Und dann ist noch der Jubiläumsband zum 70. Geburtstag von ERNST
HEISS, mit fast 1.200 S. und 4,5 kg, „in Farbe“ und auf Kunstdruckpapier zu erwähnen. Er ist
gleichzeitig als Katalog zu einer speziell den Wanzen gewidmeten Sonderausstellung des
Linzer Museums erschienen.
Aber es gibt auch wieder einige kleinere wissenschaftliche Beiträge zu Wanzen. Und
schließlich wirft das 33. Treffen schon seine Schatten voraus: es wird Ende August in
München stattfinden.
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1. Ankündigung
Die
33. Jahrestagung der
„ARBEITSGRUPPE MITTELEUROPÄISCHER HETEROPTEROLOGEN“
wird in der Zeit vom 31.08. bis 02.09.2007 in der Zoologischen Staatssammlung München
stattfinden.
Prof. Dr. KLAUS SCHÖNITZER (ZSM) und MARKUS BRÄU (RGU der Landeshauptstadt
München) laden dazu sehr herzlich ein.
Geplantes Programm:
Fr 31.08.2007:
Öffentlicher Bild-Vortrag zu „Wanzen“ (M. BRÄU)
anschließend gemütliches Beisammensein
Sa 01.09.2007: vormittags Kurzvorträge
nachmittags kleinere Exkursion (Münchener Norden?)
So 02.09.2007: Exkursion (Wildfluß-Landschaft Vorderriß oder Moor im
Landkreis Miesbach?)
Merken Sie bitte diesen Termin vor und melden möglichst zahlreich Kurzvorträge an bei
Prof. Dr. Klaus Schönitzer
Zoologische Staatssammlung München
Sektion Rhynchota
Münchhausenstr. 21
D-81247 MÜNCHEN
Tel. +/89/8107 -145, Fax -300
e-mail: schoenitzer@zsm.mwn.de
Im Frühjahr 2007 erscheint dann das offizielle Programm mit entsprechenden Details.
Teilnehmer am 32. Treffen der „Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen“ in Wien 2006
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32. Treffen der „Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen“ in
Wien
KLAUS VOIGT
Vom 01.–04. September 2006 fand das 32. Treffen der Arbeitsgruppe am
Naturhistorischen Museum (NHMW) in Wien statt. Zahlreiche Wanzenforscher aus
Deutschland, Österreich, Polen, Tschechei, Ungarn, Italien und den Niederlanden haben die
Einladung zu diesem Treffen angenommen und sich in Wien in den Räumen des berühmten
Naturhistorischen Museums eingefunden. Fünf namhafte österreichische Institutionen,
nämlich das Naturhistorische Museum, das Internationale Forschungsinstitut für
Insektenkunde, die Österreichische Gesellschaft für Entomofaunistik, die Freunde des
Naturhistorischen Museums und die Umweltschutzabteilung MA 22 der Stadt Wien hatten
unter der Federführung von WOLFGANG RABITSCH diese Tagung vorbereitet und ihre
Mitglieder ebenfalls zu diesem Treffen der Heteropterologen eingeladen. Erstmals war auf
diese für Mitteleuropa so bedeutende Tagung nicht nur in unserer ‚Hauszeitschrift’
HETEROPTERON (Köln), sondern auch in der ENTOMOLOGISCHEN ZEITSCHRIFT
(Stuttgart), in den BEITRÄGEN ZUR ENTOMOFAUNISTIK (Wien) und im
Veranstaltungskalender des NHMW für August/September 2006 hingewiesen worden. Dies
und die Attraktivität der österreichischen Hauptstadt Wien führten dazu, dass W. RABITSCH
und H. ZETTEL etwa 50 Teilnehmer willkommen heißen konnten.
Bereits am Nachmittag des Freitags konnten Interessierte an einer faunistischen
Exkursion in den Wienerwald teilnehmen oder in den reichen Sammlungsbeständen des
NHMW erste Studien betreiben. – Am Abend fand dann im großen Vortragssaal des
Museums die offizielle Begrüßung und Eröffnung der Tagung durch DR. HERBERT ZETTEL
(NHMW) statt. Dabei konnten auch der Präsident der INTERNATIONAL HETEROPTERIST’S
SOCIETY, PROF. DR. ERNST HEIß, der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für
Entomologie, PROF. DR. H. ASPÖCK, Frau DR. U. ASPÖCK, DR. WOLFGANG RABITSCH vom
Österreichischen Umweltbundesamt und ein Vertreter der Stadt Wien besonders begrüßt
werden. Sie sprachen Grußworte und hoben dabei auch die Bedeutung solcher Tagungen für
die nationale und internationale Forschung hervor.
Im Anschluss daran hielt W. RABITSCH einen öffentlichen Vortrag zum Thema:
„Wanzen in Österreich. Versteckte bunte Vielfalt“. Anschaulich und mit informativen
Lichtbildern unterstützt klärte er Fragen, wie „Was sind Wanzen?“, „Wer hat in Österreich
bisher Wanzenforschung betrieben?“, „Wie viele Wanzen sind aus den verschiedenen
Landesteilen und im gesamten Gebiet Österreichs bisher bekannt?“, „Gibt es Zuwanderer?“,
„Welche Arten sind besonders gefährdet, welche besonders attraktiv?“, u. a. m. Die Zuhörer
waren von der gründlichen und gefälligen Darbietung des Vortragenden sehr angetan und über
den kurzweiligen und umfassenden Vortrag sehr erfreut. Mit schönen und attraktiven Fotos
bewies der Redner die ‚versteckte bunte Vielfalt’ seiner Forschungsobjekte. In der
anschließenden Diskussion konnten noch Detailfragen angesprochen werden, die ebenfalls
kenntnisreich beantwortet wurden. Wer es noch nicht war, konnte durch diesen interessanten
Vortrag zum Wanzenfreund werden. – Ein gemeinsames Abendessen mit vielen Diskussionen
im kleinen Kreis beschloss den ersten Tag.
Der Samstag war den wissenschaftlichen Vorträgen gewidmet. Die einzelnen Vorträge
können hier nur kurz genannt und schlagwortartig zusammengefasst werden. Es bestehen die
Hoffnung und der Wunsch, dass die Autoren selbst ihr Thema dokumentieren und
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veröffentlichen.
ERNST HEISS (Innsbruck) berichtete über „Die Tagung der International Heteropterist’s Society
2006 in Wageningen (Nederland)“. 82 Teilnehmer aus fünf Kontinenten hatten an diesem Treffen, das
nur alle vier Jahre stattfindet, teilgenommen. Das nächste Treffen wird im Jahre 2010 in Tianjin
(China) stattfinden.
THOMAS FRIESS sprach über „Feuer und Wanzen: Auswirkungen der Brandwirtschaft auf die
Wanzenfauna subalpiner Zwergstrauchheiden in den Kärntner Nockbergen“. Der Redner wies darauf
hin, dass dieses Verfahren seit langem üblich war; heute aber nur noch selten (unter strenger
Aufsicht) durchgeführt werden darf. Der ursprüngliche Sinn dieser Maßnahme liegt in der Zerstörung
der Zwergsträucher und in der Förderung von Gräsern für die Almwirtschaft. Untersuchungen (1800
m) zeigten, dass die Strauch- und Krautfauna besonders stark beeinträchtigt wird, während die
Bodenfauna bei richtiger Anwendung nicht so sehr darunter leidet.
EVA-MARIA GRÜNBACHER (Wien) stellte ihre „Untersuchungen zum Auftreten der
Getreidewanzen im biologischen Landbau Österreichs“ vor. Anhand ihrer Ergebnisse zeigte sie mit
Schaubildern, dass Massenauftreten der Getreidewanzen Eurygaster maura und Aelia acuminata nur
ab und zu, aber nicht periodisch, vorkommt. Die vermuteten Winterquartiere, wo man vorbeugend
aktiv werden könnte, wurden nicht entdeckt. Eine Direktbekämpfung vor Ort findet im biologischen
Landbau nicht statt.
MARTIN BRÄU (München) zeigte „Veränderungen in der Roten Liste der Landwanzen Bayerns
von 2004 gegenüber der Vorgängerversion von 1992 und ihre Ursachen“ auf. Die neue Liste wurde
um 43 Arten erweitert, so dass jetzt 379 Arten (d. h. rund 50 %) in Bayern aufgeführt sind. Nur 54
Arten blieben in beiden Listen gleich eingestuft. Die Kategorie 0 bedeutet jetzt ‚seit 50 Jahren
verschollen’. Die Kategorie 1 sagt ‚in vielen Landesteilen selten’. Schöne Aufnahmen von Wanzen
und Biotopen, sowie zahlreiche informative Verbreitungskarten mit den markierten Veränderungen
erläuterten den Ist-Zustand.
RALF HECKMANN (Konstanz) sprach über „die Verbreitung von Psallus aethiops in
Mitteleuropa“. Er dokumentierte die gegenwärtig bekannte Verbreitung der an Weiden lebenden Art.
Sie wurde bisher wohl übersehen. Es besteht eine scheinbare Verbreitungslücke zwischen den
Neufunden in der Schweiz und Skandinavien - Russland. Unterscheidungskriterien zu Nachbararten
Ps. betuleti und Ps. montanus wurden aufgelistet.
WOLFGANG RABITSCH (Wien) & CHRISTIAN RIEGER (Nürtingen) berichteten über ihre Studien
„zur Verbreitung von Psallus betuleti“. Sie verdeutlichten die Unterscheidungskennzeichen der
beiden nahe stehenden Ps. betuleti und Ps. montanus. Während Ps. betuleti eine holarktische
Verbreitung hat, ist Ps. montanus palaearktisch mit einem Ausläufer zur Westküste Amerikas
verbreitet.
MARTIN GOSSNER (München) untersuchte „die vertikale Stratifikation von Heteropteren in
Fichtenkronen“. Dabei stellte er fest, dass in der oberen Krone etwa 20 Arten, in der unteren Krone
aber nur 3 verschiedene Arten leben. Die ganze Untersuchung kann unter www.loricula.de eingesehen
werden.
Nach einem reichhaltigen Mittagsmenue, das das NHMW seinen Gästen spendierte und im
prächtigen und eindrucksvollen Kuppelsaal des Museums eingenommen wurde, ging am Nachmittag
das Vortragsprogramm weiter.
KONDOROSY ELÖD (Budapest) sprach über „Veränderungen der Wanzenfauna Ungarns in den
letzten Jahrzehnten“. Ausgehend von den gründlichen Arbeiten des ehemaligen Direktors des
Ungarischen Nationalmuseums G. V. HORVATH und den Beiträgen von E. HALASZFY, A. SOOS und T.
VASARHELYI in der Fauna Hungariae der Nachkriegszeit machte er auf die Veränderungen und
Zuwächse zu Landesfauna Ungarns aufmerksam. Seit 1984 wurden 124 Neumeldungen registriert,
darunter 7 Neozoen, 35 überaus seltene Arten und 77 sonstige, teils taxonomisch bedingte Zuwächse.
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DAVID REDEI (Budapest) besprach sehr ausführlich „The Reduviidae of Taiwan: the present
state of knowledge“. Mit zahlreichen Fotos und Verbreitungskarten vermittelte er einen Überblick
über die gegenwärtig 323 Arten der Insel Taiwan (=Formosa). Er zeigte vielerlei taxonomische
Probleme auf, wies auf neue Arten, Artenkomplexe, Endemiten, Verbreitungsschwerpunkte und
Ergänzungen zur Landesfauna hin.
MIROSLAV PAPAÈEK & MARTIN BAUER (Budweis) trugen Erkenntnisse über „the Benthic
Water Bug (Aphelocheirus aestivalis) in the Upper Lutznice River Bassin“ vor. Ausgehend von
morphologischen Besonderheiten und ökologischen Ansprüchen der Grundwanze zeigten sie die
Verbreitung in tschechischen Gewässern auf. Da Grundwanzen keine speziellen Fortpflanzungszeiten
haben, findet man das ganze Jahr über Larven und Imagines am steinigen Boden geeigneter Gewässer.
In der Tschechei ist Aphelocheirus aestivalis zur Zeit nicht gefährdet; sie ist selten wegen ihrer hohen
Lebensansprüche an geeignete Biotope.
FILIPPO MARIA BUZETTI (Padua) berichtete anhand der Ergebnisse seiner Expedition über
„Water Bugs from Ecuador“, wobei er in dem südamerikanischen Land den Spuren des italienischen
Forschers V. FESTA (1895-97) folgte. 103 Arten aus 13 Familien sind bis heute bekannt: Die
Gerromorpha mit 5 Gattungen und 60 Arten; die Nepomorpha mit 8 Gattungen und 43 Arten. Mehrere
neue Arten konnten an den vier verschiedenen Fundplätzen, die geographisch und ökologische sehr
verschieden waren, aufgefunden werden. Zahlreiche Verbreitungsangaben konnten erweitert werden.
HERBERT ZETTEL & CHRISTINE HECKER (Wien) gaben einen „Überblick über Diversität und
Verbreitung philippinischer Wasserwanzen“. Im Vortrag wurde deutlich, dass die Philippinen zu den
10 großen ‚hot spots of biodiversity’ gehören. Darauf weisen sehr viele Endemismen hin, die oft in
sehr kleinräumigen Arealen leben (z.B. nur auf einem Berggipfel). Seit 1992 wurde die Inselgruppe
von den beiden Referenten besammelt. 91 Arten der Nepomorpha, davon 70 endemisch, und 155
Arten der Gerromorpha, davon 118 endemisch, konnten bisher dort nachgewiesen werden. Dabei sind
viele Neubeschreibungen. – Der Vortragende ging am Schluss kurz auf das 2006 erscheinende Buch
Fauna Malesiana 5 von CHEN, P., NIESER, N, & ZETTEL, H.: „The Aquatic and Semiaquatic Bugs of
Malesia and adjacent areas“ ein, worin ein umfassender Überblick über die indo-malaysische
Wasserwanzenfauna gegeben wird.
Zum Abschluss des interessanten Vortragsprogramms gab W. RABITSCH eine
„Einführung in die Exkursionsgebiete“ der beiden folgenden Tage. Er stellte dabei die
geographische Lage, die allgemeinen klimatischen und ökologischen Verhältnisse und
spezielle Biotope heraus und wies auf die möglicherweise zu erwartenden Arten hin.
Nachdem die am wissenschaftlichen Vortragsprogramm nicht teilnehmenden Damen
von einer detailreichen und kurzweiligen Stadtführung mit HILDE SEYFERT wieder zur
Arbeitsgruppe zurückgekehrt waren, konnten alle Interessierten an einer speziellen Führung
durch die Schausammlungen des NHMW teilnehmen. Frau INGRID VIEHBERGER machte die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit der Vielfalt und Reichhaltigkeit der naturhistorischen
Sammlungen bekannt. Nicht nur die Ausstellungsstücke selbst, sondern auch ihre Darstellung
im Umfeld der einzigartigen Innenarchitektur dieses Gebäudes erfüllte die Gäste mit Staunen.
Am Abend waren alle Tagungsteilnehmer vom Oberbürgermeister der Stadt Wien zu
einem Empfang in einem stimmungsvollen Wiener Heurigen-Lokal eingeladen. Diese
besondere Ehre bildete einen gelungenen und heiteren Abschluss dieses Tages. Viel Lob und
große Dankbarkeit sprachen die Teilnehmer dieser internationalen Wanzologenversammlung
der Stadt Wien über diese großherzige Geste aus. Sie dankten im Besonderen auch dem
Vertreter der Stadt und den Organisatoren dieses Tages.
Der Sonntag (03.09.2006) war einer Exkursion in die Hundsheimer Berge bei Hainburg
/ Niederösterreich gewidmet. Sie liegen etwa 50 km östlich von Wien und sind bis 480 m
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hoch. Ihr Untergrund besteht aus Kalk. Die Hänge sind mit Trockenrasen, Halbtrockenrasen,
Wacholderheide und Gebüschen bedeckt. Der Gipfel ist bewaldet. In diesem xerothermen
Gebiet leben eine Reihe spezieller Wanzen, die auch von einzelnen Sammlern aufgespürt
werden konnten: Odontotarsus purpureolineatus, Lygaeosoma sardeum, Macroplax fasciata,
Globiceps sordidus, Antheminia lunulata, Dyroderes umbraculatus, Hyalochiton komaroffii,
u.a. Besonders zahlreich waren die Wacholderwanzen Orsillus depressus, Cyphostethus
tristriatus, Elasmostethus spec., Acanthosoma haemorrhoidale und Gonocerus juniperi.
Am Montag (04.09.2006) wurden zwei Exkursionsgebiete am Neusiedlersee aufgesucht.
Am Morgen ging es zum sogenannten ‚Seewinkel’, östlich des Sees bei Illmitz. Das Gebiet
nahe der Biologischen Station ist charakterisiert durch seine (z.T. ausgetrockneten) Salzlaken.
Die etwas höher gelegenen Gebiete werden landwirtschaftlich genutzt und oft mit Reben
bepflanzt. Zum flachen See hin erstrecken sich große Schilf- und Riedgraswiesen, die auf
weite Strecken eingezäunt sind und von Przewalski-Pferden beweidet werden. Leider konnten
sie nur aus der Ferne beobachtet werden. – An den schütter bewachsenen Stellen mit
Artemisia, Binsen, Melden, Kleinkräutern und Gräsern leben besonders angepasste
Heteropteren. An den zahlreichen Queller-Standorten wimmelt es am Boden von kleinen
Piesmiden, Lygaeiden und Miriden: Piesma maculata, P. quadrata, Henestaris halophilus,
Trigonotylus pulchellus, Eremocoris ciliatus, Solenoxyphus remotus, Agramma ruficorne, und
Coranus kerzhneri können aufgespürt werden. An einer liegenden toten Pappel wurden
Aradus ?betuleti gefunden. Das Käschern und das Klopfen war wegen des stürmischen
Windes nicht sehr erfolgreich. In den Gallen einer Zitterpappel wurde Anthocoris minki
erbeutet. An den feuchten Lakenrändern fand man mehrere Arten von Saldula. Der lange Weg
zur „Hölle“, einem 6 km entfernten Lokal, brachte doch manchen Teilnehmer zum Schwitzen,
da er sich beeilen musste, um zur Hölle zu kommen und den dort wartenden Bus nicht zu
verpassen. Doch ein erfrischendes Getränk und ein kleines Vesper belebten alsbald wieder
den müden Körper.
Das zweite Exkursionsgebiet lag westlich des Neusiedlersees. Der Tenauer Riegel, ein
Ausläufer des Leithagebirges bei Breitenbrunn, besitzt Hänge mit Trockenrasen und
Halbtrockenrasen auf kalkigem Untergrund. Aufgrund des beständigen Windes war es recht
kühl, so dass die meisten Heteropteren sich bereits in den Boden zum Überwintern
zurückgezogen hatten. Doch gelang es einigen Sammlern solche Besonderheiten, wie
Canthophorus melanopterus, Oxycarenus pallens und Vilpianus galii zu fangen.
Auf der Heimfahrt dankte KLAUS VOIGT im Namen aller Teilnehmer den beiden
Exkursionsleitern WOLFGANG RABITSCH und HERBERT ZETTEL und ihren Mitarbeitern
herzlich für die gelungene Organisation und Durchführung dieser 32. Tagung der AG
mitteleuropäischer Heteropterologen. Sie wird sicher aufgrund ihrer besonderen Höhepunkte
und erfreulichen Ergebnisse als ein „Wiener Lichtpunkt“ in die Geschichte der Tagungen
eingehen. Er dankte auch allen Teilnehmern für ihre Offenheit und das kameradschaftliche
Miteinander.
Anschrift des Autors:
Klaus Voigt, Forellenweg 4, D-76275 Ettlingen.
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Teilnehmer des 32. Treffens
der „Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer Heteropterologen“ in Wien 2006
Dr. KARL ADLBAUER (Graz, A)
Dr. BEREND AUKEMA (Wageningen, NL)
DI MARKUS BRÄU (München, D) + CLAUDIA
REINER BÜTTNER (Hemhofen-Zeckern, D)
Dr. FILIPPO MARIA BUZZETTI (Arzignano, I)
DOMINIK CH£OND (Katowice, PL)
CLAAS DAMKEN (Oldenburg, D)
Dr. WOLFGANG DOROW (Frankfurt, D)
Dr. FRANCO FARACI (Bardolino, I)
Dr. THOMAS FRIESS (Graz, A)
Dr. URSULA GÖLLNER-SCHEIDING (Berlin,
D)
Dr. MARTIN GOSSNER (Fronreute, D)
Mag. HARALD GROSS (Wien, A)
Mag. EVA-MARIA GRÜNBACHER (Wien, A)
Mag. CHRISTINE HECHER (Kirchberg am
Wechsel, A)
Dipl.-Biol. RALF P. HECKMANN (Konstanz,
D)
Dr. DI ERNST HEISS (Innsbruck, A) + INGRID
Mag. ANDREAS HILPOLD (Bozen, I)
Dr. HANS-JÜRGEN HOFFMANN (Köln, D)
Dr. HELMUT KALLENBORN (Saarbrücken, D)
Dr. ELÖD KONDOROSY (Keszthely, H)
KLAUS LIEBENOW (Brandenburg, D) +
GERDA
Dr. THOMAS MARTSCHEI (Berlin, D)
MICHAEL MÜNCH (Chemnitz, D)
JOSEF NAWRATIL (Gärtringen, D)
Prof. Dr. MIROSLAV PAPACEK (Èeské
Budìjovice, CZ) + Blazéna
Dr. WOLFGANG RABITSCH (Wien, A)
DÁVID RÉDEI (Budapest, H)
Dr. CHRISTIAN RIEGER (Nürtingen, D) + UTE
Dipl.-Biol. FRANZ SCHMOLKE (München, D)
Dr. KLAUS SCHÖNITZER (München, D)
Mag. FRANZ SEYFERT (Wien, A) + HILDE
Prof. Dr. SIEGFRIED RIETSCHEL (Karlsruhe,
D)
TANJA SCHULZ-MIRBACH (München, D)
HELGA und LUDWIG SIMON (Dienheim, D)
GERHARD STRAUSS (Biberach, D) + GERTI
KLAUS VOIGT (Ettlingen, D)
Prof. Dr. EKKEHARD WACHMANN (Berlin, D)
DI HEINZ WIESBAUER (Wien, A)
MS ANDRZEJ WOLSKI (Sosnicowice, PL)
Dr. HERBERT ZETTEL (Wien, A)
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Wanzen in Österreich. Versteckte bunte Vielfalt
WOLFGANG RABITSCH
Weltweit sind bisher rund 40.000 Wanzenarten beschrieben, die meisten leben in den
Tropen und Subtropen der Alten und Neuen Welt. Für Mitteleuropa sind rund 1.100 Arten
gemeldet, nach einer aktuellen Checkliste sind für Österreich 894 Arten bekannt (RABITSCH
2005). Wanzen besiedeln fast alle aquatischen und terrestrischen Lebensräume in Österreich, von
den Tieflagen bis über die Baumgrenze. Die Körpergrößen reichen von 1,5 mm bis etwa 6 cm. Es
gibt auffallende, durch eine Warntracht gefärbte Arten ebenso wie unscheinbare, wegen einer
Tarnfärbung kaum zu erkennende Arten, die versteckt unter der Rinde von Bäumen oder im
Wurzelhalsbereich der Futterpflanzen leben. In dem Vortrag werden die Artenvielfalt der Wanzen
Österreichs und Veränderungen des Arteninventares diskutiert sowie ausgewählte Beispiele zur
Biologie und Gefährdung dieser Insekten vorgestellt.
Literatur:
RABITSCH, W. 2005: Heteroptera (Insecta). – In: SCHUSTER, R. (Hrsg.): Checklisten der Fauna Österreichs, No. 2,
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, 1-64.
Anschrift des Autors:
Wolfgang Rabitsch, Dept. Evolutionsbiologie des Fakultätszentrums Zoologie der Universität Wien, Althanstrasse
14, A-1090 WIEN, Österreich. E-Mail: wolfgang.rabitsch@univie.ac.at
Kurzbericht über die Tagung der INTERNATIONAL HETEROPTERISTS' SOCIETY
(IHS) vom 18.-22. Juli in Wageningen (Niederlande)
ERNST HEISS
Die INTERNATIONAL HETEROPTERISTS' SOCIETY (IHS), eine internationale Vereinigung von
Wanzenforschern wurde 1998 in den U.S.A. gegründet und hat zurzeit rund 260 Mitglieder.
Nach New York (1998) und St. Petersburg (2002) wurde die dritte im 4-Jahresrhythmus
stattfindende Mitgliederversammlung nach Wageningen einberufen. Die Tagung wurde von Dr.
BEREND AUKEMA vorbildlich vorbereitet und organisiert. 82 Teilnehmer aus 26 Ländern und 5
Kontinenten nahmen die Gelegenheit wahr, sich bei zahlreichen Fachreferaten und Postern über
den aktuellen Stand der Heteropterenforschung zu informieren, alte Freunde wiederzusehen,
neue kennenzulernen und Kontakte und Gedankenaustausch zu pflegen. Die Tagungsthemen
befassten sich aktuellerweise vorwiegend mit Phylogenetik diverser Taxa und Kategorien, aber
auch mit Systematik, Taxonomie, Morphologie und auch Faunistik von Heteropteren. Durch eine
großzügige Geldspende der Witwe des verstorbenen Kollegen und Wasserwanzenspezialisten Dr.
NILS MØLLER ANDERSEN (Kopenhagen) war es möglich, dazu auch fünf junge Heteropterologen
(aus China, Brasilien, Russland und Polen) zur Veranstaltung einzuladen, wo sie ihre
Arbeitsergebnisse darlegen und zur Diskussion stellen konnten. Bei dieser Tagung wurde auch
der Vorstand (board) der IHS neu gewählt, wobei Dr. ERNST HEISS (Innsbruck) zum Präsidenten
bis zur nächsten Tagung 2010 bestellt wurde. Diese findet über Einladung von Dr. WEN-JUN BU
an der Nankai University in Tianjin (P.R. China) statt. Für weitere Informationen siehe die
homepage der IHS: www.entomology.si.edu/IHS/home, welche demnächst aktualisiert wird.
Anschrift des Autors:
Ernst Heiss, Tiroler Landesmuseum, Josef-Schraffl-Straße 2a, A-6020 INNSBRUCK, Österreich.
E-Mail: aradus@aon.at
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Feuer und Wanzen: Auswirkungen der Brandwirtschaft auf die
Wanzenfauna subalpiner Zwergstrauchheiden in den Kärntner Nockbergen
THOMAS FRIESS
Auf der Friessnigalm (1.750 m) in den Kärntner Nockbergen wurden die Auswirkungen
der „Alpinen Brandwirtschaft“ (Brand von subalpinen Zwergstrauchbeständen) auf die
Wanzenfauna untersucht. Innerhalb des dreijährigen Projekts (2003-2005) wurden anhand
festgelegter Monitoringflächen (25 x 25 m) an zwei Stellen die Feuereinwirkung des
kontrollierten Brennens vom November 2003, an zwei zusätzlichen Stellen die Feuereinwirkung
im Verbund mit den Maßnahmen Düngung und Einsaat, untersucht. Weitere Kartierungen
fanden an Flächen statt, die geschlägelt bzw. geschlägelt, gedüngt und eingesät worden waren.
Insgesamt wurden 41 Wanzenarten nachgewiesen. Mit Globiceps juniperi, Hallodapus
rufescens und Mecomma dispar fanden sich einige faunistisch interessante Arten. Die
Wanzenfauna der Zwergstrauchbestände (v. a. Calluna vulgaris, Rhododendron ferrugineum,
Juniperus communis) wird von Bodenbewohnern, Gehölz- und Zwergstrauchbesiedlern, mit
einem hohen Anteil ökologisch spezialisierter Arten dominiert.
Wanzen reagieren sensibel auf das Brandereignis. Es kommt sowohl zu einer deutlichen
Verschiebung der Anteile unterschiedlicher ökologischer Gilden als auch zu einer Reduktion der
ökologisch spezialisierten Arten. Bodennah lebende Heteropteren (z. B. Adomerus biguttatus)
werden gefördert, Kräuter- und Zwergstrauchbewohner werden dezimiert. Ein gänzliches
Auslöschen von Arten war nicht feststellbar. Auf den geschlegelten Flächen kam es zu radikalen
Veränderungen innerhalb der Wanzenzönosen. Standorttypische Arten wurden erheblich
reduziert, weit verbreitete und unspezifische Arten gefördert. In Bezug auf die Maßnahmen
Düngung und Einsaat waren keine wesentlichen Unterschiede in der Ausprägung der
Artengemeinschaften feststellbar. Die auf der Friessnigalm angewandte Brandtechnik („kaltes
Feuer“, im Frühwinter) mit nur einem teilweisen Brand der Flächen wird vorab als interessante
Alternative zu herkömmlichen Almverbesserungsmaßnahmen angesehen und hat zumindest im
vorliegenden Fall zu weniger negativen Auswirkungen geführt als die Schlägelung. Weitere
umfangreiche Forschungen müssen angestellt werden, um die relevanten, sensiblen
Fragestellungen rund um die „Alpine Brandwirtschaft“ aus naturschutzfachlicher Sicht
ausreichend beantworten zu können. Dazu wurde in Kärnten ein Projekt mit dem Titel
„Fallbeispiele zur Alpinen Brandwirtschaft“ (Projektleitung: Büro am Berg) in Angriff
genommen, in Zuge dessen weitere gebrannte Almflächen intensiv untersucht werden.
Abb. 1: Durch den Brand subalpiner Zwergstrauchheiden
kommt es zu einer Dezimierung der an Kräutern
und Zwergsträuchern lebenden Wanzenarten. Ein
Beispiel dafür ist der Wacholdering Chlorochroa
juniperina (kleines Bild). Fotos: T. FRIESS.
Anschrift des Autors:
Thomas Frieß, ÖKOTEAM – Institut für Faunistik und Tierökologie, Bergmanngasse 22, A-8010 GRAZ,
Österreich. E-Mail: friess@oekoteam.at, www.oekoteam.at
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HETEROPTERON Heft 23 / 2006
Untersuchungen zum Auftreten der Getreidewanzen (Heteroptera:
Scutelleridae, Pentatomidae) im biologischen Landbau Ostösterreichs
EVA-MARIA GRÜNBACHER & BERNHARD KROMP
Die Getreidewanzen, ein biologischer Sammelbegriff für verschiedene Arten, schädigen
den Weizen durch Besaugen milchreifer Körner. Das mit dem Speichel eingebrachte
proteolytische Enzym zerstört das Klebereiweiß, wodurch der ausgemahlene Backweizen ab ca.
1,5-2% wanzenstichiger Körner seine Backfähigkeit verliert. Dies bedeutet für den Landwirt
einen erheblichen Einkommensverlust durch Rückstufung auf Futterweizen. 2003 kam es in
Ostösterreich erstmals seit den 1950er-Jahren wieder zu einem starken Auftreten der
Getreidewanzen. Nachdem im Bio-Landbau kein zugelassenes Insektizid für eine
Direktbekämpfung der Getreidewanzen zur Verfügung steht, wurde von der Beratung als
Vorbeugemaßnahme gegen Wanzenbefall empfohlen, die Qualitätsweizenfelder in
größtmöglichen Abstand von Landschaftselementen bzw. Brachflächen zu stellen.
Zur Klärung deren Bedeutung für den Getreidewanzenbefall wurde daher im Jahr 2004
eine Diplomarbeit im Burgenland in den Bezirken Neusiedl am See, Eisenstadt-Umgebung und
Oberpullendorf durchgeführt. Dazu wurde die räumliche und zeitliche Verteilung der Wanzen
(Scutelleridae, Pentatomidae) mittels Handauslese der Bodenstreu, Schlupftrichtern, Streifnetz
und Sichtbeobachtungen in Windschutzhecken, Waldrändern, Grasflächen, Feldrainen,
Brachflächen und Winterweizenfeldern (1, 10 und 60 m vom Feldrand) sowie stichprobenartig in
anderen Feldkulturen (Luzerne, Gerste, Roggen, Dinkel) erhoben. Insgesamt wurden 368
Individuen aus 22 Wanzenarten erfasst, wobei sich das Streifnetz als effizienteste
Aufsammlungsmethode bewährte. 316 Individuen zählten zu den nach BULLMANN & FABER
(1958) potentiell schädlichen Getreidewanzen der Arten Eurygaster maura, E. austriaca, Aelia
acuminata, A. rostrata, Carpocoris fuscispinus, C. purpureipennis, Eurydema ornatum, E.
oleraceum, Palomena prasina und Dolycoris baccarum. Eurygaster maura, Aelia acuminata und
Eurygaster austriaca waren mit 67 %, 16 % bzw. 4 % der Gesamtfänge die dominanten
Schädlingsarten. Nachdem mit keiner der angewandten Methoden überwinternde
Getreidewanzen in den Landschaftselementen gefunden werden konnten bzw. die ersten
Getreidewanzen direkt in den Getreidefeldern auftraten, konnte die Frage der
Überwinterungsorte nicht geklärt werden. Im weiteren Saisonverlauf wurden die Getreidewanzen
Eurygaster maura, Aelia acuminata und Eurygaster austriaca fast ausschließlich in den
Winterweizenfeldern festgestellt, während in den Landschaftselementen und Bracheflächen
andere Arten auftraten. Aus unseren Untersuchungen lassen sich daher keine Hinweise auf einen
fördernden Einfluss der Landschaftselemente bzw. Bracheflächen auf den Befall mit
Getreidewanzen ableiten. Die Besiedelung der Getreidefelder durch Getreidewanzen dürfte
hauptsächlich von der Witterung während des Frühjahrs und Sommers beeinflusst werden. Wie
ein Vergleich mit dem Klimaverlauf der „Wanzenjahre“ 1953/54 nahelegt, dürfte das
Massenauftreten im Jahre 2003 aus den überdurchschnittlich warmen Jahren 2000 bis 2003
resultiert sein.
Literatur:
BULLMANN, O. & FABER, W. 1958: Studien zum Getreidewanzenproblem. – Pflanzenschutz-berichte 20, 33-159.
Anschrift des Autors:
Eva-Maria Grünbacher & Bernhard Kromp, Bio Forschung Austria, Rinnböckstr. 15, A-1110 WIEN,
Österreich, e-mail e.gruenebacher@bioforschung.at
HETEROPTERON Heft 23 / 2006
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Veränderungen in der Roten Liste der Landwanzen Bayerns von 2004
gegenüber der Vorgängerversion von 1992 und ihre Ursachen
MARKUS BRÄU
Auf den ersten Blick erscheinen die Veränderungen vergleichsweise gering: 336 in der
bisherigen Roten Liste verzeichneten Arten stehen 379 in der aktuellen Version gegenüber.
Bereits der Blick auf die Verteilung auf die Kategorien zeigt jedoch deutliche Veränderungen. In
der Kategorie „ausgestorben oder verschollen“ ist die Artenzahl von nur einer auf 37 Arten
angewachsen. Dies hat seine Ursache jedoch nicht in realen Aussterbevorgängen, sondern im
veränderten zugrunde gelegten Zeithorizont. Statt des Jahres 1900 wie bei der ersten Roten Liste
wurde als Bezugsjahr nunmehr 1950 gewählt, was sich aufgrund einer klaren Zäsur zwischen den
Haupt-Sammelzeiträumen bayerischer Wanzensammler anbot. Aufgrund der gravierenden
Veränderungen der Landschaft und des Habitatflächenangebotes insbesondere für spezialisierte
Arten der Sand- und Kalkmagerrasen sowie der Moore gerade in den Jahrzehnten nach dem
zweiten Weltkrieg wäre ein späteres Bezugsjahr wünschenswert, doch reichte die Datendichte
hierfür nicht aus. Massiv gesunken ist auch die Anzahl der als „vom Aussterben bedroht“
eingestuften Arten mit 52 statt bisher 104 Spezies. Wesentlicher Grund hierfür ist jedoch
keineswegs eine dokumentierbare Bestandserholung solcher Arten, sondern eine vorsichtigere
Einstufung. Wie auch bei der Mehrzahl der übrigen in den Roten Listen Bayerns erneut
bearbeiteten Artengruppen wurde bei Einstufung in diese Kategorie ein strengerer Maßstab
insbesondere bezüglich der Anzahl relativ aktueller Nachweise angelegt. Die Zahl der als „stark
gefährdet“ eingestuften Arten blieb fast unverändert, die der als „gefährdet“ eingestuften stieg
leicht. Insgesamt sank die Zahl der in die Gefährdungskategorien 0 bis 3 eingestuften Arten von
208 auf 187.
Außerhalb dieser eigentlichen Gefährdungskategorien wurden die Kategorien „R“, „G“,
„D“ und „V“ neu eingeführt. „R“ entspricht grundsätzlich der bisherigen Kategorie „gefährdet
wegen Seltenheit“ (4S), umfasst definitionsgemäß aber nur „extrem seltene Arten und Arten mit
geographischer Restriktion“. Entsprechend der schärferen Definition enthält diese Kategorie
nunmehr 92 statt bisher 125 Arten. Die Kategorie „Gefährdung anzunehmen, aber Status
unbekannt“ (G) wurde für die Gruppe der Landwanzen so interpretiert, dass hierunter Arten mit
Bindung an bedrohte Lebensraumtypen fallen, deren tatsächliche Häufigkeit und damit Ausmaß
der Gefährdung aber wegen zu vermutenden methodisch bedingten Nachweisdefiziten nicht
abschätzbar ist. Dies betrifft 38 Arten. In die Kategorie „Daten defizitär“ waren taxonomisch
kritische oder spät abgespaltene sowie vielfach verwechselte Arten einzustufen, was für 15 Arten
zutrifft. In die neue „Vorwarnliste“ wurden 48 Arten aufgenommen (bisher nur 3 in der
korrespondierenden Kategorie 4R), für die bei Fortdauern der Gefährdungsfaktoren eine
Bestandsgefährdung künftig zu erwarten ist.
Eine genauere Analyse auf Artniveau offenbart weiterhin, dass die Einstufung nur bei 54
Arten stabil blieb. Die Ursachen hierfür sind vielfältig: Eine wesentliche Rolle spielt die
gestiegene Zahl aktueller Nachweise und die zunehmende faunistische Durchforschung, die
Baumkronenforschung mit zusätzlichen Nachweismethoden, aber auch verbesserte
Auswertemöglichkeiten durch Datenbankhaltung und rasche Visualisierungsmöglichkeiten z.B.
von naturräumlichen Verbreitungsmustern und zeitlicher Staffelung der Nachweise durch Einsatz
eines geographischen Informationssystems. Ursächlich ist aber auch das neue Kriteriensystem,
das eine Einstufung nach Habitatverfügbarkeit und Habitatentwicklung in Verbindung mit der
Nachweishäufigkeit (Stetigkeit der Nachweise in geeigneten Habitattypen unter approximativer
Einschätzung methodenbedingter Nachweisdefizite) erlaubt. Diese Hilfskonstruktion ist für die
Erstellung von Roten Listen für Artengruppen mit nur wenigen regionalen Bearbeitern
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HETEROPTERON Heft 23 / 2006
unerlässlich, da ein Rückgang sich wissenschaftlich anhand der Funddaten alleine nur in
Ausnahmefällen dokumentieren lässt. Nur wenige Fundorte wurden sowohl in früheren Zeiten
als auch aktuell mit ähnlicher Intensität untersucht, was hierfür die Voraussetzung wäre.
Fazit: Bei der Neufassung der Roten Liste der Landwanzen wurde mit teilweise
verändertem Kriteriensystem und verbesserter Datenlage versucht, die Einstufung stärker zu
systematisieren und zu objektivieren. Als Ergebnis weiterer Sammelaktivitäten der Jahre seit
Erstellung der derzeit aktuellen Roten Liste der Landwanzen zeigt sich aber auch, dass sich v.a.
durch Wiederfunde und zusätzliche Nachweise durch gezieltere Nachsuche das Bild rasch
verändern kann und daher Rote Listen stets nur „Momentaufnahmen“ sein können. Im Rahmen
des Tagungsbeitrags wird anhand von Artbeispielen illustriert, welche Gründe im Einzelnen für
veränderte Einstufungen ausschlaggebend waren.
Anschrift des Autors:
Markus Bräu, Amperstraße 13, D-80638 MÜNCHEN, Deutschland, e-mail martin.braeu@muenchen.de
HETEROPTERON Heft 23 / 2006
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Zur Verbreitung von Psallus (Apocremnus) aethiops (Zetterstedt, 1838)
(Heteroptera: Miridae) in Mitteleuropa
RALF HECKMANN & CHRISTIAN RIEGER
Psallus aethiops (ZETTERSTEDT, 1838) wurde zum ersten Mal für Mitteleuropa in der
Schweiz nachgewiesen: in der Reuss-Ebene im Kanton Aargau und im Kanton Thurgau am
Bodensee. Weitere Tiere wurden in Deutschland im südlichen Baden-Württemberg im
Naturschutzgebiet „Wollmatinger Ried“ bei Konstanz gefunden. Diese Tiere wurden im
Gegensatz zu Skandinavien, Russland und Kanada (dort jeweils im Juli) in den ersten beiden
Mai-Dekaden der Jahre 2002, 2004 und 2005 an Salix-Arten gesammelt. Die bekannte
holarktische Verbreitung der Art – inklusive eines Neuwachweises für Estland – wurde diskutiert
und es wurden Angaben zur Ökologie und zum Verhalten gegeben. Für P. aethiops wurden der
Habitus und die männlichen Genitalien fotografisch präsentiert. Weiterhin wurden die kritischen
Determinationsmerkmale zur Unterscheidung von P. betuleti (FALLÉN, 1826) und P. montanus
JOSIFOV, 1973 gegeben, sowie die männlichen Genitalien dargestellt.
Psallus aethiops zeigt im Unterschied zu den beiden anderen Arten schwarze Mündungen
der Stinkdrüsen (dort jeweils weiß) und keinerlei helle Färbung im Cuneus und ist im Mittel
einen halben Millimeter kleiner. Die 2. Fühlerglieder sind deutlich kürzer und im männlichen
Geschlecht auch deutlich dicker als bei den beiden anderen Arten. Deutliche Unterschiede
bestehen auch im Bau der Vesika des Männchens: Die Chitinspitze ist kurz, gerade und fast
dreieckig, während sie bei P. betuleti leicht gebogen, lang und spitz ausgezogen ist (Abb. 1).
Eine detaillierte Publikation zum Thema wird erscheinen in:
HECKMANN, R., RIEGER, C. & DIEKÖTTER, T.: Erstnachweis von Psallus (Apocremnus) aethiops (ZETTERSTEDT,
1838) für Mitteleuropa in der Schweiz und in Süddeutschland (Heteroptera: Miridae: Phylinae).
Mitteilungen der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft 79, 2007
Abb. 1: Spitze der Vesika von Psallus aethiops, P. betuleti und P. montanus. Fotos: C. RIEGER.
Anschrift des Autors:
Ralf Heckmann, St.-Gebhard-Str. 11, D-78467 KONSTANZ, Deutschland, E-Mail: ralf.p.heckmann@t-online.de
Christian Rieger, Lenbachstr. 11, D-72622 NÜRTINGEN, Deutschland, E-Mail: ChrsRgr@aol.com
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HETEROPTERON Heft 23 / 2006
Zur Verbreitung von Psallus betuleti (Heteroptera: Miridae)
CHRISTIAN RIEGER &WOLFGANG RABITSCH
Psallus betuleti montanus JOSIFOV, 1973 wurde nach Material aus Bulgarien beschrieben
und in der Folge aus Italien und Österreich gemeldet. Weitere Untersuchungen haben ergeben,
dass dieses Taxon in Mitteleuropa weit verbreitet ist. Aufgrund der konstanten Unterschiede zu
P. betuleti betuleti (FALLÉN, 1826) und des überlappenden Areals wird vorgeschlagen P. betuleti
montanus zur eigenständigen Art zu erheben. Nach den bisher vorliegenden Daten handelt es
sich bei P. betuleti um eine holarktische Art, die natürlich in der gesamten nördlichen Paläarktis
und Nordamerika vorkommt, und bei P. montanus um eine westpaläarktische Art, die vermutlich
an die Ostküste Nordamerikas verschleppt wurde. Neben der Färbung sind beide Arten an den
männlichen und weiblichen Genitalien zu unterscheiden (Spitze der Vesika, Chitinplatte;
Chitinringe der Bursa copulatrix).
Weitere Informationen zur Verbreitung sowie Abbildungen der Unterscheidungsmerkmale
werden in der Tijdschrift voor Entomologie erscheinen:
RIEGER, C. & W. RABITSCH: Taxonomy and distribution of Psallus betuleti (FALLÉN) and P. montanus JOSIFOV nov.
stat. (Heteroptera, Miridae). – Tijdschrift voor Entomologie, im Druck.
Anschrift des Autors:
Christian Rieger, Lenbachstr. 11, D-72622 NÜRTINGEN, Deutschland, E-Mail: ChrsRgr@aol.com
Wolfgang Rabitsch, Dept. Evolutionsbiologie des Fakultätszentrums Zoologie der Universität Wien, Althanstrasse
14, A-1090 WIEN, Österreich. E-Mail: wolfgang.rabitsch@univie.ac.at
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Vertikale Stratifikation von Heteropteren in Fichtenkronen
MARTIN GOSSNER & DENNIS HERBIG
Die vertikale Verteilung der Heteroptera innerhalb der Krone von ca. 80-jährigen Fichten
wurde mit Hilfe von Lufteklektoren und Klopfproben im Kranzberger Forst bei Freising von
Anfang Mai bis Ende Oktober 2005 in monatlichem Intervall untersucht. Bei den Lufteklektoren
(6 Bäume) fand die Beprobung in zwei (untere / obere Krone), bei den Klopfproben (12 Bäume)
in drei Höhenstufen (untere / mittlere / obere Krone) statt. Insgesamt konnten 635 HeteropteraIndividuen aus 24 Arten erfasst werden. Die Aktivitätsdichte und Artenzahl der Imagines war im
oberen Kronenbereich signifikant höher als im unteren Kronenbereich. Auch die tatsächlichen
Dichten stiegen mit der Höhe an. Die häufigen Arten Cremnocephalus alpestris, Atractotomus
magnicornis, Orius minutus, Plagiognathus vitellinus und Dichrooscytus intermedius traten fast
ausschließlich im oberen Kronenbereich auf. Die Larvenzahl (hauptsächlich Atractotomus
magnicornis) unterschied sich nicht zwischen den Höhenstufen. Im Jahresgang fand sich die
höchste Larvendichte im Juni auf den Zweigen des mittleren Kronenbereichs. In Zusammenschau
mit vorangegangenen Studien kann eine saisonale Vertikalwanderung der Larven von
Atractotomus magnicornis vom Stammbereich bis in die Kronen angenommen werden. Die
Imagines dieser wie auch der anderen häufig gefangenen Arten scheinen den oberen
Kronenbereich zu bevorzugen. Mögliche Ursachen hierfür werden diskutiert.
Anschrift des Autors:
Martin Goßner, Lehrstuhl für Tierökologie, Technische Universität München, Am Hochanger 13, D-85354
FREISING, Deutschland und Loricula, Agentur für Kronenforschung, ökologische Studien und
Determination, Schussenstr. 12, 88273 FRONREUTE, Deutschland,
E-Mail: martin.gossner@loricula.de
Dennis Herbig, Lehrstuhl für Tierökologie, Technische Universität München, Am Hochanger 13, D-85354
FREISING, Deutschland.
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HETEROPTERON Heft 23 / 2006
Veränderungen in der Wanzenfauna Ungarns in den letzten Jahrzehnten
ELÕD KONDOROSY
Die Erforschung der Wanzenfauna Ungarns hat – außer vereinzelten Angaben – mit der
Arbeit des weltberühmten Heteropterologen GÉZA HORVÁTH (1847–1937) begonnen. Im Jahre
1937 war die Zahl der aus dem heutigem Gebiet Ungarns bekannten Wanzenarten 636. Leider ist
diese Gruppe erst in den 1950er-Jahren weitererforscht worden, und meistens nur mit
taxonomisch „einfacheren” oder für den Pflanzenschutz wichtigen Arten. Das Erscheinen
verschiedener Bände der Serie „Fauna Hungariae” hat die Forschung belebt, so waren aus
Ungarn bis 1985 schon 729 Arten bekannt. Von den späteren Forschern sollen zumindest TAMÁS
VÁSÁRHELYI und PÁL BENEDEK genannt werden. In den letzten 20 Jahren ist eine neue
Generation von Heteropterologen tätig, mit deren Arbeiten sich die Zahl der aus Ungarn
bekannten Wanzenarten um mehr als 120 auf 853 Arten erhöht hat.
Es ist sehr interessant, die Liste der ungarischen (KONDOROSY 1999, 2005) und
österreichischen Wanzen (RABITSCH 2005) zu vergleichen. Für Österreich sind um 40 Arten
mehr gemeldet als für Ungarn. Österreich ist natürlich reicher an alpinen und vielleicht auch an
mediterranen Arten, und die für Ungarn charakteristischen, östlichen, pannonischen Arten
erreichen meistens auch das Wiener Becken.
Es ist aber auch interessant nach dem Grund zu fragen, warum neue Arten jetzt
aufgefunden werden. Ich habe dazu drei verschiedene Erklärungen, in vielen Fällen ist eine
eindeutig Klärung aber nicht möglich und manchmal können mehrere Gründe zutreffen: Für den
ersten Teil der Arten sind taxonomische Probleme verantwortlich. Dies gilt für kürzlich
beschriebene (wie Lygaeus simulans) oder verkannte Arten (z. B. Coranus kerzhneri) und auch
für die „schwierigen“ Gruppen (z. B. Psallus). Die anderen Arten kommen in
Sammlungsmaterial selten vor. Viele von diesen leben auf speziellen Pflanzenarten (wie
Orthotylus viridinervis auf Ahorn) oder speziellen Habitaten (wie die boreomontane Salda
muelleri). Schließlich gibt es „Neuankömmlinge“, die durch anthropogene Mitwirkung Ungarn
erreicht haben (wie die amerikanische Leptoglossus occidentalis), die teilweise wahrscheinlich
wegen klimatischer Änderungen nach Norden gewandert sind. Diese Arten sind meistens erst in
den letzten zehn Jahren aufgefallen, wie Nezara viridula, Arocatus longiceps und Oxycarenus
lavaterae: Heute leben alle drei Arten zahlreich in Ungarn und manchmal sind sie schädlich.
Andere Wärme liebende, neue Arten sind bisher nur vereinzelt vorgekommen. Wer weiß, welche
die nächste sein wird?
Literatur:
KONDOROSY, E. 1999: Checklist of the Hungarian bug fauna (Heteroptera). – Folia Entomologica Hungarica 60,
125-152.
KONDOROSY, E. 2005: New true bug species in the Hungarian fauna (Heteroptera). – Folia Entomologica Hungarica
66, 17-22.
RABITSCH, W. 2005: Heteroptera (Insecta). – In: SCHUSTER, R. (Hrsg.): Checklisten der Fauna Österreichs, No. 2.
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, 1-64.
Anschrift des Autors:
Elõd Kondorosy, Department of Zoology, Georgikon Faculty of Agriculture, Pannon University, 16. Deák F. Str.,
8360 KESZTHELY, Hungary, E-Mail: ke@georgikon.hu
HETEROPTERON Heft 23 / 2006
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Reduviidae (Heteroptera) of Taiwan: the present state of knowledge
DÁVID RÉDEI
With more than 6,000 described species, assassin bugs or Reduviidae are among the most
species-rich families within Heteroptera. Despite of the very large number of already described
taxa, the number of species known from Southeastern Asia has increased quickly over the last
decades. However, in respect of Reduviidae, the fauna of Taiwan is still largely unexplored.
Until 2005, only 42 species have been reported from the country. This number is very small
compared to e.g. the 64 species recorded from Hainan Island, which is of similar size and
geographic location as Taiwan. Moreover, 28 of this 42 species were already listed by T. ESAKI
in 1926. Considering the geographic and vegetational diversity of the island, our knowledge on
the reduviid fauna of Taiwan is obviously very far from satisfactory. Recent investigations on the
Reduviidae of Taiwan resulted in a large number of new data. The study was based mostly on
two collections deposited in the Hungarian Natural History Museum, Budapest: (1) specimens
collected by H. SAUTER in the beginning of the 20th century, hitherto unidentified; (2) specimens
captured during recent field investigations by Hungarian entomologists during the last decade.
Some preliminary results of this work in progress are presented below.
(1) Emesinae. Six species were known to occur in Taiwan prior to this study. In addition,
Gardena muscicapa (BERGROTH, 1906) has been recently recorded from the country, and
Ademula aemula RÉDEI, 2005 has been described as new.
(2) Saicinae. Besides the single previously recorded species, Polytoxus esakii ISHIKAWA &
YANO, 1999, specimens of another species widely distributed in Eastern and Southeastern
Asia have been found.
(3) Ectrichodiinae. Three species of Ectrychotes as well as a single species of Scadra were
previously known to occur in Taiwan. Among the examined materials, three further genera
with altogether seven species were found. Two new species are currently under description,
a further specimen of Scadra might also represent an undescribed species.
(4) Reduviinae. Only four genera, each with a single species, were previously reported from
Taiwan (one of the species was described only in 2001). Two further genera and seven
additional species have been found during the present study.
(5) Stenopodainae. Besides the six previously reported species, at least eight further species
occur in Taiwan; however, because of the large number of described species and many
taxonomic difficulties in the genera Oncocephalus and Pygolampis, the identity of some of
them is still doubtful.
(6) Harpactorinae. Eight species were previously reported to occur in Taiwan (all of them by
Esaki in 1926). In addition, eight further genera with altogether ten species, one of them
probably undescribed, have been found during the present study.
Author´s address:
Dávid Rédei, Department of Zoology, Hungarian Natural History Museum, Baross u. 13., 1088 BUDAPEST,
Hungary, E-Mail: redei@zoo.zoo.nhmus.hu
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HETEROPTERON Heft 23 / 2006
Benthic water bug Aphelocheirus aestivalis (Heteroptera: Aphelocheiridae) in
the upper Lužnice River basin (Czech – Austrian border area)
MIROSLAV PAPÁÈEK & MARTIN BAUER
Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794) is a unique water bug species that distinctly
differs from others European aquatic bugs in morphological, physiological, and ecological
characteristics (e.g., it is the only really benthic nepomorphan bug with plastron respiration). This
species is probably univoltine in Northern Europe (DAMGAARD 2005) and semivoltine in Central
Europe (PAPÁÈEK & SOLDÁN 1996). Although few macropterous specimens are known from
Central Europe (AUKEMA et al. 2002), the Czech population is probably completely
brachypterous and flightless. Aphelocheirus aestivalis is evaluated as a red book species in some
European countries and has shown dramatic declines during the last century in some parts of
Europe (see DAMGAARD 2005).
We have investigated the occurrence, distribution, habitat and food preference of this
species, and the influence of environmental changes on its population in the upper Lužnice River
basin in South Bohemia, which is close to the Elbe-Danube watershed and to the Austrian
border.
Here, A. aestivalis occurs only in the lower part of the river basin, in suitable biotopes of
Draèice River (= Reissbach in Austria), of Lužnice River (= Lainsitz) downstream from Suchdol
nad Lužnicí, Nová øeka River, and Nežárka River. It inhabits only the rocky and sandy bottom
where both, current speeds and dissolved oxygen are high. It was never found in pools or
backwaters (see and compare, e.g., MESSNER et al. 1983). Preferred microhabitats are sand and
coarse gravel river beds, that overline larger boulders, rocks, dead woods (broken tree trunks or
branches) or rootlets of trees growing in banks and sandy places with submerged plants. We have
never found it on other sandy or gravelly bottom.
We do not know the original distribution in the upper Lužnice River basin. Though
Lužnice River offers numerous suitable sites also upstream from Suchdol nad Lužnicí, we have
never found any specimen there and also not in the Koštìnický potok brook, a tributary of
Lužnice River dovnstream from Suchdol nad Lužnicí. In contrast, Nová øeka River, an 450 years
old arteficial chanel connecting Lužnice and Nežárka Rivers, is inhabited by Aphelocheirus in
numerous sites. We suppose that Draèice River is the original place of distribution of the species
which migrates and inhabits new sites only downstream in the investigated area.
We have also analyzed the insect communities in the sites with occurence of A. aestivalis.
We have found 14 species of water insects: Cloeön dipterum, Baetis vernus, Ephemera danica,
Ephemerella ignita, Heptagenia sulphurea (Ephemeroptera); Isoperla cf. rivulorum, Leuctra cf.
albida (Plecoptera); Hydropsyche pellucida or incognita, H. angustipennis, Limnephilus sp.,
Molanna angustata, Polycentropus flavomaculatus, Potamophylax sp. (Trichoptera).
Hydropsyche larvae were the dominant and most abundant animals. LEMB & MAIER (1996)
showed that larvae of Baetis and Ephemerella were most vulnerable to Aphelocheirus predation
and that the predation rate of Aphelocheirus increased with prey density (Biber River, southern
Germany). For these reasons we suppose that the larvae of Baetis, Ephemerella (Ephemeroptera)
and Hydropsyche (Trichoptera) larvae are preferred prey of Aphelocheirus in the investigated
area.
The Czech name of the Lužnice River indicates that this river is characterized by frequent
floods. Most destructive floods were noted in the August 2002 and 2006. Chemical parameters of
water especially change after flooding events. For example, the values of nitrates and phosphates
can be relatively high in some sites (1,464 mg/l total nitrogen; 97,753 ìg/l total phosphor in the
Nežárka River by Nový Øadov, 18th August 2006). Still a hundred years ago local ironworks
HETEROPTERON Heft 23 / 2006
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along the banks of Draèice River contaminated the water by various pollutants. Floods as well as
both short and long term changes of chemical parameters are environmental factors that can
influence the composition of benthic communities in a substantial way. Since 1987 the senior
author had the possibility to study some populations of A. aestivalis more or less continually.
Populations of this species are relatively stable in all investigated sites and have good recovery
ability after floods and relatively good resistance to environmental changes.
The conservation status of A. aestivalis in the Czech Republic needs to be questioned.
Fifteen years ago this species was recorded in the list of endangered species of former
Czechoslovakia (ŠKAPEC 1992). The distribution of A. aestivalis seems to show a certain relict
characters. It occurs in isolated sites in rivers and brooks, but is relatively abundant in some
localities. The dispersal ability of this species is strongly limited by its flightlessness and tight
valency on habitats with highly aerated water and with specific bottom structures. Destruction of
original habitats is the main reason for emigration or extinction of local A. aestivalis population.
On the other hand, the cryptic way of life and the difficulties in collecting this species in some
sites might be reasons why it could not be detected in some areas and why we suppose that it is
rare. It is now known that A. aestivalis is a relatively frequent water bug that occurs eventually in
dozens of rivers and brooks in the Czech Republic (e.g., Vltava, Lužnice, Nežárka, Jihlava,
Chvojnice, Oslava, Morava Rivers in the south). For these reasons, at present A. aestivalis seems
not to be an endangerded species in the Czech Republic.
This study was supported by grant MSM 6007665801 of the Czech Ministery of Education.
References
AUKEMA, B., CUPPEN, J.G.M., NIESER, N. & TEMPELMAN, D. 2002: Verspreidingsatlas Nederlandse wantsen
(Hemiptera: Heteroptera). Deel I: Dipsocoromorpha, Nepomorpha, Gerromorpha & Leptopodomorpha. –
European Invertebrate Survey - Nederland, Leiden, 169 pp.
DAMGAARD, J. 2005: Distribution, phenology and conservation status of three rare water bugs: Aquarius najas (DE
GEER, 1773), Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794) and Sigara hellensi (C.R. SAHLBERG, 1819) from lotic
waters in Denmark (Insecta, Hemiptera-Heteroptera: Nepomorpha & Gerromorpha). – Ent. Meddr. 73, 25-38.
LEMB, M. & MAIER, G. 1996: Prey selection by the water bug Aphelocheirus aestivalis FABR. (Heteroptera:
Aphelocheiridae). – Int. Revue. Ges. Hydrobiol. 81, 481-490.
PAPÁÈEK, M. & SOLDÁN, T. 1996: Structure and development of the internal reproductive system of Aphelocheirus
aestivalis (F.) (Heteroptera: Aphelocheiridae). – Proceedings of the XX th International Congres of Entomology,
Firenze, Italy, 1996, p. 122.
MESSNER, B., GROTH, I. & TASCHENBERGER, D. 1983: Zum jahreszeitlichen Wanderverhalten der Grundwanze
Aphelocheirus aestivalis. – Zoologisches Jahrbuch Systematik 110, 323-331.
ŠKAPEC, L. (ed) 1992: Èervená kniha ohrožených a vzácných druhù rostlin a živoèichù ÈSFR. 3. Bezobratlí. [The
red book of endangered and rare species of plants and animals of ÈSFR. 3. Invertebrates.] – Príroda, Bratislava,
155 pp. (In Czech)
Author´s address:
Miroslav Papáèek & Martin Bauer, University of South Bohemia, Department of Biology at Pedagogical Faculty,
Jeronýmova 10, CZ-371 15 ÈESKÉ BUDÌJOVICE, Czech Republic, E-Mail: papacek@pf.jcu.cz
22
HETEROPTERON Heft 23 / 2006
Aquatic and semiaquatic Heteroptera of Ecuador (Hemiptera: Nepomorpha,
Gerromorpha)
FILIPPO MARIA BUZZETTI
Nepomorpha and Gerromorpha in Ecuador are about 100 described species belonging to
twelve families. Ecuador is situated in a biogeographically strategic position since the country
covers parts of the Amazon, the Andean Cordillera, the Pacific coastal plains, and the Galapagos
Islands. Such diversity of biogeographic areas hosts a great variety of Heteroptera species.
Within the aquatic and semiaquatic Heteroptera, more than half of the species are Gerromorpha.
The most species-rich families are Corixidae and Gelastocoridae within Nepomorpha, Gerridae
and Veliidae within Gerromorpha. Recent collecting expedition widened the known range of
species previously not known to be present in Ecuador and lead to the discovery of some species
new to the science, especially within Gerromorpha. Veliids are the most commonly encountered
water bugs, in particular species of the very large genera Rhagovelia MAYR, 1865 and Microvelia
WESTWOOD, 1834. Among Gerridae, Potamobates shuar BUZZETTI, 2006 has been recently
described, and among Veliidae one new species of Veloidea GOULD, 1934 is under description.
Author´s address:
Filippo Maria Buzzetti, University of Padova, Dip. Agronomia Ambientale e Produzioni Vegetali – Entomologia,
Agripolis Viale dell'Università 16, I-35020 LEGNARO (PD), Italy,
E-Mail: filippomaria.buzzetti@unipd.it
HETEROPTERON Heft 23 / 2006
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Überblick über Diversität und Verbreitung philippinischer Wasserwanzen
(Nepomorpha, Gerromorpha)
HERBERT ZETTEL & CHRISTINE HECHER
Das "Philippine Water Bug Inventory Project" ist eine Kooperation zwischen
Wissenschaftern des Naturhistorischen Museums in Wien und der University of the Philippines,
Los Baños, seit 1992. Ziel ist eine möglichst genaue taxonomische und faunistische Erfassung
der Wasserwanzen der Philippinen. Die Philippinen werden von einer artenreichen
Wasserwanzenfauna bewohnt, welche einen sehr hohen Grad an Endemismus aufweist. Wegen
der isolierten Lage des Archipels haben, verglichen mit dem südostasiatischen Festland, nur
wenige Gattungen die Philippinen erreicht, es gibt jedoch drei endemische Genera der
Naucoridae (Asthenocoris, Philippinocoris, Stalocoris).
Derzeit sind 91 beschriebene Arten der Nepomorpha aus elf Familien bekannt, davon sind
70 Arten (= 76.9 %) endemisch. An Gerromorpha sind aus sechs Familien 155 beschriebene
Spezies bekannt, wovon 118 (= 76.1 %) endemisch sind. Berücksichtigt man noch die
zahlreichen unbeschriebenen, lokal verbreiteten Arten (besonders in der Familie Veliidae), so
steigt die Endemismusrate beträchtlich. Die Autoren gehen von etwa 350 philippinischen
Wasserwanzenarten aus. Dann wären ca. 87 % der Arten endemisch.
Die Verbreitung der einzelnen Süßwasserarten folgt im Wesentlichen den
zoogeographischen Mustern, welche für die meisten terrestrischen und limnischen
Organismengruppen gelten. Diese Muster basieren auf der Geographie des Archipels im
Pleistozän, als der Meeresspiegel zeitweise bis zu 120 m tiefer als heute gelegen ist und
zahlreiche Inseln zu "Großinseln" verschmolzen gewesen sind. Man darf daher von
erdgeschichtlich meist sehr jungen Arten ausgehen. Die Verbreitung mariner Arten ist derzeit
noch nicht ausreichend bekannt.
Der überwiegende Teil der endemischen Arten ist vom Aussterben bedroht. Dies ist primär
auf den Lebensraumverlust durch Abholzung, Besiedelung und Gewässerverschmutzung
zurückzuführen.
Anschrift des Autors:
Herbert Zettel & Christine Hecher, Naturhistorisches Museum Wien, International Research Institute of
Entomology, Burgring 7, A-1010 WIEN, Österreich, E-Mail: herbert.zettel@nhm-wien.ac.at
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HETEROPTERON Heft 23 / 2006
Berichte zu den Exkursionen
WOLFGANG RABITSCH
Exkursion in den Wienerwald (Leitung: H. GROSS)
Die freitägliche Exkursion führte 16 Teilnehmer in den Biosphärenpark Wienerwald. Ziele
waren die Salzwiese und der Kolbeterberg im 14. Wiener Gemeindebezirk im Westen Wiens N
48°13' E16°13', 350–400 m. Die Salzwiese (Naturdenkmal Nr. 719 der Stadt Wien) ist eine
Komplex aus Feucht- und Magerwiesen. An bedeutenden Pflanzen leben hier unter anderem
Sibirische Schwertlilie Iris sibirica, Gras-Schwertlilie Iris graminea und Sumpfstendel Epipactis
palustris. Der Wald am Gipfel des Kolbeterberges ist Naturwaldreservat. Seit über 20 Jahren gibt
es keine forstlichen Eingriffe, die Eigentümer bekommen dafür eine finanzielle Entschädigung
aus Naturschutzgeldern. Die Buchen, Hainbuchen und Eichen dürfen wachsen und sterben, wie
es ihnen gefällt. Bei coleopterologischen Untersuchungen konnten Arten, die als Urwaldrelikte
gelten, nachgewiesen werden. Da für sie geeignete Bedingungen erst durch die
Außernutzenstellung ermöglicht wurden, müssen sie aus anderen Gebieten zugewandert sein.
Am ehestens aus dem Lainzer Tiergarten, der Luftlinie nur 3 km entfernt ist.
Exkursion in die Hundsheimer Berge (Leitung: Prof. Dr. W. WAITZBAUER)
Die Hundsheimer Berge liegen in Niederösterreich, ca. 50 km östlich von Wien (N 48°07'
E 16°55.5', 220–480m). Sie sind eine der letzten größeren "Naturinseln" inmitten der vom
Menschen ausgeräumten Landschaft. Die geographische Lage im pannonisch beeinflussten
Gebiet mit kontinentalem Klima fördert das Auftreten Wärme liebender Arten, vorwiegend
östlicher und südöstlicher Herkunft. Manche Arten erreichen Österreich hier am Westrand oder
Nordrand ihrer Gesamtverbreitung. Die besondere Bedeutung des Gebietes wurde schon früh
erkannt und das Gebiet unter Schutz gestellt (Naturschutzgebiet, Biogenetisches Reservat).
Geologisch sind die Hundsheimer Berge der südliche Ausläufer der Karpaten, abgetrennt
durch den Donaudurchbruch. Nach Norden finden sie ihre Fortsetzung am – ebenfalls berühmten
– Thebener Kogel bei Bratislava (Slowakei). Als Untergrund dominiert der Kalk, lokal gibt es im
Gebiet aber auch silikatisches Gestein mit entsprechend ausgebildeten Silikat-Trockenrasen, mit
einer eigenständigen Flora. An Biotoptypen sind an den steilen Hängen primäre Felssteppen,
flachgründige Standorte mit lückigem Bewuchs und meist unmittelbar zu Tage tretendem
Muttergestein entwickelt. Weiters sind tiefgründigere Wiesensteppen zu finden, die am Rand
einen Waldsteppensaum ausbilden (mit den charakteristischen Flaumeichen, die hier an der
Nordgrenze der Verbreitung vorkommen). Prinzipiell ist das Gebiet waldfähig, die
Wiesensteppen und die Kalk-Trockenrasen sind sekundäre Erscheinungen durch die seit
tausenden Jahren andauernde Nutzung des Menschen in Form von Waldweide, Rodungen,
Hutweiden und Weinbau. Etwa um 1960 kam es aus wirtschaftlichen Überlegungen wegen der
Unrentabilität zur Einstellung der Beweidung und in der Folge zur zunehmenden Verbuschung
des Gebietes. Diese Entwicklung ist aus Sicht des Naturschutzes nicht erwünscht, da viele der
Wärme liebenden Arten mittlerweile zurückgegangen oder verschwunden sind. Daher gibt es seit
einigen Jahren Bemühungen, die Beweidung wieder aufzunehmen. Die Auswirkungen werden
im Rahmen eines begleitenden Monitorings kontrolliert und angepasst.
Die Leitung der Exkursion übernahm dankenswerterweise Herr Prof. Dr. WOLFGANG
WAITZBAUER von der Universität Wien, der seit 30 Jahren im Gebiet zoologisch-ökologische
Forschungen betreibt. Zu Mittag gab es am Gipfel des Pfaffenberges ein Picknick auf Einladung
der Österreichischen Gesellschaft für Entomofaunistik. Trotz des bereits herbstlichen Aspektes
wurden von den Teilnehmern zahlreiche interessante und für manche auch neue Wanzenarten
gefunden. Als besonders bemerkenswert ist der Wiederfund der kleinen Netzwanze Hyalochiton
komaroffi durch B. AUKEMA (zuletzt 1979 festgestellt) und der Baumwanze Picromerus
HETEROPTERON Heft 23 / 2006
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conformis durch G. STRAUSS (zuletzt 1960 festgestellt) zu werten.
Exkursion in das nördliche Burgenland (Seewinkel und Leithagebirge)
(Leitung: W. RABITSCH)
Der Seewinkel liegt östlich des Neusiedlersees, einem echten Steppensee (d.h., die
Wasserzufuhr wird überwiegend aus Niederschlägen gedeckt). Die Seefläche ändert sich mit dem
Wasserstand und liegt zurzeit bei etwa 900 km2, rund die Hälfte davon entfällt auf den z.T. 6 km
breiten Schilfgürtel. Zum letzten Mal völlig ausgestrocknet war der junge See (Alter ca. 10.000
Jahre) um 1870 und im Winter 1928/29 war der flache See (maximale Tiefe 2 m) bis zum Grund
durchgefroren. Im Seewinkel befinden sich rund 40 flache, salzige Lacken, deren Zahl in den
letzten Jahrzehnten zurückgegangen ist. Es sind flache Vertiefungen im Gelände, die periodisch
von Wasser überstaut sind und im Sommer oft ganz austrocknen. Durch den hohen Salzgehalt
bilden sich eigenständige Pflanzen- und charakteristische Tiergesellschaften. Die offene,
steppenartige Landschaft des Seewinkels ist großteils von menschlicher Nutzung (Beweidung,
Umwandlung in Ackerflächen, Weinbau) geprägt. Die Exkursionsroute führt von der
Biologischen Station entlang des so genannten "Seedammes" in die "Hölle" (N 47°46–49' E
16°45–47', 117–120m). Der Seedamm ist durch Windverfrachtung und Eisstöße, die Sediment
am Ufer des Sees abgelagert haben, vor etwa 2.000 Jahren entstanden. Der überwiegend sandige
Untergrund bietet zahlreichen psammophilen Wanzenarten gute Lebensbedingungen (z.B.
Pionosomus opacellus, Emblethis ciliatus). Nach der anstrengenden und durch starken Wind
beeinträchtigten Wanderung konnten alle Teilnehmer im Heurigen "In der Hölle" neue Kräfte
sammeln.
Nordwestlich des Neusiedlersees liegt das aus Kalk aufgebaute Leithagebirge. Dieser ca.
35 km lange Höhenrücken, der als Ausläufer der Alpen eine Verbindung zu den Karpaten
darstellt, ist stark bewaldet und erreicht eine maximale Höhe von 484 m. Am thermisch
begünstigten Südosthang finden sich vor allem Weingärten und mehrere, mehr oder weniger
ausgedehnte Trockenrasenflächen. Eine dieser Flächen, der Tenauriegel (N 47°56' E 16°43', 140–
200m), wurde besucht und erbrachte weitere, für manchen Teilnehmer neue, Wanzenarten.
Anschrift des Autors:
Dr. Wolfgang Rabitsch, Dept. Evolutionsbiologie des Fakultätszentrums Zoologie der Universität Wien,
Althanstrasse 14, A-1090 WIEN, Österreich, E-Mail: wolfgang.rabitsch@univie.ac.at
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HETEROPTERON Heft 23 / 2006
Notes to the conservation status and ecology of the benthic water bug
Aphelocheirus aestivalis (FABR.) (Heteroptera: Aphelocheiridae)
in the Czech Republic
MIROSLAV PAPÁÈEK
Aphelocheirus aestivalis have shown dramatic declines during the last century in some
parts of Europe (see DAMGAARD 2005). It is evaluated as endangered water bug species in some
European countries (Škapec, 1992) including central European ones, for example in Germany
and Czech Republic too. But HOFFMANN (2004) stated: „Damit ist eine evt. Gefährdung der Art
.... doch sehr fraglich und neu zu diskutieren“. PAPÁÈEK & BAUER (2006) presented the opinion
that this species is not really endangered in the Czech Republic. What are the reasons which are
their opinion based on?
Occurence, phenology, habitat and food preference of Aphelocheirus aestivalis were
monitored and studied in the southern part of the Czech Republic in the Lužnice River basin
more or less irregularly since 1987. The topic of this ivestigation was also the influence of floods
on Aphelocheirus populations. Lužnice River basin is a part of the Biosphere Reserve Tøeboòsko,
which is located in the close proximity to the Elbe – Danube watershed.
Aphelocheirus aestivalis is distributed in numerous sites of a lower part of the Lužnice
River basin including 13 km long arteficial chanel (Nová øeka River), which was built 450 years
ago. It occurs only in the rocky and sandy bottom where current speds and dissolved oxygen are
both high in this area. Prefered microhabitats are represented by sand and coarse gravel, that
overline the larger boulders, rocks, dead woods (broken tree trunks or branches) sandy or rocky
places with submerged plants, especially with common water moss (Fontinalis antipyretica,
Fontinalaceae).
MESSNER ET AL. (1983) ascertained that some populations of A. aestivalis seasonally
migrate to other habitats like pools and backwaters. Migrations or occurence in stagnant waters
like pools or backwaters in the Lužnice River basin yet were not noted.
Although the upper part of the Lužnice River (SW from the Suchdol nad Lužnicí City) is
compound by both potamal and rithral zones (also by crenal part in the Novohradské hory Mts. =
Weinsberger Wald in the Austrian side) and has numerous sites with character of optimal
habitats for A. aestivalis, this species does not occur in this part of the river. Important right-side
tributary of Lužnice River from the biodiversity and natural conservation point of view, is the
Draèice River (= Reissbach in the Austrian side). A. aestivalis is relatively abundant in this
rivulet. New habitats in the Lužnice River basin are inhabited only downstream from the mouth
of Draèice River by this species.
Larvae of Baetis, Ephemerella (Ephemeroptera) and Hydropsyche (Trichoptera) are
probably prefered prey of Aphelocheirus in the investigated area (PAPÁÈEK & BAUER 2006).
The Lužnice River and its tributaries are characteristics by often floods. These floods form
and slowly change route of stream and also produce new oxbows and backwaters every few
years, especially in the upper part of the basin with meanders of the river (without occurence of
A. aestivalis). In the lower part of the basin, their destructive and „creative“ influence are
realized especially by hard flushing of river bed and by destruction of the banks. Changes of
chemical parametres are also connected with these floods and flushing of banks as well as
arteficial water bodies in the flooding area. The values of nitrates and phosphates can be
relatively high sometimes in some sites after flooding events. Most destructive floods were noted
in the August 2002 and in the March and August 2006. It is out of any discussion, that floods as
well as both short and long term changes of chemical parameters of waters are environmental
HETEROPTERON Heft 23 / 2006
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factors that can influence composition of benthic communities in a substantial way. But
populations of A. aestivalis are relatively stable in all the investigated sites. The benthic
communities, including Aphelocheirus, have good recovery ability after flooding events and
relatively good resistance to the some environmental changes.
ŠKAPEC (1992) listed A. aestivalis in the list of endangered invertebrates of the former
Czechoslovakia. But above mentioned facts as well as new records of the species of A. aestivalis
from numerous localities (rivers and streams) of the Czech Republic, is the reason why PAPÁÈEK
& BAUER (2006) stated that the species is not really endangerded in the Czech Republic at
present. On the other hand, these authors noted, that the dispersal ability of these insects is
strictly limited due to their flightlesness (central European population is more or less wingless)
and tight valency on the habitats with highly aerated water and with specific structure of the
bottom, and that the arteficial destruction of original habitats is usually the reason for emigration
or extinction of A. aestivalis population in such locality. All the insensitive technical
adjustments, reparations after flooding events or larger constructions in the „Aphelocheirus
localities“ can really threaten local populations of the species.
Acknowledgements
The author is indebted to the Czech Ministery of Education for the support of water bug ecology studies by
the grant MSM 6007665801.
References
DAMGAARD, J. (2005): Distribution, phenology and conservation status of three rare water bugs: Aquarius najas (DE
GEER, 1773), Aphelocheirus aestivalis (FABRICIUS, 1794) and Sigara hellensi (C.R. SAHLBERG, 1819) from lotic
waters in Denmark (Insecta, Hemiptera-Heteroptera: Nepomorpha & Gerromorpha). - Ent. Meddr. 73, 25-38.
HOFFMANN, H.-J. (2004): Zur Biologie, Entwicklung und Verbreitung der Grundwanze Aphelocheirus aestivalis
FABRICIUS, 1798 in Deutschland. - Heteropteron 19, 7.
PAPÁÈEK, M. & BAUER, M. (2006): Benthic water bug Aphelocheirus aestivalis (Heteroptera: Aphelocheiridae) in
the upper Lužnice River basin (Czech – Austrian border area). - Beiträge zur Entomofaunistik 7, in press
MESSNER, B., GROTH, I. & TASCHENBERGER, D. (1983): Zum jahreszeitlichen Wanderverhalten der Grundwanze
Aphelocheirus aestivalis. - Zool. Jb. Syst. 110, 323-331.
ŠKAPEC, L. (ed) (1992): The red book of endangered and rare species of plants and animals of ÈSFR. 3.
Invertebrates. - Príroda, Bratislava, 155 pp. (In Czech)
Author´s address:
Prof. Dr. Miroslav Papáèek, University of South Bohemia, Department of Biology at the Pedagogical Faculty,
Jeronýmova 10, 371 15 Èeské Budìjovice, Czech Republic;
E-mail: papacek@pf.jcu.cz
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HETEROPTERON Heft 23 / 2006
Bemerkenswerte Wanzenfunde aus Bayern
FRANZ SCHMOLKE & TANJA SCHULZ-MIRBACH
In diesem Jahr fanden wir in Bayern - neben anderen - zehn bemerkenswerte Arten, die im
Folgenden unter Angabe der Fundumstände aufgeführt werden. Die Belege sind in der
Sammlung des Erstautors hinterlegt. Die Buchstaben in Klammern entsprechen dem
Autokennzeichen des Landkreises der jeweiligen Fundorte.
Es bedeuten:
(S) =
(SM) =
RL-B =
RL-D =
Nachweis F. SCHMOLKE
Nachweis T. SCHULZ-MIRBACH
Rote Liste Bayern (ACHTZIGER et al. 2004)
Rote Liste Deutschland (HOFFMANN & MELBER 2003)
Familie Miridae
Actinonotus pulcher (HERRICH-SCHAEFFER, 1835), RL-B R, RL-D 0
Das Exemplar wurde auf einer Lichtung zwischen altem Fichten- und Tannenbestand
gekäschert. Diese Art Lichtungen in höheren Lagen werden im Bayerischen Wald auch
Schachten genannt. Eichen, die oft als Fundbäume ausgewiesen werden (WAGNER, 1952),
wuchsen etwa 200 m tiefer. A. pulcher galt vor 2004 in Bayern als verschollen oder
ausgestorben, bis GOSSNER & BRÄU (2004) die Art in Ottobeuren und GOSSNER (2005) in
Feuchtwangen und Inzell auf Abies alba wieder fanden. Nun konnte die Studentin Judith
Spanner einen weiteren Beleg während einer entomologischen Exkursion im Bayerischen
Wald erbringen.
Hengstätt (REG), Schareben auf 1260 m, 23.06.2006 (J. SPANNER, Exkursion LMU, Schönitzer)
Adelphocoris detritus (FIEBER, 1861), RL-B 2, RL-D 1
A. detritus wurde auf einer Schotterheide nahe dem Ufer der Isar in der Nähe von
Myricaria germanica gekäschert.
Sylvensteinsee (TÖL), östl. Isarufer, 4.07.2006, 17.08.2006 (S)
Adelphocoris reichelii (FIEBER, 1836), RL-B R, RL-D 1
Die Art wurde von Melampyrum spec. unter einer Eiche in der Nähe einer großen
Sandgrube gestreift.
Leinburg bei Altdorf (N), Fuchsmühle, 21.07.2006 (S)
Familie Aradidae
Aradus pallescens HERRICH-SCHAEFFER, 1839, RL-B 1, RL-D 1
A. pallescens wurde in der feuchten Bodenstreu zwischen Grasbüscheln unter einem
schmalblättrigen Weidenstrauch (Salix spec.) entdeckt. Sehr wahrscheinlich handelt es sich
bei dem Fundort um ein Winterlager. Die Kiesfläche in der Nähe des Fundorts weist einen
lockeren Bewuchs aus Dorycnium germanicum, Thymus spec. und Helianthemum spec.
auf. Frühere Funde aus Bayern werden bei SCHUSTER (1990, 1993) erwähnt. Die
Fröttmaninger Heide stellt nicht nur einen neuen Fundort für Bayern, sondern auch den
Erstnachweis für den Münchener Raum dar, da in der Zoologischen Staatssammlung
München keine Belege von früheren Sammlern aus dieser Region vorliegen.
München (M), Fröttmaninger Heide, 8.10.2006 (SM)
Familie Coreidae
Ulmicola spinipes (FALLÉN, 1807), RL-B R, RL-D 1
Der Erstautor hat eine Larve von U. spinipes im letzten Larvenstadium von einem Kleefeld
gekäschert und mit Medicago falcata, Melilotus alba, und Trifolium repens aufgezogen.
Die Larve häutete sich 10 Tage später zum adulten Tier.
Sylvensteinsee (TÖL), östl. Isarufer, 4.07.2006 (S)
Familie Rhopalidae
HETEROPTERON Heft 23 / 2006
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Liorhyssus hyalinus (FABRICIUS, 1794), RL-B R, RL-D G
Das Exemplar wurde auf einer Feuchtwiese angrenzend an einen Kalkmagerrasen
gefangen.
Maising (STA), 13.08.2006 (S)
Familie Cydnidae
Microporus nigritus (FABRICIUS, 1794), RL-B 1, RL-D A 2/3
M. nigritus wurde in der Nähe einer Sanddüne gekäschert.
Daßfeld bei Siegenburg (KEH), 3.05.2006 (S)
Familie Pentatomidae
Aelia klugi HAHN, 1831, RL-B 3, RL-D R
Das Tier wurde auf einem Sandrasen mit zahlreichen Besenginster-Büschen und mit zum
Teil dichtem Grasbewuchs in der Bodenstreu gefunden.
Mühlhausen bei Neustadt an der Donau (KEH), 10.09.2006 (SM)
Familie Acanthosomatidae
Elasmucha ferrugata (FABRICIUS, 1787), RL-B R, RL-D A 2/3
Die Art wurde in einem Kiefernwald in der Nähe einer alten, zugewachsenen Sandgrube
von Heidelbeeren gestreift. Im Pleinfelder Raum wurde E. ferrugata schon mehrmals
nachgewiesen (siehe BRÄU & SCHWIBINGER, 2004).
Hohenweiler bei Pleinfeld (WUG), 15.07.2006 (S)
Elasmucha fieberi JAKOVLEV, 1864, RL-B R, RL-D A 2/3
E. fieberi wurde von einer Birke gekäschert.
Bärmannsried bei Kaikenried (REG), nahe des Regenufers, 20.06.2006 (S, Exkursion LMU, SCHÖNITZER)
Literatur
ACHTZIGER, R., BRÄU, M. & G. SCHUSTER (2004): Rote Liste gefährdeter Landwanzen (Heteroptera, Geocorisae)
Bayerns. - Schriftenr. Bay. LfU 166,: 82 – 91.
BRÄU, M. & M. SCHWIBINGER (2004): Beitrag zur Wanzen-Faunistik in Bayern mit Kommentaren zur Neufassung
der Roten Liste. - Beitr. bayer. Entomofaun. 6, 95 – 216.
GOSSNER, M. (2005): The Importance of Silver fir (Abies alba MILL.) in Comparison to spruce (Picea abies (L.)
KARST.) and oak (Quercus petrea (MATT.) LIEBL.) for arboreal Heteroptera communities in Bavarian forests. –
waldökologie online 2, 90 – 105.
GOSSNER, M & M. BRÄU (2004): Die Wanzen der Neophyten Douglasie (Pseudotsuga menziesii) und
Amerikanischer Roteiche (Quercus rubra) im Vergleich zur Fichte und Tanne bzw. Stieleiche und Buche in
südbayerischen Wäldern – Schwerpunkt arborikole Zönosen. - Beitr. bayer. Entomofaun. 6, 217 – 235.
HOFFMANN, H.-J. & A. MELBER, (2003): Verzeichnis der Wanzen (Heteroptera) Deutschlands. - In: KLAUSNITZER,
B. (Hrsg.): Entomofauna Germanica 6. - Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 8, 209-272.
SCHUSTER, G. (1990): Beitrag zur Wanzenfauna Schwabens (Insecta, Heteroptera). – 50. Ber. Naturf. Ges. Augsburg
192, 1 – 35.
SCHUSTER, G. (1993): Wanzen aus Bayern (Insecta, Heteroptera). - 54. Ber. Naturf. Ges. Augsburg 200: 1 – 49.
WAGNER, E. (1952): Blindwanzen oder Miriden. – In: DAHL: Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden
Meeresteile. - Bd. 41, 219 Seiten; Jena.
Anschrift der Autoren:
Franz Schmolke & Tanja Schulz-Mirbach, Scharnhorststr. 18, D-80992 München;
E-Mail: bonsai100@aol.com
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HETEROPTERON Heft 23 / 2006
Aufruf zur Mitarbeit!
Belege und Fundmeldungen von Wanzen aus Kärnten (Österreich) für die
Erstellung einer Checkliste und einer Roten Liste
Sehr geehrte KollegInnen!
In den letzten Jahren konnte durch eine erhöhte Sammel- und Publikationstätigkeit ein
verbesserter Wissensstand über die Faunistik der Wanzen Kärntens zusammengetragen werden –
womit auch eine Aktualisierung des im Jahr 1999 publizierten Verzeichnisses (FRIESS, RABITSCH
& HEISS 1999), das 542 Arten für Kärnten auflistet, sinnvoll erscheint.
Das alte Verzeichnis soll aktualisiert, z. T. revidiert und taxonomisch korrigiert werden. In
einem weiterführenden Schritt soll die Erstellung einer entsprechenden Roten Liste die aktuelle
Gefährdungssituation dieser Tiergruppe in Kärnten darstellen und Basis für künftige angewandtnaturschutzfachliche Betrachtungen sein.
Dazu ergeht die Bitte, uns in Kärnten gesammelte Wanzen (bestimmt oder unbestimmt),
eindeutige Sichtbeobachtungen, Fotobelege u. ä. zukommen zu lassen.
Besten Dank vorab!
Dr. Thomas Frieß & Dr. Wolfgang Rabitsch
Kontakt:
Dr. Thomas
Frieß, ÖKOTEAM – Institut für Faunistik und Tierökologie,
A-8010 GRAZ, Tel.: 0043/316/351650-20, E-Mail: friess@oekoteam.at
Bergmanngasse
22,
Abb. 1: Tropidothorax leucopterus dürfte am einzig bekannten Standort in Kärnten vor kurzem ausgestorben sein.
(Foto: B. KOMPOSCH/ÖKOTEAM)
HETEROPTERON Heft 23 / 2006
31
Zur Ausbreitung der Platanengitterwanze Corythucha ciliata innerstädtisch
in Köln und in NRW
HANS-JÜRGEN HOFFMANN
Im Jahr 2002 trat die Platanengitterwanze Corythucha ciliata erstmals in Köln am
Bundesbahnhof Köln-Deutz – als nördlichstes Vorkommen in Europa - auf (HOFFMANN 2002,
2003a,b). Für 2004 konnte von einer Ausbreitung innerhalb des Stadtgebietes bis zur Stadtmitte
(„Neumarkt“) berichtet werden (HOFFMANN 2005). In diesem Jahr sind Platanen an den sog.
Kölner „Ringen“ massenhaft befallen, auch weiter außerhalb gelegene Bäume wie die im Bereich
der Universität und des Bhf. Köln-Süd und auf den „Gürteln“ sind stark befallen. (Abb. 1)
Interessant ist, dass an der von hier aus stadtauswärts führenden Straße (z.B. „Luxemburger
Straße, Achener Straße, Oberländer Ufer“) die zahlreichen, z.T. recht alten Platanen bis fast zur
Stadtgrenze noch regelmäßig, aber zunehmend schwächer befallen sind. Es kann hier
angenommen werden, dass z.B. im Sog hinter Lastwagen Tiere mitgerissen werden, ähnlich wie
es bei der Ausbreitung der Samen des Afrikanischen Greiskrautes Senecio inaequidens entlang
der Straßen, Landstraßen, Autobahnen und Eisenbahnstrecken sehr gut im Spätherbst beobachtet
werden kann. Abseits der Hauptstraßen stehende Platanen sind nach Augenschein seltener oder
zumindest schwächer befallen. Die Entfernung von ca. 8 km vom Ort des ersten Auftretens
wurde also in 4 Jahren überwunden. Leider lässt sich die Ausbreitung auf der gesamten
Stadtfläche aus zeitlichen Gründen nicht beobachten, sondern - aus persönlichen Präferenzen nur exemplarisch vom Ursprungsort aus gesehen im südwestlichen Quadranten. So sind auch im
westlichen Grüngürtel („Venloer Str.“) nachweislich Platanen befallen (mdl. Nachricht von W.
GÖTTLINGER). Mit Sicherheit wird bzw. wurde ein früheres Auftreten von Einzeltieren oder
Kleingruppen regelmäßig übersehen – nur so ist das explosionsartige Auftreten 2006 an sehr
vielen Stellen in Köln (und Umgebung) zu erklären.
Mittlerweile konnte von mir in Bonn/Rhein in der Innenstadt sowie an Platanen vor dem
Botanischen Garten (am Poppelsdorfer Schloß) ebenfalls ein relativ starker Befall festgestellt
werden (09.2006 und 10.2006). Auch hier ist ein früheres Auftreten nicht auszuschließen. Der
Nachweis eines Vorkommens von C. ciliata in der Stadt Frechen 12 km westlich von Köln
(11.2006) scheint bemerkenswert, insofern der Fundort unmittelbar an der vom Kölner Neumarkt
kommenden Straßenbahnlinie liegt.
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die örtlichen Ämter bisher
offensichtlich keinerlei Notiz genommen haben, auch in der Presse bisher nichts zu lesen und die
Regionalpresse nicht an einem entsprechenden Beitrag vom Autor interessiert war (Kölner
Stadtanzeiger: Mitteilung vom 11.10.06: Leider hat die Ressortleitung das Thema nicht
aufgegriffen....; Kölnische Rundschau: trotz Rückfrage keinerlei Reaktion).
Literatur:
HOFFMANN, H.J. (2002): Die Platanengitterwanze Corythucha ciliata (SAY, 1872) erreicht den Niederrhein. –
Heteropteron. H. 15, 25-30.
-,- (2003a): Die Platanengitterwanze Corythucha ciliata (SAY, 1872) erreicht den Niederrhein. – Entomol.
Nachrichten und Berichte 47, 67-70 + 2 Umschlag-Farbfotos.
-,- (2003b): Zur Ausbreitung der Platanengitterwanze Corythucha ciliata in Köln – Jahresbericht 2003 (HemipteraHeteroptera: Tingidae). – Heteropteron 17, 23-24.
-,- (2005): Zur innerstädtischen Ausbreitung der Platanengitterwanze Corythucha ciliata in Köln. – Heteropteron 20,
33-34.
Anschrift des Autors:
Dr. H.J. Hoffmann, Zoologisches Institut der Universität zu Köln, Weyertal 119, D-50931 KÖLN,
e-mail: hj.hoffmann@uni-koeln.de
32
HETEROPTERON Heft 23 / 2006
Abb. 1: Ausbreitung von Corythucha ciliata in der Kölner Innenstadt von 2002 ( ), 2004 ( ) bis 2006 ( ).
Änderungen zum Adressenverzeichnis Mitteleuropäischer Heteropterologen
ACHTZIGER, R. : Pfarrgasse 17, D-09599 FREIBERG (statt Kesselgasse 7)
DAMKEN, CLAAS, An den Eschen 31 e, D-26129 OLDENBURG,
e-mail: claas.damken@lycosxxl.de
DONNING, AXEL, Hohe Geest 163a, D-48165 MÜNSTER,
e-mail: axel.donning@eftas.com, axeldonning@aol.com (NRW-Wanzen)
KINKELE, JÖRG, Hermannstr. 53, D-48151 MÜNSTER (NRW-Wanzen)
REHAGE, HEINZ-OTTO, Rinkerodeweg 31, D-48163 MÜNSTER (NRW-Wanzen)
SCHUMACHER, HEINZ: e-mail HeinzPSchumacher@t-online.de
SKERN, Frau Magister MARINA, Ruthgasse 13/2, A-1190 WIEN (vorm. M. CHERKASOVA),
e-mail: marina.skern@univie.ac.at
HETEROPTERON Heft 23 / 2006
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Zum Vorkommen von Anthocoris minki in Blattstängelgallen an Pappeln
HANS-JÜRGEN HOFFMANN
Wanzen als Erzeuger von Gallen an Pflanzen sind relativ selten: WERNER (2001, 2002)
beschrieb ausführlich für Deutschland die Verbreitung von Copium clavicorne und C. teucrii mit
Gallen an Teucrium chamaedrys bzw. T. montanum.
Weiterhin ist aus Literatur und eigenen Fängen bekannt, dass sich in den Blattroll-Gallen
der Ulme eine Blumenwanze entwickelt und lebt: Anthocoris gallarum-ulmi, die ja auch von
diesem Lebensort ihren Namen trägt. Die Gallen selbst werden nicht von der Wanze erzeugt,
sondern von der Blattlaus Eriosoma (Schizoneura) ulmi, der Ulmenblattrollenlaus.
Überraschend war für mich (und offenbar auch für viele andere Heteropterologen) dagegen
das Vorkommen einer weiteren Anthocoride in den Blattstängel-Gallen der Pappel, auf die J.
NAWRATIL in einem persönlichen Gespräch hinwies. Obwohl ich schon diverse PappelstängelGallen in früherer Zeit zerlegt hatte, hatte ich Wanzen darin noch nicht beobachtet. Auf einer
Exkursion am Neusiedler See anlässlich des 32. Treffens der „Arbeitsgruppe Mitteleuropäischer
Heteropterologen“ in Wien am 04.09.2006 fiel das massenhafte Vorkommen von Stängelgallen
an den zahlreichen Pappeln entlang des Ostufers des Neusiedler Sees nördlich von Illmitz auf
(Abb. 2a). Eingedenk des vorgenannten Hinweises konnte ich in einigen Gallen wirklich
Anthocoriden finden, und zwar sowohl Larven als auch Imagines, die sich bei der Bestimmung
als Anthocoris minki erwiesen. Die Gallen werden von der Blattlaus Pemphigus spirothecae
erzeugt. Die Anthocoriden ernähren sich offensichtlich von den Blattläusen. Nach dem Laubfall
im Herbst schrumpfen die Gallen, spätestens dann können die Wanzen die - in der Regel aber
nicht sehr dicht schließenden - Gallen verlassen. In der Literatur ist in der Originalbeschreibung
von DOHRN (1860, nicht DUHRN, wie WAGNER 1955 schreibt) nichts zur Lebensweise, sondern
nur der Hinweis auf die Herkunft mehrerer Exemplare aus (K)Crefeld von einem Herrn MINK
angeführt.
STICHEL (1925-38) nennt Fraxinus als einzige, STICHEL (1955-62) Fraxinus excelsior als
hauptsächliche Wirtspflanze neben Quercus, Populus alba und Acer, und bezeichnet die Art auf
deutsch als „Eschenlausjäger“.
Auch WAGNER (1955) gibt an, dass die Art „... an Esche lebt und sich von Aphiden und
anderen kleineren Insekten ernährt. Überwinterung als Imago, Larven in Juni und Juli, neue
Generation ab Juli.“. Fraxinus wird von ihm auch später (WAGNER 1967) als einzige
Wirtspflanze angegeben. Erst PÉRICART (1972) nennt div. Pappelarten als „essentiellement“ für
die Art wegen der Abhängigkeit von gallbildenden Aphiden, wie Pemphigus bursarius; er bringt
auch eine Verbreitungskarte von A. minki. Ein Auftreten unter Rinde von Pappel und Platane –
neben „Laubbäumen“ als Wirtspflanzen - erwähnt SINGER (1952). Anscheinend erstmalig wird
bei WACHMANN et al. (2006) ausdrücklich das Vorkommen von Larven und Imagines z.B. in den
Drehstielgallen von Pemphigus spirothecae an Pappeln erwähnt. Auch bei AUKEMA & HERMES
(2006) wird die zoophage Lebensweise in den Gallen der Blattläuse P. bursarius und P.
spyrothecae an den Blattstängeln bei Pappeln, vor allem Populus nigra cv. italica, angeführt.
Entsprechend den Verhältnissen bei der Ulme erzeugen auch in diesem Fall Aphiden Pemphigus spirothecae, Späte Spiralgallenlaus und evtl. verwandte Arten - am Stiel von Blättern
div. Pappelarten wie Populus gedrehte Gallen (Abb. 2b), die anschwellen und einen Hohlraum
mit Massen von versch. Stadien der Blattläuse, Exuvien und tröpfchenförmigen, in ein
Wachshäutchen eingehüllte Flüssigkeitströpfchen enthalten (Abb. 2c,d). Die Anthocoriden (Abb.
1) sind zumindest nicht regelmäßig (und seltener als A. gallarum-ulmi in den Ulmengallen) in
den Pappelgallen zu finden. In umfangreichem Material vom Neusiedler See konnten in ca. 70
34
HETEROPTERON Heft 23 / 2006
Gallen 7 Imagines oder Larven von A. minki, jeweils einzeln, beobachtet werden.
Literatur:
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PÉRICART, J. (1972): Hémiptères – Anthocoridae, Cimicidae et Microphysidae de l’Ouest-Paléarctique,. – In: Faune
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STICHEL, W. (1925 - 1938): Illustrierte Bestimmungstabellen der deutschen Wanzen. - 499 S., Berlin-Hermsdorf.
-,- (1955 - 1962): Illustrierte Bestimmungstabellen der Wanzen. II. Europa (Hemiptera-Heteroptera Europae). - Bd.
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Mitteleuropas. IV, 3 (Xa), 173 S., Leipzig.
-,- (1967): Wanzen oder Heteroptera II. Cimicomorpha. - In: DAHL, F. (Hrsg.): Die Tierwelt Deutschlands und der
angrenzenden Meeresteile. Bd. 55, 179 S., Jena.
WERNER, D.J. (2001): Gallwanzen und Wanzengallen (Heteroptera: Tingidae). – Verh. Westd. Entom. Tag 2000,
211-228, Düsseldorf.
-,- (2002): Nachtrag zur Veröffentlichung „Gallwanzen und Wanzengallen (Heteroptera: Tingidae)“. – Heteropteron
H. 15, 31-32.
Anschrift des Autors:
Dr. H.J. Hoffmann, Zoologisches Institut der Universität zu Köln, Weyertal 119, D-50931 KÖLN,
e-mail: hj.hoffmann@uni-koeln.de
Abb.1: Blattstängelgalle, aufgeschnitten, mit der Wanze Anthocoris minki, an Blattlaus der Art Pemphigus
spirothecae saugend.
HETEROPTERON Heft 23 / 2006
a
b
c
d
Abb. 2a-d: Pappel am Ostufer des Neusiedler Sees mit sehr starker Gallenbildung.
Frühes Stadium der Ausbildung einer Blattstängelgalle.
Fertig ausgebildete Blattstängelgalle.
Blattstängelgalle, aufgeschniten, mit Massen von Blattläusen der Art Pemphigus spirothecae, Exuvien
und Exkrementen.
35
36
HETEROPTERON Heft 23 / 2006
Wanzenliteratur: Neuerscheinungen
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AUKEMA, B. & HERMES, D.J. (2006): Verspreidingsatlas Nederlandse wantsen (Hemiptera: Heteroptera) – Deel II:
Cimicomorpha 1 (Tingidae, Microphysidae, Nabidae, Anthocoridae, Cimicidae & Reduviidae) – European
Invertebrate Survey – Nederland; 136 S., Leiden.
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Nederlandse Faun. Mededelingen 23, 125-128.
AUKEMA, B. & RIEGER, CHR. (Ed.) (2006): Catalogue of the Heteroptera of the Palaearctic Region Vol. 5:
Pentatomorpha II (Stenocephalidae, Rhopalidae, Alydidae, Coreidae, Urostylididae, Thaumastellidae,
Parastrachiidae, Cydnidae, Thyreocoridae, Plataspidae, Acanthosomatidae, Tesseratomidae, Scutelleridae,
Dinidoridae, Pentatomidae) - 550 S,. Amsterdam.
AUKEMA, B., BOS, F., HERMES, D. & ZEINSTRA, PH. (2005): Nieuwe en Interessante Nederlandse Wantsen II, met
een geactualiseerde Naamli]st (Hemiptera: Heteroptera). – Nederlandse Faun. Mededelingen 23, 37-76.
BRAUER, A. & TAUTENHAHN, S. (2002): Auswirkungen der Bewirtschaftung von Grünflächen auf Vegetation und
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HETEROPTERON Heft 23 / 2006
37
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reproductive organs of male Arachnocoris trinitatus BERTHROTH: the first data for the tribe Arachnocorini
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MITCHELL, P.L. (2004): Heteroptera as vectors of plant pathogens. – Neotropical Entomology 33, 33 S. + 6 Tab.
MORKEL, C. (2006): Wanzen (Insecta: Heteroptera) vom Halberg bei Neumorschen (Nordhessen, Fuldatal). –
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RABITSCH, W. (Hrsg.): Hug the bug – For love of true bugs. Festschrift zum 70. Geburtstag von ERNST HEISS. –
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ZÖBL, M., GOSSNER, M., GERSTMEIER, R., MÜLLER, J. & GRUPPE, A.(2006): Diversität von aphidophagen Insekten
im Bayerischen Wald. Welchen Beitrag liefert die Tanne im Vergleich zur Fichte? - Mitt. Dtsch. Ges. Allg.
Angew. Ent. 15, 399-402.
38
HETEROPTERON Heft 23 / 2006
In HETEROPTERON H. 22:
SCHÄFER, P. (2006): „Arbeitsgruppe Wanzen NRW“ - Einladung zum 1. Treffen der Arbeitsgruppe. – Heteropteron
H. 22, 4-6.
TERLUTTER, H. (2006): Die Grundwanze Aphelocheirus aestivalis in der Ems im Stadtgebiet von Rheine
(Westfalen). – Heteropteron H. 22, 7-8.
DREES, M. (2006): Zur Faunistik der Gattung Sciocoris (Pentatomidae) im Raum Hagen (NRW). – Heteropteron H.
22, 9.
KOTT, P. (2006): Zur Heteropteren-Fauna des NSG Ohligser Heide bei Solingen und des NSG Wisseler Dünen bei
Kalkar im Landkreis Kleve in der Niederrheinischen Bucht (NRW). – Heteropteron H. 22, 10-11.
HOFFMANN, H.J. (2006): ALFRED KUBINs Wanzen-Alptraum – Heteropterologische Kuriosa 9. – Heteropteron H.
22, 17-20.
Bitte um Mitarbeit !
Nachdem für frühere und laufende Erarbeitungen von Verbreitungskarten zu
ausgewählten Wanzen in Deutschland meist in erfreulichem Maße Fundmeldungen eingegangen
sind, erbitte ich unveröffentlichte Nachweisdaten (Art, Fundort, Standort, nach Möglichkeit Nr.
des Messtischblattes, Funddatum, Anzahl) für folgende Arten:
Gonocerus acuteangulatus (fast
abgeschlossen)
Eysarcoris venustissimus (= E. fabricii)
Platyplax salviae
Tritomegas sexmaculatus.
Meldungen werden erbeten an:
Dietrich J. Werner, Neufeldweg 20,
D-51427 BERGISCH GLADBACH
e-mail: dj.werner@uni-koeln.de
Leptoglossus occidentalis nun auch in Deutschland
DIETRICH J. WERNER
Am 30.10.2006 entdeckte ich im Internet ein Foto von unzweifelhaft Leptoglossus
(http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/35449/display/7061865). Nach Rücksprache mit
Frau MARIA JESSEL, die diese Coreidae in Berlin-Zehlendorf am 29.10.2006 fotografiert hat,
meldete ich diesen vermeintlichen Erstnachweis mit Foto an JÜRGEN DECKERT und an
EKKEHARD WACHMANN (jeweils Berlin). Von beiden Kollegen habe ich den Hinweis erhalten,
dass bereits seit dem 18.10.2006 mehrere Tiere von Leptoglossus occidentalis aus BerlinZehlendorf bekannt seien. Somit ist es sicher, dass diese aus Nordamerika stammende und an
Kiefern lebende Art bereits in einer Population (sofern nicht weitere bekannt werden, was
wahrscheinlich sein dürfte) nun auch in Deutschland existiert und somit als Neozoon gewertet
werden kann. Nach Vorkommen in anderen europäischen Ländern wurde zuletzt aus Österreich
über diese fremde Art berichtet:
RABITSCH, W. & HEISS, E. 2005: Leptoglossus occidentalis HEIDEMANN, 1910, eine amerikanische
Adventivart. - Berichte des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Innsbruck 92, 131-135.
Anschrift des Autors:
Dietrich J. Werner, Neufeldweg 20, D-51427 BERGISCH GLADBACH,
e-mail: dj.werner@uni-koeln.de
HETEROPTERON Heft 23 / 2006
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Zur Gründungsversammlung der „Arbeitsgruppe ’Wanzen’ in NRW“
und zum 4. Wanzenkurs am Heiligen Meer bei Münster
HANS-JÜRGEN HOFFMANN & PETER SCHÄFER
Entsprechend der Einladung im HETEROPTERON H. 22 trafen sich in der Außenstelle des
Naturkundemuseums Münster am Heiligen Meer in Hopsten nördlich von Münster am
02./03.08.2006 zehn Heteropterologen, um eine stärkere Zusammenarbeit bei der Erfassung der
Wanzen in NRW zu planen. Gekommen waren A. DONNING, H.J. HOFFMANN, J. KINKELE, P.
KOTT, A. MÜLLER, H.O. REHAGE, P. SCHÄFER, S. SCHARF, H. STEIN und H. TERLUTTER.
Verhindert waren M. BUSSMANN, C. MORKEL, P. STEGMANN. und D.J. WERNER. Einige weitere
Bearbeiter hatten zwar Interesse angemeldet, waren aber nicht erschienen.
In entspannter Atmosphäre wurde das Gesamtprojekt einer gründlicheren und exakteren
Erfassung der Wanzenfauna dieses Bundeslandes, eine zentrale Erfassung und einige Details
besprochen. Als Quintessens ist zu vermerken:
 Die aus der Literatur bekannten Daten wurden bereits von KOTT & HOFFMANN (2003)
zusammengetragen. Sie sind allerdings nicht in der im folgenden angesprochenen Form
digitalisiert.
 Ergänzend sollen vor allem die in NRW existierenden Sammlungen erfasst und, so weit
noch nicht geschehen, ausgewertet werden.
 C. MORKEL hat sich bereit erklärt, eine zentrale relationale Datenbank zu den
Heteropteren in NRW zu entwerfen und zu betreuen. Er wird einen Standarderfassungsbogen erstellen, der die Homogenität der gelieferten Daten gewährleisten soll.
 Vorgesehen sind die üblichen Spalten Entgerm-Nr., Artnamen, Ortsangaben (mit
Genauigkeitsangaben?), Datum, Anzahl, Sammler bzw. Quelle (mit Bearbeiter). Bei den
Ortsangaben. entspann sich die übliche Diskussion um den Datentyp (MTB, UTM,
Geogr. Koordinaten) und die Genauigkeit der Angaben. Vorgeschlagen waren am Ende
Angaben mittels der Geographischen Koordinaten (inkl. einer gewissen Unschärfe bei
ungenauen Ortsangaben oder großen Gebieten), wodurch sowohl eine Darstellung von
Rasterkarten als auch von Punktkarten und eine Auswertung z.B. nach politischen oder
naturräumlichen Einheiten möglich wird.
 Es ist der Aufbau einer Vergleichssammlung aller in NRW vorkommenden Arten geplant
(vorerst nur in Münster deponiert), die von Interessierten (z.B. Diplomanden,
Examenskandidaten) für die Bestimmungsarbeit genutzt und auch ausgeliehen werden
kann.
 Ende Januar 2007 soll in Köln das nächste Treffen von H.J. HOFFMANN im Kurssaal des
Zoologischen Instituts der Universität veranstaltet werden, wo dann konkrete Absprachen
stattfinden sollen. Die Einladung wird rechtzeitig erfolgen.
 Der Name der Gruppe wurde auf „Arbeitsgruppe ’Wanzen’ NRW“ festgelegt. Es sind
keine Eintragung als Verein o.ä. und keine Mitgliedsbeiträge geplant. Als
Publikationsorgan steht z.Z. der HETEROPTERON zur Verfügung.
Nachmittags und am darauffolgenden Vormittag fanden dann Sammelexkursionen auf die
Heideflächen am Gr. Heiligen Meer und am Heideweiher statt, wo interessante Arten gefunden
wurden. Die Suche nach Coranus spec. nahm dabei viel Zeit in Anspruch und erbrachte
schließlich die Ausbeute von mehr als einem Dutzend Individuen.
Im Anschluss fand der 4. Wanzenkurs vom 03.-06.08.2006 unter der Leitung von P.
SCHÄFER statt, an dem die Hälfte der angereisten Teilnehmer der Gründungsveranstaltung dann
noch teilnahmen.
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HETEROPTERON Heft 23 / 2006
In diesem Kurs wurden den 22 Teilnehmern von P. SCHÄFER die grundlegenden Kenntnisse
zu Bau, Systematik, Lebensweise und Verbreitung der heimischen Wanzen-Arten in
Einzelreferaten vermittelt. Es folgten Anweisungen und praktische Arbeit zur Präparation der
Tiere und deren Bestimmung sowie die Vorstellung wichtiger Literatur. Am 1. Tag wurde eine
Exkursion zum Gr. Heiligen Meer durchgeführt, am nächsten Tag zwei Exkursionen (Erdfallsee
und Heideweiher bzw. Gr. Heiliges Meer und Umgebung der Station) und am 3. Tag nach der
obligatorischen Bootsfahrt auf den Gr. Heiligen Meer eine Fahrt an den Dortmund-Ems-Kanal
und zu benachbarten Brachflächen, um einmal andere Biotoptypen und Wanzenarten zu
demonstrieren. Die gefundenen und bestimmten Arten wurden von den Teilnehmern in einer
Gemeinschaftsliste erfasst. Insgesamt kam die – für großenteils Anfänger und „nur“ 4 Tage erstaunlich hohe Zahl von über 80 Arten zusammen, wobei natürlich viele Tiere wegen fehlender
Zeit noch nicht bestimmt werden konnten. Die während der Kurse zusammengetragenen Fänge
werden einen Baustein der geplanten Wanzenfauna dieses hochinteressanten Gebietes bilden.
Aufgelockert wurde ein Abend wieder durch einen Beitrag von H.J. HOFFMANN zu „Ernstem und
Kuriosem aus dem Wanzenreich“.
Wie in den Vorjahren dankten die Teilnehmer nicht nur dem Wettergott, sondern ob der
guten Betreuung, Unterkunft und Verpflegung wieder dem Stationsleiter H. TERLUTTER und
seinem während der gesamten Zeit ebenfalls anwesenden Vorgänger H.O. REHAGE sehr herzlich.
Literatur
KOTT, P. & HOFFMANN, H.J. (2003): Liste der Wanzen Nordrhein-Westfalens (Insecta: Hemiptera Heteroptera) –
Überarbeitete Fassung von Oktober 2003. – Mitt. ArbGem. westfäl. Entomol. 19 (Beiheft 9), 1-42, Bielefeld.
Anschrift der Autoren:
Dr. H.J. Hoffmann, Zool. Inst. der Universität, Weyertal 119, D-50931 KÖLN,
e-mail hj.hoffmann@uni-koeln.de
Dipl.Geogr. Peter Schäfer, Stettiner Weg 13, D-48291 TELGTE, e-mail bugs.schaefer@gmx.de
Einladung:
Das 2. Treffen der „Arbeitsgruppe’Wanzen’ NRW“ wird am 27.01.2007 in Köln
im Kurssaal des Zoologischen Instituts der Universität, Kerpener Str. 15, 50931 KÖLN
ab 9.30 Uhr stattfinden. Bitte den Termin vormerken.
Es ergehen noch schriftliche Einladungen entsprechend der bisherigen Teilnehmerliste.
Weitere Interessenten sollten bitte Kontakt aufnehmen mit
Dr. H.J. Hoffmann, Zool. Inst. der Universität, Weyertal 119, D-50931 KÖLN,
e-mail hj.hoffmann@uni-koeln.de