hessischer film- und kinopreis 2014

Transcription

hessischer film- und kinopreis 2014
A nzeigen-Sonderveröffe n t l i ch u n g
HESSISCHER FILMUND KINOPREIS 2014
A m 10 . O k t o b e r i n d e r A l t e n O p e r i n F r a n k f u r t
DAS
AS PROGRAMM
Carsten Strauch (hier mit Piotr J.
Lewandowski) führte mit Rainer
Ewerrien als Moderator durch das
Jubiläumsprogramm des 25. Hessischen Film- und Kinopreises.
DIE P
PREISTRÄGER
Neben den Stars aus Film- und Fernsehen wurden auch 2014 wieder die
Kinobetreiber ausgezeichnet. In diesem Jahr bekamen sie sogar ein
Ständchen gesungen.
Anzeigen-Sonderveröffentlichung
MONTAG, 13. OKTOBER 2014
DER EHRENPREIS
Iris Berben ist die erste Schauspielerin,
die sich über den neu designten Ehrenpreis, den ihr der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier übergeben
hat, freuen kann.
IMPRESSIONEN
Viele Stars fanden zum Jubiläum des
Hessischen Film- und Kinopreises den
Weg in die Alte Oper, darunter auch die
Schauspieler Stefanie Stappenbeck,
Franz Dinda und Esther Schweins.
2
Anzeigen-Sonderveröffentlichung
Liebe Leserinnen,
liebe Leser
Die Geschichte von 25 Jahren – einem Vierteljahrhundert – Filmund Kinopreis in Hessen bietet eine eindrucksvolle Rückschau
und einen Blick auf die Vielfalt und die Leistungsfähigkeit der
Film- und Kinoszene in unserem Land. Es ist eine Leistungsschau
derer, die bis heute für das nationale und internationale Ansehen
des Filmstandortes Hessen stehen: Regisseure, Drehbuchautoren,
Schauspieler, Nachwuchstalente und viele mehr.
Gleichzeitig ist das Jubiläum der 25. Verleihung des Hessischen
Film- und Kinopreises in der Alten Oper in Frankfurt am Main
natürlich ein herausgehobener Anlass, den es auch besonders zu
feiern gilt. Das Jubiläum dokumentiert die einzigartige Entwicklung der Veranstaltung zum gesellschaftlichen Höhepunkt im
Film- und Medienland Hessen. Mein Dank gilt deshalb all denjenigen, die in den vergangenen gut zwei Jahrzehnten diesen erfolgreichen Prozess mitverfolgt, mitgestaltet und geprägt haben. Sie
alle stehen gemeinsam mit den Preisträgern für das positive Image,
das unser Bundesland heute hat. Es ist deshalb auch Ausdruck
unseres Stolzes auf die Arbeit der Kreativen in Hessen, die wir mit
einer solchen Gala würdigen.
Der Blick zurück erfüllt mit Genugtuung über das Erreichte,
doch wir wollen und können noch besser werden. Deshalb gilt es,
nach vorne zu schauen: Mit großem Engagement und mit Unterstützung der gesamten Branche arbeiten wir mit Hochdruck an
der Gründung einer Film- und Medien GmbH. Damit wollen wir
den Wettbewerb auf Augenhöhe mit den anderen Filmförderländern in Deutschland stärken. Zugleich wird dadurch die Sichtbarkeit Hessens als attraktiver Film- und Medienstandort auf internationaler Ebene deutlich erhöht.
Ihrr
Boris Rhein
Hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst
Preisträger und Jurys
Preisträger Hessischer Film- und Kinopreis 2014
Hessischer Filmpreis – Spielfilm
„Hedi Schneider steckt fest“ (Seite 6)
Regie: Sonja Heiss
Preisgeld: 15.000 Euro
Nominierungsgeld: 5.000 Euro
Hessischer Filmpreis –
Dokumentarfilm
„The Green Prince“ (Seite 7)
Regie: Nadav Schirman
Preisgeld: 15.000 Euro
Nominierungsgeld: 5.000 Euro
Hessischer Filmpreis –
Experimentalfilm
„Femminielli“ (Seite 13)
Regie: Nino Pezzella
Preisgeld: 15.000 Euro
Hessischer Filmpreis – Drehbuch
„Weihnachten unterm Halbmond“
(Seite 12)
Drehbuch für einen Spielfilm von
Numan Acar
Co-Autoren: Sinan Akkus, Tim Krause
Preisgeld: 7.500 Euro
Hessischer Hochschulfilmpreis
„Richard & Gilbert“ (Seite 12)
Regie: David Sarno
Preisgeld: 7.500 Euro
Hessischer Kinokulturpreis
für gewerbliche Kinos
Kino Traumstern, Lich
Preisgeld: 12.000 Euro
Mal Seh‘n Kino, Frankfurt
Preisgeld: 12.000 Euro
BALi-Kinos im Kulturbahnhof Kassel
Preisgeld: 10.000 Euro
Capitol Kino Witzenhausen
Preisgeld: 10.000 Euro
Lichtspielhaus Lauterbach
Preisgeld: 8.000 Euro
Orfeo’s Erben, Frankfurt
Preisgeld: 8.000 Euro
programmkino rex, Darmstadt
Preisgeld: 5.000 Euro
Filmladen Kassel
Preisgeld: 4.000 Euro
Kammer – Palette – Atelier, Marburg
Preisgeld: 4.000 Euro
Filmtheater Valentin, Frankfurt
Preisgeld: 1.000 Euro
Harmonie Kinos Frankfurt, Frankfurt
Preisgeld: 1.000 Euro
Hessischer Kinokulturpreis
für nicht gewerbliche Kinos
Kino des Deutschen Filmmuseums,
Frankfurt
Preisgeld: 4.000 Euro
Pupille – Kino in der Uni, Frankfurt
Preisgeld: 4.000 Euro
Murnau-Filmtheater, Wiesbaden
Preisgeld: 3.000 Euro
Filmforum Höchst, Frankfurt-Höchst
Preisgeld: 2.500 Euro
Kommunales Kino Weiterstadt
Preisgeld: 2.500 Euro
Caligari FilmBühne, Wiesbaden
Preisgeld: 2.000 Euro
Traumakino, Marburg
Preisgeld: 2.000 Euro
Hessischer Fernsehpreis –
Beste Schauspielerin
Alwara Höfels ausgezeichnet
für ihre Rollen in „Die Fischerin“,
Regie: Jan Ruzicka und
„Dr. Gressmann zeigt
Gefühle“, Regie: Niki Stein (Seite 10)
Preisgeld: undotiert
Hessischer Fernsehpreis –
Bester Schauspieler
Matthias Brandt, ausgezeichnet für
seine Rolle in „Männertreu“ (Seite 11),
Regie: Hermine Huntgeburth
Preisgeld: undotiert
Ehrenpreis des
Hessischen Ministerpräsidenten
Iris Berben (Seite 5)
Preisgeld: undotiert
Beste Internationale
Literaturverfilmung
Anton Corbijn für
„A Most Wanted Man“ (Seite 6)
Preisgeld: 10.000 Euro
Jury Hessischer Filmpreis,
Drehbuchpreis,
Hochschulfilmpreis
Frank Stephan Limbach
(Jury-Vorsitz, Geschäftsführer
Hessische Filmförderung –
Filmförderung des Landes Hessen und
des Hessischen Rundfunks)
Manfred Riepe
(Journalist)
Jenny Schily
(Schauspielerin)
Reiner Schöler
(Referatsleiter Film HMWK)
Jan Schomburg
(Regisseur)
Jury Hessischer Fernsehpreis
Liane Jessen
(Fernsehspielchefin,
Hessischer Rundfunk)
Herbert Knaup
(Schauspieler)
Christel Schmidt
(Jury-Vorsitz, Co-Geschäftsführerin
Hessische Filmförderung –
Hessischer Rundfunk Filmförderung)
David Ungureit
(Drehbuchautor)
Tanja Ziegler
(Produzentin)
Jury Hessischer Kinokulturpreis
Christopher Bausch
(Kinobetreiber, Casino Aschaffenburg)
Bernd Brehmer
(Festivalleiter, Werkstattkino e. V.
München)
Frank Stephan Limbach
(Jury-Leitung, Geschäftsführer
Hessische Filmförderung –
Filmförderung des Landes Hessen und
des Hessischen Rundfunks)
Manja Malz
(Programmkuratorin)
Dirk Steinkühler
(Geschäftsführer Kino Gesellschaft,
Filmpalette)
Jutta Wille
(Geschäftsführung AG Kurzfilm)
3
25 Jahre Filmpreis – Das Jubiläum
Ein Vierteljahrhundert Glanz und Glamour im Filmland Hessen
■
Die
neue,
begehrte
Statuette
für die
Preisträger.
Foto:
Werner
Scheuermann
Zum
Zu
um 25. Mal feiern Filmsch
h
schaffende
und Kinobetreime
ber gem
gemeinsam
ihre Leidenschaft
Fi
F
für den Film.
Unter dem Blitzlichtd Fotografen geben sich
gewitter der
die Starss u
und Sternchen der BranSt
che ein S
Stelldichein auf dem Roten
Teppich: D
Die Gala in der Alten Oper
glla
ist eine glamouröse
House-Party auf
ge geworden, die bundesdrei Etag
Etagen
weit viel P
Prominenz für eine Nacht
Fraan
nach Frankfurt
lockt.
aan
Doch anfangs
gab sich der Hessim und Kinopreis eher besche Film
Filmscheiden. 1990 traf sich die Branche
scheiden.
erstmaligg iin den Studios der Wiesbaau
dener Ta
Taunusfi
lm, um einzig vor
Szene-In
nsi
Szene-Insidern
und einer Expertenausgge
Jury ausgewählte
Filmschaffende zu
würdigen
n. Seinerzeit wurden Kinos
würdigen.
aus ganzz H
Hessen für ihre Programausgeez
me ausgezeichnet
und Preise in drei
K tegorien vergeben: dem besten
Ka
Kategorien
Do
Spiel-, D
Dokumentar- und Kurzfilm.
h
Weitere herausragende
Produktioden die lobende Erwähnung
nen fand
fanden
der Jury. A
Ab 1993 zog man für drei
nacch Frankfurt ins KommuJahre nach
o im Deutschen Filmmusenale Kino
me noch wurde der Hessium. Imm
Immer
Film
sche Filmpreis
in einem kleinen
n Cineasten begangen, es
Kreis vo
von
war eein Nischen-Event, von den
llo
lokalen Zeitungen mit ein
nem Einspalter bedacht.
Das jedoch sollte sich
ab 1996 ändern: Mit der
Fusion der kulturellen
Filmförderung des Landes Hessen und der hrFilmförderung zur heutigen Hessischen Film-
förderung (HFF) wurden die Kreativen im Land finanziell gestärkt
und damit entscheidend motiviert
– und sie lieferten, worauf der Hessische Filmpreis alsbald reagierte.
Die bisherigen Preiskategorien
wurden im selben Jahr um den besten Hochschulfilm und den Drehbuch-Preis ergänzt. Es passierte einiges: So sollten die Jahre 1999 und
2000 als die Jahre des Experimentalfilms eingehen. 2001 waren es
dann die damaligen großen Talente
Christian Petzold und Andres Veiel,
die die hessische Szene mit ihren
Filmen aufmischten. Sie nahmen
ihre Preise im größeren Rahmen
der Caligari Filmkunstbühne in
Wiesbaden in Empfang – und stehen heute international für deutsches anspruchsvolles Kino. Zweimal fand die Verleihung im Caligari
statt und es sei hier am Rande bemerkt, dass Volker Schlöndorff
nach eigener Aussage dort seine
Liebe zum Kino entdeckte.
2003 erneut eine Zäsur: Die
Buchmesse wurde als Medienpartner mit ins Boot und die Veranstaltung nach Frankfurt ins Kongresszentrum geholt. Parallel ergaben sich weitere Preiskategorien, die
das Spektrum der zu würdigenden
Künstler abermals vergrößerte: Der
Ehrenpreis des hessischen Ministerpräsidenten prämiert seitdem einen
Star des deutschen Films für sein
Lebenswerk, mit dem bereits Größen wie Hanna Schygulla, Günter
Lamprecht, Gudrun Landgrebe
oder Hannelore Elsner bedacht
wurden. Hinzu kam noch der Hessi-
sche
Fernsehpreis für die beste
Schauspielerin
und den besten
Schauspieler,
der vom Intendanten des
Hessischen
Rundfunks Dr. Helmut
Reitze für herausragende Leistungen vergeben wird.
Last but not least wird seit 2004
auch der bundesweit einzigartige
Preis für die Beste Internationale
Literaturverfilmung an so berühmte Regisseure wie Stephen Daldry,
Michael Winterbottom oder Atom
Egoyan vergeben, die ihre Ehrung
zusammen mit allen anderen Preisträgern seitdem in der Alte Open in
Empfang nehmen. Das festlich angestrahlte Opernhaus verleiht der
Mainmetropole einen Hauch von
Hollywood, und nicht von ungefähr spricht man in der Szene beim
hessischen Filmpreis vom „Hessen-Oscar“.
Natürlich ist es im Jubiläumsjahr
wieder an der Zeit, einen Schritt
Der 25. Film- und KinoD
p
preis
zog viele Stars in die
A Oper. Die AusgezeichAlte
ne
neten
konnten sich als
Er
Erste
über den neudesignte Preis freuen. Alles zur
ten
G
Geschichte
des Kinopreise steht im Buch des Soses
ci
cietäts
Verlags, ISBN 9783-95542-116-8.
nach vorne zu gehen: Erstmalig
wurden drei abendfüllende Filme
aus den Bereichen Spielfilm, Dokumentarfilm und Experimentalfilm
mit dem gleichen Preisgeld geehrt.
Damit wird eine Wertigkeit abgeschafft und jedes Genre in seiner
Besonderheit gleichermaßen gewürdigt.
Die Gala in der Alten Oper will
sich jedes Jahr bei den hessischen
Filmschaffenden und Kinobetreibern mit einem rauschenden Fest
bis in die Morgenstunden bedanken
– auf das alle neue Motivation
schöpfen für weitere tolle Filme, die
das Publikum bewegen, erstaunen,
begeistern. „ kth
Vorläufer: der Hessische Kinopreis
Engagierte Kinobetreiber werden gewürdigt
■
Es begann bereits 1982, als
eine Gruppe Frankfurter
Filmschaffender und hessischer
Kinobetreiber
das
Filmbüro
Hessen e. V. (später Film- und
Kinobüro Hessen) gründete. Sie
wollten die Bedeutung der Filmbranche in der Landeskulturpolitik stärken, um mit einer breiten
Förderung bessere Arbeitsbedingungen für kreative Filmschaffende zu ermöglichen. Drei Jahre später reagierte die Landesregierung
auf den Vorstoß und formulierte
die vorläufigen Richtlinien zur
„Kulturellen Filmförderung in
Hessen“. Der Schwerpunkt lag auf
der Unterstützung von Projekten
in den Bereichen Produktion, Verleih und Abspiel – und damit auch
auf der Förderung der Lichtspielhäuser, die so selbstständiger die
Gestaltung ihres Kinoprogramms
steuern konnten.
Um die Arbeit der engagierten
Kinobetreiber zu würdigen und in
ihrem Schaffen weiter zu motivie-
ren, wurde 1989 der erste Hessische Kinopreis ins Leben gerufen.
Man zeichnete damit anspruchsvolles Programm aus – also kuratierte Filmkunst jenseits des Mainstreams, und damit einen prägenden Bestandteil der bewegten Bilder von heute. Eine Vorreiterrolle
spielte das Frankfurter Kino Mal
Seh’n, das mit seinem innovativen
und internationalen Programm
seit Jahrzehnten begeistert und damals mit dem ersten Hessischen
Kinopreis ausgezeichnet wurde.
Auch 25 Jahre später überzeugt
das Kino immer noch die Besucher und Preisjury gleichermaßen.
Seit 1998 unterscheidet die
Jury zwischen gewerblichen und
nichtgewerblichen Kinos, und hob
in diesem Jahr vier Lichtspielhäuser
besonders hervor. Im Bereich der
nicht gewerblichen Kinos bereichern das Kino des Deutschen
Filmmuseums und das Pupille e.V.
– Kino in der Uni mit ihren „äußerst vielfältigen, mutigen und
Die Kinobetreiber wurden von den Schauspielstars zum Dank mit einem Ständchen geehrt. Sie texteten
„We Are The World“ um in „Wir sind das Licht, ihr seid das Kino“.
Fotos: Wachendörfer
neugierig machenden Kinoprogrammen“ die hiesige Kinolandschaft.
Das Mal Seh’n in Frankfurt
sowie das Kino Traumstern in Lich
bekamen von der Jury ebenfalls eine besondere Wertschätzung, da
diese „sich über Jahre an ihren Orten als fester Bestandteil des kulturellen Lebens etabliert haben, ihr
Publikum kennen, dieses mit ihrem Programmangebot gezielt ansprechen und damit auch Besucher hinzugewinnen“. Beide meistern ihre Aufgaben mit Bravour:
das eine im städtischen KulturKonkurrenzkampf, das andere in
der Fläche. „ kth
Impressum
Hessischer Film- und Kinopreis 2014
Anzeigen-Sonderveröffentlichung
vom 13. Oktober 2014
RheinMainMedia GmbH (RMM)
Text: Media Solutions (RMM) –
Frankenallee 71–81
Katja Thorwarth (kth)
60327 Frankfurt am Main
Veröffentlicht in RMM Großraum:
Frankfurter Neue Presse, Höchster
Kreisblatt, Taunus Zeitung, F.A.Z.
Rhein-Main Zeitung, Frankfurter
Rundschau (in Teilauflagen)
Projektleitung: Michael Nungässer (RMM)
Titel-Fotos: Jonas Ratermann (2),
Felix Wachendörfer (3)
Gestaltung: Media Solutions (RMM)
Druck: Frankfurter Societäts-Druckerei
Kurhessenstr. 4–6
64546 Mörfelden-Walldorf
Tel. 0 69/75 01-41 79
Verantwortlich für Anzeigen:
m.nungaesser@rheinmainmedia.de
Jörg Mattutat, Ingo Müller (RMM)
4
Anzeigen-Sonderveröffentlichung
Himmlische Momente und rosige Aussichten
Die Jubiläumsgala in der Alten Oper beschert den Filmschaffenden glanzvolle Highlights
■
Genauso muss eine Jubiläumsgala sein. Geradezu
himmlisch ging es bei der feierlichen Verleihung der Hessischen
Film- und Kinopreise in der Alten
Oper zu. Und wirklich göttliche
Momente gab es am vergangenen
Freitagabend, die nicht nur den
Moderatoren Carsten Strauch
und Rainer Ewerrien zu verdanken waren. Erhielten sie im vergangenen Jahr noch den Sonderpreis der Jury für die ComedySerie „Götter wie wir“, unterhielten sie bei der 25. Ausgabe
der Veranstaltung das Publikum
auf humorvolle Weise und führten mit ironischen Seitenhieben durch den Abend. Kein
„Schorsch“ Connery sei für die
Jubiläumsgala engagiert worden,
stattdessen zwei Unbekannte,
witzelten Strauch und Ewerrien
über sich selbst.
Damit war ein lockere Atmosphäre in dem altehrwürdigen
Opernhaus geschaffen, um die
sehenswerten Ergebnisse der
Filmschaffenden in Hessen gebührend zu ehren und die zahlreichen Nominierten ins Rampenlicht zu stellen. Rückblickend auf
die 25-jährige Geschichte des
Film- und Kinopreises – in diesem Jahr wieder mit insgesamt
185.000 Euro dotiert – sprach
ris
Kunst- und Kulturminister Boris
Rhein von einem „Quantensprung“, den die Veranstaltung gemacht habe. Für
Rhein sei klar, dass der Film
neben Literatur, Musik und
Malerei ein gleichberechtigtes
Kunstgenre sei. Und: „In Hessen wird es keinen Stillstand
geben.“ Das bedeutet für das
Filmland, dass
spätestens zu
ahBeginn des Jahne
res 2016 eine
eFilm- und MeH
dien GmbH
gegründet
werden soll –
himmlische
Zukunftsaussichten,
die sich die
anwesenden Filmschaffenden gefallen ließen.
arüberhinaus weiter
Dass es darüberhinaus
i d
d
vorwärts geht mit
dem G
Genre und
vielleicht sogar ein neues Zeitalter
für den Produktionsstandort Hessen angebrochen ist, spiegelt auch
die neu gestaltete Trophäe des
ehemaligen Städelschülers Ottmar Hörl wider. „Sie schaut in die
Ferne, sie sucht Perspektiven ist
Offen für Neues und passt zu
Hessen“, sagte Boris Rhein. Über
die noch namenlose Statue sprachen in ihren Video-Einspielern
auf den beiden Projektionsflächen
auch Ingeborg und Renate Gott
(Carsten Strauch und Rainer
Ewerrien) „live aus dem Himmel“: „Der Mann hat eine Vision
vom Kino der Zukunft“.
Eine Vision hatte wohl auch der
Offenbacher Regisseur David
Sarno, der den Hessischen Hochschulfilmpreis für seinen 21-minütigen Kurzspielfilm „Richard &
Gilbert“ erhielt. Der Film erzählt
die düstere Geschichte eines Detektivs und seines Assistenten, die
n
eine brutale Mordserie aufklären
m
müssen und zugleich von einem
homoerotischen Verlangen zuein-ander gezogen werden. Laut
Jurybegründung müsse man
ein eigenes Genre für dies Art
Film erfinden, Laudatorin Felicitas Woll fand eine passende
Umschreibung: „Splatter meets
Homoerotik“.
rinnen Jasna Fritzi Bauer, Alwara
Höfels und Franziska Walser.
„Wie gut, dass ich die Wahl nicht
treffen muss“, sagte Matthias
Brandt, der allen drei Nominierten einen Preis gegönnt hätte. Das
Rennen machte Alwara Höfels,
die bei ihrer Dankesrede den
Filmpreis vom Rednerpult fegte
und dem Publikum damit ein kurzes Luftanhalten bescherte. Als
Preisträger für die Kategorie Bester Schauspieler in „Männertreu“
nahm Brandt die Auszeichnung
gerne entgegen und
Fünf Jahre arbeitete Numan Acar
an d
dem Drehbuch einer islamischen
Wei
Weihnachtskomödie, dafür bekam er
die neue Statuette (oben). „Wir sind
das Licht, ihr seid das Kino“: Mit
die
diesem Lied sorgten die
Be
Berufskollegen für eine Überrasc
schung und sangen den Kinobetr
treibern
ein Ständchen.
Die Wiedergutmachung
Von seinem Talent versteht zwei-felsohne auch Schauspieler Mat-thias Brandt was. Doch bevor err
an diesem Abend selbst den Hes-sischen Fernsehpreis als besterr
Schauspieler
entgegennahm,
schlüpfte er zuvor in die Rolle des
Laudators und würdigte in der
Kategorie Beste Schauspielerin
die Leistungen der drei nominierten Schauspiele-
sprach von einer „Wiedergutmachung des Landes Hessen“.
Damit spielte er auf die vermeintliche Erfolglosigkeit an, die ihm
am Staatstheater
Wie
Wiesbaden nachgesa
gesagt wurde – zu
eine
einer Zeit, als der
He
Hessische Filmun
und
Kinopreis
no
noch in den Kinde
derschuhen
st
steckte. Ob der
S
Schauspieler als
Protag
P
Protagonist
Georg Sahl in
G
Serie
gehen
w
wolle?
B
Brandt:
„
„Nur Poli
litiker
m
meinen,
sie können
in Serie gehen
hen.“
F
Für eine
gro
große Überrasc
raschung
sorg
sorgten Eugene
Boateng, Mimi
Fiedl
Fiedler,
Judith Hoersch,
Nikola
Nikolai Kinski,
Die Moderatoren
Carsten Strauch und
Rainer Ewerrien führten durch den Abend,
an dem unter anderem
auch Kunst- und
Kulturminister Boris
Rhein, der Offenbacher
Regisseur David Sarno
und Multitalent Helge
Schneider auf die
Bühne kamen.
Ina Paule Klink, Nermina Kukic, Kai Lentrodt, Clelia
Sarto, Esther Schweins, Torsten
Voges, Daniela Ziegler und Dennenesch Zoudé. Sie texteten den
Song „We Are the World“ von Michael Jackson um und würdigten
damit die Arbeit von den ausgezeichneten Kinobetreibern, denen der Hessische Kinokulturpreis überreicht wurde. „Wir sind
das Licht, ihr seid das Kino. Ihr
seid der Ort, wo die Filme sind,
die uns berühren“, lautete der Refrain, der die Preisträger sichtlich
rührte.
Sehr viel Licht und Glanz gab
es auch in den anderen Kategorien: Alexander Fehling und Friedericke Becht hielten die Laudatio auf Nadav Schirman, der als
Regisseur von „The Green
Prince“ mit dem Hessischen Filmpreis für den Dokumentarfilm bedacht wurde. Da Schirman nicht
anwesend sein konnte, entschuldigte er sich über eine Videobotschaft: „Meine Schwester heiratet
in zehn Minuten.“ Eine Überraschung war, dass in diesem Jahr
kein Kurzfilm ausgezeichnet wurde, stattdessen bekam der Experimentalfilm „Femminielli“ von
Regisseur Nino Pezzella den Hessischen Filmpreis.
Von ganz großem, emotionalem Kino sprach Bibiana Beglau,
als sie die Laudatio über den besten Spielfilm „Hedi Schneider
steckt fest“ (Regie Sonja Heiss)
hielt, aber auch den weiteren Nominierten – „Im Labyrinth des
Schweigens“ und „Pettersson
und Findus – Kleiner Quälgeist,
große Freundschaft“ – in dieser
Kategorie Respekt zollte. Von Hedi Schneider ging es zu Helge
Schneider. Das Multitalent hatte
an diesem Abend seinen zweiten
Auftritt, zuvor unterhielt er die
Gäste mit jazzigen Saxophon-Tönen und brachte die Festgäste mit
einem „Chinesischen Schlaflied“
zum Lachen.
Ein bewegendes Finale
Vom hessischen Filmstandort weg
und hinaus in die weite Welt ging
es gedanklich mit der besten internationalen Literaturverfilmung:
„A Most Wanted Man ist ein
nachdenklich stimmender Film,
der lange nachklingt“, sagte Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, bereits vor der
Gala über seine Begründung und
honorierte damit die Arbeit des
niederländischen Fotografen und
Regisseurs Anton Corbijn. Laudator Dieter Kosslick, Direktor
der Internationalen Filmfestspiele
Berlin, bezeichnete Corbijn als
zurückhaltenden und sehr sympathischen Menschen. Stellvertretend für den Regisseur nahm Herbert Grönemeyer den mit 10.000
Euro dotierten Preis entgegen,
der selbst in dem Film mitspielt
und den Soundtrack komponierte.
Das große Finale folgte mit
dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier, der den
Ehrenpreis an Iris Berben überreichte. Berben fülle ihre Rollen
mit ungewöhnlicher Authentizität, habe ihr Publikum über Generationen erreicht, sie sei mutig
und zeige Gesicht, lobte der Ministerpräsident. Anna Maria Mühe hielt eine sehr bewegende Laudatio, in der sie die Kollegin als
eine Institution des deutschen
Fernsehens bezeichnete. Qualität
setze sich auch in schnelllebigen
Zeiten und in der Generation Facebook durch. Mit dem Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten gelang ein himmlischer
Abschluss der Verleihung, die Zukunft hat. Bouffier: „Es wird erfolgreich weitergehen.“ „ cgr
5
„Alles, was Du möchtest“
Gewinnerin des Ehrenpreises des Hessischen Ministerpräsidenten: Iris Berben
■
on imIris Berben sagte schon
mer, was sie denkt. Daher
ur vom
kennt man sie auch nicht nur
tets in
Film. Iris Berben hat sich stets
lange
gesellschaftspolitische Belange
ment
eingemischt, für ihr Engagement
rgesinsbesondere gegen das Vergeslt sie
sen und für Toleranz erhielt
sverunter anderem das Bundesvereichdienstkreuz und die Auszeichden,
nung des Zentralrats der Juden,
reits
den Leo-Baeck-Preis. Bereits
chs1967 war sie nach dem Sechseist
tagekrieg nach Israel gereist
und setzt sich seither für das
heExistenzrecht Israels in sicheren Grenzen ein.
Zu sagen, was sie denkt, hat
nIris Berben, die von drei Internaten verwiesen wurde, in
ejungen Jahren ihr Abitur gerkostet. Nicht aber ihre Karm
riere im Film: Bereits im
n
zarten Alter von 18 Jahren
hatte sie bei Kurzfilmen derr
Hamburger
Kunsthochschule und somit bei den
renommierten Oberhausener Kurzfilmtagen mitgewirkt. Kurze Zeit später
drehte sie unter der Regie
von Rudolf Thome ihren
eersten Kinofilm „Detekttive“, worauf ein Jahr
s
später
– 1969 – in Klaus
L
Lemkes
„Brandstifter“ ihr
F
Fernsehdebüt
folgte.
Nachhaltig
berühmt
w
wurde
Iris Berben als
wa
wahrhaft
unwiderstehliche
Ch
Chantal
in Michael Pfleghar Kultserie „Zwei himmhars
lisc
lische
Töchter“. An der
Sei von Ingrid Steger beSeite
wie sie ihr ausgesprochenes
wies
Tale
Talent,
die Zuschauer zu
verz
verzaubern
und zum Lachen
zu b
bringen, ohne dabei in
die alberne Klamotte abzurutsc
rutschen.
Die darauf folgende S
Show „Sketchup“, hier
spielt sie an der Seite des verspielte
storbe
storbenen
Dieter Krebs, gilt
als we
wegweisend für die Comedy-We
dy-Welle
der 90er Jahre. Iris
Berben kann das ernste Fach
Iris Ber
Berben freut sich über
ihre Trophäe:
Tro
Der Preis wurde
anlässl
anlässlich
des Jubiläums von
Profess
Professor Ottmar Hörl neu
gestalte
gestaltet.
Foto: Wachendörfer
Wa
„Einmal im Jahr ‚Danke‘ zu sagen,
ist eine Selbstverständlichkeit“
Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier
spricht über den Ehrenpreis und seine Liebe zum Kino
Der Ehrenpreis des
Ministerpräsidenten gilt als
Höhepunkt der Filmpreisverleihung. Ist dies eine
schwierige Entscheidung, Sie
vergeben den Preis ja bereits
zum 5. Mal?
Die Auszeichnung haben bis heute hoch angesehene Künstlerinnen und Künstler erhalten, die ihr
Publikum und auch mich mit ihren bemerkenswerten Leistungen
und ihrem Talent fasziniert und
unterhalten haben. Sie stehen für
das, was Filmkunst auszeichnet:
die Menschen an die Hand zu
nehmen und mit ihnen einzutauchen in Geschichten, den Alltag
zu vergessen oder menschliche
Schicksale greifbar und erfahrbar
zu machen. Dies gilt auch und
ganz besonders für die diesjährige
Preisträgerin Iris Berben.
Welche Bedeutung haben für
Sie die Kinos, die traditionell
mit einem eigenen Preis
geehrt werden?
Die Kinobesuche zählen zu den
Höhepunkten meiner Jugend mit
eindrucksvollen Erlebnissen in
schweren Klappsitzen, aufgeplatztem Polster, diesem eigenen Geruch. Auch wenn diese Besuche
heute seltener sind, bleibt Kino für
mich etwas Besonderes. Deshalb
war es mir auch ein Herzensanliegen, die Kinos auf dem Weg in das
digitale Zeitalter zu unterstützen.
Sie sind Aufführungsorte für Filme und gleichzeitig soziale Räume. In dieser Doppelfunktion werden sie auch für ihre kulturelle
und soziale Arbeit geehrt.
In 25 Jahren hat sich der
Filmpreis von bescheidenen
Anfängen zum glamourösen
Event entwickelt – ist
dies auch ein Beleg für
die Attraktivität von Filmen
„Made in Hessen“?
Die Entwicklung der Preisverleihung ist auch Ausdruck unseres gewachsenen Selbstbewusstseins und
auch Stolzes auf die Arbeit der Kreativen. Dass wir in den zurückliegenden Jahren in Hessen im Filmund Medienbereich eine derart rasante Entwicklung genommen haben, verdanken wir vielen engagierten Menschen, Regisseuren, Produzenten, Schauspielern, Kinobetreibern und vielen mehr. Einmal im
Jahr ‚Danke‘ zu sagen, ihre Arbeit
mit dieser Gala zu würdigen, anzuerkennen und auszuzeichnen, ist
eine Selbstverständlichkeit.
Volker Bouffier überreichte Iris
Berben den diesjährigen Ehrenpreis.
Foto: Wachendörfer
Welche Impulse erhoffen Sie
sich von der Film- und
Medien GmbH, deren Gründung sich die Landesregierung zum Ziel gesetzt hat?
Die Film- und Medien GmbH
soll insbesondere die ausgezeichnete Arbeit der vielen Filmschaffenden und die Attraktivität des
Film- und Medienlandes auf nationaler und internationaler Ebene
noch sichtbarer machen. Gleichzeitig wird es darum gehen, die
Nachwuchsarbeit zu stärken und
auszubauen.
„ Die Fragen stellte
Katja Thorwarth
gleichsam bedienen. In die „Guldenburgs“ brilliert sie als Evelyn
Lauritzen in einer der erfolgreichsten Fernsehserien überhaupt. Und auch wenn die gemeinsam mit ihrem Sohn Oliver
entwickelte Figur der Kommissarin Rosa Roth mittlerweile eine
ihrer bekannteste Rollen ist, steht
sie für Vielfalt – als die souveräne
und schöne Erfolgsfrau ebenso,
wie überzeugend als verletzte
Ehefrau („Silberhochzeit“ 2005)
oder charakterstark als alko-
holkranke Verliererin in „Die
Mauer“ (2006).
Die Schauspielerin Anna Maria
Mühe hielt die Laudatio und lobte die Kunst Iris Berbens, alles
spielen zu können, „alles, was Du
möchtest“. Die große Dame mit
ihrer hochprofessionellen Distanz
habe sich mit „einer Mischung
aus Feuilleton und Boulevard“
durchgesetzt. Die Kollegen seien
ihre Komplizen, sagt Iris Berben.
Der Zuschauer möchte es sicherlich auch gerne sein. „ kth
6
2
Anzeigen-Sonderveröffentlichung
Adrenalin wie im Zweiten Weltkrieg
Als bester Spielfilm ausgezeichnet: „Hedi Schneider steckt fest“ unter der Regie von Sonja Heiss
■
Die Geschichte beginnt
unaufgeregt und locker:
Hedi Schneider steckt im Fahrstuhl fest. Panik hat sie noch keine,
stattdessen quasselt sie den Mann
vom Notruf voll. Sie braucht den
Zuspruch, ‚Hör bloß nicht auf,
mit mir zu reden‘, will sie eigentlich sagen, bestellt aber im Spaß
einen Whopper mit Pommes.
Hedi Schneider nervt in ihrer
unbeholfenen Art und mit ihren
ständig weit aufgerissenen Augen.
Sie wirkt verletzlich und naiv, ihre
permanent gute Laune ist so aufdringlich, dass man ihr Betteln
nach Bestätigung von Beginn an
richtig deutet: Mit der Frau
stimmt etwas nicht. Zu gerne
würde man sie an den Schultern
packen und ordentlich durchschütteln. Es täte nichts ändern,
ihre Augen würden nur noch größer. Ihre Familie scheint genau
diese scheinbar unaufgeregte Art
an ihr zu lieben. Ein Idyll in vier
Wänden, das auf ganz dünnem
Eis gebaut ist.
Die Todesangst bricht über Hedi
plötzlich herein. Eine Angst, die sie
dermaßen durchdringt, dass selbständiges Sein nicht mehr möglich
ist. Diesen Knackpunkt, das Durchdringen eines Ur-Traumas arbeitet
Regisseurin Sonja Heiss beispielhaft heraus. Und wählt mit Laura
Tonke die perfekte Besetzung. Sie
erfüllt die Rolle der Frau grandios,
die sich ihr Glück über einen gespielten Habitus konstruiert, ohne
dabei wirklich glücklich zu sein. Ihre geblümten Mädchenklamotten
sind Ausdruck eines Zwangs zur
Seligkeit – das Grau der Wände im
trauten Heim mit Kind und dem
liebenden Ehemann Uli spiegelt
dagegen plastisch ihren Seelenzustand wider, eine Seele wie von einem Schleier überzogen.
„Sie haben eine Adrenalinausschüttung wie im Zweiten Weltkrieg“, sagt der Therapeut zu Hedi, deren Gedanken nur um die
Angst vor der Angst kreisen. „Ich
will nicht so enden, wie der bei
,Einer flog über das Kuckucksnest‘“, sagt sie, die zur Reflexion
längst nicht mehr in der Lage ist.
Immer ganz dicht bei den Figuren ist die Kamera, die die nicht
alltäglichen Probleme in einem
Kontext der Normalität zeigt, und
Heiss verlangt ihren Protagonisten alles ab an mimischem Spiel.
Immer öfter versetzt sich Hedi mit
einem Cocktail aus dem Angstblocker Tavor und Alkohol in einen befreiten Glückszustand, den
sie vor ihrer Krankheit niemals
hatte. „Ich kann doch nicht alleine sein“, fleht Hedi ihren Mann
an, dem die Situation alsbald über
den Kopf wächst. Doch ein Gegensatzpaar sind die beiden nur
oberflächlich: Vielmehr scheint
Uli (kongenial besetzt mit Hans
Löw) sein Helfersyndrom auszuleben, das ihm aber schließlich zu
anstrengend wird: „Lass uns einen Tag glücklich sein“, schlägt
Uli vor. „Aber nur bis zum Abend,
nur nicht zu viel vornehmen“, erwidert Hedi und erlebt wohl den
glücklichsten Tag ihres Lebens. So
einfach ist es – leider – nicht immer.
„Die fragile Balance zwischen
berührendem Drama und leichtfüßiger Komödie wird von Sonja
Heiss scheinbar mühelos und
mit großer erzählerischer Eleganz
gemeistert – ein Kunststück, das
im deutschen Kino nur wenigen
Regisseuren gelingt“, urteilt die
Jury. „ kth
Regisseurin Sonja Heiss (links)
Re
ge
gelingt es, das schwere Thema des
Film
Films mit Humor und Leichtigkeit
zu b
behandeln. Hauptdarstellerin
Lau
Laura Tonke spielt Hedi Schneider
übe
überzeugend.
Foto Wachendörfer,
Fotos:
Niko von Graevenitz
Nikolai
Das Leben ganz ungeschminkt
Mit „A Most Wanted Man“ verfilmte der niederländische Filmregisseur Anton Corbijn den gleichnamigen Spionagethriller des
■
Es gibt viele Gründe, Anton Corbijns hervorragend
besetzten britischen Thriller dieses Jahr mit dem Preis für die beste Literaturverfilmung zu ehren.
Sein Hauptdarsteller Philip Seymour Hoffman ist der Zwingendste. Oscar-Preisträger Hoffman verkörpert den an der Realität zerbrochenen Geheimagenten
Günther Bachmann, der mit einer
eigenen Spionageeinheit in Hamburg auf der Suche ist nach den
Köpfen des internationalen Terro-
rismus. Als der beinahe zu Tode
gefolterte junge Tschetschene Issa
Karpov (Grigoriy Dobrygin) im
Umfeld der islamischen Gemeinde auftaucht, ist nicht nur Bachmann hinter ihm her, sondern
auch die engagierte linke Anwältin Annabel Richter (Rachel
McAdams) und der deutsche Geheimdienst. Schließlich schaltet
sich noch der CIA ein und der
geheimnisvolle Issa wird zum
„most wanted man“, ohne sich
selbst darüber im Klaren zu sein,
welche Kräfte sich mit völlig unterschiedlichen Absichten an seine Fersen geheftet haben.
Die Geschichte spielt nicht umsonst in Hamburg, in der Stadt, in
der die Drahtzieher von 2001 unerkannt handeln und leben konnten. Weniger das Wetter, vielmehr
die Kamera taucht das Stadtbild
in ein düsteres Licht, bestimmt
von schmuddeligen Ecken und
verwegenen Gestalten. Und doch
ist Hamburg von einer Toleranz
und Widerstandskraft geprägt, in
der der Sexshop und die Moschee
friedlich nebeneinander existieren können. Der Kampf für eine
bessere Welt ist hier noch möglich,
und außerdem, wie es der Romanautor John le Carré selbst
einmal formulierte, seien Orte
stets auch gleichzusetzen mit
Charakteren.
Philip Seymour Hoffman alias
Günther Bachmann passt daher
perfekt ins Setting. Seine aschfahle Gesichtsfarbe im Neonlicht
der funktionalen Geheimdienstzentrale scheint kei-
ne Maske gebraucht zu haben,
die Zigaretten müssen einfach
geraucht, die vielen Drinks getrunken werden. Am liebsten in
dunklen Kellerbars, in denen
sich auch die Gesellschaft von
ihrer ungeschminkten Seite zeigt,
in denen der Alkohol kein Accessoire ist, sondern eine notwendige Bedingung des Seins. Hoffman lebt seine Figur, die den
Unterschied zwischen oben und
unten ganz genau kennt, ohne
dabei zu wirken wie das übereitle
Abzieh-
„A Most Wanted Man“ ist eine Literaturverfilmung
nach dem Bestseller von John le Carré mit Starbesetzung: Neben Philip Seymour Hoffman in seiner
letzten Rolle spielen unter anderem die deutschen
Stars Herbert Grönemeyer und Nina Hoss (links).
Foto links: Senator Entertainment AG
7
2
Die Schande ist das Monster
Als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet:
„The Green Prince“ von Regisseur Nadav Schirman
■
Mosad Hassan Yousef, Sohn
des Hamas-Mitbegründers
Scheich Hassan Yousef, hat sie alle
verraten. Seinen Vater, seine Familie, das gesamte palästinensische
Volk. Es ist eine Schande, die er
über sich und seine Familie gebracht hat – und Schande ist das
Monster, das Schlimmste überhaupt. Mosad war „der grüne
Prinz“, einer der wichtigsten Spione des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Beth. Mittlerweile
lebt er, von seiner Familie als Kollaborateur verstoßen, in den USA
unter permanenter Angst – denn
Mosad steht in der arabischen Welt
auf der Todesliste.
Verrat und Misstrauen sind die
Kernthemen in Nadav Schirmans
„The Green Prince“, dem dritten
Teil seiner Spionage-Trilogie, die
Mosads Autobiografie „Sohn der
Hamas: Mein Leben als Terrorist“
zur Grundlage nimmt. „Mein Vater
dachte, der Islam könne die Probleme der Welt lösen“, erzählt Mosad
retrospektiv im Halbdunkel. Er
scheint in einer jener Gefängniszel-
le zu sitzen, die er von früher kennt.
Es war zur Zeit der Zweiten Intifada, als sein Vater für ihn noch Vorbild war: der Hamas-Führer, der
für das Gute kämpfte. Doch dann
wird Mosad verhaftet und erlebt im
Gefängnis, wie die Hamas dort ihre
eigenen Leute foltern und töten.
„Du musst einen Palästinenser
dazu bringen, sein Volk zu verraten“, berichtet die zweite Erzählfigur des Films, Gonen BenYitzahek,
ein Führungsoffizier des Shin Beth.
Seine Aufgabe ist das Rekrutieren
feindlicher Spione, er spricht ungewöhnlich offen von den Strategien
seines Geheimdienstes. Es gelte die
persönlichen Schwachstellen der
Kandidaten herauszufinden, Vertrauen zu generieren und Misstrauen gegen das Umfeld zu schüren,
was bisher als Lebensmittelpunkt
stand. Mosad traut schließlich niemandem mehr über den Weg. Er
habe „das wahre Gesicht der Hamas“ gesehen, „die Lüge“. Und
„damit hatten wir ihn am Haken“,
so Gonen, der später noch zum
Retter für Mosad werden soll, als
Erfolgsautors John le Carré
bild eines Gerechtigkeitsfanatikers, dem es nur um den eigenen
Triumph und nicht um die Sache geht.
An seiner Seite brillieren
hochkarätige Schauspieler wie
Willem Dafoe, Robin Wright
sowie Nina Hoss und Daniel
Brühl. Auch Herbert Grönemeyer gibt einen Gastauftritt
und lieferte gleichzeitig den
Soundtrack zu diesem eher leisen Krimi, der kein actiongeladenes
Geschwindigkeitskino
bietet. Vielmehr setzt Regisseur
Anton Corbijn den überaus
komplexen Romanstoff so packend und intelligent in Szene,
dass das intrigante Spiel der
Agenten zu jeder Zeit seine Authentizität behält.
„‚A Most Wanted Man‘ ist ein
fesselnder und nachdenklich
stimmender Film, der lange
nachklingt“, hat Juergen Boos,
der Direktor der Frankfurter
Buchmesse, die Wahl des diesjährigen Preisträgers begründet. Macht sich der Zuschauer
bewusst, dass er Philipp Seymour Hoffman hier in seiner
letzten großen Rolle erlebt,
wirkt der Film noch stärker im
Bewusstsein nach. Kurz nach
der Premiere, am 2. Februar
2014, starb der geniale Charakterdarsteller an einer Überdosis
Drogen. „ kth
diesem zunächst
das Asylrecht in
den USA verwehrt wird.
Das ganze Geschehen ist derart
von Misstrauen geprägt, dass auch der
„The Green
Zuschauer versucht
Prince“ ist Nadav
ist, hinter jeder AusSchirmans (oben) letzter
sage berechnendes KalFilm seiner Spionagekül zu vermuten. Wer
Trilogie und setzt sich mit
verrät hier eigentlich
einem der politisch
wen, welche Rolle spielt
brisantesten Themen unGonen tatsächlich und
serer Zeit auseinander.
warum entschied sich
Fotos: A List Films GmbH
der stolze Palästinenser
Mosad für das Leben in
nendes Stück Zeitgeschichte beSchande, die doch eigentlich das
greifen, welches das Dilemma des
Schlimmste überhaupt bedeutet?
Es sind Fragen über Wahrheit
Nahen Ostens auf eine Person herund Schuld, die der Film gar nicht
unterbricht.
Schirmans „The Green Prince“
auflösen kann.Vielmehr agieren die
hat weltweit bereits großes Aufsebeiden Protagonisten gleichberechhen erregt. Ob als Eröffnungsfilm
tigt nebeneinander her, jede Persauf dem Sundance Filmfestival in
pektive mit Archivaufnahmen und
Utha, USA, oder auf dem Moskau
nachgestellten Szenen geschickt
International Film Festival: der
unterlegt. Man kann den DokuFilm mit dem polarisierenden
mentarfilm auch als ein hochspan-
Thema gewann bei beiden Festivals
den begehrten Publikumspreis. In
Israel ist er bislang der erfolgreichste Dokumentarfilm 2014, Ende
September wurde ihm der Israelische Oscar verliehen. „,The Green
Prince‘ ist ein psychologisch komplexer Thriller, den Nadav Schirman großartig, packend und souverän umgesetzt hat“, wie die Jury es
treffend formuliert. „ kth
Ausgezeichnete Filme in Hessen
HessenInvestFilm gratuliert
Sonja Heiss, Komplizen Film und dem ganzen
„Hedi Schneider steckt fest“-Team zum Hessischen
Filmpreis für den besten Spielfilm
Numan Acar zum Hessischen Filmpreis für das beste
Drehbuch für „Weihnachten unterm Halbmond“
den Regisseuren Giulio Ricciarelli, Ali Samadi Ahadi
und Hermann Vaske zu den Nominierungen zum
Hessischen Filmpreis.
Herzlichen Glückwunsch an alle Preisträger
und Nominierten!
HessenInvestFilm, angesiedelt bei der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen
(WIBank), unterstützt die hessische Film- und Medienwirtschaft. Die Fördermittel
werden im Auftrag des Landes bereitgestellt.
Mehr dazu unter www.wibank.de
und www.hessen-invest-film.de
Herbert Grönemeyer nahm stellvertretend für Anton Corbijn den
Preis für die beste Literaturverfilmung von Juergen Boos (zweiter
von rechts), Direktor der Frankfurter Buchmesse, entgegen. Dieter
Kosslick (links), Leiter der Internationalen Filmfestspiele Berlin,
hielt die Laudatio.
Fotos: Wachendörfer
8
Anzeigen-Sonderveröffentlichung
Anzeigen-
Haben Spaß: Die
Schauspielerinnen
Bibiana Beglau und
Jenny Schily, die auch
Mitglied derr
t.
Filmpreis-Jury ist.
■
Franziska Walser, als
beste Schauspielerin nominiert,
zusammen mit Boris Rhein, Hessischer
Minister für Wissenschaft und Kunst.
■
Schau
Wolter
■
Festliches Flair auf dem roten
Teppich: Moderatorin Susann
Atwell strahlt in die Kameras.
■
Moderator
erator
chen
Jochen
Schropp und
erin
Schauspielerin
ria
Anna Maria
he.
Mühe.
Fotos:
Raterm
Wache
■
Schauspielerin Daniela
Ziegler auf der
After-Show-Party.
Glamour, Stars
lachende Gesich
Helaba und Alte
■
Großer Musikus mit schauhauspielerischem Talent: Herbe
bert Grönemeyer nahm beii der
Ga den Preis für die beste
te LiGala
te
etend
teraturverfi
lmung stellvertretend
fü Anton Corbijn entgegen..
für
■
Eine ganz
g
Große im deutschen
Fernse
Fernsehen: Iris Berben wurde
t T
i h vor der Alten Oper von den
auff d
dem roten
Teppich
Reportern umlagert.
■
Was für coo
Augen: Diet
Wedel (links) rückte für den Fotografe
Brille auf der Nase zurecht. Und S
Susanne Schäfer u
Lentrodt posierten ebenfalls gut gelaunt auf de
dem roten Teppich.
9
■
Jasna Fritzi
Bauer war
als beste
Sch
Schauspielerin
nom
nominiert.
Hahn im Korb: Jochen
Schropp mit den
spielerinnen Birthe
r (links) und Simone
Hanselmann.
■
Felicitas Woll mit
Fernsehpreistr
trägerin Alwara Höfels
in der Helaba.
■
Entspannt beim Vorempfang in der Helaba:
Francis Fulton-Smith (oben). Alexander Fehling
(links) blickte vor der Alten Oper ins Kameraobjektiv
und hielt später eine Laudatio auf Nadav Schirman.
■
Glamourös
und perfekt
in der Erscheinung: Schauspielerin Clelia Sarto
in guter Begleitung.
mann (14),
endörfer (5)
und
hter in
er Oper
le
er
en seine
und Kai
■
Auch nach der Verleihung amüsierten sich
Anke Sevenich und Peter
Lerchbaumer.
■
Hatten allen Grund
zum Feiern: Christel
Schmidt und Frank Stephan Limbach von der
Hessischen Filmförderung nahmen den
Offenbacher Regisseur und Preisträger
David Sarno in die Mitte.
■
Edel
und schön:
Schauspielerin Esther Schweins
erlebte eine unterhaltsame Jubiläumsgala und
trat später auch als Sängerin in Erscheinung.
■
her: Dennenesch Zoudé zog in
Seht her
ihrem Outfi
Ou t die Blicke auf sich.
10
2
Anzeigen-Sonderveröffentlichung
Die Spezialistin der Verwandlung
Beste Schauspielerin für ihre Rollen in „Die Fischerin“ und „Dr. Gressmann zeigt Gefühle“: Alwara Höfels
Alwara Höfels bekommt die Auszeichnung als beste Schauspielerin
Alw
Zwei Mal Alwara Höfels –
gle
gleich
für zwei Rollen. In „Dr. Gressmann zeigt Gefühle“ (oben)
sp
denn zwei Mal brilliert sie
spielt sie Dolores Sturm und in „Die Fischerin“ (links) verkörpert
sie die Berlinerin Meike, die am Bodensee ihrer Vergangenheit
in so unterschiedlichen Rollen,
na
nachspürt.
dass sich die Jury nicht dazu
Fo
Fotos:
ARD/HR; ARD Degeto
durchringen konnte, sie nur für
einen Film zu ehren. Beide Filme
zzeichnen möchten. Ihre Frauenhatte sie 2013 abgedreht, und in
sich in ihrem bangen Blick wiem aufiguren
gure sind lebensnah und wibeiden sticht sie mit ihrem
derfindet.
dersp
thentischen Spiel heraus, alss gädersprüchlich und wirken geraOb Meike oder Dolores: Die
d
be es zwei Alwaras, die nurr der
dee dad
dadurch umso echter.“
Jury bescheinigt Alwara Höfels,
ungewöhnliche Name eint.
Meike hat in der Tat andass sie den Zuschauern Frauenmöd
In der skurrilen Krimikomödere Probleme als Dolores.
figuren schenkt, die nicht nur
A
die „Dr. Gressmann zeigt GeAlleinerziehend ist auch sie,
glaubhaft auf dem Bildschirm
ark
ih Leben in Berlin mit
fühle“ poltert Höfels lautstark
ihr
sind, sondern auch im Haus neres
S
als alleinerziehende Dolores
Sohn
Paul (Joshio Oenike)
benan wohnen könnten. „ kth
er
un Freund Sascha (Max von
durch eine Geschichte voller
und
aTh
Hysterie und krimineller MaThun)
hat sie im Griff. Doch
os
chenschaften. An dem Chaos
ein Anruf aus der Heimat
nbrin ihre Welt ins Wanken.
ist sie selbst nicht ganz unbringt
beteiligt, will sie doch mit-Der Vater hat einen Herzinfark – sie wird am Bodensee
hilfe einer Scheinhochzeitt
farkt
gebr
ihre Unterschichten-Bude
gebraucht.
Meike, die Business
komfortabler gestalten. Panessfrau,
wird zu Meike, die
rallel verschafft ihr überjetzt als Fischerin hart anpacken
muss Alwara Höfels vollzieht
durchschnittlich begabter
muss.
Sohn George seinem
diesen Spagat zwischen zwei Lebensw
Freund aus gutem Haus
benswelten
mit einer mühelos
wirken
ein Alibi, als dieser sich
wirkenden
SelbstverständlichO sie in süddeutschem Diauf einer Party fast ins Die hessische
keit. Ob
u die Liebe des grantelnKoma säuft. Der Freund Schauspielerin freut sich
alekt um
Va
ist Dr. Gressmanns (Ken über ihren Preis und bekommt dafür Applaus
den Vaters
kämpft, in GummihoDuken) Sohn und so von HR-Intendant Dr. Helmut Reitze (links). Moderator Rainer Ewerrien
sen Fische ausnimmt, oder als
Christel Schmidt ist die
Foto: Wachendörfer liebevolle Mutter für ihren Sohn
kreuzen sich die Wege sorgt dafür, dass die Statue nicht verrutscht.
Co-Geschäftsführerin
von Dolores und dem
sorgt – nichts ist behauptet oder
Hessische Filmförderung
Wirtschaftsanwalt, der
der Dame noch ein Weilchen länSchmidt, Juryvorsitzende und
forciert, es gehört ganz einfach zu
– Hessischer Rundfunk
nicht fassen kann, dass selbige ihger durch ihr turbulentes Leben
Leiterin der hr-Filmförderung,
dieser Frau.
Filmförderung und sitzt
ren Sohn nach George Clooney
zu folgen.
hat eben diese Fähigkeiten im
Der Zerrissenheit der Figur geder Jury für den Hessibenannt hat. „Sie kennen doch
In „Die Fischerin“ schlägt die
Blick: „Alwara Höfels ist einfach
winnt die Schauspielerin alles ab:
schen Fernsehpreis vor.
Clooney?“, flötet es mit einer
Schauspielerin als Meike deutlich
eine Spezialistin der Vielseitigkeit.
die tiefe Verzweiflung, die aus ihr
In diesem Rahmen wird
Selbstverständlichkeit aus Alwara
leisere Töne an, ohne dabei ihre
Sie ist geradezu überbordend in
herausbricht, weil der Vater ihr
auch der Preis für die
Höfels heraus, als sei die BlondiKraft zu verleugnen. Vielmehr
ihrer Wandelbarkeit und hat uns
den Tod des Bruders anlastet, die
beste Schauspielerin und
ne mit dem rosafarbenen Bonzeigt sie einmal mehr ein Spiel,
damit in diesen ganz unterschiedmädchenhafte Verlegenheit als sie
den besten Schauspieler
bon-Kostüm ihre Paraderolle, die
das sich ausnahmslos an den Filichen Filmen so beeindruckt,
ihre erste Liebe wieder trifft, die
vergeben.
in ihrer Leichtigkeit Lust macht,
guren
orientiert.
Christel
dass wir sie dafür besonders ausverborgene Verletzlichkeit, die
■
Christel
Schmidt
11
2
Alphatier mit Kontrollverlust
Als bester Schauspieler in „Männertreu“ (Regie: Hermine Huntgeburth) ausgezeichnet: Matthias Brandt
■
Männertreu ist die titelgebende Pflanze, die blaublühend gerne Gärten und Balkone
schmückt. Mit dem Charakter der
Hauptfigur Dr. Georg Sahl alias
Matthias Brandt hat der Name
der Pflanze jedoch so gar nichts
gemein. Sahl hat sie nur alles
überwuchernd
in seinem großen Garten, dem er
jedoch wenig Beachtung schenkt:
Er ist ein vielbeschäftigter Mann,
der Kopf einer Frankfurter Qualitätszeitung mit glattgekämmtem
Haar und stets tadellos sitzenden
Anzügen. Selbst seine Gesichtszüge entgleiten ihm nie –
außer beim Sex, und von
dem hat er reichlich.
Sahl, „einer der letzten
groß bürgerlichen Ligroßen
bera
beralen“, wie er bereits
zu Beginn charakterisier
siert wird, ist ein Woma
manizer und legt fast
jed
jede flach, die ihm vor
di
die Hose läuft. Und
M
Matthias Brandt spielt
d
die Rolle des lüstern
nen Egomanen mit
d
dem ironischen Zug
um die Augen exzellent.
Matthias Brandt verkörKannte der Ferni „Männer
Mä
“ mit
i d
i
h
pert in
treu“
dem Z
Zeitungsmacher
sehzuschauer den
Georg Sahl einen Meinungsführer, der es mit Charakterdarsteller
der Treue gegenüber seiner Frau Franziska als den überaus mo(Suzanne von Borsody) nicht so genau nimmt. ralisch
integren
Foto: HR/Bettina Müller
Kommissar
Hans
von Meuffels, beweist Brandt einmal mehr, dass es wohl keine Rolle gibt, die er nicht auszufüllen
vermag. Brandt lebt die Figur des
selbstgefällig-unmoralischen Medienmachers, als wäre er, der
jüngste Sohn Willy Brandts, schon
immer der Konservative mit Einfluss, der alles unter Kontrolle hat
– bis auf seine Libido. Ihm zur
Seite steht die großartige Suzanne
von Borsody als seine betrogene,
aber äußerst kluge Gattin Franziska, die ihm in einem permanenten
Akt der Selbstverleugnung treu
ergeben scheint. Gegen ihren Willen will sich Sahl nun zum Bundespräsidenten wählen lassen,
noch mehr Macht verspricht ja
bekanntlich auch noch mehr Geld
– und beides macht eben ungemein sexy.
Doch dann wendet sich das
Blatt, denn seine Volontärin wird
ihm zum Verhängnis. Das junge
Ding hatte Sahl das Märchen von
der Scheidung nämlich abgekauft
und läuft verzweifelt vor ein Auto,
als sie begreift, dass er auch sie
betrügt.
Plötzlich entgleitet Dr. Souverän die Kontrolle. Hilflos wie ein
kleines Kind ruft er nach seiner
Frau, die um Schadensbegrenzung bemüht ist, aber nicht verhindern kann, dass der Skandal an
die Öffentlichkeit dringt. Äußerst
beeindruckend vollzieht Matthias
Brandt die Wandlung zum Gefallenen, ohne dabei das charakterimplizite arrogante Selbstverständnis aufzugeben. Er mag zwar
gefallen sein, aber doch nur im
Kontext einer bürgerlichen Moral,
die jeden verurteilt, der Freiheit zu
seinem Vergnügen umdeutet.
Jedem anderen hätte dieser
Spagat das Genick endgültig gebrochen, nicht aber Brandt alias
Dr. Georg Sahl. Der kehrt seinem
selbsterschaffenen medialen Intrigenspiel den Rücken und gibt alle
Ämter ab, um sich beinahe als
Märtyrer zu feiern, als Kämpfer
für die Freiheit. Matthias Brandt
spielt die Doppelbödigkeit der Figur genussvoll aus, obwohl oder
gerade weil er den übersexualisierten Frauenvernascher nicht
abschüttelt. Der Zuschauer muss
Dr. Georg Sahl nicht mögen, den
Schauspieler Matthias Brandt
aber bewundern für sein konsequentes Spiel um Doppelmoral.
„Wann immer Matthias Brandt
in einem Film auftritt, geschieht
etwas Besonderes. Scheinbar
reicht seine Präsenz schon aus,
um plötzlich alles glänzen zu lassen und das Publikum zum lustvollen Hinsehen zu zwingen“,
schwärmt zurecht die Jury. „ kth
Matthias Brandt freut sich zusammen mit seiner Laudatorin
Claudia Michelsen über seinen
Preis.
Foto: Wachendörfer
BASIEREND AUF DEM BESTSELLER
/PinguineAusMadagascar.Film
JETZT IM KINO
/FoxKino
AB 27. NOVEMBER NUR IM KINO
EIGENTUM VON FOX. NUR ZUM GEBRAUCH IN DER WERBUNG. VERKAUF, VERVIELFÄLTIGUNG ODER WEITERGABE STRENG VERBOTEN.
12
2
Anzeigen-Sonderveröffentlichung
Splatter meets Homoerotik
“
Als bester Hochschulfilm ausgezeichnet: „Richard & Gilbert“
von Regisseur David Sarno
■
Was der Autor und Regisseur David Sarno auf die
große Leinwand gezaubert hat, ist
sicherlich nichts für zartbesaitete
Gemüter – und schon gar nichts
für Zuschauer unter 18. Vielmehr
ist es eine verstörende Geschichte
um eine brutale Mordserie, die
ein Dorf in Angst und Schrecken
versetzt und zwei junge Detektive
auf den Plan ruft, die auf der Jagd
nach einer mordenden Bestie
nicht die Finger voneinander lassen können.
Das Vogelzwitschern, das fröhlich durch das satte Grün des
Waldes trällert, vermag es nicht,
den Zuschauer in die Irre zu führen. Zu schnell wird er mit zwei
furchtbar zugerichteten Mädchenleichen konfrontiert, deren
vom Körper hängende Hautfet-
zen von Detektiv Richard beinahe
genussvoll inspiziert werden. Er
ist der abgeklärte Aktivposten,
während sein Kollege und Liebhaber Gilbert den zurückhaltenden und erzählenden Part übernimmt, der über jedes grausame
Detail dem Zuschauer Bericht
erstattet.
Düster ist die Landschaft gezeichnet, es scheint nie Tag zu
werden in einer Welt des Todes, in
der selbst Jack the Ripper das Blut
in den Adern gefroren wäre. Die
Handlung spielt im 19. Jahrhundert und die rasanten Kutschfahrten im Halbdunkel drängen die
Assoziation mit Vampir-Filmen
förmlich auf. Blutlastig und voll
aggressiver Erotik sieht man die
Protagonisten beim Sex in dunklen Kellergewölben oder in ihrem
n
Liebesnest. Ihre gutgebauten
n
nackten Körper wechseln
sich auf der Leinwand ab mit
blutverschmierten Leichen,
die auf Richard eine beinahe obszöne Anziehungskraft ausüben. Es scheint
fast so, als wolle er ihnen
das Blut von der Haut lecken.
platDoch auf sexualisierten Splatter lässt sich David Sarnos Film
mehr
keinesfalls reduzieren. Vielmehr
ist er gelungenes Kunstkino,
dessen eindrucksvolle Kamera
(Ivan Robles-Mendoza) auch
diejenigen Zuschauer in den
Bann zu ziehen vermag, die
gewöhnlich kein Blut sehen können. Mit seiner „technischen
Perfektion und meisterhaften
Tableaus, deren Lichtführung
einen an
o
Caravaggio
denken
lassen“,
wie die
t,
Jury urteilt,
erhielt
„Richard &
en
Gilbert“ den
n
Hessischen
Filmpreis
en
vollkommen
zu Recht. „ kth
Nichts
für schwache Nerven:
der beste Hochschulfilm „Richard &
Gilbert“ des
Regisseurs David
Sarno (links).
Fotos: David Sarno,
Ivan Robles-Mendoza
Multikulturelles Weihnachtsmärchen
Als bestes Drehbuch ausgezeichnet: „Weihnachten unterm Halbmond“ von Filmemacher Numan Acar
■
Numan Acar ist ein Multitalent. Er hat als Produzent, Autor, Regisseur und Schauspieler in Personalunion 2014 den
Spielfilm „Vergrabene Stimme“
realisiert und somit bereits bewiesen, dass er das Handwerk des
Filmemachens in all seinen Facetten beherrscht. Mit „Weihnachten unterm Halbmond“ hat er
nun die Basis für ein Filmprojekt
geschaffen, das nicht besser in die
aktuelle Diskussion um kulturelle
Unterschiede und das Miteinander von Religionen passen könnte.
Denn Acar versetzt den Leser
ins vorweihnachtliche Deutschland, die Luft ist erfüllt mit Plätzchenduft, Kinderaugen strahlen
vor Vorfreude, alles glitzert und
leuchtet, geschäftig und geheimnisvoll gehen die Erwachsenen
ihren Weihnachtseinkäufen nach.
Von all diesem Zauber fühlt sich
die sechsjährige Melek ausgegrenzt. Ihr Vater Kida ist nicht nur
überzeugter Muslim, sondern
möchte auch der zukünftige Imam
in der städtischen Gemeinde werden. Doch Melek kämpft mit allen
ihr zur Verfügung stehenden Mitteln für ein „Weihnachten unterm
Halbmond“ inklusive Glitter,
Grippe und Festtagsschmaus.
Was zunächst wie ein Weihnachtsmärchen daherkommt, ist
deutlich vielschichtiger, denn
Acar diskutiert auf verschiedenen
Multitalent Numan
Acar hat zusammen
mit Schauspielerin
Julia Thurnau Spaß
beim Empfang in
der Helaba.
Foto:
Ratermann
Ebenen die Probleme, die eine Integration mit sich bringt, ohne
dabei die eigene kulturelle Identität zu verkaufen. Daneben eröffnet sich dem Leser eine turbulente Story voller Pointen und Leichtigkeit, die zweifelsohne den Weg
auf die große Leinwand finden
wird.
„Numan Acar und seine CoAutoren Sinan Akkus und Tim
Krause haben es geschafft, dem
Drehbuch einen überspitzten,
subversiven Ton zu verleihen.“
Diesen künstlerisch gelungenen
Drahtseilakt ehrt die Jury mit dem
Hessischen Drehbuchpreis. Man
darf schon jetzt auf die Realisierung gespannt sein. „ kth
13
2
Die verwirklichten Frauen von Neapel
Als bester Experimentalfilm ausgezeichnet: „Femminielli“ von Regisseur Nino Pezzella
■
Durch enge neapolitanische Gassen schlängelt sich
eine kirchliche Prozession. Nicht
weit davon reißen Bagger die Straße auf, flirten Bauarbeiter mit einer Dunkelhaarigen, die alsbald
zu einem offenen Fenster ruft:
„Oh Russo, zum heiligen Schwanz,
ich komme hoch.“ Sie heißt Franca, hebt neckisch ihre Brüste in
die Kamera, Russo ist ihre Freundin. Sie ist wie sie ein Femminiello, ein Transgender – als Mann
wurde sie geboren und lebt seit
früher Kindheit ihre weibliche
Identität. Russo ist Künstlerin, eine Berühmtheit im Spanischen
Viertel, dem einzigen Ort, in dem
die Femminielli ihre Tradition bewahren konnten. „Viele sagen,
wenn ich sterbe, stirbt das Viertel“, sagt Russo, die geschminkt
ist wie Scarlett O’Hara: „Heutzutage muss man sexy sein, sonst
springt kein Kindchen raus.“
Franca und Russo lieben sich
und sie lieben ihr Leben. Erotik
schwebt immer in der Luft, auch
beim Gemüse- oder Fischhändler, allerorts nur Phallus-Symbo-
CHRISTOPH MARIA
le, wer Bedarf hat, lebt im Paradies. Die beiden sind zwei von vier
Charakteren, die Regisseur Nino
Pezzella in einer zehnjährigen
Langzeitstudie begleitet hat. Er
geht nicht den linearen Weg, vier
Geschichten über außergewöhnliche Menschen zu erzählen an einem außergewöhnlichen Ort. Er
verwebt die Erzählstränge zu einer
Gemengelage, die nur durchblickt, wer ganz genau hinschaut.
„Und liefert nebenbei einen angenehm irritierenden Beitrag zur
Transgender-Diskussion unserer
Tage“, wie die Jury urteilt.
Patti, die schöne Blonde mit der
großen Oberweite und dem
männlichen Geschlecht, lässt sich
zur Braut herrichten. Es soll der
Tag ihres Lebens werden. Lange
wird das Haar gestylt, mit jedem
Bürstenstrich fühlt sie sich noch
weiblicher. Wer wird ihr Zukünftiger sein? Etwa der Bäcker Peppino, der in seiner Backstube Brötchenteig mit Ei und Speck füllt?
Sich nach getaner Arbeit bekreuzigt und dann mit Stöckelschuhen
und Perücke in Schale wirft?
HERBST
ELYAS
Nein, es ist ein schmaler Mann
mit grauem Anzug, der Zuschauer
ist irritiert, bis er merkt, dass es
sich um eine Inszenierung handelt. Um einen Event, in dem Patti den Traum einer Hochzeit lebt,
und damit sich und ihre Gäste
immer wieder aufs Neue glücklich
macht. Am Abend wird sie wohl
doch mit dem Bäcker Peppino
schlafen.
sso auf seinem
Derweil steht Russo
Balkon und ruft
flehentlich um
Hilfe, bis Franca
herbeieilt, im geschlitzten Schwarzen und mit wallendem
Busen.
Russo liegt auf
dem Bett wie eine
Gebärende, schreitt
vor Schmerzen, Franca zieht
schließlich eine Puppe unter ihrem rosa Nachthemd hervor.
Schließlich tanzt sie, von Fans
umringt, im rosa Kleid auf der
Straße, sie, der Star des Viertels.
Auch wenn Regisseur Pezzella
auf jede Form der filmischen
M’BAREK
DETLEV
BUCK
Regisseur Nino Pezzella
untersucht in Neapel das
Phänomen der Femminielli,
die in der antiken Tradition der
Hermaphroditen stehen.
Fotos: Wachendörfer, Nino
Pezzella
Konventio
Konvention
verzichtet greift er zu
u
verzichtet,
heinem immer wiederkehurenden Motiv, das den Zueischauer bis zum Ende begleitet: Die Müllberge in den Gassen
scheinen der Kitt zu sein, der
dem Film seine Rahmung verleiht. Mit jedem Schnitt werden
sie ein Stück größer und legen
SERKAN
Zeugnis ab von einer Gesellschaft, die ein
Viertel sukzessive verkommen
lässt, um es schließlich komplett
zu entsorgen. Die Bagger haben
mit dem Straßenbelag bereits angefangen. „ kth
CETINKAYA
KEINE FRAUEN.
KEINE PROBLEME.
JETZT IM KINO
14
Anzeigen-Sonderveröffentlichung
Keine Trophäe, aber trotzdem gewonnen
Die Nominierten für den Hessischen Filmpreis in den Kategorien Spielfilm und Dokumentarfilm
rücken in den Fokus
s
■
Jedes Jahr werden dreii
Spielfilme und drei Doku-mentarfilme nominiert. Nur je-weils einer bekommt den Haupt-preis und kann oben auf der Büh-ne stehen. Doch hier und jetzt
werden auch die anderen gewürdigt, die sich ebenfalls durch herausragende Leistungen in ihren
Disziplinen um den Film verdient gemacht haben.
In der Kategorie Spielfilm
überzeugte die Jury „Im Laby-rinth des Schweigens“ von Giulio
Ricciarelli. Der Regisseur zeigt
die Vorgeschichte zum spektakulären Frankfurter Auschwitz-Prozess auf und konnte für die Rolle
des Generalstaatsanwalts Fritz
Bauer den großartigen Gert Voss
gewinnen. Der Prozess beruhte
seinerzeit auf einer Recherche des
Journalisten der Frankfurter
Rundschau, Thomas Gnielka, der
die Urteilsverkündung 1965 nicht
mehr erlebte. „‚Im Labyrinth des
Schweigens‘ ist dem Andenken
Fritz Bauers gewidmet, der die
Frankfurter Auschwitz-Prozesse
maßgeblich mitinitiierte – und
damit auch den Holocaust ins öffentliche Bewusstsein rückte“, begründet die Jury die Nominierung.
Mit dem von Pixomondo animierten Kinderfilm „Pettersson
und Findus – Kleiner Quälgeist,
große Freundschaft“ von Ali Samadi Ahadi wollte die Jury ein
A
Auch
für die Nominierte
ten war es ein glanzvolle
ler Abend: Alexander
Fe
Fehling und Friederike
Be
Becht spielen „Im
La
Labyrinth des Schweige
gens“ und hielten eine
Lau
Laudatio auf den besten
Dok
Dokumentarfilm.
Foto
o: Wachendörfer
Foto:
Zeichen setzen für den hessischen
Kinderfilm. Die liebevoll erzählte
Geschichte um den Kater Findus
erhielt bereits den Kinder-Medien-Preis auf dem Filmfest München. Die Jury befindet: „Mit
übersatten Farben, einer beeindruckenden Animation des Katers Findus, Tanzeinlagen und einer
liebevollen
Ausstattung
schafft der Film eine spielerische,
kindgerechte und einnehmend
frohgemute Atmosphäre.“
Auch in der Kategorie bester
Dokumentarfilm hatte der Preisträger „The Green Prince“ starke
Konkurrenz: In „Arteholic“ begibt sich Regisseur Hermann Vaske zusammen mit Filmlegende
Udo Kier auf einen durchgeknallten Roadtrip quer durch Europas
Kunstmuseen. Kier trifft dabei
Künstler und Weggefährten wie
Lars von Trier und spricht über
Kunstwerke und die „Sucht nach
Kunst“. „‚Arteholic‘ ist ein ent-
grenztes
Roadmovie, das
uns in
zentrale
ikonographische
Stätten
nder Gegenwartskunstt
nd
entführt und
dabei wie zulbst
fällig selbst
zum Kunstwerk wird“, urteilt
die Jury.
In „Carlo, Keep Swingin‘“ zelebriert die junge Dokumentarfilmerin Elizabeth Ok den Jazz in
Frankfurt. Durch Zufall stieß
Ok auf den Nachlass des Jazzmusikers Carlo Bohländer.
Der hatte bereits 1952 das legendäre „Domicile du Jazz“
begründet, das in den heutigen „Jazzkeller“ aufgegangen
ist. Schallplatten, persönliche
Gegenstände, Tonaufnahmen
und unveröffentlichte
lichtes Filmmaterial verwendete
Elizabeth Ok schließlich für ihr
gelungenes Stück Frankfurter
Zeitgeschichte. Wie die Jury erklärt, kommt „der Begründer des
legendären Frankfurter Veranstaltungsortes in unbekannten Filmdokumenten zu Wort. Getragen
wird der informative und vielstimmige Dokumentarfilm von
seiner hinreißenden Witwe, der
Sängerin Anita Honis-Bohländer.“ „ kth
Herm
Hermann
Vaske war mit seinem Kunstroadmovie
„Art
„Arteholic“
nominiert, in dem er Udo Kier auf den
Spu
Spuren
der Kunst durch Europa schickt.
Giulio Ricciarelli führte Regie,
seine Frau Lisa Martinek spielt
„Im Labyrinth des Schweigens“
mit, der ab 6. November in den
deutschen Kinos läuft.
Fotos: Ratermann
„Die Nominierten werden nicht stiefmütterlich behandelt“
Frank Stephan Limbach, Geschäftsführer der Hessischen Filmförderung und Mitglied in der Filmpreis-Jury, berichtet über seine
Tätigkeit und die Bedeutung einer Nominierung für die Filmemacher
Finden Sie, die Nominierten
werden zu stiefmütterlich
behandelt?
Wieso? 5000 Euro sind zum einen
ja nicht wenig Geld. Zum anderen
zeigen wir der Öffentlichkeit, was
an filmischer Qualität in Hessen
noch alles erarbeitet wurde. Mit
der Nominierung erhalten die
Filmschaffenden eine Anerkennung, und bei der Gala bekommen sie in Form ihres Trailers
einen Raum, der die Menschen
auf ihre Arbeit neugierig macht.
Es spornt an, seinen Trailer im
Rahmen der Hessischen Ehrengala vor großem Publikum zu
sehen.
Sie waren als Produzent des
Films „In the Darkroom“
selbst einmal nominiert.
Wie war das?
Es war sehr spannend, man fiebert und wünscht sich den Erfolg
natürlich unbedingt. Es ist ein
großer Anreiz weiterzumachen,
wenn man eine Auszeichnung bekommt. Aber erst einmal muss
man die Nominierung schaffen,
danach ist es eine 33,3%-Chance.
Waren Sie enttäuscht, als Sie
nicht gewonnen hatten?
Es gab in der Tat mal einen Film,
da verstehe ich es bis heute nicht,
dass der Preis nicht an uns gegangen ist. Das war bei „Projekt
Vor der Alten Oper geben sich
die Stars der Branche auf dem
roten Teppich die Ehre.
Foto: Ratermann
Gold“. Mir wurde richtig heiß
und kalt. Im letzten Jahr hingegen
war die Konkurrenz enorm. Wenn
man sich schon im Nominierungsverfahren gegen Filme wie
zum Beispiel „Master of the Universe“ durchsetzen kann, hofft
man auch zu gewinnen. Und ist
etwas enttäuscht, wenn es einen
anderen Preisträger gibt. Aber natürlich sieht man es dann doch
sportlich.
Nach welchen Kriterien
werden Filme nominiert –
wie wählen Sie aus?
Hessische Filminstitutionen können Arbeiten zur Teilnahme vorschlagen, die aber einen Hessenbezug aufweisen müssen. Diese
Filme gehen dann in eine siebenköpfige Vorjury, die jeweils fünf
Filme der Hauptjury vorschlägt.
Aus diesen Fünf folgen die drei
Nominierten – bis sich eine Einigung auf den Gewinner erzielen
lässt, und das ist nicht immer einfach. Läuft aber nach dem klassischen Findungsprinzip.
Herr Limbach, Sie sind
der neue Geschäftsführer
der HFF. Was wird sich
ändern?
Ich will versuchen, die kulturelle
Hessische Filmförderung mit allen Kräften in die Film- und
Medien GmbH zu integrieren.
Der Stellenwert des Filmlands
Hessen konnte nicht zuletzt durch
die Erfolge der kulturellen Filmförderung etabliert und mit deren
Erfahrung gefestigt werden. Klar
ist, dass die neue Filmförderung
nur gemeinsam zum Erfolgsmodell werden kann. Das Fundament für diese Zusammenarbeit
fällt in meine Amtszeit. Besonders
wichtig ist es, den starken und gut
ausgebildeten Produktionsnachwuchs, mit dem Establishment
und dem kreativen Teil der hiesigen Filmbranche zusammenzubringen. Wir müssen uns für die
neuen höheren Anforderungen
wappnen, um konkurrenzfähig zu
bleiben. Ein gut vernetztes System schafft die Synergien, die wir
brauchen. „ kth
Frank Stephan
Limbach
Frank Stephan Limbach
ist Geschäftsführer der
Hessischen Filmförderung (die kulturelle Filmförderung des Landes
Hessen und Hessische
Rundfunk Filmförderung).
15
■
Durch Zufall entdeckte Regisseurin Elisabeth Ok den Nachlass
des einflussreichen Jazzers und Musiktheoretikers Carlo
Boh
Bohländer. „Carlo, Keep Swingin‘“ beleuchtet die Lebensgeschichte des Begründers des legendären Frankfurter „Jazzkellers“, der
in unbekannten Filmdokumenten selbst zu Wort kommt.
D Film wird vor allem von seiner Witwe, der Sängerin Anita
Der
Honis Bohländer (rechtes Foto oben,
Honis-Bohländer
links), getragen.
Fotos: Ok & Stock Filmproduktion
UG i.Gr.
Filmische Qualität
made in Hessen:
Die Nominierten
des Filmpreises
■
Die Verfilmung des
Kinderbuchklassikers
„Pettersson und Findus –
Kleiner Quälgeist, große
Freundschaft“ von Regisseur
Ali Samadi Ahadi überzeugt
nicht nur durch seine
beeindruckende
Animationstechnik,
sondern auch durch die
hochkarätige Besetzung
mit Ulrich Noethen als Pettersson und Marianne Sägebrecht als Beda
Andersson.
Fotos: Tradewind
Pictures/Senator
Film Verleih
■
Verdrängung stand im Deutschland der frühen 60er Jahre an der Tagesordnung: „Im Labyrinth des Schweigens“ von Regisseur Giulio Ricciarelli
ist dem Andenken Fritz Bauers gewidmet, der die Frankfurter Auschwitz-Prozesse maßgeblich mitinitiierte.
A
Al
exander Fehling
Fehlin spielt darin den jungen Staatsanwalt Johann Radmann (oben
Alexander
links), Fr
Friederike
rieder
Becht seine Partnerin Marlene (oben rechts).
Fotos: Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion GmbH
■
Ein filmisches Kunstwerk ist Hermann Vaskes Dokumentarfilm
„Arteholic“, in dem der charismatische Udo Kier (links) über
seine Sucht nach Kunst spricht. Auf seinem Roadtrip durch
europäische Kunstmuseen trifft er auf Künstler und Weggefährten
wie Lars von Trier (oben links).
Fotos: Patricia Lewandowska und Miona Bogovic