hessischer film- und kinopreis 2014
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hessischer film- und kinopreis 2014
A nzeigen-Sonderveröffe n t l i ch u n g HESSISCHER FILMUND KINOPREIS 2014 A m 10 . O k t o b e r i n d e r A l t e n O p e r i n F r a n k f u r t DAS AS PROGRAMM Carsten Strauch (hier mit Piotr J. Lewandowski) führte mit Rainer Ewerrien als Moderator durch das Jubiläumsprogramm des 25. Hessischen Film- und Kinopreises. DIE P PREISTRÄGER Neben den Stars aus Film- und Fernsehen wurden auch 2014 wieder die Kinobetreiber ausgezeichnet. In diesem Jahr bekamen sie sogar ein Ständchen gesungen. Anzeigen-Sonderveröffentlichung MONTAG, 13. OKTOBER 2014 DER EHRENPREIS Iris Berben ist die erste Schauspielerin, die sich über den neu designten Ehrenpreis, den ihr der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier übergeben hat, freuen kann. IMPRESSIONEN Viele Stars fanden zum Jubiläum des Hessischen Film- und Kinopreises den Weg in die Alte Oper, darunter auch die Schauspieler Stefanie Stappenbeck, Franz Dinda und Esther Schweins. 2 Anzeigen-Sonderveröffentlichung Liebe Leserinnen, liebe Leser Die Geschichte von 25 Jahren – einem Vierteljahrhundert – Filmund Kinopreis in Hessen bietet eine eindrucksvolle Rückschau und einen Blick auf die Vielfalt und die Leistungsfähigkeit der Film- und Kinoszene in unserem Land. Es ist eine Leistungsschau derer, die bis heute für das nationale und internationale Ansehen des Filmstandortes Hessen stehen: Regisseure, Drehbuchautoren, Schauspieler, Nachwuchstalente und viele mehr. Gleichzeitig ist das Jubiläum der 25. Verleihung des Hessischen Film- und Kinopreises in der Alten Oper in Frankfurt am Main natürlich ein herausgehobener Anlass, den es auch besonders zu feiern gilt. Das Jubiläum dokumentiert die einzigartige Entwicklung der Veranstaltung zum gesellschaftlichen Höhepunkt im Film- und Medienland Hessen. Mein Dank gilt deshalb all denjenigen, die in den vergangenen gut zwei Jahrzehnten diesen erfolgreichen Prozess mitverfolgt, mitgestaltet und geprägt haben. Sie alle stehen gemeinsam mit den Preisträgern für das positive Image, das unser Bundesland heute hat. Es ist deshalb auch Ausdruck unseres Stolzes auf die Arbeit der Kreativen in Hessen, die wir mit einer solchen Gala würdigen. Der Blick zurück erfüllt mit Genugtuung über das Erreichte, doch wir wollen und können noch besser werden. Deshalb gilt es, nach vorne zu schauen: Mit großem Engagement und mit Unterstützung der gesamten Branche arbeiten wir mit Hochdruck an der Gründung einer Film- und Medien GmbH. Damit wollen wir den Wettbewerb auf Augenhöhe mit den anderen Filmförderländern in Deutschland stärken. Zugleich wird dadurch die Sichtbarkeit Hessens als attraktiver Film- und Medienstandort auf internationaler Ebene deutlich erhöht. Ihrr Boris Rhein Hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst Preisträger und Jurys Preisträger Hessischer Film- und Kinopreis 2014 Hessischer Filmpreis – Spielfilm „Hedi Schneider steckt fest“ (Seite 6) Regie: Sonja Heiss Preisgeld: 15.000 Euro Nominierungsgeld: 5.000 Euro Hessischer Filmpreis – Dokumentarfilm „The Green Prince“ (Seite 7) Regie: Nadav Schirman Preisgeld: 15.000 Euro Nominierungsgeld: 5.000 Euro Hessischer Filmpreis – Experimentalfilm „Femminielli“ (Seite 13) Regie: Nino Pezzella Preisgeld: 15.000 Euro Hessischer Filmpreis – Drehbuch „Weihnachten unterm Halbmond“ (Seite 12) Drehbuch für einen Spielfilm von Numan Acar Co-Autoren: Sinan Akkus, Tim Krause Preisgeld: 7.500 Euro Hessischer Hochschulfilmpreis „Richard & Gilbert“ (Seite 12) Regie: David Sarno Preisgeld: 7.500 Euro Hessischer Kinokulturpreis für gewerbliche Kinos Kino Traumstern, Lich Preisgeld: 12.000 Euro Mal Seh‘n Kino, Frankfurt Preisgeld: 12.000 Euro BALi-Kinos im Kulturbahnhof Kassel Preisgeld: 10.000 Euro Capitol Kino Witzenhausen Preisgeld: 10.000 Euro Lichtspielhaus Lauterbach Preisgeld: 8.000 Euro Orfeo’s Erben, Frankfurt Preisgeld: 8.000 Euro programmkino rex, Darmstadt Preisgeld: 5.000 Euro Filmladen Kassel Preisgeld: 4.000 Euro Kammer – Palette – Atelier, Marburg Preisgeld: 4.000 Euro Filmtheater Valentin, Frankfurt Preisgeld: 1.000 Euro Harmonie Kinos Frankfurt, Frankfurt Preisgeld: 1.000 Euro Hessischer Kinokulturpreis für nicht gewerbliche Kinos Kino des Deutschen Filmmuseums, Frankfurt Preisgeld: 4.000 Euro Pupille – Kino in der Uni, Frankfurt Preisgeld: 4.000 Euro Murnau-Filmtheater, Wiesbaden Preisgeld: 3.000 Euro Filmforum Höchst, Frankfurt-Höchst Preisgeld: 2.500 Euro Kommunales Kino Weiterstadt Preisgeld: 2.500 Euro Caligari FilmBühne, Wiesbaden Preisgeld: 2.000 Euro Traumakino, Marburg Preisgeld: 2.000 Euro Hessischer Fernsehpreis – Beste Schauspielerin Alwara Höfels ausgezeichnet für ihre Rollen in „Die Fischerin“, Regie: Jan Ruzicka und „Dr. Gressmann zeigt Gefühle“, Regie: Niki Stein (Seite 10) Preisgeld: undotiert Hessischer Fernsehpreis – Bester Schauspieler Matthias Brandt, ausgezeichnet für seine Rolle in „Männertreu“ (Seite 11), Regie: Hermine Huntgeburth Preisgeld: undotiert Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten Iris Berben (Seite 5) Preisgeld: undotiert Beste Internationale Literaturverfilmung Anton Corbijn für „A Most Wanted Man“ (Seite 6) Preisgeld: 10.000 Euro Jury Hessischer Filmpreis, Drehbuchpreis, Hochschulfilmpreis Frank Stephan Limbach (Jury-Vorsitz, Geschäftsführer Hessische Filmförderung – Filmförderung des Landes Hessen und des Hessischen Rundfunks) Manfred Riepe (Journalist) Jenny Schily (Schauspielerin) Reiner Schöler (Referatsleiter Film HMWK) Jan Schomburg (Regisseur) Jury Hessischer Fernsehpreis Liane Jessen (Fernsehspielchefin, Hessischer Rundfunk) Herbert Knaup (Schauspieler) Christel Schmidt (Jury-Vorsitz, Co-Geschäftsführerin Hessische Filmförderung – Hessischer Rundfunk Filmförderung) David Ungureit (Drehbuchautor) Tanja Ziegler (Produzentin) Jury Hessischer Kinokulturpreis Christopher Bausch (Kinobetreiber, Casino Aschaffenburg) Bernd Brehmer (Festivalleiter, Werkstattkino e. V. München) Frank Stephan Limbach (Jury-Leitung, Geschäftsführer Hessische Filmförderung – Filmförderung des Landes Hessen und des Hessischen Rundfunks) Manja Malz (Programmkuratorin) Dirk Steinkühler (Geschäftsführer Kino Gesellschaft, Filmpalette) Jutta Wille (Geschäftsführung AG Kurzfilm) 3 25 Jahre Filmpreis – Das Jubiläum Ein Vierteljahrhundert Glanz und Glamour im Filmland Hessen ■ Die neue, begehrte Statuette für die Preisträger. Foto: Werner Scheuermann Zum Zu um 25. Mal feiern Filmsch h schaffende und Kinobetreime ber gem gemeinsam ihre Leidenschaft Fi F für den Film. Unter dem Blitzlichtd Fotografen geben sich gewitter der die Starss u und Sternchen der BranSt che ein S Stelldichein auf dem Roten Teppich: D Die Gala in der Alten Oper glla ist eine glamouröse House-Party auf ge geworden, die bundesdrei Etag Etagen weit viel P Prominenz für eine Nacht Fraan nach Frankfurt lockt. aan Doch anfangs gab sich der Hessim und Kinopreis eher besche Film Filmscheiden. 1990 traf sich die Branche scheiden. erstmaligg iin den Studios der Wiesbaau dener Ta Taunusfi lm, um einzig vor Szene-In nsi Szene-Insidern und einer Expertenausgge Jury ausgewählte Filmschaffende zu würdigen n. Seinerzeit wurden Kinos würdigen. aus ganzz H Hessen für ihre Programausgeez me ausgezeichnet und Preise in drei K tegorien vergeben: dem besten Ka Kategorien Do Spiel-, D Dokumentar- und Kurzfilm. h Weitere herausragende Produktioden die lobende Erwähnung nen fand fanden der Jury. A Ab 1993 zog man für drei nacch Frankfurt ins KommuJahre nach o im Deutschen Filmmusenale Kino me noch wurde der Hessium. Imm Immer Film sche Filmpreis in einem kleinen n Cineasten begangen, es Kreis vo von war eein Nischen-Event, von den llo lokalen Zeitungen mit ein nem Einspalter bedacht. Das jedoch sollte sich ab 1996 ändern: Mit der Fusion der kulturellen Filmförderung des Landes Hessen und der hrFilmförderung zur heutigen Hessischen Film- förderung (HFF) wurden die Kreativen im Land finanziell gestärkt und damit entscheidend motiviert – und sie lieferten, worauf der Hessische Filmpreis alsbald reagierte. Die bisherigen Preiskategorien wurden im selben Jahr um den besten Hochschulfilm und den Drehbuch-Preis ergänzt. Es passierte einiges: So sollten die Jahre 1999 und 2000 als die Jahre des Experimentalfilms eingehen. 2001 waren es dann die damaligen großen Talente Christian Petzold und Andres Veiel, die die hessische Szene mit ihren Filmen aufmischten. Sie nahmen ihre Preise im größeren Rahmen der Caligari Filmkunstbühne in Wiesbaden in Empfang – und stehen heute international für deutsches anspruchsvolles Kino. Zweimal fand die Verleihung im Caligari statt und es sei hier am Rande bemerkt, dass Volker Schlöndorff nach eigener Aussage dort seine Liebe zum Kino entdeckte. 2003 erneut eine Zäsur: Die Buchmesse wurde als Medienpartner mit ins Boot und die Veranstaltung nach Frankfurt ins Kongresszentrum geholt. Parallel ergaben sich weitere Preiskategorien, die das Spektrum der zu würdigenden Künstler abermals vergrößerte: Der Ehrenpreis des hessischen Ministerpräsidenten prämiert seitdem einen Star des deutschen Films für sein Lebenswerk, mit dem bereits Größen wie Hanna Schygulla, Günter Lamprecht, Gudrun Landgrebe oder Hannelore Elsner bedacht wurden. Hinzu kam noch der Hessi- sche Fernsehpreis für die beste Schauspielerin und den besten Schauspieler, der vom Intendanten des Hessischen Rundfunks Dr. Helmut Reitze für herausragende Leistungen vergeben wird. Last but not least wird seit 2004 auch der bundesweit einzigartige Preis für die Beste Internationale Literaturverfilmung an so berühmte Regisseure wie Stephen Daldry, Michael Winterbottom oder Atom Egoyan vergeben, die ihre Ehrung zusammen mit allen anderen Preisträgern seitdem in der Alte Open in Empfang nehmen. Das festlich angestrahlte Opernhaus verleiht der Mainmetropole einen Hauch von Hollywood, und nicht von ungefähr spricht man in der Szene beim hessischen Filmpreis vom „Hessen-Oscar“. Natürlich ist es im Jubiläumsjahr wieder an der Zeit, einen Schritt Der 25. Film- und KinoD p preis zog viele Stars in die A Oper. Die AusgezeichAlte ne neten konnten sich als Er Erste über den neudesignte Preis freuen. Alles zur ten G Geschichte des Kinopreise steht im Buch des Soses ci cietäts Verlags, ISBN 9783-95542-116-8. nach vorne zu gehen: Erstmalig wurden drei abendfüllende Filme aus den Bereichen Spielfilm, Dokumentarfilm und Experimentalfilm mit dem gleichen Preisgeld geehrt. Damit wird eine Wertigkeit abgeschafft und jedes Genre in seiner Besonderheit gleichermaßen gewürdigt. Die Gala in der Alten Oper will sich jedes Jahr bei den hessischen Filmschaffenden und Kinobetreibern mit einem rauschenden Fest bis in die Morgenstunden bedanken – auf das alle neue Motivation schöpfen für weitere tolle Filme, die das Publikum bewegen, erstaunen, begeistern. kth Vorläufer: der Hessische Kinopreis Engagierte Kinobetreiber werden gewürdigt ■ Es begann bereits 1982, als eine Gruppe Frankfurter Filmschaffender und hessischer Kinobetreiber das Filmbüro Hessen e. V. (später Film- und Kinobüro Hessen) gründete. Sie wollten die Bedeutung der Filmbranche in der Landeskulturpolitik stärken, um mit einer breiten Förderung bessere Arbeitsbedingungen für kreative Filmschaffende zu ermöglichen. Drei Jahre später reagierte die Landesregierung auf den Vorstoß und formulierte die vorläufigen Richtlinien zur „Kulturellen Filmförderung in Hessen“. Der Schwerpunkt lag auf der Unterstützung von Projekten in den Bereichen Produktion, Verleih und Abspiel – und damit auch auf der Förderung der Lichtspielhäuser, die so selbstständiger die Gestaltung ihres Kinoprogramms steuern konnten. Um die Arbeit der engagierten Kinobetreiber zu würdigen und in ihrem Schaffen weiter zu motivie- ren, wurde 1989 der erste Hessische Kinopreis ins Leben gerufen. Man zeichnete damit anspruchsvolles Programm aus – also kuratierte Filmkunst jenseits des Mainstreams, und damit einen prägenden Bestandteil der bewegten Bilder von heute. Eine Vorreiterrolle spielte das Frankfurter Kino Mal Seh’n, das mit seinem innovativen und internationalen Programm seit Jahrzehnten begeistert und damals mit dem ersten Hessischen Kinopreis ausgezeichnet wurde. Auch 25 Jahre später überzeugt das Kino immer noch die Besucher und Preisjury gleichermaßen. Seit 1998 unterscheidet die Jury zwischen gewerblichen und nichtgewerblichen Kinos, und hob in diesem Jahr vier Lichtspielhäuser besonders hervor. Im Bereich der nicht gewerblichen Kinos bereichern das Kino des Deutschen Filmmuseums und das Pupille e.V. – Kino in der Uni mit ihren „äußerst vielfältigen, mutigen und Die Kinobetreiber wurden von den Schauspielstars zum Dank mit einem Ständchen geehrt. Sie texteten „We Are The World“ um in „Wir sind das Licht, ihr seid das Kino“. Fotos: Wachendörfer neugierig machenden Kinoprogrammen“ die hiesige Kinolandschaft. Das Mal Seh’n in Frankfurt sowie das Kino Traumstern in Lich bekamen von der Jury ebenfalls eine besondere Wertschätzung, da diese „sich über Jahre an ihren Orten als fester Bestandteil des kulturellen Lebens etabliert haben, ihr Publikum kennen, dieses mit ihrem Programmangebot gezielt ansprechen und damit auch Besucher hinzugewinnen“. Beide meistern ihre Aufgaben mit Bravour: das eine im städtischen KulturKonkurrenzkampf, das andere in der Fläche. kth Impressum Hessischer Film- und Kinopreis 2014 Anzeigen-Sonderveröffentlichung vom 13. Oktober 2014 RheinMainMedia GmbH (RMM) Text: Media Solutions (RMM) – Frankenallee 71–81 Katja Thorwarth (kth) 60327 Frankfurt am Main Veröffentlicht in RMM Großraum: Frankfurter Neue Presse, Höchster Kreisblatt, Taunus Zeitung, F.A.Z. Rhein-Main Zeitung, Frankfurter Rundschau (in Teilauflagen) Projektleitung: Michael Nungässer (RMM) Titel-Fotos: Jonas Ratermann (2), Felix Wachendörfer (3) Gestaltung: Media Solutions (RMM) Druck: Frankfurter Societäts-Druckerei Kurhessenstr. 4–6 64546 Mörfelden-Walldorf Tel. 0 69/75 01-41 79 Verantwortlich für Anzeigen: m.nungaesser@rheinmainmedia.de Jörg Mattutat, Ingo Müller (RMM) 4 Anzeigen-Sonderveröffentlichung Himmlische Momente und rosige Aussichten Die Jubiläumsgala in der Alten Oper beschert den Filmschaffenden glanzvolle Highlights ■ Genauso muss eine Jubiläumsgala sein. Geradezu himmlisch ging es bei der feierlichen Verleihung der Hessischen Film- und Kinopreise in der Alten Oper zu. Und wirklich göttliche Momente gab es am vergangenen Freitagabend, die nicht nur den Moderatoren Carsten Strauch und Rainer Ewerrien zu verdanken waren. Erhielten sie im vergangenen Jahr noch den Sonderpreis der Jury für die ComedySerie „Götter wie wir“, unterhielten sie bei der 25. Ausgabe der Veranstaltung das Publikum auf humorvolle Weise und führten mit ironischen Seitenhieben durch den Abend. Kein „Schorsch“ Connery sei für die Jubiläumsgala engagiert worden, stattdessen zwei Unbekannte, witzelten Strauch und Ewerrien über sich selbst. Damit war ein lockere Atmosphäre in dem altehrwürdigen Opernhaus geschaffen, um die sehenswerten Ergebnisse der Filmschaffenden in Hessen gebührend zu ehren und die zahlreichen Nominierten ins Rampenlicht zu stellen. Rückblickend auf die 25-jährige Geschichte des Film- und Kinopreises – in diesem Jahr wieder mit insgesamt 185.000 Euro dotiert – sprach ris Kunst- und Kulturminister Boris Rhein von einem „Quantensprung“, den die Veranstaltung gemacht habe. Für Rhein sei klar, dass der Film neben Literatur, Musik und Malerei ein gleichberechtigtes Kunstgenre sei. Und: „In Hessen wird es keinen Stillstand geben.“ Das bedeutet für das Filmland, dass spätestens zu ahBeginn des Jahne res 2016 eine eFilm- und MeH dien GmbH gegründet werden soll – himmlische Zukunftsaussichten, die sich die anwesenden Filmschaffenden gefallen ließen. arüberhinaus weiter Dass es darüberhinaus i d d vorwärts geht mit dem G Genre und vielleicht sogar ein neues Zeitalter für den Produktionsstandort Hessen angebrochen ist, spiegelt auch die neu gestaltete Trophäe des ehemaligen Städelschülers Ottmar Hörl wider. „Sie schaut in die Ferne, sie sucht Perspektiven ist Offen für Neues und passt zu Hessen“, sagte Boris Rhein. Über die noch namenlose Statue sprachen in ihren Video-Einspielern auf den beiden Projektionsflächen auch Ingeborg und Renate Gott (Carsten Strauch und Rainer Ewerrien) „live aus dem Himmel“: „Der Mann hat eine Vision vom Kino der Zukunft“. Eine Vision hatte wohl auch der Offenbacher Regisseur David Sarno, der den Hessischen Hochschulfilmpreis für seinen 21-minütigen Kurzspielfilm „Richard & Gilbert“ erhielt. Der Film erzählt die düstere Geschichte eines Detektivs und seines Assistenten, die n eine brutale Mordserie aufklären m müssen und zugleich von einem homoerotischen Verlangen zuein-ander gezogen werden. Laut Jurybegründung müsse man ein eigenes Genre für dies Art Film erfinden, Laudatorin Felicitas Woll fand eine passende Umschreibung: „Splatter meets Homoerotik“. rinnen Jasna Fritzi Bauer, Alwara Höfels und Franziska Walser. „Wie gut, dass ich die Wahl nicht treffen muss“, sagte Matthias Brandt, der allen drei Nominierten einen Preis gegönnt hätte. Das Rennen machte Alwara Höfels, die bei ihrer Dankesrede den Filmpreis vom Rednerpult fegte und dem Publikum damit ein kurzes Luftanhalten bescherte. Als Preisträger für die Kategorie Bester Schauspieler in „Männertreu“ nahm Brandt die Auszeichnung gerne entgegen und Fünf Jahre arbeitete Numan Acar an d dem Drehbuch einer islamischen Wei Weihnachtskomödie, dafür bekam er die neue Statuette (oben). „Wir sind das Licht, ihr seid das Kino“: Mit die diesem Lied sorgten die Be Berufskollegen für eine Überrasc schung und sangen den Kinobetr treibern ein Ständchen. Die Wiedergutmachung Von seinem Talent versteht zwei-felsohne auch Schauspieler Mat-thias Brandt was. Doch bevor err an diesem Abend selbst den Hes-sischen Fernsehpreis als besterr Schauspieler entgegennahm, schlüpfte er zuvor in die Rolle des Laudators und würdigte in der Kategorie Beste Schauspielerin die Leistungen der drei nominierten Schauspiele- sprach von einer „Wiedergutmachung des Landes Hessen“. Damit spielte er auf die vermeintliche Erfolglosigkeit an, die ihm am Staatstheater Wie Wiesbaden nachgesa gesagt wurde – zu eine einer Zeit, als der He Hessische Filmun und Kinopreis no noch in den Kinde derschuhen st steckte. Ob der S Schauspieler als Protag P Protagonist Georg Sahl in G Serie gehen w wolle? B Brandt: „ „Nur Poli litiker m meinen, sie können in Serie gehen hen.“ F Für eine gro große Überrasc raschung sorg sorgten Eugene Boateng, Mimi Fiedl Fiedler, Judith Hoersch, Nikola Nikolai Kinski, Die Moderatoren Carsten Strauch und Rainer Ewerrien führten durch den Abend, an dem unter anderem auch Kunst- und Kulturminister Boris Rhein, der Offenbacher Regisseur David Sarno und Multitalent Helge Schneider auf die Bühne kamen. Ina Paule Klink, Nermina Kukic, Kai Lentrodt, Clelia Sarto, Esther Schweins, Torsten Voges, Daniela Ziegler und Dennenesch Zoudé. Sie texteten den Song „We Are the World“ von Michael Jackson um und würdigten damit die Arbeit von den ausgezeichneten Kinobetreibern, denen der Hessische Kinokulturpreis überreicht wurde. „Wir sind das Licht, ihr seid das Kino. Ihr seid der Ort, wo die Filme sind, die uns berühren“, lautete der Refrain, der die Preisträger sichtlich rührte. Sehr viel Licht und Glanz gab es auch in den anderen Kategorien: Alexander Fehling und Friedericke Becht hielten die Laudatio auf Nadav Schirman, der als Regisseur von „The Green Prince“ mit dem Hessischen Filmpreis für den Dokumentarfilm bedacht wurde. Da Schirman nicht anwesend sein konnte, entschuldigte er sich über eine Videobotschaft: „Meine Schwester heiratet in zehn Minuten.“ Eine Überraschung war, dass in diesem Jahr kein Kurzfilm ausgezeichnet wurde, stattdessen bekam der Experimentalfilm „Femminielli“ von Regisseur Nino Pezzella den Hessischen Filmpreis. Von ganz großem, emotionalem Kino sprach Bibiana Beglau, als sie die Laudatio über den besten Spielfilm „Hedi Schneider steckt fest“ (Regie Sonja Heiss) hielt, aber auch den weiteren Nominierten – „Im Labyrinth des Schweigens“ und „Pettersson und Findus – Kleiner Quälgeist, große Freundschaft“ – in dieser Kategorie Respekt zollte. Von Hedi Schneider ging es zu Helge Schneider. Das Multitalent hatte an diesem Abend seinen zweiten Auftritt, zuvor unterhielt er die Gäste mit jazzigen Saxophon-Tönen und brachte die Festgäste mit einem „Chinesischen Schlaflied“ zum Lachen. Ein bewegendes Finale Vom hessischen Filmstandort weg und hinaus in die weite Welt ging es gedanklich mit der besten internationalen Literaturverfilmung: „A Most Wanted Man ist ein nachdenklich stimmender Film, der lange nachklingt“, sagte Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, bereits vor der Gala über seine Begründung und honorierte damit die Arbeit des niederländischen Fotografen und Regisseurs Anton Corbijn. Laudator Dieter Kosslick, Direktor der Internationalen Filmfestspiele Berlin, bezeichnete Corbijn als zurückhaltenden und sehr sympathischen Menschen. Stellvertretend für den Regisseur nahm Herbert Grönemeyer den mit 10.000 Euro dotierten Preis entgegen, der selbst in dem Film mitspielt und den Soundtrack komponierte. Das große Finale folgte mit dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier, der den Ehrenpreis an Iris Berben überreichte. Berben fülle ihre Rollen mit ungewöhnlicher Authentizität, habe ihr Publikum über Generationen erreicht, sie sei mutig und zeige Gesicht, lobte der Ministerpräsident. Anna Maria Mühe hielt eine sehr bewegende Laudatio, in der sie die Kollegin als eine Institution des deutschen Fernsehens bezeichnete. Qualität setze sich auch in schnelllebigen Zeiten und in der Generation Facebook durch. Mit dem Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten gelang ein himmlischer Abschluss der Verleihung, die Zukunft hat. Bouffier: „Es wird erfolgreich weitergehen.“ cgr 5 „Alles, was Du möchtest“ Gewinnerin des Ehrenpreises des Hessischen Ministerpräsidenten: Iris Berben ■ on imIris Berben sagte schon mer, was sie denkt. Daher ur vom kennt man sie auch nicht nur tets in Film. Iris Berben hat sich stets lange gesellschaftspolitische Belange ment eingemischt, für ihr Engagement rgesinsbesondere gegen das Vergeslt sie sen und für Toleranz erhielt sverunter anderem das Bundesvereichdienstkreuz und die Auszeichden, nung des Zentralrats der Juden, reits den Leo-Baeck-Preis. Bereits chs1967 war sie nach dem Sechseist tagekrieg nach Israel gereist und setzt sich seither für das heExistenzrecht Israels in sicheren Grenzen ein. Zu sagen, was sie denkt, hat nIris Berben, die von drei Internaten verwiesen wurde, in ejungen Jahren ihr Abitur gerkostet. Nicht aber ihre Karm riere im Film: Bereits im n zarten Alter von 18 Jahren hatte sie bei Kurzfilmen derr Hamburger Kunsthochschule und somit bei den renommierten Oberhausener Kurzfilmtagen mitgewirkt. Kurze Zeit später drehte sie unter der Regie von Rudolf Thome ihren eersten Kinofilm „Detekttive“, worauf ein Jahr s später – 1969 – in Klaus L Lemkes „Brandstifter“ ihr F Fernsehdebüt folgte. Nachhaltig berühmt w wurde Iris Berben als wa wahrhaft unwiderstehliche Ch Chantal in Michael Pfleghar Kultserie „Zwei himmhars lisc lische Töchter“. An der Sei von Ingrid Steger beSeite wie sie ihr ausgesprochenes wies Tale Talent, die Zuschauer zu verz verzaubern und zum Lachen zu b bringen, ohne dabei in die alberne Klamotte abzurutsc rutschen. Die darauf folgende S Show „Sketchup“, hier spielt sie an der Seite des verspielte storbe storbenen Dieter Krebs, gilt als we wegweisend für die Comedy-We dy-Welle der 90er Jahre. Iris Berben kann das ernste Fach Iris Ber Berben freut sich über ihre Trophäe: Tro Der Preis wurde anlässl anlässlich des Jubiläums von Profess Professor Ottmar Hörl neu gestalte gestaltet. Foto: Wachendörfer Wa „Einmal im Jahr ‚Danke‘ zu sagen, ist eine Selbstverständlichkeit“ Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier spricht über den Ehrenpreis und seine Liebe zum Kino Der Ehrenpreis des Ministerpräsidenten gilt als Höhepunkt der Filmpreisverleihung. Ist dies eine schwierige Entscheidung, Sie vergeben den Preis ja bereits zum 5. Mal? Die Auszeichnung haben bis heute hoch angesehene Künstlerinnen und Künstler erhalten, die ihr Publikum und auch mich mit ihren bemerkenswerten Leistungen und ihrem Talent fasziniert und unterhalten haben. Sie stehen für das, was Filmkunst auszeichnet: die Menschen an die Hand zu nehmen und mit ihnen einzutauchen in Geschichten, den Alltag zu vergessen oder menschliche Schicksale greifbar und erfahrbar zu machen. Dies gilt auch und ganz besonders für die diesjährige Preisträgerin Iris Berben. Welche Bedeutung haben für Sie die Kinos, die traditionell mit einem eigenen Preis geehrt werden? Die Kinobesuche zählen zu den Höhepunkten meiner Jugend mit eindrucksvollen Erlebnissen in schweren Klappsitzen, aufgeplatztem Polster, diesem eigenen Geruch. Auch wenn diese Besuche heute seltener sind, bleibt Kino für mich etwas Besonderes. Deshalb war es mir auch ein Herzensanliegen, die Kinos auf dem Weg in das digitale Zeitalter zu unterstützen. Sie sind Aufführungsorte für Filme und gleichzeitig soziale Räume. In dieser Doppelfunktion werden sie auch für ihre kulturelle und soziale Arbeit geehrt. In 25 Jahren hat sich der Filmpreis von bescheidenen Anfängen zum glamourösen Event entwickelt – ist dies auch ein Beleg für die Attraktivität von Filmen „Made in Hessen“? Die Entwicklung der Preisverleihung ist auch Ausdruck unseres gewachsenen Selbstbewusstseins und auch Stolzes auf die Arbeit der Kreativen. Dass wir in den zurückliegenden Jahren in Hessen im Filmund Medienbereich eine derart rasante Entwicklung genommen haben, verdanken wir vielen engagierten Menschen, Regisseuren, Produzenten, Schauspielern, Kinobetreibern und vielen mehr. Einmal im Jahr ‚Danke‘ zu sagen, ihre Arbeit mit dieser Gala zu würdigen, anzuerkennen und auszuzeichnen, ist eine Selbstverständlichkeit. Volker Bouffier überreichte Iris Berben den diesjährigen Ehrenpreis. Foto: Wachendörfer Welche Impulse erhoffen Sie sich von der Film- und Medien GmbH, deren Gründung sich die Landesregierung zum Ziel gesetzt hat? Die Film- und Medien GmbH soll insbesondere die ausgezeichnete Arbeit der vielen Filmschaffenden und die Attraktivität des Film- und Medienlandes auf nationaler und internationaler Ebene noch sichtbarer machen. Gleichzeitig wird es darum gehen, die Nachwuchsarbeit zu stärken und auszubauen. Die Fragen stellte Katja Thorwarth gleichsam bedienen. In die „Guldenburgs“ brilliert sie als Evelyn Lauritzen in einer der erfolgreichsten Fernsehserien überhaupt. Und auch wenn die gemeinsam mit ihrem Sohn Oliver entwickelte Figur der Kommissarin Rosa Roth mittlerweile eine ihrer bekannteste Rollen ist, steht sie für Vielfalt – als die souveräne und schöne Erfolgsfrau ebenso, wie überzeugend als verletzte Ehefrau („Silberhochzeit“ 2005) oder charakterstark als alko- holkranke Verliererin in „Die Mauer“ (2006). Die Schauspielerin Anna Maria Mühe hielt die Laudatio und lobte die Kunst Iris Berbens, alles spielen zu können, „alles, was Du möchtest“. Die große Dame mit ihrer hochprofessionellen Distanz habe sich mit „einer Mischung aus Feuilleton und Boulevard“ durchgesetzt. Die Kollegen seien ihre Komplizen, sagt Iris Berben. Der Zuschauer möchte es sicherlich auch gerne sein. kth 6 2 Anzeigen-Sonderveröffentlichung Adrenalin wie im Zweiten Weltkrieg Als bester Spielfilm ausgezeichnet: „Hedi Schneider steckt fest“ unter der Regie von Sonja Heiss ■ Die Geschichte beginnt unaufgeregt und locker: Hedi Schneider steckt im Fahrstuhl fest. Panik hat sie noch keine, stattdessen quasselt sie den Mann vom Notruf voll. Sie braucht den Zuspruch, ‚Hör bloß nicht auf, mit mir zu reden‘, will sie eigentlich sagen, bestellt aber im Spaß einen Whopper mit Pommes. Hedi Schneider nervt in ihrer unbeholfenen Art und mit ihren ständig weit aufgerissenen Augen. Sie wirkt verletzlich und naiv, ihre permanent gute Laune ist so aufdringlich, dass man ihr Betteln nach Bestätigung von Beginn an richtig deutet: Mit der Frau stimmt etwas nicht. Zu gerne würde man sie an den Schultern packen und ordentlich durchschütteln. Es täte nichts ändern, ihre Augen würden nur noch größer. Ihre Familie scheint genau diese scheinbar unaufgeregte Art an ihr zu lieben. Ein Idyll in vier Wänden, das auf ganz dünnem Eis gebaut ist. Die Todesangst bricht über Hedi plötzlich herein. Eine Angst, die sie dermaßen durchdringt, dass selbständiges Sein nicht mehr möglich ist. Diesen Knackpunkt, das Durchdringen eines Ur-Traumas arbeitet Regisseurin Sonja Heiss beispielhaft heraus. Und wählt mit Laura Tonke die perfekte Besetzung. Sie erfüllt die Rolle der Frau grandios, die sich ihr Glück über einen gespielten Habitus konstruiert, ohne dabei wirklich glücklich zu sein. Ihre geblümten Mädchenklamotten sind Ausdruck eines Zwangs zur Seligkeit – das Grau der Wände im trauten Heim mit Kind und dem liebenden Ehemann Uli spiegelt dagegen plastisch ihren Seelenzustand wider, eine Seele wie von einem Schleier überzogen. „Sie haben eine Adrenalinausschüttung wie im Zweiten Weltkrieg“, sagt der Therapeut zu Hedi, deren Gedanken nur um die Angst vor der Angst kreisen. „Ich will nicht so enden, wie der bei ,Einer flog über das Kuckucksnest‘“, sagt sie, die zur Reflexion längst nicht mehr in der Lage ist. Immer ganz dicht bei den Figuren ist die Kamera, die die nicht alltäglichen Probleme in einem Kontext der Normalität zeigt, und Heiss verlangt ihren Protagonisten alles ab an mimischem Spiel. Immer öfter versetzt sich Hedi mit einem Cocktail aus dem Angstblocker Tavor und Alkohol in einen befreiten Glückszustand, den sie vor ihrer Krankheit niemals hatte. „Ich kann doch nicht alleine sein“, fleht Hedi ihren Mann an, dem die Situation alsbald über den Kopf wächst. Doch ein Gegensatzpaar sind die beiden nur oberflächlich: Vielmehr scheint Uli (kongenial besetzt mit Hans Löw) sein Helfersyndrom auszuleben, das ihm aber schließlich zu anstrengend wird: „Lass uns einen Tag glücklich sein“, schlägt Uli vor. „Aber nur bis zum Abend, nur nicht zu viel vornehmen“, erwidert Hedi und erlebt wohl den glücklichsten Tag ihres Lebens. So einfach ist es – leider – nicht immer. „Die fragile Balance zwischen berührendem Drama und leichtfüßiger Komödie wird von Sonja Heiss scheinbar mühelos und mit großer erzählerischer Eleganz gemeistert – ein Kunststück, das im deutschen Kino nur wenigen Regisseuren gelingt“, urteilt die Jury. kth Regisseurin Sonja Heiss (links) Re ge gelingt es, das schwere Thema des Film Films mit Humor und Leichtigkeit zu b behandeln. Hauptdarstellerin Lau Laura Tonke spielt Hedi Schneider übe überzeugend. Foto Wachendörfer, Fotos: Niko von Graevenitz Nikolai Das Leben ganz ungeschminkt Mit „A Most Wanted Man“ verfilmte der niederländische Filmregisseur Anton Corbijn den gleichnamigen Spionagethriller des ■ Es gibt viele Gründe, Anton Corbijns hervorragend besetzten britischen Thriller dieses Jahr mit dem Preis für die beste Literaturverfilmung zu ehren. Sein Hauptdarsteller Philip Seymour Hoffman ist der Zwingendste. Oscar-Preisträger Hoffman verkörpert den an der Realität zerbrochenen Geheimagenten Günther Bachmann, der mit einer eigenen Spionageeinheit in Hamburg auf der Suche ist nach den Köpfen des internationalen Terro- rismus. Als der beinahe zu Tode gefolterte junge Tschetschene Issa Karpov (Grigoriy Dobrygin) im Umfeld der islamischen Gemeinde auftaucht, ist nicht nur Bachmann hinter ihm her, sondern auch die engagierte linke Anwältin Annabel Richter (Rachel McAdams) und der deutsche Geheimdienst. Schließlich schaltet sich noch der CIA ein und der geheimnisvolle Issa wird zum „most wanted man“, ohne sich selbst darüber im Klaren zu sein, welche Kräfte sich mit völlig unterschiedlichen Absichten an seine Fersen geheftet haben. Die Geschichte spielt nicht umsonst in Hamburg, in der Stadt, in der die Drahtzieher von 2001 unerkannt handeln und leben konnten. Weniger das Wetter, vielmehr die Kamera taucht das Stadtbild in ein düsteres Licht, bestimmt von schmuddeligen Ecken und verwegenen Gestalten. Und doch ist Hamburg von einer Toleranz und Widerstandskraft geprägt, in der der Sexshop und die Moschee friedlich nebeneinander existieren können. Der Kampf für eine bessere Welt ist hier noch möglich, und außerdem, wie es der Romanautor John le Carré selbst einmal formulierte, seien Orte stets auch gleichzusetzen mit Charakteren. Philip Seymour Hoffman alias Günther Bachmann passt daher perfekt ins Setting. Seine aschfahle Gesichtsfarbe im Neonlicht der funktionalen Geheimdienstzentrale scheint kei- ne Maske gebraucht zu haben, die Zigaretten müssen einfach geraucht, die vielen Drinks getrunken werden. Am liebsten in dunklen Kellerbars, in denen sich auch die Gesellschaft von ihrer ungeschminkten Seite zeigt, in denen der Alkohol kein Accessoire ist, sondern eine notwendige Bedingung des Seins. Hoffman lebt seine Figur, die den Unterschied zwischen oben und unten ganz genau kennt, ohne dabei zu wirken wie das übereitle Abzieh- „A Most Wanted Man“ ist eine Literaturverfilmung nach dem Bestseller von John le Carré mit Starbesetzung: Neben Philip Seymour Hoffman in seiner letzten Rolle spielen unter anderem die deutschen Stars Herbert Grönemeyer und Nina Hoss (links). Foto links: Senator Entertainment AG 7 2 Die Schande ist das Monster Als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet: „The Green Prince“ von Regisseur Nadav Schirman ■ Mosad Hassan Yousef, Sohn des Hamas-Mitbegründers Scheich Hassan Yousef, hat sie alle verraten. Seinen Vater, seine Familie, das gesamte palästinensische Volk. Es ist eine Schande, die er über sich und seine Familie gebracht hat – und Schande ist das Monster, das Schlimmste überhaupt. Mosad war „der grüne Prinz“, einer der wichtigsten Spione des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Beth. Mittlerweile lebt er, von seiner Familie als Kollaborateur verstoßen, in den USA unter permanenter Angst – denn Mosad steht in der arabischen Welt auf der Todesliste. Verrat und Misstrauen sind die Kernthemen in Nadav Schirmans „The Green Prince“, dem dritten Teil seiner Spionage-Trilogie, die Mosads Autobiografie „Sohn der Hamas: Mein Leben als Terrorist“ zur Grundlage nimmt. „Mein Vater dachte, der Islam könne die Probleme der Welt lösen“, erzählt Mosad retrospektiv im Halbdunkel. Er scheint in einer jener Gefängniszel- le zu sitzen, die er von früher kennt. Es war zur Zeit der Zweiten Intifada, als sein Vater für ihn noch Vorbild war: der Hamas-Führer, der für das Gute kämpfte. Doch dann wird Mosad verhaftet und erlebt im Gefängnis, wie die Hamas dort ihre eigenen Leute foltern und töten. „Du musst einen Palästinenser dazu bringen, sein Volk zu verraten“, berichtet die zweite Erzählfigur des Films, Gonen BenYitzahek, ein Führungsoffizier des Shin Beth. Seine Aufgabe ist das Rekrutieren feindlicher Spione, er spricht ungewöhnlich offen von den Strategien seines Geheimdienstes. Es gelte die persönlichen Schwachstellen der Kandidaten herauszufinden, Vertrauen zu generieren und Misstrauen gegen das Umfeld zu schüren, was bisher als Lebensmittelpunkt stand. Mosad traut schließlich niemandem mehr über den Weg. Er habe „das wahre Gesicht der Hamas“ gesehen, „die Lüge“. Und „damit hatten wir ihn am Haken“, so Gonen, der später noch zum Retter für Mosad werden soll, als Erfolgsautors John le Carré bild eines Gerechtigkeitsfanatikers, dem es nur um den eigenen Triumph und nicht um die Sache geht. An seiner Seite brillieren hochkarätige Schauspieler wie Willem Dafoe, Robin Wright sowie Nina Hoss und Daniel Brühl. Auch Herbert Grönemeyer gibt einen Gastauftritt und lieferte gleichzeitig den Soundtrack zu diesem eher leisen Krimi, der kein actiongeladenes Geschwindigkeitskino bietet. Vielmehr setzt Regisseur Anton Corbijn den überaus komplexen Romanstoff so packend und intelligent in Szene, dass das intrigante Spiel der Agenten zu jeder Zeit seine Authentizität behält. „‚A Most Wanted Man‘ ist ein fesselnder und nachdenklich stimmender Film, der lange nachklingt“, hat Juergen Boos, der Direktor der Frankfurter Buchmesse, die Wahl des diesjährigen Preisträgers begründet. Macht sich der Zuschauer bewusst, dass er Philipp Seymour Hoffman hier in seiner letzten großen Rolle erlebt, wirkt der Film noch stärker im Bewusstsein nach. Kurz nach der Premiere, am 2. Februar 2014, starb der geniale Charakterdarsteller an einer Überdosis Drogen. kth diesem zunächst das Asylrecht in den USA verwehrt wird. Das ganze Geschehen ist derart von Misstrauen geprägt, dass auch der „The Green Zuschauer versucht Prince“ ist Nadav ist, hinter jeder AusSchirmans (oben) letzter sage berechnendes KalFilm seiner Spionagekül zu vermuten. Wer Trilogie und setzt sich mit verrät hier eigentlich einem der politisch wen, welche Rolle spielt brisantesten Themen unGonen tatsächlich und serer Zeit auseinander. warum entschied sich Fotos: A List Films GmbH der stolze Palästinenser Mosad für das Leben in nendes Stück Zeitgeschichte beSchande, die doch eigentlich das greifen, welches das Dilemma des Schlimmste überhaupt bedeutet? Es sind Fragen über Wahrheit Nahen Ostens auf eine Person herund Schuld, die der Film gar nicht unterbricht. Schirmans „The Green Prince“ auflösen kann.Vielmehr agieren die hat weltweit bereits großes Aufsebeiden Protagonisten gleichberechhen erregt. Ob als Eröffnungsfilm tigt nebeneinander her, jede Persauf dem Sundance Filmfestival in pektive mit Archivaufnahmen und Utha, USA, oder auf dem Moskau nachgestellten Szenen geschickt International Film Festival: der unterlegt. Man kann den DokuFilm mit dem polarisierenden mentarfilm auch als ein hochspan- Thema gewann bei beiden Festivals den begehrten Publikumspreis. In Israel ist er bislang der erfolgreichste Dokumentarfilm 2014, Ende September wurde ihm der Israelische Oscar verliehen. „,The Green Prince‘ ist ein psychologisch komplexer Thriller, den Nadav Schirman großartig, packend und souverän umgesetzt hat“, wie die Jury es treffend formuliert. kth Ausgezeichnete Filme in Hessen HessenInvestFilm gratuliert Sonja Heiss, Komplizen Film und dem ganzen „Hedi Schneider steckt fest“-Team zum Hessischen Filmpreis für den besten Spielfilm Numan Acar zum Hessischen Filmpreis für das beste Drehbuch für „Weihnachten unterm Halbmond“ den Regisseuren Giulio Ricciarelli, Ali Samadi Ahadi und Hermann Vaske zu den Nominierungen zum Hessischen Filmpreis. Herzlichen Glückwunsch an alle Preisträger und Nominierten! HessenInvestFilm, angesiedelt bei der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank), unterstützt die hessische Film- und Medienwirtschaft. Die Fördermittel werden im Auftrag des Landes bereitgestellt. Mehr dazu unter www.wibank.de und www.hessen-invest-film.de Herbert Grönemeyer nahm stellvertretend für Anton Corbijn den Preis für die beste Literaturverfilmung von Juergen Boos (zweiter von rechts), Direktor der Frankfurter Buchmesse, entgegen. Dieter Kosslick (links), Leiter der Internationalen Filmfestspiele Berlin, hielt die Laudatio. Fotos: Wachendörfer 8 Anzeigen-Sonderveröffentlichung Anzeigen- Haben Spaß: Die Schauspielerinnen Bibiana Beglau und Jenny Schily, die auch Mitglied derr t. Filmpreis-Jury ist. ■ Franziska Walser, als beste Schauspielerin nominiert, zusammen mit Boris Rhein, Hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst. ■ Schau Wolter ■ Festliches Flair auf dem roten Teppich: Moderatorin Susann Atwell strahlt in die Kameras. ■ Moderator erator chen Jochen Schropp und erin Schauspielerin ria Anna Maria he. Mühe. Fotos: Raterm Wache ■ Schauspielerin Daniela Ziegler auf der After-Show-Party. Glamour, Stars lachende Gesich Helaba und Alte ■ Großer Musikus mit schauhauspielerischem Talent: Herbe bert Grönemeyer nahm beii der Ga den Preis für die beste te LiGala te etend teraturverfi lmung stellvertretend fü Anton Corbijn entgegen.. für ■ Eine ganz g Große im deutschen Fernse Fernsehen: Iris Berben wurde t T i h vor der Alten Oper von den auff d dem roten Teppich Reportern umlagert. ■ Was für coo Augen: Diet Wedel (links) rückte für den Fotografe Brille auf der Nase zurecht. Und S Susanne Schäfer u Lentrodt posierten ebenfalls gut gelaunt auf de dem roten Teppich. 9 ■ Jasna Fritzi Bauer war als beste Sch Schauspielerin nom nominiert. Hahn im Korb: Jochen Schropp mit den spielerinnen Birthe r (links) und Simone Hanselmann. ■ Felicitas Woll mit Fernsehpreistr trägerin Alwara Höfels in der Helaba. ■ Entspannt beim Vorempfang in der Helaba: Francis Fulton-Smith (oben). Alexander Fehling (links) blickte vor der Alten Oper ins Kameraobjektiv und hielt später eine Laudatio auf Nadav Schirman. ■ Glamourös und perfekt in der Erscheinung: Schauspielerin Clelia Sarto in guter Begleitung. mann (14), endörfer (5) und hter in er Oper le er en seine und Kai ■ Auch nach der Verleihung amüsierten sich Anke Sevenich und Peter Lerchbaumer. ■ Hatten allen Grund zum Feiern: Christel Schmidt und Frank Stephan Limbach von der Hessischen Filmförderung nahmen den Offenbacher Regisseur und Preisträger David Sarno in die Mitte. ■ Edel und schön: Schauspielerin Esther Schweins erlebte eine unterhaltsame Jubiläumsgala und trat später auch als Sängerin in Erscheinung. ■ her: Dennenesch Zoudé zog in Seht her ihrem Outfi Ou t die Blicke auf sich. 10 2 Anzeigen-Sonderveröffentlichung Die Spezialistin der Verwandlung Beste Schauspielerin für ihre Rollen in „Die Fischerin“ und „Dr. Gressmann zeigt Gefühle“: Alwara Höfels Alwara Höfels bekommt die Auszeichnung als beste Schauspielerin Alw Zwei Mal Alwara Höfels – gle gleich für zwei Rollen. In „Dr. Gressmann zeigt Gefühle“ (oben) sp denn zwei Mal brilliert sie spielt sie Dolores Sturm und in „Die Fischerin“ (links) verkörpert sie die Berlinerin Meike, die am Bodensee ihrer Vergangenheit in so unterschiedlichen Rollen, na nachspürt. dass sich die Jury nicht dazu Fo Fotos: ARD/HR; ARD Degeto durchringen konnte, sie nur für einen Film zu ehren. Beide Filme zzeichnen möchten. Ihre Frauenhatte sie 2013 abgedreht, und in sich in ihrem bangen Blick wiem aufiguren gure sind lebensnah und wibeiden sticht sie mit ihrem derfindet. dersp thentischen Spiel heraus, alss gädersprüchlich und wirken geraOb Meike oder Dolores: Die d be es zwei Alwaras, die nurr der dee dad dadurch umso echter.“ Jury bescheinigt Alwara Höfels, ungewöhnliche Name eint. Meike hat in der Tat andass sie den Zuschauern Frauenmöd In der skurrilen Krimikomödere Probleme als Dolores. figuren schenkt, die nicht nur A die „Dr. Gressmann zeigt GeAlleinerziehend ist auch sie, glaubhaft auf dem Bildschirm ark ih Leben in Berlin mit fühle“ poltert Höfels lautstark ihr sind, sondern auch im Haus neres S als alleinerziehende Dolores Sohn Paul (Joshio Oenike) benan wohnen könnten. kth er un Freund Sascha (Max von durch eine Geschichte voller und aTh Hysterie und krimineller MaThun) hat sie im Griff. Doch os chenschaften. An dem Chaos ein Anruf aus der Heimat nbrin ihre Welt ins Wanken. ist sie selbst nicht ganz unbringt beteiligt, will sie doch mit-Der Vater hat einen Herzinfark – sie wird am Bodensee hilfe einer Scheinhochzeitt farkt gebr ihre Unterschichten-Bude gebraucht. Meike, die Business komfortabler gestalten. Panessfrau, wird zu Meike, die rallel verschafft ihr überjetzt als Fischerin hart anpacken muss Alwara Höfels vollzieht durchschnittlich begabter muss. Sohn George seinem diesen Spagat zwischen zwei Lebensw Freund aus gutem Haus benswelten mit einer mühelos wirken ein Alibi, als dieser sich wirkenden SelbstverständlichO sie in süddeutschem Diauf einer Party fast ins Die hessische keit. Ob u die Liebe des grantelnKoma säuft. Der Freund Schauspielerin freut sich alekt um Va ist Dr. Gressmanns (Ken über ihren Preis und bekommt dafür Applaus den Vaters kämpft, in GummihoDuken) Sohn und so von HR-Intendant Dr. Helmut Reitze (links). Moderator Rainer Ewerrien sen Fische ausnimmt, oder als Christel Schmidt ist die Foto: Wachendörfer liebevolle Mutter für ihren Sohn kreuzen sich die Wege sorgt dafür, dass die Statue nicht verrutscht. Co-Geschäftsführerin von Dolores und dem sorgt – nichts ist behauptet oder Hessische Filmförderung Wirtschaftsanwalt, der der Dame noch ein Weilchen länSchmidt, Juryvorsitzende und forciert, es gehört ganz einfach zu – Hessischer Rundfunk nicht fassen kann, dass selbige ihger durch ihr turbulentes Leben Leiterin der hr-Filmförderung, dieser Frau. Filmförderung und sitzt ren Sohn nach George Clooney zu folgen. hat eben diese Fähigkeiten im Der Zerrissenheit der Figur geder Jury für den Hessibenannt hat. „Sie kennen doch In „Die Fischerin“ schlägt die Blick: „Alwara Höfels ist einfach winnt die Schauspielerin alles ab: schen Fernsehpreis vor. Clooney?“, flötet es mit einer Schauspielerin als Meike deutlich eine Spezialistin der Vielseitigkeit. die tiefe Verzweiflung, die aus ihr In diesem Rahmen wird Selbstverständlichkeit aus Alwara leisere Töne an, ohne dabei ihre Sie ist geradezu überbordend in herausbricht, weil der Vater ihr auch der Preis für die Höfels heraus, als sei die BlondiKraft zu verleugnen. Vielmehr ihrer Wandelbarkeit und hat uns den Tod des Bruders anlastet, die beste Schauspielerin und ne mit dem rosafarbenen Bonzeigt sie einmal mehr ein Spiel, damit in diesen ganz unterschiedmädchenhafte Verlegenheit als sie den besten Schauspieler bon-Kostüm ihre Paraderolle, die das sich ausnahmslos an den Filichen Filmen so beeindruckt, ihre erste Liebe wieder trifft, die vergeben. in ihrer Leichtigkeit Lust macht, guren orientiert. Christel dass wir sie dafür besonders ausverborgene Verletzlichkeit, die ■ Christel Schmidt 11 2 Alphatier mit Kontrollverlust Als bester Schauspieler in „Männertreu“ (Regie: Hermine Huntgeburth) ausgezeichnet: Matthias Brandt ■ Männertreu ist die titelgebende Pflanze, die blaublühend gerne Gärten und Balkone schmückt. Mit dem Charakter der Hauptfigur Dr. Georg Sahl alias Matthias Brandt hat der Name der Pflanze jedoch so gar nichts gemein. Sahl hat sie nur alles überwuchernd in seinem großen Garten, dem er jedoch wenig Beachtung schenkt: Er ist ein vielbeschäftigter Mann, der Kopf einer Frankfurter Qualitätszeitung mit glattgekämmtem Haar und stets tadellos sitzenden Anzügen. Selbst seine Gesichtszüge entgleiten ihm nie – außer beim Sex, und von dem hat er reichlich. Sahl, „einer der letzten groß bürgerlichen Ligroßen bera beralen“, wie er bereits zu Beginn charakterisier siert wird, ist ein Woma manizer und legt fast jed jede flach, die ihm vor di die Hose läuft. Und M Matthias Brandt spielt d die Rolle des lüstern nen Egomanen mit d dem ironischen Zug um die Augen exzellent. Matthias Brandt verkörKannte der Ferni „Männer Mä “ mit i d i h pert in treu“ dem Z Zeitungsmacher sehzuschauer den Georg Sahl einen Meinungsführer, der es mit Charakterdarsteller der Treue gegenüber seiner Frau Franziska als den überaus mo(Suzanne von Borsody) nicht so genau nimmt. ralisch integren Foto: HR/Bettina Müller Kommissar Hans von Meuffels, beweist Brandt einmal mehr, dass es wohl keine Rolle gibt, die er nicht auszufüllen vermag. Brandt lebt die Figur des selbstgefällig-unmoralischen Medienmachers, als wäre er, der jüngste Sohn Willy Brandts, schon immer der Konservative mit Einfluss, der alles unter Kontrolle hat – bis auf seine Libido. Ihm zur Seite steht die großartige Suzanne von Borsody als seine betrogene, aber äußerst kluge Gattin Franziska, die ihm in einem permanenten Akt der Selbstverleugnung treu ergeben scheint. Gegen ihren Willen will sich Sahl nun zum Bundespräsidenten wählen lassen, noch mehr Macht verspricht ja bekanntlich auch noch mehr Geld – und beides macht eben ungemein sexy. Doch dann wendet sich das Blatt, denn seine Volontärin wird ihm zum Verhängnis. Das junge Ding hatte Sahl das Märchen von der Scheidung nämlich abgekauft und läuft verzweifelt vor ein Auto, als sie begreift, dass er auch sie betrügt. Plötzlich entgleitet Dr. Souverän die Kontrolle. Hilflos wie ein kleines Kind ruft er nach seiner Frau, die um Schadensbegrenzung bemüht ist, aber nicht verhindern kann, dass der Skandal an die Öffentlichkeit dringt. Äußerst beeindruckend vollzieht Matthias Brandt die Wandlung zum Gefallenen, ohne dabei das charakterimplizite arrogante Selbstverständnis aufzugeben. Er mag zwar gefallen sein, aber doch nur im Kontext einer bürgerlichen Moral, die jeden verurteilt, der Freiheit zu seinem Vergnügen umdeutet. Jedem anderen hätte dieser Spagat das Genick endgültig gebrochen, nicht aber Brandt alias Dr. Georg Sahl. Der kehrt seinem selbsterschaffenen medialen Intrigenspiel den Rücken und gibt alle Ämter ab, um sich beinahe als Märtyrer zu feiern, als Kämpfer für die Freiheit. Matthias Brandt spielt die Doppelbödigkeit der Figur genussvoll aus, obwohl oder gerade weil er den übersexualisierten Frauenvernascher nicht abschüttelt. Der Zuschauer muss Dr. Georg Sahl nicht mögen, den Schauspieler Matthias Brandt aber bewundern für sein konsequentes Spiel um Doppelmoral. „Wann immer Matthias Brandt in einem Film auftritt, geschieht etwas Besonderes. Scheinbar reicht seine Präsenz schon aus, um plötzlich alles glänzen zu lassen und das Publikum zum lustvollen Hinsehen zu zwingen“, schwärmt zurecht die Jury. kth Matthias Brandt freut sich zusammen mit seiner Laudatorin Claudia Michelsen über seinen Preis. Foto: Wachendörfer BASIEREND AUF DEM BESTSELLER /PinguineAusMadagascar.Film JETZT IM KINO /FoxKino AB 27. NOVEMBER NUR IM KINO EIGENTUM VON FOX. NUR ZUM GEBRAUCH IN DER WERBUNG. VERKAUF, VERVIELFÄLTIGUNG ODER WEITERGABE STRENG VERBOTEN. 12 2 Anzeigen-Sonderveröffentlichung Splatter meets Homoerotik “ Als bester Hochschulfilm ausgezeichnet: „Richard & Gilbert“ von Regisseur David Sarno ■ Was der Autor und Regisseur David Sarno auf die große Leinwand gezaubert hat, ist sicherlich nichts für zartbesaitete Gemüter – und schon gar nichts für Zuschauer unter 18. Vielmehr ist es eine verstörende Geschichte um eine brutale Mordserie, die ein Dorf in Angst und Schrecken versetzt und zwei junge Detektive auf den Plan ruft, die auf der Jagd nach einer mordenden Bestie nicht die Finger voneinander lassen können. Das Vogelzwitschern, das fröhlich durch das satte Grün des Waldes trällert, vermag es nicht, den Zuschauer in die Irre zu führen. Zu schnell wird er mit zwei furchtbar zugerichteten Mädchenleichen konfrontiert, deren vom Körper hängende Hautfet- zen von Detektiv Richard beinahe genussvoll inspiziert werden. Er ist der abgeklärte Aktivposten, während sein Kollege und Liebhaber Gilbert den zurückhaltenden und erzählenden Part übernimmt, der über jedes grausame Detail dem Zuschauer Bericht erstattet. Düster ist die Landschaft gezeichnet, es scheint nie Tag zu werden in einer Welt des Todes, in der selbst Jack the Ripper das Blut in den Adern gefroren wäre. Die Handlung spielt im 19. Jahrhundert und die rasanten Kutschfahrten im Halbdunkel drängen die Assoziation mit Vampir-Filmen förmlich auf. Blutlastig und voll aggressiver Erotik sieht man die Protagonisten beim Sex in dunklen Kellergewölben oder in ihrem n Liebesnest. Ihre gutgebauten n nackten Körper wechseln sich auf der Leinwand ab mit blutverschmierten Leichen, die auf Richard eine beinahe obszöne Anziehungskraft ausüben. Es scheint fast so, als wolle er ihnen das Blut von der Haut lecken. platDoch auf sexualisierten Splatter lässt sich David Sarnos Film mehr keinesfalls reduzieren. Vielmehr ist er gelungenes Kunstkino, dessen eindrucksvolle Kamera (Ivan Robles-Mendoza) auch diejenigen Zuschauer in den Bann zu ziehen vermag, die gewöhnlich kein Blut sehen können. Mit seiner „technischen Perfektion und meisterhaften Tableaus, deren Lichtführung einen an o Caravaggio denken lassen“, wie die t, Jury urteilt, erhielt „Richard & en Gilbert“ den n Hessischen Filmpreis en vollkommen zu Recht. kth Nichts für schwache Nerven: der beste Hochschulfilm „Richard & Gilbert“ des Regisseurs David Sarno (links). Fotos: David Sarno, Ivan Robles-Mendoza Multikulturelles Weihnachtsmärchen Als bestes Drehbuch ausgezeichnet: „Weihnachten unterm Halbmond“ von Filmemacher Numan Acar ■ Numan Acar ist ein Multitalent. Er hat als Produzent, Autor, Regisseur und Schauspieler in Personalunion 2014 den Spielfilm „Vergrabene Stimme“ realisiert und somit bereits bewiesen, dass er das Handwerk des Filmemachens in all seinen Facetten beherrscht. Mit „Weihnachten unterm Halbmond“ hat er nun die Basis für ein Filmprojekt geschaffen, das nicht besser in die aktuelle Diskussion um kulturelle Unterschiede und das Miteinander von Religionen passen könnte. Denn Acar versetzt den Leser ins vorweihnachtliche Deutschland, die Luft ist erfüllt mit Plätzchenduft, Kinderaugen strahlen vor Vorfreude, alles glitzert und leuchtet, geschäftig und geheimnisvoll gehen die Erwachsenen ihren Weihnachtseinkäufen nach. Von all diesem Zauber fühlt sich die sechsjährige Melek ausgegrenzt. Ihr Vater Kida ist nicht nur überzeugter Muslim, sondern möchte auch der zukünftige Imam in der städtischen Gemeinde werden. Doch Melek kämpft mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln für ein „Weihnachten unterm Halbmond“ inklusive Glitter, Grippe und Festtagsschmaus. Was zunächst wie ein Weihnachtsmärchen daherkommt, ist deutlich vielschichtiger, denn Acar diskutiert auf verschiedenen Multitalent Numan Acar hat zusammen mit Schauspielerin Julia Thurnau Spaß beim Empfang in der Helaba. Foto: Ratermann Ebenen die Probleme, die eine Integration mit sich bringt, ohne dabei die eigene kulturelle Identität zu verkaufen. Daneben eröffnet sich dem Leser eine turbulente Story voller Pointen und Leichtigkeit, die zweifelsohne den Weg auf die große Leinwand finden wird. „Numan Acar und seine CoAutoren Sinan Akkus und Tim Krause haben es geschafft, dem Drehbuch einen überspitzten, subversiven Ton zu verleihen.“ Diesen künstlerisch gelungenen Drahtseilakt ehrt die Jury mit dem Hessischen Drehbuchpreis. Man darf schon jetzt auf die Realisierung gespannt sein. kth 13 2 Die verwirklichten Frauen von Neapel Als bester Experimentalfilm ausgezeichnet: „Femminielli“ von Regisseur Nino Pezzella ■ Durch enge neapolitanische Gassen schlängelt sich eine kirchliche Prozession. Nicht weit davon reißen Bagger die Straße auf, flirten Bauarbeiter mit einer Dunkelhaarigen, die alsbald zu einem offenen Fenster ruft: „Oh Russo, zum heiligen Schwanz, ich komme hoch.“ Sie heißt Franca, hebt neckisch ihre Brüste in die Kamera, Russo ist ihre Freundin. Sie ist wie sie ein Femminiello, ein Transgender – als Mann wurde sie geboren und lebt seit früher Kindheit ihre weibliche Identität. Russo ist Künstlerin, eine Berühmtheit im Spanischen Viertel, dem einzigen Ort, in dem die Femminielli ihre Tradition bewahren konnten. „Viele sagen, wenn ich sterbe, stirbt das Viertel“, sagt Russo, die geschminkt ist wie Scarlett O’Hara: „Heutzutage muss man sexy sein, sonst springt kein Kindchen raus.“ Franca und Russo lieben sich und sie lieben ihr Leben. Erotik schwebt immer in der Luft, auch beim Gemüse- oder Fischhändler, allerorts nur Phallus-Symbo- CHRISTOPH MARIA le, wer Bedarf hat, lebt im Paradies. Die beiden sind zwei von vier Charakteren, die Regisseur Nino Pezzella in einer zehnjährigen Langzeitstudie begleitet hat. Er geht nicht den linearen Weg, vier Geschichten über außergewöhnliche Menschen zu erzählen an einem außergewöhnlichen Ort. Er verwebt die Erzählstränge zu einer Gemengelage, die nur durchblickt, wer ganz genau hinschaut. „Und liefert nebenbei einen angenehm irritierenden Beitrag zur Transgender-Diskussion unserer Tage“, wie die Jury urteilt. Patti, die schöne Blonde mit der großen Oberweite und dem männlichen Geschlecht, lässt sich zur Braut herrichten. Es soll der Tag ihres Lebens werden. Lange wird das Haar gestylt, mit jedem Bürstenstrich fühlt sie sich noch weiblicher. Wer wird ihr Zukünftiger sein? Etwa der Bäcker Peppino, der in seiner Backstube Brötchenteig mit Ei und Speck füllt? Sich nach getaner Arbeit bekreuzigt und dann mit Stöckelschuhen und Perücke in Schale wirft? HERBST ELYAS Nein, es ist ein schmaler Mann mit grauem Anzug, der Zuschauer ist irritiert, bis er merkt, dass es sich um eine Inszenierung handelt. Um einen Event, in dem Patti den Traum einer Hochzeit lebt, und damit sich und ihre Gäste immer wieder aufs Neue glücklich macht. Am Abend wird sie wohl doch mit dem Bäcker Peppino schlafen. sso auf seinem Derweil steht Russo Balkon und ruft flehentlich um Hilfe, bis Franca herbeieilt, im geschlitzten Schwarzen und mit wallendem Busen. Russo liegt auf dem Bett wie eine Gebärende, schreitt vor Schmerzen, Franca zieht schließlich eine Puppe unter ihrem rosa Nachthemd hervor. Schließlich tanzt sie, von Fans umringt, im rosa Kleid auf der Straße, sie, der Star des Viertels. Auch wenn Regisseur Pezzella auf jede Form der filmischen M’BAREK DETLEV BUCK Regisseur Nino Pezzella untersucht in Neapel das Phänomen der Femminielli, die in der antiken Tradition der Hermaphroditen stehen. Fotos: Wachendörfer, Nino Pezzella Konventio Konvention verzichtet greift er zu u verzichtet, heinem immer wiederkehurenden Motiv, das den Zueischauer bis zum Ende begleitet: Die Müllberge in den Gassen scheinen der Kitt zu sein, der dem Film seine Rahmung verleiht. Mit jedem Schnitt werden sie ein Stück größer und legen SERKAN Zeugnis ab von einer Gesellschaft, die ein Viertel sukzessive verkommen lässt, um es schließlich komplett zu entsorgen. Die Bagger haben mit dem Straßenbelag bereits angefangen. kth CETINKAYA KEINE FRAUEN. KEINE PROBLEME. JETZT IM KINO 14 Anzeigen-Sonderveröffentlichung Keine Trophäe, aber trotzdem gewonnen Die Nominierten für den Hessischen Filmpreis in den Kategorien Spielfilm und Dokumentarfilm rücken in den Fokus s ■ Jedes Jahr werden dreii Spielfilme und drei Doku-mentarfilme nominiert. Nur je-weils einer bekommt den Haupt-preis und kann oben auf der Büh-ne stehen. Doch hier und jetzt werden auch die anderen gewürdigt, die sich ebenfalls durch herausragende Leistungen in ihren Disziplinen um den Film verdient gemacht haben. In der Kategorie Spielfilm überzeugte die Jury „Im Laby-rinth des Schweigens“ von Giulio Ricciarelli. Der Regisseur zeigt die Vorgeschichte zum spektakulären Frankfurter Auschwitz-Prozess auf und konnte für die Rolle des Generalstaatsanwalts Fritz Bauer den großartigen Gert Voss gewinnen. Der Prozess beruhte seinerzeit auf einer Recherche des Journalisten der Frankfurter Rundschau, Thomas Gnielka, der die Urteilsverkündung 1965 nicht mehr erlebte. „‚Im Labyrinth des Schweigens‘ ist dem Andenken Fritz Bauers gewidmet, der die Frankfurter Auschwitz-Prozesse maßgeblich mitinitiierte – und damit auch den Holocaust ins öffentliche Bewusstsein rückte“, begründet die Jury die Nominierung. Mit dem von Pixomondo animierten Kinderfilm „Pettersson und Findus – Kleiner Quälgeist, große Freundschaft“ von Ali Samadi Ahadi wollte die Jury ein A Auch für die Nominierte ten war es ein glanzvolle ler Abend: Alexander Fe Fehling und Friederike Be Becht spielen „Im La Labyrinth des Schweige gens“ und hielten eine Lau Laudatio auf den besten Dok Dokumentarfilm. Foto o: Wachendörfer Foto: Zeichen setzen für den hessischen Kinderfilm. Die liebevoll erzählte Geschichte um den Kater Findus erhielt bereits den Kinder-Medien-Preis auf dem Filmfest München. Die Jury befindet: „Mit übersatten Farben, einer beeindruckenden Animation des Katers Findus, Tanzeinlagen und einer liebevollen Ausstattung schafft der Film eine spielerische, kindgerechte und einnehmend frohgemute Atmosphäre.“ Auch in der Kategorie bester Dokumentarfilm hatte der Preisträger „The Green Prince“ starke Konkurrenz: In „Arteholic“ begibt sich Regisseur Hermann Vaske zusammen mit Filmlegende Udo Kier auf einen durchgeknallten Roadtrip quer durch Europas Kunstmuseen. Kier trifft dabei Künstler und Weggefährten wie Lars von Trier und spricht über Kunstwerke und die „Sucht nach Kunst“. „‚Arteholic‘ ist ein ent- grenztes Roadmovie, das uns in zentrale ikonographische Stätten nder Gegenwartskunstt nd entführt und dabei wie zulbst fällig selbst zum Kunstwerk wird“, urteilt die Jury. In „Carlo, Keep Swingin‘“ zelebriert die junge Dokumentarfilmerin Elizabeth Ok den Jazz in Frankfurt. Durch Zufall stieß Ok auf den Nachlass des Jazzmusikers Carlo Bohländer. Der hatte bereits 1952 das legendäre „Domicile du Jazz“ begründet, das in den heutigen „Jazzkeller“ aufgegangen ist. Schallplatten, persönliche Gegenstände, Tonaufnahmen und unveröffentlichte lichtes Filmmaterial verwendete Elizabeth Ok schließlich für ihr gelungenes Stück Frankfurter Zeitgeschichte. Wie die Jury erklärt, kommt „der Begründer des legendären Frankfurter Veranstaltungsortes in unbekannten Filmdokumenten zu Wort. Getragen wird der informative und vielstimmige Dokumentarfilm von seiner hinreißenden Witwe, der Sängerin Anita Honis-Bohländer.“ kth Herm Hermann Vaske war mit seinem Kunstroadmovie „Art „Arteholic“ nominiert, in dem er Udo Kier auf den Spu Spuren der Kunst durch Europa schickt. Giulio Ricciarelli führte Regie, seine Frau Lisa Martinek spielt „Im Labyrinth des Schweigens“ mit, der ab 6. November in den deutschen Kinos läuft. Fotos: Ratermann „Die Nominierten werden nicht stiefmütterlich behandelt“ Frank Stephan Limbach, Geschäftsführer der Hessischen Filmförderung und Mitglied in der Filmpreis-Jury, berichtet über seine Tätigkeit und die Bedeutung einer Nominierung für die Filmemacher Finden Sie, die Nominierten werden zu stiefmütterlich behandelt? Wieso? 5000 Euro sind zum einen ja nicht wenig Geld. Zum anderen zeigen wir der Öffentlichkeit, was an filmischer Qualität in Hessen noch alles erarbeitet wurde. Mit der Nominierung erhalten die Filmschaffenden eine Anerkennung, und bei der Gala bekommen sie in Form ihres Trailers einen Raum, der die Menschen auf ihre Arbeit neugierig macht. Es spornt an, seinen Trailer im Rahmen der Hessischen Ehrengala vor großem Publikum zu sehen. Sie waren als Produzent des Films „In the Darkroom“ selbst einmal nominiert. Wie war das? Es war sehr spannend, man fiebert und wünscht sich den Erfolg natürlich unbedingt. Es ist ein großer Anreiz weiterzumachen, wenn man eine Auszeichnung bekommt. Aber erst einmal muss man die Nominierung schaffen, danach ist es eine 33,3%-Chance. Waren Sie enttäuscht, als Sie nicht gewonnen hatten? Es gab in der Tat mal einen Film, da verstehe ich es bis heute nicht, dass der Preis nicht an uns gegangen ist. Das war bei „Projekt Vor der Alten Oper geben sich die Stars der Branche auf dem roten Teppich die Ehre. Foto: Ratermann Gold“. Mir wurde richtig heiß und kalt. Im letzten Jahr hingegen war die Konkurrenz enorm. Wenn man sich schon im Nominierungsverfahren gegen Filme wie zum Beispiel „Master of the Universe“ durchsetzen kann, hofft man auch zu gewinnen. Und ist etwas enttäuscht, wenn es einen anderen Preisträger gibt. Aber natürlich sieht man es dann doch sportlich. Nach welchen Kriterien werden Filme nominiert – wie wählen Sie aus? Hessische Filminstitutionen können Arbeiten zur Teilnahme vorschlagen, die aber einen Hessenbezug aufweisen müssen. Diese Filme gehen dann in eine siebenköpfige Vorjury, die jeweils fünf Filme der Hauptjury vorschlägt. Aus diesen Fünf folgen die drei Nominierten – bis sich eine Einigung auf den Gewinner erzielen lässt, und das ist nicht immer einfach. Läuft aber nach dem klassischen Findungsprinzip. Herr Limbach, Sie sind der neue Geschäftsführer der HFF. Was wird sich ändern? Ich will versuchen, die kulturelle Hessische Filmförderung mit allen Kräften in die Film- und Medien GmbH zu integrieren. Der Stellenwert des Filmlands Hessen konnte nicht zuletzt durch die Erfolge der kulturellen Filmförderung etabliert und mit deren Erfahrung gefestigt werden. Klar ist, dass die neue Filmförderung nur gemeinsam zum Erfolgsmodell werden kann. Das Fundament für diese Zusammenarbeit fällt in meine Amtszeit. Besonders wichtig ist es, den starken und gut ausgebildeten Produktionsnachwuchs, mit dem Establishment und dem kreativen Teil der hiesigen Filmbranche zusammenzubringen. Wir müssen uns für die neuen höheren Anforderungen wappnen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Ein gut vernetztes System schafft die Synergien, die wir brauchen. kth Frank Stephan Limbach Frank Stephan Limbach ist Geschäftsführer der Hessischen Filmförderung (die kulturelle Filmförderung des Landes Hessen und Hessische Rundfunk Filmförderung). 15 ■ Durch Zufall entdeckte Regisseurin Elisabeth Ok den Nachlass des einflussreichen Jazzers und Musiktheoretikers Carlo Boh Bohländer. „Carlo, Keep Swingin‘“ beleuchtet die Lebensgeschichte des Begründers des legendären Frankfurter „Jazzkellers“, der in unbekannten Filmdokumenten selbst zu Wort kommt. D Film wird vor allem von seiner Witwe, der Sängerin Anita Der Honis Bohländer (rechtes Foto oben, Honis-Bohländer links), getragen. Fotos: Ok & Stock Filmproduktion UG i.Gr. Filmische Qualität made in Hessen: Die Nominierten des Filmpreises ■ Die Verfilmung des Kinderbuchklassikers „Pettersson und Findus – Kleiner Quälgeist, große Freundschaft“ von Regisseur Ali Samadi Ahadi überzeugt nicht nur durch seine beeindruckende Animationstechnik, sondern auch durch die hochkarätige Besetzung mit Ulrich Noethen als Pettersson und Marianne Sägebrecht als Beda Andersson. Fotos: Tradewind Pictures/Senator Film Verleih ■ Verdrängung stand im Deutschland der frühen 60er Jahre an der Tagesordnung: „Im Labyrinth des Schweigens“ von Regisseur Giulio Ricciarelli ist dem Andenken Fritz Bauers gewidmet, der die Frankfurter Auschwitz-Prozesse maßgeblich mitinitiierte. A Al exander Fehling Fehlin spielt darin den jungen Staatsanwalt Johann Radmann (oben Alexander links), Fr Friederike rieder Becht seine Partnerin Marlene (oben rechts). Fotos: Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion GmbH ■ Ein filmisches Kunstwerk ist Hermann Vaskes Dokumentarfilm „Arteholic“, in dem der charismatische Udo Kier (links) über seine Sucht nach Kunst spricht. Auf seinem Roadtrip durch europäische Kunstmuseen trifft er auf Künstler und Weggefährten wie Lars von Trier (oben links). Fotos: Patricia Lewandowska und Miona Bogovic