Baumnüsse in der Schweiz sichern – sammeln – nutzen

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Baumnüsse in der Schweiz sichern – sammeln – nutzen
Medientext FRUCTUS,
Baumnüsse in der Schweiz
sichern – sammeln – nutzen
Das FRUCTUS Baumnuss-Projekt hat zum Ziel, eine möglichst breite
Palette an Schweizer Typen als Genressource der Nachwelt zu erhalten
und deren Pflanzung zu fördern. Mit jährlichen Fachtagungen und der
Einrichtung einer Internetplattform soll das Fachwissen von Baumschulisten, Holzverarbeitern, Oelmühlenbetreibern, Produzenten, Verarbeitern
und Konsumenten erhalten und vernetzt werden.
Die Walnuss (Juglans regia) gehört zum Kulturgut der
Schweiz. Er war vor der letzten Eiszeit hier heimisch, starb
dann aus und wurde von den Römern als Kulturpflanze
wieder über die Alpen gebracht.
Er stellt hohe Ansprüche an das Klima: nicht zu strenge Winter und geringe Blütenfrostgefahr.
Die vielseitige Nutzung ist beeindruckend: Früchte, Oel, Holz,
Heilpflanze, imposanter Schattenbaum.
Leider droht heute viel Wissen um den Nussbaum und seine
Nutzung verloren zu gehen. Von vielen Bäumen werden die
Früchte nicht mal mehr geerntet und unser Baumnusskonsum besteht zu 80% aus importierten Nüssen…
Seit Mitte des 19. Jh. war der Schweizer Nussbaumbestand
rückläufig und die ganze Vielfalt bewährter, in der Schweiz
vorhandener Sorten drohte in den letzten Jahren verloren zu
gehen. Anfang 21. Jh. war der Tiefpunkt erreicht. Erfreulicherweise führen heute ganz unterschiedliche Gründe dazu, dass wieder vermehrt Nussbäume gepflanzt werden. Hier setzt unser Projekt an:
Wir möchten der Nachwelt die ursprüngliche Vielfalt an Baumnussvarietäten erhalten.
Wer vor Projektbeginn in einer Baumschule einen Nussbaum kaufen wollte, dem wurde ein Sämling
oder eine Auswahl aus zwei-drei veredelten Sorten ausländischer Herkunft angeboten. Die einst bestehende Genvielfalt, welche hier wuchs, drohte zu einem "Franquette-Einerlei" zu verkümmern. Das
Projekt von FRUCTUS hat sich zum Ziel gesetzt, die ganze Vielfalt bewährter, in der Schweiz
vorhandener Typen von Juglans regia zu erfassen und als Genressourcen zu bewahren, und zwar
klassische Tafelnüsse im eigentlichen Sinne wie auch biologische Besonderheiten.
Im Gegensatz zu den Apfelbäumen, bei welchen Sorten über Jahrhunderte vegetativ vermehrt wurden, ist der grösste Teil der bei uns vorkommenden Nussbäume aus Sämlingen gewachsen. Dies
ist nicht verwunderlich, besteht doch eine gute Chance, dass das Pflanzen einer Nuss wieder einen
Nussbaum bringt, welcher die Eigenschaften des Mutterbaumes weitgehend zur Geltung bringt.
Zudem ist die Veredlung von Nussbäumen eine Kunst,
welche nur wenige Spezialisten beherrschen.
Jeden Herbst konnten Nussbaumbesitzer Fruchtmuster an die Projektleitung schicken. Diese wurden an einem Expertentag Ende November mit den uns bekannten Sorten verglichen und bezüglich ihrer Eignung für
das Erhaltungsprogramm beurteilt. Unser Expertenteam
setzt sich aus Fachleuten mit breit gefächertem Fachwissen und unterschiedlichem Hintergrund zusammen.
Von den als erhaltungswürdig eingestuften Sorten wurden
Reiser geschnitten und Jungbäume nachgezogen.
Die Nussbaumschule Gubler, Hörhausen TG bietet dieses
breite Spektrum der Schweizer Baumnüsse und eine
grosse Auswahl inter-nationaler Sorten zum Verkauf an.
Bisher wurden 120 Sorten aus der ganzen Schweiz ausgewählt und ins Vermehrungsprogramm aufgenommen. Die
Vielfalt erstreckt sich über aussergewöhnlich glattschalige
bis extrem gefurchten oder gar knorrigen Nüssen, von kugelrunden bis umgekehrt trapezförmigen oder solchen mit
auffallendem Spitzchen, von Nüssen mit ausgeprägten Bitterstoffen bis geschmacklich extrem milden, von höhenlagentauglichen und nachgewiesen frostresistenten Sorten…
Von jeder erhaltungswürdigen Sorte werden Bäume in verschiedenen Sortengärten in der ganzen
Schweiz gepflanzt. Die ersten Sammlungsstandorte befinden sich in St. Légier s. Vevey VD, Meinier
GE, Hörhausen TG und Frümsen SG, wo alle Sorten einer genauen Beobachtung und Beschreibung
unterzogen werden.
In Zusammenarbeit mit Heinrich Gubler (Nussbaumschule) und Veiko Hellwig (Nussprodukte)
zeigen wir an verschiedenen Märkten unsere
umfangreiche Sammlung von Schweizer
Baumnüssen, welche die Besucher immer
wieder ob der grossen Vielfalt staunen lässt.
An den jährlichen Fachtagungen wurden bisher
nebst Aktuellem folgende Themen behandelt:
2006: Die kulinarische Welt der Baumnuss
2007: Holznutzung, Beurteilung der Nuss
2008: Deskriptoren zur Nussbeschreibung,
grosse Sortenschau
2009: Krankheiten und Schädlinge
2010: Rückblick und Ausblick auf Pflanzungen
und Projekte
2011: definitive Verabschiedung des Beschreibungsvorschlages zu Handen des BLW
(Bundesamt für Landwirtschaft)
Wir freuen uns, dass FRUCTUS nun eine dieser als „erhaltungswürdigen Sorten“ zur Obstsorte des
Jahres 2012 gewählt hat: die „Rote Gubler 1“ qualifiziert sich mit ihrer dunkelroten Farbe der Kernhaut
zu etwas ganz speziellem: Diese einzigartig dekorative Nuss ist daher für die kreative Küche sehr
gefragt. Zudem sind die Kerne der „Rote Gubler 1“ grösser und schöner als die Ursprungssorte, mild
und bekömmlich im Geschmack. Die Sorte kommt früh in Ertrag, bringt alljährlich gute Ernten und
weist ein mittelstarkes bis starkes Wachstum auf. Die Nüsse lassen sich gut von Hand öffnen und sind
leicht auskernbar.
Zum Schluss möchten wir Sie darauf hinweisen, dass der Nussbaum Baum des Jahres 2008 war.
Besuchen Sie dazu folgende Webseite mit sehr umfangreichen Informationen: http://baum-desjahres.de/index.php?id=385
Auf der FRUCTUS-Website www.fructus.ch klicken Sie auf -> Sorten -> Walnuss: Da finden Sie laufend Neuigkeiten zu unserem Projekt und eine breit gefächerte Zusammenstellung von Informationen
rund um die Baumnuss: eine Literaturliste, ein Überblick über Oelmühlen in der Schweiz, eine Zusammenstellung von Anbietern verschiedener Baumnussprodukten findet sich neben Infoblättern zur Meldung spannender Baumnuss-Sorten, Hinweisen zur erfolgreichen Ernte und Trocknung und weiteren
Unterlagen zum Projekt.
Projektleitung für FRUCTUS:
Ralph Bachmann, Umweltwerkstatt Rosenberg, 8492 Wila
Tel. 052 385 16 73, umweltwerkstatt@rosenberg-wila.ch