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Transcription

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„WHAT IS
THIS HEART ?“
Musik / Performance
Uraufführung
So 29. Juni 2014, 21:00 Uhr
Haus der Berliner Festspiele, Große Bühne
EIGN
AIRS
13.7.14
–
Dauer 70 min
Musik: How To Dress Well
Arrangements: Minna Choi
Violine: Ayumi Paul, Sara Silva
Bratsche: Shasta Ellenbogen
Cello: Phoebe Scott
Choreografie: Brendan Fernandes mit Simon Portigal
Tänzer: Robert Kingsbury, Jefferson Arce Rodríguez, Jorge De Hoyos,
Simon Portigal, Brendan Fernandes
Kostüm: Eckhaus Latta
Produktion: Berliner Festspiele / Foreign Affairs
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds
Foto: © Zackery Michael
HOW TO DRESS WELL
How To Dress Well ist der Bühnenname des 1984 geborenen amerikanischen Künstlers Tom Krell. Seit 2009 veröffentlicht Krell online
kostenlose EPs. Sein Debütalbum „Love Remains“ wurde 2010 in den Vereinigten Staaten von Lefse sowie in Europa und Asien von Tri Angle
herausgebracht. Von der Musikrezensions-Website Pitchfork Media erhielt es einen Score von 8,7 und wurde als „Best New Music“
ausgezeichnet. Die Seite Stereogum wertete ihn als eine der „40 Best Bands of 2010“. Das Magazin Spin gab ihm 8 von 10 Sternen und
bezeichnete ihn als „ebenso meditativ wie assoziationslastig … [Das Album] beschwört bruchstückhafte Erinnerungen an Shai und TLC
herauf.“ Auf Krells Debütalbum „Love Remains“ sind die besten seiner frühen EPs versammelt. Nach seiner EP „Just Once“ – eine Suite
aus vier „Suicide Dream“-Songs in Begleitung eines Streicherquartetts – kehrte Krell im Jahr 2012 mit „Total Loss“ zurück. Darüber hinaus
arbeitete Krell bereits mit Active Child, Forest Swords, Schlohmo und Jacques Greene zusammen, außerdem coverte er R. Kelly, Elite
Gymnastics, Xiu Xiu und Janet Jackson. Sein neues Album „What Is This Heart?“ erschien am 23. Juni 2014.
BRENDAN FERNANDES
Im Jahr 1989 emigrierte der Kenianer indischer Abstammung Brendan Fernandes
nach Kanada. Er nahm am Independent Study Program am Whitney Museum of
American Art teil (2007), zuvor hatte er seinen Bachelor of Fine Arts an der kanadischen York University (2002) und seinen Master of Fine Arts an der University of
Western Ontario (2005) abgeschlossen. Landesweite und internationale Präsenz
zeigte er unter anderem mit Ausstellungen im Solomon R. Guggenheim Museum,
im Museum of Art and Design New York, im Art in General, im Musée d‘art contemporain de Montréal, in der National Gallery of Canada, in der Art Gallery of
Hamilton, im The Studio Museum in Harlem, im Mass MoCA, im The Andy Warhol
Museum, in der Art Gallery of York University, im Deutsche Guggenheim Berlin, in
der Bergen Kunsthall, bei der Manif d’Art: The Quebec City Biennial, bei der Third
Guangzhou Triennial und bei der Western New York Biennial in der Albright-Knox
Art Gallery. Darüber hinaus war Fernandes häufig als Artist in Residence eingeladen, unter anderem bei der Canada Council for the Arts International Residency
in Trinidad and Tobago (2006), bei den Programmen Work Space (2008) und
Swing Space (2009) des Lower Manhattan Cultural Council sowie beim Gyeonggi
Creation Center des Gyeonggi Museum of Modern Art, Korea (2009) und beim
ZKM, Karlsruhe (2011). Im Jahr 2010 war er Finalist beim Sobey Art Award, Kanadas
wichtigster Auszeichnung im Bereich der zeitgenössischen Kunst, im Jahr 2013
stand er auf der Shortlist. Kürzlich erhielt er ein Aufenthaltsstipendium von der
Robert Rauschenberg Foundation. Fernandes lebt in Toronto und New York.
FORE
AFFA
26.6.
GESPRÄCH MIT TOM KRELL
Unser Gespräch findet rund einen Monat vor
Veröffentlichung Ihres dritten Albums und
Ihres Auftritts bei Foreign Affairs in Berlin
statt. Wie sieht momentan Ihr Tagesablauf
in Chicago aus?
Nach dem Frühstück gebe ich am Vormittag
Interviews, Medien aus aller Welt rufen mich
an oder verabreden sich mit mir auf Skype,
um über „What Is This Heart?“ zu sprechen.
Nach dem Mittagessen gehe ich in die Bibliothek, um drei bis vier Stunden an meiner
Dissertation zu arbeiten. Es folgen Sport,
Abendessen, Basketball im Fernsehen und
mein Bett, das war’s dann. Und so sieht es
gerade original jeden Tag aus.
Wie sind die Reaktionen auf Ihr neues
Album?
Einhellig und sehr gut, was mich natürlich
überaus glücklich macht. Beim zweiten
Album, „Total Loss“, hatte ich das Gefühl,
mich noch viel mehr erklären zu müssen, ich
sah mich mit Fragen konfrontiert, die in etwa
so lauteten: „Was wollen Sie eigentlich mit
Ihrer Musik? Wo ist die Weiterentwicklung?“
Jetzt sind die Fragen wesentlich einfühlsamer,
positiver und unterstützender.
Könnte das auch etwas mit der Musik zu tun
haben, die jetzt viel selbstbewusster als
früher klingt?
Zwei Faktoren spielen eine Rolle: das Selbstbewusstheit der Musik und die Tatsache, dass
der Vorgänger eben „Total Loss“ war und
nicht „Love Remains“, mein Debüt. Das war
ein sehr merkwürdiges Album, wohingegen
„Total Loss“ wesentlich zugänglicher war.
Das wiederum hilft jetzt dem neuen Album.
War es eine bewusste Entscheidung,
„What Is This Heart?“ weniger verschroben
anzulegen?
Ich schrieb den ersten Song, der auch das
Album eröffnet, „2 Years on (Shame Dream)“
am Südkreuz, in Berlin. Zufälligerweise
fand ich in der Wohnung, in der ich wohnte,
eine Gitarre und begann zu spielen. Sofort
beschloss ich, von nun an mit der Gitarre zu
arbeiten, was dem Album eine ganz neue
Klangfarbe gab.
Bei Foreign Affairs arbeiten Sie nun mit
einem Choreografen, mit Tänzern,
klassischen Musikern sowie Modedesignern
zusammen – was war der Auslöser?
Als Ihre Anfrage mich 2013 erreichte, unterhielt ich mich bereits seit ungefähr einem
halben Jahr mit dem Choreografen Brendan
Fernandes über eine mögliche Zusammen­
arbeit. Wir wollten im PS1 auftreten und
überlegten, wie wir die finanziellen Mittel
akquirieren sollten und, schwupps, kam eine
E-Mail aus dem schönen Berlin!
Sie treten ja seit Jahren mit einem konven­
tionellen, wenn auch immer wieder über­
wältigenden Set-up auf: Sie sind der Sänger
und Entertainer, hinter Ihnen steht eine Band
oder eine Maschine, welche die Musik mehr
oder weniger originalgetreu abspielt. Letztlich machen es 90 Prozent aller Popmusiker
so. Ungewöhnlich in Ihrem Fall ist eher die
enorme Präsenz, die sie mit Ihrer Stimme
ausüben. Aber limitiert ist das Ganze schon,
oder?
Absolut! Wobei ich auch bei einem ‚normalen‘
Auftritt versuche, dem Publikum ein Erlebnis
zu bieten, das aus Performance, Bildern und
Klang besteht, im Gegensatz zu dem sehr
direkten Rock-Modus: „Männer in Jeans auf
Bühne spielen Gitarre, fahren mit dem Auto
zum nächsten Konzert, spielen Gitarre…“ Ich
sehe dieses Projekt also einerseits als fantastische Möglichkeit, von der Schinderei ‚on the
road‘ wegzukommen, gleichzeitig sehe ich es
aber auch als logische Fortführung meiner
Anstrengungen, größtmögliche künstlerische
Kontrolle über die Live-Darbietung zu haben,
um dem Publikum etwas Besonderes zu
bieten, das mehr als nur ein normales PopKonzert ist.
Wie sind Sie auf Brendan Fernandes
gestoßen?
Wir wurden durch gemeinsame Freunde einander vorgestellt und sind schon seit Jahren
befreundet. Wir lebten in den Nuller-Jahren
beide in New York und unsere Karrieren
nahmen zum selben Zeitpunkt Fahrt auf.
Ich interessiere mich für seine Arbeit, er sich
für meine, es war nur eine Frage der Zeit, bis
wir zum ersten Mal zusammenarbeiten
würden. Uns war sehr wichtig, dass der Tanz
nicht einfach nur nach ‚Musikvideo‘ aussieht,
viel mehr soll das Endergebnis sich so anfühlen, als ob die Tänzer die Musik kreieren!
Tänzer als reine Staffage, wie es so viele
Bands praktizieren – es gibt kaum etwas
Schlimmeres!
Mit Minna Choi, die einige Ihrer neuen Songs
für den Abend für ein klassisches Instrumentarium arrangiert hat, haben Sie bereits
zusammen gearbeitet, richtig?
Im Jahr 2011 veröffentlichte ich eine EP
namens „Just Once“, um einem Freund zu
gedenken, der gestorben war. Gleichzeitig
gingen Teile der Einnahmen an MindFreedom.
org, eine Organisation, die sich um Menschen
mit psychischen Problemen kümmert. Ich bat
meinen Manager, einen Arrangeur zu suchen,
der für Orchester schreiben kann. Er kannte
Minna Choi, die schon für Death Cab For
Cutie gearbeitet hatte, aus San Francisco.
Wir skypeten, verstanden uns auf Anhieb
und arbeiten seitdem zusammen, ihre Kunst­
fertigkeit ist sowohl auf meinem neuen
Album als auch auf dem Vorgänger zu hören.
Uns allen war es sehr wichtig, einen Abend
zu gestalten, der einerseits einzigartig ist,
andererseits aber auch parallel zum ‚normalen‘ How To Dress Well läuft. Man kennt die
Musik, vielleicht, mein Album erscheint kurz
vor dem Auftritt in Berlin, gleichzeitig hat
man die Arrangements so noch nie gehört
und wird sie auf Platte auch so niemals wieder hören…
Können Sie sich vorstellen, den Berliner
Abend weiter in die Welt zu tragen?
Ja, ins PS1 oder ins Centre Pompidou, natürlich! Wir haben bereits Angebote von tollen
Orten bekommen, obwohl wir nichts weiter
getan haben als den Abend zu beschreiben.
Haben Sie mal überlegt, nur noch solche
Projekte anzugehen und das normale Touren
ganz sein zu lassen?
Ich verrate Ihnen jetzt mal, was mein wirklich
großes Ziel ist: beide Formen des Auftritts,
den Club-Gig im Berghain und den Auftritt
im Haus der Berliner Festspiele, zu vereinen.
Ich muss versuchen, noch mehr Zuschauer
zu meinen Club-Gigs zu locken, in Berlin
und New York kommen immerhin fast 1000
Menschen, wenn ich live spiele… Wenn ich
es schaffe, dass regelmäßig 2000 Leute kommen, dann wiederum bieten sich fast automatisch finanzielle Mittel, mit denen wesentlich elaboriertere Shows auf die Beine ge­stellt werden können, so wie jetzt für Foreign
Affairs. Ich denke hier auch an Antony, der
genau diesen Pfad eingeschlagen hat. Ich
habe vor kurzem auf Tour ein altes Plakat
gesehen, wo er mit den Johnsons noch als
Vorgruppe für eine Band aufgetreten war,
deren Namen heute niemand mehr kennt.
Lustig. Heute spielt er im Opernhaus von
Sydney.
Was macht Ihre Doktorarbeit?
Oh! Ich arbeite dran.
Tun Sie das, weil Sie angefangen haben zu
studieren und das jetzt entsprechend abschließen wollen, oder tun Sie das auch,
um eine Berufsalternative zu haben, falls
die nächste Platte keine einzige Einheit
verkauft?
Auch hier ist mein großer Traum, beide Pfade,
Philosophie und Musik, zu hybridisieren, sie
zusammen zu bringen. Es gibt große Kunsteinrichtungen in Chicago, Vancouver, ach,
überall auf der Welt, in denen junge Menschen sich mit der Geschichte der Philosophie
beschäftigen, gleichzeitig aber auch Interesse an Musik haben – wenn ich hier also
meine beiden Hintergründe entsprechend
einsetzen könnte, das wäre schon toll!
Worum geht es in Ihrer Doktorarbeit?
Um den Strang des Nihilismus und die Möglichkeit nicht-nihilistischer Metaphysiken
bei Jacobi und Hegel. Jacobi war der erste
Philosoph, der, nach einem portugiesischen
Dichter aus den 1760er Jahren, das Wort
‚Nihilismus‘ benutzte, 1799 war das. In
meiner Dissertation geht es letztlich um das
komplette philosophische Gebilde Jacobis
und dessen Einfluss auf Hegel…
so baten sie und Mike Eckhaus mich, einen
Song für ihr Lookbook-Video zu schreiben.
Die Vorgabe war sehr ungewöhnlich: Ich
bekam eine 5 Seiten lange Liste mit Wörtern
und Zitaten, auf die ich spontan reagieren
sollte. Das Endergebnis war toll, der Film
sah sehr gut aus, deswegen wollte ich sie
unbedingt in Berlin dabei haben. Sie werden
Uniformen für die Musiker und die Tänzer
herstellen, die einerseits sehr hübsch, andererseits sehr merkwürdig aussehen. Mich
interessiert an ihnen, dass sie wiederum sich
anscheinend sehr wenig für Trends interes­
sieren und einen überaus idiosynkratischen
Stil haben.
Man könnte auch sagen, dass Ihr neues
Album wiederum sehr untrendig und sehr
nach Tom Krell klingt.
Es ist wohl so, dass sowohl Eckhaus Latta
als auch ich durch bestimmte Zufälle Tropen
finden, Figuren, Ausdrücke, die uns faszinieren, an denen wir festhalten, mit denen wir
uns über lange Zeiträume hinweg beschäf­
tigen. Die Arbeit kommt aus uns heraus, sie
ist frei und neuartig und nicht kalkuliert und
am Reißbrett entworfen.
… was uns wiederum zum New Yorker Designerduo Eckhaus Latta bringt, die sich um die
Kostüme für den Abend gekümmert haben.
Haha, genau! Vor ein paar Jahren freundeten
wir uns über das Internet an. Ich fand ihre
Bekleidung faszinierend, ich hatte zum ersten Mal in einem Interview-Magazin namens
„Bad Day“ über sie gelesen, sie mochten
meine Musik, manchmal kann sowas ja ganz
schnell gehen… Zoe Latta berichtete mir,
dass sie während der Gestaltung einer ihrer
letzten Kollektionen „Total Loss“ hörten und
Interview: Martin Hossbach
Veranstalter: Berliner Festspiele · Ein Geschäftsbereich der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH · Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien · Intendant: Dr. Thomas Oberender · Kaufmännische Geschäftsführerin: Charlotte Sieben · Foreign Affairs · Künstlerische Leitung: Matthias von Hartz · Assistenz der künstlerischen Leitung: Maria Rößler · Dramaturgie: Carolin Hochleichter · Musikkurator:
Martin Hossbach · Produktionsleitung: Annika Kuhlmann, Caroline Farke · Produktionsassistenz: Dunja Sallan · Technische Leitung: Matthias Schäfer · Assistenz der Technischen Leitung: Thomas Burkhard · Dramaturgiehospitanz: Bendix Fesefeldt · Produktionshospitanz: Anne-Kerstin Hege · Gästebetreuung: Anne-Kerstin Hege, Mona Intemann, Agathe Menetrier, Bettina Müller, Annabelle Theresa Kuhm, Laure Gaillard, Julia Zange, Josefine Chetko,
Felix Lardon · Street Food: Denise Palma Ferrante · Festivalarchitektur: realities:united · Redaktion: Carolin Hochleichter, Maria Rößler, Christina Tilmann, Stefanie Wenner, Jochen Werner · Übersetzung: Elena Krüskemper / Local International · Graphik: Ta-Trung, Berlin · Technische Direktion: Andreas Weidmann · Bühnenmeister: Dutsch Adams, Lotte Grenz, Benjamin Brandt · Maschinisten: Martin Zimmermann, Fred Langkau, Manuel Solms,
Marcus Trabus, Mirko Neugart, Jesus Avila Perez · Bühnentechniker: Birte Dördelmann, Juliane Schüler, Marcus Trabus, Manuel Solms, Alexander Gau, Pierre Joel Becker, Stephan Frenzel, Maria Deiana, Ivan Jovanovic · Requisite: Karin Hornemann · Leitung Beleuchtung: Carsten Meyer · Beleuchtungsmeister: Petra Dorn, Ruprecht Lademann, Katrin Kausche, Hans Fründt, Thomas Schmidt · Stellwerker: Robert Wolf, Lydia Schönfeld · Beleuchter:
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