In Böen wechselt mein Sinn - Max Planck Institute for Biological

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In Böen wechselt mein Sinn - Max Planck Institute for Biological
Ein braver Mann kann warten: Abfahrtssieger Max Rauffer / Sport
DEFGH
MÜNCHNER NEUESTE NACHRICHTEN AUS POLITIK, KULTUR, WIRTSCHAFT UND SPORT
STADT-AUSGABE
2MG
München, Montag, 20. Dezember 2004
60. Jahrgang / 52. Woche / Nr. 295 / 1,50 Euro
Affäre um Einkünfte des CDU-Generalsekretärs
(SZ) Was haben ein Fax und ein Truck gemeinsam? – Nun . . . vielleicht . . . dass sie
etwas transportieren, Worte, Silben,
Schweine, Birnen? – Schon richtig, aber
das ist nicht gemeint. – Dass sie . . . dass
sie einsilbig sind, so wie zum Beispiel
auch Schuss und Fahrt und Christ und
Kind? – Ja, auch nicht falsch, aber leider
wieder kein Treffer. Ein Tipp: Wie hießen sie denn früher, Fax und Truck? –
Ach: Fernkopierer und Fernlaster!
Verschwunden, die Wörter. Aber die
Fernleihe in Bibliotheken (früher: Büchereien) gibt es noch. Und die Fernbeziehung. Und das Fernduell. Wie lange? Das
weiß keiner, das kann ganz schnell gehen, dass es sich ändert, Ferne ist ja
nichts Hervorhebenswertes mehr, wenn
sie ganz schnell erreichbar ist, sie kann –
Sprache ist Leben – mir nichts dir nichts
aus dem Wort fallen wie ein schrumpliger Apfel vom Baum. Das Fernduell zum
Beispiel: Noch wird es auf herkömmliche
Weise ausgetragen, neulich wieder zwischen zwei Fußballteams, die zur Weltmeisterschaft wollten, das waren die Chinesen und die Kuwaitis, sie wussten beide, dass sie ihr Spiel, ihr letztes Spiel
haushoch würden gewinnen müssen, um
in die nächste Runde einzuziehen, denn
beide waren punktgleich, und nur einen
Platz gab es, da siegten die Chinesen 7:0
gegen Hongkong, wahrlich nicht
schlecht, aber nicht gut genug, denn den
Kuwaitis reichte ein 6:1 gegen Malaysia,
und dann war es aus, das Fernduell, bei
dem sich, natürlich, die beiden Parteien
nicht direkt die Bälle ins Tor und die Stollen in die Schienbeine hämmerten.
Das ist lange her, das war im November. Heute aber lesen wir eine Meldung
über die Internet Arm Wrestling Challenge, bei der ein Kandidat nicht einem anderen gegenübersaß, sondern einem glatten, kalten Aluminiumarm, und hundert
oder tausend oder egal wie viele Kilometer weiter saß der andere Kandidat an einem ebensolchen Arm, und jeder der beiden drückte wie wild und kriegte, dank
Software und Datenleitung, sofort eine
körperliche Reaktion. Es war noch kein
Nahkampf. Doch ein reines Fernduell
war es auch nicht mehr. Der Mensch verlängert seine Gliedmaßen ins Unendliche. Tilgt jede Entfernung. Nie aber wird
dem Alu-Arm eine Ader schwellen, nie
wird er schwitzen, nie zittern, oder? Und
überhaupt, ist sie nicht Schwachsinn, diese neueste Erfindung? Vorsicht. Das Ganze ist kein Spiel, genauer, das Spiel ist
nicht alles, ersonnen haben es Forscher
aus Baltimore, die Geräte entwickeln,
mit denen eines Tages Ärzte bei Fernoperationen ein realistisches Gefühl für
Schnitte und Stiche bekommen sollen.
Bisher haben sie, die Ärzte, nur die Bilder der von ihnen gelenkten Roboterarme. Bald werden sie Löcher, Wulste,
Narben im Körper des Patienten ertasten
können: Sie werden wie Trucker sein, die
am Vibrieren ihres Lenkrads spüren, wie
die Straße beschaffen ist.
Laurenz Meyer muss um sein Amt bangen
Entscheidung über seinen Verbleib soll bis Mitte der Woche fallen / Bereits jetzt werden Nachfolger genannt
B e r l i n / D ü s s e l d o r f – CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer muss um
seinen Parteiposten bangen. Nach neuen Berichten über frühere Mehrfacheinkünfte verlautete aus der Parteispitze, ein Verbleib Meyers sei keineswegs
sicher. Eine Entscheidung solle bis zur Wochenmitte fallen. Mehrere Mitglieder
Von S. Höll, J.Nitschmann
und H. Leyendecker
DIE SEITE DREI
Ein Bett, ein Tisch, ein Grauen
In Frankreichs Haftanstalten herrschen
skandalöse Zustände. Von Gerd Kröncke
LEITARTIKEL
Seite 4
Warum nett sein zu Putin?
Das Geheimnis einer Freundschaft: Des
Kanzlers Ängste passen gut zu den Plänen des Kremls. Von Daniel Brössler
FEUILLETON
Seite 15–18
Flaschengeister
So wenig Bewegung war nie: Die Beutekunst-Debatte. Von Sonja Zekri
WIRTSCHAFT
Neuer Eigentümer mit anderen Müllkonzepten konfrontiert.
Von Gerhard Hennemann
Seite 37–43
Ost und West in einem Schlitten
Bob-Olympiasieger André Lange harmoniert mit Markus Zimmermann, Anschieber des Erzrivalen Christoph Langen.
Medien, TV- und Radioprogramm 21–22
Politisches Buch ...................................11
Wissen ...................................................12
jetzt.de ..................................................19
Leserbriefe ............................................20
Rätsel/Theater/Kino ......................42, 54
Familienanzeigen .................................20
Umfang dieser Ausgabe: 58 Seiten
M
Süddeutsche Zeitung, Sendlinger Straße 8,
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13052
4 190655 801506
Schlappe Jungs
Für 9,34 Milliarden Dollar
Unbekannte Firma
kauft Yukos-Tochter
Moskau (SZ) – Die bisher unbekannte
Baikal Finance Group hat bei der
Zwangsversteigerung des Kerngeschäfts
des russischen Ölkonzerns Yukos überraschend den Zuschlag erhalten. Der als Favorit geltende staatliche Energiekonzern
Gazprom gab wider Erwarten kein Gebot ab. Baikal hatte am Sonntag für die
sibirische Ölfördertochter von Yukos, Yuganskneftegas, 260,75 Milliarden Rubel
(9,34 Milliarden Dollar) offeriert. Es war
zunächst nicht klar, ob Baikal mit Gazprom in Verbindung steht oder konkurrierende Interessen vertritt. (Wirtschaft)
Frage der Glaubwürdigkeit
In den Führungsgremien wurde eine
Entscheidung Merkels über die politische Zukunft Meyers in den nächsten
zwei Tagen erwartet. Die CDU-Chefin
ließ bisher nur einen Bericht der Bild am
Sonntag dementieren, wonach sie und andere Meyer Sprechverbot erteilt und ihm
in Person des neuen Vize-Fraktionschefs
Ronald Pofalla einen Aufpasser zur Seite
gestellt hätten. Das sei „Unsinn“, sagte
eine Parteisprecherin. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung wurde
Meyer allerdings auferlegt, öffentliche
Äußerungen in der Einkünfte-Affäre mit
dem Juristen Pofalla abzustimmen.
Merkel will nach Angaben aus den
Führungskreisen in den nächsten Tagen
entscheiden, ob die Glaubwürdigkeit
Meyers durch die Affäre auf Dauer beschädigt ist, oder ob die Angelegenheit
geklärt und Meyer doch gehalten werden
kann. Als mögliche Nachfolger wurden
in der CDU der parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Volker Kauder, Fraktions-Geschäftsführer
Eckart von Klaeden sowie Pofalla genannt. Klaeden und Pofalla werden
kaum ernsthafte Chancen eingeräumt.
Kauder gilt auf seinem GeschäftsführerPosten als derzeit nur schwer ersetzbar.
Meyer hatte am Freitag eingeräumt,
als CDU-Generalsekretär von RWE noch
as Ergebnis einer Studie über die
geistige Gesundheit der kämpfenden Truppe, die jüngst von der amerikanischen Armee veröffentlicht wurde, ist
dramatisch: Jeder dritte Soldat braucht
während oder nach seinem Einsatz in
Afghanistan oder im Irak psychiatrische Hilfe. Nach Schätzungen der Experten muss Amerika mit mehr als
200 000 psychisch geschädigter Veteranen rechnen, die zum Teil bis zu 35 Jahre Betreuung brauchen werden. Die ursprüngliche Studie, die vor einem Jahr
im New England Journal of Medicine
veröffentlicht wurde, war noch von der
Hälfte der Fälle ausgegangen. Doch die
Schlachten um irakische Städte, bei denen US-Infanteristen oft wochenlang
im Straßenkampf stehen, haben die
Truppen Stress-Situationen ausgesetzt,
die es zuletzt im Vietnam-Krieg gegeben hat. Dazu kommt die Belastung
durch die so genannten „Stop Loss“-Pro-
Rüttgers führt CDU
in NRW-Landtagswahl
Erste Niederlage unter Jürgen Klinsmann: 1:3 hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Südkorea am Sonntag
in Busan verloren. Bei der Neuauflage des WM-Halbfinales von 2002 kam das deutsche Team mit dem Gastgeber nicht zurecht. Im Bild der Stuttgarter Andreas Hinkel, der bereits nach 45 Minuten ausgewechselt wurde. (Sport) GES-Sportfoto
fünf Monate lang Bezüge von insgesamt
60 000 Euro erhalten zu haben. Am Wochenende gab es Berichte, Meyer habe zusätzlich Geld bekommen und seine Erklärung sei unvollständig gewesen. Nach
SZ-Informationen beziehen sich die zusätzlichen Zahlungen in Höhe von
250 000 Mark allerdings auf ältere Verträge, die Meyer im Frühjahr 1999 mit seinem damaligen Arbeitgeber, dem Stromunternehmen VEW, geschlossen hatte.
Meyer war im Frühjahr 1999 CDUFraktionschef im Düsseldorfer Landtag
geworden mit der Aussicht, bei der Wahl
im Mai 2000 Mitglied einer CDU-Regierung zu werden. Mit VEW hatte er deshalb einen Aufhebungsvertrag geschlossen, der ihm ein Rückkehrrecht bis Ende
Juni 2000 zusicherte. Für sein Ausscheiden aus dem Unternehmen, dem er 25
Jahre angehört hatte, sollte er eine Viertelmillion Mark bekommen, die später in
zwei Tranchen von 90 000 und 160 000
Mark gezahlt wurden. Die CDU verlor
die Wahl, Meyer kehrte zu VEW zurück.
In der Aufhebungsvereinbarung soll
nach Recherchen der Innenrevision von
RWE keine Klausel stehen, dass Meyer
Die durch die Hölle gingen
US-Armee rechnet mit 200 000 traumatisierten Irak-Veteranen
gramme, bei denen die Dienstzeiten an
der Front mehrmals verlängert werden.
Das trifft vor allem die Mitglieder der
Reserve und der Nationalgarde hart,
die ihre Verträge in der Annahme unterzeichneten, ihren Dienst in der Heimat
neben ihrem Zivil-Beruf ableisten zu
können. Die verlängerten Dienstzeiten
und der zivile Verdienstausfall haben
bei Tausenden Soldatenfamilien schon
zu Bankrott und Scheidungen geführt.
Das Problem des so genannten posttraumatischen Stress-Syndroms ist
nicht neu. Früher nannte man das Seelenleiden auch Schützengraben-Neurose, Shell Shock oder „Soldatenherz“.
Der Archetyp des psychisch geschädig-
ten Soldaten bevölkert schon lange Literatur und Film – sei es in Sebastian
Faulks Gedichten aus dem Ersten Weltkrieg, Erich Maria Remarques Roman
„Im Westen nichts Neues“ oder in
Michael Ciminos Film „Die durch die
Hölle gehen“. Nach dem Vietnamkrieg
hatten schätzungsweise ein Drittel aller
Heimkehrer Schwierigkeiten, wieder in
ihr altes Leben zurückzufinden. Die
sichtbarsten Folgen waren auch damals
Einsamkeit, Armut und Drogensucht.
Mit umfangreichen Programmen werden die Frontsoldaten heute intensiv betreut. Eine neue Generation wirksamer
Psychopharmaka kann Abhilfe bei akuten Störungen leisten. Die Nachrichten-
bei einer Rückkehr zum alten Arbeitgeber die Quasi-Abfindung hätte erstatten
müssen. Meyer sagte der SZ, es handele
sich bei den „kursierenden Spekulationen nicht um Vorgänge, die irgendetwas
mit meiner Tätigkeit als CDU-Generalsekretär zu tun haben“. Er habe sich
„nichts vorzuwerfen“. Dennoch wolle er,
so verbreitete Laurenz Meyer am Sonntagabend in einer schriftlichen Erklärung, die Fakten, die den Einnahmen zugrunde lägen, der Öffentlichkeit so bald
wie möglich zugänglich machen. (Seiten 2 und 4)
sendung Night Line interviewte vergangene Woche mehrere Soldaten, denen so
geholfen wurde. Einem Sergeant, der
ansehen musste, wie ein irakisches Mädchen von einem Lastwagen zerquetscht
wurde, half das Medikament Zoloft
über seine Schreckhaftigkeit hinweg.
Eine Soldatin, die Opfer einer Landmine wurde, kurierte ihre Heulkrämpfe
mit dem Beruhigungsmittel Paxil. Chronische Fälle des posttraumatischen
Stress-Syndroms sind aber viel schwieriger zu behandeln. Vor allem nach der
Heimkehr fühlen sich Veteranen von
Freunden und Verwandten unverstanden. Die wiederum reagieren oft ratlos.
Für noch intensivere Behandlungen
fehlt es an Geld. Die Regierung hat zuletzt massive Haushaltskürzungen im
Amt für Veteranen vorgenommen. Experten schätzen, dass bis 2007 allein für
die psychologische Betreuung 1,65 Milliarden Dollar fehlen.
Andrian Kreye
Seite 23–36
Duales System vor Wandel
SPORT
der CDU-Führungsgremien sagten, Meyer sei nicht mehr haltbar. Namen
möglicher Nachfolger kursieren bereits. Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel
ließ zwar Berichte über eine Entmachtung ihres Generalsekretärs dementieren.
Meyer sagte der „Süddeutschen Zeitung“, er habe sich „nichts vorzuwerfen“.
Mitglieder der höchsten CDU-Parteigremien bestätigten am Sonntag, dass
Merkel über Meyer sehr verärgert sei, insbesondere über die zögerliche Art, in der
ihr Generalsekretär über seine RWE-Einkünfte informiert habe. Meyers Krisenmanagement sei „katastrophal“, hieß es.
Der nordrhein-westfälische-Landeschef
Jürgen Rüttgers, der im Mai eine der
wichtigsten Landtagswahlen für die
CDU bestreiten muss, verlangte parteiintern mit Hinweis auf die Ablösung des
gleichfalls in eine Bezüge-Affäre verwickelten Ex-CDA-Chefs Hermann-Josef
Arentz hartes Durchgreifen. Beklagt
wurde in der CDU-Spitze, dass Meyer
entgegen aller Aufforderungen selbst intern offenbar immer noch nicht alle Details offen gelegt habe.
D
HEUTE IN DER SZ
HEUTE MIT BEILAGE
Vor neuem Anlauf zur Föderalismus-Reform
Bundespräsident mahnt zur Eile
Berlin – Nach dem Scheitern der Gespräche über eine Föderalismusreform hat
Bundespräsident Horst Köhler alle Seiten aufgefordert, so bald wie möglich einen neuen Anlauf zu unternehmen. Es
komme nun darauf an, „das Thema nach
einer kurzen Denkpause“ zu einem Ergebnis zu bringen, sagte Köhler. Die Reform sei zu wichtig, um sie bis nach der
Bundestagswahl 2006 zu verschieben.
Der Fehlschlag sei „kein Ruhmesblatt
für die Politik“, kritisierte das Staatsoberhaupt Bund und Länder. Die Verhandlungen waren am Freitag am Streit
um die Zuständigkeit von Bund und Ländern in der Bildungspolitik gescheitert.
Auch die beiden Vorsitzenden der
Kommission, SPD-Chef Franz Müntefering und Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sprachen sich für einen erneuten Versuch aus. Stoiber meinte, der Einigungsdruck werde wachsen.
Die Idee, einen parteienfernen Verfas-
sungskonvent einzuberufen, wies Stoiber zurück: „Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir haben ein reines Entscheidungsproblem“, sagte der CSU-Vorsitzende. Müntefering sagte: „Das war ein
erster Versuch und der Versuch geht weiter.“ Der SPD-Chef hält eine Einigung
bis Mitte 2005 für möglich, falls es gelingen sollte, den Kompetenzstreit in der
Bildungspolitik zu überwinden. In der
Unionsspitze wird eine baldige Neuauflage allerdings mit Hinweis auf die Wahlkämpfe in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen als schwierig angesehen. Voraussetzung sei ein klares Signal
des Bundes in der Bildungspolitik.
Bundesbildungsministerin Edelgard
Bulmahn (SPD) kündigte an, sie werde
im kommenden Jahr „konkrete Pläne zur
Neuordnung der Zuständigkeit von
Bund und Ländern“ vorlegen. Bulmahn
sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, ihre Vorschläge könnten ohne Grundgesetzänderung verwirklicht
werden. Als Beispiele nannte sie ein
Hochschulgesetz, das sich „auf wenige
Kernpunkte“ beschränken solle, sowie
die Neuordnung des Hochschulbaus.
Gleichzeitig betonte die Ministerin, dass
sich der Bund aus dem Bildungsbereich
nicht gänzlich zurückziehen werde.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) schlug als
Kompromiss ein Initiativrecht des Bundes in der Bildungspolitik vor. Diese Initiative müsse aber im Einvernehmen mit
den Ländern stehen. Gleichzeitig machte
er Bulmahn mitverantwortlich für das
Scheitern der Kommission. Ihr Vorstoß
zur Abschaffung der Hauptschulen sei
„für die Arbeit der Föderalismuskommission alles andere als förderlich“ gewesen, sagte er der Süddeutschen Zeitung.
Auch Steinbrück verlangte einen neuen
Anlauf, sprach sich aber gegen eine erneute Einsetzung der Föderalismuskommission aus. Stattdessen regte er die Einberufung eines Verfassungskonvents an.
Eine ähnliche Forderung hatte zuvor bereits die FDP erhoben. (Seite 5)
Dutzende Tote
bei Anschlägen im Irak
Nadschaf (AP) – Sechs Wochen vor der
Parlamentswahl im Irak ist am Sonntag
die schiitische Bevölkerungsmehrheit
Ziel von Autobombenanschlägen in den
heiligen Städten Nadschaf und Kerbela
geworden. Dabei kamen mindestens
62 Menschen ums Leben. (Seite 8)
Euphorie in der Türkei
nach EU-Entscheidung
Ankara (AFP) – Nach dem Brüsseler Gipfel ist der türkische Regierungschef Tayyip Erdogan von Tausenden Landsleuten
begeistert empfangen worden. Er sagte,
er hoffe auf eine Beilegung der ZypernKrise vor Beginn der EU-Beitrittsgespräche am 3. Oktober 2005. (Seiten 4 und 6)
Michael Schumacher
Sportler des Jahres
München (SZ) – Michael Schumacher ist
am Sonntag als Deutschlands Sportler
des Jahres 2004 geehrt worden. Sportlerin des Jahres wurde bei der Sportjournalisten-Wahl die Kanutin Birgit Fischer;
Mannschaft des Jahres sind die HockeyOlympiasiegerinnen. (Sport)
Peter Palitzsch ist tot
Berlin (SZ) – Der Regisseur und Intendant
Peter Palitzsch ist im Alter von 86 Jahren
gestorben. Der Brecht-Schüler hatte in
der Nachkriegszeit Theatergeschichte geschrieben. Mit seinem Namen sind große
Inszenierungen, vor allem am Berliner Ensemble, verbunden. (Feuilleton)
Das Buch der Woche
Das Wetter
Köhler für baldige Gespräche / Bulmahn kündigt Vorschläge zur Bildungspolitik an
Von Philip Grassmann
Hamm (SZ) – Der nordrhein-westfälische CDU-Chef Jürgen Rüttgers führt seine Partei als Spitzenkandidat in die
Landtagswahl im Mai 2005. Auf einem
Parteitag in Hamm wurde er mit 93,5 Prozent der Stimmen auf Platz eins der Landesliste gewählt. Im Jahr 2000 hatte er
98,3 Prozent erhalten. (Seiten 4 und 5)
München (SZ) – Ein Hoch bringt ruhiges
Wetter. Von der Ostsee bis zur Oder Regen oder Schneeregen, kräftiger Wind,
sonst neblig-trüb oder sonnig. 0 bis 5
Grad, im Süden gebietsweise Dauerfrost.
(SZ-Wetterbericht Seite 2 und Bayern)
Die Gewinnzahlen
Lotto (18.12.): 1, 10, 12, 16, 22, 30
Zusatzzahl: 35, Superzahl: 9
Toto: 1, 0, 1, 1, 1, 1, 1, 2, 1, 1, 1, 1, 2
Auswahlwette: 2, 14, 23, 24, 25, 28
Zusatzspiel: 32
Spiel 77: 3 4 9 5 8 3 5
Super 6: 1 4 8 1 8 0
Weitere Gewinnzahlen: Panorama, Seite
14
(Ohne Gewähr)
John Steinbeck
Tortilla Flat
Band 40 der SZ-Reihe
www.sz-bibliothek.de
U Persönlich: Das war Ihr 2004 – sueddeutsche.de blickt zurück.
U Verwöhn’ dich: Karten für die Tollwood-Silvester-Party zu gewinnen.
Seite 2 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295
Gehalt, Diäten,
Tantiemen
Laurenz Meyers viele Geldquellen
HMG
Wo immer in der Republik beim politischen
Gegner eine Affäre hochkochte, war Laurenz Meyer in den vergangenen vier Jahren
zur Stelle und verlangte Aufklärung sowie
Von Johannes Nitschmann
A
ls Roland Koch in der Spendenaffäre
der Hessen-CDU die dubiosen Millionenzuflüsse von Schweizer Nummernkonten als Darlehenszahlungen ausgegeben hatte, verlangte sein Parteifreund
Laurenz Meyer knallhart den Rücktritt
des Ministerpräsidenten: „Wahrheit ist
unteilbar.“ In seiner eigenen Affäre um
Gehalts- und Sonderzahlungen der
Stromversorger VEW und RWE hat der
Generalsekretär die Wahrheit inzwischen so klein geteilt, dass Parteifreunde, Journalisten und die Öffentlichkeit
bei Meyers Einkommensverhältnissen
den Durchblick verlieren. Wie sein Parteifreund Koch rückt Meyer nur bruchstückhaft mit der Wahrheit heraus.
Bis zum Jahre 1999 sind Meyers Einkünfte noch einigermaßen transparent.
Bei den Vereinigten Elektrizitätswerken
Westfalen (VEW) hatte er als kaufmännischer Leiter der Bezirksdirektion Arnsberg zuletzt Jahresbezüge von 219 800
Mark sowie eine leistungsbezogene Tantieme. Mit seiner Wahl in den Düsseldorfer Landtag kassierte er zusätzlich Diäten und steuerfreie Aufwandsentschädigungen von monatlich etwa 11 000 Mark
– macht zusammen wenigstens 29 000
Mark im Monat.
Zum Großverdiener avancierte Meyer,
als er im Frühjahr 1999 zum Vorsitzenden der Düsseldorfer CDU-Landtagsfraktion gewählt wurde. Dieser Job sicherte dem Berufspolitiker nach einer
fraktionsinternen Vereinbarung – wie sie
auch SPD und FDP getroffen haben – eine dreifache Diät zu, monatlich annähernd 30 000 Mark. Von seinem Arbeitgeber VEW ließ sich Meyer quasi abfinden.
Dem CDU-Führungskreis um Angela
Merkel offenbarte der Generalsekretär
am vergangenen Freitag eine zwischen
ihm und VEW abgeschlossene Zusatzvereinbarung vom 30. April 1999. Darin ließ
er sich alle weiteren Ansprüche an das
Energieunternehmen
pauschal
mit
250 000 Mark abgelten. Wie aus RWEKreisen verlautete, soll die Summe in
zwei Tranchen von 90 000 und 160 000
Mark gezahlt worden sein. Die letzte Zahlung erfolgte im August 2000.
Mit Abfindung zurück
Zu dieser Zeit stand der Vielverdiener
aber schon wieder auf der Payroll des
Stromriesen VEW/RWE. Nach der Landtagswahl im Mai 2000 hatte Meyer den
Fraktionsvorsitz für Wahlverlierer Jürgen Rüttgers geräumt. Der entschädigte
seinen Vorgänger mit dem Amt des Landtags-Vizepräsidenten. Dies bescherte
ihm inklusive Aufwandsentschädigung
monatlich knapp 20 000 Mark, 50 Prozent mehr als die Alimentation eines einfachen Landtagsabgeordneten. Doch damit gab sich „Laurenz Nimmersatt“ (Der
Spiegel) nicht zufrieden. Im Juni 2000
machte er von einer Klausel in seiner Aufhebungsvereinbarung Gebrauch, die ihm
bis zum 30. Juni 2000 eine Rückkehr zum
RWE-Konzern ermöglichte – ohne die
Abfindung zurückzahlen zu müssen.
Mit seiner Wahl zum CDU-Generalsekretär im November 2000 gab Meyer
zwar das Amt des Landtags-Vizepräsidenten auf, kassierte aber weiterhin eine
monatliche Diät von 4722 Euro, eine steuerfreie Aufwandsentschädigung von
2361 Euro sowie eine üppige Altersversorgung. Hinzu kamen jetzt seine Bezüge
als CDU-General, die sich auf 13 000
Euro monatlich belaufen sollen. Aber
auch als hauptberuflicher CDU-Kampagnenplaner und Düsseldorfer Landtagsabgeordneter stand Meyer noch fünf Monate bei RWE im Sold. Dafür kassierte er
bis April 2001 von dem Stromkonzern
40 400 Euro Gehalt sowie 18 920 Euro
Weihnachtsgeld und Tantiemen.
Trotz seines aufreibenden Jobs in Berlin will Meyer noch ausreichend Zeit gefunden haben, beim RWE-Konzern ordentliche Beratungsarbeit zu leisten –
„in Fragen der Stromliberalisierung und
bei Marketingkonzepten für Stadtwerke“, wie er behauptet. RWE intern heißt
es, dies sei „erstunken und erlogen“.
In der Causa Meyer gibt es offenbar viele Wahrheiten.
THEMEN DES TAGES
Die Affäre Laurenz Meyer
Konsequenzen. Doch nun, da es um seine
eigenen möglichen Verfehlungen geht, tut
Montag, 20. Dezember 2004
sich der CDU-Generalsekretär schwer mit
Transparenz. Die Öffentlichkeit wartet
noch darauf, dass Meyer vollständig darlegt, wann er von wem wie viel Geld erhielt.
Der Etwas-zu-sehr-Mann
Zu großspurig, zu laut, zu lebemännisch – warum Laurenz Meyer in der CDU so viele Gegner hat
Von Hans-Jörg Heims
und Susanne Höll
E
igentlich hätte Laurenz Meyer, 56,
am Samstag ein Heimspiel haben
müssen. Im westfälischen Hamm, wo die
CDU am Wochenende ihre Kandidatenliste für die Landtagswahl im Mai 2005
aufstellte, war der CDU-Generalsekretär jahrelang in der Kommunalpolitik aktiv. Doch richtig wohl fühlte sich Meyer
in der ehemaligen Maschinenhalle der Zeche Sachsen nicht, die seit dem Ende des
Bergbaus in der Region für Veranstaltungen genutzt wird. Kamerateams verfolgten ihn auf Schritt und Tritt, so als ob er
zur Wahl als Spitzenkandidat anstehe
und nicht der Landesvorsitzende Jürgen
Rüttgers. Während der Rede von Rüttgers hantierte Meyer nervös mit seinem
Handy herum. Zwischendurch aß er
Schokolade, offenbar um seine Nerven
zu beruhigen. Denn die Nachrichten, die
ihm da per SMS aus Berlin zugestellt
wurden, kündigten neues Unheil an.
Dass er offenbar noch mehr Geld aus
seinem mittlerweile ruhenden Vertrag
mit dem Energiekonzern RWE bezogen
habe als bislang bekannt, dass er politisch entmündigt sei, ein General auf Abruf sozusagen – das waren die Neuigkeiten des Samstags. Wenn Meyer zu diesem
Zeitpunkt tatsächlich gehofft haben sollte, seine Bezüge-Affäre sei mit seiner Erklärung vom Freitag ausgestanden, dann
hatte er sich geirrt. In der Parteispitze
wurde überlegt: Kann Meyer bleiben?
Oder muss er gehen?
Er müsse gehen, lautete das Urteil
selbst jener, die ihn in seiner Arbeit als
Oberwahlkämpfer der CDU in den vergangenen Jahren schätzen gelernt hatten. „Tadellos“ habe Meyer parteiinterne Zusammenarbeit garantiert, die
Kreis- und Landesverbände auf Trab gebracht, Wahlen gewonnen und dafür gesorgt, dass die Union trotz knapper Kassen gute Kampagnen organisierte. Dass
er loyal sei, der Vorsitzenden Angela Merkel treu zur Seite stehe, auch das sagten
die eigenen Leute an diesem Wochenende über Laurenz Meyer. Doch größer als
der Respekt vor geleisteter Arbeit war
der Ärger über den Generalsekretär.
Dass Meyers Krisenmanagement in dieser Sache schlechterdings katastrophal
Neue, schlechte Nachrichten? Generalsekretär Laurenz Meyer am Wochenende
beim CDU-Landesparteitag im nordrhein-westfälischen Hamm.
Foto: ddp
gewesen sei, sagten selbst ihm Wohlgesinnte. Weniger Wohlgesinnte sagten
nur: „Es reicht.“ In den vier Jahren seiner Tätigkeit hat Meyer zwar an Achtung, auch an Statur gewonnen. Seine
Art und sein Auftreten missfallen aber
bis heute vielen in der CDU. In der CSU
ist er sogar ziemlich unbeliebt.
Das Unwohlsein begann an jenem Oktobertag 2000, als Merkel ihn, den Generalsekretär in spe, als Nachfolger des
glücklosen Ruprecht Polenz vorstellte,
der in diesem Amt nur ein halbes Jahr
überlebt hatte. „Einen zweiten Missgriff
kann sie sich nicht erlauben“, sagte Meyer damals. Sie, das war Merkel. Und die
entgegnete mit schneidender Stimme:
„Ruprecht Polenz war kein Missgriff.“
Etwas zu großspurig, etwas zu laut, etwas zu lebemännisch, etwas zu grobschlächtig – vielen CDU-Oberen erscheint Meyer bis heute als ein Etwaszu-sehr-Mann. Aus unterschiedlichen
Gründen. Da gibt es jene, die sich an dem
Privatleben störten, das der ganz und gar
nicht bigotte Christdemokrat zeitweise –
mit wechselnden Partnerinnen – medienwirksam führte. Andere stoßen sich an
seiner Neigung, die politische Auseinandersetzung zumindest öffentlich auf niedrigem Niveau zu führen. Die „Heidewitzka-Rhetorik“, wie ein Mitglied der Spitzengremien sagt, wirkt den Feingeistigeren aus den Unionsreihen manchmal zu
platt. So ist Meyer in der Partei kein
„Mann der Herzen“ geworden. Das hat
er freilich mit seinen Vorgängern gemein, von denen viele erst geschätzt wurden, als sie ihr Amt verlassen hatten.
Doch auch die Kritiker loben, dass
Meyer die nach den Spendenaffären von
Kohl, Kanther und Koch erschöpfte, verunsicherte CDU organisatorisch in
Schwung gebracht habe. Programmatisch ist Meyer inzwischen aktiver als
zu Beginn seiner Generalstätigkeit. Im
Gesundheitsstreit mit der CSU war er
der CDU-Experte und soll sich, wie aus
seiner Umgebung zu hören ist, sogar den
Respekt des bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chefs Edmund Stoiber
erworben haben. Bei anderen christsozialen Spitzenpolitikern war und ist er unbeliebt. CSU-Vize Horst Seehofer darf man
zu den vehementesten Meyer-Kritikern
zählen. Auch das Verhältnis des Westfa-
Mit zweierlei Maß
Der Mann, der von anderen stets Offenheit und Sauberkeit verlangte, hat in eigener Sache als Geheimniskrämer agiert
Von Hans Leyendecker
E
in „Papa Gnädig“ der Politik ist Laurenz Meyer wirklich nie gewesen. Angriff, egal wie, war seine Devise, und
„Laurenz Gnadenlos“, wie ihn Parteifreunde nennen, konnte unerbittlich
sein. Immer feste druff, besonders auf
die Sozialdemokraten. Wenn der 56-jährige gebürtige Ostwestfale bei der SPD eine politische Affäre witterte, verlangte
er stets sofort und sehr entschieden Konsequenzen.
Als der Sozialdemokrat Florian Gerster, ehemals Chef der Bundesagentur für
Arbeit, wegen eines umstrittenen Vertrages mit einer Berliner Beraterfirma Ende
vergangenen Jahres in Kalamitäten geriet, verlangte Meyer sogleich Gersters
Rücktritt. Offensichtlich glaube Gerster
„in seiner eitlen Art“ (Meyer), er könne
machen, was er wolle. Das Geld, das
Gerster ausgegeben habe, falle „nicht
vom Himmel“, entrüstete sich Meyer.
Auch als Bundesbank-Präsident Ernst
Welteke im Frühjahr dieses Jahres ins
Gerede gekommen war, weil die
Dresdner Bank für ihn und seine Familie
die Kosten für eine Silvesterparty in Berlin zum Jahreswechsel 2001/2002 übernommen hatte, empörte sich Meyer. Der
Meyer-Gegner Friedel Neuber: Im Untersuchungsausschuss zur „Flug-Affäre“ musste sich der damalige – und
mittlerweile verstorbene – WestLBChef im Februar 2000 harsche Vorwürfe des CDU-Politikers anhören. Reuters
Präsident müsse „die nötigen Konsequenzen ziehen“ und dürfe „nicht weiter
auf Zeit spielen“, verlangte er – Welteke
trat kurz darauf zurück.
Kein Pardon gegenüber niemandem:
In der Flug-Affäre der NRW-Landesregierung hatte Meyer als damaliger CDUFraktionschef in Düsseldorf nicht nur erfolgreich den Rücktritt des SPD-Finanzministers Heinz Schleußer gefordert. Er
empfahl auch, zum Missfallen mancher
Christdemokraten, die Staatsanwaltschaft solle die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen das damalige
Staatsoberhaupt Johannes Rau prüfen.
Auch den seinerzeitigen Vorstandsvorsitzenden der Westdeutschen Landesbank
(WestLB), Friedel Neuber, ging er an und
erregte sich über die SPD-Akteure, die
„in ein Lügengespinst verstrickt“ seien.
Am Anfang seiner Amtszeit als Generalsekretär, im November 2000, schaffte
Meyer persönlichen Rekord. In nur sieben Tagen forderte der „fröhliche Brutalo“ (Die Woche) hintereinander drei
Rücktritte von Ministern der rot-grünen
Bundesregierung. Alle drei sind mittlerweile nicht mehr im Amt. Doch auch die
eigenen Leute hat Meyer nie geschont.
Helmut Kohl und Roland Koch griff er
wegen ihrer Parteispenden-Affären öf-
fentlich an („Ich habe mich unglaublich
geschämt“). Kollateralschäden nahm er
dabei in Kauf. „Mir geht es um Sauberkeit“, predigte Meyer stets.
Nun ist der geübte Partygänger wieder der „dirty-Flirty-General“ (Stern).
Von Samstagabend bis Sonntagmittag
weilte Meyer mit seinen vier Kindern im
Sauerland, um „Weihnachten vorzufeiern“, wie er sagt, und er verstand die
Welt da draußen und die Nachrichten,
die aus dieser Welt zu ihm drangen, nicht
mehr. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“ sagte er am Sonntag der Süddeutschen Zeitung.
Legt der Spezialist für Affären in eigener Sache ein anderes Maß an als bei anderen? Gelten seine strengen Maßstäbe
nicht, wenn es um ihn selbst geht? Der alte Haudrauf habe den „Bezug zur Realität verloren“, sagt ein kundiger CDUFreund. „Abgehoben und unprofessionell“ habe Meyer versucht, seine eigene
Krise zu meistern. Keine Strategie, keine
klaren Erklärungen, stattdessen lasse
sich „Meyer von der Presse filetieren“.
Handwerkliche Fehler passierten Meyer in Serie. Mal räumte er auf Anfrage
ein, er habe vom Energiekonzern RWE
„irgendeine Ausschüttung erhalten“, ohne Zeitpunkt und Grund der Zahlung zu
Aktuelles Lexikon
CDU-Generalsekretär
Generalsekretäre von Parteien haben es
nicht leicht. Sind sie mehr General als Sekretär, haftet ihn schnell der Ruf an, gegen den jeweiligen Parteichef zu arbeiten. Im umgekehrten Fall gelten sie als
führungsschwach. CDU-Generalsekretäre haben es sogar doppelt schwer. An sie
werden nicht nur die normalen Maßstäben für einen Parteimanager angelegt,
sondern ihr Handeln wird immer an zwei
Namen gemessen: Kurt Biedenkopf und
Heiner Geißler. Die beiden ersten Generalsekretäre in der Ära Helmut Kohl genießen bis heute den Ruf, den Spagat am
besten gemeistert zu haben, einerseits
strategischer Kopf und andererseits Seele der Partei zu sein. Der Generalsekretär wird vom Parteivorsitzenden vorgeschlagen und auf einem Parteitag für
vier Jahre gewählt. Seine Aufgaben und
Befugnisse sind im Statut der CDU geregelt. Im Einvernehmen mit dem Vorsitzenden führt der Generalsekretär die Geschäfte der Partei, dazu zählen auch die
finanziellen Angelegenheiten. Er hat das
Recht, sich über alle Vorgänge in den Parteigliederungen und Vereinigungen informieren zu lassen. Er beruft den Bundesgeschäftsführer. Während der Wahlkämpfe koordiniert der Generalsekretär die
Kampagne. Kohl ist von dieser Regel
1998 insofern abgewichen, als er den ehemaligen Bild-Chefredakteur Hans-Hermann Tiedje als Berater ins Kanzleramt
holte und damit den damaligen Generalsekretär Peter Hintze degradierte. hjh
len zu seinem CSU-Kollegen Markus Söder war anfangs gespannt – bis ein paar
gemeinsame Abendessen die Stimmung
verbesserten. Es gilt das Wort eines
CSU-Spitzenpolitikers, der am Wochenende sagte: „Wir hoffen, dass Meyer
bleibt, auch wenn er bei uns nicht viele
Freunde hat.“
Ob der General es schafft, seinen Kopf
aus der Schlinge zu ziehen, entscheidet
vor allem Angela Merkel. Sie war, wie zu
hören ist, ziemlich sauer über Meyer.
Nicht, weil er von RWE Geld bekam, sondern weil er diese Zuwendungen nur portionsweise publik machte. Merkels Signale vom Wochenende deuten darauf hin,
dass sie sich mit der Lösung der Personalie nicht mehr viel Zeit lassen will.
Schließlich möchte sie am Dienstag in
Weihnachtsurlaub fahren. Bis dahin müsse die Sache erledigt sein, sagen einige,
die etwas zu sagen haben in der Union.
Und fügen hinzu, dass ihnen ein Ende
mit Schrecken jetzt lieber wäre als ein
Schrecken ohne Ende im nächsten Jahr.
nennen. Dann ließ er lange ungeklärt,
dass er auch noch fünf Monate nach seiner Wahl zum Generalsekretär Geld von
RWE bekommen hatte – insgesamt
60 000 Euro, also kein Pappenstiel.
Meyer ist mittlerweile zumindest in eigener Sache entmachtet worden. Dass
sein Parteifreund, der Rechtsanwalt Ronald Pofalla, am vorigen Freitag über einer Presseerklärung saß, in der sich Meyer über RWE und seine Wahl zum Generalsekretär verbreitete, war mehr als nur
normaler Rechtsbeistand. Es war der Versuch, weitere strategische Fehler zu vermeiden. Zu oft hatte Meyer bis dahin
Transparenz bei anderen angemahnt,
während er in seinem Fall die Bedeutung
des Wortes nicht zu kennen schien.
Hätte Meyer alle Zahlungen und Boni
von RWE und deren Vorgänger-Firma
VEW gleich offen gelegt, wäre er „gar
nicht erst in die Schwierigkeiten gekommen“, sagt ein CDU-Präside. Meyer müsse doch wissen, dass die meisten Rücktritte nichts mit der Bedeutung des Falles zu
tun hätten. „Entscheidend ist, wie man
mit dem Fall umgeht.“ Meyer wirkt seltsam überrascht. Am Sonntagnachmittag
brütete er daheim in Westfalen über den
alten Verträgen mit VEW. Weil in den Papieren Vertraulichkeit vereinbart worden sei, könne er nicht mit der Presse
über den Inhalt reden, sagt er.
Wie wäre er mit anderen umgegangen,
die sich in einer solchen Lage auf die Vertraulichkeit von Unterlagen berufen hätten?
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DIE SEITE DREI
Montag, 20. Dezember 2004
HBS
Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 3
In Frankreichs Haftanstalten herrschen skandalöse Zustände: „Eines schönen Tages wird es eine Explosion geben“
Ein Bett, ein Tisch, ein Grauen
Vergewaltigungen, Kakerlaken und eine maßlose Überbelegung – doch die Politiker der Rechten wie der Linken verschließen die Augen
Von Gerd Kröncke
Paris, 19. Dezember – Der Abschiebehäftling Holger Pfahls sitzt nun seit 160
Tagen in einer Zelle in einem besonders alten Gefängnis und wartet, dass er endlich
nach Deutschland darf. Er ist, wie die
Franzosen es leicht euphemistisch nennen, Pensionnaire in der einzigen Pariser
Haftanstalt La Santé, einem Trutzbau
aus dem 19. Jahrhundert. Als der in
Deutschland wegen des Verdachts von
Korruption und Steuerhinterziehung verfolgte ehemalige Staatssekretär vorigen
Monat überraschend seiner Auslieferung
zustimmte, weil er die Haftbedingungen
einfach nicht mehr aushalten wollte, war
das deutsche Echo nicht ohne Häme.
„Laus im Pelz, nix wie weg“, kommentierte der Augsburger Richter Eberhard Etter, „launig“, wie es in der Agenturmeldung hieß. „Jetzt kommt der Advent, das
heißt ja Ankunft“, sagte Richter Etter zu
Pfahls Sinneswandel. So lässt sich trefflich scherzen, wenn man Richter ist und
nicht Gerichteter.
La Santé ist vor ein paar Jahren zu
einer traurigen Berühmtheit gelangt, als
die Gefängnisärztin Véronique Vasseur
auf die skandalösen Zustände aufmerksam machte, die dort herrschen. Es hat
nichts genützt, schließlich hat sie resigniert, wurde aus dem Staatsdienst
herausgeekelt. Damals haben ein paar
Prominente eine Art Vereinigung gebildet, um die unerträgliche Situation zu ändern. Männer, auch ein paar Frauen, die
selbst gesessen hatten, manche unschuldig in U-Haft, manche rechtskräftig verurteilt. „Die ersten Stunden im Gefängnis werden immer Teil meiner Existenz
bleiben“, sagt Bernard Tapie, der tief
gefallene ehemalige Minister.
Mit dem Fernseh-Kabel
Die Schreie der Neuen
Es gibt eben Erniedrigungen, die sich
ein Mensch mit seinen alltäglichen Sorgen kaum vorstellen kann. Dabei sind die
Prominenten in der Santé vor dem
Schlimmsten geschützt, sie hören nur von
Ferne, was den gewöhnlichen Gefangenen passiert. Was heißt schon Promiskuität unter Männern? Und wer kann sich in
seinem normalen Alltag vorstellen, vergewaltigt zu werden, ohne dass dies geahndet würde? Auch im Prominententrakt hören sie die Schreie der Neuangekommenen, auf die andere schon gewartet haben, um sich ihrer zu bedienen.
Das alles hatte die Ärztin Véronique
Vasseur schon beschrieben. „Danach war
viel von Reformen die Rede“, erinnerte
sie sich jüngst aus dem selbst gewählten
Ruhestand, „von bewilligten Geldern;
aber seither – nichts. Nichts hat sich geändert außer zum Schlimmeren, mit einer
Überbelegung, die alle Rekorde schlägt.“
Das trifft für mehr als die Hälfte der 185
französischen Gefängnisse zu, in etlichen
büßen doppelt so viele wie vorgesehen.
Nie seit dem Zweiten Weltkrieg wurden
in Frankreich so viele Menschen weggesperrt. Inzwischen sind es mehr als 65 000
in Gefängnissen, die mit 50 000 eigentlich
voll wären. Gut jeder Zweite hat psychische Probleme. „Es gibt zu viele“, findet die UMP-Abgeordnete Christine Boutin, „die nichts im Gefängnis zu suchen
haben“.
„Nichts hat sich geändert, außer zum Schlimmeren“ – der Hof des Pariser Gefängnisses La Santé, aufgenommen im Jahr 2000.
Auch ihre sozialistische Kollegin Elisabeth Guigou, einst Justizministerin der
Regierung von Lionel Jospin, besucht
gelegentlich ein Gefängnis. Beim letzten
Mal traf sie einen Häftling, der sich
beklagte: „Ich bin hier, weil ich die Menschen nicht aushalten kann. Warum
sperrt man mich mit anderen zusammen?“
Die meisten Anstalten wurden lange
vor dem Ersten Weltkriege gebaut, aber
selbst die neueren haben ihre Fortschrittlichkeit längst hinter sich. Die Haftanstalt von Perpignan zum Beispiel, mit
einer Überbelegung von fast 300 Prozent,
galt bei ihrer Einweihung in den Achtzigerjahren als mustergültig. Heute sind,
wie eine Gewerkschaft der Gefängniswärter beklagte, in einer Einzelzelle von 9,6
Quadratmetern drei Menschen eingesperrt. Sie teilen sich, 21 Stunden am
Tag: ein Etagenbett, einen Tisch, zwei
Stühle, einen Spind, einen an der Wand fixierten Fernseher, eine Toilettenecke mit
Waschbecken und WC, die eher symbolisch vom Rest der Zelle abgetrennt ist.
Am Abend wird eine Matratze hervorgezogen, die der zuletzt Hinzugekommene
zum Schlafen braucht. Und das alles inmitten von Kakerlaken, des Nachts wagen sich auch Ratten und Mäuse hervor.
Wer aufs Klo will, muss über den Zellengenossen hinübersteigen, der auf der Matratze schläft.
Es gibt einen gewissen Konsens zwischen der Linken und der Rechten. Wenn
Regierungen wechseln, ändert sich gar
nichts, weil Gefängnisreformen die Wähler schrecken. Christine Boutin ist immer
aufs Neue entsetzt über den Strafvollzug.
„Die Linke hat versagt“, urteilt sie, „und
die Rechte ist blind.“ Gewiss müsse man
neue Anstalten bauen, aber nicht, um die
Kapazitäten zu erweitern, sondern um
das Gefängnis menschlicher zu machen.
Madame Boutin plädiert für einen Numerus clausus, auch wenn weniger einsperren gegen den Zeitgeist geht. Die viel propagierte Zero-Toleranz ist einer der Gründe der Überbelegung. Da werden Männer
eingesperrt, die den Unterhalt nicht bezahlt haben (was den Unterhaltsberechtigten in der Regel wenig weiter hilft),
oder jene, die ihre Geldstrafe nicht bezahlen können und deshalb die Tagessätze absitzen müssen. Oder es trifft den jungen
Mann, der auf seinem Motorroller mit einem Promille Alkohol erwischt worden
ist.
Dass mehr verurteilt wird, führt auch
zu einer Verschiebung der ethnischen Zusammensetzung der Gefangenen. In vielen Anstalten im Umkreis der großen
Städte ist inzwischen der Islam weiter verbreitet als in der Bevölkerung. Nicht selten sind die Hälfte von ihnen Muslime,
manchmal geht der Anteil bis zu 80 Prozent – bei einem Bevölkerungsanteil von
sieben oder acht Prozent. Der Gefängnisdirektor von Fresnes bei Paris hat festgestellt, dass 70 Prozent seiner Häftlinge
sich an den Ramadan halten. Sie klagen
darüber, dass sie keinen Imam haben.
Nur ein paar Dutzend gehen in die französischen Gefängnisse, hingegen an die 500
katholische Priester. Draußen hat man
sich daran gewöhnt, dass in manchen
Schulen die Mehrheit der Kinder kaum
oder schlecht französisch spricht. Wenn
diese Kinder groß geworden sind, bevölkern sie die Haftanstalten.
„Wenn ich sehe, wie die Leute applaudieren, wenn immer mehr eingesperrt
werden“, klagt Madame Boutin von der
Foto: Pierre-Franck Colombier/AFP
konservativen Mehrheitspartei UMP,
„dann macht mich das traurig.“ Die einsame Ruferin war übrigens neulich bei der
Wahl des UMP-Vorsitzenden die Gegenkandidatin von Nicolas Sarkozy, der als
Innenminister nicht nur für Recht und
Ordnung sorgte, sondern auch dafür, dass
die Gefängnisse noch mehr aufgefüllt
wurden. Zudem versucht jede neue Regierung der Justiz ihren Stempel aufzudrücken, durchschnittlich gibt es alle zwei
Jahre einen neuen Justizminister, so dass
sich die Szene nie beruhigt. Der derzeitige Ressortchef, Dominique Perben, hat
ein Bauprogramm für die kommenden
Jahre angekündigt, mit dem Zellen für
7000 Häftlinge neu errichtet und ein paar
Tausend alte saniert werden sollen. Weil
nicht erst seit Sarkozy die Innenminister
immer neue Straftatbestände schaffen,
werden auch die neuen Zellen bald wieder überbelegt sein.
Die tolérance zéro, auf der Sarkozy beharrte, wonach auch Prostitution, sogar
aggressives Betteln zu Delikten erklärt
wurden, die mit Haftstrafen geahndet
werden, bringt vielleicht Wählerstimmen, sorgt aber für weitere Spannungen
Die hohe Kunst der Rücksichtnahme
Der Trend geht zu den Soft Skills: Immer mehr junge Leute erkennen, dass sie mit schlechten Manieren nicht weit kommen, und sitzen nach
Von Viola Schenz
München, im Dezember – Die Erleuchtung kam zwischen Kartoffelsuppe und
Käsespätzle. Die beiden Herren hatten
sich zum Business Lunch diesmal nicht
im Casino getroffen, sondern in der Kantine eines großen Münchner Unternehmens. Allerdings kamen sie kaum zum
Reden. Gebannt schauten sie zu, wie die
meist jungen und durchaus akademisch
ausgebildeten Tischnachbarn ihr Mittagessen malträtierten – die Suppe schlürften, die Messer abschleckten, mit vollem
Mund redeten. „Was passiert, wenn die
rausgehen, mit Kunden essen, wenn die
uns repräsentieren?“, fragte der eine, Personalvorstand der Firma. „Da müsste
man was machen“, dachte der andere.
Inzwischen, drei Jahre später, hat
Frank Wiedenmann etwas aus seiner Geschäftsidee von damals gemacht. In diesem Winter eröffnet er in München seine
Yes-Akademie. Dort will er jungen Leuten beibringen, nach den Regeln des guten Geschmacks zu essen, sich zu kleiden, sich vorzustellen, zu parlieren, Geschäftsbriefe zu schreiben. Yes steht für
Youth Excellence in Soft Skills. Wer Soft
Skills besitzt, weiß, dass man die Suppe
nicht schlürft, das Messer nicht abschleckt, mit vollem Mund nicht spricht.
Soft Skills – der Begriff ist nicht klar
definiert, dafür voll gestopft mit Erwartungen. Soft Skills sind emotionale Intelligenz und soziale Kompetenz, sind die
„weichen“ Fähigkeiten, die nirgends gelehrt, aber jetzt wieder überall verlangt
werden. Sie zu beherrschen heißt, anderen Respekt zu erweisen, im Team arbeiten, aber auch erfolgreich verhandeln zu
können und sich durchzusetzen.
Nur können das offenbar die wenigsten jungen Leute von heute. Als Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn
im Sommer 8000 Hochschulabsolventen
befragen ließ, bescheinigten sich nur
20 Prozent Führungsqualitäten, 21 Prozent Verhandlungsgeschick, 35 Prozent
Durchsetzungsvermögen. Ähnlich sehen
es ihre künftigen Bosse: Selbstüberschätzung, mangelndes Sozialverhalten, keine
Integrationsfähigkeit, schlechte Erziehung, fehlende Werte und Manieren attestierte der Deutsche Industrie- und
hinter den Gefängnismauern. „Eines
schönen Tages wird es eine Explosion geben“, sagt Yves Peirat, der einmal 39 Monate gesessen hat, weil er Bomben gegen
Büros der rechtsradikalen Nationalen
Front gelegt hat. „Zu zweit auf neun Quadratmetern, das ist schon hart. Aber zu
dritt oder viert, das ist unbeschreiblich.
Wenn morgen Shit und Fernsehen gestrichen würden, dann würden die Gefängnisse brennen.“
Schon jetzt ist die Situation explosiv.
Gelegentlich weisen internationale Organisationen auf die Zustände hin, die eines
zivilisierten Landes unwürdig sind. Zuletzt hat das Europäische Komitee zur
Verhütung von Folter, eine Institution
des Europa-Rates, die unhaltbaren Zustände angeprangert. Die französischen
Haftbedingungen seien oft „inhuman
und erniedrigend“, hieß es in einem Report dieses Jahres. Nicht dass dies eine
neue Erkenntnis wäre, schon voriges Jahr
trug ein Report des französischen Senats
den Titel: „Gefängnisse, eine Erniedrigung der Republik.“
Handelskammertag den Jungakademikern. Fast die Hälfte der befragten 2154
Firmen habe sich deshalb wieder von einem studierten Berufseinsteiger getrennt.
Für Asfa-Wossen Asserate rächt sich
jetzt die soziale Erosion, die Ende der
Sechzigerjahre in Deutschland einsetzte.
„Verbindliche Regeln, wie man Menschen begrüßt, wie man sie anredet, wie
man sich anzieht, wie man isst, wie man
Gäste empfängt, wie man heiratet und
wie man stirbt, gibt es in Deutschland
nicht mehr,” schreibt der äthiopische
Prinz, der seit 1974 in Deutschland lebt,
in seinem Bestseller über die guten Manieren. Aber es scheint hierzulande immerhin ein Interesse zu geben, diese Regeln wieder zu lernen. Und davon lebt inzwischen eine ganze Branche: Kaum ein
Monat vergeht, in dem nicht eine neue Benimm-Fibel im Buchhandel landet, das
ZDF reicherte den Knigge-Trend mit
Thomas Gottschalks Benimm-Show an,
und Etikette-Kurse erfreuen sich riesigen Zulaufs.
wo ich auf Jobsuche bin, merke ich, dass
es doch sehr wichtig sein kann, richtig
mit dem Besteck umzugehen.”
Für die Führungskräfte von morgen
ist gutes Benehmen eine Qualifikation,
die einen Vorteil im Konkurrenzkampf
darstellt. 200 000 Bewerbungen gehen
jährlich alleine bei Siemens Deutschland
ein. „Den jungen Leuten ist klar, dass
Soft Skills inzwischen sehr wichtig
sind“, sagt Eric Hampe, der die Recruiting-Abteilung des Unternehmens leitet.
Auch die Personalchefs der Firmen wissen schon lange, dass sie sich nicht mehr
nur auf Uni-Diplome und Lebensläufe
verlassen können. Die verraten nämlich
nicht, ob der Bewerber einen Kunden höflich begrüßen kann oder von sich aus
auch mal die Geschirrspülmaschine in
der Büro-Küche ausräumt. Man beobachtet daher potenzielle Mitarbeiter erst
mal eine Weile. „30 bis 40 Prozent der
Neueinstellungen sind Leute, die wir
schon kennen”, sagt Hampe. Sie rekrutieren sich zum Beispiel aus den gut 13 000
Studenten, die bei Siemens jedes Jahr als
Praktikanten, Werkstudenten oder Diplomanden jobben. Wer als sozial kompetent auffällt, erhöht seine Chancen auf eine Anstellung.
„Gezielte
Nachwuchsgewinnung”
nennt das Thiemo Fojkar vom Bildungswerk der Baden-Württembergischen
Wirtschaft, deren Metall- und Elektroindustrie-Verband jährlich eine Million
Euro in die Stuttgarter Coach Academy
pumpt – auch um den Nachwuchs fit zu
machen für eine Arbeitswelt, die immer
internationaler und somit fettnäpfchenreicher wird. „Früher waren Führungskräfte hauptsächlich im Binnenmarkt tätig, jetzt müssen sie immer mehr ins Ausland, da sind andere Qualitäten gefragt”,
erklärt Fojkar.
Nicht anders sieht es bei kleineren Unternehmen aus, bei adidas-Salomon in
Herzogenaurach zum Beispiel. Dort liegt
der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter
bei knapp über 30. Personalchef Matthias Malessa gehört mit seinen 45 Jahren schon zu den Älteren, ist aber eigentlich zufrieden mit den Soft Skills der
Youngsters: „Die Sozialkompetenz ist
heute besser, weil die jungen Leute mehr
gereist sind und Auslandspraktika gemacht haben.” Und: „Dass jemand gut
im Team mitarbeiten kann, ist für uns
wichtiger als ein superschnell abgeschlossenes Studium plus MBA.” Gefragt ist also Teamfähigkeit – noch so ein
Zauberwort der Personalchefs. Nur, wo
lernt man sie?
Umgang mit dem Besteck
Das Versagen der 68er
Auch der von Carolin Metzger. Die
zierliche Juristin arbeitet als Trainerin
bei der Coach Academy in Stuttgart,
einer Nachhilfeschule der baden-württembergischen Wirtschaft für Studenten
und Jung-Akademiker in Soft Skills. Auf
ihrer Homepage bietet die Akademie Benimm-Tipps, die in vier Wochen über
3000 Mal heruntergeladen wurden. Und
das Knigge-Seminar, das Carolin Metzger regelmäßig anbietet, ist immer ausgebucht. Teilnehmer kommen mitunter
von weither angereist, auch aus Köln
und der Schweiz beispielsweise – Ökonomen, Sozialpädagogen, Übersetzer, Ärzte, Germanisten, Politikwissenschaftler.
In vier Seminarstunden wollen sie nachholen, was sie in zwei oder drei Lebensjahrzehnten verpasst haben. „Bei uns daheim waren Manieren eigentlich kein
Thema, da wurden nur die Basics vermittelt”, meint einer der Teilnehmer eines
Seminars in einer Pause bei Mineralwasser und Gummibärchen. „Meine Eltern
zählen sich eigentlich zu den Bildungsbürgern, trotzdem wurde Benimm einfach nicht so ernst genommen, aber jetzt,
An der Universität Freiburg gibt es bereits ein Zentrum für Schlüsselqualifikationen, die Fachhochschule Bochum hat
ein Institut für zukunftsorientierte Kompetenzentwicklung eingerichtet, an der
Uni Wuppertal werden Rede- und Gesprächskompetenz gefördert, die Uni
Heidelberg bereitet mit speziellen Kursen ihre Studenten auf die Job-Welt vor,
und die Fachhochschule München ging
sogar so weit, die einzige deutsche Professur für Soft Skills einzurichten. Die Knigge-Studenten der Stuttgarter Coach Academy amüsiert dieser Trend: „Unsere
Profs sollen uns Sozialkompetenz beibringen?”, entfährt es einem. „Die wissen sich doch erst recht nicht zu benehmen, die sind geschmacklos gekleidet
und können nicht mal grüßen.”
Schlechte Manieren sind also keine
Frage des Alters oder des Ranges. Eher
schon der sozialen Erfahrungen. Rücksichtnahme oder Verhandlungsgeschick
lernt ein Kind nicht unbedingt in einer
modernen Kleinstfamilie. Wo es immer
weniger Geschwister gibt, mit denen
man um Spielzeug oder um die Gunst der
„Verbindliche Regeln, wie man Menschen begrüßt, wie man sie anredet, wie man
Gäste empfängt“ – Paar in Bar beim Handkuss.
Foto: Herb Allgaier
Manche, an denen das praktiziert wird,
halten es nicht aus und bringen sich um.
Auch das sind mehr als anderswo, jährlich regelmäßig mehr als hundert, der Anteil der Selbstmörder ist unter den Häftlingen siebenmal höher als in Freiheit.
Manche hängen sich auf mit dem Kabel
des Fernsehgerätes, anderen gelingt es
trotz Aufsicht, das Krankenpersonal zu
täuschen und Tabletten zu horten. So wie
dem jungen Laurent, der über Wochen Beruhigungstabletten aufsparte, bis er 110
auf einmal verschluckte.
Auch die Wärter erleben es als Niederlage, wenn sie einen Suizid nicht verhindern konnten. Dem Psychologen JeanLouis Terra, der im Auftrag der Regierung die Situation untersucht hat, klagten sie ihre eigene Überforderung. Sie hätten für nichts anderes Zeit, als Zellen aufund zuzuschließen. Was in der Zelle vor
sich geht, das sehen sie meist nicht. Und
doch fühlen sich die Eingeschlossenen
permanent beobachtet, ausspioniert, kontrolliert, entmündigt.
Am Ende haben es die am besten, die
am schwersten bestraft werden, zu sehr
langen bis hin zu lebenslangen Strafen.
Sie sind am liebsten in Caen, wo gut 300
der 420 Insassen wegen Sexualdelikten
einsitzen. Die meisten haben sich an Kindern vergangen, manche sogar an den
eigenen, und in jedem Knast trifft sie die
allgemeine Verachtung. Hier aber sind sie
unter sich. Von morgens um sieben bis
abends um acht sind die Zellen geöffnet.
Man trifft sich; man hat Arbeit; man kann
sich fortbilden; vier Psychiater, sechs Psychologen, sechs Krankenschwestern kümmern sich um kaputte Seelen.
Man ist auch als Bildungsbürger nicht
ganz verloren, weil unter Gefangenen
fünf ehemalige Lehrer und ein Ex-Schuldirektor, zwei Priester und ein paar Männer aus dem Gesundheitssektor sind.
Homosexuelle Partnerschaften werden
geduldet, wenn sie denn diskret gehandhabt werden. Wer den großen Schock des
Freiheitsentzugs einmal hinter sich gebracht hat, mag es dort wohl aushalten.
Die Fenster sind zwar nicht zu öffnen,
aber es gibt keine Gitter davor. Und da
leistet sich mancher den Luxus, am
Abend auf der Fensterbank sitzend und
rauchend in die Landschaft zu schauen.
In der Santé in Paris kann man davon
kaum träumen. Holger Pfahls, der in einem anderen Leben wusste, was wahrer
Luxus ist, sehnt sich nun nach einem deutschen Knast.
Eltern konkurrieren muss, bilden solche
Talente sich nicht aus. Die Youngsters
werden gar nicht erst eingeführt in die soziale Kunst der Rücksichtnahme und des
Zurücksteckens. Matthias Malessa, der
Personalchef von adidas-Salomon, beobachtet eine wachsende soziale Isolation:
„Das ist die Generation, die daheim stundenlang vor dem Computer sitzen kann.
Aufgabe der Eltern wäre es, dafür zu sorgen, dass die Jugendlichen rauskommen,
unter Menschen, in Sportvereine, damit
sie Sozialkompetenz erwerben.“
Frank Wiedenmann, der Gründer der
Yes-Academie, spricht vom Einzelkinder-Phänomen und von „sozialen IchAGs“. Für den 58-Jährigen liegen die Ursachen auf der Hand: „Ich gehöre zur
Generation der 68er, und meine Generation hat bei der Erziehung versagt.“
Die nächste versucht, es an sich selbst
zu korrigieren. Es reifen die Selbsterkenntnis und der Wille, am Feierabend,
am Wochenende und in den Semesterferien in einem der nüchtern eingerichteten Seminarräume einer Coach Academy
nachzusitzen. Und es reift ein erstaunlicher Pragmatismus: Keiner der Stuttgarter Knigge-Aspiranten will lange darüber nachdenken, was Eltern oder Lehrer
oder sonst wer bei ihrer Erziehung falsch
gemacht haben. Keiner jammert oder
macht Vorwürfe, damit ginge nur kostbare Zeit verloren. Und keiner schämt sich,
hier zu sein: „Natürlich habe ich meinen
Kollegen erzählt, dass ich teilnehme. Die
haben mir sogar Fragen mitgegeben, die
ich stellen soll”, sagt eine junge Verlagsangestellte.
Die richtige Antwort hat Carolin Metzger so gut wie immer parat. 26 Jahre ist
sie alt und damit jünger als so mancher
ihrer Zöglinge. Um da ernst genommen
zu werden, darf sie sich keine Blöße geben. „In Jeans würde ich niemanden
überzeugen”, sagt sie. Also tritt sie im Hosenanzug auf, das Gesicht perfekt gepudert, die Nägel manikürt, die Schuhe
hochmodisch und poliert und – vorne geschlossen. Nackte Zehen haben in der Geschäftswelt nichts verloren.
„Wie sitzt man bei Tisch?”, fragt Carolin Metzger in die Runde. 19 Führungskräfte in spe drücken das Rückgrat
durch, legen die Hände rechts und links
neben einen imaginären Teller, schließen
die Beine, sitzen unbequem. Die Trainerin tröstet sie mit einem Wort des amerikanischen Philosophen Ralph Waldo
Emerson: „Gutes Benehmen besteht aus
lauter kleinen Opfern.“
Seite 4 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295
MEINUNG
HMG
Montag, 20. Dezember 2004
Blick in die Presse
Warum nett sein zu Putin?
Geteilte Verantwortung
Von Daniel Brössler
Bodenschätzen. Sie sind für Putin der
Schlüssel zur Macht Russlands, aber
auch zur Macht in Russland. Deshalb
musste der allzu selbstbewusste und
wohl auch selbstherrliche Öl-Milliardär
Michail Chodorkowskij hinter Gitter,
deshalb musste sein Yukos-Konzern zerschlagen werden. Der Fall Yukos offenbart freilich auch die Schwäche der
Schröderschen Energievision. Besitzstrukturen lassen sich in Russland jederzeit ändern. Versorgungssicherheit, die
nur ein Mann garantiert, ist keine. Ein
marktwirtschaftliches, demokratisches,
rechtsstaatliches Russland wäre der zuverlässigste Gaslieferant – ganz ohne das
Pathos einer Energiepartnerschaft.
Wenn die westlichen Demokratien
wirtschaftlich nicht an einem autoritären Russland interessiert sein können, so
gilt das erst recht politisch. Das hat das
Beispiel der Ukraine gezeigt. Putin und
seine Leute haben zu Hause ein System
geschaffen, das auf einer Führungsrolle
der Geheimdienste, eingeschränkter
Medienfreiheit, einer Zentralisierung
des Staates, der Einschüchterung der
Zivilgesellschaft und der Abwesenheit
wirklicher Gewaltenteilung fußt. Dieses
System ist keine Demokratie. Und es ist
nicht am Entstehen von Demokratien
in seiner unmittelbaren Nachbarschaft
interessiert, denn es wittert Ansteckungsgefahr.
Der Interessenkonflikt mit der EU
liegt auf der Hand: Die Union wünscht eine Ausweitung des demokratischen Raumes, Russland fürchtet sie. Wladimir Putin und seine Leute haben in der Ukraine
eine ungeheure Niederlage erlitten, die
sie sich nur durch westliche Machenschaften erklären können. Dabei müssten sie die Schuld bei sich selbst und im
anachronistischen Versuch suchen,
Macht auf Angst zu gründen. Russland
beansprucht eine Führungsrolle in der
früheren Sowjetunion und begründet
das mit seiner Größe, seinen Ressourcen
und notfalls seinen Raketen. Tatsächlich
verfügt Moskau noch über ein beträchtliches Einschüchterungspotenzial, was
ihm aber gänzlich fehlt, ist Anziehungskraft. Das System Putin ist ein guter Partner für die benachbarten Autokraten,
Diktatoren und Despoten – nicht aber
für die Menschen in diesen Ländern.
Russlands Rolle kann deshalb erst wieder wachsen, wenn es von alter Größe Abschied nimmt. Im Inneren müsste es sich
dazu demokratisieren, im Äußeren dem
alten Imperialismus abschwören.
Natürlich ist das ist eine Aufgabe für
die Russen selbst. Ein wenig aber können
auch die Deutschen tun. Sie sollten Putin
mit höflicher Zurückhaltung empfangen, nicht mit überschwänglicher Anbiederei. Das wäre ein Anfang.
Jürgen Rüttgers vor schwierigen Tagen
Hinter Jürgen Rüttgers liegen keine
einfachen Tage. Der nordrhein-westfälische CDU-Landeschef musste hart
durchgreifen. Das entspricht nicht unbedingt seinem Naturell. Aber die Affäre
um den Sozialpolitiker Arentz und die anhaltenden Grabenkämpfe zwischen den
Kölner Parteifreunden waren dazu angetan, die Wahlchancen der CDU an Rhein
und Ruhr zu gefährden. Dass er nach den
Aufräumarbeiten mit 93,5 Prozent zum
Spitzenkandidaten gewählt wurde,
zeigt, dass er den größten CDU-Landesverband unangefochten führt.
Freilich, die kommenden 153 Tage – so
viele sind es noch bis zur Landtagswahl
im nächsten Mai – werden nicht einfacher werden. Die vom Spitzenkandidaten verkündete Entschlossenheit, „jetzt
oder nie“ den Machtwechsel in Düsseldorf herbeizuführen, steht bisher nur auf
dem Papier. Vor allem darf man ge-
spannt sein, ob der Landesvorsitzende
sich von nun an als der „neue Rüttgers“
präsentiert und einen klaren Kurs verfolgt oder er sich wieder in die Rolle des
Zauderers und Taktierers zurückfallen
lässt, mit der er auch die eigene Partei gelegentlich irritierte?
Ablesen lassen wird sich das an den zu
treffenden Entscheidungen, etwa der,
mit welcher Mannschaft die CDU in den
Wahlkampf zieht. Wer die rot-grüne Landesregierung als mittelmäßig kritisiert,
setzt für das eigene Team Qualitätsmaßstäbe. Auch die angekündigten Alternativen sind bisher nur ein paar Schlagworte hinter Spiegelstrichen. Einige Aussagen sind zudem erklärungsbedürftig.
So lobt Rüttgers die Bierdeckel-Steuerreform von Friedrich Merz, verschweigt
aber, dass das Konzept zugunsten des
Kompromisses bei der Gesundheitsreform schon beerdigt wurde.
hjh
Die alte türkische Angst
Trotz Konfettiregen und Feuerwerk
wirkt die Begeisterung über den Brüsseler EU-Gipfelbeschluss in der Türkei auffallend gedämpft. In die Euphorie darüber, dass die EU die Tür nach Europa
geöffnet hat, mischt sich immer noch die
alte Angst, am Ende könnten die Europäer doch Nein sagen zur fernen und fremden Türkei. Kaum ein Kommentator vergisst den mahnenden Hinweis, dass die
schwierigste Strecke eines langen Weges
für Ankara erst beginnt. Für einen Realismus-Schock hat nicht zuletzt der Beinahe-Crash des Brüsseler Gipfels wegen
des Zypern-Streits gesorgt.
Der Konflikt auf der Insel gehört seit
30 Jahren zum unbewältigten außenpolitischen Erbe der Türkei. Der blutige
Zwei-Völker-Zwist ist so tief im nationalen Bewusstsein verankert, dass auch Ankaras Reformregierung unter Tayyip Erdogan schon wieder ängstlich am Status
quo festhält, nachdem sie im Frühjahr
noch schwungvoll einen UN-Friedensplan unterstützt hat. Seitdem dieser Plan
am Widerstand der Insel-Griechen
gescheitert ist, beruhigt sich Ankara mit
dem Fingerzeigen auf die unversöhnliche Seite des Zypern-Zauns. Bleibt es
dabei, riskiert die Türkei ihr EU-Ticket,
noch bevor sie es benutzt hat.
Denn ohne Lösung des Insel-Konflikts
hängt über Ankaras EU-Gesprächen ein
Damoklesschwert. Der Präsident der
Zypern-Griechen hat es in der Hand. Er
kann jederzeit Verbündete in der EU
suchen, um Ankara auszubremsen. Dem
Türken am Tisch wird es dann kaum nutzen, wenn er aufspringt wie ein Rumpelstilzchen und den Saal verlässt. An einer
neuen Friedensinitiative sollte die Türkei größtes Interesse haben, weil der Konflikt sonst zur Sollbruchstelle für ihre
EU-Verhandlungen wird.
csc
Mitschuldig am Massenmord
In Darfur sind seit Februar 2003 offiziell 70 000, tatsächlich aber wohl mehr
als 100 000 Menschen getötet worden; an
die zwei Millionen sind auf der Flucht
und oft von jeder Hilfe abgeschnitten.
Und nun sagt der Chef der Beobachtermission der Afrikanischen Union, der Region stehe eine Großoffensive der Regierungsarmee bevor, Darfur gleiche einer
„Zeitbombe“, die jeden Moment explodieren könne. Wie dieser große Knall
aussehen mag, will man sich angesichts
der schon eingetretenen Katastrophe gar
nicht mehr vorstellen.
Dass die Situation immer weiter eskaliert, liegt nicht nur am sudanesischen Regime, das unbeirrt an seinem Vernichtungskrieg festhält. Khartum und auch
die nicht minder brutalen Rebellengruppen werden in ihrem Krieg geradezu ermutigt von der Weltgemeinschaft. Der Sicherheitsrat mahnt und appelliert, aber
von Sanktionen ist schon lange keine Rede mehr. So können die Konfliktparteien
machen, was sie wollen – Strafen haben
sie nicht zu befürchten.
Wenn es überhaupt noch eine winzige
Hoffnung gibt, dann geht sie von der Afrikanischen Union aus. Obwohl deren
Truppe über viel zu wenige Soldaten in
Darfur verfügt, obwohl sie oft nicht einmal Benzin hat, um Patrouillen zu fahren, wird sie nicht müde, anzuprangern
und zu drohen – auch wenn sie weiß, dass
sie angesichts ihrer Machtlosigkeit
nichts bewirken wird. Der Taxidienst
der Bundeswehr für AU-Soldaten nach
Darfur ist reine Symbolik. Um das Leid
der Flüchtlinge wirklich zu lindern,
bräuchten die Afrikaner massive internationale Verstärkung und ein schlagkräftiges Mandat. Solange die Weltgemeinschaft dazu nicht bereit ist, macht sie
sich mitschuldig am Massenmord. mib
Zur Bildung einer neuen Regierungskoalition in Israel zwischen Likud und Arbeitspartei schreibt die NZZ am Sonntag:
„Vielleicht ist es gut, wenn die beiden
wichtigsten israelischenParteien in einer
Zeit, in der eine Einigung mit den Palästinensern möglich scheint, zusammen und
nicht gegeneinander arbeiten. Der
Schluss aber, dass Scharon dadurch berechenbarer werde und der Friedensnobelpreisträger Peres einen Frieden mit den
Palästinensern herbeizwingen kann,
scheint verfrüht. Scharon geht es mit der
Koalitionsbildung um eine Umverteilung von Verantwortung und eine parlamentarische Mehrheit für seine Politik.
Er kann die Regierung nach Belieben auf
Grund laufen lassen, wenn es Streit
geben sollte um den Rückzug aus dem
Gazastreifen oder um die Siedlungen im
Westjordanland. Peres wird als Linksliberaler bezeichnet, gegenüber den Palästinensern und der arabischen Welt wird
er sich wegen des Koalitionszwangs ebenso unerbittlich zeigen müssen wie sein zukünftiger Regierungschef.“
Affront gegen die Demokratie
Jeder hat sein Päckchen zu tragen
SZ-Zeichnung: Hanitzsch
General Mundtot
Laurenz Meyer kann der CDU nicht mehr dienen, weil er gegen Gebote verstieß, die er selbst vertrat
Von Susanne Höll
Der Generalsekretär einer Partei hat
zahlreiche Aufgaben. Seine wichtigste
ist es, seiner Partei zu nutzen. Kann er
das nicht oder nicht mehr, muss er abtreten oder abgelöst werden. Laurenz Meyer kennt diesen Grundsatz. Schließlich
kam er in sein Amt, weil sein Vorgänger
Ruprecht Polenz der CDU nicht dienlich
sein konnte und zurücktrat, aus überaus
ehrenwerten Gründen übrigens. Meyer,
der sich in den vergangenen vier Jahren
durchaus um die Partei verdient gemacht hat, kann ihr jetzt nicht mehr dienlich sein. Denn er ist ein gefesselter
Mann, ein General Mundtot.
Nicht, weil Meyer gegen Recht und Gesetz verstoßen hätte. Verstoßen hat er
aber gegen zwei simple Grundsätze. Als
Politiker empfahl er den Bürgern Maßhalten, langte persönlich aber kräftig zu.
Er predigte Butterbrot, aß daheim aber
Rindersteak. Und er versuchte, diese Tatsache zu kaschieren, vor der Öffentlichkeit und auch vor den eigenen Leuten.
Es war Meyer, der die Werte- und Patriotismus-Debatte für die CDU in diesem Jahr wiederentdeckt und lautstark
geführt hat. Es war Meyer, der deutschen
Unternehmern die Vaterlandsliebe absprach, wenn sie aus Kostengründen
Arbeitsplätze ins Ausland verlagerten.
Jetzt darf, nein, man muss sich fragen:
Ist es patriotisch, wenn ein wohlbestallter Politiker ein Dreifach-Einkommen
bezieht?
An der Wertedebatte, mit der die CDU
ihre Reformkonzepte auf dem Weg zur
Bundestagswahl 2006 erklärtermaßen
unterfüttern will, kann sich Meyer nun
nicht mehr beteiligen, im anstehenden
Wahlkampf in Schleswig-Holstein nicht
und in seiner Heimat Nordrhein-Westfalen auch nicht. Man kann sich vorstellen,
was ein Hartz-Vier-Empfänger aus Dortmund von einem Generalsekretär hält,
der Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit in
der Politik verlangt, diesen tugendhaften Anspruch selbst aber nicht erfüllen
kann oder mag. Wenn man die Vorsitzende Angela Merkel recht versteht, will die
CDU 2006 mit dem Slogan „Wir können
es besser“ zurück an die Macht im Bund.
Bei einem Generalsekretär Meyer würden die Leute sagen: Stimmt – besser abkassieren. Für Meyer sollte eigentlich
der Maßstab gelten, den die Partei und
die Parteiführung an den einstigen CDAVorsitzenden Hermann-Josef Arentz angelegt hatte, auch wenn beide Fälle nicht
identisch sind. Arentz, der inzwischen alle Ämter und Mandate verlor, kassierte
lange fürs Nichtstun, Meyer kürzere Zeit
und offenbar für Gegenleistungen. Beide
aber haben versucht, ihre Einkünfte zu
verheimlichen.
Hätte Meyer schnell gehandelt, alle
Dinge auf den Tisch gelegt, wäre es jetzt
besser um ihn bestellt. Um Merkel übrigens auch. Sie muss sich entscheiden, ob
sie jetzt den Mut zum Wechsel findet und
den Hohn der politischen Konkurrenz
über einen weiteren „Missgriff“ ertragen
kann. Oder ob sie an ihrem zweiten Generalsekretär festhält und riskiert, dass
auch das nächste Jahr ein verlorenes
Jahr für ihre Partei wird.
PROFIL
E
s gibt Augenblicke, da entdecken
sogar die freiberuflichen Ärzte den
Sozialismus. Am Samstag in einem
Hotel in Berlin-Neukölln war ein solcher
Moment. Mit einem Ergebnis, das an die
Zeiten von Sowjetunion und Politbüro erinnerte, wurde Andreas Köhler zum neuen Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gewählt, des obersten Zusammenschlusses
der 140 000 Kassenärzte und Psychologen. Köhler erhielt 59 von 60 Stimmen
und war über den Zuspruch von 98,3 Prozent der Delegierten am meisten überrascht. Nicht ohne Grund. Vor kurzem
musste er von den Kassenärzten noch
viel Kritik anhören. Es ging ums Geld.
Die Sache mit dem Geld ist die Hauptaufgabe der KBV und ihrer Ableger – der
Kassenärztlichen Vereinigungen (KV).
Anders als die Ärztekammern, die sich
vor allem um die Standesregeln kümmern, sind die KV für die Tagesarbeit zuständig. Sie sorgen dafür, dass die Honorar-Milliarden der Kassen unter den niedergelassenen Ärzten angemessen und
ordnungsgemäß verteilt werden. Ein Verfahren, das oft für Streit sorgt, weil sich
einzelne Gruppen stets benachteiligt fühlen; mal sind es die Hausärzte, mal die
Gynäkologen. Köhler, der seit 1995 bei
der KBV arbeitet, zuletzt als Hauptgeschäftsführer, wollte den Streit schlichten und ein neues Honorarsystem einführen. Darüber stritten die Ärzte noch
Foto: KBV
Wenn Wladimir Putin heute und morgen Deutschland besucht, gibt es mindestens drei gute Gründe, nett zu ihm zu
sein. Sie heißen: Russlands Größe, Russlands Ressourcen und Russlands Raketen. Es gibt aber auch mindestens drei
Gründe, weniger nett zu ihm zu sein. Sie
heißen Tschetschenien, Ukraine und Yukos. Der Westen hat die Wahl: Er kann
auf Putin setzen, weil er Russland misstraut und für die Zeit nach ihm Schlimmeres fürchtet. Oder er kann auf ein moderneres Russland hoffen, weil er Putin
misstraut und nichts Gutes mehr von
ihm erwartet. In der deutschen Russland-Politik ist es populär, erstere Position als pragmatisch zu preisen und die andere als träumerisch zu belächeln. Das
mag nahe liegen, doch sollte nicht vergessen werden, dass gerade die Träumer
sich in jüngster Zeit des öfteren als die
wahren Realisten erwiesen haben.
Die Haltung des deutschen Bundeskanzlers ist bekannt. Gerhard Schröder
hat dem russischen Präsidenten attestiert, ein „lupenreiner Demokrat“ zu
sein. Diese Äußerung verrät denkbar wenig über Putin, aber eine Menge über die
Russland-Politik des Kanzlers. Schröder
macht sich eine Verdrehung der Begriffe
zu eigen, die kennzeichnend ist für das
System Putin. Jede Verfestigung der autoritären Herrschaft wird dort als Demokratisierung vermarktet. Dass Schröder
sich dem anschließt, liegt begründet im
Sonderverhältnis, das Putin zu ihm aufgebaut hat. Nach den Regeln dieser Spezialbeziehung verfügt der Kanzler über einen guten und kurzen Draht in den
Kreml. Er enthält sich dafür jeder öffentlichen Kritik an Putin, oder lobt ihn –
wenn nötig – gar über den grünen Klee.
Weil Russland hat, was Deutschland
braucht, ist das in Schröders Augen eine
weitsichtige Interessenpolitik. In der Tat
kauft die Bundesrepublik fast 40 Prozent
ihres Gases in Russland. Mittels einer
engen deutsch-russischen Partnerschaft
will der Kanzler die Energieversorgung
auch für die kommenden Jahrzehnte
sichern. Deutsche Konzerne sollen nach
seiner Vorstellung deshalb noch viel
mehr als ohnehin schon im russischen
Gasgeschäft mitmischen. Diese Verquickung ist als eine Art Bodenschatz-Versicherung gedacht und soll verhindern,
dass Deutschland je der Gashahn abgedreht wird.
Darin liegt wohl eines der Geheimnisse der wunderbaren Freundschaft Schröders und Putins: Des Kanzlers Ängste
passen bestens zu des Kremlherrn Plänen. Dieser will Russland wieder zu einem Teil alter Geltung verhelfen. Dabei
weiß er: Russland ist groß, und es verfügt
über Atomwaffen, doch wirkliche Kraft
schöpft es im 21. Jahrhundert aus seinen
Andreas Köhler
Neuer Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
mehr. Köhler war so frustriert, dass er
den Medizinern den Rücken kehren und
zu den Kassen wechseln wollte. Im September war man sich fast einig; er sollte
Vizechef des AOK-Bundesverbands werden. In letzter Minute wurde er überredet zu bleiben. Nun steigt er auf.
Unruhige Zeiten warten auf den 44-Jährigen, der Humanmedizin und Betriebswirtschaft studiert hat. Die Rolle der
KBV wird zusehends in Frage gestellt.
Fast alle Fachleute wollen dem Gesund-
heitswesen mehr Wettbewerb verordnen,
was abstrakt schön klingt. Konkret heißt
es, dass die KBV an Macht verlieren würde. Bisher haben die Kassenärztlichen
Vereinigungen ein Versorgungsmonopol.
Sie stellen die Behandlung der Menschen
in den Regionen sicher und erhalten dafür Geld von den Kassen. Dieses System
von „Kollektivverträgen“ halten Experten für überholt, weil es unwirtschaftlich
sei und der Qualität in den Praxen schade. Stattdessen sollten die Kassen direkt
mit einzelnen Ärzten verhandeln. Köhler
lehnt diesen Weg ab und will das bisherige Verfahren behutsam ändern. Schließlich könnten Kassen oder Politiker kaum
sicherstellen, dass die Menschen flächendeckend versorgt würden. „Wir sind ein
gern benutzter Prügelknabe“, sagt er.
Dabei findet Köhler in der Politik
durchaus Zuspruch. „Das ist ein Reformer“, heißt es in Regierungskreisen. Andere sagen: „Köhler kennt sich aus und
ist verlässlich.“ Selbst der Regierungsberater Karl Lauterbach, den viele Ärzte
kritisieren, meint: „An Schlammschlachten gegen mich hat er sich nie beteiligt.“
So könnte ihn vielleicht nur eine Charaktereigenschaft in Bedrängnis bringen:
sein Hang zu klaren Worten. Manche Ärzte empfinden sein Vorgehen in den eigenen Reihen zuweilen als vorschnell und
undiplomatisch, was er indirekt bestätigt: „Ich bin keiner, der stundenlang sitzen kann.“
Andreas Hoffmann
Das Recht als Opfer im Anti-Terror-Kampf
Regierungen geraten immer mehr in Konflikt mit der eigenen Verfassung und den eigenen Gesetzen
Von Nicolas Richter
Im Kampf gegen den Terrorismus hatte zum Ende des Jahres die Justiz das letzte Wort. Kurz vor den Feiertagen befanden die Lordrichter des britischen Oberhauses, dass der Kern der Anti-TerrorGesetze ihres Landes illegal sei. Der prägnanteste Satz stammte von Lordrichter
Leonard Hoffmann: „Die wahre Bedrohung geht nicht vom Terrorismus aus,
sondern von Gesetzen wie diesem.“ Das
wird noch lange nachhallen als höchstrichterliche Rüge für staatliche Exzesse,
wie sie längst nicht nur in Großbritannien vorkommen.
Gut drei Jahre nach den Anschlägen
vom 11. September 2001 müssen die Regierungen erkennen, dass sie sich nicht
nur in einem Konflikt mit islamistischen
Gegnern befinden. Die sind ausdauernder und perfider als angenommen, das politisch folgenreiche Blutbad von Madrid
am 11. März 2004 war das beste Beispiel
dafür. Gleichzeitig aber stellt sich heraus, dass viele Staatenlenker im Kampf
gegen diese skrupellosen Gegner auch
das Gefühl dafür verloren haben, was
Recht ist – sie befinden sich in einem offenen Konflikt mit der eigenen Verfassung
und den eigenen Gesetzen. Die Rechtsprechung dieses Jahres zeigt, dass die Gerichte nicht bereit sind, das hinzunehmen. Die Justiz erweist sich nun als – viel-
leicht letzter – Garant für Rechtsstaatlichkeit und Vernunft im Zeitalter allgemeiner Terrorhysterie.
Die Wortwahl der Gerichte verrät
bereits, dass hier nicht um technische
Details gestritten wird – es geht ums Prinzip, und längst lesen sich Urteile und
Beschlüsse wie Zurechtweisungen der
betroffenen Regierungen. Im November
erinnerte ein US-Bundesrichter seinen
Präsidenten George Bush daran, dass er
trotz aller Macht „kein Gericht“ sei. Der
deutsche Bundesgerichtshof erklärte im
Fall des Verdächtigen Mounir el-Motassadeq, der Terrorkampf dürfe „kein wilder, ungeregelter Krieg“ sein. Die britischen Lords schließlich, siehe oben, bezeichneten nicht die Terrorverdächtigen,
sondern die Regierung als Aggressorin.
Der Zorn ist nachvollziehbar: Die
Gerichte beschäftigen sich mit Fällen, in
denen mutmaßlichen Extremisten elementarste Rechte genommen wurden. In
den USA geht es oft um die Vorgänge auf
dem Stützpunkt Guantanamo, wo Verdächtige ewig und ohne Anklage oder
einen Verteidiger festgehalten werden
sollten. Die britischen Lordrichter verwarfen nun ein ähnliches Gesetz, wonach Ausländer auf unbegrenzte Zeit
und ohne Anklage inhaftiert werden.
Nach dem 11. September 2001 beschädigten viele Regierungen die Grundrechte
mit wuchtigen Sicherheitspaketen – jetzt
kommt, mit der Verzögerung, die dem
juristischen Prozess eigen ist, die Antwort: Die Gerichte wollen die größten
Zumutungen eliminieren. Schon im kommenden Jahr könnte das Bundesverfassungsgericht den umstrittenen Europäischen Haftbefehl verwerfen.
Diese spektakulären Fälle dürfen über
zwei Entwicklungen nicht hinwegtäuschen. Erstens gehen viele Gerichte, in
den unteren Instanzen zumal, mittlerweile durchaus streng mit Terrorverdächtigen um. Wenn die Polizei genügend Verdachtsmomente vorlegt, billigen etwa
deutsche Verwaltungsgerichte bereitwillig die Ausweisung betroffener Ausländer. In manchen Fällen heißt das, dass im
Zweifel eher gegen die Betroffenen entschieden wird als für sie. Gegen Terrorangst ist eben auch die Justiz nicht immun. Zweitens: Die prominentesten Verdächtigen sind der Justiz schon deshalb
entzogen, weil sie von Geheimdiensten
versteckt werden – etwa in den Folterkammern befreundeter Staaten, deren
Gerichte es nicht gewohnt sind, die Politik der Herrschenden in Frage zu stellen.
An der Bedeutung des Lord-Urteils
und vieler ähnlicher Richtersprüche
ändert das freilich nichts. Sie sind wichtige, verbindliche Signale. Man muss hoffen, dass diese Stimmen nicht verstummen, gerade dann, wenn sich der Terror
vom 11. September 2001 wiederholt.
Die Sonntagszeitung The Observer kommentiert das Urteil über die Unrechtmäßigkeit
der unbegrenzten Inhaftierung ausländischer Terroristen:
„Die Labour-Regierung ist in einer unangenehmen Situation. Als einziges
Land in Europa hat sich Großbritannien
von Artikel 5 der Europäischen Menschenrechtskonvention zurückgezogen,
der einen fairen Prozess garantiert. Die
Regierung hat die Pflicht, die Bevölkerung vor Schaden zu schützen. Aber genau so klar ist, dass die Inhaftierten nach
Recht und Gesetz behandelt werden müssen. Sie müssen entweder angeklagt oder
freigelassen werden. Eine weitere Inhaftierung wäre ein Affront gegen unsere
Demokratie.“
Vor harten, langen Verhandlungen
Nach der EU-Einigung über den Beginn von
Beitrittsverhandlungen mit der Türkei resümiert die Londoner Tageszeitung The Times:
„Es ist geschafft. Es wurde ein Abkommen geschlossen, das es der Türkei
ermöglichen könnte, innerhalb von zehn
Jahren in Europa wieder eine wichtige
Rolle zu spielen. Die Verhandlungen
bedeuten aber noch keine automatische
Mitgliedschaft. Die Türkei hat bei den Reformen große Fortschritte gemacht. Aber
es muss noch mehr getan werden. Die Folter muss ausgemerzt werden. Die Wirtschaft hinkt weit hinter der Entwicklung
in den ärmsten EU-Ländern hinterher.
Die politischen Freiheiten sind noch
nicht unwiderrufbar verankert. Die Verhandlungen werden hart und lang sein
und niemand – nicht einmal die Türkei –
hält eine Qualifizierung (. . .) vor dem
Ablauf von zehn Jahren für möglich.“
DEFGH
Herausgegeben vom Süddeutschen Verlag
vertreten durch die Gesellschafterversammlung
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Stellvertretende Chefredakteure: E. Fischer, K. Kister
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Redakteure: H. Leyendecker, K. Podak, M. Stiller;
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POLITIK
Montag, 20. Dezember 2004
SZ-Interview mit Peer Steinbrück
HMG
Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 5
Zweiter Anlauf im Kampf um die Macht in NRW
Kritik an Bulmahn
Rüttgers: Jetzt oder nie
NRW-Regierungschef: Hauptschulvorstoß hinderlich
CDU-Parteitag wählt den Landesvorsitzenden mit 93,5 Prozent zum Spitzenkandidaten
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident
Peer Steinbrück (SPD) setzt auf einen neuen Anlauf zur Föderalismusreform. Gleichzeitig kritisiert er das Verhalten von Bildungsministerin Bulmahn.
SZ: Herr Steinbrück, ist das politische
System reformunfähig?
Steinbrück: Das Scheitern der Föderalismuskommission ist fatal, weil es ein
vermeintliches Indiz für Reformunfähigkeit ist. Das verbreitete Vorurteil „Die
können das nicht“ ist bestätigt worden.
Das wird die Politikverdrossenheit verstärken. Ich hoffe, dass das allgemeine
Erschrecken über den Ausgang dazu
führt, dass man sich schnell wieder zusammensetzt. Der Föderalismus muss reformiert werden. Wenn wir dieses Zeitfenster jetzt nicht
nutzen, werden wir
die staatliche Handlungsfähigkeit
nicht stärken und
darüber im internationalen Wettbewerb zurückfallen.
SZ: Die Bundesbildungsministerin
Edelgard Bulmahn
will neue Vorschlä- Peer Steinbrück
Foto: dpa
ge zur Entflechtung
der Bildungspolitik vorlegen. Ist das nun, nach dem Scheitern, nicht ein bisschen spät?
Steinbrück: Es ist trotzdem gut, wenn
jemand einen neuen konstruktiven Versuch unternimmt. Ich gehöre zu den Ministerpräsidenten, die den Bund bei diesem Thema zu äußerster Sensibilität auffordern. Der Vorstoß zum Aufbau von
Spitzenuniversitäten hat hochgradige
Nervosität bei den Ländern ausgelöst.
Oder dass sich der Bund in die Schulpolitik beim Thema Hauptschulen eingemischt hat. Die Länder stehen unter dem
Eindruck, dass es Tendenzen des Bundes
gibt, in eine ihrer ureigensten Zuständigkeiten hineinzuregieren.
SZ: Bulmahn hat das Klima vergiftet?
Steinbrück: Zumindest der jüngste
Vorstoß der Ministerin zur Hauptschule
war für die Arbeit der Föderalismuskommission alles andere als förderlich.
SZ: Einige SPD-Ministerpräsidenten
sehen eine Mitverantwortung für das
Scheitern bei der Bundesregierung.
Steinbrück: Ich bin gegen einseitige
Schuldzuweisungen. Das verhärtet nur
die Fronten.
SZ: Sie haben ein Initiativrecht des
Bundes im Bildungssektor vorgeschlagen. Er soll dabei aber auf die Zustimmung der Länder angewiesen sein. Das
ist für den Bund nicht gerade attraktiv.
Steinbrück: Aber anders wird der
Bund in diesem Feld keine Einigung hinbekommen und sich stattdessen weitere
Niederlagen vor dem Bundesverfassungsgericht einhandeln. Der Bund muss akzeptieren, dass die Kultushoheit bei den
Ländern liegt und dass er deshalb nicht
freihändig agieren kann. Der Wissensstandort Deutschland kann nur in enger
Kooperation von Bund und Ländern fortentwickelt werden.
SZ: Verlangen Sie da nicht etwas viel
von der SPD? Für die Partei ist die Bildung ein wichtiges Zukunftsthema.
Steinbrück: Ich kann gut verstehen,
dass die Bundesregierung und die SPDBundestagsfraktion nicht bereit sind,
sich aus dem Gebiet ganz zu verabschieden. Aber: Der Bund wird nicht einseitig
die Struktur und Organisation von Wissenschaft und Bildung in den Ländern bestimmen können.
SZ: Gab es in der Föderalismuskommission in der Rückschau Konstruktionsfehler?
Steinbrück: Ja. Es war beispielsweise
falsch, dass die Bundesregierung nur als
Gast teilnahm, anstatt ein voll stimmberechtigtes Mitglied zu sein. Die Regierung ist ein Verfassungsorgan und sollte
aus einer derart wichtigen Debatte nicht
ausgeklammert werden. Wir haben außerdem nicht nur im Bildungsbereich versagt, sondern auch zu wenig bei der Neuordnung der Finanzen erreicht.
SZ: Sie haben für einen neuen Anlauf
im Januar plädiert. In welchem Rahmen?
Steinbrück: Ich habe Zweifel, ob die
Föderalismuskommission optimal gestaltet war. Es entspricht zumindest nicht
meiner Vorstellung von Arbeitsfähigkeit, wenn da 100 Leute in einem Saal sitzen. Als Alternative wäre ein Verfassungskonvent denkbar, der dann einer
kleineren Kommission einen Vorschlag
unterbreitet. Darüber werden wir sicher
auch am Rand der SPD-Klausurtagung
im Januar reden. Wenn es gelingt, dann
mit der anderen Seite einen neuen Anlauf zu verabreden, stehen die Chancen
gut, dass wir doch noch etwas zustande
bringen.
Interview: Philip Grassmann
Von Hans-Jörg Heims
Hamm – Der CDU-Landesvorsitzende
Jürgen Rüttgers wird bei der Landtagswahl am 22. Mai 2005 zum zweiten Mal
versuchen, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen zu werden. Auf einem
Landesparteitag
im
westfälischen
Hamm wurde Rüttgers am Wochenende
mit 93,5 Prozent der Stimmen zum Spitzenkandidaten seiner Partei gekürt. Bei
seinem ersten Anlauf, die CDU an die
Macht in Düsseldorf zu bringen, war der
CDU-Bundesvize vor vier Jahren noch
mit 98,3 Prozent auf Platz eins der Landesliste gewählt worden.
Auf dem Delegiertentreffen, das überschattet wurde von der Affäre um CDUGeneralsekretär Laurenz Meyer, forderte Rüttgers seine Partei zu Disziplin und
Geschlossenheit auf. Es müsse Schluss
sein mit „Rumschwätzen und Profilierung zu Lasten der eigenen Kompanie“.
Er wolle im kommenden Jahr den Machtwechsel herbeiführen. „Jetzt oder nie“,
rief Rüttgers den Delegierten zu. Der
Landeschef verteidigte sein Vorgehen gegen den inzwischen zurückgetretenen
Chef der CDU-Sozialausschüsse Hermann-Josef Arentz und den Kölner Landtagsabgeordneten Richard Blömer. Auf
Druck von Rüttgers mussten beide Politiker auf ihre Kandidatur für die Landtags-
Jürgen Rüttgers rief seine Partei zu Geschlossenheit auf.
Foto: dpa
wahl verzichten. Es seien keine einfachen Tage gewesen. „Aber was zu tun
war, habe ich getan.“ Bei Problemen
werde er auch weiterhin „einigen auf die
Füße treten“, sagte der 53-jährige. Auf
die Vorwürfe gegen den in Hamm anwesenden CDU-Generalsekretär Meyer
ging Rüttgers in seiner Rede nicht ein.
Heftige Kritik übte er an der rot-grünen Landesregierung und Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD), den er als
„kalten Technokraten der Macht“ bezeichnete. Rüttgers kündigte an, in zehn
Jahren nach der Regierungsübernahme
Bayern in der Wirtschafts- und Bildungspolitik überholt zu haben. Mit einer
Strategie der Ehrlichkeit wolle er um das
Vertrauen der Menschen werben.
Ein besseres Ergebnis als Rüttgers erhielt der für Arbeitnehmerfragen in Unionsfraktion zuständige Bundestagsabgeordnete Karl-Josef Laumann. Für den
als Landesarbeitsminister vorgesehenen
Politiker votierten 95,8 Prozent der Delegierten. Einen deutlichen Dämpfer
erhielt hingegen der Generalsekretär der
Landes-CDU, Hans-Joachim Reck. Der
innerhalb des Landesverbandes umstrittene Parteimanager musste sich bei der
Wahl der 120 Listenplätze als einziger
einer Kampfkandidatur stellen. Dabei
erhielt er mit 70,64 Prozent das mit Abstand schlechteste Ergebnis. (Seite 4)
Eichel will Gold und T-Aktien verkaufen
Erheblicher Widerstand in der Bundesbank / Steuereinnahmen sinken weiter
Von Ulrich Schäfer
Berlin – Durch den weiteren Verkauf von
Aktien und Gold will Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) die verbleibenden Lücken im Haushalt schließen. Eichel wird nach Angaben aus Koalitionskreisen voraussichtlich an diesem Montag Aktien des Bundes im Wert von
1,3 Milliarden Euro an die Staatsbank
KfW veräußern. Er will sich vor allem
von Telekom-Aktien trennen, in kleinerem Umfang auch von Post-Papieren.
Der Finanzminister forderte zudem
die Bundesbank auf, sich von einem Teil
ihrer Goldreserven zu trennen. „Wir sollten bedenken: Gold bringt keine Zinsen,
das Geld aus dem verkauften Gold sehr
wohl“, sagt er der Bild am Sonntag. Dem
internationalen Goldabkommen zufolge
darf die Bundesbank in diesem Jahr erstmals wieder maximal 120 Tonnen Gold
verkaufen. Das würde „ungefähr eine
Milliarde Euro“ bringen, sagte Eichel. Allerdings gibt es gegen den Verkauf Widerstand in der Bank selber. Sechs von acht
Vorstandsmitgliedern lehnen das Vorhaben dem Vernehmen nach ab und stellen
sich damit gegen Bundesbankchef Axel
Weber. Dieser hatte angekündigt, man
werde in den nächsten Jahren 360 Tonnen Gold verkaufen. In der vorigen Woche konnte sich der Bankvorstand aber
zu keiner Entscheidung durchringen.
Eichel sieht sich zu den Verkäufen
auch deshalb gezwungen, weil die Steuereinnahmen weiterhin sinken. So geht aus
dem noch unveröffentlichten Monatsbericht seines Ministeriums hervor, dass
das Aufkommen im November 0,7 Prozent unter dem Vorjahresmonat lag. Besonders kräftig war das Minus bei der
Lohnsteuer (9,1 Prozent), der Zinsabschlagsteuer (9,6 Prozent) und der Mine-
ralölsteuer (5,4 Prozent). Ein deutliches
Plus gab es dagegen bei der Kraftfahrzeug-, der Tabak- und der Stromsteuer.
Enttäuscht zeigen sich Eichels Experten
auch von der Umsatzsteuer. Den Rückgang von 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr erklären sie damit, dass nach der
Osterweiterung auf Importe aus osteuropäischen EU-Ländern keine Einfuhrumsatzsteuer mehr erhoben wird. Insgesamt liegen die Steuereinnahmen von
Bund und Ländern nach elf Monaten
rund 900 Millionen Euro unter Plan.
Gelöst haben Eichel und Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) den
Streit um den Verkauf des vor allem für
die Mittelstandsförderung genutzten
ERP-Sondervermögens an die KfW.
Durch eine komplizierte Konstruktion
ist sichergestellt, dass der Bundestag bei
der Verwaltung des Milliardenvermögens weiter mitreden kann. (Wirtschaft)
Kölner CDU
räumt Verstoß ein
Partei wies im Jahr 2000 eine
Sachspende nicht korrekt aus
Von Johannes Nitschmann
Köln – Die Parteiführung der Kölner
CDU hat bei der Finanzierung ihres Oberbürgermeister-Wahlkampfes im Jahre
2000 einen Verstoß gegen das Parteiengesetz eingeräumt. In einem am Wochenende bekannt gewordenen Fax an Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) erklärt der Kölner CDU-Vorsitzende Walter Reinartz, seine Partei habe es unterlassen, im Rechenschaftsbericht für das
Jahr 2000 eine Sachspende des Bauunternehmers Ewald Hohr in Höhe von
21 750 Euro auszuweisen. Hohr hatte in
der Endphase des OB-Wahlkampfes Plakate für den damaligen CDU-Kandidaten und heutigen Kölner Rathauschef
Fritz Schramma kleben lassen und direkt bei der Werbeagentur bezahlt. Der
Bundestagspräsident könnte die Kölner
CDU nach dem Eingeständnis einer unkorrekten Ausweisung ihrer Zuwendungen zu einer Strafzahlung in Höhe des
dreifachen Spendenbetrages heranziehen – knapp 65 000 Euro.
Die Unterstützung des Bauunternehmers für Schramma war während der innerparteilichen Auseinandersetzungen
um eine erneute Aufstellung des CDULandtagsabgeordneten Richard Blömer
an die Öffentlichkeit lanciert worden.
Blömer war im Jahre 2000 Kreisvorsitzender der Kölner CDU. Dieses Amt hatte er Ende 2003 nach der Einleitung von
drei staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren gegen ihn in einer Parteispenden- und Korruptionsaffäre niederlegen müssen. Auf Einspruch des CDULandesvorstandes war vergangene Woche auch Blömers erneute Landtagskandidatur rückgängig gemacht worden.
Blömer versicherte, die CDU sei im
Jahre 2000 „über Art und Umfang“ der
Unterstützung des Unternehmers Hohr
für ihren Oberbürgermeister-Kandidaten „nicht informiert“ gewesen. Mit der
Selbstanzeige des amtierenden Kölner
CDU-Parteichefs Reinartz bei Thierse
solle der Eindruck erweckt werden, dass
die Kreispartei eine Spende „vorsätzlich
nicht angegeben und verbucht“ habe.
Tatsächlich hatte Schramma den Bauunternehmer als seinen „persönlichen Wahlkampfberater“ vorgestellt. Falls es sich
bei der Plakat-Aktion um eine persönliche Zuwendung an den CDU-Kandidaten gehandelt hat, hätte dieser die
„Schenkung“ in seiner Steuererklärung
als geldwerten Vorteil deklarieren müssen. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit, ob eine strafbare Handlung vorliegt.
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Seite 6 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295
HBN
Schröder kündigt Ausbau der Kooperation an
POLITIK
Montag, 20. Dezember 2004
Jubel über Brüsseler Zusagen an die Türkei währt nicht lange
INLAND
Verträge mit Moskau
Zypern-Zwist trübt Freude in Ankara
Neue deutsch-russische Konsultationen beginnen heute
Angst vor neuen Komplikationen auf dem Weg Richtung EU / Denktasch reagiert scharf
Berlin (AFP/Reuters) – Kurz vor den
nächsten deutsch-russischen Regierungskonsultationen hat Bundeskanzler Gerhard Schröder einen Ausbau der Beziehungen beider Länder angekündigt. Bei
den am Montag beginnenden Treffen mit
Präsident Wladimir Putin in Norddeutschland würden beide Seiten einen
Vertrag über den Ausbau des Schülerund Jugendaustauschs unterzeichnen,
sagte Schröder in einem Interview mit
der russischen Nachrichtenagentur ItarTass. Schröder hob die guten Beziehungen beider Länder auf politischer, gesellschaftlicher, kultureller und wirtschaftlicher Ebene hervor.
Der Bundeskanzler bekräftigte die im
September mit Putin vereinbarte stärkere Zusammenarbeit im Kampf gegen den
Terrorismus. „Unsere Regierungen sind
sich einig, dass der Terrorismus konsequent bekämpft werden muss – unabhängig davon, wo er zuschlägt“, sagte er in
dem Interview. Eine „wichtige Rolle“
würden in diesem Rahmen neben der Zusammenarbeit in der G 8 oder im NatoRussland-Rat die gemeinsamen Bemühungen um eine Stärkung und Reform
der Vereinten Nationen spielen. Mit
Blick auf den von Deutschland angestrebten ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat
sagte der Bundeskanzler, „ich freue mich
sehr über die klare russische Unterstützung für unseren Reformansatz und das
deutsche Anliegen“.
Schröder kündigte zudem einen Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen an: „Unser Ziel ist, unseren Spitzenplatz unter
den Außenwirtschaftspartnern Russlands nicht nur zu halten, sondern weiter
auszubauen.“ Als Schwerpunkt sehe er
die Bereitstellung von Energie, bei der es
für Unternehmen beider Länder „noch
ein großes Potenzial der Zusammenarbeit“ gebe. Laut Schröder wollen
Deutschland und Russland außerdem
2005 die „Weichenstellungen“ für die Zusammenarbeit bei Bildung und Ausbildung, Forschung und Wissenschaft vornehmen. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn sagte dem Focus, beide
Länder beabsichtigten, bei „Raumfahrt,
Bio- und Nanotechnologie, Meeres- und
Polarforschung sowie Aus- und Weiterbildung weltweite Spitzenpositionen
anzustreben“. (Seite 4)
Andreas Köhler führt KBV
Kassenärztliche Bundesvereinigung wählt neue Spitze
Von Andreas Hoffmann
Berlin – Deutschlands Kassenärzte haben eine neue Führung. Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hat am Samstag in
Berlin Andreas Köhler zum neuen Ersten
Vorsitzenden gewählt. Er folgt damit
dem langjährigen KBV-Chef Manfred
Richter-Reichhelm.
Köhler ist seit 1995 bei der KBV tätig,
dem obersten Zusammenschluss der
140 000 niedergelassenen Ärzte und Psychologen; zuletzt war er Hauptgeschäftsführer. Zweiter KBV-Vorsitzender wurde Ulrich Weigeldt, der bisher Chef des
Deutschen Hausärzteverbandes war. Er
will dieses Amt nun aufgeben. Der frühere KBV-Vizechef Leonard Hansen trat
nicht als Kandidat an.
Die Neuwahl der KBV-Spitze ist eine
Folge der Gesundheitsreform. Danach
soll die Zahl der ärztlichen Gremien verkleinert und die Organisationen professionalisiert werden. Beispielsweise arbeiten Köhler und Weigeldt künftig hauptamtlich, ihre Vorgänger wirkten ehren-
amtlich. Der KBV-Vorstand wird von sieben auf zwei Personen verkleinert, die
Zahl der regionalen Ableger – der kassenärztlichen Vereinigungen (KV) – sinkt
von 23 auf 17. Zu den Aufgaben der KV
gehört, die Honorare der Kassen unter
den niedergelassenen Medizinern zu verteilen und die medizinische Versorgung
in den Regionen sicherzustellen.
Der Süddeutschen Zeitung sagte Köhler, er lehne es weiter ab, den Sicherstellungsauftrag der KV abzuschaffen. Mit
einem solchen Schritt werde der falsche
Weg begangen, sagte er. Zugleich räumte
er aber Qualitätsdefizite in den Praxen
ein. „Wir müssen akzeptieren, dass es bei
der Behandlung Qualitätsunterschiede
gibt“, sagte Köhler. Diese Mängel ließen
sich aber auch im vorhandenen System
ändern, ohne den Ärzten den Sicherstellungsauftrag zu entziehen.
In der Bundesregierung wurde die
Wahl von Köhler und Weigeldt begrüßt.
Ein Sprecher von Sozialministerin Ulla
Schmidt (SPD) sagte, man freue sich auf
eine gute Zusammenarbeit. Der Umbau
der Verbände sei eingeleitet. (Seite 4)
Von Christiane Schlötzer
Istanbul – Nach dem Jubel-Empfang für
den türkischen Premier Tayyip Erdogan
ist in Ankara rasch politische Ernüchterung eingekehrt. Tausende begeisterte
Türken hatten Erdogan am Samstag mit
Europafähnchen und Feuerwerk in der
Hauptstadt gefeiert. Zuvor war beim
EU-Gipfeltreffen in Brüssel der 3. Oktober 2005 als Datum für die Aufnahme
von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei genannt worden. Schon am Sonntag
kreiste die Debatte wieder um die komplizierte Zypern-Frage. „Zypern hängt wie
ein Damoklesschwert über dem EU-Weg
der Türkei“, warnte die Turkish Daily
News. Das Massen-Blatt Hürriyet mahnte, der Zypern-Zwist könne EU-Verhandlungen „immer noch blockieren“. Ankara habe lediglich „zehn Monate Zeit“ gewonnen, urteilte die Zeitung Radikal.
Der Zypern-Konflikt hätte den Brüsseler Gipfel beinahe gesprengt. Erdogan
hatte mit Abreise gedroht, nachdem die
EU-Regierungschefs verlangt hatten, die
Türkei müsse die Republik Zypern – seit
Mai EU-Mitglied – zumindest indirekt anerkennen, indem sie die zwischen Ankara
und der EU bestehenden Verträge (Zollunion und Assoziationsabkommen) auf
Zypern ausdehne. Daraufhin kam es zu
dramatischen Szenen, wie Beteiligte schildern. Außenminister Abdullah Gül soll
zu Erdogan gesagt haben: „Abi (großer
Bruder), geh nicht!“ Österreichs Kanzler
Wolfgang Schüssel dagegen riet: „Lasst
ihn gehen, das ist für uns alle besser.“
Nach mehreren Krisenrunden kam es
zum Kompromiss, einer mündlichen Zusage Erdogans, dass die Türkei bis 3. Oktober 2005 die geforderten Unterschriften leisten werde, wobei Erdogan aber öffentlich festhielt, die seien nicht als Anerkennung Zyperns zu verstehen. Das unterstrich am Sonntag in Ankara erneut
auch Außenminister Gül vor Mitgliedern
der Regierungspartei AKP. Gül versicherte aber, die Türkei werde ihre Zusagen halten und das Abkommen unterzeichnen. Radikal wiederum wies darauf
hin, dass das letzte Wort in jedem Fall
beim türkischen Parlament liege.
Türkische Nationalisten und der Präsident der Zypern-Türken, Rauf Denktasch, reagierten scharf auf die Ankündigung, die Türkei werde die Protokolle unterzeichnen. Denktasch, der diesen Montag nach Ankara kommen will, rief zur
„Rebellion“ gegen die EU auf. Bislang
hat Ankara im seit 30 Jahren geteilten Zypern nur die Verwaltung im türkischen
Präsidieren im Team
München (AFP) – Deutschland übernimmt angeblich am 1. Januar 2007 in einem Dreier-Team die EU-Ratspräsidentschaft. Wie der Focus berichtete, sollen
die Deutschen 18 statt bisher sechs Monate präsidieren, diesmal aber zusammen
mit Portugal und Slowenien. Das Zukunftsmodell der erweiterten EU sieht
demnach vor, dass ein großer und zwei
kleine Staaten an Europas Spitze stehen.
EU-Beamte arbeiteten derzeit an der Abfolge bis zum 30. Juni 2020. Die letzten
seien Österreich, Rumänien und Finnland. Dann kämen wieder die Deutschen.
Weniger Drogentote
Berlin (dpa) – Die Zahl der Drogentoten
sinkt voraussichtlich auch 2004 wieder.
Das ergab eine dpa-Umfrage bei Suchtberatungen, Landeskriminalämtern und
Drogenexperten. Die Drogenbeauftragte
der Bundesregierung, Marion CaspersMerk, rechnet ebenfalls mit einem Rückgang: „Nach bisherigen Zahlen setzt sich
der Trend fort.“ Im Jahr 2003 waren in
Deutschland 1477 Menschen am Konsum illegaler Drogen gestorben. Das war
die niedrigste Zahl seit 1989.
Rauschender Empfang: Ministerpräsident Tayyip Erdogan (links) und Außenminister Abdullah Gül (Mitte) beim Freudenfest im Zentrum Ankaras. Foto: Reuters
Norden anerkannt. Im griechischen Süden der Insel war die Kritik nicht weniger laut. Die größte Zeitung, Phileleftheros, hielt den EU-Chefs vor, sich „Erdogans Erpressung“ gebeugt zu haben. Der
griechisch-zyprische Präsident Tassos
Papadopoulos hatte unter Druck zahlreicher EU-Regierungen erst am Ende des
Gipfels auf ein Veto gegen die Türkei verzichtet, das nach Umfragen 60 Prozent
der Zypern-Griechen unterstützt hätten.
Bei dem Empfang in Ankara kündigte
Erdogan an, seine Regierung werde nun
ihren Reformkurs verschärfen. Auf den
Zypern-Streit ging er nicht näher ein.
Die Zeitung Vatan schrieb am Sonntag,
Erdogan habe UN-Generalsekretär Kofi
Annan in Brüssel gebeten, eine neue Zypern-Friedensinitiative zu starten. Bestätigt wurde das bisher nicht. Annans Zypern-Plan war im April am griechischzyprischen Nein gescheitert. (Seite 4)
Ukrainer dürfen neu wählen
Präsident Kutschma gibt nach und unterzeichnet Gesetz
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Rühe attackiert Merkel
Berlin (dpa) – Der CDU-Außenpolitiker
Volker Rühe hat Parteichefin Angela
Merkel im Streit um das Modell einer
„privilegierten Partnerschaft“ der Türkei zur EU attackiert. „Wenn Sie sich in
Europa umsehen, dann bin nicht ich isoliert, sondern Frau Merkel, die ihre Linie
noch nicht einmal bei den anderen konservativen Parteien durchsetzen konnte“, sagte Rühe dem Spiegel. Er habe den
Eindruck, dass da „innenpolitisches Kalkül“ im Spiel sei. In einem Antrag der
Unionsfraktion heiße es etwa, die „Gefahr für die innere Sicherheit wächst,
wenn ein muslimisches Land Mitglied
der EU wird“. Das Gegenteil sei richtig.
Von Thomas Urban
Kiew – Der ukrainische Präsident Leonid Kutschma hat am Samstag nach langem Zögern die Novelle zum Wahlgesetz
unterzeichnet und damit endgültig den
Weg zur Wiederholung der gefälschten
Stichwahl um das Präsidentenamt am
26. Dezember freigemacht. Kutschma
hatte mehr als eine Woche lang erklärt,
er werde der Novelle nur zustimmen,
wenn Anhänger des oppositionellen Präsidentschaftskandidaten Viktor Juschtschenko die Blockade des Präsidentenpalastes in Kiew aufgeben. Letztlich aber
gab er nach. Ihm sei an einer „friedlichen
Lösung“ der Staatskrise in der Ukraine
gelegen, erklärte er. Der scheidende Präsident muss schon seit knapp einem Monat seine Amtsgeschäfte von seiner Residenz in einem Vorort Kiews aus führen.
Der Vize-Chef des ukrainischen Geheimdienstes SBU, Wolodymyr Satschuk, bestritt in einem Interview der Tageszeitung Stolitschnje Nowosti, dass er
an dem Giftanschlag auf Juschtschenko
beteiligt gewesen sei. Vor zehn Tagen hatten österreichische Spezialisten, die
Juschtschenko behandeln, mitgeteilt,
ihm sei Anfang September Dioxin ins
Essen gemischt worden. Juschtschenko
bestätigte vergangene Woche die in Kiew
umlaufende Version, dass er wenige Stunden, bevor er im ganzen Körper starke Be-
schwerden gespürt habe, in Satschuks
Datscha zu Abend gegessen habe. Auch
Geheimdienstchef Ihor Smeschko sei
zugegen gewesen. Er sprach von einem
„politischen Mordversuch“, für den die
Regierung die Verantwortung trage.
Satschuk erklärte nun, es habe noch
eine vierte Person an dem Abendessen
teilgenommen, der Juschtschenko nahe
stehende Parlamentsabgeordnete David
Schwanja. Außerdem habe es eine Bedienung und zwei Köche gegeben.
Juschtschenko war mehrere Wochen
lang zur Behandlung in Wien. SBU-Sprecherin Marina Ostapenko erklärte, der
Geheimdienst werde alles tun, um die
Vorgänge aufzuklären.
Juschtschenko und der Führer der Sozialistischen Partei, Olexander Moros, gaben einen „gemeinsamen Aktionsplan“
bekannt. Beide widersprachen der Behauptung Janukowitschs, im Falle seines
Wahlsiegs wolle Juschtschenko die russische Sprache in der Ukraine zurückdrängen. In Kiew geht man davon aus, dass
Juschtschenko Moros das Amt des Regierungschefs angeboten hat. Veröffentlicht
wurden auch die Protokolle von Telefonaten zwischen dem Leiter des Präsidialamtes, Viktor Medwedtschuk, und hohen
Beamten aus der Ostukraine, in denen
die Fälschung von Wahlergebnissen
besprochen wurde. Nutznießer der Fälschungen war Janukowitsch.
Bsirskes Rechnung
Berlin (dpa) – Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, hat sich gegen längere Arbeitszeiten
im öffentlichen Dienst ausgesprochen.
„Ich halte die Einführung der 42-Stunden-Woche für blanken Unsinn und das
Falscheste, das man in der gegenwärtigen Situation tun muss“, sagte Bsirske
im Deutschlandfunk. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) habe die
Einführung der 42-Stunden-Woche für
die Beamten seines Landes mit dem Hinweis versehen, damit könnten 7500 Stellen eingespart werden. Umgerechnet auf
den gesamten öffentlichen Dienst „würde eine zehnprozentige Arbeitszeitverlängerung zwischen 400 000 und 500 000 Arbeitsplätze kosten“, kritisierte Bsirske.
Neuer Anlauf
München (AP) – SPD-Partei- und Fraktionschef Franz Müntefering plant eine
neue Initiative zur Einführung von Volksentscheiden im Grundgesetz. Sobald die
europäische Verfassung in Bundestag
und Bundesrat beschlossen sei, komme
der Volksentscheid wieder auf den Tisch,
kündigte Müntefering im Focus an. Als
voraussichtlichen Zeitpunkt dafür nannte er Mitte 2005. Eine Sondergesetzgebung für die EU-Verfassung werde es
allerdings nicht geben, betonte er.
Eine Stunde schneller
Schüttorf (dpa) – Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hat
am Sonntag bei Schüttorf das letzte Teilstück der Emslandautobahn (A 31) von
Oberhausen nach Emden freigegeben.
Mit einem Kostenaufwand von etwa 250
Millionen Euro wurde damit in nur vier
Jahren Bauzeit die 42 Kilometer lange
Lücke zwischen Geeste (Kreis Emsland)
und Ochtrup (Nordrhein-Westfalen) geschlossen. Durch die neue Teilstrecke verkürzt sich die Fahrzeit zwischen Ruhrgebiet und Nordsee um eine Stunde.
Fünfkämpferin fürs Spitzenamt
Liese Prokop wird Österreichs neue Innenministerin und steht vor dringenden Aufgaben
M
Mehr Informationen oder zur TK wechseln:
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TK- Servicenummer: 01802 - 85 85 85
(nur 6 Cent pro Anruf, Festnetz/Inland)
it Überraschung und Erstaunen
hat Österreichs Öffentlichkeit die
Berufung der niederösterreichischen
Politikerin Liese Prokop zur neuen Innenministerin in Wien aufgenommen.
Die christsoziale Stellvertreterin von
Landeshauptmann Erwin Pröll ersetzt
den plötzlich und ohne ersichtlichen
Anlass zurückgetretenen Ernst Strasser. Dieser kam politisch aus dem niederösterreichischen Stab von Pröll,
was nun eine Nachbesetzung aus der
christsozialen Volkspartei (ÖVP) dieses
Bundeslandes unumgänglich machte,
obwohl
Bundeskanzler
Wolfgang
Schüssel den unmittelbaren Einfluss
von Bünden und Bundesländern in seiner Partei wie kein anderer eingedämmt hat. Die Salzburger Nachrichten bemängelten deshalb wie viele andere, bei der Ernennung Prokops habe
das sensible Amt des Sicherheitsministers und die Qualifikation der Kandidatin keine Rolle gespielt.
Die 63 Jahre alte Liese Prokop ist
den Österreichern mehr als Sportlerin
bekannt denn als Politikerin: 1968 gewann sie im olympischen Fünfkampf
die Silbermedaille und wurde in derselben Disziplin 1969 Europameisterin.
Liese Prokop
Foto: dpa
Immerhin kann sie auf Jahrzehnte einer gemächlichen politischen Karriere
in der ÖVP verweisen, deren bisheriger
Höhepunkt eben das Amt der stellvertretenden Ministerpräsidentin Niederösterreichs darstellt.
Eine „kompetente und durchsetzungsfähige“ Person nannte CaritasPräsident Franz Küberl die ÖVP-Politikerin, die bislang die Ressorts Sport, Ju-
gend und Altersvorsorge in der Landesregierung versah. Küberl erklärte, es
gelte, die großen Defizite zu beseitigen,
die ihr Vorgänger Strasser hinterlassen
habe. Man benötige eiligst rechtlich einwandfreie Asylverfahren und eine
sach- und verfassungskonforme Reform des zivilen Ersatzdienstes. Beides
hatte Strasser nicht zustande gebracht.
Auch die Grünen verlangen von der designierten Innenministerin die Vorlage
eines verfassungskonformen Asylgesetzes. Prokop, die am kommenden Mittwoch vereidigt werden soll, will nach eigenem Bekunden in der Asylpolitik alle
Betroffenen stärker einbinden, um vernünftige, vor „allem aber auch menschliche Lösungen“ zu finden.
Angesichts des „enormen Sicherheitsdefizits“, das Strasser hinterlassen habe, könne es für dessen Nachfolgerin nicht die üblichen hundert Tage
Schonfrist geben, erklärte der Wiener
FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache. Der rechte Flügelmann der FPÖ
wäre selber gern Innenminister geworden. Pröll und seine Umgebung stehen
bis heute der Regierungsbeteiligung
der Freiheitlichen auf Bundesebene reserviert gegenüber.
Michael Frank
Seite 8 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295
Mini-Kompromiss
bei Klimagipfel
EU und USA vereinbaren
Nachfolgetreffen in Bonn
Buenos Aires (AFP) – Zum Ende der Weltklimakonferenz in Buenos Aires haben
sich die EU und die USA nur auf einen
Minimalkompromiss einigen können.
Beide Seiten vereinbarten am Samstag
ein informelles Nachfolgetreffen für Mai
2005 in Bonn. Weiterhin unklar ist, was
auf das Kyoto-Protokoll zur Reduzierung von Treibhausgasen folgen soll, das
die USA ohnehin nicht unterzeichnet haben. Das Protokoll tritt am 16. Februar
in Kraft und wird 2012 auslaufen.
In dem nach zähem Ringen erzielten
Kompromiss setzten die USA durch,
dass es 2005 nur ein einziges Treffen geben wird. Die Europäer erreichten, dass
es mehrere Tage dauern soll. Zudem soll
nicht nur über die aktuelle Klimapolitik,
sondern auch über damit verbundene Zukunftsfragen beraten werden. Zunächst
hatte es so ausgesehen, als ob die zweiwöchige Konferenz mit etwa 2000 Diplomaten und zahlreichen Umweltministern
ergebnislos beendet werden müsste. In
letzter Minute, nach einer Nachtsitzung
und einer Verlängerung der Tagung bis
Samstag, kam immerhin die Einigung
auf das Bonner Treffen zustande.
Frankreichs Umweltminister Serge Lepeltier hatte zuvor gesagt, ihm sei kein
Kompromiss lieber als ein schlechter.
Die EU glaubt, dass eine Vereinbarung
für die Zeit nach dem Kyoto-Protokoll
ohne den größten Treibhausgas-Produzenten USA keinen Sinn hat. Da die
Bush-Regierung das Protokoll nach wie
vor ablehnt, werden die USA im Mai nur
als Beobachter teilnehmen. Den KyotoLändern ist es jedoch wichtig, diese am
Tisch zu halten. Die nächsten offiziellen
Gespräche mit Blick auf die Zeit nach
dem Kyoto-Protokoll sind für November
2005 geplant. Im Kyoto-Protokoll verpflichten sich die großen Industriestaaten, Kohlendioxid und andere Treibhausgase bis 2012 um 5,2 Prozent gegenüber
1990 abzubauen. Nach Einschätzung
von Wissenschaftlern ist jedoch ein
Abbau von 60 Prozent dringend nötig.
Umweltschützer kritisierten die USBlockade. Jennifer Morgan vom World
Wildlife Fund (WWF) warf der US-Regierung vor, unter keinen Umständen über
die Zukunft reden zu wollen. „Ihr Ziel ist
es, zu zerstören“, sagte Steve Sawyer von
Greenpeace. Saudi-Arabien ließ noch offen, ob es den Konsens von Buenos Aires
annehmen werde. Der Ölstaat blockiert
regelmäßig Gespräche über Klimapolitik. Gegner des Kyoto-Protokolls sind
auch der zweitgrößte Treibhausgas-Produzent China sowie Indien.
POLITIK
HBS
Montag, 20. Dezember 2004
Anschlagserie in Schiiten-Zentren Nadschaf und Kerbela
AUSLAND
Mindestens 62 Menschen sterben im Irak
Nach dem Vorstoß der USA für einen totalen Schuldenerlass für Bagdad beharrt Berlin auf Teil-Rückzahlung
Berlin/Badgad (usc/dpa/AFP) – Im Irak
nimmt die Gewalt kein Ende. Bei einem
Anschlag in der Schiiten-Stadt Nadschaf wurden mindestens 48 Menschen
getötet und 90 verletzt, teilten Krankenhausmitarbeiter mit. Die Autobombe explodierte in der Nähe des Imam-Ali-Mausoleums, der wichtigsten religiösen Stätte der Stadt. Zuvor starben in der Pilgerstadt Kerbela nach Ärzteangaben bei einem Autobomben-Attentat mindestens
14 Zivilisten, 48 erlitten Verletzungen.
Wie die Polizei berichtete, hatte der Attentäter versucht, zur Polizeiakademie
vorzudringen. Er habe jedoch die Straßensperren nicht überwinden können, sodass die Bombe mitten in der Stadt explodiert sei. In Bagdad töteten Aufständische drei Mitarbeiter eines Wahlbüros.
Extremisten entführten zehn irakische
Mitarbeiter einer US-Sicherheitsfirma
und drohten via al-Dschasira mit Ermordung, falls ihr Arbeitgeber sich nicht aus
dem Irak zurückziehe.
Die USA haben am Wochenende überraschend angekündigt, dem Irak seine
Auslandsschulden nicht nur, wie bisher
geplant, teilweise, sondern vollständig
zu erlassen. Die Bundesregierung lehnt
es jedoch ab, Washingtons Beispiel zu folgen: „Für Deutschland sehen wir diese
Möglichkeit nicht“, sagte ein Sprecher
von Finanzminister Hans Eichel. Er verwies auf eine Verabredung, die die im Pariser Club vereinten Gläubigerländer des
Irak vor vier Wochen in Berlin getroffen
haben: Demnach sollen dem vom Krieg
zerstörten Land in drei Stufen maximal
80 Prozent seiner Auslandsschulden erlassen werden. „Diese Verabredung gilt
für uns weiterhin“, sagte der Sprecher.
Struck weitet Aufbauhilfe aus
US-Außenminister Colin Powell, Finanzminister John Snow und der irakische Finanzminister Adil Abdul al-Mahdi hatten am Samstag in Washington hingegen eine Vereinbarung geschlossen,
wonach die USA auf hundert Prozent ihrer Forderungen verzichten wollen. Washington verzichtet damit auf 4,1 Milliarden Dollar. Al-Mahdi nannte dies, wie
der Fernsehsender CNN berichtete, eine
„zweite Befreiung“ des Irak nach dem
Sturz von Saddam Hussein.
Insgesamt belaufen sich die Auslandsschulden des Irak auf 122 Milliarden Dollar. Die überwiegend aus Amerika und
Europa stammenden Mitglieder des Pariser Clubs haben Bagdad davon gut 42
Milliarden Dollar geliehen. Hinzu kommen Forderungen von 80 Milliarden vor
Islamisten-Code geknackt
Berlin (Reuters) – Deutsche Sicherheitsbehörden haben geheime Codes der radikal-islamischen Gruppe Ansar al-Islam
entschlüsselt. Wie der Focus berichtete,
führten verschlüsselte E-Mails des in
Stuttgart festgenommenen Ata R. die Ermittler bis in die Führungsebene der irakischen Organisation. R. und zwei weiteren Männern wird vorgeworfen, ein Attentat auf Iraks Ministerpräsidenten Ijad
Allawi bei dessen Deutschlandbesuch
Anfang Dezember geplant zu haben.
Rumsfeld unterschreibt
Washington (dpa) – US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld will künftig einem Bericht der Washington Post zufolge
die Kondolenzbriefe für im Irak getötete
Soldaten persönlich unterschreiben. Bisher hatte er dies in den etwa 1300 Todesfällen durch eine Signiermaschine erledigen lassen. Er habe die Briefe nicht selbst
unterzeichnet, um Verzögerung zu vermeiden, wenn er nicht im Pentagon sei.
Person des Jahres: Bush
Neues von „Chemie-Ali“: Ein Iraker studiert die Nachrichten zum Prozess gegen Ali Hassan al-Madschid. Der Cousin von
Saddam soll 1988 maßgeblich am Giftgasangriff auf die Kurden von Halabdscha beteiligt gewesen sein.
Foto: AFP
allem der arabischen Welt. Snow und Powell forderten diese Länder auf, dem
Irak ebenfalls die Schulden zu erlassen.
Die Bundesregierung weitet indes ihre
Ausbildungshilfe für die irakische Armee erheblich aus. Von Frühjahr 2005 an
sollen Baupioniere für den Wiederaufbau qualifiziert werden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Die Bundeswehr will den irakischen Streitkräften
zudem ein Lazarett sowie mehrere Krankenwagen überlassen. Darüber hinaus
sollen irakische Offiziere an Ausbildungseinrichtungen der Bundeswehr in
Deutschland auf ihre neuen Aufgaben
vorbereitet werden. Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) hatte diese Erweiterung der Unterstützung bereits bei seinem Besuch in den Vereinigten Arabi-
schen Emiraten am 10. Dezember angekündigt. Die Bundeswehr bildet dort seit
20. November irakische Soldaten im Umgang mit deutschen Militär-Lkws aus.
Das über die bisherigen Zusagen hinausgehende Paket ist politisch bedeutend,
weil es als eine Reaktion auf Kritik der
USA und des Nato-Generalsekretärs
Jaap de Hoop Scheffer gilt. Dieser hatte
gesagt, dass einzelne Länder nicht genug
für die Aufbauhilfe leisteten.
Der gestürzte Diktator Saddam Hussein will nach einem Bericht der Londoner Zeitung Sunday Times den gegen ihn
geplanten Kriegsverbrecherprozess in
den USA anfechten. Der britische Anwalt Clive Stafford Smith empfehle in einem Dossier, das Verfahren vor US-Gerichten abzuhalten, um einen fairen Pro-
zess zu garantieren. Der Anwalt wolle dafür sorgen, dass Saddam grundlegende
Rechte zugestanden bekomme, wie sie
auch Angeklagte in den USA genießen.
Unklar bleibt, ob Smith von Saddams
Anwälten eingeschaltet wurde oder auf
eigene Initiative gehandelt hat. Zur Einleitung der Prozesse gegen hochrangige
Ex-Funktionäre erschien der als „Chemie-Ali“ berüchtigte Cousin Saddams,
Ali Hassan al-Madschid, am Samstag zu
ersten Anhörungen. Dabei sollte festgestellt werden, ob genügend Beweise für
den in Kürze erwarteten Prozess vorliegen. Al-Madschid soll sich für den Giftgaseinsatz gegen die kurdische Stadt Halabdscha 1988 verantworten, bei dem
Tausende starben. Über den Inhalt der
Vernehmung wurde nichts bekannt.
Frankfurt (AP) – Präsident George W.
Bush ist für das US-Magazin Time die
Person des Jahres 2004. Bush sei seiner
Politik treu geblieben und habe eine
Mehrheit der Bevölkerung überzeugen
können, ihn für eine zweite Amtszeit zu
wählen, schrieb Herausgeber Jim Kelly.
Bush habe in den vergangenen Monaten
politische Höhen und Tiefen erlebt, seine
Umfragewerte hätten zwischen 90 und
46 Prozent gelegen. 2003 hatte Time einen namenlosen US-Soldaten zur Person
des Jahres gewählt – stellvertretend für
alle, die im Irak im Einsatz waren.
Karlspreis für Ciampi
Aachen (AFP) – Der Internationale Karlspreis geht 2005 an Italiens Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi. Er habe seine Arbeit stets dem europäischen Integrationsfortschritt gewidmet, teilte das Direktorium der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises
am Samstag in Aachen mit. Ciampi (Foto:dpa) sei ein „großer Staatsmann und
ruheloser Mentor Europas“, der für das
„demokratische Italien“ und das
Sudan lässt Frist verstreichen
Weiter Kämpfe in Darfur / AU will Sicherheitsrat anrufen
Das Jahr in Bildern
und Geschichten.
Von Michael Bitala
Kapstadt – Die sudanesische Armee hat
ein Ultimatum der Afrikanischen Union
(AU) verstreichen lassen und setzt unvermindert ihre Angriffe in Darfur fort. Wie
ein Sprecher der AU-Mission mitteilte,
sei es zu neuen Kämpfen in der Konfliktregion gekommen. Die Regierungsarmee
habe dabei „sehr viele Soldaten“ und
Kampfhubschrauber eingesetzt. Damit
ignorierte das Militärregime eine Frist
der AU, die den Rückzug sudanesischer
Truppen aus kürzlich besetzten Gebieten bis Samstag 18 Uhr gefordert hatte.
Sollte diese Frist verstreichen, hieß es,
werde die AU schwerwiegende Verstöße
gegen das Waffenstillstandsabkommen
an den Weltsicherheitsrat melden.
Sudans Außenminister Mustafa Osman Ismail sagte in der Hauptstadt Khartum, die Truppen würden erst abgezogen, wenn auch die Rebellen sich aus den
Gebieten zurückzögen, die sie nach dem
Waffenstillstand vom 8. April besetzt hätten. „Wie können sich die Truppen zurückziehen, die doch für Sicherheit und
Stabilität in der Region sorgen?“ Der
UN-Sicherheitsrat habe seiner Regierung ein entsprechendes Mandat erteilt.
Nach Angaben der AU zeichnet sich
seit zwei Wochen eine Großoffensive der
Regierung in Darfur ab. In diesem Zeitraum, so Festus Onkonkwo, der Chef der
Beobachtermission, seien „astronomische“ Mengen an Waffen und Munition
in die Region gebracht worden. Darfur
gleiche einer „Zeitbombe“. Aufgrund
der neuen Kämpfe boykottieren die beiden Rebellengruppen Friedensgespräche
in Nigerias Hauptstadt Abuja. Die Aufständischen teilten mit, sie würden erst
wieder an den Verhandlungen teilnehmen, wenn Sudans Regierung ihre Angriffe in Darfur einstelle. Nach Angaben
der AU greifen aber auch die Rebellen
Regierungsstellungen und Dörfer an, außerdem seien Aufständische für den
Überfall auf einen Hilfskonvoi verantwortlich, bei dem vor einer Woche zwei
Mitarbeiter der Hilfsorganisation „Save
the Children“ getötet wurden.
Seit Beginn des ethnisch motivierten
Vernichtungskriegs im Februar 2003
wurden nach vorsichtigen Schätzungen
70 000 Menschen getötet und fast zwei
Millionen vertrieben. Aufgrund der andauernden Angriffe können die UN und
Hilfsorganisationen die Flüchtlinge nur
schwer oder gar nicht erreichen. (Seite 4)
Verhaftung im Fall van Gogh
„Europa der Werte“ stehe. Der Preis
wird am 5. Mai in Aachen verliehen.
Der 84-jährige Ciampi gelte als einer
der Architekten der Europäischen Zentralbank sowie des Stabilitäts- und
Wachstumspaktes. Er sei stets davon
überzeugt gewesen, „dass Europa sich
nicht auf die Währungsunion beschränken darf“. Zudem stehe der Präsident für
den Dialog der Zivilisationen, insbesondere für die Zusammenarbeit mit der
arabischen Welt. Der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler Ciampi war von
1993 bis Anfang 1994 Ministerpräsident
in Italien, im Anschluss wurde er Vizechef der Bank für internationalen Zahlungsausgleich. 1996 übernahm er das
Schatz- und Haushaltsministerium unter
Regierungschef Romano Prodi, 1999 wurde er Staatspräsident. Der traditionell an
Himmelfahrt verliehene Karlspreis gilt
als eine der bedeutendsten Auszeichnungen Europas. Er wird seit 1950 an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben,
die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Ciampi ist der vierte Italiener, der den Karlspreis erhält.
Möglicher Drahtzieher des Mordes auf Lanzarote gefasst
www.spiegel.de
Von Peter Burghardt
Jetzt im Handel.
Madrid – Die spanische Polizei hat am
Wochenende den möglichen Drahtzieher
des Mordes an dem holländischen Filmemacher Theo van Gogh festgenommen.
Der Marokkaner Hassan al-Haski, 41,
wurde mit drei Landsleuten auf der Kanarischen Insel Lanzarote gestellt und in
einem Militärflugzeug nach Madrid überführt. Er gilt als europäischer Kopf der
Terror-Organisation Marokkanische Islamische Kampfgruppe (GICM), die nach
Erkenntnissen der Ermittler auf der Insel einen Stützpunkt aufbauen wollte.
Laut Informationen der spanischen Zeitung ABC steht al-Haski im Verdacht,
den Überfall auf van Gogh am 2. November in Amsterdam geplant zu haben.
Außerdem werden er und die anderen
Verhafteten mit den Attentaten vom 11.
März in Madrid, bei denen 191 Menschen
starben, und im Jahr zuvor in Casablanca mit 45 Toten in Verbindung gebracht.
Die Razzia wurde von den Madrider
Untersuchungsrichtern Baltasar Garzon
und Juan del Olmo in Auftrag gegeben
und gehört zu seiner Serie von Aktionen
der vergangenen Monate. Auf die Spur
geführt hatten die Behörden Hinweise
der Geheimdienste aus den Niederlanden, Belgien und Deutschland, wo alHaski in den vergangenen Jahren regelmäßig unterwegs gewesen war. Beim Abhören seines Mobiltelefons fanden sich
auffällig viele Anrufe nach Lanzarote,
vor allem zu Abdallah Mourib, dem
Imam der Moschee von Puerto del Carmen. Der 36 Jahre alte Mourib sowie Ali
Fahimi, 31, und Brahim al-Hammouchi,
40, wurden ebenfalls nach Madrid gebracht, in ihren Wohnungen stießen die
Beamten auf umfangreiches Material.
Die Verdächtigen stehen demnach dem
Terrornetzwerk al-Qaida nahe.
Die Ferieninsel Lanzarote mit ihren
ungefähr 100 000 Einwohnern, etwa 100
Kilometer westlich der südmarokkanischen Küste gelegen, schien den Aktivisten als Rückzugsgebiet geeignet, nachdem es in Frankreich und Belgien zuletzt
mehrere Festnahmen gegeben hatte. Von
dort aus plante al-Haski offenbar Anschläge in Europa. Er benutze dabei den
Decknamen Abu Hamza – den auch ein
in London festgenommener Geistlicher
aus der Nähe von al-Qaida verwendet
hatte. Die GICM entstand nach Recherchen der Fahnder im Umfeld von al-Qaida 1993 in Peshawar/Pakistan; zu ihren
Gründern gehören Veteranen aus dem
Krieg in Afghanistan gegen sowjetische
Truppen. Ausgebildet wurden ihre
Kämpfer in den Lagern Bagram und
Dschalalabad sowie Kandahar, sie unterhalten enge Kontakte zu Terrorgruppen
in Algerien, Ägypten und im Libanon.
Zu GICM gehört angeblich auch Jamal
Zougam, der als einer der mutmaßlichen
Bombenleger in den Madrider Vorortzügen im Gefängnis sitzt. Nach dem Mord
an van Gogh waren bereits drei Verdächtige verhaftet worden, darunter der mutmaßliche Täter Mohammad Bouyeri.
Pinochet im Krankenhaus
Santiago (Reuters) – Zwei Tage vor einer
Gerichtsentscheidung über seine Verhandlungsfähigkeit ist der ehemalige chilenische Diktator Augusto Pinochet am
Samstag mit Verdacht auf Schlaganfall
in eine Klinik eingeliefert worden. Am
heutigen Montag entscheidet ein Gericht, ob der 89-Jährige vor kurzem zu
Recht als verhandlungsfähig beurteilt
wurde. In dem anstehenden Verfahren
geht es um das spurlose Verschwinden
von neun Menschen und den Tod eines
weiteren bei der „Operation Condor“.
Parteichef Oleksy
Warschau (AP) – Die polnische Regierungspartei SLD hat den Parlamentspräsidenten und ehemaligen Regierungschef
Jozef Oleksy zum neuen Vorsitzenden gewählt. Auf dem Parteitag erhielt Oleksy
485 Stimmen, der bisherige Vorsitzende
Krzysztof Janik 393. Janik hatte das Amt
im März vom damaligen Ministerpräsidenten Leszek Miller übernommen. Miller wurde als Regierungschef im Mai von
Marek Belka abgelöst. Wegen einer Reihe von Korruptionsskandalen in der
SLD gilt bei der für kommendes Frühjahr erwarteten Parlamentswahl die Mitte-rechts-Opposition als Favorit. Oleksy
erklärte, der SLD schadeten „Hierarchie
und Zentralismus“. Er werde sich dafür
einsetzen, auch Mitglieder an der Basis
für die Parteiarbeit zu interessieren.
POLITIK
Montag, 20. Dezember 2004
Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 9
Israelische Vergeltung von Raketenangriffen auf jüdische Siedlungen
Friedliche Mittel
Von den Palästinensern kommen derzeit versöhnliche Töne
Tote bei Militäraktion im Gaza-Streifen
Scharon und Peres einigen sich auf Koalition / Jerusalem lässt 170 Palästinenser frei
V
iereinhalb Wochen nach dem Tod
von Palästinenserpräsident Jassir
Arafat ist keine der düsteren Vorhersagen wahr geworden. Vor einem Chaos
in den Palästinensergebieten war gewarnt worden, vor einem erbitterten
Machtkampf der Terror-Organisationen, vor einer Zersplitterung der Zivilgesellschaft. Stattdessen wollen nun
die erstaunlich zahmen Palästinenser
eine nationale Einheit, in die auch die
Terrorgruppen integriert werden sollen. Aufgeregt streben die Palästinenser den Präsidentschaftswahlen entgegen, bei der sie am 9. Januar zum zweiten Mal seit der Bildung der Autonomiebehörde um ihr Votum gebeten
werden. Arafat hatte seinem Volk stets
weiszumachen versucht, dass Wahlen
während der israelischen Besatzung
nicht zu realisieren seien. Nun sind sie
es doch, und zwar innerhalb einer Rekordzeit von nur wenigen Wochen.
Als aussichtsreichster Kandidat gilt
kein Terrorist, der die seit vier Jahren
andauernde Intifada fortsetzen will,
wie etwa der in israelischer Isolationshaft einsitzende Fatah-Führer Marwan Barguti, sondern der PLO-Vorsitzende Machmud Abbas. Dieser hat
sich mehrfach öffentlich gegen den gewaltsamen Aufstand ausgesprochen,
zu friedlichen Mitteln aufgerufen und
will die Terrorgruppen nach seinem
Wahlsieg zu einer Waffenruhe bewe-
Aussichtsreichster Kandidat: Machmud Abbas
Foto: AFP
gen. Inzwischen befürwortet auch erstmals seit dem Beginn der Intifada mit
52 Prozent der palästinensischen Bevölkerung eine Mehrheit ein Ende der
Intifada – angesichts des Stimmungsumschwungs nahm Barguti seine
Kampfkandidatur zurück. Nun wolle
auch er Abbas unterstützen.
Abbas sagt zwar auch, dass der
Rückzug Israels aus dem Gaza-Streifen nur der Anfang von Siedlungsauflösungen sein könne. Er fordert, wie
Arafat, den Ostteil Jerusalems als
Hauptstadt eines künftigen palästinensischen Staates und eine Lösung für
das Flüchtlingsproblem. Aber die Aussagen können genauso gut als Wahlkampffloskeln gewertet werden, die
Abbas als würdigen Nachfolger Arafats erscheinen lassen sollen. Tatsächlich ist er weitaus konzessionsbereiter
und pragmatischer. Er wird sich im
Anschluss an den Wahlsieg mit Israels
Regierungschef Ariel Scharon treffen
und die Reformierung der Autonomiebehörde sowie die Neugliederung der
unübersichtlichen palästinensischen
Sicherheitsdienste in Angriff nehmen.
Bis dahin versucht Abbas die ramponierten Beziehungen zu verbessern. Er
entschuldigt sich bei den Kuwaitern
für Arafats Irak-Unterstützung, er
empfängt EU-Außenminister und diese Woche Großbritanniens Premierminister Tony Blair.
Auch der Ton in den palästinensischen Medien klingt plötzlich versöhnlicher, gemäßigter als sonst. Scharon
hatte als eine der ersten Amtshandlungen von Abbas verlangt, die Aufhetzung in den palästinensischen Medien
gegen Israel einzustellen. Auch traditionelle Freitagspredigten fallen nun
sanfter aus. Während bislang zum
Kampf gegen die „Brüder von Affen
und Schweinen, die Juden und die Söhne von Zion“ aufgerufen wurde, hieß
es Anfang Dezember aus einer Moschee in Gaza-Stadt: „Wir müssen den
menschlichen Geist akzeptieren, den
anderen akzeptieren und dessen Humanität schätzen lernen.“ Der Vorsitzende des palästinensischen Rundfunks, Radwan Abu Ajasch, erklärte
dieser Tage, er habe keine Anweisung
aus der Autonomiebehörde erhalten,
die Medien in ihrer Hetze gegen Israel
zu mäßigen. Er habe sich aber „wegen
Scharons Aussagen“ selbst dazu entschieden. Er wolle Scharon „keine Ausrede liefern, mit uns keine Verhandlungen zu führen“.
Thorsten Schmitz
Von Thorsten Schmitz
Tel Aviv – Bei der größten Militäraktion
der israelischen Armee seit dem Tod von
Palästinenserpräsident Jassir Arafat vor
viereinhalb Wochen sind am Wochenende im Gaza-Streifen mindestens elf Palästinenser getötet und weit über 40 verletzt worden. Wie der israelische ArmeeRundfunk am Sonntag meldete, haben
sich die israelischen Streitkräfte aus
dem palästinensischen Flüchtlingslager
Chan Junis im Süden des Gaza-Streifens
wieder zurückgezogen.
Nach Angaben aus dem israelischen
Verteidigungsministerium wurden bei
dem Einmarsch mehrere Metallwerkstätten zerstört, in denen palästinensische
Terrorgruppen wie Hamas und Islamischer Dschihad Kurzstreckenraketen
des Typs „Kassam“ hergestellt hätten.
Von Chan Junis aus waren in den vergangenen Tagen Dutzende Granaten- und
Raketenangriffe auf jüdische Siedlungen im Gaza-Streifen verübt worden. Dabei waren eine thailändische Gastarbeiterin getötet und weitere 17 Menschen verletzt worden. Am Sonntag feuerten palästinensische Terror-Organisationen erneut Raketen auf die israelische Grenzstadt Sderot ab, die in unmittelbarer Nähe zum Gaza-Streifen auf israelischem
Kerngebiet liegt. Dabei wurden nach Angaben des israelischen Rundfunks drei
Passanten verletzt. Sderot ist in den
vergangenen Monaten dutzendfach unter palästinensischen Raketenbeschuss
gekommen. Bislang sind dabei fünf Israelis ums Leben gekommen.
Die israelische Armee hatte daraufhin
vor wenigen Wochen eine groß angelegte
Vergeltungsoperation gestartet, in deren
Verlauf über 100 Palästinenser getötet
worden waren. Am Sonntagnachmittag
flog die israelische Luftwaffe als Reaktion auf den jüngsten Raketenanschlag auf
Sderot einen Vergeltungsangriff, bei
dem palästinensischen Angaben zufolge
niemand verletzt wurde. Bereits in
der vergangenen Woche hatte Israels
Regierungschef Ariel Scharon die
Erlaubnis für örtlich begrenzte Militäroperationen im Gaza-Streifen erteilt,
nachdem palästinensische Terroristen
unter einem israelischen Grenzposten an
der Grenze zu Ägypten eine mehrere hundert Kilogramm schwere Sprengladung
zur Detonation gebracht hatten. Dabei
waren fünf israelische Soldaten getötet
worden.
Die Anschläge im Gaza-Streifen bereiten Scharon ein zunehmendes Dilemma,
da innerhalb seiner Likud-Partei der Widerstand gegen einen Rückzug aus dem
Gaza-Streifen bei anhaltender Gewalt
der Palästinenser zunimmt. Dessen ungeachtet ist es Scharon am Wochenende gelungen, mit dem Eintritt der Arbeitspartei vorerst Neuwahlen zu verhindern. In
der Nacht zu Sonntag hatten sich die Verhandlungsführer des Likud und der
„Awoda“ auf einen Koalitionsvertrag geeinigt, der bis spätestens Mittwoch unterzeichnet werden soll. In der nächsten Woche will Scharon nach Angaben aus sei-
war wegen Differenzen über den Haushaltsentwurf 2005 und wegen des für
kommendes Frühjahr geplanten Rückzugs aus dem Gaza-Streifen geplatzt.
Scharon will unter allen Umständen Neuwahlen vermeiden, um den Zeitplan für
den Rückzug nicht wegen Zeit raubender
Wahlkämpfe in Verzug zu bringen.
Die israelische Regierung hat am Sonntag der Freilassung von 170 palästinensischen Gefangenen zugestimmt, die nach
den Worten Scharons auch als „Geste gegenüber der ägyptischen Regierung“ ver-
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nem Büro die neue Regierung im Parlament zur Abstimmung stellen. Mit dem
Eintritt der Arbeitspartei, die insgesamt
sieben Ministerposten und für ihren Vorsitzenden Schimon Peres die noch zu
schaffende Position des zweiten stellvertretenden Regierungschefs erhält, verfügt Scharon nun über 59 Stimmen im
120-köpfigen Parlament. Da israelischen Medienberichten zufolge auch die
ultra-orthodoxe Partei Vereinigtes Thora-Judentum der Regierung beitreten
werde, verfügte Scharon dann über eine
Mehrheit von 64 Stimmen. Die ursprüngliche Koalition des Premierministers
standen werden soll. Ägypten hatte in
der vorvergangenen Woche den israelischen Drusen Azzam Azzam vorzeitig
nach acht Jahren Haft freigelassen, der
in Kairo wegen angeblicher Industriespionage zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Unter den Gefangenen,
die in der kommenden Woche aus israelischer Haft entlassen werden sollen, befänden sich keine „mit Blut an ihren Händen“, hieß es in einer Erklärung der israelischen Regierung. Vielmehr handele es
sich um 120 Fatah-Mitglieder und um 50
Palästinenser, die ohne Arbeitserlaubnis
in Israel illegale Jobs ausgeübt hätten.
„Reiche Juden
dürfen kommen“
Bericht über Berliner Pläne
zur Begrenzung des Zuzugs
Berlin (Reuters/dpa) – Die Bundesregierung will angeblich den Zuzug von Juden
aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion deutlich begrenzen. Vom 1. Januar
2006 an soll das Beherrschen der deutschen Sprache Voraussetzung für einen
Zuzug sein, berichtete die Berliner Zeitung ohne Nennung einer Quelle. Zudem
dürften die Zuwanderer höchstens 45
Jahre alt sein und keine Sozialhilfe beziehen. Die Pläne sollen Israel und dem Zentralrat der Juden bekannt sein. „Es dürfen nur noch reiche Juden kommen“, zitiert das Blatt ein Mitglied der jüdischen
Gemeinde. Allein in der Berliner Gemeinde mit etwa 12 500 Mitgliedern stammten mindestens 8000 Menschen aus Osteuropa, berichtet die Zeitung. Überwiegend seien dies Sozialhilfeempfänger.
Die Gemeinden gerieten zunehmend in
finanzielle Schwierigkeiten.
Bundesinnenminister Otto Schily
(SPD) und Außenminister Joschka Fischer (Grüne) hätten die Änderungen mit
dem Geschäftsführer des Zentralrats der
Juden in Deutschland, Stephan Kramer,
besprochen, hieß es in dem Bericht. Auch
der israelische Heimatminister Natan
Scharanski soll sich in die Debatte eingeschaltet haben. Hintergrund sei, dass in
diesem Jahr erstmals mehr Juden nach
Deutschland (9400) als nach Israel (etwa
8400) eingewandert seien, heißt es. Für
die geringere Immigration nach Israel seien nicht nur die Gewalt durch den Palästinenseraufstand und die wirtschaftlich
schwierigen Zeiten verantwortlich zu machen, meinen israelische Organisationen
und Regierungsvertreter seit Jahren. In
einem schwierigen Streit wurde mehrmals Deutschland mit seinen als offen bezeichneten Grenzen für Juden aus der früheren Sowjetunion von Seiten Israels
scharf kritisiert. Ein Kurswechsel Berlins macht Israel nun Hoffnung auf zusätzliche Einwanderer.
Einzelne Mitglieder des Zentralrates
der Juden in Deutschland hätten die
Pläne der Bundesregierung bestätigt,
heißt es in dem Bericht weiter. „Wir kennen den genauen Inhalt des Gesetzestextes nicht“, sagte Albert Meyer, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin
und Mitglied im Präsidium des Zentralrats. „Deshalb gibt es keinen Beschluss
des Zentralrats dazu.“ Der Rabbiner
Walter Homolka sagte der Berliner Zeitung: „In Anbetracht der wirtschaftlichen Schwierigkeiten sowie der Erfahrungen mit der Integrationsfähigkeit der
Zuwanderer halten wir die Regelung für
vertretbar.“
DAS POLITISCHE BUCH
Montag, 20. Dezember 2004
Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 11
Verfilzung der Gewalten
Der Besserhesse
Für Rupert Scholz dirigieren „Fachbruderschaften“ den Staat
Wie man (nicht) Kanzler wird: ein Buch über Roland Koch
D
er Rechtsprofessor und Bundesminister a.D., gefällt sich in beiden
Rollen. Wenn Rupert Scholz dann
noch
einen
doppelsinnigen
Titel
(„Deutschland – in guter Verfassung?“)
vorlegt, darf man neugierig sein und fragen, wer da das Wort ergreift. Der Staatsrechtler oder der CDU-Funktionär? Titel
und Verlag deuten darauf hin, dass hier
der Professor die Federführung übernehmen wollte. Der erste Anschein spricht
auch dafür. Scholz tut das, was er immer
getan hat: Er doziert. Von hoher Warte
aus. Wenn er sich selbst meint, schreibt
er „aus hiesiger Sicht“, was bei dem
Image, das er pflegt, an „ex cathedra“ erinnert. Doch der Vorlesungsstil täuscht.
Das Sein des Politikers hat das Bewusstsein des Wissenschaftlers längst überlagert. Zwischen den Zeilen schimmert immer wieder durch, wo er Wurzeln geschlagen hat.
Scholz bleibt dem Denken der CDU
verhaftet. Er ist – anders als etwa Richard von Weizsäcker – im Alter nicht
zum Staatsmann gereift, sondern mehr
oder weniger Parteimann geblieben. Das
ist nicht vorwerfbar – aber hinderlich für
den großen Wurf, der einem Intellektuellen seines Zuschnitts hätte gelingen können. Er steht selten über der Sache. Er
serviert grundsolide Hausmannskost,
konservative Küche, drei Sterne.
Manchmal verdient er auch vier – immer dann, wenn sich das Wissen des Verfassungstheoretikers und die Erfahrungen des Verfassungspraktikers auf ideale
Weise ergänzen: wenn der Professor vom
Profi der Parlamentsarbeit profitiert.
Denn das war Scholz auch: Abgeordneter und Ausschussvorsitzender. In dieser
Phase ist sein Stirnrunzeln entstanden –
vorsichtige, wohl auch parteiübergreifende Kritik an der „Selbstentmachtung des
Parlaments“. Der Autor bedauert, dass
die Deutschen mit 85 000 Paragraphen leben müssen und dass ihre Repräsentanten „kaum noch über sehr substantielle
Mitwirkungsbefugnisse“ verfügen. Er
konstatiert, dass an die Stelle einer
„transparenten
Gesetzesproduktion“
längst „eine Abstimmungsmaschinerie
getreten“ sei, „die von niemandem mehr
übersehen werden“ könne.
Indirekt bestätigt Scholz damit den
Verdacht mancher Beobachter, die argwöhnen, dass viele Abgeordnete bei komplizierten Gesetzen – etwa beim Maastricht-Vertrag oder bei den Anti-TerrorPaketen – kaum noch imstande sind, den
Inhalt oder gar die Folgen der Mammutwerke zu überblicken. So konkret wird
Scholz nie, doch er macht deutlich , dass
ihm am Gang der Gesetzgebung man-
W
ches missfällt. Er beklagt (mit Roman
Herzog) die „fast undurchschaubare Verfilzung aller Gewalten“. Er beschreibt einen „Wust an Fachministerkonferenzen“ – und spottet über die „Fachbruderschaften“. Gemeint sind „rund 1000
Bund-Länder-Gremien“, die „ohne Einsicht und ohne Kontrolle des Parlaments
ein eminentes Maß an realem politischen
Einfluss ausüben“.
Nur wenigen, nämlich nur denjenigen,
die „den Deutschen Bundestag von innen
kennen gelernt“ hätten, sei eine andere
Tatsache bekannt: dass die „Landesgruppen und deren Vorsitzende ein evidentes
politisches Machtzentrum im gesamten
Parlaments- wie Fraktionsbetrieb verkörpern“. Deren Einfluss sei in beiden
großen Volksparteien „immens“. Die Fürsprecher aus den Ländern funkten bei
Sach- wie Personalentscheidungen dazwischen. Intern hießen sie „Teppichhändlerrunden“. Bei solchen Anmerkungen nimmt der Autor keine Partei aus –
auch seine eigene nicht. Ansonsten wiederholt er alle bekannten Positionen der
CDU: keine Plebiszite, keine zusätzlichen Grundrechte, keine Direktwahl des
Bundespräsidenten.
Seine Titelfrage beantwortet Scholz
mit einem Ja. „Der Staatsrechtler in mir
wusste immer um das Grundgesetz als einen wahrhaftigen Glücksfall der jüngeren deutschen Geschichte.“ Der Bürger
im Rezensenten kann dem nur beipflichten. Doch dann argumentiert der Autor
widersprüchlich. Er betont immer wieder die eherne Bedeutung des Grundgesetzes, andererseits ist ihm aber, wenn es
zum Schwur kommt, der Nationalstaat
als identitätsstiftende Quelle wichtiger
als die Idee des „Verfassungspatriotismus“; diesen Gedanken lehnt er als
„Schein-Konzept“ ab. Begründung:
„Der Bürger lebt in seinem Gemeinwesen unter und mit seiner Verfassung,
aber er findet seine eigene Grundidentität nicht in dieser Verfassung, sondern in
der Zugehörigkeit zur eigenen Nation.“
Deshalb reibt sich Scholz an Jürgen
Habermas, der in der offiziösen Botschaft „Wir sind wieder geworden“ eine
„Lebenslüge der Bundesrepublik“ sieht.
Scholz widerspricht: Die Deutschen
„sind . . . zu solcher ,Normalität‘ – national wie international – verpflichtet,
wenn nicht sogar verurteilt“. Mit Recht
erwarte die internationale Staatengemeinschaft, dass sich Deutschland als
„normales“ Mitglied empfinde und internationale Verantwortung übernehme.
Scholz weiter: Die „Normalität“ bestreiten, heiße im Endeffekt, „wieder einmal ein deutsches ,Sonderbewusstsein‘
Der Bürger – wie hier Edmund Stoiber – „findet seine Grundidentität in der ZugehöFoto: dpa
rigkeit zur eigenen Nation“, sagt der Staatsrechtler Rupert Scholz.
oder eine deutsche ,Sonderrolle‘ zu reklamieren“. Nach seiner Überzeugung „verkörpert das Grundgesetz den vielleicht
wichtigsten Beitrag zur ,deutschen Normalität‘“. Mit dieser Verfassung sei
Deutschland „Teil der freiheitlichen Demokratien“ geworden.
Die Brille des Wissenschaftlers legt
Scholz beiseite, wenn es um andere Parteien geht. Bei der PDS etwa verlässt ihn
jede Objektivität. Trotz der Wahlergebnisse in den neuen Bundesländern sei die
Partei „nichts anderes als eine bestimmte ostdeutsche Milieu-Partei“ – eine von
der Sorte, die „in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie dauerhaften Bestand gehabt“ hätten. Da ist wohl der
Wunsch der Vater des Gedankens: Die
„Milieupartei“ ist mancherorts bekanntlich stärker als die CDU oder gar die
SPD. Solche Einäugigkeit schadet dem
Gesamteindruck des Buches. Scholz beklagt zum Beispiel die „Parteiverdrossenheit“, die so sehr zum Merkmal der „res
publica“ geworden sei, dass man schon
von einer „res bloccata“ sprechen könne.
Aber über eine wesentliche Ursache
schweigt er sich aus.
Spendenskandale, namentlich die seiner eigenen Partei, haben zur Rufschädigung der Politik beigetragen. Helmut
Kohl fühlte sich seinem Ehrenwort mehr
verpflichtet als der Verfassung, auf die
er einen Eid geleistet hat. Er gab die Namen der Spender bis heute nicht preis.
Ob und wie sich Kohls Weigerung mit
der Verfassung vereinbaren lässt – eine
Antwort darauf hätte man gern von dem
Staatsrechtler Scholz gehört.
Doch er gibt sich nicht durchgängig
lammfromm. Einmal ist er über sich
selbst hinausgewachsen. Da hat er am
Denkmal gekratzt – und an Helmut
Kohls „blühende Landschaften“ erinnert, die „noch etwas auf sich haben warten lassen“.
ROLF LAMPRECHT
RUPERT SCHOLZ: Deutschland – In guter Verfassung? C. F. Müller Verlag, Heidelberg 2004. 239 Seiten, 32 Euro.
er beruflich mit dem hessischen
Ministerpräsidenten zu tun hat,
dem wird im Familien- und
Freundeskreis gelegentlich die Frage gestellt, wie man das eigentlich aushalte
mit einem solchen Menschen; der sei
doch ziemlich unsympathisch. Wenn
man dann entgegnet, dass es sich bei „diesem Menschen“ um eine durchaus angenehme Person handelt, wenn man gar
noch ein, zwei Geschichten anfügt, die
das illustrieren sollen, dann antwortet
das Gegenüber in der Regel mit wissendem Grinsen: „Hast dich aber ganz
schön einwickeln lassen!“ Von sofort
an werden wir in diesen Fällen auf die
Biografie des Berliner Journalisten Hajo
Schumacher verweisen, im besonderen
auf Seite 141. Dort berichtet der Autor
von einer USA-Reise, bei der Koch von
Vertretern aller Landtagsfraktionen
begleitet wurde, darunter vom heutigen
Fraktionschef der SPD, Jürgen Walter.
Der prägte am Schluss der Tour eine Formulierung, die seither zum Zitatenschatz des Wiesbadener Landtags gehört. Walter sagte: „Wir müssen dringend nach Hause. Einen Tag länger, und
dieser Koch fängt an, mir sympathisch
zu werden.“
Das Buch erfreut sich einer überdurchschnittlichen Beachtung, seit es Ende
November auf den Markt gekommen ist.
Es gab Teilabdrucke in FAZ und Welt,
ein Statement des Autors im Heute-Journal, ein Auftritt des Biografierten in der
ARD-Talkshow von Sandra Maischberger. In der Wiesbadener Staatskanzlei
wird das als Wert an sich empfunden:
Wie viele der 15 anderen Ministerpräsidenten können schon für sich reklamieren, dass ein großer Publikumsverlag
wie Fischer sie einer Biografie für wert
hält, zumal wie viele andere Politiker im
Alter von 46 Jahren? Überdies kommt
der Chef sogar noch gut weg – obwohl
sein Biograf wahrscheinlich keiner
seiner Anhänger ist; jedenfalls war er
früher beim Spiegel.
Hajo Schumacher beschreibt den
CDU-Politiker, weil er ihn weiterhin für
einen möglichen Kanzlerkandidaten
hält, sofern sich in zwei Jahren auch Angela Merkel gegen Schröder eine Niederlage holen sollte. Er erzählt den lebenslänglichen Härtetest, dem sich Menschen
unterziehen, die auf dieses Ziel hinarbeiten am Beispiel Kochs – aber darüber
hinaus trifft er den Typus an sich. Er beurteilt diesen Politiker als einen „Aufräumer, der das Kanzleramt nicht als Ziel begreift, sondern als Startrampe“, um das
Land endlich umzubauen, als einen überaus ernsthaften Arbeiter, der politisch
nicht so weit rechts steht, wie er gelegentlich tut. Die Frage ist, ob das ausreichen
wird, um eine Chance zu bekommen. Einerseits gehört Koch zu den Politikern,
denen allseits nicht nur Kompetenz zugesprochen wird, sondern auch eine Linie.
Für die oberste Aufgabe von Politik hält
er es, die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu verbessern. Dazu verspricht er die
permanente Anstrengung des Regierenden, fordert ebendiese aber auch von den
Regierten ein. Aber: Ein großer Politiker
„muss Projektionsfläche nicht nur für
die Ängste der Wähler sein“,wie Schumacher schreibt, „sondern auch für ihre
Hoffnungen, Sehnsüchte, Werte.“
Ob Koch diese Eigenschaft besitzt, daran zweifelt der Autor – so wie fast jeder,
der sich professionell mit Roland Koch
befasst und Reaktionen von Menschen
(also: Wählern) bekommt, die ihn nur am
Fernseher erleben. Hinreißende Anekdoten über Roland, das Kind, hat der Autor
ausgegraben, die viel über Koch, den
Politiker, erzählen. Wenn der Bub einst
zu Hause in Eschborn den Rasen mähen
musste, geriet ihm dies „zu einem Experiment im Fach Effizienz“, bis er eines Tages stolz verkünden konnte, dass man
den Mäher spiralförmig von außen nach
innen bewegen müsse. Dann werde der
Schnitt immer zur Mitte ausgeworfen
und das Zusammenrechen gehe schneller. Ein praktischer Junge, oder? Aber: In
Rolands Nebenzimmer wohnte damals
der Großvater. Ganz unverblümt sprach
die Familie darüber, auch in Opas Anwesenheit, dass ein Durchbruch gemacht
würde, wenn der alte Herr mal nicht
mehr ist. Dann hätte der Roland zwei
Zimmer.
Wollen sich Menschen von einem regieren lassen, der so durch und durch pragmatisch zu sein scheint, von einem solchen „Besserhessen“? Hajo Schumacher
hat sich zur Beantwortung der Frage
einen schönen Schluss einfallen lassen.
Er nennt zehn Gründe, warum Roland
Koch auf jeden Fall Kanzler wird. Und
fügt zehn an, warum auf keinen Fall.
Den gemeinen Koch-Hasser dürfte sein
Buch in Verwirrung stürzen: Dieser mag
sich danach in der Ansicht bestätigt
sehen, mit dem Mann nicht unbedingt in
Urlaub fahren zu wollen (zumal man nun
weiß, was der besonders mag: Sylt im Oktober). Aber ein Land könnte man ihm
eventuell anvertrauen. Aus der Sicht
Kochs dürfte damit schon viel erreicht
sein.
DETLEF ESSLINGER
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Seite 12 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295
WISSEN
HBS
Montag, 20. Dezember 2004
Schule und
Hochschule
Minister-Ranking
Hochschulverband mit neuem Test
Minister unter der Lupe: Der Deutsche
Hochschulverband (DHV) fordert alle
Wissenschaftler auf, ab sofort einmal
jährlich die politischen Leistungen der
Bundes- und Landesminister für Wissenschaft und Forschung zu bewerten. Seit
vergangener Woche (und noch bis zum
15. Februar) läuft die erste Abstimmungsrunde;
unter
www.hochschulverband.de/ministerranking.html können
die Politiker per Schulnote bewertet und
ein persönlicher Kommentar abgegeben
werden.
himm
Warnung: Produkt
enthält Buchstaben
Es gibt Menschen, die gerne lesen. Sie
verzichten aufs Fernsehen, lauschen allenfalls den Tele-Päpsten und schleppen
dann die auferlegte Lektüre als Beute
heim. Vom wahren Leben haben sie keine Ahnung. Big Brother kennen sie nur
aus einem merkwürdigen alten SF-Buch,
Dieter Bohlen und sein „literarischer“
Hühnerhof ekeln sie an. Dafür schätzen
sie Grillparzer und andere sibirische
Schriftsteller. Viele Jugendliche hingegen lesen ungern, vor allem Knaben. Das
liegt daran, dass sie nur von Weibern unterrichtet werden. Anstatt über die Aufstellung der Nationalmannschaft zu diskutieren, müssen sich die Jungen mühsam in fiktive Problemwelten „einfühlen“. Klar stöhnen sie, wenn wieder ein
Bücherstapel mit Lehrerin in der Tür erscheint. Missmutig sucht die Klasse nach
bunten Bildern und berechnet anhand
der Schriftgröße den nötigen Zeitauf-
wand. Beklagt scheinheilig Papierverschwendung und Mord an unschuldigen
Bäumen.
Weil aber fossile Bildungsexperten
und hungernde Verleger behaupten, dass
Lesen bildet, müssen Lehrer weiterhin
Bücher mit unwilligen Schülern verkuppeln. Aber gaaanz vorsichtig. Nur kein
Kind zum Lesen zwingen. Es könnte eine
schwere chronische Bibliophobie davontragen. Das „fremde Kulturgut Buch“
muss wie bittere Medizin verabreicht
werden. Am besten püriert, mit viel Puderzucker. Lieber die Kurzfassung mit
den Hauptsätzen wählen.
Junglehrer ohne Rückenprobleme organisieren Lesenächte in der Schule, die
älteren Kollegen veranstalten literarische Stadtrundfahrten („Hinter dieser
Litfasssäule hat Emil mit den Detektiven
Currywurst gegessen“), Lesewettbewerbe, Schreibkonferenzen, Autorenbegegnungen und Bücher-Flohmärkte. Sie rekrutieren stillgelegte Großeltern für Märchennachmittage, lassen Schüler Lesekisten, Lesetagebücher und Lesebiografien
anfertigen. Lesen wirke intelligenzsteigernd und verbessere Stil und Rechtschreibung auf ganz wundersame Weise,
predigen sie auf Elternabenden. Dass es
einfach Spaß macht, neue Lebenswelten
öffnet, die Phantasie anregt, irritiert nur.
Damit der Lehrer endlich Ruhe gibt,
spenden die Eltern ein paar Euro für die
Klassenbibliothek. Die ersten zwanzig
Bände hat er übrigens privat bezahlt. Jedes Mittel ist recht, um Kinder zum Lesen zu bringen! Also ab in den Buchladen, Weihnachtsgeschenke besorgen.
Gabriele Frydrych
Nächste Woche: Unter Eltern
Scheingefecht
Zu viele Prüfungen in Tübingen
Ihre Selbstständigkeit ist der Universität Tübingen so wichtig, dass sie derzeit
prüfen lässt, ob das neue Landeshochschulgesetz nicht gegen die Verfassung
verstößt. Auch in der Vergangenheit hat
die Eberhard-Karls-Universität manche
Vorgaben aus dem Ministerium nicht
ernst genommen. So verlangen die Wirtschaftswissenschaftler weit mehr Prüfungen von ihren Studenten, als eine Verordnung des Landes erlaubt. Aufgedeckt hat
dies ein Student, der seit Monaten Professoren, Ministerialbeamte und Verwaltungsrichter darauf hinweist: Würde die
Rahmenverordnung über Prüfungen eingehalten, hielte er sein Zeugnis bereits in
der Hand. Die nach der Verordnung zulässige Scheinzahl (bei acht Semestern
Regelstudienzeit sind das 14 Scheine im
Hauptstudium) habe er nämlich erbracht. Dennoch wollte seine Fakultät
ihm keinen Abschluss zugestehen. Die
Verordnung von 2001 soll dafür sorgen,
dass die Studienzeiten nicht zu lang werden, denn im Südwesten zahlen Bummelstudenten Langzeitgebühren.
Die Beschwerden des Studenten nahm
allerdings lange niemand recht ernst.
Briefe und Anrufe des 26-Jährigen blieben unbeachtet. Dabei hatte die Fakultät
ihre Missachtung der Verordnung Anfang 2001 sogar schriftlich angekündigt.
Doch erst als die Sache öffentlich wurde,
schaute das Ministerium in seine Akten.
„Die Verordnung muss natürlich erfüllt
werden“, so eine Sprecherin zur Süddeutschen Zeitung. Die Universität sei inzwischen aufgefordert worden, die Prüfungsordnung anzupassen. Der Vorsitzende
des Prüfungsausschusses, Franz Wagner,
hält dagegen die Verordnung für überholt. Sie passe nicht zu begleitenden Prüfungen des europäischen KreditpunkteSystems. Nur wenn man Prüfungen zusammenlege, halte man die Vorschrift
ein. „Alle Universitäten haben Prüfungsordnungen, die nicht zu dieser Rahmenverordnung passen.” In diesem Punkt ist
er sich immerhin mit dem klagenden Studenten einig, der schon weitere Verstöße
im Land recherchiert hat.
Offen bleibt, ob der Hochschüler bald
sein Zeugnis bekommt. In erster Instanz
bemerkte zwar der Richter, die Fakultät
verstoße gegen die Verordnung. Einen individuellen Anspruch auf Zeugnis-Ausgabe sah er aber nicht. Der Verwaltungsgerichtshof, der im Januar urteilen will,
beschäftigt sich ebenfalls eher mit Formalien. Und das Ministerium glaubt weiterhin an einen Einzelfall: Weitere Fälle
wie den in Tübingen habe man noch
nicht festgestellt.
Frank van Bebber
Lob für Süden
Bildung in Bayern fast vorbildlich
So schön kann studieren sein: Ein Auswahlgespräch an der privaten Hochschule für Unternehmensführung in Vallendar.
Foto: Ausserhofer
Wo man auf Elite nicht mehr warten will
Die Studienstiftung des deutschen Volkes startet im Herbst eine virtuelle Spitzen-Universität für alle Studenten
Von Jeanne Rubner
L
angsam wächst sich die EliteUniversität zu einer unendlichen
Geschichte aus. Im Januar hatte
der Bundeskanzler sie groß angekündigt: eine Hand voll Hochschulen,
die wie Leuchttürme weit über dem soliden universitären Mittelmaß strahlen
sollten. Das Jahr ist um, und nach dem
Aus für die Föderalismuskommission
wird man auch auf die Elite-Unis wohl
noch weiter warten müssen.
Immerhin: Mit dem Ausrufen von 2004
als Jahr der Elite ist die Hochschul-Szene in Bewegung geraten. Universitäten,
Stiftungen und Wirtschaft wollen nicht
länger auf die Politik warten, die sich
nicht einigen kann – sie haben die EliteFörderung längst in die Hand genommen. Vielerorts wählt man die besten Studienbewerber aus, es entstehen Studiengänge für Begabte, die Studienstiftung
des deutschen Volkes plant für das kommende Jahr sogar eine Elite-Universität,
eine virtuelle zumindest.
Vor zehn Jahren noch galt das E-Wort
als nicht konsensfähig. Wer von EliteUniversitäten sprach, dem wurde unweigerlich beschieden, man wolle keine
„Zweiklassengesellschaft“. Solche reflexartige Reaktionen sind deutlich seltener geworden, wenngleich die Befürchtung bestehen bleibt, man fördere eine
Spitze zu Lasten der Breite. Der Vorwurf
ist angesichts der knappen Mittel für die
Hochschulen nicht ganz unberechtigt, allerdings wollen etliche Länder und auch
Universitäten nicht mehr darauf verzichten, die Besten angemessen zu fördern.
Bayern hat mit seinen Elite-Studien-
gängen den Anfang gemacht. Zwischen
Augsburg und Passau, München und Bayreuth gibt es seit diesem Semester zehn
neue Studienangebote und fünf Graduiertenkollegs für insgesamt 300 hochbegabte Studenten und Nachwuchswissenschaftler. Sie lernen im Klassenverband,
werden bestens betreut und sind schnell
fertig, trotz zusätzlicher Praktika. Finanziert wird das Programm vom Freistaat
sowie durch Sponsoren.
Solche Premium-Studiengänge hat
auch Hessen in seinem neuen Hochschulgesetz vorgesehen – allerdings kostenpflichtig. Für Angebote mit besonderem
Betreuungsaufwand, heißt es, könne Gebühren für die Mehrkosten erhoben werden. „Reservierte Plätze im Hörsaal, Bevorzugter Einlass in die Sprechstunde
des Professors, kostenlose Betreuung
durch den Career-Service“ höhnt der
Frankfurter Asta auf Flugblättern und
wittert, dass „Economy-Class-Studiengänge“ abgewertet würden.
Abi, Aldi, Ausland
Doch die Asten dürften ein Scheingefecht führen. Längst ist akzeptiert, dass
sich an Deutschlands Hochschulen eine
Studien-Elite herausschält und dass diese durchaus bessere Studienbedingungen verdient hat, als die Massenuniversitäten bieten. Wo es noch keine Elite-Angebote gibt, wissen die neuen SpitzenStudenten sich anders zu helfen. Sie organisieren sich Praktika, auch schon mal
bei Aldi, sie gehen ins Ausland. Sie sind
mobil, studieren schnell und erwerben
meistens mehr als nur ein Diplom. Und
sie sammeln sich, wie das kürzlich er-
schienene Ranking des Spiegel, an jenen
Universitäten, die in den Besten-Listen
ohnehin immer an der Spitze stehen: in
München, Heidelberg oder Tübingen.
An diesen Hochschulen ist man auch
bereit, die Auswahl der Studenten zu forcieren. Die Technische Universität München sucht sich seit mehreren Jahren in
etlichen Fächern ihre Anfänger aus, dasselbe praktizieren inzwischen sogar die
Massenfächer Anglistik und Soziologie
an der benachbarten Ludwig-Maximilians-Universität. Vorrangig geht es darum, die Zahl der Studienabbrecher zu
verringern – einen gewissen CreamingEffekt nimmt man dabei aber gerne in
Kauf. Denn wer es in München nicht
schafft, muss eben woanders hin. Auch
Heidelbergs Rektor Peter Hommelhoff
hat kürzlich eine verstärkte Studentenauswahl angekündigt.
Angesichts der sich ausbreitenden Elite-Förderung mag eine Organisation
nicht zurückstehen, die sich traditionell
um die Begabten kümmert: die 1925 gegründete Studienstiftung des deutschen
Volkes. Sie will, so sieht es ein Konzept
vor, auf ihre lange Tradition von Sommer-Akademien bauen und vom nächsten Herbst an die besten und motiviertesten Studenten aller deutschen Hochschulen zusammenführen. Die virtuelle EliteUniversität soll bundesweit Studienstiftler, aber auch andere Studenten in fünf
verschiedenen Kollegs unterschiedlicher
Fachrichtungen versammeln.
Jeweils vor Semesterbeginn im Frühjahr und Herbst sollen die Studenten an
einer einwöchigen Blockveranstaltung
teilnehmen.
„Generationengerechtigkeit“ oder „Antike, Mythos und Religi-
on“ sind als geisteswissenschaftliche
Themen für den Herbst 2005 vorgesehen,
in „Neuro-Psychowissenschaften“ soll
Genetik und Verhalten des Gehirns gelehrt werden. Dabei will man, so Generalsekretär Gerhard Teufel, bewusst die Fächergrenzen sprengen und etwa Juristen,
Volkswirte und Politologen zusammenbringen. Als Dozenten will man die „jüngeren Stars“ gewinnen, die oft genug
selbst Studienstiftler waren.
Das Programm für die Studenten, die
vorzugsweise im fünften bis achten Semester sind und zwei Jahre lang an dem
Kolleg teilnehmen, wird dicht sein und
so viel Stoff vermitteln, wie normalerweise ein Seminar über ein ganzes Semester.
Vorlesungen am Vormittag, Diskussionen am Nachmittag, abends nochmals
ein Vortrag. Idealerweise sollen die Kollegiaten während des Semesters sich per Internet weiter austauschen. Das Geld
kommt von der Stiftung, als weiterer Financier hat sich der Stifterverband gemeldet, und vom Bund erhofft man sich
Mittel aus dem Elite-Topf.
Mit derzeit 6000 Stipendiaten unterstützt die Studienstiftung gerade einmal
ein Drittel eines Prozents der Studenten.
Mit der virtuellen Hochschulen will man
langfristig drei bis fünf Prozent aller Studenten erreichen, stellt Teufel sich vor.
Das wäre dann schon eine breitere Spitze, die aus der Masse herausragen würde.
Und mit dieser Idee sei man ohnehin „näher an der deutschen Seele dran“, sagt
Gerhard Teufel , weil sie alle Universitäten und alle Studenten umfassen würde.
Wenn Bund und Länder sich nicht auf eine Elite-Uni einigen können, muss eben
erst einmal eine virtuelle herhalten.
Alle meckern über das deutsche Bildungssystem, nun auch noch die Wirtschaft. In einem ersten Bildungsmonitor
hat das Kölner Institut der deutschen
Wirtschaft (IW) mehr als hundert Stärken und Schwächen von Schulen und
Hochschulen im Hinblick auf die wirtschaftlichen Herausforderungen der Zukunft ausgewertet. Untersucht wurde etwa, wie viele Schüler Abitur machen,
wie viele Jugendliche erfolgreich eine
Ausbildung absolvieren, oder wie es um
den Nachwuchs in technischen Fächern
steht. Demnach ist kein Land wirklich
Spitze und: Die Studie macht wiederum
deutlich, wie unterschiedlich die Lernund
Ausbildungsbedingungen
in
Deutschland weiterhin sind. Besonders
gut sind sie, kaum überraschend, in Bayern und Baden-Württemberg. Auf den
Plätzen drei und vier folgen Thüringen
und Sachsen. Die hinteren Ränge teilen
sich Berlin und Bremen. Bayern erhält
viel Lob für seine Finanzausstattung sowie die gute Betreuungsrelation von
Schülern und Lehrern. Voll zufrieden
sind die Bildungsforscher vom IW aber
auch mit den Südländern nicht: Bayern
bringe zu wenig begabte Schüler zum
Abitur, in Baden-Württemberg hätten es
ausländische Kinder besonders schwer.
Bremen dagegen hat, ebenso wie Nordrhein-Westfalen, besonders viele Studenten, bietet diesen aber keine guten Lernbedingungen. Punkten konnte dagegen
Schleswig-Holstein, das sich um die Förderung des naturwissenschaftlichen
Nachwuchses verdient mache.
maris
Angenähert
Streit um Abschlüsse entschärft
Heftige Kritik hatten die großen Technischen Universitäten („TU 9“) geerntet,
als sie im Oktober den Bachelor (BA) als
berufsqualifizierenden Abschluss abgelehnt, den Master (MA) zum Regelabschluss erklärt hatten und obendrein nur
ihre eigenen Absolventen zum Aufbaustudium zulassen wollten. Begründet hatten sie ihren Schritt mit der Sorge um die
Qualität der Ingenieurausbildung und
mit angeblichen Quoten, mit denen eine
Reihe von Ländern die Zahl der BA- und
MA-Angebote festlegen wollten. Solche
Quoten hatte auch die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) abgelehnt. Nun haben sich HRK und die Länder angenähert: Eine Quotierung soll es nicht geben,
beschlossen sie Ende vergangener Woche
am Rande der Sitzung der Kultusministerkonferenz (KMK) in Bonn. Im Gegenzug stellten sie klar, dass der Bachelor allen Absolventen den Zugang zum Master-Studium „an derselben oder an einer
anderen Hochschule ermögliche“. Am
BA als vollwertigem Abschluss halten
HRK und KMK fest: Auch bei den Ingenieuren soll Bachelor „für die Mehrzahl
der Studierenden zu einem ersten Berufseintritt“ führen. Wegen des eher noch
steigenden Bedarfs an hochqualifizierten Absolventen müsse es dennoch ein angemessenes MA-Angebot geben.
fine
Im Klassenzimmer funkt es
Gute Schulen nach Pisa: In München machen Schüler Radiosendungen, und ihre Lehrer entdecken dabei ganz neue Qualitäten
Pisa schlecht, alles schlecht? Mitnichten. In vielen Schulen und Kindergärten wird längst geholfen, gefördert, experimentiert. In den nächsten Wochen
stellt die SZ interessante Projekte vor,
die gegen die Schwachstellen des deutschen Bildungssystems angehen. Heute:
das Luisengymnasium in München.
Auf den ersten Blick sieht hier nichts
nach dem typischen Pisa-Elend aus.
„Schule ohne Rassismus“, steht auf einem Schild, das an der Außenfassade
hängt: „Schule mit Courage“. Die Graffitis im Schulhof machen den gepflegten
Eindruck eines Projekts aus dem Kunstunterricht. In jedem Klassenzimmer hängen freundlich-fröhliche Plakate, die
um Müllentsorgung in den dafür vorgesehenen Papierkörben bitten. Als um
14.45 Uhr der Gong dröhnt, sind alle Flure voller junger Menschen – etwas erschöpft, aber überwiegend gut gelaunt,
wie sich das eigentlich gehört. „Wir haben wirklich tolle Schüler“, sagt Halldis
Engelhardt, Oberstudienrätin am Städtischen Luisengymnasium in München,
Bayern, Pisa-Musterland. Seit 1978 ist
Engelhardt Lehrerin, und sie wirkt
nicht ausgebrannt, sondern ziemlich zufrieden. Ist dies der richtige Ort für ein
Reformprojekt?
Halldis Engelhardt betreut am Luisengymnasium den Abitur-Grundkurs „Tatfunk“ für Schüler aus der 12. Jahrgangsstufe, der dort bereits zum dritten Mal in
Folge läuft. „Unternehmerisch handeln
mit Mikro und Mischpult“, lautet das
Motto für den ungewöhnlichen ExtraUnterricht – dessen Note allerdings wie
bei einem regulären Fach ins Abitur ein-
Selbstständigkeit und Teamgeist: Was im Unterricht zu kurz kommt, sollen Schüler im „Tatfunk“-Projekt lernen.
Foto: Ausserhofer / Kuenheim Stiftung
gebracht werden kann. Die „Tatfunker“
bekommen den Auftrag, innerhalb eines
Schuljahres eine Radiosendung zu einem selbst gewählten Thema zu produzieren. Die Latte liegt hoch, denn das
Ergebnis soll eine Jury aus Radio-Profis
überzeugen und einen Platz im Pro-
gramm eines Senders bekommen. Hilfestellung bietet ein erfahrener Radiojournalist, der den Kurs als externer „Mediencoach“ begleitet.
Die Idee und das Konzept zu Tatfunk
kommen von der Eberhard von Kuenheim Stiftung, die das Projekt gemein-
sam mit der Firma BMW inzwischen an
20 Schulen bundesweit anbietet – darunter sind nicht nur Gymnasien, sondern
auch eine Gesamtschule, zwei Kollegs
für den Zweiten Bildungsweg, eine Regelschule und ein Landesinternat. Zu
den weiteren Partnern gehört auch der
Bayerische Rundfunk. „Wir wollen den
Schülern einen Freiraum geben, damit
sie eigenständig etwas unternehmen
und dafür Verantwortung übernehmen
können“, erklärt Gisela Huber, Projektleiterin bei der Kuenheim Stiftung, den
Ansatz: „Anders als im normalen Unterricht planen die Tatfunk-Schüler ihr
Schuljahr selbst, verwalten ein eigenes
Budget und arbeiten als Projektteam zusammen.“
Und genau hier fangen auch (oder gerade) an einer ganz normalen Schule die
Schwierigkeiten an. „Ein Schüler bei
uns am Gymnasium nimmt immer noch
eine überwiegend passive Rolle ein –
nach dem Prinzip: aufnehmen und reproduzieren“, sagt Halldis Engelhardt.
„Tatfunk verlangt Aktivität von jedem
Einzelnen. Das muss erstmal gelernt
werden. Auch vom Lehrer, dass er das zulassen kann.“ Wissenschaftler schätzen
die Bedeutung von solchen alternativen
Unterrichtsformen nicht erst seit Pisa
als besonders wichtig ein. „Niemand erwirbt Kompetenzen wie Eigeninitiative,
Selbstständigkeit oder Konfliktlösung
als Trockenschwimmer“, so Jan Hense
von der Universität München – der Lehrstuhl für Empirische Pädagogik und Pädagogische Psychologie begleitet und
evaluiert das Tatfunk-Projekt. „Wenn
wir solche Qualifikationen in der Schule
stärker fördern wollen, müssen wir dazu
auch die nötigen Gelegenheiten geben.“
Aus diesem Grund beteiligt sich auch
die Wirtschaft verstärkt an solchen Projekten. „Auch an den Gymnasien gilt:
Rein theoretischer Unterricht reicht
nicht aus, um junge Menschen auf ein Leben nach der Schule vorzubereiten“, so
Konstanze Carreras, Leiterin Referat
Gesellschaftspolitik von BMW.
Und genauso wie das Leben bietet
auch Tatfunk allerhand Überraschungen. „Eine Teilnehmerin war keine gute
Schülerin“, erinnert sich Halldis Engelhardt. „Aber für Tatfunk war sie wunderbar. Da konnte sie einen Witz entwickeln, der sonst gar nicht benotet wird.“
Das Tatfunk-Team selbst macht auch einige völlig neue Erfahrungen: Wie
schwierig es ist, eine Tagesordnung auf
der Redaktionssitzung einzuhalten zum
Beispiel – oder dass eine Sendung nicht
fertig wird, wenn man nach dem Ende
der Stunde einfach nach Hause geht.
„Bei Tatfunk gibt es eben keinen Gong“,
so Engelhardt.
Die Tatfunker wissen jedenfalls genau, was ihnen hier gefällt und an der
normalen Schule fehlt. „Wir können
selbständig arbeiten“, sagt Lisa. „Die
Sendung am Ende ist etwas Greifbares,
das wir erzielt haben“, sagt Mona. „Gestaltungsfreiheit“, sagt Anya, und sie
ergänzt: „Uns selbst in einem Team organisieren zu können – das ist doch voll
wichtig für den Beruf. Bei uns klappt
das noch nicht so gut, aber wir lernen
das hier schon noch.“ Vielleicht kann
man das von solchen Schülern an so einer Schule lernen: Auch abseits der Pisa-Katastrophengebiete gibt es noch genug zu tun.
Stefan Sippell
Seite 14 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295
PANORAMA
HBS
Montag, 20. Dezember 2004
Leute
Stars fordern Kanzler zu
großzügiger Hilfe auf
Die Geschichte des Sterns von
Bethlehem hat nichts von ihrer
Faszination verloren. In Norddeutschlands einzigem Großplanetarium in Wolfsburg kommen seit 21 Jahren jedes Jahr
bis zu 7000 Besucher, um etwas
über den Stern zu erfahren, der
die drei Heiligen Könige nach
Bethlehem zur Krippe mit Jesus geführt haben soll. Ein
Spezialprojektor in der Mitte
der zehn Meter hohen Kuppel
fährt aus dem Boden und lässt
den Stern von Bethlehem am
künstlichen Firmament erstrahlen. Anhand der biblischen
Geschichte werden den Besuchern die Sternbilder über Palästina erläutert. Sie hören, wie
sternenkundige Priester die
Annäherung der Planetengötter Marduk und Kewan, Jupiter und Saturn erlebten und
wie sich die drei Weisen schließlich auf die Reise nach Bethlehem begaben. Foto: dpa
Noch 4 Tage ...
Anhänger der Opposition in der Ukraine
können das bevorstehende Neujahrsfest
mit orangefarbenen Plastik-Tannen feiern. Die „oppositionellen“ KunststoffWeihnachtsbäume werden von einer Fabrik in der Stadt Luzk produziert und finden reißenden Absatz. Russen und Ukrainer stellen sich den Weihnachtsbaum zu
Silvester in die Stube. Er bleibt dort
dann etwa zwei Wochen stehen. Oppositionsführer Viktor Juschtschenko und sein
Stab hatten Orange zum Symbol für einen politischen Neubeginn in der Ukraine erklärt.
Foto: C. Hess
Von Tanja Rest
Köln – Hoffen wir jetzt einfach mal, dass
Oliver Stone einen unruhigen Flug hatte,
dass ihm irgendeine Party noch bleischwer in den Knochen sitzt oder er soeben erfahren hat, dass die Handwerker
in seinem Anwesen in Beverly Hills richtig Mist gebaut haben. Sonst müssten
wir nämlich annehmen, es sei der Abend
selbst, der ihm keine rechte Freude bereitet. Stone, der Macher von solch maßloskraftvollen Kinodramen wie „The
Doors“, „JFK“ oder „Nixon“, steht auf
dem roten Teppich vorm Cinedom wie
sein eigenes Phantom. Erschöpft sieht er
aus und irgendwie – mutlos. „It’s always
good to be in Europe“ sagt er und, ja, er
sei zufrieden mit seinem „Alexander“
(Deutschlandstart: 23. Dezember). Viel
mehr ist ihm nicht zu entlocken. Vielleicht ahnt Stone ja längst, dass er diesmal unter seinen Möglichkeiten geblieben ist. Dass er den neuen „Lawrence
von Arabien“ nicht abgeliefert hat.
Ein Triumphzug – nichts Geringeres
hatten sich die Architekten von „Alexander“ nach 15 Jahren Vorbereitungszeit erwartet. Der deutsche Produzent Thomas
Schühly („Der Name der Rose“) begeisterte Stone bereits 1989 für einen Film
über den rastlosen Mazedonenkönig, der
in einem gewaltigen Eroberungsmara-
thon bis nach Indien vordrang und 323
vor Christus mit erst 32 Jahren starb.
Auch George Lucas, Steven Spielberg
und der Australier Baz Luhrmann arbeiteten an einem Alexander-Film – doch
als 2000 „Gladiator“ an der Kinokasse
einschlug, reagierte Stone mit seinen
deutschen Produzenten Schühly und Moritz Borman am schnellsten. „Stone wins
the race“, schrieb die New York Times.
Nach dem US-Filmstart lesen sich die
Schlagzeilen ganz anders. „Alexander“
ist in den Zeitungen verrissen worden,
was angesichts der Stone-Phobie der
amerikanischen Filmkritik noch nichts
heißen muss. Aber auch das Publikum
zeigte sich nur mäßig interessiert. Nach
vier Wochen ist „Alexander“ in den USA
kurz davor, aus den Top Ten der Kinocharts zu purzeln. Das steckt ein 150-Millionen-Dollar-Projekt nicht so leicht
weg. „Es ist wie in einer Schlacht: Manche kriegen den Lorbeerkranz, andere gehen als Fußkranke nach Hause“, so sieht
es Thomas Schühly. Der Film ist zu einem Großteil mit deutschen Geldern finanziert worden. Es dürfte hierzulande
einige Fußkranke geben, die in diesen
Wochen unruhig schlafen.
Die Deutschlandpremiere am Freitagabend in Köln sieht dann auch aus wie
ein allerletzter Kraftakt. Durch den Cinedom zieht sich ein 150 Meter langer roter
Oliver Stone blinzelt so irritiert, als habe
er sich ins Scheinwerferlicht verlaufen,
Colin Farrell schreibt brav Autogramme,
lobt das Kölner Bier und bleibt ansonsten eher wortkarg. Womit der Abend ihr
gehört: Angelina Jolie im transparenten
Zweiteiler, Angelina mit den grünen Augen und den Schlauchbootlippen, die so
grotesk schön ist, dass zwei Kolleginnen
vom Fernsehen im folgenden Dialog
Trost suchen müssen: „Ihr Taxifahrer
hat mir vorhin erzählt, morgens sieht die
ganz normal aus.“ – „Echt?!“ – „Die is’
auch bloß Styling und Makeup.“ Premierenstimmung will nicht aufkommen. Im
Kino reiht sich das Filmteam vor der
Leinwand auf, winkt kurz in die Runde
und verschwindet auf Nimmerwiedersehen in die Kölner Regennacht. Drinnen
stehen 170 Minuten „Alexander“ bevor.
Es ist das erwartete Ausstattungsfest:
opulente Sets und Kostüme, großartige
Landschaften, atemberaubende Schlachten – die aber nie über die Schwächen des
Drehbuchs hinwegtäuschen können. Das
Publikum reagiert verhalten. „Gut gemacht, aber mindestens eine Stunde zu
lang“, sagt einer. „Dünne Story, zu viel
Gemetzel“, findet ein anderer. „Dem Wagenden hilft das Glück“ – dieser Satz von
Virgil, dem Film als Leitmotiv voran gestellt, ist bei „Alexander“ wohl nur bedingt aufgegangen.
Teppich, flankiert von hunderten „Alexander“-Plakaten mit dem zumindest
grammatikalisch fragwürdigen Untertitel „Sein Name ist eine Legende, seine Taten unvorstellbar“. Vorm Eingang steht
eine riesige Baldachin-Konstruktion, darunter tummeln sich 20 Statisten in Filmkostümen, drei Pferde und drei waschechte indische Elefanten. Daran gemessen bleibt das Aufgebot an VIPs bescheiden: Wenn sich der Foto-Tross erst mal
auf den einstigen Rapper Oli P. einschießt, weiß man eigentlich schon, dass
Til Schweiger nicht mehr kommen wird.
Explodierende Dezibel-Werte kündigen schließlich die Ankunft der Stars an.
Angelina Jolie und Oliver Stone bei der
Filmpremiere in Köln.
Foto: AP
nen, Augenvergrößerungen und Fettabsaugungen an Wangen und Bauch hätten
sich gelohnt, sagte Feng, die später selbst
Schönheitschirurgin werden will. Auf
ihr künstlich nachgebessertes Aussehen
sei sie stolz. Neben Preisen im Wert von
4500 Euro erhielt die Siegerin eine Informationsreise zu mehreren Schönheitskliniken in Japan.
Foto: dpa
Gewinnzahlen vom Wochenende
Glücksspirale: 10 Euro auf Endziffer
7, 20 Euro auf Endziffer 54, 50 Euro auf
Endziffer 344, 500 Euro auf Endziffer
2 208, 5000 Euro auf Endziffer 14 240.
Prämienziehung: 2 500 Euro monatlich auf die Losnummer 476 227 und
7 000 Euro auf Losnummer 8 866 253.
Süddeutsche Klassenlotterie:
1 000 000 Euro fiel auf die Losnummer
1 004 452; je 100 000 Euro auf die Losnummern 0 551 264 und 2 467 290;
10 000 Euro auf die Endziffern 37 496;
1000 Euro auf die Endziffern 4 436; je
125 Euro auf die Endziffern 69 und 71.
Keine Ergänzungszüge.
ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an
der Sonne“ Prämienziehung: ein Haus
oder 1 000 000 Euro auf Losnummer
8 412 099; 100 000 Euro auf Losnummer
551 835; 10 000 Euro auf Losnummer
64 270; 1 000 Euro auf Losnummer
8 712; 10 Euro auf Losnummer 13 und
die Wochenziehung: Opel Meriva auf Losnummer 0 263 827; Ford Fiesta auf Losnummer 2 767 940; mit „ MS Delphin Renaissance“ zu den Metropolen der Ostsee
auf Losnummer 0 337 045, Relais-und
Chateaux-Hotel Dollenberg auf Losnummer 1 490 113 und 100 000 Euro auf Losnummer 4 941 564.
(ohne Gewähr)
Komplott, Verschwörung, Hexenwerk
Der Rosenkrieg des vormaligen britischen Innenministers David Blunkett mit seiner Ex-Geliebten geht in die nächste Runde
Deutschlandwetter
Heute
Morgen
Vorhersage
Von Christoph Schwennicke
schlafen. Blunkett hatte über Jahre ein
Affäre mit der in zweiter Ehe verheirateten Quinn. Deren erster Sohn William,
zwei Jahre alt, stammt nachweislich von
Blunkett. Der zurückgetretene Innenminister erhebt auch Anspruch auf die Vaterschaft von Quinns zweitem Kind. Die
Frau ist derzeit hochschwanger.
Am Wochenende gab es noch eine unangenehme Überraschung für Blunkett.
Während ihrer gemeinsamen Zeit soll
Frau Quinn überdies eine Affäre mit dem
bekannten Guardian-Kolumnisten Simon Hoggart gehabt haben. In Londons
Polit-Partyszene wurde ihr nach einem
Wort ihres ersten Mannes nachgesagt,
dass sie selbst dereinst im Grab darüber
nachdenken würde, ob sie nicht neben jemandem Interessanteren liegen könnte.
Verantwortlich: Andrea Bachstein
0
99
Internet-Tipps zu den PanoramaThemen:
www.planetarium-wolfsburg.de – Die
Himmelsdaten im Dezember.
www.layline.de/geschichte/Alexander_0.html – Die Fakten zum Film.
London – Der selbstzerstörerische Rosenkrieg zwischen dem vormaligen britischen Innenminister David Blunkett und
seiner Ex-Geliebten Kimberly Quinn um
den gemeinsamen Sohn William hätte
mit dem Rücktritt Blunketts gut und gerne beendet sein können. Es war genug
schmutzige Wäsche öffentlich gewaschen worden. Offenbar ist Blunkett
aber so rasend vor Wut und enttäuschter
Liebe, dass er vor einem hässlichen und
zunehmend grotesken Nachspiel nicht
zurückschreckt.
Die neueste Behauptung Blunketts
nach Auskunft enger Freunde: Seine
Ex-Geliebte habe den Chef der Untersuchungskommission zu Amtsmissbrauch
Herkunft aus der Arbeiterstadt Sheffield
gesagt haben. Komplott, Verschwörung,
Hexenwerk: In der Welt des David Blunkett soll Kommissionschef Budd von
Kimberly Quinn becirct worden sein,
wie mehrere Sonntagszeitungen gleich
lautend berichten. Die Behauptung Blunketts klingt völlig abenteuerlich, wird
bestenfalls gestützt vom Karriereweg
der 43-jährigen Kimberly Quinn, der
nachgesagt wurde, ihre Reize und ihren
Charme dazu benutzt zu haben, in der
Londoner Polit-Schickeria bis zur Herausgeberin
des
Wochenmagazins
Spectator zu avancieren. Dem blinden
Blunkett selbst soll sie bei ihrem ersten
Treffen offenbart haben, dass sie schon
immer einmal wissen wollte, wie es sei,
mit einem Mann ohne Augenlicht zu
@
Feng Xian, 22, ist in China zur ersten
„Miss Schönheitsoperation“ gewählt
worden. Sie setzte sich in der Endrunde
in Peking gegen 19 Kandidatinnen zwischen 17 und 62 Jahren durch. Die erlittenen Schmerzen durch Botox-Injektio-
Oliver Stone, Colin Farrell und Angelina Jolie versuchen bei der Deutschlandpremiere von „Alexander“ zu retten, was zu retten ist
Blunketts „mesmerized“ – ein schönes
englisches Wort, das so viel bedeutet wie
den Kopf verdreht, hypnotisiert, in den
Bann geschlagen. Sir Alan Budd war offiziell mit der Untersuchung beauftragt,
ob Blunkett persönlich die Erteilung einer Aufenthaltgenehmigung für das philippinische Kindermädchen der Frau
Quinn beschleunigt habe. Budds Bericht
wird erst am Dienstag veröffentlicht. Es
sickerte aber durch, dass Budds Recherchen ergeben haben, dass in jedem Fall
Blunketts Büro in die Sache verwickelt
war.
Außerdem redet Blunkett davon, dass
er einem professionell arrangierten Millionen-Komplott der Quinn erlag: Er sei das
Arbeiterklassenopfer der Reichen, soll
Blunkett in Anspielung auf seine einfache
Links unten
Jackie Chan, 50, Schauspieler, würde
den Kampfanzug gern ausziehen. Nach
mehr als 100 Filmen sei er der reinen
Actionstreifen etwas überdrüssig und
werde langsam auch zu alt dafür. „Ich
möchte mich verändern, möchte dem Publikum zeigen, dass ich nicht nur Actionstar bin. Ich möchte Schauspieler sein“.
Sein großes Vorbild hat er schon gefunden: „Ich wäre gern wie Robert de Niro“.
Dieser könne alle Rollen spielen, egal ob
gut oder böse. Der traditionelle MartialArt-Film hat nach Einschätzung Chans
ohnehin keine Zukunft mehr. Heute
seien immer häufiger Computer verantwortlich für die Actionszenen.
Eroberer auf dem Rückzug
Doppelmord in
psychiatrischer Klinik
Pau (AP) – In einer psychiatrischen Klinik der südwestfranzösischen Stadt Pau
sind eine Krankenschwester und eine
Pflegerin bestialisch ermordet worden.
Eine der beiden Frauen wurde nach Angaben der Polizei geköpft, der anderen
wurde die Kehle durchgeschnitten. Fünf
Personen wurden im Zusammenhang
mit der Tat vernommen, darunter ein
Mann, der wenige Tage zuvor in der Klinik behandelt worden war. Über mögliche Motive für den Doppelmord war zunächst nichts bekannt. Die Frauen, 48
und 40 Jahre alt, hinterlassen beide
Mann und Kinder. Nach Angaben von Gewerkschaften ist die Sicherheitslage in
der Klinik wegen Sparmaßnahmen
schon seit Monaten ein Problem.
Ralf Schumacher, 29, Formel-1-Pilot,
kann sich angesichts komplizierter Steuergesetze und ständiger Vorwürfe, ein
Steuerflüchtling zu sein, vorstellen, seine deutsche Staatsbürgerschaft abzulegen. „Wenn einer meinen deutschen Pass
haben will, dann gebe ich ihn ab“, sagte
der Rennfahrer der Bild am Sonntag.
Schumacher, der mit seiner Familie in
Österreich lebt, fügte hinzu: „Der Hauptgrund, warum ich aus Deutschland weggegangen bin, war gar nicht mal die
Höhe der Steuern, sondern dass man hier
wegen der komplizierten Steuergesetze
ständig mit einem Bein im Knast steht.“
Der Weg nach
Bethlehem
London (dpa) – Herbert Grönemeyer,
Claudia Schiffer, Franka Potente und andere prominente Deutsche haben Bundeskanzler Gerhard Schröder aufgefordert,
sein „Versprechen zu halten“ und den
ärmsten Staaten der Welt großzügiger zu
helfen. „Auch in diesem Moment stirbt
wieder ein Kind an Unterernährung“,
schrieben die Stars gemeinsam mit Hilfsorganisationen in einem „Brief an Bundeskanzler Schröder zu einer Frage von
Leben und Tod“. Die Erklärung sollte
am heutigen Montag außer in London
und Berlin auch in Anzeigen in der deutschen Presse veröffentlicht werden. Alle
reichen Industriestaaten seien weit von
ihrem Ziel entfernt, die Armut in der
Welt bis 2015 zu halbieren, kritisierten
die Prominenten. „Aber einige wie Großbritannien und Frankreich strengen sich
an, mehr zu tun als Ihr Land. Unser
Land, Herr Schröder!“ Der Kanzler solle
deshalb beim G8-Gipfel im nächsten Juli
in Schottland ein „umfassendes Sofortprogramm zur Armutsbekämpfung“ mitbeschließen. Der britische Schatzkanzler
Gordon Brown hatte die reichsten Länder der Welt im Oktober aufgefordert,
den ärmsten Ländern ihre Schulden zu
erlassen. Bundesfinanzminister Hans Eichel schloss das für Deutschland aus. Bei
der derzeitigen Haushaltslage sei aus Berlin kein Beitrag dazu zu erwarten.
T
Warmfront
5
99
Wettervorhersage für 12.00 Uhr
N
Wetterlage Hoch "Claus" bestimmt zurzeit das Wetter in Mittel- und Westeuropa. So scheint teils die Sonne, teils halten sich aber Nebel oder Hochnebel.
N
O
W
S
Nordseeküste Einzelne Regenschauer,
00
10
99
5
St. Petersburg
05
10
Mittwoch
Warmluft
Helsinki
Moskau
T
London
Berlin
Warschau
H
Paris
München
H
Wien
1020
10
Donnerstag Freitag
Belgrad
15
Madrid
10
10
-1°
-10°
T
Norden
Rom
05
10
München
1010
3°
-8°
Stuttgart
-2°
-11°
15
10
-3°
-10°
3°
-9°
10
-1°
-9°
Stuttgart
0°
-10°
10
lenweise Nebel, im Tagesverlauf überwiegend freundlich, 0 bis 3 Grad.
-2°
-9°
Frankfurt
Stockholm
100
5
Dienstag überwiegen im Nordwesten Wolken, und gelegentlich fällt Regen oder
Schneeregen. Sonst gibt es ruhiges Hochdruckwetter, teils mit Sonne, teils mit Nebel oder Hochnebel.
Dresden
H
T
Aussichten
0°
-5°
2°
-4°
Köln
1°
-7°
-1°
-8°
Berlin
3°
-1°
Kaltluft
990
1025
Frankfurt
Wolken, morgens örtlich Nebelfelder. 0 bis
3 Grad, nachts minus 2 bis minus 5 Grad.
Mitteldeutschland In der Frühe stel-
Dresden
-1°
-8°
1°
-4°
Münster
1°
-6°
-1°
-4°
-1°
-7°
Hamburg
Mischfront
1020
Ostdeutschland Mix aus Sonne und
3°
-5°
Rostock
3°
0°
Berlin
Münster
Köln
S
Kaltfront
0
98
H Hoch
985
T Tief
1030
Küstenbereich
einzelne Schauer und Werte um 5 Grad,
sonst wechselnd bewölkt, 1 bis 3 Grad.
2° Kiel
0°
3°
-2°
5°
-1°
ne und nur vereinzelt Regen- oder Schneeregenschauer. Temperaturen um 5 Grad.
Norddeutschland Im
Rostock
Hamburg
sonst Wechsel von Sonne und Wolken, 5
bis 7 Grad. Frischer bis starker Westwind.
Ostseeküste Wolkenfelder, etwas Son-
O
W
2° Kiel
-1°
Zwischen Schleswig-Holstein und der
Oder ziehen Wolken mit Regen und Schnee
vorüber. Im übrigen Deutschland zeigt
sich der Himmel teils wechselnd, teils nur
locker bewölkt, gebietsweise hält sich aber
auch Nebel oder Hochnebel. Nördlich von
Main und Mosel steigen die Temperaturen auf 0 bis 5 Grad, im Süden auf minus
2 bis 0 Grad.
00
10
100
5
10
T
Kanaren
München
Tunis
Mitte
10
Istanbul
15
10
Athen
Westdeutschland Einzelne Frühnebelfelder, sonst freundlich und trocken. 1 bis
3 Grad, im Bergland leichter Frost.
Südwestdeutschland Morgens stellenweise trüb, sonst freundlich. Minus 2 bis
0 Grad, nachts örtlich bis minus 10 Grad.
Südbayern Zunächst neblig-trüb, später örtlich Sonne, hier und da Nebel bis
zum Nachmittag. Minus 3 bis plus 1 Grad.
Nordbayern Zunächst örtlich Nebel,
später gebietsweise Sonnenschein. Temperaturen minus 2 bis plus 1 Grad.
Biowetter
Besonders Personen mit Rheumaerkrankungen leiden unter dem derzeitigen Wetter. Sonst treten kaum wetterbedingte Beschwerden auf.
Nullgradgrenze bei 300 m
Deutschland heute
Berlin
Bremen
Brocken
Dortmund
Dresden
Düsseldorf
Erfurt
Essen
Feldberg
Feldberg/Ts.
Frankfurt
Freiburg
Freudenstadt
Hamburg
Hannover
Helgoland
Karlsruhe
Kassel
Koblenz
Köln
Konstanz
Schn.sch.
wolkig
heiter
wolkig
wolkig
wolkig
Nebel
wolkig
sonnig
wolkig
Nebel
heiter
heiter
wolkig
wolkig
wolkig
heiter
heiter
wolkig
wolkig
heiter
gestern
3°
3°
-6°
2°
1°
3°
0°
2°
-6°
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0°
-2°
-3°
3°
2°
5°
-1°
1°
1°
3°
-1°
1°
2°
-7°
3°
0°
3°
1°
2°
0°
-3°
3°
3°
-2°
2°
2°
4°
2°
2°
3°
3°
1°
Leipzig
List/Sylt
Lübeck
Magdeburg
Mannheim
München
Nürnberg
Oberstdorf
Osnabrück
Passau
Rostock
Saarbrücken
Schleswig
Stuttgart
Trier
Wiesbaden
Zugspitze
Nullgradgrenze bei 400 m
wolkig
1°
wolkig
6°
Schn.sch. 3°
wolkig
2°
heiter
-1°
heiter
-1°
wolkig
-1°
wolkig
-3°
wolkig
3°
wolkig
0°
Schn.sch. 3°
wolkig
1°
wolkig
2°
heiter
-1°
wolkig
2°
Nebel
-1°
heiter
-16°
2°
3°
2°
3°
4°
0°
2°
0°
2°
-1°
2°
1°
1°
0°
2°
2°
-8°
Vorhersage für 12.00 Uhr Ortszeit
Wetterhistorie München
Temp.-max.
Temp.-min.
16,5 °C
-21,8 °C
1993
1931
08:01
13:02
16:22
01:32
Angaben für München
26.12.
10.01.
03.01.
17.01.
Europawetter heute
Amsterdam
Athen
Barcelona
Belgrad
Bordeaux
Brüssel
Dublin
Helsinki
Innsbruck
Istanbul
Kiew
bedeckt
sonnig
sonnig
Schnee
sonnig
sonnig
wolkig
wolkig
wolkig
bedeckt
wolkig
5°
15°
14°
3°
8°
4°
7°
-3°
-2°
10°
-1°
unter -10°
Süden
Las Palmas
Lissabon
London
Madrid
Mailand
Moskau
Nizza
Palma d.M.
Paris
Prag
Rom
Salzburg
Stockholm
Verona
wolkig
23°
wolkig
14°
Schn.sch. 6°
wolkig
11°
sonnig
9°
Schn.sch. 1°
bedeckt 13°
Schauer 16°
sonnig
3°
sonnig
0°
Schauer 15°
wolkig
-1°
wolkig
-2°
sonnig
6°
Warschau
Wien
Zürich
Schn.sch. -1°
sonnig
1°
sonnig
-1°
Weltwetter heute
Abu Dhabi
Bangkok
Bombay
Boston
Chicago
Denver
Dom. Republik
12.00 Uhr UTC
sonnig
sonnig
sonnig
Schnee
wolkig
wolkig
Schauer
23°
30°
29°
0°
-3°
10°
28°
-10° / -5°
-5° / 0°
Hongkong
Houston
Jakarta
Johannesburg
Kairo
Kuwait
La Paz/Bol.
Lima
Los Angeles
Malediven
Mekka
Mexico City
Miami
Montreal
0° / 5°
wolkig
sonnig
Schauer
Gewitter
wolkig
wolkig
Gewitter
Schauer
sonnig
wolkig
Schauer
wolkig
wolkig
Schnee
5° / 10°
22°
16°
31°
21°
19°
16°
18°
27°
23°
31°
27°
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10° / 15°
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15° / 20°
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bedeckt
sonnig
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sonnig
bedeckt
bedeckt
wolkig
bedeckt
bedeckt
Schauer
Schnee
20° / 25°
20°
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25° / 30°
T
über 30°
Urlaubsorte Luft Wasser
Helgoland
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Tunis
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Cypern
5°
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19°
17°
16°
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18°
14°
19°
FEUILLETON
Montag, 20. Dezember 2004
Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 15
HEUTE
Flaschengeisterstunde
FEUILLETON
Wir sehen uns vor Gericht: Die Beutekunst-Debatte steckt fest
Sie werden nicht über Yukos reden
und nicht über Tschetschenien. Nicht
über die Meinungsfreiheit oder über
Russlands Hang zur Selbstisolation, jene
schwer zu übersehende tektonische Verschiebung, die Russland auf der gefühlten Landkarte Europas so weit fortdriften lässt, als grenze es überall an China.
Wenn der russische Präsident Wladimir
Putin am heutigen Montag zu Regierungsgesprächen in Hamburg eintrifft –
den ersten seit der Jahrhundertblamage
seiner neoimperialen Kettenhunde in der
Ukraine – dann wird er mit Bundeskanzler Gerhard Schröder über dies und das
sprechen, über Jugendaustausch, Forschung und Bildung, zum Beispiel. Nur
nicht über Schwieriges. Ein Thema allerdings steht auf dem Programm, das älter
ist als Yukos und kniffeliger als der
Tschetschenien-Konflikt: die Beutekunst. Sie ist keine innere Angelegenheit
Russlands, sie belastet Schröders Verhältnis zu dem „lupenreinen Demokraten“ Putin, und sie wird sich nicht von alleine lösen. Und da bricht der Kanzler
das freundliche Schweigen.
Die Aussichten auf eine Lösung sind,
realistisch gesehen, verschwindend. Kulturstaatsministerin Christina Weiss, die
mit Kulturminister Alexander Sokolow
über die Beutekunst sprechen wird, hat
angekündigt, dass sie den Fall des Rubens-Gemäldes „Tarquinius und Lucretia“ erwähnen wird, dass sie erstmals sogar eine Zivilklage habe prüfen lassen,
um die Herausgabe des Rubens zu erzwingen. Im vergangenen Jahr war das Bild
wieder aufgetaucht, als der damalige Besitzer Wladimir Logwinenko es der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten
zum Kauf angeboten hatte. Jetzt hat das
Münchner Institut für Ostrecht im Auftrag der Ministerin geprüft, ob Logwinenko selbst das Gemälde gutgläubig erworben hatte. Er tat es nicht, so das Institut.
Der Rubens müsse zurückgeben werden.
Es ist unwahrscheinlich, dass Russland sich von diesem Gutachten sehr beeindrucken lässt. Und eine Zivilklage in
Russland ist riskant. So reizvoll es wäre,
juristisch zu erzwingen, was politisch
nicht vom Fleck kommt, so aufregend es
wäre, wenn ein Sieg für den Rubens vor
Gericht auch die Rückkehr der Baldinsammlung an die Bremer Kunsthalle beflügeln würde, jener 364 Werke von Dürer, Rembrandt oder Van Gogh, die wie
der Rubens nicht vom Staat konfisziert,
sondern von einem russischen Soldaten
verschleppt wurden und damit nicht unter das Beutekunst-Gesetz fallen, so
schön alles dies wäre – der Bremer Osteuropa-Historiker Wolfgang Eichwede
bleibt skeptisch: „Man müsste Logwinenko nachweisen, dass er beim Kauf wusste, dass es sich um einen Rubens handelt.
Das dürfte schwierig werden.“ Verliert
Deutschland aber vor einem russischen
Gericht, würde alles noch schlimmer.
Wenn das überhaupt noch geht.
Plötzlich wieder „Feindstaat“
Drei Kilometer Archivalien, 4,6 Millionen Bücher und eine Million Kunstwerke
aus deutschen Museen und Sammlungen
– vielleicht ein paar mehr, vielleicht ein
paar weniger – ruhen in russischen Archiven, Museen und Bibliotheken, das meiste von einem kommunistischen Parlament 1998 zu Staatseigentum erklärt,
das meiste davon ungelesen, ungezeigt.
Und ungeschützt. „Das Rathenaus-Archiv stirbt, das Lasalle-Archiv stirbt“,
sagt Klaus Dieter Lehmann, Präsident
der Stiftung Preußischer Kulturbesitz,
„2005 muss etwas passieren, sonst ist es
zu spät.“ Bei einem Besuch in Moskau erreichte er jüngst, dass deutsche Museumsfachleute Ende Januar die Musikaliensammlung in der Russischen Staatsbibliothek besuchen dürfen und dass Wilfried Menghin, der Direktor des Berliner
Museums für Vor- und Frühgeschichte,
erstmals den Goldschatz von Eberswalde im Puschkin-Museum ansehen kann.
Man ist bescheiden geworden.
Im Rückblick wirken selbst die zähflüssigen Fortschritte früherer Tage wie
eine mitreißende Erfolgsserie: Die Rückgabe der Fenster an die Marienkirche in
Frankfurt Oder, zum Beispiel. Die geplante Rückkehr der Baldin-Sammlung,
die im Februar 2003 schon verpackt und
transportbereit in Moskau stand. Der russische Kulturminister Michail Schwydkoj hatte das Beutekunstgesetz irgendwann ein „schlechtes“ Gesetz genannt.
Warum sollte es nicht noch mehr Ausnahmen von diesem Gesetz geben? So viele,
bis der Kreml einsehen würde, was russischen Museumsleute längst zugeben:
dass Kulturgüter in ihr Herkunftsland gehören, dass eine Kulturnation sich schadet, wenn sie Kunst als Trophäe behandelt wie einen Büffelknochen?
Die Baldin-Sammlung hat Russland
bis heute nicht verlassen. Den liberalen
Schwydkoj kostete seine entgegenkommende Haltung inzwischen den Job, und
wie die Dinge liegen, kann er froh sein
dass es nur der war. Und als der Kreml
die Rückgabe des Rathenau-Nachlasses
an Deutschland verhinderte, fiel das
Wort vom „Feindstaat“. Eine böse, vor
allem eine überholte Formulierung. Wirtschaftlich kooperieren beide Länder
prächtig, deutsche Banken waren drauf
und dran, dem Kreml bei der Yukos-Zerlegung und damit der Domestizierung
der russischen Wirtschaft zur Hand zu gehen. Und auf kulturellem Gebiet war
man sich selten näher. Gerade neigen
sich die deutsch-russischen Kulturbegegnungen dem Ende, die sich Deutschland
20 Millionen Euro hat kosten lassen.
Deutsche Firmen haben das Bernsteinzimmer und die Mariä-Entschlafenskirche in Nowgorod restauriert. Nein,
die Deutschen pochen nicht mehr stur
auf das Völkerrecht, sie sind sich der historischen Verantwortung bewusst. Nein,
es fehlt nicht an Gesten und Symbolen.
Genützt haben sie nichts. In der Beutekunst-Debatte ist eine überlebte, aber jederzeit aktivierbare Konfrontation konserviert wie ein Geist in einer Flasche.
Und niemand kann sagen, wie sehr Putin
diesen Geist beherrscht und wie sehr er
selbst von der großrussischen Propaganda getrieben wird. Man müsse Rücksicht
nehmen auf die öffentliche Meinung, bat
Putin. Das klang, als ginge es um die öffentliche Meinung eines Fremdstaates
und nicht seines eigenen, den er durch
neoimperiale Rhetorik auf Größe eingeschworen hat. Nach Putins Wahlsieg im
März hatte Deutschland gehofft, nun
müsse er die Nationalisten nicht mehr
fürchten und könne dem ehemaligen
„Feindstaat“ entgegenkommen. „Es war
eine so günstige Konstellation“, sagt Lehmann. Sie verstrich. Heute streitet Lehmann mit Irina Antonowa, der Direktorin des Puschkin-Museums, über die Beschriftung einer Merowinger-Ausstellung, die in Petersburg und Moskau gezeigt werden, aber auch Stücke aus Berliner Museum umfassen soll. „1945 kriegsbedingt verbracht“, möchten die Deutschen unter die Berliner Objekte schreiben. Das möchte Irina Antonowa auf keinen Fall. Schlimmstenfalls, so heißt es
aus deutschen Regierungskreisen, „findet die Ausstellung eben nicht statt“.
Dass Putin das Kulturministerium umgebaut hat, neue Ebenen eingezogen, alte
Ebenen entmachtet hat, trägt nicht zur
Transparenz bei. Schlimmer aber ist,
dass dies belanglos ist. Das Kulturministerium hat längst nichts mehr zu bestellen. Die Beutekunst-Frage wird auf
höchster Ebene entschieden oder gar
nicht. Und so führen auch sympathische
Außenseiterprojekte wie die Beutekunststiftung des Jenaer Juristen Olaf Werner
eher in die Irre. Dass die zentralistische
russische Regierung ihren Trumpf ausgerechnet in die Hände einer Stiftung geben wird, dass, umgekehrt, diese Stiftung der russischen Seite angesichts der
bekannten Verachtung für Nichtregierungsorganisationen etwas entgegenzusetzen hätte, scheint mehr als fraglich.
„Die Stiftung ist kein Allheilmittel“,
sagt Werner: „Wir wollen nur, dass sich
etwas bewegt.“ Wer will das nicht?
Nun aber muss man schon sehr feinsinnig argumentieren, um noch Hoffnungsschimmer zu entdecken: Etwa so: Nach
der internationalen Kritik an seinem
Regierungsumbau hat Putin das KyotoProtokoll
unterzeichnet.
Vielleicht
macht er nach dem Ukraine-Flop Zugeständnisse in der Beutekunst? Oder so:
Am 9. Mai feiert Russland den 60. Jahrestag des Kriegsendes. Vielleicht zeigt sich
der Sieger gegenüber den Verlierern großzügig? Doch beide Ideen gehören in die
Disziplin ambitionierter Traumtänzerei.
Gerade den 9. Mai inszeniert der Kreml
nicht als Festival der Versöhnung, sondern als innere Mobilmachung. Bis zum
9. Mai sieht es nicht gut aus. Eigentlich
sieht es die ganze erste Jahreshälfte nicht
gut aus. Und danach, genau betrachtet,
auch nicht.
SONJA ZEKRI
Der tödlichste Job
Harrison Ford soll im ersten Falludscha-Film spielen
Ein Tabu scheint gebrochen, Hollywood signalisiert den Aufbruch nach Falludscha. Ein Film, der die Kämpfe um
die westirakische Stadt schildert, wurde
am Freitag von der Produktionsfirma
Universal Pictures angekündigt – das
Thema ist einfach zu brennend, als dass
die Filmindustrie sich darum drücken
könnte. Universal hat sich eine Option
auf das Buch „No True Glory: The Battle
for Fallujah“ gesichert, das im kommenden Frühjahr erscheinen wird, verfasst
von Bing West, einem Ex-MarinesKämpfer und ehemaligen Mitarbeiter im
Verteidigungsministerium, der nun als
Kriegskorrespondent arbeitet und mit
seinem Sohn Owen – ebenfalls ein Ex-Marine – an einer Filmfassung arbeitet.
Der Held der Kämpfe, in Buch und
Film, ist General James Mattis, der im
vergangenen Frühjahr den US-Angriff
auf die Rebellenhochburg Falludscha anführte, nachdem dort vier Geschäftsleute
von einem Mob brutal getötet worden
waren. Eine Rolle, für den, wie das Fachblatt Variety meldet, Harrison Ford
vorgesehen ist.
Noch ist das Projekt in der allerersten
Entwicklungsphase – es gibt keine Vorstellungen über Finanzierung, Besetzung
und Regie. Der Autor Bing West hat nie
einen Zweifel daran gelassen, wie er zu
seinem Thema steht: „Wenn Amerika einen knallharten Job hat, werden die Marines das erledigen . . . Yes, they are the
world’s most lethal killing machine.“
Das klingt martialischer als der Film
wohl aussehen wird – Harrison Ford hat
immerhin seine Jugend in den „Star
Wars“-Filmen und als Indiana Jones mit
Anstand bewältigt, steht nun für Souveränität in Handeln und Denken – ein Ausrutscher als sowjetischer U-Boot-Kapitän ist vergeben und vergessen. Und in
„Air Force One“ hat er einen unternehmungslustigen Präsidenten gespielt, vor
dem der Gelegenheitspilot George Bush
schamrot werden müsste.
SZ
Getanztes Frauenschicksal
Johann Kresnik choreographiert Hannelore Kohls Leben
Seite 16
LITERATUR
In Böen wechselt mein Sinn
Zum 80. Geburtstag der Dichterin Friederike Mayröcker
Seite 18
MEDIEN
Poppen und klicken
Die Online-Werbung zeigt sich in immer
neuen Formen
Seite 21
www.sueddeutsche.de/kultur
Zickenkrieg im
Boulevard-Theater
Sich selbst neu erfinden . . . Leonardo Di Caprio als Howard Hughes und Jamie Foxx als Ray Charles
Fotos: Image.net
Hauptsache, du kannst den Blues . . .
Ray Charles, Howard Hughes, Dr. Kinsey . . . Hollywoods biografisches Jahr
Am Anfang war der Blues, eine Urszene so schlicht und ergreifend, wie sie nur
im Herzen des amerikanischen Showbusiness denkbar ist, in L. A. oder Hollywood. Zwei Männer nebeneinander am
Klavier, der eine, 72 Jahre, hat eine beispiellose Karriere als Sänger hinter sich,
der andere, etwa halb so alt, ist offensichtlich im Begriff ein Kino-Weltstar zu
werden. Wir spielten Piano im Tandem,
erinnert sich der junge, we played the
blues together. If you can play the blues,
so der alte, then you can play the part.
Der Part, um den es da ging, war eine
der großen Rollen, die Hollywood in den
letzten Jahren zu vergeben hatte – Ray
Charles, in Taylor Hackfords großer
Filmbiografie „Ray“, die im Januar bei
uns starten wird. Jamie Foxx, der sich
den Part schnappte, hat eben als Taxifahrer in „Collateral“ geglänzt, an der Seite
von Tom Cruise. Sein Ray, so wird seit
Wochen spekuliert, könnte ihm nun den
Oscar einbringen. Den Segen von Ray
Charles hatte er, siehe oben, kurz vor
Drehbeginn erhalten, 2002, beim Besuch
in dessen Studio am Washington Boulevard, und der blinde alte Sänger hat creative control gewahrt, hat den fertigen
Film kurz vor seinem Tod diesen Sommer „gesehen“ und abgenommen.
Viele Jahre hat Taylor Hackford
gebraucht, um seine Ray-Charles-Geschichte unterzubringen, nun da sie endlich auf die Leinwand kommt, wird sie
von einem ganzen Pulk weiterer KinoBiografien begleitet. Das Genre gilt als
klassischer TV-Bereich, da werden, meistens als Mehrteiler, die mehr oder weniger bedeutenden Ereignisse eines Lebens
addiert, bis sie am Ende irgendwie eine
Summe ergeben. Die Leinwand-Bio funktioniert dagegen wie eine Multiplikation,
wie eine Potenzierung gar – einzelne Lebensmomente, so intensiv gesteigert,
dass sie Löcher in die Leinwand reißen.
Der Vater der Flugkunst
Das biopic ist ein so prekäres wie mächtiges Genre – unvergessen aus vergangenen Jahrzehnten zum Beispiel Kirk Douglas als van Gogh, Helmut Berger als Ludwig II., Anthony Hopkins als Nixon in
den Filmen von Minnelli, Visconti, Oliver Stone. Der hat eben seine Vision des
antiken Alexander ins Kino gebracht, davor zwei bewunderten politischen Führern dokumentarischen Tribut gezollt,
Fidel Castro und Arafat. Bei Stone wird
die Spannung, die Komplexität des Genres evident – es lebt davon, dass im besten Fall mehrere Obsessionen sich überlagern, die des Dargestellten auf der einen
und die des Darstellenden, des Filmemachers/Stars auf der andern Seite. Es geht
um Genie und Wahnsinn, und darum,
wie beide zusammengehören.
Es ist das Genie des Showbusiness, das
das amerikanische Kino in diesem Biopix-Jahr vor allem beschwört. In Cannes
hatte es Kevin Kline als Cole Porter gegeben in „De-Lovely“ von Irwin Winkler –
noch ein Mann am Piano –, dazu Geoffrey Rush in „The Life and Death of Peter Sellers“ von Stephen Hopkins. Kevin
Spacey hat im Studio Babelsberg seinen
großen Traum realisiert und den einst gefeierten, heute vergessenen Sänger Bobby Darin gespielt, in „Beyond the Sea“,
von ihm selbst inszeniert. Der Film ist an
diesem Wochenende in den USA gestartet, parallel zum „Aviator“ – Leonardo
Di Caprio als Howard Hughes, in dem
neuen Film von Scorsese – auch dies ein
Oscar-Anwärter. Der Film ist eine großartige Zeitreise, die ganze Grandeur und
der ganze Schrecken, zu denen nur das
Kino fähig ist.
Es ist die dunkle Seite des Genies, die
das biopic feiert, und besonders heftig in
diesem Jahr. Kein Genre ist so destruktiv, so dekonstruktiv – durch die Beharr-
lichkeit, mit der es seine Helden, den Heldenbegriff generell auseinandernimmt.
Der blinde, von seinem juckenden Körper gequälte Ray Charles wird mit dem
Rassismus der Sechziger konfrontiert,
mit Heroinsucht, diversen Frauengeschichten, einem Schuldbewusstsein, am
Tod des Bruders mitschuldig zu sein. Der
exzentrische Mr. Hughes – Milliardär,
Flugzeugbauer, Filmemacher, schwerhörig und Hollywoods schönsten Frauen
hinterher – ist der amerikanische Ikarus,
und gefällt sich immer mehr in dieser Rolle. Das dramaturgische Modell von Aufstieg und Sturz hat im 20. Jahrhundert
durchs Kino seinen besonderen Drive gekriegt – der Aufstieg ist bereits ein Teil
des Absturzes, des Sturzflugs. Die Helden dieses Jahres präsentieren sich als
die Enkel des Citizen Kane, und nicht zufällig ist der gleichnamige Film von Orson Welles der Urfilm des amerikanischen Kinos geworden, ein biopic par excellence. Dabei hat Welles nur exemplarisch verdichtet, was dem Kino eingeboren ist, ein völlig neuer Umgang mit dem
europäischen Konzept der Identität und
mit den Begriffen der Konsequenz, der
Moral, der Verantwortung, die sich damit verbinden. In seinem Film „Confidential Report“ hat Welles das viele Jahre
später zynisch auf den Punkt gebracht.
Unmöglich, sagt in diesem Film der mysteriöse globale Gangster-Unternehmer
Mr. Arkadin, verkörpert von Welles persönlich, „zu realisieren, was es bedeutet,
ein Gewissen zu haben . . . und überhaupt keine Erinnerung . . . Sich für etwas zu schämen, an das man sich nicht
mal erinnern kann.“
Die Dialektik von Erinnern und Vergessen, von Bewusstsein und dunklem
Trieb, von höchster Lust und extremem
Schmerz ist der Stoff der Bio-Filme – ein
alles verschlingender Drive, der den Urgrund ihrer Destruktivität bildet. Alkohol, Zigaretten, Sex . . . „Es gab eine Menge oraler Befriedigung damals“, erklärt
Kevin Kline, der das Liedergenie Cole
Porter spielt, als schwule Nachtfigur, die
seine Existenz im Zigarettennebel verschleiert, „wie Picasso, Mozart, Modigliani, Pollock hatte Porter einen gewaltigen
Appetit aufs Leben.“ Mit einem Modigliani-Movie hat sich in diesem Jahr übrigens der Schauspieler Andy Garcia einen
Lebenstraum verwirklicht.
Zum biopic gehört der Fanatismus der
Akteure, der großen Stars, diese Rollen
sind die wahren Herausforderungen eines Schauspielerlebens. Peter Sellers in
tausend Verwandlungen, in seiner persönlichen Exzentrizität, als Inspektor
Clouseau oder als Dr. Seltsam, das bedeutet natürlich eine verwandlerische Qual
ohne Ende, eine permanente Make-UpTortur, und am Ende hat man eine kaleidoskopische Unbegreiflichkeit auf der
Leinwand und dazu ein paar merkwürdige Verkörperungen – die Sellers-Regisseure Blake Edwards und Stanley Kubrick zum Beispiel, gespielt von Stanley
Tucci und John Lithgow. Leonardo Di
Caprio wollte unbedingt Howard
Hughes spielen, aber auch viele andere
Hollywoodianer sprachen bei der Witwe
vor, die selbst an einem Bio-Script sitzen
soll. Nicolas Cage, heißt es, habe Flugstunden genommen und JohnTravolta –
selbst bereits begeisterter Flieger – eine
der alten Maschinen von Hughes erworben. Seit Jahren hatten verschiedene
Filmautoren versucht, der Geschichte
des Bobby Darin filmische Façon zu geben, darunter James Toback und Paul
Schrader – zwei Spezialisten, wenn es darum geht, perverse Abgründe unter der
Oberfläche amerikanischer Naivität auszuloten. Er hat sich unaufhörlich neu erfunden, schwärmt Kevin Spacey von Bobby Darin, hat Rock und Pop gemacht,
Folk und Protestsongs . . . Spacey hat
lang um die Finanzierung seines Films
und um neues Interesse für Bobby Darin
kämpfen müssen, der von den RatpackStars um Sinatra immer verdrängt wurde. Spacey hat seine eigenen Sing- und
Tanzkünste reaktiviert, hat für den Film
die alten Songs aufgenommen im AbbeyRoad-Studio. Wenn Sie den Film sehen,
sagt er lapidar, werden Sie wissen, warum ich ihn machen wollte . . .
Die fremde Persönlichkeit in ihrer Singularität, in ihrer Unvergleichlichkeit,
das ist natürlich die ultimative Herausforderung für einen Darsteller – in den
Dreißigern hatte der Warner-Star Paul
Muni sich darauf spezialisiert, spielte
Pasteur, Zola, Juarez, aber auch Al
Capone, in der Howard-Hughes-Produktion „Scarface“. Biografien sind die persönlichsten Projekte in Hollywood, Meisterstücke der Kontemplation, die immer
in der Kapitulation enden vor dem unergründlichen anderen Ich. In keinem anderen Genre ist die Dialektik von Nähe und
Distanz, von Innen und Außen stärker.
Auch die deutsche Filmproduktion hat
diesmal ihren Beitrag geliefert, „Der Untergang“ von Oliver Hirschbiegel, der
vom Ende des „Dritten Reichs“ erzählt
und sich dabei auf die Darstellung des
Hitler durch Bruno Ganz konzentriert –
eben diese Darstellbarkeit war es denn
auch, die im Zusammenhang mit diesem
Film diskutiert wurde. Darf man Interesse wecken am Innenleben des Adolf Hitler, darf man etwas wie Sympathie spüren für dieses Monster der Geschichte?
Als Leinwandmonster wird gerade Dr.
Alfred Kinsey in der amerikanischen Öffentlichkeit verfolgt, der legendäre Sexforscher, den Richard Condon für die
Leinwand reaktiviert hat – Liam Neeson,
der einst der edle Oskar Schindler war,
verkörpert ihn als naiven Menschenfreund, der sich den Gallwespen ebenso
intensiv widmet wie den sexuellen Gepflogenheiten des amerikanischen Mannes und der amerikanischen Frau. Der
einfache Fragen stellt und der Quantifizierung der Wirklichkeit voll vertraut.
Vereinigungen wie Catholic Outreach
und Focus on Family haben den Film voll
verdammt, als er kurz nach dem Wahlsieg von George W. Bush anlief, und Kinsey erneut für den Sittenverfall in den
USA verantwortlich gemacht. Mit seiner
Sympathie für die dunklen Seiten, mit
seinem Bekenntnis zu den Kräften der
Dekonstruktion führt das HollywoodKino alle Versuche der Nation, sich dieses Jahr auf eine politische Leitfigur einzuschwören, ad absurdum.
Ein Film für Mutter
Mit Dr. Kinsey und dem Aviator Howard Hughes stellt das Hollywood-Kino
zwei der bizarrsten Figuren des Kriegsund Nachkriegsamerika zur Schau, in einer spektakulären Mischung aus Exhibitionismus und Rehabilitierung. Wenn er
zum Finale antritt vor dem Ausschuss
des korrupten Senators Owen Brewster,
kommt der verfemte, degenerierte
Hughes plötzlich so energisch daher wie
Indy Jones – zur Begeisterung aller Zuschauer. Da ist ganz klar, das Genre wird
weiterhin starke Stücke produzieren –
Anfang nächsten Jahres startet bei uns,
als einziges weibliches Exemplar, „Sylvia“ von Christine Jeffs, mit Gwyneth
Paltrow als Sylvia Plath; Joaquin Phoenix und Reese Witherspoon sind angekündigt als Johnny und June Carter, Philip Seymour Hofman als Truman Capote,
Russell Crowe als James Braddock, einer
der Boxer der Depressionszeit.
Das ist der Film, hat Kevin Spacey zu
„Beyond the Sea“ erklärt, den meine Mutter sich mehr als jeden anderen, den ich
gemacht habe, von mir wünschte . . . Ein
Film für die Mütter, das wäre am Ende eine schöne Definition fürs Genre überhaupt.
FRITZ GÖTTLER
Es war eigentlich alles in Ordnung.
Die Subversion, längst keine böse Fee
mehr, sondern angebetete Hausgöttin
des Theaters, bereitete sich wieder einmal auf ihr Lieblingsfest vor. Und im Berliner Stadtmagazin Tip erklärte Frank
Castorf, Intendant der Volksbühne,
wieder einmal die Welt außerhalb des
Theaters. Zunächst den Osten: „hat sich
beleidigt eingebunkert“. Dann die Gesichtszüge der Ostler: „haben alle
schlechte Laune und heruntergezogene
Mundwinkel“. Dann die Bundespolitik:
„Demnächst haben wir eine Kanzlerin,
die genauso aussieht wie der gesamte Osten.“ Und schließlich das Herz der Finsternis, den Westen: „Der federführende
Klassizist im Feuilleton der FAZ möchte
gerne die Inquisition wieder einführen.“
Es war also alles in Ordnung. Fast alles. Denn Castorf hatte einen Halbsatz
über das Berliner Ensemble verloren: „eine erfolgreiche Ku-Damm-Komödie am
Schiffbauerdamm“. Zwar ist es überhaupt nicht ehrenrührig, von einem, der
aus der Welt der herabgezogenen Mundwinkel kommt, dem Land des Lächelns
und dem Boulevard zugeschlagen zu werden. Aber Claus Peymann, Intendant des
Berliner Ensembles, ist berühmt für seinen hohen Ausstoß an Presseerklärungen. Der hat damit zu tun, dass ihm kein
Halbsatz entgeht, in dem er, Peymann,
vorkommt. Schon gar keiner, der kritisch gemeint sein könnte. Diesmal war
die Presseerklärung „Peymann über Castorf“ als Boulevardtheater inszeniert,
auf der Titelseite der BZ. Unter der
Schlagzeile: „Ost-Prolo!“, die Peymann
aufgerissenen Mundes seinem Widersacher entgegenschleuderte, versprach das
Kleingedruckte: „Noch mehr fürchterliche Intendanten-Worte: Seite 21.“
Die klangen so: „Castorf ist ein Regisseur, der das Theater für vollkommen
überflüssig hält, weil er selbst des Theaters überdrüssig ist. Darum inszeniert er
keine Stücke, sondern Romane, FilmDrehbücher und demnächst das Telefonbuch. Im Grunde sollte er das Ganze einfach bleiben lassen und was anderes machen.“ Das war wenig fürchterlich, aber
nicht Peymanns letztes Wort. Das bestand im neckischen Selbstlob für den
„Zickenkrieg der Theaterkönige“, den er
seit geraumer Zeit mit Castorf führt. Es
ist ein etwas behäbiges Boulevardstück,
das die beiden spielen. Vor lauter Längen
und Wiederholungen kommt es über den
ersten Akt nie hinaus.
lmue
Mord im Gotteshaus
Sikhs protestieren gegen Theater
Die englische Stadt Birmingham ist
am Samstag Schauplatz tumultartiger
Proteste von hunderten Angehörigen der
Religionsgemeinschaft der Sikhs gewesen. Nach Angaben der Polizei demonstrierten die Sikhs gegen die Aufführung
eines Theaterstückes, durch das sie sich
in ihren religiösen Überzeugungen verletzt sahen. Am Abend versuchten die
aufgebrachten Gläubigen laut Polizei,
das Theater zu stürmen, und erreichten
die Absetzung des Stückes „Behzti“
(Schande). Der Sikh-Autor Gurpreet
Kaur Bhatti beschreibt sein Stück als
„schwarze Komödie“. In dem Stück geht
es um sexuellen Missbrauch und Mord in
einem Gotteshaus der Sikhs; es löste in
der Sikh-Gemeinde Großbritanniens
einen Sturm der Entrüstung aus. Das
Repertory Theater in Birmingham erklärte, die Charaktere in dem Stück seien
rein fiktional und sollten generell die
Fehlbarkeit des Menschen sowie die
Scheinheiligkeit und Ungerechtigkeit in
der Welt darstellen.In Großbritannien leben 336 000 Sikhs, die größtenteils aus
dem indischen Punjab stammen.
AFP
Nijinsky-Preis
Pina Bausch ausgezeichnet
Die Leiterin des Tanztheaters Wuppertal, Pina Bausch, ist als beste Choreographin des Jahres 2004 mit dem NijinskyPreis ausgezeichnet worden. Bausch wurde der Preis am Samstagabend zum
Schluss des 3. Tanzforums Monaco für
die „repräsentativste Tanzproduktion
der aktuellen Szene“ zugesprochen. Der
US-Amerikaner William Forsythe erhielt einen Preis für seine Produktion mit
dem Frankfurter Ballett. Ebenfalls ausgezeichnet wurden der Tänzer des Balletts
der Pariser Oper, Nicolas Le Riche, die
rumänische Tänzerin Alina Cojocaru
vom Königlichen Ballett London sowie
der Chinese Shen Wei mit seiner in den
USA wirkenden Truppe „Shen Wei
Dance Arts“.
dpa
Seite 16 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295
HBN
FEUILLETON
Montag, 20. Dezember 2004
Paristocrats
Unterm Rad der Planierraupe
Die Berliner feiern Gonzales
sehr ernsthaft in der Staatsoper
Die deutschen Universitäten leiden unter den Bologna-Reformen
Groß waren die Hoffnungen, noch größer die Worte der Politiker, als 1999 in
Bologna die „Harmonisierung der europäischen Hochschulsysteme“ beschlossen wurde. Doch was ist seither passiert?
In einer kleinen Reihe wollen wir untersuchen, inwieweit sich die europäische Universitätslandschaft im Zuge von Bologna
verändert hat. In unserem heutigen Beitrag skizziert Wolfgang Eßbach, Professor für Kultursoziologie an der Universität Freiburg, die Auswirkungen auf die
deutsche Hochschullandschaft.
Am Rande von Tagungen, vor Konferenzen, auf den Unifluren – überall drehen sich die Gespräche um dasselbe Thema. „Wie steht’s mit dem Bologna-Prozess?“, frage ich einen Kollegen der Philosophie aus dem Norden des Landes. „Das
überlasse ich meinem Nachfolger.“ Der
Kollege wird in drei Jahren emeritiert. In
seinen Hauptseminaren sind nur Studierende, die ihr Studium nicht schon vorher abgebrochen haben. Immerhin noch
40 Teilnehmer, motiviert, jung, wissbegierig. Aber bei dieser Gruppengröße hat
jeder in einer 90-minütigen Seminarsitzung nur einmal die Chance, auf eine
30-Sekunden-Frage eine anderthalb-minütige Antwort zu bekommen, und dies
auch nur, wenn der Professor nicht länger als 15 Minuten etwas vorträgt. Wie
soll man da in die Tiefe gehen? Mein Kollege ist insofern eine Ausnahme, als ihn
die Nachrichten vom Bologna-Prozess
überhaupt nicht erreicht haben. Er ist
ein hervorragender Wissenschaftler und
begnadeter Hochschullehrer, der es geschafft hat, 30 Jahre Ausplünderung der
Universitäten durch Unterfinanzierung
und alle Reformidiotie seines Ministeriums zu überleben. Aber er weiß nicht,
was ein deutscher ETCS-Punkt ist.
Stolz erklärt mir ein Historiker aus
dem Westen der Republik: „Wir haben
jetzt einen BA im Akkreditierungsverfahren. Ein paar gute Ideen konnten wir umsetzen, aber es wird sehr eng, was das
Lehrangebot angeht. Die Möglichkeiten
der Studierenden, zwischen Veranstaltungen zu wählen, Interessen und Profile
auszubilden, sind gering. Von den 180
ETCS müssen wir 120 für das Hauptfach
aufbringen.“ Mit der neuen europäischen Bildungswährung ETCS zu rechnen, ist nicht einfach. Ein ETCS drückt
die Zeit, die ein Student einen Professor
braucht (Kontaktzeit), und die Zeit fürs
Selbststudium (Lesen und Schreiben)
aus. ETCS sind keine Noten für Qualität,
sondern die Einführung taylorisierter
Zeitmessung in geistige Tätigkeit.
Ausgerottet
„Schafft ihr denn den BA?“, frage ich
den Kollegen. „Gerade so. Wir sind zu
dritt. Unsere Lehrverpflichtung liegt bei
drei mal acht Semesterwochenstunden
(SWS) und unsere letztverbliebene Assistentin kommt mit vier SWS dazu. Wir
bringen also 14 Lehrveranstaltungen pro
Semester auf die Beine. Die Seminare,
die uns jedes Semester fehlen, mogeln
wir schon irgendwie hin.“ Ich habe ihm
viel Glück gewünscht. Hätte ich ihm sagen sollen, dass sie wohl mit Mühe einen
BA stemmen können, aber dass damit alle Lehrkapazität des Faches verbraucht
ist, dass er und seine Kollegen dauerhaft
darauf verzichten müssten, in ihrem
Fach eine Master-Ausbildung anzubieten, die noch einmal 120 ETCS braucht,
geschweige denn sich an irgendeinem
Doktorandenprogramm zu beteiligen?
Als Faustregel gilt: Fächer, die nicht
das Lehrdeputat von vier bis fünf Professoren aufbringen, werden an deutschen
Universitäten ETCS-bedingt mittelfristig ausgerottet. An diesen Standorten
wird es keinen wissenschaftlichen Nachwuchs für das Fach mehr geben. Fächer
mit acht bis zehn Professoren haben dagegen wenigstens formal Chancen, alle drei
Bologna-Stufen (BA, MA, Promotion)
bedienen zu können. Die Effektivität
und Reputation des Fachs im System von
Diplom und Magister wird dabei nicht
evaluiert, sondern ignoriert. So wie viele
BA-Fans, die heute so stolz sind, dass sie
den BA irgendwie hinkriegen, hatte der
junge Kollege völlig vergessen, die weiteren Stufen des Bologna-Prozesses einzukalkulieren. Schon bald wird man sehen,
wie kleine Spitzeninstitute zu BASchools degradiert werden und mittelmäßige Großeinheiten sich Center for Advanced Studies leisten können. Der Fachdarwinismus ist losgetreten. Die Generation der 50-jährigen Wissenschaftler
wird gezwungen, in ihrem besten Jahrzehnt Kreativität und Energie für sinnlose Fehlplanungen zu vergeuden.
Wie können sich die Fächer retten, die
es nicht einmal zum 120 ETCS-Hauptfach im BA schaffen? Der Kollege aus
Bayern kennt den Trick. Man schafft ein
undurchsichtiges Dickicht von „Auchfür-x-Veranstaltungen“. Sie tauchen als
eine einzige real existierende Lehrveranstaltung in verschiedenen Studiengängen als fiktive Rechengröße auf. So entsteht eine wundersame Produktionssteigerung von Lehre, auf die nicht einmal
die Kader sozialistischer Planwirtschaft
gekommen wären. Der Kollege versichert mir, bis ein Studierender, der in der
deutschen BAMA-Welt sowieso keine Minute mehr zum Jobben geschweige denn
zur Familiengründung frei haben wird,
das merkt und dagegen klagt, dass eine
Veranstaltung in verschiedenen Studiengängen mit unterschiedlichen ETCSPunkten eingetragen ist, und vor Gericht
gewinnt, vergehen Jahre. Und bis dahin
könne man überleben.
So spaltet ETCS die Universitäten in
professorenbestückte Großfächer, für
die Interdisziplinarität ein Nachteil ist
und die weiter in Richtung Fachidiotismus voranschreiten können, und personell minder ausgestattete Kleinfächer,
die sich zu phantasievollen BA-Abschlüs-
sen paaren. Es ist die Zeit der BA-Witze:
„Was machen zwei Professoren der Musikwissenschaft, die bislang bei der Magisterausbildung gut mithalten konnten
und exzellente Promovenden hatten? Sie
kreieren mit zwei Archäologen den BAAbschluss Ausgrabung frühgeschichtlicher Klangformen.“ Man sage nicht, dass
die Unis sich nicht bewegen. Die politische Klasse hat sich nun mal die einheitliche Zerstörung der deutschen Universität zum Ziel gesetzt. Nicht einmal bei
den Top Ten der Uni-Rankings lässt man
Gnade vor ETCS ergehen.
Die Germanistin aus den neuen Bundesländern hat das alles schon hinter
sich. 2004 sind die ersten BA-Absolventen gebacken. Die Abbrecherquote ist
stark gesungen, aber das Qualifikationsniveau liegt unterhalb dessen, was früher in der Zwischenprüfung gekonnt
wurde. Und der Arbeitsmarkt? Kann er
diese Absolventen gebrauchen? „Die Berufseinmündung klappt nur bei ganz wenigen. Die meisten studieren einfach im
Masterstudiengang weiter. Die gestuften
Abschlüsse verlängern zwar das Studium, aber was sollen die Leute machen.
Lieber zwei Jahre länger studieren als
zwei Jahre arbeitslos.“
Unbrauchbar
Der Gipfel des Selbstbetrugs, den sich
diese Gesellschaft leistet, ist der Glaube,
mit dem BA werde eine verbesserte Berufsqualifizierung erreicht. Was für Ärzte, Pfarrer, Diplomingenieure gilt, trifft
auch für Sinologen, Historiker und Juristen zu. Auf einem BA-Niveau sind sie
nicht nur international, sondern auch für
diese Gesellschaft unbrauchbar. Was gebraucht wird, sind breitgestreute Neugründungen von Fachhochschulen, Berufsakademien, Professional Schools, in
der die Mehrheit der Studierenden einer
Generation Platz findet. Warum gibt niemand den hochqualifizierten Privatdozenten, die unter 100 Bewerbern auf eine
Professur „nur“ auf Platz 10-20 gekommen sind, die Chance, sich neu zu orientieren und Fachhochschulen neuen Typs
zu gründen? Immerhin sind diese 45-jährigen Wissenschaftler das erfolgreiche
Endresultat der Bildungsexpansion im
tertiären Sektor, ein Reichtum am Rohstoff Intelligenz, der nicht ins Ausland
verschenkt werden sollte.
Der Bologna-Prozess, also die Einführung von Denk- und Studiernormen,
funktioniert genauso wie die Einführung
von Normen für Steckdosen, Verkehrsschilder und für die Länge von Kondomen. In Deutschland trifft er auf höchst
unterschiedliche Voraussetzungen. Es
gibt weder „die“ Universität noch „die“
Professoren. Er trifft mancherorts auf
heile Fächer, die sich jahrzehntelang erfolgreich gegen alle Reformdiktate gewehrt haben, weil bei ihnen sehr gute, international anerkannte Abschlüsse zu
machen waren, und die jetzt ihre funktionierenden Strukturen zerschlagen müssen. Er trifft an anderen Standorten auf
Fächer, die schon früh kapitulierten und
auf die einströmenden Studienanfänger
mit einem institutionellen Abbau reagiert haben, der bis zu solcher Verwahrlosung ging, dass die Examensurkunden
per Post versandt wurden. Dort befürchtet man, dass nun überhaupt mal unten
nachgezählt wird, wieviel Studierende
denn im Fach tatsächlich studieren und
was für Themen in welcher Reihenfolge
für sie angeboten werden sollen.
Ach, Bologna, du schöne Stadt!
Oft haben schon die Professoren ein
und desselben Fachs ganz unterschiedliche Ansichten zu Bologna. Dabei ist es
gar nicht immer so, dass die jüngeren Reformer für die Einführung von BA/MA
eintreten und die reformresistenten Altordinarien dagegen sind. Gerade die, die
sich jahrelang verweigert haben, durch
gehaltvolle innere Reformen die Methoden und Inhalte der Disziplin neu zu
strukturieren und an eine sich verändernde Welt anzupassen, erhalten jetzt durch
schnelle Bekehrungen zum BolognaGlauben gute Chancen, in der Sache wie
bisher nichts zu verändern. Ist es nicht eine geniale Idee, weitab von all dem neumodischen, internationalen kritischen
Theorie- und Methodendebatten in bequemer Gewohnheit mit dem alten Stoff
weiterzumachen und daneben ein paar
Veranstaltungen für Personal Performance, Beamer-Bedienung und Krawattenbinden bei Vorstellungsgesprächen
zur Pflicht zu machen, für die die Arbeitsagenturen sogar noch kostenlos Lehrpersonal aus der florierenden Umschulungsbranche zur Verfügung stellen? Andererseits: Viele, die in den letzten Jahrzehnten den Ministerien in zähen Verhandlungen Experimentierklauseln abgerungen
haben, um innere Reformen praktisch
realisieren zu können, sehen sich nun um
die Früchte ihrer Arbeit betrogen. Für
sie bedeutet Bologna den Austausch einer bürokratischen Zwangsjacke gegen
die nächste. Sie müssen sich sagen, wer
zu früh reformiert hat, den straft jetzt Bologna. Denn bis es wieder Experimentierklauseln gibt, wird es Jahre dauern.
Ach, Bologna, du schöne Stadt, in der
so viele stolze Türme miteinander wetteifern, der schönste zu sein, wie konntest
Du zum Symbol einer Planierraupe werden, die die Vielfalt der Fächer und Vermittlungsarten an unseren Universitäten
flächendeckend überrollt? Nach dem Desaster der Rechtschreibreform hat sich
die regierende Ahnungslosigkeit in Bund
und Ländern wieder einmal von putschistischen selbsternannten „Reformern“
über den Tisch ziehen lassen. Wegen der
geringen Lerngeschwindigkeit des Systems werden wir nun BAMA einführen
und nach ein paar Jahren wieder abschaffen, weil keines der erklärten Ziele erreicht wurde. WOLFGANG ESSBACH
Tragisch braves Mädchen: Linda Ryser als Hannelore Kohl
Foto: Thilo Beu
First Barbie aus der Pfalz
Getanztes Frauenschicksal: Johann Kresnik choreographiert Hannelore Kohls Leben
Einer wie er hat es schwer. Schlägt er
in gewohnter Manier zu, wird ihm vorgeworfen, er verwechsle Tanz mit Agitprop. Wird dagegen aus seiner choreographischen Annäherung an ein Frauenleben nur ein netter bundesrepublikanischer Bilderbogen, sind die Kresnik-Verächter auch wieder nicht zufrieden. Das
geht ja nicht: Sich zuerst den Ruf eines
enfant terrible des Tanztheaters zu erarbeiten, ihm dann aber nicht gerecht zu
werden. Geschieht es dennoch, vergißt sogar die Junge Union den zuvor lautstark
angekündigten stillen Protest und geht
stattdessen in die Bar um die Ecke, während ein paar Schritte weiter Hannelore
Kohl durch den Tanzwolf gedreht wird.
Das Besondere am neuen KresnikAbend ist, dass er sich eine Frau vornimmt, die wohl nie aufgefallen wäre,
hätte sie sich nicht an die Seite eines der
auch physisch mächtigsten Männer der
Republik begeben – um dann in seinem
Schatten an einer Lichtallergie zu erkranken. Im Vorfeld des getanzten Frauenschicksals wurde viel gemunkelt. Würde es Kresnik tatsächlich um das Leben
der Hannelore K. gehen? Oder würde er
sich über die Gattin hinweg den ehemaligen Kanzler vorknöpfen?
Kresniks tanztheatraler Kosmos teilt
die Welt in Gut und Böse. Gut sind Pier
Paolo Pasolini und Frieda Kahlo, böse
hingegen zeitgeschichtliche Figuren wie
Ernst Jünger und der Ex-Kanzler. Was
aber, wenn es um eine Frau geht, die weder gut noch böse, sondern erstmal nur
Gattin war? Hier beginnt das Problem
des choreographischen Theaters zu Hannelore Kohl, der es auf der Bühne wie im
wahren Leben ergeht. Da sind die bekannten Geschichten vom Mädel aus der
Pfalz, das sich in den künftigen Vereinigungskanzler verliebt und dann ein
Leben an dessen Seite führt, als sei es als
abschreckendes Beispiel für ein Lehrbuch der Frauenbewegung erfunden wor-
den. Genau das ist in der Bonner Oper zu
sehen. Ob es ein Leben jenseits des Schattens gab, den der mit dem Mantel der Geschichte wehende Raumverdränger
warf, erfährt man nicht, auch wenn Kresnik immer wieder so tut, als wolle er der
öffentlichen Gattin eine individuelle
Grundierung geben – zum Beispiel wenn
der Abend mit Linda Ryser als junge Hannelore in den Klauen eines Elternpaares
zu Beginn der Nazidiktatur beginnt.
Hannelore Kohls Vater war als Ingenieur an kriegswichtigen, waffentechnischen Entwicklungen beteiligt und trat
kurz nach der Geburt der Tochter in die
Partei ein. Auf der Bonner Bühne ist deshalb zunächst eine Tänzerin zu sehen,
die erschrocken in die Welt blickt. Grund
dazu hat sie. Immerhin wirkt Osvaldo
Ventriglia mit seinem Topfdeckel-Haarschnitt wie ein KZ-Vater. Und es kommt
schnell ganz dicke, der Vater missbraucht die Tochter, und Francina Borges als Mutter achtet wie eine gestrenge
Gouvernante auf den korrekten Sitz des
BDM-Röckchens. Die Folgen solch einer
Jugend werden gleich mitgeliefert. Während vorne ein zerstörtes Mädchenleben
umtanzt wird, stolziert im Hintergrund
Helmut Kohl über die Bühne und transportiert die erste Hannelore-Darstellerin auf seiner Schulter, als sei sie eine
steife Pappkameradin aus der Kulisse.
Wir lernen: Hannelore wurde im Elternhaus zur Puppe abgerichtet und konnte
deshalb schon mit 36 eine maskenhaft lächelnde First Barbie der Pfalz sein. Simona Furlani wird tänzerisch noch andere
Register ziehen und das Hauptgewicht
des Abends schultern. Von der Behauptung, ein vornehmlich von der Enge der
Fünfziger Jahre geprägter Charakter
kenne nur maskenhafte Starre, wird
auch sie die Rolle nicht befreien können.
Hannelore Kohl, so Kresnik, konnte
nur eines, das aber perfekt. Sie war eine
Zudeckerin und Verdrängerin an der Sei-
te eines Mannes, der heute im Leiter der
Bonner Statisterie sein Double findet. Es
ist frappierend, wie ähnlich Hans-Jürgen Moll dem früheren Kanzler sieht.
Man könnte ihn für dessen Zwilling halten, wäre da nicht dieses gutmütige Gesicht, mit dem der Wiedergänger ins Publikum strahlt. Dass Kresnik im eigenen
Haus fündig wurde, wird allerdings zum
Handicap der Inszenierung. Hat man
solch einen Darsteller, liegt es nahe, aus
dem Abend der Hannelore einen gesellschaftskritischen Spaziergang durch die
jüngere deutsche Geschichte zu machen.
So kommt es, dass die Nation zu Zeiten
von Hartz IV mit einem Körperberg konfrontiert wird, auf dessen ausladend
nackter Fläche maskierte Spender DMScheine stempeln. Geldbeschaffung ist
harte körperliche Arbeit – auch für die
Gattin, die den Schmutz vom nackten
Kanzlerkörper wegtanzen will, sich dabei aber nur selbst besudelt. Dass sie gelegentlich dann doch zur Täterin wird und
Wolfgang Schäubles Rollstuhl in den Abgrund stößt, gehört zu den wenigen Momenten, in denen Kresnik sich die Freiheit
künstlerischer
Interpretation
nimmt. Dasselbe gilt für die Blendung
des Publikums, sobald es um Hannelore
Kohls Lichtallergie geht. Und es gilt für
den Pas de deux zweier Frauen, die im
wirklichen Leben einander nie begegnet
sind. Tanzen Sarka Vrastakova und Tanja Oetterli die Hannelore Kohl und Ulrike Meinhof wie zwei Seiten einer Medaille, wird der Tanzabend intensiv. Es geht
um zwei Biographien, die an benachbarten Knotenpunkten der Republik einhakten und dabei zunehmend ihr individuelles Leben aufs Spiel setzten. Darüber hätte man nachdenken können, scheute
Kresnik nicht die Ruhe tänzerischer Reflexion und flüchtete er sich nicht in eine
Bebilderung dessen, was der Bundesbürger schon immer zu wissen meinte, wenn
der Name Kohl fiel. JÜRGEN BERGER
Zu Bach kann man headbangen, konstatierte der Journalist Stefan Link einmal. Schließlich fuße auch die Barockmusik auf einer „bass line“. Trotzdem hörten Berlin-Hipster bisher selten KlassikRadio-Musik – jedenfalls nicht öffentlich. Das ist jetzt anders: Das Album „Solo Piano“ von Gonzales ist der Winterhit
in Berlin. Sechzehn kurze Klavierstücke,
die oft an Eric Satie, in schlechten Momenten auch an Clayderman erinnern.
Dabei war Gonzales, der vor ein paar Jahren wie seine gute Freundin Peaches aus
Kanada nach Berlin gezogen war, mit
ganz anderer Musik berühmt geworden:
Er mischte wild HipHop und Punk, Disco und Electro-Clash. Jetzt lebt Gonzales hauptsächlich in Paris und vielleicht
ist der Umzug in diese schöne Stadt mit
schuld daran, dass der studierte Pianist
auf „Solo Piano“ nicht mehr rappen will.
Die Pariser haben es gerne ein wenig aristokratisch, erklärte er in Berlin, wo er in
der Staatsoper Unter den Linden ein
spektakuläres Konzert gab.
Der Saal war ausverkauft, tout Berlin
saß im Publikum: Die Türsteher und DJs
der besten Clubs, Peaches, auch der Liedermacher Maxim Biller. Gonzales spielt
die schönen Kompositionen in kuscheligem Dezember-Moll am offenen Flügel –
sein dunkles Haar zurückgeschleckt, einen großen Rubin am Ringfinger. Es
macht Spaß seinen Händen zuzugucken,
wie sie über die Tastatur huschen, springen, streicheln. Das Publikum kann das
so genau beobachten, weil eine Video-Kamera über dem Pianisten installiert ist
und sein Spiel auf eine schmale, horizontale Leinwand überträgt. Seine Musik ist
die Filmmusik zu dem Stummfilm, den
seine Hände da aufführen.
Gediegener Chic, Perlenohrringe – die
Stimmung ist so feierlich, als ob hier bereits das Weihnachtsoratorium gegeben
würde. Und der Ort verstärkt die Atmosphäre: Kristalllüster hängen von der Decke des Apollo-Saals, an den Seiten stehen korinthische Säulen mit vergoldeten
Kapitellen. Hier wollte niemand headbangen, ganz im Gegenteil, alles saß still
und starr. Sehnen sich diese Mittelschichtskinder nach dem bürgerlichen
Ernst? Ist das hier das musikalische Pendant zur neuen deutschen Malerei? Und
wie hätte Pierre Bourdieu diese Mode im
Raum der Lebensstile verortet? Womöglich konstituiert sich hier ein neues Kleinbürgertum. Oder feiern wir die Wiederauferstehung des Camp? Beim Künstler
von gewolltem Ernst jedenfalls keine
Spur. Dafür versteht er sich zu gut auf
seine Kunst, spielt zu sehr mit den Stilen.
Gonzales ist Anarchist und Könner,
Klavier-Kaiser und Bar-Musiker. Und
großer Entertainer. Er animiert das Publikum eine „bass line“ mitzubrummen.
Das Publikum brummt auch brav und andächtig, wie ein Gefangenenchor, oder
als ob die Geburt Christi kurz bevor stünde. Doch Gonzales bricht die Feierlichkeit, indem er die Marseillaise intoniert.
Dann wieder hört sich sein Spiel an, als
ob jemand mit Wasser gurgelt und dabei
„Over the Rainbow“ singt. Schüchtern
kündigt er einen Song für jemand ganz
speziellen an. Er traue sich nicht, den Namen zu nennen, aber diejenige wisse
schon, dass sie gemeint sei. Das Licht erlischt, Gonzales spielt im Dunkeln – und
ein greller Punkt-Scheinwerfer richtet
sich auf eine Person in der dritten Reihe.
Gonzales erlaubt sich mit dem romantisch gestimmten Publikum noch mehrere solcher Slapstick-Späße. Die Zugabe
gerät zum Titelraten: Sobald die Zuhörer
in seinem Spiel eine bekannte Melodie
erkennen, sollen sie höflich applaudieren. Der Kanadier dekonstruiert die Bee
Gees, er holt aus dem Klavier alles raus,
bedient sich in der Musikgeschichte wie
in einem Supermarktregal. Nicht enden
wollender Applaus.
TOBIAS TIMM
Ein erdverbundener Engel
La Gioconda: Die Sopranistin Renata Tebaldi ist im Alter von 82 Jahren gestorben
„Voce di donna o d’angelo“ – die Stimme einer Frau oder eines Engels muss die
Rettung herbeigeführt haben, so singt
die blinde Mutter der Sängerin Gioconda
in Ponchiellis gleichnamiger Oper. Sie
meint zwar nicht ihre Tochter, sondern
die Retterin Laura, aber auf Renata Tebaldi, zu deren glanzvollsten Partien die
Gioconda gehörte, traf beides zu: Hier
sang eine Frau, die zugleich engelhaft
und erdverbunden klingen konnte. Dies
war nicht unbedingt in dem missverstandenen Sinn einer Äußerung Arturo Toscaninis über die Engelsstimme der Tebaldi
zu interpretieren, denn un- oder überirdisch klang diese Stimme auch in den besten Zeiten nicht, sondern erdhaft-weiblich, durchaus diesseitig; in den fünfziger Jahren, als ihr lirico-spinto-Sopran
die größte Rundung und Fülle besaß, von
einer Fülle des Wohllauts, die in jener
Zeit weder Magda Olivero noch Maria
Callas besaßen. Ein wenig bekanntes,
aber hinreißendes Beispiel ist ihre italienisch gesungene Elsa in einer „Lohengrin“-Aufführung in Neapel 1954 – auf
der Höhe der größten Wagnersängerinnen aller Zeiten. Die aus Pesaro stammende Renata Tebaldi hatte mit diesen
Qualitäten in den frühen fünfziger Jahren sehr rasch Karriere gemacht.
Begonnen hatte alles bereits 1944 in Rovigo, wo sie die Elena in Arrigo Boitos
„Mefistofele“ sang. Toscanini engagierte
die sehr junge Sopranistin dann für die
konzertante Eröffnung der Scala im Mai
1946, und ab 1950 war sie schon die hoffnungsvollste Nachwuchssopranistin Italiens. Anfang der sechziger Jahre gab es
eine schwere Krise, verursacht durch
den Tod ihrer Mutter, und stimmliche
Probleme. Als sie nach einer längeren
Pause wieder die Bühne betrat, war die
Stimme merklich dunkler geworden; die
spätere Tebaldi klingt gelegentlich wie
ein dramatischer Mezzosopran. Was man
ihr gar nicht zugetraut hätte: dem Nachlassen ihrer stimmlichen Mittel vor allem
in der Höhenlage begegnete sie nicht etwa mit Verzagtheit, sondern mit einer
späten Radikalisierung des dramatischen Ausdrucks. Die „Gioconda“-Aufnahme von 1967 ist in dieser Hinsicht aufschlussreich: der vokale Eindruck ist
durch deutliche Schärfen getrübt, die Interpretation hat an Statur und Signatur
ebenso deutlich gewonnen.
Der Mittelpunkt ihrer Karriere wurde
dann eher die New Yorker Met als die
Bühnen ihrer italienischen Heimat. Während Maria Callas dort nie dauerhaft re-
Renata Tebaldi
üssierte und sich mit dem Chef des Hauses Rudolf Bing Scharmützel lieferte,
baute dieser eher auf die nervlich und
körperlich robustere Tebaldi. Der Vergleich mit der ein Jahr jüngeren Callas
wurde schon damals weidlich strapaziert und hat an Brisanz fast alles verloren, aber es ist in der Tat aufschlussreich, sich zwei Videodokumente anzuschauen: von Renata Tebaldi gibt es eine
komplette „Tosca“ von 1961, von der Callas den zweiten Akt zweimal (Paris 1958
und London 1964). Wer die überlegene
Darstellerin ist, muss nicht diskutiert
werden, bei der Statuarik der Tebaldi ist
allerdings mildernd ins Feld zu führen,
dass sie als junges Mädchen eine leichtere Form der Kinderlähmung durchma-
Foto: dpa
chen musste und nie eine wirkliche körperliche Wendigkeit zurückerlangte. Die
Krone der vokal erfüllteren Interpretation geht jedoch an Renata Tebaldi, und
man begreift, dass die Callas gelegentlich zugab, mit der Tosca zwar große Erfolge gehabt, aber sich in dieser Rolle nie
wirklich wohl gefühlt zu haben. Sie war
eben in Geist und Kultur der BelcantoOper aufgewachsen, während die Tebaldi sich bei Verdi und fast noch mehr im
Verismo heimisch fühlte. Hier waren ihr
vital-athletisches Singen, die energiegeladene Tonproduktion zu bewundern,
und wenn sie die Maddalena in Giordanos „Andrea Chenier“, Catalanis „La
Wally“ und Cileas „Adriana Lecouvreur“ sang, dann fühlt man als Zuhörer,
dass hier Repertoire und Stimme zu fugenloser Übereinstimmung kommen.
Die Plattenindustrie erkannte früh die
Attraktivität dieser imposanten Sängerin. Zunächst wollte man sie mit Giuseppe di Stefano zusammenspannen, um eine verkaufsfördernde Paarung zu bilden,
aber angeblich scheiterte das an zu hohen finanziellen Forderungen des kapriziösen Tenors. So kam es zu der Partnerschaft Renata Tebaldi und Mario del Monaco auf der einen, Maria Callas und Giuseppe di Stefano auf der anderen Seite, eine durchaus weise Fügung, denn hier trafen zwei eher robuste Stimmen aufeinander, dort zwei Nervenkünstler. Es ist kurios zu bemerken, dass bei allen vier Sängern der stimmliche Niedergang spätestens Mitte der sechziger Jahre deutlich
spürbar wird. 1973 zog sich Renata Tebaldi zurück. Jetzt ist sie im Alter von 82
Jahren in ihrem Haus in San Marino gestorben. Die Stimme eines erdhaften,
fraulichen Engels wird lebendig bleiben.
JENS MALTE FISCHER
FEUILLETON
Montag, 20. Dezember 2004
Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 17
Regen,
Stürme, Dürre
Wunderschön,
seufzte das Publikum
„Seven Seasons“, ein neuer
Naturfilm von Gogol Lobmayr
Angelika Kirchschlager und Barbara
Bonney duettieren sich in München
Eine große Sehnsucht wohnt im modernen Menschen, nach der ursprünglichen
Kraft der Natur, nach den Wundern der
Landschaft und des Lebens, von Tieren
und Pflanzen. Und da nur der kleinste
Teil der Menschheit in der Lage ist, die
entlegenen Winkel der weiten Welt
selbst zu bereisen, sind wir, um diese
Sehnsucht zu befriedigen, auf die Bilder
von Regisseuren und Fotografen angewiesen. So erklärt sich der gewaltige Erfolg von Filmen wie „Mikrokosmos“
oder „Genesis“ oder „Nomaden der Lüfte“, aber auch den „Faszination Natur“Stücken des Filmemachers Gogol Lobmayr, wenigstens auf Video und DVD.
„Einfach nur träumen“, ist seine einfache Devise. Die dann doch ziemlich tiefsinnig verbrämt wird, wenn der Film startet: „In den Weiten des Kosmos, wie aus
dem Nichts, entstand unsere Welt durch
die Macht des Lichts . . .“
Im dritten Teil seiner „Faszination“Trilogie, die nun in unseren Kinos angelaufen ist, kultiviert der Reise- und Dokumentarfilmer eine durchaus bestechende
Idee: Statt vier Jahreszeiten stellt er sieben vor, ganz einfach weil es Regionen in
der Welt gibt, in denen Regenzeiten, Stürme und Dürreperioden den Lebensrhythmus ebenso periodisch prägen wie in unseren Breitengraden der Frühling, der
Sommer, der Herbst und der Winter. So
gibt es im neuen Film neben den klassischen vier Seasons noch drei weitere –
die Regenzeit, die Dürreperioden und die
Sturmzeit. Doch wie so vieles in diesem
Film bleibt die Ausführung weit hinter
der Idee zurück.
Wenn Lobmayr in Indien zwar den Beginn der Regenzeit filmt, aber man statt
tosender Wassermassen nur ein paar malerisch ins Wasser getupfte Tröpfchen
sieht, in denen ein spielender Junge Wasserfontänen hoch spritzt, oder die Kaskaden eines Wasserfalls – dann sind das
eher harmlos und beliebig wirkende
Beispiele für ein gewaltiges Naturschauspiel.
Wenn für die Dürrezeit die ganzjährig
rote Wüste des australischen Outback
herhalten muss und statt amerikanischer
Tornados und Twister die Sturmzeit
durch ein laues Windchen vertreten
wird, das von jedem mittelmäßigen Berliner Sommersturm übertroffen wird –
dann unterminiert Lobmayr sein eigenes
Konzept, und es schleicht sich das Gefühl ein, dass es hier vor allem darum
geht, dass sich ein Regisseur seine Weltreisen finanziert.
Gogol Lobmayr mag die Fähigkeit haben, eindrucksvolle Bilder in den ver-
Mit der Nachtseite der musikalischen
Romantik sind wir als Kinder des zwanzigsten Jahrhunderts bestens vertraut,
während das andere Gesicht der Epoche,
das von hellen, heiteren Farben und duftiger Eleganz geprägt war, uns ein wenig
aus dem Blick geraten ist. Selten zu hören sind heutzutage die Duette für zwei
Frauenstimmen, die sich als eine Variante vokaler Gesellschaftskunst bei bürgerlichen Hausmusikabenden wie in den Salons der Künstlerszene europaweit großer Beliebtheit erfreuten. Die Paarung
zweier Soprane erzeugt, ähnlich wie Musik für Frauenchor, einen Effekt des
Leichten, Schwebenden, einer bei aller
Gefühlstiefe nie existentiell erschütternden Gemütsbewegung, die einer sanften
Seelenmassage gleichkommt. Innerhalb
dieser klanglich–affektiven Grenzen entfalteten Komponisten des neunzehnten
Jahrhunderts einen bemerkenswerten
Reichtum an atmosphärischen Valeurs
und poetischen Stimmungen.
Welch hohe Gesangskunst es wiederum erfordert, jenen kleinen Juwelen ihre
ursprüngliche Leuchtkraft zurückzugeben, könnte man angesichts der überwältigenden Natürlichkeit dieses Duos fast
vergessen: Barbara Bonney und Angelika Kirchschlager, von der Erscheinung
wie vom Timbre her ein Chiaroscuro der
berückendsten Art, breiten den Blütenteppich der zweistimmigen Romantik
aus, als hätten sie nach der Vielfalt ihrer
jeweiligen musikalischen Erfahrungen
nun zu ihrer wahren Bestimmung gefunden. Gleich bei den ersten Tönen von Felix Mendelssohn–Bartholdys Liedern op.
63 gewann das Münchner Prinzregententheater wie durch Zauberhand eine fast
salonhafte Intimität, während zugleich
weicher Rasen auf dem Podium zu sprießen schien und der Hintergrund in luftiger Bläue verschwamm.
In den sechs Duetten nach Texten von
Heine bis Fallersleben, die volksliedhafte Schlichtheit mit feinsten Nuancen des
lyrischen Ausdrucks verbinden, zeigte
sich die stimmliche wie persönliche Harmonie der beiden Sängerinnen, aber
auch ein sensibles und klar artikuliertes
Verständnis dieser hochromantischen Literatur. Und von Anfang an war offenkundig, dass der schottische Pianist Malcolm Martineau, viel eher dritte Stimme
als Begleiter, maßgeblichen Anteil an diesem Verständnis hat: Mit präziser Tonsprache, einfühlsamen Rubati und humorvollen Akzenten ist er Fundament
und antwortender Partner zugleich.
Wie auf glitzernden Wellen ließ man
sich weitertragen zu drei Kostproben aus
Robert Schumanns „Spanischem Liederspiel“ op. 74, in denen nach der überwiegend parallelen Stimmführung bei Men-
Peter Palitzsch in Brechts Theater am Schiffbauerdamm
Foto: Ute Mahler/Ostkreuz
Die Welt muss neu gestaltet werden
Zum Tod des Regisseurs und Theaterleiters Peter Palitzsch
Peter Palitzsch war einer aus der Heerschar der Assistenten, die Bertolt Brecht
am Schiffbauerdamm-Theater, dem
(Ost-)Berliner Ensemble, um sich versammelt hatte. Benno Besson wurde im Lauf
der Jahre bis zu Brechts frühem Tod im
August 1956 einer der Wichtigsten in der
großen Mitarbeiterriege, ebenso Manfred Wekwerth und Egon Monk – auch
der hat, wie Palitzsch, schließlich im Westen des ideologisch so unversöhnlich geteilten Deutschland zu arbeiten begonnen. Wekwerth, der häufig mit Brecht gemeinsam inszenierte – Palitzsch war in
dem kollektiv eingestellten Theater damals noch im wesentlichen befasst mit
der dramaturgischen Unterrichtung der
Regie – erwähnt in seinem Buch „Arbeit
mit Brecht“ Palitzsch, wenn die Erinnerung nicht trügt, gerade zwei-, dreimal.
Einmal erzählt er davon, wie Besson, er
und Palitzsch sich, als sie von Brechts
Tod erfahren hatten, um Mitternacht auf
den Heimweg gemacht hatten und dann
vier Stunden vor dem Haus Bessons gemeinsam – schwiegen.
Das passt zu Peter Palitzsch, und es
würde ihm, der nun an Lungenversagen
im Alter von 86 Jahren gestorben ist,
wohl auch am besten gefallen, wenn seiner nun schweigend gedacht würde. Dieser ewig jünglingshaft erscheinende,
spindeldürre Peter Palitzsch, hielt sich
gerne im Hintergrund; er war ein aufmerksam neugieriger, freundlich bedachtsamer Beobachter. Und dennoch
fiel er sofort auf durch diese für ihn typische Haltung: die Beine umeinander gewickelt, den einen Arm auf den anderen
gestützt und den Kopf auf die Hand gelegt. Die Pose des Denkers, eines, der herauszufinden sucht, was die Welt im Innersten zusammenhält – und warum das
kaum je zum Besten des Menschen ist.
Palitzsch war tief geprägt durch
Brechts Verständnis vom Theater, das
sich orientieren sollte „am Geist des Fortschritts und der Versuche, gerichtet auf
die Veränderung der Gesellschaft“ – so
Brecht 1951 unter Hinweis auf den Missbrauch der Künste durch die Nazis. Theater konnte „hinfort seine Abbildungen
der Welt nur noch zu gestalten hoffen,
wenn es mithalf, die Welt selbst zu gestalten.“ Palitzsch, der aus dem schlesischen
Deutmannsdorf über die Volksbühne
Dresden 1948 nach Berlin kam, wurde in
diesem Sinne, auch noch am BE, einer
der wichtigsten Regisseure in der
Brecht-Nachfolge. In seinen späten
Jahren allerdings begann er daran zu
zweifeln, ob das Theater noch wesentlichen Einfluss auf das Verhalten der
Menschen haben kann.
Unter den ersten der vielen bemerkenswerten, manchmal legendär gewordenen
Inszenierungen, bei denen er mit Regie
geführt hat, sind Brechts „Furcht und
Elend des Dritten Reiches“, „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ (1959) und
Helmut Baierls „Frau Flinz“ (1961). Am
Württembergischen Staatstheater Stutt-
gart, wo er ab 1967 für fünf Spielzeiten
Schauspieldirektor war, brachte er
schon 1962 „Dantons Tod“ auf die Bühne. Diese Stuttgarter Jahre während der
politisch wohl unruhigsten Nachkriegsjahre strahlten, obwohl umstritten, überaus erfolgreich weit über das Ländle
hinaus. Sie waren im besten Sinne: aufregend. Palitzsch inszenierte nach Shakespeare eine „Rosenkriege“-Trilogie, mit
Hans Christian Blech „ Richard III.“, von
Peter Weiss „Hölderlin“ (1971) und Tankred Dorsts „Toller“ (1968); mit John Hopkins „Diese Geschichte von Ihnen“ trieb
er 1970 das Theater an eine Schmerzgrenze.
Palitzsch und seine Schauspieler waren auf der Höhe der Zeit. Er hatte ein exzellentes Ensemble, darunter Elisabeth
Schwarz, Hannelore Hoger und Traugott
Buhre, Peter Roggisch, Ulrich Wildgruber und, und, und. Er holte Peter Zadek –
ein Kollege schon in Ulm unter dem Intendanten Kurt Hübner –, Hans Neuenfels, der mit ihm später in Frankfurt die
Mitbestimmung erprobte, und Wilfried
Minks, der als Bühnenbildner das Nachkriegstheater wesentlich erneuerte.
Anfänglich gelangen ihm in Frankfurt
noch spektakuläre Erfolge, etwa mit
Edward Bonds schmerzvoller Deutung
des „Lear“ oder Gorkis „Barbaren“,
O’Caseys „Schatten eines Revolutionärs“. Auch Brecht wurde wieder mit
„Tage der Commune“ auf politische Relevanz hin überprüft und der absurde
Pinter wurde von Palitzsch als scharfsichtiger Gesellschaftskritiker gedeutet.
Die Mitbestimmungsdebatten – auch
über die politisch einseitige Ausrichtung
– aber brachten Sand ins Getriebe, künstlerische Energien wurden unnötig verschlissen. Palitzsch arbeitete wieder frei,
mal hier, mal dort, bis er nach der Wende, 1994, wieder ans BE am Schiffbauerdamm zurückkehrte, als Regisseur (unter anderem inszenierte er die Uraufführung von Peter Turrinis „Grillparzer im
Pornoladen“ und Eduard Bonds „Ollys
Gefängnis“) und für zwei Jahre in dem
kurzlebigen Direktorium alter Mitstreiter (Peter Zadek, Heiner Müller, Eva
Matthes). Das Kollektiv-Modell, das
einst Brecht für das „neue Theater“ eingeführt und Palitzsch im Westen weiter
erprobt hatte, funktionierte unter den zu
Einzelkämpfern gewordenen Kollegen
nicht mehr. Fast unzeitgemäß geworden
arbeitete er, schon über 80 Jahre alt, unermüdlich weiter, in Düsseldorf, Basel,
Zürich – wo seine Art Theater schon in
den ersten Nachkriegsjahren von seinem
Lehrmeister erprobt worden war. Dann
versuchte er sich noch mit „Cosi fan tutte“ in Kassel als Opernregisseur und in
diesem Jahr inszenierte er seinen ersten
eigenen dramatischen Versuch „Drei kurze Texte (mit tödlichem Ausgang)“. Peter
Palitzsch, einer der bedeutendsten Theaterkünstler unserer Zeit, ist am Samstag
in Havelberg gestorben. Der Rest ist
Schweigen.
THOMAS THIERINGER
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Wunderbare Provokationen
Absage an das Schöne: Das Gastspiel der Sammlung Harald Falckenberg in der „Maison Rouge“ in Paris
Tanz der Dürre – drei zusätzliche Jahreszeiten, aufgespürt im Sprung von
Kontinent zu Kontinent
Stardust
steckten Paradiesen der Welt einzusammeln, doch ihm fehlt das Talent, sie in einen größeren Zusammenhang zu ordnen,
ihnen Form und Rhythmus zu geben. Im
Vergleich zu den Regisseuren von „Mikrokosmos“ und „Genesis“, Claude Nuridsany und Marie Pérennou, die nie gesehene Perspektiven, Momente und Bilder
aufspüren und sie ebenso stringent wie
poetisch sortieren, purzeln die Eindrücke bei Gogol Lobmayr weitgehend beliebig daher, wie die zusammengewürfelten
Modelle auf einer Fototapeten-Verkaufsausstellung.
Und der durchaus ehrenhafte Vorsatz,
die Bilder ohne Kommentare auf den Zuschauer wirken zu lassen – was durchaus
wohltuend ist, uns aber leider auch ohne
jegliche geografische Orientierung bezüglich dessen lässt, was wir sehen –, wird
schamlos wieder verraten, durch einen
schweren Brei esoterischer Klänge und
Songtexte von Klaus Doldinger, Andrew
Spence und Eva Norrel, die Gottes Wunder allzu platt beschwören.
ANKE STERNEBORG
FASZINATION NATUR – SEVEN SEASONS, D 2004 – Regie: Gogol Lobmayr.
Musik: Klaus Doldinger, Andrew Spence, Eva Norrel, Haddaway. Stardust
Verleih. 88 Minuten.
Korrektur
In dem Artikel „Ein missglückter
Coup“ wurde Monika Griefahn fälschlich als kulturpolitische Sprecherin der
CDU bezeichnet. Sie ist jedoch SPD-Mitglied und für ihre Partei seit 2000 Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und
Medien im Deutschen Bundestag.
SZ
Manchmal braucht es einen zweiten
Anlauf für ein Ereignis. Das Exempel liefert jetzt das Gastspiel von Teilen der
Sammlung Harald Falckenberg, Hamburg, in den Räumen der „Maison
Rouge“ der Fondation Antoine de Galbert am Boulevard de la Bastille in Paris.
Die Stiftung besetzt klug eine große Lücke im Pariser Kunstbetrieb, die durch
die renovierungsbedingte Schließung
des „Musée d’Art Moderne de la Ville de
Paris“, deren Ende unabsehbar ist, noch
augenfälliger geworden ist. Auf einer
über mehr als 2000 Quadratmeter großen
Ausstellungsfläche, die in einem ehemaligen Fabrikgebäude gegenüber des Port
de l’Arsenal geschaffen wurde, sollen pro
Jahr vor allem zwei Ausstellungen gezeigt werden, die der allerzeitgenössischsten Kunst gewidmet sind. Dieser etwas schwerfüßige Superlativ lässt sich
damit rechtfertigen, dass Gegenwartskunst ein Spektrum meint, das auf einem
breiten Klassik-Sockel aufruht, der
Künstler und Werkgruppen umfasst, die
längst vom „Betrieb“ vereinnahmt worden sind. Das ist nur natürlich, denn
auch „junge Wilde“ werden einmal alt.
Die „Maison Rouge“ dagegen hat sich
dem aufregend Neuen, dem Rohen und
Rauen, dem Provozierenden, einer Gegenwartskunst also verschrieben, die
durch Kanonisierung und Kategorisierung noch nicht gezähmt ist. Einem solchen Konzept, das anderen Orts nicht
sonderlich originell wäre, ist in Paris der
Eklat aber allemal gewiss, denn hier
herrscht, sieht man von einigen Galerien
ab, weithin das „juste milieu“ eines vorgestrigen Avantgardismus, dem sich vor
allem die große Ausstellungsmaschine
des Centre Pompidou widmet.
Bestechend aber ist die Idee, in der
„Maison Rouge“ internationalen Privatsammlungen einen Auftritt zu geben, die
jenen Voraussetzungen entsprechen. Eröffnet wurde das Haus im Juni mit der
Ausstellung „L'Intime. Le Collectionneur derrière la porte“, die einen Querschnitt durch verschiedene private Kollektionen zeitgenössischer Kunst bot, die
jeweils in den nachgebauten Räumlichkeiten und in der von ihren Sammlern arrangierten Ordnung ausgestellt wurden.
Die Absicht, die Kunstwerke nicht wie
sonst üblich, in nüchterner Neutralität
zu zeigen, war zwar gut gemeint, hatte
aber vor allem den Effekt, dass das Ganze auf den Betrachter wie ein psychopathologisches Potpourri wirkte: Weniger
die Kunstwerke faszinierten, als vielmehr ihre Integration in unterschiedliche Lebensbereiche, wo sie vor allem der
Möblierung der allerprivatesten Phantasmagorien ihrer Bewohner zu dienen
schienen. Beim Blick in das weit geöffnete, mit einer Fülle von Phalli voll gestellte Wohnzimmer oder in eine mit sakralen
Gegenständen und Messgewändern dekorierte Toilette, um nur diese Beispiele zu
nennen, fühlte sich der Besucher unweigerlich als Voyeur ertappt.
Daraus scheint man seine Lehren gezogen zu haben, denn die Auswahl von
rund 200 Exponaten aus der Sammlung
Harald Falckenberg, die jetzt unter dem
Titel „Central Station“ in der „Maison
Rouge“ zu sehen ist, wird dem künstlerischen Konzept der Stiftung wesentlich
besser gerecht. Falckenberg ist ein kompromissloser Sammler in dem Sinne,
dass ihm das Mündelsichere suspekt ist,
er jedenfalls konsequent eine Kunst bevorzugt, die sich der Anpassung, der Vereinnahmung strikt verweigert und sich
stattdessen der ätzenden Kritik, der Provokation um jeden Preis verschrieben
hat. Nicht das „Schöne“, sondern das
Zornige fasziniert ihn, und die Radikalität, die darin aufscheint, prägt seine
Sammlung in ihrer Absage an das Geläufig-Vertraute so sehr, dass man sie fast
als eine versammelte Kritik am landläufigen Sammlungszirkus verstehen könnte.
Repräsentativ für dieses Sammlungskonzept sind die beiden Höhepunkte von
„Central Station“, die geradezu bösartigen Rauminstallationen von Jonathan
Meese und Thomas Hirschhorn. Von Mee-
Thomas Hirschhorns Rauminstallation „Bernsteinzimmer“ (1989-99) steckt voller Anspielungen auf Nazismus und Kommunismus.
Foto: Katalog
se wird „La Chambre secrète de Balthys“
gezeigt, eine satirische Abrechnung mit
der „schönen“, der gegenständlichen Malerei im allgemeinen und mit jenem
Kunstgeschmack im besonderen, der
sich mit Balthus identifizierte. Der andere Raum ist Hirschhorns „Bernsteinzimmer“, das mit kruden Anspielungen auf
Nazismus und Kommunismus vollgestopft ist. In solchem Kontext erweisen
sich dann selbst ikonoklastische Altmeister wie die Wiener Aktionisten Brus und
Mühl oder auch der bereits 1997 im Alter
von erst 44 Jahren gestorbene Martin
Kippenberger, dessen Werk augenblicklich in Madrid eine große Retrospektive
gewidmet ist, als überraschend unverbraucht in ihrer provokanten Wirkung.
Das gilt natürlich erst recht auch für
die Fülle der hier in Frankreich vermutlich zum ersten Mal überhaupt gezeigten
Künstler wie Vito Acconci, Erro, Albert
Oehlen, Bjarne Melgaard, Werner Büttner oder eben Jonathan Meese, vor allem
aber auch für die fotografischen Arbeiten von Ed Ruscha. Im Vergleich mit dessen bewusst kunstlosen Luftaufnahmen
von kalifornischen Parkplätzen, die radikale Zivilisationskritik des „american
way of life“ mit ätzender Agitation verknüpfen, erweisen sich die Gasbehälter
und Fördertürme von Bernd und Hilla
Becher, die derzeit im Centre Pompidou
gezeigt werden, als harmlose kulturprotestantische Ikonen, als „Photo Marburg“ für die Industriearchäologie.
Ed Ruschas Fotografien sind nur ein
Beispiel dafür, wie sehr sich die Sammlung Falckenberg vom Gros der Sammlungen anderer zeitgenössischer Kunst
unterscheidet, wie sie nicht nur, aber vor
allem in Frankreich bekannt ist und geschätzt wird. Bleibt abzuwarten, ob das
Anstößige, das diese Ausstellung im
Schilde führt, auch als Anstoß fruchtbar
wird.
JOHANNES WILLMS
„Central Station“, Werke aus der Sammlung Harald Falckenberg, „Maison
Rouge“, Boulevard de la Bastille, Paris;
bis 24. Januar 2005, Katalog 25 Euro.
delssohn nun eine raffiniertere musikalische Faktur die verschiedenen Stimmcharaktere, Bonneys goldstrahlenden Sopran und Kirchschlagers dunkel überhauchten Mezzo, hervortreten ließ. Raritäten aus dem französischen Repertoire,
von Saint–Saëns und Chausson, Massenet und Fauré, verführten mit dem schwereren Parfum, dem plakativeren Sentiment eines ganz anderen Salonmilieus,
bevor drei Lieder aus Rossinis „Serate
musicali“, Ende der 1830er Jahre in Paris entstanden, den beiden Freundinnen
und ihrem Klavier–Kavalier eine Extradosis an komödiantischem Charme entlockten: Köstlich besonders „La regata
veneziana“ im venezianischen Dialekt,
neben Faurés „Tarantelle“ eines der Kabinettstückchen des Abends.
Für den häuslichen Gebrauch in der
Prager Kaufmannsfamilie Neff geschrieben, auf einer bekannten Sammlung mährischer Volkslieder gründend, doch
durch die Bearbeitung zum Kunstlieder–Zyklus erster Güte erhoben, gehören
Antonin Dvoÿaks „Mährische Duette“
op. 32 zum Reizvollsten, was die Literatur für zwei Frauenstimmen zu bieten
hat. Exquisit, wie Bonney und Kirchschlager das Changieren zwischen Übermut und Wehmut, Koketterie und Melancholie, zwischen dem warmen Volkston
und der poetischen Überhöhung darzustellen wussten, bis zum glanzvoll innigen Schlussakkord der „Wilden Rose“.
Große Komödie spielten sie noch einmal
in den zugegebenen „Schwestern“ von
Brahms, und ein Liebesschmankerl von
Gounod animierte einen Zuhörer zu dem
salonkompatiblen Seufzer „Wunderschön!“, bevor der Beifallssturm losbrach.
KRISTINA MAIDT–ZINKE
LITERATUR
Seite 18 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295
Montag, 20. Dezember 2004
Faust kämpft,
Stirn denkt weiter
In Böen wechselt mein Sinn
Mund auf!
Der Türke kommt!
Peter Hoeres über den „Krieg der
Philosophen“ im Ersten Weltkrieg
Magische Blätter, himmelhoch aufgewirbelt: Zum 80. Geburtstag der Dichterin Friederike Mayröcker
Robert Jütte über das schlesische
Zahngold-Wunder
Mit einem refrainhaft wiederholten
„Es ist nicht wahr“ traten im Oktober
1914 deutsche Künstler und Intellektuelle in dem Aufruf „An die Kulturwelt!“
an die Öffentlichkeit. Sie wiesen die internationalen Anschuldigungen gegen
Deutschland zurück, die nach der Zerstörung der Bibliothek von Löwen und dem
brutalen Vorgehen gegen die belgische
Zivilbevölkerung erhoben worden waren, und solidarisierten sich vorbehaltlos
mit Kaiser und Militär. Aufrufe wie dieser waren auf allen Seiten der kriegführenden Parteien an der Tagesordnung,
und bis heute befremdet die Bereitschaft
der geistigen Eliten, von ihrer vormaligen kritischen Haltung abzurücken und
ihr Engagement in den Dienst der nationalen Sache zu stellen.
Im Zuge der kulturgeschichtlichen
Kriegsforschung sind diese Zusammenhänge mittlerweile in das Zentrum des Interesses gerückt. Für die Philosophie hatte Hermann Lübbe mit seiner Studie „Politische Philosophie in Deutschland“
1963 Pionierarbeit geleistet, und Kurt
Flasch erteilte vor wenigen Jahren in seinem „Versuch“ über „Die geistige Mobilmachung“ seinem Fach eine weitere Lektion im Umgang mit der eigenen Geschichte. Allerdings sind zwar einzelne
Protagonisten gründlich ausgeleuchtet,
aber eine Gesamtdarstellung war angesichts der ausufernden Produktivität der
Weltkriegsphilosophen überfällig.
Die legt der Münsteraner Historiker
Peter Hoeres mit seiner Studie zum
„Krieg der Philosophen“ nun vor. Hoeres
geht gleichzeitig ein zweites, seit längerem beklagtes Desiderat an, nämlich den
nationalen Überschwang in Deutschland
im internationalen Vergleich zu betrachten. Denn die Kriegsbegeisterung erfasste die französischen oder die von Hoeres
untersuchten britischen Philosophen in
nicht geringerem Maße als die deutschen. Als eine der aufschlussreichsten
Pointen der Studie stellt sich jedoch heraus, dass die jeweils mit dem Anspruch
nationaler Überlegenheit vorgebrachten
Deutungen sich überschnitten und in der
Beschäftigung mit Themen wie sozialer
Integration oder staatlicher Legitimation nichts weniger als ein „nationsübergreifendes Ringen um die Antwort auf
die sozialen und politischen Fragen der
Moderne“ darstellten.
Hoeres zeigt die ganze Spannbreite
möglicher Reaktionen auf die Kriegssituation und behandelt sowohl bekannte
als auch heute vergessene Vertreter der
akademischen Philosophie. Das reicht
von der Kriegsgegnerschaft eines Bertrand Russell über nuancierte Positionen
wie die des liberalen Theologen Ernst
Troeltsch bis hin zur national getönten
Zivilisationskritik des Neuidealisten Rudolf Eucken. In seiner Schlussfolgerung,
vieles an den Arbeiten der deutschen Philosophen habe der Selbstverständigung
gegolten und sich in einem Kreisen um
die eigene „nationale und philosophische Identität“ erschöpft, gelangt Hoeres
allerdings kaum über die schon von Lübbe formulierte These vom „Leiden am
Mangel intellektueller Identität mit der
eigenen Situation“ hinaus.
Abgrenzungsversuche
Aufschlussreich sind für den deutschen Leser vor allem die Passagen zur
Situation der britischen Philosophie, die
sich gezwungen sah, sich mit ihren eigenen kontinentalen Wurzeln auseinanderzusetzen. So verteidigt der Idealist Bernard Bosanquet Hegels Staatstheorie gegen eine angeblich fehlgeleitete Interpretation in Deutschland, während für Vertreter des philosophischen Liberalismus
der preußische Militarismus und Hegels
Staatsapotheose geradezu synonym
sind. Hier überschneiden sich, wie durch
Hoeres’ differenzierte Darstellung sinnfällig wird, Kontroversen innerhalb der
britischen Philosophie selbst mit Abgrenzungsbemühungen gegenüber dem gemeinsamen politischen Gegner.
In dieser Hinsicht dementieren die Resultate allerdings die methodischen Prämissen. Denn so nüchtern die Darstellung der in beiden Ländern vertretenen
philosophischen Positionen ist, so sehr
neigt Hoeres in seinen theoretischen Passagen zur Überzeichnung. Seine These,
die Texte der deutschen Weltkriegsphilosophie würden „in ihrem Antwortcharakter nur dann verständlich, wenn die britischen Anschuldigungen präsent“ seien,
übernimmt im Grunde genommen zeitgenössische Selbstbeschreibungen einer
geistigen Kriegssituation.
Mit dem Aufgreifen von Carl Schmitts
Freund-Feind-Unterscheidung, die bei
Schmitt das Kriterium zur Abgrenzung
und Definition der politischen Sphäre
ist, rückt Hoeres ausnahmslos jede philosophische Äußerung der Kriegsjahre in
das Magnetfeld eines politischen Gegensatzes. So wird jede philosophische Publikation in dieser Zeit zu einem Beitrag
zur Weltkriegsphilosophie, unabhängig
davon, ob sie so rezipiert wurde oder
nicht, wie beispielsweise Ernst Cassirers
1916 erschienene Schrift „Freiheit und
Form“. Eine genauere Eingrenzung dessen, was unter die „Ideen von 1914“ zu
zählen ist, hätte zur Schärfung jenseits
der etwas plakativen Kapiteleinteilung
beigetragen. Nicht jeder Ideenkonflikt
ist an sich schon politisch, und nicht jede
politische Philosophie lässt sich auf ein
Freund-Feind-Schema abbilden. „Um
unserer verschiedenen Philosophien willen“, stellte Troeltsch einmal fest, „hätten wir keinen Krieg zu führen brauchen.“
SONJA ASAL
PETER HOERES: Krieg der Philosophen. Die deutsche und die britische Philosophie im Ersten Weltkrieg. Schöningh
Verlag, Paderborn 2004. 646 S., 78 Euro.
Zuerst saßen wir da und hörten hingerissen zu und staunten, warum diese Autorin ihre Sachen so merkwürdig schleppend und monoton-zart vorlas, und es
dauerte lange, bis sowohl Friederike
Mayröckers Dichterkollegen als auch die
Kritiker über dieses „Ich versteh’ nichts,
aber es gefällt mir sehr“ hinauskamen.
Bis in die späten siebziger Jahre scheiterten wir daran, dass Frau Mayröckers Texte weder lyrisch noch episch konventionell noch in der Art experimentell-konstruktiv waren, die wir erwarteten.
Dass Gedichte wie Prosa einerseits geradezu haltlos assoziativ und zugleich untergründig streng und obendrein ganz affektbetont verlaufen könnten, war in unserem damaligen poetischen Weltbild
nicht vorgesehen; sie setzte dichterisch
ganz anders an, war im Abseits und hatte
einen Vorsprung, und wir mussten sie
erst einholen und ihr Werk mit anderen,
genaueren Beschreibungen und Zuschreibungen in Verbindung bringen als nur
Begriffen wie „Dada“, „Surrealismus“,
das „Wunderbare“ oder – wie es im damaligen akademischen Jargon lautete –
„weibliches Schreiben“.
hat, komisch, selbstironisch, spöttelnd,
die Posen der Dichterinnenexistenz leise
auf den Arm nehmend und mit dem Eingeständnis, alleweil auf der Wortjagd
und dem Zitatraubzug zu sein, kaum
mehr „leibhaftig“, sondern eher „schreibhaftig“ zu existieren und die eigenen Texte selbstkritisch „bloß zusammengestückelt aus Fremdteilen“ zu sehen.
Oder aber, offensiv gewendet gegen alle, die verwundert sind über die ungewohnten und schwierigen Arten der Mayröckerschen Texte und in berechtigter
Abwehr dessen, was sich ja doch immer
noch oder vielleicht in letzter Zeit wieder stärker meldet als die ‚natürliche'
Vorherrschaft eines mittelintelligenten
psychologischen Realismus: „Man kann
gar nicht realistisch = verrückt genug
schreiben.“ Ja, mit „verrückten“ Schreibweisen fängt man mehr von der Realität
ein als mit den marktgängig vernünftigen, und so gesehen gehören Friederike
Mayröcker und Ernst Jandl und Paul
Wühr und sogar Alexander Kluge enger
zusammen, als sie es selbst wissen.
Friederike Mayröcker ist keine Theoretikerin, aber nicht bloß in dem frühen
Text „Dada“ aus dem Jahre 1975, sondern bis in ihre letzten Werke hinein, etwa dem erheiternden und verstörenden
Quadrolog „das zu Sehende, das zu Hörende“ von 1997 wird das Nachdenken
über die Poetik des eigenen Schreibens
ganz unauffällig fortgesetzt und angeschlossen an eine moderne ästhetische
Reflexion, ja, an eine – obwohl Friederike Mayröcker, wie gesagt, weiß Gott keine Theoretikerin ist – Theorie dessen,
was in einem emphatischen Sinn ‚zeitgenössisch' sein könnte in der Literatur
und nicht nur konsumierbar, abgeschlafft und gebildet.
Schmetterlinge aus Papier
Seit 2001 liegen bei Suhrkamp die
fünf
Bände
„Gesammelte
Prosa
1949-2001“ vor und dazu ein Band mit
den über die Jahre zu wechselnden Gelegenheiten entstandenen Kurzprosastücken (zu Bildern, Plastiken, Geburtstagen und als Vorlage zu akustischen Realisationen), genannt „Magische Blätter“.
Nun ist zu ihrem 80. Geburtstag ein 850
Seiten starker Band mit allen ihren Gedichten (samt hundert bisher kaum oder
nur versteckt publizierten) erschienen,
(Gesammelte Gedichte 1939-2003. Herausgegeben von Marcel Beyer. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004.
600 Seiten, 26,80 Euro) und die monoman und abgesondert wie eine Hieronyma im Gehäus Schreibende, nach dem
Tod ihres Lebensgefährten Ernst Jandl
einsamer denn je lebende Autorin sieht
nun doch auf ein Werk, das ihr manchmal so flüchtig wie aus „Schmetterlingen“ und „Schneeflocken“ bestehend erscheint – aber das sind Metaphern für
Wörter oder Worte, und das bestechend
Exzentrische dieser Texte fasziniert immer mehr Kritiker und Leser, und die
Verehrung für die Eremitin von Wien
steigt immer noch.
Das hat, denke ich, auch damit zu tun,
dass seit Mitte der siebziger Jahre in ihre
Bücher, vor allem in ihre „Längeren Prosaarbeiten“ – wie sie, das Wort Roman
vermeidend, gerne sagt – ein existenzielles Element eingewandert ist oder von
ihr zugelassen wurde; wohlgemerkt: ein
existenzielles, nicht zu verwechseln mit
„Autobiographischem“, obwohl auch
dies erkennbar zugenommen hat. In dem
Buch „Die Abschiede“ von 1980 war dies
erstmals erkennbar, und die Zahl der Kritiker ist nicht gering, die an diesem
Buch, das eine ganz neue Entwicklung in
Friederike Mayröckers Werk eröffnete,
kläglich gescheitert sind oder gar nichts
hierzu aufs Blatt brachten.
Heute kann man in „Die Abschiede“ eine ganz einmalige Koinzidenz von „Inhaltlichem“ – Abschiede aller Art in einem Leben, schmerzhaft Gelebtes – und
mehrschichtigem, abstraktem Erzählverfahren erblicken. Dass dies eines der bedeutendsten Bücher der frühen achtziger
Jahre ist, lässt sich inzwischen gut sehen,
wo das, was uns damals gesinnungsästhetisch angeboten und aufgedrängt wurde,
klanglos in den Orkus hinabgefahren ist.
Dies Element des ahnbar Lebensgeschichtlichen ist bis zu „brütt oder Die
Bildlegenden fürs Puppentheater
Friederike Mayröcker, 1995
seufzenden Gärten“ (1998) stark geblieben und bedeutete in den letzten Jahren,
dass auf eine entschlossene und rührende Weise die Existenz der Schreibenden
als einer nur noch Schreibenden der „Inhalt“ der Texte ist, aber eben nicht als
Autobiografie, sondern jeweils durchsichtig gemacht, angereichert, übersponnen von Lebenserfahrungen anderer
Künstlerexistenzen, zu denen die Schreibende sich hingezogen fühlt, mit denen
sie redet, schreibt, denen sie – zum Beispiel Musikern von Schubert bis Chopin
– mit neuartigen kleinen Vignetten und
biografischen Skizzen, montiert aus allerlei Zeugnissen, huldigt. Etwa in dem
schmalen, in der Vorsicht der Annäherung wahrhaft „fragilen“ Band „Heiligenanstalt“ von 1978, dessen Titel zwischen Beethovens „Heiligenstädter Testament“ und der Irrenanstalt als Fluchtpunkt von Künstler-Heiligen-Existenzen changiert.
Friederike Mayröcker ist aber nicht
einfach zum Epischen zurückgekehrt,
denn ihre Prosabücher von „Lection“
oder „Stilleben“ bis „brütt“ treten gewissermaßen zitternd auf der Stelle, sind
Foto: Anita Schiffer-Fuchs
mehr Zustandsbeschreibungen als dass
sie eine Handlung hätten; sie vibrieren,
sie fuchteln, die Sprechende bespöttelt
ihre Scribblemania, ihre Schreibängste:
„Ich arbeite im Angstfach“ – nämlich der
Angst, dass ihr nichts mehr einfallen
könnte, wo sie doch ohnehin schon vom
Auflesen von allerlei sprachlich anderswo Deponiertem und Weggeworfenem
lebt, sozusagen als eine „bagwoman“, als
manisch-armselige Abfallsammlerin.
Doch das verhuscht Assoziative ist
wohl weniger kreativitätspsychologisch
als vielmehr verfahrenstechnisch und als
poetologische Haltung gemeint. Ein
barsch eindeutig und eigensinnig gemeinter Text hat die Tendenz, dem Autor unter der Hand zu zerfallen; also lieber mit
sanfter Zielstrebigkeit das Disparate eingestehen und dann doch jene Balance erreichen zwischen Dispersion und Konzentration, welche die Texte Friederike
Mayröckers in den letzten Jahren so
schwebend und nicht-autoritär erscheinen lässt, wie „lauter schöne und blaue
Manöver“, zaudernd drängend, zielstrebig konfus, zart dynamisch – und an viel
mehr Stellen, als bisher einer erwähnt
Wir reden über Prosa und Lyrik von
Friederike Mayröcker – und wo bleiben
die Theatervorschläge und Hörspiele?
Was ist mit denen anzufangen? Antwort:
Viel suggestive Texte – teils in den „Magischen Blättern“, teils in den Bänden der
Prosa-Edition – sind nicht nur Texte. Sie
sind mögliche Partituren für bisher ungekannte theatralische und akustische Realisationen – welche abenteuerlustige Marionettenbühne spielt uns einmal die
„Bildlegende zu einem absurden Puppentheater“, und welches Werkraumtheater
inszeniert uns die „Versatzstücke oder:
So hat dieser Tag doch noch einen Sinn
gehabt!“?
Was uns des weiteren fehlt, ist eine
Ausgabe aller Texte Friederike Mayröckers zu Hörspielen samt – es lebe die
sich auf Rundfunkarchive stützende CD!
- vorhandener Aufnahmen von bereits
realisierten Hörspielen! Und da Hörbuch und Hördokumentation derzeit so
auf dem Vormarsch sind: Wie wäre es mit
einer Versammlung aller Aufnahmen
von Lesungen Friederike Mayröckers, in
denen wir ihre Annäherung an die eigenen Texte erfahren/erhören könnten?
Wir haben hier ein Werk, das kompromisslos und demütig, kühn und dankbar
die Gunst eines inspirierten Moments immer und immer wieder umfleht und umwirbt und dies am Ende den „Heiligen
Geist“ nennt, der darüber wachen möge,
dass etwas Haltbares herauskomme für
diejenige, die ein Spiel ist von jedem
Druck der Luft, oder, anders ausgedrückt: „In Böen wechselt mein Sinn“.
Das sagt Friedrike Mayröcker stolz und
selbstkritisch, selbstspöttisch, sie, die unsere Glücksmöglichkeiten so sehr vermehrt, aber auch unser Arsenal von Melancholien so sehr bereichert hat. Salut
zu ihrem 80. Geburtstag! JÖRG DREWS
Das Leben mit Velozifer
Zerstört die Digitalisierung die Erinnerungskultur? Manfred Osten klagt darüber jedenfalls gelehrt und elegant
Das „Veloziferische ist das größte Unheil unserer Zeit, die nichts reif werden
lässt und so immer aus der Hand in den
Mund lebt.“ Das konstatierte schon Goethe, in hohem Alter zwar, als alles um ihn
herum zu schnell zu gehen begann. Aber
dennoch, seine Beobachtung war prophetisch, denn wie viel zutreffender ist sie
heute! Das zunehmende Lebenstempo
ist eins der hervorstechendsten Merkmale der Moderne und, aus der Sicht aller
Kulturpessimisten, ein Grund zur Sorge.
Es mangelt uns an Muße, uns an alles,
was wichtig ist, zu erinnern, eine Gedächtniskultur zu pflegen. Was uns daran hindert, ist der um sich greifende,
vom Fortschritt der Technik genährte
„Vergangenheitshass“; auch das wusste
schon Goethe, für unseren Autor das
Maß aller Dinge.
Manfred Osten gehört zu den PC-Benutzern der ersten Generation, denen
das elektronische Kommunikationshandwerkszeug nicht in die Wiege gelegt war.
Angeeignet hat er es sich, wohl oder übel
und keineswegs aus optimistisch spielerischer Lust am Neuen. Es ist doch eher
Teufelszeug, was da auf uns gekommen
ist: immer mehr Daten, immer schneller,
zum Instantgebrauch, abgespeichert und
aus dem Sinn. Wem spräche Osten nicht
aus der Seele. Allein, die summarische
Anklage, mit der er der schnellen und
schnelllebigen Kommunikation unserer
Zeit den allenthalben zu beobachtenden
Niedergang der Sitten und unser aller rapides Abgleiten in die Barbarei anlastet,
reizt doch zum Widerspruch.
Ein solcher fällt besonders leicht,
wenn man sich der Medienrevolutionen
früherer Epochen entsinnt. In der Frühzeit der literarischen Kultur hegte Platon ein tiefes Misstrauen gegen die
Schrift, die nur das Vergessen befördere,
und als der Buchdruck das Zeitalter der
Alphabetisierung einläutete, wurde das
von den kulturellen Eliten am Hof und
auf der Kanzel nicht begrüßt.
Jede Neuerung stößt auf den Widerstand der Etablierten. Sie erfahren die
Ersetzung, zutreffender: die Ergänzung
„ihres“ Mediums durch ein neues als Niedergang, was sich nicht selten in einen
ausgeprägten Gegenwartshass übersetzt. Die Archivare der Tontafeln müssen den viel feineren, handlicheren, aber
auch ephemereren Papyrus mit Besorgnis aufgenommen haben. Wie sollte man
einem so flatterhaften Stoff etwas anvertrauen, das für die Ewigkeit gedacht
war? Und sie hatten recht, denn die praktisch unzerstörbaren Tontafeln erzählen
uns noch heute vom Leben im Altertum,
wohingegen die meisten Papyri aus der
Zeit verbrannt, von Würmern zerfressen
oder zu Staub zerfallen sind. Heute sind
es die elektronischen Dateien, die uns im
Vergleich zu Büchern kurzlebig erscheinen und deshalb als eine Bedrohung des
kulturellen Erbes.
Mensch und Suchmaschine
Wunderbar gelehrt und stilistisch
höchst elegant lamentiert Osten über die
Erosion des kollektiven Gedächtnisses,
die an der Menschenwürde selber nagt.
Die Zerstörung der Erinnerungskultur
legt er der Digitalisierung der Informationsspeicherung und -übermittlung zur
Last. Denn alles Wissenswerte wird ungreifbar, weil die Datenträger keinen Bestand mehr haben. „Über den Wert der
Digitalisate“, mahnt er, „entscheidet allein deren Verfügbarkeit.“ Das galt freilich nicht minder für Tontafeln und gilt
noch immer für die „haptische Realität
der Bücher“.
Verdruss bereitet Osten auch die Fehleranfälligkeit auf Nullen und Einsen reduzierter Daten. Dem Umstand, dass das
Aufspüren von Fehlern und Fälschungen
in handschriftlichen Dokumenten Lebensinhalt von Generationen von Historikern war und noch ist, schenkt er wenig
Beachtung, noch der allgemeineren Tatsache, dass die Vergangenheit, die er
gern erinnert wissen will, niemals als solche fassbar und gegenwärtig sein kann,
sondern allenfalls ihr moduliertes Echo.
Das Grundproblem von Ostens gescheitem Traktat ist die Alternative, die
er konstruiert: Gedächtnis oder Fortschritt. Als eine solche muss das Verhältnis beider nicht verstanden werden. Nur
in der Erinnerung zu leben, bedeutet
Stillstand, nur an Fortschritt zu denken,
den Verlust von jedem Maß. Zwar ist es
zunehmend schwierig, nicht vom Fortschritt überrollt zu werden, und das Gefühl, der Technik ausgeliefert zu sein, haben insbesondere im Umgang mit den
elektronischen Medien viele. Aber dass
deshalb das Gedächtnis auf der Strecke
bleiben muss, ist ein Missverständnis.
Das im Herstellen von Assoziationen
geübte Gedächtnis werde von Suchmaschinen ersetzt, beklagt Osten, ignoriert
dabei aber einerseits, dass Suchmaschinen nichts suchen, was ihnen nicht von
Menschen aufgegeben wurde und andererseits, dass sie trotzdem Assoziationen
herstellen, auf die ein vernünftiger
Mensch nie käme, was aber nur heißt,
das unsere Vernunft dazu neigt, sinnvollen vor formalen Assoziationen den Vorzug zu geben. Um die Vorteile einer Suchmaschine zu nutzen, muss man lernen, in
Kategorien zu denken, die Maschinen
verarbeiten können. (Und die Maschinenbauer müssen lernen, die Arbeitsweise
der Maschinen dem menschlichen Den-
ken ähnlicher zu machen.)
Suchmaschinen, mit Verstand benutzt, erzwingen nicht das Vergessen.
Sie treten nicht an die Stelle, sondern neben Bücher, Bilder, Bauwerke und andere Gedächtnisstützen und können helfen, die Informationsflut, die unaufhörlich auf uns eindringt, handhabbar zu
machen. Die Aufnahmefähigkeit des Gedächtnisses ist, da es ein körperliches
Substrat braucht, wahrscheinlich begrenzt, auch wenn wir einstweilen nicht
wissen, wo die Grenzen liegen. Hilfsmittel brauchen wir deshalb dringend.
Die kumulative Geschichte
Denn auch wer nicht an Fortschritt
glaubt, muss zugeben, dass die Menschheitsgeschichte und damit die Totalität
dessen, was erinnert werden kann, kumulativ ist. Die Menge des Wissbaren, das
Gedächtnis der Menschheit beinhaltet
heute mehr als noch zu Goethes Zeit, die
ja nur einen Augenschlag zurück liegt.
Die Probleme, die sich daraus für die Bestimmung unserer selbst zwischen Vergangenheit und Zukunft ergeben, können unter den Voraussetzungen des Gegensatzes von Gedächtnis oder Fortschritt nicht gelöst werden.
Dass die digitalen Systeme die Erinnerungskultur zerstören, ist keine ausgemachte Sache. Sie werden sie aber verändern. Dazu, wie das geschieht, gibt Osten
trotz des kulturpessimistischen Untertons seines Essays bedenkenswerte Hinweise.
FLORIAN COULMAS
MANFRED OSTEN: Das geraubte Gedächtnis. Digitale Systeme und die Zerstörung der Erinnerungskultur. Frankfurt am Main, Insel, 126 Seiten, 14,80
Euro.
Am 8. Juli 1593 machte ein Pfarrer im
schlesischen Weigelsdorf eine sensationelle Entdeckung. Dem siebenjährigen
Christoph Müller, einem Halbwaisen aus
armem Hause, war ein goldener Backenzahn gewachsen. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht von dem wundersamen Ereignis über die Grenzen des
Dorfes und ganz Schlesiens hinaus. Bald
nahmen sich die Experten des Falles an,
unter ihnen der renommierte Helmstedter Medizinprofessor Jakob Horst. In den
folgenden Monaten wurde dem armen
Christoph Müller von Medizinern, Pfarrern und Goldschmieden im übertragenen wie wörtlichen Sinne auf den Zahn
gefühlt; der Junge musste zahlreiche
schmerzhafte Prozeduren über sich ergehen lassen, ehe man die Echtheit des Goldes in seinem Mund bestätigte.
Mochten einige unverbesserliche Skeptiker auch Zweifel anmelden, spätestens
nach Professor Horsts öffentlicher Bekanntmachung seiner Untersuchungsergebnisse galt die Geschichte in der Fachwelt durchaus als glaubhaft. Über die Ursachen des so genannten Zahnwunders
indes stritten die Gelehrten: Während
die einen von der natürlichen Entstehung des Goldzahnes – etwa durch Leibeswärme, Einbildungskraft oder alchemistische Prozesse – ausgingen, sprachen die anderen von einem übernatürlichen Phänomen, von göttlichem oder
teuflischem Wirken.
Insbesondere die von Horst propagierte Deutung des goldenen Zahnes als eines von Gott gesandten Zeichens, das
den Sieg des Heiligen Römischen Reiches
über die Türken und den Beginn eines
neuen goldenen Zeitalters verhieß, stieß
unter den Zeitgenossen auf große Resonanz. Angesichts der Bedrohung des
christlichen Abendlandes durch die türkischen Truppen erlebten Wunderglaube
und Weissagekunst damals eine neue Blüte. Seit dem ausgehenden Mittelalter
zeigten auch die Gelehrten ein gesteigertes Interesse an seltsamen Naturphänomenen, das etwa in den Wunderkammern von Ärzten, Apothekern und Herrschern ihren Ausdruck fand.
Wunder gab und gibt es immer wieder,
doch erst vor dem Hintergrund der akuten „Türkengefahr“ am Ende des 16.
Jahrhunderts erklärt sich die Aufmerksamkeit, die jene unerhörte Begebenheit
aus der schlesischen Provinz in ganz
Europa erregte. In seiner ebenso unterhaltsamen wie lehrreichen Studie verfolgt der Medizinhistoriker Robert Jütte
die Spur des Zahnwunders von den Chroniken über die zahlreichen Streitschriften bis hinein in die Enzyklopädien des
18. Jahrhunderts.
Der weitverzweigte Diskurs illustriert
auf anschauliche Weise den rasanten erkenntnistheoretischen Wandel, der sich
auch hinter dem Stichwort „Aufklärung“ verbirgt. Während man sich in der
Frühen Neuzeit auf den Augenschein
und die Zeugschaft angesehener Persönlichkeiten verließ, wurden seit der Mitte
des 17. Jahrhunderts die sinnliche Wahrnehmung wie auch die Autorität des gedruckten Wortes verstärkt in Zweifel gezogen.
Um eine Erklärung für die Kuriosität
vom goldenen Zahn zu finden, boten zeitgenössische Gelehrte alle Spitzfindigkeiten aristotelischer Logik auf. Knapp ein
Jahrhundert später diente sie Skeptikern der Frühaufklärung wie Fontenelle
oder Pierre Bayle als Exempel für die
Notwendigkeit, die Dinge zu hinterfragen. „Wenn man also die Sachen etwas
genauer ansiehet, so findet man, dass die
Orackel, die uns so wunderbar bedüncken, niemahls Orackel gewesen“, kommentiert Fontenelle die Sensation aus
dem Zeitalter der Türkenkriege, die im
Zentrum seiner berühmten Schrift über
das Orakelwesen steht.
Drei Jahre währte das Wunder, bis
sich die goldene Zahnhülse so weit gelockert hatte, dass die Fälschung für jedermann erkennbar war. Doch selbst nach
der Aufdeckung des raffinierten Betrugs
hielt sich der Glaube hartnäckig, dass
dem schlesischen Jungen tatsächlich ein
goldener Zahn gewachsen sei. Obwohl
die Geschichte im 19. Jahrhundert Eingang in den internationalen Sagenschatz
fand, sorgen heutzutage Meldungen von
angeblichen Goldzähnen immer wieder
für Schlagzeilen, die der Autor nicht ohne Genuss zitiert.
Solche modernen Mythen – seien sie
nun religiösen oder esoterischen Ursprungs – zeugen von der Faszination,
die auch heute noch von „Wundern“ ausgeht. Den Leser dieses höchst vergnüglichen Buches erinnern sie daran, dass bei
allem wissenschaftlichen Fortschritt die
Entzauberung der Welt, von der Max Weber einst sprach, nie vollständig gelungen ist.
MARION LÜHE
ROBERT JÜTTE: „Ein Wunder wie der
goldene Zahn“. Eine unerhörte Begebenheit aus dem Jahre 1593 macht Geschichte(n). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern
2004. 143 Seiten, 28 Euro.
Schenkung
Höllerer-Nachlass nach Sulzbach
Die Witwe des Schriftstellers Walter
Höllerer (1922-2003) hat den Nachlass ihres Mannes dem Literaturarchiv seiner
Geburtsstadt Sulzbach-Rosenberg geschenkt. Höllerer lehrte von 1959 bis
1988 an der TU Berlin und gründete 1963
das Literarische Colloquium Berlin. Der
250 Ordner umfassende Nachlass enthält
unter anderem Prosa, Hörspiele und Korrespondenzen Höllerers, darunter die
Briefwechsel mit Günter Grass, Max
Frisch und Ingeborg Bachmann. dpa/SZ
JETZT.DE
Montag, 20. Dezember 2004
Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 19
Zehn Weihnachtsgeschenke für coole Eltern
Bücher, ein Punk-Konzert oder eine Reise in die Vergangenheit: Vorschläge für prima Sachen, die tollen Müttern und Vätern Freude machen
Nein, ärgern soll es nicht. Aber auch nicht
langweilen. Nur überraschen. Wenigstens
ein bisschen. Und passen muss es auch.
Irgendwie zumindest. Weihnachtsgeschenke für die Eltern zu finden, ist schwierig. Aber dann auch noch für coole Eltern,
denen man mehr bieten muss als eine
Schürze, eine Krawatte oder einen
Internet-Kennenlernkurs für Senioren.
Sie kennen ja alles schon. Und haben ja
alles schon. Selber was basteln? Dann
sind sie immer gerührt. Ist manchmal
schwer zu ertragen. Was kann sie also
überraschen? Zehn Vorschläge.
1
„Porno“ von Irvine Welsh für Vater
Ganz sicher: Ein Porno unterm
Weihnachtsbaum. Kein echter, würde
gar nicht zu Vater passen. Aber wie wär’s
mit „Porno“ von Irvine Welsh? „Porno“,
der Roman, die Fortsetzung von „Trainspotting“, den Vater zwar nicht gelesen
hat, aber gesehen – wurde ja vor zehn Jahren verfilmt. Nun gibt’s also die neuen
Drogen-, Sex- und Geldgeschichten von
Rents, Sick Boy, Spud und Begbie. Diane
ist nicht mehr dabei, dafür eine Nicola,
die zusammen mit Sick Boy, der nicht
mehr so heißen möchte, einen Porno
dreht und damit reich werden will.
Bizarre Geschichte, wie alle so weitermachen, als sei nichts geschehen. Hier
noch ein Deal, da noch eine Party. Alles
tun, um nicht fertig zu wirken, abgehalftert, gescheitert. Wie krampfhaft sie jung
bleiben wollen, obwohl sie jetzt zehn
Jahre älter sind, Mitte dreißig, Anfang
vierzig. Und wie es doch nicht mehr so
richtig geht, die durchgemachten
Nächte, die Masse an Alkohol, die ganzen Drogen. Wie der Kopf noch will, und
der Körper nicht mehr kann. Wie das
Verhalten sich deswegen ändert. Das
alles ist komplex und widersprüchlich
gemacht, müsste Vater eigentlich gut
gefallen.
Egal, noch besser ist die Vorstellung,
wie es da liegt, das Buch, ausgepackt, auf
dem Cover der Schriftzug „Porno“ und
das Gesicht einer Gummipuppe mit weit
geöffnetem Mund, liegt einfach so da,
mitten unterm Weihnachtsbaum. Nicht
dass sich jemand daran ernsthaft stören
würde, aber jedes Mal, wenn man hinsieht, überrascht es doch wieder.
Irvine Welsh: „Porno“. Kiepenheuer &
Witsch, 2004. 12,90 Euro
maik-soehler.jetzt.de
2
„Die Festung der Einsamkeit“
von Jonathan Lethem für
Mutter
Was kommt noch in Frage? Noch
ein Roman. „Die Festung der Einsamkeit“ von Jonathan Lethem. Ideal für
Mutter, die sich für Städte und Musik
begeistert. Das Buch spielt in den späten
siebziger, frühen achtziger Jahren in
Brooklyn, New York. Zwei Jungen
werden Freunde, Mingus und Dylan,
einer schwarz, einer weiß, beide sind
ganz nebenher Juden, beide leben allein
bei ihren Vätern, beide Väter sind Künstler, einer malt, der andere musiziert.
Ein Roman über New York, aber
Dienstag: Hören
Wer noch Geld übrig hat, kann sich
selber etwas schenken, zum Beispiel
endlich mal gute Musik. Im Redaktionsblog „Reingehört und aufgeschrieben“
empfiehlt die jetzt.de-Musikredaktion
musikalische Festtagsgenüsse oder einfach nur die besten Platten der Welt.
Mittwoch: Auflegen
jetzt.de beschert schon heute, allerdings
nicht ohne Eigenleistung. Wer Wissen in
Sachen Christmas-Songs aufweist, kann
bei Mr. Quiz in eines von drei „Traktor
DJ Studio“ einziehen. Und damit am PC
so oft „Last Christmas“ auflegen, bis
sogar der Jamba Hippo genervt ist.
Donnerstag: Gucken
Long live the Smiths! Harald Schmidt
nimmt ein Jahr nach seinem Verschwinden wieder das Late-Night-Szepter in
die Hand und hat sich hoffentlich schon
überlegt, wie er die geballten Erwartungen der Fernsehnation pariert (ARD,
Verantwortlich: Dirk von Gehlen
Fotos und Illustration: Eva Reiske
7
„Gefahr ist ihr Geschäft“
für Vater
Ein Hörbuch: Auf zehn CDs finden
sich zehn Hörspiele nach Storys
des Kriminalschriftstellers Raymond Chandler. Arnold Marquis,
Ulrich Pleitgen u. a. sprechen die
Rollen von Detektiven wie John
Dalmas oder Steve Grayce, die
Philip Marlowe, Chandlers legendärem Privatdetektiv, voraus gingen. Sie alle ermitteln wegen Mord,
Erpressung, Kidnapping oder Raub in
Hotels, Bars und Casinos, treffen dabei
auf Gangster und Polizisten, die man
nicht immer unterscheiden kann. Wo
sie nicht genügend Spuren finden,
trinken sie Meere an Schnaps, und
wenn am Ende wirklich ein Täter
feststehen sollte, ist deswegen der
Fall noch lange nicht gelöst.
Das alles ist lakonisch und komisch gemacht und müsste Vater eigentlich gefallen. Nur: Die Weihnachtsüberraschung stellt sich nicht direkt unterm Baum ein, sondern erst, wenn eine
der CDs aufgelegt wird und rauchige,
von Whisky und Brandy geprägte Stimmen Sätze wie „Ich habe erst sieben Gläser getrunken, seit wir hergekommen
sind“ ins festliche Wohnzimmer sprechen.
Raymond Chandler:
„Gefahr ist ihr Geschäft.“ Der Audio Verlag,
2004. 69 Euro
maik-soehler.jetzt.de
3
„Blankets“ für Vater und Mutter
Wenn jemand über die Jugend, die
tolle, die spannende, die großartige, so
spricht wie Marxisten über die Revolution, dann ist er bestimmt schon
erwachsen, wahrscheinlich aber alt. Und
hat längst vergessen, wie das wirklich
war, das Erwachsenwerden. Deswegen
muss man beiden Eltern den Comic
„Blankets“ schenken. Dabei fasst der
Begriff Comic nicht ganz, was der amerikanische Zeichner Craig Thompson da
auf 582 Seiten getan hat: „Blankets“ ist
viel mehr als ein Comic – ein illustrierter
Roman über das Jungsein und das
Erwachsenwerden, so schön wie die Sonne im Winter, wenn sie nur an manchen
Tagen scheint. Craig, die Hauptfigur,
geht in einer ganz normalen Kleinstadt
mit ganz normalen Menschen in eine
ganz normale Schule. Aber er ist anders.
Seine Eltern sind glühende Christen, die
Welt der Familie ist geschieden in Himmel und Hölle, und Craigs Liebe gehört
Gott. Dann verliebt sich Craig – und
wird schließlich erwachsen. In schlichten, schönen Bildern, wie es sie in Comics
so selten zu sehen gibt, erzählt Craig
Thompson eine einzigartige Coming-ofAge-Geschichte, die eine Sehenswürdigkeit ist für Vater und Mutter.
Craig Thompson, „Blankets“. Thomas
Tilsner Verlag, 2004. 34 Euro
roland-schulz.jetzt.de
4
„Mustererkennung“ von William Gibson für Vater oder
Mutter
Überraschung: Noch ein Roman.
Aber ein Joker, kann man Vater
schenken, wenn er Science Fiction
mittlerweile lieber mag als Pornos und Drogen, oder Mutter,
wenn sie sich bei Lethems New
Yorker Geschichte langweilen würde, weil es zu viel um Jungs und zu wenig
um New York geht.
„Mustererkennung“
spielt hauptsächlich
in London, Tokio und Moskau und erzählt die Geschichte der
gegen bestimmte Werbestrategien und -symbole
allergischen
Marketingberaterin Cayce Pollard,
die sich auf die
Suche nach mysteriösen Filmsequenzen im Internet begibt. Der Roman
spielt in der Gegen-
DIESE WOCHE JETZT.DE
Montag: Lesen
Als Band Nummer 40 der SZ-Bibliothek
erscheint in dieser Woche John
Steinbecks fröhlich tragischer Schelmenroman „Tortilla Flat“. Im Tagesticker
auf jetzt.de im Internet kannst du heute
mitreden, wenn gefragt wird: Welches
Buch der SZ-Bibliothek hat dir bisher
am besten gefallen?
Eine Heldin von Mutter auf einer CD
zusammen mit deinen Helden. Und
dann ist die Musik auch noch ziemlich gut.
Nancy Sinatra, „Nancy Sinatra“.
Sanctuary / BMG, 2004. 14,99 Euro
barbara-streidl.jetzt.de
auch
einer
über
Jungs
und
Sex’n’Drugs’n’Rock’n’Roll, über Pop
und seine Geschichte, schwarze Musik
und weiße Hörer.
Jonathan Lethem erzählt, dass es für
Mingus und Dylan eine Zeit lang nichts
Wichtigeres gibt als Grafitti, dass für sie
die Schule nur ein „Käfig zum Wachsen“
ist, und jeder, der es noch nicht wusste
oder es wieder vergessen hat, kann erfahren, wie es sich manchmal anfühlt, jung
zu sein: „Der Schlüssel zu fast allen Dingen ist, so zu tun, als wäre es nicht das
erste Mal.“ Aber auch Jungen werden
älter. Das alles ist kritisch und mehrdimensional gemacht, müsste Mutter eigentlich gefallen. Läge auch gut unterm
Baum, nicht zu nahe an „Porno“,
braucht auf jeden Fall Platz, um wirken
zu können mit diesem Grafitti-Cover
und dem großen Wort „Einsamkeit“ im
Titel, das einen ganz eigenartig
überrascht, so mitten unterm Baum und
mitten im Familienfest.
Jonathan Lethem: „Die Festung der
Einsamkeit“. Tropen Verlag, 2004. 24,90
Euro
maik-soehler.jetzt.de
21.45 Uhr). Und Helmut Schmidt, der
knarzig-charmante Altbundeskanzler,
hat heute Geburtstag und lebt hoffentlich noch recht lange, damit die
Kettenraucher des Landes weiterhin entschuldigend auf ihn verweisen können.
Freitag: Weihnachten
Erst Kirche, dann Bescherung, dann mit
der ganzen Familie das Loriot-Video?
Oder erst zu Tante Gusti auf den Friedhof, dann Spieleabend und hinterher
frustriert in die Kneipe? Für den Heiligen Abend hat jeder ein rituelles
Programm, das sich so schnell nicht ändert. Im Tagesticker auf jetzt.de kannst
du deinen Standardablauf schildern.
Samstag: Essen
Am ersten Weihnachtsfeiertag nimmt
der Durchschnittsdeutsche etwa sechsmal am gedeckten Tisch Platz und völlt
ohne Rücksicht auf Formverluste. Wer
noch nicht weiß, womit er den Knopf
seiner Lagerfeld for H&M-Festtagshose
wegsprengt, kann sich auf jetzt.de im
Rezepte-Forum inspirieren lassen.
Sonntag: Wählen
Während sich in Deutschland alle kalorienbetäubt zum Weihnachtsspaziergang schleppen, gehen die Menschen in
der Ukraine noch mal an die Wahlurnen.
Bei der Wiederholung der Stichwahl um
das Präsidentenamt sind die Anhänger
von Oppositionsführer Juschtschenko
zuversichtlich, den Lohn für ihren
ausdauernden Protest einzufahren. Der
beurlaubte Eigentlichpräsident Janukowitsch kündigt unterdessen den Besuch
zehntausender seiner Anhänger in Kiew
an – heiße Weihnachten.
Auf jetzt.de gibt es dazu ein Interview
mit einem Wahlbeobachter in Kiew.
wart und gehört zu den wenigen seiner
Art, die keine waghalsigen und entfernten Zukunftswelten erschaffen müssen,
um eine Ahnung dessen zu vermitteln,
was auf uns zukommen kann. Das alles
ist verspielt und intelligent gemacht und
überrascht unterm Baum, weil dort niemand etwas derart Konsumkritisches erwartet – und weil Science Fiction und
Tanne nicht so recht zueinander passen
wollen.
William Gibson: „Mustererkennung“.
Klett-Cotta, 2004. 24,50
Euro
maik-soehler.jetzt.de
5
„Kir Royal“ für Vater
Halte deinen Vater
nicht auf, wenn er
Abend für Abend mit
der Fernbedienung auf
den Fernseher eindrischt
und dabei mit dem Hinweis „Früher! Da wussten
sie
noch,
wie
man
Geschichten erzählt . . .“
den
aktuellen
Serienstumpfsinn von „Frauenknast“
bis „Beauty Queen“ anprangert. Der
Mann hat Recht! Aber du kannst ihm
Frieden schenken – mit der wunderbaren
Achtziger-Fernsehserie „Kir Royal“, die
gerade auf drei DVDs wiederveröffentlicht wurde.
Sechs
Folgen
lang
tobt
der
liebenswert-großkotzige Klatschreporter Baby Schimmerlos durch die Münchner Schickeria. Er bestimmt ketterauchend und fremdgehend, wer „reinkommt“, was getragen und wo gegessen
wird. Da man die zahllosen Anspielungen auf Society und Politik der
deutschen Achtziger manchmal gar
nicht mehr versteht, ist es gut, wenn man
Papa fragen kann: ob gerade Franz-Josef
Strauß oder Max Streibl lächerlich
gemacht wird, und ob es den „Marines-
look“ damals in Schwabing wirklich
gab.
Auf Papa sollte man in Sachen Fernsehen ja sowieso hören: Heute würde RTL
aus den Ideen einer einzigen „Kir Royal“
-Folge vier ganze Serien stricken – und
in allen wären Carsten Spengemann und
Sonja Zietlow zu sehen.
„Kir Royal“. BMG Ariola, 2004.
30 Euro
christoph-koch.jetzt.de
6
„Nancy Sinatra“ für Mutter
Gibt es nicht dieses eine Foto von Mutter, auf dem sie weiße Stiefel zu langen
Locken und Minirock trägt? Damals
kannte sie Vater noch gar nicht. Doch
bestimmt hörte sie zu dieser Zeit das
Lied „These boots are made for walking“
von Nancy Sinatra, die damit in den 60er
Jahren weltberühmt wurde. Nancy Sinatra ist ein paar Jahre älter als Mutter und
hat nach vierzig Jahren Bühnenerfahrung gerade wieder eine neue Platte veröffentlicht. Das Gute daran ist, dass sie
nicht mit den alten Säcken von früher
wie etwa Lee Hazlewood zusammengearbeitet hat, sondern mit Typen, deren Platten du auch hast: Morrissey, Jon Spencer
oder Jarvis Cocker. Besser geht’s nicht:
8
„Das gesprochene
Wort“ für Vater und
Mutter
Noch ein Hörbuch. „50
Aufnahmen aus 50 Jahren“, die Jubiläumsbox der Deutschen
Grammophon Literatur. Am 1. Dezember 1954 entstand
die erste Schallplatte
des Verlags, es handelte
sich um einen Bühnenmitschnitt
von
Goethes
„Faust I“ in der Inszenierung
von Gustav Gründgens am
alten Düsseldorfer Schauspielhaus. Diese Aufnahme ist ebenso zu
hören wie Monologe, Dialoge, Stücke
oder Gedichte von Thomas Mann, Schiller, Goethe, Grass, Shakespeare, Büchner, gesprochen oder gelesen von Will
Quadflieg, Bruno Ganz oder Maria
Wimmer.
Klassisch und gründlich gemacht,
aber wie bereits Chandlers Hörspieledition ist auch diese CD-Box nicht ganz
billig. Vermutlich müssen Geschwister,
Verwandte oder Freunde der Eltern für
eine Schenkgemeinschaft gewonnen
werden. Vor allem aber dürften coole
Eltern wirklich verblüfft sein, wenn man
ihnen plötzlich mit Lessing, Hebbel und
Granach kommt.
„Das gesprochene Wort. 50 Aufnahmen men aus 50 Jahren.“ Deutsche Grammophon, 2004. 96,99 Euro
maik-soehler.jetzt.de
nicht gehört, bei mir im Auto vielleicht
mal, ja. Wie das klingt? Hm, wie soll ich
dir das erklären, also, ganz simpel gesagt
vielleicht, äh, wie die Beatles mit mehr
Beat und auf Deutsch aber, ach, vergiss
das mit den Beatles, das ist doch ganz anders. Popmusik! Ja, Popmusik, sehr
schwungvoll, egal, jedenfalls macht die
Band unheimlich gute Laune. Wirklich,
sonst würde ich dich gar nicht mitnehmen wollen, wenn ich nicht wüsste, dass
dir das auch gefällt.
Nein, das macht doch nichts, wenn du
auf dem Konzert die Älteste bist, das
stört da wirklich keinen, das ist doch
keine Teenieband, der Sänger ist selbst
sicher schon Mitte dreißig und sieht aus
wie vierzig. Nein, nur wir zwei, Papa
kann ruhig mal einen Abend alleine sein.
Natürlich gibt es da Toiletten. Nein, zieh
dich ganz normal an, so wie du auch
sonst weggehst, nein halt, den Samtrock
vielleicht doch nicht, Jeans ist super. Wie
lange? Och, kommt darauf an, wie lange
die Vorband spielt. Nein, die kostet nicht
extra und nein, ich will nicht lieber in
den „Nussknacker“, so wie letztes Jahr,
ich will dass du auch mal meine Musik
hörst. Ich kaufe jetzt einfach mal zwei
Karten. Superpunk heißt die Band, nicht
Superpunkt. Nein, ich glaube nicht, dass
die Gisela die kennt, aber ja, frag sie
meinetwegen. Also Mama, versprochen, ja? Gut.
„Superpunk“ sind im
Januar
auf
großer
Deutschland-Tour,
die
Termine
stehen
auf
www.superpunk.de
max-scharnigg.jetzt.de
10
Eine Reise in die
Vergangenheit für
Vater und Mutter
Das Problem an Eltern ist, kein
Zweifel, dieses: Ohne sie wäre
man gar nicht da, mit ihnen ist es
aber auch oft nicht so einfach. Dauernd
wollen sie alles wissen. Wo bist du gewesen, gestern Nacht oder heute Nachmittag, und dann noch so lange? Was machst
du denn überhaupt die ganze Zeit, und
weshalb ist die Handy-Rechnung so hoch?
Wer ist denn eigentlich der da, und warum willst du gleich bei ihm übernachten?
Eine schöne Methode, mit diesem anstrengenden Wissensdurst der Eltern umzugehen, sind Gegenfragen – am besten
über die Vergangenheit der Menschen,
die einen gemacht haben: Wie kam es
denn überhaupt dazu? Wann haben sie
sich verliebt, und wo, und warum eigentlich? Und warum – oder warum nicht –
hat es bis jetzt gehalten? Das Weihnachtsgeschenk zu diesen Fragen ist ein Gutschein für eine Reise in das Vorleben der
Eltern: an den Ort, an dem sie sich kennen gelernt/ das erste Mal geküsst/ verliebt haben. Antworten inklusive.
roland-schulz.jetzt.de
9
Aufs „Superpunk“-Konzert mit
Mutter
Nein, Mama, die Band heißt nur
Superpunk, das hat aber gar nichts mit
Punk zu tun, im Gegenteil, die sind total
nett. Ich weiß, dass die Punks wieder am
Bahnhof sitzen, aber darum geht es jetzt
nicht, die Band heißt nur so. Nein, im
Radio hast du die wahrscheinlich noch
DIE SARAH-KUTTNER-KOLUMNE
FRAGEBUCH
Getränkerecht ist Ländersache
Plörre, Politik und Pupillen voller Amore: Sarah Kuttner kommentiert die Woche
schen, bei denen sich im Fett verbrennenden oder Muskeln aufbauenden Zustand enorme Glücksgefühle einstellen.
Bin eher begeisterter Sitzer. Auch
machen Skilifte und Menschen mit
albernen Mützen und klumpigen
Schuhen nichts Aphrodisierendes
mit mir.
Alle reden gerade über Sarah Kuttner. Wir
reden mit ihr. Für jetzt.de kommentiert die
Viva-Moderatorin jeden Montag an dieser
Stelle aktuelle Ereignisse. Wenn du auch
etwas von Sarah wissen möchtest,
schicke deine Frage per Mail an
sarah@jetzt.de.
Yvonne Catterfeld und Wayne
Carpendale sind das neue Traumpaar der Klatschpresse.
Ja, ich hörte davon. Und tatsächlich sehen die bestimmt auch
super aus, wenn sie in ihren
winterlichen Cashmere-Rollis
zusammen den Weihnachtsbaum
schmücken. Auch im Sommer
dürften die Paar-technisch was
hermachen, wenn sie stundenlang einen Kirschbaum umkreisend Fangen
spielen; Verliebte machen so was ja.
Irgendwann sagt Wayne dann: „Boah,
Yvonne, lass’ mal Pause machen mit dem
Baumumkreisen, mir ist schon total
heiß.“ Und darauf sie, die Pupillen voller
Amore: „Ist auch kein Wunder: Du Idiot
hast ja immer noch deinen WeihnachtsCashmere-Rolli an!“
Was machst du am 23.12.: Harald
Schmidt gucken?
Ich würde ja gerne behaupten, dass ich an
diesem Abend zu einem total interessanten Nacktlesemarathon in der Volksbühne gehe, wo unglaublich interessante OffKünstler Weihnachtsgedichte von noch
interessanteren Off-Künstlern vorlesen.
Aber . . . klar werde ich Schmidt gucken.
„Hartz IV“ ist zum Wort des Jahres gewählt worden.
Ich weiß nicht. „Hartz IV“ ist ja
noch nicht mal ein richtiges
Wort. Ich persönlich hätte ja
lieber „Brustmuskelablösung“
gehabt. Oder „Bionade“.
In Hamburg trinken gerade alle angesagten Menschen in allen angesagten Clubs
Bionade. Muss das sein?
Komisch, in Köln trinken das nur unangesagte Leute in unangesagten Clubs. In
Berlin wiederum ist die Plörre, glaub’
ich, verboten worden. Getränkerecht ist
ja Ländersache. Ich bin eh wieder auf Alkohol, mir kann’s wurscht sein.
Gehst du Skifahren?
Generell gehöre ich nicht zu jenen Men-
Soll die Türkei der EU beitreten
dürfen?
Ja. Zumindest – und darum geht’s ja
erst mal – sollte da schnell drüber
gesprochen werden. Keine Ahnung, was
in Brüssel von den Experten für Kriterien angelegt werden. Wahrscheinlich
rechnet man Bruttoinlandsprodukt plus
Länderspieltore geteilt durch Sehenswürdigkeiten minus Minderheitendrangsalierung.
Was wird besser?
Meine Seitenstrangangina, für die ich
schon glaubte, als künftigen festen Lebensbestandteil, Weihnachtsgeschenke
kaufen zu müssen.
Die „Sarah-Kuttner-Show“ läuft
montags bis donnerstags um 21.15 Uhr
auf Viva.
Worüber wunderst du dich diese Woche? Schreibe es auf www.jetzt.de ins
Fragebuch. Dort kannst du auch sehen, von wem diese Fragen stammen:
1. Hat Münster zu viel Geld? 2. Hüpft
jedes Herz beim Einfahren in die Heimatstadt? 3. Kauft denn keiner einzelne Briefumschläge? 4. Ist es normal, dass in Dreads Tiere wohnen? 5. Warum lachen ausgerechnet
langweilige Jurastudenten immer,
wenn sie hören, dass ich Sonderpädagogik studiere? 6. Wo wollen die nur
alle hin? 7. Wann hört es endlich auf
zu dauern? 8. Woher kommt mein
Ruf?
9. Hat ein Bandscheibenvorfall was mit Sex zu tun? 10. Wie
langweilig wäre mein Leben ohne
meine Schwestern? 11. Könnte ich
das auch schriftlich bekommen? 12.
Werden die wieder Freundinnen? 13. Warum sollte ich glückliche
Tiere essen? 14. Muss man eine Pizza wirklich frittieren? 15. Höre ich
erst auf zu rauchen, wenn ich schwanger bin? 16. Ist das schon das Stück,
oder stimmen die noch? 17. Ist wirklich jede Frau traurig, dass „Sex and
the City“ vorbei ist? 18. Wie bringe
ich meiner Lehrerin bei, dass ihre
Stimme unerträglich ist? 19. Warum
hatte die Frau heute im Bus so viel
Geld? 20. Hat mein Telefon geklingelt, als ich nicht da war? 21. Warum
kann sie einfach nicht tanzen? 22. Kann Thomas Brdaric auch
kluge Sachen sagen? 23. Steht auf
meiner Stirn: Ich existiere nur, um
für Hänschen zu sorgen? 24. Telefoniere ich, um zu reden oder um zuzuhören? 25. Was mache ich denn jetzt?
LESERBRIEFE
Seite 20 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295
Idealistische Aktivisten
Jonas Viering schenkt in seinem Artikel der Verknüpfung zwischen den sozialen Einschnitten in Deutschland und der
Globalisierung nur periphere und damit
zu wenig Aufmerksamkeit. Wenn er Attac eine „Re-Nationalisierung“ vorwirft
und schreibt, es gehe Attac neuerdings
um die „Unantastbarkeit des hohen deutschen Arbeitslosengeldes“, dann verkennt Viering die Dimension der momentanen Sozialkürzungen als Ausformung
einer neoliberalen Wirtschaftspolitik,
die symptomatisch für den momentanen
Kurs der Globalisierung ist. Es geht
Attac eben nicht „nur“ um die Kürzung
des Arbeitslosengeldes, sondern zumindest gleichberechtigt um die dahinter
stehende, nicht national begrenzte Philosophie der nahezu kritiklosen Unterwerfung der Politik unter wirtschaftliche
Interessen.
Viel mehr jedoch als diese inhaltliche
Schwäche missfällt mir das den Artikel
illustrierende Foto, das die gewaltsame
Festnahme eines Demonstranten während der Demonstrationen gegen die
Welthandelsorganisation im Jahr 1999
in Seattle zeigt. Wieso gerade dieses Foto
an dieser Stelle abgedruckt wird, entzieht sich jeder Logik. Zwischen der Festnahme des offenbar gewalttätigen Demonstranten und Attac besteht keine
Verbindung.
Es ist unangenehm, wenn sachlichem
und friedlichem gesellschaftlichem Engagement mit derartigen Vorurteilen begegnet wird und ein Rechtfertigungsdruck
entsteht, wo eigentlich kein Anlass dazu
vorliegt. Alle Menschen, die ich bisher im
Umfeld von Attac getroffen habe, waren
ausschließlich idealistische Aktivisten,
die sich das hehre Ziel gesetzt haben, mit
den ihnen zur Verfügung stehenden
Mitteln die Welt ein kleines Stückchen
gerechter und friedlicher zu machen. Bei
niemandem liegt auch nur der Hauch
einer Affinität zur Gewalt vor.
„Nur“ ein Viertel
Kurzgehalten
Bernhard Söhl, Würzburg
Machenschaften der Müll-Bosse:
Eine Branche voller Skandale
SZ vom 26. November
Nächstes Jahr drohen 140 000 Pleiten / SZ vom 1. Dezember
Die Pauschalverurteilung eines ganzen Wirtschaftszweiges vor allem durch
die Überschrift zu Johannes Nitschmanns Hintergrundbericht ist für den
Bundesverband der deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) weder gerechtfertigt noch hinnehmbar. Das wird sogar
durch den Artikel belegt, denn hier wird
ein Fall geschildert, der in erster Linie
den Anlagenbau und nicht die Entsorgungswirtschaft betrifft. Zudem hat der
BDE durch sein Eintreten für einen liberalisierten Markt Wege aufgezeigt, die
solche Vorkommnisse ausschließen. Man
sollte genau hinschauen, bevor man eine
Branche ins Abseits stellt, in der 350 000
Arbeitsplätze geschaffen wurden und in
der mehr als 90 Prozent der Betriebe ausbilden. Hier zeigt sich ein gesellschaftspolitisches Verantwortungsbewusstsein,
das uns andere Branchen erst einmal
nachmachen müssen. Petra Blum, Berlin
Kleinstaaterei
Die Zeit des billigen Öls ist vorbei
SZ vom 11./12. Dezember
Was Porsche und Aldi verbindet
SZ vom 16. November
In der Schlangengrube
SZ vom 3. Dezember
Auch wenn die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika zu Recht als der
Bösewicht der multilateralen Klimapolitik zu gelten hat: Den USA – wie es Gerd
Zitzelsberger unter Berufung auf die Internationale Energie-Agentur tut – mit
„derzeit sechs Milliarden Tonnen jährlich . . . 36 Prozent des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes“ anzudichten, geht
dann doch zu weit. Die USA sind nur Urheber etwa eines Viertels der weltweiten
Emissionen. Die 36 Prozent stammen aus
dem Quorum für das Kyoto-Protokoll;
das bezieht sich nur auf die Industrienationen, nicht auf die ganze Erde.
Im Wirtschaftsteil lese ich: Der Automobilhersteller Porsche erreicht den
höchsten Gewinn in seiner Firmengeschichte, und Aldi landet mit knappem
Abstand auf dem zweiten Platz. Warum
nehmen gerade diese Unternehmen Spitzenplätze ein? Doch wohl nicht, weil
mehr und mehr Menschen bei Aldi kaufen, um sich von dem Geld, das sie auf diese Weise eingespart haben, einen Porsche
leisten zu können. Nein! Diese Menschen
müssen dort einkaufen, weil sie von
„immer besser verdienenden“ Porschekäufern mit Hilfe von „Lean Management“ und „Outsourcing“ kurzgehalten
werden. Hans-Jürgen Russow, Öhningen
Wenn es noch eines Beweises bedurft
hätte für die Schwäche des Wirtschaftsstandortes Deutschland, dann liefern die
Vorgänge um die vom Baukonzern Walter gewünschte Fusion mit Züblin einen
Baustein dazu. Mit dem Ziel, auf einem
schwierigen Markt Stärke für internationale Geschäfte zu erlangen, waren die
richtigen Schritte eingeleitet. Wenn die
Verwirklichung scheitert, sind die Ursache nicht die Mitarbeiter, nicht zu hohe
Löhne, sondern eine antiquierte Kleinstaaterei. Was im „Musterländle“ propagiert wird, zeugt von Verantwortungslosigkeit der Regionalbanken und der Landespolitik.
Michael Naumann, München
Wir sind dankbar,
dass es dich gegeben hat.
In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied
von meinem geliebten Mann, unserem lieben Vater,
Schwiegervater und Opa
+ 17. 12. 2004
Dietmar Gschrey
Carola Gschrey
Es trauern auch alle Verwandten
und Freunde
Einschlafen dürfen, wenn man müde ist,
und eine Last fallen lassen dürfen,
die man sehr lang getragen hat,
das ist eine köstliche, eine wunderbare Sache.
Hermann Hesse
In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von
meiner lieben Ehefrau, unserer lieben Mutter, Tochter und Schwester,
die nach schwerer Krankheit von uns gegangen ist.
In tiefer Trauer:
Günter Kupka
Susanne Schneider-Kupka
Juliane Kupka
Gertrud Mahnecke
Reiner Mahnecke
Fürstenfeldbruck
Dr. Elisabeth Geiger
Dr. Martin Geiger mit Familie
Elisabeth Klein mit Familie
Das Requiem findet am Dienstag, den 21. Dezember 2004,
um 13.00 Uhr in der katholischen Kirche St. Bernhard statt.
Anschließend Beerdigung im Waldfriedhof Fürstenfeldbruck.
Anstelle von Blumen und Kränzen bitten wir um eine Spende für
die Jesuitenmission Pater P. Musto – Straßenkinder von Bogotá,
Kto.-Nr. 5 115 582, BLZ 750 903 00, bei Liga Bank Nürnberg.
In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von meinem
lieben Vater, Schwiegervater und Opa
* 5. 2. 1920
+ 17. 12. 2004
München
Dr. Kurt Stecher mit Familie
Die Beisetzung hat im engsten Familienkreis stattgefunden.
Der Gottesdienst findet am Dienstag, dem 21. Dezember 2004,
um 8.30 Uhr in St. Mauritius statt.
Beerdigung um 15.00 Uhr im Westfriedhof München.
Rita Losem
In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von
Margareth Stöberlein
+ 18. 12. 2004
Alfred Losem
Gabriele Sandfuchs
mit Barbara und Peter
Trauerfeier am Mittwoch, dem 22. Dezember 2004, um 10.30 Uhr in der Aussegnungshalle
im Waldfriedhof, Neuer Teil, Lorettoplatz.
Anstelle zugedachter Blumen und Kränze, bitten wir um eine Spende an die
Deutsche Krebshilfe e.V., Sparkasse Bonn, BLZ 380 500 00, Konto: 909 093,
Kennwort Rita Losem.
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Redaktion Leserbriefe Fax 089/2183-8530
E-Mail: leserbriefe@sueddeutsche.de
heute, Montag, 20. Dezember 2004
Waldfriedhof, Alter Teil:
Erdbestattungen:
13.00 We i n z i e r l Elisabeth, Chef-Sekretärin, 87 Jahre
13.30 H o f e r i c h t e r August, Buchdrucker, 73 Jahre
14.00 W u r s c h y Johann, Polizeibeamter, 88 Jahre
Waldfriedhof, Neuer Teil, Lorettoplatz:
Feuerbestattungen:
9.45
10.30
11.15
14.30
15.15
S c h n e i d e r Sophie, Hausfrau, 85 Jahre
K ö n i g Katharina, Kauffrau,73 Jahre
K a u p p Karl, Installateur, 73 Jahre
B a u e r Brigitte, kaufmännische Angestellte, 63 Jahre
S c h m ü c k e r Ingeborg, Sekretärin, 91 Jahre
Westfriedhof:
Erdbestattung:
13.00 J e v t i c Anna,Verkäuferin, 77 Jahre
Nordfriedhof:
Feuerbestattungen:
10.30
11.15
12.00
12.45
13.30
D i r s c h e r l Rosa, Geschäftsfrau, 92 Jahre
R e i t m e y e r Ursula, Übersetzerin, 95 Jahre
B r e u Balbina, Hausfrau, 82 Jahre
K r u k o w s k i Gerd, Elektriker, 51 Jahre
S t e i n l e i n Dieter, Kfz-Meister, 41 Jahre
Ostfriedhof:
Erdbestattungen:
13.00 Va l l e r Nikolaus, Arbeiter, 77 Jahre
13.30 S a k r y Anna,Verkäuferin, 78 Jahre
Ostfriedhof, Krematorium:
geb. Bundschuh
* 1. 10. 1919
Prof. Dr. Udo Reifner, Hamburg
Friedhofverwaltung – Telefon 2319901
Notar
+ 16. 12. 2004
* 5. 9. 1931
Gottfried Stecher
In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von meiner geliebten Frau,
meiner besten Mutter und unserer Lieblingsoma
als zehn staatlich geförderte Institutionen zur Unterstützung des Mittelstandes. Wem helfen sie? Politik, Beratern
oder Ratsuchenden? Dass eine effiziente
Zusammenführung nicht möglich ist,
spricht für sich. Da die Handelskammern meistens von Bankern geleitet werden, ist hier auch kaum wirksame Abhilfe zu erwarten.
Das von mir geleitete Institut für Finanzdienstleistungen hat mit Geldern
des Bundesforschungsministeriums ein
virtuelles Mittelstandszentrum mit einer
Internet gestützten Krisen-Hotline für
Mittelständler entwickelt sowie ein Internetportal (www.fit-in-finanzen.de) und
eine Software, mit der Finanzierungsprobleme offen gelegt und eine Alternative
entwickelt werden können. Außerdem
gibt es über eine intelligente Zahlungsverkehrs-Software ein gegenseitiges
Frühwarnsystem zwischen Banken und
Mittelständlern.
Natürlich soll nicht jeder Mittelständler vor dem Konkurs bewahrt werden.
Wenn aber über qualifizierte Krisenberatung eine angepasste Finanzierung möglich würde, wären wahrscheinlich 30 Prozent der Konkurse abzuwenden.
Bestattungen
Landeshauptstadt München
Dr. Josef Geiger
Barbara Kupka
geb. Mahnecke
+ 14. 12. 2004
* 15. 9. 1944
medizinischen Massagebetrieb profitabel zu machen, was ihn ruiniert. Ein anderer muss bei vier Millionen Mark Kredit eine von der Bank vermittelte Unternehmensberatung nehmen, die für 14 Seiten wertloser Ausführungen mit unsinnigen Erweiterungsvorschlägen 800 000
Mark Honorar kassiert. Die Bank ist
wohl nicht zufällig Mieter beim Unternehmensberater. Welche Provisionen
geflossen sind, ließ sich nicht aufklären.
Mittelständler gaben an, dass sie bis
zu 80 Prozent ihrer Zeit in der Krise statt
zu arbeiten, mit Gesprächen, Zusammentragen von Informationen und Bittstellungen verbrachten. Wird in der Krise
das Privathaus versteigert, bricht die
Familie auseinander. Drei Fronten – der
Ehepartner, im Betrieb und die Bank
sind zu viel.
Mittelständler haben vor Gericht
kaum eine Chance. Eine Falschberatung
können sie nicht beweisen und wenn
doch, ist der Nachweis eines Schadens
(„Was wäre wenn gewesen?“) unmöglich
oder ein Gutachten unbezahlbar.
Wäre mehr Eigenkapital die Lösung?
„Venture Capital“ ist für den Mittelständler sechsmal teurer als Fremdkapital und meistens unerreichbar. Deshalb
sollte man die Kreditaufnahme verbessern. Weniger Kapital, aber besser beraten und besser angepasst an die zukünftigen Lebensumstände, wäre hilfreicher.
„Existenzgründerwiegen“ wie in
Frankreich, „prime lender“, denen die
Förderbürokratie erspart wird, wie in
den USA, oder ein Netzwerk von „Unternehmensfinanzierungshilfen“ wie in
Schweden sind gute Ansätze. Eine zentrale Beschwerdestelle für Finanzbehördenprobleme der Mittelständler nach Art
der Verbraucherzentralen können –
vorausgesetzt, sie sind unabhängig, sachkundig und mit rechtlichen Instrumenten versehen – die wichtigsten Fälle aufarbeiten. Allein in Hamburg gibt es mehr
R. Guardini
Christa Gschrey
Trauerfeier am Mittwoch, dem 22. Dezember 2004,
um 14.30 Uhr im Krematorium Ostfriedhof, St.-Martin-Straße 41.
Die Massenkonkurse im Mittelstand,
über die Harald Schwarz berichtet, sind
eine ungerechte Bestrafung für ihr langes Durchhalten: Der Mittelstand bleibt
in schwachen Regionen als letzter, er
bleibt in schlechten Zeiten durchgehend
geöffnet, er bildet Jugendliche aus, wo
sich die Industrie zurückzieht – er ist
strukturerhaltend.
Der Mittelstand kann dabei viel für
sich tun. Wir können aber auch viel für
den Mittelstand tun. Dabei geht es nicht
so sehr um die politisch einfachere Frage, ob die Banken zu wenige Kredite geben, kein Risiko mehr auf sich nehmen.
Die entscheidende Frage ist, wie die Banken ihre Kredite geben und vor allem,
wie sie sich in der Krise als Kreditgeber
verhalten. Wir haben in einer von der
Volkswagenstiftung finanzierten Studie
über Jahre den Scheiterungsprozess von
Mittelständlern verfolgt. (Reifner und
andere: „Kleinunternehmen und Banken
in der Krise – Produktive Konfliktbeilegung durch Recht“; Nomos, BadenBaden, 2003.)
Einige Beispiele: Kreditlinien werden
zurückgenommen, wenn größere Aufträge anstehen und man das Tagesgeschäft
nicht betreiben kann; die Bank lässt die
Abbuchung relativ unbedeutender Elektrizitätsrechnungen nicht mehr zu, wodurch eine Schreinerei drei Monate lang
ohne Strom bleibt, was zum Konkurs
führt. Eine Bank kündigt den Kredit,
obwohl der Kredit hoch gesichert ist und
treu bedient wird, weil zu Sanierungszwecken die Betreibergesellschaft Konkurs anmeldet. Der Unternehmer ist ruiniert. Banken geben zu viel Kredit, wenn
staatliche Bürgschaften winken, weil
ihre Zusatzkredite damit erstrangig und
sicher sind. Wird es schwierig, verhalten
sie sich genau umgekehrt.
Manche Banker „erklären“ ohne Sinn
und Verstand dem Mittelständler, dass
er eine Sauna bauen müsse, um seinen
Der Tod ist die uns zugewandte Seite jenes Ganzen,
dessen andere Seite Auferstehung heißt.
Völlig unerwartet verstarb meine geliebte Frau,
meine geliebte Mutter
* 21. 10. 1941
Drei Fronten sind zu viel
Verantwortungsbewusstsein
Attac in den Niederungen / SZ vom 1. Dezember
Dr. Hans-Jochen Luhmann, Wuppertal
Montag, 20. Dezember 2004
geb. Astl
* 17. 2. 1936
München
+ 17. 12. 2004
Hermann Stöberlein
Angelika Stöberlein und Markus Baur
Seelenmesse am Dienstag, dem 21. Dezember 2004, um 8.00 Uhr in der
Pfarrkirche von Mariahilf München-Au.
Die Beerdigung findet anschließend um 10.00 Uhr im
Friedhof am Perlacher Forst statt.
8.30
9.15
10.00
10.45
11.30
13.00
14.30
15.15
K a s e d e r Helma, Reinigungsfrau, 76 Jahre
R i c k e r t Erika Heidrun, Tontechnikerin, 61 Jahre
M ä r k l Josepha, Hausfrau, 94 Jahre
R o t h e Kunigunde, Hausfrau, 84 Jahre
M i l l e r Georg, Postbeamter, 74 Jahre
S c h r e n k h a m m e r Erich, Expedient, 71 Jahre
R a i t h , Anna, Hausfrau, 92 Jahre
Fa b e r Margareta, Hausfrau, 91 Jahre
Friedhof am Perlacher Forst:
Erdbestattung:
10.00 We i s s Otto, Feilenhauer, 79 Jahre
Neuer Südfriedhof:
Erdbestattung:
13.00 B r e c h Renate, Hausfrau 61 Jahre
Friedhof Aubing:
Feuerbestattung:
14.15 K l i e r Liselotte, Hausfrau, 92 Jahre
Friedhof Riem:
Die heilige Munditia & Co.
Wen es nicht schaudert, der sollte einmal den Alten Peter besuchen.
Dort kann man nämlich einen Blick in den Sarkophag
mit dem geschmückten Totengerippe der heiligen Munditia werfen,
der schönsten, aber auch unheimlichsten Reliquie in München . . .
Diese Heilige gilt übrigens als Schutzpatronin der
alleinstehenden Frauen. Ganz in der Nähe, nämlich in der
Michaelskirche, hat König Ludwig II., der bekannte ,,Märchenkönig“,
in der Wittelsbachergruft seine letzte Ruhe gefunden.
Neben ihm steht der Sarkophag seines geistig verwirrten Bruders Otto.
9.45 H i f i n g e r Hildegard, Pelznäherin, 70 Jahre
Friedhof Alt-Solln:
Urnentrauerfeier mit anschließender Beerdigung
10.30 D a n e s i t z Irmgard, EDV-Sachbearbeiterin, 82 Jahre
Bestattungen im Landkreis München
Gemeindefriedhof Feldkirchen:
14.00 Messe in der Pfarrkirche St. Jakobus Feldkirchen
mit anschließender Beerdigung
G r a m a n n Elisabeth, Hausfrau, 80 Jahre
Friedhof Heimstetten:
14.00 F l e i s c h h a c k e r Theophil, Baggerfahrer, 77 Jahre
MEDIEN
Montag, 20. Dezember 2004
HBN
Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 21
Die nackte Kanone
Mal richtig hoch gestapelt: „Schöne Witwen küssen besser“
Wolken ziehen
vorüber
Diese Geschichte beginnt nicht mit
dem Aufstieg. Sie beginnt mit einem
Absturz. Wolken ballen sich über dem
Gipfel des Nanga Parbat, bevor die Kamera den Kern der Tragödie fokussiert:
einen leblosen Körper, der durch
Schneemassen haltlos in die Tiefe driftet. Der tote Mensch ist Günther Messner, 24, der jüngere Bruder des Südtiroler Extrembergsteigers Reinhold Messner. Schnell wird klar, dass die Dokumentation Tod am Nanga Parbat – Die
Messner-Tragödie mehr ist als die Rekonstruktion der Expedition von 1970.
Sie ist eine Suche nach Wahrheit. Die
Kernfragen: War Messners Tod unvermeidlich? Hatte Bruder Reinhold die
Überschreitung des 8125 Meter hohen
Berges in Pakistan geplant? Opferte er
seinen Bruder um des Erfolges Willen?
Nach Jahrzehnten des Schweigens
haben die Expeditionsteilnehmer Max
von Kienlin und Hans Saler 2003 in
zwei Büchern Messners Behauptung in
Zweifel gezogen, er sei mit dem Bruder
auf der anderen Seite des Berges über
die Diamir-Flanke abgestiegen. Sie
glauben, er habe den Erschöpften zurück gelassen. Der Film enthält keine
neuen Anschuldigungen, keine neuen
Versionen. Neu ist, dass die Bergkameraden vor der Kamera sprechen: über Reinholds Ehrgeiz und ein Bild der DiamirSeite in seinem Besitz. Zudem verdeutlicht die WDR-Produktion die Dimension der gewaltigen Rupalwand, der mit
4500 Metern höchsten Steilwand der
Welt. Größter Gewinn sind die bisher
ungesendeten Aufnahmen von Expeditions-Kameramann Gerhard Baur, der
die Nacht vor dem Gipfelanstieg mit
den Messners im Höhenlager verbrachte. Die Bilder transportieren die Leidenschaft und Gnadenlosigkeit des Höhenbergsteigens in authentischer Dichte.
Nach dem Absturz des Bruders begann der Aufstieg von Reinhold Messner
zum „Popstar der Berge“, wie es Ludwig Ott formuliert. Seine Dokumentation lässt eigene Interpretationen zu –
trotz der Wolken, die diffuses Licht auf
Messners Wahrheit werfen. Der hat
selbst einmal gesagt: „Man kann mir
glauben oder nicht.“ KARIN BÜHLER
Die Story: Tod am Nanga Parbat – Die
Messner-Tragödie, ARD, 21.45 Uhr.
Sophie Schütt (li.) ist nun doch schön genug fürs Fernsehen, ein paar Sekunden lang sogar ohne Kleid und Sahne. Im
Sat 1-Film Schöne Witwen küssen besser macht sie sich mit Iris Berben nicht nur an die Torte ran.
Foto: Sat 1
Sendeschluss
Nach der französischen hat auch die
US-Regierung den hisbollah-nahen TVSender El Manar abgeschaltet – er sei eine terroristische Organisation.
AFP
Schreibfluss
Jessica Stockmann, 37, soll für Frau
im Spiegel den Jet-Set kolumnieren sowie in Nizza und Florida „spektakuläre
Trends aufspüren“, so ein Sprecher. dpa
er Spiegel-Chefredakteur Stefan
Aust machte die St. Pauli-Nachrichten. Die taz-Chefin Bascha Mika arbeitete bei einer Bank. Und die Bild-Texterin Katja Keßler kochte guten Kaffee.
Was Medienmacher für ihre Posten qualifiziert, ist nicht immer auf den ersten
Blick ersichtlich. Greifen junge Journalisten auf der Suche nach dem Königsweg zu Ratgebern, bekommen sie vorgebetet: Es gibt deren viele. Das Trendbuch Journalismus (Herausgeber: Bernhard Pörksen/Herbert von Haelm Verlag) hebt sich wohltuend aus der Masse
der einschlägigen Literatur heraus.
Anstatt Ausbildungswege und Statistiken aufzulisten, haben Hamburger
Journalistik-Studenten 28 Chefredakteure, Star-Reporter und TV-Moderatoren interviewt, darunter so unterschiedliche Charaktere wie die Brand-EinsLeiterin Gabriele Fischer, den Rüttgers-Berater Michael Spreng und den
Spiegel-Reporter Cordt Schnibben.
Über den perfekten Journalisten
herrscht unter den Profis Einigkeit:
„Man muss leidenschaftlich sein. Man
ner-Schrader. Wie in den Anfängen des
privaten Fernsehens müssten sich die
Nutzer erst daran gewöhnen, dass die
meisten Inhalte durch Werbung finanziert werden. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres wurden in Deutschland
bei den großen Vermarktern 203 Millionen Euro für Online-Werbung ausgegeben. Damit stagniert der Markt zwar auf
dem Niveau des Vorjahres und ist noch
weit von oft geäußerten Hoffnungen auf
ein zweistelliges Wachstum entfernt.
Dennoch spricht Scharnhorst von einer
großen Dynamik, vor allem in der Entwicklung neuer Kampagnen: „Derzeit
kommt jeden Monat eine neue Werbeform auf den Markt.“
Technisch anspruchsvolle und großflächige Werbeformen boomen – wie Flash
Layer, die sich plötzlich über eine Homepage legen, und Streaming Ads, in denen
kleine Filmsequenzen gezeigt werden.
Da quetscht sich eine schlanker werdende Hüfte auf die Seite einer Frauenzeitschrift (Diät-Werbung). Oder ein animierter Fernseher überlagert die „TopNews“ eines Nachrichtenmagazins (Spot
für Internet-Auktionen).
Während die Nachfrage nach Flash
Layern hoch sei, würden Pop-ups immer
seltener gebucht, berichtet Thomas Kabke, Geschäftsführer der IP Newmedia.
Er führt dies vor allem auf die zunehmende Verbreitung der Pop-up-Blocker zurück – einer Software, mit der Nutzer verhindern können, dass sich neue Fenster
von selbst öffnen. Solche Programme
sind mittlerweile in gängige Browser wie
den Microsoft Internet Explorer integriert. Es dürfte nur eine Frage der Zeit
sein, bis auch Software zum Blockieren
der Flash Layer Massenware wird. Für
den Mozilla-Browser Firefox werden bereits Filter angeboten, die sämtliche Werbeformen ausschalten sollen (Adblock).
Wenig ermutigend für Online-Werber
ist zudem eine Studie der englischen Consulting-Agentur Bunnyfoot Universality. Sie hat in einem Experiment ermittelt, dass Flash Layer zwar oft ange-
Werbeflut
Banner: Als statische Werbefläche
der Klassiker. Heute sind viele Banner animiert, manche verändern sich
mit Bewegungen der Maus, ohne
dass das Banner angeklickt wird. Flying-Banner fliegen über eine Seite,
bis sie auf ihrem festen Platz landen.
Pop-up: Der Internet-Browser öffnet ein eigenes, neues Fenster.
Flash Layer: Vielfältige, meist animierte Formen, die sich über Teile einer Seite legen und die Sicht auf deren Inhalte verdecken. Die meisten
verschwinden nach einer Zeit von
selbst und lassen sich mit einem
Schließen-Button vorzeitig beenden.
Streaming Ad: Werbung mit Filmsequenz, eingebunden etwa in Layer.
St. Paulis neue Könige
Berufsperspektiven: Junge Journalisten befragen etablierte
muss fleißig sein. Man muss unendlich
neugierig sein. Man muss emotional
sein. Man muss skeptisch sein“, sagt
stellvertretend der Bild-Chefredakteur
und Keßler-Gatte Kai Diekmann.
Ihre Stärke zeigen die Interviews zwischen den Zeilen – in dem, was die Betroffenen nicht direkt sagen. So scheint
eine gewisse Eitelkeit ebenfalls zum
Profil zu gehören. Die journalistischen
Großmeister fordern von den jungen
Kollegen jene Eigenschaften, die sie
selbst verkörpern: hartnäckig nachfragen (Sandra Maischberger), Allgemeinwissen haben (Michael Naumann), sich
aufregen können (Aust). Verabschiedet
haben sich die meisten vom Mythos des
Genies, das ohne Ausbildung brillante
Texte schreibt. Schnell auf den Punkt
kommen, den Leser packen, extrem ver-
dichten – die handwerklichen Techniken muss selbst der kreativste Charakter erlernen. Bascha Mika lobt die Schule der Lokal- und Boulevardzeitungen.
Gegenüber angesehenen Ausbildungsinstituten ist sie skeptisch: „Bei manchen
Journalistenschulen habe ich den Eindruck, dass sie dem Nachwuchs beibringen, Locken auf der Glatze zu drehen.“
Trotz ihrer Appelle für handwerkliche Regeln hüten sich die Autoren des
Trendbuchs, den Schulmeinungen all
zu deutlich nachzueifern. Entgegen der
gängigen Lehre beginnt knapp die Hälfte der 28 Gespräche mit geschlossenen
Fragen. Die Autoren ironisieren so manche schulmeisterliche Formel ihrer Interviewpartner und beweisen zugleich,
dass derjenige mit den Regeln spielen
kann, der sie kennt. Eine gewisse Abge-
Schöne Witwen küssen besser, Sat 1,
Montag und Dienstag, 20.15 Uhr.
Tv-nrw: Platz im Kabelnetz bedroht
Online-Werbung zeigt sich in immer neuen Formen – und trifft auf zunehmend genervte Internetnutzer
Aufgepasst! Fast überall lauert im Internet Werbung, poppt ungebeten auf,
flackert unerwartet durchs Bild. Wem dafür die Zeit oder Lust fehlt, muss, um die
lästigen Botschaften wegzuklicken, auf
seine Computermaus hämmern wie in einem Ballerspiel. Bloß eine Telefonnummer gesucht, schon haben sich drei neue
Fenster geöffnet – klick, klick, klick, weg
damit. Schnell die Nachrichten des Tages lesen, da verdeckt erstmal ein rasierter Männerschädel den Bildschirm, um einen Kleinwagen anzupreisen. Oder eine
junge Frau legt sich im Namen eines Kreditinstituts über die Homepage der Zeitung und küsst einen Frosch.
Die Liebe der Internet-Nutzer zur Werbung ist nicht groß. Nach einer neuen
Studie des Hamburger Consulting-Unternehmens Fittkau & Maaß hat die Akzeptanz der Online-Werbung sogar einen
neuen Tiefpunkt erreicht. Im Herbst haben 44 Prozent von mehr als 100 000 befragten Internet-Nutzern behauptet, sie
beachteten Online-Werbung gar nicht.
Vor zwei Jahren sagten dies nur 34 Prozent. Außerdem finden der Umfrage zufolge etwas weniger als 40 Prozent Online-Werbung „okay, da sie zur Finanzierung von Web Sites dient“. Vor drei Jahren waren es noch knapp 49 Prozent.
Viele Nutzer hätten die Vorstellung,
sie könnten inhaltliche Angebote kostenlos und werbefrei bekommen, sagt Ralf
Scharnhorst, Abteilungsleiter OnlineMedia beim Internet-Dienstleister Sin-
im Wesentlichen depressionsfrei und luxuriös, das Meer tiefblau, die Handlung
haarsträubend, und zuletzt bezähmen
die Männer die Frauen mit Charme oder
bahnen ihnen – die Marseillaise schmetternd – mit dem Hammer den Weg aus
dem Knast. In der Zwischenzeit geraten
die naive und die elegante Hochstaplerin
aneinander und tun sich dann doch zusammen („reich ist reich“), Juwelen werden geklaut, vertauscht und in Hinterzimmern gefälscht. Ferner treten auf: ein
verliebter Kunstmaler (sehr kurz, sehr
sensationell: Christoph Waltz), ein
Scheich, ein betrunkener Pudel und ein
Braunbär.
Regisseur Carlo Rola, Produzent Oliver Berben und Iris Berben haben Erfahrung miteinander, aus der Krimiserie
Rosa Roth zum Beispiel oder Die schöne
Braut in Schwarz, und im Januar kommt
Die Patriarchin ins ZDF. Bei Schöne Witwen küssen besser haben sie sich mal so
richtig was getraut, mit Comic-Einlagen,
Rasentrippeln im schnellen Vorlauf, und
alles so dick aufgetragen, dass es eine
Freude ist. Die Längen, die der Film
auch hat, naja. Dafür trägt Sophie
Schütt Tarzan-Röckchen und Peter Sattmann lächelt so graumeliert philosophisch, dass man fern an O. W. Fischer
denken möchte. Für vier Sekunden. Mindestens.
CLAUDIA TIESCHKY
Das Gute liegt so nah
Poppen und klicken
D
Günther und Reinhold Messner (v.li.):
Ein unvermeidlicher Tod? Foto: WDR
Das Wichtigste zu diesem Film hat die
Bild-Zeitung schon vor Wochen geklärt:
„Sat 1 schneidet nackte Sophie Schütt
aus Fernsehfilm – ist sie nicht schön genug fürs TV?“, titelte das Blatt und bebilderte pflichtschuldigst. Und siehe da,
wenn Schöne Witwen küssen besser nun
ins TV kommt, sind sie wieder drin. Die
mindestens vier Sekunden, in denen die
nackte Kanone von Sat 1 den Bademantel fallen lässt und in den Pool springt.
Man kann es nicht anders sagen, Sophie Schütt (Typisch Sophie) stolpert in
dem Zweiteiler auch sonst als der weniger elegante Part herum. Aber dafür gibt
es in diesem Bossa-Nova geschüttelten
Gauner-Klamauk ja noch die schöne Iris
Berben. Und küssen dürfen sie am Ende
alle: die falsche Witwe Corinna (Berben),
die sich aus herzerweichend uneigennützigen Motiven an die Klunker des verstorbenen Baron Rockwell heranmacht. Die
blondbusige Moni (Schütt) mit ihren Klamotten aus dem Theaterfundus von Castrop-Rauxel, die sich an der Côte d’Azur
reich heiraten will. Sogar die echte,
durchweg vollalkoholisierte Baronin
Rockwell (Andrea Sawatzki) trifft beim
Küssen, obwohl sie auf jeder Treppe, jeder Gangway und am Grab ihres Mannes
vornüber kippt.
Gegen Ende gibt es eine Tortenschlacht, die gar nicht so peinlich ist, und
das heißt schon was. Ein bisschen klauen
die Gaunerinnen tatsächlich vom Flair
der Fünfzigerjahre-Filme. Die Welt ist
klickt werden. Doch in 90 Prozent der
Fälle wollten die Nutzer gar nicht zusätzliche Informationen zu dem beworbenen
Produkt abrufen – sie haben lediglich
den „Schließen“-Button verfehlt, der die
Werbung beendet. Wenn sich Nutzer
über solche Anzeigen ärgern, könnte dies
das Ansehen einer Marke beschädigen,
warnen die Engländer.
Um zu vermeiden, dass eine Werbung
als lästig empfunden wird, regulieren Internet-Vermarkter die Frequenz, mit der
eine bestimmte Werbung während des
Surfens auftaucht (neudeutsch: Frequency Capping). Thomas Kabke von der IP
Newmedia, der auch dafür plädiert, noch
genauer zwischen verschiedenen Zielgruppen und Nutzungssituationen zu unterscheiden, sagt allerdings: „Werbung
muss stören, also aufmerksamkeitsstark
sein, wenn sie wirken will.“
Kreative Formate würden seine Leser
gerne anschauen, glaubt der Chefredakteur der Netzeitung, Michael Maier.
Flash Layer halte er im Allgemeinen für
unproblematisch. Sie würden jedenfalls
besser akzeptiert als Pop-ups, und sie
wahrten die Grenze zwischen redaktionellen Inhalten und Werbung. Ärgerlich
sei nur, wenn sich ein Layer nicht schließen lasse, sagt Maier. Werbeverdrossenen bietet seine Zeitung für fünf Euro im
Monat ein werbefreies Abo. Ein Renner
ist das Angebot aber nicht. „Die meisten
sagen: Lieber sehe ich die Werbung und
zahle nichts.“
TANJEV SCHULTZ
brühtheit gegenüber angeblichen Gewissheiten scheint für die jungen Journalisten ohnehin angebracht. Gemäß
dem Trendbuch erleben Journalisten
schon heute, was bald allen blüht: unstete Arbeitsverhältnisse und der Zwang
zu immer schnellerer Arbeit. Hinzu
kommt der rapide Wandel des Berufsbildes – in diesem Fall vom aufklärenden
Autor zum Selbstvermarktungs-Experten. „Wer nicht wirklich für den Journalismus brennt, sollte es lassen.“ Der
Satz des Journalistik-Professors Siegfried Weischenberg könnte den ganzen
Interviewband überschreiben.
Nicht immer bringen die Frager ihre
Interviewpartner dazu, allgemeine Ratschläge in konkrete Aussagen zu übersetzen. Doch orientieren die Gespräche
vielfach besser, als dies jede Statistik
könnte. Empfiehlt der frühere Journalist Sebastian Turner, der die Werbeagentur Scholz&Friends leitet, jungen
Menschen, in die Medien zu gehen? „Ich
würde ihnen abraten. Wenn sie sich
trotzdem dafür entscheiden, sind sie die
Richtigen.“
STEFFEN KRAFT
Die Düsseldorfer Landesanstalt für
Medien (LfM) hat dem nordrhein-westfälischen Regionalsender Tv-nrw die Pistole auf die Brust gesetzt: Nur noch bis
Juni 2005 hat der über Kabel und den Satelliten Eutelsat verbreitete Sender Zeit,
mehr Inhalte mit regionalem Bezug in
sein Programm aufzunehmen und so seinen Rauswurf aus dem Kabelnetz zu verhindern. Einer von der LfM in Auftrag
gegebenen Analyse zufolge liegt der Anteil regionaler Inhalte am gesamten Programm derzeit nur bei 8,1 Prozent. „Änderungen wurden uns bisher immer nur
angekündigt“, begründet LfM-Direktor
Norbert Schneider die Entscheidung der
zuständigen Rundfunkkommission.
Der Sender, der derzeit zu 70 Prozent
der Kölner Produktionsfirma Apm und
dem Medienhaus DuMont-Schauberg gehört, steht allerdings vor Änderungen in
der Gesellschafterstruktur. Einen bevorstehenden Einstieg des Ntv-Gründers
Karl-Ulrich Kuhlo wollte Tv-nrw-Geschäftsführer Jörg Schütte nicht bestätigen. Er sieht unabhängig davon gute
Chancen, die LfM mit zusätzlichen
NRW-Angeboten besänftigen zu können.
„Ich bin mir sicher, dass wir das schaffen“, sagt Schütte. Wenn nicht, rücken
Euronews und XXP auf den Tv-nrw-Kabelplatz. Der Regionalsender wäre dann
ohne wesentliche Verbreitung.
haho
Quatsch mit Sahne
Sat 1, ZDF und der Sonntagabend
„Totaler Quatsch“, schimpft Kristina
Faßler, die Sprecherin von Sat 1, über
die Gerüchte, wonach Michel Friedman
für den Saban-Sender sonntags eine politische Talksendung moderieren solle – in
Konkurrenz zu Sabine Christiansen in
der ARD. „Ein Polittalk ist ein langfristiger Wunsch von uns, er wäre ein Sahnehäubchen im Programm. Wir denken derzeit aber noch nicht mal darüber nach,
wer das wann in welcher Form machen
könnte.“ Senderchef Roger Schawinski
habe sich zwar mit Friedman getroffen,
dies sei aber länger her, über einen Polittalk sei nicht gesprochen worden. Das
Wort „Quatsch“ fällt auch, wenn ZDFSprecher Alexander Stock über einen
von der Boulevardpresse diagnostizierten Senderkrieg mit der ARD spricht. Als
Drohgebärde dürfe man es aber interpretieren, dass das ZDF eine Verschiebung
von Johannes B. Kerners freitäglicher
Talkshow auf den Christiansen-Sonntag
erwägt. „Da steht aber keine Entscheidung an.“ Konkret geplant werde indessen ein Länder-Vergleichstest zwischen
Schweiz, Österreich und Deutschland,
moderiert von Thomas Gottschalk.
sfi
Verantwortlich: Hans-Jürgen Jakobs
Wenn das Leben plötzlich stillsteht
Kinder im Wachkoma
Seit vier Monaten liegt Vera, 3 Jahre, im Wachkoma. Kaum
wahrnehmbar bewegt sie ihren Kopf, ihre Augen, die Arme.
Manchmal hustet oder weint sie, verkrampft plötzlich ihren
ganzen Körper. Vera macht abends die Augen zu, schläft die
Nacht durch und wacht morgens wieder auf. Sie guckt.
Auch wenn sie nichts und niemanden mit den Augen festhalten kann. Ob das, was sie sieht, bei ihr ankommt, kann
niemand sagen. Sie spricht nicht und sie reagiert nicht. Sie
blickt, ganz sanft, durch Dinge und Menschen hindurch.
Vera hatte einen Verkehrsunfall. Dass sie noch lebt, ist
schon ein kleines Wunder. Die Ärzte geben ihr kaum Chancen, jemals wieder aus dem Wachkoma herauszukommen.
Nur ihre Mutter kann die „Zeichen“ erkennen, Freude und
Leid in ihrem Mienenspiel ablesen.
Jedes Jahr fallen in Deutschland zwei- bis dreitausend Kinder ins Wachkoma, „apallisches Syndrom“ genannt. A pallium, griechisch: ohne Mantel. Eine Störung des Großhirns,
das sich wie ein Mantel über das Klein- und Mittelhirn
stülpt. Und weil das Großhirn der Ort ist, der alle Sinneseindrücke verarbeitet, kann es durch einen Schlag, durch
eine Entzündung, auch durch Sauerstoffmangel fast ganz
ausfallen.
Süddeutsche TV über den Schlaf, der keiner ist; und das
Hoffen der Eltern auf ein Wunder.
Moderation: Petra Glinski
Themenmonat:
Große Gefühle
Montag, 20. 12. 2004, 22.05 Uhr bei
en:
ationv.de
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We i t . s u e d d e u
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Gleich danach bei Süddeutsche TV: Groß und klein – Ein Leben zwischen den Extremen
Seite 22 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295
DAS PROGRAMM VOM MONTAG
HBN
ARD
ZDF
BR
5.30
9.00
9.05
10.00
10.03
10.15
12.00
12.15
Morgenmagazin
heute
Aus heiterem Himmel
heute
Brisant
Servus Hansi Hinterseer
heute mittag
ARD-Buffet Hallo Buffet
(Call-In): Die Niere – Ihre
Funktionen und Krankheiten / Rouladen-Variationen / ARD-Buffet für die
Deutsche Welthungerhilfe:
Sri Lanka – Bürgerkriegsflüchtlinge
13.00 Mittagsmagazin
5.30 Morgenmagazin
9.00 heute
9.05 Volle Kanne – Service
täglich U.a.: Steuer – was
ändert sich 2005? / Fasanenkraftbrühe mit RavioliSternen / MP3-Player im
Test / Allergien bei Hunden /
Volle Kanne Jahresrückblick: Januar bis März 2004
10.30 Tierarzt Dr. Engel
11.15 Reich und schön
Familienserie
12.00 heute mittag
12.15 drehscheibe Deutschland
13.00 Mittagsmagazin
6.00
6.30
7.00
7.15
9.00
9.15
10.00
10.15
11.15
14.00
14.10
15.00
15.15
16.00
17.00
17.15
17.43
17.45
17.55
18.25
18.50
14.00
14.15
15.00
15.10
14.10
14.35
14.45
15.10
16.05
17.45
Tagesschau
In aller Freundschaft
Tagesschau
Abenteuer Wildnis
Fliege
Tagesschau
Brisant
alle wetter!
Tagesschau
Verbotene Liebe
Marienhof
Großstadtrevier
Das Leben ist schön
19.48 Wetter
19.55 Börse im Ersten
16.00
16.15
17.00
17.15
17.40
17.50
19.00
19.21
19.35
20.00 Tagesschau
20.15 Heimat 3 (3/6)
Die Russen kommen
TV-Chronik, D 2003
Mit Salome Kammer,
Henry Arnold,
Christian Leonard
Regie: Edgar Reitz
21.45 die story Tod am Nanga
Parbat. Reportage
22.30 Tagesthemen
22.58 Wetter
23.00 Beckmann Zu Gast: Sabine
Christiansen und Harry Belafonte, Wangari Maathai,
Ottfried und Werner Fischer
0.15 Nachtmagazin
0.35 Ein Lied geht um die Welt
Biografie, D 1958
Mit Hans Reiser,
Sabina Sesselmann
Regie: Geza von Bolvary
2.15 Tagesschau
2.20 Fliege
3.20 ARD-Buffet
4.05 Die schönsten Bahnstrecken
Deutschlands (bis 4.40)
heute – in Deutschland
Wunderbare Welt
heute – Sport
Freunde fürs Leben
Wh. der 101-tlg. Arztserie
heute – in Europa
Bianca – Wege zum Glück
heute – Wetter
hallo Deutschland
Leute heute
Der Alte
heute
ZDF spezial
Das Daschner-Urteil
WISO Pflegeversicherung
20.15 Der Weihnachtshund
TV-Komödie, A/D 2004
Mit Florian Fitz,
Nadeshda Brennicke,
Gunther Gillian
Regie: Michael Keusch
21.45 heute-journal
22.13 Wetter
22.15 Rising Sun – Die Wiege der
Sonne Thriller, USA 1993
Mit Sean Connery,
Wesley Snipes,
Harvey Keitel
Regie: Philip Kaufman
0.15 heute nacht
0.35 Happy Family
Dokumentarfilm, D 2004
1.45 heute
1.50 Vor 30 Jahren Dokureihe
2.20 Blond am Freitag
Mod.: Ralph Morgenstern
3.05 heute
3.10 Wunderbare Welt
Im Herzen deutscher
Wälder. Dokureihe
3.55 Die Welt in einer Schneeflock Reportage (bis 4.35)
Phoenix
Hörfunk
6.00 Punkt 6
7.00 Unter uns
7.30 Gute Zeiten,
schlechte Zeiten
8.05 RTL Shop
9.00 Punkt 9
9.30 Meine Hochzeit
10.00 Dr. Stefan Frank
Und keiner darf es wissen
11.00 Einsatz in 4 Wänden
11.30 Mein Baby
12.00 Punkt 12
13.00 Die Oliver Geissen Show
Einfältig – Warum
trägst du immer nur
Markenklamotten?
5.05 Blitz am Sonntag
5.30 SAT.1-Frühstücksfernsehen
Moderation: Charlotte
Karlinder Kusmagk,
Peer Karlinder Kusmagk
9.00 HSE24
10.00 Für alle Fälle Stefanie
Schattenspiele
11.00 Hallo, Onkel Doc!
Das Mädchen aus Rom
Krankenhausserie
12.00 Vera Du Quälgeist:
Warum machst du mir
das Leben so schwer?
13.00 Britt Überraschende
Geständnisse
SAM
taff.
Prompt
Galileo Tropenparadies
Welt der Wunder
Freunde –
Das Leben geht weiter!
9.45 Mansfield Park
Drama, GB 1999
12.00 Avenzio – Schöner leben!
„Superheim“: Bahnhof
Vaale / Schlafzimmer
Grebenstein (1)
13.00 SAM
Auf Stütze mit drei
Kindern / Stiefelmode
9.00 Schränke auf!
Bürokontrolle!
9.30 Im Dialog
10.00 Sabine Christiansen
11.00 Currywurst und
Russendisko Wladimir
Kaminers Berlin
11.30 Die Rettungsflieger
12.00 Der Duft von Himmel und
Hölle Eine Kulturgeschichte
ritueller Gerüche
12.45 Der Tannenmann
Ein Weihnachtsgeschäft
13.15 Tasmanien
13.30 Rhein festlich (1/13) Das
Graubündner Quellgebiet
Mörmel TV
Schlawiner Club
Karen in Action!
Wildbach
Wir in Bayern Cholesterin
Die Abendschau
mit Rundschau 18.00 Uhr
Musik live im Studio: Eismannsberger Saitenmusik
18.45 Rundschau
19.00 Querbeet U.a.: Die Myrthe /
Der Granatapfel / Die
Mistel / Die Walnuss
19.30 Lebenslinien Schönheit
ist ein Licht im Herzen
14.00
15.00
16.00
17.00
14.00
15.00
16.00
17.00
14.00 Die 100 nervigsten
Deutschen 2004
Moderation: Ingolf Lück
17.00 taff. Prozess wegen
Psychoterror / Die
Unvermittelbaren
18.00 Die Aufpasser
18.30 Prompt
U.a.: Weihnachtsfeiern
und Alkohol
18.55 Die Simpsons
Homer und New York
19.25 Galileo
Maultaschen /
Der Bleistiftspitzer
14.00 Auge um Auge, Zahn um
Zahn
14.45 Die Türkei und Europa U.a.:
Rede von Tayyip Erdogan /
Das schwierige Erbe.
Dokumentation / Frankfurt/M.: Urteilsverkündung
im Daschner-Prozeß
18.00 Rhein festlich (1/13) Das
Graubündner Quellgebiet
18.30 Liebesgeschichten
Verliebt im Alter
19.15 Fake (1/3)
Frittenbräter wird
Sternekoch. Dokureihe
20.15 Die Sprechstunde
Weihrauch, Myrrhe,
Mistel ... / Gesund
durch die Festtage
21.00 Rundschau-Magazin
21.20 Profile Leerlauf: Die
Fußball-WM kommt, die
Vorbereitungen stocken /
Bier-Oase: Wie ein Berliner
Getränkemarkt Bayrisches
nach Preußen bringt /
Trüffel-Zins: Wie Anleger
mit Pralinen, Wein und
Mode spekulieren können /
Mutmacher: Weihnachtsbäume per Internet
21.45 Blickpunkt Sport
Reportagen, Analysen,
Interviews
22.45 Berühmte Bäder Bayerns –
Bad Brückenau.
Dokumentation
23.30 Rundschau-Nacht
23.50 50 Jahre bayerisch
fernsehen Höhepunkte aus
25 Jahren Blickpunkt Sport
2.00 Die Sprechstunde (bis 2.45)
20.15 Medicopter 117 –
Jedes Leben zählt
Lebendig begraben
Actionserie
Mit Rainer Grenkowitz,
Manfred Stücklschwaiger,
Serge Falck
21.15 Hinter Gittern –
Der Frauenknast
Zahltag. Justizserie
Mit Barbara Freier,
Jana Becker,
Egon Hofmann
22.15 Verschollen Das Biest
Abenteuerserie. Mit Sylke
Hannasky, Uwe Rathsam,
Ben Bela Böhm
23.15 Hinter Gittern – Wie alles
begann Die Versuchung
Justizserie
0.10 Nachtjournal
0.45 10 vor 11 Als Biologe
in Russlands Norden –
Dr. Michail Glasow über
eine karge, aber
empfindliche Ökologie
1.10 Susan. Serie (bis 1.35)
20.00 Newstime
20.15 Die nervigsten Dinge an
Weihnachten von A bis Z
Prominente kommentieren
26 Weihnachts-Klassiker
21.15 Bully & Rick
Das Verhör. Comedyserie
21.50 Stromberg
Der letzte Tag.Vorerst letzte
Folge der Comedyserie
22.20 TV total
Zu Gast: Jamie Cullum /
Kai Magnus Sting
23.20 Quatsch Comedy Club
Comedyshow
Zu Gast: Mario Barth, Gaby
Köster und Kurt Krömer
23.50 Blondes Gift
Zu Gast:
Nadja Abd El Farrag
0.25 popclub
Zu Gast: Erika Berger,
Claudia Roth u.a.
1.00 Chart Show ...
Powered By McDonald’s
1.55 CineTipp
2.10 Johnny Bravo (bis 3.20)
20.00 Tagesschau
20.15 Was Einstein noch nicht
wusste (3/3) Das Rätsel
des Universums – Willkommen in der 11. Dimension
Dokureihe
21.00 Mythos Bundeslade
Schatzsuche in Äthiopien
Reportage
21.45 heute-journal
22.15 America In The Fifties (1/7)
Traum und Albtraum
Neue Dokureihe
23.05 Ein Tag mit Folgen
Anna Lindh und ihr Mörder
Dokumentation
0.00 Geheimnisse des Meeres
Haie. Reportage
0.45 Die Türkei und Europa
Rede von Tayyip Erdogan /
Vorstellung des EUBerichts zur Aufnahme
von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei
durch Romano Prodi
4.00 Schränke auf!
Bürokontrolle! (bis 4.30)
Bayern 2
6.06 Heimatspiegel 6.55 Kalenderblatt 7.06 radioWelt 8.30 kulturWelt. Feuilleton 9.00 radioWissen.
Die Biedermeierzeit – alles andere
als eine Idylle 10.03 Notizbuch.
Über die Heilkraft der Märchen;
und anderes 12.05 Tagesgespräch.
Hörerforum 13.05 radioWelt 14.00
radioMikro. „Alle Jahre Widder“
(1/2). Geschichte von Martin Klein
15.00 Menschen, Töne Diskussionen. Das Jahr 1904 in der Musik
16.06 radioMax. Radio-Max.
Grönland 17.06 radioWelt 18.06 IQ
– Wissenschaft und Forschung
18.30 Nahaufnahme. Wie blinde
Kirchenmusiker ihre Gemeinden
bereichern 19.00 Zündfunk. Szenemagazin mit Newsflash 20.30
Hörspiel. Vom Romanfragment
„Der Mann ohne Eigenschaften“
zum Remix. Ein Werkstattbericht
von Thomas Kretschmer (Ursendung). Realisation: Thomas Kretschmer 21.30 klangART. Auf den
Spuren des Minotaurus. Der Komponist Minas Borboudakis 22.30
Nahaufnahme. Russlanddeutsche
in Sibirien 23.05 Zündfunk Nachtmix. Musik für wache Ohren 0.05
Reflexionen 0.15 Concerto bavarese 2.00 Wie Bayern 4 Klassik
11.45
12.30
13.00
13.30
RTL
Deutsch
Natur-Nah
Viens jouer avec nous
Aktuelle Panoramabilder
Tele-Gym
Bilder einer Landschaft
Boulevard Bayern
Fliege – Die Talkshow
Reportage am Sonntag
Die Verkäuferin –
Beobachtungen im
Weihnachtsrummel
Bilderbuch Dt. Juist
Welt der Tiere
Koch doch
Regional
17.30
18.00
18.30
18.45
19.10
19.40
Sat 1
Montag, 20. Dezember 2004
Das Strafgericht
Das Familiengericht
Das Jugendgericht
Einsatz in 4 Wänden Mit
Stilberaterin Tine Wittler
Unter uns
Guten Abend RTL oder Reg.
Das Ländermagazin mit
Mareile Höppner /
Oder Regionalprogramme
Exclusiv
RTL aktuell
Explosiv – Das Magazin
Gute Zeiten,
schlechte Zeiten
Kreml, Knast
und Korruption
17.30
18.00
18.30
18.50
19.15
19.45
Pro Sieben
Zwei bei Kallwass
Richterin Barbara Salesch
Richter Alexander Hold
Niedrig und Kuhnt –
Kommissare ermitteln
17:30 – Live
Lenßen & Partner
Sat.1 News
blitz
K 11 – Kommissare
im Einsatz
Schillerstraße
Wh. von 8 Folgen der Comedyshow. Zu Gast: Helmut
Zerlett, Cordula Stratmann
20.15 Schöne Witwen
küssen besser (1/2)
TV-Komödie, D 2004
Mit Iris Berben,
Sophie Schütt,
Andrea Sawatzki
Regie: Carlo Rola
22.15 24 Stunden
Stillgestanden –
Mein erster Tag beim Bund
22.45 Spiegel TV Reportage
Duell in H0 –
Wer hat die größte
Modelleisenbahn?
23.15 HeliCops –
Einsatz über Berlin
Die Verschwörung
Actionserie
Mit Christoph M. Ohrt,
Matthias Matz,
Peter Simonischek
0.15 Sat.1 News – Die Nacht
0.45 Niedrig und Kuhnt –
Kommissare ermitteln
Ermittler-Doku
1.10 Quiz Night
2.05 HSE24 (bis 3.05)
5.45
6.30
7.20
7.45
8.20
9.15
Die Wiege der Sonne
White Light
22
ZDF
23.05 Uhr, WDR 3: Eine Hörspielversion des Romans von
Rudy Rucker: Eigentlich ist
Rayman ein gewöhnlicher
Esoteriker. Doch wenn er zu
viel trinkt, begegnet er in fernen Welten schon mal Jesus
oder dem Teufel. Mit seinen
Vorbildern Albert Einstein
und George Cantor freundet
er sich sogar an. Der Kater
am nächsten Morgen ist vorprogrammiert.
Foto: dpa
Der Cop Smith
(Wesley Snipes,
re.) muss in dieser Verfilmung des Bestsellers Nippon Connection von
Michael Crichton den Mord
an einer Prostituierten in einer japanischen Firma aufklären. Bei der Belegschaft
stößt er auf eine Mauer des
Schweigens – bis der JapanExperte Connor (Sean Connery) ihm hilft.
Foto: ZDF
15
2015
3sat
Die Rechtsunsicherheit in Wladimir Putins (Foto) Reich wächst. Das zeigt
sich im Großen – im Umgang
mit dem Energiekonzern Yukos – wie im Kleinen. Udo Lielischkies dokumentiert die
Korruption und die Hygienebedingungen in Russlands
Gefängnissen.
Foto: AP
Arte
3sat
ORF 2
NDR
WDR
Südwest
BR-alpha
14.00 Wenn Tiere stören (1/5)
Dokureihe
14.45 Lola
15.15 Carmen Opernfilm, E 1983
17.00 Das Forum der Europäer
17.45 Eisfieber (1/5) Doku-Soap
18.15 Lola
18.45 Arte Info
19.00 Wunderbare Tiergeschichten (1/5) Neue Dokureihe
19.45 Arte Info
15.45
16.30
17.15
17.50
18.00
18.30
Weihnachten in Ostpreußen
Bilderbuch Deutschland
Aufgegabelt in Österreich
schweizweit
ARD-exclusiv
nano Chancen und Risiken –
Kann Nanotechnik unsere
Gesundheit gefährden?
19.00 heute
19.20 Kulturzeit Fidels Fest –
Havanna feiert den Film
14.05
14.50
15.35
16.00
16.00
16.15
18.05
18.20
17.05
18.30
19.00
19.30
19.53
15.30 Schiffsgeschichten DAS!Reportagen über Frachter,
Werften und Monsterwellen
16.00 Michael Kruse
17.00 Das Jahr des Jägers (1/2)
18.00 Mecklenburg-Vorpommern – Land und Leute
18.15 Alida – Lust am Wohnen
18.45 DAS! Tannenbaumschlagen
/ Anwohner gegen Lärm
19.30 Nordmagazin
Aktuell
daheim & unterwegs
Hier und Heute
WDR Servicezeit KostProbe
Haselnüsse – Knackig und
köstlich / Krank durch
Übersäuerung? / Original
Peking-Ente / Ernährungsbericht 2004
18.50 Aktuelle Stunde
19.30 Lokalzeit
16.05 Kaffee oder Tee? Hochsteckfrisur für Festtage / Essen
und Trinken / Gute Reise:
Mauritius und La Réunion /
Recht und Finanzen / Weihnachtliche Grußkarten /
Senioren Experten Service
18.00 Aktuell
18.15 Hund und Katz
18.45 Landesschau BW
19.45 Aktuell
16.15 Planet Wissen
17.15 Monitor Italia
17.30 Deutsch Literaturkompetenz (32/39)
Drama: Das epische Theater
18.00 Campus Impfung
gegen Krebs?
18.30 Die Abendschau
18.45 Rundschau
19.00 Was bleibt Bamberg
19.45 Viertel vor ...
20.00 Arte Kultur / Arte Meteo
20.15 Was für ein Zirkus! (1/10)
Träume eines Clowns
Doku-Soap
20.45 Der Glückspilz
Komödie, USA 1966
Mit Jack Lemmon,
Walter Matthau
Regie: Billy Wilder
22.45 Die jungen Tänzerinnen
aus Pjöngjang
Dokumentarfilm, GB 2004
0.15 Arte Info
0.30 Die Klavierspielerin
Drama, A/F 2001 (bis 2.34)
20.00 Tagesschau
20.15 Kreml, Knast und
Korruption Russlands
gelenkte Justiz
21.00 Unter dem Geisterhimmel
von Alaska Eine Winterreise
21.30 Rambo 2 am schwarzen
Strand – Schopfmakaken
22.00 ZiB 2
22.25 Gero von Boehm
begegnet Edgar Reitz
23.10 Miriam Cahn: Kunst als
Kommentar zur Zeit
0.05 10 vor 10
0.30 nano (bis 1.00)
20.00 Seitenblicke Magazin
20.15 Schlosshotel Orth
Am Abgrund. Familienserie
Mit Albert Fortell, Jenny
Jürgens, Irina Wanka
21.05 Thema
22.00 ZiB 2
22.30 Treffpunkt Kultur
Magazin
0.00 ZiB 3
0.20 Der König tanzt
Historienfilm, B/F/D 2000
2.10 Seitenblicke
2.15 Treffpunkt Kultur
Magazin (bis 3.45)
20.00 Tagesschau
20.15 Willi, das Prachtstück.
Schwank. Insz.: Frank
Gruppe. Mit Manfred
Bettinger, Meike Meiners
22.00 Fiesta der Leidenschaft
Liebesfilm, D 1999
Mit Hannelore Hoger
Regie: Peter Welz
23.25 Propaganda
TV-Drama, D 2004
0.55 Frühling für Hitler
Komödie, USA 1967
2.20 Die großen Kriminalfälle
Horst David (bis 3.50)
20.00 Tagesschau
20.15 Winterzauber im
Thüringer Wald
21.00 Rundum gesund
Tiere auf Rezept
Moderation: Alexa Iwan
21.45 Aktuell
22.00 Alamo
Western, USA 1960
Mit John Wayne (auch
Regie), Laurence Harvey,
Richard Widmark u.a.
0.35 Begrabt die Wölfe
in der Schlucht Western,
USA 1973 (bis 2.10)
20.00 Tagesschau
20.15 Der Wunschbaum (1/3)
TV-Drama, D 2004
21.45 Fahr mal hin
Geschichten aus dem
Zweistromland
22.15 Aktuell
22.30 Die Helden von Bern –
Der WM-Sieg 1954
Dokumentarfilm, D 2004
23.30 Pfanntastisch St. Ingberter
Pfanne 2004 – Der saarländische Kleinkunstpreis
0.30 Das letzte Attentat
Thriller, GB 1996 (bis 2.05)
20.00 Die Abendschau
20.15 Forum Zu Gast:
Manfred Lahnstein
21.00 Der lange Ritt (der Sioux) –
Erinnert Euch an die
Lakota
21.45 Alpha-Job Karriereplanung
22.15 IT-Kompaktkurs
Datenbanken
22.45 Eugen Biser – Neue Spiritualität Freiheit und Gewissen
23.00 Bunte Steine
23.45 Forum extra
0.30 Erfolg
1.00 Bob Ross (bis 1.35)
RBB
MDR
16.25 Landschleicher 16.35 Einfach
genial! 17.00 rbb aktuell 17.10
ARD-Buffet 17.55 Unser Sandmännchen 18.00 rbb um 6 18.30
zibb 19.30 Brandenburg aktuell
20.00 Tagesschau 20.15 Was! 21.00
Drei Damen vom Grill 21.50 Bosse
im Blaumann 22.00 rbb aktuell
22.15 Rudi Dutschke 23.15 Fanny
und Alexander. Drama, S/D/F
1982 (bis 2.15)
Hessen
16.00 Hier ab vier 16.30 Alfredissimo! 17.30 Aktuell 17.45 Mit Rat &
Tat 18.00 Vorsicht Fettnäpfchen
18.20 Brisant 18.50 Sandmann 19.00
Regional 19.30 Aktuell 19.50 Mach
dich ran 20.15 Ein Vater für Klette.
TV-Drama, D 2003 21.45 Aktuell
22.05 Magdeburger Gespräch 22.50
Die Löwin und ihr Jäger. Drama,
F/I 1973 0.25 Ich bin kein Dieb!.
Sozialdrama, I 1955 (bis 1.40)
Kabel 1
17.00 Aktuell 17.15 Moa – verzweifelt gesucht! 18.00 Maintower 18.20
alle wetter! 18.33 Brisant. Boulevardmagazin 19.00 Abenteuer
Baby! 19.30 Hessenschau 20.00
Tagesschau 20.15 Kulinarische
Winterreise durch Niedersachsen
22.00 Aktuell 22.15 Die Tataren.
Abenteuerfilm, I 1960 23.35 Newcomer 0.05 25 Tage in Europa
(3/25) 0.35 Clubnight (bis 2.35)
17.25 K1 Journal 17.45 Star Trek –
Das nächste Jahrhundert 18.45
King Of Queens 19.15 King Of
Queens 19.45 King Of Queens 20.15
Best of Formel Eins 21.15 Michi &
Silke – Zwei Polizistinnen auf
Streife 22.15 Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI 23.15
Seven Days – Das Tor zur Zeit 0.15
Outer Limits – Die unbekannte
Dimension (bis 1.09)
Zwei Münchner in Hamburg
Bianca – Wege zum Glück
Reich und schön
Barbara-Karlich-Show
Weihnachtsfriede?
Das gibt es bei uns nicht!
Willkommen Österreich
Gut beraten Österreich
Bundesland heute
ZiB
Wetter
Super RTL
17.15 Winnie Puuh 17.45 Mittelland – Die Legende der Elfen 18.15
Disneys Abenteuer mit Timon und
Pumbaa 18.45 Große Pause 19.15
Der rosarote Panter 19.45 SpongeBob 20.15 Ein Bigfoot unterm
Weihnachtsbaum. TV-Komödie,
USA/CDN 1998. Mit Robert Burke, Richard Thomas u.a. 22.05 voll
total 23.10 RTL Samstag Nacht
0.20 Infomercials (bis 2.50)
Vox
17.00 Pretender 18.00 Nachrichten
18.15 Wohnen nach Wunsch – Ein
Duo für vier Wände 18.45 Schmeckt
nicht, gibt’s nicht 19.15 Hör mal,
wer da hämmert! 19.45 Hör mal,
wer da hämmert! 20.15 CSI: Miami
21.10 Criminal Intent – Verbrechen
im Visier 22.05 Süddeutsche TV
23.00 Süddeutsche TV 23.55 News
0.10 Deadly – Stärker als Hass.
Kriminalfilm, AUS 1991 (bis 2.00)
Bayerisches
Fernsehen
Kinderkanal
RTL 2
15.10 Wir testen die Besten 15.35
Der Sleepover Club 16.00 Die
geheimnisvolle Minusch (1/4). TVFamilienfilm, NL/B 2001 16.25 Jesus & Josefine 16.50 logo 17.00 Der
Kleine Bär und die große Wildnis.
Zeichentrickfilm, CDN 2001 18.15
Antje 18.30 SimsalaGrimm 18.50
Sandmann 19.00 Wir testen die
Besten 19.25 Wissen! 19.50 logo
20.00 Silas (1/6) (bis 20.55)
Neun Live
Tele 5
7.00 Leichter Leben. Interaktives
Servicemagazin 8.00 Infomercial
9.00 sonnenklar TV. Ihr Reisebüro
im Fernsehen 11.00 Leichter Leben. Interaktives Servicemagazin
12.00 Mahlzeit. Die interaktive
Mittagspause 14.00 Dreizwoeins
16.00 Pronto 18.00 Glücksrad 18.45
Der Feierabend 20.15 Schürmanns
Gebot 21.00 Quizzo 23.00 Planet 9
2.00 sexy night @ 9Live (bis 6.00)
BR-alpha
DSF
13.15 Die Familie Feuerstein 13.45
Winx Club 14.10 MegaMan NT
Warrior 14.40 Detektiv Conan 15.10
Detektiv Conan 15.40 Inuyasha
16.10 Beyblade 16.40 Yu-Gi-Oh!
17.10 Dazzle – Verliebt in eine Elfe.
Komödie, GB 1999 19.00 Big Brother 20.00 News 20.15 Big Brother –
Die Entscheidung 23.00 Akte Mord
0.00 Ungeklärte Morde – Dem Täter
auf der Spur 0.55 News (bis 1.05)
Bayern 1
TV München
9.00 21, Jump Street 10.00 Ein
Hauch von Himmel. Fürchtet Euch
Nicht! 11.00 Homeshopping 12.30
Die Spielemacher 16.45 Globe
17.15 Neckermann Urlaubswelt TV
19.15 Ein Zwilling kommt selten
allein (1/22) 19.45 Ruck Zuck 20.15
Die Macht des Geldes. Komödie,
USA 2000 22.10 Big Brother bei
Nachtfalke 1.00 Big Brother bei
Nachtfalke (bis 6.00)
Bayern2Radio
Die Sprechstunde
Eurosport
15.00 Planetoskop 15.45 Noé Astro
TV 16.30 Vitalissimo 17.00 Happy
Hour 18.00 Aktuell 18.30 Mensch
Mayer 19.00 Aktuell 19.30 Stadtgeflüster 19.45 Gut beraten 20.00
Aktuell 20.30 Stadtgeflüster 20.45
Gut beraten 21.00 rasant 21.45 Gut
beraten 22.00 rasant Talk 22.30
Aktuell 23.00 Stadtgeflüster 23.15
Gut beraten 23.30 Aktuell 0.00
Sexy Nights (bis 5.00)
Bayern 3
Stündlich News 7.00 Der Morgen
12.30 Telebörse 13.30 Telebörse
14.30 Motor 15.15 Telebörse 15.35
Service: Geld 16.30 Ganz nah 17.10
Das Duell bei n-tv 19.15 Telebörse
19.35 Service: Geld 20.15 Das ist
mein Australien 21.30 Telebörse
22.10 Das Duell bei n-tv 23.00 Die
Nacht 23.30 Motor und Sport 0.15
Das ist mein Australien 1.00
Nachtprogramm (bis 7.00)
8.30 Ski alpin 9.30 Skispringen
11.00 Biathlon 11.45 Biathlon 12.15
Skispringen 13.45 Eurosport
Spezial 14.15 Fußball 16.00
Skispringen 17.15 Fußball 18.15
Fußball 18.45 Sumo 19.45 Eurosport Spezial 20.00 Eurosport
Spezial 21.30 Eurosport Spezial
22.00 Reiten 23.30 Fußball 0.30
News 0.45 Fun-/Extremsport 1.15
News (bis 1.30)
Bayern 4 Klassik
Deutschlandfunk
6.35 Morgenandacht. Andrea Wilke, Erfurt 6.40 Länderblick 7.05
Presseschau 7.35 Börse 7.40 Politik
und Sport aktuell 7.50 Podium
8.35 Börse 8.40 Politik und Sport
aktuell 8.50 Presseschau 9.05 Wir
erinnern. Vor 15 Jahren: US-amerikanische Truppen intervenieren
in Panama 9.10 Europa heute 9.35
Tag für Tag. Aus Religion und Gesellschaft 10.10 Journal am Vormittag. Kontrovers. Politisches
Streitgespräch mit Studiogästen
und Hörern 11.35 Umwelt und
Landwirtschaft 12.10 Informationen am Mittag 12.50 Internationale Presseschau 13.35 Wirtschaft am
Mittag 13.50 Wirtschafts-Presseschau 13.55 Verbrauchertipp 14.10
Deutschland heute 14.35 Campus
& Karriere 15.05 Corso. Kultur
nach 3 16.10 Büchermarkt 16.35
Forschung aktuell 17.05 Wirtschaft und Gesellschaft 17.35 Kultur heute 18.10 Informationen am
Abend 18.40 Hintergrund Politik
19.05 Kommentar 19.15 Politische
Literatur 20.10 Studiozeit. Musikjournal. Berichte – Informationen
– Kommentare 21.05 Jazz live.
Wolfgang Muthspiel, Gitarren,
Bass, Violine solo 22.05 Rock et cetera. Jenseits der Noten – Jon Lord
zwischen Hardrock und Klassik
22.50 Sport aktuell 23.10 Das war
der Tag 23.58 Nationalhymne 0.05
Fazit 1.05 Nacht-Radio. Jazz zur
Nacht. Battista Lena, „I cosmonauti russi“ 2.05 Nachtkonzert
vom Deutschlandfunk
B5 aktuell
Bayern 1-Musikjournal
Weihrauch – Myrrhe – Mistel
Einmal als Stewardess nach Mallorca
Montag | 20.15 Uhr
Montag | 5.05 Uhr
Gesund durch die Festtage: Strategien gegen den
Weihnachtsstreit; Gans und Karpfen – kalorienbewusst: Tipps für ein Weihnachtsmenü von Alfons
Schuhbeck; Weihnachten im Krankenhaus. AntjeKatrin Kühnemann moderiert.
Jeden Tag im Advent präsentiert Bayern 1
Hörerwünsche, die mit Geld nicht zu bezahlen sind.
Moderator Tilmann Schöberl erfüllt Sabine Meier
aus Marktredwitz ihren Herzenswunsch.
© Gerhard Blank
© BR
n-tv
11.00 Werbung 11.30 Werbung 12.00
Werbung 12.30 Werbung 13.00 Werbung 13.15 Werbung 13.30 Reportage. Phänomen Kreisklasse 14.00
Das Sportquiz 17.00 Reportage
17.30 Reportage. Technik Extrem Race Cars 18.30 Reportage 19.00
Motorvision 20.00 Bundesliga pur
Klassiker 22.00 LaOla 23.00 Das
Sportquiz 0.00 Sport Clips 0.30
Sport Clips 0.45 Werbung (bis 1.15)
Bayern 4
6.06 Allegro. Mit News, Infos,
Kurzkritik und Service 9.03 CDBox. Neuerscheinungen – ausgepackt & aufgelegt 10.03 Junge
Philharmonie. Werke von J.S.
Bach (Lise de la Salle, Klavier);
Johannes Brahms: Streichquartett
c-Moll op. 51/1 (Amar-Quartett);
Sergej Prokofjew: Klavierkonzert
Nr. 3 C-Dur (Daria Rabotkina,
Klavier; Montreal Symphony
Orchestra: Jacques Lacombe)
11.55 Terminkalender 12.05 Music-Hall. Aram Chatschaturjans
berühmter Säbeltanz und die Zigeunermusik; „Romance du nord“
vom bulgarischen Komponisten
Pantcho Vladiguerov; einen
Schneemann bauen das BrucknerOrchester Linz und Caspar Richter; und anderes 13.05 Cantabile
15.03 Pour le piano. Artur Rubinstein. Robert Schumann: „Kreisleriana“ op. 16; Johannes Brahms:
Sonate Nr. 1 e-Moll op. 38 (Gregor
Piatigorsky, Violoncello) 16.06 Leporello. Mit Infos, Beiträgen,
Kurzkritik, Service 17.15 Interview des Tages 17.40 CD – aktuell
18.06 Konzert. Edouard Lalo:
Scherzo d-Moll (BBC Philharmonic Orchestra: Yan Pascal Tortelier); Georg Philipp Telemann:
Konzert E-Dur (Emmanuel Pahud,
Flöte; Albrecht Mayer, Oboe d’amore; Wolfram Christ, Viola d’amore; Berliner Barock-Solisten:
Rainer Kussmaul); Frédéric Chopin: Mazurka a-Moll op. 17/4 (Vladimir Horowitz, Klavier) 19.03
Konzert des Finnischen RadioSinfonieorchesters. Leitung: Sakari Oramo, Solisten: Heini Kärkkäinen, Paavali Jumppanen, Klavier;
Lassu Erkkilä, Tim Ferchen, Percussion. Béla Bartók: Konzert für
zwei Klaviere, Schlagzeug und Orchester; Kaija Saariaho: „Orion“;
Béla Bartók: Konzert für Orchester 20.33 Musik von Luigi Boccherini. Gitarrenquintett Nr. 9 C-Dur
(Narciso Yepes, Gitarre; MelosQuartett) 21.03 KlassikPlus. Neue
CDs kritisch gehört: Kammermusik 22.05 Kammermusik. Aus
den BR-Studios. Johann Sebastian
Bach: Partita Nr. 2 d-Moll BWV
1004 (Ruth Waterman, Violine);
Mikalojus Konstantinas Ciurlionis: Vier Präludien op. 26; Zwei
Präludien und zwei Fughetten op.
29; Drei Fugen (Nikolaus Lahusen,
Klavier) 23.05 Jazztime. CD-Neuheiten 0.05 ARD-Nachtkonzert
www.br-online.de
WIRTSCHAFT
Montag, 20. Dezember 2004
Thema des Tages
A
uf die Bundesbank war Verlass. Alle
zwölf Monate, so stand es seit Jahren im Etatplan des Finanzministers,
lieferte sie dreieinhalb Milliarden Euro
ab, manchmal mehr. Die Frankfurter
Geldwächter verdienten mit ihren Währungsreserven prächtig, was Hans Eichel ebenso wie seine Vorgänger freute.
Seit jedoch der Dollar verfällt und
deshalb Währungsreserven an Wert
verlieren, ist es mit dem steten Geldstrom von Frankfurt nach Berlin vorbei:
Wie ein normales Geldinstitut muss die
Bundesbank ihren Depotbesitz abschreiben, was wiederum den ausschüttungsfähigen Gewinn mindert. In diesem Jahr
überwiesen die Bundesbanker gerade
mal 250 Millionen Euro an Eichel, auch
nächstes Jahr wird es nur eine Milliarde
sein. Deshalb drängt der Bundesfinanzminister die Währungshüter nun, auf
andere Weise ihren Gewinn zu steigern
– durch den Verkauf von Gold. 3650
Tonnen lagert die Bundesbank in ihren
eigenen und in ausländischen Tresoren,
120 Tonnen darf sie, so sieht es das neue
internationale Goldabkommen vor, in
den nächsten fünf Jahren jährlich verkaufen. Ihr Gewinn würde dadurch um
jährlich eine Milliarde Euro steigen.
Doch soll die Bundesbank sich tatsächlich darauf einlassen? Wenn sie sich
dadurch in der Öffentlichkeit zum Büttel des Finanzministers macht, lautet
die klare Antwort: nein. Solch ein willfähriges Verhalten, das allein der Haushaltsnot geschuldet ist, wäre ein Rückfall in jene unselige Zeiten, in denen
Europas Notenbanken immer dann die
Geldpresse anwerfen mussten, wenn es
die Finanzminister befahlen. Eichels
Not ist zweifellos groß: Weil es ihm vorerst nicht gelungen ist, die Eigenheimzulage abzuschaffen, muss er dringend
andere Geldquellen erschließen, um die
Bildungsoffensive der Regierung zu
finanzieren. Als Quell dafür wird in
Berlin schon seit Monaten das Frankfurter Gold gehandelt. Wahrscheinlich
sperrt sich die Bundesbank genau deshalb im Augenblick gegen einen Verkauf, den sie ja – siehe internationales
Goldabkommen – eigentlich will.
Gleichwohl müssen auch die Frankfurter Währungshüter rechnen: Wenn
sie jetzt verkaufen, würde sich dies lohnen, da Gold so teuer ist wie seit langem
nicht mehr. Das Krisenmetall hat, entgegengesetzt zum Verfall des Dollar, beständig an Wert gewonnen hat. Aber es
gibt noch ein anderes Kalkül: Gerade
weil die Dollarreserven sich verflüchtigen, sollte die Bundesbank ihr Vermögen verteilen und ihr Anlagerisiko mindern, mithin am Gold festhalten. Gut
möglich also, dass Hans Eichel auch in
den nächsten Monaten keine Sonderausschüttung aus Frankfurt bekommt.
Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 23
Favorit Gazprom hält sich bei Zwangsversteigerung in Moskau zurück
HEUTE
Überraschender Sieger der Yukos-Auktion
Griff
nach dem Gold
Von Ulrich Schäfer
HBS
Unbekannter Bieter namens Baikal Finance Group bekommt Zuschlag für einen wichtigen Teil des russischen Olkonzerns
SZ-Gespräch mit Vorstandschef Ulf
Schneider.
Seite 26
Paradies für
Sparfüchse
Der Unternehmer Rainer
Schum macht
mit seinem
Familienunternehmen große
Umsätze mit kleinen Preisen. Jede
Woche wird ein
Euroshop eröffnet.
Diesen Weihnachtsmann gibt
es für 55 Cent.
Seite 28
Von Daniel Brössler
Der Zuschlag ging für 260 Milliarden
Rubel (rund sieben Milliarden Euro) an
die geheimnisvolle Finanzgruppe. Sie
übernimmt 76,8 Prozent der Anteile an
der bisherigen Yukos-Tochter Yuganskneftegas. Das Mindestgebot hatte bei
umgerechnet 6,7 Milliarden Euro gelegen, musste also nicht wesentlich übertroffen werden. Der Ausgang der nur
zehn Minuten dauernden Auktion wurde
in Moskau mit großer Verblüffung aufgenommen, zumal zunächst kaum Einzelheiten über den Bieter zu erfahren waren. Die Baikal Finance Group hatte sich
im Gegensatz zu Gazprom zuvor nicht öffentlich zu ihren Plänen geäußert. Die
Gruppe ist nach russischen Medienberichten erst vor zwei Tagen im zentralrussischen Twer registriert worden. Zunächst war unklar, ob die Baikal Finance
Group in Verbindung zum halbstaatlichen Gazprom-Konzern steht. Dieser
hatte als Favorit in der Auktion gegolten.
Im Gespräch waren auch Verbindungen
zum Öl-Unternehmen Surgutneftegaz.
BÖRSE UND FINANZEN
Vorweihnachtliche Ruhe
An den Finanzmärkten herrscht zum Jahresende verhaltene Zuversicht. Seite 29
Was diese Woche bringt /
Kurszettel
Seite 36
Fondsseiten
Seite 34 und 35
Bahn zieht Konsequenz
aus knappen Mitteln
Fatale Folgen angedroht
Bei der Versteigerung von Yuganskneftegaz, einer Tochter des russischen Ölkonzerns Yukos, war die Favoritin Gazprom
nicht mit von der Partie. Dies könnte mit Finanzierungsschwierigkeiten in Zusammenhang stehen. Ein Konsortium mit
Beteiligung von Deutscher und Dresdner Bank hatte einen zugesagten Kredit doch nicht bereit gestellt.
Foto: Reuters
Der Erlös soll in die Regulierung von
Steuerschulden in Höhe von knapp 21
Milliarden Euro fließen. Diese Summe
wird von Yukos allerdings als weit überhöht bezeichnet. Der Konzern und sein
inhaftierter früherer Chef Michail Chodorkowskij sehen sich als Opfer einer politischen Kampagne des Kreml.
Einziger Konkurrent der Baikal Finance Group war die hundertprozentige Gazprom-Tochter Gazpromneft gewesen. Ursprünglich waren zwar vier Bieter von
der russischen Kartellbehörde zugelassen worden, nur in zwei Fällen wurde
dies dann aber von der Auktionskommission bestätigt. Letztlich gab die Gazprom-Tochter kein Gebot ab. Die Menatep-Gruppe, der Haupteigner von Yukos,
kündigte am Sonntag an, er werde die
Baikal Finance Group „sehr genau ansehen“. Schon vor Beginn der Auktion hatten Menatep-Anwälte in Moskau dem erfolgreichen Bieter mit Klagen „zuerst in
Großbritannien und dann in ganz Westeuropa“ gedroht. Eventuelle Verbindungen zu Gazprom würden aufgedeckt,
warnten sie. Für diesen Fall könne ein
Teil der Gas-Exporte von Gazprom beschlagnahmt werden. Anwälten der Menatep-Gruppe wurde der Zugang zur
Auktion verwehrt.
Die Zurückhaltung von Gazpromneft
bei der Auktion könnte mit Finanzproblemen zusammenhängen. Ursprünglich
hatte der weltgrößte Gasproduzent auf einen Großkredit unter anderem der Deutschen und der Dresdner Bank gesetzt.
Nach der Entscheidung des Gerichts in
Texas hatte das Konsortium stellten sie
den Kredit jedoch nicht termingerecht
bereit. Die Banken fürchteten offenbar
rechtliche Konsequenzen in den USA.
Gescheitert war Gazprom mit dem Versuch, die einstweilige Verfügung in Texas aufheben zu lassen. Eine Richterin
lehnte am Samstagabend in Houston den
Einspruch von Gazprom ab.
Mit Spannung wurde eine Reaktion
des Kreml auf den Ausgang der Auktion
erwartet. Er hatte eindeutig eine Eingliederung von Yuganskneftegas in den Gazprom-Konzern favorisiert. Dieser ist eng
mit dem Kreml verbunden. So ist Gazprom-Chef Alexej Miller ein Weggefährte des russischen Präsidenten Putin; der
russische Staat ist der größte Anteilseigner des Energiekonzerns. (Seite 4)
Das Duale System vor radikalem Wandel
Berlin (ddp) – Der Einzelhandel ist mit
dem Weihnachtsgeschäft am vierten Adventsamstag zufrieden. Eine Woche vor
dem Fest sei es ein „Super-Samstag“ gewesen, sagte der Sprecher des Einzelhandelsverbandes HDE, Hubertus Pellengahr. Die Kunden seien in bester Einkaufsstimmung in die Innenstädte und
Einkaufszentren geströmt. Die meisten
Geschäfte hätten die Umsätze der vorangegangenen Adventsamstage deutlich
übertroffen und auch mehr verkauft als
vor einem Jahr, betonte Pellengahr in einer ersten Einschätzung. Für viele Geschäfte sei es der „umsatzstärkste Tag
des Jahres“ gewesen. Johann Hellwege,
Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands BAG, sagte: „Das Geschäft hat
sich im Verlauf des Advents langsam,
aber stetig gesteigert.“ Der vierte Adventssamstag könne der „Auftakt zum Finale“ werden. Da die Weihnachtsfeiertage in diesem Jahr auf ein Wochenende fallen, gebe es zwischen dem vierten Advent
und dem 24. Dezember zwei Verkaufstage mehr als im vergangenen Jahr. Viele
Verbraucher kauften ihre Geschenke
erst kurz vor dem Fest. Besonders gut gehen dieses Jahr nach übereinstimmenden
Angaben von Handel und Marktforschern Unterhaltungselektronik und Telekommunikationstechnik.
Von Gerhard Hennemann
S
eit einer Woche sind gelbe Säcke
und Tonnen – sprich das Duale System Deutschland (DSD) mit seinem
Grünen Punkt – in Händen des US-Investors Kohlberg Kravis Roberts & Co
(KKR). Über eigene Erfahrungen mit
dem Müllgeschäft verfügt KKR zwar
nicht, aber zumindest scheint sich bis in
die USA herum gesprochen zu haben,
dass man mit deutschem Müll nahezu risikolos viel Geld verdienen kann.
Für die meisten Mitglieder der bundesdeutschen Müllbranche war der grüne
Punkt bisher tatsächlich eine Art Lizenz
zum Gelddrucken. Unter der Regie des
Dualen Systems verwandelten sich Müllberge in Millionengewinne. Ob es damit
so weitergeht wie in der Vergangenheit
und ob sich damit die langfristigen Renditeerwartungen der Amerikaner erfüllen
werden, erscheint jedoch fragwürdiger
denn je. Fragwürdig einerseits, weil in
der Politik bereits gefordert wird, einem
ungezügelten Gewinnstreben der neuen
Herren des grünen Punkts Einhalt zu gebieten. Fragwürdig andererseits aber vor
allem auf Grund technischer Entwicklungen auf dem Gebiet der Mülltrennung.
Rund 500 Kilo Müll produziert jeder
Deutsche jährlich. Der größte Teil davon, der nicht aus Hausmüll, sondern aus
Industrieabfällen und Bauschutt besteht, landet bisher auf Deponien, die vor
allem in den 80er Jahren unter hohem
Einsatz von Steuergeldern errichtet wurden. Da die meisten von ihnen aber nicht
ausgelastet werden konnten, entwickelte
sich Deutschland in den letzten Jahren
zu einem Müllparadies für ausländische
Entsorger. Angelockt wurden sie durch
Billigangebote der Deponiebetreiber.
Diese werden ab Mitte 2005 jedoch vor
noch größeren Problemen stehen.
Mehr Verbrennung
Dann nämlich muss sämtlicher Restmüll, der auf einer Deponie gelagert
wird, „thermisch vorbehandelt“ werden,
also durch eine Müllverbrennungsanlage
gegangen sein. Dennoch wird Müllverbrennung aber auch in Zukunft nicht die
Universallösung sein können, weil auf
diese Weise viele Rohstoffressourcen
schlicht verfeuert und damit dem Wertstoffkreislauf entzogen werden.
Dennoch spricht nahezu alles dafür,
dass es das Duale System mit seinen gelben Säcken und Tonnen in einigen Jahren nicht mehr geben wird. Hauptgrund
dafür ist, dass die Deutschen auch 13 Jahre nach der Einführung des grünen
Punkts immer noch immer ein Volk von
Sortiermuffeln sind. Tatsache ist, dass
vor allem in städtischen Ballungsgebieten bis zu 50 Prozent des anfallenden
Hausmülls in die falschen Tonnen gestopft wird. Abfälle mit dem grünen
Punkt, wie Zahnpastatuben, Saftkartons oder Konservendosen, landen in der
grauen Restmülltonne; Pizzareste, Kar-
In diesen Häusern schreiben Lange Uhren
Das Lange Stammhaus von 1873 in Glashütte I/SA
Gouverneur Schwarzenegger kämpft mit
Kaliforniens Wirtschaftskrise. Seite 25
Fresenius auf Einkaufstour
Neuer Eigentümer des Unternehmens Grüner Punkt wird mit modernen Technologien zur preiswerten Müllsortierung konfrontiert
Einzelhandel erlebt
„Super-Samstag“
Arnies Welt
UNTERNEHMEN
Moskau – Russlands wichtigste Ölförderanlagen haben den Besitzer gewechselt.
Überraschend erhielt am Sonntag in einer
Zwangsversteigerung eines wesentlichen
Teils des Öl-Unternehmens Yukos das
vollkommen unbekannte Unternehmen
Baikal Finance Group den Zuschlag. Der
halbstaatliche Gazprom-Konzern hatte wider Erwarten kein Gebot abgegeben.
„Der Gewinner der heutigen Auktion
hat sich für neun Milliarden Dollar
schwere Kopfschmerzen gekauft. Jene,
die hinter dem Gewinner stehen und ihn
finanziell unterstützt haben, haben ihrem Ruf bereits irreparablen Schaden zugefügt und ihr Geschäft juristisch einem
großen Risiko ausgesetzt“, sagte ein Yukos-Sprecher. Der Verkauf von Yuganskneftegas sei „illegal“. An den fatalen
Folgen der Auktion für den privaten Yukos-Konzern ändert sich durch den überraschenden Ausgang nichts. Durch die
Versteigerung hat Yukos seinen bedeutendsten Förderbetrieb und etwa 60 Prozent seiner Ölproduktion verloren.
Vergeblich hatte der private Konzern
in letzter Minute versucht, über den Umweg der US-Justiz die Zwangsversteigerung und damit die faktische Zerschlagung von Yukos zu verhindern. Ein von
einer Richterin in Houston im US-Bundesstaat Texas verlangter Aufschub der
Auktion war von den russischen Behörden als nicht bindend betrachtet worden.
WIRTSCHAFT
Die “Lange 1”.
Erhältlich in Gelb-, Rot-, Weißgold und Platin.
toffelschalen oder Bauschutt dagegen im
gelben Sack. Während jedoch der Inhalt
der grauen Tonnen in die Müllöfen wandert, werden die gelben Tonnen und Säcke kostspielig aussortiert und recycelt.
Vor einem Jahr machte die RWE-Tochter Umwelt einen brisanten Versuch. Anstelle der gelben Säcke schüttete sie 750
Tonnen Hausmüll aus grauen Tonnen
aufs Fließband und siehe da, der Anteil
an Wertstoffen war praktisch gleich
hoch wie in den gelben Behältnissen.
Seither fordern immer mehr Experten
den Verzicht auf die Mülltrennung. Während diese für Altpapier, Bioabfälle und
Glas nach wie vor eine getrennte Erfassung für sinnvoll halten, sollte nach ihrer
Meinung der Rest grundsätzlich in die
grauen Tonnen wandern. Hochmoderne
Sortieranlagen, die inzwischen weltweit
als Prunkstücke deutscher Ingenieurskunst gelten, könnten dann aus dem Müllmix wieder jene Wertstoffe herausfischen, deren Recycling sich wirklich
lohnt. Zumindest das Recycling von diversem Plastikkleinkram, wie Joghurtbecher oder Chiptüten, ist ein horrendes
Verlustgeschäft, das rund 40 Prozent des
DSD-Etats verschlingt, obwohl dessen
mengenmäßiger Anteil am Hausmüll gerade mal drei Prozent ausmacht.
Alle Hoffnungen des DSD konzentrieren sich deshalb auf einen Pilotversuch
in Leipzig, bei dem in den gelben Tonnen
nicht nur Verpackungsabfälle, sondern
auch andere Gegenstände aus Metall und
Plastik, wie Bügeleisen, Toaster oder
Kleinelektronik entsorgt werden dürfen.
Ob das Projekt ein Erfolg wird, hängt
letztlich davon ab, wie viel wiederverwertbarer Abfall zusätzlich in die gelben
Tonnen der sächsischen Metropole wandert. Und das nach Möglichkeit nicht garniert mit Kartoffelschalen.
Klaus Wiemer, Professor für Abfallwirtschaft an der Universität Kassel, hat
vermutlich Recht mit seiner Feststellung, dass es 1991 nie zur Mülltrennung
in Deutschland gekommen wäre, hätten
damals schon die heutigen Sortiertechnologien zur Verfügung gestanden. So aber
hat jetzt für das Duale System und dessen neuem Eigentümer der Überlebenskampf begonnen. Ein Kampf, den die
Mannschaft des grünen Punkts auf Dauer schwerlich gewinnen kann.
Angst vor Bürgerfrust
Als ihr bester Verbündeter könnte sich
noch ein psychologischer Faktor erweisen. Denn wie soll man Bürger, die jahrelang pflichtbewusst ihren Müll sortiert
haben, plötzlich von der Unsinnigkeit
und der umweltpolitischen Alibifunktion dieses Verfahrens überzeugen ? Ausgeprägt wäre vermutlich ihr Frust und damit das Risiko hoch, dass ihr im Laufe
der Jahre mühsam entwickeltes Umweltbewusstsein gleich mit in die graue Tonne wandern würde. Unverändert aber
gilt, dass Abfallvermeidung immer noch
das beste Mittel gegen Müllberge ist.
Geschichte. So wird es auch bleiben.
Residenzstraße 11 · Weinstraße 8 · Neuhauser Straße 2
o.k. Berlin – Die Deutsche Bahn (DB) verschiebt, reduziert oder storniert in den
nächsten fünf Jahren insgesamt 141 Projekte, mit denen das Schienennetz modernisiert werden sollte. Weil der Bund die
Mittel deutlich gekürzt hat, bleiben nur
66 Vorhaben übrig. Das ergibt sich aus einem Papier für den Aufsichtsrat des
Staatsunternehmens. So wird es weiterhin große Lücken im Hochgeschwindigkeitsnetz für den ICE geben. Auch für die
Regionallinien fehlt Geld. Außerdem verkauft die DB die meisten ihrer Bahnhofsgebäude. (Seite 24)
Köhler wird Schirmherr
von FC Deutschland 2006
Frankfurt (AP) – Bundespräsident Horst
Köhler will die Schirmherrschaft über
die Standortkampagne zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 übernehmen. „Warum sollte ich das nicht tun, wenn ich helfen kann, Deutschland nach vorne zu
bringen?“, sagte Köhler dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Das millionenschwere, von Bundeskanzler Schröder
initiierte Projekt FC Deutschland 06 soll
das Image des Standorts Deutschland fördern und im Juni 2005 starten. Von Union und FDP hatte es Bedenken gegen die
Kampagne gegeben. So kritisierte etwa
CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer,
die Bundesregierung versuche, „von ihrer jämmerlichen Politik abzulenken, indem sie den Fußball instrumentalisiert“.
Thomas Haffa will
nicht klein beigeben
Frankfurt (Reuters) – Der wegen Veröffentlichung geschönter Zahlen zu
einer Millionenstrafe verurteilte frühere
EM.TV-Chef Thomas Haffa möchte sich
weiter gegen das Urteil wehren. „Jetzt
sind wir so weit, dann werden wir
vermutlich auch vor das Bundesverfassungsgericht ziehen. Wir warten nur
noch auf das schriftliche Urteil“, sagte
Haffa dem Magazin Focus. Er fügte hinzu: „Ich habe diese Tat einfach nicht begangen.“ Am Donnerstag hatte der Bundesgerichtshof (BGH) ein Urteil des
Landgerichts München gegen Haffa und
seinen Bruder Florian bestätigt.
WIRTSCHAFT
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WIRTSCHAFT
Seite 24 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295
Montag, 20. Dezember 2004
Letzter Ausweg
Maut macht optimistisch
Berlin (dpa) – Bundesverkehrsminister
Manfred Stolpe (SPD) schließt höhere
Einnahmen aus der im Januar startenden Lkw-Maut nicht aus. „Mehr als die
im Haushalt 2005 eingeplanten 3,0 Milliarden Euro brutto könnten wir möglicherweise schaffen“, sagte Stolpe. Hintergrund ist das steigende Lkw-Aufkommen. Von den Einnahmen sind 600 Millionen für den Betreiber Toll Collect und
die Kontrollen abzuziehen, so dass bislang 2,4 Milliarden netto für Investitionen in Straße, Schiene und Wasserwege
„fest im Haushalt eingeplant sind“. Im
Falle von Mehreinnahmen käme es auch
zu erhöhten Leistungen für den Verkehrsbereich, betonte Stolpe. „Alles, was wir
zusätzlich bekommen, haben wir netto
mehr, das geht eins zu eins in die Verkehrsinfrastruktur.“ Der Bund rechnet
mit 1,4 Millionen mautfähigen Lastwagen in ganz Europa.
Rekordzahl von Zwangsversteigerungen bei Immobilien
B
ei der Finanzierung seines Einfami- große Unterschiede. Maßstab ist hierbei
lienhauses hatte der Neusser Tex- nicht die absolute Zahl der Versteigetilkaufmann Peter Z. knapp kalku- rungstermine in jedem Bundesland.
liert. Nach Abzug von Zins- und Til- Denn sonst ergäbe sich aufgrund der ungungsverpflichtungen blieb ihm und sei- terschiedlichen Bevölkerungsdichte ein
ner Frau sowie den beiden Kindern ein schiefes Bild. Aussagekräftiger ist eine
Budget, mit dem sich keine großen Wün- Gegenüberstellung der Termine jeweils
sche finanzieren ließen. Zwei Jahre nach bezogen auf 100 000 Einwohner. Dabei
dem Einzug verlor der Familienvater sei- zeigt sich, dass die Situation in den neunen Arbeitsplatz, die Ehe zerbrach und en Bundesländern besonders bedrohlich
die finanziellen Probleme häuften sich. ist. In Sachsen und Thüringen kommen
In den nächsten Wochen wird die Immo- 279 Termine auf 100 000 Einwohner. Im
bilie von Peter Z. zwangsversteigert, und bundesweiten Durchschnitt sind es ledigder 56-Jährige wäre zufrieden, wenn er lich 113. In Sachen-Anhalt und Mecklenmit dem Erlös zumindest seine Verpflich- burg-Vorpommern (190) ist die Situation
geringfügig besser. Dagegen haben
tungen bei der Bank ablösen könnte.
Ähnlich ist es in diesem Jahr vielen Im- Zwangsversteigerungen in Bayern (61)
mobilienbesitzern gegangen. Der Arge- und Baden-Württemberg (63) nahezu Seltenheitswert. In keitra-Verlag, der in jener anderen Stadt
dem Monat ein Versind in diesem Jahr
zeichnis mit den
Viele Objekte
mehr Objekte unter
Zwangsversteigefinden auch beim
den Hammer gekomrungsterminen
der
men als in Leipzig
mehr als 500 deutdritten oder vierten
(3829), gefolgt von
schen Amtsgerichte
Anlauf keinen
Berlin (3435) und
veröffentlicht, regisneuen Eigentümer.
Dresden (2259). In
triert für 2004 einen
München dagegen waneuen Rekord: Demren es lediglich 451.
nach sind in den verDie Fülle der notleidend gewordenen
gangenen zwölf Monaten mehr als 92 300
Grundstücke, Häuser, Wohnungen oder Objekte in Ostdeutschland erklärt sich
Gewerbeimmobilien zur Versteigerung nur zum Teil aus der besonders ausgeaufgerufen worden. Zwar ist die Zahl der prägten konjunkturellen Flaute und den
tatsächlich unter den Hammer gekomme- hohen Arbeitslosenzahlen in dieser Reginen Objekte kleiner. Denn nach aller Er- on. Ebenso bedeutsam ist, dass die großfahrung werden viele Verfahren nach zügige steuerliche Förderung von ImmoFestsetzung des Versteigerungstermins bilien in den neuen Bundesländern Bauaußergerichtlich beendet. Aber die Zahl aktivitäten ausgelöst hat, die den Bedarf
der Termine signalisiert einen Trend. Da- deutlich übertreffen. Das rächt sich
nach sind immer mehr Immobilieneigen- jetzt. „Hätte man nach der Wende zutümer in Deutschland nicht mehr in der nächst nur die Sanierung vorhandener
Lage, den Schuldendienst für ihre eige- Bausubstanz gefördert, wäre nicht so unvernünftig am Markt vorbei gebaut wornen vier Wände aufzubringen.
Seit 1994 steigt die Zahl der Versteige- den“, sagt Aufterbeck.
Die Folge ist, dass viele Objekte auch
rungstermine kontinuierlich an. Innerhalb von zehn Jahren hat sich das Niveau beim ersten Versteigerungs-Versuch
mehr als vervierfacht. Allerdings sind nicht den Eigentümer wechseln. Bei dem
die Steigerungsraten zuletzt geringer aus- Termin darf kein Zuschlag erteilt wergefallen. Im Vergleich zu 2003 registrier- den, wenn das Gebot nicht mindestens 50
te Argetra lediglich ein Plus von 0,7 Pro- Prozent des Verkehrswertes beträgt. Die
zent oder rund 600 Objekten. Das ist kein Gläubigerbanken können ihr Veto einleVergleich zu den Vorjahren, als die Zahl gen, wenn das Höchstgebot zwischen 50
der Termine regelmäßig binnen zwölf Mo- und 70 Prozent beträgt. In einem zweiten
naten gleich um mehrere tausend in die Termin kann das Objekt dann auch für
Höhe geschossen war. Entwarnung gibt weniger als die Hälfte des Verkehrswerts
Argetra-Geschäftsführer Winfried Auf- ersteigert werden. Aber selbst das lockt
terbeck gleichwohl nicht. Auch im nächs- nicht immer Käufer. In wirtschaftsten Jahr werden nach seiner Einschät- schwachen Regionen, so sagt ein Rechtszung ähnlich viele Objekte unter den pfleger, finden Immobilien auch beim
dritten oder vierten Anlauf keinen neuen
Hammer kommen wie 2004.
Stefan Weber
Allerdings zeigen sich regional sehr Eigentümer.
SZ-Management
Betende Bosse
Von Dagmar Deckstein
M
anchmal hilft ja bekanntlich nur
noch Beten. Und manchmal hilft es
wohl tatsächlich, denn es sind nicht gerade wenig erfolgreiche Firmen, die sich
auf einer Liste der besonderen Art versammeln: DaimlerChrysler und Porsche
etwa, Motorola und Siemens, die Lufthansa und die Drägerwerke, der Finanzdienstleister Plansecur, aber auch die
Sparkasse Karlsruhe und die AOK Nürnberg. Selbst eine Truppe, die in den vergangenen Krisenjahren durchaus Gründe hatte, Stoßgebete gen Himmel zu schicken, findet sich inmitten der illustren
Schar: „Bankergebet Frankfurt“.
Ja, auch in der deutschen Hochburg
des Finanzkapitals, wo man sie vielleicht
am wenigsten vermutet hätte, sitzen sie.
Manager und Mitarbeiter, die nicht nur
dem Shareholder-Value, sondern auch
dem Spiritual-Value huldigen, und sich
unter www.firmengebet.de dazu bekennen. Es handelt sich um eine Initiative
des Verbands „Christen in der Wirtschaft“. Deren rund 1200 Mitgliedern
aus Industrie, Dienstleistung, Handel
und Handwerk ist es „wichtig, ihr persönliches und berufliches Handeln nach
christlichen Prinzipien zu gestalten“.
„Macht Glaube erfolgreicher?“
Und wer hätte bei all der Bilanzhuberei und Quartalszahlen-Hysterie des
ablaufenden Jahres, den Entlassungswellen hier, Arbeitsplatzexporten gen Osten
dort oder den flächendeckend geschnürten Sparpaketen auf Kosten Hunderttausender Beschäftigter je Zeit gehabt, hin
und wieder auf der Seite www.jesusaufderchefetage.de innezuhalten? Offenbar
mehr Manager, als man denkt.
Nicht von ungefähr widmete die neueste Wirtschaftswoche ihre Titelgeschichte
und vier weitere Beiträge einem in
solcher Umgebung sehr ungewohnten
Thema: „Macht Glaube erfolgreicher?“
Dort erfahren wir auch, dass Ende Januar immerhin 2500 Wirtschaftslenker
zum vierten „Kongress christlicher Führungskräfte“ erwartet werden. Offenbar
bedurfte es für solch fulminanten Zulauf
keines großen, unüberhörbaren Marketinggeschreis.
Es ist natürlich guter Brauch, im Angesicht des herannahenden Weihnachtsfestes den profanen bis spröden Themen,
die sonst die Wirtschaftsteile der Medien
dominieren, mit etwas Besinnlichem zu
kontrastieren. Gerne dürfen dann zum
Beispiel die Anselm Bilgris, Anselm
Grüns oder Rupert Lays zu
Wort kommen, die das
ganze Jahr über Managern auf der Sinnsuche
behilflich sind. Aber bei der offener agierenden Gläubigen-Bewegung in Führungsetagen und darunter
scheint es sich durchaus um mehr zu handeln, als um ein kurzes, vorweihnachtliches Innehalten. Vielleicht schwappt da
nach Business-Reengineering- oder Shareholder-Value-Wellen auch einmal etwas Segensreicheres herüber aus dem üblichen Ursprungsland neuer Moden, den USA.
Abgesehen davon, dass Religion und
Glaube in Amerika nicht halb so tabuisiert sind wie im durchsäkularisierten
Deutschland, ist es dennoch erstaunlich,
wenn Harte-Fakten-Wirtschaftsmagazine wie Business Week und Fortune sich
dieses Themas annehmen. So widmete
Business Week schon 1999 eine Ausgabe
über „The Growing Presence of Spirituality in Corporate America.“ (Spiritualität gewinnt im Wirtschaftsleben Amerikas an Bedeutung). Und Fortune zog
2001 mit einem Heft nach, das mit „The
Surprising Quest for Spiritual Renewal
in the American Workplace“ titelte (Die
überraschende Suche nach geistlicher Erneuerung am Arbeitsplatz.). Und das ausgerechnet in einer Wirtschaftsgesellschaft, die das Profitstreben und Geldmachen mit dem in der Verfassung verankerten Streben nach Glück gleichsetzt. Mit
der dort zitierten Überzeugung eines Investmentbankers hätte sich damals hier
zu Lande wohl kaum ein Manager öffentlich präsentiert: „Letztlich arbeite ich
für Gott. Es gibt keine höhere Berufung,
als Gott zu dienen, und das geschieht
nicht nur in der Kirche. Schlussendlich
ist mein Leben, ob es die Arbeit, die Familie oder die Freunde betrifft, Teil eines
größeren Plans.“
Aber schon outet sich im neuesten Manager-Magazin Topberater und Direktor
Peter Barrenstein von der Unternehmensberatung McKinsey Deutschland als
bekennender Christ und Vorstand des Arbeitskreises evangelischer Unternehmer
mit ähnlicher Überzeugung: „Gott gibt
jedem die Freiheit, sein Leben selbst zu
gestalten. Stimmig ist mein Leben nur
dann, wenn ich dieses Geschenk auch
voll ausschöpfe. Dazu gehören eine Familie, Interessen und gesellschaftliches Engagement.“ Kurz: Der Hunger nach
Sinn, nach spiritueller Selbstvergewisserung des eigenen Tuns scheint größer
geworden in einer wissensgetriebenen
Wirtschaft, in der es auf die persönlichen
Fähigkeiten und Fertigkeiten ankommt.
In der Sinn-Sackgasse
Und vielleicht deuten unsere – für Sie
vier Tage vor dem Weihnachtsfest zusammengetragenen – Symptome auf eine
Rückbesinnung hin, die erkennt, dass eine auf Business-Selbstzweck reduzierte
Wirtschaft in der Sinn-Sackgasse endet.
Der große liberale, für solche Selbstzwecke leider auch missbrauchte Ökonom
Friedrich August von Hayek
schrieb in den Siebzigerjahren des vergangenen
Jahrhunderts: „Genau genommen sind oberste Ziele niemals wirtschaftliche, und die so genannten
wirtschaftlichen Ziele,
die wir verfolgen, sind
bestenfalls Zwischenziele, die uns sagen, wie wir
anderen helfen können,
ihre eigenen Zwecke zu
erreichen, die niemals
wirtschaftlicher Natur
sind.“
Diesel-Preis holt auf
Am Gießener Hauptbahnhof gibt es diese alte Stellwerk-Technik nicht mehr. Sie ist inzwischen durch modernere Technik
ersetzt. Die Erneuerung anderer Stellwerke muss die Bahn nun allerdings aufschieben oder stornieren.
Foto: ddp
Berlin (dpa) – Die großen Mineralölkonzerne rechnen in den nächsten Monaten
mit weiter steigenden Preisen für Dieselkraftstoff in Deutschland. „Es ist möglich, dass der Preis für Diesel an der
Tankstelle noch stärker an den für Normalbenzin herankommt“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen BP
AG, Uwe Franke, der Welt am Sonntag.
Die Zeitung berichtete weiter, der BPKonkurrent Shell schließe bei einem kalten Winter mit entsprechend starker
Nachfrage nach Heizöl nicht aus, dass
der Diesel-Preis sogar über jenem für
Normalbenzin liege.
Nach Mittelkürzung durch den Bund
Argentinien erzielt Einigung
Bahn schiebt und streicht 141 Projekte
Neue Strecken, Stellwerke und moderne Güterverkehrs-Anlagen betroffen / Verkauf von Gebäuden
Berlin – Die Deutsche Bahn (DB) verschiebt, reduziert oder storniert in den
nächsten fünf Jahren insgesamt 141 Projekte, mit denen das Schienennetz modernisiert werden sollte. Weil der Bund die
Mittel deutlich gekürzt hat, bleiben nur 66
Vorhaben übrig. Außerdem verkauft die
DB die meisten ihrer Bahnhofsgebäude.
Von Klaus Ott
Dem Aufsichtsrat der Bahn liegt jetzt
erstmals ein genauer Überblick vor, in
welchem Umfang das Staatsunternehmen in diesem Jahrzehnt beim Ausbau
der Strecken sparen muss. Wegen der
drastisch gesenkten Bundesmittel wird
es weiterhin große Lücken im Hochgeschwindigkeits-Netz für den ICE geben.
Auch für die Regional-Linien fehlt viel
Geld. Der Konzernbereich Güterverkehr
muss auf 19 Projekte verzichten. Außerdem wird der Bau oder Ausbau von 50
elektronischen Stellwerken storniert
oder aufgeschoben. Mit den Stellwerken
sollte die Streckenkapazität erhöht und
der Betrieb weiter rationalisiert werden.
Laut einer als „streng vertraulich“ eingestuften Vorlage für das Treffen des
Aufsichtsrates an diesem Dienstag sind
insgesamt 141 seit langem geplante Vorhaben in ganz Deutschland betroffen,
die etliche Milliarden Euro gekostet hätten. Bei der knapp 1,9 Milliarden Euro
teuren ICE-Neubaustrecke von Mannheim nach Frankfurt am Main ist ein „aktueller Stopp des Projektes“ nach Ende
des Raumordnungsverfahrens notiert.
Die ICE-Trasse von Frankfurt nach Fulda sowie Würzburg (Kosten: 1,4 Milliarden Euro) wird zurückgestellt. Das gilt
auch für die Verbindung von Hannover
nach Hamburg und Bremen. Bei den Linien, auf denen sowohl Fern- als auch Regionalzüge fahren, werden 30 Vorhaben
gekürzt oder geschoben. Sechs Maßnahmen werden offenbar ganz aufgegeben,
darunter der Anschluss des vorgesehenen Großflughafens Berlin-Schönefeld
an das Schienennetz. „Projekt wird gegenwärtig nicht weiter verfolgt“, heißt es
im Aufsichtsratspapier. Beim Nahverkehr sind 30 Strecken von einem Investitions-Stopp betroffen, darunter etwa Teile der S-Bahnen in München und Berlin
sowie die Linien von Lübeck nach Hamburg oder von München nach Lindau.
Das Staatsunternehmen DB erhält
von der Bundesregierung bis einschließlich 2009 nur noch 3 bis 3,5 Milliarden
Euro pro Jahr für die Schiene. Nach Ansicht von Bahnchef Hartmut Mehdorn
wären aber 4,5 bis 5 Milliarden Euro im
Jahr notwendig, um das lange Zeit vernachlässigte Schienennetz zügig zu modernisieren. In einem Schreiben an die
Mitarbeiter verwies Mehdorn kürzlich
auf die „öffentliche Haushaltsnot“ und
die entgangenen Erlöse des Bundes für
den Verkehrsetat durch den verspäteten
Start der Lkw-Maut.
Geringerer Gewinn
Dass die Schienenmittel drastisch gekürzt worden seien, treffe die Bahn hart.
Die Investitionen der DB sinken von
neun Milliarden Euro im Jahr 2003 auf
nur noch sechs Milliarden Euro im Jahr
2007. So steht es im neuen Finanzplan.
Das liegt vor allem an den gekürzten Bundesmitteln, zum Teil aber daran, dass die
Bahn in den nächsten Jahren mit geringeren Gewinnen rechnet als ursprünglich
erhofft. Das Unternehmen will deshalb
weniger Geld für den Kauf neuer Lokomotiven und Züge ausgeben.
Mehdorn und die Regierung hatten im
Juli vereinbart, mit den geringeren Bundesmitteln zumindest 66 Vorhaben fortzusetzen, allerdings auch dort in einem
teilweise deutlich geringerem Tempo.
Nunmehr ist auch die Liste jener Projekte komplett, für die auf absehbare Zeit
kein Geld da ist. Dazu zählt auch der lange vorgesehene Ausbau von 19 Güterbahnhöfen in München, Frankfurt, Leipzig, Kassel, Braunschweig und anderen
Städten. Das könnte die Lage beim Konzernbereich Güterbereich weiter verschärfen. Trotz höherer Transportzahlen
als im Vorjahr ist die Bahn hier in finanzielle Probleme geraten, da die Preise für
die Frachtaufträge gesunken sind. Vervollständigt wird die Stopp-Liste durch
sechs Brücken, die in diesem Jahrzehnt
nicht mehr gebaut werden, etwa an der
Strecke von Hamburg nach Lübeck.
Den Vorlagen für den Aufsichtsrat
lässt sich außerdem entnehmen, dass die
DB den größten Teil ihrer Bahnhofsgebäude verkaufen will. Demnach betrachtet das Staatsunternehmen nur noch bei
612 mittleren und größeren Stationen die
dortigen Immobilien als „betriebsnotwendig“. Bis 2009 sei die „Verwertung
und Veräußerung der nicht betriebsnotwendigen Empfangsgebäude“ geplant.
Das Schienennetz umfasst etwa 6000
Stationen, die Hälfte davon besteht nur
aus Bahnsteigen, Automaten und Wartehäuschen. Von den rund 3000 Immobilien hat die DB bereits mehr als 1000 an
eine private Gesellschaft aus Wiesbaden
abgestoßen. Diese soll sich nach Angaben eines Bahnsprechers zusammen mit
den Gemeinden und Städten darum bemühen, die teilweise recht alten Gebäude zu renovieren und neue Nutzer zu finden. Von den knapp 2000 Immobilien,
die sich noch im Eigentum der DB befinden, sollen nun bis auf einen Restbestand
von 612 alle anderen abgegeben werden.
Die Bahn will künftig ohnehin nur noch
in 500 Bahnhöfen Reisezentren und Fahrkartenschalter betreiben.
Geldwerte Vorteile und Nehmerqualitäten
Steuerpflichtige Summe sagt wenig aus über den wahren Wert der Zuwendungen
Von Michael Weisbrodt
B
erichte wie die über Nebeneinkünfte des CDU-Generalsekretärs Laurenz Meyer geben der weit verbreiteten Auffassung Nahrung, Unersättlichkeit sei eine besondere Eigenschaft der
Politiker. Dagegen fand Bundeskanzler
Gerhard Schröder kaum Resonanz mit
seiner Aussage, in Deutschland habe sich
allgemein eine Mitnahmementalität
breit gemacht, die bis „weit hinein in die
Mittelschichten“ reicht. Ein Urteil, das
gerade beim Bundesfinanzhof (BFH) ergangen ist, erlaubt nun aber einen seltenen Einblick in Unersättlichkeiten außerhalb der Politikerwelt.
Die Entscheidung macht zugleich deutlich, welche finanziellen Größenordnungen im Einzelfall hinter dem Schlüsselbegriff „geldwerter Vorteil“ stehen können. Der spielt ja auch bei Laurenz Meyer eine Rolle. In dessen Fall geht um den
harmlosen Betrag von 1 400 Euro jährlich. In dem Fall des BFH ging um einen
geldwerten Vorteil von 3 313 Euro beziehungsweise 6 480 Mark. Das Urteil betrifft nach Informationen der Süddeutschen Zeitung eine Spitzenmanagerin
aus der engen Umgebung des Handelsbarons Erivan Haub (Tengelmann-Gruppe
mit den deutschen Handelsketten Kaisers, Obi, Plus, Kd-Märkte, in den USA
A&P) aus Mülheim an der Ruhr. Sein Familienvermögen wird auf viereinhalb
Milliarden Euro geschätzt.
Wohltaten für die Managerin
Im Jahr 1990 zahlte das Handelshaus
der Frau ein Gehalt von 800 000 Mark
und räumte ihr zusätzlich einen geldwerten Vorteil von 6 480 Mark ein. Das erstinstanzliche Urteil des Finanzgerichts
Düsseldorf, in der Saarbrücker Rechtsdatenbank Juris nachzulesen, listet detailgetreu auf, welche Wohltaten des Milliar-
därs sich hinter diesem unscheinbaren
Betrag verbargen (Aktenzeichen: Finanzgericht Düsseldorf 18 K 2528/93 E). Die
Managerin wohnte mietfrei auf 183 Quadratmetern im dritten Stock eines unter
Denkmalschutz stehenden Gebäudes mit
Sauna und anderen Finessen. Die geschätzte jährliche Marktmiete betrug
1990 rund 64 400 Mark. Was die Frau
speiste, war vom Feinsten – zubereitet
von der persönlichen Köchin des Patriarchen und kostenlos serviert. Strom, Wasser, Heizung und Reinigung durch das
Hausmeisterehepaar waren in dem geldwerten Vorteil von jährlich 6480 Mark
ebenfalls enthalten.
Wie war das möglich? Dort, wo das Einkommensteuergesetz „Einnahmen“ definiert, geht es auch um geldwerte Vorteile. Eine Vereinfachung betrifft Arbeitnehmer, die der Arbeitgeber während
der Arbeit verköstigt und unterbringt. In
der Landwirtschaft etwa wäre es sonst
schwierig, die gemeinsame Brotzeit und
die Übernachtung exakt zu bewerten.
Deshalb legt eine „Sachbezugsverordnung“ hier Pauschalpreise fest. Daher
wird der Wert aller Vorteile der Handelshaus-Managerin mit insgesamt nur 6 480
Mark angesetzt.
Die Pauschalpreise galten ursprünglich nur für rentenversicherungspflichtige Arbeitnehmer. Da das aber zum Beispiel Soldaten ausgrenzt, fiel diese Einschränkung 1990 weg. Offensichtlich
ahnte der Gesetzgeber, dass diese Öffnung Begehrlichkeiten in Kreisen wecken würde, die Habenichtsen gerne
Neiddebatten vorwerfen. Er fügte eine
Missbrauchsklausel ein, die ausdrücklich klarstellt: Die Öffnung gilt nur,
wenn die Ergebnisse nicht „offensichtlich unzutreffend“ sind.
Doch die Steuerberater der Mülheimer Managerin drangen vor dem Finanzgericht mit einem Winkelzug durch: Die
Missbrauchsklausel gelte nicht für ihre
Mandantin. Denn sie hätte freiwillig davon abgesehen, sich von der staatlichen
Rente befreien zu lassen. Das Finanzgericht ließ sich 1996 darauf ein und ergänzte, dass die jährlich 6 480 Mark daher
auch für die kostenfreie Möblierung und
sogar die Schönheitsreparaturen gut wären. Das Urteil ging um wie ein Lauffeuer in einem auf die Mitnahme jedes Vorteils versessenen Milieu.
Gesetzgeber stopft Schlupfloch
Es begeisterte Kreise, die viel Geld für
Publikationen ausgeben, in denen steht,
wie Privaträume in abzugsfähige Büros,
private Bewirtungen in Geschäftsessen
und private Reisen in Dienstreisen umgewidmet werden. Oder wie der Privatwagen „über die Firma finanziert“ und der
tatsächliche private Nutzungsanteil verdeckt wird. Ein Milieu, in dem es teilweise weder als zu mühsam noch als peinlich
gilt, den Taxifahrer um eine überhöhte
Quittung fürs Finanzamt zu bitten.
Als Folge des Mülheimer Prozesses jedenfalls sah sich der Gesetzgeber im Jahr
2000 gezwungen, die Notbremse zu ziehen und die Missbrauchsmöglichkeiten
für kostenlose Wohnungen weiter einzuschränken. Und vor dem Bundesfinanzhof verloren jetzt obendrein die Kölner
Steuerberater Döker & Schützeberg ihren Mülheimer Fall.
Der Bundesfinanzhof stellte klar, dass
die Missbrauchsklausel selbstverständlich auch für ihre Mandantin gilt (Aktenzeichen: BFH VI R 33/97). Aber eine generelle Lehre lässt sich unschwer aus dem
Urteil ziehen: Der tatsächlich steuerpflichtige geldwerte Vorteil sagt wenig
darüber, welcher reale Wert hinter ihm
steht. Das gilt – wenn auch auf niedrigerem Niveau – auch für den geldwerten
Vorteil des CDU-Generalsekretärs Laurenz Meyer.
Buenos Aires (dpa) – Argentinien hat
nach eigenen Angaben doch noch eine Einigung mit der Bank of New York über
die Abwicklung der geplanten Milliarden-Umschuldung seiner Verbindlichkeiten bei privaten Gläubigern erreicht. Die
Konditionen des Vertrages seien so wie
ursprünglich im Februar mit der Bank
vereinbart, heißt es in einer Mitteilung
des Wirtschaftsministeriums in Buenos
Aires. Damit konnte einer der wichtigsten Stolpersteine für den Beginn am 17.
Januar des Umtausches alter gegen neue
Wertpapiere aus dem Weg geräumt werden. Das Geldinstitut war im November
von dem Vertrag zurückgetreten und hatte mehr Zeit für die Vorbereitung und
mehr Geld verlangt.
Pharmaindustrie im Glück
Berlin (dpa) – Die deutsche Pharmaindustrie wird nach einem Zeitungsbericht im
kommenden Jahr wegen Verzögerungen
bei der Gesundheitsreform mehrere hundert Millionen Euro mehr einnehmen.
Hintergrund sei die verspätete Einführung der geplanten Festbeträge für Arzneimittel sowie die Kürzung des Zwangsrabatts zum Jahresende von 16 auf 6 Prozent, berichtet die Tageszeitung Die
Welt. Die Unternehmen könnten daher
2005 mit Zusatzeinnahmen zwischen 520
und 610 Millionen Euro rechnen. Dies gehe aus Unterlagen von Pharmaherstellern, Verbänden und Krankenkassen hervor. Im Gegenzug erwarteten die Krankenkassen im kommenden Jahr lediglich
Einsparungen von 390 Millionen Euro
statt der angepeilten eine Milliarde
Euro, berichtete die Zeitung weiter.
VOR
50 JAHREN
Die deutsche Mark
erholt sich wieder
München – Vor vier Wochen war die Deutsche Mark, besonders infolge der damals
umfangreichen Transitimporte von Nahrungsmitteln, zur kursmäßig drittschwächsten unter den neun mehrseitig
gehandelten europäischen Devisen geworden. Seitdem haben sich der Außenhandel
und die Zahlungsbilanz Westdeutschlands wieder weitgehend normalisiert, so
daß der Weg für eine langsame Erholung
der Mark frei wurde. Sie hat gegenwärtig
innerhalb des EZU-Kreises wieder eine
Stellung erreicht, bei der zwar immer
noch fünf der acht Clearingvaluten über
ihren Paritäten zur D-Mark liegen. Allerdings dürfte die D-Mark ihre fast ein Jahr
lang innegehabte Stellung als festeste europäische Verrechnungsdevise in absehbarer Zukunft nicht wieder erreichen. Während sie sich in den letzten vier Wochen gegenüber den Weichwährungen befestigen
konnte, lag sie gegenüber den Hartvaluten schwächer. Der US-Dollar notiert
jetzt genau in Höhe der offiziellen Parität
(4,205).
SZ vom 20. Dezember 1954
Die Mark hat nach ihrer Einführung eine
Weile gebraucht, um sich ihre spätere
Position als eine der stabilsten Währungen der Welt zu erkämpfen. Erst 1958
wurde sie voll konvertierbar. Mit dem
Reichtum Deutschlands und der Produktivität der Industrie stieg in den kommenden Jahrzehnten auch der relative Wert
des deutschen Geldes. Heute würde die
Mark bei 1,47 Dollar notieren, gäbe es sie
noch. Damals galten unter den wichtigsten Weltwährungen feste Wechselkurse,
die während des Zweiten Weltkriegs im
System von Bretton Woods ausgehandelt
waren und später auf die Mark erweitert
wurden. Eine offizielle Parität ließ sich
demnach anhand des Goldpreises ermitteln, so dass die Ökonomen sagen konnten, eine Währung handele am Markt
„über“ oder „unter“ ihrer Parität. Die
Parität der Mark zum Dollar lag fast
über die gesamten fünfziger Jahren bei
4,20 Mark. EZU stand für Europäische
Zahlungsunion – die Vor-Vorgängerin
des Europäischen Währungssystems
(EWS), das zum Euro wurde.
fmk
WIRTSCHAFT
Montag, 20. Dezember 2004
Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 25
Arnies Welt
Kaliforniens Gouverneur Schwarzenegger kämpft mit der Wirtschaftskrise – und müht sich, den nächsten Boom anzuschieben
„Wir müssen
am Ende
die Zeche zahlen.“
Rickey Bates, Hotelangestellte
Doch Bates, der tagelang mit einem Megaphon vor dem Grand Hyatt Hotel in
der Stockton Street stand und die
schlechten Arbeitsbedingungen anprangerte, hat nicht viel Hoffnung. „Da wird
nicht viel bei rauskommen. Wir müssen
am Ende die Zeche zahlen. Und Gouverneur Schwarzenegger wird uns auch
nicht helfen. Der steht auf Seiten der Unternehmer“, befürchtet der Afro-Amerikaner. Er rechnet vor, dass er statt zehn
Dollar monatlich bald 273 Dollar für die
Krankenversicherung zahlen soll, weil
die Hoteliers den bislang gezahlten Arbeitgeberanteil drastisch zusammenstreichen wollen.
Arbeitskämpfe und Arbeitslosigkeit in
Kalifornien – von dem von Gouverneur
Arnold „Arnie“ Schwarzenegger versprochenen Wirtschaftsaufschwung ist in diesen Tagen in San Francisco nicht viel zu
spüren. Büros stehen leer. Die großen
Kaufhäuser wie Saks am Union Square
melden im Weihnachtsgeschäft nur
schleppende Umsätze. In den Straßen
der Millionenmetropole, durch die in dieser Jahreszeit ein nasskalter Wind pfeift,
hat die Zahl der Wohnungslosen zugenommen. An den Suppenküchen von Kirchen und Wohltätigkeitsorganisationen,
die Essen an Arme verteilen, bilden sich
lange Schlangen.
Zwar haben die Ikonen der Computerund Softwareindustrie wie der weltgrößte Chiphersteller Intel oder die Softwareschmiede Oracle, die ihre Zentralen im
Silicon Valley haben, nach den mageren
Jahren infolge des Börseneinbruchs 2001
und 2002 nun wieder satte Gewinne vermeldet. Die meisten Unternehmen haben
aber massiv Arbeitsplätze abgebaut. In
der Bay Area, der städtischen Konglomeration, die mit ihren sechs Millionen Einwohnern von San Francisco im Norden
bis San José im Süden reicht und die in
den neunziger Jahren als Motor eines geradezu sagenhaften Wirtschaftsaufschwungs im Golden State galt, sind zwischen 2001 und 2003 etwa 450 000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Hart getroffen hat es die einst gut verdienenden
Computerspezialisten. Immer mehr Jobs
werden nach Indien und China verlagert,
wo Programmierer zu einem Bruchteil
der amerikanischen Löhne arbeiten.
Die Zweifel wachsen, ob der gebürtige
Österreicher und ehemalige ActionfilmDarsteller Schwarzenegger, der im vergangenen Jahr nach einem acht Millionen Dollar teuren Werbefeldzug einen furiosen Wahlsieg errang, Kalifornien wieder nach vorne bringen kann. Zwar hat
sich der Ex-Terminator mit seiner hemdsärmeligen Art viel Lob eingehandelt.
Auch hat der Republikaner einen illustren Kreis von Wirtschaftsberatern um
sich geschart, wie beispielsweise Michael Boskin, der dem ehemaligen US-Präsidenten George Bush Anfang der neunziger Jahre im Weißen Haus diente.
„Neue Technologien
und Erfindungen
sind bereits in der Pipeline.“
Hans Niebergall, Handelskammer-Chef
Trotz dieser Probleme vertraut man in
Kalifornien aber immer noch auf die eigene Kraft. Die Menschen eifern dem amerikanischen Leitbild einer Selfmade-Karriere nach. Dieser unerschütterliche Optimismus wird vor allem auch von den jungen Immigranten befördert, die aus Lateinamerika, aber im zunehmenden Maße auch aus China kommen. „Kalifornien macht eine Durststrecke durch. Es
ist ein wirtschaftlicher Umbruchsprozess. Aber neue Technologien und Erfindungen sind bereits in der Pipeline“,
meint der Chef der Europäisch-Amerikanischen Handelskammer, Hans Niebergall, in San Francisco.
Ein schmuckloser Betonbau an einer
Ausfallstraße von Foster City in der Bay
Area mag dafür ein Prototyp sein. Dort
ist die Zentrale der Biotechnologiefirma
Applied Biosystems untergebracht. AB
stellt Analysegeräte zur Entschlüsselung
der menschlichen Erbstruktur her. Die
Apparate, die rund 300 000 Dollar pro
Stück kosten, werden in der Grundlagenforschung, aber auch in der Kriminalistik eingesetzt. Das kalifornische Unternehmen, das einen Jahresumsatz von
knapp 1,74 Milliarden Dollar und einen
Gewinn nach Steuern von 183 Millionen
Dollar erwirtschaftet, ist in diesem Bereich weltweit Marktführer.
In den fensterlosen Labors arbeitet ein
hochmotiviertes internationales Forscherteam. Dazu gehört auch der deut-
sche Chemiker Stefan Matysiak. „Es ist
eine multikulturelle Atmosphäre, wie
man sich das eigentlich immer vorstellt“,
sagt Matysiak, der in Deutschland studiert hat und seit vier Jahren in den Vereinigten Staaten arbeitet.
Die Biotechnologie ist nach Meinung
von Experten die künftige Wachstumsbranche in Kalifornien, die schon bald
die Computer- und Softwareindustrie in
puncto Innovation ablösen könnte. Mehr
als 250 Unternehmen der Branche haben
sich in der Bay Area angesiedelt. Auch
große Pharmakonzerne wie die deutsche
Boehringer Ingelheim und die britische
GlaxoSmithKline haben Niederlassungen eröffnet. Sie alle profitieren von einem pragmatischen Kurs Kaliforniens
im Bereich der menschlichen Stammzellenforschung, von der sich viele Experten Hilfe bei der Bekämpfung von Krebskrankheiten und Therapie von Querschnittsgelähmten versprechen.
Während sich die Bush-Regierung aus
religiösen und ethischen Gründen für
(0,06 € /Anruf)
San Francisco – Rickey Bates ist stocksauer. Er redet sich in Rage. „Wir müssen
für die Krankenversicherung immer
mehr zahlen. Ich weiß nicht, wie meine
Familie noch über die Runden kommen
soll“, schimpft der 38-jährige Hotelangestellte. Zusammen mit 4300 Mitarbeitern
von 14 großen Hotels in San Francisco
hatte Familienvater Bates über einen Monat lang gestreikt. Tag und Nacht hatten
sie mit großen Plakaten vor den Eingangstüren der Nobelherbergen protestiert und mit Rasseln und KochtopfTrommeln auf sich aufmerksam gemacht.
Gästen und Nachbarn ging der Lärm
auf die Nerven. Doch die Wut der Streikenden, die von den Hoteliers ausgesperrt waren, konnte das nicht bremsen.
Es war einer der erbittertsten Arbeitskämpfe der vergangenen Jahre in Kalifornien. In der vergangenen Woche beschlossen die Streikenden, ihren Arbeitskampf
zunächst zu unterbrechen, um Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft und
den Hotelbetreibern zu ermöglichen.
Rastlos reist Schwarzenegger, dem sogar Ambitionen auf das amerikanische
Präsidentenamt nachgesagt werden – wozu allerdings die US-Verfassung geändert werden müsste – neuerdings in der
Welt herum, um für sich und den Wirtschaftsstandort Kalifornien zu werben.
Mit dem japanischen Premierminister Junichiro Koizumi ließ sich der 57-jährige
Action-Held händeschüttelnd ablichten.
Überlebensgroß prangte Arnie an einer
Plakatwand in Tokio. Und nächstes Jahr
soll es mit dem Reisen weitergehen.
Doch was habe der Gouverneur eigentlich außer spektakulären PR-Erfolgen erreicht, fragte jetzt ein kritischer Kommentator der Tageszeitung San Francisco Chronicle und gab sich gleich selber
die Antwort: Arnie glänze vor allem mit
seinem permanenten Pepsodent-Lächeln. Gewiss: Im Frühjahr gelang dem
begnadeten Selbstdarsteller, der Bürokraten und Miesmacher als „Girliemen“ (auf deutsch: Weicheier) bezeichnet, die pünktliche Verabschiedung des
Haushalts. Um das gigantische Defizit
zu verringern, ließ Schwarzenegger
Schulden in langfristige Anleihen im
Werte von 15 Milliarden Dollar umwandeln. Das schafft zwar kurzfristig eine
Atempause, doch irgendwann müssen
die Kalifornier die Rechnung begleichen.
Dabei droht im nächsten Jahr schon wieder eine Haushaltslücke von 6,7 Milliarden Dollar.
Jahrelang hat Kalifornien über seine
Verhältnisse gelebt. Jetzt muss eisern gespart werden. Zur politischen Nagelprobe dürfte für Schwarzenegger, der Anfang Januar den Haushaltsentwurf
2005/2006 vorstellen wird, die Sanierung der Sozialversorgung für Arbeiter
und die überfällige Reform der teuren
und anfälligen Energieversorgung werden. Das unternehmensnahe Institut
Ucla Anderson warnt vor den Folgen,
wenn es der Regierung nicht gelingt, das
„strukturelle Ungleichgewicht“ der öffentlichen Finanzen wieder ins Lot zu
bringen.
Städte und Gemeinden würden angesichts der Schuldenlast ihren finanzpolitischen Spielraum verlieren, zum Beispiel die Infrastruktur zu modernisieren
und die Beschäftigung anzukurbeln,
meint Ucla-Volkswirt Joseph Hurd. Ähnlich wie Präsident George W. Bush, der
mit einem Rekorddefizit des amerikanischen Haushalts zu kämpfen hat, muss
Schwarzenegger darauf vertrauen, dass
die Konjunktur noch einen Gang zulegt,
um nicht zum letzten Mittel der Steuererhöhungen zu greifen.
strenge Restriktionen ausgesprochen
hat, votierten die Kalifornier bei einer
Volksabstimmung anlässlich der Präsidentschaftswahl Anfang November für
eine milliardenschwere, öffentliche Forschungsförderung. Insgesamt sollen drei
Milliarden Dollar in den nächsten Jahren in die Forschung gepumpt werden.
Das Wirtschaftsmagazin Business Week
prophezeite bereits eine „StammzellenBonanza“, mit der sich Kalifornien im Bereich der Biotechnologie weltweit den
Spitzenplatz sichere.
Kein Zufall, dass die großen Investmentbanken an der Wall Street jetzt ein
lukratives Geschäft wittern, wenn die
jungen Biotechnologiefirmen in einigen
Jahren aufs Börsenparkett wollen. Angesichts dieser rosigen Aussichten erscheint der Internet-Suchmaschinenanbieter Google, der im Sommer dieses Jahres einen milliardenschweren Börsengang unternahm, schon fast als ein Repräsentant einer Alt-Technologie aus dem
vergangenen Jahrhundert.
Gouverneur Arnold „Arnie“ Schwarzenegger wirbt weltweit für die kalifornische Wirtschaft – hier mit Agrarprodukten bei einem Besuch in Japan. Foto: AP
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Von Andreas Oldag
Einfachere Hartz-Anträge
Bundesagentur für Arbeit: Fragebögen sollen verständlicher werden
Hamburg (ddp/dpa/AFP) – Die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA) will
den Antrag für Bezieher von Arbeitslosengeld II deutlich vereinfachen. Die
Hartz-IV-Fragebögen, deren zweite Auflage für April angekündigt ist, sollen kürzer und verständlicher ausfallen sowie
den Anforderungen der Datenschützer
besser entsprechen, berichtete das Nachrichtenmagazin Der Spiegel am Samstag
vorab. So sei geplant, dass Antragsteller
die Verdienstbescheinigung ihres Arbeitgebers künftig getrennt von anderen Einkommensnachweisen einreichen können. Zudem sollen die Formulierungen,
mit denen nach weiteren Personen im
Haushalt, nach Kindern oder saisonaler
Beschäftigung gefragt wird, klarer gefasst werden.
Vor allem Arbeitslose in Wohngemeinschaften hatten sich beklagt, dass die entsprechenden Textpassagen missverständlich seien. Die BA versprach nach Kritik
an ihrer Online-Jobbörse außerdem weitere Verbesserungen des Angebots. Bei
44 Prozent der Suchabfragen habe es
nach einem vorläufigen Bericht des Bundesrechnungshofs (BRH) an der Eignung
der Bewerber oder der Umsetzung ihrer
Wünsche gefehlt, berichtete der Focus.
Die Bundesregierung rechnet nach In-
formationen der Bild am Sonntag damit,
dass die Hartz-IV-Reform höhere Kosten
verursacht als geplant. Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) stelle sich bereits darauf ein, zusätzliche Summen im
Haushalt 2005 dafür bereitstellen zu müssen. Über die genaue Summe konnte Eichel dem Bericht zufolge noch keine Auskunft geben. Bislang seien nur etwa zehn
Prozent aller Hartz-IV-Anträge abgelehnt worden. Bei den Planungen war die
Bundesregierung von einer höheren Quote ausgegangen. In der Regierung heiße
es aber, bislang seien vor allem die einfachen Fälle abgearbeitet worden. So könne die Ablehnungsquote noch steigen.
Politiker von SPD und CDU forderten
die BA zudem auf, ihre internen Richtlinien für die Bewilligung der Anträge von
Arbeitslosen zu überprüfen. Laut der
BamS fürchten sie eine Bevorteilung homosexueller Partnerschaften. Laut Gesetz werden bei der Berechnung des Arbeitslosengeldes II Einkünfte und Vermögen eines Partners berücksichtigt. Dies
gilt auch für „eheähnliche Gemeinschaften“. Nach den Richtlinien der BA wird
aber nur „eine auf Dauer angelegte Lebensgemeinschaft zwischen einem Mann
und einer Frau“ als „eheähnliche Gemeinschaft“ angesehen.
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Seite 26 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295
HBN
Firmen des Tages
WIRTSCHAFT
Montag, 20. Dezember 2004
SIEMENS
SZ-Gespräch mit Vorstandschef Ulf Schneider
Fresenius geht auf Einkaufstour
FRESENIUS
Ausbau in kleinen Schritten
D
em Bad Homburger Konzern Fresenius ist es in den vergangenen Jahren
gelungen, Ballast in Form von Schulden
abzuwerfen und zugleich die Weichen für
weiteres Wachstum zu stellen. Nachdem
das Unternehmen kürzlich in Tschechien
für seine Sparte Kabi (Infusions- und Ernährungstherapie) eine kleine Übernahme unter Dach und Fach gebracht hat
und Firmenchef Ulf Schneider im SZ-Gespräch sehr viel über die erhebliche Bedeutung dieses Geschäftszweiges geredet
hat, dürfte klar sein: Kabi muss als Ausbaukandidat eingestuft werden.
Schneider macht dabei aber nicht den
Eindruck, auf Gedeih und Verderb unbedingt zukaufen zu wollen. Ihm geht es
vielmehr um einige Ergänzungen für Kabi, die er ebenso zielgerichtet wie vorsichtig vorantreiben möchte. Es liegt auf der
Hand, dass sich der Manager, der seit anderthalb Jahren an der Fresenius-Spitze
steht, bei einer Übernahme auf keinen
Fall die Finger verbrennen möchte.
Zwar steht der Konzern wachstumsstark und finanziell solide da. Doch weil
die Klinik-Sparte ProServe noch mitten
in der Sanierung steckt, wäre ein Fehlgriff bei einem Zukauf für Kabi höchst
ärgerlich. So gesehen verbietet sich eigentlich eine richtig große Übernahme.
Schneider dürfte es denn auch eher nach
kleinen und mittleren Häppchen gelüsten.
Harald Schwarz
NASSAUISCHE SPARKASSE
Mangelnde Größe
D
ie in den letzten Wochen aufgekommenen Befürchtungen, nach der
Frankfurter Sparkasse (Fraspa) sei nun
auch die in Wiesbaden beheimatete Nassauische Sparkasse (Naspa) ins Straucheln geraten, haben sich zum Glück
nicht bestätigt. Ein florierendes Geldinstitut, das in der Lage ist, Ertragsdellen
und Kreditrisiken aus eigener Kraft zu
überwinden, ist die Naspa aber auch
nicht. Um einen Verlust zu vermeiden,
musste sie bereits im letzten Geschäftsjahr ihre Immobilienreserven mobilisieren und verschiedene Objekte veräußern.
Eigenen Angaben zufolge fehlen der Naspa rund 350 Millionen Euro Eigenkapital, Gelder die sie braucht, um Ausfälle
im Kreditgeschäft und den Wertverlust
im Immobiliensektor auszugleichen. Das
nötige Kapital soll nun von den Trägern
der Sparkasse, den Städten Wiesbaden,
Frankfurt sowie fünf Landkreisen kommen, denen selbst das Wasser bis zum
Halse steht.
Angesichts dieser Probleme ist es unverständlich, dass sich die Führung der
Naspa trotzdem sträubt, ihre Eigenständigkeit aufzugeben und unter das Dach
der Landesbank Hessen-Thüringen zu
schlüpfen wie dies voraussichtlich die
Fraspa tun wird. Denn es zeigt sich, dass
es beiden Instituten an der erforderlichen Größe mangelt, um mittelfristig
überleben zu können.
Lothar Gries
Opel-Betriebsrat gibt nicht auf
Die Verhandlungen über Stellenabbau sollen fortgesetzt werden
Rüsselsheim (dpa) – Beim geplanten Stellenabbau bei Opel ist nach Einschätzung
des Betriebsrates das letzte Wort noch
nicht gesprochen. „Wir akzeptieren die
Zahl 6500 noch nicht“, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz am
Samstag der dpa in Rüsselsheim. „Sie ist
Gegenstand von Verhandlungen. Wenn
wir ein paar hundert weg verhandeln
können, dann haben wir unsere Aufgabe
erfüllt.“ Das könnten zum Beispiel ein
Drittel der 750 Beschäftigten in der Komponentenfertigung im Werk Bochum
sichert werden können“, sagte Franz.
Weitere 6500 Mitarbeiter sollen freiwillig in Beschäftigungsgesellschaften wechseln oder eine Abfindung annehmen. Die
Beschäftigten müssen sich bis zum 31. Januar 2005 entscheiden. „Auch wenn sich
zu wenige Mitarbeiter melden, wird es
keine betriebsbedingten Kündigungen
geben“, unterstrich Franz. Es werde
dann eine Einigungsstelle unter einem
Arbeitsrichter gegründet. Darin müssten
Arbeitgeber-Vertreter und Betriebsräte
eine Lösung finden.
„Unser Oberthema ist die Absicherung von Jobs“, unterstrich der Gesamtbetriebsratsvorsitzende. Für das Werk in
Bochum, wo 3600 Stellen betroffen sind,
rechne er mit harten Auseinandersetzungen. „Mit der langfristigen Zukunftsperspektive für Bochum werden wir eine harte Nuss zu knacken haben.“ Die Arbeitnehmer fordern eine Beschäftigungsgarantie und Zusicherung für alle OpelStandorte bis 2010. „Dafür sind wir bereit, auf übertarifliche Zulagen zu verzichten. Zu einem Arbeitszeitkorridor
von 30 bis 40 Stunden sagen wir ebenfalls ja.“ Eine Arbeitszeitverlängerung
ohne Lohnausgleich lehne der Betriebsrat aber ab, weil dies das „dramatische
Beschäftigungsproblem“ nur verschärfen würde.
„Ans Eingemachte gehen“
„Wir akzeptieren die Zahl 6500 noch
nicht“, kündigt der Gesamtbetriebratsvorsitzende Klaus Franz an. Foto: dpa
sein. Der Werkzeugbau in Rüsselsheim
und Bochum mit 700 Leuten könne als
Profit Center selbstständiger werden
und Aufträge von außen annehmen.
Franz bekräftigte die Bereitschaft, gegen klare Zusagen des Mutterkonzerns
General Motors über den Verzicht auf
übertarifliche Zulagen zu verhandeln.
IG-Metall-Vize Bertold Huber betonte,
Vorrang habe die Sicherung der Arbeitsplätze. „Der Preis dafür könnte die Abschmelzung von übertariflichen Leistungen sein.“ Bislang verdienen Opel-Beschäftigte 15 bis 20 Prozent über MetallFlächentarif.
Der Mutterkonzern General Motors
will bei Opel mit 9500 Stellen fast jeden
dritten Arbeitsplatz sozialverträglich abbauen. „Wir schätzen, dass rund 2500 in
ausgelagerten Unternehmensteilen abge-
Huber betonte, die Betriebsräte und
die IG Metall würden auf jeden Fall „auf
das Erbittertste“ um den Standort Bochum kämpfen. Für das Stammwerk in
Rüsselsheim sehe er gute Chancen, den
Wettbewerb mit der GM-Tochter Saab
in Schweden um die künftige Mittelklasseproduktion für sich zu entscheiden.
„Da kann man verhalten optimistisch
sein.“ Der Konflikt um die Zukunft des
Autobauers Opel werde noch Wochen
oder Monate dauern. Die Arbeitnehmer
würden sich keineswegs „wie Lämmer
zur Schlachtbank führen lassen“. „Das
wird eine knüppelharte Auseinandersetzung, die nicht vergleichbar ist mit VW
oder Daimler.“ Falls keine sozial akzeptablen Lösungen gefunden würden, könnte es zu einer Radikalisierung kommen.Im neuen Jahr gehen die Verhandlungen mit dem Management weiter.
„Dann gehen wir ans Eingemachte“, sagte Franz. Dazu gehöre die Frage, ob die
neue Mittelklasse-Produktion nach Rüsselsheim oder ins Saab-Werk vergeben
werde. Außerdem verlangt der Betriebsrat, dass Rüsselsheim die Entwicklungsverantwortung für den Astra-Nachfolger sowie dessen Produktion erhält.
West-LB verkauft Stahlhändler
Klöckner & Co wird vom US-Finanzinvestor LGB übernommen
Düsseldorf (Reuters) – Die West-LB verkauft ihre Mehrheitsbeteiligung an dem
Duisburger Stahlhändler Klöckner & Co
(Klöco) wie erwartet an den US-Finanzinvestor LGB. Zum Kaufpreis hätten beide Seiten Stillschweigen vereinbart, teilte die West-LB am Samstag mit. Der Verkauf werde die Bilanz im kommenden
Jahr positiv beeinflussen, erklärte sie lediglich. Früheren Medienberichten zufolge soll der Preis bei 320 Millionen Euro
liegen. Die West-LB habe ihre gesamte
Beteiligung von 94,9 Prozent an die
Fondsgesellschaft Lindsay Goldberg &
Bessemer (LGB) mit Sitz in New York
verkauft, teilte die Bank weiter mit. Die
von der HSH Nordbank gehaltenen restlichen Anteile in Höhe von 5,1 Prozent gingen ebenfalls an die LGB. Der Verkauf
stehe noch unter dem Vorbehalt seiner
kartellrechtlichen Freigabe. Die WestLB trennt sich derzeit von Beteiligungen,
die nicht mehr zu ihrem Kerngeschäft gehören. Jüngst hatte sie ihren Anteil am
Tourismuskonzern TUI veräußert.
In Europa wird die LGB vom früheren
Thyssen-Chef Dieter Vogel vertreten.
„Es ist unser Ziel, die Klöco-Gruppe als
Ganzes weiter zu entwickeln und den Unternehmenswert langfristig zu steigern,“
erklärte Vogel. Klöco solle vollständig erhalten bleiben und mit Hilfe von LGBKapital weiter expandieren. Alle Arbeitsplätzen würden erhalten bleiben, Änderungen bei den Standorten seien nicht geplant. Die Klöco-Gruppe hatte 2003 einen Jahresüberschuss von 27 Millionen
Euro bei einem Umsatz von 3,8 Milliarden Euro erzielt.
Das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtete unterdessen vorab, der Kauf der
Klöco könne für die LGB weitaus teurer
werden als geplant, da sie auch alle Risiken mitübernommen habe. Grund sei eine geplante Klage des ehemaligen KlöcoBesitzers Balli Group mit einem vorläufigen Streitwert von rund 500 Millionen
Euro. Ein West-LB-Sprecher sagte am
Samstag, ihm sei ein solcher Klageentwurf noch nicht bekannt.
Bad Homburger Konzern stellt deutlich höhere Dividende in Aussicht / Tochter Kabi soll wachsen
Frankfurt – Die Stamm- und Vorzugsaktionäre des Gesundheitskonzerns Fresenius
können sich auf einen Geldsegen freuen.
Mit einer deutlichen Anhebung der Dividenden ist zu rechnen, nachdem es im vierten
Quartal keine Hiobsbotschaften mehr gab,
und die zuletzt erhöhte Geschäftsprognose vom Management bestätigt wird.
Von Harald Schwarz
„Wir betreiben stets eine kontinuierlich ertragsorientierte Dividendenpolitik. Auch in der Vergangenheit haben Ertragszuwächse zu guten Steigerungen
bei den Dividenden geführt und auch in
2004 wachsen unsere Erträge“, erklärte
der Vorstandsvorsitzende von Fresenius,
Ulf Schneider, im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Für 2003 hatte der
Konzern 1,26 Euro auf Vorzüge und 1,23
Euro auf Stämme an seine Anteilseigner
verteilt. Genaue Zahlen zur künftigen
Ausschüttung will der seit anderthalb
Jahren an der Firmenspitze stehende
Schneider erst im Februar nennen.
„Die nach dem dritten Quartal erhöhte Prognose kann ich bestätigen“, sagte
der Manager weiter. Demnach rechnet
Fresenius mit einem währungsbereinigten Anstieg des Jahresüberschusses von
rund 35 Prozent und einem Umsatzanstieg zwischen acht und neun Prozent.
Für die Bemessung der Dividende wird
allerdings nicht das währungsbereinigte, sondern das ausgewiesene Ergebnis
nach Steuern herangezogen. Bei diesem
werde es aber auch einen „deutlich zweistelligen Zuwachs“ geben, betonte
Schneider und gibt sich damit optimistisch für die Dividendenentwicklung.
Nachdem es Fresenius seit 2002 gelungen ist, das Ziel beim Schuldenabbau
sechs bis zwölf Monate früher als erwartet zu erreichen, kann der Konzern nun
wieder offensiver agieren. Schneider:
„Wir werden selektiv mehr auf Wachstum setzen, weil wieder mehr Mittel zur
Verfügung stehen.“ Diese Aussage münzte er sowohl auf Investitionen in Sachanlagen als auch in Firmenübernahmen.
Insgesamt hat Fresenius geplant, in diesem Jahr rund 420 Millionen Euro zu investieren, davon sollen etwa 120 Millionen auf Akquisitionen entfallen. „Das
Gesamtbudget für 2005 werden wir angemessen erhöhen“, kündigte der Vorstandschef an. Präzisieren wollte er dieses Statement zwar nicht, doch könnte
Fresenius von der Finanzlage her problemlos 100 bis 200 Millionen Euro mehr
bei den Investitionen stemmen. Erweitert wird derzeit beispielsweise die Konzernzentrale mit ihren fast 900 Beschäftigten in Bad Homburg um ein weiteres
Gebäude mit zusätzlich 200 Büro-Jobs
und einem Konferenzzentrum. Das Projekt kostet 26 Millionen Euro und soll im
Frühsommer 2006 fertig sein.
Aber auch weitere Akquisitionen hat
Schneider im Visier. Ein Beleg dafür ist
etwa der Erwerb der tschechischen Firma Infusia durch die auf Infusions- und
Zuschlag für Bahnstrecke
Bangkok (Reuters) – Ein Konsortium um
Siemens hat den Zuschlag für den Bau einer Schienenverbindung zum neuen
Bangkoker Flughafen erhalten. Die staatliche thailändische Eisenbahngesellschaft habe dem Angebot mit einem Volumen von knapp 500 Millionen Euro am
Freitag zugestimmt, gab ein Sprecher der
Gesellschaft am Sonntag bekannt. An
dem Konsortium ist neben Siemens und
der Baugruppe B. Grimm zu 48 Prozent
die thailändische Firma Stecon beteiligt.
Das Konsortium habe das günstigste Angebot vorgelegt, wurde weiter mitgeteilt.
Für den Auftrag hatten sich auch der Baukonzern Bilfinger & Berger sowie der Verkehrstechnikspezialist Vossloh beworben. Der südöstlich der thailändischen
Hauptstadt gelegene Suvarnabhumi
Flughafen soll Ende September 2005 eröffnet werden. Die geplante Bahnverbindung wird 28 Kilometer lang sein.
AIRBUS
Auftrag für 30 Flugzeuge
Die Fresenius-Tochter Kabi stellt unter anderem Fusionslösungen her. Foto: dpa
Ernährungstherapie spezialisierte Fresenius Kabi. Diese Firma gilt auf ihrem Gebiet in Europa als Marktführer und soll
weiter ausgebaut werden. Dem Tochterunternehmen bescheinigt der FreseniusChef für die Zukunft „sehr gute Aussichten“. Kabi könne ähnliche Wachstumsraten und Gewinnmargen erreichen wie
die in der Dialyse aktive Fresenius Medical Care (FMC), an der Fresenius rund 37
Prozent hält. Da Kabi aber zu 100 Prozent dem Konzern gehört, rechnet
Schneider ihr „nahezu die gleiche Gewinnbedeutung für die Fresenius AG“ zu
wie FMC. Ein Börsengang von Kabi – wie
vor ein paar Jahren noch angedacht – ist
für ihn kein Thema mehr. Er wolle den
Spezialisten zu 100 Prozent behalten, so
Schneider. Er hält sich aber ein Hintertürchen offen: Wenn sich für Kabi einmal die Möglichkeit einer „richtig großen Akquisition“ böte, dann wäre ein
Börsengang „das letzte Mittel zur Finanzierung“ eines solchen Geschäfts.
Probleme im Klinik-Geschäft
Das unter dem Namen ProServe agierende Klinik-Geschäft von Fresenius ist
derzeit aus Sicht des Konzernchefs dagegen noch nicht reif für Übernahmen.
Kern dieser Sparte sind die Wittgenstei-
ner Kliniken. „Wir sind da noch in der
Phase der Margensteigerung und denken
zur Zeit nicht über weitere Akquisitionen nach“, sagte Schneider. Durch Rationalisierung müssten dort erst einmal die
operativen Probleme gelöst werden. ProServe agiert in einer Branche, die zu 90
Prozent von öffentlichen und konfessionellen Betreibern dominiert wird. Das
deutsche Klinikgeschäft wird auf ein Volumen von 60 Milliarden Euro taxiert.
Für Schneider steht aber fest: „Dieser
Markt muss und wird sich stark verändern.“ Auch ProServe wird sich dann
wieder verstärken. Ein Verkauf der Sparte kommt für Schneider „nicht in Frage“. In diesem Geschäft kommt Fresenius derzeit auf einen Umsatz von 350 Millionen Euro. Die größten privaten Anbieter liegen bei einer Milliarde Euro.
Ohnehin ist Schneider mit der strategischen Aufstellung des Konzerns „glücklich“, wie er sagte. Die vier Standbeine
FMC, Kabi, Pro-Serve und Biotech seien
„alle auf ihre eigene Art und Weise gut
und wichtig für uns“. Das Quartett unter
dem Fresenius-Dach möchte er weiterentwickeln. Die Mittel seien vorhanden.
Von einem fünften Standbein will er allerdings nichts wissen, weil dann die „Gefahr des Sich-Verzettelns“ bestünde.
Pfizer lässt Celebrex vorerst auf dem Markt
Bombay (Reuters) – Der indische Billigflieger Kingfisher Airlines hat eigenen
Angaben zufolge mit dem europäischen
Flugzeug-Konzern Airbus ein milliardenschweres Geschäft zur Lieferung von 30
Flugzeugen abgeschlossen. „Die Fluggesellschaft hat sechs Optionen ausgeübt
und hat damit zehn Maschinen des Typs
A320 fest bestellt und sich Optionen auf
weitere 20 Passagierjets dieses Typs gesichert“, teilte das Unternehmen mit. Der
Auftragswert belaufe sich auf 1,8 Milliarden Dollar. Im Juli hatte Kingfisher Airlines, die Ende April an den Start gehen
will, vier A320-Maschinen fest bestellt
und Optionen für weitere acht erworben.
Die Gesellschaft gehört dem Inder Vijay
Mallya, dessen UB Group das in Indien
meistgetrunkene Kingfisher Bier braut.
BMW
US-Werk wird umgerüstet
München (dpa) – Angesichts der anhaltenden Dollarschwäche soll das BMWWerk im US-amerikanischen Spartanburg nach einem Bericht der Fachzeitschrift Automobilwoche umgerüstet werden. Neben den Modellen Z4 und dem geländegängigen X5 sollen dann dort auch
andere, auf dem US-Markt gefragte Modelle gebaut werden, sagte Werksleiter
Clemens Schmitz-Justen der Zeitschrift.
Der Umbau des Werkes sei für den Jahreswechsel 2005/2006 geplant. Danach
sollen die bisher parallel auf zwei Montagebändern laufenden Modelle Z4 und X5
auf nur noch einer Linie montiert werden. Auf der neuen Linie könnten außer
Z4 und X5 auch alle weiteren Modelle
des BMW-Konzerns gefertigt werden.
BRAU UND BRUNNEN
„Ganz harte Sanierung“
Frankfurt (dpa) – Die Radeberger Gruppe hat für den Dortmunder Getränkekonzern Brau und Brunnen „eine ganz harte
Sanierung“ angekündigt. „Brau und
Brunnen wird keine Beschäftigungsgesellschaft mehr sein, sondern Geld verdienen. Wir müssen den Konzern entschul-
Neue Studie belegt erhöhtes Herzkreislauf-Risiko / Pharmakonzern bezweifelt Aussagekraft
whp New York – Der Pharmakonzern Pfizer Inc will sein äußerst gewinnträchtiges Schmerzmittel Celebrex vorerst
nicht vom Markt nehmen, obwohl in einer neuen Studie gefährliche Nebenwirkungen festgestellt wurden. Diesen Entschluss gab der Konzern nach Börsenschluss am vergangenen Freitag bekannt
(Teilauflage der SZ vom 18./19.12). Das
Medikament führt laut einer Langzeitstudie des US-Krebsinstituts NCI (National
Cancer Institute) zu einem erhöhten
Herzkreislauf-Risiko. Dies wirft nicht
nur Fragen über Celebrex, sondern über
die gesamte Wirkstoffklasse der so genannten Cox-2-Hemmer auf, zu der auch
das von Merck & Co produzierte und im
September zurückgezogene ArthritisMittel Vioxx gehört.
Bei Patienten, die Celebrex eingenommen haben, sei das Herzkreislauf-Risiko
zweieinhalbmal größer gewesen als bei
Patienten, denen Placebos verabreicht
wurden, bestätigte Pfizer. Das Risiko
könnte noch größer sein, als das bei Patienten, die in einem ähnlichen Versuch
das bei Merck hergestellte Produkt
Vioxx eingenommen hatten. „Die Celebrex-Ergebnisse sind überraschend“, so
ein Pfizer-Sprecher, „sie widersprechen
einer zweiten Celebrex-Studie, die vor
keinem erhöhten Risiko warnt“.
Die amerikanische Lebensmittel-undArzneimittelbehörde FDA rief die Ärzte
auf, vorläufig andere Medikamente zu
verschreiben. Die FDA bemühe sich in
der Zwischenzeit, Informationen über
das angeblich erhöhte Herzkreislauf-Risiko einzuholen. An der Wall Street
brach der Börsenkurs von Pfizer am Freitag um 11 Prozent auf 25,75 Dollar ein.
Der amtierende FDA-Chef Lester M.
Crawford sagte, Pfizer hätte der Behörde
die Ergebnisse der beiden Studien am
Donnerstag Nacht mitgeteilt. Die FDA
prüfe die ihr zugeleiteten und andere Informationen über Celebrex. Ärzte, die
glauben, dass Celebrex ihren Patienten
helfe, sollten das Mittel weiter verschreiben doch in geringeren Dosen.
Ähnlicher Fall wie Vioxx
„Die Entscheidung, das Medikament
zurückzuziehen, muss auf der Basis aller
verfügbaren Informationen erfolgen“,
sagte Pfizer-Chef Hank McKinnell dem
Finanzfernsehen CNBC. „Meiner Meinung nach ist diese einzige Studie, obwohl sie umfassend und gut kontrolliert
war, nicht aussagekräftig genug“, ergänzte er weiter. McKinnel betonte jedoch, Pfizer werde sofort Maßnahmen ergreifen, um die Ergebnisse zu begreifen
und neugewonnene Erkenntnisse an die
Aufsichtsbehörden, Ärzte und Patienten
in der ganzen Welt weiterzuleiten.
Erhöhte Herzkreislauf-Risiken traten
nach Angaben des NCI-Instituts auf, als
Celebrex an Krebspatienten über einen
längeren Zeitraum in höheren Dosen von
400 bis 800 Milligramm pro Tag verabreicht wurde. Hier sei das Risiko für Herzkreislauf-Störungen zweieinhalb Mal so
hoch gewesen wie bei Patienten, die ein
Placebo eingenommen hatten. Für die Behandlung von Zwölffingerdarmkrebs ist
Celebrex in den USA in einer Tagesdosierung von bis zu 800 Milligramm täglich
zugelassen, bei Arthritis und als
Schmerzmittel in Dosen von 100 bis 400
Milligramm. In einer zweiten Studie, bei
der keine Risiken aufgetreten waren, seien den Patienten Dosen von täglich 400
Milligramm verabreicht worden, teilte
Pfizer mit. Celebrex wird nach Informationen des Pharmakonzerns von 26 Millionen Menschen eingenommen.
Nach dem Rückruf von Vioxx im September hatten die Verschreibungen von
Celebrex und Pfizers anderem Cox-2Hemmer Bextra deutlich zugenommen.
Im dritten Quartal 2004 stieg der Celebrex-Umsatz um 14 Prozent auf 797 Millionen Dollar. Das sind sechs Prozent des
Konzernumsatzes von 12,83 Milliarden
Dollar. Der Bextra-Umsatz verbesserte
sich um 37 Prozent auf 324 Millionen Dollar. Celebrex ist Pfizers viertgrößter Umsatzbringer nach dem Cholesterin-Senker Lipidor, dem Medikament Norvasc
gegen hohen Blutdruck und Zoloft, einem Mittel gegen Depressionen.
Lazard bereitet Börsengang vor
Wert der Investmentbank wird auf drei Milliarden Dollar geschätzt / Erstnotiz bis zum Frühjahr
Old. New York – Die Investmentbank Lazard will an die Börse gehen. Das Institut
warte noch auf grünes Licht der US-Börsenaufsicht SEC, hieß es in New York.
Doch Wall-Street-Banker rechnen damit, dass die Aktien der 1848 gegründeten Bank bis Frühjahr nächsten Jahres
an der New Yorker Börse notiert werden
könnten. Das Institut, dessen Börsenwert auf rund drei Milliarden Dollar geschätzt wird, erwartet durch die Aktienausgabe Einnahmen in Höhe von rund
850 Millionen Dollar.
Im Vorfeld des Börsenganges kam es
zu einem erbitterten Streit zwischen Unternehmenschef (CEO) Bruce Wasserstein und dem Chairman Michel DavidWeill, einem Urenkel des Firmengründers. Drei Brüder der Gründer-Familie
Lazard emigrierten 1848 aus Frankreich
und kamen während des Goldrausches in
Kalifornien zu Reichtum. Michel David-
Weill verbrachte seine Kindheit in Frankreich. 1961 wurde er Partner der Bank
und Anteilseigner. Lazard ist eine der
letzten selbstständigen Privatbanken
mit langer Tradition an der Wall Street.
Doch angesichts des immer stärkeren
Wettbewerbsdrucks der großen Finanzkonzerne überließ David-Weill bereits
2001 die operative Führung des Instituts
dem erfolgreichen und ebenso ehrgeizigen Investmentbanker Bruce Wasserstein, der seine eigene Bank im Jahr 2000
an die Dresdner Bank verkauft hat und
dabei rund 600 Millionen Dollar eingenommen haben soll. Doch schon bald
nach seiner Einstellung kam es zum Zerwürfnis mit David-Weill. Wasserstein unternahm indes alles, um aus dem Familienunternehmen ein modernes, schlagkräftiges Institut zu formen. Lazard war
sowohl beteiligt an der 59 Milliarden Dollar schweren Fusion zwischen J.P. Mor-
gan Chase und Bank One Anfang dieses
Jahres als auch an der Milliarden-Fusion
zwischen den US-Mobilfunkkonzernen
Sprint und Nextel, die in der vergangenen Woche verkündet wurde.
Nach einem Bericht des Wall Street
Journal nimmt Lazard in diesem Jahr unter den international tätigen Investmentbanken mit 177 betreuten Transaktionen, die ein Volumen von 151 Milliarden
Dollar haben, den zehnten Platz ein. Einvernehmlich haben sich jetzt DavidWeill und Wasserstein auf den Börsengang geeinigt. Ziel ist es, die internationale Marktposition zu stärken. Gleichzeitig
sollen die Kosten durch ein internes Sparprogramm um rund 170 Millionen Dollar
gesenkt werden, um dadurch Lazard
wettbewerbsfähiger zu machen. Das Institut erwartet 2004 nach US-Presseberichten einen Gewinn von rund 900 Millionen Dollar.
den, Hierarchien und Stellen abbauen,
Budgets kürzen“, sagte Radeberger-Chef
Ulrich Kallmeyer der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Kallmeyer will
die Kosten um 20 Prozent senken und
denkt dabei auch an die Schließung je einer Brauerei in Dortmund und Berlin. Er
kündigte Gespräche mit den Betriebsräten vor Ort für Januar 2005 an. „Wir wollen den Stellenabbau sozialverträglich regeln“, erklärte Kallmeyer (Foto: dpa).
MGM
Fusion genehmigt
Los Angeles (dpa) – Die Aktionäre des
amerikanischen Filmstudios MetroGoldwyn-Mayer Inc. (MGM) haben am
Freitag dem Zusammenschluss des Unternehmens mit einer von Sony geführten Firmengruppe zugestimmt. Das hat
MGM in Los Angeles mitgeteilt. Die Sony-Gruppe will knapp fünf Milliarden
Dollar (3,8 Mrd Euro) für MGM zahlen.
Der Käufergruppe gehören auch Comcast sowie mehrere Investmentfirmen
an. Comcast ist der größte amerikanische
Kabelfernsehsystem-Betreiber.
Die
Transaktion muss unter anderem noch
von den Wettbewerbshütern in Brüssel
genehmigt werden. MGM wird von dem
amerikanischen Milliardär Kirk Kerkorian mehrheitlich kontrolliert.
DAIMLERCHRYSLER
Rentabel in China
Frankfurt (Reuters) – Der Autohersteller
DaimlerChrysler will bei seinen geplanten Aktivitäten in China vom ersten Jahr
an rentabel arbeiten. „Wir werden vom
ersten Jahr an Geld verdienen“, sagte
DaimlerChrysler-Strategievorstand Rüdiger Grube der Zeitschrift Automobilwoche. Der zum Konzern gehörende Hersteller Mercedes-Benz wolle in seinem
neuen Werk Peking im ersten vollen Produktionsjahr drei- bis viertausend Autos
bauen. Mittelfristig sollten es 25 000
Stück sein.
WIRTSCHAFT
Montag, 20. Dezember 2004
Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 27
Personalien
Gespräche
abgebrochen
Der Frauenretter
Zentralbanken DZ und WGZ
gehen vorerst getrennte Wege
gris Frankfurt – Die Fusionsgespräche
zwischen den beiden genossenschaftlichen Zentralbanken DZ und WGZ sind
vorerst ausgesetzt. Nach Informationen
der SZ hat der Aufsichtsrat der in Düsseldorf ansässigen WGZ am Freitag Abend
entschieden, bis auf weiteres keine direkten Verhandlungen mit der in Frankfurt
beheimateten DZ Bank mehr zu führen.
Gescheitert sind die Fusionsbemühungen der beiden Institute damit aber noch
nicht. Die WGZ Bank ist dem Beschluss
zufolge weiterhin grundsätzlich zu einem konstruktiven Dialog mit der DZ
Bank bereit.
Grund für die erneuten Spannungen
zwischen beiden Instituten ist die Veröffentlichung eines externen Gutachtens
durch die DZ Bank, in der das von der
WGZ vorgeschlagene Holding-Modell
kritisiert wird. Damit habe die DZ Bank
den Fusionsgesprächen die Grundlage
für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entzogen, verlautete aus dem Umfeld des WGZ-Aufsichtsrats. Es sei nicht
akzeptabel, dass die DZ Bank mit Hilfe
der Medien versuche, die WGZ Bank unter Druck zu setzen und deren Standpunkt öffentlich schlecht bewerte. Deshalb habe man sich nun entschlossen, eine Denkpause einzulegen. 2004 sei für
die WGZ Bank ein erfolgreiches Geschäftsjahr gewesen. Sie sei also keineswegs gezwungen, aus rein geschäftlichen
Gründen mit der DZ Bank zusammenzugehen, heißt es in Düsseldorf.
Die WGZ Bank hatte im September ihren Widerstand gegen einen Zusammenschluss mit der DZ Bank aufgegeben. Voraussetzung dafür ist allerdings die Gründung einer Holdinggesellschaft. Sie soll
künftig neben den zum genossenschaftlichen Verbund gehörenden Versicherungen R+V, der Fondsgesellschaft Union Invest auch die Bankgeschäfte von DZ und
WGZ steuern. Ein solches Modell wird
von der DZ Bank abgelehnt. Sie plädiert
dafür, die WGZ in das Frankfurter Institut zu integrieren, um sie dann nach dem
Vorbild der übernommenen SGZ Bank,
dem für Süddeutschland zuständigen genossenschaftlichen Spitzeninstitut, mit
dem Bankkonzern zu verschmelzen.
HBN
Mit Visionen belebt MTM-Chef Peter Pack die deutsche Biotech-Branche / Neuer Test zur Krebsfrüherkennung
P
eter Pack will den Frauen helfen. „In
wenigen Jahren“, so sagt der BiotechKaufmann, „werden wir einen Test zugelassen haben, der Gebärmutterhalskrebs
zuverlässig identifiziert.“ Funktionieren
soll das Ganze wie ein Schwangerschaftstest: schnell, günstig, annähernd fehlerfrei. 7000 Frauen erkranken in Deutschland jährlich an Gebärmutterhalskrebs,
etwa 2000 davon sterben. Wenn der
Krebs frühzeitig erkannt wird, steigen
die Heilungschancen auf nahezu 100 Prozent, sagt Pack. Doch seit sechzig Jahren
wird zur Früherkennung vor allem der so
genannte Pap-Test verwendet, wozu
beim Frauenarzt ein Abstrich genommen
wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass dabei
Krebszellen übersehen werden, liegt bei
50 Prozent. Pack will das ändern.
Der 40-Jährige ist Vorstandsvorsitzender der MTM Laboratories AG – und einer der erfahrenen Köpfe der deutschen
Biotech-Szene. Die 23 Mitarbeiter der
Heidelberger Firma haben in den letzten
fünf Jahren einen so genannten Biomarker entwickelt. Dieses Einfärbe-Verfahren erkenne Gebärmutterhalskrebs zu
„mindestens 90 Prozent“, behauptet
Pack. Im Moment befindet sich der Test
im Zulassungsstadium. Als Hilfsmittel
zur Früherkennung wird er bereits international vermarktet. Laboranten verwenden ihn als Ergänzung.
Erfahrungen im Management
Schon von 1993 an gehörte der Chemiker Pack, er hatte zuvor in Münster studiert, zum Team der neu gegründeten Firma Morphosys. Das Biotech-Unternehmen mit Sitz in Martinsried bei München
entwickelt Technologien zur Herstellung
synthetischer Antikörper. Während Peter Pack am Max-Planck-Institut über
Antikörper promovierte, fuhr er bereits
regelmäßig vor Münchens Tore und stellte sich dort ins Labor. Sechs Jahre lang
blieb er bei Morphosys – und begleitete
den Börsengang der Firma. Gelernt hat
Pack aus diesen ersten Jahren der deutschen Biotech-Branche vor allem eines:
Ein leitender Chemiker oder Biologe
braucht zusätzliche Management-Erfah-
rung. Das war einer der Gründe, so sagt
er, warum ihn das MTM-Gründerteam
1999 umwarb. Im Herbst des Jahres war
es soweit. 1,4 Millionen Euro nahmen die
Gründer in die Hand, um aus einem Projekt des Deutschen Krebsforschungszentrums ein Unternehmen zu formen.
Das Basispatent für die Krebsfrüherkennung hatte Mitgründer Magnus von
Knebel-Doeberitz entwickelt. Damit
und einem Geschäftsplan gingen sie auf
Suche nach Wagniskapitalgebern. Sieben Millionen Euro kamen in der ersten
Finanzierungsrunde zusammen. Im vergangenen Jahr, mitten in der Konsolidierung der Branche, holten Pack und seine
Kollegen nochmals zwölf Millionen
Euro. „Die Venture-Capital-Firmen haben aufgerüstet“, umschreibt Pack die
Bedingungen am Kapitalmarkt. Speziell
in der Biotech-Branche haben sich viele
Investoren die Finger verbrannt, wes-
Peter Pack
Foto: MTM
halb sie nun genauer hinschauen. „Die Investoren prüfen eine Zwischenfinanzierung heute wie früher einen Börsengang.“ Mit dem Ergebnis aus der zweiten
Runde ist er zufrieden: „Das Geld sollte
die nächsten Jahre reichen.“
Noch schreibt MTM Verluste – 2007
kommt der Wendepunkt, sagt Pack. Aber
anders als die meisten Biotech-Firmen
machen die Heidelberger mit den vorläufigen Tests bereits kräftig Umsatz. Pack
will ihn nicht nennen – in der Branche
wird er auf einen kleinen sechsstelligen
Euro-Betrag geschätzt. Die Studien, so
Pack, sollen 2006 abgeschlossen sein, für
2007 ist die Zulassung in Europa geplant. Die Erschließung des amerikanischen Markts dürfte noch ein Jahr länger
dauern. Dann will MTM „mehrere Millionen“ Tests verkaufen. Pack wird dann
wohl weniger Zeit für die Familie bleiben. Drei Söhne hat der Firmenchef,
schon heute müssen sie ihren Vater oft
entbehren, wenn er zu naturwissenschaftlichen Kongressen und Investoren durch
Deutschland tourt.
Kristina Läsker
Anklage gegen
früheren Biodata-Chef
Gegen den ehemaligen Biodata-Chef
Tan Siekmann und zwei seiner früheren
Geschäftsführer hat die Staatsanwaltschaft Kassel nach einem Bericht des
Nachrichtenmagazins Spiegel Anklage
erhoben. Ihnen werde vorgeworfen, den
Konzernlagebericht der Datenverschlüsselungsfirma vom Februar 2001 geschönt zu haben, schreibt das Nachrichtenmagazin in seiner neuen Ausgabe.
Siekmann würden zudem Insider-Geschäfte vorgeworfen. Biodata galt bereits kurz nach dem Börsengang im Februar 2000 als Überflieger am Neuen
Markt für Wachstumswerte. Zwischenzeitlich sei das Unternehmen 2,1 Milliarden Euro wert gewesen. Im November
2001 folgte die Insolvenz. Zwar habe
Siekmann aus der Insolvenzmasse die
Verschlüsselungstechnik herausgekauft,
die er unter dem Namen Biodata Systems
GmbH weiterführte, doch auch dieser
Firma sei das Geld ausgegangen.
dpa
Die beste Werbung für
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kommt nicht von uns.
Absage an Schweizer Großinstitute
Fusion kommt für Deutsche-Bank-Chef Ackermann nicht in Frage
Zürich (AP) – Die beiden Schweizer Großbanken kommen nach den Worten von Josef Ackermann für die Deutsche Bank
nicht als Fusionspartner in Frage. Die
Deutsche Bank wolle beim Konsolidierungsprozess in der europäischen Bankenlandschaft aber eine aktive Rolle spielen, sagte Ackermann in einem am Samstag veröffentlichten Interview der Neuen
Zürcher Zeitung. Die Überlappungen wären zu groß, vor allem im Investmentbanking, sagte Ackermann. Damit würden
viele Abbaumaßnahmen nötig. „Ich sage
immer, dass wir keinen Kapazitätsabbau
zu Lasten unserer Aktionäre durchführen wollen“, erklärte der DeutscheBank-Chef. „Wenn das andere für uns
tun, haben wir nichts dagegen.“ Akquisitionen müssten komplementär sein. Nur
im Falle einer inländischen Konsolidierung möge dies anders sein.
Der Schweizer Bankmanager an der
Spitze der Deutschen Bank machte in
dem Interview zugleich deutlich, dass
die Deutsche Bank über eine Steigerung
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ihrer Ertragskraft in eine Position kommen will, um andere Banken in Europa
zu übernehmen. „Wir haben das klare
Ziel, über eine steigende Eigenkapitalrendite zu einer höheren Bewertung zu
kommen“, sagte Ackermann und fügte
hinzu: „Das soll uns helfen, eine aktive
Rolle im Konsolidierungsprozess zu spielen.“ Noch sei die Deutsche Bank aber
nicht dort, wo sie sein wolle.
Ackermann räumte ein, dass die Vorstellung nach wie vor schwierig sei, dass
eine Bank durch einen Zusammenschluss ihren Standort von einem Land
ins andere wechsle. Irgendwann müsse
Europa aber zu einer europäischen Antwort bereit sein. Sonst laufe die eine oder
andere Bank Gefahr, von einer amerikanischen Bank übernommen zu werden.
Der Vorstandschef der Deutschen Bank
nahm in dem Interview außerdem zum
Urteil im Mannesmann-Prozess Stellung
und beklagte sich darüber, dass die Medien lange sehr einseitig und sehr verzerrt über den Prozess berichtet hätten.
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Expansionsdrang ungebrochen
Hennes & Mauritz will in Deutschland neue Läden eröffnen
Berlin (dpa) – Die schwedische Textilkette Hennes & Mauritz (H&M) will auch im
kommenden Jahr weiter wachsen und
neue Filialen in Deutschland eröffnen.
„Unsere Expansion wird im kommenden
Jahr weiter gehen“, sagte H&M-Deutschland-Chef Hans Andersson der Berliner
Zeitung. Im vergangenen Jahr habe die
Kette in Deutschland 24 neue Läden eröffnet. „Jetzt halten wir in Deutschland
etwa 3,5 Prozent des Textilmarktes, das
sollte noch mehr werden“, sagte Andersson. In Schweden seien es rund zwölf Prozent. Bei der Expansion habe H&M auch
von den Problemen anderer Textilhersteller wie GAP profitiert, sagte Andersson.
„Denn so konnten wir gute Standorte zu
guten Bedingungen bekommen.“ Mit
dem Weihnachtsgeschäft sei er zufrieden. „Dieses Jahr ist die Situation bes-
ser. Das Einzelhandelsgeschäft scheint
sich etwas zu beleben.“ Deutschland
bleibt nach Meinung des H&M-Managers aber ein schwieriger Markt. „Im
Jahr 2002 haben wir zu kämpfen gehabt,
auch 2003 und teilweise 2004.“ Der Kunde sei heutzutage extrem kritisch, auch
was den Preis angehe.
„Rabatte gibt es bei uns nicht“, ergänzte Andersson. Andere Firmen hätten sich
auf starke Preisnachlässe eingelassen
und hohe Gewinneinbußen erlitten. Zur
Krise bei KarstadtQuelle sagte Andersson, das Geschäft der Warenhäuser sei
schwieriger geworden. „Einige Warenhäuser sind allerdings sehr erfolgreich,
indem sie als Shopping Mall fungieren.“
Das heißt, unter ihrem Dach bieten verschiedene Firmen Waren an. H&M wolle
sich aber auf Bekleidung konzentrieren.
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Foto: ddp
WIRTSCHAFT
Seite 28 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295
Montag, 20. Dezember 2004
Im Paradies für Schnäppchenjäger
Verhandlungen auch
über den Vorstandssitz
Der Weihnachtsmann kommt für 55 Cent
Das Würzburger Familienunternehmen J. E. Schum forciert den Ausbau seiner Einzelhandelskette / Jede Woche ein Euroshop
Von Elisabeth Dostert
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anchmal fällt es selbst Rainer
Schum, 55, schwer, die Preisgestaltung noch nachzuvollziehen.
„Der handbemalte Weihnachtsmann
kostet im Laden 55 Cent“, sagt der
geschäftsführende Gesellschafter
des Großhandelsunternehmens J.
E. Schum. „In dem Preis ist alles
drin.“ Schum greift eine keramikfigur aus einem roten Kunststoffkorb. Einige Hundert davon füllen die langen Regale am Firmensitz in Würzburg, jeder Korb enthält ein anderes Produkt. Tausende
Artikel füllen den Musterraum, wo
sich die Handelskunden ihr Wunschsortiment zusammenstellen können. In
TDYNASTIEN
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den Gängen stehen mit Osterschmuck dekorierte Tische und Paletten mit bis zu
40 Kartonfächern. „Ostern ist für uns gelaufen und im Januar laufen die Bestellungen für Weihnachten 2005 an“, erzählt Schum. Manche der Paletten sind
nach Themen bestückt: Weihnachten,
Haushalt, Büro, Garten. Die meisten
enthalten ein buntes Sammelsurium. In jedem Kartonfach
steckt ein anderes Produkt
zum uniformen Preis von 55
Cent oder einem Euro: Kunststoffteller, Zahnbürsten, Wischtücher, Nägel, Schreibblöcke neben Spülbürsten. „Das gezielte Chaos“, nennt
Schum seinen „Regelbruch“ mit den traditionellen Präsentationsformen im Handel. Das „Chaos“ verleite den Konsumenten zum Stöbern und zu Impulskäufen,
haben Tests bewiesen. „Im Schnitt kostet alles im Vergleich zu den handelsüblichen Preisen bei gleicher Qualität die
Hälfte“, behauptet Schum. Er portiert
Weihnachtsmann aus
Keramik, handbemalt, Herkunft China,
Größe 13 Zentimeter, Preis 55 Cent.
von den Verbrauchern, die preiswert kaufen müssen oder wollen.
Er verkaufe Waren, keine Emotionen,
es sei denn solche für Schnäppchenjäger.
Aber noch mehr liefere er den von Preisschlachten gebeutelten Einzelhändlern
Konzepte. Allein im Großhandel setzt
die Gruppe in den beiden Sparten Kleinpreiskonzepte und Systemvertrieb 140
Millionen Euro um, hinzu kommt
der Einzelhandel. Seit Anfang der
90er Jahre hat Schum gemeinsam
mit Jürgen Scheller, 38, das 1877
als Eisenwarenhandlung von seinem
Urgroßvater Johann Eugen Schum
am Schmalzmarkt in Würzburg
gegründete Unternehmen radikal umgebaut. Rainer Schum
trat 1975 in die damals von Vater Richard und Onkel Werner
Schum geführte Gruppe ein.
Dass der einzige Sohn die Nachfolge antritt, wurde nie in Zweifel gezogen. 1981 wurde er
persönlich haftender Gesellschafter. Scheller hat schon
seine Lehre in der Firma
Schum gemacht und ist
seit Mitte 2004 neben
Schum der zweite Geschäftsführer. Das Haushaltswarengeschäft
am
Schmalzmarkt schloss 1993.
Das
Kleinpreissegment
steuert rund 40 Prozent zu den
Gruppenerlösen bei. Die in
Schums Zentrallagern von
Hand bestückten Körbe und Paletten werden an Einzelhändler
wie Real (Metro-Konzern),
Edeka oder Wal-Mart, aber
auch an Baumärkte wie die
Toom-Kette
geliefert.
Stärkster Umsatzträger
ist der Systemvertrieb.
Mit drei verschiedenen
Preis- und Qualitätsstufen angebotenen Haushaltswaren und Aktionswaren
beliefert Schum vor allem Lebensmittelhändler, die sich unter dem Druck von
Discountern und Kaffeeröstern bemühen, ihr Sortiment im Non-Food-Bereich
zu erweitern. Die Auswahl erfolge gemeinsam. Das komplette Regalmanage-
ment – Bestückung und Pflege – obliegt
Schum. „Wir verkaufen die ganze Wand,
nicht das einzelne Messer“, sagt Schum.
Selten kostet ein Produkt mehr als 50
Euro. Herstellermarken sind nicht darunter. Aber die Produkte stammen Schum
zufolge aus den gleichen Werken in China wie die der Markenartikler, die Qualität im mittleren Preissegement sei identisch. 80 Prozent seines Bedarfs deckt
Schum in Fernost. „Die Grenze, wo der
Verbraucher für einen höheren Preis
noch höhere Qualität bekommt, ist früher erreicht, als viele denken“, ist Schum
überzeugt.
Wenig Planungssicherheit
Stärker als bisher strebt er in den eigenen Einzelhandel mit Kleinpreisware.
Anfang der 90er Jahre war der erste Laden unter dem Namen Knüllerkiste mit
99-Pfennig-Ware eröffnet worden. Die
Idee dazu hatte ein Mitarbeiter Anfang
der 90er Jahre, angeregt von den Ein-Dollar-Shops in den Vereinigten Staaten
und den 100-Yen-Läden in Japan. Die
Knüllerkisten haben sich nicht gerechnet, sagt Schum. Das neue Konzept ist optisch anspruchsvoller und heißt vorläufig noch Euroshop, weil jeder Artikel einen Euro kostet. Das erste Geschäft wurde im Februar 2004 in Bottrop eröffnet.
Mittlerweile sind es 30. Jede Woche soll
ein neuer eröffnet werden. Derzeit konzentriere sich die Expansion auf das
Ruhrgebiet. „Die 100 Läden, die bis Ende 2005 geplant sind, können wir selbst finanzieren“, sagt Schum. Für die weitere
Expansion braucht er die Banken. Um
den Ausbau der Euroshop-Kette kümmert sich sein Sohn Christian. Der
29-jährige Betriebswirt arbeitet seit Anfang November für die Firma und ist, wie
die Schwester Julia, an der für Euroshop
zuständigen Gesellschaft beteiligt.
Im nächsten Jahr sollen die Erlöse der
Gruppe im Großhandel auf 150 Millionen Euro steigen. Im Einzelhandel will
Schum brutto 25 Millionen Euro erlösen.
Die Zahl der Beschäftigten werde um
150 zulegen. Derzeit herrsche „ungeheure Dynamik“ in der Gruppe, „das macht
Spaß“. Schum schlage sich besser als andere Handelsunternehmen. „Aber selbst
für Anbieter wie uns waren der Monat
Oktober und die erste November-Hälfte
eine Katastrophe. „Karstadt, Opel,
Hartz IV. Die Menschen haben Angst,
Geld auszugeben“, sagt Schum. Die Entlassungswelle habe bei den Beziehern
mittlerer Einkommen eine neue Qualität
erreicht. Das Weihnachtsgeschäft laufe
allerdings wieder besser.
Größere Lagerkapazitäten könnte
Schum gebrauchen. Aber für den Bau einer neuen Halle hat er sich noch nicht entschieden. Die Planungssicherheit sei viel
geringer als früher. „Was, wenn die
nächste Sparwelle kommt?“
Frankfurt (Reuters) – Im Fall einer Übernahme der Londoner Börse (LSE) durch
die Deutsche Börse soll über den Sitz des
Vorstandes des neuen Unternehmens
noch verhandelt werden. Die Frage, wo
der Vorstand eines fusionierten Unternehmen seinen Sitz haben werde, sei „Gegenstand der Verhandlungen“, sagte
Werner Seifert, Vorstandschef der Deutschen Börse, dem Magazin Spiegel. Dem
Magazin zufolge ist auch nicht sicher, ob
die Deutsche Börse nach einem solchen
Zukauf ihren Namen behalten würde.
Die beiden Börsen haben ihre alten Fusionspläne aus dem Jahr 2000 wiederbelebt: Die LSE lehnte zwar vor einigen Tagen ein Übernahmeangebot der Deutschen Börse von 5,30 Pfund je LSE-Aktie
als zu niedrig ab, stimmte Gesprächen
mit dem Konkurrenten jedoch zu. Der
Börsenbetreiber Euronext, der von den
Börsen in Amsterdam, Paris und Brüssel
gebildet wird, erwägt nach Angaben aus
Kreisen eine Gegenofferte für die LSE.
Profil
Goldkonzerne suchen
Kompromiss
Rainer Schum,
Geschäftsführender Gesellschafter
Name: J. E. Schum Gmbh & Co.KG
Sitz: Würzburg
Gegründet: 1877
Umsatz: 140 Millionen Euro (Großhandel)
Beschäftigte: rund 500
Wissenswertes: KarstadtQuelle ist
nicht allein. Die ganze Handelsbranche leidet. Die Wirtschaftsauskunftei
Creditreform rechnet im zu Ende gehenden Jahr mit 9410 (Vorjahr: 9360)
Insolvenzen im Groß- und Einzelhandel. Die Risikoquote, gemessen als
Zahl der Insolvenzfälle bezogen auf
10 000 Firmen, steigt leicht auf 133
(131).
Fotos: JES, etd
Johannesburg (Reuters) - Im Streit um
die Übernahmeofferte des südafrikanischen Minenbetreibers Harmony Gold
für den Konkurrenten Gold Fields haben
sich die Kontrahenten nach Angaben aus
Kreisen auf weitere Gespräche verständigt. Dabei soll eine für beide Seiten akzeptable Lösung gefunden werden. „Im
Grundsatz haben sie vereinbart, darüber
zu diskutieren, ob eine Lösung möglich
ist. Das könnte eine Fusion sein, aber das
ist nur eine von etwa 50 Möglichkeiten“,
hieß es am Wochenende in mit der Situation vertrauten Kreisen in Johannesburg.
Am Freitag hatte sich der russische
Gold-Fields- Hauptaktionär Norilsk Nickel als Vermittler in den Streit eingeschaltet und Manager beider Goldminenbetreiber und andere Großaktionäre zu
Gesprächen nach Moskau eingeladen.
Gold Fields wehrt sich erbittert gegen eine Übernahme durch Harmony. Die Konzerne wären zusammen der weltgrößte
Goldproduzent.
Handelsregister
Die in ( ) gesetzten Angaben der Geschäfts- befassen oder zu diesem Zweck gegründet
anschrift und des Geschäftszweiges erfol- werden.). Kommanditgesellschaft. Jeder
gen ohne Gewähr:
persönlich haftende Gesellschafter vertritt
einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: CP Movies Management GmbH, München (AG München HRB 133168), mit der
Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit
sich im eigenen Namen oder als Vertreter
eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschlieHRA
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08.12.2004
HRA 85 149: Benedikt M. Symeonidis e. K.,
HRA 85 141: Hartl Grundbesitz GmbH & Co. München (Kurfürstenstr. 16, 80801 MünKG, Anzing (Lindach Hs. Nr. 5, 85646 An- chen, Vermittlung des Abschlusses sowie
zing, Verwaltung eigenen Vermögens, ins- Nachweises der Gelegenheit zum Abschluß
besondere von Grundbesitz.). Kommandit- von Verträgen über Grundstücke, grundgesellschaft. Jeder persönlich haftende Ge- stücksgleiche Rechte, Wohnräume und gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haf- werbliche Räume; Vermittlung des Abtender Gesellschafter: Hartl Grundbesitz schlusses von Verträgen über Darlehen;
Verwaltungs GmbH, Anzing, Ortsteil Lin- Vermittlung von Versicherungen und Baudach (München HRB 154866), einzelvertre- sparverträgen.). Einzelkaufmann / Einzeltungsberechtigt; mit der Befugnis, im Na- kauffrau. Der Inhaber / die Inhaberin hanmen der Gesellschaft mit sich im eigenen delt allein. Inhaber: Symeonidis, Benedikt
Namen oder als Vertreter eines Dritten Maximilian, München, *07.06.1979.
Rechtsgeschäfte abzuschließen.
HRA 85 150: TEXCOM Technical-CrossedHRA 85 142: KFG Immobilien GmbH & Co. Components Leckageortung Max Pfefferle
KG, München (Wasserburger Landstr. 237, e.K., Unterföhring (Föhringer Allee 26 c,
81827 München). Kommanditgesellschaft. 85774 Unterföhring, Durchführung und
Jeder persönlich haftende Gesellschafter technische Messung von Gebäudeleckavertritt einzeln. Persönlich haftender Ge- gen.). Einzelkaufmann / Einzelkauffrau.
sellschafter:
Sickel,
Marco,
Neuss, Der Inhaber / die Inhaberin handelt allein.
*25.10.1977, von der Vertretung ausge- Inhaber: Pfefferle, Max, Unterföhring,
schlossen. Eingetreten Persönlich haften- *30.05.1952.
der Gesellschafter: KFG Immobilien Verwaltungs GmbH, München (München HRB HRA 85 151: Enders Reisen GmbH & Co. KG,
154749), einzelvertretungsberechtigt. Die Fürstenfeldbruck (Mühlfeldstr. 8, 82256
Firma ist geändert. Der Sitz ist von Neuss ( Fürstenfeldbruck, Durchführung von PerNeuss, HRA 6154) nach München verlegt. sonenbeförderungsverkehr im Linien- und
Gelegenheitsverkehr sowie ReiseveranstalHRA 85 143: Aechter Vermögensverwal- tungen und Betrieb eines Reisebüros.).
tungs KG, Berg (Waldstr. 37, 82335 Berg, Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich
Verwaltung eigener Vermögenswerte.). haftende Gesellschafter vertritt einzeln.
Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich Persönlich haftender Gesellschafter: Endhaftende Gesellschafter vertritt einzeln. ers Reisen Verwaltungs-GmbH, FürstenPersönlich haftender Gesellschafter: Aech- feldbruck (München HRB 154794), mit der
ter, Christian, Berg, *08.11.1957, mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit
Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter
sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschlieeines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschlie- ßen.
ßen.
09.12.2004
HRA 85 144: HoloSys GmbH & Co. KG, Bad
Tölz (Prof.-Max-Lange-Platz 11, 83646 Bad HRA 85 152: RMM 47 GmbH & Co. KG, MünTölz, Betrieb eines Systemhauses für inno- chen (Weißenburger Str. 10, 81667 Münvative Entwicklung, Vermarktung und Sup- chen, Verwaltung eigenen Vermögens.).
port von komplementärmedizinischen Sy- Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich
stemlösungen und Gesundheitsmanage- haftende Gesellschafter vertritt einzeln.
mentsystemen, Aufbau, Ausbau, Sicherung Persönlich haftender Gesellschafter: RM
und Festigung von HoloMed Diagnose- & Komplementär GmbH, München (AmtsgeTherapie-Praxen für ganzheitliche Präven- richt München, HRB 145551).
tion und Gesundheitsförderung sowie Er- HRA 85 153: Baustil Wohnbaugesellschaft
bringung von Beratungs-, Schulungs- und Klenzestraße GmbH & Co. KG, Grünwald
sonstigen Dienstleistungen.). Kommandit- (Südl. Münchner Str. 2 a, 82031 Grünwald,
gesellschaft. Jeder persönlich haftende Ge- Verwaltung der Liegenschaften Klenzestrasellschafter vertritt einzeln. Eingetreten ße 40 und 42 sowie Fraunhoferstraße 11 in
Persönlich haftender Gesellschafter: Winli- München, Vorbereitung und Durchführung
fe Management GmbH, Bad Tölz (Amtsge- von Alt- und Neubaumaßnahmen an diesem
richt München, HRB 154031).
Objekt im eigenen Namen für eigene oder
HRA 85 145: KaPaTek e.K. Semi Technolo- fremde Rechnung unter Verwendung von
gy, München (Rubinsteinstr. 17, 81245 Vermögenswerten von Erwerbern, Mietern,
München, Vertrieb von Halbleiter-Equip- Pächtern oder sonstigen Nutzungsberechment (Maschinen für die Silizium-Chip In- tigten oder von Bewerbern um Erwerbsdustrie) von Herstellern aus Europa, den und Nutzungsrechte sowie Durchführung
USA und APR (Asien), die keine eigene eu- aller Geschäfte, die diesem Geschäftszweck
ropäische Vertriebs- und Supportorganisa- dienlich sind, Bankgeschäfte ausgenomtion haben.). Einzelkaufmann / Einzelkauf- men.). Kommanditgesellschaft. Jeder perfrau. Der Inhaber / die Inhaberin handelt al- sönlich haftende Gesellschafter vertritt einlein. Inhaber: Kamilli, Rolf, München, zeln. Persönlich haftender Gesellschafter:
Baustil Vermögensverwaltungsgesellschaft
*22.09.1953.
mbH, Sitz: Grünwald, Landkreis München
HRA 85 146: Fashion Styling Licher e.K., (Amtsgericht München, HRB 152963), Die
München (Aachener Str. 7-9, 80804 Mün- persönlich haftende Gesellschafterin sowie
chen, Herstellung von Entwürfen im Textil- ihre jeweiligen Geschäftsführer sind befugt
bereich sowie Verkauf von Textilien.). Ein- im Namen der Gesellschaft mit sich im eizelkaufmann / Einzelkauffrau. Der Inhaber genem Namen oder als Vertreter eines Drit/ die Inhaberin handelt allein. Inhaber: ten Rechtsgeschäfte abzuschliessen. EntLicher, Erwin Otto, München, *02.11.1946. standen durch formwechselnde UmwandHRA 85 147: CP Movies 0 Productions lung der BAUSTIL Wohnbaugesellschaft
GmbH & Co. KG, München (Garmischer Str. Klenzestraße GmbH mit dem Sitz in Mün(Amtsgericht
München,
HRB
8, 80339 München, Entwicklung und (Co-) chen,
Produktion von internationalen Kinofilmen 145386). Nicht eingetragen: Den Gläubisowie weltweite Lizenzierung, Vermark- gern des formwechselnden Rechtsträgers,
tung und Verwertung dieser Produktionen ist wenn sie binnen sechs Monaten nach
sowie der damit zusammenhängenden dem Tag, an dem die Eintragung des FormRechte und Produkte auf alle Verwertungs- wechsels nach § 201 UmwG als bekanntgearten. Mittelbare oder unmittelbare Betei- macht gilt, ihren Anspruch nach Grund und
ligung in jeder, auch in einer nur eine wirt- Höhe schriftlich anmelden, Sicherheit zu
schaftliche Partizipation gewährenden leisten, soweit sie nicht Befriedigung verForm an in- und ausländischen Kooperatio- langen können. Dieses Recht steht ihnen jenen, Unternehmungen, Gesellschaften oder doch nur zu, wenn sie glaubhaft machen,
Unternehmen jeder Art, die sich mit den daß durch den Formwechsel die Erfüllung
vorstehend Ziff. 1 genannten Geschäften ihrer Forderung gefährdet wird.
befassen oder zu diesem Zweck gegründet HRA 85 154: RMM 46 GmbH & Co. KG, Münwerden.). Kommanditgesellschaft. Jeder chen (Weißenburger Str. 10, 81667 Münpersönlich haftende Gesellschafter vertritt chen, Verwaltung eigenen Vermögens.).
einzeln. Persönlich haftender Gesellschaf- Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich
ter: CP Movies Management GmbH, Mün- haftende Gesellschafter vertritt einzeln.
chen (AG München HRB 133168), mit der Persönlich haftender Gesellschafter: RM
Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit Komplementär GmbH, München (Amtsgesich im eigenen Namen oder als Vertreter richt München, HRB 145551).
eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschlieHRA 85 155: RMM 50 GmbH & Co. KG, Münßen.
HRA 85 148: CP Movies IS 8 Productions chen (Weißenburger Str. 10, 81667 MünGmbH & Co. KG, München (Garmischer Str. chen, Verwaltung eigenen Vermögens.).
8, 80339 München, Entwicklung und (Co-) Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich
Produktion von internationalen Kinofilmen haftende Gesellschafter vertritt einzeln.
sowie weltweite Lizenzierung, Vermark- Persönlich haftender Gesellschafter: RM
tung und Verwertung dieser Produktionen Komplementär GmbH, München (Amtsgesowie der damit zusammenhängenden richt München, HRB 145551).
Rechte und Produkte auf alle Verwertungs- HRA 85 156: RMM 48 GmbH & Co. KG, Münarten. Mittelbare oder unmittelbare Betei- chen (Weißenburger Str. 10, 81667 Münligung in jeder, auch in einer nur eine wirt- chen, Verwaltung eigenen Vermögens.).
schaftliche Partizipation gewährenden Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich
Form an in- und ausländischen Kooperatio- haftende Gesellschafter vertritt einzeln.
nen, Unternehmungen, Gesellschaften oder Persönlich haftender Gesellschafter: RM
Unternehmen jeder Art, die sich mit den Komplementär GmbH, München (Amtsgevorstehend Ziff. 1 genannten Geschäften richt München, HRB 145551).
Handelsregister
Neueintragungen
HRA 85 157: RMM 49 GmbH & Co. KG, München (Weißenburger Str. 10, 81667 München, Verwaltung eigenen Vermögens.).
Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich
haftende Gesellschafter vertritt einzeln.
Persönlich haftender Gesellschafter: RM
Komplementär GmbH, München (Amtsgericht München, HRB 145551).
HRA 85 159: Alois Dallmayr Gastro-Service GmbH & Co. KG, München (Dienerstr. 1415, 80331 München, Groß- und Einzelhandel mit Kaffee, Kakao, Tee sowie verwandten Erzeugnissen und dem erforderlichen
Beiprogramm.). Kommanditgesellschaft.
Jeder persönlich haftende Gesellschafter
vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: Heimbs Kaffee Verwaltungsgesellschaft mbH, Braunschweig (Amtsgericht Braunschweig, HRB 335); Wille, Wolfgang, München, *22.06.1940.
HRA 85 160: Capileo I AG & Co. KG, Gräfelfing (Würmstr. 13 a, 82166 Gräfelfing,
Erwerb, Verwaltung und Veräußerung von
Vermögensgegenständen im eigenen Namen und auf eigene Rechnung in Form von
Immobilien, Unternehmensbeteiligungen
und Finanzinstrumenten oder entsprechenden Fondsbeteiligungen.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Jeder persönlich haftende Gesellschafter sowie dessen
jeweilige Geschäftsführer sind befugt, die
Gesellschaft bei Rechtsgeschäften mit sich
selbst oder als Vertreter eines Dritten uneingeschränktzu vertreten. Persönlich haftender Gesellschafter: Gebhard & Co. Asset
Management AG, Gräfelfing (München HRB
141190).
HRA 85 161: Glück Grundbesitz GmbH &
Co. KG, Gräfelfing (Spitzackerstr. 12,
82156 Gräfelfing, Wirtschaftliche Verwertung von Grundbesitz und sonstiger Gegenstände des Anlagevermögens, insbesondere durch Vermietung und Verpachtung.).
Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich
haftende Gesellschafter vertritt einzeln.
Persönlich haftender Gesellschafter: Glück
Grundstücksverwaltung GmbH, Gräfelfing
(AG München HRB 154994), mit der Befugnis, auch deren jeweilige Geschäftsführer,
die Gesellschaft bei Rechtsgeschäften mit
sich selbst oder als Vertreter eines Dritten
uneingeschränkt zu vertreten.
HRA 85 162: Intersport Becke Inh. Gerhard
Waibel e.K., Fürstenfeldbruck (Pucher Str.
7, 82256 Fürstenfeldbruck, Betrieb eines
Sportfachgeschäftes.). Einzelkaufmann /
Einzelkauffrau. Der Inhaber / die Inhaberin
handelt allein. Inhaber: Waibel, Gerhard,
Hörbach, *13.06.1948.
HRA 85 163: ImmoSignum GmbH & Co. KG,
Ottobrunn (Johann-Sebastian-Bach-Str. 46
b, 85521 Ottobrunn, Verwaltung, Vermietung und Verpachtung sowie Erwerb und
Veräußerung von Grundbesitz. Hierzu gehören ebenfalls alle erforderlichen Investitionsmaßnahmen.).
Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: ImmoSignum Verwaltungs GmbH, Ottobrunn (München HRB
155006), Die persönlich haftende Gesellschfaterin sowie deren jeweilige Geschäftsführer sind befugt,die Gesellschaft
bei Rechtsgeschäften mit sich selbst oder
als Vertreter eines Dritten uneingeschränkt
zu vertreten.
HRA 85 164: Hotel Leipzig-Messe GmbH &
Co. KG, München (Theatinerstr. 16, 80333
München, Erwerb von bebauten oder unbebauten Grundstücken und/oder grundstükksgleichen Rechten und deren Bebauung,
ferner Verwaltung, Vermietung und Verwertung eigenen Grundbesitzes oder eigenen grundstücksgleichen Rechte.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Jeder
persönlich haftende Gesellschafter ist befugt, im Namen der Gesellschaft mit sich im
eigenen Namen oder als Vertreter eines
Dritten Rechtsgeschäfte vorzunehmen. Persönlich haftender Gesellschafter: AS HotelDesign GmbH, Sitz: München (Amtsgericht
München, HRB 75451).
HRA 85 165: juicy film and mental torture
e.K., München (Ismaninger Str. 88, 81675
München, Herstellung von Kino- und Fernsehfilmen.). Einzelkaufmann / Einzelkauffrau. Der Inhaber / die Inhaberin handelt allein. Inhaber: Heilrath, Peter, München,
*02.04.1969.
10.12.2004
HRA 85 166: MF Beteiligungs GmbH & Co.
dritte VV KG, München (Romanstr. 38,
80639 München, Verwaltung eigenen Vermögens, Halten und Verwalten von Beteiligungen.). Kommanditgesellschaft. Jeder
persönlich haftende Gesellschafter vertritt
einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: MF Beteiligungs GmbH, München
(Amtsgericht München, HRB 100224), einzelvertretungsberechtigt; mit der Befugnis,
im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen.
HRA 85 167: UTB GmbH & Co. Fuhrparkverwaltung KG, Grünwald (Ludwig-ThomaStr. 41, 82031 Grünwald, Vermietung und
Vermittlung von Fahrzeugen.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende
Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich
haftender Gesellschafter: UTB Verwal- sönlich haftende Gesellschafter vertritt eintungsgesellschaft mbH, München (Amtsge- zeln. Persönlich haftender Gesellschafter:
richt München, HRB 154996).
MDBF Beteiligung Verwaltungs GmbH,
Pullach (Amtsgericht München HRB
HRA 85 168: Arcadiia OHG, München (Er- 150629).
hardstr. 3, 80469 München, Vermittlung
und Veranstaltung von Reisen aller Art). Of- HRA 85 178: BFD Multi-Service Center
fene Handelsgesellschaft. Die persönlich GmbH & Co. KG, München (Maximilianshaftenden Gesellschafter vertreten gemein- platz 12/V, 80333 München, Erwerb, Halsam. Persönlich haftende Gesellschafter: ten und Verwalten einer Beteiligung an der
Lindermeir,
Gerhard,
München, Fortress Multi-Service Center GmbH mit
*21.05.1966; Salmassinia, Leyla, Mün- Sitz in Meerbusch.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellchen, *15.12.1969.
schafter vertritt einzeln. Persönlich haftenHRA 85 169: Tara Real I GmbH & Co. KG, der Gesellschafter: BFD Finance ManageMünchen (Höslstr. 1, 81927 München, Ver- ment GmbH, München (München HRB
waltung eigenen Vermögens, insbesondere 154895), einzelvertretungsberechtigt; mit
Verwaltung und Vermietung eigenen der Befugnis, im Namen der Gesellschaft
Grundbesitzes.). Kommanditgesellschaft. mit sich im eigenen Namen oder als VerJeder persönlich haftende Gesellschafter treter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuvertritt einzeln. Persönlich haftender Ge- schließen; letzteres gilt auch für die jeweisellschafter: Tara Real Verwaltungs GmbH, ligen Geschäftsführer.
München (München HRB 155024).
HRA 85 179: RCE Medien GmbH & Co. KG,
HRA 85 170: Tara Real II GmbH & Co. KG, Kochel (Bergfeldweg 7, 82431 Kochel, ProMünchen (Höslstr. 1, 81927 München, Ver- jektierung und Realisierung von IT-Projekwaltung eigenen Vermögens, insbesondere ten.). Kommanditgesellschaft. Jeder perVerwaltung und Vermietung eigenen sönlich haftende Gesellschafter vertritt einGrundbesitzes.). Kommanditgesellschaft. zeln. Persönlich haftender Gesellschafter:
Jeder persönlich haftende Gesellschafter RCE Medien Verwaltungs-GmbH, Kochel
vertritt einzeln. Persönlich haftender Ge- (AG München HRB 154856).
sellschafter: Tara Real Verwaltungs GmbH,
HRA 85 180: Soller GrundstücksverwalMünchen (München HRB 155024).
tung GmbH & Co. KG, Ismaning (OsterHRA 85 171: Droege Vermögensverwal- feldstr. 2, 85737 Ismaning, Verwaltung eitungs KG, Pöcking (Hindenburgstr. 5 a, genen Vermögens.). Kommanditgesell82343 Pöcking, Verwaltung eigener Ver- schaft. Jeder persönlich haftende Gesellmögenswerte.). Kommanditgesellschaft. schafter vertritt einzeln. Jeder persönlich
Jeder persönlich haftende Gesellschafter haftende Gesellschafter ist befugt, im Navertritt einzeln. Persönlich haftender Ge- men der Gesellschaft mit sich im eigenen
sellschafter: Aechter-Droege, Marion, Pök- Namen oder als Vertreter eines Dritten
king, *16.04.1955, mit der Befugnis, im Na- Rechtsgeschäfte vorzunehmen. Persönlich
men der Gesellschaft mit sich im eigenen haftender Gesellschafter: Soller GmbH, IsNamen oder als Vertreter eines Dritten maning (AG München HRB 155022).
Rechtsgeschäfte abzuschließen.
13.12.2004
HRA 85 172: Gebrüder Rossius Immobilien
Verwaltungs GmbH & Co. KG, München HRA 85 181: INVESCO Beteiligungsverwal(Oberföhringer Str. 123, 81925 München, tungs- GmbH & Co. KG, München (Maffeistr.
Halten, Verwaltung sowie Vermietung eige- 3, 80333 München, Erwerb, Halten und Vernen Vermögens, insbesondere von Grund- waltung einer passiven Beteiligung und
vermögen.). Kommanditgesellschaft. Jeder Wahrnehmung sämtlicher Rechte als Gepersönlich haftende Gesellschafter vertritt sellschafter der Central European Real Proeinzeln. Persönlich haftender Gesellschaf- perty Investment S.L. (der Fonds), einer
ter: „Immobjekt“ Immobiliengesellschaft Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach
mbH, München (Amtsgericht München, spanischem Recht. Sie betreibt keine GeHRB 55779), mit der Befugnis, im Namen schäfte, die der Gewerbeordnung, dem Inder Gesellschaft mit sich im eigenen Namen vestmentgesetz, dem Gesetz über Unteroder als Vertreter eines Dritten Rechtsge- nehmensbeteiligungsgesellschaften oder
schäfte abzuschließen. Entstanden durch dem Gesetz über das Kreditwesen unterfalformwechselnde Umwandlung der Gebr. len. Sie übt auch keine rechts- oder steuerRossius Immobilien Verwaltungs GmbH mit beratende Tätigkeit nach dem Rechts- und
dem Sitz in München (Amtsgericht München Steuerberatungsgesetz aus.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende GeHRB 92035).
sellschafter vertritt einzeln. Jeder persönHRA 85 173: Curanum Verwaltungs- und lich haftende Gesellschafter sowie dessen
Beteiligungs GmbH & Co. KG, München (Ma- jeweilige Geschäftsführer sind befugt, die
ximilianstr. 35 c, 80539 München, Betrei- Gesellschaft bei Rechtsgeschäften mit sich
ben von Alten- und Pflegeheimen, deren selbst oder als Vertreter eines Dritten unPlanung, Errichtung und Verwaltung, Bera- eingeschränktzu vertreten. Persönlich haftung Dritter für gleichartige Tätigkeiten, Er- tender Gesellschafter: INVESCO Managebringung von Service-Leistungen, die dem ment GmbH, München (Amtsgericht MünBetrieb von Seniorenwohn- und Pflegehei- chen, HRB 152954).
men dienen, sowie Entwicklung, Erwerb,
Verpachtung, Vermietung und Vertrieb von HRA 85 182: Aurelia Movie e.K., München
Immobilien, insbesondere von Sozialimmo- (Baaderstr. 43, 80469 München, Filmprobilien. Beratung von Bauherrn bei Planung duktion und Location-Vermittlung). Einzelund/oder Durchführung von Bauvorhaben, kaufmann / Einzelkauffrau. Der Inhaber /
sowie
wirtschaftlichen
(finanziellen) die Inhaberin handelt allein. Inhaber: Bauund/oder technischen Betreuung von Bau- mann, Heiko, Starnberg, *19.01.1979.
vorhaben in eigenen oder im Namen von HRA 85 183: FRINO Pharm e.K., Geretsried
Bauherrn u. z. unabhängig davon, ob die (Breslauer Weg 33, 82538 Geretsried, ArzLeistungen für Alten- und/oder Pflegeein- neimittelvertrieb und Verpackung). Einzelrichtungen bestimmt sind.). Kommanditge- kaufmann / Einzelkauffrau. Der Inhaber /
sellschaft. Jeder persönlich haftende Ge- die Inhaberin handelt allein. Inhaber: Noell,
sellschafter vertritt einzeln. Persönlich haf- Günther, Penzberg, *14.01.1943.
tender Gesellschafter: CURANUM Beteiligungs-GmbH, München (München HRB HRA 85 184: Röger Enzian KG, Berg-Aufkirchen (Enzianweg 22, 82335 Berg-Auf153666).
kirchen, Verwaltung eigenen Vermögens.).
HRA 85 174: Verlag Reiter & Klingberg Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich
oHG, München (Barerstr. 70, 80799 Mün- haftende Gesellschafter vertritt einzeln.
chen, Tätigkeit als Verlag von Kalendern Persönlich haftender Gesellschafter: Röund sonstigen Printerzeugnissen.). Offene ger, Kurt, Berg-Aufkirchen, *07.09.1930;
Handelsgesellschaft. Jeder persönlich haf- Röger,
Hildegard,
Berg-Aufkirchen,
tende Gesellschafter vertritt einzeln. Per- *16.05.1932, jeweils einzelvertretungsbesönlich haftender Gesellschafter: Kling- rechtigt; mit der Befugnis, im Namen der
berg, Stefan, München, *21.12.1974; Rei- Gesellschaft mit sich im eigenen Namen
ter, Andreas, München, *28.07.1975.
oder als Vertreter eines Dritten RechtsgeHRA 85 175: Erebus KG, München (Kessel- schäfte abzuschließen.
berstr. 12, 81539 München, Einzelhandel HRA 85 185: SIMA Grundstücks-Verwalmit Modeartikeln und Szene-Accessoires in tungsgesellschaft mbH & Co. Epsilon KG,
Ladengeschäften und im Internet.). Kom- Grünwald (Tölzer Str. 15, 82031 Grünmanditgesellschaft. Jeder persönlich haf- wald). Kommanditgesellschaft. Jeder pertende Gesellschafter vertritt einzeln. Per- sönlich haftende Gesellschafter vertritt einsönlich haftender Gesellschafter: Leidel, zeln. Persönlich haftender Gesellschafter:
Andrea, München, *23.04.1974.
SIMA
Grundstücks-VerwaltungsgesellHRA 85 176: Adolf Häsch Tiefbauunter- schaft mbH, Grünwald (Amtsgericht München,
HRB
155041). Der Sitz ist von Berlin
nehmen GmbH & Co. KG, Dietramszell (Am
Sonnbichl 4, 83626 Dietramszell, Betrieb (Amtsgericht Charlottenburg, HRA 24135)
nach
Grünwald
verlegt.
eines Unternehmens für Bauleistungen.).
Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich HRA 85 186: DOBA Grund Beteiligungs
haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Je- GmbH & Co. Renditefonds M Plus 2 KG,
der persönlich haftende Gesellschafter ist München (Lilienthalallee 25, 80939 Münbefugt, im Namen der Gesellschaft mit sich chen, Verwaltung ihres Gesellschaftsverim eigenen Namen oder als Vertreter eines mögens.). Kommanditgesellschaft. Jeder
Dritten Rechtsgeschäfte vorzunehmen. Per- persönlich haftende Gesellschafter vertritt
sönlich haftender Gesellschafter: Adolf einzeln. Jeder persönlich haftende GesellHäsch Verwaltungs GmbH, Dietramszell schafter sowie dessen jeweilige Geschäfts(München HRB 154845).
führer sind befugt, die Gesellschaft bei
HRA 85 177: MDBF Zweite Filmgesellschaft Rechtsgeschäften mit sich selbst oder als
mbH & Co. KG, Pullach (Wolfratshauser Str. Vertreter eines Dritten uneingeschränktzu
49, 82049 Pullach, Entwicklung, Herstel- vertreten. Persönlich haftender GesellHeiter,
Hubert,
München,
lung, Vermarktung und Verwertung/Lizen- schafter:
zierung von Film- und Medienprojekten. *21.07.1955.
Ausgenommen sind Tätigkeiten oder Ge- HRA 85 187: RFA Industrieservice e. K.,
schäfte, die in § 34 c GewO aufgeführt Weilheim (Fischergasse 16, 82362 Weilsind.). Kommanditgesellschaft. Jeder per- heim, Elektroinstallation, sowie jede Betä-
tigung, die unmittelbar oder mittelbar der
Firma zu dienen bestimmt ist.). Einzelkaufmann / Einzelkauffrau. Der Inhaber / die Inhaberin handelt allein. Inhaber: Fischer, Ingrid,
geb.
Hammer,
Weilheim,
*13.10.1959.
HRA 85 188: Schmittner Verwaltungs KG,
München (Balanstr. 168, 81549 München,
Verwaltung und Vermietung des eigenen
Grundbesitzes.). Kommanditgesellschaft.
Jeder persönlich haftende Gesellschafter
vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: Schmittner, Werner Anton,
Putzbrunn, *03.03.1937; Schmittner, Gabriele, Putzbrunn, *13.09.1934, jeweils
einzelvertretungsberechtigt; mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im
eigenen Namen oder als Vertreter eines
Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen.
HRA 85 189: CP Movies MN Productions
GmbH & Co. KG, München (Garmischer Str.
8, 80339 München, Entwicklung und (Co-)
Produktion von internationalen Kinofilmen
sowie weltweite Lizenzierung, Vermarktung und Verwertung dieser Produktionen
sowie der damit zusammenhängenden
Rechte und Produkte auf alle Verwertungsarten. Mittelbare oder unmittelbare Beteiligung in jeder, auch in einer nur eine wirtschaftliche Partizipation gewährenden
Form an in- und ausländischen Kooperationen, Unternehmungen, Gesellschaften oder
Unternehmen jeder Art, die sich mit den
vorstehend Ziff. 1 genannten Geschäften
befassen oder zu diesem Zweck gegründet
werden.). Kommanditgesellschaft. Jeder
persönlich haftende Gesellschafter vertritt
einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: CP Movies Management GmbH, München (AG München HRB 133168), mit der
Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit
sich im eigenen Namen oder als Vertreter
eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen.
ter: CP Movies Management GmbH, München (AG München HRB 133168), mit der
Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit
sich im eigenen Namen oder als Vertreter
eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen.
14.12.2004
HRA 85 194: Poseidon die Erste Beteiligungs GmbH & Co. KG, München (HansGoltz-Weg 38, 81247 München, Auf gewinnerzielung gerichtete Verwaltung eigenen
Vermögens, insbesondere durch Erwerb
und Veräußerung von Wertpapieren; Erwerb, Halten, Verwaltung und Verwertung
von Beteiligungen an Unternehmen und
Unternehmensteilen, insbesondere jedoch
Beteiligung an der Poseidon Wertpapier
Portfolio GbR und weiterer Gesellschaften
bürgerlichen Rechts im Bereich Wertpapier
Portfolio Verwaltung.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: SOS - Schreib- und Lieferservice Verwaltungs GmbH, Sitz: München (Amtsgericht München, HRB 104202),
mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als
Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen.
HRA 85 195: Poseidon die Zweite Beteiligungs GmbH & Co. KG, München (HansGoltz-Weg 38, 81247 München, Auf Gewinnerzielung gerichtete Verwaltung eigenen
Vermögens, insbesondere durch Erwerb
und Veräußerung von Wertpapieren; Erwerb, Halten, Verwaltung und Verwertung
von Beteiligungen an Unternehmen und
Unternehmensteilen, insbesondere jedoch
Beteiligung an der Poseidon Wertpapier
Portfolio GbR und weiterer Gesellschaften
bürgerlichen Rechts im Bereich Wertpapier
Portfolio Verwaltung.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: SOS - Schreib- und Lieferservice Verwaltungs GmbH, Sitz: München (Amtsgericht München, HRB 104202),
mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als
Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen.
HRA 85 190: Marga Bellinger GmbH & Co.
Kommanditgesellschaft, Grasbrunn (Keferloh 1 c, 85630 Grasbrunn). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: Marga Bellinger Holding GmbH, Sitz: Grasbrunn, Landkreis
München (Amtsgericht München HRB HRA 85 196: Karo-Tec e. K., München
154972). Der Sitz ist von Köln ( Köln HRA (Machtlfinger Str. 10, 81379 München, Ka12408) nach Grasbrunn verlegt.
rosserie- und Fahrzeugbau.). EinzelkaufHRA 85 191: CP Movies IS 10 Productions mann Der Inhaber handelt allein. Inhaber:
GmbH & Co. KG, München (Garmischer Str. Küchler, Paul, Starnberg, *17.09.1978.
8, 80339 München, Entwicklung und (Co-) HRA 85 197: VONBIS OHG, München (TheProduktion von internationalen Kinofilmen resienstr. 6-8, 80333 München, Vermittsowie weltweite Lizenzierung, Vermark- lung von Geschäften mit Wellness-Produktung und Verwertung dieser Produktionen ten). Offene Handelsgesellschaft. Jeder
sowie der damit zusammenhängenden persönlich haftende Gesellschafter vertritt
Rechte und Produkte auf alle Verwertungs- einzeln. Persönlich haftender Gesellschafarten. Mittelbare oder unmittelbare Betei- ter: Rinnhofer, Gerald, Salzburg/Österligung in jeder, auch in einer nur eine wirt- reich, *24.06.1967; Schmidbauer, Albert,
schaftliche Partizipation gewährenden Salzburg/Österreich, *30.12.1968.
Form an in- und ausländischen Kooperationen, Unternehmungen, Gesellschaften oder HRA 85 198: Sophie Braun GmbH & Co. KG,
Unternehmen jeder Art, die sich mit den Erding (Robert-Koch-Str. 14, 85435 Erding,
vorstehend Ziff. 1 genannten Geschäften Einzel- und Großhandel mit Schulbedarfs-,
befassen oder zu diesem Zweck gegründet Handarbeits- und Bastelartikeln.). Komwerden.). Kommanditgesellschaft. Jeder manditgesellschaft. Jeder persönlich hafpersönlich haftende Gesellschafter vertritt tende Gesellschafter vertritt einzeln. Pereinzeln. Persönlich haftender Gesellschaf- sönlich haftender Gesellschafter: Sophie
ter: CP Movies Management GmbH, Mün- Braun Verwaltungs GmbH, Erding (AG München (AG München HRB 133168), mit der chen HRB 155066).
Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit
sich im eigenen Namen oder als Vertreter HRA 85 199: VRB Erste Beteiligungs GmbH
eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschlie- & Co. M-13 KG, München (Chiemgaustr.
116, 81549 München, Verwaltung eigenen
ßen.
Vermögens). Kommanditgesellschaft. JeHRA 85 192: CP Movies TV Productions der persönlich haftende Gesellschafter verGmbH & Co. KG, München (Garmischer Str. tritt einzeln. Persönlich haftender Gesell8, 80339 München, Entwicklung und (Co-) schafter: VRB Erste Beteiligungs GmbH,
Produktion von internationalen Kinofilmen Berlin (Amtsgericht Charlottenburg, HRB
sowie weltweite Lizenzierung, Vermark- 87906 B), mit der Befugnis, im Namen der
tung und Verwertung dieser Produktionen Gesellschaft mit sich im eigenen Namen
sowie der damit zusammenhängenden oder als Vertreter eines Dritten RechtsgeRechte und Produkte auf alle Verwertungs- schäfte abzuschließen.
arten. Mittelbare oder unmittelbare Betei- HRA 85 200: VRB Erste Beteiligungs GmbH
ligung in jeder, auch in einer nur eine wirt- & Co. M-14 KG, München (Chiemgaustr.
schaftliche Partizipation gewährenden 116, 81549 München, Verwaltung eigenen
Form an in- und ausländischen Kooperatio- Vermögens). Kommanditgesellschaft. Jenen, Unternehmungen, Gesellschaften oder der persönlich haftende Gesellschafter verUnternehmen jeder Art, die sich mit den tritt einzeln. Persönlich haftender Gesellvorstehend Ziff. 1 genannten Geschäften schafter: VRB Erste Beteiligungs GmbH,
befassen oder zu diesem Zweck gegründet Berlin (Amtsgericht Charlottenburg, HRB
werden.). Kommanditgesellschaft. Jeder 87906 B), mit der Befugnis, im Namen der
persönlich haftende Gesellschafter vertritt Gesellschaft mit sich im eigenen Namen
einzeln. Persönlich haftender Gesellschaf- oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeter: CP Movies Management GmbH, Mün- schäfte abzuschließen.
chen (AG München HRB 133168), mit der
Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit HRA 85 201: VRB Erste Beteiligungs GmbH
sich im eigenen Namen oder als Vertreter & Co. M-15 KG, München (Chiemgaustr.
eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschlie- 116, 81549 München, Verwaltung eigenen
ßen.
Vermögens). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter verHRA 85 193: CP Movies EM Productions tritt einzeln. Persönlich haftender GesellGmbH & Co. KG, München (Garmischer Str. schafter: VRB Erste Beteiligungs GmbH,
8, 80339 München, Entwicklung und (Co-) Berlin (Amtsgericht Charlottenburg, HRB
Produktion von internationalen Kinofilmen 87906 B), mit der Befugnis, im Namen der
sowie weltweite Lizenzierung, Vermark- Gesellschaft mit sich im eigenen Namen
tung und Verwertung dieser Produktionen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgesowie der damit zusammenhängenden schäfte abzuschließen.
Rechte und Produkte auf alle Verwertungsarten. Mittelbare oder unmittelbare Betei- HRA 85 202: Pakura Grundstücksverwalligung in jeder, auch in einer nur eine wirt- tungsgesellschaft mbH & Co. Vermietungs
schaftliche Partizipation gewährenden KG, Pöcking (Weilheimer Str. 54, 82343
Form an in- und ausländischen Kooperatio- Pöcking, Anschaffung von beweglichen und
nen, Unternehmungen, Gesellschaften oder unbeweglichen Anlagen, Errichtung von
Unternehmen jeder Art, die sich mit den Immobilien durch Dritte, Finanzierung eivorstehend Ziff. 1 genannten Geschäften genen Anlagevermögens und langfristige
befassen oder zu diesem Zweck gegründet Vermietung von Geschäftsbauten sowie von
werden.). Kommanditgesellschaft. Jeder beweglichen und unbeweglichen Anlagen
persönlich haftende Gesellschafter vertritt aller Art und Durchführung aller für Erreieinzeln. Persönlich haftender Gesellschaf- chung dieses Zwecks erforderlichen Ge-
schäfte und Maßnahmen. Die Gesellschaft
tätigt keine Geschäfte i.S. des § 34 c GewO
und i.S. des Gesetzes über das Kreditwesen.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Eingetreten Persönlich haftender Gesellschafter: Pakura Grundstücksverwaltungsgesellschaft mbH, Pöcking (München
HRB 154553), mit der Befugnis, im Namen
der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen
oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen.
HRA 85 203: Pagola Grundstücksverwaltungsgesellschaft mbH & Co. Vermietungs
KG, Pöcking (Weilheimer Str. 54, 82343
Pöcking, Anschaffung von beweglichen und
unbeweglichen Anlagen, Errichtung von
Immobilien durch Dritte, Finanzierung eigenen Anlagevermögens und langfristige
Vermietung von Geschäftsbauten sowie von
beweglichen und unbeweglichen Anlagen
aller Art und Durchführung aller für Erreichung dieses Zwecks erforderlichen Geschäfte und Maßnahmen. Die Gesellschaft
tätigt keine Geschäfte i.S. des § 34 c GewO
und i.S. des Gesetzes über das Kreditwesen.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Eingetreten Persönlich haftender Gesellschafter: Pagola Grundstücksverwaltungsgesellschaft mbH, Pöcking (Amtsgericht München, HRB 154551), mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich
im eigenen Namen oder als Vertreter eines
Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen.
HRA 85 204: VRB Erste Beteiligungs GmbH
& Co. M-16 KG, München (Chiemgaustr.
116, 81549 München, Verwaltung eigenen
Vermögens). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: VRB Erste Beteiligungs GmbH,
Berlin (Amtsgericht Charlottenburg, HRB
87906 B), mit der Befugnis, im Namen der
Gesellschaft mit sich im eigenen Namen
oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen.
HRA 85 205: Tauris Musik OHG, Erding
(Zugspitzstr. 80, 85435 Erding, Produzieren und Verlegen von Musik aller Art.). Offene Handelsgesellschaft. Die persönlich
haftenden Gesellschafter vertreten gemeinsam. Eingetreten Persönlich haftender Gesellschafter: Benker, Michael, Erding,
*29.05.1966; Mohyla, Peter, Lengdorf,
*12.12.1952.
HRA 85 206: VRB Erste Beteiligungs GmbH
& Co. M-20 KG, München (Chiemgaustr.
116, 81549 München, Verwaltung eigenen
Vermögens.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: VRB Erste Beteiligungs GmbH,
Berlin (Amtsgericht Charlottenburg HRB
87906 B), mit der Befugnis, im Namen der
Gesellschaft mit sich im eigenen Namen
oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen.
HRA 85 207: Dr. Ingrid Better Vermögensverwaltungs GmbH & Co.KG, München (Osserstr. 38, 81679 München, Verwaltung eigenen Vermögens, insbesondere durch Vermietung eigenen Grundbesitzes, mit Ausnahme solcher Tätigkeiten, die behördlicher Genehmigung oder Anerkennung bedürfen, vor allem nach der Gewerbeordnung, dem Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften oder dem Gesetz über Unternehmensbeteiligungsgesellschaften.).
Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich
haftende Gesellschafter vertritt einzeln.
Persönlich haftender Gesellschafter: Better
GmbH, München (AG München HRB
145058).
HRA 85 208: MR Immobilienverwaltungs
GmbH & Co KG, Pullach (Wolfratshauser
Str. 53, 82049 Pullach, Erwerb, Beplanung,
Bebauung und Verwertung von Grundstükken, jedoch ohne Tätigkeiten i.S.d. § 34 c
GewO.). Kommanditgesellschaft. Jeder
persönlich haftende Gesellschafter vertritt
einzeln. Jeder persönlich haftende Gesellschafter ist befugt, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als
Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte
vorzunehmen. Persönlich haftender Gesellschafter: MR Beteiligungs GmbH, Pullach
(München HRB 155118).
HRA 85 209: Labtech Produktions GmbH &
Co. KG, München (Brienner Str. 9, 80333
München, Gründung, Erwerb, Verwaltung
und Veräußerung von Unternehmen und
Unternehmensbeteiligungen aller Branchen
und Rechtsformen, Beratung von Investoren im Hinblick auf das Eingehen und Verwalten von Unternehmensbeteiligungen,
sowie Ankauf, Verkauf und Verwaltung von
Immobilien, soweit dies nicht nach § 34 c
GewO der Genehmigung bedarf. Ferner
werden keine Geschäfte betrieben, zu denen eine Genehmigung nach KWG erforderlich ist.). Kommanditgesellschaft. Jeder
persönlich haftende Gesellschafter vertritt
einzeln. Jeder persönlich haftende Gesellschafter sowie dessen jeweilige Geschäftsführer sind befugt, die Gesellschaft bei
Rechtsgeschäften mit sich selbst oder als
Vertreter eines Dritten uneingeschränktzu
vertreten. Persönlich haftender Gesellschafter: Labtech Verwaltungs GmbH, München (München HRB 155125).
Fortsetzung Seite 30
BÖRSE UND FINANZEN
Montag, 20. Dezember 2004
Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 29
Ausblick auf die Finanzmärkte: Viele Anleger schließen bereits ihre Auftragsbücher
Kältewelle treibt
den Ölpreis
Vorweihnachtliche Ruhe an den Börsen
Die Stimmung vor den letzten Handelstagen ist gut / Dünne Umsätze erwartet / Dollar und Ölpreis bestimmen weiterhin den Trend
Vorsichtiger Optimismus
zum Jahresende
München – Gut, aber nicht überschwänglich – so lässt sich am besten die Stimmung an den deutschen Börsen beschreiben. Der Dax erreichte im Wochenverlauf ein Jahreshoch von 4250 Punkten,
konnte dieses jedoch nicht halten und lag
zum Ende der Woche bei 4182 Zählern
(+0,18 Prozent). Auf der einen Seite regte
die Serie von Großfusionen in den USA
die Fantasie an, der überraschend starke
Ifo-Geschäftsklimaindex relativierte die
Angst vor den Folgen des Euro-Anstiegs
für Exporteure. Andererseits zog der Ölpreis am Freitag deutlich an und negative Meldungen aus dem amerikanischen
Pharmasektor trübten die Stimmung.
Unter dem Strich beendeten auch MDax
(+0,42 Prozent auf 5324 Punkte) und
TecDax (+0,10 Prozent auf 509 Zähler)
die Woche mit bescheidenen Gewinnen.
Da in der Weihnachtswoche kaum
noch Nachrichten aus den Unternehmen
erwartet werden und Banken und Fondsgesellschaften nach und nach ihre Bücher schließen, dürften die Handelsumsätze zurückgehen. Anlagestrategen machen weiterhin vage eine positive Grundstimmung aus: „Ich kann mir vorstellen,
dass die Börsianer schon in der nächsten
Woche ihre Bescherung bekommen und
mit einem neuen Jahreshoch beim Dax in
die Weihnachtsfeiertage gehen werden“,
sagte Aktienstratege Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg vergangenen Freitag.
Die Jahresend-Optimisten stützen ihre Zuversicht auf Statistiken wie die von
Merrill Lynch: Die Investmentbank
weist in einer aktuellen Studie darauf
hin, dass der Dezember seit 1970 mit einem Plus von durchschnittlich 2,4 Prozent beim Weltaktienindex MSCI World
der beste Börsenmonat gewesen sei. In
der gleichen Studie verweist die Bank allerdings auch darauf, dass der Aktienmarkt derzeit bereits überkauft sei, die
Gefahr eines Rückschlags nehme zu.
Ob es noch in diesem Jahr dazu
kommt, dürfte mangels Neuigkeiten aus
dem Unternehmenssektor von den Entwicklungen beim Öl und am Devisenmarkt abhängen. Allerdings werden nur
noch wenige Konjunkturdaten erwartet,
die Einfluss auf Dollar und Euro haben
könnten. So legt etwa die Europäische
Zentralbank die Handels- und Leistungsbilanz für die Eurozone vor.
Wegen der Sorge vor einem weiteren
Verfall des Dollar hatten internationale
Zumindest draußen vor der New Yorker Börse macht sich bereits Weihnachtsstimmung breit. Drinnen verdarben zuletzt Pharma-Konzerne die Laune. Foto: AFP
Staatsanleihe Deutschland
4,50 10 Jahre, Rendite in %, seit 16.12.03
4,30
4,10
3,90
3,70
3,50
SZ-Grafik
smallCharts
Quelle:
T.F.Datastream
Nach Vioxx jetzt Celebrex: Risiken und Nebenwirkungen bei einigen der meist verkauften Medikamente
amerikanischer Pharma-Konzerne drohen die Branche in eine Krise zu stürzen. Der Wert des CelebrexHerstellers Pfizer schrumpfte allein am Freitag an der Börse um mehr als 20 Milliarden Dollar. Weitere
Untersuchungen der amerikanischen Medikamenten-Aufsichtsbehörde dürften auch in dieser Woche
Kunden und Aktionäre beschäftigen.
Foto: Advantage
Anleger in den vergangenen Wochen verstärkt in auf Euro lautende Wertpapiere
investiert, davon hatten vor allem europäische Anleihen profitiert. Der für den
Rentenmarkt richtungsweisende BundFuture notiert nahe einem KontraktHoch von 120 Prozent. „Der Euro-Anstieg und technische Faktoren scheinen
maßgeblich für den Rentenmarkt zu
sein“, heißt es in einer Studie der DZ
Bank. Das werde auch bis zum Jahresende so bleiben. Erwähnenswert aus Unternehmenssicht: Ab Montag ersetzt das Solartechnologieunternehmen Solarworld
den Windkraftspezialisten Repower im
TecDax.
Martin Hesse
DJ F M A M J
2004
J
A S O N D
17.12.2004 · Schluss
Vortageswert
Höchstwert · 14.6.04
Tiefstwert · 16.12.04
3,6122
3,5408
4,3964
3,5408
Die Angst vor einer weiteren Abwertung des Dollar hat Anleger in europäische Anleihen getrieben.
Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel spiegelbildlich zum Kursanstieg bis auf 3,61 Prozent.
Nervosität wegen
Pharma-Risiken
New York – Zumindest über einen bescheidenen vorweihnachtlichen Kursanstieg können sich die Anleger an der Wall
Street bislang freuen. Im Wochenvergleich legte der Dow Jones-Index um ein
Prozent auf 10 649,9 Punkte zu. Der Standard & Poor’s 500 stieg um 0,5 Prozent
auf 1194 Zähler. Der technologieorientierte Nasdaq Composite steigerte sich
um 0,3 Prozent und endete bei 2135 Punkten. Angesichts von nur wenigen Konjunkturdaten und Unternehmenszahlen
dürfte die kommende Woche an der New
Yorker Börse in ruhigen vorweihnachtlichen Bahnen verlaufen.
Unsicherheit geht allerdings von den
negativen Nachrichten aus, welche derzeit die Pharmabranche erschüttern. In
dieser Woche stehen in diesem Zusammenhang weitere Untersuchungen der
amerikanischen
Arzneimittelbehörde
FDA an. Dies könnte die Aktienkurse
weiter belasten. Die Pharmakonzerne
Pfizer, Eli Lilly und AstraZeneca hatten
die Märkte mit schlechten Meldungen
über Schlüsselmedikamente schockiert.
Wegen eines erhöhten Herzinfarktrisikos stoppte der weltgrößte Pharmakonzern Pfizer die Versuche zur Krebsvorbeugung mit seinem Arthritis-Medikament Celebrex an Testpatienten. AstraZeneca meldete einen Rückschlag in einer klinischen Studie mit seinem Krebsmedikament Iressa. Eli Lilly kündigte
an, sein Medikament Strattera mit einem
Warnhinweis zu versehen.
Zu den wenigen Zahlen, die in dieser
Woche die Märkte bewegen könnten, gehören die US-Frühindikatoren am Montag sowie der für Donnerstag erwartete
Auftragseingang langlebiger Güter und
der Verbrauchervertrauensindex der
Uni Michigan. Am Dienstag veröffentlichen die Investmentbanken Bear Stearns
und Morgan Stanley ihre Quartalszahlen. Anleger werden vor allem darauf
achten, ob sich in den Berichten bereits
die jüngste Belebung des Geschäftes mit
Fusionen und Übernahmen widerspiegelt.
Der in den vergangenen Wochen so einflussreiche Öl-Preis dürfte für die Entwicklung an den Börsen an Bedeutung
verlieren, sagten Experten. Marktteilnehmer erwarten, dass sich der Preis für ein
Barrel Öl in den kommenden Monaten
zwischen 30 und 40 Dollar stabilisiere,
meinte etwa Stanley Nabi von der Vermögensverwaltung Silvercrest Asset Management. „Ich glaube, ein Öl-Preis auf
diesem Niveau ist bereits von der Wirtschaft absorbiert worden“, sagte er.
„Von jetzt an wird er keinen negativen
Einfluss mehr haben.“ Die Wall Street
bleibt am Freitag dem 24. Dezember geschlossen, da der erste Weihnachtstag
auf einen Samstag fällt. Andreas Oldag
Neue Botschaften Bin Ladens
schüren die Nervosität
cl. London – Der Ölpreisverfall der vergangenen Wochen ist vorerst zu einem
Ende gekommen. Zwei Ereignisse verliehen den Notierungen an den Terminmärkten in New York und London einen
kräftigen Schub: Osama Bin Laden rief
seine Anhänger auf, die Amerikaner daran zu hindern, sich des Öls im persischen Golf „zu bemächtigen“; in den
USA sanken die Lagerbestände und eine
Kältewelle in Nordamerika regte die
Heizölnachfrage an. Händler in New
York bezifferten den Preisanstieg auf 14
Prozent – das ist der größte wöchentliche
Preissprung seit Januar 2000.
Marktkreise sehen in der Botschaft
Bin Ladens eine Aufforderung an seine
operativen Zellen zu Anschlägen gegen
Ölanlagen im Nahen Osten. Mit 46,28
Dollar je Fass blieb der US-Ölpreis am
vergangenen Freitag zwar noch deutlich
hinter dem Rekordstand von 55,67 Dollar vom 25. Oktober zurück, lag aber um
42 Prozent über dem Vorjahresniveau.
Nordseeöl schloss mit einem Gewinn von
3,50 Dollar mit 43 Dollar je Fass, gegenüber 30 Dollar vor einem Jahr.
Händler rechnen in dieser Woche mit
einer Fortsetzung des Preisanstiegs,
wenn eine aus Kanada heranziehende
Kältewelle in den USA für eisige Temperaturen sorgen wird. Die Nervosität der
Marktteilnehmer wuchs noch, als das
US-Energieministerium einen Rückgang
der Heizölbestände meldete. „Wir haben
noch einen langen Winter vor uns,“
warnt Tom Bentz von BNP Paribas in
New York. „Und die Tatsache, dass die
Opec vom 1. Januar an ihre Förderung
um 1 Million Fass drosseln wird, ist auch
nicht gerade hilfreich.“
Die Metallpreise erholten sich von
dem Rückschlag der Vorwoche. Kupfer
verteuerte sich an der Londoner Metallbörse LME um mehr als vier Prozent, Aluminium um mehr als drei Prozent, Nickel
um 7,4 Prozent und Zink um 8,8 Prozent.
Bei Zink blieb die weltweite Produktion
in den ersten 10 Monaten des Jahres um
über 200 000 Tonnen hinter der Nachfrage zurück. In der Vergleichszeit 2003 belief sich das Produktionsdefizit auf lediglich 39 000 Tonnen.
Bei praktisch sämtlichen Industriemetallen herrscht derzeit nach dem beträchtlichen Rückgang der Lagerbestände 2004 eine knappe Versorgungslage.
Ingrid Sternby von Barclays Capital
schließt für 2005 vorübergehende Preiskorrekturen nach unten zwar nicht aus,
geht jedoch wegen des anhaltend knappen Angebots und des überdurchschnittlichen Nachfragezuwachses von weiterhin festen Preisen aus.
Seite 36 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295
WIRTSCHAFT / BÖRSE UND FINANZEN
HBN
Montag, 20. Dezember 2004
Stahlbranche vor
Konsolidierung
Was diese Woche bringt
Termine vom 20. bis 23. Dezember
Montag
Wirtschaft und Politik
Berlin – Pressekonferenz des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes anlässlich
der Vorstellung einer Untersuchung
über Sozialhilfe und Arbeitslosengeld II
Düsseldorf – Pressegespräch des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) zu einer Branchenumfrage des BDE unter seinen rund 900 Mitgliedsunternehmen mit der wirtschaftlichen Bilanz für 2004 und den Konjunkturerwartungen der Unternehmen für
2005
Hamburg – Deutsch-russische Konsultationen mit Bundeskanzler Schröder und
dem russischen Präsidenten Putin zu den
Themen „Bilaterale Beziehungen“ und
„Fragen der europäischen und internationalen Politik“ mit anschließendem Besuch im Hamburger Rathaus (bis 21.12.)
Hamburg – Pressekonferenz mit dem Anwalt des Unternehmens Menatep Ltd.,
Amsterdam, über die rechtlichen Schritte, die Menatep gegen die Zerschlagung
des russischen Unternehmens Yukos angekündigt hat
München – Pressekonferenz mit dem
bayerischen Verkehrsminister Wiesheu
und Bahnchef Mehdorn über Neuerungen beim Transrapid-Projekt in München zwischen Hauptbahnhof und Flughafen
Brüssel – Treffen der EU-Umweltminister mit Bundesumweltminister Trittin
Ottawa – Fortsetzung und Abschluss des
Treffens internationaler Wahl-Experten
zur Beratung über die am 30. Januar geplante Parlamentswahl im Irak
Konjunktur und Finanzen
Frankfurt – Bundesbank veröffentlicht
ihren Monatsbericht für Dezember
Halle – Institut für Wirtschaftsforschung
Halle IHW veröffentlicht seine Konjunkturprognosen
Wiesbaden – Veröffentlichung der deutschen Erzeugerpreise für November
Washington – Zahlen zu den US-Frühindikatoren für November
Firmen
Duisburg – Außerordentliche Hauptversammlung der a.i.s. AG
Frankfurt – Citigroup Global Markets
Deutschland veröffentlicht den Strategieausblick für die Finanzmärkte 2005
Frankfurt – Pressekonferenz der DekaBank über die bisherigen Ergebnisse der
Sonderprüfungen und die daraus resultierenden Maßnahmen zur Stabilisierung des Deka-Immobilienfonds mit DekaBank-Vorstand Axel Weber
Frankfurt – Pressekonferenz der KfW
Bankengruppe zum Thema „Die KfW
IPEX-Bank – Ein Jahr nach dem Startschuss“
Hamburg – Außerordentliche Hauptversammlung der Cash Medien AG
Konzerne bereiten sich für die
Zeit nach dem Boom vor
Köln – Herbst-Pressekonferenz des Gothaer Konzerns
Köln – Außerordentliche Hauptversammlung der rhenag Rheinische Energie AG
Köln – Außerordentliche Hauptversammlung der SinnLeffers AG
Ludwigshafen – Pressekonferenz der
BASF AG mit der Vorstellung der Aktivitäten des Unternehmens im Jahr 2005 in
Gesellschaft, Kultur und Sport
München – Hauptversammlung der Inka
AG
Wiesbaden – Außerordentliche Hauptversammlung der Hoechst AG
San Francisco – Micron Technologies Inc
veröffentlicht Zahlen für das erste Quartal des Finanzjahres 2005
Dienstag
Wirtschaft und Politik
Berlin – Pressekonferenz des Bundesamtes zur Regelung offener Vermögensfragen und der Münzhandlung Dr. Busso
Peuss Nachf. anlässlich der Versteigerung von Altwertpapieren aus der Zeit
vor 1945
Hamburg/Schleswig – Fortsetzung und
Abschluss der deutsch-russischen Konsultationen mit Bundeskanzler Schröder
und dem russischen Präsidenten Putin
Hamburg – Jahres-Pressekonferenz des
Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archivs (HWWA)
Berlin – Pressekonferenz mit der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Caspers-Merk, zum Thema „Tabakprävention der Bundesregierung – Bilanz und
Ausblick“ mit Vorstellung der „Drogenaffinitätsstudie Jugendlicher in Deutschland, Teilband Rauchen“
Karlsruhe – Entscheidung des Bundesgerichtshofs erwartet über die Zulassung
der Revision der Deutschen Bank gegen
ein vom Medienunternehmer Leo Kirch
erstrittenes Urteil auf Schadenersatz
Karlsruhe – Urteilsverkündung des Bundesgerichtshofs im Kartellverfahren
über den Einstieg der Deutschen Post bei
Transoflex
Brüssel – Sitzung des Europäischen Parlaments
Brüssel – Treffen der EU-Landwirtschafts- und -Fischereiminister mit Bundeslandwirtschaftsministerin
Künast
(bis 22.12.)
Washington – Treffen des britischen
Schatzkanzlers Brown mit US-Finanzminister Snow
Konjunktur und Finanzen
Wiesbaden – Statistisches Bundesamt
veröffentlicht Zahlen des deutschen Bauhauptgewerbes für Oktober
Den Haag – Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das dritte Quartal
München – Pressegespräch des Ifo Instituts für Wirtschaftsforschung zum Thema „Die Wirtschaftslage zum Jahreswechsel 2004/05“
Brüssel – Europäisches Statistikamt (Eu-
SZ-Edition Werbung im Wandel: „Schaulaufen der Kleinsten“ während des Düsseldorfer Karnevals 1935.
rostat) veröffentlicht die Handelsbilanz
für Oktober für die Länder der Eurozone
Paris – Zahlen zu Frankreichs Konsumausgaben für November
Rom – Zahlen zu Italiens Verbrauchervertrauen für Dezember
Firmen
Hornbach Holding veröffentlichen Geschäftszahlen der ersten neun Monate
Burlington – Cognos Inc veröffentlicht
Ergebnisse des dritten Quartals
Bruttoinlandsprodukt für das dritte
Quartal und Zahlen zur US-Industrieproduktion (Jahresrevision)
Mittwoch
Berlin – Pressekonferenz der Barmer Ersatzkasse mit Bundesgesundheitsministerin Schmidt über den Start des Hausarzt- und Hausapothekenmodells
Bremerhaven – Außerordentliche Hauptversammlung der feedback AG
Wirtschaft und Politik
Berlin – Sitzung des Aufsichtsrates der
Deutschen Bahn AG
Frankfurt – Pressekonferenz der Colt Telecom GmbH
Frankfurt – Festakt der Fraport AG anlässlich der Begrüßung des 50-millionsten Fluggastes mit Fraport-Chef Bender
Freising – Hauptversammlung der Comroad AG
Grafenau – Außerordentliche Hauptversammlung der Sedlbauer AG
Hamburg – Hauptversammlung der Capital Stage AG
Hamburg – Pressegespräch der Deutschen Bahn AG und der Russischen Bahn
AG über den Stand ihrer Kooperation
und über neue Projekte
Himmelpfort – Pressegespräch der Deutschen Post AG über ihre Weihnachtsaktion in Himmelpfort mit Bundesverkehrsminister Stolpe
Köln – Außerordentliche Hauptversammlung der Dolerit-Basalt Grundwert- und
Beteiligungs-AG
Neustadt – Hornbach Baumarkt AG und
Foto: Henkel
Berlin – Tarifverhandlungen für Zeitschriftenredakteure
Firmen
Konjunktur und Finanzen
Wiesbaden – Veröffentlichung der deutschen Außenhandelspreise für November
Frankfurt – Europäische Zentralbank
veröffentlicht die Leistungsbilanz für
Oktober für die Länder der Eurozone
München – Pressegespräch der Bayerischen Landesbank mit dem Bayerischen
Wirtschaftsminister Wiesheu zum Thema „Bayern-Mezzaninefonds“
Brüssel – Zahlen zum belgischen Geschäftsklima für Dezember
Paris – Zahlen zu Frankreichs Verbraucherpreise für November
Tokio – Zahlen zur japanischen Handelsbilanz für November
Wien – Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung Wifo veröffentlicht seine Wirtschaftsprognosen
Washington – Endgültige Zahlen zum
Donnerstag
Konjunktur und Finanzen
New York – Veröffentlichung des Indexes des Verbrauchervertrauens der Universität Michigan für Dezember
London – Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das dritte Quartal
Washington – Zahlen zum persönlichen
Einkommen, zum Eigenheimabsatz und
zum US-Auftragseingang langlebiger
Güter (jeweils für November)
Washington – Zahlen zu den US-Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe für die Woche zum 18.12.
Firmen
Turin – Aufsichtratssitzung von Fiat
E-Mail: DieseWoche@sueddeutsche.de
Frankfurt/Main (dpa) – Die Stahlhersteller rüsten sich für die Zeit nach dem
Stahlboom. Nach dem Ausnahmejahr
2004 verdichten sich die Anzeichen, dass
die Branche ihren Höhepunkt bald überschreiten wird – vielleicht schon 2005.
Die chinesische Regierung rechnet für
das kommende Jahr wegen eines langsameren Wirtschaftswachstums mit einer
Abschwächung der Stahlnachfrage. Zudem will das Land mit mehr eigenen
Stahlwerken Importe ersetzen.
Grund zur Panik besteht nach Meinung von Unternehmen und Experten
nicht. „Die Hersteller konnten vor allem
wegen der hohen Rohstoffkosten ihre
Produktion nicht in der Größenordnung
ausbauen, wie sie es wegen der hohen
Nachfrage gerne getan hätten“, sagt
Fondsmanagerin Petra Kühl von der
Fondsgesellschaft Dit. Daher werde der
Abschwung nicht so steil sein, wie in anderen Zyklen. Mittelfristig müssten sich
die Stahlkocher aber auf schwächere Zeiten vorbereiten.
Deutschlands Marktführer ThyssenKrupp hat bereits den Bau eines neuen
Werks in Brasilien für 1,3 Milliarden
Euro angekündigt. Der Konzern ist nicht
der einzige, der die Produktion in ein
Rohstoffland verlagert, um Kosten zu
sparen und international besser präsent
zu sein. „Die Zukunft der Stahlindustrie
liegt da, wo die Rohstoffe sind“, sagte
jüngst der Chef des südkoreanischen
Stahlkonzerns Posco, Lee Ku-Teak. Sein
Unternehmen prüft ebenfalls den Bau eines Stahlwerks in Brasilien, Branchenprimus Arcelor ist dort bereits vertreten.
Produktion wird verlagert
Im vergangenen Jahr waren die Rohstoffkosten nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl im Schnitt um
220 Prozent gestiegen. Branchenexperten rechnen mit einem weiteren Anstieg
2005. Bislang können die Stahlkocher
die Kosten zum Großteil an ihre Kunden
weitergeben. Doch schon sind Beschwerden von Kundenseite zu hören – die Autobranche etwa gerät an die Grenzen der
Belastbarkeit. Mit der Produktionsverlagerung in Rohstoffländer können die
Stahlkonzerne Kosten sparen.
Bei dem neuen Stahlwerk will ThyssenKrupp es nicht belassen sondern zusätzlich durch Übernahmen und Fusionen
wachsen. In Europa sucht der Konzern
nach Übernahmekandidaten, mittelfristig will er auch in China investieren.
Nach Ansicht von Arcelor-Chef Guy Dolle werden in wenigen Jahren einige große
Spieler den Stahlmarkt beherrschen.
Wer bei dem Trend zur Konsolidierung
nicht mitmachen, aber dennoch überleben will, muss sich spezialisieren, meint
Salzgitter-Chef Wolfgang Leese. „Wir
optimieren unsere Standorte in Deutschland.“ Salzgitter positioniert sich als Nischenanbieter.
Aktienmärkte im Wochenvergleich
L Dax 30 (* = Euro Stoxx 50 Werte)
Div.
Schluss Schluss
17.12. Vorwoche
120,38
117,57
95,02
94,25
42,02
41,88
50,97
51,48
24,95
24,37
32,44
32,60
14,90
15,02
46,70
45,38
34,57
34,37
64,69
64,80
Veränd.
in %
+ 2,39
+ 0,82
+ 0,33
– 0,99
+ 2,38
– 0,49
– 0,80
+ 2,91
+ 0,58
– 0,17
AdidasSalomon
* Allianz
Altana
* BASF
* Bayer
BMW
Commerzbank
L Continental
* DaimlerChrysler
* Deutsche Bank
1
1,5
0,83
1,40
0,5
0,58
–
0,52
1,5
1,5
Deutsche Börse
Deutsche Post
* Deutsche Telekom
* E.ON
L Fresenius Medical Care
M Henkel Vz.
HypoVereinsbank
Infineon
Linde
M Lufthansa
0,55
0,44
–
2
1,02
1,2
–
–
1,13
–
44,23
16,69
16,40
64,73
58,62
63,47
17,02
7,97
46,24
10,35
44,53
16,28
16,25
64,58
55,72
65,15
16,99
8,15
46,15
10,66
– 0,67
+ 2,52
+ 0,92
+ 0,23
+ 5,20
– 2,58
+ 0,18
– 2,21
+ 0,20
– 2,91
MAN
L Metro
* Münchener Rück
* RWE
M * SAP
Schering
* Siemens
ThyssenKrupp
TUI
VW
0,75
1,02
1,25
1,25
0,8
0,93
1,1
0,5
0,77
1,05
27,63
39,47
89,30
39,62
130,00
55,07
61,35
15,97
17,19
33,61
27,99
38,08
88,70
39,85
133,05
53,55
61,64
15,64
16,72
33,70
– 1,29
+ 3,65
+ 0,68
– 0,58
– 2,29
+ 2,84
– 0,47
+ 2,11
+ 2,81
– 0,27
Div.
Schluss Schluss
17.12. Vorwoche
3,27
3,31
13,95
14,38
44,30
43,71
16,03
16,15
1,75
2,35
42,42
38,60
11,88
12,75
10,98
11,74
2,56
2,63
16,40
16,58
44,53
16,69
16,44
66,25
59,39
65,15
17,22
8,23
46,80
10,66
42,75
16,28
16,25
64,58
55,72
63,47
16,99
7,97
46,15
10,35
Veränd. Div.
KGV
% s.J. Rendite 2005
+ 33,31
0,83
15
– 5,06
1,58
11
– 11,82
1,98
14
+ 14,33
2,75
14
+ 7,45
2,00
19
– 11,73
1,79
9
– 4,18
–
11
+ 55,30
1,11
11
– 6,57
4,34
10
– 1,54
2,32
11
50,33
19,72
16,78
66,25
63,63
73,16
21,13
12,89
48,95
15,21
37,11
15,07
13,14
49,27
49,46
56,24
12,86
7,80
41,15
8,63
43,35
16,35
14,51
51,74
56,40
62,00
17,62
11,02
42,70
13,25
+ 2,03
+ 2,08
+ 13,03
+ 25,11
+ 3,94
+ 2,37
– 3,41
– 27,68
+ 8,29
– 21,89
1,24
2,64
–
3,09
1,74
1,89
–
–
2,44
–
14
10
23
12
16
14
16
14
14
14
28,22 27,63 32,23
39,47 38,08 40,52
90,44 88,70 99,00
40,15 39,62 43,50
134,97 130,00 142,70
55,27 53,55 55,27
62,50 61,35 68,30
16,09 15,64 17,67
17,19 16,72 20,45
33,95 33,61 44,65
22,96
31,78
72,73
29,70
116,12
37,39
53,40
13,00
12,94
30,71
24,05
34,95
96,12
31,37
133,15
40,15
63,50
15,67
16,53
44,15
+ 14,89
+ 12,93
– 7,10
+ 26,30
– 2,37
+ 37,16
– 3,39
+ 1,92
+ 3,99
– 23,87
2,71
2,58
1,40
3,16
0,62
1,69
1,79
3,13
4,48
3,12
11
14
9
11
27
21
15
9
10
9
L TecDax
Aixtron
AT+S
BB Biotech
Bechtle
M Dialog Semiconductor
L Drägerwerk Vz
Elmos Semiconductor
Epcos
Evotec
Freenet
Funkwerk
GPC Biotech
IDS Scheer
L Jenoptik
Kontron
Micronas
Mobilcom
Morphosys
Pfeiffer Vac.Techn.
Qiagen
QS Communic.
M Repower Syst.
Rofin Sinar
L Singulus Techn.
Software AG
M Süss Microtec
Teles
TOnline
United Internet
Web.de
–
0,24
2,5 sfr
0,3
–
0,4
0,13
–
–
–
Veränd.
in %
– 1,21
– 2,99
+ 1,35
– 0,74
–25,53
+ 9,90
– 6,82
– 6,47
– 2,66
– 1,09
Wochen
Hoch
Tief
3,33
3,27
14,38 13,95
44,55 43,71
16,39 16,03
2,37
1,71
42,59 38,60
12,75 11,88
11,76 10,98
2,63
2,56
16,64 16,20
52Wochen Schluss am
Hoch
Tief 30.12.03
7,08
3,25
4,75
16,58
12,61
13,64
51,49
38,00
40,15
16,45
9,88
10,20
4,49
1,71
3,40
63,00
38,03
46,51
14,55
10,99
12,50
22,63
10,98
17,90
6,58
2,22
5,08
27,73
9,85
18,84
Veränd. Div.
KGV
% s.J. Rendite 2005
– 31,16
–
19
+ 2,27
1,72
12
+ 10,34
3,87
–
+ 57,16
1,87
13
– 48,53
–
12
– 8,79
0,94
13
– 4,96
1,09
12
– 38,66
–
10
– 49,61
–
–
– 12,95
–
15
0,3
–
0,14
–
–
–
0,4
–
0,4+0,3
–
32,25
11,15
13,30
8,00
6,73
33,02
15,74
36,20
32,50
8,17
32,71
11,35
12,80
7,52
7,09
33,01
15,17
37,60
33,38
8,21
– 1,41
– 1,76
+ 3,91
+ 6,38
– 5,08
+ 0,03
+ 3,76
– 3,72
– 2,64
– 0,49
33,50
11,35
13,54
8,00
7,09
33,02
15,74
37,60
33,51
8,21
32,25
11,15
12,50
7,37
6,73
32,15
15,17
35,70
32,50
8,01
35,22
16,36
20,20
11,90
8,49
43,52
19,55
43,49
35,03
12,35
23,19
7,78
12,50
5,93
5,70
26,98
8,90
9,11
26,16
7,15
25,82
7,90
14,48
8,70
6,00
34,33
12,80
11,14
28,00
9,73
+ 24,90
+ 41,14
– 8,15
– 8,05
+ 12,17
– 3,82
+ 22,97
+224,96
+ 16,07
– 16,03
0,93
15
–
–
1,05
15
–
10
–
17
–
9
2,54
16
– 1207
2,15
15
–
17
–
0,60
–
–
–
–
–
–
0,15
–
3,56
12,09
28,91
13,27
23,95
5,09
7,60
9,68
18,98
6,30
3,65
13,10
28,40
12,64
23,20
5,53
7,57
9,67
18,65
6,66
– 2,47
– 7,71
+ 1,80
+ 4,98
+ 3,23
– 7,96
+ 0,40
+ 0,10
+ 1,77
– 5,41
3,65
13,10
29,40
13,30
24,00
5,53
8,50
9,72
19,59
6,71
3,37
12,09
28,40
12,64
23,20
5,09
7,57
9,65
18,65
6,30
5,91
23,81
30,50
18,72
28,17
12,22
13,79
11,50
23,16
10,66
2,49
12,09
16,15
10,58
16,30
4,60
5,36
7,53
14,60
6,03
3,03
19,10
27,06
16,70
16,30
10,15
10,70
10,30
18,82
8,45
+ 17,49
– 36,70
+ 6,84
– 20,54
+ 46,93
– 49,85
– 28,97
– 6,02
+ 0,85
– 25,44
–
4,96
–
–
–
–
–
–
0,79
–
M Euro Stoxx 50
Div.
Schluss Schluss
17.12. Vorwoche
19,14
18,50
10,07
9,93
5,56
5,62
132,30
130,60
11,20
11,40
17,75
17,76
12,76
12,54
8,92
8,99
52,68
53,00
35,70
36,10
Veränd.
in %
+ 3,46
+ 1,41
– 1,07
+ 1,30
– 1,75
– 0,06
+ 1,75
– 0,78
– 0,60
– 1,11
–
8
15
11
11
11
21
32
17
26
(ohne Dax 30 Werte)
Wochen
52Wochen Schluss am
Hoch
Tief Hoch
Tief 30.12.03
19,25 18,50 19,73
16,40
18,50
10,18
9,93 12,85
8,29
11,75
5,78
5,56
7,36
5,02
5,94
133,70 130,60 150,60 124,00 139,00
11,42 11,15 14,73
8,88
10,46
18,37 17,75 19,08
15,72
17,09
12,76 12,54 12,76
10,20
10,89
9,02
8,92
9,58
7,73
9,31
53,90 52,68 54,85
45,50
49,90
36,50 35,70 43,90
33,60
42,70
Veränd. Div.
KGV
% s.J. Rendite 2005
+ 3,46
7,58
9
– 14,30
4,07
10
– 6,40
–
14
– 4,82
2,20
16
+ 7,08
–
28
+ 3,86
2,14
12
+ 17,17
3,14
14
– 4,19
3,48
12
+ 5,57
2,75
10
– 16,39
2,07
13
L ABN Amro
Aegon
Ahold
Air Liquide
Alcatel
Axa
Banco Bilbao
Banco Santander
BNP Paribas
Carrefour
1,45
0,41
–
2,91
–
0,38
0,4
0,31
1,45
0,74
Credit Agricole
Danone
Endesa
Enel
ENI
Fortis
France Telecom
Generali
L Iberdrola
ING
0,85
1,23
0,71
0,343
0,75
0,69
0,25
0,33
0,71
0,98
22,46
65,60
16,60
7,13
18,05
20,00
23,85
24,68
18,25
21,83
22,64
66,90
16,54
7,06
18,16
20,12
24,29
24,29
17,82
21,52
– 0,80
– 1,94
+ 0,36
+ 0,99
– 0,61
– 0,60
– 1,81
+ 1,61
+ 2,41
+ 1,44
22,82
68,10
16,78
7,13
18,23
20,14
24,65
24,68
18,40
22,12
22,46
65,60
16,54
7,06
18,05
20,00
23,85
24,29
17,82
21,52
23,86
73,20
16,81
7,21
18,75
20,70
25,00
24,68
18,40
22,12
18,50
62,50
13,97
5,34
14,72
15,40
18,40
20,62
15,10
16,60
18,75
64,25
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5,42
15,12
15,94
22,60
21,17
15,75
18,35
+ 19,79
+ 2,10
+ 8,14
+ 31,55
+ 19,38
+ 25,47
+ 5,53
+ 16,58
+ 15,87
+ 18,97
3,79
1,88
4,28
4,81
4,16
3,45
1,05
1,34
3,89
4,49
12
17
12
17
12
10
14
21
12
9
L’Oreal
Lafarge
LVMH
M Nokia
Philips
L Repsol
Royal Dutch
Saint Gobain
Sanofi Aventis
San Paolo IMI
0,73
2,3
0,88
0,3
0,36
0,45
1,77
1,15
1,02
0,39
54,45
70,42
53,50
11,29
19,41
18,67
41,70
44,04
56,50
10,04
54,70
69,80
53,95
11,75
19,61
18,30
42,43
43,46
55,90
10,14
– 0,46
+ 0,89
– 0,83
– 3,91
– 1,02
+ 2,02
– 1,72
+ 1,33
+ 1,07
– 0,99
55,60
70,50
54,55
11,75
19,85
18,68
42,65
45,00
57,70
10,20
54,45
69,70
53,50
11,29
19,41
18,30
41,70
43,46
55,90
10,04
68,73
73,90
62,70
18,89
26,00
18,68
43,65
45,00
61,80
11,05
51,80
63,20
50,25
8,96
17,95
14,95
36,70
37,80
50,15
8,70
64,90
69,90
57,35
13,85
23,50
15,40
41,35
38,55
59,00
10,40
– 16,10
+ 0,74
– 6,71
– 18,48
– 17,40
+ 21,23
+ 0,85
+ 14,24
– 4,24
– 3,46
1,34
3,27
1,65
2,66
1,86
2,41
4,25
2,61
1,81
3,89
21
12
21
17
12
10
12
12
14
12
2,5
0,71
0,104
0,4
0,257
7,1
0,171
2,37
–
73,50
18,80
2,95
13,55
5,45
157,70
4,18
48,50
23,30
73,60
18,69
3,00
13,84
5,45
161,50
4,19
47,80
23,10
– 0,14
+ 0,59
– 1,67
– 2,10
–
– 2,35
– 0,24
+ 1,46
+ 0,87
75,40 73,50 75,40
19,30 18,69 19,30
3,00
2,95
3,05
13,94 13,55 13,94
5,46
5,44
5,46
162,10 157,70 171,00
4,24
4,15
4,45
48,85 47,80 59,90
23,95 23,10 23,95
65,50
15,30
2,33
11,15
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141,00
3,80
44,40
18,80
70,00
15,90
2,37
11,77
4,32
145,00
4,28
51,30
19,20
+ 5,00
+ 18,24
+ 24,47
+ 15,12
+ 26,16
+ 8,76
– 2,34
– 5,46
+ 21,35
3,40
3,78
3,53
2,95
4,72
4,50
4,09
4,89
–
10
17
18
16
19
12
11
15
26
Societe Generale
Suez
Telecom Italia (neu)
M Telefonica
TIM
M Total
Unicredito Italiano
Unilever
Vivendi Univers.
L Dow Jones 30
Weltbörsenindizes
Wochen
52Wochen Schluss am
Hoch
Tief Hoch
Tief 30.12.03
120,97 117,57 121,05
87,15
90,30
96,40 94,25 111,15
73,87 100,08
42,29 41,88 53,84
39,61
47,65
51,87 50,97 52,34
40,49
44,58
25,44 24,37 25,44
19,49
23,22
33,00 32,44 37,49
31,78
36,75
15,10 14,90 16,38
12,84
15,55
46,78 45,38 46,80
28,87
30,07
35,32 34,37 39,41
31,63
37,00
65,43 64,69 76,41
52,90
65,70
Dax
MDax
TecDax
Euro Stoxx 50
DJ Global Titans 50 (berechnet in €)
MSCI World (berechnet in US$)
AEX All Shares
Amsterdam
General Comp.
Athen
SETIndex
Bangkok
BSE Sensex
Bombay
Schluss
17.12.
4182,27
5323,66
509,23
2891,48
193,10
1139,75
343,49
2704,99
669,46
6346,48
Schluss Veränd.
Vorwoche in %
4174,55 + 0,18
5301,22 + 0,42
508,74 + 0,10
2903,96 – 0,43
193,11 – 0,01
1128,06 + 1,04
341,80 + 0,49
2682,58 + 0,84
648,78 + 3,19
6233,54 + 1,81
Wochen
Hoch
4233,71
5323,66
510,72
2934,10
195,37
1147,87
346,43
2720,86
669,46
6420,38
Wochen
Tief
4174,55
5299,30
508,63
2891,48
193,10
1128,06
341,80
2682,00
645,75
6233,54
52 Wochen
Hoch
Tief
4233,71
3646,99
5363,50
4412,72
653,18
438,92
2959,71
2580,04
210,79
188,40
1147,87
996,35
364,80
310,68
2720,86
2182,74
794,01
581,61
6420,38
4505,16
Stand am
31.12.03
3965,16
4469,23
541,31
2750,09
196,70
1036,32
337,65
2263,58
772,15
5838,96
Veränd.
in %
+ 5,48
+ 19,12
– 5,93
+ 5,14
– 1,83
+ 9,98
+ 1,73
+ 19,50
– 13,30
+ 8,69
Bel 20
BUX
MerVal
Irish SE
Helsinki General
HangSeng
ISE National 100
JSE Top 40
KFX
PSI 20
Brüssel
Budapest
Buenos Aires
Dublin
Helsinki
Hongkong
Istanbul
Johannesburg
Kopenhagen
Lissabon
2915,31
14738,33
1255,84
6174,49
6077,01
13992,44
24360,63
11176,03
277,64
7538,29
2901,00
14161,57
1234,30
6111,54
6247,99
13901,81
22943,67
10939,48
279,64
7504,65
+
+
+
+
–
+
+
+
–
+
0,49
4,07
1,75
1,03
2,74
0,65
6,18
2,16
0,72
0,45
2933,60
14738,33
1255,84
6189,53
6247,99
14078,54
24360,63
11176,03
283,06
7598,73
2901,00
14161,57
1233,32
6111,54
6077,01
13886,16
22943,67
10939,48
277,64
7504,65
2933,60
14738,33
1325,17
6189,53
7385,31
14261,79
24360,63
11401,02
286,93
7952,52
2170,17
9137,68
839,93
4789,42
5228,92
10967,65
15922,44
8841,38
239,22
6630,88
2244,18
9379,99
1071,95
4920,73
6027,01
12575,94
18625,02
9495,76
244,35
6747,41
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
29,91
57,13
17,16
25,48
0,83
11,26
30,80
17,70
13,62
11,72
FTSE 100
FT Gold Mines
IBEX 35
MIB 30
RTS 1
Dow Jones
S & P 500
Nasdaq Composite
OBX Top 25
CAC 40
London
London
Madrid
Mailand
Moskau
New York
New York
New York
Oslo
Paris
4696,80
1688,88
8866,00
30626,00
555,88
10649,92
1194,22
2135,20
802,39
3744,92
4694,00
1674,51
8827,20
30555,00
545,52
10543,22
1188,00
2128,07
798,97
3768,42
+
+
+
+
+
+
+
+
+
–
0,06
0,86
0,44
0,23
1,90
1,01
0,52
0,34
0,43
0,62
4736,80
1711,02
8898,80
30737,00
572,25
10705,64
1205,72
2162,55
807,31
3814,39
4694,00
1674,51
8827,20
30555,00
545,52
10543,22
1188,00
2128,07
797,55
3744,92
4805,30
1892,90
8898,80
30737,00
781,55
10737,70
1205,72
2162,55
814,20
3844,14
4287,00
1323,05
7506,30
26346,00
518,15
9749,99
1063,23
1752,49
610,54
3479,87
4476,90
1824,70
7737,20
26715,00
567,25
10453,92
1111,92
2003,37
625,94
3557,90
+
–
+
+
–
+
+
+
+
+
4,91
7,44
14,59
14,64
2,00
1,88
7,40
6,58
28,19
5,26
PX50
General Index
Bovespa
Kospi
Shanghai Comp.
Straits Times
SX All Share
All Ordinaries
Taiwan Average
TA25
Prag
Santiago de Chile
Sao Paulo
Seoul
Shanghai
Singapur
Stockholm
Sydney
Taipeh
Tel Aviv
1013,00
8930,34
25659,14
875,13
1290,49
2057,98
223,84
3995,30
6009,32
609,23
992,10
8951,83
24933,32
844,85
1317,72
2016,33
226,10
3911,40
5911,63
589,55
+
–
+
+
–
+
–
+
+
+
2,11
0,24
2,91
3,58
2,07
2,07
1,00
2,15
1,65
3,34
1020,10
8951,83
25831,13
875,13
1317,72
2057,98
226,66
3995,30
6019,23
609,23
992,10
8930,34
24933,32
844,20
1290,49
2016,33
223,84
3911,40
5878,89
589,55
1030,10
9054,30
25831,13
936,06
1777,52
2062,76
229,88
3995,30
7034,10
609,23
620,60
7074,51
17604,12
719,59
1260,32
1700,33
186,32
3229,50
5316,87
482,75
659,10
7336,67
22236,39
810,71
1497,04
1764,52
194,17
3306,00
5890,69
504,15
+
+
+
+
–
+
+
+
+
+
53,69
21,72
15,39
7,95
13,80
16,63
15,28
20,85
2,01
20,84
Nikkei 225
S & P/TSE 300 Comp.
WIG
NZSX 50
Austrian Traded
Swiss Market
Tokio
Toronto
Warschau
Wellington
Wien
Zürich (virtx)
11078,32
9122,62
26206,21
2975,34
2389,13
5603,40
10756,80
8965,27
25653,67
2981,89
2336,13
5581,80
+
+
+
–
+
+
2,99
1,76
2,15
0,22
2,27
0,39
11078,32
9122,62
26206,21
2984,72
2391,55
5653,00
10756,80
8965,27
25653,67
2971,21
2336,13
5581,80
12163,89
9122,62
26206,21
3020,25
2391,55
5934,40
10092,64
8040,17
20516,22
2387,23
1494,78
5309,70
10676,64
8220,89
20820,07
2571,52
1545,15
5487,80
+
+
+
+
+
+
3,76
10,97
25,87
15,70
54,62
2,11
L MDax
Div.
Schluss Schluss
17.12. Vorwoche
22,99
24,10
59,51
58,79
29,96
30,99
85,59
82,50
68,71
68,85
29,95
29,34
24,18
22,74
61,00
59,91
7,07
7,27
30,62
31,40
Div.
Schluss Schluss
17.12. Vorwoche
80,62
78,80
30,75
32,10
59,97
59,14
55,91
55,18
65,00
65,00
53,10
52,42
94,24
91,62
46,62
45,91
40,95
40,53
47,75
45,98
+ 1,30
+ 2,86
+ 1,55
+ 1,04
+ 3,85
Wochen
Hoch
Tief
80,62 78,48
32,31 30,75
60,91 59,14
56,14 55,04
65,30 64,47
53,10 52,08
94,88 91,62
47,31 45,91
41,47 40,53
48,39 45,98
50,15
36,69
38,93
20,81
42,64
35,31
96,67
22,56
60,25
37,63
– 0,70
+ 0,16
– 0,80
+ 0,72
– 1,48
+ 0,14
– 0,49
+ 0,93
+ 5,53
+ 2,37
50,67
37,48
39,23
21,05
42,76
36,45
97,45
23,24
63,58
39,03
31,65
28,74
27,08
27,09
56,44
25,31
101,03
40,80
52,71
27,63
+ 2,81
+ 9,92
– 0,44
– 4,95
– 1,77
+ 1,54
+ 2,84
+ 0,25
– 1,31
– 0,94
3M
M Alcoa
Altria
American Express
Amer.Intl.
Boeing
Caterpillar
Citigroup
CocaCola
L E.I du Pont
1,44
0,6
2,92
0,48
0,30
1
1,64
1,6
1
1,4
Exxon Mobil
General Electric
GM
HewlettPackard
Home Depot
Honeywell
IBM
Intel
L Johnson&Johnson
JP Morgan Chase
1,08
0,8
2
0,32
0,34
0,825
0,72
0,16
1,14
1,36
49,80
36,75
38,62
20,96
42,01
35,36
96,20
22,77
63,58
38,52
McDonald’s
L Merck & Co
Microsoft
M Pfizer
M Procter & Gamble
SBC Comm.
United Tech
Verizon Comm.
WalMart
Walt Disney
0,55
1,52
0,32
0,68
1,00
1,25
1,4
1,54
0,52
0,21
32,54
31,59
26,96
25,75
55,44
25,70
103,90
40,90
52,02
27,37
Div.
Schluss Schluss
17.12. Vorwoche
12,50
12,32
22,09
20,96
50,05
50,76
34,80
33,79
63,10
63,95
50,60
50,30
19,08
19,15
38,40
39,53
42,78
41,49
45,20
45,88
33,50
31,99
Veränd.
in %
+ 2,31
– 4,21
+ 1,40
+ 1,32
0,129
0,24
1,12
1,40
–
0,98
0,95
0,56
0,46
1,80
0,582
Veränd. Div.
KGV
% s.J. Rendite 2005
– 5,19
1,79
19
– 19,08
1,95
13
+ 10,20
4,87
12
+ 15,92
0,86
18
– 1,93
0,46
13
+ 26,01
1,88
21
+ 13,51
1,74
14
– 3,96
3,43
11
– 19,31
2,44
20
+ 4,05
2,93
18
49,80 51,67
36,69 37,48
38,62 55,00
20,60 26,12
42,01 43,79
35,31 38,11
96,20 100,19
22,56 34,24
60,25 63,45
37,63 43,01
38,88
29,18
37,04
16,50
32,88
30,26
82,21
19,68
49,35
35,19
41,00
30,98
53,40
22,97
35,49
33,43
92,68
32,05
51,66
36,73
+ 21,46
+ 18,62
– 27,68
– 8,75
+ 18,37
+ 5,77
+ 3,80
– 28,95
+ 23,07
+ 4,87
2,17
2,39
5,18
1,53
0,81
2,33
0,75
1,41
1,79
3,53
16
21
7
14
17
17
17
21
19
11
32,66 31,65 32,66
31,79 28,74 49,08
27,25 26,96 29,98
28,98 25,75 38,85
56,49 55,44 56,73
25,95 25,31 27,59
103,90 101,03 103,00
41,28 40,40 42,22
53,51 52,02 61,05
27,73 27,37 28,00
23,96
26,00
24,15
26,79
48,76
23,00
81,50
33,91
51,33
20,89
24,83
46,20
27,37
35,33
49,84
26,07
94,77
35,08
53,05
23,33
+ 31,05
– 31,62
– 1,50
– 27,12
+ 11,24
– 1,42
+ 9,63
+ 16,59
– 1,94
+ 17,32
1,69
4,81
1,19
2,95
1,80
5,02
1,35
3,77
1,00
0,88
16
12
22
11
21
19
17
15
19
23
L S & P 100
AES
L Allegheny Tech.
Allstate
Amer.Elec.Pwr.
Amgen
Anheuser Busch
AT&T
Avon
Baker Hughes
Bank of America
Baxter
52Wochen Schluss am
Hoch
Tief 31.12.03
90,01
74,87
85,03
38,91
28,70
38,00
60,91
44,91
54,42
56,45
45,00
48,23
76,77
54,70
66,28
55,26
38,68
42,14
94,88
69,62
83,02
52,29
42,56
48,54
53,00
38,65
50,75
48,39
40,21
45,89
(ohne Dow Jones Werte)
Veränd.
in %
+ 1,46
+ 5,39
– 1,40
+ 2,99
– 1,33
+ 0,60
– 0,37
– 2,86
+ 3,11
– 1,48
+ 4,72
Wochen
Hoch
Tief
12,61 12,32
22,35 20,96
51,35 50,05
34,90 33,79
64,36 63,10
50,60 50,30
19,30 19,01
39,53 38,40
43,34 41,49
46,09 45,20
33,53 31,99
52Wochen Schluss am
Hoch
Tief 31.12.03
12,77
7,69
9,44
22,93
8,72
13,22
51,43
41,70
43,02
35,21
29,01
30,51
66,23
52,70
61,79
54,29
49,45
52,68
21,98
13,70
20,30
46,14
30,86
33,77
44,89
30,35
32,16
47,44
38,94
40,25
34,51
28,76
30,52
Veränd. Div.
KGV
% s.J. Rendite 2005
+ 32,42
1,03
17
+ 67,10
1,09
19
+ 16,34
2,24
9
+ 14,06
4,02
15
+ 2,12
–
22
– 3,95
1,94
17
– 6,01
4,98
14
+ 13,71
1,46
19
+ 33,02
1,08
24
+ 12,30
3,98
11
+ 9,76
1,74
18
86,01
25,56
46,54
30,31
81,31
19,42
34,67
50,48
57,25
42,38
86,01
30,64
46,54
30,31
81,31
29,13
47,37
58,92
57,70
42,38
48,25
22,50
30,06
25,12
53,05
17,79
30,27
43,06
39,03
31,20
49,32
28,60
32,35
26,80
57,50
24,23
46,83
50,05
44,23
33,98
+ 73,68
– 11,82
+ 42,50
+ 12,50
+ 37,57
– 21,63
– 27,99
– 0,26
+ 27,06
+ 21,92
0,98
4,44
1,48
2,26
0,13
–
1,48
1,92
–
–
15
18
15
18
13
22
21
19
16
27
Black & Decker
L Bristol Myers
Burlington North
Campbell Soup
Cigna
Cisco Systems
Clear Channel
Colgate
Computer Science
Dell Incorp.
0,84
1,12
0,68
0,68
0,10
–
0,5
0,96
–
–
85,66
25,22
46,10
30,15
79,10
18,99
33,72
49,92
56,20
41,43
84,67
23,81
45,66
29,88
81,00
19,42
33,30
50,46
55,77
42,09
+ 1,17
+ 5,92
+ 0,96
+ 0,90
– 2,35
– 2,21
+ 1,26
– 1,07
+ 0,77
– 1,57
84,67
23,81
45,66
29,88
79,10
18,99
33,30
49,90
55,77
41,43
Veränd.
in %
– 4,61
+ 1,22
– 3,32
+ 3,75
– 0,20
+ 2,08
+ 6,33
+ 1,82
– 2,75
– 2,48
Wochen
Hoch
Tief
24,10 22,91
59,51 58,73
30,99 29,96
85,59 82,50
68,85 68,70
30,25 29,20
24,28 22,74
61,00 59,91
7,27
7,07
31,65 30,62
52Wochen Schluss am
Hoch
Tief 30.12.03
29,50
20,49
24,80
69,00
54,26
60,88
30,99
24,95
27,80
99,65
70,28
96,20
70,00
50,50
51,70
31,80
26,15
27,00
24,28
15,60
15,95
61,00
38,00
38,45
9,50
5,04
7,33
32,70
25,34
27,72
Veränd. Div.
KGV
% s.J. Rendite 2005
– 7,30
2,61
8
– 2,25
2,27
12
+ 7,77
1,67
21
– 11,03
1,87
21
+ 32,90
1,60
15
+ 10,93
4,34
14
+ 51,60
3,27
17
+ 58,65
1,48
15
– 3,55
2,26
22
+ 10,46
3,59
13
M Delta Airlines
Dow Chemical
Eastman Kodak
El Paso
EMC
Entergy
Exelon
Fedex
Ford Motor
General Dynamics
–
1,34
0,5
0,16
–
2,16
1,60
0,28
0,4
1,44
7,45
49,51
31,53
10,35
14,21
66,70
41,86
100,01
14,34
106,35
7,72
48,72
31,68
9,83
14,20
65,10
41,98
98,85
14,22
106,50
– 3,50
+ 1,62
– 0,47
+ 5,29
+ 0,07
+ 2,46
– 0,29
+ 1,17
+ 0,84
– 0,14
7,78
7,45 13,03
49,66 48,72 51,02
32,04 31,40 34,26
10,38
9,83 11,50
14,66 14,20 15,59
67,00 65,10 68,04
43,38 41,86 43,38
100,01 97,71 99,61
14,34 14,22 17,10
107,69 105,36 109,83
2,93
36,86
23,57
6,62
9,37
50,68
31,29
64,92
12,70
86,10
11,81
41,57
25,67
8,19
12,92
57,13
33,08
67,50
16,00
90,39
– 36,92
+ 19,10
+ 22,83
+ 26,37
+ 9,98
+ 16,75
+ 26,54
+ 48,16
– 10,38
+ 17,66
–
2,71
1,59
1,55
–
3,24
3,82
0,28
2,79
1,35
–
14
12
20
30
14
14
22
7
16
12,14
37,50
32,88
26,40
23,06
50,40
30,64
68,00
27,97
43,19
+ 1,07
+ 1,20
– 2,22
– 1,52
– 6,98
+ 3,47
– 0,36
+ 1,32
+ 1,89
+ 1,67
12,41
38,40
32,88
26,60
23,06
52,15
30,90
69,30
28,69
43,99
12,14
37,50
32,11
25,86
20,97
50,40
30,25
67,15
27,97
43,07
13,29
38,40
33,85
26,60
24,86
52,39
30,90
72,27
30,65
44,30
9,79
32,90
27,90
21,01
16,54
36,11
22,20
50,87
24,63
31,72
10,01
33,75
–
22,04
19,10
36,71
22,80
55,45
27,72
33,51
+ 22,58
+ 12,44
–
+ 17,97
+ 12,30
+ 42,06
+ 33,90
+ 24,26
+ 2,81
+ 31,04
0,98
5,06
–
2,89
1,87
3,07
1,44
1,83
3,33
2,62
9
127
12
16
21
19
16
15
8
11
Gillette
M Goldman Sachs
Halliburton
L Harrah’s
Hartford
M HCA
HJ Heinz
Intern. Paper
Lehman Bros Hldg
Limited Inc
0,65
1,00
0,5
1,32
1,16
0,52
1,14
1
0,64
0,48
45,09
103,75
39,24
65,91
67,20
39,95
38,99
41,34
86,82
24,01
45,50
109,40
38,47
61,68
65,71
41,58
37,72
40,75
85,86
23,36
– 0,90
– 5,16
+ 2,00
+ 6,86
+ 2,27
– 3,92
+ 3,37
+ 1,45
+ 1,12
+ 2,78
45,53 44,97 45,53
110,45 103,75 110,45
40,18 38,47 41,35
65,91 61,68 65,01
67,20 65,71 68,74
41,58 39,95 46,30
38,99 37,72 39,20
41,63 40,75 44,98
87,90 85,02 89,50
24,30 23,36 27,83
35,88
83,86
25,60
44,20
53,29
35,00
34,57
37,80
67,65
17,55
36,73
98,73
26,00
49,77
59,03
42,96
36,43
43,11
77,22
18,03
+ 22,76
+ 5,08
+ 50,92
+ 32,43
+ 13,84
– 7,01
+ 7,03
– 4,11
+ 12,43
+ 33,17
1,44
0,96
1,27
2,00
1,73
1,30
2,92
2,42
0,74
2,00
25
12
24
19
9
14
16
28
12
15
24,91
23,81
29,61
20,70
11,88
19,76
39,09
7,05
82,00
49,99
25,44
23,05
29,44
20,85
11,67
18,58
38,32
6,93
80,75
48,61
– 2,08
+ 3,30
+ 0,58
– 0,72
+ 1,80
+ 6,35
+ 2,01
+ 1,73
+ 1,55
+ 2,84
25,55
24,08
30,00
21,00
12,00
19,76
39,40
7,11
82,00
49,99
24,89
23,05
29,44
20,70
11,67
18,58
38,32
6,62
80,71
48,60
34,40
26,60
30,20
21,07
12,10
20,62
39,43
17,51
84,99
55,96
22,20
16,91
18,70
17,84
8,78
16,00
19,90
6,52
60,30
41,60
30,75
23,04
19,79
18,07
9,27
16,00
21,76
15,88
62,29
49,00
– 18,99
+ 3,34
+ 49,62
+ 14,56
+ 28,16
+ 23,50
+ 79,64
– 55,61
+ 31,64
+ 2,02
–
2,73
–
3,87
2,86
3,34
2,56
10,07
1,34
2,30
12
26
14
14
19
11
16
64
12
9
Lucent Tech
May Dept Stores
Medimmune
Medtronic
Merrill Lynch
Morgan Stanley
Nat. Semicon.
Nextel Comm.
Pepsico
Norfolk Southern
–
0,97
–
0,335
0,64
1
0,08
–
0,92
0,40
3,77
27,79
27,35
48,65
59,82
54,11
17,62
29,80
52,01
34,85
3,80
28,68
27,18
48,85
58,95
53,70
16,82
29,76
51,22
35,10
– 0,79
– 3,10
+ 0,63
– 0,41
+ 1,48
+ 0,76
+ 4,76
+ 0,13
+ 1,54
– 0,71
3,80
28,68
28,03
49,05
61,03
55,53
17,77
29,99
52,74
35,92
3,60
27,79
27,18
48,25
58,95
53,70
16,82
28,70
51,22
34,85
4,75
36,31
28,42
53,28
64,25
62,22
24,27
29,99
55,55
35,92
2,70
23,95
21,40
46,40
47,53
46,80
12,00
21,42
45,39
20,54
2,84
29,07
25,38
48,61
58,65
57,87
19,90
28,06
46,62
23,65
+ 32,75
– 4,40
+ 7,76
+ 0,08
+ 1,99
– 6,50
– 11,46
+ 6,20
+ 11,56
+ 47,36
–
3,49
–
0,69
1,07
1,85
0,45
–
1,77
1,15
22
12
51
22
13
12
18
17
20
15
0,7
0,8
–
0,15
3
–
0,02
0,7
0,7
0,7
16,26
48,80
8,70
15,04
58,00
14,10
12,96
198,99
36,75
44,65
15,50
46,50
8,53
15,12
57,69
12,75
12,79
199,61
36,67
42,77
+ 4,90
+ 4,95
+ 1,99
– 0,53
+ 0,54
+10,59
+ 1,33
– 0,31
+ 0,22
+ 4,40
16,30 15,25 37,15
49,54 46,50 51,19
8,89
8,53 13,00
15,31 14,96 20,65
58,70 57,69 62,35
14,10 12,75 14,10
12,96 12,75 17,10
199,61 192,49 219,54
37,14 36,67 39,90
45,00 42,77 46,00
12,76
32,00
8,53
10,50
24,70
9,20
12,19
134,00
23,65
33,51
31,00
33,03
11,10
15,50
25,45
9,50
13,25
140,00
23,65
41,00
– 47,55
+ 47,75
– 21,62
– 2,97
+127,90
+ 48,42
– 2,19
+ 42,14
+ 55,39
+ 8,90
4,31
1,64
–
01,00
5,17
–
0,15
0,35
1,91
1,57
9
21
12
25
13
14
15
12
11
14
Officemax
Oracle
Radioshack
Raytheon
Rockwell
Sara Lee
Schlumberger
Sears Roebuck
Southern
Texas Instrument
0,60
–
0,25
0,80
0,66
0,79
0,75
0,92
1,43
0,1
32,50
13,98
30,88
39,09
47,89
24,18
65,57
51,20
33,00
23,44
31,80
13,28
31,26
39,35
46,51
24,02
62,99
51,96
32,70
23,63
+ 2,20
+ 5,27
– 1,22
– 0,66
+ 2,97
+ 0,67
+ 4,10
– 1,46
+ 0,92
– 0,80
32,68
14,63
31,55
39,72
47,89
24,49
66,13
52,65
33,20
24,42
31,80
13,28
30,88
39,00
46,51
24,02
62,99
51,20
32,70
23,44
37,73
14,89
35,41
41,18
47,78
24,49
69,26
54,30
33,80
33,65
29,01
9,86
26,17
29,51
28,57
20,31
50,40
31,65
27,86
18,40
32,86
13,23
30,68
30,04
35,60
21,71
54,72
45,49
30,25
29,38
– 1,10
+ 5,67
+ 0,65
+ 30,13
+ 34,52
+ 11,38
+ 19,83
+ 12,55
+ 9,09
– 20,22
1,85
–
0,81
2,05
1,38
3,27
1,14
1,80
4,33
0,43
13
25
13
21
23
15
26
16
16
21
0,25
0,6
–
0,35
0,5
–
–
1,3
–
–
14,12
31,79
9,77
19,77
15,60
26,73
4,25
36,25
1,14
58,06
13,82
31,70
9,48
19,32
15,31
26,15
4,44
34,97
1,19
57,50
+ 2,17
+ 0,28
+ 3,06
+ 2,33
+ 1,89
+ 2,22
– 4,28
+ 3,66
– 4,20
+ 0,97
8,57
20,61
7,20
13,52
14,36
14,99
3,71
29,02
0,95
41,00
8,79
21,51
16,43
24,59
15,10
15,35
3,95
44,80
1,05
–
+ 60,64
+ 47,79
– 40,54
– 19,60
+ 3,31
+ 74,14
+ 7,60
– 19,09
+ 8,57
–
1,77
1,89
–
1,77
3,21
–
–
3,59
–
–
8
227
20
17
8
17
14
9
14
18
Time Warner
Toys ‘R’ Us
Tyco Intl
Unisys
US Bancorp
Viacom
Wells Fargo & Co
Weyerhaeuser
Williams Cos
Xerox
–
–
0,4
–
0,96
0,28
1,92
1,60
0,20
–
19,39
20,00
34,78
9,55
29,90
35,30
62,00
66,86
16,25
16,44
18,48
19,91
34,31
9,80
29,40
34,72
63,02
66,98
15,50
16,04
+ 4,92
+ 0,45
+ 1,37
– 2,55
+ 1,70
+ 1,67
– 1,62
– 0,18
+ 4,84
+ 2,49
19,50
20,54
34,94
9,91
30,28
35,30
63,25
67,26
16,40
16,55
18,48
19,91
34,31
9,55
29,40
34,00
62,00
66,84
15,50
16,04
19,50
20,54
34,94
15,69
30,48
44,55
63,25
67,86
17,10
16,55
15,60
11,90
25,07
9,67
25,13
32,02
54,79
56,04
8,75
12,42
17,99
12,64
26,50
14,85
29,78
44,38
58,89
64,00
9,82
13,80
+ 7,78
+ 58,23
+ 31,25
– 35,69
+ 0,40
– 20,46
+ 5,28
+ 4,47
+ 65,48
+ 19,13
–
–
1,15
–
3,21
0,79
3,10
2,39
1,23
–
27
19
18
15
12
20
13
13
22
18
M Aareal Bank
AMB Generali
AWD
Beiersdorf
Beru
Bilfinger Berger
L Boss Vz
Celesio
Comdirect
Degussa
0,6
1,35
0,5
1,6
1,10
1,3
0,79
0,9
0,16
1,1
Depfa Bank Plc.
Dt. Euroshop
Dt. Postbank
Douglas
M EADS
Fielmann
Fraport
Fresenius Vz
Hannover Rück
Heidelb.Cement
0,12
1,92
–
0,75
0,4
1,6
0,44
1,26
0,95
1,15
12,27
37,95
32,15
26,00
21,45
52,15
30,53
68,90
28,50
43,91
Heidelb. Druck
Hochtief
Hypo Real Est.
IKB Dt.Industriebk.
IVG Immobilien
L IWKA
K+S
Karstadt Quelle
Krones
Leoni
–
0,65
–
0,8
0,34
0,66
1
0,71
1,1
1,15
Medion
Merck KGaA
mg Technologies
MLP
MPC Capital
L Norddt. Affinerie
ProSiebenSat.1 Media Vz
Puma
Rheinmetall Vz
RhönKlinikum Vz
Salzgitter
Schwarz Pharma
SGL Carbon
Stada Arzneimittel
Südzucker
Techem
M Thiel Logistik
Vossloh
WCM
Wincor Nixdorf
14,25
31,79
9,77
19,77
15,60
26,90
4,44
36,25
1,19
58,90
13,82
31,34
9,48
19,32
15,31
26,15
4,25
34,97
1,11
57,50
15,24
32,34
12,05
26,75
17,31
26,90
7,45
47,60
1,45
58,90