Dossier - Irina Lorez
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Dossier - Irina Lorez
FEST Eine Erlösung Irina Lorez & Co Gefördert durch den Werkbeitrag Kanton und Stadt Luzern 2011 FEST Eine Erlösung Niemand will leiden. Doch wenn Schmerz und Traurigkeit zwischenzeitlich lustvoll im Liebesakt zur Erlösung führen, dieser Schmerz aber immer wiederkehrt und der Wunsch nach Erlösung dauerhaft wird? Ist das die Sehnsucht nach dem Tod? Der Tod als Befreiung oder als Verschmelzung mit dem Höheren? Nach STILL (Duo) und DOWN TO PARADISE (Trio) wird mit FEST (Quartett), dem letzten Teil der Trilogie, ein Abschlussball inszeniert. Alle drei Stücke handeln in unterschiedlichen Ausprägungen von der Suche des Individuums nach Aufmerksamkeit, Liebe und Sinn in der heutigen Gesellschaft, und dem Umgang mit der Vergänglichkeit. FEST - Ende einer Liebe, einer Reise, eines langen Ausflugs. Wir (zwei Tänzerinnen und zwei Tänzer) nehmen voneinander Abschied, ohne zu wissen, was als nächstes auf uns zukommt. Das Gefühl, alles geht von uns weg in eine ungewisse Leere, erinnert an den Tod oder wie der Tod sein könnte. Wenn uns die Kraft fehlt Neues zu beginnen, nimmt der Wunsch nach Auflösung überhand. Lassen wir diese Auflösung zu oder hindern wir uns gegenseitig daran? Gemeinsam tanzen wir das scheinbare Ende unseres Lebens. Wir tun es nicht in stiller Trauer, sondern zelebrieren es in einem letzten FEST. In FEST zeigen wir die Erschöpfung einer Zeit, wecken aber damit auch unerwartet neuen Lebenssinn. Die Bühne als Endstation, alles in weiss (Boden, DJ-Pult, Kleidertruhe, Licht, etc.) einzig ein Mikrophon hängt wie ein Pendel von der Decke herunter und nimmt bruchstückhaft vergangene Erlebnisse auf. Die Truhe ist mit verschiedenen Alltagskleidern und Requisiten gefüllt und werden im Verlauf des Stückes in unterschiedlicher Weise benutzt. Domenico Ferrari wird als Requiem-DJ für das FEST engagiert und erfüllt zu Beginn die Musikwünsche der TänzerInnen und mischt diese zunehmend zu einer elektronischen Abschluss-Symphonie. Der Tod beschäftigt mich. Mich zieht es immer wieder auf Friedhöfe. Es ist dort still und erholsam. Und ich möchte wissen, wer vor mir gelebt hat und stelle mir manchmal vor, wie jemand gestorben ist. Als Kind besuchte ich oft den Aufbahrungsraum unserer Dorfkirche. Ich wollte sehen, ob die Verblichenen glücklich oder leidend gestorben sind und ob sich ihre starren Gesichter transformieren. Fremde Namen und Daten, erahnte Schicksale oder Unfälle berühren mich. Ich möchte mich an das Vergangene erinnern und nicht nur in die Zukunft blicken. Ist das alles traurig? Oder kann es schön, friedlich, lustig und absurd sein, zurückzublicken? Die Mexikaner behandeln den Tod mit einer merkwürdigen Alchemie aus Humor, Sarkasmus, Frechheit, Schonungslosigkeit aber auch Zärtlichkeit und Erotik. Der west-europäische Tod scheint demgegenüber pragmatisch und rational, aber wie unnahbar darin und damit wenig tröstlich. Idee und künstlerische Leitung: Irina Lorez | Umsetzung Tanz und Choreografie: Irina Lorez mit Tonatiuh Diaz, Elena Morena und Joshua Monten | Musik: Domenico Ferrari | Licht und Bühne: Daniel Schnüriger Kostüme: Werner Duss | Oeil extérieur: Max Aschenbrenner | Produktionsleitung: Eric Amstutz FEST, eine Koproduktion von Südpol Luzern, Premiere am 21. November 2012 mit zwei weiteren Vorstellungen am 23. und 24., gefördert durch einen Werkbeitrag von Kanton und Stadt Luzern (Jurybericht in der Beilage) Arbeitsweise Seit STILL arbeite ich überwiegend im Kollektiv. Ich bin zwar für das Konzept und für die künstlerische Leitung zuständig, trage die Verantwortung der Produktion, setze aber die Idee mit meinem ganzen Team um. Bei uns kann jeder spartenübergreifend mitreden. Das führt oftmals zu heftigen Diskussionen und Auseinandersetzungen. Dafür ist der Prozess umso fruchtbarer. Die Themen meiner Produktionen greife ich immer aus dem Leben. Die emotionale Bewegung steht gegenüber der tänzerischen im Vordergrund. Ich beharre auf keiner Form, wenn sie sich nicht durch das Thema aufzwingt. Der Prozess der Produktion beginnt mit vielen Improvisationen zu Fragen, die ich den Tänzern stelle. Beispielsweise in DOWN TO PARADISE: Was tut ihr, um euch von Schuldgefühlen zu befreien oder um Ängste zu überwinden? Die Live-Musik gibt in dieser Phase wichtige Impulse. Die Improvisationen halten wir mit der Kamera fest. Nach ca. zwei Wochen schälen wir die spannendsten Momente heraus, die wir weiterentwickeln, vertiefen und wieder hinterfragen. Die Dramaturgie der Szenen bauen wir mit dem ganzen Team bis zur Premiere weiter aus. Jurybericht Werkbeitrag Irina Lorez ist seit Jahren ein Name in der Tanzszene Luzerns. Sie ist eine wichtige Künstlerin, die dem Standort treu bleibt und das Gesicht der Kulturszene wesentlich prägt und sich dafür auch engagiert. Obwohl die Fördermassnahmen in der Sparte Tanz in anderen Regionen der Schweiz zum Teil viel attraktiver sind, kann Luzern auf sie zählen. Irina Lorez arbeitet an einer Trilogie, die sie mit dem nächsten Projekt zum Abschluss bringen wird. Wir sehen in ihrer Arbeit ein grosses Potenzial, das wir für förderungswürdig erachten. Ihre Choreografien sind kraftvoll und – für die Sparte überraschend – oft auch humorvoll. Sie ist eine vielseitige Künstlerin, besticht immer wieder mit spannenden Initiativen – wie z.B. die Zusammenarbeit mit der Fotografin Caroline Minjolle – und entwickelte eine eigenständige Tanz- und Theatersprache. Wir sehen, dass sie neue Herausforderungen und Zusammenarbeiten sucht und möchten ihr Mut machen, diesen Weg weiterzugehen. Wir wünschen ihr, dass sie den Sprung ins nationale Tanzgeschehen schafft und die verdiente Anerkennung über Luzern hinaus erhält. Jury: Oliver Dähler, Choreograf | Ursina Greuel, Regisseurin und Präsidentin ACT | Maike Lex, Co-Leiterin Schlachthaus Theater Bern Das Team Irina Lorez, Konzept/Choreografie/Tanz Irina Lorez Vorkurs an der Hochschule für Gestaltung Luzern. Ausbildung an der Folkwanghochschule in Essen und am R.I.D.C. (Rencontres Internationales de la Danse Contemporaine) in Paris. Engagements als Tänzerin unter anderem bei Cie Objets-Fax (CH) und bei Cie Studio Laroche Valière (F). Nach zehn Jahren Paris arbeitet Irina Lorez seit 1997 wieder in der Schweiz. 2002 gründet sie mit dem Lichtdesigner Daniel Schnüriger die Companie Irina Lorez & Co. Seither Auftritte mit Solo- und Gruppenperformances in Europa, Indien, den USA und Mexico. Im 2006 erhält Irina Lorez den Anerkennungspreis der Stadt Luzern, im 2007 ein Stipendium des Vereins Städtepartnerschaft Luzern-Chicago für einen Atelieraufenthalt in Chicago. Tonatiuh Diaz, Tanz/Choreografie Tonatiuh Diaz ist in Mexico Stadt geboren, lebt heute in Luzern. In Mexico begann er seine Laufbahn als freischaffender Tänzer. Engagements in diversen Companien brachten ihn bald nach Europa. Es folgten feste Engagements am Landestheater Linz und am Stadttheater Giessen. Seit 2007 arbeitet er wieder als freischaffender Tänzer, unter anderem ist er Gast in der Companie Constanza Macras in Berlin. Tonatiuh ist auch Choreograf eigener Produktionen und war 2009 an der Entwicklung von STILL, 2011 von DOWN TO PARADISE von Irina Lorez & Co als Choreograf und Tänzer beteiligt. Elena Morena Elena Morena Weber ist freiberufliche Tänzerin und lebt in Zürich. Sie arbeitete unter anderem mit Willi Dorner (AT) für das Projekt «Bodies in Urban Spaces» in Bern und Basel und wirkte bei der Kreation von «Les gens(de) du dragon» von Claudio Bernardo, Cie As Palavras (BE) mit. 2009 war sie in einem generationenübergreifenden Projekt von Jessica Huber zu sehen. Sie erhielt ein Stipendium für den Kunstsommer 2009 unter der Leitung von Jochen Heckmann, wo das Stück «Urban Drift» entstand. Seit 2011 besteht eine Zusammenarbeit mit Bariton Saxophonist Matthias Tschopp, woraus sich laufend Recherchen entwickeln. Joshua Monten, Tanz/Choreografie Joshua Monten, geboren in den Vereinigten Staaten, lebt heute in Bern. Er schloss mit dem Master in Dance Performance und Dance History an der Ohio State University ab. Seit 2002 arbeitet er in Europa, zuerst als festangestellter Tänzer am Stadttheater Heidelberg, sowie am Stadttheater Bern, danach als Freischaffender, unter anderem in der Cie Da Motus, in der Öff Öff Productions von Heidi Aemisegger und in Marcel Lehmann’s Phycical Dance Theatre. Viele Choreografie-Aufträge für verschiedene Theater reihen sich in seine Arbeit ein. Domenico Ferrari, Elektronische Musik (live) Domenico Ferrari aus Zürich ist Musiker, Komponist und Produzent. Er studierte an der Jazzschule Luzern Gitarre und Komposition und fand über den Jazz zur elektronischen Musik. Zusammenarbeit unter anderem mit Fredi Studer, Jojo Mayer, Christy Doran, Betty Legler, Vera Kaa. Formatierung des Trios mit Dominik Burkhalter und Roli Mosimann. Seine Musik ist auf diversen CDs dokumentiert, beispielsweise auf dem Label Verve Forecast. Domenico Ferrari komponiert für Dokumentar- und Spielfilme. Mitarbeit als Musikproduzent für den Film «Vitus» von Fredi Murer. 2006 bis 2008 war er «membro» am Istituto Svizzero di Roma, wo er Irina Lorez kennenlernte. 2008 schuf Domenico den Sound für das Tanzstück «eins», 2009 und 2011 für die Tanzperformances STILL und DOWN TO PARADISE von Irina Lorez & Co. Daniel Schnüriger, Licht und Technik Daniel Schnüriger Autodidakt im Bereich Licht und Musik, lebt in Luzern. Mehrere Jahre als technischer Leiter im Kulturzentrum Boa Luzern tätig. Selbständiger Licht und Tontechniker/Tongestalter u.a. für die Tanzkompanie Molteni von Philippe Egli, Steps 98, luzerntanz am Luzerner Theater. Freier Mitarbeiter für Lucerne Festival. 2002 war er Mitgründer von Irina Lorez & Co, kreiert seither Licht und Musik. Max-Philip Aschenbrenner, Oeil extérieur Max-Philip Aschenbrenner stammt aus dem niederbayerischen Deggendorf und arbeitete von 2005 bis 2009 in der Schweiz, etwa am Opernhaus Zürich oder am Theater Neumarkt. 2009 bis 2010 war er für das Theater der Welt in Mühlheim an der Ruhr tätig. Seit 2011 ist er künstlerischer Leiter und Geschäftsführer des Südpol Luzern. Eric Amstutz, Produktionsleitung/Management/Administration Geboren 1967 in Luzern ist Kulturunternehmer. Selbständige Tätigkeit in der Firma Tim Buktu (Gratispostkarten und kulturelle Veranstaltungen) seit 1994. Gründer und Organisator des Kultur-Fussball-Turniers «kick’n’rush» 1999 – 2011. Vorstandsmitglied der IKU Boa seit 2000. Mitglied des Fumetto-Organisationskomitees 1992-1994. Gastpreis im Rahmen der Werkbeiträge 2010. Aktuelle Produktionen Fest 21. November 2012 (Premiere) 23./24. November 2012 Südpol, Luzern Down to Paradise 17. Februar 2011 (Premiere) 18./19./23. und 24. Februar 2011 25. und 26. Februar 2011 18. und 19. Januar 2012 Südpol, Luzern Chollerhalle Zug , tanzzentral akku, Emmenbrücke still 6. November 2009 (Premiere) 7./8. November 2009 15./16. Januar 2010 Südpol, Luzern 9. Dezember 2009 Loge/Forum freies Theater, Luzern (Kurzversion) 12./13./14. Februar 2010 Tanzhaus Zürich 1. Mai 2010 Chiassodanza, Chiasso 26. Juni 2010bau4, Altbüron 8./9./10. Juli 2010 Scène ouverte, Neuchâtel 4. September 2010 Kunsthaus Zürich, Lange Nacht der Museen 19. und 20. März 2011 Les Printemps du Sévelin, Lausanne 7./8./9. und 10. Juni 2011 Universidad Nacional Autonoma de México 18./19. August 2012 Festival 5 de Mayo, Puebla, México I-Guitar (Soloperformance) 1. Oktober 2011 Perform Now Winterthur 15. Dezember 2011 Südpol Luzern 20. Dezember 2011 Loge, Luzern 27. April 2012akku, Emmenbrücke 13. Juli 2012 Danzig Dance Festival, Polen STILL Zwei gegensätzliche Pole bilden die Grundlage zu STILL: Einerseits der Zwang nach Tempo, dem allgegenwärtigen Erwartungs- und Erfolgsdruck standzuhalten und ruhelos und ungestillt sein, bis das Ziel erreicht ist. Andererseits die Sehnsucht nach Ruhe, Rückzug, Geborgenheit und Verborgensein, nach Stillstand und Besinnung. Drei Menschen (eine Tänzerin, ein Tänzer und ein Musiker) breiten ihre «Welt» aus. Während die einen Gefallen am Rausch des Erfolgs finden und im Rampenlicht die Leiter der Aufmerksamkeit höher und höher erklimmen, suchen die andern Schutz in einer imaginären Welt. Die beiden Pole konkurrieren sich, stossen sich ab und üben gleichzeitig eine ungeahnte Faszination aufeinander aus. Was in STILL zuerst als Zufluchtsort erscheint, wird aufgedeckt und zum Schauplatz der beobachtbaren Intimität. Und wenn sich einer beim andern «stillt», wird er gleich wieder zum Ruhelosen. Am Ende bleibt offen, ob STILL die Wirklichkeit erzählt oder ein Spiel der Einbildung ist. Konzept: Irina Lorez | Umsetzung Tanz und ChoreograFie: Irina Lorez, Tonatiuh Diaz | Musik: Domenico Ferrari | Licht: Daniel Schnüriger | Kostüme: Werner Duss | Dramaturgische Begleitung: Philippe Bischof Oeil extérieur: Bettina Glaus | Produktionsleitung und Management: Nicole Mayer | Fotos: Ralph Kühne Grafik: petiteétoile.ch Pressebeispiel STILL Pressebeispiel STILL DOWN TO PARADISE In DOWN TO PARADISE treffen sich drei Personen immer wieder am gleichen Ort und zur gleichen Zeit: Irina Lorez, Tonatiuh Diaz und Vincent Bozek. Verbunden durch das Ziel, ihr Glück zu erreichen, führen sie beobachtet von einem Musiker und einem Beleuchter, jeweils verschiedene Rituale durch, einer Beschwörung ähnlich. Ohne auf gesellschaftliche Konventionen zu achten, geben sie ihre inneren Zustände schonungslos preis. Sie offenbaren ihren persönlichen Reinigungs- und Befreiungsprozess in wiederkehrenden Abläufen, die aufeinander antreibende, unterstützende aber auch störende Wirkung haben können. Ob sie damit ihrem Glück näher kommen oder sich vielmehr in eine zwanghafte Vorstellung des Glücks versteigen, ist der Wahrnehmung und Deutung des Publikums überlassen. Dieses wohnt zusammen mit Domenico Ferrari (Musik) und Daniel Schnüriger (Licht) dem Ritual bei, je nach Zustand als Antreiber, Wächter oder Zeuge. Konzept: Irina Lorez | Umsetzung Tanz und Choreografie: Irina Lorez, Tonatiuh Diaz, Vincent Bozek | Musik: Domenico Ferrari | Licht: Daniel Schnüriger | Kostüme: Werner Duss | Dramaturgische Begleitung: Philippe Bischof | Oeil extérieur: Jessica Huber | Produktionsleitung und Management: Nicole Mayer | Foto Titelbild: Ralph Kühne | Fotos: Caroline Minjolle | Grafik: Felix Pfäffli Neue Luzerner Zeitung, 18.2.2011 Pressebeispiel DOWN TO PARADISE