Bürgerheim Biberach
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Bürgerheim Biberach
Bürgerheim Biberach Niedrigenergie-Quartiersentwicklung mit innovativer Nahwärmeversorgung Schlussbericht Teil 2 Konzeptalternativen und Bewertung BMWi-Förderkonzept Energieeffiziente Stadt im Rahmen des 5. Energieforschungsprogramms der Bundesregierung „Innovation und neue Energietechnologien“ Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Niedrigenergie-Quartiersentwicklung mit innovativer Nahwärmeversorgung Bürgerheim Biberach Ein Modellvorhaben im Rahmen des BMWi-Förderkonzepts EnEff:Stadt SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Förderung: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Referat IIIA6 Förderkennzeichen 0327400X Laufzeit: 01.10.2011 bis 28.2.2013 Projektabwicklung: Projektträger PTJ im Forschungszentrum Jülich Dipl.-Ing. Jürgen Gehrmann Dr. Stefanie Schneider Berichtsstand April 2013 Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 2 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Projektleitung, Planung, Umsetzung, Öffentlichkeitsarbeit,: Der Hospital zum Heiligen Geist in Biberach, Biberach an der Riß Roland Wersch, Erster Bürgermeister und Hospitalverwalter, Kathrin Mutschler, Projektmanagerin Wärmenetz-Analysen, Wärmenetz-Simulationen: Knecht Ingenieure, Wilpoldsried Dipl.-Ing. Thomas Knecht, M.A. Johannes Rougk Optimierung der gebäudeinternen Haustechnik, Holz-KWK, Versorgungsnetz Ebert- Ingenieure, München Dipl.-Ing. Roland Krause Messungen, Monitoring, Simulationen, Exergetische Untersuchungen, Bauphysik Hochschule Biberach, Institutsleitung Prof. Koenigsdorff, Biberach an der Riß Prof. Dr.-Ing. Roland Koenigsdorff, M. Sc. Dipl.-Ing. (FH) Meinhardt Ryba, M. Sc. Anita Hasert Energiebilanzen und Optimierung von Systemelementen Technische Universität Dresden, Lehrstuhl Prof. Felsmann, Dresden Prof. Dr.-Ing. Clemens Felsmann, Dr.-Ing. Stefan Gnüchtel Externes Gutachten Contracting Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA), Karlsruhe Dipl.-Wi.-Ing. Rüdiger Lohse Koordination Modellvorhaben, Gesamtauswertung, Dokumentation: @ssmann gruppe, Dortmund, Stuttgart Dr.-Ing. Alfred Kerschberger, Dipl.-Ing. (FH) Astrid Kloos Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 3 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Zusammenstellung und Redaktion des Schlussberichts: @ssmann gruppe, Dr.-Ing. Alfred Kerschberger, Astrid Kloos Mit Beiträgen von Johannes Rougk, Knecht-Ingenieure, Wilpoldsried Roland Krause, Ebert-Ingenieure, München Meinhard Ryba, Hochschule Biberach, Biberach an der Riß Prof. Dr. Roland Koenigsdorff, Hochschule Biberach, Biberach an der Riß Anita Hasert, Hochschule Biberach, Biberach an der Riß Dr. Stefan Gnüchtel, Technische Universität, Dresden Rüdiger Lohse, KEA Baden-Württemberg, Karlsruhe Dr. Alfred Kerschberger, @ssmann gruppe, Dortmund, Stuttgart Astrid Kloos, @ssmann gruppe, Dortmund, Stuttgart Dieser Bericht umfasst den vorliegenden Textband sowie eine DVD mit Anlagen. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 4 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bürgerheim Biberach: Niedrigenergie-Quartiersentwicklung mit innovativer Nahwärmeversorgung Schlussbericht Teil 2 1. 1.1 1.2 Einleitung (@ssmann gruppe) Das Bürgerheim Biberach Das Förderkonzept Energieeffiziente Stadt 11 11 11 2. 2.1 2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.3 2.4 Projektvorstellung (@ssmann gruppe) Projektbeschreibung Das Projekt im soziokulturellen Gesamtzielrahmen Energie – Das nachfossile Zeitalter kommt Gesellschaft: Integration von älteren Menschen in das Gemeinwesen Architektur und Städtebau: Barrierefrei und gestalterisch hochwertig Spezifische Projektziele des EnEff:Stadt Modellprojektes Bürgerheim Biberach Systematischer Arbeitsplan 14 14 19 19 20 22 24 25 3. 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 Rückbezug auf Schlussbericht Teil 1 (Inhalte, Resultate) Entwicklung Gebäudestandards Absolute Gesamtbedarfswerte für die Referenzjahre 2010, 2015 und 2020 Kernergebnisse Entwicklung Wärme- und Strombedarf Wärmenetzentwicklung 2015 und 2020 Entwicklungen von Lastgängen und Jahresdauerlinien als Basis für die Entwicklung alternativer Energieversorgungskonzepte 28 28 30 31 32 Entwicklung alternativer Energieversorgungskonzepte in Varianten – Beschreibung, technisch-wirtschaftliche Bewertung und Vorauswahl (Knecht-Ingenieure, Ebert-Ingenieure, @ssmann gruppe) 4.1 Ziele und Randbedingungen für die Entwicklung von Energieversorgungskonzepten 4.2 Variante 0 (Referenz): Gasheizung Brennwert-Kessel 4.3 Variante 1: Holzhackschnitzelheizung (HHS) mit Gas-Spitzenlastkessel, Solarthermie 4.4 Variante 2: HHS+Gas-Spitzenlastkessel und Erdgas-BHKW 4.5 Variante 3: HHS+Gas-Spitzenlastkessel und Holz-KWK mit HHS 4.6 Variante 4: HHS+Gas-Spitzenlastkessel+Holz-KWK mit HHS und Solarthermie 4.7 Zusammenfassender Vergleich der Versorgungsvarianten 4.8 Kosten- und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen unter Maßgabe einer Förderung im BMWi-Förderkonzept „Energieeffiziente Stadt“ 4.9 Zusammenfassende Gesamtbewertung der Versorgungsvarianten 4.9.1 Varianten-Gesamtbewertung 4.9.2 Bewertungsmatrix für die Vorauswahl einer Variante 33 4. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe 38 38 40 43 46 50 54 58 62 64 64 67 Seite 5 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach 5. 5.1 5.2 5.2.1 5.2.2 5.3 5.3.1 5.3.2 5.3.3 5.3.4 5.3.5 6. 6.1 6.2 6.3 6.4 7. 7.1 7.2 7.3 7.4 8. 8.1 8.1.1 8.1.2 8.1.3 8.1.4 8.2 LowEx-Quartiersentwicklung Energieversorgungskonzepte in Varianten: Eignung für Contracting (KEA) Aufgabenstellung Grundsätzliches zum Contracting Eigenlösung Energieliefer- und Energieeinsparcontracting Erfüllt das vorgelegte Konzept Mindestanforderungen um im Contracting umgesetzt werden zu können? Verlässlich dokumentierte Ausgangssituation Nachvollziehbare Ansätze zur künftigen Entwicklung des Energiebedarfs Mittelfristige Belastbarkeit der Energiebedarfsprognose Nachvollziehbare Ziel- Primärenergiebilanz Anforderungen an den Einsatz innovativer Technologien erzeugerseitig 68 68 68 68 69 Konkrete Möglichkeiten für Contractinglösungen (@ssmann gruppe) Sondierungen mit regionalen, auf Biomasse spezialisierten ContractingAnbietern Hinweise Contractingberatung zu den Inhalten der Sondierungen Verwendung von Restholz aus hospitaleigenen Wäldern für Heizung und Stromerzeugung Fazit Contracting 74 Exergetische Analyse – Variantenvergleich der Energieerzeugung auf Basis der exergetischen Bewertung (Hochschule Biberach) Grundlagen der exergetischen Analyse der Wärmeversorgung des Bürgerheim-Areals Ergebnisse der Exergie-Analyse im Variantenvergleich Potenzial der arealinternen Energie & Exergie (z. B. Solarstrahlung) Zusammenfassung und Fazit der exergetischen Bewertung Untersuchungen zum Standort der Heizzentrale (Knecht-Ingenieure, Ebert-Ingenieure, @ssmann gruppe, KEA) Bürgerheim Biberach: Lage der Heizzentrale für die zukünftige Versorgung Heizzentrale auf dem Bürgerheimareal Neue Heizzentrale räumlich entfernt vom Bürgerheimareal, Versorgung nur des Bürgerheimareals Modernisierte Heizzentrale der Stadtwerke e.wa Riss in der Memelstraße, Versorgung des Bürgerheimareals und weiterer Wärmeabnehmer Technisch-wirtschaftliches Fazit Wahl des Standorts der Heizzentrale - Anmerkungen aus der Sicht einer Umsetzbarkeit im Rahmen des Contractings (KEA) Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe 71 72 72 72 72 73 74 76 76 77 78 80 84 98 100 103 103 104 107 109 110 110 Seite 6 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 9. 9.1 9.2 9.3 9.3.1 9.3.2 9.3.3 9.3.4 9.4 9.5 9.5.1 9.5.2 9.5.3 9.5.4 9.5.5 9.5.6 9.5.7 9.6 9.7 Weitere Optimierung des vorausgewählten Konzepts (TU Dresden) Projektziel und Aufgabe Grundlagen der Untersuchungen Energiebilanzen und Brennstoffmengen Allgemeines Berechnungsschema Tabellen der Zahlenwerte Fazit Optimierung des Nahwärmenetzes Optimierung der Wärmeerzeuger und des Wärmespeichers Mathematisches Modell Verwendete Software Durchführung der Variantenrechnungen Ergebnisse Optimierung der Anlagengrößen Auswertung der Variantenrechnungen Thermische Solaranlage versus BHKW Zusammenfasssung zu Kapitel 9 Quellen 10. Beschreibung der ausgewählten Lösung (Knecht-Ingenieure, Ebert-Ingenieure, Hochschule Biberach, @ssmann gruppe) Zusammenfassung der Analysen und Ergebnisse aus Kap. 4 bis 9, Begründung der letztendlichen Konzeptauswahl Detaillierte Beschreibung der gewählten Lösung 10.1 10.2 11. 12. 12.1 12.2 12.3 12.4 13. 112 112 116 117 117 117 118 119 120 130 130 131 131 131 132 133 137 138 139 140 140 143 Gesamtbilanzen - Klimaneutrales Heizen für ausgewählte Variante? (@ssmann gruppe) 145 Weiterführung Messungen und Verbrauchsdatenauswertungen (Hochschule Biberach) Gesamtmessprogramm Wärmemengenmessungen Messungen zum Raumklima Stromverbrauchsanalyse zu Gebäude 9 147 147 147 148 153 Grobkonzept für ein späteres Monitoring und Messkonzept (Hochschule Biberach) 157 Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 7 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach 14. LowEx-Quartiersentwicklung Nutzerumfrage unter Bewohner/innen und Mitarbeiter/innen (Hochschule Biberach) Ziele der Umfrage Durchführung der Umfrage Ergebnisauswertung Fazit und Schlussfolgerungen 160 160 161 162 178 15.1 15.2 Thermisch-energetische Detailanalysen zur Sanierung von Gebäude 1 (Hochschule Biberach) Wärmebrückenberechnungen Klimaanalyse und thermisch-energetische Gebäudesimulation 180 180 182 16. 16.1 16.1.1 16.1.2 16.1.3 16.1.4 16.2 Aktueller Stand der Umsetzung (@ssmann gruppe) Gebäude 1: Umbau und Sanierung zu einem KfW-Effizienzhaus Maßnahmen an der Gebäudehülle und Baukonstruktion Maßnahmen an der Haustechnik Flankierende Maßnahmen Energetischer Standard nach Sanierung Teilabriss Gebäude 2 und Anbau Servicecenter 190 190 194 196 201 203 204 17. 17.1 17.2 17.3 17.4 17.5 17.6 17.7 17.8 17.9 17.10 Zusammenfassung und Fazit (@ssmann gruppe) Vorbemerkungen Projektbeschreibung Zielrahmen des Vorhabens Entwicklungsperspektiven Bestandsaufnahme und Prognose der Energiebedarfsentwicklung Entwicklung und Bewertung von Energieversorgungskonzepten Ist die klimaneutrale Wärmeversorgung des Bürgerheim-Areals möglich? Begleitende Themenstellungen Fazit und Resümee Übergeordnetes und Ausblick 206 206 206 206 207 209 210 215 215 219 219 14.1 14.2 14.3 14.4 15. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 8 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung ANLAGEN ZUM BERICHT Inhaltsverzeichnis A1 Technikrecherche: Entwicklungsstand und Marktsituation Holz-KWK (Knecht-Ingenieure, Ebert-Ingenieure) A1-1 Marktrecherche Holz Kraftwärmekopplung A1-1.1 Dampfkraftprozess A1-1.2 ORC (Organic Rankine Cycle) A1-1.3 Heißluftturbine A1-1.4 Holzgasverstromung A1-1.5 Erste Bewertung der Holz KWK Technologien A2 Thermisch-energetische Detailanalysen zur Sanierung von Gebäudehüllen am Beispiel von Gebäude 1 (Hochschule Biberach) A3 Definition und Vergleich unterschiedlicher Energiestandards von Gebäude 4, Roter Bau (@ssmann gruppe) A4 Vordimensionierung der Versorgungsvarianten: Energiebilanzen und Brennstoffmengen (TU Dresden) Energiebilanzen und Brennstoffmengen - Tabelle der Zahlenwerte Stundenwerte einer Jahresoptimierung des Erzeugereinsatzes Energiebilanzen, Brennstoffmengen, Einsatzzeiten und Jahreskosten – Tabelle der Zahlenwerte für jeweils eine komplette Jahresoptimierung Quelltexte Dateien auf dem Datenträger A4-1 A4-2 A4-3 A4-4 A4-5 A5 Detailausarbeitungen zum Standort Heizzentrale (Ebert-Ingenieure) A5-1 Zusammenfassung A5-2 Rahmenbedingungen A5-3 Strukturierung möglicher Standorte eines Hackschnitzel-HKW A5-3.1 Auf dem Gelände des Bürgerheims A5-3.2 Außerhalb des Bürgerheims auf externem Gelände A6 Voraussichtliche Jahresvollkosten Alternative 3 und 4 in einem BMWi-Modellprojekt (Knecht-Ingenieure) Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 9 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung A7 A7-1 A7-2 A7-3 A7-4 A7-5 A7-6 Erfahrungen mit den angewendeten Softwaretools / Planungswerkzeugen EnerCalC (@ssmann gruppe) Wärmebrückenberechnung (Hochschule Biberach) Gebäudesimulation (Hochschule Biberach) Tabellenkalkulation Microsoft EXCEL (TU Dresden) Netz-Auslegungsprogramm STEFaN (TU Dresden) Solver CPLEX / Modellierungssystem GAMS (TU Dresden) A8 Ergebnisse EnEff:Stadt Bilanzierungstool (@ssmann gruppe, Hochschule Biberach) A9 Akzeptanzbewertung (@ssmann gruppe) A10 A10-1 A10-2 A10-3 Messkonzept (Hochschule Biberach) Positionsbeschreibung, Teilmesskonzept Heizzentrale Positionsbeschreibung, Teilmesskonzept - Messung an den Gebäudegrenzen Positionsbeschreibung, Teilmesskonzept - Einzelmessungen in Gebäuden A11 Fragebögen Nutzerumfrage (Hochschule Biberach) A12 Bisherige Veröffentlichungen zum Projekt A13 Beteiligte (@ssmann gruppe) Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 10 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 1. Einleitung 1.1 Das Bürgerheim Biberach Das Bürgerheim Biberach (BB) ist eine Einrichtung der 800 Jahre alten gemeinnützigen Stiftung „Der Hospital“. Auf dem Gelände befinden sich heute 11 Gebäude mit Nutzung als Altenpflegeheime, Altenwohnungen, Einrichtungen zur Tagesbetreuung, Kinderkrippe, Schule und Verwaltung. Das Gebäudealter differiert zwischen 3 und ca. 130 Jahren, ebenso ist die energetische Qualität der Gebäude höchst unterschiedlich. Das Gesamtareal zwischen Mühlweg, Königsbergallee, Waldseestraße und Rollinstraße umfasst eine Fläche von 34.000 m² und bietet Arbeitsplätze für etwa 270 Menschen. Das Bürgerheim Biberach errichtete im Jahr 2010 / 2011 ein neues Seniorenwohnhaus / Pflegeheim mit 7.245 m2 BGF. In diesem Zusammenhang wurde überlegt, die Nahwärme-Beheizung des gesamten BürgerheimAreals auf eine umweltschonende, moderne Heiztechnik umzustellen. Bereits in den Jahren 2004 und 2006 wurden vom Ingenieurbüro Schuler in Bietigheim dazu Untersuchungen angestellt, welche die Realisierung einer Holzheizung ggfs. mit ergänzendem BHKW zum Thema hatten. Für den Energiebedarf und seine zukünftigen Veränderung begnügte man sich hierbei mit einem groben Schätzwert. Nachdem die baulichen Veränderungen der nächsten Jahre relativ genau zu fassen sind, sollten in der Bearbeitung des Modellprojektes die energetischen Kennzahlen für jedes Gebäude möglichst auf der Basis von Verbrauchswerten erfasst werden. Weiterhin sollten die Veränderungen der Substanz (Sanierung, Abriss oder Neubau bzw. Neuanschluss) bereits bestehender Gebäude an das Nahwärmenetz mit untersucht werden. Im Einvernehmen mit dem Zuwendungsempfänger wurden die drei Referenzjahre 2010, 2015 und 2020 als Zeitschnitte festgelegt. Unter Maßgabe der vom Bürgerheim Biberach festgelegten Gesamtentwicklung des Areals wurden für diese drei Zeitschnitte die zu versorgenden Wohn- und Nutzflächen der unterschiedlichen Nutzungen, sowie die Energiekennzahlen für Heizung, Warmwasserbereitung und Stromverbrauch aus den Messwerten erhoben oder/und rechnerisch ermittelt. Damit konnte eine zukunftsorientierte Auswahl und Dimensionierung der Versorgungstechnik erfolgen. 1.2 Das Förderkonzept Energieeffiziente Stadt Das 2007 vom Projektträger PTJ des Forschungszentrums Jülich neu aufgelegte BMWiFörderkonzept „Energieeffiziente Stadt“, kurz EnEff:Stadt“ führt die langfristig angelegten Forschungsaktivitäten zur Verbesserung der Energieeffizienz im kommunalen und regionalen Bereich, die unter anderem auch in der bisherigen Fördermaßnahme „Lokale und regionale Energieversorgungskonzepte“ enthalten waren, fort. Die in den meisten Kommunen bestehenden Potenziale zur Energieeinsparung sind groß und liegen bei heutigen Energiepreisen und verfügbaren Technologien, bereits vielfach im wirtschaftlich darstellbaren Bereich. Allerdings wird die Realisierung ambitionierter Projekte durch eine Reihe von Hemmnissen behindert. Viele Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung beeinflussen sich gegenseitig, einerseits durch Synergieeffekte, andererseits als konkurrierende Investitionen. Die Wechselwirkungen sind komplex und nicht immer einfach zu analysieren. Der Betrachtungszeitraum der beteiligten Akteure differiert stark: Mieter haben beispielsweise einen anderen Blickwinkel als Eigentümer, Energieversorger einen anderen als Verwaltungen. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 11 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Hemmnisse bei der Realisierung von Siedlungs- oder Quartiersprojekten zur Steigerung der Energieeffizienz können überwunden werden durch - den Einsatz innovativer Technologien - die Nutzung moderner Managementmethoden und Planungsinstrumente (integrale Planung) - die Vernetzung unterschiedlicher Bereiche und Akteure - ein methodisch überzeugendes Monitoring. Der Schlüssel zur Steigerung der Energieeffizienz im städtebaulichen Maßstab liegt in der Integration und Vernetzung neuer Technologien in Baukonstruktion, Haus- und Versorgungstechnik, wie - Dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung - Niedrigexergie-Techniken - TGA-Innovationen (Regelung, Lichttechnik etc.) - Abwärmenutzung - Innovative Systeme zur Wärmedämmung und Energiebewahrung - Nutzung erneuerbarer Energien - Nahwärmenetze, intelligente Regelungs- und Messtechnik. Schwerpunkt der Förderinitiative ist die Umsetzung von Pilotprojekten, in denen ein Maximum an Energieeffizienzsteigerung und damit CO2-Emissionsminimierung erreicht werden kann. FuE-Ergebnisse aus der BWMi-Energieforschung sollen dabei integriert werden. Die wissenschaftliche Konzeption, Koordination, Auswertung und Verbreitung der Vorhabenergebnisse werden über eine Begleitforschung sichergestellt. Die Förderung bezieht sich auf konkrete Projekte und erstreckt sich von intelligenten Planungskonzepten über den Einsatz innovativer Technologien bis zum Messprogramm zur Betriebsoptimierung. Drei Phasen der Vorhaben sind dabei zu unterscheiden: 1. Konzeption, Planung 2. Bauliche Realisierung, Inbetriebnahme und Betriebsoptimierung, 3. Wissenschaftliches Messprogramm über 2 Jahre Die Projekte sollen Quartiere, die in ihrer Struktur typisch und übertragbar sind, betreffen. Die Konzepte sollen sowohl die energetische Gebäudesanierung als auch die effiziente Energieversorgung umfassen. Folgende Auswahlkriterien für eine Förderzusage gelten: - Piloteinsatz neuartiger Technologien und Verfahren - Reduzierung Primärenergieverbrauch um mindestens 30 % - Umsetzung eines Niedrig-Exergie-Ansatzes - Integraler Planungsprozess - Signalwirkung mit Verwertungs- und Multiplikationspotenzial Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 12 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Zuwendungsfähige Kosten im Bereich der Demovorhaben sind: - Mehraufwand für die integrale Planung - Aufwendungen für die externe wissenschaftlich – technische Begleitung - Investitionen für den Piloteinsatz neuartiger Techniken - Aufwendungen für forschungsbedingte Messtechnik - Aufwendungen für die Abwicklung des Förderprojektes Das hier vorgestellte Projekt bezieht sich zunächst nur auf Phase 1, Konzeption und Planung. Ausgehend von den Ergebnissen der Bearbeitung dieser Phase soll anschließend ein Förderantrag für die bauliche Realisierung, Betriebsoptimierung und das Messprogramm gestellt werden. Der Schlussbericht, Teil 1 vom Juni 2012 bezog sich auf den ersten Teil des o.g. Konzeptionsphase-Vorhabens und stellte die Bestandsaufnahme sowie die ersten qualitativen Aussagen zu den zu untersuchenden Verbesserungsalternativen vor. Der hier vorliegende Schlussbericht Teil 2 baut auf dem ersten Teil auf, greift in aktualisierter Form einige Basisinformationen aus dem Vorgängerbericht auf und stellt dann im Wesentlichen die Entwicklung eines innovativen Energiekonzeptes auf der Basis von Variantendefinition, Bewertung, Auswahl und Optimierung dar. Weiterhin wird das ausgewählte Konzept auf Contracting-Tauglichkeit untersucht und bewertet. Beide Berichte stellen zusammengenommen eine belastbare Planungsgrundlage für die Feinplanung und Umsetzung des Projektes dar. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 13 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 2. Projektvorstellung 2.1 Projektbeschreibung Das Bürgerheim Biberach (BB) ist eine der ältesten Institutionen in Biberach, der Stiftung „Der Hospital Biberach - Hospital zum Heiligen Geist“. Die Gründung des Biberacher Hospitals geht vermutlich auf das Jahr 1239 zurück, der erste urkundliche Nachweis datiert aus dem Jahr 1258. "Der Hospital zum Heiligen Geist in Biberach" ist eine rechtsfähige kommunale Stiftung des öffentlichen Rechts mit Sitz in Biberach an der Riß. Die Stiftung dient der freien Wohlfahrtspflege insbesondere durch Betreuung und Pflege hilfsbedürftiger Menschen in Heimen und öffentlichen Einrichtungen, sowie durch materielle Unterstützungen. Die Hilfe der Stiftung soll grundsätzlich subsidiär sein. Die Stiftung wird treuhänderisch von der Stadt Biberach verwaltet. Auf dem Areal des Bürgerheims befinden sich heute 11 Gebäude mit Nutzung als Altenpflegeheime, Altenwohnungen, Einrichtungen zur Tagesbetreuung, Kinderkrippe, Schule und Verwaltung. Das Gebäudealter differiert zwischen 3 und ca. 130 Jahren, ebenso ist die energetische Qualität der Gebäude höchst unterschiedlich. Da unterschiedliche Bezeichnungen der Gebäude auf dem Gelände kursieren (Bau III, Haus 2 etc.) wurde an die in den letzten Jahren entwickelte Nummernvergabe angeknüpft. Weiterhin wurden die Hauptbaukörper nach Bedarf auch in Gebäudeabschnitte nach Buchstaben unterteilt. Wie in der Einleitung bereits erwähnt, liegt der erste Zeitschnitt im Jahr 2010 vor dem Neubau des Seniorenwohnhauses. Grund: Der Neubau entstand erst während der Antragstellung des Modellvorhabens. Aus dieser Perspektive entstand die erste Bestandsaufnahme. Bild 2-1: Schematischer Lageplan des Bürgerheim-Areals mit Bestand (dunkel) und geplanten Neubauten (hell), Stand 2010 Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Bild 2-2: Schematischer Lageplan des Bürgerheim-Areals für das Jahr 2020, Stand 2012 Seite 14 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Zum Bürgerheim im engeren Sinne gehören heute folgende Gebäude: - Gebäude 1 (BB-Bezeichnung: Haus 1) bildet den zentralen Gebäudekomplex mit Pflegeheim im sog. Hochhaus Gebäudeabschnitt 1A, Eingangsbereich 1B, Speisesaal 1C, und Küche / Wirtschaftstrakt 1D in den dazugehörigen ein- bis zweigeschossigen Trakten. Gebäude 1 wurde 1971 errichtet, außer dem Abschnitt 1D, der Küchentrakt, welcher 1989 gebaut wurde. - Gebäude 2 (BB-Bezeichnung AWH) wurde 1989 zusammen mit dem Küchentrakt 1D errichtet. Mit 40 Appartements wird es als Altenwohnheim genutzt. Im südlichen Teil befinden sich der Haupteingang zu Gebäude 1A, sowie ein Anbau zur Mehrzwecknutzung. Einige Räume im EG dieses Gebäuderiegels werden von der Verwaltung genutzt. - Gebäude 3 (BB-Bezeichnung BAW) wurde 1992 gebaut. In diesem Komplex befinden sich 30 Wohnungen. - Gebäude 7 (BB-Bezeichnung Haus 2) ist 1985 umfassend saniert worden. Jedoch erfolgten keine bzw. nur singuläre Maßnahmen zur Verbesserung des energetischen Standards. Als ursprüngliches Baujahr wird 1922 angegeben. Es befinden sich 62 vollstationäre Dauerpflegeplätze in diesem Haus. Darüber hinaus befinden sich auf dem Bürgerheim Areal folgende Gebäude, die nicht unter direkter Administration des Bürgerheims stehen: - Das jetzt weitgehend leerstehende Gebäude 4 (Roter Bau), im EG als Lager genutzt, ist nicht an das Nahwärmenetz angeschlossen. - Gebäude 5 (BB-Bezeichnung Kinderkrippe) wurde in 2002 saniert und mit einem Rundbau erweitert. 2007 erfolgte der Anschluss an die ehemalige Heimleiterwohnung, ebenfalls energetisch saniert, und die Umnutzung als Kleinkindbetreuung. In diesem Haus befindet sich eine Kinderkrippe. - Gebäude 6 (BB-Bezeichnung ZfP) wurde, wie das angrenzende Geb. 5 in 2001 saniert und wird für die Tagesbetreuung im psychiatrischen Dienst genutzt. - Gebäude 8 (BB-Bezeichnung Haus 3) wurde ursprünglich 1877 als Armenkrankenhaus errichtet. Nach Umbau und Erweiterung im Jahr 1971 diente es als Personal-Wohngebäude. Zwischenzeitlich wurde das zweigeschossige Gebäude als Bauleiterbüro genutzt. Zu Haus 3 gehört auch die ehemalige Wohnung des Hausmeisters. - Das Schulgebäude, Gebäude 17 (BB-Bezeichnung KBZO), wurde 2007 errichtet und hat eine eigene Erdgas-Heizanlage. - Auch Gebäude 18, ein Zweifamilienwohnhaus aus den 60er Jahren, hat eine eigene Wärmeversorgung. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 15 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 2-3: Blick auf das Bürgerheim-Areal: Links unten die Grundschule, in der Mitte Geb. 1 mit dem Hochhaus, dahinter ist der Neubau des Seniorenwohnhauses Geb. 9 zu erkennen Seit Jahresanfang 2010 (Zeitschnitt der Bestandsaufnahme) gab es folgende Veränderungen: - Im Jahr 2010/2011 wurde ein Seniorenwohnhaus mit rund 7.245 m2 BGF errichtet (Gebäude Nr. 9). Die Nutzung ist eher pflegeheimspezifisch, die Seniorinnen und Senioren wohnen jedoch in familienähnlichen Wohngruppen bzw. Wohngemeinschaften mit Betreuung. - Nach der Fertigstellung von Gebäude 9 konnten die Bewohner des Pflegeheims in Geb. 1 in den Neubau einziehen und Gebäude 1 war anschließend zur Sanierung frei. Folgende weitere Veränderungen stehen nach Angaben des Bürgerheim Biberachs in den nächsten Jahren bis 2020 an: - Noch im Jahr 2013 wird die Sanierung von Gebäude 1 abgeschlossen und das Haus wird wieder bezogen. - Bis zum Jahr 2015 wird das jetzt weitgehend leerstehende Gebäude Nr. 4 (Roter Bau) saniert sein, als Büro- und Wohngebäude genutzt werden und an das Nahwärmenetz angeschlossen sein. Allerdings ist es aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes auch denkbar, dass ein Abriss des Hauses erfolgt. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 16 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung - Bis zum Jahr 2020 werden Gebäude 7 und 8 abgerissen, um Platz für Neubauten zu schaffen. Geplant sind vier neue Gebäude mit Angeboten für seniorengerechtes Wohnen (Gebäude 10, 11, 13 und 14). Alle Neubauten sind im Jahr 2020 in Betrieb und in das Nahwärmenetz eingegliedert. - Weiterhin wird bis zum Jahr 2020 das Schulgebäude, Gebäude 17 (BB-Bezeichnung KBZO), welches 2007 in Betrieb ging, an das Nahwärmenetz angeschlossen. - Auch Gebäude 18, ein Zweifamilienwohnhaus aus den 60er Jahren, soll bis zum Jahr 2020 eventuell an das Nahwärmenetz angeschlossen sein. Die gesamte beheizte Nettogrundfläche (NGF) betrug zum Zeitpunkt der Bestandsaufnahme Anfang 2010 etwa 17.500 m2. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichtes sind es 24.200 m2 (einschließlich Gebäude 1, 7 und 8). Bis 2020 wird sich die NGF voraussichtlich auf etwa 26.200 m2 erhöhen. Es ist expliziter Wunsch der Stiftungsverwaltung, dass sowohl für die Sanierungen als auch für die Neubauten energetisch ambitionierte Standards realisiert werden, was einem Niedrigenergie-Gesamtkonzept entgegen kommt. Im Rahmen einer energieeffizienten Quartiersentwicklung soll auch das Nahwärmenetz des Bürgerheims, das zurzeit mit zwei großen Gaskesseln versorgt wird, modernisiert und energetisch optimiert werden. Die Wärmeerzeugung soll dabei möglichst weitgehend auf regenerative Energien umgestellt werden. Ein Wunschziel des Bürgerheims ist es, zumindest für den Bereich Heizung und Warmwasserbereitung eine bilanzielle CO2-Emissionsfreiheit zu erreichen. Die Stiftung „Der Hospital“ hat mit 1.700 Hektar einen umfangreichen Waldbestand in ihrem Besitz. Allein das Abfallholz aus diesen bewirtschafteten Waldflächen würde zur Wärmeversorgung des Bürgerheims ausreichen. Das bei der Verbrennung von Holz anfallende hohe Temperaturniveau wird exergetisch nicht optimal eingesetzt, wenn es nur zur Niedertemperatur-Wärmeversorgung der Raumheizung benutzt wird. Gleichzeitig ermöglicht eine hohe ganzjährige Grundlast im Wärmebedarf den wirtschaftlichen Einsatz von Anlagen zur KraftWärme-Kopplung. Deshalb geht die Stoßrichtung der Planung hin zur exergetischen Optimierung durch den Einsatz von Holz als Energieträger in einem KWK-System, das gleichzeitig die Wärme-Grundlast abdeckt. Welche Technologie dabei gewählt wird bzw. ob dieser Grundgedanke in praktikabler Form umsetzbar ist, ist ein zentrales Thema der Konzeptphase. In Abstimmung mit dem Bürgerheim Biberach sollen die Ziele eines Energieversorgungskonzeptes (EVK) in folgenden Bereichen liegen: - Geringe Heizkosten und gute, bzw. tragbare Wirtschaftlichkeit - Möglichst weitgehender Einsatz von regenerativen Energieträgern - Erhöhung der Versorgungssicherheit - Verbesserung der Umweltwirkungen - Untersuchung auf Möglichkeiten für Contracting-Lösungen Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 17 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 2-4: Lageplan des Bürgerheimareals, Stadtplanungsamt Biberach 2011 Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 18 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 2.2 Das Projekt im soziokulturellen Gesamtzielrahmen 2.2.1 Energie – Das nachfossile Zeitalter kommt Unsere technikgeprägte Gesellschaft steht am Beginn einer dramatischen Umbruchphase, in der die fossilen Energieträger nach und nach ersetzt werden müssen. Die Energieversorgung der Zukunft wird mehr und mehr auf regenerativen Energieträgern beruhen. Dabei wird es darum gehen, einerseits aus den verfügbaren regenerativen Energieträgern „das Meiste herauszuholen“, also den Energieträger Holz beispielsweise nicht nur zur Wärme- sondern auch zur Stromerzeugung zu nutzen (Exergieoptimierung). Andererseits müssen gut funktionierende Modelle gefunden werden, die es ermöglichen, dass sich unterschiedliche regenerative Energieträger (RE) gegenseitig synergetisch unterstützen. Dabei sollte man zwischen direkten und indirekten regenerativen Energieträgern unterscheiden: Kostenlose direkte regenerative Energien kommen direkt aus der Natur: Windkraft, Wasserkraft, Sonnenenergie, Erdwärme oder -kühle. Vor allem die Sonnenenergie ist für den Einsatz in Gebäuden direkt geeignet, während Windkraft und Wasserkraft eher im Bereich der Kraftwerke bzw. Versorgungstechnik anzusiedeln sind. Sonnenenergie ist einerseits unerschöpflich, andererseits liegt sie nur in geringer „Flächendichte“ vor und ist außerdem schlecht transportierbar. Bei den kostenlosen RE muss man leider davon ausgehen, dass häufig keine bedarfsgerechte Energiebereitstellung gegeben ist, sondern eine zeitlich versetzte. Die Zeitdifferenz zwischen Angebot und Nachfrage wird durch Speicherung überbrückt, was nur bis zu einer gewissen Dauer gut funktioniert. Besonders gut erkennbar wird dies beim Vergleich von kostengünstigen Kurzzeitspeichern zur solaren Warmwasserbereitung mit aufwendigen solaren Großspeichern zur saisonalen Speicherung. Als indirekte regenerative Energieträger gelten Energieträger, die durch - ggfs. auch mehrfache - Umwandlung aus direkten regenerativen Energieträgern entstehen, während die atomar-fossilen Energieträger nach ihrer Verwendung verbraucht sind. (Beispiel einer mehrfachen Umwandlung: Sonnenenergie Energiepflanzen Biogas Strom und Wärme). Heute gehören vor allem Holz und Holzabfälle, Energiepflanzen wie Mais oder Schilfgras, Pflanzenöle wie Palmöl und Rapsöl sowie aus Bioabfällen und Energiepflanzen erzeugtes Biogas zu dieser Gruppe. Falls die aktuell in Entwicklung befindliche Technik der synthetischen Methanerzeugung mithilfe von Sonnenstrom zum Erfolg führt, wäre dies ein weiterer, indirekt regenerativer Energieträger. Indirekte regenerative Energieträger besitzen recht hohe Energiedichten und sind leicht zu speichern und zu transportieren. Ihr Nachteil: Sie stehen nur in begrenztem Umfang zur Verfügung. Würde man z.B. das gesamte Biomassepotential der BRD nutzen, könnte man damit nach unterschiedlichen Autorenaussagen zwischen 20 und 50 % des Wärmebedarfs unserer Wohngebäude decken. Eine umfassende Studie aus dem Jahr 2002 beziffert das Potenzial der Biomasse auf ca. 1200 PJ/a. Gemessen am deutschen Gesamtprimärenergieverbrauch sind das etwa 8 % als technisch möglicher Anteil [2-1]. Die Zahlen wurden in einer weiteren Studie im Jahr 2007 in ihrer Größenordnung bestätigt [2-2]. Die volkswirtschaftlich richtige Versorgungsstrategie wäre daher, zunächst die direkten regenerativen soweit möglich und sinnvoll entsprechend Angebots- und Nachfrageverteilung zu nutzen und „Lücken“ mit indirekten regenerativen Energieträgern aufzufüllen. Was dann Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 19 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung noch an Bedarf trotz vorheriger Bedarfsminimierung übrigbleibt, muss mit konventionellen Energieträgern effizient abgedeckt werden. Mit einer Kombination von Holzhackschnitzelheizung, Holz-Kraft-Wärme-Kopplung, Solarthermie, Photovoltaik und Restdeckung durch Erdgas kann das Modellvorhaben Bürgerheim Biberach zu diesen Zielstellungen einen relevanten, zukunftsorientierten Beitrag leisten. Tab. 2-1: Biomassepotenziale in Deutschland [2-2]. Einschließlich des möglicherweise zusätzlich aktivierbaren Potenzials ergeben sich 940 bis 1240 PJ pro Jahr. Dies entspricht rund 8 % des gesamten Primärenergieverbrauchs, oder rund 35 % des Endenergieverbrauchs für Raumheizung und Warmwasser, bei einer konservativ geschätzten Ausnutzung des Primärenergieinhalts der Biomasse von 50%. (Bezug Jahr 2007) 2.2.2 Gesellschaft: Integration von älteren Menschen in das Gemeinwesen Die Bevölkerungszahl in Deutschland, die bereits seit 2003 rückläufig ist, wird laut amtlichen Angaben (11. Bevölkerungsvorausberechnung für Deutschland, Herausgeber: Statistisches Bundesamt, 2006) bei Fortsetzung der aktuellen demografischen Entwicklung von fast 82,5 Millionen im Jahr 2005 auf 74 bis knapp 69 Millionen im Jahr 2050 abnehmen. Die Zahl der ab 65-Jährigen steigt bis zum Ende der 2030er Jahre etwa um die Hälfte: von aktuell knapp 16 Millionen auf circa 24 Millionen. Danach wird sie leicht zurückgehen. Die Bevölkerung ab 80 Jahren nimmt unablässig zu: von knapp 4 Millionen im Jahr 2005 auf 10 Millionen im Jahr 2050. Dann werden mehr als 40 % der über 65-Jährigen mindestens 80 Jahre alt sein. Im Jahr 2030 wird dieser Altenanteil bei 50 beziehungsweise 52% und im Jahr 2050 bei 60 beziehungsweise 64% liegen. Die seit langen Jahrzehnten zur Gewohnheit gewordene Praxis, alte Menschen gesellschaftlich zu separieren bzw. sie in ausgegrenzten Einrichtungen zusammenzubringen, macht auf der Basis obiger Entwicklungsszenarien keinen Sinn mehr, denn alte Menschen werden ein zunehmend größerer und relevanterer Teil der Gesellschaft. Die sozialethische Problematik des „Wegsperrens“ der Alten wollen wir hier nicht diskutieren, sie soll aber zumindest als Thema benannt werden. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 20 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Das Bürgerheim Biberach hat sich zum Ziel gesetzt, alte Menschen verantwortungsvoll in die Gesamtgesellschaft zu integrieren und strebt deshalb eine weitgehende Nutzungsmischung auf dem Bürgerheimareal an bzw. hat diese zu großen Teilen schon realisiert. Wohnheime, betreute Altenwohnungen, öffentliche Restaurants, Büros, Wohnungen, ein Kindergarten, eine Grundschule und eine Tagesklinik sind auf dem Areal vertreten. Die Wohnform in familienähnlichen Wohngruppen, wie sie im neuen Seniorenwohnheim praktiziert wird, bringt den älteren Menschen ein kommunikatives und selbstbestimmtes Leben in der Gemeinschaft zurück. Bild 2-5: Man fühlt sich wohl im Bürgerheim Biberach. Harmonisches Leben in der eigenen Wohnung oder der Wohngruppe als Familie im Alter Bild 2-6: Gruppen-Wohnzimmer und Betreuungsangebot im neu errichteten Gebäude 9 (www.buergerheim-biberach.de) Unter anderem aufgrund dieser Zielsetzungen und Aktivitäten wurde das Management des Bürgerheims im Herbst 2011 mit dem ALTENHEIM- Zukunftspreis der Zeitschrift ALTENHEIM (Vincentz Network) ausgezeichnet, der einmal jährlich vergeben wird. Die Auszeichnung würdigt nachahmenswerte Projekte und Initiativen von Verantwortungsträgern in der Altenhilfe, gibt diesen Projekten in der stationären Altenhilfe Raum und verschafft ihnen eine öffentliche Plattform. Der Altenheim Zukunftspreis wirkt so als Best-Practice-Beispiel (Quelle: buergerheim-biberach.de). Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 21 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 2-7: Links: Leitbild des Bürgerheim Biberach (www.buergerheim-biberach.de). Rechts: Leiter Christian Schultz mit der Urkunde zum Altenheim-Zukunftspreis 2011 2.2.3 Architektur und Städtebau: Barrierefrei und gestalterisch hochwertig Auch im architektonisch-städtebaulichen Bereich hat sich die Stiftung „Der Hospital“ ehrgeizige Ziele gesetzt, die eine qualitätsvolle Lebens- und Arbeitsumgebung mit Transparenz, Kommunikation, Sicherheit und Gesundheitsfürsorge verbinden. - Das 2010 errichtete Gebäude 9 mit 6 betreuten Wohngruppen älterer Menschen zeigt moderne, nutzungsgerechte, gestalterisch hervorragende Architektur. Bild 2-8: Das 2010 errichtete Gebäude 9 führt architektonischen Anspruch und zukunftsorientiertes Wohnen älterer Menschen in Wohngruppen zusammen - Für die Sanierung des zentralen Baukomplexes „Gebäude 1“ wurde 2010 ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, an dem sich zahlreiche, kompetente Architekturbüros beteiligten. An der Preisgerichtssitzung nahmen auch Vertreter des Modellprojektes teil, da schon bei der Entwurfsauswahl energetische Belange mit berücksichtigt werden sollten. Das im Bau von Heimkomplexen erfahrene Stuttgarter Architekturbüro „Werkgemeinschaft HHK“ Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 22 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung wurde schließlich mit dem 1. Platz ausgezeichnet und mit der Entwurfs- und Ausführungsplanung für den umfassenden Umbau beauftragt. Durch die Hospitalverwaltung konnte zusammen mit den Planern und Modellprojektbeteiligten dabei eine energetische Qualität implementiert werden, welche die sog. KfW55-Effizienzhauskriterien erfüllt. Die Sanierung ist (mit etwas Verzögerung gegenüber den geplanten Terminen) zurzeit in vollem Gange und wird voraussichtlich noch 2013 abgeschlossen (siehe auch Kap. 16, Aktueller Stand der Umsetzung). Bild 2-9: Erster Platz im Architektenwettbewerb 2010: KfW 55-Sanierung des zentralen Gebäude 1 Bild 2-10: Der preisgekrönte Wettbewerbsentwurf im Oktober 2010 und die Baustelle im Februar 2013 - Gebäude 4 (Roter Bau): Ideenwettbewerb Nutzung Der Rote Bau ist ein unter Denkmalschutz stehendes, ursprünglich als Krankenhaus errichtetes Gebäude. Die historisch prägnante Architektur wird leider konterkariert durch einen schlechten Erhaltungszustand des Gebäudes. Hospitalverwalter Roland Wersch, Hospitalrat und Gemeinderat haben 2012 mit einem Ideenwettbewerb den Bürgern der Stadt die Möglichkeit geben, sich aktiv an den Überlegungen zur Zukunft des „Roten Baus“ zu beteiligen. Die bis Ende Juni 2012 an den Hospital schriftlich eingereichten Vorschläge wurden gesammelt, auf ihre Umsetzbarkeit geprüft und dem Hospitalrat zur Bewertung vorgelegt. Grundsätzliche Voraussetzung war dabei: Die Nutzungsidee darf die Einrichtungen in der Nähe des „Roten Baus“ nicht belasten, denn in direkter Nachbarschaft des „Roten Baus“ leben in betreuten Seniorenwohnungen und im Bürgerheim ältere, hilfebedürftige Menschen, deren Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 23 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bedürfnisse berücksichtigt werden müssen. Aktuell befindet man sich in der Diskussion mit der Denkmalschutzbehörde, um zu klären, inwieweit das Gebäude innen (z.B. in den Grundrissen) verändert werden darf. Weiterhin gibt es Überlegungen, den „Roten Bau“ in ein förmliches Sanierungsgebiet einzubeziehen. Auch ein Abriss ist aus heutiger Sicht nicht auszuschließen. Bild 2-11: Gebäude 4 „Roter Bau“: Historisch prägnante Architektur in schlechtem Erhaltungszustand - Städtebaulicher Wettbewerb Areal Bürgerheim Biberach Noch im Jahr 2013 findet ein städtebaulicher Wettbewerb mit eintägigem Diskussionsworkshop statt. Thema ist die „Überplanung des Gesamtareals mit dem Ziel, weitere bauliche Möglichkeiten und räumliche Bezüge auf dem Areal zu entwickeln. Die Schwerpunkte der zu beteiligenden Stadtplanungsbüros bei der Planung werden bei der städtebaulichen Neuordnung des Areals, den zukünftigen neuen Nutzungen innerhalb des Quartiers, der Erschließung des Quartiers, weiterer Parkierungslösungen und der Neugestaltung der Grünstruktur liegen." 2.3 Spezifische Projektziele des EnEff:Stadt-Modellprojektes Bürgerheim Biberach Konkret werden mit dem Modellvorhaben Bürgerheim Biberach folgende Ziele verfolgt: - Bedarfsseitige Optimierung, d.h. möglichst weitgehende Verringerung im Wärme- und Stromverbrauch der Gebäude des Projektgebietes - Primärenergetisch und exergetisch optimiertes Versorgungssystem - Hocheffiziente Wärmeversorgung unter Beachtung exergetischer Optimierung, Integration regenerativer Energien - Intensive Untersuchung der Möglichkeiten und Risiken einer Kraft-Wärme-Kopplung (im Bereich 50 - 200 kW thermisch) mit Holz als Energieträger - Reduzierung Primärenergieeinsatz und CO2-Emissionen um deutlich mehr als 50 %. - Nutzerinformation und -motivation - Integraler Planungsprozess - Anwendung innovativer Planungswerkzeuge - Hohes Weiterverwertungs- und Multiplikationspotential - Überlegungen zur Realisierung der favorisierten Konzepte in einer Contractinglösung Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 24 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 2.4 Systematischer Arbeitsplan Das EnEff:Stadt-Modellvorhaben bezieht sich auf die „Phase 1“ der Förderkonzept-Projektgliederung und umfasst lediglich die konzeptionellen Schritte. Folglich beschränken sich auch die Projekt-Arbeitspakete auf diesen Bereich. In Anschlussprojekten soll voraussichtlich auch die Realisierung und das Monitoring gefördert und wissenschaftlich begleitet werden. Für die Phase 1 „Konzeptionsphase“ wurden folgende Arbeitsschritte festgelegt: Ausgehend von einer Bestandserfassung der heutigen Gebäude sollte ein städtebauliches Konzept erstellt werden, welches die kommenden Änderungen (Sanierungen, Rückbau, Neubau) und deren Anschluss an das Wärmenetz erfasst. Die zum Projekt gehörenden Gebäude sollten identifiziert und in ihren Flächen, ihrer Nutzung und ihren energetischen Standards beschrieben werden. In der Summe sollten sich Gesamtleistungen und Gesamtenergiebedarfswerte für das Projektgebiet ergeben, aus denen über die Gewichtung der Nutzungsanteile die Jahresdauerlinien des Wärmebedarfs erzeugt werden können. Parallel dazu ging es darum, die zu untersuchenden Versorgungskonzept-Alternativen abzustimmen, welche den Zielstellungen des Förderprogramms gleichermaßen gerecht werden, wie den betriebswirtschaftlichen Aspekten des Bauherrn. Dabei sollte auf Grundlage des Waldbesitzes des Hospitals die Holznutzung eine tragende Rolle übernehmen. Sodann ergab sich die Aufgabe, die Konzeptalternativen zu beschreiben und zu bewerten. Als Ergebnis dieser Arbeitsschritte wird eine Zusammenstellung der jeweiligen Alternativen vorgestellt. In der zweiten Arbeitsphase erfolgte die Untersuchung auf Vor- und Nachteile, eine Wirtschaftlichkeitsbewertung und CO2-bezogene Bewertung, ein Ranking der Alternativen und die Zusammenstellung von Handlungsempfehlungen. Auf der Grundlage der Simulationen und Bewertungen wurde dann das weiter zu verfolgende „Hauptkonzeptes“ bestimmt. Im Folgenden wird die geplante Gesamtstruktur des Vorhabens stichwortartig vorgestellt. Nicht alle Aktivitäten konnten aufgrund abweichender Entwicklungen bisher durchgeführt werden, dafür kamen andere hinzu, die zu Beginn nicht relevant erschienen. Bestandsaufnahmen - Detaillierte Bestandsaufnahme Gebäude im Ist-Zustand - Detaillierte Bestandsaufnahme Versorgungsnetz und Wärmeerzeugung im Ist-Zustand - Detaillierte Bestandsaufnahme Zähleranordnung und Zählerhierarchie im Ist-Zustand Optimierung Bedarfsseite - Energie- und Sanierungskonzepte für die unterschiedlichen Nutzungen und Gebäudetypen mit Einsparberechnungen, Kosten, Wirtschaftlichkeitsrechnungen. Optimierungsbetrachtungen. Dabei jeweils eine Analyse der unterschiedlichen Alternativen. - Planerische Untersuchung des Einsatzes konkreter innovativer Maßnahmen anhand aktueller Ergebnisse des EnOB-Programmes, wie: -- Einsatz von Vakuumverglasungen -- Einsatz hochwertiger Rahmenkonstruktionen mit schlanken Profilquerschnitten -- Einsatz von Vakuumisolationstechnik in räumlich beengten Anwendungsbereichen - Betrachtungen zum Verbund der Bedarfsseite. Identifizierung der parameterbestimmenden „bottlenecks“. Untersuchungen zu notwendigen / möglichen Verbesserungen der parameterbestimmenden Verbrauchseinheiten, um eine bessere Gesamtperformance zu erreichen. - Technische Konzepte, Vorplanungslösungen, Planungsbegleitung, Planerberatung Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 25 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Optimierung Wärmenetz - Untersuchung des vorhandenen Wärmenetzes und seiner Komponenten, Bestandsaufnahme und Zustandsanalyse - Erstellung von Lastlinien und Jahresdauerlinien auf der Basis der energetischen Gebäudestandards und Nutzungsarten - Dimensionierung Bedarfsszenario für verschiedene Ausbauzustände des Areals abhängig von erwarteten Anschlussquoten und Bedarfswerten, ggfs. in Alternativen. - Berechnungen, ggfs. Simulationen, zur Identifizierung von Problemstellen und zur hydraulischen Optimierung, ggfs. zu Netzänderungen oder -erweiterungen - Verbesserung Netzkomponenten, Pumpen, Steuer- und Regeltechnik, Wärmedämmung etc. - Optimierung aller Komponenten sowie Temperatur- und Leistungswerte des Versorgungssystems unter Beachtung der Toleranz gegenüber von den Prognosen abweichenden Entwicklungen. - Berechnungen zur Optimierung der Netzgestaltung (Strukturoptimierung), Anordnung der Wärmeerzeugung, Optimierung der Betriebsweise (Systemtemperaturen, Hilfsenergieeinsatz). - Jahressimulationen zur dezentralen Einspeisung von Niedertemperaturwärme - Technische Konzepte, Vorplanungslösungen, Planungsbegleitung, Planerberatung Optimierung Wärmeerzeugung - Vertiefte Untersuchung der Wärmeerzeugungs-Alternativen mit Schwerpunkt auf Niedrigexergie, regenerative Energien, Kraft-Wärme-Kopplung, CO2-Emissionsverminderung, Primärenergieeinsparung. Ggfs. Veränderung, Anpassung und Optimierung der bereits vorliegenden skizzierten Alternativen. - Intensive Betrachtung der Chancen, Risiken und Restriktionen von innovativen KWKTechnologien mit dem Energieträger (Rest-)Holz. Produkt- und Technologierecherchen. Bewertung der Umsetzbarkeit - Untersuchung der Einspeisemöglichkeiten zusätzlicher regenerativer Versorger: z.B. Solarwärme - Untersuchung zum optimalen Standort der Wärmeerzeugung (ggfs. auch außerhalb des Quartiers) - Untersuchung der Sinnhaftigkeit, Möglichkeiten und Einschränkungen einer Contractorlösung - Technische Konzepte, Vorplanungslösungen, Planungsbegleitung, Planerberatung Planungswerkzeuge - Einsatz spezifischer Software für die Optimierung der Planung, z.B. Programme zur KWKOptimierung, Software und Berechnungsmethoden zur hydraulischen und / oder energetischen Netzuntersuchung und –optimierung. - Thermisch-energetische Detailanalysen zur Sanierung von Gebäudehüllen Gesamtbilanzen - Energetische Bilanzierung - CO2-Emissionsbilanzierung - Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen - Exergetische Analysen Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 26 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Organisatorisches - Organisation eines gut funktionierenden Wissensmanagements für die integrale Planung - Nutzerinformation und –motivation, zusammen mit paralleler oder vorlaufender energetischer Sanierung oder Neubau, zur Hebung des Potentials „Nutzerverhalten“ - Öffentlichkeitsarbeit im Förderkonzept, im kommunalen Rahmen, in der Fachwelt, in der breiteren Öffentlichkeit. Pressearbeit, Konferenzbeiträge etc. Messungen Konzeptphase - Vertiefende Analysen des energetischen Ist-Zustandes als baseline für die Konzeptentwicklung und -optimierung - Entwurf Messkonzept für ein Monitoring - Nutzerbefragungen Literatur zu Kap. 2 [2-1] M. Kaltschmitt, H. Hartmann, H. Hofbauer (Hrsg.): Energie aus Biomasse. Grundlagen, Techniken und Verfahren. 2009. Springer Verlag, Heidelberg, ISBN: 978-3-540-85094-6 [2-2] A. Aretz, B. Hirschl: Biomassepotenziale in Deutschland – Übersicht maßgeblicher Studienergebnisse und Gegenüberstellung der Methoden. Dendrom-Diskussionspapier Nr. 1, März 2007. www.dendrom.de]. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 27 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 3. Rückbezug auf Schlussbericht Teil 1 (Inhalte, Resultate) 3.1 Entwicklung Gebäudestandards Die energetischen Standards aller betroffenen Gebäude und ihre Entwicklung 2010, 2015 und 2020 sind ausführlich in Schlussbericht Teil 1, Kap. 3 und Kap. 7 dargestellt, ebenso wie die jeweiligen Maßnahmenbündel zur Sanierung. Im Folgenden sind deshalb lediglich die energetischen Basiskennwerte für den Endenergieverbrauch Wärme in kWh/m2a (Gesamtwärmeverbrauch für Heizung und Warmwasser am Gebäudeeingang) und Stromverbrauch in kWh/m2a summarisch, jeweils bezogen auf die beheizte Nettofläche, zusammengestellt. Details dazu finden sich in Schlussbericht Teil 1, Kap. 7.2. Gebäude Geb 1 A+B Geb.1 C+D Geb 1 ges. Geb 2 Geb 3 Geb 4* Geb 5 Geb 6 Geb 7 Geb 8 Geb. 9 Geb. 10 Geb. 11 Geb. 13 Geb. 14 beh. NGF Gesamtwärmeverbrauch 2010 Gesamtwärmeverbrauch 2015 Gesamtwärmeverbrauch 2020 m² 3.496,06 1.092,10 4.588,16 2.749,60 1.913,80 1.713,60 1.327,50 714,20 1.908,10 502,60 6.318,98 1.120,20 1.120,20 1.120,20 1.120,20 kWh/m²a 140,80 272,70 172,19 111,80 125,10 213,80 100,70 100,70 198,30 261,40 -----76,50 273,18 kWh/m²a 82,86 221,63 110,13 111,80 125,10 140,00 100,70 100,70 --91,78 ----76,50 273,18 kWh/m²a 82,86 221,63 110,13 111,80 125,10 140,00 100,70 100,70 --91,78 82,86 82,86 82,86 82,86 76,50 130,00 Geb 17 * 1.908,30 Geb 18 * 197,80 *Gebäude ohne Wärmenetzanschluss bis 2015 bzw. 2020 Tab. 3-1: Entwicklung der Kennwerte Gesamtwärmeverbrauch (Heizung und Trinkwarmwasser) Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 28 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach Gebäude Geb 1 A+B Geb.1 C+D Geb 1 ges. Geb 2 Geb 3 Geb 4* Geb 5 Geb 6 Geb 7 Geb 8 Geb. 9 Geb. 10 Geb. 11 Geb. 13 Geb. 14 LowEx-Quartiersentwicklung beh. NGF Gesamtstromverbrauch 2010 Gesamtstromverbrauch 2015 Gesamtstromverbrauch 2020 m² 3.496,06 1.092,10 4.588,16 2.749,60 1.913,80 1.713,60 1.327,50 714,20 1.908,10 502,60 6.318,98 1.120,20 1.120,20 1.120,20 1.120,20 kWh/m²a Nur gesamt Nur gesamt 72,70 58,70 49,10 1,90 19,00 k.A. 26,70 10,20 -----17,20 k.A. kWh/m²a kWh/m²a 72,70 58,70 49,10 27,00 19,00 30,00 --98,39 ----17,20 30,00 72,70 58,70 49,10 27,00 19,00 30,00 --98,39 30,00 30,00 30,00 30,00 17,20 30,00 Geb 17 * 1.908,30 Geb 18 * 197,80 *Gebäude ohne Wärmenetzanschluss bis 2015 bzw. 2020 Tab. 3-2: Entwicklung der Kennwerte Gesamtstromverbrauch Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 29 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 3.2 Absolute Gesamtbedarfswerte für die Referenzjahre 2010, 2015 und 2020 Bild 3-1: Lageplan 2010 Bild 3-2: Lageplan 2015 Bild 3-3: Lageplan 2020 Der Bestimmung des zukünftigen Wärmeenergiebedarfs in den Jahren 2015 und 2020 liegt folgende Logik zugrunde: Für das Jahr 2010 und mehrere weiter zurückliegende Jahre wurde der Wärmeverbrauch jedes Gebäudes über gemessene Werte bestimmt, soweit möglich. Ebenso wurden die Endenergie-Wärmebedarfswerte jedes Gebäudes (Schnittstelle Gebäudeübergabe) berechnet. Die Abweichung von klimabereinigten Messwerten zu Rechenwerten ergab einen gebäudespezifischen Korrekturfaktor, der auf die Rechenwerte für 2015 und 2020 übertragen wurde, in der Annahme, dass rechnerische Abweichungen von der Realität mehr oder weniger auch auf veränderte Zustände durchschlagen. Die Aufaddierung sämtlicher Lastwerte für Heizung und Warmwasser ermöglicht unter Maßgabe eines Nutzungsprofiles jedes Gebäudes die Bestimmung der Jahresdauerlinie für Wärme. Für den Stromverbrauch wurden Messwerte, soweit plausibel, auf die Zukunft übertragen, ansonsten wurde hier mit Benchmarkwerten des BMVBS gearbeitet. Mit den in Kap. 3 des Schlussberichts Teil 1 dargestellten energetischen Standards ergeben sich folgende Gesamt-Energiekennzahlen. Jahr 2010 2015 2020 Nutzfläche netzverbundener Ge- Gesamtwärme Heizwärme in TWW-Wärme Strom in bäude in m2 in kWh/a kWh/a in kWh/a kWh/a 13.704 2.154.830 1.857.260 297.570 701.903 19.655 2.219.170 1.626.140 593.030 1.347.803 26.242 2.789.310 2.028.870 760.440 1.520.984 Tab. 3-3: Jährlicher Endenergiebedarf der an das Wärmenetz angeschlossenen Gebäude (bei Wärme einschl. Netzverluste von 5% ohne Erzeugerverluste, bei Strom einschl. Stromverbrauch Heizzentrale) Der absolute Heizwärmebedarf nimmt von 2010 bis 2015 um moderate 3% zu. Wenn man das Jahr 2010 hingegen mit 2020 vergleicht, beträgt der Anstieg mit 634.480 kWh/a fast ein Drittel. Betrachtet man den absoluten Endenergiebedarf an Heizwärme und Warmwasserbereitung getrennt, ergeben sich folgende konträre Entwicklungen: Der Heizwärmebedarf sinkt Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 30 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung von 2010 auf 2015 um 12 % und steigt von 2015 auf 2020 um 25 % an. Der Endenergiebedarf für die Trinkwarmwasserbereitung erhöht sich von 2010 auf 2020 kontinuierlich auf das 2,55-fache. Der Strombedarf steigt von 2010 bis 2015 um 92 %, von 2015 bis 2020 um weitere 13 %. D. h. er erhöht sich innerhalb von 10 Jahren von 701.903 kWh/a auf 1.520.984 kWh/a, also mehr als das Doppelte. Die Gründe sind zum einen die Erhöhung der Nutzfläche um ca. 90 %, zum anderen der zu erwartende Anstieg des spezifischen Verbrauchs aufgrund größerer Anzahl und intensiverer Nutzung von elektrischen Geräten und Anlagen. Wärme- und Strombedarf der Gebäude am Netz in MWh/a 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 2010 2015 Wärme 2020 Strom Bild 3-4: Vergleich des absoluten Wärme – und Strombedarfs in MWh/a 3.3 Kernergebnisse Entwicklung Wärme- und Strombedarf 1. Die Auswertung der gemessenen Wärme- und Stromverbräuche zeigt, dass das Bürgerheim Biberach bereits bisher energiebewusst bewirtschaftet wurde. Gerade bei Alten- und Pflegeheimen wären wesentlich höhere Verbrauchswerte zu erwarten gewesen. 2. Mit der Perspektive, die Gebäude 7 und 8 abzureißen, liegt das Bürgerheim auch energetisch richtig, denn dies sind die beiden Gebäude mit den höchsten gemessenen Wärmeverbräuchen auf dem Bürgerheim-Areal. 3. Bezogen auf die temperierte NGF sinkt der Wärmeverbrauch ab. Beträgt der Mittelwert bis 2010 noch 157 kWh/m2a, so sinkt er in 2015 auf 113 kWh/ m2a und bis 2020 auf 106 kWh/m2a. Der absolute Gesamtwärmebedarf steigt um 30% auf knapp 2.800 MWh/a aufgrund der Nutzflächenvergrößerung. 4. Der Stromverbrauch ist mit rund 1,5 Millionen kWh/a in 2020 so hoch, dass die gesamte Wärmeerzeugung eines Blockheizkraftwerks mit 50 kW elektrisch eigengenutzt werden kann. (50 kW * 7.000 h = 350.000 kWh/a). Bezogen auf den Stromverbrauch wäre sicherlich auch ein wesentlich größeres BHKW darstellbar. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 31 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 3.4 Wärmenetzentwicklung 2015 und 2020 Wärmenetzstatus 2015 Bild 3-5: Nahwärmenetz im Jahr 2015. Für jedes Gebäude ist der Jahreswärmebedarf und die Heizlast eingetragen. Eine Heizzentrale stellt die Wärme. In oben stehender Grafik ist das Netz im Jahr 2015 zu sehen. Vorlauf und Rücklauf sind nicht separat eingezeichnet um die Übersicht zu bewahren. Zu jedem Gebäude sind der Jahreswärmebedarf und die nötige Heizleistung aufgrund von Volllaststunden angegeben. Der Standort der Heizzentrale wird zum jetzigen Zeitpunkt noch diskutiert. Die bestehende Netzleitung zu Gebäude 9, die sich derzeitig in einem guten Zustand befindet muss abgerissen werden, da in einem weiteren Bauabschnitt neue Gebäude auf dem Areal der Leitung errichtet werden. Aus dem Bestand kann die Trasse von Gebäude 2 zu Gebäude 3 weitergenutzt werden und die hausinterne Heizungsleitung von Gebäude 6 zu Gebäude 5. Wärmenetzstatus 2020 Im Jahr 2020 werden alle Gebäude auf dem Gelände durch Nahwärme versorgt. Die blau markierten Gebäude werden zwischen 2015 und 2020 errichtet, und wie in Kapitel 3 dargestellt als Niedrigenergiehaus ausgeführt. Gebäude 17, eine Schule und das Mehrfamilienhaus, Gebäude 18 werden ebenfalls ans Netz angeschlossen. Der Standort der Heizzentrale wurde so vorgeschlagen, dass eine LKW-Zufahrt für die Lieferung der Hackschnitzel möglich ist. Der Platz zum Wenden für einen typischen LKW mit 9,5m Länge ist türkis gezeichnet. Die blauen Leitungen führen zu Niedrigenergiehäusern und stellen ein sogenanntes „3 Leiter System“ dar: Ein Vorlauf, zwei Rückläufe. Der Standort der Heizzentrale ist zurzeit in Diskussion, da neben energetischen auch andere Aspekte berücksichtigt werden müssen (siehe auch Kap. 8). Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 32 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 3-6: Nahwärmenetz im Jahr 2020. Für jedes Gebäude sind der Jahreswärmebedarf und die Heizlast eingetragen. Eine Heizzentrale stellt die Wärme. Die blauen Linien sind Rückläufe, die zur Versorgung der Heizung der Niedrigenergiehäuser dienen. Mit dem Rücklauf aus den (schwarz gezeichneten) Bestandgebäuden wird der Heizungskreislauf der (blau gezeichneten) Neubauten versorgt und das Trinkwarmwasser auf 50 °C vorgewärmt. Deutlich kleiner dimensionierte Vorläufe führen ebenfalls zu diesen Gebäuden um dort das Trinkwarmwasser auf 65 °C anzuheben. Aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Legionellenschaltung ist dies besonders wichtig. 3.5 Entwicklungen von Lastgängen und Jahresdauerlinien als Basis für die Entwicklung alternativer Energieversorgungskonzepte Zur Ermittlung von Lastgängen und Jahresdauerlinien wurden die Gebäude des Bürgerheimareals 5 typischen Nutzungsprofilen zugeordnet (Wohngebäude, Speisesaal, Kinderkrippe, Tagesklinik, Schule). Für jeden Nutzungstyp wurden drei Tagesgänge für die Heizung angenommen: Einer für die Wintermonate, einer für die Übergangsmonate und einer für die Sommermonate. Es wurden Tagesgänge gewählt, die den täglichen Wärmebedarf auf 24 Stunden aufteilen. Als Beispiel ist hier der Tagesgang für die Heizung im Winter eines Wohngebäudes dargestellt. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 33 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Tagesgang Wohngebäude 0,07 Anteil am Tageswert 0,06 0,05 0,04 0,03 0,02 0,01 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Stunden am Tag Bild 3-7: Der Heizungstagesgang eines Wohngebäudes im Winter. Dargestellt ist der Anteil der jeweiligen Stunde am Tag. Die Summe aller Werte ergibt 1. Für die Trinkwasserbereitung wurde nur ein Lastgang angesetzt, der für alle Nutzungstypen und alle Jahreszeiten gleich ist. Die TWW Jahresmenge ist jedoch gebäudeabhängig. Der Jahreswärmebedarf für die Heizung wurde nach dem Gradtagverfahren auf die Tage aufgeteilt. Als Basis dienten Tagesmittelwerte von 2010 des deutschen Wetterdienstes. Daraus ergibt sich ein Lastgang für Trinkwarmwasser + Heizung für jedes Gebäude. Die Lastgänge aller Gebäude wurden übereinandergelegt, d.h. jeder stündliche Wert aufsummiert. Aus diesem Jahresgang aller Gebäude wurde die Jahresdauerlinie erstellt. Mit den Gasverbrauchswerten von 2010 konnte eine Überprüfung durchgeführt werden, in wieweit die Annahmen mit der Realität übereinstimmen. Bei den Gaswerten fällt auf, dass eine hohe Grundlast vorliegt. Nur 55 Stunden im Jahr ist der stündliche Mittelwert kleiner als 60 kW! Diese Grundlast rechnen wir nicht dem Benutzerverhalten zu, sondern den Verlusten des Nahwärmenetzes, der Zirkulationsleitungen und der Puffer. Bei einem Kesselwirkungsgrad von 85 % bedeutet das eine Wärmegrundlast von 50 kW. Deswegen haben wir zu den Wärmelastgängen der Gebäude eine Grundlast von 50 kW hinzugerechnet. Diese ist über das ganze Jahr konstant. Die gebäudespezifischen Tageslastgänge wurden für die Jahre 2015 und 2020 übernommen. Für die Schule wurde ein neuer Tagesgang für 2020 hinzugefügt. Mit den jährlichen Verbrauchswerten ergeben sich nach dem gleichen Rechenverfahren (s. oben) die Jahresdauerlinien für 2015 und 2020. Aus diesen Überlegungen resultiert eine Kurve, die mit den tatsächlichen Gaswerten verglichen wurde. Die tatsächlichen Gaswerte wurden dabei mit einem Korrekturfaktor normiert, so dass die jährliche Energieverbrauchsmenge der Gebäude einschließlich Grundlast (=Netz- und Puffer- und Zirkulationsverluste) gleich den Gaswerten * Faktor ist. Dieser Faktor beträgt 77 %. In den resultierenden 23 % an Verlusten sind enthalten: Nutzungsgrad des Kessels, der laut Messungen der Hochschule Biberach bei ca. 87 % liegt (Schlussbericht Teil Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 34 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 1, Seite 149) sowie die Umrechnung von Heizwert auf Brennwert, da der Energieversorger den Brennwert des gelieferten Gases abrechnet, die vorhandenen Niedertemperaturkessel aber keine Brennwertnutzung zulassen. JDL Wärm e 2010 1000 900 800 Leistung in kW 700 600 JDL Grund + TWW + HZG JDL TWW + Grundlas t 500 Grundlas t Gas werte 2010 normiert 400 300 200 100 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 Stunden im Jahr Bild 3-8: Jahresdauerlinien im Jahr 2010. Dargestellt sind die Grundlast, der Trinkwarmwasserbedarf und die Heizung. Vergleich der Theorie mit den tatsächlichen Gasmengen Jahreslastgang 2010 1000 Leistung in kW 800 600 TWW HZG 400 Grund 200 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 Stunden im Jahr Bild 3-9: Jahreslastgang im Jahr 2010 für Trinkwarmwasser, Heizung und Grundlast. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 35 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung JDL Wärm e 2015 1000 900 800 Leistung in kW 700 600 JDL Grund + TWW + HZG 500 JDL TWW + Grundlast Grundlast 400 300 200 100 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 Stunden im Jahr Bild 3-10: Jahresdauerlinien im Jahr 2015. Dargestellt sind die Grundlast, der Trinkwarmwasserbedarf und die Heizung. Jahreslastgang 2015 1000 Leistung in kW 800 600 TWW HZG 400 Grund 200 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 Stunden im Jahr Bild 3-11: Jahreslastgang im Jahr 2015 für Trinkwarmwasser, Heizung und Grundlast. Bis 2015 ändert sich der Jahreslastgang aufgrund wegfallender Gebäude, Renovierungen und Neubauten. Der Jahreswärmebedarf bleibt ungefähr gleich. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 36 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung JDL Wärme 2020 1000 Leistung in kW 800 JDL Grund + TWW + HZG 600 JDL TWW + Grundlast Grundlast 400 200 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 Stunden im Jahr Bild 3-12: Jahresdauerlinien im Jahr 2020. Dargestellt sind die Grundlast, der Trinkwarmwasserbedarf und die Heizung. Jahreslastgang 2020 1000 Leistung in kW 800 600 TWW HZG 400 Grund 200 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 Stunden im Jahr Bild 3-13: Jahreslastgang im Jahr 2020 für Trinkwarmwasser, Heizung und Grundlast. Im Jahr 2020 sind weitere Gebäude auf dem Areal hinzugekommen, die mit Nahwärme versorgt werden. Der Jahreswärmebedarf der Gebäude ist gegenüber 2015 um 26 % gestiegen. Die Bedarfsspitzen fallen im Vergleich zu 2015 höher aus. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 37 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 4. Entwicklung alternativer Energieversorgungskonzepte in Varianten – Beschreibung, technisch-wirtschaftliche Bewertung und Vorauswahl (Knecht-Ingenieure, Ebert-Ingenieure, @ssmann gruppe) Vorbemerkung: Die im Folgenden dargestellten Randbedingungen und Konzepte entsprechen fast völlig den in Schlussbericht Teil 1 vorgestellten Grobkonzepten. Teilweise wurde jedoch die Dimensionierung einzelner Erzeuger aufgrund neuerer Erkenntnisse geändert (siehe Anhang 4, TU Dresden). Ein weiterer wichtiger Unterschied zu den im Schlussbericht Teil 1 dargestellten Varianten: In Versorgungsvariante 1 wurde nun auch eine thermische Solaranlage vorgesehen. Hier zur Übersicht die alten Varianten: Variante 0: Gas-Brennwertkessel (als Referenz) Variante 1: HHS + Gas-Spitzenlast Variante 2: HHS + Gas-Spitzenlast + Erdgas-BHKW Variante 3: HHS + Gas-Spitzenlast + Holz-KWK mit HHS Variante 4: HHS + Gas-Spitzenlast + Holz-KWK mit HHS +Solarthermie So definieren sich die neuen Varianten: Variante 0: Gas-Brennwertkessel (als Referenz) Variante 1: HHS + Gas-Spitzenlast + Solarthermie Variante 2: HHS + Gas-Spitzenlast + Erdgas-BHKW (ohne Solarthermie, da größer dimensioniertes BHKW mit mehr Wärmeproduktion) Variante 3: HHS + Gas-Spitzenlast + Holz-KWK mit HHS (nur zum Vergleich mit Variante 4) Variante 4: HHS + Gas-Spitzenlast + Holz-KWK mit HHS + Solarthermie 4.1 Ziele und Randbedingungen für die Entwicklung von Energieversorgungskonzepten Das Modellprojekt „EnEffStadt: Bürgerheim Biberach 2012“ hat die Zielsetzung einer innovativen und nachhaltigen Wärmeversorgung des Bürgerheims. Verschiedene Altbauten befinden sich auf diesem Areal und benötigen heute und auch in Zukunft hohe Vorlauftemperaturen. Somit wurden von vorne herein keine Wärmepumpen für die Wärmeerzeugung in Betracht gezogen. Das Bürgerheim Biberach besitzt große Flächen heimischer Wälder. Das Restholz aus der Bewirtschaftung bietet sich an, um der Wärmeerzeugung im Bürgerheim zu dienen. Um dem Anspruch der innovativen Wärmeerzeugung gerecht zu werden, wurde der Fokus auf die Kraft-Wärme Kopplung aus Holzhackschnitzeln gelegt. Die CO2 Emissionen in den nachfolgenden Darstellungen wurden mit Hilfe von GEMIS ermittelt, die Primärenergieberechnungen erfolgten nach DIN V 18599 mit einer Berücksichtigung nur des nicht regenerativen Anteils. Alle Preise bzw. Kosten werden, soweit nicht ausdrücklich anders benannt, als Nettokosten ausgewiesen. Preisstand ist das 4. Quartal 2012. Folgende Energiepreise und Preissteigerungen liegen den Berechnungen zugrunde: Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 38 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach Hackgut W15 Hackgut W35 Erdgas Strom LowEx-Quartiersentwicklung Energiepreis 130 €/tonne 80 €/tonne 4,7 Ct/kWh (Bezug Heizwert) 15,5 Ct/kWh Jährliche Preissteigerung 4% 4% 6% 5% Investitionsgüter Tariflohn 1% 3% Die Preissteigerungen entstammen den Angaben des Statistischen Bundesamtes für die letzten 7 Jahre. Preissteigerungen für Hackgut und Erdgas wurden nach eigenen Erfahrungen angepasst. Der Hilfsstrombedarf der Heizanlagen wurde in den folgenden Jahresvollkosten-Tabellen jeweils unter „Verbrauchsgebundene Kosten, Betriebsmittel und Ascheentsorgung“ subsummiert. Einnahmen durch Stromeinspeisung wurden gemäß den jeweils zutreffenden Förderrichtlinien kalkuliert. Für das Erdgas-BHKW wurde vereinfacht angenommen, dass 50 % der BHKW-Stromproduktion selbst genutzt wird. Beim Holz-BHKW wird der erzeugte Strom aufgrund der wirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit zu 100 % eingespeist. Der Heizkostenvergleich erfolgt in Anlehnung an den VDI 2067 Standard. Allgemeine Berechnungsrandbedingungen mit einem Mischzinssatz von 2 % nominal und weiteren folgenden Annahmen: Basisdaten Anlagenteile Hackschnitzelkessel Anlagenteile Spitzenlastkessel BHKW Hydraulik Bauliche Anlagen Stamm- und Zweigleitungen Rohrgraben Hausanschlusskosten Planung Sonstiges Nutzungsdauer Instandhaltung [Jahre] [%] [%] 15 15 10 20 30 20 20 20 20 20 7,8 7,8 11,1 6,1 4,5 6,1 6,1 6,1 6,1 6,1 1,0 1,0 1,0 1,0 0,5 0,5 --0,5 ----- Die Basisdaten für den Heizwärmebedarf lauten: Jahreswärmebedarf (einschl. Netzverluste) Jahresvolllaststunden Gesamtheizlast Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Annuität 2.795 MWh/a 1.996 h/a 1.400 kW Seite 39 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 4.2 Variante 0 (Referenz): Gasheizung Brennwert-Kessel - Technische Beschreibung Als Referenzvariante wurde eine Gasbrennwertkesselanlage gewählt. Die Referenz dient dem wirtschaftlichen Vergleich der Alternativen. Es wurde eine Tandem-Anlage betrachtet aus zwei 700 kW Gasbrennwertkesseln. Die bestehende Heizzentrale würde weiter genutzt werden. Die Bestandskessel werden entfernt und durch neue ersetzt. Hocheffizienzpumpen speisen das Netz. Eine neue Gebäudeleittechnik (GLT) regelt die Erzeuger und das Nahwärmenetz. Der bestehende Kamin kann weiter genutzt werden. JDL Wärme 2020 1000 Leistung in kW 800 JDL Grund + TWW + HZG 600 JDL TWW + Grundlast Grundlast 400 200 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 Stunden im Jahr Bild 4-1: Jahresdauerlinie im Jahr 2020. Der komplette Jahreswärmebedarf wird durch den Gaskessel gedeckt. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 40 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung - Berechnung der Jahresvollkosten (1. Jahr) Position 2 x 700 kW Gasbrennwert Kessel Gaskessel Anteil an Gesamtwärme Investitionskosten (netto) 1.1 bis 1.4 Anlagenteile Wärmeerzeuger 1.5 Hydraulik 1.6 bauliche Anlagen 1.7 Stamm- und Zweigleitungen 1.8 Rohrgraben 1.9 Hausanschlusskosten 1.10 Planung 1.11 sonstiges Gesamtinvestition Förderung Förderquote (auf Förderungsfähigkeit achten) Investition abzgl. Förderung, BKZ Kapitalkosten 1.1 bis 1.4 Anlagenteile Wärmeerzeuger 1.5 Hydraulik 1.6 bauliche Anlagen 1.7 Stamm- und Zweigleitungen 1.8 Rohrgraben 1.9 Hausanschlusskosten 1.10 Planung 1.11 sonstiges Kapitalgebundene Kosten Verbrauchsgebundene Kosten Brennstoffkosten Betriebsmittel und Ascheentsorgung Verbrauchsgebundene Kosten Betriebsgebundene Kosten 1.1 bis 1.4 Instandhaltung Wärmeerzeuger 1.5 Instandhaltung Hydraulik 1.6 Instandhaltung bauliche Anlagen 1.7 Instandh. Stamm- und Zweigleitungen 1.9 Instandh. Hausanschlusskosten Summe Instandhaltungskosten Personal- und Verwaltungskosten Rauchfangkehrer Wartung, Service Betriebsgebundene Kosten Erlöse Erlöse Sonstige Kosten Versicherung, etc. Sonstige Kosten 100% 122.000 € 69.600 € 88.690 € 62.832 € 48.600 € 50.000 € 15.000 € 456.722 € 0,0% 456.722 € 9.495 €/a 4.257 €/a 0 €/a 5.424 €/a 3.843 €/a 2.972 €/a 3.058 €/a 917 €/a 29.965 €/a 141.101 €/a 2.284 €/a 143.385 €/a 1.220 €/a 696 €/a 0 €/a 443 €/a 243 €/a 2.602 €/a 3.000 €/a 200 €/a 300 €/a 6.102 €/a 0 €/a 1.000 €/a 1.000 €/a Gesamtkosten (netto) im 1. Jahr 180.452 €/a Gesamtkosten (brutto) im 1. Jahr 214.738 €/a Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 41 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung - Bewertung Wirtschaftlich zeichnet sich die Referenzvariante durch geringe Investitionskosten aus. Dem gegenüber stehen hohe Brennstoffkosten. Erdgas ist teurer und die Erdgaspreissteigerung ist laut Expertenkreisen höher anzusetzen als bei regenerativen Energieträgern. Die CO2 Emissionen liegen bei 730.000 kg pro Jahr. Der fossile Primärenergieeinsatz beträgt 3.300 MWh pro Jahr. Das Erdgas wird per Erdleitung bis zum Kessel geführt. Der Brennstoffbezug wird nicht von den Bewohnern wahrgenommen. Der Großteil des Erdgases kommt aus dem Ausland. Die Wertschöpfung bleibt nicht in Deutschland. Die Brennwertnutzung von Erdgas ist eine ausgereifte Technologie und konnte in den achtziger Jahren als innovativ bewertet werden. Der konventionelle Ansatz zu ungebremstem Verbrauch fossiler Energien ist nicht innovativ. Auf Grund hoher CO2 Emissionen und Abhängigkeit von Erdgas-„Multis“ kann nicht von Identifikation mit diesem Energieträger gesprochen werden - Nutzwertanalyse Die vorstehende Bewertung der Variante wird grafisch dargestellt. Es werden fünf Wertungsstufen eingefügt, von denen die rote Farbe die negativste und die grüne Farbe die positivste Bewertung bedeutet. Nutzwertanalyse Variante 0 Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 42 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 4.3 Variante 1: Holzhackschnitzelheizung (HHS) mit Gas-Spitzenlastkessel, Solarthermie - Technische Beschreibung Eine Holzhackschnitzel-Kesselanlage in der bestehenden Heizzentrale ist nicht möglich. Eine neue Heizzentrale wird also benötigt. Die Analyse des Jahreslastgangs ergab, dass ein Kessel mit 650 kW thermischer Leistung geeignet ist. Dafür ist ein Hackgutlager von über 100 m³ nötig, um den durchgängigen Betrieb zu gewährleisten. Ein häufiges An und Ausschalten eines Biomassekessels sollte vermieden werden. Zudem sind Lastspitzen von über 1000 kW zu erwarten. Ein Pufferspeicher verringert die Takthäufigkeit im Sommer und fängt Lastspitzen im Winter ab. Das Speichervolumen sollte etwa 27 m³ betragen. Ab 2014 werden verschärfte Verordnungen bezüglich der Feinstaubemissionen von Biomassekesseln gelten. Um diese zu erfüllen, sind Filteranlagen notwendig. Es wurde ein System aus Multizyklon mit E-Filter angedacht. Die ganze Anlage wird in einer neu zu errichtenden Heizzentrale untergebracht. Das Dach dieser Anlage würde mit solarthermischen Vakuumröhrenkollektoren bestückt. Bild 4-2: Jahresdauerlinie im Jahr 2020. Vom Hackgutkessel werden 78%, vom Gas-Spitzenlastkessel 21% des Wärmebedarfs erbracht. Die Solarthermie trägt 1% zur Wärmebedarfsdeckung bei. Die Linien sind Simulationsergebnisse (TU Dresden), welche das Wärmelieferpotenzial aufzeigen, dabei jedoch die reale Verfügbarkeit nicht berücksichtigen. In der Realität wird es leichte Verschiebungen hin zum Gaskessel geben. Die Solarthermie wurde bewusst nicht als geordnete Jahresdauerlinie, sondern als Jahreslastgang eingetragen, um falsche Schlüsse zu vermeiden (wie z.B., dass die Solarthermie die Spitzenlast verringert) Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 43 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung - Berechnung der Jahresvollkosten (1. Jahr) Position Anteil an Gesamtwärme Abschätzung des Brennstoffbedarfes Investitionskosten (netto) 1.1 bis 1.4 Anlagenteile Wärmeerzeuger 1.5 Hydraulik 1.6 bauliche Anlagen 1.7 Stamm- und Zweigleitungen 1.8 Rohrgraben 1.9 Hausanschlusskosten 1.10 Planung 1.11 sonstiges Gesamtinvestition Förderung Förderquote (auf Förderfähigkeit achten) Investition abzgl. Förderung, BKZ Kapitalkosten 1.1 bis 1.4 Anlagenteile Wärmeerzeuger 1.5 Hydraulik 1.6 bauliche Anlagen 1.7 Stamm- und Zweigleitungen 1.8 Rohrgraben 1.9 Hausanschlusskosten 1.10 Planung 1.11 sonstiges Kapitalgebundene Kosten Verbrauchsgebundene Kosten Brennstoffkosten Betriebsmittel und Ascheentsorgung Verbrauchsgebundene Kosten Betriebsgebundene Kosten 1.1 bis 1.4 Instandhaltung Wärmeerzeuger 1.5 Instandhaltung Hydraulik 1.6 Instandhaltung bauliche Anlagen 1.7 Instandh. Stamm- und Zweigleitungen 1.9 Instandh. Hausanschlusskosten Summe Instandhaltungskosten Personal- und Verwaltungskosten Rauchfangkehrer Wartung, Service Betriebsgebundene Kosten Erlöse Sonstige Kosten Versicherung, etc. Sonstige Kosten Gesamtkosten (netto) im 1. Jahr Gesamtkosten (brutto) im 1. Jahr Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe 650 kW Hackgutkessel 75 m² Solarthermie 1.400 kW Gaskessel Hackgutkessel 78% 3.352 m³ SRM 843 to Gaskessel Solarthermie 21% 1% 369.700 € 69.600 € 364.050 € 93.110 € 59.664 € 48.600 € 130.000 € 15.000 € 1.246.324 € 80.260 € 6,4% 1.166.064 € 53.000 € 43.600 € 26.919 €/a 3.982 €/a 15.208 €/a 5.328 €/a 3.414 €/a 2.781 €/a 7.438 €/a 858 €/a 72.962 €/a 3.859 €/a 3.175 €/a 67.473 €/a 6.232 €/a 104.982 €/a 31.277 €/a 3.697 €/a 696 €/a 1.820 €/a 466 €/a 243 €/a 6.922 €/a 10.000 €/a 200 €/a 600 €/a 18.688 €/a 0 €/a 530 €/a 436 €/a 530 €/a 436 €/a 2.000 €/a 2.000 €/a 198.632 €/a 236.373 €/a Seite 44 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung - Bewertung Die kumulierten Einsparungen gegenüber der Referenz liegen nach 10 Jahren bei rund 26.000 €. Der Brennstoff Holzhackschnitzel ist pro kWh günstiger als Erdgas. Der Wirkungsgrad von Biomassekesseln ist schlechter als der von Gasbrennwertgeräten. Dennoch ist der Preis pro MWh Wärme nach dem Kessel geringer als bei Gasbrennwertgeräten. Dies führt zu einer etwas besseren Wirtschaftlichkeit, wenn der Betrachtungszeitraum 10 Jahre beträgt. Die Investitionen sind im Vergleich zur Referenz mehr als doppelt so hoch. 250.000 kg CO2 werden pro Jahr emittiert. Der fossile Primärenergieeinsatz liegt bei 1.330 MWh. Etwa 50 LKW-Lieferungen pro Jahr sind für das Hackgut notwendig. Die Hackschnitzel aus den heimischen Wäldern, werden vor Ort gehackt und in der Region zwischengelagert und eventuell aufbereitet. Die Wertschöpfung bleibt in der Region. Die Hackgutlieferungen werden wahrgenommen. Hackgutkessel existieren seit gut 15 Jahren auf dem Markt und sind ausgereifte Serienprodukte. Zahlreiche Innovationen in Sachen Hackgutförderung, Reinigung, Wirkungsgrad und Automation haben im Verlauf der letzten 10 Jahre stattgefunden. Der Einsatz von Holzhackschnitzeln als erneuerbare Energieträger in Verbindung mit der Nutzung solarer Energiegewinne wird als Mindeststandard einer Innovation eingeschätzt. Die Identifikation mit dem Rohstoff Holz ist sehr gut möglich, jedoch bei einfacher Technik. - Nutzwertanalyse Die vorstehende Bewertung der Variante wird grafisch dargestellt. Es werden fünf Wertungsstufen eingefügt, von denen die rote Farbe die negativste und die grüne Farbe die positivste Bewertung bedeutet. Nutzwertanalyse Variante 1 Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 45 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 4.4 Variante 2: HHS+Gas-Spitzenlastkessel und Erdgas-BHKW - Technische Beschreibung Die Analyse des Jahreslastgangs stellte ein BHKW mit 110 kW elektrischer und 180 kW thermischer Leistung als sinnvoll dar. Die Größenordnung des Hackschnitzelkessels liegt bei der Kombination mit diesem Erdgas-BHKW bei 450 kW. Um einen wirtschaftlichen Betrieb des BHKWs zu ermöglichen, soll dies selten takten. Ein großer Puffer verringert die Takthäufigkeit. Das Puffervolumen liegt bei 27 m³. Der Hackgutkessel und das Hackgutlager benötigen eine Heizzentrale, die straßennah gewählt wird. Auf Solarthermie wird bei dieser Variante verzichtet, da diese die bereits optimierte Laufzeit des Erdgas-BHKWs beeinträchtigen würde. JDL Wärme 2020 1000 Leistung in kW 800 Peak und Puffer 600 Hackgutkessel Erdgas BHKW 400 200 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 Stunden im Jahr Bild 4-3: Jahresdauerlinie im Jahr 2020. Dabei wird der Jahreswärmebedarf durch ein Erdgas BHKW zu 44%, einen Hackgutkessel zu 45% und einen Gas-Spitzenlastkessel zu 11 % erbracht. Auch hier gilt, dass es aufgrund der realen Verfügbarkeit in der Praxis zu kleineren Verschiebungen hin zum Gaskessel kommen wird. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 46 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung - Berechnung der Jahresvollkosten (1. Jahr) Position Anteil an Gesamtwärme Abschätzung des Brennstoffbedarfes Investitionskosten (netto) 1.1 bis 1.4 Anlagenteile Wärmeerzeuger 1.5 Hydraulik 1.6 bauliche Anlagen 1.7 Stamm- und Zweigleitungen 1.8 Rohrgraben 1.9 Hausanschlusskosten 1.10 Planung 1.11 sonstiges Gesamtinvestition Förderung Förderquote (auf Förderungsfähigkeit achten) Investition abzgl. Förderung, BKZ Kapitalkosten 1.1 bis 1.4 Anlagenteile Wärmeerzeuger 1.5 Hydraulik 1.6 bauliche Anlagen 1.7 Stamm- und Zweigleitungen 1.8 Rohrgraben 1.9 Hausanschlusskosten 1.10 Planung 1.11 sonstiges Kapitalgebundene Kosten Verbrauchsgebundene Kosten Brennstoffkosten Betriebsmittel und Ascheentsorgung Verbrauchsgebundene Kosten Betriebsgebundene Kosten 1.1 bis 1.4 Instandhaltung Wärmeerzeuger 1.5 Instandhaltung Hydraulik 1.6 Instandhaltung bauliche Anlagen 1.7 Instandh. Stamm- und Zweigleitungen 1.9 Instandh. Hausanschlusskosten Summe Instandhaltungskosten Personal- und Verwaltungskosten Rauchfangkehrer Wartung, Service Betriebsgebundene Kosten Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe 450 kW Hackgutkessel Erdgas BHKW (110 kWel, 180 kWth) 1.400 kW Gaskessel Hackgutkessel Erdgas-BHKW 45% 44% Gaskessel 11% 1.934 m³ 487 to 321.700 € 69.600 € 364.050 € 93.110 € 59.664 € 48.600 € 145.000 € 15.000 € 1.334.724 € 56.820 € 4,3% 1.277.904 € 165.000 € 53.000 € 23.971 €/a 4.075 €/a 15.563 €/a 5.452 €/a 3.494 €/a 2.846 €/a 8.490 €/a 878 €/a 86.304 €/a 17.587 €/a 3.949 €/a 38.927 €/a 6.674 €/a 168.832 €/a 106.848 €/a 16.383 €/a 3.217 €/a 696 €/a 1.820 €/a 466 €/a 243 €/a 6.442 €/a 10.000 €/a 200 €/a 600 €/a 34.422 €/a 1.650 €/a 530 €/a 1.650 €/a 530 €/a 15.000 €/a Seite 47 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Fortsetzung Tabelle Jahresvollkosten Hackgutkessel Erlöse Grundvergütung (EEG) EK I nach KWKG anteilig bis 50 kWel nach KWKG anteilig über 50 kWel bis 250 kWel vermiedene NN-Kosten Einspeisevergütung (Ø Quartal II / 2012) Rückerstattung Energiesteuer Bewertung selbstgenutzter Strom Erlöse Sonstige Kosten Versicherung, etc. Sonstige Kosten Erdgas-BHKW Gaskessel -20.383 €/a -18.084 €/a -2.114 €/a -16.739 €/a -12.504 €/a -64.237 €/a -134.061 €/a 2.000 €/a 2.000 €/a Gesamtkosten (netto) im 1. Jahr 157.498 €/a Gesamtkosten (brutto) im 1. Jahr 187.422 €/a - Bewertung Diese Variante stellt sich wirtschaftlich sehr gut dar. Die kumulierten Einsparungen gegenüber der Referenz liegen nach 10 Jahren bei rund 120.000 €. Die im Jahr 2012 gestiegene KWKG Förderung begünstigt dies. Das Erdgas-BHKW produziert Strom, der deutlich unter den Marktpreisen liegt. Die Investitionskosten liegen bei 1.300.000 €. Etwa 4 % können an Förderungen (KFW Bank) bezogen werden. Die CO2-Emissionen liegen bei 170.000 kg pro Jahr, unter Berücksichtigung des produzierten BHKW-Stroms. An fossiler Primärenergie werden 940 MWh pro Jahr eingesetzt, unter Berücksichtigung der Stromgutschrift. Etwa 30 LKW-Ladungen an Hackgut werden pro Jahr anfallen. Die Wertschöpfung der Hackschnitzelbeschaffung bleibt in der Region. Erdgas trägt zu keiner regionalen Wertschöpfung bei. Erdgas-BHKWs werden seit gut 15 Jahren als Wärme und Stromlieferant in dieser Größenordnung eingesetzt. Vereinzelte Innovationen in den letzten 5 Jahren brachten den Gesamtwirkungsgrad um wenige Prozentpunkte an den Rand der technischen Möglichkeiten. Für den Hackschnitzelkessel gilt das Gleiche wie der vorigen Variante 1 beschrieben. Der Einsatz von Holzhackschnitzeln als erneuerbare Energieträger in Verbindung mit einer fossil befeuerten KWK-Komponente zur Stromerzeugung kann ebenfalls als Innovations-Mindeststandard eingestuft werden. Die dezentrale Kraft-Wärme Kopplung gilt als wichtiger Eckpfeiler für die Energiewende in Deutschland. Somit kann das Erdgas-BHKW trotz fossilem Energieträger zu einer guten Identifikation führen Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 48 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung - Nutzwertanalyse Die vorstehende Bewertung der Variante wird grafisch dargestellt. Es werden fünf Wertungsstufen eingefügt, von denen die rote Farbe die negativste und die grüne Farbe die positivste Bewertung bedeutet. Nutzwertanalyse Variante 2 Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 49 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 4.5 Variante 3: HHS + Gas-Spitzenlastkessel und Holz-KWK mit HHS - Technische Beschreibung Im Kapitel „Marktrecherche Holz Kraftwärmekopplung“ des Schlussberichts Teil 1 wurden am Markt verfügbare Technologien der Holz-KWK eingehend untersucht. Eine gekürzte und aktualisierte Fassung findet sich in Annex 1 des vorliegenden Schlussberichts Teil 2. Die Recherche führte zu einem Holzvergaser-Verbrennungsmotor. Mit 45 kW elektrischer und 105 kW thermischer Leistung kommt das BHKW selbst im Sommer auf lange Laufzeiten. Wie bei den anderen Varianten ist ein neues Gebäude für die Heizzentrale nötig. Die detaillierte Analyse des Jahreslastgangs durch Dr. Gnüchtel (Technischen Universität Dresden) ergab, dass ein Hackschnitzelkessel im Leistungsbereich von 500 kW eingesetzt werden sollte. Der Pufferspeicher hat ein Volumen von 27 m³. Ein Holzgas BHKW ist mit Geruchsemissionen verbunden. Der teerartige Geruch rührt vor allem aus dem Holzvergaser, denn der Motorblock wird von den Herstellern ungekapselt geliefert. Für die Heizzentrale des Bürgerheims wird vorgeschlagen, den Aufstellraum des Holzgas BHKWs in der Heizzentrale mit Schalldämpfkulissen in den Kanälen zu belüften. Außerdem wäre es sinnvoll, planerisch Platz dafür vorzusehen, Aktivkohlefilter in die Abluft zu integrieren, falls der teerartige Geruch in der Umgebung wahrgenommen werden sollte. JDL Wärme 2020 1000 L eis tu n g in kW 800 Peak und Puffer 600 Hackgutkessel Holzgas BHKW 400 200 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 Stunden im Jahr Bild 4-4: Jahresdauerlinie im Jahr 2020. Der Jahreswärmebedarf wird durch ein Holzgas BHKW zu 24%, einen Hackgutkessel zu 63% und einen Gas-Spitzenlastkessel zu 13% gedeckt. Wie in den anderen Alternativen kann es auch hier kleinere Verschiebungen zum Gaskessel hin geben, aufgrund der realen Verfügbarkeiten. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 50 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung - Berechnung der Jahresvollkosten (1. Jahr) Position Anteil an Gesamtwärme Abschätzung des Brennstoffbedarfes Investitionskosten (netto) 1.1 bis 1.4 Anlagenteile Wärmeerzeuger 1.5 Hydraulik 1.6 bauliche Anlagen 1.7 Stamm- und Zweigleitungen 1.8 Rohrgraben 1.9 Hausanschlusskosten 1.10 Planung 1.11 sonstiges Gesamtinvestition Förderung Förderquote (auf Förderungsfähigkeit achten) Investition abzgl. Förderung, BKZ Kapitalkosten 1.1 bis 1.4 Anlagenteile Wärmeerzeuger 1.5 Hydraulik 1.6 bauliche Anlagen 1.7 Stamm- und Zweigleitungen 1.8 Rohrgraben 1.9 Hausanschlusskosten 1.10 Planung 1.11 sonstiges Kapitalgebundene Kosten Verbrauchsgebundene Kosten Brennstoffkosten Betriebsmittel und Ascheentsorgung Verbrauchsgebundene Kosten Betriebsgebundene Kosten 1.1 bis 1.4 Instandhaltung Wärmeerzeuger 1.5 Instandhaltung Hydraulik 1.6 Instandhaltung bauliche Anlagen 1.7 Instandh. Stamm- und Zweigleitungen 1.9 Instandh. Hausanschlusskosten Summe Instandhaltungskosten Personal- und Verwaltungskosten Rauchfangkehrer Wartung, Service Betriebsgebundene Kosten Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe 500 kW Hackgutkessel Holz BHKW (45 kWel, 105 kWth) 1.400 kW Gaskessel 90% BHKW-Verfügbarkeit Hackgutkessel 63% Holz-BHKW 24% Gaskessel 13% 2.708 m³SRM 1.557 m³SRM 681 to 296 to 333.700 € 69.600 € 364.050 € 93.110 € 59.664 € 48.600 € 150.000 € 15.000 € 1.416.724 € 58.320 € 4,1% 1.358.404 € 230.000 € 53.000 € 24.901 €/a 4.081 €/a 15.586 €/a 5.460 €/a 3.499 €/a 2.850 €/a 8.796 €/a 880 €/a 94.558 €/a 24.551 €/a 3.955 €/a 54.498 €/a 7.084 €/a 119.373 €/a 38.429 €/a 19.362 €/a 3.337 €/a 696 €/a 1.820 €/a 466 €/a 243 €/a 6.562 €/a 10.000 €/a 200 €/a 600 €/a 50.192 €/a 2.300 €/a 530 €/a 2.300 €/a 530 €/a 30.000 €/a Seite 51 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Fortsetzung Tabelle Jahresvollkosten Hackgutkessel Erlöse Grundvergütung (EEG) EK I nach KWKG anteilig bis 50 kWel nach KWKG anteilig über 50 kWel bis 250 kWel vermiedene NN-Kosten Einspeisevergütung (Ø Quartal II / 2012) Rückerstattung Energiesteuer Bewertung selbstgenutzter Strom Erlöse Sonstige Kosten Versicherung, etc. Sonstige Kosten Holz-BHKW Gaskessel -42.002 €/a -17.623 €/a -59.625 €/a 3.000 €/a 3.000 €/a Gesamtkosten (netto) im 1. Jahr 207.498 €/a Gesamtkosten (brutto) im 1. Jahr 246.922 €/a - Bewertung Bei dem gewählten konservativen Ansatz (hohe Wartungskosten, keine Pilotförderung, 10 Jahre Betrachtungszeitraum) zeichnet sich diese Variante nicht durch eine hohe Wirtschaftlichkeit aus. Nach 10 Jahren kumuliert sich noch ein Mehraufwand von rund 90.000 € gegenüber der Referenz (wird zusehends geringer). Die Investitionskosten belaufen sich auf ca. 1.400.000 €. Etwa 4 % können an Förderungen (KFW Bank) bezogen werden. Pro Jahr entstehen 34.000 kg CO2. Die Verdrängung des deutschen Strommixes ist enthalten. Der fossile Primarenergieeinsatz beträgt 383 MWh/a (Stromgutschrift berücksichtigt). Für den Hackschnitzel Transport sind etwa 60 LKW-Lieferungen notwendig. Über 85 % der produzierten Wärme stammt aus den Hackschnitzeln. Die komplette Wertschöpfungskette bleibt in der Region. Holzvergaser Verbrennungsmotoren gab es schon in den 1940er Jahren, jedoch sind diese nicht dem heutigen technischen Stand vergleichbar. Der Einsatz eines vollautomatisierten Holzhackschnitzel-BHKWs zur dezentralen innerstädtischen Kraft-Wärme Kopplung ist derzeit eine Innovation. Diese Innovation stellt eine merkliche Förderung durch EnEff:Stadt in Aussicht. Im Gegensatz zu V1 und V2 wird der erneuerbare und heimische Energieträger Holz auch hinsichtlich seines Exergiegehaltes genutzt. Der hohe Deckungsgrad der benötigten Wärme durch Hackschnitzel und die effiziente Nutzung des Rohstoffes Holz führt zu einer hohen Identifikation mit der eingesetzten Technologie. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 52 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung - Nutzwertanalyse Die vorstehende Bewertung der Variante wird grafisch dargestellt. Es werden fünf Wertungsstufen eingefügt, von denen die rote Farbe die negativste und die grüne Farbe die positivste Bewertung bedeutet. Nutzwertanalyse Variante 3 Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 53 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 4.6 Variante 4: HHS + Gas-Spitzenlastkessel + Holz-KWK mit HHS und Solarthermie - Technische Beschreibung Die eingesetzte Technologie mit ihren Komponenten ist mit der von Variante 3 identisch. Zu diesem System wird in Variante 4 eine solarthermische Anlage hinzugefügt. Die detaillierte Analyse des Lastganges ergab, dass eine solarthermische Anlage mit 75 m² die Laufzeit des Holzgas-BHKW kaum beeinflusst. Es ist geplant, den zentralen Pufferspeicher mit der Solarthermie zu laden. Zwischen Kollektor und Puffer wird ein Wärmetauscher zwischengeschaltet, um den unterschiedlichen Anforderungen an die Betriebsmedien gerecht zu werden. Bild 4-5: Jahresdauerlinie im Jahr 2020. Der Jahreswärmebedarf wird durch ein Holzgas BHKW zu 23%, einen Hackgutkessel zu 64%, einen Gas-Spitzenlastkessel zu 12% und ein kleines Solarthermiefeld zu 1% gedeckt. Wie in den anderen Alternativen kann es auch hier kleinere Verschiebungen zum Gaskessel hin geben, aufgrund der realen Verfügbarkeiten. Die Solarthermie wurde auch hier bewusst nicht als geordnete Jahresdauerlinie, sondern als Jahreslastgang eingetragen, um falsche Schlüsse zu vermeiden (wie z.B., dass die Solarthermie die Spitzenlast verringert) Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 54 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung - Berechnung der Jahresvollkosten (1. Jahr) Position Anteil an Gesamtwärme Abschätzung des Brennstoffbedarfes Investitionskosten (netto) 1.1 bis 1.4 Anlagenteile Wärmeerzeuger 1.5 Hydraulik 1.6 bauliche Anlagen 1.7 Stamm- und Zweigleitungen 1.8 Rohrgraben 1.9 Hausanschlusskosten 1.10 Planung 1.11 sonstiges Gesamtinvestition Förderung Förderquote (auf Förderungsfähigkeit achten) Investition abzgl. Förderung, BKZ Kapitalkosten 1.1 bis 1.4 Anlagenteile Wärmeerzeuger 1.5 Hydraulik 1.6 bauliche Anlagen 1.7 Stamm- und Zweigleitungen 1.8 Rohrgraben 1.9 Hausanschlusskosten 1.10 Planung 1.11 sonstiges Kapitalgebundene Kosten Verbrauchsgebundene Kosten Brennstoffkosten Betriebsmittel und Ascheentsorgung Verbrauchsgebundene Kosten Betriebsgebundene Kosten 1.1 bis 1.4 Instandhaltung Wärmeerzeuger 1.5 Instandhaltung Hydraulik 1.6 Instandhaltung bauliche Anlagen 1.7 Instandh. Stamm- und Zweigleitungen 1.9 Instandh. Hausanschlusskosten Summe Instandhaltungskosten Personal- und Verwaltungskosten Rauchfangkehrer Wartung, Service Betriebsgebundene Kosten Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe 500 kW Hackgutkessel Holz-BHKW (45 kWel, 105 kWth) 75 m² Solarthermie, 1.400 kW Gas 90% BHKW-Verfügbarkeit Hackgutkessel Holz-BHKW Gaskessel Solarthermie 64% 23% 12% 1% 2.751 m³SRM 1492 m³SRM 692 to 283 to 333.700 € 69.600 € 364.050 € 93.110 € 59.664 € 48.600 € 155.000 € 15.000 € 1.465.324 € 78.910 € 5,4% 1.386.414 € 230.000 € 53.000 € 43.600 € 24.572 €/a 4.027 €/a 15.379 €/a 5.388 €/a 3.452 €/a 2.812 €/a 8.969 €/a 868 €/a 96.807 €/a 24.226 €/a 3.903 €/a 3.210 €/a 55.363 €/a 7.327 €/a 117.390 €/a 3.337 €/a 696 €/a 3.641 €/a 466 €/a 243 €/a 8.382 €/a 10.000 €/a 200 €/a 600 €/a 52.448 €/a 36.828 €/a 17.873 €/a 2.300 €/a 530 €/a 436 €/a 2.300 €/a 530 €/a 436 €/a 30.000 €/a Seite 55 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Fortsetzung Tabelle Jahresvollkosten Hackgutkessel Erlöse Grundvergütung (EEG) EK I nach KWKG anteilig bis 50 kWel nach KWKG anteilig über 50 kWel bis 250 kWel vermiedene NN-Kosten Einspeisevergütung (Ø Quartal II / 2012) Rückerstattung Energiesteuer Bewertung selbstgenutzter Strom Erlöse Sonstige Kosten Versicherung, etc. Sonstige Kosten Holz-BHKW Gaskessel Solarthermie -40.252 €/a -16.889 €/a -57.140 €/a 3.000 €/a 3.000 €/a Gesamtkosten (netto) im 1. Jahr 212.505 €/a Gesamtkosten (brutto) im 1. Jahr 252.880 €/a - Bewertung Die Solarthermie liefert nur 1 % am Jahreswärmebedarf. Sie ersetzt Wärme aus dem Holzgas BHKW, die für das Bürgerheim preisgünstig zur Verfügung steht. Dies erschwert die wirtschaftliche Darstellbarkeit. Einsparungen gegenüber der Referenz können nicht erzielt werden. Der kumulierte Mehraufwand gegenüber der Referenz liegt nach 10 Jahren bei rund 135.000 €. Die Investitionskosten liegen bei 1.450.000 €. Etwa 5 % können an Förderungen (KFW Bank) bezogen werden. Die CO2-Emissionen liegen bei 33.700 kg pro Jahr (Verdrängung Strommix beachtet). Der fossile Primärenergieeinsatz unter Berücksichtigung der Stromproduktion der Holz-KWK liegt mit 381 MWh/a sehr niedrig. Für den Hackschnitzel Transport sind etwa 60 LKW-Lieferungen notwendig. Ein Großteil der Wertschöpfung findet in der Region statt. Der Einsatz von Holzhackschnitzeln als erneuerbare Energieträger in Verbindung mit einer Holzvergasungs- und KWK-Komponente, sowie die Nutzung solarer Energiegewinne wird als höchst innovativ eingeschätzt, weil hier nach Fachmeinung zwei sich einander ausschließender Arten der Energieerzeugung zusammen gebracht werden und ein Weg aufzeigt wird, wie sich die unterschiedliche Nutzungsformen erneuerbarer Energien ergänzen können. Auch in dieser Variante wird die Exergie des Holzes genutzt. Diese Innovation stellt eine merkliche Förderung durch EnEff:Stadt in Aussicht. Ab einem gewissen Energiepreisniveau wird die Solarthermie in vielen Bereichen und Kombinationen wirtschaftlich darstellbar sein. Die Nutzung der kostenlos zur Verfügung stehenden Sonnenenergie hat beste Voraussetzungen, um auf die Bewohner positiv zu wirken. Insgesamt wird der Identifikationsgrad dieser Variante als am höchsten eingestuft. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 56 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung - Nutzwertanalyse Die vorstehende Bewertung der Variante wird grafisch dargestellt. Es werden fünf Wertungsstufen eingefügt, von denen die rote Farbe die negativste und die grüne Farbe die positivste Bewertung bedeutet. Nutzwertanalyse Variante 4 Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 57 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 4.7 Zusammenfassender Vergleich der Versorgungsvarianten Im Folgenden werden wichtige Basisdaten und Kernergebnisse der unterschiedlichen Varianten grafisch dargestellt und verglichen. Dabei finden folgende Abkürzungen Verwendung: H-K = G-K = G-KWK = H-KWK = Solar = Holzhackschnitzel(kessel) Erdgasspitzen- und Schwachlastkessel (Brennwertnutzung) Erdgas-Blockheizkraftwerk Holzhackschnitzel-Blockheizkraftwerk Solarthermie (75 m2) Bild 4-6: Anteile der verschiedenen Erzeuger an der Gesamtwärme-Bereitstellung In Variante 4 ist der Anteil regenerativer Wärmeerzeugung mit 88 % am höchsten. Es folgen Variante 3, dann Variante 1, dann Variante 2. Variante 0 verwendet zu 100 % fossile Energie. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 58 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 4-7: Primärenergieverbrauch für die Wärmebereitstellung in MWh, nur fossiler Anteil, Stromgutschrift berücksichtigt. Den geringsten fossilen Primärenergieverbrauch mit 381 MWh/a weist Variante 4 auf, dicht gefolgt von Variante 3 mit 383 MWh/a. Variante 1 und 2 liegen im Mittelfeld mit 1.331 bzw. 939 MWh/a. Stromgutschriften der BHKW-Stromproduktion sind dabei berücksichtigt. Schlusslicht ist die Referenzvariante 0 mit 3.302 MWh/a. Spez. Primärenergieverbrauch (fossiler Anteil) in kWh/m² temp. NGFa 140 120 100 80 60 40 20 0 V 0 (Referenz): G-K V 1: H-K + G-K + Solar V 2: H-K + G-K + G-KWK V 3: H-K + G-K + H-KWK V 4: H-K + G-K + H-KWK + Solar Bild 4-8: Flächenspezifischer Primärenergieverbrauch für die Wärmebereitstellung in kWh/m² 2 temperierter Nettogrundfläche und Jahr, nur fossiler Anteil (NGF = 26.241,83 m ), Stromgutschrift KWK berücksichtigt Die Ergebnisaussagen gleichen denjenigen der obigen Grafik 4-8. Ergänzend kann festgehalten werden, dass der flächenspezifische Primärenergieverbrauch bei Variante 3 und 4 mit ca. 15 kWh/m2a im Bereich erdgasbeheizter Passivhäuser liegt. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 59 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung CO2-Emissionen in t/a 800 700 600 500 400 300 200 100 0 V 0 (Referenz): G-K V 1: H-K + G-K + Solar CO2-Emissionen V 2: H-K + G-K + G-KWK V 3: H-K + G-K + H-KWK V 4: H-K + G-K + H-KWK + Solar CO2-Emissionen mit Berücksichtigung Stromproduktion Bild 4-9: Durch die Wärmebereitstellung verursachte CO2-Emissionen ohne und mit Stromgutschrift durch Stromerzeugung der Kraft-Wärme-Kopplung Unter Berücksichtigung der Stromgutschrift aufgrund der Stromerzeugung durch die KWKAnlagen, lassen sich die CO2-Emissionen gegenüber der Referenzvariante 0 um über 95 % senken (Variante 3 und 4). Mit einem Erdgas-BHKW und Holzhackschnitzelheizung werden immerhin 77 % Reduzierung erreicht (Variante 2). Ganz ohne Kraft-Wärme-Kopplung erreicht die Hackschnitzelheizung einer CO2-Emissionsverminderung von 65 % (Variante 1). Investitionkosten € netto gelbe Balken mit / schwarze Balken ohne Basis-Förderung 1.500.000 1.250.000 1.000.000 750.000 500.000 250.000 0 V 0 (Referenz): G-K V 1: H-K + G-K + Solar V 2: H-K + G-K + G-KWK V 3: H-K + G-K + H-KWK V 4: H-K + G-K + H-KWK + Solar Bild 4-10: Investitionskosten der Versorgungsalternativen. Die innovativen Alternativen 3 und 4 mit Holz-KWK liegen etwa Faktor 3 über der Referenzvariante, aber nur etwa 5 – 10 % über den Alternativen 1 (Holzheizung und Solarthermie) und 2 (Holzheizung und Erdgas-BHKW) Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 60 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 4-11: Jahresvollkosten der Versorgungsalternativen in Anlehnung an VDI 2067 für die ersten 10 Jahre Durchschnittliche Jahresvollkosten der ersten 10 Jahre in €/a 245.000 240.000 235.000 230.000 225.000 220.000 215.000 210.000 205.000 200.000 V 0 (Referenz): G-K V 1: H-K + G-K + Solar V 2: H-G + G-K + G-KWK V 3: H-K + G-K + H-KWK V 4: H-K + G-K + H-KWK + Solar Bild 4-12: Durchschnittliche Jahresvollkosten der ersten 10 Jahre. Jahresvollkosten Referenz Variante I Variante II Variante III Variante IV Jahr in €/a 180.452 198.196 157.498 207.498 212.505 1 189.024 203.100 163.814 212.924 217.827 2 198.106 208.232 170.498 218.577 223.371 3 207.729 213.603 177.572 224.469 229.146 4 217.925 219.226 223.526 230.609 235.162 5 228.729 225.113 231.451 237.009 241.431 6 240.176 231.276 239.841 243.681 247.964 7 252.307 237.731 248.724 250.638 254.773 8 265.160 244.490 258.130 257.892 261.870 9 278.781 251.570 268.092 265.458 269.269 10 Durchschnitt 225.839 223.254 213.914 234.875 239.332 Ergebnis: Bild 4-11 zeigt, dass die Varianten 3 und 4 in den ersten Jahren deutlich ungünstiger als die anderen Alternativen sind. Über die Jahre holen sie auf und liegen nach 10 Jahren im Mittelfeld. Ihre durchschnittlichen Jahresvollkosten liegen etwa 20 – 25 Tausend €/a über den Varianten 2 (Holzheizung und Erdgas BHKW) und Alternative 1 (Holzheizung und Solarthermie). Gegenüber der konventionellen Gasheizung liegen sie rund 10 – 15 Tausend €/a ungünstiger. Hauptgrund dafür sind die von uns konservativ hoch angesetzten Wartungskosten der Holz-KWK (30.000 €/a). Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 61 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Eine Jahresvollostenbetrachtung über die ersten 10 Jahre wurde gewählt, - da die Holz-BHKW nach 10 Jahren abgeschrieben ist und ggfs. einem neuen Aggregat weichen wird. Die Entwicklung auf dem Holz-KWK-Sektor geht aufgrund breit angelegter Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen zügig voran und in 10 Jahren wird man eine bessere Performance zu den gleichen Kosten oder dieselbe Performance zu niedrigeren Kosten erhalten können. Um wie viel sich dieses Verhältnis verbessert, ist heute jedoch nicht prognostizierbar. - da die Energiepreissteigerung über mehr als 10 Jahre eigentlich nicht vorhersehbar ist. Man kann zwar mit gegriffenen, durchschnittlichen 2%, 5 % oder 10 % pro Jahr rechnen. Tatsache ist jedoch, dass eine einzige größere Krise oder ein Lieferstopp den Ölpreis schlagartig dramatisch nach oben treiben würde, wie wir es in den letzten Jahren mehrfach erlebt haben. Es ist stark anzunehmen, dass sich die Preisschere zwischen Biomasse und fossilen Energieträgern öffnet, d.h. dass Biomasse sich nicht im selben Maße verteuert. Insofern liegen in 10 Jahren mit einiger Sicherheit deutlich günstigere finanzielle Randbedingungen vor, welche die Wirtschaftlichkeit der Holz-Heizung und Holz-KWK verbessern. 4.8 Kosten- und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen unter Maßgabe einer Förderung im BMWi-Förderkonzept „Energieeffiziente Stadt“ Für die Umsetzung einer CO2-neutralen Wärmeversorgung des Bürgerheims mit ca. 50% Verringerungen der flächenspezifischen Wärmebedarfswerte, einer Hackschnitzelheizung, Holz-KWK, sowie thermischer und photovoltaischer Solarenergienutzung, bestehen Aussichten auf die Aufnahme in das BMWi-Förderkonzept Energieeffiziente Stadt (EnEff:Stadt), da bereits die jetzige Konzeptionsphase Bestandteil des Förderkonzeptes ist. Im Förderkonzept werden investiv auch Investitionen für den Piloteinsatz neuartiger Techniken gefördert. Dies dürfte im Modellvorhaben „Bürgerheim Biberach“ zumindest die Holz-KWK im innovativ kleinen Maßstab und in Zusammenspiel mit einer Solarthermiefläche betreffen. Das Gesamtkonzept mit Hackschnitzelheizung als Hauptwärmelieferant und Gas-Spitzen- und Schwachlastkessel ist auch in der Hydraulik und der gesamten Regelungstechnik anspruchsvoll und deutlich innovativ, da hier konkurrierende regenerative Erzeugertypen wirtschaftlich harmonisch zusammengeführt werden. Ein weiteres Highlight eines Umsetzungs-Förderprojektes ist die Absicht, die gewählte technische Versorgung in einer Contractinglösung umzusetzen. Für die besonders innovativen Bausteine des Versorgungskonzeptes gehen wir in erster Näherung von derselben Förderquote von 75 % wie in der jetzigen Konzeptphase aus. Dadurch entstehen, was die Wärmeversorgung und Stromproduktion betrifft, folgende Kalkulationsgrundlagen: Die besonders innovativen Elemente der Heizzentrale werden zu 75 % durch das BMWi gefördert. Darunter fallen die Investitionskosten der Holzgas-KWK und die Solarthermie. 12 % der Investitionskosten sind als Planungskosten anzusetzen. Auch für die Planungskosten dieser innovativen Komponenten werden 75 % Förderung veranschlagt. Die Hydraulik fällt durch die Solarthermie und das Holzgas-BHKW komplizierter aus als bei den StandardLösungen. Wir setzen 50 % Förderung durch EnEff:Stadt bei der Hydraulik an. Das HolzgasBHKW benötigt einen extra Lagerraum für die Premium-Hackschnitzel. Wir setzen 75% Förderquote bei den Investitionskosten für den Lagerraum an. Dabei wurde auch berücksichtigt, dass die (allerdings deutlich geringeren) Tilgungszuschüsse der KFW durch die PTJ Förderung entfallen. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 62 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 4-13: Jahresvollkosten der Versorgungsalternativen in Anlehnung an VDI 2067 für die ersten 10 Jahre. Die Varianten 3 und 4 sind hier mit der voraussichtlichen Förderung eines EnEff:Stadt-Vorhabens gerechnet. Die tabellarische Ermittlung findet sich in Anhang 6. Durchschnittliche Jahresvollkosten der ersten 10 Jahre in €/a 230.000 225.000 220.000 215.000 210.000 205.000 200.000 V 0 (Referenz): G-K V 1: H-K + G-K + Solar V 2: H-G + G-K + G-KWK V 3: H-K + G-K + H-KWK V 4: H-K + G-K + H-KWK + Solar Bild 4-14: Durchschnittliche Jahresvollkosten der ersten 10 Jahre unter Berücksichtigung einer EnEff:Stadt-Förderung von 75 % für die besonders innovativen Komponenten (siehe oben). Jahresvollkosten mit EnEff:Stadt Förderung Var 3 und 4 Referenz 180.452 189.024 Variante I 198.196 203.100 Variante II 157.498 163.814 Variante III 184.107 189.518 Variante IV 187.119 192.423 Jahr 1 2 198.106 208.232 170.498 195.156 197.948 3 207.729 213.603 177.572 201.032 203.704 4 217.925 219.226 223.526 207.156 209.702 5 228.729 225.113 231.451 213.541 215.952 6 240.176 231.276 239.841 220.197 222.465 7 252.307 237.731 248.724 227.138 229.255 8 265.160 244.490 258.130 234.376 236.333 9 278.781 251.570 268.092 241.926 243.712 10 Durchschnitt 225.839 223.254 213.914 211.415 213.861 Ergebnis: Unter Berücksichtigung einer EnEff:Stadt-Förderung starten die Jahresvollkosten der Varianten 3 und 4 mit Holzheizung und Holz-KWK in den ersten Jahren im oberen Mittelfeld, etwa auf gleicher Höhe der Referenzvariante 0. Bereits im 5. Jahr sind die beiden HolzKWK-Varianten (Var. 3 und Var. 4) die wirtschaftlichsten Lösungen. Die 10-Jahres-Durchschnittswerte zeigen, dass die Holz-KWK-Varianten durch die angenommene Förderung etwa auf das Niveau der konventionellen KWK-Lösung gebracht werden (Variante 2, Holzheizung, Gasspitzenlastkessel und Gas-BHKW). Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 63 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 4.9 Zusammenfassende Gesamtbewertung der Versorgungsvarianten 4.9.1 Varianten-Gesamtbewertung Die vergleichende, wirtschaftliche Teilbewertung erfolgte auf Basis der Jahresvollkosten über die ersten 10 Jahre. Bei der Anrechnung der Förderung wurde eine Förderung durch die KfW-Bank berücksichtigt und auch die Stromvergütung bei KWK-Technik. Beim ErdgasBHKW wurde vereinfacht davon ausgegangen, dass 50 % des Stroms selbst verbraucht und 50 % in das öffentliche Netz eingespeist wird. Beim Holz-BHKW wird die EEG-Förderung ausgenutzt und 100 % Strom eingespeist. Weiterhin wurden (im Gegensatz zur Einzelbewertung in Abschnitt 4.6) für die Varianten 3 und 4 eine Modellprojektförderung im Rahmen des Förderkonzeptes EnEff:Stadt angenommen (siehe Abschnitt 4.8). Primärenergie- und CO2Bilanzwerte sind jeweils mit Stromgutschriften der BHKW-Stromproduktion berechnet. Aber neben der monetären Wirtschaftlichkeit gilt es bei einer Gesamtbewertung auch andere Kriterien zu beachten, z.B. die Zielstellung einer nachhaltigen, umweltfreundlichen Energieversorgung, die Frage des technischen Risikos bzw. der Ausgereiftheit von Techniken, die politische Signalwirkung und die Vermittelbarkeit des Konzeptes an die Bürger. Besonders interessant scheint uns hier das Thema der CO2-neutralen Heizenergieversorgung. Es folgt eine zusammengefasste stichwortartige Gesamtbewertung der Alternativen sowie die Zusammenfassung der Für- und Wider Argumente in einer gewichteten Entscheidungsmatrix. Variante 0: Gasbrennwertkessel (2 x 700 kW) = Referenzvariante Diese Variante ist lediglich als Referenzlösung gedacht, um die Wirtschaftlichkeit der anderen Varianten im Vergleich dazu bewerten zu können. Sie ist mit 457.000,- € die bei weitem kostengünstigste Variante in den Investitionskosten. Bei den durchschnittlichen Jahresvollkosten liegt die Referenzvariante auf Platz 5. Es wird nur fossiler Brennstoff zur Wärmeerzeugung genutzt. Dieses hat den vergleichsweise höchsten Einsatz an nicht regenativer Primärenergie und die höchsten CO2-Emissionen zur Folge. Sonstiges: Das Erreichen eines KfW- Effizienzhaus bei der Sanierung von Gebäude 1 mit den dazugehörigen Tilgungszuschüssen von der KfW wäre hinfällig. Stromerzeugung ist bei dieser Variante nur über PV-Flächen möglich. Variante 1: Holzhackschnitzelheizung 650 kW mit Gas-Spitzenlastkessel 1.400 kW und Solarthermie 75 m² (HHS/G/Solarthermie) - Alternative 1 liegt bei den Investitionskosten mit 1,17 Millionen € um mehr als Faktor 2 höher als die Referenzvariante, weist aber mit die günstigsten Investitionskosten im Vergleich der untersuchten umweltfreundlichen Versorgungskonzepte auf. - Im Jahresvollkosten-Ranking liegt sie auf Platz 4, ebenso im Einsatz nicht regenerativer Primärenergie und den CO2-Emissionen Sonstiges: - Nutzung heimischer Ressourcen: Holz und Sonne - Keine Kraft-Wärmekopplung Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 64 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Variante 2: Holzhackschnitzelheizung Erdgas-BHKW und Gas-Spitzenlastkessel (HHS/G/Erdgas-BHKW) - Investitionskosten mit 1,28 Mio € auf dem letzten Platz - Platz 3 bei den Jahresvollkosten, beim Einsatz nicht regenerativer Primärenergie und den CO2-Emissionen Sonstiges: - Erprobte Systemtechnik, geringes technisches Risiko - Durch den Einsatz eines Erdgas-BHKW vergleichsweise simplere Systemtechnik als HolzBHKW, jedoch unter Verwendung eines fossilen Energieträgers - Geringeres Verkehrsaufkommen als bei den 3 anderen umweltfreundlichen Varianten, weil Erdgas-Einsatz Variante 3: Holzhackschnitzelheizung, Holzvergaser-BHKW und Gas-Spitzenlastkessel (HHS/G/HHS-BHKW) - Unter Berücksichtigung der PTJ-Förderung mit 1,16 Mio € ähnlich günstige Investitionskosten wie Alternative 1. - Niedrigste Jahresvollkosten im Vergleich, damit Platz 1 - Gemeinsam mit Variante 4 auf dem ersten Platz bezüglich des geringsten Einsatzes nicht regenerativer Primärenergie und CO2-Emissionen Sonstiges: - Durch die BHKW-Befeuerung mit Holzhackschnitzeln erfolgt die Wärmeversorgung und Stromproduktion (bis auf den Gas-Spitzen-/Schwachlastkessel) über Holz aus eigenen Wäldern. Daher kommt diese Versorgungsalternative dem Ideal einer nachhaltigen Wärmeversorgung sehr nahe und wäre wohl auch in der Öffentlichkeit sehr gut als „Umweltfreundliche Wärmeversorgung“ vermittelbar. - Zurzeit werden die ersten Anlagen errichtet, dadurch ergibt sich ein höheres technisches Risiko. Ein Engagement in Richtung „Innovation“ ist somit beim Betreiber notwendig, allerdings kann dieses Engagement auch für eine verstärkt positive Öffentlichkeitswirkung (Modellprojekt) genutzt werden. Durch den relativ kleinen Leistungsanteil an der Gesamtwärmeversorgung wären etwaige Reparatur- oder Optimierungs-Stillstandszeiten des Holzvergaser-BHKW für den Betrieb der Bürgerheim-Areal-Heizung unkritisch. - Eine starke positive Öffentlichkeitswirkung wäre so mit einem höheren Betreuungsaufwand der Anlage verbunden. Dieser höhere Aufwand wurde in den Jahresvollkostenberechnungen berücksichtigt. Variante 4: Holzhackschnitzelheizung, Holzvergaser-BHKW und Gas-Spitzenlastkessel (HHS/G/HHS-BHKW/Solarthermie) - Unter Berücksichtigung der PTJ-Förderung mit 1,17 Mio € ähnlich günstige Investitionskosten wie Alternative 1. - Bei den Jahresvollkosten liegt sie knapp hinter Variante 3 auf Platz 2. - Mit nur sehr geringen Unterschieden beansprucht sie gemeinsam mit Variante 3 den ersten Platz beim Primärenergieeinsatz und den CO2-Emissionen. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 65 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Sonstiges - Der Beitrag der Solarkollektoren zur Deckung des Wärmebedarfs liegt bei nur 1%, aber das bedeutet beim Wärmebedarf des Areals immerhin rund 28.000 kWh jährlich (=2.800 Liter Heizöl) - Wie bei Variante 3 gilt, dass Holz aus eigenen Wäldern zur Wärmeversorgung UND Stromproduktion eingesetzt wird. Zusätzlich soll in Variante 4 jedoch ein 75 m2 großes Solarkollektorfeld zur Wärmeerzeugung eingesetzt werden. Die beiden bisher als konkurrierend betrachteten regenerativen Erzeuger Solarthermie und BHKW werden synergetisch als Gesamtsystem zur Minimierung von CO2-Emissionen und nicht regenerativer Primärenergieeinsatz betrieben. Somit ist dieses Energieversorgungskonzept das nachhaltigste, zukunftsweisendste und umweltfreundlichste unter den 5 Alternativen. Durch PV-Einsatz auf den Gebäudedächern kann es zur bilanziellen Null-Heizenergielösung weiterentwickelt werden. - Zurzeit werden die ersten Anlagen errichtet, dadurch gibt es ein höheres technisches Risiko. Ein Engagement in Richtung „Innovation“ ist beim Betreiber notwendig, allerdings kann dieses Engagement auch für eine verstärkt positive Öffentlichkeitswirkung (Modellprojekt) genutzt werden. Durch den relativ kleinen Leistungsanteil an der Gesamtwärmeversorgung wären etwaige Reparatur- oder Optimierungs-Stillstandszeiten des Holzvergaser-BHKW für die Wärmeversorgung des Bürgerheim-Areals unkritisch. - Eine starke positive Öffentlichkeitswirkung wäre so mit einem höheren Betreuungsaufwand der Anlage verbunden. Dieser höhere Aufwand wurde in den Jahresvollkostenberechnungen berücksichtigt. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 66 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 4.9.2 Bewertungsmatrix für die Vorauswahl einer Variante Bewertung 5 Punkte: 1. Platz 1 Punkt: Letzter Platz Investitionskosten* Mittlere Jahresvollkosten im Jahr 1-10* CO2-Emissionen, Umweltfreundlichkeit** Ausgereifte Technik*** Eignung für Contracting Vorbildcharakter, Innovation, Ausstrahlung Vermittelbarkeit des Konzeptes, Identifikation Multiplikationsfähigkeit Lokale, regionale Wertschöpfung Verkehrsaufkommen Gesamtpunkte gewichtet Rangfolge Wichtungsfaktor Var. 0 G-K Var. 1 H-K + G-K + Solarth. Var. 2 H-K + G-K + G-KWK Var. 3 H-K + G-K + H-KWK Var. 4 H-K + G-K + H-KWK + Solarth. 1 6 5 2 6 5 4 3 2 2 5 1 1 5 5 1 1 1 1 5 80 5 3 2 3 4 3 3 3 4 3 4 109 4 1 3 4 3 4 2 2 5 2 4 114 3 4 5 5 2 1 4 5 3 5 2 132 2 2 5 5 1 1 5 5 3 5 2 133 1 * Unter Annahme einer Förderung in EnEff-Stadt Förderkonzept ** CO2-Emissionen unter Berücksichtigung von BHKW-Stromgutschriften *** Techn. Risiko ist bereits eingepreist in Jahresvollkosten unter Wartungskosten Ergebnis: Unter Berücksichtig der Projektzielsetzungen wäre in einem PTJ-Folgeprojekt zur Variante 3 oder 4 zu raten. Ohne PTJ-Förderung und ohne Ansprüche an Innovationskraft zeigt sich Variante 2 als wirtschaftliche und vergleichsweise risikolose Lösung mit noch guten Ökobilanzwerten. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 67 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 5. Energieversorgungskonzepte in Varianten: Eignung für Contracting (KEA) 5.1 Aufgabenstellung Für die Liegenschaften des Hospitals Biberach wurde im Oktober 2012 ein Energiekonzept zur Niedrig- Energie- Quartiersentwicklung vorgelegt. In der Projektarbeitsgruppe wurden der Stand, wesentliche Prämissen und die Weiterentwicklung des Konzepts sowie eine erste Einordnung hinsichtlich der möglichen Umsetzung des Konzepts im Rahmen eines Contractingprojektes besprochen. Die Aufgabe der KEA ist nun die Bewertung, inwiefern das vorgelegte Konzept notwendige Anforderungen erfüllt um Contracting umgesetzt zu werden welche Möglichkeiten hinsichtlich des Standortes einer Heizzentrale bestehen (Kapitel 8) 5.2 Grundsätzliches zum Contracting In den meisten Fällen sehen kommunale und öffentliche Liegenschaftsbesitzer das Contracting als Finanzierungslösung, die es ermöglicht Sanierungen über kreditähnliche Rechtsgeschäfte ohne zusätzliche Belastung des Investitionshaushaltes der Körperschaft auf den Weg zu bringen. Tatsächlich ist der wesentliche Anreiz des Contractings die unter Wettbewerbsbedingungen ergebnisoptimierte technische und wirtschaftliche Verbindung von Finanzierung, Planung, Optimierung und energieeffizienten Betrieb durch den Contractor. Der Nutzen von Contractingprojekten zeigt sich insbesondere dann, wenn durch eine Grobkonzeption sowohl Maßnahmen zur Reduzierung des Energiebedarfs mit Maßnahmen zur effizienten Energieversorgung kombiniert werden, wie dies in Einspar- oder Erfolgscontractingverfahren der Fall ist. Die Erfahrungen aus zahlreichen am Markt ausgeschriebenen Contractingprojekten der KEA zeigt, dass die Sanierung von durchschnittlichen Bestandsanlagen der technischen Gebäudeausrüstung und der Energiebereitstellung Energieeinsparungen von mehr als 60% garantiert und erzielt werden können. Gleichwohl dürften weniger als 5% des gesamten Investitionsvolumens für Energieeffizienzmaßnahmen über Contracting umgesetzt werden. Ursache sind häufig fehlende Informationen bei Entscheidungsträgern und die immer noch große Unsicherheit der öffentlichen Verwaltungen beim Umgang mit dem „neuen“ Instrument. Im Sommer 2012 hat das Umweltministerium die Contracting- Offensive Baden- Württemberg ins Leben gerufen, deren Ziel es ist, bestehende inhaltliche und formale Hemmnisse zu identifizieren und in gemeinsamen Arbeiten von Gebäudeeigentümern, Energiedienstleistern, Planern, Architekten zu deren Beseitigung beizutragen. 5.2.1 Eigenlösung Die Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen wird von öffentlichen und Regierungsverwaltungen immer noch bevorzugt in „Eigenregielösungen“ vorgenommen. Dabei werden eine Mischfinanzierung von Bank- und öffentlicher Finanzierung und eine klassische Projektstruktur gebildet. In dieser Projektstruktur wird der Sanierungsprozess des Gebäudes von dessen anschließender Betriebsphase getrennt: hierzu beauftragt und steuert der Bauherr Architekten, Planer, Handwerker. Die eingeschränkten öffentlichen Mittel führen häufig zu einer Aufteilung von Sanierungsvorhaben in mehrere Schritte mit der Folge technisch und wirtschaftlich sub-optimaler Sanierungsergebnisse und steigender Sanierungskostenbudgets. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 68 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Nach Abschluss der „Eigenregiesanierung“ geht die Verantwortung für den Betrieb und die Energiebilanz des Gebäudes an den Eigentümer über. Die Erfahrung in Baden- Württemberg zeigt, dass weniger als 15% der öffentlichen Verwaltungen ein professionelles Energie- und Gebäudemanagement betreibt, was zur Folge hat, dass 85% der Energieeffizienzpotentiale im Wesentlichen unerschlossen lassen. 5.2.2 Energieliefer- und Energieeinsparcontracting Der Fokus von Energieliefercontractingprojekten liegt in der Regel auf der Sanierung von Heizzentralen, bedarfsseitige Maßnahmen sind in der Regel ausgeschlossen. Im Hinblick auf die ehrgeizigen Zielsetzungen der Energiewende und der Klimaschutzpolitik des Bundes kann bei der Sanierung des Gebäudebestands die Energieversorgung nicht von der Optimierung des Energiebedarfs getrennt werden. Vor diesem Hintergrund ist die Gestaltung von Versorgungskonzepten ohne Optimierung der Energiebedarfssituation ein eher ungenügender Ansatz. Häufig wird bei der Erstellung von Sanierungskonzeptionen als Prämisse vorausgesetzt, dass das Investitionsbudget des Gebäudeeigentümers ohnehin nur die Umsetzung einer optimierten Versorgungslösung zulassen dürfte. Genau diese Argumentation ist jedoch bei konsequenter Anwendung des Werkzeugs „Contracting“ recht einfach widerlegbar. In den vergangenen Jahren haben daher einzelne Projektentwickler versucht, durch die Einbeziehung von bedarfsseitigen Maßnahmen die Gesamtperformance von Energieliefercontractingprojekten deutlich zu verbessern. Die Erfahrungen zeigen, dass sich auch ohne vertraglich gebundene Einspargarantie der Energiebedarf von Liegenschaften durch bedarfsseitige Maßnahmen um 10-20 % reduzieren lässt. Typische Handlungsansätze sind dabei die Sanierung von Trinkwarmwasserbereitern, Lüftungsanlagen und Teilen der zugehörigen Verteilnetze aber auch der Einsatz einer übergeordneten Gebäudeleittechnik. Das Energieeinsparcontracting hingegen wurde in den letzten 10 Jahren zu einem hochattraktiven Werkzeug entwickelt, mit dem sich die Probleme begrenzter öffentlicher Mittel und andere Schwachstellen der „Eigenregie“ Sanierungsmaßnahmen beseitigen und die wesentlichen Risiken weitgehend auf den Energiedienstleister delegieren lassen. Das Einsparcontracting ist ein hervorragendes Instrument um bedarfsseitige Maßnahmen wie z.B. Heizung, Lüftung, Kühlung, Beleuchtung, und regelungstechnische Maßnahmen mit der Sanierung der Energieerzeugung kombiniert zu sanieren. Im Einsparcontracting kommen in der Regel keine Energielieferverhältnisse zu Stande. Damit kann eine in den letzten 12 Monaten verschärfte Regelung, demgemäß eigenerzeugter- und genutzter KWK- Strom bei Energieliefercontractingverträgen mit der EEG- Abgabe belegt werden muss, elegant umgangen werden. Vergleiche zwischen Contracting und Eigenlösung lassen den Schluss zu, dass sowohl die Investitionen, die laufenden Betriebskosten und die Gesamtenergieeffizienz bei Energiedienstleistungen deutlich günstiger liegen als dies bei einer Umsetzung in Eigenregie durchschnittlich der Fall ist. Contractingprojekte werden stufenweise entwickelt, aufgrund der Komplexität der Aufgabenstellungen werden gerade öffentliche Gebäudeeigentümer in der Regel von Projektentwicklern unterstützt. Nach der Erstellung eines Handlungskonzepts und der grundsätzlichen EntBürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 69 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung scheidung für die Umsetzung eines Contractingprojektes muss in der Regel mindestens beschränkt ausgeschrieben werden. Ein beispielhafter Ablauf ist in Abbildung 5.2 dargestellt. Die Klimaschutz- und Energieagentur des Landes Baden- Württemberg hat sich zusammen mit anderen Projektentwicklern, wie z.B. Ebert-Ingenieure in den vergangenen Jahren als Entwickler von Contractingprojekten etabliert. Die Aufgabe der Projektentwickler ist die Implementierung von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien mittels ganzheitlicher Energiekonzepte, Energiemanagement und der Entwicklung von ESC Projekten. Inzwischen liegt allein in Baden- Württemberg eine Expertise aus über 50 Contractingprojekten in Kommunen vor. Maßnahmen Energieliefercontracting Energieeinsparcontracting Bedarfsseitige Maßnahmen: Gebäudeleittechnik selten X Warmwasserbereitung, Zirkulation selten X Lüftungsanlagen selten X Heizflächen selten selten Verteilnetze Heizung, Lüftung, Warmwasser - - Beleuchtung - X Heizungsverteiler, Pumpen, Mischer x X Erzeugungsseitige Maßnahmen: x X -Nahwärmeleitungen x X - Biomasseanlagen x X -KWK x X -Wärmepumpenanlagen x X Bild 5-1: Typische Maßnahmenbündel aus den Contractingverfahren der letzten 5 Jahre Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 70 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Teil 1: Handlungsbedarf, Investitions- und Jahreskosten verschiedener Versorgungsvarianten klären Contractingvariante klären (Teil 1 ) Festlegung ob Energieliefercontracting oder Energieeinsparcontracting im GR Teil 2: Ausschreibung bis zur Vertragsunterschrift und Umsetzung Einsparcontracting Energieliefercontracting Teil 2 Einsparcontracting: Erstellung funktionale Vergabeunterlagen Teil 2 Anlagencontracting: Erstellung funktionale Vergabeunterlagen (KEA) Teil 2 Ausschreibung VOB Einsparcontracting (KEA) Teil 2: Ausschreibung VOB Anlagencontracting (KEA) Teil 3 Variante Einsparcontr.: Vergabeverhandlungen mit 3 besten Bietern Teil 3 Variante Anlagencontract. Vergabeverhandlungen mit 3 besten Bietern Vergabe der Feinplanung an den besten Bieter Vergabe an wirtschaftliches Angebot direkt zur Umsetzung Überprüfung der Feinplanung durch KEA und AG. Bei Einhaltung Konvergenzkriterien nächster Schritt: Vergabe der Umsetzung Umsetzung durch besten Bieter auf der Grundlage der Feinanalyse ENDE Teil 3 Umsetzung durch besten Bieter auf der Grundlage des verhandelten Angebots Ende Teil 3 Bild 5-2: Ablauf eines Contractingprojektes am Bsp. des Landkreises Biberach 2009-11 5.3 Erfüllt das vorgelegte Konzept Mindestanforderungen um im Contracting umgesetzt werden zu können? Um einschätzen zu können, inwiefern das Niedrig- Energie- Quartier- (NEQ)- Konzept im Hospital Biberach im Rahmen eines Contractings umsetzen zu können, werden nachfolgend einige Kriterien betrachtet, die für eine Contractingumsetzung wesentlich sind. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 71 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 5.3.1 Verlässlich dokumentierte Ausgangssituation Die Ausgangssituation der Energieversorgung muss ausreichend mit jährlichen und monatlichen Verbrauchswerten für Strom und Wärme, sofern möglich und notwendig, noch Dampf und Warmwasser dokumentiert sein. Weiter müssen die bauphysikalisch relevanten Eckdaten der Bestandsgebäude dokumentiert vorliegen. Das vorgelegte Konzept erfüllt diese Anforderungen. 5.3.2 Nachvollziehbare Ansätze zur künftigen Entwicklung des Energiebedarfs Wesentlich für die Gestaltung eines Contractingprojektes ist die nachvollziehbar aufbereitete Prognose für den künftigen Energiebedarf während und nach Abschluss der bedarfsseitigen Maßnahmen durch geeignete Rechenmodelle. Hierzu gehören transparente Darstellung der Maßnahmen, die an der Gebäudehülle und der technischen Gebäudeausrüstung (Lüftung, Heizungsverteilung, Gebäudeleittechnik Warmwasserbereitung- und Verteilung etc.) durchgeführt werden und die Bilanzierung der jeweiligen Veränderungen und Ergebnisse im Strom- und Wärmebedarf. Da bedarfsseitige Maßnahmen im Wesentlichen nicht vorgesehen sind, ansonsten mit einem Anstieg des Wärme- und Strombedarfs durch Zubau von Gebäudeflächen zu erwarten ist, muss das Hauptaugenmerk auf die Zubausituation gelegt werden. Die bisher vorliegenden Rechenansätze des „Szenarios 2020“ bieten die Möglichkeit in der Umsetzungsphase mit einer hinreichenden Transparenz und Nachvollziehbarkeit den Basisenergiebedarf einer Versorgungslösung festlegen zu können. 5.3.3 Mittelfristige Belastbarkeit der Energiebedarfsprognose Heizzentralen und deren wesentlichen technischen Komponenten weisen eine durchschnittliche technische Lebensdauer von 15-20 Jahren aus. Idealerweise sollte die Heizzentrale so ausgelegt werden, dass in diesem Zeitraum eine effiziente Versorgung ohne Unterdeckung bzw. größere unwirtschaftliche Überkapazitäten erfolgen könnte. In der Praxis werden Bedarfskonzepte mit Betrachtungszeiträumen > 5 Jahre nur selten aufgestellt werden können. Dies hat häufig zur Folge, dass mit diesem Planungshorizont ausgelegte Heizzentralen bereits in wenigen Jahren z.B. durch schrittweise, zum Planungszeitpunkt nicht erkennbare Wärmedämmmaßnahmen überdimensioniert sind und damit die Wirtschaftlichkeit der Erzeugungsanlagen ungünstig beeinflusst werden. In Contracting- Projekten hat dies zur Folge, dass die Kalkulation angepasst werden muss und ggf. Wärmepreise erhöht werden müssten. Anhand der in diesem Konzept erstellten mittelfristigen Planungen dürfte mit dem „Szenario 2020“ eine gute und mittelfristig belastbare Datengrundlage für die bedarfsorientierte Auslegung einer Heizzentrale vorhanden sein. 5.3.4 Nachvollziehbare Ziel- Primärenergiebilanz Die Zielsetzung des NEQ- Konzepts ist eine Primärenergiebilanz, die sich nach Abschluss der Sanierungsstufen 1 und 2 ergeben soll. Um diese Primärenergiebilanz zu erreichen sieht das Konzept die Umsetzung einer entsprechenden Versorgungslösung vor. Die Ziel-Primärenergiebilanz ist im Wesentlichen auf den Einsatz von KWK- und Biomasse bezogen und im derzeitigen Stand ausreichend transparent. Grundsätzlich dürfte bei einer eindeutigen Vorgabe der Zielwerte für die Primärenergiebilanz die Umsetzung z.B. einer Kombination aus Erdgas- KWK, Biomassekessel und fossilen Spitzenlastkesseln im Rahmen von Contractingprojekten möglich sein. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 72 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 5.3.5 Anforderungen an den Einsatz innovativer Technologien erzeugerseitig Die Konzeption sieht in der Variante I und II die Kombination aus Biomassekesseln mit oder ohne Erdgas- BHKW und fossilen Spitzen- und Redundanzkesseln vor. Vergleichbare Lösungsansätze sind bereits in Energieliefer- und Energieeinsparcontractingprojekten mit sehr guten, teilweise hoch wirtschaftlichen Ergebnissen umgesetzt worden. Es kann davon ausgegangen werden, dass einige Energieliefer- und Energieeinsparcontractoren in Süddeutschland vergleichbare Lösungen auf der Basis eigener Betriebserfahrungen anbieten werden. Die Konzeption sieht in der Variante III den Einsatz einer Biomasse-KWK gemeinsam mit Biomasse- und fossilen Redundanzkesseln vor. Contracting-Lösungen haben in der Vergangenheit wesentlich dazu beigetragen, dass nahe der Marktreife befindliche Technologien wie z.B. Biomassekesselanlagen in Baden- Württemberg schneller Verbreitung finden. Ein wesentliches Argument aus der Sicht von Kunden, die nur über geringe Eigenkompetenz beim Betrieb komplexer Anlagen verfügen, ist, dass der Contractor die Risiken aus der Planung, dem Bau und dem Betrieb übernimmt. Die Erwartungshaltung der Kunden ist dabei, dass der Contractor aus dem Betrieb mehrerer Anlagen mit der Zeit eine entsprechende Erfahrung und Kompetenz schneller aufbauen muss, um entsprechende Betriebsrisiken übernehmen zu können. Die Erfahrung aus entsprechenden Pilotprojekten wiederum ist notwendig, um die Dienstleistung „Contracting“ über 15 oder 20 Jahre Vertragslaufzeit kalkulierbar zu machen. Die KEA verfügt über keine eigenen Erfahrungen mit dem Einsatz von Biomasse-BHKW. Die Projektgruppe des EnEff:Stadt-Modellvorhabens hat in den letzten Wochen eigene Erhebungen zu Biomasse-KWK-Anlagen durchgeführt. Demnach wird davon ausgegangen, dass die seit Jahren bekannten Probleme mit Teerbildung an sensiblen Funktionseinheiten des BHKW- Motors zwischenzeitlich mit standardisierten technischen Lösungen beseitigt werden konnten. Ein weiterer positiver Indikator für diese Einschätzung wäre es, dass der von der Projektgruppe angefragte Hersteller der Biomasse-KWK-Anlage einen Wartungs- und Instandsetzungsvertrag für seine Anlagen anbietet. Inwiefern dies der Fall sein wird, muss im Zuge der Umsetzungsphase erkundet werden. Ein möglicher Lösungsansatz könnte dabei sein, dass zu Beginn eines Contractingvertragsverhältnisses eine Experimentierphase stattfindet, bei der beide Seiten eine realistische Einschätzung der bestehenden Chancen und Risiken sammeln können, die später als Grundlage für eine vertragliche Gestaltung herangezogen werden kann. Zusammenfassend kann festgestellt werden: Das „Szenario 2020“ ist nachvollziehbar aufbereitet und ermöglicht die Kalkulation von Contractingangeboten. Die in Variante I und II dargestellten technischen Lösungsansätze können problemlos sowohl im Einspar- als auch im Energieliefercontracting umgesetzt werden, hier dürfte ein entsprechend lebhafter Wettbewerb zu erwarten sein. Die Variante III erfordert nach unserer Einschätzung eine gemeinsame „Lernphase“ um die Risiken kalkulier- und zuordenbar vertraglich auszugestalten. Eine solche Vorgehensweise könnte ein „Türöffner“ für diese Technologie sein. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 73 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 6. Konkrete Möglichkeiten für Contractinglösungen (@ssmann gruppe) 6.1 Sondierungen mit regionalen, auf Biomasse spezialisierten Contracting-Anbietern Die Möglichkeiten, eine Contractinglösung in der Praxis überhaupt umzusetzen, wurden mit Vertreten von regionalen, auf Biomasse spezialisierten Contractinganbietern, sowie Forstdirektor Hans Beck, am 8.2.2013 in einer Arbeitssitzung des Projektteams diskutiert. Dabei ging es nicht darum, die eingeladenen, potenziellen Anbieter vorab zu favorisieren, sondern darum, die konkreten Möglichkeiten für eine Contractinglösung im ersten Kontakt mit der Anbieterseite insgesamt zu sondieren. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass das anfallende Restholz aus dem 1.700 ha großen Waldbestand des Hospitals (und ggfs. 700 ha der Stadt Biberach) ausreichen würde, um eine Hackschnitzelheizung des Bürgerheims zu versorgen. In den letzten Jahren fielen jährlich 2.500 – 2.700 Schüttraummeter (SRM) Restholz in den Hospitalwäldern an. Rund 4.000 SRM/a werden gebraucht. Laut Forstamt wäre es kein Problem, die Holzgewinnung entsprechend auszuweiten. Die Brennstoffversorgung wäre sichergestellt. Der Hospital würde das Holz einem Verarbeiter zur Verfügung stellen, der für das Hacken, den Transport und ggfs. die Trocknung sorgt. Hier arbeitet der Hospital z.B. schon seit Jahren mit der Firma Halder, Bad Waldsee, zusammen. Besonders an die Hackschnitzel für das Holz-BHKW werden dabei hohe Anforderungen gestellt, z.B. sollten diese nur einen Wassergehalt von 10 – 15 % (W10 – W15) aufweisen. Für das Bürgerheim Biberach würde nach Einschätzung des Projektteams kein Einsparcontracting in Frage kommen, da im Projektzeitraum „Umsetzung“ nur eine einzige größere Sanierung stattfinden soll, wenn überhaupt (Gebäude 4, Roter Bau). Stattdessen wird ein Energieliefercontracting die sinnvollste Lösung sein. Als Energieliefer-Contracting werden Projekte bezeichnet, bei denen der Contractor die Energieerzeugungsanlage auf eigenes Risiko und Kosten auf der Basis von langfristigen Verträgen mit seinem Kunden entweder plant, finanziert, errichtet und betreibt oder eine vorhandene Anlage übernimmt und für die Vertragsdauer die volle Anlagenverantwortung samt Betrieb und Instandhaltung trägt. Die Anlagen sind dabei normalerweise für die Dauer des Contractingvertrages im Besitz des Contractors. Die vom Projektteam vorgeschlagene Anlagenkonstellation (Variante 4) besteht aus - Hackschnitzelkesselanlage mit Hackschnitzellager und Fördereinrichtung 500 kW - Gas-Spitzen- und Schwachlastkessel 1400 kW - Pufferspeicher 27 m3 - Holz-BHKW 45/105 kW mit Hackschnitzellager für Premium-Hackschnitzel - Solarthermie 75 m2 - Übergreifender Hydraulik und Regelungstechnik Von Seiten der Contractinganbieterseite lautet der Vorschlag, für die Gesamtanlage außer dem BHKW ein Energieliefercontracting zu vereinbaren und das Holz-BHKW dabei über einen sogenannten Beistellvertrag einzubinden. Das Holz-BHKW würde dabei im Eigentum des Hospitals verbleiben, für Wartung und maximale Verfügbarkeit wäre der Contractor vertraglich zuständig. Damit verkauft der Contractor im Falle der wünschenswerten StromBürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 74 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Eigennutzung keinen Strom an das Bürgerheim und somit müssen die 5 Ct/kWh EEGUmlage für den Stromverkauf nicht bezahlt werden. Um realitätsgerechte Wartungskostenpauschalen für das Holz-BHKW langfristig festzuschreiben, wäre eine „Lernphase“, wie von der KEA vorgeschlagen sinnvoll. Es könnten beispielsweise die Wartungskosten der ersten zwei Jahre nach Aufwand abgerechnet werden, nach dieser Lernphase würden die angefallenen Arbeiten und Kosten Kalkulationsgrundlage für den langfristigen Vertrag. Weiterhin wäre es denkbar, den Contractor per Vertragsklausel an den Stromerlösen des BHKW zu beteiligen, um sicherzustellen, dass er sich um eine möglichst hohe BHKW-Verfügbarkeit kümmert. Bei einer Beteiligung von 50 % an den Stromerlösen wären die Wartungskosten vermutlich in etwa abgedeckt. Im Förderkonzept EnEff:Stadt werden investiv auch Investitionen für den Piloteinsatz neuartiger Techniken gefördert. Dies betrifft im Modellvorhaben „Bürgerheim Biberach“ die HolzKWK im innovativ kleinen Maßstab und in Zusammenspiel mit einer Solarthermiefläche, einer Hackschnitzelheizung und einer Erdgas-Kesselanlage. Auch die Regelungstechnik ist anspruchsvoll und deutlich innovativ, da hier konkurrierende, regenerative Erzeugertypen wirtschaftlich harmonisch zusammengeführt werden. Unter Annahme einer Förderquote von 75 % (wie in der Konzeptphase) für die besonders innovativen Bausteine könnte sich eine investive Förderung von ca. 200 – 250 T € ergeben. Investive Förderung kann es jedoch nur für die Beträge geben, die während der Projektlaufzeit auch investiert werden. Nun ist eine übliche Eigenschaft des Energieliefer-Contracting ja die, dass der Contractingnehmer dem Contractor über 10, 15 oder 20 Jahre monatliche Raten bezahlt, mit denen der Contractor seine Kapitalkosten, Brennstoffkosten, Wartungskosten etc. plus Gewinnmarge abdeckt. In den 3 – 4 Jahren eines Modellprojektes fallen damit nur ein Bruchteil der Investitionskosten an, die eigentlich entstanden sind. Und nur dieser Bruchteil könnte dann gefördert werden. Ein möglicher Weg für das Erlangen der Gesamtförderung wäre daher folgender: Der Contractingnehmer Hospital finanziert die gesamte Anlage oder zumindest den innovativen Teil selbst. Eine Finanzierung der Gesamtanlage enthebt dabei von den Schwierigkeiten, genaue Schnittstellen zwischen innovativem und nicht innovativen Teilen zu definieren (Beispiel: Pufferspeicher und Regelung dienen sowohl dem innovativen als auch konventionellen Anteiles der Wärmeerzeugung). Die Investition wäre somit vom Zuwendungsempfänger getätigt und könnte damit auch gefördert werden. Das Energieliefercontracting wäre in diesem Fall auf ein sogenanntes „Betreibercontracting“ reduziert. Für den Contractingvertrag würde dies bedeuten, dass die monatlichen Contractingraten um die (sonst anfallenden) Kapitalkosten des Contractors vermindert werden. Sollte der Hospital das Budget zur Verfügung haben, um die Anlage zu finanzieren, darf dabei von der wirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit der Eigenfinanzierung ausgegangen werden, denn die Sollzinsen, welche der Contractor bezahlen müsste, würden sich in den Contractingraten niederschlagen, während für die Anlage dieser Summe auf dem Kapitalmarkt durch den Hospital lediglich die niedrigeren Habenzinsen zu erwarten sind. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 75 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 6.2 Hinweise Contractingberatung zu den Inhalten der Sondierungen Zu diesen Gesprächsthemen und Ergebnissen gab es von Seiten der KEA, deren Vertreter leider nicht an dem Gespräch teilgenommen hatte, folgende, hier zusammengefasst wiedergegebene Vorschläge zur Protokollveränderung des Arbeitsgesprächs: - Besser wäre es, den Contractor für die Gesamtperformance der Energielieferung verantwortlich zu machen, mindestens bis zur Energielieferung an den „Gebäudeeingang“. Zukünftige Änderungen und Erweiterungen des Wärmenetzes müssten dazu vorab vertraglich festgelegt werden. - Eine Fremdfinanzierung durch den Contractor ist (nach Auffassung der KEA) in der Regel nur unwesentlich ungünstiger als eine Eigenfinanzierung durch den Contractingnehmer. - Die EEG Umlage für den bei Selbstnutzung vom Contractor an den Contractingnehmer würde auch bei Umsetzung eines Einsparcontracting entfallen. - Fabrikate der einzusetzenden Komponenten sollten in einer Contracting-Ausschreibung nicht genannt werden. 6.3 Verwendung von Restholz aus hospitaleigenen Wäldern für Heizung und Stromerzeugung Zu den Möglichkeiten einer Vertragsgestaltung und Umsetzung des Einsatzes von „Hospitalwald-Restholz“ hat das Projektteam beim Biomasse.Energie.Netzwerk B.E.N. um eine vorläufige Einschätzung gebeten, da Mitgliedsfirmen dieses Netzwerks bereits mit dem Forstamt Biberach zusammenarbeiten, und somit die Sachlage und ihre Randbedingungen kennen. Folgende Stellungnahme erreichte uns am 22. Februar 2013: Der Forst der Hospitalstiftung Biberach umfasst ca. 1.700 ha Wald und soll die Grundlage der künftigen Brennstoffversorgung mit regenerativer Holzenergie der Energiezentrale des Bürgerheims Biberach dienen. Der Forstdirektor des Spitalwaldes, Herr Hans Beck hat in der Arbeitssitzung am 8. Februar 2013 erklärt, dass der Spitalwald über ausreichend Rohstoffe zur Energieholzerzeugung (rund 4.000 Schüttraummeter) verfügt. Herr Beck bestätigt weiter, dass der Spitalforst den gehobenen Ansprüchen an die Rohstoffqualität für die Hackschnitzelerzeugung zur Holzvergasung sicherstellen kann. Voraussetzung ist jedoch, dass die marktübliche Wertschöpfung (Erlöse) für die Rohstoffbereitstellung dem Spitalwald zukommt. Nachdem der Spitalwald weder über entsprechende Aufbereitungstechnik (Hacker) noch Logistik, noch Depotlager verfügt, bedarf es der Dienstleistung dritter Unternehmen. Das Unternehmen Halder GmbH aus Bad Waldsee – Kümmratshofen arbeitet schon jahrelang mit dem Spitalforst zusammen und verfügt über Hacker- und Logistiktechnik und entsprechende Lagermöglichkeiten, beziehungsweise kann erforderliche Lagerkapazitäten einrichten. Zur Gewährleistung der zur Holzvergasung erforderlichen Hackschnitzelqualität ist außerdem eine Vortrocknung erforderlich. Die Vortrocknung auf ca. 15% Restfeuchte ist durch eine mehrmonatige Trocknung im Zwischenlager und nachfolgende technische Trocknung zum Beispiel durch Abwärme einer Biogasanlage möglich. Die BiomasseEnergieNetzwerk eG verfügt bereits über verschiedene Kontakte zu Biogasanlagenbetreibern mit Trocknungsmöglichkeiten im Stadtgebiet Biberach. Die Vergütung des Rohstoffes für die Energieholzerzeugung an den Spitalwald würde bei einem Contracting-Betreibermodell und/oder Beistellungsmodell (Holzvergasungsanlage) über den Contractor und Hackschnitzelunternehmer erfolgen. Mit dem Spitalforst würde ein Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 76 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Preis zum Liefer- bzw. Vertragsbeginn vereinbart, welcher mittels Energieholz-Preisentwicklungsindizes fortschreiben würde. Geeignete Indizesnotierungen werden zum Beispiel von Statistischen Bundesamt geführt. Die Abrechnungs- und Rohstoffbereitstellungsmodalitäten würden in einem Langfristvertrag mit dem Spitalforst vereinbart. Der Preis und die Preisentwicklung würden 1:1 in die Verträge mit dem Contractor einfließen. 6.4 Fazit Contracting Auch eine, wie im Modellprojekt angestrebte, sehr innovative Lösung mit regenerativen Energien ist im Contracting umsetzbar. Allerdings muss ein auf dieses Projekt zugeschnittenes Vertragsmodell geschaffen (ausgeschrieben und verhandelt) werden. Deutlich wird schon jetzt, dass langfristige Verträge für die Holz-KWK auf Basis einer sogenannten „Lernphase“ angestrebt und geschlossen werden sollten. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 77 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 7. Exergetische Analyse – Variantenvergleich der Energieerzeugung auf Basis der exergetischen Bewertung (Hochschule Biberach) Jedem Masse- bzw. Energiestrom kann ein Exergiestrom zugeordnet werden. Exergie beschreibt dabei den prinzipiell unbeschränkt umwandelbaren und technisch nutzbaren Anteil der enthaltenen bzw. transportierten Energie. Der andere, aus sich heraus nicht mehr umwandelbare Anteil wird Anergie genannt, sodass Exergie + Anergie stets gleich der jeweils betrachteten Energie sind. Welcher Anteil einer bestimmten Energiemenge bzw. eines Energiestroms unbeschränkt, d. h. in jede andere Energieform umwandelbar ist, ergibt sich aus dem 1. und 2. Hauptsatz der Thermodynamik. Entsprechend den derartigen Betrachtungen zugrunde liegenden thermodynamischen Vergleichsprozessen hängt die Umwandelbarkeit von Energie – und damit ihr Exergiegehalt – stets vom Zustand (Temperatur, Druck, chemische Zusammensetzung) der jeweiligen Referenzumgebung ab. Für die exergetische Bewertung üblicher technischer Prozesse wird i. d. R. die Außenatmosphäre der Erde am jeweiligen Standort als Referenzumgebung gewählt, weil die im Prozess nicht mehr nutzbare bzw. nicht genutzte Energie meist als Abwärme dorthin abgeführt wird. Erst eine Exergieanalyse ermöglicht die vollständige Beurteilung der thermodynamischen Qualität von Stoff- und Energiewandlungsprozessen, weil dabei neben der Quantität Energie mit Hilfe des Begriffs der Exergie die thermodynamische Qualität, d. h. das gesamte physikalische Potenzial der betrachteten Energieformen, bewertet wird. Dies lässt sich anhand einer sehr wichtigen Prozessklasse, der Verbrennung von Brennstoffen, verdeutlichen: Moderne Feuerungskessel weisen heute hohe energetische Wirkungsgrade auf, d. h. die Abgas- und Wärmeverluste sind sehr gering, sodass ein sehr großer Anteil der im Brennstoff enthaltenen Energie, z. B. über 80 %, in technisch nutzbare Wärme umgewandelt wird. Wie hoch der exergetische Wirkungsgrad ist, hängt jedoch davon ab, auf welchem Temperaturniveau die Wärme bereitgestellt und bei welcher Temperatur sie benötigt, d. h. letztendlich genutzt wird. Je tiefer diese Temperaturen sind, desto geringer ist der Exergiegehalt der Wärme. Wird die Wärme bei hoher Temperatur zur Stromerzeugung eingesetzt, wird ein großer Anteil der im Brennstoff ursprünglich enthaltenen Exergie genutzt (elektrische Energie ist unbeschränkt umwandelbar und somit reine Exergie). Die Nutzung der aus einer Feuerung stammenden Wärme für die Raumheizung, d. h. auf einem deutlich niedrigeren Temperaturniveau, ist dagegen mit großen Exergieverlusten verbunden, auch wenn die Energieverluste sehr gering sind. Auch komplexe Prozesse und Prozesscluster, wie sie bei komplexen Sanierungsvorhaben sowie Optimierungen von Versorgungsstrukturen vorkommen, lassen sich mit Hilfe der exergetischen Analyse thermodynamisch gut bewerten. Aus derartigen Gesamtbewertungen ergibt sich, dass Nutzenergiebedarfe mit geringen Exergieanteilen möglichst von niederexergetischen Energiequellen gedeckt werden sollten, um die Energiequalität (= Exergiegehalt) im gesamten System weitestmöglich zu wahren und eine Entwertung der Energie zu begrenzen. Ein in diesem Sinne effizienter Energieeinsatz ist gleichbedeutend mit einer möglichst guten Ausnutzung des Exergieanteils. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 78 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Da sowohl nicht erneuerbare also auch erneuerbare Energieformen grundsätzlich knappe Güter sind, sollten alle eingesetzten Primärenergien nicht nur energetisch, sondern auch exergetisch effizient genutzt werden. Im Falle des Bürgerheims Biberach ist der erneuerbare und großteils CO2-neutrale Energieträger Holz eine der zu untersuchenden Hauptoptionen für die künftige Wärmeversorgung des Areals. In einer klassischen CO2-Bilanz oder Primärenergiebilanz nach Energieeinsparverordnung EnEV [7-1] (bei der ausschließlich nicht erneuerbare Primärenergien angerechnet werden), schneidet der Einsatz von Holz grundsätzlich sehr gut ab. Energetisch gesehen beinhaltet Holz zwar einen hohen Anteil erneuerbarer Energie, jedoch ist der erforderliche Gesamtprimärenergieaufwand an nicht erneuerbarer + erneuerbarer Energie etwas größer als der von Erdgas. Die Frage, wie effizient der wertvolle Energie- und Rohstoff Holz genutzt wird bzw. genutzt werden kann, wird erst aus einer exergetischen Analyse deutlich, bei der unterschiedliche Nutzungen des hochexergetischen Energieträgers Holz, wie z. B. reine Wärmeerzeugung vs. Holz-BHKW zur gekoppelten Wärme- und Stromerzeugung, exergetisch verglichen werden. Im aktuellen Projekt wird Holz insbesondere deshalb präferiert, weil es aus nachhaltig bewirtschafteten eigenen Waldflächen des Trägers des Bürgerheims gewonnen werden kann. Auch wenn diese Flächen im vorliegenden Fall als eigenes Eigentum direkt zur Verfügung stehen, müssen sie außerhalb des zu versorgenden Areals vorgehalten werden. Die Inanspruchnahme von Flächen ist jedoch auch ein Maß für den „Ökologischen Fußabdruck“. Da jede Form der Energiegewinnung, insbesondere auch der erneuerbaren Energien, Fläche benötigt, rückt dieser Aspekt auf europäischer und nationaler Ebene bei der Bewertung der Gebäude-Energieeffizienz in den Vordergrund. Zumindest bei Neubauten gilt das Ziel des „Niedrigstenergiegebäudes“ mit sehr geringem Energiebedarf, der zu einem wesentlichen Teil aus erneuerbaren Energiequellen, insbesondere solcher am Standort gedeckt wird [7-2]. Die EnEV erlaubt deshalb die Anrechnung von unmittelbar im räumlichen Zusammenhang mit dem Gebäude erzeugtem Strom aus erneuerbaren Energien. Dass im vorliegenden Projekt die Frage der Gewinnung solarer Energie auf den Gebäuden des Areals neben die Wärmeversorgung mit Holz tritt, ist aus diesen Betrachtungen heraus folgerichtig. Die durchgeführte exergetische Effizienzanalyse der untersuchten Varianten der Wärmeversorgung des Bürgerheim-Areals resultiert aus den vorstehend erläuterten Gründen und Sachverhalten. Im Fokus steht hierbei zum einen die exergetische Effizienz der energetischen Nutzung des Holzes. Zum anderen wurde als Bilanzgrenze die Arealgrenze gewählt und ausschließlich die von außen dem Areal zuzuführende Exergie ins Verhältnis zur benötigten Nutzexergie gesetzt. In einigen Varianten im Areal (auf Gebäuden) gewonnene Solarenergie wurde als interne Energiequelle betrachtet, da hiermit keine zusätzliche, externe Fläche beansprucht wird. Um die in diesem Projekt untersuchten Varianten der Wärmeversorgung des BürgerheimAreals exergetisch zu bewerten, wurde eine eigene EXCEL-Applikation erstellt, mit der neben dem Energiefluss auch der Verlauf der Exergie ermittelt und visualisiert werden kann. In einer Voruntersuchung [7-3] wurde eine andere verfügbare EXCEL-Applikation [7-4] untersucht, jedoch nicht verwendet, weil manche der dort implementierten Ansätze nicht den hier vorliegenden Erfordernissen entsprechen. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 79 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 7.1 Grundlagen der exergetischen Analyse der Wärmeversorgung des BürgerheimAreals Im vorliegenden Projekt umfasst die Exergieanalyse eine Untersuchung der fünf unterschiedlichen Wärmeerzeugungssysteme (Variante 0 bis 4) unter Berücksichtigung der nachhaltigen Energienutzung. Diese sind in Abschnitt 4 (Entwicklung alternativer Energieversorgungskonzepte in Varianten – Beschreibung, technisch-wirtschaftliche Bewertung und Vorauswahl) beschrieben sowie die zugehörigen Energiebedarfe festgelegt. In der folgenden Tabelle 7.1 sind die verwendeten Grunddaten zusammengestellt. Da Erdgas und Holz hier ausschließlich als Brennstoffe zur Gewinnung thermischer Energie dienen (auch die Stromerzeugung bei Kraft-Wärme-Kopplung erfolgt über eine Wärmekraftmaschine, d. h. thermisch), werden die zugehörigen Brennstoffexergien als thermische Energien bei den jeweiligen Flammentemperaturen im Verbrennungsprozess ermittelt. Die alternative Definition der Brennstoffexergie als chemische Exergie, also der maximal möglichen Arbeit, die durch reversible Oxidation gewinnbar ist und die unter Umständen den Brennstoffenergiegehalt übersteigt, wurde nicht verwendet, da sie bei den hier zur Auswahl stehenden technischen Prozessen keine Rolle spielt. Die Exergieanteile thermischer Energien ermitteln sich aus dem Carnot-Faktor, der vom Verhältnis der absoluten Temperaturen [K] des Energieträgermediums und der Umgebung abhängt: = =1− Der Exergieanteil der Solarstrahlung (0,72) ist der Wert, der sich aus der in [7-5] dargestellten Herleitung für unkonzentrierte Solarstrahlung ergibt. Der Faktor zur Ermittlung der Primärexergie von Stromerzeugung ist aus dem Primärenergiefaktor für Strom durch Multiplikation mit dem Carnot-Faktor des Verbrennungsprozesses in der Stromerzeugung berechnet. Nutzenergiebedarfe Temperaturniveau thermisch (Wärme) 2.661.904,76 kWh/a (27 % Warmwasser, 73 % Hzg.) elektrisch (Strom) 1.088.812,04 kWh/a Umgebungstemperatur - Stundenwerte Stündliche Messwerte hinterlegter Klimadaten von Biberach/Riss. Die Ermittlung des Exergiegehalts zur Deckung des Heizwärmebedarfs erfolgt unter Berücksichtigung der Heizgrenztemperatur ( = 12 ° ). mittlere Umgebungstemperatur mittlere Umgebungstemperatur = 22 ° Raumtemperatur = 35 ° (hier Auslegung Fußbodenheizung) Heizkörpertemperatur Temperatur Warmwasser Energieträger Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Erdgas (Brennstoff Gas) = 8,11 ° = 60 ° = _ = 1,1 ° . = . = 0,0 ≈ 0,878 Seite 80 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung = Holz (Brennstoff) _ Solarstrahlung = 1,2 Energiewandler Prozessabschnitte = . = 1,0 = . = 0,4 ≈ 0,824 ° Globalstrahlung . Strom (elektr. Energie) . = 2,8 , = 1118,79 ² = 0,72 = 2,44 . Gasbrennwertkessel = 0,95 ; = 0,98 = 0,93 Gasspitzenlastkessel = 0,90 ; = 0,98 = 0,88 Holzhackgutkessel = 0,84 ; = 0,98 = 0,82 Erdgas-BHKW = 0,55 ; . = 0,37 = 0,98 = 0,54 Holz-BHKW = 0,54 ; . = 0,23 = 0,98 = 0,53 Solarthermie = 0,48 Photovoltaik = 0,15 Primäraufwand Lieferung primärenergetischer bzw. –exergetischer Aufwand des Endenergiebedarfs kostengebundene Lieferung von Brennstoffen und Strom (Endenergie) zur Deckung des thermischen und elektrischen Energiebedarfs Feuerung thermische und elektrische Energie / Exergie nach der Wärmeerzeugung unter Berücksichtigung des Feuerungstechnischen Wirkungsgrades. (thermische Exergie auf dem Niveau der Flammtemperatur) Erzeugerabgabe thermische und elektrische Energie / Exergie nach der Wärmeerzeugung unter zusätzlicher Berücksichtigung der Verluste durch die Heizzentrale. (thermische Exergie im Verteilnetz: Temperaturniveau 90 °C) Übergabe Abgabe der thermischen und elektrischen Energie / Exergie an der Nutzungsgrenze (Gebäudegrenze), bei 89 °C. 5 % Energieverluste im Verteilnetz Nutzung thermische Energie / Exergie : Heizwärme (22 °C), Warmwasser (60 °C) elektrische Energie / Exergie:Strombedarf + evtl. Stromüberschuss durch Stromeigenproduktion Umgebung thermische Energie und elektrische Energie/Exergie: thermische Exergie geht auf Umgebungsniveau vollständig in Anergie über die verbrauchte elektrische Exergie (Strombedarf) geht vollständig in Anergie über; es bleibt lediglich ein Exergierest bei einem evtl. Stromüberschuss übrig Tab. 7-1: Verwendete Grunddaten der Exergiebewertung Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 81 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Entsprechend dem im vorhergehenden Abschnitt erläuterten Ansatz des zusätzlichen Flächenbedarfs werden Erdgas, Holz und (extern zugeführter Strom), die als Lieferung von außen bezogen werden, als tatsächlicher (externer) Energie- bzw. Exergieaufwand gerechnet. Die im Areal kostenlos verfügbare solare Strahlung wird dagegen als Potenzial des Areals in Abhängigkeit von der Arealfläche betrachtet, also als Energie- und Exergiequelle, die nicht dem externen Bedarf zugeschlagen wird. Bei der exergetischen Prozessbewertung werden zum einen die eigentliche Wärmeerzeugung (Heizzentrale) und zum anderen die Gesamtkette vom Primäraufwand bis zur Nutzung betrachtet. Weiterhin wird zwischen dem regenerativen (erneuerbaren) und nicht regenerativen (nicht erneuerbaren) Anteil der Energie- bzw. Exergieströme unterschieden, sodass die reine Exergieanalyse um den ebenso wichtigen Aspekt des Bedarfs an nicht erneuerbarer Energie ergänzt wird. Grundsätzlich unterscheiden sich die Varianten lediglich in der Wahl der Energieträger und Wärmeerzeugungssysteme, der Energiebedarf auf Seiten der Nutzung sowie der Prozessverlauf sind identisch. Unterschiede zwischen den Varianten sind deshalb im Wesentlichen in der unterschiedlichen Höhe des (externen) primärenergetischen Aufwands begründet. Einen entscheidenden Unterschied macht dagegen die zusätzliche Stromerzeugung in den Varianten mit Kraft-Wärme-Kopplung aus, die den ansonsten notwendigen (externen) Aufwand zur Deckung des Strombedarfs reduziert. Um die Komplexität durch die gekoppelte Wärme- und Stromerzeugung besser fassen zu können, werden sowohl Ergebnisse, die ausschließlich den Aufwand zur Deckung des Wärmebedarfs („Wärme“) beinhalten, als auch der Gesamtprozess („Wärme + Strom“) dargestellt. Dabei wird ersichtlich, dass elektrische Energie aufgrund des großen Exergiegehalts (100 %) im Vergleich zur Wärme eine höhere exergetische Wertigkeit aufweist und damit die Gesamtqualität der eingesetzten Energie anhebt. Berücksichtigt man diesen Aspekt, so liegt z. B. bei der höchsten Stromeigenproduktion in Variante 2 (Erdgas-BHKW) und dem damit kleinsten zusätzlichen (externen) Stromaufwand der geringste externe Gesamt-Primäraufwand vor. Bleibt am Schluss aufgrund einer hohen Stromeigenproduktion ein Überschuss an elektrischer Exergie übrig, so wird dieser in der grafischen Darstellung des Exergieverlaufs als Restmenge sichtbar. Da auch die Exergie des Strombedarfs durch die Nutzung vollständig in Anergie übergeht, bleibt lediglich der ungenutzte Strom(überschuss) als Exergie erhalten. Dieser Fall tritt in den betrachteten Varianten (0 bis 4) jedoch nicht auf. Als Effizienzmaß dienen in der Betrachtung Nutzungsgrade, d. h. Verhältnisse der (jährlich) benötigen Energie- bzw. Exergiemengen zu den zugehörigen Aufwendungen. Zahlenbeispiel: Primärexergiehalt ~0,878 (Erdgas, Variante 0), Nutzexergiegehalt ~0,097 (bei einer Raumtemperatur von 22 °C und einer mittleren Umgebungstemperatur von 8,11 °C). Auch wenn keine Energieverluste auftreten (energetischer Nutzungsgrad = 1), ergibt sich daraus ein exergetischer Nutzungsgrad < 1: 0,097 / 0,878 = 0,110 = 11,0 %. Dabei ist leicht ersichtlich, dass eine gute Ausnutzung der wertvollen Exergie nur gegeben ist, wenn sich der Exergieaufwand möglichst dem Bedarf annähert, was im Falle der Raumheizung mit Brennstoffen grundsätzlich nicht der Fall ist. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 82 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 7-1 zeigt die einzelnen Abschnitte im gesamten Prozessverlauf der Versorgung über die geplante neue Heizzentrale bis zur Nutzung. Hierbei wird zwischen thermischen, elektrischen und solaren Energie- bzw. Exergieströmen unterschieden. Der Exergiegehalt einer Nutzenergie ist nach der Nutzung, d. h. auf Umgebungsniveau, stets gleich Null. Deshalb würde ein Stromüberschuss (100 % Exergie) aus dem System als Potenzial zur elektrischen Einspeisung dargestellt, bei dem dessen Exergiegehalt erhalten bleibt. In den vorliegenden Varianten liegt die Stromeigenproduktion jedoch unter dem Bedarf, sodass dieser (zumindest bilanztechnisch) vollständig genutzt wird und stets externe Stromzufuhr zur Deckung des Restbedarfs notwendig ist. Der dargestellte Prozessverlauf entwickelt sich aus dem von der Nutzung ausgehenden Bedarf und verläuft über die wesentlichen Zustände Primäraufwand, Lieferung (an der Arealgrenze), Erzeugerabgabe an das Verteilnetz, Übergabe an die Gebäude, Nutzung und Abgabe an die Umgebung. In Bild 7.1 sind exergetische (Zwischen-) Zustände als Rechtecke dargestellt. Die (rechnerische) Differenzierung in zwei Teilströme oder der Exergiefluss ohne weitere Umwandlung und Verluste ist durch eine gestrichelte Linie veranschaulicht. Dagegen werden Prozessumwandlungen verbunden mit Exergieverlusten durch Pfeilen dargestellt. Bild 7-1: Prozessabschnitte der Energie- bzw. Exergiewandlung über den gesamten Prozess Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 83 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 7.2 Ergebnisse der Exergie-Analyse im Variantenvergleich Die Gegenüberstellung der unterschiedlichen Wärmeversorgungsvarianten erfolgt zum einen grafisch über die Darstellung von Energie- und Exergieverlauf und zum anderen in der tabellarischen Gegenüberstellung von Kennwerten. Zudem findet in Balkendiagrammen ein Vergleich der relativen Verluste von Energie und Exergie statt. Dabei ist von Energieverlust die Rede, wenn Energieströme ungenutzt aus dem Gesamtprozess austreten (z. B. Wärmeverluste an die Umgebung). Exergieverluste können dagegen sowohl durch austretende Energieströme bedingt sein (äußerer Verlust), als auch durch die Umwandlung der Exergie in Anergie (innerer Verlust) direkt im Prozess herrühren und damit einen Qualitätsverlust der Energie bedeuten. Die Darstellung der relativen Verluste in einzelnen Prozessbereichen zeigt, dass Energieund Exergieverlust nicht identisch sind. Die beinahe Übereinstimmung von Energie- und Exergieverlusten in den ersten beiden Prozessschritten ist dadurch bedingt, dass dort Exergieverluste im Wesentlichen mit ungenutzten Energieströmen zusammenhängen. Tritt ein Exergieverlust jedoch bei nahezu gleichbleibender Energie auf, so ist dies auf eine (prozessinterne) Qualitätsminderung der Energie zurückzuführen. Für die Ergebnisauswertung ist zu berücksichtigen, dass der spezifische primärenergetische Aufwand für Holz und Erdgas ähnlich ist, wobei Holz um 0,1 etwas höher bewertet wird. Dagegen ermöglicht die Differenzierung nach erneuerbarem Primärenergieanteil eine positivere Beurteilung des nachwachsenden Rohstoffes Holz. Bild 7-2 enthält eine Gegenüberstellung des Exergieverlaufs der betrachteten Wärmeversorgungsvarianten. Die Betrachtung konzentriert sich im Wesentlichen auf die letztendlich nutzbare Exergie (Heizwärme, Warmwasser und Strom) und geht aus diesem Grund nicht weiter auf die Unterscheidung in äußere (ungenutzte Energie-/Exergieströme) und innere (Umwandlung von Exergie in Anergie) Exergieverluste ein, d. h. beide Exergieverlustarten sind aggregiert dargestellt. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 84 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 7-2: Exergieverlauf der unterschiedlichen Varianten der Wärmeversorgung bis zur Übergabe an die Gebäude im Vergleich Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 85 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Variante 0 (Referenzfall) Wärmeerzeuger: 100 % Gasbrennwertkessel 7.000.000 6.000.000 [kWh/a] 5.000.000 4.000.000 Energie 3.485.828 3.061.704 Exergie 3.000.000 Energie (nicht regenerativ) 2.000.000 2.661.905 257.966 1.000.000 Exergie (nicht regenerativ) 0 Bild 7-3: Energie- und Exergieverlauf des Wärmebedarfs – Referenzfall Erdgas als Primärenergieträger ist zu 100 % nicht regenerativ, sodass die Werte für Gesamtmengen und nicht regenerativer Anteile in Bild 7-3 identisch sind. In Bezug auf die Stromgewinnung besteht der Primäraufwand ( = 2,8 ), zu einem geringen Anteil aus regenerativen Quellen ( . = 0,4 ). Diese Differenzierung ist z. B. in der Gesamtdarstellung des Wärme- und Strombedarfs in Bild 7-5 zu sehen. Relative Energieverluste Relative Exergieverluste 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 Primäreaufwand - Lieferung Lieferung Feuerung Feuerung - Erzeugerabgabe Erzeugerabgabe - Übergabe Übergabe Nutzung Nutzung Umgebung Summe Bild 7-4: Relative Verluste der einzelnen Prozessabschnitte bei Wärmebedarf - Referenzfall Der hohe Jahresnutzungsgrad der Wärmeerzeugung bedeutet geringe Verluste bei der Umwandlung der Brennstoffenergie im zweiten Prozessschritt „Lieferung - Feuerung“ (Bild 7-4). Dabei sind die Gesamtenergieverluste unter 20 % und bestätigen eine gute Ausnutzung der Energie. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 86 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Hohe relative Exergieverluste treten beim Übergang von der Feuerung zur Erzeugerabgabe in das Verteilnetz auf. Grund hierfür ist der Wechsel vom hohen Temperaturniveau der Verbrennung zur deutlich niedrigeren Vorlauftemperatur im Verteilnetz (90 °C) und nicht etwa die geringen Energieverluste in der Heizzentrale. Insgesamt wird der hohe Exergiegehalt der Primärenergie (87,8 %) auf eine niederexergetische Nutzung mit 9,7 % Exergiegehalt reduziert. 7.000.000 6.000.000 6.534.501 5.718.405 Energie [kWh/a] 5.000.000 4.000.000 3.000.000 2.000.000 1.000.000 Exergie 6.098.977 5.282.880 3.750.717 1.346.779 Energie (nicht regenerativ) Exergie (nicht regenerativ) 0 Bild 7-5: Energie- und Exergieverlauf des Wärme- und Strombedarfs - Referenzfall Wird neben dem Wärmebedarf auch der Strombedarf berücksichtigt, so nimmt der gesamte Energie- bzw. Exergiefluss um den elektrischen Energiebedarf (bei Strom = 100 % Exergie) von 1.088.812 kWh/a zu. Bezogen auf die relativen Verluste bedeutet dies, dass sowohl bei Energie als auch bei Exergie höhere Verluste zu Prozessbeginn und bei der Exergie zudem am Prozessende bestehen. Grund hierfür ist zum einen der hohe Primärenergiebedarf zur Stromerzeugung sowie der allgemein hohe Strombedarf der Nutzung. Diese Aspekte treten bei allen Varianten gleichermaßen auf. Unter zusätzlicher Berücksichtigung des Strombedarfs zeigt sich, dass der primärenergetische Nutzungsgrad kleiner und der primärexergetische Nutzungsgrad größer im Vergleich zur ausschließlichen Betrachtung der Wärme ist. Dies bedeutet, dass mit der Berücksichtigung der hochwertigen elektrischen Energie (100 % Exergie) sich der mittlere Exergiegehalt der gesamten Nutzenergie („Wärme + Strom“) wesentlich erhöht und damit eine bessere Gesamtausnutzung der Exergie besteht: Zahlenbeispiel: Primärexergiehalt ~0,875 (Erdgas, Variante 0), Nutzexergiegehalt ~0,359 (bei einer Raumtemperatur von 22 °C und einer mittleren Umgebungstemperatur von 8,11 °C, inkl. Strom). Auch wenn keine Energieverluste auftreten (energetischer Nutzungsgrad = 1), ergibt sich daraus ein exergetischer Nutzungsgrad < 1: 0,359 / 0,875 = 0,410 = 41,0 %. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 87 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach Variante 1 Wärmeerzeuger: LowEx-Quartiersentwicklung 21 % Gasspitzenlastkessel 78 % Holzhackgutkessel 1 % Solarthermie 7.000.000 [kWh/a] 6.000.000 5.000.000 4.000.000 Energie 3.910.012 3.269.580 Exergie 3.000.000 2.000.000 1.000.000 Energie (nicht regenerativ) 1.261.689 1.080.728 2.661.905 257.966 Exergie (nicht regenerativ) 0 Bild 7-6: Energie- und Exergieverlauf des Wärmebedarfs - Variante 1 In Bild 7-6 ist der hohe regenerative Primärenergieanteil des hauptsächlich eingesetzten Energieträgers (78 %) Holz erkennbar. Dabei wirkt sich diese Verteilung wiederum auf die energetische und exergetische Ausnutzung von nicht regenerativer Primärenergie zu Nutzungsenergie aus. In Abschnitt 7.3 findet in Tabelle 7-4 und 7-5 hierzu eine Gegenüberstellung der Auswirkung aller Varianten statt. Relative Energieverluste Relative Exergieverluste 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 Primäreaufwand - Lieferung Lieferung Feuerung Feuerung - Erzeugerabgabe Erzeugerabgabe - Übergabe Übergabe Nutzung Nutzung Umgebung Summe Bild 7-7: Relative Verluste in den einzelnen Prozessabschnitten bei Wärmebedarf - Variante 1 Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 88 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bezüglich der Verluste wirken sich in Variante 1 der höhere Primärenergiefaktor von Holz (1,2) sowie der niedrigere Jahresnutzungsgrad der Wärmeerzeugung aus, sodass die energetischen Verluste in den ersten beiden Prozessabschnitten etwas größer als in Variante 0 sind und weiterhin den größten Anteil der Energieverluste ausmachen. Die Nutzung der solaren Strahlung mit Solarthermie bewirkt im Prozessschritt vier von der Erzeugerabgabe zur Übergabe einen Energiegewinn (arealinterne Energie- und Exergiequelle). Die wesentlichen Exergieverluste entstehen nachwievor im Übergang von der Feuerung zur Erzeugerabgabe im Verteilnetz, bedingt durch die große Temperaturänderung. 7.000.000 6.000.000 6.958.686 5.926.282 Energie [kWh/a] 5.000.000 Exergie 4.000.000 3.000.000 2.000.000 1.000.000 3.874.837 3.301.905 3.750.717 1.346.779 Energie (nicht regenerativ) Exergie (nicht regenerativ) 0 Bild 7-8: Energie- und Exergieverlauf des Wärme- und Strombedarfs - Variante 1 Die Beobachtungen aus dem Referenzfall sind auch in dieser Variante ersichtlich, sodass keine weiteren Besonderheiten bestehen. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 89 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach Variante 2 Wärmeerzeuger: LowEx-Quartiersentwicklung 11 % Gasspitzenlastkessel 45 % Holzhackgutkessel 44 % Erdgas-BHKW (Stromausbeute: 828 869 kWh/a) 7.000.000 [kWh/a] 6.000.000 5.000.000 4.717.598 4.048.586 Energie Exergie 4.000.000 3.000.000 2.000.000 3.189.719 2.785.787 3.490.774 1.086.836 Energie (nicht regenerativ) Exergie (nicht regenerativ) 1.000.000 0 Bild 7-9: Energie- und Exergieverlauf des Wärmebedarfs und der Stromerzeugung durch KWK - Variante 2 Der niedrige rein wärmebezogene Jahresnutzungsgrad der Kraft-Wärme-Kopplung (ErdgasBHKW) führt neben hohen relativen Verlusten bei der Verbrennung zur Wärmeerzeugung ebenfalls zu einem höheren Brennstoff- und damit auch Primärenergieaufwand, wobei aufgrund des großen Gasanteils (55%) der Anteil regenerativer Primärenergie geringer ausfällt. Der Vollständigkeitshalber sind jedoch ebenfalls die elektrischen Gewinne (Stromausbeute Erdgas-BHKW) zu berücksichtigen, sodass hier energetische und exergetische Ausnutzung vergleichsweise gut ausfallen (siehe auch Tabelle 7-6 in Abschnitt 7.3). Relative Energieverluste Relative Exergieverluste 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 Primäreaufwand - Lieferung Lieferung Feuerung Feuerung - Erzeugerabgabe Erzeugerabgabe - Übergabe Übergabe Nutzung Nutzung Umgebung Summe Bild 7-10: Relative Verluste der einzelnen Prozessabschnitte bei Wärmebedarf - Variante 2 Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 90 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 7-10 verdeutlicht den wesentlichen Einfluss der Stromeigenerzeugung, sodass die elektrische Exergie keine Minderung aufgrund einer Temperaturreduzierung erfährt und damit die exergetischen Verluste im dritten Prozessschritt zurückgehen. Der niedrige Jahresnutzungsgrad der Wärmeerzeuger bewirkt dagegen höhere Exergieverluste im dritten Prozessschritt (Lieferung – Feuerung). 7.000.000 6.000.000 [kWh/a] 5.000.000 Energie 5.445.438 4.682.847 Exergie 4.000.000 3.000.000 2.000.000 1.000.000 3.813.582 3.316.070 3.750.717 1.346.779 Energie (nicht regenerativ) Exergie (nicht regenerativ) 0 Bild 7-11: Energie- und Exergieverlauf des Wärme- und Strombedarfs - Variante 2 Gleichzeitig ermöglicht die Stromerzeugung im Erdgas-BHKW eine Reduktion des externen Strombedarfs, sodass der Primärenergiebedarf (Bild 7-11) im Vergleich zu den vorausgehenden Varianten kleiner ist. Der energetische und exergetische Vorteil der Kraft-WärmeKopplung erschließt sich erst aus der Gesamtbetrachtung von Strom und Wärme. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 91 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach Variante 3 Wärmeerzeuger: LowEx-Quartiersentwicklung 13 % Gasspitzenlastkessel 63 % Holzhackgutkessel 24 % Holz-BHKW (Stromausbeute: 293 718 kWh/a) 7.000.000 [kWh/a] 6.000.000 5.000.000 Energie 4.552.434 3.786.093 Exergie 4.000.000 3.000.000 2.000.000 1.000.000 1.136.370 962.700 Energie (nicht regenerativ) 2.955.622 551.684 Exergie (nicht regenerativ) 0 Bild 7-12: Energie- und Exergieverlauf des Wärmebedarfs und der Stromerzeugung durch KWK - Variante 3 Variante 3 umfasst insgesamt einen Holzanteil von 87 % der Energieträger (Brennstoffe). Diese bedeutet einen etwas höheren primärenergetischen Aufwand bei einem insgesamt geringen Anteil nicht regenerativer Energie. Relative Energieverluste Relative Exergieverluste 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 Primäreaufwand - Lieferung Lieferung Feuerung Feuerung - Erzeugerabgabe Erzeugerabgabe - Übergabe Übergabe Nutzung Nutzung Umgebung Summe Bild 7-13: Relative Verluste der einzelnen Prozessabschnitte bei Wärmebedarf - Variante 3 Die im Vergleich zu Variante 2 geringe Stromeigenproduktion führt zu geringeren relativen Exergieverlusten in Abschnitt „Lieferung - Feuerung“ und höheren Exergieverlusten in Ab- Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 92 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung schnitt „Feuerung - Erzeugerabgabe“. Zudem sind die Energie- und Exergieverluste im Vergleich zum Primäraufwand insgesamt höher. 7.000.000 6.000.000 6.778.699 5.726.124 Energie [kWh/a] 5.000.000 Exergie 4.000.000 3.000.000 2.000.000 1.000.000 3.044.597 2.584.693 3.750.717 1.346.779 Energie (nicht regenerativ) Exergie (nicht regenerativ) 0 Bild 7-14: Energie- und Exergieverlauf des Wärme- und Strombedarfs - Variante 3 Außerdem verlangt die geringe Stromeigenproduktion im Holz-BHKW eine höhere externe Stromeinspeisung zur Deckung des Strombedarfs, sodass der Primärenergiebedarf vergleichbar mit Variante 0 und 1 relativ hoch ist (Bild 7-14). Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 93 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach Variante 4 Wärmeerzeuger: LowEx-Quartiersentwicklung 12 % Gasspitzenlastkessel 64 % Holzhackgutkessel 23 % Holz-BHKW (Stromausbeute: 281 479 kWh/a) 1 % Solarthermie 7.000.000 [kWh/a] 6.000.000 5.000.000 Energie 4.494.468 3.736.377 Exergie 4.000.000 3.000.000 2.000.000 1.000.000 Energie (nicht regenerativ) 1.097.661 928.900 2.943.384 539.446 Exergie (nicht regenerativ) 0 Bild 7-15: Energie- und Exergieverlauf des Wärmebedarfs und der Stromerzeugung durch KWK - Variante 4 Variante 4 beinhaltet gegenüber Variante 3 im Wesentlichen eine Erweiterung um 75 m² Solarthermiefläche zur Abdeckung von 1 % des Wärmebedarfs. In den Ergebnissen wirkt sich dies durch einen geringfügig geringeren Brennstoffbedarf und Primäraufwand aus. Relative Energieverluste Relative Exergieverluste 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 Primäreaufwand - Lieferung Lieferung Feuerung Feuerung - Erzeugerabgabe Erzeugerabgabe - Übergabe Übergabe Nutzung Nutzung Umgebung Summe Bild 7-16: Relative Verluste der einzelnen Prozessabschnitte bei Wärmebedarf - Variante 4 Wesentliche relative Energieverluste liegen unverändert in den ersten beiden Prozessabschnitten, wobei nachwievor die hohen Verluste im Bereich der Verbrennung ersichtlich sind. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 94 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung In allen Varianten sind die Verluste vergleichbar und unterscheiden sich hauptsächlich aufgrund des Jahresnutzungsgrades in der Energiewandlung zu Wärme und im jeweiligen Energieträgermedium. 7.000.000 6.000.000 6.754.999 5.706.269 Energie [kWh/a] 5.000.000 Exergie 4.000.000 3.000.000 2.000.000 3.035.259 2.575.859 Energie (nicht regenerativ) 3.750.717 1.346.779 Exergie (nicht regenerativ) 1.000.000 0 Bild 7-17: Energie- und Exergieverlauf des Wärme- und Strombedarfs - Variante 4 Variantenvergleich Im Folgenden findet eine Gegenüberstellung der Varianten statt, indem absolute Energiebzw. Exergieaufwendungen sowie Nutzungsgrade jeweils einander gegenübergestellt werden und damit eine Beurteilung der einzelnen Varianten möglich wird. Neben den unterschiedlichen Untersuchungskriterien wurden zudem die Bedeutung der Eigenstromproduktion (Variante 2 - 4) und des regenerativen Primärenergieanteils (Variante 1 - 4) analysiert. Über die Farbcodierung werden hierbei die Ergebnisse gewertet: von grün = positive Wertung bis rot = negative Wertung. Variante 0 (Referenzfall) Variante 1 Variante 2 Variante 3 Variante 4 * Gesamt-Primärenergieaufwand Wärme* Wärme + Strom** 3.302.363 6.351.037 3.910.012 6.958.686 4.717.598 5.445.438 4.552.434 6.778.699 4.494.468 6.754.999 Nicht regenerativer Anteil Wärme* Wärme + Strom** 3.302.363 5.915.512 1.261.689 3.874.837 3.189.719 3.813.582 1.136.370 3.044.597 1.097.661 3.035.259 in Bezug auf die ausschließliche Wärmeversorgung ** in Bezug auf die gesamte Versorgung von Wärme und Strom Tab. 7-2: Primärenergiebedarfswerte der Wärmeversorgungsvarianten Tabelle 7-2 stellt den Gesamt-Primärenergieaufwand sowie den nichtregenerativen Anteil der Primärenergie dar. Hierbei wird entsprechend den vorausgehenden Diagrammen ebenfalls zwei Betrachtungsweisen unterschieden. Zum einen bezieht sich der Primäraufwand Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 95 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung ausschließlich auf die Wärmeversorgung (Wärme) und zum anderen ist der Primäraufwand auf die Gesamtversorgung von Wärme und Strom ausgelegt (Wärme + Strom). Dabei wird in den Tabellen 7-3 bis 7-5 die Stromausbeute aus der Kraft-Wärme-Kopplung in der Betrachtung der gesamten Prozesskette mitberücksichtigt. Wohin gegen in den Tabellen 7-6 und 7-7 ausschließlich die Wärmeerzeugung fokussiert wird. Betrachtet man den nicht regenerativen Primärenergieanteil, so bedeutet dies bei Holz einen geringen nicht regenerativen Primärenergieaufwand und damit schneiden anhand dieser Differenzierung die Varianten 1, 3 und 4 besser ab. Variante 0 (Referenzfall) Variante 1 Variante 2 Variante 3 Variante 4 Exergiegehalt der Nutzenergie * Wärme* 0,878 0,836 0,858 0,832 0,831 Wärme + Strom** 0,875 0,852 0,860 0,845 0,845 0,097 0,359 in Bezug auf die ausschließliche Wärmeversorgung ** in Bezug auf die gesamte Versorgung von Wärme und Strom Tab. 7-3: Exergiegehalte der Primärenergie aller Varianten und der Nutzenergie Tabelle 7.3 beschreibt den Exergiegehalt der Primärenergie für alle Varianten im Vergleich zum geforderten Exergiegehalt der Nutzenergie, der aufgrund der gleichen Nutzung für alle Varianten identisch ist. Die Ergebnisse zeigen, dass grundsätzlich in allen Fällen hochexergetische Energie verwendet wird um einen niederexergetischen Bedarf abzudecken. Damit unterscheiden sich die Varianten aus exergetischer Betrachtung nicht wesentlich, denn in allen Fällen geht ein großer Exergieanteil ungenutzt verloren. Die geringen Unterschiede zwischen den einzelnen Erzeugersystemen sind zum einen durch unterschiedlich hohe externe Strombedarfe aufgrund keiner bzw. unterschiedlicher Eigenproduktion und zum anderen durch die höhere Flammentemperatur der Gasverbrennung gegenüber der Holzverbrennung bedingt. Variante 0 (Referenzfall) Variante 1 Variante 2 Variante 3 Variante 4 * Gesamt- Primärenergie Wärme* Wärme + Strom** 0,806 0,591 0,681 0,539 0,740 0,689 0,649 0,553 0,655 0,555 Nicht regenerativer Anteil Wärme* Wärme + Strom** 0,806 0,634 2,110 0,968 1,094 0,984 2,601 1,232 2,682 1,236 in Bezug auf die ausschließliche Wärmeversorgung ** in Bezug auf die gesamte Versorgung von Wärme und Strom Tab. 7-4: Nutzungsgrade der energetischen Ausnutzung Die energetische und exergetische Ausnutzung (Nutzungsgrad) wird durch das Verhältnis von Nutzungsbedarf zu Primäraufwand ausgedrückt. Ein hoher Nutzungsgrad bedeutet dabei eine gute Ausnutzung der Primärenergie bzw. Primärexergie. Die Ergebnisse sind in den Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 96 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Tabellen 7-4 und 7-5 zusammengefasst. Aus Tabelle 7-4 lassen sich im Wesentlichen dieselben Schlussfolgerungen ziehen wie aus der Darstellung des absoluten Primäraufwands in Tabelle 7-2. Bei der ausschließlichen Berücksichtigung des nicht regenerativen Anteils der Primärenergie bewirkt ein hoher regenerativer Anteil als positive Bewertung des Brennstoffes eine energetische Ausnutzung größer als 1. Aus Tabelle 7-5 wird die Bedeutung des exergetischen hochwertigen Stromes besonders deutlich, da hier die drei Varianten (2 - 4) mit Stromeigenproduktion eindeutig positiv hervor treten. Ausschlaggebend sind hierbei folgende Kriterien: Die Stromausbeute der Wärmeerzeuger führt bei Berücksichtigung des Strombedarfs zu einer besseren Ausnutzung. In der gesamtprimärenergetischen Betrachtung wirkt sich ein hoher Jahresnutzungsgrad positiv aus. Bei Differenzierung der Primärenergie nach erneuerbar und nicht erneuerbar fällt die Bewertung eines hohen regenerativen Anteils (z. B. Holz) positiv aus. Variante 0 (Referenzfall) Variante 1 Variante 2 Variante 3 Variante 4 * Gesamt- Primärexergie Wärme* Wärme + Strom** 0,089 0,242 0,079 0,227 0,268 0,288 0,146 0,235 0,144 0,236 Nicht regenerativer Anteil Wärme* Wärme + Strom** 0,089 0,263 0,239 0,408 0,390 0,406 0,573 0,521 0,581 0,523 in Bezug auf die ausschließliche Wärmeversorgung ** in Bezug auf die gesamte Versorgung von Wärme und Strom Tab. 7-5: Nutzungsgrade der exergetischen Ausnutzung Variante 0 (Referenzfall) Variante 1 Variante 2 Variante 3 Variante 4 Wärmeerzeuger Energieeffizienz Exergieeffizienz 0,846 0,233 0,708 0,205 0,768 0,372 0,679 0,256 0,678 0,255 Tab. 7-6: Energie- und Exergieeffizienz der Wärmeerzeuger In Tabelle 7-6 ist die Energieeffizienz und Exergieeffizienz der Wärmeerzeuger dargestellt. Hierbei wurde die Erzeugernutzabgabe (Wärme und Stromeigenproduktion) im Verhältnis zum Primäraufwand ermittelt. Da in allen Varianten der gleiche Nutzwärmebedarf gedeckt werden muss liegen die wesentlichen Einflusskriterien in der Stromeigenproduktion (möglichst hoch) und dem Gesamtprimäraufwand, bedingt durch den Jahresnutzungsgrad. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 97 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach Variante 0 (Referenzfall) Variante 1 Variante 2 Variante 3 Variante 4 * LowEx-Quartiersentwicklung Jahresnutzungsgrad d. Wärmeerzeuger Wärme* Wärme + Strom** 0,931 0,931 0,827 0,836 0,705 0,865 0,760 0,815 0,754 0,815 in Bezug auf die ausschließliche Wärmeversorgung ** in Bezug auf die gesamte Versorgung von Wärme und Strom Tab. 7-7: Jahresnutzungsgrad der Wärmeerzeuger Tabelle 7-7 gibt den energetischen Jahresnutzungsgrad der Wärmeerzeuger differenziert nach Wärmeabgabe bzw. Wärme- und Stromabgabe wieder. Der Gesamt-Jahresnutzungsgrad wurde dabei anhand des Jahresnutzungsgrades des einzelnen Wärmeerzeugertyps und der anteiligen Nutzung ermittelt. In der Betrachtung der Gesamtversorgung von Wärme und Strom wird in der rechten Spalte der Jahresnutzungsrad der Stromerzeugung anteilig einbezogen. 7.3 Potenzial der arealinternen Energie & Exergie (z. B. Solarstrahlung) Die Energieträger Erdgas und Holz müssen dem Areal von außen (extern) zugeführt werden. Mit der solaren Einstrahlung ist jedoch eine direkt auf dem Bürgerheim-Areal verfügbare Energiequelle vorhanden, die an der Liefergrenze (Areal, in diesem Fall von oben) kostenlos und dauerhaft verfügbar ist. Bei einer Arealfläche von etwa 30.000 m² und einer mittleren horizontalen Globalstrahlung von ca. 1.120 kWh/m²a entspricht dies einem theoretischen energetischen Potenzial von etwa 33,6 GWh/a - etwa das 9-fache des Gesamt-Nutzenergiebedarfs an Wärme (2,7 GWh/a) plus Strom (1,1 GWh/a). Bezogen auf die ca. 5.000 m² für Solarenergiegewinnung nutzbarer Dachfläche auf den Gebäuden des Areals beträgt das nutzbare solare Strahlungspotenzial etwa 5,6 GWh/a, was etwa dem 1,5fachen des Gesamt-Nutzenergiebedarfs an Wärme + Strom entspricht. Dieses Potenzial der Solarstrahlung kann durch Solarthermie zur Wärmegewinnung oder Photovoltaik zur Stromerzeugung genutzt werden. Zur Ermittlung der tatsächlichen energetischen und exergetischen Nutzbarkeit sind Anlagennutzungsgrad, Exergiefaktor der solaren Strahlung und Exergiefaktor der Anlage zu berücksichtigen. Der Exergiefaktor der von solarthermischen Anlagen gelieferten Wärme ermittelt sich über den zugehörigen Carnot-Faktor. Je nach Betrachtungsraum (Bilanzgrenze) wird der CarnotFaktor mit der Temperatur der von der Kollektoranlage gelieferten Wärme oder aber mit der bzw. den Temperatur/en des bedienten Nutzwärmebedarfs gebildet. Photovoltaik-Anlagen liefern mit Strom reine Exergie. Der Exergiefaktor der (unkonzentrierten) Solarstrahlung wird mit 0,72 angesetzt (vgl. 7.1). Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 98 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Laut den Ergebnissen der Energiebilanzberechnungen der Wärmeversorgung (siehe Abschnitt 9.3 Energiebilanzen und Brennstoffmengen) kann mit einem Jahresnutzungsgrad der im Projekt angedachten solarthermischen Vakuumröhren-Kollektoranlage von ca. 48 % bezogen auf die horizontale Globalstrahlung gerechnet werden. Der Jahres-Anlagenwirkungsgrad (Jahresnutzungsgrad) von Photovoltaik-Anlagen wird mit 15 % angenommen (gelieferte Strommenge zu auf die Paneele treffender Globalstrahlung). Bei Installation auf dem Areal bzw. den Gebäuden liefern beide Typen von Solaranlagen – Solarthermie und Photovoltaik – in der hier verwendeten arealbezogenen Bilanzierungsmethodik (areal)interne Energie- und Exergiegewinne, die zur Deckung des Nutzwärme- bzw. Strombedarfs herangezogen werden können. Hierfür stehen grundsätzlich folgende Varianten zur Verfügung: a) Solarthermie direkte (anteilige) Deckung von Nutzwärmebedarf b) Photovoltaik direkte (anteilige) Deckung von Strombedarf c) Solarthermie (solar)thermisch angetriebene Wärmepumpe (oder Kältemaschine) d) Photovoltaik elektrisch angetriebene Wärmepumpe (oder Kältemaschine). Variante c) ist aufgrund der saisonalen Verteilung des Solarstrahlungsangebots lediglich für die Kühlung (solar Kühlung) geeignet und scheidet deshalb aus. Variante d) ist aufgrund der hohen benötigten Temperaturen im Wärmenetz für die zentrale Wärmeerzeugung ebenfalls nicht sinnvoll. Bei dezentralem Einsatz (z. B. gebäudebezogen) würde sie in Konkurrenz zur vorgesehenen zentralen Wärmeerzeugung stehen. Damit bleiben zunächst Variante a) und Variante b), die in direkter Flächenkonkurrenz zueinander stehen. Mit den vorstehend genannten Randbedingungen ergeben sich folgende spezifische (auf 1 m² Kollektor- bzw. Panellfläche bezogene) Exergiegewinne bzw. exergetische Nutzungsgrade: Energiestrom der Solarstrahlung: 1.120 kWh/(m²*a) Exergiestrom der Solarstrahlung: 806 kWh/(m²*a) Solarthermie solarer Energieertrag: Photovoltaik 537 kWh/(m²*a) 168 kWh/(m²*a) 1) solarer Exergieertrag: 52 kWh/(m²*a) 107kWh/(m²*a) 2) 168 kWh/(m²*a) exergetischer Nutzungsgrad: 0,065 – 0,13 0,15 bezogen auf das Exergieniveau des Nutzwärmebedarfs (Raumwärme & Warmwasser) 2) bezogen auf das Exergieniveau einer Temperatur der Wärmelieferung der Kollektoranlage von 80 °C 1) Tab.7-8: Energie-, Exergiegewinne und exergetischer Nutzungsgrad von Solarthermie und Photovoltaik Unter diesen Randbedingungen nutzt die Photovoltaik die Exergie des Solarstrahlungsangebotes zunächst besser aus als die Solarthermie. Auf dem eigenen Areal bzw. den eigenen Gebäuden nutzbar gemachte Solarenergie soll hier jedoch einen Beitrag zur Eigenversorgung des Bürgerheims leisten. Damit ist die Exergieausbeute, d. h. das Verhältnis von gelieBürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 99 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung ferter Exergie zu gelieferter Anergie dem Exergie-Anergie-Verhältnis des jeweils bedienten Nutzenergiebedarfs gegenüber zu stellen. Ein Beitrag zur Eigenstromversorgung ist ausschließlich über Photovoltaik sinnvoll. Ein Beitrag zur Wärmeversorgung mit Hilfe der Photovoltaik würde sinnvollerweise über eine Wärmepumpe, d. h. Variante c), erfolgen. Je nach Jahresarbeitszahl (JAZ) der Wärmepumpenanlage ergibt sich dann der Vergleich der Beitrags zur Nutzwärmeversorgung von Solarthermie und Photovoltaik zu: Jahresarbeitszahl (JAZ) Solarthermie direkt solarer Energieertrag 537 kWh/(m²*a) Photovoltaik + Wärmepumpe 3 504 kWh/(m²*a) Photovoltaik + Wärmepumpe 4 672 kWh/(m²*a) Tab. 7-9: Solarer Energieertrag zur Nutzwärmeversorgung Das Ergebnis dieses Vergleichs ergibt somit kein einheitliches, sondern ein je nach Anlagenkonfiguration und –qualität sowie Randbedingungen differenziertes Ergebnis. Dabei könnte die JAZ = 3 z. B. einer effizienten Luft-Wärmepumpenanlage entsprechen, allerdings nur bei sehr niedrigem Nutztemperaturniveau (Fußbodenheizung). Eine JAZ = 4 ist nur mit einer höherwertigen Energiequelle für Wärmepumpe (Geothermie, Abwärme) erreichbar und erfordert ebenfalls entsprechende Temperaturniveaus auf der Quellen- und Verbraucherseite. 7.4 Zusammenfassung und Fazit der exergetischen Bewertung Im vorliegenden Fall der Analyse der Wärmeversorgungsvarianten für das Bürgerheim Biberach ist zunächst methodisch festzustellen, dass der Vergleich der betrachteten Varianten (Gesamtbetrachtung Wärme + Strom, d. h. gesamte Wärme- und Stromversorgung inkl. Stromeigenproduktion) mit Hilfe der Exergie dasselbe Bild, d. h. eine identische Rangfolge, ergibt wie die Betrachtung der Gesamt-Primärenergie (vgl. jeweils 2. Ergebnisspalte in Tabelle 7-4 und 7-5 mit Tabelle 7-2). Diese näherungsweise Analogie der Bewertung der Exergie und des Gesamt-Primärenergieeinsatzes wurde bereits in [7-6, Kapitel 8.3.3] postuliert. Es ist in weiteren Untersuchungen zu prüfen, ob dies ein in allen Fällen oder lediglich in einer bestimmten Gruppe von Fällen auftretender Zusammenhang ist. Bezogen auf das konkrete Vorhaben, die Wärmeversorgung des Areals des Bürgerheims Biberach, können aus der durchgeführten Exergieanalyse mit Differenzierung der extern zuzuführenden und der im Areal (solar) gewonnenen Energie- und Exergieströme folgende Schlussfolgerungen aus Effizienzsicht gezogen werden: Von vornherein klar ist, dass, im Sinne einer größtmöglichen arealbezogenen Eigenversorgung, vorhandene und geeignete (Dach-)Flächen auf dem Areal weitestmöglich zu nutzen sind, da jeder energetische und exergetische Beitrag aus dem Areal selbst den erforderlichen Umfang der externen Versorgung reduziert. Ein Beitrag dieser arealintern gewonnenen Solarenergie zur Wärmeversorgung erfolgt bei einer zentralen Wärmeversorgung auf (notwendig) hohem Temperaturniveau vor- Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 100 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung zugsweise über effiziente thermische Solarkollektoren (z. B. Vakuumröhrenkollektoren), da mit beispielsweise photovoltaisch angetriebenen Wärmepumpen dieses Temperaturniveau nicht bzw. nur ineffizient bedient werden kann. Ein zentraler solarthermischer Beitrag findet aus Gründen der Erschließungskosten möglichst nahe der Heizzentrale statt. Die dezentrale Nutzung der restlichen verfügbaren (Dach-)Flächen zur Solarenergiegewinnung ist aus Sicht der hier durchgeführten Analyse im vorliegenden Fall sinnvoll. In welchem Umfang und in welchen technischen Detaillösungen dies erfolgt soll, ist in der weiteren Planung noch zu klären. Die Exergieanalyse der im Projektteam untersuchten Varianten (0 bis 4) der Wärmeversorgung (Holz, Erdgas, Kraft-Wärme-Kopplung, ggf. solare Ergänzung) liefert eine vergleichbare Bewertung wie die Betrachtung des Gesamt-Primärenergieaufwandes bei der (aufgrund der KWK) notwendigen integralen Betrachtung der gesamten Wärme- und Stromversorgung. Dem Vorteil der Nutzung von Holz als nachwachsender und erneuerbare Energieträger wird dabei der Nachteil des schlechteren Nutzungsgrades gegenüber der Erdgasnutzung gegenübergestellt. Der hochexergetische und nachwachsende Energieträger Holz sollte deshalb möglichst effizient genutzt werden, d. h. in Kraft-Wärme-Kopplung mit einem möglichst hohen Verstromungsanteil. Eine Ergänzung der (regenerativen) Wärmeversorgung mit Holz (in KWK) durch Solarthermie führt zunächst zu einer (insbesondere wirtschaftlichen) Konkurrenz, vgl. Abschnitt 9.5.7. Aus grundsätzlicher energetischer und exergetischer Sicht ergibt sich hierbei jedoch ein differenzierteres Bild, bei dem die beiden regenerativen Energieträger Holz und Solarenergie unterschiedliche, z. T. komplementäre Eigenschaften aufweisen: - Holz ist per se ein speicherbarer Energieträger, während Solarenergie zusätzlicher technischer Speicher mit entsprechendem Aufwand bedarf. - Durch die inhärente Energiespeicherung im Holz ist direkt eine saisonal unabhängige Gewinnung und Nutzung möglich, während Solarenergie stets im Moment des Anfalls genutzt, zumindest aber aktiv gespeichert, werden muss. - Die Gewinnung von Holz ist aber mit einem erheblichen zusätzlichen Flächenaufwand verbunden („Ökologischer Fußabdruck“), während Solarenergie in großem Umfang auf bereits bebauten Flächen gewinnbar ist. Auch bei Betrachtung derselben (unbebauten) Fläche ist die Flächeneffizienz von Solaranlagen größer als die der energetischen Biomasse-Gewinnung. Eine künftige regenerative Vollversorgung wird deshalb voraussichtlich einer Kombination beider Energieträger bzw. -formen in einem sinnvollen Verhältnis bedürfen, wobei der Nutzungseffizienz bezogen auf den Gesamt-Primärenergieaufwand bzw. den Gesamt-Exergieaufwand (z. B. Kraft-Wärme-Kopplung) besondere Beachtung zu schenken ist. Hierbei können sich langfristig auch (energie-)wirtschaftliche Bewertungen verschieben. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 101 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Nomenklatur Formelzeichen . ℎ [−] ℎ ² [−] . . . Exergiegehalt der unkonzentrierten solaren Strahlung (natürliches Licht) Globalstrahlung Carnotfaktor, Ausdruck des thermischen Exergiegehaltes [−] Elektrischer Wirkungsgrad [−] Feuerungstechnischer Wirkungsgrad des Wärmeerzeugers [−] Nutzungsgrad der Heizzentrale [−] Jahresnutzungsgrad ( [−] Jahresnutzungsgrad Photovoltaik-Anlage [−] Jahresnutzungsgrad des Solarthermie-Kollektor-Anlage [−] Primärenergiefaktor [−] Regenerativer Anteil des Primärenergiefaktors [−] Primärexergiefaktor [−] Regenerativer Anteil des Primärexergiefaktors [° ] Temperatur [° ] Heizgrenztemperatur [° ] Heizkörpertemperatur [° ] Raumtemperatur [° ] Umgebungstemperatur [° ] Mittlere Umgebungstemperatur [° ] Warmwassertemperatur ∙ ) Literatur [7-1] Energieeinsparverordnung – EnEV: Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden; 24.07.2007 [7-2] European Directive Energy Performance of Buildings (EPBD): EU Gebäuderichtlinie 2010 für energieeffiziente Gebäude; 19.05.2010 [7-3] Weiß, Peter: Exergie in Heiz- und Kühlsystemen; Bachelorarbeit; Juli 2012; Hochschule Biberach [7-4] Schmidt, Dietrich; Kühl, Lars: Berechnungsblatt – Exergiebedarf zur Wärmeversorgung von Gebäuden; Excel-Werkzeug; Heizperiodenbilanz-Verfahren in Anlehnung an IEA Annex 37; April 2009; Kassel [7-5] Schabbach, Thomas; Wesselak, Viktor: Regenerative Energietechnik; SpringerVerlag Berlin Heidelberg; Mai 2009; Nordhausen [7-6] Koenigsdorff, Roland: Oberflächennahe Geothermie für Gebäude; Grundlagen und Anwendungen zukunftsfähiger Heizung und Kühlung; Fraunhofer IRB Verlag; 2011; Stuttgart Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 102 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 8. Untersuchungen zum Standort der Heizzentrale (Knecht-Ingenieure, EbertIngenieure, @ssmann gruppe, KEA) 8.1 Bürgerheim Biberach: Lage der Heizzentrale für die zukünftige Versorgung Im Rahmen der Konzeption einer nachhaltigen Wärmeversorgung wird für das Bürgerheim Biberach ein Erzeugungssystem ins Auge gefasst, das aus folgenden Komponenten besteht: - Solarkollektoren zur umweltneutralen Wärmeerzeugung (ca. 75 m²) - Holz-Blockheizkraftwerk zur umweltfreundlichen Erzeugung von Wärme und Strom im Wärmegrundlastbereich(ca. 45 kW elektrische Leistung, 105 kW thermische Leistung) - Holz-Hackschnitzelheizung (ca. 500 kW thermische Leistung) zur umweltfreundlichen Abdeckung der Hauptlasten der Wärmeversorgung - Gas-Spitzenlastkessel mit Brennwertnutzung (ca. 1400 kW) zur Abdeckung der Lastspitzen und Schwachlastphasen sowie als Sicherheits-Redundanzkessel Alle Strom- und Wärmeversorgungskomponenten können in einer zweigeschossigen Heizzentrale mit Grundfläche ca. 12 x 20 m mit einem ca. 13 m hohen Kamin untergebracht werden. Auch eine eingeschossige Lösung ist denkbar. Es stellt sich die Frage, was für und gegen eine Zentrale auf dem Bürgerheimareal spricht, bzw. wie weit eine nicht auf dem Areal gelegene Zentrale entfernt sein darf. Drei prinzipielle Möglichkeiten sind dabei vorhanden: - Neue Heizzentrale auf dem Bürgerheimareal - Neue Heizzentrale räumlich entfernt vom Bürgerheimareal, Versorgung nur des Bürgerheimareals - Modernisierte Heizzentrale der Stadtwerke e.wa riss in der Memelstraße, Versorgung des Bürgerheimareals und weiterer Wärmeabnehmer Bild 8-1: Beispiel einer zweigeschossigen 12x20 m großen Heizzentrale für das Bürgerheim Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 103 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 8.1.1 Heizzentrale auf dem Bürgerheimareal Für die Lage der Heizzentrale auf dem Bürgerheimareal gibt es mehrere Möglichkeiten (siehe Bild 8-1). Bild 8-2: Mögliche Lagen einer Heizzentrale auf dem Areal. Rot: Bisher im EnEff:Stadt-Projekt angedachter Standort Dabei gilt: Je näher die neue Heizzentrale an der bisherigen (im Keller von Gebäude 1) liegt, desto einfacher wird der Anschluss an das Wärmenetz und die Nutzung der bisherigen Trassenwege. Denn das bestehende, von Gebäude 1 ausgehende, strahlenförmige Wärmenetz soll ja nicht komplett erneuert, sondern nur verändert und ergänzt werden, soweit es für Abrisse und Neubauten notwendig wird. Vom Projektteam wurde zunächst vorgeschlagen, die Heizzentrale südlich von Gebäude 1 in Straßennähe zu platzieren (siehe „Roter Punkt“ in Bild 8-2, dabei kann die Heizzentrale aber auch weiter von Geb. 1 nach „rechts“ wegrücken). Problematisch von Seiten des Hospitals wird hier gesehen, dass die Heizzentrale mehr oder weniger direkt vor dem neuen Restaurant bzw. seiner Terrasse liegt. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 104 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 8-3: Die zunächst vorgeschlagene Heizzentrale neben Gebäude 1 kollidiert mit Nutzungsinteressen Falls Gebäude 4 („roter Bau“) erhalten bleibt, wäre auch eine Heizzentrale im 5 m hohen Kohlekeller des roten Baus untersuchungswürdig. Allerdings stellt sich die Frage, ob die künftige Nutzung, Eigentumsregelung, Sanierung etc. so rechtzeitig geplant und umgesetzt werden kann, dass eine neue Heizanlage im Sommer 2015 betriebsbereit ist (Grund: KfW Zuschuss für Sanierung Gebäude 1). Die Chancen stehen nicht gut, denn zurzeit ist noch offen, ob das Gebäude überhaupt bestehen bleibt oder abgerissen wird. Ein Standort in der nördlichen Gebäudeecke Königsbergallee – Rollinstraße oder südlich am Mühlweg nahe Gebäude 9 (Unregelmäßige grüne Vielecke in Bild 8-1) würde wertvolle Freifläche kosten und die Frage nach der gestalterischen Integration in das bisher architektonisch stark aufgewertete Ensemble aufwerfen. Eine weiter zu diskutierende Möglichkeit wäre es, den Keller eines der ab 2015 geplanten Neubauten für die Heizzentrale zu nutzen, dann könnte auch der 13 m hohe Kamin im oder am Gebäude „verschwinden“. Dazu müssten jedoch mindestens die für die Heizzentrale notwendigen Räumlichkeiten bis zum Sommer 2014 errichtet sein, damit die Heizzentrale eingebaut werden kann. Besonders anbieten würde sich Gebäude 13, nahe an der bisherigen Heizzentrale gelegen und direkt an der Rollinstraße liegend. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 105 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 8-4: Alternativer Standort für die Heizzentrale: Im Kellergeschoss des Neubaus, Gebäude 13, direkt an der Rollinstraße. Zumindest das Kellergeschoss bzw. die Räumlichkeiten für die Heizzentrale müssten dann bis Sommer 2014 fertiggestellt werden Insgesamt sind die Vor- und Nachteile einer straßennahen Heizzentrale auf dem Gelände folgendermaßen zu sehen: Vorteile: - Das Projekt ist als in sich geschlossenes Ganzes darstellbar und in der Öffentlichkeit als Gesamtprojekt mit hohem Nachhaltigkeitsanspruch vermittelbar. - Wärmeverluste durch Rohrleitungen zwischen Heizzentrale und Versorgungsbereich existieren nicht, da die Heizzentrale direkt im Versorgungsbereich liegt. - Eine LKW-Zufahrt ist gut möglich, ohne allzu weit ins Gelände einzufahren - Schall-, Schadstoff- und Geruchsemissionen stellen mit moderner Filter- und Schalldämmtechnik kein Problem dar - Die Wärme kommt nicht „anonym“ ins Haus, das Heizen mit dem regenerativen Energieträger Holz und mit Sonnenenergie wird sichtbar und erlebbar. Nachteile: - Wird die Heizzentrale nicht in ein existierendes oder neu zu errichtendes Gebäude eingebaut, sondern als eigenes Gebäude errichtet, so wird eine Grundfläche von ca. 12 x 20 m zzgl. Abstandsflächen zu anderen Gebäuden in Anspruch genommen. Bei 5 m Abstand rundum wären dies beispielsweise rund 560 m2. Eine Heizzentrale an anderer Stelle würde Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 106 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung dieselbe Grundfläche beanspruchen, Grund und Boden könnten jedoch ggfs. weniger Wert besitzen. Bei einer Differenz von 200 €/m² wären dies beispielsweise 112.000 €. - LKW Lieferungen werden am Rand des Areals wahrgenommen und können ggfs. belästigend wirken. Bild 8-5:Beispiele von Heizzentralen: Links: Heizikone in Bad Aibling, Architekt Matteo Thun & Partners. Hinter dem Tor befindet sich ein 500 kW-Holzhackschnitzelkessel. Rechts: München Neuaubing Geothermie-Heizzentrale 8.1.2 Neue Heizzentrale räumlich entfernt vom Bürgerheimareal, Versorgung nur des Bürgerheimareals Rein technisch gesehen kann eine neue Heizzentrale auch außerhalb des Bürgerheimareals liegen und beansprucht dann weder Flächen im Areal, noch wirkt sie in anderer Weise störend. Um die Investitionskosten (Rohrleitungen) und Betriebskosten (Pumpenstromverbrauch) so niedrig wie möglich zu halten, wäre ein Standort so nahe wie möglich am Areal wünschenswert, am besten östlich des Areals im Bereich der Rollinstraße, um eine einfache Anbindung an das bestehende Wärmenetz sicherzustellen. Eine geringe Distanz zum Areal ist dabei nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen wünschenswert, sie kommt auch den Projektzielsetzungen einer möglichst effizienten Energienutzung und Exergieoptimierung zugute. Ein gut möglicher Standort sehr nahe zur bisherigen Heizzentrale wurde bisher nicht benannt. Eine realistische Möglichkeit wäre der Einbau der Heizzentrale in das teilweise leerstehende bzw. umnutzbare Heizhaus der Stadtwerke e.wa riss GmbH in der Memelstraße 3, ggf. unter Erweiterung der Baulichkeiten. Dazu müssten jedoch sicher diverse eigentumsrechtliche Fragen vorab geklärt werden. Eine Ausarbeitung von Ebert-Ing. gibt zu dieser Lösung folgende Kenndaten an: - Die Rohrtrasse wird in Kunststoffmantelrohrsystem 2 x DN 100 vorgesehen. - Die Trassierung ist vorzugsweise über die Königsbergallee vorzunehmen (über den Mühlweg wären weitere 60 m Trassenlänge anzusetzen). - Incl. Dehnungsausgleich ergibt sich eine Trassenlänge von ca. 670 m, hinzu kommen 150 m für die Leitungsführung auf dem Gelände zur bisherigen Zentrale. - Die Kosten für die erdverlegte Rohrtrasse durch die öffentlichen Straßen werden auf ca. 370.000 € geschätzt, hinzu kommen 75.000 € für die Leitungsführung auf dem Gelände zur bisherigen Zentrale. In der Summe ergeben sich Leitungskosten von 445.000 €. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 107 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung - Die durch die Trasse entstehenden zusätzlichen Wärmeverluste wurden mit ca. 60 MWh/a ermittelt. - Für zusätzliche Pumpenergie kann man von ca. 1 MWh/a elektrischer Energie ausgehen. -Ein weiterer, noch nicht kalkulierbarer Aspekt liegt in der Erhöhung des Systemdruckes, der ggfs. eine hydraulische Trennung über Wärmeübertrager erfordert. Bild 8-6: Zwei Alternativen einer möglichen Trassenführung von der e.wa riss-Heizzentrale zum Bürgerheim-Areal (Ebert-Ing.) Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 108 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 8.1.3 Modernisierte Heizzentrale der Stadtwerke e.wa riss in der Memelstraße, Versorgung des Bürgerheimareals und weiterer Wärmeabnehmer In der Heizzentrale der e.wa riss befinden sich zur Zeit ein 1983 eingebauter Öl/Gas-Heizkessel mit 1.500 kW sowie 4 Erdgas-BHKW mit je 50 kW elektrischer und 100 kW thermischer Leistung. Die BHKW wurden 2008 einer Revision unterzogen mit Vollwartungsvertrag bis 2018. Im Gutachten des Ingenieurbüros Fischer von 2006 wird berichtet, dass die Heizzentrale im Jahr 2006 ein Hallenbad, zwei Wohngebäude und eine Schule mit Turnhalle versorgte, bei einer Jahreswärmelieferung von 1.996.000 kWh. Das Hallenbad soll in Zukunft entfallen, der Wärmeverbrauch reduziert sich dadurch auf rund 1.000.000 kWh/a (dies entspricht etwa 30 % des Bürgerheim-Wärmeverbrauchs). Das alte Hallenbad soll abgerissen werden und einer noch nicht näher spezifizierten, späteren Neubebauung weichen. Es wäre denkbar, das „Bürgerheim-Versorgungskonzept“ für die Gesamtanlage umzusetzen. Dann würde der alte Kessel durch eine Holzhackschnitzelheizung mit Gasspitzen- und -schwachlastkessel, wie im Bürgerheim-Konzept, ersetzt, jedoch mit einer Leistungsklasse, die auf die Gesamtversorgung ausgelegt ist. Auf die erst 2008 überholten Gas-BHKWs wird man seitens der e.wa riss wohl nicht verzichten wollen. Denkbar wäre es jedoch, zusätzlich ein Holzhackschnitzel-BHKW zu installieren. Dieses sollte dann räumlich getrennt von den Erdgas-BHKW installiert werden, so dass es zusammen mit den Holz- und Gaskesselanlagen (die dann eben noch andere Gebäude mitversorgen), als Versorgungssystem des Bürgerheims wahrgenommen werden kann. Zu überlegen wäre auch, bei der Verlegung der Heizungs-Rohrtrassen zum Bürgerheim-Areal auch Stromleitungen mit zu verlegen, um bei Änderungen der Förderrichtlinien eine Eigennutzung des erzeugten Stroms zu ermöglichen. Vorteile: - Kosteneinsparungen für bauliche Maßnahmen (müsste genauer untersucht werden, da dennoch Umbaumaßnahmen notwendig werden). - Auf dem Bürgerheimareal wird kein Platz verbraucht und es gibt keine akustischen Beeinträchtigung durch LKW-Anlieferungen etc.. Nachteile: - Laut einer Ausarbeitung der Ebert-Ing. entstehen für die Leitungsführung zwischen Heizzentrale und Bürgerheimareal Kosten von ca. 445.000 €. Weiterhin entstehen zusätzliche Rohrleitungsverluste von ca. 60.000 kWh/a und Pumpenstromverbrauch von 1000 kWh/a. Bei 0,07 Ct pro kWh Wärme und 25 Ct pro kWh Strom bedeutet dies jährliche Mehrkosten von ca. 4.500 €. - Aufgrund der Leitungslängen werden ggfs. hydraulische Trennungen (mit Wärmetauschern) notwendig, welche die Systemeffizienz weiter verschlechtern - Unter Beibehaltung der 200 kW Erdgas-BHKW-Stromerzeugung und Hinzufügung eines 45 kW Holz-BHKW wird nur etwa 18 % des Stromes regenerativ mit Holz erzeugt. Die Darstellbarkeit der Bürgerheim-Wärmeversorgung und Stromerzeugung aus regenerativen Quellen wird dadurch hinterfragbar. Das Projekt lässt sich möglicherweise nicht mehr als ganzheitliche, geschlossene Lösung kommunizieren. - Aufgrund eines deutlich erweiterten Versorgungsbereichs, wäre diese Lösung möglicherweise schwieriger als Nachfolgeprojekt vermittelbar, da für die neu hinzukommenden Gebäude weder eine Bestandserfassung noch eine Integration in das bestehende Konzept vorliegt. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 109 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 8.1.4 Technisch-wirtschaftliches Fazit Von der Darstellbarkeit des Projektes her wäre es günstig, wenn die Bürgerheim-Heizzentrale, auf dem Areal oder in der Nähe des Areals liegt. Ein an das Areal angrenzender Standort, z.B. straßenangrenzend jenseits an der Rollinstraße, Mühlweg, Königsbergallee, oder Waldseer Straße wäre unseres Erachtens durchaus vertretbar. Ein Standort außer Sichtweite dürfte sich auf die Projektwirkung abträglich auswirken, da der unmittelbare Zusammenhang Erzeugung – Verbrauch nicht mehr wahrgenommen wird. Wir empfehlen eine Realisierung der Heizzentrale auf oder angrenzend zum Bürgerheim-Areal bis zu einer Maximal-Entfernung von etwa 200 m Trassenlänge. Sollten nutzungsspezifische oder andere Gründe jedoch den Ausschlag für eine Modernisierung der Heizzentrale Memelstraße der e.wa riss geben (Kap. 8.1.3), dann ist auch diese Lösung möglich. Weitere detaillierte ingenieurmäßige Detaildarstellungen siehe Anhang 5. 8.2 Wahl des Standorts der Heizzentrale - Anmerkungen aus der Sicht einer Umsetzbarkeit im Rahmen des Contractings (KEA) In der Besprechung vom Oktober 2012 wurde auf die Frage des möglichen Standorts eingegangen. Angedacht sind Standorte auf dem Gelände des Hospitals (Gebäude 4) und in einer etwa 600 m Luftlinie entfernten Heizzentrale der Stadtwerke Biberach. Von dieser Heizzentrale versorgen die Stadtwerke nach dem Diskussionsstand vom Oktober ein umliegendes Wohn- und Gewerbegebiet mit KWK- Wärme, die KWK- Anlagen dürften jedoch am Ende ihrer technischen Lebensdauer stehen. Für einen Standort außerhalb des Geländes spricht sicherlich, dass das zur Verfügung stehende Gelände nicht mit zusätzlichen Funktionsbauten belastet wird und die Brennstofflogistik für die Versorgungslösungen mit Biomasse außerhalb des Geländes gehalten werden kann. Die Belastung des Geländes mit der Brennstofflogistik wird auch bei ausreichender Größe des Brennstoffbunkers mindestens eine wöchentliche Zufahrt von größeren Transportfahrzeugen erforderlich machen. Gegen eine Auslagerung des Heizhauses in das Gebäude der Stadtwerke spricht, dass damit frühzeitig festgelegt wird, dass die Stadtwerke damit quasi zwangsläufig der Versorgungspartner des Hospitals werden. Mit einer solchen frühzeitigen Weichenstellung wird aus unserer Sicht ein Ideen- und Preiswettbewerb zwischen verschiedenen Contractoren unterbunden. Weiter müsste in der Umsetzungsphase geklärt werden, inwiefern die Stadtwerke einer Umsetzung der nun ausgearbeiteten Versorgungskonzeptionen näher treten möchten und ob dies im Hinblick auf die bisher aus diesem Heizhaus versorgten Abnehmer dies technisch und wirtschaftlich überhaupt möglich ist. Der bisher diskutierte Standort auf dem Gelände ist an den Weitererhalt eines denkmalgeschützten Gebäudes 4 gebunden. In der Besprechung vom Oktober 2012 wurde deutlich, dass derzeit noch nicht entscheidungsreif gesagt werden kann, ob dieses Gebäude weiterhin erhalten bleibt oder doch abgerissen wird. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 110 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Die Frage des Standortes ist zu diesem Zeitpunkt und auch im Hinblick auf eine Contractingausschreibung in der Umsetzungsphase des Projekts nicht zwingend festzulegen. Wesentlich ist vielmehr, dass die wesentlichen Projektprämissen in der einer Ausschreibung festgelegt werden: - Die Ziel- Primärenergiebilanz des Gesamtprojekts und der Anteil, den die Erzeugerseite dazu beiträgt muss unabhängig des Standorts erhalten bleiben. - Die besonderen technischen Anforderungen an den Standort müssen vom Contractinganbieter so gewählt werden, dass diese der Umsetzung der favorisierten Varianten nicht im Weg steht. - Eine frühzeitige und einseitige Bindung an einen möglichen Contracting- Akteur muss in jedem Fall vermieden werden, da sonst ein Kosten- und Ideenwettbewerb von vorneherein unterbunden wird, und einer der wesentlichen Vorteile des Contractingvorhabens nicht zum Tragen kommen könnte. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 111 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 9. Weitere Optimierung des vorausgewählten Konzepts (TU Dresden) 9.1 Projektziel und Aufgabe - Projektziel Das Bürgerheim Biberach (BB) ist eine Einrichtung der Stiftung „Der Hospital“. Die Stiftung hat als eigenständige Rechtspersönlichkeit öffentlich-rechtlichen Charakter und wird kommunal verwaltet. Auf dem Areal des Bürgerheims befinden sich heute 10 Gebäude mit Nutzung als Altenpflegeheime, Altenwohnungen, Einrichtungen zur Tagesbetreuung, Kindergarten, Schule und Verwaltung. Im Rahmen einer Quartiersentwicklung soll auch das Nahwärmenetz des Bürgerheims, das zur Zeit mit zwei großen Gaskesseln versorgt wird, modernisiert und energetisch optimiert werden. Die Wärmeerzeugung soll dabei möglichst weitgehend auf regenerative Energien umgestellt werden. Ein erstes Energiekonzept, das die Entwicklungsmöglichkeiten skizziert, liegt vor. Die Untersuchung und Optimierung der Erzeugeranalgen und des Versorgungsnetzes steht jedoch noch aus. - Ursprüngliche Aufgabenstellung Es wird eine modellbasierte Systemoptimierung durchgeführt. Das vorhandene Wärmeversorgungsnetz ist sowohl im Hinblick auf die veränderte Bedarfsstruktur infolge der energetischen Gebäudesanierungen und der geplanten Erweiterungsbauten als auch im Zusammenhang mit der Umstellung der Wärmeerzeugung zu untersuchen, um eine auf die Versorgungsaufgabe optimal abgestimmte Infrastruktur zu erstellen. Die Optimierung des Wärmeversorgungssystems umfasst dabei die beiden Teilaufgaben: • • Netzoptimierung Niedertemperatureinspeisung und soll mit Hilfe eines modelbasierten Ansatzes erfolgen. Teilleistung 1: Netzoptimierung Aufbauend auf den vorhandenen Daten und Voruntersuchungen werden dynamische und thermisch-hydraulisch gekoppelte Simulationsrechnungen durchgeführt, um unterschiedliche Entwicklungsalternativen miteinander vergleichen und bewerten zu können. Die Simulationsrechnungen decken jeweils einen vollständigen Jahresgang ab einschließlich der jahreszeitlich variierenden und in Abhängigkeit der vorzugebenden Szenarien (Zubau, Abriss, Sanierung) unterschiedlichen Wärmelastverläufe. Aus diesen dynamischen Betrachtungen lassen sich Schlussfolgerungen ableiten zu den Fragestellungen: • • • Netzgestaltung (Strukturoptimierung), energetisch optimale Anordnung von Wärmeerzeugern optimierte Betriebsweise (Systemtemperaturen, Hilfsenergie). Mit den dynamischen Betrachtungen werden insbesondere die aus dem im Jahresverlauf dominierenden Teillastbetrieb resultierenden energetischen Auswirkungen berücksichtigt. Auf diese Weise lassen sich Jahres-Nutzungsgrade und jährliche Energie- und Brennstoffkosten minimieren. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 112 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Die Kostenschätzung geht davon aus, dass bis zu fünf Anlagenvarianten und Betriebsszenarien zu untersuchen sind. Die Bestandsaufnahme und Datenbeschaffung ist Bestandteil eines vorgelagerten Prozesses und nicht in den Kosten enthalten. Es kann davon ausgegangen werden, dass eine Übernahme der Netzdaten in das Simulationsprogramm TRNSYSTUD über geeignete Schnittstellen erfolgen kann. Teilleistung 2: Niedertemperatureinspeisung Es werden dynamische Jahressimulationen durchgeführt, mit denen die Einspeisung dezentraler Niedertemperaturwärme, die z.B. aus kleineren dezentral angeordneten solarthermischen Anlagen (z.B. auf den Dächern einiger Häuser installiert) gewonnen wird, bewertet werden kann. Die Einspeisung erfolgt wahlweise in den Vorlauf oder Rücklauf des Netzes. Die Bewertung der Niedertemperatureinspeisung erfolgt unter energetischen Aspekten, wobei insbesondere Fragestellungen nach den Auswirkungen auf die vorhandenen Wärmeerzeuger sowie die Sicherstellung der Versorgungsaufgabe zu beantworten sind. - Begründung für die Änderung der Aufgabenstellung Beim Projekttreffen am 22.08.2012 wurde bei den Besprechungen und anschließender Gelände-Begehung festgestellt, dass 1) 2) die ursprünglich inhaltliche Ausrichtung so in voller Variantenvielfalt nicht mehr existiert und dahingehend eingeschränkt werden kann, dass alle Wärmeerzeuger und thermischen Speicher an zentraler Stelle lokalisiert werden und die Ausdehnung des zu konzipierenden Nahwärmenetzes sehr gering ist. Durch die vorhandenen (auch für Versorgungsleitungen vorgesehenen) Kellergänge und Kanäle bestehen bezüglich der Trassenführung kaum Wahlmöglichkeiten. Daraus folgt, dass eine dynamische Netzsimulation nicht notwendig ist und die optimale Netzauslegung sich auf die Durchmesseroptimierung von kurzen Leitungen beschränkt und damit eine planerische Routineaufgabe darstellt, für die ein kleinerer Support (Demonstration einer Softwareanwendung) ausreicht. In den Fokus rückte bei den Besprechungen vielmehr die optimale Gestaltung (Auslegung und Betriebsführung) der Anlagen zur Wärmeerzeugung und Wärmespeicherung. Neue Zielrichtung: Nach einem vorgegebenen Variantenschema werden für jede Variante die erforderliche Brennstoffmengen und die erzielbaren Einsatzzeiten ermittelt und liefern so die Basis für die Bewertung. Die Arbeitsinhalte für die TU Dresden werden deshalb entsprechend geändert und gemäß dem Zeitplan des Gesamtprojektes wird diese Aufgabe in zwei Etappen gegliedert: Energiebilanzen und Brennstoffmengen Diese Etappe kommt ohne Einsatzoptimierung aus und unterstellt eine sinnvolle Speichergröße und einen vereinfachten Speichereinsatz. Optimierung der Systemelemente Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 113 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Die Leistungsgröße der Einspeiser (Wärmeerzeuger und Wärmespeicher) wird durch Variantenrechnung bestimmt, wobei für jede Variante eine vollständige Einsatzoptimierung aller Einspeiser für ein ganzes Jahr durchgeführt wird. - Neue Aufgabenstellung Teilleistung 1: Energiebilanzen Ziel Für erste Entscheidungen sind für eine Anlagenkonfiguration verschiedene Anlagegrößen dahingehend zu untersuchen, welche Brennstoffmengen die Wärmeerzeuger verbrauchen, um eine realistische Kostenschätzung (nicht Bestandteil unserer Leistungen) vornehmen zu können. Anlagenkonfiguration Als Anlagenkonfiguration wird die Alternative 4 des Schlussberichtes [9-1] angenommen: Hackgutkessel Holzgas BHKW Solarthermie Gas-Spitzenlastkessel Datenbasis Als Basis der Untersuchungen werden verwendet: Verbrauchstrukturen (stündlicher Wärmebedarf) nach Prognose 2020 Wetterdaten vom TRY Zone 13 Wirkungsgrade werden gemäß Datenblättern verwendet. Annahmen Für die Teilleistung 1 wird eine sinnvolle Pufferspeichergröße angenommen. Als Einsatzreihenfolge der Wärmeerzeuger wird festgesetzt: 1) Holzgas BHKW – 2) Solarthermie – 3) Holzhackgutkessel – 4) Gaskessel Der Einsatzplan des Wärmespeichers erfolgt nach einfachen Regeln. Die Einsatzwahrscheinlichkeiten die Biogas-BHKW werden eingeschätzt. Varianten Es werden 16 Varianten untersucht: Größe des BHKW: elektrische Leistung 30 kW und 50 kW Solarthermiegröße: Kollektor-Fläche 0 m², 25 m², 50 m² und 100 m² Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 114 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Größe des Hackgutkessels: Leistung 450 kW, 500 kW, 600 kW und 650 kW (für eine festgelegte Solarthermiegröße) Ergebnisse Für jede Variante werden in Tabellenform ermittelt: Bereitzustellende Energiemengen und Einsatzzeiten für jeden Erzeuger Teilleistung 2: Optimierung der Systemelemente Die Teilleistung 2 hat die Optimierung der Systemelemente (Wärmeerzeuger und Nahwärmenetz) zum Gegenstand. Thema 1, Teilleistung 2: Optimierung des Nahwärmenetzes Aufgabe Da alle Wärmeerzeuger und thermischen Speicher an zentraler Stelle lokalisiert werden und die Ausdehnung des zu konzipierenden Nahwärmenetzes mit einem Versorgungsradius von 150 m sehr gering ist und da auch durch die vorhandenen (auch für Versorgungsleitungen vorgesehenen) Kellergänge und Kanäle bezüglich der Trassenführung keine Wahlmöglichkeiten bestehen, ist eine dynamische Netzsimulation nicht notwendig und die optimale Netzauslegung beschränkt sich auf die Durchmesseroptimierung von kurzen Leitungen. Das ist eine planerische Routineaufgabe, für die ein kleinerer Support (Demonstration einer Softanwendung) ausreicht. Beispielhaft soll dafür das Programm zur Auslegung von Nahwärmenetzen „STEFaN“ genutzt werden. Ergebnisse Für eine Variante von Systemparametern wird geliefert: Optimale Durchmesser in Tabellenform Alle INPUT- und OUTPUT-Dateien von STEFaN für die gerechnete Variante Thema 2, Teilleistung 2: Optimierung der Wärmeerzeuger und des Wärmespeichers Ziel Die Leistungsgröße der Einspeiser (Wärmeerzeuger und Wärmespeicher) wird durch Variantenrechnung bestimmt, wobei für jede Variante eine vollständige Einsatzoptimierung aller Einspeiser für ein ganzes Jahr durchgeführt wird. Anlagenkonfiguration Als Anlagenkonfiguration wird die Alternative 4 des Schlussberichtes [9-1] angenommen (wie in Teilleistung 1) Datenbasis Als Basis der Untersuchungen werden verwendet: Verbrauchstrukturen (stündlicher Wärmebedarf) nach Prognose 2020 Wetterdaten vom TRY Zone 13 Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 115 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Wirkungsgrade werden gemäß Datenblättern verwendet. Die Brennstoffpreise und die Tarife für den Stromverkauf werden prognostiziert und durchschnittliche Werte für die Zukunft werden angesetzt (nur 1 Variante) Annahmen Die Einsatzwahrscheinlichkeiten des Biogas-BHKW werden eingeschätzt. Varianten Es werden 48 Varianten untersucht: 3 Größen des Wärmespeichers (nutzbarer Wärmeinhalt): o voroptimierte Behältergröße o 2 weitere 2 Größen des Holzgas BHKW: elektrische Leistung 30 kW und 45 kW 2 Solarthermiegrößen: Kollektor-Fläche 0 m² und günstigster Wert aus Teilleistung 1. Größe des Hackgutkessels: Leistung 450 kW, 500 kW, 600 kW und 650 kW Ergebnisse Für jede Variante werden in Tabellenform ermittelt: Bereitzustellende Energiemengen und Einsatzzeiten für jeden Erzeuger Jährliche Brennstoffkosten Erlöse aus der Stromlieferung BHKW 9.2 Grundlagen der Untersuchungen Für eine ausgewählte Anlagen-Konfiguration werden in verschiedenen Varianten die eingespeisten Wärmemengen für ein typisches Jahr ermittelt. Anlagenkonfiguration Als Anlagenkonfiguration wird die Alternative 4 des Schlussberichtes Teil 1[9 -1], Kapitel 7, angenommen. Solarthermie Holzgas BHKW, bzw. Erdgas-BKHW für die Varianten 51 bis 58 von 9.3 Hackgutkessel Gas-Spitzenlastkessel Die Anlagen werden in dieser Reihenfolge eingesetzt. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 116 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Datenbasis Als Basis der Untersuchungen werden verwendet: Verbrauchstrukturen: jährlicher Wärmebedarf nach Prognose 2020 aus [dem Schlussbericht Teil 1 [9 -1], Kapitel 8 Lastprofile für den stündlichen Wärmebedarf aus [9 -2], Wetterdaten vom ausgewählten Testreferenzjahr (für mittlere Witterungsverhältnisse und Klima-Zone 13) aus [9-3] in der Datei TRY Zeitraster Als kleinstes Zeitintervall wird mit einer Stunde gearbeitet. 9.3 Energiebilanzen und Brennstoffmengen 9.3.1 Allgemeines Es wurden 58 verschiedene Kombinationen von Anlagengrößen bilanziert. Da das Schema mit gleich großen Schritten für die Leistungsänderung arbeitet, sind in dieser Zahl auch weniger interessante Varianten enthalten. Die vereinfachte Berechnung erfolgt in 3 Schritten. Als Hilfsmittel wurde MS EXCEL mit selbstprogrammierten VBA-Modulen eingesetzt (siehe Anhang 7-3). 9.3.2 Berechnungsschema Vorgehen Bei der Berechnung wird in 3 Schritten vorgegangen: 1 Die Datei TRY wird durch Formeln (siehe 9.3.2.2) ergänzt um die folgenden Größen: die wirksame Temperatur TempAR für den stündlichen Wärmebedarf der stündliche Wärmebedarf Qsoll aus dem Standardlastprofil [9 -2], gemäß dem dort angegebenen Formalismus die Gesamtstrahlung je Quadratmeter G (Summe aus diffuser Strahlung D und direkter Strahlung B) den Solar-Ertrag je Quadratmeter Kollektorfläche E 2 Durch die Module (siehe Anhang A4-4a) in der Datei Matrix werden die folgenden Größen stundenweise berechnet und in der Datei TRY eingetragen (diese Werte werden für jede neue Variante überschrieben): Stündliche Wärmeerzeugung der Vakuum-Röhrenkollektoren Stündliche Wärmeerzeugung des HS-BHKW (bzw. des Gas-BHKW für die Varianten 51 bis 58) Stündliche Wärmeerzeugung des HS-Kessels Stündliche Wärmeerzeugung des Brennwert-Gaskessels Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 117 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Stündliche speicherbare Wärmemenge 3 Summen und bedingte Summen werden gebildet für: Q_Solar: Jährliche Wärmeerzeugung der Vakuum-Röhrenkollektoren Q_BHKW: Jährliche Wärmeerzeugung des HS-BHKW (bzw. des Gas-BHKW für die Varianten 51 bis 58) Q_HS-Kessel: Jährliche Wärmeerzeugung des HS-Kessels Q_Gaskessel: Jährliche Wärmeerzeugung des Brennwert-Gaskessels hBHKW: Jährliche Einsatzstunden des HS-BHKW hHSK: Jährliche Einsatzstunden des HS-Kessels hGK: Jährliche Einsatzstunden des Brennwert-Gaskessels Diese Werte werden in die Tabelle der Datei Matrix zeilenweise eingetragen. Formeln im EXCEL-Sheet „TRY“ Wirksame Temperatur TempAR gemäß [9-2] für den stündlichen Wärmebedarf, als gleitender Mittelwert von der gemessenen Temperatur T(t) zum Zeitpunkt t und dem Wert für die vorangehende Stunde TempAR(t - 1): TempAR(t) = TempAR(t - 1) * AR + T(t) * (1 -AR) mit AR =0,5(1/24) = 0,971532 Kollektor-Temperatur Tkoll Tkoll = MAX(50; 60-(T(t) * 2)) Gesamtstrahlung G G=D+B Solar-Ertrag je Quadratmeter Kollektorfläche E E = MAX(0; 0 * G - 1 * (Tkoll - T) – 2 * (Tkoll - T)2) mit: 0 = 0,642 1 = 0,885 2 = 0,001 9.3.3 Tabellen der Zahlenwerte Die Tabelle in Anhang A4-1 enthält die Energiebilanzen für die einzelnen betrachteten Varianten Nr. 1 bis 50 vom 28.09.2012, ergänzt um die Varianten 51 bis 58 am 12.10.2012, mit den unten genannten Einschränkungen. Bei den in der Tabelle dargestellten Wärmemengen von einem Jahr handelt es sich um abgegebene Wärme. Für die Ermittlung der erforderlichen Brennstoffenergie der Kessel und des BHKW ist dann jeweils noch durch den entsprechenden Wirkungsgrad zu dividieren. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 118 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Die Spalten bedeuten: Solar: Nettofläche (Aperturfläche) der Vakuum-Röhrenkollektoren BHKW: Leistungsgröße des HS-BHKW HS-Kessel: Leistungsgröße des HS-Kessels Q_Solar: Jährliche Wärmeerzeugung der Vakuum-Röhrenkollektoren Q_BHKW: Jährliche Wärmeerzeugung des HS-BHKW Q_HS-Kessel: Jährliche Wärmeerzeugung des HS-Kessels Q_Gaskessel: Jährliche Wärmeerzeugung des Brennwert-Gaskessels hBHKW: Jährliche Einsatzstunden des HS-BHKW hHSK: Jährliche Einsatzstunden des HS-Kessels hGK: Jährliche Einsatzstunden des Brennwert-Gaskessels 9.3.4 Fazit Die Summe der jährlich erzeugten Wärmemengen ergibt einen Wert von 2795 MWh/a (Summe Gebäudekennwerte 2020 plus 5 % Netzverluste. Es sind die folgenden 2 Einschränkungen zu beachten: Solare Ausbeute und Solarspeicher sind vereinfacht modelliert. Die solare Ausbeute über ein Jahr ergibt aber einen realistischen Wert. Die Speicherung für das BHKW und den HS-Kessel sind nur indirekt modelliert: Bei jedem simulierten Ausschalten durch zu geringe Last wird angesetzt, dass die Anlage noch 48 Stunden weiter betrieben wird und die überschüssige Wärme in den Speicher gelangt, von wo aus sie später wieder genutzt werden kann. Das wird in der nächsten Arbeitsetappe detaillierter untersucht. Es lässt sich nach Auswertung der vereinfachten Jahressimulationen ein erstes Fazit ziehen: Die avisierte Größe der Solarkollektoren vom 50 m² ist klein genug, damit dem BHKW keine nennenswerten Grundlast-Anteile weggenommen werden. Die avisierte Größe des Pufferspeichers vom 20 m³ brutto ist groß genug, um häufiges An- und Ausschalten von BHKW und Holzhackschnitzelkessel zu vermeiden und gleichzeitig gute Betriebszeiten zu erreichen. Der größere HS-Kessel ist (bei dieser sehr vereinfachten Simulation) nicht in jedem Fall der bessere, da er im Sommer/Übergang ggf. weniger zum Einsatz kommt. Das hängt auch von der Größe des Pufferspeichers ab und muss noch weiter untersetzt werden. Diese Bilanzen sind nur überschläglich gültig, aber viel Besseres war bei einer gröberen Modellierung des Speichers und ohne Optimierung des Erzeugereinsatzes in der 1. Arbeitsetappe nicht möglich. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 119 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 9.4 Optimierung des Nahwärmenetzes Da alle Wärmeerzeuger und thermischen Speicher an zentraler Stelle lokalisiert werden und die Ausdehnung des zu konzipierenden Nahwärmenetzes mit einem Versorgungsradius von 150 m sehr gering ist und da auch durch die vorhandenen (auch für Versorgungsleitungen vorgesehenen) Kellergänge und Kanäle bezüglich der Trassenführung keine Wahlmöglichkeiten bestehen, ist eine dynamische Netzsimulation nicht notwendig und die optimale Netzauslegung beschränkt sich auf die Durchmesseroptimierung von kurzen Leitungen. Für diese planerische Routineaufgabe wird ein kleinerer Support durch die Anwendung einer Software demonstriert. Beispielhaft wird dafür das im vom BMWi geförderten Projekt [9-4] entwickelte Programm zur Auslegung von Nahwärmenetzen „STEFaN“ (den Begrüßungsbildschirm zeigt Bild 9-1) für vorgegebene Systemparameter sowie für vorgegebene Ortslage der Wärmeerzeugung genutzt. Bild 9-1: Info Programm STEFaN Die verwendeten Daten sind den folgenden Bildschirm-Schnappschüssen zu entnehmen. Zu beachten ist insbesondere, dass die Lage der Einspeisung (Heizzentrale) noch dem Stand von [9-1] entspricht. Die Kennziffern a0 und aV für die Komplexpreise der Wärmetrasse wurden für die Bedingungen einer Verlegung im unbefestigtem Gelände eines Siedlungsgebietes (VA = 2) festgelegt. Für die Erfassung der geografischen Ausgangsdaten und Ergebnisse wurde das GISProgramm ShapeUp (Bezugsquelle [9-5]) verwendet. Ausgangsdaten Es wird ein Einspeisedruck (Differenzdruck am Ausgang der Heizzentrale) von 4 bar angesetzt und die Systemtemperaturen für den Auslegungsfall sind 105 / 60 °C (siehe Bild 9-2). Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 120 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 9-2: Formular Systemparameter Die möglichen Innen-Durchmesser und Kostenwerte der Trassen sind gemäß Bild 9-3 vorgegeben. Bild 9-3: Formular Trassen Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 121 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Ausgangspunkt ist der Plan des Areals (Bild 9-4) mit den eingezeichneten schon vorhandenen und möglichen neuen Trassen „Plan.tif“, der georeferenziert werden muss. Die Referenz-Infos sind in der Datei „Plan.tfw“ abgelegt: Bild 9-4: Lageplan im GIS Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 122 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung In der Datei „Bürgerheim Jahr 2020 Nahwärme 2120615.tif“ sind die die Einspeise- (blau) und Entnahmepunkte (magenta) sowie die maximalen Wärmeverbräuche dargestellt (Bild 9-5). Die Referenz-Infos sind in der Datei „Bürgerheim Jahr 2020 Nahwärme 2120615.tfw“ abgelegt. Bild 9-5: Gebäudeplan im GIS Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 123 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Deren Lage (kleine gelbe Quadrate) muss im Theme „Abnehmer“ digital erfasst und die Wärmehöchstlast im Attribut „Qmax“ eingetragen werden, siehe Bild 9-6. Bild 9-6: Erzeuger und Abnehmer im GIS Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 124 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Die möglichen Trassen müssen im Theme „Trassen“ mit der Maus vorgegeben (dünne blaue Linien im Bild 9-7) und dabei die Attribute „VA“, „Bestand“ und „Dmax“ vergeben werden. Bild 9-7: Eingegebene Trassen im GIS Die angelegten Themes müssen im MIF-Format exportiert werden und stehen im Programm „STEFaN“ als Eingabedateien zur Verfügung. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 125 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Ergebnisse Nach Import (und ggf. Bearbeiten) der Eingabedaten und erfolgter Optimierung stehen die Ergebnisse zur Weiterverarbeitung zur Verfügung. Die geografischen (teilstreckenbezogenen) Informationen wie Durchmesser, Kosten und Differenzdruck müssen nach GIS exportiert werden, eine summarische Übersicht kann angezeigt werden, siehe Bild 9-8. Bild 9-8: Ergebnisse im Formular Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 126 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Die exportierte GIS-Datei („Ergebnis_0.MIF“) kann nun wieder im GIS-System dargestellt (dünne blaue Linien im Bild 9-9, die markierte Teilstrecke rot) werden: Bild 9-9: Ergebnisse im GIS Die Werte der Attribute stehen als Klartext in der Datei „„Ergebnis_0.MIF““ und können auch mit einem externen Editor oder einem Tabellenkalkulationsprogramm angesehen oder weiter verarbeitet werden (s. Tab. 9-1). Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 127 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach AK EK (int. Knotennr.) 28 1 34 2 35 3 26 4 36 5 16 6 33 7 20 8 37 9 24 10 38 11 29 12 39 13 17 14 36 16 21 17 27 18 32 19 19 20 30 21 39 22 18 23 37 24 15 25 25 26 15 27 34 28 22 29 23 30 18 32 32 33 27 34 25 35 35 36 23 37 30 38 21 39 L m 5,7 5,1 4,9 4,6 4,8 3,2 2,6 3,2 3,7 5,3 3,6 4,0 8,6 5,4 37,0 24,4 48,0 9,5 17,9 36,8 0,2 7,5 54,4 66,3 35,7 29,5 34,8 33,1 40,9 11,4 10,3 4,3 2,5 34,5 5,4 8,9 52,4 LowEx-Quartiersentwicklung DU mm 28,5 28,5 28,5 28,5 28,5 28,5 70 70 70 70 28,5 28,5 53,9 28,5 28,5 28,5 69,7 28,5 70 53,9 28,5 69,7 70 36 28,5 69,7 28,5 28,5 53,9 28,5 70 28,5 28,5 28,5 70 28,5 53,9 MS kg/s 0,254 0,254 0,376 0,370 0,550 0,074 0,646 0,937 0,788 0,667 0,254 0,254 1,614 0,667 0,074 0,667 5,825 0,937 0,937 2,534 0,254 4,243 0,667 1,370 0,370 6,333 0,254 0,254 2,788 1,582 0,646 0,508 1,000 0,624 1,455 0,254 1,868 KO EUR/a 93,8 83,9 79,8 142,7 79,6 51,8 0 0 0 0 59,3 65,8 164,5 89,2 606,8 400,2 1004,2 156,4 0 707,4 3,2 156,4 0 1142,3 1113,7 617 571,4 544 784,7 187,5 0 70,9 41 567,2 0 145,3 1005,2 DiffDruck bar 3,4009 3,4690 1,4244 1,3543 1,0000 1,0372 1,8862 1,6329 2,6266 2,6185 2,0925 1,0183 1,0000 1,2724 1,0377 1,3443 2,7395 1,6391 1,6338 1,6669 1,0896 2,6312 2,6193 1,5191 1,3730 3,5120 3,4119 1,0260 2,1165 1,8879 1,8865 3,4788 1,4448 1,0437 2,6274 2,0995 1,0900 Tab. 9-1: Optimale Durchmesser in Tabellenform Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 128 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung INPUT- und OUTPUT-Dateien von STEFaN für die gerechnete Variante Die folgenden Dateien wurden zur Berechnung verwendet bzw. als Ergebnis angelegt. INPUT-Geodaten zur Orientierung und als Eingabehilfe: o plan.tif o plan.tfw o Bürgerheim Jahr 2020 Nahwärme 2120615.tif o Bürgerheim Jahr 2020 Nahwärme 2120615.tfw Im GIF angelegte Geodaten als INPUT für STEFaN: o Abnehmer.mif o Abnehmer.mid o Trassen.mif o Trassen.mid INPUT nichtgeografische Daten: o Kosten.txt o Projekt.txt OUTPUT nichtgeografische Daten: o Auswertung.txt o Ergebnis_0.txt OUTPUT geografische Daten: o Ergebnis_0.MIF o Ergebnis_0.MID Datei für das GIS-Programm ShapeUp mit den geografischen Daten: o Biberach.sup Diese Dateien werden in elektronische Form im Archiv „Biberach_Netz.zip“ übergeben, siehe A4-5. Weitere Dateien werden vom Programm vorzugsweise zu Prüfzwecken angelegt. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 129 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 9.5 Optimierung der Wärmeerzeuger und des Wärmespeichers 9.5.1 Mathematisches Modell Als Anlagenkonfiguration wird die Alternative 4 des Schlussberichtes [9-1] angenommen (wie in Teilleistung 1). Die Wärme-Einspeisung aus der Solarthermie ist fest vorgegeben und wird als fix aus der Optimierung zunächst ausgeklammert. Das mathematische OptimierungsModell besteht aus Zielfunktion, Variablen und Nebenbedingungen. o Variablen o Wärmeeinspeisung aus den Wärmequellen: HS-Kessel, HS-BHKW, Wärmespeicher sowie Brennwertkessel (und als Variante in 9.5.6 auch die Solarthemie) o Ladezustand des Wärmespeichers o Beim Anschalten einer Anlage werden Hilfsvariable zum Integrieren der Anfahrkosten in die Zielfunktion benötigt. Bestandteile der Zielfunktion: o Brennstoffkosten o Für die Brennstoffpreise werden mit 29,00 EUR/MWh für Hackgut W15 und 47,00 EUR/MWh für Erdgas dem Kapitel 4 entsprechende Werte verwendet. Für den thermischen Wirkungsgrad (Jahresnutzungsgrad) wird beim BHKW 0,63, beim HS-Kessel 0,85 und beim Brennwertkessel 0,95 angenommen. o Erlöse für Stromgutschriften o Für die Gutschrift für den Stromverkauf von 155 EUR/MWh wird ebenfalls der Wert von Kapitel 4 verwendet. Die aktuelle Einspeisevergütung nach EEG 2012 liegt tatsächlich etwas höher. Der elektrische Wirkungsgrad beim BHKW wird gemäß Datenblatt von Spanner Re2 mit 0,29 angesetzt. o Anfahrkosten o Anfahrkosten sind notwendig, um das Takten der Anlagen zu bestrafen. Für HSKessel und HS-BHKW wird ein Wert von je 30 EUR/Start angesetzt, damit wird eine Mindest-Einsatzdauer von je ca. 8 Stunden erzwungen. Der Brennwertkessel kann im Modell bis hinunter auf null modulieren. Nebenbedingungen: o Wärmebilanz: Für jeden Zeitpunkt (Stundenintervall) muss der aus den Lastprofilen generierte Wert durch die Erzeuger abgedeckt werden. o Speicherbilanz: Für jeden Zeitpunkt wird die Ladung des Speichers anhand der Lage- und Entlademengen neu berechnet und gleichzeitig das Einhalten der Grenzen für die Aufladung (Null und maximale Kapazität) erzwungen. o Technische Grenzen: Die Mindest- und Höchstleitung der Wärmeerzeuger müssen eingehalten werden, wenn sie in Betrieb sind. Die Mindestleitung wird beim HS-Kessel und beim HS-BHKW mit jeweils 50% des Maximalwertes vorgegeben. Ist die Anlage nicht in Betrieb, ist der Höchstwert Null, zum Generieren der Hilfsvariablen für das Anschalten einer Anlage. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 130 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 9.5.2 Verwendete Software Die Optimierungsrechnungen werden mit der der Software GAMS/CPLEX durchgeführt. GAMS ist ein in der Energiewirtschaft verbreitetes und bewährtes Algebraisches Modellierungssystem, das den Solver CPLEX aufruft, der in der Lage ist, solch große und komplizierte Problem sicher und effektiv zu lösen, siehe Anhang A7-3. Das Arbeitsblatt von GAMS ist in Anhang 4-4b abgedruckt. 9.5.3 Durchführung der Variantenrechnungen Durch Variantenrechnung werden die Leistungsgrößen der Einspeiser (Wärmeerzeuger und Wärmespeicher) ermittelt, wobei für jede Variante eine vollständige Einsatzoptimierung aller Einspeiser für ein ganzes Jahr durchgeführt wird. Dafür wird mit einer Verfügbarkeit des Biogas-BHKW wie in Kapitel 4 konservativ mit 90% gerechnet. Diese Einschränkung wird durch willkürliches Abschalten zu den folgenden Zeiten simuliert: 3 Tage im Sommer: Tage Nr. 181 bis 184 1 Woche im Winter (7 Tage): Tage Nr. 41 bis 47 2 Wochen im Lenz (13 Tage): Tage Nr. 81 bis 93 2 Wochen im Herbst (13 Tage): Tage Nr. 271 bis 283 Regelmäßige Wartungszyklen werden diesen Zeiträumen pauschal zugeordnet. Es wurden insgesamt 144 Varianten gerechnet, die sich aus der Kombination der unten stehenden Anlagengröße ergeben: Größen des Wärmespeichers (nutzbarer Wärmeinhalt): 150 kWh, 350 kWh, 550 kWh und 750 kWh Größen des Holzgas BHKW: elektrische Leistung 0, 30 kW und 45 kW Solarthermiegrößen: Kollektor-Fläche 0 m² und 75 m². Größe des Hackgutkessels: Leistung 0, 450 kW, 500 kW, 550 kW, 600 kW und 650 kW 9.5.4 Ergebnisse Für jede Variante wurden in Tabellenform ermittelt: Bereitzustellende Energiemengen und Einsatzzeiten für jeden Erzeuger Jährliche Brennstoffkosten Erlöse aus der Stromlieferung BHKW Einsatzzeiten und Startvorgängen von BHKW und HS-Kessel Die erzielten Ergebnisse sind den Anhängen A4-2 und A4-3 dargestellt. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 131 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 9.5.5 Optimierung der Anlagengrößen Für die Optimierung der Anlagengrößen werden die Ausgangsdaten und das Vorgehen von Kapitel 4 weitestgehend verwendet. Dafür sind neben den Ergebnissen „Ko-Ver“ = ( K B E ) der Variantenrechnungen von 9.5.3 (Zahlenwerte in A4-3) auch die größenabhängigen Anteile der Investitionskosten I0 der jeweils betrachteten Anlage mit einzubeziehen, Zielfunktion bilden somit die variablen Jahreskosten Ka. K a = I0 a K B E Der Annuitätsfaktor a wird gemäß den Angaben von Absatz 4.1 ermittelt, die Brennstoffkosten KB und die Stromerlöse E werden den Angaben aus Tabelle Anhang A4-1. Mit den Ergebnissen der einzelnen Varianten als Stützwerte können parabolische Verläufe K a = b0 b1 x b 2 x 2 für die variablen Jahreskosten Ka in Abhängigkeit der Anlagengröße x gebildet werden. Bei konvexem Funktionsverlauf ergibt sich ein Minimum bei x opt = b1 2 b2 Ausgangspunkt ist jeweils die Standardvariante V3323 aus A4-3: Größe des Wärmespeichers (nutzbarer Wärmeinhalt): 550 kWh Größe des Holzgas BHKW: elektrische Leistung 45 kW Solarthermiegröße: Kollektor-Fläche 75 m² Größe des Hackgutkessels: Leistung 500 kW Davon ausgehend werden die Leistungs-Größen dieser 4 verschiedenen Anlagen variiert. Bei der Solarthermie führt der Vergleich der Varianten V3313 und V3323 zu einer Differenz der Größe „Ko-Ver“ = ( K B E ) von 447 EUR/a, diese ist eine Zehnerpotenz niedriger als die kapitalgebundenen Kosten I 0 a von ca. 3000 EUR. Gegenüber den sonst üblichen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen fällt hier der Vergleich so schlecht für die Solarthermie aus, da sie (wegen der obigen Annahme) das BHKW aus der Grundlast verdrängt und damit Stromgutschriften vermeidet. Für die Optimierung des HS-Kessel werden die Varianten V3311 bis V3316 ausgewertet. Die Investitionskosten I0 werden abhängig von der Leistungsgröße QP in kW gemäß Kapitel 4 so gebildet: I 0 213700 EUR 240 EUR QP Die Koeffizienten b der Approximation der Jahreskosten Ka werden mit Hilfe der Ausgleichrechnung gebildet und ergeben sich zu b1 = -84,95 EUR/MW und b2 = 97,01 EUR/MW². Damit ergibt sich die optimale Leistungsgröße zu QP, opt = 0,4378 MWh = 437,8 kW. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 132 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Für die Optimierung des Wärmespeichers werden die Varianten V1323, V2323, V3323 und V4323 ausgewertet. Für die Investitionskosten I0 werden für jeden m³ 1000 EUR angesetzt, und mit einer Temperaturdifferenz zwischen Laden und Entladen von 20 K ergeben sich Koeffizienten b für die Approximation der Jahreskosten Ka als Funktion des Speicherinhaltes x = QSp mit Hilfe der Ausgleichrechnung zu b1 = -5,172 EUR/MWh und b2 = 4,300 EUR/MWh². Damit ergibt sich die optimale Leistungsgröße zu QSp, opt = 0,6014 MW = 601,4 kWh. Für die Optimierung des HS-BHKW werden die Varianten V3123, V3223 und V3323 ausgewertet. Die kontinuierliche Optimierung ist hier nicht sinnvoll, da am Markt eingeführte Anlagen nur in bestimmten Leitungsgrößen erhältlich sind. Die Investitionskosten I0 werden abhängig von der Leistungsgröße Pel in kW mit dem Stützpunkt I0(45 kW) = 230000 EUR aus Kapitel 4 so gebildet: I 0 50000 EUR 4000 EUR Pel Damit ergeben sich für die variablen Jahreskosten bei einer normativen Nutzungszeit von 10 Jahren Ka = 101 146 EUR/a (kein BHKW – Variante V3123), Ka = 87 831 EUR/a für ein BHKW mit Pel = 30 kW (Variante V3223) und Ka = 81 226 EUR/a für ein BHKW mit Pel = 45 kW (Variante V3323). Das größere HS-BHKW ist also besser als das Kleinere, das Kleinere besser als gar keins. 9.5.6 Auswertung der Variantenrechnungen In den folgenden 4 Diagrammen (Bild 9-10 bis 9-13) sind typische Verläufe zum optimierten Einsatz der Wärmeerzeuger für je 1 Woche dargestellt, jeweils für die Standardvariante V3323. Die zu Grunde liegenden Stundenwerte liegen in elektronischer Form vor, siehe Anhang A4-2. Für alle 4 Diagramme gilt diese Legende: Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 133 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 800 700 600 500 400 300 200 100 0 0 24 48 72 96 120 144 168 -100 Bild 9-10: Einsatzplan für die 3. Woche mit durchgehendem Betrieb HS-Kessel und BHKW (braune und grüne Linie) Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 134 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 800 700 600 500 400 300 200 100 0 0 24 48 72 96 120 144 168 -100 Bild 9-11: Einsatzplan für die 21. Woche mit Intervall-Betrieb HS-Kessel (braune Linie nach Stunde Nr. 80) 800 700 600 500 400 300 200 100 0 0 24 48 72 96 120 144 168 -100 Bild 9-12: Einsatzplan für die 46. Woche mit Aussetzer-Betrieb HS-Kessel (braune Linie nach Stunde Nr. 50 und 75) Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 135 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 800 700 600 500 400 300 200 100 0 0 24 48 72 96 120 144 168 -100 Bild 9-13: Einsatzplan für die 25. Woche mit Aussetzer-Betrieb BHKW (grüne Linie nach Stunde Nr. 60) Die Diagramme für die 21. (Bild 9-11) und die 46. Woche (Bild 9-12) zeigen, dass das BHKW vorzugsweise durchgehend eingesetzt werden soll und bei Notwendigkeit den HS-Kessel zum Takten zwingt. Die kurzen Aussetzer (nach den Stunden Nr. 50 und 75) des HS-Kessels in Woche 46 (Bild 9-12) würden bei einem noch größeren Speicher vermieden werden können. Das Diagramm der 3. Woche (Bild 9-10) zeigt bei einem typischen Winterbetrieb, dass durch den Speichereinsatz der Spitzenkessel (violette Linie) fast vollständig zurück gedrängt werden kann. Das Diagramm der 25. Woche (Bild 9-13) zeigt bei einem typischen Sommerbetrieb, wie die Solarenergie (hellblaue Linie) bei den zu Grunde gelegten Modellbedingungen (Solarenergie wird so weit wie möglich verwendet) das BHKW (grüne Linie) zurückdrängt und zum Takten zwingt (Stunde 60). Mit den gegenwärtigen Brennstoffpreisen und Förderbedingungen ist bei eintretender Konkurrenzsituation (besonders im Sommer) jedoch abweichend von der im Rechenmodell angesetzten Präferenz der Solarenergie der Einsatz des BHKW zu bevorzugen, d.h. ggf. muss dann die Solaranlage abgeschaltet werden. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 136 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 9.5.7 Thermische Solarenergie versus BHKW Wird thermische Solarenergie in ein Wärmeversorgungssystem eingespeist, in das auch Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung (hier: BHKW) einspeisen, kommt es im Sommer, wo die Solarenergie besonders hohe Erträge bringen kann, zur Konkurrenzsituation, da die geförderte Vergütung des KWK-Stroms an die Wärmeabnahme gebunden ist. Dadurch fällt gegenüber den sonst üblichen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen der Vergleich schlecht für die Solarthermie aus, da entweder die Solarthermie das BHKW aus der Grundlast verdrängt und damit Stromgutschriften vermeidet (bei Annahme wie im Rechenmodell), oder das BHKW die Solarthermie verdrängt (wie wirtschaftlich sinnvoll). Wird gemäß zweitem Anstrich (als Variante im Rechen-Modell) die Solarenergie nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten verwendet, ergeben sich je nach Variante die Erträge Q_Solar der folgenden Tabelle 9-2. Var-Nr. V3121 V3123 V3221 V3223 V3321 V3323 V3313 BHKW kWel 0 0 30 30 45 45 45 HSK kW 0 500 0 500 0 500 500 Q_Solar MWh/a 41,4 40,0 32,2 29,9 25,4 24,7 0 Ko-Ver T EUR 55,223 55,990 Tab. 9-2: Reduzierung des Solarertrages Die Werte der Zeile Q_Solar für den jährlichen Solarertrag zeigen, dass er sich beim kleinen BHKW auf ca. 75% und beim großen BHKW auf ca. 62% reduziert. Die Werte der Zeile „Ko-Ver“ für die variablen Betriebskosten ergeben eine Einsparung von nun 767 EUR, immer noch zu gering, um mit den kapitalgebundenen Kosten konkurrieren zu können. Mit den gegenwärtigen Brennstoffpreisen und Förderbedingungen ist der gleichzeitige Einsatz von thermischer Solarenergie und BHKW wirtschaftlich nicht darstellbar, da bei der dann eintretenden Konkurrenzsituation besonders im Sommer sich die Anlagen gegenseitig aus der Grundlast verdrängen. Die vorliegende Kosten-Struktur muss aber in Zukunft nicht immer so bleiben. Die Förderung für KWK und alternative Brennstoffe wird wohl mittel- und langfristig zurückgehen, der Wert und damit der Preis auch für nachwachsende Rohstoffe werden mit zunehmendem Einsatz der regenerativen Energiequellen steigen. Die Solarenergie steht aber auch zukünftig als kostenloser „Brennstoff“ zur Verfügung. In einem Modellprojekt ist es deshalb mit Blick in die Zukunft vertretbar, thermische Solarenergie mit einem kleinen Anteil (bei der Standardvariante weniger als 6% der KWK-Wärme und weniger als 1,5% des gesamten Wärmebedarfes) neben der KWK-Wärmeeinspeisung mit vorzusehen. Die Signalwirkung auf gegenwärtige Planungen sollte aber so sein: Ermutigung zum Einsatz regenerativer Energiequellen für die Wärmeversorgung, entweder Solarthermie oder KWK. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 137 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 9.6 Zusammenfassung zu Kapitel 9 Es wurde im Absatz 9.4 die Optimierung des Nahwärmenetzes beispielhaft dargestellt (Bearbeitungsstand von [9-1]). Im Absatz 9.3 wurden Brennstoffbilanzen aufgestellt mit vereinfachter Modellierung des Wärmespeichers, um in einer ersten Arbeitsetappe die möglichen Anlagenkonfigurationen einzugrenzen. Im Absatz 9.5 wurden diese Brennstoffbilanzen noch einmal, sowie zusätzlich die variablen Jahreskosten ermittelt mit optimalem Erzeuger- und Speichereinsatz, um die Optimierung der Anlagengrößen zu ermöglichen. Die ermittelten optimalen Anlagengrößen ergeben sich zu: Solarthermie 0 (keine), 75 m² Kollektorfläche geringfügig teurer HS-BHKW 45 kW Nennleistung elektrisch HS-Kessel 437 kW Nennleistung Wärmespeicher 601 kWh nutzbare Kapazität Dieser Wärmekapazität entspricht bei einer Temperaturspreizung von 20 K ein nutzbares Netto-Volumen von 25,8 m³. Damit werden, mit Ausnahme der Solarthermie, die Anlagengrößen aus Kapitel 4 bestätigt. Die Varianten mit Solarthermie ergeben ca. 2 T EUR höhere Jahreskosten als die entsprechenden ohne Solarthermie, eine vergleichsweise geringe Differenz gegenüber der Gesamtsumme. Mit den gegenwärtigen Brennstoffpreisen und Förderbedingungen ist der gleichzeitige Einsatz von thermischer Solarenergie und BHKW wirtschaftlich nicht darstellbar, da bei der dann eintretenden Konkurrenzsituation besonders im Sommer sich die Anlagen gegenseitig aus der Grundlast verdrängen. Mit Blick auf die Zukunft (siehe 9.5.7) lässt sich ein kleinerer Anteil an solarthermischer Wärmeeinspeisung neben einem BHKW aber rechtfertigen. Die Auswertung der Verläufe in 9.5.6 ergibt diese Einsatzreihenfolge, Vorrang hat die jeweils zuerst aufgeführte Anlage: HS-BHKW Solarthermie HS-Kessel Brennwertkessel Das BHKW rückt an die erste Stelle, da mit der geförderten Einspeisevergütung ein de facto „negativer“ Wärmepreis entsteht, wenn diese Vergütung gegengerechnet wird. Der Wärmespeicher muss dabei so an den prognostizierten Bedarf angepasst werden, dass die 3 erstgenannten Anlagen möglichst ausgelastet werden. Dies ist für die tägliche Einsatzplanung ein schwieriges Optimierungsproblem, das eine intelligente Steuerung der Anlagen erfordert. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 138 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 9.7 Quellen zu Kapitel 9 [9-1] Niedrigenergie-Quartiersentwicklung mit innovativer Nahwärmeversorgung Bürgerheim Biberach SCHLUSSBERICHT TEIL 1, Berichtsstand Juni 2012 [9-2] Lastprofile Gas der TU München http://www.stadtwerkeschkeuditz.de/download/Netzzugang/Erdgas/PraxisinformationP2007_13_SLP_Gas.pdf [9-3] Testreferenzjahre von Deutschland für mittlere und extreme Witterungsverhältnisse www.dwd.de/TRY [9-4] LowEX-Fernwärme – MULTILEVEL DISTRICT HEATING Forschungsbericht TU Dresden 2009 Teilthema 5: Software zur Verbesserung der Einsatzchancen von Fernwärmesystemen Finanzierung: BMWi, FKZ: 0327400B [9-5] ShapeUp: A free Windows desktop GIS application. www.nilione.com [9-6] The General Algebraic Modeling System. www.gams.com Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 139 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 10. Beschreibung der ausgewählten Lösung (Knecht-Ingenieure, Ebert-Ingenieure, Hochschule Biberach, @ssmann gruppe) 10.1 Zusammenfassung der Analysen und Ergebnisse aus Kap. 4 bis 9, Begründung der letztendlichen Konzeptauswahl Die technisch-wirtschaftliche Bewertung im Kapitel 4 ergab eine komplexe Bewertungsmatrix, in der alle Alternativen nach gewichteten „harten“ und „weichen“ Kriterien bewertet wurden. Als besonders Wichtig (Wichtungsmultiplikator 6) waren dabei die in mittleren Jahresvollkosten ausgedrückte monetäre Wirtschaftlichkeit und die Eignung für Contracting. Gleich darauf folgten mit Wichtungsmultiplikator 5 die Umweltfreundlichkeit und der Vorbilds- und Innovationscharakter einer Lösung. Als etwas weniger wichtig mit Multiplikator 3 bzw. 4 galten Vermittelbarkeit des Konzeptes und Multiplikationsfähigkeit. Die niedrigsten Wichtungsmultiplikatoren erhielten die Kriterien Investitionskosten, ausgereifte Technik, regionale Wertschöpfung und verursachtes Verkehrsaufkommen. Im Folgenden wird die Bewertung noch einmal dargestellt. Bewertung 5 Punkte: 1. Platz 1 Punkt: Letzter Platz Investitionskosten* Mittlere Jahresvollkosten im Jahr 1-10* CO2-Emissionen, Umweltfreundlichkeit** Ausgereifte Technik*** Eignung für Contracting Vorbildcharakter, Innovation, Ausstrahlung Vermittelbarkeit des Konzeptes, Identifikation Multiplikationsfähigkeit Lokale, regionale Wertschöpfung Verkehrsaufkommen Gesamtpunkte gewichtet Rangfolge Wichtungsfaktor Var. 0 G-K Var. 1 H-K + G-K + Solarth. Var. 2 H-K + G-K + G-KWK Var. 3 H-K + G-K + H-KWK Var. 4 H-K + G-K + H-KWK + Solarth. 1 6 5 2 6 5 4 3 2 2 5 1 1 5 5 1 1 1 1 5 80 5 3 2 3 4 3 3 3 4 3 4 109 4 1 3 4 3 4 2 2 5 2 4 114 3 4 5 5 2 1 4 5 3 5 2 132 2 2 5 5 1 1 5 5 3 5 2 133 1 * Unter Annahme einer Förderung in EnEff-Stadt Förderkonzept ** CO2-Emissionen unter Berücksichtigung von BHKW-Stromgutschriften *** Techn. Risiko ist bereits eingepreist in Jahresvollkosten unter Wartungskosten Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 140 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Als Ergebnis der technisch-wirtschaftlichen Bewertung wurde festgehalten: Unter Berücksichtig der Projektzielsetzungen wäre in einem PTJ-Folgeprojekt zur Variante 3 oder 4 zu raten. Ohne PTJ-Förderung und ohne Ansprüche an Innovationskraft zeigt sich Variante 2 als wirtschaftliche und vergleichsweise risikolose Lösung mit noch guten Ökobilanzwerten. Von Seiten der KEA Baden Württemberg, welche in Kapitel 5 eine Vorabeinschätzung der Konzepte hinsichtlich ihrer Tauglichkeit für eine Contractinglösung untersuchte, wurde folgende zusammenfassende Einschätzung abgegeben: Die Varianten 1 und 2 könnten problemlos im Einspar- wie auch im Energieliefercontracting umgesetzt werden. Die Varianten 3 und 4 erfordern eine gemeinsame „Lernphase“, um die Risiken kalkulierbar und zuordenbar vertraglich auszugestalten. Eine solche Vorgehensweise könnte ein „Türöffner“ für die Technologie Holz-KWK in kleinen Leistungsklassen sein. Im Gespräch mit möglichen Contractoren unter Teilnahme von Forstamtsdirektor Beck wurden mögliche Vertragsgestaltungen und Contractingmodelle hinsichtlich ihrer Sinnhaftigkeit und Umsetzbarkeit diskutiert (Kapitel 6). Ein Kernergebnis war, dass die Biomasseversorgung der Bürgerheim-Energiezentrale komplett mit Holz aus Hospital-eigenen Wäldern erfolgen könnte. Aufbereitung und ggfs. Trocknung von Hackschnitzeln würden von externen Firmen übernommen. Prinzipiell könnte eine Gliederung in zwei Contractingvertrags(teile) sinnvoll sein. Ein eher standardisierter Vertrag für die Hackschnitzelheizung mit GasPeakload und ein spezieller Vertrag für die Holz-KWK. Welchem Vertragsteil die Solarthermie und der Pufferspeicher zuzuordnen sind, wäre zu klären. Weiterhin wäre die Finanzierung und Eigentumsstruktur aller Komponenten der Energiezentrale zu klären. Dabei sind zu beachten: Die EEG Umlage, von 5 Ct/kWh, die beim Verkauf von Strom anfällt und die BMWi-Modellprojektförderung, die sich auf vom Zuwendungsempfänger getätigte Investitionen mit Innovationscharakter bezieht. Eine „Lernphase“ für die Gestaltung eines langfristigen Holz-KWK-Vertrages wurde allseitig für sinnvoll gehalten. Eine exergetische Analyse der Hochschule Biberach in Kapitel 7 erbrachte grundsätzlich dieselbe Reihenfolge in der Bewertung der Alternativen, wie die energetische Bewertung in Kapitel 4. Weiterhin wurde folgendes Fazit gezogen: - Exergetisch macht es Sinn, geeignete Dachflächen auf dem Areal möglichst weitgehend solar zu nutzen. Beiträge zur Wärmeversorgung sollten dabei über Vakuumröhrenkollektoren erfolgen, um hohe Temperaturen zu erreichen. - Eine Kraft-Wärme-Kopplung mit dem Energieträger Holz erweist sich als exergetisch sehr sinnvoll. - Eine Ergänzung der regenerativen Energieversorgung mit Holz (in KWK) durch Solarthermie führt zwar zunächst zu wirtschaftlicher Konkurrenz, erweist sich aufgrund der kompementären Eigenschaften jedoch als sinnvoll: Während Solarenergie stets im Moment des Angebots genutzt oder zumindest aktiv gespeichert werden muss, ist Holz per se ein „Energiespeicher“ der eine saisonal unabhängige Gewinnung und Nutzung ermöglicht. - Eine zukünftige regenerative Vollversorgung wird daher vermutlich in einer Kombination beider Energieträger stattfinden. Das Modellprojekt Bürgerheim Biberach kann diesbezüglich als Schritt in die Zukunft gesehen werden. Untersuchungen zum Standort der neuen Energiezentrale in Kapitel 8 erbrachten folgendes Fazit: Von der Darstellbarkeit des Projektes her wäre es günstig, wenn die Bürgerheim-Heizzentrale, auf dem Areal oder in der Nähe des Areals liegt. Ein an das Areal angrenzender Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 141 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Standort, z.B. straßenangrenzend jenseits an der Rollinstraße, Mühlweg, Königsbergallee, oder Waldseer Straße wäre durchaus vertretbar. Ein Standort außer Sichtweite dürfte sich auf die Projektwirkung abträglich auswirken, da der unmittelbare Zusammenhang Erzeugung – Verbrauch nicht mehr wahrgenommen wird. Das Projektteam empfiehlt eine Realisierung der Heizzentrale auf oder angrenzend zum Bürgerheim-Areal bis zu einer MaximalEntfernung von etwa 200 m Trassenlänge. Sollten nutzungsspezifische oder andere Gründe jedoch den Ausschlag für eine Modernisierung der Heizzentrale Memelstraße der e.wa riss geben, dann ist auch diese Lösung möglich. In Kapitel 9 wurden von der TU-Dresden neben einer Durchmesseroptimierung der Wärmeleitung vor allem Brennstoffbilanzen ermittelt und die einzelnen Komponenten der Energiezentrale über Modellrechnungen optimal dimensioniert. Die ermittelten optimalen Anlagengrößen ergeben sich zu: Solarthermie 0 (keine), 75 m² Kollektorfläche geringfügig teurer HS-BHKW 45 kW Nennleistung elektrisch HS-Kessel 437 kW Nennleistung Wärmespeicher 601 kWh nutzbare Kapazität = 25,8 m3 Speicherinhalt. Die Varianten mit Solarthermie ergeben ca. 2 T EUR höhere Jahreskosten als die entsprechenden ohne Solarthermie, eine vergleichsweise geringe Differenz gegenüber der Gesamtsumme. Mit den gegenwärtigen Brennstoffpreisen und Förderbedingungen ist der gleichzeitige Einsatz von thermischer Solarenergie und BHKW wirtschaftlich nicht vorteilhaft, da bei der dann eintretenden Konkurrenzsituation besonders im Sommer sich die Anlagen gegenseitig aus der Grundlast verdrängen. Mit Blick auf die Zukunft (siehe Exergieanalysen) lässt sich ein kleinerer Anteil an solarthermischer Wärmeeinspeisung neben einem BHKW aber rechtfertigen. Die Auswertung der Verläufe in Kapitel 9.5.6 ergibt diese Einsatzreihenfolge, Vorrang hat die jeweils zuerst aufgeführte Anlage: HS-BHKW Solarthermie HS-Kessel Brennwertkessel Das BHKW rückt an die erste Stelle, da mit der geförderten Einspeisevergütung ein de facto „negativer“ Wärmepreis entsteht, wenn diese Vergütung gegengerechnet wird. Die Solarthermieerträge reduzieren sich dadurch auf 62 % des technisch Möglichen. Mit steigenden Biomasse-Brennstoffpreisen kann zukünftig der Fall eintreten, dass die Solarthermie an die erste Stelle der Einsatzreihenfolge rückt. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 142 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 10.2 Detaillierte Beschreibung der gewählten Lösung (Knecht Ingenieure, Ebert Ingenieure) Die Simulationen der TUD haben ergeben, dass beim Einsatz des 45 kWel Holzvergasers die solarthermische Anlage unter Verzicht auf maximalen Solarertrag auf 75 m2 dimensioniert werden kann, ohne dass die Laufzeiten und somit die Wirtschaftlichkeit des HolzBHKWs beeinträchtigt wäre. 75 m² Solarthermie sind auf dem Dach der Heizzentrale gut unterzubringen und wurden als bevorzugte Größe gewählt. Vakuumröhrenkollektoren bringen im Vergleich zu Flachkollektoren oder normalen Röhrenkollektoren höhere Vorlauftemperaturen. Diese hohen Temperaturen können direkt ins Netz eingespeist werden. Flachkollektoren bringen im Schnitt niedrigere Temperaturen. Bei einem Netzrücklauf von z.B. 45 °C muss die Vorlauftemperatur der solarthermischen Anlage über diesen 45 °C liegen um überhaupt zur Wärmelieferung beitragen zu können. Dem Nahwärmenetz und den Solarkollektoren ist ein Wärmetauscher zwischengeschaltet, damit das Glykol-Wasser Gemisch, welches im Winter in den Kollektoren nötig ist, vom Nahwärmenetz getrennt ist. Liegt die Vorlauftemperatur der Solarkollektoren niedriger als die nötige Netzvorlauftemperatur, so wird diese auf die Temperatur heruntergemischt, die in der Mitte des Puffers herrscht und dort eingeschichtet. Durch die geplante Rücklaufauskühlung des Nahwärmenetzes wird die Ausnutzung der bereitstehenden Solarwärme erhöht. Die Regelung der Wärmeerzeuger und die hydraulische Einbindung ermöglicht dem Hackschnitzelkessel, dem Holzgas-BHKW und der Solarthermie das Laden des Pufferspeichers. Der Gaskessel soll nur als Redundanz und als Spitzenlastkessel dienen und wird nur freigegeben, wenn die Vorlauftemperatur im Netz unter der Sollwerttemperatur liegt. Ein Aufladen des Pufferspeichers durch den Gaskessel wird verhindert. Das Puffervolumen von 27 m³ verringert die Takthäufigkeit des BHKWs und des Hackgutkessels. Zur Übersichtlichkeit werden die Komponenten der Heizzentrale im Folgenden stichpunktartig in ihrer Gesamtheit ausgelistet: Hackgutkessel 500 kW Schubbodenaustragung Schaltschrank Automatische Rücklaufanhebung Sicherheitstemperaturbegrenzer Entaschung in 250 l Metallcontainer Multizyklon mit Staubaustragung und Staubcontainer Elektrofilter mit Staubaustragung und Staubcontainer Pufferspeicher 27.000 l Einströmdüsen zur sauberen Schichtung Holzgas-BHKW 45 kW elektrisch, 105 kW thermisch Unterbringung in abgetrenntem Raum Schleusensystem für Holzzufuhr Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 143 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Holzgasgewinner Holzgaskühler Kompressor Generator Schaltschrank Lüftung mit Schalldämpfer (opt. Aktivkohlefilter) Hackschnitzelbunker für W 15 Material 70 m³ Gelenkarmaustragung Steilförderschnecken Hackschnitzelbunker für W 35 Material 170 m³ Schubbodenaustragung Querförderer Solarthermie 75 m² Vakuumröhrenkollektor Systemtrennung (Wasser/Glykol Gemisch) Steuermodul Netzpumpen 2 Stück Hocheffizienzpumpen Trockenläufersystem Spitzenlastgaskessel 1.400 kW Kaminanlage, Höhe: 20 m bzw. 13 m Mess- Steuer und Regelungstechnik Nahwärmeleitung Hausanschlüsse an Verteiler und Trinkwasserbereitung Gebäude Heizzentrale, z.B. 12 x 20 m, zweigeschossig Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 144 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 11. Gesamtbilanzen - Klimaneutrales Heizen für ausgewählte Variante? (@ssmann gruppe) Eine Analyse der vorhandenen bzw. im „Auslegungszeitschnitt“ 2020 verfügbaren Dachflächen, die aufgrund Orientierung und Verschattungssituation für Photovoltaik geeignet wären, erbrachte Flächenpotenziale nach Tabelle 11-2. Geb. Dachtyp Dachneigung PV-FlächenPotential in m² Quelle 1 2x Flachdach 0° 384 Techn. Zeichnungen 2 Pultdach 15° 154 Techn. Zeichnungen 3 Pultdach 15° 216 Techn. Zeichnungen 5 Satteldach Halbrunddach 30° 12° 135 Ing. Büro Keßler & Hürle 6 Satteldach 30° 154 Techn. Zeichnungen 9 Flachdach 0° 708 Techn. Zeichnungen 10 Flachdach 0° 657 11 Flachdach 0° 845 eigene Mengenermittlung eigene Mengenermittlung 13 Flachdach 0° 547 eigene Mengenermittlung 14 Flachdach 0° 547 eigene Mengenermittlung 17 Flachdach 0° 504 Techn. Zeichnungen M+P Mann + Partner PV-Flächen-Potential Dach in m² 4850 Tab. 11-1: PV-Flächen-Potenzial auf dem Areal Bild 11-1: Zukünftiges PV- Flächen-Potenzial auf den Dächer des Areal Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 145 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Die durch die Beheizung des Bürgerheims entstehenden CO2 Emissionen (jeweils abzüglich Stromgutschrift bei den KWK-Lösungen sind in Tabelle 11-2 dargestellt (siehe auch Bild 4-9), ebenso wie die zur CO2-neutralen Wärmeversorgung notwendigen PV-Flächen. CO2-Emissionen unter Berücksichtigung Stromgutschriften Referenzvariante Gaskessel Var. 1: Hackschnitzelheizung, Gaskessel und Solarthermie Var. 2: Hackschnitzelheizung, Gaskessel und Gas-BHKW Var. 3: Hackschnitzelheizung, Gaskessel und Holz-BHKW Var. 4: Hackschnitzelheizung, Gaskessel, Holz-BHKW und Solarthermie Notwendige PV-Fläche für Nullbilanz bei Solarertrag 120 kWh/m2a und CO2 Emissionen deutscher Strommix: 633 g/kWh Tonnen/a 732,5 m2 PV-Fläche 9.644 254,9 3.356 168,5 2.219 40,0 527 33,7 443 Tabelle 11-2: Erforderliche PV-Fläche für CO2-neutrale Wärmeversorgung des Bürgerheimareals Für die präferierten Varianten 3 und 4 wäre eine PV-Fläche im Bereich von ca. 443 - 527 m2 erforderlich. Berücksichtigt man die bereits existierende PV-Fläche auf Gebäude 9 von 170 m2, so summiert sich die zusätzlich erforderliche Fläche auf 273 – 357 m2. Bei einem konservativ angesetzten Einheitspreis von 400 € pro m2 PV-Fläche für die jeweilige Gesamtanlage ergibt sich eine Gesamt-Investition von 109.000 – 143.000 €. Im Rahmen der EEG-Förderung kann diese Investition sich langfristig amortisieren. Die genaue Wirtschaftlichkeit hängt vom Anteil Selbstnutzung und Einspeisung des erzeugten Stroms ab sowie den aktuellen Förderkonditionen zum Zeitpunkt der Antragstellung oder Inbetriebnahme Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 146 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 12. Weiterführung Messungen und Verbrauchsdatenauswertungen (Hochschule Biberach) 12.1 Gesamtmessprogramm Begleitend zur Konzeptentwicklung für die Wärmeversorgung des Bürgerheimareals fanden im Projektzeitraum Messungen zur Wärmeabgabe der Kesselanlage ins Wärmenetz sowie Messungen zum Raumklima und eine weiterführende Verbrauchsdatenauswertung monatlich stattfindender Zählerablesungen im Gebäude 9 statt. 12.2 Wärmemengenmessungen Im Projektzeitraum wurde die von der Kesselanlage abgegebene und in das Wärmenetz eingespeiste Gesamt-Wärmemenge von Februar 2012 bis Projektende erfasst. Diese Messung wurde zunächst mit einer mobilen Messeinrichtung der Hochschule Biberach (HBC) begonnen. Auf Empfehlung der HBC wurde vom Bürgerheim ein fest eingebauter Wärmezähler nachgerüstet, mit dem diese Messung ab Ende November 2012 weitergeführt wurde. Die Datenerfassung erfolgte dabei über die M-Busschnittstelle des Zählwerks. Der neu eingebaute Zähler wurde darüber hinaus in die manuelle monatliche Ablesung durch das Betriebspersonal aufgenommen, sodass jetzt auch dort die gesamte von der zentralen Erzeugung in das Nahwärmenetz eingespeiste Wärme regelmäßig erfasst wird und für eine betreibereigene Auswertung zur Verfügung steht. Neben der Bestimmung des Jahresnutzungsgrades der Kesselanlage für die rückwirkende Bewertung der Gasverbrauchswerte im Rahmen der Quartiersbilanzierung (vgl. Schlussbericht Teil 1) lag ein Interesse auf einer Auswertung zu den tatsächlich auftretenden Vor- und Rücklauftemperaturen der Wärmeversorgung. Das Diagramm in Bild 12-1 zeigt für einen Messzeitraum beispielhaft eine Auswertung der über der Außentemperatur aufgetragenen Vor- und Rücklauftemperaturen der zentralen Kesselanlage. Heizkreistemperaturen im Nahwärmenetz (Tageswerte) 110 Maximale Vorlauftemperatur Mitteler Vorlauftemperatur Mittlere Rüchlauftemperatur 100 Minimale Rücklauftemperatur Temperatur [°C] 90 80 70 60 50 -15,00 -10,00 -5,00 0,00 5,00 10,00 15,00 Außentemperatur [°C] Bild 12-1: Über der Außentemperatur aufgetragene Vor- und Rücklauftemperaturen der zentralen Kesselanlage – Messung vom 10.02.2012 bis 02.04.2012 Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 147 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Die in Bild 12-1 dargestellte Auswertung beinhaltet eine Differenzierung nach Tageswerten der maximalen und mittleren Vorlauftemperaturen sowie der minimalen und mittleren Rücklauftemperaturen. Das Ergebnis dieser Auswertung führte zu der Annahme eines Temperaturniveaus von 90 °C für die Bewertung der thermischen Exergie im Verteilnetz. 12.3 Messungen zum Raumklima Begleitend zur Nutzerumfrage fanden im Zeitraum von Oktober 2012 bis Januar 2013 Messungen zum Raumklima in Gebäude 2 (AWH), Gebäude 3 (BAW), Gebäude 7 (H2) und Gebäude 9 (ILW) statt (Bild 12-2). Bild 12-2: Lageplan mit Bezeichnung der relevanten Gebäude Die Messungen erfolgten ausschließlich in den öffentlichen Aufenthaltsbereichen der Gebäude. Auf Messungen im privaten Bereich der Bewohnerzimmer und -wohnungen wurde im Rahmen dieser Messkampagne verzichtet. Der Fokus der Messungen lag auf den Gebäuden 7 und 9, da sich hier vom Betreuungskonzept her die Wohnnutzung über die Zimmer hinaus auch über die Flure, Aufenthaltsbereiche und -zimmer und die Gemeinschaftsküchen mit Speiseraum erstreckt. Dies gilt insbesondere für Gebäude 9. In Gebäude 2 befindet sich im 1. OG ein offener Aufenthaltsbereich, der mit den angrenzenden Fluren entsprechend der Nutzung als Raum der Begegnung beheizt wird. In Gebäude 3 sind die einzelnen Wohnapartments über geringer beheizte Flure ohne Aufenthaltsbereiche nur erschlossen. Die Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 148 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Messung hier ergab in diesen reinen Erschließungsbereichen eine mittlere Raumlufttemperatur von 16,4 °C. In Gebäude 2 wurde die Raumlufttemperatur im Aufenthaltsbereich im 1. Obergeschoss an einer Position mit einem Erfassungsgerät mit vier Temperaturfühlern gemessen. 24 22 Gebäude 2 - 1. OG - Aufenthalt 20 18 16 14 Temperatur [°C] 12 10 8 Innentemperatur T1 Innentemperatur T2 Innentemperatur T3 Innentemperatur T4 Innentemperatur Mittelwert Außentemperatur 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 Datum / Zeit Bild 12-3: Raumluftmessung Gebäude 2 im offenen Aufenthaltsbereich 1.OG An den Temperaturverläufen im Diagramm Bild 12-3 ist als Auffälligkeit ein Auseinanderdriften der Einzelmessungen im Zeitraum vom 25.01.2013 bis 29.01.2013 zu erkennen. Die Ursache hierfür liegt darin, dass sich das Erfassungsgerät mit den Temperaturfühlern aus der Befestigung gelöst hatte, vom Personal beiseitegelegt und erst später wieder befestigt wurde. Die mittlere Raumlufttemperatur in den als gültig befundenen Messzeiträumen ergab sich zu 20,4 °C. Neben dem Verlauf der Raumlufttemperatur ist im Diagramm auch der Verlauf der Außentemperatur dargestellt, wie er an der Wetterstation der nahen Hochschule gemessen wurde. In Gebäude 7 erfolgte eine Messung im 2. Obergeschoss am nördlichen Ende des Flurs. Hier befindet sich eine Sitzgelegenheit für den Aufenthalt. Eine zweite Messung wurde im südlichen Aufenthaltsraum desselben Geschosses durchgeführt. Das Messgerät auf der Nordseite wurde n. A. des Personals von einer Bewohnerin abgenommen und beim Ausleseund Kontrolltermin auf der Fensterbank des Flurfensters vorgefunden. Der Nutzereingriff ist im Diagramm Bild 12-4 entsprechend wieder durch das Auseinanderdriften der vier Temperaturwerte zu erkennen. Es wurde dasselbe Messgerät wie bei der Messung in Gebäude 2 verwendet. Auffallend ist eine längere Lüftungspause vom 24.11.2012 Abend (ca. 21:00 Uhr) bis in die frühen Morgenstunden des 25.11.2012 (ca. 04:00 Uhr). Als mittlere Raumlufttemperatur im nördlichen Bereich des Flurs wurden nach Auswertung der als gültig befunden Messzeiträume 20,3°C ermittelt. Bei den Begehungen wurde dieser nördliche Flurbereich als Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 149 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Temperatur [°C] deutlich kühler empfunden als der weiter südliche Flurbereich und der südliche Aufenthaltsraum. 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 Gebäude 7 - 2. OG - Flur - Nord Innentemperatur T1 Innentemperatur T2 Innentemperatur T3 Innentemperatur T4 Innentemperatur Mittelwert Außentemperatur Datum / Zeit Temperatur [°C] Bild 12-4: Raumluftmessung Gebäude 7 Aufenthaltsbereich Nord im Flur 2.OG 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 Gebäude 7 - 2. OG - Raum - Süd Innentemperatur T1 Außentemperatur Datum / Zeit Bild 12-5: Raumluftmessung Gebäude 7 Gemeinschaftsraum Süd 2.OG Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 150 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Für den südlichen Gemeinschaftsraum ergab sich im Messzeitraum eine mittlere Raumlufttemperatur von 22,3°C. Die Messwerte lagen dabei im Bereich von ca. 19 °C bis ca. 24 °C (Bild 12-5). Ein besonderer Schwerpunkt bei den Messungen zum Raumklima lag auf Gebäude 9, das erst im Jahr 2011 in Betrieb genommen wurde. Auffällig seit Inbetriebnahme sind laut Betriebspersonal anhaltend hohe Raumlufttemperaturen mit einer zeitweise zu geringen Raumluftfeuchte. In Gebäude 9 wurden vier Messungen zum Raumklima durchgeführt. In zwei Etagen erfolgte je eine Messung im nördlichen wohnzimmerähnlichen Gemeinschaftsraum, in einer Etage wurde eine Messung im entsprechenden südlichen Gemeinschaftsraum durchgeführt und eine Messung erfolgte in der Gebäudemitte im Aufenthaltsbereich mit Gemeinschaftsküche und Essensbereich. In der Gebäudemitte und in einem nördlichen Gemeinschaftswohnbereich wurde zusätzlich die relative Luftfeuchte gemessen. Das folgende Diagramm in Bild 12-6 fasst die Messergebnisse für den nördlichen Gemeinschaftswohnbereich zusammen. 28 100 Gebäude 9 - 2. OG - Raum - Nord 90 22 20 80 Temperatur [°C] 18 16 70 14 12 10 60 8 6 50 4 2 40 0 -2 30 -4 -6 -8 -10 -12 -14 rel. Luftfeuchte [%] 26 24 20 Innentemperatur T1 Außentemperatur 10 rel. Innenfeuchte -16 0 Datum / Zeit Bild 12-6: Raumluftmessung Gebäude 9 Gemeinschaftswohnraum Nord 2.OG Zu erkennen ist, dass die Raumlufttemperatur um einen Mittelwert von 23 °C in einem engen Bereich (2 K) schwankt. Die mittlere relative Luftfeuchte lag bei 27 % mit einer Schwankungsbreite von ca. 15 % bis ca. 45 % und ist damit als niedrig einzustufen. Die Messung in der Gebäudemitte mit Kochbereich ergab ein vergleichbares Ergebnis. Die niedrigen gemessenen Raumluftfeuchten spiegeln sich im Ergebnis der Nutzerumfrage dahingehend wider, dass die Raumluftfeuchte von der Mehrheit der Befragten als tendenziell zu trocken eingestuft wird. In Bild 12-6 ist zu erkennen, dass der Verlauf der relativen Innenraumfeuchte dem Verlauf der Außentemperatur unmittelbar folgt. Zu sehen ist, dass bei fallenden Außentemperaturen die relative Luftfeuchte der Innenraumluft in ähnlicher Weise mit ohnehin dauerhaft niedrigen Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 151 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Werten mit abfällt. Damit im Zusammenhang ist die kontrollierte Wohnraumlüftung ohne Befeuchtung und Feuchterückgewinnung zu sehen. Durch die Erwärmung kalter Außenluft mit einem dadurch niedrigen Wassergehalt auf Zulufttemperatur sinkt die relative Luftfeuchte der so konditionierten Luft stark ab. Die Folge ist, dass sehr trockene Luft in den Raum zugeführt wird. In Abhängigkeit vom Luftwechsel und den durch die Nutzung gegebenen Feuchtequellen stellt sich für die Raumluft ein Feuchtegleichgewicht ein. Eine Ursache für die niedrige relative Raumluftfeuchte kann in einem zu hohen Luftwechsel insbesondere bei niedrigen Außentemperaturen liegen. Dabei zu beachten ist, dass aus der Sicht der Raumhygiene aber ein ausreichender Mindestluftwechsel eingehalten werden muss. Für die Betriebsführung von Lüftungsanlagen ohne Befeuchtung und ohne Feuchterückgewinnung liegt hierbei die Herausforderung darin, einen befriedigenden Kompromiss zwischen einer akzeptablen Raumluftfeuchte und einen den Anforderungen an die Raumlufthygiene gerecht werdenden Luftwechsel zu finden. Die zu den einzelnen Temperaturmessungen zugehörigen Temperaturmittelwerte in Gebäude 9 lagen in einer Bandbreite von 23 °C bis 24 °C und stellen sich damit als für die Heizperiode hoch dar. Die für eine übliche Wohnnutzung angenommenen Raumlufttemperaturen liegen für einen Neubau in der EnEV 2009 [12-1] bei 19 °C bzw. in der DIN 4108 [12-3] bei 20 °C für die Heizperiode unter Einbeziehung einer gewissen Nachtabsenkung und/oder etwas niedriger temperierter Bereiche (z. B. Schlafzimmer). Die gemessenen höheren Raumlufttemperaturen in Gebäude 9 bestätigen das Ergebnis der Nutzerumfrage, demnach die Mitarbeiter in Gebäude 9 die Raumtemperaturen in allen Situationen als eher zu warm empfinden. Als Ergebnis der Messungen zum Raumklima kann festgehalten werden: Die in Gebäude 7 (H2) und Gebäude 9 (ILW) gemessenen Raumlufttemperaturen lagen im Mittel je nach Messung zwischen 22 °C und 24 °C. Ein Ergebnis der Nutzerumfrage (Kapitel 14) ist, dass die Bewohner mit den hohen Raumlufttemperaturen in den beiden Gebäuden tendenziell eher zufrieden sind. Dies bestätigt die Annahme einer höheren Innenraumtemperatur von 22 °C für die Nutzung im Bürgerheim bzgl. der thermischen Exergiebewertung (Kapitel 7.1) gegenüber einem üblichen Ansatz für eine „normale“ Wohnnutzung von 19 °C oder 20 °C. Das Ergebnis der Nutzerumfrage, dass die Mitarbeiter von Gebäude 9 (ILW) die Raumtemperaturen dagegen in allen Situationen als zu warm empfinden, ist angesichts der sich aus den Messungen ergebenden mittleren Raumlufttemperaturen zwischen 23 °C und 24 °C nachvollziehbar. Die Messungen zum Raumklima in Gebäude 9 bestätigen das Ergebnis der Nutzerumfrage, nachdem die Luftfeuchte bei den Befragten als tendenziell eher zu trocken empfunden wird. Im Bezug auf die Betriebsführung der Lüftungsanlage in Gebäude 9 sollte überprüft werden, ob ein zu hoher Gebäudeluftwechsel bei niedrigen Außentemperaturen die Ursache für eine zu geringe relative Luftfeuchte der Raumluft ist bzw. generell, ob nicht mit einem geringeren geförderten Luftvolumenstrom die gestellten Anforderungen an die Raumlufthygiene ebenso erfüllt werden können. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 152 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 12.4 Stromverbrauchsanalyse zu Gebäude 9 Die Auswertung des Arealstromverbrauchs zur Quartiersbilanzierung hat gezeigt, dass ein hoher Stromverbrauch in Gebäude 9 besteht. Für den Jahreszeitraum von Mai 2011 bis Mai 2012 ergab sich ein Stromverbrauchskennwert für den Gesamtstromverbrauch von 96 kWh/(m²NGFa). Dieser Wert liegt damit noch über dem vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zur EnEV 2009 [12-1] veröffentlichten Vergleichswert von 84 kWh/(m²a) für Krankenhäuser [12-2]. Dabei wurde mit der intensiven Betreuung der Bewohner in Gebäude 9 bei hohem Komfort in einer Krankenhausnutzung die hinsichtlich des Stromverbrauchs größte Entsprechung für einen Vergleich gesehen. Derzeit werden durch monatliche Ablesungen des Betriebspersonals die Zählerstände der Stromverbrauchszähler in Gebäude 9 regelmäßig manuell aufgenommen. Die vorhandene differenzierte Zählerstruktur ermöglicht eine Analyse des Stromverbrauchs für einzelne Betriebsbereiche bis hin zum Einzelverbrauch der Lüftungsanlage(n) und wurde weitestgehend auch in das Messkonzept (vgl. Kap. 13) übernommen (Anlage 9-3). Die vorgenommene Auswertung der manuellen Ablesungen für das Jahr 2012 bis zum letzten vorliegenden Ablesestand 31.10.2012 ergibt die im folgenden Diagramm Bild 12-7 dargestellte Aufschlüsselung des Stromverbrauchs auf die einzelnen Betriebsbereiche und Nutzungen. Strom Allg. 37 609 kWh 7,9% sonst. Technik 23 638 kWh 5,0% Wohnnutzung 248 701 kWh 52,2% Lüftung 166 318 kWh 34,9% Wohngruppe Demenz 25 338 kWh 5,3% Tagespflege 8 120 kWh 1,7% Wohngruppe 1A 37 779 kWh 7,9% Wohngruppe 1B 33 391 kWh 7,0% Wohngruppe 2A 35 668 kWh 7,5% Wohngruppe 2B 37 459 kWh 7,9% Wohngruppe 3A 39 298 kWh 8,3% Wohngruppe 3B 31 649 kWh 6,6% Bild 12-7: Analyse der Stromverbrauchsstruktur Gebäude 9 – Basis mtl. Verbrauchsablesungen (Ablesestand 31.10.2012) Der Gesamtstromverbrauch des Gebäudes für das Jahr 2012 lag bis zum 31.10.2012 bei rund 474.000 kWh. Der Anteil des in die einzelnen Nutzungsgruppen aufgegliederten Stromverbrauchs für die Wohnnutzung betrug 52,2 %. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 153 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Im Besonderen auffallend ist, dass der Stromverbrauch für die Gebäudelüftung in diesem Zeitraum allein bei rund 166.300 kWh lag und damit einen Anteil am Gesamtstromverbrauch von 34,9 % hat. Damit weist die Gebäudelüftung den größten Einzelstromverbrauch beim Gebäudebetrieb auf, sodass hier ein Ansatz für mögliche Stromeinsparungen durch eine Betriebsoptimierung zu suchen ist. Dies setzt eine Analyse des derzeitigen Lüftungsbetriebs unter Berücksichtigung der Anforderungen an die Gebäudenutzung in Form einer Potentialanalyse hinsichtlich möglicher Einsparungen voraus. Betrachtung einzelner Gebäudebereiche – Beispiel Wohn- und Pflegebereiche Eine weitere durchgeführte Auswertung im folgenden Diagramm Bild 12-8 zeigt den monatlichen Stromverbrauch in den einzelnen Pflege- und Wohnbereichen der Wohnnutzung. Stromverbrauch in den Wohngruppen Strom [kWh] 4 600 4 400 4 200 4 000 3 800 3 600 3 400 3 200 3 000 2 800 2 600 2 400 2 200 2 000 1 800 1 600 1 400 1 200 1 000 800 600 400 200 0 Jan 12 Feb 12 Wohngruppe Demenz Wohngruppe 2A Mrz 12 Apr 12 Mai 12 Jun 12 Jul 12 Aug 12 Sep 12 Okt 12 Nov 12 Tagespflege Wohngruppe 1A Wohngruppe 1B Wohngruppe 2B Wohngruppe 3A Wohngruppe 3B Dez 12 Monate Bild 12-8: Monatlicher Stromverbrauch in den einzelerfassten Pflege- und Wohnbereichen auf Basis der mtl. Verbrauchsablesungen – Monatswerte auf Monatsbeginn und -ende interpoliert Für eine vergleichende Bewertung der einzelnen Stromverbrauchswerte ist die Einbeziehung weiterer Parameter wie z.B. die Größe und die Nutzungszeiten der einzelnen Pflege- und Wohnbereiche, die Belegungszahl etc. erforderlich. Über hieraus gebildete spez. Verbrauchswerte (z.B. Stromverbrauch je m²EBF oder Stromverbrauch je Nutzer etc.) lassen sich dann die einzelnen Verbräuche beurteilen. Einen nächsten Schritt stellt eine Betriebsanalyse hinsichtlich Nutzerverhalten, vorhandener Hauptverbraucher in den einzelnen Bereichen und deren Einsatz etc. im Hinblick auf Einsparpotentiale dar. Dies bleibt weiteren Untersuchungen vorbehalten. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 154 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Visualisierung und Beurteilung von Verbrauchswerten Die folgenden zwei Diagramme zeigen die Zählerstandverläufe des Gesamtstromverbrauchs und des Stromverbrauchs für die Gebäudelüftung auf der Basis der manuellen Verbrauchsablesungen. Strom [kWh] 600 000 Ablesewerte 2012 500 000 474 027 400 000 300 000 200 000 100 000 Datum 31.12.12 12.12.12 23.11.12 4.11.12 15.10.12 26.9.12 7.9.12 19.8.12 30.7.12 11.7.12 22.6.12 3.6.12 14.5.12 25.4.12 6.4.12 18.3.12 27.2.12 8.2.12 20.1.12 1.1.12 0 Bild 12-9: Zählerstandverlauf des Gesamtstromverbrauchs Gebäude 9 auf Basis der mtl. Verbrauchsablesung (Stand 31.10.2012) Strom [kWh] Zähler Nr. 90 Geb. 9 Lüftungsanlage 200 000 Ablesewerte 2012 166 318 150 000 100 000 50 000 Datum 31.12.12 12.12.12 23.11.12 4.11.12 15.10.12 26.9.12 7.9.12 19.8.12 30.7.12 11.7.12 22.6.12 3.6.12 14.5.12 25.4.12 6.4.12 18.3.12 27.2.12 8.2.12 20.1.12 1.1.12 0 Bild 12-10: Zählerstandverlauf des Stromverbrauchs für die Gebäudelüftung Gebäude 9 auf Basis der mtl. Verbrauchsablesung (Stand 31.10.2012) Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 155 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Die beiden Zählerstandkurven sind Beispiele für die Visualisierung von Verbräuchen im Rahmen eines Verbrauchsmonitorings und dienen der laufenden Beurteilung und Dokumentation der Verbrauchsentwicklung. Über eine zusammenführende Auswertung von Monatsverbrauchswerten und des Verbrauchsverlaufes lassen sich ggf. durchgeführte Optimierungsmaßnahmen auf ihren Erfolg hin überprüfen und die Auswirkungen auf die Verbrauchsentwicklung bewerten. Zusammenfassung der Ergebnisse und Monitoring Aufgrund des hohen Stromverbrauchs in Verbindung mit der noch relativ kurz zurückliegenden Inbetriebnahme von Gebäude 9 kann davon ausgegangen werden, dass hinsichtlich des Stromverbrauchs noch kein optimierter Gebäudebetrieb vorliegt. Die Offenlegung der Stromverbrauchsstruktur auf der Basis der manuellen mtl. Verbrauchsablesungen gibt Auskunft, in welchen Betriebs- und Nutzungsbereichen wie viel Strom verbraucht wird und wo ggf. Einsparmöglichkeiten gesucht werden können. Die Gebäudelüftung stellt den mit gerundet 35 % größten Einzelstromverbraucher dar. Entsprechend ist hier ein erster Ansatz für eine Verbrauchsoptimierung durch eine Betriebsoptimierung zu suchen. Mit einer Auswertung der mtl. Ablesungen lassen sich die Stromverbrauchsentwicklung von Gebäude 9 dokumentieren und Stromeinsparmaßnahmen auf ihren Erfolg hin kontrollieren. Im Rahmen eines betreibereigenen Energiecontrollings zu Gebäude 9 sollte eine regelmäßige Auswertung und Visualisierung der Betriebsergebnisse auf der Basis der mtl. Ablesungen erfolgen. Ein Monitoring im Rahmen EnEff:Stadt gemäß dem in Kap. 13 vorgestellten Messkonzept würde auch die Grundlage für ein Energiecontrolling im Rahmen eines Arealenergiemanagements darstellen Hinsichtlich der Erreichung eines möglichst positiven Bilanzierungsergebnisses für den Energieeinsatz im Bürgerheimareal kann bzw. muss im Sinne einer Effizienzoptimierung durch eine möglichst optimierte Gebäudebetriebsführung bei jedem einzelnen Gebäude ein Beitrag geleistet werden. Hierzu sind Analysen auf der Basis einer differenzierten Verbrauchserfassung wie in Gebäude 9 eine wichtige Voraussetzung. Literatur [12-1] Energieeinsparverordnung – EnEV: Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden; 24.07.2007 [12-2] Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: Bekanntmachung der Regeln für Energieverbrauchkennwerte und der Vergleichswerte im Nichtwohngebäudebestand ; 30 Juli 2009; Seite 26; Tabelle 2.2; Zeile 7.1; Spalte 7 [12-3] DIN V 4108-6:2003-06: Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden –Teil 6: Berechnung des Jahresheizwärme- und des Jahresheizenergiebedarfs; Beuth Verlag, Berlin 2003 Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 156 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 13. Grobkonzept für ein späteres Monitoring und Messkonzept (Hochschule Biberach) Entsprechend dem Schwerpunkt des Projekts auf dem Einsatz von Biomasse in Form von Holzhackschnitzeln zur Arealbeheizung und in der KWK zur Stromerzeugung mit einem zusätzlichen Einsatz von Solarthermie liegt der Fokus des Messkonzepts auf einem umfassenden Monitoring der Heizzentrale und der komplexen Regelung und Steuerung mehrere Erzeuger. Ein weiterer Aspekt ist die zentrale Speicherung mit der nachgelagerten Wärmeverteilung durch das Wärmenetz. In den Gebäuden des Areals selbst sollen nach den Ergebnissen der Konzeptphase (Phase 1) gemäß dem derzeitigen Stand der Konzeptentwicklung keine geförderten Effizienztechnogien zum Einsatz kommen. Eine Ausnahme stellt ggf. Gebäude 4 dar, wenn die beabsichtigte energetische Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes tatsächlich ausgeführt wird und eine entsprechend förderwürdige Technologie zum Einsatz kommen sollte. Alternativ steht ein Abriss des Gebäudes im Raum. Einen Überblick über das Areal mit Gebäude 4 gibt Bild 13-1. Bild 13-1: Übersicht über das Areal des Bürgerheims Biberach mit Gebäudenummerierung Hinsichtlich der Erfassung des Strom- und Wärmeverbrauchs bei den Arealgebäuden ist im hier vorgelegten Grobkonzept überwiegend eine Erfassung an der Gebäudeübergabestelle (Hausübergabe) vorgesehen. Für Gebäude 9 ist die bereits seit der Inbetriebnahme bestehende Verbrauchserfassung zu einzelnen Gebäude- und Betriebsbereichen in das Messkonzept eingebunden worden. Bei Gebäude 1 wurde der derzeit vorliegende Planungsstand für die differenzierte Verbrauchserfassung im Gebäude gemäß der Sanierungsplanung berücksichtigt. Die Erfassung und Analyse zusätzlicher Verbrauchsdaten soll der Betriebsoptimierung bei den beiden Gebäuden dienen, um baldmöglichst einen effizienten Regelbetrieb zu erreichen. Gebäude 9 wurde erst 2010 in Betrieb genommen. Ein zufriedenstellendend optimierter Betrieb insbesondere beim Stromverbrauch liegt noch nicht vor. Der Betrieb in Gebäude 1 soll Ende 2013 wieder aufgeBürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 157 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung nommen werden. Eine Optimierung beim Gebäudebetrieb des neuen und des sanierten Gebäudes stellt einen Baustein dar, um die Projektziele bzgl. Primärenergiebilanz und CO2Emissionen für das Areal zu erreichen. Neben den Gebäuden die an die arealeigene zentrale Wärmeversorgung angeschlossen sind, befinden sich auf dem Areal derzeit Gebäude, die noch nicht an die zentrale Wärmeversorgung angeschlossen sind, aber bis spätestens mit dem Erreichen des Zielzustandes 2020 angeschlossen sein sollen. Dies sind Gebäude 4, Gebäude 17 und Gebäude 18. Für diese Gebäude soll der Medienverbrauch für die Wärmeerzeugung und der Stromverbrauch bis zu deren Anschluss an das Wärmenetz jährlich über Abrechnungen erfasst werden. Mit noch offenem Termin ist ein Abriss von Gebäude 7 und Gebäude 8 geplant, wobei Gebäude 8 bereits leer steht. Im hier vorgelegten Grobkonzept wird eine gemeinsame Wärmeverbrauchserfassung für die beiden Gebäude bis zum Abriss als ausreichend angesehen. Hinsichtlich der Stromversorgung werden derzeit einige Gebäude und einige Teile von Gebäuden zentral von Gebäude 1 aus mit Strom versorgt. Dies betrifft Teile von Gebäude 2, von Gebäude 3 und von Gebäude 8 und gesamt Gebäude 7 und Gebäude 5. Entsprechend wurde bei der Darstellung des Messkonzepts für die Stromverbrauchserfassung in eine Stromversorgung der Gebäude direkt aus dem öffentlichen Netz und eine Versorgung aus einem arealeigenen Netz mit einer zentralen Speisung aus dem öffentlichen Netz unterschieden. Derzeit stehen im Rahmen der Sanierung von Gebäude 1 Änderungsvarianten in der Stromversorgung von Gebäude 1 zur Entscheidung an, die auch die über Gebäude 1 mit versorgten Gebäude und Gebäudeteile betreffen können. Entsprechend sind hier ggf. noch Anpassungen im Messkonzept erforderlich. Mit dem Projektschwerpunkt auf der Wärmeversorgung des Areals, einer Verbrauchserfassung für die Arealgebäude ansonsten an der Hausübergabestelle und der Einbindung der vorhandenen bzw. geplanten differenzierten Verbrauchserfassung in Gebäude 9 und Gebäude 1 gliedert sich das Messkonzept in die folgenden Teilkonzepte: Teilmesskonzept – Heizzentrale (Anlage 9-1) Teilmesskonzept – Messungen an den Gebäudegrenzen (Anlage 9-2) Teilmesskonzept – Einzelmessungen in Gebäude 1 und Gebäude 9 (Anlage 9-3) In der Anlage zum jeweiligen Teilkonzept ist in den Schemata die Verbrauchserfassungsstruktur für Wärme und Strom dargestellt. Das stark verkleinerte Schema zum Teilmesskonzept für die Heizzentrale in Bild 13-2 gibt einen Überblick über die gewählte Darstellungsform. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 158 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 13-2: Stark verkleinertes Schema zum Teilmesskonzept - Heizzentrale (vgl. Anlage 9-1) Die einzelnen Positionen zur Verbrauchsdatenerfassung sind in den Anlagen jeweils textlich erläutert und in Stichpunkten geplante Auswertungen auf Basis der Messdaten angegeben. Das Teilmesskonzept zur Heizzentrale beinhaltet auch eine umfängliche Einbeziehung von Daten aus der Steuerung und Regelung (MSR-Daten). Dabei sollen sowohl die internen MSR-Daten der einzelnen Erzeuger (mit Fokus auf die Holzhackschnitzel KWK), als auch die übergeordneten MSR-Daten für die gesamte Heizzentrale einschließlich der zentralen Speicherung und Verteilung in die Analysen mit einbezogen werden. Beispiele sind Speichertemperaturen, Stell- und Betriebssignale, Statusmeldungen etc. die eine Analyse des Zusammenspiels der einzelnen Erzeuger, der Speicherung und Verteilung erlauben. Die Datenauswahl und die Aufstellung der erforderlichen Auswerte- und Analysesystematik hinsichtlich der MSR-Daten ist eine Aufgabe der Projektphase 2 und ist im Rahmen der Planung der Heizzentrale parallel mit zu entwickeln. Geplant ist, alle Verbrauchs- und Betriebsdaten soweit möglich als Minutenwerte aufzuzeichnen, um auch dynamische Effekte und Wechselwirkungen bei der Regelung und Betriebsführung der Heizzentrale erfassen zu können. In Abhängigkeit vom Auswerteziel werden daraus Stunden-, Tages-, Wochen-, Monats- und Jahreswerte für die Bildung der jeweils erforderlichen Kenn- und Bewertungsgrößen berechnet und die Bilanzierungen für die Wärmeerzeugung durch die Heizzentrale und den Wärmeverbrauch bei den Arealgebäude vorgenommen. Hinsichtlich der Wärmeerfassung sollen alle zusätzlich aus den Wärmerechenwerken zur Verfügung stehenden Datenpunkte (Vor- und Rücklauftemperatur, Spreizung, Volumenstrom, Leistung etc.) erfasst werden um sie einer regelmäßigen Auswertung oder bei Bedarf einer zielorientierten Analyse zu zuführen. In analoger Weise sollen die Möglichkeiten der Stromzähler genutzt werden. Literatur [13-1] Erhorn, Hans; Erhorn-Klittig, Heike; Reiss Johan: Leitfaden für Messkonzepte in EnEff:Stadt; Fraunhofer-Institut für Bauphysik Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 159 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 14. Nutzerumfrage unter Bewohner/innen und Mitarbeiter/innen (Hochschule Biberach) Eine Befragung unter Gebäudenutzern ermöglicht es, einen Einblick in die Zufriedenheit mit der Gebäudenutzung und in die Akzeptanz der technischen Gebäudeausrüstung zu geben und Verbesserungspotenziale im Bestand sowie für Sanierungs- und Neubauplanungen zu erheben. Dies gilt insbesondere für Nutzergruppen mit evtl. speziellen Bedürfnissen, wie sie im Bürgerheim Biberach zu erwarten sind. Im Bürgerheim Biberach fand hierzu vom 16.11.2012 bis 28.11.2012 eine Umfrage unter den Bewohner/innen und Mitarbeiter/innen statt. Die zugehörigen Fragebögen wurden von der HBC in Anlehnung an Umfragen der sozialen Dienstleistung „Belegung Sichern“ im Bürgerheim Biberach [14-1], sowie des RehaVereins (Verein für die Rehabilitation psychisch Kranker e.V. Mönchengladbach) [14-2] und Umfragen zur Nutzerzufriedenheit in Bürogebäuden von Elke Gossauer [14-3] erstellt und dem Bürgerheim übergeben. Insgesamt wurden 170 Fragebögen an die Mitarbeiter/innen und 180 Fragebögen an die Bewohner/innen durch das Bürgerheim ausgegeben. Anhand des Rücklaufs war vor allem unter den Bewohner/innen eine hohe Beteiligung zu verzeichnen. Es gingen 55 ausgefüllte Fragebögen von den Mitarbeiter/innen und 112 Fragebögen von den Bewohner/innen ein. Dies entspricht einer Rücklaufquote von insgesamt 47,7 % (Mitarbeiter/innen: 32,4 %, Bewohner/innen: 62,2 %). An dieser Stelle sei ein herzlicher Dank an alle Beteiligten ausgesprochen. 14.1 Ziele der Umfrage Die Umfrage dient in erster Linie dazu, die Zufriedenheit der Nutzer im Ist-Zustand anhand der Wahrnehmung und des Wohlbefindens in den unterschiedlichen Behaglichkeitsbereichen (Hören, Sehen, Riechen und Fühlen) zu ermitteln. Weitere inhaltliche Schwerpunkte liegen zudem im bewussten Umgang mit Energie sowie in den Möglichkeiten und im Bedarf selbstständig in das Raumklima einzugreifen. Damit geben die Aussagen in den Fragebögen einen Einblick in den Erwartungshorizont der Nutzer/-innen und lassen sich z. B. auch auf Nutzungsanforderungen bezüglich anstehender Sanierungsmaßnahmen übertragen. Bild 14-1: Schematische Darstellung der Inhalte / Ziele der Nutzerumfrage Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 160 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 14.2 Durchführung der Umfrage Bezüglich der Wohn- und Arbeitssituation ist zu berücksichtigen, dass Gebäude 2 „Altenwohnheim“ (AWH) und Gebäude 3 „Betreute Altenwohnungen“ (BAW) 1-2 ZimmerWohnungen umfassen und ein selbstständiges Wohnen ermöglichen. Gebäude 7 „Haus 2“ (H2) enthält im Wesentlichen Büroräume der Verwaltung sowie Einzelzimmer und Wohnformen des gemeinschaftlichen Wohnens. In Gebäude 9 „Individuell Leben in Wohngruppen“ (ILW) sind sämtliche Zimmer der Bewohner/innen dem gemeinschaftlichen Wohnen zu geordnet. Bild 14-2: Lageplan mit Bezeichnung der relevanten Gebäude Die Fragebögen wurden von den Mitarbeiter/innen und den Bewohner/innen, sofern möglich selbstständig, ausgefüllt. Lediglich unter den Bewohner-/innen im Pflegebereich in den Gebäuden „Individuell Leben in Wohngruppen“ ILW und „Haus 2“ H2 fand die Beantwortung der Fragen zum Teil unter Hilfestellung der Alltagsbetreuung statt. Mit der Ergebnisauswertung zeigte sich, dass die Fragestellungen vereinzelt optimiert werden können, um mit noch einfacheren Formulierungen die Verständlichkeit zu erhöhen. Die formal in Ausdrucksform und Darstellung korrigierten, inhaltlich aber identischen Fragebögen sind im Anhang beigefügt und können für weitere Nutzerumfragen herangezogen werden. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 161 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 14.3 Ergebnisauswertung Die Ergebnisse der Umfrage sind im Folgenden in Diagramm- und Textform zusammengestellt. Dabei sind die Ergebnisse der Umfrage grafisch dargestellt und werden punktuell im Text durch Differenzierung der einzelnen Gebäudetypen ergänzt. Aufgrund der Unterschiedlichkeit der beiden Personengruppen Mitarbeiter und Bewohner werden die Ergebnisse jeweils nach diesen Gruppen getrennt dargestellt. Hierbei sind die Mitarbeiter/innen in Orangetönen und die Bewohner/innen in Grüntönen abgebildet. Bei Fragestellungen, für die ein Vergleich zwischen beiden Personengruppen nicht zielführend ist, erfolgt die Darstellung im Kreisdiagramm im Hinblick auf die Antwortverteilung innerhalb der jeweiligen Personengruppe. Die Balkendiagramme konzentrieren sich bei gegebener Möglichkeit dagegen auf die Gegenüberstellung und den direkten Vergleich beider Gruppen. In sämtlichen Diagrammen erfolgt die Ergebnisausgabe prozentual, bezogen auf die eingegangenen ausgefüllten Fragebögen. In der Umfrage wurden zunächst Fragen zur Person und den Arbeits- bzw. Wohnbereich gestellt. Diese Inhalte (Bild 14-3 bis 14-7) ermöglichen eine Differenzierung der einzelnen Ausgangssituationen sowie die Untersuchung möglicher Einflusskriterien der Klimawahrnehmung. keine Angabe 4% männlich 9% männlich 18% weiblich 78% weiblich 91% Mitarbeiter/innen Bewohner/innen Bild 14-3: Differenzierung der Teilnehmer – Geschlecht (Frage: A1) Die Umfrage spiegelt insgesamt einen hohen weiblichen Anteil, sowohl unter den Mitarbeitern als auch den Bewohnern, wider (Bild 14-3). Diese vergleichbare Geschlechtsverteilung bedeutet für die weitere Ergebnisanalyse, dass mögliche geschlechtsspezifische Unterschiede in der Klimawahrnehmung zwischen den Personengruppen Mitarbeiter/innen und Bewohner/innen vernachlässigt werden können. Vielmehr treten andere Kriterien in den Vordergrund, die die individuelle Wahrnehmung sowie Anforderungen an das Raumklima beeinflussen. Im Rahmen der Auswertung sollen diese Einflusskriterien aufgezeigt werden, um die Ursache für spezifische Bedürfnisse zu ergründen und mögliche Lösungsansätze zu diskutieren. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 162 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung unter 26 56 - 65 4% 26 - 35 7% 15% 36 - 45 18% 46 - 55 56% keine Angabe 46 - 55 56 - 65 1% 2% 2% über 95 3% 66 - 75 10% 76 - 85 29% 86 - 95 53% Mitarbeiter/innen Bewohner/innen Bild 14-4: Differenzierung der Teilnehmer – Alter [Jahre] (A1) In Bild 14-4 sind die Teilnehmer gemäß der Altersangabe aufgeschlüsselt dargestellt. Unter den teilnehmenden Mitarbeiter/innen sind 63 % älter als 45 Jahre. Über die Hälfte der Bewohner/innen (56 %) sind älter als 85 Jahre. Hier liegt der Altersdurchschnitt bei etwa 83 Jahren. keine Angabe 15% alle 5% Küche 5% H2 (Haus 7) 24% keine Angabe BAW 8% (Haus 3) 10% H2 (Haus 7) 15% AWH (Haus 2) 18% ILW (Haus 9) 49% ILW (Haus 9) 51% Mitarbeiter/innen Bewohner/innen Bild 14-5: Differenzierung der Teilnehmer – Gebäudenutzung (B2) Die Zuordnung zu den Gebäuden (Bild 14-5) ermöglicht zum einen die Bewertung der unterschiedlichen Gebäudetypen und zum anderen eine vergleichende Betrachtung der Gebäude H2 und ILW und damit den Vergleich von Gebäuden unterschiedlichen Standards bei ähnlicher Nutzung. Im Blick auf laufende und bevorstehende Baumaßnahmen lassen sich kriti- Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 163 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung sche Äußerungen der Bewohner der Gebäude BAW und AWH berücksichtigen, um im Rahmen der Neugestaltung eine höhere Nutzerakzeptanz zu erreichen. keine Angabe 4% Verwaltung Haus/ Büro wirtschaft 14% 15% keine Angabe 2-Zimmer- 3% Wohnung 13% Betreuung und Pflege 31% Alltagsbegleitung 36% Wohngruppe 49% 1-ZimmerWohnung 35% Mitarbeiter/innen Bewohner/innen Bild 14-6: Differenzierung der Mitarbeiter - Arbeitsbereich und Bewohner – Wohnbereich (B3) Die Angaben zum Wohnbereich sind lediglich für die Bewertung der einzelnen Wohngruppe im Haus ILW hilfreich, sofern dies gewünscht ist. Ansonsten ist die Aussage für die weitere Ergebnisauswertung unbedeutend und wurde nicht weiter berücksichtigt. 45 42,0 41,0 40 relative Häufigkeit [%] 35 31,8 30 26,3 24,3 25 19,4 20 15,4 15 10 5 0 0,8 1,2 1,6 2,0 Aktivitätsgrad nach DIN EN ISO 7730 [-] Mitarbeiter/in 2,4 Bewohner/in Bild 14-7: Relative Tätigkeitsverteilung an einem typischen Tag (B6) Der Arbeitsbereich (Bild 14-6) beinhaltet Informationen zu Anforderungen und Arbeitsumfeld der Mitarbeiter/innen, die durch die Angabe der typischen Tätigkeitsverteilung über den Tag Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 164 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung inhaltlich vervollständigt werden. In der Auswertung wurde die angegebene Tätigkeitsverteilung (Bild 14-7) entsprechend dem Aktivitätsgrad (in der Metabolischen Einheit [met]) nach DIN EN ISO 7730 zugeordnet. Bereits in der grafischen Darstellung wird deutlich, dass der mittlere Aktivitätsgrad der Mitarbeiter (1,82 met) wesentlich höher im Vergleich zum Aktivitätsgrad der Bewohner (1,18 met) ist. 2,7 1,8 65,2 Bewohner/in 30,4 38,2 Mitarbeiter/in 47,3 0,0 25,0 1,8 1,8 10,9 50,0 75,0 100,0 relative Häufigkeit [%] ja eher ja eher nein nein keine Angabe Bild 14-8: Allgemeine Zufriedenheit mit Wohn- bzw. Arbeitssituation (B4) … durch Haustechnik … von draußen … aus anderen Räumen … von draußen bei bei geöffnetem Fenster / dem Treppenhaus geschlossenem Fenster Bezüglich der allgemeinen Zufriedenheit empfinden die Bewohner/innen mit insgesamt 95,6 % (65,2 % ja + 30,4 % eher ja) positiven Äußerungen ihre Wohnsituation sehr positiv, noch mehr als dies bei den Mitarbeiter/innen in Bezug auf ihre allgemeine Arbeitssituation mit 85,5 % (38,2 % ja + 47,3 % eher ja) der Fall ist. Außerdem geben lediglich 4,5 % der Bewohner/innen an (eher) unzufrieden zu sein, wohingegen es bei den Mitarbeiter/innen 12,7 % sind. Bewohner/in 16,1 37,5 12,7 Mitarbeiter/in 25,0 12,5 61,8 8,9 14,5 7,3 3,6 2,7 Bewohner/in 29,5 49,1 7,1 41,8 Mitarbeiter/in 11,6 45,5 7,3 3,6 1,8 0,9 25,9 Bewohner/in 50,0 32,7 Mitarbeiter/in 8,9 14,3 52,7 10,9 1,8 1,8 0,9 Bewohner/in 32,1 50,9 Mitarbeiter/in 30,9 52,7 0 25 50 6,3 12,7 75 9,8 3,6 100 relative Häufigkeit [%] sehr zufrieden recht zufrieden weniger zufrieden gar nicht zufrieden keine Angabe Bild 14-9: Zufriedenheit mit unterschiedlichen Geräuschquellen (C1) Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 165 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bzgl. der akustischen Situation (Bild 14-9) unterscheiden sich die Antworten der Bewohner/innen im Wesentlichen durch einen größeren Prozentsatz fehlender Antworten von denen der Mitarbeiter/innen. Ansonsten ist die Bewertung durch Bewohner/innen und Mitarbeiter/innen sehr ähnlich. Lediglich bezüglich der Geräuschwahrnehmung aus dem Außenraum sind bei geöffnetem Fenster größere Unterschiede zu erkennen. Hierbei empfinden die Bewohner/innen Geräusche insgesamt eher als störend. Aus dem Vergleich der Gebäude ILW und H2 (hier nicht grafisch dargestellt) wird ersichtlich, dass sowohl Bewohner als auch Mitarbeiter in H2 bezüglich der Geräuschwahrnehmung etwas weniger zufrieden sind, ausgenommen der Außengeräusche bei geöffnetem Fenster. Diese werden von den Nutzer/-innen des ILW wesentlich negativer empfunden (Bewohner/innen 45,5 % (H2: 23,5 %); Mitarbeiter/innen 25,0 % (H2: 23,1 %)). Die Wahrnehmung der Bewohner/innen im Betreuten Wohnen ist mit der gesamten Ergebniswiedergabe vergleichbar. Zu berücksichtigen ist, dass derzeit Bauarbeiten erfolgen und damit die Hauptursache für die Unzufriedenheit nur temporär besteht. 94,6 100 relative Häufigkeit [%] 90 80 70 58,2 60 50 40 30 20 10 0 18,2 14,5 0,0 viel zu klein 1,8 1,8 1,8 zu klein genau richtig Mitarbeiter/in zu groß 7,3 0,0 0,0 1,8 viel zu groß keine Angabe Bewohner/in Bild 14-10: Beurteilung der Fenstergröße (C2) Die Fenstergröße stößt bei den Bewohner/innen zu 94,6 % auf hohe Zufriedenheit. Die negativen Bewertungen (14,5 % viel zu klein und 18,2 % zu klein) unter den Mitarbeiter/innen sind im Wesentlichen durch die fehlende natürliche Belichtung in Personalräumen des ILW begründet. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 166 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach 100 LowEx-Quartiersentwicklung 91,3 relative Häufigkeit [%] 90 80 70 60 44,4 50 40 30 19,2 20 18,6 3,4 10 16,8 3,4 0,0 0 Deckenleuchte Wandleuchte Stehleuchte Mitarbeiter/in 1,8 0,9 Schreibtisch-/ keine Angabe Leselampe Bewohner/in Bild 14-11: Kunstlicht-Nutzung – Mehrfachnennung möglich (C3) … Tageslichtsituation … Kunstlichtsituation … Sonnenschutz … Ausblick und Bezug nach Draußen. Die Kunstlichtnutzung erfolgt bei den Bewohner/innen wesentlich individueller, da die Gestaltung des Wohnraumes in der Regel größere Einflussmöglichkeiten beinhaltet, als diese am Arbeitsplatz für die Mitarbeiter/innen bestehen. Die Mitarbeiter/innen nehmen nur geringfügig Einfluss auf die baulich vorgegebene Beleuchtung. Bewohner/in 25,9 52,7 21,8 Mitarbeiter/in 52,7 25,9 Bewohner/in 10,7 18,2 57,1 27,3 Mitarbeiter/in 6,3 4,5 3,6 3,6 3,6 13,4 58,2 12,7 1,8 1,8 Bewohner/in 20,5 58,0 Mitarbeiter/in 20,0 58,2 9,8 9,8 18,2 1,8 1,8 33,0 Bewohner/in 56,3 18,2 Mitarbeiter/in 6,3 54,5 16,4 0,9 3,6 9,1 1,8 0 25 50 75 100 relative Häufigkeit [%] sehr zufrieden recht zufrieden weniger zufrieden gar nicht zufrieden keine Angabe Bild 14-12: Zufriedenheit mit natürlichem und künstlichem Licht sowie Blickbezügen (C4) Zur Zufriedenheit mit natürlichem und künstlichem Licht sowie Blickbezügen wurden von bis zu 13 % der Bewohner/innen keine Angaben gemacht. Aus der relativen Verteilung der gegebenen Antworten ist dennoch eine insgesamt höhere Zufriedenheit als bei den MitarbeiBürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 167 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung … Bodenbelag und Möbeln … technsichen Geräten … dem Gebäudeinneren durch Nutzung. …draußen. ter/innen ersichtlich. Hierbei tritt auch in der differenzierten Betrachtung der einzelnen Gebäude keine wesentliche Abweichung hervor. Bei den Mitarbeiter/innen besteht bezüglich der Tageslichtsituation und dem Ausblick nach draußen eine geringere Zufriedenheit (25,5 % und 21,8 % weniger zufrieden bzw. unzufrieden). Dabei sind die Mitarbeiter/innen in H2 eher unzufriedener als im ILW. Insgesamt sind jedoch über 70 % bis ca. 85 % der Nutzer (Bewohner/innen und Mitarbeiter/innen) mit der visuellen Situation zufrieden bzw. sehr zufrieden. 73,2 Bewohner/in Mitarbeiter/in 10,7 4,5 3,6 85,5 8,0 5,5 3,6 3,6 1,8 1,8 74,1 Bewohner/in 16,1 60,0 Mitarbeiter/in 8,0 30,9 Bewohner/in 5,5 1,8 1,8 0,9 3,6 83,9 81,8 Mitarbeiter/in 11,6 14,5 1,8 1,8 0,9 0,9 2,7 6,3 89,3 Bewohner/in Mitarbeiter/in 80,0 16,4 1,8 1,8 0 25 50 75 100 relative Häufigkeit [%] nein ja, ein wenig ja, stark ja, sehr stark keine Angabe Bild 14-13: Wahrnehmung störender Gerüche aus unterschiedlichen Quellen (C5) Bezüglich der Geruchswahrnehmung ist insgesamt eine über 90 % positive Bewertung beider Personengruppen zu verzeichnen. Auf Seiten der Mitarbeiter/innen werden lediglich Gerüche durch die Nutzung (z. B. Essensgerüche in Gebäude H2) als geringfügige Störung empfunden. Bewohner/in 6,3 82,1 Mitarbeiter/in 5,4 3,6 2,7 72,7 21,8 1,8 0 1,8 1,8 25 50 75 100 relative Häufigkeit [%] sehr gut gut schlecht sehr schlecht keine Angabe Bild 14-14: Beurteilung der Luftqualität (C6) Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 168 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung c relative Häufigkeit [%] b relative Häufigkeit [%] a relative Häufigkeit [%] Die Luftqualität wird zwar sowohl von Bewohner/innen als auch Mitarbeiter/innen in großem Umfang als gut bewertet und von einem geringen Anteil als sehr gut. Auf Seiten der Mitarbeiter wird die Luftqualität dagegen etwas kritischer bewertet. 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 83,9 63,6 23,6 3,6 6,3 7,3 4,5 1,8 48,2 0,0 0,9 41,8 30,9 21,8 28,6 9,8 0,0 0,0 1,8 2,7 1,8 0,9 12,5 3,6 62,5 54,5 16,415,2 12,7 5,5 7,1 zu kalt zu kühl genau richtig Mitarbeiter/in 12,5 0,9 3,6 1,8 7,3 zu warm zu heiß keine Angabe Bewohner/in Bild 14-15: Temperaturempfinden zum Befragungszeitpunkt (a) und im Rückblick an einem sehr heißen (b) bzw. kalten (c) Tag (D1) Anhand der Raumtemperaturbewertung wird deutlich, dass die Zufriedenheit auf Seiten der Bewohner in den drei Szenarien etwas höher ist als die Bewertung der Mitarbeiter/innen. So wird an einem sehr heißen Tag zwar die Raumtemperatur von insgesamt 38,4 % der Bewohner/innen als zu hoch empfunden, wobei 48,2 % weiterhin zufrieden sind. Im Gegensatz dazu bewerten über 70 % der Mitarbeit/-innen die an einem sehr heißen Tage herrschende Raumtemperatur als zu warm bzw. zu heiß. Die Bewohner/innen bevorzugen offenbar etwas höhere Temperaturen, sodass ein von den Mitarbeiter/innen als zu warm/ zu heiß eingestuftes Klima von den Bewohner/innen eher noch als angenehm empfunden wird. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 169 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Diese unterschiedlichen Bewertungen durch die beiden Personengruppen lassen sich neben dem Altersunterschied durch den Aktivitätsgrad der Personen und die damit verbundenen anderen Anforderungen an die Raumtemperatur erklären. So lässt sich aus der differenzierten Betrachtung der Gebäudetypen (H2 und ILW) feststellen, dass in Gebäude H2 die Raumtemperatur von den Bewohner/innen eher akzeptiert wird, während die Mitarbeiter/innen die Temperatur an einem heißen Tag zu insgesamt 62,6 % als zu hoch und an einem kalten Tag zu insgesamt 53,9 % als zu niedrig empfinden. Im ILW wird das Raumklima von den Mitarbeiter/innen dagegen in allen Situationen eher als zu warm empfunden. 0 relative Häufigkeit [%] 10 15 20 25 30 5 Fenster und Tür öffnen 12,2 6,0 7,6 5,6 Bewohner/in 23,4 22,9 23,8 Sonnenschutz betätigten keine Angabe Mitarbeiter/in 19,1 Heizkörperventil / Raumthermostat betätigen Sonstige 40 32,1 33,4 Fenster öffnen Tür öffnen 35 2,3 5,2 3,6 2,7 Bild 14-16: Maßnahmen zur Beeinflussung der Raumtemperatur – Mehrfachnennung möglich (D2) Um das Raumklima gemäß den persönlichen Ansprüchen zu beeinflussen greifen sowohl Bewohner/innen als auch Mitarbeiter/innen auf das Fensteröffnen, den Sonnenschutz und das Heizkörperventil zurück. Als sonstige Maßnahmen nennen die Mitarbeiter/innen die Nutzung eines zusätzlichen Ventilators, die Variation der Bekleidung und das Ausschalten der „starken“ Beleuchtung. Einige Bewohner/innen im Pflegebereich sind allerdings zur Beeinflussung des Raumklimas auf die Hilfe von Pflege- und Aktivierungspersonal angewiesen. Dabei werden sie in ihrer Handlungsfreiheit insbesondere durch die kraftaufwändige Betätigung der Fensterflügel eingeschränkt. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 170 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung relative Häufigkeit [%] 80 75,0 70 60 50,9 50 34,5 40 30 15,2 20 10 0 1,8 0,0 3,6 1,8 viel zu feucht etwas zu feucht unauffällig Mitarbeiter/in etwas zu trocken 9,1 4,5 0,0 viel zu trocken 3,6 keine Angabe Bewohner/in Bild 14-17: Empfundene Luftfeuchtigkeit (D3) Die Luftfeuchtigkeit wird tendenziell als zu trocken empfunden, wobei etwa 50 % der Mitarbeiter/innen und 75 % der Bewohner/innen keine Einschränkung wahrnehmen. D 4 Zuglufterscheinung Bewohner/in 42,9 Mitarbeiter/in 25,0 14,5 32,7 0 22,3 41,8 25 50 5,4 0,9 3,6 10,9 75 100 relative Häufigkeit [%] nie fast nie selten häufig fast immer keine Angabe Bild 14-18: Wahrnehmung von Zugluft (D4) Zugluft wird von Bewohner/innen seltener wahrgenommen als von Mitarbeiter/innen. Differenziert nach Gebäuden ist festzustellen, dass im ILW 60 % der Bewohner/innen und 21,4 % der Mitarbeiter/innen nie Zugluft wahrnehmen und im H2 dies 23,5 % der Bewohner/innen und 0 % der Mitarbeiter/innen sind. 74,5 relative Häufigkeit [%] 80 70 60 52,7 50 40 25,9 30 20 10 10,9 3,6 1,8 1,8 2,7 1,8 8,0 7,3 8,9 0 jeden 3. Tag jeden 2. Tag 1-2 x täglich 3-4 x täglich 5 x täglich und seltener und öfter Mitarbeiter/in Bild 14-19: Häufigkeit des Fensteröffnens (D5) keine Angabe Bewohner/in Bild 14-19 gibt einen Einblick in die durchschnittliche Häufigkeit des Fensteröffnens während des Befragungszeitraums. Die Bewohner/innen öffnen die Fenster insgesamt häufiger als die Mitarbeiter/innen. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 171 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Dabei liegen wesentliche Gründe für das Fensteröffnen (Bild 14-20) für Mitarbeiter/innen und Bewohner/innen im Luftaustausch (54,4 % und 72,6 %). Die Raumtemperierung spielt dabei eine wesentlich geringere Rolle. Weitere Gründe des Fensteröffnens, die unter Sonstige benannt wurden, sind im Folgenden inhaltlich und in ihrer Nennungshäufigkeit aufgeführt. Mitarbeiter/in Bewohner/in Gerüche 5 1 Hygiene (Bakterien, Schimmel) 3 5 Verbindung zum Außenraum 1 Je nach Stimmung / Belieben 2 Tabelle 14-1: Weitere Gründe um das Fenster zu öffnen relative Häufigkeit [%] 80 72,6 70 54,4 60 50 40 30 20 27,2 14,2 11,1 10 6,0 7,3 7,1 0 Im Raum ist es Die Luft im Raum zu warm / kalt. ist verbraucht. Mitarbeiter/in Sonstige keine Angabe Bewohner/in Bild 14-20: Gründe für das Fensteröffnen – Mehrfachnennung möglich (D6) Ein weiterer Schwerpunkt der Umfrage liegt in der Eigeneinschätzung des persönlichen Wissenstands zum energieeffizienten Verhalten in unterschiedlichen Bereichen. Hierbei wird zum einen das aktuelle Bewusstsein der Nutzer bezüglich Eingriffsmöglichkeiten (Bild 14-21) sowie Widersprüchen, die zwischen den Komfortanforderungen und der Nutzung bestehen (Bild 14-22), erfragt. Zum anderen konnten der Wunsch nach Information (Bild 14-23) geäußert sowie gewünschte Art und Weisen der Informationsweitergabe benannt werden. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 172 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Lüften Umgang mit Sonnenschutz Umgang mit elektr. Licht Umgang mit elektr. Geräten Bürgerheim Biberach Bewohner/in LowEx-Quartiersentwicklung 4,5 22,3 20,5 18,2 Mitarbeiter/in 27,7 Bewohner/in 25,0 4,5 17,0 33,9 18,2 20,5 3,6 1,8 19,6 49,1 33,9 3,6 20,0 18,8 18,2 Mitarbeiter/in 33,0 52,7 21,8 Mitarbeiter/in 25,5 17,0 21,8 Bewohner/in 2,7 25,0 52,7 5,4 Bewohner/in Mitarbeiter/in 27,7 3,6 7,3 27,7 13,4 54,5 21,8 3,6 Heizen 1,8 5,4 Bewohner/in 33,0 16,4 Mitarbeiter/in 23,2 26,8 50,9 21,8 11,6 9,1 1,8 0 25 50 75 100 relative Häufigkeit [%] sehr gut informiert gut informiert wenig informiert nicht informiert keine Angabe Bild 14-21: Eigeneinschätzung des persönlichen Wissensstands zu energieeffizientem Verhalten (E1) Die Ergebnisse zeigen, dass durch die Bewohner/innen dieser Thematik eine etwas geringere Bedeutung zukommt als durch die Mitarbeiter/innen. Kriterien für diese Aussage sind fehlende Angaben in der Beantwortung sowie ein geringer Informationsbedarf bei gleichzeitig niedrigem Wissensstand bezüglich des energieeffizienten Verhaltens der Bewohner/innen. Die Mitarbeiter/innen fühlen sich dagegen in allen fünf Bereichen mit über 67 % (sehr) gut informiert, wobei der eigene Wissenstand zu energieeffizientem Heizen relativ am geringsten eingeschätzt wird. Zudem zeigt der Vergleich zwischen den Gebäuden ILW und H2, dass sich die Nutzer (Bewohner und Mitarbeiter) von H2 insgesamt als etwas weniger gut informiert einschätzen. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 173 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung relative Häufigkeit [%] 60 53,6 50 40 27,9 30 22,3 20,4 20 11,9 10 13,4 9,8 14,5 10,2 4,6 5,7 5,2 0,0 0,5 0 Heizen Lüften Umgang mit Umgang mit Umgang mit Sonnenschutz elektr. Licht elektr. Geräten Mitarbeiter/in Sonstige keine Angabe Bewohner/in Bild 14-22: Empfundener Widerspruch zwischen Komfort und energieeinsparendem Verhalten - Mehrfachnennung möglich (E2) Die Frage nach einem empfundenen Widerspruch zwischen dem Komfortbedürfnis und Maßnahmen eines energiesparsamen Verhaltens (Bild 14-22) deutet mit einem geringen Rücklauf auf Seiten der Bewohner/innen (46,4 %) darauf hin, dass entweder kein Widerspruch gesehen wird oder Unklarheiten bezüglich der Fragestellung vorlagen. In beiden Personengruppen liegt der empfundene Widerspruch im Wesentlichen in den Bereichen elektrische Beleuchtung, Heizen und Lüften. Diese Ergebnisse bestätigen andere kritischen Angaben zu diesen Themenbereichen. keine Angabe 8% keine Angabe 4% nein 42% Mitarbeiter/innen ja 54% ja 22% nein 70% Bewohner/innen Bild 14-23: Informationsbedarf zu energieeffizientem Verhalten (E3) Nähere Informationen zu energieeffizientem Verhalten und dem optimalen Umgang mit gebäudetechnischen Einrichtungen wünschen 54 % der Mitarbeiter/innen und 22 % der Bewohner/innen (Bild 14-23). Die in der freien Nennung gewünschten Informationsarten lassen sich in Kategorien der mündlichen und schriftlichen Form differenzieren. Dabei möchten Bewohner/innen unter anderem auch durch öffentliche Medien (Tageszeitung und Fernsehen) sowie persönlich durch Angehörige informiert werden. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 174 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Mitarbeiter/in Bewohner/in 48 % 56 % 52 % 44 % Mündlich Schulung, Besprechung, persönliche Einweisung durch Fachleute bzw. Mitarbeiter des BHBC (oder Angehörige, Fernsehen) Schriftlich Informationsmaterial, Aushang, (Schwäbische Zeitung) Tab. 14-2: Gewünschte Informationsart Licht Temperatur Luftqualität Lärm / Geräuschpegel Möblierung / Gestaltung Abschließend thematisiert die Umfrage die Bedeutung einzelner Themenbereiche für das Wohlbefinden der Nutzer sowie die Art des Veränderungsbedarfs in diesen Bereichen. Die Ergebnisse zeigen, dass allgemein allen fünf Bereichen eine hohe Bedeutung (min 73,2 %) zukommt. Dabei wird von den Mitarbeiter/innen die Bedeutung tendenziell etwas höher eingestuft, als dies durch die Bewohner/innen geschieht. Temperatur und Luftqualität treten in ihrer Bedeutung und dem Veränderungsbedarf ein wenig hervor. 36,6 Bewohner Mitarbeiter 40,0 Bewohner 39,3 39,3 9,8 38,2 10,9 33,9 12,5 65,5 Mitarbeiter 6,3 8,0 10,9 2,7 11,6 27,3 7,3 1,8 0,9 Bewohner 62,5 25,9 80,0 Mitarbeiter 8,9 12,7 7,3 1,8 1,8 62,5 Bewohner/in 25,9 78,2 Mitarbeiter/in Bewohner/in 14,5 56,3 28,6 0 23,6 25 50 7,3 6,3 4,5 4,5 67,3 Mitarbeiter/in 8,0 75 9,1 100 relative Häufigkeit [%] extrem wichtig etwas wichtig weniger wichtig völlig unwichtig keine Angabe Bild 14-24: Bedeutung einzelner Themenbereiche für das Wohlbefinden (F1) Betrachtet man die Ergebnisse gebäudespezifisch, so wird deutlich, dass die Anforderungen an die Lichtsituation in H2 mit den Aussagen „extrem wichtig“ und „etwas wichtig“ über dem Durchschnitt liegen. Im ILW bestehen dagegen erhöhte Anforderungen an Temperatur, Luftqualität und Lärm/Geräuschpegel. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 175 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Licht Temperatur Luftqualität Lärm / Geräuschpegel Möblierung / Gestaltung Bürgerheim Biberach Bewohner/in LowEx-Quartiersentwicklung 4,5 19,6 Mitarbeiter/in 10,9 Bewohner/in 9,8 Mitarbeiter/in 8,9 30,9 8,9 18,8 26,8 7,1 25,0 20,5 25,5 33,9 0 16,1 16,4 36,6 32,7 9,1 17,9 12,7 25 10,9 9,1 16,4 11,6 9,1 17,0 20,0 23,6 13,4 Mitarbeiter/in 30,4 8,0 34,5 Bewohner/in 18,2 32,7 17,0 Mitarbeiter/in 10,9 24,1 32,7 27,3 Bewohner/in 12,7 33,9 27,3 Mitarbeiter/in 28,6 34,5 23,2 12,7 Bewohner/in 38,4 9,1 20,0 50 75 100 relative Häufigkeit [%] hoher Bedarf geringer Bedarf kaum Bedarf kein Bedarf keine Angabe Bild 14-25: Aktueller Veränderungsbedarf einzelner Themenbereiche (F2) Die Einflussmöglichkeiten werden durch die Mitarbeiter/innen und Bewohner/innen nahezu in der gleichen Verteilung wahrgenommen. 7,1 Bewohner/in Mitarbeiter/in 34,8 12,7 0 30,4 32,7 11,6 41,8 25 50 16,1 3,6 75 9,1 100 relative Häufigkeit [%] sehr vielseitig vielseitig gering gleich Null keine Angabe Bild 14-26: Eigeneinschätzung der individuellen Einflussmöglichkeit (F4) So wird eine hohe bzw. niedrige Einflussmöglichkeit von den Bewohner/innen und von den Mitarbeiter/innen in der Gesamtbewertung gleich stark angegeben. Dabei ist unter den Bewohner/innen und Mitarbeiter/innen im ILW im Vergleich zu den anderen Gebäuden eine wahrgenommene Einschränkung zu erkennen und im H2 fühlen sich besonders die Mitarbeiter/innen in der Beeinflussung des Raumklimas insgesamt etwas freier (siehe Tabelle 14-3). Die Bewohner/innen des Betreuten Wohnens nehmen allgemein die Möglichkeiten der Beeinflussung war und empfinden damit einen größeren Handlungsfreiraum. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 176 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach Einflussmöglichkeit Hoch Gering LowEx-Quartiersentwicklung Insgesamt BW MA 14,9 % 45,4 % 42,0 % 45,4 % ILW BW 27,3 % 52,7 % MA 42,9 % 43,6 % H2 BW 47,1 % 41,2 % MA 76,9 % 15,4 % AWH/BAW BW 61,3 % 25,8 % Tab. 14-3: Wahrnehmung der persönlichen Einflussmöglichkeit Die Ergebnisse zeigen, dass bei einigen Fragestellungen zum Teil keine Angaben gemacht wurden, wobei die Tendenz gegen Ende der Befragung zunimmt. Allgemein lässt dies zum einen auf Verständnisschwierigkeiten während der Befragung oder auf fehlendes Interesse gegenüber der Thematik schließen. Bezüglich der Gebäudenutzung von Mitarbeiter/innen können fehlende Angaben zudem durch den Aufenthalt in unterschiedlichen Gebäuden und damit einer fehlenden Zuordnungsmöglichkeit bedingt sein. Die zunehmend fehlenden Angaben gegen Ende des Fragebogens deuten darauf hin, dass aufgrund der Konzentrationsfähigkeit eine umfangreichere Befragung ausgeschlossen werde sollte. In der Umfrage wurden den Befragten an verschiedenen Stellen die Möglichkeit zur freien Äußerung und Stellungnahme geboten. Dabei wurde ganz allgemein nach Änderungsbedarf zur Verbesserung der Gesamtsituation und spezifisch in Bezug auf die Gebäudenutzung gefragt. Es wurden keinerlei formale oder inhaltliche Vorgaben gemacht, sodass von einzelnen Personen auch Mehrfachnennungen oder auch Angaben losgelöst von der Gebäudenutzung (z. B. zum allgemeinen Arbeitsklima) erfolgten. Ausgewertet wurden ausschließlich freie Textäußerungen mit Bezug zu Gebäude- und Raumklima sowie zur Gebäudenutzung und Technik. Hierbei sind von den Mitarbeiter/innen lediglich 42 % der Äußerungen zur Gebäudenutzung und 16 % zum Raumklima gemacht worden. Die Bewohner/innen nehmen mit insgesamt 43 % der Angaben Bezug zur Gebäudenutzung und Klimatik (z. B. Luftfeuchtigkeit und Luftzug). Zusammenfassend werden im Folgenden die wesentlichen Inhalte aufgeführt, wobei eine hohe Übereinstimmung zwischen Mitarbeiter/innen und Bewohner/innen besteht: - - Große schwergängige Fensterflügel erfordern einen hohen beidhändigen Kraftaufwand zur Nutzung der freien Lüftung. Aus diesen Gründen gelingt es den Bewohner/innen zum Teil nicht, die Fenster richtig zu schließen, sodass ungewollt Energieverluste auftreten (ILW). Die komplexe Licht- und Temperatursteuerung bedingt Fehleingriffe und Frustration in der Nutzung (ILW). Die Trägheit der Fußbodenheizung schränkt die Nutzerakzeptanz ein, da eine direkte Reaktion auf den Eingriff ausbleibt (ILW). Geringer Luftaustausch bzw. –durchströmung einzelner Räume (ILW, H2,AWH). Geringe Luftfeuchtigkeit im Gebäude 9 (ILW). Der Nutzereingriff wird v.a. für die Bewohner/innen durch schwer bedienbare Taster und Schalter eingeschränkt (ILW, H2). Im Hinblick auf die Realisierung eines möglichst hohen Wohlbefindens der Bewohner/innen und Mitarbeiter/innen konnten in den Fragebögen Verbesserungspotenziale genannt werden. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 177 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Die Vorschläge der Mitarbeiter/innen umfassen zum einen die Benachrichtigung der Bewohner/innen über regelmäßige z. B. monatliche Verbrauchsinformationen, um mit kontinuierlichen Rückmeldungen zum persönlichen Verhalten die Motivation einer energieeffizienten Verhaltensänderung zu erhöhen. Zum anderen werden bessere Möglichkeiten des individuellen Eingriffs in die natürliche Lüftung (kleine Fensterflügel) und Temperierung (Heizkörper statt Fußbodenheizung) des Raumes thematisiert. Die Verbesserungsvorschläge der Bewohner/innen beinhalten in erster Linie Aspekte der Raumgestaltung und des Nutzerverhaltens. Dabei wird zum Beispiel die überflüssige Nutzung der elektrischen Beleuchtung im ILW angesprochen. Die Kritik im AWH hängt im Wesentlichen mit der durch die Baumaßnahmen bedingte Ausnahmesituation zusammen. Einen weiteren Aspekt stellt der Waschraum mit der Forderung nach einer regelmäßigen Lüftung um das Auftreten von Feuchteflecken zu vermeiden. 14.4 Fazit und Schlussfolgerungen Die allgemeine positive Einstellung aller Beteiligten gegenüber der Umfrage sowie die umfassende Unterstützung durch das Bürgerheim Biberach in der Ausführung der Befragung durch die Ausgabe der Fragebögen trugen im Wesentlichen zum hohen Rücklauf der Antwortbögen bei. Im Rahmen der Befragung und Auswertung zeigten sich Verständnisschwierigkeiten bei einzelnen wenigen Fragestellungen. Die betreffenden Formulierungen wurden daraufhin verbessert, sodass jetzt durchgängig eine einfache und gut verständliche Formulierung des Fragebogens vorliegt (siehe Anlage A 11), was in künftigen Anwendungen die Antwortbereitschaft und Antwortquote noch weiter erhöhen sollte. Insgesamt zeugen die inhaltlichen Antworten der Umfrage aufgrund größtenteils positiver Rückmeldungen von einer hohen Zufriedenheit bei Mitarbeiter/innen und Bewohner/innen in nahezu allen abgefragten Aspekten des Arbeitens und Wohnens. Ablauf und Ergebnisse der Umfrage erfüllten die in sie gesetzte Erwartung, aussagekräftige Ergebnisse sowie konkrete Hinweise auf Optimierungspotenziale zu erhalten. Aus der Auswertung der Befragung, d. h. den Antworten (Ankreuzen) auf die vorgegebenen Fragen und den freien Nennungen lassen sich die folgenden Verbesserungsvorschläge hinsichtlich der Gebäudenutzung und der gebäudeklimatischen Gegebenheiten für die hiervorliegende Nutzung ableiten, die teilweise im Bestand umsetzbar sind und darüber in Planungsvorgaben für künftige Vorhaben einfließen sollten: - Die natürliche Lüftung ist über kleine, gut erreichbare (Fenster-) Öffnungsflächen zu realisieren. Dabei ist besonders auf Einschränkungen der Beweglichkeit und des Kraftaufwands der Bewohner/innen Rücksicht zu nehmen. Große und schwer zu betätigende Fensterflügel, wie sie z. B. im Gebäude 9 (ILW) vorhanden sind, erfüllen diese Anforderung nur eingeschränkt. - Die Schalter und Taster als Schnittstelle zwischen Mensch und technischer Gebäudeausrüstung sind nutzerfreundlich und im Hinblick auf alters- und krankheitsbedingte Einschränkungen auszulegen. Kriterien hierbei könnten z. B. die Höhe und Er- Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 178 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung reichbarkeit, die Gestaltung in Größe und Verständlichkeit (Symbolik/Beschriftung) sowie die taktilen Eigenschaften (Druckpunkt & Schalterreaktion). - Im Wohnbereich wird ein Nutzereingriff in die Beheizung durch schnell reagierende Systeme bevorzugt. So sollte z. B. eine Fußbodenheizung zur Abdeckung des Grundwärmebedarfs dienen und durch ein schneller reagierendes System zur Spitzenbedarfsabdeckung (z. B. Heizkörper) ergänzt sein. - Gewährleistung eines optimalen Raumklimas bezüglich Temperatur, Luftqualität und Luftfeuchtigkeit, ausgelegt nach Kriterien der Behaglichkeit und Energieeffizienz sowie nach Belangen des Feuchteschutzes (Waschräume). - Ein über die Umfrage hinaus gehender Ansatz umfasst grundsätzlich die möglichst einfache und adäquate Gestaltung der Alltagstechnik, um die Selbstständigkeit älterer oder kranker Menschen weitestmöglich zu gewährleisten. Eine einfache Umsetzung stellt hierbei z. B. der “Alles-aus-Knopf“ dar. So können beim Verlassen der Wohnung sämtliche Elektrogeräte gleichzeitig ausgeschaltet werden [14-4]. Literatur- / Quellenangaben: [14-1] Buchgraber, Ilse: Bürgerheim Biberach – Schriftliche Befragung der Bewohner/innen, Angehörigen und Mitarbeiter/innen; Belegung sichern; Oktober 2011 [14-2] Nutzerbefragung – Verein für Rehabilitation psychisch Kranker e.V. Mönchengladbach; Stand 25.02.2013: www.rehaverein-mg.de/images/stories/Aktuelles/Nutzerbefragung_2011_BeWo.pdf; [14-3] Grossauer, Elke: Nutzerzufriedenheit in Bürogebäuden – Eine Feldstudie; Analyse von Zusammenhängen zwischen verschiedenen Komfortparametern am Arbeitsplatz; Januar 2008; Universität Karlsruhe; [14-4] Reckert, Bettina: Viele Senioren wünschen simple Technik im Alltag; VDI Nachrichten; Berlin; 25.01.2013 Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 179 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 15. Thermisch-energetische Detailanalysen zur Sanierung von Gebäudehüllen (Hochschule Biberach) 15.1 Wärmebrückenberechnungen In den Zeitraum der Projektbearbeitung fiel der Beginn der energetischen Sanierung von Gebäude 1. Als Sanierungsziel ist vorgesehen, für den Wohnbereich des Hochhauses den Standard eines KfW-Effizienzhauses 55 zu erreichen. Anhand der vorgelegten Planungsdetails zur Ausführung von Wärmebrücken wurden detaillierte Wärmebrückenberechnungen durchgeführt, siehe z. B. Attikaanschluss Bild 15-1. Bild 15-1: Temperaturfarb- und Isothermendarstellung zur Wärmebrückenberechnung der Attikaausführung Die Wärmebrückenberechnungen dienten der Analyse potenzieller Schwachstellen an den geplanten Ausführungsdetails. In der Vorgehensweise wurden konstruktiv gleiche Wärmebrücken, die sich nur in einzelnen wärmetechnischen Details unterscheiden, zusammengefasst und nach einer Vorbewertung die jeweils ungünstigste Ausführung repräsentativ berechnet. Die Ergebnisse sind in Anlage 2 zusammengefasst. Keine der untersuchten Wärmebrücken erwies sich hinsichtlich einer zu geringen Oberflächentemperatur als kritisch. Zur Gesamtbewertung der Wärmebrückensituation an der geplanten Gebäudehülle wurden auf Grundlage der Wärmebrückenberechnungen die folgenden Festlegungen und Vereinfachungen getroffen: Die angegebenen Längen der Wärmebrücken wurden im Rahmen der Bewertung grob aus den zum Bearbeitungszeitpunk vorliegenden Planunterlagen ermittelt und beinhalten jeweils alle zusammengefassten Wärmebrückenausführungen. Bei den Berechnungen von Wärmebrücken mit Fensteranschlüssen liegt das Rohbaumaß zugrunde. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 180 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Fußbodenaufbauten sind in den Berechnungen nicht berücksichtigt. Bei Berücksichtigung ergibt sich eine Verbesserung der Wärmebrückensituation und damit ein geringerer -Wert. Die Vernachlässigung der Fußbodenaufbauten stellt also einen konservativen Ansatz dar. Für eine qualitative Bewertung wurde die Summe der zu den einzelnen Wärmebrücken berechneten Leitwerte auf die im Wärmeschutznachweis angegebene wärmeübertragende Hüllfläche bezogen. In der Gesamtsumme wurden als konservativer Ansatz nur die Wärmebrücken mit positivem -Wert berücksichtigt. Der so gebildete Wert entspricht in Anlehnung an die EnEV 2009 [15-1] einem für das Gebäude ermittelten Wärmebrückenzuschlag auf den auf die wärmeübertragende Hüllfläche bezogenen, spezifischen Transmissionswärmeverlust. Im vorliegenden Fall wurde für das Hochhaus von Gebäude 1 dieser Zuschlag mit ≤ 0,02 W/(m²K) ermittelt. Der so berechnete Wert liegt unter dem Wärmebrückenzuschlag von UWB = 0,05 W/(m²K), wie er bei einer mit Beiblatt 2 der DIN 4108 [15-2] übereinstimmenden bzw. dazu gleichwertigen Wärmebrückenausführung pauschal im Wärmeschutznachweis gemäß EnEV 2009 angesetzt werden darf. Der standardmäßige Wärmebrückenzuschlag ohne zusätzlichen Nachweis beträgt dagegen pauschal 0,10 W/(m²K). Qualitativ ist damit die geplante Ausführung der Gebäudehülle hinsichtlich der Wärmebrücken als dem Sanierungsziel entsprechend und gegenüber dem Standard als deutlich überdurchschnittlich zu bewerten. Hinsichtlich des Wärmeschutznachweises gemäß EnEV 2009 ist der Ansatz eines reduzierten Wärmebrückenzuschlags von UWB = 0,05 W/(m²K) nur zulässig, wenn ein Übereinstimmungs- und Gleichwertigkeitsnachweis zu den Details in [15-2] für alle Wärmebrücken am Gebäude möglich ist. Sollte dies nur für eine Wärmebrücke nicht möglich sein, so ist eine detaillierte Berechnung des spezifischen Wärmeverlustes über die Wärmebrücken am gesamten Gebäude erforderlich und entsprechend in die Monatsbilanzierung dann einzurechnen [15-3]. Der Vergleich des über die Wärmebrückenberechnungen ermittelten hüllflächenbezogenen Wärmebrückenzuschlags für Gebäude 1 mit dem im Nachweis gemäß EnEV angesetzten pauschalen Zuschlag von UWB = 0,05 W/(m²K) ergibt, dass der berechnete Wert unter dem Pauschalansatz des geführten Nachweises liegt. Weiterführende Informationen zur Durchführung von Übereinstimmungs- und Gleichwertigkeitsnachweisen und zur Aufstellung eines detaillierten Wärmebrückennachweises finden sich in [15-3]. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 181 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 15.2 Klimaanalyse und thermisch-energetische Gebäudesimulation Das thermisch-energetische Verhalten eines typischen Wohnbereichs im Hochhausteil von Gebäude 1 in Abhängigkeit vom Klima am Standort wurde in einer thermischen Gebäudesimulation mit dem Programm TRNSYS 17 analysiert. Die zugehörigen Analysen und Simulationen sind in der Bachelorarbeit von Jan-Michael Schaub [15-4] detailliert beschrieben und dokumentiert. Als Vorarbeit zur Gebäudesimulation wurde das Klima am Standort Biberach anhand langjähriger Wetterdaten analysiert und mit für die betreffende Region geltenden Testreferenzjahren, die im Laufe der Zeit in mehreren Generationen für Deutschland entwickelt wurden, verglichen. Diese Analyse erlaubt zum einen die Auswahl der Testreferenzjahre, die mit dem gegenwärtigen Klima am Standort am besten übereinstimmen. Zum anderen lassen sich aus dem Trend der Klimaentwicklung am Standort sowie aus den für die Zukunft prognostizierten Testreferenzjahren die Auswirkungen des langfristig zu erwartenden Klimas auf den Energieverbrauch sowie auf die sommerlichen thermischen Konditionen im Gebäude ableiten. In Bild 15-2 und Tabelle 15-1 ist die Entwicklung der Monats- und Jahresmittelwerte der Außentemperatur der für den Standort repräsentativen Wetterwarte Süd für die 24 Jahre von 1988 bis 2011 dargestellt. Eindeutig ist der Trend einer Erwärmung im Jahresmittel zu erkennen, der mit 0,0322 K pro Jahr einer Erwärmung um 0,8 K in einem Vierteljahrhundert entspricht. Diese Erwärmung im Jahresmittel ist in erster Linie auf wärmere Übergangszeiten und Sommer zurückzuführen, siehe die Monate April bis Juli und September bis November in Tabelle 15-1. Die anderen Monate (v. a. Winter) weisen praktisch konstante oder sogar leicht abfallende Außentemperaturen auf. Bild 15-2: Entwicklung der Außentemperaturen in Bad Schussenried (1988 – 2011), aus [15-4] Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 182 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach Monat Jan Feb LowEx-Quartiersentwicklung Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Trend K/a -0,050 -0,006 -0,030 0,151 0,033 0,128 0,023 -0,004 0,053 0,011 0,089 -0,007 Tab. 15-1: mittlere jährliche Temperaturveränderung in Bad Schussenried (1988 - 2011), aus [15-4] Diese Wetterdaten repräsentieren in ihrer Gesamtheit über 24 Jahre das gegenwärtige Klima am Standort. Sie lassen sich somit für einen Vergleich mit den Klimadaten der für die Region verfügbaren Testreferenzjahre heranziehen. Dieser Vergleich zeigt, dass die neuen, vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Auftrag gegebenen und 2011 veröffentlichten Testreferenzjahre [15-5], das Klima am Standort am besten wiedergeben, siehe Bild 15-3. Diese Daten sind damit für energetische Analysen und Simulationen am Standort Biberach zu empfehlen. Sie beruhen auf Messdaten der Jahre 1988 bis 2007. Bild 15-3: Vergleich der Monatsmittelwerte der Außentemperatur der Wetterwarte Süd (WWS) mit den neuen Testreferenzjahren (1998-2007, Klimazone 13, mittleres Stadtgebiet, 533 m) des BBSR/DWD [15-5], aus [15-4] Eine Auswertung von jährlichen Außentemperaturdaten im Hinblick auf den damit verbunden Heizwärmebedarf ist mit Hilfe von Gradtagen möglich. Bild 15-4 enthält die mit einer Innenraumtemperatur von 20 °C und einer Heizgrenztemperatur von 15 °C auf der Grundlage der Außentemperaturen der Wetterwarte Süd gebildeten jährlichen Gradtage (GT20/15) für die Jahre 1988 bis 2011. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 183 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach 6.000 Gradtage20/15 von 1988 - 2011 WWS 9,5 8,5 7,5 5.000 Gradtage in Kd 10,5 y = 0,0322x + 8,3152 R² = 0,1465 y = -10,354x + 4116,1 R² = 0,1081 4.000 6,5 5,5 4,5 3.000 3,5 2.000 2,5 1,5 1.000 Außenlufttemperatur in °C 7.000 LowEx-Quartiersentwicklung 0,5 -0,5 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 0 Gradtage Linear (Gradtage) Jahre Jahresmittel θaußen Linear (Jahresmittel θaußen) Bild 15-4: Gradtage ermittelt aus den Messwerten der Wetterwarte Süd (WWS), aus [15-4] Entsprechend dem Trend zur Erwärmung zeigen die Gradtage eine um ca. 0,25 % p. a. abnehmende Tendenz. Der Mittelwert der dargestellten Gradtage beträgt 3.987 Kd/a. Das als repräsentativ empfohlene mittlere Testreferenzjahr 1988-2007 des BBSR/DWD [155] weist mit 4.091 Kd/a einen nahezu übereinstimmenden Wert der Gradtage auf (Abweichung + 2,6 %). Aus dem zugehörigen für 2021-2050 prognostizierten mittleren Testreferenzjahr ergibt sich ein um knapp 11 % niedrigerer Wert von 3.644 Kd/a. Die TRNSYS-Simulationen des Ausschnitts von Gebäude 1 mit den beiden mittleren Testreferenzjahren 1988-2007 und 2021-2050 ergeben spezifische Heizwärmebedarfe für die Räume von 21,6 bzw. 18,6 kWh/(m²NGFa), also eine Abnahme um knapp 14 % beim prognostizierten künftigen Klima. Für die thermisch-energetischen Gebäudesimulationen wurde ein Bereich mit nach Süden ausgerichteten Wohnungen im 8. Obergeschoss (Dachgeschoss) von Gebäude 1 ausgewählt und in 11 Simulationszonen abgebildet, siehe Bild 15-5. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 184 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 15-5: Zonierung des simulierten Bereichs von Gebäude 1, aus [15-4] Neben der Ermittlung der Heizenergiebedarfswerte lag ein Hauptaugenmerk bei den Simulationen auf den sommerlichen Temperaturverhältnissen in den Räumen beim derzeitigen sowie künftig zu erwartenden Klima unter verschiedenen Randbedingungen. Es zeigte sich, dass in dem künftig hoch wärmegedämmten Gebäude mit nicht unerheblichen inneren Lasten aufgrund der zu erwartenden durchgehenden Belegung (betreutes Wohnen) der Sommer der kritische Lastfall sein wird. Ausgangspunkt der simulationstechnisch untersuchten Varianten ist der folgende Basisfall: durchgehender Betrieb der Wohnungslüftungsanlage mit einer auf mindestens 22 °C gehaltenen Zulufttemperatur und 0,5 h-1 Luftwechselrate darüber hinaus keinerlei Fensterlüftung, lediglich Infiltration manuell bedienter Sonnenschutz, der oberhalb 250 W/m² Globalstrahlung auf das betreffende Fenster geschlossen und danach bei Unterschreiten von 200 W/m² wieder geöffnet wird. Mit diesen Randbedingungen, die noch nicht auf eine sommerliche Raumtemperaturbegrenzung hin optimiert sind, ergibt sich für alle verwendeten Testreferenzjahre eine sehr hohe Anzahl an jährlichen Überhitzungsstunden mit Raumtemperaturen über 26 °C, siehe Bild 156. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 185 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 15-6: Simulationsergebnisse in Abhängigkeit von den Testreferenzjahren, aus [15-4] Zur Verbesserung des sommerlichen Raumklimas wurden folgende Optimierungsmaßnahmen untersucht: Öffnung der Innenfenster zwischen Loggia und angrenzendem Wohnraum Automatisierung des Sonnenschutzes (Absenkung der Schaltschwellen auf 180/150 W/m²) nächtliche Fensterlüftung mit 1,0 h-1 Luftwechselrate, wenn der betreffende Raum am Vorabend wärmer als 26 °C ist Absenkung der Zulufttemperatur auf minimal 16 °C durch Bypass der Wärmerückgewinnung. Die in Bild 15-7 und Bild 15-8 dargestellten Ergebnisse zeigen, dass im Sommer die Innenfenster zwischen Wohnräumen und Loggias geschlossen bleiben sollten, da ein Öffnen die thermischen Verhältnisse verschlechtert. Alle anderen Maßnahmen wirken sich – unterschiedlich stark – positiv aus und sind in der Gesamtheit, d. h. als kombinierte Anwendung, zu empfehlen. Noch nicht in den Simulationen enthalten sind eine manuelle Fensterlüftung im Sommer zusätzlich zur mechanischen Lüftung sowie die (über ein Leerteil im Lüftungsgerät vorgehaltene) Möglichkeit der Nachrüstung eines Kühlregisters zur aktiven Kühlung der Luft in der Lüftungsanlage. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 186 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 15-7: Simulationsergebnisse der Optimierungsvarianten mittleres Testreferenzjahr BBSR/DWD 1988-2007, aus [15-4] Bild 15-8: Simulationsergebnisse der Optimierungsvarianten mittleres Testreferenzjahr BBSR/DWD 2021-2050, aus [15-4] Empfehlungen Aus den Ergebnissen und Auswertungen der durchgeführten Klimaanalysen und Gebäudesimulationen lassen sich die folgenden Empfehlungen ableiten: Das gegenwärtige Klima am Standort Biberach lässt sich mit den zugehörigen neuen Testreferenzjahren des BBSR/DWD 1988-2007 korrekt wiedergeben und kann daher für die Anwendung empfohlen werden. Der Trend zu Klimaerwärmung ist am Standort Biberach im letzten Vierteljahrhundert deutlich messbar. Die in den neuen Testreferenzjahren des BBSR/DWD für 20212050 prognostizierten künftigen Klimabedingungen lassen einen Rückgang der jährlichen Heizgradtage um ca. 10 % erwarten, die durchgeführte Gebäudesimulation ergab einen rechnerischen Rückgang des Heizwärmebedarfs um knapp 14 %. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 187 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bei der weiteren Planung der Wärmeversorgung (Auslegung, Wirtschaftlichkeitsbetrachtung) sollte deshalb ein für die Zukunft zu erwartender Rückgang des Heizwärmebedarfs aufgrund höherer Außentemperaturen berücksichtigt werden. Der Trend zu höheren Außentemperaturen führt zu einer höheren sommerlichen Belastung der Gebäude. Diese zukünftig zu erwartende Entwicklung kann grundsätzlich kritisch sein, wird aber bisher bei der Gebäudeplanung und -auslegung häufig nicht bzw. nur unzureichende berücksichtigt. Der Betrieb aller Gebäude im Bürgerheim sowie die Planung aller weiteren Umbau- und Sanierungsmaßnahmen sollte deshalb auch im Hinblick auf die zukünftige Klimaentwicklung untersucht werden. Für das konkret untersuchte Gebäude 1 sind folgende Maßnahmen zur Verbesserung des zu erwartenden sommerlichen Raumtemperaturverhaltens erforderlich bzw. zu empfehlen: - Absenkung der Zulufttemperatur der Lüftungsanlage im Sommer (im ersten Schritt ohne aktive Kühlung), soweit es die Außentemperatur und die (aus Behaglichkeitsgründen) einzuhaltende minimale Einblastemperatur in die Räume zulässt - natürliche Kühlung durch Fensterlüftung in Nächten und auch tagsüber von überwärmten Räumen, wenn die Außentemperatur niedriger liegt als die Raumtemperatur (kein „Verbot“ der Fensteröffnung aufgrund der vorhandenen Lüftungsanlage, wie es mitunter ausgesprochen wird) - konsequentes Schließen des Sonnenschutzes im Sommer, ggf. Nachrüstung einer automatischen Steuerung in Abhängigkeit von Einstrahlung und ggf. Temperatur (eine windabhängige Sicherheitssteuerung ist bereits vorhanden) - falls die vorgenannten Maßnahmen langfristig nicht ausreichen, kann eine aktive Kühlung der Zuluft nachgerüstet werden. Eine entsprechende Vorhaltung ist in der geplanten RLT-Anlage vorhanden. - Monitoring der Raumtemperaturen im Gebäude, um die genannten Optimierungsmaßnahmen auszuwählen und auf ihre Wirkung hin beurteilen zu können. Danksagung Die detaillierte Analyse der realen Wetterdaten und Klimadaten am Standort war in der vorliegenden Form nur möglich, weil die Wetterwarte Süd umfassende langjährige Messdaten in digitaler Form unentgeltlich zur Verfügung stellte. Die HBC bedankt sich herzlich für dieses Entgegenkommen und die geleistete Unterstützung. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 188 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Literatur [15-1] Energieeinsparverordnung – EnEV: Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden; 24.07.2007 [15-2] DIN 4108 Beiblatt 2:2006-03: Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Wärmebrücken – Planungs- und Ausführungsbeispiele; Beuth Verlag, Berlin 2006 [15-3] Deutsche Energie-Agentur dena: Wärmebrücken in der Bestandssanierung. Leitfaden für Fachplaner und Architekten;, Berlin 2008 [15-4] Schaub, Jan Michael: Simulation des thermischen Energiebedarfs und sommerlichen Temperaturverhaltens eines sanierten Altbaus für betreutes Wohnen; Bachelorarbeit, Januar 2013; Hochschule Biberach [15-5] Internetpräsenz des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung: Aktualisierte und erweitere Testreferenzjahre (TRY) von Deutschland für mittlere und extreme Witterungsverhältnisse. http://www.bbsr.bund.de/cln_032/nn_112742/BBSR/DE/FP/ZB/Auftragsforschung/5 EnergieKlimaBauen/2008/Testreferenzjahre/03__ergebnisse.html#doc972488bodyTe xt5 (10.12.2012) Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 189 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 16. Aktueller Stand der Umsetzung (@ssmann gruppe) 16.1 Gebäude 1: Umbau und Sanierung zu einem KfW-Effizienzhaus Gebäude 1 setzt sich auch nach Sanierung und Umbau weiterhin aus vier Gebäuden/abschnitten zusammen: Wohnhochhaus (Abschnitt A), Teil der Piazza, der ehemaligen alte Eingangshalle (Abschnitt B), Restaurant und Cafe, ehemaliger Speisesaal (Abschnitt C) und Küche (Abschnitt D). Die Gebäudeabschnitte A bis C stammen aus dem Jahre 1971. Diese werden umgebaut und energetisch saniert, der Küchentrakt aus dem Jahre 1989 ist nicht von den Baumaßnahmen tangiert. Bild 16-1: Vier Gebäudeabschnitte im Bestand Bild 16-2: Gebäudeabschnitt A, B und C werden energetisch saniert und umgebaut Im Gebäudeabschnitt A entstehen 43 Wohneinheiten. In den anderen drei Abschnitten befinden sich wie bereits erwähnt ein Cafe, ein Restaurant und die Küche. Im Untergeschoss der vier Abschnitte sind die Kegelbahn, Werkstätten, Büros, die Heizzentrale, das Kühllager sowie Lagerflächen untergebracht. Erreichbar ist das Hochhaus weiterhin über den Anbau im Norden 1B und über das Gebäude 2, das ebenfalls teilweise saniert und zur Piazza umgebaut bzw. umgenutzt wird. Von dieser großzügig angelegten und allgemein zugänglichen Zone ist auch das neue öffentliche Restaurant und Café im ehemaligen Speisesaal 1C erreichbar. Auch in der Zukunft ist das Restaurant von der Terrasse im Süden direkt und dann barrierefrei zugänglich. Der Küchentrakt bleibt wie bereits erwähnt als Gebäudeabschnitt 1D unberührt. Bild 16-3: Blick von Norden auf Abschnitt A Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Bild 16-4: Rechts: Gebäudeabschnitt 1B Seite 190 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung - Gebäudeflächen und- volumina Die Summe der beheizten Nettogrundfläche beläuft sich auf insgesamt 5.124,25 m². Die beheizte Nettogrundfläche des Hochhauses mit 3.808 m² macht rund ¾ der Fläche des Gebäudes 1 aus. Das restliche Viertel setzt sich aus dem Gebäudeabschnitt B (Eingangsbereich) mit 269 m², dem Gebäudeabschnitt C (Restaurant und Cafe) mit 703 m² und dem Gebäudeabschnitt D (Küche) mit 344 m² zusammen. Alle vier Gebäudeabschnitte sind und bleiben unterkellert und zum Teil beheizt: In Abschnitt A und B sind die Kellerräume unter dem Hochhaus unbeheizt. In Bauabschnitt C und D unter dem Cafe und dem Restaurant und der Küche werden die nordorientierten Räume beheizt. Es schließen sich unbeheizte Lagerräume im südorientierten Bereich an. Es finden diverse Raumumnutzungen im UG statt. - Änderung der Grundrisse und der Gebäudekompaktheit Die Regelgeschosse im Hochhaus werden umgebaut, um den heutigen Wohnstandards hinsichtlich Wohnungsgröße, Barrierefreiheit und technischer Gebäudeausrüstung zu entsprechen. Die Kubatur des Gesamtgrundrisses und der Wohneinheitengrundrisse wird ebenfalls optimiert. Die vier Schotten des Südbereichs wurde um eine fünfte ergänzt. In den fünf Querwandabschnitten entstehen je drei Wohneinheiten. Die Grundrisse ähneln sich in der Aufteilung: Wohn-, Koch- und Essbereich, Schlafen, Bad und je ein 6 m² großer Wintergarten. Die Wohnfläche der neuen Wohneinheiten für eine und/oder zwei Personen schwankt zwischen 43,4 m² und 61,2 m². Zum Vergleich: Die Einheiten im Pflegeheim vor Sanierung hatten eine Standardfläche von 20 m². Es bestand nur eine gemeinschaftlich genutzte Dusch- und Bademöglichkeit pro Etage. Bild 16-5: Hochhaus vor Sanierung Bild 16-6: Modell Wettbewerb Die Balkone werden Bestandteil der neuen Wohneinheiten, die zahlreichen Vor- und Rücksprünge an der Ostfassade entfallen durch den Anbau von Wintergärten. Der Grundriss des Regelstockwerkes entspricht nun fast einem Rechteck, somit entsteht ein besseres A/VVerhältnis des Hochhauses. Das A/V- Verhältnis nach Sanierung beträgt 0,23. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 191 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach Bild 16-7: Ehemaliger Balkon (Quelle: HS Biberach) LowEx-Quartiersentwicklung Bild 16-8: Blick in eine Wohneinheit - Aufstockung Das Hochhaus wird um eine Etage erweitert, von 7 auf 8 Stockwerke. In der eingeschossigen Aufstockung werden Penthouse-Wohnungen errichtet. Somit steigt die Anzahl der Geschosse im Hochhaus auf 9 plus Untergeschoss (UG), die drei anderen Gebäudeteile B-D bestehen aus einem Geschoss +UG. Bild 16-9: Schnitt Hochhaus Bild 16-10: Penthouse-Wohnung im 8.OG (Quelle: HS Biberach) - Zeitplan Seit dem Frühling 2012 laufen die Umbau- und Sanierungsmaßnahmen an Gebäude 1 nach dem Siegerentwurf des interdisziplinären Architekten- und Ingenieurwettbewerb zum „Umbau des Pflegeheims zum Senioren- und Gästezentrum“ im Jahre 2008. Im Erdgeschoss entsteht zurzeit ein offener Dienstleistungsbereich mit Restaurant und Cafe etc., der alle Generationen zur Begegnung einladen soll. Die Verlegung der Wärmedämmung und Abdichtung auf den Flachdächern, sowie der Fenstereinbau sind bereits erfolgt. Das Wärmedämmverbundsystem soll noch im Frühling 2013 angebracht werden. Die Trockenbauwände im Hochhaus Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 192 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung sind seit Herbst 2012 fertiggestellt. Zurzeit (April 2013) findet der Innenausbau mit Einbau der Wand- und Bodenbeläge statt. Die Rohinstallation Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektroarbeiten wurde bereits ausgeführt. 1.Q 2012 2.Q 2012 3.Q 2012 4.Q 2012 1.Q 2013 2.Q 2013 J F M A M J J A S O N D J F M 3.Q 2013 A M J J A S Ausschreibung Ausführung Rückbau Rohbau Stahlbau Flaschner, Dachabdichtung Fenster, Sonnenschutz Metalltüren,-fenster, Glaswand Schlosser Fassade 8. OG Trockenbau Innenwände HLS und Elektro Aufzüge Innenputz Estrich Fußbodenheizung Fliesen Parkett Türen und Zargen Maler WDVS, wetterabhängig Möblierung Schließanlage Beschilderung Bauendreinigung Außenanlagen Schlussabnahme Mängelbeseitigung Tab. 16-1: Vereinfachter Bauzeitenplan Sanierung und Umbau Gebäude 1 (Grunddaten von JKLM - Büro für Architektur, Biberach) Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 193 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 16.1.1 Maßnahmen an der Gebäudehülle und Baukonstruktion - Gebäudehülle Der spezifische, auf die wärmeübertragende Umfassungsfläche bezogene Transmissionswärmeverlust (Ht`) beträgt 0,44 W/m²K. Der benötigte Wert um die KfW-Effizienzhaus 55 Anforderung zu erfüllen wäre 0,50 W/m²K. Der Ht´-Wert des EnEV 2009 Referenzgebäudes beträgt 0,63 W/m²K. Die Außenwände sollen ab Frühling 2013 ein 24 cm starkes Wärmedämmverbundsystem aus Mineralwolle WLG 035 (Brandschutz) erhalten. Schienensysteme für die Befestigung der Dämmplatten sind aufgrund des tragfähigen Untergrundes nicht notwendig. Der U-Wert sinkt nach Sanierung auf 0,14 W/m²K. Kleinflächige Außenwandbereiche mit Hinterlüftung oder mit reduzierter Dämmstärke werden „nur“ mit einer Dämmstärke von 20 cm WLG 035 versehen. Hier reduziert sich der U-Wert auf 0,17 und 0,18 W/m²K. Es kommen hochgedämmte Fenster zum Einsatz, so dass die Fenster einen Uw-Wert von unter 0,80 W/m²K erreichen. Die neuen Fenster wurden nach außen in die Dämmschichtebene versetzt. Bild 16-11: Vertikalschnitt der Fenster mit Bild 16-12: Winddichtigkeitsfolien außen hochgedämmten Rahmen und Dreifachver- verklebt glasungen Alle drei sanierten Gebäudeabschnitte besitzen ein Flachdach. Zwei der Fachdächer wurden neu errichtet: einerseits durch Aufstockung des Hochhauses und anderseits wegen der zu geringen resultierenden lichten Höhe beim Einbau von Lüftungsanlagen im Restaurantbereich. Im Flachdachbereich wird der Wärmeschutz durch durchschnittlich 20 cm (WLG 035) EPS-Hartschaum-Dämmung auf etwa 0,17 W/m²K verbessert. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 194 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 16-13: Dämmung des Flachdaches Die Kellerdecke hat einen U-Wert von 0,47 W/m²K. Es werden keine Dämmmaßnahmen durchgeführt. Außenliegende Rollläden ermöglichen den Sonnenschutz und tragen somit zum sommerlichen Wärmeschutz bei. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 195 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 16.1.2 Maßnahmen an der Haustechnik Es erfolgt eine direkte Netzanbindung an die Hauptverteilung in der jetzigen Heizzentrale im UG des Gebäudes 1. Das Zweileitersystem wurde im Zuge der Sanierung erneuert. Die neuen Erzeuger werden erst ab Sommer 2014 realisiert. Bis dato sind noch die zwei bisherigen Erdgas-Kessel für die Beheizung und die Trinkwarmwasserbereitung im Einsatz. Es kann eine Absenkung des Anschlusswertes für das Hochhaus von 456 auf 380 kW erfolgen. Die berechnete Heizlast nach DIN EN 12831 des Hochhauses beträgt 379 kW. Die Reduzierung des Anschlusswertes korreliert mit der Absenkung der Vorlauftemperatur der Heizung. Rohre und Armaturen in der Übergabestation erhalten eine verbesserte Dämmung. Alle Heizkreise sind mit drehzahlgeregelten Hocheffizienz-Umwälzpumpen der Energieklasse A ausgerüstet. Eine Nachtabsenkung ist vorgesehen. Die Vorlauf- und Rücklauftemperaturen sind auf 75°/40°C projektiert (Heizkörper 70°/50°C; Fußbodenheizung 45°/35°C; Trinkwassererwärmung 75°/50°C; Lüftung 70°/50°C). Die Verteilung der Stränge in die sechs Steigschächte erfolgt unter der Decke im UG. An dem Schachtaustritt zu den Wohnungen befindet sich der Fußbodenheizungsverteiler. Die Heizleitungen in den Wohneinheiten sind schwarze Stahlrohre und Kupferrohre. In den Wohnungen sind Fußbodenheizungen eingebaut, nur im EG sind Heizkörper montiert. Die Regelung im Raum erfolgt über Raumthermostate (Einzelraumregelung). Ein hydraulischer Abgleich findet gemäß VDMI 24199 statt. Bild 16-14: Fußbodenheizung wird verlegt Bild 16-15: Anschlüsse Fußbodenheizung je Wohneinheit und Raum Die Warmwasserbereitung erfolgt wie vor der Sanierung zentral über Nahwärme, nach der Erzeugererneuerung überwiegend regenerativ. Der 750 l Speicher wird außerhalb der thermischen Hülle im UG neben der heutigen Heizzentrale aufgestellt. Die Verteilung erfolgt unter der Decke im UG und senkrecht über sechs Steigschächte; an dem Schachtaustritt sind die Wohnungen angeschlossen. Die Zirkulationspumpe ist eine Hocheffizienzpumpe der Energieeffizienzklasse A (Grundfoss Alpha) mit einem Volumenstrom von 0,205 m³/h. Die Regelung wird zentral vorgenommen, automatisiert ist die Legionellenschaltung. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 196 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung -Lüftung Je nach Gebäudeabschnitt A, B oder C sind verschiedene Lüftungsanlagen installiert. Deshalb erfolgt die Beschreibung abschnittbezogen. --Lüftung Abschnitt A Hochhaus Wohneinheiten Die Heizleistung der Lüftung im Hochhaus beträgt 76 kW (Elektrische Leistung: Summe 3,3 kWel). Jede Wohneinheit besitzt eine kontrollierte Wohnraumlüftung, also eine Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung. Die Zu- und Abluftanlage führt einen Großteil der Lüftungswärme ins Gebäude zurück. Sie benötigt aufgrund des doppelten Kanalsystems jedoch mehr Strom für die Ventilatoren. Der Platzbedarf für die doppelte Kanalführung und die Lüftungskanäle ist enorm. Bild 16-16: Dachaufsicht Lüftungszentrale auf dem Flachdach des Hochhauses Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 197 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Die Lüftungs-Zentralgerät mit dem zentralen Wärmeübertrager ist auf dem Flachdach platziert worden. Die gefilterte Luft wird vom Dach über Zuluftkanäle mittels Zuluftdurchlässe in die Wohnräume (Wohnen und Schafen) gebracht. Die Zuluft wird auf 22 °C vortemperiert und über abgehängte Decken dem Wohn- und Schlafbereich zugeführt. Die Luftwechselrate ist auf einen 0,5-fachen Luftwechsel hin ausgelegt. Durch zwei Abluftdurchlässe in Bad und Küche wird die Abluft in der Nasszelle und der Küche abgesaugt und über Steigleitungen in die Zentrale auf dem Dach des Hochhauses transportiert und zentral gesammelt. Der Gesamtluftvolumenstrom summiert sich auf 4.500 m³/h. Die Wärmerückgewinnung im Zentralgerät hat einen Wirkungsgrad 83,8% (Feuchte 55,4%). Im Wärmeübertrager kühlt sich die Abluft ab. Über Fortluftdurchlässe gelangt die abgekühlte Fortluft dann ins Freie. Geregelt wird die Lüftung über eine temperaturgeführte DDC-Regelung. Der Betrieb findet von 5 bis 20 Uhr statt, danach erfolgt freie Nachtkühlung. Bild 16-17: Grundriss einer Wohneinheit (TGA Planung) Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 198 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 16-18: Zu- und Abluft-Kanal in einem der 6 Schächte Bild 16-19: Abluft wird in der Küche (und im Bad) abgesaugt Bild 16-20: Zwei Schalldämpfer für Zuluft und für Abluft in der abgehängten Decke der Nasszelle Bild 16-21: Links Flur mit Zufluftkanal, rechts im Küchenbereich wird die Abluft abgeführt --Lüftung Abschnitt C Restaurant und Cafe Um die Lüftungskanäle unterzubringen, musste das Flachdach im Restaurantbereich höher gesetzt werden. Die Anforderungen als Restaurant-/Cafenutzung hinsichtlich der lichten Raumhöhe hätten sonst baurechtlich nicht erfüllt werden können. Daraus folgten der Abriss des Stahlbeton-Flachdaches und ein Neuaufbau mit einer Metallkonstruktion. Die kontrollierte Raumlüftung im Abschnitt C hat eine Leistung von 37 kW für die Heizung und 20 kW für die Kühlung (Elektrische Leistung: 2,18 kWel.). Die Zuluft wird über abgehängte Decken (10 K unter Raumtemperatur) den Räumen zugeführt. Die Abluft wird über Schattenfugen abgesaugt. Die zentrale Teilklimaanlage mit Heizen, Kühlen und Wärmerückgewinnung ist auf dem Dach des Restaurants untergebracht. Die Luftwechselrate wurde für 90 Personen ausgelegt mit 33 m³/h je Person. Daraus ergibt sich eine Gesamtleistung von 3.000 m³/h. Die Wärmerückgewinnung WRG erfolgt über ein Rotations-Wärmeübertrager mit einem Wirkungsgrad von 81,3% (bei einer Feuchte von 53,8%). Die Regelung und der Betrieb erfolgt über eine temperaturgeführte DDC-Regelung. Das Restaurant und das Cafe können getrennt zugeschaltet werden. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 199 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach Bild 16-22: Kein Platz für die neue Lüftung LowEx-Quartiersentwicklung Bild 16-23: Restaurantbereich mit neu errichtetem Flachdach --Lüftung Küche EG und Personalspeiseraum UG Abschnitt D Die Zu- und Abluftanlage mit WRG aus dem Jahr 1989 im Pultdachraum über der Küche wird nicht modernisiert. Es wird seit langem lediglich der Vorerhitzer verwendet. Die Nacherhitzer je Zone sind nie in Betrieb. -Kühlung / Luftbehandlung Ein zentraler Kaltwassersatz wird auf dem neuerrichteten Dach des Restaurants installiert. Für die Raumlufttechnik im Restaurant, dem Cafe und für die Piazza werden Kennwerte von 51,8 kW Kälteleistung zugrundegelegt (7°/12 °C; 17 kWel. Anschlussleistung). -Beleuchtung Im Untergeschoss unter Restaurant und Küche befinden sich in den zehn Räumen Neonröhren mit einer Leistung von je 58 W. Dieses ergibt eine Gesamtleistung von 3.308 W. Diese bleiben erhalten. In Abschnitt A, dem Hochhaus, muss man zwischen den Verkehrsflächen, sprich Fluren, und den Wohneinheiten unterscheiden. Die horizontale Erschließung des Gebäudes (Flure) wird mithilfe von LED-Leuchten und Kompakt-LL64 + 51 mit einer Einzelleistung von 50 W und 55 W beleuchtet. Pro Etage wird eine Etagenleistung von 950W erreicht. Dies ergibt bei acht Etagen insgesamt 7.600 W. Die zu installierende Beleuchtungsleistung in den 43 Wohneinheiten steht noch nicht ganz fest. Im Zimmer bzw. den Zimmern und dem Wohnungsflur und über dem Bett muss über die Beleuchtung noch entschieden werden, im Bad soll eine Kompakt-Leuchtstoff-Lampe und eine Neonröhre montiert werden. Nach der energetischen Berechnung mit dem Berechnungsprogramm EnerCalc ergibt sich in Abschnitt A eine Leistung von 86 kW bzw. 21 W/m², in Abschnitt B (Piazza-Bereich) 4 kW bzw. 13 W/m², in Abschnitt C (Cafe und Restaurant) 17 kW bzw. 22 W/m² und in Abschnitt D (Küche) 18 kW bzw. 53 W/m². Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 200 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 16.1.3 Flankierende Maßnahmen Für die neuen Wasser- und Abwasserleitungen, neue Warmwasser- und Heizungsleitungen, Lüftungsrohre und Elektroleitungen sowie Telekommunikationsleitungen mussten zahlreiche Durchbrüche in den Decken hergestellt und Schächte eingebaut werden. Die neuen Grundrisse machten neue Innenwände notwendig. Diese wurden in Leichtbauweise errichtet. Die vorhanden Innenwände sowie die Decken wurden neu verputzt. Bild 16-24: Neue Innenwände Bild 16-25: Neuer Innenputz - Treppenhäuser Um die heutigen Brandschutzanforderungen zu erfüllen, wurde ein zweites Fluchttreppenhaus errichtet. Über den beiden Treppenhäusern gibt es zwei neue RWA-Anlagen im Flachdach. Bild 16-26: Neue, zweite Fluchttreppe Bild 16-27: Installationsschächte - Schallschutz Im Zuge der Sanierung und des Umbaus findet eine Verbesserung des Schallschutzes (Trittund Luftschall) statt. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 201 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung - Vertikale Erschließung Ein Aufzug stammt aus dem Jahre 2005 und bleibt erhalten. Der zweite wird neu installiert. Bild 16-28: Neuer Aufzug Bild 16-29: Neue Schächte mit neuen Zuund Abwasserkanälen - Sanitäre Anlagen Die Sanitärausstattung war veraltet und bedurfte einer Erneuerung. Die Rohrleitungen für das Trinkwasser und das Abwasser werden modernisiert. Alle Sanitärgegenstände wie Waschtisch, WC und Armaturen werden erneuert. Neben einem wandhängenden WC wurde in jeder Wohneinheit eine barrierefreie Dusche eingebaut. Das Thema Wasserspartechnik wurde bei der WC-Spülung und Waschtischarmatur berücksichtigt. Bild 16-30: Nasszelle vor Sanierung Bild 16-31: Neue geräumige Nasszelle: WC, Waschbecken und Dusche - Elektro Die ursprüngliche Elektroinstallation war zum Großteil nicht mehr DIN-gerecht und für heutige Ansprüche unterdimensioniert. Die neuen Elektrosteigleitungen sind in Installationsschächten verlegt. Quellen: Angaben Planungsbüro IB Bunse, EnerCalc-Berechnungsprogramm, NGF aus dem Bauantrag, HHK- Werkgemeinschaft Architekten, Bauteilkatalog und KfW55-Nachweise von GN-Bauphysik. Informationssammlung Haustechnik: Ebert-Ingenieure, München Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 202 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 16.1.4 Energetischer Standard nach Sanierung Das Hochhaus, der Wohnbereich ab dem 1.OG im Gebäudeteil A erreicht den KfW 55 Effizienzhaus-Standard. Die dazu durchgeführten Maßnahmen wurden in den vorigen Unterkapiteln erläutert. Die anderen Gebäudeabschnitte im Nicht-Wohnbereich A (Erdgeschoss) und die Gebäudeabschnitte B und C werden entsprechend der EnEV 2009 (Bauteilverfahren) und besser saniert. 2 Alle Angaben in kWh/m NGF * a Benchmarks EnEV klimabereinigt Verbrauch vor Sanierung klimabereinigt Verbrauch nach Sanierung. Abschätzung aus Berechnungen und gebäudespezifischen Korrekturfaktoren Wärme Wärme Wärme Strom gesamt Heizung TWW 280 50 172 146 26 73 110 76 34 73 Tab. 16-3: Zusammenstellung spezifische Werte [kWh/m²NGFa] für das Gesamtgebäude 1. Dargestellt ist der Endenergieverbrauch am Gebäudeeingang, d.h. einschließlich gebäudeinterner Verluste (Details zur Ermittlung siehe Schlussbericht Teil 1, S. 164ff) Die erfassten Verbrauchswerte für das Gesamtgebäude 1 A - D vor Sanierung, bezogen auf die beheizte Nettogrundfläche von 4.588,1 m², ergeben einen spezifischen Gesamtwärmeverbrauch von 172,2 kWh/m²a vor Sanierung. Mit der Bezugsfläche nach EnEV (Fläche An = 6.026,6 m²), würde der flächenspezifische Wert 131,1 kWh/m²a betragen. Beim spezifischen Stromverbrauch ist es ähnlich: 72,7 kWh/m²a mit der beheizten Nettogrundfläche als Bezugsgröße und 55,3 kWh/m²a mit der Bezugsfläche nach EnEV. Die energetische Sanierung führt voraussichtlich zu einer Reduktion des spezifischen Wärmebedarfs von 172 kWh/m²a auf 110 kWh/m²a für Heizung und Warmwasser, bezogen auf die beheizte NGF. Dies entspricht 36 % Verminderung unter Annahme eines zukünftig höheren Wärmebedarfs für Warmwasser (34 statt 26 kWh/m2a aufgrund anderer Nutzerprofile). Der Wärmebedarf für Raumheizung allein sinkt von 146 auf 76 kWh/m2a, also um etwa 50%. Für den Strombedarf nach Sanierung übernehmen wir die belastbaren Messwerte vor Sanierung. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 203 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 16.2 Teilabriss Gebäude 2 und Anbau Servicecenter Im Zuge der Sanierung und des Umbaus von Gebäude 1 wird auch der südliche Gebäudeflügel umgebaut. So entsteht hier ein neuer großzügiger Eingangsbereich für Gebäude 1 und 2. Das Erdgeschoss wird umfunktioniert in eine Piazza, über die auch das Cafe und das neue Restaurant erschlossen werden. Der eingeschossige Anbau, Gebäudeabschnitt 2 D wird abgerissen. Die somit entfallenden Mehrzweckräume entstehen neu in der ehemaligen Cafeferia im Gebäudeabschnitt 2B. Bild 16-32: Geb. 2 wurde gemäß Zählerstruktur in vier Abschnitte unterteilt (Stand 2011 vor Sanierung) Bild 16-33: Gebäudeabschnitte nach Umbau und Sanierung von Geb.1A-C. Der Anbau 2D muss weichen (Stand 2012) Im Untergeschoss des Gebäudeabschnittes 2 B bleibt die Kegelbahn erhalten. Im UG des Bereiches 2B und 2C befinden sich auch weiterhin natürlich belichtete und belüftete Räume, die nur zum Teil nach Sanierung umgenutzt werden. Hier sind Büroräume untergebracht für den Sozialdienst, die Personalverwaltung und den ambulanten Pflegedienst. Lüftung Geb. 2 Piazza und Mehrzweckbereich (+teilweise Geb. 1 Abschnitt B) Auch hier wird eine kontrollierte Raumlüftung mit einer Heizleistung von 50 kW und einer Kühlleistung von 23 kW (2,45 kWel) montiert. Die Zuluft wird den Räumen über abgehängte Decken mit einer Zuluft-Temperatur von 22 °C zugeführt. Die Abluft wird über Schattenfugen gesammelt. Der Standort der zentralen Teilklimaanlage mit Heizen, Kühlen und WRG ist im UG von Gebäude 2 unter der Piazza, in der alten RLT-Zentrale. Die Luftwechselrate wurde 1,0-fach für den Piazza-Bereich und 6,0-fach für die Mehrzweckräume ausgelegt. Der Gesamtluftvolumenstrom summiert sich auf 3.900 m³/h. Die Wärmerückgewinnung mit einem Rotations-Wärmetauscher hat einen Wirkungsgrad von 85,5% (bei einer Feuchte von 56,6%). Die Regelung erfolgt über eine temperaturgeführte DDC-Regelung. Lüftung und Kühlung können über Schalter Ein/Aus in den Mehrzweckräumen betrieben werden. Seit Ende 2012 ist außerdem die Entscheidung gefallen, auf dem ehemaligen Gelände von Gebäudeabschnitt 2 D einen Servicecenter-Anbau zu errichten. Hier sollen verschiedene Dienstleistungsbereich wie Friseur, Arztpraxis etc. untergebracht werden. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 204 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Bild 16-34: Gebäudeabschnitt 2 B und C. Links: Planung Anbau Servicecenter im Südwesten von Geb 2 (Stand März 2013). Rechts sind die neuen Mehrzweckräume erkennbar. Der Gebäudeabschnitt 2 A mit dem Wohnbereich ist in diesem Plan oben nur angeschnitten erkennbar. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 205 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 17. Zusammenfassung und Fazit 17.1 Vorbemerkungen Im Förderkonzept EnEff:Stadt unterstützt der BMWi über seinen Projektträger PTJ umweltfreundliche, innovative und multiplizierbare Quartiersentwicklungen zur Verbesserung der Energieeffizienz im kommunalen Bereich. Dabei sind drei Phasen zu unterscheiden: 1. Konzeption, Planung 2. Bauliche Realisierung, Inbetriebnahme und Betriebsoptimierung 3. Wissenschaftliches Messprogramm über 2 Jahre Für das Bürgerheim Biberach wurde die von Oktober 2011 bis Februar 2013 laufende Konzeptphase abgeschlossen. Eine Beantragung der Phase 2, bauliche Realisierung und Phase 3, Monitoring, wird ins Auge gefasst. 17.2 Projektbeschreibung Das Bürgerheim Biberach (BB) gehört zur seit 800 Jahren existierenden Stiftung „Der Hospital Biberach - Hospital zum Heiligen Geist“. Auf dem Bürgerheimareal befinden sich heute 11 Gebäude mit Nutzung als Altenpflegeheime, Altenwohnungen, Einrichtungen zur Tagesbetreuung, Kinderkrippe, Schule und Verwaltung. Das Gebäudealter differiert zwischen 3 und ca. 130 Jahren, die energetische Qualität der Gebäude ist dabei höchst unterschiedlich. Blick auf das Bürgerheim-Areal: Links unten die Grundschule, in der Mitte Gebäude 1 mit Hochhaus, dahinter liegt der Neubau des Seniorenwohnhauses Gebäude 9 17.3 Zielrahmen des Vorhabens Projektziel des BMWi-Modellvorhabens ist die Weiterentwicklung des Bürgerheimareals in Biberach hin zu einer CO2-neutralen Wärmeversorgung unter Nutzung von Restholz aus hospitälischem Waldbestand. Der Einsatz einer innovativen Kombination von regenerativen Energiesystemen in einer Contractinglösung soll dabei eine Türöffnerfunktion für regenerative Energieerzeuger im kontinuierlich wachsenden Contractingmarkt bewirken und die MultiBürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 206 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung plikationsfähigkeit derartiger Konzepte stark verbessern. Durch die Kombination von direkter elektrischer und thermischer Solarnutzung mit hocheffizienter Nutzung von Restholz zur Wärme- und Stromerzeugung kann das Projekt einen übergeordneten Beitrag dazu leisten, die nachfossile Zukunft mit dezentralen, regenerativen Energiekonzepten vorzubereiten. Die energetischen Anstrengungen stehen dabei im Gesamtzielrahmen soziokultureller Innovationsansätze. Alte Menschen sollen nicht mehr in Ghettos ein- und von der Gesellschaft ausgesperrt werden, sondern integriert in qualitätvolle Wohn-, Arbeits- und Freizeitwelten leben können. Angesichts des stetig wachsenden Anteils älterer Menschen in unserer Gesellschaft geht dieser Zielrahmen weit über Energieeffizienz-Belange hinaus und zeigt Wege in künftige, integrale Gesellschaftsstrukturen auf. Neben diesen übergeordneten Zielstellungen sieht das Bürgerheim auch ganz pragmatisch den Nutzen zukünftig geringer Heizkosten und hoher Versorgungssicherheit. Das 2010 errichtete Gebäude 9 führt architektonischen Anspruch und zukunftsorientiertes Wohnen älterer Menschen in Wohngruppen zusammen 17.4 Entwicklungsperspektiven Die beheizte Nettogrundfläche (NGF) der Gebäude auf dem Bürgerheimareal betrug zum Zeitpunkt der Bestandsaufnahme Anfang 2010 etwa 17.500 m2. Bis zum Jahr 2020 werden voraussichtlich 2 Gebäude abgerissen, 4 neu gebaut und mehrere saniert. Dadurch wird sich die Nutzfläche auf 26.200 m2 erhöhen. Es ist expliziter Wunsch der Stiftungsverwaltung, dass sowohl für die Sanierungen als auch für die Neubauten energetisch ambitionierte Standards realisiert werden, was einem Niedrigenergie-Gesamtkonzept entgegen kommt. Erster Platz im Architektenwettbewerb 2011: KfW55-Sanierung des zentralen Gebäude 1 Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 207 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Im Rahmen einer energieeffizienten Quartiersentwicklung soll auch das Wärmenetz des Bürgerheims, das zurzeit mit zwei Gaskesseln versorgt wird, modernisiert und energetisch optimiert werden. Die Wärmeerzeugung soll dabei möglichst auf regenerative Energien umgestellt werden. Ein Wunschziel des Bürgerheims ist es, zumindest für den Bereich Heizung und Warmwasserbereitung eine bilanzielle CO2-Emissionsfreiheit zu erreichen. Schematischer Lageplan des BürgerheimAreals mit Bestand (dunkel) und geplanten Neubauten (hell), Stand 2010 Schematischer Lageplan des BürgerheimAreals für das Jahr 2020, Stand 2012 Voraussichtliche Entwicklung des Wärmenetzes Stand 2015 (links) und 2020 (rechts) Die Stiftung „Der Hospital“ hat umfangreichen Waldbestand in ihrem Besitz. Allein das Abfallholz aus den bewirtschafteten Waldflächen würde für die Wärmeversorgung des Bürgerheims ausreichen. Das bei der Verbrennung von Holz anfallende hohe Temperaturniveau wird exergetisch nicht optimal eingesetzt, wenn es nur zur Niedertemperatur-Wärmeversorgung der Raumheizung benutzt wird. Gleichzeitig ermöglicht eine hohe ganzjährige Grundlast im Wärmebedarf den wirtschaftlichen Einsatz von Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung. Deshalb geht die Stoßrichtung der Planung zum Einsatz von Holz als Energieträger in einem KWK-System, welches die Wärme-Grundlast abdeckt und dabei Strom produziert. Welche Technologie dabei gewählt wird, bzw. ob dieser Grundgedanke in praktikabler Form umsetzbar ist, war ein zentrales Thema der bisherigen Projektarbeiten. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 208 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 17.5 Bestandsaufnahme und Prognose der Energiebedarfsentwicklung In der Konzeptphase des Modellprojektes sind folgende Arbeitsschritte durchgeführt worden: - Zunächst wurde eine detaillierte Bestandsaufnahme der Gebäude, des Wärmenetzes und der Wärmeerzeugung im Ist-Zustand erstellt. - Für die zu sanierenden Gebäude wurden Sanierungskonzepte vorgelegt, für mögliche Neubauten Energiestandards und Konzepte benannt. In der laufenden Sanierung des Zentralgebäudes fand eine Begleitung des Architektenwettbewerbes, der Planung und Durchführung statt. Mit Beratung des Projektes wurde der KfW55-Standard geplant und ausgeführt. - Beim 2010 erstellten Gebäude 9 erfolgte zusätzlich zu den üblichen Messungen eine Stromverbrauchsanalyse, welche den Ursachen des überhöhten Stromverbrauchs nachgeht. Dabei zeigten sich vor allem die Lüftungssysteme als Verursacher. - Die Ermittlung von energetischen Quartierskennwerten erfolgte in drei Zeitschnitten: 2010 (Ist-Zustand), 2015 und 2020. Über mehrere Jahre gemessene Verbrauchswerte wurden mit errechneten Werten abgeglichen. Die entstandenen Korrekturfaktoren konnten für die Festlegung der Zielzustände 2015 und 2020 genutzt werden. 2010 2015 2020 Nutzfläche netzverbundener Gebäude (m2) 13.704 19.655 26.242 Wärme für Heizung und Warmwasser (kWh/a) 2,15 Mio 2,22 Mio 2,79 Mio Stromverbrauch (kWh/a) 0,70 Mio 1,35 Mio 1,52 Mio Kennzahlen für Nutzfläche und Energieverbrauchsentwicklung (Endenergie Gebäudeeingang) - Im Ergebnis zeigt sich, dass die neue Energieversorgung auf das Jahr 2020 ausgelegt werden sollte, da in diesem Vergleichsjahr das Verbrauchsmaximum liegt. - Trotz einer Nutzflächenerhöhung der netzangeschlossenen Gebäude um 90 % erhöht sich der Wärmeverbrauch nur um 30 %, aufgrund der Sanierungen und energetisch guter Neubaustandards. Flächenspezifisch geht der Wärmebedarf trotz steigenden Warmwasserbedarfs um etwa 30 % zurück. Der Stromverbrauch steigt von 2010 bis 2020 auf mehr als das Doppelte an, aufgrund der Nutzflächenvergrößerung, anderer Nutzungsprofile, intensiverer technischer Ausstattung der Haushalte und mehr Haustechnikstrombedarf. - Für jedes Gebäude des Bürgerheimareals wurde anschließend aufgrund der Energiekennwerte und der Nutzung ein Jahreslastprofil erstellt. Die Summierung der Gebäudelastgänge ergab die für die Energieversorgung relevanten Jahreslastgänge und Jahresdauerlinien des Gesamtareals. Im Ergebnis zeigt sich unter anderem, dass ein hoher ganzjähriger Grundlastanteil den Einsatz einer Kraft-Wärme-Kopplung begünstigt. Eine vorläufige Beschreibung von entsprechenden Versorgungsalternativen rundete die erste Projektphase ab . Lastgänge und Jahresdauerlinien des Wärmebedarfs für das Bürgerheimareal im Jahr 2020 Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 209 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 17.6 Entwicklung und Bewertung von Energieversorgungskonzepten In der zweiten Jahreshälfte 2012 hat das Projektteam die Versorgungsalternativen konkretisiert und verfeinert. Eine intensive Technik- und Marktrecherche zur Holz-KWK in kleinen Leistungsklassen mit themenvertiefender Exkursion bildete dabei die Grundlage für weitere Entscheidungen zur Holz-Kraftwärmekopplung. Exkursion des Projektteams mit Bürgermeister Wersch und Forstamtsdirektor Beck zum Demeter-Hof in Herdwangen, Besichtigung der Holz-Kraftwärmekopplungsanlage und Diskussion mit dem Betreiber Die Entwicklung der Versorgungsalternativen folgte einem gestuften Ansatz. Eine kostengünstige, üblicherweise ausgeführte Gaskesselanlage sollte als Referenzvariante für die innovativeren Ansätze dienen. Hackschnitzelheizungskonzepte wurden ganz ohne Kraftwärmekopplung (KWK), mit einem konventionellen Erdgas-Blockheizkraftwerk und mit innovativer holzbefeuerter Kraftwärmekopplung definiert. Die Kombination einer Hackschnitzelheizung mit Holz-KWK und einem Kollektorfeld für Solarwärme sollte die technisch weitgehendste und umweltfreundlichste Konzeptvariante markieren. Im Einzelnen kamen folgende Energieversorgungskonzepte auf den Prüfstand: Variante 0: Gas-Brennwertkessel (als Referenzvariante) Variante 1: HHS-Kessel +Gas-Spitzenlastkessel +Solarthermie Variante 2: HHS-Kessel +Gas-Spitzenlastkessel +Erdgas-KWK Variante 3: HHS-Kessel +Gas-Spitzenlastkessel +Holz-KWK Variante 4: HHS-Kessel +Gas-Spitzenlastkessel +Holz-KWK +Solarthermie HHS: Holzhackschnitzel; KWK: Kraft-Wärme-Kopplung, Solarthermie: Solarkollektoren für solare Wärme Untersuchte Varianten für die Energieversorgung des Bürgerheimareals Nach einer Vordimensionierung aller Erzeugerkomponenten jeder Variante folgte die Ermittlung von Lastgängen und Jahresdauerlinien der Wärmebedarfsdeckung, welche das Zusammenspiel der verschiedenen Erzeuger abbilden. Diese Kenngrößen dienen als Basis für die Berechnung von Investitions- Kapital- und Wartungskosten, Brennstoffbedarf, Energiekosten, Primärenergiebedarf und CO2-Emissionen. Einige Diagramme zeigen im Folgenden die wichtigsten Ergebnisse dieser Untersuchung: Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 210 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Beispiel der Jahresdauerlinien für Variante 4: Der Jahreswärmebedarf wird durch ein HolzgasBHKW (grün) in Grundlast zu 23%, einen Hackgutkessel (gelb) zu 64%, einen Gas-Spitzenlastkessel zu 12% (blau) und ein kleines Solarthermiefeld (schwarz) zu 1 % gedeckt. G-K: Gaskessel, H-K: Hackschnitzelkessel, G-KWK: Erdgas-Kraftwärmekopplung, H-KWK: Hackschnitzel-Kraftwärmekopplung, Solar: Kollektoren für Solarwärme Investitionskosten der Energieversorgungsvarianten. Unter Ansatz einer BMWi-Förderung liegen die innovativen Alternativen 3 und 4 mit Holz-KWK zwar Faktor 2,5 über der Referenzvariante 0, sind aber die kostengünstigsten der regenerativen Versorgungskonzepte. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 211 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung G-K: Gaskessel, H-K: Hackschnitzelkessel, G-KWK: Erdgas-Kraftwärmekopplung, H-KWK: Hackschnitzel-Kraftwärmekopplung, Solar: Kollektoren für Solarwärme Anteile der verschiedenen Erzeuger an der Gesamtwärme-Bereitstellung. Die minimale regenerative Wärmebereitstellung erfolgt bei Referenzvariante mit 0 %, die maximale Nutzung von regenerativen Energien bei Variante 4 mit 88 % G-K: Gaskessel, H-K: Hackschnitzelkessel, G-KWK: Erdgas-Kraftwärmekopplung, H-KWK: Hackschnitzel-Kraftwärmekopplung, Solar: Kollektoren für Solarwärme Flächenspezifischer fossiler Primärenergieverbrauch für die Wärmebereitstellung in kWh/m²a. Dabei ist die Stromgutschrift der Kraftwärmekopplung berücksichtigt, d.h. der eingesparte Primärenergieverbrauch in den Kraftwerken aufgrund der Stromproduktion vor Ort. Von Variante 0 zu Variante 4 sinkt der fossile Primärenergieverbrauch um fast 90 %. Ergänzend kann festgehalten werden, dass der flächenspezifische Primärenergieverbrauch bei den Varianten 3 und 4 2 mit ca. 15 kWh/m a im Bereich erdgasbeheizter Passivhäuser liegt. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 212 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Durch die Wärmebereitstellung verursachte CO2-Emissionen in Tonnen pro Jahr. Gelb: CO2Emissionen vor Ort. Schwarz: Mit bilanzierter Stromgutschrift durch Stromerzeugung der KraftWärme-Kopplung, die entsprechende CO2 Emissionen in den Kraftwerken verhindert. Die CO2 Emissionen sinken von Variante 0 auf Variante 4 um über 95 %. Ohne Kraftwärmekopplung (nur Hackschnitzelheizung und Gaskessel, Variante 1) betragen sie etwa 35 % der Referenzvariante 0. Variante 2 mit Erdgas-BHKW liegt günstiger als Variante 1 ohne Kraftwärmekopplung. Durchschnittliche Jahresvollkosten der ersten 10 Jahre (Euro) ohne / mit Förderung 245.000 240.000 Jahresvollkosten Jahresvollkosten mit BMWi-Förderung 235.000 230.000 225.000 220.000 215.000 210.000 205.000 200.000 195.000 V 0 (Referenz): G-K V 1: H-K + G-K + Solar V 2: H-G + G-K + G-KWK V 3: H-K + G-K + H-KWK V 4: H-K + G-K + H-KWK + Solar Durchschnittliche Jahresvollkosten der ersten 10 Jahre ohne / mit BMWi-Förderung. Die Jahresvollkosten nach VDI 2067 beinhalten alle anfallenden Kosten (Abschreibung, Verzinsung, Brennstoffkosten, Betriebsmittel, Instandhaltung, Personal, Schornsteinfeger, Wartung). Ohne EnEff:Stadt-Förderung liegen Variante 3 und 4 am ungünstigsten. Hauptgrund dafür sind die konservativ hoch angesetzten Wartungskosten der Holz-KWK mit 30.000 €/a. Bei einer EnEffStadt-Förderung sinken die Jahresvollkosten von Variante 3 und 4 auf das Niveau der vorher günstigsten Variante 2 (Hackschnitzelheizung, Gaskessel und Erdgas-BHKW). Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 213 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Über die energetische, umweltbezogene und wirtschaftliche Bewertung hinaus gibt es auch noch andere Kriterien, die entscheidungsrelevant sein können. In einer Gesamtbewertungsmatrix erhielten die oben aufgezeigten „harten“ Kriterien zusammen mit weiteren „weicheren“ Faktoren jeweils eine Gewichtung. Anschließend wurde die Rangfolge der Alternativen für jedes Kriterium definiert. 5 Punkte bedeutet dabei „Erster Platz“, 1 Punkt bedeutet „Fünfter und letzter Platz“. Die Multiplikation der Platzvergaben mit den Gewichtungsfaktoren jedes Kriteriums ergab in der Summe die „Gesamtpunktzahl“ jeder Variante Bewertung 5 Punkte: 1. Platz 1 Punkt: Letzter Platz Investitionskosten* Mittlere Jahresvollkosten im Jahr 1-10* CO2-Emissionen, Umweltfreundlichkeit** Ausgereifte Technik*** Eignung für Contracting Vorbildcharakter, Innovation, Ausstrahlung Vermittelbarkeit des Konzeptes, Identifikation Multiplikationsfähigkeit Lokale, regionale Wertschöpfung Verkehrsaufkommen Gesamtpunkte gewichtet Rangfolge Wichtungsfaktor Var. 0 G-K Var. 1 H-K + G-K + Solarth. Var. 2 H-K + G-K + G-KWK Var. 3 H-K + G-K + H-KWK Var. 4 H-K + G-K + H-KWK + Solarth. 1 6 5 2 6 5 4 3 2 2 5 1 1 5 5 1 1 1 1 5 80 5 3 2 3 4 3 3 3 4 3 4 109 4 1 3 4 3 4 2 2 5 2 4 114 3 4 5 5 2 1 4 5 3 5 2 132 2 2 5 5 1 1 5 5 3 5 2 133 1 * Unter Annahme einer Förderung in EnEff-Stadt Förderkonzept ** CO2-Emissionen unter Berücksichtigung von BHKW-Stromgutschriften *** Techn. Risiko ist bereits eingepreist in Jahresvollkosten unter Wartungskosten Bewertungsmatrix für die Versorgungsalternativen mit gewichteten Kriterien. Die Addition der Punkte mal Wichtungsfaktor des Kriteriums für jede Variante ergeben die Gesamtpunktzahl und Gesamtbewertungs-Reihenfolge der Alternativen Ergebnis der gewichteten Gesamtbewertung: Bei der gewählten Gewichtung der Kriterien liegen die innovativen Varianten 3 und 4 mit Holz-KWK klar an der Spitze. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 214 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 17.7 Ist die klimaneutrale Wärmeversorgung des Bürgerheim-Areals möglich ? Kernfrage der nun abgeschlossenen EnEff:Stadt Modellprojektphase „Konzeption“ war es, herauszufinden, ob eine klimaneutrale Wärmeversorgung des Bürgerheimareals durch ein intelligentes Gesamtkonzept realistisch und mit darstellbarer Wirtschaftlichkeit erreichbar ist. Die klare Antwort auf diese Kernfrage des Projektes lautet: Ja. Bei Umsetzung der Variante 3 oder 4 (Hackschnitzelheizung, Gas-Peakload-Kessel, HolzKWK (Variante 3), ggfs. ergänzt mit 75 m2 Solarwärme-Kollektoren (Variante 4) genügen 270 - 360 m2 Photovoltaikflächen, um über einen CO2-Bilanzausgleich die CO2-neutrale Wärmeversorgung des Bürgerheim-Areals sicherzustellen. Das Flächenpotenzial geeigneter Dachflächen auf den Gebäuden des Areals beträgt rund das Zehnfache. Die Investitionen für die genannte PV-Flächengröße belaufen sich auf ca. 110 – 140 Tausend Euro und machen sich langfristig durch Einsparungen beim Stromeinkauf bezahlt. 17.8 Begleitende Themenstellungen - Contracting und Nutzung von Restholz aus Hospital-Waldbestand Von Seiten der Klimaschutz- und Energieagentur (KEA) Baden Württemberg, die eine VorabEinschätzung der Konzepte hinsichtlich ihrer Tauglichkeit für eine Contractinglösung unternahm, wurde folgende zusammenfassende Bewertung abgegeben: Die Varianten 1 und 2 könnten problemlos im Einspar- wie auch im Energieliefercontracting umgesetzt werden. Die Varianten 3 und 4 erfordern für die innovative Holz-KWK eine gemeinsame „Lernphase“, um die Risiken kalkulierbar und zuordenbar vertraglich auszugestalten. Eine solche Vorgehensweise könnte ein „Türöffner“ für die Holz-KWK in dezentral nutzbaren Leistungsklassen sein. Im Gespräch mit möglichen Contractoren unter Teilnahme von Forstamtsdirektor Beck wurden mögliche Vertragsgestaltungen und Contractingmodelle hinsichtlich ihrer Sinnhaftigkeit und Umsetzbarkeit diskutiert. Ein Kernergebnis war, dass die Biomasseversorgung der Bürgerheim-Energiezentrale komplett mit Holz aus Hospital-eigenen Wäldern erfolgen könnte. Aufbereitung und ggfs. Trocknung von Hackschnitzeln würden von externen Firmen übernommen. Prinzipiell könnte eine Gliederung in zwei Contracting-Verträge bzw. Vertragsteile sinnvoll sein, d.h. ein eher standardisierter Vertrag für die Hackschnitzelheizung mit GasPeakload und ein spezieller Vertrag für die Holz-KWK. Welchem Vertragsteil die Solarthermie und der notwendige Pufferspeicher zuzuordnen sind, wäre zu klären. Weiterhin zu klären wäre die Finanzierung und Eigentumsstruktur aller Komponenten der Energiezentrale. Dabei sind zu beachten: Die EEG-Umlage von 5 Ct/kWh, die beim Verkauf von Strom anfällt und die BMWi-Modellprojektförderung, die sich auf vom Zuwendungsempfänger getätigte Investitionen mit Innovationscharakter bezieht. Eine „Lernphase“ für die Gestaltung eines langfristigen Holz-KWK-Vertrages wurde allseitig für sinnvoll gehalten. - Exergetische Analyse Eine exergetische Analyse der Hochschule Biberach erbrachte grundsätzlich dieselbe Reihenfolge in der Bewertung der Alternativen, wie die energetische Bewertung. Weiterhin wurde folgendes Fazit gezogen: Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 215 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung - Exergetisch macht es Sinn, geeignete Dachflächen auf dem Areal möglichst weitgehend solar zu nutzen. Beiträge zur Wärmeversorgung sollten dabei über Vakuumröhrenkollektoren erfolgen, um hohe Temperaturen zu erreichen. - Eine Kraft-Wärme-Kopplung mit dem Energieträger Holz erweist sich als exergetisch sehr sinnvoll. - Eine Ergänzung der regenerativen Energieversorgung mit Holz (in KWK) durch Solarthermie führt zwar zunächst zu wirtschaftlicher Konkurrenz, erweist sich aufgrund der komplementären Eigenschaften jedoch als sinnvoll: Während Solarenergie stets im Moment des Angebots genutzt oder zumindest aktiv gespeichert werden muss, ist Holz per se ein „Energiespeicher“ der eine saisonal unabhängige Gewinnung und Nutzung ermöglicht. Eine zukünftige regenerative Vollversorgung wird daher vermutlich in einer Kombination beider Energieträger stattfinden. Das Modellprojekt Bürgerheim Biberach kann diesbezüglich als Schritt in die Zukunft gesehen werden. - Standort Energiezentrale Von der Darstellbarkeit des Projektes her wäre es günstig, wenn die Bürgerheim-Energiezentrale auf dem Areal oder nahebei liegt. Ein angrenzender Standort z.B. an der Rollinstraße oder der Königsbergallee wäre durchaus vertretbar. Ein Standort weit außer Sichtweite könnte sich auf die Projektwirkung abträglich auswirken, da der unmittelbare Zusammenhang zwischen Erzeugung und Verbrauch dann nicht mehr wahrgenommen wird. Das Projektteam empfiehlt deshalb eine Realisierung der Zentrale auf oder angrenzend zum Bürgerheim-Areal bis zu einer Maximalentfernung von etwa 200 m Trassenlänge. Eine Option wäre auch der Einbau der Zentrale in das Kellergeschoss eines beabsichtigten Neubaus an der Rollinstraße (Gebäude 13). Sollten nutzungsspezifische oder andere Gründe jedoch den Ausschlag für eine Modernisierung der Heizzentrale Memelstraße der e.wa riss geben, dann ist auch diese Lösung möglich. - Feindimensionierung und Betriebsregimeuntersuchungen Von der Technischen Universität Dresden wurden neben einer Durchmesseroptimierung der Wärmeleitung vor allem Brennstoffbilanzen ermittelt und die einzelnen Komponenten der Energiezentrale über Modellrechnungen optimal dimensioniert. Die ermittelten optimalen Anlagengrößen ergeben sich zu: Solarthermie 0 (keine), 75 m² Kollektorfläche geringfügig teurer HS-BHKW 45 kW Nennleistung elektrisch HS-Kessel 437 kW Nennleistung Wärmespeicher 601 kWh nutzbare Kapazität = 25,8 m3 Speicherinhalt. Die Varianten mit Solarthermie ergeben ca. 2.000 EUR höhere Jahreskosten als die entsprechenden ohne Solarthermie, eine vergleichsweise geringe Differenz gegenüber der Gesamtsumme. Mit den gegenwärtigen Brennstoffpreisen und Förderbedingungen ist der gleichzeitige Einsatz von thermischer Solarenergie und BHKW wirtschaftlich nicht vorteilhaft, da bei der dann eintretenden Konkurrenzsituation besonders im Sommer sich die Anlagen gegenseitig aus der Grundlast verdrängen. Mit Blick auf die Zukunft lässt sich ein kleinerer Anteil an solarthermischer Wärmeeinspeisung neben einem BHKW aber rechtfertigen. Die Auswertung der Optimierungsberechnungen ergibt nachfolgende Einsatzreihenfolge: 1. Hackschnitzel-Kraftwärmekopplung, 2. Solarthermie, 3. Hackschnitzel-Kessel, 4. ErdgasBrennwertkessel Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 216 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung Das BHKW rückt an die erste Stelle, da mit der geförderten Einspeisevergütung ein de facto „negativer“ Wärmepreis entsteht, wenn diese Vergütung gegengerechnet wird. Die Solarthermieerträge reduzieren sich dadurch auf 62 % des technisch Möglichen. Mit steigenden Biomasse-Brennstoffpreisen kann zukünftig der Fall eintreten, dass die Solarthermie an die erste Stelle der Einsatzreihenfolge rückt. - Messungen und Verbrauchsdatenauswertungen Während der gesamten Projektdauer führte die Hochschule Biberach Messungen und Auswertungen durch, die einerseits abgesicherte Energiebilanzen für den Istzustand ermöglichten und andererseits über die ermittelten Korrekturfaktoren zwischen Messung und Rechnung auch tragfähige Voraussagen für zukünftige Realverbräuche ermöglichten. Weiterhin konnten wichtige Anlagenkennwerte und Basisdaten für die Exergieanalysen abgeleitet werden. Raumklimamessungen ermöglichten zusammen mit einer Nutzerumfrage belastbare Aussagen zum thermische, hygrischen und hygienischen Raumkomfort, während detaillierte Stromverbrauchsanalysen des „stromauffälligen“ Gebäudes 9 halfen, die Gebäudelüftungssysteme als Verursacher überhöhter Stromverbräuche zu identifizieren. Für ein Nachfolgeprojekt „Umsetzung und Monitoring“ stellte die Hochschule außerdem ein Mess- und Auswertekonzept zusammen. - Nutzerumfrage Eine von der Hochschule Biberach entwickelte und durchgeführte Umfrage unter Bewohnern und Mitarbeitern half dabei, die Zufriedenheit mit dem Istzustand und die Akzeptanz der Gebäudetechnik festzustellen sowie Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Insgesamt zeugten die inhaltlichen Antworten der Umfrage von einer hohen Zufriedenheit bei Mitarbeiter/innen und Bewohner/innen in nahezu allen abgefragten Aspekten des Arbeitens und Wohnens. Aus der Auswertung der Umfrage lassen sich die folgenden Verbesserungsvorschläge ableiten, die teilweise im Bestand umsetzbar sind, teilwiese in Planungsvorgaben für künftige Vorhaben einfließen sollten: - Die natürliche Lüftung ist über kleine, gut erreichbare (Fenster-) Öffnungsflächen zu realisieren. Dabei ist besonders auf Einschränkungen der Beweglichkeit und des Kraftaufwands der Bewohner/innen Rücksicht zu nehmen - Die Schalter und Taster als Schnittstelle zwischen Mensch und technischer Gebäudeausrüstung sind nutzerfreundlich und im Hinblick auf alters- und krankheitsbedingte Einschränkungen auszulegen. Kriterien hierbei könnten z. B. die Höhe und Erreichbarkeit, die Gestaltung in Größe und Verständlichkeit (Symbolik/Beschriftung) sowie die taktilen Eigenschaften (Druckpunkt & Schalterreaktion) sein. - Im Wohnbereich wird ein Nutzereingriff in die Beheizung durch schnell reagierende Systeme bevorzugt. So sollte z. B. eine Fußbodenheizung durch ein schneller reagierendes System zur Spitzenbedarfsabdeckung (z. B. Heizkörper) ergänzt sein. - Gewährleistung eines optimalen Raumklimas bezüglich Temperatur, Luftqualität und Luftfeuchtigkeit, ausgelegt nach Kriterien der Behaglichkeit und Energieeffizienz sowie nach Belangen des Feuchteschutzes (Waschräume). - Ein über die Umfrage hinaus gehender Ansatz umfasst grundsätzlich die möglichst einfache und adäquate Gestaltung der Alltagstechnik, um die Selbstständigkeit älterer oder kranker Menschen weitestmöglich zu gewährleisten. Eine einfache Umsetzung stellt hierbei z. B. der “Alles-aus-Knopf“ dar. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 217 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung - Thermisch-energetische Detailanalysen Im baulich praktischen Sinne sehr hilfreich erwiesen sich bauphysikalische Beratungen und Wärmebrückenberechnungen der Hochschule Biberach für Gebäude 1, die es ermöglichten, geringe rechnerische Wärmebrückenzuschläge in die Wärmeschutznachweise des Sanierungsvorhabens einzusetzen und so zur Erreichung des KfW55-Standards und der entsprechenden KfW-Mittel beitrugen. Weitere Arbeiten bezogen sich auf die Entwicklung des lokalen Klimas mit dem Nachweis einer klar messbaren Klimaerwärmung in Biberach im letzten Vierteljahrhundert. In der Schlussfolgerung wird der sommerliche Wärmeschutz deutlich wichtiger als bisher. Handlungsvorschläge hierzu wurden zusammengestellt. Wärmebrückenberechnungen und Optimierungen der Hochschule Biberach zur Unterstützung der energetischen Qualität von Neubauten und Sanierungen - Aktueller Stand der Umsetzung Zum Abschluss des Berichtes wurde der Stand der Umsetzung dokumentiert. Aufgrund der laufenden Aktivitäten bezieht sich dieser Abschnitt hauptsächlich auf die laufende Sanierung von Gebäude 1. Die Maßnahmen werden wie geplant umgesetzt, der für den KfW-Zuschuss wichtige KfW55-Standard wird erreicht. Allerdings muss dazu auch die Hackschnitzelheizung bis spätestens Sommer 2015 betriebsbereit sein, um den KfW-Standard einzuhalten. Links: Die neue Fußbodenheizung wird verlegt. Rechts: Zu- und Abluftkanäle der energiesparenden Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 218 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2 Bürgerheim Biberach LowEx-Quartiersentwicklung 17.9 Fazit und Resümee Das Projekt hat gezeigt, dass eine CO2-neutrale Wärmeversorgung des Bürgerheim-Areals möglich ist, und dies auch bei ca. 50 % mehr beheizter Fläche als im Ausgangszustand 2010. Neben hocheffizienten Energiestandards von Sanierungen und Neubauten sollten dazu eine Hackschnitzelheizung, eine Kraftwärmekopplung mit Holz als Brennstoff sowie ggfs. eine kleine Solarwärmeanlage vorgesehen werden. Der noch vorhandene, kleine Abstand zur Nullbilanz wird dann durch ca. 300 m2 Solarstromkollektoren auf den Dächern der Gebäude geschlossen. Mit BMWi-Fördermitteln wird für die innovativen Konzeptalternativen mit Holz-KWK eine Wirtschaftlichkeit vergleichbar zu heute marktüblichen Lösungen oder besser möglich. Ohne eine EnEff:Stadt-Förderung des BMWi wären die innovativen Lösungen wirtschaftlich tragbar, aber den konventionellen Lösungen nicht ganz ebenbürtig. Will man das Projekt ohne Pilotfördermittel umsetzen, und hat nicht einen optimalen Umweltnutzen, sondern eine optimale monetäre Wirtschaftlichkeit im Fokus, dann ist die Versorgungsvariante 2 mit Hackschnitzelheizung und Erdgas-BHKW die Lösung der Wahl. 17.10 Übergeordnetes und Ausblick Das Projekt kann für kleinere und mittlere Quartiere den Weg in eine nachfossile Zukunft aufzeigen, unter Nutzung der regenerativen Energieträger Sonne und Holz, mit exergetischer Optimierung durch holzbefeuerte Kraft-Wärme-Kopplung im dezentralen Maßstab. Ein besonderer Vorteil in diesem Projekt ist es, dass der HOSPITAL seinen Brennstoff Holz als Restholz aus eigenem Waldbestand bereitstellen kann. Insofern werden nicht nur regenerative Energieträger eingesetzt, sondern sie werden besonders nachhaltig nach dem Selbstversorgerprinzip genutzt. Das Biberacher Bürgerheim-Areal ist besonders geprägt durch einen hohen Anteil von Wohnen und Sozialeinrichtungen für ältere Menschen. Im kommunalen Gefüge besitzen die Einrichtungen eine hohe Bedeutung und genießen dementsprechend hohe Aufmerksamkeit Alle Demoskopen sind sich einig, dass der Anteil alter Menschen in Zukunft mehr und mehr ansteigen wird, die „Generation 100“ ist laut aktuellen Medienberichten schon geboren. Altenheime und Altenzentren mit gemischter Nutzung entstehen bzw. vergrößern sich mehr und mehr. Sie lassen den zunehmenden Anteil älterer und alter Menschen weiter am öffentlichen Leben teilhaben, und verbannen sie nicht in „Alten-Ghettos“. Diese Quartiere stellen eine zunehmend wichtige Bauaufgabe dar, für die auch zukunftsfähige Energiesysteme konzipiert, pilothaft umgesetzt und verbreitet werden müssen. Eine modellhafte zukunftsweisende Quartiersentwicklung wird sicher in Biberach, aber auch regional und überregional, sowie bei anderen größeren Heimen und Anstalten, in Krankenhaus- und Klinikkomplexen und sozialen Einrichtungen starke Beachtung finden. Darüber hinaus macht die breite Nutzungsmischung aus Wohnen, Heimen, Büros, Schule, Betreuung und die für innerstädtische Quartiere typische Entwicklung aus Abriss, Sanierung und Neubau das Vorhaben gut übertragbar für viele weitere kleine bis mittlere Nahwärmesysteme gemischter Nutzung und deren effiziente energetische Entwicklung. Bürgerheim Biberach @ssmann gruppe Seite 219 von 219 SCHLUSSBERICHT TEIL 2