Vier Jahreszeiten – ein Schulgebäude, wir freuen uns über 10

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Vier Jahreszeiten – ein Schulgebäude, wir freuen uns über 10
Vier Jahreszeiten – ein Schulgebäude,
wir freuen uns über 10 schöne Blote-Vogel Jahre!
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Schulbüro:
Sekretariat:
Maléne Liedloff
Verwaltung:
Elisabeth van Riswyck
Koordination:
Sabine Henke-Kohl
Tel.: (0 23 02) 9 56 60-0
Tel.: (0 23 02) 9 56 60-12
Tel.: (0 23 02) 9 56 60-13
Fax: (0 23 02) 9 56 60-29
Mail: info@blote-vogel.de
Internet: www.blote-vogel.de
Förderverein:
Waldorfschule Annen e.V.,
Stockumer Straße 100, 58454 Witten
Tel.: (0 23 02) 9 56 60-0
Bankverbindung:
Stadtsparkasse Witten
Konto-Nr.: 28 803
BLZ 452 500 35
Impressum
Inhaltsverzeichnis
Liebe Leserin,…
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SCHWERPUNKT 10 JAHRE SCHULGEBÄUDE
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Erinnerungen an eine aufregende Zeit
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Entscheidungen aus anderen Blickwinkeln
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Herzlich Willkommen in der Herdecker Waldorfschule! 11
JANUAR
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Das Sozialpraktikum der 11. Klasse aus Schülersicht
Künstlerische Kurse - Methodik und Didaktik
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FEBRUAR
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Ahoi, Helau und Alaaf! Karneval in der Schule
Till Eulenspiegel in Witten – dank Klasse 5
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MÄRZ
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Jeder Verfasser verantwortet seinen Beitrag selbst.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht
notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Naturwissenschaften Klasse 9: Ernährung und Kochen
Positive Erfahrungen mit Projektarbeit in der 4. Klasse
Die Energie-Epoche in den Prakt. Naturwissenschaften
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Wir danken folgenden Firmen recht herzlich für Ihre
Unterstützung bei der Produktion dieser Broschüre:
APRIL
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Klasse 4 im Einsatz mit Emil und den Detektiven
Aufräumen und umbauen: das neue Außengelände
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MAI
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Stein auf Stein: die Hausbau-Epoche der 3. Klasse
Klassenfahrt statt Urlaub – DIE Alternative
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43
Impressum:
Æ?V]gZh"OZ^iZc¹ für Eltern, Kinder, Mitglieder und
Freunde der Schule erscheint einmal jährlich.
Redaktion & Anzeigen: K. Glathe, A. Junge, B. Lehmann,
M. Liedloff, E. Schleiden, K. Weißbach
Satz & Layout: Weißbach Druckservice, Herdecke
Druck: Offset Company Druckereigesellschaft mbH.,
Wuppertal
Bindung: Buchbinderei Schomaker GmbH & Co. KG,
Menden
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INHALTSVERZEICHNIS
Klasse 5 auf der Insel: Amrum
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Bogen, Mountainbike, Kanu – Klasse 6 ganz sportlich
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Das Forstpraktikum in Klasse 7 – eine Herausforderung 49
JUNI
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Das Sonnenschloss – Klassenspiel der 1. Klasse
Klasse 1 suchte Afrika – im Tierpark Dortmund
Klasse 3 besuchte das Freilichtmuseum Hagen
Blote-Vogel lief: beim Herdecker Citylauf
Sommerfest 2009: Afrikaprojekt und Sinnesparcours
Chorprojekt: „The armed Man“ (Karl Jenkins)
Tanzfieber in der 10. Klasse
Die Verabschiedung der 11. Klasse
Ausflug in die Antike – Klasse 12 in Griechenland
Ulla Baum sagt „Tschüss“ und „Auf Wiedersehen“
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JULI
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Was macht eigentlich die Schülervertretung?
Neue Deutsche Rechtschreibung?
Konferenztage 2009: Das Kollegium in Lieberhausen
Die Blote-Vogel OGS: Durch Arbeit zum Erfolgserlebnis
Eine Familie im Glück – dank OGS!
Oientierungsjahr 12. Klasse: Auslandsworkcamp-Projekt
Kooperation: Zwei Schulen = besseres Angebot
Kurzbiographien
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AUGUST
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SEPTEMBER
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Das Industriekulturprojekt 2009
Genauigkeit und geringe Toleranz: Feldmessen 2009
Sterntalerlauf – Schwitzen für einen guten Zweck
Der Sporttag in Bildern
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OKTOBER
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Auslandserfahrungen: Tibor Horak in Australien
Auslandserfahrungen: Phylis Eschner in Holywood
Auslandserfahrungen: Leonie Weiß in der Provence
Auslandserfahrungen: Franziska Lahr in Südafrika
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105
NOVEMBER
107
Von Chile nach Witten: Daphne Aluanlli Neef
Abi und dann? Erfahrungen von Stefanie Holtermann
Der Künstlerische A-H-bschluss der 12. Klasse
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108
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DEZEMBER
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Reflexion über ein utopisches Schulsystem
Elfchen von Eltern
Vielen Dank für die Unterstützung!
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PERSONALIA
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Das Lehrer-/innenkollegium Im Schuljahr 2009/2010
Die Klassen im Schuljahr 2009/2010
118
120
ANZEIGEN
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Der erste Schultag für die neue 1. Klasse
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Rezept: Ein gelungenes Lehrer-Eltern-Kind Wochenende 87
Wir danken allen nicht genannten Fotografen für die vielen schönen Bilder und
hoffen, Sie drücken auch im nächsten Jahr wieder kräftig auf die Auslöser!
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VORWORT
K. Glathe: Vorwort
B_[X[B[i[h_dd[d"b_[X[B[i[h±
... JahresZeiten 2009 und von Krise keine Spur. Das vorliegende Heft dokumentiert unsere Begeisterung für die BloteVogel-Schule. Die Nicht-Begeisterten kommen gar nicht vor.
Für das Redaktionsteam aus alten Hasen und enthusiastischen
Neulingen war schnell klar, wie man die Beiträge möglichst
Nerven schonend zusammen bringt. Hatten wir ein Thema,
suchten wir talentierte Schreiber dazu. Blieb nur noch, dort
anzurufen, einen Termin für die Fertigstellung auszumachen
und anschließend einfach alles zu arrangieren und zum Druck
zu geben.
Das Telefonieren mit den von uns ausgesuchten Autoren
und Autorinnen ermöglichte uns ziemlich schnell eine genaue
Menschenkenntnis. Gruppierten sich die Angerufenen doch in
leicht zu unterscheidende Charaktere. Da gibt es die begeisterten Zusager, die es ja so toll finden, gefragt zu werden und
tausend zusätzliche Ideen haben. Leider kommen diese Autoren
in unserem Heft so gut wie gar nicht vor, weil sie sich auch für
jede Menge andere Dinge im Leben begeistern und deswegen
nie dazu kommen, einen Text oder ein paar Bilder abzuliefern.
Macht nichts. Dann gibt es die konsequenten Verweigerer. Die
empfinden es meist schon als Zumutung, dass man sie überhaupt um einen Beitrag fragt. Schließlich haben sie in ihrem
Leben jede Menge Stress und weitaus Wichtigeres zu tun, als
sich um so eine unwichtige und nichts sagende Schulzeitschrift
zu kümmern, die eh jedes Jahr gleich aussieht. Diese Autoren
kommen in unseren JahresZeiten auch nicht vor, obwohl es
sicherlich mal spannend wäre, aus ihrem bewegten Leben
etwas zu erfahren. Wir trauen uns nach der Rente noch mal
dort anzurufen – obwohl: Rentner und Zeit …? Egal.
Es gibt ja zum Glück auch Menschen, die sonst in ihrem
Leben gar nichts zu tun haben und froh sind, wenn sie sich
wenigstens mit dem JahresZeitenheft beschäftigen können.
Diese dankbaren Nichtsnutze liefern meistens prompt und
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fehlerfrei und sind die Hauptautoren unseres Schulheftes.
Charakterisierend dafür ist in diesem Jahr der hohe Anteil von
Schülerbeiträgen. Schüler haben nämlich offensichtlich gar
nichts zu tun und sind immer gut gelaunt. Das muss daran
liegen, dass sie den Ernst des Lebens noch gar nicht kennen
– dank der wunderbar schonenden Waldorfpädagogik. Egal ob
in den Vorbereitungen zum Abitur oder im Sozialpraktikum,
ob kurz vor der Prüfung oder mitten in der Abschlussarbeit,
Schüler liefern immer pünktlich und ohne Meckern die angeforderten Texte ab, laufen extra noch mal los, um Bilder zu
machen und haben auch nichts dagegen, um 21 Uhr noch
angerufen zu werden. Schließlich können sie dann bis 23 Uhr
noch die Mail mit dem Beitrag fertig machen und schicken.
Gut, dass wenigstens wir vom JahresZeitenteam den in die
Nacht verschobenen Tagesrhythmus der jungen Leute richtig
zu nutzen wussten.
Das Ergebnis liegt Ihnen, liebe Eltern, nun vor. Die JahresZeiten 2009 waren mal wieder spannend, aber auch irgendwie
altgewohnt. Eine schöne Weihnachtszeit ohne Stress und mit
viel Müßiggang wünschen wir Ihnen. Wer sich langweilt, kann
ja im kommenden Jahr gerne bei uns mitmachen.
Kerstin Glathe
10 Jahre Schulgebäude
5
SCHWERPUNKT BAU
Büsselberg: Erinnerungen …
ERINNERUNGEN AN EINE AUFREGENDE
ZEIT!
E
in Schulneubau war zu Beginn der 1990er Jahre nie
ein Thema für die damalige Schulgemeinschaft. Für
die Eltern der Gründergeneration stand der Ausbau
des Standortes an der Bochumer Straße im Vordergrund. Und
so wurden damals auch dort Anbauten am vorhandenen Pavillon und die Renovierung des alten Schulgebäudes organisiert
und finanziert. Umso größer war die Enttäuschung, als immer
klarer wurde, dass, u.a. auch aus baurechtlichen Gründen, die
Pläne, die Schule an der Bochumer Straße in der notwendigen
Größe entstehen zu lassen, nicht realisiert werden konnten.
Die Schule war damals rechtlich noch nicht selbstständig.
Um diese Selbstständigkeit aber erreichen zu können, war der
Trägerverein in der Verpflichtung, ausreichenden, angemessenen
Schulraum zur Verfügung zu stellen. Da sich die Bochumer
Straße nun endgültig für den Schulstandort als ungeeignet
herausstellte, musste die Schulgemeinschaft weitreichende
Entscheidungen treffen. Was sollte die Folge sein? Sollte der
Schulbetrieb auslaufen? Zunächst haben wir versucht, auch
unter Einschaltung örtlich tätiger Politiker, andere leerstehende Schulbauten im Stadtgebiet Wittens zu finden. Als auch
diese Möglichkeit nicht von Erfolg beschieden war, blieb als
einzige Alternative der Neubau einer Schule.
Zunächst eine ernüchternde Erkenntnis, denn die Frage der
Finanzierbarkeit eines solchen Projektes war doch sehr fraglich.
Denn würde die Elternschaft ein solches Projekt auch finanziell auf Dauer unterstützen? In der Mitgliederversammlung vom
6.12.1994 wurde die Situation der Schulgemeinschaft, die den
provisorischen Saal in der alten Schule bis auf den letzten Platz
füllte, deutlich gemacht. Ein denkwürdiger Moment, denn die
Gemeinschaft beauftragte die Gremien einstimmig, mit den
Planungen eines Neubaus zu beginnen. Aus dem Kreis der
Eltern und Lehrer bildete sich der Bauausschuss, der sich im
Frühjahr 1995 zum ersten Mal traf.
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Viele Probleme mussten gleichzeitig angegangen werden
und regelmäßige Treffen, oft mehrfach in der Woche, waren
notwendig, um alle Themen bearbeiten zu können. Da war
ein Bauplatz zu finden, ein Architektenwettbewerb wurde
organisiert, die Form und Ausstattung des Neubaus und der
Aussenanlagen wurde erarbeitet und viele Detailfragen wurden
besprochen und entschieden. Mit einer großen Freude und
viel Enthusiasmus sind wir an die Arbeit gegangen. Die Kompetenz und das Engagement des Bauausschusses war groß.
Und sicherlich war es auch der Mut, Entscheidungen zu treffen,
ohne in jedem Fall ein Votum der Schulgemeinschaft einzuholen, die dem Projekt eine positive Dynamik verlieh und es
nach vorne brachte, getragen von dem Willen und dem Vertrauen der Gemeinschaft, die natürlich regelmäßig informiert
wurde.
Innerhalb des Bauausschusses wurden Arbeitsgruppen
gebildet, die die Aufgabe hatten, Detailfragen zu lösen. So u.a.
auch die Finanzierung des Projekts. Das geringe Eigenkapital,
das zum damaligen Zeitpunkt vorhanden war, musste für die
Instandhaltung des vorhandenen Standortes genutzt werden.
Büsselberg: Erinnerungen …
Schnell wurde klar, dass eine Finanzierung ohne ausreichende
Eigenmittel nicht möglich sein würde und so gingen wir in die
Elternabende und informierten über das Finanzkonzept und
forderten die Eltern auf, sofort einen monatlichen Baubeitrag
zu leisten, und das, ohne dass überhaupt zu erkennen war, ob
und wann mit dem Neubau begonnen werden könnte. Die
Argumente überzeugten und so konnte ich, nicht ohne Stolz,
dann bei meiner Rede im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten
unserer Schule der Schulgemeinschaft und den anwesenden
Vertretern der Politik, und das war mir besonders wichtig,
davon berichten, dass die Eltern rund 1.000.000 DM an Eigenmitteln erspart hatten.
Als ich in der Vorbereitung für diesen Artikel meine alten
Unterlagen sichtete, wurde mir wieder einmal deutlich, mit
wie vielen Unwägbarkeiten, auch im Hinblick auf die Finanzierung des Neubaus, wir uns auseinandergesetzt haben. Hier
nur ein Beispiel: Grundlage für die Finanzierung einer Schule
ist die in NRW geltende Mietrefinanzierung. D.h. der Förderverein als Eigentümer der Immobilie vermietet die Schule an
den Trägerverein zu einer vertraglich vereinbarten monatlichen
SCHWERPUNKT BAU
Miete. Der Trägerverein bekommt diese Miete zu 87% vom
Land refinanziert. Wenn auch die rechtliche Konstruktion
zunächst seltsam anmutet, ist diese Form eine eigentlich sehr
solide Grundlage für die Finanzierungsgespräche mit den
Banken und auch für den weiteren laufenden Schulbetrieb.
Nur war es leider damals so, dass wir über einen langen Zeitraum hinweg keinen konkreten Bescheid über die tatsächliche
Höhe der monatlichen Mietrefinanzierung durch die Behörden
bekommen haben und somit auch die notwendigen Sicherheiten
zunächst fehlten. Viele Gespräche mit anderen Schulen in
NRW über deren konkrete Mietrefinanzierung waren notwendig, um eine Vorstellung über die Höhe des für uns zu erwartenden Mittelzuflusses zu bekommen. Am Ende wurde, trotz
aller Widrigkeiten, eine solide Finanzierung mit unserer Bank
auf die Beine gestellt, die allerdings nur dadurch zustande
kam, weil die Elternschaft sich, bis heute, verlässlich zu ihren
finanziellen Verpflichtungen bekennt.
Lang ist es her. Die Schule ist mittlerweile zu ihrem „normalen“ Betrieb übergegangen. Erste Instandhaltungsmaßnahmen
wurden notwendig und mit der notwendigen Routine wurden
viele Mitgliederversammlungen abgehalten. Die Erinnerungen
an die damalige Zeit sind verblasst und den meisten Eltern ist
ja vermutlich auch gar nicht mehr bekannt, dass das, was sie
und ihre Kinder heute täglich wahrnehmen und auch schätzen,
ein eigenes, schönes, funktionelles aber auch gemütliches
Schulhaus nutzen zu können, keine Selbstverständlichkeit ist,
sondern das Ergebnis eines in die Tat umgesetzten Elternwillens,
Schule in Eigenverantwortung für viele Generationen zu gestalten.
An einem trüben Morgen zu Beginn des Jahres 1999 war
es endlich soweit. Die Schüler konnten ihre neue Schule in
Besitz nehmen. Die Freude und Aufregung bei den Kindern
sehen zu können und gleichzeitig eine gewisse Ergriffenheit
vor dem Erstandenen zu erleben, war die Belohnung für uns.
Meine Wege führen mich heute nur noch selten in die Schule.
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SCHWERPUNKT BAU
Schmidt: Entscheidungen …
ENTSCHEIDUNGEN AUS ANDEREN
BLICKWINKELN
A
ls Bauingenieur hatte man mich 1994 mit dem Besuch der 1. Klasse meiner Tochter Inga im Gebäudekreis an der Bochumer Straße gleich mit adoptiert.
Als klar wurde, dass wir bald aus allen Nähten platzen würden,
beschäftigten wir uns zusätzlich zu Erweiterungen auch mit
der Vision einer neuen Schule.
Es wurden so viele Prozesse in Gang gesetzt, dass ich mich
heute frage, wie wir das alles geschafft haben. Der gesamte
Planungs- und Bauprozess war geprägt von großem Vertrauen,
das wir uns im Bauausschuss und uns die Eltern und Lehrer
entgegenbrachten. Hier zählte nicht der Beruf, sondern die
Berufung. Jeder hat sich mit großem Einsatz in die Entscheidungsfindungen eingebracht. Für mich als Baufachmann war
es auch neu, notwendige Entscheidungen mal aus völlig anderen Blickwinkeln zu betrachten. Auch die Art der Entscheidungsfindung war mir bisher fremd. Wir haben uns immer
„gefunden“, nur in sehr seltenen Fällen fanden Entscheidungen
nicht die Zustimmung von allen, aber hier wurde die Meinung
der Mehrheit akzeptiert.
Die beiden Großen studieren mittlerweile und die Jüngste
haben wir zusammen mit den Mitschülerinnen und Mitschülern auf dem letzten Künstlerischen Abschluss bewundern
können.
Aber an diesen Moment vor rund 10 Jahren muss ich doch
häufiger denken, wenn ich unsere zentrale Halle betrete. Und
darüber hinaus bleibt die Erinnerung an die konstruktive, ertragreiche, kreative und vor allen Dingen freundschaftliche
Zusammenarbeit im Bauausschuss.
Jörg Büsselberg
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Schmidt: Entscheidungen …
Die Mitarbeit dort hat mein Leben mit geprägt, es gab viele
sehr schöne und geschichtswürdige Erlebnisse.
Die Bauentscheidung an sich war schon ein denkwürdiger
Prozess, der ja die Schulgemeinschaft für mehrere Schülergenerationen belasten würde. Die Architektenauswahl war
ebenso ein Verfahren, das ich noch nicht erlebt hatte. Die bis
in die Nacht gehenden Sitzungen, die alles, was heute so bei
Mitgliederversammlungen bezüglich der Teilnehmeranzahl
gewaltig in den Schatten stellen würde, waren monumental.
SCHWERPUNKT BAU
Wie soll das Dach aussehen?
Aus welchem Material sollen die Fenster sein?
Können und wollen wir uns Holzfenster leisten?
Wie sollen die Türdrücker aussehen?
Soll die Markierung in der Turnhalle rot oder blau sein?
Wann werden wir endlich fertig?
Wer hält die Rede zur Eröffnung?
Wer bekommt welche Schlüssel?
(Eine heute noch aktuelle Frage)
Wie soll die Schule heißen?
Hierzu eine kleine Anekdote:
Danach gab es ja nur noch die „kleinen“ Entscheidungen,
hier eine kleine Auswahl:
Wo bekommen wir das Geld her?
Wie soll die Schule aussehen?
Brauchen wir einen Saal?
Wie sollen wir das bezahlen?
Brauchen wir eine Werkstatt?
Wir hatten immer darüber philosophiert, dass wir einen
handwerklichen Schwerpunkt ermöglichen wollten. So war
die Idee zu den Räumen Metallwerken (der anders genutzt
wird), Buchbinden, Holzwerken und -werkstatt entstanden.
Michel von der Lohe hatte die Meinung vertreten, dass sowohl
der Name Rudolf Steiners, als auch das Werken in unserem
Schulnamen berücksichtigt werden sollte. Neben vielen Vorschlägen, die wir sammelten, ist der folgende aus meiner Sicht
nicht mit dem nötigen Ernst diskutiert worden: „Unsern Rudi
seine Werkschule“ – ein Vorschlag, der zwar nicht ganz ernst
gemeint war, aber doch auf etwas saloppe Weise ausdrückte,
was wir heute mit „Blote Vogel - Schule nach der Pädagogik
Rudolf Steiners“ perfekt bekommen haben, die Verbindung
zum Standort „Blote Vogel“ und die Art der Pädagogik. Übrigens: „Blote Vogel“ bezeichnete Wanderarbeiter in der Landwirtschaft, die barfuß (blot) von Hof zu Hof zogen und Arbeit
suchten. Aber nun zurück zum Thema.
Wir haben alle Fragen beantwortet. Bei Interesse kann ich
gerne einen Einblick in die mehr als 170 Protokolle des Bauausschusses vermitteln. Die erste Sitzung war am 17.5.1995,
die letzten Protokollierten fanden im Sommer 2000 statt, danach wurde die Arbeit vom Vorstand übernommen. Ich habe
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SCHWERPUNKT BAU
Schmidt: Entscheidungen …
eine Weile in den alten Protokollen gestöbert, um für einen
Dank an die Mitstreiter im Bauausschuss alle namentlich zu
erwähnen. Ich möchte hier aber keinen besonders nennen, da
alle nach Ihren Kräften konstruktiv und erfolgreich mitgearbeitet haben.
Brettschichtträger, die sich bei relativ geringer Bauhöhe durch
eine große Spannweite auszeichnen. Ähnliches hätten wir
sonst nur mit sehr hohen Stahlprofilen hinbekommen. Hier
fügen sich die Träger sehr gut in das Gesamtbild der Halle ein,
zudem sie jetzt auch für Beleuchtungszwecke verwendet
werden können.
Andere Besonderheiten können nicht so leicht wahrgenommen werden. Da ist zum Beispiel das begrünte Dach der
Turnhalle oder die Photovoltaikanlage zu nennen.
Nicht alle Sachen sind richtig entschieden worden. Mit
dem heutigen Wissen ist zum Beispiel die Turnhalle zu klein
ausgefallen. Wir hatten damals über die Größe diskutiert und
haben uns aus Kostengründen für diese Variante entschieden.
Zusätzlich waren wir dann in der Lage, eine Durchfahrt auf
den jetzigen Parkplatz zu ermöglichen. Heute wissen wir, dass
wir deshalb keinen Sport-Leistungskurs anbieten können, da
die Halle etwas zu klein ist.
Bauliches Highlight ist aus meiner Sicht das Forum (Halle,
Saal, Zuschauerbereich, Essensbereich, Marktplatz, Aula,
Verbindungsebene ...). Allein die Fülle der Bezeichnungen und
Funktionen bestätigt unsere Entscheidung, mit dem zur Verfügung stehenden Geld das Beste zu machen. Die heute zeitweise diskutierten Kritikpunkte, dass Proben nicht ungestört
durchgeführt werden können oder dass der Unterricht von
Proben gestört wird, haben wir damals auch kontrovers diskutiert. Wir haben uns wegen der vielen Vorteile bewusst für
diese Lösung entschieden, war es doch der einzige Weg, uns
tatsächlich einen Saal gönnen zu können. Wir hatten sogar
extra einen Bauakustiker beauftragt, eine möglichst optimale
Akustik zu planen. So sind der Strukturputz an der Empore,
die Vorhänge im EG und vor dem großen Glaselement über
dem Eingang und die gelochten Trapezbleche im Dachbereich
entstanden. Eine weitere Besonderheit sind die unterspannten
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Mit Stolz und mit großer Freude betrachte ich heute unseren
Schulbau (das „Neu“ kann man, glaube ich, schon weglassen).
Mehr als zu den Gebäuden, die ich beruflich mitgestalten
konnte, habe ich zu unserem Haus eine große emotionale
Bindung und freue mich jedesmal, wenn ich die Schule betrete. Ich möchte den Schülerinnen und Schülern besonders
danken, denn die Spuren einer 10jährigen Benutzung fallen
in anderen Schulen sehr viel deutlicher aus.
Mit etwas Wehmut blicke ich jetzt auf fast 16 Jahre Mitarbeit in unserer Schule zurück, der Neubau war sicherlich der
Höhepunkt. Im Sinne eines Generationenwechsels liegt die
Pflege unserer Schule jetzt in sehr fachkundigen anderen
Händen. Zur Erhaltung unseres wunderschönen Gebäudes
sind wir als Schulgemeinschaft jetzt wieder gefragt.
Helfen Sie mit, dass wir weiterhin die schönste Schule der
Welt bleiben.
Andreas Schmidt
Weißbach: Herzlich Willkommen …
„HERZLICH WILLKOMMEN IN DER HERDECKER
WALDORFSCHULE!“
10 Jahre Blote-Vogel Schulgebäude nach einer denkwürdigen Versammlung
W
as? Wie? Habe ich etwas verpasst?“ werden Sie
vielleicht fragen, aber es ist tatsächlich so: Die
Freie Schule Blote-Vogel Witten-Annen startete
in den Köpfen ihrer engagierten Gründungseltern als Waldorfschule für Herdecke.
SCHWERPUNKT BAU
gestandenen Solzialdemokraten, nicht zu viele Privatschulen
zuzulassen, selbst wenn diese den Staat finanziell erheblich
entlasten.
Wie dem auch sei: der Gründungsimpuls war stark genug,
die Herdecker Schule wurde als Nebenzweig der ersten Wittener
Rudolf-Steiner-Schule (Billerbeckstraße) gegründet – hier noch
einmal ein ganz großes Dankeschön an die Verantwortlichen in
Witten, die die Kraft aufbrachten, die neu entstehende Schule
zu unterstützen.
Herdecke, das beschauliche kleine Städtchen an der Ruhr,
mit seinem anthroposophisch orientierten Gemeinschaftskrankenhaus (GKH) wäre ein guter Ort für eine neue Waldorfschule
gewesen. Die Kinder aus dem Kindergarten des GKH hätten
in ihrem Heimatort zur Schule gehen können und nicht
mehr auf die Waldorfschulen der umliegenden Städte verteilt
werden müssen. So lag es nahe, dass sich eine Gruppe von
Gründungswilligen bildete, die sich für eine Herdecker Waldorfschule einsetzten.
Leider stießen diese Menschen auf eine eher unwillige
SPD-Mehrheit in Herdecke. Offensichtlich wollte man nicht
zu viel Anthroposophisches vor der Haustür dulden, man
fürchtete wohl auch die Konkurrenz für die am Ort vorhandenen Staatsschulen. Sicher gehört es auch zur Denkweise eines
Die 1. Klasse der neuen Schule zog 1987 mit Gründungslehrer Mathes Riepe in einen leerstehenden Pavillon-Holzbau
am Crengeldanz ein und weil es dort sowohl Platz für einen
Schulhof gab, als auch ein leeres „Steinhaus“, das später
bezogen werden konnte, war dieses Provisorium (dem einige Menschen heute noch nachtrauern) für einige Jahre als
„Schulgebäude“ nutzbar.
Allen war natürlich klar, dass es spätestens mit 8 Klassen
unerträglich eng werden würde und dass man auch nicht
unendlich lange ohne Sporthalle, Eurythmieräume, Saal
und Funktionsräume für die Naturwissenschaften vernünftig
Unterricht würde machen können. So mussten also in dieser
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SCHWERPUNKT BAU
Weißbach: Herzlich Willkommen …
ereignisreichen Zeit zwei Großprojekte gleichzeitig gestemmt
werden:
Einerseits musste die Schule als eigenständige und vollwertige
Schule offiziell anerkannt werden, andererseits mussten die
baulichen Voraussetzungen für einen „amtlichen“ Schulbetrieb
bereitgestellt werden. Der erste dieser Punkte war von pädagogischen und verwaltungtechnischen Erfordernissen bestimmt
und wurde von Kollegium und Schulverwaltung gemeinsam
souverän gemeistert.
Der zweite Punkt erforderte in hohem Maße Elternwillen
und -mitarbeit. Es wurde ein Bauausschuss gegründet, der aus
einigen Schuloffiziellen und ca. 20 Eltern bestand (mit teilweise
wechselnder Beteiligung) und der sich ab ca. 1996 regelmäßg
traf, um die Mammutaufgabe „Schulgebäude“ zu meistern.
Bevor ich es später vergesse, möchte ich an dieser Stelle
die Menschen nennen, die sicherlich den größten Anteil am
Vorankommen des Projektes trugen: Es waren die Herren
Riepe, Büsselberg, Kunow, von der Lohe und 2 x Schmidt (zu
diesen beiden später mehr). Außerdem muss ich noch einmal
daran erinnern, dass natürlich das gesamte Kollegium und das
Schulbüro in der Bauphase ganz erhebliche Mehrbelastungen
tragen mussten und dass das Vorhaben ohne die praktische,
vor allem aber auch finanzielle Unterstützung der gesamten
Elternschaft sicher gescheitert wäre.
Wie konnte und sollte unser großes Ziel erreicht werden?
Unser erster Wunsch war die Übernahme und der Umbau
eines vorhandenen, leerstehenden Schulgebäudes der Stadt
Witten, leider (oder glückllicherweise!) konnten uns von seiten
der Stadtverwaltung keine entsprechenden Angebote gemacht
werden. Blieb also nur, dass wir einen Neubau planen und
in Angriff nehmen mussten, mit allen Konsequenzen, die sich
daraus ergeben würden.
So wurde ein Grundstück gesucht, dass wir als Schulgelände
kaufen bzw. pachten konnten. Auch das zog sich lange hin,
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irgendwann aber signalisierte die Stadt Witten dann, dass wir
uns auf dem Blote-Vogel-Acker auf dem Annener Berg langfristig
niederlassen dürften. Auf den ersten Blick eher „suboptimal“:
Das Grundstück liegt direkt neben der vielbefahrenen Autobahn A44 und es würde nicht einfach werden, hier „Schule
zu machen“, aber einerseits fehlten Alternativen, andererseits
war die Nähe zum Ausbildungsinstitut für Waldorflehrer sehr
reizvoll und bot in einer zukünftigen Zusammenarbeit spannende Perspektiven und Synergieeffekte.
Zu diesem Zeitpunkt wurde allmählich klar, was uns das
ganze Vorhaben kosten könnte und es wurde die ganz spezielle
Aufgabe unserer „Finanzexperten“, die Voraussetzungen dafür
zu schaffen, dass wir unser Gebäude auch würden bezahlen
können. Was braucht man noch, um einen Bau beginnen
zu können: einen Plan und demzufolge einen Architekten,
der diesen entwirft. Das übliche Verfahren, nämlich einen
Architektenwettbewerb mit einem ausgelobten 1. Preis für
den Gewinner, kam für uns nicht infrage – wir wollten und
konnten erst dann anfangen zu bezahlen, wenn es tatsächlich
losgehen würde.
Weißbach: Herzlich Willkommen …
SCHWERPUNKT BAU
vor Mitternacht dieses ungewöhnlichen Abends gab es eine
solide Mehrheit für unseren künftigen Architekten: Professor
Bergius von der Uni Dortmund mit seinem Team.
Es reifte die Idee zu einer absolut denkwürdigen Veranstaltung,
die als Musterbeispiel basisdemokratischer Entscheidungsfindung
eigentlich Eingang in die bundesdeutschen Geschichtsbücher
finden müsste. Es wurden 5 bis 6 Architektenteams aufgefordert, sich an einem festgelegten Abend einer Versammlung
vorzustellen und ihre ersten Ideen nach Besichtigung des zu
bebauenden Geländes zu präsentieren. Das erste Wunder
dieser Veranstaltung war, dass sich überhaupt Architekten auf
diesen Prozess einließen, dies lag aber auch daran, dass im
Vorfeld Büros angesprochen wurden, von denen man Interesse
erwarten konnte.
Und damit sind wir beim zweiten und eigentlichen Wunder: Obwohl das Verfahren (Laien stimmen ab, hauptsächlich
geleitet durch ihr „Bauchgefühl“) normalerweise im Chaos hätte
enden müssen, gab es eine von allen getragene Entscheidung
und die darauffolgende Bauphase rechtfertigte das Procedere
im Nachhinein, weil wir alle erkennen mussten, dass unsere
Entscheidung sich als absolut perfekte Wahl herausstellte. Das
grobe Modell von Prof. Bergius zeigte bereits viele Merkmale
des späteren Baus (vor allem die V-förmige Ausrichtung der
Funktionsräume zur lauten Autobahn und der Klassenräume
zum ruhigeren Teil des Schulgeländes), besonders aber die
Teilnahme des Architekten an den Bauausschuss-Sitzungen
zur Ausgestaltung des neuen Schulgebäudes und sein Eingehen auf viele Wünsche aus Lehrerkollegium und Elternschaft
überzeugten schnell alle, die anfangs noch Zweifel hatten.
Nachdem die Rahmenbedingungen klar waren, konnte
die eigentliche Bauphase beginnen. Es war schon ein richtig
gutes Gefühl, plötzlich ein offizielles Bauschild am Straßenrand stehen zu sehen – es ging wirklich los! Viele beeindru-
So trafen wir uns am frühen Abend im größten Raum des
Holzpavillons und wenn mich meine Erinnerung nicht trügt,
benötigten wir ca. 5 Stunden, um die Veranstaltung zu einem
Ergebnis zu führen. Die Architekturbüros präsentierten nacheinander sich selbst und ihre Ideen und wir merkten sofort, dass
es für uns Laien äußerst schwer werden würde, ein fundiertes
Urteil zu fällen, denn wer von uns hatte schon umfangreiche
Kenntnisse im Baubereich? Nach dieser ersten Runde wurde
anonym abgestimmt und die ersten Teams waren aus dem
Rennen. Weitere Runden und Abstimmungen folgten und kurz
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SCHWERPUNKT BAU
Weißbach: Herzlich Willkommen …
ckende Momente folgten, unter denen der erste Spatenstich,
die Grundsteinlegung und das Richtfest wohl die wichtigsten
waren, da sie traditionell zu einem Baufortschritt gehören und
auch eine deutliche Außenwirkung haben. Meine persönlich
wichtigsten Erlebnisse aber lagen im Begehen des Baugeländes in den verschiedenen Bauphasen, während derer ich aus
dem Staunen nicht herauskam: das alles war von uns geplant
und auch zur Umsetzung gebracht worden, außerdem sollte
es den Schulalltag unserer Kinder bereichern und ihm einen
angemessenen Raum bieten. Fotos mit Eindrücken von diesen
speziellen „Spaziergängen“ finden Sie an vielen Stellen in
diesen JahresZeiten.
Und dann der echte Höhepunkt: der Einzug der Schülerinnen,
Schüler und des Kollegiums in ihr neues Gebäude Anfang
1999. Zu erleben, wie unsere schöne neue Schule von denen
in Besitz genommen wurde, für die es bestimmt war – das ist
eine bleibende Erinnerung und wird sicher nicht vergessen.
Wer erinnert sich nicht gerne an den wunderbaren „Bunten
Abend“, den Lehrerkollegium und Schulverwaltung den Eltern
und Kindern zur Einweihung von Bühne und Saal geboten
haben? Selten haben wir unser Kollegium so ausgelassen und
lustig erleben dürfen! (Wo bleibt die Fortsetzung?)
Neben all den schönen Momenten gab es natürlich, wie
bei jedem Bauvorhaben, auch schwierige Situationen und
deshalb muss ich noch auf ein drittes Wunder zu sprechen
kommen. Wir hatten das Glück, mit Andreas Schmidt einen
Bauingenieur in der Elternschaft zu haben, aber das ist noch
nicht alles. Sein Vater, ebenfalls Bauingenieur, kurz vor Beginn
unserer Baumaßnahme in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet, hatte Interesse daran, die Bauaufsicht für unsere
Schule zu übernehmen. Besser kann man es nicht haben und
deshalb war auch das ein Wunder. So hatten wir während der
gesamten Bauphase zwei engagierte und vor allem fachkundige Experten aus den eigenen Reihen, die den Baufortschritt
begleiteten. Das hat uns jede Menge Geld gespart (eine externe
14
Bauaufsicht wäre ziemlich teuer gewesen) und natürlich geholfen, Ärger und Streitereien zu vermeiden. Die Erfahrung, dass
es bei fast jedem größeren Bau Probleme gibt, die irgendwann
vor Gericht landen, ist uns auf jeden Fall durch den Einsatz
der „2 Schmidts“ erspart geblieben!
Neben vielen ungewöhnlichen Details, die unser Bau aufweist, möchte ich hier vor allem eine Besonderheit herausstellen:
Es war für uns im Bauausschuss schwer zu akzeptieren, dass
wir uns aus finanziellen Gründen keinen Saal leisten konnten.
Was sollten wir tun? Eine Schule ohne Bühne bauen? Undenkbar! Der naheliegende Vorschlag, es wie andere Schulen zu
machen und die Sporthalle in Doppelnutzung durch einen
speziellen Boden auch als Saal mit Bühne zu benutzen, war
schnell vom Tisch. So ein Provisorium konnten wir einfach
nicht ernsthaft in Erwägung ziehen. Unsere Schule sollte etwas
ganz Spezielles werden und möglichst keine Notlösungen im
Detail vorweisen.
In vielen Diskussionen nahm dann das Gestalt an, was
wir heute immer wieder geniessen, wenn Veranstaltungen in
der Schule stattfinden. Jeder, der das Gebäude betritt, blickt
zunächst in den Saal und auf die Bühne. Man wird gewissermaßen mit offenen Armen empfangen und zum Mitmachen
eingeladen. Diese Lösung hat Nachteile, denn mir ist ganz klar,
wie schwierig es für die Probenden ist, sich auf Ihre Aufgabe
zu konzentrieren, wenn im Hintergrund das normale Leben
weiterläuft, trotzdem ist es für Außenstehende sehr reizvoll,
zwischendurch für ein paar Minuten die Proben zu erleben und
sich dabei schon auf das kommende Theaterstück zu freuen.
Und immer, wenn ich eine der oft sehr gut besuchten Veranstaltungen in der Schule miterleben darf, bin ich begeistert,
wie man durch diese offene Atmosphäre in das Geschehen mit
einbezogen wird. Ich denke, dass z.B. eine Veranstaltung wie
das Eurythmie-Forum ganz enorm von den Räumlichkeiten
profitiert, denn dass man den Präsentationen von vielen Stellen
im Gebäude aus folgen kann, macht unseren Saal zu einem
ganz besonderen Ort für Kunst und Kultur.
Weißbach: Herzlich Willkommen …
SCHWERPUNKT BAU
sich aber mit hoffentlich großer Unterstützung aus
der Elternschaft den notwendigen Renovierungsarbeiten widmen muss.
Für mich sind 10 Jahre Schulgebäude ein ganz
besonderes „Event“, zumal unsere „Kleine“ jetzt in
der 13. Klasse ihr Abitur machen will (und sicher
auch wird) und wir demzufolge ab Sommer 2010
nicht mehr der aktiven Elternschaft der Schule
angehören. Trotzdem werden wir sicher auch in
Zukunft zu etlichen Gelegenheiten als Besucher in
die Schule kommen und uns immer wieder auch
über das von uns mitgeplante und -finanzierte
Gebäude freuen.
Klaus Weißbach
Sie sehen also, ich bin auch 10 Jahre nach
der Einweihung immer noch begeistert und
ich hoffe, dass es vielen an unserer Schule
geht wie mir. Daran kann auch die Tatsache
nichts ändern, dass ein Schulgebäude durch
seine extreme Beanspruchung bereits nach 10
Jahren deutlich sichtbare Schäden aufweist.
Das ist einfach die Aufgabe, die wir „alten“
Eltern den neu hinzugekommenen überlassen
müssen. Es wird also wahrscheinlich auch in
Zukunft immer einen Bauausschuss geben,
der zwar kein neues Gebäude bauen darf,
15
Januar
Schülerberichte: Sozialpraktikum
DAS SOZIALPRAKTIKUM DER 11. KLASSE AUS
SCHÜLERSICHT
M
ein Sozialpraktikum im Herdecker Krankenhaus
war sehr gut. Es hat mir dabei geholfen, einen
anderen Blickwinkel zum Beruf und auch gegenüber dem Medizinstudiums zu entwickeln. Man hat Neues
dazugelernt und gesehen. Also es ist sehr interessant gewesen.
Es kann sogar dazu kommen, dass sich ein Berufswunsch
daraus entwickelt. Meiner Meinung nach ist gegen das Sozialpraktikum nichts einzuwenden, denn es lohnt sich schon
allein wegen der Erfahrungen, die man dort sammeln kann
und es verschafft einem einen kleinen Einblick in diese Berufsrichtung. Im großen und ganzen ist es sehr empfehlenswert.
Derya Boyraz
Ich habe mein Sozialpraktikum in der psychiatrischen Klinik
in Dortmund-Aplerbeck vom 5.1. bis zum 22.1.2009 gemacht.
Ich war auf einer offenen Station, die für den Bereich Unna
zuständig war. Dort habe ich montags bis freitags von 8 bis 16
Uhr meist bei der Pflege der Patienten geholfen, aber auch an
Therapien wie z.B. der Ergotherapie teilgenommmen. Mittags habe
ich auch immer das Essen vorbereitet, sowie nachmittags Kaffee
und Kuchen. Das Praktikum war sehr interessant für mich, da ich
viele neue Erfahrungen gemacht habe und ein ganz anderes Bild
von psychisch erkrankten Menschen bekommen habe. Es hat mir
sehr viel Spass gemacht und ich wäre gerne länger geblieben.
Layla Janek
Mein Sozialpraktikum habe ich in den „Werkstätten für
behinderte Menschen“ in Wetter-Volmarstein gemacht. Während dieser gut zwei Wochen konnte ich einen Einblick in
verschiedene Berufe gewinnen, z.B. lernte ich die Tätigkeit
des Sozialpädagogen, des Krankenpflegers und des Erziehers sowie verschiedene handwerkliche Berufe kennen. Die
JANUAR 2009
Begegnungen und Gespräche mit Menschen, denen ich in
meinem bisherigen Alltag kaum begegnet bin, haben mich oft
tief beeindruckt. Trotz der oft schweren Schicksale, z.B. einer
durch einen Unfall verursachten Schwerstbehinderung, finde
ich es erstaunlich, wie fröhlich und aufgeschlossen mir die
Betreuten in den Werkstätten begegnet sind. Das Praktikum hat
mir viel gebracht, ich habe viel gelernt und denke anders über
Menschen nach. Auch wenn dieses Berufsfeld nicht für mich
persönlich in Frage kommt, da meine Berufswahl bereits vorher
feststand, finde ich es toll, dass es Menschen gibt, die sich für
behinderte Menschen engagieren. Ich hatte während des Praktikums viel Spaß und habe viele interessante Gespräche geführt.
Jasper Neumann
Ich war während meines Sozialpraktikums zwei Wochen
hinter den Türen einer Akut-Ambulanz. Die Aufgabenbereiche
waren: Notaufnahmen, die über Funk vom RTW gemeldet werden, für die sofort ein Team bereitstehen muss, Verbandswechsel,
große und kleine Unfälle wie z.B. Frakturen, Platzwunden,
Schnittverletzungen oder Prellungen, laufende Sprechstunden
der Fachärzte und das Koordinieren für die Aufnahmen in die
jeweiligen Stationen.
Als ich die Bestätigung für mein Praktikum in der Notaufnahme bekam, habe ich mich sehr gefreut, dass ich z.B.
nicht in die „Innere“ (die Station) gehen musste. Ich habe mir
gedacht: „Jaa! Keine Windeln wechseln! Keinem den Hintern
abputzen...“ Nur: direkt an meinem ersten Praktikumstag hatte
sich eine alte Frau in ihrem Bett eingenässt. Ich durfte also die
Windel wechseln und das Bett säubern. Zudem kamen jeden
Tag Novo-Patienten, also genau das, was ich nicht wollte!
Im Nachhinein war es allerdings gar nicht schlimm! Es hat
nicht wirklich Spaß gemacht, war aber auch nicht abstoßend,
wie ich es mir vorher vorgestellt hatte. Was ich eigentlich sagen
will ist, dass wir alle etwas dazu gelernt haben: Auf schwierige
17
JANUAR 2009
Schülerberichte: Sozialpraktikum
und vielleicht sogar abstoßende Situationen zu reagieren,
optimistisch zuzugehen und diese selbstbewusst und ohne
Vorurteile zu meistern.
Mit diesem erworbenen Wissen über die Arbeit auf der Station
werde ich in Zukunft immer ein geduldig wartender Patient sein.
Nathanael Hütt
Ich habe mein Praktikum im Herdecker Krankenhaus auf der
chirurgischen Station gemacht. Meine Aufgaben waren, dabei zu
helfen, die Patienten zu pflegen oder sie zum OP zu begleiten.
Was mich am meisten beeindruckt hat, war die freundliche
Atmosphäre zwischen Pflegepersonal und Patienten. Ich hatte
sehr viel Spass und durfte sogar bei zwei OPs zugucken. Ich
kann diese Praktikumsstelle auf jeden Fall weiterempfehlen.
Sonja Junge plus Leon Ackermann als Mitverfasser
Das Sozialpraktikum 2009 war eine sehr interessante Erfahrung für mich. In diesen zweieinhalb Wochen im Altenzentrum
St. Josef habe ich sehr viel Neues über mich erfahren. Ich hatte
mich zwar entschieden, mein Praktikum im Altenheim zu machen, war mir anfangs aber 100% sicher, dass ich nicht in der
Pflege mithelfen würde, da ich fest davon überzeugt war, dass
ich mich vor den Gerüchen ekeln würde. Als es dann soweit
war und ich das erste Mal eine Bewohnerin wusch, stellte ich
fest, dass ich nicht einen Hauch von Ekel oder Unwohlsein
verspürte und es plötzlich ganz normal für mich war. Natürlich war ich die ersten Male sehr nervös, doch die Nervosität
verschwand schnell, da die meisten älteren Menschen gerne
mal einen Witz erzählten, um die Stimmung aufzulockern.
Es ist egal ob man im Altenheim, im Krankenhaus, in
Behinderteneinrichtungen oder im Kindergarten arbeitet, das
Wichtigste ist der Kontakt zu vielen Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Ansichten. Da man das Sozialpraktikum
meistens in Einrichtungen macht, wo Menschen leben, die nicht
alles in ihrem Leben alleine schaffen und teilweise Unterstützung benötigen, betrachtet man die Menschen allgemein viel
intensiver, beschäftigt sich mehr mit ihren Eigenschaften und
verliert die teilweise vorhandenen Berührungsängste.
Ich finde es schade, dass die Zeitspanne des Praktikums von
vier auf zweieinhalb Wochen gekürzt wurde und ich wünsche
den nächsten Klassen, dass sie wieder vier Wochen zur Verfügung
gestellt bekommen. Abschließend möchte ich noch hinzufügen,
dass das Sozialpraktikum meiner Meinung nach das wichtigste
und prägendste Praktikum im positiven oder negativen Sinn
ist, das man an einer Waldorfschule absolviert und ich hoffe,
dass es unserer Schule noch lange erhalten bleibt.
Jana Klose
Schülerberichte: Sozialpraktikum
Mein Sozialpraktikum habe ich in den Klassen 5 bis 7 der
Martin Bartels Schule, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt
„Sehen“ verbracht. Es war besonders interessant zu beobachten, wie die Schüler miteinander umgehen, denn durch ihre
Sehbehinderung, bzw. Blindheit entwickeln sich nicht selten
auch soziale Probleme. So ist es z.B. häufig der Fall, dass es
auf dem Pausenhof Auseinandersetzungen zwischen den Schülern gibt. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass die meisten
Kinder sehr gerne in die Schule kommen, denn bei vielen
ist die Schule die einzige Abwechslung zum Elternhaus. Da
es leider einige Dinge gibt, welche die Schüler nicht alleine
erledigen können, sind sie, einige mehr andere weniger, auf
fremde Hilfe angewiesen und dadurch teilweise sehr isoliert.
Sarah Schlüter
Mein Praktikum im Waldorfkindergarten Herdecke war
eine tolle Erfahrung. Ich habe dort mit integrativen Kindern
gearbeitet und gespielt und fand die Arbeit recht schön
und lehrreich. Es ging zwar in einer Gruppe mit 20 Kindern
auch mal laut und wild zu, wie soll es anders sein, aber wer
Kinder gern hat und auch mit Vergnügen mit ihnen spielt,
für den ist es kein Problem, sondern eine Bereicherung.
Tamara Tschelidse
JANUAR 2009
Bei meinem Sozialpraktikum war ich im Rotahornhaus auf
dem Christopherus-Hof. Es ist ein betreutes Wohnen von meist
geistig, aber auch körperlich behinderten Menschen.
Ich fing täglich um 15.45 Uhr an und hatte dann um 19.45
Uhr frei. Meine Aufgabenbereiche bestanden darin, dass ich
z.B. die Betreuten bei Freizeitaktivitäten begleitete oder mich
mit ihnen beschäftigte. Zu dem Praktikum gehörten auch
hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie Essen vorbereiten, ab und
zu putzen oder Ähnliches. Ich hatte einen Samstag von 10
bis 20 Uhr Dienst. An diesem Tag ging ich mit, um beim therapeutischen Reiten zuzuschauen und danach begleitete ich
zwei Menschen mit Down-Syndrom mit dem Zug ins CineStar
Dortmund, um einen Film zu schauen. Ich war der einzige
„Betreuer“, aber es war überhaupt nicht schlimm.
Solche Aktivitäten – auch mit ihnen einkaufen, mal in die
Stadt gehen u.ä. – sind öfter zu tun. Ich hatte vorher noch
nie mit Behinderten gearbeitet, doch das hat mir wirklich
gut gefallen. Ich hatte es mir nicht so toll vorgestellt. Ich
empfehle den folgenden Klassen echt diese Praktikumsstelle!
Mischa Stratmann
JANUAR 2009
Dressel: Künstlerische Kurse
KÜNSTLERISCHE KURSE
I
n der Reihe der „Seminare für die Eltern der Schulanfänger“ wurde an einem Samstag (31.1.2009) der sehr
praxisorientierte Kurs „Künstlerische Kurse – Methodik und
Didaktik des Unterrichtes – warum ist uns das künstlerische
Tun so wichtig?“ angeboten.
Nach einem kurzen Bekanntmachen der Teilnehmer und
anwesenden Lehrer wurde die Gruppe aufgeteilt.
Es stand zur Auswahl: die Teilnahme an einer Eurythmiestunde mit den Schülerinnen und Schülern der 7. Klasse
oder das Kennenlernen des Faches „Malen“. Ich nahm an der
Eurythmiestunde teil, in der zunächst die Schüler Übungen
mit dem Stab vorführten. Anschließend konnten wir Eltern
diese Übungen, angeleitet durch die Schüler der 7. Klasse,
selber ausprobieren. Hierbei wurde durchaus deutlich, welche
Ansprüche (Konzentration, Körperhaltung) an die Teilnehmer
gestellt werden.
Nach einer kleinen Pause gab es die Möglichkeit, sich mit
Musik oder Plastizieren zu beschäftigen. In der Kleingruppe,
die sich einen Einblick in das Fach „Musik“ verschaffte, galt
es, gemeinsames Klatschen, Singen und das Spiel auf der
Choroiflöte zu erkunden.
Anschließend gab es eine Mittagspause. Die Eltern der
jetzigen 1. Klasse hatten ein Büffet vorbereitet, an dem man
sich gegen einen freiwilligen Beitrag für die Klassenkasse
bedienen konnte. In den Pausen bestand die Möglichkeit,
neben dem Angebot der Verpflegung mit Eltern und Lehrern
ins Gespräch zu kommen, was von den meisten Teilnehmern
auch wahrgenommen wurde.
Nach der Pause bekamen wir Eltern einen Einblick in den
Hauptunterricht der ersten Klassen. Hier wurden nach dem
Miterleben des rhythmischen Teils des Hauptunterrichtes
(Aktivitäten, um die Kinder zur Aufnahme vorzubereiten, Morgenspruch) Elemente aus den Epochen des Formenzeichnens,
20
Schreibens und Rechnens vorgestellt. Die Inhalte, die durch
eigenes Tun erlebbar wurden, wurden durch verständliche
Erklärungen der Lehrer ergänzt.
Im Anschluss an das Vorstellen des Hauptunterrichtes gab
es die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Beendet wurde dieser
Kurs durch die Rückmeldung der Teilnehmer in Form eines
„Elfchens“, was uns Eltern erneut aufforderte, uns künstlerisch
zu betätigen. Mein Elfchen lautete:
Erwartung,
Spannung, Neugierde,
gemeinsam etwas tun,
verständliche Erklärungen, das war
gut.
Ich fand diesen künstlerischen Tag mit Kinderbetreuung
in der OGS eine gelungene Veranstaltung, so hatten nicht
nur die Eltern die Möglichkeit, einen Einblick in das Tun der
Schule zu bekommen, sondern auch die Kinder konnten erste
oder weitere Kontakte zu Kindern und Betreuern sowie den
Räumlichkeiten aufnehmen.
Cordula Dressel
Februar
FEBRUAR 2009
Badenius: Karneval
AHOI, AHOI!! HELAU UND ALAAF!!
D
a war was los am Faschings-Freitag in der Schule!
Nicht nur, dass die Klassenräume wie von Zauberhand
über Nacht verwandelt worden waren in Höhlen,
Werkstätten und Zirkuszelte, sogar auf der Bühne der Aula war
ein Schiff vor Anker gegangen!
Nachdem sich lauter bisher unbekannte Gestalten und
scheinbar neue Gesichter in ihren vertraut-fremden Räumen
gesammelt hatten und erstes Staunen die Augen und Münder
gross werden ließ, ging es unter grossem Helau und Alaaf in die
Halle. Dort hatte sich bald eine mächtige Horde der buntesten
Mischung von Figuren versammelt.
Sonst so strenge Lehrkräfte sangen zu Horn und Ziehharmonika
vom Bord des Schiffes herunter deftige Seemannslieder, ein blau
gelockter Matrose führte weiter durchs Programm des Vormittags.
Zuletzt marschierten die märchenhaften Prinzessinnen und
Prinzen ein, deren Gefolge verschiedenste Charaktere zeigte.
Vom Zwerg bis zum Rotkäppchen war hier alles Sagenumwobene vertreten. Trotz teilweise eleganter Prinzenroben gaben
die Herrschaften aber auf der Bühne ein deftiges Räuberlied
zum Besten und liessen ihren Facettenreichtum feiern. Kaum
war die Bühne frei, kam unter musikalischer Begleitung des
Zirkusdirektors ein Rudel Tiere an Bord des plötzlich zur Arche
umfunktionierten Schiffes. Hier sah man Raubkatzen, Pferde,
Vögel und alles Exotische, was in einen Zirkus hineingehört,
fleissig Süßigkeiten werfen.
Um das Schiff instand zu halten braucht es natürlich eine
Menge fleißiger Handwerker und auch die gab es an diesem
Morgen in grosser Zahl! Vom Maler zum Bäcker, vom Reiter
zum Zimmermann war hier alles vertreten und musikalisch wie
auch handwerklich geschickt. In Begleitung eines schwungvollen Musikanten schunkelten als nächstes wilde Germanen
und gehörnte Wikinger laut und derbe als Männer mit Bärten
auf der Bühne hin und her. Selbst den Germaninnen wuchsen
zu dieser Musik Schnurrbärte! Das war ein Anblick!
22
Hoffmann: Klassenspiel Eulenspiegel
FEBRUAR 2009
TILL EULENSPIEGEL IN WITTEN
D
er berühmte Schalk Till Eulenspiegel besuchte unsere
schöne Schule und präsentierte auf der Schulbühne
seine bekanntesten Streiche. Natürlich war er nicht
alleine, er bekam Unterstützung von der 5. Klasse, die mit
ihm eine hervorragende Darstellung seiner besten Streiche
inszenierte.
Auch durch das umfallende Gefängnis wurde die Szenerie nur
noch amüsanter, jedenfalls für die Zuschauer. Der Regisseur und
Klassenlehrer rettete das Bühnenbild mit beherztem Eingreifen.
Einsitzende Sträflinge konnten somit nicht entfliehen.
Etwas geordneter ging es beim folgenden Beitrag zu. Eine
große Anzahl majestätischer und stolz wirkender Ägypterinnen
und Ägypter gingen an Bord, selbst einige bisher unbekannte
mobile Pyramiden befanden sich unter ihnen! Sie präsentierten
ein Stück über einen klugen Kopf und sparten nicht an Naschereien, die sie dem Volk zuwarfen.
Zuletzt begrüßte die Gemeinschaft Gäste aus aller Welt, die
extra für dieses Fest von verschiedenen Kontinenten angereist
waren. Da gab es nicht nur bunte und fremdartig aussehende
Kleidung, sondern vor allem auch unbekannte Gesichter und
Gebräuche, wie beispielsweise das eifrige Herumwerfen von
Lebensmitteln.
Die 5. Klasse stellte in nur kurzer Zeit ein lustiges und schönes Klassenspiel auf die Beine. Sie bezauberten die Zuschauer
mit Gesang, Witz, farbenfrohen Kostümen und beweglichen
Bühnenbildern, die sie selbst gestaltet hatten.
Bei der Schüleraufführung waren Groß und Klein begeistert
und die 10. Klasse, die vor knapp fünf Jahren die Patenschaft
für die Klasse von Herrn Schröter-Liederwald übernahm, blickte
stolz auf „ihre“ Kleinen.
Till Eulenspiegel darf unsere Schule gerne noch öfter zum
Lachen und Staunen bringen.
Dinah Hoffmann
Nach einem lauten und jecken Umzug durch die Schule,
bei dem die verschiedenen Räume und andere Schüler, ob
geschmückt oder ungeschmückt, in das Treiben mit einbezogen
wurden, konnten sich die Fremdlinge in ihren Behausungen
über die reichhaltigen mitgebrachten Speisen hermachen, oder
fröhlich anderen Beschäftigungen nachgehen, bis es dann nach
durchzechtem Vormittag in die Faschingsferien ging!
Insgesamt ein ereignisreicher Tag, und ein wahrhaftiger
Leib- und Augenschmaus!!
Felicitas Badenius
23
März
Kroh: Naturwissenschaften
NATURWISSENSCHAFTEN UND ERNÄHRUNG
– DINNER FOR CLASS 9
D
er Unterrichtsstoff in der Naturwissenschaft der 9.
Klasse war sehr abwechslungsreich: Von Fischen
und Insekten über Drogen und Sucht bis hin zum
Thema Ernährung.
Bei dem Thema Ernährung kam Frau Heckendorf mit einem
Vorhaben in den Unterricht, das von den Schülerinnen und
Schülern mit einem „Geil!“ oder „Kochen? Oh cool!“ empfangen
wurde. Nun hieß es für die nächsten Wochen das Mittagessen
am Dienstag zuhause ausfallen zu lassen. Denn nun kochten
die Schüler selbst in der Schule.
Die Schüler wurden in vier Gruppen, die durch Auslosung
festgelegt wurden, unterteilt. Gruppe 1 als erstes, Gruppe 2 als
zweites und so weiter ... Frau Heckendorf schlug die Kartoffel
und die Nudel vor. Die Klasse entschied sich für die Kartoffel.
Also sollten alle Gerichte etwas mit Kartoffeln zu tun haben.
Die Gruppen sprachen sich untereinander ab, wer welches
Gericht zubereitet und wer sich um die Dekoration kümmert.
Denn Frau Heckendorf bestand auf einem gedeckten Tisch
mit Speisekarte und Deko. In welche Richtung es ging, wurde
den Schülern überlassen. Man hätte also auch eine 4 m! große
Speisekarte in Neongrün nehmen können.
Da die 9. Klasse am Dienstag immer eine Doppelstunde
Naturwissenschaft hatte, wurde diese natürlich dazu genutzt,
das Dinner zu veranstalten. Die jeweilige Gruppe ging also
mit allen Utensilien, die sie brauchte, in die Lehrküche und
bereitete alles vor. Die anderen Schüler lernten währenddessen
etwas über die Kartoffel.
In der Küche wurde oft rumgebrüllt: der Eine sollte gefälligst
die Schüssel so halten, der Andere sollte die Servietten so falten
und die Kerzen anmachen. Manchmal kamen auch Sätze wie
„Du Idiot! Die Vorspeise sollte doch zuerst in den Ofen!“.
MÄRZ 2009
Die anderen Schülerinnen und Schüler bekamen von dem
ganzen Stress nichts mit und und beschäftigten sich nach dem
Motto: Zeichne eine Kartoffel und sing ein Lied dazu. Frau
Heckendorf kam immer einmal kurz herein und schaute nach
dem Rechten und fragte, wie lange man denn noch brauche.
Mit einem Küchentuch trocknete man sich die Hände ab,
schaute hektisch auf die Uhr und erstattete Bericht über die
momentane Lage. Man nannte die Zeit, die man noch bräuchte
und Frau Heckendorf war auch wieder verschwunden, um den
Schülern, die immer noch zeichnend an der Kartoffel saßen,
Gesellschaft zu leisten.
Wenn die genannte Zeit abgelaufen war, sammelte sich die
9. Klasse vor der Küche und wartete auf den Einlass. Manche
tranken vor Langeweile noch einen Tee oder Kakao aus dem
Automaten, da es länger dauerte als geplant.
Die Tür wurde geöffnet und die Klasse wurde von einem
gedeckten Tisch mit Kerzen oder manchmal noch von einem
Rauchschwaden, der aus dem Ofen kam, empfangen.
Die Schülerinnen und Schüler setzten sich und die „Köche“
benahmen sich wie die gebildetsten Kellner und schenkten
jedem ein Glas Wasser statt Wein ein. Natürlich von rechts,
denn Frau Heckendorf war es wichtig, dass die Schüler die
Tischsitten lernten. Kleine Kärtchen wurden ausgeteilt, auf der
jeder dann die Speisen und die Dekoration benoten sollte.
Die Vorspeise war nach vielem Hin und Her endlich fertig
und es konnte serviert werden. Während gegessen wurde,
unterhielt man sich wie in einem Restaurant und die Köche
standen entweder gespannt da und erhofften ein gutes Ergebnis
oder flitzten durch die Küche und bereiteten den nächsten
Gang vor.
Wenn ein Wasserglas leer war, wurde sofort gefragt, ob
man noch etwas trinken möchte, denn man wollte es den
„Gästen“ so angenehm wie möglich machen, um viele Punkte
zu erlangen. Nach jedem Gang drehten die Schüler den Zettel
um und schrieben die Punkte auf.
25
MÄRZ 2009
Junge: Projektarbeit
Manche hätten am liebsten sofort gewusst, welches die
Punktzahl war, andere wollten es erst gar nicht erfahren, weil
etwas schief gelaufen war. Wenn das Essen fertig war und jeder
seine Punkte aufgeschrieben hatte, ging man nach oben und
zeichnete weiter an der Kartoffel.
Die Gruppe, die gekocht hatte, war weiterhin in der Küche
und spülte und räumte auf. Wenn alles sauber war, war jeder
Streit, jede Diskussion und Beleidigung, die man sich vorher
gegenseitig an den Kopf geworfen hatte, vergessen und man
war einfach nur noch froh, alles überstanden zu haben.
Das ging nun vier Wochen so und es war jedes Mal ein
Erlebnis zu erfahren, was sich andere für Nachspeisen mit
der Kartoffel ausgedacht oder aus Omas altem Kochbuch
ausgegraben hatten.
Später waren alle Punkte zusammen und die Gewinnergruppe wurde bekannt geben, die dann eine Überraschung
von Frau Heckendorf bekam.
Für die 9. Klasse war es eine tolle Erfahrung mit viel Abwechslung. Und so manche Gruppe wurde dadurch ziemlich
zusammengeschweißt.
Marva-Linnéa Kroh
PROJEKTARBEIT SCHON IN DER 4. KLASSE?
D
ie Schüler der 4. Klasse bekamen Anfang des Jahres
2009 das erste Mal die Möglichkeit, sich über einen
Zeitraum von vier Wochen mit einem frei gewählten
Thema auseinander zu setzen und zwar in der Zeit, die ansonsten für die Hausaufgaben vorgesehen war. Es gab für mich
verschiedene Beweggründe für dieses Projekt:
Zunächst war zu beobachten, dass eine gewisse Müdigkeit
bei der Bearbeitung der Wochenpläne eingetreten war. Obwohl
die zu bewältigenden Wochenplanaufgaben nicht nur mit dem
Unterrichtsinhalt zusammenhingen, sondern zum Teil immer
auch forschenden Charakter hatten, wurden Fragen laut, ob
man sich nicht einmal mit diesem oder jenem Thema beschäftigen könnte. Nun ist ja der Lehrplan in der 4. Klasse extrem
voll und abwechslungsreich durch die Handwerkerepoche,
die Heimatkunde usw., doch schien gerade diese Vielfalt zu
eigenem Entdecken anzuregen. Um aufkeimender Initiative
Raum zu schaffen, blieb jedoch innerhalb des Hauptunterrichts
zu wenig Zeit, um allen Interessen gerecht zu werden und die
leidige Hausaufgabenfrage gab dann den Ausschlag dazu, die
Arbeit an diese Stelle zu setzen.
Ein zweiter Beweggrund war der, dass eine Binnendifferenzierung in ganzen Klassen zwar über Mengen und Schwierigkeitsgrade der gestellten Aufgaben geleistet werden kann,
jedoch nicht über das Thema. Da die Interessenslage bei den
Schülern aber natürlich genauso vielfältig ist wie alles andere,
sollte auch dem in diesem Zusammenhang Rechnung getragen
werden: Also keine Einschränkung bei der Themenwahl, außer
aus der Sorge heraus, dass ein Thema von Schülern der 4.
Klasse nicht zu bearbeiten wäre. So konnte sich jeder Schüler
ein Thema auswählen, welches ihn schon lange interessierte,
über das er etwas wissen wollte oder wo er meinte, gut und
einfach an Informationen zu kommen. Denn eines war klar:
Die Projektarbeit sollte keine Belastung werden, sondern eine
26
Junge: Projektarbeit
MÄRZ 2009
Jeden Dienstag wurden die Ergebnisse der Arbeitswoche
in der Schule den Mitschülern und mir präsentiert, man blätterte
durch Texte, schaute sich Illustrationen jeder Art an, bewunderte
und kritisierte, half, wo nötig, bei der Strukturierung und Korrektur. Nicht selten brachten sich die Schüler noch gegenseitig
Quellenmaterial mit. Gegen Ende wurden Kurzvorträge geübt
oder einige Werke im Teamwork überarbeitet, man kam also
von der Einzelarbeit wieder in das gemeinsame Tun.
Nach vier Wochen, in denen auch schon einmal zwei
Themen bearbeitet wurden, bereiteten wir die Präsentation der
Werke vor Eltern, Kollegen und einigen Klassen vor. Besonders
der Besuch der Patenklasse sorgte für Aufregung, doch bekamen
die Viertklässler aus dieser Richtung ganz viel Lob. Die Paten,
wie auch eine Reihe Oberstufen-Geschwisterkinder, waren
sich einig: das machen manche Achtklässler nicht besser.
Entlastung und vor allem eine Freude. So konnten sich insbesondere die Schüler, die jede Hausaufgabenzeit als Kampfschauplatz mit Eltern oder Betreuern gestalteten, ihren Interessen und Fähigkeiten gemäß mit dem Thema auseinandersetzen.
So kam es dann auch zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen: die sprach- und schriftgewandten Schüler schrieben Seiten
um Seiten, die künstlerisch begabten schufen viele Bilder und
Zeichnungen, die praktisch veranlagten Kinder brachten die
Familien auf Trab, um zu besichtigen, zu erleben oder zu experimentieren, was sie fotografierten und dokumentierten oder
gar um einen Film zu drehen, für den sich eine Großteil der
Klasse am Wochenende in der Schule traf.
Während der Präsentation hatte das Publikum die Möglichkeit, sich in kleinen Gruppen mit den Schülern zurückzuziehen und sich das erlangte Wissen vortragen zu lassen. Dies
geschah nach dem Geschmack der Schüler viel zu selten, denn
alle kannten sich in ihrem Themenbereich gut aus und wollten
dies auch zeigen. Auch die Wichtigkeit der Attraktivität einer
Präsentation wurde den Schülern bewusst: Dort, wo auffallend
schön präsentiert war, da sammelte sich das Publikum!
Als Lernschwerpunkte galten in dieser ersten Projektarbeit
neben dem Sammeln von Informationen aus unterschiedlichen
Quellen, das Erstellen eigener Texte aus dem, was man gelesen,
gesehen, erlebt, gehört oder schon gewusst hat. Auch formale
Gesichtspunkte (Einleitung, Inhaltsverzeichnis, Reflexion,
Quellenangaben ...) einer schriftlichen Arbeit wurden zum
ersten Mal geübt.
Vier Wochen intensiv an einem Thema zu arbeiten war für
die Viertklässler in der Regel eine angemessene Zeitspanne,
für einige war es fast zu lang, andere brauchten einige Tage
Verlängerung. Sie waren stolz auf ihre Projektarbeiten und das
27
MÄRZ 2009
Kürten/Liedloff/Kohl: Projektarbeit
konnten sie auch sein, in aller Unterschiedlichkeit, in der wir
sie erleben durften, denn es waren durch die Bank tolle Ergebnisse entstanden. Wichtig war es, diese ersten Arbeiten zu
zeigen und zwar vielen unterschiedlichen Menschen. Das hat
bestärkt und Mut gemacht für die nächste Projektarbeit! So gilt
für mich als Fazit: Ja, Projektarbeiten in der 4. Klasse sind
sinnvoll und möglich! Sie sind ein wichtiger Schritt auf dem
Weg zum selbstständigen Lernen und können die Freude am
aktiven Aneignen von Wissen entfachen oder erhalten.
Unsere erste Projektarbeit unserer 4. Klasse hat mir sehr
gut gefallen. Wir konnten ein eigenes Thema wählen. 4 Wochen
hatten wir dafür Zeit. Die Zeit konnten wir uns selbst einteilen.
Einmal die Woche hat jeder Schüler am Dienstag die Projektarbeit mit in die Schule gebracht. Dann konnten wir uns die
Arbeiten angucken und uns gegenseitig Tipps geben. Wir haben
in den Projektwochen geschrieben, gemalt und gebastelt,
sogar einen Film haben wir gedreht. Frau Junge hat uns immer
sehr unterstützt.
Andrea Junge
Nach vier Wochen kam der Höhepunkt: unsere Ausstellung!
Ein lebendiges Huhn wurde auch von einer Schülerin unserer
4. Klasse vorgestellt. Denn sie hatte viel über dieses Tier zu
erzählen. Alle Schüler konnten sich unsere Ausstellung anschauen. Auch unsere Eltern und Freunde waren dabei. Alle
waren begeistert. Wir auch. Unsere 5. Klasse hat auch im
November 2009 wieder eine Projektarbeit über 4 Wochen
gemacht. Das war eine tolle Zeit. Mal ein anderes Lernen. Ich
würde mich freuen, wenn wir im nächsten Jahr wieder ein
neues Projekt starten.
Fynn Liedloff, 5. Klasse
Ich fand die Projektarbeit letztes Jahr sehr gut, fast alle
haben interessante und schöne Themen genommen. Auch die
Ausstellung ist uns gelungen. Dafür, dass es unsere erste Projektarbeit war haben wir es gut geschafft (finde ich zumindest).
Lina Kürten
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Bredtmann-Stein: Prakt. Naturwissenschaften
Als ich hörte, die 4. Klasse präsentiert in den nächsten
Tagen ihre Projektarbeit, wurde ich etwas stutzig. Mir als Waldorfschüler war keine Arbeit dieser Art von Viertklässlern in
Erinnerung geblieben. Mein Interesse war geweckt. Ich bemerkte, dass im Gebäude eine Ausstellung Form annahm und
begutachtete einige Arbeiten sozusagen vorab. Dabei fragte
ich mich, wann und wo die Klasse 4 nun ihre Arbeiten präsentieren würde, denn diese hielt ich für Arbeiten älterer
Schüler. Erstaunt durfte ich einige Tage später feststellen, dass
diese Arbeiten eben die der Klasse 4 waren.
Mich hat der Umfang, die Qualität und Individualität der
Arbeiten sehr beeindruckt. Welche Begeisterung und welchen
Fleiß die Schülerinnen und Schüler in diese Arbeit gesteckt
haben und mit welcher Kenntnis sie das Erarbeitete darstellten,
war durchweg überzeugend. Gelungen war auch die offenkundige Akzeptanz der Leistungen untereinander, sowie die
gegenseitige emphatische Unterstützung unter den Schülerinnen
und Schülern.
Niclas Kohl
MÄRZ 2009
PRAKTISCHE NATURWISSENSCHAFTEN –
ENERGIE-EPOCHE
I
m Rahmen von einigen Wochen unseres Unterrichts in
praktischen Naturwissenschaften haben wir uns mit dem
Thema „Energie“ beschäftigt. Dazu bekam jeder Schüler
ein eigenes Thema, welches er sich in Form eines Referates
selbst erarbeitete und vor der Klasse vortrug. Die Themen
für die Referate wurden am Anfang der Epoche verteilt und
deckten verschiedenste Bereiche ab. Im Mittelpunkt sollte
die Energiegewinnung zur Stromerzeugung stehen. Dazu
haben wir Referate zum Beispiel über Wasserkraft, Windkraft,
Gezeitenenergie, Erdwärme, Atomenergie sowie über Steinkohle, Braunkohle und Sonnenenergie gehört. Wir haben uns
außerdem mit erneuerbaren Energien wie Biogas, Erdgas und
Holz(pellets) beschäftigt und im Zusammenhang damit mit
verschiedenen Heiztechniken. Es gab auch noch Referate zu
anderen Themen: Atommüll, Kernfusion, Energiesparhäuser,
Brennstoffzellen, Biodiesel auf der Grundlage von Raps, verschiedene Stromanbieter und Energiesparlampen.
Innerhalb der Referate kamen auch immer wieder „die
Folgen der verschiedenen Formen der Energiegewinnung für
die Umwelt“ zur Sprache. Mit diesem Thema setzten wir uns
besonders stark auseinander, sodass viele Schüler ein stärkeres
Bewusstsein für unsere Umwelt entwickelten. Bei einer abschließenden Besprechung sagten viele, dass sie nun auch einiges
an ihrem eigenem Verhalten ändern würden, da sie innerhalb
unserer Epoche viel mehr über alternative Möglichkeiten der
Energienutzung gelernt haben. Die meisten würden, wenn
sie könnten, zur Stromerzeugung Windkraft, Solarenergie,
Wasserkraft, Elemente des Energiesparhauses oder Erdwärme
benutzen und sprachen sich außerdem auch gegen Atomenergie
aus. Die Nutzung von Erdgas oder Elektrizität zum Autofahren
und die allgemeine Nutzung von erneuerbaren Energien fanden
ebenfalls großen Anklang.
29
MÄRZ 2009
Schülergedichte: Prakt. Naturwissenschaften
Alle Vorträge waren so gut, dass jeder Schüler interessiert
zuhörte und etwas lernen konnte. Aber dadurch, dass die
Energie-Epoche sehr lang war, fehlten vielen Schülern leider
zum Schluss Spaß und Aufnahmevermögen beim Zuhören. Am
Anfang der Epoche waren einige Schüler an manchen Themen
desinteressiert. Doch als wir uns mit den verschiedenen Gebieten
genauer beschäftigt hatten, fand der größte Teil der Klasse die
Epoche sehr sinnvoll und wichtig, da die behandelten Themen
von großer Aktualität und Bedeutung sind.
Melina Bredtmann-Stein
Gedichte aus der Energie-Epoche von den Schülerinnen
und Schülern der 10.Klasse
Erdwärme (Merlin Wiltosch)
Unsere ganze Erde ist vernetzt mit Strom –
den braucht man zur Zivilisation!
Auch gibt es verschiedene Arten der Produktion,
deshalb sind viele Kraftwerke in Aktion!
Doch bei Atomstrom sagen wir – DANKE NEIN
und nutzen jetzt die Erdwärme – DIE IST REIN!
Die Brennstoffzelle (Johannes Petig)
Hört zu, die Brennstoffzelle
Ist eine Energiequelle.
Sie ist sehr ökologisch
Und auch noch ökonomisch.
Doch für mich ist diese Chemie
Schlimmer als manche Allergie.
Denn diese Form der Energie
Ist komplexer als die Chirurgie.
30
Stromanbieter (Ann-Kathrin Holler)
Alles wird teurer, so auch der Strom,
drum nun die Gedanken, wir sparen doch schon.
Ein Wechsel des Anbieters, das wäre doch fein,
nur wie find ich den Besten, mir fällt hier nichts ein.
Im Internet ja, da muss es was geben,
ein Tarifrechner flux, ja damit lässt sich's leben.
Doch dann – oh Schreck oh Graus –
was wollen die wissen, wie find ich das raus?
Ökostrom, Billigstom, Preisgarantie,
halten die was die versprechen? Ich glaub's denen nie.
Doch dann find ich meinen Anbieter, auch mit Bioenergie.
Der Vergleich hat gelohnt, ich bin ein Genie.
Energiesparhäuser (Dinah Hoffmann)
Ein Haus, oh Graus
da geht die Energie schnell rein und raus.
Ungeschützt das arme Haus,
schnell eingepackt das kleine Haus,
das Styropor bringt's groß heraus,
ein Energiesparhaus macht's daraus.
Politik (Laura Schanze)
Raps, Mais und Holz
sind unser ganzer Stolz
Die Produkte sind nicht aufbrauchbar,
sodass wir davon lange etwas haben.
Die Politik um Merkel und Co.
versucht uns zu retten vor der Katastroph'
Aber ob das etwas bringt?
Nun ja, wir werden sehen, was uns die Zukunft singt.
Schülergedichte: Prakt. Naturwissenschaften
Holzpellets (Lisa Schmich)
Holzpellets im Winter
erwärmen die Zimmer der Kinder,
bei Schnee und bei Eis
ermuntern sie jeden fröstelnden Greis.
Zylinder, ganz rund und recht fein –
sie passen wohl rein
in jedes Öfchen, egal auch wie klein.
Das züngelnde Feuer
schlingt alle bald auf
und die Glut ganz leise knistert und schnauft.
Nachschub muss her! –
Wo kriegen wir nur wieder Holzpellets her?
Denn kein Mensch mag die Kälte mehr …
Atommüll (Simon Hütt)
Vor vielen Jahren fand man heraus,
aus Atomen kommt Strom heraus.
Von Atommüll wird man krank.
Durch den Castor-Transport
wechselt der Müll seinen Standort,
doch er ist noch lange nicht fort.
Das raubt einem den Verstand.
Da fällt der Bauer tot vom Traktor,
ist in der Nähe wohl ein Reaktor.
Also Atom, nein vielen Dank.
Braunkohle und Steinkohle (Katharina Ludwig)
Braunkohle, die ist wirklich stark,
doch verschmutzt sie unsere Erde wunderbar.
Sie erzeugt uns einiges an Energie
und ist in der Förderung ein Genie.
Steinkohle, das war mal der Hit,
doch neu Abbauen, das lohnt sich nicht.
Die Welt ist davon nur verschmutzt,
doch diese wird als Wärme genutzt.
MÄRZ 2009
Kernfusion (Melina Bredtmann-Stein)
Elektronen und Protonen
sind ihre Sponsoren.
Bei der Verschmelzung wie in der Sonne
wird Energie frei, welch eine Wonne!
Doch von dieser Energie,
zugleich verliert man sie.
Sie ist vielleicht eine Quelle der Zukunft,
jedoch besitzt sie noch keine Vernunft
in dieser Art der Gewinnung.
Also, wir brauchen mehr Besinnung!
Gezeitenenergie (Felia Hennemann)
Strom durch Gezeiten
Dabei gibt es niemals Pleiten
Kann das Wasser durch Turbinen gleiten
Durch Hilfe von Ebbe und Flut treibt hoch das Energiegut
Meine Meinung umweltfreundlich
Das wird ganz schnell deutlich
Darum werden alle glücklich
Und zum Ende mit viel Mut
Tut's uns allen gut
Wasserenergie (Maximilian von Stosch)
Du zwingst alle anderen Energielieferanten in die Knie,
deine Energiestärke ist uns bekannt.
Die überragt sogar einen Elefant,
du bist stärker als alle Energie,
denn das Wasser geht verloren nie.
31
MÄRZ 2009
Schülergedichte: Prakt. Naturwissenschaften
Die Energiesparlampe (Charleen Schnasse)
Die Energiesparlampe,
sie leuchtet hell und grell,
jedoch nicht allzu schnell,
das Quecksilber ist da, deswegen ist sie recyclebar.
Biogas (Esther Kunthner)
Den Vorgang muss man zunächst erklären:
Alles fängt an mit dem Vergasen.
Obwohl es ist anfangs nur eklig stinkende Gülle,
später riecht es selbst nicht in Hülle und Fülle.
Nun wird es zum Fermenter geführt,
Flüchtig wird dort alles verrührt.
Jetzt kann man es fast überall gebrauchen,
jedoch lieber nichts mit Feuer und Rauchen.
Atomenergie (Anna Battenfeld dos Santos)
Die Neutronen schießen kreuz und quer,
und spalten die Atome immer mehr.
Das Wasser kocht, der Dampf steigt auf,
und bringt die Turbine in den Lauf.
Die Turbine dreht,
und der Strom geht.
Die Stadt leuchtet hell,
und die Neutronen stehen still.
32
Blockheizkraftwerk (Ariane Liemert)
Blockheizkraftwerk,
du wirst durch Erdöl und Erdgas genährt,
für Wärme und Strom sorgst du,
ohne Rast und Ruh,
und aus der Ferne kommt die Wärme
durch dicke Rohre unter der Erde
in die Therme.
Das Erdgas (Nicolai Kaufmann)
Das Erdgas ist fast nur Methode.
Lässt man's entweichen, ist es vertan.
Drum fängt man es auf,
und lässt durch Pipelines seinen Lauf.
Man kann es nun tanken
und fahren, die Umwelt wird's dir danken.
Denn übt es wenig Emission,
aber ich denke, das wisst ihr schon.
Zur Solarenergie (Jackob Beckmann)
Die Sonne schenkt uns Energie,
früher gebrauchten wir diese nie.
Sonnenenergie ist ohnehin schon da,
man braucht sie nicht erzeugen – wunderbar.
Eine größere Energiequelle gibt es nicht,
sie schenkt uns Wärme und auch Licht –
was für ein netter Wicht!
Mit etwas Glück und Tüftelei,
backt sie auch Pommes und brät uns Ei.
Die Sonne trägt bei zum Klimaschutz,
sie stinkt nicht und verbreitet keinen Schmutz.
April
33
APRIL 2009
Gruhn-Zobel: Klassenspiel
Bauch oder die Knie. Wir haben versucht herauszufinden,
wie sich das Körpergefühl verändert, wenn man einzelne
Körperteile blockiert, z.B. das rechte Knie, einen Arm
usw. Besonders große Freude kam beim Zeitlupenwettlauf auf. So haben wir dann auch eine Verfolgungsjagd
in Zeitlupe in die Aufführung eingebaut.
EMIL UND DIE DETEKTIVE: KLASSENSPIEL DER 4. KLASSE
J
unge, Junge, worauf hast du dich da eingelassen? So
ging es mir durch den Kopf, als ich mit der Hälfte der 4.
Klasse im Eurythmie-Saal versuchte, eine konzentrierte
Probe für das Klassenspiel durchzuführen, aber ein Großteil
der Kinder damit beschäftigt war, die Stuhlstapel zu erklimmen, sich gegenseitig zu ärgern oder Match-Attax-Karten zu
tauschen.
Es gab aber auch die anderen Momente, in denen alle
ganz wach waren und sich mit großem Eifer und mit Freude
an die Arbeit machten. Denn, dass das Spielen Arbeit ist und
im Theater der größte Blödsinn oft mit tiefem Ernst wieder und
wieder geprobt werden muss, war für die meisten neu.
Begonnen haben wir die Proben mit einer kleinen Körperwerkstatt. Wir haben verschiedene Gangarten probiert, z.B. wie
verändert sich der Gang, wenn die Nase führt oder das Kinn, der
34
Ich habe versucht, immer wieder Spielangebote
der Kinder aufzunehmen und Aufgaben auch an die
zu verteilen, die nur kleinere Rollen zu spielen hatten.
Dabei spielte das einfache, im Wesentlichen nur aus
Stühlen bestehende Bühnenbild eine wichtige Rolle. Die
Umbauten konnten von den Kindern alleine bewältigt
werden und lagen in ihrer Verantwortung, die sie auch
angenommen haben. Es war erstaunlich zu sehen, wie die
Kinder immer mehr ihre Verantwortung für das Ganze zunehmend wahrnahmen. Die chorischen Texte wurden wirklich von
allen mit voller Kraft gesprochen und jeder bemühte sich, den
Anderen zu helfen, wenn es mal nicht weiterging. Die Kinder
kamen bei den intensiven Proben in der letzten Woche einige
Male an die Grenzen ihrer Fähigkeit zur Konzentration. Sie
haben sich dieser Herausforderung jedoch gestellt und haben
Müdigkeit und aufkommende Unlust überwunden. Auch bei
den Aufführungen steigerten sie sich von Mal zu Mal. Konzentration und Sicherheit wuchsen und mit ihnen auch die Freiheit
im Spiel. Diese Gelöstheit, ihr Stolz auf die eigene Leistung
und die Freude über die Anerkennung bei den Aufführungen
haben die Klasse merklich zusammengeschweißt.
Für mich war die Arbeit am Klassenspiel zusammen mit
Andrea Junge eine schöne Möglichkeit, die Klasse meines
Sohnes und die Schule von innen aus einer Arbeitssituation
heraus zu erleben. Eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte
und die meine Verbundenheit mit der Blote-Vogel-Schule
verstärkt hat.
Andreas Gruhn-Zobel
Kühn: Außengelände
DAS AUSSENGELÄNDE WURDE UMGESTALTET
D
ass unser Gelände in der Schulzeit vor Leben nur so
wuselt bis in den letzten Winkel des Grundstücks, ist
allen ein gewohntes Bild. Doch in den Ferien kehrt
normalerweise eher Ruhe ein.
Ganz anders in der diesjährigen Osterzeit: Auferstehungsstimmung machte sich breit – alte Hütten wurden mit tatkräftiger Schülerhilfe abgebaut – hier taten sich besonders Moritz,
Christopher und Tobias hervor, aber auch Nachbarskinder
halfen mit.
Das Schulgelände wurde aufgeräumt, Berge von Müll
wurden gesammelt und diese Aktivitäten konzentrierten sich
besonders im hinteren Teil des Grundstücks, der in der letzten Zeit etwas vernachlässigt wurde. Da dort „Down under“
nun die OGS und die unteren Klassen angesiedelt sind, war
eine Umgestaltung des ungestalten Hanges zum Spielbereich
dringend notwendig geworden.
Nach den Vorbereitungen rückte in der ersten Osterferienwoche schweres Gerät an. Ein großer Bagger gestaltete alles neu,
fraß sich durch den Wall – ein Hohlweg bis zum Zaun entstand.
Riesige Steine, Stämme und Sandberge wurden geliefert und
zum Glück gab es einen Fachmann mit Plan: Markus Kurtz,
Landschaftsarchitekt und Gärtner, hatte diesen entworfen und
machte sich nun tatkräftig an die Ausführung.
Nachdem er die Baggerarbeiten erfolgreich abgeschlossen
hatte, war Muskelarbeit gefragt und damit die Oberstufenschüler,
die sich mit diesem Fitnesstraining sogar die Urlaubskasse auffüllen konnten (es gab immerhin 5 EUR Stundenlohn). Allerdings
muss zugegeben werden, dass einige mit recht wechselnder
Begeisterung Spaten und Hacke schwangen und harte Arbeit
doch als recht ungewohnt empfanden. Herr Gericke-Bauer
musste viel Zeit und Energie darauf verwenden, den Motor
der Jugendlichen am Laufen zu halten. Allerdings gab es auch
rühmliche Ausnahmen (s.o.), die mit beeindruckendem Einsatzwillen unermüdlich mitmalochten. So konnte der Zeitplan
weitgehend eingehalten werden.
APRIL 2009
Der Gesamtplan wurde allerdings – ganz modern prozessorientiert, wie es uns von unserer Schule vertraut ist
– mehrfach aktualisiert. Aus ein paar Sandkästen und etwas
Geländemodulation wurde besagter Hohlweg, der auch zur
Aufnahme von Oberflächenwasser dient bei den gehäuft auftretenden sintflutartigen Regenfällen. Probleme gab es mit der
Holzlieferung, die trotz Bestellung nicht eintraf – Improvisation
war auch hier gefragt. Die entstandene Natursteintreppe dient
als Spiel- und Lebensraum für Kinder – aber auch für Wildbienen und anderes Kleingetier. Am Bolzplatz entstand eine
VIP-Tribüne, der schwere Boden wurde mit Sand vermischt,
im Hohlweg herrschte rege Betriebsamkeit und es wurden
fleißig Sonnenblumen gesät und mit Hilfe kleiner Trampelfüße
im Boden verankert. Der Teich muss aus Sicherheitsgründen
hinter einem Zaun sein Eigenleben führen, aber auch diese
Ecke wurde in die Umgestaltung mit einbezogen.
Am Ende der Ferien war ein ganz neues Aussengelände entstanden, das von den Kindern begeistert angenommen wurde.
Allerdings – jeder, der einen Garten hat, weiss das – fertig ist
solch ein Projekt nie. Auch dieses neu entstandene Paradies
bleibt in Bewegung. Herr Becker baut ein Tor für das rückwärtige Ende des Hohlwegs, damit dort eine Zufahrt möglich
ist, das aber gleichzeitig Schutz vor unliebsamen Besuchern
bietet. Pflanzungen stehen noch an, für die der beste Zeitpunkt
im Herbst liegt. Vor den Klassen sind gespendete Bäume und
Sträucher geplant, für deren Pflege und Wohlergehen die jeweilige Klasse die Patenschaft übernimmt.
So wird ein Gang von einem Ende des Schulgrundstücks
zum anderen mehr und mehr zu einer lohnenswerten Unternehmung und ich kann nur allen empfehlen, sich die gelungene Runderneuerung selbst anzuschauen und sich mitten
hineinzubegeben: Es sind tatsächlich neue Lebensräume für
Menschen, Tiere und Pflanzen entstanden, Kultur und Natur
in wechselseitiger Ergänzung und Förderung vermitteln Freude
und verdienen unsere Aufmerksamkeit.
Nicola Kühn
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APRIL 2009
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Kühn: Außengelände
Kühn: Außengelände
APRIL 2009
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APRIL 2009
Ender: Außengelände
DIE OGS: WENN SICH ETWAS ÄNDERT – ODER
WIE GESTALTUNG BEWEGT
Z
u Beginn des Schulhofumgestaltungsunterfanges kam
die begutachtende Gruppe zu dem tätlichen Entschluss,
alles mit Nägeln versehene Holz aus Sicherheitsgründen vom Schulgelände zu entfernen. Kann theoretisch jeder
nur gutheißen, ich auch.
Leider handelte es sich aber um eine über fünf Monate bei
Wind und Wetter zusammengetragene und örtlich bedingt
aufwendig gezimmerte Viertklasshütte. Sie wurde vorrangig
von einem Schüler während der Hortzeit allein tatkräftig entworfen und aufgebaut, solide und stabil. Nur die Hüttentür
mit Schloss versehen, musste öfter einbruchsbedingt repariert
werden, da jene mehrmals von Unbekannten eingetreten
worden war. (Nagelgefahr)
Auch die begonnene Drittklasshütte sollte in jenen Osterferien innerhalb der Herbstbetreuung durch eine Elternaktion
aus ihrer abenteuerlichen Vorkonstruktion zu besserer Verfassung umgearbeitet werden, so unser Vorhaben. Doch auch ihr
kompletter Abriss verhinderte unsere Planung.
Wenn der Eine nicht weißt,
was der Andere tut,
Die noch unbewachsenen Hügelkuppen laden sehr zum
Graben ein. Die kühnsten Ideen von Tunnelanlagen inspirieren
eifrige Löchergräber der jüngeren Klassen. Es bilden sich Zirkusmannschaften, die gewagte Balanceübungen auf den
biegenden Brückenbaumstämmen ausüben, welche durch
zusätzliche Brettkippvorrichtungen zu gesteigerter Spannung
führen.
Nur in der zentralen Sandschlucht bedarf es noch des eigentlich geplanten Kletterbalkens für die alpine Ader der besonders sprung- oder wagefreudigen Kinder. Diesen überbrückend hing dort zeitweise eine im Hort hergestellte Strickleiter
quer über den kleinen Abgrund. Das vierbeinige Hinüberkrabbeln ging ungefähr so, wie wenn man sich auf einem drehenden
Ball mit Schlagseite vorwärts zu bewegen hätte. Bei der leisesten unausgewogenen Gewichtsverlagerung schlug die
Hängebrücke plötzlich um, jeglichen Kletterer einfach abkippend. Jene Strickleiter selbst war den Strapazen leider nur ein
paar Tage gewachsen, sodass diese einzige akrobatische Mutprobe nun „in der Sand“ fällt.
wenn urplözlich
Jetzt im Herbst wirkt die schön angelegte Hügelkurvenlandschaft trotz ihrer schwungvoll gesetzten Geste doch etwas
wüst und abgenutzt. Sie bedarf dringend einer Bepflanzung
und vor allem schön gesetzter, markanter Ruhepole. Das kann
eine sehr dankbare Aufgabe für den jeweiligen Gestalter aus
der und für die Schulgemeinschaft werden.
das Nichts – statt stolzem Werk
Johanna Ender
geht’s in vielen Fällen, wie hier nicht so gut!
Wer wild baut: traut,
erdbodengleich vor ihm graut,
seinen Augen kaum,
wie ein fassungsloser Traum.
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Nichtdestotrotz ist in den Osterferien, vor allem auch unter
großem unermüdlichem Eifer der Oberstufenschüler, das neue
„Schluchthanggelände“ als eine wunderbar naturnachahmende
Spielanlage für die Schüler entstanden.
Mai
39
MAI 2009
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Hülscher: Hausbau-Epoche
Hülscher: Hausbau-Epoche
STEIN AUF STEIN – DIE HAUSBAUEPOCHE DER
3. KLASSE
A
ls Frau Günther bereits beim ersten Elternabend des
neuen Schuljahres von der Hausbauepoche, deren
biographischer Bedeutung für die Kinder der 3.
Klasse und den damit verbundenen organisatorischen Aufgaben
für die Elternschaft berichtete, war dies wie ein Startsignal für
ein konstruktives Miteinander der gesamten Klasse, dessen
sichtbares Ergebnis als viel bespielter Kletterturm auf dem
Schulgelände nur materielles Zeugnis davon ablegt, mit welcher Schaffensfreude und welchem Gemeinsamkeitserleben
hier zu Werke gegangen wurde.
Schon in der Planungsphase sprudelten die Ideen mannigfaltig, bald einigte man sich auf einen „Burgfried“, der bestehende Gebäude auf dem Schulgelände ergänzen sollte. Die
Kinder entwarfen verschiedenste Formen von Türmen mit
unterschiedlichen Gestaltungselementen. Wichtig war allen:
Man muss damit auch etwas anfangen, sprich, ihn benutzen
können. So entstand die Idee eines Kletterturms mit Balkon,
der aber auch dringend ein Dach bekommen sollte. In der
Elternschaft der Klasse befindet sich glücklicherweise auch ein
Architekt, der sein Können zur Verfügung stellte und sich bemühte, gleichzeitig die Vorschläge der Kinder, aber auch
notwendige Bauvorschriften und statische Bedingungen zu
berücksichtigen. Der Bauplan lag als „echte“ Architektenzeichnung vor den Osterferien vor und die Kinder konnten es
kaum erwarten, nach den Ferien endlich loszulegen.
Am Ende der Osterferien hoben einige Eltern und Helfer
aus der 10. Klasse, die an einem Bauprojekt auf dem Gelände
arbeiteten, die Grube für das Fundament aus. Das Material
wurde angeliefert und das Werkzeug bereitgestellt, es konnte
also losgehen. Die Kinder transportierten Sand, Kalk und Zement in Schubkarren, schleppten Ziegelsteine und legten eine
MAI 2009
Wasserleitung zur „Baustelle“, die von einem Bauzaun umgeben wurde. Von Beginn an nahmen die Kinder die Aufgaben
sehr ernst, egal ob Jungen oder Mädchen – sie spielten nicht
„bauen“, sondern wurden zu echten Arbeitern, die etwas
schaffen wollten.
In Kleingruppen drängten sich die Kinder darum, die Speißmaschine zu bedienen, Steine ins Lot und in die Waage zu
bringen, Fugen zu verstreichen und gemeinsam am wachsenden Turm einen Beitrag zu leisten. Einen besonderen Beitrag
leisteten auch die Eltern der Klasse, der ausgesprochen erfreulich und gewinnbringend für das Projekt war. Neben vielen
„Mittätern“, die, je nach zeitlichen Möglichkeiten, in der Woche und an mehreren Wochenendterminen dazustießen,
übernahm eine Hand voll bauerfahrener Eltern die Hauptverantwortung in Rücksprache mit Frau Günther. Dafür kann man
ihnen wohl nicht genug danken. Die Material- und Werkzeugbeschaffung, die Terminkoordination und vor allem die Anleitung der Kinder liefen wunderbar. Ein Vater half während einer
kompletten Bauwoche von morgens bis nachmittags und
konnte durch diese Kontinuität in der Anleitung ein wirkliches
Verständnis bei den Kindern für die Arbeitsabläufe und die
Einbeziehung aller Kinder bewirken.
Neben dem Arbeiten am Turm entstanden im Unterricht
Modelle von verschiedensten Wohnstätten, die so unterschiedlich waren wie die Menschen auf der Erde. Die Kinder arbeiteten mit verschiedenen Materialien, vom Miniaturziegelstein
über Holzleisten, Stoff, Gips, Äste, Zuckerwürfel, Streichhölzer.
Sie fertigten Hütten, Häuser, Tipis, Iglus, Baumhäuser und noch
andere spannende Bauwerke an, die in einer Ausstellung große
Bewunderung fanden. Wie auch auf der großen Baustelle,
halfen und unterstützten sich die Kinder bei den Modellen
gegenseitig und erfuhren so täglich, wie gute Dinge entstehen
können, wenn man einander hilft, Ideen zusammenträgt und
sich aufeinander einlässt.
41
MAI 2009
Hülscher: Hausbau-Epoche
Im Unterricht beschäftigten sich die Kinder mit verschiedenen (Bau-) Steinen, rechneten mit Maßen und Gewichten,
lernten alte Maßeinheiten kennen, beschäftigten sich mit allerlei Werkzeugen und erfuhren, dass ein quer liegender Stein
ein „Binder“ und ein längs liegender ein „Läufer“ ist. Da konnten auch die Eltern noch etwas dazulernen!
Großes Interesse erregte bei den Kindern die Bedeutung
des Grundsteins, der in einer kleinen Zeremonie an einem
Wochenende gelegt wurde. Diese Ehre kam Frau Günther
zuteil und auch hier fügte es sich glücklich, dass unser „OberBaumeister-Vater“ auch noch über eine Steinmetzausbildung
verfügt und einen schönen Ruhr-Sandstein mit der passenden
Gravur versehen hatte. Überdies durfte jedes Kind einen persönlichen Gegenstand mit in den Turm einarbeiten. Und so
finden sich darin Murmeln, Muscheln, Edelsteine und Ähnliches, das Ausdruck der Verbundenheit der Kinder mit ihrem
Projekt ist. Recht schnell wurden einige dieser Dinge leider
schon zerstört
oder beschädigt,
was die Kinder
sehr persönlich
trifft und große
Enttäuschung
über den Umgang
mit ihrem Werk
hervorruft.
Den wörtlich
zu nehmenden
„krönenden Abschluss“ fand die
Bauepoche beim
Richtfest am 16.
Mai, als die
Dachkonstruktion, die von
42
einem anderen, wiederum „holzgelehrten“ Vater vorbereitet
worden war, aufgebaut wurde. Das Dach wurde gedeckt und
ein Fallschutz unter dem Balkon, der zur Sprungrampe geworden war, angelegt. Ein Richtkranz zierte die höchste Stelle des
Turms und daran hingen 31 Handwerkertücher, von denen
sich jedes Kind eines abschneiden durfte. Voller Ehrfurcht und
Stolz sprachen die Kinder den Richt-spruch und stießen traditionsgemäß mit einem Schnaps (Holunderblütensirup) auf ihr
Werk an. Auch diese Zeremonie erlebten die Kinder als sehr
eindrücklich, was sich in Bildern und Erzählungen widerspiegelte.
Sowohl jedes Kind für sich genommen als auch das „Gebäude Klassengemeinschaft“ haben während dieser Epoche
eine sehr positive Kraft des Aufbaus erfahren, die durchaus
Fundament bildende Wirkung hat.
Es werde erwachsen
Aus Holz und Stein
Dem Wahren, dem Guten
Woll‘n wir‘s heut‘ weihn‘
Sandra Hülscher
Hartmann: Klassenfahrt
„ALL INCLUSIVE“ IN HAGEN
W
irtschaftskrise – kein Geld – Freundin muss durcharbeiten – und ich brauch Urlaub!!! Was nur tun??
Da kommt die rettende Mail: Eine Woche „all
inclusive“-Urlaub wird mir angeboten und zwar kostenlos.
Ach bestimmt wieder so ein Lockvogel-Angebot für Verkaufsreisen in die Türkei denke ich, aber wieso kommt die
Mail von unserer Klassenlehrerin? Und wo soll es hingehen?
Malle? Ägypten? Nee, nach Hagen, dem Tor zum Sauerland,
mit seinem ganz besonderen Charme … Und wie heißt das
Hotel? Marienhof? Der aus dem Fernsehen? Nee, kann ja nicht
sein, ist ja von der Waldorfschule. Mal googlen. Hm ... sieht
nett aus die Umgebung, so als könnte man da tatsächlich
Urlaub machen. Also warum nicht? Aber wo ist der Haken?
Nochmal lesen. Hm, da steht nix außer, dass man der Reiseleitung ein wenig unter die Arme greifen soll und die Reisegruppe aus ca. 30 hochmotivierten Mitreisenden besteht. Na
das kann ja so schlimm nicht sein. Also: Anruf bei der Reiseleitung: Ich bin dabei! Die Freude am anderen Ende der Leitung
ließ mich kurz stutzen, aber ich freute mich ja auch.
Es fanden sich noch weitere, teilweise sehr erfahrene Begleiter und so konnte es an einem sonnigen Montagmorgen
im Mai losgehen. Der freundliche Fahrer des Gepäckshuttles
hatte alle Hände voll zu tun, das etwas umfangreichere Gepäck
der weiblichen Mitreisenden unterzubringen. Zum Glück
beschränkte sich das Gepäck der meisten männlichen Mitreisenden auf Fußballschuhe und ein bis zwei saubere Unterhosen, die jedoch nicht so dringend benötigt wurden.
Dann ging es los. Auf der schier endlosen Anreise mit der
S5 von Witten-Annen-Nord nach Hagen Hbf. (21 Min.) wurde
fast sämtlicher (süßer) Reiseproviant verzehrt und gefühlte
ein- bis zweitausend Fußballkarten getauscht.
Während der Busfahrt mit dem Hotelshuttle (Linie 510
Richtung Dahl) kam es schon zu einem ersten zaghaften Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung: „Ey, mach ma Platz
MAI 2009
da“. Leider konnte uns der Busfahrer aufgrund der idyllischen
Lage unseres Hotels nicht bis vor die Tür bringen, jedoch
schaffte die hochmotivierte Reisegruppe den steilen Aufstieg
durch Hohlwege und Wiesen in weniger als 15 Minuten.
Am Hotel angekommen stellte sich heraus, dass sich das
Küchen- und Zimmerpersonal in einem längerfristigen Ausstand
befanden, was die geübte Reiseleitung jedoch vor keine größeren Probleme stellte. Jeder trug sein Gepäck selbst aufs
Zimmer und flugs wurden Verpflegungstrupps gebildet, die für
die Zubereitung der Mahlzeiten zuständig waren. Zur Hauptmahlzeit am Abend wurden sie hierbei durch extra aus den
umliegenden Metropolen, teilweise mit eigenen Assistenten,
angereiste 6- bis 7-Sterne-Köchinnen und -Köche unterstützt,
die wundervolle Menüs aus ausschließlich vegetarischen,
biologisch-dynamisch angebauten Zutaten gezaubert haben.
Durch die Entdeckung des Bolzplatzes in unmittelbarer
Nähe des Hotels erhielt die Unterkunft sofort die ersten drei
Sterne vom größten Teil der Reisegruppe. Und die Mädchen
fanden sie auch sehr nett.
Mit „Geron und Virtus“ wurde die Nachtruhe eingeläutet,
die sich jedoch über einen längeren Zeitraum nicht ihres Namens würdig zeigte.
Am Dienstag ging es nach Frühstück und „Freispiel-Zeit“
auf die Wanderung durch das Volmetal zur über 1000 Jahre
alten Prior-Linde nach Priorei. Hierbei teilte sich die Reisegruppe in höchstmotivierte und hochmotivierte. Dies führte
zu einer recht geringen Durchschnittsgeschwindigkeit, da sich
die Nachhut effektiv davor hütete, zur Vorhut aufzurücken und
häufige Pausen nötig wurden, um die Reisegruppe noch als
solche erkennbar zu machen. Zu allem Unglück kam zu dem
schon legendären zu überwindenden Windbruch noch ein
ordentlicher Umweg, verursacht durch einen mangelhaft ausgebildeten Wanderführer hinzu. An der Prior-Linde angekommen zeigte sich die Reisegruppe sehr beeindruckt von dem
mächtigen Baum (Stammumfang über 7 m). Nachdem wir
43
MAI 2009
Hartmann: Klassenfahrt
unter dem historischen Monument die ca. zwanzigste Pause
der Wanderung gemacht hatten und sich herausstellte, dass
die Motivation zum Rückweg zu Fuß nicht mehr ganz so hoch
war, beschloss die Reiseleitung, den schon bewährten Hotelshuttle zu nutzen. Zur Verkürzung der Wartezeit hatte der
örtliche Tourismusverein netterweise für einen Spielplatz direkt
an der Haltestelle gesorgt.
An diesem Abend konnte sich die Bettruhe schon etwas
eher durchsetzen, hatte jedoch mit der intensiven Nutzung der
Zahnpasta zu kämpfen. (Nein liebe Eltern, nicht auf den Zähnen sondern unter den Türklinken!)
Highlight des Mittwochs war die Waldführung mit einer
Mitarbeiterin des Naturerlebnis Marienhof (die hat sich auch
nicht verlaufen), mit Tausendfüßlerlauf querfeldein und einem
Spiel auf einer Lichtung, bei dem Bäume, die zunächst mit
verbundenen Augen aufgesucht und abgetastet wurden, anschließend wiedergefunden werden mussten. Danach durften
Bäume verprügelt werden: Ausdrücklich erwünscht durch den
Förster durften die hierbei teilweise extrem motivierten Teilnehmer mit Stöcken die untersten Äste der Nadelbäume abschlagen. Es war schwierig, die Gruppe nach dieser Aktion
zum Aufbruch zu bewegen. Am weiteren Weg fand sich das
Nest eines Spechtes, welches er netterweise in Augenhöhe
errichtet hatte, so dass alle mal schauen konnten.
Das beeindruckendste Erlebnis dieses Tages war für mich
jedoch, wie sich die ca. 30 Teilnehmer innerhalb von 60 Sekunden in einem Wald ohne Unterholz derart verstecken
konnten, dass absolut nichts mehr von ihnen zu sehen war
(was angeblich noch keine Gruppe zuvor geschafft hatte). Noch
beeindruckender ist es jedoch, wenn in einem Wald, der anscheinend leer ist, nach einem kurzen Signal auf einmal 30
Menschen stehen. Das war fast schon gespenstisch, wie in
alten Indianerfilmen.
An diesem Abend schaffte es die Nachtruhe wieder etwas
früher, die Oberhand zu gewinnen. Ob es an der zur Neige
gehenden Zahnpasta lag?
44
Der Donnerstag war der Tag der Lagerolympiade, für den
die Reiseleitung weder Kosten noch Mühen gescheut hatte und
einen bekannten Herdecker Fußball-Coach und den „bestaussehenden Sportlehrer nördlich der Ruhr“ an die Volme eingeladen hatte, welcher dann auch standesgemäß auf dem Fahrrad anreiste.
Nach einem ausgiebigen Fußballturnier mit gemischten
Mannschaften „Nun wechselt die Mädchen aber auch mal ein!
– Die wollen doch nicht!“, war auch die Kenntnis der Umgebung bei einer Schnitzeljagd mit Rätseln gefragt. „Wie hieß
nochmal der Fluss hier unten und in welchen Fluss mündet
der und wo?“ (Die Volme mündet kurz vor Herdecke in die
Ruhr). Anschließend gab's noch Stadt, Land, Fluss und keiner
wollte mir glauben, dass ich ausgerechnet bei „Q“ gestoppt
habe (Quakenbrück, Qatar, Queich … ist doch easy!)
Am letzten Abend wurde dann der Grill angeschmissen
und ausnahmsweise hierfür von der vegetarischen Ernährung
abgewichen. Mir haben jedoch beim Grillen am besten die
Salate geschmeckt, die auch hier wieder von unseren extra
eingeflogenen 6- bis 7-Sterne-Köchinnen und -Köchen zubereitet waren, und da war ich bei weitem nicht der Einzige.
Zum Abschluss gab es noch ein Lagerfeuer mit „Geron und
Virtus“. Anschließend wurde noch zum virtuosen Gitarrenspiel
zweier erfahrener Reisebegleiter gesungen. Einige Teilnehmer
waren jedoch so müde, dass sie gern schon ins Bett wollten.
Die Nachtruhe hatte gesiegt!
Da sich das Hotelpersonal am Freitag immer noch nicht
wieder eingefunden hatte, wurden flugs ein paar Putzkolonnen
organisiert und die Hütte auf Vordermann gebracht. Dann kam
der Gepäckshuttle und auf ging es in die ferne Heimat.
Mein Fazit: Bis auf das fehlende morgendliche 3-MinutenEi und die Tatsache, dass ich meinen Earl Grey selbst aufbrühen
musste (wie zuhause), ein ausgesprochen gelungener und
erholsamer Urlaub. Ich bin gern demnächst wieder dabei.
Heinz-Jürgen Hartmann
C. Schöttes: Klassenfahrt
REIF FÜR DIE INSEL – KLASSE 5 AUF AMRUM
I
n aller Frühe – 6.25 Uhr – ging es am Hauptbahnhof
Dortmund los. Alle sahen noch ein wenig verschlafen
aus. Aufregung machte sich breit! Wie wird die lange
Zugfahrt werden? Bekommen wir noch rechtzeitig die Fähre
in Dagebüll?
Jetzt ging es los. Alle saßen im Zug, das Gepäck war verstaut, die ersten Brote wurden ausgepackt, einige dösten vor
sich hin, andere spielten Karten, um sich die langen Stunden
zu vertreiben. Endlich waren wir in Dagebüll und konnten bei
strahlendem Sonnenschein die Fähre besteigen. Wir konnten
unterwegs die Halligen sehen, die Überfahrt war bereits ein
Erlebnis für uns alle.
Vom Fährhafen Wittdün ging es zu Fuß zur Jugendherberge.
Dort wurden mit lautem Getöse die Zimmer bezogen. Danach
bildeten wir Gruppen und machten eine Stadtrallye durch
den Ort Wittdün. Einige schafften es vor dem Abendessen
noch an den Strand. Sie kamen mit vom Schlick schwarzen
Füßen zurück und benötigten einige Zeit, um mit Bürsten und
Wasser wieder halbwegs sauber zu werden. Zum Abschluss
besprachen wir den Tag, die Tagebücher wurden geschrieben
und es blieb noch etwas Zeit bis zur Nachtruhe. Die frische
Seeluft und die lange Fahrt machten müde, so dass auch bald
Ruhe einkehrte.
Der Dienstagmorgen empfing uns mit einem Gewitter, aber
nach dem Frühstück war es zwar noch stürmisch, es regnete
MAI 2009
jedoch nicht mehr. Die Kinder bekamen Zeit für den Strand und
das Watt, um Tiere und Muscheln zu suchen, die sie dann in
ihr Beobachtungsheft, den „Strandläufer“, eintragen konnten.
Am frühen Nachmittag stand das Naturschutzzentrum auf dem
Programm. Wir lernten viel über die Vögel, die Meeresbewohner
und den Sand der Insel Amrum. Abends hörten wir noch einige
Referate, die jeder Schüler zuhause vorbereitet hatte.
Für den nächsten Tag war ein Ausflug zur Hallig Hooge
geplant, der leider aufgrund der stürmischen See ausfiel. Der
Herbergsvater hatte jedoch eine gute Idee und gab uns große
Schaufeln, so ging es an den Strand Burgen bauen. Einige Unerschrockene zogen ihre Badeanzüge an und nahmen mit viel
Spaß ein erstes Bad in der 13 Grad warmen Nordsee. Abends
konnten wir noch an einem Knotenkurs in der Jugendherberge teilnehmen, bei dem jeder sich einen Schlüsselanhänger
machen konnte.
Am Donnerstag teilte sich die Klasse in drei Gruppen mit
je einem Betreuer. Wir liehen uns Fahrräder und machten eine
Inselrallye. Jede Gruppe hatte einen Inselplan und acht (?) Aufgaben zu lösen. Wir besuchten den Leuchtturm, eine Mühle,
den Seezeichenhafen, eine Inselschule, einen Friedhof, das
Quermarkenfeuer und die Vogelkoje. Auf dem Rückweg zur
Jugendherberge ist uns jedoch etwas Schlimmes passiert: Zwei
Kinder wurden von einem Auto angefahren, das die Vorfahrt
missachtete. Nicolai und Karoline hatten sehr viel Glück und
kamen mit Schürfwunden, einem geprellten Knie und einem
großen Schreck davon. Wir hatten Glück im Unglück!
Am Freitag haben wir alle zusammen eine Spülsaumwanderung gemacht. Das ist eine Führung am Strand entlang. Wir
haben viele Muscheln gefunden und konnten durch ein Spektiv
Robben auf den Sandbänken sehen. Zum Abschluss haben
wir zusammen gegrillt und einige haben Fußball gespielt,
andere noch ein Bad in der Nordsee genommen. So fuhren
wir am Samstag bei strahlendem Sonnenschein und mit vielen
schönen Eindrücken von Amrum zurück. Einige wären gerne
noch geblieben!
Christiane Schöttes
45
MAI 2009
de Graat: Klassenfahrt
KLASSE 6 UND HOFGEISMAR – TAGEBUCH
EINER KLASSENFAHRT
1.
Tag – die Anfahrt: Am 25. Mai 2009 startete die
6. Klasse zu ihrer einwöchigen Klassenfahrt. Mit
dem Zug ging es nach Hofgeismar-Hümme: Ziel
war der kleine Ort Stammen in der Nähe von Trendelburg. Wer
sich fragt, wo das ist, kein Problem: Den Ort findet man bei
51 Grad, 35 Minuten nördlicher Breite und 9 Grad, 25 Minuten östlicher Länge. Besser gesagt: Stammen liegt an der Diemel, ca. 40 km nördlich von Kassel.
Die Anfahrt mit dem Zug war sehr entspannt und gestaltete sich kürzer als geplant. Eigentlich hätten wir mir dem Regional-Express bis nach Hofgeismar und dort nach einem etwas
längerem Aufenthalt mit der RegioTram zurück nach Hofgeismar-Hümme fahren müssen. Nach einem netten Gespräch mit
dem Zugführer und einem OK aus der DB-Zentrale Frankfurt
hielt unser Zug außerplan und nur für uns in Hümme. Ein Lob
an die Deutsche Bahn!
Vom Bahnhof aus mussten wir dann zu Fuß und mit Gepäck
ca. 2,5 km bis zu unserem Quartier, dem Heuhotel „Hofgut
Stammen“, laufen. Da wir schönes, warmes Wetter hatten, war
der Marsch für den Einen oder Anderen äußerst anstrengend.
Nach gefühlten 2 Stunden und einigen Pausen waren dann
aber endlich alle angekommen. Wir wurden freundlich begrüßt
und nach der Verteilung der Zimmer wurde zur Abkühlung ein
ausführliches Bad in der Diemel genommen.
Wir Betreuer begutachteten erst mal unsere Selbstverpflegerküche. Küche? Wenn man es nett ausdrückt, dann war es
eine Kochzeile – wenn sie denn vernünftig funktioniert hätte.
Schnell hatte wir herausgefunden, dass ein Kochen für über
30 Personen hier kaum möglich sein würde. Immerhin haben
wir es am ersten Tag mit Nudelkochen versucht. Dauerte ungefähr 1! Stunden. Aber was machen wir morgen? Die Hotelküche bot freundlicherweise Unterstützung an. Die Verpflegung war gesichert.
2. Tag – Mountainbikefahren: Ausgestattet mit Mountainbikes und Helmen führte unser Guide uns zu den Eberschützen
Klippen. Da zu einer Mountainbiketour auch das Downhillfahren gehört, mussten wir zunächst den Berg hinauf. Getreu
dem Motto „wer sein Rad liebt, der schiebt“ sind auch alle
oben angekommen. Danach war die Tour wirklich sehr schön.
Sie führte über schmale Pfade und tolle Downhillstrecken.
Nach der Mittagszeit und einem sehr leckeren Eintopf
konnten wir uns im Bogenschießen beweisen. Es war gar nicht
so einfach, mit Pfeil und Bogen einen Luftballon zu treffen.
Hat auch nicht jeder geschafft, aber jeder Treffer wurde ausführlich bejubelt.
46
de Graat: Klassenfahrt
3. Tag – 1. Kanutour: Bei der Aufteilung der Boote ging es
nicht darum, wer mit wem paddeln wollte, sondern darum,
wie die Gewichtsverteilung in den Booten am günstigsten ist.
Das fand zwar nicht jeder toll, aber unser Guide lies sich da
nicht beirren. Dann los. Die Boote ins Wasser. Unser Guide
hatte für den ersten Tag eine Strecke ausgesucht, die nicht
anspruchvoll ist und wir (das waren wir Betreuer und Frau
Kakas) das Steuern gut üben konnten. Zu Anfang konnte man
schon glauben, dass es sich bei der Tour um praktischen Geometrieunterricht gehandelt hat. Die Diemel wurde in den
verschiedensten Dreiecksfiguren ausgemessen, wobei der
rechte Winkel nicht so recht klappen wollte. Dies wurde aber
von Kilometer zu Kilometer besser. Mit Nachlassen der Kräfte
aber auch wieder schlechter. Da die Diemel im Oberlauf über
keine große Strömung verfügt, mussten wir viel Muskelkraft
einsetzen. Dementsprechend müde waren doch die sportlich
wenig aktiven Betreuer. Auch der Muskelkater setzte bald ein.
Nicht so bei unseren Schülern. Die waren schnell erholt. Dies
bekamen wir Betreuer am Abend noch zu spüren.
MAI 2009
4. Tag – 2. Kanutour: Heute ging es mit Bus und Anhänger
flussaufwärts. Es wartete eine kurvige Strecke mit flotter Strömung und einigen kleinen „Stromschnellen“, engen Passagen
und umgefallenen Bäumen auf uns. Hier waren wir Steuerleute stark gefordert. Besonders spannend wurde es, als wir unter
einem umgestürzten Baum hindurch mussten. Es war nicht
viel Platz zwischen Bootsoberkante und Baumstamm. Wir
mussten uns ins Boot legen, um durch zu kommen. Eine unkoordinierte Bewegung hätte nasse Folgen gehabt. Aber mit
viel Glück und Geschick hat doch alles geklappt.
Und dann war da noch der Regen. Wurden wir bis jetzt
vom Wetter bevorzugt behandelt, so hatten wir an diesem
Vormittag Pech. Aber was nützt es, wenn man erst mal unterwegs ist. Es gibt kein Zurück und kein Aussteigen. Also, das
Beste daraus machen. Ein Lied singen. Ein besonders beliebter
Hit wurde das Lied „Durch den Monsun“ von Tokio Hotel.
Angekommen in unserem Quartier schien dann auch wieder
die Sonne und wir konnten unsere Sachen trocknen lassen.
5. Tag – Rückreise: Da unser Gepäck zum Bahnhof gebracht
wurde, gestaltete sich die Rückreise unproblematisch.
Jörg de Graat
47
MAI 2009
Merhoff: Klassenfahrt
U
nser Tiel: das Heuhotel „Hofgut Stammen“ zwischen
Diemel und Weser, im Drei-Länder-Eck Hessen,
Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.
1. Tag: Am Montagmorgen startete die Klasse komplett, vom
Dortmunder Hauptbahnhof in Richtung Trendelburg. Nach
einer kurzen Zugfahrt mussten alle Mann mit Gepäck noch
eine gute Stunde zum Heuhotel laufen. Dort angekommen
wurden alle auf die Zimmer verteilt – Heubetten sind schon
anders ...
Nach kurzer Verschnaufpause erkundeten alle die Umgebung und sprangen erstmal in die Diemel zum Schwimmen
und ließen den Tag ausklingen.
2. Tag: Nach dem Frühstück ging es rauf aufs Mountinbike
und querfeldein. Selbst eine Downhill-Strecke konnte uns nicht
schrecken. Mittags kehrten wir auf einem Bogenschießplatz
ein, wo wir mit Suppe verpflegt wurden. Anschließend konnte jeder den Jäger in sich entdecken und unter fachmännischer
Anleitung das Bogenschießen lernen.
3. Tag: Am Dienstag ging es auf zu neuen Ufern. Die ganze Klasse samt Begleitern wagte sich in die Kanus, um eine
Tour auf der schönen Diemel zu machen. Nach anfänglichen
Schwierigkeiten klappte es ganz ordentlich und alle kamen
später erschöpft, aber trocken, wieder zu Hause an.
4. Tag: Es ging ein zweites Mal ins Kanum um eine Abschiedsfahrt zu machen, nun schon viel sicherer. Selbst ein
Regenguss konnte die Laune nicht trüben. Zurück an Land – ohne ein einziges Mal zu kentern – wurde abends zum Abschied
gegrillt.
Am Freitag ging es müde und zufrieden per Zug zurück in
die Heimat.
Friederike Merhoff
48
Schleiden: Forstpraktikum
BÄUME? GESCHÜTTELT! DAS FORSTPRAKTIKUM
DER 7. KLASSE VOM 22. BIS 28. MAI 2009
D
er Anreisetag: Die Begegnung mit Bäumen verläuft
zunächst unerfreulich, ein Schüler wird aus einem
solchen geschüttelt – Diagnose (im Klinikum Niederberg): ausgekugeltes Ellbogengelenk mit Absplitterungen
– Richten unter Narkose. Der Unglücksrabe stößt aber ab
Montag „einarmig“ wieder dazu.
Ansonsten heißt es für den ersten Nachmittag: „Erkundung
und Begehung des näheren (= Einsatzgebiet) und des weiteren
Umlandes“. Bei den Jungs wächst die Sorge, wie man wohl am
Samstag erfahren kann, wer denn Deutscher Fußballmeister
werden wird (angesichts offiziell fehlender Medien eine Aufgabe, die hohe personale und methodische Kompetenz erfordern
wird – oder eben Schummeln! – no risk, no fun!!).
Der erste Abend verläuft erwartungs- und traditionsgemäß
lebhaft-unruhig – getroffene Absprachen werden ignoriert, nicht
gehört oder gleich wieder vergessen/verdrängt, aber insgesamt
doch eher unspektakulär.
MAI 2009
Schönheitsschlaf zurückgezogen. Der Rest relaxt mit Fußball
(aktiv), Tischtennis, Schaukeln, Lesen, Klönen, Dreirad- und
Laufradfahren(!) oder Spazierengehen.
Für unser leibliches Wohl ist bestens gesorgt (es soll die
ganze Woche abwechslungsreich, nahrhaft und lecker werden
– wir alle werden es zu schätzen wissen): riesiges Lob und ein
dickes Dankeschön an alle Köche/Köchinnen, Helfer/Helferinnen und Fahrdienste!!
3. Tag: Und wieder Sonne satt! Die Fichtenfällteams haben
schnell dazugelernt und arbeiten deutlich effizienter, leider
aber nicht unbedingt mit konstanter Motivation. Auch ein
erstes Schwächeln/Kränkeln ist zu vermerken – gottlob, wie
auch im Verlauf der Woche, bei keinem der Betroffenen etwas
Ernstes.
Die ersten Verletzungen stellen sich ein und auch die
Zecken verschonen uns nicht, aber wir sind optimal gerüstet
und nehmen den Kampf gelassen auf (s. auch medizinische
Statistik am Ende dieses Artikels!).
2. Tag: Strahlender Sonnenschein, leichter Wind – also beste
Voraussetzungen, die Motivation durchaus gemischt (irgendwie
ist Forstpraktikum zunächst einmal wohl auch einfach „uncool“,
um dann doch „toll“ zu werden!). Nichtsdestotrotz wird das
erste Mittagsziel (Fällen dreier ca. 30m hoher toter Fichten)
gemeinschaftlich erreicht und auch das Bearbeiten der Birken
gelingt (zunächst) ohne größere Probleme.
Ab 15.30 Uhr (nach getaner Arbeit) und mehrfachem Umkleiden, Duschen und Fönen (Mädchen) sind die Jungs dann
eben mit der Fußballmeisterschaft beschäftigt (s.o.), derweil
die Team-Chefin = Klassenlehrerin mit Hilfe von Navi, Karten
und allerlei Routenempfehlungen zum Krankenbesuch nach
Niederberg entschwindet (und tatsächlich dort ankommt und
auch wieder zurück!!). Der Gesamt-Koordinator (Herr GerickeBauer) hat sich nach reichlich Kaffee und ein wenig Kuchen zum
49
MAI 2009
Schleiden: Forstpraktikum
Das für heute Abend vorgeschlagene, dann abgelehnte,
dann kurzfristig wieder zugestimmte Lagerfeuer (Demokratie
ist doch eine feine, wenn auch zuweilen umständliche Sache!)
entfällt dann doch (obwohl der notwendige Brennholztransfer
vorbildlich gelingt) aus gemeinschaftlicher Sorge um die kränkelnden Damen. Den offiziellen Teil des Abends beschließt
die angeordnete „freiwillige“ Abgabe mittlerweile georteter
Handys und MP3-Player. Die für 23 Uhr abgesprochene Ruhezeit wird fällbedingt überwiegend eingehalten (übrigens
– die Birken erweisen sich mittllerweile als doch recht zäh
und widerspenstig, was die beiden zuständigen Gruppen aber
eher anspornt – am Ende wird es heißen: „Es kann nur einen
(zwei) Sieger geben: die Teams der 7. Klasse!“.
Den kurzen Regenschauer überstehen wird gut geplant
überdacht und dann geht's ab nach Langenberg zum heißersehnten Shoppen (= Auffüllen/Neubeschaffen der begehrten
Süßwaren-/Chips-/Colavorräte und anderer überlebenswichtiger
„Grundnahrungsmittel“). Diese insgesamt zentnerschweren
Lasten werden dann mehr oder weniger rückenschonend
verteilt, denn sie müssen noch den Aufstieg und Abstieg nach
Hause bewegt werden (irgendwie erscheint der Rückmarsch
viel, viel länger als der Hinweg!!). Auf dem Rückweg entdecken
wir dann eine asiatische Speisekarte.
4. Tag: Das sehr, sehr warme Wetter zwingt uns zu gemäßigtem Tempo, doch trotz zusätzlich stellenweise sinkender
Motivation und Moral bleiben die Fällergebnisse konstant dank
deutlich verbesserter Fälltechnik und gruppenübergreifender
Hilfestellungen.
Trotz aller Strapazen bleibt noch kreative Luft für das spontane
Einproben eines Geburtstagsständchens (Dieter wird heute 51!).
Die Kränkelnden zeigen sich erholt, Katharina gelingt sogar ein
extrem leckerer Mürbeteig-Pflaumenmarmeladekuchen und als
Abendhighlight nun endlich Lagerfeuer mit Stockbrot! Zu den
später folgenden Zelt- und Zimmerversammlungen schweigt
der Autor diskret.
Das Programm für den 5. Tag (z.T. nach zähen Verhandlungen):
– Freibad (na ja – SUPER!!)
– Shoppen in Langenberg (endlich, megageil!!!)
– leider aber auch: Bericht schreiben (Absprache ist eben
Absprache!)
Wettbewerb – Wer alle 3 Fehler findet und
die korrekte Verbesserung bei der Redaktion
einreicht, nimmt an der Verlosung einer Ausgabe
von Bastian Sick: Happy Aua 1 oder 2 teil.
5. Tag: Freibadtag! Welch Luxus! Das Freibad gehört uns ganz
allein, wir retten die Stadtkasse Langenbergs und deshalb gibt
es für uns Wellen auf Wunsch und alle „Poolliegen“ frei!
Last not least – eigentlich schon verdrängt bzw. wieder
vergessen: Die Wochenaufgabe – nicht immer nur geliebt,
vielfach dann aber doch sehr gut gelungen!
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Schleiden: Forstpraktikum
MAI 2009
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MAI 2009
Schleiden: Forstpraktikum
6. Tag: Der Dialog des Tages:
Marco: „Herr Gericke, möchten Sie auch Cola?“
Herr Gericke: „Nein danke, ich muss noch fahren!“
Alle Projekte verlaufen ruhiger, geordneter (leider auch
mit schwindender Begeisterung, trotz optimaler Wetterbedingungen). Die zunehmende Erschöpfung hat ihren Preis
– die Zahl der Verletzungen steigt rapide an. Leonie, Laura
und David retten einen verwirrten Vogel vor den hungrigen
Schweinen des Örk-Hofes, Anna-Rita verkürzt das Warten
auf Palatschinken und Gemüsesuppe mit „Für Elise“ von ...
(na wem wohl??). Parallel laufen erste Vorbereitungen für das
Party-Event am letzten Tag.
Übrigens: Flinten-Paula schießt nicht mehr – ein Mythos
des Windrather Tals ist untergegangen!!
7. Tag: Letzter Tag!! Die für heute gesteckten Ziele werden
allesamt erreicht, die noch mikadoartig wild verteilten, auf 5mStücke abgelängten Fichten werden „professionell“ geordnet
– eine Schwerstarbeit, die aber gruppenübergreifend exzellent
gemeistert wird (großes Lob für alle!!)
Die Klassenlehrerin und der Autor schaffen es dann doch
tatsächlich, eine Bügelsäge so heiß zu sägen, dass das Sägeblatt platzt!!
Ab da: Chillen, Duschen, Ziegenbabies kuscheln und intensives
Vorbereiten auf das 3-fach-Event des Abends: Party – Lagerfeuer
– Grillen! Zwischendurch noch eben ein paar Zecken ziehen.
Vorbereitungen für die morgige Abreise: keine!
8.Tag: Der Rückzug aus dem Windrather Tal geschieht
erstaunlich koordiniert, die Klasse hinterlässt den Hof in sehr
aufgeräumtem Zustand.
Fazit: Eine tolle Woche mit einer tollen Klasse und einem
klasse Betreuerteam!!
Zu guter Letzt noch die medizinische Statistik (der ErsteHilfe-Rucksack war ein absolutes „must-have“!):
chirurgische Wundversorgungen: 44
entfernte Zecken: 67
internistisch-gynäkologische Einsätze: 4
Ernährungsberatungen: 6
Klinikaufenthalte: 1
Placebos: 4
Massagen: 2
Elmar Schleiden
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Juni
53
JUNI 2009
Renk: Klassenspiel
DAS SONNENSCHLOSS – KLASSENSPIEL DER
1. KLASSE
A
m Donnerstag, dem 18. Juni 2009 war es soweit:
Das erste Klassenspiel für die 1. Klasse stand auf
dem Plan. Die Spannung stieg – und das nicht nur
bei den Kindern.
Schon die Vorbereitungen waren sehr aufregend und einige Wochen vorher im vollen Gange. Wie wird das Bühnenbild
aussehen? Welche Kostüme brauchen wir? Welches Kind wird
welche Rolle spielen? Im Unterricht wurde geprobt, gesungen,
geschrieben, gemalt und gemeinsam an Verbesserungen gearbeitet. So langsam nahm alles seine Form an.
Der Tag der Aufführungen rückte immer näher. Der Morgen
war sehr aufregend, um 10 Uhr sollte die erste Aufführung
beginnen. Die Kostüme wurden angezogen, noch letzte Verbesserungen vorgenommen und dann war es soweit. Einige
Eltern, die Paten, Vorschulkinder aus verschiedenen Waldorfkindergärten, Geschwister, die 2., 3. und 4. Klasse waren
dabei.
Es gab keinen einzigen Platz mehr. In einem traumhaft
gestalteten Eurythmiesaal warteten nun alle auf die Hauptdar-
steller. Erste zaghafte Flötentöne erklangen und die Spannung
stieg. Dann zogen sie stolz mit ihren Kostümen in den Saal
und nahmen ihre Plätze auf der Bühne ein. Es gab Tiere der
Erde, der Luft, des Wassers und es gab Riesen, Prinzessinnen
und Zwerge. Nach kurzen einleitenden Worten von Frau Leistikow ging es endlich los. Unter musikalischer Begleitung von
Frau Kühn und Frau Smelko begann das Klassenspiel. Alle
Kinder führten im Chor durch das Märchen.
Es war sehr ruhig und alle hörten gespannt zu. Es lag ein
Knistern in der Luft und das wollte gar nicht aufhören. Die
Kinder waren sehr sicher und souverän in ihren Rollen. Es gab
niemand, der seinen Text nicht konnte. Alle waren begeistert
und beeindruckt, was Frau Leistikow mit den Kindern geleistet
hat. Zum Schluss gab es „Standing Ovations“.
Aber am Nachmittag gab es noch eine weitere Vorstellung
für Eltern und Großeltern. Es waren wieder alle Plätze besetzt
und dieses Mal hatte man das Gefühl, die Kinder wollten
zeigen, was sie konnten. Jedes Kind schlüpfte dafür in eine
andere Rolle. Die Aufregung ging von vorne los. Neues Kostüm,
neue Rolle! Keine leichte Aufgabe.
Trotz all der Spannung und Aufregung klappte auch dieses
Mal alles wieder perfekt. Man konnte jedem ansehen, wie
beeindruckt er war, von der tollen Geschichte und wie die
Kinder sie wiedergegeben haben. Auch dieses Mal wieder ein
tobender Beifall.
Eine ganz tolle und große Leistung von allen Beteiligten
und das, obwohl die Kinder, neben dem Eingewöhnen in den
Schulalltag mit allen Regeln und Abläufen, alle großen Buchstaben, alle Grundrechenarten und erste Flötentöne zu lernen
hatten. Das Kennenlernen von zwei Fremdsprachen, Eurythmie,
Sport und Stricken lernen wollen wir natürlich nicht vergessen.
Es war ein unvergessliches Ereignis. Vielen Dank dafür!
Daniela Renk
54
Renk: Ausflug
JUNI 2009
AUF SAFARI IM DORTMUNDER TIERPARK
P
assend zum Thema des Sommerfestes machte die 1.
Klasse am 26. Juni 2009 eine Afrika-Tour durch den
Dortmunder Tierpark. Es wurden Fahrgemeinschaften
gebildet und der Ausflug konnte beginnen. Um 9 Uhr sollte
die Führung starten und nach ersten Fragen, welche Tiere denn
aus Afrika kommen und ob sie gefährlich sind, ging es endlich
los.
Angefangen bei den Löwen, Zebras, Nashörnern und Wildhunden bis hin zu den majestätischen Giraffen und sogar den
kleinen Erdmännchen. Über jedes Tier gab es etwas Interessantes
zu berichten und auch wir Erwachsenen konnten noch viel
dazulernen.
Fragen, wie z.B.: „Warum hat der Löwe so eine schöne
große Mähne und warum sind die Wildhunde so gefährlich?“,
„Wieso haben Zebras Streifen?“ wurden beantwortet. Aber
auch wie weit ein Känguru springen kann war kein Geheimnis,
obwohl es aus Australien kommt. Sogar das Gebiss eines
Wildhundes durften wir uns ansehen.
Alle hatten sehr viel Spaß und das machte hungrig. Jeder
hatte einen lecker gefüllten Rucksack dabei und nachdem sich
jeder ordentlich gestärkt hatte ging es noch zum Spielplatz.
Es war ein toller und lehrreicher Ausflug und sogar die
Sonne hat mitgemacht. Besonders schön war auch, dass Frau
Gonera uns begleitet hat. Auf diesem Wege liebe Grüße.
Daniela Renk
55
JUNI 2009
Stratmann: Ausflug
DIE 3. KLASSE IM FREILICHTMUSEUM HAGEN
E
in schöner Tag! Genau das richtige Wanderwetter! 32
Kinder, 2 Mütter, Herr Baum als „Fremdenführer“ und
Frau Günther machen sich auf den Weg:
Zuerst geht es in die alte Glockengießerei: Kennt ihr den
Unterscheid zwischen einer Glocke und einer Schelle? Die
Glocke ist gegossen, die Schelle aus einem Stück Blech zusammenheftet. Der Besenmacher zeigt seine Werke: Woraus
sind die Borsten? Aus Pferdehaar (oh wie zart die sich anfühlen) oder aus Schweineborsten für die groben Bürsten. Jedes
Büschel wird einzeln mit Kupferdraht festgenäht!
Der Korbflechter erklärt der neugierigen Schülerschar: Früher wurden die Körbe von Blinden geflochten! Welche Vielfalt
der Muster und welche Kleinarbeit! Die Schüler staunen, auch
beim Befühlen der Blindenschrift.
Wir sehen die Stanzerei, wo dünnes Blech durch Stanzen
hübsche stabile Formen bekommt. So viel Wissen macht
hungrig: Es folgt eine ausgiebige Tobe- und Futterpause auf
dem Spielplatz.
Beim Seiler erleben wir eine Fragestunde, Fragen über Fragen! Während Moritz die Kurbel dreht, müssen die anderen
Fragen beantworten: Muss ein Seiler rechnen können? Wird es
zuerst länger oder kürzer? Kann es mehr Gewicht tragen, wenn
es nass geworden ist? Warum nimmt man verschieden farbige
Garne? Zum Glück werden alle Fragen richtig beantwortet,
sonst hätte einer von uns da bleiben müssen.
Früher hatten die Seiler einen 10-Stunden-Tag und verdienten gerade mal das Essen und Trinken damit (die gute
Haferschleimsuppe!). Unser Seilermeister hatte an diesem Tag
seit Jahresbeginn schon 1.110 Seile gedreht!
An der Wassermühle erfahren wir, dass der Handwerker,
der ganz oben am Bach wohnte, die meiste Macht hatte, weil
er den anderen das Waser abdrehen konnte. Wozu ist die
56
Schmidt: Citylauf Herdecke
Treppe im Bach, wo das Wasser runter fließt? Für die Fische,
die Forellen springen auf ihr zurück.
Und dann geht's zum Schmied! Unsere Kinder können alle
Fragen beantworten!!! „Wo habt ihr das denn gelernt?“ Na wo
wohl? (Antwort: Natürlich in der Handwerkerepoche beim
selber Schmieden!) Wir staunen über die Riesenblasebälge und
die Hämmer, die durch Wasserkraft angetrieben werden und
erfahren, dass bei einem Hammerschlag des Riesenhammers
die Erde noch 50m weiter bebt! Und wenn kein Wasser da
war im Sommer? Dann mussten die Lehrlinge die Blasebälge
bedienen.
Im Museumshaus bewundern wir, was man alles aus Metall
machen kann: Schwerter, Rüstungen, Werkzeuge und Waffen,
die früher viel schöner verziert waren als heute sowie eine Metalltruhe mit 18 Schlössern. Da war bestimmt mal Gold drin.
Dann zum Abschluss überrascht uns Frau Günther mit
warmen, leckeren, in der Bäckerei gebackenen Rosinenstuten, die zünftig auf der Wiese verzehrt werden. Pünktlich mit
Einsetzen des Regens treten wir den Heimweg an. Wir hatten
einen tollen Tag!
Uschi Stratmann
JUNI 2009
HERDECKER CITYLAUF 2009: DER 6. CITYLAUF
FÜR HERDECKE, EINE PREMIERE FÜR UNSERE
3. KLASSE
W
eit vor den Osterferien teilte uns Frau Günther
mit, dass unsere Schule am Citylauf in Herdecke
teilnehmen wird. Also auch wir, die 3. Klasse.
Das sorgte für Aufregung. Sofort begannen wir in der Klasse
aufgeregt durcheinander zu schnattern.
Die einen regten sich darüber auf, dass sie, weil sie älter
waren, eine längere Strecke laufen mussten. Andere fragten
sich, ob der Lauf wohl sehr anstrengend wird. Es gab auch
weniger begeisterte Stimmen: „Oh nee – Laufen …!“. Wir alle
fieberten diesem Tag entgegen.
Frau Günther bereitete uns durch allmorgendliches Laufen
um unser Schulgebäude vor. Auch Herr Kohl gab sein Bestes,
indem er uns in jeder Sportstunde zehnmal durch die Halle
scheuchte. Dann endlich war der große Tag da. Und was für
ein Pech! Es regnete und wir froren.
Die Ausgabe unserer Startnummern und T-Shirts (Gelb-Blau
für unsere Schule) in der Tiefgarage war ein einziges, lautes
Chaos! Doch auch diese Hürde hinderte uns nicht daran, getrennt nach Altersgruppen und Geschlecht selbstbewusst an
den Start zu gehen. Hier, auf dem Rathausplatz von Herdecke,
herrschte trotz Regen buntes Treiben. Laute, rhythmische Musik unterbrochen von einem Moderator, sorgte für Stimmung.
Viele Zuschauer warteten auf die Läufer. Um kurz vor 3 Uhr,
die Spannung stieg langsam ins Unerträgliche, erfolgte nicht
wie angekündigt der ersehnte Start, sondern die Ansage, dass
die riesige, bunte Mädchengruppe in drei kleine Laufgruppen
unterteilt wird, um maximale Sicherheit für die Teilnehmerinnen
zu gewährleisten.
Dann endlich war es soweit: Der Startschuss fiel und
eine Gruppe aufgekratzter Mädchen lief die nasse, rutschige
57
JUNI 2009
Ahlert-de Graat: Citylauf Herdecke
Rennstrecke entlang. Viele hatten schon nach wenigen Metern
Seitenstiche und blieben zurück. Andere sparten ihre Kraft für
den Schlussspurt. Nass und erschöpft kam Gruppe für Gruppe
ins Ziel. Hier wurden wir alle mit Zuschauerapplaus und einer
Medaille belohnt.
Im nächsten Sportunterricht bekamen wir alle eine Urkunde
überreicht und erfuhren voller Stolz, dass unsere Schule den
2. Platz gemacht hat.
Marie Schmidt
begeistert: „Da nehmen wir teil!“. Ihm ist es wichtig, auch
durch sportliche Ereignisse das „Wir-Gefühl“ in den Klassen
zu stärken. Ein Volkslauf ist ein großes Ereignis und er findet
es in einer immer bewegungsärmeren Zeit besonders wichtig,
den Kindern zu zeigen, welche Möglichkeiten der Bewegung
es gibt und wie viel Spaß das macht. Und so wurden – hauptsächlich aus den ersten vier Klassen – 80 Schülerinnen und
Schüler zur Teilnahme motiviert.
Aber pünktlich zum Start kam dann der große Regen. Es war
nass, es war kalt, es war einfach ungemütlich. Die Verteilung
der Startnummern wurde schnell in die Tiefgarage verlegt. Ein
Höllenspektakel. Alle wollten als erstes ein T-Shirt und die
Startnummer haben. Selbst mit einem Megafon kam Niklas
Kohl nicht gegen das Getöse an. Aber irgendwann war alles
verteilt und die Startnummer am T-Shirt angebracht.
Raus zum gemeinsamen Aufwärmen. Die gelbe Farbe der
Blote Vogel T-Shirts war überall zu sehen.
Angefeuert von den vielen Eltern schafften dann auch alle
Schülerinnen und Schüler die Strecke und konnten zu recht stolz
W
enn ich an den Herdecker Citylauf 2009 denke,
dann verbinde ich diesen Tag mit Regen, Regen und
nochmals Regen. Es war so regnerisch, dass sogar
die Überschrift in der Zeitung „Über 1.000 Starter trotzten stolz
dem Regen“ auf das Wetter anspielte. Aber der Reihe nach:
Als unser Sportlehrer Niklas Kohl erfuhr, dass es beim Herdecker Citylauf einen Grundschulwettbewerb gibt und dass
eine Sparkasse jedem Schüler ein T-Shirt sponsert, war er total
58
Ahlert-de Graat: Citylauf Herdecke
auf das Erreichte sein. Denn schließlich mussten die Kleineren
über einen Kilometer und die etwas Älteren gut zwei Kilometer
laufen. Und wie stolz die Kinder waren, ist dem Feedback einer
Mutter zu entnehmen. „An den Veranstalter: Ihr hattet einen
schlechten Tag. Es war nass und es war kalt. Die Siegerehrungen
verzögerten sich und ich war froh endlich wieder zu Hause zu
sein. Aber meine Tochter schläft seit dem im City-Lauf-T-Shirt
und legt die Medaille stolz unter ihr Kopfkissen“.
Und dass die Blote-Vogel-Schule auch eine sportliche Schule
ist, konnten sie eindrucksvoll beweisen. Zum einen belegten wir
in der Grundschulwertung unter sieben Schulen den zweiten
JUNI 2009
Platz. Und zum anderen gab es in der Einzelwertung viele
Top-Platzierungen: Einen 1. Platz erkämpfte sich Patricia de
Graat über 2 km in 8:22 Min (Alterklasse W11), zweite Plätze
erreichten Kira Weißbach über 5 km in 26:38 Min (AK WJA),
Jaspar Klammroth über 2 km in 8:12 Min (AK M15), Marit
Lehmann über 1 km in 5:26 Min (AK W7) und Alexander de
Graat über 1 km in 5:00 Min (AK M7), dritte Plätze belegten
Kira Eschner über 2 km in 9:01 Min (AK W10) und Robin
Ilchmann über 1 km in 5:03 Min (AK M7).
Es bleibt nur zu hoffen, dass das Wetter nächstes Jahr besser
sein wird.
Jörg Ahlert-de Graat
59
JUNI 2009
Laroussi: Afrika-Projekt
Abdoulaye Ndiaye aus dem Senegal in Stoffen fest. Percussionklänge der verschiedenen Ethnien Afrikas wurden in einem
eindrucksvollen Konga-Orchester mit Schülern interpretiert und
dazu begegneten sie den fremden Gerüchen des Couscous,
des traditionellen Minzetees, des frischen Korianders und
schmeckten die Süße der Datteln und Feigen.
BLOTE-VOGEL-SCHULE ZIEHT MIT DEN ZUGVÖGELN
NACH AFRIKA
L
ehrer und Künstler machten sich mit den Kindern und
Jugendlichen auf den Weg der Südroute der Mauersegler,
Schwalben und Störche. So schrieben die Kinder mit
Gandhi Chahine Sprechgesänge von Erlebnissen, die die Vögel
auf ihrer Reise wahrnehmen und erspähen. Dominik Muscat
inszenierte mit den Kindern die Klangwelt Afrikas durch über
Trommeln laufende Kichererbsen, durch unterschiedlich klingende Calabassen, Hölzer und Riesensamen und legte einen
Klangteppich von Vogelstimmen und einfachen Gesängen
darunter.
Die Kinder schrieben Geschichten aus der Sicht der Mauersegler, die unermüdlich ihre 7.000 km zu schaffen bereit sind
und während des Fliegens ihren Schlaf genießen. In Afrika
angekommen, meißelten die Kinder die Eindrücke aus der
Luft mit Nimrod Phiri und Maikos Kutyauripo aus Zimbabwe
in Stein. Farben und Muster hielten sie mit dem Batikkünstler
60
Nachvollziehbar ist die Südroute durch die angefertigte
Afrikakarte aus Holz, die alle Flugrouten bis Südafrika in sich
vereint, wo Häuser der Ndebele durch ihre bekannte Bemalung sicherlich auch aus der Vogelperspektive in gewaltiger
Höhe auffallen. Ein inspirierender Eindruck für die Bemalung
des Hauses auf dem Außengelände der Schule, begleitet von
dem Wittener Künstler Jonas Heinevetter. Bastian Müller holte
Künstler der Shona-Art nach Deutschland, der Fundo-Verein
brachte weitere Künstler mit. Der Verein artourprojects, der
transkulturelle Bildung und Kunst fördert, bezog die Woche
in den Rahmen seines Beitrags „Cuculus 2010 – miteinander
in die Zukunft ziehen“ zur Kulturhauptstadt 2010 ein.
„Es war eine wunderbare Reise als Einstimmung auf die
ersehnten Sommerferien, die für die Kinder weitere Erlebnisse
und Entdeckungen offen halten.“ beschrieb die Koordinatorin
der Schule, Sabine Henke-Kohl die Woche an ihrer Schule.
Kirsten Laroussi
Galys/Schwensow: Sinnesparcours
„VERSCHOLLEN IN AFRIKA“ – DER SINNESPARCOURS DER 5. KLASSE
D
a das diesjährige Sommerfest das Motto „Afrika“
hatte, haben wir uns überlegt, den alljährlichen
Sinnesparcous, den traditionell die 5. Klasse organisieren muss, ein wenig dem Thema entsprechend anzupassen. Glücklicherweise hatte Heike Schwensow diesbezüglich
sofort spontane Ideen bereit, die sie dazu veranlassten, die
Planung des Parcours federführend zu leiten, wobei sie in der
Elternschaft einige tatkräftige Helferinnen und Helfer finden
konnte, die sie in ihren Ideen bestärkten und unterstützten.
Wir haben dabei versucht, Teile des afrikanischen Kontinents
als Vorbild mit einfließen zu lassen. Der gesamte Raum war
fast völlig abgedunkelt und nur mit sehr diffusem Licht (durch
Kerzen usw.) beleuchtet, verstärkt durch unterschiedliche
Gerüche, Effekte von Ventilatoren, Nebelmaschine u.ä. Zur
Begrüßung wurden die Kinder von einem Elternteil mit Worten
auf das eingestimmt, was sie erspüren/erfahren würden, so
dass sie sich mit geschärften Sinnen und in gespannter Erwartung auf den Weg gemacht haben – z.T.
durchaus auch mit gemischten Gefühlen.
Der Eingang zum
Parcours wurde als afrikanische Bambushütte
gestaltet, die in einen
Dschungel-Pfad mündete, geschmückt von
einem halben Wald
von frischem, duftendem
Farn. Die Kinder machten sich alleine oder
zu zweit auf den Weg,
den Parcours zu erfor-
JUNI 2009
schen und wurden dabei – begleitet von afrikanischen Klängen
– mit allerlei Unerwartetem konfrontiert.
Hier einige Kinder -Zitate: „Die Einleitung zum Dschungelpfad gefiel mir gut, weil es sofort spannend wurde!“
„Ich hatte ein komisches Gefühl, als ich an dem wehenden
Vorhang vorbei musste. Und gerade als ich dachte, ich hätte
es geschafft, griff eine kühle Hand nach mir!“
„Ich habe mich am meisten erschreckt, als ich die Hand in
der Kiste gegriffen habe.“
„Die Kühlpads auf dem Boden fand ich echt cool!“
„Ich fand es witzig, wie sich alle immer an den einzelnen
Stationen erschreckt haben, z.B. bei der Sprühwasser-Dusche
von oben, oder der greifenden Hand von unten! Es hat genauso viel Spaß gemacht, dabei mit zu helfen, wie dadurch zu
gehen!“
„Mir hat der Pharao gut gefallen, weil die Füße aussahen
wie von einer Puppe.“
Abschließend möchten wir noch einmal sagen, dass sich
all‘ die vielen Mühen mit dem langwierigen und aufwendigen
Aufbau im Nachhinein wirklich gelohnt haben. Wir haben als
Eltern zwar einen deutlich höheren Einsatz bringen müssen,
als der „Standard-Sinnesparcours“ für gewöhnlich erfordert,
sind aber auch mit einem wirklich tollen Erfolg belohnt worden.
Auch das Risiko, den Raum in die 3. Etage zu verlegen, um
zum einen Ruhe und zum anderen abgeschiedene Vorbereitungszeit zu haben, hat sich als lohnend erwiesen. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 5 selbst haben sowohl bei
Auf- und Abbau als auch bei verschiedenen Stationen mitgeholfen und dabei fast genauso viel Spaß gehabt wie die teilnehmenden Kinder. Der Besucher-Ansturm riss bis zum Ende
des Sommerfestes nicht ab und die Kinder mussten z.T. Wartezeiten bis zu 30 Minuten in Kauf nehmen – was sie selbst
als Wiederholer gerne taten!
Claudia Galys, Heike Schwensow
61
JUNI 2009
Wagner: Chorprojekt
rigen Werke (Stücke von Mozart, Brahms etc.), beschäftigten
wir uns dieses Mal mit einem modernen Chorwerk. Texte in
verschiedenen Sprachen, aus verschiedenen Ländern und Zeiten
zeigten bereits das Anliegen Jenkins': „The Armed Man“ kultiviert
Vielfalt als etwas sich Ergänzendes und setzt damit ein Zeichen
für eine Versöhnung und Annäherung der Völker. Gesungen
wurde von Krieg, Zerstörung und der Hoffnung auf Frieden,
ein klarer Appell an alle Nationen, Religionen und Kulturen,
sich zu besinnen und in Eintracht miteinander zu leben.
CHORPROJEKT 2009: „THE ARMED MAN – A
MESS FOR PEACE“ (KARL JENKINS)
M
it dem Auftrag, einen Artikel über das diesjährige
Chorprojekt zu schreiben, habe ich mich heute
morgen an den Schreibtisch gesetzt. Mitten in den
Sommerferien heißt das, plötzlich wieder an die Schule zu denken,
an das vergangene Jahr, an viele schöne Momente. Für mich
als ehemalige Zwölftklässlerin ist das sicherlich angenehmer
als der Ausblick auf das kommende Abiturjahr, weswegen die
Erinnerungen von einiger Nostalgie begleitet werden. Da war
der Künstlerische Abschluss, die Abschlussfahrt, der Abschied
von Klassenkameraden, aber auch von anderen Dingen, die
manche mehr, manche weniger vermissen werden.
Zu eben jenen Dingen gehört auch das alljährliche Chorprojekt.
Auf einmal in der Rolle der „Großen“ haben wir gemeinsam
mit dem Oberstufenchor Karl Jenkins' „The Armed Man – A
Mess for Peace“ in Angriff genommen. Anders als die vorhe-
62
Ein Werk also wie geschaffen, um all die unterschiedlichen
Menschen, die in die Klassen 9 bis 12 unserer Schule gehen,
zusammen zu führen und aus ihnen einen Chor zu bilden.
Gleich zwei Klassen durften als Neuzugänge begrüßt werden,
da dieses Jahr nicht nur die 10. sondern auch die 9. Klasse
zum ersten Mal am Chorprojekt teilnahm. Inmitten dieser zusammengewürfelten Schülerhorden stand Britta Fackler als Fels
in der Brandung, bemüht, Form und Ordnung zu erschaffen.
Schon hier zeigte sich ein Culture-Clash, da wir als Schüler
generell eher zum kreativen Chaos neigen. Im Laufe der Zeit
stellte sich jedoch heraus: Die Facklerschen Bemühungen um
Struktur und unser Vertrauen in die berüchtigte „letzte Minute“
ließen sich doch recht gut kombinieren. Natürlich erst in letzter
Minute, aber immerhin.
Die vorherige Zeit bestand aus den üblichen Höhen und
Tiefen, aus guten und schlechten Proben, Lustlosigkeitsattacken
unsererseits, Wutanfällen seitens der Leitung, gemeinsamem
Lachen und gemeinsamem Seufzen, Halskratzen und Ohrwürmern und vielen Stunden, die, kaum merklich, aus vier
unterschiedlichen Klassen sowie ein paar Lehrern und Eltern
einen Chor schufen.
Unterstützt wurden wir dabei wieder von Rainer Klaas („Ich
muss doch mal gucken, ob Rainer nicht geschrieben hat ...“),
der immer mit viel Ruhe und Humor seinen Platz hinter dem
Klavier einnahm. In der Endphase gesellte sich ein Orchester
Schleiden: Chorprojekt
in kleiner Besetzung hinzu, sowie ein Muezzin, welcher als
Besonderheit des Stückes das muslimische Glaubensbekenntnis
sang. Dies war gerade für diejenigen, welche zum ersten Mal
den sogenannten Adhaan vernahmen, eine ungewöhnliche,
aber spannende Erfahrung. Ganz im Sinne des Stückes also,
welches ja für Annäherung an Fremdes steht.
Schließlich war es dann soweit: An die 200 Menschen,
einheitlich in schwarz gekleidet und mit Noten in den Händen,
versammelten sich auf der Bühne, um ihre Arbeit zu präsentieren. Die letzte Probe war überstanden, ebenso die allseits
gefürchtete Stellprobe, bei welcher jeder wie immer hektisch
einen vorteilhaften Platz suchte. Die Menge, die sich hinten
im Musikraum zu scheinbar chaotischen Schlangen zusammengefunden hatte, kam in Bewegung und obwohl alles alt
vertraut schien, regte sich bei dem ein oder anderen immer
noch ein wenig Lampenfieber. Auf der Bühne entwirrten sich
die Schlangen zu ordentlichen Reihen, die, dirigiert von Britta
Fackler, eine ordentliche Reihe Musikstücke im Saal erschallen
ließ. Mit wortwörtlich Posaunen und Trompeten wurde die
Arbeit eines ganzen Schuljahres in einer guten Stunde präsentiert. Wir Zwölftklässler meisterten den Abend nicht nur
mit den Stücken für den ganzen Chor, sondern außerdem mit
kleinen Chorsoli, mit welchen wir uns vom Chorgeschehen
verabschiedeten.
Später, als nur noch der Nachklang des Applauses und
der Schweißgeruch geleisteter Arbeit in der Halle hing, mag
vielleicht der eine oder andere seltsam berührt gewesen sein.
Denn auch wenn alle schon einmal darauf geschimpft haben:
Irgendwie war der Chor doch zu einem Teil unseres (Schul-)
Lebens geworden.
Lena Wagner
JUNI 2009
N
achdem ich 2 Jahre lang meine privaten terminlichen
Verpflichtungen und Ansprüche so organisiert hatte,
dass ich ab September 2008 donnerstags zu den
mittlerweile fest etablierten Chorprobenterminen erscheinen
konnte, wurde gleich der erste Abend von Britta Fackler mit
der Frage eröffnet: „Wollen wir nicht einen anderen Probentag nehmen?“ Nein – wollten wir nicht! (zum Glück hatten
auch die Mütter und Väter mit längerer Chorpräsens ähnlich
disponiert!)
Zugegeben – der Donnerstag ist angesichts der ständig terminbedrohenden und häufig überziehenden Lehrerkonferenz
nicht optimal (nicht selten gelangte ich so in den Genuss einer
musikalischen „Einzelförderung“ – war ich doch dem ohnehin
notorisch unterbesetzten Tenor zugeteilt), aber das sollte sich
ja durch den Schülerchor mit erstmalig beteiligten 9. Klässler/innen noch erfreulich ändern.
Ähnlich wie den Schülerinnen und Schülern gefiel auch mir,
dass es sich mit „The Armed Man“ um eine zeitgenössische
Komposition mit einem mehr als aktuellen und brisanten
Thema handelt.
Das Singen in verschiedenen Sprachen machte die Probenarbeit abwechslungsreich (Spaß hatte wir ohnehin dank
eines sich stetig weiter entwickelnden „sense of humor“, der
unterstützt, getragen und gefördert wurde durch Britta Facklers
ureigene Art, Chorarbeit zu leiten). Dies nachvollziehbar zu
beschreiben vermag ich an dieser Stelle gar nicht – wer neugierig geworden ist, mag einfach selbst in eines der nächsten
Chorprojekte mit einsteigen – es lohnt sich!
Richtig spannend wurde es dann ab der ersten gemeinsamen Schüler-Lehrer-Elternprobe. Hierzu, wie auch zur
Aufführung, konnten wir dank verschiedener Kontakte den
Imam der islamischen Gemeinde Herbede gewinnen, der in
für alle beeindruckender Weise das islamische Gottesgebet,
das Adhan, vortrug.
63
JUNI 2009
Hoffmann: Tanzkurs
Die generationsbedingten „Spannungsbögen“ zwischen
Disziplin und creativem Chaos (s.a. Beitrag Lena Wagner)
meisterten wir nicht zuletzt dank Britta Facklers Routine und
bisweilen auch recht kräftigem Stimmeinsatz, so dass trotz
Lampenfieber und den für solche Ereignisse üblichen Unruhen
und Zweifeln sich durchaus das Gefühl breitmachte, es wird
eine gute Sache – und das wurde es ja dann auch!
Mein Donnerstagabend wird auch im nächsten Schuljahr
freibleiben für das nächste Chorprojekt und nicht nur für den
Tenor würde es mich freuen, wenn noch mehr Eltern den Weg
hierhin finden würden.
Übrigens: Eine Stunde Singen produziert so viel Glückshormone wie eine Tafel Schokolade!
Elmar Schleiden
6 TAGE IM REICH VON WALZER, CHA-CHA-CHA,
RUMBA UND ROCK'N'ROLL
1
-2 Cha-Cha-Cha, 3-4 Cha-Cha -Cha. So klang es vom
7. bis 12. Juni 2009 in unserer Schule, während wir das
Tanzen lernten. Vera Jorberg und Johannes Labudde
gaben uns einen Einblick in die Standard- und Lateintänze
und einigen von uns auch einen Einblick in den aufregenden
Rock'n'Roll.
Während des 6-tägigen Tanzkurses erarbeiteten wir uns zu
den verschiedenen Grundschritten der Standard- und Lateintänze auch mehrere komplizierte Figuren, was mit viel Geduld
und Arbeit verbunden war.
Der Großteil der Klasse begegnete dem Tanzen mit der
Grundeinstellung „Abneigung“, „Bloß nicht“. Das änderte sich
jedoch ziemlich schnell und auch die „Ablehner“ wurden positiv
überrascht und in den Bann der Bewegung gezogen.
Wir erlernten die Tänze: Cha-Cha-Cha, Rumba, Walzer,
Wiener-Walzer, Tango, Jive und Foxtrott und einige von uns
auch Rock'n'Roll.
Abschließend und als krönendes Ereignis dieser schönen
und aufregenden Woche, beschloss am Freitag, dem 12. Juni
2009 ein Tanzball die Zeit.
Kurz nach 20 Uhr schritten die Tanzpaare zur Musik von
James Bond 007 ein. Paarweise stellten sie sich auf der Büh-
64
M. Glathe: Verabschiedung
ne vor und den Damen wurde mit Kniefall durch den Herrn
jeweils ein Blumenstrauß überreicht. Der Ball wurde nach
Vorstellung aller Paare von einem Paar mit einem Wiener
Walzer eröffnet.
Nach der Eröffnung gab es stündlich ein Vortanzen von
uns. Wir zeigten den Gästen, was wir in den vergangenen
Tagen gelernt und einstudiert hatten. Zwischendurch hatten
alle die Gelegenheit, zu der gespielten Musik das Tanzbein
zu schwingen.
Gegen Mitte des Abends gab es eine Darbietung von Frau
Kimbarishvili und Partner. Sie zeigten einen Tango-Argentino
und gaben dem Abend einen argentinischen Hauch.
Die letzte offizielle Tanzeinlage an diesem Abend war die
lang ersehnte Rock'n'Roll-Darbietung, welche ein Teil unserer
Klasse mit viel Spaß einstudiert hatte.
Die Damen wurden so ein letztes Mal über die Bühne gewirbelt, die Tanzlehrer präsentierten sich das letzte Mal offiziell
auf der Bühne und die Gäste bewunderten und applaudierten
zum letzten Mal. Der Abend wurde kurze Zeit später zum
Bedauern vieler Gäste und Teilnehmer beendet.
Wir werden uns an diese Zeit immer wieder gerne zurück
erinnern und danken noch einmal allen, die diesen Abend
zu einem so schönen und unvergesslichen Erlebnis werden
ließen. DANKE!
Dinah Hoffmann
JUNI 2009
VERABSCHIEDUNG DER 11. KLASSE
I
n diesem Jahr war alles etwas anders für die 11. Klasse.
An unserer Schule wurden zum ersten Mal die Zentralen
Abschlussprüfungen geschrieben, was für die Schüler,
aber auch die Lehrer ziemlich aufregend war. Nachdem die
Prüfungen geschrieben und die Ergebnisse mitgeteilt waren,
kam unsere Schule zum ersten Mal in die Situation, nicht nur
die 12. sondern auch die 11. Klasse verabschieden zu müssen,
da sich einige Schüler dazu entschlossen hatten, die Schule
nach dem bestandenen mittleren Abschluss zu verlassen.
Da es nach der 11. Klasse noch keinen Waldorfabschluss
gibt, der traditionell erst nach der Vollendung des Künstlerischen Abschlusses und der Jahresarbeit vergeben wird, war
die Schule nicht wirklich gut vorbereitet auf dieses Ereignis.
Für die Verabschiedung während der Unterrichtszeit, bei der
alle Schülerinnen und Schüler der Schule dabei sein sollten,
wurde nur eine halbe Stunde des Hauptunterrichts geopfert,
wobei auf Grund einiger Ausflüge noch nicht mal alle Klassen
anwesend waren.
Frau Henke-Kohl hielt zu Beginn eine kurze Ansprache
und die Klassenbetreuerinnen, Frau Lessing-Langen und Frau
Heckendorf, hielten danach ebenfalls eine kleine Rede, in der
sie die Zeit mit der 11. Klasse widerspiegelten und ihnen viel
Glück auf ihrem weiteren Lebensweg wünschten. Danach folgte
die Zeugnisvergabe, wobei jeder Schüler einzeln auf die Bühne gebeten wurde und seine Mappe, in der sich jedoch noch
kein Zeugnis befand, entgegennahm. Die Zeugnisse konnten
den Schülern noch nicht ausgehändigt werden, da diese noch
unterzeichnet werden mussten.
Die festliche Verabschiedung der Klasse, bei der die
Schülerinnen und Schüler der 11 einen Film präsentierten,
der Ausschnitte der Abschlussfahrt zeigte, fand am gleichen
Abend statt. Die Schülerinnen und Schüler überreichten auch
Geschenke an die Lehrer, die an den Prüfungsvorbereitungen
65
JUNI 2009
F. Schöttes/Marder: Griechenland
beteiligt waren. Dann folgte die nun offizielle Zeugnisvergabe,
die nach dem gleichen Prinzip wie am Morgen ablief. Die
Klasse hatte ein Buffet im Handarbeitsraum organisiert, wo
alle Gäste, Lehrer und Schüler nach dem offiziellen Teil den
Abend mit sehr leckerem Essen ausklingen ließen.
Die Schülerinnen und Schüler, welche die Schule voraussichtlich verlassen werden, nutzten diese Zeit, um sich von
den Lehrern zu verabschieden und ihre Abschluss-T-Shirts mit
Unterschriften und Widmungen der ganzen Klasse versehen
zu lassen.
Wir Schüler der 10. Klasse haben diese Verabschiedung im
kommenden Jahr vor uns und hoffen, dass unsere Klasse dann
nicht so viele Mitschüler verliert.
Manon Glathe
AUSFLUG IN DIE ANTIKE –
KLASSE 12 IN GRIECHENLAND
D
ie Reise begann an einem Sonntagnachmittag, als
sich unsere Klasse vor einem modernisierungswürdigen Reisebus versammelte. Die ersten 40 Minuten
der Fahrt waren voller Vorfreude, bis die Stimmung in schwitzende Langeweile umschlug, da das Busfahren doch nicht
sooooo geil war wie erwartet.
Gegen Abend stoppten wir in Ulm, um die uns fremden,
aus Berlin stammenden Schüler einzusammeln. Außerdem
tauschten wir unseren alten und nicht ganz so feschen Busfahrer gegen den aus Ulm stammenden Jörg. In dieser Konstellation bewegten wir uns die restlichen, gefühlten 8.523,2
km, bis nach Ancona in Italien fort. Hier erwartete uns eine
„Super-Ferry“ mit nicht ganz so „Super-Schlafgelegenheiten“
(wir schliefen auf dem Boden …).
Trotz alledem war die Fahrt ein Traum. Wir kamen in Griechenland an und nach einer verhältnismäßig kurzen Busfahrt
erreichten wir unser Ziel: Ouphria – traumhaft gelegen, von
Olivenhainen umgeben und nur knappe fünf Kilometer Luftlinie bis zum Meer. Wenige Stunden nach der Ankunft waren
wir das erste Mal am Strand. Nach der 48 Stunden langen
Reise war diese Erfrischung genau das Richtige für uns.
Die nächsten zwei Wochen waren von vielen Ausflügen,
lustigen Abenden und Strandbesuchen gekennzeichnet. Wir
sahen den Golf von Korinth, besuchten Olympia, Delphi,
Epidauros, das Amphitheater, den Golf von Korinth, die Höhle des Dionysos, Mistra und Mykene.
Ein typischer Ausflug begann morgens um 5 Uhr, was zur
Folge hatte, dass die ersten 3 Stunden im Bus schlafenderweise verbracht wurden. In Mykene angekommen, besichtigten
wir nach einer kurzen historischen Einweisung durch Frau
Kemper die Überbleibsel dieser antiken Stadt. Wir traten durch
66
F. Schöttes/Marder: Griechenland
JUNI 2009
67
JUNI 2009
Baum: Rückblick
das aus riesigen Steinen bestehende
Löwentor und genossen die Aussicht
von der Anhöhe. Ein aufziehendes
Gewitter rief eine beeindruckende
Stimmung hervor. Nach zwei Stunden
aktiven Steineguckens waren alle froh,
sich wieder entspannen zu können.
Die zahlreichen Ausflüge haben viel
Energie gekostet, doch durch sie haben
wir einen Teil Griechenlands und dessen antiker Kultur kennengelernt. Dies
war auch ein Verdienst des weltbesten
Busfahrers – Jörgel Mann, der trotz der
langen Fahrten die Stimmung hoch hielt
und sein Griechenlandwissen auf humoristische Art und Weise weitergab.
Außerdem waren die Ausflüge ein gutes
Mittel, die Berliner Klasse näher kennenzulernen, zu welcher
wir heute noch regen Kontakt haben.
Dem Zusammenhalt unserer Klasse hat die Reise sehr gut
getan, denn sie bildete einen schönen Abschluss für die zwölf
Jahre Waldorfschulzeit. Diese herausragenden Tage wurde von
unseren Lehrerinnen Renate Riepe und Ursula Kemper mit viel
Freude und Engagement begleitet.
Nach der erfolgreichen Rückkehr aus Griechenland wurden
die uns verlassenden Schüler noch einmal gebührend verabschiedet. Die Eltern gestalteten einen schönen Abend mit
Buffet und alten Erinnerungen. Am späteren Abend wurde die
Feier in einen Veranstaltungsraum verlegt, in dem die Klasse
auf eine gelungene Reise anstieß.
Wir wünschen allen ehemaligen Klassenkameraden viel
Erfolg und alles Gute: „Das Leben ist kein Ponyhof“, denkt
daran!
Franziska Schöttes, Johannes Marder
68
MEINE SCHÖNE ZEIT – EIN RÜCKBLICK VON
ULLA BAUM AUF 22 JAHRE SCHULARBEIT
E
inige von Ihnen haben in ihrem Leben sicher schon
die Erfahrung gemacht, wie motivierend und zufriedenstellend es ist, wenn man seinen eigenen Arbeitsplatz sozusagen mit aufbaut und gestalten kann. Mir war das
Glück vergönnt!
Es war ein Geschenk, 22 Jahre täglich mit Freude zur Schule fahren zu können. 22 Jahre! – Einige mögen denken: „Eine
lange Zeit!“ Sie ist aber nicht lang, wenn man sie hinter sich
gebracht hat.
Hier ein kleiner Rückblick:
Angefangen hat mein Weg an dieser Schule, als ich davon
hörte, dass eine Gruppe von Eltern im Umkreis von Herdecke
die Initiative ergriff eine Waldorfschule zu gründen. Auch ich
ergriff die Initiative und nach einem gelungenen Vorstellungsgespräch wusste ich sofort, dass das eine Aufgabe für mich
wäre.
Es folgten einige Gründungsabende und wir bekamen
überraschend schnell und unerwartet Räumlichkeiten an der
Bochumer Straße zur Verfügung gestellt. Für mich war dieses
Schulgebäude nicht fremd, da auch schon meine Tochter in
der Gründungsphase der RSS Witten I dort die Schule besucht
hatte.
Meine gleichsam zweite Einschulung fand dann im August
1987 statt – an einer kleinen „Dorfschule“ mitten in Witten.
Mattes Riepe zog mit seiner 2. Klasse, die als Balkonklasse in
der RSS Witten I gestartet war, in diese Räumlichkeiten ein und
Britta Holzfällers Erstklässler schritten in diesem Jahr durch
das Blumentor.
Wie klein die Schule doch noch war!
Aus meinem Bürofenster konnte ich das bunte Treiben auf
dem Schulhof mit Freude beobachten, wo ca. 60 Schülerinnen
Baum: Rückblick
JUNI 2009
69
JUNI 2009
Baum: Rückblick
und Schüler auf dem Schulhof von zwei Lehrern betreut wurden. Eine junge Elternschaft traf sich wöchentlich mit Begeisterung, um die weitere Entwicklung der Schule zu planen. Der
Andrang war so groß, dass man nicht lange um Mitarbeit
werben musste. Der Zusammenhalt machte es möglich, manche Durststrecke schnell zu überwinden.
So ging Jahr für Jahr ins Land. Es kamen ständig neue Klassen hinzu, bis wir aus allen Nähten platzten. Wände wurden
herausgerissen oder wieder eingebaut, mit meinem Büro durfte ich auch mehr als einmal umziehen. Während dieser ersten
Jahre verloren wir aber nicht das Ziel aus den Augen, in den
eigenen vier Räumen unterrichten zu wollen.
Nach langer Suche bot man uns das Grundstück an, auf
dem wir uns jetzt befinden. Das war für uns – neben dem
Institut Witten-Annen – eine praktikable Lösung. Schon bald
folgten Grundsteinlegung und Richtfest.
Ich gehörte nicht zu denjenigen, die laut jubelten, als der
Umzug vorbereitet wurde. Zu sehr hing mein Herz an den
Erinnerungen an die alte Schule. Von einer kleinen, gemütlichen
Dorfschule in ein großes ausgebautes Gebäude, da erübrigt
sich wohl jeder Kommentar.
Als dann aber die Vorbereitungen für unsere Einweihungsfeier begannen, war mir schnell klar, dass ich auch an diesem
neuen Schulort noch schöne Jahre verbringen würde.
Und so war es auch!
Jeder Tag an der Blote-Vogel-Schule hat mein Leben bereichert. Viele Kinder habe ich von der Einschulung bis zur
Entlassung, also quasi zum Erwachsenenwerden, „begleitet“.
Viele Eltern und Kollegen habe ich in all den Jahren kennen
und schätzen gelernt.
Umso schwerer ist es, wenn sich irgendwann die Frage
stellt, ob man sich vorzeitig verabschieden möchte. Ich konnte die Frage nicht so schnell beantworten. Es war keine einfache
Überlegung. Doch dann stand der Entschluss fest.
70
Der Zeitpunkt rückte näher und in den letzten Wochen vor
Schuljahresende waren die Vorbereitungen für eine Abschiedsfeier nicht mehr zu verheimlichen und zu übersehen. Mal hieß
es: „Ulla guck mal weg!“ … Dann wurden Türen zugemacht,
es wurde getuschelt … und wenn laut getuschelt wurde hieß
es immer: „Ulla entspann dich“. Auf dem Konferenzplan stand
unter Punkt 5: „Vorbereitungen Verabschiedung U. Baum“.
Die Kollegen hatten bei den Vorbereitungen viel Spaß und
ich ahnte noch nicht, dass die Feier all‘ meine Erwartungen
übertreffen würde. Ich wurde an dem Abend von zu Hause
abgeholt und von meinen Kolleginnen und Kollegen vor dem
Eingang unserer Schule empfangen. Mich erwartete ein Spalier
aus 50 roten Rosen, das ich mit zittrigen Knien und begleitet
durch das von dem Kollegium gesungene Lied „Für Dich soll‘s
rote Rosen regnen“ durchschritt.
Es folgte ein Flötenspiel zur Begrüßung von meinem Enkelkind Moritz. Begleitet wurde ich von allen Anwesenden zu
einem Ehrensessel in der ersten Reihe vor der Bühne und mein
lieber Kollege Roland Schröter-Liederwald widmete mir eine
Rede.
Es folgten noch drei Gesänge aus der „Carmina Burana“,
gesungen vom Kollegium als Erinnerung an das Konzert, bei
dem ich selbst mitgesungen habe.
Eine von einem ehemaligen Vorstandsmitglied, Frau Momsen, gehaltene Rede begann mit einem Walzer auf der Bühne.
Sie übergab mir im Auftrag der Schulgemeinschaft einen wunderschönen angefertigten Anhänger, der unser Schullogo
wiederspiegelt.
Regelmäßig kam ein „Butler“ mit einem Tablett neuer Taschentücher vorbei. Ein reichhaltiges Buffet stärkte uns, bevor
sich viele Kolleginnen und Kollegen zum Gemeinschaftsspiel
„die Reise nach Jerusalem“ auf der Bühne versammelten.
Der Abend war voller Überraschungen. Das Kollegium
hatte keine Scheu davor, eine Reportage mit Filmaufnahmen
Baum: Rückblick
JUNI 2009
in der Herdecker Fußgängerzone zu drehen. Es wurde nämlich
die beste Sekretärin gesucht. Das Ergebnis bekam ich symbolisch mit einer Trophäe überreicht.
Der Abend endete mit einem Gitarrensolo durch den ehemaligen Kollegen Thomas Schiller mit dem Lied „Gute Nacht
Freunde, es wird Zeit für mich zu gehen“.
Es war ein grandioser Abend, eine Verabschiedung, die
jeden Rahmen sprengte. Danke, an meine lieben Kolleginnen
und Kollegen, die diesen Abend ermöglicht haben!
Ich habe auch von Eltern viele Worte des Dankes und
Wünsche für meine bevorstehende Zeit bekommen, für die
ich mich ganz herzlich bedanken möchte. Besonderer Dank
auch an die Schülerinnen und Schüler, die mir viele nette
Wünsche mit auf dem Weg gegeben haben!
Ein gemeinsamer Weg über 22 Jahre formt die Beteiligten
zu einer Schicksalsgemeinschaft. Auch wenn man nicht mehr
Mitarbeiter ist, wird das immer so bleiben – ich werde sicherlich weiter „aus der Entfernung“ Anteil nehmen. Aber so groß
ist die Entfernung gar nicht, denn meine Enkelkinder werden
mich auf dem Laufenden halten, auch wenn ihre Oma nicht
mehr im Büro sitzt.
Meine Kräfte haben sich verlagert – das Beruhigende:
Meine Energie verlangt nach anderen Aktivitäten – sie sind
schon voll im Gange (s. Fotos)!
Ihre und Eure Ulla Baum
71
Juli
72
Schöneweiß/Beckmann/Schleiden: Schülervertretung
WAS MACHT EIGENTLICH DIE SCHÜLERVERTRETUNG?
D
ie Schülervertretung besteht aus den Klassensprechern der Klassen 7 bis 11, deren Aufgabe es ist, die
Interessen der jeweiligen Klassen zu vertreten und
Lösungen für anstehende Probleme zu finden.
Unsere Hauptaufgabe bestand in diesem Jahr darin, den
Schülerraum neu zu gestalten und für die Schüler der Mittelund Oberstufe als Aufenthaltsraum attraktiver zu machen.
Um unsere Ideen verwirklichen zu können, benötigten wir
zunächst eine finanzielle Grundlage. Aus diesem Grund organisierten wir am Herbstmarkt einen Waffel- und Sandwichstand,
dessen Erlös dem Schülerraum zu Gute kam.
Eine Wand des Raumes wurde von Schülern der Oberstufe
mit einem Graffito neu gestaltet. Außerdem wurden uns freundlicherweise zwei Sofas gespendet. Für das nächste Jahr ist ein
selbstgebauter Kicker geplant, der dieses Jahr leider noch nicht
fertiggestellt werden konnte.
Dazu stand dieses Jahr die Wahl eines neuen Vertrauenslehrers an. Der Vertrauenslehrer ist der Ansprechpartner für
die Schüler bei Problemen mit Lehrern und Mitschülern und
steht auch sonst den Schülern für ihre Fragen zur Verfügung.
Wir entschlossen uns dazu, Herrn Becker zu bitten, dieses
Amt zu übernehmen, was er auch gerne tat. Leider wurden
nur wenige Anliegen an an ihn heran getragen, weshalb wir
uns nächstes Jahr verstärkt darum bemühen möchten, den
Vertrauenslehrer populärer zu machen und das gilt natürlich
auch für die Schülervertretung.
Marie Schöneweiß, Jakob Beckmann
Neben dem Instrument einer demokratischen Willensbildung ist es nicht zu unterschätzen, dass ein Engagement in
der Schülervertretung wohl auch die ein oder andere freie
JULI 2009
Unterrichtsstunde gewährt. Positiv zu bemerken ist hierbei,
dass es offensichtlich fair, respektvoll und unter Einhaltung der
Diskussionsregeln zugeht, was ja auch ein lebendiger Beitrag
zur Schulung der sozial-kommunikativen Kompetenz ist.
Es scheint darüber hinaus tatsächlich aber so zu sein,
dass die Schülerinnen und Schüler in wesentlichen Anteilen
ihre Schule einfach gut finden, sie relativ angstfrei besuchen
und kreativ mitgestalten. Die üblichen z.T. subjektiven bzw.
individuellen Befindlichkeits- und Lehrerakzeptanzstörungen
nach der Devise: irgend ein „Feindbild“ oder Vorurteil muss
man doch haben, gehören sicherlich zum Schulleben dazu.
Insgesamt ist allerdings keine wesentliche Beeinträchtigung
des Zusammenlebens in der Schule zu bemerken. Ein solches
komplexes, bisweilen auch sicher diffuses Verdienst, muss eine
Bildungseinrichtung erst einmal bringen!!
Elmar Schleiden
NUEE DHUSCETE REBSETNCHCHRIUG?
Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät ist es
nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in
eneim Wort snid, das ezniige, was wcthiig ist, ist dsas der
estre und der lzette Bstabchue an der rithcegn Pstoiion
snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sein, tedztorm
knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, weil wir
nicht jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snederon das Wort
als gseatems.
Ehct ksras! Das ghet wicklirh!
… und noch eins:
siehta us wi elate in isse tabernit
Bei korrekter Silbentrennung wird daraus:
sieht aus wie latein isset aber nit
Elmar Schleiden
73
JULI 2009
Kohl: Konferenztage
DER WEG IST DAS ZIEL – DAS ZIEL IST DER WEG
(KONFERENZTAGE 2009 IN LIEBERHAUSEN)
W
ussten Sie eigentlich, dass von den 213 Waldorfschulen Deutschlands viele Rudolf Steiners Ideal
der Selbstverwaltung nicht mehr praktizieren[1]?
Eine Schule, an der dieses Ideal lebt, ist die Blote Vogel. Diese
Selbstverwaltung zwischen äußeren Anforderungen einerseits,
inneren Ansprüchen andererseits, mit Lehrern und Eltern Tag für
Tag zu stemmen, ist ein schwieriger Prozess und kein Garant
für ungestörte Harmonie.
Ein wichtiger Baustein dieser Selbstverwaltung und pädagogischen Ausrichtung der Schule sind die jährlichen Konferenztage. Hier trifft sich das gesamte Kollegium für zwei
Tage in anderer Umgebung um Dinge zu be- und erarbeiten,
die mehr Raum fordern, als im laufenden Schulbetrieb zur
Verfügung steht. Das Kollegium traf sich in diesem Jahr im
Naturfreundehaus des Familien-Ferien-Zentrums Lieberhausen
(FFZ). Lieberhausen ist ein idyllisches Fleckchen Erde in der
„traumhaften Grenzregion Oberberg/Sauerland“ (FFZ, 2009)
im Städtedreieck Gummersbach, Meinerzhagen und Bergneustadt. Die beiden Konferenztage konnten hier völlig ungestört,
das Kollegium war der einzige Gast des Hauses zu dieser Zeit,
veranstaltet werden.
Im Unterschied zu den Konferenztagen der vergangenen Jahre
war vorab kein offizielles Programm mit Themenschwerpunkt
und Gastreferent bekannt gegeben worden. Lediglich Zeitraum
und Ort der Konferenztage 2009 waren bekannt. Damit ergab
sich schon im Vorfeld ein reger Austausch im Kollegium über
Hoffnungen, Wünsche und Bedenken bezüglich der bevorstehenden Tage. Eine allgemeine Spannung.
Diese Spannung löste sich auch nicht mit der allmählichen
Anreise am Mittwochnachmittag. Ähnlich einer Schulklasse
auf Klassenfahrt wurden die Zimmer bezogen, die Räumlichkeiten erkundet und Inventare und Mitbringsel abgeglichen.
74
Zum heiteren Kaffeetrinken im Loungebereich gesellten sich
immer mehr Ankommende ...
Der Auftakt – Tag 1
Mit dem Auftakt, einer kurzen rein organisatorischen Besprechung (Verteilen des zeitlichen Ablaufs) der kommenden
anderthalb Tage, ging es direkt mit einem künstlerischen Arbeitsteil los. Damit bestätigten sich schon fünf Minuten nach
dem offiziellen Beginn erste Hoffnungen und Bedenken. Zum
einen die Hoffnung auf viel Künstlerisches, zum anderen die
Bedenken, denn der Zeitplan sah zwar Zeitfenster, aber keinen
Inhalt (abgesehen vom Essen) vor.
Die künstlerische Arbeit bestand im Wesentlichen aus vier
Elementen: Singen, rhythmischem Teil, Ballspiel im Kreis und
einer Übung, bei der eine Kugel zu einem Spruch, mit einer
immer gleichen Bewegung im Kreis, von einem zum anderen
übergeben wurde; kurz gesagt, einer Mischung aus Psychomotorik, Hemisphärenaktivierung, Teambuilding und Heileurythmie. Die verschiedenen künstlerischen Inhalte sorgten für
eine spürbar positive Grundstimmung. Jeder ließ sich auf den
Prozess ein und die Zusammengehörigkeit des Kollegiums als
Ganzes ohne Separationen wurde in ihm deutlich. Dieser Auftakt
sollte über die Tage gleich bleibend sein und zu Beginn jedes
größeren Arbeitsblocks absolviert werden. Dem bewegenden
Auftakt folgte das Abendessen.
In der Arbeitsphase nach dem Essen wurden mit Hilfe der
Intervisionsmethode[2] Themen für die weiteren Tage erarbeitet.
In ausgelosten Vierergruppen sollten reihum ein befriedigender
bzw. nicht befriedigender Fall (Szenario) bezüglich der persönlichen und inhaltlichen Erwartungen an die Konferenztage
vorgetragen werden. Dieser Fragefindungsprozess bot genügend
inhaltliche Offenheit, um Schwierigkeiten, die bislang nicht
offen thematisiert wurden, ansprechen zu können. Der formale
Rahmen sorgte für die nötige Struktur, Schwierigkeiten durch
Reflexion positiv zu wenden und zu einem Thema zu kanalisieren. Im anschließenden Plenum berichteten die Gruppen
Kohl: Konferenztage
kurz über den Intervisionsverlauf, die erarbeiteten Themen
wurden am folgenden Tag eingehend vorgestellt.
Der freie Abend verschlug einige in die Sauna, der Rest
machte es sich in der Bar des FFZ gemütlich. Bei Fußball und
einigen gekühlten Getränken wurde viel gelacht, aber auch
Diverses aus der Schule besprochen. Ein geselliger Abend.
Themenvorstellung – Tag 2
Bei der Themenvorstellung im Plenum wurde deutlich, dass
übereinstimmend in allen Gruppen drei Themen bestimmend
waren:
1. Konferenzarbeit
2. Schulprofil
3. Übergänge Unter-/Mittel-/Oberstufe/Abitur
Zwischen den drei Themen besteht eine wechselseitige Beziehung, deshalb können sie als Kontinuum gesehen werden.
Als besonders dringlich wurde die Verbesserung der Konferenzarbeit erachtet (1. s.o.), vor allem unter den Gesichtspunkten:
Effektivität, fruchtbare Zusammenarbeit und kontinuierliche
Bearbeitung der beiden anderen Themen (2. u. 3. s.o.).
In den folgenden Sitzungen wurde in Kleingruppen an
Veränderungsvorschlägen für die Konferenz gearbeitet. Dabei
wurden insbesondere diese Themen bearbeitet: Konferenzablauf,
Diskussionsformen, Konferenzvorbereitung. Möglichkeiten der
Bearbeitung anthroposophischer/menschenkundlicher Themen,
Verbesserung der Effizienz, künstlerische Inhalte.
Als wichtiges Element der Schärfung des Schulprofils wurde
der Umgang mit pädagogischen Inhalten gesehen. Hierbei müssen
insbesondere die Übergänge zwischen Unter-, Mittel-, Oberstufe
und Abitur sowie ihre Verankerung auf anthroposophischer/
menschenkundlicher Grundlage im Einklang mit staatlichen
Anforderungen bearbeitet werden. Die Blote-Vogel-Schule
müsse zu diesen Fragestellungen nach innen wie nach außen
klare begründete Positionen vertreten und diese konsequent
umsetzen. Damit gelängen der Blote-Vogel-Schule eine sichere
JULI 2009
Abgrenzung von anderen Schulen (Alleinstellungsmerkmal)
und damit ein Zugewinn der Anziehungskraft. Dies sei eine
wichtige Aufgabe für die Zukunft, zu deren Bewältigung die
Verbesserung der Konferenz einen Beitrag leiste.
Am Abend dieses Tages wurde der Film von Rüdiger Sünner
„Abenteuer Anthroposophie“ (2008) gezeigt.
Ergebnisse – Tag 3
Die Ergebnisse dieser Gruppenarbeiten wurden am letzten
Tag zusammengetragen und das weitere Vorgehen besprochen.
Die Konferenz sollte zur Verbesserung der Arbeitsatmosphäre
und zur Steigerung ihrer Effizienz einige konkrete Änderungen
erfahren:
a) Künstlerisches Tun, ähnlich dem der Konferenztage, soll
auch im Rahmen der Konferenz stattfinden.
b) Die äußerliche Atmosphäre für die Konferenz ist zu
verbessern, evtl. ist es methodisch günstig, Arbeitsformen und
Räume mit Bedacht zu wählen.
c) Die Gruppe zur Konferenzvorbereitung wird größer, um
bessere Vorbereitungen zu treffen und diese auf mehr Schultern
zu verteilen.
d) Konkrete Zielsetzungen mit Zeitfenstern sowie Arbeitsaufgaben sollen zu den Themen der Konferenz verteilt und
vereinbart werden.
e) Zur Stärkung des informellen, kollegialen Austauschs wird
die Pause verlängert und gemeinsam etwas gegessen.
f) Eine Auseinandersetzung mit anthroposophischen/menschenkundlichen Themen ist entsprechend verschiedener
Anlässe gewünscht und sinnvoll. Das genaue methodische
Vorgehen hierzu wird erarbeitet.
Die weiteren Themen der Konferenztage (Schulprofil,
Übergänge Unter-/Mittel-/Oberstufe/Abitur) werden in der
Konferenz kontinuierlich abgearbeitet. Vorschläge und die
konkreten Zielsetzungen sollen bis Ostern erfolgen.
75
JULI 2009
Meier: OGS
Der Abschluss
In einer abschließenden Reflexion konnten alle Teilnehmer
ihre Eindrücke der vergangenen Tage äußern. In den Reaktionen
war gegenüber dem Beginn überwiegend Positives zu hören. Als
Besonderheit wurde häufig gesagt, dass es schön gewesen sei,
den Gegenüber, den Kollegen mal wieder richtig und manchmal auch von einer anderen Seite wahrgenommen zu haben.
Es war toll, dass sich alle auf dieses Abenteuer eingelassen
haben. Es sei zwar schwierig gewesen, zunächst ohne Thema
zu arbeiten, aber es habe eine sichere Offenheit geherrscht.
Dabei seien Themen gefunden worden, die substantiell für
die Schule seien. Diese Themen seien konstruktiv aus dem
Kollegium gekommen.
Zusammenfassend war der Tenor: „Wir, die Schule und das
Kollegium, müssen uns auf unsere Stärken konzentrieren und
mit unseren Schwächen umgehen. Dann gelingt es uns auch,
auf dem Weg als selbstverwaltete Schule den Schwierigkeiten
des Alltags zum Trotz weiter sicher in die Zukunft zu gehen.
Dabei können wir zielstrebig und offen sein und immer wieder
feststellen: Wir arbeiten gerne zusammen.“
Quellen:
Familien-Ferien-Zentrum Lieberhausen (2009). Naturfreundehaus. Zugriff am 27. März 2009 unter http://www.
ferienzentrum-lieberhausen.de/
Lippmann, E. (2003): Intervision – Kollegiales Coaching
professionell gestalten. Springer: Berlin.
Tietze, K. O. (2003): Kollegiale Beratung – Problemlösungen
gemeinsam entwickeln. Reinbek: Rowohlt.
< 5% haben keinen Geschäftsführer (Schätzung basierend
auf den Zahlen der letzten Geschäftsführerversammlung. Bei
70 anwesenden Schulen 2 Selbstverwaltete)
[1]
Kollegiales Beratungsgespräch zu einem Fall, ähnlich
einer Supervision (vgl. Lippmann, 2003; Tieze, 2003)
[2]
76
NACHMITTAGSBETREUUNG IN DER OFFENEN
GANZTAGSSCHULE
J
etzt gibt es die Betreuung am Nachmittag in der BloteVogel-Schule schon seit mehr als acht Jahren. Wir erinnern uns: Alles begann am Institut für Waldorfpädagogik,
dem direkten Nachbarn der Schule. Dort betreute ich einige
Studentenkinder. Zur gleichen Zeit gab es die Warteklasse in
der Blote-Vogel-Schule. Hier arbeiteten Mütter der Schule zum
Teil ehrenamtlich bis 13.30 Uhr in der Warteklassenbetreuung.
An der Schule wurden die Fragen der Eltern und die Notwendigkeiten einer verlässlichen Nachmittagsbetreuung deutlicher. Ich brach meine „Zelte“ am Institut ab und reihte mich
in die Situation der Warteklassenbetreuung Blote Vogel ein.
Neu war ab diesem Zeitpunkt, dass die Kinder bis 17 Uhr in
der Schule bleiben konnten. So entstand der SCHÜLERTREFF
an der Blote-Vogel-Schule.
Mit Unterstützung von Herrn Fackler vom Institut, Herrn
Stranz von der Vereinigung der Waldorfkindergärten und Frau
Kunow aus der Schulverwaltung wurden Anträge ausgefüllt,
ein Konzept verfasst, Anmelde- und Vertragsformulare erstellt.
Der kleine Handarbeitsraum sollte weiterhin für die Betreuung zur Verfügung stehen. Die Anmeldezahlen stiegen.
Die Richtlinien des „Schülertreff“ sahen vor, dass maximal 25
Kinder in einer Gruppe betreut und gefördert werden sollten.
Diese Zahl hatten wir schnell erreicht und noch einige Schüler mehr. Es wurden neue Anträge gestellt und die Raumplanung
wurde ebenfalls in Angriff genommen. Wir konnten mit den
mittlerweile ca. 30 Kindern in die jetzige 6. Klasse ziehen.
Dort hatten wir endlich Platz, hier konnten wir Gesellschaftsspiele spielen, ohne jemanden anders beim Malen zu stören.
Außerdem hatten wir den direkten Zugang zum Schulhof und
die Kinder mussten sich nicht mehr nur im Eingangsbereich
der Schule aufhalten.
Meier: OGS
JULI 2009
Mit der wachsenden Kinderzahl musste natürlich auch
das Kollegium des Schülertreff wachsen. Die Hausaufgabenzeit wurde ausgebaut. Die Kinder der 1. uns 2. Klasse
erledigten ihre Aufgaben gemeinsam und die Schüler der
3. und 4. Klasse arbeiteten ebenfalls separat in einem
Klassenraum an ihren Hausaufgaben. Mit dem Umzug in
den Klassenraum kehrte wieder Ruhe und Beständigkeit
in die Nachmittagsbetreuung ein.
Bis uns die Nachricht erreichte, dass die Fördermittel
für den Schülertreff und andere Nachmittagsbetreuungsmodelle im Jahr 2005 beendet werden sollen. Die Schülerzahl war mittlerweile auf 40 Kinder angewachsen und
wir wollten natürlich weiterhin die gegebenen Möglichkeiten bieten. Also begannen die Planungen für die offene
Ganztagsschule Blote-Vogel.
Es wurde ein Planungskreis ins Leben gerufen. Ich
vereinbarte einige Treffen mit Herrn Stranz, um die Anträge und Voraussetzungen zu klären. So entstand das Arbeitskonzept für die offene Ganztagsschule. Wir führten
eine Bedarfsermittlung in der Elternschaft durch, denn es
mussten für zwei beantragte Gruppen 50 Kinder auf der
Anmeldeliste stehen. Von Anfang an war ich sehr optimistisch, dass wir diese Schülerzahl auch erreichen würden.
Zumal wir eine Karenzzeit eingeräumt bekamen.
Nachdem der Bewilligungsbescheid für die offene
Ganztagsschule auf dem Tisch lag, ging es erst richtig los.
Jetzt konnten wir die Fördermittel für neue Räume verplanen. Neue Räume!!!! Wie könnten die aussehen? Wo
sollen die sein? Möglichst nah bei der Schule. Ich sah mich
in der Nachbarschaft um, dort gab es ein leer stehendes
Haus. Leider gehörte dies einer zerstrittenen Erbengemeinschaft und es waren keine Verhandlungen möglich. Das
Teichgelände!!! Es war zum Teil als Baugrundstück ausgewiesen.
77
JULI 2009
Redecker: OGS
So begannen die Planungen für den Anbau. Gemeinsam
mit einem Architekten und einigen Elternvertretern gründeten
wir den Baukreis. In regelmäßigen Versammlungen konnten
die Fragen nach Einrichtung, Fußbodenbelägen, Ausstattung
und und und ... geklärt werden. „Hauptsache wir halten uns
an die finanziellen Vorgaben!“ So entstand der Anbau innerhalb
eines knappen Jahres. Nachdem wir die Räume mit tatkräftiger
Unterstützung einiger Eltern lasiert hatten, konnte der Umzug
in den Weihnachtsferien 2007 erfolgen. Die Kinder der Ferienbetreuung halfen fleißig mit, Kisten wurden gepackt und auf
kleinen Rollbrettern durch die langen Flure der Schule transportiert. Regale wurden montiert. Viele Ideen aus der Planungszeit konnten nun umgesetzt werden. Endlich hatten wir eine
eigene Küche und viele andere „KLEINIGKEITEN“, die uns den
Alltag mit den Kindern erleichterten.
Die intensiven Planungen der vergangenen Monate zahlten
sich nun aus. Wir fühlten uns von Anfang an sehr wohl in
unseren neuen Räumen. Es entstand sofort wieder eine nette
familiäre Atmosphäre, die Kinder kamen weiterhin gerne in
die offene Ganztagschule. Auch die Eltern waren stolz auf
ihre geleistete Arbeit.
Die Befürchtungen, dass die erforderliche Kinderzahl,
fünfzig, nicht erreicht wird, waren schnell vergessen. Mit Beginn des dann kommenden Schuljahres waren die Anmeldelisten voll und wir konnten beruhigt unsere neuen Räume mit
Freude, manchmal auch Streit, Kinderlachen, Spielen undHausaufgaben erledigen beleben. Im Rückblick kommt mir
das alles schon viel, viel länger vor. Vielleicht liegt‘s daran,
dass uns so viele Menschen innerlich und auch äußerlich mit
Tatkraft unterstützt haben. Herzlichen Dank!
Jutta Meier
78
DIE OGS DER BLOTE-VOGEL-SCHULE: DIE KLEINE ERFOLGSGESCHICHTE EINER FAMILIE
E
s war einmal eine ganz normale Familie. Da waren
der Vater, die Mutter und zwei Kinder. Nennen wir
die Kinder Jonas und Leoni. Die kleine Familie wohnte
ganz in der Nähe einer kleinen Waldorfschule.
Schon als Jonas, er war der Erstgeborene, noch im Kinderwagen lag, sind die Eltern mit ihm rings um die noch sehr
junge Waldorfschule spazieren gegangen. Später baute ein
Waldorfkindergarten direkt neben der Waldorfschule ein
schönes Haus für viele kleine Kinder. Auch Jonas und später
seine kleine Schwester Leoni durften in diesem Kindergarten
schöne Kinderjahre verleben. Schon damals lugten die Geschwister neugierig über den Zaun, hinüber zur Waldorfschule.
Und dann kam die Zeit, in der auch Jonas zur Schule gehen
sollte. Der Vater und die Mutter überlegten lange, ob die
kleine Waldorfschule von nebenan wohl die richtige Schule
für ihren Jonas sei. Viele Tage und viele Nächte grübelten sie,
um die richtige Entscheidung zu treffen. Und dann kam der
Tag, als die Entscheidung für die kleine Waldorfschule fiel und
es war ein guter Tag.
Da die Mutter den halben Tag und der Vater den ganzen
Tag in Lohnarbeit standen, war es für sie ganz wichtig, eine
gute Betreuung nach der Schulzeit für ihren Jonas zu haben.
Der damalige Hort war das, was die Eltern sich für ihren Sohn
vorstellen konnten. Anfangs noch im Klassenraum, später dann
in der OGS in dem schönen Neubau, wurde der Junge sehr
gut betreut. Das gemeinsame Essen mit vielen Kindern kannte
er ja schon vom Kindergarten. Die Vorlesezeit nach dem Essen
wurde von Jonas geliebt. Die „Hausaufgaben“ wurden schnell
erledigt, um dann mit den Klassenkameraden zu spielen, zu
bauen, zu basteln, zu bolzen, zu toben und zu lachen (auch
mal zu weinen). Eine schöne Zeit für Jonas.
Riepe: Orientierungsjahr
Zwei Jahre später wurde die kleine Schwester eingeschult
und auch für Leoni begann die schöne Zeit in der OGS. Die
Jahre gingen ins Land und der „kleine“ Jonas war in der 4.
Klasse. Den Eltern wurde langsam klar, dass zum Ende des
Schuljahres auch das Ende des OGS-Besuchs für Jonas bevorstand. Was sollte werden? Wie sollte Jonas seine Nachmittage
gestalten? Viele, viele Fragen ... und nach den Sommerferien
kam dann die Antwort:
Beantragte öffentliche Gelder wurden bewilligt und ermöglichen nun an vier Tagen in der Woche bis 15 Uhr eine Hausaufgabenbetreuung für die Schüler von Lehrerinnen aus der
Schule. Jonas hat das Angebot gerne angenommen. Es läuft
natürlich noch nicht alles „rund“, z.B. wäre ein eigener Essraum
wünschenswert.
Aber der erste Schritt ist in die richtige Richtung gegangen
worden und der „Rausschmiss“ aus der OGS wird somit zu
einem langsamen Ausscheiden aus der Betreuung. Wie lange
Jonas diese Betreuung noch in Anspruch nehmen will, wird
sich dann zeigen.
Christiane Redecker
JULI 2009
ORIENTIERUNGSJAHR 12. KLASSE – AUSLANDSWORKCAMP-PROJEKT 2010
B
edingt durch die Umstrukturierung des vorgezogenen
mittleren Abschlusses in Klasse 11 (Fachoberschulreife) verlieren die Waldorfschulen in NRW in diesem
Schuljahr 300 Schülerinnen und Schüler. Wer nicht das Abitur
anstrebt, verlässt die Schule. Das bedeutet auch gravierende
finanzielle Einbußen für die Schulen.
Die staatlichen Abschlüsse tragen zwar zur Berechtigung
eines weiteren Bildungsganges bei, das sind die gesellschaftlichen Bedingungen. Doch was soll Schule leisten? – Sie soll
für das Leben vorbereiten, das heißt, sie soll befähigen. Aber
kann man für das Leben berechtigen? Das klingt absurd. Doch
nach wie vor wird durch Schule berechtigt zu Ausbildungsgängen und Hochschulstudium, kurzum – sie eröffnet Berufschancen.
Die Waldorfschulzeit endet nach 12 Jahren, so sieht es der
Lehrplan vor.
Durch dieses „Vakuum“ (Abschluss nach Klasse 11) haben
wir aber gleichzeitig die Chance, den nun entstandenen pädagogischen Freiraum zu nutzen und Angebote zu schaffen, die
zu selbstbestimmten Leistungen befähigen, die individuell und
flexibel situativ angemessen und möglichst innovativ auf die
jeweiligen Herausforderungen antworten.
Diesen Herausforderungen müssen sich jetzt die Waldorfschulen in NRW stellen, wenn sie diesen Befähigungs-Anspruch
des Waldorfschulabschlusses nach Klasse 12 erfüllen wollen.
Durch die Kooperation mit der Rudolf-Steiner-Schule Witten, für die 12. Klassen erweiterte Kurse für das Abitur anzubieten, ist gleichzeitig die Idee entstanden, schulübergreifend
ein Auslandsworkcamp-Projekt für Schülerinnen und Schüler
anzubieten, die nicht das Abitur anstreben. Alles was neu ist,
braucht eine gewisse Anlaufzeit und Mut.
79
JULI 2009
Riepe: Orientierungsjahr
Nun haben wir einen ersten Schritt getan.
Geplant ist ein siebenwöchiger Aufenthalt in Kapstadt
(Südafrika) März/April 2010. In diesem Schuljahr startet das
Pilotprojekt mit 7 Schülerinnen und Schülern aus der RudolfSteiner-Schule Münster und zwei ehemaligen Waldorfschülern.
Im Rahmen eines Auslandsaufenthaltes fahren auch zwei
Schüler der Blote-Vogel-Schule mit.
Das Projekt wird initiiert von dem internationalen Jugendnetzwerk IDEM – identity through initiative e.V., vertreten
durch David Masuch, und der Blote-Vogel-Schule, vertreten
durch Renate Riepe.
Seit August 2008 haben David Masuch und Renate Riepe
an der Ausarbeitung dieser Idee als Orientierungsjahr für
Schülerinnen und Schüler der 12. Klassen gearbeitet und sind
zu der Überlegung gekommen, dass sowohl Unterricht als
auch individuelle Praktika und Workcamps vereinbar sind. So
hat es bereits die Münsteraner Waldorfschule in diesem Schuljahr eingerichtet.
Vorbereitungen für das anstehende Workcamp waren bisher:
– Besuch in Kapstadt von Renate Riepe auf der Suche nach
einem geeigneten Workcamp-Projekt. Kontakte mit dem Weisenhaus-Projekt „Vulamasango“ aufgenommen.
– Das Projekt wurde den Oberstufenschülern in RSS Witten,
Blote-Vogel und Münster vorgestellt.
– Vorbereitungsgespräche mit den Schülern und Lehrern in
Münster.
– Vorstellung des Projekts in der ARGE (Arbeitsgemeinschaft
der NRW-Schulen) und den Konferenzen der Waldorf-Abschluss-Beauftragten.
– Besuch von David Masuch in Mount Frere und dortige
IDEM-Workcamp Teilnahme.
80
– Ein erstes intensives einwöchiges Treffen mit allen ProjektTeilnehmern in Hugoldsdorf (Mecklenburg-Vorpommern).
Kennenlernen, inhaltliche und organisatorische Vorbereitung
wie: Geschichte von Südafrika, Apartheit, Konflikt schwarz/weiß,
Globalisierung, Stiftungsanfragen zur Finanzierung, Reiseplanung, Preise recherchieren, Versicherungsfragen, Sponsoring,
Planung vor Ort: Unterkunft/Versorgung/Mobilität u ä.
Durch die WOW-DAY Aktion haben die Waldorfschule
Münster und unsere Schule dazu beigetragen, dass wir Material für die Bauarbeiten vor Ort beschaffen können.
Weitere Treffen sind geplant, so dass bis zur Reise alle
Teilnehmer für das Projekt ausgerüstet sein werden. Noch vor
Weihnachten werden die Flüge gebucht. Darüber hinaus
nehmen wir mit dem Projekt an verschiedenen Wettbewerben
teil.
Im Mai, nach unserer Rückkunft werden die Schülerinnen
und Schüler über ihre Erlebnisse und Erfahrungen in Südafrika
ausführlich berichten. Auch im nächsten JahresZeiten-Heft
informieren wir wieder über die Arbeit der Workcamp-Projekte
„Vulamasango“ in Kapstadt und „Bonintwenthle“ in Mount
Frere.
Info: http://orientierungsprojekt.blogspot.com
www.vulamasango.org
idem-network.org
Renate Riepe
Lessing-Langen: Kooperation
ZWEI SCHULEN = BESSERES ANGEBOT
S
eit diesem Schuljahr kooperieren die Jahrgangsstufen
12 der Wittener Waldorfschule und der Blote-VogelSchule, um den Schülerinnen und Schülern ein größeres Angebot an Leistungskursen zur Verfügung zu stellen.
Praktisch sieht das so aus:
– zur Vorbereitung trafen sich Vertreter beider Schulen, um
Ideen, Stundenpläne, Vorstellungen abzustimmen
– am Ende der 11. Klasse wählten die Schülerinnen und
Schüler beider Schulen ihre Kurse, damit die Schülerwünsche
Berücksichtigung finden konnten
– auf alle anderen Termine wie Jahresarbeiten und Künstlerischen Abschluss musste ebenfalls geachtet werden
– es musste geplant werden, wie der Transfer von Schule
zu Schule aussehen sollte
JULI 2009
die den Anforderungen der weiterführenden Ausbindungen
entgegenkommt.
Für die Klasse entsteht viel Neues. Man arbeitet auch mit
Menschen zusammen, die nicht schon jahrelang vertraut sind.
Die Hin-und Herfahrten müssen eingeplant werden. Der Klassenverband trennt sich. Bedingungen, die noch ungewohnt
sind und auch an manchen Stellen zu Reibungen führen, die
noch geglättet werden.
Trotzdem sind die Schülerinnen und Schüler froh über die
erweiterten Perspektiven und sehen diese als neue Chance
an. Die Lehrer nutzen das Gespräch, um die neue Idee so
zu verankern, dass aus den Anfangswehen gelernt wird und
sich ein stimmiges Konzept entwickelt, das auch kommenden
Klassen diese Chance ermöglichen soll.
Clementia Lessing-Langen
Als alle diese Überlegungen zu einem Abschluss gekommen
waren hatte sich dieses Konzept ergeben:
Den Schülerinnen und Schülern stehen 4 Leistungskurse
zur Wahl, Geschichte wurde verpflichtend für alle gesetzt, die
übrigen Kurse – Deutsch, Englisch und Mathematik – können
gewählt werden.
Diesen Kursen wird ein Grundkurs parallel gesetzt, in dem
die anderen Schüler dann unterrichtet werden. Die übrigen
Grundkurse werden von den Schulen jeweils noch getrennt
angeboten, für die Wittener Schüler werden 8 Fächer angeboten,
den Blote-Vogel-Schülern können wegen der breiteren Auswahl
an Fächern, die von den Lehrern unserer Schule vertreten sind,
10 Fächer angeboten werden.
Die Stundenpläne beider Schulen sind aufeinander abgestimmt, das zusätzliche Angebot für unsere Schüler wird in
den Randstunden unterrichtet.
Insgesamt ergibt sich so für die Schülerinnen und Schüler
durch die Wahlmöglichkeiten eine stärkere Individualisierung,
81
JULI 2009
Kurzbiographien
L
KURZBIOGRAPHIEN
iebe Schulgemeinschaft,
nun bin ich bereits seit März
2009 in der Übermittagsbetreuung an unserer schönen
Schule beschäftigt und dennoch
werden einige von Ihnen mich noch
nicht kennen.
M
ein Name ist Maléne
Liedloff. Ich wurde
am 30.4.1967 in
Ostfriesland geboren. Also eine
waschechte Ostfriesin. Mit 19
Jahren, direkt nach meiner Schulausbildung, lebte ich für einige
Jahre in Hannover und Berlin.
Seit 1997 bin ich verheiratet.
Im Jahr 1997 wurde unsere
Tochter Pheline (heute 6. Klasse)
und im Jahr 1999 unser Sohn
Fynn geboren (heute 5. Klasse).
Beide sind seit Schulbeginn an unserer Schule.
Seit dem 1. Juli 2009 bin ich die „Neue“ im Schulbüro.
Einige Wochen wurde ich intensiv von Frau Baum eingearbeitet. An dieser Stelle nochmal tausend Dank an Ulla für ihre
Unterstützung, Geduld und Zeit. Jeden Tag fahre ich immer
wieder gerne in die Schule. Ich fühle mich bei uns an der
Blote-Vogel-Schule sehr wohl. Es ist toll, mit den Schülerinnen,
Schülern, Lehrern, Eltern und mit meinen beiden netten Kolleginnen aus der Buchhaltung (Frau van Riswyck und Petra
Fäller-Siedler) zusammen zu arbeiten.
Das Leben im Schulbüro ist jeden Tag anders, sehr abwechslungsreich, nie langweilig, immer wieder interessant. Es macht
mir großen Spaß. Ich freue mich auch weiterhin sehr auf die
Zusammenarbeit mit Ihnen. Ich schicke Ihnen ganz herzliche
Grüße, bleiben Sie gesund und munter. Bis hoffentlich bald.
82
In Bochum und Paderborn habe
ich die Fächer Deutsch und Geschichte studiert, zuerst einen
Bachelorstudiengang, darauf folgend
das Lehramt für Grund-, Haupt-,
Real- und den entsprechenden Jahrgangsstufen der Gesamtschulen, um schließlich ein Referendariat an einer Hauptschule zu beginnen und dieses vorzeitig, im Februar diesen Jahres,
zu beenden.
Mit dieser Erfahrung im Hintergrund können Sie mir glauben, dass ich die Qualität unserer schönen Blote-Vogel-Schule zu schätzen weiß. Darüber hinaus macht mir die Arbeit mit
den Kindern in der Übermittagsbetreuung großen Spaß und
ich freue mich, diese weiterhin fortsetzen zu können.
Nils Gröning
M
ein Name ist Niclas Kohl, ich bin im Februar 1981
in Hagen (Westf.) geboren. Ich habe den WaldorfKindergarten Hagen-Haspe und später (1987) die
Rudolf-Steiner-Schule Hagen besucht, welche ich im Jahr 2000
mit dem Abitur abschloss.
An der Hagener Max-Reger-Musikschule erlernte ich das
Klarinettespielen und konnte sogar bis in das Symphonieorchester der Musikschule aufsteigen. Sportlich trat ich in die
Fußstapfen meiner Familie, spielte Handball und segelte. In
der erfolgreichen Handballjugendarbeit des VfL Eintracht Ha-
Kurzbiographien
gen konnte ich einige Titel erringen und schaffte den Aufstieg in
die höheren Seniorenmannschaften.
Mit meinem ersten Opti verbrachte ich unzählige Stunden, sowohl
auf dem Wasser als auch in der
Werkstatt. Später verbrachte ich
mehrere Wochen der Sommerferien mit Freunden und einem 162
auf den „Friese Meeren“, bevor
ich als Segellehrer an einer holländischen Segelschule weitere Erfahrungen sammeln durfte.
Meinen Zivildienst habe ich im St.-Josefs-Hospital in Altenhagen geleistet, dabei lagen meine Aufgaben in den Bereichen Empfang und HBD (Hol- und Bringedienst).
Mit der Absicht, ein Architekturstudium zu beginnen, landete ich zum Wintersemester 2001 auf Grund meiner sportlich
bedingten starken regionalen Bindung an der Fakultät für
Raumplanung und Städtebau an der TU Dortmund. Der durch
das hohe sportliche Engagement zunächst schleppend voranschreitende Studienverlauf führte zu dem Entschluss, das rein
theoriegeleitete Studienfach zu wechseln. Ich wollte etwas
studieren, bei dem sowohl theoretisch als auch mit Menschen
gearbeitet werden würde. Meine Entscheidung fiel zum Wintersemester 2003 auf die Sportwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum.
Zunächst habe ich die Lehrerlaufbahn (2-Fach Bachelor
Sport und Philosophie) eingeschlagen, nach einigen Studienberatungen habe ich in den Diplom-Sportwissenschaft Studiengang gewechselt. Mit der Aussicht, sportlich besser ausgebildet zu werden, aber alle Chancen und beste Voraussetzungen
auf Weiterbildung für den Lehrerberuf zu erhalten, schien mir
der Weg sinnvoll. Das Studium schloss ich im Oktober 2008
mit einer sportpsychologischen Diplomarbeit ab. Während
JULI 2009
meines Studiums konnte ich als studentische Hilfskraft und
Projektmitarbeiter Einblicke in die Ausbildungsarbeit der Universität gewinnen und Erfahrungen in Forschungsarbeiten
sammeln.
Kontakt zur Blote-Vogel-Schule entstand durch die Betreuung von zwei Klassenfahrten (8. Klasse) zum Segeln und einer
Projektwoche zum Thema „selbstbestimmtes Lernen“.
Zur Zeit absolviere ich am Institut für Waldorfpädagogik
Witten-Annen die Ausbildung zum Klassenlehrer mit Qualifikation im Fach HBK (Handwerk & Bildende Kunst). Damit
komplettiere ich meine „Waldorf-Laufbahn“ und vollziehe
auch hier den Perspektivenwechsel vom Teilnehmer zum Anleitenden.
Für das Fach Sport an der Blote-Vogle-Schule wünsche ich
mir, dass es zukünftig, neben den stark musisch-künstlerischen
Schwerpunkten, auch profilbildenden Stellenwert erlangt.
Ich bin nun seit Januar 2009 an der Blote-Vogel-Schule und
bin begeistert von der Motivation der Schülerinnen und Schüler sowie den Möglichkeiten der Schule. Wir konnten bereits
an einigen Veranstaltungen erfolgreich teilnehmen (City-Lauf
Herdecke, Sterntaler-Lauf) und ich hoffe, wir können dies
zukünftig weiter ausbauen. Ich freue mich auf eine weiterhin
gute Zusammenarbeit.
M
ein Name ist Uta Wolf,
ich bin Mutter einer Tochter in der 7. Klasse und
seit kurzem Mitglied des Fördervereins
der Waldorfschule.
Ich freue mich sehr auf die Arbeit
mit den Kollegen und möchte mich
insbesondere im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und des Fundraising für
die Schule engagieren.
83
JULI 2009
I
Kurzbiographien
ch bin Jörg Hegemann, ich lebe und arbeite in Hagen.
Vor 54 Jahren kam ich zur Welt und wuchs mit vier Geschwistern in einem Künstlerhaushalt auf.
Nach Schule und Abitur absolvierte ich ein Architekturstudium in Hagen. Seit 15 Jahren bin
ich als Freiberuflicher Architekt
in Hagen tätig, mit Schwerpunkt
Wohnungsbau.
Mit meiner Frau habe ich zwei
Kinder, Joscha (15) und Robin
(12), der seit Januar 2009 als
Quereinsteiger Schüler der BloteVogel-Schule ist und zurzeit die
8. Klasse besucht.
Am 28.9.2009 wurde ich in den Vorstand des Trägervereins
gewählt und kümmere mich hauptsächlich um den Erhalt des
Schulgebäudes.
Ich freue mich auf eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit.
M
ein Name ist Bernhard
Redecker. Ende September 2009 bin ich
in den Vorstand gewählt worden.
Ich habe zwei Kinder an dieser
Schule, einen Sohn in der 5. Klasse und eine Tochter in der 3.
Klasse, das dritte Kind wird voraussichtlich in 6 Jahren eingeschult.
84
Zu meiner Person:
Ich bin 40 Jahre alt, habe die Waldorfschule in BochumLangendreer besucht und anschließend 1 ! Jahre in Moskau
einen Friedensdienst in einem Krankenhaus geleistet. Nach
dem Studium der Sozialarbeit in Bochum nahm ich meine
Tätigkeit als Dipl.-Sozialarbeiter in einem Jugendamt auf.
Den ersten Kontakt zum Vorstand knüpfte ich noch von der
Kindergartenseite aus, hier ging es um die Zusammenarbeit
zwischen Kindergarten und Schule. Die Zusammenarbeit
zwischen Schule und Kindergarten soll ein Schwerpunkt in
meiner Arbeit sein.
Das Miteinander zwischen Schülern, Lehrern und Eltern ist
für mich ein wichtiger Baustein an dieser Schule. Gerne möchte
ich zum Gelingen dieses Miteinanders beitragen.
August
85
AUGUST 2009
Zöllner: Einschulung
DER ERSTE SCHULTAG
17.
August. Endlich. Der große Tag. Für uns Eltern
die Einschulung des dritten Kindes, für Julia
endlich: Schule!
Im Hopserlauf geht es zur Blote-Vogel-Schule, doch je näher
sie rückt, desto kleiner die Hopser. Wie wird er wohl werden,
der erste Schultag, der Gang durchs Blumentor?
In der geschmückten Aula dann all die anderen Schulkinder
mit ihren Familien. Spannung und freudige Aufregung liegt in
der Luft. Viele kennen sich, begrüßen einander herzlich, um
schließlich ihre Plätze mit Blick auf das herrlich geschmückte
Blumentor zu finden.
Es wird leise. Herr Schröder-Liederwald beginnt mit seiner
Rede. Was bedeutet Schule? Der Beginn des ernsten Lebens,
wie so oft gesagt wird? Keinesfalls, es ist der Beginn, viele spannende Dinge zu lernen, zu erleben und zu begreifen. Freilich,
nicht immer wird es jedem gefallen, nicht immer wird es für
jeden leicht sein, schlechte Tage werden kommen. Doch auch
dann oder gerade an diesen Tagen werden die Lehrerinnen
und Lehrer der Blote-Vogel-Schule für ihre Schülerinnen und
Schüler dasein. Wir glauben das, besser: wir wissen das von
unseren „Großen“.
Julia rutscht auf ihrem Stuhl hin und her, die Schulkinder
werden nun einzeln aufgerufen und gehen langsam, forsch,
zögerlich, selbstbewußt, grinsend durchs Blumentor und werden
von ihrer Klassenlehrerin, Frau Kühn, und ihren Paten begrüßt.
Wie unterschiedlich die Kinder sind!
Julia hat indessen ihre erste ernsthafte Begegnung mit dem
Alphabet gemacht. Das Z für Zöllner fühlt sich entsetzlich
langsam an. Doch dann ist auch sie an der Reihe.
Frau Kühn beginnt, ihr spannendes Märchen von dem König
und seinen drei Söhnen zu erzählen, das Ende der Geschichte
– was vielen von uns Zuhörern in der Aula nicht so gefällt
– erfährt nur die neue erste Klasse.
„Geh aus mein Herz und suche Freud“ wird angestimmt
und während wir singen schreiten die Erstklässler, bestückt
mit Sonnenblume, Schulranzen, ihren Paten und Frau Kühn
in die neue Klasse.
Ein ganz besonders bewegender Moment, verbunden mit
dem Gefühl: tolle Schule!
Sibylle Zöllner
86
Hartmann: LEK-Wochenende
REZEPT FÜR EIN GELUNGENES LEHRER-ELTERNKINDER-WOCHENENDE
I
mmer mal wieder, so habe ich gehört, werden die verschiedensten Mitglieder unserer Klassengemeinschaft
angesprochen und gefragt: „Ich hab gehört, ihr hattet
so ein tolles Lehrer-Eltern-Kinder-Wochenende, wie macht
ihr das immer?“ Damit die Nachwelt von unseren jahrelang
hart erarbeiteten Erfahrungen profitieren kann, habe ich mich
entschlossen, mal so etwas wie ein Rezept zu schreiben. Viel
Spaß damit!
Rezept für ein gelungenes Lehrer-Eltern-Kinder-Wochenende. Man nehme:
einen entspannten Lehrkörper („Ich bin an diesem Wochenende nicht die Chefin!“)
40 bis 50 entspannte Eltern, die ein nettes Wochenende
miteinander verbringen wollen (Raucher in der Entwöhnungsphase nur nach bestandener „Gelassenheitsprüfung“)
25-30 Schüler jeglichen Gemütszustands
3 bis n Geschwisterkinder im Alter von 0 bis n Jahren davon
mindestens 2 total süße Babies und ein total süßes Kleinkind
2 erprobte Organisatorinnen, die die Basics (Frühstückszutaten, Würstchen, Spaghetti und Soße) beschaffen.
8 Kuchen
8 Salate
ausreichend Toilettenpapier
eine Unterkunft (am besten unbewirtschaftet, damit keiner
dazwischenquatscht und Frühstück auch nach neun sein kann)
mit ausreichend Schlafgelegenheiten bzw. alternativ zusätzlichen Stellplätzen für Wohnwagen, Wohnmobile, Transporter,
Zelte oder wo man sonst noch so drin schlafen kann
1 Bolzplatz
100 bis 200m Bach
AUGUST 2009
1 Kicker
1 Tischtennisplatte
jede Menge Jongliersachen
ca. 100 qkm Wald und Wiesen
5 bis 10 km Wanderweg (mit mindestens einer Strecke
durch Windbruch, weil es sonst langweilig für die Kinderwagenfahrer wird)
evtl. auch mal ein zufällig am Weg liegendes „Event“
z.B. Feuerwehrlöschübung mit Nassspritzen (Badezeug nicht
vergessen) oder gelangweilte Rettungsbootfahrer vom DLRG
(30 x „Darf ich auch mal mitfahren?“)
Für die Abende:
1 Feuerplatz
mindestens 2 bis 3 Raummeter Feuerholz
1 bis 2 Feuerteufel
2 oder mehr Musikanten inkl. Gitarren, Noten (wichtig:
Country Rotz) und Kopflampen
Liedertexte für alle, die Singen wollen (und eine Lampe
haben)
1 Moderator für Musikwünsche (der sollte auch eine
Lampe haben)
Getränke (für die Eltern darfs auch mal 1 Glas Rotwein sein),
Knabbersachen und Süßigkeiten (Schokolade nicht vergessen!
Es soll schon vorgekommen sein, dass weibliche Wesen um 2
Uhr nachts im Bett beim Vertilgen der Erdbeervorräte überrascht
wurden, weil keine Schoki da war.)
Das ganze vermische man mit einem Minimalstprogramm
(„Nach dem Frühstück gehen wir mal Wandern“), wenigen
Festpunkten:
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AUGUST 2009
Hartmann: LEK-Wochenende
Frühstück der Kinder (nach dem Aufwachen, also ca. 6.00
Uhr)
Frühstück der Eltern (nach deren Aufwachen/Aufgewecktwerden, also ca. 6.05 bis 11.00 Uhr)
Kaffeetrinken/Picknick: nach/während der Wanderung,
organisiert durch diejenigen, die schweren Herzens nicht mitgegangen sind, weil sie sich aufopferungsvoll der Zubereitung
des Kaffees gewidmet haben
Abendessen: freitags Grillen, samstags Spaghetti mit Soße
nach dem Abendessen: Irgendwann trudeln alle beim
Lagerfeuer ein und zur immer optimalen Zeit bringt die NichtChefin die Kinderlein mit einer altersoptimierten Geschichte
in ihr Matratzenlager, auf welchem sie dann früher oder später selig entschlummern, während die Eltern an ihrem einen
Glas Rotwein nippend fröhliche Lieder am Lagerfeuer singen
bis die Feuerteufel keine Lust mehr haben und das Feuer der
kontrollierten Nachtglut übergeben, sowie vielen netten und
sinnreichen Gesprächen.
Die Kinder? Ach ja, hatten wir nicht auch Kinder mit? Also
meine Kinder waren mit und ich bin sicher ich hab sie zwischendurch auch mal irgendwo kurz gesehen …
Und die ganze Arbeit? Teamwork halt: Jeder macht was er
will, keiner macht was er soll und alle machen begeistert mit.
Das klappt, wetten wir?
Und nächstes Jahr? Da machen wir wieder ein LEK-Wochenende! Und wenn die Kinder uns nicht mehr dabei haben
wollen? Dann fahren wir halt allein: Elternwochenende!
Und die Andrea? Die darf auch mit, die ist schließlich auch
Mutter!
Der Verfasser übernimmt auch bei genauester Einhaltung
der Vorgaben keine Gewähr für das Gelingen dieser Rezeptur
(ist halt ein bisschen wie Hefeteig).
Heinz-Jürgen Hartmann
88
September
89
SEPTEMBER 2009
Uffmann: Industriekulturprojekt
DAS INDUSTRIEKULTURPROJEKT 2009
M
it Beginn des Schuljahres beschäftigten sich die
beiden 12. Klassen der Rudolf-Steiner- und der
Blote-Vogel-Schule mit unserer Heimat, dem
Ruhrgebiet. Da die beiden Klassen in diesem Jahr zum ersten
Mal gemeinsam Leistungs- und Grundkurse besuchen, war es
wünschenswert, dass die Schüler sich vorher kennen lernen
konnten.
Wir trafen uns jeden Morgen im Haus Witten und lernten,
von Kollegen beider Schulen und eingeladenen Referenten
vermittelt, viele Aspekte der Geschichte und Geografie dieser
besonderen Gegend Deutschlands kennen. Eigentlich wurde
den Meisten von uns erst während dieser vier Wochen klar,
welch besondere Rolle das Gebiet zwischen Ruhr, Emscher
und Lippe in Bezug auf die Kohleförderung, die Stahlerzeugung
und, durch diese beiden Faktoren für die Weltkriege gespielt
hat. Nicht umsonst war 80% der Wittener Innenstadt nach dem
2. Weltkrieg zerstört. In einem Film sahen wir, wie Witten
damals aussah.
Um das Gehörte tatsächlich begreifen zu können, machten
wir einige Exkursionen.
Wir besuchten die Zeche Zollern in Dortmund und erlebten,
wie schön so ein Zechenareal aussehen konnte, was allerdings
über die tatsächlichen Arbeitsbedingungen der Menschen nicht
viel aussagte. In der Henrichshütte in Hattingen versuchten
wir uns vorzustellen, wie ein Hochofen funktionierte, eine
ebenso komplexe wie gefährliche Angelegenheit.
Nach der Arbeitersiedlung Eisenheim in Oberhausen fuhren
wir zur Villa Hügel in Essen und der Kontrast des Wohnens
hätte größer kaum sein können.
Um auch einen aktuellen Eindruck einer Industrieproduktion zu bekommen, hatten wir eine Führung im Edelstahlwerk
Witten und obwohl die Produktion sehr gedrosselt war und
für dortige Verhältnisse kaum Dreck und Lärm herrschte, be-
90
kamen viele Schüler Kopfschmerzen und waren froh, nach
zwei Stunden den Arbeitskittel, den Helm und die Schutzbrille wieder los und an der frischen Luft zu sein.
Im Industriewald Rheinelbe in Gelsenkirchen sahen wir ein
Projekt, welches von der IBA (Internationale Bauausstellung
Emscherpark 1989 bis 1999) initiiert war und welches uns ein
hoffnungsvolles Bild davon vermittelte, wie sich schwer verseuchte Industriebrachen zurückverwandelt haben in schöne
Birkenwälder.
Der tiefere Sinn der Epoche lag vielleicht darin, Veränderungen verschiedenster Art ein Stück weit aufzuzeigen. Das
Ruhrgebiet hatte durch die IBA die Chance bekommen, die
notwendigen Umstrukturierungen komplex und relativ frühzeitig zu denken und den Sinneswandel einzuleiten. Nicht
zuletzt dadurch sind einige unserer Industriestandorte zu
Denkmälern und Museen geworden, einige Halden zu Ausflugszielen, die Kloake Emscher zu einem Grüngürtel und das
Ruhrgebiet ein gelungenes (!) Modell im Gegensatz zu vielen
anderen Montanindustrierevieren.
Insofern bot die Epoche den 12. Klässlern nicht nur einzelne, fachspezifische Kenntnisse über das Revier, sondern die
Möglichkeit, die Themen verknüpft und als komplexen Vorgang
zu begreifen, also übergreifende Zusammenhänge zu erfassen
oder zumindest zu erahnen. Was bedeuten die Umstrukturierungen für die Bevölkerung, die Sozialstruktur, die Wirtschaftstruktur, die Natur? Eigentlich begreife ich die ganze Epoche
als Aufforderung, die Entwicklung wach und verständig weiterzuverfolgen, als Revierbewohner und als Zeitgenosse.
Zurück zur Epoche: Wir hatten alle viel gehört und gesehen
und nun die Gelegenheit, in der Zeche Nachtigall eine Woche
künstlerisch zu arbeiten.
Die Schüler wählten zwischen einer Musikimprovisationsgruppe, einer Schreibwerkstatt, einer Schrottschweißgruppe
und einer Malwerkstatt. In diesen Gruppen arbeiteten wir vor
Uffmann: Industriekulturprojekt
SEPTEMBER 2009
91
SEPTEMBER 2009
Schüler: Industriekulturprojekt
Ort fünf Tage lang und am Samstag zeigten wir bei warmem
Sonnenschein in einer gelungenen Aufführung und einer
schönen Ausstellung einem größeren Publikum die entstandenen Werke. Nicht nur Herr Peters, der Leiter des Museums,
war erstaunt, dass so viel in nur fünf Tagen entstanden war.
– Themenübergreifender Unterricht war gut. Ich kann jetzt
mehr über meine Heimat erzählen.
Mir selber ist vieles über meine Heimat bewusster und
klarer geworden und es erfüllt mich eine stolze Vorfreude auf
die Ereignisse der Kulturhauptstadt 2010.
– Ich fand schockierend, wie Witten nach dem 2. Weltkrieg
aussah.
Christiane Uffmann
– Ich hätte gerne Arbeiterhäuser auch von innen gesehen.
– Die Familie Krupp interessierte mich weiterreichend.
– Zwei Zechenbesichtigungen waren zu viel.
– Mir fehlten Gespräche mit Zeitzeugen.
– Die Epoche war sehr anstrengend.
– Mir fehlte die Verbindung zu den aktuellen Wirtschaftsfragen.
– Ich weiß jetzt mehr über die Arbeit meines Großvaters.
– In der Zeit der Epoche herrschte unter den Schülern eine
etwas desinteressierte Stimmung und auch Abneigung. Ich
denke, dass solche Stimmungen zu Stande kamen, weil wir
auf die bevorstehenden Jahre des Abiturs gespannt waren.
Dazu kam, dass wir in der Zeit nach den FOR-Prüfungen nicht
sonderlich viel zu tun hatten. So denke ich, wollten wir einfach
wieder einen geregelten Unterrichtsablauf, ohne hin und her
fahren und ohne Verspätungen, haben.
Schülerimpressionen zum Industriekulturprojekt:
– Das Haus Witten hatte eine tolle Atmosphäre.
– Es war gut die andere Klasse kennen zu lernen.
– Wir wussten über vieles schon Bescheid, entweder durch
die Heimatkunde in der 4. Klasse oder durch familiäre Spaziergänge durch das Ruhrgebiet.
– Es war nicht immer leicht, den Experten zuzuhören, die
Lehrer konnten besser die Inhalte vermitteln.
– Es fehlte ein Besuch in einer Kokerei.
92
– Die Projektwoche war gut, aber 5 Wochen waren zu lang!
– In der Schweißgruppe war für zu wenig Schüler Platz.
– Zum Malen war es draußen zu kalt!
– Die Musikgruppe war super!
– Zum Mittag hin taute die Stimmung meistens auf. Wir wurden
von der Imbissbude an der Zeche Nachtigall zum vergünstigten Preis mit Suppe und anderen Leckereien, wie Frikadellen
und Kuchen versorgt.
– Die Vernisage war ein schöner Abschluss für das letztendlich
doch, trotz Widerwillens, gelungene Industrieprojekt.
Sturm: Industriekulturprojekt
SEPTEMBER 2009
Impressionen zum Ruhrgebiet – aus der Jahresarbeit
von Marie Sturm
Das Ruhrgebiet erscheint mir oftmals groß, so dass ich den
Raum nicht erfassen kann. Dabei ist es nicht sonderlich groß,
die Fülle und Enge lässt es mir groß erscheinen.
Doch diese Fülle und auch die Gedrungenheit machen
einen Teil davon aus, was das Ruhrgebiet für mich ist. Es ist
multikulturell, Menschen aus vielen Nationen leben hier miteinander und nebeneinander, wenn auch nicht immer mit
einem liebevollen Blick aufeinander.
Kulturen beginnen sich zu vermischen, zu vereinen zu
einer Neuen. Es riecht nach Döner und Pommes.
Wenn man zur Mittagszeit an den Häusern entlang geht,
riecht man den Geruch von Rotkohl, Kartoffeln und Braten;
zu viel Fett in der Pfanne verleiht diesem Geruch das für mich
Typische. Genauso wie in der Küche und eigentlich im ganzen
Haus meiner Großeltern. Es riecht dazu alt und der Keller, der
riecht noch mehr nach Ruhrgebiet.
Im Schlafzimmer steht und riecht es nach Altdamenparfum,
genau wie meine Oma Mia. Wehmut, auch wenn diese zum
Teil durch die Sehnsucht entsteht, auf dem Bauch von Opa
Hans zu liegen und die Strickjacke auf und zu und auf und zu
zuknöpfen, während er ein „Mittachspäuschen“ macht; oder
die Trauer, mich nie ernsthaft, weil ich zu jung war, mit meinem
Hubert, meinem anderen Opa, unterhalten zu haben; viele
solcher und anderer Kleinigkeiten, machen diese Wehmut aus,
die ich in mir spüre, wenn ich „Ruhrgebiet“ denke.
Hier hat man alles, „wat“ man will. Auch seine Ruhe und
selbst in den Großenstädten ist es nicht wie in normalen Großstädten, nur Nachts.
Marie Sturm
93
SEPTEMBER 2009
Gericke-Bauer: Feldmesspraktikum
DAS FELDMESSPRAKTIKUM KLASSE 10
W
ie jedes Jahr findet in der 10. Klasse das Feldmesspraktikum statt. Warum denn das? Diese Frage
bewegte auch Gäste in den Ferienhäusern, die
sich während des Praktikums von uns belästigt fühlten (u.a.
ein Schulhausmeister, der nur wenig erfreut war, in seinen
Ruhezeiten weiterhin Schüler in Sicht- und Rufweite zu haben),
denn im Zeitalter von Satelliten könne man ja wohl schneller
und präziser zu einem Ergebnis kommen. Was so gesehen ja
auch stimmt. Dennoch macht das Praktikum Sinn, auch wenn
es manchem Schüler (es sind auch Schülerinnen gemeint) nicht
besonders gefiel.
Um einige Aspekte zu nennen: die biografische Entwicklung
des Menschen durchläuft bekanntlich verschiedene Stufen.
Eine davon ist, dass der jugendliche Mensch stärker „erdenbezogen“ wird und sich von seiner Kindheit verabschiedet.
Dieses sich stärker der Erde zuzuwenden fand auch in der
Menschheitsgeschichte statt und spiegelte sich unter anderem
in den Karten, die die Seefahrer erstellten und in der Erfindung
eines Chronometers, der die Menschen nicht nur unabhängig
von dem Ablesen der Sternenhöhe machte, sondern ihm sogar
eine exakte Längengradposition zu messen erlaubte. Zwei
Buchbestseller der neueren Zeit („Längengrad“ und „Die Vermessung der Erde“) berichten davon. In dieser Zeit der verabschiedeten Kindheit steht das Feldmesspraktikum, das dem
Schüler eine andere Blickmöglichkeit auf die Erde eröffnet.
Und wie so oft ist der Prozess das Wichtige, das Ergebnis
ließe sich natürlich viel bequemer googlen.
Zu den Tätigkeiten des Praktikums gehören das Messen
selber, der genaue Umgang mit Geräten und Daten, eine geringe Toleranz gegenüber Rechen- und Messfehlern, kein joviales „passt schon“, denn wenn der Polygonzug nicht geschlossen werden kann, passt er eben nicht. Bei der Auswertung
ist wiederum Genauigkeit gefragt, das Zeichengerät sollte in
Ordnung sein, die Lineale und Dreiecke, die zu anderen Zwecken herhalten mussten, erweisen sich als nicht mehr tauglich,
Bleistifte müssen gespitzt sein, dürfen nicht zu hart, nicht zu
weich sein usw. Also viele kleine Randbedingungen müssen
erfüllt sein, damit am Ende des Praktikums eine maßstäblich
genaue, optisch ansprechende und informative Karte entstehen
kann. Und dieses Ergebnis ist eines, das weder in den Senkgruben des Netzes zu finden noch leicht zu erringen ist, denn
es hat Fähigkeiten gefördert, indem auch Widerstand überwunden wurde.
Michael Gericke-Bauer
Am 7. September fuhren wir um 7.30 Uhr los nach Sachsen,
in die Nähe von Görlitz, um dort in 10 Tagen unser Feldmesspraktikum zu absolvieren. Die Busfahrt war lang und begann
für einige von uns zu früh. Trotzdem war die Stimmung allgemein ganz gut. Die meisten haben sich wohl schon ein bisschen
gefreut, obwohl wir wussten, dass Arbeit für uns anstand. Wir
schauten auf der Hinfahrt zwei Folgen Stromberg und sonst
94
Schmitz: Feldmesspraktikum
SEPTEMBER 2009
Aber unsere Tage in Sachsen bestanden nicht nur aus Arbeiten, sondern auch aus viel Spaß. Wir haben in kleineren
Gruppen Ausflüge zum Rewe unternommen, da wir in den
Bungalows kleine Küchen hatten. An einem Tag machten wir
einen Ausflug nach Görlitz. Dort war eine Stadtführung geplant,
zu der nur die wenigsten Lust hatten und wo wir dann nach
ein wenig „Generve“ schnell unseren eigenen Interessen
nachgehen konnten. In kleinen Gruppen erkundeten wir die
Stadt dann alleine, die meisten traf man dann aber entweder
bei Subway oder H&M wieder.
Die letzten zwei Tage verbrachten wir mit dem Zeichnen
der Karten.
hörten wir Musik und unterhielten uns, was man halt in einem
Bus mit vielen Menschen so machen kann.
Als wir ankamen, mussten wir erst mal ein wenig warten.
Die Vorstellung von dem niederschlesischen Feriendorf war
ein wenig anders als wir erwartet hatten, zumindest war es bei
mir so. Wie sich dann aber rausstellte, waren die Bungalows
doch ganz nett. Nach ein wenig Diskussion war auch die
Verteilung schnell geregelt. Dann konnten wir uns erst mal
ausruhen und später gab es dann Essen.
Wir konnten am letzten Abend ein Lagerfeuer machen, für
das wir vorher ein „paar“ tote Bäume im Wald gefällt haben.
Es gab leckere Grillwürstchen und Fleisch, Nudelsalat und
alkoholfreies Bier.
Auf der Rückfahrt war es fast wie auf der Hinfahrt, wir
schauten Filme und hörten Musik. Aber vor allem freuten sich
die meisten wohl doch, wieder nach Hause zu kommen.
Dhana Schmitz
Am ersten Arbeitstag sollten wir zuerst eine Skizze des
Geländes aus der Vogelperspektive anfertigen. Die Arbeit
begann um 9.30 Uhr mit einem Treffen, Mittagspause war dann
von 12.45 Uhr bis 15 Uhr. Nach der Mittagspause mussten
wir dann bis etwa 18 Uhr arbeiten.
Wir wurden in kleine Arbeitsgruppen eingeteilt und vermaßen Längen und Winkel, dann mussten noch sogenannte
Kleinvermessungen durchgeführt werden (wer wissen will, was
das ist, muss jemanden fragen, der das Praktikum schon gemacht hat).
95
SEPTEMBER 2009
Vecker: Feldmesspraktikum
Zum Feldmesspraktikum fuhren wir in das 8 Stunden entfernte niederschlesische Feriendorf nach Sachsen. Wir wohnten
in kleinen Bungalows zu viert oder zu acht. Am Ende der zwei
Wochen sollte eine maßstabgetreue Karte des Feriendorfes
vorliegen. Zuerst wurden die Vermessungsstangen an ca. 20
Stellen positioniert. Die Schülerinnen und Schüler wurden in
Gruppen zu jeweils vier Personen aufgeteilt und jede Gruppe
bekam ein Gebiet mit 4 bis 6 Vermessungsstangen zugeteilt.
Zunächst wurden die Längen zwischen den Vermessungstangen vermessen. Danach wurden entweder die Winkel vermessen oder die Kleinvermessungen fanden statt. Als Kleinvermessung bezeichnet man die Vermessung aller wichtigen, in der
Nähe der Fluchtlinie stehenden Objekte wie z.B. Häuser, große
Bäume, Wälder, Wege oder Seen. Fluchtlinie nennt sich die
Linie zwischen zwei Vermessungsstangen. Es gab einige Unstimmigkeiten bei den Vermessungsergebnissen. Deswegen
mussten viele Gruppen auch noch am letzten Tag nachmessen.
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Ahlert-de Graat: Sterntalerlauf
Als letztes wurden die Schüler in Achtergruppen aufgeteilt,
wobei in jeder der vier Achtergruppen einer aus den vorherigen
acht Vierergruppen war. So konnten alle vier Gruppen ihre
eigene Karte erstellen. Da wir mit den Karten nicht wirklich
weiterkamen, weil keiner mehr Lust hatte, mussten wir abreisen, bevor die Karten fertig waren.
Unsere Klasse ist noch einmal ein ganzes Stück zusammengewachsen, dies war auch der Hauptgrund des Praktikums.
Oft war es anstrengend, vieles noch mal zu messen, schließlich
haben wir jedoch gute Ergebnisse gehabt. Für viele war das
Rechnen und Vermessen langweilig, die Freizeit wurde jedoch
zum Spaß haben und Einkaufen im 4 Kilometer entfernten
halbwegs zivilisierten Dorf genutzt.
Tobias Vecker
SEPTEMBER 2009
DER STERNTALERLAUF AM GKH HERDECKE –
SCHWITZEN FÜR EINEN GUTEN ZWECK
A
m 20. September fand in Herdecke der 9. Sterntalerlauf zugunsten schwerkranker Kinder statt. Auch
in diesem Jahr ging wieder eine große Gruppe von
Schülerinnen, Schülern und Eltern der Blote-Vogel-Schule an
den Start, um für den guten Zweck zu laufen.
Ausgestattet mit Blote-Vogel T-Shirts oder mit den T-Shirts
des Herdecker Citylaufs ging es bei sonnig warmem Wetter
auf die Laufstrecke. Die Schülerinnen und Schüler der ersten
Klasse starteten bei den Bambinis, die 7- bis 9-jährigen liefen
1 km und alle anderen absolvierten 2 km. Johannes Petig aus
der 11. Klasse startete sogar im Volkslauf über schwere 9
km.
Dass die Blote-Vogel-Schule
eine sportliche Schule ist, zeigten
wieder die vielen guten Platzierungen:
In der Alterklassenwertung wurde
Alexander de Graat (2. Klasse) Erster. Zweite Plätze erreichten Marit
Lehmann (2. Klasse), Samuel Dommermuth (5. Klasse) und Paul Butzlaff
(9. Klasse). Dritte wurden Tobias
Meining (3. Klasse), Luis Valentin
(5. Klasse) und Mathias Goldenbogen (9. Klasse). Außerdem stellte
die Blote-Vogel-Schule wie schon
im letzten Jahr die zweitstärkste
teilnehmende Gruppe.
Jörg Ahlert-de Graat
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SEPTEMBER 2009
Sporttag in Bildern
SPORT-
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Sporttag in Bildern
TaG
SEPTEMBER 2009
2009
99
Oktober
100
Horak: Australien
OKTOBER 2009
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jeden Morgen die Nationalhymne sangen und die Aufgaben
der Woche besprochen wurden. Alle Schüler tragen eine
Schuluniform mit blauer Hose, weißem Hemd und blauem
Jackett mit Krawatte.
allo. Ich bin Tibor Horak aus der 10. Klasse der BloteVogel-Schule in Witten. Zu Beginn der 9. Klasse
habe ich mich entschlossen, für 8 Monate nach
Australien zu gehen und dort eine Schule zu besuchen.
Die Schule ist wie alle anderen Schulen in Australien sehr
sportorientiert und bietet Surfen, Cricket, Rugby, Golf und
vieles mehr an. Ein ganzer Schultag in der Woche ist nur für
den Sport, mit 6 Stunden Sportunterricht.
Nach den schwierigen Versuchen ein Aufenthaltsvisum zu
bekommen fand ich die Davidson-High-School in SydneyDavidson. In dieser Zeit – von Januar bis August 2009 – lebte
ich bei meiner Tante, meinem Onkel und deren Kindern, die
in Frenches Forrest Sydney wohnen.
Da ich sehr sportlich bin, habe ich die Möglichkeiten natürlich genossen und schnell Anschluss an die Klasse und sehr
gute Freunde gefunden. Nach der Schule bin ich mit Freunden
zum Surfen gegangen, habe aber auch stundenlange Bushworks
oder mit dem Boot Angelausflüge unternommen.
Das Schulsystem in New South Wales Sydney ist unterschiedlich zu unserem: Es gibt 3 Hauptfächer: Science, English
und Maths, die restlichen Fächer können im Kursverfahren
gewählt werden.
Besucht habe ich die Hauptstadt Canberra und die Blue
Mountains in Sydney. Ich habe viele wilde Tiere gesehen wie
Kängurus, Koalas, Schlangen, Kokobaras, Haie und viele mehr.
Das Essen ist in Australien sehr international und besteht aus
Indischem Curry und Asian food.
H
Witzig ist auch, dass es kein Klassenzimmer gibt, sondern
jeder Lehrer hat sein eigenes Klassenzimmer, das die Schüler
besuchen.
Neu waren für mich auch die morgendlichen Assemblies,
an denen alle Schüler in der Turnhalle zusammen kamen,
Ich habe den Aufenthalt in Australien sehr genossen und
möchte später in meinem Lieblingsland leben können. Ich
kann Australien wirklich nur weiterempfehlen!
Tibor Horak
101
OKTOBER 2009
Eschner: Nordirland
4,05(<-,5;/(3;05/63@>66+569+
093(5+ (*man beachte die Schreibweise)
F
ür mich stand eigentlich immer fest, dass ich irgendwann
mal ein halbes Jahr ins englischsprachige Ausland
gehe. Als es dann an der Zeit war, sich was zu überlegen, dachte ich an Kanada, Australien, England, USA und
Nord-Irland. Nach langem Hin und Her entschied ich mich
dann für Nord-Irland, das hörte sich interessant an, zumal wir
Bekannte in Nord-Irland haben, die dort in einem Camphill
leben und arbeiten. Nach langwierigem E-Mail Austausch war
dann alles klar, der Flugtermin stand auch fest.
Der Tag der Abreise rückte schnell näher und dann war er
auch schon da. Ich flog von Berlin aus und fuhr morgens mit
dem Zug zum Flughafen. Nach einem unproblematischen Flug
landete ich in Belfast.
Da stand ich nun in Belfast am Flughafen. Nach dem Auschecken wartete ich etwa eine halbe Stunde, doch es war
niemand da, der mich abholte. Aufgeregt wie ich war, rief ich
ein paarmal zu Hause an, das half mir natürlich auch nicht
weiter ... Dann plötzlich eine Durchsage über die Lautsprecher,
außer meinem Namen verstand ich aber leider kein Wort (der
nord-irische Akzent ist wirklich sehr gewöhnungsbedürftig),
das half mir auch nicht weiter, ganz im Gegenteil, was sollte
ich tun?
In verdammt schlechtem Englisch fragte ich an einer Autovermietung nach dem Service Point. Man wies mir freundlich
den Weg durch mehrere Gänge und Stockwerke, ich machte
mir gar nicht die Mühe alles zu verstehen, sondern konzentrierte mich auf die ersten beiden Sätze. Nach mehrfachem
Fragen kam ich dann am Service Point an, wo ich dann nach
einiger Zeit auch meine Gastmutter fand. Als ich in das Auto
einstieg fragte meine Gastmutter belustigt, ob ich denn fahren
wolle. Ich verneinte natürlich, dann bemerkte ich, dass ich ein
Lenkrad vor mir hatte und stieg schnell auf der anderen Seite
ein.
102
Anfangs hatte ich im Straßenverkehr ständig Angst, dass
das Auto auf der falschen Spur fahren würde, was natürlich
nicht der Fall war. Von da an ging alles ganz einfach, meine
Gasteltern waren sehr nett und ich hatte auch noch eine Woche Ferien. In meiner Gastfamilie gab es drei kleine Kinder (3,
6 und 9 Jahre) und außerdem noch einige Menschen mit geistiger Behinderung und vier Co-Worker.
Das Camphill hat eine tolle Lage mit eigenem Strand und
großen Ländereien. Mit der Bahn ist die schöne Stadt Belfast
von dort aus in 15 Minuten zu erreichen.
Als dann die Schule anfing stellte sich heraus, dass noch
ein anderer Deutscher in meiner Klasse war, mit dem ich mich
von Anfang an gut verstand. Im Allgemeinen war die Schule
da sehr interessant und lustig, da es mir in einigen Fächern
sogar frei stand, Hausaufgaben zu machen. Weil die Schule
sehr klein war, gab es in meiner Klasse nur 14 Schüler, dadurch
war natürlich eine ganz andere Stimmung in der Klasse, die
mir von Anfang an gut gefiel.
Angenehmerweise waren Schüler und Lehrer dort ausgesprochen nett, die Lehrer waren sehr locker drauf und immer
zu einem Scherz bereit, was den Unterricht deutlich angenehmer
machte, als ich es gewohnt war. Obwohl ich anfangs noch so
meine Schwierigkeiten mit dem irischen Akzent hatte, lebte
ich mich schnell in die Sprache ein. Mein Englisch wurde von
Tag zu Tag besser. Nach etwa 3 Wochen fing ich sogar an,
englisch zu denken, was mir teilweise bis heute erhalten geblieben ist. Die Schule machte mir dort Spaß, vor allem der
Kunstunterricht hatte es mir angetan, ich durfte machen, was
ich wollte. Ich beschäftigte mich mit Manga zeichnen. Während
des Unterrichtes hörten wir über die Musikanlage des Kunstlehrers Musik, der Unterricht wurde durch den gelegentlichen
Einsatz von Photoshop am Computer zusätzlich interessant.
Im Biologieunterricht bekamen wir einmal die Aufgabe,
einen menschlichen Arm nachzubauen, der nach Möglichkeit
Weiß: Südfrankreich
OKTOBER 2009
funktionstüchtig sein sollte. Wir taten uns paarweise zusammen,
wobei der andere Deutsche und ich eine Gruppe bildeten. Als
wir unsere Ergebnisse vorstellten zeigte sich, dass der „deutsche“ Arm als einziger voll funktionsfähig war, die „irischen“
Arme waren dagegen weder funktionsfähig, noch hielten sie
irgendeiner Belastung stand. Daraufhin sagte der Biologielehrer lachend, dass man daran gut sehen könne, warum die
Deutschen so gute Ingenieure und Autos haben, bei den Iren
dagegen alles kreuz und quer laufe. Das war sehr witzig.
Schön war, dass die Gastschüler schnell in die Klassengemeinschaft integriert wurden, so dass ich mich auch schnell
auf Partys wiederfand, die nicht nur meinem Englisch zugute
kamen ...
Der Aufenthalt in Nord-Irland hat mir geholfen, selbstbewusster zu werden und mich in meinem Leben besser zurecht
zu finden, außerdem haben sich meine Englischkenntnisse
wesentlich verbessert. Ich würde jedem zu einem Auslandsaufenthalt raten, da es interessant ist und man eine andere
Kultur und viele neue Menschen kennen lernt.
Phylis Eschner
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A
m Samstag, dem 25. April 2009 war es soweit. Ich
hatte mich an sieben französischen Waldorfschulen
beworben und nur von einer in Südfrankreich eine
Zusage bekommen. Da ich schon relativ früh die Bekanntschaft
mit meiner Gastmutter gemacht hatte, wir schon telefoniert
und E-Mails geschrieben hatten, kannte ich sie schon etwas
und freute mich umso mehr.
In den Wochen vor meinem Aufenthalt in Südfrankreich
konnte ich es noch kaum zu Hause aushalten. Ich packte
meine Sachen schon frühzeitig, doch ging es dann am 25. April
recht chaotisch und hektisch zu. Meine Freundin, die Eltern
und mein Hund begleiteten mich bis zum Flughafen Köln/Bonn,
dort dann, nach einem tränenreichen Abschied, eingecheckt,
ging die lang ersehnte Reise los.
Nach einem ca. einstündigen Flug landete ich in Marseille,
dort angekommen musste ich auf meine Gastmutter, Anne,
und ihre 9-jährige Tochter Rebecca warten. Als die beiden
ankamen, begrüßten sie mich herzlich und wie in Südfrankreich
üblich mit drei Wangenküssen. Der Nachhauseweg führte über
die Pizzeria in Chateauneuf de Gadange, welche meinem
Gastvater, Patrick, gehört, durch eine stürmische Nacht, bis
außerhalb des Dorfes Velleron. Mir kam der erste kurze Abend
in einem neuen, recht kleinen, aber schönen Haus, welches
relativ unaufgeräumt war, schön, aber aufregend vor.
Da Anne Deutsch sprach fiel es mir leicht, mich zu verständigen. Trotzdem auf Französisch, aber mit dem Hintergedanken im Kopf, auch Deutsch sprechen zu können. Ich wohnte
während meines 3monatigen Aufenthalts in einem Zigeunerwagen. Dieser stand im Garten, hatte ein großes Bett, eine
Küche, Sitzgelegenheiten und zwei Schränke für meine Sachen.
103
OKTOBER 2009
Weiß: Südfrankreich
Ich war froh, dass ich die erste Nacht überlebte, da ausgerechnet an diesem Wochenende der Mistral mit seinen heftigen
Winden, starkem Regen und Gewittern durch die Provence
wehte.
Der nächste Morgen begann mit einem französischen
Frühstück, Croissants, Pains au chocolat, Baguettes und Brioches, sowie meinen ersten französischen Sätzen, welche mir
nach 1 1/2 Jahren Französisch eigentlich ganz gut über die
Lippen kamen. Natürlich verstand ich erstmal kein Wort, als
meine Gastfamilie Gäste eingeladen hatte, wobei eine Frau
mit englischem Akzent sprach, doch auch dies legte sich innerhalb der drei Monate.
In der ersten Woche durfte ich noch zu Hause bleiben, weil
Osterferien waren. Da meine Gasteltern arbeiteten, sollte ich
mich mit Rebecca beschäftigen. Nach zögernden Anfängen,
half sie mir sehr dabei, meinen Wortschatz zu erweitern und
ich ihr gegen Langeweile. Sie zeigte mir die Umgebung. Man
hörte kein einziges Auto – es herrschte absolute Stille, was ich
als ungewohnt und schön empfand.
In der 2. Woche durfte ich dann endlich zur Schule. Allerdings in die 9. Klasse, da die 10. noch ein Praktikum machte.
Die Schule war eine Waldorfschule und ca. eine dreiviertel
Stunde von Velleron entfernt, in Sorgue. Dort wurde ich mit
Neugierde empfangen und direkt auf eine Party eingeladen.
Wir hatten in einem großen Container, welcher echt schön
war, Unterricht. Die Schule ging in der 9. Klasse bis 16 Uhr
und in der 10., eine Woche später, bis 17 Uhr, nur am Mittwoch
endete sie eine Stunde früher als sonst, was sehr ungewohnt
und ebenfalls anstrengend war.
In der 10. Klasse waren noch weitere fünf Austauschschüler aus Deutschland und der Schweiz, deswegen fiel es mir
und auch den Franzosen schwerer, den Kontakt zueinander
zu finden, was dann hinterher doch ganz gut klappte. In meiner Klasse waren nur 12 Schüler.
104
Wir hatten eine Stunde Mittagspause, in der es in der Kantine etwas zu essen gab. Dann konnte man sich den Rest der
Pause in die Sonne setzen und quatschen.
Im Gegensatz zu deutschen Schülern machen französische
Eurythmie überaus gerne und führten mehrere Stücke in einem
Theater in Avignon auf. Dazu gab es noch den Unterricht
„Cinema“. In diesem Fach hatten die Schüler in kleineren
Gruppen verschiedene kreative Filme gedreht und schnitten
und bearbeiteten diese nun im Unterricht.
Da ich oft erst um 18 Uhr zuhause war und keiner meiner
Klassenkameraden in meiner Nähe wohnte, musste ich mich
unter der Woche mit meiner Familie oder alleine beschäftigen.
Meine Freizeit verbrachte ich damit, joggen zu gehen, zu
reiten, in der Pizzeria zu helfen sowie meine Französischkenntnisse durch das Reden und ebenso schriftlich zu verbessern.
Mit meinen Wochenendbeschäftigungen fiel es mir am
Anfang ziemlich schwer. Ich fuhr viel Fahrrad und lernte umso mehr die Umgebung im Umkreis von 30 km kennen. Später war ich von Freitag bis zum Spätnachmittag des Sonntags
Lahr: Südafrika
OKTOBER 2009
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allo, mein Name ist Franziska Lahr und ich gehe
mittlerweile in die 11. Klasse der Blote-Vogel-Schule. Die Idee, nach Südafrika zu fliegen, ist entstanden
beim Zeitung lesen. Die Organisation FSA Youth-Exchange
hatte eine Suchanzeige aufgegeben, da sie für das Jahr 2008
noch Gastfamilien gesucht hat, die einen Austauschschüler
aus Afrika aufnehmen wollen.
Darauf hin habe ich mir die Internetseite angeschaut und
gelesen, dass es noch freie Plätze für den Sommer 2008 in
Südafrika gibt. Es hat nicht lange gedauert bis ich mich entschlossen hatte, mich anzumelden. So hat alles begonnen.
nicht zuhause. Zuerst machte ich mit den anderen Austauschschülern eine Fahrradtour von Arles bis fast zum Meer, dann
trafen wir auf dem Rückweg Leute aus unserer Klasse. Die
nahmen uns mit auf eine Party in Salon de Provence, unter
sternenklarem Himmel und mit Lagerfeuer.
Solche „langen Reisen“ ergaben sich dadurch, dass die
französischen Schüler zum Beispiel an der Grenze zu Italien
oder Spanien wohnen. Sie wohnen unter der Woche selbst bei
einer Gastfamilie und kommen nur selten an Wochenenden
nach Hause.
Aus diesen drei Monaten habe ich viele Erfahrungen mitgenommen, viele nette Freunde, Ausländern gegenüber sehr
offene Franzosen getroffen und bin an mir selbst gewachsen.
Ich würde immer wieder nach Frankreich fahren, nur um noch
einmal alle Leute wiederzusehen und richtig Französisch
sprechen zu können, die Kultur zu erleben und dieses völlig
neue Lebensgefühl zu spüren.
Leonie Weiß
Am 3. August war es dann soweit: der Flug von Frankfurt
nach Johannesburg stand vor der Tür. Ich bin zusammen mit
einer Gruppe von der Organisation geflogen. Nach einem sehr
langen Flug bin ich am nächsten Tag in Johannesburg gelandet,
von hier aus hat sich die Gruppe aufgelöst, einige sind weitergeflogen, andere wurden schon von ihren Gastfamilien
empfangen.
Ich jedoch musste vier lange Stunden in Johannesburg auf
meinen nächsten Flug nach Nelspruit warten. Hier wurde ich
von meinen Gasteltern Sonya und Willhelm empfangen, Cara,
meine Gastschwester, war noch in der Schule, ebenso wie
mein Gastbruder Mario. Nach einer sehr aufregenden Fahrt
(Linksverkehr) waren wir in Nelspruit und haben Cara in der
Mittagspause besucht, denn sie geht in Nelspruit in ein Internat. Anschließend sind wir nach Komartipoort gefahren.
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich in einem Haus
mit drei Haushaltshelfern gewohnt, die für das Saubermachen,
das Kochen und das Waschen zuständig waren, dazu muss
man sagen, dass die wie zur Familie gehört haben.
Mein Gastvater hatte ein kleines portugiesisches Restaurant
mit einigen Zimmern, die man mieten konnte und meine
105
OKTOBER 2009
Lahr: Südafrika
Gastmutter war Lehrerin. Die ersten drei Tage habe ich in
Komartipoort verbracht, ohne meine Gastschwester. Ich bin
mit Sonya zur Schule gegangen und habe mich einleben können. Am Freitag ist Cara aus dem Internat zurückgekommen
und wir sind über das Wochenende in den Krüger-Nationalpark
gefahren auf ein Bibelwochenende.
Die nächste Woche im Internat ging schnell vorbei und am
Freitag haben wir die Sachen gepackt und sind in das fünf
Minuten entfernte Mozambique gefahren, wir wollten dort das
Wochenende verbringen. Mein Gastvater hatte ein wunderschönes kleines Haus gemietet, nicht weit vom Meer entfernt.
Das war sehr spannend für mich, da ich zwar gläubig bin,
jedoch dies nicht auslebe, sprich nicht in die Kirche gehe etc.
Ich konnte mir unter einem Bibelwochenende nicht viel vorstellen. Das Wochenende hat mir gezeigt, wie gläubig meine
Gastfamilie eigentlich ist. Man hat dort viel gesungen, in der
Bibel gelesen und über einzelne Passagen gesprochen, es
haben nur Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren teilgenommen.
Am Montag ging es dann wieder in die Schule, leider die
letzte Woche. Der Abschied fiel mir sehr schwer, da ich die
ganze Woche über mit den neu gefundenen Freunden zusammen war, das hat einen sehr verbunden. Am 31.8.2008 bin
ich schweren Herzens wieder in das verregnete Deutschland
geflogen, zurück zu meiner vermissten Familie.
Am Montag hat mein Tag sehr früh begonnen, da der Bus
zum Internat um 5.30 Uhr losgefahren ist. Ich fühlte mich in
dem grünen Schuluniformkleid sehr unwohl, da ich es nicht
gewohnt war, in der Schule eine Uniform zu tragen. Es war
schön, den Sonnenaufgang zu beobachten, die anderen in
dem Bus haben geschlafen. Um 7 Uhr sind wir an der Schule
angekommen und um 7.30 Uhr hat die Schule angefangen.
Man hatte jeden Tag 8 Stunden, d.h. die Schule war um 14
Uhr zuende. In der Freizeit hat meine Gastschwester jeden Tag
Sport gemacht. Sie war dreimal in der Woche laufen und einmal die Woche schwimmen. Ich habe sie, bis auf das Schwimmen, immer begleitet. Während sie schwimmen war, war ich
mit Youlande, einer Freundin, tanzen (Hip-Hop und Standard).
Es war sehr anstrengend bei ca. 35 Grad soviel Sport zu machen.
Am Wochenende sind wir in den Krüger-Nationalpark
gefahren und haben eine Freundin besucht. Im Krüger-Nationalpark fährt man im Auto durch „freie“ Wildnis, sprich: alle
Tiere leben miteinander – Elefanten, Giraffen, Krokodile, Affen,
Löwen und viele mehr.
106
Insgesamt war Südafrika eine sehr schöne Erfahrung und
ich bin meinen Eltern dankbar, dass sie mir den Traum ermöglicht haben. Man lernt viele neue Menschen kennen, neue
Sprachen, die Kulturen und einen völlig anderen Alltag.
Franziska Lahr
November
107
NOVEMBER 2009
Aluanlli: Zu Besuch
BESUCH AUS CHILE
H
allo, ich heiße Daphne Aluanlli Neef und bin 15
Jahre alt. Ich komme aus Chile in Südamerika und
lebe in Santiago. Dort besuche ich die 10. Klasse der
Carampangue-Schule. Ich bin in der Schule bei vielen Aktivitäten
engagiert, besonders im Fußball, meiner Lieblingssportart. Ein
weiteres Hobby von mir ist Singen. Ich liebe es, zu singen und
bin in einer Band mit Leuten in meinem Alter und damit auch
schon bei vielen Festivals in der Schule aufgetreten.
Ich habe eine Schwester, Camila, die 14 Jahre alt ist und
in die 8. Klasse geht. Mein Bruder Thomas ist 11 Jahre alt und
geht in die 5. Klasse. Mein Vater heißt Miguel und meine Mutter Marianne. Sie kommt aus einer deutschen Familie. Meine
Großmutter ist in Deutschland geboren und die Eltern meines
Großvaters auch. Insofern habe ich eine deutsche Nationalität
und finde es deswegen wichtig, die Sprache zu beherrschen.
Das war der Hauptgrund, warum ich mich bei meinem Auslandsaufenthalt vor allen anderen Ländern für Deutschland
entschieden habe.
In Deutschland habe ich auch Familie. Meine Patentante ist
die Schwester meiner Mutter und sie hat vier Kinder, von denen
ich bisher nur drei kennen gelernt
habe. Während meines Aufenthalts
hier habe ich die Chance, auch den
vierten kennen zu lernen.
Ich hoffe, dass ich in den 4
Monaten in Deutschland viele
Freunde finde, die deutsche Sprache
und Kultur kennen lerne und viel
von Deutschland sehe, um die
Wurzeln meiner Vorfahren besser
zu verstehen.
Ich bin sehr froh, dass ich hier
zur Blote-Vogel-Schule gehen kann
108
und hoffe, in der Klasse gut zurecht zu kommen und viele Erfahrungen in diesem Land zu machen, das so unterschiedlich
ist zu meinem. Ich denke, es wird eine unvergessliche Zeit
sein und ich habe die Chance, physisch und geistig daran zu
wachsen.
Mit ganz lieben Grüßen
Daphne Aluanlli
ABI UND DANN? WAS WIRD AUS EINER
WALDORFSCHÜLERIN?
E
ine völlig chancenlose Zukunft wurde von sämtlichen
Freunden, Nachbarn und Verwandten prognostiziert,
denn das ist ja keine richtige Schule, da tanzt man ja
seinen Namen und lernt stricken. Welche Aussicht hat man
nur da draußen in der „normalen Welt“ auf dem Arbeitsmarkt?
Ich denke, dass der Arbeitsmarkt selbstständige Leute mit
kreativen Denkansätzen dringend braucht. Und was die Leute so reden, hat mich noch nie interessiert. Aber ich weiß, dass
einen das ständige Erklären: „Was ist Waldorfschule? Was ist
Rudolf-Steiner-Schule? Warum gibt es erst so spät Noten?
Warum bist du aus so einer Schule?“ usw. total nerven kann.
Um etwas konkreter zu werden – ist ja nicht so einfach, so
in zwei Zeilen zu schreiben, was man so mitgenommen hat,
beginne ich mal mit den Jahren nach dem Abi, das ich 2000
gemacht habe. Zuerst wusste ich ja nicht so richtig, ob ich in
den medizinischen oder kaufmännischen Bereich gehöre und
hab‘ erst mal nach dem Abi ein Praktikum im Diakonissenkrankenhaus im Kreisssaal gemacht. Nach dem halben Jahr
Holtermann: Abi und dann?
stellte ich fest, dass der Beruf der Hebamme nicht meiner war.
Es war keine verlorene Zeit, da das Erlebte eine unendlich
reiche Erfahrung ist und bei einer Geburt dabei zu sein ist
etwas Besonderes.
Im Frühjahr schrieb ich dann Bewerbungen, um eine kaufmännische Ausbildung als Steuerfachangestellte zu machen.
Natürlich gab es auch Absagen, aber es gab auch mehrere
Zusagen und ich konnte schon im Mai 2001 in der Kanzlei
beginnen. Die Ausbildung startete dann erst im August und
ging drei Jahre. Erst jetzt wurde mir klar, wie schön doch unsere Schule ist. Ich war nämlich in der Berufsschule in Dortmund
gelandet. Na ja, drei Jahre gehen auch schnell rum, aber schön
ist doch anders.
2007/2008 machte ich dann eine nebenberufliche Fortbildung zur Bilanzbuchhalterin. Da war echt Durchhaltevermögen gefragt. Montags nach der Arbeit von 18 bis 21 Uhr und
samstags von 9 bis 15 Uhr war ich dann beschäftigt. Sonntags
wurden dann die Aufgaben gelöst. So kann man seine Wochenenden auch verbringen, hat sich aber gelohnt.
Seit November 2008 sind wir zu dritt. Unsere Tochter Jana
hat meinen Tätigkeitsbereich deutlich verändert. Elternzeit,
das heißt: Krabbelgruppe, Ernährungsexperte, welchen Schnuller darf man geben, welche Bekleidung ist OK? Also Steuererklärungen sind echt einfacher. Vorher war ich mehr mit Buchhaltung, Lohnbuchhaltung, Steuererklärungen und dem Erstellen von Bilanzen beschäftigt. Jetzt bin ich Entertainer, Krankenschwester und Spielgefährte. Ist echt ‘ne spannende Zeit
und was Jana in diesen ersten elf Monaten schon alles gelernt
hat, ist echt ein Wunder. Und beim Wachsen kann man fast
zugucken.
NOVEMBER 2009
jeden Fall mitgenommen habe ist: Was man nicht selbst anpackt
bleibt wohl liegen – Eigeninitiative, einfach mal loslegen; wer
nichts macht, der kann auch keine Fehler machen – ich mach
halt mal Fehler. Seine Meinung vertreten und dazu stehen – sich
was trauen, auch wenn’s gerade nicht „in“ ist. Ich habe auch
keine Probleme, ein Thema vor mehr als drei Personen zu
erläutern, da tun sich manche Kollegen echt schwer mit. Ängste vor Mandantengesprächen oder Meetings kenn‘ ich nicht.
Ich denke in diesen Momenten bin ich echt froh, schon tausendmal auf einer Bühne gestanden oder Präsentationen gehalten zu haben u.ä. Angefangenes zuende zu bringen ist auch
eine sehr wichtige Fähigkeit sowie Geduld und Durchhaltevermögen. Jetzt ist natürlich mein Beruf nicht der typische
Beruf eines Waldorfschülers – denkt man. Aber ich habe sehr
viele Gespräche mit Mandanten und in gewisser Weise kann
man auch hier kreativ sein, soweit die Gesetze einem Gestaltungsfreiraum lassen. Ich bin jedenfalls zufrieden mit dem,
was ich tue und ich freue mich schon auf meinen Wiedereinstieg in den Job. Ich hätte vor 14 Monaten nicht gedacht, dass
man Arbeit auch vermissen kann. Ich hoffe, es hat ein wenig
Freude bereitet, meinen Kurzbericht zu lesen. Ist natürlich erst
kurz vor Redaktionsschluss entstanden.
Stefanie Holtermann, geb. Lahr
Im Dezember fange ich voraussichtlich als Teilzeitkraft
wieder an zu arbeiten, um auf dem Laufenden zu bleiben. Ich
würde ja sonst das Spannendste zuhause verpassen. Was mich
speziell als Waldorfschüler outet? Keine Ahnung. Was ich auf
109
NOVEMBER 2009
Lessing-Langen: Künstlerischer Abschluss
DER KÜNSTLERISCHE A-H-BSCHLUSS
A
m 14.11. fand an der Blote-Vogel-Schule der Künstlerische Abschluss der 12. Klasse vor voll besetztem
Saal statt. Die Schülerinnen und Schüler hatten in
diesem Jahr eine besondere Situation, da sie durch die Kooperation mit der Rudolf-Steiner-Schule Witten durch das erweiterte Leistungskursangebot einen Unterricht erleben, der
dem einer gymnasialen Oberstufe nahe kommt.
Umso intensiver nutzten sie die kurze Probenzeit, die
beide Schulen eingeplant hatten, um sich konzentriert vorzubereiten.
Ihr selbst gesetztes Motto lautete „AHbschluss“ und sollte
verdeutlichen, dass am Ende der Waldorfschulzeit dieser Abschluss das gesammelte künstlerische Repertoire einer Klasse
noch einmal komprimiert ausdrückt.
Bunt war das Programm, das in festlichem Rahmen, zu dem
maßgeblich auch die 7. Klasse beigetragen hat, die in der
Pause ein herrliches Buffet servierte, stattfinden konnte.
Die musikalischen Qualitäten der Schülerinnen und Schüler zeigten sich in Stücken von Brecht und anspruchsvollen
hebräischen, irischen und argentinischen Liedern. Durch die
konzentrierte Begleitung konnten sich die Stimmen voll entfalten und den Saal füllen.
Auch in der Eurythmie bewies die Klasse bei der Umsetzung
moderner Gedichte und der Bearbeitung von Debussys „Rèverie“ Taktgefühl und einen sicheren Sinn für das Gesamte.
Mitreißend wirkten die Trommeln, bei denen schnellste
Rhythmen präzise umgesetzt wurden. Aus dem Deutschunterricht sorgten zwei amüsante Gedichte für Schmunzeln beim
Publikum. Doch den besonderen Glanz erhielt der Abend
durch das hervorragende Theaterstück „Titus“ von Jan Sorbie,
das Markus Scharfenberg im Rahmen seiner Abschlussarbeit
erarbeitet hatte.
Viel Applaus gab es auch für die Eurythmiesoli und Improvisationen an Gitarre und Klavier, die auch Ergebnisse von
Jahresarbeiten waren.
Insgesamt war es ein dichter und unterhaltsamer Abend,
der deutlich machte, dass neben den klassischen Unterrichtsfächern gerade die Kunst in jeder Form, denn es wurden auch
Bilder und Tonarbeiten der Klasse präsentiert, eine zentrale
Rolle im Lehrplan der Waldorfschule einnimmt.
Die Zuschauer konnten erleben, dass durch sie junge
Menschen zu einer Ausdrucksmöglichkeit gelangen können,
die vielschichtig und kreativ ist und gerade in der heutigen
Zeit, wo für junge Leute nichts gewiss zu sein scheint, Wege
eröffnet, die das rein kognitive Wissen so nicht erschließen
kann.
Clementia Lessing-Langen
110
Lessing-Langen: Künstlerischer Abschluss
NOVEMBER 2009
111
Dezember
112
Wagner: Zukunftsvision
REFLEXION ÜBER EIN UTOPISCHES
SCHULSYSTEM
N
icht nur Diskussionen über Kopfnoten und Turboabi
lassen durchblicken, dass unser aktuelles Schulsystem noch verbesserungsfähig ist. So werden bei
näherem Hinschauen immer mehr Unstimmigkeiten im System
deutlich, die eine grundsätzliche Reform nötig machen müssten, vielleicht sogar einen kompletten Neuanfang, eine komplette Neuausrichtung der Bildung.
Bildung muss humaner, muss selbstständiger, muss individualisierter werden. Stattdessen finden wir ein Schulsystem,
welches nicht mit einzelnen Menschen, sondern mit Massen
arbeitet. Ein Schulsystem, welches nicht zur Selbstverwirklichung anregt, sondern Schablonen liefert, in welche Kinder
hinein gestutzt werden, um irgendwie den geforderten Normen
zu entsprechen. Wer nicht hineinpasst wird vehement aussortiert und das schon in sehr jungen Jahren. Bildung wird nicht
als etwas Allumfassendes gesehen, sondern in genau abgemessenen Häppchen verabreicht. Schulabschlüsse werden
ebenfalls nach diesem Schema vergeben: Vom Schüler wird
die Wiedergabe einzelner, eingegrenzter Wissensbereiche
verlangt. Die vorangehenden Jahre sind meist nichts weiter als
Vorbereitung darauf. Über den Tellerrand des Verlangten zu
schauen wird nicht gefordert, nicht gefördert und meistens
bleibt in diesem System auch keine Zeit dafür. So müssen sich
auch die ambitioniertesten Projekte dem Erreichen der Schulabschlüsse beugen. Innovation wird nicht verlangt.
Dass alle Ansätze zu anderen Bildungswegen zu gelangen,
die die abschlussrelevanten Bereiche weniger intensiv vermitteln, dafür aber andere Dinge fördern, zum Scheitern verurteilt
sind, wird durch die Betonung der Wichtigkeit der Abschlüsse
für spätere Arbeitschancen wirksam erreicht. Dadurch wird
geistige Massenware am laufenden Band produziert. Grundlagen für neuartige Forschung, Erfindung und Wissenschaft
DEZEMBER 2009
werden damit nicht geschaffen. Doch was wäre wünschenswerter als eine Bildung, die jeden Einzelnen in seinen ganz
persönlichen Eigenschaften, Interessen und Fähigkeiten fördert?
Mit der richtigen Grundlage könnte sich jeder nach seinen
einzigartigen Fähigkeiten dort einbringen, wo er am meisten
erreichen und bewirken kann. Schluss mit all den Menschen,
die ihren Platz nicht finden konnten, weil sie nie die Möglichkeit dazu hatten: Selbstverwirklichung für alle.
Im Folgenden möchte ich das Modell eines Schul- und
Bildungssystems vorstellen, welches eine solcherart individualisierte Bildung anstreben sollte. Der wichtigste Aspekt dieses
Systems wäre die Vermittlung einer größtmöglichen Eigenständigkeit, d.h. Anleitung zur Entwicklung eines autodidaktischen
Lernens, sowie zur Erkenntnis der eigenen Wünsche und der
Möglichkeit, diese von klein auf zu verwirklichen. Da eine
solche Eigenständigkeit nicht von Beginn an vorhanden ist,
muss man ihr Zeit und Raum lassen, sich zu entwickeln. Natürlich müssen gerade in jüngeren Jahren diverse Grundkenntnisse erlernt werden (Lesen, Schreiben, Rechnen), um damit
arbeiten zu können.
Ein Ansatz zu einem solchen Lernen wäre eine Balance
zwischen normaler Schulzeit, in der Allgemeinwissen vermittelt wird, und freier Projektzeit, in der es Möglichkeiten zum
eigenständigen Arbeiten gibt. Während diese Projektzeit in der
Unterstufe noch mehr betreut und hinter der Vermittlung von
Grundfähigkeiten zurückstehen müsste, sollte sie im Laufe der
Jahre immer weiter an Raum gewinnen, bis sie in der Oberstufe einen Großteil der Arbeitszeit einnehmen würde. Mein
Vorschlag wäre, in der Unterstufe eine Woche Projektzeit zu
drei Wochen allgemeinen Lernens, in der Mittelstufe zwei
Wochen Projektzeit zu zwei Wochen allgemeinen Lernens
und in der Oberstufe drei Wochen Projektzeit zu einer Woche
allgemeinen Lernens einzurichten.
In der Unterstufe würde diese Projektzeit noch mit altersgerechten Aktionen gefüllt werden. So könnte das Malen eines
113
DEZEMBER 2009
Wagner: Zukunftsvision
Bildes, das Bauen eines Kastanienmännchens oder die Konstruktion eines Drachens angeboten werden, Hauptsache der
Anreiz zur eigenen Tätigkeit kommt vom Kind selbst. In dieser
Altersstufe müssen diese Projekte noch viel unterstützt werden
und würden größtenteils in der Schule stattfinden, wo sie
betreut werden können. Einschränkung in der Thematik möglicher Projekte sind nur bei drohender Gefahr von Menschenrechtsverletzungen zu sehen. Die Verantwortung eines selbstständigen Tuns zu vermitteln, muss eines der wichtigsten Ziele
sein.
In der Mittelstufe sind alle Grundfähigkeiten so weit erlernt,
dass ein Schüler alle Möglichkeiten hat, eigenständig zu arbeiten und zu lernen. Projekte können auch außerhalb des
Schulgebäudes durchgeführt werden, Ergebnisse müssen jedoch
genau dokumentiert vorgelegt werden. Wie viel Anleitung noch
gebraucht würde, wäre schülerabhängig. Entwicklungsbedingt
verändern sich die Interessen hin zu wissenschaftlicheren und
tiefgreifenderen Auseinandersetzungen mit diversen Themen
(seien es Dinosaurier, Indianer oder die Anatomie des Pferdes).
In dieser Zeit sollten besonders Impulse zur selbstständigen
„Feldforschung“ gegeben werden. Informationen werden nicht
mehr von einem einzelnen Menschen/Lehrer vermittelt, sondern
von Fachleuten, zu denen die Lehrer die Kontakte knüpfen
können. Ebenso sollten Bibliotheken als Informationsquellen
dienen. Auch hier hängt die Intensität der Betreuung noch stark
vom einzelnen Schüler und seinen Bedürfnissen ab.
Bis zur Oberstufe müssten so alle Grundsätze gelegt sein,
nach denen ein junger Mensch selbstständig arbeiten kann.
Die auf drei Wochen aufgestockte Projektzeit gäbe Raum für
vielerlei Arbeit: Sprachreisen, Praktika, in Eigenregie geführte
Arbeitsgemeinschaften, aber genauso gut intensivste Arbeit an
einem Herzensthema sollten möglich sein. Mit einem selbst
gewählten Betreuer aus der Lehrerschaft sollte der Schüler zu
Beginn jeder Dreiwochenperiode seinen Stand der Dinge und
seine Ziele besprechen und am Ende über sein Fortschreiten
114
Bericht erstatten. Fraglich ist es, ob es Vorgaben zur Themenwahl geben sollte, die innerhalb eines Jahres wenigstens eine
Arbeit aus den Bereichen (Fremd)Sprache(n), Naturwissenschaften, Kunst und Kultur, Geschichte und Sozialwissenschaften
verlangt, wobei man die Schwerpunkte natürlich beliebig
setzen kann, um die Vielfältigkeit im Interesse der Schüler zu
fördern, oder ob dies gelassen werden sollte, damit jeder in
seinem eigenen Bereich arbeiten kann.
Nach einem Jahr müsste eine Mappe mit Reportagen, Essays
und sonstigen Texten, sowie eine Arbeitstagebuch vorgelegt
werden, welche die Arbeit des Schülers dokumentiert. Das
Lehrerkollegium hat dann zu entscheiden, ob diese Arbeit dem
Zeitraum eines Jahres entspricht. Sollte dies nicht der Fall sein
und dem Schüler Faulheit attestiert werden, wird er zurückgestuft. Geregelte Ferien wären in der Oberstufe überflüssig, da
der Schüler seinen Zeitplan selbst erstellt und dabei auch
seine eigenen Ferien festlegen kann. Einzige Festlegung sind
die Schulwochen zwischen der Projektzeit, in denen Allgemeinwissen vermittelt wird. Sollte sich der Schüler gerade im
Ausland befinden oder würde eine Schulwoche ein Projekt
schwerwiegend unterbrechen, kann er die Woche ausfallen
lassen, muss den Stoff allerdings nachholen. Während der
Schulwoche haben die Schüler täglich von 9 bis 17 Uhr Unterricht mit gemeinsamer Mittagspause, Hausaufgaben werden
nicht gestellt. Eine bundesweite Normung des zu vermittelnden
Allgemeinwissens wäre in der Hinsicht ideal, dass jeder Schüler an jeder Schule an einer Schulwoche teilnehmen kann.
International wäre dies noch wünschenswerter. Es würden
ganze Austausch- und Wanderbewegungen zwischen Schulen
entstehen.
Abgeschlossen würde eine solche Schulzeit nicht mit Prüfungen, die überhaupt abgeschafft wären. Satt dessen wäre die
Dokumentationsmappe des letzten Schuljahres ausschlaggebend für die Bewerbung.
Wagner: Zukunftsvision
Ein solches Schulsystem würde einige Vorteile bringen:
Zuerst würde es soziale Unterschiede ausgleichen, da es allen
Menschen die gleiche Chance gibt, einen spezifischen Lebensweg zu finden und diesen zu verfolgen. Die alten Einteilungen,
nach denen ein Mensch als intelligent oder dumm, leistungsschwach oder leistungsstark, erfolgreich oder erfolglos gilt,
wären ebenso überholt wie die Aussortierung nach viel zu
begrenzten Kriterien. Ein Handwerkersohn könnte ebenso gut
Akademiker werden, wie ein Akademikersohn Handwerker.
Jeder nach seinen Fähigkeiten und vor allem jeder nach seiner
Persönlichkeit. Hier erst würde die aufklärerische Forderung
nach Liberté, Egalité und Fraternité vollends eingelöst, wäre
die Ständegesellschaft in ihrer ganzen Unmenschlichkeit
überholt.
Eine selbstbewusste und reflektierende Gesellschaft könnte
heranwachsen, die Fremdbestimmung und Diktatur ein für
alle mal unmöglich machen und die Demokratie zur vollen
Blüte bringen würde. Den größten Nutzen hätte jedoch der
Einzelne aus diesem System, welches endlich einer individualisierten Kultur entspräche. Denn hier hat jeder die Möglichkeit zur Selbstentfaltung. Hier hat jeder die Möglichkeit, seine
Bestimmung zu finden und danach zu leben. Unzufriedenheit
und das Gefühl, sein Leben zu verschwenden, könnten so
minimiert werden. Forschung und Wissenschaft würden nie
geahnte Ziele und Vielfältigkeiten erreichen.
DEZEMBER 2009
sondern dort, wo diese ihren Anfang finden:
in der Bildung.
Genauso, wie man Menschen zur Unfreiheit BILDEN kann, kann man sie zur Freiheit
BILDEN. Leider ist dies nicht möglich in einem
System, welches immer noch mit Leistungsdruck und Aussortierung arbeitet, kurz: mit
Angst. Angst tötet Träume, Angst bricht den
Menschen. Eine freie Gesellschaft kann nicht
zulassen, dass ihre Kinder und ihre Zukunft
auf diese Weise zerbrochen werden.
Deswegen bin ich für eine freie und individualisierte Bildung.
Lena Wagner, 13. Klasse
Wir hätten es hier also mit einem „Kulturellen Kommunismus“ zu tun, der Missstände nicht durch Zwang zu ändern
versucht, sondern die Basis, WELCHE DIE BILDUNG IST, so
organisiert, dass Diskrepanzen als Folge automatisierter Entwicklungen verschwänden. „Kultureller Kommunismus“,
würde dabei nicht gleichbedeutend sein mit „Einheitsbrei“,
sondern mit Individualismus und Demokratie, basierend auf
Chancengleichheit und realisierten Menschenrechten. Denn
beginnen kann man nicht am Ende, nicht, indem man versucht,
festgefahrene Meinungen und Verhaltensmuster zu ändern,
115
DEZEMBER 2009
Kakas: Elfchen
&-5&3/%*$)5&/&-'$)&/
A
m Ende des künstlerischen Samstags sollten die
Eltern in Form von Elfchen eine Rückmeldung über
den Tag geben.
Veronika Kakas
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Elfchen sind Gedichte die aus genau 11 Wörtern bestehen,
die sich wie folgt anordnen: 1. Zeile: ein Wort, 2. Zeile: zwei
Worte, 3. Zeile: drei Worte, 4. Zeile: vier Worte und in der
letzten Zeile: wieder nur ein Wort.
116
Dank
VIELEN DANK
W
ir bedanken uns bei den nachfolgenden Firmen
für die großzügige Unterstützung durch Sachspenden in diesem Jahr:
Sektion Witten e.V. des Deutschen Alpenvereins
zusammen mit:
Sparda Bank
Wittener Sparkassen und Bürgerstiftung
Stadtwerke Witten
Ostermann
DEZEMBER 2009
Befestigung Technik Witten, Ardeystraße 94, 58452 Witten
Decathlon, Filiale Dortmund, Wulfshofstraße 5d,
44149 Dortmund
Frielinghaus, Gabriele und Michael Max, Architekten,
Holzkampstraße 65, 58453 Witten
Garzke Großhandel für Industrie und Handwerk,
Liegnitzer Straße 8, 58454 Witten
Hornbach Bau- und Gartenmarkt Dortmund,
Borsigstr. 20-22, 44145 Dortmund
Toom Baumarkt Witten, Dortmunder Straße 21,
58455 Witten
117
PERSONALIA
Kollegium und Mitarbeiter im Schuljahr 2009/2010
LEHRERKOLLEGIUM UND MITARBEITER IM SCHULJAHR 2009/2010
Name
Baum, Ursula
Becker, Michael
Bothor, Aleksandra
Braselmann, Gitte
Densow, Uwe
Ender, Johanna
Fackler, Britta
Fäller-Siedler, Petra
Gericke-Bauer, Michael
Goldenbogen, Beate
Günther, Renate
Heckendorf, Ursula
Henke-Kohl, Sabine
Hennemann, Elke
Herbeck, Hiltrud
Betreuer
Klasse
Fachunterricht
Altersteilzeit
11
Werken/Schmieden
OGS
Handarbeiten/Textil/Leder
Hausmeister
OGS
Musik/Chor/Orchester
Verwaltung
10
Gartenbau/NaWi
4
12
8
Musik
Bio/Che/Geogr/NaWi
9
Französisch/Russisch
Herbeck-Gebhard, Ina
Hub-Roland, Ina
Junge, Andrea
Kakas, Veronika
Kemper, Ursula
Kimbarishvili, Naili
Klawitter, Guido
Kohl, Niclas
Kovalev, Vladimir
Kühn, Henrike
Leistikow, Ingrid
13
1
2
Geschichte/Russisch/Pol
Eurythmie
Musik/Englisch
Religion
Russisch/Deutsch
Eurythmie/Russisch
Sport/Chemie/Bio
Sport
Eurythmiebegleiter
Religion/Musik
Handarbeiten
Lessing-Langen, Clementia
Liedloff, Malene
Mehrens, Eva
12
Deutsch/Philo/Ethik
118
Aufgabe
Küche
5
7
9
Koordination
Küche
Verwaltung
kath. Religion
Abkürzungen der
Unterrichtsfächer:
Bio = Biologie
Che = Chemie
Geogr = Geographie
KuGe = Kunstgeschichte
NaWi = Naturwissenschaft
Philo = Philosophie
Phys = Physik
Pol = Politik
Rel = Religion
OGS = Offene Ganztagsschule
PERSONALIA
Kollegium und Mitarbeiter im Schuljahr 2009/2010
Name
Betreuer
Klasse
Meier, Jutta
Merkel, Elvira
Moos, Daniel
Pröll, Anette
Radix, Rolf
Ribberger, Friedhelm
Riepe, Renate
Rische, Britta
Roß, Marion
Scharrer, Elisabeth
Schlüter, Katja
Schnitzler, Iris
Schöpper, Oliver
Schröter-Liederwald, Roland
Segler, Eva Maria
Suchantke, Michaela
Uffmann, Christiane
van Riswyck, Elisabeth
Veselinovic, Lisa
Fachunterricht
Aufgabe
OGS
Schülerbibliothek
Schularzt
11
Eurythmie/Musik
evang. Religion
Englisch
Eurythmie/Buchbinden/Ethik
OGS
3
Kunst
Handarbeiten
OGS
6
10
Englisch
Mathematik/Informatik
Englisch
Englisch/Russisch
Heileurythmie
Kunst/Plastizieren /KuGe
Verwaltung
OGS
119
PERSONALIA
Die Klassen im Schuljahr 2009/2010
Klasse 1
Marius Beuermann, Torben Dressel, Marcel Gerbracht, Justus
Griese, Jaroslav Samuel Grüny, Emma Rosa Grundmann, Amelie
Hülscher, Eva Huvermann, Pia Huvermann, Saskia Chiara
Kipper, Louisa Küper, Finn Jendrik Radunz, Noah Samuel
Schlingensief, Melina Schwender, Luca Spreu, Bele Fee Stauffer,
Tim Stetzka, Christoph Theuerkauff, Marlo Benjamin Johannes
von Schwanenflügel, Till Waßmuth, Julia Zöllner
Klassenlehrerin: Henrike Kühn
Klasse 2
Luis Benedict Alfsmann, Sina Elice Bernhoff, Weda
Brass, Yannis Bredtmann-Stein, Jeremy Chahine,
Carlo Chemogo-Gbellu, Alexander de Graat, Lina
Marie Ebbert, Mia Eisenberg, Laura Gerbracht,
Gustav Humme, Robin Ilchmann, Maren Malou
Juraschka, Can-Elias Krämer, Jana Kraus, Lilith
Kürten, Milan Kuhaupt, Marit Lehmann, Lisa
Leibrandt, Clara J. Merhoff, Nicolas Moszyk,
Nikolas Neserke, Lea Neumann, Louisa-Sophia
Perle, Senta Antonia Preißig, Paul Ratermann,
Emily Renk, Lara Rufullaev, Josephine Jade Seidl,
Can Ciwan Solar, Lia-Hermine
Storcksdieck-Fuhrmeister
Klasssenlehrerin: Ingrid Leistikow
120
Die Klassen im Schuljahr 2009/2010
PERSONALIA
Klasse 3
Lion Amend, Hannah Beckmann, Joshua Léon Berg,
Lucia Ender, Carlotta Fege, Maximin Griese, Lena Marie
Häcker, Jasmin Hartmann, Line Ruth Hebenstreit,
Mila-Sophie Hillebrand, Leander Holtz, Jonas Ilchmann,
Raoul Kerkhof, Greta Leonie Klopp, Aaron Lockowandt,
Tobias Dominik Meining, Nicole Naughton, Zoé Leona
Ottowell, Leoni Redecker, Karla Reiske, Alexander
Ronsiek, Paula Djamila Ruhnau, Lea Schwensow,
Muhammed Ali Taze, Felix Theuerkauff, Lasse Florian
Thoma, Luisa Pauline Vogler, Ida Charlotte Welge
Klassenlehrerin: Elisabeth Scharrer
Klasse 4
Moritz Baum, Gideon Levi Berg, Annika Solveig
Bergemann, Johanna Bergmann, Béla Nils
Berkemann, Elora Lynn Berkemann, Rosa Luise
Christa Butzlaff, Noa Emily Bytom, Christopher
Fege, Marleen Fischer, Jonathan Flueren,
Alexander Fuhrmann, Justus Gerhold,
Johanna-Maria Gericke, Merle Herrmann,
Lennardt Holler, Janica Hülscher,
Piet Geraldson Jongen, Lukas Raphael Junge,
Theresa Maria Kunert, Lara-Marie Linden, Marius
Tobias Preißig, Charlotte Reimers, Philipp Rische,
Lina Santos Apel, Marie Schmidt, Lovis Stauffer,
Sarah Marie Stetzka, Sanja Alessia Stratmann, Tim
Lennart Tintschl, Lara Wirges,
Iva Katharina Zöllner
Klassenlehrerin: Renate Günther
121
PERSONALIA
Die Klassen im Schuljahr 2009/2010
Klasse 5
Konrad Rene Ackermann, Jennifer
Chemogo-Gbellu, Patricia de Graat, Samuel Paul
Dommermuth, Kira Eschner, Mattis Aaron Bengt Flueren,
Marina Gerbracht, Hanna Marie Glaubitz, Lukas Ilias
Habelmann, Konstantin Cornelius Hartmann, Jasmin
Hasse, Sören Aaron Klose, Lukas Klüsener, Jona Elias
Koray, Arthur Küpper, Lina Kürten, Felix Kunkis, Jannis
Momo Laroussi, Fynn Liedloff, Constantin Johannes
Luczak, Jonas Redecker, Louisa Schäfer, Marius Schlüter,
Liliana Charlotte Seidl, Elias Tenbrink, Nadja Thiermann,
Luis Valentin, Niklas Wernien, Giulia Wolf,
Johannes Oskar Zobel
Klassenlehrerin: Andrea Junge
Klasse 6
Hüseyin Marco Acar-Kersting, Lea Sophie Allert, Jordan
Bandermann, Giorgi Baramidze, Henk Marten
Bergemann, Raja Marianne Brenk, Elisa Brück, Josa
Leonard Butschkau, Karoline Galys, Berenike-Sophia
Gericke, Johanna Günther, Friederike Johanna Junge,
Lilith Hermela Kappel, Marvin Kraus, Leon Nikolai Kühn,
Anabelle Sophie Längler, Victoria Lamprecht, Nina
Lenhard, Pheline Liedloff, Stefan-William Mansfield,
Lennart Meijer, Mira Rische, Yannis Schlenke, Cathalina
Schneider, Sophia Schöttes, Nikolai Schwender, Lars
Schwensow, Katharina Johanna Süß, Simon Telgheder,
Lennard Veselinovic
Klassenlehrer: Roland Schröter-Liederwald
122
Die Klassen im Schuljahr 2009/2010
PERSONALIA
Klasse 7
Titus Butzlaff, Franziska de Graat, Sarah Johanna
Dommermuth, Nathalie Fischer, Luisa-Charlotta Gehnen,
Leon Günther, Caroline Henning, Maximilian Hentis,
Lea Hupas, Rike Ismer, Karla Kirschhöfer, Hanja Marie
Kleschnitzki, Lars Küper, Vanessa Leumann, Birger Malte
David Malzbender, Roger Malte Meier, John-Marten
Meijer, Friederike Merhoff, Selina Marie Micetic,
Vinzenz Neugebauer, Robert Post, Robert Reiske,
Friederike Schlüter, Tabea-Marie Schneider, Fleur
Schröder, Leon Schröder, Lovis Helen Schröder, Adrian
Sieber, Sarah Thiermann, Lucas Daniel Uffmann, Leonard
van Eik, Jule Teresa Welge, Milena Teresa Wolf
Klassenlehrerin: Veronika Kakas
Klasse 8
Sarah Berg, Gerrit Lasse Bergemann, Katharina
Bergmann, Jean-Maurice Bischoff, Farina Brück, Paavo
Leonhard Camps, Leander Degener, Lennart Finn Glathe,
Stefan Glaubitz, Linda Sophia Goth, David Joshua
Günther, Robin Hegemann, Gerrit Heiermann, Carolina
Joanne Hesselbarth, Patricia Holler, Jan Luca Homann,
David Kakas, Lukas Kivelitz, Jakob Klingenberg, Richard
Klopp, Laura Susanne Klug, Leonie Koch, Miro Jamao
Koray, Lajos Kühn, Hanna Lampe, Annarita Larcher,
Joshua Loska, Lena Marohn, Yannick Reinhardt, Thies
Lennart Schleiden, Alina Christin Schlieper, Marco
Stöcker, Simone Stolz, Mattea Tenbrink,
Clara Isabell Vogler
Klassenlehrerin: Sabine Henke-Kohl
123
PERSONALIA
Klasse 9
Eva Apelt, Laura Bonhage, Paulo Celestino
Brasche, Paul Butzlaff, Rebecca Endemann,
Maurin Eschner, Monja Fischer, Ronja Flueren,
Mathias Goldenbogen, Laura Hennemann,
Tom-Marvin Jacobs, Louis Alexander
Kampheuer, Jaspar Klamroth, Nele Klose,
Bastian Köhler, Janine Kötting, Michelle Kötting,
Konrad Krenkers, Volker Kuntner, Marie Pauline
Marbach, Jonas Michel Meier, Jan Philip
Moerbeek, Feona Pitten, Charlotte Pytlak,
Lennart Nicolas Ricken, Christina Schlüter,
Mascha Schneider, Clemens Schröer, Corinna
Sturm, Lukas Telgheder, Fabrizia von Stosch,
Cornelia Sophie Wagner, Mats Weustermann,
Laura Wienecke, Jannik Andre Wöhrle
Klassenbetreuer:
Hiltrud Herbeck, Guido Klawitter
Klasse 10
Dilara Boyraz, Kevin-Dillon Epifania,
Maximilian Folkens, Janos Kolja Goth, Jonas
Habelmann, Leonie Hentis, Victoria Holler,
Tibor Horak, Clara Junge, Florian Alexander
Kämpf, Marie Kakas, Maximilian Martin
Eberhardy Kintrup, Anna Lena Kleschnitzki,
Lukas Klünder, Tobias Michael Klug,
Lukas Krenkers, Marva-Linnéa Kroh, Camilla
Caroline Luczak, Philipp-Stanley Neukirch,
Joscha Gabriel Pütter, Jessica Röhr, Lisa Anike
Schleiden, Dhana Viviane Schmitz,
Claus-Peter Schnitzler, Dominic Spata, Lucas
Stoll, Tobias Vecker, Anna Katharina Vogler,
Ruben Moritz Wegener, Hannah Louisa
Welge, Deva Witschel, Juno Louise Zobel
Klassenbetreuer:
Eva Maria Segler, Michael Gericke-Bauer
124
Die Klassen im Schuljahr 2009/2010
Die Klassen im Schuljahr 2009/2010
PERSONALIA
Klasse 11
Laura Friederike Allert, Colin Bandermann,
Anna Battenfeld-dos Santos, Jakob
Beckmann, Melina Bredtmann-Stein,
Phylis Eschner, Jan Furche, Manon
Katharina Glathe, Felia Hennemann, Dinah
Maria Hoffmann, Ann-Kathrin Holler, Linda
Louisa Janek, Nicolai Kaufmann, Hannah
Klamroth, Esther Kuntner, Franziska Lahr,
Ariane Liemert, Katharina Ludwig, Theodor
Martin, Johannes Petig, Tatjana Reimers,
Niklas Reinhardt, Laura Katharina Schanze,
Lisa Frederike Schmich, Charleen Schnasse,
Marie Schöneweiß, Johanna Theresia
Schöttes, Sophie Tenbrink, Katharina
Tschelidse, Maximilian von Stosch, Philipp
Johannes Wagner, Leonie Weiß, Jacob
Widmann, Merlin-Robin-Alexander Wiltosch
Klassenbetreuer:
Anette Pröll, Michael Becker
Klasse 12
Leon Victor Ackermann, Derya Boyraz,
Matthias Christopher Brohl, Katharina
Büsselberg, Jan-Hendrik Cobi, Nico Hartwig,
Nathanael Hütt, Layla Viola Janek, Sonja
Junge, Jana Klose, Anthea Klünder, Clara
Lampe, Johann-Philipp Lüke, Jasper
Neumann, Janick Nolte, Silvana Maria
Reimers, Markus Scharfenberg, Sarah
Schlüter, Marie Sturm, Tamara Tschelidse,
Henning Tuma
Klassenbetreuerinnen:
Ursula Heckendorf,
Clementia Lessing-Langen
125
PERSONALIA
Die Klassen im Schuljahr 2009/2010
Klasse 13
Lisa Kristin Allert, Jonas Beckmann, Christopher David Camps, Ronja Dittmar,
Adrian Marcel Gebhard, Annalena Just, Johannes Marder, Johannes Menger,
Hanna Schöneweiß, Franziska Maria Schöttes, Hannah Stamm, Yannik Theyson,
Magdalena Ulrich, Lena Maria Wagner, Kira Weißbach
Klassenbetreuerin: Ina Herbeck-Gebhard
126

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