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C 20 924 F MITTEILUNGEN 32 FREIE WALDORFSCHULE STADE Inhalt Abschied von Jochen Wüstenfeld Unsere 10-Jahresfeier Klassenfahrt 8. Klasse (Jungen) Klassenfahrt 8. Klasse (Mädchen) Notre voyage à Paris Bericht vom Praktikum Zwölft-Klass-Spiel / Andorra Zwölft-Klass-Spiel / Die Physiker Ein neuer Konzertflügel Acht-Klass-Fahrt Gartenbau-Epoche Bücherverkauf zum Kilopreis Klassenfoto der 1. Klasse Die neue erste Klasse Lehrervorstellung KiGa stellt sich vor / Termine Seite 4 Seite 10 Seite 13 Seite 16 Seite 18 Seite 19 Seite 24 Seite 28 Seite 33 Seite 34 Seite 37 Seite 38 Seite 39 Seite 40 Seite 44 Seite 46 Impressum Herausgeber: Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik e.V., Stade Redaktion: Öffentlichkeitsarbeitskreis Mitarbeiter dieser Ausgabe: A. Psotta, A. Kleier, Nico Martens, Anna-Johanna Albers, Reinhold Weiß, Ulrike Claes, Ulrich Schubert, Lena Kirschbaum, Karl-Hermann Jellinek. Klaus Heinemann, Sonja Melzow, Hartmut Lauterbach, Ludwik Jablonski Namentlich gezeichnete Artikel geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder Anzeigenverwaltung: Borchert Rödel, Postfach 126, 21636 Horneburg DTP: Hannah-Verlag, 21684 Stade Repro: Ready for Press, 21682 Stade Druck: Großer Bär, 21745 Hemmoor Erscheinungsweise: Halbjährlich. Die Finanzierung des Heftes erfolgt durch Anzeigenerlöse und Spenden, für die wir uns herzlich bedanken. Einzelpreis: DM 2.– Der Heftpreis ist bei Vereinsmitgliedern im Vereinsbeitrag enthalten. Adressen: Freie Waldorfschule Stade: Henning v. Tresckow Weg 2, 21684 Stade Tel.: 04141 / 51 05 21 Fax: 04141 / 51 05 22 Hort: 04141 / 51 05 23 Waldorf-Kindergarten Stade: Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik e.V., Stade Waldorfhaus Stade Harsefelder Straße 57a, 21680 Stade, Tel.: 04141 / 63 85 8 Konto: 210 914, Kreissparkasse Stade, BLZ 241 511 16 Waldorf-Kindergarten Nottensdorf Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik e.V. Bremers Garten 18a, 21640 Nottensdorf Tel.: 04163 / 62 91 Konto: 405 563, Kreissparkasse Stade, BLZ 241 511 16 3 In Memoriam Jochen Wüstenfeld * 11.11.1961 ✟ 24.09.2000 Jochen Wüstenfeld war freier Künstler und Lehrer an der Waldorfschule Stade. Er ist nach einer sehr rasch verlaufenden Krebserkrankung binnen zweier Monate verstorben. Er hat gekämpft, sich darauf eingelassen und den Weg gefunden weiterzugehen. Die Abschiedsfeier fand am 28. September in Stade statt. Allen, die an ihn denken möchten, sei hiermit gegeben, was sie durch ihren persönlichen oder offiziellen Kontakt zu Jochen Wüstenfeld möglicherweise nicht wussten. Die folgenden Worte geben die Ansprache der Abschiedsfeier wieder: Liebe Familie von Jochen, liebe Freunde von Jochen Wüstenfeld, vor Ihnen möchte ich einen Bogen spannen über die künstlerische Arbeit von Jochen. Nicht alles kann ich erwähnen, so dass Sie das, was Ihnen noch einfällt, ergänzen mögen. Ich denke an Jochen in seiner warmherzigen, feinen und manchmal scheuen Art, an seine Leichtigkeit und den erfrischenden Umgang mit Menschen. Vor vierzehn Jahren haben wir uns kennen gelernt und vor vierzehn Jahren begann unsere Freundschaft. Seit unserem 4 Aufenthalt in Japan (1994) arbeiten wir zusammen. Die ersten Werke, die ich von Jochen erinnere, sind Objekt-Bilder mit dem KreuzMotiv. Er malt farbige Kreuze auf erdigem Grund – es sind spanische Erden in allen Brauntönen in Verbindung mit Fundstücken und verschiedenen Materialien. Die Bilder stellt er an unserer Hochschule aus. Es entflammt eine heftige Diskussion – von den Dozenten wird er nicht verstanden. Die Bilder greifen tief in das Leben, zeigen Himmel und Erde zugleich. Er selbst verliert seine Leichtigkeit nicht. Auch nicht seinen Humor, mit dem er so oft viele zum Lachen bringt. Die Kreuzbilder entstehen nach den Kunstseminaren mit Dieter Rudloff über Romanik und Gegenwart und dem Beginn einer tiefen Verbindung zu Joseph Beuys, über dessen Werk Jochen in den letzten Jahren viele Vorträge gehalten hat. Tief bewegt von Beuys, Tapies, Cage und dem Johannes-Evangelium arbeitet Jochen an großen, sehr sinnlichen Bildern und Objekten. Er arbeitet mit Farben, Wachs, Bienenwaben und Gegenständen an kräftigen Werken, die Poesie und Geheimnisse bergen. Er verarbeitet Autobiografisches und alle Themen, die ihn gerade beschäftigen. Wie ein Gegenpol wirken zu jener Zeit – zwei Jahre nach der Hochzeit ist Marlene schwanger mit Clara – kleine, sehr feine, aussagekräftige Tuschzeichnungen. Außerdem malt Jochen ein 17 m langes Kirchenbild zur Schöpfungsgeschichte in Essen. Zur Übergabe des Bildes an die Gemeinde spricht er klar und aus seinem echten und umfassenden Verständnis des Themas heraus. Seine Fähigkeit zum sprachlichen Ausdruck ist enorm. Er ist ein Meister des Gesprächs und er liebt Gespräche. Jochen nimmt andere Ideen gerne auf und bewegt sie solange bis er seinen Teil daran gesichert hat und damit arbeiten kann. Es folgt der Umzug nach Cuxhaven. Jochen beginnt mit Rauminstallationen. Er arbeitet dunkle Räume, nutzt schwarzes Gummi und eintönige Geräusche. Seine „Rotunde“ ist ein Raum mit vielfältigen Sinneseindrücken: Licht von unten, instabile Gitterroste, Gummigeruch und tiefe Brummtöne. Es gilt, sich sehr zu sammeln und die innere Kraft zum geduldigen Wahrnehmen aufzubringen, um darin auszuhalten. Er selbst verbringt Stunden in seinen Räumen der besonderen Stille – solange er daran arbeitet und immer wieder auch danach, während der Ausstellungen. Wenn Jochen arbeitet, ist er voll dabei. Er benutzt den ganzen Körper – er muss sich spüren. Er geht sehr experimentell und forschend vor, hat aber durchaus seinen Spaß dabei. Es ist als ob er einer ungewissen Spur folgt: ausprobieren, sehen, erfahren. Stets ist er auf der Suche nach dem Leben. Wo er ist, macht er und wenn er macht, dann ist er. „Wenn ich arbeiten kann“, sagt er, „geht es mir einfach gut.“ Beim künstlerischen Arbeiten kann er einJochen Wüstenfeld und Thomas Werner Performance – Werkleitzbienale ‘96 Abschied von Jochen Wüstenfeld tauchen und alles andere vergessen. Er hat da seine Ruhe und kann seine eigene Vitalität spüren, er begegnet seinem Bewegungsdrang und seiner Verspieltheit. Mir fällt das Thema des andalusischen Dämon, wie ihn Garcia Lorca beschreibt, ein. Es geht um „das mit der Handlung Schöpferische“, um die Kraft des Erdigen, die durchlebte und durchlittene Kraft der Intensität. Diese Kraft „braucht einen radikalen Wechsel aller Formen und vermittelt dann urneue Empfindungen von frisch Jochen Wüstenfeld und Thomas Werner Au revoir ami – Performance 2000 6 Erstandenem, z. B. von der Qualität einer plötzlich ersprießenden Rose“. „Olá, das hat Dämon“, sagte eine andalusische Zigeunerin, nachdem sie ein Orgelkonzert von Bach gehört hatte. Jochens großes Werk noch in Cuxhaven ist die Durchführung des internationalen Künstlersymposions, gemeinsam mit Marlene, Barbara Held und Ulli Schünke. Die Kontakte und Gespräche mit den Künstlern und Besuchern entfachen seine ganze Kraft und Freude für die Menschen und das große Thema der Kunst. Neben der Organisation bearbeitet er den größten Raum. Wiederum geht Jochen äußerst kraftvoll und vital ans Werk. Der Raum hat Stille. Für Jochen ist das Werken fast entscheidender als das Werk. Er liebt das Tun. Sein Arbeitsprozess ist Performance. Dann beginnt Jochen wieder zu zeichnen. Die mittelformatigen Strichzeichnungen macht er – ich glaube zu Hunderten – unermüdlich forschend und tätig. Die Zeichnungen werden verstanden, er stellt aus, hat Ankäufe – der Durchbruch bleibt aus. Die Familie zieht nach England. Jochen löst die künstlerischen Kontakte. Sein Werkfluss kommt vorübergehend zur Ruhe. Er kümmert sich um seine Tochter Clara. Die Kunst und die Auseinandersetzung mit ihr fehlen ihm. Nach einiger Zeit beginnt er die Arbeit an seinen „Bobbels“ – ich weiß nicht genau, wie er sie selbst nannte. Es sind kreisrunde Wandobjekte, wie Kugelanschnitte, die mit Schaumstoff gefüllt sind. Sie ragen weich in Abschied von Jochen Wüstenfeld den Raum, zum Teil in leuchtenden Farben. Die Ausführung ist perfekt und sehr klar. Daneben macht er kleine poetische Bilder mit Ausschnitten aus Kunstdrucken, Sammelbildern und Sinn-Sätzen. Es sind lieblich-rührende und doch ernste, feinsinnige Werke, die er an viele verschenkt. Ich erhielt einen ausgerissenen Frauentorso mit dem Statement: „Try to find a place where you would like to live in.“ Jochen, Marlene und Clara ziehen nach Witten. Dort beginnt unsere künstlerische Zusammenarbeit auf dem Feld der Performance. Ein Jahr später zieht die Familie nach Stade. Im Jahre 1998 kommt der Sohn Äneas zur Welt. Jochen sucht nach Schönheit, Stimmigkeit und nach Echtheit. Er nutzt alles dafür: das Leichte und das zutiefst Berührende, das Einfache, das Tiefe und auch das Spektakuläre. In Lübeck macht er die Performance „The show must go on“. Er sitzt vor einem Aufzug und isst Papier, ruft: the show must go on – steigt in den Aufzug und ... fährt nach oben. Die Zuschauer werden hinausgeleitet an die Kaimauer und ... plötzlich springt er aus 15 m Höhe in das Hafenbecken, taucht nach Sekunden wieder aus dem Wasser auf und hält zwei Blumensträuße in den Händen. Jochen sucht. Seine Themen sind das Wagnis, die Herausforderung und die Stille. Im Verhältnis zu den Dingen und zu den Menschen. Jochen ist ein Menschenfreund! Weil er so vieles liebte und so vieles tun und probieren wollte, war er dann manchmal ... einfach schon wieder verschwunden. Stunden haben wir gemeinsam ohne Worte auf Wipfeln von Bäumen unsere Performances gemacht. Jochen liebte das Bild. In Helsinki sagte er: Wir stehen da oben über den Blättern – wir sind da. Da, wo sonst nur die Vögel sind ... und das Rauschen des Windes ... Ich frage mich, wie wir Jochens Impulse aufgreifen und für das Leben weiterhin fruchtbar machen können? Vielleicht, wenn wir abends mit einer Frage in den Schlaf gehen und morgens eine leise Antwort darauf finden? Jochen sagte mir vor vier Wochen: „Ich werde dir helfen, ich werde euch allen helfen.“ Zuletzt malt Jochen wieder KreuzMotive. Er hat mir nicht mehr erklärt warum. Ich schließe mit einem Satz von John Cage, den Jochen wohl die letzten 15 Jahre mit sich herumtrug: „I welcome whatever happens next.“ THOMAS WERNER IM OKTOBER 2000 ✰ Es soll 2001, so Jochen Wüstenfelds Wunsch, ein Katalog über seine letzte Schaffensperiode und die Zusammenarbeit mit Thomas Werner aufgelegt werden. Wenn Sie diesen Katalog (ca. DM 15 000) mitfinanzieren möchten, überweisen Sie bitte eine Kultur-Spende (gegen Spendenbescheinigung) an: Landeshauptkasse Hamburg Verwendungszweck: 34019 K 321 Wü/We (und Ihre Anschrift) Konto: 101 600, HLB, BLZ 200 500 00 7 Abschied von Jochen Wüstenfeld Das Jahr mit Dir war viel zu kurz Im Sommer 1999 wechselte ich an die Waldorfschule in Stade. Innerhalb des freundlichen und aufgeschlossenen Kollegiums wurde mir Jochen Wüstenfeld in kürzester Zeit besonders lieb. Nicht nur, dass er mir beim Tragen des Sofas zum Einzug half und mir danach das erste Eis in der Stader Altstadt spendierte, seine verschmitzte Art brachte uns manch vergnüglichen Augenblick im beruflichen Alltag. Bald entdeckten wir eine gemeinsame philosophische Ader, wobei mich die Brillanz seiner Gedankenführung nicht minder beeindruckte als seine verbalen Skulpturen. Er galt im Kollegium als jemand, der kritisch und ehrlich um stete Belebung anthroposophischer Standpunkte rang und dies auf originelle und einleuchtende Art auszudrücken verstand. Beuys – als eine ihn inspirierende Quelle – wurde oft zitiert, aber immer war es Jochen Wüstenfeld, der es so meinte, der das Gelesene, Erfahrene, „Durchkunstete“, absolut eigenständig – und niemals bloß nachgekaut – vortragen und vertreten konnte. So befeuerte er die Konferenzen durch sein vitales Bemühen um Klarheit. Wo Verstimmungen auftraten, bemühte er sich aus echter Betroffenheit um Verständigung und Versöhnung. Jochen Wüstenfeld hatte den Mut zu offenen Fragen – der Forscher in ihm machte auch nicht Halt vor seiner eigenen Rolle als Lehrer, als Pädagoge. Einmal erörterten wir die Frage, ob nicht jeder Unterricht ein Stück Selbstinszenierung sei. Der Weg des Hinterfragens – und selbst der eigenen Eitelkeit – 8 war auch sein Weg. Mitunter war er hingerissen über seinen eigenen Unterricht. „Jochen Wüstenfeld“, er sprach gern in der dritten Person von sich, „du warst gut!“, sagte er dann zu uns beiden, mit seinem besonderen Strahlen in den Augen, das eine Portion Selbstironie enthielt, aber vor allem schiere Lebensfreude. Wahrscheinlich waren die Schüler auch beeindruckt von der bis in die Knochen gehenden Leuchtkraft seines Vortrages und der Schönheit seiner Gedankengebäude. Seine Botschaften konnten durchaus ihn selbst als Ersten begeistern; das bisher nur vage Geahnte, Gefühlte nun – sozusagen ex publico – ausdrücken zu können, in sein metaphysisches System zu bringen – dies muss ihm im Unterricht, im Vortrag oder im Disput einige Male gelungen sein! Das Publikum war vielleicht Teil seines (Selbst-) Erkenntnisprozesses. Und immer charmant dabei, immer angenehm verbindlich – die unterschwellige Botschaft lautete: Das machen wir schon! Er konnte wundervoll sein, dieser Mensch. Und er hatte Herz für die Schüler. Immer litt und fühlte er mit, wies Wege auf, war Vorbild, war Lehrer. Er unterrichtete mit dem Herzen. Das bisschen Show, das bisschen Selbstinszenierung waren einfach das Salz in der Suppe. – Und den absurden Moment, den kreativen, existenziellen Zweifel, der zur Neubesinnung führt – mitten im Unterricht aus dem Fenster zu schauen und sich zu fragen: „Ja, was mache ich hier eigentlich?“ – den hat er auch erlebt. Abschied von Jochen Wüstenfeld Die Begegnung mit ihm hatte Wahrhaftigkeit, war unverfälscht – Floskeln und Banalitäten kannte er nicht. So erfasste er sein Gegenüber im wesentlichen Kern, gab sich mit überflüssigem Ballast erst gar nicht ab, lächelte das einfach weg, hatte immer Respekt, verstand und gab zu verstehen. Wer sich auf ihn einließ, sich ihm anvertraute, hatte nichts zu befürchten – und ging schließlich mit demselben Lächeln davon. Jochen, auch den halbstündigen Blues mit Dir – im Schulkeller, Keyboard und Schlagzeug, Donnerstagabend, nach Unterricht und Konferenzen – werde ich nicht vergessen. Das Jahr mit Dir war viel zu kurz, und doch lang genug, um Dich nun schmerzlich zu vermissen. Warum Du so früh gegangen bist? Ich habe das noch nicht verstanden! Teile der Rede von Jochen Wüstenfeld zum Schuljahresbeginn, Sommer 1999, im Saal, vor allen Schülern, sind mir – dem damaligen Neuling – noch im Ohr: Er sprach über die ehemaligen, gerade abgemeldeten Schüler, über das irritierende Verlustgefühl angesichts leerer Bänke. Er sprach uns Zuversicht zu, er sprach über Hoffnung, Kraft und die Zukunft. Und er sagte, er gehöre ja mehr auf die fröhliche Seite des Lebens. ULRICH SCHUBERT Worte des Dankes Aus tiefstem Herzen danken wir allen, die einen Schutz-Raum um uns gebildet haben aus lichtvollen Gedanken Hoffnung Mitgefühl Gebeten innerer und äußerer Hilfe So konnte sich Jochen Wüstenfeld auf seinem Weg behütet und getragen fühlen. Bis wenige Tage vor seinem Tod war er innerlich bewegt durch die Gedanken an die Schule und insbesondere an die von ihm betreute Klasse. „Wenn ich hier nichts mehr für Euch tun kann, dann tue ich es eben von dort. Ich habe so viel Kraft, ich werde Euch allen helfen.“ Ich danke allen Lehrern, Eltern und Schülern, die ihre Herzen geöffnet haben für die liebevollen Taten und Gedanken. Besonders möchte ich erwähnen: Ursula Rübke für den täglichen Gebetskreis, Michael Hohenstein, Ina Barzen, Andrea Köttgen, Sabine Roock, Ulrich Schubert, Wilfried Eggers und der jetzigen 11. Klasse, die uns so zur Seite stehen. MARLENE WÜSTENFELD 9 Unsere 10-Jahres-Feier Tag der offenen Tür A m 6. Oktober fand im Rahmen unseres 10-Jahres-Festvergnügens erstmals ein Tag der offenen Tür mit offenem Unterricht statt. War die Vorbereitung auch äußerst mühsam, so konnte das Ergebnis sich dennoch sehen lassen. Ein vielfältiges Angebot ermöglichte einen guten Einblick in unsere Schule. Da gab es für die Erstklass-Eltern die Möglichkeit, ihre Kleinen im rhythmischen Teil wahrzunehmen. – „Am meisten hat mich diese Ruhe, die Geschlossenheit und die Begeisterung der Kinder beeindruckt“, (eine Mutter). Die dritte Klasse ließ sich beim Pflügen während der Landbauepoche im Schulgarten zuschauen. – „Die lernen hier, dass es auch mal regnen muss, damit alles wächst!“ (Frau L. Peters für den Landkreis Stade, Festansprache) Freihandgeometrie bot die fünfte, Geographie gab’s in der zwölften und achten. Die Französischstunde in der dritten zeigte, wie fröhlich und ruhig Unterricht auch nach vorangegangenem Streit in der Pause sein kann und wie inhaltlich der Stoff anderer Fächer aufgegriffen wird, hier das Rechnen beim Erlernen der französischen Zahlen. Die sechste Klasse zeigte Englischunterricht – „wie ruhig und brav die heute sind..“ (eine Lehrerin) – und die achte eine ganz normale Übstunde. In der zehnten war Eurythmie zu sehen (die schon am Oberstufenabend damit überzeugt hatte). Über Mittag bestand die Möglichkeit, am Gartenbauunterricht mit der siebten teilzunehmen. Im Schulgebäude halfen etliche Eltern den Gästen bei der Orientierung – „wo ist die siebte Klasse?“. Das bot auch Gelegenheit zum kurzen Gespräch oder zum Nachfragen. Bereits um elf wurden gut fünfzig Besucher gezählt, im Laufe des Tages etwa 10 achtzig. Teilweise waren es Interessierte, die nicht zur Schulgemeinschaft gehören, aber auch etliche Schuleltern, die die Gelegenheit nutzten, etwas mehr über unseren Unterricht zu erfahren. Parallel konnten verschiedene Ausstellungen besucht werden, eine zu unserer Schulgeschichte (übrigens stets von unseren älteren Schülern belagert) und eine zu Klassenfahrt und Sozialpraktikum in Litauen. Es gab einen Ausstellungsraum mit Schülerarbeiten, einen Büchertisch und einen Film mit Einblick in verschiedene Waldorfschulen. Hochbetrieb herrschte auch immer in der Schulküche bei Kaffee und Brötchen, bzw. Mittagessen, auch hier wieder mit Gelegenheit zum Gespräch oder Schwätzchen. Der Nachmittag gehörte dem Handwerk, Tischlern und Besenbinden mit der siebten und achten und Weben mit der zehnten Klasse. Es gab auch Gelegenheit, an der Schauspielprobe des Zwölftklass-Spiels teilzunehmen. lles in allem war es eine sehr gelungene Veranstaltung mit großer positiver Resonanz. Schuleltern bot sich die Möglichkeit, einmal hinter die Kulissen zu schauen und ein „Stückchen mehr“, Waldorfpädagogik zu verstehen. Für viele ergab sich zum ersten Mal die Gelegenheit, am Unterricht teilzunehmen. Das Vertrauen in diese Schule und deren Pädagogik ist bekräftigt und bestätigt worden, der Respekt vor der Tüchtigkeit unserer LehrerInnen gewachsen. Den Schülern hat’s offensichtlich Spaß gemacht – „Klasse, was da ‘rüberkommt!“ (eine Besucherin). Zum Schul-Geburtstag wünsche ich mir mit vielen anderen häufiger solche EinBlicke – Jedes Jahr? VERENA WEIN-WILKE A Unsere 10-Jahres-Feier Kinderfest mit Drachenlabyrinth und Stockbrot A Die Erstklässler beim Balancieren auf dem Holzbalken. Kleine Pause in der Schulküche Foto unten: Stockbrot schmeckt richtig lecker. uch die Schüler haben unser herbstliches Jubiläum mitgefeiert und genossen. Bei strahlendem Sonnenschein wurde das Spielmobil aufgeklappt. Es kamen viele Spielgeräte zum Vorschein, die auf dem Schulhof ausprobiert werden konnten. Im Kellergewölbe durften sich auch erstmals die Schüler der jetzigen 4. Klasse durch eine Gruselhöhle tasten. Dafür fanden die unteren Klassen viel Vergnügen an einem Drachenlabyrinth. Mit viel Glück konnte eine Drachenschuppe gefunden werden. Für spannende und interessante Abwechslung sorgte der Hoffmannsche Zauberlehrling, der so gut zaubern konnte, dass er sicherlich seine Prüfung nun endlich bestanden hat. Selbst Eier ließ er unsichtbar durch die Luft schweben und an anderer Stelle wieder auftauchen. In Notzeiten wird er uns statt Bonbons bestimmt auch Brote herbeizaubern können. Wir werden an ihn denken und bedanken uns ganz herzlich für seine gelungene Darbietung. Neben dieser Aktivität war die 7. Klasse eifrig bemüht, für einen erfrischenden Obstsalat zu sorgen und den Stockbrotteig vorzubereiten. Ein großes Lob an die emanzipierten unermüdlichen Jungen dieser Klasse, die zum Schluss für eine saubere Küche sorgten, während die Mädchen sich nach getaner Arbeit auf dem Hortsofa ausruhten und plauschten. Alles in allem war es ein gelungener Morgen. Etliche Schüler fühlten sich so heimelig, dass sie weit nach Ende des Festes noch beim Feuer saßen und kokelten. Vor allem waren hier diejenigen zu finden, die sonst nach Schulschluss immer ganz schnell aus der Schule flüchten. ANNETTE PSOTTA (LEHRERIN) 11 Unsere 10-Jahres-Feier Festlicher Vormittag mit beschwingtem Ausklang D as Haus war geschmückt mit den Werken unserer Schüler aus dem Kunstund Handwerksunterricht, so wie bei einer interessanten Ausstellung, die uns mit den vergangenen 10 Jahren konfrontierte. In gelöster Stimmung fand sich die Festgemeinschaft im Saal zusammen. Deutlich spürbar war ein Nachklang vom vergangenen Oberstufenabend zu erleben. Als Gäste waren geladen und auch anwesend: Herr Hiller, Geschäftsführer des Bundes der Freien Waldorfschulen Frau S. Hemke, stellvertretende Bürgermeisterin, Stade Frau L. Peters vom Landkreis Stade Herr Aßmann von unserer Patenschule, der Rudolf-Steiner-Schule Harburg, und nicht zuletzt die Schüler und Lehrer der Schule Kazlu Ruda, Litauen. Frau Psotta, Klassenlehrerin der 3. Klasse begrüßte und führte in ungezwungener Weise durch das umfangreiche Programm. Der Wechsel von Ansprachen und Schülerdarbietungen ließ keine Langeweile aufkommen. Bei der Vielzahl der Redner war es erstaunlich, dass jeder Beitrag knapp gefasst war; und vom jeweiligen Standpunkt des Redners ausgehend, von herzlichem 12 Günter Köttgen und David Grottschreiber begleiteten die Lesung musikalisch. Zugetansein zu dieser Schule zeugte. Sehr erfrischend wirkten die Schülerbeiträge, so dass deutlich wurde, wofür und für wen diese Schule gegründet wurde. Auch die Schüler aus Litauen begeisterten mit ihrem musikalischen Beitrag. Einen Phönixvogel mit golden leuchtendem Herzstück schenkten die Litauer unserer Schulgemeinschaft. Der Vogel Phönix, der aus der Asche aufsteigt, könnte für uns ein Symbol sein. Den Ausklang der Feier bildete ein reichhaltiger lecker angerichteter Imbiss in den Speiseräumen. Ina Barzen und ihrer Crew, wie auch der 7. Klasse sei dafür noch einmal herzlich gedankt. Ein besonderes Bonbon bildete der Abschluss in dem neu hergerichteten Speiseraum. Charlie Rinn-Roock las Gedichte von Christian Morgenstern, Herr Köttgen und sein „Compagnon“, David Grottschreiber, begleiteten diese musikalisch. Hierbei bildete ein kleiner Zuhörerkreis eine intimere Atmosphäre. Die Palmströmverse, humorvoll vorgetragen und die musikalischen Darbietungen waren wunderbar aufeinander abgestimmt. So erlebten wir einen heiteren und beschwingten Ausklang dieses Fest-Vormittages. ANNE KLEIER Klassenfahrt der 8. Klasse Die etwas andere Klassenfahrt ... en üblichen Rahmen der Klassenfahrt sprengte die jetzige 8. Klasse mit ihrer diesjährigen Klassenfahrt, indem Jungen und Mädchen getrennt auf Fahrt gingen. Die Mädchen fuhren begleitet von einer Mutter gen Norden, nach Schweden, die Jungen fuhren Richtung Süden in die Vogesen. Wo bleibt das gemeinsame Erlebnis, wird sich der geneigte Leser fragen. Nun, das sollte in gewisser Weise trotzdem vorhanden sein. Beide Fahrten hatten nämlich das gleiche Ziel: an einem einsamen Ort in der Natur unter einfachsten Bedingungen zu leben, Grenzerfahrungen und Selbsterfahrungen (unter Berücksichtigung der geschlechtsspezifischen Eigenheiten) mit sich und der Gruppe zu machen. Am Ort selbst erwartete sie jeweils ein erfahrener Wildnistrainer, d.h. die Mädchen wurden von einem Paar erwartet, damit für die „Rolle der Frau“, wie es im Programm hieß, auch eine adäquate Ansprechpartnerin vorhanden war. D Klassenfahrt der Jungen Wir waren schon mit gewaltiger Verspätung in Stade abgefahren. Lange Baustellen auf der Autobahn und eine Umleitung mit nächtlichem Stau in Luxemburg hatten ihr Übriges getan, jedenfalls war es gegen drei morgens, als der Bully mit mir und den acht Jungen an dem beschriebenen Platz in den Vogesen ankam. Wir waren an dem eigentlichen Lager schon vorbeigefahren und in der Einfahrt eines Bauernhofes gelandet, wo die Straße endgültig endete. Ein Hund bellte und eine Gestalt kam von der Höhe herunter auf uns zu, es war Peter Bauer, der Wildnisführer. „So, da seid’s ja endlich, willkommen in la Montagne!“ begrüßte er uns in seinem breiten Bayerisch. Wir luden unser Gepäck aus und folgten ihm die wenigen Meter auf die Anhöhe. Dort stand ein grün gestrichenes Campingfahrzeug, in einiger Entfernung davon ein Tipi und dahinter ein Rundzelt. Das war also das Lager. Viel war es freilich nicht. Im Tipi brannte ein gemütliches Feuer, auf das Peter jetzt einen großen Topf Suppe stellte. „Wenn’s ihr noch Hunger habt, do hob i a Suppen für euch.“ Groß war die Begeisterung nicht, die Jungen wollten ihr Zelt beziehen, das war auch verständlich nach 12 Stunden Fahrt. Sie bereiteten auf der Plastikplane, die als Fußboden im Zelt war, ihr Nachtlager aus Schlafsack und Isomatte. Das Baumnetz wird im Lager vorbereitet. 13 Klassenfahrt der 8. Klasse Wer jetzt denkt, der nächste Satz heißt: … und schliefen bald ein, der irrt sich. Gegen 4 Uhr musste ich energisch um Ruhe bitten, soviel hatten sie sich zu erzählen und hatten doch 12 Stunden Zeit gehabt. Am nächsten Tag wurde, nach gründlichem Ausschlafen, alles in Augenschein genommen. Der Bauernhof war unbewohnt, wie wir erfuhren, er gehört einem Schweizer, der ihn nach und nach restauriert. Neben dem Bauernhaus plätscherte ein Brunnen, der sein kaltes, wohlschmeckendes Nass unaufhörlich in einem großen Trog ergoss. Der Überlauf diente als Kühlschrank. Es war die einzige Wasserquelle, dort konnte man sich waschen, Geschirr spülen und Kochwasser holen, es war nicht weit vom Lager, etwa 50 Meter. Apropos Kochen, wo sollte eigentlich das Essen gekocht und zubereitet werden? Etwa im Tipi am Boden kieend? ach dem Frühstück wurde diese Frage geklärt: „Wir brauchen eine Küche und eine Feuerstelle draußen, im Tipi wird nur bei extrem schlechtem Wetter gekocht“, verkündete Peter Bauer. Dann gab es den ersten Unterricht im Freien, bei dem die Konstruktion der Küche, eine Art Tunnelbau, auf ein Flipchart gezeichnet wurde. Der Bautrupp „Küche“ ging Holz holen, ein zweiter machte sich an die Feuerstelle und hob zunächst ein Grube aus. Bald entfaltete sich ein reges Leben auf dem Platz, die ersten dicken Äste für den Küchenbau kamen an, wurden entastet und in Form gebogen, Querverstrebungen wurden angebracht und schließlich mit einer Plane abgedeckt. Später folgte die Inneneinrichtung: ein Tisch wurde ebenfalls aus Knüppelholz gebaut und bekam ein Backbrett als Platte. Die Jungen von der Feuerstelle hatten damit zu tun, den Rost ganz eben aufzulegen, damit das Öl in den Pfannen nicht auf eine Seite läuft, auch das gelang schließlich und man konnte kochen. Doch es dauerte noch zu lang, der Rost war zu weit vom Feuer entfernt, das brauchte auch sehr viel Holz, das ja auch immer gespalten werden musste, also wurde die Feuerstelle am nächsten Tag verbessert. Einige hatten gleich mit das Bedürfnis, beim Essen auf einem Stuhl zu sitzen, also wurden Stühle gebaut, dabei gab es interessante Konstruktionen, die Haltbarkeit war jedoch sehr unterschiedlich, wie sich später zeigte. So verging sehr viel Zeit mit der Einrichtung und Instandhaltung des Lagers. Das war sehr mühsam, wie das ganze Leben unter solchen Bedingungen überhaupt und die anfängliche Begeisterung verflog ziemlich schnell. N 14 Der erste Unterricht im Freien: Peter erklärt die Küche. Klassenfahrt der 8. Klasse Einige Tage regnete es, am ersten Regenabend waren wir mittags in den Wald gegangen, um dort eine Laubhütte zu bauen, in der zwei Jungen schlafen sollten. Als der Regen einsetzte, liefen die Helfer schnell ins Lager zurück und überließen es den beiden Mutigen, die Hütte fertig zu stellen. achdem die das Feuer trotz Regen in Gang gebracht hatten, gab es eine böse Überraschung: als wir gemütlich im Tipi beim Abendessen saßen, kamen zwei Jungen, die etwas aus dem Zelt holen wollten, zurück und verkündeten: „Das ganze Zelt steht unter Wasser, alle Sachen sind nass!“ Keiner glaubte ihnen, doch als die darauf beharrten, sahen andere nach. Lautes Schimpfen und Schreien verkündete, dass doch etwas dran sein musste. Peter nahm die Sachen in Augenschein und stellte fest: als N wir am Mittag bei Sonnenschein losgegangen waren, wurde der Zelteingang nicht ordnungsgemäß verschlossen. Im Eifer des Feuermachens hatte es niemand bemerkt und das Zelt stand zwar noch nicht unter Wasser, doch einige Sachen darunter auch Schlafsäcke waren teilweise nass geworden. Nun, man konnte alles am Tipifeuer wieder trocknen. Peter half mit Decken und Schlafsäcken aus, doch eins war sicher: Nachdem am nächsten Tag alles aus dem Zelt herausgeräumt, getrocknet und wieder eingeräumt war, wurde das Zelt nie wieder offengelassen, wenn wir weggingen. Auch gerangelt wurde im Zelt nicht mehr, denn die Verspannungen hatten sich dabei gelockert und es gab auch Feuchtigkeit durch Schlagregen von der Seite. So wurde, manchmal bittere, Erfahrung immer wieder zum Lehrmeister, wenn auf Worte nicht gehört wurde. er Höhepunkt war die Aktion „Baumklettern“. Ein junger Mann, Patrick mit Namen, war extra angereist und zeigte, dass man nicht nur im Fels sondern auch auf Bäumen richtig fachmännisch mit Seil und Klettergurt waghalsige Touren unternehmen kann. Ja, man kann sogar im Baum hoch oben schlafen, wenn man es wie die Vögel macht und sich ein entsprechend großes Baumnest baut, das mit Laub gut ausgepolstert und mit einer Plane darüber einene kuscheligen Schlafplatz bietet. Als die zehn Tage zu Ende waren, freute man sich, bei all der Anstrengung, die man hinter sich gebracht hatte, wieder auf eine warme Dusche und ein normales Bett. So kamen wir mit viel weniger Pausen nach zehn Stunden Fahrt eher als geplant, wieder in Stade an. REINHOLD WEISS (KLASSENLEHRER) D 15 Klassenfahrt der 8. Klasse Klassenfahrt der Mädchen ie Schwedenreise der Mädchen begann damit, dass sich die Mütter der Mädchen und dazu gehöre ich auch, der damals noch 7.Klasse, mit dem Klassenlehrer Herrn Weiß zusammensetzten, um aufgetretene Probleme innerhalb des sozialen Klassenverhaltens zu besprechen. Herausgefiltert wurde u.a. eine Ausgrenzungsproblematik, unter der zwei Mädchen besonders zu leiden hatten. In der Annahme, dass ein intensives Gruppenerleben bestimmte Strukturen auflösen könnte, wurde die Reise geplant. Diese Reise sollte in zwei Gruppen stattfinden: Die 1. sollte die Jungs betreffen und in die Vogesen gehen und die 2. die Mädchen, die Schweden erle- D Kalt, aber wir hatten viel Spaß! 16 ben sollten. Wir beschlossen die Trennung, weil beide Gruppen ihre Probleme losgelöst vom spezifischen Geschlechterverhalten angehen sollten. Zudem befinden sich die Jungen in einem, relativ altersentsprechend, verzögertem Problem-Bewußtsein und beide Geschlechter würden sich in der Entwicklung während der Reise behindern. Weiterhin wurde festgelegt, daß die Veranstaltung unter Survival-Aspekte gestellt werden sollte, um ein gewisses Konsumverhalten der Kinder anzugreifen und außerdem unbekannte Qualifikationen des Einzelnen aufzudecken. Die Kinder wurden von der gesamten Festlegung gelinde gesagt überrascht, obwohl alle um die Klassenproblematik wußten, und reagierten z. T. unmotiviert. Trotzdem ging es kurz nach den Sommerferien los. Herr Weiß begleitete die Jungen und ich als Mutter die Mädchen. Die Mädchen hatten nach einer 13-stündigen Fahrt in einem Klein-Bus die erste Bewährungsprobe gut hinter sich gebracht. In gelöster Atmosphäre kamen sie bei sternenklarer Nacht in Mod bei Ed an, um von ihren beiden Wildnistrainern Gero und Christa bei Tee und Lagerfeuer begrüßt zu werden. Nach einer ersten Nacht im Tipi und einem Frühstück, wurde in einer Talking-Stick-Runde über die gegenseitigen Erwartungen gesprochen. Die Talking-StickRunde wurde zu einer alltäglichen Ein- Erschöpft nach der Wanderung am See: Linus, Ann-Katrin, Johanna, Laura, Hanne, Ulrike und Gero – unser Survivaltrainer. richtung, um Eindrücke mitzuteilen und Probleme zu verdeutlichen. Der anschließende Sit-Pott (einzelnes Sitzen an einem festen Platz im Gelände) sollte den Mädchen Gelegenheit geben, sich für kurze Zeit gänzlich zurückzuziehen, um ungestört in sich zu gehen und die Natur zu beobachten. Nach einer halben Stunde trafen alle wieder zusammen. Darauf folgte meistens ein Aktionspunkt über mehrere Stunden, der von Gero gestaltet wurde und die SelbstWahrnehmung der Mädchen schulen sollte. So steckten sie sich z. B. ein Ziel in zehn Meter Entfernung, um es anschließend blind zu erreichen, gingen barfuß durch den Wald, erfühlten Bäume, führten einzelne oder die ganze Gruppe durch Gelände, machten eine Nachtwanderung oder überquerten blind einen über Wasser liegenden Baumstamm. eben diesen besonderen Erfahrungen wurde die Natur als Quelle zum Überleben des Menschen kennengelernt, indem das Feuer machen ohne Streichholz geübt, Sitzgelegenheiten erschaffen, Holz geschlagen, Bäume geschält, Reisig gesammelt, im selbstgebauten Lehmofen Pizza gebacken N und nicht zuletzt, alltäglich Essen auf dem Feuer gekocht wurde. Der nahegelegene See war nicht nur Waschgelegenheit, sondern Attraktion und guter Pol, um Frust abzubauen. Jede freie Minute wurde dort bei eisiger Kälte gebadet oder Kanu gefahren. Um die Rolle der Frau Thema werden zu lassen, orientierte sich Christa am Kenntnisstand der Mädchen. Es ging um Vorbilder, um geliebte und ungeliebte Persönlichkeiten der nahen Umwelt, sie bastelten Tiermasken aus Naturmaterialien und tanzten um das Lagerfeuer, bearbeiteten den Zusammenhang zwischen Mond und Gefühlsleben der Frau und hatten eigene Talking-Stick-Runden zu ihrer Situation als pubertierende Mädchen. Insgesamt zeigten sich die Mädchen während dieser Reise, trotz aller Umstände als hochmotivierte Gruppe. Sie nahmen ihre Probleme in die Hand, griffen auf die gesammelten Eindrücke zurück und nahmen die Hilfeleistungen der Erwachsenen an. Sie präsentierten sich als Persönlichkeiten und konnten ihr Erleben mit nach Hause tragen und das soziale Miteinander in der Klasse verändern. Es hat sich also gelohnt! ULRICKE CLAES 17 Klassenfahrt der 12. Klasse Notre voyage à Paris L e 29 juin à dix heures nous sommes partis pour Paris en voiture. À dix heures le soir nous sommes arrivés à l’auberge de jeunesse dans la rue des sept Arpents à Paris. Nous avons pris l’escalier pour trouver notre chambre dans la troisième étage. Quand nous avons ouvert la porte, il y a avait un francais dans la chambre qui habitait là. Il s’appelait Kévin. Après, on a pris un verre et on a découvert que la région était comme un « ghetto ». Plus tard nous sommes allés dormir. Le lendemain nous sommes allés à la Tour Eiffel avec le métro après le petit déjeuner. On est monté en haute. Là on pouvait voir tout. C’était bizarre. À 2 heures nous avons pris le métro pour chercher un restaurant. Après le déjeuner (à 3 ou 4 heures) nous sommes allés voir le musée Rodin. Les sculptures étaient très belles, mais nous avions mal au pied. Alors on est monté à l’Arc de Triomphe et on a regardé le giratoire ce qui était amusant. À la fin nous avons bu un café au lait près de Nôtre-Dame. Enfin on est rentré à l’auberge de jeunesse. On se reposait et après nous sommes allés dans le jardin et nous avons essayé de parler à Kévin en francais. 18 Heureusement il parle l’anglais très bien, pas de problème … A 1 heures dans la nuit on est allé se coucher. Le jour prochain nous étions dans le Louvre. La Jaconde était comme sur une carte postale, seulement plus grande. Et les pieds ont commencé à faire mal. Alors nous avons pris le métro vers Montmartre et nous avons mangé dans un restaurant francais. Après, les filles sont allées faire lèche – vitrine et les garçons et Mme Gründahl sont allés voir des sités. On s’est rencontré près de Sacre-Cœur. On devait monter tous les escaliers. On se repassait et puis on est allé faire des courses. Nous avons acheté une tarte francaise. C’était très bon. A la fin on est rentré à l’auberge de jeunesse dans notre « ghetto ». Le soir nous regardions Paris la nuit. La Tour Eiffel était très belle avec la lumière. Nous avons vu les ChampsÉlysées et nous avons bu du cidre A 12 heures nous avons pris le métro pour aller au ghetto. Là, on est allé dans une taverne. Plus tard on est rentré à l’auberge de jeunesse. Le dimanche nous sommes partir pour l’Allemagne. Ce voyage à Paris m’a donné plus d’envie d’apprendre le francais. NIKA EGGERS 12. KLASSE Bericht vom Praktikum der 9. Klasse Impressionen vom Landleben H eute war wieder einer der glücklichen Tage, an denen wir – fröhlich wie stets um 6 Uhr morgens – einen netten französischen Kanon gesungen haben. Na ja – Herr Kipping hat den Kanon alleine gesungen, denn so fröhlich waren wir dann doch wieder nicht. Danach bin ich mit dem Trecker aufs Feld gefahren. D. h. Ingo ist gefahren und ich saß mit etwa 90 Plastikkisten im Anhänger. Ich könnte wetten, dass Ingo absichtlich kein Schlagloch verpasst hat. Ich habe Muskelkrämpfe bekommen und wenn die Kisten nicht gerade auf mich gefallen sind, fielen sie vom Anhänger und ich durfte im strömenden Regen den halben Weg zurück laufen und die Kisten holen. Nach dieser aufregenden Angelegenheit saß ich im matschigen Feld und erntete Salat und Zwiebeln. Aber ich arbeite ja gern – von oben bis unter klatschnass – wenn alle anderen bereits in der trockenen, warmen Küche sitzen und das bekommen, was ich gerne hätte: ein Müsli mit frischen Erdbeeren und Honig. Nachdem wir den Salat und die Zwiebeln geerntet hatten und ich wieder auf mein Frühstück hoffte, schickte Ingo mich direkt auf das nächste Feld, wo ich eben noch schnell 300 Kohlrabi ernten sollte.. Ich beeilte mich nicht sonderlich, was zur Folge hatte, dass ich nach dem Frühstück beinahe auch noch das Mittagessen verpasste. Nach der Mittagspause, die für mich heute genau vierzehn Minuten lang war, rupfte ich Unkraut, wusch den geernteten Salat und band die Zwiebeln zu Bündchen. Herrliches Landleben!LENA KIRSCHBAUM (S) Zum Landwirtschaftspraktikum D as hört sich ja richtig gemein an, was Lena vom Kipping-Hof in Grummersort vor den Toren Oldenburgs berichtet. Dabei hat die Familie Kipping oft Besuch von Waldorfschulklassen und LandwirtschaftspraktikantInnen und weiß mit den Jugendlichen liebevoll-handfest umzugehen. Eine Hofbäckerei und -käserei hat dieser Hof übrigens auch noch zu bieten. Aber eine Frage bleibt doch: was soll die ganze Plackerei? Zuhause auf dem Sofa wäre es doch irgendwie gemütlicher. Aber das Ganze macht Sinn: Zum ersten Mal verbringen die Jugendlichen in der 9. Klasse meist nur mit einem/r anderen MitschülerIn drei ganze Wochen in einer zunächst frem- den Umgebung – keine Klassenfahrt mit Jugendherbergs-Sause! Sattdessen sind die SchülerInnen eingebettet in den Familien- und Arbeitsalltag, schaffen mit körperlicher Kraft etwas Sichtbares. Abends weiß man, was man getan hat... Dafür sind die SchülerInnen für drei Wochen Teil einer individuellen Lebens- und Arbeitsgemeinschaft. Wenn dann die Armmuskeln kräftiger geworden sind und Rezepte zuhause ausprobiert werden, hat es sich doch gelohnt, oder? Der Strom kommt eben genauso wenig aus der Steckdose wie die Bio-Möhre aus der Gemüsetüte ... HARTMUT LAUTERBACH (L) 19 Zwölft-Klass-Spiel „Andorra“ Immer das Theater mit der 12. Klasse o ein Klassenspiel will gut überlegt sein – soll es doch die Schüler mit Seiten ihrer selbst vertraut machen, die sie bisher kaum haben realisieren können. Dann aber soll die zu übernehmende Rolle sympathisch genug sein, um mit Freude und frischem Willen gespielt zu werden. Unlösbarer pädagogischer Konflikt? Eine Gratwanderung, ja. Kompromisse müssen sein. Jede Stückauswahl beinhaltet Zugeständnisse bezogen auf den Einzelnen. Nicht jeder in der Klasse war begeistert über die Aussicht, Theater spielen zu dürfen. Als der neue Deutschlehrer zu Beginn des Schuljahres im September 1999 frohgemut das dramatische Unternehmen verkündete, schlug diesem beherzten Pädagogen die Attitude entgegen: „Was soll denn das?“ (mundartlich verbrämt, friesisch lispelnd). Entzückend war es dann zu sehen, dass derselbe Schüler unmittelbar vor den Aufführungen des Stückes sogar die „Sportschau“, sausen gelassen hätte, um zu proben. Es wurden also Opfer gebracht. Kurz vor der zweiten Abendaufführung, der Saal füllte sich stetig, bemerkte ein anderer Schauspieler, der bereits kostümiert und geschminkt war, trocken mit Blick auf die Uhr: „Wir würden es jetzt noch ins Kino schaffen.“ Aber dies waren Einzelfälle! Auf der anderen Seite der Waage, die letztlich den Ausschlag gab, entwickelte sich jedoch eine kre- S 24 ative Energie, die alle mitriss. Es wurden Bühnenbilder ent- und ver- und wieder neu entworfen, probiert, studiert, interpretiert. Ziel war es, die einzelnen Spieler dahin zu bringen aus dem Verständnis ihrer jeweiligen Rolle die Gesten, die Mimik und den Zwölft-Klass-Spiel „Andorra“ Sprechduktus herauszuholen. Für mich als Amateur auf dem Regiesessel war dies die größte Herausforderung: die Bühne als solche vergessen zu machen, die Schüler in eine künstliche Welt hereinzuholen. Bei einigen Begabten gelang dies schier mühelos – so brachte Tina mit ganz schlichten Mitteln eine unglaublich dichte und glaubwürdige Leistung als „Mutter“, auf die Bühne. Auch die anderen hatten äußerst überzeugende Momente in ihren Darbietungen. Gelegentlich zeigte sich, dass noch zu wenig an der Sprache, an Artikulation und innerer Auseinandersetzung gearbeitet worden war. Der Probenplan war anfangs noch ein Flickenteppich – schließlich sollte der übliche Unterricht nicht gänzlich ausfallen; erst in den letzten zwei Wochen dann wurde nach dem Hauptunterricht geprobt, geprobt, geprobt. Größter Dank gilt den Schülern, die sich durch große Textmengen haben arbeiten müssen und trotz Lustlosigkeit mancher Klassenkameraden auch für die Arbeiten hinter der Kulisse stets ansprechbar und eigeninitiativ blieben: Jessica, Brendan und Anna. Dann gab es noch die große Gruppe der Mitstreiter, die ihr Soll solide erfüllte. Und – ja – zu guter Letzt wurden auch diejenigen Schlussbild mit Applaus für eine durch und durch gelungene Aufführung. 25 Zwölft-Klass-Spiel Pater Christian hinter der Bühne. kribbelig – im Angesicht des Ruhms vor applaudierenden Massen, den notwendigen Begleiterscheinungen all der Plackerei – die vordem Zurückhaltung dokumentiert hatten. Bei der ersten Aufführung saß der Text dann doch! D ie Elemente: Licht, Kulisse, Maske rückten erst spontan und eigentlich zu spät in den Brennpunkt der theatralischen Gestaltung. Hier war es dem Einfühlungsvermögen und treffenden Impulsen Herrn Wüstenfelds (Kulisse), Frau Möllers (Maske, Kostüme und Frisuren) und Herrn Hohensteins (Licht) zu danken, dass ein ästhetisches Gesamtkunstwerk zur Aufführung gelangte. Wie wichtig war plötzlich die Farbe der Kostüme inmitten des von Jochen Wüstenfeld entworfenen, genialen Schwarz-Weiß-Ambientes der zusammengezimmerten Kulisse! Die Farbe Rot eines harmlosen Halstuches – welch erstaunliche Wirkung auf dieser Bühne! Niemals hätte der Deutschlehrer sich das in seiner Klause über dem Fischmarkt träumen lassen, als er über dramaturgischen Spitzfindigkeiten brütete und mit dem Geist des Stückes rang. Es gibt noch viel zu lernen. Jaha! In Zukunft, so nahm es sich der Regie-Amateur und beherzte Deutschlehrer fest vor, müsste ein klares Konzept mit klarer Aufgabenverteilung am Anfang eines Klassenspiels stehen. Pläne sind ja dazu da, gefasst zu werden – oder nicht? Und außerdem: das nächste Spiel stand vor der Tür! Hatte die Oberstufenkonferenz doch beschlossen, das Theaterspielen an den Anfang der 12. Klasse zu legen… ULRICH SCHUBERT 26 Doktor, Judenschauer & Barblin Anna & Sarah Zwölft-Klass-Spiel „Die Physiker“ Auseinandersetzung bei Tisch: Physiker Rübenkopf, Möbius und Einstein (v. l.) Dürrenmatt posthum in Rotation versetzt eues Spiel – neues …, aber das war gar nicht nötig. Motivierte, spielbegeisterte Individuen, ausgesuchte neun Klasse-Schauspieler plus amerikanischem Gaststar mit Gastauftritt machten sich mit Schulbeginn, Ende August, an die Arbeit, krempelten die Ärmel hoch und schufen unter begleitenden Randbemerkungen des pädagogischen Personals, vertreten durch einen entspannten, stets nur loslassenden Deutschlehrer ein Stück aus der literarischen Vorlage, das Dürrenmatt vielleicht posthum in Rotationen versetzte, allen anderen aber viel Spaß machte. Der Deutschlehrer ramponierte entgeistert sein eigenes N 28 Sofa (die Szene, in der Möbius ausklinkte, inspirierte ihn, sein wahres Naturell zu zeigen). Der Geschäftsführer räumte seinen Salon im Moor aus, inklusive Kerzenlüster, überließ beste Torf-Impressionen (Öl auf Leinwand, 5.– DM, Herr Eggers?) der Requisite. Die Klassenbetreuerin karrte bestes Meißen Porzellan sowie Eichenholzmöbel an, backte Vollkorn-Apfelkuchen mit feinstem Nuss-Aroma am laufenden Meter, um die Stimmung nicht abfallen zu lassen. Frau Ahrens lieferte Rote Grütze, Pizza, noch mehr gute Laune. Kerstin Pomarius, die selbst Proben mit beaufsichtigte, war sowieso immer gut gelaunt. Fräulein Doktor von Zahnd, alias Nika, lebt gefährlich. Physiker Möbius möchte sich von ihr „befreien“. Kam das Tragische zu kurz? Diverse Einfälle würzten das Stück, münzten es allmählich um zugunsten des komödiantischen Anteils – ein ästhetischer Balanceakt. Kritiker waren hinterher nicht mit allem einverstanden. Doch darin war man sich schon vor den Sommerferien einig geworden: heiter sollte es sein, aber einen ernsthaften Hintergrund wahren. Nun denn, Einstein musste in eine Frau umgewandelt werden – das Personal verlangte gewisse Eingriffe – dramaturgischer Art natürlich! Die Kinder von Frau Rose erschienen gar nicht auf der Bühne. Sechs? Sechs! Nein: drei. Aus Tobler wurde Milka. Aus Joseph Eisler wurde Loretta Rübenkopf. Der Rübenkopf-Effekt? Eben der. Schauen Sie mal in Ihren Brockhaus! Aus Bordeaux wurde Dornensteiner Edelherbst. Möbius wurde nachträglich Waldorfschüler, mit Abitur! Lena spielte die Vielfältige, mit Oskar (Rose) für die schönsten Nebenrollen: von der matriarchalen Marta Boll, über die sensible Frau Rose hin zum kaugummikauenden Halbaffen und Pfleger. Patrick spielte überzeugend mit bemessenen, minimalistischen Gesten den Inspektor. Fred verwandelte sich vom sachlichen Polizisten zum schnippsenden Gangster-Pfleger. Moritz mutierte vom Missionar zum ChefPfleger nach Chicagoer Vorbild. Patient Beutler? (Schnips) Patient Ernesti? (Schnips) Patient Möbius? (Schnips) Meghan gab ihren Gastauftritt. „Ja, Herr Inspektor!“ (Zweimal!) Nika musste bisher verborgene Seiten 29 Zwölft-Klass-Spiel „Die Physiker“ Lena, die Vielfältige, als Marta Boll Keiner traut keinem: Drei Physiker die sich ins Irrenhaus zurückgezogen haben. 30 kultivieren: sprechen so schneidend wie ein Laser-Strahl sollte sie, Fräulein Doktor von Zahnd entstand kühler und kälter von Probe zu Probe. Das Hochschlenzen an den richtigen Stellen. Lasse holte alles aus sich heraus: den staksigen Liebhaber, den verschrobenen Forscher, den durchgeknallten Familienvater, den konspirativen Häftling. Mareike („Herr Schubert, Sie müssen für mehr Disziplin sorgen!“) lispelte sich glaubwürdig als beschränkte Einstein-Kopie durch den Anfang ihres Bühnenauftritts, um dann lady-like die Knarre aus der Schüssel zu fischen. Herrliche Szene. Herrliches Möbel – diese Waschschüsselkommode. Das gute Stück fand sich sogar in der schuleigenen Rumpelkammer! Muss harte Zeiten hinter sich haben. Die zweite Lieblingsszene des Regisseurs. Erst Einstein, dann Loretta – facettenreich gespielt. Michaela als Newton („Richaaaard...“), dann als knallharter Agent. Spannungsgeladen umgesetzt und mit größter Geistesgegenwart gespielt. Katharina als Schwester Monika, trocken zu Frau Doktor, leidenschaftlich Möbius gegenüber. Ein schwieriger Part, charmant verwandelt. „Ich gebe zu, meine Schwesterntracht ist grässlich.“ Und es floss das Haar, das blonde. Das Resultat dieser Aufführung war wieder nur zum geringen Teil ein Planungserfolg, ist auch organisch gewachsen aus der Freude der Schüler am Spiel. Das Gruppenerlebnis stand im Mittelpunkt, wenn auch – wie vermutlich immer – einzelne mehr als andere die Dinge vorantrieben. Aber die Kluft zwischen Lust und Frust war klein, das Team verlässlich. Und das mit sehenswertem Erfolg. Oder – in den Worten des Inspektors: „Ich hatte das Vergnügen.“ ULRICH SCHUBERT Fred und Lena als Pfleger nach Chicagoer Vorbild Mareike als Einstein zückt ladylike die Knarre. „Die Physiker“ von Dürrenmatt wurden auf Stader Verhältnisse „getrimmt“. Mit viel Freude am Spiel war das Resultat ein voller Erfolg. 31 Klavierabend mit Javier Sanz del Rio Neuer Konzertflügel wunderbar eingeweiht anchmal treffen günstige Umstände zusammen: Kurz vor den Sommerferien bot der in Bremen lebende spanische Pianist Javier Sanz del Rio (vermittelt durch einen Vater unserer Schule, der mit der Familie del Rio befreundet ist) der Schule einen Klavierabend an: gratis und am liebsten Anfang Oktober als Auftakt zu einer Konzertreise. Einzige Voraussetzung für das Konzert: ein Konzertflügel. Ein solcher war jedoch nicht vorhanden, und an eben diesem Mangel war schon einmal ein ähnliches Konzertangebot gescheitert. Da erreichte die Schule fast zur gleichen Zeit und wiederum über persönliche Beziehungen das Angebot, einen Konzertflügel zu erwerben: einen „Fiedler“-Flügel, schon einige Jahre alt, jedoch in bestem Zustand und zu einem äußerst günstigen Preis. Über den Sinn und die Notwendigkeit, für musikalische Veranstaltungen aller Art in der Schule einen Flügel zur Verfügung zu haben, herrschte ohnehin seit langem Einigkeit. Im Wege stand bisher die finanzielle Hürde eines konventionellen NeuKaufes. Das unverhoffte Flügel-Angebot nun lag im Bereich des Möglichen, und zu Beginn der Sommerferien war mit Phantsie und der Überbrückungshilfe einiger Eltern die Finanzierung gesichert. Am 6. Oktober erlebten im Rahmen des 10-jährigen Schuljubiläums mehr als 100 M Besucher die Einweihung des neuen Flügels. Javier Sanz del Rio spielte als Geschenk für die Schule sein Programm „Das Klavier als Orchester“. Die Kompositionen des Abends existieren sowohl in der Fassung für Orchester als auch in derjenigen (komprimierten) für Klavier. Und so fühlte man sich angesichts der klanglichen Vielfalt und Fülle mitten in ein Sinfonieorchester hineinversetzt. Stellenweise bot der Festsaal der Schule fast nicht genügend Raum für das Volumen des Klangkörpers, der sich da kraftvoll und farbig unter den Händen des Pianisten entfaltete, untermalt von seinem beredten Mienenspiel. Die Klangpalette reichte von perlend feinen Klangkaskaden der Eichhörnchen im „Karneval der Tiere“ von Camille SaintSaens über gelegentlich fast brutal hämmernde Rhythmen in Igor Strawinskys „Petruschka“ bis hin zum Swing der „Rhapsody in blue“ von George Gershwin. In den Spanischen Tänzen von Manuel de Falla war Javier Sanz del Rio dann gänzlich in seinem musikalischen Element. Für den stürmischen Beifall bedankte er sich schließlich mit nicht weniger als vier Zugaben. Es war ein aufregender Abend auf allerhöchstem pianistischen Niveau, der allen, die ihn erlebten, sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird. KARL-HERMANN JELLINEK 33 Acht-Klass-Fahrt Zeitweise ging’s stürmisch zur Sache! Im Mai 2000 ließ sich die 8. Klasse auf der „Bruns-Fioh“ anheuern und stach unter der Admiralität von Mme Ernst-Bonnesœur und Herrn Hohenstein in die aufgewühlte ostfriesische See. Man segelte, dümpelte oder lag vor der holländischen Küste, gelegentlicher Landgang inklusive. Hier die Berichte der Crew im einzelnen: ➠Das Schiff „Wir hatten eine 24m lange Tjalk, einen alten Lastensegler, der etwas aufgemöbelt und seetüchtig gemacht worden war. Es hatte einen Gaffel getakelten Mast, einen Klüver und eine Fock – zumindest sind wir nie mehr gefahren. Als Hilfsmotor besaß die Tjalk einen alten Glühkopfmotor, anno 1917, mit 30 PS. Das Schiff hatte – wie viele andere Schiffe – keine Kapitänskajüte. Natürlich konnte man die Pinne nicht alleine halten. Selbst mit einer Talje war es schwer genug, wie konnte es anders sein? Das Schiff war nur aus Stahl und sehr langsam – im Gegensatz zu einem modernen Schiff, das ich besser gefunden hätte, da wir ja kein Seniorenverein sind.“ ➠Der Skipper „Unser Skipper – Cees Dekker – war ein etwas eigensinniger Seebär. Cees ärgerte uns oft mit seinem eher rauen Seemannshumor. 34 Die Segel gehisst! Frau Ernst-Bonnesœur war ganz begeistert von ihm, was uns Schüler manchmal amüsierte. Am letzten Tag konnten zwei von uns noch kurz einen Blick in seine Kajüte werfen. Wir waren echt überrascht! Sein Raum war ziemlich groß und sehr gut ausgestattet. Neben Sofa und Radio stand sogar ein Fernseher! Kurz vor der Abfahrt gab Cees jedem von uns noch eine Karte von unserem Schiff mit ein paar holländischen Sätzen über uns. Der Abschied von Cees und Bart war für manche von uns sehr schwer.“ ➠Der Maat „Bart war 21 Jahre alt und Kunststudent. Er hätte Ähnlichkeit mit Brad Pitt haben können, wenn er sich mehr gepflegt hätte. Er hat mit uns die Segel gesetzt und den Anker gelichtet. Er war Holländer und er sprach gebrochenes Deutsch.“ ➠Das Essen „Man muss schon sagen: Das Essen war sehr einseitig! Oft war es so, dass ein Mittagsgericht zubereitet wurde und die Reste am nächsten Tag nochmal aufgetischt wurden, z. B. Nudeln oder natürlich Kartoffeln. Nach der Fahrt gab es noch Unmengen von H-Milch (ungenießbar) und Müsli.“ Acht-Klass-Fahrt ➠Die Gemeinschaft „Da wir eine sehr kleine Klasse sind, haben sich keine Gruppen gebildet – im Gegenteil: Die ganze Klasse hielt zusammen. Nach ein paar Tagen gab es dann unter einzelnen Streit, es war sehr schwer sich auf so engem Raum immer zu verstehen. Abends saßen wir dennoch alle zusammen – am Tisch mit Kerzenlicht – und spielten Frage-AntwortSpiel. Unsere Betreuer verhielten sich sehr hektisch, es muss eine sehr gefährliche Aufgabe für sie gewesen sein, alle Schüler auf dem Schiff zu behalten, um sie wieder heile nach Hause zu bringen.“ ➠Das Segeln „Morgens wurden die Segel gesetzt, erst das Fock und dann das Großsegel. Beim Hochziehen des Focks mussten immer zwei bis drei an einem Seil ziehen und zwei andere mussten je ein Seil langsam nachgeben. Beim Setzen des Großsegels mussten zwei an einem Rad drehen. Eine(r) musste an einem Seil gegen den Wind anhalten. Dann wurde der Anker von dreien hoch gekurbelt. Bei einer Wende wurde es an Deck lebendig, denn das Fock musste umgesetzt werden.“ einfach keine Lust mehr. Den ganzen Tag war mir schon übel gewesen, trotzdem hatte ich die ganze Zeit am Herd stehen müssen, um bei Windstärke 8 die Töpfe fest zu halten. Aber nun waren wir auf einer Sandbank aufgelaufen, wo wir bleiben wollten, bis die Flut kam. Ich schaute auf und sah bis in die Ferne: nur Natur! Über dem Watt ging langsam die Sonne unter. Muscheln, Steine und Tang lagen überall herum. Außer mir war niemand zu sehen und ich schaute still und friedlich den Möwen zu, bis mich eine quäkende Stimme zum Abendessen rief und ich notgedrungen nach unten musste.“ Die „Bruns-Fioh“, ein alter Lastensegler, ist 24 Meter lang ➠Das Wetter „Oft stürmte es! Das Schiff lag dann schief und das Deck war nass. Einige Schüler (eigentlich nur Mädchen) mussten sich auch übergeben und hatten immer eine Tüte dabei.“ ➠Die Abendstimmung „Aus Küche und Gemeinschaftsraum hörte man Tellerklappern und ein paar Stimmen, die sich darum zankten, wer den Tisch decken solle. Eigentlich hätte ich jetzt unten sein und ihnen helfen sollen, aber ich hatte 35 Acht-Klass-Fahrt Sicherheit geht vor! Bei rauher See ist es besser, eine Schwimmweste anzulegen. ➠Schiermonnikoog „Am Dienstag, den 20. 6. waren wir auf der Insel Schiermonnikoog. Wir haben uns Fahrräder gemietet und sind durch die Dünen gefahren. Wir haben gegen 13 Uhr bei einem Strandcafé Pause gemacht, wo wir an dem 400 m langen Sandstrand in der prallen Sonne baden konnten. Dann sind wir wieder ins Dorf Schiermonnikoog gefahren, wo wir noch zwei Stunden Freizeit hatten. Am Abend sind wir dann in eine Kneipe gegangen, um Fußball zu gucken. Es war überhaupt nichts los in der Kneipe, so dass wir bei allen Toren jubeln konnten. Als Portugal gegen Deutschland 3:0 gewonnen hatte, konnten wir aber doch nur noch feiern. Als England aber gegen Rumänien 2:3 verloren hatte, waren wir alle einigermaßen überrascht. Danach sind wir wieder zum Schiff gegangen und sind nachts wieder aus dem Hafen gefahren.“ ➠Die Jugendherberge „Gerade in der Jugendherberge angekommen packten wir die Koffer aus. Die Mädchen begaben sich erstmal in die Duschen, was die Jungen nicht für nötig hielten. Nach einer langen Nacht wurden wir von Kindern 36 geweckt, die ihren Ball gegen unsere Tür traten und herumschrieen. Dort konnten wir Billard spielen und lange, lange duschen. Nachts gab es einige Wanderungen von Zimmer zu Zimmer. Man konnte sogar rauchen, trotz der Rauchmelder. Sehr praktisch war auch, dass wir uns in unseren Zimmern einschließen konnten!“ ➠Amsterdam „Am letzten Tag unserer Klassenfahrt waren wir in Amsterdam. Zuerst waren wir im Van-Gogh-Museum. Dort sahen wir Originalgemälde des berühmten Malers. Danach haben wir einen Spaziergang in die Stadt gestartet. An fast jeder zweiten Ecke war ein Käseladen oder ein holländischer FußballFanshop, weil zu der Zeit die Europameisterschaft stattfand. Unsere Lehrer hatten anfangs Bedenken, dass wir von Hooligans angegriffen werden könnten. Aber es war alles sehr friedlich. Ab und zu sah man eine Gruppe von Fußballfans vorüberziehen – und ein alter Mann hat um einen Gulden für etwas zu essen gebettelt, aber das war auch alles.“ LASSE, HANNAH, KATHARINA, MALTE, ANNA-JOHANNA, ROBIN, MIRCO, LAURA, NICO, KATRIN UND HENRY Gartenbauepoche Eine Hütte für den Gartenbau U nsere Klasse hat aus dem Unterstand auf dem Gartenbaugelände einen Geräteschuppen gebaut. Der Unterstand wurde letztes Jahr (1999) als Jahresarbeit von zwei Zwölftklässlern gebaut. Unsere Aufgabe war es, dem Unterstand eine Vorwand mit Tür zu bauen. Als erstes haben wir alles vermessen und uns darauf geeinigt, dass die Tür 1,5m breit sein soll. Um dieses Maß zu behalten, haben wir es oben am Querbalken angezeichnet. Unten haben wir ein Punktfundament gegossen, das 50 cm Durchmesser hatte und 80 cm tief war. In das Fundament haben wir einen Metallschuh gestellt, in dem der zweite Türpfosten stehen sollte. Wir haben den Türposten oben mit zwei Winkeln befestigt. Eine Sitzgelegenheit wurde gebaut. In der Woche danach haben wir halbierte Fichtenstangen auf 2,5m Länge zugesägt und sie als Wand an dem einen Eckpfosten und Türpfosten befestigt. Die letzten vier Fichtenstangen haben wir auf volle Länge (4m) zugesägt und befestigt. Als Letztes haben wir noch eine Tür gebaut, die wir unter einigen Problemen doch noch dazu brachten, auf und zu zu gehen. Als Tür hatten wir ein Z aus halben Fichtenstangen gebaut, auf dem auch noch halbe Fichtenstangen befestigt wurde. Wir haben vier (!) Scharniere gebraucht, damit die Tür sicher hing. Als wir die Tür eingehängt hatten, waren alle froh. In den letzten zwei Tagen bauten wir noch eine Sitzgelegenheit vor der Hütte. NICO MARTENS Trotz vieler Pausen: Ziel erreicht I n den vier Wochen, in denen wir zur Verschönerung unseres Schulgartens geschuftet hatten, konnten wir trotz vieler Pausen unser Ziel erreichen. Jeden Tag schrieben wir in unserem Epochenheft das miese oder auch das schöne Wetter ein. Um die Geräte, die wir für den Gartenbanunterricht benötigen, an einer trockenen und sicheren Stelle unterzubringen, bauten wir an dem angefangenen Schuppen in verschiedenen Arbeitsgruppen weiter. Einige Schüler harkten das gemähte Gras in Haufen, das dann zwischen den Sträuchern verteilt wurde. Andere gruben ein Stück des Geländes um. Reihe für Reihe haben wir den Schweinemist hinzugegeben und nach der anstrengenden Arbeit säten wir darauf Phaselia aus. ANNA-JOHANNA ALBERS Das gemähte Gras wurde zwischen den Sträuchern verteilt. 37 Stadtteil-Fest Ottenbeck 2000 Bücherverkauf zum Kilopreis m Sonntag, den 3. September 2000, feierte der Stadtteil Ottenbeck zum zweiten Mal ein Stadtteilfest. 1999 besuchten schon ca. 8000 Menschen die ehemalige „Von Goeben Kaserne“. Davon spazierte bestimmt die Hälfte der Leute auch an unserer Schule vorbei. Also dachte ich mir: „Heraus mit unseren Büchern! Wenn in diesem Jahr wieder soviele Menschen das schöne Ottenbeck besuchen würden, davon ca. 4000 bei uns (FWS) vorbeischlendern, jeder 4. ein Buch kauft, so würden das viel mehr sein, als sonst zu unserem alljährlichen Martinsmarkt in den Bücherkisten kramen.“ Von der Idee waren auch Frau Haack und Frau Lehmann-Kahler begeistert. Frau Lehmann-Kahler hatte auch gleich dazu die Superidee „Bücherverkauf zum Kilopreis“. Am sehr bewölkten und windigen Sonntagmorgen bauten Frau Haack, mein Mann und ich zunächst 16 Schultische und einen Tapeziertisch, entlang unserer Schule, am Heidbecker Damm, auf. Anschließend trugen wir 58 Bücherkartons aus dem Keller heraus, und beluden die Tische damit. Ab 11 Uhr füllte sich Ottenbeck nach und nach mit Besuchern, und das interessierte Lesepublikum darunter war begeistert. Die Leute begannen sofort in den Bücherkartons zu stöbern. Großes Begehren herrschte nach Kochbüchern und TKKG Bänden (hiervon sind wir nun restlos ausverkauft). Nachfragen kamen auch zu Technikbüchern, Science Fiktion, Maritimem, englischsprachiger A 38 Literatur, Computerbüchern und den „Ersten 100 Rowolt Taschenbüchern“. Wir konnten, bei unserem phantastischen Angebot, fast alle Wünsche erfüllen. Die alte Krämerladenwaage der Familie Haack war ständig im Einsatz. Die Bücherfreunde waren von unserem Kilopreisverkauf für Bücher erstaunt, erheitert und positiv überrascht. Ruckzuck waren einige Kartons leer, und so holten wir Nachschub aus dem Bücherkeller. Unsere Stimmung war ausgezeichnet, vor allem, nachdem der super Würstchenstand von Herrn Psotta zu unserer Linken, und der mit Kuchen bestückte Infostand zu unserer Rechten aufgebaut wurde. An unserer langen Bücherreihe war immer etwas los. Auch als das Stadtteilfest gegen 18 Uhr zu Ende ging, kamen Besucher auf dem Nachhauseweg an unseren Tischen vorbei, und fast jeder fand mindestens noch ein Buch, für den heimischen Bücherschrank in unseren Kartons. Beim Abbau halfen viele fleißige Hände, Bücher und Tische wieder zu verstauen. Es war ein wundervoller Tag. Das Wetter war auf unserer Seite, kein Tropfen Regen benetzte die Bücher, die Menschen waren glücklich mit unserem reichhaltigen Angebot. Und wir? Wir waren absolut zufrieden und dankbar. Dankbar waren und sind wir Ihnen und Euch für die traumhaften, spannenden und hochinteressanten Bücherspenden. Ohne sie wäre das alles nicht möglich gewesen. Danke. SONJA MELZOW Stehend v. links: Paavo Köchle, Theo Pomarius, Hanna Mahlzahn, Marvin Günther, Elisabeth Weber, Maren Kleinmans, Antje Marschewski, Geeske v. Poten, André Lindemann, Felix Bade, Katharina Hagemann, Klassenleherin Marita Ernst-Bonnesœur Sitzend v. links: Sofie Kirschbaum, Anna-Liesa Gaß, Felix Ehlers, Tilmann Peiper, Christin Höchtl, Laura Heinemann, Lea Frank, Mia-Sophie Awe Die 1. Klasse der Freien Waldorfschule Stade Jahrgang 2000/2001 Die neue erste Klasse Die Einschulung aus der Sicht eines Vaters ach den Sommerferien und noch mal einer Woche Wartezeit kam der ersehnte 1. Schultag für meine Tochter Laura. Schon einen Abend vorher legte sich Laura ihr bestes Kleid und den Schulranzen erwartungsvoll zurecht, auch ihre Schuhe wurden von ihr an diesem Abend noch mal geputzt. Laura wachte früh auf. Wir frühstückten dann gemeinsam, und sie konnte es kaum erwarten: Endlich ging es los! In der Schule angekommen, hatten wir Glück und konnten recht weit vorne sitzen (Anmerkung: Es wäre schön, wenn im nächsten Jahr alle Einschulungskinder und Eltern weiter vorne sitzen könnten. Reservierung?) Langsam füllte sich der Saal, es herrschte eine erwartungsvolle Atmosphäre, genau so wie dies in der gefühlvoll erzählten Geschichte von Frau Psotta vorkam. Durch diese Geschichte schweifte ich selbst ab, in die Vergangenheit zu meinem ersten Schultag. Wobei ich selbst erstaunt war, wie wenig ich mich an Einzelheiten erinnern konnte. Dies wird bei Laura sicherlich nicht der Fall sein, da hier, auch durch das Theaterspiel „Die sieben Raben“ der neuen 2. Klasse, eine positive Aura geschaffen wurde, dass man dies nicht so schnell vergisst. Nun kam der Aufruf jedes einzelnen Erstklässlerkindes. Laura wartete gespannt auf das Aufrufen ihres Namen von Frau Roock. Sie zog ihren Schulranzen auf, nahm N 40 ihre Sonnenblume (welche wir am Morgen aus dem eigenen Garten ausgewählt hatten) und ging sicher zur Bühne. Dort begrüßte sie ihre Klassenlehrerin Frau Ernst-Bonnesœur etwas schüchtern und setzte sich zu den anderen Schulkindern. In diesem Moment dachte ich daran, dass man Laura zwar auf ihrem Lebensweg begleitet, aber sie gleichzeitig jetzt auch ein Stück weiter „loslässt“. Nachdem Frau Ernst-Bonnesœur ein Märchen begonnen hatte, von dem der zweite Teil im Klassenraum erzählt werden sollte, zogen die Kinder Hand in Hand in einer Kette durch den Mittelgang des Saales in ihren Klassenraum. Dies wurde durch das sehr schöne Lied: „Auf der Erde steh ich gern, fest mit beiden Beinen …“ stimmungsvoll untermalt. Auch jetzt erklingt dieses Lied noch häufig bei uns Zuhause. Dieser „Auszug der Kinder“ bewegte sicherlich nicht nur mich tief im Herzen. Für uns Eltern der 1. Klasse folgte ein angenehmes Zusammensein bei Kaffee, Tee und vielen Leckereien. Ein Dank und großes Lob an die Eltern der zweiten Klasse. Der erste Schultag der Erstklässler endete am Eingang der Freien Waldorfschule Stade mit dem Überreichen der Schultüte. Vielen Dank für die so gelungene und sicherlich bei allen Beteiligten in langer Erinnerung bleibende Einschulungsfeier. KLAUS HEINEMANN (ELTERN) Neu an unserer Schule Nun habe ich wieder einen Deich in der Nähe Seit den Sommerferien bin ich nun als Biologie- und Chemielehrer für die Oberstufe sowie als Gartenbaulehrer an unserer Schule tätig. In dieser Zeit konnte ich schon einen guten Einblick in das Schulleben bekommen, die Schulgemeinschaft kennenlernen und Wandlungsprozesse miterleben. Ein recht langer Weg war es jedoch bis dorthin: Geboren in Wilhelmshaven, studierte ich in den achtziger Jahren Biologie an der Universität Oldenburg. In diesen Jahren lernte ich meine heutige Frau kennen und über ihre Kinder die Oldenburger Waldorfschule. Nach dem Studium arbeitete ich eine Zeitlang in einem Garten-/Landschaftsbaubetrieb und anschließend in verschiedenen (Landschafts-) Planungsbüros. Ende der neun- ziger Jahre wurde es für mich immer schwieriger, mein Engagement für Natur und Umwelt mit der beruflichen Landschafts(ver)planung zu verbinden. Eine langfristige Perspektive konnte es für mich in dieser Sparte nicht mehr geben. Spirituelle Weltsicht und beruflichen Alltag, Innen und Außen zusammenzubringen, das war die Aufgabe. Nach einer deutlichen Entscheidung Ende 1997 begann ich daher im folgenden Jahr am Lehrerseminar Kassel mit der Ausbildung zum Mittel- und Oberstufenlehrer. Nun habe ich in Stade (zum Glück!) wieder einen Deich in der Nähe. Das Zusammenspiel von Marsch, Moor und Geest in dieser norddeutschen Landschaft ist mir lieb und vertraut. Fest auf dem Boden stehend, die Visionen ins Auge fassend, freue ich mich auf die Herausforderungen der Gegenwart. Auf eine erfüllende Zusammenarbeit! HARTMUT LAUTERBACH Stolz auf meine drei Heimaten Seit ein paar Wochen unterrichte ich Englisch in den Klassen 7 bis 11 an der Freien Waldorfschule Stade – ein Neubeginn, der mir deutlich macht, dass es nicht notwendig ist, weit fortzugehen, um Herausforderungen zu begegnen! Mit jetzt 42 Jahren kann ich stolz drei Heimaten „vorweisen“: Cuxhaven, Tübingen und Chiang Mai. In Hamburg geboren, wuchs ich in Cuxhaven auf. Neugierig auf damals noch pauschal „alles, was unbekannt ist“, wurde ich 44 besonders durch Austauschreisen nach Großbritannien und durch meinen einjährigen Aufenthalt in den USA. Nach dem Abitur schloss sich ein Studium der Amerikanistik, Anglistik und Germanistik an, und zwar in einem Landstrich, der wiederum viel Neues bot: in Tübingen. Hier verlebte ich anregende Studienjahre. Richtig arbeitsreich wurde es im 25. Lebensjahr: Ich begann, halbtags vietnamesische Boatpeople in Deutsch zu unterrichten und arbeitete gleichzeitig als Tutorin. Neu an unserer Schule Später als Lehrerin am Akademischen Austauscham der Uni Tübingen mit ausländischen Studierenden, Schwerpunkt Betreuung der US-amerikanischen Studentinnen und Studenten. In dieser turbulenten Zeit wuchs in mir der Wunsch, wieder selbst einmal die Fremde zu sein, die Aussicht allein gestellt und unbeschwert vom Alltagsroutine, einen Schritt aus sich selbst heraus auf andere zugeht. Das konnte ich 1991 realisieren, als ich mich auf ein Stellenangebot der SilpakonUniversität in Thailand bewarb, die Stelle erhielt und mich sechs Wochen später in der Provinz(haupt)stadt Nakon Pathom wieder- fand. Dort verlebte ich zwei überaus spannende, fordernde und glückliche Jahre in rein asiatischem Umfeld. 1996 vertiefte ich diese Erfahrungen in Chiang Mai, Nordthailand, wo ich über Vermittlung durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst weitere Jahr mit Studierenden arbeitete. Mein hoffentlich nicht allzu pathetisch klingendes Fazit: besonders übers Fremdsprachenlernen – und da steht Englisch an erster Stelle – bekommen junge Menschen die Chance, über ihren eigenen Tellerrand hinauszublicken, sich selbst in neuen Lebenskontexten zu verstehen, offener zu werden für das Gegenüber und so das Leben anderer zu bereichern. Und diese Verständigungsversuche brauchen wir dringend ULRIKE RAULFS Musik gemeinsam erleben Vor 10 Jahren packte mich in Deutschland die Abenteuerlust das Land Australien zu entdecken, zumal ich dort die Möglichkeit sah meine musikalischen und pädagogischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und dies insbesondere durch den Austausch mit den verschiedenen kulturellen Strömungen. Nach meinem Musikstudium spielte ich als Trompeter in Orchestern, sowie als Solist und arbeitete als Pädagoge in Hessen. Dabei erweiterte ich mein Tätigkeitsfeld durch Orchester- und Chorleitung. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ermöglichte es mir die Musik und ihren Einfluß auf Körper und Geist ganzheitlich zu analysieren. Diese Erkenntnisse, und das aus ihr abgeleitete Verständnis der Musik und die Art und Weise ihrer Vermittlung im Lehrbetrieb, fand ich in den Ideen der Rudolf-SteinerSchulen wieder. Als Musiklehrer in Stade habe ich jetzt die Möglichkeit Musik gemeinsam mit meinen Schülern intensiv und frei zu erleben. LUDWIK JABLONSKI 45 KiGa und Termine Die Mitarbeiter des Waldorfkindergarten Stade stellen sich vor Margarete Schmige, 25 Jahre, Gruppenleiterin Waldorfkindergärtnerin, im KiGa seit Februar 2000. Nina Schürmann, 22 Jahre, Erzieherin, im KiGa seit September 1999, arbeitet bei Frau Schmige. Stefanie Loos, 24 Jahre, Erzieherin Im KiGa seit März 1999, 1 Kind, Torben, 2 Jahre alt, arbeitet mit Frau Köttgen. Andrea Köttgen, 41 Jahre Gruppenleiterin Waldorfkindergärtnerin, Im KiGa seit August 1994, 3 Kinder, Janis Moritz – 17 Jahre alt, Malte Lukas – 14 Jahre alt, Amanda Elisa – 10 Jahre alt. Veranstaltungen Die Reihe öffentlicher Konzerte und Lesungen im Festsaal der Waldorfschule wird im ersten Halbjahr 2001 mit den folgenden Veranstaltungen fortgesetzt: ➠ Freitag, 4. Mai 2001, 20 Uhr Jazzabend mit dem Duo Günter Köttgen (Kontrabass) und Frederic Feindt (Piano), sowie einem Überraschungsgast 46 ➠ Mittwoch, 13. Juni 2001, 20 Uhr „Von Jandl bis Gernhardt“ Ein a-cappella-Abend mit dem Vokalensemble Voxtrott (Arrangements: Harald Winter) Der Erlös aus den Eintrittsgeldern zu diesen Veranstaltungen kommt in voller Höhe der Finanzierung des Flügels zugute, da alle Mitwirkenden zu diesem Zweck auf ein Honorar verzichtet haben.
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