Erste Kinderspielhalle im Unterland

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Erste Kinderspielhalle im Unterland
GZA/PP 8180 Bülach
33. Jahrgang
Mittwoch, 16. Oktober 2013
Erscheint 1-mal wöchentlich, am Mittwoch
Herausgeber: Wochenspiegel Verlags AG, Feldstrasse 82, 8180 Bülach
Brennpunkt
Wirtschaft
Schlusspunkt
Winzer Reinhard Schmid holt sich mit seinem
«Göttertrank» (Pinot Noir) zum dritten Mal die
Goldmedaille. Für seine Arbeit braucht er
Glück, Fachwissen und Ausdauer. Was er
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macht, packt er mit Leidenschaft an.
Im Interview erklärt Claude Cornaz, Delegierter
des Verwaltungsrats von Vetropack, warum die
Schweizer Wirtschaft gut unterwegs ist, weshalb Glas nicht durch PET-Flaschen ersetzbar
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ist und woran der Konzern tüftelt.
Der Männerchor Hochfelden hat immer weniger Mitglieder. Damit der
Chorgesang noch im Dorf bleibt, sind
sie auch zu ungewöhnlichen MassSeite 20
nahmen bereit.
Unterländer keltert im Wallis Goldweine
Vetropack entwickelt Glas weiter
Bülach: Strafverfahren
gegen Immobilienverwalter
Nun erhält auch das Zürcher Unterland eine Kinderspielhalle. Für rund 1 Million Franken entsteht in Bülach-Nord «Formel Fun».
Gegen einen Unterländer
Immobilienverwalter wird
wegen Betrug ermittelt.
Pikant: Er war Aktuar bei
der Bülacher Baugenossenschaft Gstückt.
Daniel Jaggi
Ideen aus dem Ausland
Viele in der Halle umgesetzten Ideen
hätten sie bei ähnlichen Einrichtungen im Ausland abgeschaut, sagt
Heim weiter. Die Geschäftspartner
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Daniel Jaggi
Spass haben die Kinder bereits beim Bau des Indoor-Spielplatzes.
lebten während längerer Zeit in New
York und Singapur, wo Kinderspielhallen feste Einrichtungen sind. Mit
der Halle wolle man erreichen, dass
sich die Kinder wieder mehr bewegen würden. Heim: «Viele Kinder
können heute nicht einmal mehr den
‹Bürzelbaum›.» Dies sei auch der
Grund, weshalb in der Halle keine
Computerspiele zu finden seien.
Die Planungsphase dauerte beinahe zwei Jahre. Langwierig sei vor allem die Suche nach einer geeigneten
Räumlichkeit gewesen, sagt Heim.
Ursprünglich wurde das Riedmattcenter in Rümlang ins Auge gefasst.
«Wir sahen dann aber davon ab, weil
Fax 044 863 72 01
Männerchor vor dem Aus
Erste Kinderspielhalle im Unterland
«Kinder wollen spielen, rennen, toben. Immer. Jeden Tag», sagt Melissa
Heim. Die Mutter einer elfjährigen
Tochter weiss, wovon sie spricht. Damit alle Kinder spielen, rennen und
toben können, realisiert sie zusammen mit Geschäftspartner Stephan
Stoeber (zwei Kinder, 7- und 9-jährig) eine Kinderspielhalle. Der Indoor-Spielplatz entsteht in einer ehemaligen Lagerhalle an der Schützenmattstrasse in Bülach. Seit Juli werden die Räume umgebaut. Die Spielanlagen mit Lounge werden 1600
Quadratmeter gross – so gross wie
ein Eishockeyfeld. Melissa Heim:
«Das ist viel Platz für Abwechslung
und Bewegung», erklärt sie. Hauptattraktion sei sicherlich der 20 Meter
lange Kletterdschungel, der in Europa einzigartig sei. Heim: «Er wurde
eigens für uns in New York gefertigt.»
Die Eröffnung der Kinderspielhalle ist
für Ende November geplant. Das Angebot richtet sich an Babys und Kinder bis 14 Jahre.
Verlag Tel. 044 863 72 00
Nr. 42
F: zvg.
sie uns nicht für geeignet erschien.»
Nach einer weiteren Suche hätten sie
dann die Halle in Bülach gefunden.
«Sie ist vor allem auch gut erschlossen, sowohl mit den öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit dem Auto»,
sagt Heim.
Die «Formel Fun»-Macher sind
überzeugt, mit der Kinderspielhalle
auf Interesse zu stossen Heim: «Bülach verfügt über ein grosses Einzugsgebiet und liegt zudem in einer
Wachstumsregion.»
Formel Fun, Schützenmattstrasse 30, Bülach. Preise: Babys und Kleinkinder sind
gratis. Einzeleintritte Kinder ab 2 Jahren
Fr. 16.–, Erwachsene Fr. 6.–.
Die Baugenossenschaft realisiert derzeit an der Soligänterstrasse in Bülach eine sogenannte WohnenplusSiedlung. Diese umfasst 28 Alterswohnungen, 2 Pflegewohngruppen
für jeweils 8 Personen sowie 11 Familienwohnungen. Das Grundstück
übernahm die Genossenschaft von
der reformierten Kirchgemeinde Bülach im Baurecht. Aktuar – und damit
an zentraler Stelle in der Verwaltung
der Baugenossenschaft – war bis Mitte August ein Angestellter einer Bülacher Bauverwaltungsfirma. Das Unternehmen ist für die Baugenossenschaft mit der Verwaltung der Überbauung betraut.
Durch Zufall und aufgrund interner Kontrollen wurde im August entdeckt, dass der Immobilienverwalter
betrügerische Handlungen zuungunsten seines Arbeitgebers vorgenommen haben soll. Corinne Bouvard von
der Oberstaatsanwaltschaft Zürich
bestätigte auf Anfrage, dass gegen
den Mann inzwischen ein Strafverfahren wegen Betrugs eingeleitet
wurde. Mehr könne aufgrund der
laufenden Untersuchung nicht mitgeteilt werden.
Kurz nach Bekanntwerden der
angeblichen Betrügereien ist der Verwalter entlassen worden. «Wir haben
sofort alle Betroffenen schriftlich informiert», sagt der Geschäftsleiter
der Bauverwaltungsfirma gegenüber
dem «Wochenspiegel». Aufgrund seiner Entlassung trat der Immobilienverwalter auch sofort von der Tätigkeit als Aktuar bei der Baugenossenschaft zurück. Sowohl der Geschäftsleiter der Bauverwaltungsfirma als
auch der angeschuldigte Verwalter
betonen gegenüber dem «Wochenspiegel», dass die Baugenossenschaft
vom Betrugsfall nicht betroffen sei.
Genossenschaftspräsident
Peter
Fehrlin sagt zudem: «Bei uns besteht
nicht der geringst Verdacht, dass irgendwo irgendetwas manipuliert
worden wäre.»
Wie hoch die Deliktssumme ist
und wer von den Manipulationen betroffen ist, wollte die Untersuchungsbehörde nicht sagen. Für den mutmasslichen Täter gilt die Unschuldsvermutung.
Bei der Baugenossenschaft Gstückt
handelt es sich um eine private Institution, deren Ziel es ist, günstigen
Wohnraum zu schaffen. Sie erstellt
derzeit die 16 Millionen Franken teure
Überbauung an der Soligänterstrasse.
Die Pflegewohngruppe wird – entsprechend dem Projekt Wohnenplus –
durch die Stadt Bülach als Mieterin
der Räumlichkeiten betrieben.
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Wochenspiegel
Nr. 42
16. Oktober 2013
TRIBÜNE
GASTKOMMENTAR
PRESSESCHAU
Die Seele für einmal frei tanzen lassen
Anita Schuler
Ich tanze von Herzen gern. Leider
komme ich selten dazu. Denn entweder bin ich zu müde, um mich noch
zu meiner üblichen Zubettgeh-Zeit
ins Tanzvergnügen zu stürzen. Oder
mein Liebster und Tanzpartner mag
spätabends nicht nochmals aus dem
Haus. Zudem scheue ich mich, mich
der Führung eines Fremden anzuvertrauen – denn schliesslich bevorzuge
ich in diesem doch intimen Moment
die liebevolle Umarmung meines Lebenspartners, den ich notabene beim
Tanzen kennengelernt habe.
Kommt hinzu: Wo findet eine
Tänzerin mittlerer Reife ein Lokal in
ihrer Wohngegend, das Musik spielt,
bei der nicht jede und jeder für sich,
sondern in unbedingter Tuchfühlung
mit einem Partner tanzen kann?
Dies nur einige wenige der unendlich vielen plausiblen Gründe,
warum ich in den vergangenen Jahren meine innerste Bestimmung nicht
ausleben konnte. Eine unerfüllte
Sehnsucht, die immer wieder mal
fies an der Stimmung nagt. Bis kürzlich.
Nach Jahren endlich, endlich,
drehte ich mich wieder einmal und
erst noch im Freundeskreis zu fröhlicher Salsamusik einige Runden auf
dem Tanzparkett.
Dabei musste ich mich erst überwinden. Ich hatte Bedenken, ich
könnte mich blamieren. Weil ich aus
dem Takt falle. Weil es nicht so anmutig aussieht. Weil ich meinem
«Glück braucht Mut –
das hat mich
dieser
beschwingte Abend
gelehrt»
Tanzpartner auf die Füsse stehe. Um
es vorweg zu nehmen: Ja, ich stand
meinem geduldigen Tanzpartner auf
die Füsse.
Und ja, ich fiel das eine oder andere Mal aus dem Takt. Aber nein,
ich habe mich nicht blamiert. Wie
mich meine – zugegebenermassen
verständnisvollen und lieben Kollegen – sogar noch tags darauf wissen
liessen, war es sogar eine Augenweide, uns beim Schwofen zuzusehen.
Wir hätten ausgesehen, als würden
wir schon ewig miteinander tanzen –
dabei war es das erste Mal.
Ich gestehe: Ich leuchtete vor
Glück wie ein Marienkäfer. Mein Puls
schnellte unsportlich in die Höhe, ich
keuchte, als hätte ich einen Marathon
absolviert. Meine Wangen waren gerötet, als hätte ich die letzte halbe
Stunde im Schnee verbracht. Aber
meine Seele tanzte – im wahrsten
Sinne des Wortes!
Ich liesse mich von der Musik
treiben und von meinem Tänzer führen. Meine Füsse flogen beschwingt
übers Parkett und meine Hüften wogen im Takt der Musik. Meine Armen
waren schwerelos und wurden gehalten, getragen und geführt. Und wenn
meine Hand dennoch plötzlich führerlos in der Luft hing, lachte ich
über mein Missgeschick. Ich vergass,
die Schritte zu zählen, und achtete
weder auf das Publikum noch darauf,
eine gute Figur zu machen.
Dieser beschwingte Abend war eine Wohltat. Und er hat mich eines
gelehrt: Glück braucht Mut.
Also: Ich werde ab sofort nicht
mehr jahrelang auf eine nächste Gelegenheit warten, um dieses Glücksgefühl wieder zu verspüren. Ich werde mich dem Risiko der Blamage genauso aussetzen, wie ich mich um
die Recherche eines geeigneten Lokals bemühe (Tipps dazu sind herzlich willkommen). Ich werde gegen
die Müdigkeit und Bequemlichkeit
ankämpfen. Ich werde meinen Liebsten zum wiederholten Mal zum Mitkommen bewegen. Und im schlimmsten Fall werde ich mich der Führung
eines Fremden übergeben. Denn keine Seele soll warten müssen auf einen Tanz im Glück.
*Anita Schuler ist Erwachsenenbildnerin
und freie Journalistin.
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IMMOBILIEN
Bülach: Das Strafverfahren gegen
den Zürcher SVP-Kantonsrat Claudio
Schmid wegen Beihilfe zur Verletzung des Bank- und Amtsgeheimnisses geht in andere Hände. Wie der
Tages-Anzeiger berichtet, wurde das
Verfahren der Staatsanwaltschaft III
übergeben. Die neue Zuteilung steht
in Zusammenhang mit einer Strafanzeige, die Schmid im April gegen einen Staatsanwalt eingereicht hat. Der
SVP-Kantonsrat warf dem 37-Jährigen vor, er sei von diesem genötigt
worden, einen Strafbefehl und damit
eine Verurteilung zu akzeptieren.
Schmid verzeichnete zumindest einen Teilerfolg: Das bei Anzeigen gegen Beamte zuständige Obergericht
kam nämlich zum Schluss, dass «ein
deliktsrelevanter Verdacht» nicht völlig ausgeschlossen werden könne. Es
erteilte deshalb die Ermächtigung,
ein Verfahren gegen den zuständigen
Staatsanwalt zu prüfen.
Die Oberstaatsanwaltschaft habe seit
dem 4. Oktober von diesem Entscheid Kenntnis, hält diese in der
Mitteilung fest. Gestützt darauf habe
sie entschieden, das Verfahren gegen
Claudio Schmid einem Staatsanwalt
der Staatsanwaltschaft III zu übergeben. Dieser führt auch die weiteren
Verfahren im Zusammenhang mit
der Affäre Hildebrand.
Weil Claudio Schmid den Strafbefehl
nicht unterzeichnet hatte, ist das Verfahren gegen ihn nach wie vor hängig und muss neu beurteilt werden.
Dem Bülacher Kantonsrat wird vorgeworfen, er habe einen Informatiker
der Bank Sarasin dazu ermuntert,
geheime Bankdaten des ehemaligen
Nationalbankpräsidenten Philipp Hildebrand weiterzugeben.
Ob gegen den bisher fallführenden
Staatsanwalt ein Verfahren eröffnet
wird, muss die Staatsanwaltschaft I
für besondere Untersuchungen entscheiden. Für ihn gelte, wie für alle
anderen auch, die Unschuldsvermutung, schreibt die Oberstaatsanwaltschaft.
Unterland: Wie der Zürcher Unterländer berichtet, verfügt die Stadtpolizei Opfikon seit diesem Sommer
über das Elektroschockgerät Taser.
Im kommenden Jahr werden auch
die Polizeien von Bülach und Regensdorf nachrüsten. In anderen Gemeinden wie Rümlang, Oberglatt, Niederhasli und Niederglatt scheint kein Bedarf zu bestehen.
Nicht nur immer mehr Kantonspolizisten sind mit Tasern ausgerüstet.
Auch viele kommunale Polizeien besitzen bereits ein solches Gerät. Opfikon hat nun als erste Unterländer
Gemeinde nachgezogen. Seit Juli verfügt die Stadtpolizei über ein Elektroschockgerät. Wie Andreas Huber,
Chef der Stadtpolizei Opfikon, sagt,
sei die Anschaffung ein wohlüberlegter Entschluss gewesen. Sinnvoll sei
der Einsatz von Tasern etwa in Situationen, wenn der Gebrauch einer
Schusswaffe ohne Drittgefährdung
nicht möglich sei.
Wochenspiegel
BRENNPUNKT
Nr. 42
16. Oktober 2013
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Regierungsrat
Kägi antwortet
In einem offenen Brief kritisierte Toni Rihs aus Glattfelden die geplanten Sanierungsmassnahmen an der
Glattfelder Umfahrung. Nun
liegt die Antwort von Baudirektor Markus Kägi vor.
Mit Kopfschütteln habe er gelesen,
dass die Glattfelder Umfahrungsstrasse saniert werden solle, schrieb
Rihs in seinem offenen Brief an den
Regierungsrat einleitend. Er verlangte eine Erklärung, weshalb «derart
viel Geld in eine Strasse gesteckt»
werde, die zum einen Teil bereits saniert sei. So werde derzeit der Lättenviadukt für über 12 Millionen
Franken saniert. Dies, nachdem in
den letzten Jahren bereits vier der
fünf Betonbrücken erneuert worden
seien. Aus diesen Gründen wirke die
Ankündigung, die A50 ab 2017 zu
sanieren, wie ein schlechter Witz,
schrieb Rihs weiter. Umso mehr als
vorerst ein Projektierungskredit von
6,8 Millionen vorgesehen sei, um herauszufinden, was man noch flicken
könnte.
In seiner Antwort gibt Regierungsrat Markus Kägi dem Glattfelder recht, dass die Brücken in den
letzten Jahren instand gesetzt wurden. An der Fahrbahn und der Ausstattung der Hochleistungsstrasse
seien in den letzten 35 Jahren aber
nur kleinere Unterhaltsmassnahmen
vorgenommen worden. Unter anderem sei der Belag östlich des Lättenviadukts erneuert worden. Im Abschnitt westlich des Viadukts würden
die Aufwendungen des Strassenunterhalts für Instandsetzungsarbeiten
von Jahr zu Jahr aber zunehmen.
Daher sei der Ersatz des gesamten
Asphaltbelags (Trag- und Deckschicht) in den nächsten Jahren unausweichlich. Zudem führe künftig
die Ausnahmentransportroute über
die Hochleistungsstrasse, und diverse
Gesetze und Normen würde neue Anforderungen an das Bauwerk stellen.
Aus diesem Grund sei der Zeitpunkt
richtig, die Instandstellungsmassnahmen zu prüfen. (dj.)
IN KÜRZE
RPK sagt Nein
Das Schulhaus Ebnet in Embrach
soll saniert und erweitert werden. Am 24. November stimmen
die Embracher über den Kredit
von 28,2 Millionen Franken ab.
Die Rechtsprüfungskommission
lehnt das Projekt entgegen dem
Gemeinderat aus finanziellen
Gründen ab: Es ist zu teuer. (pd.)
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Reinhard Schmid hat am Mondial du Pinot Noir 2013 für seinen «Göttertrank», Barrique 2011, wieder eine Goldmedaille gewonnen.
Foto: Rolf Haecky
Ein Unterländer, der in Salgesch im Wallis
Goldweine keltert – immer wieder
Zum dritten Mal holt der
Winkler Winzer Reinhard
Schmid die Goldmedaille.
Diesmal mit seinem Pinot
Noir «Göttertrank», einem
Barrique-Ausbau 2011.
Rolf Haecky
Bis unter die niedrige Decke stapeln
sich im schummerigen Keller eines
Einfamilienhauses in Winkel Kisten
und Kartonschachteln. Säuberlich
aufgereiht steht den Wänden entlang
Flasche an Flasche in Holzregalen.
Reinhard Schmid tritt in den
Raum, knipst das Licht an und zieht
sich eine dunkle Schürze über seinen
ergrauten Lockenkopf. Geübt bindet
er sie sich um. Vorsichtig nimmt er
einen Glaszylinder in die Hand. Der
Weisswein schimmert golden im
Licht der Glühbirne: ein Johannisberg 2010, der vom Rebberg stammt,
den er im Wallis mit seinem Bruder
Christian anbaut.
Er, der in Bülach als Lehrmittelautor und Laufbahnberater arbeitet
und parallel dazu in Salgesch Weine
keltert. Weine, die nationale und internationale Jurys immer wieder auszeichnen. Das ist an sich nichts Besonderes. Das ist seit Jahrzehnten so.
Doch diesen Johannisberg haben die
Preisrichter in seiner Kategorie der
Etoiles du Valais zum besten Walliser
Wein gekürt. Das war vor genau zwei
Jahren.
Jetzt hat Reinhard Schmid am
Mondial du Pinot Noir 2013 für seinen «Göttertrank», einem BarriqueAusbau 2011 wieder eine Goldmedaille bekommen: Dies ist nach 2008
das dritte Gold für seinen Pinot Noir.
Dazu hat er in den Jahren zuvor und
nachher noch einige Silbermedaillen
und andere Preise gewonnen.
Die Leidenschaft für seine Arbeit
Behutsam stellt er die Trophäe zurück und nimmt eine Flasche Rotwein aus dem Gestell. Das Mondial
sei die strengste Auslese von Weinen
der Sorte Pinot Noir, wobei sich Winzer aus allen fünf Kontinenten der internationalen Jury stellten, erklärt er
stolz und holt einen Balken aus Plexiglas mit eingraviertem Titel hervor.
Seine Augen funkeln lebhaft hin-
ter den Brillengläsern. Die einen bezeichnen ihn als eigenwilligen Kauz,
der zwischen zwei Welten pendle.
Andere halten ihn für einen Visionär,
Humanisten und Fürsprecher der
Träume seiner Kunden. Mit seinen
ungezähmten Locken sieht er auf jeden Fall wie ein Künstler aus. Oder
ein Erfinder. Oder ein Rebell.
Er selbst weiss genau, wer, was
und wie er ist: jemand, der alles, was
er an die Hand nimmt, mit Freude
und Leidenschaft anpackt. Gepaart
mit viel Fleiss, Geduld und Sorgfalt.
Eine Frage des Fleisses
Reinhard Schmid hält eine Flasche
unter die Lampe und kontrolliert den
Abstand zwischen Wein und Zapfen.
Zufrieden nickt er. Niemand kann einen Wein auf Gold hin planen. «Das
Einzige, was wir in der Hand haben,
ist, die besten Trauben auszuwählen,
die Rebstöcke sorgfältig zu pflegen
und viel Zeit in das Keltern zu investieren.» Die besten Trauben, das sind
Beeren mit über 100 Öchsle Zuckergehalt. Und ohne jede Fäulnis. Doch
um Gold zu gewinnen, braucht der
Kellermeister einiges mehr. Glück
und Disziplin, Intuition und viel
Fachwissen. Und Ausdauer.
Darum fährt er regelmässig von
Die Weinschmiede in Salgesch
Gemeinsam mit ihren Familien führen Reinhard Schmid und sein jüngerer Bruder Christian seit 1991
den Familienbetrieb «Weinschmiede» in Salgesch im Wallis; sie bauen auf 1,8 Hektar zwölf Rebsorten
an, aus denen sie gegen zwanzig
verschiedene Weine keltern.
Seine Pinot Noir gewinnen regelmässig nationale und internationale Preise und bekommen seit
mehr als 20 Jahren in Serie das
Gütesiegel «Grand Cru Salgesch».
Reinhard Schmid ist ausser Kellermeister auch Berufs- und Laufbahnberater. Zu diesem Thema hat
er Arbeits- und Lehrmittel für Jugendliche und Erwachsene geschrieben.
Zudem eröffnete er eine der ersten privaten Berufswahlpraxen in
der Schweiz. Sein «S & B Institut»
in Bülach hat inzwischen, wie auch
seine Publikationen, mehrfach Auszeichnungen gewonnen. Infos unter
www.weinschmiede.ch. (hy.)
Winkel nach Salgesch, steigt in den
Weinkeller hinunter und pflegt übers
Jahr die werdenden Weine. Aus dem
Sauser entsteht nach und nach ein
junger wilder Wein, den er mit Geduld zu «zähmen» versteht. Die Maische für den Roten bleibt acht bis
zehn Tage im Saft, der kalt gärt – also in einem konstant auf 18 Grad hinuntergekühlten Raum.
Fass für Fass übergiesst er die
Maische von Hand mit Saft, damit
dieser Farbe annimmt. Später kostet
er den Wein und prüft den Geschmack, also das Verhältnis zwischen Frucht, Säure, Alkohol und
Gerbstoff. Hier und dort muss er korrigierend eingreifen und durch einen
offenen Abzug Sauerstoff zuführen.
Das kann niemand lernen, das muss
ein Kellermeister spüren.
Barrique-Fässer aus der Region
Reinhard Schmid setzt sich auf eine
Kiste und erzählt, im Juli füllten sein
Bruder und er einen Teil der roten
Spezialitäten in Barrique-Fässer um.
Die stammen zum Teil aus Winkel
und Bachenbülach: «Hier wachsen
die besten Eichen der Schweiz, um
aus ihrem Holz Weinfässer zu fertigen, die ein junger Schweizer Küfer
herstellt», fährt er fort. Zwölf Monate
bauen er und sein Bruder den Wein
im Eichenfass aus. Wie seit jeher.
Die vergangenen Jahre seien sehr
gute Weinjahre gewesen, betont er
und springt geschäftig auf. Wie dieses Jahr für die Trauben werde, hänge vom Wetter in den nächsten Tagen
ab. Die Herbstsonne tue auch den
hiesigen Trauben gut: «Das Unterland hat einige Spitzenwinzer, die
hervorragende Weine keltern», stellt
er klar. Reinhard Schmid lächelt,
winkt und eilt aus dem Keller. Er
muss als Referent zu einem Vortrag
in Zürich.
Infos unter www.weinschmiede.ch.
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Nr. 42
16. Oktober 2013
MARKTPLATZ
Publireportage
Die 27-jährige Zweidler Damen- und Herrencoiffeuse Corina Berger.
F: bm.
Haaratelier Corina in Glattfelden
Mit dem «Haaratelier Corina» gibt es
an der Bahnhofstrasse 5 in Zweidlen-Station ab sofort ein Coiffeurgeschäft für Damen und Herren. Inhaberin ist die gelernte Damen- und
Herrencoiffeuse Corina Berger, die
nach einigen Jahren der Berufserfahrung, nun den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat. Mit ihrem Geschäft möchte die 27-jährige Hairstylistin alle Damen und Herren ansprechen, die Wert auf einen modernen
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und gepflegten Haarschnitt legen.
Selbstverständlich sind auch Kinder
willkommen. Nach einem viermonatigen Praktikum als Maskenbildnerin
kann Corina Berger ihren Kundinnen
auch betreffend Make-up beratend
zur Seite stehen. (bm.)
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 8 bis
12 Uhr, 13.30 bis 18.30 Uhr, Samstag, 8
bis 13 Uhr. Montags geschlossen. Termine
über Telefon 044 590 50 50.
Wochenspiegel
POLITIK
Raiffeisen schliesst –
kein Stellenabbau
Die Raiffeisenbank Züri-Unterland
schliesst ihre Filiale in Höri Ende November. Grund: Die Geschäftsstelle in
Neerach soll ausgebaut werden. Diese sei gemäss einer Medienmitteilung
wegen des wachsenden Einzugsgebiets und der Einbindung im Einkaufszentrum Riedpark ein geschätzter Standort. Die Bankleitung sei sich
bewusst, dass dieser Schritt bei den
Bewohnern von Höri auf wenig Begeisterung stossen wird, sagt Daniel
Landolt, Mitglied der Bankleitung.
«Höri war vor 79 Jahren die Wiege
der Raiffeisenbank Züri-Unterland.»
Die Angestellten werden neu fünf
Tage in der Woche die Geschäftsstelle
in Neerach betreiben statt wie bisher
zwei Tage in Höri und drei Tage in
Neerach. Es wird also keine personellen Veränderungen geben. «Mit
dem Ausbau in Neerach nehmen wir
das Anliegen unserer Kundinnen und
Kunden nach täglichen Öffnungszeiten ernst», sagt Landolt. Anfang Dezember wird die vergrösserte Bank
in Neerach eröffnet. Was mit den
Räumlichkeiten in Höri geschieht, ist
noch unklar.
Die Veränderungen bei der Raiffeisenbank Züri-Unterland begründet
Bankchef Claudio Coletta mit den gestiegenen Wünschen an Beratung, Infrastruktur
und
Öffnungszeiten.
«Darum braucht es ein Netz, an dem
wir unseren Kundinnen und Kunden
sämtliche Bankgeschäfte und umfassende Beratungsdienstleistungen anbieten können.» (jf.)
Weitere Informationen: www.vbg.ch.
Oberglatt: Haus nicht
mehr schutzwürdig
Der Gemeinderat Oberglatt hat das
Einfamilienhaus am Müliweg 2 aus
dem Inventar der Schutzobjekte gestrichen. Die Überprüfung der
Schutzwürdigkeit durch einen Fachmann habe ergeben, so ist dem Mitteilungsblatt zu entnehmen, dass es
sich beim Haus um einen Ersatzbau
eines älteren Speichers handelt. Das
Wohnhaus, das im Innern nochmals
modernisiert wurde, habe keine architekturgeschichtliche, typologische
oder konstruktionsgeschichtliche Bedeutung. (pd.)
Korrektur
Im Bericht über Gaby’s Hairshop in
Rümlang wurden die Öffnungszeiten
unvollständig publiziert. Nachfolgend
die korrekten Angaben: Montag,
13.30 bis 20 Uhr; Dienstag und Mittwoch, 8 bis 20 Uhr; Donnerstag und
Freitag, 8 bis 18:30 Uhr; Samstag geschlossen.
16. Oktober 2013
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KOMMENTAR
Daniel Jaggi
Das Poststerben geht auch im
nächsten Jahr munter weiter. Im
Februar schliesst die Filiale in
Stadel und wird durch eine Postagentur im Volg ersetzt.
Damit das postalische Streben
nach Profitmaximierung aber
möglichst unbemerkt bleibt, verkauft die Post ihr Schrumpfangebot in den Lebensmittelläden, so
auch in Stadel, unter dem Motto:
einfach, praktisch, kundennah.
Das klingt sehr positiv – ist es
aber nicht: Einfach sei das Angebot, steht im Flyer an alle Haushaltungen Stadels. Treffender wäre der Begriff rudimentär. Praktisch steht weiter: Praktisch ist es
vor allem für die Post, die mit der
Mit Gewinn schliessen
Poststelle in Stadel: angeblich tiefrote Zahlen.
Foto: Daniel Jaggi
Stadler Post befindet sich bald im Volg
Die Post schliesst eine weitere Filiale. Diesmal trifft es
die Gemeinde Stadel. Einige
Strasse von Oberhasli
nach Watt wird gesperrt Postdienste werden künftig
im Volg angeboten.
Vom Freitag, 18. Oktober, bis zum
Montag, 11. November, ist die Verbindungsstrasse zwischen Oberhasli
und Watt vollständig gesperrt. Wie
das Tiefbauamt mitteilt, wird in dieser Zeit ein neuer Strassenbelag eingebaut. Es ist eine Umleitung signalisiert. Die Zu- und Wegfahrt zu den
Grundstücken im Baustellenbereich
ist während der Sperrung nicht möglich. Den Anwohnern wird empfohlen, die Fahrzeuge ausserhalb des
Baustellenbereichs zu parkieren. Der
Bus der Linie 451 verkehrt weiterhin
gemäss Baustellenfahrplan. Nach der
Vollsperrung bleibt die Strasse bis
zum 13. Dezember nur einspurig befahrbar. (dj.)
Nr. 42
Daniel Jaggi
Innert elf Jahren reduzierte die Post
das Filialnetz von 3400 auf 1820
Standorte. Zurück blieb jeweils eine
Agentur oder ein Hausservice mit reduzierten Dienstleistungen. Auch
nächstes Jahr wird weiter abgebaut.
Mitte Februar trifft es die Postfiliale
in Stadel, die auf diesen Zeitpunkt
hin geschlossen werden soll. Wie einem in allen Haushaltungen verteilten Flugblatt zu entnehmen ist, sei
ein Weiterbetrieb der Post «aufgrund
der sich verschlechternden Wirtschaftlichkeit für die Post nicht mehr
länger vertretbar». Wie sehr sich die
Wirtschaftlichkeit
angeblich
verschlechtert hat, macht die Post in ihrem Flyer aber nicht transparent.
Nach Angaben von Gemeindepräsident Peter Bernhard wurde der Gemeinderat bereits Anfang 2012 über
eine mögliche Schliessung der Post
informiert. Schon damals sollten Alternativlösungen geprüft werden. Der
Gemeinderat setzte sich aber für den
Erhalt der Poststelle ein. Er verwies
in den Gesprächen auf die verschiedenen Bauvorhaben hin, die zu einem Bevölkerungszuwachs führen
würden. Die Schliessung wurde deshalb verschoben. Nach Angaben der
Post setzte sich die Nutzung der Post
jedoch ungebrochen fort – ohne absehbare Trendwende. Sprecher Erich
Schmid wird auf Anfrage etwas konkreter: «Auch bei der Poststelle Stadel schlägt sich der schweizweit feststellbare Mengenrückgang nieder.»
In den Jahren 2000 bis 2012 sehe die
Entwicklung wie folgt aus: 62 Prozent
weniger Briefe, 77 Prozent weniger
Pakete, 30 Prozent weniger Einzahlungen. Dieser Trend sei bei der Poststelle Stadel nicht anders. Hier seien
die Kosten für Personal und Miete sogar noch gestiegen, weshalb die Poststelle immer tiefer in die roten Zahlen geraten sei. Schmid: «Ein ausgeglichenes Ergebnis liesse sich theoretisch durch eine massive Verkürzung
der Öffnungszeiten erreichen.» Die
Post erachte dies aber nicht für kundenfreundlich, weshalb diese Massnahme gar nicht in Betracht gezogen
werde.
Die Postgeschäfte sollen die Stadler ab Februar im Volg erledigen kön-
nen. Aus diesem Grund wird im Lebensmittelgeschäft eine sogenannte
Postagentur eingerichtet. Hier sind
aber nur noch einige Postgeschäfte
möglich: Briefe und Pakte aufgeben
und abholen, Briefmarken kaufen
und bargeldlose Einzahlungen. Die
noch sehr verbreiteten Bargeldzahlungen mit dem Gelben Büchlein sind
ebenso nicht mehr möglich wie beispielsweise das Abholen von Gerichtsurkunden.
Attraktive Öffnungszeiten
Der Gemeinderat bedauert den Entscheid der Post, wie er im Mitteilungsblatt bekannt gibt. Andererseits
könne er sich der Entwicklung nicht
verschliessen, weshalb er Verständnis habe, schreibt er weiter. Gemeindepräsident Peter Bernhard gewinnt
dem Entscheid sogar etwas Gutes ab:
«Dadurch bleibt in Stadel ein Postangebot mit attraktiven Öffnungszeiten
erhalten.» Und tatsächlich: Die Postfiliale ist heute wochentags lediglich
von 7.30 bis 11 Uhr und von 15.30
bis 17.45 Uhr offen. Der Volg dagegen ist von 6.30 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Samstags wird der Schalter in
der Post von 8.30 bis 11 Uhr bedient,
der Volg ist von 7 bis 16 Uhr geöffnet.
neuen Lösung Kosten spart. Kundennah steht als Letztes: Unter
Kundennähe versteht man aber
etwa anderes.
Einfach, praktisch, kundennah. Viele glauben dem Werbegesäusel der Post. Niemand hinterfragt die Rentabilität von Poststellen. Wenn die Post Filialen mit
dem Argument verschlechternder
Wirtschaftlichkeit schliesst, stimmen Politiker sogar noch ein Loblied an und preisen die künftig
viel besseren Öffnungszeiten im
Lebensmittelladen. Der Wochenspiegel hat nachgefragt. Wir wollten von der Post wissen, wie sich
die Wirtschaftlichkeit der Filiale
in Stadel in den vergangenen Jahren verändert hat. Antwort: Sie
«weise im Quervergleich […] ein
hohes Defizit» auf. Konkrete Zahlen gibt es aber nicht. Ein Beleg
für die angeblich «verschlechternde Wirtschaftlichkeit» in Stadel
bleibt die Post schuldig.
Weiter hilft ein Blick in die Geschäftsbücher der Post. Darin ist
ersichtlich, wie wirtschaftlich die
Post geschäftet. 2012 erzielte der
Gelbe Riese einen Reingewinn von
859 Millionen Franken – satte 10
Prozent. Selbst für börsenkotierte
Unternehmen eine tolle Rendite.
Ein Teil dieses Gewinnes wandert
in die Kapitalreserven. Resultat:
Darin stapeln sich inzwischen
5,63 Milliarden Franken. Trotz
dieses Polsters sollen die Gewinne
weiter maximiert werden. In der
Postsprache heisst das: Weiter die
Preise für Dienstleistungen erhöhen und Filialen abbauen.
LESERBRIEF
Gemeiner Angriff auf
amtierenden Stadtrat
Schon die ersten Botschaften der neu
gegründeten «Beobachter-Stadt-Bülach» vor wenigen Wochen in der Lokalpresse lösten bei mir sehr gemischte Gefühle aus: Zum einen war
es Zustimmung für das Engagement,
das politische Treiben der Bülacher
Politiker aufmerksam zu verfolgen
und zu reflektieren. Andererseits war
es starke Ablehnung gegen die Art
und Weise des Umgangstons und die
Argumente, mit denen diese Beobachter kritisieren.
Ein Blick auf der Webseite des
BSB zeigt: drei Herren in der Teamleitung, davon ein ehemaliger Stadtpräsident, ein ehemaliger Stadtrat.
Ob sie wohl zu diesen, im Leserbrief
genannten «früheren erfolgreichen
Stadträten» gehören? Wo bleibt das
Format dieser Herren, sich nicht
mehr ins Tagesgeschäft einzumischen, für das sie in ihrer Amtszeit
sicher auch gewisse Grundsteine gelegt haben? Mitglieder hat das BSB
bis heute 25, davon nur 2 Frauen.
Die Texte auf der Webseite gleichen
im Stil den Aussagen in den Interviews und Leserbriefen. Sie sind gespickt mit provokativen, populistischen Wörtern und Satzfragmenten:
fragwürdig, fürchten, besorgt, verbrennt, Grossspurigkeit, utopisch,
abgehoben, Schöngeist, verpasst, untauglich, aufgeblasen usw.
Und nun der Leserbrief vom
3. Oktober: Einmal mehr wird den
Stadträten jede Kompetenz abgesprochen. Einmal mehr wird ihnen unterstellt, sie wäre nicht effizient und
würden ihre Aufgaben unnötig aufblasen. So ein Mandat sei mit weit
weniger als 50 Stellenprozent zu erledigen. Gemein ist der Angriff auf einen amtierenden Stadtrat. Sein ehemaliges Geschäft mit mehreren Angestellten als «Verkaufslädeli» zu bezeichnen, ist wenig differenziert. Und
wer bitte sind denn die destruktiven
Kräfte, die die dynamischen Kräfte
frustrieren? Können die nicht für sich
selber reden?
Die Herren fragen sich, warum
sich niemand für diese Positionen
findet, und schieben es auf die jetzige
Zusammensetzung des Gremiums.
Meine Meinung? Wer will sich ständig solchen Angriffen aussetzen, wer
will sich ständig rechtfertigen müssen? Wer will schon, dass man ihm
fortlaufend unterstellt, er habe keine
Weitsicht, sei nicht tatkräftig, könne
nicht strategisch denken, sei nicht
kompetent? Ich kann es niemandem
verdenken, der sich lieber in einem
Verein engagiert, im Beruf oder in
der Familie. Dort wo man Wertschätzung für ein grosses Engagement
spürt und ein anständiger Umgang
miteinander gepflegt wird. Äusserst
arrogant empfinde ich zudem die
Aussage, dass sich die BSB mit den
neuen Kandidaten und Kandidatinnen zusammensetzen will, um zu
überprüfen, ob diese die Weichen
neu stellen wollen. Und wie diese zu
stellen seien, das gibt die BSB vor.
«Wenn man zum Rechten sehen
muss, dominiert die Kritik», so eine
Aussage auf der Homepage der BSB.
Mit Kritik allein ist es nicht getan.
Und in dieser Art und Weise angebracht, lehne ich diese Kritik ab.
Frauke Böni, Bülach
Wochenspiegel
KULTUR
Nr. 42
Eines der Highlights am Old-Time-Country-Festival in Winkel: «4 Wheel Drive» mit Musikern aus Holland, Belgien und Deutschland.
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Fotos: zvg.
Wieder Stars am Old-Time-Country-Festival
Am Old-Time-Country-Festival in Winkel werden nationale und internationale
Grössen auftreten. Unter ihnen Joos van Es, einer der
besten Spieler der Fiddle.
Am 26. Oktober führt der Zürcher
Unterländer «American Folk Club
Rocking Chair» bereits zum 14. Mal
das erfolgreiche «Old Time Country»-Festival durch. Dieser traditionelle Anlass wird auch dieses Jahr wieder im Breitisaal in Winkel durchgeführt. Der grosse Erfolg der letztjährigen Jubiläumsveranstaltung hat die
Organisatoren angespornt, auch wieder ein hochstehendes Programm zusammenzustellen.
Die «Big Stone Old Time Country
Band» aus dem Zürcher Unterland
als Mitorganisatorin des Festivals
wird den musikalischen Teil des
Abends eröffnen. «Nobody’s Fault»
vom Zürcher Oberland übernimmt einen weiteren Part des Abends. Ein
weiteres Highlight wird den Abend
beschliessen: «4 Wheel Drive» mit
Musikern aus Holland, Belgien und
Deutschland steht für Bluegrass-Musik vom Feinsten.
Die Türöffnung erfolgt um 18 Uhr.
Die Besucher haben genügend Zeit,
sich im Foyer mit Freunden zum
Apéro zu treffen und sich anschliessend im Saal mit warmen Mahlzeiten
zu verpflegen. Im Foyer finden die
Besucher verschiedene Verkaufsstände. Es werden Musikinstrumente,
CDs und vieles mehr angeboten. Das
Konzert beginnt um 20 Uhr.
«Big Stone» ist in der Schweiz eine der wenigen Bands, die sich der
Old-Time-Musik verschrieben haben
und an die Tradition der alten Stringbands anknüpfen. Sie spielen Musik
aus den «Jugendjahren» der Countrymusik. Bluegrass, ebenfalls aus
dieser Tradition hervorgegangen, ergänzt heute ihr Repertoire. Aus diesem Grund wird «Big Stone» auch an
grosse Bluegrass- und Countryfestivals eingeladen. Sie schlägt eine Brücke zu den Wurzeln der Countrymusik.
Pete (Two Feathers) Erb legt mit
seinem Bass den musikalischen Boden, auf dem die Band steht. Godi
Gammeter spielt Rhythmus- und Sologitarre. Beat Heri ist mit seiner
1918er A4-Gibson-Mandoline für den
Rhythmus der Band verantwortlich.
René Zentner spielt auf seinem 1920er
Vega-Tubaphone-No.-9-Banjo
Clawhammer- und auf dem GibsonEarl-Scruggs-Banjo
Bluegrassstyle.
Als weitere Instrumente setzt er die
Autoharp und seine Washburn-Dulcimer ein. Alle vier Musiker singen sowohl Lead wie auch Harmony.
«Nobody’s Fault» wurde 2009 im
Zürcher Oberland von Musikenthusiasten, die sich der Volksmusik wie
Americana, Bluegrass, Country und
Blues verschrieben haben, gegründet. Ihr Repertoire hat aber auch
Platz für irische, italienische und spanische Lieder sowie Schweizer
Mundartstücke. Sie wollen ihre Zuhörer unterhalten, mitreissen und an
ihrer Freude an der Musik teilhaben
lassen.
Virtuose «Nobody’s Fault»
«Nobody’s Fault» hat sich mit ihren
regelmässigen Auftritten im Restaurant St. Antonius in Egg/ZH, wo sie
jeden Monat jeweils einen gut besuchten Anlass organisieren, in der
Szene einen Namen gemacht. Die
auch sonst gut gebuchte Band setzt
an ihren Konzerten Instrumente wie
Gitarre, Banjo, Mandoline, Kontrabass, Bluesharp und Dobro ein. Ne-
«Nobody’s Fault» sind für ihren mehrstimmigen Gesang bekannt.
ben virtuosen Instrumentalstücken
spielt in dieser Band der oftmals
mehrstimmige Gesang eine wesentliche Rolle. Erna Staubli an der Solound Rhythmusgitarre und der Harp;
Werner Fässler an der Solo- und
Rhythmusgitarre, am Banjo, an der
Mandoline und der Harp; Hans Stadler am Upright-Bass und Matthias
Stäubli an der Dobro- und Sologitarre. Alle Bandmitglieder singen Lead
und Harmony.
«4 Wheel Drive», deren Mitglieder
aus Deutschland, Holland und Belgien stammen, wurde Ende der 80erJahre gegründet und ist seit mehr als
einem Jahrzehnt eine der populärsten europäischen Bluegrassbands.
Ihr erstes Album ist im Jahr 2000 erschienen. Seither hat die Band immer wieder für Furore gesorgt und
wurde mit dem «Best European Band
Award» bei der European World of
Bluegrass ausgezeichnet.
Sie gewannen dort 2006 und
2007 jeweils auch den Publikumspreis. Den «Gram Parsons Award»
für Akustikbands, gewannen sie nicht
weniger als acht Mal. Als Vertreter
der europäischen Bluegrassmusik
spielten sie am weltberühmtem
«World of Bluegrass Festival», an
dem sie an der Fanfair mit einer
Standing Ovation gefeiert wurden.
Sie hatten auch Auftritte im «Station
Inn» in Nashville, dem amerikanischen Mekka der Bluegrass-musik,
und im «Cobblestone», einer der ältesten und renommiertesten Folklocations in Dublin.
Bester Saiteninstrumentspieler
«4 Wheel Drive» spielt HardcoreBluegrass, Countrysongs und selbst
geschriebene Instrumentals und bietet an ihren gekonnten Bühnenshows
auch A-cappella-Songs. Joos van Es
aus den Niederlanden spielt jedes
Saiteninstrument, das er in die Hände kriegt. In der Band spielt er jedoch die Fiddle, auf der er als einer
der Besten – wenn nicht der Beste –
in Europa gilt. Er singt Lead und
Harmony. Alfred Bonk aus Deutschland spielt seit über 20 Jahren in verschiedenen Bluegrassbands («The
Roving Gamblers» und «Sacred
Sounds of Grass» und eben «4 Wheel
Drive»). Er singt den hohen unverwechselbaren Tenor, der zu einem
Markenzeichen des klassischen «4
Wheel Drive»-Sounds geworden ist.
Jan Michielsen aus Belgien hat sich
seit 25 Jahren in der belgischen und
europäischen Bluegrassszene verdient gemacht. Früher mit der legendären
belgischen
Bluegrassband
«Smoketown Strut», mit der er vier
CDs einspielte.
Seit 2000 ist er mit «4 Wheel Drive» als Sänger und Gitarrist unterwegs. Jürgen Biller aus Deutschland
ist wohl einer der besten Banjospieler Europas. Er baut selbst Banjos
und schreibt Songs («Hillbilly Twist»
und «Stitzenburg Breakdown»), die
heute Bühnenhits der Band sind.
Früher spielte er in deutschen Bands
wie «Hard Times» und «Helmut &
The Hillbillies».
Ullie Sieker aus Deutschland ist
ein hervorragender Mandolinenspieler, der auch die Fiddle beherrscht.
Auch er ist ein guter Sänger. Er war
früher Mitglied von «Groundspeed»
und «Bluegrass Express». Mit dieser
Band ist er rund um den Globus aufgetreten. Er ist heute noch Mitglied
der «Looping Brothers», die auch in
den USA touren.
Die Konzerte wurden in den vergangenen Jahren von jeweils rund
400 Zuschauern besucht. Damit ist
diese Veranstaltung zu einem wichtigen Kulturanlass in der Region, aber
auch in der Bluegrass- und Old-Time-Szene in der Schweiz geworden.
Es ist deshalb ratsam, sich die Billette rechtzeitig über den Vorverkauf zu
reservieren. (pd.)
Vorverkauf: Fitness Studio Atlantis, Bachenbülach, Tel. 044 861 15 60. Eintritt:
30 Franken.
«Big Stone» ist in der Schweiz eine der wenigen Bands, die sich der-Old Time-Musik verschrieben haben und an die Tradition der alten Springbands anknüpfen.
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Wochenspiegel
Nr. 42
16. Oktober 2013
VERMISCHTES
Rio-Getränke-Märkte haben neuen Besitzer
Die 30 Rio-Getränke-Märkte
in der Schweiz haben einen
neuen Besitzer. Patron
Josef Bucher will nun die
Beratung ausbauen.
punkten. Unsere Stärke muss die Beratung sein.» Aus diesem Grund sollen die Angestellten intensiv geschult
werden, damit sie mehr Kompetenz
erhalten. Beratungsbedarf sieht Bucher beim umfassenden Wein- und
Spirituosen-Angebot. Über die RioGetränke-Märkte werden rund 2000
Produkte vertrieben. In den Regalen
stehen 400 verschiedene Tafelgetränke und über 100 Biersorten.
Daniel Jaggi
Die Rio-Getränke-Märkte haben eine
bewegte Geschichte hinter sich. Zahlreiche Besitzerwechsel prägten das
1968 gegründete Unternehmen. Heute werden in den 30 Deutschschweizer Märkten rund 80 Mitarbeiter beschäftigt. Sechs Filialen gibt es auch
im Zürcher Unterland: jeweils einen
Markt in Dübendorf, Kloten, Embrach, Bülach, Rümlang und Wallisellen. Sie alle haben am 1. Juli erneut
einen neuen Chef erhalten – das Innerschweizer Ehepaar Esther und
Josef Bucher aus Alpnach OW. Das
Paar besitzt über die Zihl Verwaltungs AG bereits die Pilatus Getränke
AG. Ein Kleinunternehmen mit 25
Angestellten, das in der Distribution
von Getränken verankert ist. Die Firma lässt zudem 25 eigene Getränke
produzieren und betreibt eine eigene
Mosterei. Der Kauf der regional gut
verankerten Rio-Getränke-Märkte ist
eine logische Ergänzung, mit der das
Innerschweizer Unternehmen den
Häufiger Besitzerwechsel
Der Rio-Getränke-Markt in Bülach.
Absatz weiter stärken kann. «Es ist
unser Ziel, kontinuierlich und in
überblickbaren Schritten zu wachsen», betont Josef Bucher gegenüber
dem Wochenspiegel. Grosse Verände-
Getränke AG persönlich leitet. Im Gegenteil: Der Innerschweizer Patron
will vor allem die Beratung ausbauen. Bucher: «Wir können beim Kunden nicht über einen tiefen Preis
Vorsicht bei rohen Speisepilzen
Gourmets sollten sich vor
rohen Pilzen hüten. Der
Genuss von ungekochten
Speisepilzen kann gesundheitliche Folgen haben,
denn Pilze sind allgemein
schwer verdaulich.
Hans-Peter Neukom
Menzi: «Danke für das Kleinod»
Fredy Bauer. Sie zeigt das MüseggHaus, das bis in die 50er-Jahre dem
Bülacher Kunstmaler und Innenarchitekten Jean Kern gehörte.
Bei seinen Stadtrundgängen führt
Menzi die Teilnehmer jeweils durch
den Müsegg-Garten. «Dieses Jahr haben rund 800 Personen daran teilgenommen – und sie waren allesamt
begeistert, was sie zu sehen bekamen», sagte er während der Übergabe. Menzi zu Schellenberg: «Mit dem
Bild bedanken wir uns dafür, dass du
dieses Kleinod geschaffen hast und
liebevoll pflegst.» (dj.)
Rafz: 128 000 Franken Embrach will
Steuerfuss erhöhen
für Spitex-Verein
Laut einer Mitteilung des Gemeinderates hat sich Rafz dazu entschieden,
Dritte für die bedarfs- und fachgerechte Pflegeversorgung zu beauftragen. Aus diesem Grund wurde mit
dem Spitex-Verein eine Vereinbarung
über die spitalexterne Krankenpflege
abgeschlossen. Der Gemeinderat hat
dem Spitex-Verein Rafz für das kommende Jahr einen Beitrag von
128 000 Franken zugesichert. Der
Beitrag gilt als gebundene Ausgabe,
da die Gemeinden von Gesetzes wegen dazu verpflichtet sind. (pd.)
rungen seien nicht geplant. «Ganz sicher werden die Märkte an den bisherigen Standorten weitergeführt.»
Schliessungen seien nicht geplant,
betont Bucher weiter, der die Pilatus
KONSUMENTENTIPP
Richard Schellenberg (links) erhält von Alt-Stadtpräsident Jakob Menzi
Foto: dj.
eine Zeichnung des Rafzer Künstlers Fredy Baur.
Während des Treffens der Bülacher
Alt-Stadträte und Alt-Stadtschreiber
fand letzte Woche auch eine Besichtigung des Müsegg-Hauses statt. Dieses befindet sich am westlichen Rand
der fragmentarisch noch sichtbaren
Stadtmauer. Besitzer der denkmalgeschützten Liegenschaft ist Richard
Schellenberg. Teil des Hauses ist
auch der öffentlich zugängliche Garten, den der Gärtnermeister liebevoll
pflegt. Für diese Arbeit erhielt Richard Schellenberg aus den Händen
von Alt-Stadtpräsident Jakob Menzi
eine Zeichnung des Rafzer Künstlers
Foto: Daniel Jaggi
Die Rio-Getränke-Märkte standen
schon seit einiger Zeit zum Verkauf.
Die Obwaldner Beteilungsfirma Zihl
AG hat sie von der Schuler Beteiligungen AG übernommen. Diese hatte
die Märkte 1999 von Feldschlösschen
übernommen, welche aufgrund der
Übernahme durch die CarlsbergBrauerei den Bereich Getränkemärkte abstiess. Zu den Rio-GetränkeMärkten kam Feldschlösschen aufgrund der Fusion mit der Brauerei
Hürlimann, die den Getränkehandel
1992 unter der heutigen Bezeichnung
ins Leben gerufen hatte.
Die Märkte sind 1976 aus einem
Getränkelieferdienst in Dietlikon entstanden. 1977 existierten drei Filialen – jene in Dietlikon sowie die Filialen in Zürich Altstetten und Zürich
Limmatstrasse.
Der Voranschlag der Politischen Gemeinde für das Jahr 2014 zeigt in
der Laufenden Rechnung einen Ertrag von 19 400 Franken. Wie die
Gemeinde mitteilt, würden die stagnierenden Steuererträge und zusätzliche, nicht beeinflussbare Kosten eine Erhöhung des Steuerfusses des
Politischen Gemeindegutes um 2 Prozent auf 98 Prozent erfordern. Bei einer Erhöhung des Steuersatzes um 2
Prozent wird der Gesamtsteuerfuss
für das kommende Jahr voraussichtlich 120 Prozent betragen. (pd.)
Jahr für Jahr locken Steinpilze und
Co unzählige Sammlerinnen und
Sammler in unsere Wälder, denn die
begehrten Früchte des Waldes
schmecken köstlich oder geben feine
Beilagen ab. Allerdings warnt die
Schweizerische Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane (Vapko) vor
dem Verzehr von rohen Speisepilzen.
Das betrifft auch alle Zuchtpilze,
inklusive Kulturchampignons, die in
sämtlichen Lebensmittelmärkten angeboten werden. Zwar können viele
ohne Reue Champignons roh geniessen, aber bei empfindlichen Personen
können selbst kleine Mengen zu
leichten bis schweren Unverträglichkeiten wie Übelkeit, Erbrechen und
Durchfall führen. Klingen Rezepte
mit rohen Pilzen also noch so verlockend, am besten lässt man doch die
Finger davon. Ausschlaggebend für
solche individuelle Unverträglichkeiten ist, dass viele Pilze im frischen
Zustand hitzelabile Giftstoffe enthalten, welche erst durch ausreichendes
Erhitzen zerstört werden. Selbst
Steinpilze, die bei verschiedenen
Gastro-«Päpsten» gelegentlich als
«Steinpilz-Carpaccio» im Angebot
stehen, haben bei Pilzliebhabern
schon des Öfteren zu erheblichem
Magengrimmen und/oder Durchfall
geführt. Und wer will schon tagelang
für ein köstliches Abendessen büssen?
Kinder schonen
Andere beliebte Speisepilze, wie etwa
die Morchel, der Hallimasch oder der
Maronenröhrling, führen sogar in jedem Fall – in rohem Zustand konsumiert – zu starken Magen-Darm-Beschwerden. Liliane Theurillat, Präsi-
Er ist zwar essbar, doch zusammen
mit Alkohol genossen, führt der
Graue Falten-Tintling zu heftigen
Vergiftungen.
Foto: Kurt Schorrer
dentin der Vapko, warnt deshalb:
«Roh verzehrt werden dürfen nur der
Fleischrote Gallerttrichter, der Eispilz
sowie die bei Pilzgourmets beliebten
echten Trüffeln.»
Da Pilze allgemein schwer verdaulich sind, sollte man Kindern unter sechs Jahren keine Pilzgerichte
verabreichen. Auch sollte darauf geachtet werden, dass Pilze weniger als
Hauptmahlzeit verzehrt werden, sondern eher als Hors d’oeuvre, oder
dass sie einfach als willkommene Geschmacksträger für vielerlei Gerichte
dienen. Entgegen anderslautenden
älteren Ratschlägen dürfen Pilzgerichte dafür ohne Weiteres nochmals
aufgewärmt werden. Im Kühlschrank
gelagerte Reste von Pilzspeisen kann
man ein bis zwei Tage später noch
gefahrlos wieder erhitzen und geniessen.
Heimtückischer Cocktail
Für viele Pilzgourmets gehört zu einem schmackhaften Pilzessen auch
ein Glas Wein. In der Regel treten
beim Pilzverzehr und gleichzeitiger
Einnahme von Alkohol keine Nebenwirkungen auf. Wird jedoch der
Graue Falten-Tintling (Coprinus atramentarius) zusammen mit Alkohol
konsumiert, führt diese Kombination
innerhalb weniger Minuten, spätestens aber nach einer Stunde zu heftigen Vergiftungssymptomen (Coprinus-Syndrom). Im Volksmund bezeichnet man den Pilz daher treffend
oft auch als «Alkohol-Tintling». Für
die Vergiftung ist der Pilzinhaltsstoff
Coprin verantwortlich. Dieses blockiert den Abbau des Alkohols in der
Leber auf der Stufe des Acetaldehyds.
Da der Körper das Coprin relativ
langsam ausscheidet, kann es auch
noch drei bis vier Tage nach der Pilzmahlzeit auf den erneuten Konsum
von Alkohol hin zu heftigen Vergiftungen kommen. Die Symptome reichen von Hitzegefühlen, Gesichtsröte,
Atemnot und Schwindel über Herzklopfen, Brustschmerzen bis hin zu
einem Kreislaufkollaps. Sie ähneln
interessanterweise jenen, die das zur
Behandlung der Alkoholsucht verwendete Medikament «Antabus» bei
Patienten auslöst, wenn gleichzeitig
Alkohol konsumiert wird.
Kein Genuss ohne Kontrolle
Der Graue Falten-Tintling bevorzugt
stickstoffreiche Böden, die vor allem
in Gärten und Parkanlagen mit ihren
gedüngten Wiesen und Rasen, vorhanden sind. Unkundige Sammler
verwechseln ihn gern mit dem an
gleichen Standorten vorkommenden
und mit Alkohol problemlos essbaren
Schopftintling (Coprinus comatus).
Die heimtückische Kombination
Grauer Falten-Tintling und Alkohol
ist nur ein Beispiel von vielen dafür,
warum
Pilzsammlerinnen
und
-sammler ihren kompletten Fund
stets von einer Pilzkontrollstelle prüfen lassen sollten, falls man vor der
Mahlzeit kein Stossgebet zum Himmel schicken will.
Informationen über die nächstgelegene
Pilzkontrollstelle können über die Gemeinden oder unter www.vapko.ch eingeholt
werden. Bei Verdacht auf Pilzvergiftung
gibt das Tox-Zentrum unter der 24-Stunden-Notfallnummer 145 Auskunft.
Wochenspiegel
WIRTSCHAFT
Nr. 42
16. Oktober 2013
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«Unvorstellbar, Wein in einer PET-Flasche zu lagern»
Die Schweizer Wirtschaft ist
gut unterwegs. Warum, das
erklärt Claude Cornaz, CEO
der Vetropack in Bülach.
Und er erklärt auch, wohin
der «Glaskonzern» künftig
steuert.
Unsere Innovationskraft ist unsere
Kreativität. Wir müssen laufend
neue, komplizierte Formen herstellen
mit Radien, Gravuren, Schraubverschlüssen und, und, und. Natürlich
verfeinern wir auch die Produktionstechniken. So sind wir heute bereits
in der Lage, dünnwandige Gefässe
herzustellen, die ähnliche Eigenschaften wie die herkömmlichen haben. Wir nennen dies Leichtglastechnologie. Aber wir beteiligen uns auch
daran, das Material Glas an sich weiterzuentwickeln.
Interview: Rolf Haecky
Und die Schweiz ist doch eine Insel: Europa darbt und steckt nach wie vor tief
in einer Wirtschaftskrise. In der Schweiz
hingegen sieht die Lage rosig aus.
Claude Cornaz: Tatsächlich steht die
Schweiz gut da. So sind wir das einzige Land, das seine Staatsschulden
gesenkt hat. Im Vergleich zum Bruttoinlandprodukt machen diese unter
47 Prozent aus, während andere
Staaten über 100 Prozent angehäuft
haben.
Das wäre toll: Unzerbrechliches Glas.
Unzerbrechlich ist das falsche Wort.
Aber wir arbeiten daran mit, ein sogenanntes Hartglas zu entwickeln.
Dieses erreicht bei geringerem Gewicht die gleiche Festigkeit wie herkömmliches Glas. Oder bei gleichem
Gewicht eine weit höhere Festigkeit.
Konkret sind wir damit in der Lage,
entweder eine Flasche mit geringerer
Wandstärke und tieferem Gewicht
herzustellen oder eine gleich schwere
mit gleicher Wandstärke wie bisher,
die dafür stabiler ist.
Ist das nur Zufall – oder einfach Glück?
Nein, in der Schweiz haben Politik,
Wirtschaft und die Stimmberechtigten in der Vergangenheit vieles richtig angepackt.
Damit wird die Weinflasche bruchsicherer.
Ja – aber auch das geringere Gewicht
ist ein Aspekt wie die höhere Festigkeit. Bierbrauereien wünschen sich
ein leichtes Gebinde. Auch deshalb,
weil sie das Bier in Einwegflaschen
vertreiben und daher weniger auf eine hohe Belastbarkeit durchs Reinigen und Transportieren der Flaschen
angewiesen sind. Ihnen kommt nun
ein solches Hartglas entgegen. Gleiches gilt auch für die Hersteller von
Soft-Getränken.
Was genau?
Beginnen wir mit den Stimmberechtigten: Anstatt ihre Ansprüche laufend weiter auszubauen, haben sie
Augenmass behalten. Erinnert sei an
die Volksinitiative, die mehr Ferien
forderte. Die Stimmberechtigten haben sie abgelehnt. Damit bleiben im
Gesetz die Mindestansprüche festgeschrieben, statt der maximalen. Das
erlaubt den Unternehmern, flexibel
zu reagieren. Das Minimum ist also
abgesichert, wer kann, macht mehr.
Ferien sind ein gutes Beispiel dafür.
Bereits heute erhalten ältere Arbeitnehmer bis zu sechs Wochen Urlaub.
Mit andern Worten: Die geringere soziale
Sicherheit der Arbeitnehmer sichert der
Wirtschaft Gewinne.
Wir kennen in der Schweiz bereits
heute ein hohes Mass an sozialer Sicherheit und Vorsorge für Alter und
Krankheit. Die Rede ist davon, dass
sich diese nicht beliebig ausweiten
lässt.
Gut, die Arbeitnehmer tragen also mit
Bescheidenheit das Ihre bei. Die Politiker aber, die behindern die Unternehmer
nur laufend mit neuen Auflagen.
Ja, aber nicht immer. Die Politik hat
zum Beispiel mit der Ausgabenbremse ein effizientes Instrument geschaffen, um eine Kostenexplosion im Bereich der öffentlichen Hand zu verhindern. Diese hätte unweigerlich
laufend steigende Steuern zur Folge
und würde das Umfeld für das Unternehmertum belasten.
Und der positive Beitrag der Wirtschaft
ist der, Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern.
Die Schweiz ist eben doch keine Insel. Kein Unternehmen kann sich den
internationalen Zwängen der Wirtschaft entziehen. Das gilt für Dienstleister und wohl in noch stärkerem
Ausmass für Fabrikationsbetriebe.
Dabei lassen sich in der Schweiz gewisse Artikel noch immer international konkurrenzfähig herstellen. Die
Rede ist von Branchen mit technisch
anspruchsvollen Produktionsverfahren wie beispielsweise die Pharmaindustrie. Einfache Montagearbeiten
jedoch sind in der Schweiz schlicht
zu teuer im Vergleich zum Ausland.
Wenn ein Betrieb dies ausser Acht
lässt, steht er früher oder später vor
dem Aus.
Der Schlüssel zum Erfolg ist demnach,
mit möglichst tiefen Kosten zu produzieren.
«In der Schweiz haben Politik, Wirtschaft und Stimmberechtigte vieles richtig angepackt», erklärt der CEO der
Vetropack, Claude Cornaz, zu den günstigen wirtschaftlichen Aussichten des Landes.
Foto: Rolf Haecky
Zu realistischen Kosten in einer hohen Qualität zu produzieren – das ist
nötig, um als Betrieb zu überleben.
Die Qualität ist nämlich genauso
wichtig wie das Kostenbewusstsein.
Doch für den Erfolg eines Unternehmens sind noch tausend andere Dinge nötig, darunter auch Innovationskraft.
Das gilt auch für ein solch beständiges
Produkt wie Glas, das die Menschheit
seit Jahrtausenden herstellt.
Klar: Glas ist Glas. Doch die Vielfalt
an Formen, Farben, Verschlüssen ist
riesig. Aus Glas stellen wir für jeden
Kunden komplett individuelle Gefässe
her. Gefässe, welche dem betreffenden Produkt eine eigene, unverwech-
selbare Identität geben. Denken sie
nur an die vielen Getränke, die sich
auf den ersten Blick kaum voneinander unterscheiden. Erst die Glasflasche gibt ihnen ihr ganz besonderes
Aussehen, sodass sie sofort und
überall wiederzuerkennen sind.
Das kann eine Plastikflasche auch.
Vorweg: Kunststoff ist ein Erdölprodukt und verändert – zumindest mit
der Zeit – den Geschmack des in ihm
verpackten Inhalts. Unvorstellbar,
dass Sie einen guten Wein zehn Jahre oder noch länger beispielsweise in
einer PET-Flasche lagern. Glas hingegen ist ein natürliches Material, das
beständig ist und weder Geruch noch
Geschmack des Inhalts beeinflusst.
Dafür ist eine PET-Flasche leicht, Glas
ist schwer.
Das Gewicht ist in Bezug auf viele
Produkte ein Qualitätsmerkmal. Niemand will einen teuren Whisky oder
einen erlesenen Wein in einem leichten, dünnen Gefäss. Eins, das einknickt, sobald er dieses in die Hand
nimmt. Und noch einmal: Glas ist geschmacksneutral. Ein Kellermeister
verwendet sein ganzes Können darauf, einen Wein mit vielen feinen
Aromen, mit vielen Nuancen zu keltern – und zerstört diese filigrane
Harmonie durch den Einsatz einer
Kunststoffflasche. Undenkbar.
Also gehören Sie zu den Glücklichen, die
ohne Innovationen auskommen.
Glas ist zu 100 Prozent ein natürliches Material
Glas lässt sich zu 100 Prozent wiederverwerten und ist deshalb das
nachhaltige Material schlechthin,
um Wein, Säfte, Wasser, Früchte,
Gemüse und unzählige andere Lebensmittel einzulagern. Und deshalb, erklärt Claude Cornaz, CEO
der Vetropack, habe das Unternehmen bereits in den 1970er Jahren
als Pionierin des Glasrecyclings in
der Schweiz damit begonnen, Altglas wiederzuverwerten.
Heute setzt sich Vetropack konsequent dafür ein, Glas wiederzuverwerten und so die Umwelt weni-
ger zu belasten. Zudem leiste das Unternehmen damit einen wesentlichen
Beitrag, um die Abfallberge zu reduzieren.
Die sogenannte Leichtglastechnologie erlaubt das Fertigen von besonders dünnwandigen Gefässen, die
punkto Stabilität und Festigkeit mit
konventionellen schweren Glasprodukten vergleichbar sind. All die
glastypischen
Eigenschaften
wie
hochwertiges Aussehen, 100-prozentige Wiederverwertbarkeit und Neutralität dem Inhalt gegenüber bleiben
trotz des extrem niedrigen Gewichts
unverändert. So wiegt eine 1-LiterFlasche aus Hartglas 80 Gramm
weniger als eine konventionelle
Glasflasche. Jährlich bedeutet dies
für die Vetropack Gruppe eine Reduktion des Materialeinsatzes von
über 1700 Tonnen Glas. Das reduziert den CO2-Ausstoss um fast
1200 Tonnen pro Jahr.
Die Vetropack-Gruppe bietet ein
breites Sortiment von Gebinden aus
Leichtglas an, dazu gehören unter
anderem Konserven- und Gewürzgläser sowie Wein-, Bier- und Sirupflaschen. (hy.)
Ob eine Cola-Flasche in paar Gramm
mehr oder weniger wiegt, ist doch nebensächlich.
Sehen Sie, Glas ist ein Schmelzmaterial. Und je dünner die Wandstärke
ist, desto weniger Energie ist nötig,
um dieses herzustellen – und später
um dieses wieder einzuschmelzen
und das Glas wieder zu verwerten.
Denn Glas ist zu 100 Prozent ein natürliches und wieder verwertbares
Material.
Und dieses Hartglas entwickelt die Vetropack hier in Bülach?
Die Technologie hat die Firma Emhart Glass entwickelt, eine Division
der Bucher Industries im Bezirk
Dielsdorf. Emhart hat eine Maschine
gebaut, mit der sich Glasgefässe thermisch härten lassen. Wir übernehmen jetzt in enger Zusammenarbeit
die Testproduktionen im Alltagsbetrieb. Das Ziel ist, unter ganz normalen industriellen Produktionsbedingungen – dazu gehört auch der
Schichtbetrieb – Hartglas-Flaschen
herzustellen. Auf diese Weise erkennen wir mögliche Schwächen des
Systems und der Maschinen, die für
das thermische Härten dienen. So
können wir an diesen feilen, bis
schliesslich alles stimmt. Dies ist jedoch technisch höchst anspruchsvoll.
Und obwohl wir bereits viel erreicht
haben, liegt noch ein gutes Stück
Weg vor uns.
Claude Cornaz, Hand aufs Herz – Hartglas ist einfach Glas. Das ist doch auf
die Dauer ein langweiliges Produkt.
Auf gar keinen Fall. Glas ist ein ungeheuer faszinierendes Material. Und
ungeheuer wichtig. Ein Drittel aller
Ernten weltweit verdirbt, noch bevor
die Lebensmittel irgendwo auf einem
Tisch landen. Das sich dies dank unserer Gläser ändern kann, ist ein motivierender Gedanke. Dank Glas werden Früchte und Gemüse und vieles
andere lagerbar, sind vor Schmutz
geschützt und transportierbar.
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Wochenspiegel
Nr. 42
16. Oktober 2013
Büli-Mäss
Die Highlights: 100 Aussteller, 5 Restaurants
Vom Fensterbauer über den
Bäcker bis hin zum Transporteur. An der diesjährigen
Büli-Mäss ist fast alles zu
sehen. Viel verspricht auch
das Rahmenprogramm.
Die Büli-Mäss verfügt mit der Stadthalle und den drei Zelten über gut
3500 Quadratmeter Ausstellerfläche.
Diese ist vollständig belegt. Für das
OK war das eine sehr erfreuliche Tatsache, wie sie kürzlich mitteilten. Da
sich aber nach wie vor Unternehmen
meldeten, die ebenfalls gerne einen
Stand hätten, bildet sich eine Warteliste. Nach Gesprächen mit den involvierten Personen entschied man sich
deshalb, die Bühne mit 130 Quadratmeter Fläche ebenfalls für Aussteller
zu öffnen. Arthur Andermatt, OK-Koordinator: «Wir können die Bühne
optisch abtrennen und so einen eigenen Raum schaffen, der sich ideal ins
Gesamtkonzept integriert.» Mit dieser
Erweiterung konnten alle Firmen, die
auf der Warteliste standen, berücksichtig werden.
Die verschiedenen Darbietungen
und Shows werden neu auf der Vorbühne präsentiert. Die Darbietungen
würden durch die Verlagerung sogar
gewinnen. Sie seien näher beim Publikum, wirkten dadurch persönliANZEIGEN
werde sichergestellt, dass es nicht in
der ganzen Ausstellung unangenehm
dufte.
Vier Konzerte an der Messe
Das Büli-Mäss-Organisationskomitee vor der Stadthalle.
cher und ausdrucksstärker, sagte Andreas Tanner, verantwortlich für die
Technik und Rahmenprogramm.
Zusätzliches Restaurant
Neben den drei Restaurants von Pigna (traditionell), Bosshard Weine
(Tessiner Grotto) und Müller-Pavoni
(traditionell) wird neu ein RacletteStübli die Büli-Mäss-Besucher verwöhnen. Andermatt: «Wir erhielten
Fotos: zvg.
bei der letzten Messe Reklamationen,
da in den Stosszeiten bis zu einer
Stunde gewartet werden musste. Damit dieses Jahr alle einen Platz finden, haben wir uns für eine weitere
Verpflegungsmöglichkeit
entschieden.» Das Restaurant kommt in ein
separates Holzhaus, welches dem
Zelt 3 angehängt wird. Dies unterstütze einerseits den Personenfluss in
den Aussenzelten, und andererseits
Vom Freitag bis Sonntag finden zudem vier Konzerte statt. Alle sind
kostenlos, wie Andi Tanner betont.
Am Freitag ab 22 Uhr spielt Trauffer
und Band in der Stadthalle. Marc
Trauffer, der ehemalige Frontmann
von «Airbäg», steht für Stimmung. Er
gehört zu den wohl besten Entertainern des Landes und weiss sein Publikum mit seinem Mundart-Pop von
den Sitzen zu reissen.
Am Samstagabend, ab 22 Uhr,
steht die Country-Band Nevada auf
der Bühne. Seit 19 Jahren sind die
Jungs am Spielen. Die Band spielt
mit fünf Solosängern einen Crossover
von Tex Mex, Country News, HonkyTonk-Music und Country Rock.
Am Samstagabend ab 24 Uhr
folgt die neue Band Tightona. Sie waren früher unter dem Namen «Walt’s
Blues Box» unterwegs. Nach einem
Streit mit dem Sänger trennte sich
die Band von ihm, suchte einen neuen Sänger und gründete «Tightona».
Die Musiker haben den Blues im
Blut.
Am Sonntagmorgen ab 10 Uhr
sorgt der Volksmusiker Nicolas Senn
für Stimmung. Mit seinem Hackbrett
Weiter Seite 11
Programm
der Büli-Mäss
Freitag
16 bis 22 Uhr: Messe (Hallen
2 bis 4)
16 bis 24 Uhr: Event-Hall
(Stadthalle)
ab 22 Uhr: Konzert mit Trauffer und Band (Mundart-Pop)
Samstag
10 bis 22 Uhr: Messe
10 bis 02 Uhr: Event-Hall
ab 22 Uhr: Konzert mit
Nevada Country Band
ab 24 Uhr: Konzert mit
Tightona (Blues)
13 bis 18 Uhr: Kinderhütedienst (Alter: 2 bis 10 Jahre)
Sonntag
10 bis 18 Uhr: Messe
10 bis 18 Uhr: Event-Hall: ab
10 Uhr: Konzert mit Nicolas
Senn, Boogie-Woogie-Pianisten und Nachwuchs-Ensemble
aus «Potzmusig».
13 bis 18 Uhr: Kinderhütedienst (Alter: 2 bis 10 Jahre)
Wochenspiegel
erklärt: «Der Simulator bietet Besuchern ab 18 Jahren die Möglichkeit,
einen vorbestimmten Kurs zu fahren.
Die beste Zeit wird mit einem Certina-Chronographen belohnt.»
3D-Drucker als Highlight
Der Bülacher Berufsschullehrer Thomas Zolliker zeigt ein Werkstück, das
im 3D-Drucker (hinten) gefertigt wurde.
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16. Oktober 2013
11
Büli-Mäss
und vier Gratis-Konzerte
begeistert der Appenzeller rund
um den Globus. Er wird am Sonntagmorgen neben einem Nachwuchsensemble aus seiner TV-Sendung
«Potzmusig» auch einen Boogie-Woogie-Pianisten mitbringen.
Das Gastro-Konzept wird auch
auf diese Darbietungen ausgerichtet.
Vor der Bühne ist dafür gut ein Drittel der Hallenfläche mit Stehtischen
versehen. Auf der rechten Seite be-
Nr. 42
findet sich die Büli-Mäss-Lounge.
Hier kann zu Pianoklängen geplaudert werden.
Eine Herausforderung für schnelle Lenker findet man bei der Zinniker
AG. Mit einem Formel-1-Boliden,
oder zumindest zwei Drittel davon,
dürfen Besucher ab 18 Jahren für
einmal ohne Angst vor Polizei oder
Blitzlichtkasten um die Kurven bolzen. Geschäftsführer Johannes Maag
Lernende zeigen an der Büli-Mäss einen zusätzlichen Aspekt des lokalen
Gewerbes. Neben den präsentierten
Berufen sorgen ein 3D-Drucker sowie
zwei Roboter für Staunen. Gezeigt
wird der 3D-Drucker der Berufsschule Bülach. Thomas Zolliker, Fachlehrer bei den Polymechanikern und
Konstrukteuren: «Wir zeigen den
Drucker in Aktion. Teile, welche mit
dem CAD konstruiert werden, können damit real ausgedruckt werden.»
Die Büli-Mäss ist auch kinderfreundlich: Am Samstag und Sonntag
können Kinder im Alter von 2 bis 10
Jahren jeweils von 13 bis 18 Uhr in
den Kinderhütedienst im 1. Stock abgegeben werden. Während dieser
Zeit können sie herumtollen, spielen
und basteln. Der Dienst kostet pro
Stunde 2 Franken. (pd.)
Der Eintritt ist gratis. Weitere Informationen unter www.buelimaess.ch.
Fleischli: Berufsnachwuchs ist am Ball
Die Bäckerei-Conditorei Fleischli ist
ein wichtiger Arbeitgeber im Zürcher Unterland. Die rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilen sich die gut 180 Vollzeitstellen
im Verkauf, in der Gastronomie,
Bäckerei, Konditorei und in der
Spedition sowie in den administrativen Bereichen.
Die regelmässigen internen und
externen Ausbildungsangebote sind
ein wichtiger Beitrag an die hohe
Produkte- und Dienstleistungsqualität der Bäckerei-Conditorei Fleischli.
Auch in der Förderung von Berufsnachwuchs ist der prosperierende Familienbetrieb stark engagiert, stehen doch laufend rund 20
junge Menschen in der Ausbildung
zum Beispiel als Bäcker-Konditor,
als Konditor-Confiseur oder als Detailhandelsfachfrau. René Fleischli:
«Wir wollen die Jugendlichen aber
nicht nur zu beruflichen Fachleuten
ausbilden, wir wollen ihnen auch
die Möglichkeit geben, ihre Selbstständigkeit zu entwickeln und die
Übernahme von Verantwortung zu
erleben. Deshalb wird unser Aussenstand an der Büli-Mäss in erster
Linie von Lehrlingen betreut und
betrieben.»
Der Aussenstand befindet sich
in unmittelbarer Nähe zum Haupteingang der Stadthalle. Hier backen
die Auszubildenden zum Beispiel
Berliner aus, stellen knusprige
Bierbrezel oder feine Kokosmakrönli her. Daneben sind viele weitere Süssgebäcke und Backwaren
erhältlich. (pd.)
Die Bäckerei-Conditorei Fleischli engagiert sich stark in der Ausbildung von Berufsnachwuchs.
Foto: zvg.
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Wochenspiegel
Nr. 42
16. Oktober 2013
VERMISCHTES
Verschollener Bülach-Film wieder gefunden
Es ist der beharrlichen Suche von Heinrich MeierMondi zu verdanken, dass
der vor 61 Jahren verschollene Porträtfilm wieder aufgetaucht ist. Letzte Woche
fand deshalb die zweite
«Uraufführung» statt.
Daniel Jaggi
«Bülach – Land und Leben» ist ein
50-minütiger Schwarz-Weiss-Film, in
dem das Stadtleben porträtartig festgehalten ist. Die Momentaufnahmen
aus dem Jahre 1952 zeigen aber
nicht nur die Bülacher an der Arbeit,
im Wirtshaus, in den Vereinen oder
als Politiker im Gemeinderat (dem
heutigen Stadtrat), sondern auch wie
sich das Stadtbild, die Kleidung oder
die Arbeitsweise und die dafür notwendigen Hilfsmittel verändert haben. So werden die Heilmittel in der
Apotheke noch mit einer Hängewaage abgewogen. In der Schule wird
noch mit dem Tuschestift geschrieben oder der Mähbalken mit der Feile geschliffen. Zu sehen ist eine kleinräumige Stadt ohne Kreisel und Trottoirs, mit engen Strassen und alternden Häusern, deren heute sichtbaren
Riegel teilweise noch verputzt sind.
Der Film lebt aber auch von den
abgelichteten Personen. Meist sind es
Persönlichkeiten, die die Stadt zur
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Kaminfegermeister Jakob Preisig.
Eine Gemeinderatssitzung*.
Die Kopfgasse in Bülach.
In der Primarschule.
damaligen Zeit prägten. Zu sehen
sind beispielsweise Werner Lanz
beim Buttermachen in seiner Molkerei, Kaminfegermeister Jakob Preisig
beim Bürsten eines Schornsteins,
Elektriker Jakob Meisser beim Löten
eines Kondensators oder Schuhmacher Arthur Graber beim Lederzuschneiden.
in den 61 Jahren geändert hat. Im
Porträt über den Büli-Märt ist zu sehen, wie die Zuckerwatte damals
hergestellt wurde – nicht anders als
heute.
Der Film ohne Tonspur schuf der
Zürcher Filmemacher Hans E. Heimgartner. 1952 wurde das Werk im
«Goldenen Kopf» erstmals gezeigt. Zu
einer zweiten Aufführung ist es seither nicht mehr gekommen. Grund:
Heimgartner hatte den Film auf eigene Kosten realisiert und verlangte
deshalb vom damaligen Gemeinderat
einen Zuschuss. Dieser lehnte das
Ansinnen ab, da der Künstler der
Stadt keine Kopie geben wollte und
mit dem Fehlen von Porträts über
das in der Kaserne untergebrachte
Militär sowie die katholische Kirche
ein für die Stadtväter unvollständiges
Werk geschaffen hatte. Der Bülacher
Heinrich Meier-Mondi wusste von
der Existenz des Films und konnte
ihn nach längerer Suche von der Witwe des 1988 verstorbenen Hans E.
Heimgartner für einen vierstelligen
Betrag abkaufen.
Engler: «Diese Arbeit war sehr zeitintensiv.» Der restaurierte Film wurde
letzte Woche anlässlich des jährlichen Treffens der ehemaligen Stadträte und Stadtschreiber erstmals gezeigt. Die Begeisterung der Alt-Politiker über das 50-minütige Werk war
schon während der Aufführung unüberhörbar.
Meier und Engler wollen den Film
als DVD der Öffentlichkeit zugänglich
machen. «Wir haben deshalb mit der
Bülacher Lesegesellschaft Kontakt
aufgenommen», erklärt Engler nach
der Vorführung. Wann die DVD aber
erhältlich ist, steht derzeit noch nicht
fest.
Zuckerwatte bleibt Zuckerwatte
Eindrücklich auch, wie Heimgartner
in kurzen Filmsequenzen versucht,
abgeschlossene Geschichte zu erzählen. So ist zu sehen, wie eine Kuh
zum Hintereingang der Metzgerei
Surber geführt wird, wie das Tier
zerlegt und das Fleisch anschliessend
verkauft wird.
Eindrücklich sind aber auch jene
Momente, in denen der Zuschauer
überrascht feststellt, wie wenig sich
DVD soll verkauft werden
Zusammen mit Hansueli Engler haben sie den 800 Meter langen 16-Millimeter-Film aufwendig restauriert.
«Die Filmbilder haben in all den Jahren teilweise massiv an Schärfe verloren», erzählt Engler. Zudem seien
die von Heimgartner mit Tusche gezeichneten Szenenübergänge abgeblättert. Untermalt haben sie den
Streifen mit Musik aus einem Orchestrion des Musikateliers Karl Klaus.
Zusätzlich schufen sie ein Begleitbüchlein zum Film. Darin werden die
einzelnen Szenen faktenreich erklärt.
Fotos: zvg.
* Von links nach rechts: Gemeindepräsident Albert Gattiker, die Gemeinderäte Arnold Oberli, Emil Nötzli und Walter Egg
sen.
Wochenspiegel
SPORT
Dank Talent und Fleiss: Bülacher
Kunstturnerinnen gehören zu den Besten
Nr. 42
16. Oktober 2013
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Die Kunstturnerinnen aus
Bülach gehören zu den besten im Zürcher Unterland,
und sie sind ein Aushängeschild für die Stadt Bülach.
Thomas Güntert
Anmutige Bewegungen, vereint mit
Kraft und Technik, zeichnen den
Leistungssport des Kunstturnens aus.
Die Bülacher Kunstturngruppe besteht aus 18 Mädchen im Alter von 6
bis 15 Jahren. Sie trainieren je nach
Alter und Leistungsstand bis zu viermal wöchentlich jeweils drei Stunden. Ab dem Alter von sieben Jahren
nehmen die Bülacher Turnerinnen in
den Disziplinen Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken und Bodenturnen an den regionalen, nationalen
und internationalen Wettkämpfen
teil. Sie finden jeweils von Januar bis
Juni statt. Jede Turnerin absolviert
etwa zehn Wettkämpfe, bei denen sie
sich für die Schweizer Meisterschaften qualifizieren kann. «Früher hatte
der Bülacher Verein mehrere Turnerinnen im Nationalkader, sowohl im
Jugend- wie auch im Nachwuchsbereich», erinnert sich Edith Meyer, die
seit der Vereinsgründung vor 41 Jahren Haupttrainerin ist. Seit es regionale Trainingscenter gebe, in denen
sich die stärksten Turnerinnen niederlassen, sei das nicht mehr so einfach. «Die nationale Spitze trainiert
sechs Mal pro Woche», sagt die Bülacher Trainerin. Das nächste Leistungscenter ist in Rüti im Zürcher
Oberland und für die Bülacher Turnerinnen einfach zu weit weg. Dennoch nehmen sie trotzdem jedes Jahr
an den Schweizer Meisterschaften
teil – obwohl zumeist nur theoretische Chancen auf einen Spitzenplatz
bestehen.
Sie haben grosse Freude am Kunstturnen: Kisshia und Nina.
tolles Gefühl, sich an nationalen
Wettkämpfen mit der Schweizer Spitze zu messen», schwärmt eine junge
Turnerin. Die Bülacher Amateurinnen können auf einem hohen Niveau
mithalten, ohne das ganze Leben
ausschliesslich auf den Sport auszurichten.
betreiben.«Kunstturnerinnen sind in
der Regel auch gute Schülerinnen»,
weiss Maeyer. Das kommt daher,
dass sie ihre Freizeit disziplinierter
gestalten, was sich auf den Schulbetrieb auswirkt. Zudem werde das soziale Verhalten beim Kunstturnen gefördert. «Kunstturnen kann man mit
dem Spielen eines Instruments vergleichen», so Edith Meyer, die beruflich als Lehrerin tätig ist. «Man muss
es lernen.» Kunstturnern vermittelt
die Grundlage für jede spätere sportliche Betätigung. «Wer einmal geturnt hat, kann später in fast jede andere Sportart einsteigen, da Kunstturnen sehr vielfältig ist», weiss Edith
Bilder: Thomas Güntert
Meyer, die früher selbst gerne geturnt hat und nun die Freude am
Sport den Jungen weitergeben will.
Turnen gibt Selbstwert
macht. Die Teilnehmerinnen sind
dann in Familien untergebracht und
lernen dabei noch die fremde Sprache. Beim Gegenbesuch sind die Bülacher Familien die Gastgeber. Die
Trainingslager werden durch Schauturnen und die Mithilfe beim Bülacher Weihnachtsmarkt finanziert. Da
die Kunstturntruppe mit ihrer Jugendarbeit Werbung für die Stadt Bülach macht, erhält sie von dort auch
eine finanzielle Unterstützung. Die
Kunstturnerinnen Bülach funktionieren in erster Linie durch das Herzblut von Edith Meyer, die grossartige
Mithilfe der Trainerinnen und die
Unterstützung der Eltern, die beim
Auf- und Abbau des Trainingsbetriebs helfen und für die Fahrten zuständig sind.
Turnen vermittelt zudem ein grosses
Selbstwertgefühl; besonders wenn
man Erfolg hat. Die jungen Sportlerinnen freuen sich auch am Erfolg
der Vereinskameradinnen. Wenn eine Turnerin eine besonders schwere
Übung ausprobieren will, wird der
Trainingsfluss unterbrochen und die
Turnerinnen fiebern mit ihrer Vereinskameradin mit. Hat es geklappt,
wird applaudiert.
Jedes Jahr geht es ins Trainingslager, am 11. Oktober
kamen
acht Turnerinnen
und drei Trainerinnen von einem
einwöchigen
Trainingsaufenthalt
aus
Mallorca zurück.
Alle zwei Jahre
fliegen sie ins
Ausland. Die Büli-Athletinnen
waren schon in
Montreal
und
Kansas City. Solche zweiwöchigen Trainingslager werden in
Form von Sportleraustausch ge-
Bist du ein bewegungsfreudiges Mädchen
und älter als fünf Jahre, dann komm ins
Kunstturnen. Die Jungturnerinnen treffen
sich jeden Freitag von 18 bis 19.30 Uhr in
der Turnhalle Schwerzgrueb in Bülach.
Weitere Auskünfte: Edith Meyer, Telefon
044 860 02 84 / 079 733 17 19.
Edith Meyer ist seit der Vereins- Kunstturnen ist Akrobatik: Kraft Gemeinsame Übungen verlangen Kisshia Bauer (oben) ist ein sportgründung vor 41 Jahren dabei.
und Konzentration sind nötig.
viel Vertrauen in die Partnerin.
liches Aushängeschild des Vereins.
Ohne Mut geht es im Kunstturnen
nicht.
Bronze bei den SM
Dieses Jahr reisten sechs Turnerinnen an die nationalen Meisterschaften nach Neuenburg. Dabei erkämpfte sich Jeannine Künzle in der Kategorie «Programm vier» der Amateure
die Bronzemedaille. Sie hat inzwischen ebenfalls in ein Leistungszentrum gewechselt. Momentan sind die
11- bis 13-jährigen Kisshia Bauer,
Nina Filipovic, Jade Schläpfer, Livia
Brülhart und Jasmin Oberle die Aushängeschilder des Vereins. Die Trainerin muss den jungen Sportlerinnen
jedoch klar machen, dass sie an den
Schweizer Meisterschaften kaum
Chancen haben werden.
Die Ziele müssen nach Trainingsaufwand und Möglichkeiten selbst gesteckt werden. «Es ist trotzdem ein
Ehemalige unterstützen Meyer
Acht Trainerinnen, die alle ehemalige
Kunstturnerinnen sind, unterstützen
Edith Meyer beim Training, das den
jungen Sportlerinnen sichtlich Spass
macht. Meyer baut seit jeher viele
tänzerische Übungen ein. «Die Voraussetzungen für das Kunstturnen
sind Beweglichkeit, Fleiss, sehr
viel technisches
Gefühl, etwas Talent und jede
Menge Power»,
betont die Trainerin. Alle diese
Punkte müssen
erfüllt sein, um
den Sport erfolgreich auszuüben.
Weil nicht jedes Kind für das
Kunstturnen geeignet ist, gibt es
zuerst einen Einführungsprozess,
um abzuklären,
ob es sinnvoll ist,
diesen Sport zu Die Kunstturnerinnen
aus Bülach.
«Talante Puro»
Einige Bülacher Kunstturnerinnen
haben im Jahr 2008 die Tanz- und
Akrobatikgruppe «Talante Puro» gegründet. Die zwölf Turnerinnen trainieren zwei Mal wöchentlich jeweils
zwei Stunden. «Talante Puro» bedeutet so viel wie Stimmung pur. Diese
vermitteln sie bei ihren vielfältigen
Bühnenshows allein schon mit ihrer
Ausstrahlung. Von Ballett bis zu wildem Afro-Dance bieten sie ziemlich
alles. Die «jungen Damen» gehen zudem in der Kategorie «Gymnastik
Bühne» jährlich an drei bis vier Wettkämpfe. Viel mehr gebe es davon
nicht. «Wir fühlen uns mit den jungen Kunstturnerinnen verbunden»,
sagt Myriam Thrier. Sie hat Freude
an der Bewegung und am Ausdruck,
den sie mit dem Sport vermitteln
kann. «Wir könnten nicht ohne Turnen sein», sagt sie. Nicht umsonst
sind die Bülacher «Talante Puro» seit
vier Jahren Regionalmeister.
14
Wochenspiegel
Nr. 42
Mini bietet noch mehr
Gokartfeeling
Mini will mit neuen Innovationen das
typische Fahrverhalten der kleinen
Flitzer noch intensivieren. Schon jetzt
attestieren ja nicht nur die Marketingverantwortlichen, sondern auch
die Autotester der Marke ein Feeling
wie in einem Gokart.
Doch auch die Effizienz muss bei
den zukünftigen Entwicklungen eingeplant werden. So führt Mini in Zukunft zusätzliche Dreizylindermotoren ein, die das Leistungsspektrum
erweitern. Die innerhalb der BMWGruppe entwickelten Triebwerke sollen viel Kraft entwickeln, trotzdem
sparsam und leise sein. Zudem sind
sie auf jedes Modell speziell abgestimmt, um den sportlichen Charakter zu unterstützen. Auch beim Fahrwerk will Mini weiterhin im dynamischen Bereich des Spektrums präsent
sein. Dazu wird eine verstellbare Federung eingeführt, bei denen sich die
Dämpferventile elektronisch verstellen lassen. Mini belässt es aber vorerst bei zwei Einstellungsmöglichkeiten: Mit einem Schalter sind ein betont sportlicher und ein ausgewogen-komfortabler Modus wählbar.
Einen dritten Schwerpunkt setzt
die britisch-deutsche Marke bei der
Karosseriestruktur. Mit modernsten
Werkstoffen und neuem Materialmix
soll Gewicht gespart und die Struktur
versteift werden. Zusätzlich arbeitet
Mini an innovativen Lösungen im Bereich Fussgängerschutz. (lk.)
ETH Zürich hat einen
Supermotor entwickelt
Forscher der ETH Zürich haben einen neuartigen, sehr sparsamen Automotor entwickelt. In einem Modell
der Golf-Klasse eingesetzt, soll die
Zürcher Innovation nur 56 Gramm
CO2 pro Kilometer ausstossen. Das
würde einem Benzinverbrauch von
2,4 Litern auf 100 Kilometer entsprechen.
Die Wissenschaftler haben dazu
einen herkömmlichen Dieselmotor so
umgebaut, dass er zu 90 Prozent mit
Erdgas betrieben werden kann. Statt
mit einer Zündkerze wird die Verbrennung mit einer Dieseleinspritzung initiiert, was die Effizienz erhöht. Laut ETH könnte der Motor in
fünf Jahren in die Serienproduktion
gehen. (red/lk.)
IN KÜRZE
1619 Kilometer
Zwei norwegischen Rekordfahrer
sind, ohne zu tanken, von nördlich des Polarkreises nach Oslo
gefahren, genau 1619 Kilometer
weit. Ihr Ford Focus mit Dreizylinder-Benziner und 125 PS verbrauchte nur 3,3 l/100km.
300 Stromer
Mitsubishi konnte im September
bereits den 300. Mitsubishi iMiEV ausliefern – an die Fröhlich
Info AG in Zollikon.
Plug-in-Hybrid
Welche Elektroautokonzepte können das Publikum überzeugen?
Bei der Leserwahl der Fachzeitschriften «Auto Bild» und «Auto
Test» wurde der Toyota Prius
Plug-in mit dem «E-Car Award
2013» ausgezeichnet. Auf Platz
zwei liegt der BMW i3, auf Platz
drei der Mercedes SLS ed.
16. Oktober 2013
AUTOMOBIL
Japanischer Arbeiter kommt aus Frankreich
Mit dem in Europa gebauten leichten Nutzfahrzeug
Proace aus der Kooperation
mit der französischen PSA
Groupe (Peugeot, Citroën)
ersetzt Toyota ab sofort
den Hiace.
Stefan Lüscher
Der Toyota Hiace ist eine fast unendliche Erfolgsgeschichte. Der japanische Kleintransporter wurde seit
1967 in fünf Generationen produziert
und ist in Asien als Hiace H200 Kombi nach wie vor im Handel. In Europa
wurde er seit 1996 als Hiace XH10
verkauft.
Jetzt ersetzt Toyota den Dauerbrenner durch den moderneren, geräumigeren, variableren und mit
Vorderradantrieb ausgerüsteten Proace. Er ist die erste Frucht aus der
Zusammenarbeit von Toyota und PSA
und somit ein Schwestermodell des
Peugeot Expert und des Citroën Jumpy. Gebaut wird er im französischen
PSA-Werk in Lieu-Saint-Amand.
Individuell anpassbar
Wie seine französischen Schwestern
ist der Toyota Proace in drei Karosserievarianten erhältlich und individuell konfigurierbar: als verblechter Panel Van, Glass Van mit seitlichen
Glasscheiben und Crew Cab mit
sechs statt drei Sitzplätzen. Optional
kann man zwischen einer und zwei
seitlichen Schiebetüren wählen und
ob diese verblecht oder verglast sind.
Hinten sind zwei Türen mit Glas oder
Blech oder eine Heckklappe zu haben. Die Laderaumdimensionen können sich ebenfalls sehen lassen. Zumal der Proace in zwei Radständen
erhältlich ist. Und der Lange auch
noch in zwei Dachhöhen. Schon das
4,81 Meter lange Basismodell mit
1,94 Metern Höhe verfügt über ein
Ladevolumen von fünf Kubikmetern.
Mit dem langen Radstand vergrössert
sich dieses auf sechs Kubikmeter.
Der Hochdach-Proace fasst ganze sieben Kubikmeter.
Der bei allen Modellen durch eine
Trennwand mit Fenster separierte
Laderaum misst in der Länge 2,25
oder 2,58 Meter. Die Höhe beträgt
1,50 oder 1,75 Meter. Die maximale
Innenbreite ist bei allen Modellen mit
Der 1,6-Liter leistet 90 PS und verbraucht 6,7 Liter auf 100 Kilometer.
Er eignet sich eher für urbane Einsätze im Flachland. Die Leistung des
kräftigeren 2,0-Liter beträgt 128 PS.
Sein Normverbrauch wird mit 6,4 Litern angegeben. Bei unserer Probefahrt hinterliess der Proace einen
ausgezeichneten Eindruck. Er fährt
sich agil und angenehm wie ein PW
und bietet guten Fahrkomfort. Auch
Problem bei E-Autos:
Ein Stecker kommt
selten allein
In Deutschland sollen
400 WasserstoffTankstellen entstehen
Bei den Handys kennt man das Problem bereits zur Genüge: Jeder Hersteller setzt auf sein eigenes Steckersystem. Dies sehr zum Leidwesen der
Konsumentinnen und Konsumenten.
Bei den Elektroautos ist es zwar
nicht ganz so schlimm, trotzdem konkurrenzieren mehrere, nicht miteinander kompatible Stromstecker auf
dem Markt. In Europa wird sich dank
EU-Beschluss Anfang Jahr der sogenannte Mennekes-Stecker Typ 2 etablieren.
Auf ihn setzen etwa die deutschen
Hersteller. In Asien dagegen hat sich
das Chademo-System durchgesetzt –
auch in Europa sind diese Stecker
vertreten. Für die Kunden ist das
verwirrend, weil bei Schnellladestationen zusätzlich noch die Frage
nach Gleich- oder Wechselstrom aufkommt.
Das geht so weit, dass Tesla ein
Adapterset mit zehn Steckern anbietet. Damit man auch Dosen für
Schweissgeräte oder Trockner andocken könnte. Na denn: Fröhliches
Aufladen. (lk.)
Das Thema Wasserstoff ist in der Diskussion rund um alternative Antriebe
etwas ins Hintertreffen geraten – weil
Autos mit Brennstoffzelle bis zur
Marktreife noch etwas brauchen.
Trotzdem macht die «H2 Mobility»Initiative in Deutschland nun vorwärts mit der Infrastruktur. Sechs
Partner, unter anderen Daimler, Shell
und Total, haben sich darauf geeinigt, bis 2023 rund 400 WasserstoffTankstellen zu bauen. Neben den bereits 15 existierenden sollen in den
nächsten vier Jahren 100 Wasserstoff-Stationen in Betrieb gehen.
Mit dem Wasserstoff wird in einer
Brennstoffzelle direkt im Auto Strom
produziert, was die Reichweite von
Elektroautos auf mehrere Hundert
Kilometer erhöht, wie erste Kleinserien beweisen. Neben der fehlenden
Infrastruktur sind vor allem die Kosten der Technik ein Problem. Zudem
braucht die Herstellung von Wasserstoff sehr viel Energie. Daher will die
«H2 Mobility»-Initiative auch die Forschung in diesen Bereichen intensivieren. (lk.)
Der neue Toyota Proace schluckt schon in der Basisversion fünf Kubikmeter Ladung. Ob die Schiebetüren verFoto: zvg.
blecht oder verglast sind, wählt der Käufer wie vieles andere gemäss seinen Bedürfnissen aus.
1,60 Metern angegeben. Die Nutzlast
bewegt sich je nach Modell zwischen
1122 und 1204 Kilogramm. Die maximale gebremste Anhängelast des
Proace beziffert Toyota mit 2000 Kilogramm. Als Antriebe stehen zwei
moderne und deutlich sparsamere
Turbodiesel von PSA zur Wahl.
Agiles und angenehmes Fahren
die Geräuschdämmung ist gelungen
und die Fahrwerkabstimmung bietet
angenehmen Komfort. Ohne Ladung
verfügt der Proace über Temperament. Wer schwere Güter transportieren muss, dürfte mit dem kräftigeren 2-Liter glücklicher werden.
Im Interieur geniesst man gute
Übersicht und Sitzkomfort. Die Bedienelemente sind modern und bedienerfreundlich wie in einem PW,
dazu kommen praktische, grosse Ablagen. Die Ausstattung beinhaltet
schon im Basismodell Terra Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber und einen Radio-CD-Player. Bei
der Ausstattung Luna kommen KliANZEIGEN
maanlage, Tempomat, Beifahrerairbag und Bluetooth-Freisprecheinrichtung dazu.
Ein wichtiger Unterschied zu den
französischen Schwestermodellen ist
eine von Toyota verlangte, konsequente Qualitätskontrolle bei jedem
Fahrzeug, wie der Schweizer Produktmanager Basil Selz versichert.
Zudem profitieren Toyota-Kunden
von drei Jahren Werkgarantie und
vom serienmässigen Stabilitätsprogramm VSC. Die im Vergleich zur
Konkurrenz günstigeren Preise beginnen für 1,6-Liter-Diesel bei 29 900
und für den 2-Liter-Diesel bei 34 500
Franken.
Wochenspiegel
VERANSTALTUNGEN & FREIZEIT
Nr. 42
16. Oktober 2013
15
ZÜRICH INSIDE
Ursula Litmanowitsch
E-Mail: litmanowitsch@gmail.com
Präsidentin Friends Musical Olympus, Ljuba Manz-Lurje, Paul Hahnloser
und Hortense Anda-Bührle (beide Géza-Anda-Stiftung), Astrid Francis.
Applaus für junge Musikerinnen und Musiker, die dank Friends Musical Olympus eine Auftrittsmöglichkeit im
kleinen Tonhallesaal hatten (von links): Olga Tokar, Igor Gryshyn, Elmar Gasanov, Yi-Ping Yang.
VIPs begegnen zukünftigen Weltstars
Es war ein Konzert der Extraklasse.
Junge Musiker, die am Anfang ihrer
Karriere stehen, traten im kleinen
Tonhallesaal auf. Eingeladen waren
sie von Friends Musical Olympus, deren Präsidentin seit drei Jahren Unternehmerin Luba Manz-Lurje ist.
Gegründet wurde die Vereinigung
1995 von Musikerin Irina Nikitina
Haefliger, einer Freundin von Hotelière Luba Manz in St. Petersburg. Im
diesjährigen Programm trat die ukrainische Sängerin Olena Tokar auf, die
mit 27 Jahren über einen solch beeindruckenden Stimmumfang verfügt,
dass sie den ersten Preis beim ARDMusikwettbewerb abräumte. Bei ihrem Aufenthalt in Zürich durfte sie
übrigens im Opernhaus Zürich bei In-
tendant Andreas Homoki vorsingen.
Und wer weiss, vielleicht kamen die
Konzertbesucher im Tonhallesaal ja in
den Genuss, den Start zur Karriere eines künftigen Weltstars miterlebt zu
haben. Viel Applaus erntete auch Elmar Gasanov, ein russischer Preisträger beim Géza-Anda-Wettbewerb
2012 in Zürich. Gasanov hat bereits
schon mal mit dem Tonhalle Orchester unter David Zinman konzertiert.
Aussergewöhnlich war auch die Perkussionskünstlerin Yi-Pi Yang, die mit
Klangschalen, Pauken und weiterem
Schlaginstrumentarium belebte Bilder
im Kopfkino eines jeden Einzelnen
zauberte. Ihre Performance war geprägt von der asiatischen Erzähltradition. In ihrer Rede richtete Luba Manz
einen Appell ans Publikum, die
Friends Musical Olympus grosszügig
zu unterstützen: «Da bei jungen Musikern das Herz oft voll, aber leider das
Portemonnaie leer ist.» Man gebe
aber auch Support mit dem Erscheinen am Konzert und zeige damit eine
Wertschätzung. Auch dies sei wichtig.
Der Engadiner Hotelier Felix Schlatter vom «Laudinella» in St. Moritz,
dessen Ehefrau Berufsmusikerin ist
und zurzeit bei den Wiener Philharmonikern spielt, reiste daher extra
nach Zürich. Am 12. Februar lädt er
dann zusammen mit Ljuba Manz zum
Gratiskonzert ins «Laudinella» ein, wo
man die Schweizer Interpreten Nathalie Mittelbach, Mezzosopran, und
Elisa Netzer, Harfe, hören wird.
Rolf Hüppi mit seiner Tochter Barbara (l.) und Musikerin Irina Nikitina
Haefliger, Gründerin von Friends Musical Olympus (FMO).
Lilly Thorbecke (war ein Jahr im Tatyana Davidoff, Karima Sundrani, Cornelia Romang, Hausärztin in Thomas und Madlen von Stockar- Hotelier Felix Schlatter veranstaltet
Vorstand FMO) mit Freundin Antoi- Sunny Parsons-Moon, Präsidentin Küsnacht, Marina Hofmann Ge- Scherer-Castell kümmern sich im zusammen mit FMO am 12. Februar
Korean Business Association.
schäftsleitung Bianchi AG (rechts). Vorstand FMO um die Finanzen.
ein Gratiskonzert in St. Moritz.
nette Williams (rechts).
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16
Wochenspiegel
Nr. 42
16. Oktober 2013
WWW
Wochenspiegel
Nr. 42
16. Oktober 2013
Rat & Rätsel
BUCHTIPP
Die PBZ-Bibliotheken (www.pbz.ch)
empfehlen:
Facettenreich
Gieles ist 14
Jahre alt und
wohnt mit Vater
und Onkel in einem Haus direkt
neben
einer
Flugpiste in Holland. Vater Willem ist als Flughafenförster dafür verantwortlich,
dass keine Vogelschwärme die
Flugzeuge beim Landen und Starten behindern. Onkel Fred lebt
nach Zen und waltet als Ersatzmutter. Nebenher betreibt er einen Mini-Campingplatz für Flugzeuggucker. Gieles Mutter weilt
wieder einmal in Afrika, wo ihre
ganze Hingabe verschiedenen
Hilfsprojekten gilt. Gieles vermisst
sie, die Mails können sie nicht ersetzen. Dem Vater geht es ähnlich, die Ehe leidet. Auf einmal
läuft bei Gieles sehr viel: Er trainiert seine Gänse, um mit einem
Geheimcoup Aufmerksamkeit zu
erlangen. Er lernt einen besonderen Journalisten kennen, durch
den wir in eine interessante historische Geschichte in der Geschichte entführt werden – und
zwar in die finsteren Zeiten des
Deichbaus. Und der Junge ist verliebt in Meike, die sich durch
Punkallüren von ihren Eltern abnabelt. «Gleitflug» ist ein sehr facettenreicher, lustiger, ernster Roman über das Fliegen, Freundschaften und Träume.
DER GUTE RAT
HOROSKOP
«Meine Frau will ein eigenes Schlafzimmer»
Nach 31 glücklichen Ehejahren will
meine Frau plötzlich ein eigenes
Zimmer. Wie ist so etwas möglich?
Ich liebe meine Frau und bin immer
treu gewesen. Wir haben vier Kinder
gross gezogen, alle sind gut geraten.
Wir haben acht Enkelkinder, die gerne bei uns weilen. Da meine Gattin
aus einer grossen Familie stammt,
haben wir auch viele Verwandte. Wir
könnten froh und zufrieden sein.
Aber meine Frau will nun plötzlich
ein Zimmer für sich oder – mit anderen Worten – getrennte Schlafzimmer. Platz dazu sei vorhanden, da
die Kinder ausgezogen sind. Ist das
ein Grund? Sie denken sicher, dass
ich ein starker Schnarcher bin, aber
dem ist nicht so. Es geht mir auch
nicht um Sex, sondern um das Zugehörigkeitsgefühl zu meiner Gattin.
Ich will meine Frau nicht verlieren.
Wegen eines getrennten Schlafzimmers werden Sie Ihre Frau nicht
verlieren und das eigene Zimmer ist
«Wichtiger als das
gemeinsame Schlafen ist
das gemeinsame Gespräch»
nicht der Anfang vom Ende, hat mit
Liebe viel weniger zu tun als mit dem
Charakter des betreffenden Menschen. Man kann im Doppelbett zusammen schlafen und sich sehr
fremd fühlen oder im getrennten
Schlafzimmer innerlich ruhig und
vereint sein. Versuchen Sie umzudenken. Wichtiger als das gemeinsa-
me Schlafen ist das gemeinsame Gespräch. Finden Sie heraus, was der
tiefere Grund ihres Wunsches nach
Abgrenzung ist. Ich kann mir vorstellen, dass Ihre Lebensgefährtin noch
nie ein eigenes Zimmer hatte? Sie
stammt aus einer grossen Familie,
wo keine Möglichkeit zum Rückzug
bestand. Sie selbst hatten vier Kinder
und aus der Erfahrung weiss man,
dass eher die Nachkommen einen eigenen Raum bekommen oder der
Herr Papa ein Büro als die Hausfrau.
Sie muss in der Küche meditieren,
wenn sie Stille braucht. Von einem
gewissen Alter an bekommen viele
Menschen das Verlangen nach einem
Ort der Einkehr, um neue Kraft zu
tanken. In einem Gespräch werden
Sie Ihr sagen, wie sehr Sie sie lieben.
Vielleicht braucht es dann gar kein
getrenntes Bett, sondern nur ein eigenes kleines, persönliches Reich,
das sie gestalten kann nach ihrem
Geschmack.
Béatrice Petrucco,
dipl. Psychologin, Kloten
KREUZWORTRÄTSEL
Anne-Gine Goemans. Gleitflug. Insel-Verlag.
Sehr komisch
Ein marodes Luxushotel an der
irischen Küste,
schräge
greise
Stammgäste aus
der englischen
Oberschicht und
ein Major in Liebesnöten. Es ist
das Jahr 1919. Der Erste Weltkrieg ist gerade vorbei. Das Hotel
Majestic ist nicht mehr, was es
einmal war und in Irland gibt es
«Troubles» (historische Bezeichnung für den Nordirlandkonflikt
zwischen englandtreuen Protestanten und nach Unabhängigkeit
strebenden katholischen einheimischen Iren). Immer wieder unternimmt der Major einen Anlauf,
um das Hotel und die ihn gängelnde Irin Sarah zu verlassen,
aber er schafft es nicht. Er bleibt
nicht nur hängen und kümmert
sich mehr um alle anfallenden
Probleme als der Hotelbesitzer,
nein, er gerät auch mitten in den
Unabhängigkeitskampf der Iren
und bringt sich in Gefahr. Die bissige Gesellschaftskomödie und
Politsatire ist sehr komisch. Sein
früher Tod mit nur 44 Jahren hat
bislang verhindert, dass der 1935
geborene James Gordon Farrell
in Deutschland bekannt wurde.
Der Roman «Troubles» erschien
1970 als Teil einer Trilogie über
den Untergang des britischen
Empires.
James Gordon Farrell. «Troubles». Matthes &
Seitz.
Die Lösung ergibt die im Kanton Bern liegende kleinste bewohnte Ortschaft der Schweiz.
AUFLÖSUNG
17
Wochenspiegel
18
Nr. 42
16. Oktober 2013
Veranstaltungen & Freizeit
Eine sichere Eltern-Kind-Bindung
prägt das ganze Leben
Im Laufe der Jahre zeigt
sich immer mehr, wie wichtig eine sichere Bindung
zwischen Eltern und ihren
Kindern für Gesundheit,
Entwicklung und die spätere Lernfähigkeit ist.
Urs Zimmermann ist Chefarzt der
Klinik für Neonatologie am Spital Bülach. Im Rahmen seiner Tätigkeit
kommt er oft mit Kindern in Kontakt,
die zu früh das Licht der Welt erblickt haben oder bereits krank geboren werden und deshalb von ihrer
Mutter getrennt betreut werden müssen. «Wir sprechen gerade auch von
Kindern, die zwischen der 34. und
37. Woche zur Welt gekommen
sind», erklärt der Mediziner. «Auch
wenn deren Situation selten medizinisch dramatisch ist, benötigen gerade diese späten Frühgeborenen ganz
besondere Aufmerksamkeit, weil ihr
spezieller Start ins Leben den Bindungsaufbau zwischen Eltern und
Kind nachhaltig belasten kann.»
Sichere Eltern-Kind-Bindung
Urs Zimmermann erzählt, dass erst
in den letzten Jahren langsam klar
wurde, wie enorm wichtig eine sichere Eltern-Kind-Bindung für die gesunde Entwicklung und für die Lernfähigkeit von Kindern ist, und dass
bei Früh- oder kranken Neugeborenen die Gefahr besonders gross ist,
dass sich eine sichere Bindung erschwert entwickelt. «Wer Neugeborene und deren Eltern betreut, trägt eine grosse Verantwortung und muss
der Unterstützung des Aufbaus der
Eltern-Kind-Bindung eine grosse
Sorgfalt entgegenbringen, da diese
das weitere Leben beeinflusst. In der
Neonatologie wird diesem Thema
grosse Sorge getragen und darauf
hingearbeitet, dass die Bindung zwischen Eltern und Kind systematisch
und sicher aufgebaut wird – gerade
auch wenn es aufgrund von Frühgeburtlichkeit oder Krankheit zu einer
vorübergehenden Trennung von der
Mutter kommen muss». (ch).
Am Dienstag, 22. Oktober, von 19.30 bis
21 Uhr referiert Dr. med. Urs Zimmermann zum Thema frühe Eltern-Kind-Bindung. Dabei werden neueste Erkenntnisse
über die Entstehung und Förderung der
Eltern-Kind-Bindung vorgestellt. Der Vortrag findet im Mehrzweckraum am Spital
Bülach statt. Eintritt frei, Platzzahl beschränkt. Anmeldung unter Telefon 044
863 22 11 oder über das Internet www.
spitalbuelach.ch/vortragsreihe.
Urs Zimmermann, Chefarzt der Klinik für Neonatologie: «Die ElternKind-Bindung bei Frühgeborenen ist sehr wichtig.»
Foto: Béatrice Christen
Was, wann, wo – Tipps für Anlässe im Zürcher Unterland
Mittwoch, 16. Oktober
NIEDERHASLI
13.30–17.30 Herbstbasteln: Spielplatz
Huebwiesen.
Donnerstag, 17. Oktober
NIEDERHASLI
13.30–17.30 Herbstbasteln: Spielplatz
Huebwiesen.
Freitag, 18. Oktober
EGLISAU
15.30–19.00 Wuchemärt: Breites Angebot mit frischen und regionalen Produkten. Zu Gast: insieme Zürich – anders und doch gleich. Törliplatz.
NIEDERHASLI
13.30–17.30 Herbstbasteln: Spielplatz
Huebwiesen.
STEINMAUR
18.30 Vernissage: Steinskulpturen und
Bilder der Steinmaurer Künstler Ruedi Mösch und Frederico Frei, mitreissender Zigeuner-Jazz, gespielt vom
Gypsy Jazz Quartett, Gaumenfreuden
und den ausgestorbenen Beruf des
Zieglers hautnah kennenzulernen
und auszuüben. Wer schon früher
profitieren will, kann am Samstagabend ab 17 Uhr dabei sein. Man
kann die Gelegenheit nutzen, selber
einen Biberschwanzziegel herzustellen. Zu besichtigen und in Betrieb ist
auch die Gattersagi. Im Kino werden
der Zieglerfilm und ein Rückblick auf
das Vereinsjahr gezeigt. Es gibt die
legendären Fischknusperli bei musikalischer Unterhaltung. Mehrzweckhalle.
Weil sie sich noch in der Wachstumsphase befinden, stellt ihr Körper
ganz andere Anforderungen an eine
medizinische Behandlung. Während
des Vortrags werden die medizinische Behandlung und Betreuung bei
Kindern thematisiert wie auch das
Angebot der Klinik Neonatologie,
Kinder- & Jugendmedizin des Spitals
Bülach vorgestellt. Veranstalter: Spital Bülach. Anmeldung: 044 863 22
11 oder unter www.spitalbuelach.ch/
vortragsreihe. Spital (Mehrzweckraum).
GLATTFELDEN
16.30–19.00 Vernissage: Ernesto Krähenbühl, Steinmaur, «Creation Wasser». Einführung: Rolf Lüthi (Architekt, Regensberg). Öffnungszeiten: Di
bis So 10 bis 20 Uhr. Bis 24. November. Apéro: Sa, 2.11., 10.30 bis
12.30. Galerie Gottfried Keller Zentrum, Gottfried-Keller-Strasse 8.
EMBRACH
10.00 Haumüli-Brunch und offene Türen: Brunch ab 10 oder ab 12.15 Uhr.
Anmeldung bis 16. Oktober notwendig: 044 865 51 67. Ausstellung zum
Thema Brot sowie Tonbildschau zur
Geschichte und zum Wiederaufbau
von Gattersäge und Getreidemühle.
Gattersäge und Getreidemühle in Betrieb. Haumüli, Haumülistrasse 231.
Mittwoch, 23. Oktober
Sonntag, 20. Oktober
Dienstag, 22. Oktober
BÜLACH
19.00–22.00 Samariterübung: Org.: Samariterverein
Bülach.
Thema:
Kindernotfälle (Besonderheiten bei
Säuglingen und Kleinkindern). Weitere Infos: www.samariterverein-buelach.ch oder hanspeter.kern@samariter-abc.ch. Neumitglieder willkommen, schnuppern erlaubt. Schulhaus
Hohfuri (Samariterlokal).
BUCHBERG
11.00–17.00 Sagi-Fisch: Der traditionelle 6. Fischsonntag ist für Besucher
eine Gelegenheit, altes Handwerk
BÜLACH
19.30 Vortrag: «Kindermedizin: Kleiner
Körper, grosse Veränderung»: Kinder
sind keine kleinen Erwachsenen.
EGLISAU
9.00 Bücherkaffee: Daniela Binder, Inhaberin der Obergass Bücher in Winterthur, präsentiert eine breite Palet-
und ein edler Tropfen. Reformiertes
Kirchgemeindehaus.
Samstag, 19. Oktober
BRÜTTISELLEN
18.30–19.30 Workshop und Tanz in den
Sonntag: Salsa/Bachata für Anfänger.
Anschliessend, von 20 bis 00.30 Uhr,
darf man Rhythmen raten, Tanzschritte vertiefen, übers Parkett
schweben und/oder Varianten ausleben. Mit DJ René. www.tanzenmitherz.ch. Tanzstudio Tanzen mit Herz,
Zürichstrasse 38.
ANZEIGEN
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te der aktuellen Herbst-Neuerscheinungen. Die Bücher können ausgeliehen werden. Bibliothek Eglisau,
Obergass 61.
HÖRI
12.30 Seniorentreff Höri: 12.30 Uhr:
Mittagessen zum Selbstkostenpreis.
Anmeldungen bis zum 21.10. bei
Barbara Maag (Tel. 044 860 99 95).
14 Uhr: musikalische Unterhaltung
durch das Duo Salvatore und Margrit
Fazzone, Höri, verstärkt durch Ernst
Schegg und Hanspeter Hauser. Zwischendurch kleine Weindegustation
mit Ernst Schegg. Schulhaus Weiher
(Singsaal).
Donnerstag, 24. Oktober
ZÜRICH
16.00 Stravinskij Revisited: Gespräche,
Reflexionen und Konzerte. Programm: 16 Uhr, Blauer Saal: Gespräche und Reflexionen mit Dieter
Mersch, Roland Moser, Vladimir Rannev; 18 Uhr, Kleiner Saal: Vorkonzert
der Studierenden der ZHdK. 19.30
Uhr, Kleiner Saal: Gastkonzert mit
Moscow Contemporary; Kontra-Trio.
Fortsetzung auf Seite 19
Wochenspiegel
Veranstaltungen & Freizeit
Jodeljubiläum in der Kirche Weiach
Das Jodelchörli Läbäsfröid
Rafzerfeld feiert am Sonntag, 20. Oktober, sein vierjähriges Bestehen. Mit dabei ist ein spezieller Gast.
Am 20. Oktober um 14 Uhr ist es
wieder so weit: Das Jodelchörli Läbäsfröid Rafzerfeld, das aus vier Sängern und zwei Jodlerinnen des Jodlerklubs Tannhütte, Henggart, besteht, feiert sein vierjähriges Bestehen in der reformierten Kirche Weiach. Das Jubiläum wird die im Zürcher Weinland beheimatete Musikgruppe Wyländer Provisorium unterstützen. Ihr Repertoire reicht vom
kaukasischen Osten über das schöne
Schweizerland via Mittelmeer nach
Westen bis fast nach Hawaii. Sie
spielen mit respektvoller Respektlosigkeit alles, was ihnen unter die Saiten kommt. Am Konzert präsentieren
sich das Wyländer Provisorium und
Wieder Gast am Jodelkonzert: das Wyländer Provisorium.
das Jodelchörli Läbäsfröid Rafzerfeld
abwechslungsweise und erfreuen die
Besucher mit tollen Einlagen.
Neben vielen schönen Privatauftritten, Seniorennachmittagen und
Gottesdiensten durfte das Jodelchörli
Läbäsfröid Rafzerfeld dieses Jahr
auch einige spezielle Anlässe besuchen. Ein weiterer Auftritt findet im
Dezember statt. Das Jodelchörli hat
eine Einladung nach Furtwangen in
Deutschland erhalten, um dort ebenfalls als Gastformation an einem Konzertnachmittag der Stadt aufzutreten.
Im Anschluss an das Konzert befindet sich in der Pfarrscheune Weiach eine kleine Festwirtschaft. (pd.)
4. Jodler-Nachmittag in der reformierten
Kirche Weiach am Sonntag, 20. Oktober,
ab 14 Uhr.
Kino
Fortsetzung von Seite 18
Werke von Igor Stravinskij, Vladimir
Rannev, Katharina Rosenberger, Vladimir Gorlinskij, Roland Moser. Eintritt frei. Zürcher Hochschule der
Künste (ZHdK) , Florhofgasse 6.
Freitag, 25. Oktober
NIEDERHASLI
19.30 Preisjassen: Spielart: Schieber
mit Partnerwechsel. Ab 18 Uhr kann
man sich mit dem Zopfjassen auf das
anschliessende Preisjassen einspielen. Jede Teilnehmerin und jeder
Teilnehmer erhält einen schönen
Preis. Eine kleine Festwirtschaft
sorgt für Essen und Trinken. Anmeldung: preisjassen@hotmail.ch. MZH
Schulhaus Seehalde.
Samstag, 26. Oktober
NIEDERWENINGEN
10.00–11.30 Stammtisch altissimo:
Treffpunkt für Menschen ab 55 Jahren. Neue Gäste sind jederzeit willkommen. Kafi Wano, Sägeweg 2.
Erscheint 1-mal wöchentlich, am Mittwoch
Normalauflage: 33 591 Exemplare
Grossauflage: 56 167 Exemplare (jeweils am
letzten Mittwoch im Monat)
Kostenlos verteilt in die Haushaltungen des
Zürcher Unterlands
Jahresabonnement: 90 Franken
Anzeigenschluss: Montag, 10 Uhr, AgendaEinträge: Freitag der Vorwoche, 10 Uhr
Verlag: Wochen-Spiegel Verlags AG, ein
Unternehmen des Medienhauses Lokalinfo
AG, Zürich
Geschäftsleitung: Liliane Müggenburg,
Tel. 044 913 53 33,
E-Mail mueggenburg@lokalinfo.ch
Redaktionsleiter: Andreas J. Minor, Tel.
044 913 53 30, E-Mail zueriberg@lokalinfo.ch
Redaktion: Daniel Jaggi, Tel. 044 863 72 11,
E-Mail jaggi@wospi.ch. Rolf Haecky, Tel. 044
863 72 05, E-Mail haecky@wospi.ch.
Verkaufsleitung: Manfred Eilers,
Tel. 044 863 72 04, E-Mail eilers@wospi.ch
Anzeigenberatung: Malaporn Schori,
Tel.044 863 72 08, schori@wospi.ch,
Sandra Meister, Tel. 044 863 72 07,
E-Mail meister@wospi.ch, Karin Herzog,
Tel. 044 863 72 16, herzog@wospi.ch
Anzeigenverwaltung: Corinne Schelbli,
Tel. 044 913 53 62, teuscher@wospi.ch
Produktion: AZ Verlagsservice AG, Aarau
Druck: ZDS Zeitungsdruck Schaffhausen AG
Adresse: Wochen-Spiegel Verlags AG,
Feldstrasse 82, Postfach 70, 8180 Bülach,
Tel. 044 863 72 00, Fax 044 863 72 01,
E-Mail info@wospi.ch, www.wochenspiegel.ch
Foto: zvg.
Nr. 42
16. Oktober 2013
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Wochenspiegel
Nr. 42
16. Oktober 2013
SCHLUSSPUNKT
Ein Chor kämpft gegen seine Auflösung
Er war einst der Stolz des
Dorfes: der Männerchor
Hochfelden. Nun kämpfen
die 19 Sänger um die Existenz ihres Vereins.
Daniel Jaggi
Mitgliederschwund, Überalterung, Interessenlosigkeit. Allenorts kämpfen
die Dorfvereine um ihre Existenz –
auch in Hochfelden. Nun haben die
Unterländer im örtlichen Mitteilungsblatt auf einer ganzen Seite einen
letzten, dramatischen Aufruf platziert: Geht der Männerchor verloren,
so schreiben sie, werde es künftig
kein gemeinsames Singen im Dorf
mehr geben. Vorbei sei auch die Zeit
der Platzkonzerte zusammen mit der
Musikgesellschaft Glattfelden. Und
verzichten müsse man auch auf das
Singen an hohen Geburtstagen.
Ein Aufruf, wie er vielerorts in
der Schweiz publiziert werden könnte. Dennoch ist er aussergewöhnlich.
Die Sängerfreunde im Alter zwischen
58 und 84 Jahren gehen nämlich
noch einen Schritt weiter, damit der
Chorgesang auch in Zukunft im Dorf
bleibt: Sie sind für Veränderungen
bereit. «Wir können uns vorstellen,
auch Frauen, die gerne singen, im
Verein aufzunehmen», sagt Präsident
Werner Gassmann. Als Konsequenz
entstünde aus dem Männerchor ein
Gemischter Chor. Was andernorts ein
Horrorszenario wäre, weil die Männer gleich reihenweise austreten
würden, ist in Hochfelden durchaus
denkbar. Aber damit nicht genug:
Um jüngere Sängerinnen und Sänger
ANZEIGEN
Der Männerchor Hochfelden vor rund 50 Jahren: Max Riesen (hintere Der Männerchor Hochfelden heute: Max Riesen, heute 84, (hintere ReiReihe, 6. von links) war schon damals dabei.
he, 8. von links) singt auch ein halbes Jahrhundert später noch mit.
Fotos: zvg.
zu finden, wäre der Männerchor zudem bereit, das Liedgut anzupassen.
Gassmann: «Wir würden in diesem
Fall modernere Lieder und Choreografien ins Repertoire aufnehmen.»
Wie dramatisch sich die Situation
beim Männerchor Hochfelden darstellt, zeigt der Umstand, dass im Januar die letzte Abendunterhaltung
stattfand. «Nächstes Jahr wird es keine mehr geben», betont Aktuar Thomas Gianutt. Mit so wenig Mitgliedern sei der Anlass nicht mehr zu bewältigen. Die Folgen dieses Entscheids haben direkte Auswirkungen
auf den Fortbestand des Chores.
Grund: Mit den Einnahmen am
Chränzli wurden die Vereinsaktivitäten zu einem wesentlichen Teil finan-
ziert.
Klar ist inzwischen, dass sich die
Theatergruppe des Männerchors bei
der Auflösung des Vereins abspalten
wird. Am jährlichen Chränzli hatte
die Gruppe jeweils ein Stück aufgeführt. Weil bereits heute klar ist, dass
es im nächsten Jahr kein Chränzli
des Männerchors mehr geben wird,
organisiert die Theatergruppe des
Chors ein eigenes. Das Stück ist bereits bekannt. Es heisst «Dureknallt».
Erster Aufruf verhallte ungehört
Knallen lassen würde es auch gerne
die Sänger wieder. Doch bereits der
Aufruf im vergangenen Sommer
fruchtete nicht. «Es hat sich niemand
gemeldet», sagt Gassmann resigniert.
Damit der Verein überlebt, braucht
es aber gar nicht viel. So zählte er
auch vor 50 Jahren nie mehr als 30
Mitglieder. Das Interesse am Singen
in einem örtlichen Chor war früher
aber offenbar wesentlich grösser.
«Wir hatten damals zwischen 20 und
30 Mitglieder bei rund 600 Einwohnern», erklärt der Präsident. Heute
würden in Hochfelden über 2000
Personen wohnen. Trotzdem sei die
Mitgliederzahl nicht gestiegen.
Wie alt der Männerchor ist, lässt
sich nicht mehr eruieren. Alle Schriften aus der Zeit vor 1909 seien vernichtet worden, sagt Gassmann. Als
Gründungsdatum wird der 10. November 1877 angenommen. 1896
soll der Chor seine erste Fahne erhal-
ten haben. 1909 wurden die Statuten
von 1893 ersetzt und 1977 letztmals
geändert. Bereits am 15. Dezember
1956 wurde der Chor in den Bezirksgesangverein Bülach aufgenommen.
Der Verein durchlebt nicht erst
heute schwierige Zeiten. In den Jahren von 1912 bis 1919 mussten die
Gesangsproben wegen des Ersten
Weltkriegs ausgesetzt werden. Auch
während des Zweiten Weltkriegs gab
es keine Proben. Gassmann: «Aber
trotz der schwierigen Jahre ist der
Verein nie aufgelöst worden.»
Interessierte können sich beim Präsidenten des Männerchors, Werner Gassmann,
melden. Telefon 079 487 90 24 oder über
E-Mail: werner-gassmann@bluewin.ch.

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