Drittes Forum zur Zukunft der Landwirtschaft
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Drittes Forum zur Zukunft der Landwirtschaft
126 April 2010 Nahrungsmittelökonomie und –politik angesichts des Klimawandels © EC Eröffnungsansprache von Franz FISCHLER, Vorsitzender der RISEStiftung und des Forums zur Zukunft der Landwirtschaft – Auszug: „Der Blick auf den Klimawandel mit seinen Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion ist ganz besonders aktuell. Klimawissenschaftler haben daraus durch Datenmanipulationen ein „Klimator“ gemacht. Das hat die Klimaskeptiker zu der Auffassung veranlaßt, die derzeitige weltweite Klimaerwärmung könne ganz einfach nur mit Schwankungen der Natur erklärt werden. Die Diskussionen der Wissenschaftler über zugegebenermaßen schwer zu messende Trends bedeuten aber nicht, daß die Herausforderungen für unsere Umwelt in irgendeiner Weise geringer wären. Hochkarätige Wissenschaftler sind derzeit mehr und mehr verärgert und finden, daß die Beweise für eine weltweite Klimaerwärmung schlechter sind als die Beurteilung des IPCC von 2007, als Nicholas STERN behauptete, daß der Klimawandel das größte Marktversäumnis sei, das es jemals gegeben hätte. Das bewahrheitet sich heute ganz besonders. Natürlich muß die neue GAP besonderen Wert auf Nahrungsmittel, Ökologie und Klimawandel legen“. Wir sehen heute eine Veränderung der Mentalität der Verbraucher, die immer mehr frische und örtliche Produkte vorziehen. Die Menschen erfreuen sich an schönen frischen Nahrungsmitteln und realisieren immer mehr, wo sie herkommen. Wir brauchen ein neues Bewußtsein für die Bewertung der Güter für die Allgemeinheit (public goods), die die Landwirte liefern, ganz besonders für die Umweltgüter. Im Ergebnis gibt das dritte Forum zur Zukunft der Landwirtschaft, das zusammen mit Syngenta veranstaltet wurde, Antworten und Lösungsvorschläge zu diesen und anderen aktuellen Herausforderungen. Diese Diskussionen werden auch bei den Telefonkonferenzen in Budapest, Moskau und Marrakesch weitergeführt werden. Drittes Forum zur Zukunft der Landwirtschaft J. POTOCNIK K ann die GAP unserer Umwelt entscheidende Vorteile bringen ? Einige Leute sagen, daß die „Entdeckung“ der Landwirtschaft der erste große Schritt hin zur Geburt der Zivilisation war. Das kann man schlecht widerlegen. Was gibt es Größeres als die Fähigkeit, Nahrungsmittel zu produzieren ? 1 F Drittes Forum zur Zukunft der Landwirtschaft 1 Nachhaltige Nahrungsmittelpolitik und nachhaltige Märkte in einer Welt ohne Nachhaltigkeit 5 Klimawandel und Landwirtschaft – warum ist diese Verbindung von Bedeutung? 6 Nachhaltige Nahrungsmittelpolitik und Märkte in einer nicht nachhaltigen Welt 8 Ansicht der Jugend zur Zukunft der Landwirtschaft 10 Verleihung des Umwelt- und Boden managementpreises durch die ELO und ihre Partner11 Das buch des monats 12 Terminkalender 12 Mit Unterstützung der Generaldirektion Umwelt Countryside ist eine Publikation der ELO, die in deut., engl., span., franz. und ital. Sprache erscheint. Herausgeber : Thierry de l’ESCAILLE Chefredakteur : Emmanuelle MIKOSZ Rue de Trèves, 67 B - 1040 Bruxelles Tel. : 00 32 (0)2 234 30 00 Fax : 00 32 (0)2 234 30 09 countryside@elo.org Internet : www.elo.org 5 Euros 2 F.FISCHLER, S.SACKUR, prof.J.N.BHAGWATI Heutzutage sind die Dinge, wie Sie sicher erwarten, ein bißchen kompli zierter. Die Landwirtschaft ist nämlich heute eine gewaltige Arbeit, sie ist eine Tätigkeit mit vielen Einflüssen auf unsere natürlichen Ressourcen. Sie ist auch von enormer sozialer und kultureller Bedeutung für uns alle. Das trifft auf Europa und eben so auf die restliche Welt zu. Wir fra gen uns deshalb: was erwarten wir von der Landwirtschaft in Europa? Eins ist sicher – wir fragen hier viel mehr als normalerweise. Heute erwar ten wir von unserer Landwirtschat, daß sie uns gute Qualität und sichere Nahrungsmittel liefert. Wir möchten gerne, daß sie unseren Landwirten ein gutes Einkommen sichert, und wir möchten auch, daß sie unseren ländli chen Raum am Leben erhält, und wir möchten sogar, daß sie unser kulturel les Erbe erhält. Wir verlangen viel von einer relativ kleinen Zahl von Menschen. Folgendes sollte auch beachtet werden: die Landwirte stellen nur 4,7 % der arbeitenden Bevölkerung in der EU dar. Sie bewirtschaften noch nahezu die Hälfte der Flächen der EU. Die Landwirtschaft hat einen großen Einfluß auf das Landschaftsbild und die Qualität der Umwelt in der EU. Historisch gesehen hat die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) als Hauptmittel zur Unterstützung der Landwirtschaft die rapide Modernisierung der Land wirtschaft und Intensivierung ihrer Prod uktionsm echanismen unter stützt. Sie berücksichtigt auch die modernen Notwendigkeiten und den Druck in verschiedener Weise durch Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft, Sicherung gesun der Nahrungsmittelversorgung sowie Schutz der Umwelt und des Land schaftsbildes mit Hilfe der Förderung eines lebendigen ländlichen Raumes. Obwohl alle diese Elemente in unse rer jetzigen Landwirtschaftspolitik schon vertreten sind und gewissen haft berücksichtigt werden müs sen, möchte ich mein Gebiet pro fessioneller Erfahrungen ein bißchen genauer darstellen: den Einfluß der Landwirtschaft auf die Umwelt und speziell, wie eine zukünftige GAP noch besser auf die gegenwärtigen Herausforderungen eingehen sollte. In Europa können wir heute positi ve und negative Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Umwelt fest stellen. Intensive Landwirtschaft kann Gewässer und Böden kontaminie ren und die Biodiversität zerstören, während das eher traditionelle und extensive Landwirtschaftssystem grundsätzlich für die Biodiversität, das Landschaftsbild sowie Wasser und Böden günstig ist. In der Vergangenheit hat die GAP dazu gedient, über unsere wachsen de Wahrnehmung von Umweltfragen nachzudenken. Es gibt aber noch viel zu verbessern, speziell im Hinblick auf noch intensivere Einbeziehung der Umwelt. Das ist sogar noch mehr der Fall, wenn man bedenkt, daß der Schutz von Gewässern, Böden und Biodiversität sowie der Kampf gegen den Klimawandel als Hauptaufgaben für die Landnutzung angesehen wer den. Die GAP ist in den letzten 50 Jahren erheblich moderner gewor den. Seit den frühen 1990er Jahren ist die Umwelt immer mehr einbe zogen worden, und die schlimms ten Umweltprobleme, die durch die GAP-Zahlungen verursacht worden waren, sind inzwischen wieder besei tigt worden. Die wichtigste Frage der GAP zur Umwelterhaltung ist jetzt die Finanzierung der ländlichen Entwicklung sowie die Existenz von cross-compliance. Cross-compliance klingt sehr technisch, bedeu tet aber in der Praxis ganz einfach das Festlegen von grundsätzlichen Umweltregelungen (Umweltstandards). Diese sind natürlich positiv. Allerdings ist noch viel mehr Einbeziehung der Umwelt notwendig, wenn die GAP einen ausgedehnten Umweltnutzen für die Gesellschaft fördern will. Die europäische Öffentlichkeit ist zunehmend betroffen darüber, wie wir das europäische Budget nut zen und ebenso über die Umwelt ganz grundsätzlich. Insbesondere ist sie mit den Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Umwelt unzu frieden. Das Eurobarometer zeigt, daß einer von drei Europäern der Meinung ist, daß mehr Achtung vor der Umwelt eine der Prioritäten der EU-Landwirtschaftspolitik sein sollte. Was bedeutet das? Es bedeutet, daß die GAP in der Lage sein muß, der Umwelt Umweltgüter und -dienste zu MEP M. McGUINNESS, A. BRUNNER, T.KING, A. BUCKWELL verschaffen. Wir müssen Vorschläge machen, wie das zu schaffen ist und wie die GAP das der europäischen Bevölkerung zukommen lassen kann. Das bedeutet, daß man tief in die Grundsätze der GAP eindringen muß; wir müssen viel mehr machen als nur grüne Augenwischerei. Wie sollen wir aber die GAP dazu bewegen, daß sie das tut? Wir wissen, daß Landwirte, besonders solche mit kleinen Betrieben, von der Krise hart getroffen wurden. Wir müssen auf sie hören und ihre Bedenken ernst nehmen. Der Weg, den ich sehe – das kann aber alles noch diskutiert werden – ist, daß es vernünftig zu sein scheint, wenn die zukünftige GAP weiterhin eine leben dige Landwirtschaft durch landgebun dene Zahlungen unterstützt. Aber aus Umweltsicht anstelle des his torischen Zahlungsmodells würde ich eher an Zahlungen für Gebiete denken, die ursprünglich von der Produktion abgekoppelt waren. Natürlich kann der Umfang dieser Zahlungen nach Region, Art der Landnutzung und der Landbeschaffenheit verschieden sein, z.B. ein höherer Zahlungsbetrag für Betriebe mit größerer Menge von Dauergrünland. Ich gebrauche die ses Beispiel, weil ich es für wichtig halte. Dauergrünland ist wegen zuneh menden Bedarfs an Ackerland unter Druck und gleichzeitig ganz wichtig zur Erhaltung der Biodiversität und zur Begrenzung der Auswirkungen des Klimawandels. Aus all diesen Umweltgründen sollten wir das sog. High Nature Farming (HNV) unterstüt zen. Eine dieser Optionen, über die man noch diskutieren kann, könnte in der Förderung der HNV durch dif ferenzierte Zahlungen bestehen. Aus Umweltsicht ist ganz wichtig, daß eine Verbindung von cross compliance zu allen solchen gebietsbezogenen Zahlungen besteht. Ich weiß, daß cross compliance trotz einiger Versuche zur Vereinfachung immer noch eine große administrative Belastung darstellt. Aber ich bin bereit, zusammen mit meinem, für die Landwirtschaftspolitik zuständi gen Kollegen, Mr. CIOLOS, zu prüfen, wie wir die Dinge für die Anwendung durch die Landwirte vereinfachen kön nen. Gleichzeitig sollte cross com pliance fest auf seine Umweltziele gerichtet bleiben. Wir könnten z. B. untersuchen, wie man die gute landwirtschaftliche Praxis durch ihre Anwendung ändern und die Landwirte in ihrem Gebrauch unterweisen kann und wie man ihnen Wege für neue Forderungen öffnen kann. Während wir cross compliance für die Schaffung von Umweltschutzmaßnahmen nutzen, wie z.B. Erhaltung der Biodiversität, der Wasser- und Bodenqualität sowie der Reduzierung von Schädlings bekämpfungsmitteln, sollten wir bei alledem nicht den Blick für weite 3 re Verbesserungsmaßnahmen in der Zukunft verlieren. Cross compliance könnte - als freiwillige Forderung Flächen von geringer landwirtschaftli cher Bedeutung mit Naturmerkmalen für Biodiversität oder Getreiderotation mit einschließen. Sie könnte schließ lich auch die Beachtung anderer Umweltgesetze beinhalten, z. B. die Wasserrahmenrichtlinie. Wenn wir in der GAP noch etwas weiter auf diesen auf die Umwelt und auf den Klimawandel gerichteten Weg sehen, dann können wir die Entwicklung des ländlichen Raumes, im Augenblick die zweite Säule der GAP, nicht außer Acht lassen. Das ist ganz zweifellos das größte Finanzierungsinstrument für die Integrierung der Umwelt in ländliche Gebiete mit etwa 37 Mrd Euro für Agrarumweltmaßnahmen im Zeitraum 2007 bis 2013. Hieraus erhalten die Land- und Forstwirte Finanzmittel für ihre Umweltdienste zur Erhaltung von Biodiversität, Wasser, Boden und Landschaft sowie für ihre Maßnahmen gegen den Klimawandel. Viele ande re Maßnahmen zur Entwicklung des ländlichen Raumes helfen der Umwelt, wie z. B. landwirtschaftliche Investitionen in neue Technologien zu Energieeinsparungen und Begrenzung des Wasserverbrauchs. Dennoch stel len die Mittel für ländliche Entwicklung nur einen geringen Teil des GAPBudgets dar, und mit allen Umwelt- und Klimaschutzherausforderungen, die noch vor uns liegen, ist meiner Meinung nach – und da spreche ich sicher auch für den Umweltverantwortlichen der Kommission – ein noch größe rer Teil für ländliche Entwicklung not wendig, und von diesem Teil müssen wir mehr für Agrarumweltmaßnahmen vorsehen. Diese Maßnahmen sollen Landwirte fördern, die sich freiwil lig für umweltfreundliche Agrarpraxis engagieren und die noch weiter gehen, als was cross compliance von ihnen verlangt. Die gegenwärtige Entwicklung des ländlichen Raumes sichert auch die Finanzierung von Natura 2000-Flächen zu. Diese stellen einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung der 4 Biodiversität dar und sind für andere Landnutzungen ständig unter Druck. Diese Herausforderung ist von den Mitgliedsstaaten noch nicht voll ange nommen worden, und wir hoffen für die Zukunft auf größere Maßnahmen für die ländliche Entwicklung, die dem guten Erhaltungszustand von Natura 2000-Flächen dienen sollen. Wie ich schon bei meiner ersten Rede im EU-Parlament im Januar 2010 gesagt habe, ist das Anstreben von Umweltzielen in anderen EU-Policies eine meiner Hauptprioritäten für die ses Mandat. Natürliche Ressourcen und ihr Verhältnis zur GAP ist ein Gebiet, wo dieser Schritt beson ders geeignet erscheint, da die Landwirtschaft die beste Boden- und Wasserqualität braucht. Wir kön nen uns keine Verschwendung von Wasser- oder Bodenqualität leisten, weil das unmittelbare Auswirkungen auf die Produktivität haben würde. Wir brauchen nicht weniger als eine GAP, die diese Ressourcen respek tiert und die Praktiken unterstützt, die sie in nachhaltiger und Ressourcen schonender Weise nutzt. Wir brau chen auch eine GAP, die in den Schutz der Böden und ihre Wiederherstellung investiert, wenn sie qualitativ schlech ter geworden, kontaminiert oder ver schmutzt sind. Das ist die Basis für eine lebendige zukünftige Landwirtschaft. Andererseits – und ich hoffe, das ist jetzt klar geworden – müssen zahl reiche Umweltmaßnahmen, die dem Schutz von Biodiversität, Böden und Gewässern sowie der Anpassung und Milderung des Klimawandels dienen, in den Betrieben ihren Platz finden. Die Unterstützung der Umweltintegration hilft bei den Herausforderungen, denen wir uns in unserer Umwelt als Auswirkung des Klimawandels gegen über sehen. Eine umweltfreundliche Landwirtschaft ist eine belastbare Landwirtschaft, eine Ressourcen scho nende Landwirtschaft, die den derzei tigen Herausforderungen gewachsen ist und die Nahrungsmittelsicherheit und –qualität nachhaltig zur Verfügung stellen kann. Das alles kumuliert in einem Punkt: Landwirte, andere Landnutzer und Umweltverteidiger haben ein sehr großes gemeinsames Interesse, und es wäre klug zusam menzuarbeiten. Wenn wir ein signifikantes und tiefgrei fendes „greening“ der GAP erreichen können – nicht einen „greenwash“, der uns, wie wir wissen, zu nichts führt – werden wir auch eine stärkere Unterstützung durch die Öffentlichkeit erhalten, die wir für weitere hoch karätige GAP-Finanzierung brauchen. Alle Zeichen deuten darauf hin, daß die Öffentlichkeit erwartet, daß durch die GAP-Förderung reale umwelt freundliche Güter für die Allgemeinheit geliefert werden, und das wäre ein ganz klares Signal für die Erfüllung dieser Erwartungen. Mit derartigen Überlegungen kann ich irgendwann in der Zukunft eine EU-Politik sehen, die man etwa mit „Gemeinsame AgrarUmweltpolitik“ bezeichnen könnte. Aber das ist natürlich ein Gedanke, der erst noch weiter ausgefeilt und diskutiert werden muß. Meine Damen und Herren, ich bin Landwirtssohn. Mein Vater ist 87 Jahre alt und ist in diesem Winter mehr Ski gelaufen als ich. Der amerikanische Schriftsteller Bill BRYSON hat einmal gesagt, daß es nur drei Dinge gibt, die einen Landwirt zu Tode bringen können: Blitz, von einem Traktor überrollt wer den und ein hohes Alter. Lassen Sie uns versichert sein, daß wir unseren Landwirten helfen – dann wird das Land, das sie für uns nutzen, lange und glücklich weiterleben. n Janez POTOCNIK, EU-Umweltkommissar (Kommissar POTOCNIK hat den Hauptvortrag am Nachmittag der Veranstaltung zur Zukunft der Landwirtschaft (FFA’10) gehalten. Dieses ist die offizielle schriftliche Fassung) Nachhaltige Nahrungsmittelpolitik und nachhaltige Märkte in einer Welt ohne Nachhaltigkeit B evor ich über das Beispiel Malawi spreche, will ich ein Wort hervorheben, und das Wort heißt „Partnerschaft“. Um für Europa, Afrika und die übrige Welt genügend Nahrungsmittel zu produzieren und Nahrungsmittelsicherheit zu garantieren, müssen wir in eine feste Partnerschaft eintreten. F.SIMON, A. SARRIS, Amb. B. NDISALE, D. RYLKO Diese Partnerschaft muß auf Gleichheit beruhen, und diese Gleichheit bildet die ökonomische Abgrenzung. Auf der einen Seite befin det sich Europa, wo Ackerland begrenzt und die Bevölkerung auf dem Lande sehr gering ist. Auf der anderen Seite steht Afrika mit einer Landbevölkerung von 80 % und einer vollkommenen Abhängigkeit von der Landwirtschaft. Bei der Unterstützung dieses ausge sprochen wichtigen Bereiches gibt es durchaus Symmetrie und eine öko nomische Begrenzung. Wenn man in Europa die Verteilungsart der Beihilfen aus der Greenbox betrachtet, dann werden gemäß einer Studie des inter nationalen Zentrums für Handel und nachhaltige Entwicklung dafür 50 % des europäischen Budgets verbraucht, und nur 2 % der Bevölkerung hat einen Nutzen davon. Außerdem erhalten 20 % der Landwirte 80 % der Beihilfen. In Afrika sind über 75 % der Bevölkerung von der Landwirtschaft abhängig, und weniger als 10 % der Beihilfen gehen in die Landwirtschaft – welch großer Unterschied. Wenn man sich den Handel ansieht, dann hat Afrika keinen Nutzen, und man zeigt mit Fingern auf das unfaire Handelssystem. Es besteht aber eine ökonomische Partnerschaft. Für Afrika und Europa gibt es nämlich das Cotonou-Abkommen, durch das Handel, Kooperationen für Entwicklung und politischer Dialog ausgebaut wer den sollen. Beide sind aber auch mit gemeinsamen Herausforderungen konfrontiert Klimawandel – alle unse re Länder leiden unter den Folgen, obwohl sie in Afrika noch aktueller sind, die Finanzkrise – Europa und Amerika niesen und Afrika hustet. Wenn man aber Afrika husten läßt, dann bekommen Amerika und Europa die Grippe. Deshalb müssen wir für eine gemeinsame Lösung zusammen arbeiten. Welches ist nun die Lösung? Politische Führungsqualitäten mit Visionen, konzentriert auf ein poli tisches Rahmenwerk mit großem aktuellen Einfluß. Nach vier Jahren chronischer Nahrungsmittelknappheit hat Malawi eine eigene Strategie für seine Landwirtschaft und Nahrungs mittelsicherheit entwickelt. Innerhalb eines Jahres hat Malawi nach dieser Strategie eine Überproduktion an Mais erzielt und konnte 2007 sogar exportie ren. Das ist ein Beweis dafür, daß der in praktisches Handeln umgesetzte poli tische Wille einen positiven Effekt hat. Schließlich ist Malawi in den letzten vier Jahren schon ein Nettoexporteur für Mais gewesen. Afrika besitzt wirk lich Potenzial! Große Investition in die Landwirtschaft bedeutet eine mehr als doppelt so hohe Effektivität, verglichen mit Investitionen in Bereiche außer halb der Landwirtschaft. Investitionen in die Landwirtschaft betrifft auch die Armutsgrenze. Es müssen unbe dingt Investitionen in Technologie und wissenschaftliche Untersuchungen gesteckt werden. Afrika braucht moder nes Saatgut, organischen Dünger und moderne Bewässerungstechnologien. Es müssen unbedingt öffentliche und private Partnerschaften gebildet und entwickelt werden. Marktzugang – Die Doharunden sind kaum abgeschlossen, und schon ist Afrika der Verlierer. In diesem Falle müssen wir sicherstellen, daß die internationalen Handelsabkommen den Entwicklungsländern nicht scha den. Malawi hat eine Strategie zur Entwicklung des Wachstums ausgear beitet, die auf eine Weiterentwicklung der in den letzten Jahren gemach ten Fortschritte abzielt. Weitere Maßnahmen betreffen den Klima wandel und das Management von Ressourcen. Gleichzeitig will das Land den sozialen Bereich ausbauen. n Dr. Brave NDISALE, Botschafterin der Republik Malawi in Belgien und bei der EU. Sie war eine der Teilnehmerinnen an der Ausschusssitzung zur nachhal tigen Nahrungsmittelpolitik und nachhaltigen Märkten in einer Welt ohne Nachhaltigkeit. Weitere Informationen siehe unter www.forumforagriculture.com. 5 Klimawandel und Landwirtschaft – warum ist diese Verbindung von Bedeutung? Was kann die Landwirtschaft in Europa zur Eingrenzung des Klimawandels tun und wie kann sie sich ihm anpassen? S tephan SACKUR, BBC, eröffnete die Sitzung mit der Frage an das Gremium, warum die Verbindung von Klimawandel und Landwirtschaft wirklich von Bedeutung ist. Sir C.TICKELL, C. FOWLER, S. SACKUR, J. ATKIN, T.de l’ESCAILLE Folgende Antworten kamen dazu: Thierry de l’Escaille, Landwirt und Generalsekretär der ELO, sagte, daß Landwirtschaft und Klimawandel untrennbar miteinander verbunden seien. Obwohl die Landwirtschaft ein Nettoemittent von Treibhausgasen und damit Teil des Problems sei, ist sie gleichzeitig auch Teil der Lösung. Sie besitze ein enormes Potenzial sowohl zur Begrenzung der Emissionen als auch zur Pflege des Ökosystems durch umfassende prä zise Überwachung. Es liege in der Verantwortung der Landwirtschaft, sich dem Klimawandel anzupassen und ihn einzugrenzen. Nach seiner Vorstellung könne das durch effi zientere sog. landwirtschaftliche Präzisionstechniken erreicht werden, z.B. durch „angemessene Produktion von Biotreibstoffen“. Bei diesen Managemententscheidungen müsse man allerdings immer den natürlichen Wert des fraglichen Geländes berück sichtigen. Der Landwirtschaftsbereich müsse in den Emissionshandel mit einbezogen werden, ebenso wie andere Anreize, damit die Landwirte mehr umweltbewusste Nachhaltigkeit praktizieren, wobei sie aber auch weiterhin genügend sichere und 6 erschwingliche Nahrungsmittel pro duzieren können. Er betonte aber auch, daß der Klimawandel die opti male Wachstumsperiode verändere und damit Einfluß auf die Erträge besonders in Südeuropa nehme, wo sie durch den Hitzestreß weni ger einträglich seien. Das werde die Armut und den Hunger in der Welt weit mehr berühren als im wohl habenden Norden. Er erwähnte auch die Zunahme der Bevölkerung und die Nahrungsmittelnachfrage. Im Jahre 2050 würden neun Mrd Menschen auf der Erde leben, die im Durchschnitt 3.000 Kalorien täg lich verbrauchten. Das würde eine Zunahme an Nahrungsmittelbedarf von ca. 70 % und sogar bis zu 100 % in einigen Entwicklungsländern bedeuten. Thierry de l’Escaille schlug einige Ackerbautechniken vor, die zur Steigerung der Nahrungs mittelproduktion geschickt eingesetzt werden müssten. John ATKIN, Generalsekretär von Syngenta, erklärte, daß die Landwirtschaft Nettoemittent von Treibhausgasen sei und deshalb eine sehr wichtige Verbindung mit dem Klimawandel besitze. Drei Punkte wolle er hervorheben. Erstens solle die Landwirtschaft – so wie es Thierry de L’Escaille schon ausgeführt hatte - nicht als Problem dargestellt wer den sondern als Teil der Lösung. Er betonte, daß es Potenzial für verstärkte intensive Landwirtschaft gäbe und daß das der Weg der Zukunft sei anstelle von Vergrößerung der Landwirtschaftsflächen durch Abholzungen. John ATKINS sagte, daß es nicht auf mehr Ackerbauflächen ankomme sondern auf Verbesserung der Erträge durch bessere Schäd lingsbekämpfungsmittel, besse res Saatgut und bessere Maschi nen. Zweitens sprach er die Schwierigkeiten durch Intensivierung ohne zusätzlichen Schaden für die Umwelt an, meinte aber, daß das unter Berücksichtigung der natürli chen Ökosysteme durchaus mög lich sei. Genveränderte Organismen (GVO) spielten hierbei eine Rolle, sie würden die Erträge vergrößern und sie zur Befriedigung der stän dig zunehmenden Nachfrage von Nahrungsmitteln nachhaltig hal ten. Drittens sprach er die Position der EU in diesem Zusammenhang an. „Warum soll man nicht ein Nettoexporteur werden?“ Er sagte, daß die EU die Emissionen durch weniger Abholzungen reduziere. Cary FOWLER, Geschäftsführer des Crop Diversity Trust, betonte zunächst, daß sich die Feldfrüchte dem Klimawandel anpassen müss ten, was kein einfacher Prozeß sei. In Zukunft würden sie beson ders in Südasien und in der süd lichen Sahara Erfahrungen mit Temperaturen machen, die sie noch nie vorher erlebt hätten. Die kälteste Wachstumsperiode würde heißer als irgendeine in der Vergangenheit wer den. Dann beschrieb er die möglichen Klimaextreme und ihre Auswirkungen auf die Feldfrüchte, z. B. Verkürzung der Wachstumsperioden. Hierbei denke man nur an das Wärmeelement und nicht an die Verfügbarkeit von Wasser. In seinem zweiten Punkt betonte er, daß genetisches Getreide wertvoll sei und stellte die Frage, wie wir das handhaben sollten und wie bereit wir wären, es zur Anpassung an den Klimawandel zu nutzen? Seine Antwort: „nein, zumindest jetzt noch nicht“. Er versicherte den Zuhörern dann, daß wir uns vorbereiten könn ten und nannte dazu eine Reihe von Schritten, wie wir das erreichen können. Dazu gehöre auch bessere Kommunikation und Information zwi schen Pflanzenzüchtern. Sir Crispin TICKELL, ehema liger Berater von Premierministerin THATCHER und Autor von „Klima wandel und Weltfragen“, bezog sich auf das Buch von Paul und Anne EHRLICH „Das dominierende Tier“. Er sprach darüber, wie „wir – das dominierende Tier – die sehr dünne Oberfläche unserer Erde versauen“. Wir sollten alle differenziert nicht nur über Klimawandel und über unsere Verantwortung für das, was gerade passiert, nachdenken, sondern auch über Landwirtschaft, Ökonomie und Umweltdienste, von denen wir so sehr abhängig seien. Zum Klimawandel sagte er, daß wir jetzt die höchste Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre seit 900 Tausend Jahren hätten und daß wir wüßten, daß es einen engen Zusammenhang zwischen der Temperatur auf der Erde und der Menge der Treibhausgase gäbe. Er würde das lieber als Klimadestabilisierung bezeichnen und nicht als Klimawandel, was wir im Augenblick erlebten. Die menschliche Gesundheit sei etwas, was wir im Auge behalten müss ten, wenn wir über dieses Thema sprechen. Zur Landwirtschaft sagte Crispin TICKELL , daß die Länder für die Ernährung ihrer Bevölkerung verantwortlich seien und daß „die Märkte ein nützliches Mittel aber kein Allheilmittel seien“. Er sprach auch über die chinesische Doktrin des „sauberen Grünwachstums“ und ver langte, daß wir unterschiedlich über wirtschaftliche Fragen und darüber nachdenken sollten, wo der wirkliche Wert liegt, der uns die Ökodienste verschafft. Die Ökodienste seien häu fig in Gefahr, nicht nur durch den Klimawandel, der sie umwandelt, aber nicht zerstört, sondern auch durch die Landwirtschaft, die der Umwelt enormen Schaden zufügen könne. Er sei für Technologie, die Frage sei nur, welche Technologie und wie sie anzuwenden ist. Er sei auch für GVO, wenn sichergestellt sei, daß sie nicht außer Kontrolle gerieten. Er betonte, daß Ökodienste respektiert werden müssten und daß die Bevölkerung unter Kontrolle gehalten werden müßte. Die Beiträge und Berichte sind in voller Länge verfügbar unter www.forumforagriculture.com 7 Nachhaltige Nahrungsmittelpolitik und Märkte in einer nicht nachhaltigen Welt Nachhaltige Nahrungsmittelpolitik und Märkte in einer nicht nachhaltigen Welt Wie kann die Welt mit ihren gegenwärtigen Trends nachhaltig beeinflusst werden ? Wie kann man den Hunger in der Welt am besten bekämpfen ? Bekämpfung des Klimawandels 11% Geburtenkontrolle 10% Reform der WTO 12% Innovationen (z.B. Biotechnologie) 62% Ich weiß nicht 4% mehr Nahrungsmittelproduktion und bessere Verteilung 32% Wirtschaftswachstum 13% Mehr Investitionen, Entwicklungskooperation und Mikrokredite 30% Ländliche Entwicklung 24% Ich weiß nicht 1% Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft und Landwirtschaftspolitik 8 Welches ist der beste Weg zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit ? Sollte die Landwirtschaftspolitik Verwendung neuer Technologien 27% Faire Wettbewerbspolitik für Landwirte 39% Betriebsumstrukturierungen 14% Freie Märkte 15% Nichts von alledem/ ich weiß nicht 6% die Wettbewerbsfähigkeit verbessern ? 42% bestehende Landwirtschaftsstrukturen erhalten ? 3% heimische Produzenten schützen 13% sich an der Erhaltung des Ökosystems beteiligen 32% Einkünfte erhalten 10% © T. de Dorlodot Was hat das Verhältnis von Klimawandel und Landwirtschaft zu bedeuten ? Wie sollte die Landwirtschaft in Europa den Klimawandel aufhalten ? Wie sollte sich die Landwirtschaft in Europa dem Klimawandel anpassen ? Erhaltung besonders wertvoller Natur 21% Produktion erneuerbarer Energien 28% Extensivierung der Produktion 10% Reduzierung der Tierproduktion 7% Präzisionslandwirtschaft 34% Verstärkung von Klima- und Landwirtschaftsforschung 21% Erweiterung der Rolle der Landwirtschaft als Lieferant von Ökosystemleistungen 40% Änderung der Produktionsmuster und –methoden 30% Steigerung der Bewässerungsmöglichkeiten 3% Veränderung von Landnutzung 5% Stellen die Güter für die Öffentlichkeit das „Missing Link“ dar? Vorkehrungen für die Produktion von Gütern für die Allgemeinheit stellen „das Missing Link“ zwischen Landwirtschaft und Umwelt dar. Ich stimme zu 40% Ich stimme teilweise zu 46% Ich stimme nicht zu 10% Ich weiß nicht 4% Wie können landwirtschaftliche, für die Öffentlichkeit bestimmte Güter am besten gefördert werden ? Bildung von Umweltmärkten (z.B. Emissionshandel) 24% öffentliche Förderung 27% Regulierung 11% Verträge für Dienstleistungen 30% Privatinitiativen (z.B. Vereine und Gesellschaften) 8% 9 Ansicht der Jugend zur Zukunft der Landwirtschaft U nter den rund 1000 Teilnehmern am Forum zur Zukunft der Landwirtschaft (FFA) in Brüssel befand sich auch eine Gruppe von rund 100 europäischen Jugendlichen. Grund für ihre Teilnahme war eine besondere Nebenveranstaltung an diesem Tage in dem Gebäude. Es handelte sich um das Jugendforum zur Zukunft der Landwirtschaft. Die Organisatoren des FFA – Syngenta und ELO – waren sich einig, daß man das Thema „Zukunft der Landwirtschaft“ nicht ohne diejeni gen behandeln kann, die die Zukunft repräsentieren. Natürlich muß die Meinung von Entscheidungsträgern, Wirtschaftsleuten und den Landwirten der nächsten Generation auch gehört werden. Beim Jugendforum disku tierten die 100 Teilnehmer mit Prof. BHAGWATI, Mairead McGUINNES, MdEP, John ATKIN, GenSek Syngenta, Donato FANELLI, stv. Die Landwirtschaft braucht eine bessere Zukunft Die Weltbevölkerung nimmt zu und wird 2050 rund 9 Mrd betragen. Der Nahrungsmittelverbrauch steigt nicht nur wegen der Ernährung der vielen Menschen sondern auch wegen veränderter Diätansprüche. Gleichzeitig werden ungelöste Probleme, die Handel, Zugang zu Technologie sowie Beihilferegelungen für die Landwirtschaft in Verbindung mit den fortlaufenden Herausforderungen bei der Nutzung natürlicher Ressourcen betreffen, weiterhin Druck auf die Versorgungsseite ausüben. Wir sind der Meinung, daß es zur Sicherstellung einer besseren Zukunft der Landwirtschaft für die Entscheidungsträger drei Prioritäten geben muß Beihilfen für Landwirte Innovationen Umweltrichtlinien Aufforderung an die Entscheidungsträger Wir können nur dann mehr Nahrungsmittel auf weniger Land produzieren, wenn die Landwirte mit Innovationen und Kenntnissen zur effizienteren Nutzung von Land und Wasser sowie zur Erhaltung der Biodiversität unterstützt werden. Die wirkliche Herausforderung für die Zukunft besteht darin, daß die Entscheidungsträger und die Politiker den Landwirten besseren Zugang zu Landwirtschaftstechnologien ermöglichen. Wir glauben an das Konzept nachhaltiger Intensivierung der Landwirtschaft, was bedeutet Produktion sicherer, gesunder und erschwinglicher Nahrungsmittel in Europa sowie Sicherstellung unseres Beitrags zur langfristigen Nahrungsmittelsicherheit. Sicherstellung verantwortlicher Nutzung der natürlichen Ressourcen. Lieferung gemeinsamer ökonomischer, sozialer und umweltbewusster Güter. Laufende Verbesserung von Wissenschaft, Technologie und Wissenstransfer für die Landwirtschaft. 10 Vorsitzender des Europäischen Rates junger Landwirte, und Matthias MEISSNER vom WWF über die Themen Klimawandel sowie Nahrungsmittel und Umwelt sicherheit. Die Jugendlichen, die aus ver schiedenen akademischen Berei chen, wie Public Policy und Land wirtschaft, kamen, stellten als Erste ihre Fragen an das Forum, wobei es im Wesentlichen um die europäische, aber auch weltwei te Landwirtschaft ging. Schließlich stimmten sie für die Abfassung eines Jugendmanifests, das Donato FANELLI in der Nachmittagssitzung dem Vorsitzenden des FFA, Franz FISCHLER, übergab. Mit diesem Manifest wollten die Jugendlichen erreichen, daß gehört wird, was sie für eine bessere Zukunft der Landwirtschaft halten. n Fanny van der LOO Verleihung des Umwelt- und Bodenmanagement preises durch die ELO und ihre Partner V oller Stolz vergaben die ELO und ihre Partner zum fünften Male den unter dem Patronat des EU-Kommissars Dr. Janez POTOCNIK und unter der Schirmherrschaft der EU-Kommission, GD Umwelt und Forschung, stehenden Umwelt- und Bodenmanagementpreis. Die Jurymitglieder sind Fachleute auf den Gebieten Boden und verwandte Disziplinen: Der Preis, der 2006 von der ELO in Kooperation mit den Universitäten Wien und Ljubljana sowie mit Syngenta International gestiftet worden ist, wird jährlich als Anerkennung für hervorragende Konzepte und Programme zuguns ten einer nachhaltigen ländlichen Entwicklung durch entsprechendes Bodenmanagement vergeben. Ziel und Zweck des Preises ist es, neue Schutzkonzepte, ihre Umsetzung in die Praxis sowie bessere Wahrnehmung der Bedeutung der artiger Aktivitäten zu fördern. Dieses Jahr gingen fünf Bewerbungen ein, die alle ihre Erfahrungen mit einem besonders guten Management beschrieben. Die Bewerber kamen nicht nur aus verschiedenen Mit gliedsstaaten sondern auch von außerhalb der EU 27. Alle Bewerber erfüllten die Auswahlbedingungen und reichten einen Beitrag zum Schutz von Land und Boden mit gleichzeitiger Verbesserung der Umweltqualität ein. Bei beständiger hoher Qualität aller Bewerber entschied sich schließlich die Jury unter Vorsitz von Prof. Winfried BLUM, den Preis an Erlendur BJÖRNSSON für seinen hervorragenden Beitrag zu einem - Winfried E.H. BLUM, Europäische Vereinigung der Gesellschaften für Bodenwissenschaft (ECSSS); Universität für Naturressourcen und angewandte Lebenswissenschaften (BOKU), Wien (Vorsitzender) - Thierry de L’Escaille, ELO, Mitglied der Jury ex officio, Brüssel - Michael HAMELL, EU-Kommission, GD ENV, Brüssel - Marie-Cécile LEBAS, Syngenta International AG, Büro Brüssel - Franc LOBNIK, Universität Ljubljana, Boden schonenden und Umwelt schützenden Landwirtschaftssystem auf seinem Betrieb in Island zu ver leihen. Herr BJÖRNSSON erhielt 2.500 € sowie eine Urkunde für sein Projekt „Kleine Dinge können eine Menge ausmachen“. Zur Erhaltung des Wertes seines Landes hat er versucht, es seit der Übernahme des Betriebes 1980 gut zu bewirt schaften. Sein Ziel war es, die Erosion aufzuhalten, die hauptsäch lich durch Vernachlässigung nach haltiger Landnutzung in Verbindung mit rauen Klimabedingungen und Vulkanausbrüchen entstanden war. Er hat außerdem noch versucht, den Abnutzungsprozeß aufzuhalten, das zerstörte Ökosystem wieder herzustellen, die Fruchtbarkeit des Bodens zurückzugewinnen und die Biodiversität zu erhalten. Die Preisverleihung fand am 16.3.2010 im Rahmen eines Galadin ners im Cercle Gaulois in Brüssel statt. Die Veranstaltung wurde von Thierry de L’ESCAILLE eröffnet, gefolgt von einem Grußwort von John ATKIN, dem Chef der Operationsabteilung für Getreideschutz bei SYNGENTA. Danach sprach kurz Frau Vesna VALANT in Vertretung des EU-Kommissars Dr. Janez Biotechnologische Fakultät, Zentrum für Boden- und Umweltwissenschaften, Ljubljana, Slowenien - Luca MONTANARELLA, EU-Kommission, Joint Research Center, Institut für Umwelt und Nachhaltigkeit, Ispra, Italien. POTOCNIK. Der Preis wurde vom Jurypräsidenten, Prof. Winfried BLUM, übergeben. Alle Redner haben auf die notwendige Bedeutung und die Funktionen des Bodens als nicht erneuerbare Ressource sowie auf die Bedeutung der Umwelt be zogenen, sozialen und auch wirt schaftlichen Aspekte unseres Lebens hingewiesen. Der Umweltund Bodenmanagementpreis wür digt die Erfolge durch gute Boden managementpraktiken. Die ELO nimmt jetzt Bewerbungen für die sechste Verleihung ent gegen, die die entsprechenden Kriterien erfüllen und einen Beitrag zur Verringerung der Gefahren dar stellt, denen der Boden in Europa derzeit ausgesetzt ist. Detaillierte Informationen für die Bewerbungen können Sie demnächst auf der Website der ELO http://www.euro peanlandowners.org/ nachlesen. Die Bewerbungen sollen bis spä testens 30. November 2010 einge reicht werden. Fragen können beim Koordinator der ELO per Post oder per e-mail unter forest@elo.org gestellt werden. n Barbora BUCKOVA 11 Paolo de Castro „Europäische Landwirtschaft und die neuen globalen Herausforderungen“ Donzelli editore, ISBN 978-88-6036-487-6 Die Welt befindet sich im Übergang zu einer neuen demografischen, kli matischen, ökologischen und öko nomischen Wirklichkeit. Das Thema der Ressourcenknappheit, gemessen am dynamischen Wachstum, beinhal tet den Zwang zur Nachhaltigkeit in großem Umfang, zu allererst aber auf den Gebieten Wasser, Energie und Nahrungsmittel, die alle schon knapp werden oder bei denen die Gefahr von Knappheit besteht. Die Knappheit ist aber in den letzten Jahren auch eine Folge des Phänomens „Klimawandel“, der großen Druck auf die Produktionsstätten ausübt. Alle diese Elemente stehen in engem Zusammenhang mit der Landwirtschaft und der Bodenbehandlung durch den Landwirt. Es ist klar, daß eine der Hauptaufgaben der derzeiti gen Politikverantwortlichen darin besteht, den Schutz der landwirt schaftlichen Produktion und des dazu gehörigen Potenzials durch Wachstumsförderung, verbunden mit den dadurch entstehenden positi ven Auswirkungen außerhalb ihres Bereiches, zu gewährleisten. Die Zeit ist gekommen, die GAP mit ihren positiven Auswirkungen bis 2013 unter besonderer Berücksichtigung von zwei wesentlichen Aspekten umzugestalten: Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit. Nur eine wett bewerbsfähige Landwirtschaft kann sich in einer immer schwieriger wer denden Umgebung auf dem interna tionalen Markt behaupten. Das sollte durch Hervorheben der Besonderheit und der Qualität europäischer Nahrungsmittelversorgung erfolgen. Gleichzeitig muß der ländliche Raum in ganz Europa auch das Wachstum und das Verhältnis zu städtischen Bereichen durch Erhaltung wert voller Natur und Kultur fördern, die Kennzeichen des derzeitigen Europas sind. n Dacian CIOLOS EU-Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung Paolo de Castro, 52 Jahre alt, ist Professor für Landwirtschaft, Ökonomie und Politik an der Universität von Bologna. Von Oktober 1998 bis April 2000 und von 2006 bis 2008 war er Minister für Land- Forstwirtschaftspolitik in Italien. Im Juni 2009 wurde er in das Europäische Parlament gewählt, wo er Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses ist. (Verkürzte Einführung) Terminkalender 2010 4. Mai, Brüssel Grüne Hauptstadt-Seminar – „Stockholm, die grüne europäische Hauptstadt 2010, ein Modell für Europa“ http://ec.europa. eu/environment/ europeangreencapital/events.html 4./5. Mai, Kambodscha ASEM-Konferenz “Wald, Forstkontrolle und Handel mit Waldprodukten – Szenarien und Herausforderungen für Europa und Asien http:// ec.europa.eu/environment/ europeangreencapital/ events.html 27.-29. Mai, Sevilla ECPA-Regulierungskonferenz www.ecpa.be http://ec.europa.eu/ environment/greenweek/ home.html 28.-30. Mai, Bonn Erster Weltkongreß „Städte und Anpassung an den Klimawandel“ http://ec.europa. eu/environment/ europeangreencapital/events. html 9. Juni, Riga Workshop zum internationalen Landtourismus – verändertes Qualitätskonzept www.conferences. countryholidays.lv 1.-4. Juni, Brüssel Grüne Woche – Situation der Biodiversität und der Natur in Europa und in der Welt, Veranstalter EU-Kommission, GD Umwelt 17.-19. Juni, Aix-en-Provence Biodiversität – gesetzliche und wirtschaftliche Vorstellungen zur Umwelt www.icrei.org Syngenta Brussels Office Avenue Louise, 240 B - 1050 Brussels Tel : +32.2.642 2727 Fax : +32.2.642 2720