Drittes Forum zur Zukunft der Landwirtschaft

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Drittes Forum zur Zukunft der Landwirtschaft
126
April 2010
Nahrungsmittelökonomie
und –politik angesichts des Klimawandels
© EC
Eröffnungsansprache von Franz
FISCHLER, Vorsitzender der RISEStiftung und des Forums zur Zukunft der
Landwirtschaft – Auszug: „Der Blick
auf den Klimawandel mit seinen Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion ist ganz besonders aktuell. Klimawissenschaftler haben daraus durch Datenmanipulationen ein „Klimator“ gemacht. Das
hat die Klimaskeptiker zu der Auffassung
veranlaßt, die derzeitige weltweite Klimaerwärmung könne ganz einfach nur
mit Schwankungen der Natur erklärt
werden. Die Diskussionen der Wissenschaftler über zugegebenermaßen schwer zu
messende Trends bedeuten aber nicht, daß
die Herausforderungen für unsere Umwelt
in irgendeiner Weise geringer wären. Hochkarätige Wissenschaftler sind derzeit mehr
und mehr verärgert und finden, daß die
Beweise für eine weltweite Klimaerwärmung schlechter sind als die Beurteilung des
IPCC von 2007, als Nicholas STERN
behauptete, daß der Klimawandel das größte Marktversäumnis sei, das es jemals gegeben hätte. Das bewahrheitet sich heute ganz
besonders. Natürlich muß die neue GAP
besonderen Wert auf Nahrungsmittel,
Ökologie und Klimawandel legen“. Wir
sehen heute eine Veränderung der Mentalität der Verbraucher, die immer mehr frische und örtliche Produkte vorziehen. Die
Menschen erfreuen sich an schönen frischen
Nahrungsmitteln und realisieren immer
mehr, wo sie herkommen. Wir brauchen
ein neues Bewußtsein für die Bewertung der
Güter für die Allgemeinheit (public goods),
die die Landwirte liefern, ganz besonders
für die Umweltgüter. Im Ergebnis gibt das
dritte Forum zur Zukunft der Landwirtschaft, das zusammen mit Syngenta veranstaltet wurde, Antworten und Lösungsvorschläge zu diesen und anderen aktuellen
Herausforderungen. Diese Diskussionen
werden auch bei den Telefonkonferenzen
in Budapest, Moskau und Marrakesch
weitergeführt werden.
Drittes Forum zur Zukunft
der Landwirtschaft
J. POTOCNIK
K
ann die GAP unserer Umwelt
entscheidende Vorteile bringen ? Einige
Leute sagen, daß die „Entdeckung“
der Landwirtschaft der erste große Schritt hin
zur Geburt der Zivilisation war. Das kann man
schlecht widerlegen. Was gibt es Größeres als
die Fähigkeit, Nahrungsmittel zu produzieren ?
1
F
Drittes Forum zur Zukunft
der Landwirtschaft
1
Nachhaltige
Nahrungsmittelpolitik
und nachhaltige Märkte
in einer Welt ohne
Nachhaltigkeit
5
Klimawandel und
Landwirtschaft – warum
ist diese Verbindung von
Bedeutung?
6
Nachhaltige
Nahrungsmittelpolitik
und Märkte in einer nicht
nachhaltigen Welt
8
Ansicht der Jugend
zur Zukunft der
Landwirtschaft
10
Verleihung des
Umwelt- und Boden­
managementpreises durch
die ELO und ihre Partner11
Das buch des monats 12
Terminkalender
12
Mit Unterstützung der
Generaldirektion Umwelt
Countryside
ist eine Publikation
der ELO, die in deut., engl.,
span., franz. und ital.
Sprache erscheint.
Herausgeber :
Thierry de l’ESCAILLE
Chefredakteur :
Emmanuelle MIKOSZ
Rue de Trèves, 67
B - 1040 Bruxelles
Tel. : 00 32 (0)2 234 30 00
Fax : 00 32 (0)2 234 30 09
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Internet :
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5 Euros
2
F.FISCHLER, S.SACKUR, prof.J.N.BHAGWATI
Heutzutage sind die Dinge, wie Sie
sicher erwarten, ein bißchen kompli­
zierter. Die Landwirtschaft ist nämlich
heute eine gewaltige Arbeit, sie ist
eine Tätigkeit mit vielen Einflüssen
auf unsere natürlichen Ressourcen.
Sie ist auch von enormer sozialer
und kultureller Bedeutung für uns
alle. Das trifft auf Europa und eben­
so auf die restliche Welt zu. Wir fra­
gen uns deshalb: was erwarten wir
von der Landwirtschaft in Europa?
Eins ist sicher – wir fragen hier viel
mehr als normalerweise. Heute erwar­
ten wir von unserer Landwirtschat,
daß sie uns gute Qualität und sichere
Nahrungsmittel liefert. Wir möchten
gerne, daß sie unseren Landwirten
ein gutes Einkommen sichert, und wir
möchten auch, daß sie unseren ländli­
chen Raum am Leben erhält, und wir
möchten sogar, daß sie unser kulturel­
les Erbe erhält.
Wir verlangen viel von einer
relativ kleinen Zahl von
Menschen.
Folgendes sollte auch beachtet
werden: die Landwirte stellen nur 4,7
% der arbeitenden Bevölkerung in
der EU dar. Sie bewirtschaften noch
nahezu die Hälfte der Flächen der EU.
Die Landwirtschaft hat einen großen
Einfluß auf das Landschaftsbild und
die Qualität der Umwelt in der EU.
Historisch gesehen hat die Gemeinsame
Agrarpolitik (GAP) als Hauptmittel
zur Unterstützung der Landwirtschaft
die rapide Modernisierung der Land­
wirtschaft und Intensivierung ihrer
Pro­d uktions­m echanismen
unter­
stützt. Sie berücksichtigt auch die
modernen Notwendigkeiten und den
Druck in verschiedener Weise durch
Förderung der Wettbewerbsfähigkeit
der Landwirtschaft, Sicherung gesun­
der Nahrungsmittelversorgung sowie
Schutz der Umwelt und des Land­
schaftsbildes mit Hilfe der Förderung
eines lebendigen länd­lichen Raumes.
Obwohl alle diese Elemente in unse­
rer jetzigen Landwirtschaftspolitik
schon vertreten sind und gewissen­
haft berücksichtigt werden müs­
sen, möchte ich mein Gebiet pro­
fessioneller Erfahrungen ein bißchen
genauer darstellen: den Einfluß der
Landwirtschaft auf die Umwelt und
speziell, wie eine zukünftige GAP
noch besser auf die gegenwärtigen
Herausforderungen eingehen sollte.
In Europa können wir heute positi­
ve und negative Auswirkungen der
Landwirtschaft auf die Umwelt fest­
stellen. Intensive Landwirtschaft kann
Gewässer und Böden kontaminie­
ren und die Biodiversität zerstören,
während das eher traditionelle und
extensive
Landwirtschaftssystem
grund­sätzlich für die Biodiversität, das
Landschaftsbild sowie Wasser und
Böden günstig ist.
In der Vergangenheit hat die GAP
dazu gedient, über unsere wachsen­
de Wahrnehmung von Umweltfragen
nachzudenken. Es gibt aber noch viel
zu verbessern, speziell im Hinblick
auf noch intensivere Einbeziehung der
Umwelt. Das ist sogar noch mehr
der Fall, wenn man bedenkt, daß der
Schutz von Gewässern, Böden und
Biodiversität sowie der Kampf gegen
den Klimawandel als Hauptaufgaben
für die Landnutzung angesehen wer­
den. Die GAP ist in den letzten 50
Jahren erheblich moderner gewor­
den. Seit den frühen 1990er Jahren
ist die Umwelt immer mehr einbe­
zogen worden, und die schlimms­
ten Umweltprobleme, die durch die
GAP-Zahlungen verursacht worden
waren, sind inzwischen wieder besei­
tigt worden. Die wichtigste Frage
der GAP zur Umwelterhaltung ist
jetzt die Finanzierung der ländlichen
Entwicklung sowie die Existenz von
cross-compliance. Cross-compliance
klingt sehr technisch, bedeu­
tet aber in der Praxis ganz einfach
das Festlegen von grundsätzlichen
Umweltregelungen (Umweltstandards).
Diese sind natürlich positiv. Allerdings
ist noch viel mehr Einbeziehung der
Umwelt notwendig, wenn die GAP
einen ausgedehnten Umweltnutzen
für die Gesellschaft fördern will.
Die europäische Öffentlichkeit ist
zunehmend betroffen darüber, wie
wir das europäische Budget nut­
zen und ebenso über die Umwelt
ganz grundsätzlich. Insbesondere
ist sie mit den Auswirkungen der
Landwirtschaft auf die Umwelt unzu­
frieden. Das Eurobarometer zeigt,
daß einer von drei Europäern der
Meinung ist, daß mehr Achtung vor
der Umwelt eine der Prioritäten der
EU-Landwirtschaftspolitik sein sollte.
Was bedeutet das? Es bedeutet, daß
die GAP in der Lage sein muß, der
Umwelt Umweltgüter und -dienste zu
MEP M. McGUINNESS, A. BRUNNER,
T.KING, A. BUCKWELL
verschaffen. Wir müssen Vorschläge
machen, wie das zu schaffen ist und
wie die GAP das der europäischen
Bevölkerung zukommen lassen kann.
Das bedeutet, daß man tief in die
Grundsätze der GAP eindringen muß;
wir müssen viel mehr machen als nur
grüne Augenwischerei. Wie sollen wir
aber die GAP dazu bewegen, daß sie
das tut? Wir wissen, daß Landwirte,
besonders solche mit kleinen
Betrieben, von der Krise hart getroffen
wurden. Wir müssen auf sie hören
und ihre Bedenken ernst nehmen. Der
Weg, den ich sehe – das kann aber
alles noch diskutiert werden – ist, daß
es vernünftig zu sein scheint, wenn die
zukünftige GAP weiterhin eine leben­
dige Landwirtschaft durch landgebun­
dene Zahlungen unterstützt.
Aber aus Umweltsicht anstelle des his­
torischen Zahlungsmodells würde ich
eher an Zahlungen für Gebiete denken,
die ursprünglich von der Produktion
abgekoppelt waren. Natürlich kann
der Umfang dieser Zahlungen nach
Region, Art der Landnutzung und
der Landbeschaffenheit verschieden
sein, z.B. ein höherer Zahlungsbetrag
für Betriebe mit größerer Menge von
Dauergrünland. Ich gebrauche die­
ses Beispiel, weil ich es für wichtig
halte. Dauergrünland ist wegen zuneh­
menden Bedarfs an Ackerland unter
Druck und gleichzeitig ganz wichtig
zur Erhaltung der Biodiversität und
zur Begrenzung der Auswirkungen
des Klimawandels. Aus all diesen
Umweltgründen sollten wir das sog.
High Nature Farming (HNV) unterstüt­
zen. Eine dieser Optionen, über die
man noch diskutieren kann, könnte
in der Förderung der HNV durch dif­
ferenzierte Zahlungen bestehen. Aus
Umweltsicht ist ganz wichtig, daß eine
Verbindung von cross compliance
zu allen solchen gebietsbezogenen
Zahlungen besteht. Ich weiß, daß cross
compliance trotz einiger Versuche zur
Vereinfachung immer noch eine große
administrative Belastung darstellt. Aber
ich bin bereit, zusammen mit meinem,
für die Landwirtschaftspolitik zuständi­
gen Kollegen, Mr. CIOLOS, zu prüfen,
wie wir die Dinge für die Anwendung
durch die Landwirte vereinfachen kön­
nen. Gleichzeitig sollte cross com­
pliance fest auf seine Umweltziele
gerichtet bleiben. Wir könnten z.
B. untersuchen, wie man die gute
landwirtschaftliche Praxis durch ihre
Anwendung ändern und die Landwirte
in ihrem Gebrauch unterweisen kann
und wie man ihnen Wege für neue
Forderungen öffnen kann. Während
wir cross compliance für die Schaffung
von Umweltschutzmaßnahmen nut­zen,
wie z.B. Erhaltung der Biodiversität,
der Wasser- und Bodenqualität sowie
der Reduzierung von Schädlings­
bekämpfungsmitteln, sollten wir bei
alledem nicht den Blick für weite­
3
re Verbesserungsmaßnahmen in der
Zukunft verlieren. Cross compliance
könnte - als freiwillige Forderung Flächen von geringer landwirtschaftli­
cher Bedeutung mit Naturmerkmalen
für Biodiversität oder Getreiderotation
mit einschließen. Sie könnte schließ­
lich auch die Beachtung anderer
Umweltgesetze beinhalten, z. B. die
Wasserrahmenrichtlinie.
Wenn wir in der GAP noch etwas weiter
auf diesen auf die Umwelt und auf den
Klimawandel gerichteten Weg sehen,
dann können wir die Entwicklung des
ländlichen Raumes, im Augenblick die
zweite Säule der GAP, nicht außer Acht
lassen. Das ist ganz zweifellos das
größte Finanzierungsinstrument für die
Integrierung der Umwelt in ländliche
Gebiete mit etwa 37 Mrd Euro für
Agrarumweltmaßnahmen im Zeitraum
2007 bis 2013. Hieraus erhalten die
Land- und Forstwirte Finanzmittel
für ihre Umweltdienste zur Erhaltung
von Biodiversität, Wasser, Boden und
Landschaft sowie für ihre Maßnahmen
gegen den Klimawandel. Viele ande­
re Maßnahmen zur Entwicklung
des ländlichen Raumes helfen der
Umwelt, wie z. B. landwirtschaftliche
Investitionen in neue Technologien zu
Energieeinsparungen und Begrenzung
des Wasserverbrauchs. Dennoch stel­
len die Mittel für ländliche Entwicklung
nur einen geringen Teil des GAPBudgets dar, und mit allen Umwelt- und
Klimaschutzherausforderungen, die
noch vor uns liegen, ist meiner Meinung
nach – und da spreche ich sicher
auch für den Umweltverantwortlichen
der Kommission – ein noch größe­
rer Teil für ländliche Entwicklung not­
wendig, und von diesem Teil müssen
wir mehr für Agrarumweltmaßnahmen
vorsehen. Diese Maßnahmen sollen
Landwirte fördern, die sich freiwil­
lig für umweltfreundliche Agrarpraxis
engagieren und die noch weiter gehen,
als was cross compliance von ihnen
verlangt.
Die
gegenwärtige
Entwicklung
des ländlichen Raumes sichert
auch die Finanzierung von Natura
2000-Flächen zu. Diese stellen einen
bedeutenden Beitrag zur Erhaltung der
4
Biodiversität dar und sind für andere
Landnutzungen ständig unter Druck.
Diese Herausforderung ist von den
Mitgliedsstaaten noch nicht voll ange­
nommen worden, und wir hoffen für
die Zukunft auf größere Maßnahmen
für die ländliche Entwicklung, die dem
guten Erhaltungszustand von Natura
2000-Flächen dienen sollen.
Wie ich schon bei meiner ersten Rede
im EU-Parlament im Januar 2010
gesagt habe, ist das Anstreben von
Umweltzielen in anderen EU-Policies
eine meiner Hauptprioritäten für die­
ses Mandat. Natürliche Ressourcen
und ihr Verhältnis zur GAP ist ein
Gebiet, wo dieser Schritt beson­
ders geeignet erscheint, da die
Landwirtschaft die beste Boden- und
Wasserqualität braucht. Wir kön­
nen uns keine Verschwendung von
Wasser- oder Bodenqualität leisten,
weil das unmittelbare Auswirkungen
auf die Produktivität haben würde.
Wir brauchen nicht weniger als eine
GAP, die diese Ressourcen respek­
tiert und die Praktiken unterstützt, die
sie in nachhaltiger und Ressourcen
schonender Weise nutzt. Wir brau­
chen auch eine GAP, die in den Schutz
der Böden und ihre Wiederherstellung
investiert, wenn sie qualitativ schlech­
ter geworden, kontaminiert oder ver­
schmutzt sind.
Das ist die Basis für eine
lebendige zukünftige
Landwirtschaft.
Andererseits – und ich hoffe, das
ist jetzt klar geworden – müssen zahl­
reiche Umweltmaßnahmen, die dem
Schutz von Biodiversität, Böden und
Gewässern sowie der Anpassung und
Milderung des Klimawandels dienen,
in den Betrieben ihren Platz finden. Die
Unterstützung der Umweltintegration
hilft bei den Herausforderungen,
denen wir uns in unserer Umwelt als
Auswirkung des Klimawandels gegen­
über sehen. Eine umweltfreundliche
Landwirtschaft ist eine belastbare
Landwirtschaft, eine Ressourcen scho­
nende Land­wirtschaft, die den derzei­
tigen Herausforderungen gewachsen
ist und die Nahrungsmittelsicherheit
und –qualität nachhaltig zur Verfügung
stellen kann. Das alles kumuliert
in einem Punkt: Landwirte, andere
Landnutzer und Umweltverteidiger
haben ein sehr großes gemeinsames
Interesse, und es wäre klug zusam­
menzuarbeiten.
Wenn wir ein signifikantes und tiefgrei­
fendes „greening“ der GAP erreichen
können – nicht einen „greenwash“,
der uns, wie wir wissen, zu nichts
führt – werden wir auch eine stärkere
Unterstützung durch die Öffentlichkeit
erhalten, die wir für weitere hoch­
karätige GAP-Finanzierung brauchen.
Alle Zeichen deuten darauf hin, daß
die Öffentlichkeit erwartet, daß durch
die GAP-Förderung reale umwelt­
freundliche Güter für die Allgemeinheit
geliefert werden, und das wäre ein
ganz klares Signal für die Erfüllung
dieser Erwartungen. Mit derartigen
Überlegungen kann ich irgendwann
in der Zukunft eine EU-Politik sehen,
die man etwa mit „Gemeinsame AgrarUmweltpolitik“ bezeichnen könnte.
Aber das ist natürlich ein Gedanke,
der erst noch weiter ausgefeilt und
diskutiert werden muß.
Meine Damen und Herren,
ich bin Landwirtssohn. Mein Vater ist
87 Jahre alt und ist in diesem Winter
mehr Ski gelaufen als ich.
Der amerikanische Schriftsteller Bill
BRYSON hat einmal gesagt, daß
es nur drei Dinge gibt, die einen
Landwirt zu Tode bringen können:
Blitz, von einem Traktor überrollt wer­
den und ein hohes Alter. Lassen Sie
uns versichert sein, daß wir unseren
Landwirten helfen – dann wird das
Land, das sie für uns nutzen, lange
und glücklich weiterleben.
n Janez POTOCNIK,
EU-Umweltkommissar
(Kommissar POTOCNIK hat den
Hauptvortrag am Nachmittag
der Veranstaltung zur Zukunft
der Landwirtschaft (FFA’10) gehalten.
Dieses ist die offizielle
schriftliche Fassung)
Nachhaltige Nahrungsmittelpolitik und nachhaltige
Märkte in einer Welt ohne Nachhaltigkeit
B
evor ich über das Beispiel Malawi spreche, will ich ein Wort hervorheben, und das Wort
heißt „Partnerschaft“. Um für Europa, Afrika und die übrige Welt genügend Nahrungsmittel
zu produzieren und Nahrungsmittelsicherheit zu garantieren, müssen wir in eine feste
Partnerschaft eintreten.
F.SIMON, A. SARRIS, Amb. B. NDISALE, D. RYLKO
Diese Partnerschaft muß auf
Gleichheit beruhen, und diese
Gleichheit bildet die ökonomische
Abgrenzung. Auf der einen Seite befin­
det sich Europa, wo Ackerland begrenzt
und die Bevölkerung auf dem Lande
sehr gering ist. Auf der anderen Seite
steht Afrika mit einer Landbevölkerung
von 80 % und einer vollkommenen
Abhängigkeit von der Landwirtschaft.
Bei der Unterstützung dieses ausge­
sprochen wichtigen Bereiches gibt es
durchaus Symmetrie und eine öko­
nomische Begrenzung. Wenn man in
Europa die Verteilungsart der Beihilfen
aus der Greenbox betrachtet, dann
werden gemäß einer Studie des inter­
nationalen Zentrums für Handel und
nachhaltige Entwicklung dafür 50 %
des europäischen Budgets verbraucht,
und nur 2 % der Bevölkerung hat einen
Nutzen davon. Außerdem erhalten 20
% der Landwirte 80 % der Beihilfen. In
Afrika sind über 75 % der Bevölkerung
von der Landwirtschaft abhängig, und
weniger als 10 % der Beihilfen gehen
in die Landwirtschaft – welch großer
Unterschied. Wenn man sich den
Handel ansieht, dann hat Afrika keinen
Nutzen, und man zeigt mit Fingern auf
das unfaire Handelssystem. Es besteht
aber eine ökonomische Partnerschaft.
Für Afrika und Europa gibt es nämlich
das Cotonou-Abkommen, durch das
Handel, Kooperationen für Entwicklung
und politischer Dialog ausgebaut wer­
den sollen. Beide sind aber auch mit
gemeinsamen Herausforderungen
konfrontiert Klimawandel – alle unse­
re Länder leiden unter den Folgen,
obwohl sie in Afrika noch aktueller
sind, die Finanzkrise – Europa und
Amerika niesen und Afrika hustet.
Wenn man aber Afrika husten läßt,
dann bekommen Amerika und Europa
die Grippe. Deshalb müssen wir für
eine gemeinsame Lösung zusammen­
arbeiten. Welches ist nun die Lösung?
Politische Führungsqualitäten mit
Visionen, konzentriert auf ein poli­
tisches Rahmenwerk mit großem
aktuellen Einfluß. Nach vier Jahren
chronischer Nahrungsmittelknappheit
hat Malawi eine eigene Strategie für
seine Landwirtschaft und Nahrungs­
mittelsicherheit entwickelt. Innerhalb
eines Jahres hat Malawi nach dieser
Strategie eine Überproduktion an Mais
erzielt und konnte 2007 sogar exportie­
ren. Das ist ein Beweis dafür, daß der in
praktisches Handeln umgesetzte poli­
tische Wille einen positiven Effekt hat.
Schließlich ist Malawi in den letzten
vier Jahren schon ein Nettoexporteur
für Mais gewesen. Afrika besitzt wirk­
lich Potenzial! Große Investition in die
Landwirtschaft bedeutet eine mehr als
doppelt so hohe Effektivität, verglichen
mit Investitionen in Bereiche außer­
halb der Landwirtschaft. Investitionen
in die Landwirtschaft betrifft auch
die Armutsgrenze. Es müssen unbe­
dingt Investitionen in Technologie und
wissenschaftliche Untersuchungen
gesteckt werden. Afrika braucht moder­
nes Saatgut, organischen Dünger und
moderne Bewässerungstechnologien.
Es müssen unbedingt öffentliche und
private Partnerschaften gebildet und
entwickelt werden.
Marktzugang – Die Doharunden sind
kaum abgeschlossen, und schon ist
Afrika der Verlierer. In diesem Falle
müssen wir sicherstellen, daß die
internationalen Handelsabkommen
den Entwicklungsländern nicht scha­
den. Malawi hat eine Strategie zur
Entwicklung des Wachstums ausgear­
beitet, die auf eine Weiterentwicklung
der in den letzten Jahren gemach­
ten Fortschritte abzielt. Weitere
Maßnahmen betreffen den Klima­
wandel und das Management von
Ressourcen. Gleichzeitig will das Land
den sozialen Bereich ausbauen.
n Dr. Brave NDISALE,
Botschafterin der Republik Malawi in
Belgien und bei der EU.
Sie war eine der Teilnehmerinnen
an der Ausschusssitzung zur nachhal­
tigen Nahrungsmittelpolitik
und nachhaltigen Märkten in einer
Welt ohne Nachhaltigkeit.
Weitere Informationen siehe unter
www.forumforagriculture.com.
5
Klimawandel und Landwirtschaft
– warum ist diese Verbindung von Bedeutung?
Was kann die Landwirtschaft in Europa zur Eingrenzung des Klimawandels
tun und wie kann sie sich ihm anpassen?
S
tephan SACKUR, BBC, eröffnete die Sitzung mit der Frage an das Gremium,
warum die Verbindung von Klimawandel und Landwirtschaft wirklich von Bedeutung ist.
Sir C.TICKELL, C. FOWLER, S. SACKUR, J. ATKIN, T.de l’ESCAILLE
Folgende Antworten kamen
dazu:
Thierry de l’Escaille, Landwirt und
Generalsekretär der ELO, sagte, daß
Landwirtschaft und Klimawandel
untrennbar miteinander verbunden
seien. Obwohl die Landwirtschaft ein
Nettoemittent von Treibhausgasen
und damit Teil des Problems sei,
ist sie gleichzeitig auch Teil der
Lösung. Sie besitze ein enormes
Potenzial sowohl zur Begrenzung der
Emissionen als auch zur Pflege des
Ökosystems durch umfassende prä­
zise Überwachung. Es liege in der
Verantwortung der Landwirtschaft,
sich dem Klimawandel anzupassen
und ihn einzugrenzen. Nach seiner
Vorstellung könne das durch effi­
zientere sog. landwirtschaftliche
Präzisionstechniken erreicht werden,
z.B. durch „angemessene Produktion
von Biotreibstoffen“. Bei diesen
Managemententscheidungen müsse
man allerdings immer den natürlichen
Wert des fraglichen Geländes berück­
sichtigen. Der Landwirtschaftsbereich
müsse in den Emissionshandel mit
einbezogen werden, ebenso wie
andere Anreize, damit die Landwirte
mehr umweltbewusste Nachhaltigkeit
praktizieren, wobei sie aber auch
weiterhin genügend sichere und
6
erschwingliche Nahrungsmittel pro­
duzieren können. Er betonte aber
auch, daß der Klimawandel die opti­
male Wachstumsperiode verändere
und damit Einfluß auf die Erträge
besonders in Südeuropa nehme,
wo sie durch den Hitzestreß weni­
ger einträglich seien. Das werde die
Armut und den Hunger in der Welt
weit mehr berühren als im wohl­
habenden Norden. Er erwähnte
auch die Zunahme der Bevölkerung
und die Nahrungsmittelnachfrage.
Im Jahre 2050 würden neun Mrd
Menschen auf der Erde leben, die
im Durchschnitt 3.000 Kalorien täg­
lich verbrauchten. Das würde eine
Zunahme an Nahrungsmittelbedarf
von ca. 70 % und sogar bis zu 100
% in einigen Entwicklungsländern
bedeuten. Thierry de l’Escaille
schlug einige Ackerbautechniken vor,
die zur Steigerung der Nahrungs­
mittelproduktion geschickt eingesetzt
werden müssten.
John ATKIN, Generalsekretär
von Syngenta, erklärte, daß die
Landwirtschaft Nettoemittent von
Treibhausgasen sei und deshalb eine
sehr wichtige Verbindung mit dem
Klimawandel besitze. Drei Punkte
wolle er hervorheben. Erstens solle
die Landwirtschaft – so wie es Thierry
de L’Escaille schon ausgeführt hatte
- nicht als Problem dargestellt wer­
den sondern als Teil der Lösung.
Er betonte, daß es Potenzial für
verstärkte intensive Landwirtschaft
gäbe und daß das der Weg der
Zukunft sei anstelle von Vergrößerung
der Landwirtschaftsflächen durch
Abholzungen. John ATKINS sagte,
daß es nicht auf mehr Ackerbauflächen
ankomme sondern auf Verbesserung
der Erträge durch bessere Schäd­
lings­bekämpfungsmittel, besse­
res Saatgut und bessere Ma­schi­
nen. Zweitens sprach er die
Schwierigkeiten durch Intensivierung
ohne zusätzlichen Schaden für die
Umwelt an, meinte aber, daß das
unter Berücksichtigung der natürli­
chen Ökosysteme durchaus mög­
lich sei. Genveränderte Organismen
(GVO) spielten hierbei eine Rolle,
sie würden die Erträge vergrößern
und sie zur Befriedigung der stän­
dig zunehmenden Nachfrage von
Nahrungsmitteln nachhaltig hal­
ten. Drittens sprach er die Position
der EU in diesem Zusammenhang
an. „Warum soll man nicht ein
Nettoexporteur werden?“ Er sagte,
daß die EU die Emissionen durch
weniger Abholzungen reduziere.
Cary FOWLER, Geschäftsführer
des Crop Diversity Trust, betonte
zunächst, daß sich die Feldfrüchte
dem Klimawandel anpassen müss­
ten, was kein einfacher Prozeß
sei. In Zukunft würden sie beson­
ders in Südasien und in der süd­
lichen Sahara Erfahrungen mit
Temperaturen machen, die sie noch
nie vorher erlebt hätten. Die kälteste
Wachstumsperiode würde heißer als
irgendeine in der Vergangenheit wer­
den. Dann beschrieb er die möglichen
Klimaextreme und ihre Auswirkungen
auf die Feldfrüchte, z. B. Verkürzung
der Wachstumsperioden. Hierbei
denke man nur an das Wärmeelement
und nicht an die Verfügbarkeit von
Wasser. In seinem zweiten Punkt
betonte er, daß genetisches Getreide
wertvoll sei und stellte die Frage, wie
wir das handhaben sollten und wie
bereit wir wären, es zur Anpassung
an den Klimawandel zu nutzen? Seine
Antwort: „nein, zumindest jetzt noch
nicht“. Er versicherte den Zuhörern
dann, daß wir uns vorbereiten könn­
ten und nannte dazu eine Reihe
von Schritten, wie wir das erreichen
können. Dazu gehöre auch bessere
Kommunikation und Information zwi­
schen Pflanzenzüchtern.
Sir Crispin TICKELL, ehema­
liger Berater von Premierministerin
THATCHER und Autor von „Klima­
wandel und Weltfragen“, bezog sich
auf das Buch von Paul und Anne
EHRLICH „Das dominierende Tier“.
Er sprach darüber, wie „wir – das
dominierende Tier – die sehr dünne
Oberfläche unserer Erde versauen“.
Wir sollten alle differenziert nicht nur
über Klimawandel und über unsere
Verantwortung für das, was gerade
passiert, nachdenken, sondern auch
über Landwirtschaft, Ökonomie und
Umweltdienste, von denen wir so sehr
abhängig seien. Zum Klimawandel
sagte er, daß wir jetzt die höchste
Konzentration von Treibhausgasen in
der Atmosphäre seit 900 Tausend
Jahren hätten und daß wir wüßten,
daß es einen engen Zusammenhang
zwischen der Temperatur auf der Erde
und der Menge der Treibhausgase
gäbe. Er würde das lieber als
Klimadestabilisierung bezeichnen
und nicht als Klimawandel, was
wir im Augenblick erlebten. Die
menschliche Gesundheit sei etwas,
was wir im Auge behalten müss­
ten, wenn wir über dieses Thema
sprechen. Zur Landwirtschaft sagte
Crispin TICKELL , daß die Länder
für die Ernährung ihrer Bevölkerung
verantwortlich seien und daß „die
Märkte ein nützliches Mittel aber kein
Allheilmittel seien“. Er sprach auch
über die chinesische Doktrin des
„sauberen Grünwachstums“ und ver­
langte, daß wir unterschiedlich über
wirtschaftliche Fragen und darüber
nachdenken sollten, wo der wirkliche
Wert liegt, der uns die Ökodienste
verschafft. Die Ökodienste seien häu­
fig in Gefahr, nicht nur durch den
Klimawandel, der sie umwandelt,
aber nicht zerstört, sondern auch
durch die Landwirtschaft, die der
Umwelt enormen Schaden zufügen
könne. Er sei für Technologie, die
Frage sei nur, welche Technologie
und wie sie anzuwenden ist. Er sei
auch für GVO, wenn sichergestellt
sei, daß sie nicht außer Kontrolle
gerieten. Er betonte, daß Ökodienste
respektiert werden müssten und daß
die Bevölkerung unter Kontrolle
gehalten werden müßte.
Die Beiträge und Berichte sind in
voller Länge verfügbar unter
www.forumforagriculture.com
7
Nachhaltige Nahrungsmittelpolitik und Märkte
in einer nicht nachhaltigen Welt
Nachhaltige Nahrungsmittelpolitik und Märkte in einer nicht nachhaltigen Welt
Wie kann die Welt mit ihren gegenwärtigen
Trends nachhaltig beeinflusst werden ?
Wie kann man den Hunger in der
Welt am besten bekämpfen ?
Bekämpfung des Klimawandels
11%
Geburtenkontrolle
10%
Reform der WTO
12%
Innovationen (z.B. Biotechnologie)
62%
Ich weiß nicht
4%
mehr Nahrungsmittelproduktion und bessere Verteilung
32%
Wirtschaftswachstum
13%
Mehr Investitionen, Entwicklungskooperation
und Mikrokredite
30%
Ländliche Entwicklung
24%
Ich weiß nicht
1%
Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft und Landwirtschaftspolitik
8
Welches ist der beste Weg zur Verbes­serung
der landwirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit ?
Sollte die Landwirtschaftspolitik
Verwendung neuer Technologien
27%
Faire Wettbewerbspolitik für Landwirte
39%
Betriebsumstrukturierungen
14%
Freie Märkte
15%
Nichts von alledem/ ich weiß nicht
6%
die Wettbewerbsfähigkeit verbessern ?
42%
bestehende Landwirtschaftsstrukturen erhalten ?
3%
heimische Produzenten schützen 13%
sich an der Erhaltung des Ökosystems beteiligen
32%
Einkünfte erhalten
10%
© T. de Dorlodot
Was hat das Verhältnis von Klimawandel und Landwirtschaft zu bedeuten ?
Wie sollte die Landwirtschaft in Europa
den Klimawandel aufhalten ?
Wie sollte sich die Landwirtschaft in Europa
dem Klimawandel anpassen ?
Erhaltung besonders wertvoller Natur
21%
Produktion erneuerbarer Energien
28%
Extensivierung der Produktion
10%
Reduzierung der Tierproduktion
7%
Präzisionslandwirtschaft
34%
Verstärkung von Klima- und Landwirtschaftsforschung
21%
Erweiterung der Rolle der Landwirtschaft als
Lieferant von Ökosystemleistungen
40%
Änderung der Produktionsmuster und –methoden
30%
Steigerung der Bewässerungsmöglichkeiten
3%
Veränderung
von Landnutzung
5%
Stellen die Güter für die Öffentlichkeit das „Missing Link“ dar?
Vorkehrungen für die Produktion von Gütern
für die Allgemeinheit stellen „das Missing Link“
zwischen Landwirtschaft und Umwelt dar.
Ich stimme zu
40%
Ich stimme teilweise zu
46%
Ich stimme nicht zu
10%
Ich weiß nicht
4%
Wie können landwirtschaftliche, für die Öffentlichkeit
bestimmte Güter am besten gefördert werden ?
Bildung von Umweltmärkten
(z.B. Emissionshandel)
24%
öffentliche Förderung
27%
Regulierung
11%
Verträge für Dienstleistungen
30%
Privatinitiativen (z.B. Vereine und Gesellschaften)
8%
9
Ansicht der Jugend zur Zukunft
der Landwirtschaft
U
nter den rund 1000 Teilnehmern am Forum zur Zukunft der Landwirtschaft (FFA) in Brüssel
befand sich auch eine Gruppe von rund 100 europäischen Jugendlichen. Grund für ihre
Teilnahme war eine besondere Nebenveranstaltung an diesem Tage in dem Gebäude. Es
handelte sich um das Jugendforum zur Zukunft der Landwirtschaft.
Die Organisatoren des FFA –
Syngenta und ELO – waren sich einig,
daß man das Thema „Zukunft der
Landwirtschaft“ nicht ohne diejeni­
gen behandeln kann, die die Zukunft
repräsentieren. Natürlich muß die
Meinung von Entscheidungsträgern,
Wirtschaftsleuten und den Landwirten
der nächsten Generation auch gehört
werden. Beim Jugendforum disku­
tierten die 100 Teilnehmer mit Prof.
BHAGWATI, Mairead McGUINNES,
MdEP, John ATKIN, GenSek
Syngenta, Donato FANELLI, stv.
Die Landwirtschaft braucht eine bessere Zukunft
Die Weltbevölkerung nimmt zu und wird 2050 rund 9 Mrd betragen. Der
Nahrungsmittelverbrauch steigt nicht nur wegen der Ernährung der vielen
Menschen sondern auch wegen veränderter Diätansprüche.
Gleichzeitig werden ungelöste Probleme, die Handel, Zugang zu Technologie
sowie Beihilferegelungen für die Landwirtschaft in Verbindung mit den fortlaufenden Herausforderungen bei der Nutzung natürlicher Ressourcen betreffen,
weiterhin Druck auf die Versorgungsseite ausüben.
Wir sind der Meinung, daß es zur Sicherstellung einer besseren Zukunft der
Landwirtschaft für die Entscheidungsträger drei Prioritäten geben muß
Beihilfen für Landwirte
Innovationen
Umweltrichtlinien
Aufforderung an die Entscheidungsträger
Wir können nur dann mehr Nahrungsmittel auf weniger Land produzieren, wenn
die Landwirte mit Innovationen und Kenntnissen zur effizienteren Nutzung von
Land und Wasser sowie zur Erhaltung der Biodiversität unterstützt werden.
Die wirkliche Herausforderung für die Zukunft besteht darin, daß die
Entscheidungsträger und die Politiker den Landwirten besseren Zugang zu
Landwirtschaftstechnologien ermöglichen.
Wir glauben an das Konzept nachhaltiger
Intensivierung der Landwirtschaft, was bedeutet
Produktion sicherer, gesunder und erschwinglicher Nahrungsmittel in Europa
sowie Sicherstellung unseres Beitrags zur langfristigen Nahrungsmittelsicherheit.
Sicherstellung verantwortlicher Nutzung der natürlichen Ressourcen.
Lieferung gemeinsamer ökonomischer, sozialer und umweltbewusster Güter.
Laufende Verbesserung von Wissenschaft, Technologie und Wissenstransfer für
die Landwirtschaft.
10
Vorsitzender des Europäischen
Rates junger Landwirte, und
Matthias MEISSNER vom WWF
über die Themen Klimawandel
sowie Nahrungsmittel­ und Umwelt­
sicherheit.
Die Jugendlichen, die aus ver­
schiedenen akademischen Berei­
chen, wie Public Policy und Land­
wirtschaft, kamen, stellten als
Erste ihre Fragen an das Forum,
wobei es im Wesentlichen um die
europäische, aber auch weltwei­
te Landwirtschaft ging. Schließlich
stimmten sie für die Abfassung
eines Jugendmanifests, das Donato
FANELLI in der Nachmittagssitzung
dem Vorsitzenden des FFA, Franz
FISCHLER, übergab. Mit diesem
Manifest wollten die Jugendlichen
erreichen, daß gehört wird, was
sie für eine bessere Zukunft der
Landwirtschaft halten.
n Fanny van der LOO
Verleihung des Umwelt- und Bodenmanagement­
preises durch die ELO und ihre Partner
V
oller Stolz vergaben die ELO und ihre Partner zum fünften Male den unter dem Patronat des
EU-Kommissars Dr. Janez POTOCNIK und unter der Schirmherrschaft der EU-Kommission,
GD Umwelt und Forschung, stehenden Umwelt- und Bodenmanagementpreis.
Die Jurymitglieder sind Fachleute
auf den Gebieten Boden und
verwandte Disziplinen:
Der Preis, der 2006 von
der ELO in Kooperation mit den
Universitäten Wien und Ljubljana
sowie mit Syngenta International
gestiftet worden ist, wird jährlich
als Anerkennung für hervorragende
Konzepte und Programme zuguns­
ten einer nachhaltigen ländlichen
Entwicklung durch entsprechendes
Bodenmanagement vergeben. Ziel
und Zweck des Preises ist es, neue
Schutzkonzepte, ihre Umsetzung
in die Praxis sowie bessere
Wahrnehmung der Bedeutung der­
artiger Aktivitäten zu fördern. Dieses
Jahr gingen fünf Bewerbungen ein,
die alle ihre Erfahrungen mit einem
besonders guten Management
beschrieben. Die Bewerber kamen
nicht nur aus verschiedenen Mit­
glieds­staaten sondern auch von
außerhalb der EU 27. Alle Bewerber
erfüllten die Auswahlbedingungen
und reichten einen Beitrag zum
Schutz von Land und Boden mit
gleichzeitiger Verbesserung der
Umweltqualität ein.
Bei beständiger hoher Qualität
aller Bewerber entschied sich
schließlich die Jury unter Vorsitz von
Prof. Winfried BLUM, den Preis an
Erlendur BJÖRNSSON für seinen
hervorragenden Beitrag zu einem
- Winfried E.H. BLUM,
Europäische Vereinigung
der Gesellschaften für
Bodenwissenschaft
(ECSSS); Universität
für Naturressourcen
und angewandte
Lebenswissenschaften
(BOKU), Wien
(Vorsitzender)
- Thierry de L’Escaille,
ELO, Mitglied der Jury
ex officio, Brüssel
- Michael HAMELL,
EU-Kommission, GD
ENV, Brüssel
- Marie-Cécile LEBAS,
Syngenta International
AG, Büro Brüssel
- Franc LOBNIK,
Universität Ljubljana,
Boden schonenden und Umwelt
schützenden Landwirtschaftssystem
auf seinem Betrieb in Island zu ver­
leihen. Herr BJÖRNSSON erhielt
2.500 € sowie eine Urkunde für sein
Projekt „Kleine Dinge können eine
Menge ausmachen“. Zur Erhaltung
des Wertes seines Landes hat er
versucht, es seit der Übernahme
des Betriebes 1980 gut zu bewirt­
schaften. Sein Ziel war es, die
Erosion aufzuhalten, die hauptsäch­
lich durch Vernachlässigung nach­
haltiger Landnutzung in Verbindung
mit rauen Klimabedingungen und
Vulkanausbrüchen entstanden war.
Er hat außerdem noch versucht,
den Abnutzungsprozeß aufzuhalten,
das zerstörte Ökosystem wieder­
herzustellen, die Fruchtbarkeit des
Bodens zurückzugewinnen und die
Biodiversität zu erhalten.
Die Preisverleihung fand am
16.3.2010 im Rahmen eines Galadin­
ners im Cercle Gaulois in Brüssel statt.
Die Veranstaltung wurde von Thierry
de L’ESCAILLE eröffnet, gefolgt von
einem Grußwort von John ATKIN,
dem Chef der Operationsabteilung
für Getreideschutz bei SYNGENTA.
Danach
sprach
kurz
Frau
Vesna VALANT in Vertretung
des EU-Kommissars Dr. Janez
Biotechnologische
Fakultät, Zentrum
für Boden- und
Umweltwissenschaften,
Ljubljana, Slowenien
- Luca MONTANARELLA,
EU-Kommission, Joint
Research Center,
Institut für Umwelt und
Nachhaltigkeit, Ispra,
Italien.
POTOCNIK. Der Preis wurde vom
Jurypräsidenten, Prof. Winfried BLUM,
übergeben. Alle Redner haben auf
die notwendige Bedeutung und die
Funktionen des Bodens als nicht
erneuerbare Ressource sowie auf
die Bedeutung der Umwelt be­­
zogenen, sozialen und auch wirt­
schaft­lichen
Aspekte
unseres
Lebens hingewiesen. Der Umweltund Boden­managementpreis wür­­
digt die Erfolge durch gute Boden­
managementpraktiken.
Die ELO nimmt jetzt Bewerbungen
für die sechste Verleihung ent­
gegen, die die entsprechenden
Kriterien erfüllen und einen Beitrag
zur Verringerung der Gefahren dar­
stellt, denen der Boden in Europa
derzeit ausgesetzt ist. Detaillierte
Informationen für die Bewerbungen
können Sie demnächst auf der
Website der ELO http://www.euro­
peanlandowners.org/ nachlesen.
Die Bewerbungen sollen bis spä­
testens 30. November 2010 einge­
reicht werden. Fragen können beim
Koordinator der ELO per Post oder
per e-mail unter forest@elo.org
gestellt werden.
n Barbora BUCKOVA
11
Paolo de Castro
„Europäische Landwirtschaft und die neuen
globalen Herausforderungen“
Donzelli editore,
ISBN 978-88-6036-487-6
Die Welt befindet sich im Übergang
zu einer neuen demografischen, kli­
matischen, ökologischen und öko­
nomischen Wirklichkeit. Das Thema
der Ressourcenknappheit, gemessen
am dynamischen Wachstum, beinhal­
tet den Zwang zur Nachhaltigkeit in
großem Umfang, zu allererst aber auf
den Gebieten Wasser, Energie und
Nahrungsmittel, die alle schon knapp
werden oder bei denen die Gefahr
von Knappheit besteht. Die Knappheit
ist aber in den letzten Jahren
auch eine Folge des Phänomens
„Klimawandel“, der großen Druck
auf die Produktionsstätten ausübt.
Alle diese Elemente stehen in engem
Zusammenhang mit der Landwirtschaft
und der Bodenbehandlung durch
den Landwirt. Es ist klar, daß eine
der Hauptaufgaben der derzeiti­
gen Politikverantwortlichen darin
besteht, den Schutz der landwirt­
schaftlichen Produktion und des
dazu gehörigen Potenzials durch
Wachstumsförderung, verbunden mit
den dadurch entstehenden positi­
ven Auswirkungen außerhalb ihres
Bereiches, zu gewährleisten. Die Zeit
ist gekommen, die GAP mit ihren
positiven Auswirkungen bis 2013
unter besonderer Berücksichtigung
von zwei wesentlichen Aspekten
umzugestalten: Wettbewerbsfähigkeit
und Nachhaltigkeit. Nur eine wett­
bewerbsfähige Landwirtschaft kann
sich in einer immer schwieriger wer­
denden Umgebung auf dem interna­
tionalen Markt behaupten. Das sollte
durch Hervorheben der Besonderheit
und der Qualität europäischer
Nahrungsmittelversorgung erfolgen.
Gleichzeitig muß der ländliche Raum
in ganz Europa auch das Wachstum
und das Verhältnis zu städtischen
Bereichen durch Erhaltung wert­
voller Natur und Kultur fördern, die
Kennzeichen des derzeitigen Europas
sind.
n Dacian CIOLOS
EU-Kommissar für Landwirtschaft
und ländliche Entwicklung
Paolo de Castro, 52 Jahre alt,
ist Professor für Landwirtschaft,
Ökonomie und Politik an der
Universität von Bologna. Von
Oktober 1998 bis April 2000 und
von 2006 bis 2008 war er Minister
für Land- Forstwirtschaftspolitik
in Italien. Im Juni 2009 wurde er
in das Europäische Parlament
gewählt, wo er Vorsitzender des
Landwirtschaftsausschusses ist.
(Verkürzte Einführung)
Terminkalender 2010
4. Mai, Brüssel
Grüne Hauptstadt-Seminar –
„Stockholm, die grüne europäische
Hauptstadt 2010, ein Modell für
Europa“
http://ec.europa.
eu/environment/
europeangreencapital/events.html
4./5. Mai, Kambodscha
ASEM-Konferenz “Wald,
Forstkontrolle und Handel mit
Waldprodukten – Szenarien
und Herausforderungen für
Europa und Asien http://
ec.europa.eu/environment/
europeangreencapital/
events.html
27.-29. Mai, Sevilla
ECPA-Regulierungskonferenz
www.ecpa.be
http://ec.europa.eu/
environment/greenweek/
home.html
28.-30. Mai, Bonn
Erster Weltkongreß „Städte und
Anpassung an den Klimawandel“
http://ec.europa.
eu/environment/
europeangreencapital/events.
html
9. Juni, Riga
Workshop zum internationalen
Landtourismus – verändertes
Qualitätskonzept
www.conferences.
countryholidays.lv
1.-4. Juni, Brüssel
Grüne Woche – Situation der
Biodiversität und der Natur
in Europa und in der Welt,
Veranstalter EU-Kommission,
GD Umwelt
17.-19. Juni, Aix-en-Provence
Biodiversität – gesetzliche und
wirtschaftliche Vorstellungen
zur Umwelt
www.icrei.org
Syngenta
Brussels Office
Avenue Louise, 240
B - 1050 Brussels
Tel : +32.2.642 2727
Fax : +32.2.642 2720