Rehabilitationsprojekt „gemeinsam gesund werden“
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Rehabilitationsprojekt „gemeinsam gesund werden“
Rehabilitationsprojekt „gemeinsam gesund werden“ Familienorientierte onkologische Rehabilitationsmaßnahme nach Ersterkrankung an Brustkrebs Unterstützt durch Mutter/Vater & Kind-Klinik Ostseedeich Sanfte Hügel, verträumte Dörfer, bunte Wiesen, weißer Strand und dazu die würzige Seeluft – das ist Grömitz, das große, moderne Bad an der holsteinischen Ostseeküste. Eine Gegend, in der Sie die idealen Voraussetzungen finden, um im grauen Alltag verloren gegangene Gesundheit und Wohlbefinden zurück zu erlangen. Hier leben Körper, Geist und Seele auf! Und wir helfen Ihnen und/oder Ihren Kindern dabei, gesund zu werden. Die Klinik Ostseedeich, keine 200 Meter vom herrlichen Südstrand entfernt, bietet nicht nur die für diese Region bekannten heilklimatischen Vorzüge des milden, allergenarmen Reizklimas. Unsere Klinik ist Ihr Zuhause, mit all den Annehmlichkeiten einer modernen Kurklinik, gekoppelt mit perfekten medizinischen und therapeutischen Einrichtungen für Ihre ganz individuelle Kur. Und diese Kur können Sie bei uns unbeschwert genießen und dabei gesunden. Denn Sie können sich darauf verlassen: Ihre Kinder sind bei unseren geschulten Mitarbeitern in besten Händen. Nicht nur, dass das Ostseebad Grömitz als besonders familienfreundlich ausgezeichnet ist, wir setzen persönlich alles daran, dass Ihre Kinder rundum betreut werden und es ihnen an nichts fehlt – außer an Langeweile! Das bedeutet: Sie haben viel Zeit für sich, Zeit endlich einmal abzuschalten. Genießen Sie neben den Kur-Anwendungen unsere Gymnastik- oder Entspannungskurse oder unser Kreativ-Angebot. Freuen Sie sich auf das pulsierende Strandleben, bummeln Sie über eine der schönsten Strandpromenaden an der Ostsee oder schlendern Sie zum farbenfrohen Yachthafen. Lassen Sie sich dazu inspirieren, einfach mal nur Sie selbst zu sein! Das gehört zur Kur, das gehört zum Gesund werden. Die Mutter/Vater & Kind-Klinik Ostseedeich befindet sich am nördlichen Ortsrand von Grömitz. Zur Verfügung stehen 105 moderne Komfort-Zimmer mit separatem Schlafbereich für die Kinder; alle Zimmer haben Balkon, Dusche/WC, TV, Telefon und Babyfon. Internetanschluss im Foyer (gegen Gebühr), Freizeitangebot, Aufenthaltsräume, Bücherei, Spielplatz, Therapiebad und Sauna. Unser Speisenangebot ist anspruchsvoll, vielseitig und schmeckt auch unseren kleinen Gästen: Neben regelmäßigen Themenbuffets stehen Voll- und Reduktionskost sowie vegetarische Kost zur Wahl. Spezielle Diät-Versorgung (z.B. bei Unverträglichkeiten) ist selbstverständlich. Wir freuen uns, Sie und Ihre Kinder bei uns an der Ostsee begrüßen zu dürfen! Indikationen Vorsorge • Herz- und Kreislauferkrankungen • Stoffwechselerkrankungen • Krankheiten der Atmungsorgane • Hauterkrankungen/allergische Erkrankungen • Psychosomatisch psychovegetative Erkrankungen Reha • Hauterkrankungen/allergische Erkrankungen • Psychosomatisch psychovegetative Erkrankungen • Onkologische Rehabilitationsmaßnahme „gemeinsam gesund werden“ für an Brustkrebs erkrankte Mütter mit Kindern in Zusammenarbeit mit der Rexrodt von Fircks Stiftung 2 Kontraindikationen • Schwere neurologische und psychiatrische Erkrankungen • Suizidalität • Suchterkrankungen • Akute und/oder dekompensierte Krankheiten oder Zustände Einleitung Das Mammakarzinom ist mit einem Anteil von 29% aller Karzinome mit Abstand die häufigste Krebserkrankung der Frau. In Deutschland gibt es pro Jahr ca. 58.000 Neuerkrankungen, wobei etwa jede 6. betroffene Frau jünger ist als 50 Jahre. Diese jüngeren Frauen befinden sich häufig in der aktiven Familienphase und sorgen als Mütter für betreuungsbedürftige Kinder. als „gesund“. Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass Kinder schwer körperlich kranker Eltern ein stark erhöhtes Risiko tragen, emotionale Störungen zu entwickeln. Bisher werden sie erst dann, wenn sich entsprechende Symptome manifestiert haben, die gemäß einschlägigen Diagnosesystemen als krankheitswertig gelten, im Rahmen des Gesundheitswesens als „Patienten“ versorgt. Eine Krebserkrankung ist für die Betroffenen immer ein einschneidendes Ereignis. Wenn die Behandlung des Brustkrebses abgeschlossen ist, bedeutet dies für die allermeisten Patientinnen nicht, dass sie nun nahtlos wieder in den Alltag zurückkehren können. Ihre körperliche Leistungsfähigkeit ist oft beeinträchtigt, und viele haben auch mit psychischen Problemen zu kämpfen. Eine stationäre Rehabilitation nach Abschluss der Akutbehandlung hat die Aufgabe, den Folgen von Krankheit in Form von Fähigkeitsstörungen und sozialen Beeinträchtigungen vorzubeugen, sie zu beseitigen oder zu bessern oder deren wesentliche Verschlechterung abzuwenden. Im Anschluss an eine Brustkrebserkrankung steht allen Patientinnen eine onkologische Rehabilitationsmaßnahme zu. Entscheiden sich Mütter für die stationäre Rehabilitation in einer onkologischen Klinik, bedeutet dies oft eine mehrwöchige Trennung von ihren Kindern. Gerade nach der monatelangen Therapiephase mit oft mehrfachen Krankenhausaufenthalten ist das Familiensystem jedoch häufig bereits in seinen Bewältigungsmöglichkeiten überfordert. Die Kinder als Begleitpersonen in onkologische Rehabilitationskliniken mitzunehmen, kann bedeuten, sie einer wenig heilsamen Atmosphäre durch die Konfrontation mit schwerwiegenden Krankheitsbildern auszusetzen. Mütter verzichten aus diesen Gründen oft ganz auf eine stationäre Rehabilitation. Brustkrebskranke Mütter werden in den traditionell Individuum zentrierten Formen der Rehabilitation jedoch ausschließlich als Brustkrebspatientinnen wahrgenommen. Ihre durch die Erkrankung oft schwer beeinträchtigte Funktion als Mütter versorgungsbedürftiger Kinder bleibt meist ebenso unberücksichtigt wie die damit verbundenen psychischen Belastungen und organisatorischen Schwierigkeiten. Ihre Kinder wiederum gelten trotz der enormen Belastungen, denen sie durch die Erkrankung der Mütter ausgesetzt sind, zunächst Die Rehabilitationsmaßnahme „gemeinsam gesund werden“ bietet Müttern nach einer erstmaligen Erkrankung an Brustkrebs eine medizinische Rehabilitation zur Reduzierung der körperlichen und psychischen Folgeerscheinungen ihrer Krebserkrankung. Gleichzeitig unterstützt das Heilverfahren als familienorientierte Maßnahme die Bewältigungskompetenzen aller Familienmitglieder und trägt über entsprechende Therapiebausteine dazu bei, mögliche Folgeerscheinungen für die Kinder (emotionale Störungen, Verhaltensauffälligkeiten) zu verhindern bzw. zu reduzieren. 3 Zielgruppe „Gemeinsam gesund werden“ ist eine stationäre onkologische Rehabilitationsmaßnahme für Mütter nach einer Brustkrebserkrankung und ihre Kinder. Die Aufnahme kann in einem Zeitraum von 6 Wochen bis zu 6 Monaten nach Abschluss der kurativen Behandlungen (in der Regel Operation, Chemotherapie, Bestrahlung) erfolgen. Voraussetzung ist, dass die Erkrankung zum ersten Mal aufgetreten ist und keine Fernmetastasen diagnostiziert sind. Kontraindiziert sind stationäre Heilverfahren in einer ElternKind-Einrichtung immer dann, wenn schwere neurologische und psychiatrische Erkrankungen vorliegen, bei Suizidalität, Suchterkrankungen und allen anderen akuten und/oder dekompensierten Krankheiten und Zuständen. Kinder zwischen 3 Jahren und dem vollendeten 12. Lebensjahr werden als Patienten mit aufgenommen, die Aufnahme von jüngeren oder älteren Geschwisterkindern erfolgt nach Absprache mit der Klinik. Partner der erkrankten Frau können als Begleitpersonen teilweise oder während des gesamten stationären Aufenthaltes mit im Haus wohnen. Fallbeispiel Personenbezogene Faktoren: Die Patientin ist 35 Jahre alt, verheiratet und Mutter einer 8jährigen Tochter. Bis zum Zeitpunkt der Diagnose vor 8 Monaten sei sie als Grundschullehrerin berufstätig gewesen, seitdem sei sie krank geschrieben/arbeitsunfähig. Nach der Erstbehandlung (Mastektomie, Chemotherapie, Bestrahlung) habe jetzt eine adjuvante antihormonelle Therapie mit Tamoxifen begonnen. Die Rehabilitationsmaßnahme habe sie nur mit ihrer Tochter gemeinsam absolvieren wollen, weil das Kind seit ihrem Krankenhausaufenthalt deutliche Verlustängste zeige, weinerlich geworden sei und häufig über Bauchschmerzen klage. Für einen geplanten Wiederaufbau der Brust müsse sie in einigen Monaten erneut ins Krankenhaus und wolle auch deswegen in der Reha viel Zeit mit ihrer Tochter verbringen. Umweltbezogene Faktoren: Der Partner sei ihr eine große Unterstützung, habe sie zu allen Arztterminen begleitet, wenn er es einrichten konnte und sich auch Urlaub genommen, um während ihres Krankenhausaufenthaltes die Tochter zu versorgen. Er sage auch oft, dass sie sich Zeit für sich nehmen solle, um z.B. laufen zu gehen. Der Tochter gegenüber quäle sie sich häufig mit Schuldgefühlen: das Kind habe durch die Zeit ihrer Erkrankung so gelitten, sie habe das Gefühl, sich verstärkt um die Tochter kümmern zu müssen, stelle aber immer wieder fest, dass ihr dafür die Kräfte fehlten. Sie sei im Gegenteil schnell gereizt, ihr fehle die Geduld und sie sei oft ungerecht der Tochter gegenüber. 4 Körperfunktionen/-Strukturen: Sie habe die Behandlungen relativ gut überstanden, jeweils ein bis zwei Tage nach der Chemotherapie sei es ihr wieder gut gegangen. Am schlimmsten habe sie den Verlust ihrer langen Haare empfunden, aber die begännen ja nun wieder zu wachsen. Sie leide unter einem Lymphödem des rechten Armes und fühle sich körperlich noch geschwächt, versuche aber schon wieder, regelmäßig zu walken. Sie habe starke Konzentrationsschwierigkeiten, versuche zu lesen, könne sich aber den Inhalt nicht merken. Auch im häuslichen Alltag müsse sie sich alles aufschreiben, um nicht wichtige Erledigungen zu vergessen. Insgesamt sei sie einfach erschöpft. Seit sie das Tamoxifen nehme, könne sie wegen nächtlicher Schweißausbrüche nicht mehr richtig durchschlafen, ihre Stimmung schwanke extrem. Hinzu komme, dass sie während der Chemotherapie 10 kg zugenommen habe. Sie fühle sich überhaupt nicht mehr attraktiv. Obwohl sie als „gesund“ gelte, falle es ihr schwer, dieser Aussage zu vertrauen. Sie frage sich oft, ob sie ihre Tochter aufwachsen sehen werde und denke bei jedem körperlichen Missempfinden sofort an Metastasen. Besonders in letzter Zeit habe sie das Gefühl, dass die Angst stärker werde und dass sie erst jetzt zu realisieren beginne, welch schwere Erkrankung sie durchgemacht habe. Aktivitäten/Teilhabe: Den Haushalt könne sie auch dank tatkräftiger Unterstützung des Ehemannes recht gut bewältigen, für Arbeiten, die sie noch nicht ausführen könne, hätten sie sich eine Haushalts- hilfe genommen. Eigentlich hatte sie geplant, direkt nach der Rehabilitationsmaßnahme wieder in ihren Beruf zurückzukehren, aber im Moment könne sie sich das überhaupt nicht vorstellen. Die Anstrengung eines Schulalltags könne sie wohl weder körperlich noch psychisch bewältigen. Auch die fehlende Konzentration und immer wieder auftretende Wortfindungsstörungen stünden einer Rückkehr in den Beruf zurzeit im Wege. Die sexuelle Beziehung zu ihrem Partner sei praktisch zum Erliegen gekommen und sie habe manchmal Angst, dass er irgendwann kein Verständnis dafür aufbringen werde. Sie überlege auch, ob sie für ihre Tochter psychotherapeutische Unterstützung suchen solle. Ziel der Rehabilitationsmaßnahme aus Sicht der Patientin: • • • • Aufbau körperlicher Kräfte und Ausdauer Körperlich-seelische Erholung Entspannung Strategien im Umgang mit Ängsten vor einer Wiedererkrankung erlernen • Weniger Schuldgefühle im Umgang mit ihrer Tochter Für ihre Tochter wünscht sich die Patientin, dass sie psychisch stabilisiert werde, was sich darin äußern könnte, dass sie wieder Spaß bei Aktivitäten mit anderen Kindern haben kann und abends auch mal alleine auf dem Zimmer bleibt. Überblickschema (ICF) GESUNDHEITSPROBLEM ICD-10: C50 KÖRPERFUNKTIONEN UND –STRUKTUREN AKTIVITÄTEN / TEILHABE • • • • • Lymphödem des rechten Armes Körperliche Fitness noch stark eingeschränkt Starke Konzentrationsschwierigkeiten Wortfindungsstörungen Nächtliche Schweißausbrüche als Nebenwirkung der antihormonellen Therapie • Gewichtszunahme von 10 kg • Stimmungsschwankungen • Psychische Belastungen durch Schuldgefühle, Selbstwertprobleme und Angst vor Wiedererkrankung • Alltagsaufgaben nur unter erhöhtem Kraftaufwand zu bewältigen • Braucht Unterstützung vom Partner im Haushalt • Berufstätigkeit gewünscht, wg. Mangelnder Ausdauer/ Konzentration/Aufmerksamkeit noch nicht möglich • Erziehungsalltag schwierig aufgrund erhöhter Gereiztheit und Schuldgefühlen gegenüber dem Kind • Partnerbeziehung belastet wegen fehlender Sexualität UMWELTFAKTOREN PERSONENBEZOGENE FAKTOREN • • • • • • • • • • • • • • • • Emotionaler Rückzug beider Partner (-) Unterstützung im Haushalt durch Ehemann (+) Regelmäßige Bewegung (Walking) 1-2x pro Woche (+) Gutes soziales Netz (+) Verständnisvolle Kollegen und Vorgesetzte (+) Finanziell abgesichert und eigenes Haus (+) Haus- und Gartenarbeit sehr umfangreich (-) Arbeitsstelle und Einkaufsmöglichkeiten im Umkreis von 10 km (+) Verheiratet (+) Mutter einer 8 jährigen Tochter (+) Grundschullehrerin (+) Zur Zeit arbeitsunfähig (-) Perfektionistische Grundeinstellung (-) Starkes Harmoniebedürfnis (-) Angespannte Partnerschaft (-) Emotionaler Rückzug beider Partner (-) 5 Therapieziele Ziele in der Behandlung der Mütter • Umfassende medizinisch-psychologische Rehabilitation • Unterstützung der Frauen in ihrer Mutterrolle • Sensibilisierung für mögliche Ängste und Sorgen der Kinder • Förderung einer heilsamen Kommunikation in der Familie • Unterstützung des gesamten Familiensystems Ziele in der Behandlung der Kinder • Stärkung der Resilienz über · Förderung aktiver Bewältigungsmechanismen · Förderung des emotionalen Ausdrucks · Förderung des Entspannungsfähigkeit · Förderung der Mutter-Kind-Beziehung • Therapeutische Interventionen bei aktuell bestehenden Störungen Strategien zur Zielerreichung während der Kurbehandlung Psychologische Strategien Die psychologischen Strategien basieren sowohl für die Erwachsenen als auch für die Kinder auf einem gruppenorientierten Ansatz. Gerade im Bereich der Psychoonkologie haben sich Gruppeninterventionen in verschiedenen Studien als erfolgreich in der Krankheitsbewältigung erwiesen. „Gemeinsam gesund werden“ richtet sich an Frauen nach einer Ersterkrankung mit abgeschlossener Erstbehandlung an Brustkrebs, die gleichzeitig Mütter versorgungsbedürftiger Kinder sind. Daraus ergeben sich nicht nur hinsichtlich der Grunderkrankung sondern auch unter anderen Aspekten viele Ähnlichkeiten in der Lebenssituation und damit auch in der Auseinandersetzung mit der Krebskrankheit und ihren Folgen. So entsteht unter den Patientinnen bereits in den ersten Tagen der Rehabilitationsmaßnahme ein außergewöhnlich starkes Zusammengehörigkeits- und Solidaritätsgefühl. In den Gesprächsgruppen wird dieses Erlebnis weiter gefördert, gleichzeitig trägt es auch dazu bei, dass schnell ein Vertrauensverhältnis als tragfähige Basis für gemeinsames Arbeiten entstehen kann. Die Gruppe widmet sich Fragen, die im Laufe der Krankheitsverarbeitung für viele Menschen eine Rolle spielen, wie z.B. dem Umgang mit Angst. Das Seminar zum Thema Kommunikation mit den Kindern hat eine Stärkung der elterlichen Kompetenz und eine Förderung der Kommunikation innerhalb der Familie zum Ziel. Hierbei werden auch entwicklungspsychologische Hintergründe vermittelt, um die unterschiedlichen Reaktionsweisen der Kinder auf die Erkrankung der Mutter zu verstehen. Ein gezieltes Entspannungstraining (PMR nach Jacobson) kann das allgemeine Wohlbefinden fördern, die körperei- 6 genen Abwehrkräfte steigern und emotionale Anspannung vermindern. Zudem zählt die PMR in Kombination mit imaginativen Techniken zu den wirksamsten Einzelinterventionen in der Psychoonkologie. Auch für die Kinder ist bereits das Erleben, mit dem Schicksal ihrer Familie nicht alleine da zustehen, therapeutisch wirksam. In der präventiv-therapeutischen „Schatzgruppe“ für Schulkinder bis 12 Jahren steht die Stärkung und Ermutigung der Kinder im Vordergrund. Mit Hilfe von Spielen, Gesprächen und unter dem Einsatz kreativer Mittel sowie über Naturerfahrungen können eigene Ressourcen erlebt und die Entwicklung von Bewältigungsstrategien für schwierige Lebenssituationen gefördert werden. Die Gemeinschaft mit anderen Kindern, die ähnliche familiäre Belastungen erleben, spendet Trost und Geborgenheit. Das Kind wird von der Übernahme altersunangemessener Verantwortung innerhalb des Familiensystems entlastet. Das begleitende Entspannungstraining beinhaltet Traumreisen mit Elementen des Autogenen Trainings sowie meditative Bewegungen, Tänze und kreatives Gestalten. Ziel ist das Erlernen von Kind gerechten Entspannungstechniken, um die Ruhefindung bei Stress durch körperliche und seelische Belastung zu unterstützen und die Fähigkeit zur Problemlösung in Konfliktsituationen zu fördern. Kinder im Alter von 3-6 Jahren werden präventiv-therapeutisch in einer „Traumgruppe“ unterstützt. Diese beinhaltet themenspezifische Stille-Übungen wie meditative Spiele und Tänze, Massagen, Traumreisen und kreatives Gestalten. Die Kinder werden in ihrer Entspannungsfähigkeit gefördert, können Stress abbauen und neue Kräfte sammeln. Zudem wird durch einen gemeinsamen Termin die Mutter-Kind-Beziehung gestärkt. Die Mütter und ggf. auch Väter der Traumgruppenkinder erhalten zusätzlich ein Elternseminar zur Traumgruppe. Im Seminar werden den Eltern Möglichkeiten aufgezeigt, auch im häuslichen Alltag entspannte Zeiten mit ihren Kindern zu etablieren, in denen durch die Erfahrung von Nähe und persönlicher Zuwendung die gemeinsame Beziehung gestärkt und beruhigt werden kann. Mögliche Ziele können die Wiederherstellung, Erhaltung und/ oder Verbesserung der Leistungsfähigkeit, Stärkung des Immunsystems, Steigerung des Wohlbefindens und Verbesserung des Körpergefühls, Vermittlung von Bewegungsfreude und Gruppenerleben sowie die Förderung der Entspannungsfähigkeit sein. Darüberhinaus ist es wichtig, den Patientinnen zu vermitteln, dass langfristig regelmäßig betriebene körperliche Aktivität und eine damit verbundene Lebensführung in der Sekundärprävention eine wichtige Rolle spielen. Alle erwachsenen Patientinnen erhalten ein psychologisches Aufnahmegespräch, in dem jeweils die individuellen Therapieziele und der sich daraus ergebende Therapieplan festgelegt werden. Es können sich neben den Gruppenangeboten Einzel-, Paar- und Familiengespräche anschließen. Dabei wird konsequent ein lösungs- und ressourcenorientierter Ansatz vertreten. Die möglichen Therapien der Kinder werden im Aufnahmegespräch mit den Müttern besprochen und festgelegt. Die Vielfalt physiotherapeutischer Behandlungsmethoden hat die Aufgabe, auf das körperliche und seelische Geschehen einzuwirken und die Entspannungsfähigkeit durch physikalische bzw. balneotherapeutische Maßnahmen zu fördern. Durch den gezielten Wechsel zwischen Aktivierung und Entspannung wird ein psychophysisches Gleichgewicht angestrebt, welches sich positiv auf die Lebensqualität auswirkt. Medizinische Strategien Ziel der Ernährungstherapie besteht darin, durch Aufklärung und Vermittlung von Kenntnissen über eine gesunde und ausgewogene Ernährungsweise vorbeugend ernährungsbedingte Folgeerscheinungen zu verhindern oder bereits entstandene zu vermindern. Eine Änderung der bisherigen Ernährungsgewohnheiten kann zu einer Verbesserung des Wohlbefindens und der Leistungsfähigkeit beitragen. Durch eine abwechslungsreiche und vollwertige Kost möchten wir eine Steigerung des Wohlbefindens, sowie eine Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit erzielen. Neben den routinemäßig stattfindenden gynäkologischen Arzt-Patienten-Kontakten zur Aufnahme-, Zwischen- und Abschlussuntersuchung finden weitere Beratungsgespräche statt, in welchen die Möglichkeit besteht, die jeweils individuelle Krankheitsproblematik zu erörtern. Ergänzend werden medizinische Vorträge zu den Themen Nachsorge bei MammaCa und Brustaufbau sowie schulmedizinische Therapien der Beschwerden z.B. des Fatigue-Syndroms, bei Knochen- und Gelenkschmerzen, Dysaesthesien u.a. angeboten. In weiteren Vorträgen werden Informationen zu den Themen Sport und Bewegung bei Krebs, gesunde Ernährung und Integrativmedizin gegeben. Bewegungstherapeutische Strategien Die Sporttherapie als bewegungstherapeutische Maßnahme kann mit geeigneten Mitteln gestörte körperliche, psychische und soziale Funktionen kompensieren, regenerieren, Sekundärschäden vorbeugen und gesundheitlich orientiertes Verhalten fördern. Die Betroffenen lernen wieder, Vertrauen in ihren Körper zu entwickeln und können Freude zu Zuversicht erleben durch erste kleine Leistungssteigerungen. Strategien der Ernährungsberatung Bei Krebserkrankungen kommt es sehr auf eine abwechslungsreiche, ansprechende, der individuellen Verträglichkeit angepasste Kost an. Diese sollte ein ausgewogenes Verhältnis von Nährstoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen möglichst unter Verwendung frischer Lebensmittel mit einem ausrechend hohen Anteil an Gemüse und Früchten enthalten. Der Bedarf an Eiweiß kann mit mageren Fleischsorten, Fisch und Milchprodukten gedeckt werden. Die angemessene Zufuhr mehrfach ungesättigter Fettsäuren, vorwiegend pflanzlichen Ursprungs, kann durch den regelmäßigen Verzehr von Seefisch ergänzt werden. Dabei wird die, durch die Erkrankung bzw. durch therapeutische Maßnahmen häufig gestörte, Verdauungsfunktion mit berücksichtigt. 7 Therapiemaßnahmen 1. Medizin a. Aufnahmeuntersuchung mit gemeinsamer Festle gung von Therapiezielen und Erstellung eines indivi duellen Therapieplans b. Zwischengespräch mit der Möglichkeit der Erörterung individueller medizinischer Probleme bzw. Modifizie rung des Therapieplans c. Bei Bedarf zusätzliche Sprechstundentermine d. Abschlussgespräch e. Arztvorträge zu den Themen Nachsorge bei Mamma-Ca und Fragen zum Brustaufbau sowie schulmedizinische Therapien bei Fatigue-Syndrom, Knochen- und Gelenk schmerzen, Dysaesthesien f. Vortrag: „Gesunde Ernährung“ g. Vortrag „Bewegungstherapie bei Krebs“ h. Vortrag „Komplementärmedizin“ i. Ggf. Medikamentengabe (z.B. Herceptin) 2. Psychologie Mütter a. Psychologisches Aufnahmegespräch b. Psychoonkologische Rehabilitation und ganzheitlich orientierte Gesundheitsförderung durch psychologische Gruppenangebote c. Psychoedukatives Seminar zum Thema „Kommunika- tion in der Familie“ d. Ergänzende Einzelberatung, Eltern-Kind-, Paar- oder Familiengespräche je nach individueller Problemlage e. Psychologische Elternberatung begleitend zu allen Kindertherapien f. Entspannungstraining: Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson g. Elternseminar „Traumgruppe“ zum Thema Entspannung mit Kindern im häuslichen Alltag h. Vortrag zu sozialrechtlichen Fragestellungen Kinder a. Altersdifferenzierte psychologische Gruppen zur Förderung aktiver Bewältigungsmechanismen b. Angebote zur Kinderentspannung für Schul- und Vorschulkinder c. Einzel- oder Familiengespräche zur ergänzenden individuellen Unterstützung und Problemlösung 8 d. Einbeziehung diagnostischer Beobachtungen aus den Kindertherapien in die Beratung der Eltern Väter a. Information, Austausch und Beratung – „Männer- gruppe“ b. Möglichkeit zur Teilnahme an Paar-, Familien- oder Beratungsgesprächen bezüglich der Kinder sowie an Vorträgen c. Möglichkeit einer parallel laufenden eigenen Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme 3. Sport/Bewegung a. Nordic Walking mit Leistungskontrolle b. Easy-line-Geräteraum mit Ergometer c. Schulter-Arm-Gruppe „zu Lande“ d. Schulter-Arm im Wasser e. Gymnastik mit Musik f. Frühsport g. Atemtherapie Für Kinder: a. Kindersport b. Haltungsturnen c. Nordic Walking ab 12. Lj d. Gymnastik mit Musik ab 12. Lj e. Geländespiele ab 7. Lj f. Wasserspiele g. Atemtherapie h. Melissebäder i. Wassertreten, Kneippsche Güsse 4. Physikalische Therapie a. Marnitzmassage oder Massage und Heißluft b. Lymphdrainage/Wickeln c. Kneippsche Güsse d. Wassertreten e. Elektrotherapie f. Stangerbad g. Narbenbehandlung h. Krankengymnastik einzeln Freizeitprogramm Therapeutisches Team Die Patientinnen der Rehabilitationsmaßnahme „gemeinsam gesund werden“ werden interdisziplinär begleitet und betreut von allen Abteilungen der Klinik Ostseedeich. Das therapeutische Team setzt sich wie folgt zusammen: In der medizinischen Abteilung stehen die leitende Ärztin (Fachärztin für Allgemeinmedizin) sowie weitere Ärzte mit den Fachgebieten Gynäkologie, Dermatologie, Kinder- und Jugendmedizin und Allgemeinmedizin zur Verfügung. Das medizinische Team wird ergänzt durch den Pflegedienst, bestehend aus exam. Krankenschwestern, exam. Kinderkrankenschwestern und medizinischen Fachangestellten. Die bewegungstherapeutischen und physikalischen Anwendungen werden durchgeführt von SportwissenschaftlerInnen, Sport- und GymnastiklehrerInnen, PhysiotherapeutInnen, MasseurInnen und Badehelferinnen. Für die Ernährung ist das Küchenpersonal sowie Diätassistentinnen und nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ausgebildete Ernährungsberaterinnen zuständig. Die psychotherapeutische Versorgung der Patientinnen und Patienten wird von einem Team von Diplompsychologinnen und Sozialtherapeutinnen unter Leitung einer Psychologischen Psychotherapeutin sichergestellt. Umfangreiche Zusatzqualifikationen bestehen u.a. auf den Fachgebieten Psychoonkologie, Kindertherapie, Familientherapie, systemische Therapie. Ergänzt wird das Team durch eine ausgebildete Entspannungspädagogin für Kinder. In unserer Kindertagesstätte „Kinderboot“ werden die Kinder in altershomogenen Gruppen von Mitarbeiterinnen mit den Qualifikationen Erzieherin sowie Sozialpädagogische Assistentin betreut. Eine Gymnasiallehrerin unterstützt und beaufsichtigt die Kinder bei der Ausarbeitung der von ihren Schulen mitgegebenen Aufgaben. Evaluation Die Arbeitsgruppe Therapieevaluation an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -Psychotherapie und –Psychosomatik der Universität Marburg wurde 2006 von der Rexrodt von Fircks Stiftung beauftragt, eine externe und wissenschaftlich unabhängige Evaluation unter der Leitung von Professor Mattejat durchzuführen. Die Wirksamkeit der Rehabilitationsmaßnahme sollte untersucht werden. Insgesamt wurden im Rahmen der Studie 770 Teilnehmerinnen befragt. Sie beantworteten vor Beginn, nach Beendigung, drei Monate und ein Jahr nach der Teilnahme an „gemeinsam gesund werden“ mittels standardisierter Bögen Fragen zu ihrer Lebensqualität und Behandlungszufriedenheit. Aufgrund einer sehr hohen Teilnahmequote sind die ermittelten Ergebnisse sehr aussagekräftig. „Wir konnten belegen, dass die Maßnahme deutlich kurative Effekte erbringt. Dazu gehören die Verringerung von Beeinträchtigungen, die Verbesserung der Lebensqualität und die Verringerung von psychischen Störungssymptomen“, sagt Prof. Dr. Fritz Mattejat, Leiter der Studie. So geht zum Beispiel auch die Belastung der befragten Frauen stark zurück: Während sich vor Beginn der Maßnahme noch 46 Prozent der befragten Frauen stark belastet fühlen, sank diese Zahl ein Jahr nach Abschluss der Reha auf 13 Prozent ab. Auch die Belastung der Kinder (bis 14 Jahre) reduzierte sich nach Einschätzung der Mütter im Laufe des Befragungszeitraumes kontinuierlich und signifikant. Lag der Anteil der stark belasteten Kinder zu Beginn der Maßnahme noch bei 26,9 Prozent, so sank dieser nach Abschluss der Maßnahme auf 6,1 Prozent. 9 Deichweg 1 · 23743 Grömitz Tel.: 04562 253-0 · Fax: 04562 253-100 klinik-ostseedeich@mutter-kind.de www.klinik-ostseedeich.de Klinik Ostseedeich Mitglied der Station Neustadt Millberger Weg 1 · 94152 Neuhaus/Inn Tel.: 08503 9004-0 · Fax: 08503 9004-39 www.mutter-kind.de · arge@mutter-kind.de © 08/2013 Eltern & Kind Kliniken Dienstleistungs GmbH • Änderungen vorbehalten • Bildnachweis: Tourismusverband Grömitz Hier finden Sie uns: