Mein Studiensemester in Buenos Aires, Sommersemester 2013

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Mein Studiensemester in Buenos Aires, Sommersemester 2013
Mein Studiensemester in Buenos Aires, Sommersemester 2013
Vor der Reise
Bevor man sich ins Abenteuer „La Argentina“ stürzt, sollte man, um es dann auch in vollen Zügen
genießen zu können, zu Hause schon einmal einige Dinge vorbereiten. Dazu gehört zum Beispiel das
Abschließen einer Auslandskrankenversicherung. Vorab erkundigt man sich am besten bei der
eigenen Versicherung, ob sie eventuell ein erweitertes Versicherungspaket fürs Ausland anbieten. Ich
hatte eine Auslandsversicherung bei „Travel Secure“, die ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
hatten. Alternativ soll das ADAC-Versicherungspaket auch gut sein.
Zu meiner Reisevorbereitung gehörte auch eine Auffrischung meiner Impfungen, hierzu bespricht
man sich am besten auch mit dem Arzt, wohin man eventuell noch reisen möchte und welche
Impfungen dafür empfohlen sind. Die Gelbfieberimpfung, die für Reisen nach Bolivien beispielsweise
benötigt wird, kann man in Buenos Aires ganz unkompliziert und kostenlos machen (weitere Infos
dazu unter: http://www.msal.gov.ar/index.php/component/content/article/48/272-vacuna-fiebreamarilla).
Bezüglich des Visums braucht man sich vor dem Aufenthalt noch keine Gedanken machen. Zunächst
bekommt man bei der Einreise ein kostenloses dreimonatiges Touristenvisum. Vor Ort muss jeder
Studierende beim „Direccion Nacional de Migraciones“ ein Studentenvisum beantragen. Hierfür
sollte man viel Zeit und Nerven mitbringen. Bei mir war das Visum beispielsweise erst drei Wochen
nach geplantem Termin da, eine andere Freundin hat es erst einen Tag vor ihrer Ausreise bekommen.
Dass solche Dinge in Argentinien einfach häufig länger dauern, lernt man aber schnell und plant es
dementsprechend ein. Die Variante nach drei Monaten aus- und wieder einzureisen, reicht leider
nicht aus, da man nur mit dem Studentenvisum am Ende auch die Kurse an der UBA mit einem
Leistungsnachweis abschließen kann. Das genaue Vorgehen wird bei der Einführungsveranstaltung in
der Uni nochmal genau erklärt.
Außerdem kann ich empfehlen, im Voraus ein paar Passfotos (mit weißem Hintergrund für das
Visum!) und Passkopien für den Notfall zu machen.
Anreise
Generell gilt, je früher der Flug gebucht wird, desto besser. Besonders diejenigen, die im
Wintersemester nach Buenos Aires gehen, sollten möglichst weit im Voraus buchen, da die Preise
über die Sommermonate stark ansteigen. Ich kann jedem empfehlen, sich bei STA-Travel nach Flügen
zu erkundigen, denn dort gibt es häufig Studentenangebote und sehr gute Konditionen für
Änderungen des Rückflugdatums bzw. offene Rückflugmöglichkeiten.
Bei der Passkontrolle am Flughafen in Buenos Aires werden seit Anfang 2013 von jedem Passagier ein
Foto und ein Fingerabdruck gemacht. Ich war im ersten Moment nicht darauf vorbereitet und etwas
verunsichert. Es soll aber eine reine Sicherheitsmaßnahme sein, die für jeden Passagier gilt.
Vom Flughafen in Buenos Ares aus gibt es drei Möglichkeiten, um in die Innenstadt zu gelangen:
Taxen (ca. 45,-€), das Busunternehmen „Tienda León“ (ca. 10,-€) oder den ganz normalen Stadtbus
(ca. 40,-Cent). Das Busunternehmen „Tienda León“ ist in meinen Augen die beste und sicherste
Möglichkeit, um in die Stadt zu kommen. Das Ticket kann man bei Ankunft am Flughafen am Tienda
León-Schalter kaufen und dann direkt in den Bus, der alle halbe Stunde abfährt, einsteigen. In Retiro,
dem Busbahnhof, an dem man in Buenos Aires abgesetzt wird, kann man dann ein Taxi nehmen, um
an den gewünschten Ort zu kommen. Taxen stehen dort eigentlich immer schon bereit. Ich würde
davon abraten, ein Taxi direkt vom Flughafen in die Innenstadt zu nehmen, da ich die Erfahrung
gemacht habe, dass die Taxifahrer leider von Ausländern häufig sehr viel mehr Geld verlangen.
Wohnen in Buenos Aires
Viele Austauschstudierende wollen in Palermo oder Recoleta wohnen, da es dort besonders hip und
am sichersten sein soll. Allerdings sind dort die Mieten teilweise auch doppelt so hoch, wie in
anderen Stadtteilen. Ich habe in Balvanera, neben dem „Plaza del Congreso“, also ziemlich zentral,
gewohnt. Ich habe mich dort sehr wohl und auch sicher gefühlt. Allerdings sollte man, wenn man
direkt im Zentrum wohnen möchte, den Großstadttrubel mögen und bei hupenden Autos schlafen
können.
Wer es etwas ruhiger, aber trotzdem zentral mag, dem würde ich den Stadtteil Almagro zum
Wohnen empfehlen. In Almagro habe ich mich immer besonders gerne aufgehalten, da es mir das
Leben dort noch so authentisch vorkam. Im Gegensatz zu Palermo und Recoleta, kann sich die
„normale“ Bevölkerung in Almagro noch eine Wohnung leisten. In Almagro gibt es den „Parque
Centenario“, in dem man die Sonntage unter einem schattigen Baum bei einem Picknick verbringen
kann. Häufig finden dort auch Konzerte statt und an Sonntagen gibt es immer einen Kunst- und
Flohmarkt. Ein breites Kulturangebot und urige Tangobars, wie „La Catedral“ oder die „Bar Roberto“
tragen noch zur Gemütlichkeit des Bezirks bei.
Eine Unterkunft in Buenos Aires zu finden, ist nicht allzu schwer. Viele meiner Freunde haben über
die Seiten http://www.compartodepto.com und http://buenosaires.es.craigslist.org/roo/ ihr Zimmer
gefunden. Normalerweise würde ich empfehlen, etwas früher anzureisen und dann vor Ort ein
Zimmer zu suchen, damit man sich das Zimmer angucken und die Mitbewohner gleich kennen lernen
kann. Bei mir war es etwas anders, da ich schon im Voraus über den Tipp einer Viadrina-Studentin,
die auch an der UBA studiert hatte, ein Zimmer in einer WG in Balvanera gefunden hatte. Ich habe
dort mit einem Argentinier/-innen, einer Kolumbianerin und einer Französin gewohnt. Da viele
Argentinier/-innen noch bei ihren Eltern wohnen, ist es leider gar nicht so einfach, eine WG mit
Einheimischen zu finden. Das heißt aber nicht automatisch, dass es schwierig ist, mit
spanischsprachigen Leuten zusammenzuwohnen, denn es gibt es sehr viele Kolumbianer und
Chilenen, die in Buenos Aires studieren und häufig WG-Zimmer vermieten.
Bei Interesse kann ich die Kontaktdaten meiner Vermieterin gerne weitergeben. Die Wohnung ist in
einem wunderschönen Jugendstilhaus im sechsten Stock, mitten im Zentrum gelegen.
Lebenshaltungskosten
Die Lebenshaltungskosten in Buenos Aires sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Besonders an
den Lebensmittelpreisen konnte ich diesen Anstieg gut beobachten (der Käsepreis ist beispielsweise
während meiner Zeit in Buenos Aires um 4,- Pesos angestiegen). Man sollte wissen, dass man
bestimmte Dinge wie Brot, Obst und Gemüse, Käse oder Fleisch, nicht im Supermarkt, sondern direkt
in den Läden dafür, also in einer „panadería“, in einer „verdulería“, in einer „quesería“ oder einer
„carnicería“ kaufen sollte. Dort ist die Qualität sehr viel besser und in den meisten Fällen sind die
Preise sogar günstiger.
Insgesamt sind die Lebenshaltungskosten etwas höher als in Berlin. Ich brauchte monatlich im Schnitt
700,- bis 800,-€ für Verpflegung, Unterkunft und Freizeitaktivitäten, habe allerdings auch relativ
sparsam gelebt.
Universidad de Buenos Aires (UBA) / Facultad de Filosofía y Letras
Ein Semester an der Facultad de Filosofía y Letras der UBA studieren zu können, war eine
wahnsinnige spannende und inspirierende Erfahrung für mich.
Wenn man die Eingangshalle der Fakultät betritt, hat man nicht das Gefühl, sich in einer Uni zu
befinden – zumindest nicht, wenn man die deutschen Unistandards gewohnt ist. Die gesamte
Fakultät ist plakatiert mit Marx-/Lenin-/ und Che Guevara - Postern. Das Bild wird ergänzt durch die
Mate-trinkenden Studierenden, die sich bei gutem Wetter auf dem Innenhof tummeln und
Empanadas und Pan Relleno (beides argentinische Spezialitäten, die unbedingt probiert werden
sollten!) essen, eifrig diskutieren, lachen, Musik machen und Plakate für die nächste Demo basteln.
Besonders belebt ist die Fakultät ab 17.00 Uhr, da viele Argentinier/-innen tagsüber arbeiten und
nachmittags und abends die Uni besuchen. Wer also das authentische argentinische Studentenleben
in der Fakultät erleben will, sollte sich auch Kurse in den Abendstunden aussuchen (es gibt Kurse bis
24.00 Uhr!). Die Abendkurse sind zwar teilweise ziemlich voll, es gibt aber selten Begrenzungen in
den Kursen und falls es mal nicht genug Sitzplätze geben sollte, weichen die Studierenden auf den
Fußboden aus. All diese kleinen Unterschiede im Vergleich zu meinem deutschen Unialltag, machten
die Unierfahrung an der UBA für mich so besonders.
Das Niveau der UBA habe ich als recht hoch empfunden. Auch wenn die Fakultät nach Außen sehr
„runtergekommen“ wirkt, unterrichten dort viele sehr gute und engagierte Professor/-innen. Über
den genauen Ablauf des Semesters gibt Mercedes Cravero aus dem International Office bei der
Einführungsveranstaltung genaue Informationen. Vorweg lässt sich aber vielleicht schon mal sagen,
dass die Kurse an der Fakultät in sogenannte „Seminarios“ und „Materias“ eingeteilt sind. Die
Seminarios sind mit unseren Einführungsveranstaltungen vergleichbar, sie finden sechs Stunden pro
Woche statt, wobei davon vier Stunden Theorie behandelt und zwei Stunden praktisch,
beispielsweise in Gruppenprojekten, gearbeitet wird. Als Leistungsnachweis müssen normalerweise
zwei Klausuren geschrieben und eine mündliche Prüfung gemacht werden. Die Materias sind für vier
Stunden pro Woche angesetzt und mit den Vertiefungsveranstaltungen der Viadrina vergleichbar.
Leistungsnachweise sind in der Regel eine Hausarbeit und ein Referat. Die Fakultät hat keinen OnlineKurskatalog, das heißt, dass man die Kursauswahl erst vor Ort an denn Aushängen in der Fakultät
sehen kann. Für die Kurswahl schreibt man die Kurse, die man gerne besuchen möchte auf und
bespricht die Auswahl mit dem International Office. Man kann bis zu fünf Kurse belegen, allerdings
habe ich die Erfahrung gemacht, dass mehr als drei Kurse kaum machbar sind - die Vor- und
Nachbereitung der Kurse sollte nicht unterschätzt werden. An der Facultad de Filosofía y Letras
finden alle Kurse auf Spanisch statt, weshalb ich empfehlen kann, mit ausreichenden
Spanischkenntnissen an die Uni zu gehen (mindestens B1). Allerdings sollte man auch nicht zu große
Scheu davor haben, auf Spanisch zu studieren. Für mich waren die Berge an spanischer Literatur, die
wir wöchentlich oft zu lesen aufbekamen sowie das Schreiben spanischer Hausarbeiten und Essays
anfangs auf jeden Fall eine große Herausforderung. Nachdem ich mich aber durch die ersten Wochen
gekämpft hatte, konnte ich schnell immer besser im Unterricht mithalten und merkte, wie stark das
Besuchen der Kurse und die Vor-und Nachbereitung zur Verbesserung meiner Spanischkenntnisse
beitrug.
Ein paar Impressionen des Unialltags an der UBA:
Verkauf vor der Uni
Gang zur Mensa
Seminarraum
Sicherheit
Mir selbst und auch innerhalb meines Bekanntenkreises ist niemandem in Buenos Aires etwas
wirklich Gefährliches passiert. Allerdings passieren immer wieder Diebstähle und Übergriffe,
besonders auch bei Touristen. Um dies zu vermeiden, sollte man sich an einige Regeln halten.
Generell würde ich auf jeden Fall empfehlen, nur die Radiotaxen zu nehmen. In Buenos Aires kann
theoretisch jeder als Taxifahrer arbeiten, indem er/sie sich das entsprechende Auto (meistens sind
die Taxis gelb-schwarz) kauft und damit Leute von A nach B fährt. Mit der Zeit habe ich
mitbekommen, dass viele Einheimische auch die nicht-offiziellen Taxen nehmen, ich bin aber bis zum
Ende nur mit den Radiotaxen gefahren, da ich mich damit sehr viel sicherer gefühlt habe. Der Vorteil
an Radiotaxen ist, dass sie zu einem offiziellen Taxiunternehmen gehören und per Funk vernetzt sind,
so würde es bei einem Radiotaxi beispielsweise auffallen, wenn es für längere Zeit verschwinden
würde. Bei allen anderen Taxen gibt es dort keinerlei Überprüfung. Zudem habe ich öfters gehört,
dass die Nicht-Radiotaxen manchmal gefälschte Anzeigeuhren haben, um so am Ende mehr Geld
verlangen zu können. Die Radiotaxen sind gut zu erkennen durch den Schriftaufzug „Radiotaxi“ an
der Seite des Autos oder auf einer Anzeige auf dem Autodach, so wie man es von deutschen Taxen
kennt.
In Buenos Aires gibt es einige Ecken, in denen man sich bei Einbruch der Dunkelheit nicht mehr
aufhalten sollte, dazu gehören insbesondere die Gegend rund um den Plaza Miserere , der Bezirk
Constitución sowie der Bahnhof Retiro. Außerdem habe ich mich in San Telmo bei Nacht teiwleise
nicht wohl gefühlt, da die Straßen dort sehr dunkel und vermüllt sind. Also hier am besten auch ein
Taxi nehmen, wenn man nachts in einen der vielen Bars und Clubs in San Telmo unterwegs ist.
Ein beliebter Trick bei Dieben besteht darin, Passanten mit Farbe oder sonstigen Flüssigkeiten zu
beschmutzen um sie danach auszurauben. Davor sollte man sich besonders in den kleinen Gassen in
San Telmo und im Zentrum rund um den Congreso in Acht nehmen. Falls man doch mal erwischt
wird, sollte man in jedem Fall einfach weiterlaufen und keine Hilfe von fremden Personen
annehmen.
Allgemein gilt, kleine Straßen bei Dunkelheit möglichst zu meiden, da diese oft nur wenig beleuchtet
und nachts ziemlich verlassen sind. Da sich die quadratisch aufgebaute Stadt aber immer an den
großen belebten Straßen orientiert, klappt es in der Regel sehr gut, dass man sich auch nur auf
diesen aufhält.
Die „Porteños“
„Porteño“ leitet sich ab vom spanischen „del Puerto“ und bezeichnet, eine Person, die in einer
Hafenstadt lebt. Seit dem 19. Jahrhundert bezieht sich die Bezeichnung „Porteño“ auf die Einwohner
von Buenos Aires. Hier sollen nur ein paar für mich typische Eigenheiten der porteños genannt
werden.
Zunächst einmal habe ich die porteños“ als unglaublich herzliches und großzügiges Volk
kennengelernt, das großen Wert auf die gemeinsame Zeit mit Freunden legt. Und wie lässt sich die
die Zeit mit Freunden besser verbringen, als bei einem „Asado“ (typischer argentinischer Grillabend)?
Für eine/n Argentiner/-in gibt es da wohl keine bessere Option. Asados sind den Argentinier/-innen
heilig und werden regelmäßig an den Wochenenden zelebriert. Dazu fließt jede Menge „Fernet con
Coca“ (typisches Getränk in Argentinien) und Malbec-Rotwein.
Was mir schnell auffiel, war der lange Alltag, den viele meiner argentinischen Freunde jeden Tag zu
bewältigen haben. Viele arbeiten tagsüber und gehen abends noch in die Universität, einige von
ihnen haben nebenbei sogar noch eine Familie zu versorgen. Mich hat es immer beeindruckt, wie
viel Energie die Argentinier/-innen haben! - Ihr starker Mateteekonsum trägt sicherlich seinen Teil
dazu bei! ;-)
Woran ich mich anfangs erst gewöhnen musste, waren die unterschiedlichen Essenszeiten, denn
Argentinier/-innen essen in der Regel nicht vor 22.30 Uhr zu Abend. Innerhalb meiner Zeit in Buenos
Aires habe ich mich zumindest etwas umgestellt, dennoch war ich in meiner WG mit Argentinier/innen und einer Kolumbianerin bis zum Ende hin die „typische Deutsche“, wenn ich um 21.00 Uhr das
Abendessen vorbereitet habe.
Außerdem sollte man wissen, dass Argentinier/-innen gerne zu spät kommen, das gilt in der Uni für
die/den Professor/-9n, die/der zu spät zu ihrem/seinem Seminar kommt, genauso wie für Freunde,
die man auf einen Kaffee trifft. Aber daran gewöhnt man sich schnell und es hat mich überrascht, wie
bald auch ich, eigentlich eine sehr pünktliche Person, mich auf die argentinische Zeit umgestellt
hatte.
Eine weitere Eigenheit der Argentinier/-innen, die mir in dem Großstadtchaos manchmal etwas
paradox vorkam, die ich aber gleichzeitig auch als sehr angenehm empfand, ist das Bilden von
Warteschlangen vor Bushaltestellen, dort sind sie zur Feierabendzeit besonders lang oder vor
Banken. In Geschäften wie Bäckern, Drogerien oder bei der Post wird meistens eine Nummer
gezogen.
Neben der Uni
Denjenigen, die sich gerne sozial engagieren wollen, möchte ich die Organisation „Zero Fronteras“
empfehlen. „Zero Fronteras“ ist eine Organisation, deren Mitglieder Kindern in La Boca beim
Bewältigen der Hausaufgaben helfen, warme Mahlzeiten für Bedürftige vorbereiten und auch sonst
viele kulturelle Veranstaltungen organisieren. Die Organisation arbeitet mit Austauschstudierenden,
die für ein/mehrere Semester nach Buenos Aires kommen, zusammen. Ich habe mich in meinen
letzten drei Monaten bei „Zero Fronteras“ engagiert und hatte sehr viel Spaß dabei, besonders auch
durch die Dankbarkeit, die die Kinder mir gegenüber zeigten. Durch das Projekt hatte ich die
Möglichkeit, außerhalb des akademischen Rahmens, indem ich mich vorher, durch meinen Unialltag
und die Bekanntschaften dort, viel bewegt hatte, die Stadt und die Leute nochmal ganz anders
kennen zu lernen.
Ansonsten gibt es in Buenos Aires unglaublich viel zu entdecken – so viel, dass man niemals den
Anspruch haben sollte, alles sehen zu wollen - zumindest habe ich diesen Anspruch schnell
aufgegeben. Was aber zu den Dingen zählt, die man auf jeden Fall einmal in Buenos Aires gemacht
haben sollte, ist natürlich, sich wenigstens einmal im Tangotanzen zu probieren. In Buenos Aires gibt
es jeden Tag zu jeder Zeit und für jeden die Möglichkeit, eine Milonga oder eine Tangostunde zu
besuchen. Meine Lieblingstangobar war „La Catedral“ in Almagro. In „La Viruta“ gibt es auch eine
empfehlenswerte Milonga. Um einen Überblick über das breite Angebot an Tangoveranstaltungen
zu bekommen, kann man sich hier registrieren: http://www.eltangauta.com.
Im Centro Cultural gibt es häufig sehr gute Ausstellungen, die in der Regel sogar kostenlos sind.
Außerdem kann ich jedem/r Kunstliebhaber/-in das MALBA für zeitgenössische Kunst empfehlen.
Einen Überblick über das breite Angebot an Kulturveranstaltungen in Buenos Aires bekommt man
hier: www.buenosaires.gob.ar/agendacultural. Eine weitere Internetadresse für Informationen zum
Ausgehen ist diese hier: www.vuenosairez.com.
Wer die Möglichkeit hat, sollte sich auch einen Besuch im „Teatro Colón“ nicht entgehen lassen. Das
„Teatro Colón“ gehört zu den berühmtesten Opernhäusern der Welt und ist sehr beeindruckend.
Achtung, die Führungen durch das Theater sind häufig teurer, als ein Stehplatz für eine
Veranstaltung! Ich habe mir zweimal ein Konzert von einem Stehplatz aus angehört und die Akustik
und die Sicht waren sehr gut.
Weniger spaßig, aber geschichtlich sehr bedeutend und deshalb sehenswert und interessant, ist das
„ESMA“ (Escuela de Mecánica de la Armada), eine Ausbildungseinrichtung der argentinischen
Marine, die während der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 als Geheimgefängnis und als größtes
Folterzentrum Argentiniens diente. Man sollte sich im Voraus über die Internetseite für einen Termin
anmelden, da die Führungen oft schon Wochen im Voraus ausgebucht sind.
Wem der Großstadttrubel mal zu viel wird, der sollte einen Tag im „Reserva Natural“, zu dem man
am Wasser entlang durch Puerto Madero spazieren kann, verbringen. Dort angekommen hat man
nicht mehr das Gefühl, in Buenos Aires zu sein. Die Vögel zwitschern, es riecht nach Blumen und
Bäumen und wenn man Glück hat, sieht man sogar freilebende Mehrschweinchen. Außerdem kann
man von Buenos Aires aus auch jede Menge Tagesausflüge ins Umland machen, beispielsweise zum
Flussdelta in Tigre oder nach San Antonio de Areca.
Wenn an Wochenenden oder vor bzw. nach des Semesters noch Zeit bleibt, kann man von Buenos
Aires aus innerhalb von drei Stunden mit dem Schiff nach Uruguay fahren. Wenn man etwas mehr
Zeit hat, kann ich empfehlen, die Ostküste noch weiter von Montevideo aus hoch zu reisen. Ich bin
bis Valizas gefahren, einem wunderschönen kleinen von Dünen umgebenen Fischerdörfchen, in dem
man gut eine Woche verbringen und die Seele baumeln lassen kann.
Und bei wem dann Geld und Zeit am Ende noch reicht, die/der sollte auf jeden Fall noch andere
Ecken Argentiniens bzw. andere lateinamerikanische Länder erkunden! Meine Reisen im Norden
Argentiniens, in Bolivien und in Uruguay haben mir jedenfalls Lust auf mehr gemacht und die nächste
Reise ist schon geplant!:-)