King`s College London-Garbers

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King`s College London-Garbers
Erfahrungsbericht King's College London 2012/2013
von Vanessa Garbers
Die Uni
Das King's College London ist eine großartige Uni in super Lage. Das German Department ist
im Strand Campus, der wirklich zentraler nicht liegen könnte. Der Campus ist unmittelbar an
der Themse und nebenan ist das Somerset House. Man kann Strand super mit öffentlichen
Verkehrsmitteln erreichen (zahlreiche Busse halten genau vor dem Eingang und viele TubeStationen sind auch in der Nähe). Da der Campus so gut gelegen ist, ist man wirklich schnell
mitten im Zentrum. Die beliebte Gegend Covent Garden, zum Beispiel, ist nur 3 Minuten zu
Fuß entfernt. Dort kann man super mit Freunden Essen gehen oder abends nach der Uni noch
etwas trinken gehen. Die Hauptbücherei der Uni, die Maughan Library, ist auch nur maximal
einen zehnminütigen Fußweg vom Strand Campus entfernt. Die Maughan ist eine sehr schöne
Bücherei, in der eine tolle Arbeitsatmosphäre herrscht und die wirklich eine große Auswahl
hat.
Das German Department am King's ist realitv klein im Vergleich zu dem, was wir von
Heidelberg gewöhnt sind. Das ist aber in keiner Weise negativ. Ganz im Gegenteil: Alles ist
sehr persönlich, fast heimisch, denn jeder kennt jeden. Seminare finden überwiegend in
kleinen Gruppen von ungefähr zehn Studenten statt. Das hat den Vorteil, dass man wirklich
mitmacht und sehr aufmerksam sein muss. Durch die kleine Anzahl der Studenten lernt man
auch schnell alle kennen und wird gut in die Gruppe integriert. Das German Department am
King's bietet (wie wir es auch aus Heidelberg kennen) Linguistik- und Literaturseminare an.
Außerdem kann man kulturwissenschaftliche Seminare belegen, und, was mir am meisten
Spaß gemacht hat, Filmseminare (dann mit Bezügen zu deutscher Literatur oder Geschichte).
Man wird auf ganz unterschiedliche Wiese benotet. Oftmals werden zwei- oder dreistündige
Klausuren geschrieben. Manchmal setzt sich die Note aber auch aus mehreren Teilen
zusammen, zum Beispiel einer Präsentation, einem Kurzessay und einer kurzen Klausur.
Allgemein ist es etwas anderes Arbeiten, als was wir von Heidelberg gewöhnt sind. Mehrere
kurze Essays müssen teils Semesterbegleitend abgegeben werden, anstatt einer längeren
Hausarbeit am Ende des Semesters. Semester kann man in London auch eigentlich gar nicht
sagen, denn das akademische Jahr setzt sich dort aus drei "terms" zusammen. Der erste term
geht bis Weihnachten, die Klausuren folgen im Januar. Dann folgt der zweite term von Januar
bis Ende März. Es folgen ein Monat Osterferien und dann ein letzter term von Ende April bis
Anfang Juni. In diesem Zeitraum finden allerdings keine Veranstaltungen mehr statt, er dient
zur reinen Vorbereitung auf die Klausuren und zum Essay schreiben. Für deutsche Studenten
ein ungewohntes System, aber man gewöhnt sich schnell daran.
Der Strand Campus als Einrichtung bietet auch alles, was ein Student braucht. Lernräume,
eine Mensa, mehrere Cafes, eine Bar/Bistro, Computerräume, uvm.
Die Stadt
London ist eine Wahnsinnsstadt! Es gibt so vieles zu tun und es wird nie langweilig! Ein ganz
wichtiger Faktor, der zum Leben in London beiträgt, ist allerdings das Geld. Das Leben in
London ist alles andere als günstig. Abgesehen von den unfassbar hohen Mietpreisen, ist das
sonstige Leben auch nicht wirklich günstig. Man muss allerdings einfach wissen, wo man
sparen kann. Je nachdem, wo man wohnt, muss man sich überlegen, wie oft man zum
Beispiel den Public Transport nutzt und welche Art das ist (Bus, Tube - wobei der Bus
tendenziell immer günstiger ist, als die Tube, teils aber auch doppelt so lange braucht!). Hier
kann man dann allerdings gut sparen. Denn ein Semesterticket gibt es nicht, nur eine
Studentenkarte, mit der man Rabatt auf Monatskarten bekommt.
Es gibt kaum eine Stadt, die so multikulturell ist, wie London! Daher kann man vor allem
super Essen gehen, ob Indisch, Vietnamesisch, Italienisch, Spanisch, ja sogar deutsche Küche
ist beliebt auf der Insel. Auch hier gilt wieder: Hört man sich etwas um und forscht im
Internet nach, findet man nette Plätze, die auch nicht all zu teuer sind, oder die
Studentenangebote haben. Allgemein gibt es in London viel Studentenrabatt, es wird nur nicht
gesagt. Daher immer nach student discount fragen, oftmals hat man Glück. Neben dem Essen
gibt es aber auch immer andere multikulturelle Events, die man sich mal angucken könnte.
Zur Weihnachtszeit gibt es zum Beispiel den traditionell German Christmas Market, oder den
Skandinavian Christmas Market, und im Februar wird groß das Chinese New Year gefeiert.
Ausgehen kann man in London natürlich auch und das nicht zu kanpp. Je nachdem, wonach
einem ist, kann man in Clubs, Bars oder natürlich in die traditionellen Pubs. Im Zentrum und
Richtung Westen geht man eher "posh" aus, Camden und vor allem East London bieten eine
eher "coole" Partyszene. Die Tube fährt bis kurz nach Mitternacht, aber es gibt reichlich
Nachtbusse und günstige Taxi-Stellen, sodass man immer bequem nach Hause kommt und
wenn man sich ein Taxi teilt, ist das gar nicht mal teuer. Das Ausgehen und Feiern in London
ist etwas anders, als wir es aus Deutschland kennen. Es geht schon um 18 Uhr los, da viele
direkt nach der Arbeit auf einen Pint Bier in die Pubs ziehen. Wenn man einen Bar/PubAbend macht, ist man um Mitternacht schon auf dem Heimweg, da machen die meisten Pubs
zu (um diese Zeit geht's in Deutschland doch erst richtig los!). Aber natürlich gibt es auch die
Clubs, in denen man bis zum Morgen durchtanzen kann. Viele Clubs haben hohe
Eintrittskosten, viele wiederum nicht. Erfahrungsgemäß kann ich aber sagen, dass man sich
ruhig mal die hohen Eintrittskosten gönnen sollte, vor allem wenn man wirklich mit Briten in
Kontakt kommen möchte. Oftmals treffen bei den günstigen Studenten-Clubs nämlich doch
wieder nur Austauschstudenten aufeinander, unter denen auch viele Deutsche sind.
Kulturell gesehen gibt's in London endlos Angebote. Was besonders toll ist: Alle großen
Museen kosten keinen Eintritt (British Museum, National Gallery, Tate Modern, Tate Britain,
usw.)! Zusätzlich ist natürlich die Musik für die Briten essentiell und demnach gibt es immer
tolle Auftritte, zu denen man gehen kann, ob es große Konzerte von bekannten Bands sind,
oder aber Gigs von anstrebenden nicht-Mainstream Musikern. Um rauszufinden, was
wöchentlich ansteht, bietet sich das TimeOut Magazin an. Es wird wöchentlich vor den Tube
Stationen verteilt, aber man kann natürlich auch immer auf der Homepage rumschnüffeln.
Dort wird wirklich eine breite Reichweite an kulturellen Angeboten aufgelistet und teils wird
auch nach finanziellen Möglichkeiten sortiert (z.B. günstig Essen gehen, Theater Restposten
Tickets, etc.).
Wenn man Sportbegeistert ist, hat man in London natürlich auch einiges zur Auswahl. Da
wären zum Einen die fünf Premier-League Teams, zu deren Spielen man auch günstig LastMinute Tickets ergattern kann. Außerdem kommt ja alljährlich das Wimbledon-Turnier. Eine
typisch britische Erfahrung war für mich ein Cricket Match. Das ist ein großartiges Event, bei
dem einfach gute Stimmung herrscht. Wenn man sich vorher ein bisschen mit den regeln
vertraut gemacht hat, macht es einen riesen Spaß, und ich kann nur empfehlen, das mal
anzugucken.
Wohnen
Wie bereits angedeutet, sind die Mietpreise in London (für uns Deutsche) ungemein hoch. Mit
durchschnittlich 600/700€ pro Monat muss man schon rechnen, wenn man innerhalb der
Zonen 1-2 leben möchte (was ich nur empfehlen kann, da die Distanzen in der Großstadt doch
nochmal anders sind, als wir gewöhnt sind, und ein Zimmer in Zone 3 oftmals mit einem
mind. einstündigen Nachhauseweg verbunden ist!). Im King's College Infoheft zu den
Wohnheimen steht, dass die Wahrscheinlichkeit, als ERASMUS-Student einen Platz zu
bekommen, sehr gering ist. Ich habe es trotzdem versucht und auch einen Platz bekommen.
Und ich habe auch einige ERASMUS-Studenten kennengelernt, die es auch versucht haben,
und einen Platz bekommen haben. Also ist es durchaus trotz der Information im Heft einen
Versuch wert! Letztendlich habe ich mich allerdings gegen den Platz entschieden, aus
verschiedenen Gründen. Zum Einen herrschen Regeln, was die Anzahl der Besucher pro
Monat angeht und da ich wusste, dass ich viel Besuch kriegen würde, wollte ich flexibel sein,
was die Dauer der Aufenthalte und die Anzahl der Besucher anging. Zusätzlich sind die
Zimmer auch einfach klein und nur mit Einzelbetten ausgestattet. Das ist ja auch völlig okay,
nur wieder hat mich der Besucher-Aspekt dazu bewegt, doch im privaten Wohnungsmarkt zu
schauen. Ich habe dann ein relativ großes Zimmer in guter Lage gefunden, das mit einem
Doppelbett ausgestattet war. Kostentechnisch ist das zwar etwas teurer, aber auch nur
minimal. Die Wohnheimpreise sind nicht unbedingt günstiger. Ich persönlich bereue nicht,
dass ich nicht ins Wohnheim gegangen bin, das ist allerdings eine Entscheidung, die jeder für
sich selbst treffen muss.
Zum Wohnstandard kann ich nur sagen: Schraubt eure Ansprüche runter. Die Zustände der
Wohnungen in London sind aus deutscher Sicht teils katastrophal. Schlechte Isolierung,
niedriger Sauberkeitsgrad usw. Und das zu so hohen Preisen tut schon weh. Man muss sich
dann einfach denken: Es ist ja nur für einen kurzen Zeitraum. Und letztendlich verbringt man
eh nicht so viel Zeit in seinem Zimmer.
Fazit
Mein Auslandsaufenthalt in London war ein voller Erfolg. Die Uni und vor allem das German
Department pflegen einen sehr persönlichen Umgang mit allen Studenten, sogar den
Austauschstudenten. Die Stadt kann mit allem dienen, was man sich nur wünscht. Und wenn
man denkt, in der Großstadt fehlt bestimmt das Grüne - das stimmt so ganz und gar nicht!
London hat so viele tolle Parks, die man unbedingt besuchen sollte! Für eine tolle Sicht kann
ich Greenwich Park und Primrose Hill/Hampstead Heath empfehlen. Ausserdem ist der
Battersea Park wunderschön. Die anderen Wohnstandards waren schon eine Hürde, die aber
recht schnell überwunden ist. Man gewöhnt sich an die anderen Umstände schneller, als man
denkt (so auch bei der anderen Arbeitsweise an der Uni und bei dem unterschiedlichen
Ausgehverhalten). Wenn es euch irgendwie möglich ist, kann ich nur empfehlen, etwas länger
im Sommer zu bleiben. In London regnet es ca. 10 Monate im Jahr - nur Juli und August sind
sonnig und trocken. Und wenn wirklich Sommer ist, wandelt sich die Stadt. Ich hatte das
Glück, den Juli noch dort verbringen zu dürfen, was ich nur empfehlen kann. Es gibt noch so
viel mehr zu entdecken, wenn die Sonne scheint und das Open-Air Angebot (ob Musik, Kino,
Theater) ist überragend! Mein Fazit ist eindeutig: Ich hätte noch länger bleiben können. Und
ich komme auf jeden Fall nochmal wieder, es ist ja zum Glück nur einen Katzensprung
entfernt. Wie sagte doch Samuel Johnson: If you're tired of London you're tired of life.