Lästiger Husten oder gefährdete , Lunge? - Martha

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Lästiger Husten oder gefährdete , Lunge? - Martha
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liebe Freunde von Hauptsache Gesund!
Der kürzeste Tag des Jahres steht bevor. Am 21 . Dezember
herrschen in Deutschland je nach Wetterlage bis zu 16 Stunden Dunkelheit. Tagsüber drückt dann auch noch das graue
Schmuddelwetter auf das Gemüt. Doch lassen Sie sich davon
nicht die gute Laune verderben ! Zünden Sie sich ein paar Kerzen an, kochen Sie sich eine Tasse Tee und machen Sie es sich
gemütl ich, aiTl besten mit dem "Hauptsache Gesund"-Journal
auf dem Schoß.
In unserer neuen Ausgabe finden Sie Tipps, wie Sie entspannt
in einen erholsamen Schlaf finden. Denn ausreichend Sch laf
sorgt nicht nur dafür, dass wir ausgeglichen sind, Schlafforscher haben auch eine positive
Wirkung auf das Gedächtn is, die Herzleistung und unseren Stoffwechsel gefunden.
Zudem haben wir mit unseren Experten analysiert, wer wirklich Nahrungsergänzungsmittel
braucht. In der sonnenarmen Zeit ist Vitam in Dein Stimmungsaufheller. Doch vor allem ist
es für die Balance zwischen Knochenabbau- und Knochenaufbau zuständig . Also gehen Sie
auch in der lichtarmen Zeit so viel es geht vor die Tür und nutzen jeden Sonnenstrahl, um die
Vitamin-D-Produktion in der Haut anzukurbeln .
Auch ein lästiger Husten ist in dieser Jahreszeit an der Tagesordnung und kann mächtig auf
das Gemüt sch lagen und den Sch laf rauben. Wenn er länger als zwei bis drei Wochen andauert, sol lten Sie unbed ingt zum Arzt gehen . Denn gegen etliche Erkrankungen wehrt sich
unsere Lunge mit Dauerhusten . Schieben Sie solche gesundheitl ichen Probleme nicht auf die
lange Bank und lassen Sie das abklären . Denn mit den kürzesten Tagen des Jah res stehen
sch ließlich auch die schönsten vor der Tü r: Weihnachten, da will man schließlich fit sein!
Lassen Sie sich nicht von der allgemeinen vorweihnachtlichen Hektik anstecken!
Ihre Franziska Rubin
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INHALT
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lästiger Husten oder gefährdete lunge? Mehr als 20.000 Mal atmet jeder täg lich
ein und aus, ohne dem auch nur die geringste Aufmerksamke it zu wid men. Erst wenn
es Probleme beim Luftholen gibt oder ein immer wiederkehrender Husten den Schlaf
raubt, wird uns bewusst, wie selbstverständlich die Lung e ihre Arbeit verrichtet ...
Schlaflos - Wenn die Nacht zur Qual wird Zweimal im Jahr werden die Uhren auf
Sommerzeit beziehungsweise Normalzeit umgestellt. Doch was energiepolitisch sinnvoll scheint, ist für manche Menschen eine wiederkehrende Qual - ihr Nachtschlaf ist
nachhaltig gestört, die Aufmerksamkeit am Tage geschwächt ...
Nahrungsergänzung - Mythen und Fakten Nahrungsergänzungsmittel gehören
in Deutschland mit einem Umsatz von jährlich mehr als 1,3 Milliarden Euro zu den am
häufigsten gekauften Produkten . Doch schmiert Grünlippmuschel wirklich die Gelenke? Hält Lutein eine Makuladegeneration auf? Stimmt es, dass Vitamin C...
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Körpersignale - Wann besteht lebensgefahr? Heftige Bauchschmerzen, droht
ein Darmverschluss? Plötzliche Sprachschwierigkeiten, sind das die Vorboten eines
Schlaganfalls? Ein massives Engegefühl in der Brust, kündigt sich so ei n Herzinfarkt
an? Ein plötzlicher Herzstillstand kann jeden treffen ...
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Schmerzende Hände und Füße Einen Jackenknopf schließen, eine Dose öffnen,
auf Zehenspitzen laufen - was für die meisten Menschen selbstverständliche und
alltägliche Bewegungen sind, bereitet anderen Mühe, kostet Zeit und Kraft. Schmerzende Hände oder Füße können viel e Ursachen haben ...
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"Meine sanfte Medizin für Kinder" Das erfolgreiche KOn7ept des 2011 erschienenen Sachbuches "Meine besten Hausmittel" gibt es nun spe7iell für kleine Patienten .
Unter dem Titel "Meine sanfte Medizin für Kinder" ist dieser Ratgeber seit Kurzem
im Buchhandel erhältlich .. .
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HAUPTSACHE GESUND JOURNAL 1212012
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28. November 2012
Lästiger Husten oder
gefährdete ,Lunge?
.
Mehr als 20.000 Mal atmet jeder täglich ein
und aus, ohne dem auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu widmen. Erst wenn
es Probleme beim Luftholen gibt oder ein
immer wiederkehrender Husten den Schlaf
raubt, wird uns bewusst, wie selbstverständlich die Lunge ihre Arbeit verrichtet.
Der November ist eine schwierige Zeit für die Lunge: Erkältungsviren überall. In diesem Winter warnen Experten vor einer starken
Grippewelle. Im Gegensatz zu einem harmloseren grippa len Infekt ist die echte Grippe (Influenza) eine schwere Erkrankung, die
jedes Jahr auch bei uns Tausende Todesopfer fordert. Ihre möglichen Folgen : eine Lungen- oder Herzmuskelentzündung. Eine
Grippe unterscheidet sich von einem grippalen Infekt wie fo lgt:
Grippaler Infekt: schleichender Beginn, al lgemeines Schwächegefüh l, mäßige Temperaturerhöhung, Schnupfen.
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die viel Kontakt zu anderen Menschen haben, Säugl inge (auch
Frühchen) und Kleinkinder sowie Risikopatienten mit Vorerkrankungen. Etwa zehn Tage nach der Impfung ist der Grippeschutz
vo ll ausgeprägt.
Lungenentzündung kann tödlich enden
Bei einer Lungenentzündung oder Pneumonie handelt es sich um
eine akute Entzündung des Lungengewebes. Sie ist in Deutschland nach wie vor die häufigste zum Tode führende Infektionskrankheit. Alarmze ichen für eine Lungenentzündung sind Husten,
Atemnot und hohes Fieber. Patienten werden in der Rege l mit Antibiotika behandelt und sollten sich unbedingt schonen. Schlägt
die Therapie an und kommen keine weiteren Komp likationen hinzu, heilt die Lungenentzündung meist innerha lb von zwei bis vier
Wochen aus.
lungenentzündung
Grippe: starkes Krankhe itsgefüh l von einem Moment zum anderen, hohes Fieber, Gliederschmerzen, trockener Reizhusten,
selten Schnupfen .
Ist man an Influenza erkrankt, muss man sich unbed ingt schonen, viel trinken und Bettruhe halten. Wird eine Grippe innerhalb
der ersten 24 Stunden festgestellt, kann mit entsprechenden Medikamenten ei ne weitere vermehrung der Viren verhindert we rden. Schützen kann man sich mit sorgfä ltigem Händewaschen
und einer Grippeschutzimpfung . Die Ständ ige Impfkommission
am Robert-Koch-Institut empfiehlt die Influenza-Impfung für Personen ab 60 Jahre. Impfen lassen sollten sich zudem all jene,
Jährlich erkranken rund 800.000 Deutsche an einer Lungenentzündung. Sie zeigt sich hier auf dem linken Röntgenbild
als Schatten.
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Anfällig für eine Lungenentzündung sind
ältere Menschen, Heimbewohner, Diabetiker, Herzpatienten und Nierenkranke. Auch
Patienten mit anderen Lungenleiden erkranken häufiger an einer Lungenentzündung. "Bei Asthmatikern beispielsweise ist
die Schleimhaut schon durch die chronische Entzündung des Asthmas geschädigt,
damit ist die Barriere gegen Viren und Bakterien geschwächt. Zudem führt die vermehrte Schleimproduktion dazu, dass sich
hinter den Schleimpfropfen die Bakterien
besser vermehren", erklärt Dr. Wolfgang
Schütte, Lungenfacharzt am Krankenhaus
Martha-Maria in Halle-Dölau.
Da Pneumokokken ein Hauptauslöser von
Lungenentzündungen sind, wird Risikopatienten eine Pneumokokken-Impfung
empfohlen. Der Impfschutz verl iert sich
nach etwa fünf bis zehn Jahren . "Es gibt
unterschiedliche Meinungen zu einer Wiederholungsimpfung. Ich plädiere dafür, Risikopatienten nach fünf Jahren erneut zu
impfen", sagt Dr. Schütte.
Hilfe, Fremdkörper in der Lunge!
Manchmal haben Husten und Atemnot
jedoch nichts mit Viren oder Bakterien
zu tun . Dr. Peter Junghänel, Notarzt und
Intensivmediziner am DRK-Krankenhaus
Lichtenstein, erlebt häufiger Patienten,
die mit einem Fremdkörper in der Lunge
in die Notaufnahme kommen, Kinder wie
Erwachsene. Etliche "Andenken" an einige seiner Einsätze bewahrt er an seinem
Arbeitsplatz auf: eine Erbse, einen Halma-Stein, Schmuckperlen, auch ein Stück
Zahn . Dieser Backenzahn mit Plombe gehörte einmal Annerose Fröde aus Hohenstein-Ernstthal. Die heute 72-Jährige ging
an einem Sommertag vor drei Jahren zu
ihrer Zahnärztin, sie hatte Schmerzen, der
Zahn musste raus: "Der Zahnärztin sprang
der Zahn irgendwie weg, mir direkt in den
Hals. Ich habe versucht, ihn wieder rauszuwürgen, aber es gelang mir nicht. Er war
scheinbar weg", erinnert sie sich.
Annerose Fröde hatte den Zahn allerdings
nicht verschluckt, sie hatte ihn eingeatmet. Er war in die Lunge gerutscht. Die
linke Lungenseite fie l komplett aus. Annerose Frödes Zustand verschlimmerte sich
rasch . Sie kam in die Notaufnahme des
DRK-Krankenhauses Lichtenstein . Über ein
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Bronchoskop gelang es dem Team um Dr.
Junghänel, den Zahn zu fassen und herauszuholen. Damit verhinderte der Arzt
eine bleibende Schädigung der Lunge . ..Im
schlimmsten Fall kann eine Lungenentzündung daraus werden, ein Abszess sich
bi lden, und das wiederum kann dann im
ungünstigsten aller Fälle zu einer Blutvergiftung führen", erläutert Dr. Junghänel.
Bei Annerose Fröde gab es keine Komplikationen . Schon am nächsten Tag durfte
sie nach Hause und hat sich schnell wieder
vollkommen erholt. Angst vor dem Zahnarzt hat sie übrigens trotz des dramatischen Zwischenfalls nicht.
Asthmaschulung für Kinder
Langanhaltender Husten und plötzliche
Atemnot sind typische Symptome für Asthma . Rund sechs Millionen Erwachsene leiden an Asthma, aber auch 1,5 Millionen
Kinder. Asthma ist sogar die häufigste
chronische Erkrankung bei Kindern . Eine
interaktive Abenteuerreise am Computer
soll Kindern das Leben mit Asthma erleichtern. Das Lernprogramm "Luftikids"
kombiniert Wissensangebote über die
Krankheit Asthma mit Quizrunden und
spielerischen Elementen. Der 13-jährige
Nico umschreibt diese ~o : "Es geht darum,
Stichwort: Bronchoskopie
Es kommt überraschend häufig vor, dass ein Fremdkörper in die Lunge
eingeatmet wird. In einem solchen Fall wird er über eine Bronchoskopie entfernt. Privatdozent Dr. Wolfgang Schütte, Lungenfacharzt am
Krankenhaus Martha-Maria in Halle-Dölau, erläutert, wie eine Bronchoskopie abläuft: "Über die Nase oder den Mund wird ein Endoskop
in die Bronchien der Lunge eingeführt. Ob der Patient eine Narkose
bekommt, hängt von seinem Krankheitsbild und Gesundheitszustand
ab. Der Moment, in dem das Endoskop an den Stimmlippen vorbei geht, ist etwas
unangenehm . Generell ist es aber keine Untersuchung, vor der man Angst haben
muss", sagt Dr. Schütte. "Eine Bronchoskopie wird nötig, wenn ein Husten länger
als vier bis sechs Wochen dauert und nicht abgeklärt werden kann oder wenn nicht
erklärbare Atemnot oder blutiger Husten vorliegen." Neben der Entfernung von
Fremdkörpern dient die Bronchoskopie der Diagnose von Lungentumoren, zudem
können Gewebeproben entnommen werden und die Bronchien gespült werden .
dass man eine Inselgruppe davor retten
muss, dass Rauch von einer Vulkaninsel alles verpestet und die Leute keine Luft mehr
bekommen ."
Erfunden hat das ungewöhnliche Schu lungsangebot Dr. Bernd Behling . Gemeinsam mit seiner Frau betreute er auf der
Nordseeinsel Sylt jahrelang Asthma-Schulungen für Kinder. Dabei fiel ihm auf, dass
die Kinder nach einer Basisschulung viele
Lerninhalte schnell wieder vergaßen. Mit
einem Online-Lernprogramm für die Nachschulung wollte er diese Lücke schließen :
"Die Nachschulung ist genauso Wichtig
wie die Basisschulung . Ganz einfach, wei l
durch das Wiederholen der Schulungsinhalte den Kindern vermittelt wird: Üben,
üben, üben führt dazu, dass du besser mit
deinem Asthma umgehen kannst."
Mit "Luftikids" können Kinder trainieren, wann immer sie wollen, unabhängig
von Arztterminen. Sie üben den Umgang
mit Medikamenten und die Kontrolle der
Lungenfunktion. Die Kinder bekommen
so eine bessere Vorstellung, was bei Asthma überhaupt geschieht, findet Professor
Matthias Kopp, Kinderpneumologe an der
Uniklinik Lübeck: "Zudem trainieren die
Kinder ganz gezielt, welche Atemtechniken sie einsetzen können, wenn ein Asthmaanfall droht. Das ist ein sehr wichtiger
Punkt. Das kriegen sie sehr direkt vermittelt und das ist auch etwas, das man auffrischen muss. Damit es in dem Moment,
wenn der Atemnotzustand eintritt, auch
abrufba r ist." Mit dem preisgekrönten Programm werden Kinder zu Experten in eigener Sache. Eine wichtige Ergänzung zu
den Schulungsangeboten beim Arzt. Das
kostenlose Programm ist unter www.luftikids.de im Internet zu finden .
Lebensgefährlicher Verschluss
PD Dr. Wolfgang Schütte, Lungenfacharzt am Krankenhaus Martha-Maria in Halle-Dölau, erklärt im "Hauptsache Gesund"-Studio, was bei einer Bronchoskopie
passiert.
Im April dieses Jahres bekam Hauptsache Gesund einen Brief von Zuschauerin
Loni Reinhardt aus Suhl. Sie erzählte uns
ihre Geschichte, die ebenfalls mit leichter
Atemnot begann . Loni Reinh ardt erlitt eine
sogenannte Lungenembolie, nicht einmal,
sondern gleich dreimal. Es begann vor
zwölf Jahren, nachdem Loni Reinhardt ihre
erste Knie-Operation überstanden hatte.
Zwei Wochen später kam es zu ernsten
Komplikationen: Unwohlsein, Schwäche,
Luftnot. Diagnose: Lungenembolie . ..Ich
konnte kaum noch sprechen, also, ich sage
es mal so mit meinen Worten, ich habe
dem Tod ins Auge geschaut. Ich habe es
aber trotzdem mith ilfe der Ärzte im Klinikum überstanden und bin wieder gesund
geworden", erzählt Loni Reinhardt.
Sie nahm fortan blutverdünnende Medikamente. Für eine zweite Knie-OP im Jahre
2005 musste sie die Tabletten jedoch wieder absetzen . Mit dramatischen Folgen:
"Das Gleiche geschah. Nach 14 Tagen die
gleiche Atemnot. Ich kannte ja jetzt die
Symptome und habe eigenmächtig gehandelt. Und habe den Notdienst angerufen
und bin wieder mit Blaulicht ins Klinikum
gekommen ."
Als Loni Reinhardt auf Anraten eines Arztes die nebenwirkungsreichen Blutverdünner zwischenzeitlich absetzte, erlitt sie
sogar noch eine dritte Embolie. Seitdem
Stichwort:
Lungenembolie
Eine Lungenembolie wird
häufig unterschätzt. Sie
macht nicht immer deutliche Symptome, zum
Beispiel leichte Brustschmerzen.
Eindeutige
Anzeichen einer Lungenembolie
sind: plötzliche Atemnot, Schmerzen
beim Atmen, blutiger Auswurf, Herzrasen. Der Auslöser dafür entsteht
meist in einer Beinvene. Dort kann
sich mitunter ein Blutgerinnsel bilden, ein Thrombus. Manchmal löst
sich ein solches Blutgerinnsel oder
ein Teil davon. Dieser Klumpen wandert dann mit dem Blutstrom Richtung Herz. Von dort kann er in die
Blutgefäße der Lunge gelangen . In
den immer feineren Verzweigungen
der Lungengefäße bleibt der Blutpfropf irgendwann hängen und führt
zu einer Verstopfung, einer Embolie.
Der betroffene Lungenflügel wird
nicht mehr richtig durchblutet. Die
Folgen: Sauerstoffmangel im Blut,
erhöhter Druck im Lungenkreislauf.
Das kann lebensbedrohlich sein.
misst sie täglich ihre Blutgerinnung, bleibt
bei den Medikamenten . ..Ich kann ja nicht
jeden Tag Angst um mein Leben haben .
Ich lebe so, wie es mir die Ärzte empfehlen und bleibe bei dem Blutverdünner. Und
habe keine Angst, dass ich noch einmal
eine Lungenembolie kriegen kann." Loni
Reinhardt hat uns geschrieben, weil ihr eines wichtig ist - bevor man Blutverdünner
absetzt, sollten mögliche Risiken genau
abgewogen werden .
Letzter Ausweg Transplantation
Christiane Herber ist 30, eine sportliche
junge Frau, die gern Tennis und Badminton spielt. Wer sie so sieht, ahnt nicht:
Christiane Herber atmet mit einer fremden Lunge, einem Spenderorgan. "Man
sieht es mir auf Anhieb nicht an, dass ich
transplantiert bin. Das ist schon etwas
Besonderes, so eine Leistungsfähigkeit
zu erreichen nach einer Transplantation,
Tennis spielen zu können, anderen Hobbys
nachzugehen, arbeiten gehen zu können .
Das ist, das muss man ehrl ich sagen, auch
Glück. Das schafft nicht jeder, der lungentransplantiert wird", sagt sie.
Christiane Herber leidet an Mukoviszidose,
einer unheilbaren Krankheit, bei der sich
die Lungenflügel mit Schleim zusetzen . Sie
war zwei, als die Diagnose gestellt wurde.
Mit 15 verschlimmerten sich die Beschwerden. Christiane Herber bekam ein Sauerstoffgerät nach Hause. Ihre Ausbildung
musste sie abbrechen . Mit 20 konnte sie
sich kaum noch bewegen . ..Ich konnte nicht
allein Treppen steigen, mein Vati hat mich
Huckepack die Treppen hoch getragen. Ich
hab für elementarste Dinge wie Zähneputzen, Haare waschen Stunden gebraucht,
ehe ich fertig war. Beziehungsweise, wenn
wirklich mal ein Ausflug mit dem Rollstuhl
vor die Tür geplant war, stand ich vor einer
Riesenaufgabe. Ich wusste nicht, wie komme ich die Treppe herunter, geschweige
denn, wie komme ich sie wieder hoch", erzählt die Leipzigerin. Doch lange hatte sie
Angst vor der Transplantation. 2006 blieb
kein anderer Ausweg . Nach Wochen in der
Klinik wachte Christiane Herber mit neuer
Lunge auf. "Das war einfach gigantisch.
Ich konnte richtig tief Luft holen . Ich konnte es mir zwar kurz nach dem Aufwachen
nicht erklären, warum es so ist, aber es war
ein tolles Gefühl, wieder Luft zu kriegen."
HAUPTSACHE GESUND JOURNAL 12/2012
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Raucherentwöhnung
Für Lungenkrebspatienten ist es
unabdingbar, mit dem Rauchen
aufzuhören. Klini ken, Krankenkassen und private Anbieter helfen mit
speziellen Raucherentwöhnungsprogrammen. Diese finden in Gruppen- oder Einzeltherapien statt. Viele
Raucherentwöhnungskurse werden
von Krankenkassen gefördert, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß.
Fragen Sie einfach bei Ihrer Krankenkasse nach .
Training für die Lunge
Gerade für Patienten mit Atemwegserkrankungen ist ein gezieltes Lungentraining sehr wichtig. Speziell für Patienten
mit Asthma, COPD oder Tumoren gibt es
Lungensportgruppen. Dr. Mathias Neumann ist Sportwissenschaftler und Physiotherapeut und trainiert an der Lungenklinik Lostau genau solche Gruppen .
"Meine Erfahrung ist, dass die Patienten
dadurch belastbarer werden, im Alltag
zum Beispiel beim Treppensteigen weniger
schnell in Atemnot geraten oder weniger
Medikamente benötigen . Zudem tut es
immer gut, andere Betroffene zu treffen ."
Lungensportgruppen gibt es mittlerweile
in vielen Städten und Gemeinden . Der Arzt
stellt Ihnen ein Rezept dafür aus und die
Krankenkasse weiß, welche Vereine Lungensport anbieten .
Bei Hauptsache Gesund zeigte Dr. Neumann drei Übungen .
Sie fragen - Unser
Experte antwortet
Kraft: Den Arm mit einer Hantel oder ei. ner kleinen Wasserflasche vom Knie . über
die Schulter nach oben ziehen . Mit Heben
des Armes einatmen, beim Senken ausatmen . Diese Übung stärkt vor allem die
Brustmuskulatur. Diese wiederum stützt
die Lunge und sorgt dafür, dass die Lunge
gut durchlüftet wird .
Ausdauer: Lungenpatienten sind häufig
stark eingeschränkt. Ausdauerübungen
sind manchmal nur im Sitzen möglich .
Aber auch auf einem Hocker kann man gut
auf der Stelle laufen. Ausdauerübungen
sind wichtig, erleichtern sie doch alltägliche Aufgaben wie Treppensteigen oder
das Tragen einer Einkaufstasche.
Entspannung: Einen Arm über dem Kopf
verschränken, den anderen auf die gegenüberliegende Rippenseite legen und tief
ein- und ausatmen. Lungenkranke atmen
oft nicht in alle Bereiche der Lunge. Bei
dieser Übung werden alle Lungenbereiche
gut belüftet.
Solche Übungen sollte man, wenn möglich, täglich für einige Minuten machen .
~
J. Olsen, J. Si mon
PD Dr. Wolfgang Schütte,
Krankenhaus Martha-Maria
in Halle-Dölau
Ich habe vor einem Jahr mit dem
Rauchen aufgehört. Habe ich immer noch ein erhöhtes Risiko für
Lungenkrebs?
Ja, das erhöhte Risiko für Lungenkrebs hält noch etwa zehn Jahre an .
Es wird zwar von Jahr zu Jahr niedriger, aber ist dennoch erhöht.
Mein Vater starb an Lungenhochdruck. Ist dieser genetisch bedingt?
Ja, Lungenhochdruck ist sehr selten,
aber dieser entwickelt sich aufgrund
einer genetischen Veranlagung. Lungenhochdruck kann sich auch bei
verschiedenen Krankheiten entwickeln, aber das müsste sehr genau
differenziert werden .
Seit fast einem Jahr habe ich
Reizhusten, nach dem Hinlegen.
Ohne Schlaftablette keine Nachtruhe. Kein Befund in der Pneumologie, Magen auch in Ordnung.
Was kann das sein?
Ich vermute, dass die Ursache in den
Atemwegen liegt. Wenn die Lunge
noch nicht gespiegelt wurde, sollte
das noch gemacht werden . Sie sollten einen Lungenfacharzt oder HNOArzt aufsuchen .
HAUPTSACHE GESUND JOURNAL 12/2012
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Schlaflos
Wenn die Nacht zur Qual wird
Zweimal im Jahr werden die Uhren umgestellt: Ende März auf Sommerzeit und Ende Oktober auf Normalzeit (MEZ). Eingeführt wurde diese Regelung 1980. Doch was energiepolitisch sinnvoll scheint, ist für manche Menschen eine wiederkehrende Qual - ihr Nachtschlaf ist nachhaltig gestört, die Aufmerksamkeit am Tage geschwächt.
Jeder Vierte spürt diese Auswirku ngen, jeder Zehnte sucht deswegen ärztliche Hilfe. Und auch ·ein statistischer Zusammenhang ist laut
"Hauptsache Gesund" -Studioexperte Dr. Steffen Schädlich nachweisbar: Im Frühjahr - wenn die Uhren vorgestellt werden und uns somit
eine Stunde verloren geht - steigt die Zahl der Verkehrsunfälle . Hervorgerufen durch fehlende Aufmerksamkeit am Steuer oder Übermüdung nach der Zeitumstellung. Doch auch jenseits der Zeitumstellung
hat jeder dritte Deutsche Probleme mit dem Ein- und Du rchschlafen.
Glücklicherweise aber lassen sich 90 Prozent der Schlafprobleme durch
eigenes Zutun verringern . Das fängt schon bei kleinen Di ngen wie der
Möblierung des Schlafzimmers an.
Das ideale Schlafzimmer
Während in anderen Kulturen Schlafgemächer eine la nge Tradition haben und selbstverständlich waren, hielt das Schlafzimmer, wie wir es
heute kennen, in Europa erst im Mittelalter Einzug . Bis dahin schliefen
die Menschen meist im großen Wohn- und Essbereich. Auch Betten
waren unbekannt, es wurde einfach ein Stroh lager auf dem Fußboden
errichtet. Oder die Angestellten schliefen beim Vieh im Stall. Statt Bettdecken wärmten die Körper der Tiere. Im Mittelalter kamen dann die
ersten Betten und nur zum Schlafen bestimmte Räume auf. Die Betten
waren relativ kurz, sodass die Menschen halb sitzend schliefen. Ein
ausgestreckter Körper flö ßte Angst ein, war diese Position doch den
Toten in den Särgen vorbehalten . Außerdem herrschte bis ins 19. Jahrhundert die Furcht, dass der Tod einen im Schlaf leichter übermannen
könne. Schlafka mmern konnten sich nur Adlige oder reiche Bü rger und
Bauern leisten. Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein war ein Schlafzimmer für einfache Arbeiter ein unerschwinglicher Luxus. Heute ist
das kaum mehr vorstellbar. Aber wie sollte ein Schlafzimmer für einen
erhol sa men Schlaf beschaffen sein?
• Schreib.tisch, Fernseher, Leuchtu hren, aber auch Grü npflanzen gehören nicht ins Schlafzimmer.
• Eine angenehme Raumtemperatur für den Schlaf sind 18 Grad, ein
gut durchlüftetes, lärmfreies und dunkles Zimmer fördert das Einund Durchschlafen .
• Ob die Matratze weich oder hart, mit Federkernen oder aus Sdraumstoff ist, spielt für den erholsamen Nachtschlaf eine untergeordnete
Rolle - wichtig ist, dass man sich auf der Matratze wohl fühlt. Experten empfehlen, die Matratze aller zehn Jahre zu wechseln .
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HAUPTSACHE GESUND JOURNAL 1ß/2012
Schlaflos in Leipzig
Ein Symptom - viele Ursachen
"Schlaflos in Seattle", so hieß 1993 eine
romantische Fi lmkomödie mit Tom Hanks
und Meg Ryan in den Hauptrollen. "Schlaflos in Leipzig" könnte ein Film über Ullrich
Backha us heißen. Er ist Sänger der Leipziger Cover-Band "Tageins", und nachts,
wenn andere schlafen, ist der Mittfünfziger
äußerst aktiv. Unfreiwillig . Wenn er keinen
Schlaf fin det, treibt er ruhelos auf seinem
Fa hrrad durch die Nacht. Denn jeden
Abend passiert das Gleiche: "Sobald ich im
Bett bin, macht es ,Ping ' und ich merke,
ich kann nicht einschlafen . Ich liege dann
zwei, drei Stunden wach und zwischen
halb eins und halb zwei stehe ich wieder
auf. Ich esse erst mal was, Schokolade oder
ein Stückchen Wurst, und denke darüber
nach, was ich jetzt mache", erklärt der gelernte Klavierbauer und Rockmusiker.
Schlaflosigkeit kann viele Ursachen haben:
Stress, psychische Probleme, Schmerzen,
Krankheiten, Nebenwirkungen von Med ikamenten oder auch hormonelle Umstellungen. Deshal b bedarf es bei la ng andauernder Schlaflosigkeit einer intensiven
Ursachenforschung. Oftmals ist auch eine
Verkettung von verschiedenen Störungen
ein möglicher Auslöser. Bei Menschen,
die nachts hä ufig auf die Toilette gehen
müssen, liegt möglicherweise eine noch
unerkannte Nieren- oder Herzerkrankung
vor. Dabei wird tagsüber überschüssiges
Wasser im Körper gebildet.
Eine Autoimmunerkran kung hat beide Nieren von Ullrich Backhaus zerstört. Seitdem
hängt sein Leben an der Dia lyse. Das heißt:
dreimal pro Woche fünf bis sechs Stunden
an den Tropf. So lange dauert es, bis sein
Körper wieder entgiftet ist. Seit mehr als
neun Jahren wartet der 53-Jährige auf eine
Spenderniere. "Man muss wirklich einen
eisernen Willen haben, um das durchzuhalten." Die Schlaflosigkeit dabei sei das
Schlimmste, erklärt er. Die Nerven seien
völlig überstrapaziert und irgendwann fingen die Beine an zu schmerzen.
Auch früher gab es die eine oder andere
Nacht, in der er nicht geschlafen habe,
weil er über irgendetwas nachgedacht
oder auch ein Problem gewälzt habe, doch
das war selten und eher sporadisch . Heute
ist die Schlaflosigkeit ein Dauerzustand.
Dafür überfällt ihn der Schlaf meist am
helllichten Tag mitten auf der Arbeit - und
sei es nur für Seku nden: "Meine Kollegen
lachen schon . Ich nicke in der Pause immer
mal weg und schlafe ein. Das ist nicht zu
vermeiden . Doch mein Chef hat dafür Verständnis, der sagt, es ist halt die Krankheit
und fertig . Das tut gut, einen so verständigen Chef zu haben, aber insgesamt ist die
Situation schon belastend ." Der ersehnte
Anruf kann ihn jeden Tag erreichen oder
auch jede Nacht. Die Spenderniere würde
ihn nicht nur von der Dialyse erlösen . Gut
möglich, dass mit ihr auch innere Ruhe
und Schlaf zurückkehren.
Endgültige Abklärung von möglichen Ursachen erhält man im Schlaflabor. Dort wird
mittels Elektroden der Schlaf des Patienten
grundlegend analysiert. Gemessen werden
verschiedene nächtliche Körperfunktionen
wie Hirnströme, Atmung, Augenbewegun gen oder auch die Sauerstoffsättigung des
Blutes. Aus diesen Messwerten wird ein
individuelles Sch lafprofi l erstellt, das Aufschluss über mögliche Störungen gibt.
Die Schlafapnoe
Häufigste Ursache fü r Schlafstörungen
ist die sogenannte Sch lafapnoe. Apnoe
kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt: Windstille. Dieser Terminus
nimmt Bezug auf die Anatomie unseres
Rachens. Das sogenannte Gaumensegel
besteht aus Weichteilen und bewegt sich
im Rhythmus der Atem bewegu nge n. Setzt
der Atem aus, steht auch das Gaumensegel still. Dadurch kommt es zu einer verringerten Sauerstoffaufnahme im Blut. Von
einer Schlafapnoe spricht man, wenn die
Atemaussetzer mindestens zehn Sekunden
dauern und häufiger als zehn Mal in der
Stunde auftreten . Bleibt die Schlafapnoe
unbehandelt, drohen Folgeerkrankungen
wie Bluthochdruck, Depressionen, Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Wird eine Schlafapnoe festgestellt, gibt es
verschiedene Behandlungsmethoden, um
die Sauerstoffzufuhr wieder zu reg ulieren
und damit den Nachtschlaf zu normalisieren. Eine einfache Zahnschiene hilft
bei einer leichten Apnoe. Mit ihrer Hilfe
werden der Unterkiefer, die Zunge und
das Gaumensegel nachts so stabilisiert,
dass eine normale Atmung möglich wird .
Da aber viele Patienten nach einer Weile
über Kieferschmerzen klagen, kann diese
Schiene nu r eine erste kurzfristige Hilfe
sein.
Am ratsamsten ist das Tragen einer Schlafmaske. Mit ihrer Hilfe wird der Lunge über
die Nase Raumluft zugeführt. Daher ist
es wichtig, dass die Maske gut sitzt und
nachts nicht verrutscht. Diese Methode ist
die häufigste und erfolgreichste. Das Problem liegt allerdings in ihrer mangelnden
Akzeptanz bei den Patienten. Vie le empfinden die Maske als optisch störend .
Ursache: verkalkte Halsschlagader
Wissenschaftler der Uniklinik Jena fanden in einer Studie heraus, dass drei von vier
Patienten mit verkalkter Halsschlagader dem Risiko nächtlicher Atemaussetzer ausgesetzt sind. An den Stellen, an denen die Haisgefäße verkalken, sitzen auch Rezeptoren, die den Sauerstoffgehalt im Blut messen. Wenn diese aber verkalken, können
sie den Sauerstoffgehalt im Blut nicht mehr richtig messen. Daraufhin kann das
Gehirn die Atmung nicht entsprechend regulieren und es kommt zu Atemaussetzern.
Professor Matthias Schwab von der Uniklinik in Jena erläutert: "Der Effekt ist dann,
dass nicht genug Sauerstoff ins Blut kommt. Das bedeutet, dass das Herz verstärkt
Blut durch die Lungen pumpen muss, um die geringe Menge Sauerstoff, die noch
ankommt, rauszuwaschen. Wenn dieser Prozess über Jahre geht, ist eine Herzüberbelastung die Folge, und das wiederum führt unweigerlich zu Herzkrankheiten."
Im Ultraschall sieht man, ob das Blut die Halsschlagader frei passieren kann. Eine
anschließende Untersuchung im Schlaflabor soll klären, ob die Patienten mit den
verkalkten Rezeptoren auch von der Atemstörung betroffen sind. Falls ja, hilft nur
eine Operation, in der die Gefäßverengung behoben wird, und eine anschließende
Medikamenteneinnahme.
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Schlafmasken sind eine erfolgreiche
Therapie für einen erholsameren
Schlaf.
Bei der sogenannten Pillar-Methode wird
mittels kleiner Implantatstäbchen das
Gaumensegel stabilisiert. Dadurch wird
das Schnarchen gestoppt und die Atmung
normalisiert. Allerdings muss der Patient
eine Operation in Kauf nehmen. Manchmal
verträgt der Körper die Fremdkörper nicht
und versucht diese wieder abzustoßen.
Milch und Nüsse fördern Schlaf
Unser Schlaf wird im Wesentlichen durch
das Hormon Melatonin und den Botenstoff
Serotonin bestimmt. Die Ausschüttung des
Hormons Melatonin erfolgt abhängig vom
Tageslicht. Wird es abends dunkler, fällt
nicht mehr so viel Licht auf unsere Netzhaut. Das wiederum gilt als ein Signal für
die Zirbeldrüse im Gehirn, welche die Melatoninproduktion steuert. Die Zirbeldrüse
ist eng mit dem Sehnerv des Auges verbunden und reagiert sofort mit der Produktion
von Melatonin, wenn es dämmert. Wenig
Licht kurbelt die Produktion an, bei Tagesanbruch wird die Melatoninproduktion
langsam gedrosselt. Durch Stress kann die
Melatoninproduktion nachhaltig gestört
werden. Das erklärt, warum stressgeplagte
Menschen unter Schlafstörungen leiden.
Auch der Botenstoff Serotonin ist an einem gesunden Schlaf beteiligt. Da der
Mensch Serotonin beziehungsweise eine
Vorstufe des Botenstoffs (Tryptophan) über
die Nahrung aufnimmt, kann er seinen
Nachtschlaf durch eine gezielte Nahrungsaufnahme beeinflussen. Dazu gehören
tryptophanreiche Lebensmittel wie Milch,
Fleisch, Walnüsse, Camembert, Haferflocken und Weizenmehl.
Vorsicht Schlaftabletten!
Chemische Schlafmittel sind einmal mehr
in die Kritik geraten . Kinderärzte warnen
vor der unkritischen Anwendung älterer Wirkstoffe, die in Schlaf- und Beruhigungssäften, aber auch in bekannten
Erkältungsmitteln verwendet werden. Kalifornische Forscher haben im renommierten "British Medical Journa l" eine Studie
veröffentlicht, nach der die Einna hme von
Schlafmitteln, ega l welcher Art und in weicher Menge, immer das Sterberisiko und
das Risiko, an Krebs zu erkranken, erhöht.
Die Ursachen dafür sind vielfältig und
nicht immer ausreichend erklärbar.
Signaturenlehre, einer fragwürdigen aber
gleichwohl historisch ganz interessanten
Theorie zur Heilpflanzenanwendung, wird
die" Leichtigkeit und Luftigkeit" der Hopfenpflanze betont und daraus eine Analogie zur Verwendung als entspannendes,
die Seele erleichterndes Mittel gezogen.
Das ist, wissenschaftl ich betrachtet, seh r
vage, zeigt aber, wie unsere Vorfahren
manchmal Heilpflanzenwirkungen entdeckt und erklärt haben . Hopfen wächst
praktisch überall in unserer Klimazone und
wird in vielen Regionen professionell angebaut. Natürlich dient er in erster Linie als
Aromahopfen für die ~ierherstellung, aber
Hopfen kann noch viel ·mehr.
Der Hopfen ist eine zweihäusige Pflanze und man verwendet ausschließlich die
Blütenstände der weiblichen Pflanzen,
die Hopfenzapfen. Sie enthalten zwischen
den feinen leichten Blättern Drüsenhaare
mit winzigen Hopfendrüsen, die bei der
Lagerung abfallen. Deshalb ist es wichtig,
einen Hopfentee immer mal wieder durchzuschütteln, da sich die Bestandteile sonst
entmischen. Die medizinischen Wirkungen
sind gut untersucht, wenn auch aktuelle
Studien fehlen . Einzelne Inhaltsstoffe lassen sich zwar identifizieren, die Wirkung
kommt aber wie so oft/bei Heilpflanzen nur
von der Mischung aller Inhaltsstoffe.
Alternative: Hopfen
Eine Alternative zu Schlaftabletten ist die
Verwendung altbewährter pflanzlicher
Beruhigungsmittel. Dazu zählt eine der
traditionsreichsten Arzneipflanzen in unserer Region - der Hopfen . Schon seit etwa
1.000 Jahren wird er verwendet. In der
Für Menschen mit Schlafproblemen sind
die beruhigenden, entspannenden und
durch die Bitterstoffe auch verdauungsanregenden Wirkungen des Hopfens interessant. Durch diese Kombination ist
er beispielsweise gut für die Behandlung
von Unruhezuständen, die vom Magen her
Mein Rat: Hopfentee und Hopfenkissen
Erwachsene und Kinder ab zwölf Jahren trinken einen Tee
aus 0,5 Gramm der ein bis zwei Jahre abgelagerten Hopfenzapfen, das entspricht etwas mehr als einem Teelöffel.
Die Droge mit kochendem Wasser aufgießen und etwa
zehn Minuten stehen lassen. Kleine Kinder bis zwölf Jahre
bekommen 500 Gramm der Hopfenzapfen in ein Hopfenkissen eingenäht ins Bett gelegt. In fertigen Schlaf- und
Beruh igungstees ist Hopfen meist mit anderen Hei lpflanzen
gemischt, was die Wirkung verstärken soll.
•
Apotheker Friedemann Schmidt
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kommen oder sprichwörtlich "auf den Magen schlagen" . Im Erzgebirge gibt es
daher auch den Brauch, als letzte Runde "ein Warmes" zu bestellen . Gemeint
ist damit ein warmes Bier, welches vorzüglich als Einschlafmittel hilft.
Ruhe durch die Kraft der Gedanken
So, wie sich Patienten selbst Stress im Kopf schaffen, können sie die Kraft ihrer
Gedanken auch gezielt nutzen, um bei Schlafstörungen zur Ruhe zu kommen.
Mög lich ist das mit Biofeedback. Lothar Niepoth, Psychologischer Psychotherapeut aus München und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Biofeedback (DGBfb), forscht seit Jahren zum Thema. Ähnlich wie im Schlaflabor
messen auch dort Elektroden Körperwerte wie Hirnströme, Puls, Atmung und
Muskelspannung. Diesmal aber im wachen Zustand. Diese Messergebnisse
werden über einen Wandler auf dem Computer sichtbar gemacht. Entspannt
sich der Patient, kann er das direkt ablesen, er erhält also ein Feedback, eine
Rückmeldung. Ziel der Behandlung ist es, den Spannungszustand von Stirn-,
Kiefer- und Schultermuskeln gezielt steuern zu lernen, denn diese sogenannten Marker-Muskeln sind hauptsächlich für einen erholsamen Schlaf verantwortlich. Diese Technik kann anfangs unter Hilfestellung trainiert werden,
später kann man sie selbst anwenden - ähnlich wie beim autogenen Training .
C. Hempel, C. Bohlmann
Mein Rat: Die richtige Lage finden
Wer Probleme mit dem unteren Rücken hat, der sollte sich ein Kissen unter die Knie legen. Die Höhe ist dabei
individuell verschieden. Man merkt sehr
schnell, wann es angenehm und wann es
unangenehm unter den Knien ist.
Wer auf der Seite schläft, der sollte das
obere Bein mit einer zusammengerollten
Decke so unterstützen, dass die Wirbelsäu le gerade liegt. Denn wenn sich die
kleinen Gelenke der Wirbelsäule nachts
verschieben, kann das zu Schmerzen führen . Wer gern auf einer bestimmten Seite
Physiotherapeutin
schläft, diese Seite oder diese Schulter
Gitte Baumeier
aber gerade schmerzt, der kann sich auch
gut mit einer Decke behelfen . Die Decke zusammenrollen und halb auf
die Seite legen, halb auf den Rücken . In welcher Position der Arm liegt,
muss jeder selbst für sich entscheiden, je nachdem, wie es angenehm ist.
Bei Hüftproblemen ist es oft schmerzhaft, wenn man seh r gerade liegt.
Deswegen ist es günstig, etwas unter die Knie zu legen . Das kann ein
dickes Kissen sein oder wieder eine Decke. Dadurch ist das Hüftgelenk
gebeugt und der Schmerz lässt nach . Auch ein Kissen zwischen beiden
Beinen schafft eine angenehme Einschlafhilfe. Durch die leicht gespreizten Beine ist das Gelenk in einer günstigen Stellung, sodass nichts aneinander reiben kann.
Die Bauchlage ist generell nicht zu empfehlen, denn dadurch entsteht
beim Liegen automatisch ein Hoh lkreuz. Das bedeutet wiederum Stress
für die Bandscheiben, die kleinen Gelenke und vor allem für die Halswirbelsäule. Diese wi rd durch die Bauch lage massiv verdreht, das führt zu
einer Überdehnung der umliegenden Haltebänder.
Sie fragen - Unser Experte
antwortet
Ich bin 40 Jahre alt, nachts werde ich oft
wach und kann nicht einschlafen. Morgens bin ich unausgeschlafen und wie
gerädert. Ist das hormonell bedingt? In
einem jungen Alter von 40 Jahren wäre es außergewöhnlich, wenn bereits Hormonumstellungen eine Rolle spielen würden . Bei Frauen
ist es nicht selten, dass in den Wechseljahren
nicht nur Hitzewallungen und andere Probleme auftreten, sondern auch Schlafstörungen.
Das hängt zum Teil mit dem Hormonspiegel
zusammen, aber auch mit psych ischen Belastungen und Veränderungen. Diese Probleme
sollten allerdings nach der Stabi lisierung der
Hormonumstellungen vorbei sein.
'
Wie kann ich nächtliches Grübeln "abstellen", das mich nicht schlafen lässt? Grübeln
ist offensichtlich verbunden mit Problemen
und Schwierigkeiten . Eine Möglichkeit wäre,
diese Probleme zu notieren und sich zu überlegen, wie sie gelöst werden könnten. Diese
schriftlich fixierten Gedanken im Wohnzimmer
abzulegen, bedeutet häufig auch, das Problem
abzulegen. Man sollte sich bemühen, sich mit
Sorgen auseinander zu setzen und Probleme
zu lösen, auch um wieder einen ruhigen Schlaf
zu finden .
Gibt es einen Zusammenhang zwischen
Schlafstörungen und der Einnahme eines
Cholesterinsenkers nach einer BypassOperation? Hier gilt es, keine falsche Verbindung herzustellen. Viele Herzerkrankungen
verursachen Schlafstörungen, genauso wie
sich viele Medikamente auf den Schlaf auswirken.
Gemeinsam mit
dem Hausarzt
müsste herausgefunden werden, ob ein Zusammenhang
besteht
und
welche Lösung
sich anbieten
würde.
Dr. Steffen Schädlich,
Schlafmediziner aus
Halle
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