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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung www.hessen-biotech.de Hessen-Biotech NEWS Aus kleinen Entdeckern werden große Forscher: Erfinderlabor Faszination Biotechnologie Neues aus dem Cluster Integrierte Bioindustrie Frankfurt Medizinischen Blutegeln auf der Spur Activaero ist Hessen-Champion 2010 Startkapital vom High-Tech-Gründerfonds Engelhard Arzneimittel: Phytotherapie ohne Hokuspokus Institut für Biopharmazeutische Technologie der Hochschule Gießen-Friedberg 4 | 2010 Liebe Leserinnen und Leser, das Jahr 2010 geht mit guten Nachrichten zu Ende: Die Wirtschaft hat sich von der schweren Krise schnell erholt; die Arbeitslosenquote ist so niedrig wie lange nicht mehr. In Hessen hat sie im Oktober mit unter sechs Prozent den tiefsten Oktober-Stand seit 1992 erreicht. Schon berichten Unternehmen von Schwierigkeiten bei der Besetzung von Stellen. Engagierte Fachkräfte aber sind die Voraussetzung für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Auch die hessische Biotechnologie benötigt qualifizierten Nachwuchs, um ihre Erfolgsgeschichte fortzusetzen. Deswegen freut es mich besonders, dass sich Schüler kürzlich im „Erfinderlabor Faszination Biotechnologie“ in Darmstadt eine Woche lang mit biotechnologischen Fragen beschäftigen oder auf der sechswöchigen Hessentour des fahrbaren Labors BIOTechnikum die Welt der Biotechnologie in Praktika erleben konnten. Das hessische Wirtschaftsministerium hat beide Initiativen in Public-PrivatePartnership mit der Wirtschaft unterstützt. Denn wenn wir junge Menschen für einen naturwissenschaftlich-technischen Beruf gewinnen, stärken wir die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes. Auch Hessens Fachhochschulen rüsten sich für die Zukunft – und zwar mit erstklassiger Forschung, die den Praxisbezug immer im Blick behält. Ein Parade- INHALT 1 2 2. 2 Hessen-Biotech aktuell 3 Ende gut, alles gut BIOTechnikum-Tour durch Hessen 4 Rückblick Medica 2010 4 Neue Projektleitung bei der Aktionslinie Hessen-Biotech 5 Aus kleinen Entdeckern werden große Forscher 5 Neues aus dem Cluster Integrierte Bioindustrie Frankfurt 6 CIB Partnering Konferenz 2010 – informieren, vernetzen, fördern 7 timm Technologie & Innovation Medizinregion Mittelhessen Medizinischen Blutegeln auf der Spur 8 4 Hessen-Mix 9 5 Förderinitiative im Fokus Hessen-Biotech NEWS 4/2010 Dieter Posch Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung 12 Wissenschaft im Porträt Exzellenz an der Fachhochschule 7 8 14 Wirtschaft im Porträt Phytotherapie ohne Hokuspokus 9 BioPur – Downstream Processing nach Maß Startkapital vom High-Tech Gründerfonds Ich freue mich auf ein erfolgreiches neues Jahr mit Ihnen und wünsche Ihnen und Ihren Familien eine schöne Weihnachtszeit. 6 Rückblick Pharma Forum 2010 Industrielle Biotechnologie „Made in Germany“ – starker Auftritt der fünf BMBF-Cluster 7 3 beispiel ist das Institut für Biopharmazeutische Technologie der Fachhochschule Gießen-Friedberg. In dieser Ausgabe informieren wir Sie unter anderem über die dort entwickelten Prozesse für die Kultivierung und Konservierung von Stammzellen. Mit einer anderen Form der Kultivierung kennt sich die Biebertaler Blutegelfarm bestens aus. Bis zu zwei Millionen medizinische Egel schwimmen in 40 Zuchtteichen; einige Hunderttausend liefert das Unternehmen jährlich an Heilpraktiker, Ärzte und Apotheken als lebende Arzneimittel. Schon diese beiden Beispiele zeigen die Breite der Biotechnologie in unserem Bundesland. Mit welchen Ideen, Erkenntnissen und Produkten werden Hessens Unternehmer und Wissenschaftler die Biotech-Branche wohl im kommenden Jahr antreiben? Mit unserem Newsletter halten wir Sie auf dem Laufenden. 16 Hessen International Kooperationsmöglichkeiten mit europäischen Partnern 18 Wachstum durch Internationalisierung 18 BioFuture „Gen- und Zelltherapien müssen kombiniert werden“ – Frankfurter Forschungsverbund treibt innovative Behandlungen voran 19 10 Nachrichten aus der Wirtschaft 20 11 Nachrichten aus der Wissenschaft 21 Broschürenbestellung/Faxformular 23 12 Biotechnologie im Alltag Jeans: Stonewashed mit Enzymen 23 Termine/Impressum 24 1 Hessen-Biotech aktuell Rückblick Pharma Forum 2010 Personalisierte Medizin – wohin geht die Reise für Pharma, Biotech, Krankenkassen und Patienten Das diesjährige Pharma Forum 2010 im ZDF-Konferenzzentrum Mainz stand ganz im Zeichen der Personalisierten Medizin und deren zukünftigen Bedeutung für die Gesundheitswirtschaft. schung in Bad Nauheim bündelt. Brüne betonte in seinem Vortrag das Ziel des LiFF, die Lipid-SignalingForschung im Rhein-Main-Gebiet zu einer Informationsquelle für nachhaltige Arzneien auszubauen. Fast 200 Branchenvertreter nutzen die Veranstaltung, um wichtige Kontakte zu knüpfen und um über aktuelle Entwicklungen in der Gesundheitspolitik zu diskutieren. Die gemeinsame Veranstaltung der Wirtschaftsministerien der Länder Hessen, RheinlandPfalz und Saarland sowie des Verbandes forschender Pharmaunternehmen (vfa) bestand insgesamt aus drei Präsentationsforen, in denen Wissenschaftler und Unternehmer ihre Konzepte und Strategien vorstellten, sowie einer moderierten Podiumsdiskussion und einer begleitenden Ausstellung. In einem Impulsvortrag machte der hessische Biotechnologie-Beauftragte, Professor Theo Dingermann, auf die große Bedeutung der Personalisierten Medizin aufmerksam. Er erläuterte, dass man schon heute viele Krankheiten vor ihrem Ausbruch erkennen und Risiken für genetisch bedingte Erkrankungen abschätzen kann. Damit können Ärzte die Wahl des geeigneten Medikaments und der besten Dosis individuell treffen. Noch haben jedoch viele Patienten Angst vor einer dafür notwendigen Genuntersuchung, weiß Dingermann. Diese gilt es durch Aufklärung zu entkräften. Auch das hessische Unternehmen Engelhard Arzneimittel GmbH präsentierte seine Produkte. Professor Bernhard Brüne stellte das Lipid Signaling Forschungszentrum Frankfurt (LiFF) vor, das die interdisziplinären Expertisen der Universität Frankfurt und des Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenfor- Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie die Präsentationen der Referenten finden Sie im Internet unter www.pharmaforum-sw.de. Das nächste Pharma Forum findet im Herbst 2011 in Saarbrücken statt. Teilnehmer informieren sich an den Ständen von bio.logis und BioSpring Prof. Dr. Theo Dingermann begeistert das Publikum mit seinem Impulsvortrag zur Personalisierten Medizin. > Hessen-Biotech NEWS 4/2010 3 Ende gut, alles gut BIOTechnikum-Tour durch Hessen durch Hessen. Initiiert und unterstützt wurde die Tour durch eine Private-Public-Partnership des Hessischen Wirtschaftsministeriums, des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), Landesverband Hessen, und der Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern. Der Biotechnologiebeauftragte des Landes Hessen, Prof. Dr. Theo Dingermann (h. r.), und Stadtrat Rudolf Janke (h. l.) waren begeistert von den praktischen Einblicken in die Biotechnologie, die das BIOTechnikum ermöglicht. (Quelle: Flad & Flad Communication GmbH) Schulstunden ganz nach dem Geschmack hessischer Schülerinnen und Schüler bot die mobile Erlebniswelt BIOTechnikum auf ihrer sechswöchigen Landesreise durch Hessen. In insgesamt zwölf verschiedenen Städten konnten sowohl Schüler als auch die interessierte Öffentlichkeit die multimediale Ausstellung des Biotech-Trucks erkunden und sich mit Hilfe von projektbegleitenden Wissenschaftlern beispielsweise auf die Spuren des Erbmaterials DNA begeben, um einen genetischen Fingerabdruck zu erstellen. Aufgrund der positiven Resonanz rollte das BIOTechnikum in diesem Jahr bereits zum dritten Mal Auch der hessische Biotechnologiebeauftragte Professor Theo Dingermann besuchte das BIOTechnikum und betonte: „Die Biotechnologie ist in der Hightech-Region Hessen auf Wachstumskurs und verspricht jungen Menschen vielversprechende berufliche Perspektiven.“ Wie wichtig es ist, Schülerinnen und Schüler bereits frühzeitig für die Technologien der Zukunft zu begeistern, hoben Gregor Disson, Geschäftsführer des VCI Landesverbands Hessen, sowie Detlev Osterloh von der Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern hervor. Die Initiative „BIOTechnikum“ ermögliche dem Nachwuchs landesweit außergewöhnliche Einblicke in die Biotechnologie. Die gemeinsame Aktion sei ein wichtiger Beitrag, um dem Fachkräftemangel in den naturwissenschaftlich-technisch geprägten Berufen entgegenzutreten. Rückblick Medica 2010 ■ Miriam Schroer Hessen-Biotech HA Hessen Agentur GmbH Tel.: 0611 / 774-8610 E-Mail: miriam.schroer@ hessen-agentur.de www.hessen-biotech.de Auch in diesem Jahr präsentierte wieder eine Vielzahl hessischer Unternehmen und Einrichtungen ihre Produkte am Gemeinschaftsstand der Aktionslinie Hessen-Biotech auf der Medica 2010 in Düsseldorf. Auf einer Fläche von 160 Quadratmetern zeigten die insgesamt zwölf Mitaussteller aus der Medizintechnik-Branche ihre Produktinnovationen. Ein Schwerpunkt der Präsentation am Hessen-Stand lag im Bereich der Diagnostik, der in der ärztlichen Praxis zunehmend an Bedeutung gewinnt. Erstmals beteiligten sich auch zwei rheinland-pfälzische Hochschulen am Gemeinschaftsstand. „Dass man heute Pharma, Biotechnologie und Medizintechnik als völlig unterschiedliche Wirtschaftszweige dennoch in Einklang bringen kann, beweist die Auswahl an Unternehmen an unserem Gemeinschaftsstand“, erklärte Dr. Thomas Niemann, Projektleiter der Aktionslinie Hessen-Biotech. Ein Highlight am Hessen-Stand war das große Gettogether am ersten Messetag, das Hessen-Biotech zusammen mit der Außenwirtschaftsförderung des Landes Hessen und dem Schwalbacher Unternehmen BIT Analytical Instruments organisierte. Die Aussteller am Stand nutzten die Veranstaltung, um wichtige neue nationale und internationale Kontakte zu knüpfen. Auch im nächsten wird Hessen-Biotech wieder mit dem Gemeinschaftsstand Medica vertreten sein. Hessische Unternehmen, die Interesse haben, sich als Mitaussteller zu beteiligen, wenden sich bitte an Miriam Schroer. 4 Hessen-Biotech NEWS 4/2010 Neue Projektleitung bei der Aktionslinie Hessen-Biotech Es gab Veränderungen in der Aktionslinie HessenBiotech. Seit September 2010 steht Dr. Thomas Niemann als Ansprechpartner und Lotse für Biotechnologie und Medizintechnik in Hessen zur Verfügung. Nachdem er sich zwei Jahre als Clustermanager des Bioindustrieclusters CIB Frankfurt für die Belange der Industriellen Biotechnologie in Hessen und Deutschland eingesetzt hat, will er sich nun als Projektleiter Biotechnologie in der Hessen Agentur für die gesamte Biotech-Branche in Hessen stark machen. Niemann – Chemiker, Biotechnologe und Kommunikationsexperte – ist somit Nachfolger von Dr. Detlef Terzenbach, der nach vielen Jahren der er- folgreichen Arbeit in der Abteilung Technologie seit August als Abteilungsleiter „Internationales und Standortmarketing“ die hessischen Außenhandelsaktivitäten in der Hessen Agentur steuert. Dabei wünschen wir ihm ebenfalls viel Erfolg und alles Gute. ■ Dr. Thomas Niemann Projektleiter Biotechnologie HA Hessen Agentur GmbH Tel.: 0611 / 774-8646 E-Mail: thomas.niemann@hessen-agentur.de Internet: www.hessen-biotech.de & www.CIB-Frankfurt.de Dr. Thomas Niemann Aus kleinen Entdeckern werden große Forscher Erfinderlabor Faszination Biotechnologie in Darmstadt Insgesamt 16 besonders begabte hessische Oberstufenschüler nutzten im November die Möglichkeit, sich im Rahmen des „Erfinderlabors Faszination Biotechnologie“ eine Woche lang mit Fragestellungen rund um die Biotechnologie zu beschäftigen. Wie kann man gentechnisch die Zellkerne einer Pflanze verändern? In den Laboren der Technischen Universität (TU) Darmstadt konnten die jungen Forscher in kleinen Teams praxisnah und unter Anleitung der jeweiligen vier Arbeitsgruppen der TU die Lösung auf diese und weitere Fragen finden. „Das Erfinderlabor Biotechnologie macht wirklich Lust auf mehr“, freut sich Calvin Roth von der MaxPlanck-Schule in Groß-Umstadt. „Hier können wir unser Wissen praktisch anwenden. In der Schule reicht die Zeit für Experimente nur selten aus. Hier experimentieren wir den ganzen Tag und es macht sehr viel Spaß, die Ergebnisse auszuwerten.“ Seit fünf Jahren existiert die Initiative Erfinderlabor mit dem Ziel, Schülern Einblicke in die neuste Forschung zu ermöglichen und den hochbegabten Schülern, den Weg zu den Naturwissenschaften zu eröffnen. Der Andrang dabei ist groß, aber auch die Anforderungen: Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler wurden nach strengen Leistungskriterien aus 90 hochqualifizierten Bewerbern ausgewählt. Partner des diesjährigen Biotechnologie- Erfinderlabors sind die TU Darmstadt, Merck, das Hessische Wirtschaftsministerium mit seiner Aktionslinie Hessen-Biotech, das Hessische Kultusministerium sowie die BRAIN AG und der VCI Hessen. Am Ende des einwöchigen Erfinderlabors präsentierten die Schüler bei Merck in einem festlichen Rahmen ihre Ergebnisse Angehörigen, Vertretern der Schulen sowie Gästen aus Hochschule, Politik und Wirtschaft. Der im Wirtschaftsministerium für Technologie zuständige Abteilungsleiter, Axel Henkel, äußerte sich in seiner Rede sehr erfreut über die Fähigkeiten und die Begeisterung der jungen Forscher an der Biotechnologie: „Wir brauchen junge Leute wie Sie, die sich heute für ein natur- oder ingenieurwissenschaftliches Studium entscheiden, um im Strukturwandel von der Chemischen zur Biologischen Industrie erfolgreich zu sein.“ Aufgeteilt in kleine Arbeitsgruppen, experimentieren die Oberstufenschüler in den Laboren der TU Darmstadt. Zum Abschluss präsentierten die Schüler ihre Ergebnisse in einem festlichen Rahmen bei Merck den geladenen Gästen aus Politik, Schule, Hochschule und Wirtschaft sowie Angehörigen. Hessen-Biotech NEWS 4/2010 5 2 Neues aus dem Cluster Integrierte Bioindustrie Frankfurt BioPur – Downstream Processing nach Maß Bei der Herstellung von pharmazeutischen Wirkstoffen und Feinchemikalien werden 50 – 90 Prozent der Herstellungskosten durch die Aufreinigung, dem sogenannten „Downstream Processing“, verursacht. Durch die Einführung von Biogenerika und dem zu erwartenden Wegfall von Blockbuster-Medikamenten nimmt der Druck auf die Minimierung der Herstellungskosten weiter zu. Die Entwicklung neuer und kostengünstigerer Verfahren zur Aufreinigung von Chemikalien und Pharmaprodukten ist auch die Thematik in dem durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt BioPur. Über die Chancen und Herausforderungen in diesem Projekt sprachen wir mit Professor Thomas Herget, Head of Processing Technologies bei der Merck KGaA in Darmstadt. ? Was macht die Aufreinigung in der biotechnologischen Produktion zu einer solchen Herausforderung? Die Herstellung von Bioprodukten ist in zweierlei Hinsicht eine große Herausforderung. Auf der einen Seite müssen die biologischen Produktionssysteme so maßgeschneidert sein, dass sie den entsprechenden Wirkstoff in seiner korrekten Funktionalität in hohen Mengen herstellen. Auf der anderen Seite bedarf es effizienter Aufreinigungsmethoden, um diese Wirkstoffe aus einem komplexen Gemisch zu isolieren. Durch die Fermentation der Mikroorganismen oder Säugetierzellen entsteht eine Brühe, in der neben den gewünschten Substanzen auch eine Vielzahl anderer Beiprodukte zu finden ist. Hier fehlen noch immer kostengünstige chromatografische Reinigungsverfahren, die auf die strukturellen und funktionellen Eigenschaften des Zielmoleküls abgestimmt sind und eine effiziente Abtrennung von Fremdproteinen und anderen Verunreinigungen erlauben. ? Richtig. Ziel dieses Vorhabens ist die Entwicklung einer Technologieplattform, die es ermöglicht, für ausgesuchte Zielmoleküle maßgeschneiderte Liganden zu gewinnen und diese sowohl zur affinitätschromatografischen Aufreinigung als auch zur prozessbegleitenden Analytik einzusetzen. Solche Liganden sind bislang nur für wenige biotechnisch interessante Produkte bekannt. Oft sind diese Liganden auch sehr teuer oder zum Beispiel wegen einer zu starken oder zu schwachen Bindung nicht optimal für die gegebene Trennaufgabe. Wir suchen daher nach „schaltbaren“ Liganden, die für die Aufreinigung ausgesuchter chiraler Feinchemikalien und Pharmaprodukte geeignet sind und bei denen nicht nur die Bindung, sondern auch die Freisetzung des Zielmoleküls unter möglichst physiologischen Bedingungen stattfindet. ? 6 Hessen-Biotech NEWS 4/2010 Können Sie bereits erste Erfolge vorweisen? Das Projekt läuft seit Ende 2010 in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Professor Kolmar an der Technischen Universität Darmstadt. Zunächst haben wir damit begonnen, Bibliotheken von potenziellen Bindeproteinen als Liganden herzustellen. Diese Proteine sind recht klein, sehr resistent gegenüber Proteasen und stabil gegenüber pH-, Salz- und Temperaturveränderungen. Ferner können sie kostengünstig in Bakterien oder Hefezellen hergestellt werden. Solche Bibliotheken konnten bereits hergestellt und exemplarisch an einem Biotherapeutikum erfolgreich getestet werden. Dieses Beispiel ist ein sehr schöner Beweis für die Validität des von uns gewählten Konzeptes. Momentan arbeiten wir daran, die Prozesse zu vereinfachen und zu optimieren. Dies ist wichtig, da nach unseren Berechnungen weit über zehn Millionen dieser Miniproteine getestet werden müssen, um einen geeigneten Liganden für das Zielmolekül zu identifizieren. ■ Prof. Dr. Thomas Herget Und solche Verfahren entwickeln Sie im Rahmen des Projektes „BioPur“? Prof. Dr. Thomas Herget Head of Processing Technologies Merck KGaA E-Mail: thomas.herget@merck.de CIB Partnering Konferenz 2010 – informieren, vernetzen, fördern Am 29. September 2010 fand die jährliche Partnering Konferenz des CIB Frankfurt nun bereits zum dritten Mal statt. Insgesamt 14 Referenten aus Wissenschaft und Wirtschaft präsentierten aktuelle Forschungsergebnisse sowie Herausforderungen und Potenziale der Industriellen Biotechnologie. „Besonders erfreulich war die Teilnahme neuer Akteure wie Unternehmen Mykomax, W.C. Heraeus, Bayer Technology Services, Taros und Edecto“, sagte Dr. Thomas Niemann, Clustermanager von CIB Frankfurt und Initiator der Veranstaltung. „Wir sind zuversichtlich, dass sich schon bald erfolgversprechende Partnerschaften für neue Projekte der Industriellen Biotechnologie ergeben werden.“ Aus den CIB Partnering Konferenzen sind bereits zahlreiche geförderte F & E Verbundprojekte hervorgegangen. Ob Pharma, Kosmetik, Chemie oder Lebensmittel – mit Unternehmen wie Sanofi-Aventis, Merck, BASF oder Symrise sind namhafte Vertreter aus den unterschiedlichsten Anwenderindustrien in BMBF-geförderten Projekten aktiv. Hinzu kommen zahlreiche kleine und mittelständische Enzym- und Biokatalyse-Spezialisten (zum Beispiel BRAIN, NZyme Biotec, C_LEcta) sowie Forschungseinrichtun- gen und Hochschulen mit Fokus auf bioindustrielle Anwendungen. Auf besonderes Interesse ist auch der zweite Teil der Veranstaltung gestoßen, bei dem die Kollegen von WiBank (Förderberatung der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen), LOEWE 3Projektförderung des Hessischen Wissenschaftsministeriums und Enterprise Europe Network (EEN) die verschiedenen Fördermöglichkeiten von Land Hessen, Bund und EU vorgestellt haben. „Insbesondere die Förderprogramme, die von der Europäischen Union angeboten werden, waren den meisten Teilnehmern offenbar nicht hinreichend bekannt“, sagte Dr. Niemann. Den Tagungsband und die Vorträge stehen im Internet unter www.cib-frankfurt.de als Download zur Verfügung. ■ Dr. Thomas Niemann Cluster Integrierte Bioindustrie Frankfurt HA Hessen Agentur GmbH Tel.: 0611 / 774-8646 Fax: 0611 / 774-8620 E-Mail: thomas.niemann@hessen-agentur.de Internet: www.CIB-Frankfurt.de Auf der CIB Partnering Konferenz in Frankfurt präsentierten Referenten aus Wirtschaft und Wissenschaft ihre aktuellen Forschungsergebnisse sowie Herausforderungen und Potenziale der Industriellen Biotechnologie. Industrielle Biotechnologie „Made in Germany“ – starker Auftritt der fünf BMBF-Cluster BioIndustrie 2021 auf der EFIB 2010 in Edinburgh Vom 19. bis zum 21. Oktober präsentierten sich die fünf Gewinnercluster des Bioindustrie2021-Wettbewerbs mit einem Gemeinschaftsstand auf dem European Forum for Industrial Biotechnology (EFIB), das dieses Jahr zum dritten Mal stattfand. Mehr als 350 Teilnehmer folgten der Einladung zur führenden Fachtagung der Industriellen Biotechnologie ins schottische Edinburgh, um über Innovationen, politische Rahmenbedingungen und neue Verfahren zur Produktion von Wertstoffen und Energie aus nachwachsenden Rohstoffen zu diskutieren. Unter dem Titel „The German bioindustry clusters industrial biotechnology along the entire value chain“ präsentierte Dr. Ralf Grote von der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH), stellvertretend für die fünf Bioindustrie2021-Cluster die Ziele, die individuellen Stärken und die Erfolge der Gewinnercluster. Bei CIB Frankfurt steht man der einheitlichen Außendarstellung der Industriellen Biotechnologie „Made in Germany“ positiv gegenüber: „Wir möchten auf nationaler und auf internationaler Ebene dafür sorgen, dass die Industrielle Biotechnologie in Deutschland als stark und innovativ wahrgenommen wird“, sagte Dr. Thomas Niemann, Clustermanager von CIB Frankfurt. „Mit der Präsenz auf der diesjährigen EFIB ist uns dies gelungen.“ Durch strategische Kooperationen auf Projektebene mit den anderen Clustern sollen weitere Synergien genutzt und so die Industrielle Biotechnologie in Deutschland nachhaltig gestärkt werden. Hessen-Biotech NEWS 4/2010 7 3 timm Technologie & Innovation Medizinregion Mittelhessen Medizinischen Blutegeln auf der Spur Auf 650.000.000 Jahre Innovation und Entwicklung zurückblicken kann der Hirudo medicinalis, der medizinische Blutegel, der bereits seit der Antike zu therapeutischen Zwecken eingesetzt wird. Bis zu 2 Millionen dieser Tiere schwimmen in den 40 Zuchtteichen der Biebertaler Blutegelzucht (BBEZ) bei Gießen. Im Speichel der Egel finden sich über zwanzig bekannte, medizinisch wirksame Wirkstoffe. Die Leitsubstanz ist das Hirudin, das für die Hemmung der Blutgerinnung sorgt, erklärt Michael Aurich, Mitarbeiter der Blutegelfarm. Abnehmer für die Egel sind Heilpraktiker, Ärzte und Apotheken. Die bei der Behandlung etwa fünf Zentimeter langen Egel werden an schmerzende Der Medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis). Gewebestellen des Patienten angeDie Tiere sind vom deutschen Gesetzgeber als Fertigarzneimittel eingestuft. setzt. Die Tiere senken ihre drei sternförmigen Zahnreihen mit sägenden Bewegungen in die Haut des Wirtes. Dabei werden aus Drüsen zwischen den Zähnen über den Speichel betäubende Substanzen und entzündungshemmende Enzyme ausgeschüttet, sodass die Anwendung schmerzfrei ist. Die Blutegel haben durch die über den Biss eingebrachten Wirkstoffe einen sehr breiten Indikationsbereich. So werden die Egel bei rheumatischen Erkrankungen, Entzündungen von Organen und Geweben, bei Tinnitus oder Durchblutungsstörungen nach Gewebetransplantation erfolgreich eingesetzt. Zahlreiche Studien belegen die Wirksamkeit der Blutegeltherapie in der Human- und Veterinärmedizin. Ursprünglich war die Farm aus einem ZAUG Projekt (Zentrum Arbeit und Umwelt Gießen) entstanden. Dr. Manfred Roth pachtete die Gärtnerei in Biebertal, um Langzeitarbeitslosen eine neue Perspektive zu bieten. 2004 erhielt die BBEZ die Zulassung als Arzneimittelherstellungsbetrieb. Im gleichen Jahr wurden in Deutschland Blutegel vom Gesetzgeber als Fertigarzneimittel eingestuft. Vier Jahre später übernahmen die drei leitenden Mitarbeiter die BBEZ und firmierten als GmbH. „300.000 Blutegel haben 2009 die Egelfarm verlassen. Der Umsatz ist erstmals auf über eine Million Euro gestiegen. Wir wollen unsere Aktivitäten stetig ausbauen und mit dem medizinischen Blutegel auch internationale Märkte erobern“, so Geschäftsführer 8 Hessen-Biotech NEWS 4/2010 Harald Galatis. Die BBEZ ist momentan die einzige Blutegelzucht in der Europäischen Union mit einer arzneimittelrechtlichen Herstellungserlaubnis. Zurzeit beschäftigt das Unternehmen 24 Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr erhielt die BBEZ den Hessischen Gründerpreis in der Kategorie „Geschaffene Arbeitsplätze". Harald Galatis, Geschäftsführer Biebertaler Blutegelzucht GmbH vor den Blutegel-Zuchtteichen „Wir arbeiten mit renommierten Kliniken und Forschungseinrichtungen wie der Charité in Berlin, der Rheumaklinik Bad Endbach und der Universität Gießen zusammen, um der Biologie des medizinischen Blutegels weiter auf die Spur zu kommen“, erklärt Galatis. Ziel ist es, den Therapeuten und Patienten immer fundierteres Wissen über das Tier zur Verfügung zu stellen. Daher ist es der BBEZ wichtig, in Kooperation mit der Wissenschaft, weitere Indikationsgebiete für die natürliche Blutegeltherapie und die entsprechenden Wirkmechanismen zu untersuchen. Außerdem möchte die BBEZ die eigene Produktpalette um Salben und Gele mit den therapeutisch relevanten Wirkstoffen des Blutegels erweitern. „Die Nähe zu den Hochschulen Gießen und Marburg und zu regionalen Netzwerken der Medizinwirtschaft wird uns die Intensivierung bestehender und das Knüpfen neuer Kooperationskontakte erleichtern“, bestätigt Galatis. Regelmäßig finden Seminare zur Blutegeltherapie für Ärzte und Heilpraktiker bei der BBEZ statt. Darüber hinaus bietet die Biebertaler Egelfarm Besichtigungen an. „Wir freuen uns, damit zum Abbau von Vorurteilen beizutragen und Interessierten die Anwendungsgebiete und die Biologie des medizinischen Blutegels zu vermitteln", so Galatis. ■ Biebertaler Blutegelzucht GmbH Tel.: 06409 / 661400 E-Mail: blutegel@blutegel.de Internet: www.blutegel.de 4 Hessen-Mix Hessen-Champions 2010 Activaero Gewinner des Sonderpreises „Neue Produkte und Entwicklungen“ Im Wettbewerb Hessen-Champions 2010 um die Auszeichnung der erfolgreichsten, besten und innovativsten hessischen Unternehmen hat Activaero aus Gemünden/Wohra den Sonderpreis „Neue Produkte und Entwicklungen“ gewonnen. Der Preis wurde Activaero für die Entwicklung eines Inhalationssystems verliehen. Das Spezialgerät zur Behandlung schwerer Lungenerkrankungen ermöglicht es, einen sehr hohen Anteil der oft sehr teuren Medikamente in die Lunge zu bringen. Mit dem neuen hocheffizienten Inhalationssystem können bis zu 85 Prozent des eingesetzten Wirkstoffs in die Lunge gebracht werden, anstatt der bisher durchschnittlichen 15 Prozent. Dr. Gerhard Scheuch, Gründer der Activaero sagte bei der Preisverleihung in Wiesbaden: „Activaero hat sich immer bemüht, wissenschaftliche Spitzenforschung in medizinische Produkte mit einem Mehrwert für Patienten umzusetzen. Wir freuen uns sehr über diesen Preis und betrachten ihn als Anerkennung unserer Bemühungen, die Inhalation für Patienten und Ärzte effektiver, schneller und besser kontrollierbar zu machen und dabei auch noch Einsparungen bei teuren Medikamenten zu ermöglichen.“ Dr. Gerhard Scheuch und Axel Fischer von Activaero nehmen die Auszeichnung HessenChampions in der Kategorie „Neue Produkte und Entwicklungen“ entgegen. (Quelle: VhU) Mit der Preisverleihung startet gleichzeitig der Wettbewerb „Hessen-Champions 2011“. Neben den Kategorien Weltmarktführer und Jobmotor wird dann auch die dritte Kategorie Innovation fest in den Wettbewerb integriert. Damit soll zusätzliches Interesse auf die Innovationspotenziale in der hessischen Wirtschaft gelenkt und gleichzeitig auf die große Bedeutung der Innovatoren hingewiesen werden. Bewerben können sich alle Unternehmen mit Sitz in Hessen. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen sind eingeladen, sich am Wettbewerb HessenChampions zu beteiligen. Die Bewerbungsunterlagen finden Sie im Internet unter www.hessen-champions.de. Merck weiht neues Chemie-Forschungszentrum in Darmstadt ein Das Pharma- und Chemieunternehmen Merck hat an seinem Stammsitz in Darmstadt ein neues Forschungszentrum in Betrieb genommen. Die zwei sechsgeschossigen Gebäude sowie das ReinraumTechnikum bieten auf insgesamt 11.000 Quadratmetern Nutzfläche Platz für 340 Mitarbeiter. 50 Millionen Euro hat der Neubau gekostet und ist damit die größte Einzelinvestition der Forschung und Entwicklung von Merck im Unternehmensbereich Chemie. An der feierlichen Einweihung des Gebäudes nahmen neben zahlreichen geladenen Gästen auch Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel sowie der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier teil. Dr. Karl-Ludwig Kley, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Merck KGaA betonte, dass Innovationen das Lebenselixier des Unternehmens seien. „Das, was uns heute stark macht, sind die Innovationen unserer Vorgänger.“ Viele dieser Erfolge hätten ihren Ursprung in Darmstadt, so Kley. „Partnerschaft und Vernetzung waren immer eines unserer Kennzeichen. Aber Darmstadt war immer dabei. Das soll so bleiben. Und daher haben wir uns dafür entschie- Das neue Research Center besteht aus zwei Laborgebäuden sowie einem ReinraumTechnikum. (Quelle: Merck) Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der offiziellen Einweihung des MerckForschungszentrums. (Quelle: Merck) den, diese große Investition hier zu tätigen.“ Im vergangenen Jahr habe Merck insgesamt mehr als 1,3 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Die Eröffnung des neuen Chemie-Forschungsgebäudes bezeichnete Kley „als einen weiteren Schritt zur Sicherung unserer Zukunftsfähigkeit“. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier sagte: „Unternehmen, die konsequent auf Innovation und Forschung setzen, werden mit Erfolg belohnt. Das ist gut für das Unternehmen, für seine Mitarbeiter und natürlich auch für Hessen.“ Hessen-Biotech NEWS 4/2010 9 CSL Behring nimmt neue Biotechnologie-Produktionsanlage in Betrieb Hinter einer Mauer aus Styropor-Bausteinen verbarg sich der Eingang zur neuen Biotechnologie-Produktionsanlage von CSL Behring in Marburg. Den ersten Stein daraus entfernte Dr. Brian McNamee, Geschäftsführer von CSL Limited, der Muttergesellschaft von CSL Behring. Rund 20 Millionen Euro hat das Unternehmen CSL Behring in eine hochmoderne biotechnologische Produktionsanlage zur Aufreinigung und Formulierung von rekombinanten Proteinen investiert. „Die Einweihung dieser neuen Anlage ist ein Meilenstein für die Entwicklung unserer rekombinanten Proteine“, erklärte CSL Behring Geschäftsführer Dr. Roland Martin bei der feierlichen Einweihung in Marburg. „Das flexible Nutzungskonzept erlaubt es auch, dass verschiedene biologische Produkte in der gleichen Produktionsanlage zu klinischen Prüfungen und zur Markteinführung hergestellt werden können.“ In Laborversuchen gelang es CSL Behring, die Verweildauer von therapeutischen Gerinnungsfaktoren in der Blutzirkulation deutlich zu steigern. Die nun für die klinischen Studien benötigten Therapeutika werden ab Januar in der neuen Anlage hergestellt, aufgereinigt, formuliert und im Anschluss in einer im vergangen Jahr eingeweihten Anlage abgefüllt und gefriergetrocknet. Geschäftsführer der CSL Muttergesellschaft, Dr. Brian McNamee, der zur Einweihung der Anlage aus Melbourne angereist war, freut sich über diese Innovation: „Die Anlage und auch das Präparat ist das beste Beispiel für die hervorragende Zusammenarbeit zwischen CSL in Marburg und Australien.“ Mit der Inbetriebnahme der nach neusten GMPKriterien errichteten Biotech-Anlage erreicht CSL Behring nach einer Bauzeit von achtzehn Monaten eine wichtige Stärkung des Marburger Standortes. „Wir sind sehr stolz darauf, dass diese Anlage in Marburg steht. Das ist ein Ausdruck des Vertrauens von unserer Muttergesellschaft CSL in die Expertise und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter von CSL Behring in Marburg und spricht gleichzeitig auch für die guten Rahmenbedingungen, die der Pharmastandort Hessen und Marburg bietet“, freut sich Martin. Cluster Individualisierte ImmunIntervention (CI3) Die individualisierte Medizin gilt als Schlüssel zu einer effektiven, verträglichen und kostengünstigen Behandlung. In der Rhein-Main-Region beschäftigen sich eine Vielzahl von Unternehmen, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen mit diesem Thema. Die Immunintervention, also die Beeinflussung des Immunsystems zur Behandlung von ernsthaften Krankheiten, hat großes Potenzial als Inkubator für die Durchbrüche im Bereich individualisierte Therapie zu fungieren. Daher wurde in diesem Jahr der Verein „Cluster Individualisierte Immunintervention (CI3)“ e. V. mit dem Ziel gegründet, die Individualisierte Immunintervention in der Region voranzubringen und die Akteure zu vernetzen. Dazu fördert CI3 insbesondere Wissenschaft, Forschung, Entwicklung und Anwendung im Bereich der Biotechnologie, Medizin und anderer mit der Individualisierten Immunintervention in Zusammenhang stehende Arbeitsfelder, insbesondere durch die Koordination, Vernetzung, Bewertung, Begleitung und Unterstützung von Projekten. CI3 plant außerdem eine Beteiligung am Spitzenclusterwettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, um damit Fördermittel für Projekte der individualisierten Medizin in die Rhein-Main-Region zu holen. 10 Hessen-Biotech NEWS 4/2010 CI3 ist auf dem Weg, sich als international wettbewerbsfähige „Schmiede für individualisierte Immunointervention“ zu etablieren und innovative, auf den Patienten angepasste Diagnostika und Immuntherapeutika in den Indikationen Krebs, Autoimmunität und Infektion verfügbar zu machen. Der Cluster integriert dazu die maßgeblichen CI3-Akteure dieses Sektors in der Rhein-Main Region und bildet das integrative Element über die gesamte Innovationsund Wertschöpfungskette. Damit verfügt der Cluster über hohe Problemlösungskompetenz in den Bereichen Technologie, Innovation, Umsetzung, Vermarktung und Vertrieb. Die Vision ist es, die Clusterregion Rhein-Main im Hinblick auf individualisierte immuntherapeutische Arzneimittel und Behandlungsansätze sowie Biomarker-Diagnostika an die internationale Spitze zu führen. ■ Dr. Rainer Wessel Cluster für Individualisierte ImmunIntervention (CI3) e. V. Hölderlinstraße 8 55131 Mainz Tel.: 06131 / 62305-81 E-Mail: mail@ci-3.de Internet: www.ci-3.de Hohe Auszeichnung für Professor Theo Dingermann Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft verleiht ihrem ehemaligen Präsidenten die Carl-Mannich-Medaille ist Dingermann als Lehrbuchautor Für seine hervorragenden Leistunund engagierter Vortragender begen in den pharmazeutischen Wiskannt. Er ist Chefredakteur der Mitsenschaften erhielt der Frankfurter gliederzeitschrift der DPhG „PharmaPharmazeut und hessische Biotechzie in unserer Zeit“. Für seine innovanologie-Beauftragte Professor Theo tiven Lehrmethoden wurde DingerDingermann die Carl-Mannich-Memann 2007 mit dem ersten Preis des daille. Dies ist die höchste Auszeich1822-Universitätspreises für exzelnung der Deutschen PharmazeutiProf. Dr. Theo Dingermann lente Lehre ausgezeichnet; 2009 schen Gesellschaft (DPhG), benannt wählte ihn das Magazin „Unicum Beruf“ zum Profesnach einem ihrer langjährigen Präsidenten. Auch sor des Jahres. Professor Manfred Schubert-Zsilavecz, Dingermann war von 1996 bis 1999 zunächst VizeVizepräsident der Goethe-Universität und derzeit präsident und dann Präsident der DPhG (2000 bis Präsident der DPhG würdigte die Leistungen seines 2003). Er hat sich in vielfältiger Weise für sein Fach Kollegen: „Theo Dingermann ist nicht nur ein exzelengagiert: Von 2005 bis 2010 war er Mitglied der lenter Wissenschaftler, der durch seine mehrfach Deutschen Arzneibuch-Kommission, seit 2005 ist er preisgekrönte universitäre Lehre hervorsticht. Er hat hessischer Biotechnologiebeauftragter im Technolodurch seine Auftritte in der Öffentlichkeit auch entgiebeirat der Hessen Agentur und seit 2007 ist er Mitscheidend zur Verbesserung des Images der Apoglied des wissenschaftlichen Beirats des Bundesintheker und der Pharmazie beigetragen.“ stituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Studierenden und Apothekern in ganz Deutschland Unternehmensbereich Nutrition & Health der BASF zieht nach Lampertheim Der neu gegründete Unternehmensbereich Nutrition & Health der BASF wird seinen weltweiten Sitz im südhessischen Lampertheim haben. Zum Jahresbeginn 2011 werden rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Büroräume in Lampertheim beziehen. „Der Standort Lampertheim bietet uns kurzfristig die Möglichkeit, das Team von Nutrition & Health, das derzeit an verschiedenen Orten in Ludwigshafen und Limburgerhof tätig ist, zusammenzubringen. Dabei werden wir von der guten Infrastruktur am Standort Lampertheim profitieren. Gleichzeitig wird sich aber auch die geografische Nähe zum Unternehmenssitz in Ludwigshafen, wo wir viele unserer Produktionsanlagen und Labore betreiben, positiv auswirken", so Walter Dissinger, Leiter des Unternehmensbereichs Nutrition & Health. Neben dem neuen Unternehmensbereich bleibt Lampertheim Sitz der BASF Lampertheim GmbH, die für den Unternehmensbereich Performance Chemicals unter anderem hochwertige Kunststoff- und Lackadditive herstellt. Außerdem befinden sich in Lampertheim Teile der Performance ChemicalsVertriebsorganisation. Zu den Kernarbeitsgebieten des Unternehmensbereichs Nutrition & Health gehören die Bereiche Human- und Tierernährung sowie Pharma. Wichtige Ernährungsprodukte sind Vitamine, Carotinoide und Enzyme. Für Kunden aus der Pharmaindustrie werden Wirkstoffe wie Koffein und Ibuprofen, aber auch Hilfsstoffe und kundenspezifische Syntheseprodukte hergestellt. Darüber hinaus produziert der Unternehmensbereich Aromachemikalien für die Aromaund Duftstoffindustrie. Die Arbeitsgebiete des Unternehmensbereichs Nutrition & Health gehörten bis zu seiner Gründung in diesem Sommer zum Bereich Care Chemicals der BASF. Der neue Unternehmensbereich wurde zur Vorbereitung der Integration der Cognis-Aktivitäten gegründet. Der Kauf der Cognis Holding Luxembourg S.à r.l. unterliegt noch der Zustimmung der zuständigen Behörden. Es ist beabsichtigt, einen Teil der Cognis-Aktivitäten in den Unternehmensbereich Nutrition & Health zu integrieren. Der neu gegründete BASF-Unternehmensbereich Nutrition & Health wird zukünftig seinen weltweiten Sitz in Lampertheim haben. (Quelle: BASF) Hessen-Biotech NEWS 4/2010 11 5 Förderinitiative im Fokus Startkapital vom High-Tech Gründerfonds Public-Private-Partnership zur Seed-Finanzierung wird 2011 fortgeführt Nach dem Platzen der Dotcom-Blase vor zehn Jahren haben sich private Investoren und Beteiligungsgesellschaften fast vollständig aus der Gründungsfinanzierung von Start-ups zurückgezogen. Es erscheint ihnen zu riskant, Jungunternehmer zu unterstützen, die zwar eine Idee, aber noch kein marktfähiges Produkt vorweisen können. Diese Lücke füllt seit fünf Jahren der High-Tech Gründerfonds, eine Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums zusammen mit der KfW-Bankengruppe und den Unternehmen BASF, Deutsche Telekom, Siemens, Daimler, Robert Bosch und Carl Zeiss. Mit einem Gesamtvolumen von 272 Millionen Euro – 240 Millionen Euro davon stammen aus dem Bundeshaushalt – unterstützt der Fonds kleine Technologieunternehmen in der frühen Startphase. Die ursprünglich geplante sechsjährige Investitionsphase endet Mitte 2011. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle hat aber bereits einen Anschlussfonds angekündigt, der sich am ersten Fonds orientieren wird. der Roten Biotechnologie und 20 Prozent aus der Diagnostik. Das erste vom High-Tech Gründerfonds unterstützte Biotech-Unternehmen war der Leipziger Enzymspezialist c-LEcta. In Hessen beteiligte sich der Fonds unter anderem an dem auf Zöliakie fokussierten Biotech-Unternehmen Zedira aus Darmstadt. Ein Anfang 2010 erschienener Evaluierungsbericht, den das Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hatte, bescheinigt dem High-Tech Gründerfonds, „der in Deutschland mit Abstand wichtigste Seed-Investor in seinem Marktsegment“ zu sein. Die für die Evaluierung befragten Jungunternehmer bewerteten die Initiative durchweg positiv und bezeichneten sie als „einzige Chance, an Risikokapital zu kommen“ oder als den „perfekt passenden Partner auf dem undurchsichtigen Seed- und Venture Capital Markt“. Wichtigster Seed-Investor in seinem Marktsegment Doch es gab auch Kritikpunkte: Die ursprünglich festgelegte Finanzierungsgrenze von einer Million Euro je Unternehmen sei für die forschungsintensive Pharma- und Biotech-Branche zu niedrig, heißt es in dem Evaluierungsbericht. Sie wurde daher kürzlich auf insgesamt zwei Millionen Euro angehoben. Davon werden nach wie vor 500.000 Euro als Startkapital eingesetzt. Mit dieser Summe sollten die Jung- Der High-Tech Gründerfonds hat bislang 250 Beteiligungsverträge geschlossen, 55 davon mit Unternehmen aus der Life-Science-Branche. Die meisten (43 Prozent) der in diesem Bereich finanzierten Startups stammen aus der Medizintechnik, 31 Prozent aus Finanzierungskapazität kürzlich verdoppelt Die Finanzierungskonditionen auf einen Blick • In der ersten Finanzierungsrunde gewährt der High-Tech Gründerfonds rund 500.000 Euro als nachrangiges Darlehen und erwirbt 15 Prozent Gesellschaftsanteile zum Nominalwert. • Das Darlehen hat eine Laufzeit von sieben Jahren. • Die Zinsen (aktuell zehn Prozent) werden für vier Jahre gestundet. • Die Gründer müssen 20 Prozent (in den alten Bundesländern und Berlin) beziehungsweise zehn Prozent (in den neuen Bundesländern) zur Finanzierung beitragen. Die Hälfte davon dürfen weitere Investoren stellen. 12 Hessen-Biotech NEWS 4/2010 • Zu weiteren Finanzierungsrunden kann der Fonds bis 1,5 Millionen Euro beisteuern. • Investiert der High-Tech Gründerfonds in einem Konsortium, in dem sich ein privater Investor mindestens in derselben Höhe beteiligt wie der High-Tech Gründerfonds, können die Konditionen flexibel gestaltet werden und vom Standardmodell abweichen. Möglich ist dann zum Beispiel auch eine rein offene Beteiligung. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.high-tech-gruenderfonds.de. „Wir sind mehr als ein Investor“ Dr. Michael Brandkamp, Geschäftsführer der High-Tech Gründerfonds Management GmbH, im Gespräch unternehmer einen wertstiftenden Meilenstein erreichen, etwa die Fertigung eines Prototypen in der Medizintechnik oder einen In-vitro-Wirkungsnachweis in der Pharmaforschung. Für die Anschlussfinanzierung werden je Unternehmen weitere 1,5 Millionen Euro bereitgehalten. Vom Einreichen des Businessplans bis zur Beteiligungszusage vergehen üblicherweise zwei bis drei Monate – eine Zeit, in der die Gründer und ihre Geschäftsidee gründlich geprüft werden. Fast 2.900 Start-ups haben sich bislang beim High-Tech Gründerfonds um Mittel beworben, 250 durften sich über eine Beteiligungszusage freuen. ■ High-Tech Gründerfonds Management GmbH Ludwig-Erhard-Allee 2 53175 Bonn Tel.: 0228 / 82300-100 E-Mail: info@high-tech-gruenderfonds.de Internet: www.high-tech-gruenderfonds.de Die erste Investitionsphase des High-Tech Gründerfonds endet bald. Wie geht es weiter? Aus der ersten Auflage des High-Tech Gründerfonds wird noch bis Mitte 2011 investiert und wir hoffen, dass wir dann den zweiten Fonds am Start haben. Er wird sich von der Struktur und auch vom Volumen her am ersten Fonds orientieren, wir streben auf jeden Fall wieder eine PublicPrivate-Partnership an. Unsere jetzigen Industriepartner haben sich größtenteils schon positiv geäußert und so hoffen wir, dass sie wieder als Investoren dabei sein werden. Wie beantragt ein Jungunternehmen Geld beim High-Tech Gründerfonds? Die Unternehmensgründer wenden sich mit einem Businessplan an uns, entweder direkt oder indirekt über unser Netzwerk von Coaches. Vor allem wenn der Businessplan noch nicht hundertprozentig steht, ist ein Coach sehr hilfreich. Wir schauen uns dann den Businessplan an, lassen ein externes Gutachten erstellen und laden das Team ein, um die Gründer persönlich kennenzulernen. Ich empfehle den Jungunternehmern immer, ihre Stärken durchaus deutlich hervorzuheben, aber die Schwächen nicht ganz unter den Teppich zu kehren. Probleme sollten sie besser ansprechen, um zusammen mit dem Gründungsinvestor nach Lösungen zu suchen. Wer entscheidet über die Anschlussfinanzierung? Für die Anschlussfinanzierung holen wir nochmals ein externes Gutachten ein. Wir bringen das Unternehmen mit anderen Investoren in Kontakt und investieren bei Bedarf auch selbst. Der High-Tech Gründerfonds ist nicht nur ein Investor, der die schwierige Gründungsphase überbrückt. Wir unterstützen die Start-ups auch mit einem leistungsfähigen Netzwerk beim Unternehmensaufbau und beim Einwerben von weiteren Geldern. Netzwerk knüpfen und Investoren treffen: Zu diesem Zweck lädt der High-Tech Gründerfonds jährlich zum Family Day (links) und zur Partnering Conference nach Bonn ein. (Quelle: High-Tech Gründerfonds) Ist es wieder einfacher geworden, Investoren zu finden? Die Venture-Capital-Industrie hat nach wie vor große Probleme, aber es gibt auch gegenläufige Tendenzen. Immer mehr ausländische VCInvestoren – etwa aus Frankreich, den Benelux-Ländern, aus der Schweiz oder Skandinavien – kommen nach Deutschland und übernehmen die Anschlussfinanzierung, nachdem wir die Seed-Phase überbrückt haben. Auch private Investoren investieren verstärkt in Unternehmen. Zusammen mit uns gehen sie mit Beträgen um die 100.000 bis 300.000 Euro teils schon in die Seed-Phase. Da sie noch Kapazitäten für die Anschlussfinanzierung haben, ist das Modell ideal für Privatinvestoren: In der ganz frühen risikoreichen Phase setzen sie nur relativ wenig Geld ein. Und wenn sie etwas klarer sehen, können sie nachlegen. Positiv sehe ich auch Beteiligungen von Industrieunternehmen. Ein Beispiel ist Zedira aus Darmstadt, an dem sich jetzt das mittelständische Diagnostik-Unternehmen R-Biopharm beteiligt. Auch dieser Trend wird sich zukünftig noch verstärken. Hessen-Biotech NEWS 4/2010 13 6 Wissenschaft im Porträt Exzellenz an der Fachhochschule Bioprozesse, Membranverfahren und WirkstoffFormulierungen: das sind die Forschungsschwerpunkte am Institut für Biopharmazeutische Technologie (IBPT) der Fachhochschule Gießen-Friedberg. So schnell kann es gehen: Bei einem Unwetter im Juni 2006 flog den Mitarbeitern des Instituts für Biopharmazeutische Technologie, kurz IBPT, der Fachhochschule Gießen-Friedberg das Dach auf den Kopf – und schon im Herbst 2007 bezogen sie ihr neues Quartier in Gießens Gutfleischstraße. Ein Neubau beherbergt die Laborräume, nebenan in einem renovierten Altbau befinden sich die Büros der drei IBPT-Professoren Peter Czermak, Frank Runkel und Stephanie Gokorsch. Stephanie Gokorsch, die seit 2007 eine Arbeitsgruppe am IBPT leitet, konzentriert sich auf die Lehre und ist zudem Studiendekanin des Fachbereichs „Krankenhaus- und Medizintechnik, Umwelt- und Biotechnologie“, zu dem das IBPT gehört. Daneben untersucht sie zusammen mit einer Mitarbeiterin Moose als Bioindikatoren für Luftverschmutzungen. Runkels Arbeitsgruppe für Biopharmazie und Pharmazeutische Technologie zählt zwölf Leute, in Czermaks Arbeitsgruppe für Bioverfahrenstechnik, Membrantechnologie und Zellkulturtechnik arbeiten 23 Personen. Beide Professoren betreiben Wissenschaft in einer Form, die man sonst eher von Universitäten als von Fachhochschulen kennt. „Bei uns sitzt aber immer ein industrieller Partner mit im Boot“, sagt Czermak, der auch Geschäftsführender Direktor des IBPT ist. Professor Peter Czermak (Mitte) und seine Mitarbeiter Christian Weber (links) und Pablo Pino Grace mit einem Bioreaktor für die Kultivierung von Stammzellen. (Foto: FH Gießen-Friedberg) 14 Hessen-Biotech NEWS 4/2010 Im Fokus: Bioprozesse und Keramikmembranen Gefragter Partner ist Czermak zum Beispiel bei der Entwicklung von industrietauglichen Kulturtechniken für Stammzellen (siehe Kasten) oder Viren. Mit Pharmaunternehmen wie Boehringer Ingelheim und dem Konzern Merck kooperiert er bei der Virenproduktion für Veterinärimpfstoffe. Zusammen mit dem Paul-Ehrlich-Institut in Langen wiederum arbeiten die Gießener Forscher seit einem Jahr an einem Prozess, der Masernviren für die Tumortherapie liefern soll. Da müsse man sich verfahrenstechnisch schon etwas einfallen lassen, betont Czermak, denn die Proteinhülle der Masern-Viren verschmilzt mit der Membran der Wirtszelle. Das erschwert die Gewinnung der Viren. Zudem wollen die Forscher bei der Prozessentwicklung einige Randbedingungen erfüllen: Medien mit Kälberserum sind tabu, und eine den Prozess begleitende Online-Analytik soll von Beginn an integriert werden. „Unsere Stärke in diesen Kooperationen ist eindeutig die Entwicklung des Expansionsprozesses“, unterstreicht Czermak. Seine Mitarbeiter kümmern sich weder um die molekularbiologische Modifikation der Zellen noch um klinische Prüfungen. Das ist Sache der Partner. Eine weitere Spezialität von Czermaks Arbeitsgruppe sind Membranverfahren. „Unsere Kompetenz liegt besonders auf keramischen Membranen“, erklärt Mehrdad Ebrahimi, Leiter der Membrantechnologie. „Die Anwendungen sind hier so vielfältig wie die Membranen selbst.“ Sie reichen von der Virusfiltration bis zur Endotoxin-Abtrennung aus Dialysewasser. Auch an Membranverfahren zur Lignin-Gewinnung aus Bleichwasser der Zellstoffindustrie wird in Gießen gearbeitet. Das Lignin soll anschließend energetisch oder stofflich verwertet werden. Ein „ganz heißes Eisen“ ist laut Czermak auch die Membrantechnik zur Reinigung von sogenanntem Produktionswasser aus der Ölförderung. Die Menge, die davon weltweit täglich anfällt, schätzt Ebrahimi auf 60 Millionen Kubikmeter: „Das sollte zumindest so aufbereitet werden, dass man es zur Bewässerung nutzen kann.“ Auch dafür entwickeln die Gießener Wissenschaftler ein Verfahren. Da Keramikmembranen gegen Hitze und Säuren stabiler sind als die gängigeren organischen Membranen, lassen sie sich einfacher und kostengünstiger reinigen. Membranreaktorsysteme zur kontinuierlichen Herstellung von Mit Keramikmembranen lässt sich Wasser reinigen, das bei der Ölförderung anfällt: Links das ungereinigte Produktionswasser, in der Mitte eine aufbereitete Zwischenstufe, rechts das gereinigte Wasser. (Foto: Uta Neubauer) Zusätzen für Lebensmittel bilden einen weiteren Schwerpunkt. Hier arbeitet Czermaks Team unter anderem an der enzymatischen Synthese von Oligosacchariden für Functional Food. Modellsysteme für Viren: Mit diesen suspendierten SilicaTeilchen werden Membranen für die Virusfiltration validiert. Die Teilchen im linken Röhrchen haben einen Durchmesser von 300 Nanometern, die im rechten messen nur 50 Nanometer und sind wegen ihrer geringen Größe durchsichtig. (Foto: Uta Neubauer) Dank der regen Forschung erhält das IBPT Mittel aus der Landesoffensive zur Entwicklung wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) des Hessischen Wissenschaftsministeriums und konnte sein Budget damit um einige Millionen Euro aufstocken. Der Charme der Ergänzung In seinem Institutskollegen Frank Runkel, einem Pharmazeuten, hat der Bioverfahrenstechniker Czermak einen komplementären Partner gefunden. „Frank Runkels Gruppe arbeitet eher stofforientiert, wir hingegen konzentrieren uns auf die Prozessentwicklung. Das macht den Charme der Ergänzung aus“, sagt Czermak. Runkels Team untersucht beispielsweise, in welcher Zubereitung ein neuer Wirkstoff gegen entzündliche Hautleiden am besten in die relevanten Zellen gelangt. Parallel dazu entwickelt Czermaks Gruppe Membranverfahren zur Herstellung der dafür benötigten Emulsionen. Runkels Fokus liegt auf dem Transport von pharmazeutischen Wirkstoffen durch die Haut. Um das Eindringen der Moleküle in tiefere Hautschichten zu erleichtern, entwickeln er und seine Mitarbeiter verschiedene Wirkstoff-Zubereitungen, darunter Wasser/Öl/Wasser-Emulsionen oder Emulsionen mit Nanoteilchen. Seit kurzem werden am IBPT auch ionische Flüssigkeiten als Zusatzstoffe getestet. Das sind Salze, die schon unterhalb der Raumtemperatur schmelzen und die Aufnahme von schlecht löslichen Wirkstoffen erleichtern könnten. Zusammen mit der Philipps-Universität Marburg und dem Marburger Biotechnologie-Unternehmen sterna biologicals arbeitet Runkel an enzymatisch wirkender DNA, DNAzym genannt, die Hilfe etwa gegen Neurodermitis verspricht. Auch in dieser Kooperation untersuchen die Gießener Forscher, in welcher Zubereitung die Wirkstoffe am besten in die Zielzellen gelangen. Die Eindringtiefe von fluoreszenzmarkierten DNAzymen verfolgen sie dabei unter dem Mikroskop. Als Hautmodell dienen Schnitte aus Schweinehaut. Dr. Uta Neubauer ■ Institut für Biopharmazeutische Technologie – IBPT Fachhochschule Giessen-Friedberg Wiesenstraße 14, 35390 Gießen Tel.: 0641 / 309-2650 E-Mail: info@ibpt.de Internet: www.fh-giessen-friedberg.de/ibpt/ Preiswürdige Stammzellforschung Für ein Verfahren zur Produktion von Stammzellen erhielt Peter Czermak im November den „Forschungspreis der Hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften“. Er und seine Mitarbeiter haben einen Festbettreaktor entwickelt, mit dem sich sämtliche Schritte vom Animpfen bis zur Ernte der Zellen automatisieren lassen. Über eine Online-Messung des Sauerstoffgehalts wird die Zellzahl im Reaktor bestimmt. Im Labormaßstab ist es bereits gelungen, die Zellen mit hoher Vitalität zu ernten. Anschließend werden sie mit Alginat verkapselt, um Immunreaktionen zu verhindern. Kooperationspartner ist das Biotech-Unternehmen Cellmed aus Alzenau, das die Stammzellen als Implantat bei Schlaganfallpatienten einsetzen möchte. Im Körper der Patienten exprimieren die Stammzellen ein therapeutisches Protein. Da das Zellpräparat auf Vorrat hergestellt werden muss, hat Czermaks Team zusammen mit einem Industriepartner auch eine Anlage für die Kryokonservierung entwickelt. Der Clou daran: Die verkapselten Stammzellen werden in Einwegspritzen gefüllt, weiter kultiviert und dann in speziell angepassten Halterungen eingefroren. Sowohl der Kulturprozess als auch die Gefrierkonservierung entspricht den Anforderungen der Good Manufacturing Practice (GMP). Hessen-Biotech NEWS 4/2010 15 7 Wirtschaft im Porträt Phytotherapie ohne Hokuspokus Engelhard Arzneimittel GmbH & Co. KG: Schwerpunkt auf pflanzlichen Wirkstoffen und Medikamenten für Kinder Das erste Produkt: Halspastillen mit Wirkstoffen aus Isländisch Moos. (Foto: Engelhard Arzneimittel) Engelhard Arzneimittel in Niederdorfelden: Im Jahr 2000 zog das Unternehmen vor die Tore Frankfurts. (Foto: Engelhard Arzneimittel) 16 Früher wurden sie bis an den Hof des Zaren verschickt, und sogar Luciano Pavarotti soll sie gelutscht haben: Halspastillen mit Wirkstoffen aus der Heilpflanze Isländisch Moos, hergestellt von Engelhard Arzneimittel. „Anfangs hat die Familie meines UrUr-Großvaters die Pastillen noch per Hand eingepackt“, erzählt Richard Engelhard, der das 1872 in Frankfurt gegründete Unternehmen zusammen mit seinem Bruder, seinem Großonkel und seinem Onkel führt. Vor rund zehn Jahren zog der Familienbetrieb, der heute 260 Mitarbeiter beschäftigt, vor die Tore Frankfurts nach Niederdorfelden. Hier werden die Lutschpastillen Isla Moos, das Hustenmittel Prospan, die Zeckenschutz-Lotion Zanzarin, das Wundgel Tyrosur und 14 weitere Produktlinien hergestellt. Engelhard Arzneimittel vertreibt seine Präparate in 75 Ländern weltweit. Am Umsatz, der im Geschäftsjahr 2009/2010 über 70 Millionen Euro betrug – fünf Jahre zuvor waren es 40 Millionen –, hat Deutschland einen Anteil von 45 Prozent. Die wichtigsten Märkte außerhalb Europas sind Südkorea, Lateinamerika sowie die Golfregion. „Unsere lange Historie gibt Halt und Sicherheit“, sagt Engelhard. „Aber das hält uns nicht auf, auch neue Wege zu gehen.“ Die Produktpalette umfasste einst Hunderte Präparate, doch seit der Nachkriegszeit wurde das Portfolio nach und nach schlanker. Von den Penicillinen trennte man sich erst Mitte der 1990er-Jahre. „Mit der Entwicklung des GenerikaMarktes nahm der Wettbewerb zu und fielen die Preise“, erklärt Richard Engelhard die Entscheidung. Auch die regulatorischen Anforderungen seien im Laufe der Jahre immer größer geworden, sodass man sich jetzt auf bestimmte Marken konzentriere. Hessen-Biotech NEWS 4/2010 Heilpflanzen entschlüsseln Der Fokus des Unternehmens liegt traditionell auf pflanzlichen Wirkstoffen. Der Verkaufsschlager noch vor den Isla Moos-Pastillen ist das Hustenmedikament Prospan mit einem Extrakt aus Efeublättern. Sechzig Prozent des Umsatzes erzielt der Familienbetrieb mit dem Mittel, das Richard Engelhards Großvater einst für seine an Keuchhusten erkrankte Tante entwickelt hat. Erst vor einigen Jahren wurden die Wirkstoffe von Prospan, so genannte Saponine, in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern von der Universität Bonn entschlüsselt. „In der Phytotherapie kennt man die Wirkung oft schon lange, aber einen einzelnen Wirkstoff – wenn es ihn überhaupt gibt – herauszufiltern, ist sehr schwierig“, erklärt Dr. Manuela Stauss-Grabo, Leiterin der Klinischen Forschung. Mit wissenschaftlichen Untersuchungen zur Phytotherapie breche man auch eine Lanze für pflanzliche Arzneien, die eben nicht aus dem Reich der Sagen und Märchen kämen, betont die Biologin. Derartige Studien sind für das Unternehmen außerdem wichtig, um dem Vergleich mit synthetisch-chemisch hergestellten Medikamenten standhalten zu können. „Sonst landen wir schnell in einem esoterisch angehauchten Bereich“, fürchtet Engelhard. Es sei zudem wichtig für jede Erkrankung, eine ihrem Schweregrad entsprechende Arznei einsetzen zu können. Deswegen beschränkt sich die Produktpalette nicht auf pflanzliche Mittel. Bei Halsschmerzen beispielsweise bietet das Unternehmen neben den milden Isla Moos-Pastillen auch die nicht-pflanzlichen Präparate Citramin und Trachisan an. Von Hustenzäpfchen bis zu OmegaFettsäuren bei ADHS Eine weitere Besonderheit des Mittelständlers ist die Entwicklung und Herstellung von Medikamenten für Kinder, einem eher schwierigen Geschäftsfeld, das viele große Konzerne scheuen. Zu den Vorteilen eines familiengeführten Unternehmens zählt für Engelhard, dass man nicht an die Börse berichte: „Wir können selbst entscheiden, wann sich ein Projekt rechnen muss.“ Prospan beispielsweise wurde für Abfüllung von Hustensaft: Prospan ist das umsatzstärkste Präparat des Arzneiproduzenten Engelhard. (Foto: Uta Neubauer) Geschäftsführer Richard Engelhard (Foto: Engelhard Arzneimittel) Dr. Manuela Stauss-Grabo, Leiterin der Klinischen Forschung. (Foto: Uta Neubauer) „Wir sind ein großer Befürworter von Kooperationen“ Richard Engelhard, Geschäftsführer von Engelhard Arzneimittel, und Dr. Manuela Stauss-Grabo, Leiterin Klinische Forschung, im Gespräch. alle Altersgruppen klinisch geprüft. Als Zäpfchen gibt es das Mittel sogar für Säuglinge. „Klinische Studien mit den Allerkleinsten bedeuten zwar einen Aufwand, der über den Ertrag hinausgeht, aber wenn wir das nicht machen würden, gebe es für diese Altersstufe gar kein adäquates Hustenmittel“, sagt Richard Engelhard. Die neuste Entwicklung für Kinder ist Esprico, ein Produkt mit Omega-3-Fettsäuren, Magnesium und Zink, das in Form von Kaukapseln oder als Suspension gegen das Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) eingesetzt wird. Da sich das Unternehmen aus Niederdorfelden keine große Forschungsabteilung leisten kann, sind in wissenschaftliche Arbeiten immer auch externe Spezialisten eingebunden. Esprico beispielsweise wurde zusammen mit dem Kinder- und Jugendpsychiater Michael Huss, ADHS-Experte und Professor an der Universität Mainz, sowie dem Ernährungswissenschaftler Andreas Hahn von der Universität Hannover entwickelt. Erste Beobachtungen von Kinderärzten an fast neunhundert Patienten deuten auf einen positiven Effekt bei ADHS hin. Jetzt soll das Produkt in die klinische Prüfung gehen. Seit Anfang 2009 kooperiert Engelhard Arzneimittel auch mit dem Biotech-Unternehmen sterna biologicals aus Marburg (siehe Interview). Das Start-up will ein enzymatisch wirkendes DNA-Molekül, ein so genanntes DNAzym, für die Therapie von Asthma weiterentwickeln und hat dafür als Partner „ganz bewusst einen Mittelständler gesucht, damit das Projekt nicht in der Schublade landet“, so Engelhard. Schnelle Entscheidungen auf kurzem Weg – auch das hat Tradition in dem Familienunternehmen aus Niederdorfelden. Dr. Uta Neubauer ■ Engelhard Arzneimittel GmbH & Co KG Herzbergstraße 3 61138 Niederdorfelden Tel.: 06101 / 539-300 E-Mail: info@engelhard-am.de Einige Produkte haben Sie schon Jahrzehnte im Programm. Forschen Sie daran trotzdem noch? Stauss-Grabo: Ja, für alle Produkte laufen derzeit Untersuchungen. Die Messmethoden verfeinern sich ständig, auch die Möglichkeiten in der klinischen Forschung. Mit neuen bildgebenden Verfahren können wir jetzt zum Beispiel noch besser schauen, wie eine Verletzung bei Behandlung mit unseren wundheilenden Präparaten heilt. Wir erheben aber nicht den Anspruch, alle Weisheit im Haus zu haben. Bei allen Produkten und Indikationen arbeiten wir mit externen Klinikern und Wissenschaftlern zusammen. Welche Bedeutung haben Kooperationen für ein mittelständisches Unternehmen? Engelhard: Als Mittelständler müssen wir uns auf gewisse Dinge fokussieren. Wir sind daher ein großer Befürworter von Kooperationen insgesamt, übrigens nicht nur von Forschungspartnerschaften. Wir sind auch Mitbegründer der Einkaufskooperation Pharmaplace, die mittlerweile auch Service-Dienstleistungen für pharmazeutische Unternehmen anbietet und ein Benchmarking zu Themen wie Einkauf oder Vertrieb. Da kann man sich sehr gut austauschen und mit den Mitbewerbern messen, natürlich anonymisiert. In der Forschung ist es ideal für uns, wenn Hochschulgruppen oder Biotech-Unternehmen die wissenschaftlichen Grundlagen erarbeiten und wir unsere Expertise dann bei der Entwicklung der Darreichungsform und beim klinischen Programm einbringen. Aktuelles Beispiel ist unsere Zusammenarbeit mit sterna biologicals zum DNAzym. Da sind wir Investor und Co-Entwickler. Das Projekt passt vom Indikationsfeld Asthma perfekt zu uns. Welche Funktion übernehmen Sie in dieser Partnerschaft? Stauss-Grabo: Wir helfen etwa beim Konzipieren der klinischen Tests, beim Dialog mit Behörden oder auch bei der Analytik. Außerdem üben wir die Funktion eines „Leuchtturmwärters“ aus. Ein Start-up fokussiert sich meistens auf ein bestimmtes Projekt – mit allen Vor- und Nachteilen. Wenn man, so wie wir, aber viele Prozesse und Produkte betreut, hat man gelernt, möglichst fokussiertes Projektmanagement zu betreiben, um sich nicht zu verzetteln. Hessen-Biotech NEWS 4/2010 17 8 Hessen International Kooperationsmöglichkeiten mit europäischen Partnern Durch Technologie-Kooperationen können Unternehmen Innovationssprünge erzielen und neue Marktfelder erschließen. Das Enterprise Europe Network (EEN) bietet verschiedene Wege, um Technologien international zu vermarkten und innovative Technologien zu finden. Aktuell befinden sich über 1.100 Partnergesuche in der Datenbank des Netzwerks, zum Beispiel: Entwicklung von Multi-Biomarker Bluttests zur Krebsdiagnostik EEN-2010-4-1 ■ Nicole Jansen Enterprise Europe Network Hessen HA Hessen Agentur GmbH Tel.: 0611 / 774-8633 E-Mail: nicole.jansen@ hessen-agentur.de Ein israelisches Diagnostik-Unternehmen will einen Bluttest zur Früherkennung, Prognose und Beobachtung von Krebserkrankungen entwickeln. Dieser Test soll auf neuen Tumorbiomarkern basieren. Das Unternehmen sucht dazu industrielle Partner aus dem Bereich In-Vitro-Diagnostik oder klinische und akademische Institutionen, die Expertise in der Krebsdiagnostik und bei der Entwicklung von Biomarkern haben. Technologie für eine frühe, nicht-invasive Bestimmung von Herzerkrankungen EEN-2010-4-3 Ein britisches Unternehmen hat eine neue Technologie entwickelt, mit der frühzeitig und nicht-invasiv Herzerkrankungen bestimmt werden können: Eine neuartige Analyse von Elektrokardiografie-Signalen liefert qualitativ hochwertige, dreidimensionale Bilder aus Messwerten, die normalerweise im Grundrauschen verschwinden würden. Die Werte werden nur an den Hand- und Fußgelenken abgenommen. Dadurch können die Patienten einfach und vollständig bekleidet untersucht werden. Das Unternehmen sucht Medizinproduktehersteller zur Lizensierung der Technologie. Interessenten, die das vollständige Profil der oben genannten Angebote wünschen oder mit den Anbietern Kontakt aufnehmen möchten, wenden sich an Nicole Jansen vom EEN Hessen. Weitere Technologieprofile finden Sie unter www.een-hessen.de/ 153.0.html. Wachstum durch Internationalisierung Internationale Messen in 2011 Messe Ort Termin Branchenschwerpunkte Arab Health Dubai, Vereinigte Arabische Emirate Mumbai, Indien 24. – 27.01.2011 Der Erfolg vieler hessischer Unterneh- Dubai, Vereinigte Arabische Emirate New Delhi, Indien 07. – 10.03.2011 Medizintechnik, Gesundheit, Pharmazie, Dentalmedizin Chemie, Petrochemie, Biotechnologie, Pharmazie Optik, Labortechnik, Biotechnologie, Wissenschaft und Forschung Medizintechnik, Gesundheit, Pharmazie Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam 07. – 09.04.2011 Optik, Labortechnik, Biotechnologie, Wissenschaft und Forschung sische kleine und mittlere Unternehmen Almaty, Kasachstan 11. – 13.05.2011 Medizintechnik, Gesundheit, Pharmazie Medizintechnik besteht dabei die Mög- Kanton, China 18. – 20.05.2011 Optik, Labortechnik, Biotechnologie, Wissenschaft und Forschung lichkeit, von Gruppen- und Einzelförde- Washington, USA 27. – 30.06.2011 Weitere Informationen zum internatio- Bangkok, Thailand 14. – 16.09.2011 Optik, Labortechnik, Biotechnologie, Wissenschaft und Forschung Medizintechnik, Gesundheit, Pharmazie Sao Paulo, Brasilien 20. – 22.09.2011 Optik, Labortechnik, Biotechnologie, Wissenschaft und Forschung Shanghai, China Oktober 2011 Medizintechnik, Gesundheit, Pharmazie Möglichkeit, sich an Gemeinschaftsstän- CHEMTECH & Pharma WorldExpo ARAB LAB Conference MEDICAL FAIR INDIA Internationale Fachmesse für Diagnostik und Medizintechnik analytica Vietnam Internationale Fachmesse für analytische Instrumente, Biotechnologie, Labortechnik und Dienstleistungen KIHE Internationale Medizin- und Dentalmesse CECIA China Exhibition & Conference on Instrumental Analysis & Biotechnology BIO Technology Exhibition MEDICAL FAIR THAILAND International Hospital, Pharmaceutical & Medical & Rehabilitation Equipment & Supplies Exhibition ANALÍTICA Latin America International Exhibition of Laboratory Technology, Analysis, Biotechnology and Quality Control CHINA PHARM China International Pharmaceutical Industry Exhibition analytica Anacon India Internationale Fachmesse für analytische Instrumente, Biotechnologie, Labortechnik und Dienstleistungen ZDRAVOOKHRANENIYE Internationale Fachmesse für das Gesundheitswesen, Medizintechnik und Arzneimittel 18 23. – 26.02.2011 25. – 27.03.2011 men beruht auf einer stärker werdenden Exportorientierung. Eine Plattform, um sich jenseits der Grenzen zu präsentieren, sind internationale Messen. Für hesaus den Bereichen Biotechnologie und rungen durch das Land zu profitieren. nalen Messeprogramm Hessen finden Sie unter www.hessen-agentur.de. Auch der Bund bietet Unternehmen die Mumbai, Indien 12. – 14.10.2011 Optik, Labortechnik, Biotechnologie, Wissenschaft und Forschung den auf internationalen Messen zu betei- Moskau, Russland 05. – 09.12.2011 Medizintechnik, Gesundheit, Pharmazie aus den Bereichen Biotechnologie und Hessen-Biotech NEWS 4/2010 ligen. Die Übersicht zeigt eine Auswahl Medizintechnik für das Jahr 2011. 9 Bio Future „Gen- und Zelltherapien müssen kombiniert werden“ Frankfurter Forschungsverbund treibt innovative Behandlungen voran Die Goethe-Universität Frankfurt, das Frankfurter Forschungsinstitut Georg-Speyer-Haus, das MaxPlanck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim, der Blutspendedienst Hessen und das Paul-Ehrlich-Institut in Langen haben ein LOEWE-Zentrum für Zell- und Gentherapieforschung gegründet. Der Forschungsverbund wird im Rahmen der Landesoffensive zur Entwicklung wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) für zunächst drei Jahre mit 16,2 Millionen Euro gefördert. Über das neue LOEWE-Zentrum sprachen wir mit Professor Andreas Zeiher, Direktor der Fachklinik für Kardiologie des Universitätsklinikums Frankfurt. Welche Erfahrungen bringen Sie und Ihre Partner in das LOEWE-Zentrum für Zell- und Gentherapieforschung ein? Das neue LOEWE-Zentrum ist ein ideales Konglomerat von Gruppen, die schon auf dem Gebiet der Zell- und Gentherapien aktiv sind. In der Hämatoonkologie des Universitätsklinikums Frankfurt wurden weltweit die ersten gentherapeutischen Studien an Patienten mit einer Immunabwehrschwäche durchgeführt. Auch die Kinderklinik arbeitet bereits mit Stammzelltransplantationen und anderen Zelltherapien, etwa mit Immunzellen zur Tumorbekämpfung. Und wir in der Kardiologie beschäftigen uns schon seit neun Jahren mit der Stammzellen-Behandlung von Patienten nach einem großen Herzinfarkt. Das Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim wiederum, mit dem wir viel zusammenarbeiten, betreibt Grundlagenforschung mit induzierbaren pluripotenten Stammzellen. Auch der Blutspendedienst, dessen Leiter volles Mitglied unserer Fakultät ist, ist unverzichtbar für das LOEWEZentrum, weil dort die Zell- und Genpräparate unter den Bedingungen der Good Manufacturing Practice hergestellt werden können. ? Arbeiten Sie auch mit der Biotech- und Pharmaindustrie zusammen? Ja, in unsere Kooperation sind drei Biotech-Unternehmen eingebunden, eins davon ist t2cure, das wir gegründet haben. Außerdem ist Sanofi-Aventis als Partner dabei. Allerdings wissen wir noch nicht, ob Pharmakonzerne auf die Zell- und Gentherapie ansprechen. Das ist für die Industrie etwas ganz Neues, da können nicht einfach Pillen verschickt werden. ? Stattdessen müssen Zellpräparate mit einer ganz anderen Logistik dahinter hergestellt werden. Hier sind neue Modelle gefragt, zum Beispiel, dass Blutspendedienste mit Krankenhäusern Verträge zur Aufbereitung der Zellen schließen. So etwas fädeln wir gerade ein. Welche Ziele verfolgen Sie sonst noch mit der Gründung des LOEWE-Zentrums? Wir hoffen, dass wir damit auch hochkarätige Nachwuchsforscher anziehen. Deswegen haben wir mehrere Professuren ausgeschrieben, eine davon am Max-Planck-Institut in Bad Nauheim, fünf am Universitätsklinikum Frankfurt und die Hauptprofessur am Georg-Speyer-Haus, die sich mit induzierbaren Stammzellen, also mit der Reprogrammierung, befassen wird. Aus dem Georg-Speyer-Haus soll über das LOEWE-Zentrum ein Leibniz-Institut entstehen. Von der Leibniz-Gesellschaft gibt es schon positive Signale. ? Noch ist keine gentherapeutische Behandlung zugelassen. Wie sehen Sie die Zukunftschancen? Unser Ziel ist, die innovativen Therapien bis zur Zulassungsstudie voranzutreiben. Für die Zulassungsstudien selbst müssen dann aber wegen der hohen Kosten Partner aus der Industrie einspringen. Die Kombination von Gen- und Zelltherapien ist sicher die Zukunft schlechthin in der regenerativen Medizin. Wenn man chronisch Kranke mit körpereigenen Zellen therapieren möchte, sind die Zellen oft funktionsgestört. Von der genetischen Modifikation der Zellen verspricht man sich daher viel. Bestes Beispiel ist die Studie an Patienten mit Immunschwäche: Hier werden Stammzellen aus dem Knochenmark entnommen, mit funktionierenden Genen transfiziert und dann dem Patienten zurückgegeben.Die regenerative Medizin wird in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen. Und wir sind zuversichtlich, dass wir uns mit dem LOEWE-Zentrum in den nächsten drei Jahren so aufstellen, dass wir dann, wie man so schön sagt, Leuchtturmcharakter haben. Professor Andreas Zeiher (Foto: Klinikum der GoetheUniversität) ? Multipotente Stammzellen nach der Aktivierung eines Rezeptors: Auch Grundlagenforschung fließt in das neue LOEWE-Zentrum ein. (Bild: MPI für Herz- und Lungenforschung) Das Interview führte Dr. Uta Neubauer ■ Professor Dr. Andreas Zeiher Klinikum der Johann-Wolfgang GoetheUniversität, Medizinische Klinik III / Kardiologie Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt am Main Tel.: 069 / 6301-5789 E-Mail: Zeiher@em.uni-frankfurt.de Hessen-Biotech NEWS 4/2010 19 10 Nachrichten aus der Wirtschaft Deutscher Gründerpreis für Professor Ludwig Georg Braun Fresenius Biotech für Arzneimittel-Innovation ausgezeichnet Melsungen / Berlin – Professor Ludwig Georg Braun, Vorstandsvorsitzender der B. Braun Melsungen AG, ist mit dem Deutschen Gründerpreis 2010 für sein Lebenswerk geehrt worden. Der Preis wurde von den Partnern stern, Sparkassen, ZDF und Porsche ausgelobt. Bad Homburg v. d .H – Der trifunktionale Antikörper Removab von Fresenius Biotech ist mit dem diesjährigen Galenus-vonPergamon-Preis in der Kategorie „Specialist Care“ ausgezeichnet worden. Die Jury würdigte den neuartigen Wirkmechanismus und die medizinische Relevanz in der Indikation maligner Aszites. Die Preisverleihung unterstreicht den besonderen Stellenwert unter den innovativen Therapeutika in der Onkologie. Der von der „Springer Medizin Ärzte Zeitung“ gestiftete Galenus-von-Pergamon-Preis honoriert Spitzenforschung und innovative Arzneimittelentwicklungen in Deutschland. Eine unabhängige Jury vergibt den Preis jährlich in den Kategorien „Primary Care“ sowie „Specialist Care“. Die Jury ehrte Braun „für seine herausragende unternehmerische Leistung“. Durch konsequente Internationalisierung und ständige Innovationen habe er das 1839 als Apotheke gegründete Familienunternehmen zu einem internationalen Marktführer in Pharma und Medizintechnik entwickelt. Braun habe eine Unternehmenskultur geschaffen, in der Kommunikation im Mittelpunkt stehe. Die Jury hob auch die Ausbildungskultur des Unternehmens als vorbildlich hervor. Mit dem gleichen Engagement sei er stets ein geschätzter Ansprechpartner für Wirtschaft und Politik. Nicht zuletzt habe er sich auch für Förderung von Existenzgründern engagiert. Braun führt das Familienunternehmen in der fünften Generation. Er formte die 3000-Mann-Firma zu einem global aufgestellten Unternehmen mit 123 ausländischen Standorten und fast 40.000 Mitarbeitern. ■ Dr. Christian Schetter, Geschäftsführer von Fresenius Biotech: „Die Auszeichnung mit dem Galenus-von-Pergamon-Preis ist eine große Bestätigung für unsere Arbeit. Derzeit bereiten wir Studien vor, die die Wirksamkeit des Antikörpers in weiteren Indikationen sowie bei intravenöser Verabreichung untersuchen sollen.“ Removab ist mit seinem trifunktionalen Wirkprinzip der erste Antikörper einer neuen Generation. ■ www.fresenius-biotech.de www.bbraun.de Neuer Geschäftsführer bei Sanofi-Aventis Deutschland DSM und BRAIN kooperieren bei der biotechnologischen Produktion wasserlöslicher Vitamine Zwingenberg / Grenzach-Wyhlen – Die Kooperation mit BRAIN ermöglicht der DSM Nutritional Products einen im Bereich der wasserlöslichen Vitaminproduktion umfassenden Zugriff auf die breite Technologieplattform der BRAIN und erweitert damit die DSM Ressourcen in diesem Feld. „Der Zugriff auf diese einzigartige Vielfalt an neuartigen Enzymen und mikrobiellen Synthesewegen wird es uns ermöglichen, neue Produktions-Stoffwechselwege zu entwickeln, um so die Vitamin-Produktion noch effizienter zu gestalten“, erklärt Dr. Hans-Peter Hohmann, Principal Scientist bei DSM Nutritional Products. Wir freuen uns, dass das Projekt im Rahmen des BioIndustrie2021-Förderprogramms der Bundesregierung über den Cluster Integrierte Bioindustrie Frankfurt gefördert wird. Dies unterstreicht die wissenschaftliche Qualität des Vorhabens, betonen beide Partner. In der Kooperation plant die BRAIN vollständig neue Hochleistungsproduzenten zur fermentativen Herstellung von Vitaminen zu konstruieren. ■ 20 www.brain-biotech.de Hessen-Biotech NEWS 4/2010 Frankfurt am Main – Professor Jochen Maas ist neuer Geschäftsführer Forschung & Entwicklung der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH. Er tritt damit die Nachfolge von Professor Werner Kramer an, der nach 25 Jahren im Unternehmen zum Ende des Jahres ausscheidet. Jochen Maas ist ein international erfahrener Wissenschaftler und seit 1992 im Unternehmen tätig. Er arbeitete nach seinem Arbeitseinstieg in der Forschung & Entwicklung des Bereichs Pharma der Hoechst AG. Zuletzt war Maas Vice President der globalen Forschung & Entwicklung der Diabetes Division sowie Vice President F&E Europa von sanofi-aventis. Als Professor an der Technischen Universität Gießen-Friedberg gibt er zudem Vorlesungen in Pharmakokinetik und Arzneimittelverabreichung. ■ www.sanofi-aventis.de 11 Nachrichten aus der Wissenschaft Ivan Dikic erhält Deutschen Krebspreis 2010 Frankfurt am Main – Professor Ivan Dikic, Direktor des Instituts für Biochemie II sowie des Instituts für Molecular Life Sciences an der Universität Frankfurt, erhielt für seine herausragenden Arbeiten zur Rolle von Ubiquitin bei der Entstehung von Krebs den Deutschen Krebspreis 2010. Den mit 22.500 Euro dotierten Preis teilen sich drei Wissenschaftler aus drei Bereichen Grundlagenforschung, translationale Medizin und Klinik. Dikic hat durch mehrere wegweisende Entdeckungen das Verständnis von den molekularen Abläufen der Ubiquitin-basierten Signaltransduktion in der Zelle geprägt, deren Relevanz für krebserzeugende Prozesse demonstriert und die Grundlage für die Entwicklung neuer therapeutischer Wirkstoffe gelegt. Einen Teil des Preisgeldes (2.000 Euro) will Dikic an eine Organisation in seinem Heimatland Kroatien spenden, die Ferienlager für Kinder nach und während einer Krebstherapie veranstaltet. ■ www.uni-frankfurt.de „2013 Ziel“ – Wissenschaftler verabschieden Resolution zur biologischen Vielfalt in Europa Gießen – Über 500 Wissenschaftler aus 34 Nationen haben auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie Deutschlands, Österreichs und der Schweiz (GfÖ) in Gießen über die Zukunft der biologischen Vielfalt diskutiert. Professor Volkmar Wolters, Gastgeber der Tagung und Präsident der GfÖ zeigte sich besorgt darüber, dass das von den Unterzeichnerstaaten der Biodiversitätskonvention verabschiedete 2010-Ziel für die Biodiversität nicht erreicht wurde. Es sei nicht gelungen, die Zerstörung der Biodiversität entscheidend aufzuhalten. Im Gegenteil: Ökosysteme, Arten und genetische Informationen gingen immer rascher verloren, in Europa meist durch nicht nachhaltige Landnutzung. Nach Überzeugung der Wissenschaftler bietet die Verabschiedung des nächsten Haushalts der Europäischen Union 2013 eine große Chance für ein Umsteuern der Politik zum Nutzen der biologischen Vielfalt. Insbesondere weil der neue Haushalt eine umfassende Agrarreform beinhalten soll, welche die Biodiversität Europas langfristig beeinflussen wird. ■ www.gfoe-giessen-2010.de Algorithmus entschlüsselt Gene Kassel – Genetisch bedingte Krankheiten leichter identifizieren – das ermöglichen erste Ergebnisse des Forschungsprojekts Model Checking Unleashed, das Martin Lange, Juniorprofessor für Theoretische Informatik an der Universität Kassel leitet. Für die Bioinformatik entwickelten Lange und sein Team einen Suchalgorithmus, der beim Vergleich von DNA verschiedener Individuen gemeinsame Sequenzen besser findet. Somit wird ein Rückschluss auf genetisch bedingte Krankheiten erleichtert. Für sein Forschungsvorhaben bewilligte ihm die Europäische Forschungskommission für fünf Jahre ein Fördergeld von rund 1,36 Millionen Euro im Rahmen des Programms „Starting Independent Researcher Grants“. Ziel des Forschungsprojekts ist die in den 1980er Jahren entwickelte Technik Model Checking auf neue Problemfelder zu übertragen und für verschiedene Gebiete der Informatik nutzbar zu machen. Model Checking bezeichnet ein vollautomatisches Verfahren, bei dem ein spezifischer Algorithmus überprüft, ob ein Computerprogramm sich korrekt ausführt. Lange konnte aufzeigen, wie solche Model-Checking-Algorithmen auf typische Problemstellungen der Informatik angewandt werden können. ■ www.uni-kassel.de Der Wirkung von Placebos auf der Spur Marburg – Professor Winfried Rief ist Sprecher einer neuen Forschungsgruppe, die Placebo- und NoceboEffekte untersucht. Das hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft entschieden, die das Vorhaben finanziell fördert. Unter dem Titel „Erwartun- Der Marburger Psychologe gen und Konditionierung als Basis- Professor Dr. Winfried Rief prozesse der Placebo- und Nocebo- leitet die neuen Forschungsgruppe zu Placebo- und Reaktion: Von der Neurobiologie zur Nocebo-Effekten. (Quelle: klinischen Anwendung“ geht es um Pressestelle der PhilippsUniversität Marburg) neurobiologische und neuropsychologische Mechanismen, denen Nebenwirkungen zugrunde liegen, für die es keine erkennbare medizinische Ursache gibt. Das Forscherteam will diese Mechanismen analysieren und das resultierende Wissen über die Phänomene gezielt nutzen, um therapeutische Wirkungen zu unterstützen und Nebenwirkungen zu verringern. Hierfür erhalten die Wissenschaftler circa zwei Millionen Euro in drei Jahren. In Marburg werden diese Mittel auch für ein Kooperationsprojekt mit der Herzchirurgie eingesetzt, das unter der Leitung von Professor Rainer Moosdorf steht. ■ www.uni-marburg.de Hessen-Biotech NEWS 4/2010 21 Durchbruch in der Adipositas-Forschung Starrer Riegel hält Proteine in Form Gießen – Adipositas ist eine Gesundheitsstörung, die durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst wird. Neben zu hoher Kalorienaufnahme spielen auch genetische Komponenten eine Rolle. Die Arbeitsgruppe um Professor Thomas Walther am Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System der Universität Gießen mit Dr. Wolf Siems vom FMP in Berlin zeigen, dass das Enzym Neprilysin (NEP) eine herausragende Rolle in der Regulation der Nahrungsaufnahme und Fetteinlagerung spielt. Marburg – Marburger Chemiker haben ein Aminosäure-Imitat für die Synthese künstlicher Proteine hergestellt, deren räumliche Gestalt sich präzise vorhersagen lässt. Proteine bestehen aus Ket- Scharfe Kurve: Wie das Bänderten von Aminosäuren. In der Na- modell zeigt (links), zwingt die tur finden 20 Aminosäure-Typen künstliche Aminosäure Hot=Tap (Mitte) das Protein (grau) in die Verwendung. Künstlich herge- Form einer Schleife. Rechts das stellte Formen könnten jedoch Ergebnis der Kristallstruktur-Untersuchung. (Quelle: AG Essen/ zu Proteinen mit speziell er- Philipps-Universität Marburg) wünschten Eigenschaften führen. Eine von Professor Armin Geyer und seinen Kollegen beschriebene Verbindung geht Wechselwirkungen mit benachbarten Strukturen innerhalb des Proteins ein, in das sie eingebaut wird, und bestimmt damit dessen dreidimensionale Form. Die Forscher beobachteten bei Mäusen, denen NEP komplett fehlt, eine erhöhte Nahrungsaufnahme und einen Anstieg des Körpergewichtes durch Fetteinlagerungen. Das Phänomen konnte auch bei Labormäusen festgestellt werden, denen der synthetische NEP-Hemmer Candoxatril ins Trinkwasser gegeben wurde. Aus diesem Ergebnis kann geschlossen werden, dass die genetische und pharmakologische Inaktivierung der NEP zu einem Anstieg der Körperfettmenge führt. Das Adipositasmodell ist ein neuartiger Ansatzpunkt zur Untersuchung der molekularen Mechanismen, die zur Entstehung und zum Voranschreiten der Adipositas beitragen. ■ www.uni-giessen.de Wie Eisen zum Eiweiß findet Gießen – Eisen ist ein unverzichtbarer Bestandteil vieler lebenswichtiger Verbindungen. So sorgt es im Hämoglobin dafür, dass Sauerstoff gebunden werden kann. Bislang wusste man nicht, wie Eisen innerhalb der Zelle dorthin transportiert wird, wo es benötigt wird. Die Wissenschaftler um Professor Robert Lill und Dr. Ulrich Mühlenhoff von der Universität Marburg konnten anhand von Zellforscher Professor Dr. Roland Lill (links) und Privatdozent Dr. Ulrich Untersuchungen an HefeMühlenhoff (Quelle: Philipps-Universizellen feststellen, dass tät Marburg/AG Lill) die Glutaredoxine 3 und 4 (Grx3/4) eine entscheidende Rolle für den Transport von Eisen zu dessen eigentlichem Zielort in der Zelle spielen. So sind die Hefezellen nicht in der Lage, eisenhaltige Proteine herzustellen, wenn das Enzym Grx3/4 ausgeschaltet wird. Die Transportfunktion von Grx3/4 beruht auf einem Eisen-Schwefel-Zentrum, wie die Zellforscher belegen konnten. Die zentrale Bedeutung von Grx3/4 für den innerzellulären Eisentransport könnte erklären, warum diese Proteinfamilie bei allen Organismen mit echtem Zellkern vorkommt. ■ www.uni-giessen.de Die Wissenschaftler nahmen sich ein synthetisches MinimalProtein vor und ersetzten zwei seiner herkömmlichen Aminosäuren durch ein Imitat, das die Gestalt einer Haarnadelkurve hat. Das Imitat hält die benachbarten Aminosäureketten in einer vorhersagbaren Form fest. Als stabile Oberflächenstrukturen können sie ganz bestimmte Antikörper binden, vergleichbar einem Schlüssel, der nur in ein Schloss passt. Während ein Protein normal seine Gestalt ändern kann wie ein Gummiball, sorgt das Imitat für eine feste Form – Voraussetzung für spezifische Interaktionen, wie sie von Präparaten erwartet wird, die keine unerwünschten Nebenwirkungen hervorrufen. Für planbare Architekturen von Aminosäureketten besteht großer Bedarf. Die Wissenschaftler haben sich zuerst die AlzheimerKrankheit vorgenommen. ■ Duales Studium für künftige Fach- und Führungskräfte – Kriterienkatalog Wiesbaden – Für Studiengänge unter der Marke „Duales Studium Hessen“ gelten künftig feste Anforderungen. So sind der Wechsel zwischen Studien- und Praxisphasen und die Inhalte der Praxisphasen in Grundzügen in einem Vertrag zwischen Hochschule und Bildungsanbieter festzuhalten. Zudem muss der Praxisanteil mindestens 30 Prozent der gesamten Ausbildungs- und Studiendauer ausmachen. Eine entsprechende Deklaration haben Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann, Wirtschaftsminister Dieter Posch und die Anbieter dualer Studiengänge unterschrieben. Posch lobte die Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Landesregierung; dies habe der Kombination aus praktischer Berufsausbildung und wissenschaftlichem Studium zum Durchbruch verholfen. ■ 22 Hessen-Biotech NEWS 4/2010 www.uni-marburg.de www.hessen.de FAX 0611 / 774-8620 > Einfach kopieren oder ausschneiden und per FAX senden an: HA Hessen Agentur GmbH • Aktionslinie Hessen-Biotech Hessen-Biotech NEWS: Bitte schicken Sie mir die zukünftigen Ausgaben der Hessen-Biotech NEWS (kostenlos). per Post per E-Mail (pdf-Datei) BESTELLUNG Beratung und Service: Wir interessieren uns für Informationen zu folgenden Themen und bitten um Kontaktaufnahme: Projektförderung Beratung zu europäischen Förderprogrammen Möglichkeiten zur Beteiligung an Messe-Gemeinschaftsständen Publikationen der Aktionslinie Hessen-Biotech: Bitte senden Sie mir die Broschüre (kostenlos): Ansprechpartner „Hessen – Gateway to Clinical Research in Europe“ Firma/Institution „Hessen – das Tor zum europäischen Diagnostikmarkt“ „Nanomedizin – Innovationspotenziale in Hessen“ Straße „Medizintechnik in Hessen – Strukturen und Potenziale” „Aktionslinie Hessen-Biotech“ PLZ/Ort „Biotechnologie-Standort Hessen: Facts & Figures“ „Chemical Parks in Hessen“ Telefon „Industrielle Biotechnologie in Hessen“ „Raum für Innovation – Biotechnologiestandort Hessen“ E-Mail ✁ ........................................................................................................................................... 12 Biotechnologie im Alltag Jeans: Stonewashed mit Enzymen Fast zwei Milliarden Jeans gehen jährlich über den Ladentisch, viele davon mit dem beliebten Stonewashed-Effekt. Zum Glück lässt sich der verwaschene Look heute mit Enzymen statt mit Steinen erreichen. Das schont die Umwelt und schützt das Gewebe. Als Stonewashed-Jeans Anfang der 1980er-Jahre in Mode kamen, wurden sie ihrem Namen noch gerecht. Durch Waschen mit Bimssteinen sahen sie wie getragen aus. Eine neue Mode war geboren, doch umweltfreundlich war der Prozess nicht. Die Stonewashed-Hosen mussten anschließend mit viel Wasser gespült werden, um den Steinstaub zu entfernen. Pro Hose fiel mehr als ein halbes Kilogramm Steinabrieb an, der teuer entsorgt werden musste. Außerdem litten die IndustrieWaschmaschinen unter der Steinwäsche. Auch der Jeans-Stoff wurde durch den Prozess geschädigt, denn die Steine rieben das gefärbte Gewebe ab, bis die helle Baumwollfaser zu sehen war. Prozesse mit chemischen Bleichmitteln sind keine Alternative, da dabei umweltbedenkliche Abwässer anfallen. Dank der modernen Biotechnologie gibt es StonewashedJeans heute ohne all diese Nachteile. Um das abgenutzte Aussehen zu erreichen, werden mittlerweile Cellulasen und Laccasen eingesetzt. Das sind Enzyme, die den Jeans-Stoff schonend und umweltfreundlich bleichen, bei Bedarf auch nur an bestimmten Stellen. Cellulasen bauen Cellulose zum Zucker Glucose ab. Beim Jeansbleichen greifen sie die Cellulose der Baumwolle an und zersetzen so die gefärbte äußere Faserschicht. Laccasen sind kupferhaltige Enzyme, die in vielen Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen vorkommen. Sie sind noch sanfter zu den Jeans, da sie den Indigo-Farbstoff durch Oxidation entfärben und das Gewebe dabei überhaupt nicht schädigen. Die Jeans sehen dann zwar getragen aus, halten aber so lange wie neue, unbehandelte Jeans. Geringe Mengen an Enzymen erzielen dabei dieselbe Wirkung wie mehrere Kilogramm Steine. Für die Hersteller hat das auch den Vorteil, dass sie viel mehr Jeans auf einmal bleichen können. Der enzymatische Prozess spart außerdem Zeit, Abfall und Kosten. Dr. Uta Neubauer Hessen-Biotech NEWS 4/2010 23 Veranstaltungen/Termine 18. – 19. Januar 2011 Frankfurt am Main Systems Biology: Between Science and Application ■ www.dechema.de 22. – 23. Februar 2011 Frankfurt am Main Healthcaretag 2011 ■ Die Aktionslinie Hessen-Biotech ist eine Maßnahme des www.healthcaretag.de 23. – 25. Februar 2011 Amsterdam Industrial Biotech World ■ www.terrapinn.com/2011/industrial-biotech-world-europe/ 24. Februar 2011 Frankfurt am Main Mechanische Flüssigkeitsabtrennung in der Biotechnologie ■ www.dechema.de 24. Februar 2011 Gießen NanoSurface – Nanotechnologie für Mensch, Ernährung und Umwelt ■ www.hessen-nanotech.de Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Jens Krüger Kaiser-Friedrich-Ring 75 D-65189 Wiesbaden Telefon: 0611/815-2493, Fax: 0611/815-492493 E-Mail: jens.krueger@hmwvl.hessen.de Internet: www.wirtschaft.hessen.de Projektträger ist die HA Hessen Agentur GmbH Dr. Thomas Niemann (Projektleiter), Miriam Schroer Abraham-Lincoln-Straße 38–42 D-65189 Wiesbaden Tel.: 0611/774-8610, Fax: -8620 E-Mail: thomas.niemann@hessen-agentur.de miriam.schroer@hessen-agentur.de Internet: www.hessen-biotech.de www.hessen-agentur.de Impressum 14. – 15. März 2011 Marburg Fachsymposium Synthetische Mikrobiologie ■ www.hessen-biotech.de 23. – 24. März 2011 München Internationaler Kongress mit Ausstellung „Forum Life Sciences“ ■ Toronto (Canada) World Congress on Industrial Biotechnology and Bioprocessing ■ www.bio.org/worldcongress/ 27. – 30. Juni 2011 Washington (USA) BIO International Convention ■ Düsseldorf Hessischer Gemeinschaftsstand auf der Medica 2011 ■ Foto Titelbild: BASF Druck Werbedruck GmbH Horst Schreckhase Dörnbach 22, 34286 Spangenberg Erscheinungsweise 4-mal pro Jahr (kostenlos) Auflage 2.800 Exemplare convention.bio.org 16. – 19. November 2011 Redaktion Miriam Schroer, HA Hessen Agentur GmbH Gestaltung Piva & Piva, Studio für visuelles Design, Darmstadt www.bayern-innovativ.de 08. – 11. Mai 2011 Herausgeber Aktionslinie Hessen-Biotech HA Hessen Agentur GmbH Abraham-Lincoln-Str. 38–42 D-65189 Wiesbaden www.hessen-biotech.de Newsletter-Abonnement www.hessen-biotech.de Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und die Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die in der Veröffentlichung geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Hessen-Biotech wünscht frohe Weihnachten und ein erfolgreiches Jahr 2011. 24 Hessen-Biotech NEWS 4/2010