Polis Europa - European Region Tyrol-South Tyrol

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Polis Europa - European Region Tyrol-South Tyrol
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Polis Europa
Matthias Fink, Günther Rautz, Rainer Weissengruber, Paolo Zanenga (editors)
Polis Europa
Matthias Fink
Günther Rautz
Rainer Weissengruber
Paolo Zanenga
(editors)
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INHALT/ INDICE/ CONTENTS
GRUSSWORT/ SALUTO/ GREETING . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Grußwort der drei Landeshauptmänner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Saluto dei tre presidenti . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
EINLEITUNG/ INTRODUZIONE/ PREFACE
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Polis Europa - eine Annäherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Matthias Fink
Il cammino di Polis Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Matthias Fink
Polis Europa - a New Perspective
Paolo Zanenga
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
22
Neu in der Europaregion: Euregio-Atelier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Rainer Weissengruber
Una novitá in Euregio: L' Euregio-Atelier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Rainer Weissengruber
SYSTEMATISCHES DENKEN – Visionen und Vorschläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
IL PENSIERO SISTEMICO – Visioni e proposte
SYSTEMIC THINKING – Vision and programmes
Einheit und Vielfalt bei Cusanus. Ein Projekt für Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Ermenegildo Bidese
Miteinander oder Gegeneinander.
Zu den Ursprüngen von Gemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
Wilhelm Guggenberger
Il significato di Polis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
Giovanni Ghiselli
La forza dell’arte in un’ Europa connessa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
Serena Baccaglini
“Next Generation City” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
Maurizio Morgantini
AUSBLICK AUF EIN EUROPA der Regionen und Städte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
VERSO UN’ EUROPA di regioni e città
A PATH TOWARDS AN EUROPE under the Sign of Regions and Cities
“Connecting Polis Europa” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
Paolo Zanenga
Europa come sistema complesso
Marinella De Simone
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
110
Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt
in einem neuen Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
Günther Rautz
Europe towards other world regions . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147
José Palma Andrés
AUSBLICK/ PROSPETTIVA/ OUTLOOK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163
A Critical Bifurcation in the Humanity System we call Europe . . . . . . . . . . . . . . . . 165
Ervin Laszlo
NACHWORT/ EPILOGO/ POSTFACE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
Wo endet Europa?
Bemerkungen über Zuständigkeit und Verantwortung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
Armin Gatterer
L'Euregio Tirol-Alto Adige/Südtirol-Trentino:
appunti critici per il futuro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174
Giuseppe Zorzi
Autorenverzeichnis/ Indice Autori/ Author Index . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
GRUSSWORT
SALUTO
GREETING
Grußwort der drei Landeshauptmänner
Polis Europa: Die wörtliche Übersetzung als „Stadt(staat) Europa“ trifft den Nerv des
Europas des 3. Jahrtausends. Bereits das Alte Griechenland, mit seiner Urform der Demokratie, hat das europäische Denken maßgeblich geprägt. Nun gilt es – angesichts
der Herausforderungen unserer Zeit – dieses Europa neu zu denken.
Dass dies keine Plattitüde ist, machen die Entwicklungen der letzten Jahre und Monate mehr als deutlich. Die Finanz- und Wirtschaftskrise, die Flüchtlingsfrage, der
Austritt des Vereinigten Königreichs und nicht zuletzt der im Namen einer Religion
ausgeübte Terrorismus erschüttern die Europäische Union einerseits in ihren Grundfesten. Andererseits stellen sie eine Chance für Europa dar, geeint und gestärkt aus der
Krise hervorzugehen.
Die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino versteht sich als eine Vorbildregion im
Herzen Europas. Gerade unsere Länder, die ebenso wie viele andere Teile unseres Kontinents von den Wirren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit voller Wucht getroffen worden sind, sehen die einzigartige Chance, durch die partnerschaftliche und solidarische Zusammenarbeit im Geiste der Europäischen Integration die Grenzen zu
überwinden und den Frieden zu stärken.
Mit dem Europäischen Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) hat die
Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino ein europäisches Instrument genutzt, um die
Zusammenarbeit der drei Landesteile auf eine neue institutionelle Ebene zu heben. Mit
zahlreichen Initiativen – sei es im Bereich der Jugend, bis hin zur Forschung – haben
wir auch auf europäischer Ebene aufgezeigt, dass die Regionen ein wichtiger Motor für
die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sein können.
Es freut uns besonders, dass sich das Euregio-Atelier im Frühjahr auf Schloss Tirol
zu einem ersten Arbeitstreffen eingefunden hat. Von diesem Ort, an dem unser gemeinsamer EVTZ vor fast genau fünf Jahren seine konstituierende Sitzung abgehalten
hat, soll ein starker Impuls ausgehen, um Europa von Grund auf neu zu denken.
Wir danken den Promotoren Günther Rautz von der Europäischen Akademie Bozen
sowie Rainer Weissengruber und Paolo Zanenga von der Diotima Society für die gute
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Zusammenarbeit. Das Zusammenwirken von ExpertInnen aus verschiedensten Fachrichtungen, aus allen Teilen der Europaregion und darüber hinaus, bildet eine gute
Plattform, um sich auf die wahren Werte Europas zu besinnen und die Zusammenarbeit in Europa neu zu gestalten.
Ugo Rossi
Landeshauptmann des Trentino
Präsident der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino
Arno Kompatscher
Landeshauptmann von Südtirol
Günther Platter
Landeshauptmann von Tirol
Die drei Landeshauptleute/ I tre presidenti
Ugo Rossi, Günther Platter, Arno Kompatscher 1
1
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Quelle/Fonte: Fotocredit: Land Tirol/Brunner
Saluto dei tre presidenti
Polis Europa: un titolo che si traduce letteralmente con “città (-stato) Europa” e che
centra il punto nevralgico dell’Europa del Terzo millennio. Questa forma di primordiale democrazia, nata nell’antica Grecia, ha contribuito in modo sostanziale a strutturare
l’idea di Europa. Un’idea che ora - di fronte alle nuove sfide della nostra epoca - deve necessariamente essere ripensata.
Che non si tratti di un semplice modo di dire lo dimostrano più che chiaramente gli
sviluppi degli ultimi anni e mesi. Se da un lato le fondamenta stesse dell’Unione europea sono scosse dalla crisi finanziaria ed economica, dall’emergenza profughi, dall’uscita del Regno Unito, e – non ultimo – dal terrorismo di matrice religiosa, dall’altro lato
tutto ciò offre l’opportunità di superare la crisi più uniti e più forti.
L’Euregio Tirolo-Alto Adige-Trentino si pone come un vero e proprio modello nel
cuore dell’Europa. Proprio i nostri territori, che nella prima metà del XX secolo, come
molte altre parti del continente, sono stati teatro dei violenti conflitti in atto nel continente, vedono nella collaborazione paritaria e solidale improntata allo spirito dell’integrazione europea, un’occasione unica per abbattere le frontiere e consolidare la pace.
Il Gruppo europeo di cooperazione territoriale (GECT) ha consentito all’Euregio Tirolo-Alto Adige-Trentino di elevare a un nuovo rango istituzionale la collaborazione fra i
tre territori. Attraverso numerose iniziative – che spaziano dai progetti destinati ai giovani, al settore della ricerca scientifica – abbiamo dimostrato anche a livello europeo
come le regioni possano costituire un volano per la cooperazione transfrontaliera.
Siamo particolarmente lieti che il primo incontro di lavoro dell’Euregio Atelier si sia
tenuto in primavera proprio a Castel Tirolo, che cinque anni fa ospitò la seduta costituente del nostro GECT. Un luogo evidentemente destinato a fornire stimoli per un radicale ripensamento del modello europeo.
Esprimiamo il nostro ringraziamento a Günther Rautz dell’Accademia europea di
Bolzano e a Rainer Weissengruber e Paolo Zanenga di Diotima Society per l’ottima organizzazione dell’iniziativa, che attraverso la sinergia tra esperte ed esperti di vari settori, provenienti dai territori dell’Euregio e non solo, rappresenta una valida piattafor-
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ma per riflettere sui veri valori europei e porre nuove basi per la cooperazione in
Europa.
Ugo Rossi
Presidente della Provincia Autonoma di Trento
Presidente dell’Euregio Tirolo-Alto Adige-Trentino
Arno Kompatscher
Presidente della Provincia Autonoma di Bolzano/Alto Adige
Günther Platter
Capitano del Tirolo
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EINLEITUNG
INTRODUZIONE
PREFACE
Polis Europa - eine Annäherung
Polis Europa - eine Annäherung1
Matthias Fink
Samstag, 24. Jänner 2015. Rainer Weissengruber, Präsident des Centrum latinitatis
europae sitzt im Zug nach Bozen. Es ist eine der zahlreichen Reisen des umtriebigen Altphilologen, der hauptberuflich Linzer Gymnasiasten an die lateinische Sprache und
Kultur heranführt. Am Abend findet sein erstes Treffen mit dem Generalsekretär der
Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino statt. Weissengruber brennt für die Vision der
Europaregion, durch die zukunftsgewandte Zusammenarbeit der drei Länder, die Grenzen in einem historisch belasteten Gebiet zu überwinden, im tiefen Respekt für die
kulturelle und sprachliche Vielfalt und ganz im Geiste der Europäischen Einigung.
Ihm schwebt vor, im zweisprachigen Bozen das 15. Centrum latinitatis europae zu gründen, das den Gedanken der Europaregion in der Welt der humanistischen Denker überträgt und weiterentwickelt.
Gut Ding braucht Weile. Die Gründung der Bozner Version des „The Classic Lab of Europe“ liegt in weiter Ferne. Nicht nur im Euregio-Büro prallt das Schöne des visionären
Denkens oft mit dem Mühsal der Umsetzung zusammen. Wie in jedem Unternehmen,
das auf die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen setzt, besteht auch im
operativen Kumulationspunkt der Europaregion die tägliche Arbeit – gefühlt – aus 10
Prozent Inspiration und 90 Prozent Transpiration. Gedanken spinnen, Ideen vertiefen,
Partner finden, Projekte entwickeln, umsetzen, evaluieren. Immer wieder aufs Neue.
Ein Denker-Atelier für die Europaregion. Eine reizvolle Idee, ein anspruchsvolles
Projekt. Für den Generalsekretär ist klar: nicht abgekapselt wie beim mitunter recht
verbreiteten „Kirchturm-Denken“, sondern regional verwurzelt mit offenen Armen für
all jene, die für das Projekt Europaregion brennen und dieses mit ihrem „Hirnschmalz“
ein Stück weit mitgestalten wollen. So könnte es funktionieren. Ähnlich wie das bereits bestehende Angebot der Euregio-Akademie, welche für unter 35jährige aus Tirol,
Südtirol und Trentino einen Lern- und Experimentierort für die grenzüberschreitende
1
Der Autor ist der Vertreter des Landes Tirol im gemeinsamen Büro der Europaregion in Bozen und war
damit von Oktober 2013 bis Oktober 2015 auch Generalsekretär des EVTZ „Europaregion Tirol–Südtirol–
Trentino“. Der Beitrag gibt die persönliche Auffassung des Autors wieder, die nicht mit der Position des
Landes Tirol, des EVTZ „Europaregion Tirol–Südtirol–Trentino“ oder der Autonomen Provinzen Bozen-Südtirol und Trient übereinstimmen muss.
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Matthias Fink
Zusammenarbeit der drei Tiroler Landesteile bietet. Im Fall des Ateliers soll dies mit einer anderen Zielgruppe verwirklicht werden: für leidenschaftliche Philosophen und
Humanisten, für Menschen, die für diese Idee brennen, von in- und außerhalb der
Europaregion, aus verschiedensten gesellschaftlichen Kreisen, von Politik über
Wissenschaft und Wirtschaft bis hin zur Kultur. Lech liegt gleich in der
Nachbarschaft, damit liegt der Gedanke eines „Philosophicums der Europaregion“
nahe.
Catch the motivated! Eine bekannte Grundregel für alle, die etwas bewegen wollen.
Schnell wird klar, dass es regionale Partner und Träger für diese Initiative braucht.
Philosophie, Humanismus, Europaregion, ein intellektueller Überbau für ein politisches Projekt, das Schritt für Schritt immer mehr zur Herzensangelegenheit der Bevölkerung wird. Woher die Expertise nehmen? Wen fragen? Der Zufall will es, dass am
Schreibtisch des Generalsekretärs die soeben im Eigenverlag der Europäischen Akademie Bozen erschienene Publikation2 „Einheit in Vielfalt: ein europäisches Akkulturationsmodell für das interethnische Zusammenleben im 21. Jahrhundert“ liegt. Die überarbeitete Diplomarbeit von Günther Rautz, dem Koordinator des Instituts für
Minderheitenrecht der EURAC, der als Jurist forscht, berufsbegleitend Philosophie studiert und mit seiner Thesis den Versuch einer Neubewertung des Begriffspaares „Einheit und Vielfalt“ anhand des europäischen Kirchenmannes Nikolaus von Kues (Cusanus) gewagt hat. Als Fürstbischof von Brixen hatte der Kardinal, der im Übergang vom
Spätmittelalter zur Frühneuzeit gewirkt hat, mitunter keine „glückliche Hand“. Als
Denker hat Cusanus mit seinem Konzept des „Spiritus Conexionis“ („Geist der Verknüpfung“) jedoch entscheidend zum Verständnis von Einheit und Vielfalt beigetragen. Dieser – wie Rautz im Abstract seiner Publikation schreibt – „theoretische Anknüpfungspunkt für ein alternatives Akkulturationsmodell, das zu einem friedlichen
interethnischen Zusammenleben in Europa mittels eines pluralistischen Kulturansatzes einlädt“, bildet die ideale Ausgangsbasis, um den Atelier-Gedanken weiter zu verfolgen.
Danke Günther. Mit Günther Rautz hat das Euregio-Büro den perfekten Partner gefunden. Bestens vertraut mit der vielfältigen Realität in dieser Europaregion am Übergang vom deutschen- und italienischen Sprach- und Kulturraum, immer ein offenes
Ohr für neue Projekte und Ansätze, bringt er durch seine Forschungsarbeit gleich ein
ganzes Netzwerk an Cusanus-Forschern aus dem Gebiet der Europaregion mit. Ein
2
16
Günther Rautz, Einheit und Vielfalt, Juli 2016, unter http://www.eurac.edu/de/research/autonomies/
minrig/publications/Pages/publicationdetails.aspx?pubId=0103450&pubType=Q.
Polis Europa - eine Annäherung
Netzwerk, das sich nur wenige Monate zuvor, im Dezember 2014, im Rahmen einer Tagung an der Universität Trient zum Europagedanken von Cusanus ausgetauscht hat.
Rautz erklärt sich bereit, für die Europaregion die wissenschaftliche Federführung bei
der Entwicklung des Gedankens eines Euregio-Ateliers – schön langsam reift die Bezeichnung des Philosphicums – zu übernehmen. Er trifft Rainer Weissengruber im Friaul, einem ebenso spannenden Gebiet, wo sich zu Deutsch und Italienisch gleich noch
Slowenisch als Sprache der Begegnung gesellt. Es folgt das Zusammentreffen mit Paolo
Zanenga, dem „Spiritus rector“ der DIOTIMA Society, beim Europäischen Forum Alpbach, das sich immer mehr zum intellektuellen Zentrum der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino entwickelt. Der Innovationsberater aus Genua, beseelt vom Reiz der interdisziplinären Auseinandersetzung mit dem Euregio-Gedanken, prägt fortan
maßgeblich das Projektteam, bringt sein internationales Denkernetzwerk mit ein.
Schritt für Schritt, Treffen für Treffen, reift das Euregio-Atelier.
Kraftort Schloss Tirol. Dem Stammsitz der Grafen von Tirol und Namensgeber für
das ganze Gebiet haftet eine besondere Faszination an. Nach außen bietet sich dem Besucher von dem schon seit der Frühzeit besiedelten Hügel hoch über Meran ein erhabener Blick auf das Etschtal und weit in den Vinschgau hinein, nach innen ein tiefgehender Einblick in die Südtiroler Kultur- und Landesgeschichte. Dort im Rittersaal, wo
Fabelwesen das romanische Portal zur Schlosskapelle beschützen, fand am 13. Oktober
2011 die konstituierende Sitzung des damals gegründeten Europäischen Verbunds für
territoriale Zusammenarbeit der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino statt. Es gibt
wohl keinen besseren Ort für ein Euregio-Atelier, einer Denkwerkstatt für die Europaregion. Die tiefe Verbundenheit war auch in jedem Augenblick spürbar, als es um organisatorische Abstimmungen mit Leo Andergassen und Paula Mair, dem Direktor von
Schloss Tirol und seiner Stellvertreterin, ging.
Polis Europa, 22.-23. April 2016, Schloss Tirol. Es schließt sich der Kreis. Europa neu
denken, Europa von der Europaregion heraus neu denken. Die erste Tagung des Euregio-Ateliers wird Realität. Sie bietet ein ebenso anspruchsvolles wie rundes Programm,3 ist ein erstes Zusammentreffen von Wissenschaftlern, Praktikern, Politikern,
Verwaltern und interessierten Bürgern. Der Teilnehmerkreis ist gleichermaßen international zusammengesetzt wie in der Region verwurzelt. Zwei intensive Tage der Begegnung und Auseinandersetzung, eine einzigartige, mehrsprachige Erfahrung. Mit
der vorliegenden Publikation wird diese Erfahrung dokumentiert und ein Stück weit
3
Juli 2016, unter http://www.europaregion.info/downloads/Polis_Europa_Schloss_Tirol.pdf.
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Matthias Fink
auch für all jene greifbar, die nicht dabei sein konnten. Eine zivilgesellschaftliche Erfahrung, die hoffentlich in einen regelmäßigen Austausch mündet und mit Schloss
Tirol eine Heimat gefunden hat, um den europäischen Gedanken gemeinsam weiter zu
spinnen. Denn nicht zuletzt haben die Ereignisse der letzten Jahre gezeigt, dass das
Projekt Europa beides braucht: neue Impulse und einen langen Atem.
18
Il cammino di Polis Europa Il cammino di Polis Europa 1
Matthias Fink
Sabato 24 gennaio 2015. Rainer Weissengruber, presidente del Centrum Latinatitis
Europae, si trova sul treno per Bolzano. È uno dei tanti viaggi di questo dinamico studioso, laureato in filologia classica e docente presso il Liceo di Linz, dove cerca di avvicinare gli studenti alla lingua e alla cultura latina. La sera è previsto il primo incontro
con me in qualità di Segretario generale dell’Euregio Tirolo-Alto Adige-Trentino. Weissengruber è innamorato della vision che anima l’Euregio e che spinge i tre territori di
questa regione, gravata da una pesante eredità storica, a volgere lo sguardo verso il futuro e a collaborare per superare i confini, nel pieno rispetto della molteplicità culturale e linguistica e in totale adesione allo spirito europeo. Il suo sogno è di aprire nella
bilingue Bolzano il 15. Centrum Latinitatis Europae per portare e sviluppare l’idea euroregionale dentro il mondo del pensiero umanistico.
I sogni hanno bisogno di tempo, per dare vita alla versione bolzanina del “Classic
Lab of Europe” occorrerà attendere. La bellezza del pensiero visionario cozza sovente – e
non solo presso l’Ufficio comune dell’Euregio – con la fatica della sua traduzione in pratica. Come in ogni azienda impegnata nello sviluppo di nuovi prodotti e servizi, anche
presso il centro nevralgico dell’Euregio la sensazione è che il lavoro quotidiano sia per
il 10 per cento ispirazione e per il 90 per cento sudore. Pensare, approfondire, cercare
partner, progettare, realizzare, valutare. Continuamente, giorno dopo giorno.
Un atelier del pensiero per l’Euregio. Un’idea allettante, un progetto ambizioso. Per il
Segretario generale una cosa è certa: non dovrà essere una conventicola chiusa, ripiegata su un’ottica campanilistica sin troppo frequente, ma un’iniziativa radicata nella dimensione regionale e insieme aperta a chiunque sia appassionato al progetto Euregio e
sia disposto a contribuire con le proprie idee a farlo crescere e progredire. Qualcosa di
simile all’Accademia dell’Euregio, che offre ai giovani sotto i 35 anni provenienti da Tirolo, Alto Adige e Trentino un luogo in cui apprendere e sperimentare concretamente la
1
L'autore è il rappresentante della regione Tirolo nell'ufficio della Euroregione di Bolzano. Da ottobre 2013
a ottobre 2015 è stato anche segretario generale del GECT "Euroregione Tirolo–Alto Adige–Trentino".
Questo articolo riflette le opinioni personali dell'autore, che non devono coincidere con la posizione del
paese Tirolo, il GECT "Euroregione Tirolo–Alto Adige–Trentino” o la provincia autonoma di Bolzano e
Trento.
19
Matthias Fink
cooperazione transfrontaliera tra i tre territori del Tirolo storico. Ma, nel caso dell’Atelier, con un diverso target: persone appassionate alla dimensione filosofica e umanistica, provenienti da dentro e fuori l’Euregio, da ambienti sociali diversi, dal mondo della
politica, della scienza, dell’economia e della cultura. La cittadina di Lech con il suo Philosophicum, l’annuale appuntamento dedicato alla riflessione filosofica su temi importanti e attuali, non è poi tanto distante da qui. Perché non pensare a un Philosophicum
dell’Euregio?.
Catch the motivated: una regola fondamentale, ben nota a chiunque voglia mettere in
moto un qualsiasi progetto. Subito appare chiaro che per portare avanti questa iniziativa occorrono partner radicati nella realtà regionale. Filosofia, umanesimo, Euregio: una
sovrastruttura intellettuale per un progetto politico che passo dopo passo è qualcosa di
sempre più sentito dalla gente. E dunque: dove trovare il parere autorevole? A chi chiedere? Il caso vuole che sulla scrivania del Segretario generale approdi un’opera appena
pubblicata dall’Accademia Europea di Bolzano: «Einheit in Vielfalt: ein europäisches Akkulturationsmodell für das interethnische Zusammenleben im 21. Jahrhundert»2, una rielaborazione della tesi di laurea dello stesso autore Günther Rautz, giurista e coordinatore dell’Istituto sui Diritti delle minoranze dell’EURAC. Rautz, che parallelamente alla sua
professione di ricercatore sta compiendo studi filosofici, tenta nella sua opera una rilettura del binomio unità e diversità alla luce del pensiero del chierico europeo Niccolò Cusano. Se come principe-vescovo di Bressanone Cusano, che visse a cavallo tra il tardo
Medioevo e l’inizio dell’età moderna, non si dimostrò particolarmente abile, come pensatore egli elaborò con la sua idea di spiritus conexionis un elemento decisivo per comprendere i concetti di unità e diversità. Tale spunto teorico, su cui costruire un modello
di acculturazione alternativo che invita a promuovere in Europa una pacifica convivenza interetnica fondata su un approccio culturale pluralistico, come scrive lo stesso Rautz nell’abstract della sua pubblicazione, rappresenta il punto di partenza ideale per portare avanti l’idea dell’atelier.
Grazie, Günther. In Günther Rautz l’Ufficio dell’Euregio ha trovato il partner perfetto: profondo conoscitore della multiforme realtà di questa regione europea posta a cavallo tra l’area linguistico-culturale tedesca e quella italiana, sempre aperto a nuovi
progetti e nuovi approcci, con una vasta rete di contatti tra ricercatori e studiosi cusaniani dell’ambito euroregionale. Una rete che solo pochi mesi prima, nel dicembre 2014,
aveva avuto modo di confrontarsi proprio sull’idea di Europa in Niccolò Cusano in occa2
20
Günther Rautz, Einheit und Vielfalt, luglio 2016, a http://www.eurac.edu/de/research/autonomies/minrig/publications/Pages/publicationdetails.aspx?pubId=0103450&pubType=Q.
Il cammino di Polis Europa sione di un convegno tenutosi presso l’Università di Trento. Rautz si dichiara disponibile ad assumere il coordinamento scientifico dei lavori preparatori per l’Atelier dell’Euregio. Incontra Rainer Weissengruber in Friuli, regione altrettanto interessante dove lo
sloveno si affianca al tedesco e all’italiano come lingua dell’incontro. In occasione del
Forum europeo di Alpbach, sempre più centro di pensiero e riflessione dell’Euregio Tirolo-Alto Adige-Trentino, Rautz incontra poi il genovese Paolo Zanenga di Diotima Society, esperto di innovazione e spiritus rector. Affascinato dalla prospettiva dell’approccio interdisciplinare all’idea euroregionale, Zanenga diventa una presenza trainante
nel project team, dove porta tutta la ricchezza della sua rete internazionale di contatti
scientifici. Passo dopo passo, incontro dopo incontro, Euregio-Atelier prende forma.
Castel Tirolo, un luogo speciale. L’antica residenza dinastica dei Conti del Tirolo, che
dette il nome a tutta la regione circostante, emana un fascino particolare. All’esterno,
dalla balza rocciosa abitata già in epoca antica si apre al visitatore una vista sublime su
Merano, la Val d’Adige e un ampio tratto della Val Venosta; all’interno, un’immersione
in profondità nella storia e nella cultura sudtirolese. Qui, nella Sala dei Cavalieri, dove
creature fiabesche vegliano sul portale romanico che dà accesso alla cappella, il 13 ottobre 2011 si sono riuniti in seduta costituente gli organi del neonato Gruppo europeo di
collaborazione territoriale dell’Euregio Tirolo-Alto Adige-Trentino. Non può esservi
sede migliore per ospitare un atelier del pensiero per l’Euregio. Un legame profondo che
emerge continuamente anche nei contatti organizzativi con Leo Andergassen e Paula
Mair, direttore e vicedirettrice di Castel Tirolo.
Polis Europa, 22-23 aprile, Castel Tirolo. Il cerchio si chiude. Ripensare l’Europa, dalla prospettiva dell’Euregio. Il primo convegno di Euregio-Atelier è realtà, con il suo vario e approfondito programma3 rivolto a studiosi, operatori, politici, amministratori,
cittadini interessati. La platea dei partecipanti è al tempo stesso internazionale e ben
radicata nel territorio. Due giorni intensi di incontro e confronto, un’esperienza unica,
plurilingue. La presente pubblicazione intende documentare quell’esperienza e renderla accessibile anche a tutti coloro che non hanno potuto parteciparvi. Un’esperienza di
società civile, che ha trovato a Castel Tirolo la sua collocazione ideale e che speriamo
possa tradursi in un appuntamento fisso, per continuare a tessere insieme la tela europea. Poiché proprio gli eventi di questi ultimi anni ci hanno mostrato chiaramente che
il progetto europeo ha bisogno di due cose: nuovi impulsi e lungimirante perseveranza.
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luglio 2016, a http://www.europaregion.info/downloads/Polis_Europa_Schloss_Tirol.pdf.
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Paolo Zanenga
Polis Europa - a New Perspective
Paolo Zanenga
Mi fa piacere essere qui a Merano, e sono orgoglioso della partnership di Diotima
Society con Euregio Tirolo nell'iniziativa di questo Atelier, che nasce tra le mura di un
edificio così carico di simboli come Castel Tirolo.
Diotima Society è un'organizzazione non profit, basata a Milano ma agente a livello
globale e focalizzata sulla trasformazione che attualmente sta coinvolgendo la società e
l'economia, proiettata verso nuove dimensioni dalla tecnologia, e costringendoci (o meglio aprendoci) a ripensare i modi con cui misuriamo il valore, costruiamo strutture
sociali (sia “Gemeinschaft”, sia “Gesellschaft”), pensiamo il futuro, definiamo politiche,
trasmettiamo cultura. Questa trasformazione riguarda lo spazio-tempo, la tecnologia e
con essa il rapporto tra i nostri mondi e il “mondo”, riguarda i valori e ciò che significano, tra questi il “trust”, pilastro per la fiducia reciproca, e l'educazione, che è il modo in
cui entriamo in questa realtà mutante.
La trasformazione richiederebbe di essere compresa e governata da fuori, non da
dentro la caverna platonica: pretesa prometeica, quindi destinata al fallimento se assunta in modo unilaterale, scioccamente “eroico” e velleitario. Non è un soggetto o un
gruppo di soggetti isolati che può pensare e agire “fuori dalla caverna”, ma una nuova
intelligenza, emergente da una rete di diversi che attraverso la loro interazione costruisce un nuovo territorio, un nuovo pensiero, una nuova realtà. Difficile non fare riferimento qui a Nicola Cusano, le cui intuizioni di un mondo complesso ante litteram hanno
costituito la chiave d'innesco di questo incontro.
Innescare, catalizzare, curare un processo delicato è quindi lo scopo di Diotima Society, che contribuisce a cercare e combinare tra loro “attori di trasformazione”, persone o gruppi che condividano un'etica non di principi, ma di apertura e di fiducia. È fondamentale per noi l'orientamento all'esplorazione del divenire, del mutante, per
allargare e approfondire spazi di pensiero comuni, o meglio trans-soggettivi e autopoietici, convinti che solo così si possa rendere possibile la costruzione di grandi patrimoni vivi, generativi, espansivi, in cui pace e prosperità siano implicite. Costruire ponti,
riconoscere e connettere un numero crescente di storie, ognuna con la sua unicità inestimabile, è il processo che alimenta, ordina e “crea” questi patrimoni. Pensiamo che
questa etica possa essere ben coltivata in quegli spazi della vita e delle attività umane
liberi da costrizioni e contingenze, svincolati dalla necessità e dal quotidiano, alimentati dall'energia dell'Eros e diretti da una nous libera da scopi predeterminati, che gli
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Polis Europa - a New Perspective
antichi Elleni chiamarono scholè, otium in latino. Disse Aristotele che le repubbliche incapaci di vivere una vita di scholè sono destinate al collasso. Poche “repubbliche” hanno
bisogno di una rigenerazione quanto Polis Europa, oggi soffocata dal contingente, dal
vincolo, dal dettaglio, a causa non solo dell'inadeguatezza, ma addirittura dell'implicita
contraddizione insita nei modelli e nelle narrazioni dominant. È molto difficile, e forse
inutile, convincere chi è coinvolto in un flusso che avvolge tutto il suo presente all'epochè, alla sospensione.
È possibile in cambio aprire nuove porte, tessere nuove reti, occuparsi di un nuovo
cammino di educazione con un'umiltà consapevole, non direi da insegnanti, ma da costruttori di fiducia e da maieuti. Maieutica forse è la parola più espressiva: l'era incombente dei paradigmi mutanti, con la sua complessità e le sue molteplici promesse di
“inaspettato”, ci offre l'occasione di far emergere un nuovo nomos, in nome dell'eredità
immensa del nostro continente, che non merita omologazione ma rinnovata possibilità
di generazione, e in nome dell'aspirazione a un superiore livello di civiltà e responsabilità.
Una scholè al centro di ogni polis, anche di “Polis Europa”, fonda un luogo di rigenerazione continua della conoscenza, di aggiornamento delle mappe, di ricostruzione dei
modelli e delle narrazioni, di raccolta delle sensazioni e dei sentimenti generati dai viventi, di rielaborazione delle eredità del passato, di ordinamento armonico, in una parola di creazione. L'Euregio Atelier si colloca quindi doppiamente in questa prospettiva
che ci piace chiamare “diotimica”: per il suo essere scholè, e per il suo tema di partenza,
Polis Europa.
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Rainer Weissengruber
Neu in der Europaregion: Euregio-Atelier
Rainer Weissengruber
1. Die Ausgangssituation
Für einen interkulturell und zivilisatorisch-europäisch ausgerichteten ThinkTank
bietet sich Südtirol als Kernbereich der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino thematisch und organisatorisch in besonderer Weise an. Die Themen, die das Euregio-Atelier
behandeln möchte, sind kulturübergreifende Anliegen, die mehr als staatliche Gebilde
in erster Linie Regionen bzw. Makro-Regionen ansprechen und in solchen Territorien
auf den Prüfstand – theoretisch wie praktisch – gestellt werden können. Speziell in einem historischen Kerngebiet Europas, das durch die Geschichte in einem Spannungsfeld zwischen Kulturen und politischen Entwicklungen steht, finden verschiedene potentiell mögliche Themen einen Erprobungsboden, der in sich die Charakteristik einer
fortlaufenden Baustelle trägt und auch die Widersprüchlichkeit zivilisatorischer
Entwicklung als Grundprinzip in sich birgt. Diese permanente Auseinandersetzung
zwischen Vergangenheit und Zukunft ist geistiger Antriebsmotor für all jene
Überlegungen, die die europäische und letztlich auch globale Gesellschaft in einem
Wechselspiel von „global und lokal“ beschäftigen werden und grundsätzliche Auseinandersetzung mit den „großen“ Themen der Menschheitsentwicklung erfordern. Diese
kann überschaubar gemacht werden, wenn eine Groß-Region (wie die Europaregion
Tirol-Südtirol-Trentino) sich als grenzüberschreitendes Labor versteht, in dem neue
Wege der interkulturellen und allgemeinmenschlichen Verschränkung und Vernetzung gegangen werden und diese Erprobungen valorisiert und auf einem definierten
Terrain implementiert werden.
Das Euregio-Atelier versteht sich als Treffpunkt und Versuchsfeld zugleich, als Simulationsebene und realitätsnahe Versuchsstrecke und als Forum zum Austausch von
Gedanken, Konzepten, Experimenten und Erfahrungen ohne zwingendes Diktat des
kurzfristig Umsetzbaren in einer Perspektive mittel- und langfristiger Beitragsleistung zur Lösung offener und mehr noch verdeckter Krisenszenarien in einer Welt
rasch voranschreitenden Wandels. Gerade die jüngsten dramatischen Entwicklungen
in Europa, von der Problematik der Migrationen bis zur Frage der Einheit in der Krise
(und der Krise der Einheit) fordern zum Nachdenken, Diskutieren und Nachjustieren
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Neu in der Europaregion: Euregio-Atelier
auf und machen klar, dass wir in einem Spannungsfeld leben, dessen weitere Entwicklung nicht leicht vorherzusehen ist. Nur wenn Mut zur Wahrheitsfindung – wenn es
Wahrheit oder Wahrheiten überhaupt gibt – die Auseinandersetzung mit den Herausforderungen begleitet, kann wenigstens hypothetisch eine Annäherung an Lösungsszenarien konzipiert werden.
Bei all diesen Ansätzen geht es um die Zukunft der jungen Generation. Der bildungsorientierte Zugang zu den sozialen, kulturellen, politischen und ethischen Problemfeldern ist die Aufgabe, die sich das Euregio-Atelier in all seinen Tätigkeiten stellt.
Die Umsetzung des Diskutierten und Erdachten in darstellbare und transportierbare
Botschaften ist mindestens ebenso wichtig, wie die gedankliche Grundsatzarbeit.
2. Die Struktur und der Charakter
Das Euregio-Atelier wird als Element in Netzwerken (z.B. der Diotima Society Milano-Linz und Korrespondenten in vielen anderen Ländern) und in enger thematischer
und organisatorischer Zusammenarbeit bzw. Partnerschaft mit der Europaregion
Tirol-Südtirol-Trentino gebildet und versteht bzw. organisiert sich zunächst als Arbeitsgruppe, in weiterer Folge dann als Verein mit Forum-Charakter, mit internationalen Bezügen auf verschiedenen Ebenen.
Geplant sind die Einbindung von Schloss Tirol / Südtiroler Landesmuseum, von EURAC auch als wissenschaftlicher und teilweise operativer Partner, sowie der Freien
Universität Bozen / Libera Università di Bolzano, und ev. freie Partnerschaften von Instituten in Italien u. Österreich und in anderen Ländern. Veranstaltungsort(e) soll(en)
vorwiegend das Schloss Tirol / Südtiroler Landesmuseum bei Meran oder fallweise andere Städte im Raum der Europaregion sein. Die Trägergruppe besteht aus Mitgliedern
u. Mitarbeitern des Euregio-Atelier, der Diotima Society, sowie aus freien Mitarbeitern
verschiedener Institute im Raum Tirol-Südtirol-Trentino, in Österreich und Italien und
fallweise auch in anderen Ländern. Der Charakter des Euregio-Atelier ist politisch unabhängig und orientiert sich an einem zeitgemäß-humanistischen Werteideal mit
starkem Bezug zu den realen sozioökonomischen Rahmenbedingungen Europas und
der Welt. Ein besonderer Akzent soll auf das Visionäre in der Suche nach neuen Konzepten in den Bereichen Bildung, Kultur, Lebenswerte, Geschichte, Ökonomie und deren Innovationspotential und in ein weitgefasstes anthropologisches Spektrum gelegt
werden. Das Euregio-Atelier arbeitet in freundschaftlichem Kontakt zur Europaregion/
25
Rainer Weissengruber
Euregio und als „House“ der Diotima Society und dient auch als Diskussions- und
Denkforum für die Anliegen dieser Organisationen und ihrer Partner.
3. Der Themenhorizont
Dieser soll speziell jene Gebiete umfassen, die in Folge der jüngsten Wirtschaftsund insbesonders Wertekrise aktuell erscheinen. Die Frage nach einer Neuorientierung der Zielvorstellung gesellschaftlicher Entwicklung ist vorrangig und bildet das
Leitmotiv für die Entfaltung eines Argumentekanons, der speziell die Bereiche der Philosophie, Soziologie, Ökonomie, Ethik, Politologie und der interdisziplinären Anthropologie umfassen soll. Für eine erste Arbeitsperiode von etwa drei bis fünf Jahren könnte
der Themenkomplex: Polis (Stadt, Lebensraum, Habitat, Agglomeration) – Scholé (Bildung auf neuen Ebenen u mit einem neuen weiterreichenden Horizont) – Kalón
(Schönheit, Harmonie, Stimmigkeit von Konzepten, Verträglichkeit von neuen Orientierungen) einen roten Faden darstellen. Diese thematische Linie und ihre Aussagen
können auf dem Feld der drei Territorien der Europaregion untersucht und dargestellt
werden. In jedem Arbeitsjahr sollten die Ergebnisse und Rückmeldungen des vorhergehenden Jahres überprüft, vertieft und auch anwenderorientiert nachjustiert werden.
Dies auch unter besonderer Berücksichtigung der Erwartungen der heutigen allgemeinbildenden und berufsorientierten Schulwelt.
Informationen an die regionale und überregionale Presse sollen die Arbeit des Euregio-Atelier bekannt machen. Im Internet soll auch die Möglichkeit geboten werden, zu
den Themen, Arbeitsschritten und Resultaten Stellung zu nehmen. Grundsätzlich ist
ein Kontakt zu den jungen Generationen (Schüler/innen, Studierende, junge Talente
etc.) besonders anzustreben.
Die Beziehungen zu den politisch-institutionellen Instanzen von Tirol, Südtirol
und Trentino und zu allen in der Europaregion tätigen Funktionären sind besonders zu
pflegen. Ebenso können thematische Anliegen des Südtiroler Landesmuseums bei der
längerfristigen Programmgestaltung einbezogen werden. Das Mitwirken bei einem
neuen Tirol-Bild auf der Basis der Anliegen der Europaregion/ Euregio ist ein permanentes begleitendes Motiv des Euregio-Atelier in seinen Arbeiten und in seiner ideellen
Ausrichtung.
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Neu in der Europaregion: Euregio-Atelier
4. Die Aktivitäten
Es wird an Seminare, Round Tables und Workshops gedacht, die im Regelfall einen
oder maximal zwei Arbeitstage umfassen sollen und vorwiegend als Wochenend-Veranstaltungen stattfinden können, fallweise auch als kurze Sommer-Akademien etwa
zu Sommerbeginn oder Sommerende. Die Ergebnisse sollen protokolliert werden und
im Internet zur Verfügung stehen. Die EURAC u ev. auch die Freie Universität Bozen /
Libera Università di Bolzano sollen diese Materialien als Arbeitspapiere für weitere Vorhaben und Umsetzungen verwenden können und in ihr Programm nach eigenem Ermessen aufnehmen. Ebenso können die Ergebnisse dem Südtiroler Landesmuseum
prinzipiell zur Verfügung stehen. Weiters können die Resultate und Dokumentationen
der Europaregion/ Euregio, dem CLE-Centrum Latinitatis Europae und der Diotima Society für weiterführende Arbeiten dienen.
Erste Themen: Als Auftakt wurde eine Veranstaltung mit dem Thema „Polis Europa“ realisiert. Die vorliegende Publikation dokumentiert diese Arbeiten und zeigt die
Vielschichtigkeit des Vorhabens. Der Polis-Begriff wird zu einem Territorial-Begriff erweitert, der einen Bogen von Innsbruck (bzw. Kufstein) bis Trient (bzw. Ala/Borghetto)
und weit darüber hinaus spannt und ein neues Konzept von Community-Denken illustrieren soll. Damit wird der Charakter als staatsgrenzenübergreifende Initiative (ganz
im Sinn der Europaregion) exemplarisch verstehbar gemacht. Zu diskutieren waren
und sind, jetzt und in der nächsten Zukunft, u.a. die stufenweise organisierten und
untereinander verflochtenen Begriffe: Stadt-Umland-Region-Makroregion, sowie die
Beziehungen der kulturellen Schichten und Bereiche untereinander, in sprachlicher
Hinsicht (Grundsprachen / Muttersprachen / Zweit-Mutter-Sprachen / Zweitsprachen /
Globalsprache / historische Kultursprache(n) / Immigrationssprachen) und in sozialen
Aspekten (Beziehung Stadt-Land u. Ineinander von Stadt u. Land u.v.m.).
Die Ergebnisse der Arbeiten können u.a. auch Schulen in der Europaregion/ Euregio
zur Verwendung angeboten werden. Ein Feedback dieser „Anwender“ kann dann in einem weiteren Arbeitsgang evaluiert werden. Schließlich sei auf den offenen Charakter
dieser Aktivitäten hingewiesen. Nicht nur Experten verschiedener traditioneller und
neuer Disziplinen sollen zu Wort kommen, es soll auch Möglichkeit für interessierte
Laien geben, sich etwa in Diskussionen einzubringen. Besonders wünschenswert ist
das Mitwirken von Lehrenden aus verschiedenen Bereichen der Schulsysteme der drei
Regionen. Ihre praxisbezogene Sichtweise ist ein bereichernder und belebender Teil
der Arbeit des Euregio-Atelier. Darüber hinaus können auch Mitwirkende der EURAC
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Rainer Weissengruber
und der Universitäten der Europaregion, Lehrende, Studenten und Freunde der jeweiligen Institute in die Arbeitsprozesse und in ihre Evaluation eingebunden werden.
Im aktuellen europäischen Szenario zwischen einer dramatisch erlebten Wirtschaftskrise, die nur mit Mühe teilweise überwunden wurde und den Untergang gewohnter ökonomischer Mechanismen angezeigt hat, und Lösungsansätzen, die noch
nicht allgemeine Akzeptanz gefunden haben, stellt sich die entscheidende Frage: Welche Bildung bietet man Europa an, jenem Gebilde, das sich mehr als zuvor auf einer
Orientierungssuche mit vielen Ungewissheiten befindet? Es erscheint klar, dass Humanismuskonzepte vergangener Zeiten, etwa jene zwischen Klassizismus und Romantik, keine Überzeugungskraft mehr besitzen. Sie können die offenen Problem der
europäischen Gesellschaft, die dringend nach hoffnungspendenen Elementen sucht,
nicht überzeugend ansprechen. Andererseits ist ein Ausbildungskonzept, das nur pragmatisch und utilitaristisch orientiert ist ebensowenig erfolgversprechend. Die banale
Frage: Was wird für mich in meinem konkreten Arbeitsleben wichtig und nützlich
sein?, kann wohl nicht nachhaltig weiterführen und war schon zu lange ein lähmendes Hemmnis bei der Neudefinition der Bildungswerte. Der lediglich praxisorientierte
Glaube an einen Plan A ohne ein Modell B auch nur ins Kalkül zu ziehen, verhinderte
die Zuwendung an Lösungen, die auch eine dritte, wenn nicht gar vierte oder fünfte
Dimension von Bildung ansprechen können. Werte zu entdecken, die über das bloße
„business as usual“ hinausgehen, wurde oft als Luxus abgetan und sollte wiederum im
Fokus unserer Überlegungen stehen. Unsere Bildungssysteme sind aufgerufen, mehr
als bisher, unseren jungen Generationen die Fähigkeit zu vermitteln, die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt und in den richtigen Zusammenhängen zu stellen, und
dies auf der Basis jener kulturellen und philosophischen Substanz, die eine Gültigkeit
sine tempore haben kann. Freilich müssen auch die institutionellen Instanzen die Arbeit der Lehrenden und Erziehenden in angemessener Weise wertschätzen und entlohnen.
Das Territorium der Euregio kann auch ein Labor für eine neue Scholé sein, im Bewusstsein, dass die Lösung der Probleme nicht nur in der frenetischen Arbeit liegt,
sondern auch in Momenten des gedankenvollen „otium“, das oft genug die Quelle für
neue Einsichten darstellt.
Indem wir die Vorzüge der drei Territorien der Europaregion valorisieren, können
wir auch einen möglichen Weg aus einer verbreiteten aktuellen Geisteshaltung finden,
die oftmals von einem Mangel an Mut gezeichnet ist. Die Probleme, die in ihrer Dimension das Auffassungsvermögen vieler Durchschnittsbürger übersteigen, sind
durch die jüngsten Erschütterungen auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene gravie-
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Neu in der Europaregion: Euregio-Atelier
rend geworden und brauchen eben deshalb einen Neustart in der Bearbeitung mit einer großen Portion Zuversicht.
Wir benötigen also gerade heute einen lebhaften Austausch an Erfahrungen und
Konzepten um einen neuen Aufbruch in Richtung auf eine wertorientierte pädagogische und didaktische Tätigkeit zu ermöglichen. Die Zusammenarbeit muss auf vielen
Ebenen erfolgen und Institutionen wie Individuen gleichermaßen einbinden. Kurzeitdenken und reduzierte Sichtweisen, die in letzter Zeit wiederholt in Sackgassen geführt haben, dürfen wir uns nicht mehr leisten. Im Euregio-Atelier können wir, so
glauben wir, ein Zeichen setzen, dass vielleicht etwas mehr an positiven Inputs
möglich ist, als oftmals angenommen wird. Immerhin ist die Europaregion selbst das
Beispiel dafür, dass man über althergebrachte Strukturen und Muster hinausdenken
kann.
Die ideelle Gleichwertigkeit der drei Territorien, ihrer Bevölkerungen und ihrer kulturellen Erbschaften ist ein Gebot, das zu speziellen Arbeitsprozessen und Denkanstrengungen ermuntern kann.
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Rainer Weissengruber
Una novitá in Euregio: L' Euregio-Atelier
Rainer Weissengruber
1. La situazione di partenza
L'Alto Adige si presta in maniera particolare per un think tank interculturale ed europeo per vocazione, essendo il suo territorio proprio la zona centrale della Euregio Tirolo-Alto Adige-Trentino. Questa opportunità si manifesta a livello sia teorico che pratico-operativo.
Le tematiche che l'Euregio-Atelier intende trattare sono di stampo interculturale e
si rivolgono, oltre alle realtà statali-nazionali, soprattutto alle regioni e alle macroregioni, dove vengono messe sul banco di prova. In una zona così centrale, quasi il nucleo
del continente, che si trova proprio per la sua storia in una tensione notevole tra le culture e gli sviluppi politici, tali tematiche sensibili trovano un ambiente particolarmente adatto a esami ed analisi approfondite e danno a questo campo di lavoro un carattere
di cantiere permanente dove anche le contraddizioni possono trovare una loro ragion
d'essere.
Questo dialogo tra passato e futuro costituisce in un certo modo un motore propellente per tutti quei ragionamenti che impegnano la società europea e alla fine anche
globale, in un alternarsi tra “global” e “local”, e chiedono un impegno fondamentale con
le grandi tematiche dell'evoluzione umana.
Questo compito può essere ben affrontato, se una macroregione come la Euregio si
intende laboratorio transfrontaliero, in cui vengono imboccate nuove vie in un intreccio interculturale e umano (in senso largo e articolato), fino all'implementazione concreta in reti, accompagnata da una valorizzazione definita su un territorio delimitato.
L'Euregio-Atelier si presta come luogo d'incontro e campo di sperimentazione, come
platea di simulazione e pista di prova vicina alla realtà, ma anche come foro per l'interscambio di pensieri, concetti, sperimentazioni ed esperienze, senza obbligo di una realizzazione immediata, in una prospettiva a medio e lungo raggio di contributi per la
soluzione di problemi aperti e di scenari di crisi nascosti in un mondo caratterizzato da
un cambio sostanziale di valori e procedimenti.
Proprio gli ultimi sviluppi drammatici in Europa, dalla problematica delle migrazioni alla questione dell'unità (di singoli e di comunità) nella crisi - e della crisi nell'u-
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Una novitá in Euregio: L' Euregio-Atelier
nità -, sollecitano una riflessione, una discussione e un aggiornamento sottile delle
proprie convinzioni, e rendono chiaro il fatto, che viviamo in un campo ad alta tensione, i cui sviluppi non sono facili da prevedere. Solo se una bella dose di coraggio alla ricerca del meglio accompagna l'impegno sincero nelle opere intraprese, è pensabile – almeno a livello ipotetico – un approccio a scenari di possibili soluzioni.
In tutti questi approcci tutto gira attorno al futuro delle giovani generazioni. L'avvicinamento formativo ai campi operativi delle questioni sociali, culturali, politiche ed
etiche è da considerare il grande compito che l'Euregio-Atelier deve affrontare in tutte
le sue attività. Trasformare poi i contenuti discussi e riflettuti in messaggi comunicabili è altrettanto importante che svolgere un lavoro filosofico propedeutico.
2. Struttura e carattere dell'iniziativa
L'Euregio-Atelier viene costituito come elemento in reti - p.e. in quello della Diotima Society (Milano e Linz) con corrispondenti in molti paesi del mondo - e in stretta
collaborazione tematica e organizzativa e in partenariato con la Euregio Tirolo-Alto
Adige-Trentino, e s'intende in un primo momento come gruppo di lavoro per assumere
in un secondo momento la forma giuridica di una associazione con carattere di foro con
una rete di punti di contatto su vari livelli e in vari paesi.
L'integrazione delle attività dell'Euregio-Atelier con l'operato di Castel Tirolo / Museo storico-culturale dell'Alto Adige, della EURAC come partner scientifici e operativi,
nonché della Libera Università di Bolzano e con eventuali altri istituti ed enti, fa parte
del progetto.
Come luoghi delle attività prevediamo in prima linea il sito di Castel Tirolo con il
Museo storico culturale dell'Alto Adige e in casi particolari anche altre località della Euregio. Il gruppo che gestisce l'Euregio-Atelier si compone di persone espressamente incaricate dei lavori di tale atelier, di collaboratori o membri della Diotima Society e di
collaboratori liberi provenienti da varie istituzioni operanti nelle regioni del Tirolo,
dell'Alto Adige e del Trentino, o più in generale dell'Austria e dell'Italia o di altri Paesi.
Il carattere dell'Euregio-Atelier è indipendente dalle politiche regionali, nazionali o
internazionali e si orienta secondo un concetto umanistico ai passi con i nostri tempi,
con legami forti con gli ambienti socioeconomici e culturali europei e globali. Intendiamo mettere un accento forte sugli aspetti visionari nella ricerca di nuove vie operative negli ambienti della cultura, della formazione, dei valori della vita, dell'interpretazione della storia e dei sistemi economici, rivolgendo grande attenzione a meccanismi
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Rainer Weissengruber
di potenziale innovazione economica su grande scala. Conta molto un quadro antropologico ampio e aperto a nuovi approcci filosofici.
L'Euregio-Atelier lavora a stretto contatto con l'Euregio e come house della Diotima
Society, fungendo quindi anche da atelier di quella organizzazione internazionale. Serve come forum per discussioni e sviluppi di concetti, per l'uso proprio e come partner
di servizio per queste organizzazioni e i loro partner.
3. L'orizzonte tematico
L'orizzonte tematico deve abbracciare in modo particolare tutti i campi che dopo la
recente crisi economica e quella dei valori tradizionali in fatto di vita individuale e collettiva si sono dimostrati particolarmente sensibili. La questione di un nuovo orientamento dello sviluppo sociale è di prima importanza ed esprime il Leitmotiv per la stesura di un canone di argomenti che tocca i settori della filosofia, della sociologia,
dell'economia, dell'etica, della politologia e dell'antropologia interdisciplinare.
Per un primo periodo di lavoro (da tre a cinque anni) il complesso tematico polis (città, habitat, zona di vita, bacino di residenza) - scholè (formazione su nuovi livelli e con
un orizzonte nuovo) – kalòn (il bello, l'armonia, l'equilibrio delle concettualità, la sostenibilità di nuovi orientamenti….) potrebbe costituire un filo rosso per iniziative di vario
genere.
Questa linea tematica e il messaggio che essa contiene potranno essere esaminati e
illustrati sul territorio delle tre regioni dell'Euregio. Ogni anno i risultati e i feedback
dell'anno precedente devono essere analizzati e approfonditi e sottoposti a eventuali ritocchi. Ció anche in vista delle attese dell'odierno sistema della formazione, scolastica
e parascolastica, con indirizzo della formazione generale e quello della formazione articolata per il mondo del lavoro. Per rendere pubblico ed accessibile il lavoro dell'Euregio-Atelier, il gruppo di gestione emette informazioni continue ai media regionali e
sopraregionali. Un sito internet permetterà al pubblico di commentare i lavori e risultati dell'atelier anche durante i processi di lavoro. Di particolare importanza sarà il contatto con le giovani generazioni. Cosi facendo gruppi di studenti di vari livelli scolastici
possono essere integrati nei lavori in corso.
Saranno curate anche le relazioni verso le istanze politiche-istituzionali del Tirolo,
dell'Alto Adige e del Trentino e verso i vari collaboratori all'interno della Euregio. L'Euregio-Atelier si occuperà anche delle richieste del Museo provinciale ubicato in Castel
Tirolo nell'ambito della programmazione tematica a medio e lungo termine. L'illustra-
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Una novitá in Euregio: L' Euregio-Atelier
zione di una nuova immagine della macroregione tirolese potrà essere un elemento aggiuntivo alle attività previste dell'atelier, come contributo a una azione pensata allo
sviluppo della convivenza costruttiva delle culture europee.
4. Le attivitá
Si pensa a un ventaglio di attività seminaristiche, all'organizzazione di tavole rotonde e workshops, che di solito possono occupare uno o due giorni di lavoro, prevalentemente come eventi di fine settimana, casualmente anche come accademie estive all'inizio o alla fine del periodo delle vacanze.
I risultati saranno da protocollare e da mettere a disposizione di tutti gli interessati
in internet. Le istituzioni partner come la EURAC ed eventualmente la Libera Università di Bolzano possono avere l'accesso privilegiato ai risultati dei lavori e delle ricerche
svolte dall'atelier, possibilmente come base per ulteriori lavori o progetti. Lo stesso vale
per il Museo storico culturale dell'Alto Adige. Essi potranno essere anche la base per ulteriori lavori svolti da organi della Euregio, della Diotima Society e dal Centrum Latinitatis Europae.
La partenza delle attività è stato un evento dedicato al tema della “Polis Europa”. Il
volume che tenete in mano serve come documentazione di questi lavori iniziali e dimostra il carattere molteplice dell'evento. Il termine “Polis” è stato allargato verso un
concetto territoriale che si estende, nel caso specifico, da Innsbruck (o meglio: Kufstein)
fino a Trento (o meglio Ala/Borghetto) e anche oltre i confini della Euregio in senso
stretto. Ciò alla ricerca di un nuovo concetto di community thinking. Il carattere transfrontaliero è stato illustrato in maniera molto evidente, proprio nel senso e nella vocazione della Euregio.
La discussione toccava (e toccherà ancora) i seguenti termini che sono intrecciati
tra di loro: città-regione-macroregione, le interdipendenze dei ceti culturali su vari livelli, e quindi su quello linguistico di madrelingua, lingua base, seconda linguamadre,
seconda lingua in senso generico, lingua globale, lingua storica di alta cultura, lingua
di immigrazione, e poi anche sul livello sociale, ovvero le relazioni tra città e campagna, e la fusione parziale o totale tra area urbana e area rurale.
È auspicabile che i contenuti di questi lavori possano servire anche in maniera
diretta ed indiretta alle scuole della Euregio. I diretti interessati saranno invitati a dare
un feedback che potrà essere la partenza per ulteriori passi di lavoro. È importante sottolineare in modo particolare il carattere aperto di queste attività, che non devono ri-
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Rainer Weissengruber
guardare solo esperti e specialisti delle discipline tradizionali e moderne, ma un pubblico di interessati provenienti da vari ambienti che si sentiranno – ce lo auguriamo
stimolati a seguire ulteriormente le tematiche proposte.
Essendo questa iniziativa un progetto rivolto in buona parte alle giovani generazioni, il coinvolgimento di insegnanti delle tre regioni formanti la Euroregio è molto desiderato. Una visione molto pratica e vicina alla realtà dei bisogni della formazione darà
un elemento realistico al progetto e garantisce la possibilità di operare in modo concreto e realistico. L'invito di partecipare, di dare una mano e di collaborare in varia maniera è esteso a tutti i docenti del mondo della formazione, dalle scuole di ogni grado e tipo
alle accademie e università della Euregio.
Nell'attuale scenario sospeso tra una crisi economica vissuta con sofferenza e caratterizzata dal tramonto di meccanismi tradizionali ormai obsoleti e dalla mancanza di
formule innovative condivise, si pone la domanda cruciale: Quale formazione dare a
una Europa impaurita e colpita da una confusione di orientamento? Appare chiaro che
un concetto umanistico di vecchio stampo, tra classicismo e romanticismo, non può
dare indicazioni credibili e non può accontentare le nostre società europee, in un certo
senso affamate di risposte che diano motivi di concreta speranza. E d'altra parte non
possono portarci avanti elementi di sterile formazione pragmatica e professionale, del
tipo: Cosa mi sarà utile nella vita professionale tra podotto X e prodotto Y? Per troppo
tempo il nostro sistema formativo è rimasto paralizzato da un pensiero utilitaristico
rivolto a un solo “piano A”, tralasciando le ipotesi di un possibile “modello B”: un modello, intendo dire, che abbia la lungimiranza di scavalcare l'aspetto della pura materialità
per entrare in una terza (o forse quarta o quinta) dimensione. Se il mondo è costretto a
confrontarsi con il bisogno inderogabile di una riscoperta di valori oltre il business as
usual, i nostri sistemi scolastici sono chiamati a impegnarsi più del solito a insegnare
ai giovani la facoltà di porre le giuste domande e di cercare, nel patrimonio che abbiamo preso in ereditá, quei contenuti che dimostrano una validitá sine tempore. Le istituzioni – stati, regioni, enti ecc. – che hanno a che fare con il mondo della formazione devono remunerare dignitosamente quei lavori che sono alla base – e lo sappiamo bene
– di ogni sviluppo futuro.
Il territorio dell'Euregio potrá essere anche un laboratorio per una nuova scholé, con
la consapevolezza che le soluzioni dei problemi dell'umanità non si trovano solo nei
processi di lavoro frenetico, ma spesso nei momenti di un otium riflessivo. Valorizzando
le virtù culturali dei territori in causa, potrà essere trovata, e ne siamo quasi certi, una
via di uscita dall'attuale stato d'animo di una “stasi di coraggio” sopraggiunta proprio a
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Una novitá in Euregio: L' Euregio-Atelier
causa degli ultimi eventi economici e politici, davanti a un orizzonte di tematiche che
spesso superano la capacità di approfondimento del cittadino medio.
Urge quindi uno scambio di esperienze e di approcci a un rilancio di un vero lavoro
filosofico e didattico, o meglio pedagogico in senso allargato, urge una nuova epoca di
collaborazione tra istituzioni e singoli individui, su vari livelli, ben sopra le banali questioni di processi economici a corto circuito. Tutto nel senso di una vera collegialità e di
un senso di uguaglianza tra le popolazioni dei territori coinvolti e degli adetti ai lavori.
In tal modo potranno essere integrate varie istituzioni nei processi di lavoro e di valutazione dell'operato.
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SYSTEMATISCHES DENKEN
Visionen und Vorschläge
IL PENSIERO SISTEMICO
Visioni e proposte
SYSTEMIC THINKING
Vision and programmes
Einheit und Vielfalt bei Cusanus. Ein Projekt für Europa
Einheit und Vielfalt bei Cusanus. Ein Projekt für Europa
Ermenegildo Bidese
1. Einführung
Während ich diesen Text schreibe, steht die Europäische Union einer ihrer
schwersten Krisen gegenüber. Der sogenannte ‚Brexit’ ist eine Woche alt; zum ersten
Mal in der Geschichte der EU hat sich die Bevölkerung eines ihrer Mitgliedsstaaten dafür ausgesprochen, aus der Union auszutreten. Was das konkret bedeutet und welche
Konsequenzen das auch für Europa haben wird, kann man zum jetzigen Standpunkt
nicht voraussehen. Was man jedoch mit Sicherheit festhalten kann, ist die Tatsache,
dass während der sehr heftig geführten Wahlkampagne auch diejenigen, die für den
Verbleib des Vereinten Königsreichs in der EU gekämpft haben, es nicht mit positiv besetzten Argumenten gemacht haben, sondern vor allem die Angst schürten, Großbritannien würden aus einem Austritt schwere Nachteile, vor allem ökonomischer Art,
erwachsen.1 Kein Kämpfen für das jetzige Projekt Europa, keine neuen Impulse oder
Visionen für ein anderes Europa, auch keine Besinnung auf gemeinsame Werte eines
früheren Europas. Europa, das wird nicht mehr als Projekt, sondern vor allem als Problem und als Krise wahrgenommen: Schuldenkrise, Euro-Krise, Migrantenkrise, Krise
der nationalen Souveränität, Krise der Repräsentanz, aber auch der politischen Repräsentation, Krise der Rechtsstaatlichkeit u.a.m.2
In diesem Zusammenhang möchte ich eine weniger technische, dennoch umso
aufschlussreiche Perspektive einnehmen, um die Krise Europas zu beschreiben, und
zwar in Anlehnung an eine Studie, die der Literaturwissenschaftler Fabrizio Cambi,
langjähriger Professor für Deutsche Literatur an der Universität Trient, 2015 während
einer binationalen Sommerschule der TU Dresden und der Universität Trient, die den
Titel The Challenges of Transformation in Europe hatte, präsentierte. Es ist die Perspektive
des literarischen Austausches zwischen Italien und dem deutschsprachigen Raum von
1
Jürgen Habermas, Die Spieler treten ab. Kerneuropa als Rettung: Ein Gespräch mit Jürgen Habermas
über den Brexit und die EU-Krise. Interview: Thomas Assheuer. 9. Juli 2016. DIE ZEIT Nr. 29/2016, 7. Juli
2016, unter http://www.zeit.de/2016/29/eu-krise-brexit-juergen-habermas-kerneuropa-kritik.
2
Vgl. Jürgen Habermas, Ach Europa (Suhrkamp, 2008).
39
Ermenegildo Bidese
der Nachkriegszeit bis heute.3 Der literarische Transfer gilt hier als Lackmuspapier für
die ästhetische Verarbeitung gemeinsamer Erfahrungsmuster und gibt Auskunft darüber, wie nahe sich die zwei Literatursprachräume und die literarisch verarbeiteten
Erfahrungen standen.
In seiner eindrucksvollen Übersicht über 70 Jahre literarischen Transfers zeigt
Cambi, dass in der Nachkriegszeit ein gegenseitiger, noch nie dagewesener Austausch
zwischen Italien und den deutschsprachigen Ländern begann, der sich in einer Fülle
an literarischen Übersetzungen und vielfältigen Rezeptionen der literarischen Publikationen beider Seiten niederschlug. Das literarische Interesse deutschsprachiger
Schriftsteller und Künstler für Italien hat bekanntlich zwar tiefe Wurzeln, das Neue
der Nachkriegszeit bestand jedoch vor allem darin, dass der literarische Transfer auf
Gegenseitigkeit beruhte und nicht nur den Interessen einzelner Schriftsteller entsprach, sondern eine breite Rezeption und eine starke Resonanz in der jeweiligen Gesellschaft hatte. Das bezeugen vor allem Übersetzungen und Werkbesprechungen in
dem jeweiligen Literatursprachraum.
Was diesen Austausch möglich machte, waren in prägender Weise die vergleichbaren Erfahrungen der Diktatur, des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit, die
nördlich und südlich der Alpen gemacht wurden. Diese bildeten den Boden für den literarischen Transfer und können als Analogie zu dem genommen werden, woraus Europa auch politisch als ‚Friedensprojekt’ entstand. Die gemeinsame Erfahrung und der
Wille, ein Europa des Friedens zu gründen, waren die Kräfte, die auch politisch zu einer Union führten.
Literarisch lassen sich nach Cambi drei Formen ausmachen, in welchen die Verarbeitung der gemeinsamen Erfahrung in Italien und in den deutschsprachigen Ländern
ihre ästhetische Realisierung fand: in den unmittelbaren Nachkriegsjahren nahm sie
die Gestalt des Realismus an. Ab den 1960er Jahren setzte sich immer mehr der utopistisch-libertäre Kanon durch, während sich später vor allem im Zusammenhang mit
einer Zeit voller Unbehagen vor einem dritten Weltkrieg und dem bevorstehenden Umweltkollaps eher dystopische Tendenzen in beiden Literatursprachräumen breit machten, in denen die Enttäuschung für die nicht eintretende Realisierung der Utopie herrschend war. Diese gemeinsamen Entwicklungen und Erfahrungen ermöglichten einen
3
40
Vgl. Fabrizio Cambi, Realismus, Utopien und Dystopien im literarischen Transfer zwischen Italien und
dem deutschsprachigen Raum von 1945 bis heute (Universität Trient, unveröffentlichter Manuskript).
Eine italienische Version des Vortrags findet man unter http://www.germanistica.net/2016/07/11/realismo-utopie-e-distopie-nel-transfer-letterario-dal-1945-a-oggi-fra-italia-e-paesi-di-lingua-tedesca/.
Einheit und Vielfalt bei Cusanus. Ein Projekt für Europa
sehr regen Austausch und zeigen trotz aller Unterschiede die große Nähe der beiden
Literatursprachräume in dieser Zeit.
Doch in den letzten Jahrzehnten ist dieser so fruchtbare und mehrere Jahrzehnte
anhaltende Literatur- und Kulturaustauch immer deutlicher zum Erliegen gekommen.
Ein Symptom dafür macht Cambi in der gegenwärtigen Schwierigkeit aus, die deutschsprachige Literatur von Schriftstellern, die einen Migrationshintergrund aus Osteuropa, der Türkei oder dem Mittleren Osten haben und ihn in ihren Werken bearbeiten, in
Italien zu rezipieren. So Cambi:4
In der heutigen italienischen Literaturrezeption deutschsprachiger Länder tut
man sich schwer damit, das aufzunehmen, was als ’erweiterte Literatur’ definiert
werden könnte, eine Literatur, die durch die Verbreitung und Darstellung von Kulturen insbesondere Osteuropas, der Türkei und des Mittleren Ostens gefördert
wird. Hierzu tragen zahlreiche Schriftsteller bei, die als Sprache für ihre Literatur
Deutsch gewählt haben.
Wenn man also die Literatur und insbesondere den literarischen Transfer zwischen Italien und den deutschsprachigen Ländern als Prüfstein für die Verarbeitung
ähnlicher Erfahrungen nimmt, zeigt das, dass sich beide Literatursprachräume trotz
Globalisierung, Internet, Schengen und Englisch als gemeinsamem Kommunikationsmittel immer stärker voneinander entfernt haben, weil sich beide Gesellschaften offenkundig vor allem in den letzten Jahrzehnten ganz anders entwickelt haben und die
Basis einer gemeinsamen Erfahrung abhandengekommen ist. Damit schwindet auch
die Basis, die die treibende Kraft war bei der Gestaltung der Zukunft im Projekt ‚Europa’ in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg.5
Cambis Lösung in Anlehnung an Ingeborg Bachmann ist bezeichnend und geht in
eine Richtung, die über die Literatur hinaus auch für die politische Realität wegweisend ist. Wenn auf der einen Seite der Realismus der ersten Rezeptionsphase den Blick
auf das Jetzt als Verarbeitung des Erlebten richtete, während sich auf der anderen die
Utopien sowie die Dystopien der Zukunft verschreiben, ist die Fokussierung auf die ge-
4
Cambi, Realismus, Utopien und Dystopien (3), 8.
5
So formulierte es der Oxford Historiker Timothy Garton Ash, The Crisis of Europe. How the Union Came
Together and Why It’s Falling Apart: Foreign Affairs (2012), 91.5, 2-25: “The greatest single driving force
of the European project since 1945, personal memories of war, has disappeared [...] most young Europeans’ consciousness of their continent’s tortured history is shallow.”
41
Ermenegildo Bidese
meinsame Erinnerung an die europäische Vergangenheit über 1945 hinaus der Topos,
den es als Anhalts- und Bezugspunkt zu bewahren gilt. So Cambi:6
Wenn wir den Blick zurück richten, hilft die Fokussierung auf die Erinnerung als
Gegengift gegen das Vergessen, der Literatur ein historisches Bewusstsein zu bewahren. In diesem Zusammenhang bleibt der Kulturtransfer zwischen Italien und
dem deutschsprachigen Raum auf wertvolle Weise lebendig.
Nicht mehr die U-topie, sondern „die Berufung auf den Topos, als einen Anhaltsund Bezugspunkt, den die Klassiker der Menschheit zum Erbe vermacht haben“,7 darin
besteht die Zukunft Europas, bzw. wie Ingeborg Bachmanns in den Vorlesungen zur
Literatur als Utopie mit den Worten von Goethe es ausdrückte: „Ich sehe immer mehr,
dass die Poesie ein Gemeingut der Menschheit ist und dass sie überall und zu allen Zeiten in Hunderten und Aberhunderten von Menschen hervortritt […] Nationalliteratur
will jetzt nicht viel sagen, und jeder muss jetzt dazu wirken, diese Epoche zu beschleunigen.“8
Wenn man Cambis Vorschlag beherzigt und den Raum der Literatur verlässt, um
jenen der Philosophie zu betreten, bietet sich als Bezugspunkt für ein Projekt zur Zukunft Europas das Denken eines Philosophen an, der sowohl geschichtlich als auch politisch am Ende einer Epoche steht, die als Paradigma der Einheit gilt9, und von der Suche nach einer neuen Synthese, in der Einheit und Vielheit in einem Zusammenhang
gedacht werden, geprägt war. Es ist die Rede von Nikolaus Cusanus (1401-1464).
6
Cambi, Realismus, Utopien und Dystopien (3), 8.
7
Cambi, Realismus, Utopien und Dystopien (3), 9.
8
Cambi, Realismus, Utopien und Dystopien (3), 9.
9
Vgl. Peter Schulthess und Ruedi Imbach, Die Philosophie im lateinischen Mittelalter – Ein Handbuch
mit einem bio-bibliographischen Repertorium (Artemis & Winkler, 1996), 293 und insbesondere Norbert Winkler, Nikolaus von Kues zur Einführung (Junius, 2001), 9 und Alfred Gierer, Cusanus – Philosophie im Vorfeld moderner Naturwissenschaften (Königshausen & Neumann 2002), 74.
42
Einheit und Vielfalt bei Cusanus. Ein Projekt für Europa
2. Cusanus' spiritus conexionis10
Nikolaus Cusanus steht an einer geschichtlich-philosophisch-politischen Zeitenwende, an der die Christianitas als (religions)politisches Deutungsschema zur Einigung
der damaligen Vielfalt von Sprachen, Kulturen, Währungen, Stadtstaaten und kleinen
Fürstentümern zu Ende ging, während sich auf der anderen Seite das neue, aus der Moderne erwachsende Deutungsschema der natio im Sinne des Nationalstaates noch im
Werden befand. Philosophisch und kulturgeschichtlich kommt es an der Schwelle zur
Neuzeit bekanntlich zu einem Paradigmenwechsel in Wissenschaft, Religion, Kunst
und Politik, bei der die Kategorie des Subjektes und damit verbunden die Frage nach individueller Identität ins Zentrum der Realität rückt, was die Wende zum Subjekt und
zum Individuum einläutet.
Dort, in der Tiefe der Verwerfung zwischen Mittelalter und Neuzeit wird der Gedanke einer neuen Synthese, die das Ganze und die Vielen auch politisch zusammenhält, konzipiert. Der Name dieser neuen Synthese ist: Europa.11
Das Mittelalter hatte zu seinen Leitideen die Kirche, das Reich und die Christenheit
(ordo christianus) erhoben; was seinen Denkern aber noch fremd blieb, war der Europa-Gedanke. Der sollte erst, wenngleich unter besonderen Bedingungen, zu Beginn
jener Neuzeit aufkommen. Enea Silvio Piccolomini, Freund und Gönner des Nikolaus von Kues und als Papst Pius II. von 1458-1464 auf dem Stuhle Petri, formulierte
diesen heute so selbstverständlichen Gedanken in einer Abhandlung, die den programmatischen Namen Europa trägt.
Cusanus' politisches Denken12 erwächst aus der Tatsache, dass er in einer Zeit gelebt hat, in der das im Mittelalter gültige, Einheit und Vielheit verknüpfende Deutungsschema des ordo christianus nicht mehr funktionsfähig war. Auf der anderen Seite
zeichnete sich bereits die Entwicklung hin zum Nationalstaat ab, jedoch noch nicht in
10 In diesem Abschnitt fasse ich Forschungsergebnisse zusammen, die in ausführlicher Form bereits veröffentlicht wurden. Vgl. insbesondere Ermenegildo Bidese, Il Pneuma nel De pace fidei di Niccolò Cusano: Politica e religione. Annuario di teologia politica / Yearbook of political theology (2010/2011), 95-114
und Ermenegildo Bidese und Günther Rautz, Der Geist, der Europa vereint: Nikolaus von Kues’ Denken
in der aktuellen europäischen Einheits- und Vielfaltsdebatte: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie
(2013), 99/3, 283-308. Für eine eingehendere Beschäftigung mit dem Thema verweise ich auf diese Publikationen.
11 Winkler, Nikolaus von Kues zur Einführung (9), 7.
12 Cusanus hat keine politische Philosophie entfaltet, seine politischen Gedanken ergeben sich aus
seiner theoretischen Philosophie. Die Frage des Einen und der Vielen ist in erster Linie ein philosophisches Problem, seine Überwindung in einer neuen Synthese hat jedoch dann auch eine politische
Dimension.
43
Ermenegildo Bidese
der Form, die dieser dann später annehmen wird. Anhand der auseinandergebrochenen Einheit der mittelalterlichen Christianitas und des noch nicht vorhandenen, sich
jedoch abzeichnenden Deutungsschemas des Staates musste sich Cusanus mit der
Konzipierung der dynamischen Verknüpfung von Einheit und Vielfalt intensiv befassen. Dass er am Anfang der Entwicklung hin zum Nationalstaat steht, bedeutet, dass
seine Ideen in irgendeiner Weise auch eine andere politische Moderne, nämlich eine
Alternative zu der der nationalstaatlichen Moderne darstellen. Das macht Cusanus’ politisches Denken umso interessanter.
Ohne auf die Details von Cusanus' Philosophie und ihre staatspolitischen Dimensionen einzugehen,13 möchte ich mich auf eine Denkfigur konzentrieren, die im
Gedankensystem Cusanus' eine, womöglich die zentrale Rolle, spielt: es ist die
Denkfigur des „spiritus conexionis“, des Geistes der Verbindung. Diese Denkfigur ist entscheidend, um Einheit und Vielheit in einer dynamischen Beziehung zusammenzuhalten. Cusanus erbt diese Denkfigur aus dem Neuplatonischen Konzept der anima
mundi (Weltseele oder auch Weltgeist), denkt es aber im Zusammenhang mit dem für
seine Philosophie so zentralen trinitarischen Gedanken weiter. Der Gedanke des spiritus conexionis findet man bei Cusanus auf den drei für die Platonische und Neoplatonische Tradition entscheidenden Ebenen des a) Realen (kosmos), b) des erkennenden Subjekts (psyche) und c) des Politischen (polis).
Vertiefen wir zunächst die Bedeutung dieser Denkfigur im erkennenden Subjekt.
Wie bereits angedeutet, zeichnet den Übergang vom Mittelalter in die Moderne ein tiefer Schnitt in der Kulturgeschichte Europas. Dieser Schnitt ist grundlegend von der
neuen Dimension und Bedeutung markiert, die der Mensch darstellt. Verstand sich der
mittelalterliche Mensch noch als ein Element und Bestandteil eines gegebenen und
wohlgeordneten Kosmos, hebt sich der Mensch der Neuzeit immer mehr und deutlicher aus diesem Ganzen ab, so dass er eine Sonderstellung darin hat. Bestand Wissenschaft im Mittelalter grundsätzlich im Studieren und Kommentieren der Werke der
Antike, macht sich der Mensch der Neuzeit selber auf den Weg zur Erforschung der
Welt. Cusanus, der aus einer angesehenen Familie an der Mittelmosel stammte und
mit dem Handel von Kind auf bestens vertraut war, charakterisiert die neue Stellung
des Menschen der Neuzeit mit einem für ihn typischen Beispiel.14
13 Es sei hierzu nochmals auf Bidese - Rautz, Der Geist, der Europa vereint (10) hingewiesen.
14 Vgl. Kurt Flasch, Nikolaus von Kues in seiner Zeit (Reclam, 2004), 5-10.
44
Einheit und Vielfalt bei Cusanus. Ein Projekt für Europa
Denk dir Gott als einen allmächtigen Geldmacher, der in seiner erhabenen und allmächtigen Kraft jede Münze hervorbringen kann. Er muss jedoch einen Geldwechsler einsetzen, in dessen Kompetenz die Unterscheidung aller Geldstücke und
die Kunst des Zählens liegt. Sich selbst behält der Geldmacher allein die Kunst der
Geldherstellung vor. Der Geldwechsler aber wird den edlen Charakter und den Wert
bekanntmachen, also die Zahl, das Gewicht und das Maß, das die Münze von Gott
hat. Groß ist die Macht des Geldherrn. Aber groß ist auch die Kraft des Geldwechslers, diese Münze zu unterscheiden, alle diese so verschiedenen Geldstücke zu zählen und zu wiegen und den Wert von ihnen allen zu bestimmen.15
Dadurch wird der Mensch unentbehrlich im Kosmos: indem er die Dinge erkennt,
legt er – wie der Geldwechsler – den Wert durch die Ermittlung der Verhältnisse fest
und teilt denen somit ihre Bedeutung zu. Was macht genau der Mensch? Er erkennt
und anerkennt die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Dinge, so wie der Geldwechsler
die Vielfalt der Münzen und Währungen; indem er jedoch ihnen allen den Wert zumisst, setzt er sie in Verbindung zueinander und lässt das Geflecht der bestehenden
Verhältnisse zu Tage treten. Damit führt er sie ausgerechnet durch die Anerkennung
der Unterschiedlichkeit zur Einheit. Die Unterschiedlichkeit wird dabei nicht als unreduzierbare Diversität verstanden, sondern als Verschiedenheit in der Einheit.
Diese dynamische Fähigkeit des Menschen nennt Cusanus nexus oder spiritus conexionis. Sie ist ein unstillbares Streben nach Erkenntnis, die darin besteht, immer mehr
Dinge zu erkennen und damit die Vielfalt zu vermehren, um auf eine immer größere
Einheit und Ähnlichkeit zum Prinzip des Realen zu kommen.16 Die Vielfalt ist nicht der
Einheit abträglich, ganz im Gegenteil, sie ist die Bedingung, um zur Einheit zu kommen; sie ist ein Dynamismus, mit dem Einheit und Vielheit zusammengedacht werden.
Der nexus oder spiritus conexionis ist jedoch auch eine Denkfigur, der man in dem
Werk De pace fidei begegnet, das eine religionspolitische Dimension kennzeichnet. Es
darf nämlich nicht vergessen werden, dass dieser Text eine Antwort auf die Schockwelle darstellte, die das Abendland beim Bekanntwerden der Eroberung Konstantinopels am 29. Mai 1453 durch Sultan Muhammed II. erfasste. Er hat also ohne weiteres
15 Nicolai de Cusa, De ludo globi: Opera Omnia (Leipzig/Hamburg, 1932), 113, 11-115, 21.
16 Auf die Schöpferkraft des menschlichen Geistes weißt Cusanus sehr oft in seinem Werk hin. Insbesondere in dem Dialog Idiota de mente, der dem menschlichen Geist gewidmet ist, spricht Cusanus von
einer „unendlichen Kunst“, die den Menschen als Ko-prinzip des Realen dazu drängt, dem Prinzip,
Gott, immer mehr zu ähneln, ohne die perfekte Einheit erreichen zu können. Dieses Streben nennt er
eben „Verknüpfung“ (vgl. Nikolaus von Kues, Idiota de mente / Der Laie über den Geist: Philosophisch-theologische Schriften, lateinisch-deutsch, Bd. 3 (Herder, 1989), 593-595).
45
Ermenegildo Bidese
nicht nur eine religionspolitische, sondern auch eine staatspolitische Dimension.
Denn Religionspolitisches und staatspolitisches Handeln und Denken sind zu Cusanus’ Zeit noch eng verflochten.
Der Text ist in dialogischer Form aufgebaut. An einem Ort, der als ein „Bereich
geistiger Höhe“ (ad quandam intellectualem altitudinem) beschrieben wird, kommen die
Vertreter der Religionen und der Kulturen zusammen, um mit Petrus und Paulus vor
dem Verbum, nie Jesus Christus genannt, zu diskutieren. Anlass dazu ist der bereits
genannte Fall von Konstantinopel, die darauffolgenden Gräuel in der eroberten Stadt
und im allgemeinen die Schandtaten, die aufgrund und im Namen der Religionsverschiedenheit verübt werden. Es werden die Fragen aufgeworfen, wie die Verschiedenheit der Religionen mit der Einheit Gottes vereinbar ist und – noch wichtiger – wie
man daraufhin wirken kann, dass alle erkennen, dass es nur einen Glauben in der Verschiedenheit der religiösen Ausdrucksformen gibt (religio una in rituum varietate). Es ist
erneut das Problem der Einheit und der Vielheit, diesmal jedoch aus einer (religions)
politischen Perspektive.
Dem spiritus conexionis wird insbesondere das Kapitel X. gewidmet. Darin ist folgende Passage m.E. von besonderer Bedeutung:
Sie [= die platonischen Denker] nahmen nämlich eine Weltseele (animam mundi)
oder einen Weltgeist an, der alles verknüpft und mittels dessen jedes Geschöpf Teilhabe an der Ordnung erhält, auf dass es ein Teil des Gesamt ist. […] So hat die Verbindung, durch welche die Teile zu Einem oder einem Ganzen verbunden werden
und ohne welche es keine Vollendung (perfectio) gäbe, Gott zu ihrem Ursprung.17
Auch hier wird der Bezug zu den platonischen Denkern sichtbar, die eine anima
mundi als Prinzip der Ordnung und des Ineinandergreifens des Gesamten annahmen.
Diese, im Platonismus die Ordnung konstituierende und bewahrende Denkfigur erhält
jedoch durch die Verbindung mit dem trinitarischen Gedanke einen Dynamismus.
Denn der spiritus conexionis wird zum Mechanismus der ‚Vollendung’ der Einheit in der
Erweiterung der Vielheit. Es ist eine Vollendung, die konkret nie realisiert werden
kann, sondern als Fluchtpunkt des Dynamismus wirkt. Sehen wir es uns im Detail an.
Unter den Dingen ermöglicht der Geist der Verknüpfung das Entstehen eines Relationsgeflechts durch die Teilhabe an der Ordnung des Gesamten. Dadurch kann jedes
Ding jetzt das sein, was es ist, nämlich in seiner aktual-wirklichen Individualität in
17 Nikolaus von Kues, De pace fidei / Der Friede im Glauben: Philosophisch-Theologische Schriften lateinisch-deutsch, Bd. 3 (Herder, 1989), 743-745.
46
Einheit und Vielfalt bei Cusanus. Ein Projekt für Europa
der Bewahrung der Unterschiedlichkeit von den anderen. Jedes Ding bewegt sich nach
seiner eigenen Verfassung und in seiner Individualität. Das Ziel jeder Einzelbewegung
ist die Erhaltung und Erweiterung der eigenen Individualität. Dadurch wird die Vielfalt und die Unterschiedlichkeit nicht nur bewahrt, sondern erweitert. Doch die Erhaltung der Vielfalt ist möglich nur in jenem Relationsgeflecht, in dem die einzelnen Bewegungen – wie die einzelnen Münzen in Beispiel des Geldwechslers – ihren Wert und
ihre Bedeutung erhalten. Durch die Teilhabe am Relationsgeflecht, das das Ganze ist,
wird eine Einheit angestrebt, die Cusanus als Vollkommenheit (perfectio) begreift. Sie
ist keine Vereinheitlichung sondern die Ermöglichung der Unterscheidung. Denn erst
sie gibt den einzelnen Unterschieden den Wert und die Bedeutung, die sie haben. Ohne
die Einheit gäbe es auch keine Vielfalt, sondern nur ein unerkennbares Nebeneinandersein der Teile, die die Teile selbst als Teile verschwinden lassen würde. Denn sie wären nicht einmal als Individuen möglich, wenn nicht in diesem relationalen Verhältnis. Vielfalt, nämlich Individualität, ist möglich nur aus der Perspektive der Einheit
und umgekehrt. Die Einheit stellt aber keinen konkret erreichten oder erreichbaren
Zustand dar, da die Erzeugung der Vielfalt nie aufhört. Die Einheit ist vielmehr ein
letzter Fluchtpunkt, an den sich das Ganze annähert, ohne ihn erreichen zu können.
Denn die Teile streben nach immer mehr Bewegung, nach der eigenen Identität: dadurch nimmt die Vielfalt zu. Sie tragen somit aber auch immer stärker zur Einheit bei,
denn sie vergrößern sie: je mehr Individualität, desto mehr Einheit, und zwar als nach
Einheit strebende dynamische Struktur.
So wird bei Cusanus der Geist der Verknüpfung als dynamischer Mechanismus der
Vollendung zur entscheidenden Denkfigur für das Begriffspaar Einheit und Vielfalt.
Der Einheitsdynamismus strebt zur obersten Grenze seiner Entfaltungsmöglichkeiten,
ohne sie jedoch konkret je erreichen zu können. Vielmehr wird durch diesen Mechanismus die Vielfalt bewahrt und sogar gefördert; denn sie gehört unzertrennlich zum
Einheitsstreben dazu.
3. Eine „Cusanische Institution“
Ich möchte mit einer letzten Idee abschließen. Das De pace fidei endet mit den Worten: Conclusa est igitur in caelo rationis concordia religionum modo quo praemittitur. Es wurde
also im Himmel der Vernunft auf die geschilderte Weise Eintracht unter den Religionen beschlossen. Dieser Satz weist darauf hin, dass die Eintracht von Einheit und Viel-
47
falt in erster Linie keine konkreten Maßnahmen erfordert, sondern eine Vision. Es geschieht in caelo rationis, im Himmel der Vernunft. Es ist also eine Figur des Denkens,
ein Schema, worauf hin das Reale interpretiert und verändert werden kann.
Am Ende des De pace fidei werden dennoch die Teilnehmer an der himmlischen Unterredung aufgefordert, auf die Erde zurückzukehren und alle Völker nach Jerusalem
zu führen, um dort auf der somit beschlossenen una religio eine Stadt des ewigen Friedens zu gründen. Das Jerusalem, das Cusanus am Ende des Textes durchscheinen
lässt, hat einen universalistischen Charakter und ist in erster Linie eine Stadt des Denkens, eben ein Deutungsschema, eine Denkfigur in der Einheit und Vielfalt in einem
dynamischen Zusammenhang in Verbindung gebracht werden. Womöglich ist das die
dringendste Aufgabe, die Europa vor sich hat, nicht unbedingt die Aufgabe der Politik,
aber sehr wohl die der Philosophie und der Literatur.
Das gemeinsame Schicksal, das aus der traumatischen Erfahrung des Zweiten
Weltkriegs hervorgegangen ist, reicht nicht mehr aus, um die Wirklichkeit zu interpretieren und neu zu gestalten. Nur durch ein Konzept, durch eine Idee, eine Denkstruktur, welche die europäische Identität in die Anerkennung der Vielfalt hineindenkt, wird es möglich eine neue, eine andere europäische Polis aufzubauen, die
vielleicht mehr der Polis, die Cusanus am Ende des De pace fidei skizziert, als der des
modernen Nationalstaates ähneln wird. Dadurch würde auch der für die EU so konstitutive Gedanke eines Europas des Friedens auf andere Weise wieder lebendig werden,
nämlich nicht als Beschwörung der Einheit aus einer immer blasser werdenden Leiderfahrung, sondern als nie erreichbares, aber das Reale interpretierendes Ideal, in
dem die Bewahrung und Förderung der Vielfalt ihren Sinn in einer immer größer werdenden Einheit findet.
48
Miteinander oder Gegeneinander. Zu den Ursprüngen von Gemeinschaft
Miteinander oder Gegeneinander. Zu den Ursprüngen
von Gemeinschaft
Wilhelm Guggenberger
Vor 365 Jahren (1651), jenem Jahr in dem Ludwig XIV. in Frankreich formell die Regentschaft übernahm und in dem in England noch immer blutiger Bürgerkrieg tobte,
legte Thomas Hobbes die erste Ausgabe seines berühmten Werkes Leviathan vor. Darin
ging er im Grunde einer einzigen zentralen Frage nach: Wodurch werden Menschen,
die nichts mehr lieben als Freiheit und Herrschaft über andere, dazu bewegt, ein Gemeinwesen zu begründen, in dem jeder sich und seiner eigenen Macht und Unabhängigkeit Beschränkungen auferlegen muss?1
1. Der Mensch zwischen Individual- und Sozialnatur
Was also führt Wesen in Gemeinschaften und strukturierten Gesellschaften zusammen, die doch eigentlich lieber autonom über sich selbst (vielleicht auch über andere) bestimmen möchten? In dieser Frage ist freilich schon eine Annahme, gewissermaßen ein Vorurteil eingeschlossen. Die Frage setzt nämlich voraus, dass Menschen
zuallererst radikal individuelle Wesen, wenn nicht gar unverbesserliche Egoisten sind.
Sie geht gleichsam von Robinson-Crusoe-Existenzen aus, die zunächst je über ihre eigene Insel herrschen und erst sekundär in Kontakt mit einem anderen Menschen –
Freitag eben – kommen, der dann eben auch zu gestalten ist. So etwa hat es der amerikanische Philosoph und zeitgenössische Hobbes-Interpret James Buchanan
dargestellt.2 Allerdings scheint mir dies eine Abstraktion zu sein, die der Erfahrung
kaum Stand zu halten vermag. Der akademische Fachbereich aus dem ich komme – die
Theologie – und im Besonderen die christliche Gesellschaftslehre, vertritt überdies
eine andere Hypothese; man könnte auch sagen, ein anderes Vorurteil. Jenes nämlich,
1
Vgl. Thomas Hobbes, Leviathan. Aus dem Englischen von Jutta Schlösser (Felix Meixner Verlag, 1996),
141.
2
Siehe James M. Buchanan, Die Grenzen der Freiheit. Zwischen Anarchie und Leviathan (Mohr, 1984).
Mit diesem Buch will Buchanan eine Aktualisierung von Hobbes Theorie für das 20. Jhd. vorlegen.
49
Wilhelm Guggenberger
dass Menschen grundsätzlich gemeinschaftsbedürftige und gemeinschaftsbezogene
Wesen sind, weil sie von einem schaffenden Gott mit einer solchen Sozialnatur ausgestattet wurden. Auch jenseits biblischer Glaubensüberzeugungen belegt jedoch die moderne Entwicklungspsychologie die Tatsache, dass eine individuelle Person nur aus
Beziehungen heraus erwachsen kann, nicht aber diesen voraus besteht. Der jüdische
Philosoph Martin Buber hatte das in die bekannte, poetische Formel gebracht, dass das
Ich erst am Du zum Ich wird.
So könnte man nun also, ausgestattet mit einem glaubensfundierten Menschenbild
und einer gewissen empirischen Evidenz, das Anliegen des Thomas Hobbes einfach
vom Tisch wischen. Das würde bedeuten, die Frage nach den Ursprüngen von Gemeinschaft schlicht für nutzlos oder bedeutungslos zu erklären. Damit würde man es sich
aber doch gar zu einfach machen. Denn selbst dann, wenn wir von einer Sozialnatur
des Menschen ausgehen, lohnt es sich doch die Frage weiter zu verfolgen, was denn
nun die zentralen Kräfte sind, die menschliche Gemeinschaften und Gesellschaften
zusammenhalten und worin andererseits jene Kräfte bestehen, die diesen Zusammenhalt schwächen oder gar zerbrechen lassen.
2. Gemeinschaft und Gesellschaft
Es mag ratsam sein, zuallererst zu klären, worüber ich hier denn nun eigentlich
spreche. Der Titel dieses Beitrags nennt Gemeinschaft als Gegenstand. Ich habe bis
hierher allerdings auch schon mehrfach den Begriff Gesellschaft benützt. Beides hat
zweifellos miteinander zu tun ist aber eben doch nicht dasselbe, ja es kann sogar einen
ganz entscheidenden Unterschied machen, wovon man spricht; von Gemeinschaft
oder von Gesellschaft. Diese Begriffsunterscheidung funktioniert auch in den romanischen Sprachen auf der Grundlage der lateinischen communitas oder eben societas.
Über diese, wie die meisten Begrifflichkeiten ließe sich nun lange und trefflich
streiten. Ich möchte mich darauf beschränken jene Begriffsverwendung zu umreißen,
die sich im klassischen Werk des deutschen Soziologen Ferdinand Tönnies (1855-1936)
findet.3 Ich bin mir sehr bewusst, dass dies nicht die einzig mögliche und in Gebrauch
befindliche ist, werde mich sachlich aber doch an ihr orientieren, weil sie wesentliche
Dimensionen des menschlichen Zusammenlebens erfasst und ihnen sprachlichen
3
50
Ferdinand Tönnies, Gemeinschaft und Gesellschaft (Fues, 1887).
Miteinander oder Gegeneinander. Zu den Ursprüngen von Gemeinschaft
Ausdruck verleiht. Für Tönnies bezeichnet Gemeinschaft eine eher überschaubare
Gruppe, deren Zusammenhalt jedenfalls auf einer Übereinstimmung beruht. Dies
kann die vorgegebene Übereinstimmung der biologischen Abstammung in einer Familie, einem Clan oder Stamm sein. Interessanter und wohl auch wesentlicher ist aber
doch die Übereinstimmung von Überzeugungen und Zielen, ein gemeinschaftlicher
Wille, wie Tönnies es nennt. In diesem Sinn hatte bereits Augustinus4 in Auseinandersetzung mit Cicero ein Volk, dann aber auch die civitas bestimmt, die wir somit wohl
eher mit Gemeinschaft oder Gemeinwesen, als mit Staat übersetzen müssten. Auch bei
Tönnies ist der Zusammenhalt der Gemeinschaft – getragen von Emotionen und Vertrauen – deutlich verbindlicher, als jener der Gesellschaft.
Deren Bande sind deutlich lockerer geknüpft, da sie wesentlich formaler und funktionaler Natur sind. Der Zusammenhalt von Gesellschaften ist durch die Erreichung
bestimmter Zwecke gegeben. Die Gesellschaft dient dem Eigennutz ihrer Mitglieder.
Die in ihr geltenden Werte sind nicht substantiell-inhaltlich bestimmt, sondern formal durch ihren Tauschwert. Das gilt wohl nicht nur für den Warentausch, sondern
auch für den Bereich von Sozialkapital, wenn eben z.B. Freiheit gegen Sicherheit getauscht wird. Die Tatsache, dass dieser Tausch in erwartbarer Weise stattfindet, gibt
der Gesellschaft in den Augen ihrer Mitglieder, die auf der Grundlage eines sogenannten aufgeklärten Egoismus agieren, Wert. Was dem Egoismus das Attribut „aufgeklärt“
verleiht, ist die Einsicht, dass jeder auf sich allein gestellt doch auf ziemlich verlorenem Posten steht. Oder lassen Sie es mich in den Worten des Medientheoretikers Norbert Bolz sagen: „Es ist intelligent nett zu sein. Wer dagegen Erfolg sucht, indem er die
Dummheit der anderen ausnutzt, zerstört damit die Umwelt, in der er Erfolg haben
kann. Je komplexer das Wirtschaftssystem, umso mehr hängt der eigene Erfolg vom
Erfolg des anderen ab. … Wir plädieren also, ..., für die Händler und gegen die Helden man könnte auch sagen: für Konsumbürgerlichkeit.”5 Bolz sagt dies über den Bereich
der Wirtschaft. Es scheint aber doch so zu sein, dass das skizzierte Konzept von Gesellschaft im Allgemeinen viel mit einer ökonomischen Logik zu tun hat. Auch Tönnies
sprach ja vom Tausch. Die Parallele besteht darin, dass die Rationalität der Gesamtgesellschaft, ebenso wie jene des Marktes, auf individueller Nutzenkalkulation beruht.
4
Im 24. Kapitel des Buches IXX seines Gottesstaates, wird das eine civitas bildende Volk durch einträchtiges Streben nach geliebten Dingen charakterisiert. Zitiert nach: Aurelius Augustinus, Vom Gottesstaat (De civitate dei) Buch 11 bis 22. Aus dem Lateinischen von Wilhelm Thimme (dtv, 1997), 578.
5
Norbert Bolz, Das konsumistische Manifest (Wilhelm Fink Verlag, 2002), 15.
51
Wilhelm Guggenberger
Immer im Rahmen der vorgelegten Begriffsbestimmung drängt sich uns heute die
Frage auf, ob von EU-Europa als Gemeinschaft gesprochen werden kann, oder doch nur
als Gesellschaft.6 Die Idee der Gründerväter der Union war es, den Frieden unter den
Mitgliedern mittels ihrer Kosten-Nutzen-Rationalität zu wahren. Der gesicherte Vorteilstausch sollte vorteilhafter sein als die möglichen Gewinne eines gewaltsamen Gegeneinander. Diese Rechnung ist bislang erfreulich gut aufgegangen. Sollte damit aber
auch die Hoffnung verbunden gewesen sein, die Gesellschaft Europa könnte zur Gemeinschaft werden; aus den Wirtschaftsbürgern könnten Citoyen einer Wertegemeinschaft im Sinne geteilter Überzeugungen werden, muss die Antwort, ob auch das gelungen ist, wohl etwas zurückhaltender ausfallen. Dies, obwohl die Rede von
europäischen Werten zur Standardrhetorik gehört. Gerade angesichts der gegenwärtigen Flüchtlingskrise muss aber wohl die Rückfrage erlaubt sein, ob es denn Einigkeit
über einen Kanon solcher Werte gibt, dem sich alle Mitglieder verpflichtet fühlen.
Doch kehren wir zur Frage zurück, wovon dieser Beitrag handelt; von Gesellschaft
oder von Gemeinschaft. Ich meine sagen zu dürfen, dass ich im Hinblick auf Gesellschaft von Gemeinschaft spreche. Was soll das heißen? Ich will damit zum Ausdruck
bringen, dass die Probleme der Gemeinschaftsbegründung und -erhaltung von essentieller Bedeutung für die Fragen der Gesellschaftsbegründung sind, zumindest wenn
wir deren anthropologische Wurzeln in den Blick zu nehmen versuchen, was ich im
Folgenden tun möchte.
3. Beginnt alles mit Verträgen?
Die modernen Konzepte der Gemeinwesenentstehung orientieren sich großteils am
Gedanken des Gesellschaftsvertrags und greifen dabei eben auf Hobbes oder in etwas
anderer Ausprägung auf Jean Jaques Rousseau zurück. Die Ebene der Gemeinschaft
kommt dabei meist gar nicht in den Blick. Abgesehen davon, dass der gesellschaftstheoretische Kontraktualismus viele Fragen zum faktischen Übergang vom chaotischen
Naturzustand zum Vertragszustand offen lässt, kann man wohl begründet in Zweifel
ziehen, ob die Ursprünge menschlicher Vergemeinschaftung sich mit einem derart ra-
6
52
Auch wenn der gegenwärtige Unionsbegriff 1997 den älteren der europäischen Gemeinschaft ablöste,
spricht das allein noch nicht für eine Infragestellung der Gemeinschaftsdimension der Union. Denn
der Gemeinschaftsbegriff (European Communities) war doch überaus pragmatisch und funktional gedacht und ursprünglich sogar auf bestimmte Wirtschaftssparten (Schwerindustrie, Atomenergie) bezogen.
Miteinander oder Gegeneinander. Zu den Ursprüngen von Gemeinschaft
tionalistischen Konzept erklären lassen. Können wir uns am Anfang menschlicher
Vergemeinschaftung tatsächlich nach Rational-Choice-Maßstäben kalkulierende Vertragsparteien vorstellen? Dies scheint eher die Rückprojektion von Menschen zu sein,
die ihr Leben selbst weitestgehend an Schreib- oder Verhandlungstischen verbracht
haben, als eine realistische Annahme über die Frühzeiten unserer Kultur.
Es soll daher in der gebotenen Kürze ein Alternativkonzept präsentiert werden, mit
dem an der Katholisch Theologischen Fakultät in Innsbruck, der ich angehöre, seit
Jahren gearbeitet wird. Es handelt sich dabei um den Ansatz des französischen Kulturanthropologen René Girard. Ausgangspunkt dieses Modells ist, dass die menschliche Weltoffenheit, das Streben über einen gegebenen Zustand hinaus, das letztlich
Freiheit und Entwicklungsfähigkeit bedeutet, eine Naturanlage darstellt. Ob diese als
ein reines Produkt der Evolution oder aber als einer göttlichen Intention gedankt gedacht wird, ist für die anthropologische Analyse zunächst gleichgültig. Das menschliche Streben ist nun zwar in jedem Individuum gegeben, vorerst allerdings inhaltlich
unbestimmt und muss erst auf irgendeine Form von Ziel hin orientiert werden. Girard
geht davon aus, dass dies durch die Orientierung an Modellen oder Vorbildern geschieht. Menschen orientieren sich permanent aneinander. Mit einem griechischen
Begriff nennt man das Mimesis, weshalb die gesamte Theorie Girards das Prädikat mimetisch trägt. Unsere Muttersprache, grundlegende Verhaltensweisen, ästhetisches
oder geschmackliches Empfinden, was uns als angemessen, modern oder völlig untragbar erschein, aber auch sittliche Orientierungen; all das erlernen wir nachahmend
von menschlichen Vorbildern.7
Diese grundsätzlich sehr positive Dynamik wird immer dann problematisch – und
hier stimmen Hobbes und Girard völlig überein –, wenn unser Streben, wenn unser Begehren durch Vorbilder auf Objekte gerichtet wird, die nicht teilbar sind und nicht gemeinsam genossen oder besessen werden können.8 In diesen Momenten droht Konflikt, der – einmal ausgebrochen – eben durch die mimetische Grundstruktur unseres
Verhaltens leicht immer weiter eskaliert. Denn nicht nur positive Verhaltensweisen
reizen zur Imitation, auch Aggression und Gewalt, die uns entgegengebracht werden,
beantworten wir spontan häufig spiegelbildlich. Nun kann sich tatsächlich so etwas
breitmachen, wie ein Kampf aller gegen alle. Ist dies plausibel, so fragt sich Girard, wie
7
Dafür ließe sich hier zahlreiche Unterstützung aus der Geistesgeschichte aber auch aus der zeitgenössischen empirischen Wissenschaft nennen. Ich verzichte darauf aus Platzgründen, aber auch weil die
eigene Lebenserfahrung diese These doch den meisten Menschen sehr plausibel erscheinen lässt.
8
Vgl. Thomas Hobbes, Leviathan. Aus dem Englischen von Jutta Schlösser (Felix Meixner Verlag, 1996),
103.
53
Wilhelm Guggenberger
es denn dann überhaupt möglich war, dass die Menschheit sich bis zum heutigen Niveau entwickeln konnte und sich nicht bereits in frühen geschichtlichen oder gar vorgeschichtlichen Zeiten in wechselseitiger Gewalt aufgerieben und selbst vernichtet
hat?
Seine Antwort, die er aus dem breiten Studium mythologischer Texte, historischer
Quellen und literarischer Zeugnisse gewann, lautet: Möglich wurde dies durch die
spontane Fokussierung zwischenmenschlicher Gewalt auf Sündenböcke. Mobbing-Phänomene spiegeln bis heute etwas von dieser Dynamik. Krisensituationen oder
latente Spannungen in einer Gruppe werden durch das Abschieben von Verantwortung
auf ein mehr oder weniger beliebiges Opfer zwar nicht gelöst, aber in gewisser Weise
doch handhabbar. Freilich erfolgt dies auf Kosten des oder der Sündenböcke. Ich muss
noch hinzufügen, dass der gruppeninterne Sündenbock durchaus auch durch einen
externen Feind ersetzt werden kann.
Was den Akteuren in der Gruppe dabei widerfährt, ist die Erfahrung einer Einigung, einer Gemeinschaftsstiftung oder besser Gemeinschaftsrettung durch gemeinsame Aggression gegen Dritte. Gerade seine Arbeit an Mythen unterschiedlicher Kulturen führte Girard dazu, dies als eine Grunderfahrung menschlicher Gemeinschaften
zu bestimmen. Diese lässt sich ritualisieren, in kultische Ausdrucksweisen bringen
und durch Tabus und Normen abstützen. So kann man aus der gemeinsamen Aggression gegen Dritte, die als Sündenbockmechanismus bezeichnet wird, die Entstehung
grundlegender Elemente menschlicher Gesellschaften wie religiöse Kulte, Normensysteme, identitätsstiftende Mythen, aber auch bestimmte Ämter (Opferpriester oder
Kultkönige) und Hierarchien etc. erklären. All dies bedürfte einer viel detaillierteren
Ausführung, um wirklich zu überzeugen. An dieser Stelle muss ich mich auf diese
knappe Skizze beschränken und kann die LeserInnen nur auf entsprechende weiterführende Literatur verweisen.9 Welchen Vorteil hat dieser Ansatz gegenüber dem Hobbeschen Vertragsmodell? Zum einen ist es nicht nötig, sich vom Gedanken einer
menschlichen Sozialnatur zu verabschieden, folgt man dem mimetischen Ansatz.
Denn dieser geht keineswegs von einem Naturzustand völlig isolierten Individuen aus.
9 Einen guten Gesamtüberblick bieten: Wolfgang Palaver und René Girards, mimetische Theorie. Im
Kontext kulturtheoretischer und gesellschaftspolitischer Fragen (LIT, 2008); ders. René Girards, Mimetic Theory (Michigan State University Press, 2013); Michael Kirwan, Discovering Girard (Darton,
2004); Wilhelm Guggenberger, Taming Violence: Journal of Religion and Violence 1/2 (2013), 167-191.
Vom Autor selbst sind Grundlegend: René Girard, Das Heilige und die Gewalt (Benzinger, 1987) im Original: La violence et le sacré (Grasset, 1972); Der Sündenbock (Benzinger, 1988) im Original: Le bouc
émissaire (Grasset, 1982); Das Ende der Gewalt. Analyse des Menschheitsverhängnisses (Herder, 2009)
im Original: Des choses cachées depuis la fondation du monde (Grasset, 1978).
54
Miteinander oder Gegeneinander. Zu den Ursprüngen von Gemeinschaft
Die menschliche Orientierung aneinander, unsere mimetische Natur, beinhaltet vielmehr ein tief im menschlichen Wesen verwurzeltes Gemeinschaftselement. Was und
wer wir sind ist von Anfang an, sowohl in der Gattungs-, als auch in der Individualentwicklung beziehungsbegründet. Wir können uns ohne den Blick der anderen und ohne
den Blick auf sie gar nicht personal entwickeln.
Doch der Mensch ist obwohl und gerade weil er ein Sozialwesen ist, keineswegs völlig unproblematisch und harmlos. Die Entstehung von Gesellschaftsstrukturen hat
vielmehr gerade mit jenen Konflikten zu tun, die in Gemeinschaften nahezu unvermeidlich als Ergebnis der wechselseitigen Nähe aufbrechen. Nach Girard – und das ist
die zweite Stärke seines Ansatzes – erwachsen die gesellschaftlichen Grundstrukturen
und Institutionen zur Überwindung bzw. Eindämmung solcher Konflikte zunächst
aber nicht aus bewusst geschlossenen Verträgen, sondern aus gleichsam un- bzw. vorbewussten Reaktionsmustern und spontanen Erfahrungen. Welche Hypothek sie –
gleichsam als blutige Wurzeln – mit sich tragen bleibt dadurch mitunter bis in unsere
Gegenwart herauf verschleiert.
4. Gesellschaft und die Ambivalenzen von
Gemeinschaft
Ich neige vor dem skizzierten Hintergrund nun tatsächlich dazu, Gesellschaft mit
ihren Strukturen, Institutionen, Normen und Regelungsmechanismen als ein Mittel
zum Zweck der Verhinderung größeren Übels zu sehen, als ein Instrument, das dazu
dient zwischenmenschliche Konflikte und Gewalt einzuhegen. Damit bleibt Gesellschaft immer eine spröde, berechtigter Kritik zu unterziehende, vielleicht bewunderte
aber selten geliebte Sozialform. Man braucht deswegen die Möglichkeit einer emotional dichteren Gemeinschaftsbildung aber nicht auszuschließen. Die Hoffnung bleibt
berechtigt, dass pragmatisch begründete Gesellschaften sich zunehmend zu Gemeinschaften entwickeln können. Dies mag möglicherweise als gar nicht notwendig, ja sogar als unerwünscht erscheinen, bringt Emotionalität doch immer auch ein Element
der Unberechenbarkeit und Gefahr mit ins Spiel. Auch wenn dies ein berechtigter Einwand ist, dürften wohl AutorInnen wie Martha Nussbaum recht mit der Annahme haben, dass auch politische Prinzipien einer emotionalen Unterfütterung bedürfen, um
55
Wilhelm Guggenberger
nachhaltig aufrechterhalten zu werden.10 Auch Nussbaum weiß, dass gerade Emotionen wie Nationalstolz oder Patriotismus ausgesprochen destruktive Kräfte entfalten
können. Dennoch geht sie davon aus, dass Gesellschaften nur dann stabil sein können,
wenn deren Konstruktionsprinzipien auf die engagierte Zustimmung der BürgerInnen
zählen können.
In diesem Sinne scheint mir auch die berühmte Aussage Jaques Delors von 1992 zu
verstehen zu sein, dass Europa eine Seele gegeben werden müsse. Auch Papst Franziskus hat am 25. November 2014 bei seiner Ansprache im Europäischen Parlament dazu
aufgerufen, diese Seele Europas, die durchaus eine transzendenzoffene, aber ganz wesentlich auch eine der Welt und den Menschen zugewandte ist, neu zu entdecken.11 Ein
Gemeinschaftsgefühl als Gesellschaft stabilisierendes und erhaltendes Band an sich,
löst freilich noch keineswegs jene Probleme, die im menschlichen Zusammenleben
entstehen können, versuchte ich doch eben deutlich zu machen, dass Gesellschaftsstrukturen gerade auf die Ambivalenzen und dunklen Seiten von Gemeinschaft reagieren.
Der kurze Blick auf eine Studie des Ökonomen Samuel Bowles, die 2008 einiges Aufsehen erregte, soll abschließend nochmals illustrieren und verdeutlichen worin die
Ambivalenz von Gemeinschaftsbildung besteht und wie sie mit Vergesellschaftung zusammenhängt. Durch aufwändige Computersimulationen versuchte diese Studie zu
rekonstruieren, welche Verhaltensstrategien für unsere Vorfahren in der Steinzeit die
vorteilhaftesten gewesen sein müssen. Das Ergebnis wird als Verhaltensmuster des parochialen Altruismus bezeichnet. Dieser etwas ungewohnte Terminus versucht Folgendes zum Ausdruck zu bringen: „Altruismus bedeutet, zugunsten anderer auf einen
Vorteil zu verzichten. Parochialismus bedeutet, dass man Gruppenzugehörige gegenüber Außenseitern bevorzugt.“12 Am evolutionär erfolgreichsten waren demnach jene
Menschengruppen, die sich intern durch starken Zusammenhalt, Fürsorglichkeit und
Selbstlosigkeit auszeichneten, in denen es aber auch viele Individuen gab, die aggressiv
und feindselig gegenüber anderen Gruppen agierten. Unschwer nachzuvollziehen ist,
dass die nach außen gerichtete Kampfbereitschaft nicht nur trotz, sondern gerade auf-
10 Siehe Martha C. Nussbaum, Politische Emotionen. Warum Liebe für Gerechtigkeit wichtig ist (Suhrkamp, 2014).
11 Franziskus, Ansprache des Heiligen Vaters an das Europaparlament, November 2014, unter http://w2.
vatican.va/content/francesco/de/speeches/2014/november/documents/papa-francesco_20141125_strasburgo-parlamento-europeo.html.
12 Samuel Bowles, Nächstenliebe, die Mutter aller Kriege, Nr. 01, Dezember 2008, unter http://www.zeit.
de/2009/01/N−Essay−Konflikt. Vgl. ders., Conflict: Altruism’s midwife: Nature 456/20 (2008), 326-327.
56
Miteinander oder Gegeneinander. Zu den Ursprüngen von Gemeinschaft
grund einer opferbereiten Selbstlosigkeit gegenüber der eigenen Gruppe besteht. Solch
naturwissenschaftliche Forschungsergebnisse machen klar: Kooperation und Feindseligkeit, altruistisches Miteinander und egoistisches Gegeneinander liegen in zwischenmenschlicher Begegnung erstaunlich eng beieinander. Wie Bowles und seine
MitarbeiterInnen fanden, gehören sie oft sogar zusammen und bedingen einander.
Widerlegt dies nun die von mir zuvor geäußerte Hoffnung auf eine positive Gemeinschaftsbildung, die über rein pragmatische Vergesellschaftung hinausgeht? Ich
denke nicht. Es macht jedoch deutlich, dass wir Menschen von der Evolution oder der
Schöpfung – dies hängt vom jeweils geteilten Weltbild ab – eben zu beidem ermächtigt
sind; sowohl zu selbstloser Kooperation, als auch zu aggressiver Feindschaft. Selbst
Bowles hält fest, dass wenn seine Berechnungen zutreffen, unser Menschsein dennoch
gerade darin besteht, sich nicht schlicht evolutionären Dynamiken schicksalsergeben
auszuliefern, diese vielmehr verantwortlich zu gestalten. Allerdings müssen wir wohl
auch einsehen, dass Vergemeinschaftung kein Prozess ist, der sich gleichsam von
selbst in immer größeren Kreisen entfaltet, von der Familie über den Stamm und das
Volk bis hin zur Menschheit. Papst Benedikt XVI. hat das in seiner Enzyklika Caritas in
veritate dahingehend ausgedrückt, dass er sagte, die gegenwärtige Globalisierung mag
alle Menschen dieser Welt zu unseren Nachbarn gemacht haben, was noch lange nicht
bedeutet, dass sie uns auch zu Geschwistern geworden wären.13 Menschheitliche Geschwisterlichkeit im Sinn einer universalen Gemeinschaftsbildung entspringt weder
unserer naturgegebenen Orientierung aneinander, noch einem spontanen Zusammenhalt, der gegen einen gemeinsamen Gegner gerichtet ist. Erstere driftet leicht in Konflikte ab, wie Hobbes sie beschrieben hat, zweiterer bringt bestenfalls eine Solidarität
auf Kosten Dritter zustande. Eine universale Geschwisterlichkeit, wie sie etwa auch die
Europäische Menschenrechtskonvention als verbindliche Norm festzuhalten versucht,
ist vielmehr eine anspruchsvolle, ethisch voraussetzungsreiche Errungenschaft von
Kultur. Sie ist keine automatisch wachsende Selbstverständlichkeit, sondern bedarf bewussten Engagements. Dies hatte der französische Philosoph Henri Bergson, der in
seinen Analysen letztlich die Forschungsergebnisse von Bowles vorwegnahm, bereits
in den 1930er-Jahren formuliert, indem er eine bloß gesellschaftliche, von einer allmenschlichen Moral unterschied. Letztere ist von der erstgenannten nicht nur graduell, sondern wesensmäßig unterschieden, erfordert also eine qualitativ eigene Ent-
13 Benedikt XVI., Caritas in Veritate Nr.19, 2009, at http://w2.vatican.va/content/benedict-xvi/de/encyclicals/documents/hf_ben-xvi_enc_20090629_caritas-in-veritate.html.
57
scheidung und nicht nur eine quantitative Erweiterung gruppenegoistischen
Pflichtgefühls.14
Da wir um unsere menschlichen (moralischen) Schwächen wissen, werden wir
wohl noch lange Gesellschaftsstrukturen brauchen, die uns vor den Konflikten schützen, die in und aus Gemeinschaften entstehen – gerade auch aufgrund unserer mimetischen Natur. Die pragmatische Vergesellschaftung bewahrt uns vor einer Überhitzung durch die zentripetalen Kräfte zu enger Vergemeinschaftung. Ohne
gemeinschaftsbildende Kräfte würden zentrifugale Dynamiken den Zusammenhalt
von Gesellschaft aber wohl recht bald erodieren. Wenn jedoch politische Akteure auf
der Klaviatur jener spontanen, eben auch zu unserem Menschsein gehörenden, zu Verfeindung und Gruppenegoismus tendierenden Regungen und Impulse spielen und sogar behaupten, Demokratie bestehe gerade darin, diese Regungen zum allgemeinen
Gesetz zu erheben, wird Humanität auf das Niveau vorbewusster Mechanismen degradiert. Auf diese Weise mag die Menschheit unter den Bedingungen der Steinzeit überlebt haben, unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts würde sie so unweigerlich
zum Verhängnis für sich selbst und den gesamten Planeten werden.
14 Vgl. Henri Bergson, Die beiden Quellen der Moral und der Religion (Eugen Diederichs Verlag, 1933),
28-31.
58
La forza dell’arte in un’ Europa connessa
La forza dell’arte in un’ Europa connessa
Serena Baccaglini
Nell’ultimo secolo l’affermarsi del pensiero lineare, delle scienze esatte, della visione scientifica dell’economia e dell’approccio quantitativo hanno portato il nostro pensiero alla convinzione che benessere è uguale a consumo. Il mercato ha dominato su
tutto e tutti. Come afferma il sociologo Zygmunt Bauman, l’identità dell’uomo contemporaneo è stata segnata dal consumo. Questa società liquida è ora davanti ad un bivio:
ripristinare i tempi dell’accumulo o cambiare rotta cercando nuove prospettive e nuova
ispirazione.
Oggi l’approccio ai problemi non è molto cambiato ma le certezze vacillano di fronte
alle difficoltà che hanno colpito l’economia globale. C’è bisogno di una conversione del
pensiero (conversus è colui che si è voltato), di una riscoperta del valore cultura e delle
sue potenzialità in un’Europa la cui forza consisterà sempre di più nella capacità di creare connessioni e, come afferma Howard Gardner, di adottare strategie convergenti. In
una crisi che prima ancora che finanziaria, è culturale, le arti possono aprirci nuove
visioni, non più relegate alle attività nel tempo libero ma parte di un apprendimento
continuo, in cui l’immaginazione e la creatività diventino un nutrimento essenziale
per rispondere alle richieste dell’intenso cambiamento che stiamo vivendo. Devono affermarsi politiche per la valorizzazione dei beni culturali: l’arte e la cultura non intrattenimento ma motore di sviluppo, cambiamento sociale e stimolo a rinnovare energie
e conoscenze.
Tutti i linguaggi artistici devono concorrere a questo: arti figurative e plastiche, design con musica e teatro, in un dialogo in cui tutti i linguaggi contemporanei contribuiscono a creare un modello di comunicazione innovativo. Bisogna ritornare alla cultura
latina della progettualità che è la vera matrice della nostra cultura: come quindi organizzare la conoscenza perché si trasformi in valore? Bisogna creare reti che permettano
di connettere imprese, università, istituzioni, società locale, reti che generino strutture
di collaborazione legate a progetti trans-settoriali e trans-territoriali. Bisogna mettere
in comune i significati, perché divenga importante non solo ciò che funziona in termini di risultato economico ma anche ciò che è bello ed è in grado di emozionarci e ciò
che è giusto per quanto riguarda i benefici attesi. Tante diversità e complessità devono
trovare una convergenza, creare sensibilità e responsabilità comuni. L’arte ci aiuta a
77
Serena Baccaglini
vedere il mondo con occhi diversi ed è espressione di un immaginario innovativo che
permette di collegare valori diversi come il bello, il buono, il vero, il giusto, complementari nel dare valore a una stessa esperienza. La diversità e la complessità possono quindi diventare una ricchezza “esponendosi al nuovo per elaborare il nuovo.” Guardare alle
esperienze dei grandi artisti ci può essere di guida: Kandinski, ad esempio, ha evidenziato quella forma di comunicazione emotiva che l’uomo intrattiene con il mistero proprio attraverso le immagini. Per trasporre sulla tela sentimenti e pensieri non era necessario raffigurare la realtà, oggetti, paesaggi, volti. Il padre dell’astrattismo lirico usa
i colori per comunicarci emozioni, colori che assumono un valore più forte delle forme
“per diventare purissima espressione.” Se noi ci poniamo davanti ad un’opera del grande artista, percepiamo che la combinazione dei colori, delle forme, del ritmo che Kandinski crea nelle sue opere, “ci comunicano le parole del cuore.”
L’artista possiede una dote particolare: spesso sa anticipare i tempi e sa cogliere i segni del cambiamento e “aprire le porte della percezione”, in questo senso l’arte è sempre
avanguardia, capace di intuire e precedere movimenti che verranno. Se vogliamo quindi allargare la nostra percezione e i confini della nostra libertà, dobbiamo guardare
all’arte per arricchire la nostra esperienza. È ciò che intende dire Goethe quando esorta
l’artista “a fare di sé un organo, un organo per l’essenzialità delle cose e degli eventi
quali si esprimono nelle loro forme. In questo stato l’artista si protende verso ciò che si
trova al di fuori di lui, non per metterlo al servizio di uno scopo pratico, come farebbe
un tecnico, bensì per ricrearlo di nuovo.” L’opera d’arte ci stimola attivamente in un
processo di partecipazione capace di coinvolgere tutti i sensi e la nostra persona in toto,
ci induce a vedere, quindi a usare la nostra parte razionale ed anche a sentire, coinvolgendo quindi la nostra sfera emotiva, una comunicazione quindi non solo informativa
ma che ci cattura e ci appassiona. L’arte non è uno strumento di persuasione ed è tristissimo vedere l’arte snaturata dalla propaganda come è avvenuto purtroppo in momenti storici del passato, ma deve commuovere, rendere visibile l’invisibile e quindi
accessibile il mondo dello spirito.
“Il mistero rivestito di accessibilità” è il modo speciale in cui l’arte comunica attraverso quindi un processo inclusivo e partecipativo simile al tipo di sensibilità e di coinvolgimento che oggi l’era digitale promuove. Per questo oggi siamo in grado di gettare
una luce nuova sulla capacità comunicativa dell’arte, che a sua volta può illuminare i
caratteri del mondo iper tecnologico in cui viviamo. “Una funzione essenziale della
vera bellezza, già evidenziata da Platone, consiste nel comunicare all’uomo una salutare scossa”, che lo fa uscire da se stesso, lo strappa alla rassegnazione, all’accomodamento del quotidiano, lo fa anche soffrire, come un dardo che lo ferisce, ma proprio in que-
78
La forza dell’arte in un’ Europa connessa
sto modo lo “risveglia” aprendogli nuovamente gli occhi del cuore e della mente,
mettendogli le ali, sospingendolo verso l’alto.” Possiamo individuare un tratto comune
dell’arte e della bellezza: l’espressione di valori fondamentali per l’essere umano quali il
senso della vita, le scelte che ci qualificano, l’apertura alla trascendenza, il valore della
creatività, intesa come impulso a innovare, a trovare nuove opportunità senza avere
prove dell’esistenza di un risultato garantito. La creatività quindi diviene un elemento
fondamentale per indurci ad un salto nel futuro.
Inoltre la cultura è un eccezionale driver di sviluppo, capace di incentivare la coesione sociale e favorire la crescita economica. Per questo l’Europa da anni, e attraverso
diversi strumenti – dalla strategia UE 2020, all’Agenda Europea per la Cultura, da Europa Creativa a Horizon 2020 – è impegnata a sostenere la necessità di uno sviluppo a
base culturale per una crescita intelligente, sostenibile e inclusiva delle città e dei territori. Il settore, che contribuisce al Pil europeo per una quota che oscilla fra il 4% e il
7%, produce effetti indiretti anche su altri ambiti dell’economia. Il 27% dei viaggiatori
dell’UE afferma che il patrimonio culturale è un fattore essenziale nella scelta di una
destinazione. Nel 2013 il 52% dei cittadini dell’UE ha visitato almeno un monumento o
un sito storico e il 37% un museo o una galleria d’arte nei rispettivi paesi, mentre il 19%
ha visitato un monumento o un sito storico in un altro paese dell’Unione. Il patrimonio
culturale quindi contribuisce a promuovere città e regioni, attraendo talenti e turismo.
Su questi temi e sulle politiche pubbliche che possono incentivare lo sviluppo della
cultura nel continente si dovrebbe concentrare l’attenzione con la convinzione che per
ritornare a crescere bisogna ripartire dalla cultura. Diceva il presidente Napolitano che
la cultura ha un valore intrinseco un valore di autenticità che non si trova in altre sfere. Più faremo vedere che la cultura in sé ha un valore intrinseco più avrà anche un valore economico. Dovremmo avere più economisti della cultura, fare della cultura un
brand, un veicolo di valorizzazione che può anche trasmettere concetti economici, dovremmo pensare a nuovi modelli di Museo, con gruppi di lavoro di catalogazione partecipata tra esperti e cittadini per connettere il patrimonio culturale immateriale, i beni
diffusi; dovremmo creare musei che sappiano mettere insieme i saperi a partire dalla
comunità di appartenenza. Se il cittadino non è consapevole e partecipe dei beni del
suo territorio, non lo sente suo. “Vale la pena sottolineare – afferma Eleonora Caponi che il patrimonio culturale, se appropriatamente tutelato, può diventare strumento incredibile di inclusione sociale, sviluppo del dialogo fra culture, ricostruzione della memoria e dell’identità territoriale, miglioramento della qualità dell’ambiente e promotore
di coesione sociale, nonché, dal punto di vista economico, stimolatore di sviluppo turistico, creatore di posti di lavoro e di politiche per la salvaguardia del clima.” 79
Serena Baccaglini
Interessante l’esperienza degli Happy Museums inglesi, che si propongono di re-immaginare aspetti chiave del ruolo del museo oggi e hanno come obiettivo primario
quello di costituire uno spazio sociale dove le persone si sentano vive, imparino cose
nuove divertendosi, guardino il mondo in modo diverso, si creino nuove amicizie e possano dare qualcosa agli altri. In sintesi: “Cultural heritage to influence people to lead
meaningful and happy lives.” Riconsiderare dunque, quale esperienza viene data ai visitatori e alla loro comunità, quale relazione si viene a creare con le collezioni, pensando a come vivremo il nostro tempo libero in un mondo che tende ad un basso consumo.
Può il museo contribuire alla creazione di un mondo più sostenibile e quindi ad un
maggior benessere? Questa é la sfida che gli Happy Museums hanno colto, una sfida sicuramente creativa e stimolante. Un primo risultato viene da loro sintetizzato in questi
punti: “transformative effects for some small organisations, investment being geared
towards skills rather than things and approach not seen on community projects
before.”
Prendendo invece in considerazione progetti culturali che coinvolgano non solo la
realtà locale ma si propongano di creare relazioni e collaborazioni tra istituzioni culturali di paesi diversi al fine di approfondire ed estendere la conoscenza, creando nuove
connessioni, vorrei citare una mia esperienza recente in cui ho voluto mettermi in gioco e tentare vie nuove. A fianco di uno dei grandi maestri che ho avuto la fortuna di
avere e poi di scegliere, il prof. Lionello Puppi, ho condiviso alcune “imprese espositive”, per usare le sue parole, che, preparate da indagini preliminari “al tempo stesso originali e rigorose… rivendicassero il primato della dignità dello studio e della ricerca.”
Progetti scientifici di grande contenuto, “mostre -laboratorio non mostre- vetrina” dunque, con comitati scientifici internazionali con cui confrontarsi e mettere a disposizione studi, ricerche, esami diagnostici al fine di accrescere la conoscenza in questo caso
su un grande genio, El Greco “nell’autunno del Rinascimento occidentale.” La mostra
organizzata a Treviso, Casa dei Carraresi, ottobre 2015 - maggio 2016, è stata una vera
scommessa vinta, definita la più grande retrospettiva mai realizzata in Italia su El Greco, è stata premiata dal consenso delle recensioni e da un grande afflusso di pubblico,
che ne ha compreso la qualità della ricerca, che ha messo in luce“ circostanze esistenziali spesso enigmatiche, talora sconcertanti” del grande artista e la determinante influenza della nostra cultura nella metamorfosi di questo genio. Molte le novità proposte
e condivise con gli studiosi internazionali per cui la mostra poteva così “rivendicare un
suo pregio miliare” per usare ancora l’efficace espressione del prof. Puppi, senza voler
tracciare conclusioni irrevocabili ma come apertura di nuovi problemi alla comprensione di un evento espositivo unico, che ha valorizzato nel Museo Diocesano anche ope-
80
La forza dell’arte in un’ Europa connessa
re del territorio ed è stato affiancato da una serie di eventi musicali mirati, di grande
raffinatezza.
Domande aperte quindi, che implicano un grande spazio per l’esplorazione e il confronto: nuove prospettive che ridanno vita alla Scholè della Grecia classica in cui, come
afferma il prof. Paolo Zanenga che l’ha proposta e lanciata, “il valore non nasce dalla
risposta alle necessità quotidiane, ma dalla ricerca del bello.” Progetti questi da cui
emerge anche la necessità di una vera e propria negoziazione culturale, dal momento
che la complessità della costruzione dell’evento presuppone il coinvolgimento di istituzioni, figure professionali con formazione, visioni molto diverse. La negoziazione è
un’attività strategica, necessaria per superare i conflitti e tendere verso un superiore
bene comune e dal momento che la cultura sta emergendo come un fattore fondamentale dell’ecosistema, la negoziazione culturale diventa un elemento importante per accelerare trasformazioni, rimuovere pregiudizi e legittimare nuove visioni.
Progetti di questo tipo, “mostre laboratorio” dove la conoscenza è condivisa e si creano connessioni diverse e articolate tra studiosi, tra paesi e culture diverse, penso siano
da promuovere e intensificare perché la cultura divenga davvero strumento di dialogo
e di crescita, sviluppando reti di conoscenze per condividere esperienze. La dimensione
collaborativa, di condivisione e circuitazione dei saperi è l’elemento chiave, un punto
focale per i tempi in cui viviamo, che prevedono lo sviluppo di capacità per cui il saper
leggere una realtà in continuo divenire è più importante dell’acquisizione di un sapere
consolidato. Se si dispone di una rete a cui riferirsi, si possono sviluppare maggiori stimoli per trovare soluzioni innovative. La rete può dare oggi potenzialità straordinarie
di crescita e di adattamento al cambiamento, se usata con senso etico. Possiamo concludere con la consapevolezza che la creatività oggi non si può più considerare un solo
fatto individuale, come è emerso con chiarezza dal lavoro fatto nel progetto Euregio
Atelier, dalle riflessioni maturate e dagli interventi illuminanti dei relatori.
81
Maurizio Morgantini
“Next Generation City”
Maurizio Morgantini
1. Due Pianeti diversi
Ubìqui, noi abitiamo contemporaneamente due pianeti diversi: i loro campi gravitazionali generano interferenze che spesso ci disorientano. Uno è il Pianeta dei Numeri,
l’altro è il Pianeta delle Emozioni. Uno è il mondo del “misurabile” convenzionale: litri,
metri, libbre, minuti. L’altro è il mondo del “non misurabile”: intuizioni, desideri, sentimenti. Di entrambi i mondi conosciamo i linguaggi, la loro reciproca intraducibilità e
la geografia speculare: tangibile e intangibile, finito e infinito, il Tempo diverso che li
scandisce. Quale dei due pianeti è più reale dell’altro? Quando uno dei due mondi prevale sull’altro? A quale dei due mondi ispirarsi per progettare i domani del territorio, della
città, della polis?
Di questo abbiamo cominciato a parlare una notte lontana, che sembra ieri, con Richard Whitaker e Charles Moore, sotto le stelle del Sea Ranch, la creatura più sognante
della loro architettura (cfr: The Sea Ranch –north California, USA– by MLTW architects). La
tesi era e continua ad essere, per tutti noi progettisti di frontiera, la Forma del Territorio antropizzato, la grammatica e la sintassi dell’architettura, le modalità del progetto
“condiviso”, il genius loci come mente fluida ma identitaria tra passati e futuri in transizione.
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“Next Generation City”
Foto 01 a 1
Foto 01 b 1
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Maurizio Morgantini
Foto 01 c 1
“A product is nothing but frozen information”, ammise Jay Doblin (Industrial Designer Americano, Direttore dell’IIT – Illinois Institute of Technology di Chicago) alla
fine di un’intrigante discussione sul “Progetto come processo mai concluso”. Il Progetto
comunica infatti con metafore1, per poi diventare il Grande Attrattore di qualsiasi comunità. Il Progetto è il più efficace catalizzatore delle energie in campo: si liberano dal
territorio che le genera, lo guardano da prospettive diverse -da lontano e dall’alto-, attraversano il tempo e lo spazio, e al territorio tornano.
Next Generation City è una corrente di pensiero che nasce da un’attenzione ormai
marginale alle categorie desuete dei dispositivi formali, dei Piani, o del dualismo centro-periferia o città-campagna; perché invece si concentra sui segnali del cambiamento
da “captare” nelle zone di frontiera e nei teatri osmotici ad alta entropia, in tutti quei
luoghi dove possono apparire nuove forme di Progetto. Anche in quei luoghi, sull’orlo
dell’abisso, che non ignoriamo e che saranno osservati dalla nuova scuola di cinema, in
Fondazione Prada a Venezia, Belligerant Eyes - 5 K Confinements.
1
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Foto 01 (a,b,c): (a,b) Computer Shell, 1986 (by Maurizio Morgantini and Anton Kobrinetz, at the University of Illinois at Chicago): oggetto-metafora dalla Ricerca Telematic Ulysses e (c) iBook Apple (clamshell) 1999: dopo il ritorno di Steve Jobs al suo comando (the Stevesonian).
“Next Generation City”
Foto 02 2
Foto 03 3
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Maurizio Morgantini
Next Generation City è un’opportunità che nasce da alcune domande: l’habitat di
prossima generazione smetterà di raccontare bugie insostenibili e di alterarsi i lineamenti con l’architettura al silicone?2 Smetterà di dimenticarsi che il territorio e la città
devono ritrovare un senso? Il che significa innanzitutto: a chi e a cosa serve una città,
se dimentica di essere un motore progettuale collettivo? E ancora: cosa andrà a determinare ed esaltare la specificità (l’identità, la diversità, la riconoscibilità e le responsabilità) di ogni singolo luogo? Cosa restituirà al topos fisico quelle qualità dense e rassicuranti e quell’armonia, contrappeso alla “vertigine del virtuale”, vitali per tutti noi che
siamo dislocati in una geografia multilayer3, che abitiamo ormai quel multiverso reale
e virtuale che, insieme a Serge Salat, avevamo provocatoriamente anticipato nella mostra “Architettura del Virtuale” all’Istituto Francese di Architettura (Parigi, 1988)?
Qual’è dunque l’habitat ideale per noi - per i nuovi nomadi telematicsi - (così definiti
da Claudia Donà, co-autrice nel libro “Invisible Design” di John Tchakara) in una terra
europea che proprio sulla densità e resilienza della sua storia può scommettere su un
futuro dove armonizzare le diversità, reinventare i linguaggi della tecnologia, educare
al progetto consapevole e responsabile, finalizzare la creatività collettiva alla cura di un
hortus diffuso?
2. La Forma della Polis
La Forma della Polis, la soglia sfidante del suo ri-disegno tangibile e intangibile, è
prioritaria e affascinante nel progetto delle Città e dei Territori della prossima generazione. E si trova ad un bivio epocale, come l’intero Pianeta. Molte previsioni sul domani
delle Città e dei Territori sono peraltro ancora afflitte da concetti desueti e deboli, come
“crescita” o “decrescita”, oppure dall’idea di “smart city” (dove si confondono i “mezzi”
con gli “obiettivi”), oppure da innesti “siliconici” di architetture e di funzioni sottrattive di identità e di memoria, oppure dalle iconografie neo-positiviste di un futuro fumetto supertecnologico, sterilizzato e ipertelico.
Sul confronto dialettico tra culture troppo conservative (che spesso sfociano nella
tassodermia del territorio-cartolina), e tendenze sfrenatamente innovative e impattan-
2
Foto 02: Rendering del progetto City Life 2005: in parziale costruzione nell’area della ex-Fiera Campionaria a Milano.
3
Foto 03: Geografia Multilayer (by Maurizio Morgantini): dalla mappa matriciale, alla mappa molecolare,
alla mappa del vortice (spirale), alla mappa espansiva polidirezionale, alla mappa sincronica.
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“Next Generation City”
ti, si insinua la percezione di un profondo cambiamento del topos urbano, assimilabile
ormai ad un apparato scenico che appare sfasato rispetto ad ogni rappresentazione del
reale e rispetto ai suoi protagonisti.
Foto 04 4
Si avverte invece il senso della profonda metamorfosi compiuta dal suo abitante negli ultimi trent’anni: una metamorfosi che ha trasmutato i modi e l’esperienza dell’accessibilità e della storica dicotomia stanzialità-movimento. Infatti, dopo l’epicentro sismico della rivoluzione tecnologica degli anni ’80 (ne stiamo vivendo oggi gli effetti, tra
onde di propagazione e imprevisti campi di interferenza), il nuovo abitante e il nuovo
cittadino non solo hanno accesso a una pluralità di informazioni e connessioni in costante accelerazione (che ha azzerato il tempo tra domande e risposte), ma si muovono
ormai in una geografia multilayer che lo ha trasformato in “nomade telematico”, oltre i
confinements tecnologici e spazio-temporali delle nostre consuetudini di ieri. Intorno a
questo nuovo abitante e alla sua “ubiquità telematica”4 ruota il Cambiamento della Città
e del Territorio, il loro “dover” tornare ad essere “luoghi adatti alla vita”, concentratori
di esperienza, drivers dell’innovazione e della tecnologia (e non viceversa), generatori
4
Foto 04: Logo di Telematic Ulysses (by Chris Garland).
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Maurizio Morgantini
di Armonia e di Bellezza, acceleratori di cultura e conoscenza, ponti tra la memoria del
passato e la memoria del futuro, ponti tra la ricchezza dell’identità e la ricchezza delle
diversità.
Alcuni luoghi europei potrebbero essere gli acceleratori e integratori di questo processo planetario ed epocale verso una rinnovata Polis. Soprattutto potranno esserne gli
interpreti e gli sperimentatori, specie in quei casi dove si incrociano ruoli “locali” e
transnazionali, vocazioni e valori complementari, forze e fragilità: luoghi come epicentri creativi di una nuova progettualità, luoghi di osmosi, ponti simbolici e fisici. In altre parole: la prospettiva di un’Europa delle regioni, come superamento degli stati e laboratorio di progettualità diffusa, inclusiva, “situata” per vocazioni e obiettivi. Oppure
un passo indietro: il ritorno alla progettualità chiusa, a una sterile e vetusta mappatura
di stati “discreti” –separati–, che segna la rinuncia al futuro.
3. Il Territorio-Ponte
La città-territorio Verona-Trento-Bolzano-Innsbruck-Monaco, “luogo” di stanzialità
e insieme “corridoio” di attraversamento, è prima di tutto un Ponte interculturale, fortemente identitario, sedimentatosi attraverso una storia millenaria, prodromica a
un’affascinante metamorfosi. In ogni bio-sistema la chiave della vita e della sua qualità
è nell’autogoverno di un equilibrio armonico ma dinamico. L’equilibrio degli opposti
(detrattori ed esaltatori ambientali, dissipazione e produzione di energia, natura e artificio, etc.) è assimilabile all’equilibrio delle forze nella costruzione di un Ponte.
La simmetria delle teste di ponte è un tutt’uno con la “chiave” situata nella sommità della sua campata: è l’equilibrio delle linee di forza che ne costituisce l’intima bellezza e gli conferisce stabilità. Un ponte non è solo una grande metafora, nè un semplice
cavalcavia, nè il superamento di un ostacolo; è un luogo di vita, di commercio, di produzione e di cultura, come numerosi esempi insegnano (dal Ponte di Rialto a Venezia5
al Ponte Vecchio di Firenze). Pertanto tra l’organismo intero - il ponte macro-territoriale - e le singole parti o micro-aree che lo compongono, ogni rapporto è funzionale all’equilibrio. Tra macro e micro le diversità sono di scala dimensionale: non concettuale,
non di metodo, nè di responsabilità.
5
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Foto 05: Ponte di Rialto, Venezia (by Maurizio Morgantini).
“Next Generation City”
Foto 05 5
Della Città-Territorio Verona-Monaco, di questo ponte Europeo di primaria importanza strategica, il catalizzatore e la “chiave” coincidono con lo snodo geografico e “situato” di un atelier progettuale aperto, condiviso e diffuso in ogni sua singola parte,
dove le diversità interagiscano secondo un comune codice genetico che le armonizzi.
Il potenziale progettuale che ne deriva, insieme al desiderio di una grande sfida culturale “globale e locale”, possono ricombinare in un’inedita scala valoriale i molteplici
aspetti della responsabilità e della creatività sociale e politica: l’educazione, l’ambiente,
i nuovi modelli diffusi della produzione Agricola e Industriale in rete, il wellness e la
sanità, l’energia, le connessioni digitali e di trasporto multimodale, l’ospitalità ed infine il patrimonio delle arti narrative delle memorie e delle attese.
Tra poche settimane, alla Biennale di Architettura di Venezia “Reporting From The
Front”, la Germania e molte sue città si presenteranno, come Arrival Cities. Tra queste
Monaco, che ospita il terzo mercato generale ortofrutticolo d’Europa, costruito più di
cento anni fa e prossimo ad essere spostato in una nuova sede nel 2020. Nel suo territorio convivono eccellenze industriali e agricole; queste ultime comprendono una massiccia produzione di luppolo e di birra. Alla testa di ponte Nord, quella appunto di Monaco, corrisponde l’altra testa di ponte, quella di Verona, col suo straordinario territorio,
e di Isola della Scala, poco più a Sud. A Isola della Scala è prevista la realizzazione di un
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Maurizio Morgantini
Motore Tripolare di nuova concezione (Polo Intermodale, Agroalimentare e Logistico),
strettamente connesso al ridisegno della mobilità di persone, mezzi e merci che comprende le infrastrutture di attraversamento del Brennero.
Questo Progetto è una sfida ambientale, sociale, economica (quindi progettuale) che
accelera l’innovazione mirata a un’urgenza primaria: il riequilibrio e il potenziamento
della Grande Filiera Agroalimentare Europea. Un progetto-pilota, di tecnologia intermodale e di logistica sofisticata, integrato a un parco tecno-agroalimentare dove saranno riprodotte e testate le attività che caratterizzano la filiera, dalle colture alle tecnologie fino alla totale tracciabilità dei prodotti, per le migliori pratiche sia nutrizionali, sia
di salute pubblica e prevenzione sanitaria (cfr: ISDE, International Society of Doctors
for the Environment, chapter del Trentino Alto Adige). Il contesto internazionale europeo, in particolare il ponte territoriale, politico e culturale che attraversa 3 Stati e 5 Province, potrebbe quindi essere un nuovo soggetto di presidio progettuale-ambientale
“situato”.
Perché alla fine si tratta di garantire la nascita e la crescita di una Next Generation
City, si tratta di negare la sottrazione di territorio, il degrado e il concetto stesso, desueto e squalificante, di periferia, si tratta quindi di governare un’unione di opposti (valorizzatori e detrattori ambientali) interagenti armonicamente, per dare vita a un episodio di co-progettazione partecipata dall’intero territorio transnazionale. Ne va di ideare
ad esempio una SuperVAS idonea a svolgere anche un ruolo, tanto inedito quanto urgente e necessario, di driver tecnologico.
Anche in considerazione di 3 grandi programmi ambientali EU, in particolare quello sul cosiddetto Arco Alpino, ampiamente partecipato da iiSBE ITALIA (international
initiative for a Sustainable Built Environment), è urgente dare impulso a Progetti-Pilota
di prioritaria visibilità europea mirati alla costruzione di nuovi modelli e di nuove modalità della Polis, vale a dire di governo creativo dei territori-ponte e di concreta execution di strumenti e procedure di armonizzazione.
4. Appendice
4.1. Codex Pangea
Il Ponte è una metafora e un artificio. Dalla percezione di un ostacolo, dalla necessità
di superarlo (non di aggirarlo) e dall’intuizione del come superarlo, il ponte stabilisce una
nuova connessione diretta, nuove modalità di transito, di spostamento e trasporto, di
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“Next Generation City”
controllo sulla chimica sociale, politica ed economica, di sovvertimento ambientale. Sul
concetto esteso di Ponte, Diotima Society ha avviato un programma di ricerca internazionale (cfr: CODEX PANGEA, in memoria di Alfred Wegner che nel 1915 presentò la sua
ipotesi della conformazione originaria delle terre emerse) che si propone come obiettivi:
• la declinazione tipologica delle sue varie forme (fino a comprendere artefatti diretti
come i Canali di Corinto, di Suez e di Panama, o artefatti derivati come le nuove infrastrutture portuali in costruzione in Islanda per l’apertura del Canale Artico conseguente al riscaldamento globale);
• l’analisi campionata dell’impatto socio-ambientale;
• l’estensione del concetto di Ponte a infrastrutture e dorsali di connessione viaria,
portuale, aeroportuale, digitale e spaziale;
• l’estensione del concetto di Ponte (di attraversamento e stanziale) ai territori;
• il rating dei territori-ponte in funzione di diversi indicatori e nuove scale valoriali.
Sono previste 4 sedi internazionali in rete per lo sviluppo di Ricerche correlate, di
Progetti-Pilota di valorizzazione e rifunzionalizzazione territoriale, di ingegnerie
monetarie locali e di modelli di compensazione finanziaria.
4.2. Il Parco Tecno-AgroAlimentare
A differenza dei parchi AgroAlimentari, il PARCO TECNO-AGROALIMENTARE (PTA)
è un complesso bio-architettonico innovativo, dotato di elevata efficienza tecnologica,
ambientale e cognitiva. È un sito ad alta entropia in cui si riproduce la complessità
della Grande Filiera AgroAlimentare per sperimentare scientificamente la sua
evoluzione e avviare la diagnostica sistemica delle sue disfunzioni.
Il Modello Spaziale e Gestionale del PTA è concepito per accelerare i processi evolutivi dell’agrifood system locale, regionale e trans-europeo. Nella prospettiva di una rete
europea di parchi complementari posta lungo i principali assi di connessione, il PTA di
Isola della Scala (VR-I) rappresenta il momento di realizzazione del primo impianto territoriale dedicato, parte integrante del Territorio-Ponte Verona-Monaco. All’elaborazione
del Modello hanno contribuito numerosi esperti da Imprese, NfP Organizations e
CROPS Departements internazionali. Il Modello nasce dall’approccio preliminare di
“Counselling Territoriale”, promosso da Andrea Bonissone, economista e agronomo,
imprenditore e studioso di psicologia e neuroscienze, e dai Modelli paesaggistici e architettonico-ambientali sviluppati dal Team Progettuale HyN-City (Architetti R.R.
Whitaker, M. Morgantini, D. Frederick & Ann Cederna).
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Maurizio Morgantini
Il Modello adotta innovativi criteri di Ingegneria della Flessibilità: gli edifici semi-trasparenti a varia destinazione d’uso6 sono dotati di roof-gardens pedonabili; collegati da
un Ponte polifunzionale di circa 800 metri, si alternano a bio-colture pilota.7 Nell’adiacente Corte Mandello, importante preesistenza storica di trascorsa centralità Agricola,
verranno ospitate rappresentanze universitarie e del terzo settore per il coordinamento
di attività scientifiche e culturali. NB: lo studio ambientale preliminare è stato supervisionato da iiSBE ITALIA, per ottimizzarne la performance ambientale ed energetica, e potenziarne le
funzioni di “barriera di mitigazione”
Foto 06 6
6
Foto 06: Parco Tecno-AgroAlimentare di Isola della Scala (VR-I) (by HyN-City Team): dettaglio.
7
Foto 07: Parco Tecno-AgroAlimentare di Isola della Scala (VR-I) (by HyN-City Team): studio.
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“Next Generation City”
Foto 07 7
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AUSBLICK AUF EIN EUROPA
der Regionen und Städte
VERSO UN’ EUROPA
di regioni e città
A PATH TOWARDS AN EUROPE
under the Sign of Regions and Cities
“Connecting Polis Europa”
“Connecting Polis Europa”
Paolo Zanenga
1. Poli di connessione della prima Europa
Nell’anno 529 hanno luogo due eventi che segnano la storia: Giustiniano chiude
dopo nove secoli di vita la Scuola di Atene, fondata da Platone nel 387 a.C., creando una
significativa cesura, se non una fine, nella storia della filosofia classica. Vengono anche
ritirati i testi di 36 generazioni di filosofi. Più nessuna opera rimane in circolazione, lasciandone sopravvivere solo una piccola parte grazie alla tradizione indiretta di personaggi come Agostino, Boezio, e altri.1
Nello stesso anno, Benedetto da Norcia fonda il monastero di Montecassino. I due
episodi non sono collegati, ma la loro sincronicità invita alla riflessione. Da un lato
un’autocrazia interrompe dall’alto del suo potere un percorso culturale durato secoli;
dall’altro, iniziative molto più umili, partendo da una visione ben diversa del mondo e
dei suoi “loci”, iniziano dal basso a tessere una nuova tela (quella del monachesimo occidentale) che, anche favorendo una rinnovata, lenta metabolizzazione della cultura
classica nella società altomedioevale, ricostruisce nei secoli successivi la base della cultura e dell’economia dell’Europa, la stessa Europa che conosciamo oggi. Credo che il
messaggio che ci viene da un tempo così lontano suggerisca alcuni paralleli con la situazione contemporanea.
Il monachesimo nasce e si sviluppa in Occidente come un tipico fenomeno di resilienza. La crisi dell’Impero d’Occidente, le migrazioni di popoli che non condividevano
la tradizione culturale greco-romana, la consistente riduzione demografica e l’abbandono di città e terre coltivate, delineano una crisi di grandi dimensioni, i cui prodromi
risalivano a molto tempo prima. In questo panorama, i movimenti monastici si distinguono per la loro attenzione alla cultura e al lavoro. Il miracolo dell’Alto Medioevo, di
cui i monasteri sono stati a lungo i principali protagonisti in un ambiente difficile e
spesso ostile, è stata l’incubazione e la genesi di una cultura, quella europea occidentale, che specie dopo l’anno Mille ha sviluppato una dinamica formidabile. Un miracolo
1
Paolo Zanenga, Le reti tra antichità e medioevo, tra modernità e postmodernità, in Cronache goletane,
a cura di Romualdo Marandino (Delta3, 2016).
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Paolo Zanenga
anche perché si partiva da una situazione di naufragio materiale e istituzionale senza
precedenti; tuttavia, si seppe portare a sintesi armonica imponenti risorse culturali del
passato in forme nuove.
Decisiva quindi nella formazione della prima Europa è stata la dimensione di rete:
la distribuzione e i collegamenti tra punti di riferimento come i monasteri, ha portato
alla formazione di sistemi straordinariamente fertili, capaci di sviluppo sia per auto-riproduzione, sia per evoluzione trasformativa indotta dalle continue (anche se rare e
lente per i nostri standard) contaminazioni reciproche. Il loro sviluppo ha portato alla
prima forma di identità e di coscienza comune europea, e ha favorito lo sviluppo successivo di altre reti: le leghe di città, le università, gli ordini cavallereschi, le fiere commerciali, e più tardi la finanza.
In questa prima Europa i poli territoriali, pur intensamente identitari, non sono
chiusi, la logica dei confini non è prevalente, e non lo sono neppure le differenze linguistiche. Se osserviamo lo sviluppo di un grande movimento culturale come l’architettura romanica, noteremo che la sua diffusione si collega alle grandi vie di pellegrinaggio, come le vie francigene, dirette a Roma, o il cammino di Compostela. La
geografia dell’uomo medioevale non è territoriale ma polare, ed è in questo quadro che
il senso di communitas emerge e disegna uno spazio che oggi definiamo europeo. A fronte di una produzione economica prevalentemente legata alla terra, così come la maggior parte della popolazione, emerge una “rete neurale” che inventa le proprie sinapsi,
destinate a rappresentare dei riferimenti fondanti per la costruzione della cultura europea successiva: oltre ai monasteri, le scuole cattedrali, le commende, i fondachi, le “città libere” (liberi comuni, Freie Städte, bonnes villes...). La sovrapposizione a queste reti
di nuove entità, caratterizzate da un controllo territoriale più forte e definito, caratterizza la formazione delle istituzioni pre-moderne e moderne.
2. L’emersione della modernità e la fine delle “prime
reti”
È interessante cogliere come questa formazione si articoli in processi interconnessi
e tali da sostenersi mutuamente: religiosi, politici, economici, culturali, giuridici. La
trama comune consiste in una diversa Weltanschauung, che gradatamente prende
corpo. Il carattere di questa trasformazione, utilizzando un concetto che appartiene
alla contemporaneità, è: riduzionismo, cioè capire, teorizzare, giudicare, governare, partendo dalla separazione del sistema mondo e dall’isolamento di “oggetti”. Mi sembra
98
“Connecting Polis Europa”
che si possano definire tre fasi principali con cui questa Weltanschauung dei moderni
emerge e cresce, più una quarta, tuttora in corso, in cui si incrina.
La prima fase parte da alcune discontinuità avvenute già nel pieno medioevo (XI e
XII secolo), che sfociano in una grande trasformazione nel periodo critico 1250-1350. È
la fase che accompagna l’Europa verso quello che Huizinga ha chiamato “autunno del
medioevo”. Nella fase espansiva del periodo 1000-1200, le proprietà feudali erano in
simbiosi con i nodi delle reti in crescita, che erano funzionali allo stesso sfruttamento
e valorizzazione dei fondi. Dopo il fallimento del grande esperimento visionario di Federico II, e con l’insorgere di una crisi di risorse dovuta forse a una crescita demografica in spazi ormai saturati, con la comparsa di carestie frequenti, si esaspera la volontà
di controllo di chi detiene posizioni di potere, generando conflitti e separazioni che
sboccano in nuove forme istituzionali, nelle quali il territorio non è più solo una proprietà, ma un riferimento di potere politico (signorie in Italia, domaine royale in Francia). Questo fenomeno, combinato con l’ereditarietà delle proprietà feudali, spinge alla
modifica, e spesso alla frammentazione, di identità territoriali formatesi in secoli di
evoluzione regionale locale. Contemporaneamente, il conflitto tra papato e impero delegittima proprio le istituzioni che dovevano essere fonte di legittimazione.
La frammentazione della ”rete europea” non ne incrementa la diversità culturale,
ma in genere la diminuisce, perché vi corrisponde una volontà di omologazione interna ai nuovi domini: minoranze religiose e linguistiche vivono una prima fase di repressione, e a volte di genocidio; caso tipico è l’area occitana, in cui la crociata contro gli
Albigesi non rappresenta solo una forma di repressione religiosa e sociale, ma blocca lo
sviluppo di una cultura all’epoca molto promettente. Le strutture reticolari sono poste
sotto controllo o annullate: i monasteri perdono potere, importanti ordini cavallereschi, come i templari, sono soppressi; la stessa cattività avignonese del papato testimonia l’emergere di un proto-stato come quello francese. Il potere territoriale tende a organizzarsi per colmare i “vuoti”, perciò impone il suo controllo su aree prima governate
secondo antiche consuetudini. A volte questo non riesce: il patto del Rütli, che simboleggia la nascita della prima Confederazione Svizzera, ne rappresenta l’episodio più
noto.
L’accelerazione dello sviluppo dell’economia monetaria (coniazione del primo fiorino d’oro a Firenze nel 1252) contribuisce a rendere più estesi e complessi i rapporti finanziari; il parallelo sviluppo di pratiche speculative e dell’usura solleva l’interesse e la
valutazione dei contemporanei, primo tra tutti Tommaso d’Aquino. La necessità di controllo verticale investe anche la cultura: dapprima diminuisce il sincretismo e la creatività mitopoietica del mondo cristiano altomedioevale (testimoniato dalle rappresen-
99
Paolo Zanenga
tazioni fantastiche del romanico e dalla letteratura epica), frenati dalla “sobrietà” di
cistercensi e domenicani, dall’altro è sempre più frequente nell’autorità religiosa la preoccupazione di stabilire dogmi, di fare distinzioni tra ciò che va bene e ciò che è eresia.
Il conseguente inaridimento della cultura dei chierici apre la strada a una cultura laica,
che ricostruisce una propria mappa del mondo in chiave più soggettiva, e in certo
modo fonda la modernità.
La violenta riduzione demografica causata dalla Peste nera a metà del ’300 chiude
questa fase, e apre uno scenario in cui le innovazioni dell’Umanesimo e del primo Rinascimento, porteranno a definire lo spazio del territorio moderno e a metterlo a disposizione dei nuovi poteri emergenti: la delicata Gemeinschaft medioevale si dissolve nel
culto del detentore del potere politico, ben rappresentato dal Principe di Machiavelli. La
seconda fase formativa della modernità è quella “classica”: parte alla fine del ’400, con
l’apertura delle rotte oceaniche e la diffusione della stampa, che creano la prima globalizzazione, e anche la prima omologazione; si concluderà con Westfalia (1648). È un
nuovo ordine in lotta con il passato e con il futuro: si bruciano le streghe, portatrici di
una sopravvissuta cultura pagana, e si brucia Giordano Bruno, che con straordinaria
capacità visionaria anticipa un’idea di universo vicina alla nostra. La signoria si sostituisce a papato e impero e si autoproclama stato. Alla pace di Augusta (1555) si decide
che “cuius regio, eius religio”. La stessa chiesa romana si è da tempo configurata come
una signoria e poi come uno stato, e l’impero è diventato una confederazione di principati germanici.
Riforma e Controriforma, primi prodotti della Galassia Gutenberg, generano dei
fondamentalismi, rivoluzionari verso il passato, reazionari verso il nuovo, intrinsecamente conflittuali, che sboccheranno in quel periodo turbolento e terribile chiamato
Guerra dei Trent’anni, iniziato come guerra di religione e finito come guerra tra stati.
La pace di Westfalia fonda la statualità moderna, che nasce anche come spazio di normalizzazione del conflitto religioso. Richelieu può creare il nuovo modello di stato assoluto, dopo che Cartesio col Discorso sul metodo (1637) aveva descritto il contesto cognitivo su cui poteva poggiare, e prima che la pubblicazione del Leviatano di Hobbes (1651)
gli conferisse un telaio concettuale.
La terza fase inizia con la Rivoluzione Francese e termina con le guerre mondiali
del ’900. Lo stato di Westfalia è ormai abbastanza consolidato da poter eliminare la sua
testa, il suo “primo stato”, la fonte da cui è nato, l’aristocrazia, ancor prima che fosse
reso obsoleto dalla Rivoluzione Industriale. Dai “tre stati”, si passa definitivamente a
una concezione integrale dello “stato”. Si elimina con l’aristocrazia anche una classe
europea internazionale, trasversale ai singoli stati, una rete la cui mancanza rende la
100
“Connecting Polis Europa”
conflittualità tra le nazioni sempre più radicale, fino al macello della Prima Guerra
Mondiale e alla catastrofe della Seconda.
Dopo che Cartesio aveva separato il soggetto dall’oggetto, Kant definisce la conoscenza possibile come conoscenza di oggetti. Ne seguono derive interpretative che portano all’espulsione dal dominio del “reale” di tutto ciò che non è “oggetto”. La filosofia,
la scienza, il diritto dell’800 e del primo ’900 diventano discipline “positive”, così come
le nuove scienze sociali: economia, sociologia, antropologia, psicologia, estetica vanno
a formare un contorno rispetto al nocciolo delle scienze naturali, la cui positività era –
oggi diremmo a torto - data per scontata.2 In particolare l’economia positiva ritiene di
poter definire dell’uomo (homo oeconomicus) sia i comportamenti (razionali), sia i bisogni
(in parte definiti “di base”) e gli interessi, secondo un misto di materialismo e di istanze etiche di cui possiamo trovare le tracce già nella prima di queste tre fasi, per esempio negli scritti dell’Aquinate. L’economia nasce come economia di scarsità: questo ne
condiziona i criteri e i concetti, e influenza enormemente la politica. Lo stato, nato nel
Medioevo come spazio di potere spesso violento e predatorio, pur continuando anche
nei tempi moderni a basarsi sul controllo della violenza legittima, assurge a garante dei
diritti e dell’etica.
Si compie in questa fase anche il passaggio dal latino, fattore culturale unificante
fin dall’antichità, alle lingue nazionali: nell’800 e soprattutto nel ’900, le lingue moderne diventano un carattere costitutivo e fondante degli stati nazione, sono quindi imposte in un processo che sopprime le lingue minoritarie ed esaspera i nazionalismi, anche attraverso vere e proprie costruzioni politiche e propagandistiche artificiose, come
i vari Kulturkampf. La cultura raffinata e cosmopolita del ’700 è sostituita da programmi di istruzione popolare spesso artefatti, manipolati e omologati, funzionali al potere
degli stati e propedeutici a forme di democrazia che scivolano facilmente nei totalitarismi.
Nonostante tutto questo, la cultura alta in Europa continuò a rimanere sempre una
rete internazionale molto efficace. Gli scienziati, e soprattutto gli artisti, continuarono
a costituire comunità in continua contaminazione, in grado di creare sia movimenti
intellettuali, stili, estetiche, sia eventi più popolari e coinvolgenti, come le esposizioni
internazionali e le manifestazioni sportive. Queste reti sono sempre rimaste non solo
trasversali rispetto ai diversi stati, ma non hanno mai smesso di recuperare fonti del
passato per rilanciare nel futuro nuove prospettive. Chi oggi pensa assurdamente che
2
Immanuel Wallerstein, Comprendere il mondo - Introduzione all‘analisi dei sistemi-mondo (Asterios,
2013), 97-116.
101
Paolo Zanenga
l’Europa non esista, dovrebbe ricordare che le discipline scientifiche e sociali studiate
oggi in tutte le accademie del mondo sono nate in Europa, e spesso, per esempio l’antropologia, in dichiarata contrapposizione tra l’Europa e il resto del mondo. L’identità europea forse può sfuggire agli europei nostri contemporanei, ma è molto chiara negli
altri continenti, dove viene tuttora fruita – e anche subita.
3. La crisi dell’ “Europa moderna” e l’emersione delle
nuove reti
Mentre dopo la Guerra dei Trent’anni l’Europa conservò la leadership globale da
poco conquistata, dopo la Seconda Guerra Mondiale l’aveva persa, anche se rimaneva
parte importante di un “mondo occidentale” la cui centralità era passata al Nord America. Il ridimensionamento dell’importanza dei singoli stati europei è cosa nota. Ciò
che vale evidenziare è che il mondo nel frattempo tornava a essere un mondo di reti,
più che un mondo di stati territoriali. Il ruolo degli Stati Uniti come polarità dominante
nelle reti globali è, dopo la fine del secondo conflitto mondiale, prevalente sul fatto di
essere anche un grande paese, di dimensioni continentali. Le reti principali dell’era
contemporanea sono quella finanziaria e quella tecnologica, soprattutto quest’ultima,
che costituisce sempre più l’indispensabile infrastruttura della prima. Vi erano 7,3 miliardi di dispositivi connessi nel 20153, ma il loro numero aumenterà di diversi ordini di
grandezza con l’Internet delle Cose. Questo porta a generare flussi enormi e crescenti di
dati (big data), che vanno a costituire l’ossatura sia della conoscenza fruibile, sia dei patrimoni finanziari. La tecnologia è pervasiva, dunque non è più territoriale, per la prima volta nella storia. La produzione non è più localizzata, e quindi anche i meccanismi
fiscali in grado di sostenere il ruolo sociale degli stati territoriali sono ridotti a una condizione precaria e conflittuale.
Questo nuovo scenario emerge da un complesso sviluppo scientifico e culturale, che
dai primi del ’900 ha svoltato radicalmente, rispetto alla Weltanschauung positivista.
Le rivoluzioni scientifiche, la revisione profonda dell’idea di matematica, gli sviluppi
nelle scienze della cognizione e della vita, accompagnati da un’evoluzione della tecnologia che ci fornisce nuovi occhi e nuovi sensi rispetto alla realtà, hanno creato uno
scarto larghissimo rispetto alle premesse filosofiche costitutive degli stati moderni,
3
Mobile World Congress 2016, at „http://www.mobileworldcongress.com“.
102
“Connecting Polis Europa”
che sono più che incrinate. Questo scarto si è creato tra le scienze naturali e la tecnologia da un lato, non più deterministiche e non più legate all’idea di legge naturale, e discipline come l’economia e il diritto dall’altro, rimaste ancorate a un’idea positivista del
reale, e ancora - ovviamente - basilari nell’orientare l’azione e il senso stesso degli stati.
Prendere coscienza di questo scarto è una grande e grave responsabilità delle classi
dirigenti della nostra epoca. Oggi infatti il potere legislativo e normativo opera all’interno di un nomos non più legittimato dalla sfera scientifica, filosofica e culturale, se
non attraverso rappresentanze formali ormai culturalmente quasi sterili. Viene in
mente Platone, e la sua idea del governo dei filosofi. Il vero compito del governo (giuridico, politico, economico) sembra consistere nel saper riconoscere la realtà di un nomos
che svanisce e di un nomos che sorge; compito evidentemente di filosofi.
L’incapacità del diritto positivo di uscire dal suo bozzolo è riconducibile sia a una
colpevole rinuncia a una rinnovata consapevolezza del reale e a una sua nuova mappatura; sia a un’effettiva situazione di vertigine quando principi entrati nella cultura comune, come il carattere “erga omnes” della legge, contrasta con una nuova visione che
fa a meno di dimensioni come l’”oggettivo” e l’”universale”. Ci può essere un “erga omnes” non totalizzante? Questa è la grande sfida della contemporaneità. Simili considerazioni valgono per altre dimensioni dell’ordinamento: oltre che per il diritto, sicuramente per l’economia.
L’altezza della sfida non deve indurre a rifugiarsi in vuote generalizzazioni normative, che si moltiplicano in modo vano se devono rispondere a sistemi di maggior complessità: sembra il caso nel passaggio del sistema giuridico e legislativo dal livello nazionale (già straordinariamente farraginoso) al livello europeo. Se a una maggior
complessità si risponde con una maggior complicazione, vuol dire che stiamo affrontando la complessità con modelli inadeguati, che ci sprofondano nel labirinto di Borges.
Questa inadeguatezza lascia campo libero a una polemica secolare tra una cultura
basata sullo sradicamento della norma e sul formalismo astratto, contrapposta a una
concezione vetero-europea che trova la propria specificità nel radicamento originario
sul suolo, omogeneità concreta di una comunità che mette al lavoro la terra contro l'omogeneizzazione astratta del dominio dei mercati e delle industrie.4 È un contrasto in
grande evidenza nell’Europa attuale, un residuo non risolto dai conflitti del ’900, e non
risolto, anzi colpevolmente strumentalizzato, dalla politica contemporanea: un conflit-
4
Giulio Itzcovich, Il Nomos della terra e la polemica con il positivismo giuridico: Jura Gentium, Rivista
di filosofia del diritto internazionale e della politica globale, 2007, a http://www.juragentium.org/topics/
thil/it/itzcovic.htm.
103
Paolo Zanenga
to che occorre superare al più presto, proprio come quattro secoli fa superammo le
guerre di religione.
È urgente porre al centro non solo una nuova “mappatura” del reale - da cui
desumere nuovi valori, diventare coscienti di nuovi patrimoni, stabilire nuovi
riferimenti su cui si possa riconoscere una società europea - ma anche una capacità di
“mappatura permanente”, di continua destrutturazione e ricostruzione, che sola può
garantire i valori primari e fondativi della vita rispetto ai diversi Gestell, alle diverse
gabbie, antiche e nuovissime, continue promesse di infelicità e di morte. Un ordine che
coniuga armonia e libertà, il cosmo dei classici, non nasce già definito, ma è il frutto di
una continua e libera ricerca, di una scholè, attraverso cui scoprire le tracce di bellezza,
che forniscono la trama a tessuti in estensione.5 È il modello dei processi cognitivi e vitali.
4. Una nuova scholè per l’Europa
Scholè, otium in latino, denota quello spazio della vita e delle attività umane libero da
costrizioni e contingenze, svincolato dalla necessità e dal quotidiano, alimentato
dall’energia dell’Eros e diretto da una nous libera da scopi predeterminati. È definita dal
suo contrario (ascholia, negotium), richiamato fin dai tempi omerici nel mito di Sisifo,
uomo che usa la sua mente come strumento di guadagno e vantaggio personale, e che
finisce col vivere condannato a fatiche eterne, prive di ogni dimensione “erotica”, intellettuale o morale. Le forze che riducono Sisifo in schiavitù tendono continuamente, anche oggi, a comandare l’ingegno umano e a strumentalizzare le passioni umane. Disse
Aristotele che le repubbliche incapaci di vivere una vita di scholè sono destinate al collasso.6
Una vita di scholè ci protegge dunque dalle molteplici trappole che insidiano la nostra libertà, trappole in primo luogo culturali, epistemiche, dovute all’incapacità di
rapportarsi col reale che nasce dall’ascholia. Per questo al centro di ogni polis, anche di
“Polis Europa”, dovrebbe esserci una scholè, un luogo di rigenerazione continua della conoscenza, di aggiornamento delle mappe, di ricostruzione dei modelli e delle narrazioni, di raccolta delle sensazioni e dei sentimenti generati dai viventi, di rielaborazione
5
Serge Salat, Cities and Forms: on Sustainable Urbanism (Hermann, 2011).
6
Kostas Kalimtzis, Aristotle on Schole and Nous as a Way of Life, at http://www.ihnpan.waw.pl/wp-content/uploads/2014/10/3_kalimtzis.pdf.
104
“Connecting Polis Europa”
delle eredità del passato, di ordinamento armonico, in una parola di creazione dell’essere. È molto difficile convincere chi è coinvolto in un flusso che avvolge tutto il suo presente all’epochè, alla sospensione. È difficile convincere il criceto a scendere dalla sua
ruota, salvo che la ruota non s’incagli. Oggi possiamo osservare come una grande ruota
si stia incagliando, e stia palesando l’insensatezza dei modelli e delle narrazioni dominanti. Alla crisi dei modelli economici classici, non più in grado di remunerare capitale
e lavoro, anzi non più in grado nemmeno di generare impieghi plausibili di capitale e
tanto meno di generare occupazione, corrisponde una progressiva incapacità degli stati di assolvere le proprie funzioni sociali e giuridiche, col rischio di scivolare verso una
crisi istituzionale di portata epocale.
È sicuramente possibile uscire da questo rischio, perché la crisi non è di risorse, non
è di mancanza di alternative, ma puramente epistemica e culturale. Nuovi modelli, che
sono grandiosi e promettenti. A fronte di questa situazione, stanno già emergendo ma
richiedono un nuovo nomos, in nome di un superiore livello di civiltà e responsabilità.
Lasciare solo all’intelligenza della tecnologia questo compito (la tecnologia evolve come
una mente collettiva, non è governata ma governa, non è uno strumento ma un paesaggio, è lo snodo tra i mondi individuali e il “mondo”)7 potrebbe condannarci di nuovo
al destino di Sisifo.
Di fronte al nuovo paesaggio tecnologico, possiamo avere diversi comportamenti:
• illudersi di strumentalizzarlo ed esserne stritolati, in una deriva ancor meno sostenibile di quella industriale.
• rigenerare cultura, valori e saperi a un livello anche più alto rispetto al passato.
Questa seconda è la via della scholè-otium, la prima è quella del negotium.
Una scholè per Polis Europa dovrebbe costituire una nuova porta cognitiva, un
cammino di educazione nuovo e senza tempo, un ponte tra gli immensi patrimoni sedimentati nel nostro continente e l’era incombente dei paradigmi mutanti, con la sua
complessità e le sue molteplici promesse di “inaspettato”.
7
William Brian Arthur, La natura della tecnologia – Che cos’è e come evolve (Codice 2011), 183-193.
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Paolo Zanenga
5. Horizon 2020 (e oltre)
Come potrebbe profilarsi un nuovo nomos europeo, che ovviamente potrebbe costituire un modello di interesse globale? Possiamo già rilevare alcune tracce di cui tener
conto.
Un tema evidente è quello dei confini, del limes. Fattore fondante degli stati territoriali, la loro abolizione fisica col trattato di Schengen, rimane una conquista forse piccola, ma positiva dell’Unione Europea. Rimangono come delimitazione delle attività
sociali ed economiche su cui si esercita la giurisdizione dei vari stati, anche questa in
parte sostituita da quella europea, e comunque in prospettiva affievolita nella sua importanza dal declino delle economie basate su beni tangibili e produzioni localizzate:
finanza e tecnologia ignorano questi confini. Altro discorso è quello del confine esterno, del limes, mai come oggi paragonabile al limes dell’Impero Romano, e oggi come
allora fonte di inefficacia, di costi, di crisi, di frustrazione. L’Europa non ha mai vissuto
questo come un problema fino a che è rimasta in espansione. Dai tempi delle espansioni commerciali, mercantiliste, coloniali, il limes non esisteva, quello che contava era
un sistema in espansione, una polarità egemone al centro di reti molteplici. Ci si accorge del limes quando ormai si è sotto assedio.
L’inversione di questa situazione è possibile se l’Europa torna a essere un polo di creazione dinamica di conoscenza, uno hub di sistemi complessi. Non è possibile ricostituire rapidamente un sistema di potere perduto, e probabilmente non sarebbe neanche
augurabile. È però possibile, come al tempo dei primi monasteri, ricreare dei poli che si
distinguano non per dimensioni, ma per eccellenza qualitativa, libertà e capacità di
sperimentare il nuovo. Occorre creare un’identità non dipendente da confini.
Un altro tema interessante è l’evoluzione del concetto di cittadinanza. Forse un europeo del XXI secolo merita qualcosa in più della semplice cittadinanza. La traccia da
seguire è quella dell’appartenenza multipla, della contaminazione tra identità molteplici, del riconoscimento a ogni persona di una sfera che si estende oltre la sua fisicità,
che gli offre possibilità di scelta nel costruire se stesso, in quanto elemento costitutivo
e costruttivo di reti, e non “soggetto” a un sistema, statuale o di altro tipo.
Terzo tema, importantissimo per l’Europa, è quello della diversità. E viene subito in
mente la questione della lingua. I poteri verticali hanno sempre utilizzato l’omologazione linguistica come strumento di potere. Richelieu ha creato l’Academie Francaise
già nel 1635, prima di Westfalia, e ha consolidato la lingua francese come un patrimonio nazionale, ma anche come un fattore di unità e identità dello stato. Il prezzo pagato
106
“Connecting Polis Europa”
è stato la perdita progressiva delle lingue regionali, poi parzialmente recuperate da movimenti successivi, sia nella fase romantica, sia nella contemporaneità.
In un mondo che si costituisce come polarità nelle reti, la diversità è una ricchezza
inestimabile. Le lingue europee, nella loro diversità e nella loro profondità storica, offrono a questa parte del mondo un grande vantaggio. Chi pensa che l’Europa non esista
perché non ha una lingua comune, ha un’idea bassa della società e delle persone. L’esempio del Tirolo è tipico di una regione con una forte identità, comprendendo al suo
interno tre lingue maggiori (tedesco, italiano, ladino), e altre minori (mocheno, alemannico). La Svizzera è un altro grande esempio. Lingue diverse significano modi di
pensiero diversi, e quindi disponibilità di approcci multipli all’esplorazione del reale.
Ovviamente è fondamentale la disponibilità di lingue franche, trasversali, come oggi
sicuramente è l’inglese (o meglio il globbish, il global english). L’acquisizione fin dall’infanzia di strumenti linguistici multipli acuisce il potenziale intellettuale e culturale
della persona, e favorisce la multi-appartenenza. Uno standard europeo ragionevole potrebbe includere la conoscenza di almeno altre due lingue, oltre alla propria lingua madre e all’inglese.
L’idea di Polis Europa poggia quindi sulla capitalizzazione della diversità attraverso
la creazione di luoghi di collegamento, di ponti, tra universi differenti, in cui fondare
officine, “atelier”, di creazione di conoscenza. Il concetto fondamentale è il riconoscimento della conoscenza situata nelle reti, fluida, in continuo cambiamento e creativa
di nuova conoscenza attraverso processi di contaminazione; è un concetto alternativo
a quello di conoscenza universale, quasi statica, impacchettabile e trasferibile, come
avviene nell’istruzione che conosciamo e pratichiamo nelle scuole e nelle aziende. Nel
mondo dei paradigmi mutanti delineato dalle tecnologie pervasive, i dati, le informazioni, sono una risorsa abbondante, anzi soverchiante rispetto a ogni tentativo di contenerla e trasferirla. Il processo valoriale è quindi proprio quello della scholè, centrato
sull’esplorazione e la creazione: le missioni di scuola, impresa e territorio, separati funzionalmente e istituzionalmente nella modernità, tornano a convergere in un sistema
complesso armonico, “bello” e generativo.
Poli di questo tipo, a cominciare dalle regioni e dalle città più consapevoli, possono
creare una rete, uno spazio interattivo e generativo, che caratterizza Polis Europa, ne
capitalizza il patrimonio di diversità e rende alla cultura il suo valore strategico: non
attività marginale tra le altre, ma telaio e motore dello sviluppo civile ed economico.
Questo nuovo modello di Europa non chiede di essere misurato, ma si propone come generatore di nuove misure, come modello per il mondo.
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Paolo Zanenga
6. Una proposta per prossimi approfondimenti
Gli stati hanno fatto la storia dell’Europa, almeno dal 1648 fino al 1945. Poi sono
emerse reti più potenti, più efficaci, più generative. Gli stati europei hanno pensato allora, come tutto il pensiero dominante indicava, che il problema fosse di scala, quantitativa. USA e URSS erano più grandi degli stati europei, e quindi l’Europa doveva unirsi
per diventare un grande stato. Le problematiche erano complesse, perché un processo
di unione è sempre una perdita di potere, o almeno di compromissione del proprio modello con quello di altri. Ricordiamo che l’opposizione di De Gaulle all’ingresso del Regno Unito in Europa era legata a vari fattori, tra cui la concezione diversa dello stato
sociale. Allora il pensiero positivo trionfava ancora, l’idea di sistema complesso era nelle menti e sui tavoli di un’intelligenza che influiva poco o niente sulla politica, ancora
ferma alle ideologie. L’Unione Europea è nata e si è sviluppata in una logica additiva,
non moltiplicativa, generativa. A ogni passo in avanti corrisponde da parte di qualcuno
qualche passo indietro, il concetto di negoziato finisce per focalizzarsi sui dettagli e
perdere la visione strategica. Un’unione tra enti generati da una cultura di separazione
rende tutto straordinariamente lento e complicato, e produce istituzioni complicate, in
cui la preoccupazione da parte di singoli stati, specialmente i maggiori, di perdere il
controllo, è molto evidente.
Nella storia del pensiero occidentale, alla visione deterministica e riduzionista ha
fatto da contrappunto, in tutti i tempi, una sensibilità più inclusiva e aperta, manifestata da molti pensatori. Il pensiero di Nicola Cusano, lontano nel tempo ma vicinissimo nello spirito, ricordato e illustrato in questa conferenza, rappresenta questa corrente, spesso costretta a diventare sotterranea, ma oggi emergente in un nuovo Zeitgeist.
Ci suggerisce un approccio diverso, forse non alternativo a quello percorso finora, ma
certamente diverso è più fertile. L’Europa non è una somma di stati, ma – diremmo con
termini contemporanei – un sistema emergente, un ecosistema, in cui la diversità delle
sue componenti, delle nationes come dice Cusano, interagisce in modo generativo. Questo è stato anche il carattere delle “polis” che nella storia d’Europa hanno creato i modelli che caratterizzano una cultura fondamentalmente unitaria.
Oggi, nel nuovo spazio delle reti, le città e le regioni d’Europa possono costruire con
la loro storia, la loro identità, il loro talento, le loro reti, la “Polis Europa” e dotarla del
suo patrimonio naturale. Le euroregioni in formazione oggi sono embrioni di questo
carattere complesso e interattivo della Polis Europa: si costituiscono giustamente su
considerazioni di carattere naturale e geografico, ma anche storico e culturale. Nella
nuova dimensione dei paradigmi mutanti, non solo la concezione dello spazio, ma an-
108
“Connecting Polis Europa”
che quella del tempo si modifica: ogni regione è quello che è, ma anche quello che è stata in ogni tempo, perché ogni momento della sua storia accresce il suo patrimonio, non
solo la sua condizione presente. La formazione delle euroregioni risente però del carattere di territorio definito per motivi amministrativi delle sue componenti regionali o
subregionali, e questo è un limite. Sarebbe interessante definire le euroregioni come
poli senza confini rigidi, e con possibilità di attrazione e integrazione di partner secondo logiche multiple, non solo territoriali, ma anche di altro tipo.
Il passaggio dal concetto di identità territoriale al concetto di identità polare apre
ulteriori possibilità. Potremmo definire come poli della Polis Europa non solo territori
identitari, ma anche città, strade, campi di studio, scuole e movimenti d’arte, infrastrutture chiave, sistemi imprenditoriali, parchi naturali, centri scientifici, e creare
stratificazioni multiple di spazi, di significati, di valori, di concentrazioni di capitale.
Un sistema complesso non si definisce come somma di parti e parte di sovrasistemi,
ma come “emergente”: quindi pari dignità e identità per una città e per la regione di cui
fa parte geograficamente, senza sovraordinamenti, sostituiti da multiappartenenze, e
così via per tutti gli altri poli. Ogni polo è portatore di una conoscenza situata, ha una
storia, ha un sistema di relazioni, ha un potenziale patrimoniale, e contaminandosi di
continuo con gli altri, produce nuova conoscenza, si struttura come piattaforma, come
storia, come patrimonio, offre a “poli di regia” la possibilità di identificare nuovi attori,
mappare relazioni, facilitare interrelazioni e sviluppi, e curare l’integrità, l’efficacia e
la misura dell’ordine complessivo. Potrebbe essere il punto di partenza di un nuovo
mondo.
109
Marinella De Simone
Europa come sistema complesso
Marinella De Simone
1. La seduzione del caos ed il clima apocalittico
Da più parti si parla ormai della situazione internazionale facendo riferimento, diretto o indiretto, al caos. Nel numero 2/16 di Limes dal titolo esemplificativo: “La Terza
Guerra Mondiale?”, la carta geopolitica di Laura Canali presentata in apertura al volume si intitola: “Caoslandia”, indicando con questo nome le terre dove gli Stati nazionali
si stanno frantumando sotto la spinta di guerre sia interne che esterne, distinguendo
come “Ordolandia” i territori dove ancora regna ordine, pace ed un relativo benessere1.
L’Europa, ed in particolare l’Italia, appare in questa mappa come il confine geografico
tra l’ordine e il caos.
Lucio Caracciolo, nel suo Editoriale al n. 2/16 di Limes2, parla di “clima apocalittico”
che attraversa tutto il nostro pianeta e che fa apparire quasi ineluttabile il manifestarsi
della Terza Guerra Mondiale, di cui già Papa Francesco ha parlato provocatoriamente
definendola una “Guerra Mondiale a pezzi”3. Il frantumarsi dell’ordine mondiale imposto da pochi Paesi forti come è stato nel periodo della guerra fredda sta lasciando il posto, dopo la caduta del muro di Berlino, a innumerevoli micro-nazioni che non hanno
né lo status né la rappresentatività per ridefinire un nuovo ordine mondiale, rendendo
fluido ed indefinito il contesto all’interno del quale si muove tutto il territorio di “Caoslandia”.
Thomas Friedman, opinionista del New York Times, scrive in uno dei suoi recenti
articoli: “In geopolitica sussistono grandi contrapposizioni di potere, ma lo spartiacque
più rilevante nel mondo di oggi non è più quello tra Oriente e Occidente, capitalisti e
comunisti: sempre più spesso sarà quello tra Mondo dell'Ordine e Mondo del Disordine,
a mano a mano che le pressioni di natura ambientale, settaria ed economica faranno
piazza pulita di stati deboli e falliti. Tutti i giorni, ormai, leggiamo sui quotidiani di chi
1
Laura Canali, Caoslandia, March 2016, a http://www.limesonline.com/caoslandia/89915.
2
Lucio Caracciolo, Non è la fine del mondo, Limes. Rivista Italiana di Geopolitica, n. 2 (2016), 7-26.
3
Marco Ansaldo, Il Papa: “La terza guerra mondiale è già iniziata”, Agosto 2014, a http://www.repubblica.
it/esteri/2014/08/18/news/papa_francesco_terza_guerra_mondiale_kurdistan-94038973/.
110
Europa come sistema complesso
fugge dal Mondo del Disordine verso il Mondo dell'Ordine. [...] Nessuno vuole occuparsi
delle zone nelle quali il disordine permea ogni cosa, perché tutto ciò che se ne ha in
cambio è un conto da pagare. Per di più, la maggior parte di questi paesi è del tutto incapace di autogovernarsi in modo democratico. Chi assumerà dunque il controllo di
queste aree? E se la risposta fosse “nessuno”? Questa sarà una delle più serie sfide di leadership del prossimo decennio.”4
Federico Rampini intitola uno dei suoi ultimi libri “L’Età del Caos”, e parla di “seduzione del Caos” come di una sorta di “attrazione fatale, malefica e demoniaca” che sente
crescere attorno a sé.5 Questa seduzione del Caos è tuttavia, secondo Rampini, anche un
principio dinamico ed una risorsa strategica che attraversa non solo la visione politica
e sociale dei guerriglieri, ma anche quella tecnologica e imprenditoriale dei creativi
della Silicon Valley. Entrambi, terroristi da una parte, innovatori dall’altra, vedono nel
caos illimitate possibilità, secondo un’ottica che oggi si ama definire disruptive, che significa sì distruttivo e devastante, ma anche dirompente e creativo.
La frattura tra la terra dell’ordine e la terra del caos non è unicamente legata ai conflitti aperti ed alle guerre in atto, ma è anche, e forse soprattutto, di tipo culturale. Da
un lato l’establishment, che si mostra incapace di comprendere il nuovo contesto che si
è generato, essendo abituato a pensare in modo frammentato, lineare e deterministico;
dall’altro, l’approccio dirompente di chi vede nel nuovo disordine globale la possibilità
di cambiamenti radicali ed esponenziali. I primi riescono ad immaginare il proprio futuro solo in base a ciò che è stato il loro passato personale; i secondi no: il loro futuro
non è il riflesso del passato, trovando invece spazio ed opportunità esplosive nelle crepe
aperte dalle incapacità dei vecchi poteri di leggere il presente e di comprenderne le dinamiche interdipendenti.
2. È necessario comprendere il caos
Lo stesso Rampini conclude la sua Introduzione al libro “L’Età del Caos” chiedendosi
se il Caos possa essere visto con altri occhi: “Il Caos può diventare per noi un'opportunità? Che cosa possiamo imparare dalla mappatura del Disordine dominante? Crisi e
4
Thomas Friedman, Governare il disordine, la sfida dei nuovi leader, Maggio 2015, a http://ricerca.repubblica.it/repubblica/archivio/repubblica/2015/05/23/governare-il-disordine-la-sfida-dei-nuovi-leader27.
html.
5
Federico Rampini, L’Età del Caos (Mondadori Libri, 2015).
111
Marinella De Simone
opportunità sono una parola sola, in mandarino. Il filosofo greco Socrate, nel ritratto
che ci tramanda Aristofane con la commedia Le Nuvole, considerava il Caos come una
divinità. Più vicina a noi, è la matematica post-newtoniana ad avere fatto della Teoria
del Caos uno dei suoi sviluppi più importanti. La direzione imboccata dagli scienziati è
assai diversa dall’accezione negativa e catastrofista del disordine, dell’anarchia e
dell’assenza di regole “lineari.” [...] Lo studio del caos si è allargato all’astronomia, alla
meteorologia, alla biologia, e ovviamente all’economia.”6
È necessario quindi comprendere il Caos, uscendo dall’abisso apocalittico che così
facilmente porta con sé. La teoria del caos7, sviluppatasi a partire dagli anni ’60 del secolo scorso grazie all’uso dei computer nell’analisi dei fenomeni naturali, è uno dei
principali apporti allo studio dei sistemi complessi, quei sistemi definiti appunto come
“sistemi all’orlo del caos”, ovvero sistemi che riescono a mantenersi in un equilibrio dinamico tra ordine e disordine, senza precipitare nel caos disintegrandosi.
Un aneddoto riguardante la teoria del caos, che richiama gli studi compiuti dal meteorologo americano e docente al MIT Edward Lorenz, definisce “effetto farfalla” ciò
che, in termini più tecnici, viene definito come “dipendenza sensibile dalle condizioni
iniziali”; secondo questo aneddoto, il battito d’ali di una farfalla a Rio de Janeiro può
provocare un anno dopo un uragano a New York. Si tratta evidentemente di una metafora un po’ spinta che ha contribuito a diffondere, pur semplificandola, la teoria del
caos. Essa è stata tuttavia utile nel comprendere come eventi semplici, e spesso impercettibili se non addirittura insignificanti ai nostri occhi, possano generare in un tempo
sufficientemente lungo eventi imprevisti e difficili da correlare alle cause che li hanno
determinati. Secondo questa visione, fenomeni estremamente semplici possono instaurare un meccanismo dinamico tale da generare fenomeni complessi, grazie al processo ricorsivo che essi assumono: “Noi tutti crediamo, alquanto ingenuamente, che
fenomeni semplici diano luogo ad altri fenomeni semplici, e che solo fenomeni complessi possano dar luogo ad altri fenomeni complessi; studiando i sistemi dinamici ci si
è accorti, invece, che una tale linearità non esiste nella realtà e che spesso piccoli eventi di natura semplice possono determinare eventi di natura complessa, proprio perché
sono in interazione con altri fenomeni in un ambiente vivente che si evolve.”8
6
Rampini, L’Età del Caos (5), 10-11.
7
James Gleick, Caos. La nascita di una nuova scienza (RCS Rizzoli Libri, 1989).
8
Dario Simoncini e Marinella De Simone, Il Mago e il Matto. Sapere personale e conoscenza relazionale
nella rete organizzativa (McGraw-Hill, 2008).
112
Europa come sistema complesso
Questi fenomeni apparentemente semplici generano uno schema di variabilità definito da Lorenz stesso come “attrattore strano”: uno spazio che racchiude le possibili
variazioni dell’intero sistema, che non diventano mai ripetitive eppure si muovono seguendo una forma tipica di intreccio a doppio anello che consente di riconoscere una
sorta di ordine di tipo diverso da quello tradizionale di tipo statico. Si tratta infatti di
un ordine dinamico che racchiude in sé “la storia” degli eventi che lo hanno preceduto,
senza che si possa prevedere con esattezza in quali punti passerà il sistema ma anche
senza che esso sfoci nel caos indifferenziato o che si disintegri. Si parla a questo proposito di “caos deterministico”, proprio per differenziarlo dal caos di tipo apocalittico fondato sulla disintegrazione dell’esistente.
I sistemi complessi sono perciò sistemi che mantengono la propria integrità senza
precipitare nel caos e pure, allo stesso tempo, non sono né stabili né prevedibili. Comprendere la differenza tra sistemi complessi e sistemi caotici consente di operare affinché la scelta tra ordine e disordine non diventi dicotomica; non si tratta più, semplicisticamente, di scegliere tra il caos e la distruzione da un lato e la stabilità e la
prevedibilità dall’altro. Si tratta di percorrere una terza via che non è solo filosofica ed
etica: è la via seguita da quasi tutto ciò che ci circonda, che spontaneamente emerge e
che chiamiamo “vivente.”9
3. Perché la complessità oggi
È difficile definire cosa sia la complessità: spesso il termine complessità viene
definito in antitesi al concetto di semplicità, confondendo così il concetto di
complessità con quello di complicazione. È interessante, per comprendere la differenza
di significato tra il termine complesso ed il termine complicato, risalire all’aspetto etimologico delle parole: mentre complicato deriva dal latino cum plicum, che significa
“con pieghe”, complesso deriva dal latino cum plexum, che significa “con nodi”, intrecciato. Già etimologicamente, quindi, il termine complesso si distingue da quello di
complicato: l’etimologia latina plicum richiama la piega del foglio, che deve essere "spiegato" per poter essere letto e compreso, mentre il plexum è il nodo, l’intreccio, come
quello di un tessuto o di un tappeto, che non si può sbrogliare senza che si perda la sua
stessa natura, la visione d’insieme che esso consente. Se di un tessuto, o di un tappeto,
9
Fritjof Capra e Pier Luigi Luisi, Vita e Natura. Una visione sistemica (Aboca, 2014).
113
Marinella De Simone
sciogliamo i nodi dell’intreccio, ci rimarranno nelle mani i fili con cui è stato composto, ma avremo perso il disegno complessivo cui dava forma.
L’approccio ai problemi definiti “complicati” è un approccio di tipo analitico: il problema si suddivide in parti, le quali vengono studiate, analizzate e solo successivamente ricomposte, in modo da riuscire a comprendere il problema nel suo insieme. Dal punto di vista della complessità, invece, un problema non si può suddividere o segmentare,
poiché il fenomeno da analizzare perderebbe il suo significato. Per avvicinarsi a problemi definibili come “complessi” bisogna seguire una metodologia diversa: da un lato è
necessario applicare un approccio di tipo sistemico, che consente di avere una visione
del problema nella interezza delle sue connessioni; dall’altro è necessario applicare un
approccio emergenziale, che consente di chiedersi quali potranno essere le evoluzioni
nel tempo del sistema di connessioni che definiscono il problema stesso.
Studiare la complessità porta a comprendere che tutto è fondato su un principio relazionale, il “cum”, di cui non si può non tener conto: non si può non tener conto di
quanto le relazioni siano fondamentali nel modificare l’assetto del contesto in cui viviamo. Ecco perché, parlando di complessità, spesso se ne parla come di un “paradigma
relazionale”, distinguendolo così dal “paradigma separativo” su cui è stata fondata la
nostra cultura dalla fine del ’400 ad oggi. Il contesto in cui ci troviamo oggi a vivere è
un contesto che non ci consente più di portare avanti il paradigma precedente; il modo
di pensare che poteva andare bene forse fino a 30 o 40 anni fa, oggi non è più adeguato.
Siamo ormai immersi in una realtà che risulta non più sostenibile nel tempo che abbiamo ancora a disposizione per noi e per le generazioni che ci seguiranno, per cui la necessità di cambiare i nostri presupposti è sentita in modo diffuso.
Il presupposto del paradigma relazionale è che siamo in relazione con tutto e tutti.
Siamo in relazione con chi conosciamo, ma anche con chi non conosciamo; siamo in
relazione con il contesto all’interno del quale ci muoviamo, ma anche con quello al di
fuori del nostro ambito abituale; siamo in relazione con le condizioni climatiche che
influiscono direttamente sul nostro ambiente, ma anche con quelle che agiscono al di
fuori di esso. E tutto questo non solo nello spazio, vicino o lontano da noi, ma anche nel
tempo: ciò che è avvenuto prima e ciò che ancora non è accaduto ma che si sta già preparando ad accadere come effetto delle nostre azioni o non azioni. Qualsiasi cosa facciamo o diciamo, o non facciamo o non diciamo, ha degli effetti. Effetti che riusciamo a
vedere, o ad immaginare, solo per un ambito ristrettissimo, quello che ci è più familiare, e per un tempo estremamente limitato, che possiamo misurare in ore, giorni, forse
qualche settimana o mese.
114
Europa come sistema complesso
Non siamo in grado di comprendere le relazioni, pur se necessariamente ci sono, tra
ciò che stiamo facendo oggi - o non facendo oggi - e ciò che questo determinerà tra, poniamo, un anno. Considerando che ciò vale per ognuno di noi, possiamo provare a immaginare le relazioni incrociate che si determinano per ogni nostra azione o non azione: l’effetto globale che otteniamo è di sentirci disorientati, sommersi da un presente
quasi incomprensibile e da un futuro pressoché caotico. Ecco perché è così importante
comprendere quali siano le competenze che ognuno di noi deve sviluppare per acquisire maggiore consapevolezza delle relazioni all’interno delle quali è inserito e di quali
possano essere gli effetti sia nello spazio che nel tempo del proprio agire. Edgar Morin
parla a questo proposito della necessità di sviluppare, nell’educazione, una “conoscenza
pertinente”, ovvero una conoscenza in grado di situare ogni cosa nel contesto e nel
complesso planetario, trasformando la nostra capacità di organizzare la conoscenza in
ambiti interdisciplinari ed abbandonando la conoscenza compartimentata: “la conoscenza pertinente deve affrontare la complessità.” Complexus significa ciò che è tessuto
insieme; in effetti, si ha complessità quando sono inseparabili i differenti elementi che
costituiscono un tutto (come l’economico, il politico, il sociologico, lo psicologico, l’affettivo, il mitologico) e quando vi è tessuto interdipendente, interattivo e inter-retroattivo tra l’oggetto di conoscenza e il suo contesto, le parti e il tutto, il tutto e le parti, le
parti tra di loro. La complessità è, perciò, il legame tra l’unità e la molteplicità. Gli sviluppi propri della nostra era planetaria ci mettono a confronto sempre più ineluttabilmente con le sfide della complessità. Di conseguenza, l’educazione deve promuovere
una “intelligenza generale” capace di riferirsi al complesso, al contesto in modo multidimensionale e al globale.”10
4. La gerarchia dei sistemi complessi
Proviamo a definire brevemente cos’è un sistema complesso. Innanzi tutto è un sistema, in cui i singoli elementi interagiscono tra loro determinando un comportamento globale del sistema diverso da quello dei singoli elementi che lo costituiscono: possiamo perciò parlare di un’entità organizzata, organica e globale; all’opposto, non
abbiamo un sistema quando vi è un insieme disorganizzato di elementi, come ad esempio un mucchio di sabbia. Un sistema complesso è a sua volta costituito da altri sistemi:
10 Edgar Morin, I sette saperi necessari all’educazione del futuro (Raffaello Cortina Editore, 2001), 38.
115
Marinella De Simone
gli elementi che lo costituiscono non sono elementi semplici, ma sono a loro volta sistemi; il tutto in una sorta di “vertigine” di sistemi dentro sistemi intrecciati tra loro che
si influenzano reciprocamente, in una gerarchia sistemica molto diversa nella circolarità delle relazioni di causa-effetto dalle gerarchie a cui siamo abituati.
Ogni sotto-sistema rappresenta un “livello” del sistema di cui è parte, ed è a sua volta costituito da numerosi elementi od agenti che, appunto, interagiscono tra loro con
modalità sia cooperative che competitive, dando all’intero sistema di cui sono parte
una forma di “coerenza”, fondamentale per definirlo tale e che porta all’emergere di un
nuovo livello. Ogni livello del sistema è come un mattone su cui si possono formare i
livelli successivi, in una sorta di catena evolutiva che procede dal basso verso l’alto o
bottom-up, costituendo nel loro insieme un’unica entità organizzata e dinamica. Esempi
di queste forme di organizzazione bottom-up sono i formicai, gli stormi di uccelli, i sistemi sociali, politici ed economici.
Con le parole di Steven Johnson, studioso dei sistemi complessi: “Quali caratteristiche condividono tutti questi sistemi? In termini semplici, risolvono problemi utilizzando masse di elementi relativamente stupidi anziché un singolo e intelligente “centro direzionale.” Sono sistemi dal basso all’alto: bottom-up; non dall’alto al basso:
top-down. Acquisiscono dal basso la loro intelligenza. In linguaggio più tecnico, sono
sistemi adattivi complessi che mostrano comportamento emergente. In tali sistemi gli
agenti che risiedono su un livello iniziano a produrre un comportamento che si manifesta a un livello superiore: le formiche creano colonie; le persone che si trasferiscono
in città creano quartieri; un semplice software di riconoscimento di configurazioni impara a raccomandare ad hoc novità librarie. Il movimento dalle regole di basso livello
alla sofisticazione di alto livello è ciò che chiamiamo emergenza (emergence).”11
La caratteristica peculiare dei sistemi complessi è che essi “imparano” costantemente attraverso una continua riorganizzazione interna: non sono controllati centralmente, ma adattano i propri comportamenti in relazione ai mutamenti che avvengono
sia internamente tra gli agenti che li compongono, sia esternamente nel contesto in
cui sono inseriti. Ciò consente loro di evolvere incessantemente nel tempo pur mantenendo una propria coerenza, che potremmo definire come “identità” dell’intero sistema, senza perciò disintegrarsi.
11 Steve Johnson, La nuova scienza dei sistemi emergenti (Garzanti, 2004), 16.
116
Europa come sistema complesso
5. L’Europa è un sistema complesso
Il termine “Europa” pare derivi dal semitico ereb, che significa “là dove è buio”, indicando la terra dove tramontava il sole per i Fenici insediati in Siria, termine ripreso poi
dai Greci intendendo le terre poste a nord, dove vivevano i barbari. L’Europa non è definibile geograficamente: non è un continente, non è un’isola, non ha confini definiti.
Come affermano Edgar Morin e Mauro Ceruti: “L’Europa geografica non ha un centro
fisso. Nel corso della sua storia, i suoi centri si sono spostati e nuovi centri sono apparsi.
[...] L’Europa ha frontiere permeabili, a geometria variabile, che subiscono slittamenti,
rotture, trasformazioni. [...] L’Europa sfugge a ogni rigida polarizzazione geografica:
non è un occidente contrapposto a un oriente; non è un nord contrapposto a un sud.”12
Verso Est, l’Europa non è che una penisola: un piccolo capo del continente asiatico,
come l’ha definita Paul Valéry. Verso Sud, il Mediterraneo è un confine incerto: è il
“mare interno” dell’antico Impero Romano e la culla della civiltà europea. Verso Ovest,
l’Atlantico sembra definirne geograficamente i confini; ma non possiamo dimenticare
che, con l’età moderna, le Americhe sono divenute le “nuove Europe”, e così pure l’Australia e la Nuova Zelanda. Non è l’assetto geografico che a priori definisce il territorio
europeo; l’Europa è definibile solo storicamente, e quindi culturalmente: il territorio
diviene una variabile della volontà umana, e non viceversa. L’Europa varia al variare
della storia, divenendo la manifestazione delle continue scelte che gli uomini hanno
compiuto – o non compiuto – nel tempo.
Un esempio piuttosto recente nella storia d’Europa: le banconote dell’Euro stampate
dal 1° gennaio 2002 riportano sul retro una cartina d’Europa; può sembrare un elemento semplice da definire, ma non lo è. Alcuni Paesi che erano in procinto di entrare
nell’Unione Europea – come Malta e Cipro – non sono stati inclusi, mentre altri – come
la Svizzera e la Norvegia, la Bielorussia e parte della stessa Russia sono stati inclusi.
“Sul retro si è voluta aggiungere una bella cartina geografica. Cosa di più asettico di
una cartina, si sarà pensato. E invece non c’è nulla di più geopolitico.”13 Si tratta quindi
di considerare l’Europa come un processo dinamico, soggetto a continui mutamenti,
sia nel tempo che nello spazio. Ovvero, come un sistema complesso.
12 Edgar Morin e Mauro Ceruti, La nostra Europa (Raffaello Cortina Editore, 2013).
13 Limes, Rivista Italiana di Geopolitica, n.1 (2002), 22.
117
Marinella De Simone
5.1. Le dinamiche nello spazio: cambiano i confini,
cambiano i popoli
I confini sono incerti: passano da uno Stato all’altro, si fanno impermeabili fino a
divenire muri e filo spinato; sono soggetti a tensioni, conflitti, guerre. Oppure sono totalmente permeabili, fin quasi a scomparire: si trasformano in una passeggiata in bicicletta, in una arrampicata in montagna, in una nuotata nel lago. Le migrazioni sono
continue: provocate dall’intolleranza religiosa, dalla pulizia etnica, dalle emigrazioni
forzate, dagli arrivi in massa di immigrati in fuga da stermini, cataclismi o povertà.
L’Europa è sempre stata soggetta a movimenti di migliaia, a volte milioni di persone:
spostamenti di popoli, culture, religioni, etnie che hanno continuamente rimodellato
la stessa idea di Europa. Anche ora assistiamo a nuove dinamiche nello spazio: cambiano di nuovo i confini, da invisibili si stanno trasformando nuovamente in blocchi di
frontiera, fili spinati e muri; dall’integrazione degli stranieri ai blocchi fuori e dentro
l’Europa per impedirne l’accesso.
5.2. Le dinamiche nel tempo: tra evoluzione e distruzione
I mutamenti nel tempo rappresentano un processo irreversibile: la storia non consente di tornare indietro. Ogni scelta effettuata nei diversi bivi di cui è costellata la storia influisce e modifica l’assetto europeo. Le dinamiche nel tempo, pur se possono apparire graduali o addirittura statiche, sono soggette ad improvvise rotture: dei veri e
propri salti evolutivi tra civiltà e barbarie, tra la disintegrazione entropica nel caos e
l’emergere di un sistema più complesso con nuove qualità, grazie alla sincronia che accomuna d’improvviso i suoi elementi.
L’Europa è quindi un sistema complesso, costantemente in bilico tra ordine e caos,
tra evoluzione e distruzione. Ogni processo che si è risolto con una evoluzione ne ha
modificato la forma in modo radicale. Nel 1492 si ha la prima forma d’Europa: il formarsi di quella che sarà definita l’Europa moderna. L’Europa trova una sua identità con l’avvio del primo processo di globalizzazione su scala planetaria. Da un lato il formarsi dei
primi Stati-Nazione, dall’altro il manifestarsi dell’intolleranza religiosa14; la Spagna
sarà il fulcro di questo triplice processo: globalizzazione, formazione dello Stato-Nazio-
14 Gianluca Bocchi e Mauro Ceruti, Origini di storie (Feltrinelli Editore, 1993).
118
Europa come sistema complesso
ne, intolleranza religiosa verso ebrei e musulmani, che segnerà il destino della storia
d’Europa fino al rischio della sua disintegrazione totale.15
Il 1941 segna un nuovo momento cruciale nella storia europea, una metamorfosi
evolutiva al bivio tra disintegrazione totale e rinascita sotto nuova forma: con il Patto
Atlantico, l’Europa, da “terra del tramonto” diventa “l’Occidente”, territorio collegato
idealmente e materialmente agli Stati Uniti d’America, con conseguenze enormi sia sul
proseguimento della guerra sia su tutti gli assetti successivi alla guerra stessa. Alla
conclusione del conflitto mondiale nel 1945, finisce l’Europa moderna per trasformarsi
in una identità meta-nazionale che pensa l’Europa come un progetto da realizzare per
volontà comune. Il 1989 rappresenta una metamorfosi meta-nazionale dell’Europa: insieme al crollo del muro di Berlino cade subito dopo l’ex impero sovietico, che arretra
verso oriente, lasciando scoperti verso l’Europa i paesi dell’Est ed aprendo alla possibilità di un loro ingresso nell’Unione Europea.
6. L’Europa è all’interno del sistema complesso più
vasto: la Terra
La Terra è il sistema più complesso che conosciamo, intesa non solo come ambito
geo-politico, ma come pianeta tutto. I problemi da affrontare trascendono ormai i confini politici ed istituzionali, e non possono perciò essere affrontati dai singoli Stati separatamente o dai singoli organi istituzionali, spesso chiusi nella loro burocrazia interna. L’economia, la finanza, l’uso delle risorse, il traffico di armi e di droga, il terrorismo,
le mafie, l’inquinamento, il riscaldamento globale, la deforestazione, i contagi, la sovrappopolazione, le guerre: sono tutti problemi che attraversano l’intero pianeta. I problemi sono globali, e tale deve essere il modo di affrontarli. Come afferma Ervin Laszlo:
“Viviamo un’epoca cruciale – un’epoca di instabilità e cambiamento. Il futuro è aperto.
Potremmo cadere nel caos e nella catastrofe oppure risollevarci con le nostre forze, verso un mondo pacifico e sostenibile. La scelta tra evoluzione e estinzione è reale. Abbiamo bisogno di capire come avviene e cosa comporta.”16
È la sopravvivenza della specie umana a essere chiamata in causa, non come ipotesi
lontana ed improbabile, ma nel breve termine ed a livello sistemico. Se fino a non molti
anni fa la nostra sopravvivenza sembrava dipendere unicamente dall’equilibrio di forze
15 Edgar Morin, Cultura e barbarie europee (Raffaello Cortina Editore, 2006).
16 Ervin Laszlo, Worldshift. Scienza, società e nuova realtà (Franco Angeli, 2008), 28.
119
Marinella De Simone
fondato sul possibile uso delle armi nucleari, ora la crisi è multi-fattoriale e multilivello. Ogni problema è intrecciato inestricabilmente agli altri, in una rete di
interdipendenza reciproca che sembra paralizzare qualunque tipo di intelligenza e di
azione. Si parla ormai da qualche tempo di “declino degli Stati-Nazione” e di emergere
di poteri altri. La frantumazione degli Stati lascia emergere poteri trasversali: etnie, religioni, fazioni, mafie, tribù, ma anche grandi imprese, mass media, ong, reti.
Sono in molti a parlare di mondo multipolare, mentre Parag Khanna, nel suo libro
“Come si governa il mondo”, partendo dalla domanda: “Come può un’organizzazione
nata per provvedere ai problemi degli Stati dotati di confini risolvere i problemi di un
mondo senza confini?”, propone lo scenario, come futuro probabile che ci attende, di un
nuovo Medioevo e di un ritorno al modello delle città-stato medievali italiane. Egli sostiene infatti che è impossibile riuscire a governare i problemi interconnessi a livello
globale con la burocrazia delle organizzazioni internazionali impegnata solo su target
ed obiettivi da raggiungere: “Secondo il National Intelligence Council americano, nel
2025 il concetto stesso di un’unica “comunità internazionale” apparirà un’idea pittoresca e anacronistica. Nessun leviatano universale, nessun parlamento globale, nessuna
egemonia americana potrà più trovarvi posto. Al contrario, ci stiamo muovendo nella
direzione di un mondo frantumato, frammentato, ingovernabile, multipolare, o
non-polare. Tutti questi aggettivi ci suggeriscono la realtà autentica del mondo che sta
prendendo forma: quella di un nuovo Medioevo.”17
Siamo perciò di fronte ad una situazione nuovamente all’orlo del caos nella storia
non più solo europea, ma mondiale. Dinnanzi allo sgretolarsi dei vecchi poteri sorretti
da un establishment miope incapace di vedere l’interdipendenza dei fenomeni ed il loro
evolversi, si apre l’abisso del caos apocalittico e del conflitto su scala mondiale; oppure
l’emergere di un nuovo, possibile - per quanto improbabile - ordine dinamico che integri molteplicità ed unità, nuovi modelli di polis che connettono territori su scala globale, integrazione dei saperi e cooperazione: ovvero un agire ed un pensare che accomuni
gli uomini nel mondo attraversandolo e connettendolo da parte a parte.
17 Parag Khanna, Come si governa il mondo (Fazi Editore, 2011).
120
Europa come sistema complesso
7. Metamorfosi europea
Jeremy Rifkin parla, a questo proposito, di “Sogno europeo”, in contrapposizione al
vecchio “Sogno americano”, ormai obsoleto: “Per gli americani la sola vera preoccupazione è come migliorare la propria condizione, traendo il meglio da sé: lottare per un
futuro migliore, sul piano materiale ed emotivo, è la radice del Sogno americano e la
maggior parte degli immigrati negli Stati Uniti sceglievano di dimenticare il proprio
passato e di sacrificare il presente in cambio di benefici futuri. Il Sogno europeo, al contrario, è molto più ambizioso: gli europei vogliono conservare la propria eredità culturale, godere la vita presente e creare un mondo sostenibile e pacifico, per un futuro ragionevolmente prossimo. E, oltre a tutto questo, desiderano definire una politica basata
sull’inclusività, ovvero che rispetti ugualmente il sogno personale di ciascuno: un impegno che supera ogni possibile immaginazione.”18 Il libro di Rifkin è del 2004 e, purtroppo, sembrano passati già moltissimi anni da allora ed il Sogno europeo sembra essersi trasformato in un’utopia, soprattutto con il sopraggiungere della crisi del 2008 che
non ha fatto che aggravare il contesto politico e sociale europeo.
Cosa è necessario fare oggi perché possa attuarsi il Sogno europeo? “La domanda da
porsi è quale nuovo legame condiviso spingerà la gente a trascendere le obsolete lealtà,
per rendere il Sogno europeo universale e realizzabile. In termini più semplici, per
quanto non sia un compito facile, bisognerà essere disposti a passare dall’adesione ai
diritti e doveri che discendono dalla proprietà legata al territorio all’adesione ai diritti e
doveri umani universali, legati alla nostra comune esistenza sulla terra.”19
È necessario, perché questo possa avvenire, un “New Deal Europeo”: il formarsi di
un nuovo contratto sociale che trovi le sue basi nello sguardo ampio necessario per
comprendere i contesti locali ed il loro integrarsi in contesti globali; che includa tutte le
parti sociali nell’affrontare le dinamiche di interdipendenza dei problemi da affrontare
con una politica coordinata sui temi della sicurezza, della coesione sociale,
dell’educazione, della disoccupazione, dei flussi migratori, dell’inquinamento, delle
città e del decentramento territoriale, dell’innovazione tecnologica e della ricerca, della
politica fiscale. Tutto questo, se lasciato in mano alle forze disgreganti che si stanno
manifestando in modo evidente in Europa, non solo non può essere risolto, ma diventa
esso stesso motivo e fattore di ulteriori forze centripete, acuendo i problemi anziché
risolverli e sfociando, inevitabilmente, nel conflitto globale.
18 Jeremy Rifkin, Il Sogno europeo (Mondadori, 2004), 270.
19 Rifkin, Il Sogno europeo (18), 271.
121
Marinella De Simone
La possibile scelta europea è, ancora una volta, tra la frantumazione di sé od una
nuova metamorfosi evolutiva: tra i confini che ridiventano frontiere ed il ritorno
dell’Europa ad essere un’appendice del continente asiatico, al divenire un’identità sovra-nazionale anche politicamente, costituendosi in una federazione di Stati; un’identità multipla fatta di diversità culturali accomunate da un unico desiderio di civiltà e
civilizzazione globale. La metamorfosi è un processo di trasformazione di un sistema
complesso all’orlo del caos, soggetto a spinte così forti che possono distruggerlo e che
pure riesce a superarle aumentando la propria complessità interna ed evolvendo ulteriormente: “Un sistema che non riesce ad affrontare i suoi problemi vitali può disintegrarsi. Ma può anche intraprendere una metamorfosi, trasformandosi in un sistema
più ricco e più complesso, in grado di affrontare questi problemi. Le metamorfosi, per
quanto improbabili, sono possibili.”20
8. Una nuova cultura umanistica fondata sul pensiero
complesso
Occorre un nuovo tipo di umanesimo, che non sfoci più, come avvenuto in passato,
nella deriva arrogante dell’uomo posto al centro del mondo, governatore indiscusso della natura ed artefice dei destini della Terra, secondo un approccio esclusivista e riduzionista e che ha trascinato più volte nel baratro lo stesso sentimento dell’essere uomo. È
essenziale, invece, operare affinché si diffonda una cultura che integri la natura
nell’uomo in modo inclusivo, la molteplicità delle identità nell’unità di una identità
emergente, senza distruggerne la potenza creatrice e innovatrice. Come ci ricordano
Gianluca Bocchi e Mauro Ceruti: “Il carattere specifico dell’identità europea è la varietà.
Varietà di radici e di matrici, di lingue e di confessioni, di paesaggi e di regioni. Fin dal
suo primo delinearsi, dopo la rottura dell’unità culturale del bacino del Mediterraneo e
attraverso il faticoso stabilirsi di una nuova unità culturale in nuovi spazi e verso nuove direzioni, l’Europa ha vissuto tutte le dimensioni di questa varietà. Fin da allora, ha
anche sperimentato convivenze e dialoghi, ibridazioni e integrazioni, mescolanze e
convergenze.”21 La visione complessa aiuta a comprendere come l’uomo non possa che
essere considerato parte di un tutto, di cui ha il dovere di prendersi cura – specie oggi,
20 Edgar Morin, Elogio della metamorfosi, La Stampa, Gennaio 2010, a http://www.lastampa.
it/2010/01/14/cultura/edgar-morin-elogio-della-metamorfosi-p3lvd5nAhll3kFuVcCneRJ/pagina.html.
21 Bocchi e Ceruti, Origini di storie (14), 109.
122
Europa come sistema complesso
visto lo stato di imbarbarimento che sta portando il mondo sull’orlo dell’abisso della
propria distruzione.
Prendersi cura significa avere quella capacità generativa e rigenerativa che sorge
solo dal comprendere dove siamo – qual è lo spazio che occupiamo – e qual è il tempo
che stiamo vivendo, e come tutto questo divenga un contesto comune. Si tratta di civilizzare la globalizzazione, cosa che finora non è stata fatta. Manca infatti un “pensiero
del contesto”, in grado di comprendere il complesso che lo attraversa e che lo costituisce
momento per momento. La globalizzazione è un processo che ha attraversato ripetutamente la storia europea, dalla scoperta delle Americhe alle crisi finanziarie ed economiche di questi anni; l’abbiamo subìta come qualcosa di ineluttabile che accadeva indipendentemente dalla nostra volontà, rimanendo ciechi di fronte ai suoi effetti spesso
catastrofici.
È fondamentale oggi pensare alla civiltà della globalizzazione come dialogo tra
culture diverse, in grado di integrare le diversità locali su scala globale, mantenendo
l’irriducibilità di ciascuna. Solo una civiltà – ed in particolare un nuovo pensiero
politico – in grado di collegare, contestualizzare, integrare le conoscenze, può aiutare
l’ultima, attuale metamorfosi dell’Europa che può renderla attiva nel mondo,
contribuendo alla trasformazione globale. “Mai, nella storia d’Europa, le responsabilità
del pensiero e della cultura sono state così tremende.”22
22 Edgar Morin e Mauro Ceruti, La nostra Europa (Raffaello Cortina Editore, 2013).
123
Günther Rautz
Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in
einem neuen Europa
Günther Rautz
1. Cusanus’ „spiritus conexionis“ als theoretische
Grundlage eines dritten Akkulturationsmodells1
1.1. Die Zeitenwende bei Cusanus und die politischphilosophischen Herausforderungen des 21.
Jahrhunderts
Nikolaus von Kues, genannt Cusanus (1401-1464), wird oft als letzter Scholastiker
und erster neuzeitlicher Philosoph bezeichnet, der einerseits noch zur Philosophie des
Mittelalters gehört, ohne sich allerdings einer spätscholastischen Richtung anzuschließen, andererseits aber trotz seiner Rückwendung zu Platon auch nicht einfach
zum Humanismus zu zählen ist.2 Cusanus’ Hinwendung zur Metaphysik verbindet die
Ideenwelt Platons mit der mittelalterlichen Philosophie und versucht so auf diesen
aufbauend – in Zeiten des Umbruchs zwischen Mittelalter und Moderne – einen philosophischen Neuanfang in den Bereichen der Kirchen-, Staats- und Gesellschaftslehre.
Das Begriffspaar Einheit und Vielheit ist dabei eine entscheidende Denkfigur, die bei
Cusanus zuerst eine theologisch-trinitarische Konnotation hat. So wird Einheit und
Vielfalt im siebten Kapitel von „De pace fidei“ (Der Friede im Glauben) aufgegriffen, in
dem sich Cusanus mit dem Thema der Trinität beschäftigt und den Fragen der Götterbilder und Bilderverehrung nachgeht, womit er den Vorwurf entkräften möchte, dass
1
Der Beitrag basiert im ersten Teil auf Kapitel III der Publikation: Günther Rautz, Einheit in Vielfalt –
Ein europäisches Akkulturationsmodell für das interethnische Zusammenleben im 21. Jahrhundert
(EURAC book 65, 2015), 109-119.
2
Peter Schulthess und Ruedi Imbach, Die Philosophie im lateinischen Mittelalter – Ein Handbuch mit
einem bio-bibliographischen Repertorium (Artemis & Winkler Verlag, 1996), 292.
124
Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa
das Christentum keine echte monotheistische Religion sei.3 Den Grund für Religionskriege sieht er in den verschiedenen Religionen und im Hass, wobei er trotzdem die
Verschiedenheit von Übungen und Gebräuchen nicht abschaffen möchte, obwohl er
trotz allem nur einer einzigen Religion und einem einzigen Kult von Gottesverehrung
den Vorrang gibt.4 Trotz der Vielfalt von Religionen gibt es demnach also nur eine göttliche Wahrheit. So wie es laut Cusanus nur eine Weisheit gibt, an der viele Weise teilhaben, wird bei den verschiedenen Religionen auch das Eine vorausgesetzt, das wiederum Weisheit genannt wird.5
Die Lehre von Cusanus hat aber auch eine politisch-philosophische Konnotation,
wenn man die damaligen Zeitenwende im ausgehenden Mittelalter mit seiner Vielfalt
von Sprachen, Kulturen und politischen Feudalsystemen unter der Einheit der Christenheit hin zur Neuzeit mit den ersten nationalstaatsähnlichen Strukturen betrachtet.6 Am Anfang dieses Paradigmenwechsel in Religion, Politik sowie Wissenschaft
und Kunst steht das erkennende Subjekt, bei dem das Subjekt seiner selbst bewusst
wird und Teil des Erkenntnisprozesses ist. Das Subjekt in der Antike und noch im Mittelalter sah sich als Teil des Ganzen (Philosophie des Objektes), dessen objektiven Grenzen das Seiende, also die Natur, die religiöse, politische oder soziale Wirklichkeit bildeten (ontologischen Ansatz). In der Neuzeit erfolgte der Perspektivenwechsel, bei dem
sich das Individuum nicht mehr als Teil des Ganzen sieht, sondern die Wirklichkeit
aus dem Blickwinkel des Subjektes wahrnimmt (Philosophie des Subjekts).7 Das Individuum schafft also die Wirklichkeit und zieht durch das Denken selbst die Grenzen dieser Wirklichkeit. Oder mit anderen Worten ausgedrückt: war in der Antike und im
Mittelalter die Wirklichkeit noch nicht hinterfragbar, weil immer aus der Sichtweise
des Objektes gedacht, so geht in der Neuzeit dagegen die Wirklichkeit vom erkennenden Subjekt aus. Gesellschaftspolitisch gesehen, liegt diese neue Perspektive des erken-
3
Dabei stellt Cusanus in Dialogform das Wort Gottes den Religionsvertretern gegenüber, siehe Leo Gabriel (Hrsg.), Nikolaus von Kues – Philosophisch-Theologische Schriften: De pace fidei, Idiota de mente,
Band III (Verlag Herder, 1989).
4
Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. I.
5
Cusanus vergleicht es mit dem Mehrgötterglauben, bei dem ebenfalls nicht jeder der erste Grund, Ursprung oder Schöpfer des Gesamt gewesen wäre, siehe Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. IV und Kap.
VI.
6
Ermenegildo Bidese und Günther Rautz, Der Geist, der Europa vereint – Nikolaus von Kues’ Denken in
der aktuellen Einheits- und Vielfaltsdebatte, Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie (2013), 286 f.
7
Zum Perspektivenwechsel siehe Heinz Kimmerle, Jacques Derrida zur Einführung (Junius Verlag,
2000), 21ff.
125
Günther Rautz
nenden Subjekts dem Staat heutiger Prägung zugrunde.8 Erst der Staat ermöglichte es,
die Einheit und die Differenz der europäischen Völker zu denken, eine Entfeudalisierung einzuleiten und eine Gemeinschaft von Staatsbürgern zu bilden.9 Die philosophische Kategorie des Subjektes ist also insofern mit der politischen Kategorie des Volkes
und in weiterer Folge des Nationalstaates verbunden, als dass das Subjekt und das Volk
das spätere Verständnis des einheitlich territorial, kulturell und sprachlichen Nationalstaates begründet haben:10 „Wie nämlich ‚Subjekt-Sein’ die Denkkategorie ist, in der
alle Differenzen […] auf eine einheitsstiftende Bedingungsstruktur, die somit überhaupt Identität begründet, zurückgeführt werden, so fasst das ‚Volk-Sein’ und später
das ‚Staat-Sein’ […] die Komponenten der politischen Wirklichkeit zusammen, indem
darin deren Differenzen auf eine einheitliche sinnstiftende Denkkategorie zurückgeführt und integriert werden.“ Die bereits im ersten Kapitel des Hauptteils genannte
biologisch definierte Abstammungsgemeinschaft von Staat-Nation-Volk-Ethnizität
und das im dritten Kapitel des Hauptteils beschriebene assimilierend wirkende französische Bürgerschaftsmodell wurden so zum entscheidenden Integrationsinstrument,
um dem individuellen Leben einen tieferen Sinn zu verleihen sowie Sicherheit und
Freiheit zu garantieren.11 Heute erweist sich der Nationalstaat dagegen als immer unfähiger agierendes Deutungskonstrukt von Einheit und Differenz, wenn man im allgemeinen die derzeitigen europäischen und globalen politischen und wirtschaftlichen
Krisen oder im speziellen die vorherrschenden Staatsmodelle der Trennung durch
Gleichstellung und der Anerkennung durch positive Diskriminierung betrachtet, die
im Ergebnis zu nur wenigen unbefriedigenden Unterschieden im ethnischen Zusammenleben von Mehrheiten und Minderheiten führen.
Angesichts dieser institutionellen Krisen der Staaten im 21. Jahrhundert, der globalen Herausforderungen und der Infragestellung des Subjekts in der Postmoderne besteht die Gefahr einer reflexartigen Ausdehnung des Deutungsmusters des Nationalstaates auf eine transnationale Ebene.12 Betrachtet man Cusanus’ Deutungsschema
von Einheit und Vielheit aus einem aktuellen Blickwinkel, so könnte erstens dieses
Schema als Abstraktionsfigur ganz allgemein zu einem neuen Verständnis zwischen
8
Siehe Michael Hardt und Antonio Negri, Empire. Die neue Weltordnung (Campus Verlag, 2002), 84 ff.
9
Zur Integrations-, Interaktions- und Konfliktlösungsfunktion des Staates siehe Klaus Roth, Genealogie
des Staates. Prämissen des neuzeitlichen Politikdenkens (Duncker & Humblot, 2011), 13 f.
10 Ausführlich dazu Bidese – Rautz, Geist (6), 297.
11 Genauer bei Roth, Genealogie (9), 816 und Rautz, Einheit in Vielfalt (1), 47-57 und 75-92.
12 Mit den damit verbundenen Legitimationsproblemen siehe Jürgen Habermas, Zur Verfassung Europas.
Ein Essay (Suhrkamp, 2011).
126
Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa
Nationalstaaten im klassischen Sinne im Verhältnis zu politischen Neuorganisationen
wie beispielsweise der EU beitragen, in dessen System laut einiger Autoren bereits Einheits- und Vielheitselemente im Sinne von Cusanus enthalten sind.13 So gründet gemäß Neri nämlich das Projekt einer politischen Union der Staaten Europas auf einer
Diskontinuität zum Nationalstaat der Moderne und enthält im Keim eine Bewegung,
in der Identität und Integration, also Einheit und Vielheit, in einer konstruktiven
Spannung verknüpft werden, aus der sich die jeweilige Vergrößerung speist:14 Und
zweitens im speziellen für diese Arbeit entscheidend soll die nun folgende Konzipierung der dynamischen Verknüpfung von Einheit und Vielheit den Mehrwert des Einheit in Vielfaltsmodell untermauern, um die Wahrscheinlichkeit und die Vernünftigkeit des obigen Wettarguments besser beurteilen zu können.
Eine Neubewertung des Begriffspaares „Einheit und Vielfalt“ anhand Cusanus’ „De
pace fidei“ soll die theoretischen Mittel einer anderen Moderne aufzeigen, die auch zu
einer Neupositionierung des Subjektes und einer Infragestellung der bisher bekannten
Akkulturationsmodelle der Trennung und Anerkennung, hin zum Modell der Einheit
in Vielfalt, führen könnten. Cusanus steht erst am Anfang dieser Entwicklung, weil
für ihn – anders als in der Moderne – die transitive Erkenntnisrelation des Subjektes
zur Welt nicht erst aus der selbstreflexiven Relation des Subjektes hervorgeht:15 „Für
Cusanus muss Erkennen zuerst gleichzeitig als transitiv und als reflexiv verstanden
werden; anders als in der Moderne geht die selbstreflexive Entdeckung des Subjektes,
das durch das Erkennen und im Erkennen seiner selbst bewusst wird, einher mit der
transitiven Erkenntnisrelation des Subjektes mit und zu der Welt.“ Im Sinne der modernen Erkenntnislehre macht also das Denken des Denkens die Welt verständlich,
oder anders ausgedrückt: Der Ansatz von Cusanus, das Denken des Denkens des Seienden, verbindet die ontologische Perspektive mit der Logik des Denkens (der Selbstreflexion), bei dem das Subjekt das Seiende denkt. In der Moderne wird durch das Erkennen
die Vielfalt der Welt reduziert, dagegen ist bei Cusanus das Erkennen ein dynamischer
Prozess, bei dem die wachsende Erkenntnis zu mehr seiender Vielfalt führt, aus der
sich gerade im Erkennen wieder eine größere Einheit bildet.16
13 Mit konkreten Beispielen dazu Bidese – Rautz, Geist (6), 287 ff.
14 Marcello Neri, Europa auf dem Prüfstand des Unbedingten, in Bidese-Fidora-Renner (Hrsg.), Philosophische Gotteslehre heute. Der Dialog der Religionen (Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2008), 183186; Rautz, Einheit in Vielfalt (1), 93-106.
15 Bidese – Rautz, Geist (6), 297.
16 Bidese – Rautz, Geist (6), 298.
127
Günther Rautz
1.2. Die dynamische Verknüpfung von Einheit und Vielfalt
in „De pace fidei“
Mit der philosophisch-theologischen Figur der Trinität erklärt Cusanus in „De pace
fidei“ die Einheit als den Ursprung und die Vielfalt als das Abgeleitete. Gott als Schöpfer
ist demnach drei und eins, und weil er für die Geschöpfe und in seiner Unendlichkeit
weder aussprechbar noch irgendetwas ist, wird er als Ursprung des Gesamt bezeichnet, in dem es wiederum eine Vielheit von Teilen, Ungleichheit und Trennung gibt:17
„[…] der Ursprung aller Vielheit aber ist die Einheit; darum ist der Ursprung der Vielheit
die ewige Einheit.“ Gott als Schöpfer ist in Beziehung auf die Schöpfung also dreieinig
(Deus, ut creator, est unitrinus). Dies ergibt sich aus dem Verhältnis zwischen dem
Prinzip und dem Prinzipator (Erschaffenen), wobei das Prinzip nicht nur die Ursache,
sondern auch die Struktur von dem ist, was erschaffen wird. Die reine Ursache wäre
nämlich nur kausal und temporär ableitbar, im Prinzip, von dem alles abgeleitet wird,
steckt dagegen auch die Struktur. Gott als universelles Prinzip enthält Vielheit (partium multitudo) – Ungleichheit (inaequalitas) – Trennung (seperatio), die wiederum auf
dem Prinzip der Einheit (unitas aeterna) – Gleichheit (aequalitas aeterna) – Verbindung
(conexio aeterna) beruhen.18 Wovon wir also Erfahrung machen (das Erschaffene oder
Ungleiche beruhend auf aequalitas aeterna) steht im Verhältnis zum Prinzip (das Trennende beruhend auf conexio aeterna), insofern als darin die Einheit (die Vielfalt beruhend auf unitas aeterna) ausgefaltet ist. Gott als Prinzip ist in sich unaussprechbar und
als Einheit – und nicht als Nebeneinander – die „Einfaltung“ aller Teile (z.B. Einheit aller Zahlen oder Struktur des Universums). In seiner „Ausfaltung“ ist er dagegen die
Vielheit, also alles Erschaffene. Außerdem weist Cusanus am Schluss des siebten Kapitels darauf hin, dass Einheit und Gleichheit durch die Verbindung miteinander in
Ewigkeit verknüpft sind, was auch für die reale Vielheit – Ungleichheit – Trennung gilt,
weil es nicht mehrere Ewigkeiten geben kann.19
Gott ist an sich in sich und ist weder erkennbar noch ein Prinzip, doch in seiner Relationalität mit dem Prinzip wird er selbst Prinzip (principium) und als solches dreieinig (principiatum).20 Die Relation ist in der Definition des principiums bereits enthal17 Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. VII.
18 Siehe ausgearbeitetes Modell von Rautz – Wildenstein im Frühjahr 2014 – auf der Grundlage von Kapitel
7 und 8 von „De pace fidei“, Annex I.
19 Insofern muss das einfachste Prinzip von allem dreifach und einfach sein, siehe Ermenegildo Bidese, Il
pneuma nel De pace fidei di Niccolò Cusano, Politica e Religione (2011), 101.
20 Rautz, Modell Rautz - Wildenstein (18), Annex I.
128
Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa
ten, denn wenn es das Prinzip gibt, gibt es definitionsmäßig das Prinzip in dem das
principiatum enthalten ist. Mit andern Worten an einem konkreten Beispiel anschaulich gemacht, es gibt per definitionem keinen Vater ohne Sohn. Gott als principium ist
immer einfach und unaussprechbar. Aber in Beziehung entsteht das Prinzip von etwas, weshalb die Dreifachheit auch im Prinzip laut Cusanus „eingefaltet“ ist.21 Die
Vielheit ist somit aber auch keine nebensächliche akzidentielle Bestimmung des Prinzips, sondern in diesem, also in der Einheit, enthalten bzw. „eingefaltet“. Nimmt man
die Welt als principiatum, so hat diese die Ursache und Struktur des principiums, wie
auch in allen Zahlen die Ursache und die Struktur (Form, Grundregel) der Zahl 1 enthalten ist. Durch die im Prinzip enthaltene Relationalität findet man sowohl die Einheit (die Möglichkeit des Seins) und die Gleichheit (die Möglichkeit des Soseins in allgemeiner Form) sowie die Verbindung zwischen Sein und Sosein (das konkrete Sosein).22
Neben der platonischen Einheit des Seins und der aristotelischen Gleichheit der Form
führt Cusanus die Verbindung der beiden Ansätze, nämlich das wirkliche Sein, ein.
Ebenfalls neu und entscheidend bei Cusanus ist die Kooriginärität (Mitursprünglichkeit) von Einheit – Gleichheit – Verbindung.23
Geht das siebte Kapitel von „De pace fidei“ von der ontologischen Struktur des Prinzips zur gegenseitigen Bestimmung von Einheit und Vielfalt aus, so handelt das achte
Kapitel von der dynamischen Komponente des Realen innerhalb des soeben beschriebenen gegenseitigen Relationsverhältnisses zwischen dem Prinzip und dem Realen.
Diese Veränderung und Wirkkraft des Prinzips in der realen Welt erfolgt mittels der
Verbindung (dem konkreten Sosein).24 Cusanus führt im „De pace fidei“ durch die Verbindung (conexio) das Konzept der Wirklichkeit und die Rolle des Subjektes ein, bei
dem nicht das Sein der Welt im Vordergrund steht.25 Das Realsein der Welt bedeutet
nämlich nicht das Sein der Welt sondern die Erkennbarkeit der Welt (Intelligibilität),
worin aber wiederum das Wirken des Prinzips (virtus, potentia) erkennbar ist.26 Die
Wirkkraft des Prinzips ist also die Wirklichkeit der Welt, wobei die absolute Wirkkraft
der allmächtige Gott hat, welcher die Entfaltung des Prinzips, nämlich die Wirklichkeit selbst ist. Erst in seiner Relationalität wird Gott durch seine Allmacht zum Prin21 Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. VII.
22 Rautz, Modell Rautz - Wildenstein (18), Annex I.
23 Rautz, Modell Rautz - Wildenstein (18), Annex I.
24 Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. VIII.
25 In der Antike war die Welt erkennbar, weil sie ist und somit ihre Existenz (Sein) vorausgesetzt wurde:
in der Neuzeit ist die Welt existent, weil sie vom Subjekt rational erkannt wird.
26 Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. VIII.
129
Günther Rautz
zip, gestaltet durch sie die Gleichheit und gibt durch sie Zusammenhalt in der Verbindung.27 Für die Wirklichkeit, nämlich der tatsächlichen Entfaltung des Prinzips der
Einheit (der Möglichkeit des Seins), braucht es auch den Menschen als erkennendes
Subjekt. Die Möglichkeit des Soseins in allgemeiner Form (Gleichheit) wird erst durch
die Erkennbarkeit der Struktur zur Wirklichkeit, die allerdings nur im aktualen konkreten Sosein (Verbindung) erkennbar ist.28 Mit andern Worten ist die Verbindung der
Übergang von der Möglichkeit zur Wirklichkeit. Da aber Möglichkeiten unendlich
sind, ist auch deren vollständige Realisierung nicht möglich. Insofern schreitet die
Wirklichkeit in einem ständigen Prozess zu weiteren Wirklichkeiten durch die Realisierung von Möglichkeiten.29 Diese Erkennbarkeit der Welt durch das Subjekt ist bei
Cusanus wiederum kooriginär, also ein mit-konstituierendes Prinzip für das Sosein der
Welt.
Cusanus benutzt die Idee des Geistes der Verknüpfung (spiritus conexionis) als Verbindung zwischen Möglichkeit und Wirklichkeit.30 Dieses Prinzip der Dreiheit findet
sich mit Geist (mens) – Weisheit (sapentia) – Liebe (amor) auch beim Menschen, die als
letzte Form der Erkenntnis unser Verständnis verbinden und so die Struktur der Seele
erkennbar machen. Darin steckt die Idee, dass die Welt von einem rationalen Geist
durchdrungen ist. Cusanus schreibt der Wesenheit der vernünftigen Seele eine gewisse Fruchtbarkeit, nämlich Geist, Weisheit, Liebe oder Wille zu, da der Geist aus sich das
Denken oder die Weisheit erwachsen lässt und aus beiden der Wille oder die Liebe hervorgeht.31 Damit versucht Cusanus für eine monotheistische Auslegung des Christentums zu argumentieren, da die Voraussetzung der Dreifaltigkeit als Prinzip der Wirklichkeit auch in anderen Religionen unter anderen Namen wie etwa der Fruchtbarkeit
27 Rautz, Modell Rautz - Wildenstein (18), Annex I.
28 Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. VIII.
29 Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. VIII.
30 „Manche nennen die Einheit Vater, die Gleichheit Sohn und die Verknüpfung Heiliger Geist […] Vom
Vater geht der Sohn aus und von der Einheit und Gleichheit des Sohnes die Liebe oder der Geist. Die Natur des Vaters geht nämlich im Sohn in Gleichheit über. Darum entsteht Liebe und Verbindung aus der
Einheit und Gleichheit.“ Siehe Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. VIII.
31 „Diese Dreiheit der Einheit der Seinsheit der Seele ist die Fruchtbarkeit, welche der Mensch in der Ähnlichkeit mit der unendlich fruchtbaren und ungeschaffenen Dreiheit besitzt.“ Siehe Gabriel, Nikolaus
von Kues (3), Kap. VIII.
130
Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa
vorkommt.32 Cusanus’ Geist der Verknüpfung verknüpft alles zu einem und ist auf die
Vollendung des Möglichen ausgerichtet, also ähnlich einem Weltgeist (anima mundi),
der alles im Kosmos allerdings eher statisch an einem harmonischen Ganzen teilhaben lässt.33 Der Geist der Verknüpfung dagegen verbindet unendliche Möglichkeiten
und die Wirklichkeit, die ständig fortschreitet. Das Ziel der vollendeten Wirklichkeit
bleibt unerreicht, weil nie alle Möglichkeiten realisiert werden können. Jedoch ist die
Wirklichkeit in ihrer Vielfalt die momentane Entfaltung alles Möglichen. So wird bei
Cusanus der Geist der Verknüpfung zur entscheidenden Denkfigur für das Begriffspaar
Einheit und Vielfalt. Die Einheit bleibt trotz allen Strebens danach unerreichbar, obgleich wir durch den Geist der Verknüpfung eine auf Vollendung ausgerichtete Vielfalt
in einem ständig fortlaufenden Prozess verwirklichen.34
1.3. Der Geist der Verknüpfung als theologische,
philosophische und politische Denkfigur
Lohr charakterisiert die Denkfigur des spiritus conexionis anhand vom theoretischen und praktischen Wissen:35 So hat die Fähigkeit des theoretischen Wissens mit
Unveränderlichem und Allgemeinen zu tun, das praktische Wissen wie Kunst und
Klugheit dagegen mit dem Möglichen. In diesem Sinne führt Lohr weiter aus, dass in
der Kunst der Hersteller eines Artefakt mit seinem Wissen nach Perfektion bzw. Vollendung strebe, diese aber aufgrund der Unvollendetheit des Materials nie erreichen
könne. Die „ars medica“ dagegen ist zwar auch eine Kunst, aber die Gesundheit eines
Menschen ist das Produkt der Natur, weshalb die Kunst des Arztes bei der Heilung dazu
32 „Auch die Araber und alle Weisen werden aufgrund dieser Überlegungen ohne Schwierigkeiten einsehen, dass die Dreifaltigkeit abzulehnen bedeutet, die göttliche Fruchtbarkeit und Schöpferkraft zu
leugnen und dass die Dreifaltigkeit die Absage an eine Vielheit und Gemeinschaft von Göttern ist. Jene
Fruchtbarkeit, welche auch Dreifaltigkeit ist, bewirkt, dass es unnötig ist, mehrere Götter zu haben
[…]“, Siehe Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. IX.
33 Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. X.
34 In „De docta ignorantia“ beschreibt Cusanus die Natur als diesen Geist: „Die Natur ist demnach gewissermaßen die Einfaltung von allem, was aufgrund von Bewegung wird […] Diese Bewegung oder dieser
Geisteshauch jedoch steigt vom göttlichen Geist herab, der durch diese Bewegung alles bewegt.“ Siehe
Nikolaus von Kues, De docta ignorantia – Die belehrte Unwissenheit, in Philosophisch-theologische
Werke Band 1 (Felix Meiner Verlag, 2002), 81ff.
35 Charles Lohr, Chaos nach Ramon Lull und Nikolaus von Kues, in Bidese-Fidora-Renner (Hrsg.), Ramon
Llull und Nikolaus von Kues: Eine Begegnung im Zeichen der Toleranz, Akten des Internationalen Kongresses zu Ramon Llull und Nikolaus von Kues, Brixen und Bozen 25.-27. November 2004, in Instrumenta Patristica et Mediaevalia – Research on the Inheritance of Early Medieval Christianity Nr. 46, 125ff.
131
Günther Rautz
dient, um ein natürliches Gleichgewicht wieder herzustellen:36 Das Ziel der medizinischen Tradition, auch bezeichnet als ars coniecturalis (im Sinne von Vermutung oder
Annäherung), ist das Streben nach Vollkommenheit als oberste Grenze der Entfaltung,
der man zwar näher kommen kann, die man aber ebenfalls nie oder nur annäherungsweise erreicht. Das Wissen des Arztes schafft also nicht ein neues Artefakt, sondern ist
nur unterstützend dafür da, was die Natur von selbst imstande ist zu erreichen. Bei der
Klugheit dagegen ist das Produkt des Wissens eine Handlung, zu der auch die innere
Überzeugung des Handelnden gehört. Im Gegensatz zur Kunst, bei der sich der Künstler nicht unbedingt mit seinem Artefakt identifizieren muss und das Produkt auch völlig losgelöst vom Hersteller gesehen werden kann, muss beim ethischen Handeln eine
Verbindung mit dem Handelnden bestehen, um die Handlung bewerten zu können.
Der Geist der Verknüpfung (spiritus conexionis), der alles in Richtung Einheit, Vollkommenheit und Wirklichkeit lenkt, ist nach Cusanus dieser oben beschriebene
Künstler, Arzt oder Handelnde. Materie, Natur und ethisches Handeln haben das Prinzip der Veränderung bereits in sich selbst:37 „In diesem Prozess geht die sich bildende
Form aus einem Prinzip in ein Ziel – das Wesen – über.“ […] „Die Natur […] bringt die
Form der Gesundheit, die in des Menschen abstrakten Wesen ansatzweise vorhanden
ist, zur konkreten Verwirklichung.“ Eine Verwirklichung oder größtmögliche Vollkommenheit des Möglichen also, die immer nur annäherungsweise und nie ganz zu erreichen ist. Cusanus und Llull sehen Gott als Schöpfer bzw. Künstler einer bestmöglichen
Welt in einem Bereich von unendlichen Möglichkeiten, die sich in einer kontinuierlichen Veränderlichkeit befinden.38 Somit wird die Vielfalt zur Erklärung der Wirklichkeit als Prinzip des Realen auf ein einheitliches Prinzip zurückgeführt, das nur durch
ein erkennendes Subjekt in der Rolle eines kooriginären Koprinzips verwirklicht werden kann.39 Die Wirklichkeit ist dabei die Erkennbarkeit des Realen, das Prinzip selbst
ist jedoch nicht erkennbar. Die Einheit als diese nicht erreichbare oberste Möglichkeit,
die Materie als Möglichkeit und die Form als konkretisierte Verbindung zwischen den
ersten beiden sind also kooriginär und die beiden letzteren auch Koprinzip des Prinzips
der Einheit. Das Erkennen der Dinge ist das Koprinzip, wobei der menschliche Geist die
36 Lohr, Chaos (35), 129.
37 Materie, Natur oder Ethos bezeichnen nach Aristoteles die Möglichkeit, welche die Form als Konkretisierung des Prinzips der Veränderung bereits in sich selbst hat; siehe dazu Bidese, Il pneuma (19), 105f.
und Lohr, Chaos (35), 129f.
38 Lohr, Chaos (35), 136.
39 Schulthess – Imbach, Philosophie (2), 292-293.
132
Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa
Gesamtheit der Begriffe der Dinge enthält:40 „Wenn du den göttlichen Geist das Gesamt
der Wahrheit der Dinge nennst, wirst du den unseren das Gesamt der Angleichung der
Dinge nennen, so dass er die Gesamtheit der Begriffe ist.“ Die Begriffe als Einheit stehen zu den Dingen als Vielfalt wie das Eingefaltetsein zum Ausgefaltetsein, die Begriffe enthalten somit schon die Möglichkeit der Dinge. Die schöpferische Kraft des Menschen ist also das Begreifen der Dinge (Funktion des Koprinzips), aber kein Schaffen
der Dinge. Das Erkennen der Dinge, also das Realsein der Wirklichkeit durch beobachten, messen oder eben durch Relationen herstellen, ist dem Koprinzip aber nicht dem
Prinzip geschuldet.
Neben der soeben eingehend dargelegten Bedeutung des Geistes der Verknüpfung
für die unvollendete Wirklichkeit und für das erkennende Subjekt diente der spiritus
conexionis schon zu Cusanus’ Zeiten zumindest andeutungsweise auch als dynamische Integrationsstruktur für das Religionspolitische:41 „Wohl wird man diese Verschiedenheit von Übungen und Gebräuchen nicht abschaffen können, bzw. dies zu tun
wird nicht förderlich sein, da die Verschiedenheit eine Vermehrung der Hingabe bringen mag, wenn jegliches Land seinen Zeremonien, die es Dir, dem König gleichsam für
die angenehmste hält, die aufmerksamste Bemühung zuwendet.“ […] „Vielleicht wird
sogar die Hingabe auf Grund der Unterschiedlichkeit vergrößert, da jede Nation versuchen wird, ihren Ritus mit Eifer und Sorgfalt herrlicher zu gestalten, um die anderen
darin zu übertreffen und größeren Verdienst bei Gott und Lob in der Welt zu erlangen.“
Conexio sei eben keine compositio der Differenzen als Mittelwert oder Summe der Teile, so Bidese – Rautz, sondern die gegenseitige Relation der vielfältigen Religionen und
Kulturen in der Perspektive der Einheit, damit die Vielfalt überhaupt Vielfalt sein könne.42 Die bei Cusanus angestrebte religionspolitische Einheit ist ein Dynamismus, der
zu keiner Vollendung kommt, sondern nur zu einer Annäherung führt, was darauf
hinweist, dass das Deutungsschema, um die Einheit der Religionen in ihrer Vielfalt als
real zu erkennen, wiederum der Geist der Verknüpfung ist.43 Schlussendlich möchte
Cusanus ja zeigen, dass sich alle Religionen verständigen können, weil sie vernünftig
sind und weil es nur eine göttliche Wahrheit gibt. Damit wird Cusanus zum Vordenker
eines Toleranzedikts, das viel später, erst in der Aufklärung, zur Umsetzung gelangt.
40 Siehe Gabriel (Hrsg.), Nikolaus von Kues – Philosophisch-Theologische Schriften, Idiota de mente (3).
41 Bidese – Rautz, Geist (6), 304f. mit zwei Stellen aus De pace fidei bei Gabriel, Nikolaus von Kues (3).
42 Conexio als Anknüpfungspunkt für den im vierten Kapitel des Hauptteils eingeführten Begriffs der
Konnexion.
43 Bidese, Il pneuma (FN 19), 101-104 und Bidese – Rautz, Geist (6), 305.
133
Günther Rautz
Neben dieser religionspolitischen Ausrichtung von Cusanus, die auf eine Verständigung der Weltreligionen abzielt, ist er auch ein gesellschaftspolitischer Denker Europas, der mit dem Konzept des spiritus conexionis – angesichts der schrecklichen Erfahrungen mit Nationalstaaten vor allem im 20. Jahrhundert – heute einen wichtigen
staatsphilosophischen Beitrag liefern kann. Cusanus neuer Ansatz mit dem Geist der
Verknüpfung und dem Koprinzip bietet einen Mittelweg zwischen der Philosophie des
Objektes und der Philosophie des Subjektes. Bezogen auf die heutige postmoderne Zeit
eröffnet Cusanus einen alternativen Zugang, um sich von der subjektiven Perspektive
lösen zu können, um eine neue Begrifflichkeit in den Diskurs einzubringen und
schließlich um Antworten auf die gesellschaftspolitischen Fragen des neuen Jahrtausends zu finden. In den folgenden Ausführungen wird der Frage nachgegangen, ob
beim EU Motto „Einheit in Vielfalt“ ansatzweise Cusanus’ Gedanken erkennbar sind?
Oder ob dieses Motto eher statisch und unveränderlich zu verstehen ist und den Geist
der Verknüpfung als ein Streben nach der Einheit in Vielfalt im Sinne von Cusanus
ausklammert? Außerdem könnte es Ansätze des Geistes der Verknüpfung als Einheitskonzept innerhalb des EU-Systems geben, die auf den ersten Blick nicht als Verwirklichung der dynamischen Zuordnung von Einem und Vielen begriffen werden. Schließlich stellt sich die Frage, ob die Ansätze von „Einheit in Vielfalt“ im EU-System
ebenfalls Anknüpfungspunkte zwischen Cusanus’ Philosophie des Geistes und einem
dritten alternativen Modell des Zusammenlebens zwischen Mehrheit und Minderheit
aufweisen, welches über die bereits bekannten und im klassischen Nationalstaat verwirklichten Akkulturationsmodelle hinausgeht?
2. Die dynamische Verknüpfung von Einheit und
Vielfalt im EU-Integrationsprozess44
‚Einheit in Vielfalt’ wurde im Kontext der EU ausdrücklich erst ab dem Jahr 2000
gebraucht, als dieses Motto – das aus einem Wettbewerb hervorging – vom Europäischen Parlament für ein vereintes Europa vorgeschlagen wurde.45 Neben der EU haben
auch noch Südafrika und Indonesien ‚Einheit in Vielfalt’ als ihr Verfassungsmotto, wo44 Teilergebnisse der Forschungstätigkeit an dieser Diplomarbeit wurden in Abschnitt 2 des Artikels Bidese – Rautz, Geist (6), 287-295 in der Zeitschrift ARSP – Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie im
Herbst 2013 bereits veröffentlicht und werden in diesem Kapitel vollinhaltlich wiedergegeben.
45 Gabriel N. Toggenburg, United in Diversity, Academia – Das Wissenschaftsmagazin der Europäischen
Akademie Bozen 35 (2004), 18f.
134
Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa
bei die südafrikanische Verfassung stärker die sprachliche Dimension, die indonesische Verfassung vor allem die subnationale Vielfalt betonen.46 ‚E pluribus unum’ als
Motto der Vereinigten Staaten kann dagegen als Integrationsleitspruch für die einzelnen Bundesstaaten verstanden werden. Wie Toggenburg den Unterschied richtig herausarbeitet, beschreibt das US Motto eine Einheit aus verschiedenen Staaten, die EU
dagegen stellt jede weitere Einigung oder Vertiefung in Richtung mehr Integration unter
die Bedingung, dass die Vielfalt unter den Staaten beibehalten wird.47 Noch weiter geht
Gierycz, wenn er im ‚E pluribus unum’ ein völlig unterschiedliches Modell erkennt, das
– als Teil des amerikanischen Verfassungspatriotismus – verschiedene kulturelle Identitäten in einer amerikanischen Nation aufgehen lässt:48
On the contrary, the profoundly different emphasis on national identity in 21st
century Europe and 18th century United States seems to suggest that the proposed
model of unity in diversity is totally different from the American one.
Folgt man Gierycz Ausführungen, so zielt das amerikanische Modell auf eine kulturelle Vereinheitlichung ab, während das Motto der EU eine dynamische Integrationsfigur enthält, die sich wie folgt auf den Punkt bringen lässt. Neben der ebenfalls in Europa vor sich gehenden Vereinheitlichung, steht die EU aber auch für eine
Harmonisierung der Rechtssysteme. Einerseits eint der europäische Erweiterungsund Integrationsprozess Europa, andererseits schafft der gleichzeitig wirkende Harmonisierungsprozess wiederum mehr Vielfalt. Einheit und Vielfalt bedingen sich gegenseitig. Daraus speist sich die bereits oben genannte Vergrößerung, so dass je mehr
Einheit erreicht wird, desto mehr Vielfalt daraus resultiert. Wie das konkret realisiert
wird, soll im folgenden Abschnitt zunächst im allgemeinen Bereich der Vielfalt und
Einheit der EU (1.), dann in dem der Grundrechte der Europäischen Union, insbesondere der Allgemeinen Rechtsprinzipien (2.), und zuletzt anhand verschiedener Instrumente zur Entscheidungsfindung (3.) festgestellt werden. Dabei kann nur exemplarisch
und in aller Kürze auf diese drei Bereiche eingegangen werden, in denen – wie wir
46 In der Präambel der südafrikanischen Verfassung ist das Motto in der Khoisan Sprache des Volkes der
Xam festgehalten; Art. 46 A der Verfassung Indonesiens (seit 1945 Teil der Verfassung).
47 Gabriel N. Toggenburg, Unification via Diversification: What Does It Mean to Be ”United in Diversity“?,
OSI EUMAP 1 (2004), at https://www.opensocietyfoundations.org/search?key=Toggenburg%2C+Unification+v ia+Diversification%3A+What+Does+It+Mean+to+Be+%E2%80%9DUnited+in+Diversity%E2%80%9C%3F%2C+OSI+EUMAP+1+%282004%29&=Search.
48 Michal Gierycz, “United in Diversity“: The Church’s Experience and the European Union’s Identity Motto, European Diversity and Autonomy Papers 02 (2008), at www.eurac.edu/edap, 5.
135
Günther Rautz
glauben – jener Mechanismus zur Integration von Einheit und Vielfalt sichtbar wird,
die wir mit Cusanus’ Deutungsschema in Zusammenhang bringen möchten.
2.1. Einheit und Vielfalt auf Europäischer Ebene
Vielfaltsformen in der EU lassen sich folgendermaßen gliedern: Vielfalt der EU
Strukturen, Vielfalt der nationalen Identitäten und Vielfalt der Kulturen.49 Einheit und
Vielfalt der EU Strukturen kann als rechtliches und politisches Prinzip für die verschieden stark ausgeprägten Integrationsgrade der einzelnen Mitgliedsstaaten stehen.
Schlagwörter wie ‚Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten’, ‚Europa à la carte’ oder ‚Integration der konzentrischen Kreise’ stehen für eine flexible Integration, bei
der einige Staaten weiter als andere im Einigungsprozess vorangeschritten sind. Dieser
variable Integrationsgrad lässt die EU jedoch gerade wegen des klaren Strebens nach
mehr Einheit als desintegriert und vielfältig erscheinen. Da diese Vorbehalte und Absicherungen zwischen den Mitgliedsstaaten mehr Unterschiede erzeugen und der Einigungsprozess durch mehr nationalen Spielraum Gefahr läuft konterkariert zu werden,
sind fundamentale Prinzipien wie Gleichheit, Solidarität und Loyalität als notwendige
Gegengewichte zu sehen. Mehr Strukturenvielfalt fordert somit ein höheres Maß an
Gleichheit, Solidarität und Loyalität ein. Betrachten wir die Vielfalt der nationalen
Identitäten, so wird die EU seit dem Vertrag von Maastricht (1992) verpflichtet, die nationalen Identitäten der Mitgliedsstaaten zu achten.50 Diese Vielfalt zwischen den Mitgliedsstaaten soll vor exzessiven Harmonisierungsbestrebungen infolge des EU Integrationsprozesses schützen und daran erinnern, dass die Staaten als ‚Herren der
Verträge’ de iure kodominant im politischen System der EU bleiben. Schließlich stellt
die Vielfalt der Kulturen als dritte Form auf Vielfalt innerhalb der Mitgliedsstaaten ab,
49 Vgl. Gabriel N. Toggenburg, The Debate on European Values and the Case of Cultural Diversity, European Diversity and Autonomy Papers 01 (2004), at www.eurac.edu/edap und Toggenburg, United (45).
50 Diese Klausel wurde durch den Vertrag von Lissabon ausformuliert: Die Union achtet die Gleichheit der
Mitgliedsstaaten vor den Verträgen und ihre jeweilige nationale Identität, die in ihren grundlegenden
politischen und verfassungsmäßigen Strukturen einschließlich der regionalen und lokalen Selbstverwaltung zum Ausdruck kommt (Artikel 4 Absatz 2 EUV). So kommt es auch in der Judikatur des EuGH
zu einer Abwägung zwischen der nationalen Identität auf der einen Seite und den vom Unionsrecht
gewährten Grundfreiheiten auf der anderen Seite. Nur beispielhaft dafür an dieser Stelle EuGH, Rechtssachen Ilonka Sayn-Wittgenstein v. Landeshauptmann von Wien, C-208/09 (Zweite Kammer), Urteil
vom 22. Dezember 2010 und S.P.U.C. Ireland Ltd. v. Grogan EuGH, C-159/90, Urteil vom 4. Oktober 1991,
bei denen es einerseits um das österreichische Verbot zur Führung von Adelstiteln und andererseits
um das irische Abtreibungsverbot geht. Schließlich stellt auch Artikel 22 der EU Grundrechtecharta auf
Vielfalt, nicht nur zwischen, sondern innerhalb der Mitgliedsstaaten ab, wenn die Union kulturelle,
religiöse und sprachliche Vielfalt achten soll.
136
Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa
was den Minderheitenschutz miteinschließt ohne dabei Multikulturalismus auf staatlicher oder EU Ebene zu propagieren. Die eben kurz dargelegten Ausführungen zu Formen der Vielfalt in der EU unterstützen also unsere Interpretationsthese des EU Mottos ‚Einheit in Vielfalt’: europäische Integration ist ein dynamischer Prozess, in dem
Einheit nur unter dem Schutz der vielfältigen Identitäten in Europa gedacht werden
kann.
2.2. Einheit und Vielfalt im Anwendungsbereich des EUGrundrechteschutzes
Ein weiterer Bereich, in dem wir unsere Deutungsthese einer dynamischen Verknüpfung zwischen Einheit und Vielfalt im europäischen Integrationsprozess bestätigt sehen, ist der der Grundrechte. Zu deren Analyse ist zunächst Toggenburgs Gliederung in Gründungswerte, Europäische Ideen und Gemeinsame Rechtsprinzipien
hilfreich.51 Bei der Gründung der Europäischen Gemeinschaften hatte man vor allem
Werte wie Freiheit und Frieden, gemeinsamer Markt und Wohlstand sowie eine stärkere Integration zwischen den Gründungsmitgliedern vor Augen. Was die europäischen Ideen angeht, beruhen sie auf der griechischen Kultur, dem römischen Rechtssystem und dem Christentum (die drei Hügel: Akropolis, Kapitol und Golgatha als die
Fundamente Europas), ohne selbstverständlich zu vergessen, dass die EU auch als Reaktion auf Erfahrungen wie Shoa, Faschismus, Nationalismus und Kommunismus des
letzten Jahrhunderts zu sehen ist.52 Doch mit dem 2007 unterzeichneten, am 1. Dezember 2009 in Kraft getretenen Vertrag von Lissabon und mit der sogenannten Charta der
Grundrechte der Europäischen Union, die gleichzeitig mit dem Vertrag von Lissabon in
Kraft trat, begann eine neue Phase der europäischen Integration, in der die Grundrechte als ausdrückliche Verfassungswerte auch im EU-Primärrecht als solche anerkannt
werden. War also ursprünglich der europäische Integrationsprozess in erster Linie auf
wirtschaftliche und politische Ziele ausgerichtet, so versteht sich die EU nunmehr als
Wertegemeinschaft. Für unsere These von Bedeutung ist die Tatsache, dass mit dieser
neuen Phase nun die kulturelle Vielfalt Europas auch in diesem so sensiblen Bereich
der gemeinsamen Rechtsprinzipien klar zum Ausdruck kommt. Bereits in der Präam-
51 Toggenburg, Debate (49), 7 ff.
52 Vgl. jedoch Ash Timothy Garton, The Crisis of Europe. How the Union Came Together and Why It’s Falling Apart, Foreign Affairs. Vol. 91 Issue 5 (2012), 2–25 in Hinblick auf die heutige Tragweite dieser Erinnerung.
137
Günther Rautz
bel der Grundrechtecharta wird betont, dass die Union zur Erhaltung und Entwicklung
der gemeinsamen Werte beiträgt, sie achtet aber gleichzeitig auf die Vielfalt von Kulturen und Traditionen der Völker Europas. Zu den gemeinsamen Verfassungswerten gehören neben den Grundrechten auch Freiheit, Demokratie, Gleichheit und die Rechtsstaatlichkeit. Diese Werte sind der Union und den Mitgliedsstaaten in einer pluralen,
toleranten, gerechten, solidarischen und nichtdiskriminierten Gesellschaft gemein.
Im fortschreitenden Integrationsprozess der EU sind diese Europäischen Werte fundamental für die Homogenität einer vielfältigen aber doch auf Einheit ausgerichteten Gemeinschaft. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs, der in wertender Rechtsvergleichung zu gemeinsamen, so
genannten Allgemeinen Rechtsgrundsätzen findet. Im Folgenden möchten wir zeigen,
wie vor allem darin der Mechanismus europäischer Werteintegration in der dynamischen Verknüpfung von Einheit und Vielfalt wirksam wird.
Die Allgemeinen Rechtsgrundsätze ergeben sich also aus dem Rechtsbestand der
Mitgliedsstaaten und entwickeln sich aufgrund der Judikatur des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) weiter, der darauf zurückgreift. Das beste Beispiel dafür sind die
Menschenrechte, da sie das Individuum als Mensch (status naturalis) und als Bürger
(status civilis) in den Mittelpunkt der Daseinsberechtigung von Staat und Recht stellen.53 Zu Beginn des europäischen Integrationsprozesses war der Menschenrechtsschutz eine Angelegenheit der Mitgliedsstaaten und er war nicht auf europäischer Ebene verbrieft. Erst die Judikatur des EuGH verknüpfte diese Grundrechte aus den
Verfassungen seiner Mitgliedsstaaten mit dem EU-Rechtssystem. In dieser Weise erwachsen die Grundrechte aus den Verfassungen der Mitgliedsstaaten, werden auf
EU-Ebene verknüpft und fließen dann durch die Judikatur des EuGH zu den jeweiligen
Rechtssystemen als allgemeine europäische Rechtsgrundsätze zurück. Darüber hinaus
erkennt der EuGH nicht nur die einzelnen Mitgliedsstaaten sondern auch jeden einzelnen Bürger als Rechtssubjekt an. In einem bedeutsamen Urteil aus dem Jahr 196354 erklärte der EuGH, dass das EU-System Grundrechteschutz verinnerlicht und berück-
53 Siehe Gabriel N. Toggenburg, Der Menschenrechts- und Minderheitenschutz in der Europäischen Union, in Weidenfeld (Hrsg.), Die Europäische Union – Politisches System und Politikbereich (5. Edition),
Bundeszentrale für politische Bildung 2008, 295.
54 Siehe EuGH, Rechtssache Gend & Loos, C-26/62, Urteil vom 5. Februar 1963. Umgekehrt argumentierte
das deutsche Bundesverfassungsgericht, dass solange die Europäische Gemeinschaft keine Grundrechte garantiert, solange müsse es möglich sein, dass Gemeinschaftsrecht am nationalen Verfassungsrecht, insbesondere an dessen Grundrechtsbestand geprüft wird (BVerfG 37, 271).
138
Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa
sichtigt, womit EU-Recht auch nicht an nationalen Grundrechtsstandards gemessen
werden muss. Damit wird der Anwendungsvorrang des Gemeinschaftsrechts gegenüber dem diesem entgegenstehenden innerstaatlichen Recht erklärt. Gleichzeitig stellte der Gerichtshof fest, dass Grundrechte in den ungeschriebenen ‚allgemeinen Grundsätzen’ der Gemeinschaftsordnung enthalten seien.55 Diesen Grundrechtsbestand der
EU gewinnt der EuGH aus den Verfassungen der Mitgliedsstaaten und aus den internationalen Menschenrechtsverträgen, an deren Abschluss die Mitgliedsstaaten beteiligt
waren oder denen sie beigetreten sind.56 Mittels der Allgemeinen Rechtsgrundsätze hat
sich der EuGH durch diesen Mechanismus als dynamischer Motor zur Schaffung eines
EU Grundrechtekatalogs erwiesen, der wiederum die innerstaatlichen Standards und
die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) des Europarates mit der EU-Ebene
verknüpft. Mit dem Vertrag von Lissabon ist nunmehr eine eigene Grundrechtecharta
Teil des EU-Verfassungsvertrages, die jedoch auf der jahrzehntelangen Judikatur des
EuGH, basierend auf den allgemeinen Rechtsgrundsätzen, fußt. Dass die Grundrechtecharta wiederum auf die innerstaatlichen Rechtsvorschriften der Mitgliedsstaaten Rücksicht nimmt, ist etwa aus den Beschränkungen bei Ansprüchen in den Bereichen Bildung, Rechte von Arbeitnehmer oder soziale Sicherheit ersichtlich. So
vereinheitlicht die Grundrechtecharta zwar die Rechte, die ursprünglich aus der Vielzahl der einzelnen Verfassungstraditionen kommen, lässt aber aufgrund der Kompetenzverteilung zwischen der EU und ihren Mitgliedsstaaten gleichzeitig Raum für eine
individuelle Weiterentwicklung der Menschenrechte auf lokaler und nationaler Ebene.
Damit wird der Mechanismus ersichtlich, der hier offensichtlich am Werk ist: die
Grundrechte erwachsen aus den vielfältigen europäischen Traditionen der Staaten und
Kulturen; damit erhalten diese aus der gesamteuropäischen Einheitsperspektive überhaupt ihre Bedeutung als vielfältige Traditionen.
2.3. Einheit und Vielfalt in den Instrumenten zur
Entscheidungsfindung
Den folgenden Ausführungen muss vorangestellt werden, dass es sich um völlig
verschiedene Instrumente der Entscheidungsfindung handelt. Ohne Anspruch auf
Vollständigkeit werden in aller Kürze auf den Ausschuss der Regionen als Teil des institutionellen Gefüges, auf die Subsidiarität als Prinzip zur Ausübung der Kompetenzen,
55 EuGH, Rechtssache Stauder, C-29/69, Urteil vom 12. November 1969.
56 Toggenburg, Menschenrechts- und Minderheitenschutz (53), 296.
139
Günther Rautz
auf die Romastrategie als EU Politik und auf die Offene Koordinierungsmethode als
eine Handlungsform eingegangen werden. Neben den bekannten auf den jeweiligen
Kompetenzen beruhenden Entscheidungsfindungsprozessen zwischen EU Parlament,
Kommission und Rat kann die EU mit der Offenen Koordinierungsmethode politische
Maßnahmen in Bereichen ergreifen, in denen sie eigentlich keine Kompetenzen hat;
somit verletzt sie scheinbar die Souveränität ihrer Mitgliedsstaaten.57 In Politikfeldern
wie Jugend, Bildung und Beschäftigung oder Soziales tauschen sich die Mitgliedsstaaten aus und koordinieren die Maßnahmen, die in ihre alleinige Zuständigkeit fallen.
Ohne jegliche Kompetenz in diesen Bereichen überwacht die EU die Umsetzung der
gemeinsam vereinbarten Ziele, berichtet über deren Erfüllung und erarbeitet Empfehlungen, die natürlich wiederum auf die gemeinsamen europäischen Rahmenbedingungen abstellen. Artikel 153 Absatz 2 lit.a AEUV (Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union) normiert daher:
Zu diesem Zweck können das Europäische Parlament und der Rat unter Ausschluss
jeglicher Harmonisierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedsstaaten Maßnahmen annehmen, die dazu bestimmt sind, die Zusammenarbeit
zwischen den Mitgliedsstaaten durch Initiativen zu fördern, die die Verbesserung
des Wissensstands, die Entwicklung des Austauschs von Informationen und bewährten Verfahren, die Förderung innovativer Ansätze und die Bewertung von Erfahrungen zum Ziel haben.
Aber es wird weiter betont,
die aufgrund dieses Artikels erlassenen Bestimmungen berühren nicht die anerkannte Befugnis der Mitgliedsstaaten, die Grundprinzipien ihres Systems der sozialen Sicherheit festzulegen, und dürfen das finanzielle Gleichgewicht dieser Systeme nicht erheblich beeinträchtigen“ (Art. 153 Absatz 4 AEUV).
Durch diesen sogenannten ‚soft law’ Mechanismus wird also faktisches Recht geschaffen, das wiederum aus der dynamischen Verknüpfung der lokalen und nationalen
Ebene mit der europäischen Ebene entsteht.
Eine ähnliche Mitursprünglichkeit der Ebenen lässt sich sehr gut auch an der
EU-Rahmenstrategie zur Integration der Roma zeigen, die als Minderheit an und für
sich schon für Vielfalt stehen. Als eine in den meisten EU-Mitgliedsstaaten anerkannte
nationale Minderheit kommt die Zuständigkeit für den Schutz und die Integration der
57 Art. 5 AEUV (Wirtschafts-, Beschäftigungs-, Sozialpolitik), Art. 6 AEUV (Gesundheit, Industrie, Kultur,
Tourismus, Bildung, Jugend, Sport, Katastrophenschutz, Verwaltungszusammenarbeit).
140
Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa
Roma ausschließlich den Staaten zu. Anders als die meisten anderen nationalen Minderheiten, die in einem oder einigen wenigen Staaten leben, sind die Roma ein europäisches Phänomen.58 Auf der Ebene des EU-Rechts sind für die Integration von Roma nur
ein allgemeines Diskriminierungsverbot (Artikel 13 EG Vertrag) und die Rassendiskriminierungsrichtlinie aus dem Jahr 2000 anwendbar. Zwar sind die Mitgliedsstaaten
verpflichtet, Richtlinien innerstaatlich umzusetzen, aber gerade im Fall der sozialen
Ausgrenzung der Roma in den Bereichen Bildung und Beschäftigung, Soziale Dienste
und Wohnen verläuft diese nur sehr schleppend. Neben diesen rechtlichen Kompetenzen, die vor allem bei den Staaten und nur zum sehr geringen Teil bei der EU liegen,
stellt die EU durch den Europäischen Struktur- und Sozialfond Gelder für Roma Initiativen zur Verfügung. Im Rahmen der Offenen Koordinierungsmethode und der Wachstumsstrategie ‚Europa 2020’ steuert die EU die nationalen Maßnahmen in diesem Bereich, sammelt Berichte aus den Mitgliedsstaaten, um daraus neuerlich Rückschlüsse
für weitere Roma Programme ziehen zu können.
Auch im Bereich der Integration von Zuwanderern teilen sich die EU und die Mitgliedsstaaten die Kompetenzen fast zu gleichen Teilen.59 Manche Zuständigkeiten wie
die Antidiskriminierungsgesetzgebung liegen fast ausschließlich bei der EU und die
Mitgliedsstaaten sind nur ausführend tätig, im Bereich Arbeit und Soziales ist es genau
umgekehrt. Diese entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip vollzogene Kompetenzverteilung zwischen EU und Mitgliedsstaaten in einem der sensibelsten Politikbereiche
unserer Tage braucht das Instrument der offenen Koordinierung, um gemeinsam abgestimmte Maßnahmen setzen zu können. Mit dem Ziel einer gemeinsamen europäischen Integrationspolitik in einem immer stärker von Vielfalt geprägten Europa einigte sich der Rat der Europäischen Union bereits im Jahr 2004 auf 11 gemeinsame
Grundprinzipien für die Integration von Drittstaatsangehörigen.60 Diese Prinzipien
zielen weder auf Assimilierung noch auf Segregation ab, sondern auf wechselseitige
Akkulturation. Zum einen haben Einwanderer die Grundwerte der EU und ihrer Mit-
58 Vgl. Gabriel N. Toggenburg und Günther Rautz, ABC des Minderheitenschutzes in Europa (UTB-Böhlau,
2010), 220 ff.
59 Vgl. Gabriel N. Toggenburg, Who is managing ethnic and cultural diversity within the European Condominium? The moments of entry, integration and preservation, Journal for Common Market Studies
04 (2005), 717-737.
60 Rat für Justiz und Inneres, 4.-5. November 2004 (Ratsdokument 14615/04) sowie darauf folgend KOM
(2005), 389 endg. vom 1. September 2005, Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament,
den Rat, den Ausschuss der Regionen und den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss: „Eine
gemeinsame Integrationsagenda – Ein Rahmen für die Integration von Drittstaatsangehörigen in die
Europäische Union“.
141
Günther Rautz
gliedsstaaten zu achten und in ihr Lebensmodell zu integrieren. Zum anderen sind die
EU, die nationalen Mitgliedsstaaten und deren Bürger als Aufnahmegesellschaft gefordert, im eigenen Wertesystem einen gebührenden Platz für Zuwanderer und ihre Kulturen zu schaffen. Im Rahmen dieses gesamtgesellschaftlichen Dialogs wird Integration zu einem wechselseitigen Prozess, der wohl auch als gemeinsamer
Ausgangspunkt für eine europäische Integrationspolitik sowohl als anschaulicher Politikbereich wie auch als ein weiteres Instrument der dynamischen Verknüpfung von
Einheit und Vielfalt auf europäischer Ebene an dieser Stelle zu nennen ist.
Das in das EU-System durch den Vertrag von Maastricht eingeführte Subsidiaritätsprinzip, welches das Verhältnis der Kompetenzverteilung zwischen den Mitgliedsstaaten und der EU regelt, verfolgt das klare Ziel, trotz Harmonisierung die Vielfalt zu
wahren. Gemäß Artikel 5 Absatz 3 des Vertrags über die Europäische Union (VEU)
wird die Union in den Bereichen, die nicht in ihre ausschließliche Zuständigkeit
fallen, nur tätig, sofern und soweit die Ziele der in Betracht gezogenen Maßnahmen
von den Mitgliedsstaaten weder auf zentraler noch auf regionaler oder lokaler Ebene ausreichend verwirklicht werden können, sondern wegen ihres Umfangs oder
ihrer Wirkungen auf Unionsebene besser erreicht werden können.
Für die Zuständigkeiten der Union selbst gilt der Grundsatz der begrenzten Einzelermächtigungen (Art. 5 Abs. 2 VEU), weshalb EU-Organe wie Kommission, Rat oder
Parlament im Rahmen ihrer gesetzgebenden Kompetenzen die ausgearbeiteten Gesetzgebungsakte an die nationalen Parlamente der Mitgliedsstaaten weiterleiten müssen.
Diese können wiederum eine Unvereinbarkeit mit dem Subsidiaritätsprinzip reklamieren.61 Außerdem müssen
die finanzielle Belastung und der Verwaltungsaufwand der Union, der nationalen
Regierungen, der regionalen und lokalen Behörden, der Wirtschaftsteilnehmer
und der Bürgerinnen und Bürger so gering wie möglich gehalten werden und in ei-
61 „Jedes nationale Parlament hat zwei Stimmen, die entsprechend dem einzelstaatlichen parlamentarischen System verteilt werden. In einem Zweikammersystem hat jede der beiden Kammern eine Stimme“ (Artikel 7 Absatz 1 Protokoll über die Anwendung der Grundsätze der Subsidiarität und der Verhältnismäßigkeit [Subsidiaritätsprotokoll]); Art. 7 Abs. 2 Subsidiaritätsprotokoll: „Erreicht die Anzahl
begründeter Stellungnahmen, wonach der Entwurf eines Gesetzgebungsakts nicht mit dem Subsidiaritätsprinzip im Einklang steht, mindestens ein Drittel der Gesamtzahl der nationalen Parlamenten
[…], so muss der Entwurf überprüft werden.“ Nach Abschluss der Überprüfung können die EU-Organe
beschließen, „an dem Entwurf festzuhalten, ihn zu ändern oder ihn zurückzuziehen. Dieser Beschluss
muss begründet werden.“
142
Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa
nem angemessenen Verhältnis zum angestrebten Ziel stehen (Art. 5 Subsidiaritätsprotokoll).
Schließlich wird unter anderem den nationalen Parlamenten und dem Ausschuss
der Regionen jährlich über die Anwendung der Subsidiaritäts- und Verhältnismäßigkeitsgrundsätze berichtet.
Neben der Einführung des Subsidiaritätsprinzips war der Vertrag von Maastricht
auch Grundlage für die Gründung des Ausschusses der Regionen, der allerdings kein
gleichwertiges institutionelles EU-Organ darstellt. Der Ausschuss der Regionen setzt
sich nämlich aus Vertretern der regionalen und lokalen Gebietskörperschaften zusammen, die entweder ein auf Wahlen beruhendes Mandat in den genannten Gebietskörperschaften innehaben oder gegenüber einer gewählten Versammlung politisch verantwortlich sind (Art. 300 Abs. 3 AEUV). Allerdings sind nur in ausgewählten
Politikbereichen Stellungnahmen des Ausschusses der Regionen zwingend vorgesehen.62 Ansonsten wird der Ausschuss der Regionen vom Europäischen Parlament, vom
Rat oder von der Kommission in allen anderen Fällen gehört, in denen eines dieser Organe dies für zweckmäßig erachtet, insbesondere in Fällen, welche die grenzüberschreitende Zusammenarbeit betreffen (Art. 307 AEUV). Im Gegensatz zu den Regionen
kann der Ausschuss der Regionen jedoch beim EuGH klagen, wenn Gesetzgebungsakte,
für deren Erlass die Anhörung des Ausschusses der Regionen vorgeschrieben ist, nicht
ordnungsgemäß erlassen wurden (Artikel 8 Subsidiaritätsprotokoll). Im Falle einer Verletzung des Subsidiaritätsprinzips haben nationale Parlamente oder deren Kammern
ebenfalls ein Klagerecht beim EuGH, das jedoch entsprechend der innerstaatlichen
Rechtsordnung von den einzelnen Mitgliedsstaaten ausgeübt wird (Art. 8 Subsidiaritätsprotokoll).
Nachdem gezeigt wurde, wie sich der europäische Willensbildungsprozess in den
verschiedenen Politikbereichen als dynamischer Verknüpfung vielfältiger lokaler Interessen mit den supranationalen EU-Politiken darstellt, soll nun kurz als letztes Beispiel
auf die primärrechtlichen Anknüpfungspunkte regionaler Identität eingegangen werden. Wie bereits oben erwähnt, achtet seit dem Vertrag von Maastricht die EU die nationalen Identitäten der Mitgliedsstaaten. Obwohl nicht ausdrücklich normiert, kann
davon ausgegangen werden, dass dieser Identitätsschutz nicht nur die Mitgliedsstaa-
62 Siehe u.a. Verkehrspolitik (Art. 91 Abs. 1 AEUV), Beschäftigungspolitik (Art. 148 Abs. 2 AEUV), Sozialpolitik (Art. 153 Abs. 2 AEUV), Gesundheitspolitik (Art. 168 Abs. 5 AEUV), Transeuropäische Netze (Art. 172
AEUV), Energiepolitik (Art. 194 Abs. 2 AEUV) usw.
143
Günther Rautz
ten sondern auch die regionale Ebene mit umfasst.63 So achtet die EU die Gleichheit der
Mitgliedsstaaten vor den Verträgen und ihre jeweilige nationale Identität, die in ihren
grundlegenden politischen und verfassungsmäßigen Strukturen einschließlich der regionalen und lokalen Selbstverwaltung zum Ausdruck kommt (Art. 4 Abs. 2 VEU). Die
bereits öfters genannte Grundrechtecharta verpflichtet in Artikel 22 die EU, die Vielfalt
der Kulturen, Religionen und Sprachen zu achten. Ob damit Vielfalt zwischen den
Staaten oder auch innerhalb der Mitgliedsstaaten gemeint ist, bleibt zwar offen, allerdings ist die Wahrung und Förderung der kulturellen Vielfalt in allen Politikbereichen
zu berücksichtigen (Art. 167 Abs. 4 AEUV), weshalb auf jeden Fall auch die lokale Ebene
mit einzubeziehen ist. Gerade in der Kulturpolitik ist die regionale Vielfalt zu wahren
(Art. 167 Abs. 1 AEUV), wie auch in anderen Politikbereichen auf die besonderen Umstände auf subnationaler Ebene Rücksicht genommen werden muss (Transport, Umwelt oder Soziales). Die allgemeine Stärkung der Vielfalt im Rahmen des Europäischen
Integrationsprozesses geht auch aus der Präambel der Europäischen Verfassung hervor, welche auf die Solidarität zwischen den Völkern unter Achtung ihrer Geschichte,
ihrer Kultur und ihrer Traditionen abzielt und entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip
eine immer enger werdende bürgernahe Union unter den Völkern Europas schaffen
soll. Die Wahrung des Reichtums ihrer sprachlichen und kulturellen Vielfalt sowie der
Schutz und die Entwicklung des kulturellen Erbes Europas ist sogar ausdrückliches
Ziel der EU (Art. 3 Abs. 3 VEU). Im Dreiecksverhältnis zwischen Mitbestimmung, Identität und Subsidiarität sieht Toggenburg die Rolle der Mitgliedsstaaten als ‚Schleusenwärter’ über Ausmaß und Gestaltung der Vielfalt, da nach wie vor in erster Linie innerstaatliche Regelungen die regionale Mitsprache im Entscheidungsfindungsprozess auf
europäischer Ebene vorgeben.64 Aber gerade die Ausführungen zum Subsidiaritätsprinzip sowie Schutz und Förderung der Identität zeigen, dass die europäische Integration
als dynamischer und evolutiver Prozess zu betrachten ist. In diesem Prozess haben vor
allem in den Bereichen der auf Solidarität ausgerichtete Kohäsionspolitik oder der
transregionalen Kooperation die verschiedenen regionalen Interessen eine besondere
Bedeutung. So hat das ‚Grünbuch zum territorialem Zusammenhalt – Territoriale Vielfalt als Stärke’ die Notwendigkeit der Überwindung von geografisch bedingten Schwie-
63 Vgl. Gabriel N. Toggenburg, „Unity in diversity“: Searching for the regional dimension in the context of
a somewhat foggy constitutional credo, in Toniatti-Palermo-Dani (Hrsg.), An ever complex Union, The
regional variable as a missing link in the EU constitution? (Nomos Verlag, 2004), 27-55.
64 Gabriel N. Toggenburg, Die regionale Dimension des EU-Verfassungsvertrages: Betrachtungen im Dreieck zwischen Mitbestimmung, Identität und Subsidiarität, in Laimer (Hrsg.), Euregio-Quo vadis? (Neuer Wissenschaftlicher Verlag, 2006), 37 und 43 ff.
144
Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa
rigkeiten sowie die optimale Nutzung territorialer Vorteile unterstrichen.65 Geht man
von der multidimensionalen Konzeption des territorialen Zusammenhalts aus, so erhofft sich die Kommission durch die Überwindung der Teilung aufgrund von Verwaltungsgrenzen, und somit auch nationaler Grenzen, einen Zugewinn an Nutzen zu erzielen.66 Fischer sieht in der territorialen Kohäsion sogar „die räumliche Dimension
hinsichtlich ihrer ganzheitlichen Stellung, wodurch ihr auch sozioökonomische, kulturelle und – besonders weit gefasst – auch nahezu philosophische Bedeutung zukommt.“67
Damit wurde das erste Ziel unseres Beitrags erreicht, nämlich zu beschreiben, wie
auf vielerlei Ebenen das EU-Integrationsprojekt bereits funktionierende Momente dynamischer Verknüpfung von Einheit und Vielheit kennt, in denen nämlich Einheit
und Vielheit in einer die beiden Momente gegenseitig bedingenden Spannung erfolgreich verknüpft werden, ohne die eine in die andere aufgehen zu lassen. Das zweite
Ziel, das wir hier verfolgen, ist die Suche nach einem Einheitskonzept, das in der Lage
ist, Teil und Ganzes so zu erfassen, dass die Teile als ausdifferenziert und doch als dynamisch einander zugeordnet begriffen werden. Auf dieser Weise können die bereits
bestehenden Erfolge als gemeinsame Wirklichkeit überhaupt erst erkannt und dann
weitergeführt werden.
65 KOM (2008), 606 endg. vom 6. Oktober 2008, Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament,
den Rat, den Ausschuss der Regionen und den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss.
66 Andreas Eisendle, Der Europäische Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ): ausgewählte
Rechtsfragen zur Verordnung (EG) 1082/2006, in EURAC Arbeitsheft (2011), 22.
67 Klemens H. Fischer, Der Vertrag von Lissabon. Text und Kommentar zum Europäischen Reformvertrag
(Nomos Verlag 2008), 309.
145
Annex I
GOTT
... ist unendlich und
weder drei noch eins noch
irgendetwas
Prinzip
Das Prinzip faltet alle
Teile aus und enthält
Vielheit – Ungleichheit
und Trennung,
Das Prinzip ist Ursache
und Struktur.
Un
eit
SPIRITUS CONEXIONIS
Die Wirklichkeit braucht
den Menschen als
erkennendes Subjekt;
diese Erkennbarkeit der
Welt durch das Subjekt
ist kooriginär.
gle
Vielh
ich
he
it
Trennung
e
nh
Ei
Glei
c
it
Einheit und Gleichheit
sind durch die Verbindung verknüpft.
hh
ei
t
Verkn
üpfung
Un
gle
alt
lf
Vie
ich
heit
Trennung
Prinzip der
Einheit und die
Wirkkraft des
Prinzips
GEIST DER VERKNÜPFUNG
Gleichheit als
Möglichkeit des Soseins
in allgemeiner Form.
Die Verbindung ist
das konkrete Sosein
und der Übergang von
der Möglichkeit zur
Wirklichkeit.
Prinzip der Einheit als
Möglichkeit des Seins.
SUBJEKTPERSPEKTIVE
…welche als eingegefaltete Teile kooriginär auf
Einheit – Gleichheit und
Verbindung beruhen.
OBJEKTPERSPEKTIVE
... als Schöpfer ist
dreieinig
... ist die
Wirklichkeit
selbst
... hat die absolute
Wirklichkeit
AL
LM
Ä
TT
CHTIGE GO
Rautz - Wildenstein Modell68
68 Rautz Günther, Modell – Wildenstein, ausgearbeitet im Frühjahr 2014 – auf der Grundlage von Kapitel 7
und 8 von „De pace fidei.“
146
Europe towards other world regions
Europe towards other world regions
José Palma Andrés
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•
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This article concerns the following issues:
What are the perspectives Europe is facing today, and Institutions and Member
states are not yet responding accordingly with respect to the desired population’s
living standards?
What are today Territories and Cities challenges and what are expected to be the
Cities of the future?
How can EU space be better organised to face the challenges?
Are the EU Macro Regions Strategies one way to approach Europeans and create the
conditions to identify common problems giving them a common solution without
being in contradiction with the overall EU policies and aims?
1. Perspectives EU is facing today and not yet
responding accordingly
3 major issues EU is confronted today:
a) 2008 CRISIS IS NOT YET FINNISHED: EFFECTS:
Growth is not yet at appropriate levels allowing way to full employments in Europe
(around 5% of unemployement). Many countries are facing enormous debts and considerable public budget deficits. Unemployement is still very high in almost all the countries, in particular between people with less than 25 years old. 21,8 million, of which
4,4 million are youth people under 25 years old. Even in Germany these figures are 2
million and 300.000. Many new jobs created are precarious jobs. Price of commodities
are very volatile creating problems in less developing countries potential markets for
the European ones. The crisis has had a profound impact on national and regional
budgets, limiting availability of funding across all areas of investment and thus leading to a significant investment gap across the EU. In 2012 cohesion policy accounted for
more than 70% of total public investment in Portugal and over 40% in Greece. Its share
was substantially higher than before the crisis in Spain or Cyprus. Without cohesion
policy investments, these countries would thus have been hit even harder by the crisis.
147
José Palma Andrés
In line with the Treaty objective of reducing disparities between the levels of development, cohesion policy funding is concentrated on the poorest regions and Member
States. 80% of the total is allocated to less developed regions, transition regions and
Member States eligible for the Cohesion fund covering 43% of the EU population.
b) GLOBALIZATIONATION / DIGITAL ERA: CONSEQUENCES FOR THE ORGANISATION
OF OUR SOCIETY AND TERRITORIES:
With market globalisation and the digital era the economy and world relations are
moving in such a way and rapidity that new challenges are created to societies and
obliging them to react, not always necessarily in advance of the arising problems. Industry and Services is changing, and in particular e-commerce which is increasing.
Classic industry sectors are being replaced by other type of industry, less polluted, with
more robotics, changing the workforce needs. Population, World commerce and Tourism is increasing in a sustained way along the years demanding a new approach in
terms of welcome equipment. Climate changes are real with consequences to fragile
territories exposed to flooding (in particular the coastal areas). Demographic changes,
in particular in Europe, are obliging EU to re-think what to do to maintain sustainable
its important social system, in a period where already is difficult to create enough jobs
for the younger generations. Social economy could be a chance.
Changing nature of work with the Fourth Industrial Revolution: Work on line possibilities is changing work organisation in the companies and public services and
changing the classic patterns of urban transportation. It seems that in USA by 2025 or
earlier employees only represents 25% of the work force by increase of number of independent business. 65% of children entering primary school today will ultimately end
up working in completely new job types that don’t yet exist. In such a rapidly evolving
employment landscape, the ability to anticipate and prepare for future skills requirements, job content and the aggregate effect on employment is increasingly critical for
businesses, governments and individuals in order to fully seize the opportunities presented by these trends—and to mitigate undesirable outcomes (The World Economic
Forum’s Future of Jobs Report). All these major changes create new challenges in terms
of logistics, mobility and energy supply in the European territory.
c) EU URBAN AREAS: CONCENTRATION OF PEOPLE AND PROBLEMS:
Cities motor of the development and concentration of population, GDP and social
problems. Cities are seen as both the source of and solution to today’s economic, environmental and social challenges. Europe’s urban areas are home to over two-thirds
148
Europe towards other world regions
of the EU’s population, they account for about 80% of energy use and generate up to
85% of Europe’s GDP. These urban areas are the engines of the European economy
and act as catalysts for creativity and innovation throughout the Union. But they are
also places where persistent problems, such as unemployment, segregation and poverty, are at their most severe. A need of additional labour force in Europe next years
due to demographic changes and the situation of war in the middle east, an non equal
distribution of revenue in Africa (in particular the sub-Saharan part where are living
around 500 million people) is creating enormous pressure in Europe with refugees crisis. In 2015 only 1,3 million arrivals claimed for asylum.
Other than the 2015 refugees crisis that made more than 1,3 million arrivals1 via
the Eastern Mediterranean and Balkan routes, in general around 1 million people arrives every year, most of them not due to war dangerosity but mostly for
economic reasons. No filter exists yet even if there is a decision to do it in the
agreement with Turkey.The problems relays in the areas where these refuggees
are coming from: war areas like Libya and Syria, but many are coming in a regular flux from Middle East and above all Africa, north, west and Central areas.
Today are leaving in Europe migrants from Africa as much as more than 12 million, many of them in FR (5 Million), UK (3million), Germany (2 million), Italy (1
million), Spain (1 million), Belgium (0,5 million), Portugal (0,2 million), most of
them coming from Algeria, Morocco, Tunisia, Ghana, Cameroun, Nigeria, Senegal, Ivory Coast, Ca Vert, Angola, Guinea, Congo and Rwanda. Incapacity for the
North Africa countries to stop / absorb these migrants. How can Europe absorb
this uncontrolled flux which will create all sorts of social problems, when the
number of unemployed people is in January 2016 already of 21,8 million, of
which 4,4 million are youth people under 25 years old? Even in Germany these
figures are 2 million and 300.000.
The evolution of all these issues have a natural impact on society organisation and
in the space populations are living, so there is a need to anticipate.
1
Asylum claims identified by Frontex.
149
José Palma Andrés
2. Facing new challenges: Is European Civil Society
forcing governance changes?
We are living today in Europe a Democracy crisis (lack of confidence in the politics). But at the same time it seems Institutions are not entirely responding to
citizen’s expectations – a kind of governance crisis.
In Europe we have today an important variety of Governance levels, depending on
the tradition, culture or history of the peoples. And this is the richness of European diversity. The question we may raise is: part of these Governance levels are still responding to the society organisation challenges? Are they too many in particular in some
countries (like FR, where recently the number of regions was reduced from 22 to 13) or
not enough? In the typology of decision centres we have regimes like Republics, Constitutional monarchies. We have Federal Governments or centralised Governments.
We have Regions / Länder with more or less decentralised competences, we have provinces / départements, Municipalities/Cities of different sizes, Autonomous Cities, Metropolitan Areas, Inter-Municipalities to manage services to the populations, and sometimes even an inferior level (like for instance the Arrondissement in Paris or the
Freguesias in Portugal).
I’m not saying that we should have everywhere in Europe the same structure but a
reflexion on the complex administrative structure for the common citizen and future
challenges should take place in particular when we assist to a growing Urban – Rural
divide. We see new forms of Governance emerging in different parts of Europe, to face
new challenges in their territories which cannot be tackled alone by each one of the
existing formal classic authorities - organisations like Inter-Municipalities associations and companies, Cross Border organisations like GECT, Macro Regions, Regional
Associations or Public Private Partnerships). The main concern should be in my point
of view how to better serve the common citizen and economic actors, in the simplest
and less bureaucratic way, and at the same time better facing by anticipation the future challenges foreseen for the territories and people’s living conditions.
150
Europe towards other world regions
3. EU cities challenges
The fact that 2/3 of the population is living in urban areas with a tendency to a
reinforcement only Cities can help today tackle our most pressing societal challenges – economic, social and environmental.
Cities are seen today as a source of HOPE. Are we conscious of this phenomenon
and are we doing the necessary steps to deserve this citizens ’HOPE’?
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Today’s Cities in Europe are of different characteristics, size and specificities:
Cities in the coastal areas
Cities in the hinterland (in plain or in mountain areas)
Border Areas Cities
Cities located on Islands
Cities located in the outermost regions (FR overseas territoires, Azores, Madeira and
Canary islands)
Cities located in sparsely populated areas (example North of SE and FIN)
Even if they are confronted with same challenges in relation to their populations
they have their own specificities due to their location and size (from small towns of a
few thousands to several millions, and from densely to thinly populated areas). They
are at the front line tackling problems linked to unemployment, homelessness, migration, climate changes, security, etc. Cities are the ones that have to ensure that our
clean air directives are met, that social services function, that public transport is running, that companies invest, Research and Higher Education is possible and so on.
They are confronted as well with the Urban – Rural divide.
4. EU cities of the future
As the motor for the development, cities have a big responsibility and will be
obliged to be better organised to respond to the Challenges ahead.
Looking as well to their territorial environment (regional, national, plurinational,
European and world wide levels) they have to face the new challenges if they want to
keep or improve their competitivity, and create conditions to:
151
José Palma Andrés
• Improve living standards of the populations
• Reduce social exclusion
• Create sustainable jobs and growth
For that most probably they have to:
• Better organise the urban space (urban planning and organisation of the territory;
intermodality and public services access) / a new territory.
• Create a competitive city (innovation, RTD, Tourism, Culture) / growth and jobs.
• Create an Ecological City – sustainability challenge (climate change, water supply,
air).
• Create a new society – demography, migration and inclusion; urban renewal (social);
• better secure / More integration and participation from civil society.
• Be an Efficient City – Better governance (with more civil society participation) and
• better and transparent financing / new concept of administration.
5. How EU space can be better organised to face the
challenges?
And what has been the response of Europe so far?
The European Territorial Agenda was approved by the European Council in 2011 under Hungarian presidency in a particular moment of the world economic and financial
crisis. It was designated as “Territorial Cohesion and a Common Objective.”
It identifies the challenges and opportunities of the Territorial Development, such as:
• Increase of globalisation exposition, implying structural modifications after the
crises.
• Challenges of the European integration and growing inter-dependence of Regions.
• The territorial, demographic and social differences, with the appearance of segregation and groups of vulnerable populations.
• Climate modifications and environmental risks, with different degrees of impact
according to the territories geography.
• Energy challenges with impact on the regional competitiveness.
• The loss of vulnerable biodiversity, natural landscapes and cultural heritage.
152
Europe towards other world regions
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It identifies priorities for the Territories Development, such as:
To avoid big regional disparities in the EU Territory is important avoid polarisation
in the capitals, metropolitan areas and medium size cities at a national scale; Small
and medium size cities can have a crucial role at regional level.
Encourage integrated development in the cities, rural areas and specific regions
(like coastal areas, islands, etc). Support all efforts allowing cities to become motors
of intelligent, sustainable and inclusive development and attractive places to live,
work, visit and invest. And supporting the cooperation between them, beyond the
administrative borders.
Encourage the territories integration to increase the global competitivity of the
economy, in particular via the transnational and cross border integration.
Encourage strong local economies in the Regions based in strategies of intelligent
specialization and innovation.
Improve the citizens, communities and entreprises connectivity. With particular
attention given to the information and mobility as well as to renewal energies and
energy efficiency. It identifies finally the Governance as a decisive pillar.
Cross border difficulties and bottlenecks:
One third of the EU population lives in border areas, but the needs and challenges of these vary greatly. They range from basic infrastructure needs to needs for
"soft measures" contributing to an increased permeability of the border in
everyday life, for example for those that live on one side of the border but work
on the other. This reflection could also involve looking at the way we allocate
funding to Interreg programmes. Border regions are also the places where bottlenecks in the functioning of the internal market and differences in legislative
frames become most visible. Borders that have already benefited from 4 Interreg
programming periods provide clear evidence that EU spending only remains insufficient to ensure fuller territorial integration and that a political qualitative
shift is needed to ensure better territorial planning and targeted harmonisation
of social security and taxation for instance. We should therefore have a closer
look at the impact of all policy initiatives on border regions.
Is in this context that have a sense the European Urban Agenda and experiences
like the Macro Regions Strategies.
153
José Palma Andrés
6. EU urban agenda
The EU Urban Agenda is part of this effort and is at the moment in its final
phase preparation, and should be approved on the Informal European Council of
30th May in Amsterdam. After decades of discussion, studies, problems and
solutions inventory it seems that Member States are close to a consensus, since
as we know not always MS had the same concept of territory development in
the past. The Aim is to recognise and create the conditions for the Urban Areas
to have a significant role to reach the EU objectives of Europe 2020, that is to say,
to create sustainable jobs and growth, and that cities can play a central place in
the Agenda.
The Agenda will concentrate in 3 European policy instruments:
• - Better Laws, by the involvement of cities in everything that have an impact on
their actions;
• - Improve the financing of the urban area’s needs;
• - Better knowledge of the cities problematic and promote networking and exchange
of information.
In practice stablishes:
• The continuation of the financing of pilot projects in partnerships on 12 thematic to
start with (jobs and qualifications in local jobs; digital transition; responsible and
innovative public procurements; urban mobility; migrants and refuggees inclusion; urban poverty; housing; sustainable soil use; circular economy; climate
changes; energy transition, air quality).
• Keep the transnational programmes like Innovative Urban Actions, URBACT and
ESP-ON.
• Organise the biannual Cities Forum to debate Urban Agenda for a large audience.
• The inclusion of the European Parliament in the Agenda’s Steering Committee.
NB: An Interesting experience is in due course in the Eixo Atlantico (North Portugal and Galicia) where there is in preparation a Strategy for a Cross Border Urban Agenda, a unique experience for a territorial space with a population of 6 million inhabitants.
154
Europe towards other world regions
7. Macro Regions Strategies
The idea of the EU Macro Region Strategies is one of these responses in a larger
territorial way involving Member States, Non-Member States, Regions, local authorities and private sector and civil society. Is it one of the solutions to improve
a more human vision of Europe, closer to the citizens? We will see. In fact it is
difficult to understand for a European living in the North Finland or Sweden the
problems of the Greeks or the Italians from the South. They are different realities and challenges. All tentatives to make Europe more understandable and
necessary for the citizens the better.
Macro-regional strategies are dressed for countries and Regions which want to
share common challenges and want to build on common assets. Cooperation and coordination processes can indeed help them deliver more effective results than if they
were acting in isolation. The existing macro-regional strategies have shown added value2 in terms of projects, networks, policy development and multilevel governance. At
the same time, experience shows that the success of macro-regional strategies depends
very much on governance issues3 and the Commission published in May 2014 a report
on this particular issue. Strong political commitment and a clear distribution of tasks
are key factors for the success of the approach.
On 20 May 2014, the Commission adopted a report on the governance of macro-regional strategies which stresses the need for stronger political leadership
and decision making from countries and regions concerned and greater clarity
in the organisation of work. 1. Political leadership and ownership (who gives
strategic direction? who takes major decisions?). 2. Coordination (who is responsible for overall administrative coordination at participating country (region)
level?). 3. Implementation (who should lead day-to-day implementation?).
2
COM report (2013)468 final 27/06/2013.
3
COM report (2014) 284 final 20/05/2014 highlights the need for stronger political leadership and decision
making, as well as greater clarity in the organisation work, and makes recommendations to improve
the situation.
155
José Palma Andrés
Currently, the Commission is the main driving force of macro-regional strategies;
those strategies are somehow over-dependent on the Commission. There is a need for a
better balance between the leadership provided by the countries and regions involved
and the role of the Commission. Countries and regions are invited to take a more active
role in strategic leadership. A list of preconditions for a well-performing governance
system of macro regional strategies is include in the report [political leadership and clearer responsibility, decision-making formation, recognising the Strategies as horizontal interests
and responsibilities at every level of government; continued involvement by the Commission, in
partnership with countries and regions, ensuring a coordinated approach at EU level; a sustainable framework to provide systematic linkage between this political level and coordination and implementation, etc].
Cooperation between States, Regions and Local Authorities, as well of cooperation
between different actors like Universities and research organisations, has been the
main new driver of society to respond to challenges. But in reality what is an EU Macro
Region Strategy? The first one being approved in 2009, 7 years ago and started from an initiative
from Deputies of the EU Parliament.
MACRO REGION STRATEGY (Notion and principles):
The Strategy is based on the idea that common challenges are best tackled and
opportunities better exploited – whether environmental, economic or social issues – in cooperation. Regulation (1303/2013) of 17 December 2013 provides the
following definition of the approach: “an integrated framework endorsed by the
European Council, which may be supported by the ESI Funds among others, to
address common challenges faced by a defined geographical area relating to
Member States and third countries located in the same geographical area which
thereby benefit from strengthened cooperation contributing to achievement of
economic, social and territorial cohesion.”
All Macro Region Strategies are based on 3 main principles (known as 3 NO’s):NO
new Institutions to be created; NO new Regulations and NO new funding. They include: A Communication from the Commission (the Strategy itself), and an Action
Plan, which can be revised every 2 years. They are controlled by a competent Member
States’ Committee and by an Annual Forum (open to the civil society) that are meeting
every year. The Commission publishes annual reports on the implementation of the
Strategies for this purpose. They can have a financial support for technical maters only
156
Europe towards other world regions
given through the EU Cooperation programmes. They are European Strategies, endorsed by the EU Council after comments from other EU Institutions, they are prepared by the European Commission in cooperation with all concerned actors in the
concerned territories and based on the initiative of the Member States involved. The
reason lays down on the fact that these Strategies have to be coherent with the EU Policies.The growing interdependencies of European countries necessitate greater cooperation to address common problems, and this needs to be managed well. It is clear that
cooperation is an integral part of regional development.
Solutions to common problems can be found: environmental issues, risk prevention, connectivity, migration – and potential benefits – smarter research, business
link-ups, expanded markets and trade – can be made a reality. We must build on this
work to make sure partners address jointly – and, therefore, more effectively– the same
issues. Macro Regions Strategies effort is obvious a complementary exercise of the Urban Agenda and in phase with the priorities of the European Territorial Agenda. Financing is provided by aligning policy, EU programmes and financial instruments,
and working closely with various international financial institutions.
They can be followed up through the European Commission INFOREGIO website
http://ec.europa.eu/regional_policy/en/policy/cooperation/macro-regional-strategies/ or
On the different strategies specific websites:
BALTIC SEA - http://www.balticsea-region-strategy.eu
DANUBE REGION - http://www.danube-region.eu
ADRIATIC IONIAN REGION - http://www.adriatic-ionian.eu
ALPINE REGION - http://www.alpine-region.eu
157
José Palma Andrés
8. Baltic sea region strategy (approved in 2009)
8.1. The EUSBSR is the first comprehensive EU strategy to
target a ’macro-region’
The European North Area has a long tradition of cooperation since the Hansiatic
League of Cities and Teutonic States of Nord, related to the commercial routes from
Novgorod (Russia) to cities like Bruges, London, Köln, Hamburg, Lübeck, Riga, Falsterlo, Antwerp, covering several today’s Countries (SE, LV, RUS, DE, BE and UK).
The EU Baltic Sea region counts 85 million inhabitants (17 percent of EU population)
and eight countries (Sweden, Denmark, Estonia, Finland, Germany, Latvia, Lithuania
and Poland) which share common features and challenges. Hence there is a clear need
for joining forces and working in cooperation. Against this background, the Strategy
intends to increase the levels of environmental sustainability, prosperity, accessibility
and attractiveness and safety and security. In this respect, it provides an integrated
framework for improving the environmental condition of the sea, transport bottlenecks and energy interconnections as well as facilitating the development of competitive markets across borders and common networks for research and innovation. The
EU member states involved in the EUSBSR are Sweden, Denmark, Estonia, Finland,
Germany, Latvia, Lithuania and Poland. The Strategy is welcoming cooperation also
with EU neighbouring countries (Russia, Iceland, Norway and Belarus).
Achievements so far include:
Support for new projects, including cooperation between farmers to reduce eutrophic-tion and improved planning for transport infrastructure; Greater involvement of Russian partners in areas like environmental protection, water
quality and innovation; Improved cooperation between regions and other partners, including the private sector.
The main Pillars are:
• Save the sea
• Increase prosperity
• Connect the Region
158
Europe towards other world regions
8.2. Danube Region Strategy (approved in 2011)
The EU Strategy for the Danube Region builds on the Baltic approach. Danube
Region is mainly concerned by navigation on the Danube which has been made
easier through coordinated maintenance work. Flooding in the region is addressed with projects focusing on the most cost and ecologically effective measures for flood risk reduction. At this stage, it is envisaged that the Strategy will
be concentrated on the following four pillars and 11 priority areas:
a) Connecting the Danube Region 1) to improve mobility and intermodality, 2) to encourage more sustainable energy, 3) to promote culture and tourism and people-to-people contacts.
b) Protecting the environment in the Danube Region 4) to restore and maintain water
quality, 5) to manage environmental risks, 6) to preserve biodiversity, landscapes and
the quality of air and soils.
c) Building prosperity in the Danube Region 7) to develop the knowledge society
through research, education and information technologies, 8) To support the competitiveness of enterprises, 9) To invest in people and skills.
d) Strengthening the Danube Region 10) To step up institutional capacity and cooperation, 11) To work together to tackle security and organised crime.
8.3. Adriatic and Ionian Region (approved in 2014)
The Region is a functional area primarily defined by the Adriatic and Ionian
Seas basin. Covering also an important terrestrial surface area, it treats the marine, coastal and terrestrial areas as interconnected systems. With intensified
movements of goods, services and peoples owing to Croatia’s accession to the EU
and with the prospect of EU accession for other countries in the Region, port
hinterlands play a prominent role. Attention to land-sea linkages also highlights impacts of unsustainable land-based activities on coastal areas and marine ecosystems.
The participating countries are 4 Member’s states (Croatia, Greece, Italy and Slovenia) and 4 non-member state (Albania, Bosnia and Herzegovina, Montenegro and Ser-
159
José Palma Andrés
bia). It contains 4 main Pillars: a) Blue Growth, b) Connecting the Region, c) Environmental Quality and d) Sustainable Tourism.
8.4. Alpine Region (approved in 2015)
The Alpine region is one of the largest economic and productive regions in Europe where about 70 million people live and work, as well as it is an attractive
tourist destination for millions of guests every year.
However, it faces several major challenges:
• Economic globalisation requiring the territory to distinguish itself as competitive
and innovative.
• Demographic trends characterised by ageing and new migration models.
• Climate change and its foreseeable effects on the environment, biodiversity and living conditions of the inhabitants.
• Energy challenge at the European and worldwide scales.
• Its specific geographical position in Europe as a transit region but also as an area
with unique geographical and natural features. Better cooperation between the regions and States is needed to tackle those challenges. The main added value of the
Strategy for the Alpine Region will consist in a new relationship between metropolitan, peri-mountain, and mountain areas. According to the political resolution
adopted by the representatives of the 7 Alpine States and 15 Alpine Regions in Grenoble in October 2013, the new strategy will focus on the following 3 thematic priorities (Pillars):
Pillar 1. Fostering sustainable growth and promoting innovation in the Alps: From
theory to practice, from research centres to enterprises. The main priorities of this Pillar would be the following: (1) Developing innovation and research capacity and transfer into practice; (2) Improving and developing support for enterprises; (3) Promoting
high levels of employment, with the aim of ensuring full employment in the Region.
Pillar 2. Connectivity for all: In search of a balanced territorial development
through environmentally friendly mobility patterns, transports systems and communication services and infrastructures. The main priorities of this Pillar will be the following: 1) Better overall transport systems in terms of sustainability and quality; 2)
Improve sustainable accessibility for all Alpine areas; 3) A better connected society in
the region.
160
Europe towards other world regions
Pillar 3. Ensuring sustainability in the Alps: Preserving the Alpine heritage and
promoting a sustainable use of natural and cultural resources. The main priorities of
this Pillar would be the following: (1) Reinforcing Alpine natural and cultural resources
as assets of a high quality living area; (2) Building further on the position of the Alpine
Region as world-class in terms of energy efficiency and sustainable production of renewable energy; (3) Alpine risk management including risk dialogue, to tackle potential threats, such as those of climate change.
9. What are the next EU Macro Regions Strategies?
Source: 4
The areas not yet covered by a Macro Region Strategy are in the Atlantic and the
Mediterranean Sea as a whole. It is most probable that the in the Atlantic, some day,
there is a need to cover the North Sea (where there is already a cooperation between
4
iStock.com/Gabriel Bostan.
161
states and regions) and in the South Atlantic, where already exists an EU Maritime
Strategy.
Having in mind the human problems existing today with the refugee’s crisis, and
the interest for both Europe and Africa to cooperate more intensively there is a case to
think about a Mediterranean Strategy as a whole, probably in different phases (West,
Centre and East) considering the present conflit situation. A start already exists with
the Union for the Mediterranean with headquarters in Barcelona. And finally a potential Strategy could be one day become a reality in the Black Sea.
162
AUSBLICK
PROSPETTIVA
OUTLOOK
A Critical Bifurcation in the Humanity System we call Europe
A Critical Bifurcation in the Humanity System we call
Europe
Ervin Laszlo
This is a very important conference: it concerns the future of Europe. We would all
like to know what the future of Europe will be, what the future of humanity will be
where Europe remains a key actor. But we need to remember: the future is not to be
predicted, it is to be created. If the future were predictable it would be a very sad situation, because it would mean that we already know what it is and we can’t do much
about it. That’s the way it will be. But there’s no sadder thing than a predictable future.
Not when it comes to such a complex system as a human society, especially a group of
human societies, like Europe. The future has to be created, and one thing we know
about this creation is that it must innovate, it must be something different than it was.
It must be a major innovation, a major change. Why? Because the current situation is
not sustainable. Non-sustainability means that if it would continue unchanged, it
would break down. This is something that we do not want; in fact, this would be a catastrophe.
The alternatives to a collapsing future would be either a future of break-down or a
future of break-through. These are diametrically opposed alternatives. And then you
get the situation you have to face: Is there a break down or break through? We are in a situation known in science as a bifurcation. Now, what is a bifurcation? A bifurcation
means a change, a radical change in the trajectory of the evolution of a system. A system will evolve along certain lines, you can measure it in terms of energy or size, or
complexity or some other parameter. A system can evolve with minor fluctuations,
along some of its established parameters. But then a time could come when this evolution no longer continues, when it encounters a sudden change. This sudden change is a
bifurcation. Let me say a few words about what bifurcation means in thermodynamics
and in science in general, because it applies to human societies as well, not because we
are simply a thermodynamic system but because we are a complex system. Certain
laws of complexity apply to all such systems. Let’s take a human organism, for example. It is not stable: no living system is stable. We are all semi-stable, subjects to fluctuations. If you measure the temperature of an organism, the sugar concentration, the
rate of heartbeat, you will always find fluctuations, there are changes around a given
165
Ervin Laszlo
norm. In a living organism these are called “homeostatic norms”. The fluctuations
come back to a condition which represents basically the health of the system. If the
system is viable, these fluctuations fluctuate around these norms. 36.8 degrees on the
Celsius scale is the norm for the temperature of the blood for the human organism.
There are may such norms, they have been described in great detail.
Now what happens when a system is sick, when it is diseased, when it is stressed
out? We could encounter a fluctuation from which it is no longer possible to come back
to the norm. In fact, sometimes a fluctuation is so strong that one element of this fluctuation feeds into another, known as positive feedback. Then it becomes greater and
greater, until such a point that the system cannot exist as a living system. That is a
critical fluctuation. Since every living system is mortal in the organic sense, sooner or
later every system encounters such a bifurcation. But a system made up of living systems is not necessary mortal. This is because it doesn’t have a single DNA, a single code
of its functioning.
What is a code? For a living system, the codes are homeostatic norms of functioning, and for a human society the codes are systems of values, beliefs, allowing the system to act according to certain notions of what is good, or permissible for the system.
We have laws, regulations, beliefs, presuppositions, and all of these make up what we
call the culture of the system.
Now the culture of the today’s human system makes that system unsustainable.
We are about to reach a bifurcation. If it is to continue to exist, it must change its culture. A human being cannot live forever, but a system such as that made up of countries and communities, can continue into the indefinite future —if it manages to adopt
a suitable culture. The question is, what kind of culture? Here we come to a fundamental aspect of the situation in today’s Europe. We need to recover our norms; we need to
recover our culture, our sustainability.
We need to remember that every living system, every organism, every ecology operates on the basis of information. This information is functional, if it creates acoherence in the system. Coherence means that every element of the system works together
to maintain the system along the norms defined by its culture.
Let us be a bit more concrete. Today we have a culture, the culture of modernity,
which has been developed first of all in Europe and then it spread to America and to the
rest of the world. This culture is no longer aligned with the norms of life on Earth. Why
is that? Because it has separated itself from the rest of the living world. It has considered only itself – only “its own good.” It is operating on the basis of a short-term assessment of what is good for it, without much regard for what is good for the whole system.
166
A Critical Bifurcation in the Humanity System we call Europe
Take for example economics: For economics the whole system, which should be nature,
is considered actually a subsystem. For economists, the whole system is the system of
buying and selling, of exchange, in terms of monetary value, and nature or the environment is a subsystem. It is seen as just one element of the whole system. But this is
turning things upside down. The real system, the whole system, is nature of which humanity is a part. We are a subsystem, and every individual is a subsystem of the humanity system. But just as every cell in our body is a subsystem of our total organism,
this does not mean that every cell is subsidiary. It means that it is embedded in the
larger system. Together all cells maintain the organism, and all humans are needed to
maintain the humanity-system. The way we maintain the system today in Europe,
and in the modern world altogether creates more and more stress. We have deviated
from the norms of the overall humanity-system.
Every system on Earth must maintain itself coherently with every other system.
The idea of such coherence is to be connected with every other element of the system.
When that connection is fully achieved, the system is supercoherent. The humanity-system has lost its supercoherence. We are coherent only in the short term, and only
with certain other elements of the rest of the system. We are breaking apart the wholeness of the system. There is the economy, there is business, there is education, there is
science. There are all kinds of subsystems here, but they are not working together. Now
when a system has subsystems that only work for themselves, then they endanger the
whole system and ultimately they kill the whole system. When this happens in the organism, when a subsystem only reproduces itself, it kills the whole system: we call it
cancer.
We are breaking apart the wholeness of the humanity-system, our culture is
flawed. This has not always been the case. Actually up to the dawn of the modern age,
societies were more coherent among themselves and with their environment. Sometimes they were fighting with each other, but they were not parasites or cancers in the
whole system. Today we are endangering the entire system of life on Earth, and this
has to change. Europe could change it by recovering its wholeness, its oneness with
the system of which it is a part. Fortunately, we can do this, because the codes of our
body and brain are also the codes of the functioning of the whole humanity-system: we
call this our healthy instinct.
Every healthy system has the codes of the whole system as its essential element.
We can move beyond the mistaken perception that our good is only our own good, never mind what whether it is good for the whole system. This is a wrong way of thinking.
The invisible hand (which Adam Smith didn’t mean in this automatic way) is a wrong
167
perception. The contraty is the right perception: what is good for the whole system is
good for every part of the system.
We have to recover the norms coded into our very being. We have to get back to
who we really are. We are elements in an interdependent, interacting whole-system.
In this system every part needs to be in a functional relationship with every other
part. When we recognize this, we have an “Aha- experience”, we say, “Yes, I knew this.”
But we tend to forget it in the hustle-bustle of everyday concerns, the business of daily
existence in an increasingly stressed dysfunctional system. We need to get back to it.
This is the last I wish to make: Bifurcation in the body of Europle will come about,
and we must be prepared for it. We can meet this challenge. We can be, as Gandhi said,
the change that we want to see in the world.
Why bifurcation in Europe? Obviously every country, every nation, every individual on this planet faces a major bifurcation and needs to recode itself. But Europe has
been at the forefront of the change that moved the humanity-system out of equilibrium with the mistaken separateness-ideas of modernity. Separateness is a mistaken application of the laws of Newton to society. Contemporary physics is quantum physics, a
physics of non-locality, of entanglement, and not of separate bits of matter moving
about in ampty space and indifferently flowing time. We have to learn from science,
but we have to go back and rediscover by ourselves, and indeed in ourselves, what it is
to what we need to belong.
“Change your culture so you can change the world around you.” Europe has been
responsible for moving us into the culture of separateness, and Europe has now the
task, the chance and necessity of moving us back into the embrace of the larger whole
of which we are truly a part.
168
NACHWORT
EPILOGO
POSTFACE
Wo endet Europa? Bemerkungen über Zuständigkeit und Verantwortung
Wo endet Europa?
Bemerkungen über Zuständigkeit und Verantwortung
Armin Gatterer
Was meinen wir, wenn wir von Europa sprechen? Die Summe aus der Addition der
Flächen der Mitgliedsstaaten der EU? Das geografische Europa, vom Atlantik bis zum
Ural, Kaukasus und Bosporus? Das kulturelle Europa (sofern das überhaupt fassbar ist)?
Die EU als politischen Akteur in einer globalisierten Welt?
All diese Dimensionen von Europa, außer die erstgenannte, nimmt die Europäische
Union in ihrer gegenwärtigen Phase, in der sie mit Binnenreflexion zwecks Bewältigung von Krisen beschäftigt ist, nur ungenügend wahr. Und vielleicht ist sogar solches
Nicht-Wahrnehmen einer der Gründe dafür, weshalb sie sich mit der Bewältigung ihrer inneren Krisen leidlich schwer tut.
Viel Energie ist vonnöten, um die Kohäsion zu sichern dessen, was territorial zusammengefügt ist. Wenig Energie bleibt dabei frei für den Blick über die Grenzen hinaus, wenig Energie für einen selbstreflexiven Blick von außen auf sich selbst. Dabei
könnten ein Blick über die Grenzen hinaus, ein Blick von außen auf sich selbst Quellen
für Gelassenheit und Zuversicht sein.
Sowohl im historischen Begründen von Europa als auch im Wahrnehmen von Verantwortung für das Bewältigen von Gegenwarts- und Zukunftsfragen dächten wir zu
kurz, wenn wir Europa an den Grenzen der EU, ja auch an den Grenzen des Kontinents
enden ließen. Schon richtig, dass es Außengrenzen gibt, dass sich die hoheitlichen Zuständigkeiten bis genau zu diesen Grenzen erstrecken. Aber diese Grenzen sind keine
Kanten, hinter denen die Welt oder der Ozean aufhören würden. Hinter den Grenzen
leben Nachbarn, und ein Zuständigkeitsbegriff, der diese ausblenden würde, indem er
sich allein für die Belange auf dem eigenen Territorium zurückzöge, würde der Verantwortung, die in einer globalisierten, sich globalisierenden Welt nötig ist, nicht gerecht.
Oder sagen wir es anders: Hoheitliche Zuständigkeit mag an den Grenzen enden, Verantwortung darf an den Grenzen nicht enden. Verantwortung muss den Blick darüber
hinaus richten.
Die Geschichte Europas beginnt lange vor den Römischen Verträgen. Sie ist dreitausend Jahre alt. Vieles, was die europäische Erzählung ausgemacht hat und weiterhin
ausmacht, gerät in den derzeitigen Krisen allzu leicht aus dem Blick. Die Neugierde,
171
Armin Gatterer
Antworten zu finden auf die großen Lebensfragen, die Technik des Dialogs, das Methoden-Entwickeln für richtiges Erkennen und Handeln, das Recht als Regelungsinstrument in Beziehungen und Kollektiven, das Mündig-Werden seit Humanismus und
Aufklärung, die demokratische Tradition seit der Französischen Revolution, die Trennung von Staat und Kirchen, das Versöhnen der Diskurse von Naturwissenschaft und
Religion, der Friedensprozess, der in der zweiten Hälfte des 20. Jhs. nachhaltig erfolgreich verlaufen ist, das Konsentieren von Menschenrechten – das sind einige Stationen
bzw. Leitlinien jener Erzählung. Unsere gegenwärtigen Krisendebatten nehmen sich
vor ihrem Hintergrund ziemlich kleinlich aus.
Und sie hat, diese kulturelle Erzählung, viele Wiegen: das antike Griechenland, den
Nahen Osten als Entstehungsort der monotheistischen Religionen, das Römische Imperium, die Bistümer und Klöster als erste Bildungsstätten im Mittelalter, das mittelalterliche Spanien, in dem Weltreligionen und Völker koexistierten und eine seltene
Blüte erzeugten, die Universitäten, die Fürstenhöfe quer über den Kontinent, die wechselnden Wirtschaftszentren und Wirtschaftsrouten. Viele dieser Wiegen liegen außerhalb der EU, außerhalb Europas: im Osten des Kontinents, in Israel, Palästina und den
arabischen Nachbarstaaten, entlang der nordafrikanischen Küste. Was wäre Europa
ohne Moskau, Jerusalem oder Kairo? Ein ärmeres. Mag sein, dass europäische Zuständigkeit nicht bis dorthin reicht und auch nicht soll. Aber Verantwortung, Mitverantwortung muss die Verhältnisse und die Menschen dort mitdenken.
Im Augenblick steht die Türkei im besonderen Fokus europäischer Außenpolitik
bzw. europäischer Außenpolitiken (denn es ist schwer, darüber im Singular zu sprechen). Der Umgang mit der Flüchtlingsfrage beherrscht die Beziehungen zu den Ländern rund ums Mittelmeer. Immer mehr Menschen aus der europäischen Nachbarschaft sind inzwischen unsere Mitbürger, bringen ihre Lebensgewohnheiten und
kulturellen Traditionen mit. Das weitgehende Scheitern der arabischen Revolutionen
und der Terror des IS sind europäische Themen geworden. Und auch dass Moskau sich
renationalisiert und neue Kohäsion anstrebt zwischen den Ländern der ehemaligen
Sowjetunion, ist für die EU und für Europa eine bedenkenswerte, nicht ungefährliche
Entwicklung. Wohin denken wir Moskau? Herein nach Europa, hinaus? Als Teil Europas? Als exterritorial? Und was wäre das Tertium, wenn beides nicht zielführt?
Wenn Verantwortung über die Grenzen der Zuständigkeit hinausdenkt, wenn sie
sich aus der Deckungsgleichheit mit dem eigenen Territorium löst, hat sie zwei Beweggründe. Erstens den Eigennutz: Man muss beim Wahrnehmen der Aufgaben fürs eigene Territorium mitbedenken, was außerhalb geschieht, weil es Abhängigkeiten und
Einflüsse von dort gibt. Und zweitens: Es gibt eine Verantwortung über die Grenzen des
172
Wo endet Europa? Bemerkungen über Zuständigkeit und Verantwortung
Zuständigkeitsterritoriums hinaus, weil uns das Schicksal der Menschen, auch wenn
sie jenseits davon leben, nicht gleichgültig sein kann.
Die Verantwortung reißt nicht scharfkantig ab, wo die Zuständigkeit endet, es verändert sich für jenseits nur ihre Qualität, es verändert sich die Verantwortungsdichte.
Die Frage ist, welche spezifisch europäischen Formen es geben kann - abgesehen von
den internationalen Plattformen wie der UNO und ihren Sonderorganisationen -, solche Verantwortung zu institutionalisieren oder ihr zumindest Gestalt zu geben. Aber
wahrscheinlich muss, bevor man sich auf die Suche nach Antworten auf diese Frage
begeben kann, voraus eine andere beantwortet werden: nämlich wie die EU überhaupt
zu einer gemeinsamen Außenpolitik kommt. Es gibt erst zarte Ansätze dafür.
Bis dahin knüpfen wirtschaftliche Interessen Vorreiterbeziehungen, binden europäische Förderprogramme Organisationen und Menschen von außerhalb der EU in gemeinsame Initiativen ein, findet reger kultureller Austausch statt, demnächst wird
vielleicht sogar, warum nicht, Städten am Rand der EU - zwischen Odessa und St. Petersburg oder im Nahen Osten oder entlang des Mittelmeersaums - das Prädikat „Europäische Kulturhauptstadt“ zuteil.
Europa, kulturell und politisch, nährt sich aus verbindenden Traditionen und aus
einer Vielzahl spezifischer Erzählungen, die ihren Eigenwert haben. Die Faszination
dieser Dialektik zu begreifen, kann mit sensibilisieren dafür, dass in den Köpfen der
Literaten und Künstler, der Meinungsmacher und politischen Entscheider und schließlich auch der Bürger die EU nicht im Korsett ihrer - im Augenblick sehr zufälligen Grenzen gefangen bleibt. Angst und Ängstlichkeit verschließen uns und machen uns
kleinmütig. Faszination und Verantwortung öffnen den Blick, weiten den Horizont
und erfüllen mit Zuversicht. Dann erscheinen möglicherweise auch Probleme, die uns
im Augenblick schier unlösbar vorkommen, als temporär und bewältigbar.
173
Giuseppe Zorzi
L'Euregio Tirol-Alto Adige/Südtirol-Trentino: appunti
critici per il futuro
Giuseppe Zorzi
Europa, kulturell und politisch, nährt sich aus verbindenden Traditionen und aus
einer Vielzahl spezifischer Erzählungen, die ihren Eigenwert haben. Die Faszination
dieser Dialektik zu begreifen, kann mit sensibilisieren dafür, dass in den Köpfen der
Literaten und Künstler, der Meinungsmacher und politischen Entscheider und
schließlich auch der Bürger die EU nicht im Korsett ihrer - im Augenblick sehr zufälligen - Grenzen gefangen bleibt. Angst und Ängstlichkeit verschließen uns und machen
uns kleinmütig. Faszination und Verantwortung öffnen den Blick, weiten den Horizont und erfüllen mit Zuversicht. Dann erscheinen möglicherweise auch Probleme, die
uns im Augenblick schier unlösbar vorkommen, als temporär und bewältigbar.
1. Euregio: tra realismo e visione
Parlare di Euregio Tirol-Alto Adige/Südtirol-Trentino non significa semplicemente
parlare dei rapporti politici tra Innsbruck, Bolzano e Trento. Che oggi, peraltro, sono
molto buoni. Parlare di Euregio significa anzitutto due cose: per un verso parlare di comunità, di cittadini in carne e ossa con lingua e tradizioni culturali diverse in una particolarissima terra di confine al di qua e al di là del Brennero; per un altro verso parlare
di Europa. Per essere più precisi, di una certa idea di Europa: a cominciare da quella dei
suoi Padri, da Robert Schuman a Konrad Adenauer, da Jean Monnet ad Alcide De Gasperi. Ma è anche l’Europa alla cui costruzione, dopo il disastro dei nazionalismi e della
seconda guerra mondiale, hanno contribuito politici lungimiranti come Karl Gruber. E
in sede più regionale uomini coraggiosi e lucidi come Silvius Magnago e Bruno Kessler.
È un’idea di Europa che si può riassumere in un motto: “uniti nella diversità per la pace e la
democrazia.”
Questo motto non è un regalo del cielo, né nasce per caso, ma è la faticosa conquista
di una storia millenaria. Il suo significato può certamente evolversi nel tempo, non
però auto-contraddirsi. Qui bisogna essere chiari: se l’Europa dopo secoli di spinta in
avanti cominciasse oggi a rinchiudersi su se stessa e a reintrodurre barriere interne,
174
L'Euregio Tirol-Alto Adige/Südtirol-Trentino: appunti critici per il futuro
andrebbe incontro non solo alla sua fine politica, ma anche – verrebbe quasi da dire –
alla sua fine “semantica”. Perché l’Europa o è unità nella diversità per la pace e la democrazia oppure diventa un puro spazio geografico dai confini incerti. Dove il passo dai
nazionalismi alla guerra è molto più breve di quanto si immagini.
I cosiddetti “realisti” della politica ci mettono spesso in guardia dal sognare un
mondo che non c’è. Ma bisognerebbe anche ammettere che questo mondo non potrà
mai cambiare in meglio se ci si limita a descriverlo così come è già ora. Soprattutto se
del presente si mette in evidenza solo ciò che divide e provoca paura tra la gente. Anche
sulla questione dei profughi – tra chi da una parte solleva solo paure e erige muri e chi
dall’altra sottovaluta la situazione presente per ingenuità o per ragioni ideologiche – si
dovrebbe avere il coraggio di percorrere una “terza via”. Questa via passa anche attraverso buone pratiche collaborative tra città e territori diversi. Anche in termini di cooperazione transfrontaliera tra collettività locali e regionali. Qui c’è lo spazio d’azione
della nostra Euroregione. E a me sembra che almeno su questo versante il bilancio complessivo possa essere considerato positivo: anzitutto in termini di GECT (Gruppo Europeo di Cooperazione Territoriale), sia dal punto di vista organizzativo che da quello propriamente politico.
Anche in occasione delle recenti divergenze tra governo italiano e governo austriaco in merito alla gestione del passo del Brennero in concomitanza con il dramma dei
profughi i tre Länder si sono mossi insieme ed hanno parlato con una sola voce sia a
Roma che a Vienna. Certo noi non possiamo assumerci competenze che non ci spettano, ma non è un caso che sin dall'inizio della crisi la nostra Euroregione abbia saputo
esprimere un coordinamento organizzativo e politico effettivo, anche in termini di task
force comune. Non è un caso anche perché qui la cooperazione territoriale ha già fatto
molti passi. Si potrebbe anzi dire, per citare il prof. Roberto Toniatti, che il GECT Euregio Tirol, Alto Adige/Südtirol, Trentino – il secondo GECT in Italia, il primo in Austria,
il ventunesimo dell’Unione Europea; nato nel 2011 sulla base del Regolamento Europeo
del luglio 2006 che disciplina tutti i GECT– è l’espressione storica-politica e giuridica
della “terza fase” della collaborazione interregionale e transfrontaliera in questa specifica area di confine europea.
Alla fase iniziale e pionieristica del dopoguerra – quella in cui già l’Accordino del 1949
ha costituito una prima felice sperimentazione in termini di “libero transito dei passeggeri e delle merci” così come di “scambio di prodotti” – è infatti seguita, già a partire
dalla Convenzione di Madrid del 1980 sulla cooperazione transfrontaliera, la fase della
razionalizzazione normativa. Nell’attuale terza fase “funzionale” (che certo andrà consolidata) il diritto internazionale promosso dal Consiglio d’Europa e ancor più l’entrata
175
Giuseppe Zorzi
in scena del diritto sovranazionale dell’Unione europea spingono per rafforzare ulteriormente la cooperazione transfrontaliera. In questo contesto il neo-nato Gruppo Europeo di Cooperazione Territoriale di questa Euroregione si pone senz’altro come strumento operativo per la gestione amministrativa di singoli progetti circoscritti e
dunque per il migliore esercizio delle rispettive funzioni dei nostri 3 Länder, anche in
considerazione del fatto che i singoli bacini di utenza sono piccoli: del resto insieme
non raggiungiamo i 2 milioni di abitanti.
Ma il GECT diventa de facto anche un prezioso strumento di dialogo per costruire in
futuro non solo una “Euregio funzionale” ma anche una “Euregio civile”, quale “Euregio
dei cittadini” e al tempo stesso “Euregio della conoscenza”. Al di là di qualsiasi sorta di
nostalgia per quella che a buon diritto da alcuni studiosi è stata definita “Euregio mistica”. Anche perché gli obiettivi dei GECT nati dal diritto comunitario sono molto concreti: rafforzare i legami a tutti i livelli tra le popolazioni coinvolte; agire per lo sviluppo
del territorio con un’attenzione a diversi ambiti di cooperazione; favorire una maggiore
concertazione nella partecipazione ai programmi tematici dell'UE; rappresentare gli
interessi del GECT presso le istituzioni comunitarie e nazionali.
2. Euregio: per un’identitá dinamica e a piú livelli
Certo nel suo insieme la nostra Euroregione rappresenta anche un “complesso territoriale” competitivo in ambito europeo e nel mercato globale. È altrettanto evidente che
questo confronto con la globalizzazione in atto non potrebbe essere affrontato senza un
grande, comune sforzo sul piano culturale, soprattutto là dove la stessa spinta alla globalizzazione solleva continuamente la questione dell’identità dei vari territori. E questo
vale anche per noi.
Ma di quale “identità” vogliamo parlare? L’integralismo religioso e i risorgenti nazionalismi di questi ultimi tempi, anche all’interno dell’Unione Europea, respingono
una visione laica della politica. Integralismi e nazionalismi di ogni tipo sono accomunati dalla pretesa di possedere la verità. Vorrebbero anche che un territorio potesse avere una sola e definitiva “identità”. Ma dal meglio della cultura e della storia dell’Occidente viene una lezione completamente diversa: l’identità di un territorio è sempre in
movimento e soprattutto non è proprietà di nessuno. Essa si alimenta della capacità di
ogni cittadino di mettersi nei panni dell’altro; certo chiede la condivisione di alcune regole fondamentali fissate anche sul piano giuridico-costituzionale; esige comunque
dalla politica e dalla cultura una prospettiva di crescita il più possibile condivisa. Qui si
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L'Euregio Tirol-Alto Adige/Südtirol-Trentino: appunti critici per il futuro
vuole “governare” gli eventuali conflitti, non soffocarli sul nascere in maniera autoritaria. Qui si fa riferimento ad un concetto di identità “plurale”, positiva e a più livelli.
Ancor più dopo i drammatici eventi di Parigi, Bruxelles e Nizza – con terroristi cresciuti, per così dire, in casa, non provenienti dall’esterno come spesso si è teorizzato in
maniera del tutto strumentale – dobbiamo riconoscere che non ci sono isole felici. Ma
dobbiamo anche prendere coscienza che il fanatismo può essere sconfitto non solo con
una azione più coordinata tra le varie polizie europee, ma anche con idee forti e una politica che vada oltre i sondaggi emotivi del presente.
In fondo, chi si interroga sull'identità di una Euroregione è come se si muovesse
all'interno di un arcipelago dalle molteplici isole. Anche in questo caso c’è chi sostiene
che l’isola nativa, in ragione della sua grandezza o importanza, ha il diritto di imporre
la propria identità a tutto l’arcipelago. Ma già gli antichi greci sapevano che per imparare a navigare non conta l’isola da cui si parte, né esiste un’unica rotta prestabilita per
tutti. Si richiedono piuttosto memoria, esperienza, curiosità, coraggio e ancora la consapevolezza che all’interno di un arcipelago non c’è isola che non rimandi ad un’altra.
Anche le isole più piccole concorrono a dare identità al tutto. Sono le infinite relazioni
tra le parti che rendono identificabile l’intero, non un singolo particolare preso staticamente in se stesso. Tutto va concepito in divenire: anche la nostra autocomprensione
muta continuamente così come la percezione degli altri e di ogni cosa. Alla fine non
esiste identità che non sia destinata ad essere continuamente superata.
Non a caso anche per la grande tradizione mitteleuropea solo chi concepisce l’identità come dinamico campo di tensioni tra forze contrastanti in fieri può davvero comprendere ed amare la propria Heimat. Non certo chi ragiona in termini di aut-aut: c’è
sempre il rischio di schiantarsi sugli scogli dell’integralismo e del nazionalismo. Ma
nemmeno chi procede, quasi more geometrico, nei termini di una pura sommatoria di
elementi diversi può andare lontano: perché la storia umana non è un puzzle con la possibilità di inserire un ultimo tassello e di mettere fine ad ogni ricerca e discussione; e
del resto lo stesso conflitto, quando non è fine a se stesso, è parte della vita.
Per questo, io penso di dover dire anche questo, quanto ad identità: sono trentino,
italiano e europeo al tempo stesso. E ancora: mi sento insieme trentino, altoatesino-sudtirolese e tirolese. Dico infine, dopo tanta morte innocente: mi sento anche francese e
belga. Insomma: sono un europeo.
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Giuseppe Zorzi
3. Euregio: cosa accomuna i tre Länder?
Si potrebbe obiettare, a questo punto, che una cornice non basta a fare un quadro.
Ma i nostri nonni ci hanno anche insegnato che non è semplicemente un certo tipo di
legna a far stare in piedi una catasta: è anzitutto il modo (il metodo come via, direbbero
ancora i filosofi greci.) in cui noi procediamo via via nel sistemarla. Poi certo ci vuole
anche la legna: dalla “cornice” passiamo dunque al “quadro” e ad alcuni contenuti che a
mio avviso danno corpo e senso all’identità dell’Euregio Tirolo - Alto Adige/Südtirol –
Trentino.
Mi soffermo in particolare su 4 passaggi:
1) Questa nostra Euregio è anzitutto “terra tra le montagne” e al tempo stesso “terra di
confini” a scavalco del Brennero: terra di valli – dove si sono insediate anche minoranze con storie importanti – ma anche terra di città e direttrici internazionali che
le attraversano tra nord e sud (ma con ramificazioni anche ad est ed a ovest) facendone un luogo costante di incontro e confronto tra mondo germanico e mondo latino e ancora tra svariati territori alpini in dimensione europea;
2) In secondo luogo questa nostra Europaregion è anche terra in cui una secolare abitudine a “fare da sé” ha legittimato, dapprima de facto, poi anche de iure, esperienze diverse di macro-autonomia e di micro-autonomie che spesso si sono dotate di regole
e usi civici propri per la destinazione, l’uso e la frequentazione del territorio;
3) La nostra Euregio è poi terra di cooperatori e di cooperazione nel segno di una sempre
maggiore giustizia sociale e di un costante confronto con il popolarismo cristiano e
il pensiero democratico laico sul modo in cui coniugare solidarietà ed efficienza;
4) L’Euroregione Tirol-Alto Adige/Südtirol-Trentino è infine terra della Mitteleuropa e,
più estesamente, terra d’Europa. Dalla cultura mitteleuropea proviene una particolare attenzione per il tema della diversità e dell’inclusione; dalla più vasta eredità
culturale europea vengono infine tre grandi principi: il rispetto per ogni persona, la
fiducia nella capacità critica della ragione e il principio di sussidiarietà.
4. Euregio: il grande sforzo del GECT Euregio in
termini di progetti
Gli importanti passi fatti in questi ultimi anni da Innsbruck, Bolzano e Trento ci
permettono di affrontare insieme e al meglio le innumerevoli sfide che il GECT Euregio
ha davanti a sé. Basterebbe sfogliare le pagine del programma di lavoro 2016 presentato
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L'Euregio Tirol-Alto Adige/Südtirol-Trentino: appunti critici per il futuro
dall'attuale Segretario generale, Valentina Piffer, per rendersi subito conto della mole di
lavoro messa in moto in poco tempo. Quanto poi ad alcuni progetti significativi già realizzati ho avuto modo, recentemente, di ascoltare gli studiosi trentini che per meriti
scientifici – come è avvenuto anche per alcuni validi colleghi dell’Alto Adige/Südtirol e
del Tirolo – hanno potuto contare sul contributo del Fondo Euregio ricerca. Ci hanno
raccontato il senso e gli obiettivi dei loro progetti ed è emersa subito la dimensione internazionale della loro ricerca. Io credo che la loro storia sia un esempio concreto di
come i soldi pubblici, con il filtro di una selezione molto rigorosa e una prospettiva veramente europea, possano essere spesi bene.
In questa prospettiva, formazione e attenzione per le nuove generazioni hanno costituito sin dall’inizio per il GECT un binomio vincente: il Festival della Gioventù di
quest’anno ha visto un centinaio di ragazzi di età compresa tra i 16 e i 19 anni confrontarsi insieme sul tema “Costruire insieme l’Euregio”, prima a Hall in Tirolo, poi a Vipiteno, infine a Pergine. Per i ragazzi delle scuole medie inferiori continuano invece con
successo esperienze come l’Euregio-Summer-Camp e l’Euregio-sport-Camp mentre per i giovani universitari il punto di riferimento è l’Accademia dell’Euregio inaugurata l’anno
scorso.
Questa certo non è la sede per ricordare tutti i progetti già realizzati in questi pochi
anni di vita del GECT. Lo è invece per lanciare alcune sfide nell'attuale fase di presidenza trentina. Anche qui, naturalmente, non si parte dal punto zero. Si è tra l'altro ereditato l'ottimo lavoro portato avanti dalla precedente presidenza tirolese con il Capitano
Günther Platter. Certo non si può pensare che si possano vincere sfide a livello euroregionale senza una forte azione congiunta. Sono poi convinto, come sottolineato in più
occasioni dal presidente della Provincia autonoma di Bolzano Arno Kompatscher, che
sia fondamentale anche esplorare, valorizzare e coordinare meglio quanto già esiste di
fatto, anche in itinere, tanto più se esistono ambiti di autonomia che ancora non sono
ostaggio delle competenze statali.
5. Euregio: quattro grandi sfide per l'attuale
presidenza trentina
Già alla fine del 2015, quando il Presidente della Provincia autonoma di Trento Ugo
Rossi si accingeva ad assumere per altri due anni l'incarico di presidente del GECT sono
state indicate quattro sfide. Non sono rimaste sulla carta se è vero che nel giro di pochi
mesi sono state accompagnate da delibere sottoscritte da tutti e tre i “Capitani”.
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Giuseppe Zorzi
1) La prima sfida è quella di conoscere meglio la storia passata: anche per combattere
ogni forma di risorgente nazionalismo – a 102 anni dallo scoppio della Prima guerra
mondiale e in prossimità dell’anniversario della sua fine nel 2018 – serve più memoria storica su tutto ciò che è avvenuto prima e dopo la tragica svolta della Grande
guerra sino ai giorni nostri. Sono sempre più convinto che per promuovere in maniera efficace il senso di appartenenza e cooperazione euro-regionale dobbiamo anche promuovere un rafforzamento e una migliore integrazione della ricerca scientifica in ambito storico tra tutti e tre i Länder. In questa prospettiva, si sta già
lavorando ad un progetto pilota plurilingue e transfrontaliero, finalizzato a incrementare la collaborazione, già positivamente in atto, in materia di storia regionale ed euro-regionale, tra il Centro di Competenza Storia regionale (CeStor) presso
la Libera Università di Bolzano e le altre due Università dell’Euregio, a Trento e a
Innsbruck, il tutto in stretto raccordo con le più qualificate istituzioni di ricerca
storica delle tre Province.
2) La seconda sfida chiede invece più convivenza nel segno della innovazione. Ma
questo può realizzarsi solo a partire da un forte investimento in capitale umano e
sociale. Qui si inserisce l’ambizioso compito di promuovere una classe dirigente trilingue euro-regionale e non solo, in grado di cogliere – anche alla luce dell’attuale
crisi del “sistema UE” – la complessità dell’azione politica, economica e sociale in
una prospettiva europea. Una scuola che aiuti anche a formare la classe euro-regionale del futuro può apparire un progetto troppo ambizioso. Noi però pensiamo che
valga la pena tentare questa sfida con il supporto di 5 fondamentali istituzioni culturali dell’Euregio: le 3 università, FBK e Eurac. Anche qui una recente delibera del
GECT autorizza la costituzione di un gruppo di lavoro coordinato dal prof. Paolo
Pombeni e con altri 3 membri nominati da ciascuna delle 3 università del territorio
euro regionale. Anche in questo caso, entro ottobre 2016 si potrà già contare su uno
studio di fattibilità che consideri costi, individuazione degli interlocutori e modalità di attuazione del progetto.
3) La terza sfida: promuovere una concezione integrale, non solo economica, di benessere, secondo una lungimirante azione di modernizzazione all’interno di un quadro
strategico per lo sviluppo dello spazio alpino. Essa dovrà esprimersi non solo attraverso progetti di prestigio come il potenziamento dell’infrastruttura di banda larga
ma anche attraverso la valorizzazione di antichi tessuti cooperativistici e paesaggi
che, come i semi, non sono mai interscambiabili né illimitatamente disponibili. Per
questo l’interazione tra natura, cultura e comunità, anche su delicati versanti come
la politica energetica, andrà sempre “governata”, anzitutto con il coinvolgimento
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L'Euregio Tirol-Alto Adige/Südtirol-Trentino: appunti critici per il futuro
delle popolazioni residenti. Ecco allora la necessità di scambiarsi conoscenza e modelli di best-practice anche in termini di Euregio sociale, politiche interculturali,
ambiente, protezione civile e sanità. Passi importanti dovranno essere infine fatti
sul terreno della mobilità. Quest’ultima sfida dovrà tradursi in una grande offerta
congiunta dei 3 Länder in grado di modificare da subito la qualità della vita delle
nostre famiglie anche in questo ambito. La presentazione congiunta di una Euregio
Family Card entro la fine di quest'anno va esattamente in questa direzione.
4) Infine la quarta sfida: fare dell’Euregio anche la Casa delle opportunità e del merito
per le nuove generazioni, a cominciare dal tempo della scuola e dell’università. Anche qui parlano i fatti. Anche in termini di scambi bilaterali. Con il prossimo anno
scolastico, ad esempio, il numero delle scuole superiori trentine che potranno scambiarsi informazioni e elementi di didattica, ma anche professori e studenti, con altrettante scuole tirolesi salirà ad otto.
In una prospettiva più generale, questo significa anche promuovere e se possibile
potenziare ulteriormente secondo un modello “europeo” fortemente innovativo gli
spazi degli scambi euro-regionali già in atto tra scuole primarie e secondarie a tutti
i livelli e nel segno del trilinguismo. Soprattutto nel secondo ciclo andranno introdotte con più coraggio sperimentazioni capaci di confrontarsi con il meglio che proviene da oltre confine e dall’Unione europea.
In questo contesto andrà valorizzato pienamente anche l’accordo di collaborazione
già sottoscritto tra l’Università di Innsbruck, la Libera Università di Bolzano e l’Università di Trento. Tutto ciò vale naturalmente anche in termini di mobilità di ricercatori e studenti universitari: sino al punto di chiedersi – come è già emerso da un recente dibattito tra i nostri tre rettori a Alpbach – se non sia possibile utilizzare un
semestre dei principali corsi accademici per permettere agli studenti iscritti nelle
università euroregionali di frequentare per quell’arco di mesi il medesimo corso indifferentemente a Trento, Bolzano o a Innsbruck. Questo è del resto il senso dei progetti
che usufruiscono del “Fondo Euregio per la mobilità” istituito proprio dal GECT, così
come lo spirito della relativa convenzione sopra citata con i tre atenei dell’Euregio.
Provo a tradurre con 4 slogan il contenuto di ciascuna di queste sfide del nostro
GECT:
• Memoria nel segno della responsabilità
• Convivenza nel segno della innovazione
• Benessere nel segno della cooperazione
• Opportunità nel segno del merito
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6. Euregio: alla ricerca di una strategia culturalepolitica di medio-lungo termine
Qual è il senso culturale e politico di tutto ciò? Credo questo: fare della nostra Euregio una terra attraversata da “confini di seta” in cui memoria, convivenza, benessere e opportunità si diano la mano e camminino insieme. Nel perseguire tale obiettivo risulterà
importante trovare la strumentazione più adatta per velocizzare la nostra azione a tutti i livelli. Altrettanto importante sarà comunicare al meglio le nostre scelte.
Io penso all’Euroregione come ad un laboratorio dinamico, snello e attrattivo di democrazia declinata al futuro in questa nostra terra di confine a cavallo del Brennero. È
peraltro convinzione comune dei tre Presidenti dell'Euregio che i rispettivi Länder siano chiamati anche a trovare luoghi geografici comuni in cui investire risorse umane e
finanziarie. In questo spirito noi trentini abbiamo creduto giusto, opportuno e utile investire ad Alpbach in Tirolo come centro culturale di eccellenza. Siamo pronti a fare altrettanto a Bolzano se qui dovesse radicarsi la futura scuola in cui preparare anche parte dei nostri quadri dirigenziali a livello europeo.
Come è già stato ribadito nell’ultima Giunta del GECT a Rovereto, per il Trentino
sarà invece la Fondazione Edmund Mach di San Michele all'Adige il luogo in cui far
convergere dai 3 Länder una serie di contributi e risorse sul terreno della sperimentazione tra agricoltura, alimentazione e salute, ancora una volta con importanti riflessi
in termini di formazione scolastica, ricerca scientifica e benessere.
Giunto alla conclusione del mio intervento, vorrei esprimere il mio apprezzamento
per l'iniziativa Polis Europa promossa da Matthias Fink, Günther Rautz, Rainer Weissengruber e Paolo Zanenga. Spero che essa possa continuare ad essere anche un’occasione di reciproco confronto sul senso e gli obiettivi del GECT Tirolo, Alto Adige/Südtirol
e Trentino, un GECT che mi sembra abbia tutte le potenzialità per divenire un prezioso
punto di riferimento non solo per le nostre comunità e i due Paesi di riferimento, ma
anche per un’Europa esposta sempre pù alla tentazione della paura e della chiusura su
se stessa.
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Autorenverzeichnis
Indice Autori
Author Index
Autorenverzeichnis/Indice Autori/Author Index
Baccaglini Serenella si è laureata in Lettere Moderne all’Università di Padova con
110 e lode, ha conseguito la Specializzazione Scientifica Triennale in Storia dell’arte
all’Università di Padova, poi all’Università di California San Diego ha seguito
Comparative Literature PHD Program e all’Università di California Los Angeles ha
seguito un corso su Leonardo col prof. Pedretti. È consulente e curatore del Festival di
Arte Contemporanea di Praga TINA B. Ha contribuito all’ideazione e alla curatela di
diverse mostre internazionali come: The Brueghel family a Wroclaw; Francis Bacon Italian Drawings a San Paolo del Brasile; Tauromaquia alla Fundacao Armando Alvares Penteado
San Paolo del Brasile; Tiziano, the Poet of the Image and the Shade of Beauty al Castello di Praga;
e El Greco in Italia, Metamorfosi di un Genio. Attualmente ha l’incarico di ideare e curare progetti culturali per “Cose belle d’Italia” nella società MAESTRIA ed è nel comitato scientifico del Master di secondo livello europeo di Tecniche di Negoziazione Università Cattolica del Sacro Cuore di
Milano.
Bidese Ermenegildo ist Professor für Deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Trient. Er promovierte 2001 im Fach Philosophie in Frankfurt am Main und 2007
in Linguistik in Verona; 2013 erlangte er die Nationale Habilitation für den Habilitationsbereich: „Germanische Sprachen, Literaturen und Kulturen.“ Von 2001 bis 2012 lehrte er Philosophie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen. In der
Linguistik beschäftigt er sich mit der Syntax des Zimbrischen, einer deutschen
Sprachminderheit, die noch im kleinen Bergdorf Lusérn im Trentino gesprochen wird.
Seit 2009 ist Bidese auch Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des dortigen Kulturinstituts. Er publizierte zu verschiedenen Themen der Philosophie und Sprachwissenschaft, in der Philosophie vor allem mit Fokus auf Cusanus, Thomas von Aquin und
die Postmoderne.
De Simone Marinella è presidente e direttore scientifico del Complexity Institute,
coordinatrice del Francisco Varela Project e della Complexity Management Business
School. Inoltre è esperta in processi di apprendimento, comunicazione e gestione dei
conflitti. Dagli inizi degli anni Novanta si occupa di scienza della complessità e di comportamenti collettivi. Insieme a Dario Simoncini è autrice di numerose pubblicazioni
sui temi della complessità, del management e dell’etica. Ultimi volumi pubblicati sono:
“Il Mago e il Matto. Sapere personale e conoscenza relazionale nella rete organizzativa”
(McGraw-Hill, 2008); “Emerging Organization” (Maggioli, 2012); “Sistemi tra regolarità
e novità” (Maggioli, 2012); “Capitano, Burocrate, Maestro o Regista? Un approccio complesso a quattro stili di leadership” (Guaraldi, 2014).
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Fink Matthias, Jahrgang 1977, hat in Innsbruck und Bologna Politikwissenschaften studiert und bereits während des Studiums bei der Weltausstellung EXPO2000 in
Hannover „Euregio-Luft“ am gemeinsamen Stand der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino geschnuppert. Sein beruflicher Weg führte ihn über das Forschungsmanagement und die politische Bildungsarbeit hin zum Land Tirol, das er im gemeinsamen Büro der Europaregion in Bozen vertritt. Von 2013-2015 war Matthias Fink
Generalsekretär des EVTZ Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino und setzte u.a. mit dem
Euregio-Wissenschaftsfonds, der Euregio-Akademie und dem Euregio-Gedenkzug nach
Krakau zu „100 Jahre Erster Weltkrieg“ neue Leuchtturmprojekte der Europaregion
um. Das von ihm geleitete Euregio-Jugendfestival wurde 2014 beim erstmals verliehenen EU-Preis „Building Europe across Borders“ mit dem zweiten Platz ausgezeichnet.
Gatterer Armin ist 1959 in Bozen geboren. Er studierte Germanistik, Vergleichende
Literaturwissenschaften und Philosophie in Innsbruck, Würzburg und Wien. Anschließend arbeitete er als Publizist und übte den Lehrerberuf aus. Seit 1989 ist er in
verschiedenen Funktionen in der Südtiroler Landesverwaltung tätig. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Bücher (Prosa, Essays) und Beiträge in Zeitschriften und Zeitungen.
Ghiselli Giovanni è nato a Milano nel 1944; ha frequentato la facoltà di Lettere classiche dell’Università di Bologna dove si è laureato nel 1969 con 110 e lode. È docente di
ruolo per latino e greco nei Licei classici dal 1978. Nel 2000 ha vinto il concorso per la
SSIS dell’Università di Bologna dove fa il supervisore e, dal novembre del 2000, tiene
annualmente, lezioni di Didattica di letteratura greca con laboratorio. Ghiselli ha pubblicato vari articoli di didattica e antichistica su ’Cultura e scuola’, su ’Civiltà dei Licei’
etc., ovvero diversi volumi di traduzione e commento dei classici greci. Inoltre ha tenuto corsi di aggiornamento per docenti delle scuole superiori nella Repubblica di San
Marino e in vari Licei classici italiani. Ha partecipato come relatore al Convegno di studi organizzato dal MIUR e dall’Ufficio scolastico regionale per la Calabria Scuola e Cultura Classica.
Guggenberger Wilhelm ist Universitätsprofessor und Dozent für Christliche Gesellschaftslehre am Institut für systematische Theologie der Katholisch-theologischen
Fakultät der Universität Innsbruck. Er studierte Katholische Theologie und Christliche
Philosophie und promovierte 1996 in Theologie. 2006 habilitierte er mit der Arbeit: Die
List der Dinge. Sackgassen der Wirtschaftsethik in einer funktional differenzierten Gesellschaft.
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Autorenverzeichnis/Indice Autori/Author Index
Guggenberger arbeitete im Theologischen Forschungsschwerpunkt “Religion - Kommunikation - Gewalt- Weltordnung” und dem interdisziplinären Forschungsschwerpunkt „Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte“ mit. Derzeit ist er Studiendekan
der Katholisch-theologischen Fakultät.
Laszlo Ervin received the Sorbonne’s highest degree, the Doctorat ès Lettres et
Sciences Humaines in 1970. He lectured and taught at various U.S. Universities including Yale, Princeton, Northwestern, the University of Houston, and the State University
of New York. In the late 70s and early 80s, Laszlo ran global projects at the United Nations Institute for Training and Research at the request of the Secretary-General. He is
the author, co-author or editor of 90 books that have appeared in 24 languages and published several hundred papers and articles in scientific journals and popular magazines. His autobiography was published in June 2011 under the title “Simply Genius!
And Other Tales from my Life.” Laszlo is a member of numerous scientific bodies, including the International Academy of Science, the World Academy of Arts and Science,
the International Academy of Philosophy of Science, and the International Medici
Academy. He was elected member of the Hungarian Academy of Science in 2010. Laszlo
is the recipient of various honors and awards, including Honorary Ph. D.s from the
United States, Canada, Finland, and Hungary, the Goi Award, the Japan Peace Prize in
2001, the Assisi Mandir of Peace Prize in 2006, the Polyhistor Prize of Hungary in 2015
and was nominated for the Nobel Peace Prize in 2004 and 2005. Ervin Laszlo is Founder
and President of The Club of Budapest, Chairman of Eternea, Inc., Hon. Governor of
Greenheart International, and Founder and Director of the Laszlo Institute of New Paradigm Research.
Morgantini Maurizio è autore di innovativi progetti in urbanistica, architettura e
design, Tenured Full Professor of Design and Technology alla UIC di Chicago, USA
(1985-92) e co-fondatore di TransLab e XLab alla CUA di Washington DC (’91-94). È stato
direttore scientifico e membro del CdA della fondazione FAR (’92-2011), nonché
membro-promotore del Consiglio Italiano del Design, istituito nel 2007 dal Vice Premier
e Ministro BAAC Francesco Rutelli. Ha assunto i ruoli di vicepresidente di iiSBE Italia
(dal 2004), di Presidente della Fondazione ADI per il Design Italiano (2005-2008) e dell’ISIA di Roma (Alta Formazione del MIUR, 2007-2010). Il Museo USA The Chicago Athenaeum ha collezionato i suoi contributi progettuali ai change-makers dell’ICT, dell’Industria Aerospaziale, della Finanza, della sostenibilità Socio-Ambientale e dell’Arte
Neo-primitiva. È membro di Outpost Tower, l’Osservatorio di Diotima Society.
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Palma Andrés José is an economist, studied in Lisbon University and London
School of Economics for his postgraduate degree. He was, until December 2014, Director
in the European Commission – General Directorate for Regional and Urban Policy - responsible for ERDF interventions in the West Europe Countries (BE, FR, LU, UK, IRL)
and Territorial Cooperation. As Director for the Territorial Cooperation he was also responsible for the preparation and implementation of the four EU Macro Region Strategies concerning the Baltic Sea, Danube, Adriatic – Ionian and Alpine areas. He is a specialist of the European Regional Development Fund joining the Commission as Head of
Division being responsible for ERDF interventions in all the then 12 countries including Italy and France. Later on, from 2002 onwards, as the Director he is responsible for
other several countries like AT, SK, SE, FIN, LT, LV. Before entering the EU Commission
in 1987, he was the Director General in the Portuguese Ministry for Planning and Regional Development – responsible for Local and Regional Authorities, having started
his career as expert and then Vice President of the Coordination Commission for the
Lisbon Region.
Rautz Günther studierte Rechtswissenschaften in Graz und Rom, sowie Philosophie in Innsbruck. Seit 1997 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Koordinator des
Instituts für Minderheitenrecht an der Europäischen Akademie Bozen / Bolzano. Neben der Leitung von EU-Menschenrechtsprogrammen in Südasien wirkte der Verfassungsrechtler ab 1999 an der Ausarbeitung eines Autonomiestatuts für Tibet im Auftrag der Exilregierung Seiner Heiligkeit, des Dalai Lama mit. Er unterrichtete an der
Fakultät für Politikwissenschaften, Philosophie und Kommunikationswissenschaften
der Universität Temeschwar / Timişoara in Rumänien. Als Generalsekretär, der vor 15
Jahren gegründeten Europäischen Vereinigung von Tageszeitungen in Minderheitenund Regionalsprachen (MIDAS) mit Sitz in Bozen, sorgt er unter anderem für den Informationsaustausch von mehr als 25 Mitgliedszeitungen aus ganz Europa. Im Jahr
2015 erhielt er für seine wissenschaftliche Abhandlung „Einheit in Vielfalt – Ein europäisches Akkulturationsmodell für das interethnische Zusammenleben im 21. Jahrhundert“ den Bischof Karl Golser Preis.
Weissengruber Rainer studierte Latein, Griechisch, Französisch, Lehramt für Allgemeinbildende Höhere Schulen und absolvierte seinen Magister und Doktor phil. an
der Universität Salzburg. Er unterrichtet zur Zeit am Kollegium Aloisianum in Linz.
Während seines Doktorats beschäftigte er sich mit der spätlateinischen, christlichen
Literatur und war zeitweise Lehrbeauftragter an der Katholischen Theologischen
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Autorenverzeichnis/Indice Autori/Author Index
Hochschule Linz. 1998 gründete er das CLE-Centrum Latinitatis Europae, das sowohl
Haupt-und Zweitsitze in Italien (Aquileia, Genua und Rom), als auch Filialen in Österreich, Deutschland und Irland, besitzt. Zu den Aufgabenbereichen gehören humanistische Themen, philosophische Fragen und die Verbindung des antiken Erbes mit der
heutigen Realität. Seit 1998 ist Weissengruber Präsident des CLE, sowie Mitbegründer
der Diotima Society (DSy) in Mailand, Vizepräsident des Centro Studi Monastici in Cividale (Udine) und Vizepräsident der Arbeitsgruppe EOS (Triest, anthropologische Themen). Des Weiteren ist er Ideator (Konzepterarbeitung) des Euregio-Ateliers (ursp. Bozner Atelier di Bolzano), freier Mitarbeiter an der Universitá Pontificia Salesiana – Rom
(Projekt PONTES), sowie im wissenschaftlicher Beirat der Fondazione Alario (Ascea/
Salerno) und im Redaktionsteam der Online Zeitschrift „Humanitas Nova“ (Bologna),
tätig.
Zanenga Paolo is an engineer with experience in management, technology, and
economy of organizations. Paolo participated at the management revolution in the end
of the 80’s, the work of his group being praised by Peter Drucker, in HBR (1990), as “…the
most exciting and innovative work in management today, with new concepts, new approaches, new methodology—even what might be called a new economic philosophy...”
He guided pioneer projects of business transformation with governments and with
leader companies as Ciba, Delphi, Finmeccanica, Nestle, General Electric, Globoworks
(Impregilo Group), Ina/Assitalia, Pharmacia & Upjohn, Poste Italiane and Telecom Italia. These experiences led to conceptualize the economic value in epistemic and behavioral terms, and to design and experiment platforms and environments to accelerate
convergence and connection of knowledge. With an international experience as a
teacher, lecturer, and book writer (“Le Reti di Diotima” is the seminal book originating
the Diotima Society), he is presently president of the PDMA Southern Europe Affiliate,
and faculty member in several academies.
Zorzi Giuseppe si è laureato in Filosofia della storia presso la Facoltà di Lettere e Filosofia dell’Università degli Studi di Bologna nel 1981. La sua tesi sul “realismo Cristiano” di Reinhold Niebuhr è stata pubblicata nel 1984. Con una borsa di studio della
“Alexander von Humboldt Stiftung” Zorzi ha poi svolto un importante lavoro sulla controversia modernista presso l'Università di Tübingen, nella cui collana di studi è stato
anche pubblicato nel 1991. A partire dal 1986 ha insegnato storia e filosofia a Trento, prima presso il Liceo Classico “Arcivescovile”, poi presso il Liceo Classico statale “Giovanni
Prati” (2011-2015). Tra il 2012 e il 2015 ha anche insegnato storia presso due ginnasi di
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Innsbruck. È stato anche consigliere regionale e provinciale nella XIII. Legislatura e
segretario della Commissione per i Rapporti Internazionali e con l’Unione Europea
(2005-2008). Nel 2006 ha fondato l'Associazione culturale “Punto Europa”, per la formazione dei giovani su tematiche di attualità in prospettiva europea. Tra il 2009 e il 2015
ha diretto la Fondazione Trentina Alcide De Gasperi. Su De Gasperi Zorzi ha pubblicato
diversi scritti. Dal febbraio del 2016 lavora presso la Provincia autonoma di Trento con
un incarico speciale come senior advisor del Presidente Ugo Rossi per gli Affari euroregionali.
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Der europäische Integrationsprozess ist mit zahlreichen Problemen konfrontiert. Um den Geist von Europa wiederzubeleben, braucht es einen radikalen Perspektivenwechsel. Die europäische Identität ergibt sich aus einem
supranationalen System und dem Zusammenspiel von zahlreichen Kulturen,
Städten und Regionen. Dieses Fundament findet sich bereits im Zeitgeist
der antiken „Polis“ und diente als Idee dieser Initiative unter dem Motto
­„POLIS EUROPA“­. Die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino stellt somit einen
­typischen ­„locus conexionis“ dar.
Il processo di integrazione europea rischia di trasformarsi in problemi.
­L’Europa ha bisogno di una prospettiva nuova per ritrovare il suo spirito.
Deve ritrovare innanzitutto la propria identità, che si fonde su un sistema
dinamico di molteplici culture, città e territori. Questa interazione era già lo
spirito dell‘antica “Polis”, fatto che sta sulla base dell‘ idea di porre in essere
la presente iniziativa “POLIS EUROPA”. In questo senso l‘Euregio Tirolo-Alto
­Adige-Trentino è un esempio tipico di un “locus conexionis”.
The EU integration process is facing several problems. The revival of the
spirit of Europe requires a radical change of perspective. The European
identity emerges as a superior system from a dynamic interaction of its
multiple cultures, cities and regions. This was also the spirit of the ancient
­“polis”, and this is the idea in launching the initiative of POLIS EUROPA. The­
­Euregio ­Tyrol-Southtyrol-Trentino makes it possible by being a typical “locus
­conexionis”.
ISBN: 978-88-98857-14-2