Erfahrungsbericht zum Praktikum in Paraguay

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Erfahrungsbericht zum Praktikum in Paraguay
Erfahrungsbericht zum Praktikum in Paraguay
Name:
Isabell Kazmaier
Heimathochschule:
Pädagogische Hochschule Weingarten
E-Mail:
isabell.kazmaier@web.de
Studienfach:
Mathematik, ev. Theologie, Biologie
Studienabschluss:
Lehramt an Grund- und Hauptschulen
Zeitpunkt des Austausches:
13.08.2012 – 21.09.2012
Jahrgang:
1990
Blockpraktikum am Colegio Goethe in Asunción, Paraguay
„Blockpraktikum im Ausland, also Studium und Reiselust verbinden können“, dieser
Gedanke lies mich seit einer Informationsveranstaltung des Akademischen Auslandsamtes
nicht mehr los. So kam es dann auch, dass kurze Zeit später meine Bewerbung für
Paraguay auf dem Schreibtisch des Akademischen Auslandsamtes lag. Als nächstes stand
dann ein Bewerbungsgespräch mit den Mitarbeitern des Akademischen Auslandsamtes
an. In lockerer Atmosphäre wurde ich zunächst zu meiner Bewerbung befragt. Nachdem
ich zahlreiche Fragen beantwortet habe, konnte ich dann auch selbst wichtige Fragen
loswerden, die mich beschäftigten. Neben der Zusage des Akademischen Auslandsamtes,
musste ich mir noch die Zusage des Schulpraxisamtes einholen.
Nachdem ich dann beide Zusagen hatte, stand dann fest, dass ich nach dem
Sommersemester 2012 nach Asunción, Paraguay, gehen werde und sechs Wochen ein
Praktikum am Colegio Goethe machen werde.
Zunächst nahm ich dann mit dem Schulleiter des Colegio Goethe per E-Mail Kontakt auf,
um die genauen Daten des Praktikums abzusprechen. Dieser vermittelte mir auch eine
Familie, bei der ich während des Praktikums wohnen konnte. Nachdem ich die genauen
Daten des Praktikums hatte, hieß es für mich Flug buchen, Reisepass beantragen und
mich für ein Stipendium bewerben. Gleichzeitig habe ich mich auch über mein Zielland
informiert und jede Menge Reiseführer gelesen.
Nach Monaten voller Vorfreude, in denen ich auch fleißig Spanisch gelernt habe, war es
dann endlich so weit: ich stieg in das Flugzeug nach Asunción. Nach insgesamt dreizehn
Stunden Flug und einem dreistündigen Aufenthalt in São Paulo, kam ich endlich in
Asunción an.
Am Flughafen wurde ich dann vom Schulleiter der Primarstufe abgeholt. Er hat mich dann
direkt zu der Familie gebracht, bei der ich während des Praktikums gewohnt habe. Die
Familie, Vater und Mutter, zwei Jungs im Alter von 13 und 11 Jahren, und ein neunjähriges
Mädchen, haben mich sehr herzlich empfangen. Zu der Familie gehören außerdem noch
ein Hund und eine Katze. Ich hatte ein Zimmer mit einem eigenen Bad, dies habe ich als
sehr großen Luxus empfunden und sehr geschätzt. Der große Kulturschock blieb aber
auch deshalb aus, weil ich bei einer mennonitischen Familie gelebt habe.
Die Mennoniten sind eine evangelische Freikirche. Da die Mennoniten ihre Wurzeln in der
Schweiz und in Deutschland haben, pflegen die Mennoniten einen sehr „deutschen“
Lebensstil. Zuhause wird deutsch geredet, deutsch gekocht und auf deutsche Tugenden
wie Pünktlichkeit, Sparsamkeit,... geachtet. Obwohl ich tausende Kilometer von Zuhause
entfernt war, habe ich mich trotzdem fast wie Zuhause gefühlt. Doch ich habe nicht nur
sehr viel über Mennoniten gelernt, sondern auch über die paraguayische Kultur.
Die ersten drei Tage nutze ich, um die Wohngegend zu erkunden und die Familie
kennenzulernen, bevor ich dann mein Praktikum antrat.
Das Colegio Goethe ist eine Deutsche Schule in Asunción, der Hauptstadt Paraguays.
Das Colegio besteht aus der Vorschule, der
Grundschule, Klasse 1-6, und der
Sekundarstufe, Klasse 7-12. Die Vorschule,
die Grundschule und die Sekundarstufe
befinden sich in jeweils voneinander
getrennten Gebäuden. Seit neuestem
haben die Schüler sogar die Möglichkeit
die zwölfte Klasse mit dem internationalen
Abitur in der gemischtsprachigen Form
Spanisch – Deutsch abzuschließen. Die Schüler erlernen Deutsch seit der Vorschule.
Später werden auch Biologie und Mathematik in der deutschen Sprache unterrichtet.
Das Colegio Goethe ist eine Privatschule. Neben den Schulgebühren müssen die Schüler
auch ihre Schuluniform und ihre Schulbücher bezahlen. Aus diesem Grund wird das
Colegio nur von Schülern aus der Mittel- und der Oberschicht Asuncións besucht. In
Asunción gibt es sehr viele Privatschulen, da die öffentlichen Schulen meist in schlechtem
Zustand und völlig überfüllt sind. Teilweise werden bis zu 50 Kinder in einer Klasse
unterrichtet. Aus diesem Grund versuchen die Eltern ihre Kinder auf Privatschulen zu
schicken, was sich die armen Menschen aber einfach nicht leisten können.
In der Grundschule werden die einzelnen Jahrgangsstufen dreizügig geführt. Für den
Deutschunterricht werden die drei Jahrgangsklassen in fünf Deutschklassen aufgeteilt,
dadurch sind deutlich weniger Schüler in einer Klasse und somit kann effektiver mündlich
gearbeitet werden. Die Schüler werden in g- und f-Klassen aufgeteilt. In die g-Klassen
kommen die Muttersprachler oder die Schüler, die besser Deutsch sprechen, und in die fKlassen die restlichen Schüler.
Der Unterricht beginnt um 7.15 Uhr und endet um 12.15 Uhr. Eine Unterrichtsstunde
dauert 40 Minuten und ein Schulvormittag besteht aus sieben Unterrichtsstunden. Jeden
Mittwochmorgen treffen sich die Schüler der Grundschule zur Formation. In der Formation
werden wichtige Termine bekannt gegeben, Urkunden vergeben und entweder die
paraguayische oder die deutsche Nationalhymne gesungen.
Ich habe hauptsächlich in den Jahrgangsstufen drei, fünf und sechs hospitiert und
unterrichtet. In den ersten zwei Wochen habe ich in verschiedenen Klassen und
Jahrgangsstufen hospitiert, um den Schulablauf und die Schüler besser kennenzulernen.
Natürlich war es auch sehr ungewohnt, dass die Schüler Spanisch untereinander redeten
und auch mich auf Spanisch ansprachen. Am Anfang hatte ich sehr große Probleme die
Schüler zu verstehen, da sie sehr schnell und oft auch sehr undeutlich redeten. Die
Schüler waren jedoch sehr geduldig mit mir und versuchten auf mich einzugehen, indem
sie z.B. langsamer sprachen.
In den Klassen, in denen ich unterrichtete, durfte ich jeweils eine ganze Unterrichtseinheit
durchführen. Die Lehrkräfte ließen mir sehr viel Freiheit und somit hatte ich viel Raum um
meine eigenen Ideen einzubringen. Da ich kein Deutsch studiere, war es für mich sehr
ungewohnt dieses Fach zu unterrichten, aber ich fand sehr bald Gefallen daran und war
sehr motiviert, den Schülern Deutsch beizubringen.
In der fünften Klasse unterrichtete ich die
Unterrichtseinheit „Essen in Deutschland“.
Da ich ja aus Deutschland komme, waren die
Schüler besonders interessiert, arbeiteten
sehr gut mit und stellten auch viele Fragen.
Als krönenden Abschluss der Unterrichtseinheit
haben wir dann ein deutsches Frühstück
geplant und es uns dann auch schmecken lassen.
Neben Deutsch habe ich auch Mathematik unterrichtet. Der Mathematikunterricht war
allerdings auf Spanisch und so habe ich versucht auch in meinem eigenen
Unterricht möglichst viel Spanisch zu sprechen. Dies war auch notwendig, weil die
Lehrkraft der Klasse kein Deutsch sprach und somit die Verständigung manchmal auch
nicht ganz einfach war. Diese Unterrichtsstunden waren eine besondere Herausforderung
für mich, die ich aber sehr gerne angenommen habe.
Neben dem Unterrichten habe ich auch an diversen
Lesewettbewerben als Jury fungiert, bei einer
Aufführung des Regenbogenfisches geholfen
und auch an einer internen Fortbildung der
Deutschlehrerinnen teilgenommen. Bei meinem
Praktikum habe ich sehr viel gelernt, da die
Deutschlehrerinnen sehr darauf achten, nach
den neuesten Lehr- und Lernmethode zu arbeiten.
Nach der Schule hatte ich den Nachmittag dann immer zur freien Verfügung.
Die Nachmittage habe ich immer verschieden gestaltet, je nachdem was gerade anstand.
Am Anfang meines Praktikums habe ich nachmittags die Gegend erkundet oder bin in die
Stadt gefahren. Das Hauptverkehrsmittel ist der Bus. Die Busse sind dort sehr viel älter als
hier und am Anfang ist es ein echtes Abenteuer. In Asunción gibt es nämlich keine feste
Haltestellen, sondern man streckt einfach die Hand aus und dann hält der Bus. Genauso
kann man auch überall aussteigen wo man will. Allgemein ist der Verkehr in Asunción sehr
gewöhnungsbedürftig, da es weder Zebrastreifen noch Fußgängerampeln gibt.
In Asunción gibt es keine typischen Sehenswürdigkeiten, die man abklappern kann.
Vielmehr gibt es verschiedene Plätze, bei denen es sich lohnt, sie zu besichtigen. In der
Stadtmitte, zum Beispiel, befinden sich die Regierungsgebäude, die eine Besichtigung
Wert sind. Einen wunderschönen Blick über Asunción hat man vom Hausberg „cerro
lambare“. Vor allem bei Sonnenuntergang kann man wunderschöne Fotos machen.
Ein absolutes Muss ist auch ein Besuch auf dem „mercado 4“. Der „mercado 4“ ist ein
Markt auf dem die Einheimischen auf engstem Raum Kleidung, Schuhe, Schmuck, Obst,
Gemüse und auch ungekühltes Fleisch verkaufen. Sehr gerne darf oder muss sogar
gehandelt werden, obwohl uns die Preise auch so sehr billig vorkommen.
Als ich dann unterrichtet habe, musste ich nachmittags natürlich auch meinen Unterricht
vorbereiten. Manche Nachmittage habe ich aber auch damit verbracht mit den Kindern zu
spielen oder auch mit der Mutter und deren Freundinnen Terere oder Mate zu trinken.
Terere und Mate sind das Nationalgetränk Paraguays. Beide sind eine Art Tee, die aus der
Yerba-Pflanze hergestellt werden. Terere trinkt man mit kaltem und Mate mit heißem
Wasser, je nachdem wie das Wetter ist. Beide werden nach einem bestimmten Ritual
getrunken. Um diese beiden Getränke kommt man in Paraguay auf keinen Fall herum,
genauso wenig wie um „asado“, gegrilltes Rind, und „empanadas“, gefüllte Teigtaschen.
Ich bin sehr froh, dass ich ich die Chance wahrgenommen habe, mein zweites
Blockpraktikum im Ausland zu machen.
Ich würde jedem empfehlen diese Chance ebenfalls wahrzunehmen, denn ich habe in
jeder Hinsicht nur gute Erinnerungen an die Zeit in Asunción.
Man lernt ein Land einfach ganz anders kennen, wenn man für eine Weile in einer Familie
wohnt und Teil dieser Familie ist. Somit habe ich auch sehr viele Rituale und Traditionen
kennengelernt, denen man in einem „normalen“ Urlaub nicht unbedingt begegnet.
Obwohl sich die paraguayische Kultur in vielen Dingen von der deutschen Kultur
unterscheidet, habe ich sie kennen und lieben gelernt.
Auch die Zeit am Colegio Goethe habe ich sehr genossen, da ich sehr herzlich
aufgenommen wurde und auch immer unterstützt wurde. Ich hatte während dem
Praktikum sehr viel Freiheiten und konnte viele eigene Ideen einbringen. Wichtig fand ich
auch, dass der Unterricht nicht perfekt sein musste, sondern als Übungsplattform diente.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich viele schöne Erinnerungen an diese Zeit
habe und gerne daran zurückdenken werde.
Zustimmungsklausel
Hiermit stimme ich der Veröffentlichung des Berichtes und der Bilder auf der
Internetseite der pädagogischen Hochschule zu.
Isabell Kazmaier