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A HEAD GLEISS LUTZ FÜR JUNGE JURISTEN REFERENDARIAT Start in die Zukunft WOMEN IN BUSINESS Der Karriere-Überblick KARRIERE 2.015 Realitäts-Check: Wie hart arbeiten Associates? 2 015 | 2 016 AH EAD INHALT 2015 | 2016 WILLKOMMEN bei Gleiss Lutz, einer der renommiertesten Anwaltskanzleien Deutschlands. Lernen Sie uns kennen und erfahren Sie alles über Ihre Einstiegsund Entwicklungsmöglichkeiten in unserer Sozietät. Associates und Partner berichten über ihre persönlichen Erfahrungen und Karriereperspektiven. 03 04 10 „WIR WOLLEN DIE BESTEN BEGEISTERN“ Alexander Schwarz im Interview .................................................................................04 STARTER-KIT Die wissenschaftliche Mitarbeit verschafft vielfältige Chancen ..................................08 HOFFNUNGSTRÄGER Was Referendare für die Kanzlei so wichtig macht ......................................................10 „ICH PROMOVIERE“ Associates berichten über verschiedene Promotionsmodelle .......................................14 20 WACHSTUMSMOTOR Die Gleiss Lutz-Akademie .............................................................................................16 VOLLE FLEXIBILITÄT Elternzeit, Sabbatical und Teilzeit bei Gleiss Lutz .......................................................18 REALITÄTS-CHECK Alltag bei Gleiss Lutz: Wie hart arbeiten Associates? .....................................................20 RESTRUKTURIERUNG Matthias Tresselt berichtet aus seinem Spezialgebiet .................................................25 32 GLOBETROTTER Zwei Juristinnen sprechen über ihre Auslandserfahrungen .......................................26 WENN DRÄHTE GLÜHEN . . . Globale Deals erfordern international ausgerichteten juristischen Nachwuchs .........30 BEST IN GERMANY Gleiss Lutz fördert gezielt die Karriere junger Anwältinnen ......................................32 WOMEN IN BUSINESS Fünf Juristinnen berichten von ihren Branchen-Erfahrungen ...................................34 KICK-OFF IN DER KANZLEI Der Start bei Gleiss Lutz als Sprungbrett für eine Unternehmenskarriere ................36 FÜNF MINUTEN MIT . . . Zwei Partner ganz persönlich ........................................................................................38 KANZLEI-NEWS Mandate, Auszeichnungen, Entwicklungen ..................................................................40 MEINE ERSTEN 100 TAGE Kolumne .........................................................................................................................42 KONTAKTE/IMPRESSUM .............................................................................................43 36 04 „WIR WOLLEN DIE BESTEN BEGEISTERN“ Der für juristische Mitarbeiter verantwortliche Partner Alexander Schwarz sagt im Interview, was Gleiss Lutz so besonders macht, warum sich Auslandsaufenthalte lohnen und was die Kanzlei im Wettbewerb um die besten Absolventen bietet. Sie sind bei Gleiss Lutz für die juristischen Mitarbeiter verantwortlich. Was genau sind Ihre Aufgaben? Ich stehe den angestellten Rechtsanwälten, d. h. allen Associates und Assoziierten Partnern, als Ansprechpartner für ihre persönlichen Fragen, die sie und ihre Karriere betreffen, zur Seite. Das gilt gleichermaßen für alle Partner und Counsel und deren Themen im Zusammenhang mit ihren Associates und Referendaren. Da kann es um Auslandsaufenthalte, Rotationen an andere Standorte, die Karriereentwicklung oder auch einmal um Unstimmigkeiten gehen. Daneben bin ich der Hauptansprechpartner für die Human Resources- und Recruiting-Teams. Zusammen verfolgen wir stets das Ziel, die besten Juristen auf dem Markt für uns zu begeistern. Wie hat sich aus Ihrer Sicht der Bewerbermarkt in den letzten Jahren verändert? Der Bewerbermarkt für Großkanzleien war schon immer recht schwierig. Das liegt natürlich z. T. an uns selbst, weil wir nur die besten paar Prozent eines Jahrgangs in Betracht ziehen. Jetzt stehen zudem die letzten zahlenmäßig starken Jahrgänge an. Von nun an wird die Zahl der Absolventen sinken. Der Wettbewerb auf dem Bewerber- markt wird zukünftig noch größer werden. Wissend, dass sie die Qualifikationen haben und sich den Arbeitgeber aussuchen können, haben die jungen Anwältinnen und Anwälte auch hohe Erwartungen an ihre Ausbildung. Dabei geht es weniger um das Thema Arbeitsbelastung, sondern vielmehr darum: Was nehme ich mit, wie werde ich ausgebildet, was lerne ich in der Zeit? Vielleicht auch mit dem Blick darauf, dass nicht jeder Jurist dauerhaft bei uns bleibt. Einige Mitarbeiter streben eine Folgekarriere an, zum Beispiel in Rechtsabteilungen namhafter Unternehmen. „Durch die enge Zusammenarbeit mit den Partnern werden unsere Anwälte zu echten Experten in ihrem Beruf.“ Was nehmen denn juristische Mitarbeiter mit, wenn sie die Kanzlei nach einer gewissen Zeit wieder verlassen? In erster Linie nehmen sie eine Top-Ausbildung mit. Sie sind bei uns in einem Umfeld, in dem sie sehr, sehr eng mit den Partnern zusammenarbeiten. Wir haben eine geringe „Leverage“. Bei uns kommen auf einen Partner etwa ein bis zwei jünge- re Anwälte. Sie lernen dabei in erster Linie „on the job“ alles, was einen guten Anwalt ausmacht. Nach einer gewissen Zeit sind sie echte Experten in ihrem Beruf. Damit nehmen sie natürlich auch erstklassige Karrierechancen mit für den Fall, dass sie nicht für alle Ewigkeit bei Gleiss Lutz bleiben. Diejenigen, die einen anderen Karriereweg einschlagen möchten, erhalten in aller Regel eine Vielzahl hochinteressanter Angebote sowohl von anderen Kanzleien als auch von namhaften Unternehmen. Ich möchte allerdings eines ganz deutlich machen: Anders als manche Wettbewerber legen wir großen Wert darauf, dass unsere Mitarbeiter dauerhaft bei uns bleiben und Partner oder Counsel werden wollen – auch mit dem Wissen, dass dieses Ziel nicht alle erreichen können. Wir sehen uns nicht als der „good place to come from“, sondern hoffen, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei uns Karriere machen wollen. Welche Einstiegsmöglichkeiten in die juristische Karriere gibt es bei Gleiss Lutz? Der normale Einstieg ist bei uns die Tätigkeit als Associate, also als angestellter Rechtsanwalt. Da fangen alle auf dem gleichen Gehaltslevel an, es ist also sehr egalitär. Viele Berufseinsteiger haben auch schon früher im Rahmen eines Praktikums bei uns hereingeschnuppert. Andere 05 06 haben während ihres Referendariats ihre Anwalts- oder Wahlstation bei uns durchlaufen. Die Zahl derer, die uns aus einer beruflichen Begegnung schon kennen, ist also relativ hoch. Die Bezahlung ist für alle Associates und Partner gleichartig. Warum praktiziert Gleiss Lutz ein Lock-Step-System? Das ist in erster Linie ein Qualitätsthema. Man kann nur dann allerbeste anwaltliche „Man wird durch Auslandsaufenthalte zu einem besseren Berater, weil man gelernt hat, sich an andere Kulturen anzupassen.“ Leistung und Beratung liefern, wenn sich jeder auf das konzentriert, was er am besten kann, und das, was er nicht so gut kann, dem Kollegen abgibt, ohne dadurch einen finanziellen Nachteil zu erleiden. Im Übrigen ist es fast in der ganzen Welt so, dass sich die Top-Kanzleien eines Landes für ein Lock-Step-System entschieden haben. Auch der Teamgeist ist ein anderer, wenn alle zusammenwirtschaften und sagen: Das ist mein Laden, in den investiere ich, für den arbeite ich – und ich sehe, mein Nachbar macht es genauso. Das führt zu einer ganz anderen Kollegialität, als wenn sich die Referate gegenseitig abgrenzen und sich als Konkurrenten unter dem gleichen Dach ansehen. Dieser Gedanke setzt sich auch bei den Berufsanfängern fort, deswegen zahlen wir allen gleich. Was gewinnen junge Juristen durch einen Auslandsaufenthalt? Der rein technische Punkt ist die englische Sprache. Wir arbeiten in allen Rechtsgebieten sehr viel auf Englisch. Es ist die moderne Lingua franca der Anwälte. Nach einem Auslandsaufenthalt, der zu 90 bis 95 Prozent im anglo-amerikanischen Sprachraum stattfindet, sprechen sie gutes Englisch. Daneben lernen sie Parkettsicherheit, sich im internationalen Umfeld zu bewegen und sich an fremde Kulturen anzupassen. Man wird ein besserer Berater, wenn man sich anpassen kann und weiß, wie andere Leute ticken, oder wenn man keine Angst hat, in einen Conference Call mit einem amerikanischen oder in eine Besprechung mit japanischen Mandanten zu gehen. Welche Unterstützung bietet die Sozietät dabei? Bei der Unterstützung von Auslandsaufenthalten bieten wir die unterschiedlichsten Modelle an. Bereits Referendare haben nach ihrer Anwaltsstation an einem unserer Standorte die Möglichkeit, ihre Wahlstation bei einer befreundeten Kanzlei aus unserem internationalen Netzwerk zu absolvieren. Dabei werden sie regelmäßig auch finanziell unterstützt. Sollte es am Anfang der Karriere erforderlich sein, bieten wir unseren neuen Associates nach Eintritt mehrwöchige Sprachkurse im englischsprachigen Ausland an. Viele unserer Assoziierten Partner, die bereits seit vier oder fünf Jahren „an Bord“ sind, schicken wir längerfristig ins Ausland. Diese Secondments reichten bisher von drei Monaten nach England über sechs Monate oder ein Jahr in die USA bis hin zu zwei Jahren nach Japan. Da spielt eine gewisse Rolle, dass wir eine internationale Vernet- zung mit unseren guten und besten Freunden weltweit herstellen wollen, indem wir die Kontakte auch personalisieren, es Gesichter zur Kanzlei gibt. Sie selbst haben unter anderem in Oxford studiert. Welche persönlichen oder beruflichen Eindrücke haben Sie in dieser Zeit gewonnen? Oxford bietet ein sehr inspirierendes, motivierendes Umfeld, in dem eine Vielzahl kluger Leute aus aller Welt zusam- DER WEG ZUM PARTNER – in sieben Jahren ganz an die Spitze Die Karriereschritte bei Gleiss Lutz sind klar gestaltet. Nach einem Jahr entscheiden wir über die Aufnahme auf den Briefkopf, nach dreieinhalb Jahren über die Assoziierte Partnerschaft, und nach sieben Jahren über die Vollpartnerschaft. Der Einstieg kann im Praktikum, Referendariat, als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Associate erfolgen. Jedes Jahr bilden wir etwa 160 Referendare aus und stellen zwischen 40 und 45 Anwälte ein. 07 menkommt, mit denen man zusammen arbeitet, lernt, studiert, aber auch Spaß hat und das ein oder andere Bier trinkt. Geblieben sind natürlich Freundschaften, die bis heute halten. Ich treffe mich mit meinen drei besten Freunden aus Oxford, einem Holländer, einem Polen und einem Griechen, jedes Jahr wieder zu einer kleinen Privat-Reunion in Paris. Das ist jetzt schon fast zwanzig Jahre geblieben, und das ist eigentlich das Schönste daran. Stichwort Weiterbildungsmodelle in Referendariat und Praktikum: Was gibt es, und wie funktionieren sie? Zweimal im Jahr kommen Praktikanten für fünf Wochen zu uns ins Haus – einmal im Frühjahr, einmal im Spätsommer – und arbeiten unter der Ägide eines erfahrenen Rechtsanwalts. Sie schauen ihm über die Schulter und lernen, wie der Arbeitsalltag bei unseren Anwälten aussieht. Neben diesem Einblick in den Arbeitsalltag gibt es Einführungs- und Abschlussveranstaltungen. Diese ermöglichen einen besseren Blick ins Berufsleben und dienen dazu, Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen und sich ein nützliches Netzwerk zu schaffen. „Flexible Arbeitszeitmodelle praktizieren wir seit vielen Jahren. Die Sabbaticals sind seit ihrer Einführung ein Erfolg.“ Bei den Referendaren ist es ähnlich. Wir beschäftigen im Jahr etwa 160 Referendare, die für einige Monate bei uns sind. Auch für sie bieten wir im Rahmen des Gleiss Lutz-Referendarprogramms an allen Standorten ein vielfältiges Angebot, das u. a. Fachvorträge, Aktenvortragstrainings, Englischkurse sowie standortübergreifende Referendar-Retreats umfasst. Dabei werden die Referendare optimal auf das Zweite Staatsexamen und auf den Berufseinstieg vorbereitet. Natürlich bieten insbesondere auch die zahlreichen After-Work-Events genügend Raum für Spaß und Networking. KARRIERE ALEXANDER SCHWARZ Alexander Schwarz absolvierte sein Studium in Konstanz und Oxford (M.Jur. 1996). Seit 2003 ist er Partner bei Gleiss Lutz. Von 2000 bis 2003 war Schwarz Resident Partner im damaligen Prager Büro von Gleiss Lutz. Heute berät er bei M&A-Transaktionen, in gesellschaftsrechtlichen Angelegenheiten sowie zu Private Equity im Düsseldorfer Büro. In den vergangenen Jahren hat er zahlreiche, meist grenzüberschreitende Transaktionen betreut. Daneben verfügt er über besondere Expertise in der Beratung von Transaktionen mit Bezug zu Zentral- und Osteuropa. Schwarz ist Lehrbeauftragter an der Frankfurt School of Finance & Management. Die Kanzlei bietet den Mitarbeitern verschiedene Modelle für eine bessere Work-Life-Balance. Wie funktionieren Flex-Time und Sabbatical? Wie ist die Resonanz auf diese Angebote? Flex-Time, also die Möglichkeit, zwischen 50, 60, 70, 80, jetzt auch 90 Prozent zu arbeiten, haben wir schon seit vielen Jahren. Das wird problemlos angenommen. Es ist auch längst nicht mehr nur ein Thema für berufstätige Mütter, sondern wir haben an allen Standorten aus den unterschiedlichsten Gründen Mitarbeiter, die weniger arbeiten möchten. Das sind Männer wie Frauen gleichermaßen, teilweise aus familiären, aber auch anderen Gründen. Die Sabbaticals sind erfolgreich angelaufen und zeigen positive Wirkung. Die ersten Anwälte sind längst aus ihren Sabbaticals zurück, und wir erhalten regelmäßig neue Anfragen. Dieses Ergebnis spricht für sich: Es sind keinerlei Berührungsängste spürbar, diese einmonatige, bezahlte Auszeit anzutreten. Ganz im Gegenteil. Manche planen ein Sabbatical für die Geburt eines Kindes, andere für eine Weltreise. Das ist ein großer Erfolg. Darüber hinaus ermuntern wir unsere Mitarbeiter, hin und wieder im Home Office zu arbeiten. Auch das hat sich zu einer Selbstverständlichkeit entwickelt, sei es, weil das Kind krank ist, sei es, weil man einen Termin hat. Das klappt aus unserer Sicht sehr gut. Sie sind am relativ neuen Standort Düsseldorf für Gleiss Lutz tätig. Wie haben Sie die Entwicklung der letzten Jahre erlebt und wie schätzen Sie die Entwicklungen für die Zukunft ein? Der Standort Düsseldorf existiert inzwischen seit gut fünf Jahren und wir haben uns von einem „New Kid on the Block“ zu einem Büro mit rund 35 Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten entwickelt. Wir arbeiten immer mehr für große Mandanten an Rhein und Ruhr und sind bei den Juve Awards 2014 als „Kanzlei des Jahres – Westen“ ausgezeichnet worden. Zudem hat sich erfüllt, was wir uns im Hinblick auf den Nachwuchs erhofft hatten: Die großen Universitäten Nordrhein-Westfalens haben sich uns besser erschlossen. Wir haben Zugang zu einem tollen Bewerberpool erhalten und sind auf einem guten Weg, hier als besonders attraktiver Arbeitgeber angesehen zu werden. Diese Entwicklung wird so weitergehen. Wir werden maßvoll weiterwachsen, können aber jetzt schon aus dem Düsseldorfer Büro heraus in fast allen Rechtsgebieten beraten, ohne notwendigerweise einen anderen Gleiss Lutz-Standort in die Mandate mit einzubeziehen. PERSÖNLICHER TIPP: Warum lohnt es sich, nach Düsseldorf zu kommen? Düsseldorf ist eine Stadt, in der sich super arbeiten lässt, es ist eine Stadt der kurzen Wege, eine Stadt, die alles bietet. Es gibt eine großartige Kunstszene, die nicht nur für eine Stadt dieser Größe überragend ist. Zudem ist Düsseldorf bekannt für das beste japanische Essen in Europa. Das liegt an den fast 10.000 Japanern, die hier wohnen. Es gibt eine Vielzahl toller japanischer Restaurants, die uns immer wieder Freude bereiten. 08 STARTER-KIT Als wissenschaftlicher Mitarbeiter nach langer Durststrecke erst mal Geld verdienen – so lautet ein beliebtes Argument. Doch auf diesem Weg lässt sich noch viel mehr erreichen. E rst mal Geld verdienen – das ist nach langer Vorbereitung auf das Examen, einem LL.M.Aufenthalt oder während der Promotion eine verbreitete, nachvollziehbare Motivation. So war es auch bei Bernhard Barth während seiner Promotionsauszeit. Seit 1. September 2014 ist er als Associate im Gesellschaftsrecht im Berliner Büro tätig. Sein Beispiel zeigt: Die wissenschaftliche Mitarbeit bietet mehr als nur den warmen Regen eines festen Einkommens. Sie ist vielmehr der ideale Einstieg in die Großkanzlei, um praxisorientiert zu arbeiten, dabei seine persönlichen Stärken und Interessen herauszufinden und um Kontakte zu knüpfen. So lässt sich das Ziel, die spätere Anwaltstätigkeit, viel einfacher erreichen. Barth: „Die wissenschaftliche Mitarbeit hat sich für meine berufliche Zukunft bezahlt gemacht.“ Er hat sie klug genutzt, sowohl vor dem Referendariat, um die Wartezeit zu überbrücken, als auch referendariatsbegleitend. Nach dem Referendariat setzte er während der Promotion seine Tätigkeit mit zwei Tagen in der Woche fort. „Man hat eine interessante Abwechslung zum Promotionsalltag, ist finanziell gut gestellt – und kann dennoch recht schnell promovieren.“ Ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiter, heute Associates: Bernhard Barth, Johannes Culmann und Jan Stenger (v. o. n. u). EINBLICK IN SPÄTERE TÄTIGKEIT Johannes Culmann, Associate im Gesellschaftsrecht in Stuttgart, kam es bei der Wahl seines Fachgebietes auch darauf an, die Struktur des Referates kennenzulernen. Wichtig war ihm, ob er sich dort wohlfühlt und die Arbeit Spaß macht. „Dafür war die wissenschaftliche Mitarbeit eine wichtige Entscheidungsgrundlage“, sagt Culmann, „sie hat mir wertvolle Einblicke in meine spätere Tätigkeit gegeben.“ Auch der Zusatzverdienst neben der Referendarvergütung war willkommen, denn Culmann gründete gerade eine Familie. Obendrein vermittelte ihm der längere Aufenthalt bei Gleiss Lutz eine Wahlstation bei der befreundeten Kanzlei Cuatrecasas in Barcelona. „Ich wollte eine Wahlstation im spanischsprachigen Ausland absolvieren, weil ich bereits in England war. Die Entscheidung lief unkompliziert und schnell.“ DIE PSYCHOLOGIE DER PROMOTION Auch Felicia Raub, seit Januar 2014 als Associate in der Praxisgruppe Gesellschaftsrecht im Frankfurter Büro, finanzierte ihre Promotion u. a. durch eine zweijährige wissenschaftliche Tätigkeit bei Gleiss Lutz. Raub erwähnt einen wichtigen psychologischen Aspekt: „Mir tat es gut, mich ein paar Tage pro Woche mit anderen juristischen Themen zu beschäftigen, um mich dann wieder konzentriert meiner Dissertation zu widmen.“ Die wissenschaftliche Mitarbeit half ihr auch langfristig. Da sie vor allem die Praxisgruppe Gesellschaftsrecht im Frankfurter Büro unterstützte, fiel ihr die Entscheidung für einen Arbeitgeber nach dem Referendariat leichter. „Bei meiner Bewerbung für eine Festanstellung war meine wissenschaftliche Mitarbeit ein Vorteil. Mein Team kannte mich bereits, und ich wusste, worauf ich mich einlasse.“ FLEXIBLE EINTEILUNG Jan Stenger, seit 1. Januar 2015 Associate im Gesellschaftsrecht in Stuttgart, war vorher dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt. Er schrieb seine Dissertation nach dem Ersten Staatsexamen, die wissenschaftliche Tätigkeit finanzierte die Promotion. Er klärte für seinen Partner vorbereitend Rechtsfragen, schrieb Vermerke und E-MailEntwürfe, recherchierte und unterstützte beim Verfassen von Aufsatzteilen. Seine Promotionsphase beschreibt er so: „Die Anwälte im Team waren sehr flexibel und verständnisvoll, das war ein Riesenvorteil. Ich konnte nach meinen zwei Arbeitstagen weitestgehend in Ruhe an meiner Doktorarbeit schreiben, besonders in der Endphase.“ 09 PERSÖNLICHER TIPP: Felicia Raub: Mir hat die wissenschaftliche Mitarbeit für die Promotion und in der Vorbereitung auf die Berufstätigkeit sehr geholfen. Über die Zuarbeit zum Team wurde ich konkret an die fachlichen Anforderungen im Beruf herangeführt. 10 Benjamin Schmorleiz, Frankfurt Vom ersten Tag an wurde mir das Gefühl vermittelt, dass ich für meinen Tutor und die Kollegen nicht bloß eine Unterstützung war, sondern ein Referendar, dessen Ausbildung oberste Prioriät hat. Anke Siemer, Praxisgruppe Arbeitsrecht, Frankfurt/Berlin Ich wollte meine Wahlstation gern im englischsprachigen Ausland verbringen, um mein fachliches Englisch zu verbessern. Während meiner Anwaltsstation im Frankfurter Büro … HOFFNUNGSTRÄGER Stefan Mayer, seit Kurzem im Frankfurter Büro für den juristischen Nachwuchs verantwortlicher Partner, erklärt, was eine Referendarstation so wichtig macht. Mit welcher Motivation haben Sie das Amt übernommen? Das Thema Nachwuchsjuristen war schon immer ein Herzensanliegen von mir. Zugegeben, das Ganze ist ursprünglich etwas aus der Not heraus geboren: Ich bin Steuerrechtler und daher seit jeher mit einem hart umkämpften Bewerbermarkt konfrontiert. Spontanbewerbungen im Steuerrecht als First Year Associate gibt es eher selten. Das hat dazu geführt, dass ich schon sehr früh meine Fühler in Richtung „Juristen in der Ausbildung“ ausgestreckt habe. Dabei konnte ich viele Eindrücke davon gewinnen, was angehende Anwälte interessiert und bewegt. Das macht die Arbeit mit dem juristischen Nachwuchs so ungemein spannend. Was macht einen guten Referendar aus? Ein guter Referendar ist vor allen Dingen offen für Neues und sehr neugierig. Das Referendariat ist die ganz entscheidende Zeit der Orientierung in der Juristenausbildung. Aus meiner Erfahrung sind möglichst viele verschiedene Berührungen mit unterschiedlichen Berufsbildern und unterschiedlichen Fachrichtungen die beste Grundlage dafür, sich am Ende des Tages für den richtigen Berufseinstieg zu entscheiden. Wer mit dieser Einstellung seine Anwaltsstation in einer Wirtschaftskanzlei verbringt, wird die neuen Eindrücke genauso wie die hinter den juristischen Fragen stehenden wirtschaftlichen Sachverhalte wie ein Schwamm aufsaugen und dadurch auch unglaublich viel für sich persönlich mitnehmen können. 11 Stefan Mayer, Partner im Steuerrecht, Frankfurt Das Referendariat ist die ganz entscheidende Zeit der Orientierung in der Juristenausbildung. Viele verschiedene Berührungen mit Berufsbildern und Fachrichtungen sind die beste Grundlage dafür, sich am Ende für den richtigen Berufseinstieg zu entscheiden. … ergab sich über meine Tutorin die Möglichkeit, die Wahlstation bei der Kanzlei Proskauer zu verbringen. Ich konnte die drei Monate sogar zwischen Paris, London und New York aufteilen. 12 Gleiss Lutz kann hochkarätige Mandatsarbeit in dynamischen Teams mit sehr stark ausgeprägter partnerschaftlicher Kultur der Sozietät bieten. Warum sind Referendare für Gleiss Lutz so wichtig? Sie sind unsere Hoffnung! In den meisten Fällen ist es so, dass unsere Referendare mit uns die erste intensivere Erfahrung in einer Großkanzlei machen. Referendaren gefällt es oftmals dann besonders gut bei uns, wenn sie sich neben juristischen Fragen für Teamarbeit und das Wirtschaftsleben interessieren. Unsere Referendare sind sehr neugierig, aber vor allen Dingen auch sehr ehrlich. Sie sind für uns insofern ein Spiegel dafür, wer wir sein wollen und wo wir hinwollen. Ohne Referendare, die später bei uns als Anwalt einsteigen und Partner werden wollen, könnten wir einpacken. Was macht Gleiss Lutz Ihrer Ansicht nach besonders gut, um junge Juristen für sich zu begeistern? Diese Frage sollte ich wohl besser an die Referendare weitergeben … Ich hoffe sehr, dass wir die angehenden Anwälte deswegen begeistern, weil wir hochkarätige Mandatsarbeit in dynamischen Teams und eine stark ausgeprägte partnerschaftliche Kultur innerhalb der Sozietät bieten können. Was ist Ihr persönlicher Tipp für die Referendare der Zukunft? Die Zeit im Referendariat nutzen! Wer viel macht und umtriebig ist, wird sich am Ende leichter tun, eine Entscheidung für den Berufseinstieg zu finden. Vor allem aber eines ist wichtig: Man muss auf seinen Bauch hören. Bei der ganzen Palette an Angeboten, die einem sehr guten Juristen offenstehen, wird es kaum möglich sein, eine Entscheidung nur nach rationalen Erwägungen zu treffen. Jeder Referendar sollte sich selbst fragen, wo er am besten hinpasst, um sich mit seiner Persönlichkeit entfalten und weiterentwickeln zu können. STEFAN MAYER Sein Jurastudium absolvierte Stefan Mayer in Mainz, anschließend Promotionsstudium in Münster. Er ist als Rechtsanwalt und Steuerberater zugelassen und seit 2011 Partner bei Gleiss Lutz im Bereich Steuerrecht. Ende 2014 hat er die Funktion als zuständiger Partner für den juristischen Nachwuchs am Standort Frankfurt übernommen. 13 ÜBUNG MACHT DEN MEISTER Sarah Roth, Recruiting Specialist in Frankfurt, kennt die Fakten zum Referendariat, einen der entscheidenden Karriereschritte für Juristen. Sarah Roth betreut bei Gleiss Lutz u. a. das Nachwuchsjuristen-Programm. FACTS & FIGURES • 3-6 Monate Bewerbungsvorlauf • mind. 9 Punkte im 1. Examen • 700 EUR pro Anwesenheitstag/Woche • 160 Referendare pro Jahr AUSBILDUNG • Tutoren-/Paten-System • Nachwuchsjuristen-Programm – Vorträge – Aktenvortragstraining – Legal English – After Work Events • Referendar-Retreat (2x/Jahr) INTERNATIONAL EXCHANGE PROGRAM Wahlstation innerhalb des weltweiten Best-FriendsNetzwerks • Voraussetzung: vorherige Station an Gleiss LutzStandort • Vergütung durch Gleiss Lutz I ch empfinde es immer noch als eine der spannendsten Aufgaben im Human Resources, die jungen Talente bei uns während ihrer Station ein Stück weit zu begleiten. Dabei liegt mir das Referendarprogramm ganz besonders am Herzen. Natürlich darf jede Referendarin und jeder Referendar bei uns eine exzellente Ausbildung, Einbindung in Mandate und enge Zusammenarbeit mit Tutor und Team erwarten. Wir wissen aber auch um die Wichtigkeit von regelmäßigem Feedback, individueller Betreuung und dem Blick über den Tellerrand. Zu keiner anderen Gelegenheit innerhalb der juristischen Ausbildung haben Sie die Möglichkeit, so unverbindlich und frei in Ihre berufliche Zukunft zu blicken wie jetzt. Wir geben Ihnen den Freiraum dafür und auch den kleinen Schubs, den es vielleicht ab und an braucht, um eigene Interessen zu wecken und Stärken auszubauen. So wichtig Ihre Erfahrungen aus der Anwalts- oder Wahlstation auch sind, ist es uns ein besonderes Anliegen, Sie auch in Hinblick auf Ihr Zweites Staatsexamen zu unterstützen. Schließlich sollen Sie an Ihre tolle Leistung im Ersten Staatsexamen anknüpfen können. Aus diesem Grund bieten wir einmal im Monat ein Aktenvortragstraining an, das Sie unter realistisch nachempfundenen Examensbedingungen auf die mündliche Prüfung vorbereitet. Die Trainings sind aus eigenen Associate-Reihen besetzt und garan- tieren so eine unkompliziert-kollegiale Atmosphäre. Übung macht bekanntlich den Meister, und mithilfe von konstruktivem Feedback und dem gemeinsamen Besprechen der Fälle gewinnen Sie die Sicherheit und das Selbstbewusstsein, das Ihnen am Ende die entscheidenden Punkte einbringen wird. Ein weiteres Highlight für unsere Referendare ist die Teilnahme am Referendar-Retreat. Mit einem eintägigen Rhetorik-Training machen wir Sie hierbei fit für den Berufseinstieg und bieten Ihnen wertvolle Networking-Gelegenheiten. Wie Sie sehen, hat die Referendarausbildung bei uns oberste Priorität. Überzeugen Sie sich selbst! Bewerbungen unter www.gleisslutz.com/karriere SARAH ROTH Sarah Roth hat in Saarbrücken und Bonn Rechtswissenschaften studiert. Seit 2006 ist sie bei Gleiss Lutz im Recruiting tätig und verantwortet dort u. a. das Nachwuchsjuristen-Programm. 14 „ICH PROMOVIERE …“ Die Promotion ist eine Weichenstellung für die weitere berufliche Entwicklung. Gleiss Lutz bietet verschiedene Möglichkeiten, Nachwuchsjuristen individuell darin zu unterstützen. 15 Nach zwei Jahren Tätigkeit als Associate ist man strukturierter, schneller, produktiver, zielgerichteter und fokussierter. Ich habe in der Mandatsarbeit gelernt, eine These aufzustellen und zu begründen. Das hat mir sehr geholfen. P Dörte Gauger, Associate, Öffentliches Recht, Stuttgart romovieren oder nicht – das ist für viele Absolventen nach zwei Examina die Frage. Viele benötigen nach den langen, intensiven Prüfungsvorbereitungen Abstand von der Bibliothek und verspüren den Drang, ihr Wissen endlich in die Praxis umzusetzen. Die Promotion ist nicht zwingend, um bei Gleiss Lutz erfolgreich zu starten. Im Gegenteil: Man kann als Associate eine Auszeit nehmen, um die Doktorarbeit zu schreiben. Das kann einerseits sinnvoll sein, um die Ausbildung zu einem Abschluss zu bringen. Andererseits ist die Promotion auch eine Voraussetzung, um Partner zu werden. Bei Gleiss Lutz lässt sie sich individuell und vielfältig organisieren. Dörte Gauger, Associate in der Praxisgruppe Öffentliches Recht im Stuttgarter Büro, entschied, nach zweijähriger Tätigkeit als Anwältin ein Jahr Auszeit für die Promotion zu nehmen. Der Vorteil: „Die Themensuche hat sich über die Arbeit erleichtert. Ich hätte mich nach dem Studium schwergetan, ein Thema zu suchen, das kein Mainstream ist. Weil wir im Öffentlichen Recht sehr spezialisiert sind, kam ich auf Aspekte, die man an der Uni nicht so im Blick hatte.“ Wer sich entscheidet, bei Gleiss Lutz zu promovieren, kann mit der organisatorischen Unterstützung der Kanzlei rechnen. Das fängt bei der Literaturbeschaffung an, geht über zeitraubende Kleinigkeiten wie Kopien anfertigen und endet bei terminlicher Koordination, wenn nötig. Auch Jan Philipp Mohr, Assoziierter Partner im Frankfurter Büro im Bereich Corporate, nahm drei Monate Auszeit: „Ich Der Fokus auf hatte meine Dissertation schon vor meinem beruflichen Ein- die Promotion stieg in der Kanzlei begonnen und wollte sie nun zum Abermöglicht ein schluss bringen.“ Sven Haag aus dem Bereich Kartellrecht im zügiges und Stuttgarter Büro hat sich für das klassische Modell entschieeffizientes Arden, das die Promotion nach dem Referendariat vorsieht. „Für mich waren Studium und Referendariat Pflicht und die Promo- beiten. Für die tion sozusagen die Kür. Sie ist für mich wesentliches Prädikat Promotion vor für hervorragende Anwälte, weil sie die Fähigkeit zeigt, ein dem Berufseingroßes Problem anzugehen, vielschichtig zu bearbeiten und stieg kann ich erfolgreich zu Ende zu bringen.“ Auch finanziell unterstützt nur empfehlen, Gleiss Lutz die Promotion. Wer sich für eine Auszeit entschei- sich schon im Redet, erhält für deren Dauer die Hälfte seines Gehaltes als Vor- ferendariat mit schuss. Nach dem Einstieg in die Mandatsarbeit arbeitet er für Themen auseindieselbe Dauer zum halben Gehalt weiter, der Vorschuss wird anderzusetzen. verrechnet. Sven Haag: „So kann man sich voll und ganz der Sven Haag, Associate, Promotion widmen.“ Kartellrecht, Stuttgart PROMOTION Jan Philipp Mohr, Assoziierter Partner, Corporate, Frankfurt • Freistellung für maximal ein Jahr möglich. • Zeitraum frei wählbar – vor oder während der Anwaltstätigkeit. • Die Hälfte der Bezüge wird während der Freistellung fortgezahlt und nach (Wieder-) Einstieg verrechnet. 16 WACHSTUMSMOTOR Associates erhalten in der Gleiss Lutz-Akademie eine umfangreiche Zusatzausbildung. Die Idee: aus hervorragenden Juristen noch bessere Anwälte und gute Unternehmer zu machen. W er als junger Jurist nach dem Referendariat in einer Großkanzlei wie Gleiss Lutz startet, für den sind die konkreten Aufgaben gleichwohl weitgehend neu. Auch die praktischen Anforderungen unserer Mandanten sind Berufseinsteigern noch nicht vertraut. Unser Hauptaugenmerk liegt deshalb darauf, dieses Praxiswissen gezielt zu vermitteln. Hier setzt die Gleiss Lutz-Akademie schon am ersten Tag mit der Juristeneinführung sowie dem einwöchigen Blockseminar für alle neuen Associates an. Genauso wichtig ist, dass sie sich dabei standort- und rechtsgebietsübergreifend innerhalb der Kanzlei vernetzen. Auf die Einführungsveranstaltungen folgen jedes Jahr an verschiedenen Standorten regelmäßige halb- oder ganztägige Workshops, bei denen sich kleine Gruppen von sieben bis fünfzehn Associates unter Anleitung von Partnern vertieft mit konkreten Aufgabenstellungen beschäftigen. „Laufende Fortbildung ist in unserem Beruf ein ganz entscheidender Erfolgsfaktor und daher ganz besonders für die jüngeren Kollegen wichtig, die noch nicht so viel Erfahrung haben“, sagt Jan Bauer, Partner in der Praxisgruppe Corporate in Frankfurt und in der Kanzlei für die Fortbildung in der Praxisgruppe Corporate verantwortlich. Obwohl Gleiss Lutz eine Full Service-Kanzlei ist, bildet der Bereich Corporate einen Schwerpunkt. juristisch beraten, wenn man nicht weiß, worauf es den Kaufleuten ankommt. Unser Ziel ist, die Schnittstellen zwischen Unternehmen und Kanzlei so reibungslos wie möglich zu gestalten.“ VOM ALLGEMEINEN ZUM SPEZIELLEN Zu Beginn der Ausbildung geht es auch beim Corporate Training Program um Grundlagenvermittlung, zum Beispiel die Rolle der Rechtsberater bei einem Unternehmenskauf. In einem zweitägigen Workshop wird durchgespielt, wie ein „Deal“ für den Mandanten rechtssicher abgewickelt wird. Bauer: „Welche Verträge sind nötig, welche Dokumente, was müssen sie umfassen und warum?“ Komplexität und Spezialisierung des Corporate Training Program steigern sich von Jahr zu Jahr, vergleichbar in etwa dem Lehrplan an der Universität. Im zweiten Jahr etwa werden speziellere Themen wie Übernahmeangebote oder Private Equity-Transaktionen durchgespielt oder gezeigt, wie man die Hauptversammlung einer börsennotierten Gesellschaft vorbereitet. Inhaltlich geht es nicht nur um Juristisches. In fast allen Mandaten arbeiten die Juristen mit den Entscheidern ihrer Mandanten zusammen, die oft einen kaufmännischen oder technischen Background haben und ein bestimmtes geschäftliches Ziel verfolgen. Bauer: „Man kann nicht sachgerecht banken eingeladen. Was ist der Zweck der Gleiss Lutz-Akademie? Bauer: „Es geht um die stetige Weiterentwicklung unserer Associates. Wir wissen, dass wir hoch motivierte, bestens ausgebildete Juristen eingestellt haben. Es geht dann darum, Stärken zu fördern und Schwächen idealerweise abzustellen. Dabei stehen fachliche Seminare sowie Trainings zu Rhetorik, Zeitmanagement oder effektiven Kommunikationstechniken auf dem Weiterbildungsplan. Wenn nach dreieinhalb Jahren mit der Assoziierten Partnerschaft das nächste Karriereziel erreicht ist, verschiebt sich der Fokus der Fortbildung dahin, wie aus dem Assoziierten Partner ein erfolgreicher Partner wird.“ Bauer: „Wir wollen aus guten Juristen sehr gute Anwälte und Unternehmer machen.“ Im zweiten Teil wird es daher spezifischer und individueller. Die Ausbildung erfolgt weniger in Gruppen, sondern stärker auf den Einzelnen zugeschnitten. Doch auch damit hat die Gleiss Lutz-Akademie ihren Auftrag längst nicht erfüllt. Denn auch die Partner bilden sich hier noch weiter. KNOW-HOW UND NETZWERK Die juristischen Inhalte in den Ausbildungsprogrammen behandeln die eigenen Partner. Zum einen aus inhaltlichen Gründen, weil so das eigene, hoch spezialisierte Know-how weitergegeben werden kann. Zum anderen verfolgt die Kanzlei einen NetzwerkAspekt. Bauer: „Durch die Workshops bringen wir Kollegen zusammen, die in der täglichen Mandatsarbeit nicht ständig miteinander Kontakt haben. Das fördert das Teamverständnis über die Standorte hinweg.“ Neben eigenen Partnern werden externe Referenten von Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaften oder Investment- „Sich ständig auf dem Laufenden zu halten und zu verbessern, ist eine Kernkompetenz und Voraussetzung, dauerhaft erfolgreich zu sein.“ Jan Bauer, Partner, Corporate, Frankfurt 17 PARTNER • Praxisgruppenbezogene Weiterbildungsveranstaltungen • Managing Key Clients • Honorarverhandlungen 4.–7. JAHR (ASSOZIIERTE PARTNER) Die Ausbildung in der Gleiss Lutz-Akademie wird im Laufe der Karriere bei Gleiss Lutz zielgenauer und individueller. Die Komplexität und Spezialisierung unserer Trainings steigern sich von Jahr zu Jahr. • Praxisgruppenbezogene Weiterbildungsveranstaltungen • Rhetorik Level III • Business DevelopmentWorkshop • Verhandlungstraining • Bilanzkunde 1.–3. JAHR (ASSOCIATES) • Praxisgruppenbezogene Weiterbildungsveranstaltungen (u. a. Corporate Training Program) • Rhetorik Level I + II • Zeitmanagement-Training • Effektive Kommunikationstechniken • Bilanzkunde ONBOARDING • Zweitägige Juristeneinführung • Einwöchiges Blockseminar (Vorstellung aller Praxisgruppen sowie Einführung in Kommunikationsskills und Kanzlei-Marketing) 18 VOLLE FLEXIBILITÄT Elternzeit, Sabbatical, Teilzeit – die Frage nach der Work-Life-Balance wird bei Gleiss Lutz mit flexiblen Arbeitszeitmodellen beantwortet. Vier Anwälte berichten. Tobias Abend, Associate im Büro Frankfurt, Arbeitsrecht Sabbatical Ich liebe die kanadische Wildnis. So habe ich mir im Sommer 2014 SABBATICAL Associates und Assoziierte Partner können auf dem Weg zum Partner oder Counsel zweimal eine einmonatige Auszeit nehmen – bei vollem Gehalt. Das Sabbatical ist ab dem dritten und sechsten Jahr der Kanzleizugehörigkeit möglich, es kann zudem mit dem Jahresurlaub kombiniert werden. vier Wochen Zeit genommen, die ich mit meiner Familie in einem abgelegenen Haus direkt an einem See in der Provinz Nova Scotia verbracht habe. Die nächste Einkaufsmöglichkeit war 20 Minuten mit dem Auto entfernt, die nächste Stadt eine Stunde und Halifax zwei. Ich bin gesegelt, geschwommen, habe geangelt und gegrillt. Dazu lag ich jeden Tag in der kanadischen Sonne und habe einige Bücher „verschlungen“ – freilich nur Belletristik, keine Fachbücher. Es gab keinen Handy-Empfang und kein Internet. Dass man da den Kopf freibekommt, muss man sich erst gar nicht vornehmen, es geschieht ganz von allein. Erst bei den Versorgungsfahrten merkte ich, was an Nachrichten auf einen einprasselt, wenn man wieder Zugang zum Internet hat. Die Entscheidung, das Sabbatical in der abgeschiedenen Wildnis zu verbringen, war aber unproblematisch, weil ich meinen Plan rechtzeitig vorher mit meinen Tutoren und Kollegen abgestimmt habe. Ich fand es großartig, eine längere Zeit an einem solchen Ort mitten in der Natur verbringen zu können. PERSÖNLICHER TIPP: Dies ist eine Gelegenheit, die so schnell nicht wiederkommt. Ich würde jedem raten, in einem Sabbatical etwas zu machen, das man schon immer machen wollte, zum Beispiel eine Reise an einen besonderen Ort. 19 Die Geburt unseres zweiten Sohnes war für Johannes Scherzinger, Associate im Büro Stuttgart, Kartellrecht, Sabbatical mich der Anlass, ein einmonatiges Sabbatical in Anspruch zu nehmen. Ich wollte in meiner Auszeit nicht nur die ersten Lebenswochen meines Sohnes begleiten, sondern viel Zeit mit meiner Familie verbringen und den Familienalltag erleben: meinen knapp dreijährigen Sohn von der Tagesmutter abholen, mit ihm auf den Spielplatz gehen, die Familie bekochen und gemeinsame Familienaktivitäten planen – also alles, was man als Vater so macht und im Berufsalltag häufig zu kurz kommt. Es ist schön zu sehen, wie der Ältere darauf reagiert. Er genießt es sehr, wenn sein „Papi“ zu Hause ist. Ich habe meinem Tutor früh von der Schwangerschaft meiner Frau und meinen Plänen berichtet. Er ist selbst ein Familienmensch mit vier Kindern und hat mich dabei voll unterstützt. Meine Kollegen haben mich sogar ein wenig beneidet, weil ich einer der Ersten bin, der ein Sabbatical nimmt. PERSÖNLICHER TIPP: Das Sabbatical ist eine besondere Gelegenheit. Man sollte sorgfältig abwägen, aus welchem Anlass man sich dafür entscheidet, damit es sich wirklich lohnt. Ich bin begeisterter Radfahrer und unternahm mit neun Freunden eine Alpenüberquerung. Von Innsbruck ging es auf dem Rennrad in sechs Tagen über zahlreiche Pässe nach Bern. Zudem war ein Ziel meines Sabbaticals, ein Haus auf Korsika zu mieten, um dort mit meiner Frau und allen vier Kindern gemeinsam ein paar Wochen zu verbringen. Ab dem dritten Tag war ich ohne Computer und Blackberry gedanklich aus den Mandaten heraus. Quasi zum Ausgleich für den Geist las ich in den fast vier Monaten meines Sabbaticals einige anspruchsvolle Werke zur Wirtschaftstheorie, wozu ich im normalen Tagesablauf zeitlich nicht gekommen wäre. Von Kollegen und meinen Mandanten erhielt ich fürs Sabbatical viel Zuspruch. Es gab keinen Burn-out-Verdacht oder andere Einwände, denn Sabbaticals sind mittlerweile gesellschaftlich voll akzeptiert. Detlef Bauer, Partner im Büro Frankfurt, Corporate, Sabbatical PERSÖNLICHER TIPP: Wenn Ihnen nach einer Auszeit ist, gilt: Je schneller Sie es tun, desto besser. Es gibt Abstand vom Berufsleben, Sie lernen Kontrolle abzugeben und kehren ausgeruht mit neuem Unternehmergeist zurück. Birgit Colbus, Counsel im Büro Frankfurt, Kartellrecht, Flex-Time-Modell Seit der Geburt meiner Töchter arbeite ich in Teilzeit. Ich verbringe etwa sechs Stunden am Tag im Büro und bin die restliche Zeit über Blackberry und Notebook erreichbar. Manchmal arbeite ich auch im Homeoffice, zum Beispiel wenn ein Kind krank ist oder wenn es besser in die Familienorganisation passt. Im Großen und Ganzen klappt alles prima, doch man braucht gute Nerven, Flexibilität und Spontanität im Alltag. Es gibt immer unvorhergesehene Situationen, und dann muss man improvisieren. Auch mein Team im Kartellrecht unterstützt mich sehr und hilft, wenn es brennt. Das Schöne am Flex-Time-Modell ist, dass ich beides haben kann: einen anspruchsvollen Beruf und Zeit für meine Kinder – das ist wirklich ein ganz großes Plus bei Gleiss Lutz. PERSÖNLICHER TIPP: Ich möchte Juristinnen ermutigen, Anwältinnen zu werden, wenn sie es wollen. Über Flex-Time lassen sich Anwaltsberuf und Familie vereinbaren. 20 REALITÄTS-CHECK Der Einstieg als Associate in einer Großkanzlei ist eine Herausforderung. Gleiss Lutz-Associates berichten, warum sich Leistungsbereitschaft und Commitment lohnen. A n dem ,Gerücht‘, dass Anwälte in Wirtschaftskanzleien viel arbeiten, ist sicher etwas dran. Wirtschaftskanzleien sind bekannt für üppige Gehälter und große Mandate. Erstere wollen verdient sein, Letztere bereiten Arbeit – so schließt sich der Kreis“, findet Harald Weiß, Associate im Kartellrecht des Brüsseler Büros. „Ob überdurchschnittlich viel gearbeitet wird, hängt vom Vergleichsmaßstab ab. Ich denke nicht, dass wir mehr arbeiten als andere Berufsträger mit vergleichbarem Gehalt und ähnlich anspruchsvollen Aufgaben. Oder selbstständige Unternehmer, die im Begriff sind, ihr eigenes Geschäft auf die Beine zu stellen.“ Für Weiß kommt es nicht allein auf die Uhrzeiten an, sondern auch darauf, womit er in seiner Arbeitszeit beschäftigt ist. Er wollte nach seinem Studium und seiner Promotion bei einer renommierten Wirtschaftskanzlei in Brüssel an spannenden nationalen und internationalen Mandaten im Bereich Kartellrecht und Europarecht mitarbeiten. Da man viel Zeit mit seinen Kolleginnen und Kollegen verbringt, war ihm bei der Wahl seines zukünftigen Arbeitgebers besonders wichtig, dass die Chemie stimmt. „Honorierung des Einsatzes durch Mandanten und Kollegen, Teamarbeit auf höchstem Niveau, spannende Mandate, angemessene Bezahlung und zu guter Letzt in der Regel freie Wochenenden“ sind für ihn Belohnung für seine Arbeit und sein Engagement. DIE REWARDS STIMMEN Sebastian Sonn, Associate im Bereich Kartellrecht im Stuttgarter Büro, erlebte seinen Einstieg ähnlich: „Eine Wirtschaftskanzlei setzt zweifelsohne ein enormes Commitment voraus. Der Einsatz ist überdurchschnittlich hoch.“ Doch er sagt auch: „Der Unterschied zu Freunden und Bekannten in anderen Branchen ist nicht so groß, wie im Allgemeinen angenommen wird.“ Sonn glaubt wie Weiß, dass sich der Einsatz lohnt, weil die Rewards stimmen. Ein weiterer Aspekt für ihn: „Selbst wenn nicht alle Kollegen für ihre gesamte Karriere in einer Wirtschaftskanzlei tätig bleiben werden, genießt man hier doch eine herausragende Ausbildung und empfiehlt sich so auch für andere Berufe in der späteren Laufbahn.“ Eine wichtige Quelle für permanente Motivation ziehen die Associates zudem aus der Bestätigung durch den Erfolg der Arbeit. Melanie Eckardt, Associate in der Praxisgruppe Dispute Resolution im Stuttgarter Büro: „Das ist ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Wenn man in einem Fall etwas erreicht, man mit seiner eigenen Performance zufrieden ist und vom Mandanten auch die entsprechende Anerkennung erhält, fühlt sich das ungemein gut an.“ FREIRÄUME SCHAFFEN Wie sind die Erfahrungen von Anwälten, die schon länger dabei sind? Hendrik Marchal, Assoziierter Partner im Steuerrecht im Hamburger Büro, arbeitet mit einer zweijährigen Unterbrechung seit 2007 für die Kanzlei: „Anwälte in Wirtschaftskanzleien arbeiten viel, weil sie komplexe Fälle und schwierige rechtliche Fragen bearbeiten, 21 Melanie Eckardt, Associate, Dispute Resolution/Litigation, Stuttgart. Ohne Engagement, Leistungsbereitschaft und Erreichbarkeit geht es in unseren Mandaten nicht. Wir bemühen uns in unserem Team, auf die Bedürfnisse und Pläne der Einzelnen Rücksicht zu nehmen. Aber wenn es brennt, dann brennt es. Läuft in einem Großverfahren eine Schriftsatzfrist ab, arbeiten wir alle mit Hochdruck daran. Ich glaube nicht, dass dies anders zu bewältigen wäre. Viel wichtiger ist, dass man gemeinsam sehr gute Arbeit leistet und der Mandant mit dem Ergebnis zufrieden ist. Nach jedem Hoch gibt es auch ruhigere Phasen. Ständige Erreichbarkeit kann zeitweise etwas anstrengend sein, jedoch ist diese für uns am Wochenende eher ungewöhnlich und im Urlaub die absolute Ausnahme. Dies ist mir wichtig, da ich auf diese Weise richtig abschalten und neue Energie tanken kann. „Wir stimmen im Team ab, wer wann regelmäßig oder einmalig etwas vorhat und nehmen darauf Rücksicht.“ Benjamin Herz, Associate, Öffentliches Wirtschaftsrecht, Frankfurt/Berlin. Ich habe vor über drei Jahren bei Gleiss Lutz angefangen und mich auf das Bankaufsichtsrecht spezialisiert. Dort haben wir es oft mit aktuellen Themen zu tun, über die im Wirtschaftsteil der Zeitungen zu lesen ist. Dass wir am Puls der Zeit sind, trägt dazu bei, dass ich jeden Tag gerne ins Büro gehe. Da viele Mandate eine politische Dimension haben und die Themen interessant sind, stellt sich die Frage nach einer Work-Life-Balance so eigentlich nicht. Insbesondere bei Unternehmenstransaktionen kommt es natürlich häufig vor, dass kurzfristig belastbare Einschätzungen zu komplexen rechtlichen Themen abgegeben werden müssen. Dass sich unsere Mandanten in kritischen Situationen voll auf uns verlassen, ist Herausforderung und Anreiz zugleich. „Dass sich unsere Mandanten voll auf uns verlassen, ist Herausforderung und Anreiz zugleich.“ Lukas Schultze-Moderow, Associate, Dispute Resolution/Litigation, Frankfurt. Es gehört zum Rechtsanwaltsberuf, das Mandanteninteresse nach vorne zu stellen, und zwar unabhängig von Großkanzlei oder Ein-Mann-Kanzlei. Die spannendsten Herausforderungen lassen sich nicht immer zwischen 9:00 und 17:00 Uhr bewältigen, und ich glaube, das gilt in fast jedem Berufsfeld. Ein Beispiel: 12.000 Fans begleiteten Eintracht Frankfurt im Europapokal nach Bordeaux – so auch ich. Während 11.999 Fans gen Stadion liefen, arbeitete ich noch im Hotelzimmer. Die Infrastruktur der Kanzlei hilft mir, den Anforderungen gerecht zu werden. Statt auf die Reise nach Bordeaux zu verzichten, konnte ich so für einige Stunden dort arbeiten. Und pünktlich zum Anstoß und zur anschließenden Siegesfeier war ich im Stadion. „Ich arbeite, wenn und weil die Interessen meines Mandanten das erfordern. Es geht nie darum, länger im Büro zu sein als irgendjemand anders.“ 22 Nico Holtcamp, Associate, Corporate/ M&A, Stuttgart. Im Umgang mit den Kollegen gibt es im Arbeitsalltag lustige und unbeschwerte Momente. Das ist für mich sehr wichtig und trägt dazu bei, dass ich morgens gerne ins Büro komme. Das allein reicht längerfristig aber natürlich nicht aus. Die Faktoren, die mich dauerhaft für meine Arbeit bei Gleiss Lutz motivieren, sind daher andere: Das ist zum einen der Umstand, dass die Arbeit hier anspruchsvoll und abwechslungsreich ist und ich das Gefühl habe, mich juristisch und persönlich weiterentwickeln zu können – es wird eben nicht langweilig. Hinzu kommt, dass es nicht darum geht, sich ohne Ziel zu „schinden“, sondern dass am Ende jeder Belastungsphase ein Ergebnis steht, das der Mandant ohne diese besondere Anstrengung nicht erzielt hätte. Das Wissen, durch besonderen Aufwand etwas nicht ganz Selbstverständliches geschafft zu haben, kann durchaus für manch harten Arbeitstag entschädigen. „Ich schätze vor allem das stets partnerschaftliche und konstruktive Miteinander. Auch in stressigen Phasen und an langen Tagen behalten alle ihren Sinn für Humor.“ Hendrik Marchal Assoziierter Partner, Steuerrecht, Hamburg. Den hohen Anspruch „Wenn man anspruchsvolle Mandate bearbeiten möchte, geht das nur, wenn man bereit ist, überdurchschnittlichen Einsatz zu bringen.“ an Einsatzbereitschaft und Erreichbarkeit halte ich für zeitgemäß. In einer globalisierten Welt, in der wir internationale Unternehmen beraten und dabei auch in ständigem Vergleich zu anderen Beratern stehen, sind die Anforderungen der Mandanten an uns und unsere Arbeit natürlich sehr hoch. Persönlich empfinde ich diese Anforderungen aber nicht als Belastung. Gerade im Steuerrecht haben wir es täglich mit unterschiedlichsten Personen aus verschiedensten Branchen und Ländern zu tun; außerdem ändert sich das Steuerrecht laufend. Es bleibt daher immer spannend und abwechslungsreich. Außerdem sind die Arbeitsbedingungen sehr gut: Mein Sekretariat unterstützt mich, die Bibliothekare besorgen mir in kürzester Zeit jeden Aufsatz und jedes Urteil, und ich kann unsere wissenschaftlichen Mitarbeiter bitten, etwas für mich zu recherchieren oder eine Stellungnahme vorzubereiten. 23 Harald Weiß, Associate, Kartellrecht, Brüssel. Ohne hohe Leistungsbereitschaft und gute Erreichbarkeit tut man sich im Anwaltsberuf sicher schwer, nicht nur in der Großkanzlei. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob sich die Anforderungen an das Engagement von Anwälten in Wirtschaftskanzleien im Vergleich zu früher verschärft haben. Sicherlich ist es im Zeitalter von Smartphones und virtuellem Schreibtisch im Home-Office einfacher und „verlockender“ geworden, rund um die Uhr zu arbeiten. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass das erwartet wird. Weder von Mandanten noch von Kollegen. Hier muss jeder – wahrscheinlich sehr viel mehr als früher – selbst wissen, wann er die Bremse zieht und sagt: „Auf die E-Mail kann ich guten Gewissens auch morgen oder am Montag antworten, weil das keinen Unterschied macht.“ „Die Frage, was dringend ist und was nicht, kann und muss jeder– jedenfalls bis zu einem gewissen Grad – für sich selbst entscheiden.“ oftmals unter großem Zeitdruck. Aber niemand – weder bei Gleiss Lutz noch bei anderen Wirtschaftskanzleien – muss deswegen sein Privatleben oder seine Interessen aufgeben. Ob in der Großkanzlei oder der Boutique: Die Anforderungen sind die gleichen, wenn man auf juristisch hohem Niveau arbeiten möchte.“ Marchal kann es beurteilen, denn er war zwischenzeitlich in einer auf Umsatzsteuerrecht spezialisierten Boutique tätig. Sein Rat an Einsteiger: „Zeit für private Aktivitäten muss man sich nehmen. Viel hängt allerdings davon ab, wie gut man sich selber organisieren kann. Das lernt man aber mit der Zeit. Beispielsweise kann man auch mal in der Mittagspause zum Sport gehen. Oder man kommt morgens früher ins Büro, wenn man am Abend ins Theater oder ins Konzert gehen möchte.“ PREDICTABLE TIME OFF Heißt Leistungsbereitschaft, jeden Tag von morgens früh bis abends spät im Büro zu sitzen? Nico Holtkamp ist Associate im Stuttgarter M&A-Team, in dem es häufig zu Spitzen kommt. Doch er sagt: „Es ist sicher nicht so, dass stete Anwesenheit gefordert wäre. Vielmehr geht es darum, erreichbar zu sein bzw. dann ein Ergebnis liefern zu können, wenn es verlangt ist.“ Gerade im Transaktionsgeschäft lassen sich Abläufe nur sehr schwer vorhersehen, „Last-MinuteEinsätze“ sind üblich. Holtkamp sieht das aber auch positiv: „Das macht ein Stück weit den Reiz aus.“ Um private Aktivitäten dennoch fest zu etablieren, hat sein Team eine faire Lösung gefunden: Predictable time off. An einem wöchentlich vorab festgelegten Tag soll ein vorhersehbarer Feierabend auch bei kurzfristiger, dringender Mandatsarbeit möglich sein. Intern stellt das Team sich dazu so auf, dass diese Aufgabe gegebenenfalls von einem anderen übernommen werden kann. In den allermeisten Fällen funktioniert das gut. „Es lässt uns die Möglichkeit, sich planbar an mindestens einem Abend pro Woche zu verabreden oder einem regelmäßigen Hobby nachzugehen.“ Eingeführt wurde dieses Modell auf Vorschlag des Partners, der voll dahintersteht. Holtkamp: „Auf diese Weise wird unser Modell tatsächlich gelebt – und niemand muss dabei ein schlechtes Gefühl haben.“ Das System der Predictable time off bürgert sich mehr und mehr auch in anderen Bereichen bei Gleiss Lutz ein. 24 Anna Frey, Associate, Arbeitsrecht, München. Es lässt sich nicht leugnen, dass in einer Großkanzlei viel gearbeitet wird. Das steht meiner Meinung nach im direkten Zusammenhang mit der Erwartungshaltung unserer Mandanten. Wir vertreten häufig große Wirtschaftsunternehmen, in denen unsere Ansprechpartner ebenfalls keinen Nine-to-five-Job haben. „Nach meiner Erfahrung schneiden Großkanzleien im Arbeitszeitvergleich mit anderen Beschäftigungsfeldern für Juristen nicht schlecht ab.“ Marc Seeger, Associate, Corporate/M&A, Düsseldorf. Natürlich arbeiten wir überdurchschnittlich viel. Ich bin aber kein Freund davon, dass „viel Arbeit“ gleich einen negativen Beigeschmack hat. Die Arbeitsbelastung jedes Einzelnen hängt sicherlich auch davon ab, wie man sich organisiert. Ich bin zum Beispiel relativ früh im Büro und verzichte gerne mal auf meine Mittagspause, um abends früher raus zu kommen. Das gelingt natürlich nicht immer, wenn abends noch Aufgaben zu erledigen sind oder in transatlantischen Mandaten auch mal Telefonkonferenzen stattfinden – im Regelfall aber doch ganz gut. Dass Inhouse-Juristen deutlich weniger arbeiten als wir, scheint mir auch ein Mythos zu sein. Wir können die Arbeitsbelastung der Kollegen aus den Rechtsabteilungen, die M&A-Projekte betreuen, ganz gut anhand der E-Mails und Telefonkonferenzen nachvollziehen. Geringere Arbeitszeiten kann ich da in vielen Fällen nicht erkennen. „Anrufe oder E-Mails, die eine direkte Reaktion erfordern, sind am Wochenende oder spätabends die Ausnahme.“ Sebastian Sonn, Associate, Kartellrecht, Stuttgart. Bei Gleiss Lutz gibt es keine Stundenvorgaben und keine Mindestanwesenheitszeiten. Die Zusammenarbeit basiert auf gegenseitigem Vertrauen, und am Ende des Tages zählt allein, ob man die Arbeit erledigt hat – nicht, wie lange man im Büro war. Auch der Mythos, in einer Wirtschaftskanzlei werde regelmäßig bis 23 Uhr und auch am Wochenende gearbeitet, trifft nicht zu. Es gibt zwar Spitzenzeiten, aber in der Regel enden die Arbeitstage deutlich früher und Wochenendarbeiten sind Ausnahmen. Wichtig ist auch, dass der hohe Einsatz bei uns nicht als selbstverständlich hingenommen, sondern gewürdigt wird. In einigen Referaten bürgert es sich zudem zunehmend ein, dass die einzelnen Anwälte abwechselnd an einem festen Wochentag offiziell etwas früher aus dem Büro kommen und so auch unter der Woche noch regelmäßige Privataktivitäten fest planen können. „Entgegengebrachtes Vertrauen und daraus resultierende Eigenständigkeit in der Mandatsarbeit sind für mich zentrale Elemente, die den Einsatz ohne weiteres rechtfertigen.“ 25 WARUM NICHT RESTRUKTURIERUNG?! Matthias Tresselt, Partner im Stuttgarter Büro, berichtet über seine Tätigkeit als Restrukturierungsanwalt und was er am Insolvenzrecht besonders schätzt. H aben Sie schon einmal von den Herren Görg, Frege oder Geiwitz gehört? Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an Karstadt, Schlecker, das Bankhaus Lehman oder Suhrkamp denken? Falls Sie jetzt nicht nur Kleidung, Drogerieartikel, Wertpapiere oder Bücher vor sich sehen, sondern Ihnen mediale Schlagworte wie „Insolvenzverfahren“, „Schutzschirm“, „Eigenverwaltung“ oder „Planinsolvenz“ einfallen, dann sind Sie vermutlich noch kein ausgemachter Experte im Insolvenzrecht, aber ein „juristisch interessierter Laie“ und vielleicht – bei weitergehendem Interesse und entsprechender Weichenstellung – ein angehender Restrukturierungsanwalt. INSOLVENZRECHT IN DER PRESSE Was sich tatsächlich hinter diesen Begriffen verbirgt, erfährt man weder aus der Bildzeitung noch aus der FAZ, dem Spiegel oder dem Handelsblatt. Die insolvenzrechtliche Presseberichterstattung, in der versucht wird, die Untiefen des Insolvenzrechts auszuloten, lässt mir mitunter die Haare zu Berge stehen. Manchmal wird in einem sog. „Fachbeitrag“ eine Einschätzung zu Details des Insolvenzplanverfahrens abgegeben, beispielsweise den Unterschieden zwischen einem „270a-Verfahren“ und einem „270b-Verfahren“, die es in der Sache leider selten trifft. Meistens breche ich leicht entnervt die Lektüre vorzeitig ab. GEDULDSPROBE SUHRKAMP In letzter Zeit hatte ich viele solcher wenig erbaulichen Lese-Momente, vor allem in einem unserer jüngsten Fälle, den wir kürzlich erfolgreich abgeschlossen haben und der ein echter Dauerkandidat in der Medienberichterstattung war: Wir haben den Suhrkamp Verlag, eines der renommiertesten Verlagshäuser in Europa, in ein Schutzschirmverfahren begleitet und für den Verlag einen Insolvenzplan erstellt, der unter anderem die gesellschaftsrechtliche Umwandlung der Schuldnerin von einer Kommanditgesellschaft in eine Aktiengesellschaft vorsah. Dieser Insolvenzplan, der von den Gläubigern angenommen wurde, hat die Gerichte anschließend lange beschäftigt und das Unternehmen – v. a. die Mitarbeiter – und auch uns Anwälte nicht nur auf die rechtliche, sondern vor allem auf die vielbesagte „Geduldsprobe“ gestellt. Wir haben den Insolvenzplan nicht nur durch alle Instanzen verteidigt – vor dem Insolvenzgericht, dreimal vor dem Landgericht und zweimal vor dem BGH –, sondern auch vor dem Bundesverfassungsgericht. Ein opponierender Beteiligter hatte einen Antrag auf einstweilige Anordnung gestellt (§ 32 BVerfGG) mit dem Ziel, die Wirkungen des Insolvenzplans zu stoppen und zu verhindern, dass die Umwand- MATTHIAS TRESSELT Matthias Tresselt studierte an der Universität Tübingen. 2008 arbeitete er bei einer Kanzlei in New York, seit 2015 ist er Partner bei Gleiss Lutz. Tresselt ist Mitglied der Deutsch-Amerikanischen Juristen-Vereinigung und berät im Bereich Restrukturierung, im Insolvenzrecht sowie im Gesellschaftsrecht und bei M&A-Transaktionen. lung des Verlags in eine Aktiengesellschaft in das Handelsregister eingetragen wird. Mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung eines Teams aus Insolvenz-, Aktien-, Prozess- und Verfassungsrechtlern ist es uns gelungen, binnen kürzester Zeit eine Stellungnahme abzugeben und nach dem BGH auch das Bundesverfassungsgericht davon zu überzeugen, „grünes Licht“ für die Umsetzung des Insolvenzplanes zu geben. RESTRUKTURIERUNG ALS TRANSAKTION Wie der Suhrkamp-Fall zeigt, sind das Insolvenzrecht und die Arbeit an Restrukturierungsmandaten spannend und abwechslungsreich. In vielen der insolvenzrechtlichen Mandate, die wir bei Gleiss Lutz betreuen oder betreut haben – wie etwa bei Apcoa, IVG, Pfleiderer, Centrotherm, Solarworld oder Suhrkamp –, ist der Schlüssel zum Erfolg eine maßgeschneiderte Lösung für den Mandanten, die nur durch eine enge Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Rechtsgebieten gelingt. In einem Restrukturierungsmandat gibt es neben den insolvenzrechtlichen Fragen meistens auch steuer-, finanz-, arbeits-, gesellschafts- oder kartellrechtliche Aspekte zu beachten. Der „große Restrukturierungsfall“ stellt sich für uns als Transaktionsgeschäft dar, bei dem wir als „Restrukturierer“ die Koordination übernehmen und darauf achten, dass die unterschiedlichen juristischen Teile richtig ineinandergreifen. Mir macht diese interdisziplinäre Arbeit in einem Team von spezialisierten Anwälten sehr viel Spaß – sowohl persönlich und atmosphärisch als auch fachlich. PERSÖNLICHER TIPP: Nutzen Sie die Chance, mit einer anwaltlichen Tätigkeit im Insolvenzrecht über den eigenen juristischen Tellerrand hinauszublicken. 26 GLOBETROTTER Zwei Juristinnen berichten über ihre praxisbezogenen Auslandserfahrungen. Anke Siemer, Associate im Berliner Büro, arbeitete in London, Paris und New York. Stephanie Lumpp, Assoziierte Partnerin in Stuttgart, führte ein Secondment nach Sydney. Frau Siemer, wie kam es zu Ihrer Wahlstation? Schon von Beginn meines Referendariats an hatte ich den Plan, meine Wahlstation im Ausland zu verbringen. Wie viele Referendare überlegte ich erst, sie beim Auswärtigen Amt zu absolvieren. Lieber wollte ich allerdings im englischsprachigen Ausland mit Muttersprachlern zusammenarbeiten und so mein fachliches Englisch verbessern. Während meines Referendariats in Frankfurt bei Doris-Maria Schuster bekam ich das Angebot, meine Wahlstation bei Proskauer Rose LLP (Proskauer) zu verbringen. Zu meinem absoluten Glück fragte mich Proskauer, ob ich nicht meine dreimonatige Wahlstation zwischen mehreren Standorten aufteilen wolle. So verbrachte ich sechs Wochen im ProskauerOffice in London, zwei Wochen in Paris und fünf Wochen in New York. Woraus resultiert Ihr Auslandsdrang? Einen Auslandsdrang habe ich schon seit meiner Kindheit, geerbt von meinem Vater, einem leidenschaftlichen Geografen. Schon während meiner Schulzeit verbrachte ich viele meiner Ferien in Frankreich oder England und ging für einige Monate nach Kanada. Nach meinem Abitur lebte ich ein Jahr in Frankreich und verbrachte im Rahmen meines Studiums zwei Jahre in Paris. Da ich auch in meiner späteren beruflichen Zukunft gerne international arbeiten wollte und nach meiner Examensphase dringend einen Tapetenwechsel brauchte, war es mir wichtig, meine Wahlstation im Aus- land zu absolvieren. Darüber hinaus habe ich eine ausgeprägte Liebe für England, die englische Landschaft und London, weshalb ich glücklich war, einen Teil der Wahlstation dort verbringen zu können. „Bei Tarifverhandlungen in den USA betritt man eine ganz andere Welt. Manche Themen erscheinen aus deutscher Sicht absurd und überflüssig.“ Wie war der Empfang? Dreimal ein Empfang in drei verschiedenen Ländern und dreimal ein sehr herzlicher Empfang auf seine eigene typische Art. Die Vorstellungsrunde durch das Büro in London erfolgte mit der obligatorischen Tasse Tee in der Hand, und in guter englischer Tradition lernte ich die Kollegen nach der Arbeit bei gemeinsamen PubBesuchen näher kennen. In Paris saß ich mit mehreren angehenden Anwälten in einem Büro und hatte so die Gelegenheit, auch bei häufigen gemeinsamen Mittagessen, alle näher kennenzulernen. Auch in New York waren alle sehr freundlich, offen und hilfsbereit. Hier wurde ich gleich von den Junganwälten unter die Fittiche genommen und bekam eine umfangreiche Einführung in das amerikanische Großkanzleileben. Wie war Ihr Aufgabenbereich vor Ort? Auch das war sehr unterschiedlich und hat mir die Möglichkeit gegeben, Einblicke in verschiedenste Gebiete des jeweiligen nationalen Arbeitsrechts zu bekommen. In London nahm ich an vielen Mandantengesprächen teil und wurde stark in den alltäglichen Arbeitsablauf mit eingebunden. Obwohl ich nur zwei Wochen in Paris verbrachte, konnte ich auch dort an einigen Projekten mitarbeiten und nahm an Gerichtsverhandlungen teil. In New York arbeitete ich hauptsächlich im Bereich executive compensation mit und erlebte die direkte Arbeit und Kommunikation mit den Mandanten. Was war beruflich prägend? Die Teilnahme an Tarifverhandlungen in den USA. Aus dem deutschen oder auch dem französischen Arbeitsrecht kommend, betritt man hier eine andere Welt. Es geht um Themen, die uns mit der Absicherung des deutschen Sozialsystems als absurd und überflüssig erscheinen, für amerikanische Arbeitnehmer allerdings existenziell sein können. Daher kann auch die Verhandlung über die Höhe einer arbeitgeber- PERSÖNLICHER TIPP: Was ich an Berlin liebe: „Kunst, Kultur, Trends, eine Stadt im Wandel und alles an internationaler Küche, was man sich wünschen kann.“ 27 London Paris New York seitigen Beteiligung an einer Krankenversicherung mehrere Tage dauern. Was hat Sie besonders beeindruckt? Die Art und Weise, wie Rechtsanwälte aus verschiedenen Ländern mit Mandanten umgehen, und der Ablauf arbeitsgerichtlicher Verfahren in den jeweiligen Ländern. In London war es spannend zu sehen, wie sich die Trennung zwischen Solicitor und Barrister auf den Arbeitsalltag einer Kanzlei und der Anwälte auswirkt. In New York hat mich besonders beeindruckt, wie hoch spezialisiert jeder einzelne Partner arbeitet. Was waren die Highlights? Die unglaubliche Lage aller drei Büros von Proskauer. Jeder Morgen, an dem die Sonne schien und ich mit einem Kaffee in der Hand zum Times Square, in Richtung des Jardin des Tuileries oder zur Liverpool Street lief, war ein Highlight. Daneben war ich zum ersten Mal in New York und beeindruckt von der Größe und Kultur und Küche. Als besonders empfand ich es auch, wie intensiv ich in London in meinen nur sechs Wochen in den Kanzleialltag und externe Veranstaltungen eingebunden wurde. So habe ich zahlreiche Anwälte kennengelernt, zu denen ich jetzt noch regelmäßig Kontakt habe. Ein weiteres Highlight war, einem USPartner bei Proskauer dabei zu helfen, eine hohe Steuerrückzahlung vom deutschen Finanzamt geltend zu machen. Dies entsprach zwar nicht unbedingt meinem Rechtsgebiet, führte aber zu einem Jubelschrei, den ich so schnell nicht vergessen werde. Kontrastprogramm: Anke Siemer genoss außerhalb der Arbeit im Büro Proskauer die englische Landschaft und Großstadtatmosphäre. ANKE SIEMER Anke Siemer studierte im Rahmen des deutsch-französischen Magisterstudiengangs Rechtswissenschaften in Köln und Paris (LL.M.). Nach dem Referendariat in Bonn inkl. einer Anwaltsstation im Frankfurter Gleiss Lutz-Büro verbrachte sie ihre Wahlstation bei Proskauer Rose in London, Paris und New York. Seit 2014 ist sie als Associate in der Praxisgruppe Arbeitsrecht in Berlin und Frankfurt tätig. 28 Sydney Durch die rechtzeitige Ankunft war Zeit, sich mit Sydney vertraut zu machen – oben die Oper. Auch Trips ins Hinterland und zum Strand gehörten dazu. STEPHANIE LUMPP Stephanie Lumpp studierte in Bayreuth, Genf und Würzburg Jura mit wirtschaftswissenschaftlicher Zusatzausbildung. An ihre Promotion schloss sich 2006/2007 ein LL.M.-Studium im neuseeländischen Christchurch an. Stephanie Lumpp arbeitet seit 2009 als Rechtsanwältin im Stuttgarter Gleiss Lutz-Büro und berät umfassend im Gesellschaftsrecht. 29 „Mein Secondment in Sydney war auch deshalb reizvoll, weil bislang kein Gleiss Lutz-Anwalt bei einer australischen Kanzlei war und ich damit Pionierarbeit leisten konnte.“ Frau Lumpp, wie kam der Kontakt zu der Kanzlei zustande, wie kam es zu diesem Ziel? Seit meinem LL.M.-Studium in Neuseeland habe ich einen besonderen Bezug zu „Down Under“. Als Gerhard Wegen, ein Partner aus dem Stuttgarter Büro von Gleiss Lutz, mir ein Secondment in Sydney vorschlug, habe ich daher sofort zugesagt. Ich fand diesen Vorschlag auch deshalb reizvoll, weil bislang kein Gleiss Lutz-Anwalt auf einem Secondment bei einer australischen Kanzlei war und ich damit Pionierarbeit leisten konnte. Den Kontakt zu Corrs Chambers Westgarth hat dann auch Gerhard Wegen hergestellt. Wie nervös waren Sie am ersten Tag? Natürlich war ich am ersten Tag etwas nervös. Nach mehreren Jahren Berufserfahrung befand ich mich auf einmal wieder in der Situation, mich in einem mir bis dahin unbekannten Umfeld bewähren zu müssen. Meinen Jetlag hatte ich zum Glück schon verkraftet, da ich einige Tage vorher in Sydney angekommen war. Dass Corrs mich gleich nach meiner Ankunft mit einem Willkommenspaket mit australischen Spezialitäten überrascht hatte, fand ich schön. An meinem ersten Tag bei Corrs wurde ich dann sehr freundlich empfangen. Wie lief das Tagesgeschäft? Insgesamt habe ich weniger selbstständig gearbeitet als bei Gleiss Lutz, was im Wesentlichen daran liegt, dass ich keine vertieften Kenntnisse im australischen Recht habe. Anders als bei Gleiss Lutz, wo ich mich mit klassischem Gesellschaftsrecht befasse, war ich bei Corrs vorwiegend im Bereich M & A tätig und habe bei mehreren Transaktionen an der Due Diligence mitgewirkt. Wie lief es sprachlich? Ich würde sagen, gut. Natürlich musste ich mich am Anfang erst einmal an das aus- tralische Englisch gewöhnen. Das hat aber nicht lange gedauert, da ich von meinem LL.M.-Studium in Neuseeland schon mit dem neuseeländischen Akzent vertraut war, der dem australischen ähnlich ist. Insgesamt konnte ich mein Englisch während der sechs Monate in Sydney sicher noch perfektionieren. Wie würden Sie die Unterschiede in der Arbeit beschreiben? Am augenfälligsten war der Unterschied in der Arbeitsumgebung: Anders als bei Gleiss Lutz haben die Anwälte bei Corrs keine eigenen Büros, sondern sitzen alle im Großraumbüro. Dies mag zwar in kommunikativer Hinsicht Vorteile haben. Ich habe mich allerdings bis zuletzt nicht daran gewöhnt. Ein Unterschied bestand für mich auch darin, dass ich in einem großen Team mitgearbeitet habe. Dies ist für M & A üblich, im klassischen Gesellschaftsrecht bei Gleiss Lutz in Stuttgart arbeite ich aber häufiger in kleineren Einheiten. Wie fühlten Sie sich privat eingebunden? Auch außerhalb des Büros habe ich mich in Sydney sehr wohlgefühlt. Zum einen habe ich mit einigen Kollegen von Corrs ab und zu privat etwas unternommen. Eine Kollegin hat mich etwa an Weihnachten zu ihrer Familie eingeladen, sodass ich ein richtiges „Australian Christmas“ erlebt habe. Zum anderen habe ich über ein Expat-Netzwerk Leute aus verschiedenen Ländern kennengelernt und mit ihnen viel in meiner Freizeit unternommen. Sydney bietet unzählige Freizeitmöglichkeiten. Es gibt traumhafte Strände, viele kulturelle Angebote und eine Vielzahl guter Restaurants. Langeweile kam hier nie auf! Wie hat sich die Beziehung zur Kanzlei für Sie entwickelt? Ich habe von Anfang an ein deutliches Interesse auf Seiten von Corrs bemerkt, freundschaftliche Beziehungen zu Gleiss Lutz aufzubauen. Corrs ist unabhängig, hat sich also in der Vergangenheit keiner US-amerikanischen oder englischen Kanzlei angeschlossen, sodass ein weltweites Netzwerk befreundeter Kanzleien von großer Bedeutung ist. Während meines Aufenthalts habe ich viele Corrs-Anwälte aus verschiedenen Bereichen kennengelernt. Ich bin mir sicher, dass ich mit einigen von ihnen weiterhin in – auch freundschaftlichem – Kontakt bleiben werde. Was waren die Highlights? Das ist schwer zu sagen. Allein der Umstand, dass Sydney während eines halben Jahres mein beruflicher und privater Lebensmittelpunkt war, ist unvergesslich. Um ein paar wenige der vielen Highlights zu nennen: ein „Running Festival“, bei dem ich im Corrs-Team bei großartiger Kulisse durch Sydney gelaufen bin; eine erstklassige Aufführung der Mozart-Oper „Don Giovanni“, die mir durch eine geschäftliche Einladung ermöglicht wurde; und nicht zuletzt ein Aufenthalt in einem abgelegenen Yoga-Retreat im Regenwald im nördlichen Queensland, wo ich meinen Weihnachtsurlaub verbracht habe. Australien ist ein faszinierendes Land, und ich kann eine Reise dorthin absolut empfehlen! PERSÖNLICHER TIPP: Warum es sich lohnt, nach Stuttgart zu kommen: „Auch wenn Stuttgart nicht die traumhaften Strände Sydneys zu bieten hat, ist die Hauptstadt der Schwaben lebenswert und liebenswert: Besonders gefallen mir die vielen grünen Ecken, die Stadtviertel in Hanglage mit einer großartigen Aussicht über die Stadt und das tolle kulturelle Angebot. Eine attraktive Mischung aus provinzieller Gemütlichkeit und Metropole!“ 30 WENN DRÄHTE GLÜHEN … In länderübergreifenden Mandaten berät Gleiss Lutz in einem internationalen Netzwerk. Dafür benötigt die Kanzlei juristischen Nachwuchs mit entsprechender Ausrichtung. A ls eine der größten unabhängigen und international tätigen Full Service-Kanzleien in Deutschland baut Gleiss Lutz auf ein flexibles und erprobtes internationales Netzwerk zu Kanzleien, die in ihren Ländern führend sind. In diesem Netzwerk pflegen die zuständigen „Country Relationship-Partner“ enge persönliche Kontakte zu den Kanzleien und deren Anwälten. Das Netzwerk bietet die Flexibilität, überall gezielt und auch sehr schnell mit den besten und geeignetsten Partnern zu kooperieren. GRÖSSTES CHINESISCHES EINZELINVESTMENT IN DEUTSCHLAND Ein wichtiger Baustein ist ein European Network mit engen Beziehungen zu Kanzleien in Frankreich, Spanien und Italien. Daneben hat zuletzt Asien an Bedeutung gewonnen, vor allem China, Japan, Korea, Singapur und Hongkong. Regelmäßig besucht etwa der regionalverantwortliche Partner Michael Burian die Kanzleien vor Ort, beobachtet den Markt und analysiert die Entwicklung. Wie gut das Netzwerk weltumspannend funktioniert, zeigt exemplarisch eine Transaktion, bei der der chinesische Mischkonzern Shandong Heavy Industry bei dem Wiesbadener Gabelstaplerhersteller KION einstieg. Gleiss Lutz hat bei dem bislang mit Abstand größten chinesischen Direktinvestment in Deutschland sowohl KION als auch die KION-Eigentümer, das Private-Equity-Unternehmen Kohlberg Kravis Roberts & Co. und die Investmentbank Goldman Sachs, beraten. Das Transaktionsvolumen betrug 738 Millionen Euro. GESCHÄRFTES PROFIL Von 2000 bis 2011 pflegte Gleiss Lutz neben seinem eigenen Netzwerk eine Allianz mit der englischen Großkanzlei Herbert Smith und der niederländischen Kanzlei Stibbe. Gerhard Wegen, Partner im Gesellschaftsrecht/M&A im Stuttgarter Büro: „Sie brachte in der damaligen Fusions- und Internationalisierungswelle große Vorzüge, zum Beispiel Visibilität für die Mandanten, aber auch für den Nachwuchs.“ Nach ihrem Ende hat sich die internationale Ausrichtung der Kanzlei weiter positiv entwickelt. Wegen: „Wir haben ganz neuen Zugang zu den besten Kanzleien in vielen Ländern erhalten, mit denen wir auch arbeiten. Unser Profil als unabhängige Top-Kanzlei ist viel schärfer geworden.“ Ein internatio- 31 GERHARD WEGEN ermöglicht. Johannes Culmann (s. S. 8) aus der Praxisgruppe Corporate im Stuttgarter Büro etwa absolvierte eine Wahlstation bei Cuatrecasas in Barcelona. Daneben wächst die Bedeutung von Secondments im internationalen Umfeld. So repräsentieren Anwälte die Kanzlei im Ausland als Botschafter und etablieren ein persönliches Netzwerk, das sowohl ihnen als auch der Kanzlei zugutekommt. nales Netzwerk stellt auch das Recruiting vor Herausforderungen. Wegen: „Wir suchen junge Anwälte, die es reizt, als Verbindungsstelle zu fungieren und die Beziehungen zu den Kanzleien vor Ort zu pflegen.“ Bereits Referendaren wird bei Interesse und vorhandener Kapazität eine Wahlstation bei einer befreundeten Kanzlei im Ausland BOTSCHAFTER DER KANZLEI Dies war zuletzt etwa bei Stephanie Lumpp, Assoziierter Partnerin aus der Praxisgruppe Corporate im Stuttgarter Büro, der Fall. Sie absolvierte ein Secondment bei der australischen Kanzlei Corrs Chambers Westgarth (s. S. 28). Gerhard Wegen: „Wir glauben, dass wir mit dem internationalen Netzwerk für die Zukunft hervorragend aufgestellt sind. Unser Konzept eröffnet neue Chancen, in allen Ländern der Welt Zugang zu unabhängigen Top-Kanzleien zu bekommen.“ Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann studierte Gerhard Wegen in Hamburg, Genf, Tübingen und an der Harvard Law School (LL.M. 1981). Er ist seit 1987 Partner bei Gleiss Lutz und berät im Bereich Gesellschaftsrecht/M&A. Wegen verfügt über einen herausragenden Track-Record insbesondere bei komplexen grenzüberschreitenden M&A-Transaktionen. Des Weiteren ist Gerhard Wegen auch regelmäßig an internationalen Schiedsverfahren beteiligt. In mehr als 120 Verfahren wurde er bisher als Schiedsrichter oder Rechtsberater hinzugezogen. INTERNATIONAL EXCHANGE PROGRAM In diesem Programm ist eine Wahlstation im Ausland über einen Austausch innerhalb des internationalen Netzwerks möglich. Voraussetzungen sind eine Anwaltsstation an einem Gleiss LutzStandort und eine Empfehlung durch einen Partner. Gleiss Lutz unterstützt den Austausch finanziell, das Programm ist unbürokratisch und unkompliziert. 32 BEST IN GERMANY Gleiss Lutz fördert mit der Initiative Women in Business gezielt und preisgekrönt Diversity. Auf hochkarätig besetzten Informationsveranstaltungen lässt sich diskutieren, orientieren und netzwerken. D ie stetige Verbesserung von Diversity ist ein dauerhaftes Anliegen von Gleiss Lutz. Anfang 2013 rief die Kanzlei die Initiative „Women in Business“ ins Leben. Sie umfasst neben Networking-Abenden und anderen kanzleiinternen Aktivitäten für Nachwuchsjuristinnen auch spezielle Veranstaltungen für Mandantinnen. Informative Podiumsdiskussionen über Karrieremöglichkeiten für Frauen in unterschiedlichen juristischen Bereichen runden die Initiative erfolgreich ab. Die Kanzlei fördert damit gezielt ihre weiblichen Nachwuchstalente und setzt Maßstäbe in der Branche. ZWEIFACHE EHRUNG Für ihr Engagement wurde die Kanzlei im vergangenen Jahr gleich zweifach geehrt: Bei den European Women in Business Law Awards erhielt Gleiss Lutz den Preis als „Best in Germany“. Zudem wurde die Initi- Karriere-Ausblick: Die Frankfurter Skyline lieferte den Hintergrund für eine „Women in Business“-Veranstaltung ative „Women in Business“ europaweit als „Best gender diversity initiative by national firm“ ausgezeichnet. „Diese internationale Auszeichnung ist ein schöner Erfolg für uns und zeigt, dass beim Thema Diversity bei Gleiss Lutz viel in Bewegung ist“, erklärt Petra Linsmeier, Partnerin im Münchner Büro, die die beiden Awards für Gleiss Lutz in London entgegennahm. DIVERSITY IN DER PRAXIS Juristinnen treffen je nach Branche auf die unterschiedlichsten Bedingungen. Insbesondere die Realisierung flexibler Arbeitszeitmodelle für Frauen mit Karrierewunsch und die Balance zwischen Arbeit und Familie sind Fragen, die auch für gut ausgebildete und leistungsbereite Frauen von zentraler Bedeutung sind – und sehr unterschiedlich beantwortet werden. Auf dem branchenübergreifenden „Women in Business“Netzwerkabend in Frankfurt kann etwa Kristina Döring aus dem Personalreferat im Hessischen Finanzministerium aus eigener Erfahrung berichten. Döring hat dort sehr positive Erfahrungen gemacht: „Die Verbindung von beruflichem Aufstieg und Familie ist gelebter Alltag. In beinahe allen Positionen – auch in den oberen Leitungsebenen im Finanzressort – findet man Frauen mit Familie.“ Ähnliche Erfahrungen schildert „Ich habe meine Arbeitszeit mehrfach an die Veränderungen in meinem familiären Umfeld angepasst.“ Jennifer Hattaß, Assoziierte Partnerin, Kartellrecht, Stuttgart auch Richterin Nina Grabolle: „Gerade in der Justiz sind flexible Arbeitszeitmodelle sehr realistisch. So ist Teilzeit ab 25 % möglich und wird – gerade für den Wiedereinstieg nach dem Mutterschutz oder der Elternzeit – meiner Einschätzung nach sehr häufig genutzt.“ Wie sieht es in einer großen Wirtschaftskanzlei aus? Für Jennifer Hattaß, Assoziierte Partnerin im Kartellrecht in Stuttgart, ist flexibles Arbeiten selbstverständlich. Die enge Zusammenarbeit in Projektteams ermöglicht es, die hierzu erforderlichen Freiräume zu schaffen. „Ich selbst habe meine Arbeitszeit schon mehrfach an die Veränderungen in meinem familiären Umfeld angepasst. Das lief immer völlig unproblematisch.“ Mehr über die Erfahrungen von Juristinnen in Justiz, Kanzlei, Wissenschaft, Unternehmen und Verwaltung lesen Sie auf den nächsten Seiten. 33 „Women in Business“ 2014 im Frankfurter Gleiss Lutz-Büro: Nach der Podiumsdiskussion bot sich Gelegenheit zum Netzwerken. Die Kanzlei erhielt in London bei den „European Women in Business Law Awards“ zwei Preise für die Initiative. 34 WOMEN IN BUSINESS Unternehmen Justiz Vera Jordan Deutsche Börse AG Head of HR Europe & US Nina Grabolle Richterin Warum haben Sie sich als Juristin für dieses Berufsfeld entschieden? Ich habe im Zuge der Referendariatsausbildung in die klassisch juristischen Berufe reingeschnuppert und mich dann ganz bewusst für einen Beruf in der Wirtschaft entschieden, weil mich die Themenvielfalt und die Entwicklungsmöglichkeiten in der Wirtschaft fasziniert haben. Mich begeistern die abwechslungsreichen und verantwortungsvollen Aufgaben, die die Justiz bietet. Ein weiterer wesentlicher Grund, weshalb ich mich für die Justiz entschieden habe, ist, dass man losgelöst von Mandantenoder Arbeitgeberinteressen nur nach Recht und Gesetz entscheidet. Was macht Ihnen an Ihrem Beruf am meisten Spaß? Ich liebe an meinem Beruf die Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen, die Tatsache, dass ich Dinge bewegen kann, und dass ich morgens nicht weiß, was mich über den Tag hinweg erwartet. Es kommt auf den Einsatzbereich im Staatsdienst an: Als Staatsanwältin die Ermittlungstätigkeit, als Richterin im Zivilrecht die Möglichkeit, die streitenden Parteien zu befrieden. Wie hoch ist der Frauenanteil in Ihrem Berufsfeld/ Ihrer Branche? Bei der Gruppe Deutsche Börse liegt der Frauenanteil auf dem Mitarbeiterlevel bei ca. 40 %, im Top & Middle Management bei rund 15 %. Ich schätze ca. 60 %. Welche Entscheidungen waren wichtig für Ihre heutige Position? Was waren die wichtigen Erfolgsfaktoren für Ihre Karriere? Ich habe in unterschiedlichen Bereichen Erfahrungen gesammelt und ein breites Netzwerk aufgebaut. Diese Kombination hat mich zu meiner jetzigen Position geführt. Viel Realismus, ein bisschen Idealismus, Disziplin, viel Energie, Flexibilität, Glück, eine unerschütterliche optimistische Einstellung, eine Familie, die mich in meinem Tun stets unterstützt hat, und letztlich ein Arbeitgeber, der mir die Chance zur Entwicklung gegeben hat. In der Rückschau waren alle Entscheidungen wichtig, die ich bisher getroffen habe. Die wichtigste Entscheidung fällt aber mit der Wahl des Studiums und dessen Gestaltung. Wichtige Erfolgsfaktoren sind aus meiner Sicht Flexibilität, Neugier und die Fähigkeit, sich neuen Herausforderungen gerne und offen zu stellen. Wie lautet Ihr persönlicher Tipp für Berufseinsteigerinnen? Haben Sie Mut und Selbstbewusstsein, trauen Sie sich etwas und verabschieden Sie sich von dem Streben nach Perfektionismus. Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl. 35 Fünf Juristinnen aus verschiedenen Berufsfeldern geben Auskunft über Erfolgsfaktoren, Erfahrungswerte und Entwicklungsmöglichkeiten. Verwaltung Anwaltschaft Wissenschaft Dr. Jennifer Hattaß Gleiss Lutz Assoziierte Partnerin Kartellrecht Kristina Döring Hessisches Ministerium der Finanzen Personalreferat Prof. Dr. Julia RedeniusHövermann Professorin Frankfurt School of Finance Gereizt hat mich vor allem die Mischung aus anspruchsvoller juristischer Tätigkeit, den Möglichkeiten der Rotation und insbesondere den sozialen wie organisatorischen Aufgaben einer Führungskraft. Ich wollte in einem internationalen Umfeld tätig sein. Und ich suchte nach einer Möglichkeit, mich in meiner täglichen Arbeit mit europarechtlichen Fragen auseinanderzusetzen. Als Rechtsanwältin für Kartellrecht habe ich beides gefunden. Der Wissenschaftsbetrieb hat mich seit meinen Anfängen als studentische Hilfskraft fasziniert. Letztlich waren es aber meine akademischen Lehrer, die mich geprägt und bestärkt haben, in die Wissenschaft zu gehen. Spannend finde ich insbesondere die tägliche Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Menschen und die damit einhergehenden unterschiedlichsten Fragestellungen und Herausforderungen an eine Führungskraft. Ich mag die gute Mischung. Ich denke mich gerne in komplexe juristische Sachverhalte ein. Aber auch der für die Kartellrechtsberatung typische investigative Teil meiner Arbeit ist spannend. Sehr reizvoll finde ich auch die Entwicklung strategischer Optionen, etwa in einer Verhandlungssituation. Die Vermittlung von Wissen, die Zusammenarbeit mit jungen Leuten, die Freiheit zu forschen. Etwa 42 %. Ich schätze gut 30 %. Der Anteil an Frauen in der Wissenschaft hat sich bereits verbessert, muss aber noch weitere Fortschritte machen. Ein tolles Beispiel einer solchen Förderung ist das FastTrack-Programm für Wissenschaftlerinnen der Robert Bosch Stiftung. Für wichtig halte ich vor allem die örtliche wie fachliche Flexibilität, Aufgeschlossenheit gegenüber Menschen, aber als Beamtin natürlich auch die Eignung, Befähigung und fachliche Leistung. Die zentralen Entscheidungen habe ich sicher schon während meiner Ausbildung getroffen. Aus heutiger Sicht war mein Auslandsjahr ebenso wichtig wie meine Promotion. Für den beruflichen Erfolg entscheidend sind insbesondere fachliche Exzellenz, Engagement und Flexibilität. Und ganz wichtig: Spaß an der Arbeit! Zunächst einmal die Entscheidung, zu promovieren und dann auch zu habilitieren. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren sind die Unterstützung durch die akademischen Lehrer, aber auch das eigene Durchhaltevermögen. Planen lässt sich die Karriere innerhalb der Wissenschaft nur sehr schwierig, denn die Rahmenbedingungen (Wo wird eine Stelle frei? Welches Profil wird genau gesucht?) hängen nicht allein von der eigenen Person ab. Seien Sie neugierig und aufgeschlossen – und schauen Sie auch einmal abseits der typischen juristischen Berufsfelder. Folgen Sie Ihrer Leidenschaft und trauen Sie sich viel zu. Planen Sie nicht zu viel und haben Sie Freude an dem, was Sie tun. 36 THOMAS LOEST Thomas Loest studierte Jura in Kiel. Nach der Promotion arbeitete er u.a. von 2003 bis 2007 im Brüsseler Gleiss Lutz-Büro im Kartellrecht. Anfang 2008 wechselte er als Chief Counsel EMEA in die Europazentrale des US-amerikanischen Zellstoff-Konzerns Georgia Pacific Services S.N.C., zum Januar 2012 übernahm er die Leitung des Commercial Legal Teams von Nike in Hilversum. Seit 1. November 2014 leitet Thomas Loest die EMEA Rechtsabteilung von Kimberly-Clark in London. 37 KICK-OFF IN DER KANZLEI Thomas Loest wechselte vom Kartellrecht im Brüsseler Gleiss Lutz-Büro in die Wirtschaft. Im Interview sagt er, warum der Start in der Kanzlei der perfekte Ausgangspunkt für eine Karriere außerhalb sein kann. H err Loest, 2007 haben Sie als Gleiss Lutz-Anwalt u.a. Siemens in der Auseinandersetzung mit der EU-Kommission um gasisolierte Schaltanlagen mit beraten. Wenige Wochen später saßen Sie als Legal Counsel von Georgia Pacific quasi auf der anderen Seite des Schreibtischs. In welcher Hinsicht mussten Sie sich am meisten umstellen? Als Unternehmensjurist sind Sie Teil des Managements, und da gehen Ihre Aufgaben deutlich über das Juristische hinaus. Für einen Anwalt ist das anfangs ein Meer der Unwissenheit. Als Legal Counsel sitzen Sie zudem ständig im driver‘s seat. Sie müssen immer eine Entscheidung treffen. Sie sagen also: Wir sollten das jetzt so machen, statt: Sie hätten folgende Möglichkeiten. Daran musste ich mich gewöhnen. häufiger sehe, teilweise sitze ich täglich mit ihnen an einem Tisch. Das Vertrauen ist da ein anderes, man kennt die Abläufe im Unternehmen viel besser und weiß, was möglich ist und was nicht. Ein wichtiger Punkt ist, dass man Fragen so formulieren kann, dass der externe Anwalt gleich anfangen kann zu arbeiten. Das Einbinden externer Anwälte will gelernt sein. Sie haben die EMEA Rechtsabteilung von Kimberly-Clark, einem der führenden Hygieneartikelhersteller der Welt, übernommen. Was reizt Sie an dieser Position besonders? Von Nike bin ich wirklich sehr schweren Herzens weggegangen. Aber wir sind eine internationale Familie und London ist für uns der ideale Standort, weil dort auch meine Frau arbeiten kann. Die Position bei Kimberly-Clark reizt mich ungemein: Meine Aufgabe ist es, die EMEA Rechtsabteilung neu zu strukturieren und dabei vor allem die Zukunftsmärkte im Blick zu haben. Außerdem kümmert sich Kimberly-Clark sehr um seine Mitarbeiter und ein gutes Arbeitsklima, und als ich meinen Chef in den USA kennengelernt habe, war sofort klar, dass die Chemie stimmt. „Im Fachwissen, der Methodik und im Wissen um Machbarkeit war Gleiss Lutz eine tolle Schule. Davon profitiere ich heute noch.“ Welche Erfahrungen aus Ihrer Beratertätigkeit sind Ihnen bis heute am nützlichsten? Fachwissen ist das, worin man in der Kanzlei wohl am meisten geschult wird. Gleiss Lutz hat sehr hohe Ansprüche an die Ausbildung der Anwälte, aber nur so können Sie richtig gut in ihrem Bereich werden. Auch in Sachen Methodik war Gleiss Lutz eine tolle Schule. Wenn es darauf ankommt, die Prinzipien des Rechts anzuwenden, profitiere ich heute noch davon. Methodik und Fachwissen sind also eine sehr gute Navigationshilfe im Unternehmensalltag. Darüber hinaus ist es wichtig, dass man nicht nur Spaß an der Gehirnakrobatik hat, sondern sich immer auch fragt: Ist meine Idee machbar? Den Mittelweg zu finden zwischen einem kreativen Ansatz und einer praktikablen Lösung, das habe ich in der Kanzlei gelernt. Der Zusammenarbeit zwischen Rechtsabteilung und externen Beratern hilft es demnach, wenn der Inhouse Counsel selbst einmal anwaltlich tätig gewesen ist? Unbedingt, die anwaltliche Methodik bringt mir wie gesagt heute noch sehr viel. Ich habe ja auch heute noch Mandanten, jetzt den CEO, den ich genauso überzeugen muss wie der Anwalt seinen Mandanten. Der Unterschied ist, dass ich meine Mandanten viel Sie haben zuletzt in Belgien und in den Niederlanden gearbeitet, jetzt in England. Wie denken Sie über eine Rückkehr nach Deutschland? Never say never. Ich habe eine Rückkehr nach Deutschland nie ausgeschlossen und würde das auch für die Zukunft nicht tun. Zurzeit passt London aber für uns einfach besser. Obwohl meine Kinder bestimmt nichts dagegen hätten, im Land des amtierenden Fußballweltmeisters zu leben ... Vermissen Sie manchmal die anwaltliche Tätigkeit? Und wenn ja, welche Facetten des Anwaltsberufs schätzen Sie besonders in der Kanzlei? Beide Welten haben ihre Vor- und Nachteile. Die Beratung im High-end-Bereich einer Kanzlei ist toll, weil sie Sie fachlich immer wieder fordert und Sie ihr Spezialwissen in große komplexe Fälle einbringen können. Inhouse bekommt man ein ganzheitlicheres Bild, das schätze ich im Moment sehr. 38 5 MINUTEN MIT … 86 Partner, mehr als 300 Anwälte – und alle sind höchst unterschiedliche Typen. Lernen Sie stellvertretend Cornelia Topf, Partnerin im Frankfurter Büro, und Christoph Moench, Partner im Berliner Büro, ganz anders kennen. Seit genau dem 1. August 2003. Sicher das „Doppeldecker“-JointVenture bei der Beteiligung des chinesischen Konzerns Shangdong Heavy Industry an KION und deren Geschäftsbereich Linde Hydraulics. Wir haben KION und deren Gesellschafter KKR und Goldman Sachs Capital vertreten. Die Struktur war nicht nur sehr komplex, auch die kulturellen Unterschiede waren eine echte Herausforderung für unsere Verhandlungsführung. 3 Ganz klar die Entscheidung der Kanzlei, mich zum Partner zu wählen. Wenn es nur um eigene Entscheidungen geht, dann die, beim Jurastudium aus meiner Heimatstadt Leipzig nach Tübingen zu wechseln. 4 Nicht nur ein Rechtsanwalt, sondern jeder Berufstätige, und das regelmäßig: Was macht mir an meiner Arbeit Spaß? 5 Vielleicht Maschinenbauingenieur, das fand ich schon immer sehr beeindruckend. 6 Google, Bing und vergleichbare Suchseiten – auf alles eine Antwort. 7 Moskau. Die Stadt ist ein riesiger Moloch und flößt mir Respekt ein, aber es gibt jede Menge überraschender Orte, die ein besonderes Flair haben und die die Stadt immer 1 2 Cornelia Topf, Partnerin, Corporate, Frankfurt wieder zu einem Erlebnis machen: versteckte Hinterhof-Bars, hippe Restaurants, Straßenmusik … Allein dort U-Bahn zu fahren, ist die Reise wert. 8 Um genau zu sein, war es noch eine Kassette: World Power von Snap! Find ich auch heute noch ok. 9 Der letzte große Urlaub ging im Januar 2014 nach Patagonien und Feuerland, eine super Mischung aus „back to basic“ mit Rucksack und Zelt durch die Wildnis und aus Wellness in netten Hotels. 10 Draußen sind um die 20 Grad, die Sonne scheint, gemütliches spätes Frühstück, danach ist der Tag vollgepackt mit Sporthighlights und Familienprogramm und endet mit einem kühlen Glas Rosé auf der Dachterrasse (und idealerweise hat er mehr als 24 Stunden, damit alles reinpasst …). 11 Lara Croft vielleicht? Keine Ahnung, eigentlich am liebsten ich selbst. 12 Das Flugzeug – oder das Internet? 13 Auf jeden Fall in die Zukunft, in ein- oder zweihundert Jahren würde schon reichen. Will nicht jeder wissen, wie es nach ihm weitergeht? Lieber nicht zurück, jede frühere Zeit hatte ihre Schattenseiten. 39 1 Seit wann arbeiten Sie bei Gleiss Lutz? 2 Was war der spannendste Deal oder das spannendste Verfahren, an dem Sie bisher gearbeitet haben? 3 Was war bisher die wichtigste Entscheidung in Ihrer beruflichen Laufbahn? 4 Welche Frage sollte sich ein Rechtsanwalt mindestens einmal stellen? 5 Wenn Sie nicht Rechtsanwalt geworden wären, welchen Beruf hätten Sie gewählt? 6 Was ist Ihre Lieblingswebsite? 7 Ihre Lieblingsstadt? Warum? 8 Wie hieß Ihre erste selbst gekaufte CD/Schallplatte? 9 Wann haben Sie zum letzten Mal Urlaub gemacht? Wo? 10 Wie sieht ein perfekter Sonntag für Sie aus? 11 Wer oder was wären Sie gern, wenn Sie nicht Sie selbst wären? 12 Welche wissenschaftliche Entdeckung hat Sie am meisten beeindruckt? 13 Wenn Sie zeitreisen könnten, in welche Periode würden Sie gern reisen und warum? Christoph Moench, Partner, Öffentliches Wirtschaftsrecht, Berlin 1 Seit Oktober 1976. Ich kam als 27-jähriger zu Gleiss Lutz, war damals der jüngste Jurist, heute bin ich der älteste Partner. Tempora mutantur. 2 Das spannendste Verfahren ist der sogenannte Atomausstieg. Wir betreuen E.ON in der Klage vor dem Bundesverfassungsgericht gegen das Ausstiegsgesetz, letztlich geht es um eine (Enteignungs-)Entschädigung in Höhe von ca. 10,5 Mrd. EUR. Ein tatsächlich wie rechtlich hochkomplexes und spannendes Verfahren, das einen tiefen Einblick in die Untiefen der Energiewende erlaubt. 3 Dass ich mich spontan und ohne langes Überlegen bei Gleiss Lutz beworben habe, auf eine Annonce in der ZEIT. Ich hatte mich damit gegen die Universitätslaufbahn entschieden, auch gegen eine Richterlaufbahn (ich war damals „geparkt“ als beamteter Landesanwalt auf einer Verwaltungsrichterstelle beim VG Freiburg). 4 Er sollte sich stets fragen, was er besser machen kann. Dazu gehört auch: Wie komme ich an (noch) größere Mandate? 5 Manager (-> Geschäftsführer, Vorstand). 6 Habe ich nicht, das betrachte ich (weitgehend) als Zeitverschwendung. Wenn überhaupt, dann Nachrichtendienste und allenfalls Wikipedia. 7 Hamburg. Weil ich Bremer bin. Im Übrigen lässt sich Eros kaum rationalisieren. 8 Emil Gilels, die Beethoven-Sonaten. Dann die Beethoven-Symphonien, dirigiert von George Szell/Cleveland Orchestra. 9 Februar 2015, Seychellen (ein Urlaubs-Paradies à la Robinson Crusoe …) 10 Mit den (noch) kleinen Kindern etwas unternehmen. Tennis spielen. Rhododendren und Azaleen pflegen. Die Samstagsausgabe der FAZ, dann die F.A.S. lesen. Abends Kamin und Rotwein. 11 Ein bisschen größenwahnsinnig: Simon Rattle. Wenn ich jung wäre: Jonas Kaufmann. 12 Die Entdeckung der „Schwarzen Löcher“, der Pulsare, Quasare. Und, wenn ich ehrlich bin: die Relativitätstheorie, weil ich sie beim besten Willen nicht verstehe und sie offenbar trotzdem richtig ist. 13 Ich würde gerne in das Jahr 2150 reisen, um zu sehen, wie IT und das digitale Zeitalter den Menschen und die Welt verändern bzw. verändert haben. Das ist aber nur ein kurzer Zwischenhalt: Lieber würde ich in die Renaissance der Medici nach Florenz und Venedig fahren (die Antwort ist geschummelt, ich gebe das zu, aber ich konnte mich beim besten Willen nicht entscheiden). 40 BABY-BOOMER Auch Eltern mögen es bequem. Windeln, Maxi-Cosis und andere Ausstattung für ihren Nachwuchs bestellen sie lieber online, als mühsam im Einzelhandel einzukaufen. Das erkannten die Gründer des Online-BabyartikelVersands Windeln.de, der erst Ende 2010 in München gegründet wurde, aber im Geschäftsjahr 2014 bereits ca. 130 Millionen Euro Bruttoumsatz machte. Anfang 2015 beteiligte sich Goldman Sachs, begleitet von Gleiss Lutz, als Hauptinvestor an der jüngsten Finanzierungsrunde des Unternehmens, bei der insgesamt 45 Millionen Euro eingeworben wurden. Nachdem Gleiss Lutz Goldman Sachs bereits beim Erwerb einer Beteiligung am Online-Brillenhändler Mister Spex begleitet hat, ist die Kanzlei zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit für die US-Investmentbank bei einer der größten Venture-Capital-Finanzierungsrunden der letzten zwölf Monate in Deutschland tätig geworden. KANZLEI-NEWS Auch 2015 bewegen Gleiss Lutz bedeutende Mandate, Auszeichnungen, neue Standorte und Veranstaltungen. MILLIARDENDEAL IM AUTOMOTIVE-SEKTOR Bei einem der größten Merger im Automotive-Bereich seit Jahren brachte Gleiss Lutz auf Seiten von TRW Automotive Inc. erneut seine besondere Branchenexpertise ein. Für rund 13,5 Mrd. US-Dollar übernahm die ZF Friedrichshafen AG sämtliche Aktien des an der New York Stock Exchange notierten Unternehmens. Das Merger Agreement sieht zudem vor, dass TRW nach Vollzug der Übernahme als ein Geschäftsbereich von ZF geführt wird. TRW ist vor allem auf elektronische Fahrzeugkomponenten spezialisiert. Der Konzern mit Sitz in Livonia im USBundesstaat Michigan beliefert über 40 Automobilhersteller weltweit und setzte 2013 rund 17,4 Mrd. US-Dollar um. In Deutschland beschäftigt TRW ca. 10.000 Mitarbeiter. Top Kartell-Kanzlei Mit der Aufnahme in den GCR 100, ein Ranking der führenden Kartellrechtspraxen ermittelt von der britischen Branchenpublikation Global Competition Review, gehört Gleiss Lutz hier als einzige deutsche Kanzlei zu den zehn besten der Welt. Tatsächlich ist Gleiss Lutz an praktisch allen deutschen und europäischen Kartellverfahren beteiligt. So war die Kanzlei zuletzt etwa im Schienen-Kartell, einem der größten deutschen Bußgeldverfahren, im Einsatz. Dazu erzielte sie für das südafrikanische Chemieunternehmen Sasol eine der höchsten Bußgeldreduzierungen der letzten Jahre. 41 Als der deutsche Staatsangehörige Adam Dogan 1999 in Turkmenistan eine Hühnerfarm gründete, hatte er die Rechnung ohne die dortige Regierung gemacht. Seit 2002 versuchte sie, Dogans Unternehmen in ihren Besitz zu bringen, und enteignete ihn. 2007 zerstörte das turkmenische Militär die Hühnerfarm sogar. Vor dem internationalen Schiedsgericht erstritt Dogan nun mit Hilfe von Gleiss Lutz Schadensersatz, weil die Gründung unter das deutsch-turkmenische Investitionsschutzabkommen fiel. Compliance-Praxis verstärkt Weltweit hat die Zahl der Compliance-Verfahren gegen Unternehmen in den letzten Jahren zugenommen. Zur Stärkung seiner Compliance-Praxis gewann Gleiss Lutz kürzlich den Strafrechtler Dr. Dirk Scherp. Scherp war zehn Jahre lang als Staatsanwalt in Frankfurt am Main unter anderem im Bereich Geldwäsche und Korruption tätig. Er berät Unternehmen als OfCounsel im Frankfurter Büro im Straf- und Ordnungswidrigkeitenrecht, insbesondere in Compliance-Fällen und bei der Prävention von Wirtschaftskriminalität. ZWEI JUVE AWARDS Bei den JUVE Awards 2014 gewann Gleiss Lutz gleich zwei der renommierten Preise. Die Kanzlei wurde als „Kanzlei des Jahres für Steuerrecht“ und als „Kanzlei des Jahres – Westen“ ausgezeichnet. Damit wurde das erst 2009 gegründete Büro in Düsseldorf honoriert, das inzwischen 35 Juristen beschäftigt und viele renommierte Unternehmen der Region als Mandanten gewinnen konnte. Im Steuerrecht wurde die Expertise der knapp 20 Steuerrechtsanwälte der Kanzlei, darunter fünf Partner, gewürdigt, die in letzter Zeit besonders im Transaktionssteuerrecht, bei Restrukturierungen und Compliance-Themen sowie in der Nachfolgeplanung zum Tragen kam. DÜSSELDORFER BÜRO FEIERT Das Düsseldorfer Gleiss LutzBüro konnte sich neben dem JUVE Award (s. rechts) auch über den Einzug in neue, moderne und deutlich vergrößerte Räume freuen. Die insgesamt 70 Mitarbeiter arbeiten seit Oktober 2014 in den Stockwerken 17, 18 und 19 des Dreischeibenhauses, eines 96 Meter hohen Gebäudes in RheinNähe und eines der Wahrzeichen der Stadt. Gleiss Lutz-Partner Thomas Bopp: „Die Chance, hier einzuziehen, konnten wir uns nicht entgehen lassen. Der Umzug zeigt auch sinnbildlich die Größe, die wir inzwischen in Düsseldorf erreicht haben.“ Guter Rat für eine gute Sache – Gleiss Lutz unterstützt gemeinnützige Organisationen von Fall zu Fall mit Rechtsberatung ohne Honorar. Ein Beispiel: die Beratung der kanadischen Stiftung Roots of Empathy, einer Organisation mit dem Ziel, Aggressionen und Mobbing unter Schülern zu mindern, bei der Gründung der Roots of Empathy Deutschland GmbH. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man mit seinem Know-how helfen kann, ohne dafür eine Rechnung zu schreiben“, sagt der Hamburger Gleiss Lutz-Partner Johann Wagner, der mit seinem Team unentgeltlich Amtshilfe in gesellschafts-, steuer- und arbeitsrechtlichen Fragen leistete. 42 MEINE ERSTEN 100 TAGE Am 1. August 2014 begann Bettina Sauter als Associate im Stuttgarter Büro. Ihr ganz persönlicher Blick zurück auf den Start. BETTINA SAUTER Ihr Studium absolvierte Bettina Sauter an der Bucerius Law School in Hamburg (LL.B. 2007) sowie an der University of Michigan, Ann Arbor, USA. Im Rahmen ihrer Promotion arbeitete sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Unternehmens- und Kapitalmarktrecht der Bucerius Law School. Bettina Sauter berät im Gesellschaftsrecht, speziell im Aktien-, GmbH- und Konzernrecht. G enau genommen begann meine Zeit bei Gleiss Lutz schon einige Wochen vor meinem offiziellen Start am 1. August: Wie jedes andere „Mitglied“ des Stuttgarter Standorts erhielt ich eine Einladung zum Sommerfest Mitte Juli und sagte spontan zu. Gespannt – und leicht nervös – mischte ich mich unter die Leute und blieb nicht lange allein. Offen empfingen mich nicht nur die Mitglieder meines zukünftigen Teams. Auch alle anderen Mitarbeiter hießen mich in der Gleiss Lutz-Familie willkommen. „MEINE“ ANTWORT WAR GEFRAGT Als ich dann an meinem ersten Arbeitstag in mein neues Büro einzog, gaben mir gleich alle das Gefühl, dazuzugehören. Und genau dieses Gefühl ließ mich seitdem nicht mehr los. Von Anfang an wurden mir umfangreiche und wichtige Aufgaben übertragen. Schriftsätze, komplexe Gutachten zu Fragen, die gefühlt in keinem Buch oder Urteil behandelt werden – und die Mandanten warteten auf „meine“ Antwort. Ich war im Anwaltsleben angekommen. IMMER OFFENE TÜREN Natürlich stellte sich für mich als Berufsanfängerin dabei die ein oder andere praktische wie auch anwaltliche Frage, auf die ich allein nicht immer eine Antwort fand. Was ist hier aus anwaltlicher Sicht zu tun? Wie führt man eine Akte? Wen kann ich zu diesem Problem fragen? Wo kann man Mittag essen? Glücklicherweise war und bin ich mit all den vielen Fragen und Aufgaben in der Kanzlei nie allein. Alle Türen – die der Partner, Kollegen und Sekretariate – stehen buchstäblich immer offen. Die wichtigsten Anlaufstellen sind aber natürlich die Kollegen. Neben meinem offiziellen „Paten“, der jedem „Neuankömmling“ zugeteilt wird, hatte ich das Gefühl, dass alle Kollegen mir gleichermaßen mit Rat und Tat zur Seite standen. LÖSUNGEN IM TEAM Die ersten 100 wie auch alle weiteren Tage vergingen so wie im Flug. Die anfängliche Nervosität wurde immer häufiger durch Routine abgelöst. Schnell merkte ich auch, dass nicht nur ich es war, die den Rat der anderen suchte, sondern selbst auch nach Ideen gefragt wurde. Und genau das ist es, was meine Arbeit bei Gleiss Lutz auszeichnet: Wir sind ein Team, das gemeinsam nach Lösungen sucht – egal wie viel zu tun ist. PERSÖNLICHER TIPP: Warum es sich lohnt, nach Stuttgart zu kommen: Von Zugezogenen wird Stuttgart oft unterschätzt: Die Stadt bietet kulturell alles, was das Herz begehrt, und doch ist man schnell im Grünen. Wie schön Stuttgart ist, zeigt sich auch auf der Dachterrasse der Kanzlei: in jede Himmelsrichtung traumhaft schöne Ausblicke. Als Standort für Anwälte bietet die Metropolregion viele spannende Mandanten. IHRE KONTAKTE Büro Berlin Dr. Tobias Boecken * Dr. Charlotte Beck ** Friedrichstraße 71 10117 Berlin T +49 30 800979-178 F +49 30 800979-979 tobias.boecken@gleisslutz.com charlotte.beck@gleisslutz.com Büro Frankfurt Dr. Doris-Maria Schuster * Dr. Stefan Mayer ** Taunusanlage 11 60329 Frankfurt am Main T +49 69 95514-631 F +49 69 95514-198 doris-maria.schuster@gleisslutz.com stefan.mayer@gleisslutz.com Büro München Dr. Petra Linsmeier * Dr. Jens Günther ** Karl-Scharnagl-Ring 6 80539 München T +49 89 21667-275 F +49 89 21667-111 petra.linsmeier@gleisslutz.com jens.guenther@gleisslutz.com Büro Düsseldorf Dr. Burghard Hildebrandt * Dr. David Quinke ** Dreischeibenhaus 1 40211 Düsseldorf T +49 211 54061-310 F +49 211 54061-111 burghard.hildebrandt@gleisslutz.com david.quinke@gleisslutz.com Büro Hamburg Dr. Johann Wagner * Dr. Patrick Mossler ** Hohe Bleichen 19 20354 Hamburg T +49 40 460017-0 F +49 40 460017-28 johann.wagner@gleisslutz.com patrick.mossler@gleisslutz.com Büro Stuttgart Dr. Jochen Tyrolt * Dr. Christian Arnold * Dr. Marco König ** Lautenschlagerstraße 21 70173 Stuttgart T +49 711 8997-437 F +49 711 855096 jochen.tyrolt@gleisslutz.com christian.arnold@gleisslutz.com marco.koenig@gleisslutz.com Büro Brüssel Dr. Ulrich Soltész Rue de Loxum 25 1000 Brüssel T +32 2 551-1031 F +32 2 551-1039 ulrich.soltesz@gleisslutz.com Central Recruiting Sofia Jung /Natascha Frankl Taunusanlage 11 60329 Frankfurt am Main T +49 69 95514-631 F +49 69 95514-198 karriere@gleisslutz.com * = Berufseinsteiger ** = Referendare, Praktikanten, wissenschaftliche Mitarbeiter IMPRESSUM Herausgeber Gleiss Lutz Hootz Hirsch PartmbB Rechtsanwälte, Steuerberater Sitz Stuttgart PR 136 Lautenschlagerstraße 21 70173 Stuttgart www.gleisslutz.com Gestaltung Journal International Hanns-Seidel-Platz 5 81737 München T +49 89 64 27 97 - 0 office@journal-international.de Verlagsleitung: Stefan Endrös Chefredaktion: Kai Bargmann Art Direction: Frank Krüger Titelfoto: Benjamin Herz (Frankfurt/Berlin) Fotografie: Christoph Klutsch, Holger Peters (S. 3, 32), Jean Claude Winkler (S. 8, 14), Ian Georg Strohbuecker (S. 8, 34), Gallery Stock (S.14), Fotolia (S.16), iStock (S.26, 40), Shutterstock (S.26), Klaus Mellenthin (S.30), Thorsten Jansen (S. 34), Astrid Nippoldt (S.36), TRW Automotive (S.40) Druck Gotteswinter|Aumaier GmbH Joseph-Dollinger-Bogen 22 80807 München Eva Eifert, Praktikantin Gleiss Lutz-Praktikantenprogramm Sind Sie fortgeschrittener Jurastudent (m/w)? Dann nutzen Sie die Möglichkeit, in einem mehrwöchigen Praktikum Einblicke in die Arbeitsweise unserer international tätigen Kanzlei zu bekommen. Zweimal im Jahr findet das Gleiss Lutz-Praktikantenprogramm an allen deutschen Bürostandorten statt. Bewerben Sie sich jetzt für den nächsten freien Termin: Sommer: Frühjahr: 10. August bis 11. September 2015 22. Februar bis 24. März 2016 Neben einer standortübergreifenden Einführungs- und Abschlussveranstaltung bieten wir Ihnen ein abwechslungsreiches Programm. Sie lernen unsere Anwälte kennen und arbeiten an aktuellen Mandaten mit. Interessante Fortbildungsveranstaltungen und After-Work-Events runden das Programm ab. Starten Sie Ihre Karriere an der Marktspitze! Wir freuen uns auf Sie! Interessiert? Gehen Sie auf karriere.gleisslutz.com EUROPEAN