WGP Sommer Schule
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WGP Sommer Schule
Nutzen von Wertschöpfungspotenzialen durch innovative Prozessketten in der Produktionstechnik Bericht zur WGP Sommer Schule Hannover 2008 Austragendes WGP-Institut: Institut für Umformtechnik und Umformmaschinen der Leibniz Universität Hannover Prof. Dr.-Ing. Bernd-Arno Behrens Seite II Impressum Impressum Austragendes WGP-Institut: Institut für Umformtechnik und Umformmaschinen Leibniz Universität Hannover An der Universität 2 30823 Garbsen Telefon: +49 511 762 - 2264 Fax: +49 511 762 - 3007 E-Mail: office@ifum.uni-hannover.de Internet: www.ifum.uni-hannover.de Verantwortlich für die Veranstaltung: Prof. Dr.-Ing. Bernd-Arno Behrens Vorwort Seite III Vorwort Sowohl der Verlauf der Sommer Schule 2008 in Hannover als auch die darauf folgende Zeit machen deutlich, dass die Sommer Schule keine abgeschlossene Veranstaltung ist. Die Erwartungen, die sich mit der Sommer Schule als dauerhafte Institution der WGP verbunden haben, haben sich somit erfüllt. Neben der fachlich orientierten Arbeit sind es auch die persönlichen Kontakte der Teilnehmer, die die Nachhaltigkeit der Sommer Schule ausmachen. Auf diese Weise wird die Zusammenarbeit der Professoren, die die Stärke der WGP bestimmt, auf die Mitarbeiter übertragen. Das vorliegende Buch ist eine Zusammenfassung der einwöchigen Veranstaltung, in der die Teilnehmer den Ablauf der Sommer Schule sowie ihre Eindrücke und Arbeitsergebnisse darstellen. Als Verantwortlicher der Sommer Schule 2008 möchte ich mich beim VDW, bei der DFG sowie bei der WGP für die finanzielle Unterstützung bedanken. Des Weiteren danke ich den Teilnehmern für Ihr Engagement und allen, die die Sommer Schule 2008 so hervorragend organisiert haben, Bernd-Arno Behrens Hannover, August 2008 Seite IV Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Die WGP Sommer Schule 2008 ........................................................................... 1 1.1 Motto und Ziele ............................................................................................ 1 1.2 Programm .................................................................................................... 1 1.3 Organisation................................................................................................. 3 1.4 Unterkunft und Tagungsort .......................................................................... 4 1.5 Sponsoren.................................................................................................... 9 2 Die Teilnehmer ................................................................................................... 10 2.1 Vorstellung der Teilnehmer ........................................................................ 10 2.2 Motivation der Teilnehmer.......................................................................... 21 2.3 Geografische Zusammensetzung der Teilnehmer ..................................... 24 2.4 Fachliche Zusammensetzung der Teilnehmer ........................................... 25 3 Die Tageserlebnisse........................................................................................... 26 3.1 Tagesbericht zu Mittwoch, 13.08.2008....................................................... 26 3.2 Tagesbericht zu Donnerstag, 14.08.2008 .................................................. 27 3.3 Tagesbericht zu Freitag, 15.08.2008.......................................................... 28 3.4 Tagesbericht zu Samstag, 16.08.2008....................................................... 30 3.5 Tagesbericht zu Sonntag, 17.08.2008 ....................................................... 31 3.6 Tagesbericht zu Montag, 18.08.2008......................................................... 32 3.7 Tagesbericht zu Dienstag, 19.08.2008....................................................... 34 3.8 Tagesbericht zu Mittwoch, 20.08.2008....................................................... 35 4 Die Herangehensweise ...................................................................................... 36 4.1 Initialvorträge ............................................................................................. 36 4.1.1 Die Wandlungsfähige Fabrik............................................................ 36 4.1.2 Prozessketten am Beispiel der Massivumformung .......................... 38 4.2 Exkursionen ............................................................................................... 51 4.2.1 Salzgitter AG ................................................................................... 51 4.2.2 Volkswagen AG ............................................................................... 59 4.2.3 Sennheiser electronic GmbH & Co. KG........................................... 73 5 Die Arbeitsergebnisse ........................................................................................ 75 5.1 Zukunftssichernde Fertigungstechnologien................................................ 85 Inhaltsverzeichnis Seite V 5.2 Organisation ...............................................................................................87 5.3 Interaktion: Mensch – Wertschöpfung in Produktionsprozessen ................94 5.3.1 Einleitung .........................................................................................94 5.3.2 Sozio-technisches System ...............................................................95 5.3.3 Personalmanagement ......................................................................96 5.3.4 Arbeitsumgebung .............................................................................99 5.3.5 Zusammenfassung.........................................................................102 6 Nachbereitung................................................................................................... 104 6.1 Feedback der Teilnehmer......................................................................... 104 Die WGP Sommer Schule 2008 Seite 1 1 Die WGP Sommer Schule 2008 Zu dieser achttägigen Veranstaltung trafen sich Nachwuchswissenschaftler aus den in der WGP organisierten Instituten der Produktionstechnik. Die Sommer Schule der WGP wird vom VDW, der WGP und der DFG gesponsert. An dieser Stelle bedanken sich das austragende WGP-Institut und die Teilnehmer ausdrücklich für die großzügige Unterstützung, ohne die die Sommer Schule der WGP nicht möglich gewesen wäre. 1.1 Motto und Ziele Unter dem Thema „Nutzen von Wertschöpfungspotenzialen durch innovative Prozessketten in der Produktionstechnik“ sollen die Teilnehmer, ausgehend vom gegenwärtigen Stand der Technik und vor dem Hintergrund wirtschaftlich und technisch bedeutsamer anstehender und zu erwartender Problemstellungen: • diese Problemstellungen identifizieren und das sich bietende und zu erschließende Potenzial ausmachen, • dazu erforderlichen Handlungsbedarf und zugehörige Aufgabenstellungen formulieren sowie • die zur Umsetzung dringlichen Maßnahmen und nächsten Arbeitsschritte festlegen. Alle Aufgabenbereiche sollen aus übergreifender Sicht der Produktionstechnik und im engeren Sinne der Werkzeugmaschinenindustrie behandelt werden. Bei der Bearbeitung der Themengebiete in intensiver Plenar- und Gruppenarbeit werden die Teilnehmer im methodischen Vorgehen unterstützt. Im Ergebnis der Sommer Schule soll ein Konzept für die Antragstellung eines entsprechenden Schwerpunktprogramms zur Einreichung bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft präsentiert werden. 1.2 Programm Mittwoch, 13.08.2008 12:00 Anreise und Mittagessen 13:00 Begrüßung Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart 13:30 Vorstellung der Teilnehmer 15:30 Initialvortrag: Die Wandlungsfähige Fabrik; Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. mult. H.-P. Wiendahl 19:00 Bowlingabend Seite 2 Die WGP Sommer Schule 2008 Donnerstag, 14.08.2008 08:00 Exkursion: Produktionstechnisches Zentrum Hannover; Vorstellung und PZH Besichtigung von IFUM und IFW 12:30 Exkursion: Salzgitter AG; Besichtigung inkl. Initialvortrag 19:00 Gruppenarbeit Freitag, 15.08.2008 10:00 Exkursion: Volkswagen AG, Wolfsburg Besichtigung inkl. Besuch der Autostadt 17:00 Gruppenarbeit 19:30 Besuch des Maschseefestes Samstag, 16.08.2008 08:30 Seminar (inkl. Gruppenarbeit): Kreativitätstechniken – Einführungs- und Umsetzungsphase in Gruppenarbeit; Marion Lockert Institut 19:00 freie Abendgestaltung Sonntag, 17.08.2008 08.30 Seminar: Auf dem Weg zur Führungskraft; Meike Wiarda 17.00 Gruppenarbeit 19.00 freie Abendgestaltung Montag, 18.08.2008 08:00 Exkursion: Sennheiser electronic GmbH & Co KG, Wedemark; Besichtigung inkl. Initialvortrag 14:00 Gruppenarbeit 16:00 Seminar: Business-Etikette und Persönlichkeit Dienstag, 19.08.2008 09:00 Initialvortrag: Die Prozesskette Präzisionsschmieden Prof. Dr.-Ing. B.-A. Behrens 10:30 Seminar: Schwerpunktprogramme DFG 13:00 Gruppenarbeit 19:00 Grillabend Mittwoch, 20.08.2008 08:00 Exkursion: Produktionstechnisches Zentrum Hannover, Zusammenfassung der Ergebnisse; Besichtigung von IFA, ITA, IMT und IW; Verabschiedung der Teilnehmer 13:30 Abreise Die WGP Sommer Schule 2008 1.3 Seite 3 Organisation Prof. Dr.-Ing Bernd-Arno Behrens Prof. Dr.-Ing. Bernd-Arno Behrens wurde 1964 in Hannover geboren. Von 1984 bis 1991 studierte er Maschinenbau an der Universität Hannover. 1997 promovierte er hier am Institut für Umformtechnik und Umformmaschinen. Von 1997 bis 2003 arbeitete Prof. Behrens bei der Salzgitter AG und leitete die Bereiche Umformtechnik und Anwendungstechnik. 2004 übernahm er die Leitung des Institutes für Umformtechnik und Umformmaschinen (IFUM) der Leibniz Universität Hannover sowie die Materialprüfanstalt für Werkstoffe und Produktionstechnik Hannover (MPA). Des Weiteren ist er seit 2005 Geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Integrierte Produktion Hannover gGmbH (IPH). Prof. Behrens ist Mitglied und Gutachter in verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen und Gremien wie beispielsweise der AiF, EFB, DFG, WGP und der AGU. Seit 2009 ist Prof. Behrens Associate Member der CIRP. Florian Holz Florian Holz wurde 1978 in Wolfsburg geboren. Nach seinem Maschinenbaustudium von 2001 bis 2005 an der FH Wilhelmshaven und von 2005 bis 2006 an der TU Clausthal war er für die Airbus Deutschland GmbH tätig. Seit Januar 2007 arbeitet Florian Holz als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Umformtechnik und Umformmaschinen (IFUM) der Leibniz Universität Hannover. Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich mit der numerischen Prozessanalyse sowie der umformtechnischen Herstellung hybrider Stahl-AluminiumBauteile. Seite 4 1.4 Die WGP Sommer Schule 2008 Unterkunft und Tagungsort Johannes Koch; Lehrstuhl für Fertigungstechnologie LFT, Universität ErlangenNürnberg Für die WGP Sommer Schule 2008 ist als Tagungsort sowie zur Unterbringung der Teilnehmer das Hanns-Lilje-Haus gewählt worden (Abbildung 1). Dabei handelt es sich um das Tagungszentrum der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover, welches inmitten der Altstadt von Hannover liegt und auch für Veranstaltungen mit einem betont weltlichen bzw. „technischen“ Hintergrund genutzt werden kann. Ohnehin wäre der Namensgeber des Hauses, Johannes (Hanns) Ernst Richard Lilje (Abbildung 2), einer Beschäftigung mit der Thematik der WGP Sommer Schule potentiell nicht abgeneigt gewesen. So hat der Theologe, Kunsthistoriker, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche von Hannover und stellvertretender Ratsvorsitzender der EKD im Jahre 1926 ein Werk mit dem Titel „Das Technische Zeitalter“ veröffentlicht. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass Lilje angesichts mancher seiner Vorträge, beispielsweise zum Thema „Der Mensch unter den Dämonien von Technik und Politik“, ein eher kritischer Fragesteller gewesen wäre. Abbildung 1: Hanns-Lilje-Haus mit wartenden WGP Sommerschul-Teilnehmern (rechts) und umliegender Gastronomie (links) Von Skepsis gegenüber Technik in jedweder Form kann allerdings im Hanns-LiljeHaus keine Rede sein. So steht zur Verbindung der acht Etagen ein Personenaufzug zur Verfügung. Der Zugang zu den insgesamt sechs Tagungsräumen für bis zu 80 Personen sowie zu den 26 Einzel- und fünf Doppelzimmern gestaltet sich dadurch sehr komfortabel. Für Recherchearbeiten und um den Eingang wichtiger E-Mails nicht zu verpassen, stand auf den Stockwerken der größtenteils fernab der Heimat Die WGP Sommer Schule 2008 Seite 5 befindlichen WGP Sommerschul-Teilnehmer ein drahtloser Internetzugang via WLAN zur Verfügung. Für Laptops, die dieser technischen Herausforderung noch nicht gewachsen waren, konnte für die Dauer der Veranstaltung die erforderliche ZugangsHardware vom freundlichen Servicepersonal des Hanns-Lilje-Hauses ausgeliehen werden. Abbildung 2: Informationstafel über den Namensgeber des Hauses, Johannes (Hanns) Ernst Richard Lilje Der hervorragenden Stimmung der WGP Sommerschul-Teilnehmer war mit Sicherheit auch die gute Essensversorgung während des Aufenthalts zuträglich. So begannen die Sommerschul-Tage stets mit einem Frühstückbuffet, das allen Geschmäckern eine hinreichend große Auswahl gegeben haben dürfte. In den Veranstaltungspausen warteten dann in der Regel frischer Kaffee und diverse Kuchenvariationen auf ihren Verzehr. Das Mittag- und, soweit erforderlich, das Abendessen wurden dann wieder in der bewährten Form eines Buffets den Sommerschul-Teilnehmern offeriert. Wer nach dem in der Regel reichhaltigen Tagesprogramm noch den Drang verspürt hat, sich in das Nachtleben Hannovers zu stürzen, hatte dazu ausgehend vom Unterkunfts- und Tagungsort sehr gute Voraussetzungen. Bereits unmittelbar nebenan befindet sich eine Lokalität, die auch unter der Woche nahezu allabendlich mit Livemusik aufwartet. Ob dies wohl der Grund dafür ist, dass in den Zimmern des HannsLilje-Hauses neben der obligatorischen Begrüßungs-Süßigkeit ein Päckchen Ohrenstöpsel zu finden ist, mit dem Hinweis, dass es „von Zeit zu Zeit, insbesondere an Wochenenden, zu Geräuschbelästigungen durch fröhlich in der Altstadt Feiernde“ Seite 6 Die WGP Sommer Schule 2008 kommen kann? Die WGP Sommerschul-Teilnehmer fühlten sich jedenfalls, soweit bekannt, nicht in geringster Weise durch die Lage der Unterkunft in ihrem Aufenthalt gestört, ganz im Gegenteil! Die Veranstaltungen der WGP Sommer Schule 2008 fanden nahezu ausschließlich im großen Tagungsraum des Hanns-Lilje-Hauses in der achten Ebene hoch über den Dächern des Zentrums Hannovers statt. Zur Durchführung der Workshops und Seminare musste der Raum des Öfteren seine Flexibilität unter Beweis stellen. So waren für Präsentationen mit Videoprojektor, für Ergebnisvorträge mit Flipchart und Pinwand, für die Gruppenarbeit, für Sitzungen in klassischer U-Form oder für Gesprächsrunden in Kreisform diverse Umstellungsmaßnahmen erforderlich, die jedoch allesamt in einem überzeugenden Arbeitsumfeld mündeten (Abbildung 3). Um eine effektive und unproblematische Gruppenarbeit zu gewährleisten, wurde vom Veranstalter im Tagungsraum eigens ein drahtloses Netzwerk installiert. Darüber konnte von den WGP Sommerschul-Teilnehmern auf einen Laserdrucker sowie auf einen als Server fungierenden PC zum zentralen Austausch von Daten zugegriffen werden. Zusammen mit dem Bowling-Abend, dem Besuch des Maschsee-Festes und dem Abendessen beim Business-Etikette-Seminar reiht sich auch der gemeinsame Grillabend im Innenhof des Hanns-Lilje-Hauses in die geselligen Abendveranstaltungen der WGP Sommer Schule 2008 ein (Abbildung 4). Bei leckeren Steaks, Würstchen und einer großen Salatauswahl bot sich am Vorabend der Abreise dadurch die Gelegenheit, die gemeinsamen Erlebnisse und Erkenntnisse der vergangenen Tage nochmals Revue passieren zu lassen und so manchen Kontakt für die Zukunft zu knüpfen. Abschließend sei an dieser Stelle noch Herrn Prof. Behrens und Florian Holz vom Institut für Umformtechnik und Umformmaschinen (IFUM) der Leibniz Universität Hannover für die gelungene Wahl des Veranstaltungsortes und für die hervorragende Organisation der WGP Sommer Schule 2008 gedankt. Die WGP Sommer Schule 2008 Seite 7 Abbildung 3: Impressionen von den Seminaren und Workshops während der WGP Sommer Schule 2008 Seite 8 Die WGP Sommer Schule 2008 Abbildung 4: Abendliche Grillveranstaltung der WGP Sommer Schule 2008 im Innenhof des Hanns-Lilje-Hauses Die WGP Sommer Schule 2008 1.5 Seite 9 Sponsoren Die Deutsche Forschungsgemeinschaft ist die zentrale Selbstverwaltungseinrichtung der Wissenschaft zur Förderung der Forschung an Hochschulen und öffentlich finanzierten Forschungsinstitutionen in Deutschland. Die DFG dient der Wissenschaft in allen ihren Zweigen durch die finanzielle Unterstützung von Forschungsvorhaben und durch die Förderung der Zusammenarbeit unter den Forschern. Der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V. ist der führende Wirtschaftsverband der Metallverarbeitung, der seine Aktivitäten kontinuierlich den steigenden Herausforderungen des Marktes anpasst, ein umfassendes Dienstleistungsangebot offeriert, seinen rund 120 Mitgliedsfirmen mit Rat und Tat zur Seite steht und ihnen den Blick nach vorne erleichtert. Gemeinsam mit dem Fachverband Werkzeugmaschinen und Fertigungssysteme im VDMA vertritt der VDW die Interessen der Branche gegenüber Gesetzgeber, Behörden, Abnehmerindustrien und in der Öffentlichkeit. Die Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik ist ein Zusammenschluss führender deutscher Professoren der Produktionstechnik. Sie vereinigt in der Bundesrepublik Deutschland rund 1000 Wissenschaftler der Produktionstechnik und wurde 1987 als Nachfolgeorganisation der im Jahre 1937 gegründeten Hochschulgruppe Betriebswissenschaften (HBW), der späteren Hochschulgruppe Fertigungstechnik (HGF) ins Leben gerufen. Sie versteht sich als Organ zur Vertretung der Belange von Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Produktionstechnik im wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Raum der Bundesrepublik Deutschland. Seite 10 Die Teilnehmer 2 Die Teilnehmer 2.1 Vorstellung der Teilnehmer Benjamin Behmann wurde 1980 in Mannheim geboren. Sein Studium zum Wirtschaftsingenieur mit der Fachrichtung Maschinenbau an der Technischen Universität in Darmstadt beendete er im Jahre 2008. Seitdem arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Produktionstechnik (wbk) der Universität Karlsruhe (TH). Dort beschäftigt sich Benjamin Behmann hauptsächlich mit den Themen Zuverlässigkeitsanalysen, Life Cycle Performance und hybride Produkte. Nele Brenner wurde 1982 in Hamburg geboren. Sie studierte von 2001 bis 2007 Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Braunschweig. Seit 2007 arbeitet Nele Brenner als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Produktion und Logistik an der Universität Bremen. Dort arbeitet sie im Sonderforschungsbereich "Mikrokaltumformen" und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Entwicklung einer Methodik zur Gestaltung und Auslegung von mikrofertigungstechnischen Prozessketten. Die Teilnehmer Seite 11 Peter Burggräf Peter Burggräf wurde 1980 in Remscheid geboren. Von 2001 bis 2007 studierte er Maschinenbau an der RWTH Aachen und am Imperial College in London. Seit 2007 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Produktionssystematik bei Professor Schuh. Schwerpunkte setzte er bisher in der Weiterentwicklung der ressourcenorientierten Fabrikplanung, Lean Production und der digitalen Fabrik durch die Bearbeitung verschiedener Forschungs- und Industrieprojekte. Christian Fischer wurde 1979 in Amberg geboren. Von 2000 bis 2007 studierte er Informatik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Seit 2008 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik der FAU Erlangen-Nürnberg im Bereich Planung und Simulation tätig. Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich mit der Automatisierung von CAD-Funktionen und der Verbindung von CADund CAM-Software durch Benutzung von Programmierschnittstellen. Alexander Götzfried wurde 1982 in Augsburg geboren. Nach Erreichen der allgemeinen Hochschulreife und dem Beenden des Zivildienstes begann er 2002 ein Maschinenbaustudium in Karlsruhe, das er 2007 erfolgreich in der Vertiefungsrichtung Fahrzeugtechnik abschloss. Seit 2007 ist er am Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften der TU München als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Sein Schwerpunkt liegt auf Prozesskettenbetrachtungen in der Herstellung von Komponenten für Flugzeugtriebwerke. Seite 12 Die Teilnehmer Dominic Gruß wurde 1979 in Wolfsburg geboren. Er studierte Allgemeinen Maschinenbau an der TU Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig. Seine Studienschwerpunkte waren Fertigungsverfahren sowie Konstruktions- und Werkstofftechnik. Seit 2006 ist Dominic Gruß als Projektingenieur am Institut für Integrierte Produktion Hannover tätig. Er leitet das AiFForschungsprojekt Integration und Überwachung des Schweißens von Normteilen in BlechVerbundwerkzeugen und betreut Beratungsprojekte mit umformtechnischer Thematik. Stephan Hänisch wurde 1980 in Bocholt geboren. Von 2000 bis 2007 studierte er an der Universität Dortmund (inzwischen TU Dortmund) Maschinenbau mit Vertiefungsrichtung Maschinentechnik. Seit 2007 ist Stephan Hänisch als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Umformtechnik und Leichtbau, in der Abteilung für Blechumformung, der TU Dortmund tätig. Derzeit beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit der Entwicklung numerischer Methoden zur Berechnung lokaler Steifigkeiten. Daniel Hein wurde 1978 in Herford geboren. Von 1999 bis 2004 studierte er Wirtschaftsingenieurwesen an der Universität Paderborn. Von 2004 bis 2007 arbeitete Daniel Hein als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen. Nach seiner Promotion im Oktober 2007 begann er seine berufliche Laufbahn als Assistent des Produktionsvorstands bei der GILDEMEISTER AG in Bielefeld. Die Tätigkeitsschwerpunkte liegen hier in der zentralen Prozessoptimierung sowie der Koordination des konzernweiten Qualitätsmanagements. Die Teilnehmer Seite 13 Christian Held wurde 1982 in Sinsheim geboren und ist in Eppingen aufgewachsen. Nach dem Abitur 2002 studierte er bis 2007 Fahrzeug- und Motorentechnik an der Universität Stuttgart. Seit Februar 2008 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter auf dem Gebiet der Blechumformung am Institut für Umformtechnik der Universität Stuttgart und beschäftigt sich mit der Entwicklung neuer Prüfverfahren sowie Qualitäts- bzw. Versagenskriterien für Blechwerkstoffe. Der Schwerpunkt liegt hierbei bei auf hochfesten Stahlblechwerkstoffen. Martin Hipke wurde 1977 in Halle/Saale geboren. Er wurde von 1997 bis 2000 zum Kfz-Mechaniker ausgebildet. Von 2000 bis 2006 studierte er in Magdeburg an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg Maschinenbau mit dem Schwerpunkt Produktionstechnik. Von 2006 bis 2007 arbeitete er in einem Unternehmen des Vorrichtungs- und Sondermaschinenbaus. Seit 2007 arbeitet Martin Hipke als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Fertigungstechnik und Qualitätssicherung. Sein Schwerpunkt liegt in der Verzahnungsfertigung. Jan Hobusch wurde 1983 in Eilenburg geboren. Von 2004 bis 2007 studierte er Maschinenbau (Fachrichtung Konstruktion) an der Berufsakademie in Riesa. Seit Abschluss seines Studiums ist Jan Hobusch als Ingenieur bei der Profiroll Technologies GmbH in Bad Düben im Bereich Arbeitsvorbereitung tätig. Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich mit der Fertigungsplanung und Montagesteuerung. Seite 14 Die Teilnehmer Johannes Hörber wurde 1981 in Rothenburg ob der Tauber geboren. Nach dem Abitur und dem Ableisten der Wehrpflicht studierte er Mechatronik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Dort ist er seit 2008 am Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik (FAPS) als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich der Elektronikproduktion tätig und beschäftigt sich mit Molded Interconnect Devices sowie mit der Zuverlässigkeit elektronischer Baugruppen. Tim Klemke wurde 1983 in Hannover geboren. Von 2002 bis 2008 studierte er an der Leibniz Universität Hannover und der Università di Pisa (Italien) Wirtschaftsingenieurwesen. Seit 2008 arbeitet Tim Klemke als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Fabrikanlagen und Logistik (IFA) der Leibniz Universität Hannover im Forschungsbereich Fabrikplanung. Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich mit der Planung wandlungsfähiger Fabriken, der synergetischen Fabrikplanung, der Lean Production und der Standortauswahl. Johannes Koch wurde 1980 geboren und ist in Bad Windsheim aufgewachsen. Von 2000 bis 2006 studierte er Maschinenbau an der Universität Erlangen-Nürnberg, wo er seit Beendigung seines Studiums am Lehrstuhl für Fertigungstechnologie als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig ist. Im Rahmen seiner Tätigkeit beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit der Finite-Elemente-Simulation von Massivumformprozessen unter Berücksichtigung stochastischer Prozesseinflussgrößen-Schwankungen. Die Teilnehmer Seite 15 Peter Kohrs wurde 1979 in Wittingen geboren. Er studierte von 2000 bis 2004 Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Fertigungstechnik an der Helmut Schmidt Universität – Universität der Bundeswehr Hamburg. Seit 2008 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Laboratorium Fertigungstechnik an der HSU und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Gestaltung und Optimierung von Komponenten und Maschinen für die Mikrobearbeitung. Philipp Kuske wurde 1980 in Frankfurt am Main geboren. Von 2001 bis 2008 studierte er Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Maschinenbau an der TU Darmstadt. Seit 2008 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (PTW) der TU Darmstadt. Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich dort mit der Entwicklung von ganzheitlichen Schutzkonzepten gegen Produktpiraterie. Armin Lechler wurde 1979 geboren. Nach seinem Studium der Technischen Kybernetik an der Universität Stuttgart, ist er seit Februar 2006 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Kommunikationstechnik und rekonfigurierbare Produktionssysteme am Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen (ISW) der Universität Stuttgart tätig. Seite 16 Die Teilnehmer Dominik Lucke wurde 1980 in Stuttgart geboren. Von 2001 bis 2007 studierte er Maschinenwesen, Fachrichtung allgemeiner Maschinenbau an der Universität Stuttgart. Seit 2007 arbeitet Dominik Lucke als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb. Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich im Bereich Fabrikbetrieb und Instandhaltung mit ortsund situationsbezogenen Assistenzsystemen. Christian Machai wurde 1982 in Hückeswagen geboren. Er studierte von 2002 bis 2007 Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Dortmund mit dem Schwerpunkt Produktionsmanagement. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für spanende Fertigung untersucht er seit 2007 hauptsächlich die Zerspanung von Titanlegierungen und weiteren hrsa-Werkstoffen durch Fräsen und Drehen. René Christian Malak wurde 1980 in Köln geboren. Von 2001 bis 2008 studierte er Wirtschaftsingenieurwesen mit Fachrichtung Maschinenbau an der Technischen Universität Kaiserslautern und ein Semester in Rom. Seit 2008 arbeit er am Lehrstuhl für Fertigungstechnik und Betriebsorganisation Kaiserslautern. Dort liegt sein Schwerpunkt in der Untersuchung von Auswirkungsmechanismen technischer Änderungen in der Produktion. Die Teilnehmer Seite 17 Cécile Müller Cécile Müller, Jahrgang 1979, absolvierte 1998-2001 nahe ihrer Heimatstadt Nürnberg eine Ausbildung zur Feinmechanikerin. Im Anschluss studierte sie allgemeinen Maschinenbau an der TU Darmstadt, wo sie seit 2008 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Produktionstechnik und Umformmaschinen (PtU) tätig ist. In der Abteilung Tribologie und Oberflächentechnik ist es ihr Ziel, der mikromechanischen Oberflächenwandlung während des Innenhochdruckumformens auf den Grund zu gehen. Katrin Nothhaft wurde 1982 in Dachau geboren. Sie studierte von 2002 bis 2007 Maschinenwesen mit den Fachmodulen Fahrzeugund Produktionstechnik an der Technischen Universität München. Seit Januar 2008 arbeitet Katrin Nothhaft als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Umformtechnik und Gießereiwesen in München. Schwerpunktmäßig beschäftigt sie sich mit der Thematik des Hochgeschwindigkeitsscherschneidens. Mirko Riedel wurde 1977 in Burgstädt bei Chemnitz geboren. Er absolvierte von 1997 bis 2004 das Maschinenbaustudium mit den Schwerpunkten Produktionstechnik – Werkzeugmaschinenentwicklung an der TU Dresden. Seit 2004 arbeitet Mirko Riedel als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Werkzeugmaschinen und Steuerungstechnik (IWM) an der TU Dresden. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Automatisierung von Bearbeitungsvorgängen, die Integration von Sensorik in die Steuerungsumgebung von Maschinen sowie photogrammetrische Verfahren und Methoden mit Bezug auf Werkzeugmaschinen. Seite 18 Die Teilnehmer Jürgen Rosenberger wurde 1980 in Hannover geboren. Von 2000 bis 2006 studierte er Maschinenbau mit der Fachrichtung Produktionstechnik an der Leibniz Universität Hannover. Seit 2007 arbeitet Jürgen Rosenberger als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Umformtechnik und Umformmaschinen der Leibniz Universität Hannover in der Abteilung Blechumformung. Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich mit dem Gleitziehbiegen sowie mit der Umformung mehrlagig geklebter Bleche (Bonded-Blanks) und der wirkmedienbasierten Blechumformung in Form des Hydromechanischen Tiefziehens. Hubertus Sangermann wurde 1981 in Olpe geboren. Von 2001 bis 2007 studierte er Maschinenbau mit der Fachrichtung Fertigungstechnik an der RWTH Aachen. Seine Diplomarbeit im Bereich der Mikrozerspanung hat er an der University of California in Berkeley, USA geschrieben. Seit April 2007 arbeitet Hubertus Sangermann als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen an dem von Prof. Klocke geleiteten Lehrstuhl für Technologie der Fertigungsverfahren. Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich dort mit der Zerspanung von hochfesten Werkstoffen für die Luft- und Raumfahrttechnik mit geometrisch bestimmter Schneide. Lars Schönemann wurde 1981 in Bremen geboren. Von 2002 bis 2008 studierte er Systems Engineering an der Universität Bremen. Seit Juni 2008 arbeitet Lars Schönemann als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Labor für Mikrozerspanung (LFM). Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich mit der Optimierung von ultrapräzisen Fräsprozessen sowie mit der Entwicklung von mechatronischen Komponenten für den Einsatz in der UP-Bearbeitung. Die Teilnehmer Seite 19 Jan Schürmeyer wurde 1981 in Münster geboren. Er studierte von 2001 bis 2007 Wirtschaftingenieurwesen an der Leibniz Universität Hannover. Seit 2007 arbeitet Jan Schürmeyer am Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz Universität Hannover. Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die geometriebasierte Kalkulation von Druckgussformen. Hierzu wird der Herstellungsprozess der Formen untersucht und ein System entwickelt, welches ausgehend von der Gussteilgeometrie die Erstellungskosten im Herstellungsprozess bewertet. Marcus Schurr Marcus Schurr wurde 1980 in Geislingen an d. Steige geboren. Von 2001 bis 2006 hat er an der Hochschule Ulm Produktionstechnik mit der Fachrichtung „Organisation und Management“ in Kombination mit einer Berufsausbildung studiert. Nach dem Studium arbeitete er bei der Firma EMAG in der Technologieentwicklung und entwickelte dort ein neues Fertigungsverfahren zur Drallfreibearbeitung. Seit August 2007 begleitet er die Assistentenstelle des COO in der EMAG Holding mit den Schwerpunkten Durchlaufzeitreduzierung und Prozessoptimierung. Patrick Szulyovszky Patrick Szulyovszky wurde 1978 in Bietigheim-Bissingen bei Stuttgart geboren. Von 1998 bis 2004 studierte er Maschinenbau mit den Schwerpunkten Lasertechnik und Zuverlässigkeitstechnik an der Universität Stuttgart. Seit 2004 arbeitet Patrick Szulyovszky bei TRUMPF Werkzeugmaschinen. Nach seiner Tätigkeit in der Produktion als Projektingenieur und Assistent der Werksleitung wechselte er in den Einkauf. Dort ist er als Technischer Einkäufer für die Warengruppen Werkzeuge, Messund Prüfmittel, Spannmittel und Handwerkzeuge verantwortlich. Seite 20 Die Teilnehmer Julia Velkova wurde 1981 in Meschede geboren. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Berufsausbildung zur Industriemechanikerin mit der Fachrichtung Betriebstechnik. Anschließend studierte sie von 2003 bis 2008 Maschinenbau an der RuhrUniversität Bochum. Seit dem Abschluss 2008 arbeitet Julia Velkova als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Produktionssysteme, zugehörig zum Institute Product and Service Engineering an der Ruhr-Universität, Fakultät Maschinenbau. Julia ist der Arbeitsgruppe Produktionsmanagement zugeordnet und arbeitet sowohl in der Lehre als auch an ihrem Projekt „Low2High – Innovationsmanagement für LowtechHightech-Kooperationen“. Burkhard Wietbrock wurde 1979 in Hannover geboren. Von 2000 bis 2004 studierte er Werkstofftechnik an der Fachhochschule BonnRhein-Sieg, Rheinbach. Im Anschluss studierte er von 2004 bis 2007 Metallurgie und Werkstofftechnik an der RWTH Aachen. Seit 2007 arbeit Burkhard Wietbrock als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Bildsame Formgebung der RWTH Aachen. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der Mikroumformtechnik und der Werkstoffmodellierung. Gregor Wolf wurde 1981 in Stuttgart geboren. Von 2001 bis 2007 studierte er Maschinenwesen an der Universität Stuttgart mit den Schwerpunkten Verbrennung, Verbrennungsmotoren und Werkzeugmaschinen. Seit 2008 arbeitet Gregor Wolf als wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Werkzeugmaschinen der Universität Stuttgart. Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich mit der Zerspanungstechnologie insbesondere mit der Mikrozerspanung. Die Teilnehmer 2.2 Seite 21 Motivation der Teilnehmer Zur Motivation bzw. der Erwartungshaltung der Teilnehmer an das bevorstehende Event seien hier stellvertretend typische Ausschnitte aus den Motivationsschreiben zitiert. „Die fachübergreifende Diskussion von Fragestellungen zur Nutzung von Wertschöpfungspotenzialen durch innovative Prozessketten mit hochkarätigen Referenten aus Industrie und Forschung sowie die Teilnahme junger Wissenschaftler aus unterschiedlichen Bereichen stellt sich mir als äußerst interessant dar. Insbesondere für Doktoranden, die sich noch am Anfang ihrer wissenschaftlichen Karriere befinden, sind derartige Veranstaltungen eine hervorragende Chance, frühzeitig bereichsübergreifende Kontakte mit anderen Kollegen zu knüpfen. In diesem interdisziplinären Umfeld möchte ich gerne wertvolle Beiträge, besonders zur Plenar- und Gruppenarbeit leisten.“ „Mich mit meinen aus Bildung und Forschung erworbenen Kenntnissen und Fähigkeiten im Rahmen der WGP Sommer Schule in ein Team mit Mitgliedern aus den verschiedenen Fachdisziplinen der Produktionstechnik einzubringen, sehe ich als ein höchst interessantes und ausgeprägtes Erfahrungspotenzial, das sowohl auf persönlicher als auch fachlicher Seite liegt. Motiviert durch die Möglichkeit, neue Ideen für die Zukunft der Produktionstechnik am Standort Deutschland zu gestalten, freue ich mich darauf, mein Wissen aus der Elektronikproduktion einzubringen und durch die interdisziplinäre Kommunikation und Kooperation innovative Ansätze für Forschungsaktivitäten in Bereich der Werkzeugmaschinen zu gestalten.“ „Insbesondere die von den bisherigen Teilnehmern beschriebene harmonische und intensive Atmosphäre und die Möglichkeit mit (internationalen) Teilnehmern in Kontakt zu kommen und auch über die Sommer Schule hinaus zu bleiben, begeistert mich und lässt mich hoffen, eine positive Mitteilung über die Teilnahme von Ihnen zu erhalten.“ „Zum Einen möchte ich die WGP Sommer Schule dazu nutzen, Assistenten der anderen WGP-Institute kennen zu lernen. Insbesondere mit Blick auf die vermehrte gemeinsame Antragsstellung ist eine Zusammenarbeit auf Assistentenebene m. E. mehr denn je erforderlich, um neue Forschungsfelder durch die Vernetzung verschiedener Institutskompetenzen zu erschließen und erfolgreiche Forschungsideen zu entwickeln...“ „...Zum Anderen stellen die angebotenen Seminare eine wertvolle Ergänzung zu meinen bisherigen Aktivitäten zur Persönlichkeitsbildung und zur Vertiefung meiner Methodenkompetenz dar.“ Seite 22 Die Teilnehmer „...ich freue mich dabei auf die Diskussionen und den Erfahrungsaustausch mit den anderen Teilnehmern.“ „Durch die Gruppenarbeit und Abschlusspräsentation möchte ich gerne zusätzlich meine Kommunikations- und Rhetorikfähigkeiten schulen und neue Kontakte knüpfen.“ „Von den im Programm der Sommer Schule beschriebenen Einheiten zur z.B. Erweiterung der ‚Kreativitätstechniken’ sowie ‚Business-Etikette und Persönlichkeit’ erwarte ich auch über die fachliche Arbeit hinaus, meine Arbeitsweise und Persönlichkeit weiter entwickeln zu können. Überdies erhoffe ich mir, neue wirtschaftliche und gesellschaftliche Impulse zu erhalten und meine erlangten Kenntnisse in meiner weiteren beruflichen Entwicklung im Bereich der Produktionstechnik anwenden zu können.“ „…sehe ich Ihren Workshop als ideale Möglichkeit, meine momentane Tätigkeit aus einem anderen Blickwinkel zu beleuchten. Ich sehe hier eine direkte Verbindung zu meiner Tätigkeit und erhoffe mir einen starken Erkenntnisgewinn für meine Tätigkeit.“ „Ich bin weiterhin sehr interessiert daran, neue und innovative Prozessketten aus verschiedenen Bereichen der Produktionstechnik kennen zu lernen und mit Wissenschaftlern anderer Hochschulinstitute ins Gespräch zu kommen. Ich freue mich auf die Herausforderung, diese spannende und weit reichende Thematik im Rahmen der WGP Sommer Schule 2008 gemeinsam in Teamarbeit bearbeiten und erörtern zu können und verspreche mir hierdurch eine Erweiterung meines persönlichen Horizonts. Zudem erhoffe ich mir, durch die diversen Fachvorträge und durch die Industriebesuche einen Einblick in verschiedenste industrielle Prozessketten zu erhalten, deren Nutzen und Potenziale zu erkennen sowie in einen regen Austausch mit Vertretern unterschiedlicher Bereiche der Produktionstechnik eintreten zu können.“ „Mein Wissen würde ich daher sehr gerne mit aktuellem Bezug in einer internationalen Gruppe von Fachleuten anwenden und vertiefen. Ich bin besonders daran interessiert, die unterschiedlichen Sichtweisen anderer Ingenieure auf die Thematik der Prozessketten kennen zulernen. Ich erhoffe mir so neue Impulse für meine eigene Arbeit erhalten zu können. Ich stelle mir vor, dass auch andere Teilnehmer davon profitieren, wenn durch mich Denkanstöße in anderen als den eigenen Fachrichtungen gegeben werden.“ „Die WGP Sommer Schule bietet mir die einmalige Möglichkeit, gemeinsam mit einer engagierten Gruppe junger Wissenschaftler namhafter produktionstechnischer Institute Erfahrungen auszutauschen, neues Wissen anzueignen und dieses in meiner täglichen Arbeit anzuwenden.“ Die Teilnehmer Seite 23 „Meine bisher gesammelten Erfahrungen zum Thema innovative Prozessketten möchte ich gerne mit in die WGP Sommer Schule 2008 einbringen. Von der Veranstaltung verspreche ich mir eine interessante Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern anderer Forschungseinrichtungen und Fachdisziplinen, um gemeinsam im Team Problemstellungen zu diskutieren und zu analysieren, Lösungsansätze zu generieren und eine Umsetzung zu initiieren. Die Sommer Schule schafft gleichzeitig Herausforderung und Förderung. Das vorliegende Programm ist zudem sehr vielseitig und interessant. Spontaneität und Kreativität werden angesprochen.“ „Gerade auf der Sommer Schule wird ein großer Bereich der Produktionstechnik mit den damit verbundenen Institutionen und Menschen dargestellt. Ich erhoffe mir aus einem solchen Netz von Personen und deren Kenntnissen, Wissenslücken zu schließen und Teilnehmer aus anderen Bereichen kennen zu lernen, um Probleme, die über die eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten hinausgehen, zu lösen.“ „Ich freue mich auf eine Teilnahme an der Sommer Schule sowie auf vielfältige Erfahrungen und neue Ideen. Jetzt am Anfang meines Berufslebens sind ein Kennenlernen und ein Austausch mit anderen jungen Wissenschaftlern besonders wichtig. Die Sommer Schule kann helfen, dass dieses Netzwerk lange anhält und darüber hinaus für alle eine persönliche wie berufliche Bereicherung darstellt.“ „Von der WGP Sommer Schule 2008 „Nutzen von Wertschöpfungspotenzialen durch innovative Prozessketten in der Produktionstechnik" verspreche ich mir, neue Impulse und Ansätze für meine Forschungstätigkeit, interessante Vorträge und Programmpunkte zu meiner fachlichen und persönlichen Weiterbildung sowie nicht zuletzt neue wissenschaftliche und persönliche Kontakte zu erhalten.“ „Durch die Teilnahme an der WGP Sommer Schule ergibt sich für mich die Möglichkeit eines intensiven Erfahrungsaustausches mit Professoren und Assistenten verschiedener Institute zu vielfältigen Themen aus Forschung und Lehre.“ „Für mich stellt es eine interessante Herausforderung dar, gemeinsam mit anderen Teilnehmern Ideen für die Zukunft der Produktionstechnik am Standort Deutschland zu erarbeiten.“ „Besonders spannend finde ich hierbei die Weiterbildung und das Lernen in einem interdisziplinären Team aus den verschiedenen Fachgebieten der Produktionstechnik und die damit verbundene Erweiterung meines Fachhorizontes über mein eigenes Arbeitsgebiet hinaus. Durch die aktive Zusammenarbeit während der Veranstaltung lässt sich mein aktuelles Netzwerk erweitern und kann für meine eigene Arbeit und die meines Lehrstuhls nützlich sein... Daneben sehe ich in meiner Teilnahme die Seite 24 Die Teilnehmer Chance für meine berufliche und persönliche Weiterentwicklung im Erwerb wertvoller Kompetenzen für spätere Führungsaufgaben.“ „Ich bin von der Idee der WGP Sommer Schule überzeugt und denke, dass ich über den Austausch mit anderen Jungwissenschaftler/innen und die Exkursionen wertvolle Anregungen und neue Ideen sammeln kann. Die Erfahrungen werden mich sicherlich in meiner persönlichen und wissenschaftlichen Entwicklung voranbringen. Gleichzeitig freue ich mich auf neue Ideen und Sichtweisen, die ich durch andere Teilnehmer gewinnen kann.“ „Auch ich möchte mich der Herausforderung stellen und meinen Beitrag durch die Diskussion und Auseinandersetzung mit anderen Fachleuten leisten. Hierzu bietet mir die „WGP Sommer Schule“ eine ausgezeichnete Möglichkeit, Ideen und Gedanken zur Erreichung der Ziele einzubringen. Der interdisziplinäre Austausch ermöglicht dabei eine Diskussion auf einem qualitativ hohen Niveau und somit hervorragende Ergebnisse.“ 2.3 Geografische Zusammensetzung der Teilnehmer Abbildung 5: Geografische Zusammensetzung der Teilnehmer der WGP Sommer Schule Die Teilnehmer 2.4 Seite 25 Fachliche Zusammensetzung der Teilnehmer 25 21 Maschinenbau 20 Wirtschaftsingenieurwesen 15 10 Sonstige 9 5 2 0 Abbildung 6: Fachliche Zusammensetzung der Teilnehmer an der Sommer Schule Innerhalb der Fachrichtungen ergeben sich folgende Verteilungen: Maschinenbau: Wirtschaftsingenieurwesen • Produktionstechnik / Fertigungstechnik ( 6 ) • Produktionsmanagement • Fahrzeugtechnik ( 3 ) • Maschinenwesen ( 2 ) • Maschinenbau ( 2 ) • Allgemein ( 2 ) • Allgemein ( 1 ) • Umformtechnik ( 1 ) • Fabrikplanung ( 1 ) • Werkstofftechnik ( 1 ) • Mechatronik ( 1 ) • Laser- und Zuverlässigkeitstechnik ( 1 ) Sonstige • Konstruktionstechnik ( 1 ) • Technische Kybernetik ( 1 ) • System Engineering ( 1 ) • • Fabrikplanung ( 1 ) • Produktionstechnik ( 1 ) / Fertigungstechnik ( 5 ) Informatik ( 1 ) Seite 26 Die Tageserlebnisse 3 Die Tageserlebnisse 3.1 Tagesbericht zu Mittwoch, 13.08.2008 Cécile Müller; Institut für Produktionstechnik und Umformmaschinen; TU Darmstadt Philipp Kuske; Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen; TU Darmstadt „…Eine Woche Sommer Schule statt Arbeitsalltag. Bin mal gespannt, was mich da erwartet. Ein anspruchsvolles Programm ist geplant. Wer wohl so alles teilnimmt? Ah, Hanns Lilje-Haus, ich bin da.“ Die nette Dame an der Rezeption lächelte freundlich und vertrieb den letzten Rest der neugierigen Grübelei mit dem Spruch: „Sie sehen so aus, als müssten Sie in die Schule!“ Fröhlich wurde erst mal eingecheckt in das hübsche, kleine Tagungshotel in der Hannoverschen Fußgängerzone, das sich im Laufe dieses Vormittags mit allen Teilnehmern der Sommer Schule füllte. Um die Mittagszeit trudelten die Schüler nach und nach in den Speisesaal ein, um den ersten Tagesordnungspunkt der Agenda zu erfüllen: Essen. Es dauerte auch nicht lange, da sprach der Leiter des gastgebenden Institutes Professor Behrens kurze Worte der Begrüßung und erklärte das reichhaltige Buffet für eröffnet. Hier nutzten die Schüler bereits eifrig die Gelegenheit sich gegenseitig zu beschnuppern, indem sie sich zum Beispiel bei ihren Tischnachbarn über die Qualität der einen oder anderen Speise informierten und sich dann über ihre Person, Herkunft und Forschungsthema austauschten. Bei so vielen interessanten Gesprächspartnern verging die eine Stunde Mittagspause wie im Flug. Nun nicht mehr ganz so anonym und gestärkt durch das üppige Mahl begab sich die Gruppe geschlossen in den Konferenzraum im obersten Stockwerk des Hauses. Dort, über den Dächern Hannovers, lauschten Sie unter anderem dem Initialvortrag von Professor Wiendahl vom Institut für Fabrikanlagen und Logistik (IFA) der Universität Hannover, welcher die Teilnehmer für die Themen „Wandlungsfähigkeit und Flexibilität“ sensibilisierte – wie sich im Laufe der Woche noch mehrfach feststellen lassen sollte. Problemlos wandelten all die flexiblen Jungingenieure ihre konzentrierte und aufmerksame Haltung des Nachmittags in lockere, heitere Stimmung, als es auf den Abend zu ging und alle zum geselligen Bowlingevent aufbrachen. Da die ganze Bande auf sechs Bahnen verteilt war, fiel es leicht, sich während des Spiels näher kennen zu lernen. Zusätzlich sorgte ein eigendynamisches Rotationsverfahren für die Durchmischung der Kleingruppen, sodass jeder der rund dreißig Hobby-Bowler die Möglichkeit bekam, alle Mitstreiter im kleineren Kreis persönlich zu erleben. Für einige waren die Gespräche so fesselnd, dass sie das Bowling Center zunächst nicht mit ihren eigenen Schuhen verließen. Um das behagliche Beisammensein nicht mit dem Die Tageserlebnisse Seite 27 Ende der Bowlingrunden abbrechen zu müssen, nahmen die Schüler noch einen Absacker in einer Bar nahe der Unterkunft, um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Abbildung 7: Bowlingabend der WGP Sommerschüler Von Müdigkeit übermannt, entspannt und neugierig auf die Ereignisse der kommenden Woche schliefen sie schließlich ein, in der Gewissheit, dass sie die folgenden Tage in einer sehr angenehmen Gemeinschaft verbringen werden… 3.2 Tagesbericht zu Donnerstag, 14.08.2008 Christian Machai; Institut für Spanende Fertigung; Universität Dortmund Stephan Hänisch; Institut für Umformtechnik und Leichtbau; Universität Dortmund Nach unserer ersten Nacht im neuen Domizil in der Innenstadt Hannovers begann der Donnerstag mit einem ausgiebigen Frühstück, gefolgt von einem Fußmarsch durch die frische, doch angenehme Morgenluft zur Straßenbahnhaltestelle. Von dort fuhren wir Richtung Garbsen, das außerhalb Hannovers liegt, um das Produktionstechnische Zentrum Hannover (PZH) zu besichtigen. Unterwegs konnten die Herrenhäuser Gärten und das prunkvolle Hauptgebäude der Leibniz Universität Hannover bewundert werden. Das PZH hingegen beeindruckte sowohl durch die aufregende, zweckmäßige Architektur, als auch durch die dort ansässigen Institute aus dem Bereich der Produktionstechnik. Morgens hatten wir Gelegenheit, das gastgebende Institut für Umformtechnik und Umformmaschinen (IFUM) unter der Leitung von Professor Behrens sowie das von Professor Denkena geführte Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) zu besichtigen. An dieser Stelle sei noch einmal dem IFUM als ausrichtendem Institut gedankt. Seite 28 Die Tageserlebnisse Gegen Mittag erfolgte die Weiterfahrt mit dem Bus zur Salzgitter AG. Nach einer kleinen Stärkung hörten wir zunächst einen kurzweiligen Vortrag über das Unternehmen sowie dessen Produkte und machten uns danach auf zur Werksbesichtigung. Es wurde uns die Gelegenheit gegeben, die gesamte Prozesskette, das heißt alle verschiedenen Stationen, die zur Blechherstellung notwendig sind, in der Praxis zu erleben. Dies umfasste unter anderem den Abguss der Schmelze am Hochofen, die Besichtigung des Walzwerkes (von der Bramme bis zum Coil) sowie der Verzinkungsanlage mit den faszinierenden Bandspeichern. Des Weiteren hatten wir vor der Heimfahrt die Möglichkeit, die Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Salzgitter AG zu besichtigen und mit den Experten vor Ort ein wenig zu fachsimpeln. Nach dem Abendessen nutzten wir die Zeit zur intensiveren Untersuchung des kulturellen und gastronomischen Abendprogramms der Stadt Hannover. Idealer Anlaufpunkt war daher die HBX Stadtbrauerei, um bei einem wohlschmeckenden Bier die Eindrücke des Tages noch einmal ausgiebig zu diskutieren. Ein Teil von uns machte sich darüber hinaus auf den Weg Richtung Süden zum Maschsee. Da am kommenden Abend ein gemeinsamer Ausflug zum Maschsee-Fest geplant war, konnte sich so einen kleinen Wissensvorsprung aneignen und am Freitag durch Ortskenntnis glänzen und souverän die besten Stände empfehlen. 3.3 Tagesbericht zu Freitag, 15.08.2008 Peter Burggräf; Werkzeugmaschinenlabor; RWTH Aachen Am Freitagmorgen war für uns im Hanns-Lilje-Haus ein sehr reichhaltiges Frühstück bereitet, auch wenn nach zwei Tagen das Essen schon fast zur Nebensache verkommen war. Viel mehr wurde die Zeit genutzt, sich über die Erfahrungen der vergangenen Tage, der Erwartungen an die kommenden Programmpunkte und die auf dem Programm stehende Gruppenarbeit zu unterhalten. Besondere Beachtung fand dabei der für den Abend geplante Programmpunkt „19:30 Uhr: Besuch des Maschseefestes“, zumal die ersten Augenzeugenberichte vom Vortag in der Runde kursierten. Zuvor stand aber die Exkursion nach Wolfsburg mit der Besichtigung des VWWerkes und einem Besuch in der Autostadt auf dem Programm. Der Besuch im VWWerk begann zunächst mit der Abgabe aller Mobiltelefone und Kameras beim Werksschutz, was unsere Hoffnungen nährte, wie angekündigt, den neuen Golf VI, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht öffentlich vorgestellt war, zu sehen. Bevor es soweit war, haben wir uns zunächst einen einführenden Film angesehen, bevor wir zur Rundfahrt durch die Fabrik aufgebrochen sind. Diese führte uns zunächst ins Presswerk, in dem aus den Coils, deren Herstellung wir am Vortag bei der Salzgitter AG gesehen hatten, einzelne Karosserieteile hergestellt wurden. Weitere Stationen unserer Tour waren der Karosseriebau und die Endmontage. Immer wieder hielt Die Tageserlebnisse Seite 29 unser Fahrzeug an, um einzelne Prozesse ausgiebiger betrachten zu können. Und wie erhofft, standen an einigen Stellen in der Fertigung bereits einige Exemplare des neuen „Golf“, der auf den selben Bändern wie der Golf V gebaut wird. Abbildung 8: Der 1.000.000-ste VW Käfer aus dem Jahre 1955 Nach dieser interessanten und abwechslungsreichen Werksführung stand ein Besuch der VW-Autostadt auf dem Programm. Nach einem gemeinsamen Mittagessen machten sich die Sommerschüler auf, die Autostadt zu erkunden. Pavillons der unterschiedlichen Marken des Volkswagenkonzerns und ein Automobilmuseum warteten auf unseren Besuch. Einige von uns mussten aber schnell feststellen, dass die Autostadt eher einen „Show“-Charakter hat und dem Wissensdurst eines interessierten Ingenieurs wenig bieten kann. So sammelten sich die Sommerschüler schon verhältnismäßig pünktlich am Bahnhof, um die Heimreise antreten zu können. Zurück in Hannover machten wir uns nach einer kurzen Stärkung auf zum lange erwarteten Besuch des Maschseefestes. Sowohl die Einheimischen als auch das Vorauskommando vom Vortag hatte gute Tipps parat und so konnte das Networking bei einigen Runden Jägermeister und „Lüttje Lage“ intensiviert werden. Seite 30 3.4 Die Tageserlebnisse Tagesbericht zu Samstag, 16.08.2008 Seminar „Kreativitätstechniken“ – oder warum transparente Autos keine so gute Idee sind… Lars Schönemann; Stiftung Institut für Werkstofftechnik; Universität Bremen Nach dem gestrigen Besuch des Maschseefestes war das Frühstück am Samstag erwartungsgemäß etwas spärlicher besetzt. Einige Teilnehmer zogen es vor, die Zeit zur Regeneration zu nutzen. Nachdem wir in den letzen beiden Tagen vornehmlich Eindrücke gesammelt hatten, stand für diesen Tag das erste Seminar auf dem Programm: „Kreativitätstechniken“. Im Seminarraum fiel als erstes eine Reihe von Stellwänden auf – unsere Hoffnung auf praktische Arbeit würde also nicht enttäuscht werden. Das geplante Programm schien sogar so umfangreich zu sein, dass unsere Seminarleiterin Marion Lockard noch zwei Assistenten mitgebracht hatte: Lea-Kristina und Ralph. Das Seminar startete auch gleich mit einer obligatorischen Vorstellungsrunde. Es folgte der erste inhaltliche Teil zum Thema Kreativität und Denkprozessen. Besondere Beachtung fand hierbei die systematische Analyse und die Unterscheidung zwischen Problemen und Symptomen. Danach kamen wir zu einer weiteren Kreativitätstechnik: dem Brainstorming. In insgesamt vier Gruppen sammelten wir Ideen zum Thema „Grönland als Reiseland“. Als kleinen Ansporn sollte es für die Gruppe mit den meisten Ideen einen Preis geben. Die Siegergruppe schaffte es auf sage und schreibe 196, teils sehr skurrile Vorschläge. Eine der interessantesten Übungen an diesem Tag war mit Sicherheit das „Attribut Listing“, bei dem Konzepte für das Auto der Zukunft erdacht werden sollten. Die Vielfalt der Ideen war hierbei erstaunlich groß: transparente, atomgetriebene, fliegende und sogar hüpfende Fortbewegungsmittel, zum Teil sogar mit integriertem Swimmingpool, wurden am Ende präsentiert. Das Seminar endete schließlich am Nachmittag mit einer kurzen Reflektionsrunde. Die Tageserlebnisse Seite 31 Abbildung 9: Seminar Kreativitätstechniken Für den Rest des Tages war kein Programm mehr vorgesehen und wir konnten den Samstagabend frei gestalten. Die meisten Teilnehmer entschieden sich für einen weiteren Gang zum Maschseefest – schließlich gab es heute noch ein Feuerwerk zu sehen! Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, wurde aber zunächst der WaterlooBiergarten angesteuert. Erwähnenswert seien hier noch die geschätzten 30 Jungesellen- und Jungesellinnenabschiede die uns an diesem Abend über den Weg liefen – ganz Hannover schien heiraten zu wollen… …und warum sind transparente Autos nun keine gute Idee? Nun, es ist einfach ein Problem „midde Vögel(n)“! (vielen Dank an Lea-Kristina für diesen Hinweis!) 3.5 Tagesbericht zu Sonntag, 17.08.2008 Martin Hipke; Institut für Fertigungstechnik und Qualitätssicherung; Otto-vonGuericke-Universität Magdeburg Das Motto des Tages „Auf dem Weg zur Führungskraft“. Nachdem wir ausgiebig gefrühstückt hatten, begann das Seminar von Frau Dr. Wiarda „Auf dem Weg zur Führungskraft“. Sie hat uns an diesem kurzweiligen Tag eine kleine Einführung in die sensible und anspruchvolle Welt der Führungskräfte gegeben. Sie zeigte uns mit kleinen Tricks, die große Wirkung haben, kommende Aufgaben einer Führungskraft gut zu meistern. Uns wurde klar, dass zum Beispiel ein Mitarbeitergespräch durchaus mit einer unverfänglichen Frage nach der Familie etc. begonnen werden kann, um die Situation von vorne herein zu entspannen und ein angenehmes Gesprächsklima zu schaffen. Seite 32 Die Tageserlebnisse Die Fähigkeit durch die Blume zu sprechen, sollte stets trainiert werden, um auf das Arbeitsleben einer Führungskraft vorbereitet zu sein. Denn selbst die lapidarste Frage nach einer Tasse Kaffee kann durchaus falsch verstanden werden, wenn sie falsch gestellt ist. In der angeregten Diskussion widmeten wir uns der Frage, wie sich ein Vorgesetzter nach einer Tasse Kaffee erkundigt, ohne missverstanden zu werden. Wir wendeten dabei beispielsweise das 4-Ohren und 3-Welten Modell an, um die Vielzahl von möglichen Interpretationen der (evtl. negativen) Informationen zu betrachten. Selbst am Abend beim Bummel durch Hannover ließ uns diese Frage keine Ruhe. Abbildung 10: Leine-Wehr und neues Rathaus bei Nacht 3.6 Tagesbericht zu Montag, 18.08.2008 Christian Held; Institut für Umformtechnik; Universität Stuttgart Dominik Lucke; Inst. für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb; Universität Stuttgart Gregor Wolf; Institut für Werkzeugmaschinen; Universität Stuttgart Das Motto des Tages war „GOOD TASTE“. Der Tag begann wie alle Tage zuvor mit frühem Aufstehen und einem herzhaften Frühstück. Es sollte zu Sennheiser electronic GmbH, einem Hersteller für High-End Mikrofone, gehen. Nach einer halbstündigen Zugfahrt in die Wedemark erreichten wir unser Ziel. Nach einer kurzen Einführung in die Firmengeschichte und dem Produktportfolio gingen wir zu der Besichtigung der Produktionsanlagen über. Es überraschte uns alle, wie viel Handarbeit in so einem Studiomikrofon steckt. Aber auch in diesem Segment der High-End Mikrofone ist der Trend zur Kostenreduktion durch Au- Die Tageserlebnisse Seite 33 tomatisierung unvermeidbar. Auch konnten wir unmittelbar erfahren, was Wandlungsfähigkeit einer Fabrik in der Realität bedeutet, also wie sich die Produktion auf die wechselnden Anforderungen der Märkte anpasst. Abgerundet wurde die Exkursion mit einem Fachvortrag von Dr. Schmidt zur „Theorie der Wandlungsfähigkeit“. Anschließend wurden wir zum Mittagessen in die Werkskantine eingeladen. Danach ging es zurück nach Hannover zum Tagungshotel, wo eine Menge Arbeit auf uns wartete: In 48 Stunden sollte die Abschlusspräsentation fertig sein. Wir hatten nur 2 Stunden Zeit, bis es mit dem nächsten Programmpunkt weiterging. Das Seminar „Business Etikette und Persönlichkeit“ mit Frau Kuhlmann versuchte uns in kürzester Zeit in die hohe Schule des Knigges einzuführen. Interessant hierbei war es, besonders die Dinge richtig zu machen, die unterbewusst vom Gegenüber wahrgenommen werden. Beispielsweise kann der erste Eindruck durch die Körperhaltung bei der Begrüßung sowie die Intensität des Händedrucks entscheidend geprägt werden. Abbildung 11: Business Etikette bei Tisch Ebenso wurde uns klar, wie wichtig angemessene Kleidung bei einem gesellschaftlichen Event sein kann. Diese uns theoretisch aufgezeigten Grundlagen konnten wir bei einem 5 Gänge Menü im Restaurant des niedersächsischen Landtages praxisnah vertiefen. Es erwarteten uns Herausforderungen, wie beispielsweise das Pulen einer Königskrabbenschere oder das Abzupfen von gekochten Artischocken. Trotz dieser Schwierigkeiten war es ein sehr gelungener Abend und eine sehr interessante Erfahrung. Der Abend endete nicht mit dem Seminar, sondern in der Hannoveraner Altstadt bei einem weiteren Bier. Hier konnten wir in ungezwungener Atmosphäre das Erlebte austauschen. Seite 34 3.7 Die Tageserlebnisse Tagesbericht zu Dienstag, 19.08.2008 Christian Held; Institut für Umformtechnik; Universität Stuttgart Dominik Lucke; Inst. für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb; Universität Stuttgart Gregor Wolf; Institut für Werkzeugmaschinen; Universität Stuttgart Motto des Tages: „Endspurt“ Der letzte Tag begann mit einem schnellen Frühstück nach einer kurzen Nacht. Nach dem Frühstück empfing uns Prof. Behrens im Tagungsraum mit dem Vortrag zum Thema: „Verkürzung der Prozesskette des Präzisionsschmiedens“. Dies gab uns die abschließenden Denkanstösse für die Ergebnispräsentation. Danach informierte uns der Oberingenieur des IFUM Herr Olle vom IFUM der Leibniz Universität Hannover über die Modalitäten der Antragstellung von DFG-geförderten Forschungsvorhaben. Es erwartete uns noch viel Arbeit bis zur Fertigstellung der Abschlusspräsentation. Dazu organisierten wir uns abschließend in Teams und beackerten die folgenden Themenschwerpunkte: Mensch, Technologie und Organisation. Bei der Erarbeitung machten wir regen Gebrauch von den in den Tagen zuvor gemachten Erfahrungen, Erlebnissen und Kreativitätstechniken. Nach getaner Arbeit freuten wir uns auf das vom IFUM exzellent vorbereitete Grillfest. Wie kann eine Woche schöner enden, als bei leckerem Grillgut, Kaltgetränken, guter Stimmung und schönem Wetter. Abbildung 12: Einstimmung auf den „Endspurt“ Die Tageserlebnisse 3.8 Seite 35 Tagesbericht zu Mittwoch, 20.08.2008 Cécile Müller; Institut für Produktionstechnik und Umformmaschinen; TU Darmstadt Philipp Kuske; Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen; TU Darmstadt Der letzte Tag der Sommer Schule kam plötzlich aber nicht unerwartet. Einiges war bis dahin zu erledigen. So mussten die Ergebnisse und Eindrücke der vergangenen Woche zusammengefasst und in eine präsentierbare Form gebracht werden. Dies gelang am Vortag in einem mehrstündigen gemeinschaftlichen Prozess. Abbildung 13: Produktionstechnisches Zentrum Hannover (PZH) Die Abschiedsfeier am Abend vorher steckte bei einigen noch in den Knochen, als man sich früh morgens vom Hans-Lilje-Haus in Richtung des Produktionstechnischen Zentrums in Garbsen aufmachte. Dort begrüßte der Leiter des Institutes für Mikrotechnologie (imt) Herr Prof. Dr.-Ing. Gatzen die Gruppe. Im Anschluss erhielt die Gruppe die Gelegenheit, die am Vortag zusammengefassten Ergebnisse zu präsentieren und die gesammelten Eindrücke Revue passieren zu lassen. Den Abschluss des Programms bildete eine interessante Führung durch die sechs Institute des PZH, bei denen die Gruppe einen Einblick in die verschiedene Forschungstätigkeiten am PZH erhielt. Nach einem Mittagessen in der Mensa verstreuten sich die Sommerschüler wieder in alle Winde und kehrten mit einer großen Sammlung neuer Eindrücke und vielen neuen Kontakten sowie dem festen Willen, sich bald bei einem Nachtreffen wiederzusehen, zurück in die eigenen Büros. Seite 36 Die Herangehensweise 4 Die Herangehensweise 4.1 Initialvorträge 4.1.1 Die Wandlungsfähige Fabrik Initialvortrag von Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. mult. Hans-Peter Wiendahl Dipl.-Wirtsch.-Ing. Tim Klemke; IFA, Leibniz Universität Hannover Am ersten Tag der WGP Sommer Schule 2008 hielt Prof. Wiendahl (ehemaliger Leiter des Instituts für Fabrikanlagen und Logistik (IFA) und ehemaliger Geschäftsführer des Instituts für Integrierte Produktion Hannover (IPH)) einen Vortrag zum Thema „Die Wandlungsfähige Fabrik“. Die Inhalte des Vortrags werden in diesem Beitrag zusammengefasst. Fabriken im turbulenten Unternehmensumfeld Die Bedeutung der Wandlungsfähigkeit von Fabriken steigt im heutigen Marktumfeld stetig. Gründe dafür sind die internen und externen Wandlungstreiber, denen sich Unternehmen ausgesetzt sehen. Als externe Wandlungstreiber können dabei u. a. die Technologie, der Markt und die Umwelt, in der Unternehmen agieren, gesehen werden. Dies bedeutet bspw., dass neue Fertigungstechnologien in immer kürzeren Abständen in die bestehenden Abläufe integriert werden müssen und Kunden immer individuellere Produkte wünschen. Weiterhin ist etwa das Angebot an qualifizierten Mitarbeitern am Markt begrenzt. Die unternehmensinternen Treiber können in die Kategorien präventiv und reaktiv eingeteilt werden. Im ersten Fall kann ein Unternehmen z. B. eine Steigerung des eigenen Marktanteils anstreben. Im zweiten Fall müssen zukünftig evtl. Schwachstellen im Produktionsprozess eliminiert werden. Den beschriebenen Veränderungen kann mithilfe wandlungsfähiger Fabriken entgegengewirkt werden (u. a. [1, 2]). Wandlungsfähigkeit Um auf zukünftige Veränderungen reagieren zu können, muss ein Unternehmen über Möglichkeiten verfügen, bestehende Fabriken je nach Veränderungsimpuls auf verschiedenen Ebenen (Arbeitsplatz, Bereich, Generallayout) anpassen zu können. Das installierte Veränderungspotenzial kann dann im Bedarfsfall schnell und mit geringem Aufwand genutzt werden. Dieses Potential vorzuhalten, wird als Wandlungsfähigkeit bezeichnet (u. a. [3]). Die Wandlungsfähigkeit kann dabei in eine räumliche (z. B. eine flächenbezogene Atmungsfähigkeit), organisatorische (z. B. Anpassung der Die Herangehensweise Seite 37 Ablauforganisation) und technische Wandlungsfähigkeit (z. B. die Rekonfiguration technischer Anlagen bei Produkt- und Stückzahländerungen) gegliedert werden [4]. Wandlungsbefähiger Um eine Fabrik zum Wandel zu befähigen, werden die einzelnen Objekte einer Fabrik betrachtet. Diese können durch die sogenannten Wandlungsbefähiger veränderungsfähig ausgestattet werden. Es werden fünf Wandlungsbefähiger unterschieden: Universalität, Modularität, Skalierbarkeit, Kompatibilität und Mobilität (vgl. Abbildung 14). A B C Universalität Dimensionierung und Gestaltung für verschiedene Anforderungen hinsichtlich Produkt oder Technologie, z.B. Variantenflexibilität Mobilität Örtlich uneingeschränkte Bewegbarkeit von Objekten, z.B. Maschinen auf Rollen Skalierbarkeit Technische, räumliche und personelle Atmungsfähigkeit (Erweiter- und Reduzierbarkeit), z.B. flexibles Arbeitszeitmodell Modularität Standardisierte, funktionsfähige Einheiten oder Elemente, z.B. Plug&Produce-Module Kompatibilität Vernetzungsfähigkeit bzgl. Material, Information, Medien und Energie, z.B. einheitliche Softwareschnittstellen Abbildung 14: Wandlungsbefähiger Nicht jedes Fabrikfeld (Technik, Organisation, Raum) ist dabei gleichermaßen von allen Wandlungsbefähigern betroffen. Beispielsweise kann das Attribut „mobil“ dem Fabrikfeld Organisation nicht sinnvoll zugeordnet werden [4]. Bewertung der Wandlungsfähigkeit Die Wandlungsbefähiger ermöglichen es, die bestehende Veränderungsfähigkeit in einer Fabrik durch die Betrachtung einzelner Fabrikobjekte zu beschreiben und so den Ist-Zustand einer Fabrik zu ermitteln. Über die Betrachtung der Wachstumsflächen oder die Anzahl der Fixpunkte in der Fabrik kann bspw. die Veränderungsfähigkeit eines Layouts bewertet werden. Durch Zukunftsszenarien wird der notwendige Wandlungsbedarf (Soll-Zustand) beschrieben, der im Unternehmen vorgehalten werden sollte. Die Unternehmen müssen auf Basis dieser Ist- und Soll-Werte einen kontinuierlichen Abgleich zwischen Anforderungen und eigenen Potenzialen durchführen, um wettbewerbsfähig zu bleiben [3]. Seite 38 Die Herangehensweise Praxisbeispiele In den letzten Jahren hat das IFA diverse wandlungsfähige Fabriken geplant. Einige von diesen Fabriken stellte Prof. Wiendahl am Schluss seines Vortrags dar. Diese Beispiele verdeutlichten, wie die Elemente der Wandlungsfähigkeit in der Praxis umgesetzt werden. [1] Heger, C. L.: Bewertung der Wandlungsfähigkeit von Fabrikobjekten. Dissertation an der Leibniz Universität Hannover, PZH Verlag, Hannover 2007. [2] Wiendahl, H.-P.: Wandlungsfähigkeit - Schlüsselbegriff der zukunftsfähigen Fabrik. wt Werkstattstechnik online Jahrgang 92 (2002) H. 4., S. 122-127. [3] Wiendahl, H.-P., Hernández, R.: Fabrikplanung im Blickpunkt - Herausforderung Wandlungsfähigkeit. wt Werkstattstechnik online Jahrgang 92 (2002) H. 4, S. 133138. [4] Hernández, R.: Systematik der Wandlungsfähigkeit in der Fabrikplanung. Fortschrittsberichte VDI, Reihe 16, Nr. 149, Dissertation an der Leibniz Universität Hannover, VDI Verlag, Düsseldorf, 2003. 4.1.2 Prozessketten am Beispiel der Massivumformung Initialvortrag von Prof. Dr.-Ing. B.-A. Behrens Dipl.-Ing. M. Bistron; Dipl.-Ing. I. Lüken; Dipl.-Ing. D. Odening; Dipl.-Ing. J. Rosenberger; IFUM Einleitung In dem von Prof. Behrens im Rahmen der WGP Sommer Schule gehaltenen Vortrag wurde der Begriff der Prozesskette definiert und am Beispiel der Massivumformung genauer beschrieben. Nach der historischen Einordnung der Fertigungstechnik des Massivumformens folgten Beispiele aus dem Bereich von geschmiedeten Hochleistungsbauteilen und dem Einsatz von Schmiedebauteilen zur Umsetzung von Leichtbaustrategien. Die Thematik des Präzisionsschmiedens wurde am Beispiel des Sonderforschungsbereichs 489 genauer erläutert. Historische Entwicklung Die Verarbeitung von ersten Kupferlegierungen ist für die Zeit ab ca. 2500 v. Chr. nachgewiesen. In der Zeit um 700 bis 500 v. Chr. wurde das Kupfer von den aufkommenden Metallen Eisen und der Kupfer-Zinn-Legierung Bronze verdrängt. Der Verhüttungsvorgang und das Schmieden waren bis ins 13. und 14. Jahrhundert eine Einheit. In Abbildung 15 sind historische Darstellungen von Schmiedeprozessen dargestellt. Die Herangehensweise Altägyptische Darstellung zum Schmieden (ca. 1450 v. Chr.) Seite 39 Mittelalterlicher „Rennfeuer-“ Betrieb mit Schmiede Abbildung 15: Historische Darstellungen von Schmiedeprozessen (Quelle: IMU e.V.) Die Nutzung der Wasserkraft aber vor allem die Nutzung der Dampfkraft haben die Handarbeit bei Schmiedevorgängen immer weiter ersetzt. Dadurch wurde die Massenproduktion von Schmiedeteilen ermöglicht. Die Möglichkeit eines hohen Automatisierungsgrads für diesen umformtechnischen Produktionsprozess hat dem Schmieden vielfältige Anwendungsbereiche erschlossen. In Abbildung 16 ist eine Auswahl typischer moderne Schmiedebauteile dargestellt Abbildung 16: Spektrum typischer moderner Schmiedeteile Schmiedetechnisch hergestellte Bauteile bieten eine Reihe von Vorteilen wie beispielsweise: • Hervorragende mechanische Eigenschaften • Vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten • Hohe Prozesssicherheit • Hohe Qualitätssicherheit Seite 40 Die Herangehensweise Hochleistungsbauteile und Leichtbau Aus dem Umformprozess ergeben sich für geschmiedete Bauteile Vorteile bezüglich ihrer Belastbarkeit. Grund dafür ist der Faserverlauf, der der Kontur des Bauteils folgt und auch in seiner Form (im Gegensatz zum Einsatz spanender Fertigungsverfahren) bestehen bleibt. Dieser Sachverhalt ist in Abbildung 17 schematisch dargestellt. Abbildung 17: Faserverlauf im Bauteil bei unterschiedlichen Fertigungsverfahren Geschmiedete Bauteile können dazu beitragen, Leichtbauziele zu realisieren. Speziell vor dem Hintergrund der aktuellen Bestrebungen, die Energieeffizienz von Prozessen, vor allem aber auch von Fahrzeugen zu erhöhen, um Ressourcen zu schonen, gewinnen Leichtbaukonzepte immer mehr an Bedeutung. Eine Möglichkeit zur Umsetzung des Leichtbaus ergibt sich durch die Massenreduktion an Schmiedebauteilen. Durch die Steigerung der Bauteilfestigkeit kann das Bauteil kleiner und damit leichter ausgeführt werden. Die Ersparnis in Form von weniger Masse, die beispielsweise in rotatorische und/oder translatorische Bewegung versetzt und vielleicht sogar wieder abgebremst werden muss, schlägt sich beispielsweise in Form von geringerem Kraftstoffverbrauch nieder. Auch eine belastungsangepasste Bauteildimensionierung kann beim Erreichen von Leichtbauzielen helfen. Wenn, wie in Abbildung 18 dargestellt, durch das Präzisionsschmieden von Zahnrädern die konstruktive Gestaltung hinsichtlich vorzusehender Auslaufzonen für Werkzeuge der spanenden Bearbeitung vereinfacht werden kann, ergeben sich weitere Ansatzpunkte zur Massenreduktion. Die Herangehensweise Seite 41 Abbildung 18: Massenreduktion am Beispiel geschmiedeter Zahnräder Optimierung der Prozessketten am Beispiel Massivumformung In der Warmmassivumformung wird es immer wichtiger, Ressourcen und Kosten einzusparen. Um die Durchlaufzeiten der Bauteile während der Produktion zu verkürzen, ist die Optimierung und Verkürzung der Prozesskette zum endkonturnahen Schmieden Gegenstand aktueller Forschungsvorhaben. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Reduzierung der Prozessschritte durch das Präzisionsschmieden, bei dem nahezu einbaufertige Bauteile gefertigt werden. Die dabei erzielte Einsparung von Rohmaterial und Prozessschritten reduziert die Produktkosten spürbar. Durch die Massivumformung ist es möglich, die mechanischen Bauteileigenschaften so einzustellen, dass hochfeste Sicherheitsbauteile hergestellt werden können. Zusätzliche Einsparungen können durch die Entwicklung von gewichtsoptimierten Bauteilen realisiert werden. Am Institut für Umformtechnik und Umformmaschinen (IFUM) werden zur Gewichtsreduzierung vermehrt auch Aluminium- und Magnesiumlegierungen umformtechnisch bearbeitet und somit hochfeste Leichtbaustrukturen erzeugt. Durch den Einsatz neuer Werkzeugwerkstoffe und -beschichtungen wird der Verschleiß der Werkzeuge reduziert und somit die Standzeit erhöht. Auf diese Weise können Produktionskosten gesenkt und eine höhere Maßgenauigkeit der Schmiedeteile realisiert werden. Parallel zu den genannten Methoden bietet der Einsatz numerischer Verfahren ein hohes Maß an Einsparmöglichkeiten. Durch vorherige FEM-Simulationen kann der zu erwartende Verschleiß sowie eventuelle Ausfallursachen der Werkzeuge bereits während des Konstruktionsprozesses abgebildet und entsprechend berücksichtigt werden. Optimierung und Verkürzung der Prozesskette zum endkonturnahen Schmieden Im Rahmen des Sonderforschungsbereich 489 „Prozesskette zur Herstellung präzisionsgeschmiedeter Hochleistungsbauteile" (SFB 489) werden Bauteile am Beispiel einer Zahnradgeometrie sowie einer Ritzel- und Kurbelwellengeometrie in einer verkürzten Prozesskette entwickelt und untersucht. Der SFB 489 umfasst 14 Teilprojekte aus den Themenbereichen Technologie, Prozesskette und Logistik. Die Bearbei- Seite 42 Die Herangehensweise tung erfolgt in enger Kooperation mit sechs produktionstechnischen Instituten der Leibniz Universität Hannover (Abbildung 19). A1 A4 A2 Werkstoffe f.d. Präzisions- Werkzeugherstellung schmieden Simulation Schmieden A3 Simulation Wärme behandlung C4 Flexible Lieferketten C2 Logistische Kennlinien B6 B1 B1B2 B2 C3 Prozessausl. Prozessausl.. Maschinen Maschinen- u. Werkzeugt. Werkzeugt. B3 C3 Integrierte Integrierte WärmebeWärmebe handlung B6 BauteilBauteil prüfung C3 A5 C3 Aufmaßor. Feinpos. B4 Hartfeinbearbeitung C3 B6 Tech. Tech SchnittSchnitt stellen stellen B5 IPH Geometrie Geometrieprüfung Abbildung 19: Teilprojekte und Themenschwerpunkte des SFB 489 Im Rahmen der Teilprojekte A1, A2, B1 und B2 erfolgt die grundlegende Prozessund Werkzeugauslegung sowie die Entwicklung geeigneter Simulationstechniken für den Bereich des Präzisionsschmiedens durch das IFUM und die Institut für Integrierte Produktion Hannover gGmbH (IPH). Der Begriff des Präzisionsschmiedens bezeichnet ein endkonturnahes Schmieden ohne Grat im geschlossenen Gesenk. Die durch Präzisionsschmieden erreichbaren Fertigungsgenauigkeiten entsprechen den Grundtoleranzgraden IT 6 – 9 (nach DIN ISO 286 Teil 1) und sind mit spanenden Schlichtarbeitsgängen vergleichbar [1]. Gegenüber dem konventionellen Schmieden mit Grat bietet das Präzisionsschmieden entscheidende Vorteile durch optimale Werkstoffausnutzung, hervorragende mechanische Bauteileigenschaften und einen geringen Nachbearbeitungsaufwand. Die eingesetzte Rohteilmasse entspricht nahezu der erforderlichen Masse des fertigen Bauteils. Auf den Funktionsflächen wird ein Bearbeitungsaufmaß von 0,1 - 0,2 mm für eine abschließende Hartfeinbearbeitung vorgehalten. Die restlichen Flächen werden einbaufertig hergestellt. Aufgrund des ununterbrochenen, formangepassten Faserverlaufs bieten präzisionsgeschmiedete Bauteile hervorragende mechanische Eigenschaften [2]. Die Substitution spanender Fertigungsprozesse durch das Präzisionsschmieden und der geringe Nachbearbeitungsaufwand präzisionsgeschmiedeter Bauteile ermöglicht eine deutlich Verkürzung der erforderlichen Durchlaufzeiten. In Abbildung 20 ist eine konventionelle Prozesskette zur Fertigung einer Zahnradgeometrie dargestellt. Die Herangehensweise Vereinzeln (Scheren) Wieder erwärmen Seite 43 Erwärmen Schmieden Entgraten Lager / Abkühlen Spanen Aufkohlen Härten / Vergüten Lager / Abkühlen Hartfeinbearbeitung Ausgangsprüfung (ca. 7-8h) Lager / Abkühlen Abbildung 20: Konventionelle Prozesskette zur Fertigung einer Zahnradgeometrie (SFB 489) Durch den Einsatz des Fertigungsverfahrens Präzisionsschmieden werden die Bearbeitungsschritte der spanenden Weichbearbeitung zur Einbringung der Verzahnung eingespart. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, durch eine integrierte Wärmebehandlung die geschmiedeten Bauteile direkt aus der Schmiedewärme heraus gesteuert abzukühlen und die gewünschten mechanischen Bauteileigenschaften einzustellen. Ein zeit- und kostenintensives Wiedererwärmen und eine eventuelles Aufkohlen der Bauteile entfallen. Im Rahmen des SFB 489 wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Werkstoffkunde (IW) eine prozessintegrierte Wärmebehandlung mittels Zweiphasenströmung entwickelt und umgesetzt. Die Verkürzung der Prozesskette und der Durchlaufzeit lässt ein erhebliches Kostensenkungspotential gegenüber konventionell eingesetzten Fertigungsverfahren erwarten. In Abbildung 21 ist die verkürzte Prozesskette des SFB 489 dargestellt. Vereinzeln (Scheren) Erwärmen Aufma ß- und wuchtor . Feinpositionierung Präzisions schmieden Hartfein bearbeitung integrierte Wärmebehandlung Lager / Abk ühlen Ausgangs prüfung Abbildung 21: Verkürzte Prozesskette zur Fertigung einer Zahnradgeometrie (SFB 489) Um die Anforderungen an die Maß- und Formgenauigkeit präzisionsgeschmiedeter Bauteile gewährleisten zu können, werden erhöhte Ansprüche an die eingesetzten Werkzeugsysteme und die Prozessführung gestellt. Bereits geringe Änderungen einzelner Prozessgrößen führen zu einem veränderten Prozessverhalten und können das gesamte Fertigungsergebnis beeinträchtigen. Die Volumengenauigkeit der eingesetzten Schmiederohlinge beeinflusst das Schmiedeergebnis in erheblichem Maße. Ein zu geringes Rohteilvolumen führt zu einer unvollständigen Formfüllung, ein zu hohes Rohteilvolumen führt zu einer Überlastung und Schädigung des Schmiedewerkzeugs. Für konventionelle Präzisionsschmiedeprozesse sind je nach Prozess und Schmiedewerkzeug Volumengenauigkeiten von ± 0,5 % bis ± 1 % einzuhalten [3]. Die erreichbare Volumengenauigkeit von Schmiederohlingen wird durch die vorgegebene Halbzeuggeometrie sowie die eingesetzten Trennverfahren bestimmt. Um den Einsatz präziser, zeit- und kostenintensiver Trennverfahren, wie Sägen oder Drehen, zur Bereitstellung der Schmiederohteile zu vermeiden, ist der Schmiedeprozess gegenüber schwankenden Rohteilvolumen robust zu gestalten. Grundsätzlich wird hierbei zwischen prozess- und werkzeugseitiger Kompensation von Volumen- Seite 44 Die Herangehensweise schwankungen unterschieden. In Abbildung 22 sind beide Verfahren exemplarisch gegenübergestellt. zentrale Bohrung als Ausgleichsraum Vorform mit Grat volumengenaue Vorform überschüssiges Material Grat Fertigform Prozessseitige Kompensation von Volumenschwankungen Dorn Fertigform Werkzeugseitige Kompensation von Volumenschwankungen Abbildung 22: Prozess- und werkzeugseitige Kompensation von Volumenschwankungen Die prozessseitige Kompensation erfolgt durch eine gezielte Gestaltung und Auslegung der Stadienfolge. In einem mehrstufigen Umformprozess wird eine Vorform mit Grat im offenen Gesenk ausgeformt. Das überschüssige Werkstückmaterial bildet sich im Grat ab und wird durch Abgraten entfernt. Abschließend erfolgt die Ausformung der volumengenauen Vorform in einem geschlossenen Gesenk. Die werkzeugseitige Kompensation erfolgt durch Vorhaltung so genannter Ausgleichsräume innerhalb der Fertigschmiedestufe. In dem dargestellten Beispiel ist der Ausgleichsraum in Form einer zentralen Bohrung im Dorn gestaltet. Nach Ausformung der Verzahnung steigt das überschüssige Material in den konisch zulaufenden Ausgleichsraum und wird samt verbliebenem Spiegel in einem nachgeschalteten Lochprozess vom Schmiedebauteil getrennt. Lokale Anpassung von Bauteileigenschaften erzeugt hochfeste Leichtbaustrukturen Durch die zusätzlich gestiegene Motivation natürliche Ressourcen zu bewahren, wächst das Bestreben, hochfeste und gewichtsoptimierte Bauteile aus alternativen Konstruktionswerkstoffen einzusetzen. Besonders die Reduzierung bewegter Massen im Hinblick auf Energieeinsparung und Emissionsminderung steht dabei im Vordergrund. Der Automobilbau und die Luft- und Raumfahrttechnik stellen dabei höchste Anforderungen an gewichtsarme, sicherheitsrelevante Bauteile. Aus diesem Grund werden neben Stahlwerkstoffen ebenfalls die Leichtbauwerkstoffe Aluminium und Magnesium präzisionsgeschmiedet. Aluminium und Magnesium weisen aufgrund ihres geringen spezifischen Gewichts, ihrer günstigen Korrosionsbeständigkeit sowie der guten Verfügbarkeit hervorragende Eigenschaften für technische Werkstoffe auf. Beide Werkstoffe lassen sich sehr gut warm umformen und sind damit grundsätzlich als Schmiedewerkstoff qualifiziert. Magnesium wird im industriellen Einsatz derzeit Die Herangehensweise Seite 45 überwiegend in Form von Druckgussbauteilen eingesetzt. Da sich jedoch auf Grund der geringen Dichte und der hohen gewichtsspezifischen Festigkeit ein großes Anwendungsgebiet für geschmiedete Magnesiumbauteile eröffnet, wird verfahrenstechnisches Grundwissen für die Warmmassivumformung von Magnesium am IFUM erarbeitet. In aktuellen Forschungsvorhaben werden die Prozessparameter Umformgeschwindigkeit sowie Werkstück- und Werkzeugtemperatur im Hinblick auf die Einstellung verbesserter mechanischer und mikrostruktureller Eigenschaften geschmiedeter Magnesiumbauteile optimiert. Im Bereich der Aluminiummassivumformung konnten in einem Forschungsvorhaben durch Vollvorwärtsfließpressen (Abbildung 23) Ventile aus einem pulvermetallurgisch hergestellten Aluminiumwerkstoff in einem Prozessschritt hergestellt werden [4]. Schließkraft Stempelkraft Schließkraft Stempel Ventilteller elastisch komprimierter Ventilschaft elastisch komprimierte Matrize spannungsloser Ventilschaft Abbildung 23: Vollvorwärtsfließpressen von Al-Ventilen in einem Prozessschritt (schem.) Gegenüber Stahlwerkstoffen lassen sich mit Schmiedebauteilen aus Aluminiumknetlegierungen bei gleich bleibenden mechanischen Eigenschaften ca. 40 % Gewicht einsparen. Die Umformbarkeit eines Werkstoffes wird neben Umformtemperatur und Umformgeschwindigkeit durch das maximale Formänderungsvermögen beeinflusst [5]. Aluminiumknetlegierungen weisen bei Raumtemperatur ein geringeres Umformvermögen als bei der Warmumformung auf. Während des Umformvorgangs bilden sich Risse aufgrund ansteigender Kaltverfestigung. Einen Forschungsansatz zur Nutzung dieses Phänomens liefert das Teilprojekt B2 des SFB 675, der den Titel „Erzeugung hochfester metallischer Strukturen und Verbindungen durch gezieltes Einstellen lokaler Eigenschaften“ trägt. An diesem SFB wird seit Juli 2006 in Zusammenarbeit mit der TU Clausthal geforscht. Im Teilprojekt B2 „Herstellung komplexer partiell verstärkter Verbindungselemente durch Massivumformung mit überlagertem hydrostatischen Druck“ wird die auftretende Kaltverfestigung gezielt erzwungen, um dadurch die mechanischen Eigenschaften der Bauteile lokal gezielt einzustellen. Beispielsweise Bauteilknoten können somit belastbarer gestaltet werden, so dass die Seite 46 Die Herangehensweise Bauteilleistungsfähigkeit ohne Beeinflussung des Gewichtes erhöht wird. Innerhalb des Forschungsprojektes werden des Weiteren innovative Werkzeugkonzepte und Prozesstechniken für die drucküberlagerte Kaltmassivumformung von Aluminiumlegierungen entwickelt. Mit Hilfe dieses Verfahrens ist es möglich, das Formänderungsvermögen der Aluminiumknetlegierungen deutlich zu erhöhen und hochbelastbare sowie komplexe Sicherheitsbauteile durch gezielte Einstellung der Kaltverfestigung herzustellen. Erhöhung der Werkzeugstandzeiten durch Verschleiß mindernde Maßnahmen Schmiedewerkzeuge unterliegen hohen mechanischen Belastungen, die sich in oberflächennahen Bereichen sowohl mit thermischen als auch tribologischen Beanspruchungen überlagern. Diese führen in Abhängigkeit von der geschmiedeten Stückzahl zu unterschiedlichen Schadensformen des Gesenks [6]. Erreicht eine Schadensform einen kritischen Wert, so führt dies zum Ausfall des Gesenks. Zur Hauptausfallursache von Schmiedegesenken zählen mechanische und thermische Rissbildung, plastische Verformung sowie der Verschleiß von formgebenden Elementen des Gesenkes (Abbildung 24) [7]. Obergesenk Verschleiß 70 % mechanische Rissbildung 25 % thermische Rissbildung 3 % Untergesenk plastische Verformung 2 % Abbildung 24: Ausfallursachen von Schmiedegesenken Die wesentliche Ursache für den einsetzenden Verschleiß stellt der Festigkeitsverlust des Gesenkwerkstoffs in den oberflächennahen Bereichen dar. Verursacht wird dies durch die thermische Beanspruchung auf Grund des großen Wärmeübergangs vom heißen Rohteil in die Gesenkoberfläche während des Umformprozesses. Die auftretenden Temperaturspitzen können lokal die Anlasstemperatur des Werkzeugwerkstoffes überschreiten und damit eine bleibende Entfestigung der oberflächennahen Zonen verursachen. Zur Verschleißreduzierung bei Schmiedegesenken aus Warmarbeitsstählen muss die Verschleißfestigkeit der oberflächennahen Bereiche erhöht werden. Dies ist durch Nitrieren der Werkzeuge möglich. Zumeist werden die Verfahren Salzbadnitrieren Die Herangehensweise Seite 47 und Gasnitrieren verwendet. In jüngster Zeit gewinnt das Plasmanitrieren von Werkzeugen immer mehr an Bedeutung [8, 9]. Eine Möglichkeit zur Erhöhung der Standmenge ist die Kombination von Plasmanitrieren und Beschichten mit verschleißfesten Hartstoffschichten. Die Umsetzung kann durch die Beschichtung mit einer einzelnen Materialschicht oder durch Mehrlagensysteme erfolgen (Abbildung 25). Gegenüber der Monolagenbeschichtung bietet die Mehrlagenbeschichtung den Vorteil, dass die Effekte verschiedener Materialeigenschaften genutzt werden können. Die in Abbildung 25 dargestellte Mehrlagenbeschichtung bietet zusätzlich den Effekt, dass an der Oberfläche entstehende Risse an den Schichtgrenzen abgelenkt werden können. Der Verschleißschutz kann somit für eine längere Zeitdauer aufrechterhalten werden als es mit Monolagenbeschichtungen im Falle von Rissbildungen möglich ist. Monolagenbeschichtung Mehrlagenbeschichtung TiC Rissausbreitung bis in den Grundwerkstoff Rissablenkung durch Abplatzung einzelner Lagen TiCN TiN TiN Nitrierschicht ca. 150 µm Nitrierschicht ca. 150 µm Grundwerkstoff Grundwerkstoff PACVD-Duplexverfahren (Nitrieren und Beschichten ohne Unterbrechung des Prozesses) Beschichtungstemp. ca. 500 °C Abbildung 25: Gegenüberstellung von Monolagen- und Mehrlagenschichtsystem Am IFUM erfolgten im Rahmen des SFB 489 Grundlagenuntersuchungen zum Verschleißschutz, bei denen sowohl die Schichtdicke als auch die Lagenanzahl varriiert wurden. Abschließend wurde das verschleißärmste Schichtsystem in Verschleißuntersuchungen beim Präzisionsschmieden von Zahnrädern eingesetzt. Unterschiede zwischen den plasmanitrierten und den mit Mehrlagenhartstoffschichten beschichteten Matrizen konnten im Kopfbereich der Matrizenverzahnung durch Sichtprüfung bereits nach 100 geschmiedeten Zahnrädern beobachtet werden. Die nachfolgende Verschleißcharakterisierung ergab eine Verschleißreduzierung um Faktor 3,5 im Vergleich zu den herkömmlich nitrierten Schmiedematrizen. Eine weitere Reduzierung des Verschleißes kann durch den Aufbau von Verbundwerkzeugen mit Keramikeinsätzen realisiert werden. Durch das Einbringen keramischer Verstärkungen in verschleißkritischen Werkzeugbereichen können die vorteilhaften Eigenschaften keramischer Werkstoffe gezielt ausgenutzt werden. Je nach Anwendungsfall besteht die Möglichkeit, durch thermisches Einschrumpfen oder Aktivlöten keramische Einsätze in Schmiedegesenke zu integrieren. Am IFUM wurden zur Integration von Keramiken in Metallgesenken durch Aktivlöten Versuche mit unterschiedlichen Geometrien durchgeführt. Neben der grundsätzlichen Machbarkeit Seite 48 Die Herangehensweise wurde auch die erreichte Verschleißfestigkeit der erzeugten Verbundwerkzeuge durch Standmengenuntersuchungen ermittelt. Derzeit erfolgt die Integration von Keramiken in Zahnradmatrizen. Keramikverstärkte Geradverzahnung Keramikverstärkte Schrägverzahnung Abbildung 26: Versuchsmatrizen mit keramischen Einsätzen Zur Verstärkung der Schmiedematrizen werden Keramikzylinder in die hochbelasteten Zahnköpfe der Verzahnung eingelötet (Abbildung 26). Erste Machbarkeitsstudien an einem verstärkten geradverzahnten Gesenk zeigten viel versprechende Ergebnisse. Die Keramikzylinder wiesen kaum Verschleißerscheinungen auf. Derzeit erfolgen die Umsetzung einer verstärkten schrägverzahnten Modellmatrize sowie die Anpassung der geradverzahnten Modellmatrize für automatisierte Verschleißuntersuchungen. Numerische Simulation des an Schmiedegesenken auftretenden Verschleißes Im Rahmen verschiedener Forschungsarbeiten werden Berechnungsansätze mit Hilfe der FEM-Simulation am IFUM erarbeitet, so dass bereits in der Auslegungsund Konstruktionsphase die Identifikation verschleißanfälliger Werkzeugbereiche und eine quantitative Abschätzung des lokalen Verschleißes über mehrere Prozesszyklen hinweg ermöglicht wird. Die Berücksichtigung der temperaturabhängigen Härte des Werkzeugwerkstoffs ermöglicht es, den bei Gesenkschmiedeprozessen entscheidenden Temperatureinfluss auf den Werkzeugverschleiß zu beschreiben. Die Berechungsmodelle werden anhand von experimentellen Untersuchungen kalibriert, da hochkomplexe Vorgänge wie zum Beispiel die Kühl-/Schmierschicht mit auftretendem Zunder zwischen Werkstück und Gesenk nicht berücksichtigt werden können [10]. Die kalibrierten Berechnungsmodelle wurden dabei anhand von Industrieprozessen verifiziert (Abbildung 27). Die Herangehensweise Seite 49 Abbildung 27: Betrachtete Industrieprozesse: Warmfließpressen - Schaufelzahn - Radnabe Das Verschleißverhalten der Werkzeuge wurde durch die Vermessung von Werkstückgeometrien ermittelt, die nach festgelegten Zyklusintervallen aus dem Produktionsprozess entnommen wurden. Durch die Implementierung der ermittelten Daten lässt sich vor der Prozessauslegung durch Eingabe der Eingangsparameter mit Hilfe der FEM-Simulation der gesamte Massivumformprozess numerisch abbilden (Abbildung 28). FEM-Simulation Pre-Processing Eingabedaten (Anwender) • • • • Auswahl Werkzeugwerkstoff Ausgangshärte Prozesszeit Anzahl Prozesszyklen • thermisch-mechanisch gekoppelt • thermoelastische Werkzeugmodellierung Verschleißberechnung (Unterroutine) • Aufruf für jedes Element der Werkzeugoberfläche über alle Zeitschritte der Simulation Berechnung des Anlassparameters P Berechnung der Warmhärte H(T) Post-Processing Auswertung des Berechnungsergebnisses im Post-Prozessor Berechnung der lokalen Verschleißtiefe für das aktuelle Zeitinkrement - Berücksichtigung von σN, vrel, H(T,t) - kalibriertes Berechnungsmodell a n ⎡ σ (t ) ⎤ w=∑ k⎢ N ⎥ ⋅ vrel (t ) 1 ⎣ H (T , t ) ⎦ Abbildung 28: Implementierung in ein kommerzielles FE-Programmsystem Mit der FEM-basierten Verschleißvorhersage ist es ermöglicht worden, die Prozessauslegung mit Hilfe des Berechnungsansatzes und durch den Abgleich mit aus der Praxis gewonnenen Daten im Vorfeld zu verbessern. Durch die geschaffene quantitative Vorhersage des Werkzeugverschleißes über mehrere Prozesszyklen hinweg, wurde die simulationsgestützte Werkzeugauslegung hinsichtlich der Werkzeugstandmenge zusätzlich optimiert. Seite 50 Die Herangehensweise Literatur [1] Fachbuch Schmiedeteile - Gestaltung, Anwendung, Beispiele, Informationsstelle Schmiedstück-Verwendung im Industrieverbandes Massivumformung e.V. (IMU), 1995 [2] Behrens, B.-A.: Handbuch Umformtechnik, Grundlagen, Technologien, Maschinen, Springer Verlag Berlin, 2006 [3] Silbernagel, C.: Beitrag zum Präzisionschmieden von Zahnrädern für Pkw-Getriebe, Dissertation, Universität Hannover, 2003 [4] Gärtner, J.: Segtrop, K.; Laudenberg, H.-J.: Entwicklung von leichten PM-Aluminium Einlassventilen für neue Motorengenerationen, Abschlussbericht, Barsinghausen, 2006 [5] Lorrek, W.: Einfluss von hydrostatischem Druck auf Fließspannung und Formänderungsvermögen metallischer Werkstoffe, Dissertation, TU Clausthal, 1972 [6] Bobke, T.: Randschichtphänomene bei Verschleißvorgängen an Gesenkschmiedewerkzeugen, Dissertation, Universität Hannover, 1991 [7] Huskic, A.: Verschleißreduzierung an Schmiedegesenken durch Mehrlagenbeschichtung und keramische Einsätze, Dissertation, Universität Hannover, 2005 [8] Liliental, W. K.; Tymowsky, G. J.; Morawski, C. 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Dieser Artikel beschreibt die einzelnen Stationen innerhalb der Prozesskette Stahlblech für die Automobilindustrie am Standort Salzgitter. Während der Exkursion wurden insbesondere die Aspekte Flexibilität und Wertschöpfungsmöglichkeiten an den einzelnen Schritten der Prozesskette erklärt. Dies soll in diesem Artikel aufgegriffen werden. Abschließend soll die Bedeutung der Abbildung der kompletten Fertigungskette, sogar des gesamten Produktlebens durch Versuche und Simulation in der SalzgitterMannesmann-Forschung hervorgehoben werden. Die Salzgitter AG Die Salzgitter AG gehört mit einem Umsatz von rund 10 Milliarden Euro (2007) und einem Gewinn von 1,3 Milliarden Euro (EBT, 2007) zu den fünf größten Stahlkonzernen Europas. Die etwas mehr als 23.000 Mitarbeiter sind dabei an verschiedenen Standorten, wie z.B. Salzgitter, Peine, Ilsenburg und Dortmund, beschäftigt. Zu den Hauptprodukten zählen verschiedene Profile und Flachstähle sowie Grobbleche. Im Bereich der Großrohre ist die Salzgitter AG Weltmarktführer. Zudem weist das Portfolio mit über 100 nationalen und internationalen Tochterunternehmen zahlreiche Dienstleistungsbereiche rund um den Stahl, Stahlhandel und Transport auf. Das in den 1930er Jahren entstandene weitläufige Werksgelände am Standort Salzgitter vereinigt mit der Erzaufbereitung, der Roheisenerzeugung in 2 Hochöfen, der Stahlerzeugung und dem Warm- und Kaltwalzwerk sowie verschiedenen Oberflächenbehandlungsanlagen die ganze Prozesskette vom Erz bis zum aufgecoilten Stahlband. Mit den 3 Hochöfen werden jährlich etwa 7 Millionen Tonnen Rohstahl produziert. Die Rohstoffe hierfür werden zum Teil mit dem Schiff, überwiegend jedoch mit der Bahn in eigenen Kohle- bzw. Erzganzzügen angeliefert. Die Salzgitter AG unterhält zu diesem Zweck nicht nur eine eigene Werkseisenbahn, die „Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter“, als Transportunternehmen sondern zudem auch eine Mehrheitsbeteiligung an einem wichtigen Kohle- und Erzumschlaghafen, dem „Hansaport“ in Hamburg. Erze und Kohle kommen heutzutage aus Kostengründen meist Seite 52 Die Herangehensweise aus Übersee. Durch die eigenen Verkehrsbetriebe und die Beteiligung am Hafen integriert die Salzgitter AG den Transport in das eigene Unternehmen und beginnt die Wertschöpfungskette bereits mit dem Transport der Rohstoffe. Gleichzeitig wird das Unternehmen durch die eigenen Verkehrsbetriebe unabhängiger von den Leistungen Dritter. Abbildung 29: Die Teilnehmer der Sommer Schule auf dem Geländer der Salzgitter AG Aus den Rohstoffen Kohle und Erz wird Roheisen Im Werk Salzgitter wird die Kohle zu Koks weiterverarbeitet und das Erz aufbereitet. Aus den aufbereiteten Rohstoffen wird anschließend in den Hochöfen Roheisen erschmolzen. Die Nebenprodukte Schlacke und Gichtgase, früher Abfall bzw. Umweltbelastung werden inzwischen ebenfalls weiterverwendet. So wird die Schlacke aufbereitet und kommt im Straßenbau zum Einsatz, die Gichtgase werden gesammelt und in einem eigenen Kraftwerk, was nach der derzeitigen Renovierung mehr als den Energiebedarf des Werkes produzieren kann, zu elektrischer Energie gewandelt. Die rund um den Ofen austretenden Gase und Dämpfe werden ebenfalls aufgefangen und zum Schutze der Umwelt gereinigt. Die Flexibilität einer Hochofenanlage ist sehr eingeschränkt. Durch die Größe des Hochofens ist im Wesentlichen der Jahresausstoß vorgegeben. Gleichzeitig kann beispielsweise durch die Erzauswahl, die Qualität des Roheisens verändert werden. Während der Roheisenherstellung ist daher vor allem eine effektive Prozessführung mit minimalem Energie und Rohstoffeinsatz unter Beachtung der Umweltschutzauflagen wichtig, um die gewünschte Wertschöpfung zu erhalten. Die Nutzung der Nebenprodukte wie Schlacke und Gichtgas tragen ebenfalls zur Erhöhung der Wertschöpfung bei. Durch Reduktion des Kohlenstoffs wird aus Roheisen Rohstahl Das erzeugte Roheisen wird anschließend mit der werkseigenen Bahn in sogenannten Torpedopfannen in flüssiger Form dem Stahlwerk zugeführt. Dort wird der Kohlenstoffgehalt in Konvertern reduziert und im weiteren Verlauf in der Sekundärmetal- Die Herangehensweise Seite 53 lurgie der Legierungsgehalt an weiteren Elementen, wie Mangan, Chrom, Molybdän, Vanadium, Nickel etc. der Stahlschmelze eingestellt. In Form von Blöcken für die Warmwalzstraße wird der fertig legierte Stahl in Stranggussanlagen abgegossen, abgekühlt und abgelängt. Die entstandenen Brammen können auf Eisenbahnwaggons dem Warmwalzwerk am Standort Salzgitter oder anderen Werken zugeführt werden. Derzeit wird das Stahlwerk modernisiert, um den gestiegenen Produktionsmengen und Qualitäten Rechnung zu tragen. An anderen Standorten wird eine Bandgussanlage installiert, um die Prozessschritte aus Brammenguss und Warmwalzen zu verbinden und zu vereinfachen. Dabei wird der Stahl auf eine Art Fließband abgegossen und erstarrt. Im Anschluss werden sofort einige Walzschritte durchgeführt und man erhält Stahlband von unter 30 mm Dicke. Diese Verkürzung ermöglicht neben der Einsparung von Energie die zum erneuten Erwärmen der Brammen benötigt wird und der Reduzierung der Großanlagen auch die Beschleunigung des Prozesses und die Fertigung von Qualitäten, die im konventionellen Brammenguss mit anschließendem Warmwalzen nicht herstellbar sind. Neben der höheren Wertschöpfung durch Einsparungen lässt sich auch ein Vorteil durch eine Erweiterung des Produktspektrums erzielen, was einen Vorteil gegenüber Wettbewerbern bedeutet. Durch die Vielfalt an möglichen Legierungszusammensetzungen können Stähle unterschiedlichster Qualität und Werkstoffeigenschaften hergestellt werden. Diese große Flexibilität unter Einhaltung höchster Qualitätsanforderungen ermöglicht die Produktion von zahlreichen Stahlsorten, die aufgrund der teilweise speziellen Anforderungen und geringen Mengen im Vergleich zur standardisierten Massenware hohe Preise erzielen können. So bleibt die Salzgitter AG aufgrund der Flexibilität und Qualität in der Lage neben den internationalen Wettbewerbern zu bestehen und die erwähnten hohen Gewinne zu erwirtschaften. Warmwalzwerk: Von der Stahlbramme zum Stahlcoil Im Warmwalzwerk werden schließlich aus den Stahlbrammen Warmbänder gewalzt und das produzierte Band zu einem Coil aufgewickelt. Dazu werden die Brammen zunächst auf die Walztemperatur erwärmt. In einigen Fällen wird durch eine gezielte Glühbehandlung ein besonderer Ausgangszustand des Werkstoffes eingestellt, der für die Warmumformung durch Walzen geeignet ist oder/und die Einstellung der gewünschten Werkstoffeigenschaften nach dem Warmwalzen erlaubt. In wenigen Fällen, dem sogenannten Heißansatz, werden die noch heißen Blöcke ohne Abkühlung und erneutes Erwärmen direkt aus dem Brammenguss in das Walzwerk eingesetzt. Um die Qualität der Brammen während des Walzens nicht durch ein Einwalzen von Verzunderungen an der Oberfläche zu mindern, wird mithilfe von Zunderwäschern die Oxidschicht an der Brammenoberfläche entfernt. Vor dem Warmwalzen werden die Brammen meist durch eine horizontale Stauchpresse in ihrer Höhe und Breite verändert. Neben einer ersten Umformung können so auch die Maße der Brammen auf die gewünschten bzw. geforderten Maße gestaucht werden. Dies erlaubt neben dem Einsatz von verschiedenen Ausgangsbreiten auch die Einstellung verschiedener Coilbreiten am Ende des Walzprozesses. Diese horizontale Stauch- Seite 54 Die Herangehensweise presse erweitert durch ihren flexiblen Einsatz das Spektrum verarbeitbarer Brammen und des warmgewalzten Bandes. Dies vermindert den Ausschuss. Gleichzeitig lässt sich die Vielzahl der Kundenwünsche in Bezug auf die Blechabmessungen leichter verwirklichen. Das Warmwalzen gliedert sich in 2 Schritte. In einem ersten Schritt wird reversierend die Höhe der Bramme deutlich vermindert. Dabei kann zwischen zwei Dickenabnahmen, Walzstich genannt, erneut die horizontale Stauchpresse zum Einsatz kommen. Durch die Variation der Stichabnahme, der Walztemperatur und der Haltezeiten, d.h. Pausen, zwischen den Walzstichen können die Werkstoffeigenschaften gezielt eingestellt werden. Diese thermomechanische Behandlung erlaubt die Variation der Werkstoffeigenschaften unter Verwendung einer Stahllegierung (gleiche chemische Zusammensetzung) ebenso wie das Erzielen optimaler Werkstoffeigenschaften im Warmband. An das Reversiergerüst schließt sich der zweite Warmwalzschritt als eine Folge von Walzgerüsten an, in denen aus der flachen Bramme ein bis zu einigen hundert Meter langes Blechband entsteht. Die Banddicke wird dabei von über 50 Millimetern auf einige Millimeter reduziert. Während des Walzvorgangs treten enorme Kräfte auf, die zu Durchbiegungen und Abplattung der Arbeitswalzen, das sind die Walzen, die mit dem Walzgut, hier Warmband, in Kontakt sind, führen. Um diese Durchbiegung zu minimieren wird parallel zum Arbeitswalzensatz je eine Walzen oberhalb des Walzguts und eine unterhalb als Stützwalzenpaar eingesetzt. Diese Walzen vermindern die Durchbiegung der Arbeitswalzen und erhöhen dadurch die Qualität der Bänder, da eine Durchbiegung zu unterschiedlichen Dicken von Rand und Mitte, Planheit genannt, führen würde. Neben der Durchbiegung führt auch die Walzenabplattung durch elastische Deformation der Walzen zu Abweichungen von der planen Sollgeometrie. Dieser Dickenunterschied lässt sich durch einige Gegenmaßnahmen, die die Walzenabplattung und Durchbiegung kompensieren sollen, minimieren. Üblicherweise werden dazu die Walzen ballig geschliffen, so dass ihr Durchmesser in der Mitte leicht größer als am Rand ist. Leider kann diese Walzenanpassung nicht alle Varianten von auftretenden Planheitsfehlern beseitigen und ist nur auf eine Fehlerart abgestimmt. Dies macht diese Methode für den Einsatz unflexibel. Eine Möglichkeit, die bei der Salzgitter AG zum Einsatz kommt, sind CVC-Gerüste (Continuous Variable Crown). Diese Gerüste bestehen aus zwei bombierten Arbeitswalzen (flaschenförmig, wobei die Dicke nur um einige Millimeter variiert), die entgegengesetzt angeordnet sind und sich gegeneinander verschieben lassen. So kann der Walzspalt gezielt auf die Anforderungen des jeweilig einlaufen Bandes eingestellt werden. Bei entsprechend schneller und genauer Regelung können Bleche mit engen Dickentoleranzen in Breitenrichtung erreicht werden. Dabei können Bänder entsprechend ihrer Eingangsplanheit optimiert werden. Dieser Gerüstaufbau Kombination mit bombierten Walzen erlaubt somit den flexiblen Ausgleich von Bandunplanheiten und Fehlern wie Rand- oder Mittenwellen. So werden nachfolgende Prozessschritte zum Bandrichten oder Dressieren nahezu überflüssig und der Ausschuss bei hohen erreichbaren Qua- Die Herangehensweise Seite 55 litäten minimiert. Mit wellenfreien Bändern in engen Maßtoleranzen können höhere Preise erzielt werden. Durch den Einsatz dieses flexiblen Walzensystems lässt sich somit direkt die erzielbare Wertschöpfung steigern. Die Walzen sind während des Warmwalzprozesses hohen Belastungen ausgesetzt. Um die Produkte in den gewünschten hohen Qualitäten liefern zu können, muss der Prozess in engen Toleranzen ablaufen, dazu sind einwandfreie Walzen nötig. Um dies zu gewährleisten, werden die Arbeitswalzen häufig, etwa täglich, getauscht. Mit dem Walzenwechsel sind stets Ausfallzeiten des Walzwerks verbunden. Um diesen Zeitraum, in dem keine Wertschöpfung erzielt wird, so kurz wie möglich zu halten, werden zum einen möglichst langlebige Walzen eingesetzt. Diese erhöhen die Standzeiten zwischen zwei Wechseln. Zum anderen ist bei der Gerüstkonstruktion ein schneller Walzenwechsel vorgesehen worden. Zudem sind neben den Gerüsten Freiflächen vorhanden, in denen fertige Walzensätze auf den folgenden Wechsel warten. Kaltwalzen: Aus dem Warmband wird Automobilblech Nach dem Warmwalzen werden die für die Automobilindustrie vorgesehenen Bleche kaltgewalzt. Dabei wird ihre Dicke nochmals auf üblicherweise 0,5 bis 3 mm verringert. Für Anwendungen außerhalb des Automobils werden auch andere Abmessungen und Prozessschritte gewählt, dieser Artikel beschreibt jedoch mögliche Prozesse für die Automobilindustrie. Da eine Vielzahl von Werkstoffen zum Einsatz kommt und diese gleichzeitig in einem breiten Spektrum an Bandbreiten und Dicken, sowie Behandlungszuständen verfügbar sein müssen, ist eine möglichst flexible Fertigung im Bereich des Kaltwalzens notwendig. So werden abhängig von dem gewählten Werkstoff und dem gewünschten Endzustand gezielte Wärmebehandlungen vor und nach dem Kaltwalzen durchgeführt. Kaltwalzen wird üblicherweise mit einer Ausgangstemperatur, die der Raumtemperatur entspricht, durchgeführt. Während des Walzens in mehreren Gerüsten wird die Dicke schrittweise reduziert. Durch die Umformung erwärmt sich das Band teilweise auf Temperaturen von 150 bis 200°C. Für einige Werkstoffe wird das Walzen auch bei höheren Temperaturen als so genanntes Halbwarmwalzen durchgeführt. Neben der Dicke des Bleches und dem eingestellten Werkstoffzustand ist vor allem die Oberflächengüte von Bedeutung. Durch das Kaltwalzen von zunderfreien Bändern lassen sich durch hochwertige Walzen bereits hohe Oberflächengüten einstellen. Für einige Anwendungen ist dies jedoch nicht ausreichend und die Bänder werden gezielt an der Oberfläche behandelt. In einigen Fällen wird einen Oberflächenbehandlung auch vor bzw. zwischen den Stichen des Kaltwalzens aufgebracht, sofern die Oberflächenbehandlung die nachfolgende Umformung überstehen kann. Maßgeschneiderte Produkte für den Leichtbau: Tailored Blanks Für den Kunden wird der Einsatz optimaler Werkstoffe und Ausgangsmaterialen immer wichtiger. Daher bietet Salzgitter AG auch „Tailored Blanks“ an. Diese zeich- Seite 56 Die Herangehensweise nen sich durch lokale Dicken- bzw. Werkstoffanpassungen an die Belastungen des Bauteils aus. So werden zum Beispiel Bleche unterschiedlicher Dicke oder aus unterschiedlichen Werkstoffen gefügt. Dieses Fügen kann sowohl in Breiten- als auch in Dickenrichtung („Patchwork“ genannt) erfolgen. Zudem besteht die Möglichkeit durch flexibles Walzen einen kontinuierlichen Dickenübergang zwischen zwei Blechstärken zu erreichen. Dies geschieht während des Kaltwalzens indem der Walzspalt flexibel angepasst wird. Mithilfe dieser belastungsangepassten Tailored Blanks stellt die Salzgitter AG den Kunden in der Automobilindustrie geeignete und auf ihre Wünsche ausgerichtete Ausgangsbleche für den effektiven Karosserieleichtbau zur Verfügung. So können neben dem Leichtbau durch Materialeinsparung durch Verwendung der hochfesten Stahlsorten auch konstruktive Beiträge durch lokale Verstärkungen verwirklicht werden. Durch die Erweiterung des Produktspektrums um derartige Leichtbaustrukturen können dem Kunden Werkzeuge gegeben werden, um eigene Ziele zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit von Automobilen umzusetzen. Diese Innovationen erhöhen die möglichen Erlöse für Stahlprodukte. Wertschöpfung durch Produktvielfalt und Qualität Um das Stahlband für die Anwendung zu optimieren, hierzu zählt vor allem der Korrosionsschutz, wird die Oberfläche behandelt. Dies kann z.B. durch Verzinken, aber auch durch Lackieren erfolgen. Einige Oberflächenbehandlungen können nachfolgende Umformschritte ertragen und können so vor dem Kaltwalzen, oder dem Umformen zu den entsprechenden Blechteilen durchgeführt werden. Die Salzgitter AG unterhält dazu verschiedene Anlagen mit denen jedem Kunden das für seine Anwendung optimale Blech gefertigt werden kann. Somit deckt die Salzgitter AG die verschiedensten Anforderungen der Kunden ab. Neben den verschiedenen Stahlsorten mit ihren durch die chemische Zusammensetzung bestimmten Eigenschaften, den unterschiedlichen Behandlungszuständen wie Wärmebehandlung, Walzgrad oder Beschichtung bzw. Lackierung kann ebenfalls eine Vielzahl von Geometrien geliefert werden. Durch die Entwicklung von Blechen, die bereits vor der Umformung lackiert werden können, konnte dieser Lackierschritt in das Unternehmen verlagert werden und die Wertschöpfung entlang der Prozesskette gesteigert werden. Mögliche Erweiterungen könnten bereits im Werk Salzgitter umgeformte Blechteile darstellen, die dann als Umformteile statt als Coils zur Weiterverarbeitung gehen. Dies könnte die Wertschöpfung innerhalb des Werks erhöhen, würde aber auch abhängiger von den Kundenwünschen machen. Falls diese wechseln, müsste man in der eigenen Fertigung erhöhte Umstellungen vornehmen. Die Salzgitter-Mannesmann-Forschung Die Salzgitter-Mannesmann Forschung (SZMF) als Tochter der Salzgitter AG bildet die gesamte Prozesskette innerhalb des Werkes Salzgitter und darüber hinaus einige Aspekte der Automobilherstellung und des Automobillebens in praktischen Versu- Die Herangehensweise Seite 57 chen und numerischer Simulation ab. So können dort zum Beispiel neue Stahllegierungen in Prinzipversuchen auf ihre Warmumformbarkeit und die damit erreichbaren Qualitäten untersucht werden oder aber Coils aus dem vorhandenen Lieferprogramm auf ihre Tauglichkeit für weitere Anwendungen untersucht werden. Die Schmelzeherstellung, d.h. die Roheisengewinnung und die Einstellung der chemischen Zusammensetzung, wird hierbei jedoch im Serienbetrieb vorgenommen. Teilweise werden auch ganze Coils unter den Vorgaben der SZMF im Serienbetrieb verarbeitet und erst nach der Warmband- oder Kaltbandstrasse dem Forschungszentrum zur Verfügung gestellt. Andere Beispiele für das Forschungsspektrum der SZMF stellen Versuche der Wärmebehandlung und des Kaltwalzens neuer oder bekannter Werkstoffe dar. Auf diese Weise können vorhandene und neue Stahlwerkstoffe untersucht und weiterentwickelt werden. Die Qualitätssicherung des Serienmaterials erfolgt hingegen in einer nahegelegenen eigenen Abteilung für die Materialprüfung. Neben der Herstellung des Materials ist stets auch die Kenntnis über die Verarbeitung wichtig. Zur Untersuchung der Verarbeitbarkeit der hergestellten Bleche stehen verschiedene Prüfanlagen zur Verfügung. So können Versuche an Prinzipgeometrien durchgeführt aber auch Tiefziehversuche an einer Tryoutpresse im nahezu industriellen Maßstab, sowohl kalt als auch als Warmblechumformung, durchgeführt werden. Dies ermöglicht die Entwicklung und Vorhersage der Werkstoffeigenschaften im industriellen Maßstab. Ebenfalls können die Fügevorgänge, sowohl das Schweißen, als auch das Kleben untersucht und anhand von Prinzipversuchen beurteilt werden. Für die Untersuchung der Verzinkung bzw. Lackierung steht ebenfalls eine eigene Abteilung zur Verfügung. Dort können die Möglichkeiten des Werkes abgebildet aber auch weiterentwickelt werden und mit dem Kunden abgestimmte Korrosionsschutzkonzepte entwickelt werden. Anhand der Lackierversuche kann auch das Werkstoffverhalten während des Lackierens untersucht werden und beispielsweise qualitätssteigernde Effekte wie das „Bake Hardening“ für die entsprechenden Werkstoffe untersucht und beschrieben werden. Innerhalb der SZMF können mit Ausnahme der Lackierung alle Teile der Prozesskette auch numerisch untersucht werden. Somit bietet sie die Möglichkeit die Prozesskette kontinuierlich durch praktische Versuche und numerische Simulation zu kontrollieren und weiter zu entwickeln. Im Sinne der Kunden ist sowohl die Kontrolle als auch die Weiterentwicklung notwendig und sichert langfristig die Stabilität des Wertschöpfungspotentials. Zusammenfassung Die Salzgitter AG integriert als Stahlhersteller, Weiterverarbeiter, Händler und Transporteur einen großen Teil der Prozesskette des Stahls in der Automobilindustrie. Durch diese vertikale Integration lassen sich die Prozessschritte aufeinander abstimmen. Die jeweiligen Einzelprozesse sind im Rahmen der Möglichkeiten flexibel ausgelegt und erlauben so ein breites Spektrum an hochqualitativen Produkten anzubieten. Gerade im Bereich der Nischenstähle und hochqualitativen Stähle lassen sich anders als im Massenmarkt hohe Wertschöpfungen erzielen. Seite 58 Die Herangehensweise Dem Kunden stellt die Salzgitter AG neben dem eigentlichen Produkt auch die entsprechende Beratung zur Seite. Durch die vollständige Abbildung der Prozesskette in der Forschung können heutige und künftige Angebote auf den Kunden zugeschnitten werden und die spätere Anwendung optimiert werden. In den vergangenen Jahren investierte die Salzgitter AG massiv in neue und innovative Fertigungsmöglichkeiten und Modernisierungen und möchte dies in den kommenden Jahren fortführen. Der Markt und der erzielte Gewinn honorieren diese breite Ausrichtung des Unternehmens. Die Herangehensweise Seite 59 4.2.2 Volkswagen AG Wertschöpfung durch innovative Prozessketten Benjamin Behmann; Institut für Produktionstechnik; Universität Karlsruhe Dieser Bericht hat zum Ziel, die Exkursion nach Wolfsburg zur Volkswagen AG (VW) sachlich zu beschreiben, einen Überblick über den VW Konzern zu geben sowie den Besuch der Vertriebs- und Dienstleistungskomponente „VW-Autostadt“ darzustellen. Für ein detailliertes Verständnis sollte hier erwähnt werden, dass bei VW im Rahmen der Exkursion der Karosseriebau und die Endmontage des VW Golf V besucht wurde. Für ein ganzheitliches Verständnis der Wertschöpfungskette, vom Rohstoff Eisenerz bis hin zum fertigen Automobil, fand wenige Tage zuvor eine Exkursion zur Salzgitter AG statt. Innerhalb dieser Exkursion konnte der Weg vom Eisenerz bis hin zum verzinkten Stahlcoil verfolgt werden, welche VW als Halbzeuge in den Presswerken zu einer Golf V Karosserie weiterverarbeitet. Um dem Leser einen umfassenden Einblick geben zu können, wird dieser Bericht anfangs den VW-Konzern in Form von Kennzahlen, die Geschichte, das Produktportfolio und Reaktionen auf aktuelle technische sowie organisatorische Herausforderungen schildern, bevor im nächsten Kapitel auf die Exkursion und deren Erkenntnissen eingegangen wird. Überblick über den VW Konzern Der VW Konzern mit Sitz in Wolfsburg gehört zu den führenden Automobilherstellern weltweit. Im Jahr 2007 lieferte VW 6,189 Millionen PKW an seine Kunden aus, im Jahr 2006 waren dies noch 5,734 Millionen PKW aller Konzernmarken. Entsprechend konnte der Umsatz aus 2006 von 105 Milliarden Euro auf 108,9 Milliarden Euro ausgebaut werden. Nach Steuern betrug das Konzernergebnis im vergangenen Geschäftsjahr 2007 ca. 2,75 Milliarden Euro. Die Fahrzeugquote auf westeuropäischen Straßen, also die Relation von VW Marken zu Fremdmarken, beträgt ein Fünftel [VW-08]. Der VW Konzern unterhält hierzu 48 Fertigungsstätten in Europa, Asien und Afrika. Der Großteil der Fertigungsstätten befinden sich in Europa: Deutschland, Belgien, Bosnien-Herzegowina, Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen, Portugal, Russland, Spanien, Slowakische Republik, Tschechische Republik und Ungarn. Außereuropäische Fertigungsstätten des VW Konzerns werden in Mexiko, Argentinien, Brasilien, Südafrika, Indien und in der Volksrepublik China unterhalten. Die weltweite Beschäftigungsentwicklung des Konzerns kann folgender Abbildung entnommen werden. Seite 60 Die Herangehensweise Abbildung 30: Entwicklung der weltweiten Beschäftigung bei VW [VW-08]. Wie aus Abbildung 30 ersichtlich wird entsprach die Beschäftigung im Jahr 2006 der aus 2002, wohingegen im Jahr 2007 ein Ausbau der Beschäftigung parallel zur Umsatzsteigerung stattgefunden hat. VW Konzerngeschichte 1937- 1945 Die Gründungsgesellschaft des späteren VW-Konzerns war die „Gesellschaft zur Vorbereitung des Deutschen Volkswagens mbh (GeZuVor)“, die den Zweck erfüllen sollte, ein Fahrzeug zu produzieren, das sich große Teile der Bevölkerung kaufen konnte. Gründungsort war Berlin. Erst 1948 wird der Gesellschaftssitz nach Wolfsburg verlegt [VW-08]. Die Gesellschaft nahm im April 1937 den Betrieb auf und produzierte in der Nähe von Fallersleben (später Wolfsburg) bevor das Unternehmen im Jahr 1938 in „Volkswagenwerk GmbH“ umbenannt wurde. Chefentwickler war Ferdinand Porsche. Während des zweiten Weltkriegs wurden zwischen 1939 und 1945 Rüstungsgüter durch das Volkswagenwerk, auch unter Einsatz von ausländischen Zwangsarbeitern, produziert. Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde das Unternehmen durch die Alliierten beschlagnahmt und treuhänderisch der britischen Militärregierung übergeben. Diese begann allmählich mit dem Aufbau der im zweiten Weltkrieg zerstörten Produktionshallen und mit der Produktion des Volkswagen Typ 1 (werksinterne Bezeichnung), den legendären Käfer [Lew-98]. 1945- 1960 Die Regierung der noch jungen Bundesrepublik Deutschland erwirkt, dass die Treuhänderschaft der britischen Militärregierung über das Unternehmen Volkswagen am 8. Oktober 1949 an die Bundesregierung übergeht und das Bundesland Niedersachsen mit der Verwaltung beauftragt wird. Analog zum Wirtschaftswunder, durch wel- Die Herangehensweise Seite 61 ches die Nachkriegsjahre charakterisiert sind, erfährt auch VW einen rasanten Aufschwung. In den folgenden Jahren baut VW das Produktportfolio weiter aus, hinzu kommt beispielsweise die Serienproduktion des Volkswagens Transporter, der Typ 2, der den Grundstein für die Marke VW- Nutzfahrzeuge legt. Entsprechend werden für die Produktion des Transporters weitere Produktionsstätten in Hannover gebaut und die Fertigung der Aggregate nach Kassel verlegt. Parallel zur technischen Entwicklung gründet VW Töchterunternehmen in Kanada, Brasilien, USA und Frankreich, vorwiegend Vertriebsgesellschaften und Händlerorganisationen. So liegt der Exportanteil im Jahr 1953 bei 44 % und im Jahr 1954 umfasst die deutsche Händlerorganisation 66 Großhändler, 239 Händler und 531 Vertragswerkstätten. Aufgrund des nationalen und internationalen Erfolgs des Käfers konnte am 05. August 1955 die Fertigstellung des 1.000.000 Käfers in Wolfsburg gefeiert werden [VW-08]. 1960- 1975 Bis zum Jahr 1960 war das Unternehmen, die Volkswagen GmbH, in öffentlicher Hand. Durch das VW-Gesetz, welches am 21. Juli 1960 in Kraft getreten ist, wurde die GmbH in eine Aktiengesellschaft überführt („Volkswagenwerk Aktiengesellschaft“) und teilprivatisiert, indem 60 % des VW- Stammkapitals in Form von Aktien an Privatpersonen ausgegeben wurden. Die restlichen 40% der Aktien behielten jeweils das Land Niedersachsen und die Bundesrepublik Deutschland. Durch das VWGesetz wurden die Stimmrechte der Aktionäre eingeschränkt, d.h. dass kein Anteilseigner mehr als 20 % seiner Stimmrechte ausüben darf. Hintergrund für diese Klausel ist, dass der Einfluss der öffentlichen Hand auf den Automobilbauer trotz Minderheit gesichert werden sollte und VW vor feindlichen Übernahmen geschützt wird. Der Europäische Gerichtshof entschied am 23. Oktober 2007, dass die Beschränkung der Stimmrechtsanteile gegen EU-Recht verstößt [NDR-07]. Durch verschiedene Zukäufe in den folgenden Jahren, beispielsweise der Auto-Union GmbH in Ingolstadt, die später mit den NSU Motorenwerke AG zur Audi NSU Auto Union AG verschmolzen wird, erweitert VW seine Marken um Audi. Des Weiteren wird das Produktportfolio in den verschiedenen Marksegmenten kontinuierlich ausgebaut. Als Sportwagen kommt der Scirocco hinzu oder der VW Passat in der Mittelklasse. Ebenso wird die Serienfertigung des VW-Golfs in Wolfsburg gestartet (1974), der bis heute (Golf VI) noch in Wolfsburg gefertigt wird. Außerdem läuft der letzte Käfer in Wolfsburg vom Band [VW-08]. 1975- 1990 Die VW-AG startet in der ersten Hälfte des Jahres 1975 mit der Serienfertigung des Polo in der Klasse günstiger Kleinwagen und der ein millionste Golf läuft zum Ende des Jahres vom Band. Neben verschiedenen Produkteinführungen (Caddy, zweite Generation Golf), wird die Audi NSU Auto Union AG in AUDI AG umbenannt und mit der Sociedad Espanola de Automoviles de Turismo (SEAT) eine Lizenzvereinbarung Seite 62 Die Herangehensweise getroffen, um den Passat, Santana und Polo in Spanien zu produzieren. Später erwirbt VW 51% der Anteile an SEAT und baut die Mehrheit bis 1986 auf 75 % aus. Mit Toni Schmücker, der am 10. Februar 1975 die Stelle des VW-Vorstandsvorsitzenden antrat, wurde an neuen Plänen zur Ausweitung des Konzerns gefeilt. Unter Carl Hahn werden diese Pläne in die Tat umgesetzt. 1982 handelt die „Volkswagen AG“ einen Probemontage-Vertrag mit der „Shanghai Tractor & Automobile Corporation“ aus, das den Beginn des China-Engagements von VW darstellt [VW-08]. 1990 bis heute Anfang der 90er Jahre übernimmt Volkswagen SKODA (Tschechien), gliedert das Unternehmen als vierte Marke in den Konzern ein und unterstreicht damit die globalen Aktivitäten mit der Intention, auf den „Heimatmärkten“ der internationalen Kundengruppen als produzierendes Unternehmen präsent zu sein. Ebenso steigt der Volkswagenkonzern in die Bankenbranche ein, um das Finanzierungsgeschäft für PKW´s selbst in die Hand zu nehmen. Hierzu wurde die Volkswagen Finanz GmbH zur Financial Services AG umformiert und erhält eine Vollbankenlizenz. Ein Enkel des früheren Chefkonstrukteurs Ferdinand Porsches wird am 1. Januar 1993 Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, Ferdinand Piech. Dieser führt einige Umstrukturierungen durch, beispielsweise die Einführung der „Just-in-Time Produktion“. Darüber hinaus warb Piech sieben Mitarbeiter, unter anderem Jose Ignacio Lopez, von General Motors ab, welcher angeblich Industriespionage betrieben haben soll. Ein Vergleich zwischen Opel, GM und VW beendete den Skandal. Aufgrund der Verflechtung von Politik (Land Niedersachsen), Aktiengesellschaft (VW), Betriebsrat und Vorstand geriet VW in die Schlagzeilen oder Behauptungen von Vorteilsnahmen wurden veröffentlicht (Opernballaffäre, Korruptionsaffäre um Peter Harz und VWBetriebsrat) [VW-08, Lew-98, Gri-08]. Darüber hinaus versucht die Volkswagen AG über Produkte und Zukäufe in die Luxusklasse einzusteigen. Entsprechend wird die Luxusmarke „Bentley Motor Cars Ltd.“, „Bugatti“ und „Lamborghini“ als Sportwagenhersteller in Kleinserie in den Konzern integriert. Um den Kunden Emotionen des Autofahrens näher zu bringen wird im VW-Stammwerk in Wolfsburg die „Autostadt“ eröffnet. Dieses neue Vertriebskonzept vereint ein Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum mit einem Freizeitpark. Durch die Veröffentlichung der Porsche AG im Jahr 2005, größter Anteilseigner an der Volkswagen AG zu werden, erwirbt Porsche 18,5% der VW Aktien und baut diesen Anteil in den Folgejahren kontinuierlich aus und ist heute größter Aktionär vor dem Land Niedersachen. Die Herangehensweise Seite 63 Abbildung 31: VW Werk Wolfsburg Marken und Produktportfolio Der VW-Konzern charakterisiert sich durch neun autark agierende Marken aus sechs europäischen Ländern, die zusammen die verschiedenen Kundenzielgruppen abdecken. Folgende Auflistung gibt einen Überblick zu den Marken und ihren in Europa angebotenen Typen [VW-08; Stand Febr. 2008] • Volkswagen PKW Fox, Polo, CrossPolo, Golf, Golf Plus, CrossGolf, Golf Variant, New Beetle, New Beetle und Cabriolet, Jetta, Eos, Scirocco, Passat, Passat Variant, Touran, CrossTouran, Sharan, Passat CC, Phaeton, Tiguan, Touareg • Audi A3, A3 Sportback, A3 Cabriolet, S3, A4, A4 Avant, A4 Cabriolet, S4 Cabriolet, RS4 Cabriolet, A5, S5, A6, A6 Avant, A6 allroad Quattro, S6, S6 Avant, RS6 Avant, A8, A8 L, S8, Q7, R8, TT Coupe, TT Roadster, TTS Coupe, TTS Roadster • Bentley Continental Flying Spur, Continental GT, Continental GTC, Arnage, Brooklands, Azure Convertible (Stand Dez.08) • Bugatti Veyron 16.4, Gallardo Spyder, Murcielago, Murcielago LP640 • Lamborghini Gallardo, Gallardo LP560/4, Murcielago Roadster, Murcielago Roadster LP640 • SEAT Seite 64 Die Herangehensweise Ibiza, Ibiza Cupra, Cordoba, Leon, Leon Cupra, Toledo, Altea, Altea XL, Altea Freetrack, Alhambra • Skoda New Fabia, New Fabia Combi, Fabia Sedan, Octavia, Octavia Combi, Octavia Combi Scout 4x4, Octavia Combi Tour, Octavia RS, Superb, New Superb, Roomster, Roomster Scout, Praktik • Volkswagen Nutzfahrzeuge Caddy Kasten, Caddy Kombi, Caddy Life, Caddy Maxi Kasten, Caddy Maxi Kombi, Caddy Maxi Life, California, Multivan, Caravelle, Transporter Kombi, Transporter Kasten, Transporter Pritsche, Crafter Kasten, Crafter Kombi, Crafter Pritsche • Scania Baureihen P, G, R (LKW), Scania OmniCity, OmniLink, OmniLine (Linienbusse), Irizar i4, Irizar Century, Irizar PB (Reisebusse). Mit diesen Marken werden alle Kundenbedürfnisse vom preisgünstigen Kleinwagen über sportliche Fahrzeuge bis zu Luxusautomobilen bedient. Darüber hinaus wird mit der Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge die Zielgruppen nach Vans, Kleintransportern, Pritschenwagen und Lastkraftwagen erreicht. Die Betriebsergebnisse der wesentlichen Geschäftsfelder können folgender Tabelle entnommen werden. Die Herangehensweise Seite 65 Tabelle 1: Absatz und Umsatz 3.Quartal 2008 [Zwi-2008] Absatz Tsd. Fahrzeu- Umsatzerlöse Umsatzerlöse mit Operatives Dritten Ergebnis 2008 2007 2008 2007 2008 2007 2008 2007 2.820 2.756 55.806 54.712 45.026 44.889 1.889 1.383 Audi 970 902 25.799 25.260 16.120 15.928 2.059 1.813 Skoda 504 447 6.359 5.755 4.543 4.240 455 526 SEAT 291 306 4.046 4.439 2.954 3.490 -30 -12 7 7 927 1.045 870 985 82 107 349 316 7.636 6.648 5.722 4.576 283 148 13 - 1.800 - 1.800 - 227 - -867 -843 -25.023 -24.258 792 502 -790 -433 4.856 4.574 85.432 80.958 85.432 80.958 4.919 4.279 ge/Mio. € Volkswagen PKW Bentley Volkswagen Nutzfahrzeuge Scania Volkswagen Finanzdienstleistungen Volkswagen Konzern Aktuelle Herausforderungen In diesem Kapitel wird exemplarisch herausgestellt wie der VW Konzern organisatorisch auf aktuelle Veränderungen reagiert. Hierzu wird das Beispiel der „Auto 5000 GmbH“ herausgegriffen und vorgestellt. Um nicht nur die organisatorischen Herausforderungen zu berücksichtigen, soll ein kurzer Überblick über die künftigen technischen Herausforderungen gegeben werden, speziell hinsichtlich Abgasnormen, CO2 Einsparung und alternativen Energieträgern. Organisatorisch: Kostensenkungsprogramme Auto 5000 GmbH Aus der Standortdiskussion über den Fertigungsort des VW Touran im Jahr 1999/ 2000, ob im Ausland oder in Wolfsburg, entstand unter dem damaligen Personalvorstand Peter Hartz das Projekt 5000x5000. Das VW Management stand vor der Herausforderung, dass der Produktionsstandort Deutschland zu teuer gegenüber dem Ausland war. Seite 66 Die Herangehensweise Um dieses Problem zu lösen, war Ziel des Projektes, 5000 neue Arbeitnehmer mit einer monatlichen Bruttovergütung von 5000 DM einzustellen und zu qualifizieren. Zielgruppe der Rekrutierung sollte sich auf arbeitslose Personen oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Personen konzentrieren. Mit Hilfe dieses Modells sollte zusätzlich zur Kosteneinsparung ein flexibles Beschäftigungsmodell mit flachen Hierarchien geschaffen werden, indem auf die erste Führungsebene (Meister) Kosten- und Prozessverantwortung übertragen wurde. Die Qualifizierung beschränkte sich dabei nicht nur auf die Anfangszeit, sondern jeder Mitarbeiter erhielt pro Woche ein Zeitkontingent, um an internen Qualifikationen teilzunehmen. Zusätzlich sollte die Arbeitsgestaltung attraktiver, professioneller und eigenverantwortlicher sein und so zur Produktivität positiv beitragen. Insgesamt sollte damit ein sozialer und unternehmerischer Nutzen in Einklang gebracht werden [Sch-06a]. Zur Realisierung wurde hierfür die Auto 5000 GmbH gegründet und der Fertigungsauftrag der GmbH übertragen. Damit wurde der Touran auf dem Werksgelände in Wolfsburg in ausgelagerten Hallen gefertigt. Später auch der SUV-Tiguan. Das Projekt wurde wissenschaftlich begleitet und war wirtschaftlich sowie sozial sehr erfolgreich [Sch-06b]. Die Mitarbeiteranzahl wuchs auf ca. 4000 Personen an, die GmbH erzielte die besten Konzernergebnisse unter Produktion hoher Qualität und bei gleichzeitig positiver Einschätzung durch die Mitarbeiter über die verbesserten Arbeitsbedingungen und Mitarbeiterbeteiligung am Ertrag. Der VW Konzern wird das Projekt Auto 5000 beenden. Als Begründung wird zum einen die Intention einer einheitlichen Tarifstruktur im Hause VW genannt, darüber hinaus mussten die Produktionen auf dem Werksgelände teilweise zusammengelegt werden, was dazu führte, dass Angestellte für die gleiche Leistung am gleichen Ort unterschiedliche Bezahlungen erhielten. Darüber hinaus konnte sich die IG Metall mit ihren Forderungen durchsetzen, die unterschiedlichen Leistungsbedingungen zu verbessern. [Schn-08] Technisch: Erfüllung der Umweltschutzziele VW hat sich dem Umweltschutz verpflichtet und als ein strategisches Unternehmensziel formuliert. In einer Presseerklärung teilt VW mit, die Langfriststrategie zu ändern, in den beiden nächsten Jahren neue umweltfreundliche Autos auf den Markt bringen zu wollen und jährlich mehr als acht Milliarden Euro in neue Modelle und Umweltinnovationen zu investieren [Pres-08]. Zur Umsetzung bedeutet dies, die geforderten EU-Abgasnormen einzuhalten, den Ausstoß des für die Klimaerwärmung verantwortlichen Treibhausgases CO2 der Fahrzeuge durch Entwicklung neuer Antriebe zu reduzieren bei Verringerung des Kraftstoffverbrauchs der Motoren. Eine Reaktion von VW ist die Konstruktion eines Niedrigenergieautos. Ein Beispiel für ein Modell zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs ist nach Angaben von Volkswagen der VW Lupo 3L TDI, dem ersten in Serie gebauten Niedrigenergieauto [VW-08]. Die Herangehensweise Seite 67 Im Allgemeinen wird dieses Umweltbewusstsein aus drei Quellen getrieben. Zum Einen sind hier die Europäischen Abgasnormen zu nennen, die den Ausstoß von Kohlenmonoxid (CO), Stickstoffoxide (NOx) und Kohlenwasserstoffe in Form gesetzlicher Grenzwerte beschränken. Zum Anderen wird der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2), welches größter Bestandteil der Abgase von Verbrennungsmotoren darstellt, für die Erwärmung des Weltklimas verantwortlich gemacht. So gehen 12% des CO2 Ausstoßes auf das Konto von Verbrennungsmotoren durch PKW und LKW [Bes-07]. Eine dritte Quelle wird durch die Tatsache gespeist, dass fossile Energieträger wie Öl ein begrenzter Rohstoff sind und erheblichen Preisschwankungen ausgesetzt sind. Entsprechend dieser Ursachen wird nach Antrieben geforscht, welche weniger Kraftstoff verbrauchen oder mit alternativen, bzw. regenerativen Energieträgern gespeist werden können [Ste-08, Bir-08]. Beispiele hierfür können sein: • Brennstoffzelle • Erdgas • Hybridantrieb • Elektroantrieb aus Solar oder Kohle • Energieträger aus nachwachsenden Rohstoffen So werden für die Zukunft verschiedene Ideen diskutiert, wobei feststeht, dass zukünftige Energieträger als Mix auftreten und entsprechend ein Mix aus Antriebsarten zu erwarten ist. So bestimmt der Mobilitätsbedarf die Antriebsart: Elektroantriebe für kurze Reichweiten, Range-Extender bei mittleren Reichweiten und Diesel- und Benzinmotoren für Langstrecken [Sche-08]. Exkursion Präsentation der Golf V Entwicklung Im Rahmen der Begrüßung im Besucherzentrum der Volkswagen AG werden die Besucher anfangs in eine Art Kino geführt, in welchem sie der Betreuer, der durch das VW Werk führt, empfängt. Im Rahmen der Begrüßung wird der Standort in Wolfsburg kurz vorgestellt: So beträgt die Fläche des Standorts ca. 6 Quadratkilometer bei 1,6 km2 bebauter Hallenfläche. Komplett gefertigt werden hier von 43.600 Mitarbeitern, ohne der Mitarbeiter der Auto 5000 GmbH, der Golf V (die Umstellung auf den Golf VI erfolgte erste einige Wochen nach unserem Besuch), Golf Plus, Touran und Tiguan. Die Begrüßung endet mit einer Filmpräsentation der Produktion des Golf V von der Entwicklung am Reißbrett bis hin zur Auslieferung an den Kunden. Anschließend werden die Besucher aus dem Kino in die sich anschließende Werkshalle geführt. Die Werksbesichtigung selbst wird nicht per pedes, sondern in offenen Personenanhängern, gezogen von einem Golf Cabriolet, durchgeführt. Die Werksführung beginnt anhand der Wertschöpfungskette der Produktion des Golf V, d.h. ausgehend von der Seite 68 Die Herangehensweise Anlieferung der Stahlcoils im Presswerk über den Karosseriebau, Lackierung und Endmontage. Die Lackierung der Karosserien wurde während der Werksführung ausgelassen, um direkt die Endmontage des Golf V zu besuchen. Rundgang Presswerk Im Presswerk werden im ersten Bearbeitungsschritt von den angelieferten Stahlcoils Bleche abgeschnitten und den vollautomatischen Presswerken zugeführt. Hier werden in Großserie mittels Kaltumformung (Tiefziehen) und Stanzen Blechwerkstücke mit dreidimensionaler Geometrie hergestellt, die später durch Fügen zu Karosserieteilen zusammengesetzt werden. Als Umformmaschinen werden vorwiegend weggebundene Umformmaschinen eingesetzt, hier vor allem Kurbelpressen, teilweise auch kraftgebundene hydraulische Presswerke. Die vollautomatischen Pressenstraßen sind eingebettet in eine klassische Fließfertigung, in welcher die Stationen synchron arbeiteten. Alle manuellen Tätigkeiten sind auf ein Minimum reduziert. Der Großteil der Bestückung der Umformmaschinen mit Blechen erfolgt mittels Robotertechnik oder Fördertechnik. Manuelle Tätigkeiten ergeben sich ausschließlich durch Überwachung und im Rahmen der Qualitätssicherung, indem ein Großteil der gestanzten Bleche haptisch und optisch in einem Lichttunnel in der Produktion getestet werden. Darüber hinaus gibt es Vermessungsstationen, in welchen definierte Messpunkte automatisiert vermessen werden. Darüber hinaus werden Stichproben gezogen, die in Prüflaboren detailliert vermessen werden. Die dreidimensionalen Blechteile werden im nächsten Schritt zum Karosseriebau transportiert. Als Transportmittel werden für Kleinteile Boxen und Stapler verwendet, für größere Teile Hängeförderer. Karosseriebau In der nächsten Stufe der Wertschöpfungskette werden nun die Blechteile zu einer Karosserie durch Schrauben, Kleben oder Schweißen verbunden. Hierbei wird eine PKW-Karosserie in vier Baugruppen unterteilt • Unterboden • Radhäuser • Seitenteile und Dach • Heckklappe und Motorhaube, wobei jede Baugruppe wiederum aus verschiedenen Blechteilen besteht. So besteht eine Möglichkeit darin, erst die Baugruppe Unterboden zu fertigen, die Radkästen anzubringen, die Seitenteile, bzw. Dach anzuschweißen und im letzten Schritt die Motorhaube sowie die Heckklappe zu montieren. Die Herangehensweise Seite 69 Als Fertigungsverfahren wird hauptsächlich das Fügen durch Schweißen verwendet, speziell das Punktschweißen, wenn das Material elektrisch leitfähig ist. Für längere Schweißnähte wird auch das Laserschweißen verwendet, bsp. zur Befestigung der Seitenteile am Unterboden. Hinsichtlich Produktionsumgebung werden bei der Golf V Produktion hauptsächlich Schweißroboter eingesetzt, für den Transport von Station zu Station entweder Hängeförderer oder Fließbänder. Entsprechend werden die Baugruppen in vollautomatisierten flexiblen Vorrichtungen fixiert. Manuelle Handarbeit findet nur in der Bestückung und Qualitätskontrolle statt. Eine große Herausforderung der Golf V Produktion besteht in der Tatsache, dass auf einer Fertigungslinie alle Varianten des Golf und des Golf Plus gefertigt werden. Aufgrund der Tatsache, dass der Golf Plus gegenüber dem Golf V etwas höher ist und der Kunde 3- oder 5-Türer bestellen kann, unterscheiden sich entsprechend die Karosserien. Die Produktionsanlagen sind flexibel gestaltet, sodass auf den Anlagen alle Varianten von Golf und Golf Plus in beliebiger Reihenfolge nach Kundenbestellung produziert werden. Vor der Verschraubung der Heckklappe und Motorhaube mit der Karosserie wird die Karosse direkt in der Produktion Laservermessen, um sicherzustellen, dass die Fertigungstoleranzen eingehalten wurden und teure Nacharbeit vermieden wird. Nach einer positiven Prüfung werden die Türen, die Hecklappe und die Motorhaube befestigt. In der letzten Station der haptischen und optischen Qualitätskontrolle werden mittels eines Lichttunnels zur Erkennung von Oberflächenfehlern die Schweißnähte sowie die Blechteile auf Form kontrolliert bevor im letzten Arbeitsgang jedes Auto mit einem Strichcode versehen wird, damit in der Montage jedes Auto die bestellte Farbe erhält und in das Fahrzeug die richtige Ausstattung montiert wird. Lackiererei Im Rahmen des Rundgangs wurde die Lackiererei nicht besucht. Zur Vollständigkeit werden allerdings die Arbeitsabläufe kurz beschrieben. In einem ersten Arbeitsschritt wird die Karosserie in Tauchbädern gewaschen und entölt. Im Anschluss wird mittels kathodischer Tauchlackierung (KTL) eine Grundierung aufgetragen. Die kathodische Tauchlackierung ist eine elektrochemische Lackierung, bei welcher das zu grundierende Werkstück eine unterschiedliche elektrische Ladung trägt als die Grundierungspartikel. Die kathodische Tauchlackierung dient als Korrosionsschutz und bietet die Möglichkeit große und komplexe Teile in großer Stückzahl zu lackieren. Dabei wird im Tauchbad die Karosse gedreht, damit die Grundierung in alle Winkel der Karosse gelangt. Nach Trocknung der Grundierung werden die Karosserien entstaubt und mit der bestellten Farbe lackiert. Diese Lackierung findet durch Roboter in einer Lackierzelle statt. Nach diesem Arbeitsschritt werden alle Fahrzeuge mit einem Klarlack behan- Seite 70 Die Herangehensweise delt. Bei Speziallacken oder Metallic-Lackierungen werden bis zu sieben verschiedene Lack- und Funktionsschichten aufgetragen. In einer anschließenden Qualitätskontrolle wird die Farbe sowie der Glanz der Lackierung mit Hilfe eines Lichttunnels kontrolliert. Die lackierten Karosserien werden daraufhin der Montagehalle übergeben. Montage Im ersten Schritt der Montage werden die lackierten Türen aus der Karosserie herausgenommen. Der Ausbau der Türen erfüllt dabei mehrere Ziele: Erstens haben die Mitarbeiter mehr Platz zur Montage der Innraumausstattung und die Türen können nicht an den Montagehilfen anschlagen oder beschädigt werden. Darüber hinaus wird Produktionszeit eingespart, da die Türen in einer parallelen Montagelinie mit Verkleidung, Scheiben, Kabelbäumen und Stellmotoren zusammengebaut werden. Als Produktionsprinzip kommt hier die Fließfertigung zum Einsatz vermischt mit einer Gruppenfertigung. Innerhalb einer Gruppe ist jeder Mitarbeiter in der Lage, alle Tätigkeiten auszuführen, hierdurch wird eine Monotonie des Arbeitsplatzes verhindert und die Gruppe kann sich selbst organisieren. Im nächsten Arbeitsschritt wird mit einer speziellen Hubeinrichtung das Cockpit in den Fahrzeuginnenraum gehoben und dort verschraubt. Das Cockpit umfasst hierbei die komplette Frontausstattung unterhalb der Windschutzscheibe: die Bedieneinrichtungen für Fahrer und Beifahrer, Staufächer sowie Radio oder Navigation. Die Fahrzeuge hängen hierbei an Hängeförderern. Im nächsten Arbeitsgang erfolgt die Hochzeit. Unter Hochzeit wird der Zusammenbau des bereits montierten Fahrwerks in die lackierte Karosserie verstanden. Das Fahrgestell selbst besteht aus den Bremsen, Achsen, Getriebe, Stoßdämpfer, Motor und Motorsteuerung. Hierfür ist zwingend erforderlich, dass zum richtigen Zeitpunkt das richtige Fahrwerk mit dem richtigen Motor zur Verfügung steht, wenn die PKW-Karosse auf der Montagestation ankommt. Um dies zu realisieren, ist die Montagehalle der Golf Produktion in verschiedene Ebenen unterteilt. An der Decke werden die großen Komponenten an die Montagelinie befördert, in der mittleren Hallenebene erfolgt die PKW Montage und aus der untersten Hallenebene werden die Fahrwerke nach oben in die Karosserie gehoben, dort verschraubt und die Kabelanschlüsse verlegt und eingesteckt. Im Anschluss an die Hochzeit wird der weitere Ausbau der PKW vorgenommen. So werden die Front- und die Heckscheibe eingesetzt und verklebt, die Räder montiert sowie die restliche Innenausstattung wie Verkleidung, Böden oder Notfallrad montiert. Damit in jedes Auto die richtigen Einbauteile gelangen, klebt an der Motorhaube eine Liste mit der genauen Bezeichnung des Typs und einer Auflistung aller Teile, die in das Fahrzeug montiert werden müssen. In der Prozesskette geht es mit dem Einbau der Sitze, der Montage der Stoßstangen, der Beleuchtungseinrichtung, des Tanks, und anderen Teile weiter, wobei die Sitze in Die Herangehensweise Seite 71 parallelen Fertigungslinien zusammengebaut und nur zum Einbau an das Montageband befördert werden. Erst im letzten Montageschritt werden die Türen, die zu Anfang von der Karosserie abmontiert wurden, an die Fertigungslinie geliefert. In der Zwischenzeit wurden die Türen mit Fenstergläsern, Außenspiegeln und Verkleidung bestückt. Die Türen werden nun am PKW wieder befestigt und der Kabelbaum für die Fensterheber und Außenspiegelheizung im Rumpf angeschlossen. Zur lückenlosen Dokumentation endet jeder Arbeitsschritt damit, dass jeder Mitarbeiter auf dem PKW Begleitschein seine Tätigkeit per Stempel dokumentiert. Abschließend wird jedes Fahrzeug betankt und auf einem Rollenprüfstand die technische Funktionsfähigkeit überprüft. Im Rahmen einer weiteren manuellen Endkontrolle werden alle Details des Fahrzeugs vor seiner Auslieferung getestet. Je nach Bestellung wird das Fahrzeug entweder an die VW-Händler überführt oder in die auf dem Werksgelände der Autostadt stehenden VW Türme gefahren, wo der Kunde selbst das Fahrzeug abholt. Zur Vervollständigung der Exkursion wurde im Anschluss die VW-Autostadt besucht. Abholung und Vertriebskonzept: VW Autostadt Direkt am Werksgelände in Wolfsburg wurde am 01. Juni 2000 die VW Autostadt eröffnet. In diesem Park, als Dienstleistungs- und Vertriebskonzept gestaltet, werden alle Marken des VW Konzerns in verschiedenen Pavillons präsentiert, die die unterschiedlichen Philosophien der Marken des Volkswagenkonzerns aufgreifen. Beispielsweise wird die Edelsportmarke Lamborghini in einer lautstarken Präsentation mit einem an der Hallenwand aufgehängten Lamborghini dargestellt, während sich der Motorensound mit Sturm- und Hagelsound vermischt. Der Audi Pavillon lädt dagegen mit Erfrischungen und Videopräsentationen ein, um die ganze Produktpalette von Audi kennenzulernen. Ergänzt wird das Konzept um das Automuseum, welches einen chronologischen Überblick alle Marken und Typen des VW-Konzerns präsentiert. Verschiedene Attraktionen und Veranstaltungen, die auf die jeweiligen Jahreszeiten abgestimmt sind, erweitern diesen Park. Hintergrund der Autostadt ist zum einen die Schaffung einer Präsentationsfläche als Teil eines Vertriebskonzeptes, aber auch das Vermitteln einer Emotion „Kraftfahrzeug“. So ist in der Autostadt das Abholzentrum integriert, in welchem, unter persönlicher Betreuung, jeder Kunde sein Fahrzeug abholen kann, nachdem er ausgiebig die Attraktionen der Autostadt besucht hat. Für die Aufbewahrung der Fahrzeuge stehen zwei gläserne Türme zur Verfügung, in welchen die Abholfahrzeuge gelagert und per Aufzug in die Auslieferungshalle gelangen. Seite 72 Die Herangehensweise Literatur [Bes-07] Best, W.S.: CO2: Die Zukunft steht auf dem Spiel. In: Automobil Elektronik, Ausgabe 02, S.3, 2007. [Bir-08] Birch, S.: CO2: The next big challenge. In: Automotive Engineering, Heft 4 , S.40-44, 2008. [Gri-08] Grieger, M., Gutzmann, U., Schlinkert, D.: Volkswagen Chronik. Schriftenreihe der Historischen Kommunikation der Volkswagen AG. Heft 7,Heel Verlag, Königswinter, 2008. 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KG wurde 1945 als „Laboratorium Wennebostel“ durch Prof. Dr. Fritz Sennheiser am Stammsitz Wennebostel in der Wedemark (Region Hannover) gegründet. Heute ist Sennheiser ein international tätiges Unternehmen, dessen Produktangebot von Kopfhörern über Mikrofone und drahtlose Mikrofon-Systeme bis zu Konferenz- und Informationssystemen sowie Aviation- und Audiologie-Produkten reicht. Das Unternehmen befindet sich noch heute in Familienbesitz, der Hauptstandort liegt weiterhin in der Wedemark. Neben dem Standort Wennebostel produziert das Unternehmen in Burgdorf (Region Hannover), Irland (Tullamore) und den USA (Albuquerque, New Mexico). Die Mitarbeiterzahl von Sennheiser liegt weltweit bei ca. 2000 - ungefähr die Hälfte davon ist in Deutschland tätig. Sennheiser generiert jährlich einen Umsatz von rund 395 Millionen Euro. Besuchsort der Exkursion Im Rahmen der WGP Sommer Schule wurde der Sennheiser-Hauptstandort in Wennebostel besucht. An diesem Standort produziert Sennheiser drahtgebundene Sennheiser-Mikrofone, Neumann-Mikrofone, Hör-/Sprechgarnituren sowie Mikrofon- und Kopfhörerkapseln. Dort arbeiten zurzeit etwa 900 Personen. Im Jahr 2009 wird der bestehende Standort um ein Produktions- und Technologiezentrum erweitert. In einem neuen Gebäude entstehen dann auf zwei Ebenen zusätzlich ca. 5000 Quadratmeter Produktionsfläche. Ab Ende 2009 werden in diesem Gebäude die Mitarbeiter des Standorts Burgdorf einziehen (ca. 200) und Sennheiser Drahtlostechnik sowie Mikrofone herstellen. Ablauf und Inhalte der Exkursion Nach der Begrüßung durch die Sennheiser-Vertreter Herrn Dr. Axel Schmidt (Director Engineering) und Herrn Thomas Weinzierl (Director Production (Germany)) wurde das Unternehmen vorgestellt. Im Anschluss erfolgte eine Werksführung. Schwerpunkte waren neben der Vorstellung einiger Sennheiser-Produkte die automatische Montage für Mikrofone mit großen Stückzahlen sowie die manuelle Montage für Produkte mit geringerem Absatzvolumen. Zudem wurde der Bereich, in dem Studiomikrofone produziert werden, besucht. Diese stellen in Bezug auf ihre Herstellung sehr hohe Anforderungen an die Produktionsbedingungen (z.B. müssen einige Komponenten des Mikrofons im Reinraum gefertigt werden). In seinem Vortrag „Wandlungsfähigkeit - ein Hebel zur Wertschöpfungsmaximierung von Produktionsunternehmen" erläuterte Herr Dr. Axel Schmidt anschließend die allgemeine Bedeutung der Wandlungsfähigkeit für Unternehmen im produzierenden Seite 74 Die Herangehensweise Gewerbe. Dabei hob er besonders die Menschen bzw. die Mitarbeiter als wichtigen Faktor bei der erfolgreichen Ausgestaltung wandlungsfähiger Systeme heraus. Auch für Sennheiser sei die Wandlungsfähigkeit von enormer Bedeutung. Der beschriebene Fabrikneubau wurde daher nach den aktuellsten Erkenntnissen der Fabrikplanung sowie der Wandlungsfähigkeit geplant. Beispiele dafür sind die veränderbare IT-Infrastruktur und die interne Skalierbarkeit des Gebäudes. Neben der Wandlungsfähigkeit spielte bei der Ausplanung der Fabrik u. a. zudem die Kommunikation eine wichtige Rolle. Diese wird z. B. durch transparente Wände in Bereichen, in denen eine Abtrennung nötig ist, unterstützt. Abschließend unterstrich Herr Dr. Axel Schmidt die Notwendigkeit einer systematischen Planung der Wandlungsfähigkeit. Diese sei notwendig, um das richtige Verhältnis von Nutzen und Aufwand in einer Fabrik sicherzustellen. Die Arbeitsergebnisse 5 Die Arbeitsergebnisse Seite 75 Seite 76 Die Arbeitsergebnisse Die Arbeitsergebnisse Seite 77 Seite 78 Die Arbeitsergebnisse Die Arbeitsergebnisse Seite 79 Seite 80 Die Arbeitsergebnisse Die Arbeitsergebnisse Seite 81 Seite 82 Die Arbeitsergebnisse Die Arbeitsergebnisse Seite 83 Seite 84 Die Arbeitsergebnisse Die Arbeitsergebnisse 5.1 Seite 85 Zukunftssichernde Fertigungstechnologien Christian Fischer, Johannes Hörber; Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik; Universität Erlangen-Nürnberg Zur Erlangung von zukunftssicheren und zukunftssichernden Fertigungstechnologien am Standort Deutschland besteht die Notwendigkeit, sowohl etablierte als auch neu eingeführte, moderne Prozessketten weiter zu optimieren, um deren Effizienz und Leistungsfähigkeit und somit die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Dazu können als Ergebnis der im Rahmen der Sommer Schule durchgeführten Exkursionen und Arbeitsgruppen mehrere Ansatzpunkte definiert werden, um bislang weitgehend unberücksichtigte Wertschöpfungspotentiale in den Prozessketten der Industrie zu identifizieren und zu nutzen. Grundsätzlich sehen die Sommerschüler vor allem in den drei Teilbereichen „Fertigungstechnologie“, „Organisation“ und „Mensch“ konkreten Handlungsbedarf, um heutige Prozesse und Prozessketten für zukünftige Herausforderungen auf dem Weltmarkt anzupassen. Dabei kann für das Gebiet der Fertigungstechnologien ein Bedarf an neuartigen und verbesserten Anlagensystemen zur Erhöhung der Produktivität ausgemacht werden. Weitere Potentiale ergeben sich durch die Entwicklung neuer Verfahren, die die Basis für moderne Prozessabläufe bilden oder in bestehende Prozessketten integriert werden können. Dadurch wird unter Umständen eine Veränderung des Ablaufs einzelner Prozessschritte notwendig. Eine gezielte Variation der Prozessreihenfolge kann in Folge einer ganzheitlichen Betrachtung ebenfalls zu einer deutlichen Steigerung der Wirtschaftlichkeit einer Prozesskette führen. Um eine einheitliche Definitionsgrundlage für die Tätigkeiten im Rahmen der Sommer Schule zu schaffen, wird der Begriff Fertigungstechnologie wie folgt definiert: „Die Fertigungstechnologie umfasst sämtliche wertschöpfenden Vorgänge und Anlagen, die zur Herstellung eines Produktes notwendig sind.“ Die einzelnen Tätigkeitsschritte bzw. Systeme werden durch die Umwandlung und den Austausch von Material, Energie und Information miteinander verknüpft. Durch ihre physikalische und logische Aneinanderreihung ergibt sich eine Prozesskette. Wie sich gezeigt hat, ist die Entwicklung einer allgemeingültigen Vorgehensweise bei der Optimierung bestehender Prozessketten äußerst schwierig und nicht zielführend. Zu groß sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Ketten und zu komplex die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Kettengliedern. Im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung der Prozesskette muss vielmehr aus einem Portfolio an Strategien ausgewählt werden, die unter Umständen auch miteinander kombiniert werden müssen. Seite 86 Die Arbeitsergebnisse Forschungsarbeiten sollten deshalb darauf ausgerichtet sein, die ermittelten Handlungsfelder „Anlagen“, „Verfahren“ und „Prozessabfolge“ durch unterschiedliche Strategien zu modifizieren. Zu diesen zählen die Substitution, die Kombination, die Elimination, die Verlagerung und die Optimierung einzelner Prozessschritte sowie die Modifikationen ihrer Reihenfolge. So kann zum Beispiel in Folge von Optimierungsmaßnahmen die Leistungsfähigkeit einzelner Anlagen durch höhere Präzision oder gesteigerte Bearbeitungsgeschwindigkeit vergrößert werden. Die Erweiterung des Prozessfensters führt speziell bei Anlagen, die in der Fertigungsabfolge einen Engpass bilden, zu sinkenden Kosten und einer Produktivitätssteigerung der kompletten Kette. Damit verknüpft sind innovative Lösungen in der Automatisierungstechnik, die ein Abwandern von Wertschöpfung aus manuellen Tätigkeiten in Länder mit niedrigem Lohnkostenniveau entgegenwirken. Aus einer, durch umfangreiche Forschungsarbeit erzielten, Effizienzsteigerung verschiedenster fertigungstechnischer Verfahren lassen sich ebenfalls Betriebskosten senken, ohne Abstriche bei wichtigen Prozessparametern hinnehmen zu müssen. Eventuell entfallen durch derartige Optimierungsvorgänge ein oder mehrere nachfolgende Prozessschritte. Beispielsweise kann die Substitution eines konventionellen Drehverfahrens durch das Hartdrehen dazu führen, dass ein nachfolgender separater Schleifvorgang und die damit verbundene Anlage überflüssig werden. Dabei wird die gleiche bzw. sogar eine höhere Genauigkeit erreicht. Möglich wird diese Substitution erst durch den Einsatz moderner Schneidstoffe wie CBN (kubisches Bornitrid). Weiterhin kann die Ersetzung von Schweißen durch Kleben als Beispiel für eine Substitution angeführt werden, welche besonders in der Luftfahrtindustrie Anwendung findet. Zusammen mit einer Verkürzung der Prozesskette eröffnet auch eine Modifizierung hinsichtlich Flexibilität und Wandlungsfähigkeit neue Potentiale. Für die Anpassungsstrategie ist es notwendig, dass verschiedenste Anlagen effizient miteinander kombiniert werden können. Zum einen erfordert dies eine Anpassungsfähigkeit der Anlagen selbst, was durch eine geeignete Modulbauweise oder einem Aufbau nach dem Baukastenprinzip erreicht werden kann. Gezeigt hat sich dies am Beispiel der Firma Sennheiser, die im Rahmen der Sommer Schule besichtigt wurde. Zum anderen sind Änderungen in der Reihenfolge oder eine Substitution einer oder mehrerer Anlagen nur mit Hilfe von kompatiblen Schnittstellen realisierbar. Diese rücken insbesondere bei der Kombination zweier Anlagen zu einem einzigen System in den Vordergrund. Ebenso ist die Zusammenführung verschiedener Verfahren zu betrachten, die die Bearbeitung bestimmter Materialien erleichtert bzw. überhaupt erst ermöglicht, was sich am Beispiel des laser-unterstützten Zerspanens erklären lässt. Bei diesem hybriden Vorgang hilft die lokale Erwärmung mittels eines Lasers, auch Hochleistungswerkstoffe wie Siliziumnitridkeramik oder Titan- und Nickellegierungen zu zerspanen. Als Beispiel für eine Kombination von Prozessabfolgen ist das Härten aus der Umformwärme zu nennen. Dieses auch als Presshärten bezeichnete Verfahren ist sehr energieeffizient, da ein erneutes energieintensives Erwärmen nach dem Umformen Die Arbeitsergebnisse Seite 87 entfällt. Zum Teil ist es mit Hilfe dieses sehr formgenauen Verfahrens sogar realisierbar, mit weniger Material eine höhere Festigkeit z. B. von Formblechen zu erreichen. Neben dem Presshärten kann auch das oben bereits angesprochene Hartdrehen, das einen nachträglichen Schleifprozess erspart, als Beispiel für die Elimination gelten. Hiermit wird der Wegfall eines Prozesses in einer Abfolge bezeichnet, was die Prozesskette bei gleichbleibender Qualität des Produkts deutlich verkürzt. In diese Kategorie fällt auch die Net-Shape-Fertigung, aus der einbaufertige Komponenten hervorgehen, ohne dass eine weitere Bearbeitung erfolgen muss. Weiterhin kann ebenso die Nutzung fremder Anlagentechnik einen erfolgreichen Schritt hin zu einer effizienten Prozesskette darstellen. Aus verfahrenstechnischer Sicht wird durch eine Auslagerung bestimmter Schritte bzw. durch eine externe Nutzung von neuartigen Verfahren eine in der Gesamtbetrachtung innovative Prozesskette geschaffen. Ein Beispiel stellt hier die Herstellung von Tailored Rolled Blanks durch eine Kooperation der Salzgitter AG zusammen mit der Mubea GmbH dar, wobei Bleche unterschiedlicher Dicke durch Walzen entstehen. Ebenso ist die Lackierung des Walzbandes im Stahlwerk anstatt einer aus dem Coil gefertigten Karosserie beim Automobilhersteller denkbar, wobei dieses Exempel noch weit von einer realistischen Umsetzung entfernt ist. Bei der ganzheitlichen Betrachtung der Prozessketten helfen Methoden wie z. B. die Wertstromanalyse, um die Abfolge einzelner Prozessschritte zu optimieren. Softwarepakete wie MES (Manufacturing Execution System) oder ERP (Enterprise Resource Planing) leisten hierbei einen wertvollen Dienst und vereinfachen die Gewinnung übersichtlicher und aussagekräftiger Daten. Generell ist damit auch eine Änderung der Reihenfolge gegebener Prozesse nicht ausgeschlossen, was den modularen Aufbau von Produktionskapazitäten bedingt. Denn: Die wandlungsfähige Fabrik ist der Katalysator für Innovationen! 5.2 Organisation Jan Schürmeyer; Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen; Leibniz Universität Hannover Dominic Gruß; Institut für Integrierte Produktion Hannover Im globalen Wettbewerb ist ein zunehmend dynamischer und turbulenter „Produktionsmarkt“ entstanden, auf dem sich deutsche Produktionsstandorte verstärkt im Wettbewerb um Produktionsaufträge befinden [SPA08a]. Das Agieren in solch einem turbulenten Umfeld hat einen enormen Wandlungsdruck auf allen Ebenen eines Unternehmens zur Folge [WIE05]. Für die Zukunft wird erwartet, dass flexible und wandlungsfähige Leistungsanbieter deutliche Wettbewerbsvorteile erreichen können indem neue Prinzipen für die Organisation gefunden werden [SPA08a]. Derzeit sind Wandlungsprozesse jedoch immer noch durch eine lange Wahrnehmungs-, Ent- Seite 88 Die Arbeitsergebnisse scheidungs-, Planungs- und Realisierungszeit gekennzeichnet. Die Reaktionsfähigkeit ist daher eingeschränkt und der Änderungsaufwand hoch [DRA06]. Im Rahmen der WGP Sommer Schule 2008 identifizierten die Teilnehmer diejenigen Bereiche der Unternehmensorganisation, in denen neue Ansätze und Prinzipien erforderlich sind, um die Wandlungsfähigkeit produzierender Unternehmen zu verbessern. Als Handlungsbereiche wurden, wie in Abbildung 32 dargestellt ist, die Planung von Abläufen, die Gestaltung von Informations- und Materialflüssen sowie die Logistik identifiziert. Im Folgenden wird für jeden der organisatorischen Handlungsbereiche beschrieben, mit welchen Themen sich Wissenschaftler und Unternehmen zukünftig auseinandersetzen sollten, um die Wandlungsfähigkeit in der Produktion anforderungsgerecht zu erhöhen. Abbildung 32: Organisatorische Handlungsbereiche Planung von Produktionsabläufen Um die Wandlungsfähigkeit von Produktionsabläufen zu gewährleisten, erscheint es nach Ansicht der Teilnehmer der WGP Sommer Schule 2008 u. a. erstrebenswert • die Transparenz von Prozessketten zu erhöhen, • verteilte Wertschöpfungsstrukturen sowie in und zwischen Unternehmen eine optimale Fertigungstiefe zu berücksichtigen, • die Möglichkeit der betriebsbegleitenden Simulation auszubauen sowie • den Grad der erforderlichen Wandlungsfähigkeit über eine Kosten-NutzenBewertung zu identifizieren. Eine erhöhte Transparenz von Prozessketten würde die Möglichkeit bieten, z. B. über eine eindeutige Definition von Schnittstellen Wandlungsprozesse innerhalb der Produktionsabläufe reaktionsschnell und aufwandsarm durchzuführen. Derzeitig ist bspw. innerhalb von Fertigungssystemen eine geringe Wandlungsfähigkeit der Werkstücktransport und -wechseleinheiten festzustellen [HEI08]. Die Untersuchung der Die Arbeitsergebnisse Seite 89 Verteilung der Wertschöpfungsstrukturen in und zwischen Unternehmen erscheint weiterhin von hoher Bedeutung. Bspw. könnte durch anpassungsfähige Netzwerke auf eine steigende Marktunsicherheit und hohe Produktkomplexität reagiert werden [Wil05]. Zudem könnten durch den Ausbau betrieblicher Simulationen bereits während der Planung Produktionsabläufe umfassend optimiert werden und durch einen betriebsbegleitenden Einsatz frühzeitig auf Abweichungen aufmerksam gemacht werden. Entscheidend für Unternehmen ist, den Grad der ökonomisch sinnvollen Wandlungsfähigkeit zu identifizieren. Hierzu müssen neuartige Bewertungs- und Planungsansätze entwickelt werden, welche es Unternehmen ermöglichen, zu entscheiden wann die Produktionsabläufe sich in welchem Umfang wandeln müssen und welche Ressourcen frühzeitig aufgewendet werden sollen, um bei eintretender Wandlungsnotwendigkeit schnell und aufwandsarm agieren zu können. Die identifizierten Forschungsfelder innerhalb des Handlungsbereichs „Planung von Produktionsabläufen“ wurden durch Eindrücke der Teilnehmer der Sommer Schule und Gespräche mit Vertretern der besuchten Unternehmen bestätigt. Die Abläufe in der Produktion der besuchten Unternehmen gestalteten sich sehr verschieden. Bei der Stahlproduktion in Salzgitter kann der Betrieb der Hochöfen aus technischen Gründen nicht unterbrochen werden, sodass ein Abgießen von Brammen in bestimmten Zeitabständen erforderlich ist. Die Produktion ist ausgesprochen prozessbezogen, da die Wirtschaftlichkeit in einem extremen Maße von der Prozessstabilität abhängt und Unterbrechungen in der Produktion sehr hohe Ausfallkosten nach sich ziehen. Diese gilt sowohl für die Roheisenerzeugung, als auch für die Stahlproduktion sowie die Warm- und Kaltwalzwerke. Die Flexibilität bezüglich der Herstellung verschiedener Stahlgüten und Blechstärken ist hierbei sehr hoch. Interessant bei diesem Stahlwerk waren zudem die über Jahrzehnte gewachsene Gebäudestruktur, die lange Transportwege des Materials erforderlich macht sowie der hohe Grad der Automatisierung und damit verbundene relativ geringe Personaleinsatz. Bei der Firma Sennheiser, einem Marktführer im Bereich hochwertiger Kopfhörer und Mikrofone, erlebten die Teilnehmer der WGP Sommer Schule 2008 gänzlich andere Produktionsbedingungen und Abläufe: Eine Vielzahl verschiedener Produkte mit filigranen Bauteilen und komplizierten Arbeitsgängen. Je nach Stückzahl, in der Regel abhängig von der Produktqualität, sahen die Sommerschüler von einer Art Werkstattfertigung bis zur automatisierten Fließfertigung verschiedene Organisationen. Die geforderte Qualifikation der Mitarbeiter ist hierbei aufgrund der Modellvielfalt und damit auch der Vielfalt der Arbeitsgänge sehr hoch, was jedoch zusammen mit vielen universell ausgestatteten Arbeitsplätzen zu einer hohen Flexibilität und Wandlungsfähigkeit der Produktion führt. Die Fertigung bei Sennheiser zeichnete sich durch eine mittlere Fertigungstiefe und eine ausgesprochen produktbezogene Organisation aus. Seite 90 Die Arbeitsergebnisse Informations- und Materialflüsse Im Produktionsprozess von entscheidender Bedeutung ist ein schneller Zugriff auf Informationen über den Materialfluss. Mit einer steigenden Anzahl von gleichzeitig in der Produktion befindlichen Produktvarianten gewinnt diese Zugriffs- und Änderungsfähigkeit weiter an Relevanz für die Flexibilität der Produktion. Um diese Flexibilität zu erhöhen, identifizierten die Teilnehmer der WGP Sommer Schule 2008 folgende aussichtsreiche Handlungsfelder: • Standardisierung von Datenformaten über den gesamten Produktionsprozess, • Modularer Aufbau der Informationskette mit definierten Schnittstellen und • Kopplung von Informations- und Materialflüssen Durch die rasante Entwicklung der Halbleiter-, Sensor- und Speichertechnologie sowie der Mikroelektronik stehen für die Steuerung von Informations- und Materialflüssen sowie Fertigungsprozessen heute vielfältige neue technische Möglichkeiten zur Verfügung. Diese Technologien stellen vielversprechende Lösungsansätze dar, um die Flexibilität und die Wandlungsfähigkeit - bspw. durch Kopplung der Informations- an die Materialflüsse - deutlich zu verbessern. Etablierte Lösungen derartiger Kopplungen sind beispielsweise am Produkt angebrachte 1-dimensionale Barcodes, wie sie jeder aus dem Supermarkt kennt. Diese Verbindung von Produkt und auslesbarer Produktinformation (Artikel, Preis, Hersteller, Herstellland) mit der Verpackung hat das Kassieren nicht nur deutlich erleichtert, sondern auch zur Vermeidung von Fehlerquellen, wie falschen Auszeichnungen und Ablesefehlern beigetragen. Mit 2dimensionalen Codes lassen sich dabei die Informationsmengen deutlich erweitern. Ein weiterer Fortschritt ist die sog. RFID-Technologie (Radio Frequency Identification). RFID-Chips können über elektromagnetische Wellen sowohl gespeicherte Informationen liefern, als auch zusätzliche Daten speichern. Die Informationen können mit Hilfe eines Lesegerätes je nach Frequenztyp bis zu einer Distanz von mehreren Metern ausgelesen und beschrieben werden und ermöglichen so in der Produktion bspw. die teileindividuelle Speicherung sämtlicher relevanten Produktionsdaten direkt am Produkt [GAE08]. Auch das Auffinden eines bestimmten Teiles ist somit möglich. Durch diese Technologie kann die Flexibilität bei der Fertigung insbesondere im Hinblick auf Produkte mit einer hohen Variantenvielfalt wie z.B. bei umfangreichen Baukastensystemen deutlich gesteigert werden. Trotz dieser neuen Technologien sind in Produktionsprozessen derzeit noch sehr häufig mit dem Produkt oder der Charge mitlaufende Papierunterlagen zu finden, die zwar meist bereits die Barcode-Technologie nutzen, jedoch mit Ausnahme handschriftlicher Vermerke keine Informationsergänzungen zulassen. In Bezug auf die Informations- und Materialflüsse konnten die Teilnehmer der WGP Sommer Schule 2008 bei den Unternehmensbesuchen der Firmen Salzgitter, Sennheiser und Volkswagen erhebliche Unterschiede sehen, die in den verschiedenen Die Arbeitsergebnisse Seite 91 Randbedingungen der Branchen begründet sind und u. a. stark von der Fertigungstiefe abhängen. Bei der Flachstahlerzeugung dominieren primär technische Restriktionen wie die Abstechintervalle der Hochöfen, Erwärmungs- und Abkühlzeiten die Materialflüsse. Die Folgen der einzelnen Fertigungsschritte sind dabei zwingend. Der Materialfluss ist insgesamt beschränkt auf eine überschaubare Anzahl von Komponenten wie Eisenerz, Legierungselemente und sog. Zuschläge sowie die gefertigten Produkte. Der gesamte Fertigungsprozess wird zentral überwacht und der Informationsfluss kann im Hintergrund zentral gesteuert werden. Bei der Firma Sennheiser sahen die Sommerschüler vollständig andere Randbedingungen bei den Elektronikprodukten. Die Vielzahl der Produktkomponenten und Produkte sowie die Unterschiede ihrer Losgrößen und die hohe Anzahl komplizierter Fertigungsschritte, z. T. in Reinräumen, erforderte verschiedene Fertigungsmethoden zwischen werkstattartiger und vollautomatisierter Fließfertigung. Die Fertigungstiefe war hier relativ hoch, zum einen aufgrund des Know-how-Schutzes, zum anderen um die hohe Produktqualität sicherzustellen. Die Vielzahl an Montage- und Zukaufteilen erfordert umfangreiche Lagerhaltung. Insbesondere bei der Fertigung kleiner Serien vieler Produkte sind viele Halbfertigprodukte in verschiedenen Stadien im Fertigungsprozess gebunden, müssen transportiert und zugeordnet werden. Die Arbeitsplatzgestaltung bei der Kleinserienfertigung zeigte bei Sennheiser eine enorme Flexibilität und Wandlungsfähigkeit. In Bezug auf den Informations- und Materialfluss sahen die Teilnehmer der WGP Sommer Schule 2008 bei Volkswagen in Wolfsburg weitere interessante Lösungen für eine typische Großserienproduktion. Während in der Karosseriefertigung primär Halbzeuge verarbeitet werden - zunächst chargenweise, später am Fließband - werden bei der Montage viele vorgefertigte Baugruppen in den Prozess geführt, die häufig bereits fahrzeugspezifisch ausgestattet sind. Dabei werden viele dieser Baugruppen und -teile von Zulieferern vormontiert und just-in-sequence geliefert, mit sehr geringen Pufferlagerbeständen. Diese Produktionsweise zeigte uns den erheblichen logistischen Aufwand und Bedarf an prozesssicherem Informationsfluss im Unternehmen. Produktionslogistik Die Produktionslogistik stellt den dritten wesentlichen Aspekt im Teilbereich Organisation in der Produktionstechnik dar. Als besonders vielversprechende Forschungsansätze in der Logistik wurden im Rahmen der WGP Sommer Schule 2008 folgende abgeleitet: • Erhöhung der Flexibilität und Wandlungsfähigkeit von Supply Chains, • Entwicklung autonomer Lagerverwaltungen und Transportsysteme sowie • Entwicklung intelligenter Lagersysteme. Seite 92 Die Arbeitsergebnisse Flexibilität und Wandlungsfähigkeit von Supply Chains, auch Liefer- oder Wertschöpfungsketten, bedeutet eine schnelle Anpassung an sich ändernde Randbedingungen. Dabei beschreibt Flexibilität eine Anpassungsfähigkeit an bekannte Szenarien. Wandlungsfähigkeit geht darüber hinaus und beschreibt die Fähigkeit, sich – je nach Anlass – reaktiv an Veränderungen anzupassen oder sich proaktiv zu entwickeln [ARN08], sich also an zuvor unbekannte Szenarien anpassen zu können. Diese Begriffe lassen sich auf die gesamte Produktion anwenden, spielen bei der Gestaltung einer effizienten Wertschöpfungskette jedoch eine entscheidende Rolle, da vor allem das Finden neuer Zulieferer bei Produktänderungen aufwendig und mit hohen Risiken verbunden ist. Insbesondere bei sinkende Losgrößen und steigender Anzahl von Produktvarianten sind Voraussetzungen zu schaffen, diese möglichst auf einer Produktionslinie fertigen zu können. Als Konsequenz muss sich die Logistik auf komplexe Anforderungen hinsichtlich der Materialsteuerung, der Bestandsführung und des Transportes einrichten. Trotz verfolgter Baukasten- und Gleichteilestrategien sind die Konsequenz explodierende Sachnummernzahlen und hohe Bestandskosten [RIN07]. Weiterer Handlungsbedarf in der internen Prozesskette wird gesehen in der Entwicklung autonomer Lager- und Transportsysteme. Auch in diesem Feld ist ein hohes Potenzial der oben beschriebenen RFID-Technologie zu vermuten. Denkbar sind beispielsweise Transportsysteme, die je nach aktuell zu montierender Produktvariante, erkennbar an den ausgelesenen Daten des RFID-Chips an der Hauptkomponente, die entsprechenden Teile selbstständig dem Lager entnehmen. Ein Ziel dieser Maßnahmen ist die Verkürzung der Durchlaufzeiten, was Unternehmen die Möglichkeit gibt, die Art der Auftragsabwicklung auch unter Gesichtspunkten der Lagerung von Fertig- und Halbfertigprodukten zu gestalten [SPA08b]. Auch was die Produktionslogistik betrifft, hatten die Teilnehmer der WGP Sommer Schule 2008 Gelegenheit, die verschieden realen Herausforderungen kennenzulernen. Die Logistik in dem Stahlwerk Salzgitter ist zunehmend vom bewegten Materialvolumen, von Erz, Koks, Brammen und Coils geprägt. Wobei dies nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass hier durch Kombinationen verschiedener Legierungen, Blechqualitäten und Oberflächenbehandlungen eine sehr große Variantenvielfalt existiert, die logistisch vom Auftragseingang bis zur Auslieferung koordiniert werden muss. Bei der Firma Sennheiser dagegen bestehen die Herausforderungen nicht nur in der großen Palette der Endprodukte, sondern vor allem auch in der Menge der verschiedenen Zukaufteile und deren Montage sowie den stark zwischen den Produkten differierenden Losgrößen. Gleichzeitige Herausforderung sind die Komplexität einzelner Arbeitsschritte und die große Differenz der für einzelne Schritte benötigten Zeit. Beim Automobilhersteller Volkswagen ist die Logistik strikt an ein variantenreiches Massenprodukt angepasst. In der Montage werden häufig vormontierte und just-in- Die Arbeitsergebnisse Seite 93 sequence gelieferte Module verarbeitet und die Arbeitsgänge in der Fließbandfertigung sind zeitlich optimiert. Die hohe Teile- und Variantenanzahl sowie die der verschiedenen Zulieferer verdeutlicht hier eindruckvoll die Wichtigkeit einer guten Koordination der Supply Chain im gesamten Netzwerk der Wertschöpfung. Literaturverzeichnis: [ARN08] Arnold, et al.: Handbuch Logistik, 3. Aufl., Springer Verlag, 2008. [BAU90] Baumgarten, H.: Trends in der Logistik - Basis für Unternehmensstrategien, In: Logistik verbindet, 7. Deutscher Logistik-Kongreß '90, Bundesvereinigung Logistik (BVL), Band 1 (1990) S. 444-462. [DRA06] Drabow, G.: Modulare Gestaltung und ganzheitliche Bewertung wandlungsfähiger Fertigungssysteme, Dissertation Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW), Leibniz Universität Hannover, 2006. 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Damit die Wertschöpfungskette nicht abbricht, ist parallel zum logistischen Ziel, die richtige Art und Menge materieller Produktionsfaktoren zur richtigen Zeit und Qualität am richtigen Ort bereitzustellen, auch die Verfügbarkeit der richtigen Menge an Personen mit den benötigten Qualifikationen notwendige Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg. Dieses Ziel muss nicht nur in der Produktionsplanung angestrebt werden, sondern muss bei der Entwicklung neuer Produkte und Verfahren beachtet werden. Die Entwicklung innovativer Produktionsprozesse erfordert intensive Forschung und immer auch die Zusammenarbeit verschiedener Unternehmensbereiche. Wirkliche Innovationen, das heißt die erfolgreiche Umsetzung einer Idee auf dem Markt, können nur erreicht werden, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Angefangen bei der Unternehmenskultur und der einer unter ergonomischen und sozialen Gesichtspunkten gestalteten Arbeitsumgebung, über geeignete Motivationsanreize und Weiterbildungsangebote wird ein wertschöpfendes Umfeld geschaffen (Abbildung 33). Mensch Prozesskette Qualifikation Motivation Personalpolitik Arbeitsumgebung Abbildung 33: Ebenen der Interaktion zwischen Mensch und Prozesskette. Dabei sind nicht nur kreative Köpfe gefragt, sondern auch qualifizierte und motivierte Mitarbeiter, die die Ideen in die Praxis umsetzen. Der Mensch stellt somit einen bedeutenden Faktor in der Wertschöpfungskette dar und ist Veranlasser von innovati- Die Arbeitsergebnisse Seite 95 ven Prozessen sowie Umsetzer der Innovationen in wertschöpfende Prozesse. Ausgehend von der Rolle des Menschen in der produktionstechnischen Prozesskette werden Ansätze aus der Systemtheorie, der Verhaltensforschung und Ergonomie vorgestellt. Es wird diskutiert, wie das Potenzial innovativer Produktionsprozesse mit mitarbeiterzentrierten Maßnahmen ausgeschöpft werden kann. 5.3.2 Sozio-technisches System Welcher Zusammenhang besteht zwischen technischem und sozialem System? Der Aufbau einer wettbewerbsfähigen Prozesskette in der Produktionstechnik bedarf einer übergreifenden Strategie, die sowohl die technische, organisationale und soziale Dimension beachtet. Aus systemtheoretischer Sicht kann die Unterteilung in diese drei Teilsysteme auf fabrikweiter Ebene erfolgen, oder sich auf kleinere Einheiten wie Fertigungssysteme beziehen. Betrachtet man die Interaktion von sozialem, technischem und dem stets beteiligten organisationalen Teilsystem, spricht man von soziotechnischen Systemen. Sie zählen zu den offenen und dynamischen Systemen [1]. Das heißt, sie stehen über ihre Systemgrenze hinaus mit der Umwelt in Kontakt und Austausch und verändern sich zudem ständig in Art und Größe. Das Konzept der sozio-technischen Systemgestaltung betont explizit, dass Technologieeinsatz, Organisation und Einsatz von Humanressourcen gemeinsam optimiert werden sollen (Abbildung 34). Das Zusammenspiel der drei Teilsysteme wird dabei ebenso betrachtet, wie die Interaktion innerhalb der einzelnen Systeme. Organisations‐ struktur und ‐ kultur Organisa‐ tionales Teilsystem Soziales Teilsystem Organisationsmitglieder mit individuellen und gruppenspezifischen Bedürfnissen, Kenntnissen und Fähigkeiten Technisches Teilsystem Produktionsprozesse, Betriebsmittel und Ressourcen Abbildung 34: Dimensionen sozio-technischer Systeme Die Beziehung zwischen sozialem und technischem System, also zwischen Mensch und Maschine wird unter verschiedenen Gesichtspunkten in der Informatik, Arbeitswissenschaft und der Produktionstechnik [2] untersucht. Das Ziel ist die Optimierung der Mensch-Maschine-Interaktion beispielsweise hinsichtlich dem Informationsaustausch oder der ergonomischen Gestaltung von Maschinenarbeitsplätzen. Seite 96 Die Arbeitsergebnisse Betrachtet wird die Beziehung zwischen Technik, Organisation und Mensch auf einer gesamtwirtschaftlichen Ebene: Der Strukturwandel einer Gesellschaft zeigt sich in Form von technologischem und (volks-)wirtschaftlichem Wandel sowie sozialen Veränderungen. Diese drei Ebenen bedingen sich gegenseitig. Zusammen bewirken sie einen Wandel der Arbeitsorganisation und der Anforderungen an die Mitarbeiter (Abbildung 35). Die heutzutage immer wieder geforderte Wandlungsfähigkeit wirkt sich also auch auf die Arbeitsinhalte, Arbeitsmittel, Arbeitsmethoden und Arbeitssozialformen aus. Es ist daher unbedingt zu berücksichtigen, dass eine Innovation im technischen oder betriebswirtschaftlichen Bereich nie getrennt von einer Innovation (wenn auch inkrementellen) der Arbeitsorganisation zu betrachten ist. Strukturwandel Technischer Wandel Wirtschaftlicher Wandel Sozialer Wandel Wandel der Arbeitsorganisation und der Anforderungen Arbeitsinhalte Arbeitsmittel Arbeitsmethoden Arbeitssozialformen Abbildung 35: Strukturwandel und Wandel der Arbeitsorganisation [Teil aus [3]] 5.3.3 Personalmanagement Wie kann Personalmanagement gezielt zur Erhöhung der Produktivität eingesetzt werden? Wie eingehend erläutert, stellt der Faktor Mensch eine entscheidende Einflussgröße in Hinblick auf die Produktivität dar. Hierbei spielt eine Reihe verschiedener Aspekte eine Rolle, welche in der Literatur bereits eingehend beleuchtet wurden. An dieser Stelle seien lediglich einige Beispiele herausgegriffen, um die Intention zu verdeutlichen. Im Bereich der Personalzusammensetzung erfordert der zunehmende demographische Wandel an vielen Stellen Anpassungen der Arbeitsbedingungen und umgebung, um auf geänderte Anforderungen zu reagieren. Ebenso ist die Identifikation eines jeden Mitarbeiters mit dem Unternehmen von größter Wichtigkeit. Um diese zu fördern ist eine funktionierende Kommunikation sowohl innerhalb als auch zwischen den Führungsebenen ebenso unerlässlich wie die Möglichkeit an der Gestaltung des Unternehmens mitzuwirken. Systeme zur Einreichung von Verbesserungsvorschlägen existieren in fast jedem Unternehmen, ihre positive Wirkung ist Die Arbeitsergebnisse Seite 97 unbestritten. An dieser Stelle soll nicht auf alle den Faktor Mensch betreffenden Aspekte des Personalmanagements detailliert eingegangen werden, beispielhaft werden die Qualifikation und die Motivation herausgegriffen, um zum einen die fachliche und zum anderen die soziale Komponente zu beleuchten. 5.3.3.1 Qualifikation Zu den klassischen Maßnahmen der Qualifikation von Mitarbeitern zählt der Ausbau der fachlichen Kompetenzen (z.B. Mitarbeiterschulung), der Ausbau der sozialen Kompetenzen (z.B. über Einrichtung teilautonomer Gruppen) und der Ausbau der praktischen Fertigkeiten (z.B. Job rotation). Durch die steigende Automatisierung von Fertigungsprozessen und die Bildung von globalen Produktionsnetzwerken kommt es zu einem Wandel des Qualifikationsprofils von Facharbeitern. Waren für den „traditionellen“ Facharbeiter insbesondere handwerkliches Geschick und viel berufliche Erfahrung wichtig, werden von dem neuen „problemlösenden“ Facharbeiter hohe sozial-kommunikative Fähigkeiten, Analyse- und Abstraktionsvermögen sowie Verständnis für ökonomische und kulturelle Zusammenhänge gefordert [4]. Der Mitarbeiter einer wandlungsfähigen Fabrik muss zusätzlich zum Fähigkeitsprofil des Problemlösers über eine hohe Bereitschaft zum Wandel verfügen, d.h. die Fähigkeit haben, neue Konzepte und Aufgaben anzunehmen und zu erlernen. Innovative Produkte und neugestaltete Produktionsprozesse erfordern die Mitarbeit und Einbeziehung von allen Beteiligten. Gerade beim Anlauf neuer Prozesse treten häufig Schwierigkeiten auf, die schnell behoben werden müssen. Eine zentrale Steuerung und Optimierung wird hier abgelöst von selbstorganisierenden Teams, die eigenverantwortlich Verbesserungsmaßnahmen ergreifen. Sie haben eine sehr weite und hohe Qualifikationsanforderung und sollten daher aus Menschen unterschiedlicher Fähigkeitsprofile zusammengesetzt sein. Zielgerichtete Kommunikation in den Teileinheiten ist genauso wichtig, wie die Kommunikation mit anderen über- bzw. untergeordneten Organisationseinheiten. Da diese teilautonomen Teams selbst wie eine kleine Organisation arbeiten und die Ziele des gesamten Unternehmens (z.B. Lean Manufacturing) verfolgen, können sie in Anlehnung an die mathematischen Objekte auch als Fraktale bezeichnet werden. Derartige Fraktale zeichnen sich durch Selbstähnlichkeit, Selbstorganisation, Selbstoptimierung, sowie Dynamik, Vitalität und Zielorientierung aus [5]. 5.3.3.2 Motivation Abgeleitet vom lateinischen Begriff „movere“ (bewegen) ist Motivation nach [6] der Prozess zielgerichteter Handlungsverursachung. Durch sie wird das Handeln auf ein Ziel ausgerichtet, zwischen Handlungsalternativen ausgewählt sowie das Handeln gesteuert und in Gang gehalten. In der Vergangenheit haben sich eine ganze Reihe verschiedener Wissenschaftler mit dem Thema Motivation im Bereich der Arbeitswissenschaften befasst. Hierzu zählen unter anderem Herzberg und Maslow, die ähnliche Ansichten vertreten. Seite 98 Die Arbeitsergebnisse Die Ende der fünfziger Jahre von Herzberg entwickelte Zwei-Faktoren-Theorie unterscheidet zwischen Defizitmotivatoren und Expansionsmotivatoren. Lediglich letztere können zu besonderer Zufriedenheit beitragen, wie die Befragung von Versuchspersonen in Herzbergs Untersuchungen ergab. Durch die Befriedigung der ersteren lässt sich, wenn überhaupt, nur sehr kurzfristig eine Leistungssteigerung erzielen. Entscheidend bei diesen auch Dissatisfaktoren genannten Motivatoren ist vielmehr, dass die Erfüllung als Voraussetzung für eine Nicht-Unzufriedenheit angesehen wird. Hierzu zählte Herzberg Führungsstil, Unternehmenspolitik/Verwaltung, Beziehung zu Vorgesetzten, Arbeitsbedingungen, Entlohnung, Beziehung zu Kollegen, persönliche Lebensbedingungen, Beziehung zu Untergebenen sowie Status und Arbeitssicherheit. In Anlehnung an die Medizin wird hierbei häufig auch der Begriff Hygienefaktoren verwendet, um den Bezug zur Erfüllung der Grundbedürfnisse zu verdeutlichen. Für eine über die bloße Nicht-Unzufriedenheit hinausgehende, länger anhaltende Leistungssteigerung ist die Erfüllung der Expansionsmotivatoren notwendig. Zu diesen gehören nach der Zwei-Faktoren-Theorie Erfolg, Anerkennung der eigenen Leistung, Arbeit an sich, Verantwortung, Fortschritt und Aufstieg (vgl. [7]). Eine ähnliche Unterscheidung trifft Maslow in seiner Theorie der Selbstverwirklichung. „Trotz ihres Ursprungs in der klinischen Psychologie genießt diese Theorie wegen ihrer leichten Operationalisierbarkeit in der Organisationspsychologie vielfache Beachtung“ [9]. Die mangelnde Befriedigung der Defizitmotive führt zu Krankheit, deren Erfüllung zu Gesundheit. Allein die Wachstumsmotive ermöglichen jedoch die Selbstverwirklichung. Zusätzlich zu dieser Unterscheidung ordnet Maslow die Motivatoren in Hierarchien sowohl zwischen als auch innerhalb der Klassen [8]. Zur Verdeutlichung dient häufig die Motivationspyramide, wie sie in nachfolgender Abbildung dargestellt ist. Abbildung 36: Motivationspyramide nach Maslow in Anlehnung an [9]. Dass Motivation eine Auswirkung auf die Leistung des Einzelnen und damit auf die Produktivität des Betriebes besitzt erscheint logisch. In [10] wird die Leistung als eine Funktion des Produkts der beiden unabhängigen Variablen Fähigkeit und Motivation dargestellt, wobei diese auf Werte zwischen 0 und 1 normiert werden. Durch diese Art der Verknüpfung wird verdeutlicht, dass nur beide Einflussgrößen zusammen zur Die Arbeitsergebnisse Seite 99 Erreichung der bestmöglichen Leistung führen. So ist fachliche Motivation ohne Fähigkeit nicht zielführend, gleiches gilt auch umgekehrt. 5.3.4 Arbeitsumgebung Wie können Potenziale in der Interaktion zwischen Mensch und Prozesskette genutzt werden? Nur durch einen an den Produktionsprozess optimal angepassten Arbeitsablauf kann die Wertschöpfung maximiert werden. Bei der Gestaltung der Arbeitsumgebung müssen die Bereiche Ergonomie, Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitssicherheit beachtet werden. Mitarbeiterzentrierte Ansätze in der Produktionsplanung stellen schon früh den Menschen in den Mittelpunkt der Planung. 5.3.4.1 Ergonomie Neben der Arbeitsphysiologie, -psychologie, -pädagogik, -technologie, dem Arbeitsrecht und der Betriebssoziologie ist die Ergonomie ein Teilgebiet der Arbeitswissenschaft. Das Wort Ergonomie stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus folgenden Wortteilen zusammen: ergon = Werk, Arbeit nomos = Regel, Gesetz, Lehre Somit kann Ergonomie mit „Lehre über den arbeitenden Menschen“ übersetzt werden. Die arbeitswissenschaftliche Forschung hat das Ziel, den besten Nutzen aus den Anlagen, Fähigkeiten und Fertigkeiten des Menschen zu ziehen, wobei die vom Menschen abverlangte Leistung innerhalb der Grenzen seiner Leistungsfähigkeit liegen muss. Ziel der Ergonomie ist es den Menschen stets im Mittelpunkt eines Gesamtsystems zu platzieren. Folglich gilt es, eine Technik zu schaffen, die vom Menschen ausgeht und für ihn gemacht ist. Die Ergonomie unterteilt sich in die Produkt- und die Produktionsergonomie. Während in der Produktergonomie der Fokus auf benutzerfreundlichen Gebrauchsgegenständen liegt, beschäftigt sich die Produktionsergonomie mit Arbeitsplätzen in Produktions- und Dienstleistungsbetrieben und ihrer menschengerechten Gestaltung. Im Rahmen der Produktionsergonomie behandelt die Verhältnisergonomie die äußeren Verhältnisse am Arbeitsplatz, also die Arbeitsumgebung. Die Verhaltensergonomie hingegen greift das Verhalten der Mitarbeiter am Arbeitsplatz auf. Zur Verhältnisergonomie gehören sämtliche Umweltfaktoren, die einen wesentlichen Einfluss auf die Leistung des arbeitenden Menschen ausüben. Belastende Umgebungseinflüsse haben eine erhöhte Beanspruchung zur Folge. Als Resultat stellt sich eine frühzeitige Ermüdung und im Extremfall sogar eine gesundheitsschädigende Wirkung ein. Seite 100 Die Arbeitsergebnisse Die wichtigsten Umweltfaktoren sind: • Beleuchtung und Farbdynamik • Lärm und Geräusche jeder Art • Mechanische Schwingungen auf den Gesamtkörper oder einzelne Körperteile • Klima (Lufttemperatur, Luftfeuchte, Luftdruck, Windgeschwindigkeit , Wärmestrahlung) • Chemische Substanzen Die Ergonomie hat es sich zur Aufgabe gemacht, negative Umwelteinflüsse zu erkennen, sie zu reduzieren, zu beseitigen oder in wertneutrale bzw. leistungssteigernde Faktoren umzuwandeln. Somit werden einerseits humanitäre Aspekte berücksichtigt, indem die Arbeitsbedingungen menschenfreundlicher gestaltet werden. Andererseits werden im Sinne einer höheren Produktivität bei weniger Krankheitsfällen durch bessere Arbeitsbedingungen auch wirtschaftliche Aspekte realisiert. [11] Zur Verhaltensweise des Menschen am Arbeitsplatz gehören neben Trainings- und Weiterbildungsmöglichkeiten auch hygienische Maßnahmen, wie z.B. das Tragen von Schutzkleidung. Organisatorische Faktoren, wie die Regelung der Arbeitszeit, des Arbeitsrhythmus und der Freizeit sind hier auch von Bedeutung. Abbildung 37 stellt zusammenfassend die verschiedenen Ausprägungen der Ergonomie dar. Ergonomie Produktergonomie Produktionsergonomie Verhältnisergonomie Verhaltensergonomie Anpassen von • Arbeit • Technik • Umwelt an den Menschen Anpassen des Menschen an • Arbeit • Technik • Umwelt A, T, U • Konstruktive Maßnahmen • Arbeitsplatzgestaltung • Automatisierung • Instrumentierung •… A, T, U • Auswahl, Ausbildung , Training des Menschen • Organisatorische Maßnahmen • Hygienische Maßnahme •… Optimierung des Gesamtsystems Mensch‐Technik‐Umwelt bezüglich Leistung und Zuverlässigkeit Abbildung 37: Gliederung, Aufgaben und Zielsetzung der Ergonomie (vgl.[12]). Weg von der Theorie kämpft die Ergonomie in der Realität häufig noch um Akzeptanz. So ist es in der Praxis eher selten der Fall, dass ergonomische Gesichtspunkte Die Arbeitsergebnisse Seite 101 in die Prozessplanung einbezogen werden. Ergonomen aus aller Welt haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, eine breite Akzeptanz ergonomischer Definitionen zu erlangen. An vielen Universitäten werden mittlerweile vielfältige Kurse auf dem Fachgebiet der Ergonomie angeboten. So sollen Studenten schon früh für die Thematik sensibilisiert werden. Auch in der Berufswelt werden ergonomische Aspekte vermittelt und umgesetzt. Hier hält die Ergonomie in Konstruktionshandbüchern Checklisten und anderen Hilfsmitteln stetigen Einzug in die Industrie. [13, 14] 5.3.4.2 Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitssicherheit Neben dem richtigen Umgang mit Umwelteinflüssen stellt die ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes eine wichtige Komponente zur Steigerung der Produktivität dar. Der einzelne Arbeitsplatz wird in der Regel nicht für ein Individuum gestaltet, sondern soll ein Optimum hinsichtlich Zugänglichkeit und Bewegungsfreiheit für die Allgemeinheit bieten. Daher werden bei der Arbeitsplatzauslegung keine durchschnittlichen Körpermaße, sondern Perzentile verwendet. Das X. Perzentil eines Maßes gibt an, dass X % in der betrachteten Gruppe dieses Maß unterschreiten. Dies bedeutet aber auch, dass (100 – X) % dieses Maß überschreiten. So bedeutet zum Beispiel das 5. Perzentil Körperhöhe, dass 5 % der Bevölkerung kleiner sind als dieses Maß und 95 % größer.[12] Bei der Festlegung des notwendigen Bewegungsraums am Arbeitsplatz werden an raumbegrenzenden Stellen, wie zum Beispiel Deckenhöhe oder Höhe von Arbeitsplatten, die Körpermaße des 95. Perzentil-Mannes verwendet. Es wird also ein Maximum definiert. Bei der Auslegung von Greifräumen geht es jedoch um einen Mindestabstand. Hier werden die Körpermaße der 5-Perzentil-Frau herangezogen um eine Erreichbarkeit für die gesamte Benutzerpopulation zu gewährleisten. Ist ein Arbeitsplatz menschengerecht gestaltet, so erfüllt er auch Anforderungen an die Arbeitssicherheit. Diese ist im Arbeitssicherheitsgesetz definiert und wird durch speziell geschulte Fachkräfte und das Vorhandensein von Betriebsärzten gewährleistet. Aufgabe der Ergonomie ist hier die Analyse. Denn erst durch Analysieren und Beurteilen der Ist-Situation können Arbeitsplätze kontinuierlich verbessert und optimiert werden. Diese Analyse kann gegebenenfalls auch von den Mitarbeitern selbst durchgeführt werden, indem die Firmenleitung offen für Verbesserungsvorschläge ist und ihr Entstehen fördert oder sogar prämiert. 5.3.4.3 Mitarbeiterzentrierte Ansätze Im Sinne der Nutzung von Potenzialen innovativer Prozessketten in der Produktionstechnik müssen nicht nur Fertigungsprozesse und ihre Schnittstellen, sondern auch Arbeitsvorgänge und Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine effizient gestaltet werden. Lean Manufacturing, die Kunst der verschwendungsfreien Produktion, ist mit den Ideen des Kontinuierlichen Verbesserungs-Prozesses (KVP) und Kaizen eng verbunden. Alle diese Techniken haben das Ziel, Prozesse möglichst effizient zu gestalten und dabei die Mitarbeiter einzubeziehen [15]. Seite 102 Die Arbeitsergebnisse Die Potenziale durch Verbesserung von Arbeitsvorgängen sind sehr hoch. Zur Bestimmung der Verlustzeiten eignen sich neben Befragungen, strukturierte Tätigkeitsbeschreibungen durch die Mitarbeiter selbst, REFA-Zeitstudien und Multimomentstudien [16]. Ziel muss es sein, mitarbeiterorientierte Aspekte schon bei der Planung von Produktionsprozessen zu berücksichtigen und innovative Produktionsprozessketten nicht unabhängig von neuen Personalkonzepten zu betrachten (Bild 5). Bei Gestaltung der Prozessketten selbst muss auf ergonomische Gesichtspunkte geachtet werden. Der Mitarbeiter muss bereit sein, seine Arbeit in Form und Inhalt an den Wandlungsprozess anzupassen und selbst Verbesserungspotenziale zu entdecken und zu nutzen. Selbstorganisierte Teams unterstützen mitarbeiterzentrierte Methoden wie Lean Manufacturing, KVP oder Kaizen. Grundlage hierfür sind ausreichend qualifizierte und motivierte Mitarbeiter. Ergonomische Prozesse Qualifikation und Motivation KVP, Lean Thinking, Kaizen Potenziale innovativer Prozessketten nutzen Wandlungs‐ bereitschaft Selbst‐ organisation/ optimierung Abbildung 38: Mitarbeiterzentrierte Ansätze zur Förderung des Wertschöpfungspotentials innovativer Prozessketten 5.3.5 Zusammenfassung Im Sinne der Systemtheorie ist der Mensch Teil des sozio-technischen Gesamtsystems und damit der Organisationsstruktur und -kultur, der Produktionsprozesse und individuellen und gruppenspezifischen sozialen Bedürfnissen. Der Wandel in einer der Dimensionen Technik, Organisation oder Mensch bewirkt immer auch eine Anpassung der Arbeitsinhalte, -mittel, -methoden und -sozialformen. Zur Gestaltung der Arbeitsumgebung gehört die Enbeziehung ergonomischer Faktoren in den Planungsprozess der Produktion. Die Identifikation der Mitarbeiter -innen mit dem Unternehmen und ihre Bereitschaft, Fähigkeit und Möglichkeit zur Beeinflussung der Prozesse sind dabei unerlässlich. Die Die Arbeitsergebnisse Seite 103 Anforderungen des modernen, wandlungsfähigen Mitarbeiters sind hoch, aber die persönlichen Wachstumsmotive und -chancen werden durch mitarbeiterzentrierte Ansätze und teilautonome Gruppen gefördert. Literatur [1] Ulich, E. Arbeitspsychologie, 3.Aufl. Stuttgart: Schäfer-Poeschel, 1994. [2] Timpe, K.-P. Mensch-Maschine-Interaktion in der Fertigungstechnik. H.-J., Grünhaupt, U. Gevatter (Hrsg.). Handbuch der Mess- und Automatisierungstechnik in der Produktion. Berlin Heidelberg: Springer, 2006. [3] Grabowski, U. Berufliche Bildung und Persönlichkeitsentwicklung. Wiesbaden: Verlag DUV, 2007. [4] Baethge, M., Baethge-Kinsky, V. Ökonomie, Technik, Organisation: Zur Entwicklung von Qualifikationsstruktur und Qualifikationsprofilen von Fachkräften. R, Lipsmeier, A. Arnold. (Hrsg.) Handbuch der Berufsbildung, 2.Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2006. [5] Syska, A. Produktionsmanagement. Wiesbaden: Gabler, 2006. S. 49-51. [6] Staehle, W.H. 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Seite 104 Nachbereitung 6 Nachbereitung 6.1 Feedback der Teilnehmer Bewertung der Sommer Schule 2008 durch die Teilnehmer: 100% 90% 5 6 2 80% 70% 1 4 6 14 9 60% 13 19 10 16 50% 21 40% 30% 20% 20 15 16 11 10% 10 9 2 1 0% Unterkunft Verpflegung hervorragend Programm Seminare sehr gut gut Exkursionen Zeiteinteilung Sommerschule insgesamt weniger gut grauenhaft Abbildung 39: Bewertung der Sommer Schule durch die Teilnehmer I Die bei der Sommerschule vermittelten Kenntnisse und Fertigkeiten sind für mein weiteres Berufsleben 100% 1 90% 80% 9 70% 60% 50% 40% 18 30% 20% 10% 0% 2 weniger wichtig wichtig sehr wichtig unverzichtbar Abbildung 40: Bewertung der Sommer Schule durch die Teilnehmer II Nachbereitung Seite 105 Die Graphiken zeigen deutlich, dass die Erwartungen, die die Teilnehmer an die Sommer Schule gestellt hatten im positiven Sinne übertroffen wurden. Einige Anmerkungen bzw. Meinungen der Teilnehmer werden nun hier unter den Punkten was besonders, was weniger gut gefallen hat und was bei der Sommer Schule vermisst wurde zitiert. Das gefiel mir besonders gut: • Exkursionen allgemein (8) • VW (8) Salzgitter (14) Sennheiser (11) • Seminare allgemein (3) • Business-Etikette (4) Führungskraft (5) Kreativitätstechniken (3) • Gruppendynamik -atmosphäre –arbeit (12) • Netzwerkbildung auch privat (7) • Gesamtorganisation (6) • Unterkunft (4) • Fachlicher Austausch von Erfahrungen und Kenntnissen (4) • Bewerbung in ausführlicher Art (befassen mit Thema) • Ausgewogenes Programm • Interdisziplinarität • Überregionalität Das gefiel mir weniger gut: • Termindichte / zu frühes Aufstehen (5) • Gruppenarbeit moderieren (5) • Seminar Business-Etikette (3) • Seminar Kreativitätstechniken (2) • Exkursion VW (2) • Stärkere Konkretisierung des Arbeitsauftrages wäre hilfreich Das habe ich bei der WGP Sommer Schule 2008 vermisst: • ½ freien Tag (2) • Sportangebot (2) • Organisation der Gruppenarbeit • Frühzeitige + kurze Gruppenarbeit