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Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 1 Deutscher Automobil-Veteranen-Club e.V. 1-2013 44. Jahrgang “ d n u f en g a r a G „ g n u g r e B Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 2 Jetzt digital lesen. Motor Klassik auf dem iPad neu erleben. Mit zusätzlichen Videos, Fotoshows und weiteren multimedialen Funktionen. Außerdem jederzeit zur Hand, dank Archivierungsfunktion. www.motor-klassik.de/ipad Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 1 Editorial Liebe DAVC-Mitglieder, liebe Oldtimerfreunde! Liebe DAVC-Mitglieder, liebe Oldtimerfreunde, die Oldtimersaison wurde mit der Bremen Classic Motorshow wieder eindrucksvoll eröffnet. Die erneut gestiegenen Besucherzahlen zeigen das immer noch zunehmende Interesse an unserem schönen Hobby. Der DAVC wurde durch die Landesgruppe Weser-Ems mit einem Clubstand repräsentiert. Der mit viel Liebe hergerichtete Stand erhielt im Wettbewerb der besten Clubpräsentation den 3. Preis! Hierzu herzlichen Glückwunsch vom Vorstand! Zur Entzerrung der Messetermine in Stuttgart und Essen in diesem Jahr gratuliert der DAVC ausdrücklich. In Stuttgart auf der Retro Classics ist der DAVC mit einem Clubstand der Landesgruppe Süd-West, in diesem Jahr auf der Empore in der Halle 1, vertreten. In Essen auf der Techno Classica wird die LG Nordrhein-Westfalen mit Unterstützung der LG Rheinland wieder die DAVC-Fahnen hochhalten. Die Messe Friedrichshafen ist traditionell die Domäne der LG Allgäu. Wir wünschen allen ein gutes Gelingen! Bei den diesjährigen Vorstandswahlen der Landesgruppen wurden einige neue Präsidenten gewählt. Dies ist in der LG Allgäu Joachim Tornow, in der LG Ostwestfalen-Lippe Wolfgang Wendt und in der LG Hanse Ulrich Zeidler. Wir wünschen allen für die Vorstandsarbeit eine glückliche Hand und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit mit ihnen und ihren dazugekommenen neuen Vorstandskollegen. Die LG Südbaden hat ihre Verselbständigung umgesetzt und wurde als DAVC LG Südbaden e. V. eingetragen. Der Vorstand gratuliert auch hierzu und unterstützt gerne die LG Oberbayern bei ihren Vorbereitungen zur e.V.-Gründung. für die CM bitte weiterhin an unseren Chefredakteur, Dieter Großblotekamp, senden. Die in München verabschiedete Charta von Turin wurde jetzt vom ADAC auf Deutsch veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung ist auch auf unserer Webseite eingestellt. Die Charta wird sicher noch zu Diskussionen und Interpretationen Anlass geben. Ganz sicher wird sie aber die Interessen der Oldtimerbesitzer international stärken und eine gute Grundlage für weitere positive politische Aktivitäten sein. Laut Satzung sollen wir unsere Hauptversammlung im April durchführen, daher haben wir uns entschlossen, diese mit der Techno Classica in Essen zu verbinden. Wir werden am 13.04.2013 die HV durchführen und freuen uns auf einen zahlreichen Mitgliederbesuch. Ich wünsche allen Club- und Oldtimerfreunden einen erlebnis- und erkenntnisreichen Besuch der anstehenden Messen und eine tolle Oldtimer-Saison. Georg Sewe Präsident In unseren Bemühungen, das Clubmagazin preiswerter zu gestalten, waren wir gezwungen, einen Wechsel der Verantwortlichen für Layout, Satz und Druck vorzunehmen. Die neuen Daten dazu befinden sich im Impressum. Wir hoffen, den Wechsel ohne Übergangsprobleme zu bewältigen. Die Artikel CM 1-2013 | www. DAVC.DE 1 Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 2 Inhalt Die Themen dieser Ausgabe Titelbild: „Garagenfund“ Teil 2 (siehe S. 25 ff.) Bilder: Frank Krings, Brühl 1 Veranstaltungen: Willkommen bei Gemischtwaren Schirmacher – Stephan Arbeitlang 14 Editorial: D. Grossblotekamp Redakteur des Clubmagazins 3 Oldtimererlebnisse: Erinnerungen an eine benzingetränkte Jugend – Teil 4 – H.D. Helmeke 16 Intern: Werkstättenverzeichnis unserer Mitgleder 4 Oldtimererlebnisse: RuReWo – Erinnerungen Manuel Kurth 19 Mitteilungen: Wir begrüssen unsere neuen Mitglieder Nachtrag zur Odenwaldfahrt 5 Historie Borgward Hansa 1500 – Seit 60 Jahren im Ruhestand – Stephan Arbeitlang 20 6 Historie: Garagenfund – Teil 2 Historie, Kauf, Bergung, Zustand Heinrich Vogel, Willi Krieg 25 7 Historie: Willys MB – der Urahn aller Jeeps Ein Fahrzeug für den Krieg D. Grossblotekamp 28 Intern: Impressum Redaktionsschluss 32 Editorial: Georg Sewe Präsident des DAVC Termine 2013 Aktuell: Charta von Turin Aktuell: Klönschnack im Szenelokal „Zur Zapfsäule“ 11 Aktuell: Plaketten 13 www.davc.de 2 CM 1-2013 | www. DAVC.DE Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 3 Editorial Liebe Leser des Clubmagazins! Mit Erscheinen dieses ersten Heftes im Jahr 2013 sehen wir mit Freude einer neuen Oldtimersaison entgegen, denn in Kürze können wir unsere historischen Fahrzeuge wieder auf schönen Straßen durch herrliche Landschaften fahren. So mancher von uns hat sicherlich im Winter geschraubt oder vielleicht sogar eine Restauration erfolgreich beendet. Lassen Sie uns daran teilhaben und schreiben Sie für unsere nächsten Ausgaben interessante Beiträge darüber. Die Leser werden es Ihnen danken! Auch Berichte über ein seltenes historisches Fahrzeug oder gar über die Historie einer Automarke sind herzlich willkommen, genauso wie Texte aus dem Bereich Technik und vieles andere ebenso. Ich bin sicher, dass dann auch weiterhin unser CM von vielen kompetenten Seiten her beachtet und erneut äußerst positiv beurteilt wird. Viele Mitglieder haben als Autoren bisher dazu beigetragen. Möge dies so bleiben – das ist der Wunsch des Redakteurs für dieses Jahr! den Grund gegangen. Bei den „Oldtimererlebnissen“ finden Sie eine Fortsetzung der „benzingetränkten Jugend“ sowie einen Bericht über ein seltenes ReRuWo-Gespann, ein „wilder Umbau“. Die LG Weser-Ems präsentierte sich sehr erfolgreich auf der Bremen Classic Motorshow – einen Bericht finden Sie unter „Veranstaltungen“, und etwas völlig Neues im CM lesen Sie unter der Überschrift „Klönschnack“, und schließlich veröffentlichen wir die erst kürzlich erschienene offizielle deutsche Übersetzung der „Charta von Turin“. Was bietet Ihnen nun das vorliegende CM 1/2013? Der Bereich „Historie“ ist mit drei Beiträgen vertreten: Eine Abhandlung bearbeitet das Thema Borgward 1500, der erste Nachkriegswagen mit PontonKarosserie, der Bericht über einen „Garagenfund“ aus dem Heft 2/2012 wird hier fortgesetzt mit der Historie und der Bergung dieses fast vergessenen Cadillac, und schließlich wird dem Thema „Urjeep“ auf Es wird deutlich, dass auch diese Ausgabe durch eine erneute Themenvielfalt gekennzeichnet ist – ein Charakteristikum einer ansprechenden Clubzeitschrift! Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen! D. Großblotekamp Redakteur des CM 2013 ora m hn c since 1979 a Te Technorama T e echn 2013 Öffnungszeiten: SA 9-18 h, SO 9-16 h Tel. +49 (0) 731 18968-0 Technorama T e echnorama DER Oldtimermarkt m in Europa E CM 1-2013 | www. DAVC.DE info@technorama.de | www.technorama.de 3 Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 4 Intern Werkstättenverzeichnis unserer Mitglieder 14789 Karosseriebaumeister René Große Ihr Spezialist für Restaurierungen! Waldstraße 44, 14789 Wusterwitz Tel.: 038839 - 71185, Fax: 038839 - 71408 E-Mail: kontakt@rene-grosse.com www.rene-grosse.com LG Brandenburg 61440 Dipl.-Ing. Hans-Robert Schramm Reparaturwerkstätte für Veteranen und klassische Automobile – Hammermühle Gattenhöferweg 33, 61440 Oberursel/Ts. Tel.: 06171 - 964784, Fax: 06171 - 3069 Mobil: 0172 - 6969373 www.medidentaschramm.de 22525 Zukowsky Classic Cars Warnstedtstraße 28-32, 22525 Hamburg Tel.: 040 - 387605, Fax: 040 - 54751850 64331 Fa. Walter Knöbel Darmstädter Landstraße 63 64331 Weiterstadt-Gräfenhausen Tel.: 06150 - 51197 22143 AUTOKIPKE KFZ – Meisterbetrieb Michael KIPKE – Kfz-Meister Heestweg 19, 22143 Hamburg Tel.: 040 - 6772001, Fax: 040 - 6779079 E-Mail: info@autokipke.com www.michaelkipke.com www.autokipke.com LG Hanse 23923 Retroclassic GmbH & Co KG, Bernd Lindner An der Trave 15, 23923 Lübeck-Selmsdorf Tel.: 038823 - 55985, Fax: 038823 - 55986 E-Mail: info@retroclassic.com www.retroclassic.com 27283 Autohaus Kühn GmbH Im Burgfeld 15, 27283 Verden/Aller Tel.: 04231 - 5114, Fax: 04231 - 81668 E-Mail: info@autohaus-kuehn.de 32278 Kfz.-Technik – Restaurierungen Peter Finkemeier Alte Quernheimer Straße 96, 32278 Kirchlengern Tel.: 05223 - 75926, Fax: 05223 - 654166 33818 Autohaus Heinrich Freitag GmbH & Co. KG Westring 1-3, 33818 Leopoldshöhe Tel.: 05202 - 983700, Fax: 05202 - 983701 E-Mail: info@opel-freitag.de LG Ostwestfalen-Lippe 51379 Willy Krieg – VERCHROMEN Bracknellstr. 9, 51379 Leverkusen Tel.: 02171 - 4317452068 52068 Wilhelm Holländer Motorenbearbeitung W. Holländer GmbH Rotter Bruch 18, 52068 Aachen Tel.: 0241 - 507012, Fax: 0241- 507776 E-Mail: info@motoren-hollaender.de LG Rheinland 4 65326 Fa. Helge Stuckart Buchenweg 11, 65326 Aarbergen Tel.: 06120 - 4244, Fax: 06120 - 92311 LG Rhein-Main 67065 KFZ Wilhelm Dillinger Maudacherstr. 107, 67065 Ludwigshafen Tel.: 0621 - 5720222, Fax: 0621 - 5720239 LG Kurpfalz-Saar 73732 Dieter Munk Schanbacher Straße 25, 73732 Esslingen Tel.: 0711 - 375202 LG Süd-West 74354 Heinz Schneider Carl-Benz-Straße 1 74354 Besigheim/Ottmersheim Tel.: 07143 - 59818, Fax: 07143 - 58136 Mobil: 0171 - 2642526 E-Mail: schneiderkfz@t-online.de LG Staufen-Ostalb 79111 Autodienst Merkle – Inh. Nico Angleitner Riegeler Str. 13, 79111 Freiburg Gewerbegebiet Haid Tel.: 0761 - 441079 E-Mail: info@auto-dienst-merkle.de 79115 Vogt Engineering Freiburg Vergaser- und Motorabstimmungen Klassisches Tuning Haslacher Str. 25, 79115 Freiburg Mobil: 0171 - 5317088 E-Mail: Vogt-Engineering@t-online.de www.vogttt.com LG Südbaden 80798 BMW-Fahrzeugrestaurierung Kasnitz Herbert Schellingstraße 141, 80798 München Tel.: 089 - 527339, Fax: 089 - 527339 82279 Fachwerkstatt für historische Fahrzeuge Oldtimer Rehberger GmbH 82279 Eching am Ammersee Tel.: 08143 - 997888 Mobil: 0170 - 7770307 E-Mail: illia@oldtimer-rehberger.de www.oldtimer-rehberger.de 83607 Spezialisten für historische Fahrzeuge Johannes Jäger und Alfred Schmidt Warngauer Str. 5 83607 Holzkirchen Tel.: 08024 - 6080970 Fax: 08024 - 6090970 85232 Marx-Garagen, Stefan Marx Breitenau 7a 85232 Bergkirchen Tel.: 08131 - 355391 Fax: 08131 - 888722 86949 Spezialist für Englische Autos Joachim Rainer Burgleitenstraße 10 86949 Windach Tel.: 08193 - 7430 Mobil: 0171 - 3619899 LG Oberbayern 87541 Autohaus Fersch GmbH Karl und Thomas Fersch Sonthofer Straße 5 87541 Bad Hindelang Tel.: 08324 - 2420 88046 Klaus Leicht Georg Straße 9 88046 Friedrichshafen Tel.: 07541 - 43630 88471 Bernhard Ganser sen. und jun. Parkweg 11, 88471 Laupheim Tel.: 07392 - 2150 88427 Ohlinger Automobile Inh. Joachim Ohlinger Steinhauser Straße 31 88427 Bad Schussenried Tel.: 07583 - 2552, Fax: 07583 - 2566 www.ohlinger-classic.de LG Allgäu CM 1-2013 | www. DAVC.DE Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 5 Mitteilungen Wir begrüßen unsere neuen Mitglieder LG Niedersachsen Markus Reinecke Gartenstraße 9 31162 Bad Salzdetfurth Christian Scharpe Bei der Mühle 3 31655 Stadthagen LG Rhein-Main Klaus Heffels Talstraße 124 55218 Ingelheim am Rhein Matthias Oppermann Am Tanzplatz 8 65232 Taunusstein Pascale Oppermann Am Tanzplatz 8 65232 Taunusstein Ralf Otto Max-Planck-Straße 3a 63322 Rödermark Michael Schuhmacher Nächstenbacher Straße 7 69488 Birkenau Hans Schäfer Ohrnbach 5 63937 Weilbach, Unterfranken Heidi Schäfer Ohrnbach 5 63937 Weilbach, Unterfranken LG Oberbayern Harald Buße Hahilimgastraße 8d 82041 Oberhaching Peter Groh Hinterwiesenstraße 18 CH-8590 Romanshorn Philip Kampmann Senserstraße 8 82140 Olching Carl-Ludwig Lehmbecker Frauensteig 13 79256 Buchenbach (Breisgau) Manuel Menzel Wangenerstraße 71 82219 Starnberg Rudolf Neumeyr Normannenstraße 22 81925 München Dieter Pflegler Am Sulzfeld 21 86919 Utting Liane Schweiger Maria-Hilf-Straße 16 81541 München Raphael Suder Hurtenstraße 8a 82346 Andechs/Frieding Reinhard Vogel Harthauser Straße 54 81545 München LG Nordrhein-Westfalen Oliver Wozny Florenzer Straße 19 44269 Dortmund LG Südbaden Volker Lück Dreikönigstraße 15 76187 Karlsruhe (Baden) Karl-Heinz Schulz Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 9 79576 Weil am Rhein www.davc.de Nachtrag zur Odenwaldfahrt Ich konnte erreichen, dass wir nicht nur die Besitzer des traumhaft gelegenen Ohrnbachhotels als neue Mitglieder begrüßen durften, sondern wir bekamen ein ganz besonderes Angebot, dass nämlich alle DAVC-Mitglieder mit Familien, falls ein Wochenende oder Urlaub dort geplant ist – gegen Vorlage des Clubausweises (Voraussetzung) – Vergünstigungen bekommen. Nachsatz: Einige Urlaubstage bei sehr guter Gastronomie und wunderschönen Zimmern, einem großen Hallenbad und gepflegten Waldwegen und guter Luft ums Hotel sind nicht nur erholsam, sondern die einmalige Waldlage ist auch gut für Körper und Seele. –- Die Besitzerfamilie hat selbst einen Oldie mit H-Nummer. Waldemar Plessmann, Ehrenpräsident CM 1-2013 | www. DAVC.DE 5 Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 6 Termine 2013 10.4. bis 14.4.2013 Techno Classica Essen LG Nordrhein Westfalen 7.6. bis 9.6.2013 Bergrennen Trois Epis LG Südbaden 4.5. bis 5.5.2013 Messe Ulm LG Staufen-Ostalb 14.6. bis 16.6.2013 Klassikwelt Bodensee LG Allgäu 5.5.2013 Erste Wirtschaftswunderfahrt Info: St. Arbeitlang E-Mail: lg.weser-ems@davc.de Tel.: 04252 - 911476 LG Weser-Ems 25.5. bis 26.5.2013 Oldtimermesse Basel LG Südbaden 2.8. bis 4.8.2013 Classik Days Schloss Dyck LG Rhein-Main 9.8. bis 11.8.2013 OGP Nürburgring DAVC Racing-Team 24./25.8.2013 Schweizerausfahrt Info: M. u. J. Lorenz Tel.: 0041616430010, abends E-Mail: jago-lorenz@bluewin.ch DAVC Südbaden e. V. 21.9. bis 22.9.2013 Oldtimertage Fürstenfeld LG Oberbayern 28.9. bis 29.9.2013 Eggberg-Rennen LG Südbaden 18.8.2013 Vorkriegsausfahrt Info: St. Arbeitlang E-Mail: lg.weser-ems@davc.de Tel.: 04252 - 911476 LG Weser-Ems 5.6. bis 22.6.2013 19. Große Alpenfahrt LG Oberbayern Einladung zur Hauptversammlung 2013 auf der Techno Classica in Essen Vorher: Präsidiumssitzung im gleichen Raum am Samstag 13.04.2013, 10:30 Uhr Hiermit lädt der Vorstand des DAVC e.V. satzungsgemäß (§ 11) zur Hauptversammlung ein. Termin: Samstag, den 13.04.2013, 14:00 Uhr Ort: Congress Center Süd, Raum L, Norbertstraße 2, 45131 Essen Tagesordnung: a) b) c) d) e) f) g) Feststellung der Stimmliste Bericht des Präsidenten Kassenbericht und -voranschlag des Schatzmeisters Bericht der Revisoren Entlastung des Vorstandes Anträge (werden ggf. unter: www.davc.de veröffentlicht) Verschiedenes Anträge waren bis zum 31.01. schriftlich an den Präsidenten zu senden (§ 11 Abs. 2) Georg Sewe Präsident DAVC e.V. 6 CM 1-2013 | www. DAVC.DE Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 7 Aktuell Charta von Turin Nach mehr als vierjähriger Diskussion und Feinarbeit war es endlich so weit: Am 29. Januar 2013 unterzeichnete der Präsident der FIVA, Horst Brüning, in einer feierlichen Zeremonie die „Charta von Turin“ in Anwesenheit von Vertretern der Presse, der Industrie und der FIVAMitglieder im Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart. Damit trat die Charta als ideelle Grundlage für die Arbeit und das Selbstverständnis der FIVA und ihrer Mitglieder offiziell in Kraft. Die FIVA folgt damit dem Vorbild der Freunde historischer Eisenbahnen und Boote Die Mitglieder der FIVA anerkennen damit auch die Grundsätze der UNESCO zum Erhalt historischer Zeugnisse unserer kulturellen Entwicklung. Natürlich stellt die Charta kein Gesetz dar, sie will vielmehr Empfehlungen geben und die Besitzer solcher Fahrzeuge und Artefakte dazu anregen, sich mehr als Kurator denn als bloßer Eigentümer zu empfinden. Es gilt doch, die Belege der Vergangenheit zu erhalten, verantwortungsvoll damit umzugehen und einer nachfolgenden Generation entsprechend weiterzugeben. Auch der DAVC hat zum Gelingen dieses Werkes seinen Beitrag geleistet. Rainer Hindrischedt FIVA – Commission Culturelle Fédération Internationale des Véhicules Anciens (FIVA) Charta von Turin Offizielle deutsche Übersetzung der von der FIVA General Assembly am 27.10.2012 in München verabschiedeten englischen Originalfassung veröffentlicht am 29.1.2013 (bindend ist immer der englische Originaltext!) EINLEITUNG Die Fédération Internationale des Véhicules Anciens (FIVA) ist der Weltverband der Oldtimerclubs. Sie unterstützt und fördert die Erhaltung und verantwortungsvolle Nutzung von historischen Fahrzeugen als bedeutsamen Teil unseres technischen und kulturellen Erbes. Historische Fahrzeuge sind wichtige Zeugnisse der Geschichte, sei es als Transportmittel, in Bezug auf die Entwicklung und den Stand der Technik ihrer Zeit sowie nicht zuletzt durch ihren Einfluss auf die Gesellschaft. Diese Charta umfasst mechanisch angetriebene, nicht-schienengebundene Landfahrzeuge. Ein Fahr- CM 1-2013 | www. DAVC.DE zeug gilt als historisch, wenn es den Kriterien der Charta und den geltenden FIVA-Definitionen entspricht. Die Charta kann überdies Gebäude und Artefakte, die im Zusammenhang mit historischen Fahrzeugen und der Zeit ihrer Nutzung stehen, wie beispielsweise Fabriken, Tankstellen, Straßen oder Rennstrecken, einschließen. Die Besitzer historischer Fahrzeuge, die Kuratoren von Sammlungen und die Restaurierer historischer Fahrzeuge engagieren sich bereits seit vielen Jahren erfolgreich bei der Rettung, Erhaltung und Instandhaltung von historischen Fahrzeugen. Diese Charta wurde von der FIVA als Anleitung bei 7 Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 8 Aktuell Charta von Turin Entscheidungen und Maßnahmen, die im Zusammenhang mit historischen Fahrzeugen stehen, verabschiedet. Die Charta von Turin fasst die Leitsätze fϋr Nutzung, Unterhalt, Konservierung, Restaurierung und Reparatur von historischen Fahrzeugen zusammen. Diese Charta basiert auf der Charta von Venedig der UNESCO (1964), der Charta von Barcelona (2005, historische Wasserfahrzeuge) und der Charta von Riga (2003, historische Schienenfahrzeuge) und ist vom Geist dieser Dokumente inspiriert. CHARTA Artikel 1, „Ziel“ Ziel dieser Charta ist es, die Fahrzeuggeschichte gemeinsam mit dem zugehörigen Design, der entsprechenden Technik und Funktion sowie ihrer dokumentierten Historie zu erhalten, ebenso wie die Erkenntnisse ϋber ihre vielfältigen Einflüsse auf die Gesellschaft und ihr Umfeld. Um historische Fahrzeuge zu verstehen, sie zu schätzen und das nötige Wissen um ihre Erhaltung und ihren Betrieb, insbesondere auf öffentlichen Straßen, zu sichern, sollten alle verfügbaren wissenschaftlichen und technischen Kenntnisse und die auf diesem Gebiet tätigen Einrichtungen einbezogen werden. Artikel 2, „Zukunft“ Erhaltung, Restaurierung und alle verwandten Arbeitsprozesse zielen ab auf die Bewahrung von historischen Fahrzeugen, sowohl als technische Artefakte als auch als Zeugen der Transportgeschichte und Kultur. Es ist unerlässlich, das dabei verwendete Fachwissen sowie die entsprechenden Materialkenntnisse und Methoden an spätere Generationen weiterzugeben. Es ist außerdem unser Ziel, das Spezialwissen, die Fachkenntnisse und die Fähigkeiten zu bewahren, die sich auf die Herstellung und den Betrieb von historischen Fahrzeugen beziehen. Artikel 3, „Pflege“ Dauerhafte und nachhaltige Pflege ist unerlässlich fϋr das Überleben von historischen Fahrzeugen. 8 Eine aktive Nutzung von historischen Fahrzeugen, insbesondere auf öffentlichen Straßen, ist wichtig, um sie zu begreifen sowie zur Bewahrung und Weitergabe der Kenntnisse über ihren Betrieb und Unterhalt an spätere Generationen. Artikel 4, „Standpunkt“ Es fördert den Erhalt historischer Fahrzeuge, wenn sie als wesentlicher Bestandteil des öffentlichen Lebens und als Beitrag zu unserem kulturellen Erbe angesehen werden. Daher ist die Möglichkeit ihrer Nutzung wichtig und wünschenswert. Im Zusammenhang mit einer Nutzung sollen sie jedoch nicht weiter als nötig verändert werden. Unvermeidbare Modifikationen sollen die historische Substanz nicht beeinträchtigen. Prinzipiell sollen sie die zeitgenössische Technik und die zeitgenössische Erscheinung nicht verändern. Artikel 5, „Verfahren“ Die Bewahrung von historischen Fahrzeugen kann Eingriffe in unterschiedlichem Umfang notwendig machen. Erhaltung bedeutet die Pflege und den Schutz eines Fahrzeuges oder Objektes vor Beschädigung und Verfall, sodass sein Zustand, seine individuelle Qualität und sein spezifischer Erinnerungswert gewahrt bleiben. Konservierung umfasst alle Eingriffe, die das Fahr- CM 1-2013 | www. DAVC.DE Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 9 Aktuell Charta von Turin zeug oder Objekt sichern und seiner Stabilisierung dienen, ohne den Bestand zu verändern und ohne seinen historischen oder materiellen Zeugniswert in irgendeiner Weise zu gefährden. Es wird damit also ausschließlich der weitere Verfall verhindert oder zumindest aufgehalten. Solche Maßnahmen sind meist äußerlich nicht sichtbar. Restaurierung umfasst alle Maßnahmen zur Ergänzung von fehlenden Teilen oder Bereichen mit dem Ziel, einen früheren Zustand des Objektes wieder ablesbar zu machen. Die Restaurierung wird generell weiter eingreifen als eine Konservierung. Restaurierte Bereiche sollen sich harmonisch in den historischen Bestand einfügen, bei genauerer Untersuchung jedoch sicher von diesem unterscheidbar sein. Reparatur hingegen bedeutet die Anpassung, Instandsetzung oder den Ersatz von vorhandenen oder fehlenden Bauteilen. Die Reparatur hat zum Ziel, die volle Funktionsfähigkeit des Objektes wieder herzustellen und nimmt häufig keine Rücksicht auf die authentische, zum Fahrzeug gehörende Substanz. Erhalt, Konservierung und Restaurierung sind spezialisierte Prozesse. Ihr Ziel ist es, den technischen, ästhetischen, funktionalen, sozialen und historischen Wert eines Fahrzeuges zu erhalten und aufzuzeigen. Sie sollte immer das originale Erscheinungsbild und die historischen Grundlagen des jeweiligen Fahrzeugs verstehen und berücksichtigen. Sie sollen auf dem Respekt vor dem im Einzelnen überlieferten Bestand und den Informationen aus authentischen Dokumenten basieren. Artikel 6, „Geschichte“ Veränderungen, aus der normalen Gebrauchszeit, eines historischen Fahrzeuges gegenüber dem Auslieferungszustand sind Zeugnisse der Fahrzeuggeschichte. Diese sollten daher erhalten bleiben. Die Restaurierung eines historischen Objektes erfordert darum nicht, sein Aussehen und seine technischen Merkmale ins Erscheinungsbild des ursprünglichen Baujahres zurückzuversetzen. CM 1-2013 | www. DAVC.DE Eine Restaurierung hin zur Erscheinung einer bestimmten Epoche sollte erst nach sorgfältiger Prüfung historischer Aufzeichnungen und Dokumente sowie nach sorgfältiger Planung ausgeführt werden. Bauteile und Materialien, welche durch neue ersetzt wurden, sollten durch einfache und dauerhafte Markierungen leicht erkennbar gemacht und von der historischen Substanz unterschieden werden. Für solche ersetzten Bauteile empfiehlt die FIVA ein Markierungssystem (s. Anhang 1) Artikel 7, „Genauigkeit“ Bei der Restaurierung historischer Fahrzeuge sollten bevorzugt die historisch korrekten Materialien und Arbeitstechniken benutzt werden, es sei denn, diese können aus Gründen der Sicherheit, der Gesetzgebung oder der Verfügbarkeit nicht länger verwendet werden. Speziell bei der Konservierung der historischen Substanz können sich die traditionellen Materialien als unzureichend erweisen. Wie bei der Restaurierung können dann solche modernen Ersatzmaterialien und Techniken herangezogen werden, deren Eignung und langfristige Beständigkeit wissenschaftlich nachgewiesen oder durch praktische Erfahrung erprobt sind. Artikel 8, „Erscheinungsbild“ Alle vorgeschriebenen Veränderungen, die außerhalb der normalen Gebrauchszeit notwendig werden, sollen sich unauffällig in die originale Struktur und Erscheinungen einfϋgen. Solche Einbauten sollen reversibel sein. Alle wesentlichen Originalteile, die entfernt wurden, sollen fϋr eine mögliche zukünftige Wiederverwendung und als Referenz für ihre ursprüngliche Substanz und Machart zusammen mit dem Fahrzeug aufbewahrt werden. Artikel 9, „Planung“ Alle Arbeiten an einem historischen Fahrzeug soll- 9 Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 10 Aktuell Charta von Turin ten genau geplant sowie nachvollziehbar und angemessen dokumentiert werden. Anhang 1: Die entsprechenden Aufzeichnungen sollten mit dem Fahrzeug aufbewahrt werden. Vorschläge zu einem Markierungssystem Artikel 10, „Archive“ NB = für „newly built“ (so exakt wie möglich in Art und Material kopiert & direkt nach einer nachgewiesen originalen Vorlage neu angefertigt) Alle Personen, Einrichtungen und Organisationen, die am Erhalt, der Konservierung, der Restaurierung, der Reparatur und dem Betrieb von historischen Fahrzeugen beteiligt sind, sollten geeignete Vorkehrungen für den Schutz ihrer Aufzeichnungen und Archive treffen. Artikel 11, „Status“ Institutionen, die sich mit dem Erhalt und der Weitergabe von Wissen für den Erhalt und den Betrieb von historischen Fahrzeugen beschäftigen, sollen sich bei internationalen und nationalen Behörden um eine Anerkennung als kulturerhaltende Institutionen bemühen. Sammlungen und Archive von Schriftgut, Plänen und anderen Artefakten, die im Zusammenhang mit historischen Fahrzeugen stehen, sollten als Kulturgut bewahrt werden. 10 Dabei werden die folgenden Buchstaben als permanente Markierung verwendet: FR = für „free reconstruction“ (frei rekonstruiert, ohne direkte historische Vorlage in Form, Material und Herstellungstechnik. Dieses Teil erfüllt jedoch technisch die Funktion eines ehemals vorhandenen historischen Bauteiles) CS = für „conservational stabilization“ (eine spätere zur Erhaltung eingefügte Verstärkkung der historischen Substanz) Wenn möglich wird empfohlen, einem solchen Kürzel folgend, die Jahreszahl der Nachfertigung anzufügen. Arbeitsgruppe Charta von Turin / FIVA Kulturkommission; Thomas Kohler, Gundula Tutt, Rainer Hindrischedt, Mario De Rosa, Alfieri Maserati, Stefan Musfeld & Mark Gessler CM 1-2013 | www. DAVC.DE Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 11 Aktuell Klönschnack* im Szenelokal „Zur Zapfsäule“ Die Lage des Landesgruppe Ostsee Clublokals „Zur Zapfsäule“ ist wahrlich explosiv: (Anschrift: Bei der Gasanstalt 18-20). Ob das der Grund ist, dass selten ein Lübecker Zecher den Weg zu uns findet? Oder liegt es an den speziellen Öffnungszeiten: dienstagabends von 19.00 Uhr bis 22.00 Uhr? Wirtin mit Herz und Seele ist Rosi. Sie versorgt schlagfertig mit Berliner Witz Mitglieder und Oldtimer-Gäste mit Getränken und kleinen Knabbereien. Da die „Zapfsäule“ über eine kleine Kombüse verfügt, ist die Speisekarte übersichtlich und findet sogar ihren Niederschlag auf dem Jahresveranstaltungskalender: 13. Januar Grünkohlessen, 24. Mai Grillen, im September Zwiebelkuchen mit Federweißer, 15.10. Bayrischer Abend. In dem 30 m² großen Schankraum ist nicht nur Platz für ca. 40 Mitglieder und Gäste, sondern auch für Pokale, Rallye-Utensilien und Bilder der MitgliederOldies. In der angeschlossenen Werk-Halle darf gebastelt werden. Dienstagabend ist die Bude fast voll, und es wird über alles, was irgendwie mit Benzin zu tun hat, geredet. In den Anfangsjahren überlagerte manchmal dichter Zigarettenqualm die Ausdünstungen eines auf dem Tresen liegenden Weber-Dop- CM 1-2013 | www. DAVC.DE pelvergasers. Doch diese Zeiten sind längst passé. Rauchen ist out! Der geneigte Leser kann sich hier ein umfassendes Bild über die inhaltsschwere Themenvielfalt machen: Jürgen erzählt, wie die „Zapfsäule“ zu ihrem Namen gekommen ist. Als Geschäftsführer einer Ölfirma hatte er zwangsläufig mit Tankstellenzubehör zu tun. Da war es nur folgerichtig, dass der seinerzeitige Vorstand gerne eine originale TEXACO-Zapfsäule entgegennahm. Leider wurde sie aus gestalterischen Gründen überlackiert, zumindest wählte man Racing- Green als adäquaten Ersatz…. Udo restauriert einen 190 SL. Es gibt Probleme: Der Vergaser lässt keinen ordentlichen Rundlauf zu. Die originalen Solex-Register-Vergaser machen Schwierigkeiten beim Synchronisieren. Erst nachdem ein Spezialist die ausgeschlagenen Drosselklappenwellen neu lagert und die Stütze zwischen Vergaser und Motorblock genau eingestellt ist, sind die Probleme behoben. Johannes beschreibt aufregende Tage in seiner Werft an der Trave. Eine dazu erworbene Halle samt Inhalt macht ihm Sorgen. Der zu einer Konkursmasse gehörende Inhalt in Form eines 12 Meter breiten Aluminium-Katamarans soll durch das 12,10 Meter breite Tor dem nassen Element zugeführt werden. Einer Spezialfirma gelingt dies nach stundenlangen Mühen mit Hubwagen und Kranhilfe. Das außergewöhnliche Schauspiel findet ihren Niederschlag in der Lokalpresse. Der Verfasser fragt, ob ein Benzinverbrauch von 14 Litern auf 100 km bei einem 2,2-LiterMotor mit 60 PS akzeptabel sei. Volker tröstet mich, sein Adenauer verbraucht sechs Liter mehr auf 100 km. Neulich verstummen schlagartig die Gespräche, als die im nahen Flugplatz Blankensee be- 11 Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 12 Aktuell Klönschnack* im Szenelokal „Zur Zapfsäule“ heimatete Lufthansa Junkers JU 52 mit ihren drei Neunzylinder-Sternmotoren von Pratt & Whitney, so scheint es, im Tiefflug über die „Zapfsäule“ fliegt. Es ist jedoch keine JU, sondern eine ehrwürdige Vincent Black Shadow aus den 50er-Jahren mit 55 PS aus 998 cm³, dessen Besitzer den MotorradStammtisch durcheinander wirbelt. Folge: Alle Männer sind draußen, Frauen unter sich. Hanni berichtet von einem Notfall. Bei ihrem BMW (E9) 3.0 CSL ist der Bowdenzug zur Motorhaube blockiert. Fachleute eilen nach draußen, können das Problem jedoch nicht beseitigen. Eine Woche später ist die Malesche behoben: Ein ergrauter BMW-Mechaniker findet den richtigen Weg. Heiner erzählt von einem Lübecker Herrenfahrer, der seine Sportlichkeit gern mit flotten Fahrzeugen zeigt. Beim Überholen eines Reisebusses mit jungen Damen vergisst er die Turbulenzen in seinem offenen Roadster und schwups ist sein sorgfältig befestigtes Toupet auf und davon. Helmut schildert, wie er in den 70er-Jahren beim Hausbau Fördermittel des Bundes nutzt, um seinen Keller und einen Teil seines Vordergartens als A-B-C-sicheren Bunker herzurichten. Die tonnenschwere Schiebetür im Treppenhaus ruht auf einer Eisenbahnschiene und schließt per Kettenzug den Fluchtraum hermetisch ab. Da der Kellerraum so groß ist, dass die Bevölkerung in der näheren Umgebung im Bedarfsfall hier Zuflucht suchen sollte, dies aber – Gott sei Dank – niemals geschah, konnte der Schutzraum für ein Dutzend Oldtimer umgewidmet werden. Die Zuwegung erfolgt über die breite Eingangsdiele des Hau- 12 ses. Hier befindet sich, geschickt getarnt, ein Scheren-Lastenaufzug, dessen bodengleiche Oberfläche in den Fliesenfugen verschwindet. Dieter beschreibt, welche Ursachen beim traditionellen „Anfahren“ zum frühzeitigen Ausscheiden führten: Sein Triumpf TR 6 machte schlapp, weil der Verteilerfinger zerbrach. Da es sich nicht um einen originalen Verteiler handelte, sondern um einen digitalen im originalen Gehäuse, war eine VorortReparatur nicht möglich. Der ADAC übernahm den Rücktransport. Zwei Tage später läuft der TR 6 mit einem neuen Finger wieder rund. Kosten: 6,50 €. Die Adenauer-Boys (Rainer, Volker und Peter) tauschen sich über Restaurations-Fortschritte aus. Während Rainers Mercedes-Benz 300d als Referenzmodell herangezogen wird, muss bei den beiden anderen Dreihundertern noch gebaut werden. Schwierigkeiten bereitet die Einstellung der Einspritzpumpe: Beginn und Volumen der Benzinmenge ja, aber auch das Ende des Einspritzvorganges? Die Diskussion bringt keine Lösung. Peter will im Probelauf testen. Rainer bringt seinen Jagdhund Filou** mit, der sich kommentarlos unter den Tisch legt. Plötzlich rümpfen einige die Nase. Unangenehme Faulgase steigen empor. Statt Benzin gibt es Abgasgespräche. Rainer rettet die Situation und bringt Filou nach draußen. Die Luft ist wieder rein. Frank Urban, LG Ostsee e.V. * Plattdeutsch für gemütlich plaudern ** lt. Brockhaus Spitzbube, Schelm CM 1-2013 | www. DAVC.DE Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 13 Aktuell Plaketten Unser kürzlich verstorbenes DAVC-Mitglied, Hans Polack, hat uns eine Photoseite mit DAVC-Veranstaltungsplaketten zwischen 1967 und 2005 hinter- lassen, die wir hier gern abdrucken. Interessant, wie viele Gestaltungsmöglichkeiten es für derartige Plaketten gibt (red.). Horch 8, Sport-Cabriolet, 1931/32 CM 1-2013 | www. DAVC.DE 13 Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 14 Veranstaltungen Willkommen bei Gemischtwaren Schirmacher – eine Geschichte von Leuten, die keine Ahnung haben und von dritten Plätzen … Wir von der LG Weser-Ems haben uns lange überlegt, wie wir den Stand auf der Bremen Classic Motorshow 2013 gestalten wollen. Nachdem wir uns beim Gesamtvorstand grünes Licht zum Bau eines komplett neuen Clubstandes geholt hatten – unsere LG wäre alleine finanziell dazu nie in der Lage gewesen – ging es an die Planung. Es sollte ein neutrales Kulissenhaus werden, das – jedes Jahr anders zusammengestellt und dekoriert – einen neuen Stand ergibt und somit universell einsetzbar ist. Nachdem ich mich mit einem befreundeten Tischler zusammengesetzt habe, ging es an die Feinplanung und den Bau. Entstanden sind Wandsegmente, die 2,48 Meter hoch und 1,30 Meter breit sind. Die Höhe ergab sich aus den Vorgaben der Messe Bremen, die ab einer Höhe von 2,50 Metern eine Bauabnahme mit Kippsicherheitsprüfung vorschreiben. Gebaut haben wir mehrere Wandsegmente, Segmente mit einem doppelflügeligen Tor sowie je ein Tür- und Fenstersegment. Das Fenster ist als Vitrine ausgelegt. Türe und Tor lassen sich öffnen und sind abschließbar. Für die BCM 2013 haben wir aus unserem „Haus“ den Wirtschaftswunder-Gemischtwarenladen von Elisabeth Schirmacher gemacht. Den Namen haben wir uns kurzerhand bei unserer LG-Gründungspräsidentin ausgeliehen. Bei der Deko war es uns wichtig, regionaltypische Artikel zu zeigen. So standen im Schaufenster neben Waschmittel und Seife auch Kaffee, Bier, Tabak und Honig aus Bremen. Neben dem Schaufenster waren es aber vor allem die Emailschilder und die vor dem Laden liegenden Holzkisten, die alten Bremern sofort ins Auge stachen. Und weil es mit den angebotenen Artikel noch nicht reicht, wurden auch die Fahrzeuge entsprechend ausgesucht. Hier war es uns wichtig, Fahrzeuge zu nehmen, die nicht nur typisch für einen solchen Laden waren, sie mussten auch irgendwie mit der Region verbunden sein. So lieferte unser Bauer seine Eier in Eierkisten der Oldenburger Eierhandelsgenossenschaft mit sei- 14 nem Hanomag R16 aus. Dieser kleine mit einer Hilfspritsche versehene Schlepper verbrachte sein gesamtes Leben rund um Brake an der Weser. Er stand bei uns nahezu unrestauriert und ungeputzt mit Besatzungszonenkennzeichen aus Oldenburg. Neben ihm stand eine Adler Trumpf Junior Sonnenscheinlimousine, die seit Mitte der siebziger Jahre in Bremen zuhause ist. Auch sie war mit Besatzungszonenkennzeichen versehen worden. Da der Adler vor fast 40 Jahren restauriert wurde, strahlte auch er seinen ganz eigenen Charme aus. Direkt an der Hauswand stand der eigentliche Star unseres Standes. Eine kleine und nicht einmal originalgetreu restaurierte DKW RT 3PS. Das Besondere an diesem DKW-Motorrad ist jedoch sein CM 1-2013 | www. DAVC.DE Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 15 Veranstaltungen Willkommen bei Gemischtwaren Schirmacher – eine Geschichte von Leuten, die keine Ahnung haben und von dritten Plätzen … Lebenslauf, der ebenfalls aushing. So wurde sie 1938 in Bremen das erste Mal zugelassen. Im Jahre 1940 wechselte sie den Besitzer. Noch heute ist sie zugelassen und befindet sich in zweiter Hand. Die Frauen, die ihre Männer begleiteten (Dienstaufsicht???), verliebten sich jedoch in keines der drei Fahrzeuge. Für sie war der ausgestellte Korbkinderwagen samt „Baby“ das Highlight. Die dazugehörige Mami hatte neben dem Kinderwagen noch eine originale 50er-Jahre Edeka-Tüte in der Hand. Nun möchte ich noch auf den zweiten Teil der etwas ungewöhnlichen Überschrift eingehen. Die Leute vom DAVC haben nämlich keine Ahnung von dem, was sie da ausstellen… Wir haben an alle Fahrzeuge eine kurze Beschreibung gestellt. Nach Meinung einiger Zuschauer ist der Adler jedoch kein Adler. Man würde doch sofort sehen, dass es sich um einen Hanomag handelt. Adler hat nämlich nie Autos gebaut. Gut, nehmen wir diese Aussage eines Besuchers am Freitag mal so hin und hören weiter zu. Am Samstag wurde uns dann erklärt, dass es sich bei dem Wagen um einen Hanomag aus der DDR handelt. Das wäre doch wohl ganz klar, weil er so übel zusammengebastelt sei. Es gab nämlich nie einen CM 1-2013 | www. DAVC.DE Hanomag mit Frontantrieb, also ist das ein DDRUmbau… Was soll man dazu sagen? Getoppt wurden diese Aussagen aber dann am Sonntag. Sonntag wurde aus dem Trumpf Junior ein Lloyd. Warum nun Lloyd? Ganz einfach: Nur bei Lloyd gab es dieses Blau… Dann kamen die Juroren der Messe und begutachteten unseren Stand. Herausgekommen ist der dritte Platz im Wettbewerb um den schönsten Clubstand. Besonders gelobt wurden dabei die ausgestellten Fahrzeuge und der regionale Bezug zum Bremer Umland. Auf diesem Wege möchte ich nochmal allen Beteiligten für ihre Unterstützung danken. Mein besonderer Dank gilt dabei den fleißigen Händen, die nicht dem DAVC angehören. Für 2014 haben wir uns bereits auf ein neues Standthema geeinigt. Jetzt gilt es, unsere Kulisse dem neuen Thema anzupassen. Stephan Arbeitlang DAVC Weser-Ems 15 Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 16 Oldtimererlebnisse Erinnerungen an eine benzingetränkte Jugend – Teil 4 Vor dem Haus, Habsburger Straße 72 in Freiburg, in dem meine Freundin wohnte, parkte oft ein Fiat 500 C, in den ich mich unsterblich verliebte. Man nannte dieses kleine, niedliche Auto „Topolino“ (ital. Mäuschen), diesen Namen hatte der Vorgänger 500 A 1936 erhalten wegen seiner markanten Scheinwerfer-„Ohren“, die an Micky-Maus erinnerten. Beim Fiat 500 C waren die Lampen in die Kotflügel integriert, aber der Name Topolino blieb. Das preiswerte und sparsame Auto fand sofort reißenden Absatz, es wurde bis 1948 gebaut, danach als 500 B mit stärkerem Motor. Der 500 C kam 1949 mit neu gestalteter Karosserie, die Kühlerverkleidung ist breiter, der Gepäckraum größer, und das Ersatzrad ist nun im Wagen hinter einer Heckklappe. Er bleibt beliebt und bis 1955 werden von den Modellen A, B und C fast 520000 Stück gebaut, in mehreren Ländern auch in Lizenz. Da der 500 C mit 4600 DM nicht billig war, stockte allmählich – jedenfalls in Deutschland – der Absatz, denn der Preis für einen VW Standard war 1955 auf 3800 DM gesunken. Mit seinen 570 ccm und 16,5 PS bei 625 kg Gewicht hatte er gegen den Käfer keine Chance, obwohl der wassergekühlte 4-Zylindermotor viel ruhiger lief und der Verbrauch auf 100 km mit 6 Litern niedriger war als beim VW. Aber der Topolino war eben nur ein Zweisitzer mit einem unbequemen Notsitz. Auf diesem harten Sitz bekam man das Kreuz nur bei geöffnetem Rolldach gerade. In einem Anfall von Größenwahn entschloss ich mich im Frühjahr 1959, einen gebrauchten Fiat 500 16 C zu kaufen. Da in Freiburg keiner aufzutreiben war, telefonierte ich mit Fiat-Vertretungen in Stuttgart und wurde fündig; die Firma Krupp-Fahrzeuge hatte einen 1951 in Heilbronn in Lizenz gebauten NSU-Fiat, der 1100 DM kosten sollte. Ich war so hingerissen von dem gut erhaltenen, grün lackierten Wagen, dass ich ihn nach ganz kurzer Probefahrt sofort kaufte. Bis Reutlingen ging alles gut. Dort meldete ich das Auto auf den Namen einer Tante meiner Freundin an, um in Freiburg keine Probleme mit der Stelle zu bekommen, die mein Stipendium auszahlte. Auf der Fahrt nach Freiburg, bei der ich leider einen Umweg über Ravensburg und den Bodensee machte, kam das böse Erwachen: Der Topolino blieb ca. 30 km vor Donaueschingen bei einer Bergfahrt auf halber Strecke stehen. Der Motor lief, aber egal welchen der vier Gänge ich einlegte, der Wagen bewegte sich nicht, und ich rollte den Berg rückwärts runter. Da stand ich nun – ohne Abschleppseil, und die Autofahrer, die auf mein Winken anhielten, hatten angeblich auch keins, bis ein schwerer Mercedes kam, der ein Abschleppseil hatte und bis Donaueschingen fuhr. Er band das Seil an die vordere Stoßstange meines Topolino und fuhr los. Er hatte es sehr eilig und überholte ständig. Inzwischen war es dunkel geworden und ich schwitzte Blut und Wasser. In Donaueschingen war ich froh, dass die Fahrt zu Ende war. Das Auto war ca. zwei cm länger geworden, weil sich das Blech unter den Kotflügeln und Kühler, an dem die Stoßstange befestigt war, nach vorn gewölbt hatte. Ich rief einen guten Bekannten in Freiburg an, der auch einen 500 C fuhr. Der holte mich am nächsten Tag ab und hängte mich an seinen Topolino. Nun war die Fahrt deutlich angenehmer. In Neustadt schaffte er den Berg nur, weil ich ausstieg und die Schulter durch das offene Fenster gegen die A-Säule stemmte. Oben angelangt, blieb mein Bekannter zu schnell stehen, sodass mein Fiat, den ich ja nicht abbremsen konnte, gegen das Heck des schleppenden Topolino prallte. Nun war die eigentliche Länge von 3,35 m wieder hergestellt! In Freiburg stellte der Kfz-Meister bei Fiat-Heilmann einen Kupplungsschaden fest. Die Reparaturrechnung belief sich auf 238,07 DM. In dem CM 1-2013 | www. DAVC.DE Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 17 Oldtimererlebnisse Erinnerungen an eine benzingetränkte Jugend – Teil 4 einem VW-Bus habe ich Wäsche ausgefahren und wäre beinah bei der ersten scharfen Kurve umgekippt! Nun dachte ich, mein Topolino sei wie neu, und im August 1959 bin ich mit meiner Freundin und deren Tante nach Italien gefahren. Das Auto war mit drei Personen, Zelt und Zubehör völlig überladen. Ich habe einen Besenstil halbiert und in die Hörner der hinteren Stoßstange gesteckt, und Kaufvertrag war natürlich die Gewährleistung ausgeschlossen worden. Das war ein schwerer Schlag, und ich musste das Geld, das mir ein Onkel aus München für eine Schreibmaschine geschickt hatte, für die Bezahlung der Reparatur verwenden. Das hat er mir nie verziehen. Meiner Liebe zu dem Topolino tat das keinen Abbruch. Einen Monat später war ich im Elsaß unterwegs und mir fiel auf, dass der Motor bei einer bestimmten Drehzahl ein metallisches Klicken hören ließ. Der Kfz-Meister blickte mich besorgt und voller Mitleid an, als er das Geräusch hörte; es war die Kurbelwelle, die „Spiel“ hatte. Die Reparatur kostete 209,93 DM. Dieses Klicken habe ich heute noch im Ohr und wenn ich es später zu hören meinte, fiel mir das Herz in die Hose. Um über die Runden zu kommen, habe ich Blut gespendet; für einen halben Liter bekam man 30 DM und ein Wurstbrot. Als einträglich und angenehm, weil mit Autofahren verbunden, erwies sich meine Tätigkeit für die Wäscherei Gall in Freiburg. Mit CM 1-2013 | www. DAVC.DE zwischen den Stöcken und dem Heck habe ich die Zeltausrüstung verstaut. Ich hatte Angst, das überladene Auto schafft den St.Gotthard-Pass nicht und wollte die Alpen über den Brenner passieren. In München bemerkte ich bei einem Stopp, dass sich eine kleine Öllache unter dem Auto bildet. Der Ölstab zeigte Ölverlust. Also fuhren wir erst mal in München zur Fiat-Vertretung. Es war der Hauptsimmering und die Reparatur sollte 95 DM kosten. 17 Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 18 Oldtimererlebnisse Erinnerungen an eine benzingetränkte Jugend – Teil 4 Als er unsere betretenen Gesichter sah, sagte der Meister, wir seien doch auf der Fahrt nach Italien, dort mache diese Reparatur „jeder Schmied“ billiger. Ich müsse nur immer Öl nachfüllen. Also kaufte ich 10 Viertelliter-Dosen Motoröl – die gab es damals – für die wir kaum Platz fanden und bei jedem Tankstopp füllte ich eine Dose nach. Frohen Mutes überquerten wir locker den Brenner Richtung Gardasee. In Trient leuchtete die Ladekontrolle und erlosch nicht mehr bei der Fahrt. Die Lichtmaschine wurde schnell – aber erst nach langer Mittagspause des Monteurs – und preiswert repariert. Die Weiterfahrt am Westufer des Gardasees entschädigte für den Ärger in Trient. Am vierten Tag der Reise erreichten wir Ravenna, wo wir uns erst mal erholten. Nach ein paar Tagen brachen wir unser Zelt ab und fuhren über Spoleto Richtung Rom. In Ostia, dem „Lido di Roma“, schlugen wir unser Zelt direkt am Strand auf und blieben eine Woche bei herrlichem Wetter. Hier habe ich den Hauptsimmering endlich auswechseln lassen – für umgerechnet 35 DM! Es musste immerhin der Motor ausgebaut werden! Nach wunderschönen Tagen am Mittelmeer und in Rom fuhren wir wieder Richtung Norden über Florenz und Mailand. Und weil der Topolino so leichtfüßig den Brenner und die Abruzzen bezwungen hatte, entschied ich mich auf der Rückfahrt für den St.Gotthard-Pass. Nach einer letzten Übernachtung am Comer See am 30.8.59 überquerten wir die Alpen über den 2114 m hohen Pass, den Tunnel gab es damals noch nicht. Wie der kleine Motor mit seinen 18 570 ccm und 16,5 PS im 2.Gang den völlig überladenen Wagen den Berg hochzog ohne kochenden Kühler werde ich nie vergessen! Kurz vor Mitternacht erreichten wir Reutlingen – in drei Wochen hatten wir 3375 km zurückgelegt. Der Benzinverbrauch lag natürlich über der Norm von 6 Litern, aber Benzin war in Italien preiswert, weil man als Tourist mit italienischen Benzinmarken bezahlen konnte, die es vor der Reise beim ADAC gab. Auf diese Weise lockte der italienische Staat Touristen ins Land. In Deutschland kostete damals der Liter Normalbenzin 63 Pfennig. Ich habe dieses Auto, trotz vieler Reparaturen und Pannen, so sehr geliebt, dass ich in einem Jahr 24000 km gefahren bin! Von Anfang an habe ich ein Bordbuch geführt – das tue ich bis heute – und ich staune immer wieder, wo ich überall rumgekurvt bin. Aber im April 1960 musste ich einsehen, dass ich mich übernommen hatte; der Unterhalt eines Autos war für meine damaligen finanziellen Verhältnisse zwei Nummern zu groß. Inzwischen war ich Jurastudent im 6. Semester, und mir fehlte allmählich die Zeit zum Jobben. Auch dem Blutspenden sind Grenzen gesetzt. Im März 1960 habe ich den Topolino schweren Herzens an einen Mann verkauft, der in das Auto genau so verliebt war wie ich; er zahlte ohne mit der Wimper zu zucken 1200 DM und winkte mir beim Wegfahren zu mit dem Gesichtsausdruck eines Mannes, der soeben das Geschäft seines Lebens gemacht hat. Immerhin war das Auto inzwischen 9 Jahre alt und hatte fast 60000 km auf dem Buckel! Eigentlich wollte ich mir nun ein Fahrrad kaufen, aber nach kurzer Zeit war mir klar, dass ich ohne Fahrzeug nicht mehr leben konnte. Ein Auto kam wegen der Kosten nicht infrage. Auf ein Zweirad wollte ich aber auch nicht steigen. Wie sollte es weitergehen? Es gab einen Ausweg! Darüber im nächsten CM. H.D. Helmeke DAVC-Südbaden e. V. CM 1-2013 | www. DAVC.DE Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 19 Oldtimererlebnisse RuReWo – Erinnerungen Bei einem Urlaub im letzten Herbst sah ich im Harz ein Gespann, dass mich an die legendären Elefantentreffen auf dem Nürburgring erinnerte: ein RusslandRegensburgWolfsburg-Motorradgespann, ein „wilder Umbau“, hässlich, hat aber einige Details, die es interessant erscheinen lassen. Der Gespannrahmen stammt aus Russland, das Beiwagenboot teilweise vom Messerschmidt-Kabinenroller aus Regensburg und der Motor ist ein VierzylinderKäfermotor. Das Gespann verfügt über Beiwagenantrieb und über eine Anhängerkupplung und ist im Besitz eines bayrischen Thermalbadbetreibers. Bei 30 bis 40 cm Neuschnee wurde ein Reservezelt aufgebaut und der Motor seziert. Ein BMW-Motor hätte ohne große Umbauten da schon reingepasst, das scheiterte aber natürlich an den Kosten. Schließlich wurde ein Käfermotor gefunden, auf einem Hänger antransportiert und mit der Unterstützung vieler freiwilliger Helfer „passend“ gemacht. In einer Schmiede in der Nähe erfolgten die Dreh- und andere Arbeiten. Von meinem zehnten bis zum achtzehnten Lebensjahr besuchte ich ab Mitte der 60er-Jahre mehrmals das Elefantentreffen, mit siebzehn sogar mit einer 50er Zündapp auf eigener Achse. Bei einem dieser Treffen verabschiedete sich das Pleuel eines russischen Gespanns in die Umwelt. Vier Russen nahmen an der Veranstaltung teil, es waren aber keine Ersatzteile aufzutreiben. Der Gespanntreiber musste jedoch wieder zurück in die Heimat und zwar zu einem bestimmten Zeitpunkt. Mir ist es bis heute schleierhaft, wie diese Herren überhaupt zum Nürburgring kamen. Rechtzeitig zur Parade lief das Gespann und nahm teil. Die Parade führte über die komplette Nordschleife, ein Schneeräumer hatte eine Fahrspur freigelegt und alle, die wollten (es waren viele), folgten mit Fackeln einem Gespann, in dessen Beiwagen ein Pfarrer stand und die Teilnehmer segnete. Im Schnee standen die Zelte, man kochte selbst, und jeder half jedem. Teilnehmer, die das Krad per Transporter mitbrachten und nur die letzten Meter selber fuhren, wurden des Platzes verwiesen. Dies waren Treffen im friedlichen Rahmen und mit unglaublichem Gemeinschaftsgefühl. Manuel Kurth DAVC Ostsee e. V. CM 1-2013 | www. DAVC.DE 19 Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 20 Historie Borgward Hansa 1500 – seit 60 Jahren im Ruhestand Mit diesem Bericht möchte ich an die erste deutsche PKW-Neukonstruktion nach dem 2.Weltkrieg erinnern, an den Borgward Hansa 1500, der im September 1952 – also vor 60 Jahren – in den Ruhestand geschickt wurde. Borgward noch 1948 den zehntausendsten Nachkriegs-LKW! Mit der Rückkehr Borgwards ging man sofort an die Ausarbeitung und Weiterentwicklung der PKW-Entwürfe aus der Kriegsgefangenschaft. Es entstand der Hansa 1500. Borgward zwischen den Zeiten „Das Auto“, Heft Nr. 6, vom März 1949, schrieb: „Volle vier Jahre – Jahre voll Hunger, Kälte, Not, Strom- und Kohleneinschränkungen, dürftigen Essenskontingenten, unsicherem Geld und einer schmerzlichen Währungsumstellung – sind seit dem Zusammenbruch 1945 vergangen und genauso lange hat die deutsche Automobilindustrie gebraucht, um ihr erstes echtes Nachkriegs-Modell eines modernen deutschen Personenkraftwagens auf den Markt zu bringen: Mit Eröffnung des Genfer Autosalons im März 1949 wird der Öffentlichkeit der neue Borgward, Typ „Hansa 1500“, präsentiert.“ Bei Beendigung der Kampfhandlungen des 2. Weltkriegs lagen die Borgward-Werke zu fast 90 % in Trümmern. Borgward selbst war von den Machthabern zum Wehrwirtschaftsführer ernannt worden und ging 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Dort fand man heraus, dass Borgward zwar diesen Titel trug, aber nicht einmal Parteimitglied war. Dies führte dazu, dass Borgward von den GIs sehr gut behandelt wurde und so bereits 1946, noch in Gefangenschaft, sich mit neuen Fahrzeugen beschäftigen konnte. Seine Wärter versorgten ihn mit Autozeitschriften und Zeichenmaterial. Dem Hansa 1500 soll der 46er Kaiser Vorbild gewesen sein. Im Frühjahr 1948 war Borgward wieder ein freier Mann und kehrte nach Bremen zurück. Bremen war nach dem Krieg zuerst britisch. Da die Briten aber keinerlei Interesse an Bremen hatten, wurde den anderen Siegermächten erlaubt, alles mitzunehmen und abzubauen, was gefiel. Dadurch kam es zum Beispiel zu Stande, dass die gesamten Fertigungsanlagen der AG Weser auf dem Weg nach Osten in der Ostsee bei einem Sturm verloren gingen. Da die Amerikaner keinen Zugang zur Nord- oder Ostsee hatten, kam es zu einem Gebietstausch, und so wurde Bremen 1947 amerikanisch. Die Amerikaner beendeten die Abbaupolitik sofort. Da Borgward die ihm während des Krieges zugewiesenen Zwangsarbeiter aber immer als seine Mitarbeiter ansah und sie entsprechend behandelte, blieben viele nach dem Krieg und halfen, das Werk mit seinen Maschinen erst zu verstecken und es dann wieder aufzubauen. Auch wenn es verboten war, neue Fahrzeuge zu bauen, so war es doch erlaubt, Altfahrzeuge zu reparieren und die dafür benötigten Teile neu zu fertigen. Der Übergang zu Neufahrzeugen war fließend, und so feierte man bei 20 Die damaligen Tester lobten das „mittelstarke Hochleistungstriebwerk“, die moderne und überaus formschöne Karosserie und das eindeutig straffe europäische Fahrwerk. Mit diesen Attributen ausgestattet, wurde vorausgesagt, dass der Wagen in Europa der amerikanischen Konkurrenz sehr gefährlich wird! Borgward setzte dabei auf eine Mischung aus absolutem Neuland und Bewährtem aus der Fertigung vor dem Kriege. So basiert das Fahrwerk auf dem des Hansa 1700 (1936-40). Der Motor wurde nahezu unverändert aus dem Klein-LKW Borgward B1250 übernommen. Dieser ist eine Weiterentwicklung des B1000, der ab 1938 zu Tausenden bei der Reichsbahn und der Technischen Nothilfe lief. Noch 1945 wurde aus dem Eintonner durch Verwendung von Zwillingsreifen auf der Hinterachse ein Eineinvierteltonner. Neuland hingegen war die Pontonkarosserie „von bestechender festlandeuropäischer Schlichtheit geprägt, doch sehr zweckmäßig ist“ (Neue Kraftfahrer Zeitung, NKZ). Ebenfalls neu waren die mit Bosch zusammen entwickelten Blinker als Fahrtrichtungsanzeiger. Bereits von Anfang an waren die CM 1-2013 | www. DAVC.DE Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 21 Historie Borgward Hansa 1500 – seit 60 Jahren im Ruhestand Blinker mit einer automatischen Rückstellung versehen. Die neuen Blinker waren es dann auch, die dem Wagen fast die Zulassung für Deutschland verwehrten. Der TÜV in Hannover wollte lieber Winker an dem Fahrzeug sehen, da sich die anderen Verkehrsteilnehmer wohl mit den neuen Blinkleuchten nicht anfreunden könnten. Borgward konnte den TÜV jedoch überzeugen, und so blieb es beim Blinker. Fahrzeuge, die nach Österreich ausgeliefert wurden, mussten jedoch mit Winkern nachgerüstet werden. Viele Details lobten die damaligen Tester in den höchsten Tönen. So wurde die Innenausstattung mit der von sehr teuren Luxuswagen verglichen. Der Hansa 1500 hatte neben einer durch Türschalter geschalteten Innenbeleuchtung auch eine ebenso geschaltete Kofferraumbeleuchtung. Neben dem Tacho befanden sich eine Öldruckanzeige, eine Wassertemperaturanzeige, eine Tankanzeige und auch eine Zeituhr im Armaturenbrett. Ein Zigarrenanzünder, Borgward als Zigarrenraucher mied Zigaretten, sowie drei Aschenbecher waren im Innenraum zu finden. Borgward spendierte dem Hansa eine Heizung, die sogar über Scheibendüsen verfügte. Die Heizung verfügte auch über eine separate Frischluftzufuhr. „Mit dieser Klimaanlage wird endlich, endlich auch von der deutschen Automobilindustrie zur Fahrbequemlichkeit beigetragen.“ So schrieb die NKZ. Ebenfalls neu war die zur Laderaumvergrößerung umlegbare Rücksitzbank. Borgward wies in seinen Prospekten auf die Einbaumöglichkeit eines Radios hin. Das Reserverad lag in einem Extrafach im Kofferraum. Ebenfalls hochgelobt wurde die „diebstahlsichere Motorhaube“, die nur vom Innenraum her geöffnet werden konnte. Dazu zog man entweder links oder rechts einen Knauf und entriegelte so die jeweilige Seite der Haube, um sie seitwärts öffnen zu können. Zog man beide Knaufe, konnte die Haube abgehoben werden. Ebenfalls nicht von außen zu öffnen war der Tank. Der Tankdeckel befand sich im Kofferraum, genauer gesagt im Fach des Reserverades. „Zur Reparaturfreundlichkeit des Wagens sei anzumerken, dass die Stoßstangen erfreulicherweise unterhalb der Karosserie angebracht sind. Bei einer Karambo- CM 1-2013 | www. DAVC.DE lage schieben sich so die Stoßstangen unter die Karosse und beschädigen sie so nicht.“ (Aus einem Bericht des „Kraftfahrer“) Nach der Vorstellung des Hansa 1500 im März 1949 in Genf ging der Wagen noch 1949 in Serie. Borgward lieferte ihn als zwei- und viertürige Limousine, Kombi, Kastenwagen, Woody, Pick Up, Cabriolet und Sportcabriolet, letzteres mit Hebmüller-Karosserie, aus. Hinzu kamen drei Rennsport Coupes und zwei Sport Coupes für Ausstellungszwecke. Auch Rometsch lieferte ein Coupe an Borgward zu Versuchszwecken. Wie bereits geschrieben, griff man bei der Technik auf Bewährtes zurück. Der Vierzylinder-Motor leistete anfangs 48 PS aus eineinhalb Litern Hubraum. Dank teilsynchronisiertem Vierganggetriebe beschleunigte der Wagen auf 120 km/h. Borgward gab den „autobahnfesten Wagen“ bei Höchstgeschwindigkeit mit einem Verbrauch von 10 Litern an. Das Sportcabriolet verfügte ebenfalls über diesen Motor. Hier war er allerdings etwas optimiert und mit einer Zweivergaseranlage bestückt. Der Sportmotor leistete anfangs 66 PS . Spätere Versionen leisteten bis zu 80 PS. Das Sportcabriolet war mit 155 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit angegeben. Das Fahrwerk war ein typisches Vorkriegsfahrwerk. Pendelachse mit Querblattfeder hinten und vorne Dreieckslenker mit darunter liegender Querblattfeder. Zusätzlich waren an allen vier Rädern hydraulische Stoßdämpfer vorhanden. Ab 1950 wurde der Hansa 1500 auch mit einem „Hansamatic“ genannten Automatikgetriebe ausgeliefert. Wiederum ein Jahr später wurde der Hansa leicht modernisiert. Äußerlich veränderten sich die Rückleuchten, und ab sofort war eine Regenrinne vorhanden. Technisch wurde der Motor überarbeitet. Er leistete nun 52 PS bei einem Verbrauch von 8,5 Litern. Neben der Hansamatic und der normalen Knüppelschaltung war nun auch eine Lenkradschaltung lieferbar. Preislich war der Hansa 1500 ein Oberklassewagen. Hierzu sollte noch erwähnt werden, dass es deutschen Automobilherstellern bis 1951 verboten war, Neukonstruktionen mit mehr als 1500 ccm auf den 21 Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 22 Historie Borgward Hansa 1500 – seit 60 Jahren im Ruhestand Markt zu bringen. Die Preise des Hansa begannen bei 8400 DM für eine nackte zweitürige Limousine und endeten bei 17000 DM für ein Sportcabriolet. Im Vergleich dazu der VW Export mit ca. 3500 DM Verkaufspreis. Wer wollte, konnte seinen Hansa mit diversem Zubehör aufrüsten. Das exklusiv für Borgward gefertigte Blaupunkt-Radio schlug jedoch mit 990 DM zu Buche. Im Zubehörkatalog wurden aber auch unter anderem Nebelscheinwerfer, Sonnenschuten, Schiebedach, eine Anhängerkupplung, Chromzierleisten, Weißwandreifen und eine Lederausstattung angeboten. Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern bot Borgward jedoch komplette und fahrbereite Autos an. Trotz des hohen Preises verkaufte sich der Hansa ausgesprochen gut. Bereits im ersten Jahr wurden 7000 Wagen verkauft. Bis Produktionsende im September 52 sollten weitere 33000 Fahrzeuge folgen. Die meisten gingen in den Export. Die Benelux Staaten, die Schweiz, Österreich und Frankreich waren die Abnehmer in Europa. Aber auch nach Australien, Neuseeland und nach Südamerika wurden die Wagen exportiert. Bald schon wurde der Hansa 1500 sehr erfolgreich im Motorsport eingesetzt. Bereits 1950, auf der ersten ADAC Deutschlandfahrt nach dem Krieg, holte sich Borgward den Klassensieg. Bei der ADAC Deutschlandfahrt 1951 errang man sogar einen Doppelsieg in der Klasse PKW bis 1500 ccm. Bei der österreichischen Alpenfahrt 1951, der ersten internationalen Veranstaltung nach dem Krieg, an der auch deutsche Mannschaften teilnehmen durften, kam es erneut zu einem Klassen-Doppelsieg für Borgward. Höhepunkt und gleichzeitig Abschluss des Hansa 1500 Sporteinsatzes war ein strafpunktfreier Klassensieg bei der Rallye Monte Carlo 1953. Der Hansa 1500 war aber auch Basis für den Rennsportwagen und Erprobungsträger Borgward „Inka“. Der Inka basierte technisch auf dem Sportcabriolet. Er stellte allein 1950 17 internationale Rekorde auf. Besonders stolz war man hier auf den Streckenrekord in Monthlery. Dabei legte der Inka innerhalb von 24 Stunden 3648,051 Kilometer zu- 22 rück. Das entspricht einem Schnitt von 152 Stundenkilometern. In dieser Disziplin lag bisher Bugatti mit 147,95 km/h vorne. Obwohl Borgward nie eine eigene Rennabteilung besaß, wurde der Inka weiterentwickelt. Bis zur Saison 1958 fuhr Borgward erfolgreich Touren- und Sportwagenrennen. 1959 wurde dann Stirling Moss auf Cooper Borgward Formel 2 Weltmeister. Durch die stetige Weiterentwicklung des Motors stieg dessen Leistung von 48 PS (1949) auf ca. 180 PS (1959). Sehr schnell wurde der Hansa auch als Spielzeug, Zigarettensammelbildchen, Werbeträger oder sogar als Seife angeboten. Er war einfach überall zu finden. Der Hansa 1500 wurde vom Hansa 1800 abgelöst. Der 1800er wies nicht nur einen größeren Motor (1800 ccm, 60 – 80 PS), sondern auch eine leicht veränderte Karosserie auf. Im Frühjahr 1954 brachte Borgward das „Fräuleinwunder Isabella“ auf den Markt. Anfangs hieß die Isabella noch oder wieder Hansa 1500. Die Situation heute Wer Borgward Hansa 1500 fahren oder restaurieren will, sollte leidensfähig und unabhängig von Werkstätten sein. Die Ponton Hansa Modelle 1500 und 1800 sind als junge Gebrauchte mit dem Erscheinen der Isabella 1954 rasch aus dem Straßenbild verschwunden. Der Trendsetter war auf einen Schlag total veraltet. Die letzten Exemplare verschwanden mit dem Aus in Bremen 1961. Erstaunlicherweise tauchen aber immer mal wieder Fahrzeuge zum Verkauf auf. Diese stammen meistens aus Schweden oder der Schweiz. Wirklich gute Fahrzeuge sind aber sehr rar und kaum zu finden. In der Borgwardszene gilt aber jeder einigermaßen komplette Hansa als guter Hansa. Und komplett sollte der Wagen schon sein. Ersatzteile gibt es nicht oder wenn, dann nur für richtig viel Geld oder als Tauschware innerhalb der sehr kleinen Ponton-Gemeinde. Nachfertigungen lohnen auch nicht, da schätzungsweise nur ca. 80 Hansa 1500 weltweit überlebt haben. Am häufigsten hat die viertürige CM 1-2013 | www. DAVC.DE Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 23 Historie Borgward Hansa 1500 – seit 60 Jahren im Ruhestand Limousine überlebt. Wie auch bei den Ersatzteilen gibt es für die Fahrzeuge keinen echten Marktwert. Schrottige Limousinen wechseln hin und wieder den Besitzer. Hierfür werden Preise zwischen 800 und 5000 Euro verlangt. Nach jahrelanger Pause werden in letzter Zeit „sehr viele“ Hansa 1800 angeboten. Wobei „sehr viele“ 2-3 Fahrzeuge weltweit pro Jahr sind… Der 1500er ist im Handel praktisch nicht zu finden. Fest zugelassen sind in Deutschland eine Hand voll Hansa 1500, wovon aber nur zwei regelmäßig bewegt werden. Publikum gezeigt werden wird – ist zugleich ein echter Beweis für den deutschen Lebenswillen und die Bereitschaft, den Kampf um den Auslandsmarkt wieder aufzunehmen.“ Text: Stephan Arbeitlang, DAVC Weser-Ems Prototypen – Bilder: Peter Kurze Übrige: Stephan Arbeitlang Zum Abschluss noch einmal „Das Auto“, Heft Nummer 6, vom März 1949: „Wenn der Hansa 1500 in Serie geht – und das soll bald der Fall sein – dann können wir die brennende und immer wieder gestellte Frage: ‚Baut Deutschland exportfähige Autos‘? mit mehr Ruhe beantworten als bisher.“ „Dieser Wagen – der anlässlich der Hannoverischen Exportmesse auch dem deutschen Hansa 1500, Prospekt 1949 Borgward-Werbung 1951 CM 1-2013 | www. DAVC.DE Hansa 1500, Prototyp 1948 23 Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 24 Historie Borgward Hansa 1500 – seit 60 Jahren im Ruhestand Hansa 1500, Prototyp 1949 Hansa 1500, Werbung 1950 Hansa 1500, Sportcabriolet Hansa 1500, zweite Serie 1951/52 24 CM 1-2013 | www. DAVC.DE Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:35 Seite 25 HISTORIE Garagenfund – Teil 2 Historie, Kauf, Bergung, Zustand Nachdem W. Krieg im CM 2/12 über die „Wiederentdeckung“ seines Cadillac, über eine kurze Typenbeschreibung und über Erinnerungen berichtet hat, erfolgt hier der 2. Teil einer spannenden CadillacGeschichte (red.) Eine Sonntagsausfahrt mit neunjährigem Sohn Heiner und Frau Hilde ins belgische Spa war angesagt. In Großvaters BMW 2000 ging es durch den Aachener Wald über die Grenze in Richtung Eupen. Man schrieb etwa 1973. In diesem deutschsprachigen Teil Belgiens fuhren wir, wie Oldiefans es gewohnt sind, durch die schöne Wald- und Wiesenlandschaft nur über Nebenstraßen Ostbelgiens. Eine uralte noch heute vorhandene Landkarte der Provinz Lüttich hatte Hilde zur Hand und erklärte Heiner, wo wir waren. Entlang der Weser = Vesdre ging es über historische, gemauerte Brücken, Viadukte und durch Tunnels in Richtung Verviers. Diese Strecke ist heute noch erlebbar. Verviers ist schon französisch sprechendes Gebiet, und alles wird etwas fremder-interessanter. Aber wir wollten ja nach Spa, den Kurort mit Parks, Theater und Spielcasinos, das gehobene, zwar etwas verstaubte Wohnzimmer der Industrie- und Hafenstadt Lüttich. Beim Verlassen Verviers am nordwestlichen Stadtrand schrie Heiner plötzlich hell auf: „Papa rechts“! Gas weg, 10 m rückwärts war ja schon eine geübte Handlung. Erst mal staunen, Luft holen, denken, Augen reiben, Umfeld abschätzen, Frau beruhigen, ebenso Puls zurück regeln, denken, was nun tun? Also, in einem vorne offenen, maroden, sehr großen Fabrikinnenhof standen zwei gleich große schwarze Riesen vom gleichen Modell, schön gerade mit der Front zur Straße etwa 20 m zurück, ohne Nummernschilder. Was war zu tun? Grundstück war mit Gittern abgesichert. Ein Schild besagte, dass dort ein Taxi-BusBetrieb bestand. Ruhig bleiben, Gleichgültigkeit zeigen, Ort merken, nicht aussteigen, langsam Spa aufsuchen, Parkbank finden, Kaffee trinken, hier und da mal besichtigen, zugleich irgendwo anlehnen, Hilde und Heiner mit Belanglosigkeiten, auch mich selbst, ablenken. Heimreise, Wochenanfang, Dächer machen, Alltag, alles wieder zur Routine werden lassen. Nur Heiner CM 1-2013 | www. DAVC.DE frug, was das für Amis gewesen wären? Er hatte also die gleichen Gene (damals wusste man nicht, was das war). Aber Bücher hatte ich schon gewälzt und wusste halbwegs, dass es Cadillacs waren. Einige Tage später bin ich mal zu einem dreistündigen „Baustellentermin“ in Verviers gewesen. Mit Erfolg. Der Busunternehmer war nüchtern, korrekt, schnell entschlossen. „Ja, Sie können einen kaufen. Laufen aber nicht. So wie sie da stehen.“ Also Abschleppen!? „Kosten beide den gleichen Preis.“ Nun die nächste Krux. Einer war normal viertürig. Der zweite war ein Pullmann, sechsfenstrig, mit Notsitzen. Nun allen Mut zusammengenommen: Wenn schon-denn schon! Hobby mit 6 m Stress. Preis weiß ich nicht mehr, war aber machbar, nicht übertrieben, ehrlich gesagt. Nun kurz im Telegrammstil: Mit zwei Dachdeckergesellen, Schleppstange, roter Nummer, Opel-BlitzFirmenwagen, einige Tage später nach „Gut Hand“ über Landstraße geschleppt. Hat alles gut gegangen. Wäre heute undenkbar. War ein Abenteuer. Platzproblem, öfters umgeräumt. War Hobby nur. Würde ich heute wieder – aber besser machen. Dann kam Willi Krieg dazu … Heinrich Vogel DAVC Rheinland Etwa 1976 haben wir vom Museum „Gut Hand“, also von Heinrich Vogel, den Cadillac Typ 75, Bj. 55, erworben. Er wurde bei uns instand gesetzt. Also Bremsen gemacht, Tanks gesäubert und zum Laufen gebracht. Chrom erneuert, Auto neu lackiert, Reifen erneuert usw. Bis zum Zeitpunkt der Stilllegung 1988 wurden etwa 20.000 km damit gefahren ohne Probleme. Einige Veranstaltungen wie „WS Car-Treffen in Idstein = 1. Platz, MS Car-Treffen: American Graffity in Frankfurt, Rösler USCar-Treffen in Ibbenbüren = 1. Platz. Sehr viele Treffen in Belgien wurden besucht, so auch vom Amerika Club auf Schloss Cras Avernas. Dort ereignete sich Folgendes: Ein Herr kam zu uns und stellte sich als der Herzog von Lüttich vor. Er meinte, der Cadillac wäre im Marstall seines Vaters gewesen, dem König Baudouin von Belgien. Heute ist dieser 25 Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:36 Seite 26 HISTORIE Garagenfund – Teil 2 Historie, Kauf, Bergung, Zustand Herr der belgische König. Möglich war das durchaus, denn das Auto wurde ja auch in Belgien und zwar in Antwerpen von General Motors gebaut. Die 2.600 km durch Deutschland vom DAVC wurden von uns mit eben diesem Auto mitgefahren. Nachdem wir uns entschlossen hatten, den Cadillac Fleetwood, Typ 75, wieder aufzubauen, haben wir uns daran gemacht, Zugänglichkeit zu erreichen und dieses Auto mittels Traktor aus der Wellblechgarage herauszuholen. Danach war die Überraschung besonders groß, weil die durch Rattenund Mäuse-Urin verursachten Schäden größer sind als vorab angenommen. Dann wurde das Fahrzeug rollfähig gemacht und mittels Dampfstrahlgerät mit Hochdruck bei ca. 150/160 Grad ausgeblasen. Die größte Sorge war die Hygiene, so wurden nach dem Austrocknen noch 20 Flaschen Essig hineinge- 26 schüttet und etwa 10 Flaschen Hygienespray. Zur Geruchsbeseitigung haben wir Aerofit Plus Geruchsvernichter der Fa. Normfest aus Mettmann verwendet, ein Liter für 68 Euro. Nach mehrmaliger Anwendung war jeglicher Geruch verschwunden. Trotzdem wurde mit Atemmaske gearbeitet, um eventuellen Hantavirus keine Chance zu geben. So steht der Cadillac, der „schwarze Riese“, jetzt bei uns in bedauernswertem, aber nicht hoffnungslosem Zustand und wartet auf seine „Wiederbelebung“. Text: Willi Krieg DAVC Rheinland Bilder: Frank Krings, Brühl CM 1-2013 | www. DAVC.DE Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:36 Seite 27 HISTORIE Garagenfund – Teil 2 Historie, Kauf, Bergung, Zustand CM 1-2013 | www. DAVC.DE 27 Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:36 Seite 28 HISTORIE Willys MB – der Urahn aller Jeeps Ein Fahrzeug für den Krieg Der Name Jeep ist heute eine Typenbezeichnung für Geländewagen der Chrysler Group LLC, hat sich jedoch im Laufe der Zeit – zumindest in Europa – zu einem Gattungsnamen gewandelt. So erhalten inzwischen auch andere geländegängige Fahrzeuge im europäischen Raum umgangssprachlich die Bezeichnung „Jeep“, während sich in den USA – und zunehmend auch bei uns – der Begriff SUV (sport utility vehicle) durchgesetzt hat bzw. durchsetzt. Jeep! Welches Auto ist eigentlich hiermit gemeint? Woher stammt der Name, und wie und wo ist dieses Fahrzeug – der „Ur-Jeep“ – überhaupt entstanden, und zu welchem Zweck wurde er gebaut? Diesen Fragen soll hier einmal nachgegangen werden. Fragt man nach der Herkunft des Namens „Jeep“, stößt man auf unterschiedliche Theorien. In einem amerikanischen Armeehandbuch sollen hinter einem Fahrzeug die Buchstaben „GP“ (ausgesprochen: Dschieh Pieh) für „general purpose“ (All- radfahrzeug) gestanden haben. Daraus könnte hinsichtlich der Aussprache das Wort „Jeep“ entstanden sein. Diese Theorie wurde jedoch kürzlich von einem Amerikaner widerlegt, der behauptet, das Fahrzeug sei ausschließlich für spezielle Einsatzzwecke entwickelt und aus diesem Grunde auch nie als „general purpose“ bezeichnet worden. Der Name kann auch von einem von Ford benutzten Werkscode hergeleitet sein, der ebenfalls „GP“ lautet (G für government-use, P als Kennzeichnung für den 80-inch-Radstand). Davon stark abweichend, gibt es eine weitere Erklärungsmöglichkeit. Der Name „Jeep“ soll von einer Figur aus der Comicserie „Popeye“ herstammen. Dort trägt ein Superwesen den Namen „Eugene the Jeep“, das seinem Freund Popeye immer dann hilft, wenn dieser in einer Situation nicht weiterweiß. „Eugene the Jeep“ ist unverhältnismäßig stark, kann klettern und Wände durchdringen – 28 CM 1-2013 | www. DAVC.DE Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:36 Seite 33 Vorstandsmitglieder des DAVC Ehrenpräsident: Waldemar Plessmann Gründer des DAVC Schloßstr. 14, 74379 Ingersheim 2 Tel.: 07142 - 220477, Fax: 07142 - 918602 E-Mail: waldemar.plessmann@davc.de Präsident: Georg Sewe Hudestraße 88, 23569 Lübeck Tel.: 0451 - 301077, Fax: 0451 - 302467 E-Mail: praesident@davc.de 1. Vizepräsident: Pit Gilb Reuterallee 25, 64297 Darmstadt Tel.: 06151 - 593272 E-Mail: 1.vize@davc.de 2. Vizepräsident: Ingo Jobmann Adalbert-Stifter-Weg 9, 71120 Grafenau Tel.: 07033 - 43968, Fax: 07033 - 43968 E-Mail: 2.vize@davc.de Schatzmeister: Schriftführer: Uwe Borgolte Von-Stietencron-Str. 4a, 32108 Bad Salzuflen Tel.: 05222 - 15081, Fax 05222 - 870922 E-Mail: schatzmeister@davc.de Andree Wilken Martin-Brüns-Str. 7c, 28832 Achim Tel.: 04202 - 3139 E-Mail: schriftfuehrer@davc.de LG KurpfalzSaar: N.N. LG OstwestfalenLippe: Wolfgang Wendt Sauerbruchstr. 2, 32105 Bad Salzuflen Tel.: 05222 - 600955 lg.ostwestfalen-lippe@davc.de LG Niedersachsen: Wolfgang Bolsums Krendelstr. 15, 30916 Isernhagen Tel.: 0511 - 619320 E-Mail: lg.niedersachsen@davc.de LG NordrheinWestfalen: Friedhelm Steinhaus In der Hasenjagd 3 42897 Remscheid-Lennep Tel.: 0171 - 3603776, Fax: 02191 - 965433 E-Mail: lg.nordrhein-westfalen@davc.de LG Oberbayern: Barbara Kieslich Beringerweg 16, 82327 Tutzing Tel.: 08158 - 928782 E-Mail: lg.oberbayern@davc.de LG Ostsee: Georg Sewe Hudestr. 88, 23569 Lübeck Tel.: 0451 - 301077, Fax: 0451 - 302467 E-Mail: lg.ostsee@davc.de LG Rheinland: Helmut Hagemann Huls 107, NL-6369 EV-Simpleveld Tel.: +31(45)5444211 E-Mail: lg.rheinland@davc.de LG Rhein-Main: Pit Gilb Reuterallee 25, 64297 Darmstadt Tel.: 06151 - 593272 E-Mail: lg.rhein-main@davc.de LG StaufenOstalp: Oliver Jecht Birkenweg 21, 73669 Lichtenwald Tel.: 07153 - 896010 E-Mail: lg.staufen-ostalp@davc.de LG Südbaden: Martin Waltz Dietenbach 19, 79199 Kirchzarten Tel.: 07661 - 4806 E-Mail: martinwaltz@web.de LG Süd-West: Wolfgang Neitzke Rosenstr. 15, 71126 Gäufelden Tel. + Fax: 07032 - 76733 E-Mail: lg.sued-west@davc.de LG Weser-Ems: Stephan Arbeitlang Berxer Marschbruch 5 27305 Bruchhausen-Vilsen Tel.: 04252 - 911476 E-Mail: lg.weser-ems@davc.de DAVC-Sekretäre: Pressesprecher u. Dieter Großblotekamp Redakteur CM Am Bühl 3, 79199 Kirchzarten, Breisgau Tel.: 07661 - 3680, Fax 07661 - 904455 E-Mail: dietergross1@web.de FIVA – Commission Culturelle: Rainer Hindrischedt Le Moulin F-50250 Montgardon E-Mail: rainer.hindrischedt@wanadoo.fr Sport/ Racing-Team: Oliver Jecht Birkenweg 21, 73669 Lichtenwald Tel.: 07153 - 896010, Fax: 07153 - 6132967 E-Mail: racingteam@davc.de FIVA – Detlef Krukenkamp Techn. Kommission: Sophienweg 3, 85716 Unterschleißheim Tel.: 089 - 3106553, Fax: 089 - 3175691 E-Mail: sekretaer.rallye@davc.de DAVC-Archiv: Kresimir Majer Steinbruchstraße 7, 78727 Oberndorf Tel.: 07423 - 1015 Landesgruppenpräsidenten LG Allgäu: Joachim Tornow Rutteshalde 14, 88267 Vogt Tel.: 07529 - 7200 lg.allgäeu@davc.de LG Berlin/ Brandenburg: N.N. LG Franken: N.N. LG Hanse Ulrich Zeidler Kelloggstr. 12, 22045 Hamburg Tel.: 0172-4150655 lg.hanse@davc.de CM 1-2013 | www. DAVC.DE 33 Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:36 Seite 29 HISTORIE Willys MB – der Urahn aller Jeeps Ein Fahrzeug für den Krieg ganz so wie der Willys Jeep. Die Theorie mit dem höchsten Wahrscheinlichkeitsgrad! Der damalige Testfahrer von Willys Overland, Irving „Red“ Hausmann, sorgt für eine weitere Namenstheorie. Diese wird zum ersten Mal öffentlich, als der Willys Jeep im Februar 1941 der Presse vorgestellt wird und der Fahrer mit dem Jeep die Treppe des Capitols in Washington hoch- und runterfährt. Anschließend fragt ihn am Fuß der Treppe eine Journalistin, was das für ein Auto sei. Daraufhin gibt er die spontane Antwort: „It’s a Jeep.“ Als die Journalistin in ihrem Artikel in der „Washington Daily News“ vom 2. Februar 1941 diesen Namen übernimmt, ist er für alle Zeiten unauslöschlich geworden und wird sogar von den Militärs als offizielle Bezeichnung für dieses Fahrzeug akzeptiert. Warum sollte hier nicht der Ursprung des Namens „Jeep“ liegen, denke man doch einmal an den Begriff „Ente“ für den Citroen 2 CV, den ein niederländischer Journalist 1948 ausgerufen haben soll, als er diesen Wagen zum ersten Mal sah und in seinem Zeitungsbeitrag publizierte. Die genaue Klärung der Herkunft des Namens „Jeep“ wird also weiterin eine Aufgabe für die an diesem Thema Interessierten bleiben. CM 1-2013 | www. DAVC.DE Im September 1939 bricht der Zweite Weltkrieg aus, der verheerendste Weltenbrand der Geschichte. Die Vereinten Nationen treten am 8.12.41 in den Krieg ein, und dem Militär fehlt ein passendes, kriegstaugliches Fahrzeug, denn die hohe Mobilität der deutschen Wehrmacht ist den Amerikanern bekannt. Klein, günstig und geländegängig soll es sein, über Allrad verfügen bei ¼ t Zuladung. Dies beinhaltet die Ausschreibung des Verteidigungsministeriums von 1940. Da die Zeit drängt, muss innerhalb von 49 Tagen ein Entwurf vorliegen und innerhalb von 75 Tagen soll eine Kleinserie von 70 Versuchsfahrzeugen zur Verfügung stehen. Die Firma American Bantam stellte schon 1938 der US-Army ein kleines Aufklärungsfahrzeug, den BRC (Bantam Reconnaissance Car) vor, von dem man begeistert ist, sich jedoch zu diesem Zeitpunkt ein solches Fahrzeug nicht leisten kann. Die Firma, die also Erfahrung in der Produktion kleiner Fahrzeuge hat, aber mit erheblichen finanziellen Problemen zu kämpfen hat, setzt alles daran, den Auftrag zu bekommen. Die Firma Willys Overland, mit finanziellen Problemen behaftet, bewirbt sich ebenfalls um den Auftrag, erfüllt aber nicht alle Bedingungen der Ausschreibung und kann ihren Prototyp nicht rechtzeitig fertigstellen. Da die Zeit drängt und die Beteiligung der USA am bereits begonnenen Zweiten Weltkrieg gegen Deutschland kurz bevorsteht, ein kriegstaugliches Fahrzeug jedoch immer noch fehlt und die kleine Firma Bantam als alleiniger Produzent als zu gewagt erscheint, nimmt das Verteidigungsministerium auch die Firma Ford Motor Company sowie die Firma Willys Overland doch noch mit ins Boot und gewährt ihnen – unter großem Protest der Firma Bantam – Zugriff auf die Unterlagen des BRC eben dieser Firma. Die Folge davon ist, dass sich die nun produzierten Fahrzeuge der drei Firmen nur in 29 Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:36 Seite 30 HISTORIE Willys MB – der Urahn aller Jeeps Ein Fahrzeug für den Krieg ganz kleinen Details unterscheiden. Nach ausgiebigen Tests entscheidet sich die Army für das Fahrzeug der Firma Willys Overland. Entscheidend hierfür ist der etwas stärkere Motor mit 63 PS. So entsteht ein Fahrzeug mit 2200 ccm Hubraum, drei Vorwärts- und einem Rückwärtsgang, mit zuschaltbarem Allradantrieb, Höchstgeschwindigkeit 100 km/h, 3.30 m Länge, mit Sitzen wie Campingstühle, ohne Türen und Seitenfenster, vor Regen schützt ein notdürftiges Stoffverdeck – eben ein Kriegsfahrzeug. Steigungen bis zu 60% können gemeistert werden. Der als „Willys MA“ bezeichnete Jeep wird noch einmal überarbeitet, und so entsteht der „Willys MB“ (military modell, variant B) – der weltbekannte Willys Jeep. Bis zum Kriegsende werden 360.000 Wagen produziert, und bei Ford entstehen bis 1945 noch einmal 270.000 Stück in Lizenz unter dem Namen GPW (G für government, P für den 80 inch-Radstand, W für Willys). Auch ein 30 kleiner Spezialanhänger steht für den Jeep zur Verfügung. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist die Erfolgsgeschichte des Jeeps aber keineswegs beendet. Als Nach- und Lizenzbauten lebt er in vielen Ländern der Erde weiter und ist heute eine Abteilung des Chrysler Konzerns, der die Vermarktungsrechte für das Wort „Jeep“ und das markante Kühlergrilldesign mit zunächst sieben, bald darauf mit neun abgerundeten senkrechten Aussparungen innnehat. Trotz seiner spartanischen Ausstattung wird er von den amerikanischen Soldaten „geliebt“. Man kann nachlesen, dass dieser Jeep einen nicht unwesentlichen Anteil am Erfolg der US-Army im Kampf gegen die deutschen Soldaten gehabt haben soll, denn der VW Kübelwagen der deutschen Wehrmacht hatte dem Jeep nichts entgegenzusetzen. Wir reihen den Willys heute in unsere historischen Fahrzeuge ein und amüsieren uns über ein CM 1-2013 | www. DAVC.DE Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:36 Seite 31 HISTORIE Willys MB – der Urahn aller Jeeps Ein Fahrzeug für den Krieg nettes, wohl zutreffendes Zitat eines amerikanischen Soldaten: „Er ist treu wie ein Hund, stark wie ein Maultier und flink wie eine Bergziege“ – der legendäre Willys MB Jeep, Urvater aller Geländewagen Text: D. Großblotekamp Redakteur des CM DAVC Südbaden e. V. Bilder: Dieter Bertelsmann DAVC Südbaden e.V. CM 1-2013 | www. DAVC.DE 31 Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:36 Seite 32 Intern Impressum Das „Clubmagazin“ ist die Zeitschrift des Deutschen Automobil-Veteranen-Clubs e. V. (DAVC). n Herausgeber: Vorstand des DAVC Präsident: Georg Sewe Hudestr. 88, 23569 Lübeck Tel.: 0451 - 301077, Fax: 0451 - 302467 E-Mail: praesident@davc.de n Erscheinungsweise: Viermal jährlich – jeweils am Ende des Quartals n Redaktion: Dieter Großblotekamp Am Bühl 3, 79199 Kirchzarten Tel.: 07661 - 3680, Fax: 07661 - 904455 E-Mail: dietergross1@web.de n Layout und Druck: Masuhr Druck- und Verlags GmbH Holländerkoppel 14, 23858 Reinfeld (Holstein) Tel.: 04533 - 2183, Fax: 04533 - 2360 www.masuhr-druck.de Redaktionsschluss für CM 2-2013: 1. Mai 2013 Bitte senden Sie alle Manuskripte an: D. Großblotekamp, Am Bühl 3, 79199 Kirchzarten Fax: 07661 - 904455 E-Mail: dietergross1@web.de Fahrzeugangebote BMW 850 CIA, EZ 3/93, 12 Zyl., 300 PS, opt. u. techn. Bestzustand, silb. met., autom., 153000 km, aktive Hinterachse Kinematik, Alu, SD, schw. Büffelleder, elektr. 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DAVC.DE Heft 1_13_neu2_Layout 1 22.02.13 15:36 Seite 34 K P W , s