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Landmaschinen
früher und heute
2
Themen
des
Tages
S AÜ M
2
D KSThemen
U
T ARGI E, R1 4N. RS. E2P1T4E M
| M
B EPR 2 0 des
13
Tages
SÜDKURIER NR. 214 | MP
SAMSTAG, 14. SEPTEMBER 2013
Zum Tag
GESAGT IST GESAGT
„Die Pforte zum Paradies ist
der Freistaat Bayern.“
BUNDESTA G SWA H L
Furcht vor eigener Schwäche
Im Endspurt zur Bundestagswahl
steigt die Nervosität bei allen
Parteien. Und alle fürchten sich
vor einem Tiefschlag.
V O N S T E FA N L U T Z
................................................
I
n acht Tagen wählen die Deutschen
einen neuen Bundestag und zur allgemeinen Verblüffung ist etwas eingetreten, womit nicht mehr zu rechnen
war: Spannung. In allen politischen Lagern ist sie zu spüren, sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene. Doch
kurz vorm Wahltag zittern die Parteien
nicht vor der Stärke der anderen – sie
fürchten sich vielmehr allesamt vor der
eigenen Schwäche und stellen sich die
Frage: Wer kassiert den größten Tiefschlag? Das ist in seiner Eigentümlichkeit fast schon originell.
Am komfortabelsten ergeht es dabei
noch der CDU. Die Christdemokraten
werden wieder die stärkste Partei im
neuen Bundestag sein und entsprechend selbstbewusst treten sie auf. Sie
profitieren dabei ein gutes Stück vom
Bonus der Kanzlerin und der Sehnsucht nach Verlässlichkeit in schwierigen Zeiten. Doch diese vermeintliche
Gewissheit, dass die Kanzlerin schon
Kanzlerin bleiben werde, versetzt möglicherweise zu viele Anhänger in Trance. Und so trägt die Partei Sorge an der
Fähigkeit, die eigenen Leute mobilisieren und an die Wahlurne führen zu
können. Selbst altgediente Bundespolitiker fürchten sich davor, wohl wissend, dass eine geringe Wahlbeteiligung die CDU schwächen würde.
Die FDP als Partner schwächelt dagegen nicht nur, sie zittert wie in fast
vergessenen Zeiten um die Fünf-Prozent-Marke herum, glaubt man den
letzten Umfragen. Vorbei die Tage eines strahlenden Parteichefs Westerwelle, der vollmundig führte und bei
der letzten Bundestagswahl mehr als 14
Prozent abräumte. Die FDP wankt dramatisch und das gefährdet die Fortsetzung der derzeitigen Regierungskoalition. Mit bangem Blick schauen deshalb sowohl die Liberalen als auch die
CDU auf die morgige Bayernwahl.
Fliegt die FDP aus dem Münchner Landesparlament, dürfte das eine Woche
später bei der Bundestagswahl dazu
führen, dass sich viele potenzielle
CDU-Wähler doch wieder für die FDP
entscheiden werden. Nach dem Motto:
„Bevor sie rausfliegen, wähle ich sie
noch mal.“ Gewissermaßen ein Rettungspaket für Schwarz-Gelb.
CDU nicht sicher, FDP schwach – es
müssten eigentlich rosige Zeiten für
die Oppositionsparteien sein, doch
auch sie leiden. Den größten Schmerz
dürften dabei die Grünen empfinden.
Sie scheinen sich unter Jürgen Trittin
Deutscher Lokaljournalistenpreis 2010 • 2012
Chefredakteur:
Stefan Lutz
Stellvertretende Chefredakteure:
Günter Ackermann, Torsten Geiling
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„SÜDKURIER Wochenende“: Waltraud Schwarz,
Roland Wallisch. Schlussredaktion: Elisabeth
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Rheinfelden, St. Georgen, Singen, Stockach, Triberg,
Überlingen, Villingen-Schwenningen, WaldshutTiengen, Wehr.
vom mühsam eroberten bürgerlichen
Lager wieder abgewendet zu haben. In
Rekordzeit haben sie sich das Image als
mittelstandsfeindliche
Steuererhöhungspartei erworben, ein Etikett, das
eigentlich überwunden schien und
zahlreiche Menschen nun vor den Kopf
stößt. Auch Baden-Württembergs Winfried Kretschmann, immerhin erster
grüner Ministerpräsident Deutschlands und der Prototyp des bürgerlichen Grünen, schüttelt darüber den
Kopf. Die Kursänderung nach links unter Trittin hat die Partei wieder nah an
die Stammwähler geführt – aber weiter
weg von Wechselwählern. Und so ist es
fast folgerichtig, dass die Grünen ein
Abrutschen in die Einstelligkeit des
Wahlergebnisses fürchten müssen.
Leicht profitieren könnte davon die
SPD, aber auf welchem Niveau? Viel zu
lange haben die Sozialdemokraten gebraucht, um im Wahlkampf Tritt zu fassen. Der ordentliche Auftritt von Peer
Steinbrück beim Kanzler-Duell im TV
hat zwar Sympathie und noch einmal
Schwung gebracht. Aber es wird nicht
im Ansatz reichen, um das heimliche
Ziel – 30 Prozent – zu erreichen. Zu viele Fehler wurden davor gemacht und
zu wenig inhaltliche Abgrenzung zu
den Regierenden wurde deutlich. Das
Hauptthema der SPD, Gerechtigkeit,
war zwar richtig in schwieriger Zeit –
aber mit der Vorgeschichte Steinbrücks
nicht mit dem richtigen Kandidaten
besetzt. Alles in allem ist der Wahlkampf für die SPD eher verkorkst gelaufen.
Gewinner ist die Landes-CDU
Mit Blick auf die bundespolitische
Landschaft lässt sich also viel Nervosität und Unsicherheit erkennen, mit
Blick auf Baden-Württemberg destilliert sich dagegen eine unverhoffte
Wiederauferstehung – die der LandesCDU. Hatte man nach dem Machtverlust vor zwei Jahren sehr lange das Gefühl, dass das Wundenlecken gar nicht
enden will, wandelte sich der Druck,
sich für den Bundestagswahlkampf
neu formieren zu müssen, unverhofft
zu Energie für den Blick nach vorne.
Darauf angesprochen räumt Parteichef
Thomas Strobl ein, dass dieser Wahlkampf genau zur rechten Zeit kam, um
mit der Vergangenheit endgültig abzuschließen und aus den Fehlern von
einst zu lernen. Endlos-Diskussionen
wurden tatsächlich für beendet erklärt
und neue Themenfelder, die einem gewissen Zeitgeist entsprechen, besetzt.
Ohne den Wahlkampf für den Bundestag wäre die CDU im Land nicht so
weit. Parteichef Strobl rechnet in Baden-Württemberg mit dem Erringen
aller 38 Direktmandate für Berlin. Nervös ist er jedenfalls nicht.
stefan.lutz@suedkurier.de
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Landmaschinen
früher und heute
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Kostenlose Servicenummer 0800/880 8000
2
Horst Seehofer, CSU, Bayerns
Ministerpräsident, in der Schlussphase des Landtagswahlkampfs
.......................................
„Am Sonntag geht’s doch vor
allen Dingen um Bayern.“
Christian Lindner, stellvertretender FPD-Bundesvorsitzender, zur
bundespolitischen Bedeutung der
Bayern-Wahl
.......................................
WAHL ABC
Sitzungswoche
Bundestagsabgeordnete leben
in ihrem eigenen Rhythmus.
Entweder es ist Sitzungswoche,
dann sind sie in Berlin, oder es
ist sitzungsfreie Woche, dann
halten sie sich in der Regel in
ihrem jeweiligen Wahlkreis auf.
Mindestens 20 Sitzungswochen gibt es im Jahr. Jeweils im
späten Herbst legt der Ältestenrat des Bundestages den
Arbeitsplan für das bevorstehende Jahr fest.
Sitzungswochen haben ihren
festen Rhythmus. Im Laufe des
Montags kommen die Abgeordneten in Berlin an, schließlich besteht für sie an Sitzungstagen Präsenzpflicht. Am
Abend tagen die Fraktionsvorstände und die Landesgruppen, um den Fahrplan für
die Woche festzulegen. Am
Dienstag kommen die Arbeitsgruppen der Fraktionen zusammen, gleichzeitig tagt der
Ältestenrat, um die Tagesordnung zu beschließen, am
Nachmittag stehen die Sitzungen der Fraktionen auf
dem Programm. Der Mittwoch
gehört den Ausschüssen. Am
Nachmittag beginnen die
Plenarsitzungen mit der traditionellen Fragestunde und
einer Aktuellen Stunde. Donnerstags und freitags schließlich finden die Plenarsitzungen
statt, in der sogenannten
„Kernzeit“ am Donnerstag
zwischen 9 und 13 Uhr werden
die wichtigsten Themen der
Woche behandelt. Parallel
tagen wiederum Ausschüsse
und Arbeitsgruppen, weshalb
der Plenarsaal meist nur spärlich besetzt ist. (fer)
Online Heute
BUNDESTAGSWAHL
Steinbrücks Mittelfinger:
Pro und Contra
Peer Steinbrück zeigt sich mit
ausgestrecktem Mittelfinger:
Eine Geste, die gar nicht geht –
oder doch alles nur halb so
schlimm? Ein Pro und Contra
aus unserer Politik-Redaktion.
www.suedkurier.de/wahl2013
Landwirt
sein kann man nur mit
Leidenschaft
SÜDKURIER-Serie zu Landmaschinen früher und heute
Teil 1: Warum ein Bauer im Südwesten Betriebswirt sein
und modernste Technik nutzen muss
V O N S E B A S T I A N PA N T E L
................................................
In der Küche von Familie Riede duftet es
nach frischem Kaffee. Hinter den Obstbäumen taucht der Hegau aus dem Nebel auf. Eine Katze kommt angeschlichen. Samstagmorgen, acht Uhr auf
dem Krützenbühlerhof bei Hilzingen.
Als die Sonne sich durch den Dunst
kämpft, wird die Aussicht grandios.
Volker Riede hat da die ersten zweieinhalb Stunden seines Arbeitstages
bereits hinter sich: Stallarbeit. 250
Mastschweine wollen versorgt sein,
ebenso 130 Milchkühe und 120 Jungtiere, die er zusammen mit Roland Graf
vom Nachbarhof besitzt. Abends um
halb acht wird sein Tag – wenn alles gut
geht – zu Ende sein.
Solche Arbeitszeiten verbindet man
eigentlich mit hyperaktiven Managern
................................................
„Die Menschen wollen
mehr regionale Produkte.“
Volker Riede, Landwirt im Hegau
................................................
und karrierefixierten Juristen in Großkanzleien. In diesen Branchen lockt das
große Geld. Aber warum wird man
Landwirt? Volker Riede schmiert sich
ein Marmeladenbrot. Es ist halb neun,
das Frühstück hat sich etwas verzögert,
er hat noch zwei Kälbern auf die Welt geholfen. „Man muss wohl da reingeboren sein“, sagt er. 1956 begann sein
Großvater auf dem Krützenbühlerhof.
Vor fünf Jahren hat Riede den Betrieb
von seinem Vater übernommen. „Meine Frau hat nicht geglaubt, dass man
diese Arbeit überhaupt länger als ein
paar Wochen machen kann“, sagt er
und lächelt. Sie kommt nicht aus einer
Landwirt-Familie, arbeitet in einem
„normalen“ Job. Würde er nicht
manchmal gern tauschen? Geregelte
Arbeitszeiten? Richtiger Urlaub? Freizeit? Riede schüttelt den Kopf.
Landwirt zu sein, das hat viel mit Leidenschaft zu tun, aber wenig mit dem
romantischen Berufsbild, das viele
Städter im Kopf haben mögen: Arbeit an
der frischen Luft, auf der eigenen Scholle, das Wachsen und Ernten, die Verbundenheit mit Wetter und Natur. Volker Riede hat zum Beispiel ein
Smartphone, mit dem er die Weizenpreise checkt. Er muss sich entscheiden: Verkaufe ich weit im Voraus? Oder
warte ich noch? Der Milchmarkt, zweites Beispiel, ist längst ein Weltmarkt.
Wirtschaftskrisen in Asien spürt man
auch in Hilzingen. Manchmal zahlen
die Bauern sogar drauf. Auch das Wetter
schließlich kann ein Stress-Faktor sein.
Wenn das Korn rein muss, muss es rein –
egal ob das gerade in den Zeitplan passt.
So ist jeder Landwirt auch Betriebswirt. Volker Riede hat neben seinen
Schweinen noch gut 50 Hektar Land,
mit Mais, Gerste, Winter-Weizen, dem
Getreide Triticale und Kartoffeln. Zusammen mit Nachbar Roland Graf betreibt er die „Staufen GbR“: zehn Hektar
Weide-, 50 Hektar Grünland, 40 Hektar
Acker und die 250 Rinder. Zu zweit bewirtschaften sie eine Fläche, die halb so
groß ist wie die Insel Reichenau. Der Papierkram, der dafür anfällt, verdammt
Riede manchmal zu ganzen Tagen im
Büro, an denen er den lahmen Internetanschluss seines Hofes verflucht. Buchhaltung, Steuern, Betriebsprüfungen,
EU-Richtlinien. Detaillierte Aufstellungen darüber, was er wann auf welchem
Acker gemacht hat – und warum. Anund Abmeldung von Tieren. „Manchmal denke ich: Es gibt bestimmt illegal
mehr Menschen in Deutschland als Kühe“, sagt er und lacht.
Gleichzeitig muss er immer an Effizienz denken. Über den Maschinenring, eine Art Vermittlungsbörse für Arbeit und Gerät, pressen und wickeln
Riede und sein Nachbar für andere Betriebe Rundballen, säen und mähen. Im
Austausch lassen sie Großballen pressen, leihen sich Mähdrescher und lassen Gras und Mais häckseln. Immer
geht es darum, zu große Investitionen
zu vermeiden und die Maschinen möglichst effektiv auszulasten. Gleich wird
Riede mit einem geliehenen KartoffelVollernter aufs Feld fahren.
Das Frühstück im Familienkreis ist
beendet, Riedes Söhne trollen sich mit
ihren Fahrrädern nach draußen. „Früher hätten da jetzt noch die Knechte mit
am Tisch gesessen“, sagt Riede. Die Sozialstruktur auf den Höfen hat sich in
den letzten 50 Jahren ebenso gewandelt
wie die Technik. „Damals gab es so etwas wie Privatleben eigentlich nicht“,
sagt Riede. Die Arbeitskräfte waren Teil
der erweiterten Bauern-Familie. Heute
warten die beiden Aushilfen brav draußen vor der Tür.
Tatsächlich arbeitet auf den Höfen
von Volker Riede und Roland Graf nur
noch je eine 400-Euro-Kraft mit – und
natürlich, bei Bedarf, die Familie. Vor
hundert Jahren waren auf einem Hektar
Land durchschnittlich 30 Menschen im
Einsatz. Heute sind es noch drei. Maschinen haben die Arbeit übernommen. Umgekehrt „ernährt“ ein Landwirt heute rund 130 Menschen; vor
zwanzig Jahren waren es nur halb so
viele. Der Fortschritt hat ein Tempo, das
Wandel erzwingt, manchmal brutal.
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Tierbilder: Abstimmung
geht in die Endrunde
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IHRE MEINUNG
Abstimmung vom 13. September
Erreichen die Wild Wings in der
DEL die Pre-Playoffs?
46 % – Ja, die Aufstieg-Euphorie
wird die Mannschaft durch die
Saison tragen.
54 % – Nein, die Konkurrenz ist zu
stark, da bleibt nur ein Platz am
Tabellenende.
Frage heute: Disqualifiziert sich
Peer Steinbrück mit der MittelfingerGeste für das Kanzleramt?
www.suedkurier.de/umfrage
Volker Riede mit Milchkuh-Nachwuchs. Anders als viele Landwirte betreibt der Hilzinger sowohl
Viehwirtschaft als auch Ackerbau – weil die Abwechslung ihm Spaß macht. BIL D: PA N T E L
Themen des Tages 3
SÜDKURIER NR. 214 | MP
SAMSTAG, 14. SEPTEMBER 2013
S AÜ M
D KS U
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B EPR 2 0 1 3
Themen des Tages 3
Kartoffelernte heute: Statt von Hand werden die Knollen
mit einem Vollernter aus der Erde geholt. Landwirt
Volker Riede aus Hilzingen vermarktet die komplette
Ernte in der Region – zwei Drittel gehen in die Gastronomie, der Rest an Direktkunden. Er weiß: Die
Menschen achten zunehmend darauf, dass ihre Lebensmittel aus der Heimatregion stammen. BIL D: PA N T E L
„Eigentlich gibt es nur zwei Strategien“,
sagt Riede. „Wachsen – oder eine Nische suchen.“ Wer das nicht tut, dessen
Betrieb verschwindet und geht in den
Betrieben der Nachbarn auf. Ein Blick
in unsere Region bestätigt das. Zwischen 1999 und 2010 ist die Zahl der Betriebe hier um 26 Prozent zurückgegangen. Ihre durchschnittliche Größe jedoch ist in der gleichen Zeit um 33 Prozent gewachsen, auf rund 32 Hektar.
Doch Volker Riede jammert nicht. Im
Gegenteil. „Mir macht die Landwirtschaft immer noch Spaß“, sagt er. Damit das so bleibt, widersetzt er sich auch
einigen Trends. So macht er sowohl
Ackerbau als auch Viehwirtschaft und
konzentriert sich nicht auf eines von
beidem. „Ich bin gern bei den Tieren“,
sagt er auf dem Weg zum Kuhstall. „Aber
den ganzen Tag? Das muss nun auch
wieder nicht sein.“
Der Stall ist eher eine Halle – riesig,
bei schönem Wetter an allen Seiten offen. Links die Jungtiere, rechts die
Milchkühe, viel Freiraum zum Bewegen. In der Mitte ein breiter Gang, hier
kann das Futter in einem Schwung zu
................................................
„Es gibt bestimmt illegal mehr
Menschen in Deutschland als Kühe.“
Volker Riede, Landwirt
................................................
beiden Seiten abgeladen werden. Die
Maschine dafür hätte sich Volker Riede
gern fördern lassen, mit Mitteln aus
dem Topf für den ländlichen Raum. Das
wurde abgelehnt, gekauft hat er sie
trotzdem. Mit der Schaufel wäre er viel
zu lange beschäftigt. Hier, zwischen
den Tieren, die beruhigend schnauben
und rascheln und gemächlich wiederkäuen, wird Volker Riede ein bisschen
politisch. „Die Leute“, sagt er, „die denken immer: Landwirte verdienen sich
an Fördergeldern eine goldene Nase.“
Dabei profitieren vom LändlicherRaum-Geld zum Beispiel auch Handwerker,
Tourismus-Betriebe
und
Dienstleister, ja sogar Zahnärzte mit
Dorfpraxis. Gleichzeitig wird es für die
Landwirte immer schwieriger, profitabel zu wirtschaften. Beispiel Brotweizen. Dessen Preis ist seit 1950 von 17 auf
23 Cent gestiegen – also kaum. In der
gleichen Zeit haben sich die durchschnittlichen Löhne etwa verzwanzigfacht. Trotzdem geben die Deutschen
immer weniger Geld für Nahrungsmittel aus. War es 1970 noch ein Viertel der
Ausgaben eines Haushalts, lag der Anteil 2011 nur noch bei knapp 15 Prozent.
Wenn dann wieder Meldungen kom-
men, dass Lebensmittel die größten
Preistreiber seien, dann könnte Volker
Riede wütend werden. Tatsächlich sind
Nahrungsmittel in Deutschland nicht
zu teuer. Im EU-Vergleich liegen etwa
Skandinavien, Österreich oder Irland
deutlich vor Deutschland.
Auch darüber mag Volker Riede nicht
jammern. „Es gibt ja ein Umdenken“,
sagt er, während wir vom Kuhstall zum
Acker fahren. Die Kartoffeln sind ein gutes Beispiel. „Sie machen den Leuten zu
viel Arbeit“, sagt Riede. Sie sind dreckig,
man muss sie schälen. Nudeln gehen
schneller. Die Verkaufserlöse haben
sich seit den 1970ern halbiert. Trotzdem
baut Riede noch Kartoffeln an – und verkauft sie vollständig in der Region, an
die Gastronomie und zunehmend auch
an Direktkunden. Sein Schweinefleisch
geht an zwei Metzger in der Nähe, sein
überschüssiges Korn an regionale Müh-
Hightech spart Zeit und steigert die Erträge
Sensoren, Video und Satellitentechnik via GPS: Die Arbeit auf
den Feldern wird zunehmend
Hightech. Auch im Südwesten
VON ALEXANDER MICHEL
................................................
Täglich rollt auf den Straßen der Fortschritt: Neuwagen sind mit Elektronik
bestückt, Handbücher werden immer
dicker. Was viele nicht wissen: In der
Landwirtschaft ist dieser Trend genauso stark – vielleicht noch dynamischer.
Denn Agrartechnik soll Menschen
nicht von A nach B bringen, sondern sie
muss arbeiten, hart arbeiten: Auf dem
Acker mit tonnenschwerem Mehrfachpflug und Grubber, damit der Boden für
die Aussaat optimal vorbereitet ist und
einen hohen Ertrag erwarten lässt . Effizienz – das ist zum Schlüsselwort der
Landmaschinen-Hersteller geworden.
Denn die Ackerflächen, die für den Anbau von Lebensmitteln zur Verfügung
stehen, werden in Deutschland eher
weniger als mehr, das heißt: Aus den Böden muss mehr Ertrag herausgeholt
werden. Das geht nur durch Technik.
Sie wird ständig optimiert und zusehends digital aufgerüstet.
„Das Entwicklungsziel in der Landwirtschaft ist es, noch nachhaltiger zu
arbeiten“, sagt Christoph Götz vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA). Das ist auch das Interesse der Landwirte im Südwesten.
Gerade weil hier die im Vergleich zu den
Agrarfabriken des Nordens und Ostens
kleinen Ackerflächen zur Effizienz
zwingen. Markus Traber, Landwirt in
Mühlingen-Hecheln im Hegau, macht
das anhand seines modernen Mähdreschers anschaulich: „Das Schneidwerk
muss nicht mehr gewechselt werden,
etwa wenn wir vom Weizen- auf ein
Landwirtschaft früher und heute
So viele landwirtschaftliche
Betriebe gab es in der Region
47.828
7178
So groß war ein landwirtschaftlicher Betrieb durchschnittlich
(in Hektar)
6,3
1950
17 Cent
wegs. Während der Landwirt noch
pflügt, kann er die nächsten Arbeitsschritte organisieren. Per GPS werden
Daten zu Dünger, Saatgut und Böden
gespeichert. Auch der Bauer im Südwesten steuert auf ein neues Ziel zu: Die
„Präzisionslandwirtschaft“. In diesem
Wort fasst der VDMA die digitale Revolution auf dem Acker zusammen.
2010
So viel kostete ein Kilo
Brotweizen (in Euro)
23 Cent
Die Serie
Eine Hand fürs Lenkrad,
die andere am Multifunktionshebel des
Mähdreschers. Peter
Traber, Seniorchef eines
Hofs in MühlingenHecheln, muss nicht
mehr aussteigen, um
das Schneidwerk zu
wechseln. Zeit ist Geld –
auch in der Landwirtschaft. BILD : TES CHE
Rapsfeld fahren. Das spart sehr viel
Zeit“, sagt Traber, dessen Maschine in
der Lohndrescherei eingesetzt wird.
Auch die meisten Schlepper, die auf
den großen Aussiedlerhöfen zwischen
Schwarzwald und Bodensee stehen,
sind heute multifunktionelle Ackergeräte und dank Digitalisierung und Freisprechanlage als rollende Büros unter-
len. „Die Menschen achten mehr darauf, dass Produkte aus ihrer Gegend
kommen“, sagt Riede.
Auf dem Kartoffelacker ist der Vollernter schon in Position, ein rot-gelbes
Ungetüm hinter einem Traktor. Noch
vor 50 Jahren hätte man hier Dutzende
gebückter Menschen gesehen – Kartoffelernte war Handarbeit, eine Qual für
Gelenke und Rücken. Heute gräbt der
Vollernter Furche für Furche die Knollen aus der Erde. Auf einem Förderband
wird die Erde abgeschüttelt, oben auf
der Maschine stehen noch zwei, drei
Helfer und sortieren. Volker Riede zieht
seine Arbeitshandschuhe an. Bis zum
Mittag soll das Feld abgeerntet sein. Der
Nebel ist verschwunden, unter kleinen
Wölkchen liegt die Landschaft da.
„Nein“, sagt Volker Riede, „ich glaube
nicht, dass ich etwas anderes sein
möchte als Landwirt.“
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QUELLEN: STATISTISCHES LANDESAMT, STATISTISCHES BUNDESAMT, BMELV / SÜDKURIER-GRAFIK: STELLER
So hoch war der Anteil der
So viel Prozent der Konsumausgaben gaben die Deutschen Landwirtschaft an der
Bruttowertschöpfung
für Lebensmittel aus
44,0
Prozent
14,7
Prozent
11,3
Prozent
So viele Menschen „ernährte“
ein Landwirt
0,9
2,7
7,3
131
Prozent
So viel verdiente ein Industrie- So viel Prozent der Verbraucher- So viel Prozent der Arbeitsbevölkerung arbeiteten in
arbeiter pro Stunde (in Euro)
ausgaben kamen bei den
der Landwirtschaft
Landwirten an
65 Cent
13,43
13
43
3
Euro
52,6
Prozent
26,1
Prozent
24,3
Prozent
1,6
Prozent
So viele Tonnen Weizen
erbrachte ein Hektar Acker
10
So viele Arbeitskräfte brauchte So viele Tonnen Kartoffeln
erbrachte ein Hektar Acker
man für 100 Hektar
29
31,8
immer samstags
Diese Ausgabe: Landwirtschaft und
Agrartechnik im Südwesten
21. September: Der Traktor früher
28. September: Der Traktor heute
5. Oktober: Die Aussaat heute
12. Oktober: Das Ernten und
Dreschen früher
19. Oktober: Das Ernten und
Dreschen heute
26. Oktober: Die Arbeit im Wald
3,3
22,4
44,5
3
14
Leben
und
Wissen
S AÜ M
14
D KS U
T ARLeben
GI E, R2 1N. RS. E2P2T0E M
| BMEPRund
2013
Wissen
SÜDKURIER NR. 220 | MP
SAMSTAG, 21. SEPTEMBER 2013
Tipps und Trends
DER KALENDERSPRUCH
„Behandle den Bulldog wie Pferd, Ochs und Kuh,
dann sparst Du viel Geld und hast Deine Ruh!“
aus einer Broschüre der Heinrich Lanz AG, Mannheim
...........................................................................................
NAMENSTAGE
Samstag: Matthäus, Debora, Jonas, Deborah, Maureen, Mattheu
Sonntag: Moritz, Mauritius, Emmeram, Gunthild, Victor, Otto, Udo, Gunhild, Gundula
...........................................................................................
DIE FALLERS
Die neue Rätselfrage
Im „Löwen“ müssen die Geräte gewartet
werden. Jürgen warnt: wenn die Geräte nicht
fristgerecht geprüft wurden, gibt es Ärger mit
…? Das ist die neue Rätselfrage zur FallersSendung am morgigen Sonntag, 22. September. Ihre Antwort schicken Sie bitte an: SÜDKURIER Medienhaus, Redaktion „Leben und
Wissen“, Stichwort „Die Fallers“, Max-Stromeyer-Str, 178, 78467 Konstanz. Per Mail: Heimat-Preis@suedkurier.de. Per
Fax: 07531/999-1500. Sie können Antworten auf einzelne Fragen oder
alle Fragen gesammelt einschicken. Alle Monatsgewinner treffen bei
einer SWR-Besichtigung einen Fallers-Schauspieler. Viel Glück! (bea)
LEBENSMITTEL
Mageres Fleisch zum Tiefkühlen besser als fettes
Tiefkühlkost ist je nach Temperatur des Gefriergerätes unterschiedlich
lang haltbar. Wie lange sich gekaufte Lebensmittel aufbewahren lassen,
ist auf der Verpackung angegeben. Für Selbstgekochtes gibt es Faustregeln. Ob frisches Fleisch, Suppe, Auflauf, Brot oder Kuchen: „Im ZweiSterne-Fach ist alles generell bis zu drei Wochen haltbar“, erklärt die
Ernährungsexpertin Andrea Schauff von der Verbraucherzentrale Hessen. Ein Zwei-Sterne-Fach ist mindestens minus 12 Grad Celsius kalt.
Haushaltsüblich sind Drei- oder Vier-Sterne-Fächer, die mindestens 18
Grad Celsius und kälter sind. „Selbstgekochtes hält sich hier in der Regel
maximal drei Monate frisch“, sagt Schauff. Ein Auflauf ist zwei bis drei
Monate haltbar, Brei und Suppen nur ein bis zwei Monate. (dpa)
KINDER
Feste Rituale vor allem bei Alleinerziehenden wichtig
Alleinerziehende legen besonderen Wert auf Rituale. 73 Prozent der
Familien mit nur einem Elternteil teilen mit ihren Kindern feste Gewohnheiten. Das geht aus einer Befragung des Marktforschungsinstituts
Innofact hervor. In Familien mit Mutter, Vater und mehreren Kindern
liegt der Wert leicht darunter: Hier sind es 69 Prozent, für die Rituale im
Alltag eine große Rolle spielen. Besonders beliebt ist die Gute-NachtGeschichte. Sie gehört für fast jeden dritten Befragten fest dazu (32
Prozent). Auf Platz zwei folgt das gemeinsame Essen (27 Prozent) und
schließlich zusammen kuscheln (18 Prozent). Für die Erhebung befragte
Innofact im Auftrag des Unternehmens Eckes-Granini rund 2000 Väter
und Mütter mit Kindern im Alter von 0 bis 17 Jahren. (dpa)
TIERE
Fischer brauchen klaren Tag-Nacht-Rhythmus
Gut abgestimmte Hell- und Dunkelphasen sind für Fische im Aquarium
wichtig. Tagaktive Fische brauchen die dunkle Zeit, um sich zu erholen.
Nachtaktive Arten hingegen schlafen tagsüber und werden erst im
Dunklen aktiv. Am besten simulieren Halter die unterschiedlichen
Lichtverhältnisse mit verschiedenen Leuchtmitteln, rät Jan Wolter,
Tierarzt und Zierfischexperte in Berlin. Eine Beratung im Fachhandel
hilft dabei weiter. Nachts lässt sich beispielsweise für kurze Zeit ein
spezielles Mondlicht anschalten. Insgesamt sind zehn bis zwölf Stunden
volle Beleuchtung ideal. Während dieses Zeitraums werden Pflanzen
und Fische optimal mit Licht versorgt. Dauert die Beleuchtungszeit
länger, wird das Algenwachstum angeregt. (dpa)
..........................................................................................
DER BIBELSPRUCH
„Noach wurde der erste Ackerbauer
und pflanzte einen Weinberg.“
Genesis 9,20
Werbung der Heinrich Lanz AG Anfang der 1920er-Jahre: Der Schlepper ist ein mobiles Kraftwerk. Der Bulldog mit 12-PS-Motor treibt über
einen langen Riemen eine Dreschmaschine an. Im Vordergrund eine Bulldogge – als Kraftprotz. BILD: DLG-V E RL AG/ S A M M LU N G P RI L L I N GE R
Robust, zuverlässig,
sparsam und laut
SÜDKURIER-Serie zu Landmaschinen früher und heute
Teil 2: Wie der Siegeszug des Traktors die Arbeit auf dem
Feld revolutionierte und was deutsche Firmen dazu leisteten
VON CHRISTIAN MÜHLHAUSEN
................................................
Das Knattern ihrer kernigen Motoren
klingt vielen wie Musik in den Ohren.
Der Oldtimer-Schlepper findet stets
sein Publikum – auch zwischen
Schwarzwald, Hochrhein und Bodensee. Fast jede Traditions-Marke, fast jede Region hat heute ihren eigenen Traktor-Club, sie veranstalten kultige Treffen, Ersatzteilemärkte und Wettpflügen. Die meisten der Schlepper-Enthusiasten haben selbst nie auf einem Feld
gearbeitet, aber jetzt – auf dem Sitz eines Kramer, Holder oder Lanz – sind ihnen 25 bis 30 km/h genug. Entschleunigung statt PS-Gigantismus.
Bei all dieser Nostalgie und der Fürsorge für die Veteranen der Scholle wird
leicht vergessen, welche Errungenschaft sie einst für die Bauern auf dem
Feld bedeuteten. Erst rund 100 Jahre
währt die Schleppertradition auf den
deutschen Äckern. Der Mechanisierungsboom der Nachkriegsjahre ließ
dann das Pferd als Arbeitstier vom Feld
Zwei Zeitreisen durch die Welt
Gewinnzahlen
Eurojackpot 5 aus 50: 2, 6, 15, 18, 24 Eurojackpot 2 aus 8: 5, 7
Keno: Ziehung vom 20.09.2013: 1, 6, 10, 20, 26, 30, 31, 34, 38, 45, 46, 47,
Menschen und medien
Alte Traktoren werden nicht durch
Bücher lebendig, sondern durch
Anschauung. Zwei Museen in der
Region bieten sich dazu an
ENGL A ND
I TA LI E N
VON ALEXANDER MICHEL
„Times“ legt Premier
auf ein Himmelbett
Protest gegen Parade von
Schiffsriesen in Venedig
50, 53, 55, 56, 57, 62, 66, 69 Plus 5: 02770
David Cameron, britischer Premierminister,
ist Opfer des Spottes
britischer Zeitungen
geworden: Sie druckten ein Foto, das den
Politiker in einem Himmelbett
schlafend zeigt, während vor ihm
die Halbschwester seiner Frau
kurz vor ihrer Hochzeit für ein
Foto posiert. „Wer ist dieser Chiller
auf dem Himmelbett?“, fragte die
„Times“ scherzhaft in ihrer Unterzeile zu dem Foto. Es entstand
kurz vor der Hochzeit von Alice
Sheffield, der Halbschwester von
Camerons Frau Samantha. (dpa)
präsentiert
(Alle Angaben ohne Gewähr)
Der italienische Star-
sänger Adriano Celentano (75) hat heftig
gegen die umstrittene
Durchfahrt von Kreuzfahrtschiffen in der
Lagune von Venedig protestiert. In
einer ganzseitigen Anzeige im
„Corriere della Sera“ sprach Celentano („Azzurro“) von einer
„schändlichen Parade“. An diesem
Samstag sollen 13 Kreuzfahrtschiffe durch Venedigs Lagune
fahren. Die Schlagerikone empört
sich über die „schwimmenden
Städte“, die das Herz Venedigs
durchqueren. (dpa)
Landmaschinen
früher und heute
4
verschwinden. Doch der Anfang der
motorisierten Feldgehilfen war holprig:
Nachdem um 1900 die ersten Motorpflüge und Lokomobilen aufkamen –
riesige Gefährte, die den Boden bis auf
einen Meter tief umpflügen konnten –,
dauerte es zwei Jahrzehnte, bis 1921 der
weltweit erste serienreife Rohöltraktor
– ein Lanz – auf den Feldern jener Bauern fuhr, die sich den „Bulldog“ leisten
konnten. Die Werbung pries seine Vorteile: „Kleine Betriebskosten bei Verwendung von billigsten Inlands-Brennstoffen.“ Der Lanz schluckte alles. Und
man konnte selbst an ihm schrauben:
„Keine empfindlichen Teile wie Magnet, Vergaser, Ventile, Kühler“, verkündeten die Werbestrategen.
Der Zweite Weltkrieg traf das Mannheimer Lanz-Werk schwer. Erst 1950
wurde im neu aufgebauten Werk die
Produktion wieder voll aufgenommen.
Trotz innovativer Entwicklungen erholte sich Lanz nie wieder von der Last des
Wiederaufbaus. 1956, als der 200 000.
Bulldog das Werk verließ, erwarb der
US-Konzern John Deere die Mehrheit
bei Lanz. Vorerst unter dem Namen
John Deere-Lanz laufen jetzt die
Schlepper vom Band, 1967 verschwindet Lanz als Firmenname. Ein Mythos
bleibt zurück. Auch ein Grund für den
ewigen Glanz des rüstigen Bulldog, dessen Name zum Synonym für den
Schlepper schlechthin wurde.
Doch nicht nur die Mannheimer erlebten den Niedergang ihrer Marke.
Noch heute trauert man in Gottmadingen bei Singen um die roten FahrSchlepper, die dort von 1938 bis 1962 gebaut wurden. Dann saugte KlöcknerHumboldt-Deutz (KHD) in Köln die
Traditionsmarke allmählich auf.
Doch die Landmaschinen-Technik
lebte vom Impulsen, die meist nicht von
der Großstadt, sondern von der Provinz
ausgingen. So hat vor 120 Jahren niemand geahnt, dass aus der Dorfschmiede Bautz in Eglofs (bei Isny im Allgäu)
ein Landtechnikhersteller werden würde, der heute in Bad Saulgau ein Teil des
Claas-Konzerns ist. 1890 entwickelte
Gründer Josef Bautz einen Heuwender.
So erfolgreich der Vertrieb von Mähmaschinen anlief, so schwierig gestaltete
sich die Produktion von Schleppern. Einige Prototypen brachte man zustande,
doch 1939 wurden die Anlagen für die
Vor dem Traktormuseum Bodensee: Der
gewaltige „Profi
Gigant“ ist eine
Spezialanfertigung
auf der Basis des
Profi Trac 3500 von
Schlüter aus dem
Jahr 1973. Der neue
„Gigant“ wurde
2008 gebaut und ist
mit 650 PS der
stärkste Ackerschlepper Europas.
................................................
Wer sich in historische Traktoren verliebt hat, muss den neuen Jägerhof in
Gebhardsweiler bei Uhldingen-Mühlhofen am Bodensee von Innen gesehen
haben. Denn der bescheidene Name
„Traktormuseum“ verweist bei Weitem
nicht auf das, was die Besucher in dieser
außergewöhnlichen Sammlung an
Überraschungen erwartet.
Mehr als 150 Fahrzeuge aus Deutschland und weiteren europäischen Ländern, aus Kanada, den USA und Australien hat der Sammler Gerhard Schumacher über Jahrzehnte hinweg zusammengetragen. Die Fahrzeuge wurden
aber nicht einfach nebeneinander abgestellt, sondern sie werden in einem
historischen Ambiente präsentiert:
Holzverkleidungen, Scheunentore, Dächer mit handgestrichenen Ziegeln und
BILDER: TESCHE
der originalgetreue Nachbau von alten
Dorfwerkstätten, mit Werkzeug und
Maschinen ausgestattet, bilden die Kulisse für die meist fahrtüchtigen Veteranen. So lohnt sich auch ein Rundgang
für jene Besucher, die Traktoren nicht
nur mit Kennerblick betrachten, sondern auch die ölgesättigte Luft des kulturellen (Vor)Gestern atmen wollen.
Der Weg von den Anfängen bis zu jüngeren PS-starken Arbeitstieren gewinnt
hier eine hoch unterhaltsame Anschau-
lichkeit. Für die Verehrer der Mannheimer Kultmarke Lanz hält die Sammlung
eine besondere Halle bereit, in der sich
die Einzylinder-Freunde in stiller Andacht einem schwergewichtigen Vermächtnis hingeben kann.
Nicht „Museum“ sondern „Ausstellungshalle“ nennt sich, was Freunde
des einstigen Schlepper-Bauers Fahr in
Gottmadingen liebevoll zusammengetragen haben. Heute ist das alte Werksgelände ein Industriepark, aber nur we-
Leben und Wissen 15
SÜDKURIER NR. 220 | MP
SAMSTAG, 21. SEPTEMBER 2013
S AÜ M
D KS U
T ARGI E, R2 1N. RS. E2P2T0E M
| BMEPR 2 0 1 3
Leben und Wissen 15
LANZ D8506
Luft-Ansaugrohr zum
Start des Schleppers
aus einem historischen Werbeplaktat der
Firma Lanz, Mannheim
Handbremse
Schmieröl- Schmieröl- BrennstoffBehälter
Feinfilter
Behälter
BenzinBehälter
Lichtschalter
Luftfilter
Hauptschalthebel
Batterie
Stufen-Schalthebel
Kühlwasserraum
Baujahr: 1950
Fertigung: Mannheim
Motor: 1-Zylinder-Zweitakter mit 10,3 Liter
Hubraum und 35 PS
Gewicht: 3,7 Tonnen
Liebhaber-Preis:
25 000 bis 35 000 Euro
Schallfänger/
Auspuff
Kühlerelemente
Kupplungspedal
Brennstoffdüse
Zündkerze
Zylinderkopf
Sicherheits-Schraube
Werkzeugkasten
Gefederte
Straßen-Anhängervorrichtung
Zündkopf
Schmieröl-Vorfilter
Acker-Anhängervorrichtung
Getriebe
im Ölbad
QUELLE: DLG-VERLAG / SAMMLUNG KARL PRILLINGER
Rüstungsproduktion beschlagnahmt.
Erst 1950 kam Bautz mit einem 14 PS
Zweizylinder-Traktor auf den Markt.
Wenig später mischte man in der Spitze
der führenden Schlepperhersteller
Deutschlands mit. Wie für so viele Hersteller kam mit dem Wandel in der
Landwirtschaft, dem Rückgang der
Kleinbauern und dem gestiegenen
Wettbewerbsdruck das Ende rasch:
1962 wurde nach 25 000 Schleppern der
Traktorbau eingestellt. Stattdessen
konzentrierte man sich auf Erntemaschinen. Schließlich wird das Unternehmen 1969 an Claas verkauft.
Eine fast kuriose Geschichte ist die
des Porsche-Schleppers. Mit Sachverstand nahm sich „Volkswagen“-Konstrukteur Ferdinand Porsche nahezu aller mechanischer Fortbewegungsmittel an. Ihm schwebte eine Zugmaschine
vor, die als „Volksschlepper“ Pferd und
Ochse ersetzen sollte. Nach einem
„Pflugtraktor“ (1915) kam erst 1937 die
Entwicklung und der Bau einiger Prototypen des Schleppers voran. Der Zweite
Weltkrieg jedoch machte alle Planungen zunichte und auch das „Volksschlepperwerk“ bei Köln blieb eine
Idee. Einzig der „Ostradschlepper“, eine Zugmaschine mit riesigen Rädern,
wurde 1942 auf die Äcker geschickt.
Das Unternehmen Allgaier in Uhingen übernahm die Lizenzproduktion
der Volksschlepper. 1950 kam der erste
Allgaier-Schlepper „System Porsche“
auf den Markt. Bis 1955 verließen mehr
als 25 000 Porsche-Schlepper die Werke
in Uhingen und Friedrichshafen. Dann
wurde der Schlepperbau bei Allgaier in
Uhingen eingestellt.
Der Traktorbau in Friedrichshafen
wurde von der Allgaier Maschinenbau
GmbH in die Porsche-Diesel-Motorenbau GmbH umgewandelt. Die neue Firma als Unternehmen des Mannes-
Die Serie
Motorkolben
mann-Konzerns fertigte dort fortan
auch Traktoren. In der kurzen Zeit von
nur acht Jahren liefen mehr als 120 000
Porsche-Diesel-Schlepper vom Band.
Viel, aber nicht genug. Denn ausländische Hersteller drängen auf den deutschen Markt und die Konkurrenz
schläft nicht. 1963 lässt Mannesmann
den Schlepperbau bei Porsche-Diesel
einstellen. Die Fabrik wird an Daimler
Benz verkauft.
Eine deutsche Marke, die sich bis
heute mit ihrer grünen Modellpalette
bestens behauptet, ist Fendt aus Markt-
14. September: Die Landwirtschaft und
Agrartechnik im Südwesten
Diese Ausgabe: Der Traktor früher
28. September: Der Traktor heute
5. Oktober: Die Aussaat heute
12 Oktober: Ernten/Dreschen früher
19. Oktober: Ernten/Dreschen heute
26. Oktober: Die Arbeit im Wald
BIL D: T ES CHE
Traktorenbau in Baden-Württemberg
heute John Deere
*Fertigung der ersten Lokomobile
bis Ende Bulldog-Produktion
Stihl (1948 − 1961)
Waiblingen
Stuttgart
Allgaier (1950 − 1955)
Uhingen
Göppingen
Gaggenau
Daimler Benz Tübingen
Zanker
„Unimog“
(1951 bis heute)
(1949 − 1950) Bad Urach /
Metzingen
BoehringerUnimog
(1948 − 1951)
Holder
Balingen
Wahl (1935 − 1963)
(seit 1930)
Bad Saulgau
Heitersheim
Hummel
(1954 − 1960)
Fahr Bautz (1949 − 1962)
(1938 − 1962)
Gottmadingen
Überlingen
Kramer (1952 − 1973)
Aulendorf
Goldene Zeiten und große Namen
Die Region um den Bodensee war einmal
Heimat mehrerer berühmter Hersteller von
Traktoren. Nur die Namen sind noch bekannt, der Rest große Geschichte:
Heinrich Lanz (1878*−1960*)
B I L D: T E SC H E
Aktivitäten und Treffen
der Oldtimer-Schlepper-Szene
www.bulldog-freunde-bodensee.de
www.busf.de
SÜDKURIERRedakteur Alexander Michel hat im
Traktormuseum
Bodensee in
Gebhardsweiler
den Lanz-Bulldog
gefunden, der
oben auf dem
Plakat zu sehen
ist. Im Hintergrund auf dem
Regalbrett die
mächtigen Kolben
aus einem LanzEinzylinder-Motor.
Mannheim
Zu Öffnungszeiten und Sammlungen der
beiden Museen:
www.traktormuseum.de
www.fahr-schlepper-freunde.de
Nachkriegszeit riesig. Viele Marken –
das ist nicht anders als im Automobilbau – sind dennoch heute Geschichte –
darunter Bautz, Eicher, Güldner, Hanomag und der bayerische Hersteller
Schlüter. Auch Zanker in Tübingen, bekannter als Waschmaschinen-Hersteller, gehörte dazu. Sein Traktor hieß ganz
einfach „Bauernschlepper“.
Buchtipp: Eine Fundgrube für Fans ist der
Band von Karl Prillinger
„Abenteuer historische
Landtechnik – Lanz“, mit
vielen Farbbildern und
Grafiken, teils zum
Ausklappen, 24,99 Euro.
Alle Teile mit Videos, Bildergalerien
und Website-Hinweisen auf:
www.suedkurier/landmaschinen
Oben: Auf
Ausfahrt ist
Hubert Auer,
Vorsitzender
der Schlepper-Freunde
Fahr. Das
Modell ist
ein D 270
von 1955. Er
hat 32 PS.
oberdorf im Allgäu. Innerhalb von 75
Jahren wurde aus der bescheidenen
Hofwerkstatt ein Weltkonzern. Und aus
dem ersten Sechs-PS-Kleinschlepper
von 1930 mit dem bezeichnenden Namen „Dieselross“, der ein Mähwerk
oder einen Pflug ziehen konnte, ist heute ein mehr als 350 PS starker VarioGroßschlepper geworden.
Wie rasant nach 1945 die Mechanisierung der Landwirtschaft voranschritt,
belegt die Tatsache, dass bei Fendt 1961
der 100 000ste Schlepper vom Band lief.
Der Bedarf an Traktoren war in der
immer samstags
der Agrartechnik
nig entfernt, in der Carl-Benz-Straße im
Gewerbegebiet, ist fahrbereit geblieben, was einst in rot vom Band lief:
Schlepper aus drei Jahrzehnten, Mähdrescher, Ernte- und Häckselwagen
oder Heuwender. Alles in Eigeninitiative gesammelt und errichtet. Bravo!
Vorderachse
Kurbelwelle
BAYERN
Marktoberdorf
Fendt
(1930
bis heute)
Hermann Lanz
(Hela, 1929 − 1979)
Friedrichshafen
Porsche (1950 − 1963)
QUELLE: EIGENE RECHERCHE / SÜDKURIER-GRAFIK: STELLER
➤ Fahr, Gottmadingen: Die Firma startete 1870, Traktoren wurden seit 1938
gebaut. 1951 stellte man den ersten
deutschen Mähdrescher vor, der nicht
geschleppt wurde, sondern selber
fuhr. Ab 1958 arbeitete Fahr beim
Traktorbau mit Güldner in Aschaffenburg zusammen (gibt es heute auch
nicht mehr). 1961 stieg die Deutz AG
bei Fahr ein, und der Schlepperbau
bei Fahr endete ein Jahr darauf.
➤ Kramer, Überlingen: 1925 in Gutmadingen bei Geisingen gegründet,
baute die Firma ideenreich ihre Motormäher und Traktoren – seit 1952 in
Überlingen. 1973 stieg man aus dem
Schlepperbau aus und verlegte sich
auf Baumaschinen – seit 2008 im
neuen Werk in Pfullendorf.
➤ Porsche, Friedrichshafen: Nur Traktorfans wissen, dass sich Porsche
lange vor dem 911er mit zwei Zylindern und 18 PS einen guten Namen
machte. Der „Allgaier-Schlepper
System Porsche“ war auf dem Acker
ein Renner und bald zog man das
Schlepper-Geschäft am Bodensee
groß auf: Vier Typen – von einem bis
vier Zylinder – gab es. 1963, vor 50
Jahren, kam das Aus. Doch viele der
roten Trecker fahren noch heute.
➤ Bautz, Bad Saulgau: Erntemaschinen
baute die Firma seit 1900. Schlepper
kamen 1949 dazu. Nach 25 000 Stück
war 1962 Schluss. Der Claas-Konzern
übernahm Bautz 1969.
➤ Hermann Lanz (HELA), Aulendorf:
Die 1888 gegründete Firma gehörte zu
den ganz großen Nummern im
Schlepperbau, der 1929 startete. Mehr
als 30 000 Traktoren wurden gebaut.
Noch heute gibt es eine große Fangemeinde rund um die HELA-Schlepper,
die seit den 60er-Jahren in einer breiten Modellpalette angeboten wurden.
➤ Holder, Bad Urach/Metzingen: Endlich ein früherer Traktor-Bauer, der
am Markt überlebt hat, weil er sich
rechtzeitig auf Spezialfahrzeuge wie
Kehrmaschinen und Schneefräsen
spezialisiert hat. Doch Holders AllradOldie-Schlepper sind noch heute bei
den Fans heiß begehrt. (mic)
5
14
Leben
und
Wissen
S AÜ M
14
D KS U
T ARLeben
GI E, R2 8N.RS. E2P2T6E M
| M
B EPRund
2013
Wissen
Tipps und Trends
DER KALENDERSPRUCH
„Sind die Hühner platt wie Teller,
war der Deutz mal wieder schneller!“
Aus einer Sammlung von Schleppersprüchen unter www.landlive.de
...........................................................................................
NAMENSTAGE
Samstag: Wenzel, Lioba, Dietmar, Thekla, Gislar, Konny, Tim, Adelrich
Sonntag: Gabriele, Michael, Gabriel, Raphael, Michaela, Raphaela, Johannes
...........................................................................................
DIE FALLERS
Die neue Rätselfrage
Murat erzählt Kati von der Schönheits-OP
seiner Schwester, die bald auf Besuch kommt.
Kati findet die OP merkwürdig. Sorgenvoll
blättert sie sich durch Zeitschriften und greift
zum Telefon: Welche Anzeige hat es ihr angetan? Das ist die neue Rätselfrage zur FallersSendung am morgigen Sonntag, 29. September.
Ihre Antwort schicken Sie bitte an: SÜDKURIER Medienhaus, Redaktion
„Leben und Wissen“, Stichwort „Die Fallers“, Max-Stromeyer-Str. 178,
78467 Konstanz. Per Mail: Heimat-Preis@suedkurier.de; per Fax: 07531/9991500. Alle Monatsgewinner treffen bei einer Besichtigung des SWR in
Baden-Baden einen Fallers-Schauspieler. Viel Glück! (bea)
GESUNDHEIT
Beim Betriebssport kann Unfallversicherung aussteigen
Wer sich bei einem firmeninternen Fußballspiel verletzt, muss möglicherweise auf den Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung verzichten. Das geht aus einem Urteil des Landessozialgerichts BadenWürttemberg hervor (Az.: L 9 U 2557/10). Demnach greift der Schutz der
gesetzlichen Unfallversicherung nur, wenn die Gesamtheit der Belegschaft am Turnier teilnehmen könne. Ein Indiz dafür ist, dass die gesamte Belegschaft über den Wettkampf informiert und zur Teilnahme
aufgefordert wurde – etwa per E-Mail. Werden dagegen nur reine Männer- oder Frauenmannschaften angekündigt, muss die Berufsgenossenschaft für etwaige Behandlungskosten von Verletzungen nicht einstehen. (dpa)
SCHULDEN
Inkasso-Firma muss registriert sein
Inkassounternehmen helfen Gläubigern, geschuldetes Geld einzutreiben. Das Problem: In der Branche tummeln sich auch schwarze Schafe.
Ein Hinweis auf ein seriöses Inkassounternehmen ist seine Registrierung, erklärt die Verbraucherzentrale Sachsen. Denn ein Inkassobüro benötigt eine Zulassung vom Präsidenten des zuständigen Landoder Amtsgerichtes. Es ist im Zweifelsfall also ratsam zu überprüfen, ob
sie vorliegt. Derzeit sind in Deutschland etwa 750 Inkassounternehmen
registriert. Ob ein Inkassobüro zugelassen ist, können Verbraucher im
Rechtsdienstleistungsregister nachprüfen. Ist ein Inkassobüro nicht
zugelassen, begeht der Betreiber eine Ordnungswidrigkeit. (dpa)
..........................................................................................
DER BIBELSPRUCH
„Das Leben ist wichtiger als die Nahrung,
und der Leib wichtiger als die Kleidung.“
Lukas, 12,23
Gewinnzahlen
Eurojackpot 5 aus 50: 6, 10, 21, 34, 36 Eurojackpot 2 aus 8: 1, 4
Keno: Ziehung vom 27.09.2013: 7, 9, 10, 14, 20, 21, 23, 24, 27, 29, 32, 33,
37, 39, 50, 55, 57, 63, 64, 69 Plus 5: 75375
(Alle Angaben ohne Gewähr)
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10-18
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01038 · tellmio · 1,09 · 60
15-19
01038 · tellmio · 1,14 · 60
01052 · 01052 · 1,15 · 60
18-19
010052 · 010052telecom · 0,58 · 60
01038 · tellmio · 1,09 · 60
19-24
01097 · 01097telecom · 0,48 · 60
01013 · Tele2 · 0,54 · 60
19-24 010052 · 010052telecom · 0,46 · 60
01013 · Tele2 · 0,5 · 60
Wochenende und Feiertage
0-8
01028 · Sparcall · 0,1 · 60
01088 · 01088telecom · 1,09 · 60
0-8
01028 · Sparcall · 0,1 · 60
01088 · 01088telecom · 0,67 · 60
0-19
01088 · 01088telecom · 1,09 · 60
01038 · tellmio · 1,24 · 60
8-19
01088 · 01088telecom · 0,77 · 60
01020 · Vodafone · 0,8 · 60
19-24
01052 · 01052 · 0,43 · 60
01013 · Tele2 · 0,44 · 60
19-24 010052 · 010052telecom · 0,58 · 60
01013 · Tele2 · 0,6 · 60
präsentiert
Mobilfunk: 01011 (1,95 Cent); 01038 (2,47 Cent); Österreich: 010018 (0,98 Cent); 01069 (1,61
Cent); Schweiz: 01069 (1,31 Cent); 010088 (1,68 Cent); Italien: 010088 (1,04 Cent); 01069 (1,17
Cent); Türkei: 01052 (2,62 Cent); 010088 (2,74 Cent); USA: 010088 (0,88 Cent); 01069 (0,96 Cent)
Frankreich: 01069 (0,84 Cent); 010088 (1,24 Cent); Großbritannien: 010088 (0,77 Cent); 01069
(0,96 Cent); Spanien: 010018 (0,88 Cent); 01069 (1,17 Cent); Griechenland: 010088 (0,94 Cent);
01069 (1,33 Cent); Polen: 01069 (1,27 Cent); 010088 (1,39 Cent); Rumänien: 01069 (1,58 Cent);
010088 (1,98 Cent); Australien: 01097 (1,43 Cent); 010052 (1,46 Cent); Kroatien: 010088 (1,38
Cent); 01069 (1,49 Cent); Portugal: 010018 (0,96 Cent); 01069 (1,46 Centt)
Allgemeine Hinweise: Alle Anbieter sind gesetzlich zur Tarifansage verpflichtet. Wir listen nur Anbieter,
die über mehrere Stunden hinweg denselben Preis und minutengenau abrechnen. Ortsgespräche sind
nur Telefonate zwischen Anschlüssen mit der gleichen Ortsvorwahl. Das so genannte Call-by-CallVerfahren funktioniert nur mit einem Anschluss der Deutschen Telekom. Mehr Informationen und
Tarife unter www.teltarif.de. Nächste Tarifübersicht voraussichtlich am 12. Oktober 2013
Landmaschinen
früher und heute
6
SÜDKURIER NR. 226 | MP
SAMSTAG, 28. SEPTEMBER 2013
Die sanften Riesen
auf dem Acker
SÜDKURIER-Serie
zu Landmaschinen früher
und heute Teil 3: Moderne
Traktoren sind komfortabel
ausgestattete und bärenstarke Arbeitstiere
VON CHRISTIAN MÜHLHAUSEN
................................................
Leistungsstark, zuverlässig, sparsam im
Verbrauch: Auf dem ersten Blick sind es
nicht viele Ansprüche, die ein moderner Traktor erfüllen muss. Und doch
steckt der Teufel im Detail. Denn im Gegensatz zu einem Auto muss ein Schlepper nicht nur fahren, sondern auch zentimetergenau per Satellit gesteuert werden. Er muss Maschinen antreiben, mit
denen er ständig kommuniziert, um etwa Düngemittel exakt auszubringen.
Komfortabel muss er sein, denn der
Fahrer verbringt viele Stunden auf dem
Gefährt. Nicht umsonst gilt die Landmaschinenindustrie als eine der innovativsten Branchen. Und mindestens
genauso sehr wie die Entwickler von
Autos sind die Traktoren-Hersteller gefordert, perfekte Schlepper für ihre anspruchsvolle Kundschaft zu bauen.
Es hat sich viel getan auf deutschen
Äckern, seit zu Beginn des 20. Jahrhunderts erste Motorpflüge und Lokomobile eingesetzt wurden, 1921 schließlich
der erste serienreife Schlepper der Marke Lanz seine Furchen zog. Der Industrialisierung in den Städten folgte die
Mechanisierung auf dem Lande: Kleine
Dorfschmieden im ganzen Reich profitierten nicht nur von den Reparaturen
an den motorisierten Helfern, sie wirkten auch selber mit bei der Entwicklung
des Traktorenbaus: Etwa die einstige
Dorfschmiede Bautz aus Oberschwaben, die zunächst nur Heuwender und
Grasmäher baute, seit Mitte der 30erJahre aber auch Traktoren.
Beachtenswert ist die Vielfalt an
Schlepper-Herstellern, die der Bedarf
nach Zugkraft auf dem Acker mit sich
brachte: In den 50er-Jahren gab es allein in Deutschland 50 Firmen, darunter solche mit wohlklingenden Namen
wie Eicher, Lanz und Hanomag – und
natürlich Allgaier aus Uhingen, die von
Porsche Ende der 40er-Jahre die Lizenzproduktion eines „Volksschleppers“
übernahm. Doch das ist Geschichte. So
schnell, wie die Marken aufkamen, verschwanden sie wieder durch den Wettbewerbsdruck der 60er und 70er-Jahre.
Die Landmaschinenbranche ist seither immer internationaler geworden,
Schlepperhersteller sind heute Weltkonzerne. Allen voran der Weltmarktführer John Deere, der auch in Deutschland fertigt und im ehemaligen LanzWerk in Mannheim alljährlich um die
40 000 Traktoren zwischen 70 und 240
PS vom Band schickt.
Aber auch das traditionsreiche Allgäuer Unternehmen Fendt ist nicht
mehr nur bayerisch, nachdem es 1997
Claas XERION 3300 TRAC VC
Baujahr: 2004-2013
Fertigung: Harsewinkel,
Niedersachsen
Motor: 6-Zylinder-Turbodiesel
mit 8,8 Liter Hubraum
und 335 PS (246 kW)
Gewicht: 10,2 Tonnen
Spitzentempo: 50 km/h
Preis: 180 000 Euro
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10
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1
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1
Am Heck des Schleppers werden
schwere Ackergeräte angehängt. Eine
rotierende Zapfwelle treibt bei den Geräten –
etwa Kreiselmähern – die beweglichen Teile an.
2
Am Heckkraftheber werden die
Ackergeräte angebaut. Er hebt bis zu
11,7 Tonnen. Wenn der Traktor auf dem Acker
wendet, muss er die Last kurz anheben.
an den amerikanischen AGCO-Konzern verkauft wurde. Die Kölner Schleppermarke Deutz gehört längst zur italienischen
Same-Deutz-Fahr-Gruppe
und auch Claas aus dem westfälischen
Harsewinkel ist international geworden: Das Unternehmen, das in diesem
Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, hat
dabei eine noch recht junge Traktorentradition. Erst durch die Übernahme
der Schleppersparte der französischen
Renault-Gruppe 2003 kam der Hersteller von Mähdreschern und Grünlandtechnik zu den Traktoren. Mit Erfolg:
Mittlerweile rangiert der saatengrüne
2
Riese in Deutschland auf Platz fünf der
deutschen Schlepper-Zulassungsstatistik. Sein Flaggschiff, der Xerion 5000,
bringt es auf respektable 524 PS.
Auch Arndt Schrenk, Verwalter auf einem 1200 Hektar großen Ackerbaubetrieb in Hadmersleben in der Magdeburger Börde, setzt auf Kraft plus Intelligenz: „Ein Schlepper ist heute mehr als
nur eine Maschine, mit der Geräte
übers Feld gezogen werden: Für mich
ist ein Trecker Zugmaschine, Steuerungszentrale mit Rechenzentrum, Büro und komfortabler Arbeitsplatz in einem.“ Die moderne Satellitentechnik
ermöglicht es Schrenk, dass sein 380PS-Schlepper wie von Geisterhand gesteuert mit einer Genauigkeit von zwei
Zentimetern über den Acker rollt. Über
mehrere Computer, die über die genormte Datenschnittstelle „Isobus“
mit den angebauten Maschinen kommunizieren, kann der Landwirt so exakt
wie es kein menschliches Auge könnte,
präzise säen, düngen und Pflanzenschutzmittel ausbringen. Es kommt
Mit Landtechnik zu neuen Ufern
Bauernhöfe im Südwesten sind
gar nicht so klein, wie viele Leute
glauben. Das zeigt der Feucht-Hof
in Nenzingen bei Stockach
Im Hofgut der Familie Feucht in Orsingen-Nenzingen treffen sich Geschichte
und Gegenwart. Die historischen Wurzeln liegen in jenen Zeiten, als die
Stockacher Aach noch Mühlräder antrieb. Die mahlten dann das Getreide.
An diese Tradition erinnert heute
noch der Name „Feucht-Mühle“ im
Ortsteil Nenzingen. Das Hofgut liegt
gleich neben der Straße nach Stockach
und macht vor allem durch große Wirtschaftsgebäude auf sich aufmerksam.
Besucher, die nicht vom Fach sind,
müssen sich von einem Klischee verabschieden, das immer wieder über Größe und Leistung der vermeintlich
„kleinteiligen Landwirtschaft“ im Südwesten verbreitet wird. Auf dem
Feucht-Hof stehen 100 Milchkühe im
Eine Mühle war einst die Keimzelle des
Feucht-Hofs in Nenzingen. BILD: T E SCH E
Stall, Kälber werden gemästet, mehrere
Traktoren mit mannshohen Reifen parken vor den Hallen. Ein stattlicher Betrieb, dessen Anfänge mit 50 Hektar Fläche freilich im Kleinen liegen. Heute
wird das Dreifache allein für den Anbau
von Korngetreide bewirtschaftet.
Dazu reichen – dank moderner Technik – wenige Kräfte aus, wie der Juniorchef Markus Feucht (24) berichtet: „Wir
haben einen Mitarbeiter, einen Lehr-
ling, und einen Erntehelfer“, so der
Landwirt. Zusammen mit Vater Lothar,
Mutter Helga – für die Ferienwohnungen zuständig – dem Bruder André (17),
der in Radolfzell die Schulbank drückt,
hält nur ein halbes Dutzend Menschen
das Rad des Hofs Feucht-Mühle in
Gang. Und wie sich ein Rad dreht, so ist
ein Großteil des heutigen Betriebs
kreisläufig: „Alles, was auf unseren Feldern wächst, kommt auf diese zurück“,
erklärt Markus Feucht. Die Ernte nimmt
den Weg durch Silo und Kuhmagen
oder liefert Strom und Wärme in der
Biogasanlage. Die dort anfallenden
Reste, das Gärsubstrat, landet im Frühjahr als Dünger wieder auf dem Acker.
Eine weitere Spezialität des FeuchtHofs: Saatgut für Weizen. Die Fläche,
auf der es hier gewonnen wird, ist relativ
klein. Aber ausgebracht wird die Weizensaat auf 800 bis 1000 Hektar. (mic)
Zur Arbeit auf dem Hof im Netz:
www.feucht-muehle.de
Leben und Wissen 15
SÜDKURIER NR. 226 | MP
SAMSTAG, 28. SEPTEMBER 2013
S AÜ M
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T ARGI E, R2 8N.RS. E2P2T6E M
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B EPR 2 0 1 3
Leben und Wissen 15
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Der Farbbildschirm entspricht dem Armaturenbrett im Auto. Er
blendet alle Fahrinformationen ein, wie Tempo, Drehzahl, Tankinhalt, Öltemperatur, Luft- bzw. Bremsdruck. Durch Umschalten über den
großen Drehknopf (vorn) erhält der Fahrer alle Informationen über den aktuellen Arbeitsvorgang und die Einstellung der angeschlossenen Maschinen.
Nach Feierabend kann ein detailliertes Arbeitsprotokoll abgerufen werden.
12
14
Das Lenkrad ist
nicht größer als
das eines Pkw. Das
stufenlose Automatikgetriebe erspart das
Kupplungspedal. Es
gibt nur Pedale für das
Gas und die Fußbremse.
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Kippschalter-Leiste für die Hydrauliksysteme und das Fahrwerk. Es
kann auf den sogenannten Hundegang eingestellt werden. Dann
stehen alle vier Räder beim Geradeauslauf leicht schräg. Das schont den
Ackerboden, weil die Krume weniger verdichtet wird.
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13
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Wie beim Auto
gibt es einen
Blinkerhebel.Ein herkömmliches Armaturenbrett wie bei früheren
Traktoren fehlt ganz.
Die Fahrkontrolle und
Systemsteuerung ist
konsequent rechts vom
Fahrer angeordnet. Der
Fahrersitz ist luftgefedert und individuell
einstellbar.
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11
Der Fahrer legt seinen Unterarm auf die Lehne und
steuert zentrale Funktionen durch den Multifunktionsgriff. Der vordere Kraftheber wird über die
Wipptaste in der Mitte angehoben und gesenkt, für den
hinteren Kraftheber gibt es die untere Taste. Mit der
linken roten Taste wird angefahren, mit
der rechten der Tempomat ein- und
ausgeschaltet. Im neuesten Modell gibt
es eine Taste für den Start eines
Autopiloten.
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16
Die Lenksäule
ist mehrfach
verstellbar
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Kraftprotz: Diese Traktoren werden gebaut, um mit
schwerem Gerät den Acker zu bearbeiten. Dazu gehören
der Mehrfachpflug und der Grubber zum Lockern der
Erde. Diese Geräte wiegen bis zu 10 Tonnen.
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3
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3
Am Frontdreieck können Gewichtsplatten angebaut werden, um die
Masse des hinten gezogenen Ackergeräts
auszubalancieren. Man kann aber auch Arbeitsgeräte wie etwa ein Mähwerk anbauen.
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Der Turbodiesel-Motor sitzt vorne. Er
stammt vom US-Baumaschinen-Konzern
Caterpillar. In den Tank passen 620 Liter.
Die Fahrerkabine bietet Rundumsicht und ist binnen 20 Sekunden
automatisch um 180 Grad drehbar. So kann
der Fahrer bequem sowohl vor- als auch
rückwärts arbeiten. Die Kabine hat Klimatronic, auch ein Radio (mit CD und MP-3Anschluss) und eine Freisprechanlage sind
eingebaut. Eine Luftfederung fängt zusätzlich harte Stöße im Gelände ab.
nicht mehr als nötig auf den Boden. Das
spart Geld und schont die Natur.
Wie bei Neuheiten meist üblich, werden sie zunächst von großen Betrieben
und Agrarfabriken genutzt, ehe sie auf
kleineren Höfen Einzug halten. Arndt
Schrenk ist mehr als nur Traktorfahrer,
wenn er im Führerhaus sitzt: „Ich bin
viele Stunden am Tag auf dem Schlepper und organisiere von dort aus auch
andere Arbeiten“, sagt er. „Die Schlepperkabine ist so etwas wie mein fahrendes Büro. Durch den Kabinenkomfort
von heute ist die körperliche Belastung
dabei nur noch minimal.“ Aber die Ent-
wicklung geht weiter. Auf der letzten
Agritechnica in Hannover stellte Fendt
einen Schlepper vor, der mit einem
zweiten Schlepper über eine sogenannte „elektronische Deichsel“ verbunden
ist und deshalb ohne menschliche Besatzung auskommt.
Bis diese Schlepper auf den Äckern zu
sehen sind, wird es noch dauern. Doch
wer die Entwicklung vom Kleinschlepper mit zehn PS zum heutigen Großschlepper mit 500 PS beobachtet hat,
wird kaum daran zweifeln, dass in einigen Jahren Schlepper wie von Geisterhand bewegt über die Felder fahren.
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Für die Nachtarbeit auf dem Feld gibt
es vorne sechs und hinten vier
Xenon-Scheinwerfer. Zur Warnung anderer
Verkehrsteilnehmer kann ein Rundumblinklicht eingeschaltet werden. Die vier Fahrscheinwerfer liegen in der Motorhaube.
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Der Einstieg hinauf zur Kabine führt
über eine Leiter mit 5 Sprossen.
Die Serie
➤ Sicherheit: Noch in den 1960erJahren gab es jährlich nahezu 200
Tote durch umstürzende Traktoren.
Seit Mitte der 70er-Jahre Überrollbügel eingeführt wurden, die heute in
den Fahrerkabinen integriert werden,
hat sich die Zahl auf jährlich vier bis
acht Todesfälle reduziert.
➤ Informationstechnik: Moderne Traktoren werden mithilfe von Satelliten
und GPS-Signalen gelenkt. So fahren
sie bis auf ein, zwei Zentimeter genau
– ein enormer Vorteil etwa bei der
Aussaat von Feldfrüchten. Auch das
Ausbringen von Düngern und Pflanzenschutzmitteln erfolgt satellitenund computergestützt: Die Stoffe
werden nur dort ausgebracht, wo sie
gebraucht werden. Stickstoffsensoren
am Schlepper erkennen den Düngebedarf und geben die Information
an den Düngerstreuer weiter. Die
Kommunikation zwischen Gerät und
Schlepper ist mittlerweile standardisiert und ermöglicht über eine
Schnittstelle ein Zusammenspiel von
beliebig miteinander kombinierbaren
Schleppern und Geräten.
➤ Ergonomie: Vom Halbschalensitz
aus Blech zum aktiv gefederten intelligenten Polstersitz – die verbesserte Ergonomie in der Schlepperkabine beugt Ermüdung vor und
macht den Traktor zum angenehmen
Arbeitsplatz. Wie bei einem Rasenmäher schaltet eine Automatik künftig
alle Geräte ab, wenn sich der Fahrer
vom Sitz erhebt. Mit dem „Smart Key“
vom Traktorkonzern CNH können
von einem Mitarbeiter eines Hofs alle
Maschinen gefahren werden, wenn er
auf diesen eingewiesen wurde und
das im Smart Key registriert ist.
➤ Umwelt: Auch wenn leistungsstarke
Schlepper viel Diesel verbrauchen,
haben die Hersteller durch die gesteigerte Effizienz den Dieselverbrauch pro Hektar deutlich reduzie-
Um sein Gewicht zu verteilen, hat der
Traktor mannshohe Reifen mit dem
Maß 800/75 R 32. Sie kosten zusammen
12 000 Euro. Der Traktor hat einen permanenten Allradantrieb. Alle vier Räder
werden einzeln gelenkt (daher 4x4-Großtraktor). Das ermöglicht auf dem Acker einen
Wendekreis von nur 6 Metern. Zum Vergleich: Ein Smart braucht 9,1 Meter
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Hinter der Fahrerkabine befindet sich
ein abnehmbarer Feuerlöscher in
einer roten Kunststoffbox.
zum Drehen der
10 Hydraulik-Zylinder
Fahrerkabine.
BIL D E R : S ABINE T ES CHE
immer samstags
14. Sept.: Landwirtschaft im Südwesten
21. September: Der Traktor früher
Diese Ausgabe: Der Traktor heute
5. Oktober: Die Aussaat heute
12. Oktober: Das Ernten früher
19. Oktober: Das Ernten heute
26. Oktober: Die Arbeit im Wald
Alle Teile der Serie und Videos auf:
www.suedkurier/landmaschinen
Ferngesteuerte Schlepper und Sitze, die mitdenken
In fünf Schlüsselbereichen zeichnen sich
moderne Traktoren aus. Die Entwicklung in
den vergangenen 40 Jahren verlief rasant:
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ren können, was durch die strengen
Abgas-Grenzwerte eine Herausforderung war. Gleiches gilt für den
Bodendruck: Zwar sind Großschlepper schwer – sie verursachen durch
Breitreifen mit geringen Reifendrücken aber weniger Bodendruck als ein
Oldtimer mit schmalen Reifen.
➤ Leistung: Die durchschnittliche
Leistung eines Schleppers lag 1980 bei
80 PS und heute bei 150 PS. Ein Standard-Großschlepper bringt es heute
auf 390 PS, in der Spitze sogar 500 PS.
„Bei der Schleppergröße sind wegen
der Beschränkungen auf öffentlichen
Straßen bereits Grenzen erreicht, aber
wir werden künftig eine weitere Effizienzsteigerung erfahren“, sagt Andreas Schauer vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer
(VDMA). Elektrifizierung und Hybridantrieb von Traktoren sind neue Ziele.
Auch für die Fernsteuerung von
Schleppern sieht Schauer Potenzial:
„Technisch geht das bereits heute –
ähnlich wie in Fabrikhallen.“ (cm)
Radio, CD, Klimatronic: Traktorfahrer müssen auf nichts verzichten.
SÜDKURIER-Redakteur Alexander Michel (rechts) lässt sich vom
angehenden Landwirt André Feucht in die Bedienung einweisen.
Buchtipp: Faszination Traktoren
und Ernte. Landtechnik im Wandel
der Zeit, DLG-Verlag,
288 S., 49,99 Euro.
Die Deutschen sind ganz vorne dabei
Marktanteil
bei Traktoren und Spezialfahrzeugen
20,9
John Deere Angaben in Prozent
16,5
Fendt
Deutz-Fahr
Case IH/Steyr
Claas
New Holland
MasseyFerguson
Kubota
10,9
10,1
6,8
6,7
5,0
3,7
Iseki
2,8
SLH
2,3
Sonstige
14,3
QUELLE: EIGENE RECHERCHE
BILD: SASHKIN - FOTOLIA / SÜDKURIER-GRAFIK: STELLER
36 264 Schlepper wurden 2012 in
Deutschland neu zugelassen. Mit
einem Marktanteil von knapp 21
Prozent steht der US-Konzern John
Deere an der Spitze, der seine Schlepper auch in Mannheim fertigt, wo
früher der „Bulldog“ gebaut wurde.
Auch unter den weltgrößten Herstellern liegt John Deere vorn. Auf Platz
zwei: Case New Holland, gefolgt vom
US-AGCO-Konzern, zu dem Fendt
im bayerischen Marktoberdorf
gehört. Der deutsche Hersteller
Claas (Schlepperbau in Le Mans
und Harsewinkel) liegt auf
Platz 4, es folgt die Same-DeutzFahr-Gruppe aus Italien, die in
Lauingen (Bayern) 6000 Traktoren pro Jahr baut, und in die die
Gottmadinger Firma Fahr einging. Die französische Marke Kuhn
folgt auf Platz 6, die norwegische
Kverneland auf Platz 7, ehe sich die
Firmen Krone und Amazone (Niedersachsen) sowie Pöttinger (Österreich)
anschließen. (cm)
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Leben
und
Wissen
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D KS U
T ARLeben
GI E, R5 .N OR K. T2O3B1 E|RM2P0und
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Wissen
SÜDKURIER NR. 231 | MP
SAMSTAG, 5. OKTOBER 2013
Tipps und Trends
DER KALENDERSPRUCH
„Nur der Boden erkennt die Güte der Saat.“
Antoine de Saint-Exupéry, französischer Schriftsteller, 1900–1944
...........................................................................................
1
NAMENSTAGE
Samstag: Flavia, Meinolf, Galla, Attila, Placido, Raimund, Herwig, Meino
Sonntag: René, Adalbero, Bruno, Jakob, Isidor, Konrad, Renato, Renate, Nicoletta
...........................................................................................
DIE FALLERS
Die Gewinnerin und die neue Rätselfrage
Die Gewinnerin der Fallers-Rätsel vom September steht fest. Es ist Gertrud Hoferer aus Wutöschingen. Die richtigen Antworten für den September lauteten: Tam-Tam; TÜV; Faltenfrei in 5
Minuten. Hier die neue Frage zur Fallers-Sendung am morgigen Sonntag, 6. Oktober: Die
Landfrauen bereiten eine Erntedank-Ausstellung
vor. Leni und Lioba sind streitsüchtig und Johanna wirft beide raus. Als
Leni wieder hereinkommt, droht Johanna ihr: Wenn sie nicht mit dem
Streiten aufhört, darf sie nicht wohin mitreisen? Ihre Antwort bitte an:
SÜDKURIER Medienhaus, Redaktion „Leben und Wissen“, Stichwort
„Die Fallers“, Max-Stromeyer-Str. 178, 78467 Konstanz. Per Fax: 07531/
999-1500. Per Mail: Heimat-Preis@suedkurier.de. Alle Monatsgewinner
treffen bei einer SWR-Besichtigung einen Fallers-Schauspieler. (bea)
VERKEHR
Interesse an Car-Sharing wächst
Jeder zweite Autofahrer in Deutschland (51 Prozent) kann sich vorstellen, Carsharing-Angebote zu nutzen. Das hat eine Umfrage ergeben.
Besonders junge Fahrer haben eine große Affinität zum geteilten Fahrzeug: Zwei Drittel der 14- bis 29-Jährigen (66 Prozent) ziehen Carsharing
als Alternative zum eigenenWagen in Betracht. Unter den 30- bis 49Jährigen sind es noch 61 Prozent. Weniger angetan ist die Generation ab
50 von dem Modell. Im Auftrag des IT-Branchenverbands Bitkom wurden im August mehr als 1000 Deutsche ab 14 Jahren befragt. (dpa)
GESUNDHEIT
Wer extremes Übergewicht loswerden will, braucht einen langen Atem.
Ein schnelles Abnehmen mit „Wunderpillen“ sei unrealistisch, betonte
Prof. Alfred Wirth von der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG).
Grundlage der Behandlung von starkem Übergewicht sollte immer eine
Kombination aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie
sein. Ohne diese Basis sollte Fettleibigkeit nicht mit Medikamenten oder
chirurgisch behandelt werden. Die aktualisierte Leitlinie „Prävention
und Therapie der Adipositas“ sieht Wirth zufolge vor, dass Menschen
mit einem sogenannten Body-Mass-Index (BMI) von 25 bis 35 innerhalb
von sechs bis zwölf Monaten mehr als fünf Prozent ihres Ausgangsgewichts abnehmen sollten. Liegt der BMI über 35, sei ein Gewichtsverlust von mehr als zehn Prozent anzustreben. (dpa)
..........................................................................................
DER BIBELSPRUCH
„Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte,
Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“
1. Mose 8,22
Spiel 77:
Gewinnklasse 1: unbesetzt
(Jackpot: 2 848 058,20 5)
Gewinnklasse 2: 77 777,00 5
Gewinnklasse 3: 7 777,00 5
Super 6:
Gewinnklasse 1: 100 000,00 5
Gewinnklasse 2: 6 666,00 5
Gewinnklasse 3: 666,00 5
(Alle Angaben ohne Gewähr)
Gewinnzahlen
Eurojackpot 5 aus 50: 1, 7, 16, 21, 48 Eurojackpot 2 aus 8: 1, 8
Keno: Ziehung vom 04.10.2013: 2, 8, 16, 17, 18, 22, 25, 26, 27, 30, 33, 34,
36, 38, 55, 57, 58, 61, 63, 68 Plus 5: 41169
(Alle Angaben ohne Gewähr)
Menschen und medien
ZDF
A R D-SHO W
Hexenwahn in Bamberg
wird jetzt verfilmt
Dalli-Dalli-Nachfolger
wird zum Quotenhit
In Bamberg laufen
jetzt die Dreharbeiten
zum ZDF-Film „Die
Seelen im Feuer“.
Vorlage ist der gleichnamige Historienroman von Sabine Weigand. Es
geht darin um die Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert im
einstigen Hochstift Bamberg. In
den Hauptrollen sind Silke Bodenbender („Das unsichtbare Mädchen“) und Mark Waschke („Die
Buddenbrooks“) zu sehen, außerdem spielen Axel Milberg („Tatort“), Max von Pufendorf und Max
Tidof mit. (dpa)
Stärkstes Format in
der Primetime war am
Donnerstag die ARDShow „Das ist Spitze!“
mit Kai Pflaume. Der
„Dalli Dalli“-Nachfolger gewann im Vergleich zur
ersten Ausgabe noch einmal hinzu
und lockte 5,06 Millionen Zuschauer (16,6 Prozent) an. Der
Historien-Mehrteiler „Borgia“ im
ZDF erreichte nur 2,24 Millionen
(7,0 Prozent). Sat.1 zeigte die Serie
„Criminal Minds“ für 2,14 Millionen Zuschauer (6,7 Prozent). „Die
Siegfried-und-Roy-Story“ auf Vox
sahen 2,1 Millionen. (dpa)
präsentiert
Landmaschinen
früher und heute
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SÜDKURIER-Serie zu Landmaschinen gestern
und heute, Teil 4: Die Aussaat auf dem Feld
geschieht heute mechanisiert und hochpräzise
................................................
Im Herbst, wenn die Ernte eingefahren
ist und gelbe Stoppelfelder die Landschaft schmücken, ist es für die Landwirte an der Zeit, ihren wichtigsten Produktionsfaktor zu pflegen: den Boden.
Mit der Bodenbearbeitung legen sie
den Grundstein für ein gutes Pflanzenwachstum und für eine sichere Ernte im
folgenden Jahr.
Der Boden, der aus einer Vielzahl
kleiner Teilchen und Organismen besteht, ist durch die Arbeiten vor und
während der vergangenen Ernte strapaziert worden. Belastungen können
die Teilchen zusammenpressen, sodass
Wasser und Luft schlecht durchgeleitet
werden – fatal, denn die Bodenteilchen
sind wichtig: sie binden Nährstoffe und
Wasser an sich, beeinflussen so die
Fruchtbarkeit. Mit der Bearbeitung des
Bodens wollen Landwirte dessen Zustand verbessern und optimale Wachstumsbedingungen schaffen.
Der Acker wird fit gemacht
Gewinnquoten
Gewinnklasse 1: unbesetzt
(Jackpot: 11 499 420,10 5)
Gewinnklasse 2: 515 623,00 5
Gewinnklasse 3: 15 165,30 5
Gewinnklasse 4: 4 382,00 5
Gewinnklasse 5: 199,60 5
Gewinnklasse 6: 46,90 5
Gewinnklasse 7: 21,40 5
Gewinnklasse 8: 11,40 5
Gewinnklasse 9: 5 5
Damit der Boden
reiche Ernte bringt
VON CHRISTIAN MÜHLHAUSEN
Schnelles Abnehmen mit Pillen funktioniert nicht
Lotto am Mittwoch:
2
Die Bodenbearbeitung im Herbst dient
auch der Unkrautbekämpfung und
dem Verdunstungsschutz: Unkraut-Samen werden zur Keimung angeregt und
bei einem späteren Bodenbearbeitungsgang zerstört. Zusätzlich werden
die groben Strukturen an der Oberfläche zerkleinert und die Verdunstung
von Feuchtigkeit aus den oberen
Schichten so verhindert.
Für die Bodenbearbeitung können
verschiedene Geräte verwendet werden. Sie wenden die Acker-Erde, durchmischen sie oder lockern sie. Mit dem
Pflug, dem ältesten Bodenbearbeitungsgerät der Menschheit, wird die gesamte obere Bodenschicht um etwa ein
Drittel gewendet. Die Pflugschare zie-
hen tiefe Furchen in den Boden, kehren
die Bodenoberfläche nach unten und
hinterlassen einen „reinen Tisch“ auf
dem Feld. Andere Geräte, wie der Grubber und die Scheibenegge lockern die
obere Bodenschicht nur auf, wenden
sie jedoch nicht um.
Der Grubber hat Zinken, die den Boden heben, mischen, durchschneiden
und aufwühlen. Bei der Scheibenegge
schneiden gewölbte Scheiben die obere
Erdschicht ab und mischen die aufgeworfene Krume durch. Je nach Bodenart und Feldfrucht wählen die Landwirte die Technik. Wo Weizen ausgesät
wird, kommen andere Geräte zum Einsatz als etwa bei der Aussaat von Mais.
„Eine gleichmäßige Bodenbearbeitung ist die Grundvoraussetzung für eine gute Entwicklung der Pflanzen und
somit für einen sicheren Ertrag“, sagt
Henning Wellner, Landwirt aus Goslar.
Die Bodenstruktur dürfe weder zu fein
sein, noch aus großen Klumpen bestehen, damit die Keimlinge die Bodenoberfläche durchbrechen können. Ist
der Boden zu feinkörnig, kann die Oberfläche bei starkem Regen verwaschen
und eine harte, schwer zu durchdringende Kruste bilden. In zu grob gearbeiteten Böden kann der Keimling nicht
ausreichend Wasser ziehen, da der Bodenanschluss nach unten fehlt.
Zur Ackervorbereitung fürs kommende Jahr fährt der Landwirt direkt
nach der Ernte aufs Feld. Der Boden
wird mit dem Pflug gewendet oder aufgelockert, um Erntereste, Unkräuter
und Dünger einzuarbeiten. Unkräuter,
die durch die Bearbeitung im Boden
vergraben werden, können nicht mehr
wachsen. Auch das Einarbeiten von
Pflanzenresten ist wichtig, denn auf ihnen würden sich Schädlinge und Pilze
vermehren, die die nächste Kulturart
1
Kartoffel-Aussaat im Lenninger Tal
am Fuß der Schwäbischen Alb mit
einem Schlepper von Fahr, Modell D 130 H.
Der 2-Zylinder-Motor leistet 17 PS. Der
Traktor war auf kleinen bis mittleren Bauernhöfen beliebt und wurde in der H-Version
von 1954 bis 1957 gebaut.
2
Zwei Helfer legen die Kartoffeln von
Hand in die Furche. Moderne Technik
hat diese Aussaat mechanisiert. B I L D : D PA
Die Serie
immer samstags
14. September: Die Landwirtschaft und
Agrartechnik im Südwesten
21. September: Der Traktor früher
28. September: Der Traktor heute
Diese Ausgabe: Die Aussaat heute
12. Oktober: Ernten/Dreschen früher
19. Oktober: Ernten/Dreschen heute
26. Oktober: Die Arbeit im Wald
Alle Teile der Serie mit Videos auf:
www.suedkurier/landmaschinen
Buchtipp: Einen
Rückblick bis zur
Jungsteinzeit bringt
der Band von Alois
Seidl „Deutsche
Agrargeschichte“,
DLG-Verlag, 376
Seiten, 39,90 Euro
befallen können. Gleichzeitig erweist
der Bauer seinen besten Helfern einen
Dienst: Regenwürmer verarbeiten die
organische Masse zu Humus, der die
Fruchtbarkeit verbessert. Die enthaltenen Nährstoffe werden freigesetzt und
können von der nächsten Kulturart ge-
Zwischen Fachwerk und Fortschritt
Die Kunst des Säens und der
richtigen Bodenbearbeitung steht
auf dem Mooshof in BodmanLudwigshafen an erster Stelle
VON ALEXANDER MICHEL
................................................
Nicht nur wegen seiner verkehrsgünstigen Lage an der B 34 zwischen Bodman
und Espasingen am Bodensee ist der
Mooshof kaum zu übersehen. Das historische Hofgut des Grafen von Bodman zieht den Besucher in Bann: Gebäude mit Fachwerk und ziegelrot gedeckten Walmdächern. Hier präsentiert sich ein baukulturelles Kleinod in
der großen fruchtbaren Niederung zwischen Radolfzell und Stockach.
Wer mit dem Auto Richtung Espasingen fährt oder von dort kommt, dem fallen beim Blick Richtung See weite
Ackerflächen auf, die mit weiß aufra-
Landwirt Ewald Nübel (li) und SÜDKURIERRedakteur Alexander Michel. BILD: T E SCH E
genden Schildern gekennzeichnet sind.
„Dort werden verschiedene SaatgutSorten von Weizen“ getestet, sagt der
Hofverwalter und Landwirtschaftsmeister Ewald Nübel (63). Denn der
Mooshof ist kein gewöhnlicher Bauernhof. Ein Teil der Ackerfläche von insgesamt 250 Hektar ist für die Saatgutver-
mehrung reserviert. Kunden sind andere Landwirte, die ihr Saatgut vom Mooshof beziehen. Raps, Braugerste und andere Getreidearten runden die Palette
ab. Vom Mais, der hier wächst, werden
nur die Körner geerntet, die Pflanze
bleibt gehäckselt als Dünger zurück.
Die Körner werden getrocket und gelagert, damit andere Landwirte sie als
Saatgut ausbringen können.
So sollte man meinen, der Mooshof
müsse viele Beschäftigte haben. Doch
Ewald Nübel kommt dank der hohen
Technisierung von Fahrzeugen und
Hofanlagen mit seinem Mitarbeiter,
dem Landwirt Peter Maier, aus. So
bleibt Ewald Nübel genug Zeit, auch
Schulklassen über den Mooshof zu führen, um ihnen zu erklären, welche Aufgaben einen Landwirt erwarten.
Zur gräflichen Landwirtschaft:
www.bodman.de
Leben und Wissen 15
SÜDKURIER NR. 231 | MP
SAMSTAG, 5. OKTOBER 2013
S AÜ M
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T ARGI E, R5 .N OR K. T2O3B1 E|RM2P0 1 3
Leben und Wissen 15
3
4
5
Am Schlepper hängt eine Sämaschine. Sie dient der Aussaat von Mais,
der auf dem Feld bereits heranwächst. In
dem roten Vorratsbehälter liegen rund 500
Kilo Dünger.
Erwald Nübel (63), Verwalter des
Mooshofs in Bodman-Ludwigshafen am Bodensee, steht auf einem
Schlepper des Herstellers John Deere
(Mannheim). An das Gestänge des 130PS-Traktors vor kann ein Frontlader
angebaut werden. Dann kann der Fahrer
zusätzlich mit einer Schaufel arbeiten,
etwa um Silage und andere Schüttgüter
zu transportieren.
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Die Lochscheibe
sorgt dafür, dass
das Korn einzeln
–daher EinkornSämaschine – im
Boden abgelegt
wird. Die Tiefe
beträgt 5 bis 6
Zentimeter, der
Abstand jeweils
rund 16 Zentimeter.
Die Kunststoffbehälter bevorraten Saatgut für
insgesamt sechs Hektar. Im Saugluft-Verfahren
werden die Maiskörner vom Behälter abgeholt und
gelangen über die blauen Plastikschläuche nach
unten zu einer Lochscheibe. Da sie eine
Drehbewegung ausführt, spricht
man auch von einer Drillsaat.
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5
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Säscharen, die aus zwei V-förmig
zueinander gesetzten Scheiben mit
geschliffener Kante bestehen, ziehen eine
Rinne ins Saatbett, in die Korn und Dünger
fallen. Durch die Ablage in der Rinne kann das
Korn nicht verrollen.
9
Je ein Korn fällt in die Furche, und die
Zwischenandruckrolle drückt es
222222222
dort leicht an. Mit dem Korn wird auch
Dünger-Granulat dosiert in der Rille abgelegt – genau 5 Zentimeter neben und 5
Zentimeter unterhalb der Saatgutablage.
8
Die Andruckrolle beendet den
Saatvorgang und schließt die Furche
über Saatkorn und beigelegtem
Dünger. So wird dem Korn vom ersten Tag an
eine kleine Portion Nährstoff serviert –
System Muttermilch. BIL D E R : S A BIN E T E S C HE
10
9
nutzt werden. Gleichzeitig unterstützen die Gänge der Regenwürmer eine
gute Durchlüftung des Bodens.
Kurz vor der Aussaat der nächsten
Feldfrüchte folgt eine weitere Bodenbearbeitung, die das Saatbett vorbereitet.
Die oberste Bodenschicht wird erneut
aufgelockert und feiner gekrümelt, damit sie sich schneller erwärmt und den
Pflanzen das Keimen erleichtert. Wenn
der Boden optimal vorbereitet ist, kann
das Saatgut für die Ernte ausgebracht
werden. Früher wurde das Saatgut mit
der Hand auf den Feldern verteilt. Heute übernehmen das große Sämaschinen, die vom Schlepper gezogen wer-
den. In schnurgeraden Reihen legen sie
die Saat ab. „Die Aussaat ist der Schlüssel zu einer guten Ernte, hier muss alles
stimmen“, sagt Henning Wellner. Eine
gute Sämaschine sei entscheidend für
das gleichmäßige Wachstum der Pflanzen und beeinflusse somit den Ertrag.
Zunächst zieht die Maschine eine
Rinne in den Boden, in die das Saatgut
gelegt wird. Dann streicht sie die Furche
mit Erde zu und drückt den Boden mit
einer Walze leicht an, um die Wasserversorgung der Samen sicherzustellen
und Erosionen zu verhindern. Neben
der Aussaat in den bearbeiteten Boden
kann auch die Direktsaat angewandt
Was in Baden-Württemberg wächst
1980
2013
0,4 3,1
Anteil in Prozent
26,3
154,1
223,4
19,9
20,2
171,9
21,6
28,5
180,5
237,7
2013
1980
9,6
1,5 12,1
Ackerland in Tausend
18,1
2,3
81,5
849,6
833,8
Ackerland in Tausend Hektar
22,2
188,9
18,6
Getreide
155,4
Weizen
Gerste
Sonstiges
Hackfrüchte und
Gartenbauerzeugnisse
Hülsenfrüchte und
Handelsgewächse
Pflanzen zur Grünernte/Futterpflanzen
Brache
16,6
138,8
8,7
72,6
4,3
35,9
QUELLE: STATISTISCHES
LANDESAMT BADENWÜRTTEMBERG / BILD:
ALEKSEY STEMMER - FOTOLIA
SÜDKURIER-GRAFIK: STELLER
werden, die besonders in Nord- und
Südamerika verbreitet ist. Hier wird das
Saatgut in den unbearbeiteten Boden,
also in die Stoppel der Vorfrucht, ausgebracht. Da Pflanzenreste und Unkräuter nicht eingearbeitet werden, ist die
Gefahr des Pilzbefalls zwar größer. Wasserverlust und Winderosion können
andererseits so vermindert werden.
Die meisten Pflanzen, vor allem Raps
und Getreide, werden vor dem Winter
ausgesät.
Dieses
Wintergetreide
braucht den Frost, um im Frühjahr in
die Höhe zu wachsen. Andere Pflanzen,
wie zum Beispiel Rüben oder der Mais,
werden erst im Frühjahr gesät.
10
In regelmäßigen Abständen lässt die
Sämaschine einige Reihen frei, sodass
sich später Fahrgassen bilden. Streuen
die Landwirte später Dünger oder bringen Pflanzenschutzmittel aus, können
sie in den Gassen fahren, ohne die empfindlichen Pflanzen unter den Reifen zu
zerdrücken. Trotz des Fortschritts ist etwas über die Jahrhunderte hinweg aber
unverändert geblieben: Fehler, die bei
der Bodenbearbeitung oder der Aussaat entstehen, begleiten den Landwirt
das ganze Jahr über bis zur nächsten
Ernte. Ohne das Fachwissen des Landwirts ist daher die teuerste Technik ohne großen Nutzen.
Immer wenn ein Saatkorn abgeschieden wird und durch eine Lichtschranke nach unten fällt, wird das von
einem Körnerzähler in der Traktor-Kabine
registriert. Die Saat wird präzise auf Störungen kontrolliert. Der Bauer weiß jederzeit,
wie viel Maiskörner in einer Reihe liegen (pro
Hektar 82 000). Sind weniger als 6 Reihen
einzusäen, können Ablagen einzeln abgeschaltet werden. So viel Technik hat ihren
Preis: Diese Sämaschine kostet 23 000 Euro.
11
Die beiden Spuranzeiger links und
rechts helfen dem Bauern, die Richtung auf dem Feld einzuhalten. Sie können
automatisch herunter- und hochgeklappt
werden. Die nächste Technik-Stufe: Die Fahrt
wird über GPS gesteuert. Die Ackerfläche und
die bedarfsgerechte Dosierung von Dünger
werden digital berechnet und gespeichert.
Die übernächste Stufe: Der Traktor fährt
vollautomatisch per Autopilot.
12
Nach der Ernte wird das Maisstroh
gemulcht, mit dem Volldrehpflug
gepflügt und so der Verrottung zugeführt. Das
sichert ein aktives Bodenleben und heißt
nachhaltige Bodenfruchtbarkeit.
Sämaschinen leisten zentimetergenaue Arbeit auf dem Feld
➤ Sämaschinen: Sie werden von einem
Schlepper gezogen, dessen Zapfwelle
die Mechanik der Maschine antreibt.
Heute gibt es auch eine ständige
Datenübertragung von der Sämaschine ins Schlepper-Cockpit, von wo aus
das Einsäen bis aufs einzelne Korn
genau gesteuert werden kann. Neben
ihrer eigentlichen Funktion, der Aussaat, ist die Sämaschine häufig zusätzlich mit Scheibeneggen und Walzen ausgestattet, die nach dem Umpflügen des Bodens eine zweite Bodenbearbeitung unter bestimmten
Umständen ersetzen können, sodass
direkt eingesät werden kann. Das
spart viel Zeit.
➤ Genauigkeit: Die Maschine kann mit
höchster Präzision gesteuert werden.
Die Saattiefe – die Tiefe, in der das
Saatkorn unter die Oberfläche gebracht wird – variiert zwischen einem
und acht Zentimeter. Die Ablagetiefe
des Saatgutes hängt auch von der
Größe des Samens ab. Große Maiskörner werden tiefer abgelegt als
kleine Getreidekörner. Die Steuerung
der Sämaschine wird vom Fahrersitz
aus vorgenommen. Mit einem Computer kann der Landwirt den Füllstand des Saatgutbehälters überprüfen oder bestimmte Säschare
blockieren, sodass unbewachsene
Fahrgassen auf den Feldern entstehen. Um die weiteren Arbeitsgänge
auf dem Feld zu erleichtern, ist es
wichtig, dass das Saatgut in geraden
Reihen abgelegt wird. Der neueste
Schritt ist es, dazu eine SatellitenSteuerung des Schleppers via GPS
einzusetzen, um dem Fahrer die
Arbeit zu erleichtern.
➤ Aussaat: Bei der Einzelkornsaat legt
die Maschine jedes Samenkorn in
regelmäßigen Abständen einzeln ab.
Einige Maschinen haben einen großen Düngerbehälter und legen unterhalb des Saatguts einen Düngervorrat
an. Der Dünger kann so gezielt von
der wachsenden Pflanze aufgenommen werden. Zuckerrüben und Mais
werden etwa auf diese Weise gesät.
Getreide oder Raps wird in der Drilloder Bandsaat gesät. Hier muss kein
definierter Abstand zwischen den
einzelnen Körnern eingehalten werden. Häufig kommen pneumatische
Drillmaschinen zum Einsatz. Bei
denen erzeugt ein Gebläse einen
Luftstrom, der die Körner aus dem
großen Saatgutbehälter durch Rohre
zu den Säwerkzeugen fördert.
➤ Hersteller: Bodenbearbeitungsgeräte und Sämaschinen deutscher
Hersteller erfreuen sich weltweiter
Beliebtheit. Horsch aus dem bayerischen Schwandorf, Lemken aus dem
niederrheinischen Alpen oder Amazone aus dem niedersächsischen Osnabrück – viele namhafte Hersteller
haben ihren Stammsitz in Deutschland. (cm)
9
14
Leben
und
Wissen
S AÜ M
14
D KS U
T ARLeben
GI E, R1 2N. RO. K2T3O7B |E M
R P2 und
013
Wissen
Tipps und Trends
SÜDKURIER NR. 237 | MP
SAMSTAG, 12. OKTOBER 2013
Lanz-Dreschmaschine
DER KALENDERSPRUCH
„Wir müssen das ernten, was wir zuvor gesät haben,
und hinnehmen, was die Saat uns bringt.“
Gottfried von Straßburg, deutscher Dichter des Mittelalters, 1170 – 1210
...........................................................................................
NAMENSTAGE
Samstag: Maximilian, Edwin, Gottfried, Bernhard, Horst, Bernd
Sonntag: Eduard, Andreas, Aurelia, Gerald, Edward, Andre, Belinda
...........................................................................................
DIE FALLERS
Arbeitsbühne für ein bis zwei Männer,
die das Dreschgut in einen
Trichter werfen.
etwa um 1900
Antrieb für den
Strohschüttler
Gebläseschacht
(Windkanal)
Schutzgitter vor
Gebläse
für die
zweite
Reinigung
den schnell rotierenden Riemenantrieben.
Die neue Rätselfrage
Ludwig hat endlich ein Hörgerät und bekommt am Stammtisch wieder
alles mit. Und er findet einen neuen Job. Nämlich
wo? Das ist die neue Rätselfrage zur Fallers-Sendung am morgigen Sonntag, 13. Oktober. Ihre Antwort schicken Sie an: SÜDKURIER Medienhaus,
Redaktion „Leben und Wissen“, Stichwort „Die
Fallers“, Max-Stromeyer-Str. 178, 78467 Konstanz.
Per Fax: 07531/999-1500. Per Mail: Heimat-Preis@suedkurier.de. Alle Monatsgewinner treffen bei einer SWR-Besichtigung in Baden-Baden einen
Fallers-Schauspieler. Viel Glück! (bea)
Gebläseantrieb
Strohabgang
Spreuabgang
URTEIL
Hund darf nicht den ganzen Tag im Auto gehalten werden
Das Verwaltungsgericht Stuttgart hat einem Hundehalter untersagt, sein
Tier während der Arbeitszeit im Auto zurückzulassen. Im Fahrzeug sei
seine Hündin nicht ausreichend gegen Kälte und Hitze geschützt und
habe keine Bewegungsfreiheit, so das Gericht (Az.: 4 K 2822/13). Das
Tier war pro Woche an vier Tagen jeweils acht Stunden im Auto, während der Besitzer im Landratsamt arbeitete. Das Amt hatte dem Besitzer
unter Androhung eines Zwangsgeldes von 400 Euro untersagt, die Hündin während der Arbeitszeit im Auto zu halten. Auch das Gericht erklärte, ein Tier müsse verhaltensgerecht untergebracht werden. (epd)
WISSENSCHAFT
Popcorn macht immun gegen Kinowerbung
Kinowerbung für neue Produkte wirkt einer Studie
zufolge bei Popcorn essenden Zuschauern nicht.
Der Grund dafür ist nach Erkenntnissen der Forscher, dass man sich unbekannte Produktnamen
nur richtig merken kann, wenn man sie unbewusst
lautlos nachspricht. Das gehe aber nicht, wenn
man den Mund voll habe, so die Universität Köln.
„Werbung für neue Produkte könnte für snackendes Kinopublikum also zwecklos sein“, folgern die
Forscher unter Leitung des Psychologen Sascha
Topolinski in einem Artikel der Fachzeitschrift
„Journal of Consumer Psychology“. Die Studie hatte insgesamt 284
Versuchsteilnehmer. (dpa/Bild: babimu - fotolia)
..........................................................................................
DER BIBELSPRUCH
„Seht euch die Vögel an. Sie säen nicht, sie ernten nicht,
sie sammeln keine Vorräte – aber euer Vater im Himmel
sorgt für sie.“
Matthäus 6, 26
Gewinnzahlen
Eurojackpot 5 aus 50: 2, 11, 23, 29, 34 Eurojackpot 2 aus 8: 7, 8
Keno: Ziehung vom 11.10.2013: 3, 4, 11, 12, 14, 19, 21, 25, 27, 28, 36, 39, 42,
52, 54, 55, 56, 62, 63, 67 Plus 5: 8 4 4 2 2
(Alle Angaben ohne Gewähr)
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Ortsgespräch
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Deutschland
0-10
01038 · tellmio · 1,26 · 60
01052 · 01052 · 1,29 · 60
0-10
01088 · 01088telecom · 1,02 · 60
01038 · tellmio · 1,09 · 60
10-15
01097 · 01097telecom · 1,25 · 60
01038 · tellmio · 1,26 · 60
10-17
01088 · 01088telecom · 1,02 · 60
01038 · tellmio · 1,09 · 60
15-19
01097 · 01097telecom · 1,25 · 60
01038 · tellmio · 1,26 · 60
17-18
010052 · 010052telecom · 0,67 · 60
01088 · 01088telecom · 1,02 · 60
19-21
01070 · Arcor · 0,59 · 60
01013 · Tele2 · 0,87 · 60
18-19
010052 · 010052telecom · 0,54 · 60
01038 · tellmio · 1,09 · 60
21-24
01013 · Tele2 · 0,87 · 60
01070 · Arcor · 0,93 · 60
19-24 010052 · 010052telecom · 0,42 · 60
01013 · Tele2 · 0,44 · 60
Wochenende und Feiertage
0-19
01088 · 01088telecom · 1,19 · 60
01038 · tellmio · 1,36 · 60
0-19
01088 · 01088telecom · 0,77 · 60
01038 · tellmio · 0,98 · 60
19-21
01070 · Arcor · 0,4 · 60
01013 · Tele2 · 0,44 · 60
19-21
010052 · 010052telecom · 0,48 · 60
01070 · Arcor · 0,51 · 60
01070 · Arcor · 0,4 · 60
01013 · Tele2 · 0,44 · 60
21-24 010052 · 010052telecom · 0,48 · 60
01070 · Arcor · 0,51 · 60
21-24
präsentiert
Mobilfunk: 01011 (2,01 Cent); 01038 (2,48 Cent); Österreich: 010018 (0,98 Cent); 01069 (1,61
Cent); Schweiz: 01069 (1,31 Cent); 010088 (1,68 Cent); Italien: 010088 (1,04 Cent); 01069 (1,17
Cent); Türkei: 01052 (2,62 Cent); 010088 (2,74 Cent); USA: 010088 (0,88 Cent); 01069 (0,96 Cent)
Frankreich: 01069 (0,84 Cent); 010088 (1,24 Cent); Großbritannien: 010088 (0,77 Cent); 01069
(0,96 Cent); Spanien: 010018 (0,88 Cent); 01069 (1,17 Cent); Griechenland: 010088 (0,94 Cent);
01069 (1,33 Cent); Polen: 01069 (1,27 Cent); 010088 (1,39 Cent); Rumänien: 01069 (1,58 Cent);
010088 (1,98 Cent); Australien: 01097 (1,43 Cent); 010052 (1,46 Cent); Kroatien: 010088 (1,38
Cent); 01069 (1,49 Cent); Portugal: 010018 (0,96 Cent); 01069 (1,46 Cent)
Allgemeine Hinweise: Alle Anbieter sind gesetzlich zur Tarifansage verpflichtet. Wir listen nur Anbieter,
die über mehrere Stunden hinweg denselben Preis und minutengenau abrechnen. Ortsgespräche sind
nur Telefonate zwischen Anschlüssen mit der gleichen Ortsvorwahl. Das so genannte Call-by-CallVerfahren funktioniert nur mit einem Anschluss der Deutschen Telekom. Mehr Informationen und
Tarife unter www.teltarif.de. Nächste Tarifübersicht voraussichtlich am 26. Oktober 2013
Landmaschinen
früher und heute
10
QUELLE: DLG-VERLAG,
SAMMLUNG KARL PRILLINGER
Hauptantriebsscheibe: Hier wird der
Transmissionsriemen aufgelegt, der von einer
Lokomobile oder einem Schlepper angetrieben wird.
Gebläse für die erste
Reinigung zur Trennung
von Spreu und Körnern
Absackvorrichtung:
Hier treten die Körner aus und
werden in Transportsäcke gefüllt
Als die Maschine
zum Getreide kam
SÜDKURIER-Serie zu Landmaschinen früher und heute
Teil 5: Wie Dampf und Motoren erst das Dreschen, dann
auch das Ernten übernahmen und die Bauern entlasteten
VON CHRISTIAN MÜHLHAUSEN
................................................
Säen und ernten. Wohl kaum eine Redewendung umschreibt so treffend, was
der Sinn der Landbewirtschaftung ist.
Die Getreideähre, der braungebrannte
Landmann mit der Sense im Weizenfeld, das täglich Brot – sie waren und
sind noch heute bekannte Symbole.
Die Geschichte der Getreideernte
reicht weit zurück – etwa in die Zeit, als
der Mensch in Mitteleuropa vor rund
7000 Jahren sesshaft wurde und sein Jäger- und Sammlerdasein gegen Ackerbau und Viehzucht tauschte. Die Anbaumethoden und die Sorten wurden
kontinuierlich verbessert, das äußere
Bild aber war über lange Zeiten ähnlich:
Im Frühjahr wurde das Korn ausgesät,
im Sommer mit der Sense halbreif gemäht. Zu Bündeln gebunden und auf
Hocken und Garben zum Nachreifen
und Trocknen aufgestellt, wurde es erst
später in die Scheune gebracht. In den
arbeitsarmen Wintermonaten holte
man es erneut hervor, schlug das Korn
auf der Tenne mit den Dreschflegeln
aus den Ähren und trennte danach
sprichwörtlich die Spreu vom Weizen.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts
übernahm die Dreschmaschine das
schweißtreibende Ausdreschen. Namhafte Hersteller wie die Heinrich Lanz
AG in Mannheim bauten diese Ungetüme, die extern angetrieben werden
mussten – zunächst von Lokomobilen,
den fahrenden Dampfmaschinen,
dann von Traktoren wie dem Lanz
„Bulldog“. 650 000 Dreschmaschinen
ratterten damals in Deutschland.
Die Serie
immer samstags
14. September: Landwirtschaft und
Agrartechnik im Südwesten
21. September: Der Traktor früher
28. September: Der Traktor heute
5. Oktober: Die Aussaat heute
Diese Ausgabe: Das Ernten und
Dreschen früher
19. Oktober: Ernten/Dreschen heute
26. Oktober: Die Arbeit im Wald
Alle Teile der Serie mit Videos auf:
www.suedkurier/landmaschinen
Mühsam blieb die Feldarbeit. Heute
klapprig anmutende Gestelle, die Mähmaschinen mit Schneidapparat, wurden ab 1815 in den USA zur Getreideernte eingesetzt. Sie waren eine große Erleichterung, erforderten aber zunächst
die Kraft von Pferden oder Ochsen.
Nach und nach lösten die Maschinen
auch in Europa die Sense ab. Damals
wie heute auffällig: Die umlaufende
Haspel, die das Schnittgut zur Weiterverarbeitung anführt, bildet noch heute
die Front des Mähdreschers.
Um 1880 übernahmen die neuen
Mähbinder nicht nur den Schnitt, sondern auch das Binden der Getreidebündel. Eine Besonderheit bestand darin,
einen Knoter zu entwickeln, also ein
Gerät, das den Bindfaden um die Getreidegarbe zu einem Knoten zusammenführt und diese somit fixiert.
Lange kauften die Deutschen ihre
Erntemaschinen in den USA. Obwohl
Fahr in Gottmadingen schon 1900 einen
Gespannmäher entwickelt hatte. Nach
1918 rollte das Geschäft dann richtig an:
Bautz in Saulgau, Fahr und Krupp in Essen mechanisierten die Ernte.
Das entkoppelte Verfahren – die Ernte und das Ausdreschen des Getreides
zu unterschiedlichen Zeitpunkten und
in mehreren Arbeitsschritten – blieb
aber weiter Alltag. Das änderte sich erst
mit dem selbstfahrenden Mähdrescher, der seinen Siegeszug in Deutsch-
Im Zeichen der Dampf-Riesen
Das Deutsche Landwirtschaftsmuseum in Stuttgart-Hohenheim
besitzt eine der größten Sammlungen von Agrartechnik im
deutschsprachigen Raum
VON ALEXANDER MICHEL
................................................
Für alle Fans historischer Agrartechnik
ist der Besuch im Deutschen Landwirtschaftsmuseum (DLM) auf dem Campus der Universität Stuttgart-Hohenheim ein Muss. Unweit der Hörsaale, in
denen Studenten zu Agrar- oder Ernährungswissenschaftlern
heranreifen,
nimmt die Geschichte der Landtechnik
greifbare Formen an, wird zu Holz und
Metall. So werden die Sammlungen in
den vier großen Hallen zum Fundus einer eigenen Tradition.
Diese zieht den Besucher schon in
Bann, wenn er vor dem Eingang von der
Installation eines tonnenschweren
Dampf-Pflugs aus dem Jahr 1921 empfangen wird. An Stahltauen gleitend
verbindet er zwei mächtige Lokomobi-
Exemplar einer Lokomobile aus der Hohenheimer Modell-Sammlung. BILD: DLM
len, die den Pflug einst wie ein riesiges
Acker-Pingpong hin- und herfahren ließen, um die Furche tief zu ziehen. Wie
Dinosaurier der Technik-Historie stehen diese Ungetüme für den ersten
Schritt weg vom Zugtier und hin zur
Mechanisierung der Bodenbearbeitung. Die Erben der Dampf-Riesen sind
die „Selbstfahrer“, die Traktoren, von
denen das DLM mehr als 100 verschiedenster Bauart besitzt. Fendt, Hanomag, Lanz, Porsche oder MB reihen sich
nebeneinander, auch der heute legendäre Holzvergaser der Kriegs- und frühen Nachkriegsjahre fehlt nicht.
Einen besonderen Schatz hütet das
DLM in seiner Sammlung von maßstabsgetreuen Modellen, die einst von
der Hohenheimer Ackergerätefabrik als
Anschauungsmaterial angefertigt wurden. Viele der rund 1000 Pflüge, Eggen,
Hofmaschinen und Fuhrwerke sind
nach über 150 Jahren noch voll funktionsfähig und und faszinieren heute wie
damals durch ihre technische Perfektion und Detailtreue.
Der Ernte ist eine eigene Halle gewidmet. Den Anfang setzt hier der legendäre McCormick-Getreidemäher, aus
dem über viele Stufen die digital steuerbaren rollenden Ernte-Fabriken von
heute geworden sind. Abgerundet wird
ein Besuch durch den Einfall, die Museumshallen architektonisch an die darin
abgestellten Schätze anzupassen: Als
Materialien überwiegen Brettschichtholz und Glas. Sehenswert auch: Einmal im Jahr wird beim „Hohenheimer
Feldtag“ die Agrartechnik von einst wieder lebendig. Beim Mähen und Ernten.
Zu Öffnungszeiten und Führungen:
www.dlm-hohenheim.de
Leben und Wissen 15
SÜDKURIER NR. 237 | MP
SAMSTAG, 12. OKTOBER 2013
S AÜ M
D KS U
T ARGI E, R1 2N. RO. K2T3O7B |E M
R P2 0 1 3
Leben und Wissen 15
Vom Getreide zum Korn: So wurde gedroschen
Dreschgutzuführung
Dreschkorb
Einzugstrommel
Entgranner
Rückhalte-Nasen
Spritztuch
Gebläse
Dreschtrommel
Strohschüttler
Strohleitfläche
Exzenterw
ellen
Die Getreidegarben werden in die
Dreschgutzuführung gelegt. Die Einzugstrommel sorgt für die gleichmäßige
Beschickung der Dreschtrommel. Diese
reibt gegen den umschließenden Korb die
Körner aus den Ähren. Durch den Dreschkorb wird ein großer Teil der Körner abgeschieden. Ähren, in denen noch Körner
stecken, gleiten mit dem Stroh auf den
Schüttler. Ein Spritztuch fängt die ersten
Körner ab. Der Strohschüttler scheidet
weitere Körner ab. Exzenterwellen bewegen den Schüttler
auf und ab. Rückhalte-Nasen
bremsen den Materialfluss. Die Strohleitfläche befördert das Stroh nach
außen. Über den Rückführboden
gleiten das kurze Stroh und die Körner in
eine Zuführung und auf den Siebkasten,
der Kurzstroh und Körner trennt. Das
Kurzstroh fällt heraus, die Restkörner
fallen durch Siebe. Über einen Rückführboden gelangen die Körner in Richtung
eines Gebläses. Es sorgt für die erste
land in den frühen 60er-Jahren antrat.
Zwar wurden schon zu Mitte des
19. Jahrhunderts in den USA erste Maschinen präsentiert, die zugleich mähen, dreschen und reinigen konnten. Es
blieb aber zunächst bei einer nordamerikanischen Lösung für die Ebenen der
Great Plains – hierzulande waren die
Zugstärken von 40 Pferden, die diese
Maschine erforderten, undenkbar.
Über verschiedene Lösungsansätze wie
dampfbetriebene Mähdrescher, die jedoch noch nicht selbst fahren konnten,
nahm die Mähdrescherrevolution dennoch auch bei uns ihren Lauf.
Claas entwickelte 1937 mit dem MähDresch-Binder den ersten von einem
Buchtipp: Wie DreschTechnik früher genau
aussah, zeigt der Band
von Karl Prillinger „Abenteuer historische Landtechnik – Dreschmaschinen“, mit vielen Farbbildern. 11,78 Euro.
Siebe
Rückführböden
Abgang
Siebkasten
Kurzstroh
Sortierzylinder
Absackvorrichtung
Abgang Spreu
Reinigung – die Trennung von Spreu und
Körnern. Hier tritt die Spreu aus. Über
Unkrautsiebe kommen die Körner zu
einem Elevator (Aufzug), ein Gurt mit
aufgeschraubten Bechern, und fallen auf
den Entgranner. Er trennt – besonders bei
Gerste – die Grannen ab. Über das
Gebläse und die Siebe der zweiten
Schlepper gezogenen Mähdrescher Europas. Fahr in Gottmadingen setzte
Maßstäbe, als die Firma 1952 den ersten
selbstfahrenden deutschen Mähdrescher vorstellte. Der Name konnte passender nicht sein: „Herkules“ MD 1.
Andere Hersteller zogen nach. Das
Mähdrescherprinzip bedeutete auch,
dass der bislang entkoppelte Arbeitsprozess zu einem einzigen wurde: Mähen, Dreschen und Reinigen des Getreides geschah fortan in einer einzigen
Maschine. Das setzte voraus, dass das
Getreide trocken und vollständig abgestorben sein musste, da die Phase des
Nachreifens und -trocknens entfiel.
Indes waren – und sind – die Mähdre-
Unkrautsiebe
Gebläse
Elevator/Aufzug
Reinigung, wo letzte Verunreinigungen
abgetrennt werden, fallen die Körner in
den Abgang. Ein Sortierzylinder scheidet
beschädigte Körner aus. Das Getreide
wird an der Absackvorrichtung in
Transportsäcke gefüllt.
scher teuer. Und sie machten eine neue
Organisation der Ernte notwendig. Viele Tausende mit der arbeitsintensiven
Ernte betraute Landarbeiter wurden
durch die Maschinen überflüssig und
verloren ihre Arbeit. Doch zunächst
wurden Mähdrescher nur auf größeren
Gütern sowie von Lohnunternehmern
eingesetzt, die es noch heute gibt. Die
Vorteile lagen aber derart auf der Hand,
dass die Mähdrescher in den 60er- und
70er- Jahren das traditionelle Ernteverfahren vollständig ablösten.
In Ostdeutschland verlief die Entwicklung rasanter: Der Ernte-Einsatz
war ein Propaganda-Instrument der
DDR. Die Sowjetunion half mit der
Eine alte Dreschmaschine im Einsatz
beim „Hohenheimer
Feldtag 2010“. Das
Bild zeigt den Auswurf des Strohs. Im
Hintergrund ist der
Kramer-Schlepper zu
erkennen, der die
Maschine über einen
Transmissionsriemen
am Laufen hält. Bis
weit in die 50erJahre wurde auf
diese Weise gedroschen. BIL D : D L M
HO HE N HE IM
Technik aus, die als Bausätze in der
DDR montiert wurden. So arbeiteten
schon 1950 auf den Betrieben die ersten
Mähdrescher-Brigaden. Die Zwangskollektivierung förderte die Dynamik.
1968 trumpfte auf der Messe in Leipzig
der E 512 auf – der damals leistungsfähigste Mähdrescher der Welt. In punkto
Technik war der Osten dem Westen voraus, die DDR-Mähdrescher wurden
bis nach Indien exportiert. Doch wie
Vieles in der DDR versagte auch die
landtechnische Innovationskraft. Die
weltweite Entwicklung nahm auf die
ostdeutschen Mähdrescher keine
Rücksicht, sodass vor der Wende dort
der letzte Mähdrescher vom Band lief.
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QUELLE: DLG-VERLAG/SAMMLUNG KARL PRILLINGER
Die Last der
Rübenernte
Knochenarbeit hatten die Bauern früher
nicht nur bei der Getreide-, sondern auch
bei der Ernte von Zuckerrüben zu bewältigen, die als Rinderfutter oder zur Herstellung von Zucker dienten:
➤ Reine Handarbeit: Mit einer Rodegabel (zwei Zinken) wurden die Rüben
aus dem Acker gehoben und mit
einem Messer das Blatt abgetrennt.
Die Rüben wurden am Feldrand zu
einem Haufen (Miete) geschichtet.
➤ Erste Mechanisierung: Zwischen
1900 und 1920 kamen klapprig anmutende Geräte auf, die zunächst von
Tieren gezogen wurden und die Arbeit
erleichterten. Das Roden, Köpfen
(Blattabschneiden) und Reinigen der
Rübe ging jetzt mechanisch aber noch
recht langsam vor sich.
➤ Erste Vollernter: In den 50er-Jahren
wurde das Ernten mit Traktor-gezogenen Maschinen verbessert. Aber es
konnten maximal zwei Rüben-Reihen
nebeneinander geerntet werden.
➤ Selbstfahrer: Heute leistet – wie
beim Mähdrescher – ein für die Rübenernte entwickeltes Fahrzeug vollautomatisch die gesamte Arbeit. (mic)
Ernten und Dreschen: Wie die Mechanisierung der Landwirtschaft beides zusammenbrachte
Über Jahrhunderte hinweg war die Sense
das Standard-Mähgerät bei der Ernte. Sie
kannte nur Handarbeit. B ILD : B ERGFEE - FOTOLIA
Viele Monate im Jahr mussten die Bauern
den Dreschflegel schwingen, um das Korn
auf der Tenne von Hand auszudreschen. DPA
Der von Pferd oder
Traktor gezogene
Getreidemäher mit
Garbenbinder
brachte den
Landwirten
große Erleichterung. Er band
das Getreide
zu Garben und
legte sie dann auf
dem Feld ab.
BIL D : BU N D E S A RC HIV
Die Dreschmaschine verkürzte die Zeit
auf wenige Tage, in
denen das Getreide
mehrerer Bauern
ausgedroschen war.
Hier erfolgt der
Antrieb durch eine
Lokomobile.
BIL D : W. W IT T KOW S KY
Schon Anfang der
1930 Jahre testeten
Hersteller erste
Mähdrescher. Ein
Traktor musste sie
ziehen, weil sie nicht
selbst fahren konnten. Nach 1945
waren sie zahlreich
im Einsatz. BIL D: DL M
In den 60er-Jahren
trat der selbstfahrende Mähdrescher seinen
Siegeszug an. Er
vereinigt Mähen,
Dreschen und Mobilität. Hier ein Oldie,
der noch Einsätze
fährt. BIL D: DPA
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14
Leben
und
Wissen
S AÜ M
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T ARLeben
GI E, R1 9N. RO. K2T4O3B |E RM P2 und
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Wissen
Tipps und Trends
DER KALENDERSPRUCH
„Beurteile einen Tag nicht danach,
welche Ernte du am Abend eingefahren hast,
sondern danach, welche Saat du gesät hast.“
Robert Louis Stevenson, britischer Schriftsteller, 1850–1894
...........................................................................................
NAMENSTAGE
Samstag: Isaak, Jean, Paul, Petrus, Frieda, Frida, Laura, Paolo
Sonntag: Wendelin, Vitalis, Wanda, Boscardin, Maria, Irina, Anna, Jessica
...........................................................................................
DIE FALLERS
Die neue Rätselfrage
Am Stammtisch hat sich mal wieder
die Expertenrunde in Sachen Windkraft eingefunden. Bernhard wird
von allen aufgezogen und geht. Toni
ruft ihm noch nach rein: „Wer gegen
den Wind pinkelt darf sich nicht
wundern, wenn er…? Das ist die
neue Rätselfrage zur Fallers-Sendung am morgigen Sonntag, Ihre
Antwort schicken Sie an: SÜDKURIER Medienhaus, Redaktion „Leben und Wissen“, Stichwort „Die Fallers“, Max-Stromeyer-Str. 178, 78467 Konstanz. Per Fax: 07531/999-1500.
Per Mail: Heimat-Preis@suedkurier.de. Alle Monatsgewinner treffen bei
einer SWR-Besichtigung in Baden-Baden einen Fallers-Schauspieler.
Viel Glück! (bea)
GESUNDHEIT
Herzprobleme durch Energy Drinks mit Alkohol
Mixgetränke aus Energy Drinks und Alkohol können Herzrhythmusstörungen auslösen und zur Dehydrierung führen. Darauf weist die
Fachzeitschrift „Ernährungs-Umschau“. Energy Drinks enthalten vor
allem Koffein, das die Leistungsfähigkeit steigern soll. Das kann zu
Nervosität, Erregbarkeit und Schlaflosigkeit führen. In Kombination mit
Alkohol werden diese Symptome noch gesteigert. Neben körperlichen
Folgen kann es sein, dass sich das Verhalten verändert: Das Koffein hebt
den ermüdenden Effekt des Alkohols auf, daher fühlt sich der Konsument weniger betrunken. Die Folge kann sein: Man riskiert zu viel –
etwa, in dem man sich noch hinters Steuer setzt. (dpa)
HEIMWERKEN
Farbrolle vor dem Streichen anfeuchten
Die Farbrolle sollten Heimwerker vor dem Streichen mit etwas Wasser
feucht machen. So nehme diese die Farbe besser an und gebe sie auch
besser wieder ab, erläutert Maribel Goncalves von der Heimwerkerschule DIY-Academy in Köln. Die Farbrolle darf aber nicht richtig nass werden. Sonst verwässert die Dispersionsfarbe und deckt nicht mehr richtig. Die Expertin rät, Farbe mit leicht diagonalen, sich überkreuzenden
Bahnen aufzutragen. Anschließend folgt ein weiterer Anstrich senkrecht
von oben nach unten. So wirke der Anstrich gleichmäßiger und man
sieht keine Ansätze. Pausen sollten Heimwerker erst einlegen, wenn
eine begonnene Fläche fertig gestrichen ist. (dpa)
LUFTHANSA
Sitze am Notausgang kosten bis zu 60 Euro mehr
Die Lufthansa verlangt ab November bis zu 60 Euro für eine Reservierung eines Platzes am Notausgang. Dieser bietet Reisenden in der
Regel mehr Beinfreiheit. Bisher konnten die Plätze nicht reserviert werden und wurden erst beim Check-in vergeben. Auf Europa-Flügen beträgt der Aufpreis 20 Euro, auf Interkontinentalflügen 60 Euro in allen
Economy-Buchungsklassen. Ab 26. November haben Passagiere der
günstigen Economy-Klassen die Möglichkeit, ihren Sitzplatz bei der
Buchung zu wählen. Das kostet 10 Euro. (dpa)
..........................................................................................
DER BIBELSPRUCH
Jesus spricht: „Die Ernte ist groß, aber wenige
sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte,
dass er Arbeiter in seine Ernte sende.“
Matthäus 9,37-38
Gewinnzahlen
Eurojackpot 5 aus 50: 7, 22, 24, 25, 41 Eurojackpot 2 aus 8: 1, 3
Keno: Ziehung vom 19.10.2013: 3, 9, 13, 15, 19, 25, 28, 31, 37, 39, 41, 44, 46,
50, 55, 56, 57, 63, 64, 65, Plus 5: 15867
(Alle Angaben ohne Gewähr)
SÜDKURIER NR. 243 | MP
SAMSTAG, 19. OKTOBER 2013
So bequem wie ein
Bett im Kornfeld
SÜDKURIER-Serie zu Landmaschinen früher und
heute Teil 6: Mähdrescher
müssen die Ernte immer
schneller und intelligenter
einfahren. Denn Zeit ist Geld
VON CHRISTIAN MÜHLHAUSEN
................................................
Dicke Staubwolken begleiten die Mähdrescher, wenn sie über die Felder fahren und das reife Getreide ernten. Große Maschinen nehmen die Getreidehalme auf und spucken hinter sich das
Stroh auf den Acker. Die komplizierten
Arbeitsabläufe im Inneren jedoch lassen sich nicht erahnen. Um die Körner
aus den Ähren zu lösen, braucht es eine
ausgefeilte und kostspielige Technik.
Getreideernte ist heute wie damals
der Höhepunkt im Landwirtschaftsjahr. Früher beschäftigte sie Heerscharen von Landarbeitern. Noch vor 100
Jahren wurde das Getreide mit der Sense geerntet, zum Trocknen aufgestellt
und mit Leiterwagen in die Scheunen
gefahren. Dort wurde es gelagert, bis die
Zeit zum Dreschen kam und das Korn
mit Dreschflegeln aus den Ähren geschlagen wurde. Das kostete Zeit und
Kraft. Vor allem seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat man die Ernte immer weiter mechanisiert und inzwischen sogar
computerisiert. Was früher durch mühsame Handarbeit erfolgte, kann heute
ein einzelner Landwirt mit modernen
Erntemaschinen schaffen. Mähdrescher mähen, dreschen und reinigen
Getreide in einem Arbeitsgang.
Die Ernte ist zugleich aber auch angenehmer für den Landwirt geworden.
Von der geräumigen, klimatisierten Kabine aus kann er durch großen Scheiben die Abläufe vor seiner Maschine genau überwachen. Unterstützt wird er
von Computern und Kameras, mit denen alle Vorgänge in der Maschine vom
Fahrersitz aus beobachtet und gesteuert werden können. Die moderne Technik ermöglicht dabei auch, dass Ernteverluste durch die optimale Einstellung
der Geräte vermindert werden. Kornverluste und gebrochene Körner, die
durch schlechte Maschineneinstellung
entstehen, spielen heute im Gegenteil
zu früher fast keine Rolle mehr.
Die Breite der Schneidwerke moderner Mähdrescher reicht von drei Metern bis zu zwölf Metern. Eine satellitenunterstützte Lenkung erleichtert
dem Fahrer die Arbeit und hilft, Zeit und
Kosten zu sparen: Über einen Satelliten
wird der Drescher parallel zu seiner vorherigen Spur geführt – und das zentimetergenau. So werden Überlappungen verhindert, weniger Kraftstoff wird
benötigt. So erlauben die mit Technik
vollgestopften Maschinen, umweltschonend zu arbeiten. Denn die Getreidemengen, die geerntet werden, haben
in den vergangenen Jahren stark zugenommen. „Legt man den verbrauchten
2
1
1
Senior-Landwirt Peter Traber (68) aus
Mühlingen-Hecheln sitzt in der Mähdrescher-Kabine auf einem luftgefederten
Sitz, der sich an das Gewicht des Fahrers
anpasst. Die Klimaautomatik sorgt im
Sommer für Kühle. Auch Radio ist an Bord.
2
Der Fahrer hat nur das Lenkrad vor
sich. Die Bedien-Konsole der Landmaschine ist seitlich rechts angeordnet.
Kraftstoff auf die geerntete Getreidemenge um, arbeiten die Drescher heute
deutlich effizienter“, sagt Christoph
Götz vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Die Folge: Je Tonne geerntetem Getreide wird
weniger Kraftstoff benötigt.
Die technischen Errungenschaften
reichen an der Maschine von vorne bis
hinten: So sorgen am Schneidwerk befestigte Sensoren dafür, dass dieses immer im gleichen Abstand zum Boden
fährt. Fährt der Drescher in Hanglagen,
passt sich das Schneidwerk automatisch an. Im Inneren sorgt eine Stein-
Wie ein Mähdrescher arbeitet
fangmulde für Sicherheit: Steine, die
ein höheres Gewicht als die Getreideähren haben und die empfindlichen Geräte des Dreschers beschädigen würden,
fallen dort hinein.
Die Getreideähren gelangen in den
Dreschkorb. Hier wird das Getreide,
ähnlich wie vor vielen Jahrzehnten mit
dem Dreschflegel, ausgedroschen. Im
Dreschkorb, der einem großen, runden
Sieb ähnelt, rotieren verschiedene
Dreschtrommeln mit hoher Geschwindigkeit und schlagen die Körner aus den
Ähren. Die Fliehkraft, die durch die
Drehung der Trommeln entsteht,
drückt die Körner durch die Löcher im
Dreschkorb. Das verbleibende Dreschgut, das Stroh, Spelzen und weitere Getreidekörner enthält, gelangt zu den
Schüttlern. Sie bestehen aus zackenförmigen und versetzt angebrachten Sieben. Durch die rüttelnden Bewegungen
fallen auch Körner, die bisher noch
nicht ausgedroschen wurden, aus den
Ähren. Die leichteren Strohhalme und
leeren Ähren werden nach hinten
7
1 Schneidwerk (Erntevorsatz).
Menschen und medien
ZDF
A R D-KR I M I
Preis für „Unsere Mütter –
unsere Väter“
Aus „Der Dicke“
wird „Die Kanzlei“
Ehrung für den TVProduzenten Nico
Hofmann (53): Der
Vater des viel diskutierten ZDF-Dreiteilers „Unsere Mütter
– unsere Väter“ wurde vom Branchenverband Eyes & Ears of Europe mit dem Excellence Awards
für „herausragende Leistungen“
im visuellen Auftritt seiner Filme
ausgezeichnet. Hofmann, der als
Mit-Erfinder des „TV-Event-Movie“ gilt, betonte, dass der Wert
der Werbung für aufwendige Fernsehfilme nicht hoch genug einzuschätzen sei. (dpa)
Die beliebte ARD-Serie
„Der Dicke“, deren
Hauptdarsteller Dieter
Pfaff vor rund einem
halben Jahr gestorben
ist, geht unter dem
neuen Namen „Die Kanzlei“ weiter. Die Dreharbeiten werden
Ende Oktober fortgesetzt. „Nach
dem plötzlichen Tod von Dieter
Pfaff im März 2013 hatten wir eine
sehr schwere Entscheidung zu
fällen“, so der WDR. Pfaff sei als
Anwalt Gregor Ehrenberg Drehund Angelpunkt des Formats
gewesen. Man wolle die Serie „in
seinem Sinne“ fortsetzen. (dpa)
präsentiert
Landmaschinen
früher und heute
12
8
Es besteht aus Haspel, Schneidwerk und Einzugsschnecke
2 Ein Schrägförderer befördert das
Erntegut zum …
5
3
1
3 Dreschaggregat. Es besteht aus dem
Dreschkorb und der Dreschtrommel, die
sich mit hohem Tempo dreht. Der Spalt
zwischen Trommel und Korb ist so eng,
dass das Korn aus dem Stroh getrieben
wird und durch die Korbmaschen fällt.
2
9
4
6
90 Prozent der Körner gelangen so
direkt in die Reinigung, die das …
4 Gebläse übernimmt. Der Rest läuft zur
Abscheidung auf den …
5 Hordenschüttler, der nicht vollständig ausgedroschene Ähren vom Stroh
trennt. Über mehrere Siebe gelangt
das Korn nach unten in die …
QUELLE: JOHN DEERE,
MANNHEIM, SÜDKURIERGRAFIK: STELLER
6 Kornschnecke, von wo es wie in
einem Aufzug nach oben in den …
7 Korntank befördert wird, der
während der Fahrt über das …
8 Abtankrohr auf einen Traktor-Wagen
entleert werden kann.
9 Strohhäcksler. Er zerkleinert das
Stroh, das auf den Acker fällt
Click! 15
SÜDKURIER NR. 243 | MP
SAMSTAG, 19. OKTOBER 2013
S AÜ M
D KS U
T ARGI E, R1 9N. RO. K2T4O3B |E RM P2 0 1 3
Click! 15
Mähdrescher New Holland CX 8050
Fertigung: seit 2001 in Zedelgem, Belgien
Motor: 6-Zylinder-Diesel
Leistung: 367 PS (270 kW)
Gewicht: 12,8 Tonnen (ohne Schneidwerk)
Höchstgeschwindigkeit: 30 km/h (Straße)
Inhalt des Korntanks maximal: 9000 Liter
(entspricht etwa dem Ertrag eines Hektars)
Preis: 250 000 Euro
6
6
7
5
8
3
4
9
3
Der Messerbalken am Schneidwerk arbeitet wie eine
Heckenschere. Eine Klinge bewegt sich schnell hin und her.
4
Dabei werden an den Kanten der hervorstehenden
Finger die Halme abgeschnitten.
10
10
5
Die Ährenheber sorgen dafür,
dass auch Halme, die wegen
Nässe am Boden kleben,
geschnitten werden.
9
Die geschnittenen Halme werden
ohne dass das Schneidwerk wie früher
durch die drehende Haspel und die mühsam gewechselt werden muss. Nur
daran befestigten Zinken auf die . . .
Mais benötigt ein spezielles Schneidwerk.
Bei diesem Modell ist das Schneidwerk
Einzugsschnecke gelegt. Sie rotiert rund 6 Meter breit. In den USA und Russwie eine Schraube und sortiert so
land sind Schneidwerke bis zu 12 Meter
die Halme zur Mitte hin, wo der . . .
breit. Damit der Mähdrescher auf Straßen
fahren kann, wird das Schneidwerk abgeSchrägforderer das Dreschgut
hängt und hinter der Maschine oder von
aufnimmt und Richtung Drescheinem Schlepper gezogen. Bei manchen
apparat ins Innere befördert.
Modellen ist es hydraulisch teilbar und
wird gefaltet, damit es schmaler wird.
Die Halmteiler trennen das
Auf der Fahrerkabine befinden sich
Schnittgut von dem Getreide, das
Xenon-Scheinwerfer für die Nachtnoch stehenbleibt. Das Varioschneidwerk des Mähdreshers passt sich autoarbeit auf dem Feld, dazu drei Rundummatisch an die Länge der Halme an. Auch blinklichter. Das ganze Fahrzeug ist fast vier
können verschiedene Ackerfrüchte wie Meter hoch und die Kabine ist nur über
Getreide oder Raps geerntet werden,
eine Leiter mit 6 Sprossen erreichbar.
6
6
8
9
77
9
3
14
transportiert, wo sie von einem Häcksler zerkleinert und zurück auf das Feld
geblasen werden. Die Geschwindigkeit
der Trommeln, Schüttler und Rotoren
sowie weitere Einstellungen kann der
Drescherfahrer vom Fahrersitz aus
über Bordcomputer regeln. Der Computer zeigt etwa an, wie hoch der Anteil
an Körnern ist, die mit dem Stroh aus
der Maschine gefördert werden. Ist der
Anteil zu hoch, muss der Fahrer die
Drehzahl der Trommeln verändern.
Die Körner fallen aus dem Dreschkorb auf Reinigungssiebe. Hier werden
sie von Spelzen und kleinen Strohteilen
getrennt. Ein Gebläse drückt Luft von
unten durch die Siebe, sodass leichte
Teile aufgewirbelt und aus dem Drescher getragen werden. Die Körner rutschen in eine Beförderungsschnecke,
die sie in den Korntank transportiert.
Dort bleiben sie, bis der Korntank gefüllt ist und die Ernte durch ein seitlich
ausklappbares Rohr auf einen TreckerAnhänger umgeladen wird. Das Fassungsvermögen des Korntanks ist groß.
Die Serie
immer samstags
14. September: Landwirtschaft und
Agrartechnik im Südwesten
21. September: Der Traktor früher
28. September: Der Traktor heute
5. Oktober: Die Aussaat heute
12. Oktober: Ernten/Dreschen früher
Diese Ausgabe: Das Ernten heute
26. Oktober: Die Arbeit im Wald
Alle Teile der Serie und Videos auf:
www.suedkurier/landmaschinen
Wie im modernen Traktor gibt es auch
im Mähdrescher einen Multifunktionshebel, eine Art Joystick. Damit erledigt
die rechte Hand fast alle Arbeitsschritte. Bei
Vorschieben führt der Mähdrescher vorwärts,
bei Ziehen rückwärts. Taste A: Der Korntank
wird durch das Abtankrohr entleert. Das
Getreide fließt in einem Anhänger; B: Das
Abtankrohr wird ein- und ausgeschwenkt;
C: Schalter für Not-Aus. Er schaltet alles im
Mähdrescher sofort ab; D: Das Schneidwerk wird angehoben oder gesenkt. Zusätzlich kann die Querneigung des Schneidwerks an ein Gefälle angepasst werden; E:
Die Haspel kann hoch und runter bzw. vor
und zurück bewegt werden.
Buchtipp: Einen
Überblick von der
Handarbeit zu
Hightech auf dem
Acker bietet der
Band „100 Jahre
Landtechnik“,
DLG-Verlag, 288
Seiten, 34,90 Euro.
Der kann bis zu 12 000 Liter sammeln.
Die ganzheitliche Betrachtung aller
Arbeitsabläufe und Maschinen, von der
Bestellung bis zur Ernte, sieht auch
Christoph Götz als wichtige Zukunftsaufgabe. „Das Entwicklungsziel in der
Landtechnik ist es, noch nachhaltiger
zu arbeiten“, sagt Götz. Moderne Erntemaschinen tragen schon jetzt dazu bei.
Wo Kühe Körperpflege haben
Wenn ein landwirtschaftlicher
Familienbetrieb bestehen soll,
muss er innovativ sein. Das gilt
auch für den Traber-Hof
VON ALEXANDER MICHEL
................................................
Moderne Bauernhöfe liegen selten an
einer Bundesstraße oder einer Ortsdurchfahrt, denn sie brauchen Platz für
Ställe, Scheunen, Hallen und BiogasBehälter. Daher sind Laien erstaunt,
wenn sie einen großen Hof abseits der
Fahrwege aufsuchen, der sich als hoch
innovativer Betrieb darstellt. Dazu gehört auch der Hof der Familie Traber im
Hegau-Flecken Mühlingen-Hecheln.
Ins Auge fällt die Strom-Ernte mittels
dächer-großer Photovoltaik-Felder. Sie
wurden errichtet, um den Hof komplett
mit Eigenstrom zu versorgen. Die Biogas-Anlage fügt sich in dieses grüne Ensemble ein. Dass viele Landwirte ein
Standbein als „Energiewirt“ ausgebil-
Juniorchef Markus Traber (35, links) mit dem
Azubi Mischa Koch (19) vor der neuen
24-Stunden-Milchtankstelle. B I L D: MI C H E L
det haben, wird hier greifbar. Inzwischen werden zwölf Haushalte und ein
benachbarter Schweinestall mit Wärme versorgt. Sie stammt aus der BiogasAnlage, die die Gülle von Fleckvieh und
Schweinen des Nachbarhofs aufnimmt. Im Gegenzug gibt es Energie,
die zwei Blockheizkraftwerke antreibt.
Die im Schnitt 70 Milchkühe haben es
13
11
auf dem Hof bequem. Im neuen Stall
können sie laufen, wohin sie wollen: Zu
einer rotierenden Bürste zwecks Körperpflege etwa oder zum Melkroboter.
Auf den ist Junior-Chef Markus Traber
stolz: „Die Kühe haben rund um die Uhr
die Gelegenheit zum Melken zu gehen“,
sagt Traber. Niemand muss mit der
Hand ein Melkzeug ans Euter andocken. Ein Roboter-Arm erledigt die Arbeit, während andere Kühe warten.
Dank Technik lässt sich der Hof als Familienbetrieb führen, ein Lehrling wird
ausgebildet, Praktika sind möglich.
100 Hektar Grünland und Ackerfläche
werden bewirtschaftet. Es wachsen neben Weizen, Gerste und Hafer auch Silomais, Kleegras und – ein neues Projekt
seit 2011 – Wildpflanzen. „Die ökologischen Vorteile sind unstrittig“, sagt
Markus Traber. Ob diese Saat auch wirtschaftlich ist, wird jetzt getestet.
Zu Technik und Projekten des Hofs:
www.bauernhof-traber.de
B
D
E
12
Linker gelber Knopf
ziehen: Schneidwerk
aktiviert; Drücken schaltet ab
(wenn ein Hase oder ein Hindernis auftaucht); rechter Knopf:
gezogen läuft das Dreschwerk,
Drücken schaltet es ab.
A
C
11
13
12
Auf dem TouchscreenMonitor des Bordcomputers kann der Fahrer zwischen
mehreren Bedienmenüs wählen.
Auf dem Bild: der aktuelle
Zustand und die Leistung aller
Aggregate und Baugruppen. Ein
anderes Menü zeigt Tagesprotokolle der geleisteten Arbeit
(Ackerfläche, Ertrag). Alle Daten
können versendet werden.
Am oberen Kabinenrand
(nicht sichtbar) hängt ein
Monitor für 2 Rückfahrkameras.
14
15
15
Breite Unterarmlehne
BIL D E R : S A B INE T ES CHE
Beim Ernten drückt der Bauer aufs Gas
➤ Arbeit: Die gibt es für Mähdrescher
in Deutschland zuhauf. 89 000 Maschinen sind angemeldet. Das ist
beachtlich, wenn man bedenkt, dass
ein Mähdrescher schnell 250 000 Euro
kosten kann. Viele Landwirte leisten
sich daher keinen eigenen, sondern
beauftragen einen unabhängigen
Lohndrescher oder schließen sich
einem Maschinenring an.
➤ Hersteller: Marktführer in Europa
ist Claas, der die Mähdrescher in
Harsewinkel (Niedersachsen) baut.
Ein weiterer deutscher Hersteller ist
Deutz-Fahr. Zu den Großen gehören
John Deere (USA), New Holland (Belgien), Case IH (USA/Italien) und die
amerikanische AGCO-Gruppe mit
Massey Ferguson und der zugekauften Marke Fendt in Marktoberdorf.
➤ Technik: Die Motoren der Mähdrescher haben zwischen 300 und 550
PS. Sie werden gebraucht, damit die
15 bis 20 Tonnen schwere Maschine
zeitgleich fahren und dreschen kann.
Pro Stunde können sie zwischen vier
und sechs Hektar abernten. Pro Tag
fahren große Mähdrescher 500 bis 600
Tonnen Getreide ein. Ein Korntank,
der bis zu 12 000 Liter fasst, kann mit
einer Geschwindigkeit von bis zu 100
Litern pro Sekunde entleert werden.
Zum Ernten ist Trockenheit notwendig. Es muss also viel Korn in kurzer
Zeit gedroschen werden
➤ Spezialisten: Erntemaschinen gibt
es nicht nur für Getreide, sondern
auch für Zuckerrüben, Kartoffeln,
Erbsen, Mais und Gras. Die Technik
ist speziell auf die Feldfrüchte ausgelegt. Im Sommer fahren die Mähdrescher. Mais wird vorwiegend gegen
Ende des Sommers und im Herbst
gehäckselt und Rübenroder kann man
etwa von Oktober bis Dezember auf
den Feldern beobachten.
➤ Zukunft: Videotechnik soll Bäume
oder andere Hindernisse erkennen
und das Fahrzeug selbstständig vorbeilenken. Sind mehrere Maschinen
auf einem Feld, sollen sie sich per
Funk abstimmen können. (cm)
13
14
Leben
und
Wissen
S AÜ M
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D KS U
T ARLeben
GI E, R2 6N.R O. K2T4O9B|E M
R P2und
013
Wissen
Tipps und Trends
DER KALENDERSPRUCH
„Die vielen Bäume und die wenigen Menschen –
die machen den Wald so schön.“
Otto Weiss, österreichischer Musiker und Feuilletonist, 1849–1915
...........................................................................................
NAMENSTAGE
Samstag: Crispin, Krispin, Ludwig, Daria, Lutz, Luise, Margareta, Arnold
Sonntag: Wolfhard, Klara, Sabina, Manfred, Christa
...........................................................................................
DIE FALLERS
Die neue Rätselfrage
Lieblingskuh Gerda ist und bleibt verschwunden. Was vermutet Leni hinter dem mysteriösen
Verschwinden Gerdas? Das ist die neue Rätselfrage zur Fallers-Sendung am morgigen Sonntag, 27. Oktober. Ihre Antwort schicken Sie an:
SÜDKURIER Medienhaus, Redaktion „Leben
und Wissen“, Stichwort „Die Fallers“, MaxStromeyer-Str. 178, 78467 Konstanz. Per Fax: 07531/999-1500. Per Mail:
Heimat-Preis@suedkurier.de. Alle Monatsgewinner treffen bei einer SWRBesichtigung in Baden-Baden einen Fallers-Schauspieler. (bea)
GESUNDHEIT
Rückruf für Chargen des Insulinpräparats „NovoMix 30“
Die deutsche Arzneimittelzulassungsbehörde hat vor der Verwendung
der Chargen CP50393, CP50749 und CP50902 des Insulinpräparats
„NovoMix 30 FlexPen“ des Herstellers Novo Nordisk gewarnt. „Für die
betroffenen Patienten besteht das Risiko einer Über- oder Unterdosierung“, teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
(BfArM) mit. „Diese kann zu einer möglicherweise lebensgefährlichen
Über- oder Unterzuckerung führen.“ Der Insulin-Gehalt weicht in sehr
seltenen Fällen von der vorgesehenen Dosis ab. Die betroffenen Chargen werden EU-weit zurückgezogen. Allein in Deutschland verwenden
Hunderttausende Menschen das Insulinpräparat. Von dem Herstellerfehler sind in Deutschland etwa 1000 Spritzen betroffen. (dpa)
AUTO
Waschstraßen besser als feste Portalanlagen
Waschstraßen reinigen Autos einem Test zufolge generell besser als die
technisch einfacheren Portalanlagen. In einer aktuellen Untersuchung
brachten es Waschstraßen auf eine Durchschnittsnote von „gut“. Portalanlagen, die an vielen Tankstellen stehen, erreichten hingegen nur
„ausreichend“. Insgesamt testete der ADAC 150 Anlagen unterschiedlicher Bauart. Testingenieure präparierten Autos mit Schmutz und analysierten das Ergebnis nach der Wäsche an kritischen Stellen wie den
Seitenspiegeln oder den Türgriffen. Für das bessere Abschneiden der
Waschstraßen ist deren insgesamt aufwändigerer Service – aber auch
teurerer – verantwortlich. (AFP)
..........................................................................................
DER BIBELSPRUCH
„Gott, der Herr, ließ aus dem Ackerboden allerlei Bäume
wachsen, verlockend anzusehen und mit köstlichen Früchten,
in der Mitte des Gartens aber den Baum des Lebens und den
Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.“
Genesis 2,9
Gewinnzahlen
Eurojackpot 5 aus 50: 9, 25, 39, 41, 46 Eurojackpot 2 aus 8: 2, 8
Keno: Ziehung vom 25.10.2013: 1, 3, 7, 8, 10, 12, 13, 14, 23, 24, 25, 32, 36,
37, 46, 55, 59, 62, 68, 69 Plus 5: 71959
(Alle Angaben ohne Gewähr)
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01013 · Tele2 · 0,6 · 60
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010052 · 010052telecom · 0,5 · 60
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21-24
01013 · Tele2 · 0,6 · 60
01052 · 01052 · 0,62 · 60
19-24 01013 · Tele2 · 0,42 · 60
010052 · 010052telecom · 0,44 · 60
Wochenende und Feiertage
0-19
01088 · 01088telecom · 1,19 · 60
01038 · tellmio · 1,36 · 60
0-19
01088 · 01088telecom · 0,77 · 60
01038 · tellmio · 0,98 · 60
19-21
01052 · 01052 · 0,68 · 60
01070 · Arcor · 0,75 · 60
19-21
01070 · Arcor · 0,43 · 60
010052 · 010052telecom · 0,44 · 60
21-24
01028 · Sparcall · 0,57 · 60
01052 · 01052 · 0,68 · 60
21-24 01070 · Arcor · 0,43 · 60
010052 · 010052telecom · 0,44 · 60
Mobilfunk: 01038 (2,02 Cent); 01011 (2,03 Cent); Österreich: 010018 (0,98 Cent); 01069 (1,61
Cent); Schweiz: 01069 (1,31 Cent); 010088 (1,68 Cent); Italien: 010088 (1,04 Cent); 01069 (1,17
Cent); Türkei: 01052 (2,62 Cent); 010088 (2,74 Cent); USA: 010088 (0,88 Cent); 01069 (0,96 Cent)
Frankreich: 01069 (0,84 Cent); 010088 (1,24 Cent); Großbritannien: 010088 (0,77 Cent); 01069
(0,96 Cent); Spanien: 010018 (0,88 Cent); 01069 (1,17 Cent); Griechenland: 010088 (0,94 Cent);
01069 (1,33 Cent); Polen: 01069 (1,27 Cent); 010088 (1,39 Cent); Rumänien: 01069 (1,58 Cent);
010088 (1,98 Cent); Australien: 01097 (1,43 Cent); 010052 (1,46 Cent); Kroatien: 010088 (1,38
Cent); 01069 (1,49 Cent); Portugal: 010018 (0,96 Cent); 01069 (1,46 Cent)
Allgemeine Hinweise: Alle Anbieter sind gesetzlich zur Tarifansage verpflichtet. Wir listen nur Anbieter,
die über mehrere Stunden hinweg denselben Preis und minutengenau abrechnen. Ortsgespräche sind
nur Telefonate zwischen Anschlüssen mit der gleichen Ortsvorwahl. Das so genannte Call-by-CallVerfahren funktioniert nur mit einem Anschluss der Deutschen Telekom. Mehr Informationen und
Tarife unter www.teltarif.de. Nächste Tarifübersicht voraussichtlich am 9. November 2013
präsentiert
Landmaschinen
früher und heute
14
SÜDKURIER NR. 249 | MP
SAMSTAG, 26. OKTOBER 2013
Der Waldarbeiter
mit acht Rädern
SÜDKURIER-Serie zu Landmaschinen früher und heute Teil 7 und Schluss: Auch
in den Wäldern der Region
sind vollautomatische Holzernter im Einsatz
VON CHRISTIAN MÜHLHAUSEN
................................................
Wald – Naturraum, Erholungsort, Arbeitsplatz, Wasserspeicher, Rohstofflieferant. Doch die Wahrnehmung des
Waldes hat sich verändert. Als Lieferant
für Holz als wichtigsten Bau- und
Brennstoff sowie als Weidefläche für
Rinder und Schweine war er lange Zeit
von hoher Bedeutung. Heute wird der
Wald vor allem als Ort der Erholung angesehen und für seinen Beitrag zum Klima- und Naturschutz geschätzt. Aber
die Forstwirtschaft prägt den Wald abseits der Wanderwege nach wie vor,
wenngleich Axt und Säge von moderner
Technik abgelöst wurden.
Seit jeher nutzen die Menschen den
Wald, um Holz zu gewinnen. Vor der
Entwicklung motorisierter Sägen wurden Bäume in Handarbeit gefällt. Mit
Äxten und großen Handsägen, die von
zwei Männern geführt werden mussten, rückten die Waldarbeiter den Bäumen zu Leibe und setzten sich großen
Gefahren aus. Reisig und Äste wurden
abgetrennt und von den Frauen als Feuerholz in Kiepen auf dem Rücken nach
Hause geschleppt. Pferdegespanne zogen die Stämme aus dem Forst. Diese
Arbeitstechniken veränderten sich
kaum, bis in den 1930er-Jahren mit der
Zweimann-Motorsäge eine 50 Kilo
schwere Revolution einsetzte.
Breit durchsetzen konnte sich diese
Technik jedoch erst 30 Jahre später mit
der Entwicklung der Einmann-Motorsäge. Das Hamburger Unternehmen
Dolmar, benannt nach einem Berg, auf
dem die Sägen getestet wurden, wagte
sich als erstes an den serienmäßigen
Bau der Motorsägen. Weitere namenhafte Hersteller der ersten Stunde waren Solo in Sindelfingen und Stihl in
Waiblingen. Mit den grimmigen Apparaten wurde neue Schutzbekleidung
notwendig. Zunächst arbeiteten die
Waldarbeiter nur mit Helm und
Schnittschutzschuhen, später kamen
Schnittschutzhosen und –handschuhe
sowie ein Gehörschutz dazu. Die Pferde
verschwanden nach und nach, Traktoren und Zugmaschinen kamen. Die
Stundenleistung bei der Holzerntearbeit stieg um das Drei- bis Zehnfache.
Moderne Arbeitsgeräte haben heute
einiges zu bieten: „Spezielle Steuerungselektronik sorgt dafür, dass die
Motorsägen immer optimal eingestellt
sind. Das steigert die Leistung und spart
Kraftstoff“, sagt Peter Harbauer vom
Kompetenzzentrum für Waldarbeit
und Forsttechnik in Groß Umstadt.
Seit den 1990er-Jahren hat sich die
Holzernte erneut stark gewandelt. Jetzt
Rückezug John Deere 1110E
Baujahr: seit 2008
Fertigung: John-Deere-Werk
Joensuu in Finnland
Motor: 6-Zylinder-Turbodiesel mit 183 PS (136 kW)
Gewicht: 17,3 Tonnen
Zuladung: 12 Tonnen
Preis: 300 000 Euro
1
2
1
Ein Rückezug (Englisch: Forwarder)
holt Baumstämme aus dem Wald.
Das Holz wird im Rungenkorb abgelegt.
2
Die Reifen sind besonders breit,
damit sich das Gewicht von Fahrzeug
und Holz gut verteilt und keine tiefen Spurrillen im weichen Waldboden entstehen.
Die Serie
immer samstags
14. September: Die Landwirtschaft und
Agrartechnik im Südwesten
21. September: Der Traktor früher
28. September: Der Traktor heute
5. Oktober: Die Aussaat heute
12. Oktober: Ernten/Dreschen früher
19. Oktober: Ernten/Dreschen heute
Diese Ausgabe: Die Arbeit im Wald
Alle Teile der Serie
mit Videos auf:
www.suedkurier/
landmaschinen
wird mit Spezialmaschinen – so genannten Vollerntern und Rückezügen –
im Wald gearbeitet. Die imposanten
Maschinen werden auch Harvester genannt (von englisch to harvest: ernten).
Sie wurden ursprünglich im waldreichen Skandinavien entwickelt. „In so
einer High-Tech-Maschine steckt mehr
Technik als in einem Jumbo Jet“, erklärt
Harbauer. Die gefährliche Waldarbeit
sei durch die Harvester viel sicherer geworden. Geschützt in einer klimatisierten Kabine erledigt ein Maschinenführer die Baumfällung über einen Joystick
mit nur wenigen Handgriffen. Große,
umweltschonende Motoren treiben die
Spezialfahrzeuge an. „Jede moderne
Forstmaschine würde heute die grüne
Plakette bekommen. Und es gibt bereits
Voll-Hybrid-Maschinen“, so Harbauer.
Waldarbeit ist eine Daueraufgabe,
denn die Waldbestände werden alle
fünf bis zehn Jahre durchforstet. Dabei
werden die minderwertigen Bäume gefällt, damit die guten, gerade gewachsenen Bäume hoch und dick werden. Bei
Auch für Pferde gibt es einen Job
Die Arbeit im Wald besteht nur
zum Teil im Holzfällen. Schonungen müssen gepflegt werden,
damit junge Bäume wachsen
VON ALEXANDER MICHEL
................................................
Victor Jäger (50) ist mit Leib und Seele
Forstwirt. Das erkennt man nicht nur
am reich bestückten Maschinenpark in
den Hallen seines Betriebs im Deggenhausertal, sondern auch an der nahegelegenen Pferdekoppel. Dort stehen
zwei breitschultrige Tiere und grasen.
„Die setzte ich hin und wieder zum Ziehen von Baumstämmen ein“, sagt der
Forstwirt Jäger, räumt aber ein, dass die
Pferde weniger zur Arbeit als zum
Hobby dienen. Denn Futter wächst
reichlich auf Jägers Weide.
Und so fällt es Victor Jäger nicht
schwer, eine alte Tradition – das Holzrücken mit Pferden – am Leben zu erhalten. Im Alltag indes müssen andere ran:
Die Holzfassade des Wohnhauses von Victor
Jäger in Deggenhausertal.
Maschinen, die schnelles und effizientes Arbeiten erlauben. „Vorwiegend im
Winter – das ist unsere Saison“, sagt der
Forstexperte. Im Sommer sind er, sein
Bruder Friedrich (48) und seine neun
Mitarbeiter hauptsächlich mit der Pflege der Waldbestände beschäftigt. Das
heißt: Das Ausmähen der Schonungen
von unerwünschtem Bewuchs, damit
die Baumsetzlinge ungehindert wach-
sen können. Dazu kommt der Bau neuer sowie die Reparatur alter Wege,
Baumpflege, Mulcharbeiten und das
Anlegen von Drainagen, die Wasser
dort ableiten, wo es nicht erwünscht ist.
Victor Jäger besitzt selbst zwar zehn
Hektar Wald, doch dessen Holz würde
ihm kein Auskommen sichern. Mehr
Arbeit wartet in den umliegenden Gütern namhafter Waldbesitzer – etwa der
Adelshäuser Fürstenberg und Baden.
15 000 Festmeter jährlich werden
durch Jägers Maschinen geerntet und
rund 100 000 Jungpflanzen in Schonungen gesetzt, auch das mit einer Spezialmaschine. Darunter ist nicht nur die
schnell wachsende Fichte – das deutsche Bauholz schlechthin – sondern
auch die später einmal riesige Douglasie aus Amerika, die Roteiche und der
Bergahorn. Für die nächsten Generationen bleibt also genug zu tun. (mic)
Was der Betrieb alles macht:
www.victor-jaeger.de
Leben und Wissen 15
SÜDKURIER NR. 249 | MP
SAMSTAG, 26. OKTOBER 2013
S AÜ M
D KS U
T ARGI E, R2 6N.R O. K2T4O9B|E M
R P2 0 1 3
Leben und Wissen 15
7
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8
3
6
Ist im Bordcomputer der RückfahrMonitor aktiviert, zeigt er das Bild der
Heck-Kamera. So weiß der Fahrer, was hinter
dem fast 10 Meter langen Fahrzeug vorgeht.
Das erhöht die Sicherheit.
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3
8
Die Hände hat der Fahrer an den
beiden schwarzen Steuereinheiten
links und rechts. Wie mit einem Joystick
wird der Kran bewegt. Mit dem linken
Stick wird er ein- und ausgeschwenkt,
mit dem rechten auf und ab bewegt.
Ein Wippschalter am Joystick öffnet
oder schließt die Zange. In den
Schalterleisten auf den Arbeitspanels liegen Tasten für
Beleuchtung, Lüftung und
weitere Fahrzeugtechnik.
4
Die drehbare Zange packt bis zu drei
Stämme und legt sie auf den Rungenkorb.
Der Greifer kann durch einen Fällgreifer ausgetauscht werden, der Bäume absägt. Dann wird aus
dem Rückezug ein Harvester (engl.: Erntemaschine).
. . . entastet und in Stücke
geschnitten. Dabei bewegen hydraulisch angetriebene Vorschubräder den
Stamm durch den Arbeitskopf. Entastungsmesser
glätten die Oberfläche und
die Noppen auf den Vorschubwalzen entrinden
das Holz. Der Stamm wird
vom Rückezug aufgelesen
und mit weiterem Holz zum
Polderplatz gebracht. Dort
übernehmen die Lkw.
Rückepferde – hier ein
Haflinger – können selbst
zentnerschwere Lasten
mühelos aus dem Wald
ziehen. Holzrücken mit
Pferden wird zwar nur noch
selten praktiziert. Doch es
eignet sich vor allem dort,
wo schwere Maschinen
nicht hinkommen. Zudem
wird der Waldboden nicht
belastet. BILD ER: D PA
Gesteuert wird das Fahrzeug mit nur einem
Finger der linken Hand durch den kleinen
schwarzen Richtungshebel.
9
Der Kran ist bis zu 10 Meter
lang und kann um 360 Grad geschwenkt werden. Dabei dreht sich die
Kabine automatisch mit, sodass der
Fahrer immer sieht, was er tut.
Die Hochsaison der Holzernte ist im Winter. Auf dem Bild hat der Fällgreifer (auch Fällkopf
genannt) des Harvesters einen Stamm umklammert. Die im Arbeitskopf integrierte Kettensäge durchschneidet den Stamm. Er wird danach um 90 Grad gekippt . . .
10
Der Arbeitsplatz im Rückezug hat kein Lenkrad. Die
Hände sind frei für die Kran-Arbeit. An früher erinnert
nur das Gaspedal.
den Durchforstungen fahren die Holzernter selbst an steilen Hängen mit
breiten, bodenschonenden Reifen. Sie
bewegen sich auf Schneisen, die sich
mit einem Abstand von 20 Metern
durch den Wald ziehen. Von dort aus
greifen sie mit einem bis zu elf Meter
langen, hydraulisch gesteuertem Arm
nach den Stämmen. Der Greifkopf umfasst sie wie eine Zange und trennt ihn
mit einer vorn befestigten Kettensäge
ab. In einem Arbeitsgang entastet der
Harvester den Stamm und sägt ihn auf
die gewünschte Länge – je nach Qualität
und Kundenwunsch. Gleichzeitig wird
das Holz vermessen und diese Daten in
einem Bordcomputer gespeichert. Anhand des Protokolls wissen Waldbesitzer und Maschinenführer am Ende des
Tages immer, wie viele Bäume gefällt
und wie viel Holz geerntet wurde.
Das an der Schneise abgelegte Holz
wird später von sogenannten Rückezügen (engl.: Forwarder) gesammelt. Mit
dem Greifarm heben sie die Stämme
auf ihren Anhänger. Von dort geht es zur
7
9
9
10
Der Bordcomputer ersetzt das Armaturenbrett und kann viel
mehr. Hier werden Drehzahl und km/h eingeblendet. Oder das
Menü wird zum Büro, mit dem man ein Arbeitsprotokoll führen kann.
5
nächsten Waldstraße, wo Holzlaster die
Stämme aufladen. Manchmal wird
auch das dünne Kronenholz genutzt.
Große Hackmaschinen, die bis zu einem halben Meter dickes Holz verarbeiten können, verwandeln das Material zu Holzhackschnitzel – ein natürlicher, nachwachsener Brennstoff, der
besonders in größeren Holzheizanlagen zum Einsatz kommt.
Die Waldarbeiter-Romantik vergangener Tage ist vielerorts vorbei, die
Technik dominiert im Wirtschaftsforst.
Vollkommen ersetzt werden kann der
Holzfäller nicht. Besonders in extrem
steilen, unerschlossenen Lagen oder in
Bergwäldern, zur Fällung von dicken,
mehr als 100-jährigen Laubbäumen,
oder wenn wertvolles Holz, das begehrtes Furnier abwirft, ein besonderes Fällverfahren erfordert, ist der Mensch unersetzbar. Selbst das Rückepferd von
früher ist noch heute in den Wäldern
anzutreffen – etwa auf besonders sensiblen, feuchten Waldböden oder dort,
wo die Maschine nicht ernten kann.
Die Kabine ist voll verglast
und bietet einen Rundumblick.
Sie ist drehbar und auch
selbstnivellierend,
das heißt: auch wenn das
Fahrzeug schräg am Hang
steht, bleiben Kabine und
Fahrer in der Waagerechten.
Radio und Klimaanlage gibt
es auch an Bord.
An den steilen Hängen des Deggenhausertals müssen Fichten mit der Motorsäge
gefällt werden. SÜDKURIER-Redakteur
Alexander Michel (li) mit Forstwirt Victor
Jäger (50). Am Steuer des Rückezugs oben:
Friedrich Jäger (48). BIL D E R : SABINE T ES CHE
Der Wald ist ein bedeutender Wirtschaftsraum
➤ Holzernte: Vor allem in Schweden
und Finnland werden die Maschinen
zur Holzvollernte (Harvester) seit den
frühen 1980er-Jahren eingesetzt.
Mittlerweile ist dort die gesamte
Holzernte hochmechanisiert. In Mitteleuropa arbeiten die Harvester
einen Anteil zwischen 30 und 50
Prozent des Einschlagsvolumens auf –
Tendenz steigend. In Deutschland
wurden sie erstmals in großem Umfang zur Aufarbeitung der Windwürfe
durch die Orkantiefs „Vivian“ (Februar 1990), „Wiebke“ (März 1990) und
„Kyrill“ (Januar 2007) eingesetzt.
Seither nimmt der Anteil der Holzvollernter am Einschlagsvolumen beständig zu. In Nordamerika werden
aufgrund der Holzdimension „Fällersammler“ eingesetzt, die mit ihren
deutlich größeren Fällköpfen Bäume
bis zu einem Durchmesser von einem
Meter fällen können. Ein weiteres
Einsatzgebiet sind tropische Plantagen. Rückemaschinen zum Transport im Wald heißen „Forwarder“.
➤ Hersteller: In Deutschland bauen
Atlas Kern/Impex und HSM (Hohenloher Spezialmaschinenbau) Harvester und Forwarder. In Schweden sind
mehr Hersteller angesiedelt: Valmet
(gehört heute zum japanischen Konzern Komatsu), Eco Log, Rottne,
Ponsse und Gremo. In den USA dominiert John Deere (ehemals Timberjack) den Markt. Daneben baut auch
der bekannte Baumaschinen-Hersteller Caterpillar Harvester.
➤ Wälder: Etwa ein Drittel Deutschlands ist mit Wald bedeckt (in BadenWürttemberg 38 Prozent). Davon
entfallen 44 Prozent auf Privatbesitz,
32 Prozent sind Staatswald, 19 Prozent
gehören öffentlichen Körperschaften
(z.B. Gemeinden und die Kirchen),
fünf Prozent sind Treuhandwald. Vor
allem im 19. Jahrhundert wurden
große Flächen wieder aufgeforstet,
doch der Wald wächst noch immer –
jährlich um rund 3500 Hektar. Grund
ist die Wiederaufforstung von nicht
mehr genutzten Wiesen und Äckern.
➤ Hölzer: In Deutschland werden 76
verschiedene Baumarten gezählt. Die
häufigsten sind Fichte (28 Prozent),
Kiefer (24 Prozent), Buche (15 Prozent) und Eiche (10 Prozent). Diese
Arten machen mehr als drei Viertel
allen Waldbestandes aus. Deutschland verfügt mit 3,4 Milliarden Kubikmeter (Festmeter) über die größten
Holzvorräte in Mitteleuropa. Jährlich
wachsen etwa elf Kubikmeter pro
Hektar nach. Auf die gesamte Waldfläche hochgerechnet entspricht das
110 Millionen Kubikmeter Holz pro
Jahr. Der gesamte Holzbedarf in
Deutschland liegt bei 90 Millionen
Kubikmeter jährlich. 60 Prozent des
Bedarfs werden nachhaltig in deutschen Wäldern geschlagen. Die übrigen 40 Prozent werden importiert,
vorwiegend aus Skandinavien und
Russland. Der Bau von Pellet-Heizungen und Kaminöfen hat die Nachfrage nach Holz gesteigert. Der Preis
pro Ster gespaltenes Brennholz ist auf
rund 90 Euro gestiegen. (cm/mic)
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Ein Produkt aus dem SÜDKURIER Medienhaus
www.suedkurier.de | November 2013
SÜDKURIER GmbH, Max-Stromeyer-Straße 178, 78467 Konstanz