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eBook Landmaschinen früher und heute 2 Themen des Tages S AÜ M 2 D KSThemen U T ARGI E, R1 4N. RS. E2P1T4E M | M B EPR 2 0 des 13 Tages SÜDKURIER NR. 214 | MP SAMSTAG, 14. SEPTEMBER 2013 Zum Tag GESAGT IST GESAGT „Die Pforte zum Paradies ist der Freistaat Bayern.“ BUNDESTA G SWA H L Furcht vor eigener Schwäche Im Endspurt zur Bundestagswahl steigt die Nervosität bei allen Parteien. Und alle fürchten sich vor einem Tiefschlag. V O N S T E FA N L U T Z ................................................ I n acht Tagen wählen die Deutschen einen neuen Bundestag und zur allgemeinen Verblüffung ist etwas eingetreten, womit nicht mehr zu rechnen war: Spannung. In allen politischen Lagern ist sie zu spüren, sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene. Doch kurz vorm Wahltag zittern die Parteien nicht vor der Stärke der anderen – sie fürchten sich vielmehr allesamt vor der eigenen Schwäche und stellen sich die Frage: Wer kassiert den größten Tiefschlag? Das ist in seiner Eigentümlichkeit fast schon originell. Am komfortabelsten ergeht es dabei noch der CDU. Die Christdemokraten werden wieder die stärkste Partei im neuen Bundestag sein und entsprechend selbstbewusst treten sie auf. Sie profitieren dabei ein gutes Stück vom Bonus der Kanzlerin und der Sehnsucht nach Verlässlichkeit in schwierigen Zeiten. Doch diese vermeintliche Gewissheit, dass die Kanzlerin schon Kanzlerin bleiben werde, versetzt möglicherweise zu viele Anhänger in Trance. Und so trägt die Partei Sorge an der Fähigkeit, die eigenen Leute mobilisieren und an die Wahlurne führen zu können. Selbst altgediente Bundespolitiker fürchten sich davor, wohl wissend, dass eine geringe Wahlbeteiligung die CDU schwächen würde. Die FDP als Partner schwächelt dagegen nicht nur, sie zittert wie in fast vergessenen Zeiten um die Fünf-Prozent-Marke herum, glaubt man den letzten Umfragen. Vorbei die Tage eines strahlenden Parteichefs Westerwelle, der vollmundig führte und bei der letzten Bundestagswahl mehr als 14 Prozent abräumte. Die FDP wankt dramatisch und das gefährdet die Fortsetzung der derzeitigen Regierungskoalition. Mit bangem Blick schauen deshalb sowohl die Liberalen als auch die CDU auf die morgige Bayernwahl. Fliegt die FDP aus dem Münchner Landesparlament, dürfte das eine Woche später bei der Bundestagswahl dazu führen, dass sich viele potenzielle CDU-Wähler doch wieder für die FDP entscheiden werden. Nach dem Motto: „Bevor sie rausfliegen, wähle ich sie noch mal.“ Gewissermaßen ein Rettungspaket für Schwarz-Gelb. CDU nicht sicher, FDP schwach – es müssten eigentlich rosige Zeiten für die Oppositionsparteien sein, doch auch sie leiden. Den größten Schmerz dürften dabei die Grünen empfinden. Sie scheinen sich unter Jürgen Trittin Deutscher Lokaljournalistenpreis 2010 • 2012 Chefredakteur: Stefan Lutz Stellvertretende Chefredakteure: Günter Ackermann, Torsten Geiling Neue Medien: Martin Jungfer (Mitglied der Chefredaktion) Politik und Hintergrund: Dieter Löffler (Leitung), Karina Christen (Stellv.), Uli Fricker, Birgit Hofmann, Margit Hufnagel, Nils Köhler, Dr. Alexander Michel, Beate Schierle, Gabriele Renz (Stuttgart), Wolfgang Wissler. Wirtschaft: Peter Ludäscher (Leitung), Julia Kipping, Hildegard Linßen. Kultur: Wolfgang Bager (Leitung), Siegmund Kopitzki, Dr. Elisabeth Schwind. Sport: Ralf Mittmann (Leitung), Dirk Salzmann, Marco Scheinhof. Regionalreporter: Sebastian Pantel. Regelmäßige Sonderseiten und Beilagen, „SÜDKURIER Wochenende“: Waltraud Schwarz, Roland Wallisch. Schlussredaktion: Elisabeth Marder. präsentiert Außenredaktionen und Geschäftsstellen in Bad Dürrheim, Bad Säckingen, Blumberg, Bonndorf, Donaueschingen, Freiburg, Friedrichshafen, Furtwangen, Markdorf, Meßkirch, Pfullendorf, Radolfzell, Rheinfelden, St. Georgen, Singen, Stockach, Triberg, Überlingen, Villingen-Schwenningen, WaldshutTiengen, Wehr. vom mühsam eroberten bürgerlichen Lager wieder abgewendet zu haben. In Rekordzeit haben sie sich das Image als mittelstandsfeindliche Steuererhöhungspartei erworben, ein Etikett, das eigentlich überwunden schien und zahlreiche Menschen nun vor den Kopf stößt. Auch Baden-Württembergs Winfried Kretschmann, immerhin erster grüner Ministerpräsident Deutschlands und der Prototyp des bürgerlichen Grünen, schüttelt darüber den Kopf. Die Kursänderung nach links unter Trittin hat die Partei wieder nah an die Stammwähler geführt – aber weiter weg von Wechselwählern. Und so ist es fast folgerichtig, dass die Grünen ein Abrutschen in die Einstelligkeit des Wahlergebnisses fürchten müssen. Leicht profitieren könnte davon die SPD, aber auf welchem Niveau? Viel zu lange haben die Sozialdemokraten gebraucht, um im Wahlkampf Tritt zu fassen. Der ordentliche Auftritt von Peer Steinbrück beim Kanzler-Duell im TV hat zwar Sympathie und noch einmal Schwung gebracht. Aber es wird nicht im Ansatz reichen, um das heimliche Ziel – 30 Prozent – zu erreichen. Zu viele Fehler wurden davor gemacht und zu wenig inhaltliche Abgrenzung zu den Regierenden wurde deutlich. Das Hauptthema der SPD, Gerechtigkeit, war zwar richtig in schwieriger Zeit – aber mit der Vorgeschichte Steinbrücks nicht mit dem richtigen Kandidaten besetzt. Alles in allem ist der Wahlkampf für die SPD eher verkorkst gelaufen. Gewinner ist die Landes-CDU Mit Blick auf die bundespolitische Landschaft lässt sich also viel Nervosität und Unsicherheit erkennen, mit Blick auf Baden-Württemberg destilliert sich dagegen eine unverhoffte Wiederauferstehung – die der LandesCDU. Hatte man nach dem Machtverlust vor zwei Jahren sehr lange das Gefühl, dass das Wundenlecken gar nicht enden will, wandelte sich der Druck, sich für den Bundestagswahlkampf neu formieren zu müssen, unverhofft zu Energie für den Blick nach vorne. Darauf angesprochen räumt Parteichef Thomas Strobl ein, dass dieser Wahlkampf genau zur rechten Zeit kam, um mit der Vergangenheit endgültig abzuschließen und aus den Fehlern von einst zu lernen. Endlos-Diskussionen wurden tatsächlich für beendet erklärt und neue Themenfelder, die einem gewissen Zeitgeist entsprechen, besetzt. Ohne den Wahlkampf für den Bundestag wäre die CDU im Land nicht so weit. Parteichef Strobl rechnet in Baden-Württemberg mit dem Erringen aller 38 Direktmandate für Berlin. Nervös ist er jedenfalls nicht. stefan.lutz@suedkurier.de European Newspaper Award 2011 • 2012 • 2013 Verlag und Herausgeber: SÜDKURIER GmbH, Konstanz Geschäftsführer: Rainer Wiesner Verlagsleitung: Michel Bieler-Loop Anzeigen: Michael Beyer Vertrieb: Sebastian Stier Zustellung: Thomas Kluzik SÜDKURIER GmbH, Medienhaus Max-Stromeyer-Straße 178, 78467 Konstanz Postfach 102 001, 78420 Konstanz Telefon 0 75 31/999-0, Telefax 0 75 31/ 999-14 85 Commerzbank Konstanz Konto-Nr. 270181100 BLZ 690 400 45 Internet: http://www.suedkurier.de http://www.suedkurier-medienhaus.de E-Mail-Adressen: redaktion@suedkurier.de leserbriefe@suedkurier.de service@suedkurier.de anzeigen@suedkurier.de kleinanzeigen@suedkurier.de Druck: Druckerei Konstanz GmbH 78467 Konstanz, Max-Stromeyer-Straße 180 Zurzeit ist Anzeigenpreisliste Nr. 81 vom 01. 01. 2013 mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen für Anzeigen und Beilagen und den Zusätzlichen Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Verlages gültig. Bei Ausfall der Lieferung infolge höherer Gewalt, Arbeitskampf, Verbot oder bei Störungen in der Druckerei bzw. auf dem Versandweg kein Entschädigungsanspruch. Keine Gewähr für unverlangte Manuskripte. Erfüllungsort und Gerichtsstand für alle Verlagsgeschäfte ist Konstanz, soweit nicht zwingend gesetzlich anderes vorgeschrieben. Landmaschinen früher und heute Ständige Korrespondenten unter anderem in: Berlin, Dresden, München, Stuttgart, Brüssel, Den Haag, Genf, Kapstadt, Kopenhagen, London, Madrid, Moskau, Neu Delhi, Paris, Peking, Rio de Janeiro, Tel Aviv, Warschau, Washington, Wien, Zürich. Abo-Service und Kleinanzeigen: Kostenlose Servicenummer 0800/880 8000 2 Horst Seehofer, CSU, Bayerns Ministerpräsident, in der Schlussphase des Landtagswahlkampfs ....................................... „Am Sonntag geht’s doch vor allen Dingen um Bayern.“ Christian Lindner, stellvertretender FPD-Bundesvorsitzender, zur bundespolitischen Bedeutung der Bayern-Wahl ....................................... WAHL ABC Sitzungswoche Bundestagsabgeordnete leben in ihrem eigenen Rhythmus. Entweder es ist Sitzungswoche, dann sind sie in Berlin, oder es ist sitzungsfreie Woche, dann halten sie sich in der Regel in ihrem jeweiligen Wahlkreis auf. Mindestens 20 Sitzungswochen gibt es im Jahr. Jeweils im späten Herbst legt der Ältestenrat des Bundestages den Arbeitsplan für das bevorstehende Jahr fest. Sitzungswochen haben ihren festen Rhythmus. Im Laufe des Montags kommen die Abgeordneten in Berlin an, schließlich besteht für sie an Sitzungstagen Präsenzpflicht. Am Abend tagen die Fraktionsvorstände und die Landesgruppen, um den Fahrplan für die Woche festzulegen. Am Dienstag kommen die Arbeitsgruppen der Fraktionen zusammen, gleichzeitig tagt der Ältestenrat, um die Tagesordnung zu beschließen, am Nachmittag stehen die Sitzungen der Fraktionen auf dem Programm. Der Mittwoch gehört den Ausschüssen. Am Nachmittag beginnen die Plenarsitzungen mit der traditionellen Fragestunde und einer Aktuellen Stunde. Donnerstags und freitags schließlich finden die Plenarsitzungen statt, in der sogenannten „Kernzeit“ am Donnerstag zwischen 9 und 13 Uhr werden die wichtigsten Themen der Woche behandelt. Parallel tagen wiederum Ausschüsse und Arbeitsgruppen, weshalb der Plenarsaal meist nur spärlich besetzt ist. (fer) Online Heute BUNDESTAGSWAHL Steinbrücks Mittelfinger: Pro und Contra Peer Steinbrück zeigt sich mit ausgestrecktem Mittelfinger: Eine Geste, die gar nicht geht – oder doch alles nur halb so schlimm? Ein Pro und Contra aus unserer Politik-Redaktion. www.suedkurier.de/wahl2013 Landwirt sein kann man nur mit Leidenschaft SÜDKURIER-Serie zu Landmaschinen früher und heute Teil 1: Warum ein Bauer im Südwesten Betriebswirt sein und modernste Technik nutzen muss V O N S E B A S T I A N PA N T E L ................................................ In der Küche von Familie Riede duftet es nach frischem Kaffee. Hinter den Obstbäumen taucht der Hegau aus dem Nebel auf. Eine Katze kommt angeschlichen. Samstagmorgen, acht Uhr auf dem Krützenbühlerhof bei Hilzingen. Als die Sonne sich durch den Dunst kämpft, wird die Aussicht grandios. Volker Riede hat da die ersten zweieinhalb Stunden seines Arbeitstages bereits hinter sich: Stallarbeit. 250 Mastschweine wollen versorgt sein, ebenso 130 Milchkühe und 120 Jungtiere, die er zusammen mit Roland Graf vom Nachbarhof besitzt. Abends um halb acht wird sein Tag – wenn alles gut geht – zu Ende sein. Solche Arbeitszeiten verbindet man eigentlich mit hyperaktiven Managern ................................................ „Die Menschen wollen mehr regionale Produkte.“ Volker Riede, Landwirt im Hegau ................................................ und karrierefixierten Juristen in Großkanzleien. In diesen Branchen lockt das große Geld. Aber warum wird man Landwirt? Volker Riede schmiert sich ein Marmeladenbrot. Es ist halb neun, das Frühstück hat sich etwas verzögert, er hat noch zwei Kälbern auf die Welt geholfen. „Man muss wohl da reingeboren sein“, sagt er. 1956 begann sein Großvater auf dem Krützenbühlerhof. Vor fünf Jahren hat Riede den Betrieb von seinem Vater übernommen. „Meine Frau hat nicht geglaubt, dass man diese Arbeit überhaupt länger als ein paar Wochen machen kann“, sagt er und lächelt. Sie kommt nicht aus einer Landwirt-Familie, arbeitet in einem „normalen“ Job. Würde er nicht manchmal gern tauschen? Geregelte Arbeitszeiten? Richtiger Urlaub? Freizeit? Riede schüttelt den Kopf. Landwirt zu sein, das hat viel mit Leidenschaft zu tun, aber wenig mit dem romantischen Berufsbild, das viele Städter im Kopf haben mögen: Arbeit an der frischen Luft, auf der eigenen Scholle, das Wachsen und Ernten, die Verbundenheit mit Wetter und Natur. Volker Riede hat zum Beispiel ein Smartphone, mit dem er die Weizenpreise checkt. Er muss sich entscheiden: Verkaufe ich weit im Voraus? Oder warte ich noch? Der Milchmarkt, zweites Beispiel, ist längst ein Weltmarkt. Wirtschaftskrisen in Asien spürt man auch in Hilzingen. Manchmal zahlen die Bauern sogar drauf. Auch das Wetter schließlich kann ein Stress-Faktor sein. Wenn das Korn rein muss, muss es rein – egal ob das gerade in den Zeitplan passt. So ist jeder Landwirt auch Betriebswirt. Volker Riede hat neben seinen Schweinen noch gut 50 Hektar Land, mit Mais, Gerste, Winter-Weizen, dem Getreide Triticale und Kartoffeln. Zusammen mit Nachbar Roland Graf betreibt er die „Staufen GbR“: zehn Hektar Weide-, 50 Hektar Grünland, 40 Hektar Acker und die 250 Rinder. Zu zweit bewirtschaften sie eine Fläche, die halb so groß ist wie die Insel Reichenau. Der Papierkram, der dafür anfällt, verdammt Riede manchmal zu ganzen Tagen im Büro, an denen er den lahmen Internetanschluss seines Hofes verflucht. Buchhaltung, Steuern, Betriebsprüfungen, EU-Richtlinien. Detaillierte Aufstellungen darüber, was er wann auf welchem Acker gemacht hat – und warum. Anund Abmeldung von Tieren. „Manchmal denke ich: Es gibt bestimmt illegal mehr Menschen in Deutschland als Kühe“, sagt er und lacht. Gleichzeitig muss er immer an Effizienz denken. Über den Maschinenring, eine Art Vermittlungsbörse für Arbeit und Gerät, pressen und wickeln Riede und sein Nachbar für andere Betriebe Rundballen, säen und mähen. Im Austausch lassen sie Großballen pressen, leihen sich Mähdrescher und lassen Gras und Mais häckseln. Immer geht es darum, zu große Investitionen zu vermeiden und die Maschinen möglichst effektiv auszulasten. Gleich wird Riede mit einem geliehenen KartoffelVollernter aufs Feld fahren. Das Frühstück im Familienkreis ist beendet, Riedes Söhne trollen sich mit ihren Fahrrädern nach draußen. „Früher hätten da jetzt noch die Knechte mit am Tisch gesessen“, sagt Riede. Die Sozialstruktur auf den Höfen hat sich in den letzten 50 Jahren ebenso gewandelt wie die Technik. „Damals gab es so etwas wie Privatleben eigentlich nicht“, sagt Riede. Die Arbeitskräfte waren Teil der erweiterten Bauern-Familie. Heute warten die beiden Aushilfen brav draußen vor der Tür. Tatsächlich arbeitet auf den Höfen von Volker Riede und Roland Graf nur noch je eine 400-Euro-Kraft mit – und natürlich, bei Bedarf, die Familie. Vor hundert Jahren waren auf einem Hektar Land durchschnittlich 30 Menschen im Einsatz. Heute sind es noch drei. Maschinen haben die Arbeit übernommen. Umgekehrt „ernährt“ ein Landwirt heute rund 130 Menschen; vor zwanzig Jahren waren es nur halb so viele. Der Fortschritt hat ein Tempo, das Wandel erzwingt, manchmal brutal. FOTO-WETTBEWERB Tierbilder: Abstimmung geht in die Endrunde Unser Fotowettbewerb zum besten Haustierbild geht in die Endrunde. Welches ist Ihr Favorit? Stimmen Sie ab! www.suedkurier.de/tierbild IHRE MEINUNG Abstimmung vom 13. September Erreichen die Wild Wings in der DEL die Pre-Playoffs? 46 % – Ja, die Aufstieg-Euphorie wird die Mannschaft durch die Saison tragen. 54 % – Nein, die Konkurrenz ist zu stark, da bleibt nur ein Platz am Tabellenende. Frage heute: Disqualifiziert sich Peer Steinbrück mit der MittelfingerGeste für das Kanzleramt? www.suedkurier.de/umfrage Volker Riede mit Milchkuh-Nachwuchs. Anders als viele Landwirte betreibt der Hilzinger sowohl Viehwirtschaft als auch Ackerbau – weil die Abwechslung ihm Spaß macht. BIL D: PA N T E L Themen des Tages 3 SÜDKURIER NR. 214 | MP SAMSTAG, 14. SEPTEMBER 2013 S AÜ M D KS U T ARGI E, R1 4N. RS. E2P1T4E M | M B EPR 2 0 1 3 Themen des Tages 3 Kartoffelernte heute: Statt von Hand werden die Knollen mit einem Vollernter aus der Erde geholt. Landwirt Volker Riede aus Hilzingen vermarktet die komplette Ernte in der Region – zwei Drittel gehen in die Gastronomie, der Rest an Direktkunden. Er weiß: Die Menschen achten zunehmend darauf, dass ihre Lebensmittel aus der Heimatregion stammen. BIL D: PA N T E L „Eigentlich gibt es nur zwei Strategien“, sagt Riede. „Wachsen – oder eine Nische suchen.“ Wer das nicht tut, dessen Betrieb verschwindet und geht in den Betrieben der Nachbarn auf. Ein Blick in unsere Region bestätigt das. Zwischen 1999 und 2010 ist die Zahl der Betriebe hier um 26 Prozent zurückgegangen. Ihre durchschnittliche Größe jedoch ist in der gleichen Zeit um 33 Prozent gewachsen, auf rund 32 Hektar. Doch Volker Riede jammert nicht. Im Gegenteil. „Mir macht die Landwirtschaft immer noch Spaß“, sagt er. Damit das so bleibt, widersetzt er sich auch einigen Trends. So macht er sowohl Ackerbau als auch Viehwirtschaft und konzentriert sich nicht auf eines von beidem. „Ich bin gern bei den Tieren“, sagt er auf dem Weg zum Kuhstall. „Aber den ganzen Tag? Das muss nun auch wieder nicht sein.“ Der Stall ist eher eine Halle – riesig, bei schönem Wetter an allen Seiten offen. Links die Jungtiere, rechts die Milchkühe, viel Freiraum zum Bewegen. In der Mitte ein breiter Gang, hier kann das Futter in einem Schwung zu ................................................ „Es gibt bestimmt illegal mehr Menschen in Deutschland als Kühe.“ Volker Riede, Landwirt ................................................ beiden Seiten abgeladen werden. Die Maschine dafür hätte sich Volker Riede gern fördern lassen, mit Mitteln aus dem Topf für den ländlichen Raum. Das wurde abgelehnt, gekauft hat er sie trotzdem. Mit der Schaufel wäre er viel zu lange beschäftigt. Hier, zwischen den Tieren, die beruhigend schnauben und rascheln und gemächlich wiederkäuen, wird Volker Riede ein bisschen politisch. „Die Leute“, sagt er, „die denken immer: Landwirte verdienen sich an Fördergeldern eine goldene Nase.“ Dabei profitieren vom LändlicherRaum-Geld zum Beispiel auch Handwerker, Tourismus-Betriebe und Dienstleister, ja sogar Zahnärzte mit Dorfpraxis. Gleichzeitig wird es für die Landwirte immer schwieriger, profitabel zu wirtschaften. Beispiel Brotweizen. Dessen Preis ist seit 1950 von 17 auf 23 Cent gestiegen – also kaum. In der gleichen Zeit haben sich die durchschnittlichen Löhne etwa verzwanzigfacht. Trotzdem geben die Deutschen immer weniger Geld für Nahrungsmittel aus. War es 1970 noch ein Viertel der Ausgaben eines Haushalts, lag der Anteil 2011 nur noch bei knapp 15 Prozent. Wenn dann wieder Meldungen kom- men, dass Lebensmittel die größten Preistreiber seien, dann könnte Volker Riede wütend werden. Tatsächlich sind Nahrungsmittel in Deutschland nicht zu teuer. Im EU-Vergleich liegen etwa Skandinavien, Österreich oder Irland deutlich vor Deutschland. Auch darüber mag Volker Riede nicht jammern. „Es gibt ja ein Umdenken“, sagt er, während wir vom Kuhstall zum Acker fahren. Die Kartoffeln sind ein gutes Beispiel. „Sie machen den Leuten zu viel Arbeit“, sagt Riede. Sie sind dreckig, man muss sie schälen. Nudeln gehen schneller. Die Verkaufserlöse haben sich seit den 1970ern halbiert. Trotzdem baut Riede noch Kartoffeln an – und verkauft sie vollständig in der Region, an die Gastronomie und zunehmend auch an Direktkunden. Sein Schweinefleisch geht an zwei Metzger in der Nähe, sein überschüssiges Korn an regionale Müh- Hightech spart Zeit und steigert die Erträge Sensoren, Video und Satellitentechnik via GPS: Die Arbeit auf den Feldern wird zunehmend Hightech. Auch im Südwesten VON ALEXANDER MICHEL ................................................ Täglich rollt auf den Straßen der Fortschritt: Neuwagen sind mit Elektronik bestückt, Handbücher werden immer dicker. Was viele nicht wissen: In der Landwirtschaft ist dieser Trend genauso stark – vielleicht noch dynamischer. Denn Agrartechnik soll Menschen nicht von A nach B bringen, sondern sie muss arbeiten, hart arbeiten: Auf dem Acker mit tonnenschwerem Mehrfachpflug und Grubber, damit der Boden für die Aussaat optimal vorbereitet ist und einen hohen Ertrag erwarten lässt . Effizienz – das ist zum Schlüsselwort der Landmaschinen-Hersteller geworden. Denn die Ackerflächen, die für den Anbau von Lebensmitteln zur Verfügung stehen, werden in Deutschland eher weniger als mehr, das heißt: Aus den Böden muss mehr Ertrag herausgeholt werden. Das geht nur durch Technik. Sie wird ständig optimiert und zusehends digital aufgerüstet. „Das Entwicklungsziel in der Landwirtschaft ist es, noch nachhaltiger zu arbeiten“, sagt Christoph Götz vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA). Das ist auch das Interesse der Landwirte im Südwesten. Gerade weil hier die im Vergleich zu den Agrarfabriken des Nordens und Ostens kleinen Ackerflächen zur Effizienz zwingen. Markus Traber, Landwirt in Mühlingen-Hecheln im Hegau, macht das anhand seines modernen Mähdreschers anschaulich: „Das Schneidwerk muss nicht mehr gewechselt werden, etwa wenn wir vom Weizen- auf ein Landwirtschaft früher und heute So viele landwirtschaftliche Betriebe gab es in der Region 47.828 7178 So groß war ein landwirtschaftlicher Betrieb durchschnittlich (in Hektar) 6,3 1950 17 Cent wegs. Während der Landwirt noch pflügt, kann er die nächsten Arbeitsschritte organisieren. Per GPS werden Daten zu Dünger, Saatgut und Böden gespeichert. Auch der Bauer im Südwesten steuert auf ein neues Ziel zu: Die „Präzisionslandwirtschaft“. In diesem Wort fasst der VDMA die digitale Revolution auf dem Acker zusammen. 2010 So viel kostete ein Kilo Brotweizen (in Euro) 23 Cent Die Serie Eine Hand fürs Lenkrad, die andere am Multifunktionshebel des Mähdreschers. Peter Traber, Seniorchef eines Hofs in MühlingenHecheln, muss nicht mehr aussteigen, um das Schneidwerk zu wechseln. Zeit ist Geld – auch in der Landwirtschaft. BILD : TES CHE Rapsfeld fahren. Das spart sehr viel Zeit“, sagt Traber, dessen Maschine in der Lohndrescherei eingesetzt wird. Auch die meisten Schlepper, die auf den großen Aussiedlerhöfen zwischen Schwarzwald und Bodensee stehen, sind heute multifunktionelle Ackergeräte und dank Digitalisierung und Freisprechanlage als rollende Büros unter- len. „Die Menschen achten mehr darauf, dass Produkte aus ihrer Gegend kommen“, sagt Riede. Auf dem Kartoffelacker ist der Vollernter schon in Position, ein rot-gelbes Ungetüm hinter einem Traktor. Noch vor 50 Jahren hätte man hier Dutzende gebückter Menschen gesehen – Kartoffelernte war Handarbeit, eine Qual für Gelenke und Rücken. Heute gräbt der Vollernter Furche für Furche die Knollen aus der Erde. Auf einem Förderband wird die Erde abgeschüttelt, oben auf der Maschine stehen noch zwei, drei Helfer und sortieren. Volker Riede zieht seine Arbeitshandschuhe an. Bis zum Mittag soll das Feld abgeerntet sein. Der Nebel ist verschwunden, unter kleinen Wölkchen liegt die Landschaft da. „Nein“, sagt Volker Riede, „ich glaube nicht, dass ich etwas anderes sein möchte als Landwirt.“ Als Abonnent von SK Plus finden Sie online spannendes Zusatzmaterial rund um die Landmaschinen-Serie – passend zum jeweils aktuellen Beitrag im SÜDKURIER. In Bildern und Videos zeigen wir Ihnen alte und neue Technik-Schätzchen. Diese exklusiven Zusatzinhalte finden Sie hier: www.suedkurier.de/landmaschinen QUELLEN: STATISTISCHES LANDESAMT, STATISTISCHES BUNDESAMT, BMELV / SÜDKURIER-GRAFIK: STELLER So hoch war der Anteil der So viel Prozent der Konsumausgaben gaben die Deutschen Landwirtschaft an der Bruttowertschöpfung für Lebensmittel aus 44,0 Prozent 14,7 Prozent 11,3 Prozent So viele Menschen „ernährte“ ein Landwirt 0,9 2,7 7,3 131 Prozent So viel verdiente ein Industrie- So viel Prozent der Verbraucher- So viel Prozent der Arbeitsbevölkerung arbeiteten in arbeiter pro Stunde (in Euro) ausgaben kamen bei den der Landwirtschaft Landwirten an 65 Cent 13,43 13 43 3 Euro 52,6 Prozent 26,1 Prozent 24,3 Prozent 1,6 Prozent So viele Tonnen Weizen erbrachte ein Hektar Acker 10 So viele Arbeitskräfte brauchte So viele Tonnen Kartoffeln erbrachte ein Hektar Acker man für 100 Hektar 29 31,8 immer samstags Diese Ausgabe: Landwirtschaft und Agrartechnik im Südwesten 21. September: Der Traktor früher 28. September: Der Traktor heute 5. Oktober: Die Aussaat heute 12. Oktober: Das Ernten und Dreschen früher 19. Oktober: Das Ernten und Dreschen heute 26. Oktober: Die Arbeit im Wald 3,3 22,4 44,5 3 14 Leben und Wissen S AÜ M 14 D KS U T ARLeben GI E, R2 1N. RS. E2P2T0E M | BMEPRund 2013 Wissen SÜDKURIER NR. 220 | MP SAMSTAG, 21. SEPTEMBER 2013 Tipps und Trends DER KALENDERSPRUCH „Behandle den Bulldog wie Pferd, Ochs und Kuh, dann sparst Du viel Geld und hast Deine Ruh!“ aus einer Broschüre der Heinrich Lanz AG, Mannheim ........................................................................................... NAMENSTAGE Samstag: Matthäus, Debora, Jonas, Deborah, Maureen, Mattheu Sonntag: Moritz, Mauritius, Emmeram, Gunthild, Victor, Otto, Udo, Gunhild, Gundula ........................................................................................... DIE FALLERS Die neue Rätselfrage Im „Löwen“ müssen die Geräte gewartet werden. Jürgen warnt: wenn die Geräte nicht fristgerecht geprüft wurden, gibt es Ärger mit …? Das ist die neue Rätselfrage zur FallersSendung am morgigen Sonntag, 22. September. Ihre Antwort schicken Sie bitte an: SÜDKURIER Medienhaus, Redaktion „Leben und Wissen“, Stichwort „Die Fallers“, Max-Stromeyer-Str, 178, 78467 Konstanz. Per Mail: Heimat-Preis@suedkurier.de. Per Fax: 07531/999-1500. Sie können Antworten auf einzelne Fragen oder alle Fragen gesammelt einschicken. Alle Monatsgewinner treffen bei einer SWR-Besichtigung einen Fallers-Schauspieler. Viel Glück! (bea) LEBENSMITTEL Mageres Fleisch zum Tiefkühlen besser als fettes Tiefkühlkost ist je nach Temperatur des Gefriergerätes unterschiedlich lang haltbar. Wie lange sich gekaufte Lebensmittel aufbewahren lassen, ist auf der Verpackung angegeben. Für Selbstgekochtes gibt es Faustregeln. Ob frisches Fleisch, Suppe, Auflauf, Brot oder Kuchen: „Im ZweiSterne-Fach ist alles generell bis zu drei Wochen haltbar“, erklärt die Ernährungsexpertin Andrea Schauff von der Verbraucherzentrale Hessen. Ein Zwei-Sterne-Fach ist mindestens minus 12 Grad Celsius kalt. Haushaltsüblich sind Drei- oder Vier-Sterne-Fächer, die mindestens 18 Grad Celsius und kälter sind. „Selbstgekochtes hält sich hier in der Regel maximal drei Monate frisch“, sagt Schauff. Ein Auflauf ist zwei bis drei Monate haltbar, Brei und Suppen nur ein bis zwei Monate. (dpa) KINDER Feste Rituale vor allem bei Alleinerziehenden wichtig Alleinerziehende legen besonderen Wert auf Rituale. 73 Prozent der Familien mit nur einem Elternteil teilen mit ihren Kindern feste Gewohnheiten. Das geht aus einer Befragung des Marktforschungsinstituts Innofact hervor. In Familien mit Mutter, Vater und mehreren Kindern liegt der Wert leicht darunter: Hier sind es 69 Prozent, für die Rituale im Alltag eine große Rolle spielen. Besonders beliebt ist die Gute-NachtGeschichte. Sie gehört für fast jeden dritten Befragten fest dazu (32 Prozent). Auf Platz zwei folgt das gemeinsame Essen (27 Prozent) und schließlich zusammen kuscheln (18 Prozent). Für die Erhebung befragte Innofact im Auftrag des Unternehmens Eckes-Granini rund 2000 Väter und Mütter mit Kindern im Alter von 0 bis 17 Jahren. (dpa) TIERE Fischer brauchen klaren Tag-Nacht-Rhythmus Gut abgestimmte Hell- und Dunkelphasen sind für Fische im Aquarium wichtig. Tagaktive Fische brauchen die dunkle Zeit, um sich zu erholen. Nachtaktive Arten hingegen schlafen tagsüber und werden erst im Dunklen aktiv. Am besten simulieren Halter die unterschiedlichen Lichtverhältnisse mit verschiedenen Leuchtmitteln, rät Jan Wolter, Tierarzt und Zierfischexperte in Berlin. Eine Beratung im Fachhandel hilft dabei weiter. Nachts lässt sich beispielsweise für kurze Zeit ein spezielles Mondlicht anschalten. Insgesamt sind zehn bis zwölf Stunden volle Beleuchtung ideal. Während dieses Zeitraums werden Pflanzen und Fische optimal mit Licht versorgt. Dauert die Beleuchtungszeit länger, wird das Algenwachstum angeregt. (dpa) .......................................................................................... DER BIBELSPRUCH „Noach wurde der erste Ackerbauer und pflanzte einen Weinberg.“ Genesis 9,20 Werbung der Heinrich Lanz AG Anfang der 1920er-Jahre: Der Schlepper ist ein mobiles Kraftwerk. Der Bulldog mit 12-PS-Motor treibt über einen langen Riemen eine Dreschmaschine an. Im Vordergrund eine Bulldogge – als Kraftprotz. BILD: DLG-V E RL AG/ S A M M LU N G P RI L L I N GE R Robust, zuverlässig, sparsam und laut SÜDKURIER-Serie zu Landmaschinen früher und heute Teil 2: Wie der Siegeszug des Traktors die Arbeit auf dem Feld revolutionierte und was deutsche Firmen dazu leisteten VON CHRISTIAN MÜHLHAUSEN ................................................ Das Knattern ihrer kernigen Motoren klingt vielen wie Musik in den Ohren. Der Oldtimer-Schlepper findet stets sein Publikum – auch zwischen Schwarzwald, Hochrhein und Bodensee. Fast jede Traditions-Marke, fast jede Region hat heute ihren eigenen Traktor-Club, sie veranstalten kultige Treffen, Ersatzteilemärkte und Wettpflügen. Die meisten der Schlepper-Enthusiasten haben selbst nie auf einem Feld gearbeitet, aber jetzt – auf dem Sitz eines Kramer, Holder oder Lanz – sind ihnen 25 bis 30 km/h genug. Entschleunigung statt PS-Gigantismus. Bei all dieser Nostalgie und der Fürsorge für die Veteranen der Scholle wird leicht vergessen, welche Errungenschaft sie einst für die Bauern auf dem Feld bedeuteten. Erst rund 100 Jahre währt die Schleppertradition auf den deutschen Äckern. Der Mechanisierungsboom der Nachkriegsjahre ließ dann das Pferd als Arbeitstier vom Feld Zwei Zeitreisen durch die Welt Gewinnzahlen Eurojackpot 5 aus 50: 2, 6, 15, 18, 24 Eurojackpot 2 aus 8: 5, 7 Keno: Ziehung vom 20.09.2013: 1, 6, 10, 20, 26, 30, 31, 34, 38, 45, 46, 47, Menschen und medien Alte Traktoren werden nicht durch Bücher lebendig, sondern durch Anschauung. Zwei Museen in der Region bieten sich dazu an ENGL A ND I TA LI E N VON ALEXANDER MICHEL „Times“ legt Premier auf ein Himmelbett Protest gegen Parade von Schiffsriesen in Venedig 50, 53, 55, 56, 57, 62, 66, 69 Plus 5: 02770 David Cameron, britischer Premierminister, ist Opfer des Spottes britischer Zeitungen geworden: Sie druckten ein Foto, das den Politiker in einem Himmelbett schlafend zeigt, während vor ihm die Halbschwester seiner Frau kurz vor ihrer Hochzeit für ein Foto posiert. „Wer ist dieser Chiller auf dem Himmelbett?“, fragte die „Times“ scherzhaft in ihrer Unterzeile zu dem Foto. Es entstand kurz vor der Hochzeit von Alice Sheffield, der Halbschwester von Camerons Frau Samantha. (dpa) präsentiert (Alle Angaben ohne Gewähr) Der italienische Star- sänger Adriano Celentano (75) hat heftig gegen die umstrittene Durchfahrt von Kreuzfahrtschiffen in der Lagune von Venedig protestiert. In einer ganzseitigen Anzeige im „Corriere della Sera“ sprach Celentano („Azzurro“) von einer „schändlichen Parade“. An diesem Samstag sollen 13 Kreuzfahrtschiffe durch Venedigs Lagune fahren. Die Schlagerikone empört sich über die „schwimmenden Städte“, die das Herz Venedigs durchqueren. (dpa) Landmaschinen früher und heute 4 verschwinden. Doch der Anfang der motorisierten Feldgehilfen war holprig: Nachdem um 1900 die ersten Motorpflüge und Lokomobilen aufkamen – riesige Gefährte, die den Boden bis auf einen Meter tief umpflügen konnten –, dauerte es zwei Jahrzehnte, bis 1921 der weltweit erste serienreife Rohöltraktor – ein Lanz – auf den Feldern jener Bauern fuhr, die sich den „Bulldog“ leisten konnten. Die Werbung pries seine Vorteile: „Kleine Betriebskosten bei Verwendung von billigsten Inlands-Brennstoffen.“ Der Lanz schluckte alles. Und man konnte selbst an ihm schrauben: „Keine empfindlichen Teile wie Magnet, Vergaser, Ventile, Kühler“, verkündeten die Werbestrategen. Der Zweite Weltkrieg traf das Mannheimer Lanz-Werk schwer. Erst 1950 wurde im neu aufgebauten Werk die Produktion wieder voll aufgenommen. Trotz innovativer Entwicklungen erholte sich Lanz nie wieder von der Last des Wiederaufbaus. 1956, als der 200 000. Bulldog das Werk verließ, erwarb der US-Konzern John Deere die Mehrheit bei Lanz. Vorerst unter dem Namen John Deere-Lanz laufen jetzt die Schlepper vom Band, 1967 verschwindet Lanz als Firmenname. Ein Mythos bleibt zurück. Auch ein Grund für den ewigen Glanz des rüstigen Bulldog, dessen Name zum Synonym für den Schlepper schlechthin wurde. Doch nicht nur die Mannheimer erlebten den Niedergang ihrer Marke. Noch heute trauert man in Gottmadingen bei Singen um die roten FahrSchlepper, die dort von 1938 bis 1962 gebaut wurden. Dann saugte KlöcknerHumboldt-Deutz (KHD) in Köln die Traditionsmarke allmählich auf. Doch die Landmaschinen-Technik lebte vom Impulsen, die meist nicht von der Großstadt, sondern von der Provinz ausgingen. So hat vor 120 Jahren niemand geahnt, dass aus der Dorfschmiede Bautz in Eglofs (bei Isny im Allgäu) ein Landtechnikhersteller werden würde, der heute in Bad Saulgau ein Teil des Claas-Konzerns ist. 1890 entwickelte Gründer Josef Bautz einen Heuwender. So erfolgreich der Vertrieb von Mähmaschinen anlief, so schwierig gestaltete sich die Produktion von Schleppern. Einige Prototypen brachte man zustande, doch 1939 wurden die Anlagen für die Vor dem Traktormuseum Bodensee: Der gewaltige „Profi Gigant“ ist eine Spezialanfertigung auf der Basis des Profi Trac 3500 von Schlüter aus dem Jahr 1973. Der neue „Gigant“ wurde 2008 gebaut und ist mit 650 PS der stärkste Ackerschlepper Europas. ................................................ Wer sich in historische Traktoren verliebt hat, muss den neuen Jägerhof in Gebhardsweiler bei Uhldingen-Mühlhofen am Bodensee von Innen gesehen haben. Denn der bescheidene Name „Traktormuseum“ verweist bei Weitem nicht auf das, was die Besucher in dieser außergewöhnlichen Sammlung an Überraschungen erwartet. Mehr als 150 Fahrzeuge aus Deutschland und weiteren europäischen Ländern, aus Kanada, den USA und Australien hat der Sammler Gerhard Schumacher über Jahrzehnte hinweg zusammengetragen. Die Fahrzeuge wurden aber nicht einfach nebeneinander abgestellt, sondern sie werden in einem historischen Ambiente präsentiert: Holzverkleidungen, Scheunentore, Dächer mit handgestrichenen Ziegeln und BILDER: TESCHE der originalgetreue Nachbau von alten Dorfwerkstätten, mit Werkzeug und Maschinen ausgestattet, bilden die Kulisse für die meist fahrtüchtigen Veteranen. So lohnt sich auch ein Rundgang für jene Besucher, die Traktoren nicht nur mit Kennerblick betrachten, sondern auch die ölgesättigte Luft des kulturellen (Vor)Gestern atmen wollen. Der Weg von den Anfängen bis zu jüngeren PS-starken Arbeitstieren gewinnt hier eine hoch unterhaltsame Anschau- lichkeit. Für die Verehrer der Mannheimer Kultmarke Lanz hält die Sammlung eine besondere Halle bereit, in der sich die Einzylinder-Freunde in stiller Andacht einem schwergewichtigen Vermächtnis hingeben kann. Nicht „Museum“ sondern „Ausstellungshalle“ nennt sich, was Freunde des einstigen Schlepper-Bauers Fahr in Gottmadingen liebevoll zusammengetragen haben. Heute ist das alte Werksgelände ein Industriepark, aber nur we- Leben und Wissen 15 SÜDKURIER NR. 220 | MP SAMSTAG, 21. SEPTEMBER 2013 S AÜ M D KS U T ARGI E, R2 1N. RS. E2P2T0E M | BMEPR 2 0 1 3 Leben und Wissen 15 LANZ D8506 Luft-Ansaugrohr zum Start des Schleppers aus einem historischen Werbeplaktat der Firma Lanz, Mannheim Handbremse Schmieröl- Schmieröl- BrennstoffBehälter Feinfilter Behälter BenzinBehälter Lichtschalter Luftfilter Hauptschalthebel Batterie Stufen-Schalthebel Kühlwasserraum Baujahr: 1950 Fertigung: Mannheim Motor: 1-Zylinder-Zweitakter mit 10,3 Liter Hubraum und 35 PS Gewicht: 3,7 Tonnen Liebhaber-Preis: 25 000 bis 35 000 Euro Schallfänger/ Auspuff Kühlerelemente Kupplungspedal Brennstoffdüse Zündkerze Zylinderkopf Sicherheits-Schraube Werkzeugkasten Gefederte Straßen-Anhängervorrichtung Zündkopf Schmieröl-Vorfilter Acker-Anhängervorrichtung Getriebe im Ölbad QUELLE: DLG-VERLAG / SAMMLUNG KARL PRILLINGER Rüstungsproduktion beschlagnahmt. Erst 1950 kam Bautz mit einem 14 PS Zweizylinder-Traktor auf den Markt. Wenig später mischte man in der Spitze der führenden Schlepperhersteller Deutschlands mit. Wie für so viele Hersteller kam mit dem Wandel in der Landwirtschaft, dem Rückgang der Kleinbauern und dem gestiegenen Wettbewerbsdruck das Ende rasch: 1962 wurde nach 25 000 Schleppern der Traktorbau eingestellt. Stattdessen konzentrierte man sich auf Erntemaschinen. Schließlich wird das Unternehmen 1969 an Claas verkauft. Eine fast kuriose Geschichte ist die des Porsche-Schleppers. Mit Sachverstand nahm sich „Volkswagen“-Konstrukteur Ferdinand Porsche nahezu aller mechanischer Fortbewegungsmittel an. Ihm schwebte eine Zugmaschine vor, die als „Volksschlepper“ Pferd und Ochse ersetzen sollte. Nach einem „Pflugtraktor“ (1915) kam erst 1937 die Entwicklung und der Bau einiger Prototypen des Schleppers voran. Der Zweite Weltkrieg jedoch machte alle Planungen zunichte und auch das „Volksschlepperwerk“ bei Köln blieb eine Idee. Einzig der „Ostradschlepper“, eine Zugmaschine mit riesigen Rädern, wurde 1942 auf die Äcker geschickt. Das Unternehmen Allgaier in Uhingen übernahm die Lizenzproduktion der Volksschlepper. 1950 kam der erste Allgaier-Schlepper „System Porsche“ auf den Markt. Bis 1955 verließen mehr als 25 000 Porsche-Schlepper die Werke in Uhingen und Friedrichshafen. Dann wurde der Schlepperbau bei Allgaier in Uhingen eingestellt. Der Traktorbau in Friedrichshafen wurde von der Allgaier Maschinenbau GmbH in die Porsche-Diesel-Motorenbau GmbH umgewandelt. Die neue Firma als Unternehmen des Mannes- Die Serie Motorkolben mann-Konzerns fertigte dort fortan auch Traktoren. In der kurzen Zeit von nur acht Jahren liefen mehr als 120 000 Porsche-Diesel-Schlepper vom Band. Viel, aber nicht genug. Denn ausländische Hersteller drängen auf den deutschen Markt und die Konkurrenz schläft nicht. 1963 lässt Mannesmann den Schlepperbau bei Porsche-Diesel einstellen. Die Fabrik wird an Daimler Benz verkauft. Eine deutsche Marke, die sich bis heute mit ihrer grünen Modellpalette bestens behauptet, ist Fendt aus Markt- 14. September: Die Landwirtschaft und Agrartechnik im Südwesten Diese Ausgabe: Der Traktor früher 28. September: Der Traktor heute 5. Oktober: Die Aussaat heute 12 Oktober: Ernten/Dreschen früher 19. Oktober: Ernten/Dreschen heute 26. Oktober: Die Arbeit im Wald BIL D: T ES CHE Traktorenbau in Baden-Württemberg heute John Deere *Fertigung der ersten Lokomobile bis Ende Bulldog-Produktion Stihl (1948 − 1961) Waiblingen Stuttgart Allgaier (1950 − 1955) Uhingen Göppingen Gaggenau Daimler Benz Tübingen Zanker „Unimog“ (1951 bis heute) (1949 − 1950) Bad Urach / Metzingen BoehringerUnimog (1948 − 1951) Holder Balingen Wahl (1935 − 1963) (seit 1930) Bad Saulgau Heitersheim Hummel (1954 − 1960) Fahr Bautz (1949 − 1962) (1938 − 1962) Gottmadingen Überlingen Kramer (1952 − 1973) Aulendorf Goldene Zeiten und große Namen Die Region um den Bodensee war einmal Heimat mehrerer berühmter Hersteller von Traktoren. Nur die Namen sind noch bekannt, der Rest große Geschichte: Heinrich Lanz (1878*−1960*) B I L D: T E SC H E Aktivitäten und Treffen der Oldtimer-Schlepper-Szene www.bulldog-freunde-bodensee.de www.busf.de SÜDKURIERRedakteur Alexander Michel hat im Traktormuseum Bodensee in Gebhardsweiler den Lanz-Bulldog gefunden, der oben auf dem Plakat zu sehen ist. Im Hintergrund auf dem Regalbrett die mächtigen Kolben aus einem LanzEinzylinder-Motor. Mannheim Zu Öffnungszeiten und Sammlungen der beiden Museen: www.traktormuseum.de www.fahr-schlepper-freunde.de Nachkriegszeit riesig. Viele Marken – das ist nicht anders als im Automobilbau – sind dennoch heute Geschichte – darunter Bautz, Eicher, Güldner, Hanomag und der bayerische Hersteller Schlüter. Auch Zanker in Tübingen, bekannter als Waschmaschinen-Hersteller, gehörte dazu. Sein Traktor hieß ganz einfach „Bauernschlepper“. Buchtipp: Eine Fundgrube für Fans ist der Band von Karl Prillinger „Abenteuer historische Landtechnik – Lanz“, mit vielen Farbbildern und Grafiken, teils zum Ausklappen, 24,99 Euro. Alle Teile mit Videos, Bildergalerien und Website-Hinweisen auf: www.suedkurier/landmaschinen Oben: Auf Ausfahrt ist Hubert Auer, Vorsitzender der Schlepper-Freunde Fahr. Das Modell ist ein D 270 von 1955. Er hat 32 PS. oberdorf im Allgäu. Innerhalb von 75 Jahren wurde aus der bescheidenen Hofwerkstatt ein Weltkonzern. Und aus dem ersten Sechs-PS-Kleinschlepper von 1930 mit dem bezeichnenden Namen „Dieselross“, der ein Mähwerk oder einen Pflug ziehen konnte, ist heute ein mehr als 350 PS starker VarioGroßschlepper geworden. Wie rasant nach 1945 die Mechanisierung der Landwirtschaft voranschritt, belegt die Tatsache, dass bei Fendt 1961 der 100 000ste Schlepper vom Band lief. Der Bedarf an Traktoren war in der immer samstags der Agrartechnik nig entfernt, in der Carl-Benz-Straße im Gewerbegebiet, ist fahrbereit geblieben, was einst in rot vom Band lief: Schlepper aus drei Jahrzehnten, Mähdrescher, Ernte- und Häckselwagen oder Heuwender. Alles in Eigeninitiative gesammelt und errichtet. Bravo! Vorderachse Kurbelwelle BAYERN Marktoberdorf Fendt (1930 bis heute) Hermann Lanz (Hela, 1929 − 1979) Friedrichshafen Porsche (1950 − 1963) QUELLE: EIGENE RECHERCHE / SÜDKURIER-GRAFIK: STELLER ➤ Fahr, Gottmadingen: Die Firma startete 1870, Traktoren wurden seit 1938 gebaut. 1951 stellte man den ersten deutschen Mähdrescher vor, der nicht geschleppt wurde, sondern selber fuhr. Ab 1958 arbeitete Fahr beim Traktorbau mit Güldner in Aschaffenburg zusammen (gibt es heute auch nicht mehr). 1961 stieg die Deutz AG bei Fahr ein, und der Schlepperbau bei Fahr endete ein Jahr darauf. ➤ Kramer, Überlingen: 1925 in Gutmadingen bei Geisingen gegründet, baute die Firma ideenreich ihre Motormäher und Traktoren – seit 1952 in Überlingen. 1973 stieg man aus dem Schlepperbau aus und verlegte sich auf Baumaschinen – seit 2008 im neuen Werk in Pfullendorf. ➤ Porsche, Friedrichshafen: Nur Traktorfans wissen, dass sich Porsche lange vor dem 911er mit zwei Zylindern und 18 PS einen guten Namen machte. Der „Allgaier-Schlepper System Porsche“ war auf dem Acker ein Renner und bald zog man das Schlepper-Geschäft am Bodensee groß auf: Vier Typen – von einem bis vier Zylinder – gab es. 1963, vor 50 Jahren, kam das Aus. Doch viele der roten Trecker fahren noch heute. ➤ Bautz, Bad Saulgau: Erntemaschinen baute die Firma seit 1900. Schlepper kamen 1949 dazu. Nach 25 000 Stück war 1962 Schluss. Der Claas-Konzern übernahm Bautz 1969. ➤ Hermann Lanz (HELA), Aulendorf: Die 1888 gegründete Firma gehörte zu den ganz großen Nummern im Schlepperbau, der 1929 startete. Mehr als 30 000 Traktoren wurden gebaut. Noch heute gibt es eine große Fangemeinde rund um die HELA-Schlepper, die seit den 60er-Jahren in einer breiten Modellpalette angeboten wurden. ➤ Holder, Bad Urach/Metzingen: Endlich ein früherer Traktor-Bauer, der am Markt überlebt hat, weil er sich rechtzeitig auf Spezialfahrzeuge wie Kehrmaschinen und Schneefräsen spezialisiert hat. Doch Holders AllradOldie-Schlepper sind noch heute bei den Fans heiß begehrt. (mic) 5 14 Leben und Wissen S AÜ M 14 D KS U T ARLeben GI E, R2 8N.RS. E2P2T6E M | M B EPRund 2013 Wissen Tipps und Trends DER KALENDERSPRUCH „Sind die Hühner platt wie Teller, war der Deutz mal wieder schneller!“ Aus einer Sammlung von Schleppersprüchen unter www.landlive.de ........................................................................................... NAMENSTAGE Samstag: Wenzel, Lioba, Dietmar, Thekla, Gislar, Konny, Tim, Adelrich Sonntag: Gabriele, Michael, Gabriel, Raphael, Michaela, Raphaela, Johannes ........................................................................................... DIE FALLERS Die neue Rätselfrage Murat erzählt Kati von der Schönheits-OP seiner Schwester, die bald auf Besuch kommt. Kati findet die OP merkwürdig. Sorgenvoll blättert sie sich durch Zeitschriften und greift zum Telefon: Welche Anzeige hat es ihr angetan? Das ist die neue Rätselfrage zur FallersSendung am morgigen Sonntag, 29. September. Ihre Antwort schicken Sie bitte an: SÜDKURIER Medienhaus, Redaktion „Leben und Wissen“, Stichwort „Die Fallers“, Max-Stromeyer-Str. 178, 78467 Konstanz. Per Mail: Heimat-Preis@suedkurier.de; per Fax: 07531/9991500. Alle Monatsgewinner treffen bei einer Besichtigung des SWR in Baden-Baden einen Fallers-Schauspieler. Viel Glück! (bea) GESUNDHEIT Beim Betriebssport kann Unfallversicherung aussteigen Wer sich bei einem firmeninternen Fußballspiel verletzt, muss möglicherweise auf den Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung verzichten. Das geht aus einem Urteil des Landessozialgerichts BadenWürttemberg hervor (Az.: L 9 U 2557/10). Demnach greift der Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung nur, wenn die Gesamtheit der Belegschaft am Turnier teilnehmen könne. Ein Indiz dafür ist, dass die gesamte Belegschaft über den Wettkampf informiert und zur Teilnahme aufgefordert wurde – etwa per E-Mail. Werden dagegen nur reine Männer- oder Frauenmannschaften angekündigt, muss die Berufsgenossenschaft für etwaige Behandlungskosten von Verletzungen nicht einstehen. (dpa) SCHULDEN Inkasso-Firma muss registriert sein Inkassounternehmen helfen Gläubigern, geschuldetes Geld einzutreiben. Das Problem: In der Branche tummeln sich auch schwarze Schafe. Ein Hinweis auf ein seriöses Inkassounternehmen ist seine Registrierung, erklärt die Verbraucherzentrale Sachsen. Denn ein Inkassobüro benötigt eine Zulassung vom Präsidenten des zuständigen Landoder Amtsgerichtes. Es ist im Zweifelsfall also ratsam zu überprüfen, ob sie vorliegt. Derzeit sind in Deutschland etwa 750 Inkassounternehmen registriert. Ob ein Inkassobüro zugelassen ist, können Verbraucher im Rechtsdienstleistungsregister nachprüfen. Ist ein Inkassobüro nicht zugelassen, begeht der Betreiber eine Ordnungswidrigkeit. (dpa) .......................................................................................... DER BIBELSPRUCH „Das Leben ist wichtiger als die Nahrung, und der Leib wichtiger als die Kleidung.“ Lukas, 12,23 Gewinnzahlen Eurojackpot 5 aus 50: 6, 10, 21, 34, 36 Eurojackpot 2 aus 8: 1, 4 Keno: Ziehung vom 27.09.2013: 7, 9, 10, 14, 20, 21, 23, 24, 27, 29, 32, 33, 37, 39, 50, 55, 57, 63, 64, 69 Plus 5: 75375 (Alle Angaben ohne Gewähr) Die günstigsten Inlandstelefontarife (Anbieter mit Netzkennzahl · Minutenpreis in Ct. · Taktlänge in Sek.) Zeit Ortsgespräch Zeit Deutschland 0-7 01028 · Sparcall · 0,1 · 60 01088 · 01088telecom · 0,21 · 60 0-9 01041 · Tellina · 0,91 · 60 01088 · 01088telecom · 0,92 · 60 7-12 01038 · tellmio · 1,14 · 60 01052 · 01052 · 1,15 · 60 9-10 010052 · 010052telecom · 0,65 · 60 01088 · 01088telecom · 1,02 · 60 12-15 01038 · tellmio · 1,14 · 60 01052 · 01052 · 1,15 · 60 10-18 01088 · 01088telecom · 1,02 · 60 01038 · tellmio · 1,09 · 60 15-19 01038 · tellmio · 1,14 · 60 01052 · 01052 · 1,15 · 60 18-19 010052 · 010052telecom · 0,58 · 60 01038 · tellmio · 1,09 · 60 19-24 01097 · 01097telecom · 0,48 · 60 01013 · Tele2 · 0,54 · 60 19-24 010052 · 010052telecom · 0,46 · 60 01013 · Tele2 · 0,5 · 60 Wochenende und Feiertage 0-8 01028 · Sparcall · 0,1 · 60 01088 · 01088telecom · 1,09 · 60 0-8 01028 · Sparcall · 0,1 · 60 01088 · 01088telecom · 0,67 · 60 0-19 01088 · 01088telecom · 1,09 · 60 01038 · tellmio · 1,24 · 60 8-19 01088 · 01088telecom · 0,77 · 60 01020 · Vodafone · 0,8 · 60 19-24 01052 · 01052 · 0,43 · 60 01013 · Tele2 · 0,44 · 60 19-24 010052 · 010052telecom · 0,58 · 60 01013 · Tele2 · 0,6 · 60 präsentiert Mobilfunk: 01011 (1,95 Cent); 01038 (2,47 Cent); Österreich: 010018 (0,98 Cent); 01069 (1,61 Cent); Schweiz: 01069 (1,31 Cent); 010088 (1,68 Cent); Italien: 010088 (1,04 Cent); 01069 (1,17 Cent); Türkei: 01052 (2,62 Cent); 010088 (2,74 Cent); USA: 010088 (0,88 Cent); 01069 (0,96 Cent) Frankreich: 01069 (0,84 Cent); 010088 (1,24 Cent); Großbritannien: 010088 (0,77 Cent); 01069 (0,96 Cent); Spanien: 010018 (0,88 Cent); 01069 (1,17 Cent); Griechenland: 010088 (0,94 Cent); 01069 (1,33 Cent); Polen: 01069 (1,27 Cent); 010088 (1,39 Cent); Rumänien: 01069 (1,58 Cent); 010088 (1,98 Cent); Australien: 01097 (1,43 Cent); 010052 (1,46 Cent); Kroatien: 010088 (1,38 Cent); 01069 (1,49 Cent); Portugal: 010018 (0,96 Cent); 01069 (1,46 Centt) Allgemeine Hinweise: Alle Anbieter sind gesetzlich zur Tarifansage verpflichtet. Wir listen nur Anbieter, die über mehrere Stunden hinweg denselben Preis und minutengenau abrechnen. Ortsgespräche sind nur Telefonate zwischen Anschlüssen mit der gleichen Ortsvorwahl. Das so genannte Call-by-CallVerfahren funktioniert nur mit einem Anschluss der Deutschen Telekom. Mehr Informationen und Tarife unter www.teltarif.de. Nächste Tarifübersicht voraussichtlich am 12. Oktober 2013 Landmaschinen früher und heute 6 SÜDKURIER NR. 226 | MP SAMSTAG, 28. SEPTEMBER 2013 Die sanften Riesen auf dem Acker SÜDKURIER-Serie zu Landmaschinen früher und heute Teil 3: Moderne Traktoren sind komfortabel ausgestattete und bärenstarke Arbeitstiere VON CHRISTIAN MÜHLHAUSEN ................................................ Leistungsstark, zuverlässig, sparsam im Verbrauch: Auf dem ersten Blick sind es nicht viele Ansprüche, die ein moderner Traktor erfüllen muss. Und doch steckt der Teufel im Detail. Denn im Gegensatz zu einem Auto muss ein Schlepper nicht nur fahren, sondern auch zentimetergenau per Satellit gesteuert werden. Er muss Maschinen antreiben, mit denen er ständig kommuniziert, um etwa Düngemittel exakt auszubringen. Komfortabel muss er sein, denn der Fahrer verbringt viele Stunden auf dem Gefährt. Nicht umsonst gilt die Landmaschinenindustrie als eine der innovativsten Branchen. Und mindestens genauso sehr wie die Entwickler von Autos sind die Traktoren-Hersteller gefordert, perfekte Schlepper für ihre anspruchsvolle Kundschaft zu bauen. Es hat sich viel getan auf deutschen Äckern, seit zu Beginn des 20. Jahrhunderts erste Motorpflüge und Lokomobile eingesetzt wurden, 1921 schließlich der erste serienreife Schlepper der Marke Lanz seine Furchen zog. Der Industrialisierung in den Städten folgte die Mechanisierung auf dem Lande: Kleine Dorfschmieden im ganzen Reich profitierten nicht nur von den Reparaturen an den motorisierten Helfern, sie wirkten auch selber mit bei der Entwicklung des Traktorenbaus: Etwa die einstige Dorfschmiede Bautz aus Oberschwaben, die zunächst nur Heuwender und Grasmäher baute, seit Mitte der 30erJahre aber auch Traktoren. Beachtenswert ist die Vielfalt an Schlepper-Herstellern, die der Bedarf nach Zugkraft auf dem Acker mit sich brachte: In den 50er-Jahren gab es allein in Deutschland 50 Firmen, darunter solche mit wohlklingenden Namen wie Eicher, Lanz und Hanomag – und natürlich Allgaier aus Uhingen, die von Porsche Ende der 40er-Jahre die Lizenzproduktion eines „Volksschleppers“ übernahm. Doch das ist Geschichte. So schnell, wie die Marken aufkamen, verschwanden sie wieder durch den Wettbewerbsdruck der 60er und 70er-Jahre. Die Landmaschinenbranche ist seither immer internationaler geworden, Schlepperhersteller sind heute Weltkonzerne. Allen voran der Weltmarktführer John Deere, der auch in Deutschland fertigt und im ehemaligen LanzWerk in Mannheim alljährlich um die 40 000 Traktoren zwischen 70 und 240 PS vom Band schickt. Aber auch das traditionsreiche Allgäuer Unternehmen Fendt ist nicht mehr nur bayerisch, nachdem es 1997 Claas XERION 3300 TRAC VC Baujahr: 2004-2013 Fertigung: Harsewinkel, Niedersachsen Motor: 6-Zylinder-Turbodiesel mit 8,8 Liter Hubraum und 335 PS (246 kW) Gewicht: 10,2 Tonnen Spitzentempo: 50 km/h Preis: 180 000 Euro 6 10 9 1 2 1 Am Heck des Schleppers werden schwere Ackergeräte angehängt. Eine rotierende Zapfwelle treibt bei den Geräten – etwa Kreiselmähern – die beweglichen Teile an. 2 Am Heckkraftheber werden die Ackergeräte angebaut. Er hebt bis zu 11,7 Tonnen. Wenn der Traktor auf dem Acker wendet, muss er die Last kurz anheben. an den amerikanischen AGCO-Konzern verkauft wurde. Die Kölner Schleppermarke Deutz gehört längst zur italienischen Same-Deutz-Fahr-Gruppe und auch Claas aus dem westfälischen Harsewinkel ist international geworden: Das Unternehmen, das in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, hat dabei eine noch recht junge Traktorentradition. Erst durch die Übernahme der Schleppersparte der französischen Renault-Gruppe 2003 kam der Hersteller von Mähdreschern und Grünlandtechnik zu den Traktoren. Mit Erfolg: Mittlerweile rangiert der saatengrüne 2 Riese in Deutschland auf Platz fünf der deutschen Schlepper-Zulassungsstatistik. Sein Flaggschiff, der Xerion 5000, bringt es auf respektable 524 PS. Auch Arndt Schrenk, Verwalter auf einem 1200 Hektar großen Ackerbaubetrieb in Hadmersleben in der Magdeburger Börde, setzt auf Kraft plus Intelligenz: „Ein Schlepper ist heute mehr als nur eine Maschine, mit der Geräte übers Feld gezogen werden: Für mich ist ein Trecker Zugmaschine, Steuerungszentrale mit Rechenzentrum, Büro und komfortabler Arbeitsplatz in einem.“ Die moderne Satellitentechnik ermöglicht es Schrenk, dass sein 380PS-Schlepper wie von Geisterhand gesteuert mit einer Genauigkeit von zwei Zentimetern über den Acker rollt. Über mehrere Computer, die über die genormte Datenschnittstelle „Isobus“ mit den angebauten Maschinen kommunizieren, kann der Landwirt so exakt wie es kein menschliches Auge könnte, präzise säen, düngen und Pflanzenschutzmittel ausbringen. Es kommt Mit Landtechnik zu neuen Ufern Bauernhöfe im Südwesten sind gar nicht so klein, wie viele Leute glauben. Das zeigt der Feucht-Hof in Nenzingen bei Stockach Im Hofgut der Familie Feucht in Orsingen-Nenzingen treffen sich Geschichte und Gegenwart. Die historischen Wurzeln liegen in jenen Zeiten, als die Stockacher Aach noch Mühlräder antrieb. Die mahlten dann das Getreide. An diese Tradition erinnert heute noch der Name „Feucht-Mühle“ im Ortsteil Nenzingen. Das Hofgut liegt gleich neben der Straße nach Stockach und macht vor allem durch große Wirtschaftsgebäude auf sich aufmerksam. Besucher, die nicht vom Fach sind, müssen sich von einem Klischee verabschieden, das immer wieder über Größe und Leistung der vermeintlich „kleinteiligen Landwirtschaft“ im Südwesten verbreitet wird. Auf dem Feucht-Hof stehen 100 Milchkühe im Eine Mühle war einst die Keimzelle des Feucht-Hofs in Nenzingen. BILD: T E SCH E Stall, Kälber werden gemästet, mehrere Traktoren mit mannshohen Reifen parken vor den Hallen. Ein stattlicher Betrieb, dessen Anfänge mit 50 Hektar Fläche freilich im Kleinen liegen. Heute wird das Dreifache allein für den Anbau von Korngetreide bewirtschaftet. Dazu reichen – dank moderner Technik – wenige Kräfte aus, wie der Juniorchef Markus Feucht (24) berichtet: „Wir haben einen Mitarbeiter, einen Lehr- ling, und einen Erntehelfer“, so der Landwirt. Zusammen mit Vater Lothar, Mutter Helga – für die Ferienwohnungen zuständig – dem Bruder André (17), der in Radolfzell die Schulbank drückt, hält nur ein halbes Dutzend Menschen das Rad des Hofs Feucht-Mühle in Gang. Und wie sich ein Rad dreht, so ist ein Großteil des heutigen Betriebs kreisläufig: „Alles, was auf unseren Feldern wächst, kommt auf diese zurück“, erklärt Markus Feucht. Die Ernte nimmt den Weg durch Silo und Kuhmagen oder liefert Strom und Wärme in der Biogasanlage. Die dort anfallenden Reste, das Gärsubstrat, landet im Frühjahr als Dünger wieder auf dem Acker. Eine weitere Spezialität des FeuchtHofs: Saatgut für Weizen. Die Fläche, auf der es hier gewonnen wird, ist relativ klein. Aber ausgebracht wird die Weizensaat auf 800 bis 1000 Hektar. (mic) Zur Arbeit auf dem Hof im Netz: www.feucht-muehle.de Leben und Wissen 15 SÜDKURIER NR. 226 | MP SAMSTAG, 28. SEPTEMBER 2013 S AÜ M D KS U T ARGI E, R2 8N.RS. E2P2T6E M | M B EPR 2 0 1 3 Leben und Wissen 15 12 Der Farbbildschirm entspricht dem Armaturenbrett im Auto. Er blendet alle Fahrinformationen ein, wie Tempo, Drehzahl, Tankinhalt, Öltemperatur, Luft- bzw. Bremsdruck. Durch Umschalten über den großen Drehknopf (vorn) erhält der Fahrer alle Informationen über den aktuellen Arbeitsvorgang und die Einstellung der angeschlossenen Maschinen. Nach Feierabend kann ein detailliertes Arbeitsprotokoll abgerufen werden. 12 14 Das Lenkrad ist nicht größer als das eines Pkw. Das stufenlose Automatikgetriebe erspart das Kupplungspedal. Es gibt nur Pedale für das Gas und die Fußbremse. 14 Kippschalter-Leiste für die Hydrauliksysteme und das Fahrwerk. Es kann auf den sogenannten Hundegang eingestellt werden. Dann stehen alle vier Räder beim Geradeauslauf leicht schräg. Das schont den Ackerboden, weil die Krume weniger verdichtet wird. 13 13 15 15 Wie beim Auto gibt es einen Blinkerhebel.Ein herkömmliches Armaturenbrett wie bei früheren Traktoren fehlt ganz. Die Fahrkontrolle und Systemsteuerung ist konsequent rechts vom Fahrer angeordnet. Der Fahrersitz ist luftgefedert und individuell einstellbar. 11 11 Der Fahrer legt seinen Unterarm auf die Lehne und steuert zentrale Funktionen durch den Multifunktionsgriff. Der vordere Kraftheber wird über die Wipptaste in der Mitte angehoben und gesenkt, für den hinteren Kraftheber gibt es die untere Taste. Mit der linken roten Taste wird angefahren, mit der rechten der Tempomat ein- und ausgeschaltet. Im neuesten Modell gibt es eine Taste für den Start eines Autopiloten. 16 6 5 10 16 Die Lenksäule ist mehrfach verstellbar 9 Kraftprotz: Diese Traktoren werden gebaut, um mit schwerem Gerät den Acker zu bearbeiten. Dazu gehören der Mehrfachpflug und der Grubber zum Lockern der Erde. Diese Geräte wiegen bis zu 10 Tonnen. 4 7 3 8 3 Am Frontdreieck können Gewichtsplatten angebaut werden, um die Masse des hinten gezogenen Ackergeräts auszubalancieren. Man kann aber auch Arbeitsgeräte wie etwa ein Mähwerk anbauen. 5 Der Turbodiesel-Motor sitzt vorne. Er stammt vom US-Baumaschinen-Konzern Caterpillar. In den Tank passen 620 Liter. Die Fahrerkabine bietet Rundumsicht und ist binnen 20 Sekunden automatisch um 180 Grad drehbar. So kann der Fahrer bequem sowohl vor- als auch rückwärts arbeiten. Die Kabine hat Klimatronic, auch ein Radio (mit CD und MP-3Anschluss) und eine Freisprechanlage sind eingebaut. Eine Luftfederung fängt zusätzlich harte Stöße im Gelände ab. nicht mehr als nötig auf den Boden. Das spart Geld und schont die Natur. Wie bei Neuheiten meist üblich, werden sie zunächst von großen Betrieben und Agrarfabriken genutzt, ehe sie auf kleineren Höfen Einzug halten. Arndt Schrenk ist mehr als nur Traktorfahrer, wenn er im Führerhaus sitzt: „Ich bin viele Stunden am Tag auf dem Schlepper und organisiere von dort aus auch andere Arbeiten“, sagt er. „Die Schlepperkabine ist so etwas wie mein fahrendes Büro. Durch den Kabinenkomfort von heute ist die körperliche Belastung dabei nur noch minimal.“ Aber die Ent- wicklung geht weiter. Auf der letzten Agritechnica in Hannover stellte Fendt einen Schlepper vor, der mit einem zweiten Schlepper über eine sogenannte „elektronische Deichsel“ verbunden ist und deshalb ohne menschliche Besatzung auskommt. Bis diese Schlepper auf den Äckern zu sehen sind, wird es noch dauern. Doch wer die Entwicklung vom Kleinschlepper mit zehn PS zum heutigen Großschlepper mit 500 PS beobachtet hat, wird kaum daran zweifeln, dass in einigen Jahren Schlepper wie von Geisterhand bewegt über die Felder fahren. 4 8 6 Für die Nachtarbeit auf dem Feld gibt es vorne sechs und hinten vier Xenon-Scheinwerfer. Zur Warnung anderer Verkehrsteilnehmer kann ein Rundumblinklicht eingeschaltet werden. Die vier Fahrscheinwerfer liegen in der Motorhaube. 7 Der Einstieg hinauf zur Kabine führt über eine Leiter mit 5 Sprossen. Die Serie ➤ Sicherheit: Noch in den 1960erJahren gab es jährlich nahezu 200 Tote durch umstürzende Traktoren. Seit Mitte der 70er-Jahre Überrollbügel eingeführt wurden, die heute in den Fahrerkabinen integriert werden, hat sich die Zahl auf jährlich vier bis acht Todesfälle reduziert. ➤ Informationstechnik: Moderne Traktoren werden mithilfe von Satelliten und GPS-Signalen gelenkt. So fahren sie bis auf ein, zwei Zentimeter genau – ein enormer Vorteil etwa bei der Aussaat von Feldfrüchten. Auch das Ausbringen von Düngern und Pflanzenschutzmitteln erfolgt satellitenund computergestützt: Die Stoffe werden nur dort ausgebracht, wo sie gebraucht werden. Stickstoffsensoren am Schlepper erkennen den Düngebedarf und geben die Information an den Düngerstreuer weiter. Die Kommunikation zwischen Gerät und Schlepper ist mittlerweile standardisiert und ermöglicht über eine Schnittstelle ein Zusammenspiel von beliebig miteinander kombinierbaren Schleppern und Geräten. ➤ Ergonomie: Vom Halbschalensitz aus Blech zum aktiv gefederten intelligenten Polstersitz – die verbesserte Ergonomie in der Schlepperkabine beugt Ermüdung vor und macht den Traktor zum angenehmen Arbeitsplatz. Wie bei einem Rasenmäher schaltet eine Automatik künftig alle Geräte ab, wenn sich der Fahrer vom Sitz erhebt. Mit dem „Smart Key“ vom Traktorkonzern CNH können von einem Mitarbeiter eines Hofs alle Maschinen gefahren werden, wenn er auf diesen eingewiesen wurde und das im Smart Key registriert ist. ➤ Umwelt: Auch wenn leistungsstarke Schlepper viel Diesel verbrauchen, haben die Hersteller durch die gesteigerte Effizienz den Dieselverbrauch pro Hektar deutlich reduzie- Um sein Gewicht zu verteilen, hat der Traktor mannshohe Reifen mit dem Maß 800/75 R 32. Sie kosten zusammen 12 000 Euro. Der Traktor hat einen permanenten Allradantrieb. Alle vier Räder werden einzeln gelenkt (daher 4x4-Großtraktor). Das ermöglicht auf dem Acker einen Wendekreis von nur 6 Metern. Zum Vergleich: Ein Smart braucht 9,1 Meter 9 Hinter der Fahrerkabine befindet sich ein abnehmbarer Feuerlöscher in einer roten Kunststoffbox. zum Drehen der 10 Hydraulik-Zylinder Fahrerkabine. BIL D E R : S ABINE T ES CHE immer samstags 14. Sept.: Landwirtschaft im Südwesten 21. September: Der Traktor früher Diese Ausgabe: Der Traktor heute 5. Oktober: Die Aussaat heute 12. Oktober: Das Ernten früher 19. Oktober: Das Ernten heute 26. Oktober: Die Arbeit im Wald Alle Teile der Serie und Videos auf: www.suedkurier/landmaschinen Ferngesteuerte Schlepper und Sitze, die mitdenken In fünf Schlüsselbereichen zeichnen sich moderne Traktoren aus. Die Entwicklung in den vergangenen 40 Jahren verlief rasant: 8 ren können, was durch die strengen Abgas-Grenzwerte eine Herausforderung war. Gleiches gilt für den Bodendruck: Zwar sind Großschlepper schwer – sie verursachen durch Breitreifen mit geringen Reifendrücken aber weniger Bodendruck als ein Oldtimer mit schmalen Reifen. ➤ Leistung: Die durchschnittliche Leistung eines Schleppers lag 1980 bei 80 PS und heute bei 150 PS. Ein Standard-Großschlepper bringt es heute auf 390 PS, in der Spitze sogar 500 PS. „Bei der Schleppergröße sind wegen der Beschränkungen auf öffentlichen Straßen bereits Grenzen erreicht, aber wir werden künftig eine weitere Effizienzsteigerung erfahren“, sagt Andreas Schauer vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA). Elektrifizierung und Hybridantrieb von Traktoren sind neue Ziele. Auch für die Fernsteuerung von Schleppern sieht Schauer Potenzial: „Technisch geht das bereits heute – ähnlich wie in Fabrikhallen.“ (cm) Radio, CD, Klimatronic: Traktorfahrer müssen auf nichts verzichten. SÜDKURIER-Redakteur Alexander Michel (rechts) lässt sich vom angehenden Landwirt André Feucht in die Bedienung einweisen. Buchtipp: Faszination Traktoren und Ernte. Landtechnik im Wandel der Zeit, DLG-Verlag, 288 S., 49,99 Euro. Die Deutschen sind ganz vorne dabei Marktanteil bei Traktoren und Spezialfahrzeugen 20,9 John Deere Angaben in Prozent 16,5 Fendt Deutz-Fahr Case IH/Steyr Claas New Holland MasseyFerguson Kubota 10,9 10,1 6,8 6,7 5,0 3,7 Iseki 2,8 SLH 2,3 Sonstige 14,3 QUELLE: EIGENE RECHERCHE BILD: SASHKIN - FOTOLIA / SÜDKURIER-GRAFIK: STELLER 36 264 Schlepper wurden 2012 in Deutschland neu zugelassen. Mit einem Marktanteil von knapp 21 Prozent steht der US-Konzern John Deere an der Spitze, der seine Schlepper auch in Mannheim fertigt, wo früher der „Bulldog“ gebaut wurde. Auch unter den weltgrößten Herstellern liegt John Deere vorn. Auf Platz zwei: Case New Holland, gefolgt vom US-AGCO-Konzern, zu dem Fendt im bayerischen Marktoberdorf gehört. Der deutsche Hersteller Claas (Schlepperbau in Le Mans und Harsewinkel) liegt auf Platz 4, es folgt die Same-DeutzFahr-Gruppe aus Italien, die in Lauingen (Bayern) 6000 Traktoren pro Jahr baut, und in die die Gottmadinger Firma Fahr einging. Die französische Marke Kuhn folgt auf Platz 6, die norwegische Kverneland auf Platz 7, ehe sich die Firmen Krone und Amazone (Niedersachsen) sowie Pöttinger (Österreich) anschließen. (cm) 7 14 Leben und Wissen S AÜ M 14 D KS U T ARLeben GI E, R5 .N OR K. T2O3B1 E|RM2P0und 13 Wissen SÜDKURIER NR. 231 | MP SAMSTAG, 5. OKTOBER 2013 Tipps und Trends DER KALENDERSPRUCH „Nur der Boden erkennt die Güte der Saat.“ Antoine de Saint-Exupéry, französischer Schriftsteller, 1900–1944 ........................................................................................... 1 NAMENSTAGE Samstag: Flavia, Meinolf, Galla, Attila, Placido, Raimund, Herwig, Meino Sonntag: René, Adalbero, Bruno, Jakob, Isidor, Konrad, Renato, Renate, Nicoletta ........................................................................................... DIE FALLERS Die Gewinnerin und die neue Rätselfrage Die Gewinnerin der Fallers-Rätsel vom September steht fest. Es ist Gertrud Hoferer aus Wutöschingen. Die richtigen Antworten für den September lauteten: Tam-Tam; TÜV; Faltenfrei in 5 Minuten. Hier die neue Frage zur Fallers-Sendung am morgigen Sonntag, 6. Oktober: Die Landfrauen bereiten eine Erntedank-Ausstellung vor. Leni und Lioba sind streitsüchtig und Johanna wirft beide raus. Als Leni wieder hereinkommt, droht Johanna ihr: Wenn sie nicht mit dem Streiten aufhört, darf sie nicht wohin mitreisen? Ihre Antwort bitte an: SÜDKURIER Medienhaus, Redaktion „Leben und Wissen“, Stichwort „Die Fallers“, Max-Stromeyer-Str. 178, 78467 Konstanz. Per Fax: 07531/ 999-1500. Per Mail: Heimat-Preis@suedkurier.de. Alle Monatsgewinner treffen bei einer SWR-Besichtigung einen Fallers-Schauspieler. (bea) VERKEHR Interesse an Car-Sharing wächst Jeder zweite Autofahrer in Deutschland (51 Prozent) kann sich vorstellen, Carsharing-Angebote zu nutzen. Das hat eine Umfrage ergeben. Besonders junge Fahrer haben eine große Affinität zum geteilten Fahrzeug: Zwei Drittel der 14- bis 29-Jährigen (66 Prozent) ziehen Carsharing als Alternative zum eigenenWagen in Betracht. Unter den 30- bis 49Jährigen sind es noch 61 Prozent. Weniger angetan ist die Generation ab 50 von dem Modell. Im Auftrag des IT-Branchenverbands Bitkom wurden im August mehr als 1000 Deutsche ab 14 Jahren befragt. (dpa) GESUNDHEIT Wer extremes Übergewicht loswerden will, braucht einen langen Atem. Ein schnelles Abnehmen mit „Wunderpillen“ sei unrealistisch, betonte Prof. Alfred Wirth von der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG). Grundlage der Behandlung von starkem Übergewicht sollte immer eine Kombination aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie sein. Ohne diese Basis sollte Fettleibigkeit nicht mit Medikamenten oder chirurgisch behandelt werden. Die aktualisierte Leitlinie „Prävention und Therapie der Adipositas“ sieht Wirth zufolge vor, dass Menschen mit einem sogenannten Body-Mass-Index (BMI) von 25 bis 35 innerhalb von sechs bis zwölf Monaten mehr als fünf Prozent ihres Ausgangsgewichts abnehmen sollten. Liegt der BMI über 35, sei ein Gewichtsverlust von mehr als zehn Prozent anzustreben. (dpa) .......................................................................................... DER BIBELSPRUCH „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ 1. Mose 8,22 Spiel 77: Gewinnklasse 1: unbesetzt (Jackpot: 2 848 058,20 5) Gewinnklasse 2: 77 777,00 5 Gewinnklasse 3: 7 777,00 5 Super 6: Gewinnklasse 1: 100 000,00 5 Gewinnklasse 2: 6 666,00 5 Gewinnklasse 3: 666,00 5 (Alle Angaben ohne Gewähr) Gewinnzahlen Eurojackpot 5 aus 50: 1, 7, 16, 21, 48 Eurojackpot 2 aus 8: 1, 8 Keno: Ziehung vom 04.10.2013: 2, 8, 16, 17, 18, 22, 25, 26, 27, 30, 33, 34, 36, 38, 55, 57, 58, 61, 63, 68 Plus 5: 41169 (Alle Angaben ohne Gewähr) Menschen und medien ZDF A R D-SHO W Hexenwahn in Bamberg wird jetzt verfilmt Dalli-Dalli-Nachfolger wird zum Quotenhit In Bamberg laufen jetzt die Dreharbeiten zum ZDF-Film „Die Seelen im Feuer“. Vorlage ist der gleichnamige Historienroman von Sabine Weigand. Es geht darin um die Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert im einstigen Hochstift Bamberg. In den Hauptrollen sind Silke Bodenbender („Das unsichtbare Mädchen“) und Mark Waschke („Die Buddenbrooks“) zu sehen, außerdem spielen Axel Milberg („Tatort“), Max von Pufendorf und Max Tidof mit. (dpa) Stärkstes Format in der Primetime war am Donnerstag die ARDShow „Das ist Spitze!“ mit Kai Pflaume. Der „Dalli Dalli“-Nachfolger gewann im Vergleich zur ersten Ausgabe noch einmal hinzu und lockte 5,06 Millionen Zuschauer (16,6 Prozent) an. Der Historien-Mehrteiler „Borgia“ im ZDF erreichte nur 2,24 Millionen (7,0 Prozent). Sat.1 zeigte die Serie „Criminal Minds“ für 2,14 Millionen Zuschauer (6,7 Prozent). „Die Siegfried-und-Roy-Story“ auf Vox sahen 2,1 Millionen. (dpa) präsentiert Landmaschinen früher und heute 8 SÜDKURIER-Serie zu Landmaschinen gestern und heute, Teil 4: Die Aussaat auf dem Feld geschieht heute mechanisiert und hochpräzise ................................................ Im Herbst, wenn die Ernte eingefahren ist und gelbe Stoppelfelder die Landschaft schmücken, ist es für die Landwirte an der Zeit, ihren wichtigsten Produktionsfaktor zu pflegen: den Boden. Mit der Bodenbearbeitung legen sie den Grundstein für ein gutes Pflanzenwachstum und für eine sichere Ernte im folgenden Jahr. Der Boden, der aus einer Vielzahl kleiner Teilchen und Organismen besteht, ist durch die Arbeiten vor und während der vergangenen Ernte strapaziert worden. Belastungen können die Teilchen zusammenpressen, sodass Wasser und Luft schlecht durchgeleitet werden – fatal, denn die Bodenteilchen sind wichtig: sie binden Nährstoffe und Wasser an sich, beeinflussen so die Fruchtbarkeit. Mit der Bearbeitung des Bodens wollen Landwirte dessen Zustand verbessern und optimale Wachstumsbedingungen schaffen. Der Acker wird fit gemacht Gewinnquoten Gewinnklasse 1: unbesetzt (Jackpot: 11 499 420,10 5) Gewinnklasse 2: 515 623,00 5 Gewinnklasse 3: 15 165,30 5 Gewinnklasse 4: 4 382,00 5 Gewinnklasse 5: 199,60 5 Gewinnklasse 6: 46,90 5 Gewinnklasse 7: 21,40 5 Gewinnklasse 8: 11,40 5 Gewinnklasse 9: 5 5 Damit der Boden reiche Ernte bringt VON CHRISTIAN MÜHLHAUSEN Schnelles Abnehmen mit Pillen funktioniert nicht Lotto am Mittwoch: 2 Die Bodenbearbeitung im Herbst dient auch der Unkrautbekämpfung und dem Verdunstungsschutz: Unkraut-Samen werden zur Keimung angeregt und bei einem späteren Bodenbearbeitungsgang zerstört. Zusätzlich werden die groben Strukturen an der Oberfläche zerkleinert und die Verdunstung von Feuchtigkeit aus den oberen Schichten so verhindert. Für die Bodenbearbeitung können verschiedene Geräte verwendet werden. Sie wenden die Acker-Erde, durchmischen sie oder lockern sie. Mit dem Pflug, dem ältesten Bodenbearbeitungsgerät der Menschheit, wird die gesamte obere Bodenschicht um etwa ein Drittel gewendet. Die Pflugschare zie- hen tiefe Furchen in den Boden, kehren die Bodenoberfläche nach unten und hinterlassen einen „reinen Tisch“ auf dem Feld. Andere Geräte, wie der Grubber und die Scheibenegge lockern die obere Bodenschicht nur auf, wenden sie jedoch nicht um. Der Grubber hat Zinken, die den Boden heben, mischen, durchschneiden und aufwühlen. Bei der Scheibenegge schneiden gewölbte Scheiben die obere Erdschicht ab und mischen die aufgeworfene Krume durch. Je nach Bodenart und Feldfrucht wählen die Landwirte die Technik. Wo Weizen ausgesät wird, kommen andere Geräte zum Einsatz als etwa bei der Aussaat von Mais. „Eine gleichmäßige Bodenbearbeitung ist die Grundvoraussetzung für eine gute Entwicklung der Pflanzen und somit für einen sicheren Ertrag“, sagt Henning Wellner, Landwirt aus Goslar. Die Bodenstruktur dürfe weder zu fein sein, noch aus großen Klumpen bestehen, damit die Keimlinge die Bodenoberfläche durchbrechen können. Ist der Boden zu feinkörnig, kann die Oberfläche bei starkem Regen verwaschen und eine harte, schwer zu durchdringende Kruste bilden. In zu grob gearbeiteten Böden kann der Keimling nicht ausreichend Wasser ziehen, da der Bodenanschluss nach unten fehlt. Zur Ackervorbereitung fürs kommende Jahr fährt der Landwirt direkt nach der Ernte aufs Feld. Der Boden wird mit dem Pflug gewendet oder aufgelockert, um Erntereste, Unkräuter und Dünger einzuarbeiten. Unkräuter, die durch die Bearbeitung im Boden vergraben werden, können nicht mehr wachsen. Auch das Einarbeiten von Pflanzenresten ist wichtig, denn auf ihnen würden sich Schädlinge und Pilze vermehren, die die nächste Kulturart 1 Kartoffel-Aussaat im Lenninger Tal am Fuß der Schwäbischen Alb mit einem Schlepper von Fahr, Modell D 130 H. Der 2-Zylinder-Motor leistet 17 PS. Der Traktor war auf kleinen bis mittleren Bauernhöfen beliebt und wurde in der H-Version von 1954 bis 1957 gebaut. 2 Zwei Helfer legen die Kartoffeln von Hand in die Furche. Moderne Technik hat diese Aussaat mechanisiert. B I L D : D PA Die Serie immer samstags 14. September: Die Landwirtschaft und Agrartechnik im Südwesten 21. September: Der Traktor früher 28. September: Der Traktor heute Diese Ausgabe: Die Aussaat heute 12. Oktober: Ernten/Dreschen früher 19. Oktober: Ernten/Dreschen heute 26. Oktober: Die Arbeit im Wald Alle Teile der Serie mit Videos auf: www.suedkurier/landmaschinen Buchtipp: Einen Rückblick bis zur Jungsteinzeit bringt der Band von Alois Seidl „Deutsche Agrargeschichte“, DLG-Verlag, 376 Seiten, 39,90 Euro befallen können. Gleichzeitig erweist der Bauer seinen besten Helfern einen Dienst: Regenwürmer verarbeiten die organische Masse zu Humus, der die Fruchtbarkeit verbessert. Die enthaltenen Nährstoffe werden freigesetzt und können von der nächsten Kulturart ge- Zwischen Fachwerk und Fortschritt Die Kunst des Säens und der richtigen Bodenbearbeitung steht auf dem Mooshof in BodmanLudwigshafen an erster Stelle VON ALEXANDER MICHEL ................................................ Nicht nur wegen seiner verkehrsgünstigen Lage an der B 34 zwischen Bodman und Espasingen am Bodensee ist der Mooshof kaum zu übersehen. Das historische Hofgut des Grafen von Bodman zieht den Besucher in Bann: Gebäude mit Fachwerk und ziegelrot gedeckten Walmdächern. Hier präsentiert sich ein baukulturelles Kleinod in der großen fruchtbaren Niederung zwischen Radolfzell und Stockach. Wer mit dem Auto Richtung Espasingen fährt oder von dort kommt, dem fallen beim Blick Richtung See weite Ackerflächen auf, die mit weiß aufra- Landwirt Ewald Nübel (li) und SÜDKURIERRedakteur Alexander Michel. BILD: T E SCH E genden Schildern gekennzeichnet sind. „Dort werden verschiedene SaatgutSorten von Weizen“ getestet, sagt der Hofverwalter und Landwirtschaftsmeister Ewald Nübel (63). Denn der Mooshof ist kein gewöhnlicher Bauernhof. Ein Teil der Ackerfläche von insgesamt 250 Hektar ist für die Saatgutver- mehrung reserviert. Kunden sind andere Landwirte, die ihr Saatgut vom Mooshof beziehen. Raps, Braugerste und andere Getreidearten runden die Palette ab. Vom Mais, der hier wächst, werden nur die Körner geerntet, die Pflanze bleibt gehäckselt als Dünger zurück. Die Körner werden getrocket und gelagert, damit andere Landwirte sie als Saatgut ausbringen können. So sollte man meinen, der Mooshof müsse viele Beschäftigte haben. Doch Ewald Nübel kommt dank der hohen Technisierung von Fahrzeugen und Hofanlagen mit seinem Mitarbeiter, dem Landwirt Peter Maier, aus. So bleibt Ewald Nübel genug Zeit, auch Schulklassen über den Mooshof zu führen, um ihnen zu erklären, welche Aufgaben einen Landwirt erwarten. Zur gräflichen Landwirtschaft: www.bodman.de Leben und Wissen 15 SÜDKURIER NR. 231 | MP SAMSTAG, 5. OKTOBER 2013 S AÜ M D KS U T ARGI E, R5 .N OR K. T2O3B1 E|RM2P0 1 3 Leben und Wissen 15 3 4 5 Am Schlepper hängt eine Sämaschine. Sie dient der Aussaat von Mais, der auf dem Feld bereits heranwächst. In dem roten Vorratsbehälter liegen rund 500 Kilo Dünger. Erwald Nübel (63), Verwalter des Mooshofs in Bodman-Ludwigshafen am Bodensee, steht auf einem Schlepper des Herstellers John Deere (Mannheim). An das Gestänge des 130PS-Traktors vor kann ein Frontlader angebaut werden. Dann kann der Fahrer zusätzlich mit einer Schaufel arbeiten, etwa um Silage und andere Schüttgüter zu transportieren. 6 Die Lochscheibe sorgt dafür, dass das Korn einzeln –daher EinkornSämaschine – im Boden abgelegt wird. Die Tiefe beträgt 5 bis 6 Zentimeter, der Abstand jeweils rund 16 Zentimeter. Die Kunststoffbehälter bevorraten Saatgut für insgesamt sechs Hektar. Im Saugluft-Verfahren werden die Maiskörner vom Behälter abgeholt und gelangen über die blauen Plastikschläuche nach unten zu einer Lochscheibe. Da sie eine Drehbewegung ausführt, spricht man auch von einer Drillsaat. 11 3 6 4 5 6 11 7 12 8 7 Säscharen, die aus zwei V-förmig zueinander gesetzten Scheiben mit geschliffener Kante bestehen, ziehen eine Rinne ins Saatbett, in die Korn und Dünger fallen. Durch die Ablage in der Rinne kann das Korn nicht verrollen. 9 Je ein Korn fällt in die Furche, und die Zwischenandruckrolle drückt es 222222222 dort leicht an. Mit dem Korn wird auch Dünger-Granulat dosiert in der Rille abgelegt – genau 5 Zentimeter neben und 5 Zentimeter unterhalb der Saatgutablage. 8 Die Andruckrolle beendet den Saatvorgang und schließt die Furche über Saatkorn und beigelegtem Dünger. So wird dem Korn vom ersten Tag an eine kleine Portion Nährstoff serviert – System Muttermilch. BIL D E R : S A BIN E T E S C HE 10 9 nutzt werden. Gleichzeitig unterstützen die Gänge der Regenwürmer eine gute Durchlüftung des Bodens. Kurz vor der Aussaat der nächsten Feldfrüchte folgt eine weitere Bodenbearbeitung, die das Saatbett vorbereitet. Die oberste Bodenschicht wird erneut aufgelockert und feiner gekrümelt, damit sie sich schneller erwärmt und den Pflanzen das Keimen erleichtert. Wenn der Boden optimal vorbereitet ist, kann das Saatgut für die Ernte ausgebracht werden. Früher wurde das Saatgut mit der Hand auf den Feldern verteilt. Heute übernehmen das große Sämaschinen, die vom Schlepper gezogen wer- den. In schnurgeraden Reihen legen sie die Saat ab. „Die Aussaat ist der Schlüssel zu einer guten Ernte, hier muss alles stimmen“, sagt Henning Wellner. Eine gute Sämaschine sei entscheidend für das gleichmäßige Wachstum der Pflanzen und beeinflusse somit den Ertrag. Zunächst zieht die Maschine eine Rinne in den Boden, in die das Saatgut gelegt wird. Dann streicht sie die Furche mit Erde zu und drückt den Boden mit einer Walze leicht an, um die Wasserversorgung der Samen sicherzustellen und Erosionen zu verhindern. Neben der Aussaat in den bearbeiteten Boden kann auch die Direktsaat angewandt Was in Baden-Württemberg wächst 1980 2013 0,4 3,1 Anteil in Prozent 26,3 154,1 223,4 19,9 20,2 171,9 21,6 28,5 180,5 237,7 2013 1980 9,6 1,5 12,1 Ackerland in Tausend 18,1 2,3 81,5 849,6 833,8 Ackerland in Tausend Hektar 22,2 188,9 18,6 Getreide 155,4 Weizen Gerste Sonstiges Hackfrüchte und Gartenbauerzeugnisse Hülsenfrüchte und Handelsgewächse Pflanzen zur Grünernte/Futterpflanzen Brache 16,6 138,8 8,7 72,6 4,3 35,9 QUELLE: STATISTISCHES LANDESAMT BADENWÜRTTEMBERG / BILD: ALEKSEY STEMMER - FOTOLIA SÜDKURIER-GRAFIK: STELLER werden, die besonders in Nord- und Südamerika verbreitet ist. Hier wird das Saatgut in den unbearbeiteten Boden, also in die Stoppel der Vorfrucht, ausgebracht. Da Pflanzenreste und Unkräuter nicht eingearbeitet werden, ist die Gefahr des Pilzbefalls zwar größer. Wasserverlust und Winderosion können andererseits so vermindert werden. Die meisten Pflanzen, vor allem Raps und Getreide, werden vor dem Winter ausgesät. Dieses Wintergetreide braucht den Frost, um im Frühjahr in die Höhe zu wachsen. Andere Pflanzen, wie zum Beispiel Rüben oder der Mais, werden erst im Frühjahr gesät. 10 In regelmäßigen Abständen lässt die Sämaschine einige Reihen frei, sodass sich später Fahrgassen bilden. Streuen die Landwirte später Dünger oder bringen Pflanzenschutzmittel aus, können sie in den Gassen fahren, ohne die empfindlichen Pflanzen unter den Reifen zu zerdrücken. Trotz des Fortschritts ist etwas über die Jahrhunderte hinweg aber unverändert geblieben: Fehler, die bei der Bodenbearbeitung oder der Aussaat entstehen, begleiten den Landwirt das ganze Jahr über bis zur nächsten Ernte. Ohne das Fachwissen des Landwirts ist daher die teuerste Technik ohne großen Nutzen. Immer wenn ein Saatkorn abgeschieden wird und durch eine Lichtschranke nach unten fällt, wird das von einem Körnerzähler in der Traktor-Kabine registriert. Die Saat wird präzise auf Störungen kontrolliert. Der Bauer weiß jederzeit, wie viel Maiskörner in einer Reihe liegen (pro Hektar 82 000). Sind weniger als 6 Reihen einzusäen, können Ablagen einzeln abgeschaltet werden. So viel Technik hat ihren Preis: Diese Sämaschine kostet 23 000 Euro. 11 Die beiden Spuranzeiger links und rechts helfen dem Bauern, die Richtung auf dem Feld einzuhalten. Sie können automatisch herunter- und hochgeklappt werden. Die nächste Technik-Stufe: Die Fahrt wird über GPS gesteuert. Die Ackerfläche und die bedarfsgerechte Dosierung von Dünger werden digital berechnet und gespeichert. Die übernächste Stufe: Der Traktor fährt vollautomatisch per Autopilot. 12 Nach der Ernte wird das Maisstroh gemulcht, mit dem Volldrehpflug gepflügt und so der Verrottung zugeführt. Das sichert ein aktives Bodenleben und heißt nachhaltige Bodenfruchtbarkeit. Sämaschinen leisten zentimetergenaue Arbeit auf dem Feld ➤ Sämaschinen: Sie werden von einem Schlepper gezogen, dessen Zapfwelle die Mechanik der Maschine antreibt. Heute gibt es auch eine ständige Datenübertragung von der Sämaschine ins Schlepper-Cockpit, von wo aus das Einsäen bis aufs einzelne Korn genau gesteuert werden kann. Neben ihrer eigentlichen Funktion, der Aussaat, ist die Sämaschine häufig zusätzlich mit Scheibeneggen und Walzen ausgestattet, die nach dem Umpflügen des Bodens eine zweite Bodenbearbeitung unter bestimmten Umständen ersetzen können, sodass direkt eingesät werden kann. Das spart viel Zeit. ➤ Genauigkeit: Die Maschine kann mit höchster Präzision gesteuert werden. Die Saattiefe – die Tiefe, in der das Saatkorn unter die Oberfläche gebracht wird – variiert zwischen einem und acht Zentimeter. Die Ablagetiefe des Saatgutes hängt auch von der Größe des Samens ab. Große Maiskörner werden tiefer abgelegt als kleine Getreidekörner. Die Steuerung der Sämaschine wird vom Fahrersitz aus vorgenommen. Mit einem Computer kann der Landwirt den Füllstand des Saatgutbehälters überprüfen oder bestimmte Säschare blockieren, sodass unbewachsene Fahrgassen auf den Feldern entstehen. Um die weiteren Arbeitsgänge auf dem Feld zu erleichtern, ist es wichtig, dass das Saatgut in geraden Reihen abgelegt wird. Der neueste Schritt ist es, dazu eine SatellitenSteuerung des Schleppers via GPS einzusetzen, um dem Fahrer die Arbeit zu erleichtern. ➤ Aussaat: Bei der Einzelkornsaat legt die Maschine jedes Samenkorn in regelmäßigen Abständen einzeln ab. Einige Maschinen haben einen großen Düngerbehälter und legen unterhalb des Saatguts einen Düngervorrat an. Der Dünger kann so gezielt von der wachsenden Pflanze aufgenommen werden. Zuckerrüben und Mais werden etwa auf diese Weise gesät. Getreide oder Raps wird in der Drilloder Bandsaat gesät. Hier muss kein definierter Abstand zwischen den einzelnen Körnern eingehalten werden. Häufig kommen pneumatische Drillmaschinen zum Einsatz. Bei denen erzeugt ein Gebläse einen Luftstrom, der die Körner aus dem großen Saatgutbehälter durch Rohre zu den Säwerkzeugen fördert. ➤ Hersteller: Bodenbearbeitungsgeräte und Sämaschinen deutscher Hersteller erfreuen sich weltweiter Beliebtheit. Horsch aus dem bayerischen Schwandorf, Lemken aus dem niederrheinischen Alpen oder Amazone aus dem niedersächsischen Osnabrück – viele namhafte Hersteller haben ihren Stammsitz in Deutschland. (cm) 9 14 Leben und Wissen S AÜ M 14 D KS U T ARLeben GI E, R1 2N. RO. K2T3O7B |E M R P2 und 013 Wissen Tipps und Trends SÜDKURIER NR. 237 | MP SAMSTAG, 12. OKTOBER 2013 Lanz-Dreschmaschine DER KALENDERSPRUCH „Wir müssen das ernten, was wir zuvor gesät haben, und hinnehmen, was die Saat uns bringt.“ Gottfried von Straßburg, deutscher Dichter des Mittelalters, 1170 – 1210 ........................................................................................... NAMENSTAGE Samstag: Maximilian, Edwin, Gottfried, Bernhard, Horst, Bernd Sonntag: Eduard, Andreas, Aurelia, Gerald, Edward, Andre, Belinda ........................................................................................... DIE FALLERS Arbeitsbühne für ein bis zwei Männer, die das Dreschgut in einen Trichter werfen. etwa um 1900 Antrieb für den Strohschüttler Gebläseschacht (Windkanal) Schutzgitter vor Gebläse für die zweite Reinigung den schnell rotierenden Riemenantrieben. Die neue Rätselfrage Ludwig hat endlich ein Hörgerät und bekommt am Stammtisch wieder alles mit. Und er findet einen neuen Job. Nämlich wo? Das ist die neue Rätselfrage zur Fallers-Sendung am morgigen Sonntag, 13. Oktober. Ihre Antwort schicken Sie an: SÜDKURIER Medienhaus, Redaktion „Leben und Wissen“, Stichwort „Die Fallers“, Max-Stromeyer-Str. 178, 78467 Konstanz. Per Fax: 07531/999-1500. Per Mail: Heimat-Preis@suedkurier.de. Alle Monatsgewinner treffen bei einer SWR-Besichtigung in Baden-Baden einen Fallers-Schauspieler. Viel Glück! (bea) Gebläseantrieb Strohabgang Spreuabgang URTEIL Hund darf nicht den ganzen Tag im Auto gehalten werden Das Verwaltungsgericht Stuttgart hat einem Hundehalter untersagt, sein Tier während der Arbeitszeit im Auto zurückzulassen. Im Fahrzeug sei seine Hündin nicht ausreichend gegen Kälte und Hitze geschützt und habe keine Bewegungsfreiheit, so das Gericht (Az.: 4 K 2822/13). Das Tier war pro Woche an vier Tagen jeweils acht Stunden im Auto, während der Besitzer im Landratsamt arbeitete. Das Amt hatte dem Besitzer unter Androhung eines Zwangsgeldes von 400 Euro untersagt, die Hündin während der Arbeitszeit im Auto zu halten. Auch das Gericht erklärte, ein Tier müsse verhaltensgerecht untergebracht werden. (epd) WISSENSCHAFT Popcorn macht immun gegen Kinowerbung Kinowerbung für neue Produkte wirkt einer Studie zufolge bei Popcorn essenden Zuschauern nicht. Der Grund dafür ist nach Erkenntnissen der Forscher, dass man sich unbekannte Produktnamen nur richtig merken kann, wenn man sie unbewusst lautlos nachspricht. Das gehe aber nicht, wenn man den Mund voll habe, so die Universität Köln. „Werbung für neue Produkte könnte für snackendes Kinopublikum also zwecklos sein“, folgern die Forscher unter Leitung des Psychologen Sascha Topolinski in einem Artikel der Fachzeitschrift „Journal of Consumer Psychology“. Die Studie hatte insgesamt 284 Versuchsteilnehmer. (dpa/Bild: babimu - fotolia) .......................................................................................... DER BIBELSPRUCH „Seht euch die Vögel an. Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln keine Vorräte – aber euer Vater im Himmel sorgt für sie.“ Matthäus 6, 26 Gewinnzahlen Eurojackpot 5 aus 50: 2, 11, 23, 29, 34 Eurojackpot 2 aus 8: 7, 8 Keno: Ziehung vom 11.10.2013: 3, 4, 11, 12, 14, 19, 21, 25, 27, 28, 36, 39, 42, 52, 54, 55, 56, 62, 63, 67 Plus 5: 8 4 4 2 2 (Alle Angaben ohne Gewähr) Die günstigsten Inlandstelefontarife (Anbieter mit Netzkennzahl · Minutenpreis in Ct. · Taktlänge in Sek.) Zeit Ortsgespräch Zeit Deutschland 0-10 01038 · tellmio · 1,26 · 60 01052 · 01052 · 1,29 · 60 0-10 01088 · 01088telecom · 1,02 · 60 01038 · tellmio · 1,09 · 60 10-15 01097 · 01097telecom · 1,25 · 60 01038 · tellmio · 1,26 · 60 10-17 01088 · 01088telecom · 1,02 · 60 01038 · tellmio · 1,09 · 60 15-19 01097 · 01097telecom · 1,25 · 60 01038 · tellmio · 1,26 · 60 17-18 010052 · 010052telecom · 0,67 · 60 01088 · 01088telecom · 1,02 · 60 19-21 01070 · Arcor · 0,59 · 60 01013 · Tele2 · 0,87 · 60 18-19 010052 · 010052telecom · 0,54 · 60 01038 · tellmio · 1,09 · 60 21-24 01013 · Tele2 · 0,87 · 60 01070 · Arcor · 0,93 · 60 19-24 010052 · 010052telecom · 0,42 · 60 01013 · Tele2 · 0,44 · 60 Wochenende und Feiertage 0-19 01088 · 01088telecom · 1,19 · 60 01038 · tellmio · 1,36 · 60 0-19 01088 · 01088telecom · 0,77 · 60 01038 · tellmio · 0,98 · 60 19-21 01070 · Arcor · 0,4 · 60 01013 · Tele2 · 0,44 · 60 19-21 010052 · 010052telecom · 0,48 · 60 01070 · Arcor · 0,51 · 60 01070 · Arcor · 0,4 · 60 01013 · Tele2 · 0,44 · 60 21-24 010052 · 010052telecom · 0,48 · 60 01070 · Arcor · 0,51 · 60 21-24 präsentiert Mobilfunk: 01011 (2,01 Cent); 01038 (2,48 Cent); Österreich: 010018 (0,98 Cent); 01069 (1,61 Cent); Schweiz: 01069 (1,31 Cent); 010088 (1,68 Cent); Italien: 010088 (1,04 Cent); 01069 (1,17 Cent); Türkei: 01052 (2,62 Cent); 010088 (2,74 Cent); USA: 010088 (0,88 Cent); 01069 (0,96 Cent) Frankreich: 01069 (0,84 Cent); 010088 (1,24 Cent); Großbritannien: 010088 (0,77 Cent); 01069 (0,96 Cent); Spanien: 010018 (0,88 Cent); 01069 (1,17 Cent); Griechenland: 010088 (0,94 Cent); 01069 (1,33 Cent); Polen: 01069 (1,27 Cent); 010088 (1,39 Cent); Rumänien: 01069 (1,58 Cent); 010088 (1,98 Cent); Australien: 01097 (1,43 Cent); 010052 (1,46 Cent); Kroatien: 010088 (1,38 Cent); 01069 (1,49 Cent); Portugal: 010018 (0,96 Cent); 01069 (1,46 Cent) Allgemeine Hinweise: Alle Anbieter sind gesetzlich zur Tarifansage verpflichtet. Wir listen nur Anbieter, die über mehrere Stunden hinweg denselben Preis und minutengenau abrechnen. Ortsgespräche sind nur Telefonate zwischen Anschlüssen mit der gleichen Ortsvorwahl. Das so genannte Call-by-CallVerfahren funktioniert nur mit einem Anschluss der Deutschen Telekom. Mehr Informationen und Tarife unter www.teltarif.de. Nächste Tarifübersicht voraussichtlich am 26. Oktober 2013 Landmaschinen früher und heute 10 QUELLE: DLG-VERLAG, SAMMLUNG KARL PRILLINGER Hauptantriebsscheibe: Hier wird der Transmissionsriemen aufgelegt, der von einer Lokomobile oder einem Schlepper angetrieben wird. Gebläse für die erste Reinigung zur Trennung von Spreu und Körnern Absackvorrichtung: Hier treten die Körner aus und werden in Transportsäcke gefüllt Als die Maschine zum Getreide kam SÜDKURIER-Serie zu Landmaschinen früher und heute Teil 5: Wie Dampf und Motoren erst das Dreschen, dann auch das Ernten übernahmen und die Bauern entlasteten VON CHRISTIAN MÜHLHAUSEN ................................................ Säen und ernten. Wohl kaum eine Redewendung umschreibt so treffend, was der Sinn der Landbewirtschaftung ist. Die Getreideähre, der braungebrannte Landmann mit der Sense im Weizenfeld, das täglich Brot – sie waren und sind noch heute bekannte Symbole. Die Geschichte der Getreideernte reicht weit zurück – etwa in die Zeit, als der Mensch in Mitteleuropa vor rund 7000 Jahren sesshaft wurde und sein Jäger- und Sammlerdasein gegen Ackerbau und Viehzucht tauschte. Die Anbaumethoden und die Sorten wurden kontinuierlich verbessert, das äußere Bild aber war über lange Zeiten ähnlich: Im Frühjahr wurde das Korn ausgesät, im Sommer mit der Sense halbreif gemäht. Zu Bündeln gebunden und auf Hocken und Garben zum Nachreifen und Trocknen aufgestellt, wurde es erst später in die Scheune gebracht. In den arbeitsarmen Wintermonaten holte man es erneut hervor, schlug das Korn auf der Tenne mit den Dreschflegeln aus den Ähren und trennte danach sprichwörtlich die Spreu vom Weizen. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts übernahm die Dreschmaschine das schweißtreibende Ausdreschen. Namhafte Hersteller wie die Heinrich Lanz AG in Mannheim bauten diese Ungetüme, die extern angetrieben werden mussten – zunächst von Lokomobilen, den fahrenden Dampfmaschinen, dann von Traktoren wie dem Lanz „Bulldog“. 650 000 Dreschmaschinen ratterten damals in Deutschland. Die Serie immer samstags 14. September: Landwirtschaft und Agrartechnik im Südwesten 21. September: Der Traktor früher 28. September: Der Traktor heute 5. Oktober: Die Aussaat heute Diese Ausgabe: Das Ernten und Dreschen früher 19. Oktober: Ernten/Dreschen heute 26. Oktober: Die Arbeit im Wald Alle Teile der Serie mit Videos auf: www.suedkurier/landmaschinen Mühsam blieb die Feldarbeit. Heute klapprig anmutende Gestelle, die Mähmaschinen mit Schneidapparat, wurden ab 1815 in den USA zur Getreideernte eingesetzt. Sie waren eine große Erleichterung, erforderten aber zunächst die Kraft von Pferden oder Ochsen. Nach und nach lösten die Maschinen auch in Europa die Sense ab. Damals wie heute auffällig: Die umlaufende Haspel, die das Schnittgut zur Weiterverarbeitung anführt, bildet noch heute die Front des Mähdreschers. Um 1880 übernahmen die neuen Mähbinder nicht nur den Schnitt, sondern auch das Binden der Getreidebündel. Eine Besonderheit bestand darin, einen Knoter zu entwickeln, also ein Gerät, das den Bindfaden um die Getreidegarbe zu einem Knoten zusammenführt und diese somit fixiert. Lange kauften die Deutschen ihre Erntemaschinen in den USA. Obwohl Fahr in Gottmadingen schon 1900 einen Gespannmäher entwickelt hatte. Nach 1918 rollte das Geschäft dann richtig an: Bautz in Saulgau, Fahr und Krupp in Essen mechanisierten die Ernte. Das entkoppelte Verfahren – die Ernte und das Ausdreschen des Getreides zu unterschiedlichen Zeitpunkten und in mehreren Arbeitsschritten – blieb aber weiter Alltag. Das änderte sich erst mit dem selbstfahrenden Mähdrescher, der seinen Siegeszug in Deutsch- Im Zeichen der Dampf-Riesen Das Deutsche Landwirtschaftsmuseum in Stuttgart-Hohenheim besitzt eine der größten Sammlungen von Agrartechnik im deutschsprachigen Raum VON ALEXANDER MICHEL ................................................ Für alle Fans historischer Agrartechnik ist der Besuch im Deutschen Landwirtschaftsmuseum (DLM) auf dem Campus der Universität Stuttgart-Hohenheim ein Muss. Unweit der Hörsaale, in denen Studenten zu Agrar- oder Ernährungswissenschaftlern heranreifen, nimmt die Geschichte der Landtechnik greifbare Formen an, wird zu Holz und Metall. So werden die Sammlungen in den vier großen Hallen zum Fundus einer eigenen Tradition. Diese zieht den Besucher schon in Bann, wenn er vor dem Eingang von der Installation eines tonnenschweren Dampf-Pflugs aus dem Jahr 1921 empfangen wird. An Stahltauen gleitend verbindet er zwei mächtige Lokomobi- Exemplar einer Lokomobile aus der Hohenheimer Modell-Sammlung. BILD: DLM len, die den Pflug einst wie ein riesiges Acker-Pingpong hin- und herfahren ließen, um die Furche tief zu ziehen. Wie Dinosaurier der Technik-Historie stehen diese Ungetüme für den ersten Schritt weg vom Zugtier und hin zur Mechanisierung der Bodenbearbeitung. Die Erben der Dampf-Riesen sind die „Selbstfahrer“, die Traktoren, von denen das DLM mehr als 100 verschiedenster Bauart besitzt. Fendt, Hanomag, Lanz, Porsche oder MB reihen sich nebeneinander, auch der heute legendäre Holzvergaser der Kriegs- und frühen Nachkriegsjahre fehlt nicht. Einen besonderen Schatz hütet das DLM in seiner Sammlung von maßstabsgetreuen Modellen, die einst von der Hohenheimer Ackergerätefabrik als Anschauungsmaterial angefertigt wurden. Viele der rund 1000 Pflüge, Eggen, Hofmaschinen und Fuhrwerke sind nach über 150 Jahren noch voll funktionsfähig und und faszinieren heute wie damals durch ihre technische Perfektion und Detailtreue. Der Ernte ist eine eigene Halle gewidmet. Den Anfang setzt hier der legendäre McCormick-Getreidemäher, aus dem über viele Stufen die digital steuerbaren rollenden Ernte-Fabriken von heute geworden sind. Abgerundet wird ein Besuch durch den Einfall, die Museumshallen architektonisch an die darin abgestellten Schätze anzupassen: Als Materialien überwiegen Brettschichtholz und Glas. Sehenswert auch: Einmal im Jahr wird beim „Hohenheimer Feldtag“ die Agrartechnik von einst wieder lebendig. Beim Mähen und Ernten. Zu Öffnungszeiten und Führungen: www.dlm-hohenheim.de Leben und Wissen 15 SÜDKURIER NR. 237 | MP SAMSTAG, 12. OKTOBER 2013 S AÜ M D KS U T ARGI E, R1 2N. RO. K2T3O7B |E M R P2 0 1 3 Leben und Wissen 15 Vom Getreide zum Korn: So wurde gedroschen Dreschgutzuführung Dreschkorb Einzugstrommel Entgranner Rückhalte-Nasen Spritztuch Gebläse Dreschtrommel Strohschüttler Strohleitfläche Exzenterw ellen Die Getreidegarben werden in die Dreschgutzuführung gelegt. Die Einzugstrommel sorgt für die gleichmäßige Beschickung der Dreschtrommel. Diese reibt gegen den umschließenden Korb die Körner aus den Ähren. Durch den Dreschkorb wird ein großer Teil der Körner abgeschieden. Ähren, in denen noch Körner stecken, gleiten mit dem Stroh auf den Schüttler. Ein Spritztuch fängt die ersten Körner ab. Der Strohschüttler scheidet weitere Körner ab. Exzenterwellen bewegen den Schüttler auf und ab. Rückhalte-Nasen bremsen den Materialfluss. Die Strohleitfläche befördert das Stroh nach außen. Über den Rückführboden gleiten das kurze Stroh und die Körner in eine Zuführung und auf den Siebkasten, der Kurzstroh und Körner trennt. Das Kurzstroh fällt heraus, die Restkörner fallen durch Siebe. Über einen Rückführboden gelangen die Körner in Richtung eines Gebläses. Es sorgt für die erste land in den frühen 60er-Jahren antrat. Zwar wurden schon zu Mitte des 19. Jahrhunderts in den USA erste Maschinen präsentiert, die zugleich mähen, dreschen und reinigen konnten. Es blieb aber zunächst bei einer nordamerikanischen Lösung für die Ebenen der Great Plains – hierzulande waren die Zugstärken von 40 Pferden, die diese Maschine erforderten, undenkbar. Über verschiedene Lösungsansätze wie dampfbetriebene Mähdrescher, die jedoch noch nicht selbst fahren konnten, nahm die Mähdrescherrevolution dennoch auch bei uns ihren Lauf. Claas entwickelte 1937 mit dem MähDresch-Binder den ersten von einem Buchtipp: Wie DreschTechnik früher genau aussah, zeigt der Band von Karl Prillinger „Abenteuer historische Landtechnik – Dreschmaschinen“, mit vielen Farbbildern. 11,78 Euro. Siebe Rückführböden Abgang Siebkasten Kurzstroh Sortierzylinder Absackvorrichtung Abgang Spreu Reinigung – die Trennung von Spreu und Körnern. Hier tritt die Spreu aus. Über Unkrautsiebe kommen die Körner zu einem Elevator (Aufzug), ein Gurt mit aufgeschraubten Bechern, und fallen auf den Entgranner. Er trennt – besonders bei Gerste – die Grannen ab. Über das Gebläse und die Siebe der zweiten Schlepper gezogenen Mähdrescher Europas. Fahr in Gottmadingen setzte Maßstäbe, als die Firma 1952 den ersten selbstfahrenden deutschen Mähdrescher vorstellte. Der Name konnte passender nicht sein: „Herkules“ MD 1. Andere Hersteller zogen nach. Das Mähdrescherprinzip bedeutete auch, dass der bislang entkoppelte Arbeitsprozess zu einem einzigen wurde: Mähen, Dreschen und Reinigen des Getreides geschah fortan in einer einzigen Maschine. Das setzte voraus, dass das Getreide trocken und vollständig abgestorben sein musste, da die Phase des Nachreifens und -trocknens entfiel. Indes waren – und sind – die Mähdre- Unkrautsiebe Gebläse Elevator/Aufzug Reinigung, wo letzte Verunreinigungen abgetrennt werden, fallen die Körner in den Abgang. Ein Sortierzylinder scheidet beschädigte Körner aus. Das Getreide wird an der Absackvorrichtung in Transportsäcke gefüllt. scher teuer. Und sie machten eine neue Organisation der Ernte notwendig. Viele Tausende mit der arbeitsintensiven Ernte betraute Landarbeiter wurden durch die Maschinen überflüssig und verloren ihre Arbeit. Doch zunächst wurden Mähdrescher nur auf größeren Gütern sowie von Lohnunternehmern eingesetzt, die es noch heute gibt. Die Vorteile lagen aber derart auf der Hand, dass die Mähdrescher in den 60er- und 70er- Jahren das traditionelle Ernteverfahren vollständig ablösten. In Ostdeutschland verlief die Entwicklung rasanter: Der Ernte-Einsatz war ein Propaganda-Instrument der DDR. Die Sowjetunion half mit der Eine alte Dreschmaschine im Einsatz beim „Hohenheimer Feldtag 2010“. Das Bild zeigt den Auswurf des Strohs. Im Hintergrund ist der Kramer-Schlepper zu erkennen, der die Maschine über einen Transmissionsriemen am Laufen hält. Bis weit in die 50erJahre wurde auf diese Weise gedroschen. BIL D : D L M HO HE N HE IM Technik aus, die als Bausätze in der DDR montiert wurden. So arbeiteten schon 1950 auf den Betrieben die ersten Mähdrescher-Brigaden. Die Zwangskollektivierung förderte die Dynamik. 1968 trumpfte auf der Messe in Leipzig der E 512 auf – der damals leistungsfähigste Mähdrescher der Welt. In punkto Technik war der Osten dem Westen voraus, die DDR-Mähdrescher wurden bis nach Indien exportiert. Doch wie Vieles in der DDR versagte auch die landtechnische Innovationskraft. Die weltweite Entwicklung nahm auf die ostdeutschen Mähdrescher keine Rücksicht, sodass vor der Wende dort der letzte Mähdrescher vom Band lief. Für SK-Plus-Abonnenten Als Abonnent von SK Plus finden Sie online spannendes und kurioses Zusatzmaterial rund um unsere Landmaschinen-Serie: In Bildern und Videos zeigen wir Ihnen alte und neue TechnikSchätzchen aus der Landwirtschaft. Diese exklusiven Zusatzinhalte finden Sie hier bei SÜDKURIER Online: www.suedkurier.de/landmaschinen QUELLE: DLG-VERLAG/SAMMLUNG KARL PRILLINGER Die Last der Rübenernte Knochenarbeit hatten die Bauern früher nicht nur bei der Getreide-, sondern auch bei der Ernte von Zuckerrüben zu bewältigen, die als Rinderfutter oder zur Herstellung von Zucker dienten: ➤ Reine Handarbeit: Mit einer Rodegabel (zwei Zinken) wurden die Rüben aus dem Acker gehoben und mit einem Messer das Blatt abgetrennt. Die Rüben wurden am Feldrand zu einem Haufen (Miete) geschichtet. ➤ Erste Mechanisierung: Zwischen 1900 und 1920 kamen klapprig anmutende Geräte auf, die zunächst von Tieren gezogen wurden und die Arbeit erleichterten. Das Roden, Köpfen (Blattabschneiden) und Reinigen der Rübe ging jetzt mechanisch aber noch recht langsam vor sich. ➤ Erste Vollernter: In den 50er-Jahren wurde das Ernten mit Traktor-gezogenen Maschinen verbessert. Aber es konnten maximal zwei Rüben-Reihen nebeneinander geerntet werden. ➤ Selbstfahrer: Heute leistet – wie beim Mähdrescher – ein für die Rübenernte entwickeltes Fahrzeug vollautomatisch die gesamte Arbeit. (mic) Ernten und Dreschen: Wie die Mechanisierung der Landwirtschaft beides zusammenbrachte Über Jahrhunderte hinweg war die Sense das Standard-Mähgerät bei der Ernte. Sie kannte nur Handarbeit. B ILD : B ERGFEE - FOTOLIA Viele Monate im Jahr mussten die Bauern den Dreschflegel schwingen, um das Korn auf der Tenne von Hand auszudreschen. DPA Der von Pferd oder Traktor gezogene Getreidemäher mit Garbenbinder brachte den Landwirten große Erleichterung. Er band das Getreide zu Garben und legte sie dann auf dem Feld ab. BIL D : BU N D E S A RC HIV Die Dreschmaschine verkürzte die Zeit auf wenige Tage, in denen das Getreide mehrerer Bauern ausgedroschen war. Hier erfolgt der Antrieb durch eine Lokomobile. BIL D : W. W IT T KOW S KY Schon Anfang der 1930 Jahre testeten Hersteller erste Mähdrescher. Ein Traktor musste sie ziehen, weil sie nicht selbst fahren konnten. Nach 1945 waren sie zahlreich im Einsatz. BIL D: DL M In den 60er-Jahren trat der selbstfahrende Mähdrescher seinen Siegeszug an. Er vereinigt Mähen, Dreschen und Mobilität. Hier ein Oldie, der noch Einsätze fährt. BIL D: DPA 11 14 Leben und Wissen S AÜ M 14 D KS U T ARLeben GI E, R1 9N. RO. K2T4O3B |E RM P2 und 013 Wissen Tipps und Trends DER KALENDERSPRUCH „Beurteile einen Tag nicht danach, welche Ernte du am Abend eingefahren hast, sondern danach, welche Saat du gesät hast.“ Robert Louis Stevenson, britischer Schriftsteller, 1850–1894 ........................................................................................... NAMENSTAGE Samstag: Isaak, Jean, Paul, Petrus, Frieda, Frida, Laura, Paolo Sonntag: Wendelin, Vitalis, Wanda, Boscardin, Maria, Irina, Anna, Jessica ........................................................................................... DIE FALLERS Die neue Rätselfrage Am Stammtisch hat sich mal wieder die Expertenrunde in Sachen Windkraft eingefunden. Bernhard wird von allen aufgezogen und geht. Toni ruft ihm noch nach rein: „Wer gegen den Wind pinkelt darf sich nicht wundern, wenn er…? Das ist die neue Rätselfrage zur Fallers-Sendung am morgigen Sonntag, Ihre Antwort schicken Sie an: SÜDKURIER Medienhaus, Redaktion „Leben und Wissen“, Stichwort „Die Fallers“, Max-Stromeyer-Str. 178, 78467 Konstanz. Per Fax: 07531/999-1500. Per Mail: Heimat-Preis@suedkurier.de. Alle Monatsgewinner treffen bei einer SWR-Besichtigung in Baden-Baden einen Fallers-Schauspieler. Viel Glück! (bea) GESUNDHEIT Herzprobleme durch Energy Drinks mit Alkohol Mixgetränke aus Energy Drinks und Alkohol können Herzrhythmusstörungen auslösen und zur Dehydrierung führen. Darauf weist die Fachzeitschrift „Ernährungs-Umschau“. Energy Drinks enthalten vor allem Koffein, das die Leistungsfähigkeit steigern soll. Das kann zu Nervosität, Erregbarkeit und Schlaflosigkeit führen. In Kombination mit Alkohol werden diese Symptome noch gesteigert. Neben körperlichen Folgen kann es sein, dass sich das Verhalten verändert: Das Koffein hebt den ermüdenden Effekt des Alkohols auf, daher fühlt sich der Konsument weniger betrunken. Die Folge kann sein: Man riskiert zu viel – etwa, in dem man sich noch hinters Steuer setzt. (dpa) HEIMWERKEN Farbrolle vor dem Streichen anfeuchten Die Farbrolle sollten Heimwerker vor dem Streichen mit etwas Wasser feucht machen. So nehme diese die Farbe besser an und gebe sie auch besser wieder ab, erläutert Maribel Goncalves von der Heimwerkerschule DIY-Academy in Köln. Die Farbrolle darf aber nicht richtig nass werden. Sonst verwässert die Dispersionsfarbe und deckt nicht mehr richtig. Die Expertin rät, Farbe mit leicht diagonalen, sich überkreuzenden Bahnen aufzutragen. Anschließend folgt ein weiterer Anstrich senkrecht von oben nach unten. So wirke der Anstrich gleichmäßiger und man sieht keine Ansätze. Pausen sollten Heimwerker erst einlegen, wenn eine begonnene Fläche fertig gestrichen ist. (dpa) LUFTHANSA Sitze am Notausgang kosten bis zu 60 Euro mehr Die Lufthansa verlangt ab November bis zu 60 Euro für eine Reservierung eines Platzes am Notausgang. Dieser bietet Reisenden in der Regel mehr Beinfreiheit. Bisher konnten die Plätze nicht reserviert werden und wurden erst beim Check-in vergeben. Auf Europa-Flügen beträgt der Aufpreis 20 Euro, auf Interkontinentalflügen 60 Euro in allen Economy-Buchungsklassen. Ab 26. November haben Passagiere der günstigen Economy-Klassen die Möglichkeit, ihren Sitzplatz bei der Buchung zu wählen. Das kostet 10 Euro. (dpa) .......................................................................................... DER BIBELSPRUCH Jesus spricht: „Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.“ Matthäus 9,37-38 Gewinnzahlen Eurojackpot 5 aus 50: 7, 22, 24, 25, 41 Eurojackpot 2 aus 8: 1, 3 Keno: Ziehung vom 19.10.2013: 3, 9, 13, 15, 19, 25, 28, 31, 37, 39, 41, 44, 46, 50, 55, 56, 57, 63, 64, 65, Plus 5: 15867 (Alle Angaben ohne Gewähr) SÜDKURIER NR. 243 | MP SAMSTAG, 19. OKTOBER 2013 So bequem wie ein Bett im Kornfeld SÜDKURIER-Serie zu Landmaschinen früher und heute Teil 6: Mähdrescher müssen die Ernte immer schneller und intelligenter einfahren. Denn Zeit ist Geld VON CHRISTIAN MÜHLHAUSEN ................................................ Dicke Staubwolken begleiten die Mähdrescher, wenn sie über die Felder fahren und das reife Getreide ernten. Große Maschinen nehmen die Getreidehalme auf und spucken hinter sich das Stroh auf den Acker. Die komplizierten Arbeitsabläufe im Inneren jedoch lassen sich nicht erahnen. Um die Körner aus den Ähren zu lösen, braucht es eine ausgefeilte und kostspielige Technik. Getreideernte ist heute wie damals der Höhepunkt im Landwirtschaftsjahr. Früher beschäftigte sie Heerscharen von Landarbeitern. Noch vor 100 Jahren wurde das Getreide mit der Sense geerntet, zum Trocknen aufgestellt und mit Leiterwagen in die Scheunen gefahren. Dort wurde es gelagert, bis die Zeit zum Dreschen kam und das Korn mit Dreschflegeln aus den Ähren geschlagen wurde. Das kostete Zeit und Kraft. Vor allem seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat man die Ernte immer weiter mechanisiert und inzwischen sogar computerisiert. Was früher durch mühsame Handarbeit erfolgte, kann heute ein einzelner Landwirt mit modernen Erntemaschinen schaffen. Mähdrescher mähen, dreschen und reinigen Getreide in einem Arbeitsgang. Die Ernte ist zugleich aber auch angenehmer für den Landwirt geworden. Von der geräumigen, klimatisierten Kabine aus kann er durch großen Scheiben die Abläufe vor seiner Maschine genau überwachen. Unterstützt wird er von Computern und Kameras, mit denen alle Vorgänge in der Maschine vom Fahrersitz aus beobachtet und gesteuert werden können. Die moderne Technik ermöglicht dabei auch, dass Ernteverluste durch die optimale Einstellung der Geräte vermindert werden. Kornverluste und gebrochene Körner, die durch schlechte Maschineneinstellung entstehen, spielen heute im Gegenteil zu früher fast keine Rolle mehr. Die Breite der Schneidwerke moderner Mähdrescher reicht von drei Metern bis zu zwölf Metern. Eine satellitenunterstützte Lenkung erleichtert dem Fahrer die Arbeit und hilft, Zeit und Kosten zu sparen: Über einen Satelliten wird der Drescher parallel zu seiner vorherigen Spur geführt – und das zentimetergenau. So werden Überlappungen verhindert, weniger Kraftstoff wird benötigt. So erlauben die mit Technik vollgestopften Maschinen, umweltschonend zu arbeiten. Denn die Getreidemengen, die geerntet werden, haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. „Legt man den verbrauchten 2 1 1 Senior-Landwirt Peter Traber (68) aus Mühlingen-Hecheln sitzt in der Mähdrescher-Kabine auf einem luftgefederten Sitz, der sich an das Gewicht des Fahrers anpasst. Die Klimaautomatik sorgt im Sommer für Kühle. Auch Radio ist an Bord. 2 Der Fahrer hat nur das Lenkrad vor sich. Die Bedien-Konsole der Landmaschine ist seitlich rechts angeordnet. Kraftstoff auf die geerntete Getreidemenge um, arbeiten die Drescher heute deutlich effizienter“, sagt Christoph Götz vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Die Folge: Je Tonne geerntetem Getreide wird weniger Kraftstoff benötigt. Die technischen Errungenschaften reichen an der Maschine von vorne bis hinten: So sorgen am Schneidwerk befestigte Sensoren dafür, dass dieses immer im gleichen Abstand zum Boden fährt. Fährt der Drescher in Hanglagen, passt sich das Schneidwerk automatisch an. Im Inneren sorgt eine Stein- Wie ein Mähdrescher arbeitet fangmulde für Sicherheit: Steine, die ein höheres Gewicht als die Getreideähren haben und die empfindlichen Geräte des Dreschers beschädigen würden, fallen dort hinein. Die Getreideähren gelangen in den Dreschkorb. Hier wird das Getreide, ähnlich wie vor vielen Jahrzehnten mit dem Dreschflegel, ausgedroschen. Im Dreschkorb, der einem großen, runden Sieb ähnelt, rotieren verschiedene Dreschtrommeln mit hoher Geschwindigkeit und schlagen die Körner aus den Ähren. Die Fliehkraft, die durch die Drehung der Trommeln entsteht, drückt die Körner durch die Löcher im Dreschkorb. Das verbleibende Dreschgut, das Stroh, Spelzen und weitere Getreidekörner enthält, gelangt zu den Schüttlern. Sie bestehen aus zackenförmigen und versetzt angebrachten Sieben. Durch die rüttelnden Bewegungen fallen auch Körner, die bisher noch nicht ausgedroschen wurden, aus den Ähren. Die leichteren Strohhalme und leeren Ähren werden nach hinten 7 1 Schneidwerk (Erntevorsatz). Menschen und medien ZDF A R D-KR I M I Preis für „Unsere Mütter – unsere Väter“ Aus „Der Dicke“ wird „Die Kanzlei“ Ehrung für den TVProduzenten Nico Hofmann (53): Der Vater des viel diskutierten ZDF-Dreiteilers „Unsere Mütter – unsere Väter“ wurde vom Branchenverband Eyes & Ears of Europe mit dem Excellence Awards für „herausragende Leistungen“ im visuellen Auftritt seiner Filme ausgezeichnet. Hofmann, der als Mit-Erfinder des „TV-Event-Movie“ gilt, betonte, dass der Wert der Werbung für aufwendige Fernsehfilme nicht hoch genug einzuschätzen sei. (dpa) Die beliebte ARD-Serie „Der Dicke“, deren Hauptdarsteller Dieter Pfaff vor rund einem halben Jahr gestorben ist, geht unter dem neuen Namen „Die Kanzlei“ weiter. Die Dreharbeiten werden Ende Oktober fortgesetzt. „Nach dem plötzlichen Tod von Dieter Pfaff im März 2013 hatten wir eine sehr schwere Entscheidung zu fällen“, so der WDR. Pfaff sei als Anwalt Gregor Ehrenberg Drehund Angelpunkt des Formats gewesen. Man wolle die Serie „in seinem Sinne“ fortsetzen. (dpa) präsentiert Landmaschinen früher und heute 12 8 Es besteht aus Haspel, Schneidwerk und Einzugsschnecke 2 Ein Schrägförderer befördert das Erntegut zum … 5 3 1 3 Dreschaggregat. Es besteht aus dem Dreschkorb und der Dreschtrommel, die sich mit hohem Tempo dreht. Der Spalt zwischen Trommel und Korb ist so eng, dass das Korn aus dem Stroh getrieben wird und durch die Korbmaschen fällt. 2 9 4 6 90 Prozent der Körner gelangen so direkt in die Reinigung, die das … 4 Gebläse übernimmt. Der Rest läuft zur Abscheidung auf den … 5 Hordenschüttler, der nicht vollständig ausgedroschene Ähren vom Stroh trennt. Über mehrere Siebe gelangt das Korn nach unten in die … QUELLE: JOHN DEERE, MANNHEIM, SÜDKURIERGRAFIK: STELLER 6 Kornschnecke, von wo es wie in einem Aufzug nach oben in den … 7 Korntank befördert wird, der während der Fahrt über das … 8 Abtankrohr auf einen Traktor-Wagen entleert werden kann. 9 Strohhäcksler. Er zerkleinert das Stroh, das auf den Acker fällt Click! 15 SÜDKURIER NR. 243 | MP SAMSTAG, 19. OKTOBER 2013 S AÜ M D KS U T ARGI E, R1 9N. RO. K2T4O3B |E RM P2 0 1 3 Click! 15 Mähdrescher New Holland CX 8050 Fertigung: seit 2001 in Zedelgem, Belgien Motor: 6-Zylinder-Diesel Leistung: 367 PS (270 kW) Gewicht: 12,8 Tonnen (ohne Schneidwerk) Höchstgeschwindigkeit: 30 km/h (Straße) Inhalt des Korntanks maximal: 9000 Liter (entspricht etwa dem Ertrag eines Hektars) Preis: 250 000 Euro 6 6 7 5 8 3 4 9 3 Der Messerbalken am Schneidwerk arbeitet wie eine Heckenschere. Eine Klinge bewegt sich schnell hin und her. 4 Dabei werden an den Kanten der hervorstehenden Finger die Halme abgeschnitten. 10 10 5 Die Ährenheber sorgen dafür, dass auch Halme, die wegen Nässe am Boden kleben, geschnitten werden. 9 Die geschnittenen Halme werden ohne dass das Schneidwerk wie früher durch die drehende Haspel und die mühsam gewechselt werden muss. Nur daran befestigten Zinken auf die . . . Mais benötigt ein spezielles Schneidwerk. Bei diesem Modell ist das Schneidwerk Einzugsschnecke gelegt. Sie rotiert rund 6 Meter breit. In den USA und Russwie eine Schraube und sortiert so land sind Schneidwerke bis zu 12 Meter die Halme zur Mitte hin, wo der . . . breit. Damit der Mähdrescher auf Straßen fahren kann, wird das Schneidwerk abgeSchrägforderer das Dreschgut hängt und hinter der Maschine oder von aufnimmt und Richtung Drescheinem Schlepper gezogen. Bei manchen apparat ins Innere befördert. Modellen ist es hydraulisch teilbar und wird gefaltet, damit es schmaler wird. Die Halmteiler trennen das Auf der Fahrerkabine befinden sich Schnittgut von dem Getreide, das Xenon-Scheinwerfer für die Nachtnoch stehenbleibt. Das Varioschneidwerk des Mähdreshers passt sich autoarbeit auf dem Feld, dazu drei Rundummatisch an die Länge der Halme an. Auch blinklichter. Das ganze Fahrzeug ist fast vier können verschiedene Ackerfrüchte wie Meter hoch und die Kabine ist nur über Getreide oder Raps geerntet werden, eine Leiter mit 6 Sprossen erreichbar. 6 6 8 9 77 9 3 14 transportiert, wo sie von einem Häcksler zerkleinert und zurück auf das Feld geblasen werden. Die Geschwindigkeit der Trommeln, Schüttler und Rotoren sowie weitere Einstellungen kann der Drescherfahrer vom Fahrersitz aus über Bordcomputer regeln. Der Computer zeigt etwa an, wie hoch der Anteil an Körnern ist, die mit dem Stroh aus der Maschine gefördert werden. Ist der Anteil zu hoch, muss der Fahrer die Drehzahl der Trommeln verändern. Die Körner fallen aus dem Dreschkorb auf Reinigungssiebe. Hier werden sie von Spelzen und kleinen Strohteilen getrennt. Ein Gebläse drückt Luft von unten durch die Siebe, sodass leichte Teile aufgewirbelt und aus dem Drescher getragen werden. Die Körner rutschen in eine Beförderungsschnecke, die sie in den Korntank transportiert. Dort bleiben sie, bis der Korntank gefüllt ist und die Ernte durch ein seitlich ausklappbares Rohr auf einen TreckerAnhänger umgeladen wird. Das Fassungsvermögen des Korntanks ist groß. Die Serie immer samstags 14. September: Landwirtschaft und Agrartechnik im Südwesten 21. September: Der Traktor früher 28. September: Der Traktor heute 5. Oktober: Die Aussaat heute 12. Oktober: Ernten/Dreschen früher Diese Ausgabe: Das Ernten heute 26. Oktober: Die Arbeit im Wald Alle Teile der Serie und Videos auf: www.suedkurier/landmaschinen Wie im modernen Traktor gibt es auch im Mähdrescher einen Multifunktionshebel, eine Art Joystick. Damit erledigt die rechte Hand fast alle Arbeitsschritte. Bei Vorschieben führt der Mähdrescher vorwärts, bei Ziehen rückwärts. Taste A: Der Korntank wird durch das Abtankrohr entleert. Das Getreide fließt in einem Anhänger; B: Das Abtankrohr wird ein- und ausgeschwenkt; C: Schalter für Not-Aus. Er schaltet alles im Mähdrescher sofort ab; D: Das Schneidwerk wird angehoben oder gesenkt. Zusätzlich kann die Querneigung des Schneidwerks an ein Gefälle angepasst werden; E: Die Haspel kann hoch und runter bzw. vor und zurück bewegt werden. Buchtipp: Einen Überblick von der Handarbeit zu Hightech auf dem Acker bietet der Band „100 Jahre Landtechnik“, DLG-Verlag, 288 Seiten, 34,90 Euro. Der kann bis zu 12 000 Liter sammeln. Die ganzheitliche Betrachtung aller Arbeitsabläufe und Maschinen, von der Bestellung bis zur Ernte, sieht auch Christoph Götz als wichtige Zukunftsaufgabe. „Das Entwicklungsziel in der Landtechnik ist es, noch nachhaltiger zu arbeiten“, sagt Götz. Moderne Erntemaschinen tragen schon jetzt dazu bei. Wo Kühe Körperpflege haben Wenn ein landwirtschaftlicher Familienbetrieb bestehen soll, muss er innovativ sein. Das gilt auch für den Traber-Hof VON ALEXANDER MICHEL ................................................ Moderne Bauernhöfe liegen selten an einer Bundesstraße oder einer Ortsdurchfahrt, denn sie brauchen Platz für Ställe, Scheunen, Hallen und BiogasBehälter. Daher sind Laien erstaunt, wenn sie einen großen Hof abseits der Fahrwege aufsuchen, der sich als hoch innovativer Betrieb darstellt. Dazu gehört auch der Hof der Familie Traber im Hegau-Flecken Mühlingen-Hecheln. Ins Auge fällt die Strom-Ernte mittels dächer-großer Photovoltaik-Felder. Sie wurden errichtet, um den Hof komplett mit Eigenstrom zu versorgen. Die Biogas-Anlage fügt sich in dieses grüne Ensemble ein. Dass viele Landwirte ein Standbein als „Energiewirt“ ausgebil- Juniorchef Markus Traber (35, links) mit dem Azubi Mischa Koch (19) vor der neuen 24-Stunden-Milchtankstelle. B I L D: MI C H E L det haben, wird hier greifbar. Inzwischen werden zwölf Haushalte und ein benachbarter Schweinestall mit Wärme versorgt. Sie stammt aus der BiogasAnlage, die die Gülle von Fleckvieh und Schweinen des Nachbarhofs aufnimmt. Im Gegenzug gibt es Energie, die zwei Blockheizkraftwerke antreibt. Die im Schnitt 70 Milchkühe haben es 13 11 auf dem Hof bequem. Im neuen Stall können sie laufen, wohin sie wollen: Zu einer rotierenden Bürste zwecks Körperpflege etwa oder zum Melkroboter. Auf den ist Junior-Chef Markus Traber stolz: „Die Kühe haben rund um die Uhr die Gelegenheit zum Melken zu gehen“, sagt Traber. Niemand muss mit der Hand ein Melkzeug ans Euter andocken. Ein Roboter-Arm erledigt die Arbeit, während andere Kühe warten. Dank Technik lässt sich der Hof als Familienbetrieb führen, ein Lehrling wird ausgebildet, Praktika sind möglich. 100 Hektar Grünland und Ackerfläche werden bewirtschaftet. Es wachsen neben Weizen, Gerste und Hafer auch Silomais, Kleegras und – ein neues Projekt seit 2011 – Wildpflanzen. „Die ökologischen Vorteile sind unstrittig“, sagt Markus Traber. Ob diese Saat auch wirtschaftlich ist, wird jetzt getestet. Zu Technik und Projekten des Hofs: www.bauernhof-traber.de B D E 12 Linker gelber Knopf ziehen: Schneidwerk aktiviert; Drücken schaltet ab (wenn ein Hase oder ein Hindernis auftaucht); rechter Knopf: gezogen läuft das Dreschwerk, Drücken schaltet es ab. A C 11 13 12 Auf dem TouchscreenMonitor des Bordcomputers kann der Fahrer zwischen mehreren Bedienmenüs wählen. Auf dem Bild: der aktuelle Zustand und die Leistung aller Aggregate und Baugruppen. Ein anderes Menü zeigt Tagesprotokolle der geleisteten Arbeit (Ackerfläche, Ertrag). Alle Daten können versendet werden. Am oberen Kabinenrand (nicht sichtbar) hängt ein Monitor für 2 Rückfahrkameras. 14 15 15 Breite Unterarmlehne BIL D E R : S A B INE T ES CHE Beim Ernten drückt der Bauer aufs Gas ➤ Arbeit: Die gibt es für Mähdrescher in Deutschland zuhauf. 89 000 Maschinen sind angemeldet. Das ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass ein Mähdrescher schnell 250 000 Euro kosten kann. Viele Landwirte leisten sich daher keinen eigenen, sondern beauftragen einen unabhängigen Lohndrescher oder schließen sich einem Maschinenring an. ➤ Hersteller: Marktführer in Europa ist Claas, der die Mähdrescher in Harsewinkel (Niedersachsen) baut. Ein weiterer deutscher Hersteller ist Deutz-Fahr. Zu den Großen gehören John Deere (USA), New Holland (Belgien), Case IH (USA/Italien) und die amerikanische AGCO-Gruppe mit Massey Ferguson und der zugekauften Marke Fendt in Marktoberdorf. ➤ Technik: Die Motoren der Mähdrescher haben zwischen 300 und 550 PS. Sie werden gebraucht, damit die 15 bis 20 Tonnen schwere Maschine zeitgleich fahren und dreschen kann. Pro Stunde können sie zwischen vier und sechs Hektar abernten. Pro Tag fahren große Mähdrescher 500 bis 600 Tonnen Getreide ein. Ein Korntank, der bis zu 12 000 Liter fasst, kann mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 Litern pro Sekunde entleert werden. Zum Ernten ist Trockenheit notwendig. Es muss also viel Korn in kurzer Zeit gedroschen werden ➤ Spezialisten: Erntemaschinen gibt es nicht nur für Getreide, sondern auch für Zuckerrüben, Kartoffeln, Erbsen, Mais und Gras. Die Technik ist speziell auf die Feldfrüchte ausgelegt. Im Sommer fahren die Mähdrescher. Mais wird vorwiegend gegen Ende des Sommers und im Herbst gehäckselt und Rübenroder kann man etwa von Oktober bis Dezember auf den Feldern beobachten. ➤ Zukunft: Videotechnik soll Bäume oder andere Hindernisse erkennen und das Fahrzeug selbstständig vorbeilenken. Sind mehrere Maschinen auf einem Feld, sollen sie sich per Funk abstimmen können. (cm) 13 14 Leben und Wissen S AÜ M 14 D KS U T ARLeben GI E, R2 6N.R O. K2T4O9B|E M R P2und 013 Wissen Tipps und Trends DER KALENDERSPRUCH „Die vielen Bäume und die wenigen Menschen – die machen den Wald so schön.“ Otto Weiss, österreichischer Musiker und Feuilletonist, 1849–1915 ........................................................................................... NAMENSTAGE Samstag: Crispin, Krispin, Ludwig, Daria, Lutz, Luise, Margareta, Arnold Sonntag: Wolfhard, Klara, Sabina, Manfred, Christa ........................................................................................... DIE FALLERS Die neue Rätselfrage Lieblingskuh Gerda ist und bleibt verschwunden. Was vermutet Leni hinter dem mysteriösen Verschwinden Gerdas? Das ist die neue Rätselfrage zur Fallers-Sendung am morgigen Sonntag, 27. Oktober. Ihre Antwort schicken Sie an: SÜDKURIER Medienhaus, Redaktion „Leben und Wissen“, Stichwort „Die Fallers“, MaxStromeyer-Str. 178, 78467 Konstanz. Per Fax: 07531/999-1500. Per Mail: Heimat-Preis@suedkurier.de. Alle Monatsgewinner treffen bei einer SWRBesichtigung in Baden-Baden einen Fallers-Schauspieler. (bea) GESUNDHEIT Rückruf für Chargen des Insulinpräparats „NovoMix 30“ Die deutsche Arzneimittelzulassungsbehörde hat vor der Verwendung der Chargen CP50393, CP50749 und CP50902 des Insulinpräparats „NovoMix 30 FlexPen“ des Herstellers Novo Nordisk gewarnt. „Für die betroffenen Patienten besteht das Risiko einer Über- oder Unterdosierung“, teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mit. „Diese kann zu einer möglicherweise lebensgefährlichen Über- oder Unterzuckerung führen.“ Der Insulin-Gehalt weicht in sehr seltenen Fällen von der vorgesehenen Dosis ab. Die betroffenen Chargen werden EU-weit zurückgezogen. Allein in Deutschland verwenden Hunderttausende Menschen das Insulinpräparat. Von dem Herstellerfehler sind in Deutschland etwa 1000 Spritzen betroffen. (dpa) AUTO Waschstraßen besser als feste Portalanlagen Waschstraßen reinigen Autos einem Test zufolge generell besser als die technisch einfacheren Portalanlagen. In einer aktuellen Untersuchung brachten es Waschstraßen auf eine Durchschnittsnote von „gut“. Portalanlagen, die an vielen Tankstellen stehen, erreichten hingegen nur „ausreichend“. Insgesamt testete der ADAC 150 Anlagen unterschiedlicher Bauart. Testingenieure präparierten Autos mit Schmutz und analysierten das Ergebnis nach der Wäsche an kritischen Stellen wie den Seitenspiegeln oder den Türgriffen. Für das bessere Abschneiden der Waschstraßen ist deren insgesamt aufwändigerer Service – aber auch teurerer – verantwortlich. (AFP) .......................................................................................... DER BIBELSPRUCH „Gott, der Herr, ließ aus dem Ackerboden allerlei Bäume wachsen, verlockend anzusehen und mit köstlichen Früchten, in der Mitte des Gartens aber den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.“ Genesis 2,9 Gewinnzahlen Eurojackpot 5 aus 50: 9, 25, 39, 41, 46 Eurojackpot 2 aus 8: 2, 8 Keno: Ziehung vom 25.10.2013: 1, 3, 7, 8, 10, 12, 13, 14, 23, 24, 25, 32, 36, 37, 46, 55, 59, 62, 68, 69 Plus 5: 71959 (Alle Angaben ohne Gewähr) Die günstigsten Inlandstelefontarife (Anbieter mit Netzkennzahl · Minutenpreis in Ct. · Taktlänge in Sek.) Zeit Ortsgespräch Zeit Deutschland 0-12 01038 · tellmio · 1,28 · 60 01028 · Sparcall · 1,37 · 60 0-10 01088 · 01088telecom · 0,99 · 60 01038 · tellmio · 1,09 · 60 12-15 01038 · tellmio · 1,28 · 60 01097 · 01097telecom · 1,29 · 60 10-12 010052 · 010052telecom · 0,58 · 60 01088 · 01088telecom · 0,99 · 60 15-19 01038 · tellmio · 1,28 · 60 01097 · 01097telecom · 1,29 · 60 12-18 01088 · 01088telecom · 0,99 · 60 01038 · tellmio · 1,09 · 60 19-21 01013 · Tele2 · 0,6 · 60 01052 · 01052 · 0,62 · 60 18-19 010052 · 010052telecom · 0,5 · 60 01038 · tellmio · 1,09 · 60 21-24 01013 · Tele2 · 0,6 · 60 01052 · 01052 · 0,62 · 60 19-24 01013 · Tele2 · 0,42 · 60 010052 · 010052telecom · 0,44 · 60 Wochenende und Feiertage 0-19 01088 · 01088telecom · 1,19 · 60 01038 · tellmio · 1,36 · 60 0-19 01088 · 01088telecom · 0,77 · 60 01038 · tellmio · 0,98 · 60 19-21 01052 · 01052 · 0,68 · 60 01070 · Arcor · 0,75 · 60 19-21 01070 · Arcor · 0,43 · 60 010052 · 010052telecom · 0,44 · 60 21-24 01028 · Sparcall · 0,57 · 60 01052 · 01052 · 0,68 · 60 21-24 01070 · Arcor · 0,43 · 60 010052 · 010052telecom · 0,44 · 60 Mobilfunk: 01038 (2,02 Cent); 01011 (2,03 Cent); Österreich: 010018 (0,98 Cent); 01069 (1,61 Cent); Schweiz: 01069 (1,31 Cent); 010088 (1,68 Cent); Italien: 010088 (1,04 Cent); 01069 (1,17 Cent); Türkei: 01052 (2,62 Cent); 010088 (2,74 Cent); USA: 010088 (0,88 Cent); 01069 (0,96 Cent) Frankreich: 01069 (0,84 Cent); 010088 (1,24 Cent); Großbritannien: 010088 (0,77 Cent); 01069 (0,96 Cent); Spanien: 010018 (0,88 Cent); 01069 (1,17 Cent); Griechenland: 010088 (0,94 Cent); 01069 (1,33 Cent); Polen: 01069 (1,27 Cent); 010088 (1,39 Cent); Rumänien: 01069 (1,58 Cent); 010088 (1,98 Cent); Australien: 01097 (1,43 Cent); 010052 (1,46 Cent); Kroatien: 010088 (1,38 Cent); 01069 (1,49 Cent); Portugal: 010018 (0,96 Cent); 01069 (1,46 Cent) Allgemeine Hinweise: Alle Anbieter sind gesetzlich zur Tarifansage verpflichtet. Wir listen nur Anbieter, die über mehrere Stunden hinweg denselben Preis und minutengenau abrechnen. Ortsgespräche sind nur Telefonate zwischen Anschlüssen mit der gleichen Ortsvorwahl. Das so genannte Call-by-CallVerfahren funktioniert nur mit einem Anschluss der Deutschen Telekom. Mehr Informationen und Tarife unter www.teltarif.de. Nächste Tarifübersicht voraussichtlich am 9. November 2013 präsentiert Landmaschinen früher und heute 14 SÜDKURIER NR. 249 | MP SAMSTAG, 26. OKTOBER 2013 Der Waldarbeiter mit acht Rädern SÜDKURIER-Serie zu Landmaschinen früher und heute Teil 7 und Schluss: Auch in den Wäldern der Region sind vollautomatische Holzernter im Einsatz VON CHRISTIAN MÜHLHAUSEN ................................................ Wald – Naturraum, Erholungsort, Arbeitsplatz, Wasserspeicher, Rohstofflieferant. Doch die Wahrnehmung des Waldes hat sich verändert. Als Lieferant für Holz als wichtigsten Bau- und Brennstoff sowie als Weidefläche für Rinder und Schweine war er lange Zeit von hoher Bedeutung. Heute wird der Wald vor allem als Ort der Erholung angesehen und für seinen Beitrag zum Klima- und Naturschutz geschätzt. Aber die Forstwirtschaft prägt den Wald abseits der Wanderwege nach wie vor, wenngleich Axt und Säge von moderner Technik abgelöst wurden. Seit jeher nutzen die Menschen den Wald, um Holz zu gewinnen. Vor der Entwicklung motorisierter Sägen wurden Bäume in Handarbeit gefällt. Mit Äxten und großen Handsägen, die von zwei Männern geführt werden mussten, rückten die Waldarbeiter den Bäumen zu Leibe und setzten sich großen Gefahren aus. Reisig und Äste wurden abgetrennt und von den Frauen als Feuerholz in Kiepen auf dem Rücken nach Hause geschleppt. Pferdegespanne zogen die Stämme aus dem Forst. Diese Arbeitstechniken veränderten sich kaum, bis in den 1930er-Jahren mit der Zweimann-Motorsäge eine 50 Kilo schwere Revolution einsetzte. Breit durchsetzen konnte sich diese Technik jedoch erst 30 Jahre später mit der Entwicklung der Einmann-Motorsäge. Das Hamburger Unternehmen Dolmar, benannt nach einem Berg, auf dem die Sägen getestet wurden, wagte sich als erstes an den serienmäßigen Bau der Motorsägen. Weitere namenhafte Hersteller der ersten Stunde waren Solo in Sindelfingen und Stihl in Waiblingen. Mit den grimmigen Apparaten wurde neue Schutzbekleidung notwendig. Zunächst arbeiteten die Waldarbeiter nur mit Helm und Schnittschutzschuhen, später kamen Schnittschutzhosen und –handschuhe sowie ein Gehörschutz dazu. Die Pferde verschwanden nach und nach, Traktoren und Zugmaschinen kamen. Die Stundenleistung bei der Holzerntearbeit stieg um das Drei- bis Zehnfache. Moderne Arbeitsgeräte haben heute einiges zu bieten: „Spezielle Steuerungselektronik sorgt dafür, dass die Motorsägen immer optimal eingestellt sind. Das steigert die Leistung und spart Kraftstoff“, sagt Peter Harbauer vom Kompetenzzentrum für Waldarbeit und Forsttechnik in Groß Umstadt. Seit den 1990er-Jahren hat sich die Holzernte erneut stark gewandelt. Jetzt Rückezug John Deere 1110E Baujahr: seit 2008 Fertigung: John-Deere-Werk Joensuu in Finnland Motor: 6-Zylinder-Turbodiesel mit 183 PS (136 kW) Gewicht: 17,3 Tonnen Zuladung: 12 Tonnen Preis: 300 000 Euro 1 2 1 Ein Rückezug (Englisch: Forwarder) holt Baumstämme aus dem Wald. Das Holz wird im Rungenkorb abgelegt. 2 Die Reifen sind besonders breit, damit sich das Gewicht von Fahrzeug und Holz gut verteilt und keine tiefen Spurrillen im weichen Waldboden entstehen. Die Serie immer samstags 14. September: Die Landwirtschaft und Agrartechnik im Südwesten 21. September: Der Traktor früher 28. September: Der Traktor heute 5. Oktober: Die Aussaat heute 12. Oktober: Ernten/Dreschen früher 19. Oktober: Ernten/Dreschen heute Diese Ausgabe: Die Arbeit im Wald Alle Teile der Serie mit Videos auf: www.suedkurier/ landmaschinen wird mit Spezialmaschinen – so genannten Vollerntern und Rückezügen – im Wald gearbeitet. Die imposanten Maschinen werden auch Harvester genannt (von englisch to harvest: ernten). Sie wurden ursprünglich im waldreichen Skandinavien entwickelt. „In so einer High-Tech-Maschine steckt mehr Technik als in einem Jumbo Jet“, erklärt Harbauer. Die gefährliche Waldarbeit sei durch die Harvester viel sicherer geworden. Geschützt in einer klimatisierten Kabine erledigt ein Maschinenführer die Baumfällung über einen Joystick mit nur wenigen Handgriffen. Große, umweltschonende Motoren treiben die Spezialfahrzeuge an. „Jede moderne Forstmaschine würde heute die grüne Plakette bekommen. Und es gibt bereits Voll-Hybrid-Maschinen“, so Harbauer. Waldarbeit ist eine Daueraufgabe, denn die Waldbestände werden alle fünf bis zehn Jahre durchforstet. Dabei werden die minderwertigen Bäume gefällt, damit die guten, gerade gewachsenen Bäume hoch und dick werden. Bei Auch für Pferde gibt es einen Job Die Arbeit im Wald besteht nur zum Teil im Holzfällen. Schonungen müssen gepflegt werden, damit junge Bäume wachsen VON ALEXANDER MICHEL ................................................ Victor Jäger (50) ist mit Leib und Seele Forstwirt. Das erkennt man nicht nur am reich bestückten Maschinenpark in den Hallen seines Betriebs im Deggenhausertal, sondern auch an der nahegelegenen Pferdekoppel. Dort stehen zwei breitschultrige Tiere und grasen. „Die setzte ich hin und wieder zum Ziehen von Baumstämmen ein“, sagt der Forstwirt Jäger, räumt aber ein, dass die Pferde weniger zur Arbeit als zum Hobby dienen. Denn Futter wächst reichlich auf Jägers Weide. Und so fällt es Victor Jäger nicht schwer, eine alte Tradition – das Holzrücken mit Pferden – am Leben zu erhalten. Im Alltag indes müssen andere ran: Die Holzfassade des Wohnhauses von Victor Jäger in Deggenhausertal. Maschinen, die schnelles und effizientes Arbeiten erlauben. „Vorwiegend im Winter – das ist unsere Saison“, sagt der Forstexperte. Im Sommer sind er, sein Bruder Friedrich (48) und seine neun Mitarbeiter hauptsächlich mit der Pflege der Waldbestände beschäftigt. Das heißt: Das Ausmähen der Schonungen von unerwünschtem Bewuchs, damit die Baumsetzlinge ungehindert wach- sen können. Dazu kommt der Bau neuer sowie die Reparatur alter Wege, Baumpflege, Mulcharbeiten und das Anlegen von Drainagen, die Wasser dort ableiten, wo es nicht erwünscht ist. Victor Jäger besitzt selbst zwar zehn Hektar Wald, doch dessen Holz würde ihm kein Auskommen sichern. Mehr Arbeit wartet in den umliegenden Gütern namhafter Waldbesitzer – etwa der Adelshäuser Fürstenberg und Baden. 15 000 Festmeter jährlich werden durch Jägers Maschinen geerntet und rund 100 000 Jungpflanzen in Schonungen gesetzt, auch das mit einer Spezialmaschine. Darunter ist nicht nur die schnell wachsende Fichte – das deutsche Bauholz schlechthin – sondern auch die später einmal riesige Douglasie aus Amerika, die Roteiche und der Bergahorn. Für die nächsten Generationen bleibt also genug zu tun. (mic) Was der Betrieb alles macht: www.victor-jaeger.de Leben und Wissen 15 SÜDKURIER NR. 249 | MP SAMSTAG, 26. OKTOBER 2013 S AÜ M D KS U T ARGI E, R2 6N.R O. K2T4O9B|E M R P2 0 1 3 Leben und Wissen 15 7 6 8 3 6 Ist im Bordcomputer der RückfahrMonitor aktiviert, zeigt er das Bild der Heck-Kamera. So weiß der Fahrer, was hinter dem fast 10 Meter langen Fahrzeug vorgeht. Das erhöht die Sicherheit. 4 3 8 Die Hände hat der Fahrer an den beiden schwarzen Steuereinheiten links und rechts. Wie mit einem Joystick wird der Kran bewegt. Mit dem linken Stick wird er ein- und ausgeschwenkt, mit dem rechten auf und ab bewegt. Ein Wippschalter am Joystick öffnet oder schließt die Zange. In den Schalterleisten auf den Arbeitspanels liegen Tasten für Beleuchtung, Lüftung und weitere Fahrzeugtechnik. 4 Die drehbare Zange packt bis zu drei Stämme und legt sie auf den Rungenkorb. Der Greifer kann durch einen Fällgreifer ausgetauscht werden, der Bäume absägt. Dann wird aus dem Rückezug ein Harvester (engl.: Erntemaschine). . . . entastet und in Stücke geschnitten. Dabei bewegen hydraulisch angetriebene Vorschubräder den Stamm durch den Arbeitskopf. Entastungsmesser glätten die Oberfläche und die Noppen auf den Vorschubwalzen entrinden das Holz. Der Stamm wird vom Rückezug aufgelesen und mit weiterem Holz zum Polderplatz gebracht. Dort übernehmen die Lkw. Rückepferde – hier ein Haflinger – können selbst zentnerschwere Lasten mühelos aus dem Wald ziehen. Holzrücken mit Pferden wird zwar nur noch selten praktiziert. Doch es eignet sich vor allem dort, wo schwere Maschinen nicht hinkommen. Zudem wird der Waldboden nicht belastet. BILD ER: D PA Gesteuert wird das Fahrzeug mit nur einem Finger der linken Hand durch den kleinen schwarzen Richtungshebel. 9 Der Kran ist bis zu 10 Meter lang und kann um 360 Grad geschwenkt werden. Dabei dreht sich die Kabine automatisch mit, sodass der Fahrer immer sieht, was er tut. Die Hochsaison der Holzernte ist im Winter. Auf dem Bild hat der Fällgreifer (auch Fällkopf genannt) des Harvesters einen Stamm umklammert. Die im Arbeitskopf integrierte Kettensäge durchschneidet den Stamm. Er wird danach um 90 Grad gekippt . . . 10 Der Arbeitsplatz im Rückezug hat kein Lenkrad. Die Hände sind frei für die Kran-Arbeit. An früher erinnert nur das Gaspedal. den Durchforstungen fahren die Holzernter selbst an steilen Hängen mit breiten, bodenschonenden Reifen. Sie bewegen sich auf Schneisen, die sich mit einem Abstand von 20 Metern durch den Wald ziehen. Von dort aus greifen sie mit einem bis zu elf Meter langen, hydraulisch gesteuertem Arm nach den Stämmen. Der Greifkopf umfasst sie wie eine Zange und trennt ihn mit einer vorn befestigten Kettensäge ab. In einem Arbeitsgang entastet der Harvester den Stamm und sägt ihn auf die gewünschte Länge – je nach Qualität und Kundenwunsch. Gleichzeitig wird das Holz vermessen und diese Daten in einem Bordcomputer gespeichert. Anhand des Protokolls wissen Waldbesitzer und Maschinenführer am Ende des Tages immer, wie viele Bäume gefällt und wie viel Holz geerntet wurde. Das an der Schneise abgelegte Holz wird später von sogenannten Rückezügen (engl.: Forwarder) gesammelt. Mit dem Greifarm heben sie die Stämme auf ihren Anhänger. Von dort geht es zur 7 9 9 10 Der Bordcomputer ersetzt das Armaturenbrett und kann viel mehr. Hier werden Drehzahl und km/h eingeblendet. Oder das Menü wird zum Büro, mit dem man ein Arbeitsprotokoll führen kann. 5 nächsten Waldstraße, wo Holzlaster die Stämme aufladen. Manchmal wird auch das dünne Kronenholz genutzt. Große Hackmaschinen, die bis zu einem halben Meter dickes Holz verarbeiten können, verwandeln das Material zu Holzhackschnitzel – ein natürlicher, nachwachsener Brennstoff, der besonders in größeren Holzheizanlagen zum Einsatz kommt. Die Waldarbeiter-Romantik vergangener Tage ist vielerorts vorbei, die Technik dominiert im Wirtschaftsforst. Vollkommen ersetzt werden kann der Holzfäller nicht. Besonders in extrem steilen, unerschlossenen Lagen oder in Bergwäldern, zur Fällung von dicken, mehr als 100-jährigen Laubbäumen, oder wenn wertvolles Holz, das begehrtes Furnier abwirft, ein besonderes Fällverfahren erfordert, ist der Mensch unersetzbar. Selbst das Rückepferd von früher ist noch heute in den Wäldern anzutreffen – etwa auf besonders sensiblen, feuchten Waldböden oder dort, wo die Maschine nicht ernten kann. Die Kabine ist voll verglast und bietet einen Rundumblick. Sie ist drehbar und auch selbstnivellierend, das heißt: auch wenn das Fahrzeug schräg am Hang steht, bleiben Kabine und Fahrer in der Waagerechten. Radio und Klimaanlage gibt es auch an Bord. An den steilen Hängen des Deggenhausertals müssen Fichten mit der Motorsäge gefällt werden. SÜDKURIER-Redakteur Alexander Michel (li) mit Forstwirt Victor Jäger (50). Am Steuer des Rückezugs oben: Friedrich Jäger (48). BIL D E R : SABINE T ES CHE Der Wald ist ein bedeutender Wirtschaftsraum ➤ Holzernte: Vor allem in Schweden und Finnland werden die Maschinen zur Holzvollernte (Harvester) seit den frühen 1980er-Jahren eingesetzt. Mittlerweile ist dort die gesamte Holzernte hochmechanisiert. In Mitteleuropa arbeiten die Harvester einen Anteil zwischen 30 und 50 Prozent des Einschlagsvolumens auf – Tendenz steigend. In Deutschland wurden sie erstmals in großem Umfang zur Aufarbeitung der Windwürfe durch die Orkantiefs „Vivian“ (Februar 1990), „Wiebke“ (März 1990) und „Kyrill“ (Januar 2007) eingesetzt. Seither nimmt der Anteil der Holzvollernter am Einschlagsvolumen beständig zu. In Nordamerika werden aufgrund der Holzdimension „Fällersammler“ eingesetzt, die mit ihren deutlich größeren Fällköpfen Bäume bis zu einem Durchmesser von einem Meter fällen können. Ein weiteres Einsatzgebiet sind tropische Plantagen. Rückemaschinen zum Transport im Wald heißen „Forwarder“. ➤ Hersteller: In Deutschland bauen Atlas Kern/Impex und HSM (Hohenloher Spezialmaschinenbau) Harvester und Forwarder. In Schweden sind mehr Hersteller angesiedelt: Valmet (gehört heute zum japanischen Konzern Komatsu), Eco Log, Rottne, Ponsse und Gremo. In den USA dominiert John Deere (ehemals Timberjack) den Markt. Daneben baut auch der bekannte Baumaschinen-Hersteller Caterpillar Harvester. ➤ Wälder: Etwa ein Drittel Deutschlands ist mit Wald bedeckt (in BadenWürttemberg 38 Prozent). Davon entfallen 44 Prozent auf Privatbesitz, 32 Prozent sind Staatswald, 19 Prozent gehören öffentlichen Körperschaften (z.B. Gemeinden und die Kirchen), fünf Prozent sind Treuhandwald. Vor allem im 19. Jahrhundert wurden große Flächen wieder aufgeforstet, doch der Wald wächst noch immer – jährlich um rund 3500 Hektar. Grund ist die Wiederaufforstung von nicht mehr genutzten Wiesen und Äckern. ➤ Hölzer: In Deutschland werden 76 verschiedene Baumarten gezählt. Die häufigsten sind Fichte (28 Prozent), Kiefer (24 Prozent), Buche (15 Prozent) und Eiche (10 Prozent). Diese Arten machen mehr als drei Viertel allen Waldbestandes aus. Deutschland verfügt mit 3,4 Milliarden Kubikmeter (Festmeter) über die größten Holzvorräte in Mitteleuropa. Jährlich wachsen etwa elf Kubikmeter pro Hektar nach. Auf die gesamte Waldfläche hochgerechnet entspricht das 110 Millionen Kubikmeter Holz pro Jahr. Der gesamte Holzbedarf in Deutschland liegt bei 90 Millionen Kubikmeter jährlich. 60 Prozent des Bedarfs werden nachhaltig in deutschen Wäldern geschlagen. Die übrigen 40 Prozent werden importiert, vorwiegend aus Skandinavien und Russland. Der Bau von Pellet-Heizungen und Kaminöfen hat die Nachfrage nach Holz gesteigert. Der Preis pro Ster gespaltenes Brennholz ist auf rund 90 Euro gestiegen. (cm/mic) 15 Ein Produkt aus dem SÜDKURIER Medienhaus www.suedkurier.de | November 2013 SÜDKURIER GmbH, Max-Stromeyer-Straße 178, 78467 Konstanz