Kommt, denn es ist alles bereit!
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Kommt, denn es ist alles bereit!
OKULI 2014 Materialien für Gemeindearbeit „Kommt, denn es ist alles bereit!“ Foto: CBM Textauslegungen zu Lukas 14,15-24 Pastor Renke Brahms CBM-Okuli2014_1946.indd 1 Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler Kabarettist Eckart von Hirschhausen 10.12.13 10:56 Das große Abendmahl „Das große Abendmahl“ aus Lukas 14 Und der dritte sprach: Ich habe eine Frau genommen; darum kann ich nicht kommen. 20 Als aber einer das hörte, der mit zu Tisch saß, sprach er zu Jesus: Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes! 15 Und der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen herein. 21 Er aber sprach zu ihm: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein. 16 Und er sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist alles bereit! 17 Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da. 22 Und sie fingen an alle nacheinander, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. 18 Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde. 23 Und der zweite sprach: Ich habe fünf Gespanne Ochsen gekauft und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. 19 Denn ich sage euch, dass keiner der Männer, die eingeladen waren, mein Abendmahl schmecken wird. 24 Lutherbibel von 1984 Impressum CBM Deutschland e.V. Nibelungenstraße 124, 64625 Bensheim Albrechtstraße 10 Hof, 10117 Berlin www.cbm.de Konto 2020 Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 IBAN: DE46 3702 0500 0000 0020 20 BIC: BFSWDE33XXX Portraits Titel: Brahms: Roland Schiffler; Breit-Keßler: ELKB-Rost; Hirschhausen: Frank Eidel V.i.S.d.P.: Dr. Rainer Brockhaus, Dr. Peter Schießl · Das Logo und die Marke CBM sind rechtlich geschützt · Mit jeder Spende an die CBM helfen Sie, das Leben von Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Gebieten der Erde zu verbessern. Ihre Spende setzen wir für den von Ihnen angegebenen Zweck ein oder dort, wo sie am dringendsten gebraucht wird. · Ihre Daten werden durch die CBM erhoben und gemäß des evangelischen Datenschutzgesetzes elektronisch verarbeitet und genutzt, um Ihnen über Ihre Spenden eine Zuwendungsbestätigung zu erstellen. Zudem verwenden wir Ihre Kontaktdaten, um Sie weiter über die Arbeit der CBM schriftlich, telefonisch oder per E-Mail zu informieren. Ihre Daten werden nicht an Dritte zu Werbezwecken weitergegeben. Sie können dieser Nutzung Ihrer Daten für weitere Informationszwecke jederzeit widersprechen. 2 CBM-Okuli2014_1946.indd 2 10.12.13 10:56 @ 2014 Christoffel-Blindenmission Redaktion: Regina Karasch-Böttcher, Friederike Hofmann @ 2014 Christoffel-Blindenmission Ansprechpartnerin: Regina Karasch-Böttcher Tel.: (0 62 51) 1 31 - 2 97 Fax: (0 62 51) 1 31 - 2 99 E-Mail: okuli@cbm.de Inhalt Foto: CBM Impressum _________________________________ 2 Vorwort – Dr. Rainer Brockhaus ______________ 3 Blick auf den Text – Renke Brahms ____________ 4 Vorwort Das große Gastmahl – gelebte Inklusion – Susanne Breit-Keßler ________________________ 8 Liebe Freundinnen und Freunde der Christoffel-Blindenmission, Liturgische Texte – Rudi Saß_________________ 11 Gott lädt uns ein, sich mit ihm an einen Tisch zu setzen. Seine Einladung geht an alle – ausdrücklich an die „Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen“ (Lukas 14,21). Er macht keine Unterschiede, wir alle dürfen an seinem Tisch Platz nehmen. Miteinander essen, Gemeinschaft mit ihm und untereinander haben – auch mit den im Gleichnis genannten Menschen mit Behinderungen. Heute leben 80 Prozent von ihnen in Entwicklungsländern und sind aufgrund ihrer Behinderung von Armut bedroht. Armut wiederum erhöht das Risiko von Behinderung – ein Kreislauf. Aber wir können ihn durchbrechen! Praxisbausteine für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden zu Lk 14,16-24 – Wolfgang Lange ___________ 14 Die angesagteste Grillparty des Jahres – Gisela Matthes _________________ 19 Gemeindefest kulinarisch – Horst Lichter ____ 21 Heilen oder gesundmachen – ist das die Frage? – Bill McAllister __________________ 23 Alle zusammen an einem Tisch – Hinrich C. G. Westphal _____________________ 29 Das zeigt auch die Geschichte von Ngalula, einem Mädchen im Kongo, das aufgrund einer frühkindlichen Hirnschädigung nicht laufen kann. Weil ihre Familie sich keinen Rollstuhl leisten konnte, musste Ngalula zuhause bleiben statt zur Schule zu gehen. Erst die Gemeindehelfer von Elikya, einem CBM-Projektpartner, sorgten dafür, dass Ngalula einen Rollstuhl bekam. Jetzt besucht sie mit viel Freude die Schule und wird einmal ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können. Es reicht für alle – Dr. Eckart von Hirschhausen _ 31 Sinnenpark: Die Bibel mit allen Sinnen erleben – Annette und Lutz Barth ___________ 35 Angebot des Teams Kirche für Ihre Kirchengemeinde ____________________ 37 Unser Team Kirche _________________________ 38 @ 2014 Christoffel-Blindenmission @ 2014 Christoffel-Blindenmission Helfen Sie uns, den Kreislauf aus Armut und Behinderung zu durchbrechen. Nutzen Sie unsere Kollektenbitte auf der Rückseite dieses Heftes. Sie können mit Ihrer Gabe Leben verändern und Menschen wie Ngalula eine Zukunft schenken. Das hat Ihre Spende bewirkt _______________ 39 Kollektenvorschlag ________________________ 40 Für Ihre Hilfe bedanke ich mich jetzt schon! Und ich freue mich, wenn das neue Okuli-Magazin in Ihrer Gemeinde interessante Impulse gibt und zu anregenden Gesprächen beiträgt. finden Magazins rer s se ie d n h unse rialie Alle Mate Download-Bereic im Sie auch e unter: g a p e Hom Herzliche Grüße und Gottes Segen, Ihr kuli .de/o m b c . w w w Dr. Rainer Brockhaus – Direktor – 3 CBM-Okuli2014_1946.indd 3 10.12.13 10:56 Pastor Renke Brahms Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche Blick auf den Text Eine Einladung an alle Lukas 14,15-24 Auf diese Worte Jesu hin rief einer der Gäste ihm zu: „Glücklich, wer am Festmahl im Reich Gottes teilnehmen darf!“ 16Jesus antwortete ihm darauf ,mit einem Gleichnis’. Er sagte: „Ein Mann bereitete ein großes Festessen vor, zu dem er viele Gäste einlud. 17Als es dann soweit war, schickte er seinen Diener und ließ den Gästen sagen: ‚Kommt, alles ist bereit!’ 18Doch jetzt brachte einer nach dem anderen eine Entschuldigung vor. Der erste sagte: ‚Ich habe einen Acker gekauft und muss unbedingt hingehen und ihn besichtigen. Bitte entschuldige mich.’ 19Ein anderer sagte: ‚Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft und gehe sie mir jetzt genauer ansehen. Bitte entschuldige mich.’ 20Und ein dritter sagte: ‚Ich habe gerade erst geheiratet; darum kann ich nicht kommen.’ 21Der Diener kam zu seinem Herrn zurück und berichtete ihm das alles. Da wurde der Herr zornig und befahl ihm: ‚Geh schnell auf die Straßen und Gassen der Stadt und hol die Armen, die Behinderten, die Blinden und die Gelähmten herein!’ 22Bald darauf meldete der Diener: ‚Herr, was du befohlen hast, ist ausgeführt. Aber es ist noch mehr Platz vorhanden.’ 23Da befahl ihm der Herr: ‚Geh auf die Feldwege und an die Zäune und dränge ´alle, die du dort findest`, zu kommen, damit mein Haus voll wird! 24Denn eines sage ich euch: Von jenen Leuten, die ursprünglich eingeladen waren, wird keiner etwas von meinem Festessen bekommen.’“ Neue Genfer Übersetzung Eltern von Kindern mit einer Behinderung in Peru haben gemeinsam eine Bäckerei gegründet. 1. Gemeinsames Essen und Trinken spielen in der Bibel eine große Rolle. Gerade von Jesus wird immer wieder erzählt, wie er mit Menschen unterschiedlichster Herkunft und Meinung zusammen isst – sei es mit Zachäus, dem Zöllner, den Pharisäern oder mit seinen Jüngern. Dabei geht es nicht nur um eine im Orient selbstverständliche Gastfreundschaft und die soziale Bedeutung der Mahlgemeinschaften. Das Mahl ist auch ein Gleichnis 3. Von der Herausforderung erzählt der Kontext des Textes. Das 14. Kapitel des Lukasevangeliums beginnt mit dem gemeinsamen Essen am Sabbat im Haus eines Pharisäers. Als dort unerwartet ein wassersüchtiger Mensch auftaucht, ergibt sich sofort die Frage, ob dieser Mensch am Sabbat geheilt werden dürfe. Im Duktus der Botschaft Jesu, 4 CBM-Okuli2014_1946.indd 4 10.12.13 10:56 @ 2014 Christoffel-Blindenmission Foto: CBM/Telemans 2. Wenn im Gleichnis vom großen Abendmahl die „Armen, Behinderten, Blinden und Gelähmten“ zum Mahl eingeladen werden, bedeutet es, dass das Reich Gottes für alle Menschen offen steht und niemand ausgeschlossen ist oder ausgegrenzt werden darf. Dass das nicht selbstverständlich war und ist, zeigen der Kontext des Gleichnisses genauso wie die Erfahrungen vieler Menschen in unserer Zeit. Der Gedanke der Inklusion spielt heute eine wichtige Rolle, zeigt aber auch, wie viel auf dem Weg zu einer umfassenden Teilhabe aller Menschen noch zu tun ist. Deshalb ist das Gleichnis vom großen Abendmahl auch ein Spiegel, in dem wir uns heute betrachten können. Es ist eine Herausforderung und eine Ermutigung auf dem Weg zur Inklusion. @ 2014 Christoffel-Blindenmission Foto: Roland Schiffler für das Reich Gottes. So heißt es bei Jesaja: „Und der HERR Zebaoth wird auf diesem Berge allen Völkern ein fettes Mahl machen, ein Mahl von reinem Wein, von Fett, von Mark, von Wein, darin keine Hefe ist. Und er wird auf diesem Berge die Hülle wegnehmen, mit der alle Völker verhüllt sind, und die Decke, mit der alle Heiden zugedeckt sind. Er wird den Tod verschlingen auf ewig. Und Gott der HERR wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen und wird aufheben die Schmach seines Volks in allen Landen; denn der HERR hat‘s gesagt.“ (Jesaja 52,6f – Im Folgenden zitiere ich, wenn nicht anders angegeben, nach der Lutherbibel). Und im letzten Buch der Bibel heißt es: „Selig sind, die zum Hochzeitsmahl des Lammes berufen sind.“ (Offenbarung 19,9) Blick auf den Text Renke Brahms und es zeigt sich in den aktuellen Fragen und der Umgangsweise mit den „Armen, Behinderten, Blinden und Gelähmten“. Eine Vertröstung auf die Zukunft kann und darf es nicht geben. Es kommt darauf an, jetzt und hier im Sinne des Reiches Gottes zu handeln. dass der Mensch nicht um des Sabbats willen, sondern der Sabbat um des Menschen geschaffen wurde, heilt Jesus den Menschen und setzt damit das erste Zeichen einer umfassenden Teilhabe aller Menschen am gemeinsamen Leben. Der Gedanke wird dann weitergeführt in einem Gleichnis und einer weisheitlichen Rede über das Verhalten der Gäste bei der Einladung zu einem Mahl. Niemand soll sich für vornehmer halten als andere und sich nicht an den ersten oder obersten Platz setzen – oder legen, wie es bei den Festmahlen üblich war. Es könnte ja noch jemand höher Gestelltes kommen und der Gastgeber müsste dann jemanden nach unten setzen. Dieser Abschnitt endet mit dem Satz: „Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden.“ (Lukas 14,11) 6. Nun folgt das Gleichnis und dies beginnt mit der Einladung. Es war üblich, zunächst schriftlich einzuladen und dann kurz vor dem Mahl noch einmal mündlich daran zu erinnern. Der Gastgeber schickt seinen Knecht. Er wartet nicht einfach ab, er wird noch einmal aktiv, geht auf die Gäste zu. Die Komm-Struktur ist nicht der einzige Weg der Einladung. Dazu kommt die Geh-Struktur. Wer zum zweiten Mal eingeladen ist – kurz vor dem Ereignis – der kann eigentlich nicht mehr absagen. Das hätte schon vorher geschehen müssen. Nun heißt es: „Kommt, denn es ist alles bereit!“ Nicht umsonst ist diese Einladung auch in der Abendmahlsliturgie zu hören – nicht nur, weil es sich auch um ein Mahl handelt, sondern weil hier von der Fülle der Gaben erzählt wird. Alles ist da und bereit. Die Gnade Gottes ist die Fülle – wer sollte da ablehnen? 7. Umso erstaunlicher, unerhörter und unverständlicher sind die kurzfristigen Absagen. Für sich genommen sind die Gründe nachvollziehbar. Der Erste hat einen Acker gekauft und muss ihn besehen. Das muss er bei Tageslicht tun und möglicherweise 5. Das Gleichnis vom großen Gastmahl folgt nun dieser Linie des 14. Kapitels und erzählt noch einmal auf seine Weise von der Einladung Gottes. Die Verknüpfung mit dem vorhergehenden Abschnitt erfolgt durch zwei Seligpreisungen. In den Versen 13 und 14 heißt es: „Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein, dann wirst du selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir aber vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.“ Und in Vers 15 lautet es: „Als aber einer das hörte, der mit zu Tisch saß, sprach er zu Jesus: Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes!“ Ob dieser Pharisäer meint, er gehöre ja sowieso zu den Auserwählten und könne deshalb gleich über das Festmahl im Reich Gottes sprechen oder ob er ablenken möchte von der aktuellen Herausforderung, kann offen bleiben. Jesus jedenfalls verbindet Gegenwart und Zukunft mit dem folgenden Gleichnis miteinander. Das Reich Gottes ist schon mitten unter uns, es beginnt schon jetzt und hier Foto: CBM / Hartung @ 2014 Christoffel-Blindenmission @ 2014 Christoffel-Blindenmission 4. Entsprach dieser Gedanke noch den allgemein gültigen Gepflogenheiten und Regeln im Orient, so spitzt Jesus den Gedanken im folgenden Abschnitt (Verse 12 bis 14) noch einmal auf unübliche und dramatische Weise zu: Eigentlich entspricht es dem Reich Gottes, nicht die Freunde und Gleichgestellten oder -gesinnten einzuladen, sondern die „Armen, die Behinderten, die Blinden und die Gelähmten“. Hier nimmt Lukas den Gedanken der Umkehrung zugespitzt auf, die sein Evangelium bestimmen: Im Lobgesang der Maria heißt es: „Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.“ (Lukas 1,52f) und in den Seligpreisungen werden die Armen selig gepriesen (Lukas 6,20-23). Getreideernte in Äthiopien ist reine Handarbeit. 5 CBM-Okuli2014_1946.indd 5 10.12.13 10:56 Blick auf den Text Renke Brahms sofort, um die Chance nicht vorbeiziehen zu lassen. Der Zweite hat fünf Gespanne Ochsen gekauft. Das ist ein reicher Mann. Schon ein Gespann Ochsen stellt einen hohen Wert dar – fünf erst recht. Da muss man zuschlagen, wenn der Preis stimmt. Der Dritte hat geheiratet – und das hat natürlich Priorität. Seine Frau lässt man nicht allein. sanfter zu. Der Gastgeber wird zwar zornig, aber er denkt nicht an Vergeltung, er will nicht heimzahlen. Er sagt das Fest nicht ab. So kann man wohl den Fokus darauf legen, dass diejenigen, die absagen schlicht und einfach – aber folgenreich – andere Prioritäten setzen. Acker, Ochsen und Frau sind wichtiger als die Einladung. Unmittelbar nach dem Gleichnis folgt Jesu Rede über Nachfolge und Selbstverleugnung, in der es noch einmal auf die Spitze getrieben wird: „Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein. Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.“ (Lukas 14,26f) Die Frage nach den Prioritäten wird also verschärft, um gehört zu werden: Welche Prioritäten setzen wir? Merkwürdig ist an allen Gründen die Kurzfristigkeit der Absage. Es ist bei Auslegern aller Jahrhunderte viel über diese Gründe spekuliert worden. Allegorische Auslegungen haben die Gründe auf die jeweils ablehnenden Gruppen gegenüber dem christlichen Glauben bezogen. Andere Auslegungen heben den Reichtum hervor und vermuten hinter denen, die absagen, Bodenspekulanten und vom Reichtum hartherzig gewordene Menschen. In der Parallele im Matthäusevangelium (Die königliche Hochzeit, Matthäus 22,1-14) eskaliert die Handlung. Die Eingeladenen verachten die Einladung und töten sogar die Boten. Der Gastgeber schickt seine Heere aus, bringt die Mörder um und zündet die Städte an. Bei Lukas geht es deutlich 8. Der Gastgeber nach dem Lukasevangelium ist nicht nachtragend. Er lädt andere ein: „Arme, Behinderte, Blinde und Gelähmte“. Ganz im Sinne der Grundbotschaft Jesu und des besonderen Akzents Das etwas andere Kirchencafé Wollen Sie einmal nachempfinden, wie es ist, blind zu sein? Dann veranstalten Sie in Ihrer Gemeinde doch unser „etwas anderes Kirchencafé“. Unsere Spezialbrillen, die Grauen Star simulieren, machen aus einem gemeinsamen Essen ein besonderes Erlebnis. Die Teilnehmer erfahren, welche Schwierigkeiten schon ein- fache Dinge wie Kaffee einschenken bereiten können, wenn man nichts sieht. Mit den Fingern am oberen Rand der Tasse stellen Sie fest, wann sie voll ist. 6 CBM-Okuli2014_1946.indd 6 10.12.13 10:57 @ 2014 Christoffel-Blindenmission „Hast du die Kaffeekanne?“ – Miteinander reden hilft, wenn man nichts sehen kann. @ 2014 Christoffel-Blindenmission Fotos (2): CBM Heike Schmitutz von der CBM schickt Ihnen gerne unsere Broschüre und leiht Ihnen Schürzen und Brillen aus. Sie erreichen sie unter Telefon (0 62 51) 1 31 - 2 94. Blick auf den Text Renke Brahms sich rächen. Das gilt auch für die Kirche. Wir stehen vor der Herausforderung, als Kirche auf dem Weg Jesu zu sein und uns für alle Menschen zu öffnen. Ist unsere Kirche, sind unsere Gemeinden, sind wir persönlich wirklich offen und in der Lage, allen Menschen Teilhabe zu gewähren? Ja, es gibt gute Beispiele. In der Bremischen Evangelischen Kirche haben wir uns in den vergangen sechs Jahren mit dem Schwerpunktthema „Armut und Reichtum – gemeinsam für eine soziale Stadt“ beschäftigt. Viele Projekte sind entstanden: Schuldnerberatung für Jugendliche, Streetwork in benachteiligten Stadtteilen und eine Winterkirche, in der sich Menschen aus sehr unterschiedlichen Milieus begegnen. Wir haben noch viel zu lernen, wie wir Kirche nicht nur für die Armen, sondern mit den Armen sein können – eine Kirche, die allen Menschen mit ihren jeweiligen Bedürfnissen und Begabungen eine Heimat und Teilhabe bietet. des Lukasevangeliums werden die eingeladen, die am Rand der Gesellschaft stehen. Sie, die wegen ihrer Stellung nicht am religiösen und gesellschaftlichen Leben teilhaben können oder dürfen, werden nun an die Festtafel gesetzt. Sie nehmen die Einladung an – vielleicht, weil sie ahnen oder wissen, wie wertvoll diese Einladung ist, weil sie nicht die Satten sind, die schon alles haben. Bei ihnen geht es nicht zuerst um das, was sie leisten oder sich leisten können. Die Erweiterung der Einladung ist zuerst eine soziale und religiöse Erweiterung der Festgemeinde. Dass die „Armen, Behinderten, Blinden und Gelähmten“ nicht etwa Lückenbüßer für die leeren Plätze an der Tafel oder zweite Wahl sind, zeigt der schon erwähnte Abschnitt vorher. Dort sind sie ja im Sinne des Reiches Gottes die eigentlich und vorrangig Einzuladenden. Als die Tafel immer noch nicht voll besetzt ist, schickt der Gastgeber den Knecht an die Landstraßen und Zäune, damit das Haus voll wird. Auch hier ist es vorrangig eine soziale Erweiterung der Einladung. Die draußen vor der Stadt leben, die keinen Ort haben und die jenseits der Zäune leben, sollen teilnehmen, essen und feiern. Die Hörer des Gleichnisses und spätestens die Leser des Lukasevangeliums mögen hier auch mitgehört haben, dass die Einladung nicht nur dem Volk Israel gilt, sondern allen Völkern. Das Gleichnis vom großen Abendmahl ist dafür ein großartiger Spiegel, eine Herausforderung und eine Ermutigung. Gott hat die Fülle, und seine Fülle wird deutlich auch an den unterschiedlichsten Menschen, die an der Festtafel essen und feiern. 10. Der letzte Vers des Gleichnisses macht Beschwer. Keiner der Eingeladenen wird das große Abendmahl schmecken. Eine Verdammung auf Ewigkeit? Im Duktus des Gleichnisses wage ich zu sagen: Wer zweimal seinen Knecht schickt, um die „Armen, Behinderten, Blinden und Gelähmten“ und dann die von den Zäunen und Landstraßen einzuladen – wird der nicht auch denen, die blind und taub gegenüber der Einladung waren, eine zweite Chance geben? Richtig ist aber auch: Jesus macht im Gleichnis die Sache dringlich. Die Chance zu verpassen kann Foto: CBM/Telemans @ 2014 Christoffel-Blindenmission @ 2014 Christoffel-Blindenmission 9. Das Gleichnis vom großen Abendmahl erzählt von der Einladung Gottes. Er ist in der Rolle des Gastgebers und steht im Mittelpunkt. In der Auslegung des Textes ist natürlich auch immer wieder danach gefragt worden, wie denn die Kirche zum Glauben einladen kann. Ein folgenreiches Missverständnis ist die Auslegung des Verses 23: „... und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde.“ Der Kirchenvater Augustinus hat diesen Vers als Legitimation für Zwangsbekehrungen von Häretikern und Heiden verstanden. Es gehört zu den Schattenseiten der Kirchengeschichte, dass Zwangsbekehrungen und -taufen praktiziert wurden. In Glaubensfragen aber kann es keinen Zwang geben. Die kleine Elvia aus Peru hat das Down Syndrom und wird liebevoll von ihrer Großmutter betreut. Gemeindehelfer der CBM-Partner unterstützen sie dabei. 7 CBM-Okuli2014_1946.indd 7 10.12.13 10:57 Das große Gastmahl – gelebte Inklusion Eine Erfahrung, die man nicht oft macht, die aber jeder kennt: Man lädt ein und bekommt Absagen, manchmal erst in letzter Sekunde – oder man sagt selbst ab, weil einem etwas dazwischen kommt, weil anderes wichtiger erscheint als die ursprüngliche Einladung. Manche melden sich sogar an und wissen von vornherein, dass sie nicht bei der Einladung erscheinen werden: Sie wollen einfach nur auf der Gästeliste stehen. Ärgerlich vor allem für die Gastgebenden, die sich auf Gäste freuen und alles schön vorbereitet haben. Kein Wunder, wenn jemand „aufstockt“, „nachlädt“ – leere Plätze sind frustrierend, köstliche Vorräte, die verkommen, ein echter Jammer. Die Humanität einer Gesellschaft zeigt sich darin, dass sie die unantastbare Würde menschlichen Lebens unabhängig von Entwicklungsstand und Fähigkeiten achtet und schützt. Individuelles Leben gilt unabhängig von seiner Beschaffenheit. Gottes empörte Einladung an Außenseiter zeigt: Wir brauchen solche Vorbilder, um barmherzig und vernünftig miteinander umzugehen. Wir müssen mehr voneinander erfahren, um adäquat aufeinander zugehen zu können. Nichts Menschliches ist Gott fremd, das zeigt seine Einladung nach all den Absagen – uns sollte es das auch nicht sein. Und der hat ein überaus offenes, umfassendes Verhältnis zu seinen Mitmenschen. Er vertritt die Wahrheit, ist um kritische Auseinandersetzung bemüht. Verlogenheit und Schönfärberei sind ihm zuwider. Er ist verlässlich und vertrauenswürdig, dabei steckt er immer auch voller Überraschungen. Seine Botschaft handelt vom aufrechten Gang, auf dass Menschen weder an der eigenen Unfähigkeit verzweifeln, sich selbst zu erlösen – noch dass sie sich mit allerlei Kämpfen und Krämpfen selbst hochstilisieren zu etwas Besonderem. Besonders ist jeder, ist jede. Wir sind alle von Anfang an in Beziehung zu anderen gesetzt. Wir sind angewiesen auf wechselseitige Ergänzung. Immer wieder besuche ich die Offene Behindertenarbeit, mache Thekendienst, koche mit den Menschen mit Beeinträchtigungen Gemüsesuppe und debattiere über Gott und die Welt. Oder ich halte an einer Behinderten-Uni, die alljährlich in München veranstaltet wird, eine Vorlesung über Glück, über Liebe, und gerate dann in die wildesten und offensten Diskussionen über Sexualität, die man sich nur denken kann. Gelacht wird auch viel. Ich habe viel direkt mit Menschen mit Behinderungen zu tun und weiß, wie – natürlich – lebensfroh man mit ihnen zusammen sein kann. Ja, man kann göttliche Feste mit ihnen feiern. 8 CBM-Okuli2014_1946.indd 8 10.12.13 10:57 @ 2014 Christoffel-Blindenmission Es hilft nur Begegnung, Nähe, um im Zusammensein mit Menschen mit Einschränkungen und Lernschwierigkeiten Zuneigung zu fassen zu einem anderen, vielleicht sabbernden und fröhlich quietschenden Menschenkind, das einen noch dazu umarmen will. Und was will der Schöpfer der Vielfalt? Sein Gastmahl zeigt es empathisch – er will Zuwendung zu schlichtweg allen, wirklich allen Menschen, gleich welcher Herkunft, welchen Alters und Geschlechts, welcher Befähigung und welcher Einschränkung. Jesus, der Christus, der Mensch gewordene Gott, ist sozusagen das Modell, nach dem wir geschaffen sind. Gott jedenfalls lässt sich nicht vor den Kopf stoßen – er weiß, wer wirklich Lust hat, von seinen Freuden zu kosten: offenbar nicht die, die schon alles haben oder dabei sind, sich noch mehr anzueignen. Er freut sich auf Arme, Verkrüppelte, Blinde, Lahme, auf Obdachlose – auf Menschen mit Einschränkungen und Lernschwierigkeiten, auf solche, die auf der Straße leben. Mit ihnen feiert Gott sein Fest. Ich kann das wunderbar verstehen: Ich habe Theo Benjamin getauft. Benjamin – wörtlich „der Sohn meines Herzens, meiner Liebe, Theo, das Gottesgeschenk“. So ist er: Ein Sonnenschein, ein wunderbarer Junge. Mit Down-Syndrom. @ 2014 Christoffel-Blindenmission Foto: ELKB-Rost Wir haben von Gott die Aufgabe, andere in unsere Obhut zu nehmen, sie in unserem Denken, Reden und Handeln Subjekte sein zu lassen, eigenständige Individuen. Wir haben in ihnen das Du zu sehen, das echte Gegenüber. Wer andere behüten, sie begleiten möchte, der lässt sich anrühren, sich bewegen und in Bewegung setzen von Not und Elend, die es in der Vergangenheit gegeben hat und in der Gegenwart immer noch gibt. Du sollst deines Bruders und der Schwester Hüter, Hüterin sein – das ist Appell und zugleich enormes Zutrauen. Frauen, Männer und Kinder, Menschen mit und ohne Behinderungen sind einander immer anvertraut als Gabe und als Aufgabe. Susanne Breit-Keßler Regionalbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern im Kirchenkreis München und Oberbayern Bibelarbeit Susanne Breit-Keßler Es ist völlig normal, human, Schwächen, Defizite zu haben. Leib Christi: Jeder, jede hat seine, ihre je besonderen Gaben – und alle gehören zusammen. Klar wollen wir alle vielseitig begabte, harmonisch-ganzheitliche Persönlichkeiten sein. Aber ganzheitlich, vollkommen sind nicht wir allein, sondern alle miteinander. Es reicht nicht, es taugt nichts, wenn wir selbstgenügsame, von anderen unabhängige Allrounder werden – irgendwann sind wir dann weg vom Fenster, vom Fest. Persönlichkeit haben und sind wir, wenn wir uns selbst überschreiten, unsere Begabungen für andere einsetzen und uns die Ergänzung durch andere gefallen lassen. Menschen mit Lernschwierigkeiten, mit geistigen Behinderungen sind oft laut, distanzlos, gehen unbekümmert auf andere zu, um sie zu umarmen. Ihre Bewegungen sind oder erscheinen ungelenk und sie können einen mit ihren Lauten erschrecken, wenn man nicht daran gewöhnt ist. Unvertraut mit ihnen sehen sie auch nicht immer schön aus – und es ist wichtig, alle diese Gefühle und Eindrücke denen zuzugestehen, die sie haben. Andernfalls werden wir die Gesellschaft nicht für echte Inklusion gewinnen. Wir alle, gerade die vermeintlich von Einschränkungen und Lernschwierigkeiten freien Menschen, brauchen also selbst erst einmal Inklusion. Wir sollten uns vielleicht zuerst einladen lassen, bevor wir selbst einladen. Wir müssen uns hineinnehmen lassen in die Welt derer, die für sich Inklusion fordern und brauchen. Uns muss erst einmal geholfen werden, damit wir zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen – in dem Fall der Wahrheit über und von Menschen, die mit Einschränkungen leben. Erst dann, wenn wir gefühlt und verstanden haben, wie es sich im schlechten Sinne des Wortes „exklusiv“ lebt, können wir als muntere Knechte und Mägde Gottes an die Inklusion anderer herangehen. Das verlangt allenthalben Perspektivwechsel. Einschränkungen, Lernschwierigkeiten sind Teil der Individualität. Foto: CBM @ 2014 Christoffel-Blindenmission @ 2014 Christoffel-Blindenmission So können vermeintliche oder tatsächliche Schwächen und Defizite zur Chance werden, sich gemeinsam weiter zu entwickeln und zum sozialen Zusammenhalt der Gemeinschaft beizutragen. Dann profitieren wir auch von Menschen mit Einschränkungen und Lernschwierigkeiten, von ihrer Spontaneität, ihrer Herzenswärme, ihrer Direktheit. Inklusion – da geht es um Rechte behinderter Menschen. Es geht zugleich um die Ablehnung von ausgrenzender Exklusivität. Bevor wir inkludieren, müssen wir das Anderssein des anderen konstatieren, es ihm zugestehen, es respektvoll akzeptieren und die Rahmenbedingungen schaffen, damit Inklusion möglich wird. Ein Abendmahl – entdeckt im „Zentrum Kirchentag Barrierefrei“ in Dresden 2011. 9 CBM-Okuli2014_1946.indd 9 10.12.13 10:57 Bibelarbeit Susanne Breit-Keßler können und sich dabei akzeptiert zu wissen. Gottes Einladung symbolisiert den unbedingten Vorrang der Person vor ihren Taten. Nur wenn wir, statt nach dem Wert von Menschen zu fragen, ihre Würde respektieren, kann unsere Gesellschaft menschlich genannt werden. Sie müssen pädagogisch gewürdigt werden. Sie dürfen nicht mehr auf Barrieren stoßen – weil Menschen, die wir früher als behindert bezeichnet haben, mitmachen wollen und sollen, weil sie teilhaben möchten und sollen an dem, was die Gesellschaft, was Gott offeriert. Das bedeutet finanzielle und haltungsmäßige Anstrengungen, damit unterschiedliche Ausgangsbedingungen möglichst ausgeglichen werden, Unterschiedlichkeit wertgeschätzt wird. Normal ist, dass alle verschieden sind. Das bedeutet, wegzukommen von einer jovialen top-down Betreuungsmentalität – hin zu fröhlichem, respektvollem Miteinander bei himmlischen Festen und irdischen Aufgaben. Gerade die, die ihren Wert nicht wie sonst üblich beweisen können, sind darauf angewiesen, dass ihre Würde unangetastet bleibt. Leben wird heute mehr denn je als ureigenstes Projekt eines jeden Menschen betrachtet. Gottes Einladung zeigt, dass seine Gäste alles, was sie selbst tun, für wichtiger halten als sein festliches Angebot. Wer sich selbst für alles eigene Tun rechtfertigt, der will knallharte eigene individuelle Verantwortung für das Leben: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Das aber ist eine gnadenlose Haltung – ganz dem rechtfertigenden Inklusionsgedanken entgegen gesetzt: Du bist Gottes geliebter Sohn, du bist seine geliebte Tochter. Es gibt keine ideale Existenz, kein Leben ohne Wunden und Verletzungen, ohne innere oder äußere Narben. Was so oft in unserer Gesellschaft als Defizit, als Einschränkung verachtet wird, ist Leben. Nicht immer leicht, manchmal entsetzlich schwer und nur mit fremder Hilfe zu tragen, aber es ist bei Gott wertvolles und von ihm angesehenes Leben. Nichts Menschliches ist ihm fremd – das bekennen Christenmenschen mit den Worten von der Menschwerdung Gottes. Armut, Elend, Qual, Einsamkeit, Folter und Tod sind ihm ebenso vertraut wie die Fülle der Gaben und Fähigkeiten, wie Lebensfreude und Gemeinschaft über alle Grenzen hinweg. Gott lädt ein zur Gemeinsamkeit mit ihm, nachdem er sich selbst gemein gemacht hat mit den Schwächsten. Foto: CBM / Hartung Ohne ein Menschenbild, das an der individuellen Würde orientiert ist, geht die Gesellschaft auf Dauer kaputt. Wir müssen ein Menschenbild hochhalten, das orientiert ist an der Würde derer, die Hilfe und Begleitung, die Hilfe zur Selbsthilfe brauchen – und eingeladen sind an die Tische des Herrn. Gott stürzt um, was vermeintlich so ist. Er nimmt Absagen der Jungen, Reichen, Fitten und Schönen nicht hin, sondern überwindet gleichermaßen zornig und blitzschnell gesellschaftliche Grenzen. Deshalb können wir auch Schranken und Barrieren mutig überschreiten in Richtung auf das hin, was in Gottes Namen alles an Gutem für uns und unsere Mitmenschen möglich ist. Alle miteinander können und dürfen wir mehr sein, als wir sind. Auch das ist Inklusion. Es ist irrig, zu denken, Autonomie ist Autarkie; und jede Form der Abhängigkeit, Hilfsbedürftigkeit und des Angewiesenseins müssten eine narzisstische Kränkung darstellen. Eine solche Einstellung ist letztlich inhuman. Zur Selbstbestimmung gehört: Glück und Zerbrochenheit wahrnehmen, anschauen zu 10 CBM-Okuli2014_1946.indd 10 10.12.13 10:57 @ 2014 Christoffel-Blindenmission Jeder Mensch steht in einem Beziehungsgeflecht: Mensch – Mitmensch – und Gott. Gott lädt ein zum festlichen Miteinander, zur Partizipation am Wohlsein, am Heil. Solche Sozialität, solche Tischgemeinschaft hat unser Miteinander zu prägen: Fürsorge, Zuwendung, Unterstützung des Wunsches, die eigene Biographie würde- und durchaus genussvoll gestalten zu dürfen und zu können. Weil uns Würde von Gott her zukommt, ist sie unverlierbar, auch wenn uns sonst im Leben vieles abhanden kommt und verloren geht. Das muss Maßstab für Inklusion, für eine wahrhaft menschliche Gesellschaft sein. @ 2014 Christoffel-Blindenmission Ansunis Sohn lebt in einem CBM-unterstützten Zentrum für psychisch kranke Menschen in Sierra Leone. Foto: Privat Gemeinde: Lied: Vom Aufgang der Sonne, bis zu ihrem Niedergang … (EG 456) Rudi Saß Seemannsdiakon Deutsche Seemannsmission Kiel e.V. Liturg: Psalm: Vom Aufgang der Sonne, bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn! Der Herr ist hoch über alle Völker; seine Herrlichkeit reicht, soweit der Himmel ist. Liturgische Texte Gemeinde: Lied: Vom Aufgang der Sonne, bis zu ihrem Niedergang … (EG 456) 1. Begr üßung Herzlich willkommen! Liturg: Psalm: Wer ist, wie der Herr, unser Gott, im Himmel und auf Erden? Der oben thront in der Höhe, der herniederschaut in die Tiefe, Schön, dass Sie der Einladung zum Fest-Gottesdienst gefolgt und heute Morgen hierher gekommen sind. Der Gastgeber der Kirche, also Gott selbst, hat uns zu seinem Fest eingeladen – und wir sind gekommen. Ein paar mehr sind wir heute schon, als an anderen Sonntagen, aber die Kirche ist immer noch lange nicht gefüllt. Gemeinde Lied: Vom Aufgang der Sonne, bis zu ihrem Niedergang … (EG 456) Jesus erzählt einmal ein Gleichnis: Ein Gastgeber hatte zu einem Festmahl eingeladen, aber die meisten Eingeladenen sagten kurzfristig ab. Sie hatten einfach die Prioritäten anders gesetzt. Nun stand er da, mit all seinen Festvorbereitungen ... Liturg Psalm: der den Geringen aufrichtet aus dem Staube und erhöht den Armen aus dem Schmutz, dass er ihn setze neben die Fürsten, neben die Fürsten seines Volkes; Gespannt warten die Zuhörer Jesu darauf, wie der Gastgeber mit der Situation umgehen würde. Es wurde ein ganz anderes Fest, mit ganz vielen Gästen, die wohl noch nie jemand eingeladen hatte. Die Botschaft ist klar: Jeder, der die Einladung annimmt, gehört dazu. Jeder, der am Tisch sitzt, ist vor Gott gleich viel wert. Gemeinde Lied: Vom Aufgang der Sonne, bis zu ihrem Niedergang … (EG 456) Liturg: Psalm: der die Unfruchtbare im Hause zu Ehren bringt, dass sie eine fröhliche Kindermutter wird. Halleluja Was bedeutet die Botschaft für uns persönlich und als Kirchengemeinde heute? Lassen Sie uns dieser Frage heute gemeinsam nachgehen. Gemeinde: Lied: Ehr sei dem Vater und dem Sohn … 2. Psalm 113 (in Auszügen) Gemeinde: Lied: Vom Aufgang der Sonne, bis zu ihrem Niedergang … (EG 456) Liturg: Psalm: Halleluja! Lobet ihr Knechte des Herrn, lobet den Namen des Herrn! Gelobt sei der Name des Herrn, von nun an, bis in Ewigkeit! Foto: CBM @ 2014 Christoffel-Blindenmission @ 2014 Christoffel-Blindenmission Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Amen. Sonnenaufgang am fischreichen Malawisee. 11 CBM-Okuli2014_1946.indd 11 10.12.13 10:57 Liturgische Texte Rudi Saß 3. Kyrie (entfaltet) 4. Gloria Liturg: Gott, wie oft schon hast du uns zum Fest des Lebens eingeladen, mitten in unserem hastigen Leben, das nur aus Terminen besteht. Wie oft waren wir nicht in der Lage zu erkennen, was wirklich wichtig ist und hatten Wichtigeres zu tun … Du, Gott, lädst uns immer wieder ein. Du lässt uns nicht im Regen stehen. Du lässt es nicht dabei, wie es immer schon war. Du lässt uns keine Ruhe, wenn wir uns eingerichtet haben und die Augen zu machen wollen, vor all dem, was in der Welt geschieht. Liturg: Kyrie … Gemeinde: Herr, erbarme dich … Du lädst uns ein, unser Leben neu zu bedenken. Du lädst uns ein, die Welt mit deinen Augen zu sehen und sie zu gestalten, damit dein Reich unter uns wächst. Du lädst uns und alle Menschen ein, damit das Leben zu einem Fest werden kann. Dir sei Lob und Ehre in alle Ewigkeit. Liturg: Christus, wie oft schon hast du uns eingeladen, unsere nahen und fernen Brüder und Schwestern mit deinen liebenden Augen anzusehen. Wir haben nur Bedürftigkeit und Not gesehen und uns abgewendet – wir hatten Wichtigeres zu tun... Gemeinde: Allein Gott in der Höh sei Ehr … 5. Gebet Liturg: Christe, . . . Gemeinde: Christe, erbarme dich... Ein thailändischer Chor begeistert das Publikum beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg 2013. 12 CBM-Okuli2014_1946.indd 12 10.12.13 10:57 @ 2014 Christoffel-Blindenmission Foto: CBM Liturg: Kyrie … Gemeinde: Herr, erbarme dich … @ 2014 Christoffel-Blindenmission Guter Gott, wir feiern zusammen Gottesdienst und lassen uns einladen von dir, das Fest des Lebens zu feiern. Öffne unsere Augen und Ohren für dein Wort. Lass uns in diesem Gottesdienst und in unserem Leben aufmerksam sein für das, was wichtig ist. Lass uns spüren, wie du deine Welt siehst und was deine Liebe in uns bewirken kann. Lass uns erfahren, wie du auf die Menschen zugehst, wie du mit ihnen redest. Lass uns erfahren, wie du Menschen durch deine Berührung heil machst, am Körper und an der Seele. Amen. Liturg: Heiliger Geist, wie oft hast du uns schon die Einladung Gottes gesandt, das Leben als ein Fest zu feiern. Ein Fest, zu dem alle Menschen geladen sind, bei dem alle gleich viel wert sind, bei dem es kein Besser oder Schlechter, kein Erster oder Letzter gibt. Doch wir suchen den Wettkampf – den immer wieder neuen Kick – und hatten Wichtigeres zu tun. Liturgische Texte Rudi Saß 6. Fürbittengebet die Kranken und die Menschen mit Behinderungen, die Trauernden, die Menschen, die keinen Platz in der Gesellschaft gefunden haben, die in finanzieller Not leben müssen, die auf der Flucht sind. Lasst uns beten: Bruder Jesus, wir wollen deiner Einladung folgen. Wir wollen deine Einladung an alle Menschen weitergeben, denen wir auf unseren Wegen begegnen. Dein Fest des Lebens gilt für alle Menschen. Egal ob sie glücklich sind oder leiden. Egal, ob das Leben sie beschenkt oder sie mit ihrem Leben hadern. Du schaust alle Menschen mit deinen liebenden Augen an. Du schenkst jedem Menschen Ansehen und Würde. Hilf uns, unsere Mitmenschen mit deinen Augen zu sehen. Lass uns aufmerksam mitgehen mit dir, und hilf uns, von dir zu lernen, die rechte Berührung zu ihrer Zeit, das rechte Wort zu seiner Zeit, die rechte Zuwendung zu ihrer Zeit zu finden. Und schenke uns Hände, die auf- und weiterhelfen. Lass uns aufmerksam mitgehen zu den Menschen und sie an deinem Tisch und in unserer Mitte willkommen heißen. In der Stille bitten wir … Lass uns aufmerksam mit unseren Mitmenschen umgehen und sie in deinem Namen zu deinem Fest einladen: Stille Vater unser @ 2014 Christoffel-Blindenmission @ 2014 Christoffel-Blindenmission Liedvorschläge: 1. Du hast uns, Herr, gerufen … EG 168 2. Wachet auf, ruft uns die Stimme … EG 147 3. Liebster Jesus wir sind hier … EG 161 4. Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen … EG 170 5. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott … EG 171 6. Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt … www.golyr.de/kirchenlieder/songtext-ich-lobe-meinen-gott-der-aus-der-tiefemich-holt-573570.html 7. Meine Zeit steht in deinen Händen … www.golyr.de/kirchenlieder/songtext-meine-zeit-steht-520606.html 8. Ins Wasser fällt ein Stein … www.golyr.de/kirchenlieder/songtext-ins-wasser-faellt-ein-stein-462939.html 9. Vergiss es nie: Dass du lebst war keine eigene Idee, und dass du atmest, kein Entschluss von dir … www.golyr.de/kirchenlieder/songtext-vergiss-es-nie-489673.html 10. Geh unter der Gnade … www.golyr.de/kirchenlieder/songtext-geh-unter-der-gnade-463494.html 11. Ich möchte, dass einer mit mir geht … EG 209 12. Herz und Herz vereint zusammen … EG 251 13. Sonne der Gerechtigkeit … EG 262 13 CBM-Okuli2014_1946.indd 13 10.12.13 10:57 Das Gleichnis vom großen Gastmahl hat seinen Sitz im Leben in der Auseinandersetzung zwischen Jesus und dem religiösen Establishment. Die Pointe liegt in der Einladung an Randständige und Unangepasste. Hier finden 13- und 14-Jährige viele Zugänge, und ihre Kreativität lässt sich mit vielfältigen Methoden herauslocken. Zu den theologischen Herausforderungen gehört die radikale Auslegung der Armen-Tora bei Lukas. Jesus lehrt eine Heilsbotschaft, die Arme in Subjekte der Befreiung verwandelt (Lk 7,22). Die 13- und 14-Jährigen zwischen Kindheit und Jugend werden sich sicherlich noch nicht zu den Privilegierten zählen. Wie können wir ihnen deutlich machen, dass auch sie zu den Eingeladenen zählen? Und im Umkehrschluss heißt das auch, sie zum Einladen anderer zu ermutigen. Praxisbausteine für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden zu Lk 14,16-24 Die Zielgruppe der 13- und 14-Jährigen und der Bibeltext „Wegen Umbau geschlossen“ – so titelt ein sozialpädagogischer Fachartikel zur Beschreibung der Pubertät. Ein besonderes Merkmal der Heranwachsenden ist die Spannung zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt sein. „Die Hirnforschung hat herausgefunden, dass sich bei Mädchen mit dem Alter von elf Jahren und bei Jungen ab zwölf Jahren extrem viele neue neuronale Verbindungen ausbilden. Zusätzlich verändert sich im Konfi-Alter der Körper zum Teil massiv, sowohl äußerlich als auch innerlich. Diese Veränderungen müssen erfolgreich ins Selbstbild integriert werden – eine große Entwicklungsaufgabe, die durch hormonelle und entwicklungsbedingte Stimmungsschwankungen zusätzlich erschwert wird. Die große Frage, die viele Jugendliche umtreibt, lautet: Was wird aus mir und wann werde ich es? Optionen gibt es mehr als genug, aber Kriterien sind Mangelware. Konfis sind leidenschaftliche Sinnsucher und finden Sinn auch im persönlichen Glauben, der für sie nicht zwingend über Religion bzw. Kirche vermittelt sein muss. Glaube wird von ihnen gern als etwas Veränderbares und Individuelles gesehen, das man mit sich selbst ausmacht1. In der Zeit der Konfirmationsvorbereitung sind Konfis häufig wie in einem fremden Land als religiöse Touristen unterwegs. Gerne sind sie bereit, das eine oder andere Souvenir für ihre Lebensreise mitzunehmen, bevor sie wieder in ihre gewohnte Lebenswelt zurückkehren. Wie kann es gelingen, dass aus religiösen Touristen Einheimische werden, die sich in der Welt des Glaubens und in der Kirche zu Hause fühlen?“ (Dr. Thomas Ebinger, ptz Stuttgart, 2013) Aus dem zeitgeschichtlichen Zusammenhang wird deutlich, dass die Eingeladenen lange den Termin wussten und sich darauf einstellen konnten. Am Tage des Festes wurden dann als Zeichen der besonderen Gastfreundschaft die Gäste auf Kosten des Gastgebers mit dem (Esels)Taxi abgeholt. Erst bei dieser Abholung brüskieren sie den Gastgeber mit ihren Entschuldigungen. Die Einladung Gottes ist unseren Konfis schon zugegangen – und mit ihrer Teilnahme und Teilhabe haben sie die Gelegenheit, Gäste an Gottes Festtafel zu sein. Wenn Gott als der Gastgeber gilt, dann geht es hier um den obersten Wert: Woran binde ich mich? Sind es „vorletzte Dinge“: Arbeit, Besitz, Menschen? Oder nehme ich die richtige Rangordnung aus Marc Calmbach, Wie ticken Jugendliche? 2012, Düsseldorf 2012, S. 77; zitiert nach www.bpb.de/apuz/162385/neue-rollen-der-religion 1 14 CBM-Okuli2014_1946.indd 14 10.12.13 10:57 @ 2014 Christoffel-Blindenmission Die Parabel erzählt zunächst von einer Einladung an Gäste aus dem Milieu des Gastgebers. Wie stark ist das Bedürfnis, unter „Gleichen“ zu bleiben? Die Eingeladenen finden aber ihre Angelegenheiten wichtiger als die Einladung: kaufen, Luxusgüter ausprobieren, heiraten. Auch hier liegen Parallelen für die Konfis nahe: Konsumieren scheint der Punkt zu sein, um den sich heute alles dreht! Und gut ist, wenn man mithalten kann beim Kauf von „starken Marken“. Die genaue Übersetzung aus dem Griechischen ist in dieser Passage wichtig: Lk 14,18b … ich muss hinausgehen, den Acker besehen! Das an sich Gute, einen Acker zu besitzen und zu bestellen, wird zum Zwang: Nicht der Mensch hat den Acker, sondern der Acker hat den Menschen. Wenn Besitz oder Arbeit zum Zwang, zum obersten Wert werden, dann ist der Mensch unfrei geworden. Was gewinnt Macht über mich? Wo „muss“ ich mithalten? Dieser Frage müssen sich auch die Konfirmandinnen und Konfirmanden stellen. @ 2014 Christoffel-Blindenmission Foto: privat Wolfgang Lange Studienleiter für Gemeindepädagogik im Theologisch-Pädagogischen Institut der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, Moritzburg Wolfgang Lange Foto: CBM/Klostermann Ideen für die Arbeit mit Konfirmanden In dieser integrativen Schule in Indien erhalten Kinder mit Hörschädigung einzeln Sprechunterricht. Didaktisch-methodische Bausteine wahr: teilzunehmen am Fest des Lebens – zu dem der HERR des Lebens eingeladen hat. Wie gelingt es uns, solche Wertigkeiten mit den Konfis zu entdecken? Wenn Jesus uns mit dem Gleichnis zusagt, dass Gott ALLE einlädt, dann sind auch die Namen unserer Konfis schon auf den Namenskärtchen an Gottes Festtafel zu lesen. Konfis entdecken die Einladung Gottes zum Fest des Lebens für sich selbst Hinführung: Jede und jeder von euch hat schon an Festen und Partys teilgenommen. Aber die Herausforderung besteht darin, zu akzeptieren, dass neben den Konfis auch die Namen von Außenseitern, Benachteiligten und solchen Menschen auf der Gästeliste stehen, mit denen wir uns noch nie an einen Tisch gesetzt haben. Was gehört für dich unbedingt zu einem guten Fest oder zu einer gelungenen Party? Wählt euch einen symbolischen Festgegenstand aus und erzählt uns, warum gerade das für euch wichtig ist! @ 2014 Christoffel-Blindenmission @ 2014 Christoffel-Blindenmission In der großen Geste einer Einladung an ALLE fordert uns der Bibeltext heraus, die Festgemeinde inklusiv zu verstehen. Welche Milieus und individuellen Schranken müssen unsere Gemeinden und ihre Konfis überwinden, um solche Gastfreundschaft zu akzeptieren? Wir müssen ernst nehmen, dass Jesus seinen Freunden sagt: Seht, das Reich Gottes ist mitten unter uns! Macht also Ernst mit der inklusiven Teilhabe für ALLE! (Sitzkreis, in der Mitte Gegenstände, die mit Fest und Party assoziiert werden: Namens-Tischkärtchen, Getränk, Essen, Musik-CD, Party-Luftballon, beschriftete Kärtchen: Freunde, Disco, Location …) Austausch im Plenum Und wie ist das, wenn ich selber eine Party veranstalte? Wen lade ich ein? Warum lade ich gerade diese Personen ein und jene nicht? Intentionen Unterhaltet euch in 4er Gruppen darüber! Konfis entdecken die Einladung Gottes zum Fest des Lebens für sich selbst. Sammelt die Argumente auf einem Blatt: Die lade ich ein, weil … Konfis nehmen die Gefahren der Inbesitznahme durch Materielles und Ideelles wahr. Die lade ich nicht ein, weil … Konfis gestalten ein Fest, zu dem sie mit inklusivem Verständnis andere einladen. Kreative Gestaltung dieses Bausteins mit Bildern von Menschen aus Zeitungen und Katalogen: Welche Menschen-Typen werden eingeladen, welche nicht? 15 CBM-Okuli2014_1946.indd 15 10.12.13 10:57 Ideen für die Arbeit mit Konfirmanden Begegnung mit dem Bibeltext (aus „Gute Nachricht“) Wolfgang Lange Die Ergebnisse werden auf Papier gesichert. Jeder Wunsch wird auf eine Wunsch-Wolke geschrieben und jede Person oder Personengruppe, die der Gastgeber einlädt, wird auf eine stilisierte Figur geschrieben. Für den dritten Impuls können die Arbeitsgruppen entweder einen Smiley zeichnen oder mit der Kamera oder dem Handy entsprechende Gesichter fotografieren. Nach ca. 30 min. stellen die Gruppen ihre Ergebnisse vor und legen die Wolken, Figuren und Smileys zu einem Bodenbild bzw. zeigen die Gesichter per PC und Beamer. Die Motive des Gastgebers: Lk 14,16+17 Jesus wusste von der besonderen Gemeinschaft, die entsteht, wenn Menschen zusammen essen und feiern. In allen Evangelien wird von solchen Tisch-Gemeinschaften erzählt – mit sehr unterschiedlichen Menschen: Frauen und Männer gehörten dazu (schon das war in einer Männergesellschaft nicht selbstverständlich), sozial Ausgegrenzte, einfache Menschen, aber auch Menschen mit anrüchigem Lebenswandel (das ist doch die stadtbekannte Sünderin!). In unserer Geschichte wird erzählt, wie Jesus bei einem frommen Mann eingeladen wurde. Da entwickelte sich ein Gespräch über die Frage, wen man eigentlich einladen sollte. Jesus war der Meinung, dass das Reich Gottes nicht vorankäme, wenn nur die eingeladen würden, die einen auch wieder selbst einladen. Vielmehr wäre es richtig, wenn die eingeladen werden, die, aus welchen Gründen auch immer, keine Gegeneinladung aussprechen könnten. Und mitten in der Diskussion, wen man eigentlich einlädt zu einem Festessen, erzählte Jesus folgende Geschichte: Wir können uns vorstellen, dass Jesus mit dem Gastgeber Gott selbst im Blick hat. Gott lädt die Menschen ein, sich mit ihm an einen Tisch zu setzen, um zu essen und zu feiern. Weil Gott die Menschen liebt, will er Gemeinschaft mit ihnen. Weil Gott die Menschen liebt, schenkt er ihnen alles, was sie zum Leben brauchen. Wie ist das für mich selbst: Ich bin eingeladen, um erfülltes Leben zu feiern – mit Gott und mit anderen. Wie stelle ich mir das vor? Welche Formen hat die christliche Gemeinde gefunden, um sich dieser Einladung Gottes zu vergewissern? Welche Wünsche aus der vorhergehenden Gruppenarbeit könnten eurer Meinung nach hier Platz haben? – Gesprächsgang im Plenum (Bibel aufschlagen und Lk 14,16f vorlesen) Da ist einer, der zu einem festlichen Essen einlädt: „Kommt, alles ist vorbereitet!“ Wie vergewissern sich Christen, um auf Gottes Zusage für ein gelingendes Leben vertrauen zu können? – Taufriten und Elemente des Taufgedächtnisses vorstellen und interpretieren, evtl. neue erfinden. In Gruppenarbeit beantworten die Konfis folgende drei Fragen: Was wünscht sich der geheimnisvolle Gastgeber für sein Fest? Bei diesem Baustein können auch Menschen aus der Gemeinde eingeladen werden, die eine Taufe gefeiert haben und von ihren Erfahrungen erzählen. Wen lädt er zu seinem Fest ein? Mit welchem Gesicht verlassen die Gäste das gelungene Fest? Wenn Martin Luther in großen Anfechtungen war, schrieb er als Vergewisserung auf seinen Tisch mit großen Buchstaben: Ich bin getauft! Konfis nehmen die Gefahren der Inbesitznahme durch Materielles und Ideelles wahr. Hinführung Bildbesprechung zur Karikatur (siehe Seite 17: Mensch als Marionette) Das Schütteln im Korb trennt Reiskorn und Schale. Vor ihrer Augenoperation musste sich Harka aus Nepal beim Schälen auf ihr Gehör verlassen. 16 CBM-Okuli2014_1946.indd 16 10.12.13 10:57 @ 2014 Christoffel-Blindenmission Foto: CBM In Einzelarbeit eine kreative Tischkarte mit meinem Namen für eine Festtafel herstellen. (Als letzten Baustein zum Thema gestalten die Konfirmanden/ -innen ein Fest, zu dem sie auch andere einladen). @ 2014 Christoffel-Blindenmission Was hilft mir, der Zusage Gottes zu vertrauen: Gott hat dich, ... (Name) lieb! 17 CBM-Okuli2014_1946.indd 17 10.12.13 10:57 © www.cartertoons.com @ 2014 Christoffel-Blindenmission @ 2014 Christoffel-Blindenmission Ideen für die Arbeit mit Konfirmanden Wolfgang Lange randständig, weil ihr Zustand als eine Strafe Gottes angesehen wurde. Jesus hat sich gegen diese Vorverurteilung oft gewehrt und durch Krankenheilungen unterstrichen, dass auch diese Menschen von Gott geliebt und zur Gemeinschaft mit ihm und anderen eingeladen sind. Ebenso hat er gesellschaftlich Missachtete eingeladen: Menschen, die von anderen als Sünder bezeichnet wurden und Berufsgruppen, die man als moralisch verwerflich beurteilte, z.B. die Zöllner. Im Sinne Jesu ist es deshalb, Gemeinschaft mit solchen Menschen zu stiften. Auf den Karten haben wir vorhin gesammelt, welche Menschen heute am Rande unserer Gesellschaft missachtet werden. Welche Kräfte ziehen an Menschen? Wer oder was will den Menschen dirigieren? Gespräch im Plenum, große Kopie liegt in der Mitte des Sitzkreises. Wer oder was will mich beeinflussen und bestimmen? Gespräch in Partnerarbeit; Stichworte auf Karten schreiben, die auf die Marionettenfäden der großen Karikatur-Kopie gelegt werden. Begegnung mit dem Bibeltext Was Menschen hindert, am Fest teilzunehmen: Lk 14,18-20 Zur Fokussierung des Themas muss auf die Bedeutung des zwanghaften „muss“ in Vers 18b hingewiesen werden. Wenn Jesus heute diese Geschichte erzählen würde, dann würde er Vergleiche aus dem heutigen Alltag finden. Welche Zwänge und Bindungen wirken heute besonders stark? Wie entstehen solche Zwänge? Foto: CBM Wählt euch in Partnerarbeit eine der Karten aus, die auf den Fäden des Marionetten-Menschen liegen. Wie wirken diese Zwänge und wie entstehen sie? Stellt eure Ergebnisse vor! Wie würden sich solche Personen für ein Fest entschuldigen? Hinführung „Von den Hecken und Zäunen“ – das ist im Deutschen sprichwörtlich geworden für Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben. Wenn wir im Sinne Jesu handeln wollen, dann gehören auch solche Menschen zur Gemeinschaft derer, die von Gott geliebt sind. Wenn wir nun ein Festessen im Sinne Jesu vorbereiten, dann müssen wir uns Gedanken machen, wie wir sie zur Gemeinschaft einladen. Welche Menschengruppen leben eurer Meinung nach heute „am Rand“? Wir gründen ein Festkomitee mit verschiedenen Arbeitsgruppen. Wo kann man in eurem Ort/Nachbarort solchen Menschen begegnen? Es werden gebraucht: Dekorateure, Küchenteam, Einladungsteam, Kultur- und Musik-Team … Was fällt euch noch ein? Gespräch im Plenum; auf Karten die Menschen bzw. Gruppen notieren. In Neigungsgruppen wird das Fest vorbereitet; Einladungskärtchen auch für die „am Rand“ werden entwickelt und „an Mann oder Frau“ gebracht. Begegnung mit dem Bibeltext: Lk 14,21-24 Im Gesellschaftsbild zur Zeit Jesu waren Menschen mit Behinderung und Krankheiten auch deshalb Wir feiern ein Fest der Gemeinschaft! 18 CBM-Okuli2014_1946.indd 18 10.12.13 10:57 @ 2014 Christoffel-Blindenmission Konfis gestalten ein Fest, zu dem sie mit inklusivem Verständnis andere einladen. @ 2014 Christoffel-Blindenmission Eine CBM-geförderte Klinik in Ruanda kümmert sich um den kleinen Kagame. Erarbeitet in Gruppenarbeit einen Sketch und präsentiert ihn! Foto: CBM Am Morgen können sich die Jugendlichen z.B. über folgende Fragen Gedanken machen: Auf welche Parties gehe ich gern bzw. bei welchen lasse ich mir Ausreden einfallen? Warum? Gisela Matthes CBM, Team Kirche Welche Ausreden finde ich besonders doof? Welche Gründe, nicht zu einer Party zu gehen, sind akzeptabel? Die angesagteste Grillparty des Jahres Welche Leute lade ich gern zu meiner Party ein? Wen möchte ich keinesfalls dabei haben? Wen würde ich gern mal einladen? Ein Wettspiel für Ihre Konfirmanden- oder Jugendgruppe Wie soll die Grillparty gestaltet werden? Organisation Eine tolle Party mit lauter coolen Leuten, das finden Konfis und Jugendliche super. Mit diesem Partywettspiel können sie das Gleichnis wunderbar selbst erleben und reflektieren, was uns Jesus wohl mit der Geschichte vom großen Gastmahl deutlich machen wollte. Die einzelnen Gruppen begeben sich dann in ihre Kirchengemeinden – ausgestattet mit einem pauschalen Geldbetrag und begleitet von einer erwachsenen Person, die die Jugendlichen berät und notfalls ein Vetorecht bei den Planungen hat. Dort beginnen die Vorbereitungen. Nutzen Sie Ihre Kontakte zu anderen Pfarrern und Gemeindepädagogen aus den benachbarten Kirchengemeinden! Denn das Ganze ist ein Wettspiel, das Jugendgruppen aus verschiedenen Gemeinden miteinander austragen. Eine besondere Herausforderung liegt darin, dass an ein- und demselben Tag Planung und Durchführung über die Bühne gehen – und dass die Jugendlichen vorher nichts davon wissen. Was soll es zu essen und zu trinken geben? Wer kann was besorgen? Wer bereitet das Essen zu? Wer grillt? Welche Aufgaben gibt es noch (z.B. Begrüßung der Gäste, Getränkeausschank, Geschirr aufräumen, Spülen, Aufräumen am Ende…)? Wer übernimmt was? Jede Gruppe veranstaltet in ihrer Gemeinde ein Grillfest. Gewonnen hat, wer die meisten Gäste auf seiner Party begrüßen kann. Welche Programmpunkte soll es noch geben? (z.B. soll der Kantor, der Posaunenchor, die Schülerband o.ä. eingeladen werden? Gemeinsames Singen am Lagerfeuer?) Welche Gäste werden eingeladen? (z.B. Eltern und Familien der Konfis, Kirchenvorsteher, Gemeindeglieder, Nachbarn der Kirche, Pfarrer und Am festgelegten Tag treffen sich die teilnehmenden Gruppen aus allen Gemeinden vormittags zu einem gemeinsamen Frühstück mit Andacht zum Gleichnis. Im Anschluss können die Gruppen erste Ideen austauschen und begeben sich dann in ihre Gemeinden, um den Grillabend vorzubereiten. Am Abend findet demnach in jedem teilnehmenden Ort ein Fest statt. In der darauf folgenden Woche treffen sich alle Gruppen wieder, um den anderen zu berichten, wie ihre Party gelaufen ist. Außerdem kommen die Jugendlichen anhand ihrer Erfahrungen über das Gleichnis ins Gespräch. Foto: CBM @ 2014 Christoffel-Blindenmission @ 2014 Christoffel-Blindenmission Zunächst sind einige Vorbereitungen und Absprachen zu treffen. Ein geeigneter Termin, der nicht mit anderen Veranstaltungen in den Gemeinden kollidiert, ist zu finden. Wichtig ist auch, sicherzustellen, dass genügend ehrenamtliche Mitarbeitende zur Verfügung stehen. Stimmungsvolles Beisammensein am Abend der Begegnung, auf dem Kirchentag in Dresden. 19 CBM-Okuli2014_1946.indd 19 10.12.13 10:57 Aktionsidee Foto: CBM Gisela Matthes Wasserholen ist oft die Aufgabe für Kinder, wie hier an einem Brunnen in Malawi. den ausgewertet und im Gottesdienst aufgegriffen werden. Gemeindeglieder aus der katholischen, methodistischen oder freikirchlichen Gemeinde, Lehrer und Mitschüler, Bürgermeister, sonstige „wichtige“ Personen, Menschen aus Senioren- und diakonischen Heimen, Menschen mit Behinderungen, Menschen, die immer zur „Tafel“ kommen, Mitarbeiter aus Supermärkten und anderen Geschäften im Ort, Migranten …) Wer macht das? Wer kennt wen? (Einladungen nur persönlich, per Handzettel oder telefonisch, nicht per Rundmail, Facebook o.ä.! Eine „Facebook-Party“ mit Massenauflauf muss unbedingt verhindert werden.) Was gefällt mir an der Party? Wie ist das, mit lauter Leuten am Tisch zu sitzen, die ich eigentlich kaum kenne? Was werde ich mit nach Hause nehmen? … Alle gehören dazu Ein möglicher Programmpunkt auf der Party kann auch eine Andacht des Pfarrers über das Gleichnis sein. Als möglichen Aspekt kann man herausarbeiten, dass es bei der Einladung an die Gäste von den „Hecken und Zäunen“ nicht um die Versorgung von Bedürftigen geht, sondern dass diese Menschen genauso dazugehören wie die anderen. Toll wäre es, auf der Grillparty ganz verschiedene Menschen aus dem Ort an einen Tisch zu bekommen, die sich zwar vom Gesicht her kennen, aber noch nie miteinander gesprochen haben. Reich Gottes heißt auch, miteinander zu leben, statt nebeneinander her. Die Gäste werden im Anschluss gebeten, ihre Eindrücke der Party bzw. Gedanken zum Gleichnis auf Moderationswände zu schreiben. Das kann im Nachhinein mit den Konfirman- In der folgenden Woche treffen sich alle beteiligten Konfirmanden- bzw. Jugendgruppen, um das Event auszuwerten und sich aufgrund des Erlebnisses mit dem Gleichnis auseinanderzusetzen. Am nächsten Sonntag kann dann in den Gemeinden unter Mitwirkung der Konfirmanden oder der Jugendgruppe ein Gottesdienst zum Gleichnis gefeiert werden. Wichtig: Ärgern Sie sich nicht über die eingeladenen Gäste, die nicht kommen, sondern freuen Sie sich über die, die da sind! Dann wird Ihr Fest gelingen. 20 CBM-Okuli2014_1946.indd 20 10.12.13 10:57 @ 2014 Christoffel-Blindenmission Macht jemand Fotos? @ 2014 Christoffel-Blindenmission Zu einem Zeitpunkt, den die Pfarrer verabredet haben, der aber den Jugendlichen nicht bekannt ist, werden die Gäste gezählt (vorzugsweise wenn alle satt sind). Am schönsten kann man dies mit dem Herumreichen eines Gästebuches gestalten. Jeder wird um eine Unterschrift gebeten und demonstriert so: „Ich war dabei!“ Anschließend können z.B. die Pfarrer bereits bekannt geben, welche Jugendgruppe gewonnen hat. Foto: Stephan Pick wenn es keine Heinzelmännchen gibt, die Euch etwas Leckeres hinstellen, könnt Ihr ja mal mein Linsensuppen-Rezept ausprobieren. Euer Horst Lichter Horst Lichter Koch Linseneintopf Nicht nur durch ein gemeinsames Essen entsteht eine wunderbare Gemeinschaft. Beim gemeinsamen Kochen können sich Ihre Gäste prima kennen lernen und viel Spaß miteinander haben. Bereiten Sie den Linseneintopf am besten gemeinsam zu, dann schmeckt er an Ihrem Gemeindefest noch viel besser. Gemeindefest kulinarisch Alle zusammen statt einer alleine Was meinen Berufswunsch angeht, war mir schon sehr früh völlig klar: Entweder werde ich Koch oder Schreiner. Schon als Kind und dann als Jugendlicher wollte ich am liebsten das Essen zubereiten, das auf den Tisch kommt, oder, Möglichkeit zwei, ich wollte den Tisch herstellen, an dem Menschen zusammen sitzen, um zu essen und zu reden. Für 4 Personen 200 g Suppenfleisch vom Rind (z.B. Leiter) 200 g dicke Rippe 200 g Bauchspeck oder Kasselernacken 1 Zwiebel, geschält und geviertelt 1 l Wasser 6 Kartoffeln 200 g Möhren 200 g Knollensellerie 200 g Lauch 400 g braune Linsen, am Vorabend in Wasser eingeweicht ½ Bd. Majoran 2 Lorbeerblätter 1 l Gemüsebrühe Cayennepfeffer Salz und Pfeffer aus der Mühle Wie sehr mich diese gemeinsamen Essen geprägt haben, mag folgende Anekdote zeigen. Der alte Esstisch aus Kindertagen war eines Tages überflüssig geworden. Mein Vater lebte nicht mehr, mein Bruder und ich waren längst aus dem Haus und für den Tisch gab es keine Verwendung mehr. Aber ein solches Möbelstück, das so viel erlebt und so viele Geschichten zu erzählen hat, kann man doch nicht einfach wegwerfen. So entschloss ich mich, ihn nicht nur zu erhalten, sondern ihm einen Ehrenplatz in meinem Restaurant „Oldiethek“ zu geben. Da hat er bis zum Schluss gestanden und ich habe ihn immer noch. Er hat viele Teller und Gläser getragen, viele Menschen kennen gelernt und unzähligen Gesprächen gelauscht. Aktuellen, wichtigen, unwichtigen, lustigen und traurigen. Das Fleisch und die geviertelte Zwiebel in einen Topf geben und mit Wasser auffüllen, dass alles gut bedeckt ist. Mit etwas Pfeffer würzen, aufkochen Foto: CBM @ 2014 Christoffel-Blindenmission @ 2014 Christoffel-Blindenmission So hatte ich es erlebt in meiner Kindheit, und so habe ich es geliebt. Die schönsten Augenblicke, an die ich mich erinnern kann, waren die Essen mit Mama, Papa und meinem jüngeren Bruder. Wir saßen an dem kleinen Esstisch in der Küche, Mama hatte etwas Leckeres zubereitet und wir haben gegessen und geredet. Wir sprachen über das, was sich am Tag zugetragen hatte. Über Aktuelles, über Wichtiges, Unwichtiges, Angenehmes, aber auch über Trauriges. Ach, war das schön. Es war schön, weil wir zusammen saßen und uns die Zeit zum Essen und Reden genommen haben. Wir waren zusammen und nicht jeder für sich alleine. Und jetzt wünsche ich Euch, liebe Leserinnen und Leser, dass Ihr Euch an einen Tisch setzt. Alle zusammen und nicht alleine. Redet und esst. Und In vielen Kliniken Afrikas – wie hier im Niger – muss die Familie beim Kochen mithelfen. 21 CBM-Okuli2014_1946.indd 21 10.12.13 10:57 Wort zum Text Horst Lichter lassen und für ca. 60 bis 70 Minuten bei mittlerer Hitze garköcheln. In der Zwischenzeit das Gemüse putzen, abbrausen und in kleine Würfel schneiden. Nachdem das Fleisch gar ist, herausnehmen, etwas abkühlen lassen, in Stücke schneiden und zur Seite stellen. Die gekochte Zwiebel aus der Brühe nehmen und wegwerfen. Mein Tipp: Zur Verfeinerung des Geschmackes – es muss nicht immer Essig sein! Etwas Sahne aufkochen, die geriebene Schale einer unbehandelten Zitrone hineingeben mit Curry abschmecken und mit einem Pürierstab kurz aufschäumen. Den Schaum vor dem Servieren über die Linsensuppe geben. Nun Linsen, Gemüse, Majoran, Lorbeerblätter in die Fleischbrühe geben und mit der Gemüsebrühe auffüllen. Die Suppe nochmals ca. 20 bis 30 Minuten köcheln lassen. Vor dem Servieren die Fleischstücke kurz darin erhitzen. Mit Salz und Cayennepfeffer abschmecken. Natürlich kann man die Suppe auf einem Suppenteller anrichten. Wenn Sie sie als Snack zwischendurch servieren möchten, verwenden Sie Berglinsen und richten Sie die Suppe in Cocktailgläsern an. Online-Shop Die CBM bietet Ihnen auf www.cbm.de eine Fülle hilfreicher Informationsschriften und Verleihmaterialien kostenlos zur Bestellung an. Unter anderem finden Sie das abgebildete Material. Darüber hinaus können DVDs, Videos und weitere Materialien für Gemeindearbeit oder Unterricht bestellt oder ausgeliehen werden. Materialkoffer „Blindheit erfahrbar machen“ Fotos (3): CBM Die Broschüre gibt einen umfassenden Einblick in die Arbeit der CBM mit Jahresrechnung und Arbeitsstatistik. Sie planen eine Benefiz-Aktion zugunsten der CBM? BlindenschriftAlphabet Wir beraten Sie gerne und können Ihnen noch weitere Materialien zur Verfügung stellen. Buchstaben und Zahlen zum selbst Ertasten. Ideal für Schulunterricht und Gemeindegruppen. Bitte rufen Sie uns an: Heike Schmitutz Telefon (0 62 51) 1 31 - 2 94 22 CBM-Okuli2014_1946.indd 22 10.12.13 10:58 @ 2014 Christoffel-Blindenmission Aktueller Jahresbericht @ 2014 Christoffel-Blindenmission Wie finden sich blinde Menschen im Alltag zurecht? Wie hängen Armut und Blindheit zusammen? Der Materialkoffer ermöglicht eine spielerische Annäherung an diese Themen. Für Gruppen bis 30 Personen, ab sechs Jahren, auch für Jugendliche geeignet. Inhalt: Taststock, Klingelball, Blindenschrift-Alphabete, Blindenschreibtafeln, Augenbinden, Film, methodische Anleitung u. a. Zum Verleih. Bitte acht Wochen vorher bestellen unter Telefon (0 62 51) 1 31 - 2 94. Foto: CBM Im Zuge der Kirchengeschichte kamen Geschichten von großartigen Heiligen auf, die Wunderheilungen praktizierten. Wallfahrten werden unternommen zu heiligen Stätten, die für alle möglichen menschlichen Gebrechen Heilung anbieten. Oftmals implizieren derlei Wallfahrten zur Demonstration großen Glaubens lange Fußmärsche, manchmal sogar, auf Händen und Knien zu kriechen. Je größer der Glaube, desto großartiger die Heilung. Bill McAllister Direktor für Theologie und Inklusive Entwicklung CBM international Heilen oder gesundmachen – ist das die Frage? Glauben und Heilung in Zusammenhang zu bringen, hat solche Ausmaße angenommen, dass heute in der ganzen Welt größere, sogenannte „Glaubensheilungsbewegungen“ existieren, die riesige Menschenmengen und unzählige Fernsehzuschauer anziehen. Die Überzeugung, Heilung und Glauben gehe Hand in Hand, ist in vielen Teilen der Christenheit so tief verankert, dass wir sie ernst nehmen müssen. „Jesus [...] fuhr [...] von dort weg in einem Boot in eine einsame Gegend allein. Und als das Volk das hörte, folgte es ihm zu Fuß aus den Städten. Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und sie jammerten ihn und er heilte ihre Kranken (Mt 14,13f).“ Es gibt allerdings zwei Aspekte der „Heilung durch Glauben“, über die wir sorgfältig nachdenken müssen. Dafür sollten wir jedes der beiden Worte für sich betrachten. Die biblischen Berichte über Jesus, der Kranke heilt und, zuweilen, Tote auferweckt, sind oft von zentraler Bedeutung für unser Verständnis seines irdischen Auftrags. Schilderungen, wie Jesus Blinde sehend, Taube hörend und Körperbehinderte gehend macht, sind tragende Bestandteile unseres Jesusbildes und werden ja auch in vielfältigsten Kunstwerken verarbeitet. Kein Hollywood-Film über Jesus kommt ohne dramatisierende Wunderheilungsszenen aus. Lassen Sie uns in diesem Zusammenhang als Erstes das Wort „Glauben“ bedenken: In einigen Teilen der Christenheit ist die Verknüpfung von Glauben und Heilung so stark, dass man dort von einer kausalen Beziehung ausgeht: Heilung resultiert aus Glauben; Glauben hat Heilung zur Folge. Es scheint dabei, als käme die heilende Kraft nicht von Gott, sondern aus dem Glauben selbst. Glauben ist hier die Voraussetzung für Heilung. Ist ausreichend Glauben vorhanden, wird auch ein beachtliches Maß an Heilung erreicht werden. Das eine bedingt das andere. @ 2014 Christoffel-Blindenmission @ 2014 Christoffel-Blindenmission Dass Jesus Macht über Krankheit und Tod besaß, ist für die biblische Darstellung entscheidend, denn damit erfüllte er alte Prophezeiungen über den Messias (Mal 4,2). Jesus selbst brachte ins Gespräch, dass Gottvertrauen körperliche Leiden überwinden könne. Immer wenn er seine Jünger beauftragte, hinauszugehen und die Frohe Botschaft zu verkündigen, scheint er Krankenheilungen zum festen Bestandteil seines Evangeliums zu machen (Lk 9,1f). Zweitens bedeutet das Wort „Heilung“ in vielen jener „Glaubensheilungsbewegungen“ geradezu „physisches Gesundwerden“. In Wirklichkeit haben sich diese Bewegungen deshalb oftmals zu „Glaubensgesundungsbewegungen“ entwickelt, reduziert auf die kausale Verknüpfung zwischen der Größe des Glaubens und dem Grad der physischen Heilung. Krankheit oder Behinderung werden also individuell abhängig gemacht von der jeweiligen geistlichen Verfassung eines Menschen. Nachdem Jesus die Erde verlassen hatte, führten seine Jünger die Tradition des Heilens fort, um zu verdeutlichen, dass sie dort weitermachten, wo Jesus aufgehört hat. Kurz gesagt, Heilen gehörte schon immer zum christlichen Dienst der Verkündigung der Frohen Botschaft. Auch der wundersame Aspekt der Heilung aus Glauben wurde übernommen. Dies deshalb, weil Jesus oftmals die Verbindung zwischen Heilung und Glauben selbst herstellte (Heilung des Gelähmten [Joh 5,1-9]; Heilung des Aussätzigen [Mt 8,2-4]; Heilung des Blindgeborenen [Joh 9,1-7]; Heilung des blinden Bartimäus [Mk 10,46-52]). In vielen Teilen der Welt entstammt diese Koppelung traditionellem religiösem Denken über Krankheit und körperliche Behinderung. Häufig glaubte man, dass dieses sogenannte Schicksal die Folge eines Fluches sei, der auf die Person gelegt wurde, die krank oder behindert ist, oder auf de23 CBM-Okuli2014_1946.indd 23 10.12.13 10:58 Theologischer Impuls Foto: CBM Bill McAllister Anleitung zum Bau solcher Gehstangen für Kinder mit motorischen Störungen, wie hier in Peru, geben die Gemeindehelfer, die von CBM Partnerorganisationen eingesetzt werden. Gemeinden, wenn deren Kirche nur eine einzige Strategie im Umgang mit Behinderung zu kennen scheint, nämlich die des „Heilens durch Glauben“. Wenn keine physische Heilung eintritt, fehlt es an Glauben; wenn es an Glauben fehlt, gibt es keine Rettung oder Gemeinschaft! Doch mit Sicherheit hat die christliche Kirche mehr zu bieten als das, oder? Bestimmt reduzierte Jesus selbst Heilen nicht auf einen Wettkampf magischer Kräfte, oder? Wir wollen Jesus doch sicherlich nicht als eine Art Schamane oder Medizinmann betrachten, oder? ren Familie oder gar das Gemeinwesen, in dem sie lebt. Das Böse ist am Werk! Aber weil Gott stärker ist als die Geisterwelt, sei es folgerichtig, dass er den Fluch und die Macht des Bösen überwinden könne. Sogar in der Zeit der Bibel scheint dieses Denken Einfluss gehabt zu haben; z.B. brachten die Jünger den Blinden zu Jesus und fragten, ob er oder dessen Familie gesündigt habe, sodass die Behinderung entstand (Joh 9,2). Die Schwierigkeit, die wir mit dieser Anschauung haben, ergibt sich aus Anlässen, bei denen es vorkommen kann, dass Gott keine Heilung schenkt. Bedeutet das dann, dass Gott nicht immer mächtiger ist als die Geister? Natürlich müssen wir annehmen, dass er mächtiger ist! Dann aber muss angesichts des Zusammenhangs zwischen Glauben und Heilung, den wir bereits erörtert haben, das Ausbleiben einer Gesundwerdung wohl bedeuten, dass es der Person mit der Behinderung an ausreichendem Glauben mangelt, d.h., solch ein Mensch geistliche Defizite hat. Ganz gleich, ob solch eine Deutung explizit oder verdeckt zum Ausdruck gebracht wird, haftet denen, die eine dauerhafte Behinderung haben, in vielen Teilen unserer heutigen Kirche ein gewisses Quantum an Schande an. Ist es daher verwunderlich, dass sich auch bei uns Menschen mit Behinderungen in ihren Ortsgemeinden häufig nicht willkommen fühlen? Können sie jemals wirklich im tieferen Sinne Teil dieser christlichen Gemeinschaft sein, wenn sie als Menschen betrachtet werden, die keinen Glauben haben? Diese Ächtung von Menschen mit Behinderung entsteht innerhalb dieser christlichen Obwohl Jesus zweitens häufig die Verbindung herstellte zwischen Glauben und Heilung, war es nicht immer der Glauben des Menschen, der die Behinderung hatte, der von Bedeutung war. Als Helfer einen behinderten Menschen durchs Dach in den Raum herabließen, in dem Jesus lehrte, und 24 CBM-Okuli2014_1946.indd 24 10.12.13 10:58 @ 2014 Christoffel-Blindenmission Erstens brach Jesus in der oben erwähnten Textstelle aus Joh 9 selbst die vermeintliche Verbindung zwischen eigener Sünde und Behinderung auf, als er erwiderte, dass weder der Blindgeborene noch dessen Familie diese Behinderung durch ihren eigenen Seelenzustand herbeigeführt hätten. Folglich ist ein Mensch, der eine körperliche Behinderung hat, kein Stück mehr oder weniger mit Sünde behaftet als jemand, der diese Behinderung nicht hat. Das gilt auch für seine Familie. @ 2014 Christoffel-Blindenmission Lassen Sie uns die biblische Grundlage für „Heilung aus Glauben“ oder – was es eigentlich ist – für „physisch Gesundwerden aus Glauben“ etwas genauer inspizieren. Theologischer Impuls Bill McAllister signifikant voneinander, sondern der griechische Text der neutestamentlichen Wundererzählungen verwendet interessanterweise sogar mehr als jene zwei ins Deutsche übertragenen Worte. Es lassen sich mindestens fünf griechische Wörter ausmachen, die im Deutschen mit gesund machen oder heilen wiedergegeben werden. Es handelt sich um kathairo (καθαίρω), sodzo (σῴζω), apallasso (ἀπαλλάσσω), iaomai (ἰάομαι) und therapeuo (θεραπεύω). Jedes dieser Wörter hat eine etwas andere Konnotation, die, zusammengenommen, ein komplexeres Bild von Jesu Dienst als Heilender entwerfen. ihn um Heilung baten, tat es Jesus und erklärte, dass dies ein Resultat ihres Glaubens sei – nicht unbedingt des Glaubens des betroffenen Menschen (Mk 2,4f). Als der Synagogenvorsteher Jairus Jesus um Heilung seiner Tochter bat, tat es Jesus aufgrund dessen Glaubens – nicht des Glaubens der Tochter (Mk 5,35-43). Als Jesus in Mt 14,14 die Volksmengen, die ihm folgen, sieht, wird uns mitgeteilt, dass er Mitleid mit ihnen hatte und die Kranken heilte. Nirgends ist von Glauben irgendeiner Person die Rede. Nur von Mitleid. Drittens ist es hilfreich, zu fragen, was wir mit „Heilung“ meinen. Auch in der deutschen Sprache sind die Worte heilen und gesund machen häufig untereinander austauschbar – aber nicht immer: „Heilen“ kann „physisch gesundmachen“ beinhalten, muss es aber nicht zwangsläufig. „Gesund machen“ hingegen folgt diesbezüglich einem direkten Kausalzusammenhang: Wenn jemand aufgrund Grauen Stars erblindet ist, kann er sein Augenlicht durch eine Operation zurückerhalten. Das ist eine „Gesundwerdung“. „Heilung“ kann jedoch weitaus umfassender sein als das. In Mk 1, wo wir von Jesu Heilung des Aussätzigen lesen, übersetzt heilen das griechische Wort kathairo (καθαίρω). Obwohl das zweifelsohne eine Heilung der Krankheit impliziert, schwingt darüber hinaus stark der Aspekt der Reinigung mit. Es wurde nicht nur die Erkrankung geheilt, sondern die Angst vor Ansteckung wurde genommen. Die sozialen Umstände werden im Griechischen mit einbezogen, nicht aber in der Übersetzung. Matthäus benutzt das Wort iaomai (ἰάομαι) in 8,13, um zu beschreiben, wie Jesus den Diener des Zenturios heilt, ohne überhaupt in dessen Nähe zu sein. In diesem Falle handelte es sich um eine klare Gesundmachung. Der involvierte Glauben lag dabei auf Seiten des Zenturios, nicht des kranken Dieners. @ 2014 Christoffel-Blindenmission @ 2014 Christoffel-Blindenmission „Glaubensheilungsbewegungen“ sollten also, wie oben bereits dargelegt, präziser als „Glaubensgesundungsbewegungen“ bezeichnet werden, denn was hier angestrebt wird, ist eine physische Gesundwerdung von Krankheit oder Behinderung. Menschen kommen im Rollstuhl oder auf Krücken zu den Veranstaltungen und werden aufgefordert, zu glauben, damit sie gesund werden und den Raum ohne Rollstuhl oder Krücken verlassen können. Was angestrebt wird, ist demnach eine Gesundwerdung – und die käme aus dem Glauben. In erster Linie geht es um die Stärke des Glaubens. Raum für die Souveränität Gottes gibt es kaum. Wir als Christen sollten stattdessen jedoch anerkennen, dass Gott gesundmacht, wen er will. Er ist souverän. Weiter, in 14,14, bedient sich Matthäus des Wortes therapeuo (θεραπεύω), um zu beschreiben, wie Jesus die große Zahl Kranker behandelte, die zu ihm kamen. Das ist ein viel bedeutungsoffeneres Wort als das Wort Gesund machen und schloss eine ganzheitlichere Herangehensweise ein. Ohne Zweifel wurden viele gesundgemacht. Andere aber verließen Jesus mit zusätzlichen Segnungen. Es hatte für jene, die kamen, eine therapeutische Wirkung, Jesus an diesem Tag zu begegnen. Gleichwohl sollten wir an Glaubens-Heilungen als Teil unserer Verkündigung des Evangeliums festhalten. Der feine Unterschied liegt im Wort „Heilung“. Wie wir gesehen haben, kann das Wort heilen so viel mehr beinhalten als physisch gesundmachen. Man spricht heute oft davon, es habe nach einem traumatischen Ereignis Heilung gegeben. Heilen hat eine soziale, psychologische oder geistliche Dimension. Das passt deutlich besser zum Evangelium oder zur Frohen Botschaft der Christen. Lukas berichtet in 8,2, wie einige Frauen von bösen Geistern und Krankheiten geheilt worden waren. Zusätzlich zu therapeuo (θεραπεύω) benutzt er das Wort apallasso (ἀπαλλάσσω), um eine stärker geistliche Dimension einzutragen. Jesus heilte die Frauen, indem er die bösen Geister austrieb. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, steht der Vorgang einem Exorzismus näher als einer Gesundmachung. Ein mit Erlösung in Verbindung zu bringendes Element wird auch von Petrus aufgegriffen, wenn das Wort sodzo (σῴζω) gebraucht wird, um die Hei- Nicht nur unterscheiden sich die zwei Wörter heilen und gesund machen geringfügig, aber doch 25 CBM-Okuli2014_1946.indd 25 10.12.13 10:58 Theologischer Impuls Bill McAllister bete ignoriert hat. Vielmehr ist es einfach so, dass Gottes Antwort keine Gesundmachung mit einschloss. Aber sie brachte Heilung – und zwar in einem solchen Ausmaße, dass Paulus imstande war, zu verkünden, der Herr habe ihm als Antwort auf seine Gebete mitgeteilt (2. Kor. 12,7-10): „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Paulus fügte hinzu, dass er sich nun umso freudiger seiner Schwachheit rühmen würde, damit Gottes Kraft auf ihm ruhe. Weil Paulus mit seiner Schwachheit Frieden geschlossen hat, war er geheilt. lung des Gelähmten zu umschreiben, der am Tempeltor saß. Der Mann wurde nicht nur gesundgemacht, sondern befreit von der sozialen Ächtung, die mit seinem bisherigen Zustand einhergegangen war. Das war mehr als eine Gesundmachung. Es war eine Form von Resozialisierung. Wir können also an der Mannigfaltigkeit der gebrauchten griechischen Wörter erkennen, dass Heilung mehr umfasst als einfach nur Gesundung. Weiter können wir sagen: Obwohl Heilung eine Gesundwerdung einschließen kann, ist das nicht immer der Fall. Ob ein Mensch gesundgemacht wird oder nicht – geheilt sollte er auf jeden Fall werden. Das ist ein geistliches Ziel. Menschen mit Behinderungen können Frieden mit Gott haben, ob sie nun gesund geworden sind oder nicht. Sie können Frieden mit ihren Familien haben und umgekehrt. Sie können Frieden mit ihrem gesellschaftlichen Umfeld haben und umgekehrt. Diese Botschaft bezieht sich in gleichem Maße auf uns alle – ob wir behindert sind oder nicht. Wir können schlichtweg nicht Spiritualität mit körperlichem Wohlergehen gleichsetzen. Sich sehen – sich verstehen. Zwei Mädchen mit Downsyndrom aus unterschiedlichen Kulturen treffen sich in Tansania. 26 CBM-Okuli2014_1946.indd 26 10.12.13 10:58 @ 2014 Christoffel-Blindenmission Foto: CBM Das stärkste Beispiel hierfür liefert der Apostel Paulus, der Gott beständig bat, ihn von einem Leiden, das ihn plagte, zu befreien. Auch wenn wir nicht wissen, um welche Krankheit es sich handelte, so wissen wir doch, dass es in irgendeiner Form eine körperliche Beeinträchtigung war. Nun können wir schwerlich sagen, Paulus sei ein Mann gewesen, dem es an Glauben mangelte. Daher können wir nicht annehmen, dass Gott seine Ge- @ 2014 Christoffel-Blindenmission Bei der CBM sind wir seit vielen Jahren mit beidem beschäftigt: Wir machen gesund und wir heilen. Wir haben hart daran gearbeitet, über Krankheiten aufzuklären, die zu Behinderungen führen, und, soweit es in unserer Macht steht, physische Heilung anzubieten. Das ist nicht auf irgendeinen geistlichen Beitrag oder Glauben seitens derjenigen, denen geholfen wird, zurückzuführen. Wie Jesus tun wir das aus Liebe und weil Gott uns die Befähigung dazu geschenkt hat. Für diejenigen hingegen, die wir nicht so einfach gesundmachen können, haben wir versucht, einen weiterreichenden Dienst bereitzustellen. Um ihn zu umschreiben, haben wir uns eines Begriffs aus der Entwicklungshilfe bedient: Community Based Rehabilitation – Gemeindebezogene Rehabilitation. Es ist unser Wunsch, dass alle, samt ihrer Familien und Gemeinschaften, in denen sie leben, rehabilitiert und wiedereingegliedert werden. Das nennen wir Inclusive Development – Inklusive Entwicklung. Theologischer Impuls Foto: CBM Bill McAllister Dank der Unterstützung durch den CBM-Projektpartner NDWA („Nepal Disabled Women Association“) kann die 18-jährige Shanta aus Nepal trotz ihrer Zerebralparese zur Schule gehen. @ 2014 Christoffel-Blindenmission @ 2014 Christoffel-Blindenmission Im Einklang damit können wir das Wort „Rehabilitation“ (engl.: rehabilitation) durch den stärker biblisch gebrauchten Begriff „Versöhnung“ (engl.: reconciliation) ersetzen (2. Kor. 5,18-21). Im Englischen sind beide Wörter mit aktivem Handeln verbunden; aus diesem Grunde tragen sie das Präfix „re“. Wir re-habilitieren diejenigen, die normalerweise in ihr gesellschaftliches Umfeld integriert wären, aber infolge ihrer Behinderung ausgeschlossen wurden. Genauso bedeutet das englische re-conciliate, zwischen zwei Parteien zu vermitteln (engl.: conciliate), die einst eine Einheit waren, nun aber getrennt sind, sie zurückzuvermitteln, zu versöhnen – sie wieder zusammenzuführen. Der christlichen Frohen Botschaft geht es darum, die Menschheit mit Gott, dem Schöpfer, gegen den sie rebelliert, zu versöhnen, und Christen zu verpflichten, Friedensstifter zu sein, indem sie Menschen miteinander versöhnen. Jeden Menschen wertschätzend und annehmend, wie Jesus ihn wertschätzt und annimmt, ist die CBM deshalb bestrebt, Einstellungen, Praktiken und politisches Handeln zu ändern, die zu sozialer Ausgrenzung, Ablehnung und Armut aufgrund von Behinderung führen, und sich für Frieden, Gerechtigkeit und Würde für jedermann zu engagieren. Auf dieser Grundlage stehen wir rückhaltlos hinter der Kapstadt-Verpflichtung des Dritten Lausanner Kongresses für Weltevangelisation zum Dienst an Menschen mit Behinderung, wenn diese für Menschen mit Behinderung Christi Frieden einfordert (Kapstadt-Verpflichtung, Teil IIB, Punkt 4): Menschen mit einer Behinderung stellen eine der größten Minderheiten in der Welt dar, schätzungsweise über 600 Millionen (Anmerkung der Redaktion: Wir wissen heute, dass es eine Milliarde ist, jeder 6. Mensch auf dieser Welt). Die Mehrheit lebt in den am wenigsten entwickelten Ländern und gehört zu den Ärmsten der Armen. Obwohl körperliche und mentale Beeinträchtigungen Teil ihres alltäglichen Lebens sind, sind die meisten auch noch durch das allgemeine gesellschaftliche Verhalten, Ungerechtigkeit und Mangel an Zugang zu Ressourcen behindert. Deshalb sagt die CBM (Stellungnahme zur christlichen Identität der CBM, Juni 2012): Durch Christus kann jeder Mensch mit Gott, der sein Ursprung und Ziel ist, versöhnt werden. Dem Beispiel Christi folgend kann zudem jeder Mensch mit seinem Nächsten versöhnt werden sowie Zwietracht, Unterdrückung und Ausgrenzung überwinden. Menschen mit einer Behinderung zu dienen, hört nicht bei medizinischer Hilfe oder sozialer Fürsor27 CBM-Okuli2014_1946.indd 27 10.12.13 10:58 Theologischer Impuls Foto: CBM Bill McAllister Für diese Frauen in einem Dorf in Malawi ist Mais schälen kommunikative Gemeinschaftsarbeit. In einer Art Silo (links) wird er dann gelagert. Zu den Hindernissen, denen Menschen mit einer Behinderung gegenüberstehen, kommen dadurch noch die Last der Schuld und der frustrierten Hoffnungen hinzu. ge auf. Dazu gehört auch, mit ihnen, ihren Familien und denen, die für sie sorgen, für Einbeziehung und Gleichberechtigung in der Gesellschaft wie auch in der Gemeinde zu kämpfen. Gott ruft uns auf zu gegenseitiger Freundschaft, Respekt, Liebe und Gerechtigkeit. Wir als CBM können daher mit Zuversicht erklären: Wir glauben an Heilung aus Glauben in ihrem weitesten Sinne – an jene Heilung, die den Frieden Gottes meint, der Verständigung schafft. Das ist echte Heilung und das, was Christus meinte, als er uns auftrug, in die Welt hinauszugehen, das Evangelium zu predigen und Menschen aller Gruppierungen zu Jüngern zu machen. Niemand ist vom Tische Gottes ausgeschlossen (Lk 14). Diese Heilung ist definitiv ein Resultat unseres Glaubens – des Glaubens an den souveränen Willen des allmächtigen Gottes, der die umfassendste und echte Heilung schenkt, ob das nun eine physische Gesundwerdung einschließt oder nicht. Wir ermuntern Gemeinde- und Missionsleiter, nicht nur an Missionierung unter den Menschen mit einer Behinderung zu denken, sondern die missionale Berufung von Gläubigen mit Behinderungen selbst als Teil des Leibes Christi zu erkennen, zu bestätigen und zu fördern. Wir sind erschüttert, dass so vielen Menschen mit Behinderungen gesagt wird, ihre Beeinträchtigung sei auf Sünde, Mangel an Glauben und Widerwillen gegen das Geheiltwerden zurückzuführen. Wir bestreiten, dass die Bibel dies als universelle Wahrheit lehrt (Joh 9,1-3). Eine solch falsche Lehre ist seelsorgerlich unsensibel und geistlich lähmend. Diese Heilung wird Ihm und seinem Reich die Ehre geben. Übersetzung: Dr. Sören Swoboda, Jena 28 CBM-Okuli2014_1946.indd 28 10.12.13 10:58 @ 2014 Christoffel-Blindenmission Lasst uns als Christen weltweit aufstehen und kulturelle Vorurteile ablehnen, denn, wie der Apostel Paulus sagte (2. Kor 5,16): „Darum kennen wir von nun an niemanden mehr nach dem Fleisch.“ Wir sind nach dem Ebenbild Gottes geschaffen und wir alle haben Gaben, die Gott in seinem Dienst gebrauchen kann. Wir verpflichten uns, Menschen mit Behinderungen zu dienen, aber auch den Dienst anzunehmen, den sie uns geben können. @ 2014 Christoffel-Blindenmission Wir verpflichten uns, unsere Gemeinden zu Orten der Einbeziehung (Inklusion) und Gleichberechtigung für Menschen mit Behinderungen zu machen, und zusammen mit ihnen Vorurteilen zu widerstehen und für ihre Anliegen in der weiteren Gesellschaft einzutreten. Foto: Boris Rostami Das Fest findet statt Gottes Einladung an uns ist aber keiner jener Empfänge, bei denen man vorsichtshalber zusagen und dann immer noch wegbleiben kann. Keines der Events, bei denen man sich sagen kann: Komm ich heute nicht, komm ich morgen. Hier geht es wirklich um entscheidende Fragen: Wie wichtig ist mir meine Nähe zu Gott, wie intensiv will ich diese Beziehung gestalten? Ist der Alltag unseres Lebens dringlicher als die Einladung zum Glauben, sind die Zwänge unseres Terminkalenders verbindlicher als der Kontakt zu Jesus? Können wir Vorletztes und Letztes unterscheiden, oder geben wir den Alltäglichkeiten einen falschen Rang? Sind wir nicht wirklich bereit, für das Reich Gottes alles andere zurückzustellen? Haben wir regelmäßig Zeit für Gott, Bibel, Gebet und Gottesdienst? Woran uns wirklich liegt, dafür sollten wir uns auch die Zeit nehmen. Hinrich C. G. Westphal Pastor, Journalist, Vorsitzender des ökumenischen Vereins „Andere Zeiten“ Alle zusammen an einem Tisch Andacht zu Lukas 14, 16-24 Vor einigen Wochen hatte ich den spontanen Einfall, ein befreundetes Paar zu einem gemütlichen Abendessen einzuladen. Als die beiden zusagten, machte ich mich rechtzeitig daran, einzukaufen, zu schnippeln, zu kochen, zu braten und den Tisch zu dekorieren. Als ich gerade fertig war, piepte mein Handy, eine SMS von den beiden: „Wir haben jetzt doch andere Prioritäten gesetzt und gehen mit den Schwiegereltern in eine Komödie. Tut uns leid, ein andermal gern. LG“ Ich war geschockt! Enttäuscht und sauer saß ich allein vor meinem gedeckten Tisch und konnte das Verhalten meiner abgesprungenen Gäste nicht begreifen. Denn Gottes Fest findet statt. So oder so. Wenn die vermeintlich Namhaften nicht können, werden die scheinbar Namenlosen eingeladen, die Armen und Verkrüppelten, die Blinden und Lahmen. Da kommen auch die von den Hecken und Zäunen, Obdachlose und Flüchtlinge, Zweifelnde und Sehnsüchtige. Dabei geht es nicht um den Grad ihrer Versehrtheit, sondern um das Bewusstsein ihrer Bedürftigkeit. Sie werden weder wegen ihrer Verdienste noch wegen ihrer Behinderung eingeladen, sondern weil ihnen klar ist, was und vor allem, wen sie brauchen und weil sie seine Einladung wirklich zu schätzen wissen. @ 2014 Christoffel-Blindenmission @ 2014 Christoffel-Blindenmission Auf die Prioritäten kommt es an Der Mann, von dem Jesus in seinem Gleichnis erzählt, erlebte es noch krasser. Er hatte sehr viele Gäste zu einem großen abendlichen Gastmahl geladen. Er wollte sie verwöhnen, erfreuen und großzügig beschenken. Feiern und reden, Gemeinschaft und Nähe. Es war alles bereit. Bratenduft durchzog das Haus; dampfende Schüsseln, leckere Speisen, bunte Blumen, schöne Musik. Und dann das: Absagen im Minutentakt, Schlag auf Schlag. Für den großzügigen Gastgeber eine bittere, ärgerliche Erfahrung. Dabei waren sie keine bösen Leute, es ging ihnen auch nicht um eine Ablehnung seiner Person, im Gegenteil: Der Gastgeber war ihnen durchaus wichtig, sie schätzten ihn und seine Einladung eigentlich sehr. Ein anderes Mal liebend gern, nur nicht heute. Vermutlich waren es auch keine Scheingründe oder Ausflüchte, die sie absagen ließen. Acker und Vieh, Lieben und Heiraten – das sind Gaben und Vorhaben, an denen ja nichts Verwerfliches ist. Sie werden in eine Zwickmühle geraten sein, so wie wir manchmal auch. Was ist mir wichtig? Was ist jetzt dran? Was muss ich unbedingt noch erledigen? Dass wir – gehetzt und fixiert auf das eigene Machen und Tun – dann manchmal die falschen Prioritäten setzen, ist nicht die einzige Pointe, die dieses Gleichnis hat. Es ist noch Raum da Aus welcher Perspektive lesen wir das Gleichnis? Sehen wir uns als diejenigen, die aus plausiblen Gründen mit Bedauern absagen? Oder als diejenigen, die verkrüppelt und blind, arm und sehnsüchtig sind? Es ist noch Raum da. Setzen wir uns dazu: alle an einem Tisch, alle eingeladen und geliebt. Vorzeigen, mitbringen, leisten müssen wir nichts. Hauptsache, wir sind dabei. Das tröstliche Geheimnis dieser verwirrenden und verwirrten Welt besteht darin, dass Gott auf uns wartet, auf die Nahen und die Fernen, die Sesshaften und die Heimatlosen. Wer das begreift und sich auf den Weg macht, ist der Freude des ewigen Festes schon sehr nahe. 29 CBM-Okuli2014_1946.indd 29 10.12.13 10:58 Kinderzeitschrift der Christoffel-Blindenmission Komm mit uns auf Weltreise Foto: CBM Jetzt kostenlos bestellen! CBM Deutschland e.V. Heike Schmitutz Nibelungenstraße 124 64625 Bensheim CBM-Okuli2014_1946.indd 30 Tel.: (0 62 51) 1 31 - 2 94 Fax: (0 62 51) 1 31 - 2 99 E-Mail: material@cbm.de www.cbm.de 10.12.13 10:58 @ 2014 Christoffel-Blindenmission Die Zeitschrift ist besonders geeignet für den Einsatz im Kindergottesdienst, in Kindergruppen, konfessionellen Kindergärten und im Religionsunterricht. Durch CHRIS lassen sich leicht Brücken schlagen zu biblischen Texten wie z.B. zu Heilungsgeschichten. Foto: privat Der pfiffige Maulwurf Chris besucht in jeder Ausgabe ein anderes Land und stellt in einer spannenden Reportage ein von der CBM gefördertes, einheimisches Kind vor. Außerdem im Heft: Tierposter, Comic, Rätsel, Spiele und Mitmach-Aktionen. @ 2014 Christoffel-Blindenmission Die CBM-Kinderzeitschrift CHRIS liefert reizvolle Einblicke in die Arbeit der CBM und ist vor allem für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren geeignet. Foto: Frank Eidel Was steckt da alles in diesem Text drin? Es geht um notleidende Menschen, die Jesus gefolgt sind, und Notleiden wird in der Übersetzung mit Kranksein gleichgesetzt. Also hat Jesus Kranke geheilt und vor allen Dingen auch Hungernden etwas zu essen gegeben. Und die Geschichte endet so ein bisschen wie bei „Life of Brian“, wo er zeigt: So, das war jetzt das Wunder, aber erwartet jetzt nicht, dass es so weitergeht. Und er bekommt ein bisschen Sorge, dass die 5.000 ihm jetzt ständig auf der Pelle hocken. Er übernimmt am Anfang der Geschichte Verantwortung dafür, dass, wenn ihm Menschen folgen, er ihnen etwas zu geben hat. Und am Ende sagt er aber: Macht mich jetzt nicht zum König, macht euch nicht abhängig von mir, sondern versteht, dass genug da ist, wenn wir miteinander teilen. Das ist für mich der Bogen dieser Geschichte. Dr. Eckart von Hirschhausen Moderator, Mediziner, Kabarettist und Schriftsteller Es reicht für alle Bibelarbeit zu Johannes 6, 1-15 Im Einzelnen. Jesus fragt Philippus: Wovon sollen diese Menschen satt werden? Und der Bibeltext sagt: Er tut es, um ihn herauszufordern. Worin besteht die Herausforderung? Jesus weiß ja schon, was er gleich vorhat, aber Philippus wird noch kurz gebraten. Und was ist die Herausforderung an Philippus? Er fragt ihn: Hast Du schon genug Wunder in deinem Leben gesehen, in der Zeit, die du mit mir unterwegs bist? Um das für möglich zu halten, glaubst du selber stark genug, dass das möglich ist oder kommst du aus dem Mangel? Und was er antwortet, ist erst mal das, was alle Visionäre dieser Welt brauchen − einen Realitätscheck. Ist ja toll, wenn man behauptet: Ja, ja, die kriegen wir schon irgendwie satt. Aber dann braucht es auch einen, der sagt: Guck mal wie viel Geld wir haben, noch nicht mal mit 200 Dinar kriegen wir das hin. Und der andere Jünger, Andreas, sagt: Hier sind fünf Gerstenbrote und zwei Fische und das ist alles, was es im Moment gibt. Und dann sagt Jesus: Das reicht, das ist genug. Probieren wir’s doch wenigstens mal. Danach fuhr Jesus an das andere Ufer des Galiläischen Meeres, des Sees von Tiberias. Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen gesehen hatte, die Jesus an den Notleidenden tat. Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngerinnen und Jüngern. Pessach, das jüdische Fest, war nahe. Als Jesus aufblickte und eine so große Menschenmenge auf sich zukommen sah, sagte er zu Philippus: Wovon sollen wir Brot kaufen, damit sie alle zu essen haben? Das fragte er, um ihn herauszufordern, denn er wusste schon, was er tun würde. Philippus antwortete: Selbst Brot für 200 Dinare reicht nicht aus, damit alle auch nur ein kleines Stück bekommen. Andreas, ein Jünger Jesu, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: Hier ist ein Kind, das fünf Gerstenbrote und zwei Fische zu verkaufen hat, aber was ist das schon für so viele. Jesus sagte: Sorg dafür, dass die Menschen sich niederlassen. Dort war eine große Weidefläche. Sie setzten sich hin, etwa 5.000. Jesus nahm die Brote, sprach das Dankgebet und verteilte sie an alle, die dort zusammensaßen, so viel sie wollten. Ebenso machte er es mit den Fischen. Als sie satt waren, sagte er zu seinen Jüngerinnen und Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brotstücke ein, damit nichts verloren geht. Sie sammelten. Mit den Stücken, die nach dem Essen von den fünf Gerstenbroten übrig geblieben waren, füllten sie zwölf Körbe. Da sahen die Menschen das Zeichen, das er getan hatte und sagten: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommt. Als Jesus erkannte, dass sie kommen und ihn mit Gewalt zum König machen wollten, zog er sich wieder auf den Berg zurück. Allein. Kirchentagsübersetzung 2013 Foto: CBM @ 2014 Christoffel-Blindenmission @ 2014 Christoffel-Blindenmission Von einem ganz anderen Gastmahl wird in Johannes 6,1-15 berichtet, von der Speisung der 5.000. Auch hier geht es darum, dass alle eingeladen werden – und dass das, was vorbereitet wurde, zum Segen aller wird. Am südlichen Malawisee. Auf großen Matten werden die Fische zum Trocknen ausgebreitet. 31 CBM-Okuli2014_1946.indd 31 10.12.13 10:58 Bibelarbeit Dr. Eckart von Hirschhausen Ich glaube, sein genialer psychologischer Schachzug ist, den 5.000 nicht zu sagen: Passt auf, wir haben nur diese fünf Brote und zwei Fische. Rechnet euch mal aus: Bei 5.000 Leuten und fünf Broten kriegen tausend Leute ein Brot. Macht eine kleine Arbeitsgruppe, wie ihr das abwiegt und jeder nicht mehr bekommt als ihm zusteht. Was würde in diesem Moment passieren, wenn jeder das Gefühl kriegt: Shit, ich krieg nur einen Krümel. Jeder würde gucken, dass er sich zwei Krümel krallt. In dem Moment, wo Jesus aber sagt: Verteilt es, nehmt euch, so viel ihr wollt, unterläuft er unseren Egoismus, nämlich erst mal für uns zu sorgen. Indem er sagt „Es ist genug da für alle, wenn ihr das für möglich haltet“ reicht es tatsächlich. wollt, war ein Zeichen, dass die Notleidenden und die Hungernden einmal das Leben eines reichen Menschen leben dürfen. Nämlich in diesem Moment im Überfluss zu leben und so viel zu essen, wie man will. Wo stehen wir 2.000 Jahre später? Wir stehen immer noch fassungslos vor der Kraft dieser Vision, dass es reichen könnte, und wir stehen auch alle hier so ein bisschen wie Philippus und Andreas, sagen: Guckt doch mal hin, es gibt doch sehr viel mehr Beweise in der realen Welt, dass es nicht geht, als dass es geht. Guckt doch hin, dass eine Milliarde Menschen auf diesem Planeten zu wenig zu essen hat. Guckt doch hin, dass die Menschen in unserer Kultur auch nicht satt werden, weil sie alle denken, ich muss Diät halten. Wie pervers ist das, dass die eine Hälfte der Welt hungert und die andere Hälfte auf Diät ist? Das erinnert mich ein bisschen an Paul Watzlawick, der viel über die self-fulfilling prophecy in der Psychologie geschrieben hat. Er sagte: Wenn alle Leute plötzlich glauben, dass das Benzin knapp wird, gehen alle nochmal tanken. Und weil alle nochmal tanken gehen, wird das Benzin knapp. Und jeder fühlt sich bestätigt in seiner Annahme. So ein bisschen wie die Logik der Finanzkrise. Ich hab meine Oma einmal gefragt: Warum strickst du so hektisch? Da sagte sie: Ich muss fertigwerden, bevor die Wolle alle ist. Und das zu unterlaufen und zu sagen: Nehmt euch, so viel ihr braucht, so viel ihr 32 CBM-Okuli2014_1946.indd 32 10.12.13 10:58 @ 2014 Christoffel-Blindenmission Sauberes Trinkwasser, wie an diesem Brunnen in Äthiopien, ist nicht überall selbstverständlich. Die CBM unterstützt den Bau neuer Brunnen. @ 2014 Christoffel-Blindenmission Foto: CBM/Hartung Diese Wundergeschichte steht in einem großen Kontext von Wundern, die uns auch 2.000 Jahre später immer noch rühren. Es ist das Wunder der Brotvermehrung, das so wichtig ist in der Bibel, dass es in allen Evangelien vorkommt, in manchen sogar zweimal. Diese Geschichte ist zentral, sie ist der Kern der christlichen Kultur und steht im Kontext zu der Geschichte von der Hochzeit in Bibelarbeit Dr. Eckart von Hirschhausen Foto: CBM/Hartung Kanaan, dem Weinwunder. Das liebe ich auch am Christsein, dass wir die einzige Religion haben, in der Wasser zu Wein verwandelt wird. Wir haben eine Religion, die dem Rausch, dem miteinander Feiern auch den Alkohol zubilligt. Das ist doch mal was. Und als Mediziner denke ich sowieso, wir sind ein Wunder. Ich brauche da gar keine größeren Zeichen – wir sind ein verflixtes Wunder, jeder Einzelne von uns. Wir staunen, dass Jesus Wasser zu Wein verwandelt hat, aber wir staunen noch viel zu wenig, dass unser Körper in der Lage ist, aus dem ganzen Wein von gestern über Nacht wieder Wasser zu machen. @ 2014 Christoffel-Blindenmission @ 2014 Christoffel-Blindenmission Es sind in der Geschichte Gerstenbrote, die verteilt werden, nicht Weizen. Gerste ist nicht besonders bekömmlich, egal, was man im Bioladen sagt. Aber historisch ist die Sesshaftwerdung der Menschen gekoppelt an den Anbau von Gerste. Nicht um Brot zu machen, sondern um Bier zu brauen. Das heißt, die Menschen wurden sesshaft, weil sie nicht mehr stehen konnten. Und was sagt Jesus zu den 5.000? Setzt euch hin, macht‘s euch gemütlich. Da ist eine Wiese, Nahrung, Reichtum, Wasser, es ist alles da, was ihr braucht. Heute würde er sagen: Ey chillt. Setzt euch hin, relaxt, entspannt euch, es ist alles nicht so schlimm, es ist für euch gesorgt. Und dass das Kind auftaucht in der Geschichte, um Brot und Fische zu verteilen, ist auch, nicht so wie man denken könnte, das romantische Bild, dass ein Kind einem die Hoffnung und das Heil bringt, sondern auch ein Zeichen dafür, dass Kinder zu dieser Zeit – wie heute auch noch in großen Teilen der Welt – mitarbeiten mussten. Dass das Kind Brot und Fische dabei hat, ist ein Zeichen dafür, dass es zum Leben für viele dieser Menschen damals nicht gereicht hat, was die Erwachsenen geschaffen haben. Es wurde in die Städte geschafft, es war Hunger – alltäglich. Jedes Körnchen ist wertvoll. Getreideernte im Norden Äthiopiens. zeigt bekommen hat als: Wenn ich Stress habe, betäube ich meine innere Leere mit hochkalorischen Dingen − mit Schokolade, mit Süßigkeiten, mit Chips, mit Pommes − der wird übergewichtig. In dieser Geschichte, die sagt „Du darfst so viel essen, wie du willst, es wird dir nicht mangeln“ ist wirklich auch heute ein Schlüssel zur Heilung unserer Gesellschaft. Wir müssen nicht mehr wissen über Kohlehydrate, Proteine und Nahrungsergänzungsmittel. Wer den Menschen ständig suggeriert „Du brauchst nur ständig das und das und das“, erzeugt weiter dieses Gefühl von Mangel. Wir brauchen mehr Achtsamkeit in dem, was wir essen. Es gibt eine einfache Übung, die alle Diäten dieser Welt überflüssig machen kann, wenn man sie konsequent durchhält. Bevor man sich etwas in den Mund schiebt, muss man sich nur eine klitzekleine Frage stellen: Möchte ich daraus bestehen? Das, was ich esse, rutscht nicht unbesehen durch mich durch, sondern ist Bausubstanz, ist Energie, ist Lebenskraft für mich. Und wenn man sich fragt, möchte ich diesen Bissen als Teil von mir, dann ist einem ziemlich schnell klar, ob man sich das in den Mund schieben will oder nicht. Wir brauchen keine Waage, wir brauchen Reflexion. Wir brauchen eine Haltung, die es uns ermöglicht, uns hinzusetzen und kurz zu überlegen: Wie geht es mir? Wir brauchen jemand, der uns sagt: Setz dich auf die Wiese, entspann dich. Es ist alles da, was du wirklich brauchst, überleg mal, bevor du dir das reinschiebst. Die Besonderheit, dass die Menschen so viel essen können, wie sie brauchen und wie sie wollen, ist die Haltung des Vermögenden, und ich finde, in dem Wort Vermögen steckt auch ein weiteres Körnchen. Es geht nämlich nicht darum, etwas anzuhäufen, sondern in „Vermögen“ steckt das Wort „Macht“, „etwas tun können“. D.h. ein Vermögender ist einer, der es vermag, etwas zu verändern. Reich ist, wer weiß, dass er genug hat. Das bringt mich zu der Frage: Warum hungern wir auf dieser Seite des Globus? Wir Deutschen sind eine der übergewichtigsten Nationen der Welt. Nicht, weil es uns so dicke geht, sondern, weil wie wir heute wissen, Übergewicht maßgeblich aus Stress kommt. Wer nichts Besseres gelernt oder ge- Wir wissen heute, dass positive Gefühle ansteckend sind und wenn wir jetzt von der materiellen Ebene wegkommen zur spirituellen Ebene dieses Textes, kann man sagen, wenn man Brot mitein33 CBM-Okuli2014_1946.indd 33 10.12.13 10:58 Bibelarbeit Foto: CBM/Telemans Dr. Eckart von Hirschhausen In der Bäckerei des Vereins „Riqchari Canas“ in Peru packen alle Familienmitglieder mit an – ob behindert oder nicht. Ihre Backwaren sind heiß begehrt und helfen, ihren Traum von Selbstständigkeit und Inklusion zu verwirklichen. ander teilt, wird es weniger, aber wir wissen auch, dass es ganz viele Dinge gibt, die man miteinander teilen kann und die mehr werden. Viren, zum Beispiel. Und wir wissen auch aus der positiven Psychologie, dass Menschen, die gut drauf sind, wenn sie jemand anniest, weniger krank werden. Man kann sich anstecken mit Viren, aber man kann sich eben auch mit guter Laune anstecken, mit Hoffnung, mit Humor, mit Herzenswärme. einer wählt. Und dann habe ich geteilt – nicht ganz in der Mitte – und mein Bruder hat ein Stück genommen, natürlich das größere. Da war ich sehr sauer und er fragte mich: Na, welches hättest du denn genommen? Da habe ich gesagt: Das kleinere. Und da hat er gesagt: Aber das hast du doch jetzt! Ich habe in Heidelberg Medizin studiert und da erlebte ich einmal eine alte Dame, die wunderbare Gedichte geschrieben hat. Das schönste Gedicht, das ich über Wunder kenne, ist von Hilde Domin und hat nur fünf Zeilen. Wonach hungern wir wirklich? Wo ist unser Mangel und wo versuchen wir ihn mit etwas anderem zu betäuben? Das steckt für mich in diesem Text. Was ist der Unterschied zwischen einem Mann mit sieben Kindern und einem Mann mit sieben Millionen? Der mit den Millionen will weitere … Geld kann uns Brot kaufen. Ja, Geld kann glücklich machen, wenn wir sehr wenig davon haben und wenn wir die Existenzgrundlage damit sichern können. Wenn wir uns um bestimmte Dinge nicht mehr jeden Tag sorgen müssen. Aber dann macht es uns nicht satt und dann macht es uns glücklicher, wenn wir es teilen. Nicht müde werden wie einem Vogel die Hand hinhalten Wir können das Wunder nicht zwingen wie den Vogel, auf unserer Hand Platz zu nehmen. Wir können aber dafür sorgen, dass unsere Hand offen ist. Dass wir im Geben sind, dass wir nicht im Mangel sind, dass wir dankbar sind, dass wir merken, was alles da ist und dann die Hoffnung verbreiten, dass es reicht für alle. Teilen müssen wir lernen, am besten mit vielen anderen, am besten in der Familie. Ich habe drei Geschwister und musste das lernen. Meine Mutter war sehr pädagogisch und hat immer gesagt: Einer teilt, 34 CBM-Okuli2014_1946.indd 34 10.12.13 10:58 @ 2014 Christoffel-Blindenmission leise @ 2014 Christoffel-Blindenmission sondern dem Wunder Foto: Markus Rößler erklärt, dass Jesus alle unsere Lasten kennt – und dass er auch uns aufrichten möchte. Annette und Lutz Barth Diakone in der Evangelischen Landeskirche in Baden, Projektleiter „Sinnenpark-Bibel-erleben“ Sichtlich berührt lässt der Junge dann seinen Lastsack neben die Figur von Jesus auf die Erde gleiten. Es ist ihm anzumerken, wie tief ihn das Erlebnis der gekrümmten Frau beeindruckt – und dass ihn der Zuspruch von Jesus innerlich aufgerichtet hat. Sinnenpark: Die Bibel mit allen Sinnen erleben Weil der Kopf nicht ausreicht Wir Menschen bestehen nicht nur aus dem Kopf. Nicht umsonst gibt es in der Bibel viele Geschichten voller Emotionen und sinnlicher Eindrücke. Seit etwa einem Jahrzehnt wird in allen Bereichen der Gesellschaft entdeckt, wie wichtig unsere Sinne sind: Die Werbung lockt: „Ein Produkt für alle Sinne“ – sei es Tee, Badesalz oder das neueste Automodell. Museen bieten ihren Besuchern Eindrücke zum „Sehen, Hören, Riechen und Fühlen“. Und mit einer „Erlebnisausbildung“ versucht eine Firma, Auszubildende zu gewinnen. Gebannt beobachtet der Junge die Figuren des Schattenbilds. Ein Säckchen liegt auf seinen Schultern – Symbol für persönliche Lasten. Sein unverzichtbarer Helfer, aber auch seine Last ist der Rollstuhl, ohne den er sich nicht fortbewegen kann. Da hört er, was Jesus der Frau mit dem gekrümmten Rücken sagt: „Gott kennt dein Leid und es ist ihm nicht gleichgültig. Alles, was dir so viele Jahre lang zu schaffen gemacht hat, darf dich nicht mehr niederdrücken – du bist frei!“ So sind viele Menschen auch offen, wenn Glaube ganzheitlich erlebbar wird. Foto: Sinnenpark-Bibel-erleben Die christliche Sinnenarbeit @ 2014 Christoffel-Blindenmission @ 2014 Christoffel-Blindenmission Aufmerksamer Zuhörer bei der Zeitreise „Menschen begegnen Jesus“. Dieser Arbeitszweig der Evangelischen Landeskirche in Baden geht neue Wege, und das Konzept spricht nicht nur Christen an. Die Inszenierungen, die wir entwickelt haben, begeistern Menschen aller Altersstufen. Auch diejenigen, denen Kirche und christlicher Glaube fremd sind, lassen sich gerne darauf ein – jeder hat die Freiheit, sich soweit darauf einzulassen, wie er möchte. Auch Menschen mit körperlichen Handicaps oder geistiger Behinderung finden hier vieles, was sie erleben können, was sie anspricht und oft tief bewegt. Was erlebe ich bei einer Zeitreise Ein Mitarbeiter führt meine Gruppe durch die begehbaren Kulissen. Die einzelnen Stationen sind bis ins Detail liebevoll gestaltet. An jeder erzählt unser Reiseleiter einen Teil der Geschichte und aufwändig gestaltete Hörszenen lassen uns eintauchen in das Geschehen von damals. Immer wieder kann ich bei verschiedenen Angeboten selbst aktiv werden – und erspüren, was die Geschichte mit meinem Leben zu tun hat. Düfte und manchmal auch etwas zum Schmecken lassen mich die Inhalte mit allen Sinnen erfassen und prägen sie tief in meinem Gedächtnis ein. Der Junge sieht, wie sich die Frau aufrichtet, hört die sanfte Musik im Hintergrund und den Ausruf der Frau: „Was ist das? Ich, ich kann meinen Rücken wieder bewegen ... Wie leicht fühle ich mich jetzt! Die Schmerzen sind Vergangenheit!“ Der Junge mit dem Rollstuhl ist unterwegs auf der Zeitreise bei „Menschen begegnen Jesus“, einem der insgesamt vier Themen des Sinnenpark-Bibelerleben. Der Gruppenbegleiter und „Reiseleiter“ 35 CBM-Okuli2014_1946.indd 35 10.12.13 10:58 Aktionsidee Sinnenpark Annette und Lutz Barth Wer im Hör- oder Sehbereich beeinträchtigt ist, nimmt mit anderen Sinnen Dinge wahr, die Menschen ohne Behinderung nicht auffallen. Und auch für sie gibt es Elemente, die sie gut wahrnehmen können: Beim Ostergarten z.B. können auch blinde Menschen die Ketten spüren, die zu Beginn der Führung als Symbol für Dinge mitgenommen werden, die uns „gefangen nehmen“ – und später die Erleichterung, wenn sie diese am Kreuz bei Jesus ablegen. Beim Passamahl schmecken sie Traubensaft und Brot, das ein „König“, der Jesus symbolisiert, den Besuchern austeilt. Die Donnerschläge bei der Kreuzigungsszene dringen als Vibrationen auch zu gehörlosen Menschen durch – und sie können die Dornenkrone fühlen. Biblische Geschichten werden lebendig in der Zeitreise „Lebendige Krippe“. Welche Themen gibt es Bei der Weihnachts-Zeitreise entführt der orientalische Duft alle ins ferne Israel – und von anderen geführt, lassen sich die Waren am Basar auch von blinden Menschen ertasten. Die erste Zeitreise war im Jahr 2000 der „Ostergarten“: Er beginnt beim Einzug in Jerusalem, lässt u.a. das letzte Passahmahl nachempfinden, die Angst von Jesus vor der Kreuzigung spüren und führt hin zum Erleben der Frauen am Ostermorgen. Die „Lebendige Krippe“ holt die Gruppe ab im modernen Weihnachtstrubel – dann stoppt ein Römer sie auf dem Weg zum Basar in Nazareth. Weiter geht es zu Marias Haus, auf das nächtliche Hirtenfeld und zum Stall. Die Stationen lassen den Ursprung von Weihnachten entdecken. Bei „Menschen begegnen Jesus“ erfahren die Besucher bei ganz unterschiedlichen Geschichten: Jesus ist ein VIP, eine „ganz wichtige Person“ im wahrsten Sinne des Wortes – aber zu ihm habe ich immer Zugang – und ich bin ihm ganz wichtig. Fotos (2): Sinnenpark-Bibel-erleben Der Duft von biblischem Salböl im Grab und Fliederduft im Auferstehungsgarten bleiben beim Ostergarten lange im Gedächtnis. Wie reagieren Menschen mit Behinderungen Der Junge im Rollstuhl ist kein Einzelfall – viele Menschen mit Behinderungen haben eine tiefere Wahrnehmung und erleben die Führungen mit großem Gewinn. Bei der Hochzeit zu Kana, ebenfalls eine Station von „Menschen begegnen Jesus“, lädt eine fröhliche orientalische Musik die Besucher zum Tanz ein. Während eine gehbehinderte Frau zuschaut und meint „Ich freue mich, im Herzen mitzutanzen“, dreht sich eine Schülerin mit strahlendem Gesicht in ihrem Rollstuhl mit – die anderen haben sie voll in ihren Kreis integriert. Ein geistig behindertes Kind jauchzt bei der Führung vor lauter Freude und ein schwer geistig behinderter Mann, der anfangs sehr unruhig ist, wird während der Führung immer entspannter und ausgeglichener. Die Themen, die wir gemeinsam mit unserem Team entwickelt und erprobt haben, werden von anderen Gemeinden in ganz Deutschland durchgeführt. Hinweise dazu und die aktuellen Standorte finden Sie unter www.sinnenpark.de. „Menschen begegnen Jesus“ ist 2014 beim Haus Schönblick in Schwäbisch Gmünd für die Dauer der Landesgartenschau erleben. 36 CBM-Okuli2014_1946.indd 36 10.12.13 10:58 @ 2014 Christoffel-Blindenmission Wo kann man eine der Ausstellungen besuchen @ 2014 Christoffel-Blindenmission Bibel erleben mit allen Sinnen: Exotische Gewürze und orientalische Düfte führen in eine andere Welt. Angebot des Teams Kirche für Ihre Kirchengemeinde Das etwas andere Kirchencafé Film: Zum Helfen berufen Bilder sagen mehr als tausend Worte. Eine direkte Begegnung mit Menschen in Moshi im afrikanischen Tansania ermöglicht der Film „Zum Helfen berufen“. Das „etwas andere Kirchencafé“ schickt seine Besucher auf eine Erlebnisreise. Hier können Sie selbst einen kleinen Eindruck davon bekommen, wie es ist, blind zu sein. Mit Spezialbrillen, die den Grauen Star simulieren, wird aus einem normalen Essen eine echte Herausforderung. Erleben Sie die Arbeit der CBM in Tansania hautnah und erfahren Sie mehr über unsere Vision. Die Geschichte vom blinden Bartimäus (Markus 10, 46-52) ist aktueller als man denkt. Denn viele Menschen in den ärmsten Ländern der Welt leben heute noch wie er: Armut, Ausgrenzung, Diskriminierung und Perspektivlosigkeit gehören zum Alltag. Krippenspiel und Martinsfest Sind Sie auf der Suche nach einem Krippenspiel für Ihre Christvesper oder nach Ideen zur Gestaltung Ihres Martinsfestes? Wir haben kreative und interessante Ideen für Sie entwickelt, die Sie als Arbeitserleichterung nutzen können. In unserem Gottesdienstentwurf für alle Generationen geht es um die Bedeutung dieser Geschichte für unser Handeln heute. @ 2014 Christoffel-Blindenmission In unserem Krippenspiel geht es um eine junge Frau mit ihrem blinden Baby und um die Erkenntnis: Die Weihnachtsgeschichte passiert noch heute! @ 2014 Christoffel-Blindenmission Fotos (5): CBM Gottesdienstentwurf Bartimäus Die Café-Besucher erfahren, welche Schwierigkeiten schon vermeintlich einfache Dinge wie Kaffee einschenken bereiten können, wenn man nichts sieht, und wie blinde Menschen ihr Leben meistern. Interessiert? Unsere Broschüre zum Martinsfest liefert Ihnen viele Ideen und Anregungen – z.B. einen Gottesdienstentwurf, eine Bastelanleitung für ein MiniMartinslicht und ein Rezept für leckere Martinshörnchen. Wir stellen Ihnen unsere Angebote kostenlos zur Verfügung. Bestellen Sie es einfach bei CBM-Mitarbeiterin Heike Schmitutz unter Telefon (0 62 51) 1 31 - 2 94. 37 CBM-Okuli2014_1946.indd 37 10.12.13 10:59 „Ich bin Diplom-Geographin, Journalistin und Fundraising-Managerin. Seit Anfang 2010 leite ich das Team Kirche bei der CBM. Mir liegt die Arbeit Regina mit Kirchengemeinden aller KonKarasch-Böttcher fessionen in Deutschland am Herzen. Kirchenbeauftragte Die CBM bietet Ihnen einen Blick über den Tellerrand. Sie schlägt eine Brücke zur Arbeit kirchlicher Projektpartner in Entwicklungsländern, die sich für Menschen mit Behinderungen einset- zen. Darüber berichten wir gern auch bei Fortbildungen oder in Pfarr- oder Gemeindepädagogen-Konventen.“ „Nach mehrjähriger Tätigkeit als Justizbeamtin besuchte ich die Bibelschule Wiedenest in Bergneustadt und war danach zwei Jahre mit der Allianz-Mission im afrikanischen Mali. 1992 kam ich zur CBM. Mit dem Erlebnismobil war ich bundesweit unterwegs, um sehenden Menschen zu ermöglichen, sich in die Lage eines blinden Menschen zu versetzen. Projekt-Besuche der CBM sind Grundlage der Vorträge und Gottesdienste, die ich in Kirchengemeinden halte. Mich fasziniert an der Arbeit der CBM, dass mit wenig Geld so viel für Menschen mit Behinderungen in den Entwicklungsländern erreicht wird.“ „Als Gemeindepädagogin und Religionslehrerin gehört es zu meinen Aufgaben im Kirchenteam der ChristoffelBlindenmission, Material für die Gemeindearbeit zu entwickeln. Zum Einsatz unserer Angebote in Ihren Veranstaltungen berate ich Sie gern. Außerdem biete ich Workshops und Fortbildungen zum Thema „Behinde- rung verstehen“ für Mitarbeitende in Kirchengemeinden an. Dazu komme ich auch gern in Ihren Kirchenkreis.“ Gisela Matthes Team Kirche Tel.: (0 62 51) 1 31 - 2 86 Fax: (0 62 51) 1 31 - 2 99 E-Mail: ilona.karin@cbm.de Tel.: (0 62 51) 1 31 - 2 91 Fax: (0 62 51) 1 31 - 2 99 E-Mail: gisela.matthes@cbm.de 38 CBM-Okuli2014_1946.indd 38 10.12.13 10:59 @ 2014 Christoffel-Blindenmission Ilona Karin Team Kirche Tel.: (0 62 51) 1 31 - 2 97 Fax: (0 62 51) 1 31 - 2 99 E-Mail: regina.karasch@cbm.de @ 2014 Christoffel-Blindenmission Fotos (3): CBM Unser Team Kirche Das hat Ihre Spende bewirkt Nilane ist Vorbild für andere Menschen mit Behinderungen – die Kooperative in Cabanatuan auf den Philippinen, in der Nilane arbeitet, hat ein erfolgreiches Geschäftsjahr hinter sich. Nilane arbeitet in der Personalabteilung in einer von 14 Kooperativen des CBM-Partners NFCPWD (National Federation of Cooperatives for Persons with Disabilities). Gemeinsam mit den anderen mehr als 100 Mitgliedern kann sie auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. Nilane dankt Gott dafür und ist auch ein bisschen stolz. Die Kooperative hat einen großen Auftrag für Schulstühle und Lehrertische abgeschlossen und konnte den Kredit für das Material bereits zurückzahlen. Die Folgen des Taifuns zu beseitigen, bedeutet eine Menge zusätzliche Arbeit für alle Mitarbeiter. Auch für Nilane (rechts). Baufertig war auch schon das nächste Projekt: Die Kooperative will organischen Dünger herstellen und verkaufen. Die Beete für die Wurmkultur waren schon fertig, doch dann kam Taifun Nari. Der Sturm hat die Dächer der Kompostieranlage und der Werkstatt zerstört. Nilane erzählt, dass alles verwüstet war, aber sie konnte das Dach ihrer eigenen kleinen Hütte bereits reparieren. Elisabeth ist zuversichtlich: „Es muss das Chaos geben, damit es Ordnung und Frieden geben kann.“ Sie hofft, dass nach der Beseitigung der Sturmschäden auch andere Ministerien zehn Prozent der Aufträge an Menschen mit Behinderungen vergeben, so wie das Bildungsministerium. Schwere Schäden durch Taifun Nari Dafür setzt sich der CBM-Partner FTI (Foundation for These-Abled Persons, INC) ein. Die Stiftung gibt Menschen mit Behinderungen eine Starthilfe durch Kredite und unterstützt die Kooperativen. Außerdem versucht FTI, auf politischer Ebene Veränderungen anzustoßen, um so mehr behinderten Menschen auf dem Weg aus der Armut zu helfen. Fotos (3) CBM/Harms @ 2014 Christoffel-Blindenmission @ 2014 Christoffel-Blindenmission So gut erging es Elisabeth und Diosdado nicht. Die beiden arbeiten bei der Kooperative und hatten eine kleine zweistöckige Hütte auf dem Gelände. Das Dach und die Wände des zweiten Stocks sind vom Taifun zerstört worden. Doch Der Taifun hat einen Teil des Daches der Lagerhalle weggerissen. Die Reparatur ist teuer und muss schnell durchgeführt werden. Elisabeth freut sich, dass die fertigen Tische im Trockenen stehen. 39 CBM-Okuli2014_1946.indd 39 10.12.13 10:59 Kollektenvorschlag Fotos (2) : CBM Ngalula sagt stolz: „Nähen ist mein Lieblingsfach! Ich nähe Decken mit der Hand, das macht mir viel Spaß.“ Sie näht mit der linken Hand, weil die Finger ihrer rechten Hand verkrümmt sind. Ngalula kann nähen samtes Leben“, sagt die Gemeindehelferin Genevieve, „auch für meine Arbeit als Ehrenamtliche.“ Ngalula-Gracia Kabanga ist 16 Jahre alt. Sie lebt mit ihren Eltern und acht Geschwistern in Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. Ngalula kam sechs Wochen zu früh auf die Welt und erlitt dabei eine Hirnschädigung. Sie kann nicht laufen – und einen Rollstuhl hatte sie nicht. „Unsere Tochter ist sehr intelligent und freundlich“, sagt Ngalulas Vater Innocent. Trotzdem konnte Ngalula nicht zur Schule gehen. „Die Regelschule ist sehr weit weg und wir können nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Die Fahrer wollen uns nicht mitnehmen. Dass es ein Internat für Kinder mit Behinderungen gibt, wussten wir nicht“, sagt Innocent. „Keiner hat es uns gesagt, bis wir vor vier Jahren die ehrenamtlichen Gemeindehelfer von Elikya trafen.“ Ngalula sitzt im Gottesdienst immer in der ersten Reihe. Ihr Leben hat sich völlig verändert. Bevor Ngalula Kontakt mit Elikya hatte, konnte sie nicht sitzen und sich nicht selbst waschen, jetzt kann sie das. In der Schule lernt sie Französisch. Damit kann sie später Übersetzungen machen und so vielleicht ihren Lebensunterhalt verdienen.“ Ngalula selbst ist glücklich über die Wendung, die ihr Leben genommen hat. Ihr großes Ziel: „Ich will lernen, mit der Nähmaschine zu nähen!“ Wenn es so weit ist, werden die Elikya-Mitarbeiter versuchen, eine Nähmaschine zu beschaffen – dann kann Ngalula ihren Lebensunterhalt auch mit dem Nähen bestreiten. Außerdem wird sie nach ihrer Schulzeit dringend einen geländegängigen Rollstuhl benötigen, denn in ihrer Nachbarschaft sind alle Wege aus Sand und Schotter. Über den CBM-Projektpartner Elikya bekam Ngalula einen Rollstuhl. Jetzt besucht sie die Schule und macht große Fortschritte. Am Wochenende ist sie meist zu Hause. Dann treffen sich die Gemeindehelfer und die Familie in der Kirche und tauschen sich aus. „Mein Glaube ist Grundlage für mein ge- In Entwicklungsländern haben es Menschen mit Behinderungen besonders schwer, sich eine Zukunft aufzubauen. Die 16-jährige Ngalula kann es mit Hilfe ihres Rollstuhls schaffen – dank der Unterstützung, die sie vom CBM-Partner Elikya bekommt. Gemeinsam wollen wir er- Kennwort: Elikya reichen, dass noch mehr Menschen mit Behinderungen die Chance bekommen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Bitte unterstützen Sie die Arbeit der CBM mit Ihrer Spende. Herzlichen Dank! 40 CBM-Okuli2014_1946.indd 40 10.12.13 10:59 @ 2014 Christoffel-Blindenmission Kollektenbitte – Abkündigungstext 1946 · E 12/13 · @ 2014 Christoffel-Blindenmission Ngalula ist stolz auf alles, was sie gelernt hat. Sie blickt zuversichtlich in die Zukunft und weiß, dass sie auch weiterhin auf die Hilfe von Elikya zählen kann.