Berühre mich mit Herz und Händen
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Berühre mich mit Herz und Händen
OKULI 2012 Materialien für Gemeinde und Schule „Berühre mich mit Herz und Händen“ Foto: CBM Textauslegungen zu Markus 7, 31-37 Dr. Robert Zollitsch Pater Dr. Anselm Grün Dieter Falk Die Heilung eines Taubstummen Markus 7, 31-37 31 Und als er wieder fortging aus dem Gebiet von Tyrus, kam er durch Sidon an das Galiläische Meer, mitten in das Gebiet der Zehn Städte. 31 Jesus verließ das Gebiet von Tyrus wieder und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekapolis. 32 Und sie brachten zu ihm einen, der taub und stumm war, und baten ihn, dass er die Hand auf ihn lege. 32 Da brachte man einen Taubstummen zu Jesus und bat ihn, er möge ihn berühren. 33 Und er nahm ihn aus der Menge beiseite und legte ihm die Finger in die Ohren und berührte seine Zunge mit Speichel und 33 Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; 34 sah auf zum Himmel und seufzte und sprach zu ihm: Hefata!, das heißt: Tu dich auf! 34 danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu dem Taubstummen: Effata!, das heißt: Öffne dich! 35 Und sogleich taten sich seine Ohren auf, und die Fessel seiner Zunge löste sich, und er redete richtig. 35 Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit und er konnte richtig reden. 36 Und er gebot ihnen, sie sollten's niemandem sagen. Je mehr er's aber verbot, desto mehr breiteten sie es aus. 36 Jesus verbot ihnen, jemand davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr machten sie es bekannt. 37 Und sie wunderten sich über die Maßen und sprachen: Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend. 37 Außer sich vor Staunen sagten sie: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen. Lutherbibel von 1984 Einheitsübersetzung Impressum CBM Deutschland e.V. Nibelungenstraße 124, 64625 Bensheim Paul-Neumann-Straße 55, 14482 Potsdam www.cbm.de Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 Ansprechpartnerin: Regina Karasch Telefon: (0 6251) 131- 2 97 Fax: (0 6251) 131- 2 99 E-Mail: okuli@cbm.de V.i.S.d.P.: Reinhold Behr, Dr. Rainer Brockhaus Redaktion: Regina Karasch, Ilona Karin, Rudi Saß © 2012 Christoffel-Blindenmission Spendenkonto 2020 Inhalt Foto: CBM Impressum ________________________________ 2 Vorwort – Dr. Rainer Brockhaus _____________ 3 Grußwort – Erzbischof Dr. Robert Zollitsch ___ 4 Vorwort Informationen zu Hörbehinderung __________ 5 Blick auf den Text – Pater Dr. Anselm Grün ___ 6 Liebe Freundinnen und Freunde der Christoffel-Blindenmission, Familiengottesdienst – Dekan Dr. Norbert Dennerlein ________ 9 einen gehörlosen Menschen durch einfache Berührungen wieder hörend und sprechend machen – das ist wohl der Traum vieler unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in Entwicklungsländern unter schwierigen Bedingungen Dienst an ihrem Nächsten tun. Ideen für die Arbeit mit Konfirmanden – Gisela Sachse ______________________ 12 Gottesdienst mit allen Sinnen – Diakon Peter Hepp _________________ 16 Online-Shop ______________________________ 19 Leider ist eine Heilung der Patientinnen und Patienten oft nicht mehr möglich. Dann sind wir froh, wenn wir ihnen mit einem Hörgerät oder einem Platz in einer Gehörlosenschule den Weg in ein selbstständiges Leben ebnen können. Liedandacht – Dieter Falk __________________ 20 Liturgische Texte – Diakon Rudi Saß ________ 22 Doch auch wenn wir keine Wunder vollbringen, sind wir dankbar, dass wir mithilfe treuer Unterstützerinnen und Unterstützer wenigstens die Folgen einer Behinderung lindern dürfen. Seniorenandacht – Ilona Karin _____________ 24 Ich freue mich sehr, dass Sie mit der Nutzung des Okuli-Heftes Interesse an unserer Arbeit zeigen. Vielleicht können Sie mit dem vielfältigen Material auch das eine oder andere Mitglied Ihrer Gemeinde für die segensreiche Arbeit in den Entwicklungsländern begeistern. Unsere Angebote für Ihre Gemeinde _______ 28 Gedanken zum Text – Prof. Dr. Fulbert Steffensky _________ 27 Unser Team Kirche ________________________ 29 Chris – Die Kinderzeitschrift der CBM _______ 30 Das hat Ihre Spende bewirkt! ______________ 31 © 2012 Christoffel-Blindenmission Falls Sie die Arbeit für Menschen mit Behinderungen mit einer Kollektensammlung unterstützen möchten, bedanke ich mich jetzt schon vielmals. Kollektenvorschlag ________________________ 32 Einen Projektvorschlag finden Sie auf der Rückseite dieses Heftes. de n ins fin z a g a M r dieses unsere ereich rialien B e t d a a M Alle ownlo h im D Sie auc ge unter: a Homep Herzliche Grüße und Gottes Segen, Ihr e/ok d . m b c w w w. Dr. Rainer Brockhaus – Direktor – 3 uli Foto: Privat Nähe zwischen Gottes Sohn und dem gehörlosen Menschen, wird verkündet: Das Heil, das Gott für alle Menschen bereithält, ist angebrochen. Dr. Robert Zollitsch Erzbischof und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Freiburg Dieses Heil können wir heute sichtbar machen, indem wir Menschen mit Behinderungen nahe sind und sie nahe sein lassen: sei es in Gemeinden, in Organisationen, am Arbeitsplatz. Grußwort Für dieses Heil können wir uns einsetzen, indem wir für gleiche Chancen und Rechte für Menschen mit und ohne Behinderung einstehen. In unserer nächsten Nachbarschaft und in den armen und ärmsten Ländern der Welt. Jesus hat uns vorgelebt, wie Begegnung gelingt. Jetzt sind wir gefragt! Die Schaffung einer barrierefreien Umgebung ist in unserer Zeit eine hervorragende Aufgabe, um vor allem das Selbstbestimmungsrecht von Menschen mit Behinderungen zu fördern. Aber es bedarf auch der Nähe und der Fürsorge, damit Menschen wachsen und sich entfalten können, damit sie sich so, wie sie sind, von Gott angenommen wissen. Liebe Leser und Nutzer dieses Heftes, „Berühre mich mit Herz und Händen“ (Mk 7, 31-37) – dieses Wort, das in diesem Jahr über dem Magazin Okuli steht, lässt keinen Zweifel: Die Heilung des Taubstummen, die der Evangelist Markus beschreibt, ist kein rein medizinischer Vorgang und auch nicht nur das reine Werk eines Wunderheilers. Es ist weit mehr als das: Hier begegnen sich zwei Menschen – mit Herz und Händen! Jesus durchbricht die gängige Praxis seiner Mitmenschen, dass Kranke und Behinderte ausgestoßen und als gottfern abgelehnt werden. Er begegnet dem Taubstummen von Mensch zu Mensch. Und macht damit deutlich: Jeder von uns trägt seine Verwundungen, Begrenzungen und Belastungen mit sich. Ob am Körper oder auf der Seele – niemand in dieser Welt ist ganz heil. Da, wo es der Christoffel-Blindenmission gelingt, Menschen mit Behinderungen in ihrem Selbstbestimmungsrecht zu fördern und zu unterstützen und ihnen gleichzeitig menschlich nahe zu sein, leistet sie einen unverzichtbaren Beitrag, um das Heil, das Gott für uns alle bereithält, anbrechen zu lassen. Ich wünsche der Christoffel-Blindenmission und allen Organisationen der Behindertenhilfe und -selbsthilfe, die sich im Namen Gottes zusammengefunden haben, Zuversicht in ihrem Dienst und Ermutigung aus dem Glauben, und allen, die mit den Materialien dieses Heftes und eigenen Ideen Aktionen in der Gemeinde, Gottesdienste, Gruppenstunden oder Unterricht gestalten, gute und gesegnete Erfahrungen auf dem Weg Jesu, der ein Weg zu den Menschen ist – mit Herz und Händen. Und wir alle sind gleich vor Gott; jeden und jede von uns hält er in seinen liebevollen Händen geborgen – wie versehrt oder unvollkommen unser Leben auch sein mag. Vollkommenheit ist uns allen erst im Reich Gottes verheißen. Aber wo Jesus uns Menschen anspricht, wo er mit Herz und Händen bei uns ist, da beginnt schon hier auf der Erde, was wir für den Himmel erhoffen. Da öffnet sich der Himmel, da entsteht Sprachfähigkeit, auch bei jenen, die Zeugen der Begebenheit zwischen Jesus und dem taubstummen Mann geworden sind. Sie beginnen nicht weniger als der Gehörlose zu sprechen. Das Wort Gottes, angerührt durch die unmittelbare Erzbischof Dr. Robert Zollitsch Nutzen Sie unseren Erlebnisgang! Foto: CBM Mit Simulationsbrille und Taststock kann jeder selbst nachempfinden, wie es ist, blind zu sein. Der Erlebnisgang informiert anschaulich über Blindheit und das Ziel der CBM, weltweit Menschen mit Behinderungen zu helfen. Informationen und Buchung bei Ilona Karin unter Telefon (0 62 51) 131-2 86, per Fax (0 62 51) 131-2 99 oder E-Mail: okuli@cbm.de 4 © 2012 Christoffel-Blindenmission Eine Idee fürs Gemeindefest? Informationen zu Hörbehinderung Gehörlosigkeit und Hörbehinderung Umgang mit gehörlosen Menschen Begriff Anders als im Bibeltext ist es heute nicht mehr üblich, von Taubstummen zu sprechen. Gehörlose Menschen sind oftmals in der Lage, mit ihrer Stimme zu sprechen. Es ist besser, von gehörlosen Menschen bzw. Menschen mit Hörbehinderung (Resthörvermögen vorhanden) zu sprechen. Weltweit sind etwa 280 Millionen Menschen von mäßigen bis schweren Hörschädigungen betroffen. In Deutschland leben etwa 80.000 gehörlose Menschen. Gebärdensprache Seit sich 1880 in Mailand Fachleute zu einem Kongress trafen, galt die Gebärdensprache rund 100 Jahre lang als verpönt. Man meinte, gehörlose Menschen sollten eher die Lautsprache lernen. Seit den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts änderte sich diese Haltung. Filme wie „Jenseits der Stille“ trugen maßgeblich dazu bei, dass sich die Gebärdensprache mittlerweile einer breiten Akzeptanz erfreut. In einigen Ländern ist die landeseigene Gebärdensprache als offizielle Sprache anerkannt. Ursachen Mittelohrentzündungen führen bei Kindern häufig zu Hörschädigungen, wenn sie nicht behandelt werden. Ebenso Mumps, Masern, Meningitis und andere Infektionskrankheiten. Auch Infektionskrankheiten während der Schwangerschaft der Mutter (z.B. Röteln) und Komplikationen während der Geburt können zu Hörverlust führen. Die Gebärdensprache ist eine Zeichensprache mit grammatischen Regeln und Vokabeln. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werden z.B. durch eine Geste vor dem Satz verdeutlicht. Es gibt umfangreiche Wörterbücher und Grammatikwerke, die ständig erweitert werden. Der „Sprachraum“ der Gesten ist eng begrenzt. Er geht von einer Handlänge über den Kopf bis zum Bauchnabel und eine halbe Armlänge nach vorn. Folgen In der Kindheit haben Hörschäden schwerwiegende Auswirkungen auf die Entwicklung des Sprachbzw. Sprechvermögens und der kognitiven Fähigkeiten. In den Entwicklungsländern erhalten hörgeschädigte Kinder häufig keine Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. In allen CBM-unterstützten Gehörlosenschulen wird die jeweilige nationale Gebärdensprache, die sich von Land zu Land unterscheidet, gelehrt. Tipps beim Sprechen mit gehörlosen Menschen © 2012 Christoffel-Blindenmission Tritt der Hörschaden in einer späteren Lebensphase auf, ist es für den Betroffenen schwierig, eine Arbeit zu finden bzw. zu behalten. Vielen hörgeschädigten Menschen fällt es schwer, sich an Unterhaltungen zu beteiligen. Deshalb sind sie häufig sozial isoliert. ➣ Bevor Sie eine gehörlose Person ansprechen, tippen Sie ihr auf den Arm oder machen Sie durch Winken auf sich aufmerksam. Sie können sich auch durch Klopfen auf den Tisch (Vibration) oder durch kurzes An- und Ausschalten des Lichts zu erkennen geben. Rehabilitation Die Hälfte aller Hörschäden ist vermeidbar. Durch Reihenuntersuchungen an Schulen können insbesondere Mittelohrentzündungen erkannt und behandelt werden. Viele Infektionskrankheiten lassen sich durch Impfungen verhindern (Röteln, Masern, Mumps und Meningitis). Ist eine Hörbehinderung unausweichlich, lassen sich deren persönliche und gesellschaftliche Folgen durch Hörgeräte, Rehabilitation und Bildung lindern. ➣ Sprechen Sie mit dem gehörlosen Gesprächspartner direkt und mindestens aus 70 Zentimeter Entfernung, damit er von Ihren Lippen lesen kann. Dabei muss genügend Licht auf Ihr Gesicht fallen und Ihr Gegenüber darf nicht geblendet werden. ➣ Sprechen Sie möglichst langsam und machen Sie deutliche Mundbewegungen, auch wenn es für Sie ungewohnt ist. Besonders wichtig ist dabei eine hochdeutsche Aussprache, denn Dialekte haben unterschiedliche „Lippenbilder“. Im Jahr 2010 wurden in CBM-geförderten Projekten über 530.000 Ohrenpatienten medizinisch versorgt, mehr als 9.500 Ohren-Operationen durchgeführt und rund 17.000 Hörhilfen ausgegeben oder repariert. 5 Pater Dr. Anselm Grün (OSB) Abtei Münsterschwarzach Blick auf den Text Die Heilung des Taubstummen – Eine Schule des Hörens und Redens Die Evangelisten erzählen uns Heilungsgeschichten, um uns zu verkünden, dass dieser Jesus, der damals Kranke heilte, auch heute unter uns ist, um uns zu heilen. Wir sind zwar nicht immer im wörtlichen Sinn blind oder taubstumm oder gelähmt. Aber in jeder Heilungsgeschichte können wir uns selbst als den Kranken erkennen. Wenn wir die Heilungsgeschichte meditieren, wenn wir unsere Krankheit Jesus hinhalten – etwa im Gebet oder in der Eucharistie –, dann kann für uns heute Heilung geschehen. Für mich sind die Heilungsgeschichten auch eine Einladung, im Sinne Jesu heute Menschen zu begleiten und ihnen die heilende Kraft Jesu zu vermitteln. Wenn zu uns jemand in die Seelsorge kommt, braucht er das Vertrauen, dass über das, was er von sich sagt, niemand anderer erfährt. In diesem geschützten Raum der Verschwiegenheit kann der Prozess der Heilung geschehen. Aber es ist ein Prozess, der länger dauert. Es gibt nicht die schnelle Heilung, die die Begleiter wohl gewünscht haben. Der Prozess der Heilung wird hier in fünf Schritten beschrieben. Die Zahl fünf steht für die Vereinigung von Mann und Frau. Zwei ist Bild des Weiblichen, drei des Männlichen. Fünf ist die Zahl des Überschreitens ins Göttliche. Die Welt entwickelt sich „als unbelebte mineralische Wirklichkeit, es entsteht die Pflanzenwelt, es kommt die Tierwelt herauf, es erscheint der Mensch. Das sind die vier großen Schritte der Weltentwicklung.“ (Otto Betz, Geheimnis der Zahlen, 1989) Der fünfte Schritt ist das Überschreiten in den göttlichen Bereich, den wir nur mit Gottes Gnade gehen können. Wenn wir das Geheimnis der Fünf mit den fünf therapeutischen Schritten Jesu verbinden, können wir sagen: Jesus macht den Taubstummen offen für die Begegnung mit andern Menschen und offen für die Begegnung mit Gott. Und es ist die Liebe, die ihn zu heilen vermag. Der Taubstumme ist verschlossen. Er braucht den Mut, aus sich herauszugehen und sich auf einen andern Menschen und auf Gott einzulassen. Wenn wir die Heilungsgeschichte des Taubstummen betrachten, so werden wir auch in uns oft genug entdecken, dass wir verstummt sind. Wir sagen noch vieles. Aber unser Herz ist verstummt. Wir sprechen in der Familie nicht mehr das aus, was uns wirklich bewegt. Wir sind in der Firma verstummt und oft auch in der Kirche. Und wir sind taub. Wir haben unsere Ohren verschlossen. Wir sind es leid, ständig das Jammern oder die Kritik anderer anzuhören. Viele leiden heute unter Tinnitus. Ihr Ohr rebelliert dagegen, dass sie zu viel um die Ohren haben, dass sie mit ihren Ohren ständig Dinge hören, die sie überfordern. Foto: CBM/Jacq Der erste Schritt Lebhaftes Gespräch zwischen zwei gehörlosen Mädchen in ihrem Klassenzimmer in Tansania. 6 Jesus zeigt dem Taubstummen in einem Raum des Vertrauens, worum es beim Hören und Sprechen eigentlich geht. In einem ersten Schritt legt er dem Taubstummen die Finger in die Ohren. Er möchte ihm gleichsam sagen: „Alle Worte, die du hörst, wollen letztlich Beziehung zu dir aufnehmen. Du brauchst deine Ohren nicht zu verschließen aus © 2012 Christoffel-Blindenmission Foto: Privat So einen taubstummen Menschen bringen die Leute zu Jesus und bitten ihn, er möge ihm die Hand auflegen. Die Leute erwarten, dass Jesus ihn berührt, um ihn auf diese Weise zu heilen und ihn teilhaben zu lassen an seiner Kraft. Jesus tut nicht das, was die Begleiter des Taubstummen von ihm erbitten. Er legt nicht einfach die Hände auf, um in einem kurzen Gebet den Kranken zu heilen. Er nimmt ihn vielmehr zur Seite, weg von der Menge. Er trennt ihn von den Leuten, die ihn brachten. Er schenkt ihm offensichtlich eine Sonderbehandlung in einem geschützten Raum, in dem er allein ist mit dem Kranken. Es braucht eine Atmosphäre des Vertrauens und es braucht die persönliche Begegnung zwischen zwei Menschen. Nur so kann das Vertrauen im Taubstummen wachsen, den verschlossenen Mund und die verschlossenen Ohren zu öffnen. Blick auf den Text Anselm Grün gleiter. Im Griechischen steht hier das Wort „anablepo = aufschauen“. Man könnte sagen: Jesus schaut zum Himmel auf. Er sieht im Kranken den Himmel, der in ihm ist. Er sieht im Kranken nicht nur das Beschädigte, sondern auch die Offenheit für den Himmel, für Gott. Und weil er den Himmel in ihm sieht, vermag auch der Kranke an den Himmel in ihm zu glauben, an den Raum der Stille, in dem Gott in ihm wohnt, zu dem die verletzenden Worte der Menschen keinen Zutritt haben. Angst, dass du nur negative, kritische, ablehnende Worte hörst. Selbst in lauten Worten steckt die Sehnsucht, mit dir Beziehung aufzunehmen. Höre diese Sehnsucht aus allen Worten heraus!“ Jesus nimmt ihn gleichsam in eine Schule des Hörens hinein. Und Jesus tut es liebevoll, indem er seine Finger in die empfindlichen Ohren legt und sie sachte berührt. Der zweite Schritt Der vierte Schritt Der zweite Schritt besteht darin, dass Jesus seinen Speichel nimmt und die Zunge des Stummen berührt. Es ist eine mütterliche Geste. Mütter berühren mit Speichel die Wunden der Kinder und sagen: Alles ist wieder gut. Der Speichel hat in der Antike immer schon eine heilende Wirkung. Man könnte sagen: Jesus schafft eine mütterliche Atmosphäre, in der der Klient sein darf, wie er ist, in der er nicht bewertet wird. Nur wenn er spürt, dass seine Worte nicht bewertet werden, vermag er ehrlich von sich zu erzählen. Sobald er den Eindruck hat, wir missbilligen sein Handeln, seine Worte, seine Gedanken, seine Situation, dann wird er sich verschließen. Und dann zielt die Begleitung ins Leere. Jesus wendet sich dem Taubstummen zärtlich wie eine Mutter zu. Wir können uns die Gebärde Jesu als Kuss vorstellen, mit dem er dem Taubstummen eine zärtliche Nähe schenkt. Den vierten Schritt beschreibt Markus als Seufzen. Jesus behandelt den Klienten nicht nur als Klienten. Er öffnet sein Herz für ihn, setzt sich emotional für ihn ein. Er ist mit seinen Emotionen dabei, wenn er diesen in sich verschlossenen Menschen wieder zum Leben führen möchte. Der Taubstumme kann keine Gefühle äußern. Jesus äußert gleichsam stellvertretend für ihn, was er an Gefühlen unterdrückt hat. Das ist ein wichtiger Schritt in der geistlichen und therapeutischen Begleitung. Oft können die Klienten nicht über ihre Gefühle reden. Sie sind ihren Gefühlen gegenüber verstummt. Der Begleiter reagiert dann oft mit den Gefühlen, die der andere unterdrückt. Ich habe einen Priester begleitet, der nach außen hin sehr freundlich war. Aber nach einer Stunde Gespräch war ich immer voller Aggressionen. Ich suchte die Schuld zunächst bei mir. Doch das Team im Recollectio-Haus bestätigte mir ähnliche Reaktionen. Dieser Mann habe eine passive Aggression, die er unter seiner freundlichen Fassade versteckt hält. In der Begleitung werden diese Aggressionen offenbar, indem sie der Begleiter übernimmt. Manchmal werde ich müde bei der Begleitung. Die erste Frage ist dann immer, ob ich zu wenig geschlafen habe. Aber inzwischen spüre ich, dass meine Müdigkeit darauf hinweist, dass der andere nicht über das spricht, was ihn eigentlich bewegt, sondern an seinem Thema vorbei. Der dritte Schritt Foto: CBM/Foto Backofen Mhm © 2012 Christoffel-Blindenmission Der dritte Schritt der Heilung: Jesus blickt zum Himmel auf. Das kann verschiedene Bedeutungen haben. Jesus zeigt dem Kranken, dass sich bei jedem guten Gespräch letztlich der Himmel über dem Menschen öffnet. Nicht nur Menschen berühren sich gegenseitig, sondern sie berühren im Gespräch letztendlich das Unsagbare, das Geheimnis, das sie miteinander verbindet, den Himmel, der über ihnen leuchtet. Zum Himmel aufblicken sagt aber auch, dass es letztlich Gott ist, der heilt, und nicht der Be- Unterricht in Gebärdensprache in einer Schule in Kinshasa/Demokratische Republik Kongo. 7 Eine Frau erzählte mir, dass sie bei einem Gespräch mit einer anderen Frau, die anfangs nur von ihrer Arbeit und ihren Erfolgen erzählt hatte, auf einmal eine tiefe Traurigkeit spürte. Als sie der Frau ihre Gefühle mitteilte, fing diese zu weinen an. Da kam ihre unterdrückte Traurigkeit ans Licht. Wenn die Begleiterin ihre Gefühle übersprungen hätte, wäre das Gespräch oberflächlich verlaufen. Weil sie ihre Gefühle, die sie spürte, wie Jesus äußerte, konnte sie die Frau dazu ermutigen, über ihre wahren Gefühle zu sprechen. Die Gefühle, die wir beim Gespräch wahrnehmen, sind oft eine wichtige Infor- Blick auf den Text Foto: CBM Anselm Grün Peter aus Sambia trägt zwei Hörgeräte, ohne sie hat er keine Chance, Sprache oder Geräusche zu hören. mation über die unterdrückten Gefühle des andern. Es ist dann wichtig, die Gefühle, die wir spüren, auch zu äußern. Wir können den andern fragen, wie er sich unsere Gefühle erklären kann, ob er sie auch in sich spürt. Unsere Gefühle laden ihn ein, sich den eigenen Gefühlen zu stellen. er wichtig ist für andere, dass die andern ihn als Ansprechpartner wünschen. Wenn seine Zunge von der Fessel befreit wird, so zeigt das, dass Dämonen die letzte Ursache seiner Stummheit waren. Dämonen weisen auf die psychische Dimension der Krankheit hin. Er ist verstummt, weil er stumm gemacht worden ist, weil er Angst hat, in seinen Worten sich selbst zu offenbaren und von andern abgelehnt oder lächerlich gemacht zu werden. Er braucht das Vertrauen, dass die andern seine Worte wertschätzen und dass die Worte der andern wohlwollend gemeint sind. Nur so kann die innere Fessel sich lösen. So brauchen auch wir einen Raum des Vertrauens, um richtig sprechen und auf das hören zu können, was andere uns sagen. Wenn wir den Raum des Vertrauens nicht bei einer Therapeutin oder einem geistlichen Begleiter finden, können wir uns vorstellen, dass Gottes heilende Nähe uns einhüllt und einen schützenden Raum schafft, in dem wir unser verschlossenes Herz langsam zu öffnen wagen. Jesus übernimmt gleichsam stellvertretend für den Taubstummen seine Gefühle des Schmerzes und der Bitterkeit, in die ihn die Verschlossenheit geführt hat. So kommt der taubstumme Mensch mit seinen Gefühlen in Berührung. Der fünfte Schritt Der fünfte Schritt besteht in dem Befehl: „Effata, das heißt: Öffne dich oder: Tu dich auf!“ (Mk 7, 34) Erst in der Atmosphäre von Vertrauen und mütterlicher Liebe vermag der Taubstumme seine Zunge und seine Ohren zu öffnen. Aber es braucht durchaus einen Impuls von außen. Jetzt, da Jesus durch das Vertrauen, das er im Taubstummen bewirkt hat, gleichsam an das Tor des Mundes gekommen ist, muss er die Türe aufstoßen. Ich erlebe oft Menschen in der Begleitung, die etwas Geheimnisvolles und Schwieriges andeuten, über das sie jetzt noch nicht sprechen können. Manchmal braucht es dann den Befehl: „Jetzt ist der Augenblick. Sie haben etwas angedeutet. Jetzt sprechen Sie es auch aus. Sonst werden Sie es immer vor sich herschieben.“ Foto: CBM Markus beschreibt das Öffnen des Taubstummen so: „Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit, und er konnte richtig reden.“ (Mk 7, 35) Nun wagt der Kranke es, die Worte zu hören, die an seine Ohren gelangen. Er hat keine Angst mehr, dass er nur Ablehnung und Härte aus den Worten heraushört. Jesus hat ihn gelehrt, dass die Worte ihn erreichen möchten, dass Auch seine Freunde freuen sich, dass Peter jetzt wieder ungehindert jeden Spaß mitmachen kann. 8 © 2012 Christoffel-Blindenmission Was Markus uns in dieser Heilungsgeschichte schildert, das kann auch heute in unserer Kirche geschehen, wenn ein Seelsorger, eine Seelsorgerin uns ähnlich vertrauensvoll begegnet wie Jesus. Es kann geschehen, wenn wir Jesus im Gebet unsere Angst, unsere Taubheit, unser Verstummtsein hinhalten und Jesu Liebe in unsere Wunde einfließen lassen. Und es kann geschehen, wenn wir in der Eucharistie unsere Hände stellvertretend für unseren Mund und unsere Ohren öffnen und im Brot Christus selbst empfangen. Wenn wir Christus in den Mund nehmen, seine Liebe auf diese Weise spüren, dann kann auch in uns das Vertrauen wachsen, das zu sagen, was unser Herz fühlt, und unsere Ohren zu öffnen, im Vertrauen darauf, dass Beziehung zu Gott und zu den Menschen möglich wird und uns gut tut. Foto: Privat werden. Vor dem Gottesdienst werden im Altarraum auf dem Boden Tücher in verschiedenen Farben verteilt, darüber dann schwarze Tücher gelegt, sodass die farbigen zunächst komplett verdeckt sind. Die Blumensträuße und die Teelichter sind für die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher noch nicht sichtbar. Dr. Norbert Dennerlein Dekan Ev.-Luth. Dekanat Neumarkt in der Oberpfalz Familiengottesdienst Erst beim Lied nach der Erzählung werden von Menschen verschiedenen Alters (Vorbereitungsteam und darüber hinaus Kinder und Jugendliche, die schon vor dem Gottesdienst um Mithilfe gebeten worden waren) die schwarzen Tücher weggenommen, sodass die bunten sichtbar werden. Außerdem werden Blumensträuße auf den Altar und in den Altarraum gestellt sowie die Teelichter geholt. Sie werden von mehreren Personen an der Jahreskerze angezündet und dann im Altarraum – und wenn möglich auch darüber hinaus – verteilt. Vorbemerkungen Das Thema des Magazins „OKULI 2012“ steht auch als Thema über dem Familiengottesdienst: „Berühre mich mit Herz und Händen.“ Im Gottesdienst soll hörbar und spürbar werden, wie sich Gott auf vielfältige Weise Menschen zuwendet und dies Menschen verändert: Menschen mit und ohne Behinderungen. Die Heilung von Taubstummen gehört zu den Verheißungen und ist damit Kennzeichen der messianischen Heilszeit (vgl. Jes 29, 18; 35, 5; und auch Mt 11, 5). Indem Jesus u.a. einen Taubstummen heilt, hat nach Deutung von Markus und Matthäus die messianische Heilszeit begonnen. „Berühre mich mit Herz und Händen.“ Das Thema des Familiengottesdienstes soll auch durch die Musik transportiert werden. Deshalb erscheint ein meditatives Eingangs- und Ausgangsstück sowie leise meditative Instrumentalmusik während der Erzählung sinnvoll. Am Ausgang erhalten alle Besucher von Mitwirkenden des Gottesdienstes farbige Tücher aus Chiffon geschenkt. Am Reden und Handeln Jesu im Hinblick auf den Taubstummen wird deutlich, dass Jesus Heilung und Heil ganzheitlich versteht. Der ganzheitliche Aspekt soll auch in der Gestaltung des Gottesdienstraumes und des Gottesdienstes selbst Berücksichtigung finden. Die konkrete Umsetzung hängt natürlich von den örtlichen Gegebenheiten ab. Im Vorbereitungsteam wird überlegt, welche Möglichkeiten im eigenen Gottesdienstraum gegeben sind und wer über das Team hinaus im Familiengottesdienst beteiligt werden soll. Aufbau des Familiengottesdienstes Eingangsstück (Orgel) Begrüßung Im Namen Gottes – des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes – beginnen wir diesen Familiengottesdienst. Dazu möchte ich Euch, liebe Kinder, und Sie, liebe Eltern, liebe Großeltern und alle, die gekommen sind, herzlich willkommen heißen. Den heutigen Gottesdienst haben wir unter das Thema gestellt: „Berühre mich mit Herz und Händen.“ In der Bibel, im Neuen Testament, hat uns Markus, einer der vier Evangelisten, die Geschichte von der Heilung des Taubstummen erzählt. Foto: CBM/Jacq © 2012 Christoffel-Blindenmission Unabhängig davon sollten bunte Blumensträuße, dunkle und bunte Tücher (große zum Auslegen und kleine zum Verteilen an alle Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes) sowie Teelichter besorgt Sie sind alle gleich: Auch gehörlose Schüler haben nicht immer nur Spaß beim Unterricht. 9 Einer, der taubstumm war, der nicht hören konnte, was um ihn herum geschah, was andere ihm erzählten, der nicht in Worten ausdrücken konnte, was ihn bewegte, er begegnet Jesus. Und durch diese Begegnung erlebt er bei sich selbst, was es bedeutet, aus der Außenseiterrolle herausgeholt zu werden. Lasst uns beginnen mit einem Lied, in dem unser Gott gefeiert wird. Unser Gott, der Wunder tut. Damals und heute. Familiengottesdienst Dr. Norbert Dennerlein geht. „Na gut, Noga zuliebe“, denkt Daniel und geht mit ihm. Lied: Nun jauchzt dem Herren (EG 288, 1-6) Psalm (Auswahl – siehe Liturgische Texte) Noga hatte viel über Heilungen gehört und nachgedacht – wegen Daniel. Als er es jetzt endlich geschafft hat, mit Daniel durch die ganze Menschenmenge zu Jesus zu kommen und vor ihm steht, sagt er: „Bitte, lege Daniel deine Hände auf und heile ihn. Daniel ist mein bester Freund.“ – Jesus sieht Daniel an und dann Noga und dann wieder Daniel. Dann lächelt er. Es bewegt ihn, welche großen Hoffnungen Noga auf ihn setzt. Welches große Vertrauen er zu ihm hat. Eingangsgebet Gott, unser Vater, wir freuen uns, dass wir hier zusammen sein dürfen – mit allen, die gekommen sind. Viele Gedanken gehen uns durch den Kopf. Ereignisse der letzten Tage fallen uns ein. Ereignisse in der Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz, beim Sport oder in anderen Situationen. Glückliche und traurige Ereignisse. Das, was uns zum Erzählen und zum Singen veranlasst. Das, was uns die Sprache verschlagen hat. Alles bringen wir vor dich. Jesus nimmt Daniel aus der Masse der Menschen, aus dem Stimmengewirr und dem Lärm heraus. Er geht mit ihm an einen Ort, an dem es ganz ruhig ist. Ohne Lärm. Ohne Hektik. Ohne Druck. Dann legt er seine eigenen Finger in die Ohren Daniels, berührt dessen Zunge mit Speichel und schaut zum Himmel. Dann seufzt er. Danach richtet er seinen Blick wieder auf Daniel und sagt mit kräftiger Stimme: „Effatá!“, das heißt übersetzt: „Öffne dich!“ Und auf einmal kann Daniel hören, seine Ohren sind ganz frei. Zum ersten Mal. Er versteht Jesus. Und gleichzeitig kann er ganz normal reden. Daniel kann es kaum glauben. Er ist unbeschreiblich glücklich. Tränen laufen über seine Wangen. Und als Noga das sieht, geht es ihm genauso. Einen Schrei der Freude und Begeisterung lässt er los. Es ist ihm völlig egal, was die anderen denken: Er ist total glücklich! Sein bester Freund Daniel kann plötzlich hören und reden. Das ist unglaublich! Wir wissen, dass du uns verstehst. Lass uns hören und verstehen, was du uns ganz persönlich sagen willst. Wir danken dir, dass du uns jetzt nahe bist. Amen. Lied: Du meine Seele, singe (EG 302, 1.2.6.8) Erzählvorschlag Taubstumm ist er. Daniel. Schon seit seiner Geburt. Taubstumm. Daniel kann die Geräusche nicht hören: Musik, die Stimmen der anderen, ihr Lachen, das Zwitschern der Vögel. Daniel kann nicht wirklich in Worte fassen, was er in sich spürt, was ihn bewegt. In Worte, die andere verstehen. Lied: Das Kindergesangbuch, hrsg. von Andreas Ebert, Claudius Verlag München Nr. 78,1-4, Alle Knospen springen auf Seine Mutter und sein Vater, seine Schwestern und seine Brüder haben ihn sehr gern. Das spürt er. Sie können es ausdrücken. Und er kann ihnen zeigen, wie viel sie ihm bedeuten. Aber andere verstehen ihn nicht. Er kann nicht sagen, was er denkt, nicht in Worten ausdrücken, was er meint. Darum wollten die anderen mit ihm nichts unternehmen. Bis auf einen: Noga. Der ist sein Freund. Der versteht ihn – und er ihn: auch ohne Worte. Foto: CBM/Jacq Plötzlich kommt Noga ganz aufgeregt angerannt. Er will, dass Daniel mit ihm kommt. Sofort. Daniel spürt die Begeisterung in Noga. Er spürt, dass Noga hohe Erwartungen hat. Noga drückt mit Worten, mit Händen und Füßen aus, was ihn so in Aufregung versetzt hat – und in freudige Erwartung. Jesus kommt. Jesus, jener Mann, von dem so viele so beeindruckt erzählt haben. Der den Menschen die alten heiligen Schriften so erklärt, dass seine Zuhörerinnen und Zuhörer total begeistert sind. Und der schon Menschen geheilt hat. Noga möchte unbedingt, dass Daniel mit ihm zu diesem Jesus Fühl mal, wie das klingt! Sprachunterricht für gehörlose Schüler in Tansania. 10 © 2012 Christoffel-Blindenmission Während dieses Liedes werden im Altarraum die dunklen Tücher weggenommen, sodass die farben- Familiengottesdienst Dr. Norbert Dennerlein schen zu allen Zeiten und an unterschiedlichen Orten den Willen und die Kraft hatten, sich nicht mit gegebenen Umständen abzufinden. Sondern sich anderen Menschen liebevoll zuwandten. Im Namen Jesu. Im Namen Gottes. Unzählige Menschen sind seither an Körper und Seele „heil“ geworden. Und selbst wenn der Körper nicht geheilt werden konnte, haben viele Menschen erlebt, wie sie durch die Zuwendung anderer Menschen neuen Mut und neue Kraft zum Leben bekommen haben – unzählig viele Menschen in Vergangenheit und Gegenwart, z.B. auch durch die vielfältigen Aktivitäten der Christoffel-Blindenmission. frohen sichtbar werden. Gleichzeitig werden die Blumensträuße auf dem Altar und im Altarraum aufgestellt, Teelichter an der Jahreskerze angezündet und im Altarraum – wenn möglich auch darüber hinaus – verteilt. Predigt Liebe Kinder, liebe Schwestern und Brüder, Daniel hatte sich schon damit abgefunden, dass er anders ist als die anderen: dass er nicht hören kann, hören wie sie. Er hatte sich schon damit abgefunden, dass er nicht reden kann, reden wie sie. Daniel hatte sich daran gewöhnt, dass die anderen nichts mit ihm unternehmen wollten. Er hatte ja Noga. Auf den war Verlass. Der war immer für ihn da. Wie seine Eltern und Geschwister. Wir alle, Ihr, Sie und ich, haben immer wieder Gelegenheit und die Möglichkeit, anderen Menschen Mut und Hoffnung zu geben. Denn auch in unserer Umgebung gibt es Menschen, die auf Zuwendung warten. Die als Außenseiter behandelt werden, weil sie anders sind als andere. Noga hat sich Daniel zugewandt und er hat sich für ihn eingesetzt. Mit den Möglichkeiten, die er hatte. Und er hat Jesus vertraut. Ich wünsche uns immer wieder solches Vertrauen: Vertrauen auf die Hilfe unseres Gottes. Und den Mut und die Kraft, das zu tun, was wir selbst tun können. Allein wäre Daniel nie auf die Idee gekommen, sich zu Jesus auf den Weg zu machen. Ihn um Hilfe zu bitten. Er hätte es gar nicht gekonnt. Aber Noga hat ihn regelrecht dazu gedrängt. Wie gut, dass Daniel Noga hatte. Wie gut, dass wir Freunde haben. Freunde, Freundinnen, die uns manchmal zu etwas drängen, ermutigen, wozu wir allein uns gar nicht aufraffen könnten. ➣ Lied: Regionalteil Bayern/Thüringen (EG 615, 1-3) Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich ruft ➣ Abkündigungen, Kurzvorstellung der Arbeit der CBM und der Kollektenbitte. (Siehe S. 32) ➣ Fürbittengebet (Siehe Liturgische Texte) ➣ Vaterunser ➣ Lied: Bewahre uns Gott (EG 171, 1-4) © 2012 Christoffel-Blindenmission Das Faszinierende ist: Noga traut Jesus zu, seinen Freund Daniel heilen zu können. Noga hat riesiges Vertrauen zu Jesus, sonst hätte er Daniel nicht zu ihm gebracht. Ob Daniel selbst das auch so hatte, wird nicht erzählt. Entscheidend ist, dass Daniel einen Menschen hatte, der sich für ihn eingesetzt hat. Jesus ist tief beeindruckt, als er das sieht. Er will keine öffentlichkeitswirksame Szene. Er möchte einfach Daniel helfen. Darum nimmt er ihn und geht an einen einsamen Ort, an dem die beiden ganz allein sind. Sendung und Segen Wenn ihr jetzt zurückkehrt in eure Häuser und Wohnungen, dann verlasst euch darauf: Ihr seid nicht allein. Gott ist bei euch. Daniel spürt die Zuwendung Jesu. Er spürt, dass Jesus ihn sehr gerne hat. Daniel fasst Vertrauen zu ihm. Nun traut auch er Jesus zu, dass er ihm helfen kann. Und Jesus handelt: Er öffnet ihm die Ohren, sodass er hören kann, wie und was er vorher nicht gehört hatte. Er löst ihm die Zunge, sodass er reden kann, wie und was er vorher nicht hatte reden können. Die Heilung, die geschieht, ist also ein Prozess mit mehreren Phasen. Durch die Zuwendung Jesu wird Daniel geheilt – heil an Körper und Seele. Gott will euch segnen. Er will euch eure Ohren öffnen, damit ihr Worte hört, die euch trösten und euch Mut machen. Er will eure Zunge lösen. Er will euch dazu ermutigen, Worte zu reden, die das ausdrücken, was euch in eurem Inneren bewegt. Er will euch Worte sagen lassen, die anderen Menschen Mut machen und Hoffnung geben. Der HERR segne dich und behüte dich. Er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Seither sind 2000 Jahre vergangen. Auch heute gibt es viele Menschen, die gehörlos sind. Gibt es viele Menschen, die nicht sehen können. Gibt es viele Menschen mit Behinderungen. Das wird wohl auch in Zukunft so sein. Entscheidend ist, dass seit den Heilungen, die Jesus vorgenommen hat, Men- Amen. Ausgangsstück (Orgel) 11 Foto: CBM Viele Konfirmanden haben selbst schon die Erfahrung gemacht, dass mangelnde Kommunikation oft nichts mit Taubheit im medizinischen Sinn zu tun hat. Sie trauen sich nicht, über Dinge zu sprechen, die sie umtreiben, oder hören aus den vielen Worten nicht das heraus, was wichtig ist. So bleibt vieles ungehört und ungesagt – und der Mensch bleibt allein. Gisela Sachse CBM Team Kirche Ideen für die Arbeit mit Konfirmanden Die Geschichte von der Heilung eines taubstummen Menschen zeigt, wie Jesus die Isolation überwindet und neues Leben schenkt. In dieser Erzählung bekommen wir Impulse, unsere eigene Taubheit und Stummheit zu überwinden und auch anderen Menschen dazu zu verhelfen. Die Konfirmanden werden in der Regel kaum Erfahrung im Umgang mit gehörlosen oder hörbehinderten Menschen haben. Ein Ziel der Arbeit mit Konfirmanden kann sein, Verständnis zu schaffen und Informationen über Gehörlosigkeit zu geben. Zum anderen sollen die Konfirmanden etwas über den Umgang mit hörbehinderten Menschen erfahren und einen Satz in Gebärdensprache lernen, zum Beispiel aus dem Vaterunser. (Siehe S. 23) Liturgischer Beginn: Lieder und liturgische Texte (Siehe S. 22/23) Einstieg: Pantomime Spiele, in denen Begriffe pantomimisch dargestellt werden, sind sehr beliebt. Für den Einstieg soll das als Übung genutzt werden, um die Schwierigkeit deutlich zu machen, Sachverhalte und Gefühle ohne Worte zu schildern. Dazu wird der Schwierigkeitsgrad im Laufe des Einstiegs gesteigert. Wer nichts hört und nicht wirklich sprechen kann, der ist in seiner Kommunikation stark eingeschränkt und kann sich nicht gut mitteilen. Läuft Gefahr, mit seinem Leben, seinen Wünschen und Sehnsüchten, aber auch seinen Sorgen und Ängsten allein zu bleiben. In diese Situation können sich die Konfirmanden mithilfe einiger Übungen einfühlen. Für den gehörlosen Menschen in dieser Geschichte kommt erschwerend hinzu, dass er in einer Gesellschaft lebt, in der er „nicht vorkommt.“ Menschen mit Behinderungen werden versteckt, diskriminiert und an der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben gehindert. Mögliche Begriffe/Sachverhalte: ➣ Mein Handy ist weg! ➣ Kannst du mich nach Hause bringen? ➣ Ich möchte eine Cola trinken. ➣ Ich habe Liebeskummer. ➣ Meine Mutter ist krank. ➣ Ich habe in der Mathe-Arbeit eine Vier geschrieben. ➣ Ich habe mich mit meiner Schwester gestritten. Foto: CBM/Foto Backofen Mhm Die Konfirmanden geben ein Feedback. Was war leicht? Was war schwer? Was lässt sich gut nonverbal mitteilen? Wo sind Grenzen? Wie fühlt sich das an, wichtige Probleme nicht verbal mitteilen zu können? Die Konfirmanden äußern Vermutungen, was die Übung verdeutlichen sollte bzw. um welches Thema es in der heutigen Stunde geht. Wie hier diese Mutter im Kongo, lernen überall auch die Eltern die Gebärdensprache, um mit ihren hörgeschädigten Kindern kommunizieren zu können 12 Überleitung: Interaktionelles Schreiben Manchmal hören und reden wir viel. Oft überhören wir etwas oder hören nicht richtig hin. Wir reden viel über viele Dinge. Über andere Sachen reden wir nicht gern. Das wird in einem interaktionellen Schreiben vertieft. Die Konfirmanden teilen sich in vier Gruppen auf. Jede Gruppe erhält eines der folgenden Blätter. Jeder in der Gruppe schreibt auf, © 2012 Christoffel-Blindenmission Auswertung: Ideen für die Arbeit mit Konfirmanden Gisela Sachse Foto: CBM/argum/Einberger Dekapolis Gebiet der Zehn Städte, hellenistisch geprägt, Städtebund mit eigenem Münzrecht unter Hoheit des römischen Statthalters, von jüdischer Seite oft als heidnisch empfunden, Jesu Botschaft fand dort Verbreitung wegen der Nähe zum See Genezareth, wo er zu dieser Zeit lebte. Gehörlosigkeit In der alttestamentlichen Gesetzgebung wird untersagt, „dem Tauben zu fluchen“, denn er kann sich nicht dagegen wehren. Andererseits gibt es die Tradition, die gehörlosen Menschen – wie andere Menschen mit Behinderungen – aus der Gemeinschaft der Gläubigen auszuschließen. Oft hatten sie keine Möglichkeiten, einen Beruf zu erlernen oder eine Familie zu gründen. In der prophetischen Literatur ist im übertragenen Sinn von der Taubheit Israels gegenüber dem Wort Gottes die Rede. Zur Zeit Jesu wurden Dämonen als Verursacher für Taubheit angenommen. Wenn Jesus Taubstumme heilt, dann ist das ein Zeichen seiner messianischen Sendung. Diskutieren kann man auch nur mit den Händen, so wie diese gehörlosen Mädchen in Kenia. was ihm/ihr zum Impuls einfällt. Nach kurzer Zeit werden die Blätter weitergegeben. Das wiederholt sich, bis jede Gruppe wieder ihr Blatt hat. ➣ Ich höre gern/Menschen hören genau hin, wenn … ➣ Ich höre nicht gern/Menschen überhören gern … ➣ Ich rede gern über/Menschen reden gern über … ➣ Ich rede nicht gern über/Menschen reden nicht gern über … Speichel Diese Übung sollte nach Möglichkeit still geschehen. Im Anschluss wird das Geschriebene in der Gesamtrunde besprochen. Im Gespräch werden die Konsequenzen daraus vertieft: Wozu führt es, wenn ich bestimmte Dinge nicht (richtig) höre? Wozu führt es, wenn ich mich nicht (richtig) mitteilen kann? Allgemeine Formulierungen („Menschen hören“, statt „ich höre“ …) sind für Konfirmanden hilfreich. Sie können so Sachverhalte benennen, ohne sich gleich zu outen. Wichtiges Fazit dieser Runde: Wer nicht (richtig) hört und sich nicht (richtig) mitteilen kann, bleibt oft allein. Das Heilen des Kranken mit Speichel erscheint uns heute schon fast als magische Handlung. Dem Speichel wurde damals eine therapeutische Wirkung zugeschrieben. Jesus handelt also nach gängigen medizinischen Vorstellungen seiner Zeit. Messiasgeheimnis Das Verbot Jesu, das Geschehene weiterzusagen, ist schwer zu verstehen. Möglicherweise ist es damit zu erklären, dass die Botschaft Jesu von den politischen und religiösen Führern Israels als Angriff auf die bestehende Ordnung missverstanden wurde und damit Jesus und sein Auftrag bedroht waren. Indem sich der geheilte Mensch aber nicht daran hält, tritt er in die Nachfolge Christi. So wird diese Erzählung zu einer Missionsgeschichte. © 2012 Christoffel-Blindenmission Überleitung Hörbehinderung An dieser Stelle sollen einige Informationen zum Thema Gehörlosigkeit und Hörbehinderung und Umgang mit gehörlosen Menschen gegeben werden. (Siehe S. 5) Überleitung Bibeltext Identifikation und Abgrenzung – wer ist eigentlich dieser „taubstumme“ Mensch? Jesus sieht und hört die Menschen mit ihren Sorgen und Nöten und nimmt sich ihrer an. Er schenkt Menschen neues Leben. Daran wird das Kommen des Gottesreiches sichtbar. In der Erzählung von der Heilung eines Taubstummen wird das deutlich. Es folgt das gemeinsame Lesen des Bibeltextes – anschließend Hintergrundinfos. Es fällt auf, dass der Mann in der Geschichte schemenhaft dargestellt wird. Er hat nicht einmal einen Namen. Seine Biographie und Lebensumstände sind genauso unklar wie die Identität der Leute, die ihn zu Jesus bringen, und deren Motive. In einer Einzelübung sollen die Konfirmanden diese Dinge 13 Ideen für die Arbeit mit Konfirmanden Gisela Sachse kenne ich, die auf Hilfe angewiesen sind? An welche Situationen erinnere ich mich, in denen mir andere geholfen haben? An welchen Stellen bin ich für andere Menschen eine Hilfe? erhellen. Dabei werden sicherlich sowohl die Hintergrundinformationen zum Text als auch ihre eigenen Erfahrungen mit einfließen. Die Konfirmanden erhalten ein vorbereitetes Blatt, auf dem schemenhaft eine Figur abgebildet ist. Um diese Figur herum sind verschiedene Fenster angeordnet. Die Figur soll ein Gesicht erhalten. Durch das Ausfüllen der Fenster bekommt der Mann eine Identität. In einer Runde stellen die Konfirmanden anschließend „ihre Menschen“ vor. Wurde der Mann in der Geschichte zunächst auf sein Taubstummsein reduziert, wird jetzt klar: Er ist ein Mensch „wie du und ich“. ➣ Jesus befindet sich in einer Volksmenge, als der Taubstumme gebracht wird. Vielleicht fühlt dieser sich dort ja verloren: „So viele Leute. Nimmt mich Jesus überhaupt wahr? Kann er sich überhaupt um mich kümmern? Vielleicht haben die anderen ja viel größere Probleme als ich?“ Aber Jesus nimmt ihn aus der Volksmenge beiseite. Er kümmert sich ganz individuell nur um ihn. Vielleicht macht der Taubstumme zum ersten Mal in seinem Leben die Erfahrung, dass jemand nur für ihn allein da ist. Diese vertrauensvolle Umgebung ist notwendig, um sich öffnen zu können. Nur so kann der Kranke überhaupt Hilfe erfahren. Welche Menschen sind immer für mich da? Foto: CBM/Lohnes Wie in jeder anderen Sprache auch, kann man mit Handzeichen lustige Geschichten erzählen, und das nicht nur in Sri Lanka. ➣ Der Mann in der Erzählung hat im wahrsten Sinne des Wortes noch nie etwas von Jesu Botschaft vom Reich Gottes gehört. Wohl aber seine Begleiter. Offensichtlich haben sie Vertrauen in Jesus. Offensichtlich sind sie der Meinung: Auch wenn unser Freund nicht hören kann, Jesus tut ihm gut. Jesus nimmt ihn an, wie er ist. Jesus kann ihm helfen und gibt ihm neuen Mut. Jeder braucht Menschen, die ihn auf den Weg zum Glauben mitnehmen. Wer hat mich mitgenommen auf meinem Weg zu Gott? Wen habe ich schon mitgenommen? Mögliche Fenster: ➣ Name, Alter ➣ Er ist taubstumm, weil … ➣ So lebt er ➣ Sein größtes Problem ➣ Das mag er am meisten ➣ Wer sind die Leute, die ihn zu Jesus bringen? ➣ Warum bringen sie ihn zu Jesus? Beim nochmaligen gemeinsamen Lesen des Textes ist eine Identifikation mit dem gehörlosen Mann möglich. Er ist zur Person geworden. Jetzt können im Gespräch wichtige Aussagen des Textes herausgearbeitet werden. Foto: Evelyne Jacq ➣ Der Mann wird von anderen Menschen gebracht. Seinen Freunden? Verwandten? Es gibt Menschen, die können sich aus eigener Kraft nicht auf den Weg machen und Hilfe suchen. Es gibt Situationen, in denen Menschen die Hilfe anderer Menschen brauchen. Welche Menschen In der Msansani-Schule in Tansania ist die Gebärdensprache eines von vielen Unterrichtsfächern. 14 © 2012 Christoffel-Blindenmission Der Text und seine Botschaft Ideen für die Arbeit mit Konfirmanden ➣ Wie Jesus den kranken Menschen heilt, bleibt ein Geheimnis. Oft kann man in der Tat nicht sagen, wodurch genau man gesund geworden ist. Wichtig ist in diesem Zusammenhang das Aufblicken Jesu zu Gott. Es ist Gottes Geheimnis und sein Segen, wenn jemand gesund wird. Uns bleibt nur, ihm staunend zu danken. Der zweite wichtige Punkt sind die Worte Jesu: „Öffne dich“ bzw. „Tu dich auf“. Sich öffnen, sich auf jemanden einlassen, neue Wege gehen, sind wichtige Dinge, um gesund und heil zu werden. Wovon bin ich schon geheilt worden? Wo warte ich auf Heilung? Für welche Menschen, die auf Heilung warten, kann ich beten? Das erste Wort Zum Abschluss erhalten die Konfirmanden eine Sprechblase, die sie auf ihr Blatt mit dem Bild des inzwischen Geheilten kleben. Sie schreiben den Satz hinein, den er wohl als ersten spricht. Optional können sie auch Schallwellen an seine Ohren zeichnen und beschriften, was er vermutlich als Erstes hört. Ebenso schreiben sie in ein Extrafenster auf dem Blatt, was der Mann nach seiner Heilung wohl mit seinem Leben macht. Projektbericht Wir leben in der Verantwortung der Nachfolge Christi. Wir haben die Aufgabe, so zu handeln wie er, damit das Reich Gottes unter uns weiter wachsen kann. Teil dieser Verantwortung ist es, Gehörlosen ein Ohr und eine Stimme zu geben und sie als Brüder und Schwestern zu behandeln. In besonderer Weise hat sich die Christoffel-Blindenmission dieser Aufgabe gestellt. Hier kann ein Bericht über das Kollektenprojekt erfolgen (siehe Heft-Rückseite) und eine kreative Kollektensammlung überlegt werden. ➣ Der geheilte Mann hat nun viele Möglichkeiten, sein Leben zu gestalten. Wie sein Leben jetzt weitergeht, ist nicht überliefert. Wohl aber, dass sich die Botschaft seiner Heilung wie ein Lauffeuer verbreitete. Gute Erfahrungen muss man einfach begeistert weitersagen. Dann können auch andere Menschen diese Erfahrung machen. So wird die Botschaft von Gottes Reich weitergetragen. Welche guten Erfahrungen erzähle ich begeistert weiter? Was begeistert mich am Glauben, an der Kirche, an der Gemeinde …? Musical-Chor s Orchester Gisela Sachse Liturgischer Schluss: siehe Lieder und liturgische Texte (Siehe S. 22/23). s Pop-Band s Musical-Stars Ein Pop-Oratorium © 2012 Christoffel-Blindenmission von Michael Kunze und Dieter Falk Musical-Chor mit mehr als 2.500 Sängerinnen und Sängern begleitet von „das junge orchester NRW“ Solisten: Michael Eisenburger I Bahar Kizil I Yosefin Buohler Paul Falk I Otto Sander (Stimme Gottes) und vielen andere 29. 01.2012 12.02.2012 26.02.2012 29.04.2012 TUI ARENA Hannover ISS DOME Düsseldorf SAP ARENA Mannheim Volkswagen Halle Braunschweig 15 Tickets & Infos: Hotline: 01805 - 969 00 00 oder www.die10gebote.de und an allen bekannten Vorverkaufsstellen -O&R5HR3A5HRs€ aus dt. Festnetz / MAX€ /Min aus dt. Mobilfunknetz) Veranstalter: Creative Kirche und Landeskirchen in Kooperation mit der EKD und weiteren Partnern Peter Hepp Diakon, kath. Seelsorge für Menschen mit Hörsehbehinderung/Taubblindheit, Rottweil Gottesdienst mit allen Sinnen Aufbau der „normalen“ Messfeier Die Feier der Eucharistie besteht im Wesentlichen aus zwei Hauptteilen: Wortgottesdienst und Eucharistiefeier, zu denen die Eröffnung und der Abschluss hinzukommen. Im Einzelnen gliedert sich die Feier folgendermaßen: Es ist schon etwas merkwürdig, von einem „Gottesdienst mit allen Sinnen“ zu sprechen, wenn die Teilnehmer Menschen sind, die kaum oder gar nicht sehen und kaum oder gar nicht hören können, also sogenannte „hörsehbehinderte oder taubblinde Menschen“ sind. ➣ Zunächst versammelt sich die Gemeinde zum Gottesdienst ➣ Eröffnung: Einzug mit Gesang; Verehrung des Altares mit Kuss und Weihrauch durch den Vorsteher; Begrüßung der Gemeinde; Einführung; Bußakt; Kyrie; Gloria; Tagesgebet ➣ Wortgottesdienst: Lesungen; Zwischengesänge; Evangelium; Predigt; Glaubensbekenntnis; Fürbitten ➣ Eucharistiefeier (im engeren Sinn): Gabenbereitung; Eucharistisches Hochgebet; Kommunionteil mit Vaterunser, Friedensgruß, Brotbrechung/ Agnus Dei, Kommunionempfang, Schlussgebet ➣ Abschluss: Vermeldungen; Segen; Entlassung; Altarkuss; Auszug. An dieser Stelle versuche ich, eine Beschreibung dieses Personenkreises so kurz wie möglich zu erstellen, was bei dieser äußerst inhomogenen Gruppe gar nicht so leicht ist. Ich fasse lediglich die wichtigsten Aspekte zusammen, die für die Gestaltung eines Gottesdienstes relevant sind. Taubblind – das bedeutet eine Kombination aus einer Schwerhörigkeit bzw. Taubheit mit einer Sehbehinderung bzw. Blindheit. Dabei gibt es unterschiedliche Grade des jeweiligen Sinnesverlustes. Ebenso von Bedeutung ist der Zeitpunkt, wann die Sinnesbeeinträchtigung begonnen hat. Die Kombination dieser beiden Sinnesbeeinträchtigungen ergibt eine eigenständige Behinderungsform, die sich nicht einfach aus der Addition von Blindheit und Taubheit erklären lässt. Die häufigsten Folgen dieser Behinderung sind Kommunikationsschwierigkeiten und Mobilitätseinschränkungen in unterschiedlicher Ausprägung und Form. Die meisten taubblinden Menschen sind sowohl auf technische Hilfen als auch auf den Einsatz einer speziellen Dienstleistung – wir nennen sie „Taubblindenassistenz“ – angewiesen. Taubblinde Menschen benötigen besondere Kommunikationsformen wie das taktile Gebärden oder das Lormen. Wenn ich einem Gottesdienst als Diakon vorstehe, so handelt es sich um eine Wort-Gottes-Feier ohne Eucharistie. Auf die Beschreibung dieser Form werde ich mich beschränken. Zunächst versammelt sich die Gemeinde zum Gottesdienst Was in einem gewöhnlichen Gottesdienst jedem selbst überlassen ist und ganz automatisch und meist ohne Unterstützung abläuft, nimmt bei einem Gottesdienst für Taubblinde bereits im Vorfeld einen nicht unerheblichen Raum ein. Ohne Begleitpersonen, den sogenannten Assistenten, oder Freunde und Angehörige, die begleiten können, wird ein taubblinder Mensch nicht ohne Weiteres zu einem Gottesdienst kommen. Wie erfährt er überhaupt, wann und wo ein Gottesdienst stattfindet? Bevor sich also die Taubblinden als Gemeinde für einen Gottesdienst einfinden, bedarf es intensiver und aufwendiger Vorbereitung. Nicht selten sind bei den Gottesdiensten für Taubblinde auch Angehörige und Freunde anwesend, die selbst von einer Sinnesbehinderung betroffen sind: taube oder blinde Menschen. Und in meinem Fall ist es so, dass ich selbst taubblind bin. So viel einmal zu den Gegebenheiten. Ich bin ein katholischer Diakon und halte Gottesdienste mit der üblichen katholischen Liturgie. Ich werde im Folgenden beschreiben, welche Sinne auf Die Frage nach dem geeigneten Gottesdienstraum ist ebenso grundlegend: Wichtig sind folgende As- 16 © 2012 Christoffel-Blindenmission Foto: Privat welche Art in einem „normalen“ Gottesdienst angesprochen werden. Ich zeige Wege auf, wie ein solcher Gottesdienst für taubblinde Menschen barrierefrei wird, und beschreibe „Sonderformen“, die besonders geeignet zu sein scheinen und ein direktes Erleben der einzelnen Gottesdienstelemente ermöglichen. Gottesdienst mit allen Sinnen Peter Hepp Wenn wir Gottesdienste feiern, dann tun wir das mit allen Sinnen. Mit den Augen nehmen wir den Kirchenraum und die Umgebung wahr, sehen die anderen Mitfeiernden, verfolgen den Gottesdienstablauf und Prozessionen. Farben spielen dabei eine wichtige Rolle: Sie drücken Stimmungen aus, lassen einen Raum warm oder kalt wirken und haben Symbolkraft. (...) pekte: Ist der Raum ausreichend beleuchtet? Sind die Sitzmöglichkeiten flexibel gestaltbar oder fest verankert? Welche technischen Voraussetzungen gibt es wie Mikrophone, Induktionsschleife, Projektoren mit Leinwand usw.? Ebenso wichtig ist die Frage, ob es einen Versammlungsraum, ein Gemeindehaus oder Ähnliches in unmittelbarer Nähe gibt. Eröffnung: Einzug mit Gesang In der Regel tragen die Personen, die einen besonderen Dienst im Gottesdienst verrichten, Gewänder in der jeweiligen liturgischen Farbe: Bischof, Priester, Diakon, Ministranten, evtl. auch Frauen und Männer, die den Dienst des Lektors oder Kommunionhelfers ausüben. Oft werden auch Altar, Ambo und liturgische Geräte in den liturgischen Farben geschmückt. (…) Ein Wummern im Bauch. Die Holzbank vibriert. Wer mag, bekommt einen Luftballon. Daran spürt man die Vibrationen noch besser. Die taubblinden Trommler, vorn im Altarraum auf ihren Stühlen, schlagen im Rhythmus ihrer Leiterin auf ihre afrikanischen Trommeln, manche auch in ihrem eigenen Rhythmus. Der Gottesdienst beginnt. Ich ziehe ein, begleitet von meiner Assistentin. Während ich in Richtung Altar laufe, kommt von rechts eine Hand, die mich ertastet. „Ist das Peter Hepp, Diakon?“ fragt der taubblinde S. seine Assistentin. „Ja“ antwortet diese per Lormen in seine Hand. Ich lasse ihn meine Stola fühlen, die er ja nicht sehen kann. Symbole, Klänge und Gegenstände gehören selbstverständlich zur Feier von Gottesdiensten dazu. Aus der Natur der Sache ergibt es sich, dass die Sinne des Menschen dabei angesprochen werden: Sehen, hören, tasten, schmecken und riechen sind nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern verleihen der jeweiligen Feier ihren unverwechselbaren Ausdruck. (…)“ Manchmal ist keine Trommelgruppe anwesend. Dann ist es jemand von den taubblinden Teilnehmern, der auf einer Stand-Tomtom laut trommelt. Verehrung des Altars mit Kuss und Weihrauch durch den Vorsteher. Florian Kluger, Diplomtheologe M.A., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft der Universität Würzburg. (Quelle: www.katholisch.de) „Die Feier als Ganzes setzt sich aus vielen kleinen Elementen zusammen: Gebete, Bibeltexte, Körperhaltungen, Gesang, Weihrauch usw. Im Gottesdienst werden auf diese Art die Sinne des Menschen umfassend angesprochen – zum Lob Gottes und zum Heil des Menschen. (…) Dem taubblinden Teilnehmer wird schon vor dem Gottesdienst ermöglicht, alles zu ertasten. Ich benutze auch gerne Weihrauch, da er so feierlich duftet. Begrüßung der Gemeinde; Einführung; Bußakt; Kyrie; Gloria; Tagesgebet Foto: Deutsche Bibelgesellschaft © 2012 Christoffel-Blindenmission In der Liturgie gibt es einen bestimmten Farbkanon für die einzelnen Zeiten im Jahr. Jeder Gottesdienstbesucher wird von einem hörenden und sehenden Assistenten begleitet, der ihm durch Lormen alle Informationen weitergibt. 17 Hier steht das Hören und Sprechen von liturgischen Texten und Gebeten im Vordergrund. Es wird vorgesprochen und geantwortet, vorgebetet und gemeinsam gebetet. Hier sind die Assistenten gefragt. Jeder Teilnehmer hat in der Regel eine Assistentin oder einen Assistenten zur Seite, die oder der ihm das, was gesagt oder gebärdet wird, übersetzt in die Kommunikationsform, die derjenige benötigt. Texte können an die Wand projiziert werden zum Mitlesen. Gemeinsames Beten erfolgt oft mit der taktilen Gebärdensprache. Ich begrüße die Teilnehmer in Gebärdenprache, die für die Teilnehmer, die hören können, in die „normale Sprache“ – wir sagen „Lautsprache“ – übersetzt wird. Dann führe ich ein in das Thema des Gottesdienstes. Da alles übersetzt werden muss und das Lormen mitunter sehr lange Gottesdienst mit allen Sinnen Peter Hepp Foto: Hepp schen. So ist es schon beinahe die Regel, dass ich Lesungen weglasse und das Evangelium und die Psalmen stark kürzen muss. Grundsätzlich können alle Texte sowohl sichtbar, also auf Leinwand projiziert, als auch tastbar, also in Braille-Schrift, gedruckt werden. Der selbst taubblinde Diakon Peter Hepp feiert regelmäßig Gottesdienste mit hörsehbehinderten und taubblinden Menschen. Halleluja vor dem Evangelium: Da ich selbst Diakon bin, jedoch aufgrund meiner Taubblindheit nicht singen kann, trommle ich das „Halleluja“ vor dem Evangelium. Die taubblinden Teilnehmer spüren die Vibrationen und können das „Halleluja“ gemeinsam gebärden. Evangelium dauert, ist es wichtig, weniger – ja, viel weniger! – Worte zu sprechen bzw. zu gebärden und es muss alles sehr viel langsamer gehen! Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Evangelium mit allen Sinnen zu erleben. Wenn es die Möglichkeit gibt, das Evangelium mit einer kleinen Gruppe vorzubereiten, dann hat sich folgende Methode bewährt. Ich nenne sie „Lebendige Diashow“. Das Tagesgebet wird manchmal mit dem ganzen Körper gebetet. Hier z.B. das Gebet „Ich stehe auf“ frei nach einem Gebet des heiligen Patrick, abgewandelt und der Welt der taubblinden Menschen angepasst. In einem Gottesdienst hatten wir das Evangelium: „Jesus segnet die Kinder“. Das Evangelium wird unterteilt in die Szenen: Jesus spricht mit den Jüngern, Frau mit Kind kommt, Jünger stellen sich zwischen Jesus und Frau mit Kind, Jesus weist Jünger zurecht, Jesus segnet die Kinder. Ich wache auf, stehe auf – aufstehen, räkeln und strecken Ich bin taubblind – hinsetzen Diese Szenen werden von taubblinden Gottesdienstbesuchern mit entsprechender Unterstützung gestellt, sie verharren in ihrer Position, dann gebärde ich den entsprechenden Abschnitt aus dem Evangelium, die nächste Szene wird „gestellt“, wieder gebärdet der Diakon einen Teil usw. Ich suche Jesus – aufstehen und nach allen Seiten tasten Wo ist er? – hinsetzen Predigt Die Natur ist da: Sonne, Wärme, Wind – aufstehen, Gebärden für Wärme Gott ist da – Kreuzzeichen, Amen Eucharistiefeier (im engeren Sinn) Wortgottesdienst Gabenbereitung; Eucharistisches Hochgebet; Brotbrechung/Agnus Dei Lesungen; Zwischengesänge; Evangelium; Predigt; Glaubensbekenntnis Dieser Abschnitt entfällt in einer Wort-Gottes-Feier. Wenn ein Priester die Messe hält, so können taubblinde Menschen sich zum Beispiel aktiv an der Gabenbereitung beteiligen und so den Kelch, den Altar usw. fühlen. Der Name dieses Abschnitts im Gottesdienst verrät bereits, welcher Sinn hier vor allem angesprochen wird: Das Hören. Gerade dieser Abschnitt erfordert eine Anpassung an die Welt der taubblinden Men- 18 © 2012 Christoffel-Blindenmission Nicht selten bestehen meine Predigten aus maximal fünf Sätzen. Manchmal werden auch kurze Gespräche geführt und der eine oder andere Gottesdienstbesucher kann selbst sagen, was das Evangelium für ihn bedeutet. Ich lebe – stampfen, Arme in die Luft und schütteln Gottesdienst mit allen Sinnen Vaterunser, Friedensgruß, Kommunionempfang, Schlussgebet Abschluss Vermeldungen; Segen; Entlassung; Altarkuss; Auszug Wir beten ein Vaterunser mit Gesten. Diese Gesten können von den Teilnehmern mitgebärdet oder erfühlt werden. Meist stehen hierbei alle um den Altar. Der Friedensgruß, bei dem man sich die Hand reicht und sich den Frieden wünscht, ist für den taubblinden Teilnehmer eine sehr starke Geste. „Blindheit trennt den Menschen von den Dingen, Taubheit trennt den Menschen von den Menschen“, sagte die berühmte taubblinde Helen Keller. In diesem Moment aber erfährt ein taubblinder Mensch die Gemeinschaft. Viele Hände – ich bin nicht allein, es sind viele da. Für den Friedensgruß nehmen wir uns Zeit. Wenn es die Zeit zulässt, spende ich den Segen gerne jedem Einzelnen mit einer Segensgeste: mit der Hand den Kopf berühren und das Kreuzzeichen auf die Stirn zeichnen. Auch ein „Gottesdienst mit allen Sinnen“ beginnt mit dem Kreuzzeichen und endet mit diesem. Die Teilnehmer führen die Bewegung gemeinsam aus. Das Kreuzzeichen ist nicht nur eine Geste. Es ist ein Glaubensbekenntnis, das mit dem ganzen Körper gesprochen wird. Kommunion (lat. „communio“ = Gemeinschaft) Wir glauben, dass Jesus Christus sich uns schenkt in Brot und Wein. In der Kommunion sind nicht nur alle Sinne angesprochen, sondern der ganze Mensch mit Geist, Leib und Seele. Hier ist es nicht nur eine Gemeinschaft der Menschen untereinander, sondern die Gemeinschaft mit Jesus Christus selbst. Wummern im Bauch, Vibration im Luftballon in der Hand. Die Trommler sind wieder aktiv. Der Diakon küsst den Altar und geht hinaus. Materialkoffer „Blindheit erfahrbar machen“ Wie finden sich blinde Menschen im Alltag zurecht? Wie hängen Armut und Blindheit zusammen? Der Materialkoffer ermöglicht eine spielerische Annäherung an diese Themen. Für Gruppen bis 30 Personen, ab sechs Jahren, auch für Jugendliche geeignet. Inhalt: Taststock, Klingelball, Blindenschrift-Alphabete, Blindenschreibtafeln, Augenbinden, Film, methodische Anleitung u.v.a. Zum Verleih bitte acht Wochen vorher bestellen unter Telefon (0 62 51) 131- 294. Online-Shop: Die CBM bietet Ihnen auf www.cbm.de eine Fülle hilfreicher Informationsschriften und Verleihmaterialien kostenlos zur Bestellung an. Unter anderem finden Sie das abgebildete Material. Darüber hinaus können DVDs, Videos oder Unterrichtsmaterialien ausgeliehen werden. Aktueller Jahresbericht Die Broschüre gibt einen umfassenden Einblick in die Arbeit der CBM mit Jahresrechnung und Arbeitsstatistik. © 2012 Christoffel-Blindenmission Peter Hepp Sie planen eine Benefiz-Aktion zugunsten der CBM? Wir beraten Sie gerne und können Ihnen noch weitere Materialien zur Verfügung stellen. BlindenschriftAlphabet Buchstaben und Zahlen zum Selbstertasten. Ideal für Schulunterricht und Gemeindegruppen. Bitte rufen Sie uns an: Heike Schmitutz Telefon (0 62 51) 131- 2 94 19 Foto: Dieter Falk partner ausgesaugt hätte bis zum Letzten. So zu handeln steht in keinem Gesetz, es ist ein Gebot der Liebe. Wie viele sinnlose Verbotsschilder, Gerichtsverhandlungen, Energie und Lebenszeit könnten wir sparen, wenn Liebe der Maßstab für alles wäre! Ist das naiv? Dazu Matthias Claudius, ein Liederdichter vergangener Tage: „In Jesus Christus sieht der Mensch, was er werden kann.“ Dem lässt sich nichts hinzufügen. Dieter Falk Musikproduzent & Komponist Liebe ist das Gebot! Es ist der schlimmste Augenblick im Leben der jungen Mutter: Eben noch hatte sie den kleinen Sohn fest an der Hand, plötzlich ist er auch schon auf der Straße. Der Ball! Schon quietschen Reifen. „Bleib stehen!“ Mehr fällt ihr nicht ein. Mehr braucht es nicht: Der Ball ist weg, das Kind gerettet! Liebe ist das Gebot „Bleib stehen!“ – Dieser Satz ist ein Gebot, doch etwas anderes hat sein Leben gerettet: Liebe! Der Satz stammt nicht aus einem Gesetzbuch, sondern aus dem Herzen der Mutter. Regeln und Gebote können sinnvolle Orientierungshilfen für das Leben sein. Ohne Liebe sind sie nichts. Die Liebe ist das Entscheidende. Liebe ist das Gebot. Liebe allein schließt alles ein. Liebe weiß und vergibt. Liebe ist das Gebot, was Ihr auch tut, alles ist gut, wenn der Eine den Anderen liebt. Liebe ist das Gebot. Liebe allein schließt alles ein. Das wusste auch Jesus: Deswegen war für ihn die Liebe zu Gott und den Menschen das Höchste, das eigentliche Gebot! Im Leben geht es letztlich nicht um falsch und richtig, auch wenn das viele behaupten. Die Liebe ist das Entscheidende. Liebe weiß und vergibt. Liebe ist das Gebot, was Ihr auch tut, alles ist gut, wenn der Eine den Anderen liebt. Foto: CBM So nachhaltig sich die Melodie auch als „Ohrwurm“ festsetzt, so herausfordernd bleibt die Botschaft. Diese Art Liebe ist nämlich mehr als ein Gefühl. Sie ist ein Appell an den ganzen Menschen. Sie wird nicht einfach gelebt, sie ereignet sich in den unzähligen kleinen und großen Herausforderungen des Alltags: Eine Verletzung wird vergeben, ein lange aufgeschobener Krankenbesuch endlich gemacht, ein Geschäft geschlossen, bei dem mehr drin gewesen wäre – wenn man den Geschäfts- Hier wird Musik gefühlt! Eine Abteilung der Kilimani Primary School in Nairobi/Kenia ist für taubblinde Kinder ausgestattet. 20 © 2012 Christoffel-Blindenmission „Liebe ist das Gebot. Was Ihr auch tut, alles ist gut, wenn der Eine den Anderen liebt!“ – Das sind die letzten gesungenen Zeilen des Pop-Oratoriums „Die 10 Gebote“, das am 17. Januar 2010 im Rahmen von „Ruhr 2010“ mit 2.500 Stimmen, Orchester und Band uraufgeführt wurde. Seitdem hat es in rund 80 kleineren, mittleren und großen Arena-Aufführungen die Reise durch die Republik angetreten. Liebe ist das Gebot – mit dieser Botschaft und dem eingängigen Refrain werden viele tausend Besucher auf die Heimfahrt geschickt. Die Melodie setzt sich fest, kommt immer wieder in den Sinn – und mit ihr eine klare Botschaft: Es braucht nur Liebe! © 2012 Christoffel-Blindenmission Liedandacht Dieter Falk Text und Musik: Dieter Falk · Copyright bei dem Autor – alle Rechte vorbehalten 21 Foto: Privat Wie ein Gehörloser kann ich nichts mehr hören, wie ein Sprachloser kann ich nichts mehr sagen. Ich sitze unbeteiligt, wie einer, der taub ist; mir fällt nichts ein, was ich antworten könnte, entgegenhalten denen, die mich bedrängen. Auf einen, der schweigen kann, warte ich, der sich nicht auch noch gegen mich stellt. Wer bist Du, Gott? Teilst du die Nacht? Ist einer, der hört, was ich nicht sagen kann? Ist einer, der spricht, wo ich nichts höre? Rudi Saß Seemannsdiakon Deutsche Seemannsmission Kiel e.V. Liturgische Texte A. Psalm Friedrich K. Barth & Peter Horst – Autoren, Copyright – (c) FKBarth@t-online.de – aus: Gottesdienst menschlich, Peter Hammer Verlag, 2001 (vergriffen) Ohren gabst du mir, hören kann ich nicht, der du Taube heilst, Herr, erbarm dich mein. Augen gabst du mir, sehen kann ich nicht, der du Blinde heilst, Herr, erbarm dich mein. Hände gabst du mir, wirken kann ich nicht, der du Lahme heilst, Herr, erbarm dich mein. Leben gabst du mir, glauben kann ich nicht, der du Tote rufst, Herr, erbarm dich mein. Menschen gabst du mir, lieben kann ich nicht, der du Wunder tust, Herr, erbarm dich mein. Eingangsgebet Gott, wir sind hier in deinem Haus und du bist hier, mitten unter uns. Hab Dank für jede und jeden, der heute gekommen ist, hab Dank für alle, die sich zu deiner Gemeinde halten. Öffne Du uns jetzt Augen und Ohren, dass wir von deinen Wundern sehen und hören. Deine Liebe macht Blinde sehend, Taube hörend, Gelähmte wieder gehend und Tote weckt sie auf zum Leben. Rühre uns an mit deiner Liebe, lasse unser Vertrauen zu dir wachsen, löse uns aus der Lähmung und mache uns zu Menschen, die deine Liebe kraftvoll leben. (Autor unbekannt) B. Psalm Mein Gott, sie haben es geschafft: Sie haben mir so lange gesagt, dass meine Meinung nichts wert ist, dass ich stumm geworden bin, sie haben so lange auf mich eingeredet, dass ich meine Ohren verschlossen habe und taub geworden bin, sie haben so lange an mir herumgemäkelt, dass ich jetzt wie gelähmt in der Ecke sitze und mich nicht mehr rühren kann, sie haben so lange Zweifel und Angst in mir gesät, dass ich selbst dich nicht mehr sicher an meiner Seite weiß. Lass mich deine Stimme wieder hören, befreie mich von Angst und Zweifel, richte meinen Rücken auf und stärke mich, damit meine Stimme dich wieder loben lernt und mein Leben ein Zeugnis deiner Liebe wird. Amen! Rudi Saß Sind so kleine Hände, winz’ge Finger dran. Darf man nie drauf schlagen, die zerbrechen dann. Sind so kleine Füße mit so kleinen Zeh’n. Darf man nie drauf treten, könn’ sie sonst nicht geh’n. Sind so kleine Ohren, scharf und ihr erlaubt. Darf man nie zerbrüllen, werden davon taub. Sind so schöne Münder, sprechen alles aus. Darf man nie verbieten, kommt sonst nichts mehr raus. Sind so klare Augen, die noch alles seh’n. Darf man nie verbinden, könn’n sie nichts versteh’n. Sind so kleine Seelen, offen ganz und frei. Darf man niemals quälen, geh’n kaputt dabei. Ist so’n kleines Rückgrat, sieht man fast noch nicht. Darf man niemals beugen, weil es sonst zerbricht. Grade, klare Menschen wär’n ein schönes Ziel. Leute ohne Rückgrat hab’n wir schon zu viel. Amen! Rudi Saß C. Nach Psalm 38 Nicht mehr ertragen kann ich die Vorwürfe. Sie schlagen über mir zusammen, wie eine schwere Last drücken sie mich zu Boden. Den ganzen Tag schleiche ich bedrückt herum, und meine Freunde gehen mir aus dem Weg. Bettina Wegner (Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Verfasserin) 22 © 2012 Christoffel-Blindenmission Kinder Liturgische Texte ➣ Komm, o komm, du Geist des Lebens … (EG 134, 1-4) Fürbittengebet Gott, lass uns einen Anfang machen. Du redest zu uns, zeigst uns einen anderen Weg, öffnest uns die Augen für deine neue Welt. Lass uns damit einen Anfang machen, den ersten Schritt gehen. Lass uns Vertrauen haben zu dir. Du nimmst uns in Schutz. Lass uns die in Schutz nehmen, über die schlecht geredet wird, die man nicht mag. Für uns ist gesorgt. Lenke unsere Sorge auf die, die nicht zurechtkommen – die einen brauchen, der ihnen zuhört und beisteht. Du befreist uns von Angst und Schuld. Lass auch uns befreiend sein, wohltuend und erlösend für andere. Und, wenn wir davon reden, wie schwer wir es haben, dann wecke in uns das Gefühl des Glückes, den Dank und die Freude deiner Geschöpfe. Dann mach du uns bereit, großzügig mit denen zu teilen, die brauchen, was du uns gibst: unser Können, unsere Sachen, unsere Zeit, unser Sehen und Hören, unsere Freude oder unseren Ernst, unser verstehendes Zuhören oder unser befreiendes Reden und Lachen. Wir danken dir. ➣ „Wachet auf“, ruft uns die Stimme (EG 147, 1-3) ➣ Liebster Jesu, wir sind hier (EG 161, 1-3) ➣ Tut mir auf die schöne Pforte (EG 166, 1-6) ➣ Ohren gabst du mir, hören kann ich nicht (EG 236, 1-5) ➣ Jesus, zu dir kann ich so kommen, wie ich bin (Feiert Jesus, Bd. 2, 151) ➣ Wir haben Gottes Spuren festgestellt (rise up, Ökumenisches Liederbuch für junge Leute, 102) ➣ Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt (rise up, Ökumenisches Liederbuch für junge Leute, 027) ➣ Kommt herbei, singt dem Herrn (EG Bayern/Thüringen, 599) ➣ Lass uns in deinem Namen, Herr (EG Bayern/Thüringen, 634) Amen! Friedrich K. Barth & Peter Horst – Autoren, Copyright – (c) FKBarth@t-online.de – aus: Gottesdienst menschlich, Peter Hammer Verlag, 2001 (vergriffen) ➣ Selig seid ihr, wenn ihr einfach lebt (rise up, Ökumenisches Liederbuch für junge Leute, 116) ➣ Hände, die schenken, erzählen von Gott (rise up, Ökumenisches Liederbuch für junge Leute, 104) Gott liebt dich! So wie ein guter Vater seine Kinder liebt und umsorgt, so segnet dich Gott mit seiner Liebe und seiner Sorge um dich. Jesus ist dein Freund! So wie ein guter Freund mit dir durch dick und dünn geht, so segnet dich Jesus mit seiner Nähe und geht an deiner Seite, wohin immer du gehst und was immer geschieht. Der Heilige Geist ist deine Kraft! So wie die Sonne dein Gesicht wärmt und dein Herz, so segnet dich Gottes Geist mit dem Strom seiner wärmenden Liebe. Heute und immer! ➣ Wie ein Traum wird es sein (rise up, Ökumenisches Liederbuch für junge Leute, 060) Vaterunser in Gebärdensprache (z.B.) www.ekir.de/jugend/vater_unser_jugendcamp.pdf Amen! Rudi Saß Foto: CBM/Heine © 2012 Christoffel-Blindenmission Segen Lieder ➣ Herr, gib du uns Augen, die den Nachbarn sehn… (Noten: www.asamnet.de/~schmidtp/gesang buchlieder/autoren/sdg/pdf/hgdu_gesang.pdf Teil der Schulausbildung im Holy Land Institute for the Deaf in Jordanien ist auch praktischer Unterricht in der Schreinerei in Gebärdensprache. 23 Ilona Karin CBM Team Kirche Gehöre ich zu den Handelnden? Ich habe da etwas gehört. Vielleicht kann dieser Jesus etwas tun. Ich denke, alles ist besser, als nur hier zu sitzen und gar nichts zu tun. Kommt, wir machen uns auf den Weg! Fragen kostet doch nichts. Es kann für unseren behinderten Freund nur besser werden. Wir bringen ihn hin und schauen, ob wir etwas erreichen können. Es ist gar nicht so einfach, sich durch die Menge zu zwängen, um nach vorn zu kommen. Wer traut sich jetzt, Jesus anzusprechen? Hallo, wir sind mit unserem behinderten Freund hier, kannst du deine Hände auf ihn legen? Hilfst du ihm? Seniorenandacht „Berühre mich mit Herz und Händen“ Das Thema geht den Senioren oft sehr nahe. Im Alter haben viele mit zunehmendem Hörverlust zu kämpfen. Es wird nicht mehr alles verstanden und sich ein Hörgerät zu besorgen, hieße, sich einzugestehen, dass man älter wird. Um diese Hürde zu nehmen, kann die Andacht ein Stück helfen. Einleitung mit dem Bild auf Seite 25: Das Bild zeigen und einen Augenblick auf die Zuhörer wirken lassen. Anschließend den Bibeltext lesen. Ja – alles ist getan, alles gesagt und alles erhofft. Nun stehen wir hier und müssen warten. Was wohl jetzt kommen wird? Er berührt ihn mit den Händen. Ein Blick zum Himmel. Er sagt etwas – und unser Freund ist gesund. Danke, damit haben wir gar nicht gerechnet! Welch eine Freude und Begeisterung! Wir liegen uns in den Armen. Das werden wir bestimmt nie vergessen. Dieser Augenblick wird uns immer im Gedächtnis bleiben. Was hat er da gesagt? Ach, was soll’s. Jetzt haben wir etwas Tolles zu erzählen. Begrüßung Lied: Befiehl du deine Wege (EG 361) Text: Mk 7, 31-37 lesen „Berühre mich mit Herz und Händen“, – wo finde ich mich wieder – in diesem Text – in meinem Glaubensleben – ja, in meinem alltäglichen Leben? Gehöre ich zu dem Betroffenen? Ich sitze hier im Abseits und kann nichts tun. Was ziehen die denn an meinem Ärmel? Die sollen mich in Ruhe lassen. Ich habe sowieso keine Hoffnung mehr für mich. Ich soll irgendwohin mitkommen. Wenn die meinen, gehe ich eben mit. Allein ist es nicht möglich. Hier sind viel zu viele Menschen. Und doch fühle ich mich in der Masse einsam und unsicher. Andere sprechen und hören für mich, treffen die Entscheidungen. Jetzt werde ich bei einem Mann abgeliefert. Er nimmt mich bei der Hand und wir verlassen die Menge. Gehöre ich zu der Menge? Da vorn scheint etwas los zu sein. Ich bin neugierig, was es dort zu sehen gibt. So richtig kann ich nicht hören, was dort geredet wird. Aber ich kann sehen, dass zwei Personen weiter weggehen. Ich bekomme einen langen Hals, wenn es noch länger dauert. Komisch, einer der beiden schaut zum Himmel und seine Lippen bewegen sich. Was er wohl sagt? Hmm – gesund sein – wunderbar ist das. Hier in der Menge, mit den anderen um mich herum, höre ich, dass wir Gott dafür loben und danken sollen. Ich höre so nebenbei, dass keiner diese Begebenheit weitererzählen soll. Wieso eigentlich? Das war doch richtig spannend. Und was soll das jetzt wieder? – Ich bin doch kein Versuchskaninchen. Er legt mir seine Finger in die Ohren – wozu das? Ich kann doch sowieso nichts hören. Er berührt meine Zunge mit Speichel. So langsam bekomme ich Angst. Schön, ein Blick zum Himmel. – Zumindest auf Gott ist Verlass. Die Lippen des Mannes bewegen sich. – Kommt noch was? Hm, ich höre Geräusche, verstehe, was gesprochen wird. Vielleicht kann ich auch sprechen? Gehöre ich zu den Jüngern? Mit Jesus unterwegs zu sein, ist interessant – andererseits ist vieles alltäglich geworden. Nichts Neues, was mich vom Hocker reißt. Und doch ist es notwendig, ab und zu stehen zu bleiben – zu sehen, was in meiner unmittelbaren Umgebung geschieht. Ganz nahe dran zu sein. Zuhören, was da genau gesagt wird. Und dann muss In der Msandaka-Schule in Moshi/Tansania lernen hörbehinderte, gehörlose und hörsehbehinderte Kinder gemeinsam. 24 © 2012 Christoffel-Blindenmission Foto: CBM ich zurückbleiben, habe sozusagen das Nachsehen. Um mich herum wird gemunkelt: Was passiert jetzt da? Habe ich das Vertrauen in Jesus, dass er heilt und dann alles gut ist? Bin ich bereit, Gott Danke zu sagen für den anderen, um dann meinen Weg mit Jesus weiterzugehen? Foto: Bernd Hartung © 2012 Christoffel-Blindenmission Seniorenandacht Ilona Karin Lasst uns beten. Ja!!! In mir ist ein Staunen und NichtbegreifenKönnen! Jetzt ist wirklich alles gut. Ich bin berauscht von Glück. Danke – danke – danke! Gebet: Herr Jesus Christus, du hast es in deinem Wort versprochen, dass du alle Tage bis an das Ende der Welt bei uns bist. Begleite uns auf unserem Weg durch den Alltag. Erfreue unser Herz durch Menschen, die uns berühren und aufmuntern. Menschen, die uns in den Sorgen nicht allein lassen, sondern uns mit deinem Wort trösten und uns die Hand reichen. Die von Herzen dazu bereit sind, ein Stück des Lebensweges mit uns zu gehen. Amen. Was soll das jetzt: Nichts weitersagen? Mensch, das kann ich doch gar nicht für mich behalten! Wo finde ich mich wieder? „Berühre mich mit Herz und Händen“: Bin ich in der Menge, ist es für mich nur Unterhaltung: gehört, gesehen, weitergegangen und vergessen? Wirklich berührt bin ich nicht. Hier ist mein Herz nicht angesprochen worden und die Hände sind nicht wirklich bereit zu handeln. Lied: Ohren gabst du mir – (EG 236) Segen „Berühre mich mit Herz und Händen“: Bin ich ein Jünger, vertraut mit der Bibel, dem die Kirchengemeinde nicht fremd ist? Wo muss ich stehen bleiben, zuhören und hinsehen, damit ich Menschen mit Behinderungen sehe? Damit sie mich berühren, mein Herz sich ihnen in Erbarmen zuwendet und ich ihnen meine Hand reiche, die Vertrauen wecken will? Es segne dich Gott, der Vater, auf deinem Lebensweg mit seiner hindurchtragenden Kraft. Es segne dich Jesus, der Sohn, in den schwierigen Lebenssituationen mit seiner mitfühlenden Liebe. Es segne dich der Heilige Geist durch seine tröstenden Worte, die dich mitnehmen in die befreiende Weite. „Berühre mich mit Herz und Händen“: Bin ich ein Handelnder, offen für meine Umwelt, und mache mich beherzt für andere auf den Weg? Setze meine Zeit ein, überwinde Hindernisse? Meine Hände führen und halten den Abseitsstehenden, damit er nicht mehr allein und einsam ist. Sei gesegnet. Amen. „Berühre mich mit Herz und Händen“: Bin ich der Betroffene, der im Abseits-Stehende? Habe ich Freunde, die mich nicht allein lassen, mich besuchen und schauen, ob noch alles in Ordnung ist? Die ihr Herz vor meinen Problemen nicht verschließen, sondern handeln und mit mir entscheidende Schritte gehen? Und die Frage ist doch: Habe ich solche Menschen, die mit mir auf dem Weg sind? Menschen, die das Herz auf dem rechten Fleck haben und deren Hände zupacken, wenn es notwendig ist? Ein Angebot der CBM für Gemeinden und Kirchen: Gemeinde-e-Newsletter Unser Gemeinde-e-Newsletter (drei- bis viermal im Jahr) weist Sie auf neue Medien für Gottesdienst und Gemeindearbeit sowie Aktionen der CBM zu den Themen Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit hin. Sehen wir uns noch einmal das Bild an. An welcher Stelle stehe ich? Sehe ich von Weitem zu? Lerne ich aus dem, was geschieht? Bin ich in Aktion? Lasse ich mir helfen? Einen Augenblick Zeit zum Nachdenken geben. Melden Sie sich gleich kostenlos an: www.cbm.de/newsletter Es ist gut zu wissen, dass Jesus für jeden von uns da ist und wir jederzeit im Gebet zu ihm kommen können. Er berührt unsere Herzen und seine fürsorgenden Hände begleiten uns jeden Tag neu durch unser Leben. 26 © 2012 Christoffel-Blindenmission Sie möchten über das aktuelle Angebot der CBM für Kirchengemeinden informiert werden? Sie möchten wissen, wann unsere Mitarbeitenden in Ihrer Region Gottesdienste, Vorträge oder Workshops halten oder unser „Erlebnisgang“ vor Ort ist? Foto: Privat Auftrag seiner Jünger: Gehet hin und predigt, dass das Himmelreich nahe herbeigekommen ist! Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt böse Geister aus! Zwei Aufgaben erhalten die Jünger und mit ihnen alle Christen: die Predigt der nahen Ankunft des Reiches Gottes und das Wirken der Zeichen des Reiches. Prof. Dr. (em.) Fulbert Steffensky Luzern Gedanken zum Text Die Predigt allein, Worte und Versprechungen allein wecken noch keine Hoffnung. Was nicht seinen Schatten vorauswirft; was noch kein Vorspiel hat, daran kann man nur schwer glauben. Die Worte sind die eine Art, das nahe Reich anzusagen. Die andere Art der Ansage sind die großen Zeichen: Die falschen Geister werden ausgetrieben, die Gebrechen und Krankheiten werden geheilt. Die Versprechungen Gottes sollen augenscheinlich werden. Jesus war kein Spiritualist. In seiner Nähe sprachen die Stummen und hörten die Tauben. Tu dich auf! Wunder gibt es seltener, als wir sie brauchen. Die meisten Tauben bleiben taub, die meisten Stummen bleiben sprachlos. Was machen wir also mit den Wundergeschichten der Bibel? Man kann sich in die Rettungsgeschichten jener alten Zeit hineinlesen. Die Wunder, von denen uns erzählt wird, sind wie Formulare, in die wir unsere Hoffnung, unsere Lebenswünsche und unsere Sehnsucht nach Rettung eintragen. Jede Befreiung, von der erzählt wird, vertieft unseren Durst nach Freiheit und wir lernen, das Reich zu erwarten, in dem jeder seine Sprache gefunden hat und in dem jedem die Ohren geöffnet sind. Wir sind keine Charismatiker mit Wunderkräften, wie Jesus und vielleicht noch seine Jünger es waren. Und doch sind wir von dem Auftrag nicht entbunden, zu trösten und die Gebrechen der Seele und des Körpers zu heilen. Die eine Kanzel ist die Kanzel des Wortes, die andere Kanzel ist die der Zeichen. Die Predigt allein richtet nichts aus ohne die Augenscheinlichkeiten, ohne dass Menschen gehen lernen, dass ihre Augen geöffnet und ihre Seelen getröstet werden. Wir bleiben nur Kirche des Wortes, wenn wir auch Kirche der wirksamen Zeichen bleiben. Nichts kommt mit dem reinen Wort aus, auch nicht das Reich Gottes. Die nicht durch die Sprache der anderen getröstet werden, brauchen die Erinnerung: „Die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend.“ Wunderbar sind die Wundergeschichten, weil sie uns in die große Unbescheidenheit einführen. Es soll nicht bleiben wie es ist, lehren sie uns. Es sind Geschichten gegen das Fatum, gegen das stumme Einverständnis mit dem, was ist. Sie lehren uns den aufrührerischen Satz: Einmal wird es anders sein. Sie entlassen Gott nicht aus der Verantwortung für die Sprache der Stummen, für das Gehör der Tauben und für das Augenlicht der Blinden. Foto: CBM/Grossmann © 2012 Christoffel-Blindenmission Es wird nur kommen, was schon einmal erzählt und in der Erzählung vorgeträumt wurde. Einmal wird es anders sein, flüstert uns die Erzählung vom Augenlicht der Blinden zu! Einmal wird keiner mehr eingekerkert bleiben in seiner Sprachlosigkeit, einmal werden die Fesseln unserer Zungen gelöst sein, erzählt uns Markus in seiner Wundergeschichte. Heilungsgeschichten können vielleicht diejenigen am wenigsten verstehen, die schon geheilt sind; die miteinander reden und einander hören können. Aber die Sprachlosen brauchen den Satz, mit dem dieses Evangelium schließt: „Er hat alles wohl gemacht!“ Ebenso wichtig: Die Wunder Christi entlassen uns, die Sehenden, Hörenden und Sprachfähigen, nicht aus der Verantwortung für die Ungeheilten. Im Matthäusevangelium (Kap. 10, 8) erklärt Jesus den Vinicio aus Guatemala hat eine starke Seh- und Hörschwäche und eine liebevolle Mutter, die viel mit ihm übt und spielt. 27 Unsere Angebote für Ihre Gemeinde Gottesdienste Liturgischer Gottesdienst zu Mk. 10, 46-52 Die Geschichte von Bartimäus gehört zu den bekanntesten Erzählungen im Neuen Testament. Viele Menschen in den armen Ländern leben heute noch wie er: Armut, Ausgrenzung, Diskriminierung und Perspektivlosigkeit gehören zum Alltag. Welche Bedeutung hat dann Jesu Handeln? Welchen Auftrag erhalten Christinnen und Christen heute? Und welche Impulse zieht die CBM in ihrer Arbeit aus dieser Erzählung? Diesen Fragen soll im Gottesdienst nachgegangen werden. So siehst du also aus, mein Kind! – Neue „Sichtweisen“ nach der Operation am Grauen Star Die 85-jährige Jeneth war über zehn Jahre blind und hatte erst nach der erfolgreichen Grauen-Star-Operation ihrer Nachbarin den Mut, sich selbst operieren zu lassen. Als sie heimkommt, sieht sie zum ersten Mal ihre Enkelkinder. Familiengottesdienst mit Anspiel zu Mk. 10, 46-52 Bartimäus? – Kenn ich doch schon! Elementare Geschichten stehen manchmal in der Gefahr, als bekannt abgestempelt zu werden. Bei genauer Betrachtung sind sie aber für eine Überraschung gut. Bei diesem Familiengottesdienst werden die Inhalte des Gottesdienstes (siehe oben) für alle Generationen erlebbar gemacht. Yohane kann laufen. Gemeindenahe Rehabilitation der CBM am Beispiel Malawi Der kleine Yohane wurde mit Spina bifida – einem offenen Rücken – geboren. Mit Unterstützung der CBM-Partner lernt er laufen und bekommt die Chance, zur Schule zu gehen. Gottes Vision für seine Welt (Jes. 35, 1-6) Dr. Manfred Mörchen ist in Takeo/Kambodscha für die CBM im Einsatz, um erblindeten Menschen zu helfen. Die Zuhörer sind eingeladen, das Glaubensfundament der CBM-Arbeit und die verschiedenen Bereiche der Augenarbeit kennenzulernen. Foto: CBM/Foto Backofen Mhm Wir feiern mit Ihnen gemeinsam Gottesdienst. Sie können in Ihrer Gemeinde Bausteine vorbereiten. Fotos (3): CBM jekts in Kinshasa unterwegs, um Menschen mit Behinderungen zu finden und ihnen Hilfe anzubieten, damit sie ein selbstständiges Leben führen können. Vorträge Unsere Mitarbeiterinnen gestalten Ihren Senioren-, Bibelgesprächs-, Frauen- und Männerkreis … zum Beispiel mit Vorträgen über die CBM-Arbeit: Christoffels tiefer Glaube an Gott bewegte ihn, blinden, anders behinderten und ausgestoßenen Menschen beizustehen, insbesondere im Orient. Gegen alle Widerstände und mit geringer finanzieller Unterstützung gründete er 1908 in Malatia/Türkei sein erstes Heim für blinde, anders behinderte Menschen und Waisenkinder. Aus diesen kleinen Anfängen entstand eine überkonfessionell arbeitende Hilfsorganisation, die zusammen mit oft kirchlichen Projektpartnern heute die weltweite Arbeit in rund 800 Projekten ermöglicht. Ngalula kann wieder lachen Das Beispiel der kleinen Ngalula zeigt anschaulich, wie der CBM-Projektpartner Elikya in Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo das Konzept der gemeindenahen Rehabilitation umsetzt. 4.000 Ehrenamtliche sind im Rahmen dieses Pro- 28 © 2012 Christoffel-Blindenmission Vom Setzling zum großen Baum „Die Tat der Liebe ist die Predigt, die jeder versteht“, unter dieses Motto stellte Pastor Ernst Jakob Christoffel, dem die CBM ihren Namen verdankt, seine Arbeit. Der Vortrag „Vom Setzling zum großen Baum“ führt in die Zeit der Entstehung der CBM und beschreibt den Weg in mehr als 100 Jahren. Nach dem Gottesdienst kommen wir beim Kirchenkaffee ins Gespräch. Mithilfe einer Präsentation erhalten Sie Einblicke in die CBM-Arbeit. Unsere Mitarbeiterinnen berichten über Projekte, die sie aus eigener Anschauung kennen. Angebot des Teams Kirche für Ihre Kirchengemeinde Workshop mit unserem Aktionskoffer Unser Erlebnismobil Außerdem in zahlreichen Gemeindekreisen einsetzbar: Unser Workshop mit dem Aktionskoffer. Lernen Sie mit unseren Mitarbeiterinnen zahlreiche Gegenstände kennen, mit deren Hilfe blinde Menschen ihren Alltag bewältigen. Zu Gemeindefesten oder im Rahmen unserer Aktionswochen können wir mit unserem Erlebnismobil auch in Ihre Gemeinde kommen. Mit einer Brille, die den Grauen Star simuliert, und einem Taststock ausgestattet, absolvieren Sie einen Parcours und können sich so in die Lage blinder Menschen einfühlen. Das etwas andere Kirchencafé Erlebniskaffeetrinken im Dunkeln mit Gesprächsrunde und Infos rund um den Umgang mit blinden Menschen – ist besonders für Ihre Konfirmandenoder Ihre Jugendgruppe geeignet. Fotos (3): CBM Unser Team Kirche 1957 in Bochum geboren, DiplomGeographin, Journalistin und Fundraising-Managerin, ist seit über 16 Jahren im Bereich kirchlicher Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising tätig. „Seit Anfang 2010 leite ich das Team Kirche bei der CBM. Mir liegt die ArRegina Karasch beit mit Kirchengemeinden aller KonKirchenbeauftragte fessionen in Deutschland am Herzen. Die CBM bietet Ihnen einen Blick über © 2012 Christoffel-Blindenmission Ilona Karin Team Kirche Gisela Sachse Team Kirche den Tellerrand. Sie schlägt eine Brücke zur Arbeit kirchlicher Projektpartner in Entwicklungsländern, die sich für Menschen mit Behinderungen einsetzen. Darüber berichten wir gerne auch in Ihrer Gemeinde!” Telefon (0 62 51)131- 2 97 Fax (0 62 51)131- 2 99 E-Mail: regina.karasch@cbm.de 1957 in Tostedt bei Hamburg geboren, Justizbeamtin a.D., absolvierte eine dreijährige Bibelschulausbildung in Wiedenest/Bergneustadt und war danach zwei Jahre mit der Allianz-Mission im westafrikanischen Mali. Menschen zu ermöglichen, sich in die Lage eines blinden Menschen zu versetzen. Seit 2006 halte ich in Kirchengemeinden Vorträge und Gottesdienste und komme gern auch in Ihre Gemeinde.“ „1992 kam ich zur CBM. Mit dem Erlebnismobil bin ich immer wieder bundesweit unterwegs, um sehenden Telefon (0 62 51) 131- 2 86 Fax (0 62 51) 131-2 99 E-Mail ilona.karin@cbm.de 1976 in Chemnitz geboren, DiplomReligionspädagogin, war 13 Jahre als Religionslehrerin und Gemeindepädagogin in Sachsen tätig. der Christoffel-Blindenmission näherzubringen und damit Ihr Gemeindeleben zu bereichern.“ „Seit September 2011 arbeite ich im Kirchenteam der CBM. Gern komme ich zu Vorträgen und anderen Veranstaltungen in Ihre Kirchengemeinde. Es macht mir Freude, Ihnen die Arbeit 29 Telefon (0 62 51) 131- 2 91 Fax (062 51) 131 - 2 99 E-Mail gisela.sachse@cbm.de Foto: Privat Kinderzeitschrift der Christoffel-Blindenmission Die CBM-Kinderzeitschrift CHRIS liefert reizvolle Einblicke in die Arbeit der CBM und ist vor allem für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren geeignet. Die Zeitschrift ist besonders geeignet für den Einsatz im Kindergottesdienst, in Kindergruppen, konfessionellen Kindergärten und für den Religionsunterricht. Durch Chris lassen sich leicht Brücken schlagen zu biblischen Texten wie z.B. zu Heilungsgeschichten. Der pfiffige Maulwurf Chris besucht in jeder Ausgabe ein anderes Land und stellt in einer spannenden Reportage ein von der CBM gefördertes, einheimisches Kind vor. Außerdem im Heft: Tierposter, Comic, Rätsel, Spiele und Mitmach-Aktionen. Kinder werden durch CHRIS spielerisch für das Thema Behinderung sensibilisiert und erlernen Verantwortung. Bestellen Sie CHRIS kostenlos bei: CBM Deutschland e.V. Heike Schmitutz Nibelungenstraße 124 64625 Bensheim Tel.: (0 6251) 1 31 -2 94 Fax: (0 6251) 1 31 -2 99 E-Mail: material@cbm.de www.cbm.de 30 © 2012 Christoffel-Blindenmission Jetzt bestellen! Das hat Ihre Spende bewirkt! Auf eigenen Füßen zur Schule gehen! Fotos (3): CBM Manorma (17) hat ihre Examen an der K.C. Mill Higher Secondary School im Garden Reach Slum in Kalkutta bestanden. Sie wurde erfolgreich in die 11. Klasse versetzt! Für ein Mädchen, das wegen seiner Körperbehinderung von den Eltern vier Jahre lang in einem kleinen Raum versteckt gehalten wurde und keinerlei Anregung und Förderung erfuhr, ist das wirklich eine ganz besondere Leistung. Mit anderthalb Jahren war Manorma an Polio erkrankt und nicht richtig behandelt worden. Dadurch waren ihre Beine gelähmt. Erst als die Mitarbeiter des Rehabilitationszentrums für Kinder „Mobility India“ in Kalkutta für Behandlung und praktische Unterstützung durch Beinschienen sorgten, lernte sie laufen. In der Schule holte sie so rasch alles Versäumte nach, dass sie für ihre Leistungen sogar ein Stipendium erhielt. Seit Manorma laufen kann, macht sie auch bei den Spielen ihrer Geschwister und Nachbarskinder mit. In diesem Schuljahr bereitet Manorma sich auf das Abschlussexamen vor und möchte danach eine Ausbildung zur Krankenschwester anfangen. In ihrem Freundeskreis ist sie fest verwurzelt. Die Unterstützung der Arbeit des CBM-Partners „Mobility India“ im Rehabilitationszentrum für Kinder durch die Spenderinnen und Spender der CBM hat vielen Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen eine Schul- und Berufsausbildung ermöglicht. Mit Ihrer Hilfe flossen im Jahr 2011 insgesamt rund 16.000 Euro in die Arbeit von „Mobility India“ in den Slums von Kalkutta. Etwa 100 Kinder und Jugendliche konnten damit unterstützt und auf ein eigenständiges Leben vorbereitet werden. Damit haben Sie nicht nur diesen Kindern und ihren Familien direkt geholfen, sondern auch dazu beigetragen, dass behinderte Menschen wegen ihrer Fähigkeiten geschätzt und auch im gesellschaftlichen Leben akzeptiert werden. Manorma gehört in ihrer Klasse zu den Besten und gibt schwächeren Schülern Nachhilfeunterricht. Haben Sie herzlichen Dank! © 2012 Christoffel-Blindenmission Der Gemeinde-e-Newsletter Ideen für Ihre Gemeindearbeit, liturgische Texte, Fürbitten, Vorlagen für Gemeindebriefe und Gottesdienstprogramme, Bilder und aktuelle Infos kommen direkt zu Ihnen – im GemeindeNewsletter per E-Mail – drei- bis viermal im Jahr. Melden Sie sich gleich an: www.cbm.de/newsletter Schon Samsta g und noch k einen Schlag für die Predig t getan? 31 n he ich morge c a m s a W ! Hilfe ? Jugendlichen nur mit den Kollektenvorschlag Fotos (2): CBM Seit Kolushusho (links) mit vier Jahren an Meningitis erkrankte, ist sie taubblind. Trotzdem hat sie die Schule mit Erfolg abgeschlossen und trägt nun mit Kunstgewerbe zum Lebensunterhalt ihrer Familie bei. Die 18-jährige Kolushusho wurde als gesundes Baby im Fischerdorf Kemondo in der Nähe von Bukoba am Victoriasee in Tansania geboren. Ihr Vater ist Fischer, die Mutter verkauft den Fang auf dem Markt – es reicht gerade so zum Überleben. Kolushusho entwickelte sich völlig normal, lernte laufen und sprechen und spielte mit ihren vier Geschwistern und den Nachbarskindern. Doch im Alter von vier Jahren erkrankte sie an Meningitis und wurde dadurch gehörlos und fast blind. Ihre Eltern waren verzweifelt: Wie sollten sie mit ihrem Kind reden, wie sich verständlich machen? Wie sollte die Kleine lernen können, sich später selbst versorgen? Sie behielten Kolushusho zu Hause – bis sie im Alter von zwölf Jahren von den katholischen Franziskanerinnen der San Damiano Mission in Kemondo entdeckt wurde. Sie vermittelten das Mädchen an die Mugeza-Schule für gehörlose Kinder, die von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Tansanias betrieben und von der Christoffel-Blindenmission (CBM) unterstützt wird. Kolushusho fühlte sich hier sofort wohl. Kolushusho hat eine rasche Auffassungsgabe und in der Schule ein hohes Maß an Eigenständigkeit entwickelt. Sie kann kochen und Chapatis, Mandazi und Samosas herstellen – kleine Mahlzeiten, die auf dem lokalen Markt verkauft werden. In der Schule hat sie außerdem gelernt, traditionelle Matten, Taschen und Hüte zu flechten sowie Perlenketten und -armbänder herzustellen. Im September 2011 schloss Kolushusho erfolgreich die Schule ab und erhielt als „Startpaket“ Werkzeug und Material zum Flechten im Wert von umgerechnet 35 Euro. Damit kann sie zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Wichtig ist jetzt, sie bei der Vermarktung ihrer Erzeugnisse zu unterstützen und ihrer Familie dabei zu helfen, ihre Fähigkeiten zu erkennen. In der Internatsschule Bukoba am Victoriasee in Tansania lernen gehörlose und taubblinde Kinder und Jugendliche vom Kindergarten bis zum Abschluss der Primarschule. Außerdem gibt es Vorbereitungsklassen zur Berufsausbildung, in Landwirtschaft und Haustierzucht. Die Abteilung für taubblinde Kinder wird ausgebaut. Kollektenbitte – Abkündigungstext Menschen mit Behinderungen haben oft Fähigkeiten, die sie nicht nutzen können. Manchmal stehen Vorurteile im Wege oder es mangelt ihren Mitmenschen an Fantasie, ihnen das Mittun zu ermöglichen. CBM-Partner fördern z.B. gehörlose und taubblinde Kinder in der Entwicklung ihrer Begabungen. Bitte unterstützen Sie mit Ihrem Kollektenbeitrag die Arbeit der Christoffel-Blindenmission – damit alle Menschen die Gaben, die Gott ihnen geschenkt hat, einsetzen können. Sie können ein Zeichen setzen! Herzlichen Dank! Kennwort: Mugeza Schule St · 1440 · © 2012 Christoffel-Blindenmission Kolushusho – Taubblinde Kunsthandwerkerin am Victoriasee