II - Monatsblatt des CCA

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II - Monatsblatt des CCA
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Einleitung
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
vielleicht kennen Sie es auch, deutschen Landsleuten bei Feiern oder Empfängen zu
begegnen, die dann auf unsere Frage hin antworteten, ja wir arbeiten bei… und dann
zumeist mit noch nie gehörten Abkürzungen ihren “Arbeitgeber” in Bolivien beschrieben.
Damit sind dann meist Hilfsorganisationen oder Projekte aus Deutschland oder Europa in Bolivien gemeint.
Das ist ein Grund, warum wir in den Mittelpunkt dieses Heftes die sogenannten
NGO`s oder auch deutsch NRO`s, also Nicht-Regierungs-Organisationen, die in Bolivien tätig sind, gestellt haben. Wir haben dabei versucht, informativ zu sein, sehr unterschiedliche Organisationen vorzustellen, gleichzeitig aber auch aktuelle Probleme
ihrer Arbeit zu beleuchten.
Wie immer im 2. Heft des Jahres informieren wir alle Mitglieder des CCA und andere
interessierte Leser über den Jahresbericht des Vorsitzenden des Deutschen Kulturvereins und stellen Ihnen das neue Direktorium sowie die Mitglieder der einzelnen
Kommissionen vor.
Natürlich fehlen auch in diesem Heft nicht die fast tagesaktuellen Berichte, in diesem
Fall ein sehr interessantes Interview mit einem Verantwortlichen für den Bau der
Seilbahn in La Paz und zwei Betrachtungen zur gerade begonnenen Fußball-Weltmeisterschaft im Nachbarland Brasilien.
Insgesamt hoffen wir, damit den Nerv unserer Leserschaft getroffen zu haben und
freuen uns gleichzeitig auf Hinweise, Leserbriefe und vielleicht auch eigene Artikel
unserer Leser.
Die Redaktion
Monatsblatt 2/2014
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Einleitung
Herausgeber:
Deutsche Kulturgemeinschaft, Centro Cultural Alemán (CCA)
Büro: Deutsche Schule La Paz – Colegio Alemán La Paz
Zuständig: Lic. Miguel Angel Lazarte
Tel.: 2671002 • Fax: 2671003
La Paz – BOLIVIEN
Redaktion
Andreas Motschmann
E – Mail: a-motschmann@web.de
Claudia Maennling
E – Mail: cmaennling@gmail.com
271.07.97
Claudia Walter E – Mail: walter.nordwalde@t-online.de
Dirk Hoffmann
E – Mail: dirk.hoffmann@berlin.de
Frank Schwanbeck
271.08.85
E – Mail: fs@alsvidr.de
Kathrin Schönlein
271.08.85
E – Mail: ks@alsvidr.de
M.Isabel Meurer
E – Mail: misameu@gmail.com
Reinhard Rössling
E – Mail: rroessling@yahoo.com
Teresa Torres-Heuchel
E – Mail: teresa@heubol.com
271.14.56
Wolfgang Ohnes
E – Mail: wmohnesver@gmail.com
Übersetzungen:
Antje Linnenberg
E-mail: a.linnenberg@gmail.com
Nº 2 / 25. Jahrgang 2014
Auflage: 500 Stück
Artikel/Leserbriefe richten Sie bitte entweder an Redaktionsmitglieder oder Monatsblatt, Casilla 8718 – La Paz.
Eingesandte Artikel sollten je nach Thema 500 bis maximal 1000 Wörter und ein bis vier Fotos haben. Die Redaktion
behält sich vor, Artikel/Leserbriefe zu redigieren oder gekürzt zu veröffentlichen. Artikel/Leserbriefe geben nicht
notwendiger-weise die Meinung der Redaktion wieder. Anzeigen bitte als hardcopy und softcopy an Reinhard
Rössling senden.
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Inhalt
Liebe Leserinnen, liebe Leser,...................................................................................3
Titel
Nicht-Regierungsorganisationen unter der bürokratischen Lupe...............................7
20 Jahre Fundación Arco Iris....................................................................................9
Welthungerhilfe y el Derecho Humano a la Alimentación Adecuada.......................12
Skaterpark – eine neue Attraktion in Pura Pura.......................................................15
Der Gewalt widerstehen – Zeichen setzen für Frieden und Gerechtigkeit.............17
Die “Hermandad” - Geschwister in der einen Welt-Kirche......................................21
CCA
Bericht des Präsidenten an die Ordentliche Generalversammlung der
Deutschen Kulturgemeinschaft vom 11. April 2014................................................24
Aktuell
Torsten Bäuerlen: „Die Seilbahn in dieser Stadt macht Sinn“ .................................33
Unidad Educativa Boliviano Alemana Ave María.....................................................39
Nichts funktioniert, aber am Ende klappt es doch...................................................42
Nicht qualifiziert… und trotzdem die schönsten WM-Qualifikationsspiele aller Zeiten - oder wo schaut ihr alle die WM?!............................................45
Serie
Café Munaipata: Spitzenkaffee aus Bolivien...........................................................51
Kultur
Textilreise durch Bolivien: gewebte andine Symbole und Farben ...........................55
Wege aus dem geheimen Garten...........................................................................60
Doch ersteinmal ertönt der Schlußpfiff...................................................................62
Reise
Chiquitania – eine Reise in die Musik von anno dazumal........................................63
Leute:
Im Porträt: Roswitha Grisi-Huber............................................................................68
Schule:
Quadratur des Kreises ...........................................................................................70
Neuigkeiten von der Dualen Ausbildung.................................................................72
Kulinarisches:
Jardin de Asia: Ambiente spektakulär, aber ..........................................................75
Endlich ein Inder in der Zona Sur: Das “Taj Mahal”.................................................77
Organisationen
Dräger y GIZ unidas por los niños bolivianos enfermos del corazón........................ 79
Ev. Kirchengemeinde
Gemeindebote der Evangelisch-Lutherischen
Kirche Deutscher Sprache in Bolivien .................................................................... 81
Der Pfarrer geht......................................................................................................83
Die Würde des Menschen......................................................................................85
Die Iglesia Evangélica Luterana Boliviana (IELB) – unsere bolivianische
Schwesterkirche....................................................................................................86
Regionalkonferenz in Quito (29. April – 2. Mai)......................................................88
Termine Juni – September 2014 ...........................................................................90
Kontakt zur Ielha...................................................................................................91
Veranstaltungen
Kulturagenda Juni 2014 – September 2014 ..........................................................92
Titel
Nicht-Regierungsorganisationen unter der
bürokratischen Lupe
Die Arbeit der Nichtregierungsorganisationen (NROs) wird von der Regierung Evo Morales eher erschwert als gefördert. Verschiedene Gesetzesvorhaben bieten dem Staat die Möglichkeit, unliebsame
NROs in ihrer Arbeit zu behindern. Die katholische Kirche hat eine besondere Position.
Bereits zu Beginn der Regierungszeit von Evo Morales hat sich die MAS-Partei neben der Entkolonialisierung und „Entkirchlichung” auch die „Ent-NRO-isierung“ auf
die Fahne geschrieben. So konnte etwa Noel Aguirre – obwohl Autor des MAS-Parteiprogramms im Bereich Erziehung und Schule – bis heute nicht Erziehungsminister
werden, weil er jahrzehntelang das Netzwerk der Nicht-Regierungsorganisationen
CEBIAE geleitet hat.
In den vergangenen acht Jahren gab es mehrere Anläufe, die Nicht-Regierungsorganisationen (NRO) zu „entmachten“, wie etwa das Dekret 29308 vom Oktober 2007,
das die internationale Entwicklungszusammenarbeit und speziell die über die NRO
geleiteten Mittel normieren sollte, aber es kam nie zu den Durchführungsbestimmungen, und so auch zu keiner Umsetzung.
Im März 2013 wurde das Gesetz zur Rechtspersönlichkeit für gemeinnützige Organisationen verabschiedet, und im Juni darauf die teilweisen Durchführungsbestimmungen im Dekret 1590 sowie nun Ende April 2014 im Dekret 1987. Das Gesetz 351
richtet sich an alle bolivianischen gemeinnützigen Organisationen und Stiftungen, die
in mehr als einem Departement tätig sind, und für die nun das Autonomieministerium zuständig ist; sowie an die religiösen und spirituellen Organisationen, für die das
Außenministerium Ansprechpartner ist. Für die nur in einem Departement tätigen
Einrichtungen ist weiterhin die jeweilige Gobernación zuständig.
Die Internationalen NROs, wie beispielsweise Terre des hommes, müssen weiterhin
laut Dekret 1987 mit dem bolivianischen Außenministerium ein Abkommen schließen, das normalerweise auf fünf Jahre angelegt ist. Dem Außenministerium obliegt
die Aufgabe, zu überprüfen, ob die internationalen NROs ihre Mission erfüllen oder
nicht. Im Fall der dänischen NRO Ibis wurde dieses Abkommen aufgekündigt und ihr
eine Einmischung in innere Angelegenheiten vorgeworfen. Genug, um diese Organisation des Landes zu verweisen. Hier zeigt sich, dass es praktisch keinen Rechtsweg
gibt, um gegen solche Verfahren Einspruch zu erheben.
Ähnliches gilt für die religiösen und spirituellen Organisationen, was auch das Dekret
1987 regelt. Der Staat überprüft, ob sie ihre Glaubensüberzeugungen einhalten und
dazu muss jedes Jahr ein Bericht eingereicht werden – zwei Jahre ohne Bericht hat
die Schließung zur Folge.
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Titel
Allerdings gehört die katholische Kirche nicht zu den hier genannten religiösen Einrichtungen, da sie ihre Beziehungen zum bolivianischen Staat durch ein Konkordat
geregelt hat, also ein internationales Abkommen zwischen Bolivien und dem Vatikanstaat, das völkerrechtlichen Rang hat. Bis zum vorigen Jahr gingen sowohl die Bolivianische Bischofskonferenz als auch das bolivianische Außenministerium davon aus,
dass kein Konkordat existiert. Allerdings hat nun das Außenministerium ein Konkordat
aus dem Jahr 1851 entdeckt, das zwischen Pius IX. und Andrés Santa Cruz geschlossen wurde und das sich automatisch um jeweils zehn Jahre verlängert, sofern es
nicht gekündigt wird. Die nächstmögliche Revision wäre also 2021. Im August dieses
Jahres läuft zudem das Rahmenabkommen zwischen Bolivianischer Bischofskonferenz und dem Plurinationalen Staat Bolivien aus, das 2009 unterzeichnet wurde. Das
Abkommen für den Bereich Schulen wurde 2011 für fünf Jahre unterschrieben. Viele
der katholischen Einrichtungen haben eine zivile Rechtspersönlichkeit und unterliegen
dem Gesetz 351. Andere sind als kirchliche Stiftungen gegründet und sind Teil der
Regelungen zwischen katholischer Kirche und Staat.
Der Text des Gesetzes 351 ist an sich unbedenklich: Es wird die Registrierung der
Finanzmittel verlangt, wobei aber noch nicht klar ist, wie diese vor sich gehen wird.
Die Regelung öffnet natürlich die Möglichkeit, vor allem staatliche Mittel, die an zivilgesellschaftliche Einrichtungen gehen, zu kontrollieren und Einspruch einzulegen, da
diese Teil der internationalen Beziehungen Boliviens sind. Der Artikel 14 legt fest, dass
die Rechtspersönlichkeit widerrufen werden kann, wenn Organisationen „Aktivitäten
durchführen, die nicht im Einklang mit ihren Statuten stehen“. An dieser Regelung
lässt sich deutlich ausmachen, dass der Teufel im Detail sitzt: Könnte etwa Artikel 14
so ausgelegt werden, dass eine Organisation, die in der Gesundheitsvorsorge tätig ist
und sich gegen staatliches Eingreifen etwa im TIPNIS ausspricht, gegen ihre Satzung
verstößt? Bisher scheinen sich Behinderungen der Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit im Wesentlichen im bürokratischen Bereich abzuspielen: Mehr oder weniger
willkürliche bürokratische Hürden, auf die wir in ganz Lateinamerika spezialisiert sind,
können über Jahre die Erlangung der Rechtspersönlichkeit verhindern, ohne die es
aber bei vielen internationalen Finanzgebern kein Geld gibt. Das ist eine relativ einfache und zugleich wirksame Methode, um NROs buchstäblich auszuhungern. Es handelt sich dabei nicht um eine systematische Kontrolle oder Einschränkung, wohl aber
um die Möglichkeit, unliebsame und kritische Organisationen auf Eis zu legen – ohne
dass diese Rechtsmittel einlegen können oder eine unparteiische Prüfung stattfindet.
Irene Tokarski,
arbeitet für die katholisch Fundación Jubileo.
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Titel
20 Jahre Fundación Arco Iris
2014 ist das Jahr der Jubiläen. So begehen wir das 20-jährige Bestehen der Fundación Arco Iris. Diese
Stiftung hat sich zum Ziel gestellt, Straßenkindern und Jugendlichen Geborgenheit, Essen und Trinken
und ein zu Hause zu geben. Im folgenden beschreibt der Gründer und Leiter der Stiftung, Padre Josef
M. Neuenhofer Gründung, Entwicklung und Ziel der Stiftung “Arco Iris”.
Vor mehr als 21 Jahren kam ich nach Bolivien. Damals dachte ich nicht an Straßenkinder, sondern ich wollte mein Leben als Priester mit armen Menschen in einer Gemeinde teilen. Der damalige Erzbischof von La Paz bot mir 5 priesterlose Pfarreien an
und ich entschied mich für Alto Obrajes, wo ich 12 Jahre lang der erste Pfarrer einer
großen Gemeinde mit 40000 Menschen war. Ein halbes Jahr später bat mich der
Erzbischof, für die vielen verwahrlosten Kinder und Jugendlichen in La Paz zu sorgen.
Dieser Bitte kam ich anfangs nur widerwillig nach, ohne zu ahnen, dass darin meine
Lebensaufgabe und mein Glück lagen.
In vielen Gesprächen mit Straßenkindern, die unter Brücken hausten
und in leeren Grabnischen auf dem
Friedhof übernachteten, erfuhr ich
von deren Tun und Lassen, ließ
mir viele Lebensschicksale erzählen und wurde langsam mit der
Problematik und der seelischen
Not von elternlosen Kindern und
Jugendlichen vertraut. Unter dem
Zeichen des Regenbogens gründete ich im Frühjahr 1994 eine
gemeinnützige, soziale Stiftung
der katholischen Kirche mit staatlicher Anerkennung, die den Namen
„Fundación Arco Iris“ trägt. Diese
bietet Straßenkindern, verwahrlosten Jugendlichen und Kindern
von Strafgefangenen eine Heimat.
Ziel ist es, den meist bindungslos
aufwachsenden und durch viele
seelische Wunden traumatisierten
Kinder und Jugendlichen, durch eine liebevolle Aufnahme und durch eine befreiende
Erziehung auf ihren Weg zu menschlicher Würde und Reife zu begleiten.
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Titel
Unsere Fundación Arco Iris gliedert sich in drei große Bereiche:
Soziale Projekte
Dazu gehören acht Heime und eine Anzahl unabhängiger Projekte, wie zum Beispiel die Kinderspeisung, eine Schule auf Rädern, das Hilfsprogramm für alleinerziehende Mütter, eine Kindersparkasse, die Drogenberatung u.a.m.
In den sozialen Projekten arbeiten über 100 qualifizierte Angestellte an der Seite und
als Helfer von etwa 5000 Kindern und Jugendlichen.
Ausbildungs- und Produktionswerkstätten
Wir möchten unseren Kindern und Jugendlichen nicht nur eine emotionale Geborgenheit und das tägliche Brot geben, sondern auch eine berufliche Perspektive bieten,
damit sie später selbständig durch das Leben kommen. Im Kunsthandwerk, der Computertechnik, in der Schreinerei, Schlosserei, Bäckerei und im Café Arco Iris werden
junge Menschen beruflich ausgebildet.
Hospital Arco Iris
Dieses medizinisch-technisch gut
ausgestattete Hospital mit 110
Betten ist für viele Menschen zu
einem Inbegriff von Hilfe und Hoffnung geworden. Straßenkinder
bis zu 18 Jahren werden hier kostenlos behandelt. Drei gut ausgestattete Ambulanzfahrzeuge sind
täglich unterwegs zu den Straßenkindern, in die Außenbezirke
und Gefängnisse, um arme Menschen zu untersuchen, zu beraten
und zu behandeln.
Alle unsere Kinder und Jugendlichen haben etwas gemeinsam: die
Wunde des Nicht-Geliebtseins, die
oft mehr schmerzt als der Hunger.
Manche Kinder haben noch nie
in ihrem Leben „Mutter“ zu einer
Frau oder „Vater“ zu einem Mann
gesagt. In unserer Obhut gibt es
Kinder, die keinerlei Identität haben und weder ihr Alter noch ihren Familiennamen kennen. Geboren in Armut, aufgewachsen ohne Liebe, ihrer Kindheit beraubt und oft ohne
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Titel
Zukunft leben sie von und auf der Straße, wo sie mit Alkohol, Drogen und Diebstahl vertraut werden und dem sexuellen Missbrauch ausgesetzt sind. Fast alle unsere Straßenkinder tragen körperliche und mehr noch seelische Wunden aus ihrer Vergangenheit.
Der Brief einer 12-jährigen Sandra ist dafür ein Beispiel:
Brief an Padre José: „Bisher habe ich Dir nie geschrieben, weil ich Angst hatte und
mich schämte. Heute schreibe ich zum ersten Mal. Meine Kindheit war eine Hölle.
Als ich noch ganz klein war, wurde ich oft von meinem Stiefvater vergewaltigt. Immer
wieder. Meine Mutter konnte nichts dagegen machen, weil er sie immer schlug. Er
erlaubte nicht, dass meine Mutter arbeiten ging. Jeden Tag gab er Mutter und mir ein
Brötchen und schickte uns auf die Müllhalde, um in den Abfällen Essen zu suchen.
Wenn wir dort nichts fanden, schlug er uns mit dem Stock und mit seinem Lederriemen. Wenn er abends in unsere Hütte kam, hat er mich sexuell missbraucht. Damals
war ich erst 5 Jahre. Meine Mutter wollte mir beistehen, aber er sagte ihr, sie hätte
mich nicht erzogen, eine Frau zu sein. An einem Abend kam er wieder betrunken zu
uns. Er warf meine Mutter aus dem Bett und erwürgte sie mit seinem Schal. So starb
meine Mutter. Am nächsten Tag kamen meine Onkel. Sie brachten mich in ein Haus
von Arco Iris. Jetzt hab ich eine besseres Leben, das tägliche Brot, eine Schule und
auch Freundinnen. Danke, Padre José, für Deine große Hilfe….“.
In 20 Jahren hat unsere Fundación Arco Iris vielen jungen Menschen geholfen. Dafür sind wir froh und dankbar. Aber wir hatten nicht nur Erfolg, sondern auch Misserfolg. Das erfahre ich immer wieder bei einem Besuch in
den Gefängnissen unserer Stadt oder in El Alto, wo sich manche Gefangene als ehemalige Kinder und Jugendliche unserer Fundación vorstellen.
Deshalb haben wir in den letzten Jahren einen Hauptakzent unserer Arbeit auf den
präventiven Bereich gelegt, um zu verhindern, dass Kinder auf der Straße landen und
dort untergehen. Unsere Erzieher, Sozialarbeiter und Ärzte helfen und beraten die
Jugendlichen – auch in Fragen der sexuellen Verhütung – damit ihre Zukunft besser
wird als ihre Vergangenheit war.
Josef M. Neuenhofer
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Titel
Welthungerhilfe y el Derecho Humano a la
Alimentación Adecuada
Diversas fuentes señalan que en el mundo 868 millones de personas están sub-nutridas (12,5% de la población mundial). El costo para la economía mundial causado por
la malnutrición, como resultado de la pérdida de productividad y los gastos directos
de atención sanitaria, podría representar hasta un 5% del producto interno bruto (PIB)
mundial.
Lo paradójico (FIDA-2011, Fondo Internacional de Desarrollo Agrícola), es que quienes producen el 80% de los alimentos que consume el mundo son los pequeños
productores de agricultura familiar, los más pobres y los que más padecen hambre
(75% de las personas más pobres viven en las zonas rurales).
Este lamentable y vergonzoso estado de situación que viola masiva y sistemáticamente el Derecho Humano a la Alimentación Adecuada, parece importarle cada vez
menos a los líderes empresariales y políticos que gobiernan el mundo (la inversión
pública y el apoyo mundial para la agricultura se redujo del 16% en 1987 a apenas el
4,5% en 2013).
Por otro lado, los líderes mundiales están empeñados en promover y desarrollar un
modelo alimentario industrial, extractivo y exportador que ha demostrado ser ineficaz
y por lo general perverso para enfrentar el hambre. Según estudios de los últimos
60 años, ese modelo es responsable de que el 90% de las tierras sean acaparadas
(monopolizadas) y utilizadas para el monocultivo que vulnera los sistemas ecológicos,
destruye la biodiversidad, degrada los suelos (25% de los suelos degradados en el
mundo según la FAO), destruye la diversidad genética y hace uso intensivo del agua
(otro recurso estratégico cada vez más escaso).
Desde la perspectiva ambiental, la agro-exportación es responsable por las altas tasas de deforestación y por la generación del 17,3% de emisiones de CO2; el uso de
fertilizantes implica la emisión de óxido nitroso (entre 200 y 300 veces más nocivo
que el CO2). Desde la perspectiva de la seguridad alimentaria y de la economía, el
atípico incremento en el precio de los alimentos entre los años 2007 y 2009 (provocado por los especuladores globales), generó una crisis alimentaria que ralentizó
los importantes avances contra el hambre, así, según un estudio del 2012 realizado
por ALADI (Asociación Latinoamericana de Integración), el nivel de precios de los
alimentos se duplicó entre 2005 y 2011.
En América Latina y el Caribe la situación no es muy diferente: de los 53 millones
de habitantes que padecen hambre, el 66% vive en el campo. En la región -mientras
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Titel
que la inflación general alcanzó casi el 8% en 2008- la inflación para los alimentos
superó el 15% para el mismo año, el año 2012 la inflación general fue de 6% y la de
los alimentos 8,9%. (ALADI-2012).
En la última década, en América Latina y Caribe (principalmente en Sudamérica),
las exportaciones de alimentos se han duplicado, sin embargo, la proporción de personas con sub-nutrición en el mismo periodo, se redujo apenas en 1,4 puntos de
16,2 a 14,8%. Esta situación se explica en gran parte por el incremento y volatilidad
en el precio de los alimentos que estimulan las exportaciones, disminuyen el poder
adquisitivo y, en consecuencia, mellan el acceso económico a los alimentos de la
población más pobre y vulnerable, obligando a las familias a vender sus activos para
cubrir sus necesidades alimentarias, ahondando su situación de pobreza y hambre en
el mediano y largo plazo.
En ése contexto, es evidente que la institucionalidad alimentaria actual (sistema de
valores, normas, decisiones, estructuras y presupuestos a nivel global, regional y en
los diferentes países)
no es capaz de resolver
los complejos problemas alimentarios y es
cada vez menos considerada con la opinión,
expectativas y sueños
de la sociedad civil, por
lo tanto, desde el Programa Regional de la
Organización alemana
Welthungerhilfe creemos que una Sociedad
Civil organizada, fuerte,
informada y activa puede y podrá equilibrar la balanza de las decisiones a favor de los privados del goce y
ejercicio pleno del derecho a una alimentación adecuada.
Por las razones expuestas, en el marco de su “Estrategia de transformación” y hasta
el año 2016, el Programa Regional de la Welthungerhilfe se ha planteado los siguientes desafíos:
a. Potenciar y privilegiar acciones orientadas a la reducción de las causas estructurales del hambre, la desnutrición y la pobreza, en el marco de la promoción,
defensa y exigibilidad del Derecho Humano a la Alimentación Adecuada.
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Titel
b. Contribuir al fortalecimiento de la Sociedad Civil, cooperar y apoyar la consolidación de redes y plataformas temáticas (referidas y relacionadas al DHAA y
la prevención y atención de desastres) de organizaciones nacionales e internacionales, asociaciones de agricultores e instituciones científicas.
c. Promover y apoyar la articulación y cooperación directa de las redes y plataformas temáticas, con las diferentes unidades pertinentes de Welthungerhilfe
en Alemania y otras regiones.
d. Apoyar la consolidación de redes humanitarias para mejorar la capacidad de
reacción de la sociedad civil organizada ante desastres humanitarios.
Welthungerhilfe es miembro de la OVAL en Bolivia (Plataforma de Organizaciones Vinculadas con Alemania), coopera de manera respetuosa, fiable, competente y transparente con organizaciones
de la sociedad civil en más de
37 países.
Welthungerhilfe está activa
en el Perú y Ecuador desde el
año 1969 y en Bolivia desde
1970. Anteriormente también
estaba en Chile, Brasil y Colombia. Desde entonces, más
de 700 proyectos han sido
implementados de los cuáles
más de 300 en Perú, aproximadamente 235 en Ecuador
y 200 en Bolivia. Hasta ahora
el volumen total de la financiación en estos países es de alrededor de 120 millones
de Euros, principalmente en proyectos de Desarrollo rural y regional, infraestructura
básica, ayuda de emergencia, integración social y sociedad civil.
Arturo Bellot Irusta
Representante en Bolivia
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Titel
SKATERPARK – eine neue Attraktion in PURA PURA
100 Freiwillige aus aller Welt bauten mit Unterstützung der Soforthilfe La Paz e. V., der Alcadia, der
Deutschen Botschaft und weiteren in Pura Pura ein Skaterparadies. Heidi Brandenberg, Leiterin der
Soforthilfe, berichtet, wie es zu dem Projekt kam. Ihre eigene Begeisterung wird dabei deutlich. Für die
Nichtskater gibt es eine Dachterrasse zum Kaffeetrinken und Staunen.
Zwei passionierte Skater besuchten im Oktober 2013 ganz unverbindlich die „Soforthilfe La Paz e.V“. Arne Hillerns und Robin Höning aus Hannover brachten nicht nur
Schulrucksäcke vom Feinsten für die Kinder unseres
Kinderhortes mit, sondern
auch eine verwegene Idee:
Den Bau eines Skaterparks in
La Paz!
Und das in dieser Höhe. Nun,
die beiden mussten sich
nicht besonders anstrengen,
um mich für den Plan zu
gewinnen, sollte er doch
Kindern, Jugendlichen und
allen sportlich Begeisterten,
unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe und Einkommen oder besser gesagt
von fehlendem Einkommen, zur Verfügung stehen. Mit ins Boot nahmen wir Milton
Arellano Ugartecho vom Skaterverein La Paz und die Deutsche Botschaft. Dem
Charme der jungen Männer ist es zu verdanken, dass die GAMLP, Abteilung Sport,
unter der Leitung der Direktorin Jannet Ferrufino de Nemtada, den Skatern ein fast
1000qm großes Grundstück im Freizeitpark Pura Pura zur Verfügung stellte. Das
Geld für die Umsetzung des Baus wurde von Sponsoren wie z.B. Levis und privaten
Spendern gestemmt.
Ende Januar reichte “make life, skate life”, die hannoveranische Initiative mit dem
Vorsitzenden Arne Hillerns, zusammen mit der Soforthilfe La Paz e.V. ein Miniprojekt
bei der Deutschen Botschaft zum Bau einer „Casita Comunitaria“ ein, das im März genehmigt wurde. Nun war die Planung des Skateparks komplett. Die 100 jungen Leute
aus 17 Ländern konnte nichts mehr bremsen. Ab Ende März wurde jeden Tag bis in
die Nacht hinein organisiert, Material transportiert, konstruiert und nicht ausgeruht,
bis die Skaterbahn Anfang Mai fertig gebaut war.
Die Einweihung und Eröffnung des Parks soll voraussichtlich am 7. oder 14. Juni
stattfinden. Dann werden die Skaterbahn und das Skaterhaus im Namen von “make
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Titel
life skate life”, Alcaldia, Deutsche Botschaft und Soforthilfe La Paz ihrer Bestimmung
übergeben.
Was haben diese jungen Leute alles auf sich genommen um diese Vision in Bolivien
Wirklichkeit werden zu lassen. Die logistische Planung war immens: Flüge für 100
Leute aus aller Welt buchen, Bus in Peru besorgen, Material kaufen oder organisieren,
mit wer-weiß-wie-vielen Verantwortlichen sprechen, Überzeugungsarbeit auf allen
Ebenen und dann ein wochenlanger Arbeitseinsatz mit Zement, Holz, Beton und
Muskelkraft.
Das Skaterhaus wird unter Anleitung
mit Rehabilitanten unseres Rehabilitationszentrums für Alkohol- und Drogensüchtige Männer gebaut und bis Ende
Mai ebenfalls fertig gestellt sein.
Im August werden zwei Weltwärts-Freiwillige von „Eine-Welt-Netz Nordrhein-Westfalen“ über die Soforthilfe ausgesandt, um den Skaterpark zu betreuen. Dort kann man dann auch lernen, wie man
das Skateboard benutzt, ohne sich alle Knochen zu brechen. Es werden verschiedene
Workshops zu verschiedenen Themen angeboten. Außerdem kann man auf der begehbaren Dachterrasse einen Kaffee oder Mate schlürfen, während die Skater auf der
Bahn ihr Können zeigen.
Vorbeischauen lohnt sich. Wer weiß, vielleicht wird noch aus so manchem Leser ein
berühmter Skater.
P.S. Wie nennt ein Kannibale einen Skateboardfahrer? („Rollbraten“)
Heidi Brandenberg,
Leiterin der Soforthilfe La Paz e.V.
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Der Gewalt widerstehen – Zeichen setzen
für Frieden und Gerechtigkeit
Eirene ist eine deutsche christliche Nichtregierungsorganisation, die seit 1988 eng mit bolivianischen
Organisationen in El Alto zusammenarbeitet. Sie hat sich vor allem der Friedensarbeit verschrieben.
Nicht wegzudenken ist dabei die Freiwilligenarbeit.
Bolivien. Aus der EIRENE-Praxis:
Mit Theater, Wandbildern, Radiosendungen und Workshops wird im „Centro de Comunicación Cultural Chasqui“ zur Förderung einer Friedenskultur in El Alto gearbeitet.
Ziel ist ein friedliches Zusammenleben von Kindern, Jugendlichen, Eltern und Lehrern.
Andernorts, dafür setzt sich das Zentrum für Bürgerbeteiligung FOCAPACI („Centro de
Formación y Capacitación para la Participación Ciudadana“) ein, sollen durch Partizipation, die Verbreitung gewaltfreier Instrumente der Konfliktlösung und die Förderung
lokaler Dialogprozesse gewaltsame Auseinandersetzungen in El Alto verhindert werden. Wieder in einem anderen Projekt werden durch Mitarbeiterinnen der “Organización de Mujeres Aymaras del Kollasuyo” (OMAK) die Dialog- und Verhandlungsfähigkeiten von Frauen in Führungspositionen sozialer Organisationen und der öffentlichen
Verwaltung gestärkt, so dass sie sich konstruktiv und dialogisch in öffentlichen Konflikten einbringen können. Das Zentrum für bildungsbezogene Forschung und Aktion,
CEBIAE („Centro Boliviano de Investigación y Acción Educativa“), setzt sich mittels
Workshops zu den Themen Umgang mit Gewalt und Instrumente gewaltfreier Konfliktbearbeitung dafür ein, im Erziehungssystem El Altos eine Kultur des Friedens zu
etablieren. Die Nichtregierungsorganisation SEPAMOS arbeitet zur Prävention von sexualisierter Gewalt an Kinder und Jugendlichen in El Alto und bietet therapeutische
und juristische Hilfe für Betroffene. Im Centro de Educación Especial MURURATA wird
mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit geistiger und körperlicher
Behinderung gearbeitet. Es bietet eine angepasste Schulausbildung sowie eine lebenspraktische-handwerkliche Ausbildung in verschiedenen Bereichen an.
Was haben all diese Projekte in El Alto gemeinsam? Sie alle sind Partnerprojekte von
EIRENE und gemeinsam engagieren wir uns für die Durchsetzung der Menschenrechte, gegen sexualisierte Gewalt, politische, soziale und ökonomische Ungerechtigkeit,
aber auch für nachhaltiges und umweltverträgliches Leben und Wirtschaften. EIRENE,
dessen Name auf das griechische Wort für Frieden zurückgeht, ist ein ökumenischer,
gemeinnütziger Verein, der 1957 begründet wurde und also mehr als ein halbes Jahrhundert alt und tief mit der Friedenbewegung verbunden ist. Sitz der internationalen
Geschäftsstelle ist Neuwied am Rhein. EIRENE engagiert sich in Europa, Afrika und
Amerika in vier Bereichen:
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Titel
• Freiwilligendienst weltweit: Über 100 junge und ältere Menschen unterstützt
EIRENE jährlich, um sich in lokalen Partnerorganisationen für Gerechtigkeit,
Frieden und Bewahrung der Schöpfung zu engagieren, auch im Rahmen des
„weltwärts“-Programms.
• Gewaltfreie Konfliktlösung weltweit: EIRENE-Fachkräfte des Zivilen Friedensdienstes (ZFD) helfen in Afrika und Lateinamerika, Konflikte friedlich zu lösen.
• Hilfe zur Selbsthilfe: Entwicklungshelfer von EIRENE unterstützen lokale Partnerorganisationen in Afrika und Lateinamerika, um nachhaltige, angepasste
Entwicklung zu fördern.
• Inlandsarbeit und Förderung des ehrenamtlichen Engagements
In Bolivien arbeitet EIRENE aktuell mit fünf Partnerorganisationen in El Alto zusammen.
Die von EIRENE entsandten Fachkräfte und Freiwilligen leisten dabei einen Dienst für
die Partnerorganisationen. Sie teilen deren Engagement für eine gerechtere Gesellschaft. Ein solcher Dienst ist nicht immer einfach und zwingt häufig zur Auseinandersetzung mit eigenen und fremden Grenzen und Widersprüchen. Er verlangt viel im
äußeren Handeln und in der inneren Haltung. Gerade darin liegt aber auch eine große
Bereicherung. In der Praxis bedeutet dies, dass Freiwillige und Fachkräfte ihr Engagement zur Verfügung stellen und gleichzeitig ihren persönlichen Horizont erweitern. Sie
gewinnen Erfahrungen und neue Kompetenzen, die sie über das Dienstende hinaus
begleiten. Diese Erfahrungen und Kenntnisse sind nicht nur von persönlichem Wert.
Sie sind auch für die EIRENE-Arbeit in Deutschland unverzichtbar und bringen – wie
wir meinen – den Menschen in Deutschland globale Zusammenhänge näher.
Im Laufe der vielen Jahre – EIRENE ist seit 1988 in Bolivien aktiv – hat sich eine
respektvolle, partizipative und verantwortungsvolle Zusammenarbeit zwischen den
Partnerorganisationen und EIRENE entwickelt, die die gemeinsamen Projekte prägt.
Dies schätzt beispielsweise der Direktor von FOCAPACI, Rolando Lazarte Méndez:
„EIRENE und FOCAPACI haben einen gemeinsamen Weg eingeschlagen. Dies gibt uns
Kraft weiterzumachen, aus den verschiedenen Perspektiven der Zusammenarbeit zu
lernen, sowie zu versuchen, im Sinne der Gegenseitigkeit unsere Erfahrungen auszutauschen und dadurch unsere Entwicklung voranzutreiben.“
Kirsten Steinhoff und Shila Auer
Für weitere Informationen siehe: www.eirene.org
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Titel
ist eine Plattform gemeinnütziger Nicht – Regierungsorganisationen mit Verbindung
zu Deutschland. Diese Verbindung zu Deutschland kann völlig unterschiedlicher Natur
sein: das Stammhaus ist ein eingetragener Verein in Deutschland, die Finanzierung
einzelner Projekte der ONG wird von Deutschland her gesichert oder teilfinanziert
oder die Organisation ist in Deutschland verwurzelt, auch wenn sie inzwischen ein
nationaler Verein oder eine Stiftung geworden ist. OVAL wurde 2011 auf Initiative der
Deutschen Botschaft ins Leben gerufen, damit deutsche NGOs und NGOs mit deutschen Wurzeln einen wertfreien, unpolitischen Raum haben, um Probleme, Befürchtungen, Unklares und/oder neue Gesetze, Vorschriften oder Verordnungen kennen
zu lernen, zu diskutieren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dialog stand im
Vordergrund. Ganz praktische Hilfestellung sollte im Dschungel von internationalen
Gesetzen und schnell sich ändernder politischer Lage und damit wechselnder Gesetze und Vorschriften, gegeben werden: Wie kann eine NGO in Bolivien funktionieren?
Was muss beachtet werden, welche Behördengänge, Registrierungen müssen getätigt und erfüllt werden? Was macht man, wenn ein Wechsel in der Führungsspitze
ansteht? Wie bekommt man einen “Acuerdo Marco de Cooperación Básica”? Wie
und wo muss man registriert sein? Wie bekommt man Befreiung von Steuern? Usw.
OVAL fühlt sich den Prinzipien der Erklärung von Paris (2005), dem Aktionsplan von
ACCRA (2008), und den Grundsätzen von Istanbul (2010) verpflichtet – um nur einige
zu nennen - , nach denen die gemeinnützigen Organisationen in Zusammenarbeit mit
den Regierungen wesentliche und wichtige Akteure in der Zivilgesellschaft im Kampf
gegen Armut, soziale Ungerechtigkeit und für die Einhaltung der Menschenrechte
sind.
Aber natürlich ging es auch ganz schnell darum, sich mit den internationalen Plattformen anderer Länder zu vernetzen, Spanien, Italien, Belgien, Schweiz, Kanada und
seit kurzem Großbritannien waren mit von der Partie. Kontakte mit nationalen und
internationalen Gremien sowie Dialog, runder Tisch, Arbeitstreffen u.v.m. sollen OVAL
und v.a. ihren Mitgliedern mehr Gewicht geben und Gehör verschaffen.
Im Miteinander der Plattformen, der Regierung, der Zivilgesellschaft und der internationalen Gemeinschaft soll die gute Arbeit der NGOs, die der bolivianischen Bevölkerung zugutekommt, gebündelt, verstärkt und effektiv gemacht werden.
Aktuell zählen 13 Organisationen als Mitglieder zu OVAL.
Monatsblatt 2/2014
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Titel
Wer interessiert ist, mehr über die Herausforderungen und geplanten Aktivitäten von
OVAL erfahren möchte, wer an einer Mitgliedschaft interessiert ist, Anregungen oder
Fragen hat kann sich gerne an Wilfredo Limacho (dvv international), den neu gewählten Koordinator OVALs oder an mich (Koordinatorin bis April 2014) wenden.
Heidi Brandenberg
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Titel
Die “Hermandad” - Geschwister in der einen
Welt-Kirche
Seit mehr als 50 Jahren besteht die Partnerschaft zwischen der Diözese Trier und der katholischen
Kirche Boliviens. Und seit mehr als 25 Jahren gehört auch die Diözese Hildesheim zu der Partnerschaft.
Im folgenden eine Begegnungsreise in die “Hermandad”.
Hermandad bedeutet zu deutsch eigentlich “Bruderschaft”, da diese Übersetzung
aber nicht treffend wäre, spricht man von Partnerschaft. Und das Symbol soll gerade
dies darstellen: das “H” für Hermandad, aber auch zwei Menschen, die sich die Hand
reichen, Partner eben.
Die Comision de Hermandad hat ihr Büro im obersten Stockwerk des Hauses der
Bischofskonferenz. Der Aufzug,
der gerne mal stecken bleibt, fährt
aber nur bis zum 7. Stock. Das letzte Stück steigen der Geschäftsführer der Partnerschaftskommission
der Bolivianischen Bischofskonferenz Magnus Brüning und ich die
Treppen. Im Treppenhaus hängen
die Banner der beiden letzten Jubiläen: 50 Jahre Partnerschaft mit
der Diözese Trier im Jahr 2010 und
25 Jahre mit der Diözese Hildesheim im Jahr 2012. Wir kommen
ins Büro, einen groβen Raum mit
einer breiten Fensterfront und Blick
auf die Franziskanerkirche. Von unten schallt der Verkehrslärm gedämpft hinauf.
Nebenan ist ein Versammlungsraum mit kleiner Gebetsecke, in
den wir uns zum Interview setzen.
“Ein bisschen Geschichte”, so beginnt Herr Brüning.
1959 wurde MISEREOR von der Deutschen Bischofskonferenz gegründet. Die Fuldaer
Bischofskonferenz beschließt nach einer Rede von Kardinal Joseph Frings (Köln) die
Durchführung einer Aktion gegen Hunger und Aussatz in der Welt unter dem Motto
“misereor super turbam” (Mk 8,2).
Monatsblatt 2/2014
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Titel
Zeitgleich bittet der Erzbischof von Sucre, Josef Clemens Kardinal Maurer, den Trierer
Bischof Matthias Wher im Jahre 1959, eine Bolivienhilfe im Bistum Trier zu initiieren,
um die Not in seiner Diözese zu lindern.1960 wird die Partnerschaft zwischen Sucre
und Trier gegründet. Zunächst als Einbahnstraβe, bei der deutsche Priester und Ordensleute nach Sucre entsendet werden und finanzielle Hilfe flieβt.
1987 dann steigt die Diözese Hildesheim in die Partnerschaft mit Bolivien ein und
zu diesem Zeitpunkt entscheiden beide Diözesen, die Partnerschaft auf die ganze
katholische Kirche Boliviens auszudehnen. Neben der Finanzhilfe und der personalen
Förderung Deutschlands kommen 1990 auch erstmals Freiwillige nach Bolivien. Im
gleichen Jahr wird auch das Büro eröffnet, in dem wir heute sitzen. “Ich bin aber nicht
der Vertreter der Diözesen Trier und Hildesheim”, betont Brüning. Vielmehr koordiniert
er die Arbeit in den achtzehn bolivianischen Diözesen ebenso wie die Beziehung zwischen Deutschland und Bolivien und betreut die drei Arbeitsstränge oder Säulen, auf
denen die Partnerschaft beruht.
Die erste Säule sind die persönlichen Begegnungen. Alle 2 Jahre fahren entweder
Deutsche nach Bolivien oder Bolivianer nach Deutschland. Das Ziel dieser Begegnungsreisen ist, das Leben der “Anderen” kennen zu lernen. Sie leben bei Familien und
in Pfarreien, erhalten aber auch ein touristisches Programm.
Wichtiger Punkt in diesem Bereich ist der Freiwilligendienst. Wo zunächst immer
nur junge Deutsche für ein Jahr nach Bolivien kamen, leisten seit 2002 auch junge Bolivianerinnen und Bolivianer ein freiwilliges soziales Jahr in Deutschland ab.
Zunächst waren es wenige, aber seit 2008 gehen Jahr für Jahr 8 Bolivianer nach
Deutschland und im Gegenzug kommen ca. 20 Deutsche mit dem Weltwärts-Programm nach Bolivien.
Neben der Begegnung sind die Projekte die zweite Säule der Partnerschaft. Hier geht
es vor allem um finanzielle Unterstützung von Kleinprojekten, wie Ausstattung, Reparaturen oder Kurse in einzelnen Pfarreien, von Diözesanprojekten (finanzielle Unterstützung von pastoralen Aufgaben) und von nationalen Projekten auf der Ebene der
Bischofskonferenz. Die Diözese Trier hat während ihrer sogenannten “Partnerschaftswoche” jedes Jahr im Oktober ein Kollektenprojekt, wobei speziell thematische Projekte unterstützt werden. Und in der Fastenzeit wird in Hildesheim mit der Aktion
“Klimafasten” Geld für den Klimafonds gesammelt.
Die dritte Säule sind die weltkirchlichen Themen. Jedes zweite Jahr wird gemeinsam
ein Thema entschieden, das in Gemeinden, Pfarreien und Verbänden sowohl in Trier und
Hildesheim, als auch in Bolivien bearbeitet werden. 2005/2006 ging es um Fairen Handel,
zwei Jahre darauf ging es um Friedenskultur, 2010 war das Thema das 50-jährige Partnerschafts-Jubiläum mit der Diözese Trier, 2012/2013 ging es um Schöpfungsbewahrung,
und dieses Jahr ist das gemeinsame Thema die Kinder und Jugendlichen.
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Titel
In Deutschland liegt der Schwerpunkt auf dem Thema Bildung und Inklusion von Kindern und Jugendlichen, in Bolivien geht es um Schöpfung und soziales Umfeld. Höhepunkt des diesjährigen Themas wird der Besuch von vier deutschen Partnerschulen
sein, die drei Wochen an den Partnerschulen Boliviens ein “Workcamp” durchführen
werden, der mit einem Jugendkongress in Sucre schlieβt.
In Sucre fanden auch 2010 die zentralen Feierlichkeiten zur 50-Jahr-Feier der Partnerschaft mit der Diözese Trier statt. Auftakt war die Sternwallfahrt ausgehend von
Potosí, Aiquile und Padilla; krönender Abschluss war die Unterschrift des neu überarbeiteten Grundlagenvertrags zwischen den Partnern. Und das nächste wichtige Ereignis war das 25-jährige Jubiläum mit der Diözese Hildesheim2012. Die Feierlichkeiten
fanden dieses Mal aber in Cochabamba statt, dem Sitz der zentralen Bischofskonferenz der bolivianischen Bischöfe. Und so wie diese wichtigen Jubiläen hier in Bolivien
mit deutschen Gästen gefeiert wurden, feierten die deutschen Partner-Diözesen mit
ihren bolivianischen Besuchern in Trier und Hildesheim.
Es ist immer eine Menge zu tun, so der Geschäftsführer: Die Koordination der achtzehn Diözesen, die Partnerschaftswoche, die immer in der ersten Oktoberwoche gefeiert wird, Vorbereitung der bolivianischen Freiwilligen auf Deutschland, Empfang
und Einführungsseminare für die deutschen Freiwilligen, Projektbetreuung, Koordination bei der Durchführung der weltkirchlichen Themen usw. Langweilig wird es nie! Er
muss es aber nicht alleine heben, denn neben seinen beiden Mitarbeiterinnen im Büro
hat jede Diözese ihren Partnerschaftsdelegierten und dieser Delegierte hat wiederum
eine Gruppe, die die Aktivitäten vor Ort in den Pfarreien durchführt. Auβerdem wird
die Hermandad von einem Beirat unterstützt, der die Kommissionen berät und die
Linien festlegt. Einmal im Jahr treffen sich dann auch alle zur Jahresplanung und zur
spirituellen Bildung.
Für das Foto nimmt Herr Brüning den “Cántaro”, den Tontopf, in die Hand. Er war das
Symbol des 50-jährigen Jubiläums mit der Diözese Trier. “Es ist Handarbeit, diesen
Topf muss man füllen, und Ton ist fragil,” lächelt der Geschäftsführer – so wie die
Hermandad, so wie jede Partnerschaft.
Maria Isabel Meurer
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
CCA
Bericht des Präsidenten an die Ordentliche
Generalversammlung der Deutschen
Kulturgemeinschaft vom 11. April 2014
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder,
Ich möchte Ihnen jetzt meinen Bericht für den Zeitraum vom 26. April 2013 bis zum
11. April 2014 vorlegen.
Die Deutsche Kulturgemeinschaft zählt heute 91 Mitgliederfamilien. Durch Tod
oder Rückkehr nach Deutschland verloren wir zwar mehrere Mitglieder konnten aber
einen Abwärtstrend durch den Eintritt von neuen Mitgliedern verhindern. Trotz ständiger Bemühungen und starker Unterstützung seitens verschiedener Direktoriumsmitglieder, sowie der Kommission “Werbung neuer Mitglieder”, verschicken von
Werbebroschüren, diverser Artikel im Monatsblatt und Informationen und
Werbung bei verschiedenen Events und Sonderveranstaltungen für “Neuankömmlinge” ist es uns leider nicht gelungen, unsere Mitgliederzahl konstant zu erhöhen.
Wir hatten in den vergangenen 12 Monaten leider den Tod von 5 Mitgliedern unserer
Gemeinschaft zu beklagen. Ich bitte Sie, sich im Gedenken der Verstorbenen zu
erheben.
1.- Estefanía Graciela Kudelka Wegrath
2.- Walter Heinrich Meyer Ahmann
3.- Klara Lina Helga Schmidt
4.- Adolf Georg Gerke García
5.- Robert Martins
10.04.2013
16.05.2013
30.05.2013
03.06.2013
02.10.2013
Veranstaltungen:
Am 10. Mai 2013 fand in der Turnhalle der Schule der Festakt zum 90-jährigen Jubiläum der Deutschen Schule Mariscal Braun statt. In einem sehr feierlichen Rahmen,
unterstrichen von klassischer Musik, wurden in zahlreichen Ansprachen die Verdienste der Deutschen Schule gewürdigt. Der Vorsitzende der Deutschen Kulturgemeinschaft Friedrich-Klaus Ohnes erinnerte in seiner Rede an die Gründerzeit, die schwierigen Jahre zwischen 1939 und 1945, die Planung und schliesslich den Bau der neuen
Schule auf dem Gelände der Deutschen Kulturgemeinschaft in Achumani und rief
dem zahlreichen Publikum nochmals ins Gedächtnis, dass der CCA als Schuleigentümer das Grundstück und den Bau des gesamten Kindergartenbereichs aus eigenen
Mitteln finanzierte.
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
CCA
Weiter sprach er die beispielhafte Entwicklung der Deutschen Schule hin zu einer echten
Begegnungsschule zwischen bolivianischen und deutschen Schülern und Eltern an.
Zwischen dem 12. und 14. Juni 2013 feierte die Theatergruppe BUNTE BRETTER ihr
25-jähriges Jubiläum mit der Aufführung des Stücks APERITIF mit dem Teufel in den
Räumen der evangelisch- lutherischen Kirche.
Am Samstag den 5. Oktober war der CCA als Mitveranstalter beim Oktoberfest im
Klub dabei.
Am 22. Oktober 2013 beging die DUALE BERUFSAUSBILDUNG ihr 20-jähriges Jubiläum. Hier war der Vorsitzende des CCA im Planungsstab und in der Durchführung
massgeblich beteiligt.
Am 29. Oktober 2013 wurde im Foyer der Deutschen Schule ein Klavierkonzert mit
dem Pianisten José Andrés Navarro angeboten. Das Interesse an diesen Konzert war
einfach grandios.
Am 18. November 2013 begingen wir den Volkstrauertag und gedachten zusammen
mit dem neuen Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Herrn Peter Linder und
den Vertretern beider Kirchen der Opfer von Krieg, Terror und Gewalt. Es wurden
Kränze auf dem Deutschen und anschliessend auf dem Jüdischen Friedhof niedergelegt. Diesmal war eine erfreulich grössere Gemeinde anwesend.
An dieser Stelle möchte ich Sie alle nochmals persönlich zum diesjährigen traditionellen Jahresempfang des CCA einladen. Wie Sie aus der bereits verschickten Einladung entnehmen konnten, findet diese Veranstaltung am morgigen Samstag, 12.April
ab 10:30 in den Anlagen des Deutschen Klubs statt. Für die Kinder haben wir ein
abwechslungsreiches Rahmenprogramm vorbereitet.
Sozialarbeit
Die Stiftung ARCO IRIS erhält vom CCA monatlich eine nicht unerhebliche Unterstützung für die dort betreuten Strassenkinder.
Am 12. Juni 2013 veranstaltete die Stiftung ARCO IRIS ihr jährliches “Banquete de
Migajas” im Hotel Radisson. Der CCA unterstützte hier mit U$ 300,- die Arbeit von
Pfarrer Josef Neuenhofer.
Ältere und bedürftige Mitglieder des CCA wurden zu Weihnachten mit Geschenken
bedacht und wenn Not am Mann ist, kümmern wir uns auch und greifen helfend ein.
Wie bereits bekannt, wurde ein Vertrag mit den “Damas Voluntarias Alemanas” unterschrieben und der CCA leistet nun eine monatliche Unterstützung in Höhe von US$
300,- für den Kauf vonMedikamenten und Blutkonserven für das Kinderkrankenhaus
“Ovidio Aliaga”.
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
CCA
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Spendern aus unserer Gemeinde nochmals
recht herzlich bedanken.
Mein besonderer Dank gilt Frau Claudia Wilker und den Damen der Kommission “Sozialarbeit”
Kommission “Neue Projekte”
Während des Berichtzeitraums hat die Baukkommission ein an die Schule angrenzendes
Grundstück von ca. 1,000m2 erworben. Dies war nur möglich, weil der CCA eine
grosszügige Spende vom JENSEN Fond erhielt. Auf Wunsch der Deutschen Schule
soll hier ein Gebäude errichtet werden, in dem im Kellergeschoss ein Auditórium, im
Erdgeschoss ein Speisesaal und im 1. Stock Klassenräume untergebracht werden
sollen. Die Grobplanung ist in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Schule
soweit abgeschlossen worden. Als nächsten Schritt nahmen wir mit der Stadtverwaltung und hier mit dem angeschlossenen “Departamento Administrativo Territorial (DAT)” Kontakt auf um die Planungsvorschriften für schulische Sonderbauten zu
eruieren und zu koordinieren. Dieser Schritt war deshalb notwendig, weil es für
einen derartigen Bau keine Planungsvorschriften gibt. Sowie wir diese Planungsvorschriften bzw.
Auflagen erhalten, können wir erst die endgültigen Pläne erstellen lassen und uns dann
wieder mit dem Vorsitzenden der Grundstückseigentümer der Gartenstadt treffen.
Gleichzeitig sind auch die notwendigen Schritte eingeleitet worden, um die Zusammenlegung des neuen Grundstücks mit dem Grundstück auf dem die Schule gebaut
wurde im Grundbuch bzw. Cataster Municipal vorzunehmen.
Die Arbeit dieser Kommission und anderer Direktoriumsmitglieder ist sehr zeitaufwändig und komplex und fordert von allen gute Nerven, weil man immer wieder
mit Fragen und Reklamationen überhäuft wird.
Friedhof
Wie immer wurden die notwendig gewordenen Instandsetzungarbeiten vorgenommen, besonders bei den elektrischen Installationen. Weiter mussten verschiedene
Bäume beschnitten werden um Probleme für die Besucher zu vermeiden.
Die Friedhofskommission hat das Friedhofsreglament überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht.
Alle Besucher sind von unserem Friedhof sehr beeindruckt. Er ist eine Oase der Ruhe
und Besinnung. Den Herren Bernd Stahmer und Ernst Deuble möchte ich für ihre sehr
gute Arbeit unseren Dank aussprechen.
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
CCA
Monatsblatt
Im vergangenen Jahr erschien unser Monatsblatt wie folgt:
01/13 Der Bettler auf dem goldenen Thron mit 142 Seiten
02/13 (Über-) Leben in der Höhe mit 119 Seiten
03/13 TARIJA, mehr als nur Wein und Schinken, eine Reise in den Süden Boliviens
mit 93 Seiten. Hier handelt es sich um die erste Ausgabe im neuen Design.
04/13 Schule fertig und was nun? Mit 134 Seiten
24. Jahrgang. Auflage 500 Stück!!
Wie Sie sehen, ist nicht nur die Seitenzahl und Auflage sondern ganz besonders die
Qualität und die Aktualität der Artikel gestiegen.
Unser Monatsblatt erfreut sich ständig wachsender Beliebtheit in ganz Bolivien und
auch bei den “alten Bolivianern” im Ausland. Wir hören von allen Seiten nur Gutes
und sind mit recht stolz. Deshalb will ich mich hier bei allen Redaktionsmitgliedern
und ehrenamtlichen Mitarbeitern und auch bei unseren Exmitgliedern im Ausland,
die uns oft mit aktuellen und vielseitigen Beiträgen erfreuen, ganz herzlich bedanken.
Die heutige Redaktion setzt sich wie folgt zusammen:
•Claudia Maennling
•Claudia Walter
•Dirk Hoffmann
•Frank Schwanbeck
•Kathrin Schönlein
•M. Isabel Meurer
•Reinhard Rössling
•Wolfgang Ohnes
•Teresa Torres-Heuchel
Die Deutsche Kulturgemeinschaft und die Redaktionen freuen sich über jeden Textbeitrag sei es von unseren Mitgliedern oder anderen Lesern des Monatsblatts.
Abschliessend wende ich mich an die in die Deutsche Schulgemeinschaft entsandten
Direktoriumsmitglieder Frau Doerte Schilling, Dr. Wolfgang Ohnes und Hans Jürgen
Heinze und danke ihnen für ihren beispielhaften Einsatz und aktive Mitarbeit im Interesse des CCA.
Ich möchte mich noch bei allen Mitgliedern des Direktoriums für ihre Mitarbeit, den
Einsatz und auch die Geduld recht herzlich bedanken. In der heutigen, schnelllebigen
Zeit ist es nicht immer selbstverständlich, dass sich Mitglieder, ehrenamtlich zur VerMonatsblatt 2/2014
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
CCA
fügung stellen, trotz Doppel-und manchmal auch Dreifachbelastung in Familie, Beruf
und Freizeitbeschäftigungen.
Besonders in den letzten 5 Monaten hat sich die ehrenamtliche Arbeit der Kommissionen für neue Projekte und besonders bei der Planung der verschiedenen Sonderveranstaltungen zur 100-Jahrfeier vervielfacht und es hat sich jede Menge Stress aufgebaut. Wir alle haben ja noch eine kleine Nebenbeschäftigung und die heisst Beruf.
Deshalb, Hut ab, meine Damen und Herren. Mein Dank gilt auch der Deutschen Botschaft für ihre Unterstützung. Speziell wende ich mich hier an Herrn Manuel Müller,
der immer für unsere Sorgen ein offenes Ohr hatte und uns mit Rat und Tat zur Seite
stand.
Weiter danke ich unseren Angestellten in der Verwaltung, besondern Herrn Lic.
Miguel Lazarte, dem Deutschen Klub und dessen Vorsitzenden Herbert Müller, der
Deutsch-Bolivianischen Industrie und Handelskammer, den Kirchen beider Konfessionen, den Schwestern der Schule Ave María, dem Goethe-Institut und hier besonders
Herrn Michael Friedrich und allen anderen deutschen Institutionen für ihre Hilfe und
die gute Zusammenarbeit.
Sollten Sie noch direkte Fragen zu meinen Bericht haben, stehe ich Ihnen jetzt gern
zur Verfügung. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
CCA
La Paz, Mai 2014
Liebe Mitglieder,
Hiermit möchten wir Ihnen die Zusammensetzung des neuen Direktoriums mitteilen,
nachdem die ordentliche Mitgliederversammlung der Deutschen Kulturgemeinschaft
stattgefunden hat.
Vorsitzender:
Stellvertretende Vorsitzende:
Friedrich Klaus Ohnes
Dörte Schilling
1. Kassenwart:
2. Kassenwart:
3. Kassenwart: Dieter März
Dr. Pablo Lara
Dr. Dieter Hausherr
1. Schriftwart:
2. Schriftwart:
3. Schriftwart:
Claudia Renard
Renate de Morales
Ernst Deuble
Delegierte zur Deutschen Schulgemeinschaft:
Dörte Schilling
Dr. Pablo Lara
KOMMISSION 100 JAHRE CCA
Friedrich Klaus Ohnes
Dörte Schilling
Dr. Reinhard Rössling
Dieter März
Bernd Stahmer
Andreas Motschmann
Jens Heymert
Redaktion Monatsblatt
Andreas Motschmann
Claudia Maennling
Claudia Walter
Dirk Hoffmann
Frank Schwanbeck
Kathrin Schönlein
Monatsblatt 2/2014
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
CCA
M.Isabel Meurer
Reinhard Rössling
Teresa Torres-Heuchel
Wolfgang Ohnes
Neue Mitglieder
Andreas Motschmann
Claudia Renard
Dr. Wolfgang Ohnes
Claudia Wilker
Sozialarbeit
Claudia Wilker
Renate de Morales
Claudia Renard
Kommission Zukunft und Jugendförderung des CCA
Ernst Deuble
Andreas Motschmann
Claudia Wilker
Claudia Renard
Friedhof
Ernst Deuble
Bernd Stahmer
Friedrich Klaus Ohnes
Dieter März
Kommission Neue Projekte
Dr. Dieter Hausherr
Jens Heymert
Friedrich Klaus Ohnes
Bernd Stahmer
Dieter März
Direktoren durch Ihre Funktionen
Vorsitzender der Deutschen Schulgemeinschaft
Michael Heuchel
Schulleiter der Deutschen Schule
Volker Stender-Mengel
Botschafter der Bundesrepublik Deutschland
Peter Linder
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
CCA
Kontakte zu anderen Institutionen
Deutsch-Bolivianische Industrie- und Handelskammer: Bernd Stahmer
Deutscher Klub:
Friedrich Klaus Ohnes
Ernst Deuble
Österreichische Kolonie:
Dr. Dieter Hausherr
Schweizer Kolonie:
Dr. Dieter Hausherr
Deutschsprachige Katholische Gemeinde:
Friedrich Klaus Ohnes
Evangelische Kirchengemeinde:
Dieter März
Goethe Institut:
Dr. Reinhard Rössling
Bitte wenden Sie sich vertrauensvoll an die zuständigen Direktoriumsmitglieder.
Ihre
DEUTSCHE KULTURGEMEINSCHAFT
Friedrich Klaus Ohnes
Claudia Renard
PräsidentSchriftwart
Monatsblatt 2/2014
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
CCA
DEUTSCHE KULTUR GEMEINSCHAFT
CENTRO CULTURAL ALEMAN
La Paz, 7. April 2014
Rundschreiben
Liebe Mitglieder,
mit dem Ziel der Modernisierung der Mitgliederdatei und der Verbesserung unseres
Services gegenüber unseren Mitgliedern bei zukünftigen Veranstaltungen, haben wir
uns entschlossen, für alle Mitglieder einen Mitgliedsausweis in Form einer maschinenlesbaren Karte auszustellen („Credencial“).
Um diesen Mitgliedsausweis mit Ihrem Foto versehen zu können, bitten wir Sie mit
diesem ausgefüllten Formular Herrn Ing. Marcelo Sepúlveda in der Deutschen Schule
aufzusuchen.
Nombre
Name:_____________________________________________
Nº de documento de identidad
Nº Identifikationsdokument: ______________________________
Fecha de Nacimiento
Geburtsdatum: ______________________________________
Wir bedanken uns für Ihre Unterstützung.
Mit freundlichen Grüßen
Friedrich Klaus Ohnes
PRESIDENTE DEL CCA.
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Aktuell
Torsten Bäuerlen, Gerente de Coordinación bei Teleféricos Doppelmayr Bolivia S. A.:
„Die Seilbahn in dieser Stadt macht Sinn“
“Es ist ein Megaprojekt”, meinte Torsten Bäuerlen, beim Interview während eines ausgedehnten Mittagessens. Er hofft auf weitere Linien in La Paz - auch weil er gerne selbst hier bleiben würde. Er ist nicht
der einzige Mitarbeiter der österreichischen Seilbahnfirma, dem es diese Stadt und seine Umgebung
angetan hat.
Christian Reiser (CR): Wie ist es zustande gekommen: Doppelmayr in Bolivien?
Torsten Bäuerlen (TB): Die Idee, eine Seilbahn in La Paz zu bauen gibt es schon seit
50 Jahren. Und es gab auch einige Projektansätze – meist von der Stadt La Paz aus.
Doch normalerweise haben
die Regierungszeiten nicht
ausgereicht, um das Projekt
zu verwirklichen. Die Machbarkeitsstudien, der Ausgleich zwischen verschiedenen Interessensgruppen etc.
dauerten einfach zu lang.
Vor 25 Jahren wurde sogar
schon einmal ein Vertrag
unterschrieben mit unserem
Konkurrenten.
Vor einigen Jahren kam das Projekt wieder auf, aber diesmal auf staatlicher Ebene. Uns mag dabei auch das gute Verhältnis von Evo Morales zum österreichischen
Präsidenten Fischer geholfen haben. Bei seinen drei Besuchen in Österreich hat Evo
Morales auch Seilbahnen kennengelernt. Und natürlich kennt er die Seilbahnen in
Caracas oder in anderen Teilen Venezuelas.
Die Seilbahn war eine Direktvergabe per Gesetz. Es gab Vorstudien und die ganze Verantwortung trägt letztlich der Präsident, der es im „Hauruck-Verfahren“ durchziehen
wollte. Darüber kann man unterschiedlicher Meinung sein. Für uns war es natürlich
ein Glücksfall. Allerdings wohl auch für das Projekt und der Grund, warum es diesmal
nicht im Sande verlaufen ist. Wie auch immer es dazu gekommen ist, ich bin überzeugt, dass das Projekt in dieser Stadt Sinn macht.
CR: Sicher für die Touristen.
TB: Das auch. Eine Studie hat ergeben, dass aufgrund der Seilbahn 15% der Touristen
in La Paz, die länger als einen Tag bleiben, einen Tag anhängen werden. Das bringt
schätzungsweise 10 Millionen US-$ jährlich mehr in die Stadt.
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Aktuell
CR: Wird es das größte städtische Seilbahnnetz?
TB: Ja, es ist das größte städtische Seilbahnprojekt der Welt. Es ist nicht das erste
städtische Projekt, z. B. gibt es bereits Seilbahnen in Medellín, Kolumbien, oder von
unserer Firma in London, Caracas, Lissabon, Algerien und Konstanz. Doch das sind
alles kleinere Projekte im Vergleich zu La Paz. Hier wurden mit einem Schlag drei Seilbahnprojekte unter Vertrag genommen – wobei es sich technisch um sechs Seilbahnen handelt. Da die drei Linien aus je zwei Seilbahnen bestehen, die miteinander verknüpft sind und sogar individuell betrieben werden könnten. Es ist ein Megaprojekt.
Es gibt drei Linien. Die rote Linie hat drei, die gelbe und grüne haben vier Haltestellen.
Insgesamt gibt es 443 Gondeln.
CR: Wie teuer ist das ganze?
TB: Unser Finanzvolumen als Generalunternehmer beträgt 208
Millionen US-$, was sowohl die
Technologie als auch den Bau und
die Infrastruktur der Stationen beinhaltet.
CR: Wann werden die drei Seilbahnen fahren?
TB: Die rote Linie wird im Mai eröffnet. Die gelbe Linie soll im Juli/August starten, die Grüne im September/Oktober. Finale Übergabe ist am
5.12.2014 für das gesamte Projekt.
CR: Einige haben den Helikopter
mit dem Seil für die rote Linie beobachtet. Wie funktioniert das?
TB: Der Helikopter ist vom bolivianischen Militär. Geflogen hat ihn dann
aber unser spanischer Pilot, denn
mit einem Seil zu fliegen braucht schon Erfahrung. Ganz ohne ist es nicht. Der Helikopter fliegt über die Stützen hinweg. Auf jeder Stütze steht ein Monteur, der das Vorseil
aus Kunststoff in einen Karabiner einhakt. Mit diesem eingefädelten Vorseil kann man
mit Seilwinden dann ein etwas größeres Seil durchziehen. Insgesamt braucht es vier
Gänge mit immer dickeren Seilen bis das eigentliche Stahlseil mit 5 cm Durchmesser
dann liegt. Die beiden Enden werden dann gespleißt.
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Aktuell
CR: Ihr habt eine Betonfabrik gekauft?
TB: Ja, das mussten wir, um unabhängiger zu werden. Wir brauchen gar nicht mal
viel Beton im Vergleich zu anderen Bauten. Aber es gab immer wieder Stehzeiten, auf
denen wir auf den Beton warten mussten. Außerdem muss man 3-4 Wochen vorher
den Beton buchen. Und der Betonlieferant Readymix kündigte dann z. B. für den 23.
und 25.12. Lieferungen an. Wir haben eine mobile Betonfabrik aus Argentinien gekauft und eingeführt. Damit können wir Löcher stopfen.
CR: Wenn man eine Zwischenstation erreicht, wird es langsamer, damit die Leute
ein- und aussteigen können.
TB: Wir haben hier eine kuppelbare Seilbahn gebaut. Während die Seilschleife immer
in der gleichen Geschwindigkeit von 5 m/sek oder 18 km/h läuft, wird die Gondel in
einer Station vom Seil ausgekuppelt und von Förderrädern weitergeschoben und heruntergebremst, auf eine Geschwindigkeit von 0,2 m/sek. Das ist weniger als Schrittgeschwindigkeit und erlaubt ein komfortables Ein- und Aussteigen. Beim Ausfahren
aus der Station wird wieder beschleunigt und die Gondel auf das Seil geklemmt.
CR: Wird die Seilbahn die Verkehrssituation grundlegend verbessern?
TB: Die drei Seilbahnen sind ein erster Schritt. Das ist noch keine Volllösung für die
Stadt. Die Stadt ist
dabei für den Straßenverkehr topografisch
einfach schwierig, es
gibt viele enge Straßen. Und die Hochhäuser verursachen eine
deutliche Zunahme des
Verkehrs.
Typischerweise wird bei solchen
Problemen eine U-Bahn
gebaut, was aber hier
nicht geht. Auch eine
Straßenbahn ist hier
kaum zu bauen und ist immer noch viel teurer pro Kilometer Transport. Dazu kommt,
dass eine Seilbahn viel direkter geführt werden kann. Die rote Linie kommt mit weniger als 2,5 km aus, um vom alten Bahnhof nach El Alto zu fahren. Eine Verkehrsverbindung über Land braucht dafür 12-15 km.
Ein weiterer Nachteil ist, dass eine Straßenbahn eben Platz auf dem Boden braucht.
Und den hat man hier eben nicht. Und eine Seilbahn ist auch schnell zu bauen. Für
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Aktuell
die rote Linie brauchten wir ein Jahr. Keine Auto- oder Straßenbahn wäre so schnell
fertig, von einer U-Bahn ganz schweigen.
Und wir brauchen wenig Platz, eigentlich nur, was für eine Station nötig ist. Für eine
Mittelstation sind es gerade 700 qm, für eine einfache Station nur 350qm – so viel
wie für eine Villa. Für die Stützen sind es nur einige Quadratmeter.
CR: Was war das größte Problem?
TB: Probleme hatten wir genug. Eine der größten Schwierigkeiten war der Vertrag.
Der kam eigentlich sehr überraschend. Vieles war nicht geregelt. Und er wurde im
Hauruck-Verfahren innerhalb von wenigen Tagen unterschrieben. Über Jahre waren
wir dran und wurden immer wieder enttäuscht. Die Stationen waren nicht genau
festgelegt im Vertrag, die Stationsgrößen und die -architektur standen nicht wirklich
fest. Da entsteht schnell die Situation, dass der Kunde mehr herausholen möchte und
wir immer beschränken mussten. Das gab viel Kopfzerbrechen.
CR: Sonst ist das anders?
TB: Wir sind sonst selten Generalunternehmer, sondern nur Technologielieferant: bauen ein und nehmen in Betrieb, sind aber nicht z. B. für Bau, die Ticketoffices, Fassaden
und vieles mehr zuständig. Das mussten wir in diesem Umfang erst noch lernen.
Die Regierung wollte aus einer Hand von einem Unternehmen alles schlüsselfertig
bekommen bis hin zu den richtigen Programmen auf den Computern, ohne sich um
irgendetwas kümmern zu müssen.
CR: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Bolivien gemacht?
TB: Sehr viele und sehr gemischte. Wir sind ein Präsidentenprojekt und haben hohe
Priorität. Und wenn es z. B. mal ein Missverständnis im Zoll gibt, ruft dort jemand aus
dem Ministerium an und dann geht es. Das ist ein Vorteil. Mit den Zahlungen hatten
wir keine Probleme. Das Geld ist da. Wir wurden sogar einmal gemahnt, endlich unsere Rechnung zu stellen. Für uns ein gutes Signal.
Das Problem sind die Änderungen, die immer wieder gewünscht werde. Eine Erfahrung, die sicher auch in anderen Projekten in Bolivien gemacht wird. Die Österreicher
arbeiten da halt anders. Bei einer Seilbahn in Europa muss der Kunde eine ganze Liste
von Daten, Koordinaten, Gebäudeplänen etc. exakt benennen und dann fangen wir
überhaupt erst an zu kalkulieren. Und dann gibt es daran keine Änderungen mehr.
Dann wird produziert, geliefert, gebaut und alles in einem festen Zeitrahmen. So läuft
das in den Alpen.
Hier ist es eben anders. Nach mehreren Kalkulationen, nachdem schon produziert
wurde, wurde eine Station noch um 500 m verschoben. Das ist für eine Seilbahn
schwierig. Da ist alles ein System. Ein Auto kann man auch nicht einfach um einen
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Aktuell
Meter länger machen. Wir haben das in Kauf genommen und haben aber dafür etwas
mehr Zeit gewonnen. Vieles war hier möglich, was ganz unmöglich erschien. Nach
viel Hin- und Her regelt es sich dann im letzten Moment doch irgendwie.
Ungewohnt für uns, hier wohl aber normal, war auch, dass wir als Unternehmer die
Eröffnungsfeiern bezahlen müssen. Und davon gab und gibt es einige. Als dann die
Idee aufkam, eine große Eröffnung mit Ricky Martin und Shakira zu veranstalten, die
wir zur Hälfte zahlen sollten, da haben wir uns dann doch herausgewunden. Aber
Sound und Bühne, wenn der Präsident kommt, ist meist unser Budget. Davon hatten
wir als Anfänger in Bolivien keine Ahnung. Da zehren sich unsere eingeplanten Risikopuffer an vielen Ecken und Enden auf.
CR: Wie viele Mitarbeiter arbeiten an dem Projekt?
TB: Im Büro arbeiten aus Europa 12-15 – alle aus Doppelmayr-Niederlassungen oder
mit Erfahrungen im Seilbahnbau. Dazu kommen 15 bolivianische Mitarbeiter und zeitweilig Berater. Oft ist die Bude ganz schön voll. Dazu kommen 40-50 Monteure auf
den Baustellen, die Supervisoren aus Österreich und der Schweiz, die mit spanischen
und bolivianischen Monteuren zusammenarbeiten. Über das Baukonsortium arbeiten
noch einmal etwa 600-800 auf den Baustellen.
CR: Wie ist die Erfahrung mit den bolivianischen Mitarbeitern?
TB: Es sind alles gute und präzise Monteure. Sie sind sehr pünktlich, auch mit den
Mittagspausen, zuverlässig und arbeiten in den Arbeitszeiten wirklich. Es gibt kein
Sich-Drücken. Da stimmt das europäische Bild von Lateinamerika gar nicht. In Venezuela war es viel schwieriger.
CR: Wie reden sie Mitarbeiter aus Europa über Bolivien nach Feierabend?
TB: Die meisten arbeiten gerne hier. Unsere Monteure haben schon auf wilden Baustellen
wie z.B. in Sotschi, Russland, im Dreck gearbeitet. Sie wohnten in halbfertigen Hotels und
es gab tägliche Bauunfälle mit Toten. In Caracas haben einige montiert, während unter
ihnen geschossen wurde. Hier ist es friedlich und es gibt die Annehmlichkeiten einer Großstadt. Alle haben ein gutes Bett und essen gut. Bolivien ist eine populäre Baustelle geworden. Unsere Monteure reißen sich darum, hier arbeiten zu dürfen. Zumal die Rückkehrer
über Quad-Touren durch den Altiplano berichten. Dann will keiner mehr nach Russland.
CR: Torsten, du bist Gerente de Coordinación von Teleféricos Doppelmayr Bolivia.
Was sind deine Aufgaben?
TB: Ich bin zuständig für die Koordination zwischen Mutterhaus und Bolivien, sowie
verschiedene lokale Koordinationsaufgaben, aber auch für die internationale Logistik.
Wir haben über 500 Container aus Österreich und der Schweiz nach Bolivien verschifft. So kommen z. B. die gesamte Seilbahntechnik, alle Stützen und Gondeln von
unseren Fabriken in Österreich und der Schweiz.
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Aktuell
CR: Du bist jetzt anderthalb Jahre hier. Wie geht es mit Dir weiter?
TB: Ich würde längerfristig gerne hierbleiben, wenn weitere Linien in Auftrag gegeben
werden. Ich würde sehr gerne noch ein weiteres Großprojekt in Bolivien begleiten.
Ohne Anschlussprojekt wird es allerdings hier nur eine kleine Mannschaft von uns
geben. Ich kann mir auch eine Mitarbeit im Kundenservice La Paz vorstellen, den wir
aufbauen werden.
CR: Was gefällt Dir besonders an diesem Land?
TB: Am meisten sicher die Natur – die Hochlandkulissen, der Salar, Sajama oder
Toro-Toro. La Paz hat einfach grandiose Ausblicke, wenn es vielleicht auch nicht die
schönste Stadt ist. Das Grün fehlt allerdings – gerade, wenn man aus einem österreichischen Frühling oder Sommer zurückkommt.
CR: Was war die positivste Überraschung?
TB: Das positivste ist, wie die Bevölkerung hinter diesem Projekt steht. Nach einer
verständlichen Phase der Skepsis, wie bei jedem Großprojekt, insbesondere nach den
Erfahrungen, die die Menschen mit Großprojekten in Bolivien gemacht haben, gab
es immer mehr Unterstützung. Die Menschen sehen die Fortschritte bis hin zu den
Probefahrten. Jetzt spüren wir ein ungeduldiges Erwarten der Eröffnung. Die Sehnsucht nach einer Alternative zu dem häufig schlechten Service durch den bisherigen
Öffentlichen Transport ist groß. Wenn man sagt, dass man beim Teleférico arbeitet,
hat gleich jeder eine Frage. Jeder interessiert sich.
CR: Nervt das nicht manchmal?
TB: Mir macht es Spaß, über das Projekt zu reden.
CR: Gibt es Aussichten auf andere Doppelmayr-Seilbahnen auf diesem Kontinent?
TB: Wir hoffen dass zu den drei Linien in La Paz noch weitere kommen – vielleicht vier
bis fünf. Dann wird es wohl – kleiner als das Projekt in La Paz – eine Ausschreibung
in Potosí und in Oruro geben. Oruro hofft, möglichst bald eine Seilbahn mit zwei Stationen zu der neuen Statue der Virgen in Betrieb nehmen zu können. In Potosí gibt es
schon ein Budget für eine eher touristische Seilbahn. Nachdem die La Paz Seilbahn in
den Medien ist, gibt es überall in Bolivien großes Interesse. Natürlich macht es nicht
überall Sinn. Es braucht für diese Investition schon ausreichend Nachfrage. So ist
auch an dem Gerücht einer Seilbahn von La Paz nach Coroico nichts dran. Da stände
Investition in keinem Verhältnis zu dem Nutzen.
CR: Torsten, danke für das Gespräch.
Christian Reiser
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50 años de trabajo en educación
Unidad Educativa Boliviano Alemana Ave María
En el año de las celebraciones alemanas, el Colegio Ave María festeja su medio siglo de vida. Un buen
motivo para refrescar la memoria acerca de su creación, su misión y visión en la enseñanza, su oferta
educativa y sus logros.
El “Colegio Ave María” (Unidad Educativa Boliviano Alemana Ave María) celebra este
año sus 50 años de creación. En cinco décadas de existencia, el colegio ha posibilitado una formación académica de nivel –bajo condiciones no siempre fáciles– y ha
logrado el reconocimiento del gobierno alemán al obtener la designación de “Colegio
Pasch” el 2008 para permitir que sus alumnos tengan las puertas abiertas para ingresar al Sistema de Formación Dual. Sin duda, una existencia y labor para celebrar.
Fundación
La Unidad Educativa Boliviano Alemana Ave María fue fundada por la Hermana Eduviges Eckert el 4 febrero 1964 en la zona Alto Caiconi, hoy Villa Fátima, en la ciudad
de La Paz.
A partir del 7 de abril de 1983 se autorizó el funcionamiento del nivel secundario
bajo la responsabilidad de las Madres Cistercienses quienes hasta hoy día dirigen la
institución.
Puertas abiertas para todos
Al referirse a su misión y visión, según una nota de prensa de la institución: “El colegio
quiere brindar a niños y jóvenes de familias de escasos recursos económicos
una buena formación que les permita el
acceso a cualquier formación profesional. A pesar de que la institución está
dirigida por madres de la Iglesia católica las puertas están abiertas para todas
las confesiones. Tampoco interesa la
raza o la clase social a la cual pertenece
el alumno”.
Formación integral
También aclaran que “se quiere dar a los alumnos una buena formación científica y
técnica. El/la joven puede elegir estudiar una de las seis ramas que ofrece el colegio:
carpintería, cerrajería, electricidad, corte y confección, repostería y artesanía. Las
aulas están equipadas con moderna maquinaria. Fuera de los conocimientos que
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ayudan a encontrar una profesión se quiere complementar la formación de los alumnos con fundamentos en moral y ética.
Se les prepara para los sacramentos, se
les invita a la santa misa. Hay un grupo
pastoral que invita a la reflexión o a una
oración”.
Actividades para el tiempo libre
Según el mismo establecimiento educativo, la oferta también incluye muchos
cursos extracurriculares para que los
jóvenes dediquen su tiempo libre a actividades sanas. Para ello se ofrece la posibilidad de practicar deportes. Se ha conformado un grupo de baile que ejercita los bailes típicos del país. Por otro lado, hay
un grupo de alumnos que toca instrumentos autóctonos; otro que conforma la banda de música; algunos se
dedican a la róbotica, al teatro y a las
artes plásticas. Finalmente existe un
grupo de alumnos que organiza debates dobre diferentes temas.
Las madres del Monasterio Ave
María tienen también una finca en
Achocalla donde los alumnos puedan
disfrutar del silencio del campo, pero
también puedan participar en trabajos tan importantes como la reforestación.
2008: Colegio Pasch
En el año 2008 el Colegio Ave María fue elegido como “colegio PASCH” por parte del
gobierno alemán. Esto significa que obtuvo apoyo para que los alumnos tengan una
enseñanza más intensiva en el idioma alemán, de manera que puedan acceder a la
Formación Dual en el Colegio Alemán Mariscal Braun. Algunos alumnos ganaron un
viaje a Alemania para un curso en el Instituto Goethe y otros fueron a un campamento
en Perú.
El colegio también ha pensado en una solución para los chicos que viven alejados:
“Para los niños y jóvenes que viven lejos de una escuela, el Colegio ofrece dos internados para señoritas y varones. Asimismo para los padres que deben trabajar todo el
día y no pueden ayudar a sus hijos en las tareas por la mañana o por la tarde, ofrece
el instituto del medio pupilo”.
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En el colegio Ave María están felices: “Muchos de nuestros alumnos que ya han
salido bachilleres son buenos profesionales. Ahora, después de 50 años, ya entran
las siguientes generaciones”.
Unidad Educativa Boliviano Alemana Ave María
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Eindrücke aus Brasilien im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft
Nichts funktioniert, aber am Ende klappt es doch
Wie groß ist denn nun die Begeisterung für die Weltmeisterschaft in Brasilien? Wir haben die Bilder von
Demonstrationen noch vor Augen. Wir fragten einen, der es wissen muss: Den deutschen Auslandspfarrer in São Paulo und Fußballfan Jörn Foth. Ihm begegnet viel Skepsis - zumindest bis zum Anpfiff.
Anfang April 2014. Etwas mehr als zwei Monate sind es noch bis zum Beginn der Fußball WM in Brasilien. Ich sitze im Frisierstuhl bei meinem Friseur (einer von 38.000)
in der Südzone der Megastadt São Paulo. Im ständig laufenden Fernseher erzählt
der Nachrichtensprecher gerade, dass die Bauarbeiten am Stadion Itaquera, wo das
Eröffnungsspiel stattfinden soll, wiederaufgenommen werden. Für einige Tage waren
sie nach dem tödlichen Unfall eines Bauarbeiters unterbrochen gewesen.
„Und, was glaubst du….“ frage ich meinen Friseur, einen 61 Jahre alten gebürtigen Paulistano, „wird das Stadion noch rechtzeitig fertig?“ „Wahrscheinlich ja.“ meint
er. „Peinlich ist es schon, alles so in
letzter Minute zu machen. Aber so
ist eben Brasilien: Nichts funktioniert,
aber am Ende klappt es doch.“
Was er sich denn von der WM erwarte, frage ich weiter. Und relativ emotionslos zählt er eine Reihe von Befürchtungen auf: Viele Betrunkene auf den
Straßen, Vandalismus, Prügeleien und
Chaos. Die ganze WM war von Anfang
an keine gute Idee. Brasilien hat andere Sorgen im Moment.
Von diesen anderen Sorgen erzählt
auch Felipe, ein 18-jähriger Schüler.
Anfang Juni fliegt er mit drei Freunden
nach Europa. Sechs Wochen wollen
sie als Rucksacktouristen den „alten
Kontinent“ per Bahn bereisen.
„Tut es dir denn nicht leid, die WM im eigenen Land zu verpassen?“ frage ich ihn.
„Eigentlich nicht“, ist seine Antwort.
„Zum Eröffnungsspiel (Brasilien-Kroatien) werden wir in Kroatien sein. Das wird sicher spannend, als Brasilianer in einer kroatischen Bar dieses Spiel anzuschauen.“
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Felipe spielt selber Fußball, sein Herz schlägt für den Sao Paulo FC, aber für die WM
kommt keine echte Begeisterung auf. Vor einem Jahr noch war Felipe sehr engagiert
und begeistert dabei, als sich Massen von mehrheitlich jungen Leuten auf die Straßen
begaben, um für Verbesserungen im Gesundheits- und Bildungssystem zu demonstrieren und ihren Unmut über die allgegenwärtige Korruption kundzutun.
„Das sind die wirklich wichtigen Themen“, meint er. „Der Erfolg auf diesen Gebieten
ist für mich und meine Generation viel wichtiger, als der Titel eines Fußballweltmeisters.“
Sollte Brasilien den Titel im eigenen Land gewinnen, wäre das langfristig sogar
schlecht für das Land. Das ist zumindest die Meinung von Ricarda, einer 36-jährigen
selbständigen Unternehmerin, die mit ihrem Verlobten wegen eines Traugesprächs zu
mir gekommen ist. 2014 sind auch Parlamentswahlen. Sollte Brasilien Weltmeister
werden, steigen die Chancen der Regierung, an der Macht zu bleiben. Und das heißt
auch, dass alles weitergeht wie bisher.
„Die Glücks- und Erfolgswelle des Fußballs wird die drängenden Probleme für eine
ganze Weile vergessen lassen.“ meint Ricarda. Und wieder höre ich die Worte von
den wirklich wichtigen Dingen, die Brasilien angehen müssten.
Auch Ricarda, deren Familienbetrieb Elektrokabel herstellt, hält die Korruption für
unerträglich. Die WM hat ihr einige Aufträge eingebracht. Aber die bekommt man
nicht, ohne Irgendjemanden an der richtigen Stelle zu schmieren. Öffentliche Ausschreibungen – eine Farce. Und am schlimmsten ist es, wenn die Aufträge von der
Regierung bzw. den öffentlichen Verwaltungen ausgeschrieben sind. Nirgends gibt es
mehr Leute, die die Hand aufhalten, als in diesem Bereich. Und auch die Zahlungsmoral ist schlecht. „Wenn du den Auftrag hast und alles erledigt ist, heißt das noch
lange nicht, dass du auch bezahlt wirst.“ Selbst dafür muss man wieder bestimmte
Hebel in Bewegung setzen.
„Unter dem Strich hat sich die WM für meine Firma in finanzieller Hinsicht zwar gelohnt,“ sagt Ricarda, „aber wenn ich nochmal entscheiden könnte, würde ich am
liebsten gar nichts damit zu tun haben. Die Frustration ist einfach zu groß.“
Schließlich begegne ich doch noch echter Begeisterung. Vor einer Schule wartet eine
Horde von 6-10 Jährigen darauf, von ihren Eltern abgeholt zu werden. Die Jungen
nutzen diese Zeit, um voller Eifer ihre Panini-Abziehbilder zu tauschen. Das Sammeln
der Bilder und das Vervollständigen des Albums mit den Fotos der Spieler ist ein
richtiges Ritual.
Wir kommen ins Gespräch und ich frage einen besonders engagierten und wilden
Jungen: „Und wer ist dein Lieblingsspieler?“ „Schweinsteiger!“ kommt es wie aus
der Pistole geschossen. Und er spricht es so weich und charmant aus, dass man fast
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wünschen könnte, dass Schweinsteiger Brasilianer wäre. Aber das wäre dann doch
ein zu großer Vorteil für die Heimmannschaft.
Ist diese Weltmeisterschaft also der kindlichen Begeisterungsfähigkeit vorbehalten?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass spätestens zum Anpfiff des Eröffnungsspiels diese
kindliche Begeisterungsfähigkeit in der Mehrheit der Brasilianer zum Leben erweckt
wird. Bleibt zu hoffen, dass es eine Begeisterung für die „schönste Nebensache der
Welt“ bleibt und dass die gewaltigen Herausforderungen der Gesellschaft und der
Politik darüber nicht zur Nebensache verkommen.
Ich denke, es gibt Hoffnung. Denn wie sagte mein Friseur doch so schön: „Nichts
funktioniert, aber am Ende klappt es doch!“
Jörn Foth
seit 2007 Pfarrer in der Friedenskirche
(Igreja da Paz) in São Paulo
OFICINA LA PAZ
REPRESENTANTE LEGAL ROYAL TOURS
Calle Rene Moreno No. 1072
Casilla 4893
Bloque L7 San Miguel
Telf. 591 2 2792828
Fax. 591 2 2792970
Calle Velasco No. 542
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Nicht qualifiziert… und trotzdem die schönsten WMQualifikationsspiele aller Zeiten - oder wo schaut ihr alle die WM?!
Im gleißenden Sonnenlicht kaufe ich ein Ticket für ein Freundschaftsspiel der bolivianischen Nationalmannschaft, ein paar Monate vor Beginn der Eliminatorias für die WM
in Brasilien. Es soll gegen Ecuador gehen und ich das erste Mal in der Gegengeraden!
Entgegen den Ligaspielen ist plötzlich alles farbenfroh: überall leuchtet es rot und
gelb und grün, den Farben Boliviens, nicht nur auf den großen Flaggen, mit denen
die lokale Werbung an der Anzeigetafel des Stadions - erst etwa 20 Minuten nach
Spielbeginn - verhüllt wird, sondern auch auf den zahlreichen Fähnchen der Fans,
den Sonnenschildchen aus Pappe, die vor dem Stadion verkauft wurden. Wegen des
Einfallswinkels der Sonne braucht man zwei davon, das obere schützt bis zur Nase,
das unterhalb der Nase bis zum Kinn. Vielleicht sollten die Sonnenschildchen einfach
länger gefertigt werden. Auch der Eiscreme ist ein Fehler unterlaufen: statt in rot,
gelb und grün, den Nationalfarben, ist sie in Rot, BLAU und Grün angefertigt worden.
Die ecuadorianische Mannschaft betritt in strahlend gelben Trikots das Spielfeld, die
bolivianische in deren klassischen grünen Trikots mit weißen Shorts.
Grün gilt als Farbe der
Hoffnung – insofern
lässt sich in der Historie des bolivianischen
Fußballs
ersehen,
daß das Equipo Verde ihre stärkste, vielleicht einzige Tugend
in ihrer Trikotfarbe als
Erkennungsmerkmal
ausdrückt.
Lediglich
dreimal konnte Bolivien
an einer Fußballweltmeisterschaft teilnehmen. 1930 geschah dies auf Einladung, 1950 als Ersatz für Argentinien, die kurzfristig
absagten. Nach dem zweiten Weltkrieg nahmen lediglich 13 Mannschaften an der
Weltmeisterschaft teil, Indien hatte sich als einziges Land aus Asien für die Qualifikationsspiele angemeldet, sagte die Teilnahme aber ab, da es der Mannschaft nicht
gestattet wurde, barfuß an der WM teilzunehmen. Die Gruppe 4 bestand nur aus
zwei Mannschaften und Bolivien wurde von Uruguay mit Acht zu Null besiegt.
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Ein einziges Mal, 1994, hatte sich Bolivien aus eigener Kraft qualifizieren können. Die
anderen unzähligen Male rannten die Besten des Landes mit dem Mute der Verzweiflung gegen überlegene Mannschaften an - oder hinterher – versuchen es aber Jahr
für Jahr wieder aufs Neue. Ein hoffnungsloses Unterfangen – doch die Hoffnung stirbt
bekanntlich zuletzt.
Nur so ist es zu erklären, dass die Fans bei katastrophalen Aktionen oder Schussversuchen ihrer Nationalspieler an diesem Sonntagnachmittag in hysterisches Gelächter
ausbrechen.
In der ersten Halbzeit werde ich von der Höhensonne gegrillt, Schweiß rennt mir
unter dem T-Shirt entlang. Schon bald verschwindet die Sonne hinter der gewaltigen
Haupttribüne, der Preferencia. Ich fühle ich mich wie chuño, eine Mahlzeit aus Kartoffeln, die in der kalten Höhenluft gefroren und dann barfuß zermanscht wird. Den
Spielern auf dem Platz muss es gerade ähnlich ergangen sein: Ecuador spielte sie
an die Wand und gewann drei zu eins – hätte aber auch zwei oder drei Tore mehr
schießen können.
Ein paar Monate später wiederholt sich das Szenario, dieses mal ist die kolumbianische Nationalmannschaft zu Gast im höchsten Stadion der Erde, in welchem Spiele
für das WM-Qualifikationsturnier stattfinden.
Inzwischen stehe ich wie einer von vielen Pressefotografen ein paar Meter neben
den Spielern hinter dem bolivianischen Tor, das von Daniel Vaca gehütet wird. Ich
arbeite an einem Buch über den bolivianischen Fußball. Die muskelbepackten und
pfeilschnellen Stürmer besiegen Bolivien mit zwei, drei präzise und schnell ausgeführten Angriffen. Ich postierte mich an der Mittellinie und renne beim Schlusspfiff
mitten aufs Spielfeld, hechele in der dünnen Höhenluft Falcao, dem Star Kolumbiens,
entgegen und als ich gerade auf den Auslöser drücke, fasst sich dieser an die Nase
und rotzt in den grünen Rasen.
Die Presse schreibt von “the same procedure as every year”, meint damit aber, dass
Bolivien sich mal wieder nicht werde qualifizieren können. Die bolivianischen Spieler
lassen die Köpfe hängen und der Trainer wird in den folgenden Spielen unzählige neue
Spieler ausprobieren.
Einige davon werde ich interviewen – den Torwart, der erstmals zum Einsatz gekommen war, nachdem ein Freund von ihm auf seinen Platz in der Nationalmannschaft
verzichtete, um sich in einem zweit- oder drittklassigen Verein im Ausland einen
Stammplatz zu erkämpfen. Pablo Escobar, den Kapitän, der sich einbürgern ließ und
somit die Chance hatte, in einer Nationalmannschaft zu spielen und deren Kapitän
wurde. Seinen Zimmerkollegen und Nachwuchsstar Alejandro Chumacero. Dieser
begann mit sechzehn Jahren in der ersten Liga Boliviens zu spielen - für etwas weniDeutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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ger als 400 Bolivianos im Monat. Pablo schenkte ihm jeden Tag 10 Bolivianos, damit
sich “Chumita” die Fahrt von Villa Fatima in die Zona Sur ins Trainingsgelände nach
Achumani in verschiedenen Minibussen leisten konnte.
Ronald Rivero spielte als Verteidiger im Nationalteam, verdient ein paar Tausend Dollar im Monat. Zu Beginn seiner Karriere als Profifußballer schuftete er zeitgleich auf
dem Bau, als Steinmetz, Nachtwächter, Klempner und Tankwart.
Der Zuschauerschnitt der größten Vereine des Landes – Bolívar und The Strongest - beträgt 12.000 Zuschauer pro Spiel. Blooming, Oriente, Wilstermann zählen zu den finanzstarken Traditionsvereinen und spielen selbst bei Lokalderbies mit solch einem geringen
Zuschauerschnitt, anstatt in ausverkauftem Stadion. Die bolivianischen Fans kaufen sich
zwar häufig Trikots ihrer Lieblingsmannschaft, aber auf dem Schwarzmarkt gefälschter
Waren. So gibt es kaum Marketingeinnahmen für die klammen Vereine.
Trotzdem gibt es eine Nationalmannschaft, die an den Eliminatorias teilnimmt - wenn
sie sich nicht qualifizieren wird, bleiben sämtliche Kosten am Verband hängen, nur
die qualifizierten Mannschaften erhalten Geld von der FIFA. Doch vorerst tritt der
Nationaltrainer Quinteros zu einem Zeitpunkt von seinem Amt zurück, als das Equipo
Verde endlich gut und sehenswert spielt, gegen Chile und Paraguay. Zwei Elfmeter
und zwei Freistöße an der Strafraumgrenze erkennt der Schiedsrichter ab und Bolivien
lässt gegen Chile zahlreiche Torchancen ungenutzt verstreichen. Meine Fotos des
Handspiels und des Trittes gegen die Brust des Kapitäns will keine Zeitung drucken.
Dass weder die Fans noch die Redakteure der Zeitungen ihre Aufgabe verstehen, gegen Fehlentscheidungen zu protestieren, ist ein Beispiel für die Semiprofessionalität
bis Hilflosigkeit des Fußballapparates in Bolivien.
Als neuer Trainer wird Xavier Azkargorta aus Spanien verpflichtet. Vor 20 Jahren
führte er Bolivien zur WM in die USA. Unvergessen das Foul an Lothar Matthäus
und die darauffolgende Rote Karte für den eben eingewechselten Diablo Marco A.
Etcheverry. In vielleicht keinem anderen Land der Welt würde man einen Trainer verpflichten, der jahrelang nicht mehr tätig war – doch in Bolivien wird er von vielen zum
Heilsbringer stilisiert.
Die folgenden Qualifikationsspiele gehen ähnlich erfolglos weiter. Am letzten Spieltag
liegt Bolivien abgeschlagen auf dem vorletzten Platz - aufgrund eines Tores Vorsprung
zum Schlußlicht Paraguay – aus der Traum einer erneuten WM-Qualifikation.
Es waren vielleicht drei, vier gute Spiele, die ich sehen konnte. Das vier zu eins gegen Uruguay entfachte eine Euphorie, so wie dies nur der Fußball erschaffen kann.
Am Morgen hatte Carlos Saucedo nicht gefrühstückt, weil er fest damit rechnete,
wieder nicht aufgestellt zu werden. Im Interview erzählt der sympathische Stürmer,
dass er an seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft dachte. Mit 26 war er zum
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Profifußball gekommen, mit 32 Jahren in die Nationalmannschaft und mit 34 war
es eigentlich zu spät dafür, noch Stammspieler zu werden. Vielleicht war es ein Akt
der Verzweiflung des Trainers, den staksigen Stürmer von Spielbeginn an zu bringen
- aber bedankte er sich dafür mit einem lupenreinen Hattrick, erst mit links, dann mit
rechts und zum Schluss wuchtete “das Pferd” den Ball mit dem Kopf ins Tor.
Carlos Saucedo, der dreifache Torschütze des Spiels, wurde zum besten Spieler des
Spieltages von der Conmebol erklärt. Ein Bolivianer gewinnt eine Auszeichnung, noch
vor Messi. Solche seltenen Spiele und Geschichten sind es, an denen sich viele Fans
noch Jahrzehnte lang erinnern werden.
Das für unmöglich gehaltene sechs zu eins gegen Argentinien - wie so viele traute auch ich meinen Augen nicht, als ich die Sportnachrichten las. Als es bei den
Eliminatorias
wieder
gegen Argentinien ging,
fieberte die Stadt nur
einem Mann entgegen:
Messi. Wieder stand ich
mit blauer Weste und
weißer Aufschrift “Presse – Fotografo” in einer
Traube aus Fotografen
und Kameramännern.
Der Presseausweis war
zwar korrekterweise auf
den Namen einer Fußballzeitschrift ausgestellt, aber wer genau hinschaute, hätte entdecken können, dass
er nur Zugang zu dem Tribünenbereich ermöglichte. Nun, in Südamerika wird nicht
unbedingt alles so genau genommen. Mehr als ein Dutzend Länderspiele habe ich
damit im Stadion gesehen, Einlass zu den Reporterkabinen, Pressekonferenzen, bis
vor die Umkleidekabinen und auf das Spielfeld erhalten. Bei den für die Presse abgehaltenen öffentlichen Trainings der Nationalmannschaft fingen die Spieler an, meinen
Namen zu rufen, da sie meine Fotos kannten oder sich mit mir zu Interviews im
Mannschaftshotel, beim Training oder im Café trafen. Nicht so Messi. Neymar senkt
den Kopf, bevor er den Weg der Reporter kreuzt, Ronaldinho läßt sich von zwei zwei
Meter BREITEN Bodyguards abschirmen -und Messi?
Ich stand zwischen vielleicht dreißig Kollegen der Presse hinter einem Absperrband
und wartete, wann er aus dem Spielertunnel über die Tartanbahn auf den Rasen
schreiten würde. Gedränge, Geschubse, mein Platz einigermaßen bescheiden. Nein,
das wäre kein gutes Foto. Ich stehe zentral, die Spieler werden auf mich zulaufen,
eigentlich gut, aber der erste wird die hinteren Einmarschierenden verdecken. Kommt
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Messi als erster oder als letzter raus? Wenn einer vor ihm läuft, hab ich keine Zeit
ihn zu erwischen, weil ich zu dicht dran bin, wenn er als Kapitän zuerst rauskommt,
habe ich alle Zeit der Welt. Kann ich jetzt noch den Platz wechseln? Als einziger der
Presse habe ich einen Klapphocker dabei, auf dem ich stehen kann, von dem ich aus
dritter oder vierter Reihe von oben über die anderen Fotografen hinweg schießen
könnte. Aber wer will schon von einem Helden ein Bild von oben machen? Seit Leni
Riefenstahl es vorgemacht hat, ist die Heldenportraitperspektive heroisch von unten
festgelegt. Jetzt stehe ich noch besch….. Fuck, du hast es vermasselt.
Auf der anderen Seite ist kein einziger Fotograf. Wer weiß, wieso, vielleicht ist es da
noch schlechter. Oder auch nicht. Hier ist es jedenfalls… - ich muß hier weg und zwar
schnell! Die Spieler können jeden Moment herauskommen. Ich gehe zum Eisentor,
dass den Treppenaufgang abdeckt und ja jetzt – nein, einer von diesen behelmten Polizisten baut sich vor mir auf und versperrt mir den Weg. “Hey, ich muß da durch, hier,
auf der Seite ist kein Platz mehr.” “No way”, sagt der kfkj&%%T$%¿?¿?! auf spanisch.
“Lass uns hier arbeiten, da ist kein Platz, ich mach ein Buch über den bolivianischen
Fußball, mit einer Geschichte von deinem Boss drinnen und der will bestimmt auch,
dass Messi, bei dem er gerade wieder einen seiner ponchos losgeworden ist, mit
im Buch ist, ich pack das Foto auch direkt neben deinen Helden, den Evo, also dafür
wird er dir vielleicht auch einen poncho schenken, wenn du mich das Foto von dem
anderen Messias machen lässt.”
Allmählich habe ich den Polizisten genügend verwirrt und er lässt mich auf die andere
Seite wechseln, ich springe über das rote Metalldach, ein, zwei Fotografen nutzen
ihre Chance und machen es mir nach. Inzwischen sind es fünf oder sechs, Messi
schreitet vorbei, verdammt, es war goldrichtig, ich bin auf der Seite der Gastmannschaft, die bolivianischen Spieler, Martins und Saucedo laufen HINTER Messi und
nochmals dahinter stehen dreissig Fotografen - die erstmal auf die grünen Spieler
Boliviens glotzen, welche wiederum die Sicht auf Messi verdecken. Warum haben
die alle Fotografen nur auf die Seite der Heimmannschaft gelassen? Will denn heute
überhaupt irgendjemand die bolivianischen Spieler sehen?? Außer, wenn sie die gauchos wieder mit sechs zu eins nach Hause schicken?
Chumacero ist noch kleiner als Messi und kann folglich noch besser Haken schlagen.
Er dreht eine Acht um Messi herum, Messi fällt, bleibt liegen und schaut ungläubig
lachend der kleinen Version Schweinsteigers nach. Das Spiel endet eins zu eins.
Messi bekommt gleich einen poncho geschenkt. Evo läuft in den Katakomben des
Stadions an mir vorbei, aber Messi in einem poncho will ich nicht fotografieren. Messi, wo ist Messi, so klein kann er doch nicht sein, dass man ihn gar nicht sieht. Ich
stehe auf meinem Klapphocker, eine Stunde lang, aber selbst von oben sehe ich
nirgends den Messi. Wo ist überhaupt der Mannschaftsbus? Alle Wartenden sind
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schon zu müde und hungrig zum Schauen, da huschen drei Fußballer in blauen Dauenenjacken vorbei. Der kleinste mittendrin, geschützt von den andern, hält sich den
Kopf, als ob er sich vor einem Schlag wegduckt, dabei sind es nur die Blicke von
zwei- oder dreihundert Menschen und er verschwindet hinter einem Lastwagen von
Delicia. Ob Messi in einem getarnten Kühl-LKW zum Flughafen gefahren wird? Oder
sich dahinter das stets verschlossene Eisentor als Hinterausgang für den Star öffnen
wird? Verdammt, so hart kann das Leben sein. Oder sitze auf ´ner Halbschale in
einem Stadion in Brasilien. Oder auf meiner Couch vor meinem Fernseher… so wie
vielleicht die Fußballspieler aus Bolivien während der WM.
Cornelius Scriba
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Serie
Spitzenkaffee aus Bolivien
Café Munaipata – René Brugger und seine Träume
Ein paar Kilometer außerhalb von Coroico liegt die Kaffeefinca “Shanti” mitten im Bergregenwald auf zirka 1700 Höhenmetern. Sie gehört dem Schweizer René Brugger,
der als Mitarbeiter des DEZA (Departement für auswärtige Angelegenheiten) auf fast
allen Kontinenten der Welt in Entwicklungsprojekten gearbeitet hat. Zuletzt in Bolivien, wo er jetzt, nach seiner Pensionierung von der COSUDE, seit über acht Jahren
ein Projekt mit eigenen finanziellen Mitteln und viel Herzblut realisiert: der biologische
Anbau und die Verarbeitung von Kaffee. Das
Resultat lässt sich sehen, bzw. schmecken...
der qualitativ hochstehende Spitzenkaffee
Café Munaipata. Mit seiner Arbeit vermittelt
er den Kaffeeproduzenten unter anderem
auch, wie man die Plantagenerträge und die
Kaffeequalität verbessern kann. Er schafft
Arbeitsplätze und leistet einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Regenwälder. Warum?
Kaffee gedeiht am besten unter Bäumen, gut geschützt vor der starken Sonneneinstrahlung, also mitten in den Regenwäldern. Im Gegensatz zum Coca-Anbau müssen
also die zukünftigen Anbaufelder nicht erst brandgerodet werden und somit bleibt der
alte Baumbestand weitestgehend erhalten.
Wer ist René Brugger?
Er sagt von sich selbst: “Soy el hombre del puente”. Schon immer versuchte er Brücken zu bauen – keine physischen Brücken wie der berühmte “Toni el Suizo” in Ecuador – sondern Brücken die Geist und Seele verbinden. Schon seine erste Erfahrung
im Studentenaustausch lehrte ihn, dass in einem solchen Austausch der am meisten
versteht, der über Brücken geht. Und so ging er sein ganzes professionelles Leben als
Entwicklungshelfer über Brücken und er tut es noch jetzt.
Nach Projekten in Afrika und Asien bot sich ihm die Möglichkeit in der Koordination
des COSUDE Programms in Bolivien zu arbeiten. Ein Herzinfarkt beendete seine bergsteigerischen Ambitionen und sein Flötenspiel, aber eröffnete auch andere Möglichkeiten, insbesondere den Aufbau der Stiftung PROFIN.
Als er mit sechzig Jahren in Rente ging “vergaß” er einfach in die Schweiz zurückzukehren. Nein, ganz im ernst, er blieb, weil er Lust hatte, an einem Beispiel zu beweisen, dass die menschliche Arbeit (und nicht Pacha Mama) Werte schafft und
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Serie
vermehrt. Dafür bot sich ihm der Gourmet Kaffee an, der nicht nur besonders gut in
seinem geliebten Coroico wächst, sondern der einen guten Gewinn durch fast ausschließlich Handarbeit liefern kann. Er ist der Überzeugung, dass nicht nur Europäer
sondern vermehrt auch Bolivianer gute Qualität suchen und bereit sind, dafür einen
angemessenen Preis zu zahlen.
Seine fünf Töchter und
sein einer Sohn wohnen
jetzt in der Schweiz. Obwohl sie alle dort ihr eigenes Leben haben, verbindet sie viel mit den Orten
ihrer Kindheit La Paz und
die Yungas, wohin sie so
oft es ihnen möglich ist,
zurückkehren, um ihren
Vater zu besuchen.
Ein Mensch definiert sich
auch durch die Kontakte, die er hat. René liebt
seine Bücher und seine Freundschaften. In seinem Projekt kann er kreativ sein, hat
menschlichen Kontakt und wohnt in dem Ort wohin das Schicksal verschlagen hat
und wo er glücklich ist.
René Brugger in der Kaffeeplantage
Seine „Inkarnation“ als Unternehmer begann in einem Alter, in dem andere daran
denken, sich auszuruhen und zurückzuziehen. Nicht so René Brugger, der sich noch
lange nicht zu erschöpft fühlt und der zu viele Ideen hat, die er noch in die Realität
umsetzen möchte.
Das Laboratorium „Café Munaipata“
Café Munaipata – quechua für „der Ort da oben, den ich liebe“ - sollte ein Unternehmen sein, das den örtlichen Bauern gehört, bei den lokalen Produzenten den Rohkaffee einkauft und der Bevölkerung der umliegenden Orte Arbeitsplätze gibt. Renés Idee
ist es, dass sich die einheimische Bevölkerung mit eigenverantwortlicher Arbeit und
Identifikation mit dem Projekt zur selbständigen Führung des Unternehmens entwickelt. Dabei ist und bleibt das Hauptziel die Erreichung einer gleichbleibenden hohen
Qualität in allen Aspekten. Voraussetzung für solch hochwertigen Kaffee ist neben
dem biologischen Anbau, die manuelle Ernte ausschließlich der reifen Früchte. Die
Kaffeepflanzen werden auf der Finca Shanti selbst gezogen. Hierbei ist eine perfekte
Erdmischung, ausgewogene Lichtverhältnisse (viel Schatten) und die Verwendung
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Monatsblatt 2/2014
Serie
nur der stärksten Keime für die kleinen Pflänzchen wichtig. Diese Pflanzen werden
dann an die lokalen Bauern verkauft (oder eher verschenkt, wenn man den Preis und
Aufwand vergleicht).
Die reifen Früchte werden in den europäischen Sommermonaten von Hand geerntet.
René kauft dabei von den Bauern der Umgebung, die mit ihm zusammenarbeiten und
den hohen Qualitätsansprüchen
entsprechen. Nun werden alle
jene Kaffeekirschen aussortiert,
die im Wasserbad an der Oberfläche schwimmen. Die übrigen
Kirschen kommen in die Schälmaschine. Von den geschälten
Bohnen – jeweils zwei in einer
Kirsche – werden wiederum die
aussortiert, die beschädigt oder
angefressen sind. Nebenbei bemerkt: aus den Schalen kann man
leckeren Tee kochen. Die geschälten Bohnen haben noch eine feuchte glitschige Hülle, die entfernt werden muss. Dazu
lässt man sie an der Luft einen guten Tag lang fermentieren und wäscht sie danach
gründlich ab. Nun müssen die Bohnen so lange trocknen bis der Feuchtigkeitsgehalt
zwischen 10 und 12 Prozent beträgt. Während der Trocknung werden die Bohnen
immer wieder gewendet und qualitativ nicht ausreichende Bohnen entfernt. Wenn
der Trockenprozess abgeschlossen ist, muss das Häutchen entfernt werden, das die
Bohne umgibt. Danach wird der Kaffee nochmal mindestens zwei Wochen gelagert,
wobei er seinen Feuchtigkeitsgehalt nicht mehr verändern darf, was im feuchten Klima der Yungas ein Herausforderung darstellt.
Als letzter Schritt erfolgt dann endlich die Röstung. Hierzu bedarf es großer Erfahrungen und jeder Röster hat so seine Geheimnisse... Entscheidend ist aber für wen der
Kaffee letztlich bestimmt ist: die Amerikaner bevorzugen eine leichte, die Europäer
eine kräftige Röstung.
Die drei Röstungen: europäisch, südamerikanisch, nordamerikanisch und die Schalen, der geschälte Kaffee und
der ungeschälte Rohkaffee.
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Serie
Die Südamerikaner liegen irgendwo dazwischen. Der Röster hat zwar eine Stoppuhr,
aber er verlässt sich auch auf sein Gehör, denn nach dem ersten lauten Knacken (ähnlich dem von Popcorn) erfolgt einige Minuten später ein viel leiseres feines Knacken,
welches das Ende des Röstprozesses anzeigt. Nun muss der Kaffee sofort aus dem
Röstofen entfernt und luftgekühlt werden, damit sich das Rösten beendet. Nun werden noch einmal kaputte Bohnen und abgeplatze Schalen aussortiert – übrig bleibt
glänzender dunkelbrauner himmlisch duftender Kaffee.
Die Finca „Shanti“
Da das natürlich nicht in großen Mengen möglich ist, braucht das Projekt ein zweites
Standbein: den Kaffeetourismus. Auf der Finca „Shanti“ können sich interessierte
Besucher, seien es Schulklassen aus La Paz oder Rentner aus dem Süden Frankreichs, sowohl über den Kaffeeanbau und seine Weiterverarbeitung informieren als
auch in allen Produktionsschritten, wie dem Pflanzen, dem Ernten und dem Rösten
mitarbeiten. Dabei vermitteln die Mitarbeiter mit viel Enthusiasmus ihr Wissen und
beantworten auch tiefer gehende Fragen.
Es besteht sogar die Möglichkeit, auf der Finca in Zimmern mit eigenem Bad zu übernachten oder auf einer großen Wiese zu zelten und dabei die schöne Umgebung zu
genießen.
Vor Kurzem konnten das die Schüler der Klasse S1A mit ihrem Klassenlehrer Herrn
Schwanbeck und Vertretern der Elternschaft auf ihrer Klassenfahrt erleben. Von Montag bis Mittwoch arbeiteten und erholten sich die Schüler auf dem Gelände der Finca
„Shanti“ mit großer Begeisterung.
Kathrin Schönlein
René Brugger
Kontakt:
Calle Colombia 720
Edif. Agamenón, 4A
Casilla 4020
Finca „Shanti“
Camino a Carmen Pampa km.4
Comunidad Munaypata
Coroico – Bolivia
Cel. 72042824
La Paz – Bolivia
Mail: renebrugger@cafemunaipata.com
Internet: www.cafemunaipata.com (im Aufbau)
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Kultur
Zeitvertreib in Familie oder allein
Textilreise durch Bolivien: gewebte andine
Symbole und Farben
Das bolivianische Textilmuseum “Museo de Textiles Andinos Bolivianos” stellt seit 1999 eine Sammlung
von Textilien aus, die aus der traditionellen Textilregion des Landes stammen; eine private Unternehmung,
die eine Reise durch die ländliche Region im Westen Boliviens mittels der kulturellen, sozialen und
religiösen Symbolik der ausgestellten Trachten und Gegenstände ermöglicht.
Unter den Mitgliedern der Gemeinschaft der Layme im Norden Potosís wird das
Prestige einer Frau an ihrer Webfähigkeit gemessen: Wenn die Männer eine Ehefrau suchen, wählen sie diejenige, die viele, gut gearbeitete Textilien trägt. Hinter
den Mauern des kleinen Textilmuseums
„Museo de Textiles Andinos Bolivianos”
(MUTAB) im Stadtviertel Miraflores von
La Paz finden sich diese ländlichen Realitäten zusätzlich zu den ausgestellten
Kleidungsstücken, Textilien, überladen mit
Symbolik in Farbe und Repräsentation; die
wechselnde Ikonographie der bolivianischen Andenwelt.
Auf der Suche nach Bedeutungen und Kommunikationselementen, die mit den traditionellen andinen Textilien verbunden sind, trug
Waldo Jordán, von Beruf Anthropologe, in
den 70-er Jahren im Rahmen seiner Besuche der bedeutendsten bolivianischen Regionen, in denen Textilien in Handarbeit hergestellt wurden, eine ansehnliche Zahl von
Textilien zusammen. In den 80-er Jahren organisierte der Sammler vier Ausstellungen
im Haus der Kultur und erhielt von der Stadtgemeinde La Paz eine Auszeichnung für
seinen Beitrag zur Wahrung des kulturellen Erbes des Landes. Die große Wertschätzung der Sammlung war der Anlass für die Gründung des aktuellen Textilmuseums,
ein Familienunternehmen, das seit 1999 funktioniert. Das Museum findet sich in verschiedenen Reiseführen über La Paz sowie im Tripadvisor.
Andine Frauenkleidung im Wandel
Miraflores ist ein von der Touristenmeile und den Museen abgelegener Stadtteil. Aus
der Südzone von La Paz ist er dank der Verlängerung der Av. Zabaleta leicht zu erreichen. Das Museum befindet sich an einer Ecke des Platzes “Benito Juárez”.
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Kultur
Geht man durch die Räumlichkeiten wird schnell klar, dass das Museum den Frauen
gewidmet ist: Ein Großteil der Sammlung besteht aus Kleidungsstücken für Frauen –
die von den Einwohnern der ländlichen Regionen mit Textiltradition getragen werden
–, um deren Entwicklung in diesen Regionen (in den Departamentos La Paz, Oruro,
Potosí und Teilen von Chuquisaca und Cochabamba) aufzuzeigen. Laut dem Förderer
des Museums, Waldo Jordán, ist die Kleidung der Frauen möglicherweise eines der
Kleidungselemente, die die kulturellen Veränderungen in Bolivien im Laufe der Jahrhunderte am stärksten absorbiert hat.
“Vor der Kolonialzeit trugen die Frauen aqsus (auf den ersten Blick scheint dies ein
rechteckiger klassischer awayo zu sein, angezogen sieht es jedoch wie eine Tunika
aus). Vor den Röcken, die die Spanier mitbrachten, trugen die einheimischen Frauen
„aqsus“. In der Kolonialzeit weigerten sie sich, die spanischen Modelle zu tragen und
trugen diese als Unterwäsche und darüber weiterhin die aqsus”, erklärt Jordán. Dieser Widerstand verlor sich in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts,
als die von den Städten weit entfernt lebenden einheimischen Frauen die spanischen
Röcke letztendlich annahmen und sich von den traditionellen Naturstoffen, sowohl im
Hinblick auf die Farben als auch die Fäden, distanzierten.
Laut des Anthropologen wurden die Kleidungsstücke vor der Kolonialzeit aus Lamaoder Alpakawolle gewebt. Seine Nachforschungen haben ergeben, dass es zu dem
stärksten Bruch mit den alten Methoden der Textilproduktion in den Gegenden der
Spinner und Weber in den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts kam. Genau in den
Jahren des Chaco-Krieges zwischen Bolivien und Paraguay kamen die chemischen
Färbemittel auf, die die Pflanzen und Naturprodukte ersetzten. Auf diese Weise wurde Schafwolle zum bevorzugten Material für die Herstellung von Kleidungsstücken in
den ländlichen Regionen, die ihre Traditionen hinsichtlich der Kleidung beibehielten.
Die aus Lama und Alpakawolle gewebten und gefärbten Kleidungsstücke wurden
immer seltener und sind heute sozusagen „museumsreif“.
Die Sammlung des MUTAB besteht aus unzähligen gewebten Stücken, in der Form von
llixllas und aqsus, die von Frauen getragen werden, und unkus, capachos und aqollas, die
von Männern genutzt werden. Die genannten Textilien sind auf engem Raum auf zwei
Ebenen ausgestellt. “Die Räumlichkeiten sind eigentlich zu klein geworden. Wir haben
Kleidungsstücke, die wir aufbewahren und eigentlich zeigen möchten, aber wir haben
nicht die Mittel, um das Museum vergrößern zu können“, beklagt Jordán.
Trotz allem befindet sich in den Räumlichkeiten ein k’atu (dort kann man ordentliche
awayos kaufen, sowohl hinsichtlich der Konfektionsqualität als auch des Preises) und
ein winzig kleines Eckchen, wo der Besucher lernen kann, Schafwolle von Alpakawolle zu unterscheiden, sowie etwas über die Geschichte einiger der Frauen, die die Kleidungsstücke hergestellt haben, erfahren kann. Die Charakteristika seiner Besucher
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Monatsblatt 2/2014
Kultur
bedenkend, sind die erklärenden Texte des Museums auf Spanisch und Englisch, um
so ein besseres Verständnis der Ausstellungsstücke zu bewirken.
Andine Sprache der Farben: nicht alles ist schwarz
Zum Nachdenken anregen ist zweifelsohne eine der größten Herauforderung eines jeden
Museums. Im Falle des MUTAB wird man gezwungen, über die Symbolik der Farben und
ihre Repräsentation in der Andenwelt nachzudenken. Die westliche Mentalität – so verwurzelt sie auch in einer so andinen Stadt wie La Paz sein mag – teilt Farben Werte zu
und assoziiert sie sogar mit Gemütsverfassungen. Register, die für sie als universal gelten.
Wenn der Stadtmensch (verwestlicht) glaubt, dass Schwarz ein Synonym für Traurigkeit und Trauer ist, Rot das Symbol für Stärke, Energie und Aggressivität und die
abgetönte Rotpalette für “fröhlich”, so haben die Weberinnen (niemals Weber) der
ländlichen Regionen ganz andere Kriterien und Konzepte, die von einer anderen Mystik bestimmt oder einfach praktisch sind.
Laut Jordán gibt es in der Andenwelt keine Männer- bzw.
Frauenfarben wie in der westlichen Welt. Er gibt jedoch zu,
dass die Definition der “fröhlichen” Farben mit der Zeit
Einzug in die Welt der Andenvölker gefunden hat: “Aus der
Sicht der Lebenserfahrung
der originären Andenvölker
haben wir die Farben nie als
fröhlich definiert. Sie (diese
Definition) ergibt sich entsprechend dem Lauf der Zeit
und der kulturellen Elemente des Kontextes. Von hier (aus diesem Kontext) werden
sie übernommen… bis sie Teil der Mentalität und Kosmovision der Völker werden. In
diesem Sinne bietet jede Epoche die Möglichkeit, neue Elemente zu integrieren, dabei
aber die alten bewahrend.”
Zu schwarz erklärt er, dass dessen Nutzung in der Andenwelt meistens eine reine Frage
der Zweckdienlichkeit ist. „Schwarz wird aus Bequemlichkeit benutzt; es ist einfach zu
färben oder es besteht gar nicht erst die Notwendigkeit, es zu färben, wenn die Naturtöne der Tierfasern genutzt werden“, klärt er auf. Eine der von den Weberinnen am
meisten geschätzten Tugenden des Schwarzen ist dessen Eigenschaft des Farbenverstärkers: Schwarz lässt die begleitenden Farben besser zur Geltung kommen.
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Kultur
Die Erklärungen des Anthropologen wären für die Straßenverkäufer von awayos auf
der Sagárnaga sehr lehrreich. Laut der allgemeinen Version der Händler von einheimischen Textilien hat die Farbnutzung in der andinen Welt keine tiefere Bedeutung.
Sie erklären lediglich, dass die hellen und starken Farben typisch für die in La Paz
hergestellten Textilien sind, während die dunkelfarbigen Textilien aus Potosí und Sure
stammen. Jordán korrigiert: „In den Provinzen des Departamento La Paz ist Schwarz
sehr präsent, während sich in der Region Norte Potosí nur Tarabuco durch dessen
Nutzung abhebt, und nicht etwa, weil es eine Kultur in permanenter Trauer ist, sondern weil Schwarz einfach zu färben und außerdem billig ist. Weiterhin ermöglicht es,
dass die anderen Farben besser zur Geltung kommen.“
Mutierende andine Ikonographie
In dem den Bauchbinden für Männer gewidmeten Raum – ein winzig kleiner Raum
voller Farbe und gewebten Symbolen – finden sich gute Beispiele für die Evolution
der andinen Ikonographie. Auf den Bauchbinden sind symbolische Tiere wie Pferde
abgebildet (mit dem Pferd von Santiago, dem heiligen Beschützer vor Gewittern
und Blitzen in Zusammenhang stehend), Rinderköpfe, offene Rosen, die mit ihren
Dornen böse Geister
verscheuchen, fliegende Vögel bis hin zu …
Bussen und Flugzeugen?
Laut der Erklärung von
Jordán hat die andine
Ikonographie nach und
nach der “ursprünglichen” Kultur fremde
Elemente absorbiert bis
hin zu den Hauptprodukten der Moderne.
Die Abbildung von Pferden steht für die Ankunft der Spanier, während die Flugzeuge die psychologische
Wirkung der Bombardierung von Milluni auf dem Land zeigen (1965 fand unter der
Regierung von René Barrientos ein Luftangriff statt, um einen Aufstand der Gewerkschaft der Minenarbeiter zu kontrollieren), und die Busse zeigen im Wesentlichen
die Annäherung zwischen Land und Stadt unter der Modalität der Migration in die
städtischen Zentren.
Bei einem Vergleich der Textilien aus den bolivianischen Anden mit den peruanischen und ekuadorianischen erklärt Jordán, dass es keine Unterschiede im Hinblick
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Kultur
auf Struktur und Zusammensetzung gibt, allerdings eine Variation hinsichtlich der
Techniken. „Was am meisten variiert ist die Ikonographie und die Anordnung der
Farben auf den Textilien und genau hierin liegt der Symbolcharakter der Textilien“,
fügt er hinzu.
Und wer bestimmt die Designs, Farben und Abbildungen in der andinen Welt? Der Anthropologe Jordán versichert, dass es die Männer sind, die die Themen oder darzustellenden Gegenstände vorschlagen, aber dass es die Frauen sind, die Weberinnen, die das
endgültige Thema, die Designs und die Farben nach ihrem Geschmack und der Mode in
der andinen Welt bestimmen. Vor dem Hintergrund dieser Realität – und unabhängig von
den westlichen Vorstellungen - tun die Männer der Gemeinschaft der Layme im Norte de
Potosí gut daran, zu ihrer Ehefrau die Trägerin der schönsten Textilien zu wählen: Ihr Talent
steht in direktem Zusammenhang mit der Abbildung ihrer Welt, ein immer kleinerer Raum,
eine Vision, die in dem kleinen Textilmuseum anzuschauen ist.
Teresa Torres-Heuchel
Übersetzung: Antje Linnenberg
Begriffserklärung für den Museumsbesuch
1. Awayo oder lliklla: gewebtes viereckiges Textil, das vielseitig genutzt wird
2. Aqsu: gewebtes rechteckiges Textil mit breiter „Fläche“, eine Art Tunika präspanischen Ursprungs,
die den weiblichen Körper von den Schulter bis unter das Knie verhüllt
3. Unku: Tunika für Männer
4. Yaqolla: Männerumhang
5. Bauchbinde: eine Art Gürtel (für Männer und Frauen), der auch dekorativ ist
Adresse:
Plaza Benito Juárez Nº 488 (zwischen den Straßen Guatemala und Cuba) / Miraflores / Tel.: 2243601
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag (9:30 bis 12:00 Uhr; 15:00 bis 18:30 Uhr)
Sonntags: 10:00 bis 12:30 Uhr
Eintritt: 15 Bolivianos
www.museodetextiles.org
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Kultur
Was kann ich wissen ++ Was darf ich hoffen ++ Was soll ich lesen ++ Was soll ich tun
Wege aus dem geheimen Garten
Was man lesen kann, wenn man etwa 16 Jahre alt ist1
Tatsache ist, als ich 16 Jahre alt war, hielt ich Monatsblattautorinnen in keiner Weise für
ernsthaft geeignete Tippgeber in Sachen Bücher. Eher schon meine hochbelesene Ma,
die unverdrossen dramatische Weltgeschichten anschleppte, alle angeblich von 16jährigen geschrieben. „Tignasse. Kinder der Revolution“ von Cili Wethekam zum Beispiel lässt
jeden, der es liest, sofort im Gleichschritt mit Napoleons Revolutionsarmee marschieren.
Mit dem „Berg des Unheils“ (Jürgen Gadow) zog man an die Nordküste Afrikas und beschmierte sich mit Kreuzritterblut. Ins mittelalterliche Deutschland gelangte man mit den
Büchern von Dietlof Reiche, z. B. dem „Bleisiegelfälscher“, in dem auch die eine oder
andere Seite dabei war, bei der man nicht unbedingt gestört werden wollte.
Ehrlich gesagt saugten mich diese Geschichte für viele Stunden weg vom Planeten Erde
und verpassten mir ganz unmerklich noch eine gute
Portion brauchbaren Geschichtswissens. ABER auf dem
Umschlag stand „für Kinder und Jugendliche“ und damit
war dieses eine Lektüre maximal für drinnen. Wenn Besuch kam, steckte ich diese Schmöker weg. Und wenn
ich nach draußen ging, dann steckte ich mir in die rechte
äußere Jackentasche natürlich ein Buch, dessen Rand
und Titel für jeden gut sichtbar war, (daher der Name
Taschenbuch…), aber für diese Zwecke kam nur und
ausschließlich Erwachsenenliteratur in Frage oder sehr
spezielles Szene-Zeug. Damals waren das zum Beispiel
die „Grundformen der Angst“ von Fritz Riemann, ein psychoanalytischer Versuch, die Menschen in vier Grundmuster einzuteilen und natürlich Franz Kafka. Heutzutage vermute ich an dieser Stelle
E-Book-Reader auf denen Cyber-Spezis Verschwörungstheorien ventilieren oder Paperbacks, in denen Neo-Nerds frittiert werden, Steampunk-Prinzessinnen gehyped oder Meme-Charts geposted. Gezogen aus den verstecktesten Nestern des Netzes, auf die Muttis
never ever Zugriff haben, weswegen ich Euch keines davon empfehlen kann.
Empfehlen kann ich eigentlich nur, sich die Quellen zu merken, aus denen die wirklich
brauchbaren Tipps kommen. Für mich zählt dazu beispielsweise die Zeitschrift „Bücher“
1 Der Geheime Garten ist ein 100 Jahre altes Buch des Engländers Frances Hodgson Burnett. Über Amazon kann man es heute in allen Sprachen bestellen. Es handelt von dem Mädchen Mary Lennox, das
immer draußen spielen muss, weil es in seinem großen Schloss die Bibliothek nicht findet. Natürlich
erlebt es dort draußen wilde Abenteuer. Aber in der Bibliothek wären es hundertmal mehr gewesen.
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Kultur
aus dem falkemedia Verlag in Kiel. Jede Bahnhofs- und Flughafenbuchhandlung hat sie
normalerweise und man findet darin alle möglichen Kategorien, auch Hörbücher, Sachbücher und natürlich Schmöker aller Sorten, jeweils mit Altersangabe, Inhaltszusammenfassung und einer Bewertung.
Das Buch, das dort neulich am besten besprochen wurde, ist von Kirsten Boie und trägt
den Titel „Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen“. Ihr solltet dringend mindestens 14
sein, um das zu lesen, denn es geht um Aids-Waisen in Afrika. Kein leichter Stoff. Ähnlich
wie die Geschichte von Melody, der Hochbegabten, die aber leider weder sehen noch
sich bewegen kann, weswegen sie jeder für doof hält. „Mit Worten kann ich fliegen“,
geschrieben hat es Sharon M. Draper.
Jetzt erinnere ich mich wieder daran, dass ich ja Bücher von deutschen Autoren vorstellen
soll und am besten noch welche über den ersten Weltkrieg. Wird gemacht.
Zwei hübsch aufgemachte Sachbücher hätte ich da auf Lager:
„Der erste Weltkrieg“ von Hermann Vinke und Ludvik Glazer-Naudé erklärt Begriffe und
Zusammenhänge systematisch wie in einem Lexikon, während „Mein Opa, sein Holzbein
und der Große Krieg“ von Nikolaus Nützel das Weltkriegsgeschehen an der eigenen Familiengeschichte aufzieht. Wer es etwas flockiger haben möchte, kann den Sammelband
lesen „Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen“, den 15 hochkarätige Kinderbuchautoren zusammengestellt haben. Danach will man jedoch mehr wissen, am besten harte
Fakten mit viel Kalorien – also doch langsam ran ans Regal der Elternbibliothek, früher
oder später landet ihr sowieso dort. Hoffentlich! Wenn ihr Euch nicht so dämlich anstellt
wie die verwöhnte Mary Lennox, die nur in ihrer eigenen Story herumspaziert, ohne den
Weg in das Universum der Geschichten zu finden.2
Und Tschüss!
Eure
Franziska Sörgel
Liebe Leser des Monatsblatts,
Es wird wieder mal Zeit, einen neuen Text über mich zu posten, sagt die Redaktion. Schließlich würde ich sicher noch
Anderes tun, als Leseempfehlungen für die Monatsblatt-Leser
zu schreiben. Ja, Leseempfehlungen für die NSA nämlich.
Einige Kommunen in Deutschland sind gerade dabei, ihre kulturellen Bildungsangebote auf Plattformen zu vernetzen und
da bin ich dabei und sorge dafür, dass mehr über Improvisationstheater und zeitgenössischen Jazz ins Netz kommt. Wenn
die Datenschnüffler unbedingt etwas lesen wollen, bitteschön,
aber WIR schreiben es. Denke ich. Oder nicht? Und schließlich:
Sind wir nicht der Steuermann?
Franziska Sörgel
2
Gemerkt? Wir sind wieder im „geheimen Garten“.
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Kultur
Doch ersteinmal ertönt der Schlußpfiff
Alle vier Jahre ist Fußballweltmeisterschaft. Jung und alt, Frau und Mann, Straßenkehrer
und - verschmutzer sind gleichermaßen gebannt, was da auf einem Rasen mit einem Ball
geschieht. Die Faszination dieser Sportart in vielen Ländern wird auch für Konfliktbearbeitung oder um Bildungsimpulse zu setzen, als Werkzeug verwendet. In Bolivien ist Fußball auf
internationaler Ebene nicht immer so erfolgreich wie aktuell Bolívar. Trotzdem gibt es einen
Bolivianer, der bei Bayern München gespielt hat; einen Präsidenten, der leidenschaftlich gerne
gegen den Ball tritt; eine Frau, die in Peru männliche Profis trainiert hat; Marktfrauen, die an
den Wochenenden ihre Meisterschaften ausspielen oder Höhenmediziner, die auf dem Gipfel
des Sajama eine Partie abhalten. Dieser Vielfalt sind wir, Cornelius Scriba und Michael Klode,
auf den Grund gegangen, haben Interviews geführt, Menschen kennengelernt und portraitiert.
Der Fotograf Cornelius Scriba hat mehr als 40 Protagonisten in Szene gesetzt: der ehemalige
Staatspräsident und Historiker Carlos Mesa auf dem Stadiondach unter den Flutlichtscheinwerfern sitzend, Toto Arévalo inszeniert vor den stillgelegten Flugzeugen auf dem Flughafengelände von El Alto und in seinem Fernsehstudio. Die Reportagefotos des Getränkeverkäufers
im Stadion Hernando Siles, von den Gefängnisinsassen in San Pedro bis hin zu den Fotos von
Evo Morales lassen einen den exklusivsten Einblick in Boliviens Fußballwelt gewinnen.
Einen Schritt neben der Torauslinie wurden die Strafraumszenen der Eliminatorias und der
Copa Libertadores festgehalten. Die finalen Spieltage zur nationalen Meisterschaft waren besonders ereignisreich: zur Halbzeitpause in der Kabine des sich kürenden Meisters, am Ende
des Spiels von Raketen beschossen und Steinen beworfen, mit den Spielern auf dem offenen
LKW über den Prado zur Feier des Tri-Campeonatos - auf zahlreichen Schauplätzen entstanden
intensive und historische Fotos mit reichlich Finesse, von klassischen Portraits, Panoramafotografien, Bilder vom Hochstativ oder mit Fischauge auf den Charterflügen zum Auswärtsspiel.
Insgesamt drei Jahre wurde Material für den Text-Bild-Band “Doch ersteinmal ertönt der
Schlußpfiff” produziert, der in diesen Wochen in den Druck gehen soll. Letzte Hürde ist die
Finanzierung der hohen Druckkosten, um die gewünschte Qualität zu erreichen. Herausgekommen ist ein Buch zum Blättern, zum Betrachten und zum Eintauchen in die Biografien von
Menschen, in und um den Fußball in Bolivien. Wer sich für das Buch interessiert, kann auf der
Webseite www.schlusspfiff.tk alles Wissenswerte über das Projekt nachlesen und sich auch
in die Vorbestelliste eintragen.
Cornelius Scriba
Das 320 Seiten starke Buch “Doch erst einmal ertönt der Schlusspfiff” kann als deutsche und / oder spanische Ausgabe
auf der Webseite www.schlusspfiff.tk zum reduzierten Subskriptionspreis von 399 Bs. vorbestellt werden.
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Reise
Chiquitania – eine Reise in die Musik von
anno dazumal
Alle zwei Jahre findet in den ehemaligen Jesuitenmissionen der Chiquitania das Internationale Barockfestival statt. Zum 10. Mal wurde die Chiquitania und Santa Cruz zum Dreh- und Angelpunkt internationaler Ensembles und einheimischer Musikgruppen, die neben europäischen Komponisten auch die
Kompositionen der Chiquitania aufführen.
Ich hatte es mir so sehr gewünscht: Die
Reise in die Chiquitania zum internationalen Barockfestival! Noch bevor ich vor gut
zwei Jahren erstmals einen Fuβ auf bolivianisches Territorium gesetzt hatte, wurde
mir bereits in Chile von einem Kollege von
diesem Festival vorgeschwärmt. Und dann lag an meinem Geburtstag ein Briefumschlag auf dem Tisch: Tickets in die Chiquitania!
Am Mittwoch, den 31. April flog ich nach Santa Cruz. Warme Luft strömte mir entgegen, als sich die Türen des Flughafengebäudes automatisch öffneten. Der Weg
zum Hotel mitten im Zentrum war nass vom Regen. Es ging langsam voran, weil die
Zufahrtsstraβe in die Stadt eine einzige Baustelle war. Im Hotel angekommen, musste
ich feststellen, dass es schon zu spät war, um noch das Konzert mit dem deutschen
Barockensemble “Vocalconsort Berlin” zu hören.
Am nächsten Morgen war der Minibus zeitig da und wir sammelten die anderen
Mitreisenden dieser Tour ein: ein dänisches Ehepaar und ein bolivianisches Päarchen,
nebst unserer liebenswürdigen Reiseleiterin und dem sehr netten, vielgereisten und
gut informierten Fahrer. Da wir früh losgefahren waren und ich vorne auf dem Beifahrersitz sitzen durfte, bot sich mir das ganze Panorama dieser Fahrt: Die Überquerung
des Rio Grande, in dem viele Menschen bis zu den Hüften im Wasser groβe Netze
hinter sich herzogen, um die frisch gefangenen Fische auf Schubkarren am Straβenrand zu verkaufen. Das schmutzige Dorf voller Lastwagen und Motorradfahrern, von
dem die trans-ozeanische Autobahn abzweigt. Die endlos ausgedehnten Felder, Land
der Mennoniten, Ackerland und Viehzucht. Die Dörfer San Julián und San Ramón,
in denen die neugebauten Markthallen leer stehen, da die “caseritas” ihre Stände
lieber an der Straβe entlang aufstellen, damit wiederrum der einfkaufende Auto- oder
Motorradfahrer gar nicht aus- bzw. absteigen muss. Die Beginn der sanften Hügel der
Chiquitania, in der das Grün noch facettenreicher und explosiver war als in der Ebene
hinter Santa Cruz. Die Palmen. Die riesigen Kuhherden, weiβe Kühe, die ich nur aus
Fotos von Indien kannte.
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Reise
Nach fünf einhalb Stunden Fahrt erreichen wir San Xavier, die erste Jesuitenmission, gegründet 1691. Dieses Dorf ist der erste visuelle Kontrapunkt zu allem, was ich bisher in
Bolivien gesehen hatte: Die Straβen mit dieser roten Erde, die Plaza gepflegt, alles sauber, die Galerien der Häuserzeilen und natürlich das Herzstück: die Kirche.... traumhaft!
Kirche und Glockenturm von San Xavier
Nach dem Mittagessen im Restaurant Ganaderos fahren wir gleich weiter nach Concepción, wo uns nach einer kleinen Pause und dem Abendessen in dem schönen
Hotel Chiquitos das erste Konzert erwartete: Barockensemble “Les Passions” aus
Montauban, Frankreich. Das
kleine Ensemble mit drei
Sängern, Cembalo, Cello,
Geige und Altblockflöte präsentierte Werke von Marin
Marais, Charpentier und
Couperin. Vor dem kunstreichen Barockaltar und den
schweren,
gewundenen
Säulen der kunstvoll renovierten Kirche von Concepción erhält die wunderbar
Hans Roth
dargebotene Musik eine
Kulisse, in der man die Musik bis in die letzte Fiber des Herzens genieβen konnte.
Tagsdrauf besuchten wir das Museo Misional, in der nicht nur vom Holzwurm angefressene Säulen und Engelsfiguren ausgestellt sind, sondern auch Fotos, wie die
Kirchen vor der Restauration aussahen und Modelle, wie diese Dörfer im 17. Jh.
ausgesehen haben. Besonders beeindruckt hat mich der Saal, der dem Jesuiten,
Architekten, Bildhauer und Restaurateur Hans Roth gewidmet ist.
Ein Mann, der in den 70er Jahren in unermüdlichen Einsatz nicht nur die Restaurierung zahlreicher Kirchen der Chiquitania geleitet hat, sondern auch den Einwohnern
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Reise
das Schnitzwerk und die Bildhauerei beigebracht hat, der auβerdem zahlreiche neue
Kirchen entworfen und gebaut hat und so ganz nebenbei noch die Noten eingesammelt hat, die er auf den Emporen, hinter den Orgeln und in den Sakristeien gefunden hat, die damals von den Jesuiten mit Feder und Tinte geschrieben wurden, um
die Ureinwohner mit ihrer Musik anzulocken. Mir kommt der Film “The Mission” in
den Sinn, die Szene, in der der Missionar Gabriel die Oboe spielt und die Indios mit Pfeil und
Bogen im Anschlag aus den Büschen kommen
und der Musik lauschen – ein bisschen kitschig,
aber was Wahres war da wohl dran. Nach dem
Besuch der Kirche, hat die Reiseleiterin für uns
noch ein Highlight: Wir erhalten Zutritt zu der für
Touristen streng verschlossenen Kammer, in der
die original und handgeschriebenen Noten des
17. und 18. Jahrhunderts, die Hans Roth gefunden und gesammelt hat, restauriert werden. Wir
halten so ein Original in Händen, was mein Musiker-Herz höher schlagen lässt.
Für mich persönlich wird dieser Moment zu einen Erlebnis der ganz besonderen Art, war doch
Restaurierte Original-Noten
mein Vater, bevor er meine Mutter kennen lernte,
Jesuit. Und er wurde damals darauf vorbereitet,
nach Südamerika zu gehen, um in Peru oder Bolivien oder wer weiss wo die Musik,
die Melodien aufzuschreiben, um sie mit christlichen Texten zu unterlegen. Verheiratet und mit uns auf der Welt hat mein Vater Kinderlieder zur Bibel geschrieben. Wäre
er sonst vielleicht in Bolivien, in der Chiquitania gewesen? Wären diese Noten durch
seine Hände gegangen?
Wir verweilten noch lange in der Kirche und dem Innenhof, beschauten die hervorragend gelungene Restaurierung des Hauptaltars, der Beichtstühle, bewundern die
Schnitzereien an den Kirchenbänken, die von den Schülern Hans Roths angefertigt
wurden.
Bevor wir nach San Xavier zurückfahren, machen wir noch einen Abstecher in ein
winziges Dorf ohne Strom und flieβendes Wasser.
In ihren Lehmhäusern und den mit Stroh überdachten offenen Werkstätten erwarteten
uns drei Frauen an ihren selbstgebauten Webstühlen, an denen sie lange Schals aus
Baumwolle weben. Geduldig erklären uns die Frauen ihre Arbeit, vom Spinnen der Baumwolle zu haarfeinen Fäden, bis über das Färben der Fäden mit Pflanzen und Früchten, zum
Aufspannen und Weben der Schals. Natürlich kauften sich alle Damen einen Schal.
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Reise
In San Xavier erwartete uns dann unser zweites Konzert: drei Chöre (Coro De Profundis aus Uruguay und der Coro Urubichá und Coro Santa Cecilia aus Santa Cruz, Bolivien) führten mit einem kleinen aber feinen argentinischen Barockensemble, den “Ministriles de la Cañada” die “Júbilos a San Ignacio de Loyola” auf. Treu der jesuitischen
Tradition wurde damals
zum Fest des Heiligen Ignatius von Loyola, Gründer
des Jesuitenordens, eine
ziemlich groβe Party veranstaltet: nach festlichem
Gottesdienst wurden auf
dem Platz Theaterstücke
und Konzerte aufgeführt,
die das Leben des Heiligen
erzählen und preisen, karLehmhaus und Werkstatt in Sta. Lucia
nevalesk und jubilierend zugleich . Diese Júbilos wurden wohl am frühen Morgen, bei den Matinales, das letzte
Mal irgendwann vor der Vertreibung der Jesuiten im Jahre 1767 aufgeführt. In Vergessenheit geraten, wiedergefunden, restauriert und von Piotr Nawrot zusammengestellt und transkribiert wurden sie dieses Jahr erstmals wieder der Öffentlichkeit
vorgestellt. Die Mischung aus solistischen und chorischen Elementen, die explodierende Freude dieser Musik, und die exzellenten Stimmen, sowie das Zusammenspiel
der drei Chöre mit den Instrumentalisten bleiben ein unvergessliches Erlebnis. Und
nach dem Konzert und nach der Zugabe, nach den Fotos und Autogrammen mit dem
Spieler der Theorbe (barocke Laute), ging das Konzert weiter: die Uruguayer sangen
ein italienisches Stück für die Bolivianer und die Bolivianer konterten mit einem bolivianischen Lied. Und das Fest ging weiter, die Straβen hinab wurde gesungen und
getanzt. Selbst im Hotel zur späten Stunde hörten wir noch vereinzelt die Solisten
aus Uruguay trällern.
Am folgenden Tag besichtigten wir die Kirche von San Xavier und das kleine Museum,
das die selbstgebauten Instrumente dieser Zeit beherbergt. Die meisten natürlich in
desolatem Zustand, aber man bekommt einen Eindruck, wie damals die Menschen
in dieser von Europa so weit entlegenen Gegend, ihre Instrumente selbst gebaut haben. Was uns aber noch mehr beeindruckt hat, war, dass während wir auf die Kirche
zugingen, hunderte von Jugendlichen in groβer Eile auf das Tor des Kreuzgangs der
Kirche zusteuerten. In der Tür ein kleiner, junger Franziskanermönch, der warnend auf
die Uhr schaute. Kaum schlugen die Glocken des Glockenturms die volle Stunde, wurde die Tür verschlossen. Als wir später im Kreuzgang und Innenhof der Kirche waren,
sahen wir verteilt in allen möglichen Ecken und Winkel Gruppen von 30-40 Jugendliche sitzen, vertieft in ihre Firmkatechese. Kurz später erschien wieder ein GrüppDeutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Reise
chen junger Leute, diese Mal mit Instrumenten und langen Kleidern unter dem Arm.
Ein Blick ins Programm belehrte uns, dass in Kürze ein weiteres Konzert stattfinden
würde. Der Chor und das
Kammerorchester von San
Xavier führte verschiedene
Kompositionen der Chiquitania auf. Unter der Leitung des sehr engagierten
kubanischen Cellisten und
Leiter der Musikschule von
San Xavier hörten wir “Dulce Jesus mio” und “Ara vale
hava pehendu ava” in der
Instrumentalist mit Theorbe
chiquitanischen Sprache.
Und obwohl die Instrumentalisten und der Chor nicht ganz sauber waren, hatte ich
das Gefühl, das diese Aufführung wohl der Realität damals wie heute am nächsten
stand. Keine Profisänger, keine originalen, teuren Instrumente, keine Musikhochschule, sondern das, was so ein kleines Dorf mit seinen jungen Menschen leisten kann.
Hochachtung, was die wenigen Musiklehrer in San
Xavier mit ihren beschränkten Mitteln leisten!
Es wurde Zeit, nach Santa
Cruz zurückzufahren. Wir
verlieβen die freundlichen
Hügel der Chiquitania,
durchquerten die schnurgeraden Felder der Ebene,
Chor und Kammerorchester der Musikschule San Xavier
drängelten uns in endlosen
Stop and Go durch die Ringe der übervollen, lauten und pulsierenden Stadt, um rechtzeitig zu unserem letzten
Konzert zu kommen: das Gitarrenduo “Dúo Novae Musicae” aus Mexiko. Die Musik
war sehr schön, aber der Flair der Chiquitania dringt nicht nach Santa Cruz. Unsere
Reisegruppe trennte sich. Es war eine schöne Reise. Es war die Reise wert. Mein
Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Ich werde wiederkommen, mit meinen Eltern, mit
meinem Mann, mit den Kindern. Es ist die Reise wert!
Maria Isabel Meurer
Dank an Magri-Tours für die hervorragend organisierte und so gut begleitete Reise
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Leute
Im Porträt: Roswitha Grisi-Huber
Im Monatsblatt März 1993 stellte sich ein Lehrerin aus der Schweiz vor: „...Ich kam
Ende 1983 nach Bolivien, wo ich meine Lehrertätigkeit am Goethe-Institut (19841985) und an der Deutschen Schule (1985 mit musikalische Früherziehung im Kindergarten) wieder aufnahm. Nach meiner Hausfrauen- und Mutterphase können sie
mich wieder unter sich sehen, diesmal als Musiklehrerin auf der Primarschulstufe.“
21 Jahre später stellen wir Ihnen diese Lehrerin wieder vor, diesmal als Primaria-Leiterin der Deutschen Schule in La Paz. Allerdings ist den Leserinnen und Lesern des
Monatsblattes Roswitha Grisi-Huber keine Unbekannte. In den vergangen beiden
Jahrzehnten wurde über ihr Engagement in der Schule und im kulturellen Bereich
immer wieder berichtet. Ob als Theaterleiterin in der Primaria oder bei Auftritten mit
der Theatertruppe: „Die bunten Bretter“.
Nun steht seit Januar ihre neue Aufgabe im
Mittelpunkt und so müssen leider die Theaterabtritte in diesem Jahr ohne ihr statt finden.
Trotzdem, so hat Frau Grisi-Huber in einem
Gespräch mit der Monatsblatt-Redaktion versichert, möchte sie ihr soziales Engagement
weiterhin pflegen. So hat sie wieder mit dem
Herzverein für Juni einen Bücherflohmarkt mit
Vorlesungen zum Wohle der herzkranken Kinder in der Deutschen Schule organisiert. Oder
es wurde auf ihre Initiative hin ein Klavierkonzert für einen sozialen Zweck veranstaltet.
Ebenso singt sie nach wie vor im Coral Nova
und im Frauenchor mit, dessen Auftritte, u.a.
in der Evang. Luth. Kirche bekannt sind.
Nachdem sie zwei Jahre als stellvertretende
Primaria-Leiterin tätig war, wurde nun diese
nicht leichte Aufgabe an sie heran getragen.
So ist sie nun für 40 Kolleginnen und Kollegen
und 520 SchülerInnen in der Primariastufe die
Ansprechpartnerin. Ihr war klar, dass sie nun
mehr für Organisation und Planung zuständig ist und somit weniger Zeit für die Arbeit
mit den Kindern bleibt. Sicher nicht leicht für eine leidenschaftliche Pädagogin, der
neben der Klassenlehrerarbeit vor allem der musische Bereich sehr am Herzen liegt.
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Leute
Aber nachdem ihr jüngster der vier erwachsenen Kinder im November die Schule
abgeschlossen hat, wollte sie sich der neuen Herausforderung stellen.
Sie stellte im Gespräch heraus, dass ihr besonders der menschliche Kontakt mit Lehrern, Schülern und Eltern wichtig sei. Hier stehen Kommunikation und Transparenz im
Zentrum ihres Wirkens. Sie möchte dazu beitragen, dass die Deutsche Schule ein Ort
ist, wo Freude, Wohlbefinden und Muße ein wichtiger Bestandteil des Schulalltages
ist. Sicher sind die unterschiedlichsten Anforderungen und Erwartungen für Roswitha Grisi-Huber auch immer wieder eine Gradwanderung. So sind die Ansprüche und
Anforderungen der Schulentwicklung ständig am Steigen. Diese sind in allen Ländern
gewachsen und werden auch in der Zukunft weiter steigen.
In den ersten Monaten haben ihr besonders das sehr gute Miteinander in der Gesamtschulleitung geholfen und so kann sie zuversichtlich in die Zukunft schauen. In
dieser kurzen Zeit habe sie auch schon einige positive Veränderungen und Erfolge
erlebt. Hier nannte sie als Beispiel die Bibliothek. Neben einem Vortrag für die Eltern
zum Thema: „Lesemotivation“ ist aus dem Lern- und Leseort in wenigen Monaten
eine „Lebendige Bibliothek“ mit stark steigenden Besucherzahlen geworden.
Roswitha Grisi-Huber wünscht die Monatsblatt-Redaktion weiterhin viel Schaffenskraft, Kreativität und Freude in ihrer neuen Aufgabe zum Wohle der Deutschen Schule.
Andreas Motschmann
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Schule
Quadratur des Kreises
Warum ich trotzdem Schule mache
Schule ist wichtig, interessant, erfreulich, lebendig, zukunftsorientiert, so auch die
Deutsche Auslandsschule in La Paz, die Unterrricht auf hohem Niveau anbietet. Die
Schüler und Schülerinnen sollen eine gute Basis für das Leben und ihren zukünftigen
Beruf bekommen, unterschiedliche Wertesysteme kennenlernen und vernetzt denken. Alles nicht zuletzt auch Voraussetzungen für gute Demokraten. Darüber hinaus
bietet die Deutsche Schule Kindern in Bolivien gute Integrationsmöglichkeiten ins
deutsche Bildungs-und Berufssystem.
Die Luftballons in den Nationalfarben (Rot, Gelb und Grün) zeigen es: An der Schule Mariscal Braun in La Paz
herrscht eine deutsch-bolivianische Michung
Das einzigartige Modell der Begegnungsschule hat einen ganz besonderen Charme,
dies zu ermöglichen. Was also liegt näher als sich hierfür zu engagieren, noch dazu
wenn man als Auslandsdeutscher schulpflichtige Kinder hat? Das deutsche Auslandsschulwesen basiert neben den Zuwendungen aus Deutschland vor allem auf
ehrenamtlichem Engagement der Schulvorstände – weltweit. Es bedeutet das Eintreten für eine von Deutschland gewünschte und unterstützte Organisation in einem
spannungsreichen Umfeld kultureller, politischer und rechtlicher Unterschiede, wo
von allen Beteiligten aus ihrer Sicht vielleicht berechtigte, aber oft auch unrealistische Forderungen gestellt werden, die unter einen Hut gebracht werden müssen. Die
erwartete Quadratur des Kreises in einem immer komplexeren System bei hoher persönlicher auch rechtlicher Verantwortung erfordert starke Motivation, Zeitaufwand
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Schule
und Belastbarkeit der Entscheidungsträger – und sie ist doch nicht erreichbar. Daher
sind auch gelegentliche Frustrationen vorprogrammiert, der Aspekt “Freude”, nicht
unwichtig für ehrenamtliche Tätigkeiten, gerät manchmal in den Hintergrund.
Realisierte Träume nach dem Abitur oder einem Studium in Deutschland, intelligente
Gespräche mit Schülern und Schülerinnen, kritische Diskussionen mit Lehrern- um
hierzu beizutragen, mache ich trotzdem Schule!
Michael Heuchel
Mitglied des Schulvorstands der deutschen Auslandsschule, La Paz
Veröffentlicht in Intern AA, Mitarbeiterzeitung des Auswärtigen Amts, Thema:
“Ehrenamt”. Ausgabe Dezember 2013
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Schule
Neuigkeiten von der Dualen
Ausbildung
Videokonferenzen mit den Praktikanten in Melsungen
Die Leser des Monatsblatts wissen es schon, dass 3 Ex-Studenten der Deutschen
Berufsschule und eine Abiturientin der Deutschen Schule seit dem 1. März in Melsungen, Tuttlingen und Berlin ein sechsmonatiges Praktikum bei B. Braun absolvieren.
Mittlerweile haben sich die Studenten eingelebt und es fanden zwischenzeitig 2 Videokonferenzen mit ihnen statt. „Die Arbeit in einem solchen Weltunternehmen vermittelt einen ganz neuen Erfahrungshorizont“, so kommentierte Rebecca Eppers ihre
Tätigkeit. Sie ist z.Zt. in der Marketingabteilung für 2 Produkte von BBraun weltweit
zuständig. „Englisch ist für mich die Arbeitssprache hier bei BBraun. Das Wirtschaftsenglisch, das wir in der Berufsschule gelernt haben, hat mir sehr viel geholfen. Ich
musste mir eigentlich nur noch die medizinischen Fachbegriffe aneignen.“ meinte
Hernan Cadima, der in der Abteilung Global marketing and sales eingesetzt wird.
Gruppenfoto mit L.Braun
„ Der Export von Produkten nach Südamerika und damit verbunden das Bearbeiten
der Außenhandelspapiere und des Zahlungsverkehrs gehören mittlerweile zu meiner täglichen Arbeit“. So beschrieb Benjamin Flores seine augenblickliche Tätigkeit.
Valerie Stottuth war bei der letzten Videokonferenz nicht anwesend, da sie vom 08.
– 10. Mai zum Deutschen Anästhesiekongress nach Leipzig fahren durfte. Sie hat
ihr Praktikum in Tuttlingen in der Abteilung Marketing für Spine neurosurgery schon
absolviert. Alle Praktikanten wie auch die Verantwortlichen in Melsungen sind mit
dem bisherigen Verlauf des Praktikums hoch zufrieden. Der Leiter der Berufsschule,
Jürgen Winkel, wird im Rahmen seines Deutschlandurlaubs im Juni die Praktikanten
an den 3 Standorten besuchen sowie mit dem Leiter für das Praktikum, Dr. Jürgen
Tertel, über eine zukünftige Vertiefung der Beziehung der Deutschen Berufsschule La
Paz und BBraun sprechen.
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Schule
Besuch der Messe in Cochabamba
Zum zweiten Mal besuchte die Deutsche Berufsschule dieses Jahr Ende April die
FeicoBol in Cochabamba mit COM 2013. Nachdem die Studenten im letzten Jahr
die ExpoCruz auf ihrem Programm stehen hatten, stand dieses Jahr die Messe in
Cochabamba im Rahmen der dualen Ausbildung auf dem Programm. Anreise nachts
von La Paz nach Cochabamba, morgens um 11 h Besichtigung des Palacio Patiño,
17 – 22 h Besuch der Messe FeicoBol. Rudolfo Richter, verantwortlich seitens der
Außenhandelskammer La Paz für den europäischen Pavillon, begrüßte die Studenten
der Berufsschule und gab eine kurze Einführung zur Messe.
Gruppenfoto mit Rudolfo Richter
Im Anschluss mussten die Studenten in Gruppenarbeit die Messe und die Messestände unter verschiedenen Gesichtspunkten untersuchen. Der anstrengende Tag
klang dann in entspannter Atmosphäre im Zelt von Reinecke Fuchs aus. Am Montag
ging es dann nach 3 Informationsveranstaltungen im Colegio Federico Froebel wieder
zurück nach La Paz.
Tutoren-Treffen mit der Berufsschule und der Außenhandelskammer
„Tolle Einrichtung, tolles Ausbildungsprogramm“, das war der einstimmige Tenor bei
den Tutoren bei einem Arbeitstreffen mit Vertretern der Deutschen Berufsschule und
der Direktorin der Dualen Ausbildung bei der Deutsch-Bolivianischen Industrie- und
Außenhandelskammer, Paola Martinet, in den Räumen der Berufsschule und der AHK
in Santa Cruz.
Am 17. April in La Paz und am 29. April in Santa Cruz fanden sich 25 Tutoren auf
Einladung der Berufsschule und der Industrie- und Außenhandelskammer zu einem
Informationsaustausch zusammen. Der Leiter der Berufsschule, Jürgen Winkel,
stellte u.a. die Infrastruktur, die Lehrer und Dozenten sowie die Stundenpläne der
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Schule
Berufsschule vor. Frau Dr. Plehn gab einen Überblick über den neuen Schwerpunkt
Außenhandel sowie das Marketing-Projekt, das die Studenten in englischer Sprache
vortragen müssen. Zwei Studenten bescheinigten den Ausbildungsbetrieben, dass
sie im allgemeinen eine sehr gute praktische Ausbildung vermittelten, gaben aber
auch Hinweise für die Tutoren, wie man die praktische Ausbildung noch verbessern
könnte. Paola Martinet erläuterte die Tesina für die mündliche Abschlussprüfung und
sprach die Evaluation der Studenten durch die Betriebe an. Von Seiten der Unternehmen wurde die Qualität der Ausbildung in der Berufsschule angesprochen, seien es die Vermittlung der theoretischen Inhalte in den kaufmännischen Fächern, in
der Datenverarbeitung oder die fachspezifischen Inhalte in Wirtschaftsenglisch oder
Wirtschaftsdeutsch. Angeregt wurde, noch mehr Excel zu schulen und die sozialen
Netzwerke wie twitter oder facebook so in den Unterricht mit einzubauen, damit
die Unternehmen über ihre Homepage Zugang zu diesem Personenkreis bekommen
könnten. Bei dieser Veranstaltung konnte in La Paz auch zum ersten Mal die neue Anlage für die Durchführung von Videokonferenzen den Tutoren vorgestellt werden. Mit
einer Schaltung zu dem Unternehmen Cisco während der Veranstaltung konnten sich
die Tutoren von der hervorragenden medialen Ausstattung der Berufsschule überzeugen. Die Tutoren-Treffen waren zwei gelungene Veranstaltungen, die im nächsten
Jahr wiederholt werden sollen.
Jürgen Winkel,
Leiter der Deutschen Berufsschule im Ausland
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Kulinarisches
Im Jardin de Asia:
Ambiente spektakulär, aber …
Der Name klingt spröde und belanglos: „Jardin de Asia“. Ich denke dabei an Plastikstühle, Sonnenschirme, Tischdecken mit Flecken. Doch der Name täuscht. Die ersten
Schritte sind überwältigend. Ein große, dunkelrot gehaltener Raum, Teppanyaki Tische, an denen ein Koch das gewählte Gericht vor aller Augen zubereitet, Tischgruppen in großen Körben, die der Decke zustreben, eine stilvolle Bar. Wasserläufe ziehen
sich durch den Raum und eine Kollegin nahm auch dort schon mal ein Fußbad. Im
zweiten Raum, für Getränke und Kleinigkeiten viel Feuer, auch in der Mitte der Tische.
Dort gibt es eine eigene Karte. Wow – und das in La Paz.
Doch genug geschwärmt. Zu viert saßen wir in einem dieser Körbe (eigentlich erst
ab sechs). Zunächst störte uns die Humtata-Musik. Doch die übertönt wohl nur die
lauten Gespräche der anderen Gäste. Der eindrucksvolle Saal hallt.
Die Küche bietet zum gehobenen Preis (La
Paz Verhältnisse) Standards wie Suppen,
Slate, Vorspeisen, typisch japanisches wie
Sushi oder Tempura. Herzstück ist sicherlich die Fusion von Asiatischem, Andinem
und Amazonischem. Unbedingt empfehlenswert: Tataki de Atún mit Gelbflossenthunfisch mit Quinoakruste auf Maniok.
Preiswert freilich ist anders: 144,- Bolivianos. Meine Begleitung nahm wieder Karage de Pollo Chifa (90,-) - super angebraten,
mir freilich zu süß-sauer. Das sei eben gut.
Ich wollte natürlich nicht so langweilig
sein und bestellte an diesem Abend etwas
anderes: Corderito al Vacio en Salsa Curry
Casero (94,-). Das Fleisch hatte laut Karte
12 Stunden geschmort – allerdings war die
Soße dadurch fast völlig verkocht und das
zarte Fleisch etwas trocken. Kühl war die
Maniok-Tortilla.
Überhaupt die Temperatur. Vom El Rey Salmonada de Titicaca (mit Passionsfrucht-Dressing) sei der Teller das Heißeste und
der Name das Beste – meinte der dritte. Die vierte lobte ihr Pad Thai Mixto con Ají
Camba. Und der Fischesser fand es auch nach seiner Speise noch wärmer als den
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Kulinarisches
kalten Lachs. Ich fand es mit 122,- Bs. überteuert. Auch der Hausdrink Passion Real,
war eisig und schmeckte erst richtig nach dem Essen.
Und der Service? Euphemistisch gesagt: zurückhaltend. Schon ein zweites Getränk bekamen wir erst nach aufdringlichem Winken.
Dem Geburtstagskind brachte der Kellner
einen (kostenlosen) Nachtisch, auf dem Teller stand mit Lebensmittelfarbe ihr Name.
Wir freilich wurden nach einem Dessert gar
nicht gefragt. So entfällt an dieser Stelle die
Espressokritik. Später, viel später gab es noch
Probiergläschen mit Süßem – auch auf der
Rechnung nicht zu finden.
Das Restaurant kommt (noch) an: Selbst an
einem Mittwoch war es voll. Und für die reservierten Plätze gibt es lediglich eine Toleranz von 15 Minuten. Irgendwie passt das
nicht so recht hierher.
Christian Reiser
Jardin de Asia:
Öffnungszeiten bietet die Homepage leider nicht. Mittlerweile gibt es auch mittags ein Almuerzo Ejecutivo
für 65,- Bs.
Calle 13 esq. Av. Julio Patiño, # 8109, Calacoto
Reservas: 698 00 001, 2797222 oder jardindeasia@dmhoteles.com
www.jardindeasia.com
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Monatsblatt 2/2014
Kulinarisches
Endlich ein Inder in der Zona Sur: Das “Taj Mahal”
In Berlin gibt es überall einen Inder um die Ecke, bei dem man für wenig Geld leckere
vegetarische und fleischhaltige Gerichte in der kurzen Mittagspause mit Kollegen oder
am Abend mit Freunden verspeisen kann. In den vielen Jahren meiner Berliner Zeit
habe ich das abwechslungsreiche Essen aus den verschiedenen Regionen Indiens
lieben gelernt und habe es hier in La Paz besonders vermisst. Um so erfreuter war ich,
endlich in San Miguel ein indisches Restaurant zu entdecken. Gemeinsam mit den
indischen Imbissen in Berlin hat dieses die Imbissatmosphäre, die Poster von einigen
indischen Göttern und die permanente Beschallung und Bestrahlung mit indischen
Bollywoodvideos. Ich fühlte mich also gleich zu Hause.
Auf der Karte begegnet man unter anderem
ebenfalls den üblichen
Verdächtigen: Hühnchen
Curry, Lamm mit Spinat,
Biryani, einer ganzen Reihe vegetarischer Curries
und Linsengerichten. Wir
bestellten als Vorspeise
Samosas (mit Kartoffeln
und Gemüse gefüllte Teigtaschen - sehr lecker!), Papadams (knusprige, würzige
hauchdünne Fladenbrote) und Raita (Joghurt-Gurken-Dip). Bei den Getränken wollten
wir den traditionellen indischen Gewürztee, Lassi salzig und Mango-Lassi testen. Wir
waren voller Ungeduld nun endlich nach so langer Zeit wieder indisch zu essen, dass
uns die ewig lange Wartezeit bis endlich die Getränke kamen noch länger vorkam.
Die Vorspeisen, die in Berlin praktisch unmittelbar nach der Bestellung an den Tisch
kommen, kamen nach einer dreiviertel Stunde Wartezeit (bei einer anderen Gelegenheit - alle sechs Tischchen des Restaurants waren besetzt - mussten wir zwei
Stunden auf das Essen warten). Das bestellte Raita war nicht dabei und wurde auch
später nicht gebracht. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam dann endlich das ersehnte
Essen: Rahmkäsewürfel mit Spinat fürs Kind, Hühnchen in Buttersoße und super authentisches Auberginencurry für die Erwachsenen. Dazu hatten wir echten indischen
Basmati-Reis (eine wahre Gaumenfreude, wenn man sonst nur bolivianischen Reis
bekommt) und Chapati (Fladenbrot) bestellt. Das auf der Speisekarte vorhandene
Naan war nicht zu haben, weil der traditionelle Steinofen noch im Bau war (wir haben
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Kulinarisches
es bei einer späteren Gelegenheit zur voller Zufriedenheit mit und ohne Knoblauch
probiert). Alle drei Essen waren mit den indischen Gewürzen zubereitet und schmeckten sehr gut und typisch. Inzwischen waren wir schon mehrmals da und probierten
immer andere Gerichte aus.
Das Personal macht allerdings einen reichlich überforderten Eindruck, man sollte
besser auf Englisch bestellen,
denn bei spanischen Bestellungen geht schon mal war
“verloren”.
Zusammenfassend kann ich
sagen: das Taj Mahal ist definitiv den einen oder anderen
Besuch wert, wenn man nicht einen Tag erwischt, an dem es voll ist oder in der benachbarten Diskothek ein “Quince” gefeiert wird (der übertönt locker die Klänge der
indischen Musikvideos) und wenn man nicht total ausgehungert ist und nicht mehr
aufs Essen warten kann…
Kathrin Schönlein
Taj Mahal
Avenida Montenegro #1293
+591 2 2774876
http://www.tajmahalrestaurant.site88.net (nicht aktuell)tajmahalpub@hotmail.com
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Organisationen
Asociación en beneficio de los más pequeños
Dräger y GIZ unidas por los niños bolivianos enfermos del corazón
Una inversión conjunta para el futuro de pequeños pacientes con problemas del corazón. Un modelo de
cooperación público- privada que busca el fortalecimiento del sistema de salud en el altiplano boliviano,
para la prevención, diagnóstico y tratamiento de niños y jóvenes enfermos del corazón, y contribuye
a ampliar y potenciar el mercado de equipamiento y servicios médicos en el país. El proyecto está
gestionado por la Fundación Cardioinfantil y la AHK Bolivia (Cámara de Comercio e Industria Boliviano-Alemana).
La probabilidad de nacer con un trastorno cardiaco en la zona altiplánica de Bolivia es
el doble que en Europa, debido a la altitud. Anualmente se ven afectados alrededor
de 3.000 niños bolivianos, cuyo número puede incrementarse debido debido a las enfermedades del corazón adquiridas. La Dra. Alexandra Heath-Freudenthal, cardióloga
de niños y directora de La Fundación Cardioinfantil sostiene que:“Se podría ayudar a
la mayoría de los pacientes sÍ los hospitales dispondrían de suficiente personal calificado y de un equipamiento adecuado”.
De este desolador desabastecimiento de capacidades y equipamiento se enteró
Claudia Dräger de la empresa alemana de Lübeck, Dräger, durante su viaje a Bolivia
en 2012. Fue así que surgió la idea de iniciar una cooperación público-privada con la
GIZ (del programa develoPPP.de). El develoPPP.de entre Dräger y la GIZ que se lleva a
cabo entre 2013 y 2016, por un lado apunta al fortalecimiento del sistema de salud en
el altiplano boliviano para la prevención, diagnóstico y tratamiento de niños y jóvenes
enfermos del corazón y por otro lado el proyecto contribuye a ampliar y potenciar el
mercado de equipamiento y servicios médicos en Bolivia.
1. De izq. a der.: Franz Freudenthal, Dra. Memphis Olaechea, Dr. Wilfredo Pasten, Dr.
Josef Henao, Dra. Alexandra Freudenthal, Dr. Martin Alarcon (Hospital del Niño), Dra.
Deysi Bocángel; adelante: Annegret Altpeter, Camila Larrazabal, en la llegada de los
equipos. Foto: AHK Bolivia.
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Organisationen
Para cumplir con los ambiciosos objetivos del proyecto se ha elaborado un catálogo
de medidas complejo que involucra a una variedad de socios. Dräger equipó al Hospital del Niño La Paz con tecnología médica de alta calidad. La GIZ financia capacitaciones nacionales para 190 responsables de salud que forman parte de la red de salud
pública rural y urbana y para más de 60 pediatras a nivel de provincias y municipios
en La Paz, Oruro, Potosí y Chuquisaca, así también como el envío de 29 profesionales
del Hospital del Niño para su especialización en Buenos Aires, Argentina.
Para asegurar el financiamiento del tratamiento a largo plazo se verán involucrados
actores estatales desde el inicio del proyecto. Un éxito en este campo ha sido la
presencia del Ministro de Salud, el Dr. Juan Carlos Calvimontes en la entrega oficial
de los equipos donados al Hospital del Niño el 7 de mayo.
Annegret Altpeter
AHK Bolivia
La Fundación Cardioinfantil y la AHK Bolivia (Cámara de Comercio e Industria Boliviano-Alemana) manejan
este proyecto en Bolivia. Para más informaciones contáctese con Annegret Altpeter aa@ahkbol.com.
Más informaciones sobre el programa develoPPP.de encuentra en www.develoPPP.de o en la página Web de
la AHK en http://bolivien.ahk.de/es/cooperacionppp/.
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Evangelische Kirchengemeinde
Gemeindebote
der Evangelisch-Lutherischen Kirche
Deutscher Sprache in Bolivien
Liebe Freunde und Mitglieder der Gemeinde,
liebe Leser des Monatsblatts,
So einfach ist es leider nicht - Ich löse gerne Sudokus. Am freien Tag mal morgens im
Bett mit einer Tasse Kaffee, mal abends kurz vorm Schlafen oder im Urlaub, wenn all‘
das Neue und all‘ die Menschen müde machen.
Zu Beginn wirkt alles hoffnungslos. Nur wenige Zahlen verlieren sich in den 9x9 Feldern. Dann erkenne ich die zwei, drei Felder, die von den ande­ren Ziffern schon einer
Zahl ihren Platz zuweisen. Geht es am Anfang schnell, fühlt man sich schon wie der
Sudoku-König, dann kommt die Krise später. Wenn schon viele Zahlen ihren Platz
gefunden haben, da muss man sich mühen. Hochmut kommt vor dem Fall.
Was fasziniert mich bei dieser Rätselart? Die Antwort ist einfach: Mich be­geistert
die Klarheit. In jedes Feld gehört eine bestimmte Zahl, keine an­dere und auch keine
zweite oder dritte. Im Sudoku schlummert die Sehn­sucht nach einer klaren, eindeutigen Welt. Einer Welt, die lediglich ent­schlüsselt werden will, um dann keine andere
Sichtweise, keine abwei­chende Interpretation zuzulassen. Die Bemühung ist unnötig,
die uner­wartete Handlung, die Gekränktheit eines anderen zu verstehen gar nach­
vollziehen zu wollen. Nur eine Lösung.
Bei der Frage, warum die Welt so ist, wie sie ist, warum es so viel Leid und Ungerechtigkeit gibt, bei der Frage, warum Gott, den wir doch allmächtig glauben, nichts daran
ändert, dass Kinder hungern, Frauen vergewaltigt werden, Männer sich zu Krüppeln
schießen, da gibt es eine „fromme“ Ant­wort. Die Welt sei wie ein großer Teppich, an
dem immer weiter gewebt wird. Er habe ein wundervolles, kunstvolles Muster – nur
wir sehen leider die Rückseite, wo Muster und Farben nicht zusammenpassen, alles
nur ein Wirrwarr ist. Erst nach unserem Tod können wir Gottes Plan, den Sinn hin­ter
allem verstehen.
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Evangelische Kirchengemeinde
Um es kurz zu sagen: Ich glaube nicht, dass es so sein wird. Vielleicht fehlt mir die
Phantasie, doch ich halte es für zynisch zu denken, dass Leid und Ungerechtigkeit
letztlich Gottes Plan sind und Sinn machen. Ich glaube nicht – um in meinem Bild zu
bleiben – dass die Welt ein großes Sudoku ist, und wir lediglich zu wenig Weisheit
haben, um es zu entschlüsseln.
Immer schon ahnte ich, dass diese Rätselart mir Zeit rauben würde. Ich umging es,
mich überhaupt mit den Regeln vertraut zu machen, als in den Zügen der Deutschen
Bahn schon viele mit Stiften über den Kästchen brü­teten. Doch dann, in Kanada, als
die Tochter meiner Gastgeberin mir von dieser Rätselart vorschwärmte, brach der
Damm. Mein erstes Sudoku lös­te ich am Tag drauf, nach einer Kanufahrt in Manitoba.
Es ging nicht auf, ich war noch ungeübt. Zweimal schrieb ich das Sudoku mit Bleistift
ab, um endlich ans Ziel zu kommen.
Ich glaube, dass die Welt kein Sudoku ist, das wir noch lösen können. Die Welt ist
nicht so, wie Gott sie will. Er hat uns viel Freiheit gegeben, er woll­te keine Marionetten und er wird es oft bereut haben – nicht nur vor der Sintflut. Auf der Welt gibt
es eher das Chaos als die Ordnung. Aber einmal, wenn Jesus wiederkommt, wenn
er – wie wir im Glaubensbekenntnis sprechen – die Lebenden und die Toten richten
wird, dann wird er die Welt zurechtrücken, dann werden wir verantwortlich gemacht
für unser Tun und Lassen. Und danach kommen das Friedensreich und die gerechte
Ordnung.
Und dann ist alles klar und eindeutig – und vielleicht ein wenig wie ein Sudoku.
Pastor Christian Reiser
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Evangelische Kirchengemeinde
Der Pfarrer geht
Nach einer modernen Weisheit gilt es sich zu entscheiden: Love it, change it or leave it – Liebe es,
ändere es oder verlasse es.
Als ich nach fünf Jahren in Stuttgart bei „Brot für die Welt“ aufhörte, war mir klar, ich
liebte es nicht, ich konnte es nicht verändern. Nur das letzte war eine Option.
Wenn ich nach drei Jahren zum Ende meines Vertrages von hier scheide ist es anders: I loved it, I changed it and I leave it – ich liebte es, ich habe es verändert und
ich verlasse es.
Die erste Ausschreibung, die ich nach meiner Entscheidung, doch wieder ins Ausland
zu gehen, fand, war die Pfarrstelle in La Paz. Eigentlich reizte mich die ganze Welt –
mit Ausnahme Lateinamerikas. Aber Bolivien? Dort zu leben und zu arbeiten hatte
ich sofort Lust. „Es könnte passen“, meinte die damalige Oberkirchenrätin beim
ersten Gespräch.
Und es passte. Mir machte die
Arbeit mit einer Gemeinde von
Menschen Spaß, die fast alle
zumindest einmal im Leben aufgebrochen waren, die einmal ihr
altes Leben, Freunde und Familie
zurückgelassen haben, die einmal neugierig waren. Mir gefiel
es auch, in den Predigten nicht
nur zu vergewissern, sondern
den Zuhörern etwas mitzugeben
zum Bedenken.
Arbeit und Privatleben verwischten sich hier schnell. Die repräsentativen Aufgaben machten
auch Spaß, denn man traf auch
dort Bekannte und Freunde. Und
die Stadt ist atemberaubend.
Nach Besuchen im liebliche­ren
Cochabamba oder mondäneren
Santa Cruz hielt ich oft auf dem
Weg vom Flughafen an, um über dieses Häusermeer in den Anden zu staunen. Und
dann die einsamen Wanderungen und Bergbesteigungen – nur be­äugt von einem
Monatsblatt 2/2014
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Evangelische Kirchengemeinde
Lama-Hirten und nur ein, zwei Stunden von der Millio­nenstadt entfernt: I loved it –
ich liebte es.
Ich fand eine Gemeinde vor, die bessere Tage erlebt hatte. Das Geld reich­te nicht,
drei Jahre kamen drei Ruhestandspfarrer. Sie hatten sich gemüht, aber in einem Jahr
baut man keine Gemeinde auf. Wir haben in den letz­ten drei Jahren die Gemeinde
wieder lebendig gemacht. 35 Prozent mehr Mitgliedsfamilien, mehr Einnahmen durch
Kollekten und Beiträge. Kermesse und Weihnachtsmarkt sind wieder Termine, zu denen man ger­ne geht (und sich nicht nur verpflichtet fühlt). Mit der neuen Homepage,
Facebook, den Email-Newsletter und den Aushängen sind wir wieder in der deutschsprachigen Öffentlichkeit bekannt. Und mit der Übernahme von Mentorendiensten für
Weltwärts-Freiwillige haben wir uns eine wich­tige Quelle von Drittmitteln erschlossen. Sogar auf dem Deutschen Evan­gelischen Kirchentag in Hamburg waren wir mit
einem Stand vertreten.
We changed it – wir haben es geändert.
Und dennoch: Ich gehe – I Ieave it. Drei Jahre sind eine lange Zeit und die noch einmal anhängen? Ich tat mich schwer mit der Entscheidung, auch weil es nicht mehr
nur meine war. Wir sahen uns woanders um, wollten dann doch, doch dann wollten
andere nicht. Vielleicht ist es auch gut so. Nachdem ich auf dem Kirchentag einen
Antrag auf Verlängerung abge­lehnt hatte, hörte ich am Eingang einer Messehalle das
Lied der Wise Guys auf Gitarre und mit Gesang: „Das war vielleicht die beste Zeit,
die Zeit meines Lebens, doch jetzt ist es für mich so weit. Wir hatten eine gute Zeit.“
Wir werden gehen und ein neues Kapitel Leben aufschlagen. „Wir haben hier keine
bleibende Stadt“, wusste auch schon der Autor des Hebräer­briefes und das wissen
viele, die ich hier kennen lernte. Es ist weiter eine meiner Lieblingsstellen. Und die
vorübergehende Stadt? Passend das Zitat des Dichters Carlos Franck: „No sé dónde
voy, pero siempre llego.“
Pastor Christian Reiser
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Evangelische Kirchengemeinde
Die Würde des Menschen
Eine Bekannte (vielen Dank, Sabine!) wies im Facebook auf einen Film im Internet hin,
der unter dem Motto steht: Diesen Film solltest du wenigs­tens einmal ansehen. Ich
habe ihn dreimal gesehen und empfehle ihn wei­ter. Bei YouTube steht der Film unter:
http://www.youtube.com/watch?v=E8umFV69fNg
Zum Inhalt: Behinderte Menschen in der Schweiz werden von einem Man­nequinPuppen-Hersteller in sein Atelier eingeladen. Er misst die Abwei­chungen ihres Körpers von dem Normal-Mannequin, baut diese Körpertei­le nach und stellt die veränderten Puppen bekleidet in das Schaufenster eines eleganten Modegeschäftes.
Die behinderten Menschen beeindrucken durch ihre Persönlichkeit und menschliche
Wärme. Sie selber sind angenehm überrascht von dem Pro­dukt: “Es ist schon krass,
das so plastisch zu sehen”, meint eine junge Frau, die Modell gestanden hat.
Die vorbeigehenden Passanten reagieren irritiert auf die merkwürdigen SchaufensterMannequins, zum Teil äußerst befremdet, zum Teil amüsiert.
Der Film hört auf mit den Bemerkungen: „Denn wer ist perfekt? Komm näher. Jeder
Mensch hat seine Würde.“
Da kommen einige Reflexionen auf: Können wir uns eine behinderte Bar­bie oder einen
behinderten Ken vorstellen? Wie prägen wir mit unserem Denken und Verhalten die
Schemata vom “gesunden Menschen” und vom Idealbild des Körpers mit? Wie grenzen wir andersartige Menschen aus?
Matthias Strecker
Monatsblatt 2/2014
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Evangelische Kirchengemeinde
Die Iglesia Evangélica Luterana Boliviana (IELB)
– unsere bolivianische Schwesterkirche
Als Pastor Reiser und ich letztes Jahr zu dem fünfundsiebzigsten Jubiläum der IELB
eingeladen wurden und nach herzlichem Empfang und Begrü­ßungsreihen zwischen
Cholitas und „Gringos“ aus den USA unseren Weg wieder auf unseren Platz gefunden
hatten, fiel mir auf, wie wenig unsere Gemeinde eigentlich von der IELB wusste und
dass es auch wieder an der Zeit wäre, die Beziehungen, die immer existiert haben,
wieder intensiver zu pflegen. Aus diesem Grunde befragte ich Pastor Emilio Aslla, den
Vor­sitzenden und Pastor der IELB, zu diesem Thema. Ein Teil des Interviews ist hier
wiedergegeben:
Die IELB ist das Resultat eines Gebetsverbands der Weltmission von Mi­neapolis, USA
(Liga de Oración en Misión Mundial de Minneapolis). Sie wurde im Jahre 1938 in der
Stadt La Paz gegründet. Es ist eine christliche, gemeinnützige Institution mit einer
ökumenischen Ausrichtung. Als Mit­
glied des
Lutherischen Weltbundes, des Internationalen
Kirchenrates, des CLAI
(Lateinamerikanischen
Kirchenrates) des Act
Alliance hat sie außer­
dem
Partnerkirchen
von ELCA, MELF, GAW,
CLWR, der Synode der
Pfalz, der Synode von
Montana und pflegt Beziehungen zur Mission Eine Welt und zu den nationalen Partnerkirchen wie der Methodistenkirche, der Presbiterkirche, der Lutherischen Evangelischen Deutschen Kirche,
der Or­ganisation CEBIAE, zum Netzwerk UMAVIDA und diversen anderen.
Die IELB solidarisiert sich mit den anfälligsten Sektoren der Gesellschaft mit einem
starken Engagement im Kampf gegen die Armut und der sozia­len Exklusion. Sie unterstützt die Entwicklungsprozesse durch Programme und Projekte zugunsten von
Familien und Gemeinden unabhängig von so­zialen Schichten, Glauben oder Identität,
Ethnie oder Gender.
Heute arbeiten wir mit Spendenprojekten im Wassersektor und im Um­weltschutz,
haben Abkommen mit ländlichen Gemeinden. Andere Schwerpunkte sind ErnähDeutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Evangelische Kirchengemeinde
rungssicherheit, Unterstützung von Frauen, Um­welt, Integrale Entwicklungszentren
von Kindern, Abkommen mit Compa­sión Internacional, Kinderzentren in den Gemeinden, formale und kirchli­che Ausbildungszentren für Frauen und Jugendliche.
Die IELB ist eine nationale multilinguale und multikulturelle Kirche, ihre Mitglieder sind
hauptsächlich Aymara, Quechua, Guarani, Lecos und spa­nischsprachige Mitglieder.
Sie wirkt in elf Regionen zwischen Altiplano, Tä­lern und Tropischen Gebieten (auf
300 bis 400 Metern über dem Meeres-spiegel). Die IELB setzt sich aus 105 lokalen
Gemeinden in den Departe­ments von La Paz, Santa Cruz, Cochabamba und der Stadt
Cobija, im De­partement Pando zusammen.
Wir danken Gott, dass wir dieses Jahr unsere 76 Jahre feiern können und sind für
die Solidarität und Hilfe unser Schwesterkirchen sowohl in Europa wie in den USA
sehr dankbar. Dazu kommen nun auch die vielen Freiwilli­gen aus Deutschland, die uns
helfen, die Mission unserer Kirche in Bolivi­en zu erfüllen.
Von der sozialen Arbeit, die diese Kirche leistet, können wir uns sicherlich vieles
abgucken. Es besteht auch der Wunsch, einen Austausch mit unse­rem Sozialprojekt,
Sartawi-Sayariy und den ländlichen Projekten der IELB in Zukunft anzustreben.
Claudia Kuruner
Kontakt:
Rev. Emilio Aslla Flores, Iglesia Evangélica Luterana Boliviana
ielb@ielbbolivia.org.bo , eaf2000@hotmail.es
„Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im
Gebet“ Apg 2, 42 – 47
Monatsblatt 2/2014
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Evangelische Kirchengemeinde
Regionalkonferenz in Quito (29. April – 2. Mai)
die Regionalkonferenz, welche jede zwei Jahre mit den Pfarrern und Kir­chenvorstehern
in einem anderen Land der Region stattfindet, stand dies­mal unter dem Motto Gemeindeaufbau und Mitgliedergewinnung. In einem etwas in den Höhen gelegenen
katholischen Klausurtagungshaus in dem Stadtviertel „Las Casas“ von Quito trafen
sich die Pfarrer und
Kir­chenvorsteher aus
Ecuador,
Bolivien,
Peru, Kolumbien, San
Salvador, Gua­temala,
Costa Rica, Brasilien
und Venezuela vom
29. April bis zum 2.
Mai.
Neben den gemeinsamen Morgen- und
Abendandachten,
Singen und den gemütlichen Abenden,
sind solche Treffen in jeder Hinsicht eine Bereiche­rung: Durch die jeweiligen Gemeindeberichte, Best Practices, Dienstbe­sprechungen mit der EKD (Evangelische Kirche
Deutschland) findet ein Austausch statt, der nicht nur den gemeinsamen Nenner der
Auslandsge­meinden erkennen lässt, sondern auch Lernprozesse, Kritiken, Fragen und
Diskussionen ermöglicht. Das Thema gab viel her: Man ging an das Thema mit biblischen Konzepten heran, philosophische und geschichtliche Impul­se kamen u.a. auch
von Nilton Giese des CLAI (Consejo Latinoamericano de Iglesias mit Sitz in Quito), wo
deutlich wurde, dass Bolivien einer der wichtigsten Partner von CLAI ist (übrigens ist
unsere Kirche auch Gründungsmitglied des CLAI). Das Thesenpapier zu Konzepten
aus Europa (verfasst von unser Oberkirchenrätin Friederike Deeg) erarbeitete die verschiedenen Gemeindetypen: Die Gemeinde als Herberge (Jan Hendriks, Amsterdam),
ein eher passiver Ansatz und der missionarische Gemeindeaufbau (Michael Herbert,
Greifswald)
Die kollegiale Beratung und insbesondere das neue Konzept der EKD stie­ßen nicht nur
auf Begeisterung: Da es nun eine weltweite Vereinheitli­chung der Veranstaltungen
gibt, werden viele Zuschüsse, die sonst für die Region erkämpft werden konnten,
gekürzt. Statt der doch sehr wichtigen Regionalkonferenzen, die unsere Realität in
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Evangelische Kirchengemeinde
einem adäquaten Rahmen be­sprechen ließen, sind wir nunmehr zu den Weltkonferenzen eingeladen, die einmal im Jahr stattfinden.
Erfreulich waren dagegen die Bemühungen, die von einigen Pfarrern der Region
ausgingen, um Prädikanten/innen durch eine explizite Beauftra­gung der Gemeinden
anzuerkennen und zu fördern. Es ist schon erstaun­lich, wie es manche Gemeinden
geschafft haben, ohne einen festange­stellten Pfarrer zu überleben.
Ansonsten wurden noch etwas eher profanere Themen besprochen, wie Details der
Bauzuschüsse, die Wiederbesetzungen der Pfarrstellen, Zu­schusskriterien, Beratung
und Begleitung der EKD.
Eine wunderbare Planung und Organisation der Gastgeber (Gemeinde aus Quito), viel
Elan und gutes Mitarbeiten aller ließen diese Regionaltagung zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Ich bin dankbar dafür.
Claudia Kuruner
Neuer Pfarrer ab September
Die Evangelische Kirche Deutscher Sprache in Bolivien wird ab September für die
kommenden drei Jahre von Herrn Pfarrer Martin Stützer betreut. Seine Entsendung
hat der Rat der EKD am 24. April beschlossen. Pfarrer Stützer ist einer der drei Bewerber, die in der Gemeindeversammlung im März vorgestellt wurden. Der Gemeindekirchenrat freut sich auf die Zusammenarbeit mit Herrn Pfarrer Stützer.
Ihr GKR
Monatsblatt 2/2014
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Evangelische Kirchengemeinde
Termine Juni – September 2014
Unser elektronischer Rundbrief mit den jeweils aktuellen Terminen kann unter ielha.
lapaz@yahoo.com angefordert werden. Oder Sie schauen nach auf unserer Website:
www.ielha.org.bo
Sa
7. Juni
11-16 Kermesse
So
8. Juni
So
15. Juni
10:30 Gottesdienst mit Kindergottesdienst
Do
26. Juni
16.00 Offener Gemeindenachmittag
21.-25. Juli
19-21 Bibelseminar Sebip
So
27. Juli
10:30 Gottesdienst mit Kindergottesdienst
Do
31. Juli
16.00 Offener Gemeindenachmittag
So
10. August
10:30 Gottesdienst mit Kindergottesdienst
So
24. August
10:30 Gottesdienst mit Kindergottesdienst
Do
28. August
16.00 Offener Gemeindenachmittag
So
14. September
10:30 Gottesdienst mit Kindergottesdienst
15.-19. September 19-21 Bibelseminar Sebip
Do
25. September
16.00 Offener Gemeindenachmittag
So
28. September
10:30 Gottesdienst mit Kindergottesdienst
10:00 Open-Air Pfingstgottesdienst (ökum.) mit Verabschiedung von Pastor Reiser
Ort zu erfragen unter 2445349
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Evangelische Kirchengemeinde
KONTAKT ZUR IELHA
Gemeindepräsidentin:
Claudia Kuruner
Tel: 2445349
Pastor:
Christian Reiser (bis 14.07.14)
Tel: 2794516, Calle 28 Nr. 2, Edificio Mirikiri, Dept. 201, CotaCota
chr.reiser@gmx.net
Martin-Luther-Kirche
Anschrift:
Postfach:
E-Mail:
Website: Sánchez Lima esq. Rosendo Gutiérrez
Casilla 2851, La Paz, Bolivia
ielha.lapaz@yahoo.com
www.ielha.org.bo
Sozialprojekt der Gemeinde: SARTAWI-SAYARIY
Tel: 2421999
Gemeinden im Inland
Cochabamba:
Santa Cruz:
Michael Rother
Tel: 04-4459027
miromundo@hotmail.com
Irene de Groot
Tel: 04-4720836
Gotthard Link
Tel: 03-3701480
gotthardlink@hotmail.com
Kontoverbindungen
in Bolivien:
Banco BISA - IELHA – Heide-Marie Stache, Kto. Nr. 242.29.70.013
in Deutschland:
Iglesia Evangélica Luterana de Habla Alemana, UBS Deutschland AG,
Kto.: 2330 3710 12 , BLZ.: 502 200 85,
IBAN: DE18502200852330371012, BIC: SMHBDEFF
Monatsblatt 2/2014
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Veranstaltungen
Kulturagenda Juni 2014 – September 2014
Bitte beachten Sie, dass Änderungen im Programmablauf auftreten können. Genaue
Informationen entnehmen Sie bitte unserer Homepage, sodass Sie immer auf dem
neusten Stand sind: http://www.goethe.de/lapaz
18.06.2014
19:30 Uhr LILI MARLEEN
Regie: Rainer Werner Fassbinder, Farbe, 120 Minuten, 1980
Espacio Creativo IMA (C. 20 de Octubre entre Pedro Salazar y Belisario Salinas)
Zürich 1938. Roberts Vater, ein einflussreicher jüdischer Anwalt,
setzt alles daran, seinen Sohn von der deutschen Barsängerin Wilkie
fern zu halten. Der Kriegsausbruch erschwert noch ihr Verhältnis.
1941 erhält Wilkie die Chance ihres Lebens: Eines ihrer Lieder wird
zufällig von Radio Belgrad gespielt, dem Sender, der europaweit
Nachrichten für deutsche Soldaten verbreitet. Nun erlangt Wilkie
Ruhm im ganzen Reich und beginnt einen unaufhaltsamen Aufstieg
im kriegsführenden NS-Deutschland. Dank ihres Einflusses gelingt
es ihr, Robert vor der Gestapo zu retten, so dass er in die Schweiz
fliehen kann. 20.06.2014
19:30 Uhr DAS LEBEN DER ANDEREN
Regie: Florian Henckel von Donnersmarck, Farbe, 137 Min., 2006
Cinemateca Boliviana (C. Oscar Soria esq. Rosendo Gutiérrez)
Der erfolgreich Theaterregisseur Georg Dreyman unterliegt den Machenschaften der Stasi zu Zeiten der DDR und steht unter Beobachtung. Dreyman ist mit der Theaterschauspielerin Christa-Maria
Sieland liiert, auf die die Stasi-Männer Hempf und Wiesler ebenfalls
ein Auge geworfen haben. Fortan macht es sich Wiesler im Dachspeicher über der Wohnung des Paares bequem. Eine Nachbarin,
die davon Wind bekommt, wird zum Schweigen gebracht. Nach und
nach bewegt sich diese Geschichte jedoch nicht nur auf „die Wende“ im Jahr 1989 zu, sondern auch auf eine überraschende Wende
in Hauptmann Wieslers Leben.
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Veranstaltungen
25.06.2014
19:30 Uhr DIE SEHNSUCHT DER VERONIKA VOSS
Regie: Rainer Werner Fassbinder, s/w, 104 Minuten, 1981
Espacio Creativo IMA (C.20 de Octubre entre Pedro Salazar y Belisario Salinas)
Inspiriert vom Schicksal des Ufa-Stars Sybille Schmitz erzählt Fassbinder eine düstere Nachkriegsgeschichte: Die drogenabhängige
Schauspielerin Veronika Voss, kann nicht mehr anknüpfen an ihre
früheren Erfolge; sie verzweifelt und begeht, während im Radio der
Ostersegen des Papstes zu hören ist, Selbstmord. In diesem Mittelstück seiner Trilogie über die fünfziger Jahre bedient sich Fassbinder
souverän der Stilmittel des alten Ufa-Melodrams.
27.06.2014
19:30 Uhr KURZFILMABEND
Sonderauswahl vom Internationalen Kurzfilmfestival Oberhausen Cinemateca Boliviana (C. Oscar Soria esq. Rosendo Gutiérrez)
Im Rahmen des 60ten Internationalen Kurzfilmfestivals Oberhausen,
Deutschland, haben das Goethe-Institut und Cinemateca Boliviana
die Ehre die besten Kurzfilme des Wettbewerbs 2013 und Gewinner
des Bereiches Kunstfilm 2013 zu präsentieren.
02.07.2014
19:30 Uhr SCHADEBERG SCHWAZ – WEIß
Regie: Peter Heller, Farbe, 52 Minuten, 2009
Espacio Creativo IMA (C.20 de Octubre entre Pedro Salazar y Belisario Salinas)
Die künstlerische Laufbahn des Fotografen Jürgen Schadeberg
umfasst mehr als ein halbes Jahrhundert der dokumentarischen
Fotografie. Der Film „Schadeberg schwarz – weiß“ führt durch die
Bilderwelten des Meisterfotografen in die Geschichte der Apartheid
und des Widerstandes gegen den Rassismus in den Fünfziger und
Sechziger Jahren und schlägt den Bogen bis in die unruhige Gegenwart im reichen Land am Kap der Guten Hoffnung.
04.07.2014
19:30 Uhr IM JULI
Regie: Faith Akin, Farbe, 95 Minuten, 2000
Cinemateca Boliviana (C. Oscar Soria esq. Rosendo Gutiérrez)
Ein etwas weltfremder Referendar reist von Hamburg nach Istanbul,
um dort eine Bekannte wiederzusehen, von der er glaubt, es sei die
Frau seines Lebens. Erst nach vielen Abenteuern merkt er, dass die
große Liebe nicht in der Ferne auf ihn wartet, sondern in Gestalt
der Anhalterin, die er aus Hamburg mitnahm, längst neben ihm saß.
Monatsblatt 2/2014
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Veranstaltungen
09.07.2014
19:30 Uhr DER FOTOGRAF
Regie: Sebastián Alarcón, Farbe, 90 Minuten, 2002
Espacio Creativo IMA (C.20 de Octubre entre Pedro Salazar y Belisario Salinas)
Im Jahr 1962 in Valparaíso ist ein Zeitungsfotograf der Verbrechensberichte erstattet, bestrebt seinen Traum zu erfüllen: ein Fotoroman,
der die Struktur dieses Genres grundsätzlich verändern soll. Nachbarn und Freunde werden ihm in diesem Projekt unterstützen, doch
schnell stellt er fest, dass die Realität kein guter Freund von futuristischen Künstlern ist.
11.07.2014
19:30 Uhr DER IRRATIONALE REST
Regie: Thorsten Tampop, Farbe, 95 Minuten, 2005
Cinemateca Boliviana (C. Oscar Soria esq. Rosendo Gutiérrez)
Ostdeutschland Ende der 80er Jahre. Susanne und Matthias sind
eigentlich ein Paar, doch eines Tages unternimmt Matthias aus heiterem Himmel einen Fluchtversuch in den Westen - mit Susannes
bester Freundin, die zufällig ebenfalls Susanne heißt. Beide landen
im Knast, Susanne 1 bleibt zurück. Nachdem man sich sechzehn
Jahre aus den Augen verlor und allerhand Veränderungen im Land
vorgingen, sieht man sich vor dem neugierigen Auge einer Dokumentarfilmerkamera wieder.
18.07.2014
19:30 Uhr RENN, WENN DU KANNST
Regie: Dietrich Brüggemann, Farbe, 116 Minuten, 2010
Cinemateca Boliviana (C. Oscar Soria esq. Rosendo Gutiérrez)
Der Rollstuhlfahrer Benjamin meistert sein Leben mit trockenem
Humor - er macht sich keine Illusionen. Die Zivis verschleißt er reihenweise damit. Als ihm zuerst Christian zugeteilt wird, und den beiden die schöne Cellistin Annika begegnet, ist das der Beginn einer
Dreiecksbeziehung, die Benjamin wieder träumen und endlich die
Vergangenheit aufarbeiten lässt ...
23.07.2014
19:30 Uhr LOS CHILENOS
Regie:
Espacio Creativo IMA (C.20 de Octubre entre Pedro Salazar y Belisario Salinas)
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Veranstaltungen
25.07.2014
19:30 Uhr WEGE IN DIE NACHT
Regie: Andreas Kleinert, Farbe, 95 Minuten, 1999
Cinemateca Boliviana (C. Oscar Soria esq. Rosendo Gutiérrez)
Walter ist ein Mann Ende 50, dem die Wirklichkeit entgleitet. Zu
DDR-Zeiten war er Direktor eines Industrie-Kombinats, nun ist sein
Lebenswerk eine gespenstische Ruine. Walter steht fassungslos vor
der Welt, die ihn ausrangiert hat. Sein innerer Amoklauf beginnt. Zusammen mit zwei jungen Leuten, Gina und René, begibt sich Walter
auf nächtliche Patrouillen durch die Berliner S- und U-Bahnen, um für
Ordnung zu sorgen. Als selbsternannte Sheriffs warten die drei auf
Gelegenheiten, pöbelnde Rowdies zusammenzuschlagen.
30.07.2014
19:30 Uhr HOW TO MAKE A BOOK WITH STEIDL
Regie: Gereon Wetzel, Jörg Adolph, Farbe, 88 Minuten, 2010
Espacio Creativo IMA (C.20 de Octubre entre Pedro Salazar y Belisario Salinas)
Buchdrucker erringen selten weltweite Anerkennung; der Verleger
Gerhard Steidl aus Göttingen hat es vor allem mit seinen Fotobüchern geschafft. Über ein Jahr hinweg beobachten Gereon Wetzel
und Jörg Adolph den unermüdlichen Mann bei der Arbeit, zu Hause
in seiner Druckerei, auf Reisen zu berühmten Fotografen wie Joel
Sternfeld, Robert Frank oder Ed Ruscha, und mit Günter Grass bei
der Arbeit an einem neuen Plakat-Entwurf für „Die Blechtrommel”.
01.08.2014
19:30 Uhr UNTER DIR DIE STADT
Regie: Christoph Hochhäusler, Farbe, 109 Minuten, 2010
Cinemateca Boliviana (C. Oscar Soria esq. Rosendo Gutiérrez)
Roland Cordes, der Vorstandsvorsitzende einer Großbank in Frankfurt/M, versetzt den Ehemann einer Frau, die er haben will, auf
einen lebensgefährlichen Posten in Jakarta. Dabei handelt er nicht
im Liebesrausch, sondern es geht ihm wie im Geschäftsleben um
Macht und Kontrolle. Ohne sich auszuziehen, fallen Roland Cordes
und Svenja Steve in wechselnden Hotelzimmern übereinander her,
bis ein frustrierter Mitarbeiter die beiden zufällig entdeckt und die
Affäre publik macht ...
Monatsblatt 2/2014
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Veranstaltungen
06.08.2014
19:30 Uhr ALLES AUF ZUCKER !
Regie: Dani Levy, Farbe, 95 Minuten, 2004
Espacio Creativo IMA (C.20 de Octubre entre Pedro Salazar y Belisario Salinas)
Der frühere Ostberliner Sportreporter Jaeckie Zucker gehört zu den
Verlierern der Wiedervereinigung. Angesichts einer erdrückenden
Schuldenlast hofft er auf ein Billard-Turnier mit hoher Siegerprämie.
Da stirbt seine jüdische Mutter. Die Erbschaft könnte ihn retten.
Doch um seinen Anteil zu bekommen, muss er sich laut Testament
während der siebentägigen Totenwache mit seinem streng orthodoxen Bruder Samuel versöhnen, mit dem er seit 40 Jahren zerstritten
ist ...
07.08.-18.08.2014
Einschreibungen für Sprachkurse
Kursniveau von A1 bis C2
Beginn des 4. Kursabschnitts: 18.08.2014
Einschreibungszeitraum: 07.08. – 15.08.2014
Studenten der Universität erhalten eine Ermäßigung von 50 Bs. pro
Kurs. Studenten der Universitäten: Católica, Salesiana, UMSA, EMI,
USFA und UPB, sowie Alumnis der Alianza Francesa und der Schule
Ave Maria erhalten eine Ermäßigung von 20 % pro Kurs, nach Vorzeigen eines Beleges oder einer Immatrikulations-bescheinigung.
08.08.2014
19:30 Uhr BERLIN BABYLON
Regie: Hubertus Siegert, Farbe, 92 Minuten, 2001
Cinemateca Boliviana (C. Oscar Soria esq. Rosendo Gutiérrez)
Ende des zwanzigsten Jahrhunderts ist das wiedervereinigte Berlin
Schauplatz zahlloser Bauvorhaben, die besonders das neue Zentrum
betreffen. Hubertus Siegert dokumentiert das Vorher und Nachher
dieser rasanten städtebaulichen Umwälzungen, zeigt die Baustellen
aus Innen-Perspektiven und lässt Politiker und Architekten miteinander über die kommenden Gesichter der Hauptstadt räsonieren. Sein
Film bleibt dabei nicht neutral, sondern entwickelt eine kritische,
stellenweise ironisierende Haltung.
11. – 12.08.2014
Offizielle Prüfungen
Niveau A1 – Niveau C1
Einschreibungszeit: 01.- 07.08.2014
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Veranstaltungen
13.08.2014
19:30 Uhr THIS AIN´T CALIFORNIA
Regie: Martin Persiel, Farbe, 90 Minuten, 2012
Espacio Creativo IMA (C.20 de Octubre entre Pedro Salazar y Belisario Salinas)
Unbemerkt von der westlichen Öffentlichkeit hatte sich auch in der
DDR in den 80ern eine kleine, aber feine Skateboard-Szene etabliert. Mehr noch als ihre Sportskameraden im Westen war Skaten
ein subversiver Akt, mit dem der kommunistische Staat so seine
Probleme hatte. Erst versuchte man die Skater zu verbieten, später
zu domestizieren – beides gelang nie wirklich. This Ain’t California
erzählt die Geschichte der DDR-Skate-Szene und entwickelt sich von
einem generellen Überblick zu einem sehr persönlichen Portrait des
Skaters mit dem Spitznamen “Panik”.
11. – 12.08.2014
Offizielle Prüfungen
Niveau A1 – Niveau C1
Einschreibungszeitraum: 01.08 – 07.08.2014
15.08.2014
19:30 Uhr MÜNCHEN 1945
Regie: Willi Cronauer, s/w, Minuten,1945
Cinemateca Boliviana (C. Oscar Soria esq. Rosendo Gutiérrez)
Bereits wenige Wochen nach dem Einmarsch der Amerikaner konnte
Willi Cronauer im Juni 1945 das zerstörte München filmen.
7. – 15.08.2014
Einschreibungen für Sprachkurse
Kursniveau von A1 – C2
Beginn des 3. Kursabschnitts: 18.08.2014
Einschreibungszeitraum: 7. – 15.08.2014
Studenten der Universität erhalten eine Ermäßigung von 50 Bs. pro
Kurs. Studenten der Universitäten: Católica, Salesiana, UMSA, EMI,
USFA und UPB, sowie Alumnis der Alianza Francesa und der Schule
Ave Maria erhalten eine Ermäßigung von 20 % pro Kurs, nach Vorzeigen eines Beleges oder einer Immatrikulations-bescheinigung.
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Veranstaltungen
20.08.2014
19:30 Uhr ALMANYA - WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND
Regie: Yasemin Samdereli, Farbe, 101 Minuten, 2011
Espacio Creativo IMA (C.20 de Octubre entre Pedro Salazar y Belisario Salinas)
Dem sechsjährigen Cenk Yilmaz stellt sich die Frage nach seiner
Identität, als er in seiner deutschen Schule weder in die türkische
noch in die deutsche Fußballmannschaft gewählt wird. Als Sohn des
türkischstämmigen Ali und dessen deutscher Frau Gabi spricht er
kein Türkisch. Bei einer Familienfeier verkündet seine Großmutter
Fatma die Einbürgerung in Deutschland, während Großvater Hüseyin erklärt, dass er ein Haus in der Türkei gekauft habe, das er als
Sommersitz nutzen möchte. Um es zu renovieren, möchte er in den
Ferien mit der kompletten Familie in die Türkei fahren.
22.08.2014
19:30 Uhr ALICE IN DEN STÄDTEN
Regie: Wim Wenders, s/w, 104 Minuten, 1974
Cinemateca Boliviana (C. Oscar Soria esq. Rosendo Gutiérrez)
Der Journalist Philip Winter bringt von einer mehrwöchigen Reise
durch die USA statt eines Artikels einen Stapel von Polaroid-Fotos
mit. Finanziell abgebrannt und in einer Lebenskrise befindlich, trifft er
auf dem New Yorker Kennedy-Flughafen Lisa van Damm und deren
neunjährige Tochter Alice. Die Mutter vertraut ihm ihre Tochter an,
mit der er nach Europa fliegt. Als die Mutter nicht wie angekündigt
einige Tage später nach Amsterdam nachfolgt, fahren Winter und
Alice durch Deutschland, um die Oma der Kleinen zu suchen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Freundschaft.
27.08.2014
19:30 Uhr FULL METAL VILLAGE – SO MACHT LANDWIRTSCHAFT SPAß
Regie: Sung-Hyung Cho, Farbe, 90 Min., 2006
Espacio Creativo IMA (C.20 de Octubre entre Pedro Salazar y Belisario Salinas)
Der Himmel über den Kühen und dazu die rasende Heavy Metall Musik von Bands wie Cannibal Corpse, Grave Digger, Raise Hell, Death
Angel und Sodom. Das könnte reichlich Stoff für einen kleinen Kampf
der Kulturen darstellen. Tatsächlich aber ist das Zusammentreffen
von norddeutsche Bauern und internationalen Hard-Rock Fans im
holsteinischen Dorf Wacken beim weltweit größten Heavy Metall
Festival die friedlichste Sache der Welt.
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
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29.08.2014
19:30 Uhr CHUQUIAGO
Regie: Antonio Eugino, Farbe, s/w, 1977
Cinemateca Boliviana (C. Oscar Soria esq. Rosendo Gutiérrez)
Chuquiago heißt La Paz in der Sprache der Aymara. Dieser Film beinhaltet vier Geschichten von Menschen verschiedenen Alters und
Lebenshintergrund in La Paz.
03.09.2014
19:30 Uhr GANZ NAH BEI DIR
Regie: Almut Getto, Farbe, 88 Min., 2007-2009
Espacio Creativo IMA (C.20 de Octubre entre Pedro Salazar y Belisario Salinas)
Ein Einzelgänger lernt eine Cellistin kennen. Die zögernd beginnende
Liebesgeschichte könnte an unüberwindlichen Hindernissen scheitern: Phillip ist ziemlich verschroben, Lina ist blind. Der junge Mann,
der an seinem Arbeitsplatz in der Bank Falschgeld aussortieren
muss, wird lernen, wie echte Gefühle funktionieren.
05.09.2014
19:0 Uhr GEGEN DIE WAND
Regie: Fatih Akin, Farbe, 121 Min., 2004
Cinemateca Boliviana (C. Oscar Soria esq. Rosendo Gutiérrez)
Eine junge Türkin heiratet in Hamburg einen Landsmann, um von der
elterlichen Bevormundung freizukommen. Zwischen beiden entsteht
langsam Liebe. Aber er begeht einen Totschlag und seine Frau geht
zurück nach Istanbul. Als der Mann aus dem Gefängnis entlassen
wird, sucht er seine Frau auf. Aber sie entscheidet sich für ein neues
Leben.
Monatsblatt 2/2014
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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10.09.2014
19:30 Uhr KIRSCHBLÜTEN – HANAMI
Regie: Doris Dörrie, Farbe, 121 Minuten, 2008
Espacio Creativo IMA (C.20 de Octubre entre Pedro Salazar y Belisario Salinas)
Rudi und Trudi sind ein altes Ehepaar. In ihrem ereignislosen Alltag
auf dem bayerischen Land haben sie sich eingerichtet, sie nehmen
in Kauf, dass die bereits erwachsenen Kinder ihnen fremd geworden
sind. Dabei ahnt Rudi nicht, dass Trudi heimlich von einem anderen
Leben träumt.
Als Trudi von Rudis Arzt erfährt, dass ihr Mann Krebs im Endstadium
hat, entscheidet sie sich, Rudi nichts zu sagen. Stattdessen überredet sie ihn zu einer Reise nach Berlin – zu den Kindern Klaus und
Karolin und zu den Enkeln, die dort leben. Eigentlich aber ist Japan
das Land ihrer geheimen Sehnsüchte, wo sie ihren Lieblingssohn
Karl besuchen will. Mit Rudi einmal die Kirschblüte zu erleben und
den heiligen Berg Fuji zu sehen, das wäre das Paradies.
12.09.2014
Teilnahme am Festijazz mit „Eastern Flowers“
Der Pianist Jarry Singla ist wie Bassist Christian Ramond deutsch-indischer Herkunft und der Kölner Kreativtrommler Ramesh Shotham
stammt aus der südindischen Hafenstadt Madras. Von daher versteht sich der etwas blumige Name dieses Trios, das weder esoterisch verschwurbelt musiziert noch unter den Verdacht einer
Fusionband gerät. Traditionelle indische Musik oder folkloristische
Facetten aus Osteuropa, westliche Klassik und die Moderne liefern
dem Trio Anknüpfungspunkte für eigene Wege.
12.09.2014
19:30 Uhr DER MANN, DER ÜBER AUTOS SPRANG
Regie: Nick Baker-Monteys, Farbe, 105 Min., 2010
Cinemateca Boliviana (C. Oscar Soria esq. Rosendo Gutiérrez)
Julian flieht aus Berlin und will zu Fuß nach Süddeutschland. Bald ist
er auf seinem Weg nicht mehr allein. Die junge Ärztin Juliane schließt
sich ihm an, die frustrierte Hausfrau Ruth stößt hinzu, schließlich hat
das Trio auch noch den Polizisten Jan als Begleiter. Das Road-Movie
für Fußgänger führt von Nordost nach Südwest durch ein deutsches
Niemandsland. Am Ende haben sich alle Beteiligten verändert.
Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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Monatsblatt 2/2014
Veranstaltungen
17.09.20114
19:30 Uhr WER WENN NICHT WIR
Regie: Andres Veiel, Farbe, 125 Minuten, 2011
Espacio Creativo IMA (C.20 de Octubre entre Pedro Salazar y Belisario Salinas)
Deutschland in den frühen 60ern. Noch ist das Land ruhig. Doch
Aufbruch liegt in der Luft. Auch Bernward Vesper, Sohn des NSSchriftstellers Will Vesper, begehrt auf. Nachts hackt er wütende
Sätze in die Schreibmaschine, die er der erstarrten Gesellschaft ins
Gesicht schleudern will. Als er auf Gudrun Ensslin trifft, ist das der
Beginn einer extremen Liebesgeschichte: bedingungslos, maßlos,
bis über die Schmerzgrenze hinaus. Gemeinsam brechen sie auf, um
die Welt zu erobern. Keine zehn Jahre später verliert sich Bernward
auf Drogentrips im Wahnsinn, und Gudrun katapultiert sich in den
bewaffneten Untergrund. Für beide wird es kein Zurück mehr geben.
19.09.2014
19:30 Uhr 2 ODER 3 DINGE, DIE ICH VON IHM WEIß
Regie: Malte Ludin, Farbe, 89 Minuten, 2004
Cinemateca Boliviana (C. Oscar Soria esq. Rosendo Gutiérrez)
Der Reichswehroffizier Hanns Ludin konspirierte mit den Nazis, stieg
zum SA-Obergruppenführer auf und war ab 1941 für die „Endlösung“
in der Slowakei zuständig. 1947 wurde er verurteilt und hingerichtet.
Wie geht seine Familie heute mit dieser Vergangenheit um? Ist er für
sie Held oder Verbrecher? Sein jüngster Sohn, der Filmemacher Malte Ludin, sucht in der vorliegenden Dokumentation nach Antworten.
24.09.2014
19:0 ABSURDISTAN
Regie: Veit Helmer, Farbe, 87 Minuten, 2008
Espacio Creativo IMA (C.20 de Octubre entre Pedro Salazar y Belisario Salinas)
In einem entlegenen Dorf „irgendwo zwischen Europa und Asien“
leben Aya und Temelko. Die beiden gelten seit ihrer Jugend als füreinander bestimmt. Sie warten auf ihre Liebesnacht, die von Ayas
Großmutter durch die Sterne bestimmt wird und mit einem gemeinschaftlichen Bad beginnen soll. Daraus wird aber nichts, weil der
Brunnen versiegt. Die Männer des Dorfes sind zu bequem, die heruntergekommene Wasserversorgung wieder instandzubringen. Diesen
unhaltbaren Zustand wollen die Frauen nicht hinnehmen: Sie treten
in den Streik und lassen ihre Männer nicht mehr an sich ran.
Monatsblatt 2/2014
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
Veranstaltungen
26.09.2014
19:30 Uhr EL CORAZÓN DE JESÚS
Regie: Marcos Loayza, Farbe, 89 Minuten, 2004
Cinemateca Boliviana (C. Oscar Soria esq. Rosendo Gutiérrez)
Jesús Martinéz ist ein Beamter in La Paz, der eines Tages mit einem
Infarkt hospitalisiert wird. Genesen sieht er sich vor einem neuen
Problem: Nicht nur die Frau hat ihn mitsamt dem Geld verlassen,
auch die Versicherung will nicht bezahlen. Dafür will es der Zufall,
dass ein anderer seines Namens ins Spital muss. Eine Komödie ums
Leben in versichertem Umfeld.
TAG DER EUROPÄISCHEN SPRACHEN
September
(Datum steht noch nicht fest)
Da an bolivianischen Schulen kaum noch Fremdsprachen unterrichtet werden, wird ein Tag gestaltet mit dem Ziel, die Mehrsprachigkeit zu fördern und der bolivianischen Bevölkerung die europäische
Kultur näher zu bringen.
Mehr Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen auf der Homepage des Goethe-Instituts http://www.goethe.de/lapaz oder auf Facebook (http://www.facebook.com/goetheinstitutlp) und Twitter (@GI_LaPaz). Bitte berücksichtigen Sie, dass vereinzelt Änderungen im
Programm vorkommen können.
„Ups, davon habe ich nichts gewusst…“
„Schade, das sehe ich erst heute!“
„Was? Schon vorbei?“
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Deutsche NROs und ihre Arbeit in Bolivien
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