4 Wenn das Essen das Leben bestimmt 8 Das Glück dieser Erde
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4 Wenn das Essen das Leben bestimmt 8 Das Glück dieser Erde
aspekte Das Magazin der Vorwerker Diakonie 2 | 2015 4 Wenn das Essen das Leben bestimmt 8 Das Glück dieser Erde... 11 Spiel- und Sportfest 12 „Ich arbeite bei IKEA!“ Urlaub machen trotz Pflegebedarf. Willkommen im Pflegehotel Travemünde! Sie sind pflegebedürftig und möchten alleine oder mit Ihren Angehörigen auf Reisen gehen? In Travemünde erwarten Sie nicht nur die Reize eines Ostseebades und der nahen Hansestadt Lübeck, sondern seit Frühjahr 2013 auch ein modernes Pflegezentrum mit integriertem Pflegehotel. Unsere Apartments sind barrierefrei und gemütlich eingerichtet, verfügen über ein eigenes Badezimmer und eine Pantryküche sowie Telefon, TV und Internetzugang. Ein Rufsystem für den Notfall gibt Ihnen zusätzliche Sicherheit. Gerne können Sie das Restaurant und die sozialen Angebote des Pflegezentrums nutzen. Die Pflegeleistungen während Ihres Aufenthaltes koordinieren wir nach Ihrem persönlichen Bedarf. Information und Buchung: Telefon 04502 / 302072 Vorwerker Dienste GmbH | Triftstraße 139-143 | 23554 Lübeck editorial Sehr verehrte Leserinnen und Leser, liebe Freundinnen und Freunde der VORWERKER DIAKONIE! Fred Mente Geschäftsführer der Vorwerker Diakonie 5. Mai 2015 - zum 23. Mal findet der Aktionstag zum Gleichstellungstag für Menschen mit Behinderungen statt. Auf dem Lübecker Markt vor dem Rathaus machen Schülerinnen und Schüler unserer Gisa Feuerberg Schule gemeinsam mit dem Werkstattrat der Vorwerker Diakone mit vielfältigen Aktionen vorbeigehende Passanten auf diesen Tag aufmerksam. Im Lübecker Rathaus ehrt Bürgermeister Bernd Saxe gemeinsam mit der Sportsenatorin Kathrin Weiher Lübecker Sportlerinnen und Sportler, Welt-, Europa- und deutsche Meister des Jahres 2014. Darunter auch zehn Goldmedaillengewinner der Vorwerker Diakonie, die im Sommer 2014 an den nationalen Special Olympics teilgenommen haben. Wenige Kilometer entfernt – IKEA in Lübeck-Dänischburg. Mitarbeitende mit Behinderungen der Vorwerker Werkstätten, die dort im Kundenservice tätig sind, kommen ihren vielfältigen Aufgaben nach, werden dort als ‚besondere‘ Kolleginnen und Kollegen ganz selbstverständlich akzeptiert und geschätzt. Wenige Kilometer entfernt – Bad Schwartau. In einer kleinen Wohngrup- Impressum pe der Vorwerker Diakonie erleben Menschen mit dem ‚Prader-Willi-Syndrom‘ ihren bis ins Detail verlässlich durchstrukturierten Lebensalltag, der jedem von ihnen den für ihn passenden individuellen Rahmen bietet, sein Leben selbstbestimmt zu gestalten. 5. Mai 2015 – vier Orte, auf den ersten Blick mit kaum erkennbarem Bezug zueinander. Doch eines verbindet sie - die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Leben in unserer Gesellschaft in unterschiedlichen Facetten. Facetten, die deutlich machen, wie unterschiedlich ‚Inklusion‘ jenseits von politischen Sonntagsreden als Aufgabe und gesellschaftliche Perspektive stattfindet. Facetten, die Mut machen und unseren Alltag in der Vorwerker Diakonie wie selbstverständlich prägen. Es ist schön, Sie hierbei an unserer Seite zu wissen. Herzlichst Ihr Fred Mente Titelbild Herausgeber: Vorwerker Diakonie gGmbH, Triftstraße 139-143, 23554 Lübeck Telefon: 0451 / 4002-0 | Fax: 0451 / 4002-50552 | Internet: www.vorwerker-diakonie.de Zwei junge Bewohner aus dem E-Mail: aspekte@vorwerker-diakonie.de | Druck: Druck-Kontor 2.0 der Vorwerker Diakonie Sonnenweg in Bad Schwartau. Hier Redaktion: Lutz Regenberg | Beirat: Gerhard Backschat, Christine Glienke, Jürgen Holznagel, unterhält die Vorwerker Diakonie ein Melina Ottensmeier, Judith Reincke | Fotos und Abbildungen: Vorwerker Diakonie, Gerhard spezielles Angebot für Menschen mit Backschat, Michael Schmerschneider | Grafik / Layout: RESULTED Prader-Willi-Syndrom. Spendenkonto: IBAN: DE58251205100004408044, BIC: BFSWDE33HAN, Bank für Sozialwirtschaft (Foto: Dirk Hourticolon) 3 titel Wenn das Essen das Leben bestimmt Eine kleine Gruppe von Menschen lebt in einer betreuten Wohneinrichtung direkt am Bad Schwartauer Naturschutzgebiet gemeinsam: Ihr Hunger ist unstillbar. Und sie gehören zu den wenigen Menschen mit dem sogenannten „Prader-Willi-Synd Von: Melina Ottensmeier Ein Defekt auf Chromosom 15 ist die Ursache des Prader-Willi-Syndroms. So könnte man diese seltene Diagnose in Kürze beschreiben. Betrachtet man jedoch die Menschen in der Wohngruppe im Riesebusch, merkt man schnell, dass es dort noch so viel mehr zu verstehen und entdecken gibt. „Um halb sechs gehe ich duschen“, sagt Leonie. Die 24-Jährige lebt zusammen mit fünf weiteren Menschen mit Prader-WilliSyndrom in der kleinen Wohneinheit. Keine fünf Minuten später wiederholt sie: „Aber um halb sechs ist das Duschen dran, oder?“ Leonies Tagesablauf hat sich leicht verändert. Das hat sie durcheinandergebracht. Bis alles wieder seinen geregelten Gang geht, vergewissert sie sich noch etwa 30 Mal, ob das Duschen auch wirklich um halb sechs dran ist. Ohne feste Struktur geht es nicht So eine Reaktion ist bei den Menschen mit dem Prader-Willi-Syndrom keine Seltenheit. „Neue oder unerwartete Situationen sind für unsere Bewohnerinnen und Bewohner sehr anstrengend, damit können sie nur schlecht umgehen“, sagt Karola Gruel, Leiterin der Wohneinheit, „deshalb ist es für sie extrem wichtig, einen ganz klar geregelten Tagesablauf zu haben.“ Von außen betrachtet könnte man meinen, die Regeln und Abläufe in der Prader-WilliGruppe lassen den Bewohnern keinen Raum, um sich frei zu entfalten. Aber genau das Gegenteil ist der Fall: Durch die feste Struktur gewinnen die Bewohner die nötige Sicherheit, um ihren Alltag ohne Stress und Ärger zu bestreiten. 4 Wann ihr Kochtag dran ist, weiß Leonie ganz genau. Zusammen mit Heilerziehungspflegerin Julia Sager und Bewohner Denn schließlich gibt es jede Woche das Lieblingsgericht eines der Bewohner. Unstillbarer Hunger Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Menschen mit PraderWilli-Syndrom ist ihr unstillbarer Hunger und das damit oft einhergehende Übergewicht. So ist es kein Wunder, dass das Essen oft Gesprächsthema unter den Bewohnern ist. Und außerdem in der Wohneinheit bis ins kleinste Detail geregelt wird. „Jeder Bewohner bekommt von seinem Arzt eine bestimmte An- zahl von Kalorien vorgegeben, die er pro Tag zu sich nehmen darf,“ so Gruel, „je nach seinen Vorlieben bekommt er dann sein Mittagessen zusammengestellt – Abendessen, Frühstück und zwei Zwischenmahlzeiten suchen sich unsere Bewohner selbst aus, ganz eigenverantwortlich“. Die fünf Mahlzeiten bestimmen den Tagesrhythmus in der Wohngruppe – weiteres Essen ist nicht erlaubt, die Küche ist für die Bewohner tabu. Außer am Sonntag, denn dann ist titel t Riesebusch. Sie alle haben eines drom“. wieder auch zu Handlungen, die sich Außenstehenden oft nicht erschließen: Sie nutzen jede noch so kleine Möglichkeit, an etwas Essbares zu gelangen. Auch wenn es mitten in der Nacht ist, und auch wenn dieses Essen vielleicht schon in einem Mülleimer liegt. „Für die Menschen mit dem Prader-Willi-Syndrom kann es wirklich gefährlich werden, wenn sie nicht rund um die Uhr betreut werden. Da sie kein Sättigungsgefühl kennen, essen sie immer mehr und mehr. Ich habe von Fällen gehört, bei denen sich Menschen zu Tode gegessen haben“, schildert Karola Gruel, welche dramatischen Ausmaße das Syndrom annehmen kann. aggressive Phase und nächtliche Ausbrüche, um an weitere Lebensmittel zu gelangen. „Hier kommen Eltern einfach an ihre Grenzen und sind auf professionelle Unterstützung angewiesen“, so Gruel. „Unsere Bewohner sind oft in einem Moment wütend, schreien uns an und beschimpfen uns und im nächsten Moment tut es ihnen unglaublich leid“, erzählt Gruel weiter, „sie haben so eine große Spanne von Charaktereigenschaften in sich vereint.“ Wohneinheit für Menschen mit dem Prader-Willi-Syndrom Die Wohneinheit der Vorwerker Diakonie für Menschen mit einem Prader-Willi- Vielfältige Charaktere Syndrom befindet sich am Rande des Naturschutzgebietes Riesebusch in Tristan schaut sie sich den Plan noch einmal genau an. Kochtag. Abwechselnd dürfen sich die Bewohner an diesem Tag ihr Lieblingsgericht wünschen. „Dann wird zusammen eingekauft und danach gekocht. Das ist wichtig, um einen normalen Umgang mit Lebensmitteln zu lernen“, sagt Karola Gruel. Gefährliche Ausmaße Das Hungergefühl treibt Menschen mit dem Prader-Willi-Syndrom immer Auch intellektuell sind Menschen mit dem Prader-Willi-Syndrom oft nicht auf dem gleichen Stand wie ihre Altersgenossen ohne Syndrom. Daher sind sie auf die enge Begleitung in einer Förderschule angewiesen. Ausnahmen, die eine Regelschule besuchen können, sind eher die Seltenheit. „Von ihrem Charakter her sind unsere Bewohner meist sehr liebenswerte und soziale Menschen. Probleme gibt es nur, wenn sie ihr Essen einfordern wollen. Durch das Prader-Willi-Syndrom fehlt ihnen auch eine Impulskontrolle, wie wir sie kennen, das kann unter Umständen zu aggressivem Verhalten führen“, so Karola Gruel. Gerade an diesem Verhalten verzweifeln oft Eltern von Kindern mit dem Prader-Willi-Syndrom. Bis zur Pubertät ist meist noch alles in Ordnung, dann beginnen aber die Bad Schwartau. Sie umfasst sechs Einzelzimmer, ein Wohn- und Esszimmer sowie den Bewohnerzimmern zugeordnete Bäder. Die Wohneinheit ist in einer Wohnanlage der Vorwerker Diakonie eingebettet, in der insgesamt 53 Menschen mit Behinderungen leben. Die Selbstbestimmung jedes einzelnen Bewohners wird hier trotz einer festen Tagesstruktur und einer intensiven 24h-Betreuung individuell gefördert. Bei Interesse oder Fragen wenden Sie sich gern an: Ute Kowollik Telefon: 0451 4002-50566 Fax: 0451 4002-50343 belegungsmanagement@vorwerkerdiakonie.de www.vorwerker-diakonie.de 5 „Es ist sehr gut, ein s Fortsetzung: Wenn das Essen das Leben bestimmt Leben selbst gestalten In der Wohngruppe in Bad Schwartau ist derweil Zeit für das regelmäßige Wiegen. Zwei bis drei Mal in der Woche muss jeder Bewohner auf die Waage, das gehört zum normalen Alltag dazu. Genauso wie das Bewegungsprogramm: Jeden Tag ist mindestens eine Einheit Pflicht. Das kann der Gang in ein Fitnessstudio sein, Schwimmen oder ein Spaziergang im Wald. Bewohner Tristan geht am liebsten ins Fitnessstudio und tut das selbstständig, ohne Begleitung. „Ich finde es hier eigentlich ganz entspannt zu wohnen“, sagt der 21-Jährige, der tagsüber in der Metallwerkstatt der Vorwerker Diakonie arbeitet. „Morgens aufstehen mache ich auch alleine, da brauche ich keine Hilfe oder jemanden, der mich weckt.“ So führt er in der Wohngruppe ein Leben, das er so weit wie möglich selbst gestalten kann. Trotzdem bekommt er die klaren Strukturen, die er dringend benötigt. „Wir sind die einzige Prader-Willi-Einrichtung bundesweit, die nach dem Selbstbe- stimmungskonzept von Willem Kleine Schaas arbeitet“, so Karola Gruel, „das heißt, unsere Bewohner sollen selbst nach Lösungen suchen und Entscheidungen treffen. Wir setzen den Rahmen, aber innerhalb dieses Rahmens können sie ihr Leben selbst gestalten.“ Erst 2011 eröffnete die Wohngruppe, nach einem Jahr intensiver Vorbereitung. Heute ist sie eine von nur zwei reinen Prader-Willi-Einrichtungen in Schleswig-Holstein. Nudeln mit Tomatensoße Leonie beschäftigt sich mittlerweile mit ihrem Lieblingsgericht: Nudeln mit Tomatensoße. Die wird es nächsten Sonntag geben, natürlich mit genau abgezählten Kalorien. Aber das ist für die Menschen mit Prader-WilliSyndrom kein Problem. Ohne nachzuschlagen können sie die Kalorienzahlen der einzelnen Lebensmittel aufsagen. Denn trotz aller Ablenkungen und geregelter Tagesabläufe bestimmen die Gedanken an Essen ihr Leben immer zu einem Teil mit. Karola Gruel leitet die Wohneinheit für Menschen mit dem Prader-Willi-Syndrom - ihr ist es wichtig, dass jeder Bewohner so viel Eigenverantwortung bekommt, wie möglich. (Foto: Dirk Hourticolon) 6 Dr. Norbert Hödebeck-Stuntebeck be 55-Jährige zu den bundesweit und au mit PWS entwickelte, griff auch sie a Von: Lutz Regenberg aspekte: Prader-Willi-Syndrom – was ist das genau und wie sind Sie mit dem Thema in Kontakt gekommen? Dr. Norbert HödebeckStuntebeck: Das Prader-WilliSyndrom – kurz PWS – ist eine genetisch bedingte Behinderung, benannt nach den Schweizer Kinderärzten Andrea Prader, Alexis Labhart und Heinrich Willi. Sie haben die komplexe genetische Erkrankung 1956 erstmals beschrieben. Statistiken gehen davon aus, dass 4.000 bis 6.000 Personen im gesamten Bundesgebiet davon betroffen sind. PWS ist gekennzeichnet durch eine leichte bis mittlere Intelligenzminderung, eine genetisch bedingte Esssucht und zum Teil stark ausgeprägtes herausforderndes Verhalten. Oft gehen diese Merkmale einher mit Muskelschwäche, Verdauungsproblematiken und Diabetes. Ich bin 1997 zum ersten Mal mit PWS in Berührung gekommen und zwar weil es in der Einrichtung, in der ich tätig war, einen Bewohner gab, der genau diese Symptomatik zeigte und mit dem Rahmen, in dem er lebte, nicht gut zurechtkam. Als ich mich daraufhin verstärkt über PWS informieren wollte, stellte ich fest, dass es deutschlandweit kaum Erfahrungen gab. Da haben die Einrichtung und ich entschieden, uns auf den Weg zu machen und für die Betroffenen etwas Neues zu konstruieren. aspekte: Was brauchen Menschen mit Prader-Willi-Syndrom? titel-Interview solches Angebot im Norden zu haben!“ eschäftigt sich seit Mitte der neunziger Jahre intensiv mit dem Prader-Willi-Syndrom (PWS). Mittlerweile gehört der uch international gefragtesten Fachleuten zu diesem Thema. Als die Vorwerker Diakonie ein Angebot für Menschen auf die Erfahrungen des promovierten Psychologen zurück. Hödebeck-Stuntebeck: Den Blick auf ihre spezielle Beeinträchtigung. Menschen mit PWS wissen nicht, was „satt sein“ bedeutet, das heißt sie haben ein verringertes Sättigungsgefühl und können ihr Essverhalten nur schwer regulieren. Neue oder unerwartete Situationen bringen sie schnell an ihre Grenzen. Es fällt ihnen schwer, damit umzugehen. Hartnäckiges, sich wiederholendes Fragen ist dann ihre häufige Strategie, aber auch ein Wutausbruch kann eine Folge sein, mit dem sich ihr Frust aufgrund ihrer fehlenden Impulskontrolle entlädt. Wenn sie jetzt einen Ausflug machen möchten, dann meinen sie auch jetzt und nicht später. Sie überwinden in der Regel nicht den Egozentrismus eines vier- oder fünfjährigen Kindes, das seiner Mutter an der Supermarktkasse einen Schokoriegel abschwatzen möchte, quengelt und sich im Zweifel auf den Boden wirft. Diesen Beeinträchtigungen begegnen professionelle Einrichtungen, indem sie vor allem Sicherheit vermitteln. aspekte: Wie passiert das genau? Hödebeck-Stuntebeck: Der Tagesablauf ist strukturiert und verlässlich, Verabredungen und Versprechen werden eingehalten, die Mitarbeitenden sind sehr gut untereinander abgestimmt, bis zu sechs kleinere Mahlzeiten – Frühstück, Mittag, Abendessen und weitere Zwischenmahlzeiten – sind Teil dieses Tagesablaufs. Und wenn Veränderungen, die nicht zu verhindern sind, eintreten, werden sie von den Mitarbeitenden mit hoher Transparenz vermittelt. Dr. Norbert Hödebeck-Stuntebeck ist Fachmann für das Prader-Willi-Syndrom. aspekte: Dabei spielt Essen dann eine herausragende Rolle? Hödebeck-Stuntebeck: Eigentlich muss das Ziel sein, dass Essen keine herausragende Rolle spielt. Damit das gelingt, muss den Betroffenen auch beim Thema Essen sehr viel Sicherheit vermittelt werden. Essen darf nicht ständig zugänglich sein, denn der Esssüchtige kann es nicht stehen lassen. Lange Wartezeiten bis zur nächsten Mahlzeit, die beim Betroffenen den Drang auslösen, sich ums Essen kümmern zu müssen, müssen verhindert werden. Das war aber auch schon alles – wenn man zusätzlich berücksichtigt, dass Essen auch nicht als Belohnung eingesetzt werden darf: Also beispielsweise die Möglichkeit, einen schönen Tag mit einem Ausflug in ein griechisches Speiselokal abzurunden. aspekte: 2011 hat die Vorwerker Diakonie ein spezielles Angebot für Menschen mit PWS gestartet. Wie bewerten Sie dieses Angebot? Hödebeck-Stuntebeck: Es ist sehr gut, ein solches Angebot im Norden zu haben. Mir hat von Anfang an gefallen, dass die Vorwerker Diakonie an Kooperation interessiert war und daran, von den Erfahrungen anderer zu profitieren. So ist von Beginn an mehr als nur ein tragfähiges Konzept realisiert worden. Richtig gut an dem Konzept hier ist auch, dass Wohn- und Arbeitsangebote im Zusammenhang gesehen werden. Insofern nimmt das Angebot der Vorwerker Diakonie sogar eine Vorreiterrolle ein. Vorbildhaft finde ich außerdem die kontinuierliche Bereitschaft zur Weiterentwicklung des Angebots unter der Fragestellung, wie man den Bedürfnissen von Menschen mit PWS noch gerechter werden kann. Was mich ebenfalls freut – auch weil es leider nicht selbstverständlich ist – ist, dass die Vorwerker Diakonie andere Einrichtungen an ihren Erfahrungen teilhaben lässt. Sie sorgt für einen entsprechenden Wissenssowie Erfahrungstransfer und hat so inzwischen eine wichtige Stimme in der PWS-Szene. 7 Spenden „Das Glück dieser Erde... ...liegt auf dem Rücken der Pferde.“ Das heilpädagogische Reiten ist für viele Menschen in der Vorwerker Diakonie ein wahres Glück. Von: Vanessa Warnk „Hey Kathrin, kannst du dich bitte um Amaranth kümmern?“, ruft Julia Wieser, Reitpädagogin in der Reithalle der Vorwerker Diakonie. Ganz selbstverständlich schnappt sich Kathrin Schelle den Striegel, bürstet Amaranths glänzendes Fell und kümmert sich liebevoll um das Pferd. Danach nimmt die 34-Jährige Heu aus einem Ballen zwischen ihre Handflächen und drückt zu. Sie spürt, dass es weich und blattreich ist. Das mag Amaranth gerne. Kathrin Schelle füttert ihn. Es herrscht eine große Vertrautheit zwischen Tier und Mensch. Amaranth ist ganz ruhig. Der Haflinger weiß genau, dass seine Reiterin fürsorglich mit ihm umgeht. Kathrin ist glücklich. „Sei mutig, damit dein Pferd auch mutig sein kann, sagt Julia uns immer“, erzählt sie. Neuen Mut und neue Lebenskraft fin- bekommen insgesamt über 60 Menschen die Chance, in der Ulrich-Gabler-Halle der Vorwerker Diakonie mit den Pferden zu arbeiten und zu lernen. Die Menschen mit geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen sind zwischen sieben und 65 Jahren alt. Der Schwerpunkt der Arbeit in der Reithalle ist dabei für jeden Teilnehmer und jede Teilnehmerin ein anderer. „Das Reiten ermöglicht mir, ein Gefühl für Nähe Nähe und Distanz und Distanz zu bekommen. Amaranth hilft Seit einem halben Jahr reitet Kathrin mir, mich selbst wahrzunehmen und ein in der Mittwochsgruppe. „Ich bin schon eigenes Körpergefühl zu entwickeln“, beimmer gerne mit Pferden zusammen schreibt Kathrin Schelle ihre Erfahrungen. gewesen. Deswegen habe ich mich sehr „Manchmal wird Amaranth unruhig. Dann über das Angebot gefreut“, erzählt die merke ich, dass ich mir und auch ihm zu junge Frau. Ihr Vorwissen bereichert die viel zumute. Ich lerne, auf meinen Körper gesamte Gruppe und sie gibt es gerne an zu achten. Und genau diese Erfahrung ist die anderen weiter. Dabei erfährt sie viel sehr wichtig für mich.“ Amaranth ist eins Wertschätzung. Das stärkt ihr Selbstbe- von fünf Pferden in der Reithalle der Vorwusstsein und stabilisiert sie. Jede Woche werker Diakonie. Jedes Tier hat besondere det Kathrin Schelle zurzeit in der Beruflichen Rehabilitation für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen der Vorwerker Diakonie. Ziel dieser Rehabilitation ist, die Teilnehmer zu stabilisieren, ihre Belastbarkeit und Selbsthilfekompetenzen zu steigern. Das Reiten unterstützt dies und ist oftmals ein Türöffner. Einkäufe nach Hause. Das Glück liegt in den kleinen Dingen. Hier ist es so. Die kleine Geste des Jungen macht den alten Mann glücklich. Auf dem Foto, welches auch abgedruckt war, strahlte er entspechend. kürzlich las ich in der Zeitung über einen 18-jährigen jungen Mann. Er arbeitet neben der Schule in einem Supermarkt. Einmal fragte ihn ein älterer Herr, ob er ihm behilflich sein könne. Seitdem trägt er dem 95-Jährigen jede Woche die 8 Auch in der Reithalle liegt das Glück in den kleinen Dingen. Das Füttern und Streicheln der Pferde, oder der Besuch bei ihnen, erfreut viele Menschen. Denn ein Pferd schenkt Trost und versteht sie ohne Worte. Die positiven Erfahrungen, die sie mit und bei den Pferden machen, nehmen sie mit in ihren Alltag. Das ist wichtig für ihre persönliche Entwicklung und stärkt sie. Jetzt benötigt der Bereich jedoch Unterstützung, damit auch zukünftig viele andere dieses Angebot wahrnehmen können. So müssen bald Sättel und auch der Boden erneuert werden. Daher bitte ich Sie hier um Ihre Unterstützung. Schon jetzt herzlichen Dank! Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Sommer! Sie möchten helfen - nutzen Sie bitte den beiliegenden Überweisungsträger. Ihre Fragen beantworte ich Ihnen gerne unter: 0451 4002-50136, E-Mail: spenden@ vorwerker-diakonie.de Spendenkonto IBAN: DE58251205100004408044 BIC: BFSWDE33HAN Bank für Sozialwirtschaft spenden Findet mich das Glück? In der letzten Ausgabe der „aspekte“ baten wir Sie um eine Spende für das Theaterprojekt der Vorwerker Diakonie. Mit Ihrer Unterstützung sind fast 3.000 Euro für dieses Projekt zusammengekommen. Vielen herzlichen Dank für Ihre Spende! Das Ensemble des Theaterprojekts der Vorwerker Diakonie. Gemeinsam versorgen Kathrin Schelle und Benjamin Vogt Amaranth mit Futter. Fähigkeiten und kann individuell für den fester Bestandteil meiner Arbeit“, erklärt einzelnen Klienten ausgewählt werden. Sven Röckendorf. Er arbeitet in den WerkDie Pferde sind sehr feinfühlig und rea- stätten für Menschen mit Behinderungen gieren auf die Bedürfnisse des jeweiligen der Vorwerker Diakonie und ist ebenfalls Teil der Mittwochsgruppe. Pflichtbewusst Menschen. kümmert er sich um jedes einzelne Tier. „Pferde sind nicht nachtragend, sie geben Offen für alle mir so viel zurück, wie ich versuche, ihnen Die Reithalle ist Treffpunkt für viele zu geben.“ Menschen, auch von außerhalb. Der BeReithalle braucht Unterstützung reich ist offen und lockt Gäste an. „Wir freuen uns über jeden interessierten Besucher“, sagt Reitpädagogin Wieser und In der Reithalle bestärkt und hilft jeergänzt: „Bewohner der Vorwerker Dia- der jedem. Die Teilnehmer profitieren von konie, Nachbarn, Pferdeliebhaber und vor den Pferden und der gemeinsamen Arbeit, allem Kindern kommen gerne, um unsere aber auch voneinander. „Wenn ich hier Pferde zu besuchen und zu streicheln. Das war, geht es mir einfach gut“, sagt Kathrin macht die Arbeit hier so lebendig“. Leider Schelle. „Dieses Glücksgefühl begleitet werden die Pferde aber auch immer wie- mich dann auch in meinem Alltag.“ Damit der von Besuchern oder Spaziergängern auch viele andere dieses Glücksgefühl ergefüttert. „Wir wissen, dass sie es nur gut fahren und das Angebot nutzen können, mit ihnen meinen, aber das Füttern ist bittet das Team der Reithalle herzlich um gefährlich für unsere Pferde. Nicht jedes Ihre finanzielle Unterstützung. Pferd darf alles essen. Sie können dadurch sogar sterben“. Auch das richtige Füttern Mehr zum Thema unter: wird in der Reithalle gelernt. „Das ist ein www.vorwerker-diakonie.de/spenden Werden Sie Jahresspender Viele Leserinnen und Leser unterstützen uns regelmäßig mit Spenden - dadurch können wir wichtige Projekte realisieren. Wenn Sie dazu gehören, haben wir einen Vorschlag: Werden Sie „Jahresspender“. Das bedeutet: Sie spenden weiterhin, wann und wie Sie möchten. Sie erhalten aber nur einmal pro Jahr Post mit Ihren Zuwendungsbestätigungen. So sparen wir Porto und Verwaltungskosten - und jeder gewonnene Cent kommt den Menschen zu Gute, die wir begleiten! 9 AKTUELL Vorwerker Notizen Ehrung langjähriger Mitarbeitender Über 100 Mitarbeitende mit und ohne Behinderungen mit 10, 20, 25 und mehr Dienstjahren wurden im März 2015 von Fred Mente und HansUwe Rehse, den Geschäftsführern der Vorwerker Diakonie, geehrt. „Danke, bilare, das haben sich alle Anwesenden hier wirklich verdient. Und letztendlich sind die vielen Jubilare ja auch ein Zeichen dafür, dass das Klima hier bei uns einfach stimmt.“ Ebenfalls geehrt wurden Kolleginnen und Kollegen, die die Vorwerker Diakonie verlassen haben und in den Ruhestand gegangen sind. „Ich hoffe, es bleiben Ihnen vor allem gute Erfahrungen in Erinnerung“, gab Rehse ihnen mit auf den Weg. Auszeichnung der Olympioniken Im altehrwürdigen Audienzsaal des Lübecker Rathauses hat Bürgermeister Bernd Saxe am 5. Mai 2015 gemeinsam mit Sportsenatorin Kathrin Weiher Lübecker Sportler ausgezeichnet, die 2014 besonders erfolgreich abge- Neue Kletteranlage Die Jubilare der Vorwerker Diakonie feierten im März im Festsaal. dass Sie sich seit so vielen Jahren für uns einsetzen, das ist ein unglaublich wertvolles Geschenk“, so Rehse. Bei der Jubiläumsfeier kommen traditionell Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit und ohne Behinderungen im Festsaal auf dem Zentralgelände der Vorwerker Diakonie zusammen. „Die Mitarbeitenden sind das wertvollste Kapital jedes Unternehmens, das können wir gar nicht genug wertschätzen“, so Mitarbeitervertreter Rüdeger Jaeschke. „Das ist heute der Tag der Ju- Die Integrative Kindertagesstätte Haus Barbara hat eine neue Kletteranlage bekommen. Sekunden nach der Freigabe durch Kita-Leiterin Michaela Hartwig kletterten schon mehr als 20 Kinder auf der nagelneuen Holzkonstruktion und ihren Kletterpfählen, Seilnetzen und Schwebehölzern. Zwei Monate lang hatten die Kinder bis dahin dem Bau der Anlage ungeduldig zugeschaut. Dann hatte das Warten zum Glück ein Ende. „Die Bauarbeiten waren zuletzt immer wieder ins Stocken geraten, weil sich auf der Baustelle soviel Wasser gesammelt hatte“, so Hartwig. „Aber: Um so größer war jetzt auch die Freude.“ Christian Stahl (re.) bei der Ehrung durch Bürgermeister Saxe und Senatorin Weiher. schnitten haben. Unter einer ganzen Reihe von Welt-, Europa- und Deutschen Meistern wurden auch zehn Goldmedaillengewinner der nationalen Special Olympics geehrt. „Dass hier und heute Sportler mit und ohne Behinderungen gemeinsam geehrt werden, finde ich prima“, freute sich Sönke Dethleff, der die Sportler der Vorwerker Diakonie zu den Special Olympics und jetzt auch zur Ehrung begleitete, über den inklusiven Ansatz der Veranstaltung. PKW-, LKW- und Bus-Vermietung an Selbstfahrer Walderseestraße 9-11 · 23566 Lübeck Telefon 04 51/ 6 88 18 10 AKTUELL Erfolgreiches Spiel- und Sportfest Zum zweiten Mal veranstalteten die Werkstätten für Menschen mit Behinderung der Vorwerker Diakonie im April 2015 ihr Spiel- und Sportfest. Insgesamt wirkten mehr als 400 Menschen als Teilnehmer oder Helfer an der großen und bunten Veranstaltung mit. derungen begegnen sich“, so Dethleff. „Ich helfe beim Basketball mit“, erzählt Isabel Lourenco Macedo, die gerade eine Ausbildung zur Heilerzeihungspflegerin an der Gisa Feuerberg Schule macht. „Ich betreue die Mannschaften, sage die Spiele an und springe auch mal als Schiedsrichterin ein.“ Action beim Kleinbahn-Ziehen Legten sich ordentlich ins Zeug beim Kleinbahn-Ziehen: Das Team der Elisabeth-SelbertGemeinschaftsschule aus Bad Schwartau. Von: Melina Ottensmeier Bereits zum zweiten Mal hat sich das Gelände der Vorwerker Diakonie Ende April 2015 in einen riesigen, bunten Sportplatz verwandelt. Sönke Dethleff, zuständig für den Sport in der Vorwerker Diakonie, und sein Team haben nach zwei Jahren erneut zum Spiel- und Sportfest für Menschen mit Behinderungen eingeladen. Knapp 300 Menschen mit Behinderungen aus 18 verschiedenen Einrichtungen in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg waren ihrer Einladung gefolgt und hatten vor allem eins: Spaß. „Wir wollten besonders die Sportler erreichen, die aufgrund ihrer Beeinträchtigung selbst an Regelturnieren für Sportler mit Behinderungen nicht teilnehmen können“, meint Dethleff. „Und allen so ein sportliches Erlebnis ermöglichen, von dem niemand ausgeschlossen ist.“ Das gelang ihm und seinem Team bei strahlendem Sonnenschein trotz einstelliger Temperaturen perfekt. Die ungewöhnlichste Disziplin war auch bei diesem Spiel- und Sportfest wieder das Kleinbahn-Ziehen, bei dem die Sportler einen Waggon der grünen Vorwerker Kleinbahn in fünf Sekunden möglichst weit über die Schienen ziehen mussten. Normalerweise werden die Waggons von einer Diesellok über das Gelände der Vorwerker Diakonie gezogen. Bei dieser besonderen Disziplin legte sich das Team der ElisabethSelbert-Gemeinschaftsschule aus Bad Schwartau so richtig ins Zeug und ließ den Waggon meterweit rollen. Vereinfachte Regeln Spaß im Vordergrund Für das Fest haben er und seine Mitarbeitenden Sportarten abgewandelt oder auch neu entwickelt. „Wir haben Regeln vereinfacht“, so Dethleff. „Und auch Disziplinen angeboten, die es sonst bei keinem Sportevent gibt, wie zum Beispiel ein Wikingerschachturnier.“ Außerdem haben sie sich Unterstützung geholt. Schülerinnen und Schüler der Gisa Feuerberg Schule, Fachschule für Heilerziehungspflege, der Elisabeth-Selbert-Gemeinschaftsschule aus Bad Schwartau und der Schule Tremser Teich standen als Helfer zur Verfügung. „Hier können die Schüler Erfahrungen sammeln und Menschen mit und ohne Behin- Mit Feuereifer waren aber nicht nur die Helfer dabei, sondern vor allem die Sportler. „Dadurch, dass wir so viele verschiedene Spiel- und Sportarten angeboten haben, war wirklich für jeden etwas dabei, ob Ballsportarten oder ein Parcours für Rollstuhlfahrer“, so Dethleff. Und die gute Stimmung war bei allen deutlich zu spüren, egal ob auf den vorderen Plätzen oder etwas weiter hinten. „Gewinnen und verlieren ist heute in den Hintergrund gerückt. Beim Spiel- und Sportfest geht es allein um den Spaß an Bewegung und Teamgeist“, fasst Dethleff zusammen. 11 menschen „Ich arbeite bei IKEA!“ Seit Frühjahr 2014 gibt es in Lübeck eine Filiale des schwedischen Möbel-Riesen IKEA. Vom ersten Tag an kooperieren die IKEA-Veranwortlichen mit der Vorwerker Diakonie. Im Ergebnis haben zehn Menschen mit Behinderungen dort einen begleiteten Arbeitsplatz gefunden. Von: Lutz Regenberg Wer IKEA kennt, kennt auch die großen gelben Kunststofftaschen, die jedem Kunden zur Verfügung stehen; und ebenfalls die Informationspunkte mit Bleistiften, Notizzetteln und Papiermessbändern. „Aber die wenigsten wissen, wie die Dinge dort hin kommen“, meint Susanne Kruse. Die 48-Jährige ist eine von zehn Mitarbeitenden mit geistigen, körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen, die in der Lübecker IKEA-Filiale tätig sind. Sie arbeitet im sogenannten Kundenservice und die IKEA-Kunststofftaschen, Bleistifte und Papiermessbänder spielen in ihrem Arbeitsalltag eine große Rolle. „Mein Tag beginnt damit, dass ich einen Einkaufswagen mit Nachschub fülle“, sagt sie. „Dann ziehe ich von Informationspunkt zu Informationspunkt und fülle Bleistifte, Notizzettel und Messbänder nach.“ 30 bis 40 Minuten dauert eine Runde durch das Geschäft. „Wenn richtig was los ist bei uns, reicht eine Runde am Tag auch nicht aus“, ergänzt sie. Susanne Kruse beim Auffüllen der Bleistiftbehälter in der Lübecker IKEA-Filiale. Sie ist hier im Kundenservice tätig. Kissen an die richtige Stelle kommen, hat sie Bilder zur Orientierung zur Verfügung. „Ohne diese Hilfe ginge es nicht, die vielen Möglichkeiten kann man sich nicht merken.“ Arbeiten bei IKEA hat für Susanne Kruse einen hohen Stellenwert. „Ich habe vorher in der Töpferei der VorHunderte Decken und Kissen werker Diakonie und im Verkaufsladen gearbeitet“, erzählt sie. „Das war auch Auch die gelben IKEA-Kunststoffta- schön, doch hier ist es noch besser. schen gehen durch ihre Hände. Sie und Denn auch wenn die Arbeiten sich imihre Kollegen holen sie aus den Sam- mer wieder ähneln, so ein Arbeitstag melkörben, dann werden die Taschen geht rasend schnell vorbei.“ neu gefaltet und schließlich wieder in Möbelmontage den Ausgabekörben platziert. „Die Kunden finden es einfach besser, wenn die Ihr Kollege Gernold Senf fühlt sich Taschen ordentlich gefaltet bereit liegen und nicht nur irgendwie und zusam- ebenfalls pudelwohl bei IKEA. Anders mengeknüllt.“ In der warmen Jahreszeit als Susanne Kruse ist er nicht im Kundekoriert sie außerdem die Gartenmö- denservice tätig, sondern in der Möbelbelausstellung im Außenbereich. „Da montage und in der IKEA-Fundgrube. sind über hundert Kissen und Decken Hier werden vor allem defekte oder auszulegen“, berichtet sie. Damit alle zurückgegebene Möbel zusammenge12 baut und dann für einen günstigen Preis in der Fundgrube angeboten. „Das ist spannend und abwechslungsreich“, sagt der 38-Jährige. „Stühle, Tische, Kommoden oder Kleiderschränke - es sind immer andere Dinge, die wir zusammenbauen müssen. Und dann müssen wir die Sachen in der Fundgrube natürlich auch ordentlich präsentieren.“ Hilfe bei Problemen und Sorgen Nicht nur die Arbeit gefällt Gernold Senf, auch das Drumherum. „Die Kantine ist echt gut, die Kollegen sind alle nett und bei Fragen gibt es ja Herbert.“ Gemeint ist Herbert Brehmer, der als hauptamtlicher Mitarbeiter der Vorwerker Diakonie ebenfalls bei IKEA vor Ort ist und die Menschen mit Behinderungen unterstützt, anleitet sowie bei Problemen und Sorgen zur Seite steht. Das sorgt für Sicherheit in der IKEA-Welt. Baustein für das Miteinander Daneben steht und fällt das Projekt mit IKEA selbst. „Seitdem ich bei IKEA tätig bin, bin ich damit vertraut, dass an meinem Arbeitsplatz auch Menschen mit Behinderungen um mich herum sind“, sagt Susanne Lentföhr, die in der Lübecker IKEA-Filiale für das Thema ‚Personal‘ zuständig ist. „Entsprechend war es letztes Jahr auch schnell klar, dass wir für unseren Lübecker Standort einen Partner suchen, mit dem wir eine Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen realisieren können. Den haben wir dann mit der Vorwerker Diakonie gefunden.“ Sie beschreibt den Umgang mit den ‚besonderen‘ Kolleginnen und Kollegen als selbstverständlich. „Vielleicht hängt das auch mit unseren schwedischen Wurzeln zusammen. In Skandinavien ist der Umgang mit dem Thema einfach entspannter“, meint die 40-Jährige. „Gleichzeitig ist die Kooperation aber auch ein wichtiger Baustein im gesamten Miteinander aller Kolleginnen und Kollegen hier im Haus.“ » Hilfen für Menschen im Alter » Hilfen für Menschen mit Behinderungen » Gefährdetenhilfe » Suchtkrankenhilfe » Hilfen für psychisch Kranke » Hospiz » Kinder- und Jugendhilfe » Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie miteinander füreinander Vorwerker Diakonie | Triftstraße 139-143 | 23554 Lübeck | Telefon 0451 / 4002 0 | www.vorwerker-diakonie.de S Integration und Außenarbeit Arbeits- und Praktikumsangebote für Menschen mit Behinderungen außerhalb der eigentlichen Werkstätten in ‚externen‘ Betrieben sind ein wichtiges Anliegen der Vorwerker Diakonie. Mittlerweile gibt es dazu Kooperationen mit zahlreichen kleineren und größeren Unternehmen. Dabei entstehen einzelne Arbeitsplätze oder auch Möglichkeiten für mehrere Beschäftigte, die dann vor L(i)ebe deine Stadt. Gut für Lübeck. Ort ständig fachlich begleitet werden. Kontakt: 0451 4002-50151 13 Aktiv Letzte Meldung Vorwerker Tipp Leitziele in leichter Sprache Die Leitziele der Vorwerker Diakonie gibt es ab sofort in leichter Sprache. Die Vorwerker Diakonie begleitet und fördert Menschen und reicht ihnen vor allem in schwierigen Lebenslagen eine helfende Hand. „Das geschieht natürlich vor dem Hintergrund sich ständig wandelnder Rahmenbedingungen“, sagt Hans-Uwe Rehse, Geschäftsführer der Vorwerker Diakonie. „Deswegen bedarf es fester Grundpfeiler als Basis unserer Arbeit.“ Die Vorwerker Diakonie besitzt mit dem christlichen Glauben ein stabiles Fundament, auf das insgesamt zehn Leitziele aufbauen. Diese sind jetzt in leichter Sprache neu formuliert und auf der Webseite der Vorwerker Diakonie veröffentlicht worden. „Es ging uns nicht darum, unsere Leitziele neu zu formulieren, sondern sie in Worten und Sätzen darzustellen, die möglichst barrierefrei sind und daher beispielsweise auch von Menschen mit Behinderungen nachvollzogen werden können“, erläutert Rehse. „Das heißt unter anderem, kein schwieriger Satzbau und Verzicht auf Fremdwörter - also insgesamt leicht und gut verständlich.“ Die Leitziele in leichter Sprache findet man ab sofort unter www.vorwerkerdiakonie.de/überuns. Wichtige Termine 29. August 2015: Drachenbootfestival im Lübecker Klughafen die Vorwerker Diakonie nimmt teil mit einem integrativen Drachenbootteam unter dem Motto „Küss mich“. 15. September 2015, 15 Uhr: Gottesdienst der Vorwerker Diakonie für Seniorinnen und Senioren im Dom zu Lübeck. 6. bis 8. November 2015: 33. Martinsmarkt der Vorwerker Diakonie auf dem Zentralgelände an der Triftstraße 139-143, 23554 Lübeck. 14 Mehr Platz für Obdachlose Es war im zurückliegenden Winter wieder eng geworden im Bodelschwinghhaus, einer Einrichtung der Vorwerker Diakonie. Seit Dezember stapelten sich die Matratzen auf den Fluren der Einrichtung am Meesenring in Lübeck. „Wir haben 33 reguläre Plätze für wohnungslose Männer ab 18 Jahren, beherbergten zuletzt aber auch nach Ende des Winters deutlich mehr Bewohner“, berichtet Geschäftsbereichsleiterin Heike Raddatz-Kossak. Intensive Gespräche mit der Hansestadt Lübeck hatten Ende Februar zur Erweiterung der Kapazität geführt. „Direkt an unsere Einrichtung grenzten leerstehende Räumlichkeiten der Hansestadt Lübeck“, sagt Raddatz-Kossak, „die ohne großen Aufwand für unsere Aufgabe umgewandelt werden konnten.“ Die Nutzungsgenehmigung lief zunächst bis Ende April 2015. „Wir befürchteten schon, die Bewohner auffordern zu müssen, die Räume wieder zu verlassen und auf die Flure des Bodelschwinghhauses zurückzuziehen“, so Raddatz-Kossak. Doch wenige Tage vor Ablauf der Frist signalisierte die Hansestadt erneut Unterstützung. „Stand jetzt ist, dass wir die Räume weiter nutzen können, mindestens bis in den Herbst hinein und ich hoffe, auch darüber hinaus.“ Denn mit dem dann kommenden Winter wird die Zahl der Nutzer sicherlich nicht sinken. Zwei starke Partner für Ihre Gesundheit. Hier sind © Robert Kneschke - Fotolia.com Sie gut beraten! & Alfred Klindwort Klindwort Sanitätshaus & Orthopädietechnik GmbH & Co. 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Sich öffnen, sich stellen, aussprechen, was unsagbar war. rauslassen, was das Herz beschwert. Die Worte geben preis, machen angreifbar nehmen die Deckung. Doch das Verschwiegene richtet sich ein im Innersten. Es bohrt und nagt, an Selbstbild und Fassade. Stille, die beunruhigt! Aber: Reden befreit! Denn wer spricht, wird hören: die Klage und den Zorn – gewiss. Aber dann die Worte, die lossprechen von Versagen und Schuld: „Dir ist vergeben!“ Dann bist Du frei! Hans-Uwe Rehse Vorwerker Diakonie - Ihr Partner für: Menschen im Alter | Menschen mit Behinderungen | Gefährdetenhilfe | Hilfen für psychisch Kranke | Hospiz | Kinder- und Jugendhilfe | Suchtkrankenhilfe | Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie