Sechs Windgeneratoren im Test
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Sechs Windgeneratoren im Test
TECHNIK & AUSRÜSTUNG TECHNIK & AUSRÜSTUNG Sechs Windgeneratoren im Test A ls alternative Stromerzeuger an Bord haben neben Solaranlagen und Brennstoffzellen insbesondere Windgeneratoren eine lange Tradition. Seit mehr als 30 Jahren nutzen Fahrtensegler in aller Welt die Windkraftanlagen, um auf langen Blauwassertörns und in einsamen Ankerbuchten die Spannung in den Batteriebänken wieder ein wenig nach oben zu regulieren, ohne den stinkenden und kraftstoffschluckenden Diesel zu bemü- 64 www.segelnmagazin.de 6/2009 hen. Mittlerweile haben sich die Generatoren zu echten Kraftwerken entwickelt, die Spitzenleistungen bis zu 400 Watt produzieren sollen. Soweit klingt also alles nach perfekter und umweltfreundlicher Stromerzeugung an Bord, doch ein Makel haftet den Geräten an wie das Pech an der Hand: die Lärmentwicklung der rotierenden Flügel. Wenn die messerscharfen Blätter mit hohen Geschwindigkeiten durch die Luft schneiden, entsteht ein lautes Geräusch, zusätzlich erzeugen die Generatoren brummigen Lärm. Doch wieviel Strom können die Kraftwerke tatsächlich liefern? Sind wirklich alle Anlagen gleich laut oder gibt es deutliche Unterschiede? Diese Fragen trieben uns auf den Teststand (siehe Infokasten rechts), wo wir fünf aktuelle Anlagen zwischen 200 und 400 Watt auf die tatsächlichen Leistungswerte bei verschiedenen Windgeschwindigkeiten hin überprüften und gleichzeitig die Lärmentwicklung (siehe Seite 67) aufzeichneten. Für den Test haben wir die neueste Entwicklung auf dem Markt, den Superwind 350, den Fotos: Michael Bohman, Gerald Sinschek Windgeneratoren sind im Prinzip die ultimativen Stromproduzenten: Sie liefern schon bei lauer Brise immer und überall Strom. Welche Leistungswerte sie tatsächlich bringen und mit wieviel Lärm sie die Crew dabei behelligen, haben wir nachgemessen Text und Fotos: Gerald Sinschek Aero6Gen von LVM, den D400 (Eclectic Energy), sowie den AirXMarine und den neuen AirBreeze von Southwest-Windpower in den Windkanal geschraubt. Der ebenfalls verbreitete Ampair 300 Pacific war zum Testzeitpunkt leider nicht in der 12-Volt-Version verfügbar, da der interne Regler momentan überarbeitet wird. Wenn das neue Modell auf dem Markt ist, werden wir uns bemühen, einen Nachtest durchzuführen. Zum Vergleich musste außerdem ein kleiner Rutland 503 mit den potenten Generatoren um die Wette rotieren, obwohl dieses Modell mit einer maximalen Leistungsabgabe von 60 Watt im Prinzip nur für die Spannungserhaltung von geladenen Batterien taugt. Vor dem Test stand ein wahrer AufbauMarathon. Dutzende Einzelteile wollten miteinander verschraubt werden, Adapter für die Maststütze mussten angepasst und Kabel mit den unterschiedlichsten Querschnitten miteinander verbunden werden. Die Unterschiede in der Handhabung waren groß: Müssen etwa bei dem AirBreeze in wenigen Minuten insgesamt nur acht Schrauben festgezogen werden, bis der Generator fest auf dem Mast thront, ist bei dem D400 eine wesentlich längere Montage-Prozedur erforderlich. Das liegt aber auch an der Tatsache, dass die Anleitung für den D400 nur in englischer Sprache vorliegt und die Bebilderung alles andere als eindeutig ist. Eine deutsche Anleitung sollte auf jeden Fall Standard sein. Zwar wird die Montage in der Regel nur einmal gemacht, aber gegen viel Komfort und eine exakte Anleitung bei den Arbeitsschritten hat wohl niemand etwas einzuwenden. Vorbildlich war neben den Air-Modellen noch das Manual vom Superwind; die Anleitung vom Aero6Gen war zwar verständlich, aber ebenfalls nur in englischer Sprache vorhanden. Von den in der Anleitung beschriebenen Arbeitsschritten hin zur praktischen Umsetzung bestanden teilweise große Diskrepanzen: Die wichtigsten Punkte bei der Montage sind, neben einer sicheren Befestigung der Nabe am Generator und des Generators auf dem Mast, die ³ So haben wir getestet Wieder war der Windkanal der TU Hamburg-Harburg Austragungsort für einen aufwändigen Ausrüstungstest. Der in dem Windkanal Göttinger Bauart absolut gleichmäßig verlaufende, laminare Luftstrom bietet perfekte Voraussetzungen für reproduzierbare Testbedingungen. In der Mitte des Kanals haben wir einen zweifach verstagten, etwa einen Meter langen Edelstahlmast montiert, den uns der EdelstahlAusrüster Dipa (www.dipa-ship. de) freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Darauf haben wir die Generatoren so montiert, dass die Nabe möglichst mittig in dem zwei Meter hohen Kanal platziert war. Dann haben wir die Steuerelektronik der Anlage langsam von 2 m/s (untere zwei Windstärken) bis auf 16 m/s (obere sieben Windstärken) hochgefahren. In den einzelnen Stufen haben die Windgeneratoren jeweils etwa zwei Minuten gearbeitet, damit sie sicher ihre Höchstdrehzahl erreichen und maximale Leistung liefern können. Alle Generatoren waren – soweit erforderlich – über einen zwischengeschalteten Spannungsregler mit der Messapparatur verbunden (siehe Kasten S. 68). Durch reichlich dimensionierte Kabelquerschnitte lieferten die Windkraftanlagen den produzierten Strom über Shunts und ein spezielles Elektronikbauteil, das Messwerte direkt in das Notebook einspielte, über eine 160 Ah Batterie an einen Wechselrichter. Von dort zogen während des Tests zwei 500-Watt-Lampen so viel Strom aus der Batterie, dass deren Spannung S permanent um 12 Volt lag. Dank an Mastervolt für diese Anlage (www.mastervolt.com) 6/2009 www.segelnmagazin.de 65 TECHNIK & AUSRÜSTUNG TECHNIK & AUSRÜSTUNG SchalldruckpegelMessung der Generatoren korrekte Ausrichtung der Flügel. Sie sind das eigentliche Triebwerk der Anlage, und wenn ihre Position nicht annähernd perfekt ist, kann es zu einer Reihe negativer Folgen kommen: unrunder Lauf, verstärkte Geräuschentwicklung, die theoretisch bestmögliche Drehzahl wird nicht erreicht, erhöhter Verschleiß. Gibt es bei den Generatoren von Superwind, dem D400 und den Air-Modellen Zeigt her eure Kurven! nur eine fest vorgegebene Position um die Flügel zu befestigen, kann es bei dem Aero6Gen sehr leicht zu fehlerhafter Montage kommen: Die Flügel werden nämlich nicht direkt mit Schrauben auf der Nabe fixiert oder in einem bestimmten Schema ineinander gesteckt (D400), sondern zwischen zwei Metallplatten mit ausgeformten Aussparungen eingeklemmt. Werden diese zwei Platten mit Schrauben festge- zogen, verdrehen sich die Flügel leicht und sind dann nicht mehr ideal ausgerichtet. Grundsätzlich ist eine schmale, langgestreckte, profilierte Flügelform ideal, wie sie auch bei den Windkraftanlagen auf der grünen Wiese zu sehen ist. Dabei sollte der Flügel möglichst über ein leicht „verdrehtes“ Profil in Nabennähe verfügen, damit er schon bei wenig Wind wirkungsvoll angeströmt wird und der Generator bereits bei geringen Windgeschwindigkeiten Saft liefern kann. Bei der Art Windgeneratoren, wie sie im Test verglichen wurden, konnten wir allerdings keinen gravierenden Leistungs-Vorteil von Generatoren mit modernen Flügelprofilen erkennen. Die vollkommmen flachen Blätter des Aero6Gen etwa haben ihre Aufgabe auch nicht viel schlech- ³ Laut und leise: die Geräuschentwicklung des Aero6Gen von LVM ist kaum wahrnehmbar, andere Generatoren machen sich deutlich bemerkbar Dr. Leschnik und sein Mitarbeiter bereiten die Messelektronik am Windkanal vor E Bei oberen fünf Windstärken liegen bis auf den Rutland alle über 60 db(A) – das entspricht dem Geräusch eines Fernsehers in Zimmerlautstärke Bei 14 m/s steigen die Werte teilweise auf fast 75 db (A) . Das allgemeine Geräuschniveau an Bord wird aber ohnehin sehr groß sein Schalldruckpegelverlauf über die Oktavbandmittenfrequenzen am Beispiel des Aero6Gen 1: Superwind, 2: AirBreeze, 3: AirXMarine, 4: Rutland, 5: D400, 6: Aero6Gen, 7: AirXMarine mit blauen Flügeln 66 www.segelnmagazin.de 6/2009 6/2009 www.segelnmagazin.de 67 TECHNIK & AUSRÜSTUNG TECHNIK & AUSRÜSTUNG Die Blätter des Superwind drehen sich bei viel Wind automatisch aus der Luftströmung und verhindern eine Überlastung des Generators. Der Federmechanismus greift ab einer bestimmten Drehzahl, sinkt die Windgeschwindigkeit, stellen sich die Blätter wieder zurück ter bewältigt. Die Anzahl der Flügel wirkt sich bestenfalls auf die Höchstdrehzahl des Generators aus, nicht aber auf die theoretisch maximal erzielbare Leistung – zumindest legen das unsere Testwerte nahe. Die Charaktere der kleinen Windkraftanlagen in Hinblick auf die „Stromausbeute“ sind sehr verschieden. Die absolute Powermaschine ist der AirXMarine mit gemessenen Werten von 36 Ampère (A) bei einer Windgeschwindigkeit von 14 m/s (etwa untere 7 Bft). Dahingegen liefert der Superwind bei gleicher Windstärke 17,8 A, also knapp die Hälfte. Allerdings genügt auch dieser Wert unter normalen Bedingungen völlig. Denn bläst es einmal beispielweise vier Stunden konstant mit sieben Windstärken, liefert der Superwind auch über 70 Ah an die erschöpfte Batteriebank. Bei niedrigen Windgeschwindigkeiten von 5 m/s zeigt sich ein sehr ähnliches ³ Aufbau Windgeneratortest KombiniertesMastervolt WechselrichterMassSine Ladegerät 12-2000 12-2000 12V-Windgenerator Windgenerator 12V 400Watt Fester Halt Das „körperschallentkoppelte Montagesystem“ SC6 der Firma dipa wird mit einem doppelkardarnischen Rumpfanschlussbügel zur einfachen Montage und Buchsen aus Elastomeren zur Aufnahme der Vibrationen geliefert. Die Halterung besteht aus dem Mast mit drei Meter Länge, zwei Verstagungsrohren und Rumpf- oder Relingsadaptern. Der Komplettpreis liegt zwischen 970 und 1.000 Euro, je nach stärke des Mastrohres. Hinzu kommt noch der zum Generator passende Adapter zur Montage an den Mast. Die Daten wurden Datenlogging und über Auswertung über eine spezielle Software Laptop mit und ausgemitgeloggt MasterAdjust Software wertet Last ca.1 KW Masterbus MasterBusUSB-Interface USB Interface Verkabelung 70mm² Verkabelung 6m 16mm² MasterShunt 1 MasterShunt 2 Mastervolt AGM 12-160 Ein Mastset (wie von Superwind) besteht aus einem einstellbaren Mastfuß, zwei einstellbaren Klemmbuchsen, dem Strebenendstück sowie der Decksplatte. Alle Beschläge werden mit Schrauben geliefert und bestehen db h aus V4A-Edelstahl. Das Set kostet 398 Euro, der Beschlag für den Besan 496 Euro. Den Mast und die Verstrebungen liefert der Hersteller nicht mit, damit die Versandkosten möglichst niedrig bleiben. Mit viel Elektronik haben wir die Messwerte direkt in ein Notebook gespielt, zur Kontrolle waren Stromzangen im Einsatz. Der eingeplante Föhn wurde in dem Versuch durch zwei Lampen à 500 Watt ersetzt, sonst hätte der Lärm die Akustik-Messung gestört… 68 www.segelnmagazin.de 6/2009 6/2009 www.segelnmagazin.de 69 TECHNIK & AUSRÜSTUNG Aero6Gen LVM, www.lvm-ltd.com/Jabsco, Tel. 040/53 53 73-0/Shipshop, Tel. 0203/35 20 44, www.shipshop.de 12,5 kg 1.499 Euro max. 360 Watt bei 23 m/s 122 6 3 3-phasig mit Gleichrichter, Neodymium-Magnete extern/ab 280 Euro Viele Flügel verhindern zu hohe Drehzahl automatisch, Stoppschalter englisch/gut Lastwiderstände, Laderegler D400 Eclectic Energy, www.eclectic-energy. co.uk/Shipshop, Tel. 0203/35 20 44, www.shipshop.de 15 kg 1.499 Euro max. 400 Watt bei 16 m/s 110 5 k.A. Permanentmagnet, 3-phasig mit Gleichrichter extern/280 Euro Viele Flügel verhindern zu hohe Drehzahl automatisch, Stoppschalter englisch/knapp Stoppschalter, Laderegler AirBreeze Southwest Windpower, www.windenergy.com/Windpower Enertec, Tel. 089/89 02 67 81, www.windpower.de 6 kg 995 Euro max. 200 Watt bei 12,5 m/s 115 3 2,7 Permanentmagnet, 3-phasig mit Gleichrichter, Neodymium-Magnete intern Bremsfunktion ab 14 m/s AirXMarinee (mit blauen bl FFlügeln) Southwest Windpower, www.windenergy.com/Windpower Enertec, Tel. 089/89 02 67 81, www.windpower.de 6 kg 995 Euro max. 400 Watt bei 12,5 m/s 117 3 3,0 Permanentmagnet, 3-phasig mit Gleichrichter, Neodymium-Magnete intern Bremsfunktion ab 15,6 m/s Rutland 503 Marlec Engineering, www.marlec. co.uk/Shipshop, Tel. 0203/35 20 44, www.shipshop.de 3,85 kg ab 399 Euro max 60 Watt bei 10 m/s 51 6 2,2 Ampair 300 Pacific Ampair, Tel. 0044- (0)1344/30 33 13, Händler-liste unter www. ampair. com 12,6 kg 1.700 Euro max. 300 Watt bei 12,5 m/s 120 3 3,0 ohne Gleichrichter extern/80 Euro - deutsch/sehr gut Stoppschalter, deutsch/sehr gut Stoppschalter deutsch/gut Stoppschalter, Laderegler extern/280 Euro Rotorblattverstellung und Bremsfunktion Stoppschalter, Laderegler 4,5 m/s 4,5 m/s 4 m/s 4 m/s 4 m/s (4,5 m/s) 4 m/s 0,6 A 2,4 A 6,4 A 11,3 A 17,4 A 17,8 A 22,4 A 1,2 A 2,3 A 5,8 A 9,8 A 15,4 A 18,6 A 25,6 A 0,6 A 1,7 A 3,0 A 6,6 A 10,4 A 16,5 A 20,8 A 27,9 A 0,5 A 1,9 A 3,5 A 8,3 A 14,2 A 18,2 A 12,9 A(unterbr.) Stopp - (-) 0,5 A (0,5 A) 1,6 A (1,4 A) 2,9 A (2,7 A) 6,8 A (6,7 A) 13,9 A (12,7 A) 25,4 A (21,9 A) 36,2 A (33 A) Stopp (Stopp) 0,1 A 0,2 A 0,7 A 1,4 A 2,2 A 3,1 A 4,1 A 66,3 68,0 71,3 Der moderne, aber auch teure Superwind bringt ordentliche Messwerte bei der Leistung, die Geräuschentwicklung ist bei geringen Windgeschwindigkeiten vergleichsweise hoch. Verarbeitung und Passform der Teile machen einen sehr guten Eindruck. Ein Punkt Abzug wegen des hohen Preises. 47,0 62,3 72,3 Die Konstruktion ist altbacken und die Montage kompliziert. Trotzdem sind die Leistungswerte über das gemessene Windspektrum gut. Bei wenig Wind ist der teure Generator kaum zu hören. Ein Punkt Abzug wegen des hohen Preises. 59,1 61,3 67,4 Viele Teile wollen hier mit einer dürftigen Anleitung montiert werden, dann bringt der schwere und teure Generator allerdings sehr gute Leistungswerte schon bei wenig Wind. Auch die Akustikmessung hat passable Werte gezeigt. Ein Punkt Abzug wegen des hohen Preises. 57,3 61,4 74,5 Der sehr leichte und günstige Niedrigwind-Experte liefert sehr gute Leistungswerte bis zu seinem gewollten Overkill bei 14 m/s. Die Geräuschentwicklung ist bei niedrigen Windgeschwindigkeiten vergleichsweise gering. 62,0 (56,3) 65,6 (65,6) 71,9 (70,7) Der leichte und günstige AirXMarine ist das Powerpaket unter den getesteten Generatoren. Einfache Montage, wenig Teile und eine gute Anleitung zeichnen ihn außerdem aus. Die blauen Flügel schlagen mit rund 200 Euro extra zu Buche. 50,5 56,7 63,3 Vergleichsweise günstig und leise ist der „Spannungswächter“ von Rutland. Mehr kann man nicht erwarten und mehr will er nicht bringen. Für etwas mehr als den doppelten Preis gibt es ein Vielfaches an Leistung. Zum Test war das Gerät leider nicht verfügbar, da ein neuer Regler entwickelt wird keine Bewertung keine Bewertung Modell Hersteller/Vertrieb Superwind Superwind, Tel. 02232/57 73 57, www.superwind.com Gewicht Preis Leistung/Herstellerangabe Flügeldurchmesser/cm Anzahl der Rotorblätter Anlaufgesch. m/s/Herst. Generator 11,5 kg 1.450 Euro max. 350 Watt bei 12,5 m/s 122 3 3,5 Permanentmagnet, 3-phasig mit Gleichrichter, Neodymium-Magnete extern/280 Euro Rotorblattverstellung und Generatorkurzschluss mit Stoppschalter deutsch/sehr gut Stoppschalter, Lastwiderstände, Laderegler Regler Überlastungsschutz Anleitung Zubehör Tests Anlaufgeschwindigkeit Leistungsabgabe bei m/s 2 4 5 6 8 10 12 14 16 Lärmentwicklung in db (A) bei 6 m/s 10 m/s 14 m/s Kommentar TECHNIK & AUSRÜSTUNG Bewertung gut befriedigend Bild in dem Testdigramm: Der Superwind liefert 0,6 A, der AirBreeze bringt mit 1,9 A die dreifache Stromausbeute. Und hier wird die Sache interessant – zumindest für Segler in unseren Breiten: Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit beträgt im Jahresmittel in den Küstengebieten der Nord- und Ostsee nämlich nur rund 4 bis 7 m/s. Es kommt also primär auf die Stromerträge bei wenig Wind an. Hier zeigte sich im Test der AirBreeze als kleiner Überflieger mit leicht erhöhten Werten im Vergleich zu den anderen Generatoren. Lediglich bei einer Windgeschwindigkeit von 4 m/s sind die Mess- 70 www.segelnmagazin.de 6/2009 ausreichend mangelhaft werte des D400 mit immerhin 0,6 A noch etwas besser. Bei einer Windgeschwindigkeit von knapp über 12 m/s bricht der AirBreeze plötzlich und wesentlich früher als andere Testkandidaten ein – hier stoppt die Kurzschlussautomatik die Kapriolen des Windkraftzwerges. Der AirBreeze präsentiert sich somit explizit als Generator für geringe Windgeschwindigkeiten. Wie schnell ein Generator Strom liefert, hängt maßgeblich von der Anlaufgeschwindigkeit ab und auch hier gab es deutliche Unterschiede. Bei nur 2 m/s wollte sich keine der Windmühlen in Bewegung setzen, dafür sind die Massen einfach zu träge. Erst bei der doppelten Windgeschwindigkeit im Kanal fingen manche Generatoren an, sich zaghaft zu bewegen. Zumindest dann, wenn wir uns mit der Windgeschwindigkeit von oben her heran getastet haben, also die Windgeschwindigkeit langsam auf die niedrigen Werte reduziert haben. Bei einer langsamen Erhöhung der Windgeschwindigkeit hingegen liefen die Generatoren erst bei rund 4 m/s an. Diese Beobachtung wird man auf dem Boot aber wahrscheinlich so nicht machen. Erstens ist „echter“ Wind nie so Fotos: Gerald Sinschek sehr gut - konstant wie bei unserem Versuch – auf dem Wasser wird also jede kleine Bö den Flügeln einen solchen Impuls geben, dass sie sich anschließend weiter drehen. Und zweitens werden die Geräte mit der Zeit wahrscheinlich etwas geschmeidiger laufen als in fabrikneuem Zustand. Apropos Lauf: Wenn der Wind zu heftig bläst, reagieren die Generatoren auf unterschiedliche Weise: Die Flügel des Superwind drehen sich automatisch aus dem Wind, wodurch die Drehzahl begrenzt wird, bei anderen Modellen greift ab einer bestimmten Drehzahl eine Steuerelektronik, die die Rotorblätter abbremst. Fazit: Wer viel Ladepower bei wenig Gewicht und kleinem Preis haben will, greift zum AirXMarine, der gleichteure AirBreeze ist besonders für geringe Windgeschwindigkeiten optimiert. Superwind bietet eine saubere mechanische Starkwindschutz-Lösung und insgesamt gute Leistungswerte. Der D400 ist zwar in der Montage etwas fummelig und mit 15 Kilogramm Gewicht ein echter Trumm, er überzeugt aber durch gute Stromproduktion. Das große Plus des Aero6Gen ist die geringe Geräuschentwicklung bei niedrigen und mittleren Windgeschwindigkeiten bei gleichzeitig guten Leistungswerten. Es gibt kaum einen Ausrüstungsgegenstand, über dessen Haltbarkeit so viel diskutiert wird wie Windgeneratoren. Manch ein Modell soll an den Verbindungsstellen der Flügel Schwächen haben. Auch über die Versiegelungsgüte der Elektronik, die Regelelektronik selbst oder die Oberflächenbeschichtung mancher Gehäuse wird viel gesprochen. Deshalb möchten wir hier klarstellen, dass sich die Testergebnisse ausschließlich aus den gemessenen Werten und dem Preis ergeben. Zu der tatsächlichen Qualität sämtlicher Generatoren aus dem Testfeld im Dauereinsatz auf See können wir keine Aussagen treffen. 6/2009 www.segelnmagazin.de 71