Gekaufte Kompetenz
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Gekaufte Kompetenz
FP_D_Labelfondsgesellschaften_V7_XXXg_AD 13.03.2014 16:22 Seite 236 vertrieb & praxis I serviceanbieter für vermögensverwalter Gekaufte Kompetenz Der wegen der Regulierung wachsende Administrationsaufwand lässt das Geschäft der Serviceanbieter für unabhängige Vermögensverwalter boomen. Wer sich aufs Fahren konzentrieren möchte, benötigt starke Teams, die die vielen Handgriffe erledigen, ohne die kein Rennen gewonnen wird. In der Vermögensverwaltung ist es ähnlich, externe Helfer kümmern sich hier ums Grobe. W Berenberg baut Service aus In diesem Licht besehen versteht man auch, dass die Hamburger Privatbank Berenberg ihr Servicegeschäft für unabhängige Vermögensverwalter derzeit deutlich ausbaut. Zum Jahresbeginn 2014 gewann sie gleich vier Spezialisten für das Team hinzu, die zuvor jahrelang Erfahrung bei Hauck & Aufhäuser und der UBS gesammelt hatten. „Die Betreuung unabhängiger Vermögensverwalter ist für uns ein attraktiver Wachstumsmarkt. Wir bauen unser Dienstleistungsangebot daher deutlich aus“, erklärt Michael Gillessen, der seit Juli 2013 das Berenberg Vermögensverwalter Office leitet und den aktuellen Expansionskurs lenkt. Auch Thomas van Ditzhuyzen, der für Swiss & Global AM in Zürich das Private-Labelling-Geschäft in Europa leitet, freut sich über wachsendes Geschäft: „Früher hatten die größeren Vermögensverwalter das Gefühl, sie bräuchten eigene Strukturen, damit sie die Kontrolle behalten. Im aktuellen regulatorischen Umfeld müssen sie ständig neue Prozesse, Reportings und Systeme aufsetzen. Viele stellen fest, dass sie das überfordert – man kämpft hier ständig mit neuen Regularien. Als Fondsleitung müssen wir die jeweils aktuellen Anforderungen ohnehin erfüllen, da ist es sinnvoll, dass sich Vermögensverwalter an solche bestehenden Plattformen andocken. Sie können sich dann ganz auf ihr ureigenstes Geschäft – die Verwaltung von Vermögen sowie die Kundenakquisition und -betreuung – kümmern.“ Boris Wetzk, Leiter Funds & Client Services Wertpapiere bei Hansainvest, sieht bald weitere Aufgaben auf Vermögensverwalter www.fondsprofessionell.de | 1/2014 So einleuchtend der Bedarf ist, so komplex ist die Auswahl eines geeigneten Servicepartners, zumal sich eine solche Verbindung nicht von heute auf morgen wieder lösen lässt. Dabei ist die Administration von 08/15-Labelfonds mittlerweile ein Commodity, das viele Häuser bieten. Für den Vermögensverwalter ist es jedoch mit einem reinen Preisvergleich nicht getan – auch wenn im aktuellen Zinsumfeld jeder Basispunkt an Kosten schmerzhaft auf die Performance drückt. Viel mehr kommt es auf die zusätzlichen Servicebausteine wie zum Beispiel Vertriebsunterstützung, Administration komplexer Anlagestrategien, Art und Anzahl der Schnittstellen oder gar die Bereitstellung von Seed Capital an; und hier positioniert sich jedes Haus anders, und auch die Bedürfnisse der einzelnen Vermögensverwalter sind sehr individuell. So versteht sich Berenberg inzwischen als der strategische Partner der unabhängigen Vermögensverwalter. Den Kontakt zu dieser Gruppe pflegt Berenberg schon lange als Depotbank mit allen Funktionalitäten und hoher Kompetenz im Wertpapierhandel. „Auch Neulinge – die beispielsweise bei einer Groß- Foto: © Mohdhaka | Dreamstime.com Serviceangebot unterschiedlich er annimmt, dass der seit Beginn der Finanzkrise immer härter werdende Regulierungsdruck keine Profiteure hätte, irrt. Unternehmen, die sich auf die Betreuung von kleineren bis mittelgroßen Vermögensverwaltern spezialisiert haben, spielt der explodierende Administrations-, Berichtsund Complianceaufwand voll in die Hände. Geht man davon aus, dass Vermögensverwalter in erster Linie das Vermögen ihrer Kunden betreuen und mehren und nicht Strukturen unterhalten wollen, ist das Geschäftspotenzial dieser Dienstleister weiterhin beträchtlich. 236 zukommen: „Mit Einführung des KAGB haben zunächst die Fondsgesellschaften eine Reihe von To-Dos erhalten, um ihre Zulassung zu erhalten. Wenn aber MiFID II umgesetzt wird, kommen auch auf Vermögensverwalter wieder weitere Anforderungen zu.“ Vermögensverwalter Heinrich Morgen, der als Aktienfondsmanager bereits mehrfach ausgezeichnet wurde, erklärt: „Als Berater des Morgen Aktien Global UI Fonds kenne ich das Labelgeschäft der Universal-Investment seit 18 Jahren. Da die Regulierung immer umfangreicher wurde und sich die rechtlichen und steuerlichen Anforderungen ständig ändern – der Fondsprospekt umfasst mittlerweile 97 Seiten –, muss ich, um mich auf das Asset Management zu konzentrieren, sicher sein, dass die Administration – insbesondere auch die Rechtsabteilung der Fondsgesellschaft – einen guten Job macht und mir in dieser Hinsicht den Rücken freihält. Das klappt tadellos, hat aber auch seinen Preis.“ FP_D_Labelfondsgesellschaften_V7_XXXg_AD 13.03.2014 16:22 Seite 238 bank, Sparkasse oder Fondsgesellschaft arbeiten und sich dann als Finanzportfolioverwalter selbstständig machen wollen – begleiten wir gern und sind Sparringspartner von Anfang an. Wir helfen während der Existenzgründung beim Businessplan, unterstützen bei der BaFin-Zulassung und begleiten danach im operativen Geschäft. Wir bieten Hilfe bei der Auflage von Private-Label-Fonds, bei Marketing und Vertrieb sowie bei der Nachfolgeplanung“, erklärt Gillessen. „Bei Neugründungen müssen wir erst einmal mit den Personen sprechen und gemeinsam herausfinden, ob sie in der Lage sind, erfolgreich ein Geschäft zu etablieren. Dazu müssen sie Unternehmertypen sein. Dann prüfen wir die verfolgte Anlagestrategie, ob sie am Markt auch ihren Platz findet, um genügend Volumen akquirieren zu können.“ Soll die Strategie in einem Fonds umgesetzt werden, bietet Berenberg die Fondsauflage über Universal-Investment an, an der Berenberg 50 Prozent hält. „Wir streben aber auch Partnerschaften mit zwei oder drei weiteren Kapitalverwaltungsgesellschaften an“, so Gillessen, „unsere Rolle ist immer die strategische Begleitung als Depotbank.“ Wettbewerber Hauck & Aufhäuser positio- T. van Ditzhuyzen, Swiss & Global: „Es ist schwierig, die ersten fünf Millionen Euro zusammenzubekommen.“ niert sich etwas anders: „Seit mehr als 20 Jahren sind unabhängige Vermögensverwalter unsere Partner, und vielen haben wir bereits in der Gründungsphase beim Aufbau ihres Geschäfts geholfen. Mit der gestiegenen Komplexität der rechtlichen Herausforderungen und einem veränderten Anlegerverhalten merken wir, dass unabhängige Vermögensverwalter heute mehr wollen. Daher unterstützen wir zusätzlich auch bei der Auflage von Real-Asset-Fonds und bei der Adaption neuester Gesetzgebung wie KAGB und AIFMD“, sagt Michael Bentlage, Partner bei Hauck & Aufhäuser. Michael Wolf, Leiter Private Label Relationship Management bei Universal-Investment, hält auch die Kompetenz im institutionellen Geschäft für wichtig: „Unabhängige Vermögensverwalter befinden sich in einem kontinuierlichen Professionalisierungsprozess. Sie erschließen sich zunehmend auch institutionelle Vertriebskanäle. Diese Investoren haben sehr hohe Anforderungen an ein individuelles Reporting mit tiefgehender Detailanalyse – hier bietet unser webbasiertes PowerPortal vielfältige und flexible Auswertungsmöglichkeiten. Viele Vermögensverwalter benötigen aber auch intern tiefgehende Analysemöglichkeiten, um zu hinterfragen, woher ihre Performance kommt. Nur dann können sie ihre Leistung objektiv beurteilen und verbessern. Andererseits möchten Vermögensverwalter häufig nur bedingt eigene Analyseinstrumente implementieren. Daher halten wir auch ausgefeilte Attributions- und Kontributionsanalysen in unserem PowerPortal für unsere Fondspartner vor. Ob GroMiKV, Solvency II oder Basel III, mit den entsprechenden Anforderungen sind wir aufgrund unseres Foto: © SWiss & Global vertrieb & praxis I serviceanbieter für vermögensverwalter White-Label-Fon Werden Labelfonds aufgelegt? Auflage von Labelfonds seit … Anzahl Mitarbeiter gesamt Anzahl Mitarbeiter Drittfondsgeschäft Assets under Management 31. 12. 13 in Mio. Euro Credit Suisse Group AG Partnership BHF-Bank Signal Iduna Gruppe Private Aktionäre DZ Privatbank S.A. (100 %) Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja 2003 2007 2001 2004 2007 1987 2004 1969 2000 299 70 22 46.000 20 89 168 584 130*** 52 70 22 213 20 Alle Mitarbeiter 33 89 50 95.700 (Gruppe) 6.200 3.700 1.045.444****** 1.000 16.557**** 16.104 25.599** 24.295 PE-Fonds Ja 1988 87 87 8.453 Deutsche Asset & Wealth Management Private Eigentümer Hans-Peter Haselsteiner; Dr. Erhard Grossnigg, Roman Rauch 37,57 % Bankhaus Spängler, 25,50 % IQAM Partner, 25,01 % Wüstenrot Vers., 7,45 % Porsche Bank, 4,47 % ÄK Salzburg Börsennotiert UBS AG Berenberg Bank und Bankhaus Lampe Ja Ja Ja 1989 1991 1986 k.A. >3.400 120 (Bank) k. A. >350 k. A. 30.000 130.000***** 4.219 Ja Ja Ja Ja 1988 1993 1959 1970 64 1.093 457 500 7 90 k. A. 300 5.755 95.300* 352.144 177.000 M.M.Warburg & Co KGaA, Hamburg Ja 1987 130 Prinzipiell alle Mitarbeiter 17.692 BNY Mellon Ja 2001 180 3 23.200 KVG-Gesellschaft Haupteigentümer Ampega Investment Alceda Axxion S.A. CS Caiac Fund Management AG Frankfurt-Trust Hansainvest Hauck & Aufhäuser IPConcept (Luxemburg) S.A. Talanx Asset Management GmbH LRI Invest Deutsche Fund Platforms (DeAWM Investm./Sal. Oppenheim Luxemb.) Pictet Semper Constantia Spängler IQAM Swiss & Global AM / GAM Holding UBS Invest Universal-Investment Warburg Invest Meriten Investment Mngt. (ehemals WestLB Mellon AM) 238 www.fondsprofessionell.de | 1/2014 d FP_D_Labelfondsgesellschaften_V7_XXXg_AD 13.03.2014 16:22 Seite 239 starken institutionellen Geschäfts bestens vertraut. Außerdem bieten wir unseren Fondspartnern umfangreichen Support im Bereich Risiko-Controlling und -steuerung. Neben bewertungstäglichen Risikoreports, etwa auf Basis des Risikomaßes VaR, bieten wir unseren Kunden auch komplexe Lösungen mittels Overlay Management oder im Bereich der Währungssicherung für Fonds, aber auch für einzelne Anteilsklassen.“ Alternative Investments Im Zusammenhang mit institutionellen Kunden ist auch oft die Möglichkeit zur Auflage von alternativen Fondsstrukturen ein Kriterium. So bündelt die Deutsche Asset & Wealth Management (DeAWM) seit Jahresanfang unter dem Namen Deutsche Fund Platforms ihre beiden Plattformangebote in Deutschland (DeAWM Investment) und Luxemburg (Oppenheim Asset Management Services, OPAM). Zielgruppen sind neben Vermögensverwaltern auch institutionelle Kunden und Ultra High Net Worth Individuals (UHNWI), also sehr vermögende Privatkunden. Marco Schmitz leitet das gemeinsame Angebot als Head of White Label & Fiduciary Management und erklärt: „Im Al- ternative-Investment(AI)-Bereich können wir in unseren Strukturen alles abbilden, was nach den neuen Regularien für AIFs zulässig ist. Allerdings bildet sich dieser Markt gerade erst heraus, daher ist hier eigentlich die entscheidende Frage, ob der Partner selbst in der Lage ist, den AIFM, also den alternativen Fondsmanager, zu stellen, oder ob er diese Lizenz mit einkaufen muss. Hier gibt es Restriktionen, da wir zwar im Private-Equity- und RealEstate-Bereich diese Leistung anbieten können, aber nicht in allen exotischen Ecken. Außerdem gibt es noch Unklarheiten, wie in bestimmten Assetklassen unter der neuen Regulierung eine neutrale Bewertung erfolgen kann, zum Beispiel bei Filmrechten. Daher ist noch einiges im Fluss.“ Internationalität Für einige Vermögensverwalter kann auch Erfahrung im internationalen Geschäft ein wichtiges Kriterium sein. Wolf dazu: „Wir betreuen zunehmend auch internationale Asset Manager, die ihre Fonds in Luxemburg auflegen und dann in verschiedenen Ländern vertreiben wollen, mit allen Zulassungsverfahren, Dokumenten und sonstigen Anforderungen. Beispielsweise sind wir Administrator für die Fonds eines großen japanischen Asset Managers, der seine Produkte in 20 bis 30 Ländern anbieten möchte. Für solch komplexe Anforderungen haben nur wenige Häuser das entsprechende Set-up und die jeweiligen Partner.“ Größe und Fokus eines Hauses sind weitere Kriterien. Während bei vielen Labelfondsgesellschaften die Auflage von Fonds für Vermögensverwalter das Kerngeschäft darstellt, kann sich bei einem sehr großen Haus der Fokus auch einmal ändern. Ditzhuyzen ergänzt: „Vermögensverwalter sollten sich ansehen, mit welcher Motivation ein Haus solche Serviceleistungen anbietet. Bei einigen Häusern hat man den Eindruck, es ginge ihnen in erster Linie darum, Deal Flow auf ihrer Trading-Plattform oder Forex-Geschäft zu generieren. Das hat auch Einfluss aufs Pricing. Unsere Preise bei der Administration von Labelfonds entsprechen dem, was der Service tatsächlich kostet, denn wir können nicht quersubventionieren. Dafür kann sich bei uns der Kunde seine Gegenparteien, zum Beispiel den Broker, frei aussuchen.“ Viele Vermögensverwalter schauen auch auf den Hintergrund des Serviceanbieters: Ist er unabhängig oder einer Bank zugehörig? dsgesellschaften Davon im Bereich Private Labelling Anzahl 31. 12. 13 Drittfonds in Mio. Euro (Labelfonds) Mögliche Domizilländer für Labelfonds Auflage sämtlicher AIFs möglich? 2.260 6.200 3.700 205.000 (7 1.000 2.587 4.557 17.773** 24.295 43 60 120 620 (7 100 55 129 323 332 D, Lux, A Lux (UCITS, AIFM), D (AIFM) Lux L, CH, FL, Offshore-Domizile FL, Offshore D, Lux D, Lux D, Lux Lux, CH Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja 5.005 107 D, Lux Ja k. A. 39.400 3.300 k. A. D, Lux Ja 364 Lux, CH, Offshore (BVI, Cayman …) Ja 121 A Ja 1.091 36.400* 251.370 21.333 28 240 1057 483 " k. A. 69 229 8 A Ja CH, Lux, Cayman Ja CH, Lux, Irland, Cayman Ja D, Lux, A Ja, inkl. Hedgefonds, (eigene auch InvAG, InvKG, SICAV, Tochterges.) SCSp, Verbriefungen D, Lux, A, CH Ja D, Lux Ja Die wichtigsten „Added Value“-Dienstleistungen (dies könnten z. B. sein: Risikomanagement, Risiko-Overlay, Risikomessung, Performance Attribution, flexibles Reporting, Transition Management, Vertrieb) Vertriebsunterstützung, Risikomessung, Provisionsvergütung, Bankenunabhängigkeit Vertrieb, internationales Netzwerk, Risikomanagement, UCITS und AIF aus einer Hand Inhabergeführt, unabhängig, Vertriebsunterstützung, Risikomanagement inklusive Kundenberatung Strukturierung, ManCo, Fondsadministration, Depotbank, alternative Strategien, global tätige Universalbank Inhabergeführt, unabhängig, Anteilsregister, Brokeranbindung, Risikomanagement inklusive Kundenberatung Hohe Flexibilität bei Berücksichtigung von Kundenwünschen im Hinblick auf Ausgestaltung, Reporting und Kontrolle Vertriebsunterstützung, Risikomanagement, Reporting, Immobilienfonds Vertriebsunterstützung, eigenständiges Fondsbuchhaltungssystem, flexibles Reporting, flexible Schnittstelllen Webbasiertes Ordermanagementsystem (STP), Vertriebsunterstützung, umfangreiches Risikomanagement und online abrufbarer Risikoreport, weltweite Vertriebszulassungen Vertriebsunterstützung, State-of-the-Art-IT-Systemlandschaft, Risikomanagement, individuelles Kundenreporting Technischer und logistischer Vertriebssupport, flexible Schnittstelllen, Transition Management, aufsichtsrechtliches Risikomanagement Modulares Angebot, flexibles Reporting, Risikomanagement Multi-Manager-Mandate, Reporting, Preis, Flexibilität, lange Erfahrung, Umsetzung komplexer Anforderungen Risikomanagement, Risiko-Overlay, Risikomessung, flexibles Reporting, Vertriebsunterstützung Performance Attribution Report, Risk Management, technischer Vertriebssupport, Factsheets Fondskonzeption und -gründung, Fondsbuchführung, NAV-Berechnung, Reporting, Private Labelling Performanceanalyse, Risk Controlling, flexible Anbindung von Depotbanken (>35), breite Vermarktungsservices (eigene Vertriebstochter UVS), Auslandsvertriebszulassungen >40 Länder Fondskonzeption, Risikomanagement Risikomanagement, Overlay, Risikomessung, Performance Attribution, flexibles Reporting, Transition Management, Vertrieb Quelle: Angaben der Gesellschaften + eigene Recherchen * per 30.09.2013, GAM Holding; ** inklusive Label-Zertifikate und Verbriefungen (auch für Institutionelle, wie Banken und Versicherungen).; *** inklusive DZ Privatbank S.A.; ****inklusive institutionelles Geschäft; ***** in Fondsdienstleistungen; ****** Assets under Management in der Division Private Banking & Wealth Managment per 31. Dezember 2013 ; 7) Private Label Funds inklusive Captive, berücksichtigt sind nur Fonds auf den Plattformen CH, LUX und LIE www.fondsprofessionell.de | 1/2014 239 FP_D_Labelfondsgesellschaften_V7_XXXg_AD 13.03.2014 16:22 Seite 240 vertrieb & praxis I serviceanbieter für vermögensverwalter Engpassfaktor Vertrieb Vertriebsunterstützung Engpassfaktor vieler Vermögensverwalter ist der Vertrieb. Wetzk beobachtet: „Anlässlich der Einführung der Abgeltungsteuer dachten viele Vermögensverwalter: ‚Ich komme mit einem Fonds heraus, gute Performance habe ich in der Vergangenheit erwirtschaftet, und dann kaufen die Leute schon Fondsanteile.‘ Dann kam die Lehman-Pleite dazwischen.“ Das ist schade, denn viele der unabhängigen Vermögensverwalter haben zwar gute Anlagekonzepte, bekommen aber die Mindestsumme für ihre Fonds nicht zusammen, was dann in einen Teufelskreis mündet. Die fixen Kosten wie etwa die Mindestgebühr der Labelfondsgesellschaft oder Veröffentlichungskosten schlagen auf ein kleines Fondsvolumen stärker durch und mindern entsprechend die Rendite, was wiederum die weiteren Vertriebschancen des Fonds schmälert. Immerhin kann die Minimumgebühr für die Administration eines Fonds bei 30.000 bis 70.000 Euro im Jahr liegen. Diese Gebühr muss der Vermögensverwalter mindestens aufbringen, auch wenn das Fondsvolumen nur gering ist und daher die Minimumgebühr nicht durch die prozentuale Managementgebühr des Fonds gedeckt wird. In solchen Situationen arbeitet der Verwalter eventuell umsonst. Hier bietet veNova, ein Schwesterunternehmen der luxemburgischen KVG Axxion, Unterstützung. Sales Manager Christian Richter erklärt: „Für die Fonds, die von Axxion administriert werden, bieten wir eine „Für einen Vermögensverwalter, der neu beginnt, ist es unglaublich schwierig, die ersten fünf Millionen Euro zusammenzubekommen, denn kein Kunde will der Erste in einem neuen Fonds sein“, bestätigt Ditzhuyzen. „Ein größerer Fondsselektor, der als Käufer in Frage kommt, möchte einen Track Record von mindestens drei Jahren und ein Mindestvolumen von 100 Millionen Euro sehen. Eine Ausnahme davon bilden vielleicht junge Hedgefonds, aber solche Vehikel sehen sich nur institutionelle Spezialisten an, und deren Due Diligence ist extrem komplex. Wir wollen keine Fonds lancieren, die nicht bald über die Schwelle von 20 Millionen Euro kommen, schließlich wird ein Fonds erst ab einem Volumen von 50 bis 100 Millionen Euro auch wirtschaftlich interessant. Vermögensverwalter müssen sich daher unbedingt Gedanken darüber machen, wie sie dieses Volumen akquirieren können.“ Swiss & Global bietet nur sehr begrenzt Unterstützung bei Vertrieb und Marketing, und Ditzhuyzen erklärt, warum: „Der Vermögensverwalter ist der Einzige, der sich selbst und sein Können glaubwürdig vertreten kann. Natürlich wirken wir unterstützend, indem wir Factsheets erstellen oder dem Vermögensverwalter eine Plattform anbieten, wenn wir Veranstaltungen durchführen. Wir können ihn auch bezüglich Distribution beraten oder auf Fondsplattformen bringen, mit denen wir bereits Verträge abgeschlossen haben. Aber der Michael Gillessen, Berenberg: „Die Betreuung unabhängiger Vermögensverwalter ist ein Wachstumsmarkt.“ Kosten- und Vertriebsunterstützung. Wenn uns eine Strategie überzeugt, tragen wir die anfallenden Kosten während der Anfangsphase, die sonst bei kleinen Fonds stark durchschlagen. Das tun wir längstens für zwei Jahre; bis dahin sollte das Volumen mindestens auf drei bis fünf Millionen Euro kommen, damit sich der Fonds selbst trägt. Mit unserer Kostenübernahme ist es viel leichter für den Vermögensverwalter, die ersten Kunden von dem Fonds zu überzeugen, denn sie wissen, dass sie durch die Auflagekosten der Fonds nicht belastet werden. Wir unterstützen auch aktiv den Fondsvertrieb, denn nach der Anfangsphase zahlt uns der Fondsmanager einen Obolus aus seiner Management Fee. Wir sind sozusagen Venture-Capital-Geber für interessante neue Fondsideen.“ Serviceanbieter für Vermögensverwalter, die keine KVG sind Gründungsjahr Heimatland Anzahl Mitarbeiter Vertriebsunterstützung in Ländern Angebotene Dienstleistungen Kooperation mit folgenden KVGs Universal-VertriebsServices GmbH (UVS) veNova V-FONDS 50-Prozent-Eigentümer der Universal-Investment 1590 D 1.147 D, Lux, A, CH Umfassende strategische Betreuung der Vermögensverwalter; Depotführung für Endkunden und Private-Label-Fonds, Unterstützung bei Businessplan und Existenzgründung, BaFin-Zulassung, Marketing und Vertrieb, Auflage von PrivateLabel-Fonds, Nachfolgeplanung; Pressearbeit für unabhängige Vermögensverwalter, Vertriebsunterstützung, strategische Zusammenarbeit, Reporting Universal-Investment Tochtergesellschaft der Universal-Investment 2005 D 5 plus 10 D, A, CH, Lux plus Nordics Komplette Vermarktungsund Vertriebsleistungen Schwesterunternehmen der Luxemburger KVG Axxion 2009 Lux 4 D, Lux Fondsauflage mit Kostenund Vertriebsunterstützung V-BANK Kooperation mit Depotbanken Universal-Investment, Universal-Investment Axxion Luxembourg S.A. und Master Invest >35 Depotbanken und Global Custodians Über Axxion 2013 D Im Aufbau D, A, CH Vertrieb von Fonds unabhängiger Asset Manager, Einkauf von Fonds für institutionelle Investoren – – Quelle: Angaben der Gesellschaften + eigene Recherchen 240 www.fondsprofessionell.de | 1/2014 Foto: © Berenberg Gesellschaftliche Verbindungen Berenberg FP_D_Labelfondsgesellschaften_V7_XXXg_AD 13.03.2014 16:22 Seite 242 vertrieb & praxis I serviceanbieter für vermögensverwalter Vertrieb gehört neben dem Asset Management zur Kernaufgabe unserer Partner.“ Wetzk von Hansainvest sieht das anders: „Wir haben einen Vertriebsbaukasten entwickelt, aus dem der Vermögensverwalter wählen kann. Allen unseren Partnern bieten wir an, die Labelfonds bei den verschiedenen Fondsplattformen zu listen. Wir wickeln darüber hinaus auch die Bestandsprovision mit den Plattformen und Vertriebspartnern in Deutschland, Luxemburg und Österreich ab. Letztendlich ist auch die Erstellung und Veröffentlichung der Factsheets auf unserer Homepage eine Vertriebsunterstützung – all das ist standardmäßig in unserer Administrationsvergütung enthalten. Darüber hinaus kann der Vermögensverwalter bei uns weitere Vertriebsunterstützung wie Webseminare und die Erstellung spezieller Unterlagen buchen. Als oberstes Segment bieten wir zudem aktiven Vertrieb durch unsere Vertriebsdirektoren an, das allerdings sehr selektiv. Neben einer Mindestfondsgröße – 50 bis 100 Millionen Euro sollten es schon sein – ist eine weitere Voraussetzung, dass der Vermögensverwalter in der Lage ist, potenzielle Vertriebspartner und Anfragen zu bedienen – beispielsweise mit einer Telefonhotline, ausreichend eigenem Vertriebspersonal zum Versenden von Unterlagen und so weiter. Außerdem vermeiden wir Überschneidungen mit Anlagestrategien der hauseigenen Hansa-Fonds, das heißt, ein Labelfonds, der die gleiche Strategie wie ein Hansainvest-Fonds vertritt, wird von uns nicht aktiv vertrieben.“ Wolf erklärt, wie die Vertriebsunterstützung bei Universal-Investment aussieht: „Wir haben Rahmenvertriebsvereinbarungen mit mehr als 80 maßgeblichen Vertriebsstellen und Plattformen wie Großbanken, Zentraleinkäufern für Bankengruppen oder Fondsplattformen. Wenn der Fondspartner möchte, können wir den gemeinsamen Fonds direkt dort anbinden, sozusagen Plug and Play. Bei uns ist das in der Administrationsgebühr inkludiert, andere Häuser berechnen für jede Anbindung eine Extra-Fee. Darüber hinaus bieten wir über unsere Tochtergesellschaft UVS eine aktive Vermarktung der Partnerfonds mit Marketing, Pressearbeit und Vertrieb aus einer Hand. Hier kann der Fondspartner unsere Dienstleistung entweder dauerhaft oder punktuell – für Roadshows oder Vertriebsveranstaltungen – nutzen, gegen eine separate Vergütung.“ Size matters Fakt ist: Die Fondsgröße wird als Faktor immer wichtiger. Echte Mittelzuflüsse aus dem Publikumsfondsbereich erhalten überwiegend die großen Fonds. Ein Grund dafür ist, dass die Fondsselektion zunehmend zentralisiert wird. Nur noch wenige Berater trauen sich zu, selbst für ihre Kunden ein Portfolio aus einzelnen Spezialitätenfonds zu kreieren. Oft sind es zentrale Entscheider, die eine Auswahlliste zusammenstellen, oder gleich ein Dachfondsmanager. Selbst die unabhängigen Berater, die vermutlich noch am ehesten individuelle Entscheidungen treffen, lassen sich zunehmend ihre Kundenportfolios von Plattformen beziehungsweise deren Vermögensverwaltern managen. Wenn aber die Fondsselektoren vermehrt größere Beträge bewegen – direkt oder indirekt –, kommen schlicht nur noch große Fonds in Betracht. Dadurch verschärft sich der Kampf der kleineren Vermögensverwalter, eine vernünftige Fondsgröße zu erreichen. Morgen dazu: „Im Vergleich zu den großen Fondsgesellschaf- ten, die sich ein entsprechendes Marketingbudget leisten können, spielen die Labelfonds immer noch eine untergeordnete Rolle. Gute Konzepte und eine gute Performance reichen nicht aus, um sich am Markt etablieren zu können. Offensichtlich vermitteln die großen Gesellschaften den Eindruck, dass man dort gut aufgehoben ist. Wer sich als Anleger oder Berater die Mühe macht und etwas recherchiert, wird viele interessante Labelfonds finden, die nicht selten besser performen als die großen Flaggschiff-Fonds.“ Gillessen greift den Gedanken auf: „Den Trend, dass Nettozuflüsse überwiegend in die größten Fonds fließen, beobachten wir auch. Die vielen Perlen, die es bei den unabhängigen Vermögensverwaltern gibt, werden zu wenig beachtet. Wir arbeiten daran, das zu ändern, damit mehr Volumen in die Fonds der Boutiquen fließt.“ FP Heinrich Morgen, Vermögensverwalter: „Wer sich die Mühe macht, wird viele interessante Labelfonds finden.“ • Art und Umfang des Service: Reine Administration, oder auch unternehmerische Beratung, Hilfe beim Businessplan etc.? • Erfahrung/Background der betreuenden Personen, z.B. Rechtsabteilung, Compliance. • Passen die Prozesse, Reportings, Systeme und Schnittstellen zum geplanten Geschäft des Vermögensverwalters? • Kosten der Administration und des Service. Auch: Welche Einzelposten sind darin inkludiert, und welche Posten werden separat berechnet? Wie hoch ist die Minimumgebühr, ist bei großen Volumen die 242 Gebühr degressiv? • Internationalität: Woher kommen eigentlich die Kunden? Was für Strategien werden aufgelegt? In welchen Vertriebsländern kann Unterstützung geboten werden? • Hintergrund/Größe der Anbieter: z.B.unabhängig oder bankenzugehörig? Handelt es sich um ein Kernoder ein Nebengeschäft? Hat die Gesellschaft auch eigene Fonds? • Flexibilität/Freiheitsgrade: Kann der Vermögensverwalter Depotbank, Broker und sonstige Gegenparteien frei wählen oder sind diese vorgegeben? www.fondsprofessionell.de | 1/2014 • Expertise in der Auflage: einfache Strategien vs. hochkomplexe Strategien, Assetklassen, UCITS und AIFs bzw. offene und geschlossene Fonds. • Expertise im institutionellen Geschäft? Wichtig: Gibt es entsprechende Reporting- und Analysemöglichkeiten, Risiko-Controlling und -steuerung? • Möglichkeit zu Währungssicherung und Overlay Management? • Vertriebsunterstützung: Wird der Vertrieb unterstützt oder sogar Seed Capital gegeben? Zu welchen Vertriebsstellen und Plattformen gibt es Anbindungen? Foto: © Morgen Kriterien bei der Auswahl von White-Label-Fondsgesellschaften und Serviceprovidern