spezial - Europe-American Aviation

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spezial - Europe-American Aviation
Deutschland 4,60 €
Schweiz 9,00 CHF
Österreich 5,30 €
BENELUX 5,45 €
I/E/Port. (Cont.) 6,20 €
USA $4,95
2-2008
FLORIDA SUN
R E I S E N .L I F E S T Y L E .A U S WA N D E R N .I M M O B I L I E N
SPEZIAL
SÜDWESTFLORIDA
Strände . Natur . Lifestyle . Golf
ÜBER DEN WOLKEN
Fliegen lernen in Naples
Deutsche Auswanderer
Was trotz Krise noch möglich ist
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Immobilien-Finanzierung
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Mit Hausmannskost ins Paradies
P l e a s u r e s
STUR M AM HI MM EL
Mit so einem Namen muss man entweder Meteorologe oder Fluglehrer werden.
Der Kölner Carsten Sturm hat sich für die zweite Variante entschieden – und ist heute Besitzer
der florierenden Flugschule »EAA Europe-American Aviation« in Naples.
Von Dir k R heker
Unser Pilot erklärt uns noch einmal die Kon-
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trollen der Diamond DA42 Twin Star, dann geben
wir per Funk dem Tower Bescheid und rollen Richtung Startbahn. Sechs Maschinen haben sich vor
uns aufgereiht, es ist ein betriebsamer Nachmittag
hier am Naples Municipal Airport. Der kleine
Flughafen am Golf von Mexiko gehört zu den verkehrsreichsten in ganz Florida – was allerdings vor
allem daran liegt, dass hier keine großen Passagiermaschinen abheben, sondern zumeist die Privatjets wohlhabender Manager oder VIPs, die mal
eben für ein Wochenende von Chicago oder New
York aus nach Naples kommen, um ihre Villa zu
besuchen und in der warmen Wintersonne ein
bisschen Golf zu spielen. »Da drüben die beiden
Jets – die kosten jeweils so um die 30 Millionen
Dollar«, ruft Carsten Sturm über das Mikrofon in
unsere Kopfhörer. Die luxuriösen Privatflieger wären uns zwischen all den anderen Gulfstreams, Embrears und Learjets gar nicht aufgefallen ...
Sturm richtet das Flugzeug aus,wir stehen jetzt am
Anfang der Startbahn. Nun gibt er Vollgas und wartet, bis der viersitzige Vogel rund 55 Knoten macht.
Dann zieht er den Steuerknüppel sanft zu sich – wir
heben ab. Die Landebahn verschwindet unter uns, die
Diamond gewinnt schnell an Höhe.Anders als erwartet scheinen die Fliehkräfte in diesem relativ kleinen
Hüpfer fast geringer zu sein als in einer großen Passagiermaschine. Und auch die Vibrationen der zwei
Turbodieselmotoren halten sich in Grenzen.Komfortabel gleiten wir über die gepflegten Häuser und verzweigten Kanäle von Naples hinweg. Über Bordfunk
erklärt unser Pilot einige technische Details, wir steigen auf über 3000 Fuß. Unter uns liegen direkt am
Strand die Appartementkomplexe von Pelican Bay,
links erstrecken sich der Gordon River und die zahlreichen Buchten und Seitenarme von Port Royal. Anschließend geht es über die weißen Strände und die
üppig wuchernden Mangrovenwälder von Keeway-
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1 Carsten Sturm vor einer
zweimotorigen Diamond DA42
Twin Star. Mit dem gleichen
Modell gelang vor ein paar
Jahren sogar einmal eine
Atlantik-Überquerung.
2 Schöne Aussichten: Formationsflug über Keewaydin Island.
Diese Seite: Atemberaubend –
Naples’ noble Strandmeile aus
der Vogelperspektive.
Unten: Internationales Team – die
Fluglehrer der EAA kommen aus
vielen verschiedenen Ländern.
Rechts: Sicher gelandet – die
zweimotorige Diamond DA42
Twin Star beim Ausrollen.
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din Island hinweg. Am Horizont türmen sich große
Wolken in den Himmel. Nach einigen Runden über
Marco Island und einem etwas ruckeligen Abstecher
in einen Wolkenturm (»wir wollen mal sehen, welche
Auswirkungen so ein bisschen Wasserdampf auf ein
Kleinflugzeug hat«), fliegen wir zurück zum Heimatflughafen. Wir funken den Tower an, um unsere
Landeerlaubnis zu erhalten. »Roger, N124TS is
cleared to land.« Behutsam senkt Carsten Sturm das
Flugzeug ab und steuert auf die Runway zu. Die Sonne geht gerade am Horizont unter, als wir sanft auf
dem Asphalt aufsetzen. Ein herrlicher Flug – und
wäre es nicht schon so furchtbar abgegriffen, man
würde Reinhard May Recht geben wollen, als er einst
von jener grenzenlosen Freiheit schwärmte, die er irgendwo »über den Wolken« vermutete ...
Auch Carsten Sturm hat diesen Traum geträumt.
Damals, als er sich in Deutschland als junger Mann
für die Luftwaffe verpflichtete. Später wechselte er
vom Pilotensitz in den Managementsessel, arbeitete
einige Jahre lang bei internationalen Konzernen.
Doch die Sehnsucht nach einem Leben mit und für
die Fliegerei blieb. Und wohl auch ein Stück Fernweh. Denn im Jahre 2000 entschieden sich Sturm
und seine Ehefrau Bettina, nach Florida überzusiedeln. »Wir waren unsere Karrierezwänge – meine
Frau arbeitete damals für einen internationalen Musikkonzern – einfach leid«, erinnert sich Sturm. Florida hatte die beiden schon seit Langem angezogen.
Und was zunächst gar nicht geplant war, ergab sich
nach einiger Zeit so zufällig wie zwangsläufig: Cars-
ten und Bettina übernahmen eine von einem Deutschen geführte Flugschule in Naples – die Geburtsstunde von EAA Europe-American Aviation.
Eine schwere Geburt freilich: »Eine Woche nach
unserer Eröffnung passierten die furchtbaren Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon«, erinnert sich der Unternehmenschef immer
noch mit Grauen. »Für Wochen war der Ausbildungsbetrieb behördlicherseits auf Eis gelegt.« Doch
EAA erholt sich rasch vom Anfangsschock. Schnell
spricht sich rum, mit welch deutscher Gewissenhaftigkeit und Gründlichkeit Sturm und seine Fluglehrer
hier die Ausbildung durchführen. Und auch, dass hier
längst nicht mehr mit alten und klapprigen Cessnas
geflogen wird, sondern mit modernem Fluggerät der
Marke Diamond. EAA und Diamond Aircraft, weltweit der zweitgrößte Hersteller von zwei- und viersitzigen Flugzeugen mit Sitz in Österreich, sind dabei
eine strategische Partnerschaft eingegangen. »Als erstes Diamond Brilliance Flight Center in der Welt können wir unseren Kunden das beste Training auf dem
besten verfügbaren Equipment bieten«, ist Carsten
Sturm überzeugt.
Klassische Lehrmethoden werden bei EAA durch
modernes PC-gestütztes Lernen ergänzt. Ausgesprochen nützlich ist ein Simulator, an dem man sämtliche
Szenarien durchspielen kann, mit denen Piloten sich
später auf dem Flug im echten Fluggerät konfrontiert
sehen.»Da können wir pro Stunde bis zu 20 Starts und
Landungen üben – das spart natürlich Zeit und Geld.«
Besonders stolz ist man bei EAA, dass man seit Neues-
Fotos: Claudia Stock/Europe-American Aviation, Dirk Rheker, FloridaStock
tem auch das Training zum Berufspiloten anbieten
kann. »Damit ist es uns nun möglich, von der ersten
Flugstunde bis zum Commercial Pilot Checkride die
gesamte Ausbildung durchgängig zu absolvieren«, so
Sturm. »Tatsächlich haben viele unserer Kunden eine
professionelle Pilotenkarriere eingeschlagen.«
Wir laufen über das Rollfeld zur Lobby der Flugschule. Der Geruch von Kerosin und Diesel wabert
durch die Luft – das 4711 der Aironauten. Am Front
Desk begrüßt uns Christine. »Did you have a good
flight?« Oh ja, den hatten wir! An einer Stellwand hängen die Bilder der derzeitigen Flugschüler, darunter
notiert ist der jeweilige Stand ihrer Ausbildung. Gleich
daneben aufgereiht sind die Fotos der Ausbilder, fast
ein Dutzend inzwischen.Dreizehn Flugzeuge hat EAA
mittlerweile im Einsatz, von der kleinen einmotorigen
DA20 Eclipse bis hin zur viersitzigen DA42 Twin Star.
Doch die familiäre Atmosphäre ist geblieben. Davon
zeugen auch die Erinnerungsstücke, die hier ausgestellt sind: Teddybären in Fliegermontur, gekritzelte
Kinderzeichnungen von Flugzeugen,bemalte T-ShirtFetzen, auf denen Flugschüler flotte Sprüche verewigt
haben. Eine eingeschworene Familie – Menschen, die
Kerosin im Blut haben und ihre Leidenschaft für die
Fliegerei teilen.
Rund die Hälfte der Kunden kommt derzeit aus
Europa. »Angesichts des günstigen Dollarkurses
kann man hier heute Urlaub machen und den Flugschein erwerben«, lacht Carsten Sturm, »und das zu
Kontakt
EAA Europe-American Aviation
200 Aviation Drive North,
Suite 6, Naples, FL 34104
Telefon (239) 430-9220
Ausbildung:
Gemäß FAR §61 & 141 zu allen
FAA-Lizenzen.
Voraussetzung für eine
Vermietung:
• Gültiger US-Pilotenschein
(mindestens »FAA PPL« oder
»Restricted US-PPL« basierend auf
einer ausländischen Lizenz)
• Gültiger »Biennial Flight Review«
• Gültiges »US Medical«
(mindestens 3rd Class)
• Checkout mit einem
EAA-Fluglehrer
Preise: ab 106 Dollar pro Stunde in
einer DA20-C1 Eclipse,
156 Dollar pro Stunde in einer DA40
Diamond Star
Eine umfangreiche Liste
von Flugschulen in Florida
finden Sie im Internet
unter der Adresse:
www.flightschoollist.com/
florida.html
dem Preis,der in Deutschland für den Flugschein allein
zu Buche schlagen würde.« Erfahrungsgemäß kostet es
acht- bis zehntausend Dollar, ehe man bei EAA seine
amerikanische Fluglizenz erworben hat. Genauso
wichtig aber: Wer weit weg von seinem Alltag ist, kann
sich besser auf das Flugtraining konzentrieren.
Ob man mit dem hier erworbenen Pilotenschein
auch in Deutschland fliegen darf, wollen wir wissen.
»Mit der amerikanischen Fluglizenz kann man
amerikanische Flugzeuge überall auf der Welt mieten und fliegen«, erklärt EAA-Chef Sturm. »Viele
private Eigentümer und Fliegerclubs bieten auch in
Deutschland amerikanische Flugzeuge zur Miete
an.« Doch auch die Umwandlung eines US-Pilotenscheins in eine deutsche Lizenz sei relativ problemlos möglich. »Man muss das nur beim Luftfahrt-Bundesamt in Braunschweig beantragen.«
Wir sitzen vor dem Gebäude der Flugschule und
trinken zum Abschied einen Kaffee. Ein grau melierter
Herr fährt vor und erkundigt sich auf Deutsch, ob
man die Diamonds auch für einen Kurztrip auf die
Bahamas mieten könne. »Natürlich«, antwortet Carsten Sturm,»Voraussetzung ist ein gültiger US-Pilotenschein, ein Flight Review und ein medizinisches Zeugnis. Die Damen am Front Desk helfen Ihnen da gerne
weiter.« Und dann muss er auch schon wieder los, der
nächste Flugschüler wartet darauf, mit seiner DA40 in
die Lüfte zu steigen. Die Faszination Fliegen kennt halt
keine Ruhepausen. ■
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