Schüler-Lehrermaterial Die Rückkehr der Götter Berlins verborgener
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Schüler-Lehrermaterial Die Rückkehr der Götter Berlins verborgener
Die Rückkehr der Götter Berlins verborgener Olymp Schüler-Lehrermaterial Deckblatt: Attisch-schwarzfigurig Hydria mit Götterversammlung des Berliner Malers, um 510 v.Chr. aus Vulci (Italien) Impressum Text: Céline Meyer, Geraldine Saherwala Antikenrezeption: Sigrid Otto Gestaltung: Birgitt Leber Redaktion: Geraldine Saherwala in Fortführung der umfangreichen Vorarbeiten von Sigrid Weise Fotos: Antikensammlung: Johannes Laurentius Gemäldegalerie: J.P. Anders Friedrichswerdersche Kirche: Sigrid Otto Nationalgalerie: Andres Kilger Herstellung: Besucher-Dienste © Staatliche Museen zu Berlin INHALTSVERZEICHNIS Seite Die Rückkehr der Götter – Berlins verborgener Olymp 5 Zeus 6 Poseidon 7 Hades 8 Hera 9 Demeter 10 Dionysos 11 Hermes 13 Apollon 14 Musik in der Antike 15 Aphrodite 16 Artemis 18 Athena Ares 19 Asklepios 21 Berühmte Ärzte 22 Antikenrezeption 23 Literaturverzeichnis 26 20 Hirte als Syrinx-Spieler aus Unteritalien 2./1. Jahrhundert v.Chr. (?) Die Rückkehr der Götter – Berlins verborgener Olymp Die Berliner Museen gedenken im Herbst dieses Jahres des 50. Jahrestages der Rückgabe Berliner Museumsbestände aus der Sowjetunion 1958. In diesem Jahr kehrten tausende Kunstwerke, voran die Friese des weltberühmten Pergamonaltares, nach 13jährigem Exil in Moskau und St. Petersburg zurück. Darunter auch die ca. 170 Kunstwerke, Skulpturen, Vasen und Kleinkunstobjekte der Berliner Antikensammlung, die nun nach 70 Jahren der Öffentlichkeit zugänglich sind. Vorgestellt werden die wichtigsten Gestalten des griechisch-römischen Pantheon in ihrer kunstgeschichtlichen Entwicklung und ihrem kulturhistorischen Kontext: Als Weihegaben im Heiligtum, Zierde öffentlicher Plätze und Gebäude oder Ausstattungsgegenstände römischer Villen und Gärten. Diese bislang in den Depots verborgen gebliebenen bedeutenden Götterbilder konnten durch eine Kooperation mit der privaten brasilianischen Stiftung Fundação Armando Alvares Penteado (FAAP) restauriert und 2006/2007 vorab mit großem Erfolg in São Paulo und Niterói bei Rio de Janeiro gezeigt werden. Antike Mythologie Die Mythen der Antike sind ein Teil unseres kulturellen Erbes. Aussprüche wie „er ist stark wie Herkules“ oder „ich schwöre beim Barte des Zeus“ wecken ein Echo, das man nicht entziffern kann, solange man die Referenzen nicht kennt. Die griechische Religion war polytheistisch, d.h. sie umfasste eine Vielzahl von Göttern, um die sich unterschiedliche Legenden rankten. Die Götter hatten eine menschliche Gestalt. Die ältesten Götterbilder scheinen kleine Votivfiguren in Olympia gewesen zu sein. Aber es waren Hesiod (Theogonie) und Homer (Ilias und Odyssee), die durch ihre Dichtung das Aussehen der Göttergestalten prägten, ihre Sagen festlegten und ihnen die uns bekannten Eigenschaften gaben. Die bildende Kunst der Antike kennzeichnete die Götter durch ein typisches Erscheinungsbild und bestimmte Attribute. Die Religion der alten Griechen kannte keine heilige Schrift und keine überregionale Kirche. Kulthandlungen wurden in jeder Stadt in jedem Heiligtum nach alten Traditionen ausgeübt. Im Zentrum des Kults stand das Opferritual. Mit dem Opfer wollte man Hilfe und Segen von den Göttern erlangen, Unheil abwehren, eine Gottheit verehren und in Verbindung zu ihr treten. Den Göttern wurden Tiere oder Früchte geopfert. Die Götter hatten nicht nur ein menschliches Aussehen sondern auch die Schwächen der Menschen. Zahlreiche Mythen berichten von Verbrechen, Raub und Ehebruch. Die Mythen werden gewöhnlich als Aspekt der Religion betrachtet, doch sie sind viel mehr: Sie widerspiegeln Alltag und Leben in der altgriechischen Gesellschaft. Die Götterfamilie des Zeus waren die olympischen Götter, benannt nach ihrem Sitz auf dem Berg Olymp. Die Griechen stellten sich die Entstehung der Götter als eine Abfolge von Generationen vor, die in Kämpfen untereinander die Macht errungen hatten. Aus dem Chaos (Urgrund) entstanden Gaia (Erde) und Uranos (Himmel). Gaia und Uranos zeugten die Titanen, welche Uranos stürzten. Kronos und Rheia herrschten über die Erd- und Berggötter. Deren Sohn Zeus und seine Geschwister errangen im Kampf gegen ihre Titaneneltern die Weltherrschaft. Gaia gebar auch die Giganten, die sich gegen die Olympier auflehnten und in einem gewaltigen Kampf, dargestellt auf dem großen Fries des Pergamonaltares, besiegt werden mussten. Die Götter verbanden sich oft mit Menschen und zeugten die Helden. In den Mythen erschienen sie den Sterblichen und mischten sich in ihr Schicksal ein. Diese Broschüre bietet Informationen zur Sonderausstellung „Die Rückkehr der Götter – Berlins verborgener Olymp“. Ziel dieser Materialien ist es, Lehrenden und Interessierten Anregungen für einen aktiven Museumsbesuch zu geben und die Vor- und Nachbereitung im Unterricht zu ermöglichen. Die Funktionen und Attribute der Götter werden erklärt. Ausgewählte Mythen beziehen sich auf die Exponate und erläutern die Attribute und Darstellungen der Götter. In einem Anhang finden Sie Beispiele für die Antikenrezeption in Werken der Gemäldegalerie am Kulturforum, der Friedrichswerderschen Kirche am Werderschen Markt und der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel, die in die erweiterte Kunstbetrachtung einfließen können. ZEUS • Du hältst die Erde und du thronst auf ihr! Wer du auch bist, du rätselhafter Zeus, Gesetz des Stoffes, höchster Menschengeist, Dich bet‘ ich an! Mit deiner stillen Hand Führst du der Menschen Los zum rechten Ziel. Euripides, Troerinnen, 884 ff. (übertragen von E. Buschor) Homer zufolge galt Zeus als König der Götter und Vater der Menschen. Jedoch nicht im Sinne ihres Schöpfers, sondern als Beschützer und Herrscher der olympischen Familie und der aller Menschen. Er war der jüngste Sohn des Kronos und der Rheia, Bruder von Hades, Poseidon, Hera, Hestia und Demeter. Er war dreimal verheiratet. Zuerst mit Metis (Klugheit), dann mit Themis (Gerechtigkeit) und schließlich mit seiner Schwester Hera. Er verführte unzählige Sterbliche und Göttinnen und entsprechend groß war seine Nachkommenschaft. Er galt als weise, gütig, unbeugsam in seinem Willen und drastisch strafend. Er war ein Wettergott und der Beschützer der Stadt und der Könige. Er herrschte über die Welt und war verantwortlich für die Ordnung des Universums. •Attribute Blitzbündel, Zepter und die Aigis, ein von Hephaistos angefertigter Brustpanzer mit dem Haupt der Gorgo, nach einer anderen Überlieferung ein Fell, seine Symbole waren der Adler und die Eiche. • Darstellungen Die bildenden Künste stellten Zeus stets majestätisch mit Bart und bekleidet mit einem Himation (Mantel) dar. Als Blitzschleuderer und Meister des Donners hält er sein unterschiedlich gestaltetes Blitzbündel und die Aigis, ein Fell, welches Donner erzeugte, in der Hand. Seine Brüder, Hades und Poseidon, wurden auch bärtig dargestellt und unterschieden sich oft nur durch ihre Attribute von einander. • Sage Bronzefigur des Zeus aus dem Zeusheiligtum in Olympia. ca. 480 v. Chr. Olympia war das Heiligtum von Zeus in Elis, auf der Peloponnes. Zwischen 1875 und 1881 wurde die antike Stätte von deutschen Archäologen systematisch freigelegt. Es waren die ersten Ausgrabungen Deutschlands in Griechenland. 1937 wurden die Ausgrabungen wieder aufgenommen und dauern bis heute an. Der Olymp ist der höchste Berg Griechenlands (2 918 m). Der Olymp war dem Mythos nach der Sitz der Götter. Das Wort Olymp ist in Griechenland und Kleinasien ein häufiger Bergname vorgriechischer Herkunft. Der römische Gott Jupiter war ursprünglich ein Himmelsgott und wurde mit Zeus assimiliert. Sein Name geht auf dieselbe Etymologie zurück: dyeu- „Himmel” > Zeus und –piter > pater „Vater”. Obwohl sein Kult sehr wichtig und verbreitet war, sind kaum Mythen überliefert, die nicht von Zeus entlehnt sind. Sein Haupttempel stand auf dem Capitolinischen Hügel in Rom. Nach einer der überlieferten Mythen über seine Geburt verschlang Kronos seine Kinder nach deren Geburt aus Furcht vor einem Rivalen. Bei Zeus’ Geburt wickelte Rheia einen Stein in Windeln, den Kronos verschlang. Den jungen Gott brachte sie heimlich nach Kreta, wo er von der Ziege Amalthea gesäugt und von Nymphen großgezogen wurde. Als Zeus herangewachsen war, zwang er Kronos, die anderen Kinder auszuspeien, indem er ein Brechmittel in sein Getränk schüttete. Unter Zeus’ Leitung besiegten sie in dem sich anschließenden Kampf die Titanen, Kinder des Uranos und der Gaia, und verbannten sie in den Tartaros. Zeus teilte sich mit seinen Brüdern die Herrschaft der Welt. Poseidon bekam das Meer, Hades die Unterwelt, Zeus den Himmel. Der Olymp und die Erde galten als gemeinsamer Besitz. Gaia, die Mutter Erde, sann auf Rache wegen des schrecklichen Schicksals ihrer Kinder, der Titanen. So rief sie ihre anderen Kinder, die Giganten, zum Krieg gegen die Olympischen Götter auf. Zeus erfuhr durch ein Orakel, dass er ohne Unterstützung eines Sterblichen die Giganten nicht besiegen konnte. Er rief Herakles zu Hilfe. Da ließ Gaia ein Kraut wachsen, das die Giganten unbesiegbar durch Menschenhand machte. Zeus untersagte der Sonne, dem Mond und der Morgenröte zu scheinen, bis er das Kraut gefunden und entfernt hatte. Als es zum Kampf kam, unterstützte Herakles die Götter mit seinen vergifteten Pfeilen. Es war der endgültige Sieg der unsterblichen Götter über die Giganten. Dargestellt ist dieser Kampf auf dem großen Fries des Pergamonaltares. •Heiligtümer Die älteste Kultstätte befand sich in Dodona in Epirus, dem Land der Eichen. Dieses Zeusheiligtum war berühmt für sein Orakel. Andere bedeutende Kultstätten befanden sich in Olympia, wo Zeus zu Ehren alle vier Jahre die Olympischen Spiele ausgetragen wurden. Dort schuf Phidias um 430 v. Chr. eine 12 Meter hohe Gold-Elfenbein-Statue des Zeus für den Tempel, die zu den antiken Weltwundern zählte. Auch die Nemeischen Spiele, die in Nemea nordwestlich von Argos veranstaltet wurden, waren Zeus geweiht. Poseidon • Ich preise die Gabe des mächtigen Gottes, Den Ruhm dieses Lands, Stolzen Glanz Der Pferde, der Reiter, der Schiffe. O Kronos‘ Sohn, Poseidon. Sophokles, Oidipos Kolonos, 709 ff. (übertragen von E. Buschor) Poseidon, Gott des Meeres, war der Sohn von Kronos und Rheia, Bruder des Zeus und des Hades. Er war der Gatte der Amphitrite, einer der Nereiden, welche ihm den Sohn Triton schenkte. Mit anderen Göttinnen, Nymphen der Brunnen und Quellen zeugte er weitere Söhne, die berühmt für ihre Wildheit und Grausamkeit waren, wie z.B. den Kyklopen Polyphem. Das berühmte geflügelte Pferd Pegasus entstand aus seiner Verbindung mit der Gorgone Medusa. Poseidon galt als unberechenbar und zornig. Das Pferd, in das er sich bisweilen verwandelte, war sein heiliges Tier. •Attribute Mit dem Dreizack konnte er Felsen spalten und Quellen entspringen lassen, das Meer aufwühlen und die Erde erschüttern. Delphine, Seepferdchen und Stiere waren weitere seiner heiligen Tiere. Statue des Poseidon aus Pergamon. Gefunden in der Nähe des großen Altars. ca. 160 v. Chr. • Darstellungen In der Kunst wurde Poseidon als bärtige und majestätische Gestalt mit Dreizack und oft in Begleitung eines Delphins dargestellt. Er ist von Zeus oft nur durch seine Attribute zu unterscheiden. Häufig sieht man ihn als Lenker von Pferdegespannen oder in Begleitung von Meereswesen. • Sage Als Minos, der König von Kreta, Poseidon um ein Opfertier bat, schickte der ihm einen Stier aus dem Meer. Minos konnte sich nicht entschließen, das prächtige Tier zu opfern und behielt es in seiner Herde. Daraufhin rächte sich Poseidon, indem er der Gattin des Minos, Pasiphae, eine unnatürliche Liebe zu dem Stier einflößte. Aus dieser Verbindung wurde der Minotauros geboren. Trotz seiner uneingeschränkten Herrschaft über das Meer beanspruchte Poseidon auch die territoriale Oberherrschaft, nach einigen Mythen zumeist erfolglos. So mussten die Bewohner Attikas den Wettstreit über das attische Land zwischen ihm und Athena entscheiden. Poseidon ließ mit seinem Dreizack eine Quelle mit Salzwasser auf der Akropolis entspringen, Athena ließ einen Ölbaum wachsen. Der Ölbaum erwies sich als nützlichere Gabe und Athena gewann. Aus Zorn darüber überschwemmte Poseidon Attika. Schließlich gelang es Zeus seinen Bruder mit den Athenern zu versöhnen. Und so wurde auch er in der Stadt verehrt. •Heiligtümer Bei Korinth befand sich ein Heiligtum von Poseidon, wo die Isthmischen Spiele gefeiert wurden. Wie in Olympia handelte es sich um athletische und musikalische Wettbewerbe, jedoch fanden sie jedes zweite Jahr statt. Neptun war der römische Gott der fließenden Gewässer und des Meeres und wurde früh mit Poseidon gleichgesetzt. Dadurch wurde er zum Beschützer der Pferde und der Rennbahnen. Er besaß in Rom einen Tempel beim Circus Flaminius. In seinen Darstellungen unterschied er sich nicht von Poseidon. Der Isthmus von Korinth ist eine Landenge zwischen der Peloponnes und dem Festland. Hades Marmorrelief aus Rom mit dem Raub der Persephone, 3. Jahrhundert n.Chr. • Aber ihr müßt zuvor noch eine Reise vollenden, Hin zu Aïdes‘ Reich und der strengen Persephoneia, Um des thebäischen Greises Teiresias‘ Seele zu fragen, Jenes blinden Propheten, mit ungeschwächtem Verstande. Ihm gab Persephoneia im Tode selber Erkenntnis; Homer, Odyssee, XXI, Vers 490 (Johann Heinrich Voß, 1781) Hades, war ein Sohn der Rheia und des Kronos und Bruder von Zeus und Poseidon. Ihm fiel bei der Aufteilung der Welt durch das Los die Herrschaft über die Unterwelt zu. Dort herrschte er mit seiner Gemahlin Persephone, der Tochter seiner Schwester Demeter, die er aus der Oberwelt entführt hatte. Er war ein harter und unerbittlicher Gott, der seine Gesetze ohne Unterschied anwendete, aber keinesfalls war er böse oder ungerecht. Gemeinsam mit Gaia, Demeter, Kore, Hekate, Dionysos und Hermes zählte er zu den so genannten chthonischen Göttern (griechisch chthon: Erde), den Gottheiten des Erdbodens, die Wachstum und Fruchtbarkeit schenken und die Toten in ihr Reich aufnehmen. Da die Nennung seines Namens angeblich Unglück brachte, bezeichnete man ihn auch als Pasianax „Herr über alles”, als Polydegmon „der Gastliche” oder als Eubuleus „der gute Ratgeber”. In der Mythologie wurde Hades mit Pluton, dem Gott der Reichtum spendenden Erdentiefe gleichgesetzt. „Hades” konnte auch das Totenreich selbst verkörpern. Es war in zwei Regionen unterteilt: Erebos (griechisch: Dunkelheit), die finsteren Tiefen, wohin die Toten, die man sich als Schatten ihres einstigen irdischen Wesens vorstellte, von Hermes geleitet wurden, und den von ehernen Mauern umgebenen Tartaros, die tiefste Region, die als Gefängnis diente, wo u. a. die Titanen gefangen gehalten wurden. Es war ein finsterer Ort, der von Kerberos (Zerberus), einem dreiköpfigen, schlangenschwänzigen Hund, bewacht wurde. Die Flüsse Acheron und Styx (griechisch: die Verhasste) trennten die Unterwelt von der Oberwelt. Der betagte Fährmann Charon setzte die Seelen der Toten gegen Zahlung eines Fährgeldes (Obolos), welches man den Toten in den Mund legte, über den Styx. • Attribute Ein Schlüssel, der Höllenhund Kerberos, ein Füllhorn, welches von Blättern und Früchten überquoll, eine Fackel, ein Zepter oder die Kappe der Unsichtbarkeit. • Darstellungen Wie Zeus und Poseidon wurde auch er immer bärtig und in majestätischer Gestalt dargestellt. Als Unterweltgottheit war er, wie Demeter, ein Fruchtbarkeitsgott und konnte Getreide in seiner Hand haben. Als Pluton, wurde Hades von den Römern übernommen und von ihnen Dis Pater „Der reiche Vater“ oder Pluto genannt. • Sage Hades selbst spielt nur in wenigen Mythen eine Rolle. Der Raub von Persephone ist die einzige bedeutsame Sage. •Heiligtum In Griechenland genoss er keine kultische Verehrung, da die Griechen glaubten, dass er Gebeten und Gaben gegenüber gleichgültig eingestellt sei. Es gab nur in Elis einen Tempel für Hades. Dieser war einmal im Jahr geöffnet und nur Priester durften ihn betreten. Hera • Hera auf goldenem Thron will ich rühmen, die Tochter der Rheia, Die unsterbliche Königin von glanzvoller Hoheit, Schwester des donnergewaltigen Zeus und erhabne Gemahlin… Homerische Hymnen, Auf Hera, XII, 1 ff. (Übersetzt von K.A. Pfeiff). Hera gehörte zu den ältesten Gottheiten. Als Tochter von Kronos und Rheia war sie zugleich die ältere Schwester und Gemahlin von Zeus. Sie schützte die rechtmäßige Ehe und die legitime Nachkommenschaft. Weideland, Viehweiden und Kühe waren ihr heilig. • Attribute Der Pfau, als Symbol ihres großen Stolzes. Diadem, Kranz und Zepter als Herrschaftssymbol. • Darstellung Attisch-schwarzfigurige Hydria des Antimenes-Malers mit dem Parisurteil. Gefunden in Vulci (Italien), ca. 530-520 v.Chr. In der antiken Kunst wird Hera meist groß, stattlich und als würdevolle, reife Frau dargestellt. • Sage Die eifersüchtige Hera rächte sich oft an den vielen Geliebten von Zeus und deren Kindern. Bekannt wurde ihre Rachsucht gegen Herakles und seine Mutter Alkmene. Kurz nach Herakles’ Geburt, als er und sein Halb-Zwillingsbruder Iphikles schliefen, sandte Hera zwei Schlangen aus, um die Kinder zu töten. Herakles erwürgte beide Schlangen und wurde als Sohn des Zeus anerkannt. Jahre später schickte ihm Hera einen Wahnsinnsanfall, er tötete Frau und Kinder. Das Orakel von Delphi wies ihm zehn Arbeiten zu (er vollbrachte zwölf), um sich von der Sünde zu reinigen und die Unsterblichkeit zu erlangen. Ihre Wut, Rachsucht und Aggressionen gegen Zeus bilden ein häufiges Motiv in verschiedenen Mythen. Bei einem Hochzeitmahl auf dem Olymp warf Eris (Streit) einen goldenen Apfel mit der Aufschrift “der Schönsten” zwischen die Gäste. Hera, Athena und Aphrodite stritten sich um den Besitz des Apfels. Zeus ließ durch den Götterboten Hermes Paris, dem Sohn des Priamos von Troja, die Nachricht überbringen, er sollte den Schönheitswettbewerb entscheiden. Die drei Göttinnen versuchten nun den Richter zu bestechen. Hera versprach ihm die Herrschaft über die Welt, Athena den Sieg in der Schlacht und Aphrodite die schönste Frau der Welt. Dies reizte Paris am meisten und er sprach den Preis Aphrodite zu. Mit der Hilfe von Aphrodite ging er nach Sparta und entführte Helena, die Frau des Menelaos, deren Schönheit weltweit gerühmt wurde. Wütend auf den trojanischen Prinzen, der die Liebesgöttin Aphrodite ihr vorzog, unterstützte Hera die Griechen im Trojanischen Krieg und war erst besänftigt, als Troja schließlich zerstört war. •Heiligtümer Eine der berühmtesten Kultstätten der Hera lag auf Samos. Der RhoikosTempel im Hera-Heiligtum war der erste monumentale Kultbau der griechischen Architektur. Die Bauarbeiten begannen um 575 v. Chr. und dauerten etwa 25 Jahre. Die Ausmaße dieses Tempels aber waren so immens (52 m Breite und 104 m Länge), dass er nach kurzer Zeit einstürzte. Er wurde von einem Neubau in der Nähe ersetzt. Ein weiteres in der Antike berühmtes und wichtiges Heiligtum der Hera war das Heraion von Argos auf der Peloponnes. Die römische Juno galt als Göttin der Frauen, sie war die Beschützerin der Hochzeit, der Ehe und der Geburt. Sie wurde früh mit der Hera gleichgesetzt. Zusammen mit Jupiter und Minerva wurde sie auf dem Capitol in Rom verehrt. Eine andere Schwester des Zeus war Hestia, Göttin des Hausfriedens, des Eheglücks und des Herdes. Vor und nach dem Essen wurde ein Gebet an sie gerichtet. Unter ihrem Schutz stand das Feuer der Opferaltäre, und die meisten Städte verfügten über eine öffentliche Feuerstätte, in der ihr heiliges Feuer loderte. Hestias Sinnbild war die Feuerstätte. Demeter • Ich bin Demeter, die Hochgeehrte, die für die Götter Und für die Menschen zum höchsten Glück und zum Segen geboren Homerische Hymnen, Auf Demeter, II, 268-269. (Übersetzt von K.A. Pfeiff). Demeter, die große Erd- und Muttergöttin, war eine Tochter von Kronos und Rheia. Mit ihrem Bruder Zeus zeugte sie Persephone oder Kore, die von Zeus an Hades versprochen wurde. Demeter war Schützerin des Getreides und der Ernte und lehrte die Menschen den Getreideanbau. • Attribute Als Sinnbild sind ihr Kornbündel, Ähren, Mohn, Früchte, Fackel, Tympanon oder Tamburin zugeordnet. • Darstellung Kopf einer Frau mit Schleier aus Rom. Hera oder Demeter? 1. Hälfte 2. Jahrhundert n.Chr. 10 Der Granatapfel war in Griechenland wegen seiner feuerroten Farbe ein Symbol der Liebe, Ehe und Fruchtbarkeit. Er war deshalb auch ein Attribut der Aphrodite. Persephone war wie ihre Mutter ursprünglich eine Göttin des Wachstums. Dieser Kult verbreitete sich von Sizilien nach Rom, wo Demeter und Persephone spätestens seit dem 6. Jahrhundert v.Chr. als Ceres und Proserpina verehrt wurden. Sie wurde als schöne, würdige reife Frau dargestellt. • Sage Die meisten Sagen beziehen sich auf den Verlust ihrer Tochter. Als Persephone von Hades, dem Gott der Unterwelt, in Sizilien entführt wurde, war Demeters Trauer groß. Rastlos irrte sie auf der Erde umher, ihre Tochter suchend. Dies verhinderte alles Wachstum auf Erden und die Menschen litten Hunger. Bestürzt darüber, verlangte Zeus von seinem Bruder Hades, Persephone ihrer Mutter zurückzubringen. Dieser willigte zwar ein, ließ das Mädchen jedoch, bevor er es freigab, Granatapfelkerne essen, so dass es gezwungen war, alljährlich vier Monate bei ihm zu verbringen. Demeters Freude über die Wiedervereinigung mit ihrer Tochter brachte sie dazu, leuchtende Frühlingsblumen und später eine Fülle von Früchten und Getreide wachsen zu lassen, während sie im Herbst, wenn Persephone in die Unterwelt zurückkehren musste, wieder in Trauer verfiel. •Heiligtümer In Eleusis, in der Nähe von Athen, befand sich das bekannteste Heiligtum von Demeter und Persephone. Dort wurde ihr Kult, die Mysterien von Eleusis, zelebriert. Der geheimnisvolle Kult fand im Herbst (September) statt und wurde von Initiierten ausgeübt. Am Anfang handelte es sich um Fruchtbarkeitsriten und später um einen Erlösungskult, der seinen Initiierten ein besseres Leben im Jenseits versprach. Das Verbreiten der Geheimnisse wurde mit dem Tod bestraft. Es gab in fast jeder Stadt einen Tempel für diese wichtige Göttin. In Pergamon befand er sich westlich vom Gymnasium und in Priene, in Kleinasien, fand man bei Ausgrabungen der Berliner Museen am Ende des 19. Jahrhunderts vor dem Tempel eine Grube, die zum Versenken der Opfergaben diente. Zwischen dieser Grube und dem Tempel wurde ein Votivdepot gefunden, das zahlreiche Terrakottafiguren wie Mädchen, Knaben, Puppen und Tänzerinnen enthielt. Weibliche Gewandfiguren mit zwei langen Fackeln in den Händen verwiesen auf Demeter, die ihre Tochter in der Unterwelt suchte. Dionysos • Zeusgeborenes Kind! Erscheine, o Herrscher, mit deinen Scharen, mit deinen Mänaden, die nächtlich rasend, Bakchos den Führer umwogen im Tanz! S ophokles, Antigone, 1149 ff. (Übertragen von E. Buschor) Dionysos war ein Sohn des Zeus und der thebanischen Königstochter Semele. In anderen Mythen war er der Sohn von Demeter, Io, Dione oder Persephone. Dionysos war ein facettenreicher Gott: er war der Gott des Weins und der Ekstase sowie des Theaters. Ursprünglich mag er wie Demeter ein Gott der Fruchtbarkeit gewesen sein. Er war der Jüngste der großen Olympischen Götter, und ist vermutlich aus der thrakischen oder phrygischen Kultur übernommen worden. Er war der einzige Gott, der starb und den Tod überwand. Homer betrachtete ihn als eine mindere Gottheit ohne Sitz im Olymp. Jedoch wurde er in hellenistischer Zeit der meistverehrte Gott. Sein Kult und die Riten versprachen Erlösung und Wiedergeburt. Der Dionysos-Kult war bei der Landbevölkerung besonders beliebt, während die aristokratischen Regierungen in einigen Staaten seine orgiastischen Riten ablehnten. Zu Ehren von Dionysos wurden in Attika, im Gebiet um Athen, die ländlichen und städtischen Dionysien, die Lenäen und die Anthesterien gefeiert. Attisch-schwarzfigurige Amphora des Acheloos-Malers. Dargestellt sind Dionyos und sein Gefolge (Satyr und Mänade). Gefunden in Vulci, ca. 510 v.Chr. •Attribute Der Thyrsos, ein Stab aus Fenchel, mit Pinienzapfen, Efeu– oder Weinranken geschmückt und oft der Kantharos, ein zweihenkliges Trinkgefäß. • Darstellungen Er wurde oft in Begleitung von Silenen und Satyrn dargestellt. In Festzügen wurde er von wilden Tieren (Panthern) und Mänaden („die Rasenden”) begleitet. In archaischer Zeit wurde Dionysos bärtig und mit schulterlangem Haar, das mit einem Kranz aus Efeu oder Weinlaub geschmückt war dargestellt. Bekleidet war er mit einem langen Chiton und einem Mantel. In seinen Händen konnte er Weinranken, ein Trinkgefäss oder eine Kithara halten. Die früheste Darstellung eines Dionysos als junger Mann findet man auf dem Parthenon (432 v. Chr.). Danach wurde er meist ohne Bart, oft mit langem oder wohlfrisiertem Haar dargestellt. Sein Aussehen konnte auch androgyne Züge haben. 11 • Sage Die bekannteste Legende von seiner Geburt findet sich im thebanischen Sagenkreis: Zeus, in menschlicher Gestalt, verführte Semele, die Tochter von König Kadmos. Die eifersüchtige Hera gab sich als alte Nachbarin aus und soll ihr den Rat gegeben haben, von ihrem Liebhaber zu verlangen, sich ihr in seiner wahren Gestalt zu zeigen. Daraufhin erschien Zeus als Blitz und verbrannte die schwangere Semele. Aber Hermes, der schnelle Götterbote rettete das ungeborene Kind und nähte es in den Schenkel des Zeus, aus dem Dionysos später geboren wurde. So wurde er zweimal geboren. Er wurde von den Nymphen erzogen. Eine andere Legende erzählt, dass er als Erwachsener von der eifersüchtigen Hera mit Wahnsinn geschlagen wurde. Er durchstreifte nun als Bakchos (Geschrei) die damals bekannte Welt. Begleitet wurde er dabei von Mänaden und Satyrn. In Phrygien begegnete er schließlich der Königin Kybele, die ihn in ihre Mysterien einweihte. Durch diese Initiation wird er vom Wahnsinn geheilt. In einer Version dieses Mythos lässt die rachsüchtige Hera den Dionysos durch die Titanen töten. Dieser hatte sich für den Kampf in einen Stier verwandelt, dessen rohes Fleisch die Titanen nun verzehren. Apollon gelingt es, einige Fleischstücke zu retten und beizusetzen. So kann Dionysos in die Unterwelt hinabsteigen und zusammen mit seiner verstorbenen Mutter auf die Erde zurückkehren. Die römische Mythologie hat Dionysos als Bacchus übernommen. Zudem benutzten die Römer den Namen auch für den Gott Liber. In Rom feierte man zu Ehren des Bacchus die Bacchanalien. Diese entwickelten sich zu Trinkgelagen, die mit Tänzen und ausufernden Orgien einhergingen. Da sie immer exzessiv gefeiert wurden, verbot der römischen Senat 186 v. Chr. dieses Fest. In der Kaiserzeit jedoch breitete sich der Kult über das ganze Römische Reich aus. Dionysos Seine Jugend war vom Kampf um die Anerkennung seiner Göttlichkeit und seines Kultes bestimmt. Als er nach Theben zurückkehrte, an der Spitze einer Schar Mänaden, riss er die thebanischen Frauen mit sich. Der König von Theben, sein Halbbruder Pentheus, warf Dionysos in einen Kerker, doch fielen die Ketten von ihm ab. Dionysos brachte den König dazu, sich als Frau zu verkleiden und sich unter die Mänaden zu mischen. In ihrem Wahnsinn hielten sie den König für einen Berglöwen und rissen ihn in Stücke. Wie mehrere Mythen berichten, wurde Dionysos nicht in allen griechischen Staaten angenommen. Das weist darauf hin, dass Dionysos ein Gott von fremder Herkunft war und sein Kult sich in Griechenland erst etablieren musste. • Heiligtümer Seine Tempel sind in allen Städten zumeist in unmittelbarer Nähe der Theater zu finden. • Dionysos und das Theater Während der zu Ehren des Dionysos stattfindenden Feste wurden Sing- und Tanzspiele aufgeführt. Am besten informiert sind wir über die Aufführungen in Athen, während der Großen oder Städtischen Dionysien im März/April. Zu diesem fünftägigen Fest gehörten die Vorstellung von 20 Dithyramben (Kultliedern mit 50 Choreuten, („Sänger”) und ein dramatischer Wettkampf bei dem fünf Komödien, dreimal je drei Tragödien und ein Satyrspiel aufgeführt wurden. 12 Statue eines Schauspielers in der Rolle des Papposilens, des ältesten der Silene und Anführer des Gefolges des Dionysos. Gefunden in Rom. Anfang des 2. Jahrhunderts n.Chr. nach einem Original der klassischen Zeit. Die Mänaden, oder Bakchen, waren die Verehrerinnen des Dionysos. Sie begleiteten bei kultischen Umzügen den Gott, bekleidet mit dem Fell eines Rehkalbes, Fackeln und Thyrsos schwingend. Sie tanzten in Raserei durch die Wälder und Gebirge, zerrissen junge Tiere und verschlangen sie roh. Die antiken Theaterstücke wurden von maximal drei Schauspielern aufgeführt, aber sie wurden immer von einem Chor begleitet. Auf diese Weise traten zu den Großen Dionysien jährlich acht Choregen (Chorführer, einer pro Drama) und 165 Choreuten auf. Außerdem nahmen 1.000 Choreuten an den Dithyramben teil. Auf der Bühne traten nur Männer auf. Zahlreiche Darstellungen geben inen Einblick in die Kostümierung und Ausstattung: langärmeliges Gewand, Lederstiefel und Maske. Die Masken wurden aus stuckierter und bemalter Leinwand hergestellt, an denen künstliche Haare und eine Kopfbedeckung befestigt waren. In der hellenistischen Zeit trugen die Schauspieler hohe Plateauschuhe und eine Maske mit einem weit geöffneten Mund. Bis zum 3. Jahrhundert v.Chr. waren alle Teilnehmer Amateure, infolgedessen waren diese Aufführungen fest in das soziale und religiöse Leben der Athener integriert. Girlandensarkophag mit Masken aus Rom. Um 120-130 n. Chr. Hermes • Muse, preise mir Hermes, den Sohn des Zeus und der Maia, Der die Kyllene beschirmt und Arkadiens schafreiches Bergland, Ihn, den Boten der Götter, den schnellen… Homerische Hymnen, Auf Hermes, IV, 1 ff. (übersetzt von K.A. Pfeiff.) Hermes war der Sohn des Zeus und der Nymphe Maia. Mit Aphrodite war er der Vater von Hermaphroditos und Priapos. Er war der Gott des Zufalls und des glückhaften Findens. So ist er der Bote der Götter, der Führer der Toten in das Haus des Hades. Als Gott der Wege war er der Beschützer der Reisenden und Schutzgottheit der Diebe und Kaufleute. Er war auch der Gott der Hirten und schützte die Herden. •Attribute Als Bote des Zeus besaß Hermes geflügelte Sandalen, einen geflügelten Hut und trug einen goldenen Stab (Kerykeion), der von Schlangen umwunden und von Flügeln gekrönt war. Dieser Stab vermittelte Botschaften durch Träume. • Darstellung In der frühen griechischen Kunst wurde Hermes als erwachsener, bärtiger Mann dargestellt. In Darstellungen der klassischen Kunst erscheint er als athletischer junger Mann, fast nur mit einem Reisemantel bekleidet und ohne Bart. Als Beschützer der Reisenden standen Wegzeichen (Hermen), viereckige Säulen mit Hermesbüste und Phallos entlang der Straßen, auf Plätzen, an Kreuzungen und in Gymnasien. Der Phallos war eine Erinnerung an seine Funktion als Fruchtbarkeitsgott. Statue des Hermes aus Rom. Mitte 2. Jahrhundert n.Chr. Mit Formen und Motiven klassischer Zeit. • Sage 13 Hermes wurde von Maia in einer Höhle geboren, und schon am ersten Tag war er groß genug, um aus der Höhle laufen zu können. Sofort entdeckte er eine Schildkröte, tötete sie und machte aus ihrem Panzer die erste Leier. Er benutzte für die sieben Saiten entweder den Darm eines Schafes oder einer Kuh. Denn am selben Tag stahl er fünfzig Kühe aus einer Herde seines Bruders, des Sonnengottes Apollon, und verwischte die Spuren, indem er die Herde rückwärts laufen ließ und an seinen Schuhen Strauchwerk befestigte. Dann versteckte er die Tiere und zog sich in seine Höhle zurück. Als er von Apollon gestellt wurde, stritt Hermes den Diebstahl ab. Apollon zitierte ihn vor Zeus. Dieser durchschaute die Lüge und forderte Hermes auf, die Kühe zurückzugeben. Die Brüder wurden schließlich wieder versöhnt, als Hermes Apollon die von ihm erfundene Leier gab. Der römische Gott Merkur wurde mit Hermes gleichgesetzt. Sein Name geht auf das lateinische Wort merx, Ware, zurück. Für Rom war der Handel sehr wichtig und ein Tempel für Merkur wurde schon im Jahr 495 v. Chr. am Circus Maximus am Aventin gebaut. Doppelherme, aus Rom, 1. Jahrhundert n.Chr. Apollon • Lieb sollen mir die Kithara sein und der schnellende Bogen, Künden will ich den Menschen des Zeus unfehlbaren Ratschluß! Homerische Hymnen, Auf Apollon, III, 131-132 (übersetzt von K.A. Pfeiff). Apollon war ein strahlender jugendlicher Gott, Sohn des Zeus und der Leto und Zwillingsbruder von Artemis. Sie wurden auf der Insel Delos geboren, wo Leto vor der eifersüchtigen Hera, der Gemahlin des Zeus, Zuflucht gefunden hatte. Apollon war ein Gott mit vielen Aspekten, sein Wesen war Licht, Maß und Ordnung. Er war ein reinigender und zugleich sühnender Gott. Seine Pfeile konnten Tod und Krankheiten bringen. Er rächte und strafte frevelhafte Vermessenheit im persönlichen und staatlichen Leben. Als Apollon Musagetes war er der „Anführer der Musen” und wirkte im Bereich des Wissens und der Künste. Er war auch der Gott der prophetischen Weissagung. Fast alle seine überregionalen Heiligtümer waren Orakelstätten, allen voran Delphi. Seine zahlreichen Funktionen, die ihm als Gott zugeordnet wurden, sind den Beinamen, die ihm gegeben wurden abzulesen: Smintheus „Mäusevernichter”, Alexikakos „Übelabwehrer”, Lykeios „Verteidiger der Herden gegen die Wölfe”, Phoibos „hell” als Gott des klaren Lichtes. •Attribute Pfeile, Bogen und Köcher, Lorbeer, Heuschrecke, Kithara und kleinere Lyra. • Darstellung Apollon wurde immer als junger Mann dargestellt, meistens nackt, oft mit Pfeil und Bogen. Er konnte auch das lange Gewand der Musiker und eine Kithara oder eine Lyra tragen, was ihn als Musenanführer mit den Künsten verbindet. • Sage 14 Bronzestatuette des Apollo Die einst in den Händen gehaltenen Attribute, Pfeil und Bogen und Lorbeerzweig, sind modern ergänzt. 1. Jahrhundert v.Chr. / 1. Jahrhundert n.Chr Die Insel Delos war der Geburtsort der Zwillinge Apollon und Artemis. Es war verboten, dort zu sterben oder zu gebären. Die Römer übernahmen diesen Gott unter dem Namen Apollo. Er hatte dieselben Funktionen und Attribute wie der griechische Gott. Viele Jahrhunderte lang blieb die Instrumentalmusik dem Gesang untergeordnet. Das Instrument (Saiten-, Blas- oder Schlaginstrument) begleitete nur die Stimme. Der Satyr Marsyas hob einst die Flöte auf, die Athena weggeworfen hatte, weil sich ihre Gesichtszüge beim Flöten hässlich verzerrten. Marsyas spielte so gut, dass er meinte, sich mit Apollon messen zu können. Der Wettstreit endete mit dem Sieg Apollons, der zur Strafe Marsyas die Haut abziehen ließ. Nachdem Herakles die „zwölf Arbeiten” beendet hatte, nahm er an einem Wettbewerb im Bogenschießen teil. Der König Eurytos von Oichalia veranstaltete diesen, um seine Tochter zu verheiraten. Herakles gewann, aber der König verweigerte ihm seine Tochter. Herakles, in einem Wahn sinnsanfall, den Hera ihm schickte, stürzte Iphitos, den Sohn des Königs von der Mauer der Stadt Tiryns. In seinem Wunsch nach Heilung wandte sich Herakles an das Delphische Orakel. Die pythische Priesterin weigerte sich, ihn zu empfangen. Also stahl Herakles ihren Dreifuß und drohte, Delphi zu zerstören. Apollon erschien und die beiden rangen um den Dreifuß, bis Zeus mit einem Donnerkeil seine zwei Söhne trennte. Schließlich verwies die Priesterin Herakles noch einmal in die Sklaverei. Er diente der Königin Omphale von Lydien und vollbrachte viele weitere Heldentaten. •Heiligtümer Das berühmteste Heiligtum stand in Delphi und wurde von Menschen aus vielen Ländern der damals bekannten Welt aufgesucht, um von der Priesterin Pythia den Rat der Götter einzuholen. Dort befand sich auch der Omphalos, ein heiliger Stein, der als Nabel der Welt galt. Auf einer Säule in Delphi war die Inschrift „erkenne dich selbst” eingeritzt. Musik in der antike Musikinstrumente Die Kithara besteht aus einem hölzernen Schallkasten, unten gerade, vorn flach, hinten ausgebaucht. Zwei gebogene Arme sind mit geradem Querholz verbunden. Die Zahl der Saiten vermehrte sich von fünf (8. Jh. v. Chr.) auf zwölf (5. Jh. v. Chr.). Das Instrument wurde von Männern stehend gespielt und waagerecht vor die Brust gehalten. Die rechte Hand gab mit dem Plektron (Schlagstäbchen) die rhythmischen Impulse, die linke spielte die Melodie. Die Kitharodie ist der Gesang zur Kithara, ursprünglich der epischen Dichtung dienend, später freie lyrische Metren. Die Phorminx ist ein viersaitiges Instrument mit kreisbogenförmigem Schallkörper, verlängert zu zwei geraden Armen, die oben mit einem Querholz verbunden sind. Als ältestes griechisches Saiteninstrument ist sie bei Homer und auf Vasenbildern seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. nachweisbar. Sie wurde zur Begleitung des Gesangs verwendet. Die Leier (griechisch: Lyra) ist aus der Phorminx hervorgegangen. Als Zupfinstrument ist sie von leichterem Bau als die Kithara und wurde meist von Knaben und Jünglingen gespielt. Die Schildkrötenleier (Chelys), nach der Form ihres Resonanzkörpers so benannt, hat ihre Arme wie Ziegenhörner gebogen. Vom Instrument abgeleitet ist die Dichtkunst die Lyrik. Der Vortrag kunstvoll gefügter Strophen wurde häufig von Tanzbewegungen begleitet (siehe auch Hermes). Statue eines Apollon mit Kithara. Angeblich aus der Villa des Hadrian, Tivoli, vor der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. Das Barbiton, mit ähnlich rundem Schallkörper, hat lange gebogene Arme, die in gerader Richtung oben aufeinander zustreben. Es ist das Instrument von Dionysos oder den Satyrn und wurde vorallem im Zug der Zecher mitgeführt. 15 Der Aulos ist als Doppelaulos das am weitesten verbreitete Blasinstrument im Mythos, Kult, bei Wettbewerben und in Schulszenen. Fälschlich als Flöte bezeichnet, ist er ein Rohrblattinstrument, ähnlich der Oboe oder Klarinette. Die Musen, Töchter des Zeus und der Titanin Mnemosyne, waren sie Göttinnen der schönen Künste, später auch der geistigen Beschäftigungen. Hesiod erwähnte neun Musen, aber ihre Funktionen wurden erst später festgelegt. Man unterscheidet meistens die folgenden Musen: Kalliope, die Schönstimmige: epische Dichtung Klio, das Ansehen: Geschichte Euterpe, der Frohsinn: Flötenspiel Terpsichore, die Freude am Tanz: Tanz oder Chordichtung Erato, die Liebliche: Gesang und Tanz Melpomene, die Singende: Tragödie Thalia, der frohe Mut: Komödie Polyhymnia, die vielen Lieder: Pantomime Urania, die Himmlische: Astronomie Die moderne Bedeutung des Wortes Museum geht zurück auf die im alten Griechenland den Musen geweihten Tempelbezirke: das Museion. . Aphrodite • Sie schöpft aus den Wellen die Kühle der Lüfte, Lässt sanft sie über die Fluren rieseln. Immerzu flicht sie den goldenen Haaren Duftenden Kranz ihrer blühenden Rosen. Euripides, Medea 836ff. (übertragen von E. Buschor) Aphrodite, Gemahlin des Hephaistos, war die Göttin der Liebe und der Schönheit, die Verkörperung der sexuellen Verführungskraft, der Fortpflanzung und der Fruchtbarkeit. Sie war auch die Beschützerin der Seeleute. Nach Homers Ilias ist sie die Tochter des Zeus und der Dione, einer seiner Begleiterinnen. In späteren Legenden erhebt sie sich aus dem Schaum des Meeres, und ihr Name kann mit „die Schaumgeborene” übersetzt werden. •Attribute Gürtel mit Liebeszauber. Als Fruchtbarkeitsgöttin hatte sie die folgenden Attribute: Myrthe, Apfel, Granatapfel. Als Schutzherrin der vegetativen Fruchtbarkeit wurde sie oft in heiligen Hainen verehrt. Tiere in ihrem Umfeld waren der Sperling, der Hase, der Schwan, der Ziegenbock, die Taube, die Schildkröte und die Muschel. Als Göttin der Schönheit hielt sie einen Spiegel und ein Alabastron (Salbgefäß). • Darstellung Anfänglich wurde Aphrodite bekleidet und matronal dargestellt. Später trug sie reizvolle Bekleidung. Praxiteles (um 360 v. Chr.) stellte als erster eine nackte Aphrodite dar: Die Aphrodite von Knidos. In der Keramik wurde das Thema des Parisurteils sehr oft benutzt. Sie wurde häufig in Begleitung von Eros (lat. Amor oder Cupido) dargestellt. • Geburt und Ursprung Es sind verschiedene Versionen zu ihrer Herkunft überliefert. Die bekannteste findet sich in der Theogonie von Hesiod, nach der sie die Tochter von Gaia und Uranos war. Kronos schnitt, auf Rat seiner Mutter Gaia, die Geschlechtsteile seines Vaters mit einem Sichelhieb ab und „warf diese hinter sich” ins Meer. Das Blut und der Samen vermischten sich mit dem Meer, das ringsum aufschäumte (Aphros bedeutet Schaum) und daraus wurde Aphrodite geboren. Sie wurde dann von Zephyros zunächst nach Kytheira geleitet, ging dann an der Küste von Zypern an Land und verbarg ihre Blöße hinter einem Myrthenstrauch. Häufige Beinamen von Aphrodite waren Anadyomene „aus dem Meer geboren” und Urania, Tochter von Uranos. Schon den Griechen war bewusst, dass Aphrodite keine griechische Göttin war, sondern aus dem Orient kam. Sie hatte die Charakteristika einer Liebes-, Fruchtbarkeits-, Mutter- und Kriegsgöttin wie Ischtar in Mesopotamien, Astarte in Syrien oder Atirat in Ugarit (Nordsyrien). Die griechische Aphrodite hatte allerdings ihre kriegerische Funktion verloren, die sie aber als Venus Armata in der römischen Welt zurückgewann. 16 • Sage Statue der Aphrodite aus Rom. Mitte des 2. Jahrhundert n.Chr. nach einem Entwurf des frühen Hellenismus. Die vielleicht berühmteste Legende um Aphrodite bezieht sich auf die Ursachen des Trojanischen Krieges (s. Hera). Eine weitere erzählt von Adonis, einem schönen, von Aphrodite geliebten Jüngling, der auf der Jagd auf einen wilden Eber ums Leben kam. Adonis wurde als Knabe von Persephone erzogen. Nach einem Streit zwischen den beiden Göttinnen entschied Zeus, dass Adonis ein Drittel des Jahres bei Persephone, ein Drittel bei Aphrodite, ein Drittel aber nach eigenem Wunsch verbringen sollte. Er verbrachte jedes Jahr acht Monate bei Aphrodite. Der Kult um Adonis stand in engem Zusammenhang mit dem Wechsel der Jahreszeiten, mit dem Blühen und Welken der Natur. Während der mehrtägigen Adonisfeste wurde über seinen Tod geklagt und über seine Auferstehung gejubelt. Die Adonisgärtchen, die die Frauen zu Ehren des Gottes pflanzten, symbolisierten mit ihren schnell wachsenden und sogleich wieder welkenden Blumen den ewigen Kreislauf der Natur. In einem anderen Mythos wird berichtet, dass Zeus, um Aphrodite zu demütigen, in ihr das Verlangen nach Anchises, einem Sterblichen weckte. Sie verführte Anchises und gebar Äneas, den die Nymphen aufzogen. Als Aphrodite Anchises verließ, verbot sie ihm, die wahre Mutter seines Sohnes zu nennen. In der Äneis von Vergil trägt Äneas seinen alten Vater aus dem brennenden Troja. Auf der Suche nach einer neuen Heimat gelangten sie nach Latium, wo ein Nachkomme von Äneas, Romulus, die Stadt Rom gründete. Aphrodite •Heiligtümer Eines der Hauptzentren der Verehrung der Aphrodite war die Stadt Paphos (heute: Kouklia) auf Zypern. Ein anderes Heiligtum befand sich in der Stadt Aphrodisias in Kleinasien. Eros Eros (lateinisch Cupido oder Amor) galt nach Hesiod als von selbst entstandene Urkraft, die die Entwicklung vom Chaos zur geordneten Welt bewirkte. Später wurde er als Sohn des Ares und der Aphrodite angesehen. Der geflügelte Bogenschütze erweckte mit seinen Pfeilen, mit denen er nach Göttern und Menschen schießt, sowohl die Liebe zwischen Mann und Frau als auch zwischen Männern. In der Philosophie von Sokrates (470-399 v. Chr.) und Plato (427-347 v. Chr.) wird der Eros vergeistigt, er bedeutet das Streben und die Liebe zur Erkenntnis, zur Idee des Schönen, das Verlangen nach Zeugung im Schönen. In der griechischen Kunst wurde Eros als schmächtiger, aber schöner Jüngling mit Flügeln dargestellt, oft mit verbundenen Augen als Symbol für die Blindheit der Liebe. Manchmal trägt er eine Blume. Im römischen Mythos und in der römischen Kunst sank Eros zu einem verschmitzten flatterhaften, neckischen Knaben herab. Eroten, Amoretten, Putten und andere geflügelte kindliche Nackedeis sind Vervielfältigungen des Eros und begleitende Scharen der Aphrodite. Aphrodite in der Muschel mit Eros. 4./3. Jahrhundert v.Chr. Angeblich aus Korinth. Die drei Chariten (lateinisch Gratiae), Töchter des Zeus, waren eng mit Aphrodite verbunden. Als Göttinnen personifizierten sie den Frohsinn und die Anmut. Aglaia war der Glanz, Euphrosyne der Frohsinn, Thaleia die Blühende. 17 Venus war ursprünglich eine italische Natur- und Gartengöttin, die früh mit Aphrodite gleichgesetzt wurde. Zu den Veneralia am 1. April wurde sie ausgiebig mit rauschenden Orgien, Streichen und Scherzen unter Freunden gefeiert. Schließlich war ihr der ganze April geweiht. Artemis • Artemis sing‘ ich, die göttliche Jungfrau mit goldenem Bogen, Ehrfurcht gebietend, Wälder durchtosend und Hirsche erlegend[…] Die auf schattigen Bergen und windumfahrenen Höhen, Spannt den Bogen aus lauterem Gold und Jauchzend vor Jagdlust Ihre schwirrenden Pfeile verschießt… Homerische Hymnen, Auf Artemis, XXVII, 1 f.f (Übersetzt von K.A. Pfeiff) Artemis, die Zwillingsschwester des Apollon war die Herrin der wilden Tiere, insbesondere des Bären, Göttin der Jagd und der Jäger. Sie wurde auch von den Fischern und Hirten verehrt. Die jungfräuliche Göttin schützte die Übergänge, wie den vom Leben zum Tod und während der Geburt. Daher war sie die Göttin der Initiation bei Mädchen und Knaben. Als Mondgöttin wird sie manchmal mit den Göttinnen Selene und Hekate gleichgesetzt. Artemis strafte wie Apollon die menschliche Vermessenheit und Anmaßung. •Attribute Pfeil und Bogen, Jagdhunde, Fackel • Darstellung In den Werken der bildenden Kunst wurde sie meist als junge Jägerin, oft mit Pfeil und Bogen dargestellt. Ihr kurzes Gewand, häufig aufgebauscht, ließ ihre mit Jagdstiefeln bekleideten Beine frei. In ihrem Gefolge erschienen Nymphen mit denen sie tanzte. Auf dem großen Fries des Pergamonaltars kämpfen Artemis und Apollon gemeinsam mit ihrer Mutter Leto gegen die Giganten. • Sage Artemis bestrafte Sterbliche, die ihre Riten versäumten oder sie kränkten, wie der Jäger Aktaion, der Artemis, als er mit seinen Hunden im Wald war, beim Baden zusah. Damit er sich nicht rühmen konnte, sie nackt gesehen zu haben, verwandelte sie ihn in einen Hirsch, den seine eigenen Hunde jagten und töteten. Die Nymphe Kallisto war eine Gefährtin der Artemis und hatte daher Jungfräulichkeit gelobt. Doch Zeus verführte sie und sie wurde Mutter des Arkas. Artemis verwandelte sie in eine Bärin, um sie für ihren Wortbruch zu strafen. In einer Überlieferung verwandelte Zeus die Bärin und ihren Sohn in Sterne, und zwar in den Großen und in den Kleinen Bären. Nach der Überlieferung war sie die Beschützerin der Jugend, insbesondere junger Frauen. Während des Trojanischen Krieges hinderte Artemis jedoch die Griechen so lange daran, nach Troja zu segeln, bis sie ihr eine Jungfrau geopfert hatten. Einigen Berichten zufolge entführte sie Iphigenie, die als Opfer bestimmt war. 18 •HEiligtümer Statue der Artemis aus Rom. Marmorkopie des 2. Jahrhunderts n.Chr. nach einem Original aus dem 4. Jahrhundert v.Chr. Diana, in der römischen Mythologie Göttin des Mondes und der Jagd, die mit Artemis identifiziert wurde. Sie war die Wächterin der Quellen und Flüsse und die Beschützerin der wilden Tiere. Außerdem wurde sie besonders von den Frauen verehrt, da man glaubte, dass sie denen, denen sie zugetan war, eine leichte Geburt gewährte. Ihre berühmteste Kultstätte war der heilige Hain von Arricia in der Nähe des Sees Nemi. In Rom war ihr ein Heiligtum auf dem Hügel Aventin geweiht. Das Artemision von Ephesos, das nach seiner Zerstörung um 356 v. Chr. wieder aufgebaut wurde, war der berühmteste Tempel der Artemis und wurde zu den sieben Weltwundern gezählt. Dort befand sich ein Kultbild der Göttin Artemis, auf dem sie mit vielen Brüsten dargestellt ist, was auf ihre ursprüngliche Funktion als Muttergöttin verweist. Im letzten Drittel des 5. Jahrhunderts v. Chr. fand in Ephesos ein Wettstreit zwischen Bildhauern für die Skulptur einer verwundeten Amazone statt. Zahlreiche Kopien überliefern drei Typen. Die verwundete Amazone Sk7 im Pergamonmuseum könnte eine Kopie des Werkes von Kresilas sein. Im Artemisheiligtum in Brauron, in der Nähe von Athen, fanden Initiationsrituale für junge Mädchen vor ihrer Heirat statt. Sie wurden in safrangelbe Gewänder gekleidet und trugen Bärenmasken, nahmen an Wettläufen und Reigentänzen teil. Das julisch-claudische Kaiserhaus führte seine Abstammung über Anchises auf Aphrodite – Venus zurück. Sie war die persönliche Schutzgöttin von Caius Julius Cäsar und wurde später zur Stammmutter aller Römer stilisiert. AThena • Eulenäugig und plänereich, unbeugsamen Herzens, Ehrfurchtgebietende Jungfrau, Städte beschirmend und wehrhaft, Tritogeneia, die Zeus, der Planende selber geboren Aus dem erhabenen Haupt, mit den allhinstrahlenden, goldenen Waffen der Schlachten gerüstet. Homerische Hymnen, Auf Athena, XXVIII, 2 ff. (Übersetzt von K.A. Pfeif). Athena, Tochter des Zeus und der Metis, war die Göttin der Weisheit, der Kunst, des Handwerks, des heldenhaften Kampfes und Schützerin der Stadt. Sie war eine jungfräuliche Göttin, aber im Gegensatz zu Artemis liebte sie die Gesellschaft der Männer. •Attribute Militärische Rüstung: Helm, Schild, Speer und Aigis (Brustpanzer, zumeist mit dem Gorgonenhaupt), Ölbaum. Eule und Schlange waren ihre heiligen Tiere. • Darstellungen Meistens wurde Athena in voller Rüstung dargestellt. In ihrer Hand konnte sie Nike, die Siegesgöttin tragen. Als Athena Polias war sie die Schützerin der Stadt und als „Athena Promachos” schreitet sie kämpfend vorwärts, meist in der erhobenen Hand eine Lanze haltend. Kopf einer Athena aus Rom. Kopie des 2. Jahrhunderts n.Chr. Nach einem Original aus dem frühen 4. Jahrhundert v.Chr. • Sage Als Zeus’ erste Frau Metis schwanger wurde, wurde Zeus gewarnt, sein künftiger Sohn würde mächtiger als sein Vater sein. Also verschlang Zeus die schwangere Metis. Das Kind entwickelte sich im Kopf des Zeus und als Hephaistos das Haupt von Zeus mit einer Axt spaltete, kam Athena aus dem Schädel in voller Rüstung und als Erwachsene zur Welt. Sie half ihrem Vater in den Schlachten gegen die Titanen und die Giganten. Athena musste sich gegen Poseidon um die Herrschaft über Athen durchsetzen (siehe Poseidon). Sie half auch den Helden, die unter ihrem Schutz standen, wie Perseus, Herakles oder Odysseus. •Heiligtümer Der Parthenon (gebaut zwischen 447 und 432 v. Chr.) auf der Akropolis in Athen war ihr wichtigstes Heiligtum. Das Kultbild der Athena wurde von Phidias in Gold und Elfenbein gefertigt und war 12 m hoch. Jedes vierte Jahr wurden die Panathenäen zu ihrer Ehre in Athen gefeiert. Es wurden Wettkämpfe veranstaltet. Die Kampfpreise bestanden in großen und luxuriösen Amphoren, den so genannten Panathenäischen Preisamphoren, die mit Öl gefüllt waren. Den Höhepunkt des ganzen Festes bildete der feierliche Umzug der gesamten athenischen Bürgerschaft und die Übergabe des gewebten Gewandes für die Götterstatue. 19 Minerva, die italische Göttin des Handwerks und der Kriegskunst wurde früh mit Athene gleichgesetzt. Zusammen mit Jupiter und Juno wurde sie auf dem Kapitol und als Beschützerin der Stadt auf dem Aventin verehrt. ares • Übergewaltiger Ares, du Wagenbedränger im Goldhelm, Schildträger mächtigen Mutes, Stadtschirmer in eherner Rüstung, Starkhänder ohne Ermatten, Speermächtiger, Bollwerk des Himmels! Vater des glücklichen Sieges im Krieg und Helfer der Themis, Zwingherr unserer Feinde, du Führer gerechtester Männer… Homerische Hymnen, Auf Ares VIII, 1 ff. (Übersetzt von K.A. Pfeiff) Ares, Gott des Krieges, war ein Sohn von Zeus und Hera. Er war unverheiratet und hatte viele Liebschaften. Bekannt war seine Liebe zu Aphrodite, der Gemahlin seines Bruders Hephaistos. Aphrodite bekam von Ares die Kinder Eros (Liebe), Harmonia (Harmonie), Deimos (Schrecken) und Phobos (Furcht). Homer beschrieb Ares als prahlerisch und gewalttätig und machte ihn als unbeherrschten Wüstling lächerlich. Die Römer dagegen verehrten Mars als einen ihrer wichtigsten Götter. •Attribute Waffenschmuck, Streitwagen • Darstellung Er wurde als ein starker junger Mann in voller Rüstung, mit Lanze, oft in Begleitung von Aphrodite dargestellt. • Sage In der Odyssee von Homer (Gesang VIII) erzählt der Sänger Demodokos, wie die Beziehung von Ares mit Aphrodite entdeckt wurde. Der betrogene Gatte von Aphrodite, Hephaistos, erfuhr, was hinter seinem Rücken vorging. Also befestigte er ein Netz, das er selbst kunstvoll geknüpft hatte, heimlich über seinem Bett und gab vor, den Olymp zu verlassen. Als Ares mit Aphrodite auf dem Bett lag, fiel das Netz herunter und fesselte das Liebespaar. Hephaistos erschien und rief die anderen Götter als Zeugen des Ehebruchs. Die Göttinnen blieben fort, aber die Götter sahen sich die Szene lachend an. •Heiligtümer Bronzehelm gefunden im Zeustempel in Olympia. Zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts v.Chr. 20 Hephaistos – Sohn des Zeus und der Hera war der Gott des Feuers und des Schmiedehandwerks. Er kam mit verkrüppelten Füßen zur Welt. Dies ärgerte Hera so sehr, dass sie ihn vom Olymp ins Meer hinab warf. Er wurde von Nereiden gefunden und in einer Höhle großgezogen. Als Erwachsener wurde er wieder in den Olymp aufgenommen und schmiedete dort Waffen für die Götter. Seine Schmiede befand sich unter dem Ätna, dem Vulkan auf Sizilien. Trotz seines Gebrechens und des Hinkens war er mit Aphrodite verheiratet. Mars, der römische Gott des Krieges, wurde mit Ares identifiziert. Er kam zu der Vestalin Rheia Silva als sie schlief und sie gebar die Zwillinge Romulus und Remus. Da eine Vestalin Jungfrau bleiben sollte, wollte ihr Großonkel Amulius die Säuglinge im Tiber ertränken lassen. Eine Wölfin, das heilige Tier des Mars, rettete und ernährte die Zwillinge. Romulus ist der mythische Gründer Roms. Nach Mars war der Campus Martius (Marsfeld) in Rom benannt, der als Übungsplatz für die römischen Soldaten diente. Der Areopag in Athen bedeutet „Hügel des Ares”, der dem alten Rat seinen Namen verlieh. Der Rat bestand aus ehemaligen Archonten. Er diente unter anderem als Gericht in Mordfällen. asklepios • Preisen will ich Asklepios jetzt, den Heiler der Krankheit, Ihn, den Sohn des Apollon, den einst die hehre Koronis, König Phlegyas‘s Kind, auf der dotischen Ebne zum großen Heil für die Menschen geboren, den Linderer quälender Schmerzen. Herr, sei auch du so gegrüßt, ich flehe dich an mit dem Liede! Homerische Hymnen, auf Asklepios XVI, 1-5 Asklepios war der Gott der Heilkunst. Er war der Sohn des Apollon und der Prinzessin Koronis, der bei seiner Geburt von Apollon oder Hermes aus dem Leib seiner Mutter gerettet wurde. Er wurde von dem heilkundigen Kentauren Chiron aufgezogen. • Attribute Schlange oder Schlangenstab, der noch heute das Symbol der Heilkunst ist. • Darstellung Er wurde stehend oder thronend dargestellt, zumeist langhaarig und bärtig, begleitet von seiner Schlange. Auf Weihreliefs ist Asklepios häufig in Begleitung seiner Tochter Hygieia zu sehen. Der Hahn war dem Asklepios geweiht. Er war eine bevorzugte Opfergabe für den Gott und wurde auch für Auspizien (Weissagung) verwendet. • Sage Wegen Untreue wurde Koronis von Artemis, der Schwester des Apollon, getötet. Das Kind Asklepios wurde von seinem Vater Apollon gerettet und von Chiron erzogen. Bei ihm lernte er die Heilkräuter zu nutzen, deren Standorte er bei seinen Wanderungen ausfindig machte. Asklepios beobachtete bei einem Schlangenpaar die Wirkung eines Krautes, das zum Leben zurückführte. Er verwendete dieses Kraut bei Hippolytos, dem Sohn des Theseus. Über diese Rückführung der Verstorbenen ins Leben beschwerten sich Hades und die Schicksalsgöttinnen bei Zeus. Asklepios hatte die Heilkunst missbraucht und wurde von Zeus mit einem Blitz getötet. Apollon rächte seinen Sohn, indem er die Kyklopen, Kinder von Zeus, tötete. Asklepios wurde von Apollon (oder Zeus) als Sternbild des Schlangenträgers an den Himmel versetzt. • Heiligtümer Die berühmtesten Heiligtümer befanden sich in der hellenistischen Zeit in Orchomenos in Böotien, in Trikka in Thessalien, in Epidauros, in Kos und in Pergamon. Die Orte wurden oft wegen der Heilwirkung des Wassers ausgewählt. In diesen Heiligtümern wurden die Patienten von den Priestern mit unterschiedlichen Heilmethoden und Ritualen behandelt. Überliefert sind Heilpflanzen, Tempelschlaf mit kultischen Vorschriften, wie Waschungen, Salbungen, Fastengebote und Keuschheitsriten. Im Traum offenbarte der Gott Rat oder direkte Heilung. Die Gebäude waren auch für längere Aufenthalte vorgesehen und konnten mit Bibliothek und Theater versehen sein. Statue eines Asklepios aus Rom. 2. Jahrhundert n.Chr. Hygieia Sie ist die Personifikation der Gesundheit, sie erscheint als eine weibliche Gestalt im langen Gewand und häufig begleitet von ihrem Vater Asklepios. Die Schlange ist ihr Attribut wie bei ihrem Vater. Aesculapius ist der römische Name des Asklepios. 293 v.Chr. holte eine römische Gesandschaft diesen griechischen Gott in Gestalt einer heiligen Schlange aus Epidauros nach Rom, damit er eine schwere Seuche beende. Wenig später wurde auf der Tiberinsel ein Tempel für diesen Gott geweiht. 21 berühmte ärzte 22 Der Eid des Hippokrates „Ich schwöre bei Apollon, dem Arzt, und bei Asklepios, Hygieia und Panakeia, sowie unter Anrufung aller Götter und Göttinnen als Zeugen, dass ich nach Kräften und gemäß meinem Urteil diesen Eid und diesen Vertrag erfüllen werde.“ So lauten die ersten Zeilen des hippokratischen Eides, der als Grundlage ärztlicher Ethik angesehen wird. Der Eid verbietet Ärzten, Abtreibungen vorzunehmen, Sterbehilfe zu leisten und chirurgische Eingriffe vorzunehmen. Weiterhin gelobten Ärzte mit der Schwurformel, dass sie alles Gehörte und Gesehene geheim halten (Schweigepflicht). Mittlerweile wurde dieser Eid durch das Ärztegelöbnis abgelöst. Hippokrates von Kos (um 460-370 v. Chr.) war ein griechischer Arzt aus einer alten Arztfamilie. Er gehörte als Begründer der wissenschaftlichen Medizin zu den bedeutendsten Ärzten der Antike. Für ihn waren die Krankheiten nicht von den Göttern gesandt sondern hatten erklärbare Ursachen, wie Umwelteinflüsse. Die Gesundheit beruhte auf der richtigen Mischung von vier Körpersäften: Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle. Das Gleichgewicht wurde durch Diät und Naturheilkunde wiederhergestellt. Er betonte die Wichtigkeit der vernunftmäßigen Behandlung durch den Arzt, der seine Erfahrungen aufgrund von Beobachtungen und Beschreibungen der Krankheitssymptome sammelt. Der hippokratische Eid gilt als erste grundlegende Formulierung einer ärztlichen Ethik. Der Eid wurde nach Hippokrates benannt, aber er ist nicht deren Autor. Galen (129 - um 200 n. Chr.) war Gladiatorenarzt in Pergamon und ab 169 Leibarzt am römischen Kaiserhof. Er war der letzte große Repräsentant der wissenschaftlichen Medizin in der Antike. Er erkannte Hippokrates uneingeschränkt als ärztliche Autorität an. In seinen zahlreichen Schriften, die zum großen Teil erhalten sind, fasste Galen das gesamte medizinische Wissen der Antike zusammen. Die galenische Medizin behauptete sich bis in die Renaissance als maßgebende Lehre. In der Gemäldegalerie Die olympischen Götter Antikenrezeption Beispiele für die Antikenrezeption in Werken der Gemäldegalerie am Kulturforum, der Friedrichswerderschen Kirche am Werderschen Markt und der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel, die in die erweiterte Kunstbetrachtung einfließen können. Carloni, Carlo Innocenzo, Der Aufbruch der Göttinnen Juno, Venus und Minerva, geleitet von Merkur, zum Parisurteil. Vor 1727/1730 Sebastiano Ricci, Die olympischen Götter. Um 1700 Zeus / Jupiter Poseidon / Neptun Apollon / Apoll Correggio, Liebesabenteuer des Jupiter in verwandelter Gestalt: Leda mit dem Schwan. Um 1530/32 Jan Gossaert, Neptun und Amphitrite, 1516 Lucas Cranach d.Ä., Apoll und Diana in waldiger Landschaft. 1530 Dionysos / Bacchus Hades / Pluto Jean François de Troy Bacchus und Ariadne. 1717 Sebastiano Ricci, Pluto. Um 1700 Francesco de Mura, Der Zug des Bacchus. Um 1760 23 Antikenrezeption Hermes / Merkur Sebastiano Ricci, Merkur. Um 1700 Artemis / Diana Jan Fyt, Diana mit ihren Jagdhunden neben erlegtem Wild Pietro Liberi, Diana und Aktäon. Um 1660 Aphrodite / Venus Athena / Minerva Piero di Cosimo,, Venus, Mars und Amor. Um 1505 Rembrandt, Minerva. Um 1631 Lucas Cranach d.Ä., Venus und Amor. Um 1530 24 Ares Paris Bordon, Mars und Venus, von Vulkan überrascht. Um 1549/50 In der Friedrichswerderschen Kirche Dionysos / Bacchus Hermes Dionysos und Ariadne (Detail). Römisch, 4. Jahrhundert v. Chr. Hermes. Römisch, nach griechischem Original des 5. Jahrhundert v. Chr. (Detail) Demeter/ Ceres Dionysos/ Bacchus Ludwig Michael Schwanthaler, Ceres und Proserpina. 1843 Adolf von Hildebrand, Dionyseusrelief. 1890 Antikenrezeption In der Alten nationalgalerie Apollon/ Apoll Jakob Philipp Hackert, Ideale Landschaft mit Apollo (Arkadische Landschaft). 1805 25 Aphrodithe/ Venus Reinhold Begas, Venus und Amor. 1864-66 Antonio Canova, Nachfolge, Venus. 1817/18, Bronzeguss, um 1845-64 literatur Es gibt zahlreiche Möglichkeiten sich mit dem Thema „Griechische Mytholgie“ zu beschäftigen. Die Zahl der zu diesem Thema erschienen Bücher ist groß, so dass hier nur eine kleine Auswahl zusammengestellt ist: Bruit Zaidman, Louise und Schmitt Pantel, Pauline, Die Religion der Griechen: Kult und Mythos, München, 1994. Buschor, Ernst, Medeia. Hippolytos. Herakles: drei Tragödien/ Euripides, München, 1952. Buschor, Ernst und Schadewaldt, Wolfgang, Tragödien; Sophokles; Aias. Antigone. Trachinierinnen. König Ödipus. Elektra. Philoktetes. Ödipus auf Kolonos, Zürich & Stuttgart, 1968. Buschor, Ernst, Griechische Tragödien, Frankfurt am Main, 1961. Grant, Michael und Hazel, John, Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, München, 2004. Gärtner, Hannelore, Kleines Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Leipzig, 1989. Irmscher, Johannes und Johne Renate (Hrsg.) Lexikon der Antike, Leipzig, 1987. Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae, Zürich/München, 1981-2005. Pauly, August Fr., Cancik, Hubert, Schneider, Helmuth, und Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, Stuttgart/Weimar, 1997. Pfeiff, Karl Arno, Homerische, Hymnen, Tübingen, 2002. Schwab, Gustav, Die schönsten Sagen des klassischen Altertums, Bindlach 2006. Garides, Helena, Zeus & Co. Griechische Mythologie – mal ganz anders, St. Gallen, 2005. Finck, Gerhard, Who‘s who in der antiken Mythologie, München, 2004. Hrsg. Besucher-Dienste der Staatlichen Museen zu Berlin: Antiker Mythos in Text und Bild. Von Äneas bis Vertumnus. Antikenrezeption auf Werken der Gemäldegalerie. Eine Materialsammlung für Lehrer und Schüler. Berlin 2001 Hesiod, Theogonie Herausgeber, Übersetzer: Karl Albert, St. Augustin, 1998. Homer, Ilias und Odyssee, Dt. von Johann Heinrich Voss. Bearb. von Hans Rupé und E. R. Weiß Eltville am Rhein, 1980. 26