Theaterpädagogisches Begleitmaterial

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Theaterpädagogisches Begleitmaterial
Theaterpädagogisches Begleitmaterial
Liebe Lehrerinnen und Lehrer,
Alles was du darfst, darf ich auch.
Und wenn du dich kaputt machst, mache ich mich auch kaputt.
Für Luisa steht ihr Entschluss fest: Wenn Karl mit den Drogen nicht aufhört,
wird sie damit anfangen. Karl hört nicht damit auf...
Wie Superhelden wollen sich Luisa und Karl in Superman ist tot fühlen: Sie
kleiden sich wie sie und identifizieren sich mit deren Welt. Luisa ist DC-Fan,
schwärmt für Batman, Superman & Co., Karl dagegen steht voll hinter
MARVEL, somit Spider-Man, Hulk und Iron Man.
Für die beiden Comicfans ist zwischen ihnen die große Liebe und somit ist
völlig klar, dass alles miteinander geteilt wird, auch der Rausch und die
Abstürze.
Drogen machen dich unbesiegbar! Drogen machen dich glücklich! Drogen
ermöglichen dir alles! Drogen machen unsterblich. Oder?
Joerg Bitterich, Leiter der Sparte Kinder– und Jugendtheater der BLB,
entschied sich für Superman ist tot von Holger Schober um Menschen ab 14
Jahren zu zeigen, welche Gefahren hinter der Annahme stehen, unsterblich
zu sein. Die Geschichte erzählt von den Folgen des Drogenkonsums, wie
schnell man in die Szene rutschen kann und wie tief die Abgründe sein
können. Als Inszenierung im Klassenzimmer richtet sich dieser Trip
unmittelbar an seine Zuschauer.
Um mit Ihrer Klasse diese Inszenierung besser bearbeiten zu können, soll
dieses Begleitmaterial eine Hilfestellung sein. Gerne können Sie uns auch
kontaktieren, Fragen stellen, oder eine kostenlose Vor– oder Nachbereitung
durch die Theaterpädagogik für Ihre Klasse buchen.
Ramona Parino
Catharina Guth
Leitende Theaterpädagogin
Theaterpädagogin
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Inhalt
Superman ist tot - Das Stück
Seite
04
Spielpraktische Übungen
Einführung
05
Warm - Up
06
Einzel-/Partnerübung
07
Gruppenübung
08
Auszüge aus der Stückfassung
09
Anregungen für die Vor-/Nachbereitung
11
Der Autor
12
Der Regisseur
13
Das Ensemble
14
Interview mit dem Autor
Interview mit dem Regisseur
15
17
Schülermeinung zur Textfassung
19
Themenverwandte Artikel
21
Quellen
32
Impressum
33
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Das Stück
Luisa und Karl. Das ist wie Batman und Catwoman oder Superman und Lex
Luthor. Oder wie Star Wars gegen Star Trek, Knight Rider gegen MacGyver.
Nur bei der Frage "Zu dir oder zu mir?" sind die beiden sich schnell einig.
Um der tristen Wirklichkeit zu entfliehen, erfinden sie ständig neue ComicFiguren. Oder sie nehmen Drogen. Insbesondere Karl genießt die tägliche
Volldröhnung, und aus Liebe zu ihm wird auch Luisa bald zum Junkie.
Vollgepumpt mit Drogen fühlen sie sich unbesiegbar. Doch der Absturz
droht.
Nach Schwarze Milch oder Klassenfahrt nach Auschwitz zeigen wir zum zweiten Mal ein
Stück von Holger Schober. Seine Dialoge sind Dichtung und Collage,
verdichtet, verspielt und voller Anspielungen auf Film, Musik, Comic,
Internet und alles, was uns Zeitgenossen die Zeit stiehlt. Als besonderen
Gast bei dieser Produktion stellen wir Philter vor. Der Tontechniker, Musiker,
und Progressive Trance - DJ arbeitet zum ersten Mal für die BLB und stellt
ein DJ-Set aus eigenen Tracks als Tonspur für die Heldentaten und
Karambolagen in Superman ist tot bereit.
Ab 14 Jahren/ab 9. Klasse
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Spielpraktische Übungen
Im folgenden Teil finden Sie einige Übungsvorschläge, die Sie zur
praktischen Vor- und Nachbereitung des Vorstellungsbesuchs verwenden
können. So können Sie Ihren Schülern einen weiteren Blickwinkel auf das
Stück und seine Figuren ermöglichen.
Es empfiehlt sich, zunächst eine Warm-Up-Übung zu machen, um die
Schüler aus dem alltäglichen Schulleben herauszulösen und Verletzungen
vorzubeugen.
Außerdem schaffen diese Übungen eine offene Atmosphäre, die den
Einstieg ins Spiel sehr erleichtern.
Am Ende einer spielerischen Einheit sollten Sie mit Ihren Schülern die
gesammelten Eindrücke besprechen. Hierbei ist zu beachten, dass
Empfindungen jeder Art subjektiv sind, und es daher keine richtigen oder
falschen, sondern lediglich unterschiedliche Erfahrungen gibt.
In einer Übung werden Sie den Begriff Publikumssituation finden: um diese
herzustellen, platzieren Sie die Klasse auf einer Seite des Raumes und
etablieren auf der anderen Seite eine Spielfläche, die im weiteren Verlauf als
Bühne dient.
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Warm - Up
Spiderman spinnt ein Netz
Themengebiet:
Bewegung, Gedächtnis, Blickkontakt
Ziel:
Steigerung der Konzentrationsfähigkeit
Zeit:
10-15 Minuten
Material:
handgroßer, weicher Ball
Die Gruppe steht im Kreis, der Spielleiter gibt den Ball ins Spiel, indem er
ihn zu einem im Kreis gegenüberliegenden Spieler wirft. Der Ball wird nun
solange quer durch den Kreis geworfen bis jeder Spieler ihn einmal hatte
(um den Überblick zu behalten, legt sich in der ersten Runde jeder, der den
Ball hatte, die Hand auf den Kopf). Dieses Netz wird nun beibehalten und
mindestens dreimal wiederholt, bis sich jeder die Reihenfolge eingeprägt
hat.
Der Kreis wird nun aufgehoben, die Spieler bewegen sich frei durch den
Raum und werfen den Ball weiter in der festgelegten Reihenfolge zu den
anderen Spielern.
Wenn der Ball zu Boden geht, legen sich die Spieler auf den Boden, bis der
Ball zurück im Spiel ist.
Variation I:
Jeder Wurf kann zeitgleich mit einem Begriff belegt werden, z.B.
übermenschliche Fähigkeiten wie Gedankenlesen, fliegen, Röntgenblick etc.
Die Begriffe können für die Kette festgelegt werden oder geändert werden.
Variation II:
Es können beliebig viele Netze mit unterschiedlichen Bällen gesponnen
werden.
Wichtig:

Machen Sie die Spieler zu anfangs darauf aufmerksam, sich zu merken
zu wem sie den Ball werfen und von wem sie ihn bekommen

Jedem Wurf geht ein Blickkontakt mit dem Fänger voraus
Das Zielen auf den Brustkorb erleichtert das Fangen
Motivieren Sie die Spieler so zu werfen, dass gut gefangen werden kann

Die Begriffe sollten sich nicht wiederholen
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Gruppenübung
Gedankenübertragung
Themengebiet:
Wahrnehmung und Gruppendynamik
Ziel:
Impulse wahrnehmen und ihnen nachgehen
Dauer:
10-15 Minuten
Die Gruppe steht im Kreis und jeder Spieler nimmt den neutralen Stand ein:
beide Füße stehen hüftbreit, fest auf dem Boden und die Arme hängen
locker an den Seiten. Der Spielleiter beginnt, indem er mit einem
gegenüberliegenden Spieler deutlichen Blickkontakt aufnimmt. Beide Spieler
versuchen sich nun in einem exakt zeitgleichen Klatschen in die eigenen
Hände - es sind mehrere Versuche möglich, bis das Klatschen von den
andren Spielern als zeitgleich, als „ein Laut“ wahrgenommen wird.
Der Spieler wendet sich anschließend vom Spielleiter ab zu einem anderen
Spieler und das zeitgleiche Klatschen beginnt aufs Neue und wiederholt sich
bis alle Spieler dran waren.
Ziel ist es, von Spieler zu Spieler nur ein Klatschen zu benötigen und als
Gruppe einen gleichmäßigen Rhythmus entstehen zu lassen.
Wichtig:

Halten Sie die Spieler zu absoluter Konzentration auf den Partner an der Blick liegt dabei nicht auf den Händen des anderen, sondern auf
den Augen

Der neutrale Stand ist notwendig, um allzeit bereit zu sein

Nach mehrmaligem fehlgegangen Klatschen, eine kurze Pause einlegen
und die Arme ausschütteln.
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Partnerübung
Das Duell der Superhelden
Thematik:
Aufmerksamkeit, Reaktionsvermögen
Ziel:
Genauigkeit und Beobachtung
Zeit:
15-20 Minuten
Die Gruppe teilt sich in Zweiergruppen auf (es sind auch Dreiergruppen
möglich, falls in jeder Gruppe Wert auf einen Schiedsrichter gelegt wird).
Die beiden „Superhelden“ stehen sich im Duell gegenüber, max. einen Meter
voneinander entfernt. Einer der beiden, Spieler A beginnt eine deutliche
Bewegung, der Gegenüber, Spieler B spiegelt diese möglichst exakt und
zeitgleich. Zuerst nur die Hände, dann können Arme und Beine hinzu
genommen werden.
Der Spielleiter gibt an, wann Spieler A und B die Zuständigkeiten tauschen.
Abschließend kann eine Publikumssituation eingenommen werden, um sich
die einzelnen Duelle anzuschauen.
Variation I:
Die Übergänge der Zuständigkeit wird nicht vom Spielleiter vorgegeben
sondern von den Spielern untereinander übertragen ohne es abzusprechen.
Die Kommunikation erfolgt, ähnlich wie bei der vorausgegangen
Gruppenübung über klaren Blickkontakt und gemeinsamen Impuls. Für
Zuschauer sollte nicht erkennbar sein, wer gerade führt und wann der
Wechsel vollzogen wurde.
Variation II:
Die Bewegungen werden nicht gespiegelt sondern als Angriff und
Gegenangriff ausgeführt
Wichtig:

Achten Sie zu anfangs auf langsame, simple Bewegungen um in die
Übung einzusteigen

Es dürfen alle Richtungen (vorwärts, rückwärts, seitlich, oben, unten)
bedient werden aber Spieler A muss diese deutlich vorgeben

Die Bewegungen müssen für Spieler B erkennbar und sichtbar sein, z.B.
Bewegungen hinter dem Rücken sind nicht erlaubt
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Auszug aus der Stückfassung
LUISA
BIST DU BESCHEUERT? WIR KÖNNEN UNS DOCH NICHT SO EINE
SCHEIßE REINZIEHEN!
Karl
Warum nicht?
Ich habe mir das schon oft reingezogen und schau mich an, mir
geht es gut.
LUISA
Dir geht es überhaupt nicht gut.
KARL
Ja, aber das hat nichts mit dem Tilidin zu tun.
LUISA
Hör zu, kiffen ist eine Sache, aber das… Was ist das nächste? Willst
du dir Koks in die Nase blasen?
KARL
Geht nicht, meine Nasenscheidenwand ist kaputt.
LUISA
Soll das heißen…
KARL
Willst du wirklich eine Frage stellen, auf die du die Antwort nicht
hören willst?
LUISA
Was noch?
KARL
Die Frage ist eher, was nicht.
LUISA
Du bist krank, weißt du das?
KARL
Ja. Deshalb brauche ich meine Medizin.
LUISA
Ich mache dabei nicht mit. Ich liebe dich, verdammt nochmal und
ich werde nicht zusehen, wie du dich selbst zerstörst.
KARL
Du musst ja nicht zusehen.
LUISA
Das ist nicht witzig, verdammt nochmal!
KARL
Finde ich schon.
LUISA
Mach doch, was du willst.
Luisa will gehen.
KARL
Warte mal.
LUISA
Du hast 30 Sekunden.
KARL
Du sagst, du liebst mich und dann bekomme ich 30 Sekunden?
LUISA
25.
KARL
Du bist süß, wenn du hart zu mir bist.
LUISA
20.
KARL
Hör zu, ich habe mir das auch nicht so vorgestellt, okay? Keiner
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nimmt sich vor, ein Junkie zu werden. Das passiert einfach. Du
rauchst, du trinkst, dann kiffst du und irgendwann reicht dir das
nicht. Irgendwann willst du mehr. Und irgendwann noch mehr.
Und dann reicht dieses „noch mehr“ nicht. Dann muss es immer
weiter gehen, weiter und weiter. Dur brauchst irgendeinen Scheiß,
um drauf zu kommen, dann brauchst du irgendeinen Scheiß, um
wieder runter zu kommen. Dann brauchst du irgendeinen Scheiß,
damit du überhaupt irgendwas fühlst. Und irgendwann brauchst
du einfach nur noch irgendeinen Scheiß, weil es ohne gar nicht
mehr geht.
[…]
Bitte. Geh nicht weg. Ich… ich kann nicht ohne dich. Weißt du, ich
war in meinem Leben auf so viel Scheiße drauf, aber die beste
Scheiße, auf der ich je drauf war, bist du.
LUISA
Ich bin also die beste Scheiße deines Lebens.
Karl
Ja. Die bist die absolut beste Scheiße, auf der ich je drauf war. Von
dir will ich high sein, für den Rest meines Lebens. Von dir will ich
nie wieder runter kommen. Ich bitte dich. Hör nicht auf, meine
Scheiße zu sein.
LUISA
Du bist so romantisch.
KARL
Das habe ich von dir gelernt. Also?
LUISA
Wirst du mit dem Zeug aufhören?
KARL
Nein.
LUISA
Wirst du es versuchen?
KARL
Nein.
LUISA
Wirst du gut zu mir sein?
KARL
Ja.
[…]
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Anregungen für die Vor-/Nachbereitung
Wozu erschaffen die Menschen Superhelden?
Welche Fähigkeit hätte dein persönlicher Superheld(-in)?
Wer oder was sind „DC“ und „Marvel“?
Inwiefern kann es Parallelen zwischen Superhelden und Drogenabhängigen
geben?
Inwieweit ist es nachvollziehbar, dass Marihuana als „Einstiegsdroge“
bezeichnet wird?
Warum nimmt Karl Drogen? Wie beschafft er sich diese?
Welche Möglichkeiten gibt es, auf den Drogenkonsum des Freundes/der
Freundin zu reagieren?
Warum lässt sich Luisa darauf ein, schließlich auch Drogen zu nehmen?
Tragen Karl und Luisa tatsächlich diese Kostüme oder ist es nur deren
Imagination? Welche Andeutungen hierzu gibt es im Text?
Welche Gedanken hattest du zur Musik? Inwiefern waren für dich die Goa
und Trance-Elemente gut gewählt?
Woran erkennt man eine Abhängigkeit von einem Suchtmittel?
Wo können Süchtige Hilfe erhalten?
Wie könnten die Leben von Karl und Luisa ohne die Drogen verlaufen? Wären
sie dann auch ein Paar?
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Der Autor
Holger Schober wurde 1976 in
Graz geboren und studierte
Schauspiel am Max Reinhardt
Seminar in Wien. Ab 2005 war er Teil
des Leitungsteams am Theater an
der Gumpendorfer Straße in Wien,
von 2009 bis 2011 Leiter des Kinderund Jugendtheaters am
Landestheater Linz. Für sein Stück
Hikikomori wurde er für den Deutschen
Jugendtheaterpreis 2006 nominiert.
Die Inszenierung von Dominik
Günther am Thalia Theater Hamburg
wurde außerdem für den „Faust“Theaterpreis in der Kategorie
„Herausragende Inszenierung
Jugendstück“ - nominiert und zum
Berliner Kinder- und
Jugendtheatertreffen „Augenblick
mal!“ - 2009 eingeladen. Neben
seiner Autorentätigkeit arbeitet
Holger Schober ebenso erfolgreich
als Schauspieler und Regisseur.
Im November 2010 kam am
Theater Heilbronn Superman ist tot zur
Uraufführung.
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Der Regisseur
Joerg Bitterich wurde in
Stuttgart geboren. Er absolvierte
seine Schauspielausbildung in
Mainz und war anschließend fest an
der Landesbühne Wilhelmshaven
und am Theater Paderborn
engagiert. Seit 2002 arbeitet er als
Regisseur und inszenierte dabei am
Staatstheater Braunschweig, an den
Theatern Trier, Bamberg und
Paderborn, am Landestheater
Neuss und anderen Theatern.
Seit der Spielzeit 2012.2013 ist er
künstlerischer Leiter der Kinder–
und Jugendtheatersparte an der
Badischen Landesbühne Bruchsal.
Hier inszenierte er u.a. in der
letzten Spielzeit bereits Schwarze
Milch oder Klassenfahrt nach Auschwitz von
Holger Schober - ebenfalls mit
Frederik Kienle und Sandra Förster
im Ensemble.
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Das Ensemble
Frederik Kienle wurde 1981 in
Nürtingen, Baden-Württemberg,
geboren und verbrachte seine Jugend in
Rottweil, wo er auch sein Abitur
machte. Seine Schauspielausbildung
absolvierte er in den Jahren 2005 bis
2009 in der „Schule des Theaters im
Theater der Keller“ in Köln. Erste
Bühnenerfahrungen sammelte er in
Köln und an den Wuppertaler Bühnen.
Seit der Spielzeit 2012.2013 gehört
Frederik Kienle zum festen Ensemble
des Kinder- und Jugendtheaters der
Badischen Landesbühne.
Sandra Förster wurde 1988 in
Frankfurt am Main geboren und machte
ihr Abitur in Karben. Ihre Ausbildung
zur Schauspielerin hat sie 2012 an der
Schauspielschule Mainz erfolgreich
abgeschlossen und hat bereits
zeitgleich als „Annika“ in Pippi Langstrumpf
an der Badische Landesbühne gespielt.
Seit der Spielzeit 2012.2013 verstärkt
Sandra Förster als festes
Ensemblemitglied das Kinder- und
Jugendtheater der Badischen
Landesbühne.
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Interview mit dem Autor Holger Schober
Regisseur Joerg Bitterich im Gespräch
mit Holger Schober über Superman ist tot:
Kürzlich ist ein neuer Superman Film in die Kinos
gekommen, da schien Superman sehr lebendig.
Wieso ist er bei dir tot?
Lustigerweise hab ich mir diesen Titel
geliehen. Da gibt es nämlich einen Song
von Marius Müller- Westernhagen, der
heißt Superman ist tot. Es ist kein
besonders guter Song, der geht
irgendwie so „Superman ist tot, Holland
ist in Not“. Aber ich hielt das damals
schon für einen Titel, den man mal
verwenden könnte. Das Stück war ja
ursprünglich ein Auftragswerk für ein
Theater und sollte sich um das Thema
Komasaufen drehen. Darüber hatte ich
aber gerade erst geschrieben und wollte
mich lieber mit dem Thema
Superhelden und dieser
Superheldendroge Tilidin beschäftigen.
Darüber hatte ich eine Dokumentation
im Fernsehen gesehen. Wer die nimmt,
glaubt, er ist Superman. Die Idee hat
mich interessiert, dass man Drogen
einwirft und danach denkt, man ist eine
literarische Figur. Und Drogen sind ja
nun ein genauso heftiges Thema wie
Komasaufen, da spielen genauso
Selbstzerstörung, Gruppenzwang,
Abhängigkeit, usw. eine Rolle. Ein
weiterer Grund, warum mir der Titel
gefällt, ist, dass er aussagt, dass es
heute keine Helden mehr gibt bzw.
fragt, wer heute unsere Helden sind
und ob wir welche brauchen. Superman
ist ja in den Dreißigerjahren in den USA
erfunden worden, in der Großen
Depression waren solche Figuren ganz
wichtig. Heutzutage sind alle Helden
gebrochen, ob es jetzt Spiderman ist
oder die X-Men oder Hulk: Es gibt keine
strahlenden Helden mehr.
Brauchen wir sie nicht mehr?
Brauchen würden wir sie wahrscheinlich
schon. Aber in der Kunst und auch im
Comic muss heute alles ambivalent
sein, sonst ist es nicht interessant
genug. Wobei Spiderman, wenn er in
seinem Anzug steckt, schon ein
strahlender Held ist. Das war das Neue
an den Marvel-Figuren, bei den DC
Comics sind die Helden mehr oder
weniger Menschen ohne große
Probleme – gut, Batman hat seine
Eltern verloren, dafür ist er aber
Milliardär, er hat keinen Stress, wenn er
nachts Verbrecher jagt und dafür
morgens nicht zur Arbeit geht.
Genauso wie Superman, der ein
angesehener Reporter ist, der sich
keine Existenzsorgen machen muss.
Dann haben sie bei Marvel angefangen
mit Helden wie Spiderman, der Student
ist und nicht weiß, wie er die Miete
zahlen soll und tagsüber die Welt
rettet, dafür aber nichts kriegt. Oder
Hulk, der ein Monster ohne Willen ist,
der eigentlich nur zufällig gute Sachen
macht. Und wenn ein Guter ihn ärgert
verdrischt er ihn auch. Deswegen hat
sich das Bild vom strahlenden Helden
so gewandelt, obwohl sie, wenn sie in
Aktion sind, natürlich noch strahlen.
Captain America ist auch strahlend, nur
hat er halt privat große Probleme weil
er nach 80 Jahren wieder aufgetaut
wird und sich in der Welt nicht mehr
auskennt, also ich glaube schon, dass
man die noch braucht, heutzutage, die
strahlenden Helden.
Luisa und Karl erfinden für sich eine Menge
Superhelden neu. Was für einen Helden würdest
du für unsere Gegenwart erfinden?
Mein Sohn ist sieben Jahre, mit dem
erfinde ich oft Helden, neulich hat er
zum Beispiel Messero erfunden,
Messero kann seine Hände zu Messern
machen und Captain Green, Captain
Green kann überall Pflanzen wachsen
lassen. Das wär vielleicht eine Idee für
einen heutigen Helden. Ich bin ja
totaler Superhelden – Comicfan – ich
schreibe zur Zeit auch an meinem
ersten Comic – darum ist Superman ist tot
auch ein sehr persönliches Stück. Karl -
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das bin eigentlich ich, bis auf die ganz
schlimme Drogenerfahrung. Das war
bei mir nicht ganz so heftig.
Lass uns über Klassenzimmerstücke sprechen: In
diesem Genre gehörst du zu den Pionieren, hast
viele solcher Stücke geschrieben, gespielt,
inszeniert und warst Mitbegründer des „Wiener
Klassenzimmertheaters“ – was ist für dich der
Vorteil oder das Tolle am Klassenzimmertheater?
Allein der Vorgang, dass du als Theater
zu den Schülern hingehst, dorthin wo
sie ihr ganzes Schulleben verbringen
und dort ganz andere Regeln aufstellst
und was ganz anderes machst. Gut, am
Theater ist sowieso keine Vorstellung
wie die andere, beim
Klassenzimmertheater kann aber
wirklich ALLES mögliche passieren, und
vieles davon ist mir auch schon
passiert. Manchmal werden Themen
berührt, die in der Klasse gerade akut
sind, wenn ich das merke, muss ich
unterbrechen und wir müssen erstmal
alle gemeinsam darüber sprechen.
Einfach so die Vorstellung durchziehen
und danach nach Hause gehen, das
geht beim Klassenzimmertheater nicht.
Wenn es gut gemacht ist, dann ist es
viel mehr als nur Theater. Das macht es
wirklich zu einem tollen gemeinsamen
Erlebnis für die Zuschauer und die
Spieler.
Müssen Stücke speziell dafür geschrieben sein oder
kann man mit jedem Stück ins Klassenzimmer
gehen?
kannst denen nicht irgendwas
vorspielen, du musst wirklich – wie
Max Reinhardt sagt: nicht Verstellung
ist die Aufgabe des Schauspielers,
sondern Enthüllung – im
Klassenzimmer musst du wirklich
enthüllen und nicht verstellen! Wenn
du in der Klasse als Schauspieler
irgendwas machst, was nicht
authentisch ist oder nicht gefüllt
kannst du dich verabschieden. Das ist
aber auch das Tolle, dass du deinem
Publikum so nah bist und spürst die
auch, die spielen und atmen mehr oder
weniger mit, das hilft dir auch sehr als
Schauspieler.
Im Wiener Klassenzimmertheater
arbeiten wir sehr interaktiv. Ein Stück
haben wir zum Beispiel gemacht über
Wertschätzung, wo das Publikum unter
anderem dazu aufgefordert wurde, zu
äußern, was sie aneinander schätzen.
Ganze Klassengemeinschaften haben
danach wieder funktioniert, wurde uns
gesagt. Da arbeiten wir zum Teil mit
Experten und Psychologen zusammen,
das geht über das normale Theater
weit hinaus, was mir sehr gefällt. Da
hast du das Gefühl – das hört sich jetzt
pathetisch an – aber da hast du das
Gefühl, du kannst damit ein wenig die
Welt verändern.
Vielen Dank für deine Zeit und das schöne
Schlusswort: Die Welt verändern, das hört sich gut
an.
Ja, das versuchen wir mal.
Für mich muss es ein Stück sein, das
wirklich im Klassenzimmer spielt. Also
jemand kommt in die Klasse weil er
dieses und jenes Bedürfnis hat – ich
würde jetzt nicht Hamlet im
Klassenzimmer spielen außer ich hab
eine Idee, was Hamlet in die Klasse
führen könnte. Man schreibt schon
anders, man muss sehr viel klarer sein.
Das Klassenzimmer erlaubt nicht so viel
Kunstfertigkeit, es erlaubt nicht so viel
Herumlavieren um das Thema. Das
Stück muss sehr klar, sehr präzise und
auf den Punkt sein, auch
schauspielerisch. Du kannst dem
Publikum dort nichts vormachen, du
Theaterpädagogisches Begleitmaterial
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Interview mit dem Regisseur Joerg Bitterich
Joerg, warum hast du dich als Leiter des BLBKinder- und Jugendtheaters dafür entschieden,
Superman ist tot zu inszenieren?
Unserem jugendlichen Publikum
wollten wir ein Stück zum Thema
Drogenmissbrauch anbieten, das
dieses verbreitete Phänomen von
einer anderen Seite beleuchtet.
Fakten über Stoffe und ihre
Wirkungen, über Zahlen von
Abhängigen, Kriminalitätsraten und
gesundheitliche Folgen werden in
der Schule gelehrt, aber was passiert
dabei wirklich, was macht die
Verführungskraft von Drogen aus?
Was bringt so viele Menschen dazu,
sich mit Stoffen anzureichern, von
denen sie wissen, dass sie schädlich
sind? Dem Autor Holger Schober ist
ein Stück gelungen, das zwei junge
Menschen dabei begleitet, wie sie
abrutschen, er fällt aber kein Urteil
über sie. Er liebt diese beiden und
schenkt den Schauspielern und
damit uns, dem Publikum, pointierte
Dialoge, verrückte Situationen und
lenkt doch unseren Blick, ohne dass
wir es gleich bemerken, genau auf
die Wunden seiner Figuren.
Was macht das Thema Superhelden gerade für
Menschen ab 14 interessant und vielleicht auch
notwendig?
Superman und seine Kollegen sind
einerseits sehr plakative Gestalten,
ausgestattet mit Superkräften, die es
eigentlich unmöglich machen, sie
als Rollenvorbilder in Betracht zu
ziehen. Auf der anderen Seite sind
sie einer starken Moralvorstellung
von Recht und Unrecht verpflichtet
und bieten damit Orientierung in
unsicheren Zeiten. Einen großen Teil
ihres Reizes macht sicher aus, dass
sie in einer in sich geschlossenen
Welt agieren, die eigene Gesetze hat
und dazu einlädt, sich da
hineinzuträumen, was Luisa und
Karl im Stück ja lustvoll betreiben.
Für unser Publikum kann
interessant sein, sich mit diesen
klaren Moralvorstellungen
auseinander zu setzen und dazu
Stellung zu beziehen. Darin sind wir
alle ja ständig gefordert, denn eine
vorherrschende eindeutige Moral
gibt es zum Glück nicht mehr, im
Gegenzug aber muss sich jeder
einzelne selbst orientieren und mag
sich damit, gerade im
heranwachsenden Alter, hin und
wieder überfordert fühlen.
Superman ist tot erzählt von der ersten großen
Liebe, den Gefahren des Drogenkonsums,
Sex... Euer Zielpublikum steckt mitten in der
Pubertät - wie direkt konfrontierst du sie mit
den Themen in deiner Inszenierung für das
Klassenzimmer?
Als darstellende Künstler sehen wir
uns in einer Art Stellvertreter-Rolle,
wir nehmen uns heraus, Menschen,
Beziehungen und Konflikte so zu
zeigen, wie es im normalen Umgang
vielleicht unpassend wäre.
Andererseits suchen und finden wir
Formen der Übertragung und
Verfremdung, die die Haltungen der
Figuren hautnah erlebbar und
nachvollziehbar machen, dem
Publikum aber auch die Möglichkeit
zur Distanzierung lassen.
Unseren Auftrag sehen wir auch
darin, unser junges Publikum mit
künstlerischen Darstellungsformen
vertraut zu machen, die sie gerade
im Klassenzimmer hautnah
miterleben können. Gutes Theater
ermöglicht die Wahrnehmung mit
allen Sinnen, im besten Fall führt
das Erlebte dann zu Reflektion und
Dialog. Zum Gelingen eines
nachhaltigen Theatererlebnisses
tragen besonders auch die
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kostenfreien Vor- und
Nachbereitungen unserer
Theaterpädagogik bei.
Als besonderes Schmankerl hast du den Trance
-DJ Philter zur Produktion dazu geholt. Warum
hast du dich für diesen Musikstil entschieden?
Philter produziert seit Jahren
genrespezifische Musik für die
sogenannte Goa-Szene und ist damit
als DJ europaweit unterwegs.
Goafans mögen schnelle,
körperliche, dabei weiche,
raumgreifende elektronische Musik,
die für sich allein schon
Rauschzustände hervorzurufen
scheint. Über diese Art von Sound
lassen wir Luisas und Karls
Sehnsüchte und Gefühle spürbar
werden.
Karl und Luisa erfinden im Stück zahlreiche
Superhelden. Welche besondere Fähigkeit
hätte dein ganz persönlicher Superheld(-in)?
Mein Superheld ist HumorMan, er
lässt sich durch nichts aus der Ruhe
bringen, hat stets ein freundliches
Wort, respektiert auch seine Feinde
und sagt zu dir, wenn dir gerade ein
Glas Milch auf deine Tastatur
gefallen ist: Du kannst aber gut
loslassen.
Vielen Dank, herzliche Grüße an HumorMan
und TOITOITOI für eure Premiere! 
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Schülermeinung zur Textfassung
Max Hammesfahr, 14
Das Theaterstück Superman ist tot
handelt von der Beziehung zwischen
Karl und Luisa. Karl arbeitet in einer
Comicbuchhandlung und nimmt
jede Art von Drogen. Luisa arbeitet
in einer Apotheke und hatte in der
Vergangenheit gar nichts mit
Drogen zu tun. Dies ändert sich
jedoch durch die Liebe zu Karl.
Während ihres Rausches fliehen sie
immer wieder in die Welt der
Superhelden. Auch wenn Luisa DCFan und Karl gegnerischer MarvelFan ist, lieben sie sich über alles.
Im Verlauf des Stückes wird gezeigt,
wie die Drogen Karl und Luisa
kaputt machen, in welchem Zustand
sich das Paar während dem Rausch
befindet und wie ihre Beziehung
verläuft.
Das Stück zeigt in mehreren
Abschnitten die vermeintlich
lustigen und spannenden, aber auch
die schrecklichen Seiten des
Drogenkonsums.
Wie zum Beispiel, dass man sich
selbst und andere Personen in
Gefahr bringt, dass es der
Gesundheit schadet und dass man
abhängig davon wird.
Außerdem wird Luisa im Laufe des
Stücks von Karl schwanger und
durch den ständigen Drogenkonsum
gefährdet sie auch ihr Baby.
Dadurch wird gleichzeitig die Frage
gestellt, ob Karl und Luisa
überhaupt fähig sind, ein Kind
großzuziehen.
Das Theaterstück springt laufend
zwischen realer und berauschter
Welt. Dabei wird vor allem deutlich,
dass der Rauschfaktor von Karl und
Luisa sich pro Rausch sichtlich
erhöht und sie auf immer
verrücktere Ideen kommen.
Die Altersfreigabe von 14 Jahren ist
angemessen, da es um ein ernstes
und kompliziertes Thema geht und
ein wenig brutal und ekelig ist.
Zudem kommt man in diesem Alter
vielleicht das erste Mal mit Drogen
in Kontakt und hat seine erste
Beziehung mit einem Mädchen/
Jungen. In diesem Alter ist es
außerdem erlaubt, Superheldenfilme
wie Batman oder Spiderman zu
sehen, was das Interesse am
Theaterstück zusätzlich steigen
lässt.
Unter anderem wird auch sehr offen
mit dem Thema Sex umgegangen
und wie man sich dabei im Rausch
verhält. Das ist nicht schlimm, da es
auch sehr wichtig ist, wie die
Beziehung zwischen Karl und Luisa
verläuft. Das Stück bringt einen zum
Nachdenken, ob die Beziehung
zwischen Karl und Luisa richtig ist
oder ob es andere Möglichkeiten
gibt, seine Liebe auszudrücken, und
ob man Drogen nehmen sollte, nur
weil es Andere tun.
Theaterpädagogisches Begleitmaterial
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Außerdem sollte es nicht nur von
Jugendlichen entsprechenden Alters,
sondern auch von Erwachsenen
gesehen werden. Um sie zum einen
über Drogen und zum Anderen über
die Gefühlswelt der Zielgruppe
aufzuklären. Das Prinzip eines
Klassenzimmerstücks ist gut, da
man das Schauspiel hautnah und in
bekannter Umgebung miterlebt. Das
heißt, dass die Schüler sich nicht
von der Umgebung ablenken lassen
und sich mehr auf das Stück
konzentrieren können.
Auch wenn das Thema Superhelden
für mich persönlich eher
uninteressant ist, stört es in Superman
ist tot nicht und führt zu einem
ernsten und nicht langweiligen
Theaterstück.
Max Hammesfahr absolvierte ein einwöchiges
BOGY-Praktikum in der Theaterpädagogik der
Badischen Landesbühne und befasste sich mit
der Textfassung zu Superman ist tot.
Theaterpädagogisches Begleitmaterial
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DC vs Marvel: Die größten Unterschiede
der beiden Comicriesen
DC und Marvel zu vergleichen, ist
wie ein Vergleich zwischen Äpfeln
und Äpfeln. Es gibt wenige
signifikante Unterschiede, doch auch
hier gibt es immer Ausnahmen von
der Regel.
Realismus
Im Marvel-Universum sind die
Charaktere mit all ihren alltäglichen
Sorgen und Nöten ein bisschen
realitätsnaher. Iron Man ist in seine
Sekretärin Pepper Potts verliebt,
doch kann seine Liebe nicht
gestehen. Spiderman verliert Job,
Frau, Geld und Wohnung. Dieses
Motiv zieht sich fast durch die
gesamte Marvel Helden Liste. Die DC
-Welt ist trotz aller Superschurken
die heilere von beiden. Man hat nie
das Gefühl, den Helden könnte
wirklich etwas Ernstes zustoßen. Das
liegt auch daran, dass Helden wie
Superman und Batman von DC zu
makellosen zu Mega-Ikonen
aufgebaut wurden. Inzwischen hat
DC diese Strategie allerdings
überdacht. So ist der Batman aus
den Reboots des Regisseurs
Christopher Nolan mit ein paar
menschlichen Schwächen
ausgestattet. Die extrem
überzogenen Szenen aus alten
Batman-Comics, in denen man den
Unterschied zu den Superman Marvel
Comics kaum noch feststellen
konnte, gehören der Vergangenheit
an.
[…]
Marvel untersteht Walt Disney
während DC sich unter der Ägide
von Warner Brothers befindet.
Eigentlich müssten die Rollen
umgekehrt sein. Insbesondere in den
Filmen entfernt sich Marvel aber
immer stärker von diesem Hardcore-
Image. Während DC und Warner
Brothers mit V wie Vendetta, zwei
Batman Reboots und Watchmen
einen neuen dunklen Weg
eingeschlagen hat, sind MarvelVerfilmungen wie X-Men, Spider
Man, Fantastic Four oder Iron Man
sehr bunt und humorvoll gehalten.
Vor allem Comiczeichner Alan
Moore, dessen DC-Grafiknovelle
Watchmen vom Times-Magazin zu
einem der hundert wichtigsten
Bücher des 20. Jahrhunderts gewählt
wurde, würde eigentlich besser zum
Image von Marvel passen.
Die Crisis
Einer der größten Unterschiede
zwischen den Verlagen ist wohl die
Crisis on Infinite Earths oder auf
Deutsch Krise der Parallelerden. Die
Serie beendete das Konzept des
Multiversums im DC-Universum.
Multiversum bedeutet, dass es im
DC-Universum verschiedene
Versionen verschiedener Planeten, so
auch verschiedene Versionen der
Erde gab. Auf den verschiedenen
Erdversionen lebten zum Teil
Helden, die es auf den anderen
Erdversionen nicht gab. Wann immer
etwas passierte, das mit den
Fähigkeiten und
Hintergrundgeschichten eines
Superhelden nicht zusammenpasste,
wurde dies damit erklärt, dass es in
einer Parallelwelt geschah. Diese
Unterschiede waren für DC-Laien und
damit auch für potenzielle neue Fans
nur schwer begreiflich. Die Crisis on
Infinite Earths oder kurz die Crisis
befreite DC wieder aus dieser
unvorteilhaften Situation. So etwas
hat es bei Marvel nie gegeben.
Theaterpädagogisches Begleitmaterial
21
Tilidin: Trend-Droge mit gefährlicher Wirkung
Der Missbrauch des Schmerzmittels Tilidin als
Droge ist nach Angaben des Berliner
Jugendhilfeträgers Evin weiterhin ein großes
Problem unter Jugendlichen. "Es wird nicht
weniger - im Gegenteil, der Missbrauch nimmt
immer mehr zu", sagte Evin-Geschäftsführer
Said Tisini anlässlich einer
Präventionsveranstaltung zum Thema. "Wir
beobachten in unserer täglichen Arbeit, dass
Tilidin nicht nur konsumiert wird, sondern
auch mehr Jugendliche davon abhängig
werden." Tilidin wird eigentlich als
Schmerzmittel verabreicht. Experten beklagen
jedoch die Suchtgefahr mit der Folge von
starken psychische Veränderungen.
Vor allem bei gläubigen Muslimen ist Tilidin
beliebt
Seit einigen Jahren hat sich das
Schmerzmittel Tilidin zu einer sehr
beliebten Droge vor allem unter
jugendlichen Kriminellen entwickelt.
Besonders die Berliner Stadtteile
Neukölln und Wedding sind von
diesem besorgniserregenden Trend
betroffen. Da für gläubige Muslime
Medikamente - anders als Drogen
wie Heroin, Cannabis oder auch
Alkohol - nicht grundsätzlich
verboten sind, sind es häufig
türkisch- und arabischstämmige
Teenager, die Tilidin nehmen. Dies
könnte jedoch auch daran liegen,
dass das Mittel zur Gruppe der
Opiate zählt. Opium hat in der
Türkei noch einen hohen
Stellenwert, weshalb der Konsum
auch kulturell überliefert sein
könnte.
Die enthemmende Wirkung von Tilidin
Tilidin ist ein Schmerzmittel, das
zum Beispiel in der Krebstherapie
eingesetzt wird. Doch das Mittel
macht nicht nur schmerzfrei,
sondern wirkt eben auch
enthemmend. Professor Rainer
Thomasius, Leiter der
Drogenambulanz am Uni-Klinikum
Hamburg-Eppendorf, erklärte im
Interview mit "Focus-Schule", dass
letztendlich bei der Einnahme von
Tilidin zwei Dinge zum aggressiven
Verhalten führen: "Die Persönlichkeit
des Konsumenten und der
pharmakogene Effekt des
Medikaments, der eine
Euphorisierung, eine ganz milde
Antriebssteigerung und die
Reduktion von Urteilsvermögen und
Gefühlskontrolle verursacht."
Thomasius weiter: "Das kann dazu
führen, dass hemmende
Mechanismen gegenüber der
eigenen inneren Wut und
Aggressionen dem Konsumenten
nicht mehr zur Verfügung stehen.
Und dann bricht das aus, was an
Aggressivität vorhanden ist."
Tilidin, die "Amokdroge"?
Als Folge dieser Wirkung werden die
Konsumenten schmerzfrei und
hemmungslos genug, um sich
beispielsweise auf eine Schlägerei
einzulassen oder einen Raub
durchzuführen. Für Polizeibeamte
wird die Festnahme eines
Konsumenten meist zur äußerst
unangenehmen Pflicht. Die Täter
wehren sich in in ihrem Größenwahn
oft mit allen Kräften. Der "Berliner
Kurier" bezeichnete Tilidin einst
sogar als "Amokdroge": Mike P, der
16-jährige Messerstecher, der 2006
bei der Eröffnung des Berliner
Hauptbahnhofs wahllos zahlreiche
Menschen niederstach, hatte vor
seiner Tat Tilidin genommen. Und
auch Robert Steinhäuser, der
Amokläufer von Erfurt, soll
mehrmals Tilidin konsumiert haben.
Es kommt beim Tilidin-Konsum schnell zur
Überdosierung
Theaterpädagogisches Begleitmaterial
22
Aber die Droge kann auch für die
Konsumenten selbst zur großen
Gefahr werden. Grundsätzlich lasse
sich die Wirkung kaum abschätzen,
so Thomasius. Dazu komme es
leicht zur Überdosierung, denn das
Tilidin hat eine
Wirkungsverzögerung von etwa 30
Minuten, was viele Jugendliche dazu
bringe, schnell noch mehr zu
trinken. Eine Überdosis könne
schwerwiegende Komplikationen
auslösen: von
Bewusstseinstrübungen bis hin zum
Koma. Auch in der medizinischen
Behandlung wird Tilidin gespritzt.
Dabei tritt allerdings keine
Opiatwirkung ein. Beim Missbrauch
hingegen wird der Stoff oral
eingenommen. Der Effekt ist, dass
selbst in Kombination mit Naloxon,
einem suchthemmenden Mittel,
Tilidin so zu erheblichen
euphorischen Zuständen führen
kann. Damit ist ebenfalls das
Abhängigkeitspotenzial sehr groß.
Beschaffungskriminalität nimmt zu
Tilidin ist in Deutschland als
"verkehrsfähiges und
verschreibungsfähiges
Betäubungsmittel" im
Betäubungsmittelgesetz
aufgenommen. Das bedeutet, dass
der Umgang ohne Erlaubnis oder
Verschreibung generell strafbar ist.
Viele Jugendliche fälschen die
Rezepte. Da allerdings die Berliner
Apotheker das Problem inzwischen
kennen und viele Ärzte Jugendlichen
aus Prinzip kein Tilidin mehr
verschreiben, weichen die Täter
immer öfter in andere Bundesländer
aus, um gefälschte Rezepte
einzulösen. So warnte schon vor
längerer Zeit die Apothekerkammer
Baden-Württemberg auf ihrer
Internetseite vor gefälschten TilidinRezepten.
Theaterpädagogisches Begleitmaterial
23
Gewaltrausch durch Schmerzmittel Tilidin?
Enthemmt und angstfrei: Die Droge Tilidin soll
von jugendlichen Straftätern in Berlin
angeblich missbraucht werden, um bei
Schlägereien mutiger zu sein. Trend- oder
Amokdroge wird pauschalisiert. Doch die
Gefahr ist eine ganz andere.
"Hemmungslose Gewalt. TrendDroge lässt Jugendliche
durchdrehen" - so titelt Spiegel
Online in einem Artikel über das
Medikament Tilidin. "Wer sich mit
Tilidin Mut antrinkt, ist kaltblütig
und schmerzfrei genug, um andere
Jugendliche abzuziehen, eine
Schlägerei zu gewinnen oder eine
Tankstelle auszurauben", schreibt
das Magazin. Und: Konsumenten des
Schmerzmittels seien in der
Mehrzahl junge Araber. Der Bogen
zum Brennpunkt-Thema
Jugendgewalt ist geschlossen.
Tilidin wird vor allem in der
Schmerztherapie angewendet, bei
Tumorerkrankungen oder
Verbrennungen. "Problematisch ist
das Suchtpotenzial", erklärt Frau
Constanze Jacobowski, zuständig für
Sucht und Drogen bei der
Ärztekammer Berlin.
Psychisch sei man schnell drauf,
dauerhaft genommen mache es
körperlich abhängig. Tilidin macht
angstfrei, man geht größere Risiken
ein, fühlt sich enthemmt und
euphorisch.
Bringen sich die Kriminellen
tatsächlich absichtlich mit der Droge
in Fahrt, um sich vor Gewalttaten zu
enthemmen? Statistisch lässt sich
das nicht belegen. Es gebe keine
Zahlen zu Gewalttaten, bei denen die
Täter unter Einfluss von Tilidin
standen, sagt Olaf Schremm vom
Dezernat für Wirtschafts- und
Umweltdelikte beim LKA Berlin.
Festgehalten werde lediglich ein
allgemeines "stand unter
Drogeneinfluss". Eine Zuordnung
hält Schremm für dringend nötig.
Immerhin sei das Tilidin-Phänomen
bereits seit mindestens drei Jahren
bekannt.
2000 Rezepte gefälscht
Auswertbar ist jedoch eine andere
Zahl. Rund 2000 Rezepte wurden in
den beiden vergangenen Jahren
jeweils in Berlin gefälscht. Schremm
geht davon aus, dass auf rund 90
Prozent dieser Rezepte das
Medikament Tilidin "verschrieben"
wurde. Die Dunkelziffer dürfte noch
weit höher liegen. Inzwischen sind
die Krankenkassen und
Apothekerverbände für das Thema
sensibilisiert, so dass es den Tätern
zunehmend erschwert wird, ihre
gefälschten Tilidin-Rezepte
einzulösen.
Tilidin gilt beim LKA als
Gruppendroge, die vor allem in
Großstädten oder Ballungsgebieten
wie dem Ruhrgebiet verbreitet sind.
Die Theorie der Polizei: Die
Beschaffung wird von Banden
organisiert. Jugendgangs und
Cliquen putschen sich dann gezielt
vor Prügeleien damit auf.
Experte: Euphorie ist ein willkommenes Gefühl
Straßensozialarbeiter Jürgen
Schaffranek von Gangway e.V. hält
diese Sichtweise für problematisch.
"Natürlich stellt die Polizei diesen
Zusammenhang her, wenn sie
Straftäter festnimmt, die das Zeug
im Körper haben. Es macht
Theaterpädagogisches Begleitmaterial
24
schmerzfrei und daraus folgern die
Beamten eine Absicht." Dennoch
müsse man beachten, dass die
Jugendlichen Tilidin vornehmlich
nehmen, weil sie ihrer Realität
entfliehen wollen. "Meist sind es
Jugendliche, die auf der Straße
leben, allein und perspektivlos sind.
Da ist Euphorie ein willkommenes
Gefühl", so Schaffranek.
Gleichzeitig bewegten sich die
Konsumenten oft im Bandenmilieu
und begingen Gewalt- oder
Raubdelikte. Aber Schaffrenek
betont: "Die nehmen das nicht, um
zu schlägern, sondern weil es sie in
einen angenehmen Zustand
versetzt." Zwar räumt er ein, dass es
in einigen Gruppen auch wegen der
Schmerzfreiheit konsumiert werde.
Dennoch sei die Straftat nicht die
eigentliche Motivation der
Jugendlichen. Auch dass die Droge
vor allem bei muslimischen
Jugendlichen verbreitet sei, wie
Spiegel Online schreibt, betrachtet
der Sozialarbeiter aus einem
anderen Blickwinkel. Tilidin lasse
sich eben gut verbergen, weil es für
Muslime im Gegensatz zu Alkohol
und anderen Drogen als
Medikament nicht grundsätzlich
verboten ist.
In der medizinischen Behandlung
wird Tilidin gespritzt. Eine
Opiatwirkung tritt dabei nicht ein.
Beim Missbrauch wird der Stoff
dagegen oral eingenommen. Der
Effekt: Selbst in Kombination mit
Naloxon, einem suchthemmenden
Mittel, kann Tilidin so immer noch
zu erheblichen euphorischen
Zuständen führen - und bietet somit
ein starkes Abhängigkeitspotenzial.
Das LKA würde Tilidin gerne im
Betäubungsmittelgesetz sehen.
Sozialarbeiter Schaffranek sieht
darin keine Lösung. "Das ist weder
abschreckend, noch erleichtert es
die Aufklärung." Der TilidinKonsument werde dadurch nur in
eine Ecke gedrängt. Ein offener
Umgang und die Suche nach Hilfe
würden erschwert. Und die Szene
interessiert ohnehin nicht, ob der
Stoff legal ist oder nicht.
Sozialarbeiter: Anreize nehmen
Auf seiner Internetseite klärt
Gangway e.V. über Tilidin auf und
versucht damit, den Konsumenten
die Anreize zu nehmen. "Die
meisten Jugendlichen unterschätzen
die Gefahr. Die denken, es macht
ein bisschen high, sie können lange
Sex haben und das war's. Das
Suchtpotenzial ist den wenigsten
bewusst. Und der Entzug ist
genauso hart wie bei
Heroinabhängigen."
Theaterpädagogisches Begleitmaterial
25
Das alte Leben ist vergangen
Roger erzählt:
„Als ich zwei Jahre alt war, ließen
sich meine Eltern scheiden. Später
heiratete meine Mutter einen
türkischen Staatsbürger. Als ich älter
wurde, erwies sich die Situation zu
Hause für mich als je länger desto
schwieriger. Der Stiefvater war
streng zu mir, die Grossmutter
verhätschelte mich, die Kollegen
verführten mich und meine Mutter
versuchte verzweifelt alles
zusammenzuflicken. Auch in der
Schule und in der Ausbildung
häuften sich die Probleme. Ich war
ein Kind unserer Zeit, ein
verweichlichter Konsument, auf der
Suche nach dem Sinn. Schliesslich
hatte ich von allem genug und lief
davon.
Ich hatte die hirnrissigsten Ideen
Mit siebzehn, beim ersten Joint, log
ich mir ehrlich überzeugt vor, es
wäre mein Letzter. Und natürlich war
ich – als ich schon längst
regelmässig kiffte – überzeugt,
jederzeit bedenkenlos aufhören zu
können. Nach zwei Jahren nahm ich
meinen ersten LSD-Trip und schon
bald konsumierte ich Kokain. Ich
passte meinen Selbstbetrug
fortlaufend dem sich fortsetzenden,
neurotischen Suchtverhalten an. Alle
anderen, nur nicht ich, waren an der
ganzen Misere schuld. Immer mehr
faszinierte mich das Mystische, das
Spiel mit der unsichtbaren Welt. Bald
war ich sehr beeindruckt von mir,
kam auf die hirnrissigsten Ideen und
hielt mich für einen grossen
Philosophen, Denker und Magier.
Noch vor nicht allzu langer Zeit hatte
ich lauthals ge-prahlt, nie Heroin zu
spritzen. Und nun war ich genau
dort gelandet. Selbstverständlich
hatte ich tausend Begründungen
parat, um die Drogensucht, den
Schwulenstrich, die Hurerei und
meine unzähligen Diebstähle zu
rechtfertigen.
Endlich verhängte der Richter nach
fortgesetzter Straffälligkeit einen
vierjährigen Freiheitsentzug über
mich. Ich stand vor der Frage:
Gefängnis oder Therapie? Ich wählte
das kleinere von beiden Übeln: die
Therapie. Ich hatte einige Christen
kennengelernt, durch die ich
Erstaunliches über Gott hörte. Mit
der jenseitigen Welt hatte ich ja in
der Vergangenheit genug
experimentiert. Aber mit Gott
machte ich ganz neue Erfahrungen.
So entschied ich mich für eine
christliche Therapie. Ich lernte die
Geister zu unterscheiden.
Lehrreiche Rückfälle
Nach der Therapie stellte ich mir die
Frage, was jetzt aus mir werden
sollte. Zuerst wollte ich wissen, ob
Zigaretten-, Hasch-, und
Alkoholkonsum in den gleichen Topf
gehören wie harte Drogen. Und so
hatte ich vereinzelte
Drogenrückfälle. Meine Lehre
daraus: Ein drogensüchtiger
Gassenprediger, das wäre mir zu
wenig.
[…]
... und heute
Unterdessen habe ich noch eine
Ausbildung in Webpublishing
abgeschlossen. Hauptberuflich
arbeite ich nach wie vor als
selbstständig erwerbender Maler.
Aber mein eigentliches Ziel ist es,
hier in der Zentralschweiz Menschen
für Jesus zu gewinnen, damit sie
Antworten auf ihre Lebensfragen
erhalten.“
Theaterpädagogisches Begleitmaterial
26
Co-Abhängigkeit: Die verkannte Krankheit
Acht Millionen Co-Abhängige gibt es in
Deutschland. Sie sind wie der kranke Partner
im Strudel der Sucht. Die eigene Person tritt in
den Hintergrund. Hier sind Hausärzte
gefordert. In Gesprächen muss die
Wahrnehmung wieder auf die eigene Person
zurückgeführt werden.
Bei Patienten, die partout nicht über
sich selbst sprechen, sondern nur
über den Partner, die immer wieder
zum Partner hin lenken, alles vom
Partner abhängig machen und sogar
Sätze sagen wie: "Wenn ich nicht da
wäre, würde für meinen Partner die
Welt zusammenbrechen", bei diesen
Patienten sollten Hausärzte hellhörig
werden.
Denn hier spricht alles für eine CoAbhängigkeit. Dann sind Hausärzte
gefordert, diese Patienten zu sich
selbst zurückführen.
Angehörige von Abhängigen versuchen zu
helfen
Co-Abhängigkeit ist ein Begriff aus
dem Suchtbereich. Von der Sucht
sind immer auch Menschen im
Umfeld des Kranken betroffen.
Deshalb wird von einem
"Suchtsystem" gesprochen.
Angehörige von Abhängigen
versuchen zu helfen, zu beschützen,
zu warnen, zu erklären und zu
rechtfertigen.
Der abhängige Partner wird vor den
Kindern und Nachbarn entschuldigt.
Frauen von Alkoholikern denken sich
Alibis aus für ihren Mann, zum
Beispiel für den Arbeitgeber. Sie
holen ihn abends aus der Kneipe ab,
damit er nicht ganz versackt.
Kinder von Tabletten-süchtigen
Müttern putzen, waschen, kochen
und übernehmen die
Erwachsenenfunktionen, damit die
Familie funktioniert und
zusammengehalten wird. Mütter
bezahlen die Schulden von
spielsüchtigen Kindern und nehmen
einen Kredit nach dem anderen auf
…
Aus Hilfsbereitschaft wird irgendwann
Aggression
Co-Abhängige Verhaltensweisen
seien nicht unbedingt pathologisch,
so Professor Götz Mundle, Chefarzt
der Oberbergklinik Berlin/
Brandenburg in Wendisch Rietz. Es
sei ganz normal, dass Menschen
helfen und Kranke unterstützen
wollen. Das sei gut gemeint, in
diesen Fällen aber der falsche Weg,
sagte der Psychiater und
Psychotherapeut im Gespräch mit
der "Ärzte Zeitung".
Co-Abhängige Angehörige sind wie
der süchtige Partner "im Strudel der
Krankheit". "Sie sind im Netz des
anderen gefangen."
Wenn sich die Abhängigkeit zuspitzt,
verändert sich analog auch die
Ausprägung der Co-Abhängigkeit.
Drei Phasen werden unterschieden.
Nach der anfänglichen
Entschuldigungs- und
Beschützerphase kommt eine
Kontrollphase. Alkohol wird
weggeschüttet, Medikamente
werden versteckt. Nach außen wird
die Fassade aufrecht erhalten.
Das Verhalten sei von Bemühungen
und Kontrolle geprägt im Sinne von
"Wenn ich mir nur genügend Mühe
gebe, werde ich die Situation in den
Griff bekommen", heißt es in einer
Broschüre des Blauen Kreuzes.
Schließlich kippt die Situation, und
Theaterpädagogisches Begleitmaterial
27
es kommt zur Anklagephase: Der
Abhängige wird zum Sündenbock.
Drohungen, Aggressionen,
Isolierung mit Ausgrenzung,
Verachtung, Abwenden vom
Betroffenen sind die Folgen.
Die Not führt oft zu Medikamentenmissbrauch
Häufig haben Co-Abhängige
psychosomatische Symptome wie
Kopf-schmerzen, Herzbeschwerden,
Verspannungen oder Depressionen.
Es kommt zu sozialen
Veränderungen, da Außenkontakte
aus Scham gemieden werden. Oft
entwickeln die Angehörigen - um
ihre Not zu kompensieren - einen
Medikamenten- oder
Nahrungsmittelmissbrauch, der
ebenfalls zur Sucht werden kann.
Um die acht Millionen Co-Abhängige
soll es in Deutschland geben, die
allermeisten davon Frauen. Es gebe
zwar keine genaue epidemiologische
Untersuchung, dennoch halte er die
Zahl für realistisch, sagte Mundle.
"Denn viele Menschen sind in
solchen falsch verstandenen
Beziehungsmustern gefangen."
Frauen seien vor allem deshalb
betroffen, weil Suchterkrankungen
hauptsächlich bei Männern
vorkommen. Es habe nichts damit zu
tun, dass Frauen besonders zu
einem Helfersyndrom tendieren. Das
gebe es bei Männern genauso.
Entscheidend sei, die Wahrnehmung
zur eigenen Person zurückzuführen,
denn im Laufe der Krankheit des
Partners ist die eigene Person völlig
in den Hintergrund geraten: "Wie
geht es Ihnen in dieser Situation?
Merken Sie, unter welchem Druck Sie
stehen?"
Man müsse helfen, die eigenen
Grenzen zu erkennen, so Mundle,
das mangelnde Selbstwertgefühl, die
Wut und die Ohnmacht. "Denn
dahinter steckt immer Ohnmacht.
Das ist identisch wie beim
Abhängigen - beide sind der
Krankheit ohnmächtig ausgeliefert."
Im Arztgespräch sollte die Situation
analysiert werden, um klar zu
machen, wie es wirklich um den
coabhängigen Patienten steht. Dabei
gilt es, bei ihm zu bleiben und sich
nicht verführen zu lassen, über den
Abhängigen zu reden! Sätze wie
"Ohne mich käme er gar nicht
zurecht" müssen hinterfragt werden:
"Stimmt das wirklich?"
[…]
Mundle: "Der Mechanismus, der
einer Co-Abhängigkeit zugrunde
liegt, trifft beide Geschlechter
gleich."
Hausärzte haben die Aufgabe, das Problem zu
erkennen und anzusprechen
Hausärzte sind vor allem bei der
Diagnose gefragt. Sie hätten die
wichtige Aufgabe, das Problem bei
Patienten zu erkennen und
anzusprechen, sagt Mundle.
Theaterpädagogisches Begleitmaterial
28
Bilanz 2013: Drogenmissbrauch fordert fünf Tote
im Raum Karlsruhe
Karlsruhe/Stuttgart (ps/ks) - BadenWürttembergs Innenministerium hat die
Statistik zur Anzahl der Menschen, die 2013 in
Folge ihres Drogenkonsums starben,
veröffentlicht. Erneut konnte ein Rückgang der
Todesopfer verzeichnet werden - die Zahl ist so
niedrig wie seit 1989 nicht mehr. Auch im
Regierungsbezirk Karlsruhe sank die Zahl der
Drogentoten.
Waren es im Jahr 2012 noch 127
Drogentote in Baden-Württemberg,
so sank diese Zahl im Jahr 2013 auf
118. Damit erreicht sie den
niedrigsten Stand seit über 20
Jahren. Betroffen waren großteils
Männer - insgesamt starben im
vergangenen 95 von ihnen am
Missbrauch von Drogen. Erstmals
seit mehreren Jahren befindet sich
kein Jugendlicher unter den
Drogentoten.
Der Großteil der Fälle, in denen
Menschen an den Folgen ihrer
Drogensucht sterben, lasse sich nach
wie vor auf Heroin - oft in
Kombination mit anderen
Rauschgiften oder Alkoholzurückführen. 2013 verzeichnete das
Innenministerium 58 Todesfälle in
diesem Zusammenhang - 2012
waren es 48. Besorgniserregend sei
die Zunahme des Konsums
von Amphetamin sowie den
sogenannten "Legal Highs", so
Innenminister Gall. Die Menge an
sichergestellten synthetischen
Drogen sei von 41 auf 220
Kilogramm angestiegen. Auch der
Fund von 204.000 Ecstasy-Tabletten
im vergangenen Jahr auf der
Autobahn A5 sei ein deutlicher Beleg
für die hohe Verfügbarkeit.
Fünf Drogentote im Raum Karlsruhe
Im Regierungsbezirk Karlsruhe
(Rhein-Neckar-Kreis, Stadtkreis
Mannheim, Rastatt, Enzkreis, Calw,
Neckar-Odenwald-Kreis, Heidelberg,
Freudenstadt, Pforzheim, BadenBaden) kamen der Statistik zufolge
im abgelaufenen Jahr 24 Menschen
durch ihren Drogenkonsum ums
Leben. Im Jahr 2012 waren hier noch
30 Opfer zu vermelden.
Im Karlsruher Stadtkreis hat sich die
Zahl im Vergleich zum Vorjahr nicht
verändert - sie liegt in beiden Jahren
bei drei. Im Karlsruher Landkreis
hingegen verdoppelte sich die Zahl
von eins auf zwei. […]
Auszug aus dem Jahresbericht 2013 des Baden
Württembergischen Landesverband für
Prävention und Rehabilitation:
Zahlen zu Beratung und Behandlung
Insgesamt besuchten im letzten Jahr
1085 hilfsbedürftige Menschen die
Karlsruher Fachstelle und 1142 die
Bruchsaler Stelle; 1568 Personen
davon waren männlich, 579
weiblich. Die größte Anzahl, nämlich
750 aller Klienten wurden als
alkoholabhängig diagnostiziert, 212
als opiatabhängig; 135 Personen
wiesen einen schädlichen Gebrauch
von Alkohol auf, 102 einen
schädlichen Gebrauch von Cannabis.
Zahlenmäßig folgt darauf die
Personengruppe der
Cannabisabhängigen mit 89 und die
der pathologischen Spieler mit 87
Personen. Beide Stellen vermittelten
136 Personen in stationäre
Rehabilitationseinrichtungen; an den
Fachstellen selbst wurden 75
ambulante Behandlungen
durchgeführt, 20 davon als
Kombitherapie mit stationärem
Teilaufenthalt. 120 Patienten wurden
nach erfolgreicher
Entwöhnungsbehandlung in der
Nachsorge weiter betreut.
Theaterpädagogisches Begleitmaterial
29
Konsumsituation in Deutschland
Jeder vierte Erwachsene (26,5%) im
Alter von 18 bis 64 Jahren hat schon
einmal eine illegale Droge probiert
(ESA 2009). Dabei handelt es sich
überwiegend um Cannabisprodukte.
7,4% der Erwachsenen probierten
bereits andere illegale Substanzen
wie Heroin, Kokain oder
Amphetamine, deren aktueller
Konsum in den vergangenen 30
Tagen mit 0,6% bei den Erwachsenen
wesentlich geringer ausfällt. Dabei
nehmen Männer deutlich öfter
illegale Drogen zu sich als Frauen;
gleichzeitig konsumieren jüngere
Erwachsene unter 30 Jahren häufiger
illegale Substanzen als ältere
Erwachsene.
7,2 % der Kinder und Jugendlichen
im Alter von 12 bis 17 Jahren
machten bereits Erfahrungen mit
illegalen Drogen
(Drogenaffinitätsstudie 2011).
Insgesamt 4,9 % der Jugendlichen im
Alter von 12 bis 17 Jahren
konsumierten auch in den letzten
zwölf Monaten vor der Befragung (12
- Monats-Prävalenz) eine illegale
Droge, von denen wiederum weniger
als die Hälfte (2,0 %) berichten, dass
dieser Konsum nicht länger als 30
Tage zurückliegt (30-TagePrävalenz). Ein regelmäßiger Konsum
illegaler Drogen ist für etwa jeden
hundertsten Jugendlichen
festzustellen.
Insgesamt 0,9 % der 12- bis 17Jährigen geben an, in den letzten
zwölf Monaten eine illegale Droge
mehr als zehnmal genommen zu
haben. Auch hier zeigt sich, dass
diese Erfahrungen wesentlich durch
Cannabis bestimmt sind.
Bei Kindern und Jugendlichen gilt: Je
jünger sie sind, desto seltener haben
sie illegale Drogen konsumiert,
Mädchen deutlich seltener als
Jungen. Dabei zeigt sich unabhängig
vom Geschlecht die Tendenz, dass
Konsumenten legaler Suchtmittel wie
Alkohol, Zigaretten oder Shisha
häufiger bereits illegale Substanzen
probierten oder regelmäßig
konsumieren. Nach Cannabis steht
der Konsum von Ecstasy, Kokain und
Amphetaminen bei dieser
Altersgruppe im Vordergrund, wobei
die einzelnen Konsumprävalenzen
dieser drei Substanzen unter einem
Prozent liegen.
Schätzungen zufolge konsumieren
insgesamt etwa 200.000 Personen in
Deutschland illegale Substanzen
(ohne Cannabis) risikoreich, die
Mehrheit davon injiziert Heroin.
Detaillierte Zahlen zum Konsum
illegaler Drogen in Deutschland
können dem jährlich von der
Deutschen Beobachtungsstelle für
Drogensucht (DBDD) veröffentlichten
REITOX-Bericht entnommen werden.
Der aktuelle Bericht wurde am 15.
November 2012 der Öffentlichkeit
vorgestellt.
Drogentodesfälle
Die Zahl der drogenbedingten
Todesfälle sank im Jahr 2012 auf
944 Personen und damit auf den
niedrigsten Stand seit 1988. Die
höchsten Anteile an der Gesamtzahl
entfielen auf die
bevölkerungsreichsten Länder
Bayern (23 Prozent) und NordrheinWestfalen (22 Prozent). Gemessen an
den Einwohnerzahlen waren wie im
Vorjahr Berlin und Hamburg am
stärksten belastet.
81 Prozent der Rauschgifttoten
waren Männer, 19 Prozent Frauen.
Der Altersdurchschnitt aller
Drogentoten lag mit knapp über 37
Jahren nur unwesentlich über dem
des Vorjahres.
Theaterpädagogisches Begleitmaterial
30
Beratung und Behandlung
Ein Verzeichnis der
Suchtberatungsstellen nach
Bundesland findet sich auf der
Internetseite der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung
Die Einrichtungsdatenbank der
Deutschen Hauptstelle für
Suchtfragen enthält darüber hinaus
alle wichtigen Informationen zu den
bundesweit über 1800 ambulanten
Suchtberatungsstellen und 800
stationären Suchthilfeeinrichtungen.
Es besteht die Möglichkeit,
"maßgeschneiderte" Hilfeangebote
mit detaillierten Informationen zu
den Einrichtungen zu finden.
[…]
Eine weitere Plattform, die Menschen
mit aussagekräftigen Informationen
über Opiatabhängigkeit und über
die Möglichkeiten im Umgang mit
dieser versorgt, steht unter
www.mytreatmentmychoice.eu
bereit. Die in 12 Sprachen
verfügbare Seite informiert über
verschiedene Möglichkeiten der
Genesung, Selbsthilfegruppen und
Patientenrechte und enthält
persönliche Erfahrungsberichte von
ehemaligen Abhängigen, Patienten
und Familienmitgliedern."
Rauschgiftkriminalität
Im Jahr 2012 wurde ein deutlicher
Anstieg der Sicherstellungen
von kristallinem Methamphetamin
(Crystal) verzeichnet. Mit insgesamt
3.512 Sicherstellungsfällen gab es
rund doppelt so viele wie bei
Ecstasy. Bei Amphetamin dagegen
wurden auf jeweils hohem
Zahlenniveau eine geringere Zahl an
Sicherstellungsfällen und eine
niedrigere beschlagnahmte
Gesamtmenge verzeichnet.
Deutlicher gestaltet sich der
Rückgang der Fallzahl und der
Sicherstellungsmenge bei Heroin.
Dass allerdings auch im Jahr 2012
große Einzelmengen von Heroin
nach und durch Deutschland
transportiert wurden,
belegt unter anderem eine Lieferung
von 250 kg, die zunächst per
Frachtschiff von der Türkei über
Frankreich nach Bremerhaven
geschmuggelt und nach Umladung
und Weitertransport auf dem
Landweg schließlich in den
Niederlanden sichergestellt werden
konnte. Die mit 268 kg größte in
Deutschland beschlagnahmte
Einzelmenge an Kokain gelangte auf
dem Seeweg nach Hamburg, wo es
zum Zwecke des europaweiten
Vertriebs zwischengelagert wurde.
In weit höherer Frequenz als auf
dem Seeweg wurde Kokain per
Luftpost oder mittels Flugkurieren
aus Südamerika nach Deutschland
geschmuggelt. Die Mehrzahl der
Sicherstellungen erfolgte im Transit
am Flughafen Frankfurt/Main.
Die Herstellung synthetischer
Drogen – überwiegend von
Methamphetamin – findet in
Kleinlaboren statt. 2012 ist die
Anzahl der sichergestellten Labore
leicht angestiegen. Heroin und
Kokain wird vollständig aus dem
Ausland bezogen.
Die Zahl der erstauffälligen
Konsumenten harter Drogen (EKhD)
sank um 8.2 % im Jahr 2012 auf
19.559 Personen im Vergleich zum
Vorjahr. Während die Zahlen der
erstauffälligen Konsumenten von
Heroin, Kokain, Crack und Meth-/
Amphetaminen sanken, stieg die
Zahl der erstauffälligen EcstasyKonsumenten deutlich an.
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Quellen
Jahresbericht Kompakt 2013 des Baden Württembergischen Landesverband
für Prävention und Rehabilitation
http://www.fluter.de/de/drogen/thema/8994/
http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/jugendgewaltgewaltrausch-durch-schmerzmittel-tilidin/1148498.html
http://www.t-online.de/eltern/jugendliche/id_20092880/tilidin-trenddroge-mit-gefaehrlicher-wirkung.html
http://www.vollhigh.ch/berichte/roger.php
http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/w_specials/special-arztpatient/article/659878/co-abhaengigkeit-verkannte-krankheit.html
http://de.over-blog.com/
DC_vs_Marvel_Die_groten_Unterschiede_der_beiden_Comicriesen1228321780-art226227.html
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Impressum
Badische Landesbühne Bruchsal
Intendant: Carsten Ramm
Verwaltungsleiter: Norbert Kritzer
Die Badische Landesbühne
Am Alten Schloss 24
76646 Bruchsal
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Fax: 07251.72746
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