Der Legionär 2012/04 - Marsch HSV-Wien
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Der Legionär 2012/04 - Marsch HSV-Wien
Der legionär HEERESSPORTVEREIN WIEN SEKTION WANDERN & LEISTUNGSMARSCH Am Fasangarten 2, A-1130 WIEN http://marsch.hsv-wien.at 0664/5170629 Altgediente Kameraden des HSV-Wien Sektion Wandern und Leistungsmarsch in einem Marschblock vereint Die ausrückenden Kameraden des 2. Marschtages werden dem Kdt Marc-Aurel-Marschtage ObstdR KOSKA gemeldet Romanische Brücke über den Duero in Zamora Seit nunmehr zwei Jahren eine echte Bereicherung des Marc-Aurel-Marsches – die Kameraden des Traditionsvereins LEGIO X GEMINA Inhalt Marc Aurel-Marsch 2012 – 2 Berichte Jakobsweg/ Spanien Auf den Spuren des „Kennedy“-Marsch Marsch in Brünn (Brno) Tragen seit einigen Jahren für den reibungslosen Ablauf der Marc-Aurel-Marschtage die Verantwortung: Organisationstalente Mutter und Sohn BREITHUBER mit einem Legionär der Gemina. 4. Ausgabe 2012 DEM LAND VE RB UNDEN – DE R GESCHICHTE VERPFLI CHTE T Geleitwort unseres Sektionsleiters Liebe Wanderer und Marschierer, das Jahr ist bald vorüber und mit Freude kann ich sagen, daß unsere Veranstaltungen bestens über die Bühne gegangen sind – trotz verschiedener Hemmnisse. Der Marc-Aurel-Marsch in Bruckneudorf war ein voller Erfolg. Es waren Berufs- und Milizsoldaten aus allen Bundesländern am Start. Die Vorbereitung war hervorragend und auch bei der Durchführung gab es keinerlei Friktionen. Es gibt sogar wieder Fan-Post, von langjährigen Teilnehmern, wie auch von solchen, die zum ersten Mal dabei waren. Genauere Berichte lest Ihr in diesem Heft. Ein besonderes Danke nochmals an alle Mitarbeiter bei der Organisation. An der Spitze natürlich wieder Wm Breithuber samt Mutter Andrea, sowie Obstlt Hagenauer, Olt Spannbruckner, Gerlinde Kowatsch und besonders dem KZg XXI mit seinen brillanten Sanis, die rettenden Engel der von Schmerzen geplagten Marschteilnehmer. Vom 19. Bis 23. Oktober fand wiederum der Super-Marathon Wien-Budapest statt. Bei herrlichstem Wetter und mit Erfolg für Österreich: 317.6km, 194 Teilnehmer und 12. Gesamtplatz für die Cobra-HSV-Mannschaft. Im nächsten Jahr wird es neben den bereits bestehenden Veranstaltungen noch weitere geben wie zum Beispiel Wienerwald Wanderungen und möglicherweise einen weiteren Leistungsmarsch. Darüber wird aber noch getüftelt und genaueres kann ich daher erst Anfang des nächsten Jahres sagen. Ich glaube, daß es nicht schaden kann, unsere Aktivitäten auszuweiten. Wir haben ja eine gesunde Basis. Wenn es auch seltsam erscheint, so darf ich Euch allen schon jetzt ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr wünschen. Ich kann nämlich bei unserem letzten Treffen im November nicht dabei sein. Zum ersten Mal in meinem Leben gehe ich auf Kur. Aber ich werde an diesem Abend das Glas auf Euch alle erheben. Somit verbleibe ich in der Hoffnung auf ein gesundes Wiedersehen im nächsten Jahr Euer Gerhard F. Koska, Oberst a.D. Für den Inhalt verantwortlich: Sekt.-Lt.-Stv. Peter Graner Gestaltung: OltdM Markus Spannbruckner Einem Soldaten Franz Grillparzer Hoch und erhaben steht des Lebens Baum Und breitet in den Luftkreis seine Äste, In Grün und Gold erglänzt der breite Raum, Und singend freun sich ungebetne Gäste. Treu jedem Wort, das Mann dem Manne gab, Treu jener Wahrheit, die mit uns geboren, Dem Lande treu, das Wiege uns und Grab, Dem Fürsten treu, dem wir den Eid geschworen. Von Blüt und Frucht sind seine Zweige schwer, Er läßt den Überfluß zu Boden fallen, Und alles lagert froh sich um ihn her, Daß er Genuß und reiche Labung allen. Uns hat der Sturm geschüttelt letztes Jahr Und abgestreift die Blüten und die Früchte, An denen nichts als unser Dünkel wahr, Nach kurzer Frist, so ging der Baum zunichte. Doch nur die eine Hälfte glänzt im Licht, Und gilt daher als Baum in jedem Munde, Die zweite Hälfte sieht dein Auge nicht, Weil sie sich birgt in tiefsten Bodens Grunde. Allein die Wurzel hielt. Was Worte leer Geraubt den weisheitstrunknen andern Ständen, Das hielt ein einzger fest. Es war das Heer, Im Herzen treu und stark in seinen Händen. Dort saugt sie ein den erdgebornen Saft Und treibt ihn in die lichte, bunte Höhe, Sie gibt den Halt, des Widerstandes Kraft, Damit dem Sturm das Laubdach widerstehe. Sie riß nicht der Versuchung Stimme fort, Die Pflicht entgegen setzten sie dem Wahne, Sie hörten nur des Führers ernstes Wort Und sahen nur die unbefleckte Fahne. So schließt sich in sich selbst der stolze Bau, Nach oben Fortschritt, Wechsel und das Neue, Die Wurzel stätig, fest und altergrau, Dasselbe, was beim Menschen heißt: die Treue. So steht der Baum in neuverjüngtem Saft, Den sturmgebeugten Wipfel hoch erhoben, Und halten wird ihn auch der Wurzel Kraft, Beliebts dem Sturm, von anderwärts zu toben. Seite 2 Nach dem Marc-Aurel-Marsch: Abendtreffen mit Salzburger und französischen Kameraden Der Kameradschaftsabend bei Gulasch und Bier (unersetzbare Elektrolyte) verlief in bester Stimmung und war der Kameradschaftspflege äußerst dienlich. Marc-Aurel-Marsch 2012 – ein voller Erfolg! Am 30. und 31. August fand der Internationale Marc-AurelMarsch in Bruckneudorf statt. Bei gutem Wetter waren insgesamt 428 Teilnehmer aus sechs Nationen am Start. Aus Österreich waren 226 Soldaten (Miliz, wie auch Kader) beteiligt. Weiters Soldaten aus Deutschland, Frankreich, Italien, Ungarn und der Slowakei, sowie viele Zivilisten. Dass Marschieren nach wie vor zu den Grundtugenden des Soldaten gehört, beweist die Teilnahme österreichischer Soldaten aus allen Bundesländern. Der erste Tag war dieses Jahr der wesentlich schwierigere. Die Temperatur lag über 30 Grad und die hohe Luftfeuchtigkeit setzte den Teilnehmern sehr zu. Einige Ausfälle (acht an der Zahl) waren daher vorauszusehen. Die hervorragende sanmäßige Versorgung durch die Sanitäter des K-Zug XXI hielt die Ausfälle in Grenzen. Trotz dieser Witterung erreichten viele Einzelstarter, wie auch Marschgruppen unglaublich schnelle Marschzeiten. ObstdR G. Koska im Gespräch mit den TÜPl-Verantwortlichen Gerlinde Kowatsch und ObstltdR Karl Hagenauer, zwei unserer treuesten Mitarbeiter Hptm Kaiser an der Spitze seiner Gruppe Zum Start an diesem ersten Marschtag trug die Gardemusik mit zünftigen Marschklängen zu einer wirklich militärischen Stimmung bei. Vertreter der politischen Führung waren ebenfalls zum Startschuss anwesend. Der Start am zweiten Tag verlief unter besonderen Umständen. Aus Ungarn war wieder die „LEGIO X GEMINA“ anwesend. In der Rüstung dieser Lieblingslegion Caesars absolvierten sie nicht nur die Marschstrecke, sondern boten am zweiten Tag eine kleine Show und bildeten für alle anderen Teilnehmer ein würdiges Spalier zum Ausmarsch unter lateinischen Kommandos. Im Anschluss marschierten sie selber wieder los und kamen auch komplett und unversehrt ins Ziel. Bewundernswert ist es, dass diese „Legionäre“ mit dem „Schuhwerk“ römischer Soldaten marschieren. Diese „LEGIO X GEMINA“ gehört nun schon seit Jahren zum Fixpunkt dieses Leistungsmarsches, und es ist zu hoffen, dass das auch in den nächsten Jahren so bleibt. Der zweite Tag zeichnete sich durch besonders ideales Marschwetter aus. Um die 20 Grad und keine Sonne – im Gegensatz zum Vortrag – waren die besten Voraussetzungen für einen ausfallfreien Tag. Ein kurzer Regen um ca. 10.00 Uhr verursachte den Teilnehmern keine Probleme. ObstldM Felix Redolf mit seinen Kameraden beim Start Seite 3 Als letztlich doch der Regen um 17.30 Uhr einsetzte, waren nur noch drei Teilnehmer auf der Strecke und bereits auf den letzten zwei Kilometern. Alles in allem war es eine gelungene Veranstaltung – nicht zuletzt durch die großartige Zusammenarbeit mit dem MilKdo Burgenland und dem Kader des Truppenübungsplatzes Bruckneudorf. An diese beiden Kommanden richte ich ein besonderes Dankeschön. Das Team der Sektion „Wandern und Leistungsmarsch“ und die Kadersoldaten des TüplKdos ergänzten einander bei der Durchführung bestens. Einen nicht mehr wegzudenkenden Soldaten in der Organisation muss ich namentlich erwähnen: Wm Mischa BREITHUBER, dessen exakte Arbeit bei Planung und Vorbereitung unverzichtbar ist; aber auch allen Mitarbeitern im OrgStb sei herzlichst gedankt. Der Termin im nächsten Jahr ist: 29. und 30. August 2013. Weitere Informationen werden rechtzeitig ergehen. Darüber hinaus steht auch unsere Homepage www.marsch.hsv-wien.at für tagesaktuelle Informationen zur Verfügung. Gerhard KOSKA ObstdRes Leiter der Sektion Wandern und Leistungsmarsch des HSV Wien „Wochenend und Sonnenschein und dann mit dir im Wald allein, weiter brauch‘ ich nichts zum Glücklichsein...“ singt sich ein bekanntes altes und fröhliches Lied von den Comedian Harmonists! Der 30./ 31.August 2012 war zwar kein Wochenende, ich war auch nicht im Wald allein, aber ich war dieses Jahr wieder beim Marc-Aurel-Marsch dabei und glücklich: - Glücklich, wieder alte und neue Kameraden zu treffen - Glücklich zu sehen, wie jedes Jahr immer mehr ausländische Marschgruppen antreten - und zufrieden mit der Großwetterlage. Doch nun im Detail: Heuer konnte ich mir die Anreise schon am Vortag, also am Mittwoch einteilen, um am ersten Marschtag ausgeruht, ohne zusätzliche Belastung, an den Start gehen zu können. Vor einem beeindruckenden Starterfeld mit starker internationaler Beteiligung, unterschiedlichsten Marschgruppen unseres Bundesheeres und der Polizei und erfreulicherweise einer von Jahr zu Jahr immer größer werdenden Gruppe von zivilen Marschteilnehmern, hielt „unser“ Oberst Koska die Antrittsrede. Danach folgten einige Würdenträger aus Politik und Wirtschaft, die ebenfalls immer wieder diese letzte große internationale Marschveranstaltung Österreichs bemerkenswert unterstützen. Hiermit einen großen Dank an alle Förderer dieses Leistungsmarsches, ohne die eine solche Traditionspflege nicht möglich wäre! Danach erfolgte der beeindruckende Vorbeimarsch einer Legionsabordnung aus Ungarn, in originalgetreuer römischer Uniform und Ausrüstung. Nach dem obligatorischen Startschuss ging es mit traditioneller Begleitmusik der Gardekapelle Richtung Marschstrecke. Auf dem ersten Teilstück begannen sich schon die zivilen Läufer etwas abzusetzen, gefolgt von den „bepackten Einzelkämpfern bzw. – Läufern“ und dazwischen fanden sich die unterschiedlich großen Marschgruppen von Militär und Polizei. Bei ansteigenden Temperaturen bis zu annähernd 30 Grad verleitete jede der perfekt vorbereiteten Labestationen zum längeren Bleiben. Doch dazu waren wir alle nicht angetreten. Also Nahrung und Flüssigkeit aufgenommen und weiter ging’s Richtung Waldstück mit seinen starken Anstiegen, teilweise tiefem sandigen Boden, entlang der bestens ausgeschilderten Strecke, in weitem Bogen durch das Übungsgelände, wieder zurück zur Ziellinie in der Kaserne. Chef-Organisator Wm Mischa Breithuber mit seiner Mutter Andrea, unserer neuen engagierten Mitarbeiterin Sekt.-Lt. Stv. Peter Graner überreicht Gebhard Karl den Pokal Abschließend danke ich auch allen Teilnehmern – besonders den Soldaten und da wiederum in erster Linie den österreichischen Soldaten für ihr Kommen. Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr die Zahl der Teilnehmer – vor allem der Soldaten – steigern können. Seite 4 Endlich geschafft! Die erste Etappe von knapp 40km lag nun hinter den Teilnehmern. Die Ergebnisse sprachen für sich, es wurden trotz Hitze bemerkenswerte Laufund Marschleistungen erzielt! Ein Zeichen für die engagierte Vorbereitung der hoch motivierten Teilnehmer. Jakobsweg 2012 – Gemeinsame Wegbewältigung zweier Freunde* – Tagebuchsplitter Nach unserer Ankunft am 22. Mai 2012 in Madrid fahren wir mit dem Schnellbus direkt nach Salamanca, dem Ausgangspunkt unseres Jakobsweg-Teilstücks – genannt Via de la Plata. Die Herberge hinter der Kathedrale aus dem 16. Jh. nimmt uns freundlich auf. Auf der Plaza Mayor, die bis ins 19. Jh. als Stierkampfarena diente, rasten wir ein wenig von unserem Besichtigungsrundgang aus. Die gewaltige romanische Brücke über den Rio Tormes mit ihren 27 Pfeilern aus der Römerzeit beeindruckt uns nachhaltig. Am Mittwoch, dem 23. Mai zur frühen Morgenstund verlassen wir das noch dunkle Salamanca, um über sehr steinige Feldwege unserem Tagesziel Cubo de Tierra del Vino zuzustreben. Der Wanderführer gaukelt uns komplett ebene Strecken vor, jedoch die „sanften“ Steigungen, die uns den ganzen Tag über Millionen von groben Steinsplittkieseln führen, machen sich wieder Erwarten bemerkbar. Das Wetter meint es sehr gut mit uns – was man vom groben Steinweg nicht gerade sagen kann – so dass unsere Wasservorräte sehr schnell zur Neige gehen. Auf unseren 36 Tageskilometern gibt es nur eine einzige Wasserstelle. Wir kommen am Nachmittag an unserem unspektakulären Tagesziel an, wo wir in der Herberge nur sechs Pilger antreffen. Nach dem anschließenden „Wunden-Lecken“ wurden ein herrliches Gulasch und Bier angeboten. Von einigen Flaschen sehr bekömmlichen Sturms habe ich auch gehört. Nach einem beschwingten Abend im Kreise der französischen Kameraden ging es später als nötig zu Bett – ein zufriedenstellender erster Marschtages war zu Ende! Am nächsten Tag verschlechterte sich, laut Vorhersage, das Wetter. Aber eigentlich ja doch nicht, denn 18 Grad, stellenweiser Nieselregen, aber so gut wie kein Wind, waren sehr gute Bedingungen um die Marschleistungen des ersten Tages noch zu überbieten. Also ging das, durch frisch hinzugekommene neue Eintagesmarschierer leicht veränderte Starterfeld in den zweiten Marschtag. Die etwas angenehmere Streckenführung, mit erheblich weniger Höhenmetern, und die veränderte Wetterlage verleiteten den Einen oder Anderen zu einem hohen Tempo. Was sich bei so manchen gegen Ende dieser „Vierzig“ zu rächen begann. Nichts desto trotz wurde auch der zweite Marschtag mit Bravour gemeistert und zurück blieb ein zufriedenstellendes Ergebnis für die Teilnehmer und natürlich für die gesamte Organisation. Wieder einmal konnte bewiesen werden, was die Verantwortlichen der HSV-Sektion Wandern mit Unterstützung von unserem ÖBH unter Einbindung der Wirtschaft und Politik zu leisten in der Lage sind. Eine Tradition zu pflegen heißt nicht nur darüber zu reden sondern ein Teil davon zu werden. Also Kameraden aufgepasst: der Marc-Aurel-Marsch 2013 ist in Vorbereitung. Termin vormerken und teilnehmen! Emotionen kann man nicht lehren, nicht lernen, nicht kaufen, man kann sie nur erleben. Das fettgefressene Europa auf dem spanischen Stier Drum mein Leitspruch: „Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben des Feuers.“ (Thomas Morus) Kathedrale von Salamanca Bis zum nächsten Marsch, Gfr. Karl Heinz RIEGL Seite 5 Auch am Donnerstag, dem 24. Mai starten wir wieder im Morgengrauen. Unser heutiges Ziel ist 31 km entfernt und heißt Zamora. Unser Weg führt uns sowohl an großen Pfützen – die uns zeigen, dass es in der vergangenen Woche stark geregnet haben muss – als auch an riesigen Bewässerungsmonstren vorbei. Nach einer Hitze- und Steinschlacht überschreiten wir um 12.30 Uhr die Brücke über den breiten Rio Duero – den viertgrößten Fluss Spaniens – über dem majestätisch die Kathedrale von Zamora thront. Wir beziehen eine unvergleichlich schöne Herberge hinter der Kathedrale. Zamora – eine Weltkulturerbestadt – macht ihrem Beinamen „Lebendes Museum der Romanik“ mit seinen 20 ausgezeichnet erhaltenen romanischen Kirchen alle Ehre. Wir besichtigen einige davon, jedoch am meisten beeindruckt uns der Blick von der Brüstung der Festung hinter der Kathedrale auf die herrliche Bogenbrücke über den Duero. Der abendliche Gottesdienst in der Iglesia Santa Maria Magdalena auf der Plaza Mayor beschließt diesen schönen Tag. Die folgenden, eher unattraktiven, Tage auf unserer „Via de la Plata“ – die eigentlich Via de la Piedra (Steinweg) heißen sollte, führen uns an der alten „Ermita de la Virgen del Castillo“ in Montamarta sowie am Stausee Embalse de Ricobayo nach Benavente. Dies ist eine wunderschöne Stadt mit drei romanischen Kirchen und unerwarteter Weise beeindruckenden Jugendstilensembles. Im aufgelassenen Bahnhof dieser Stadt – wo sich die Herberge befindet – übernachten wir als einzige Pilger (den Schlüssel holen wir uns im Info-Zentrum auf der Plaza Mayor). Bei unserem Eintreffen im immer wieder wunderschönen Astorga ist die Erleichterung groß – haben wir doch hier einen Rasttag eingeplant, um unsre wunden Fußsohlen etwas zur Ruhe kommen zu lassen. In der Herberge, die wir von 2007 schon kennen, beziehen wir das selbe Zimmer mit Blick auf die ehrwürdige Kathedrale. Ohne Foto-Safari geht`s bei uns nicht, daher durchstreifen wir wieder die Stadt auf der Suche nach Sehenswürdigkeiten und essen schließlich im Hotel Gaudi vis a-vis Stilleben vor dem Bischofspalast in Astorga des berühmten Bischofspalastes von Antonio Gaudi. Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus nach Lugo, um unser Vorhaben, nämlich die Begehung des „Camino Primitivo“ in die Tat umzusetzen. Ein netter „Caminero“ aus Bayern, mit dem wir ins Gespräch kommen, meint – nach unserem steinigen Erlebnis auf der Via de la Plata – wir sollten doch lieber auf dem normalen Jakobsweg weiterwandern, da der „Primitivo“ nur wenige offene Herbergen und fast keine Wasserstellen aufweist. Wir nehmen den Rat an und fahren von Lugo mit dem Bus nach Portomarin, um von dort mit dem Taxi zurück zum Kilometer 114 – Fereiros, eine Herberge auf dem „Camino Francese“ – zu fahren. Autobahnpfeiler mitten in der Landschaft Brücke in Portomarin Seite 6 In Furelos überqueren wir die uns schon bekannte schöne Brücke, um vis-a-vis der Parroquia San Juan eine kleine ImbissPause zu machen. Gegen Mittag erreichen wir die Bischofsstadt Melide, wo wir die schöne Iglesia San Pedro besichtigen. Wir überqueren viele kleine Brücken; über steile Aufstiege und tunnelähnliche Eukalyptushaine erreichen wir gegen 15.00 Uhr nach Überqueren einer baumlosen Serpentinen-Strecke die Stadt Arzua, wo wir in der Herberge übernachten. Am Donnerstag, dem 31. Mai wollen wir den Monte Gozo – den Berg der Freude – am Stadtrand von Santiago erreichen. Die Hitzestrecke auf dem Weg vorbei am Flughafen von Labacolla wird – Gott sei Dank – immer wieder von Eukalyptuswäldern unterbrochen. Auf dem Monte Gozo angekommen, beschließen wir, die restlichen 6 km bis Santiago auch noch anzuhängen und erreichen um 17.30 Uhr unser ersehntes Ziel – die Kathedrale von Santiago. Schattenpilger Dort beginnen wir um 16.15 Uhr mit unserem ersten Stempel in Galicien und machen uns auf den Weg nach Santiago de Compostela. Wir genießen die schönen galicischen Pfade und erreichen um 18.30 unsere Herberge in Portomarin. Geschafft Eine galicische Schafhirtin Am Dienstag, dem 29. Mai nimmt uns um 08.00 Uhr – nach einer ruhigen Nacht in einer riesigen Herberge – der galicische Nebel in Empfang, der uns bis zum Erreichen einer bewaldeten Hochfläche begleitet. Dieser Tag bringt uns bis Palas de Rei, wo wir in einer 100-Betten-Herberge gerade noch zwei Betten ergattern. Am Mittwoch, dem 30. Mai hebt sich der Nebel schon sehr früh, und wir tauchen ein in den Wechsel von Straßen und galicischen Wegen, begleitet von romantischen Steinhütten und mystischen Baumtunnels. Kathedrale von Santiago im Abendlicht Seite 7 Wir holen uns im Officio de Peregrinos unsere verdiente Compostela (Urkunde) und beziehen unser Quartier bei Dona Josefina, die wir schon aus dem Jahr 2007 kennen. Rasttag am Freitag, dem 1. Juni. Wir besuchen nach einem gründlichen „Stadtbummel“ um 11.30 die Pilgermesse in der Kathedrale. Nach dem Ende der Messe stimmt ein deutscher Pilger das Lied „Großer Gott wir loben Dich“ an, in das wir begeistert einstimmen. Nach dem Einkauf von „Devotionalien“ und Proviant für den nächsten Pilgertag planen wir noch genau die drei folgenden Tage nach Fisterre. Am Samstag, dem 2. Juni marschieren wir schon um 6.30 Uhr entlang der dunklen Kathedrale aus Santiago hinaus. Beim Aufstieg auf den „Alta da Mur“ durchqueren wir wieder riesige Eukalyptuswälder. Zum ersten Mal haben wir Regenkleidung angezogen. Am späten Vormittag endet der Regen, so dass wir bei gutem Wetter Negreiro erreichen, wo wir übernachten. Der nächste Tag, der landschaftlich nicht erwähnenswert erscheint, bringt uns bis Olveira, wo wir die Puente Olveira überqueren. An diesem Brückenkopf kämpften die Spanier am 12. 4. 1809 gegen Napoleon. Am Montag, dem 4. Juni erwartet uns ein landschaftliches Furioso. Wir steigen ab 6.20 Uhr auf den Monte O Sima auf, von dem wir einen herrlichen Blick auf den gestauten Rio Jallas mit dem Stausee de Olveira haben. Auf dem Gipfelpunkt kommen wir zu einer Weggabel zwischen den Pilgerwegen nach Fisterre und Muxia. Es geht bergab zur Kirche Nostra Senora de las Nieves und von dort stetig bergauf über den nächsten Bergrücken. Dort oben sehen wir zum ersten Mal in der Ferne auf der Landzunge den Leuchtturm von Cabo Fisterre. Über steile Schotterpisten hinab nach Cee, vorbei an Corcubion, bergauf und bergab erreichen wir um 14.50 Fisterre. In der Albergue da Sol nehmen wir uns ein einfaches Zimmer. Danach holen wir uns die Urkunde über den Weg Santiago-Fisterre. Km-Stein 0 in Fisterra Seite 8 ... Wie die alten Seefahrer ... Am 5. Juni – einem sogenannten Ruhetag – gehen wir auf Anraten einer holländischen Pilgerin den Weg von der Rückseite des „Kap-Berges“ über den Gipfel hinunter zum Leuchtturm. Das ist eines der schönsten und eindrucksvollsten Wegerlebnisse unseres bisherigen Pilgerweges. Mit Blick auf die sogenannte Delphinbucht. Der Ausblick von den Felsen in die unendliche Weite des Atlantiks erinnert an die Altvorderen, für die hier die Welt tatsächlich zu Ende schien. Am Mittwoch, dem 6. Juni beginnt unser Tag mit Regen. Um 9.00 Uhr starten wir in Richtung Muxia. Der Weg ist anfangs steil, steinig und vom Regen aufgeweicht. Wir nehmen die falsche Markierung, die uns zwar einen um 4 km längeren Weg beschert, aber uns zu einer wunderschönen Meeresbucht führt, wo wir die einzige Labestelle der gesamten 37 km finden und auch zu Mittag essen. Nach Überschreiten vieler Höhenmeter hört der Regen auf, und bei Erreichen der prächtigen Bucht von Muxia haben wir wieder Fotowetter. Wir nehmen Unterkunft direkt am Meer und gehen wie immer auf Entdeckungsreise. Der römische Herkulesturm in A Coruna Am nächsten Tag besteigen wir den Monte Corpino (Hausberg von Muxia) und sehen von oben die berühmte Kirche „Virgen de la Barca“. Sie erinnert an die Ankunft der Gebeine des Hl. Jakobus im Jahre 89 n.Chr. Wir fahren mit dem Bus nach A Coruna. Die beabsichtigten 104 km des „Camino Inglese“ von A Coruna nach Santiago lassen wir aus „fußtechnischen“ Gründen bleiben und beschließen, die kulturellen Spitzlichter auf dem Weg nach Madrid zu genießen. In A Coruna besichtigen wir den berühmten „Herkulesturm“ – ein Leuchtturm, den die Römer im damaligen Ardobicum Corunium 110 n. Chr. errichteten. Dieses beeindruckende Bauwerk steht beherrschend auf einem gewaltigen Felskegel an der äußersten Landspitze. UnescoWeltkulturerbe seit 2010. In der Altstadt finden wir herrlich erhaltene Jugendstilgebäude, wie man sie in dieser Dichte und Originalität in Wien nicht finden kann. In der Folge besuchen wir Lugo, die älteste Stadt Galiciens, gegründet 14 n.Chr. im Namen des Kaisers Augustus Lucus Augusti. Die großartige, unversehrte Stadtmauer hat mächtige, halbkreisförmige Bastionen in Abständen von ca. 100 m, ist 8 bis 10 m dick und hat 10 Tore, seit 2000 Weltkulturerbe. Hier bleiben wir auch über Nacht. Am 9. Juni fahren wir nochmals nach Zamora, das wir ausgiebig besichtigen, und wo wir das Glück haben, sowohl einer prächtigen Hochzeit zusehen zu können, als auch eine Marienprozession zu erleben. Die romanische Bogenbrücke bei Nacht betrachten wir beim Trinken guten Rotweines. Am Sonntag, dem 10. Juni verlegen wir nach Valladolid. Die Kirche San Pablo mit ihrer herrlichen Fensterrose und ihrer Ornamentik im plateresken Stil aus dem 16. Jh. ist für uns eines der schönsten Bauwerke Spaniens. Das Rathaus und die Kathedrale runden das Bild ab. Das Denkmal des Columbus mit dem alten Wahlspruch „Non plus ultra“ (nicht mehr weiter) begeistert unser Fotoauge. Das römische Aquädukt in Segovia Am Montag, dem 11. Juni begeben wir uns mit dem Bus nach Segovia. Auch hier gibt es eine unglaublich schöne, mit Kunstschätzen vollgestopfte, Kathedrale mit insgesamt elf Kapellen aus dem 16. Jh. Der Blick von dem berühmten Alcazar auf die sogenannte Unterstadt ist unbeschreiblich schön. Den absoluten Höhepunkt der Stadt bildet das riesige Aquädukt mit 728 m Länge und 28 m Höhe mit insgesamt 167 Bogen, ca. 166.000 Quader wurden dafür verwendet. Die Römer errichteten dieses Bauwerk im römischen „Secuvia“. Weltkulturerbe seit 1985. Auch in Segovia nächtigen wir. Am nächsten Tag, dem 12. Juni fahren wir mit dem Bus nach Avila, dessen romanische Stadtmauer 2500 m lang ist – komplett renoviert und erhalten – 88 Türme und 9 Stadttore. Vom Fenster unserer Unterkunft schauen wir auf die Rückseite der Apsis der Kathedrale, die in die Umfassungsmauer eingebaut wurde. Die bunte Gesteinswahl gibt der imposanten Kuppel der Kathedrale ein besonderes Gepräge. In der Iglesia di San Pedro entdecken wir auf dem Fußboden ein in Holz eingelegtes Papstsiegel mit Tiara. Am Mittwoch, dem 13. Juni beginnt unser letzter Besichtigungstag mit der Busfahrt nach Madrid. Dort angekommen, beziehen wir unser reserviertes Quartier nahe der Oper. Von dort ziehen wir ein letztes Mal durch diese schöne Stadt, um uns das Flair des spanischen Lebens einzuprägen. Den Abend verbringen wir auf der berühmten Plaza Espagna. So endet ein ereignisreicher Bogen, den weder Hans Joachim noch ich jemals vergessen werden. Peter GRANER * Hans Joachim Plehn und Peter Graner Valladolid Iglesia San Pablo, 16. Jh. Seite 9 Auf den Spuren des KennedyGedenkmarsches Der knapp neben mir vorbeirasende Lieferwagen schreckt mich endgültig aus dem Dämmerzustand auf. Die Kälte, die sich von den Zehen beginnend langsam im gesamten Körper ausbreitete, hinderte mich ohnedies erfolgreich am Einschlafen. Einen Moment brauche ich um mich zu orientieren, mir meiner derzeitigen Situation bewusst zu werden. Ich liege auf einer Holzbank in einer Bushaltestelle neben einem Kreisverkehr, mir fröstelt, die Beine sind schwer, langsam beginnt der Morgen zu dämmern, es ist gerade mal 04:30 Uhr. Abb.1 Die „Original“ Kennedy Marschstrecke „Eh klar – Mautern“, denk ich mir - angekommen irgendwann weit nach Mitternacht, ein halbwegs brauchbares Plätzchen gesucht um den verbliebenen Rest der Nacht tot zu schlagen. Eine Uhrzeit abzuwarten, an der ich mich trauen kann einen guten Kameraden hier in Mautern aufzusuchen ohne unsere langjährige Freundschaft übermäßig stark zu beanspruchen. Um es vorweg zu nehmen, die warme Dusche, das üppige Frühstück und nette Gespräche mit Uschi und Christian waren der Höhepunkt jenes Tages, schlussendlich wurde ich noch zum Bahnhof chauffiert und mit der Rückfahrt nach Wien endete das Unternehmen Gedenkmarsch. Kauzige Aktion, ging es mir durch den Kopf, hatte ich doch soeben den Kennedy-Gedenkmarsch 2012 absolviert. Der geneigte Leser und Teilnehmer des „richtigen“ Kennedy-Marsches möge mir meine saloppe Ausdrucksweise verzeihen. Das 80 km lange Original von der Teggethoff Seekaserne in Wien zur Raabkaserne nach Mautern wurde bekannter Weise im Jahre 1988 (1) letztmalig offiziell veranstaltet und in weiterer Folge durch den Marc-Aurel-Marsch abgelöst. Nachdem sich mir nie die Gelegenheit der Teilnahme geboten hatte, „alte“ Marschkameraden aber immer wieder darauf zu sprechen kamen, keimte in mir langsam jedoch unaufhaltsam der Wunsch auf, diesen Weg auch einmal zu gehen. Die Zeit dafür war gekommen als kurzfristig und völlig unerwartet der von mir fest eingeplante Berner 2-Tagesmarsch für die österreichische Marschgruppe abgesagt wurde. Ausgearbeitet war die Marschstrecke anhand einer alten Marschskizze (Abb.1) ja schon längst (2), schnell noch den Rucksack mit dem Allernotwendigsten gepackt und ab zur Tegetthoff-Kaserne am Kuchelauer Hafen. Kurz vor 14:00 Uhr stieg ich aus dem Bus und stand auch schon vor dem verschlossenen Kasernentor, schnell ein Erinnerungsfoto geschossen und schon startete ich als Veranstalter, Betreuer und einziger Teilnehmer in Personalunion den Kennedy-Gedenkmarsch 2012. Bei bestem Marschwetter ging es anfangs entlang der Donau flussaufwärts bis zum Stift Klosterneuburg, dort bog ich nach Westen ab und wanderte durch die Altstadt leicht bergan, mit zunehmender Marschdauer wichen die Häuserfronten langsam den bewaldeten Hügeln des Wienerwaldes. Am Ortsende von Maria Gugging, unmittelbar an der Lourdesgrotte mache ich meine erste Pause, alle zehn Kilometer wollte ich mir einige Minuten Rast gönnen. Bis hierher hatte ich einen durchgehenden Bürgersteig der das Gehen abseits der recht stark befahrenen Straßen angenehm gestaltete, dies sollte sich leider sehr bald ändern. Im weiteren Verlauf über St. Andrä, Zeiselmauer, Langenlebarn nach Tulln fehlte dieser auf den Überlandstecken fast völlig. Aufgrund der recht schmalen Straßen und des einsetzenden Freitagnachmittagverkehrs entstanden einige recht brenzlige Situationen, ich musste teilweise zwischen äußerstem Fahrbahnrand und Straßengraben herumbalancieren, was das Vorwärtskommen zeitweise recht mühselig gestaltete. Ab Zeiselmauer veränderte sich das Landschaftsbild erneut, weg vom hügeligen Wienerwald hin zum offenen, waldlosen und landwirtschaftlich genutzten Donautal, ein Gelände das mich bis zum Marschziel begleiten sollte. Knapp vor Tulln wurde das Marschieren wieder leichter, breite Rad- und Fußwege säumten die Straße und mit dem Überqueren der Donau hatte ich etwa das erste Marschdrittel geschafft. Die Etappe zwischen Neuaigen und Bierbaum war mit ihrer etwa 8 km Landstraße der einsamste Streckenabschnitt, kaum Verkehr, die Sonne versank gemächlich hinter Bierbaum, die einsetzende Abenddämmerung schränkte meine Fernsicht zunehmend aber unaufhaltsam ein. Die Dunkelheit verstärkte das Gefühl des Alleinseins. Langsam begann ich mir Gedanken über den weiteren Ablauf nach Erreichen des Marschziels zu machen. Irgendwie hatte ich dies bisher in meiner Euphorie den Marsch endlich in Angriff nehmen zu können völlig verabsäumt. Freilich, da hatte ich ja einen „Joker“ in Form meines guten Freundes Christian aus Mautern im Ärmel. Also mal ganz unverbindlich eine Textnachricht in Richtung Mautern abgesetzt, glücklicherweise zeigte sich Christian über den von mir geplanten Besuch erfreut. Wie von einem „richtigen Soldaten“ zu erwarten, fragte er gleich nach der Uhrzeit meines Eintreffens. Ups – erwischt, da war ich kurzzeitig nicht wirklich auskunftsfähig – was der aber auch alles wissen will! Also schnell mal nachgerechnet, bei gleich bleibenden Marschtempo und der noch zu bewältigenden Strecke wäre ich so um ca. 02:30 Uhr in Mautern. Seite 10 Erfahrungsgemäß ist das kein optimaler Zeitpunkt für einen Überraschungsbesuch, am persönlichen Zeitmanagement muss ich wohl noch arbeiten. Nach kurzer Diskussion einigen wir uns schließlich auf ein Treffen um 07:00 Uhr. Zwischenzeitlich war es tiefe Nacht geworden, die Sicht war auch ohne Taschenlampe ausreichend. Meine Stirnlampe schaltete ich nur ein, um mich bei den anderen Verkehrsteilnehmern bemerkbar zu machen, was relativ selten notwendig war, denn seit einiger Zeit gehörte mir der Marschweg fast alleine. Mit Erreichen von Seebarn hatte ich etwa zwei Drittel der Strecke geschafft. Ich wurde nachdenklich, hatte ich wirklich genug Wasser mitgenommen? Die fest eingeplanten öffentlichen Brunnen am Marschweg zur Ergänzung meiner Wasservorräte fanden sich nicht, Geschäfte – na was soll ich jetzt noch sagen? – natürlich längst geschlossen. Durch Grafenwörth ging es nach Grafenegg. Dort gab es die ersten Unsicherheiten bei der Orientierung, sollte ich durch den Schlossgarten gehen, erst nach der Parkumzäunung links abbiegen oder hätte ich gar schon die bereits passierte Abzweigung nehmen müssen? Ich ging weiter durch die undurchdringliche Finsternis, jeder Schritt ließ mich unsicherer werden, schließlich kehrte ich zum hell beleuchteten und einladend offen stehenden Schlosstor um. Ich durchquerte den weitläufigen englischen Park, ging vorbei am neugotischen Schloss und stand schlussendlich vor einem prunkvollen, schmiedeeisernen Parktor, welches zu meinem Entsetzen jedoch fest verschlossen war. Da war guter Rat teuer, das Ganze zurück um einen anderen Weg zu suchen den es möglicherweise gar nicht gab? Rechts seitlich neben jenem unüberwindbar erscheinenden Tor ein niedriges Mäuerchen, unter anderen Bedingungen zum Verweilen einladend. Gut konnte ich mir vorstellen an einem lauen Sommerabend gemütlich darauf zu sitzen, die vorbeispazierenden Parkbesucher zu beobachten und den Tag einfach nur zu genießen. Jetzt jedoch ein höchst unwillkommenes Hemmnis auf meinem weiteren Marschweg, noch während ich versuche die rechtliche Situation abzuschätzen kommt mir unvermittelt das Motto des Jagdkommandos in den Sinn – numquam reto (3). Durstig, mit belegter Zunge und ausgedörrter Kehle wieder am Marschweg, den letzten Schluck Wasser eisern aufsparend, passierte ich Strotzdorf, Rohrendorf und schließlich erreichte ich Krems. Sorgenvoll überlegte ich nun was denn zu tun wäre, falls auch in Mautern nichts Trinkbares aufzutreiben sein sollte. Fast 2:00 Uhr in der Früh, in der Ferne sah ich eine hell erleuchtete Tankstelle, konnte es denn wahr sein? Am Eingang zwei Nachtschwärmer die mit schwerer Zunge in eine lautstarke Unterhaltung vertieft waren. Ich konnte meinen Blick nicht von den Bierdosen in ihren Händen lösen, gab es den Straftatbestand des Mundraubes und mit welchem Strafausmaß müsste ich im Falle einer Verurteilung rechnen? Ich schlug mir diesen Gedanken aus dem Kopf. Freundlich grüßend schob ich mich an den Beiden vorbei, die Tür öffnete sich und ich stand im Shop. Kurz überlege ich, wann ich als leidgeprüfter Autofahrer letztmalig so erfreut eine Tankstelle aufsuchte. Ja richtig, damals in den 70er Jahren, als es beim örtlichen Tankstellenpächter neben Treibstoff auch frisch geschlüpfte Hühnerküken zu kaufen gab. Gelegentlich erwarb mein Vater welche und wir Kinder durften sie großziehen, wohl wissend, dass sie letztendlich als Sonntagsbraten oder im Suppentopf enden würden. Bei erwachsenen Hühnern sind der „Mensch – Haustier“ – Interaktion ja auch sehr enge Grenzen gesetzt. Schnell eine Flasche Wasser und eine Dose Limonade eingepackt, auch auf ein Belohnungsbier für das Ziel wurde nicht vergessen. Frisch gestärkt ging es nach Stein und über die Donaubrücke nach Mautern. Kurz darauf stand ich vor dem Tor der RaabKaserne, Ziel erreicht und Marsch absolviert. Mit dem gut gekühlten Bier wurden einige der verloren gegangenen Elektrolyte ergänzt und eine Kleinigkeit dazu gegessen. Müde aber zufrieden suchte ich ein Plätzchen zum Übernachten und machte es mir schließlich auf der Bank eines Wartehäuschens so bequem wie möglich. Im Liegen ließ ich den Marsch noch einmal Revue passieren. Aufgrund der Straßenverhältnisse und des starken Verkehrsaufkommens sind einige Streckenabschnitte wohl nur mit Vorbehalt zu empfehlen. Ich fragte mich, ob ich den Marsch wiederholen würde? Wer weiß, aber zuerst hätte ich da ja noch ein anderes Vorhaben im Kopf... die zunehmende Müdigkeit hinderte mich weiter darüber nachzudenken. Langsam versank ich in ein unruhiges Dahindösen, aus dem ich erst durch den vorbeirasenden Lieferwagen unsanft geweckt wurde. Hannes SCHIESZL 1: http.//de.wikipedia.org/wiki/Marc-Aurel-Marsch 2: mein besonderer Dank für die Kopie einer originalen Marschskizze gilt dem HSV WIEN, Sektion Wandern und Leistungsmarsch, speziell dem Sekt.Lt.Stv Peter GRANER 3: numquam reto – niemals zurück Jede Kudrna Okolo Brno (Kudrna fährt um Brünn herum) Der Zweitagemarsch von Brno/CZ vom 22 09 bis 23 09 12 Vier Mitglieder des HSV Wien Sektion Wandern und Leistungsmarsch, Lt MOISI Wolfgang, Lt WULZ Markus, Wm BREITHUBER Mischa und Fr. KUNSCHITZ Beate machten sich am Freitag dem 21 09 12 auf den Weg nach Brno/CZ (zu deutsch Brünn). Nach knapp zwei Stunden Autofahrt erreichten sie von Wien aus das Hotel Global am Stadtrand der Universitätsstadt Brno. Von dieser 180.000 Einwohner großen Stadt aus waren es dann nur noch zehn Minuten bis zum Startpunkt des Internationalen IML-Marsches von Tschechien. Angeboten wurden wahlweise 10, 20, 30 oder 40km an jedem Tag sowie die Möglichkeit zum Frühstücken direkt im Startbereich. Seite 11 Was die Verpflegung während des Marsches anging, hat sich zu den vorangegangenen Jahren leider nicht viel geändert. Wer sich nicht selbst vorsorglich mit Proviant ausrüstete und während des Marsches auf solchen auch nicht verzichten wollte, stieß unweigerlich auf ein Problem: Seitens Organisation war es, abgesehen von phasenweise gratis ausgeschenktem Verdünnungssaft, nicht vorgesehen unentgeltlich Essen an den Kontrollen anzubieten. Auch das Wetter spielte am 1. Tag nicht besonders mit. Ein starker Wolkenbruch blieb zwar aus, aber wiederholte Nieselschauer sorgten dafür, dass man nass wurde. Der Motivation tat dies jedoch keinen Abbruch, und so wurden die doch zahlreichen Höhenmeter mit Ausdauer und starkem Willen in Angriff genommen. Eine willkommene Abwechslung boten jedoch die zahlreichen bekannten Gesichter, die sich auf fast allen Märschen zeigen und mit Geschichten und Schmankerln aus vergangenen Bewerben die Zeit verkürzten. Das familiäre Zusammengehörigkeitsgefühl, das bei solchen Wiedersehen immer entsteht, trägt maßgeblich zur Atmosphäre einer solchen Veranstaltung bei und garantiert immer wieder aufs neue unvergessliche Momente! Der 2. Tag war uns da schon wohler gesonnen, mildes, anfangs kühles Wetter erleichterte das Marschieren und führte uns um den „Brnĕnská přehrada“-Stausee. Mit voran schreitender Zeit wurden die Temperaturen wärmer und das Wetter sonniger, was uns die Besichtigung eines tollen Panoramas erlaubte. Der, im Gegensatz zum 1. Tag, relativ flache Verlauf der Route erlaubte in Kombination mit den perfekten Wetterkonditionen ein schnelles Absolvieren der Strecke. Im Ziel angekommen zerrten die Nähe zu Österreich und das Heimweh schon sehr an uns, so dass wir uns bald von Bekannten verabschiedeten und nach kurzer Dusche sowie einem ausgewogenem Mittagessen wieder auf den Heimweg machten. Als kleiner Abenteuer-Wochenendausflug kann diese Veranstaltung jedem nur ans Herz gelegt werden! Wm BREITHUBER Mischa Terminvorschau 2013 4. Sektionsabend HSV-Wien Sektion Wandern und Leistungsmarsch Wien - MTK-Kaserne, 22. November 2012 (zugleich vorweihnachtliches Beisammensein); Wir freuen uns über jede Teilnahme. Bitte um verbindliche Voranmeldungen unter der Telefonnr: +43 (664) 5170629 (Peter Graner) 1. „echte“ Winterbegehung des Wienerwald Verbindungsweg „444“ - Mödling - Purkersdorf - Grinzing, Termin kurzfristig nach Wetter- und Schneelage Mitte Februar 2013. 20. Ostarrichi-Marsch Amstetten, 25. und 26. April 2013 97. Nijmegen-Marsch Nijmegen, 16. bis 19. Juli 2013 12. Marc-Aurel-Marschtage Bruck, 29. und 30. August 2013 44. IML - Brünner Zweitage-Marsch (Jede Kudrna Okolo Brno) Brünn, 28. und 29. September 2013 Durch eine interne Umorganisation des HSV-Wien (Hauptverein) wurden unserer Sektion neue, einheitliche Internet & Emailadressen zugeteilt: Internetseite: http://marsch.hsv-wien.at Email-adressen: Sektionsleiter: sl.marsch@hsv-wien.at Sektionsleiter Stellvertreter: stv.marsch@hsv-wien.at Kassier: finanz.marsch@hsv-wien.at Büro: office.marsch@hsv-wien.at Webadministrator: webadmin.marsch@hsv-wien.at Der Mitgliedsbeitrag 2013 beträgt 17 Eur und ist bis spätestens März 2013 mittels beiliegenden Zahlschein zu überweisen. Achtung geänderte Bankdaten (Erste Bank) Der „Brnĕnská přehrada“-Stausee Seite 12 Der Kassier VzltiR Robert ZACH