Brunnezytig - Postgasse Bern, Altstadt, Geschäfte
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Brunnezytig - Postgasse Bern, Altstadt, Geschäfte
Brunne Zytig Bern, 12. März 2010 Erscheint vierteljährlich Postfach 614 3000 Bern 8 1/2010 26. Jahrgang Offizielles Organ des Leist der Untern Stadt Bern, Kesslergass-Gesellschaft, Rathausgass-Brunngass-Leist, Kramgassleist, Vereinigte Altstadtleiste EDITORIAL Nehmen sie meine Einladung zu einer Entdeckungsfahrt durch die Website der Vereinigten Altstadtleiste an? Jetzt gleich? Wir klagen oft, dass wir heute überschwemmt werden von Nachrichten, Meldungen, Neuigkeiten, Bildern, Klängen, Geräuschen, Tönen, Lärm in den Medien, überall, alles bewegt sich, rauscht vorüber, zieht an unserm Blick vorbei, steht niemals still. Sehen wir das aber positiv, bietet sich uns zugleich auch die Chance, die Medien zu nutzen, uns zum Beispiel im Internet blitzschnell zu informieren, schlau zu machen zu Begriffen, Zusammenhängen, Aktuellem, Vergangenem, auch zur unteren Berner Altstadt, Ihrem Wohn- und Geschäftviertel. Haben sie gewusst, dass unsere Vereinigten Altstadtleiste eine prächtige, fleissig aktualisierte Website unterhalten? Oder sind Sie vielleicht gar ein eifriger Nutzer? Sie möchten einkaufen, bummeln, besichtigen? In den Gassen unterhalb des Zytglogge-Turms steht ein vielfältiges Sortiment in zahlreichen individuellen Geschäften zur Verfügung, ein Shopping-Paradies für Individualisten. Die Geschäftsinhaber und –inhaberinnen kennen sich aus in ihren Fachgebieten, wissen auch über deren Geschichte, Hintergründe und Kultur Bescheid und beraten Sie gerne. Über den Werbeauftritt von Altstadt-Geschäften können Sie sich vorinformieren, indem sie nach Branchen suchen: Antiquitäten, Bücher, Blumen, Goldschmiede, Uhren, Geschenke, Schuhe, Teppiche gefällig? Sie möchten ausgehen? Zum Essen, Trinken, Feiern? Dann suchen Sie nach den Branchen Restaurants, Hotels, Bars, Dancings… Sie möchten sich auswärts amüsieren, Veranstaltungen besuchen, an Anlässen teilnehmen, ein Fest feiern, die Berner Fasnacht, bald die Museumsnacht, später den Flohmarkt Vide-Grenier? Schlagen Sie nach in der elektronischen Agenda auf der Website der Vereinigten Altstadtleiste… Sie möchten sich etwas Gutes tun? Sie werden fündig unter Pflege, Gesundheit, Coiffeur, Kosmetik, Dessous! Sie möchten einen virtuellen Spaziergang durch Berns Gassen unternehmen? Besuchen Sie die Berner Altstadt auf Touchtown mit faszinierenden PanoramaAnsichten. Das wird sie dazu verleiten, wieder einmal einen neugierigen, unvoreingenommenen Rundgang durch die Gassen zu machen, Märkte zu durchstreifen, bei der Bibliothek vorbei- oder gar hineinzugehen, in einen Keller hinunter zu steigen, sehenswerte Bauten zu bestaunen, an denen man sonst vielleicht vorbei hastet, wie das Münster, das Rathaus, den ZytgloggeTurm, den Erlacher-Hof, die Zunft- und Wohnhäuser. Nähere Informationen zu Bedeutung und Geschichte finden Sie auf unserer Website: http://bern-altstadt.ch/htm/val.htm. Ihre Kramgassleist, Kessler-Gesellschaft, Leist der Unteren Stadt und Rathaus- / Brunngassleist. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen auf einer abenteuerlichen virtuellen oder reellen Entdeckungsfahrt, oder noch besser beidem! Barbara Braun Eine Vorschau Bern, bald bereit zum «museumsnachten» Das Verb «museumsnachten» stammt aus dem jüngeren Sprachgebrauch und bezeichnet die beliebte Tätigkeit, in einer speziellen Frühlingsnacht in Bern und Umgebung Museen, Archive, Bibliotheken und Parks zu besuchen. Und schon bald ist es wieder soweit. Rund 40 Kulturhäuser und Institutionen laden am 19. März 2010 zum «museumsnachten» ein. Überblickt man die achte Museumsnacht auf dem Stadtplan, dann ist man froh, dass zwei der elf Gastinstitutionen von der rollenden Sorte sind. Der Oldtimer Club Bern und das Trammuseum unterstützen den Shuttle Service von Bern Mobil und bringen Nachtschwärmer stilvoll von einem Ort zum anderen. Schlag 18 Uhr wird die Reise durch die Nacht losgehen. Wer sich vornimmt, sämtliche Stationen zu besuchen, hat bis genau 2 Uhr morgens Zeit und sollte sich für diesen Plan vielleicht in der Bibliothek am Guisanplatz von Jules Verne und Phileas Fog beraten lassen. Aber Achtung, die Reise kann abenteuerlich werden. Sowohl am Klösterlistutz als auch in der Nationalbibliothek und im Psychiatriemuseum geht es in den Untergrund und durch geheimnisvolle Gänge und Höhlen. Froh wäre man da wahrscheinlich um Lampen und Signale, die bei SBB Historic zum nächtlichen Thema werden. Vor Begegnungen der anderen Art bleibt man übrigens auch nicht verschont. Zauberer, Gnome und Trolle treiben ihr Unwesen unter anderem im Kunstmuseum, aber auch im Botanischen Garten, wo übrigens zum 150. Geburtstag die Kakteen von den «Fielharmonikern» beschallt werden. Sie wollen unbedingt eine Gänsehaut? In der Theatersammlung kann diese auf dem Performance Rundgang «archiv.toten.heim Ruhe in Frieden, liebes Theater» schon fast garantiert werden. Hoppala Esel statt Nachtfalter? – weit gefehlt. An der Museumsnacht wird es auf dem Bundesplatz beides geben. Und sogar noch mehr Getier. Und Handwerk gespickt mit Brauchtum auch. Woher das alles kommen soll? Ganz einfach: Der Ballenberg ist am 19. März für eine Nacht in Bern zu Gast. Vielleicht ist aber auch alles nur ein Gerücht. Für Aufklärung oder weitere Verwirrung sorgt das Museum für Kommunikation, wo die überaus aktiven «Mobile Rumor Headquarters» eingerichtet wurden und Kretna, Greis & Apfelböck «Sämis jüngstes Gerücht» verbreiten. Oder fragen Sie doch einfach den Coiffeur. William Zabeni, bekannt als Haarkünstler der Schweizer Nati, verpasst Ihnen eine schnittige Frisur, versorgt Sie mit Gerüchten aus der Welt der Stars und steht für den Beautyund Wellness-Aspekt der Nacht der Nächte. Genau. Hören Sie auf zu rennen und schlendern Sie im Alpinen Museum durch das belebte Grand Hotel aus der Zeit der Belle Epoque oder machen Sie es sich in einer der vielen Musik-Bars und -Lounges der Museumsnacht gemütlich. Was einem sonst noch gut tut und wer einem weiterhelfen kann, erfährt man im Staatsarchiv unter dem Motto «Gueti Besserig». Ah, und um Ihre Kinder brauchen Sie sich auch in diesem Jahr keine Sorgen zu machen. Das Programm der Museums- 2 L Ä B I G I A LT S TA D T nacht ist randvoll mit Workshops, allerhand Geschichten, Konzerten, speziellen Rundgängen und Wettbewerben für den Nachwuchs. Die Vielfalt des Angebots hat Tradition. Nicht nur Tradition, sondern schon fast Kultstatus haben Putzfrau Lina in der Kunstsammlung der Mobiliar und Hausmeister Winterberg im Naturhistorischen Museum der Burgergemeinde Bern (NMBE). Die beiden nutzen die Gunst der nächtlichen Stund und reden wie immer Klartext. Da kann die Museumswelt noch so glänzen und glimmern, sei es im Historischen Museum, wo javanische Schattenfiguren vergoldet und antike Münzen geprägt werden, sei es in der Antikensammlung, wo Gold und Silber der GallorömerInnen ein Thema sind oder eben wieder im NMBE, wo ein «Müsterli» der Planggenstock-Kristalle geboten wird. Impressum Die «Brunne Zytig» wird von den Altstadtleisten gemeinsam gestaltet. Unter den Leistrubriken finden Sie leistinterne Informationen. Verantwortlich für die Herausgabe: Leist der Untern Stadt, Postfach 614, 3000 Bern 8 Redaktion Leist der Untern Stadt: Sylvia Baumann (sb), Iris Gerber (ig), Johanna von Jecklin (JvJ), Xaver Zach (Za) Redaktion Kesslergass-Gesellschaft: Barbara Braun (bb), Annelies Hüssy (Hy) Redaktion Rathausgass-Brunngass-Leist: Edi Franz (ef), Peter Fröhlich (pfö), Stefan Theiler (drs) Redaktion Kramgassleist: Barbara Büttner (BaBü), Jsabelle Hirschi (jh), Regula Leuenberger (rlu) Inserateannahme + Produktion: Druckerei Weiss GmbH, Claudia Weiss und Pascale Thomann-Weiss, Kalchackerstrasse 7, 3047 Bremgarten/BE, Tel. 031 301 22 79, weissdruck@bluewin.ch www.bern-altstadt.ch/brunnezytig, brunnezytig@bern-altstadt.ch Vergnügen und Animation so weit das Auge reicht. Apropos Animation: Im Lichtspiel und in der Schule für Gestaltung feiert die Animation von Bildern, allerhand Figuren und Apparaten Hochkonjunktur. An der Museumsnacht kann man aber auch einiges über Präparation, Konservierung und Restaurierung erfahren. Um Leder, Pergament, Papier und Bucheinbände geht es in der Zentralbibliothek der Universität Bern, wo RestauratorInnen über ihren Alltag berichten. Und präpariert wird natürlich im Naturhistorischen Museum der Burgergemeinde Bern. Einige wenige weitere Müsterli aus dem Programm: • Bundeshaus: Ein Gang durch das Sitzungszimmer, in dem unsere Landesregierung einmal pro Woche tagt (freie Besichtigung) • Elfenau und Stadtgärtnerei: Antike Quilts aus Sammlungen, Rundgang durch eine Pflanzen-, Bett- und Quilts-Welt • Käfigturm: Röbi Koller führt im Stundentakt Gespräche mit illustren Gästen • Kornhausforum: Architektur Workshop, Besucherinnen gestalten ihre Traumstadt • Kunsthalle: An l’àr, die bekannte Celtic Folk Band • Nationalbibliothek: Unterwegs mit der ModellEisenbahn Brunne Zytig, 12. März 2010 • Staatsarchiv: Roland Jeanneret unterhält sich mit «Kräuterheilern, Hebammen und Halbgöttern in Weiss» • Zentrum Paul Klee: Klee in Motion und direkte Verbindung zum phantastischen Multimediaprojekt von Johannes Gees im Westside • Ausstellung Eidg. Alkoholverwaltung: Treberwurst aus der fahrbaren Brennerei • Heiliggeistkirche: «Kunst trotz(t) Armut – Armutszeugnisse in der Stadt Bern» • Hochschule der Künste Papiermühlestrasse: Komponistinnen und Dirigentinnen von A – Z • Hotel Bellevue Palace: die Staatstafel und Berühmtheiten wie Maria Callas im Gästebuch Su Jost und Silvia Müller Programm und Infos unter www.museumsnacht-bern.ch Vorverkaufsstellen – www.museumsnacht-bern.ch – beteiligte Kulturhäuser – Bern Tourismus im Bahnhof – Libero-Shop von BERNMOBIL – Thalia Bücher AG im LOEB – Westside Information – am 19. März ab 14 Uhr auf dem Bundesplatz Das Ticket kostet 25 Franken (ÖV Zonen 10/11, Shuttles und Eintritt in alle Häuser inbegriffen), für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre gibt es ein Mini-Ticket gratis www.komminoth.com Es wird Frühling! Tulpen, Freesien, Primeli und Tête-à-tête sind die ersten leuchtend bunten Frühlingsboten. Jeden Dienstag- und Samstagvormittag finden Sie an unserem Blumenstand in der Münstergasse eine vielseitige Auswahl an frischen Schnittblumen aus eigener Produktion. Wir bedienen Sie auch gerne in der oberen Stadt an unserem Blumenstand in der Gurtengasse. Barbara u. Christian Komminoth mit Mitarbeiterinnen 3182 Ueberstorf Tel. 031 741 05 08 www.komminoth.com – und staunen wo alles wächst! Brunne Zytig, 12. März 2010 L Ä B I G I A LT S TA D T Der Avatar im Bärenpark Von meinem Fenster aus kann ich dem unsäglichen Geschöpf zusehen. Das unsägliche Geschöpf ist sehr aktiv. Es fängt am Morgen an und hört erst am späten Nachmittag auf, wenn ihm die Wärter die Tür zum Stall wieder öffnen. Zu diesem Zeitpunkt sieht das unsägliche Geschöpf dann meist aus wie mit Dreck paniert. Kein Wunder: Es hat den Tag damit verbracht zu scharren, zu graben, zu zerren und zu stossen, zu kratzen, zu verbiegen und zu zerbersten, es hat gebrummt, hat manchmal die Lefzen witternd in den Wind gehalten und vorbei spazierenden Hunden die spitzen Eckzähne gezeigt, es hat sich geschüttelt, ist hin und her gezottelt, hat im eiskalten Schwimmbecken eine Runde gedreht, hat sich auf die Hinterfüsse gestellt, den dicken Kopf herumgeworfen, sich genüsslich im Schnee gewälzt oder an wärmeren Tagen in der Sonne gerekelt. Aber vor allem hat es gegraben, gegraben, gegraben und gegraben. Sie werden es erraten haben: Das unsägliche Geschöpf, ist ein europäischer Braunbär. Und zwar nicht irgendeiner, sondern unser höchstpersönlicher europäischer Braunbär. Der Berner Braunbär sozusagen, der auf den Namen Finn hört und seit kurzem im neuen Bärenpark haust. Wir haben auch noch eine Braunbärin, Björk mit Namen, aber die sitzt zur Zeit meist manierlich in ihrer Höhle – wir alle glauben und hoffen, dass sie das so ausgiebig tut, weil sie dort ihren Nachwuchs umsorgt. Darauf, dass das so sein muss, deutet die Tatsache hin, dass ausgerechnet die Videokamera ausgefallen ist, die rund um die Uhr aus Björks Höhle übertragen sollte, was in Björks Höhle so vor sich geht. Totalausfall. Offiziell, weil das Objektiv der Feuchtigkeit wegen immer beschlagen ist. Dass das eine faule Ausrede der Bärenparkleitung ist, haben wir auf der Stelle begriffen: Warum sonst würde sich Finn seit Wochen aufführen, wie ein nervöser werdender Vater im Wartezimmer einer Frauenklinik? Und damit zurück zum Hauptbär. Manchmal darf das unsägliche Geschöpf am Morgen nicht hinaus in sein Gehege. Dann kraxeln und rutschen Männer mit ernsten Gesichtern auf dem steilen Hang herum, mit Schaufeln und Beilen, und versuchen, die Schäden, die das unsägliche Geschöpf verursacht hat, so gut wie möglich wieder zu flicken. Sie schlagen Pfähle ein, füllen Löcher auf, spannen elektrische Zäune neu. Manchmal kommt auch ein kleiner Bagger zum Einsatz, dort, wo Finn besonders tief, besonders schlimm gewühlt hat und wahre Krater im Gelände gähnen. Einmal haben sie sogar Erde hergekarrt, Lastwagenweise, haben Baumstrünke hineingepflanzt, die ein grosser Kranwagen in die Tiefe warf, eine ganze Tanne obendrauf. Eine Zeitlang hatte das unsägliche Geschöpft grosse Freude an diesem neuen Spielplatz, dreckelte, zog und zerrte, und grub und grub nach Herzenslust. Der Haufen ist inzwischen fast abgetragen. Die Tanne wird Finn bald ins Wasserbecken rollen. Und Finn gräbt wieder, wo er nicht sollte. Das Ding mit dem Bär Wenn ich dem unsäglichen Geschöpf bei seinem unsäglichen Treiben zusehe, empfinde ich eine unsägliche Freude. Und so wie mir scheint es vielen Bernern zu gehen. Wie sonst lassen sich die verzückten Gesichter erklären, mit denen anständig gekleidete und höchst wahrscheinlich respektable Bürgerinnen und Bürger von der Nydeggbrücke dem Chaoten im Bärengehege zusehen und ihn anspornen? Warum gratulieren wildfremde Leute einander auf der Brücke dazu, viel zu viel Geld für den Bau dieses Bärenparks ausgegeben zu haben? Wilde, ursprüngliche Gefühle sind da am Werk, Regungen aus dunklen keltischen Zeiten. Wir wissen ja: der hergelaufene Herzog da, dieser Berchtold V. von Zähringen, der hat die Sache mit dem Bären nicht erfunden. Der hat mit der Legende von der Bärenjagd und dem daraus abgeleiteten Namen für seine neu gegründete Stadt bereits 1191 nichts anderes getan, als das kulturelle Lokalsubstrat für eigennützige Werbezwecke zu missbrauchen. Hat mit unserem Bären Standort-Branding betrieben, wie das smarte Konzernritter auch in heutigen globalisierten Zeiten gerne tun. Aber der Bär und wir, das geht tiefer, ist älter, unberechenbarer und weiser. Denken Sie an die keltische Bärengöttin im Historischen Museum. Denken Sie an uralte Kraftorte. An Blitze, die unter dräuendem Himmel auf rauschende Eichenwälder fallen. An Druiden und Zauberformeln. Heute morgen haben sie das unsägliche Geschöpf nicht ins Gehege gelassen. Als ich mit dem Hund am Bärenpark entlang Richtung englische Anlage spazierte, hörte ich aus der Tiefe des alten Bärengrabens dumpfe Schläge: Finn wollte raus, schlug methodisch gegen die Metalltür, wollte draussen graben, das letzte überlebende Jungbäumchen knicken, die übrigen Bäume mit seinen Krallen malträtieren, wollte scharren, das elektrische Kabel am Fuss der Abschrankung Seite Nydeggbrücke wieder freilegen. Er brannte darauf, seine Tanne weiter Richtung Abhang zu zerren und endlich ins Wasser rollen zu lassen. Finn und seine Bärenstärke wollten wüten. Und alle Bernerinnen und Berner, die zu dieser frühen Morgenstunde am Bärengraben unterwegs waren, nahmen es mit offensichtlicher, ja subversiver Genugtuung zur Kenntnis, lächelten einander verschwörerisch zu und hatten, trotz elendiglichem Hochnebel und der Aussicht auf einen weiteren saukalten Wintertag, plötzlich allerbeste Laune. Wenn wir schon nicht mehr dürfen, so darf wenigstens Finn. Hollywood mag glauben, dass ein Avatar blau zu sein hat. Wir wissen: In Wirklichkeit sieht die Sache viel zotteliger aus. Und ist mit Dreck paniert. P.S. : Jetzt ist es offiziell: Finn ist Vater geworden, Mutter und Bärenkinder geht es prächtig. Und auch die Kamera in der Höhle hat sich erholt. JvJ 3 Am Rande notiert Olympia und Fasnacht sind vorbei. Ostern naht mit Riesenschritten. Bevors zum fröhlichen Eiertütschen geht, noch eine Rückblende aufs fasnächtliche «TschäppuTütschen». Dieses soll und darf sein. Als Politiker an der Fasnacht erwähnt und besungen zu werden, ist ein Zeichen von Volksnähe und Volksverbundenheit. Es gibt Mandatsträger, die fürs Nichtvergessenwerden tief ins Portemonnaie greifen. So beispielsweise bei unseren nördlichen Nachbarn. Aber keiner gibts natürlich zu. Man muss übrigens die Verse auch aushalten können. Da in der Regel kräftig überzeichnet, kratzen sie oft schmerzhaft am Ego. Nun denn, Tschäppät hat Humor bewiesen. Wer austeilt, muss auch einstecken können, das ist ihm als Vollblutpolitiker natürlich bewusst. So weit, so gut. Nun hat man mich auf einen Fasnachtsvers aufmerksam gemacht, der offenbar quer durch Politik und Gesellschaft Unmut entfacht hat, weil zu verletzend. Der Vers hat folgenden Wortlaut: Ihr Leut, ich bin der Tschäppu, bin Präsi dieser Stadt, ich klebe fest am Sessel, ich geb mein Amt nicht ab. Ich amte meines Waltes und lebe hier im Prunk, und wird ein Hund verlochet, gibts gratis einen Trunk! Da ich mich in vielerlei Hinsicht befangen fühlte, habe ich das Gereimte einem hochkarätigen Fasnachtsversexperten zur Beurteilung vorgelegt. Sein Fazit: Der Vers ist technisch brillant, die Pointe pfiffig gesetzt. Inhaltlich stimmt er aber nur bedingt. Tschäppät ist vom Volk gewählt. Von Sesselkleberei kann deshalb nicht die Rede sein. Und mit leerer Stadtkasse lebt er wohl kaum im Prunk. Man hätte den Aufbau zur Pointe gediegener gestalten müssen. Aha! – Ich habe den Experten in der Folge gebeten, eine Alternativvariante zu kreieren. Quasi als Lernbeispiel. La voilà: Dr Tschäppu het dr Chliichram satt, statt Politmurggs wott är für d'Stadt Bärngfüehl wecke änn't em Teich, das wär an sich gar kei Seich! Doch bim Gang dür d'Stedtli-Beize schneits ihm öfters rääs i Weize, und de tönts halt churz und schnurz: Typisch Tschäppu – noch'n Furz! Dieser Reim soll besser sein? Also ich weiss nicht... – Doch kehren wir vom fasnächtlichen Rückblick zur Tagesordnung zurück, zur Realität. Diese ist bekannterweise gespickt mit Anliegen und Problemen anspruchsvollster Art. Möge sie Stadtvater Tschäppät mit Mut und Elan anpacken – aber bitte ohne bierseeligen Spottgesang (!). Hans Häusler Die nächste Ausgabe der Brunne Zytig erscheint am 18. Juni 2010 Redaktionsschluss: 28. Mai 2010 L Ä B I G I A LT S TA D T 4 Brunne Zytig, 12. März 2010 Keine Stadtrund- Wintervertreibung in Mutzopolis fahrten mehr Vistatour hat seit Karfreitag 2009 Stadtrundfahrten angeboten, kam damit aber auf keinen grünen Zweig. Wer als Tourist eine Stadt entdecken will, steigt gerne in einen Bus, um vorerst mal einen Überblick zu erhalten und wichtige Fakten zu vernehmen. Bern ist dafür vielleicht zu klein. Jedenfalls blieb der Erfolg aus und Vistatour hat ihr Angebot Mitte Februar wieder eingestellt – nur 4000 Personen hatten vom «fahrenden Audio-Guide» Gebaruch gemacht. Wahrscheinlich war das Angebot auch noch zu wenig bekannt, doch der finanzielle Schnauf reichte offenbar nicht weiter. Betroffen vom Vistatour-Aus ist auch die Kinderrundfahrt, auf welcher sich Berner Buben und Meitschi im Bären-geschmückten Glasdach-Bus auf die Suche nach Berns (nicht lebendi-gen) Bären machen konnten. Begleitet von einer «Märlitante» wurde Berns Wappentier in Gassen und auf Plätzen aufgespürt und die Kinder erfuhren viel Spannendes über Bären und über Bern. sb Bärebefreiig «Zmitts am achti» begann die Berner Fasnacht 2010 mit der Bärebefreiig. Dällebach Kari muss nach einigen Reklamation und Witzen dem aus dem Winterschlaf erwachten Bär Platz machen und die Stadt in fasnächtliche Hände übergeben. Mit dem befreiten Bär schwärmten die Guggenmusiken und Narren aus. Bern wurde für drei Tage – 18.–20. Februar – zu «Mutzopolis» wie die Stadt schon seit dem 19. Jahrhundert während der närrischen Tage hiess. Der Fasnachtsbär freute sich über das orgiastische Erwachen, nach dem langen, intensiven Winterschlaf. «Leider war der Schlaf auch etwas einsam ohne weibliche Gesellschaft», meint der Bär. Kramgasse 3 3011 Bern Neue FrühlingsSommerkollektion eingetroffen von den Pipistrellen, oder bissig wie die in der Gasse vorgetragenen Schnitzelbänke. Fasnachtsumzug Die Ruhe sollte allerdings nicht lange währen. Der gegen den Startpunkt des Umzug ziehenden Bassisten, der «Bassistenkongress» stimmte das dank des guten Wetters zahlreich erschienen Publikums auf den kommenden Umzug ein. Um 14.30 war’s dann soweit, und der Fasnachtsbär zog den 58 Gruppen durch Berns Gassen voraus. Nach dem Umzug und dem Monsterkonzert dauerte das bunte und lebhafte Treiben in den Gassen und den zahlreichen Kellerlokalen bis in die frühen Morgenstunden an. Der Fasnachtsbär hat gemäss unbestätigten Gerüchten im Verlauf der Nacht die beiden Jungbären besucht, und sich danach in die Wälder zurückgezogen. Bis zum 11.11. darf er in den Berner Gassen und Wäldern herumstreifen, um nach dem Winterschlaf am 10. März 2011 die Berner Fasnacht zu eröffnen. Der Bär wird frenetisch begrüsst. Vorfreude auf Bäremärli-Stadtrundfahrt: Das ist nun leider vorbei Heisse Öfen am Tellspiel. Vernissage Sunneklar Fasnacht fördert allerhand kreative Geister, nicht nur beim Nähen von Kostümen und dem Dichten von Versen. So fand vor dem Schlachthaus unter musikalischer Begleitung zum achten Mal die Vernissage zu den von Behinderten dekorierten Kunstwerken statt. Dieses Jahr wurden die in der Rathausgasse präsentierten Werke unter dem Motto «Sunne + Stärneklar» angefertigt. Jedes Kunstwerk kann nach der Fasnacht zu Gunsten der Behinderten gekauft werden. Stille Fasnacht i der Chramgass Die Berner Fasnacht kennt auch ihre stilleren Seiten, und wer an diesen beschaulicheren Seiten Spass hat, kommt jeweils am Samstag Morgen zu seinem Vergnügen. Zum 24. Mal präsentieren «Ja Täll so geiht’s» die Tellsgeschichte, welche Gesslers Hut und Bill Tell dieses Jahr ins Amerika der fünfziger mit Rock’n’Roll, Brillantine und röhrenden Maschinen versetzte. Leise waren auch andere Töne, wie beispielsweise Brunne Zytig, 12. März 2010 L Ä B I G I A LT S TA D T Schnitzelbänke Das vergangene Jahr lieferte den Schnitzelbänken eine wahre Vielzahl von Highlights: Bärenpark und Skirennen vom Rosengarten, sämt- liche vom Bundesrat getroffenen Fettnäpfe, Bankenkrise, Minarette und Gadaffi, Rauchverbot und Schweinegrippe. Hier eine kleine Auswahl, welche über die Fasnacht hinaus Gültigkeit behält: Duo Hell und Schnell mit Luciano Andreani und Markus Schrag präsentiert: Himmel und Hölle – ein theatralischer Rundgang stie. Hell und Schnell entführen das Publikum in einen Abend aus Ernst, Heiterkeit und Poesie, aber auch von Einfalt, Laster und Sünde. Denn auch für die beiden Mannen ist der Weg zum Licht mit Stolpersteinen und Fettnäpfchen gepflastert, das Böse ist noch nicht überwunden, das Gute steht noch bevor. Amen. Vor dr Beiz eis rouke Lüt, das isch gfährlech wine Moore äs entzündet d Blase, d Lunge und, eine sig schints scho erfroore äs tünkt mi bald, i wett fasch meine das Gsetz sig ds sträng bemässe lang geits nümm, und d Rouchwurscht muesch ufem Trottoir uss ga frässe! Die drei Musketiere Dr Bärepark, wie geil, das muesch de zerscht no bringe, wird drümau türer – u das git roti Gringe. Dr türschti Bärepark für Björk u Finn, die spinne. Nume wenn inegumpsch, gsehsch würklech mau e Bär dert inne. Wöschwyber Und d’Novartis impft die halbi Wält, das git viel Ruhm u no meh Gäld. Denn si hei für die unheilbar Gsunde Ä Impfstoff gäge d’Dummheit gfunde! Zibelegringe Das itz halt dä Aarehang chlei rütscht, wäge däm isch no ke einzige Bär entwütscht. U wiso si all’ eso erregt, we sech einisch öppis z Bärn bewegt? Pfannehouer Der Stadtbach fliesst paar Meter off U s’isch no kene drin versoffe! Tz agnoh der Tschäppät isch chli bsoffe, Ja, da wei mir doch alli z’Beschte hoffe! Die Schwarze rlu Ein Sommervogel verabschiedet den Winter. rlu 5 Himmel und Hölle heisst das abendfüllende Programm, welches das Duo «Hell und Schnell» in Form eines theatralischen Rundgangs diesen Sommer präsentiert. Die beiden Komiker Luciano Andreani und Markus Schrag bieten als Hauswarte der besonderen Art für das interessierte Publikum in einer Kirche öffentliche Führungen an. Sie erzählen Wissenswertes über Kirchturmhöhe und Kerzenverbrauch, über den Siedepunkt von Weihwasser und das Gewicht einer Abendmahlho- Vielen ist das KomikerDuo mittlerweile bestens bekannt. Etwa mit dem Programm «Pyrotechnischer Hosenlupf», einem pfiffigen Mix aus helvetischer Langsamkeit und skurriler Mechanik, oder einer Zirkusnummer, welche mit einem einfachen Putzgerät beginnt und als riesiger virtuoser Elefant endet. Überhaupt sind Hell und Schnell mit Einfallsreichtum gesegnet. Ihren frech-naiven Basteleien aus gebrauchtem Hausrat und billigem Klebeband, aus hitzigem Schwarzpulver und listigem Witz entspringen theatralische Maschinerien voller Charme und Poesie. www.hellundschnell.ch Praktische Informationen Premiere: Montag, 3. Mai 2010 Spieldaten: jeweils am Montag und am Dienstag im Mai und im Juni 2010 ausser: 17./18. Mai und 28./29. Juni Zeit: 20h00 – 21h15 Dauer: 75 Minuten (ohne Pause), davon 60 Min. indoor Preis: Fr. 25.–- pro Person (nur Barzahlung, am Ende der Vorstellung) Alter: ab 14 Jahren Sprache: Mundart (Berndeutsch) Treffpunkt: vor dem Schlachthaus Theater, Rathausgasse 20, 3011 Bern Bus Nr. 12 bis Station Rathaus / Rathaus-Parking Schluss: beim Rathaus Findet bei jeder Witterung statt (60 Min. des Rundgangs sind indoor). Reservation erforderlich, Gruppengrösse beschränkt: Schlachthaus Theater Bern, www.schlachthaus.ch, Tel. 031 312 60 60 (Beantworter) Gruppen ab 20 Personen: jederzeit möglich auf Anfrage dipl. Uhrenmacher Kramgasse 14, 3011 Bern Telefon 031 311 12 60 6 L Ä B I G I A LT S TA D T Bühne gegangen, so wurde das totale Anhalteverbot in der Altstadt wieder aufgehoben. Immer nach dem Jimi Gyger-Motto: «Nur wenn alle beteiligt sind, verhebt es.» Fritz «Jimi» Gyger, der neue BERNcity Präsident Im Zeichen der Harmonie Es ist ein Erlebnis, hinter Jimi Gyger durchs Berner Rohr zu laufen. Er kommt immer nur ein paar Schritte weit, wird links und rechts gegrüsst, wechselt hier ein paar Worte, schüttelt dort eine Hand und macht eine gut gelaunte Bemerkung. Jimi Gyger hat, was man ein grosses Beziehungsnetz nennt. Gyger, 59 Jahre alt, Doktor der Chemie und Computer-Consultant, hat ausserdem, was auf Französisch mit «un caractère bien trempé» umschrieben wird, ist gleichzeitig ein jovialer Menschenfreund und ein sensibler Zuhörer, nimmt sich und die anderen ernst, aber nicht zu ernst. Er redet mit allen, hört allen zu, ist offen und diplomatisch zugleich und poltert, wenn überhaupt, nur verhalten. All diese Eigenschaften sind zu einem guten Teil erbliche Belastung: Gyger ist schliesslich auch Harmonie-Wirt und ein Spross der Dynastie, die das Berner Traditionslokal seit 1915 führt. Wer in und um diese geselligen Räume gross wird, wo Berner Notabeln und Bundespolitiker schon früh morgens die Köpfe zusammen stecken, wo sich in den Duft währschafter Speisen auch die Effluvien grosser Pläne und Projekte mischen, der muss gezwungenermassen zum Menschenkenner werden. Dazu kommt die Liebe zu Bern, «der schönsten Stadt der Welt». Und die Überzeugung, dass «man irgendwo seinen Obolus an die Gemeinschaft leisten» müsse. Aber wo? Nicht in der Politik, das war Jimi Gyger früh schon klar, lieber engagierte er sich bereits «als junger Student» in einem Altstadtleist. Einer «unabhängigen und deshalb nicht angreifbaren Vereinigung» also, in welcher die Interessen der gesamten Unterstadt vertreten sind, die der Gassenbewohner, der Hauseigentümer und der Gewerbler. In der andere wie er mitmachen: freiwillig, aus Überzeugung, aus Anhänglichkeit an dieses Gebiet unterhalb des Zytglogge, wo man VOM FASS Bern Marie-Therese Bachmann + Bruno Schneider Gerechtigkeitsgasse 70, 3000 Bern 8 Telefon 031 311 27 07 vomfass.bern@bluewin.ch, www.vomfass-bern.ch Brunne Zytig, 12. März 2010 sich noch kennt, wo es ein Zusammengehörigkeitsgefühl gibt, «ein Netz, das hält, auch wenn einer mal durchhängt.» Gyger tritt dem Kesslergastleist bei, steigt bald in den Vorstand auf und ist schliesslich während 28 Jahren Präsident der Vereinigten Altstadtleiste (VAL). «Einfach genial war das», sagt er rückblickend. Denn immer wieder hätten sich die vereinten Altstadtleiste durch solide Arbeit Gehör bei den Stadtbehörden zu verschaffen gewusst und dabei den Status einer Quartierkommission erworben. Denn wenn die VAL einen Kompromiss nagle, dann halte er eben auch. Weil sie mit allen Beteiligten das Gespräch suche, die Fakten auf den Tisch lege, die Sorgen benenne. Und ganz demokratisch – wenn gleich sicher auch mit geballter Jimi Gyger-Überzeugungskraft – eine gemeinsame Lösung ausarbeite, die dann von keinem der Beteiligten hintertrieben werde. So ist beispielsweise die Gassensanierung ohne eine einzige Einsprache über die Und nun also ist Jimi Gyger in die höheren Sphären der Oberstadt entschwoben und neuer BERNcity Präsident geworden. Natürlich haben sie ihn per Akklamation gewählt, und sein Vorgänger Daniel Nicklès hat bei der Gelegenheit zu Protokoll gegeben, der neue Präsident solle Schwung in die Vereinigung bringen. Das ist ihm durchaus zuzutrauen. Und es ist nötig: Denn dort oben, man weiss es, steht viel Aufbauarbeit an. Längst gibt es in der oberen Stadt keine Seitengassenleiste mehr, keine Gassenkommissionen, die sich für ihr Quartier engagieren. Im Gegenteil: es gibt fast nur noch das «hohe Gremium», die Wirtschaftsorganisation BERNcity. Da muss nun wieder Leben hinein, sollen Anwohner, kleinere und grössere Geschäfte und grosse Ladenketten wieder ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln, sollen gemeinsam auftreten und ihre Interessen der Stadt gegenüber vertreten. Doch dass Jimi Gyger jetzt jenseits des Zytglogge wirkt, heisst nicht, dass er die untere Altstadt verraten hätte. Im Gegenteil – wir haben es hier, wenn man es richtig überlegt, fast mit so etwas wie einer versteckten Machtübernahme zu tun: Mit Jimi Gyger wird ein Kesslergässler Präsident von BERNcity, mit seinem Nachfolger Sven Gubler ein Mättler Präsident der Vereinigten Altsadtleiste und VAL-Vertreter bei BERNcity. Denn Jimi Gyger wäre nicht Jimi Gyger, wenn er vor seinem Rücktritt nicht unmissverständlich klar gemacht hätte, wen er sich zum Nachfolger wünsche. Weil er dem Neuen zutraut, in seine Fussstapfen treten zu können und auf die gleiche Vision hinzuarbeiten, die er für Bern hat. Es ist die Vision einer lebendigen Stadt, an der ihre Bewohner Freude haben und das auch zeigen. Denn dort, wo es Freude gibt, sei es auch um Ordnung und Sicherheit gut bestellt. Weil aus Freude Zivilcourage wachse, der Mut laut zu sagen, wenn etwas schief laufe. Es leuchtet ein: Wo Freude ist, wird es immer auch Menschen geben, die sagen: «Loset Giele, da müssen wir jetzt aber etwas tun.» Leute wie Jimi Gyger eben. JvJ Gewichtsreduktion Steigerung Schönheit Gesunde Ernährung auf schonende und nachhaltige Weise – ohne Jo-Jo-Effekt Ihrer Leistungskraft und des Wohlbefindens und Straffung Ihrer Haut vermeidet häufige Krankheiten infolge Fehlernährung Info-Abend: jeden Donnerstag 18.00 – 18.45 Uhr Anmeldung in der www.bern.vitalis-plus.ch Vitalis plus Bern GmbH Kramgasse 2 I Bern I 031 312 24 16 Brunne Zytig, 12. März 2010 L Ä B I G I A LT S TA D T Sven Gubler ist der neue Präsident der Vereinigten Altstadtleiste (VAL) Mit allen Hochwassern gewaschen Am trüben, braun-grünen Aarewasser, das 2005 die Matte überschwemmte, hat Sven Gubler seine Sporen abverdient. Vorher war er in den Augen vieler einfach der sehr junge Mattenleist-Präsident, dem nicht nur Wohlwollen entgegenschlug. Aber in den nassen Tagen des Hochwasser-Ausnahmezustandes habe er bewiesen, was in ihm stecke. Denn da sei er, erzählen betroffene Mätteler, Tag und Nacht auf der Piste gewesen, habe einen ungeheuren Einsatz geleistet, organisiert, geholfen und für jeden ein gutes Wort gefunden. Ganz ähnlich definiert Sven Gubler seine neue Rolle im VAL. Sicher, dessen Vorstand sei ein toll eingespieltes, effizientes Team und besitze, mit seiner Sekretärin Simone Mülchli eine junge Eminenz, die alles bestens im Griff habe. Aber manchmal brauche es eben auch einen, der hinstehe und sich Gehör zu verschaffen wisse. Einen, der es verstehe, die Kräfte zu bündeln. Hinstehen, ein Anliegen verfechten und sich Gehör verschaffen: Eine Zeit lang dachte Sven Gubler, dass die Politik dafür der geeignete Ort sei. Nach dem Hochwasser kandidierte er 2006 unter den Farben der CVP für den Grossen Rat. Heute hat er sich von der Parteipolitik abgewendet und dafür einer politisch unabhängigen, im Lokalen verankerten Sachpolitik verschrieben. Das sei zwar «vielleicht nicht so sexy», meint er, weil viel weniger aufgenfällig sei, was einer da leiste. Aber dafür habe es Hand und Fuss. Mit Hand und Fuss und Herz und einem gut geölten Mundwerk also hat der Betriebsökonom Sven Gubler, bei der Swisscom in verantwortungsvoller Position tätig, 33 Jahre alt und bald zum ersten Mal Vater, die VAL-Präsidentschaft übernommen. Das finden manche noch immer sehr jung für einen VAL-Präsidenten, in so zartem Alter, monieren sie, könne einer bei allem Kommunikationstalent nicht das beeindruckende Beziehungsnetz seines Vorgängers aufnehmen. Der sieht das ganz anders: einen Glücksfall nennt Jimi Gyger seinen «Ziehsohn» Sven, der zwar eine gute Generation jünger sei, aber in der Matte bewiesen habe, welch ungeheure Arbeit er leisten könne und wie nahe er bei den Leuten sei. Für diese Gleichzeitigkeit der Wohn- und Lebensstadt, diesen gesunden Mix von Wohnraum, Gewerbe und Freizeit, will Gubler sich einsetzen. Für ein Bern, das Unesco-Welterbe, aber kein Museum ist. Für eine sichere, lebendige Wohlfühlstadt. Dafür müsste Bern als Standort mit verschiedensten Aktivitäten gefördert werden, der öffentliche Verkehr optimiert, müsse es bezahlbare Parkhäuser geben, an gewissen Orten die Sicherheit verbessert werden. Daran könne die VAL mit der Stadtregierung arbeiten. Denn die ganz konkreten Probleme der Altstadt, der Lärm der Nachtschwärmer und Barbetriebe beispielsweise, oder die Furcht, dass Wohnraum immer teurer wird und noch mehr Anwohner wegziehen, solche Probleme könne man nicht mit Dekreten von oben lösen. Da brauche es auf dem Boden der Realität gewachsene Lösungen. Und dazu – um mit allen Betroffenen den Dialog aufzunehmen und die Quintessenz dann zur Stadtregierung weiterzutragen – seien eben die Leiste da. Ein bisschen frustrierend findet der neue VAL-Präsident einzig, dass nur wenige Berner überhaupt wahrnähmen, wie viel diese eigentlich leisten, sie als überholte, bünzlihafte Vereinigung wahrnähmen, die nichts tue, als an manchen Festen Fahnen in die Gassen zu hängen und an Weihnachten ein paar Tannenbäumchen. Aber jammern ist nicht Sven Gublers Ding, er wird sich jetzt einfach darum kümmern, dass die Arbeit der Leiste besser kommuniziert wird. Im übrigen freut er sich einfach über seine neue Aufgabe. «Denn», grinst er, «es fägt einfach, mitreden zu können.» JvJ Umgekehrt ist auch Sven Gubler voller Bewunderung für seinen Vorgänger, der vorgelebt habe, wie viel sich mit Zuhören und Respekt bewegen lasse. «Die Altstadt, das ist Jimi Gyger», sagt Gubler. Aber er weiss, dass er die Schuhe seine Vorgängers ausfüllen kann. Er habe in seinen sieben Jahren als Mattenleistpräsident eine harte Schule durchlaufen, manchen Konflikt auszufechten gehabt. Da war, neben dem Hochwasser, ja schliesslich auch der Durchgangsverkehr, die epische Pollerangelegenheit, da gab es polarisierende Probleme und streibare Gemüter – kein Zuckerschlecken. Was Gubler antreibt, ist die Liebe zu Bern: «Ich hänge extrem an dieser Stadt, an ihrer Geschichte, an ihren Besonderheiten, ich hoffe für ihre Zukunft.» Die sieht er ziemlich rosig. Bern sei auf gutem Weg, habe zwar gewiss nicht den Status einer Weltstadt, auch wenn das teilweise eher mit der Wahrnehmung als mit der Realität zusammenhänge Dafür kann Bern niemand die Lebensqualität absprechen, kann niemand sagen, dass es sich nicht in eine gute Richtung entwickelt. Da sei, zählt Gubler auf, zum Beispiel der neue Bahnhofplatz, «sicher nicht das Dümmste», das Zentrum Paul Klee, die Aare mit ihrem «urban swimming» im Sommer, und unter den Lauben ein einmaliges öffentliches Shoppingzenter. «In der Altstadt kauft man ein, geht man aus, isst im Restaurant, amüsiert sich. Und wir leben mitten drin, und fühlen uns wohl». 7 Shiatsu-Therapie in der Berner Altstadt Lassen sie sich in der schönen Altstadt, bequem in ihrer Nähe, durch eine entspannende Shiatsu-Behandlung von ihren körperlichen Beschwerden und vom Alltagsstress befreien. Gönnen Sie sich eine Auszeit während der Mittagspause oder läuten ein gemütliches Wochenende mit einer Shiatsu Behandlung ein. Die Shiatsu-Therapie, ist eine ganzheitliche Behandlungsmethode und hat ihren Ursprung in der fernöstlichen Philosophie und Gesundheitslehre und wird in China seit bald 4000 Jahren praktiziert. Diese, als Erfahrungs-Medizin geltende Behandlungsform wirkt vorbeugend gegen körperliche, seelische sowie mentale Störungen und Erkrankungen. Die wohltuend entspannende Behandlung stärkt und regt im Körper die Abwehr- und Selbstheilungskräfte an. Zudem fördert Shiatsu das Körperbewusstsein und die Selbstverantwortung für das eigene Wohlbefinden und die Gesundheit. Shiatsu wird u.a. bei folgenden Störungen und Beschwerden eingesetzt: • Schmerzen und Verspannungen im Nacken, Schultern und Rücken, Migräne… • rheumatische Beschwerden, Bewegungseinschränkungen, Kopfschmerzen… • Schlaf-, Verdauungs-, Zyklusstörungen, Nervosität, Allergien… • depressive Verstimmung, Stress, Erschöpfung, Energielosigkeit, Unlust… usw. Bei einer Shiatsu-Behandlung liegt man in bequemer Kleidung auf einer weichen Unterlage (Futon) am Boden (Behandlungsdauer: 1 Stunde). Mit Daumen, Handflächen, Ellbogen und Knien wird in ruhigen, fliessenden Bewegungen ein sanfter Druck auf die Meridian-Bahnen des Körpers ausgeübt. Es werden auch Dehnungen der Muskeln, Rotationen der Gelenke und andere Techniken eingesetzt, um Blockaden und Stauungen im Energiefluss zu lösen. Die Krankenkassen übernehmen bis zu 90 Prozent an die Behandlungskosten (Alternativ-Zusatz erforderlich). Lassen sie sich von der Wirksamkeit dieser Therapie überzeugen und buchen sie einen Behandlungstermin bei: Fritz Moser, dipl. Shiatsu-Therapeut, Gerechtigkeitsgasse 46, 3011 Bern 079 354 86 05 / www.moserfritz.ch oder einem anderen Therapeuten in den schönsten Gassen Berns. Bei uns finden Sie 7 verschiedene Fondues ! L Ä B I G I A LT S TA D T 8 Sicherheit ist schwer zu definieren Während sich die einen in der Altstadt absolut sicher fühlen und zu jeder Tag und Nachtzeit sorglos durch unsere schönen, Unesco-geschützten Gassen laufen, fühlen sich andere unsicher, ärgern sich über Lärm, Abfall und andere Störungen der öffentlichen Ordnung oder haben sogar Angst und sind dadurch stark in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. In der Sicherheitsdiskussion wird mehr Sicherheit oft mit mehr Polizeipräsenz gleichgestellt. Klar, dass die Polizei die Hauptarbeit im Sicherheitsbereich leistet, es gibt aber auch andere Bereiche wie Sauberkeit und Ordnung, die für das Sicherheitsempfinden wichtig sind. Das meiste Unrecht beginnt im Kleinen – und da lässt es sich mit Mut und Zivilcourage noch bekämpfen – Roman Herzog. Es braucht nicht immer polizeiliche Interventionen, viele Situationen wie Drogenkonsum, kleine Fälle von Vandalismus oder grob gesagt, störendes Verhalten lassen sich mit rein kommunikativen Mitteln bekämpfen, oder mit verschiedenen Massnahmen gar in der Entstehung verhindern. Pinto ist ein Angebot der Stadt Bern, das einen Beitrag zur Verbesserung der Sicherheitslage mit rein kommunikativen Mitteln leistet. Die acht MitarbeiterInnen verfügen über keinerlei polizeiliche Kompetenzen sind uniformiert mit roten Gilets in der Stadt mehrmals täglich auch in den Gassen der Altstadt unterwegs. Pinto verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz zur Verbesserung der Sicherheitslage. Dieser beinhaltet sowohl direkte Interventionen, Vermittlungen zwischen Konfliktparteien, soziale Interventionen wie auch Schulungen von Anwohnern und Gewerbetreibenden die selber aktiv werden möchten. In den direkten Interventionen wird störendes Verhalten wie Drogenkonsum, Lärm oder Vandalismus konsequent angesprochen und unterbunden. Im Bereich des Drogenkonsums interveniert Pinto beispielsweise rund 3000 Mal pro Jahr erfolgreich, kann Konsum verhindern oder unterbinden und gemeinsam mit der Polizei Drogenszenen auflösen, die Entstehung neuer Szenen verhindern und damit einen messbaren Beitrag zur Verbesserung der Sicherheitslage leisten. Vermittlungen zwischen Konfliktparteien sind ein weiterer wichtiger Aspekt der Arbeit von Pinto . Oft lassen sich Probleme in direkten Gesprächen nachhaltig lösen. Während direkte Interventionen Widerstand auslösen, lassen sich in vermittelnden Gesprächen häufig Lösungen finden, die für alle Beteiligten nachhaltig zur Verbesserung der Situation beitragen. So führten Gespräche zwischen Randständigen und Anwohnern in der Postgasse dazu, dass die Randständigen die Anliegen der Anwohner ernst nehmen und sich an geltende Regeln halten und die Anwohner sich im Gegenzug von der blossen Anwesenheit der Randständigen nicht mehr bedroht und gestört fühlen. Obwohl auf den ersten Blick nicht zwingend ersichtlich, leisten auch soziale Interventionen einen wichtigen, langfristigen Beitrag zur Verbesserung der Sicherheitslage. Soziale Interventionen zielen nicht direkt auf störendes Verhalten, sondern auf die Lebensumstände von Personen. Wenn aber beispielsweise eine drogenabhängige, obdachlose Person wieder in eine stabile Wohnsituation gebracht werden kann, bedeutet dies nicht nur eine wesentliche Verbesserung der Lebenssituation der Restaurant Gerechtigkeitsgasse 74 A. + R. Pacheco 3011 Bern Telefon 031 311 11 61 Sonntag ganzer Tag geschlossen Montag ab 17.00 Uhr geöffnet Brunne Zytig, 12. März 2010 betroffenen Person, der Umstand dass diese Person nicht mehr in Hauseingängen schläft und im öffentlichen Raum Drogen konsumieren muss, wirkt sich nachhaltig positiv auf das Sicherheitsgefühl aus. Wie bereits erwähnt, verfügen die MitarbeiterInnen von Pinto über keinerlei polizeiliche Kompetenzen und intervenieren auf rein kommunikativer Ebene. Die Erfahrung zeigt, dass mit kommunikativen Mitteln sehr viel erreicht werden kann, der Erfolg solcher Interventionen aber durch verschiedene Umstände begrenzt ist. Zum einen können die MitarbeiterInnen von Pinto, wie auch die Polizei nur zu bestimmten Zeiten in der Altstadt präsent sein und somit nicht immer aktiv werden, wenn eine Intervention erforderlich wäre. Zum anderen ist bei Interventionen durch uniformierte Personen ein Phänomen zu beobachten. Werden Personen, die störendes Verhalten zeigen, nur von uniformierten Personen zu einer Verhaltensanpassung aufgefordert, haben diese oft das Gefühl, dass ihr Verhalten nur uniformierte Personen stört. Wir hören oft die Aussage – ausser euch stört mein Verhalten hier niemanden, es hat sich sonst keiner bei mir beschwert. Die passive Haltung vieler Passanten wird in diesem Fall irrtümlicherweise einer Duldung des Verhaltens gleichgesetzt. Um diesem Phänomen entgegenzutreten, bieten wir interessierten Personen kleine Schulungen zu verschiedenen Themen wie Intervention bei Drogenkonsum, sicherer Umgang mit Drogenabfall, konstruktive Gespräche mit Jugendlichen etc. an. Ziel ist es, dass vermehrt auch Passanten und Anwohner gefahrlos mit Zivilcourage handeln und selbst intervenieren, wenn sich jemand störend verhält. Durch persönliche Interventionen betroffener Personen wird nicht nur die Interventionshäufigkeit deutlich erhöht, es wird den Personen, die sich untolerierbar verhalten auch klar, dass es eben nicht nur die Uniformierten stört. Ein Umstand der bei vielen zum Umdenken führt und Störungen drastisch reduziert. Neben den Schulungen in denen die Interventionen eins zu eins geübt werden können, beraten und begleiten wir unsere Schulungsteilnehmer auch im Alltag und unterstützen sie bei der Durchführung der Interventionen vor Ort. Zur Verbesserung der Sicherheitslage braucht es verschiedene Massahmen die sich ergänzen. Nur ein Zusammenspiel aller Beteiligten wie Polizei, Behörden, Pinto und der Bevölkerung wird es ermöglichen, gemeinsam nachhaltige Lösungen zu finden. Wir sind überzeugt, dass sich gemeinsame Anstrengungen auszahlen werden und freuen uns darauf, auch in Zukunft unseren Beitrag zur Sicherheit in der Altstadt leisten zu können. Bitte zögern sie nicht uns zu kontaktieren. Wir stehen Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Verfügung. Pinto Hodlerstrasse 22, Postfach 7514, 3001 Bern Mo – Sa 11h00 bis 23h00 Tel: 031 321 75 54 pinto@bern.ch, www.pinto.bern.ch Pinto Originelle Mode… Spezielle Accessoires… mit Liebe für Sie ausgewählt Kramgasse 70 3011 Bern Tel. 031 311 58 00 Fax 031 311 19 87 Brunne Zytig, 12. März 2010 L Ä B I G I A LT S TA D T 9 Die Gesellschaft zu Pfistern Die Gesellschaft zu Pfistern ist die einzige bernische Gesellschaft mit einem lateinischen Namen: «Pistor» bedeutet Müller, Bäcker. Aus diesem Grund ist das Symbol der Pfisterngesellschaft auch der Pfisternring, eine Bretzel, welche noch auf den ursprünglichen handwerklichen Hintergrund hinweist. Heute ist noch eine Bäckersfamilie zünftig auf Pfistern, die Familie Meyer, welche in Bümpliz ihre Bäckerei führt. Gesellschaften oder Zünfte im alten Bern Im mittelalterlichen Bern gehörte jeder Burger einer der 12 Zunftgesellschaften (heute sind es 13) an. Zu Beginn waren die Zünfte eine Art Berufsverbände, beaufsichtigten jeweils ein Gewerbe und regelten deren Rechte und Pflichten. Aus ihren Kreisen wurde die Regierung bestellt. Zuzüger aus andern Gebieten der Eidgenossenschaft oder Europas durften sich bis Mitte 17. Jahrhundert in eine der Zünfte – unabhängig vom Beruf – einkaufen, damit sie das Recht bekamen, ein Haus zu erwerben, zwischen dem 17. und19. Jahrhundert war dies fast ganz unterbunden, heute ist der Einkauf in eine Zunft aber wieder möglich. Die Gesellschaften oder Zünfte besassen Häuser, sogenannte Stuben, worin sie ihre Versammlungen abhielten und Gasthäuser führten. Heute obliegt fast allen Zünften die Unterstützung ihrer armengenössigen Mitgliedern und die Vergabe von Stipendien. Geschichte der Gesellschaft zu Pfistern Die Anfänge der Geschichte der Gesellschaft zu Pfistern verlieren sich im 14. Jahrhundert. Die damaligen Rivalitäten zwischen der Obrigkeit und den Handwerkskorporationen waren für die weitere Entwicklung unserer Körperschaft wichtig: Pfistern ging als erste Vennerzunft daraus hervor, aus deren Mitte hinfort einer der vier Venner Berns erkoren wird, und nimmt von nun an in der Hierarchie der Zünfte nach Distelzwang (Gesellschaft der Adeligen) den zweiten Platz ein. Der Venner von Pfistern nahm u.a. die Oberhoheit Berns über das Landgericht Seftigen wahr. Natürlich behielt Pfistern weiterhin die handwerkliche Aufsicht, allerdings zunehmend als verlängerter Arm der Regierung. Wegen der Vorzugsstellung als erste Vennerzunft war die Gesellschaft attraktiv für Regierende und Leute mit politischen Ambitionen. Dies erklärt, weshalb Pfistern sich «Gesellschaft» und nicht «Zunft» (die Mehrheit der Mitglieder waren und sind nicht mehr Vertreter des Handwerks) nennt, heute eine der grossen Zünfte ist und verhältnismässig viele altbernische Geschlechter aufweist. Aus diesen gingen viele prägende Persönlichkeiten hervor, wie zum Beispiel mehrere Schultheissen der Familien von Wattenwyl und von Graffenried. Bereits im 15. Jahrhundert bekam die Gesellschaft als gemeindeähnliches Kontroll- und Durchsetzungsorgan soziale Aufgaben zugeteilt. Ab 1536 betreute die Gesellschaft das Vormundschaftswesen und die Armenfürsorge für ihre Angehörigen. Diese Pflichten liessen die Gesellschaft zu einer eigentlichen Heimatgemeinde mit den entsprechenden gesellschaftlichen Anlässen werden. Die soziale Tradition des Vormundschaftswesens und der Fürsorge überlebte den Niedergang des Alten Bern von 1798 und ist heute der Grund, weshalb die Gesellschaft zu Pfistern, wie auch die anderen Gesellschaften und Zünfte Berns, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts geblieben ist. Das Zunfthaus Die Gesellschaft zu Pfistern hat ihr Zunfthaus an der Kramgasse 9 und hier werden die Versammlungen, Seniorentreffen und andere Veranstaltungen abgehalten. Der Zunftsaal ist ein wunderschöner, barocker Raum mit Stuckdecke, Kachelofen und altem Bernerparkett. Das Gebäude an der Kramgasse 9 wurde 1769 für Johann Ludwig Stürler, Landvogt von Fraubrunnen, erbaut. Die Gesellschaft zu Pfistern erwarb es 1921 als Ersatz für das frühere «Hotel zu Pfistern» beim Zeitglocken. Der Zunfträume bestehen aus dem Waisenkommissionszimmer, dem eigentlichen Zunftsaal sowie einer Küche. Auf den anderen Etagen befinden sich Wohnungen und im Parterregeschäft findet man bei Matthias Ritschard schöne Antiquitäten, welche ausgezeichnet in den Pfisternsaal passen würden. Die Gesellschaft zu Pfistern hat noch drei weitere Häuser in der unteren Altstadt in ihrem Besitz, welche als Wohn- und Geschäftsräume genutzt werden. Die Zunftaufgaben heute In den Räumen an der Kramgasse 9 werden jährlich mehrere Sitzungen abgehalten. Am grossen Bott, welches leider nicht im schönen Pfisternsaal abgehalten werden kann, die Gesellschaft ist zu gross um für alle Platz zu bieten; wird über die Ak- Das heutige Zunfthaus an der Kramgasse 9. tivitäten, die Wahlen in die Vorstände und über die Vergabungen beschlossen. Die Liegenschaften sind Einnahmequellen, welche die soziale Tradition des Vormundschaftswesens und der Fürsorge finanziert und so die Unterstützung armengenössiger Mitglieder aber auch für Stipendien an Mitglieder bzw. deren Kinder möglich macht. Zunftschätze Pfistern besitzt den reichsten Silberschatz aller bernischen Gesellschaften, nicht nur durch die Zahl und den künstlerischen Wert, sondern auch durch die phantasievolle Vielfalt der Stücke: Da gibt es neben Akelei, Jagd-, Herz- und Fortunapokalen etwa den imponierenden «Pfister» mit Mühlerad und Brezel, den Grossen und den Kleinen Hirsch, den Berseth-Hahn, den Dohna-Bären und den Dohna-Adler, den Graffenried-Löwen und die Jonquière-Taube. jh Dohna-Adler, um 1720, Silber Der Pfister Bäckerknecht (Brod- Pfistern-Hirsch (kleiner Hirsch), vergoldet. bäck mit Mühlerad), um 1764. 1645, Silber vergoldet. 10 L Ä B I G I A LT S TA D T Brunne Zytig, 12. März 2010 Kunstausstellung GERE 64 Am 28. Januar 2010 wurde in den Räumen der Gesundheits- und Fürsorgedirektion an der Gerechtigkeitsgasse 64 in Bern zum 6. Mal in Folge eine Kunstausstellung eröffnet. Mit der Pflege dieser Wechselausstellungen hat sich allerdings die Direktion nicht einem neuen Kerngeschäft verschrieben, sondern es beruht auf Mitarbeiterinitiative. Die Grundidee des Projekts, GERE64, ist, dass zwei Mal im Jahr zwei bis drei Künstler eingeladen werden, im Treppenhaus, den Sitzungszimmern, in der Cafeteria und in den beiden Atrien ihre Kunst zu zeigen. Das Spektrum reicht von Fotos über Malerei bis zu Installationen. Jede neue Formation von Künstlern soll den Treppenraum und die Nebenbühnen in einem neuen Licht vorstellen. Die Räume werden nicht dekoriert, sie sollen in Zwiesprache treten mit der Kunst und umgekehrt. Ziel ist es, eine anregende Spannung zwischen Architektur, Kunst und Funktion zu erzeugen. Doch kann Kunst am Arbeitsplatz solche Ansprüche überhaupt erfüllen? Da es sich bei den Räumlichkeiten weder um ein Museum noch um ein Atelier handelt, sondern darin täglich gearbeitet wird, muss die Kunst im Hintergrund bleiben. Als eben solcher Hintergrund täglicher Entscheidungen, Gespräche und Auseinandersetzungen ist ihre Rolle aber unschätzbar. Ihr Einfluss dürfte trotzdem leider nie wissenschaftlich belegt werden… Die Initiantinnen des Projekts: Christa Brunswicker und Cornelia Koch Nach dem Bezug der Räumlichkeiten im Frühjahr 2007 initiierte und realisierte Frau Christa Brunswicker, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Gesundheitsdirektion, unter fachkundiger und tatkräftiger Hilfe der Berner Künstlerin Cornelia Koch dieses Projekt. Um eine Mitarbeit und den Einbezug der ansässigen Dienststellen und Ämter zu gewährleisten, hat sie die «kleine Kunstkom- mission» gegründet, in welcher weitere Mitarbeiter freiwillig helfen, diese Wechselausstellungen zu organisieren. Mit der aktuellen Ausstellung werden die Werke der beiden jurassischen Künstler Stéphane Montavon und Jean-Pierre Grélat gezeigt. Sie reihen sich ein in die Liste der bisherigen Kunstschaffenden, welche auf und um den Kunstplatz Bern keine unbeschriebenen Blätter sind: So eröffneten im Sommer 2007 Uli Rüttimann, Annette Barcelo und Thomas Dettwiler den Reigen der «Kunst im Dienste der Bürokratie», gefolgt von den gemeinsam Ausstellenden Esther van der Bie, dem Künstlerpaar egger x flaubert und Frantiček Klossner. Cornelia Koch, Adrian Moser und Dominique Uldry setzten einen vorläufigen Schlusspunkt hinter die typischen Kunstausstellungen. Ihnen folgte eine Ausstellung von Hochzeitsfotos, zusammengetragen von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gesundheits- und Fürsorgedirektion. Für einmal waren die Aussteller auch zugleich Kunstobjekt und Betrachter. Und die eigentliche Kunst dieser Hochzeitsfotos lag wohl nicht nur (aber sicher auch) im Festhalten dieses schönsten Tags im Leben. Mit der Ausstellung im 2. Halbjahr 2009 näherte man sich dann zwar wieder den klassischeren Kunstobjekten. Unter Beibehaltung des Bezugs zum nächsten Arbeitsumfeld wurde dieses Mal mit einer Institution aus dem Heimbereich zusammengearbeitet. Bewundert werden konnten Werke von Mitgliedern der sozialtherapeutischen Lebensgemeinschaft Olaf Åsteson-Haus. Vielseitige Objekte und farbstarke Bilder belebten das Haus in stattlicher Zahl. Nur warum erklären sich Kunstschaffende bereit, in Büros auszustellen, welche als Ausstellungsräume gänzlich ungeeignet scheinen und worin ihr Werk gezwungen ist, zweite Geige zu spielen? Neben einer gehörigen Portion Idealismus, über welche man als KünstlerIn anerkanntermassen verfügen muss, sind ein weiterer Grund die fairen Bedingungen. Die Werke werden in einer spannenden Architektur, mit der konzeptionellen Herausforderung von funktional anders definierten Räumen, ohne Galeriegebühren und Abzüge von Verkäufen einem zugegebenermassen eingeschränkten Publikum gezeigt. Gerne öffnet die GEF natürlich ihre Türen auch für Ausstellungsbesucher, die nicht vor Ort arbeiten. Da es sich aber v.a. um Büroräumlichkeiten handelt, ist der «48 HEINZEN»: Installation mit farbigen Stecken auf dem Dach der Cafeteria Zugang eingeschränkt. Nach Voranmeldung von Uli Rüttimann, Ennetbürgen NW. «HEU STAUBen»: Installation mit Styroporkugeln an farbigen Fäden von Uli Rüttimann werden Interessierte aber jeden 1. Donnerstag im Monat zwischen 14 und 17 Uhr eingelassen. Herzlich willkommen ist ein breites Publikum immer auch an den Vernissagen, wo die Kunstschaffenden jeweils ebenfalls vor Ort sind. Falls das Interesse von Lesern und Leserinnen an diesem Projekt geweckt wurde, gibt Frau Christa Brunswicker gerne Auskunft (Tel. 031 633 79 79, jeweils vormittags). zvg «Tapete für Bern», farbige Wand in einem Sitzungszimmer, 46-teilig, von Thomas Dettwiler, Basel Brunne Zytig, 12. März 2010 L Ä B I G I A LT S TA D T 11 Rauchen in Zeiten des Rauchverbots – ein winterliches Zwiegespräch unter den Lauben Minus 8 Grad, die Bise pfeift unbarmherzig, auch unter den Lauben der Unteren Altstadt ist sie zu spüren. Mit klammen Händen zünde ich mir vor dem Restaurant eine Zigarette an, denke sehnsüchtig daran, wie lustvoll es einst war, sich im Lokal nach dem Essen zurückzulehnen, die erste Zigarette anzünden, den ersten tiefen Zug zu geniessen, dann mit Rotwein nachzuspülen und mit dem Gegenüber weiter zu plaudern. Stattdessen stehe ich jetzt alleine in der Eiseskälte, ziehe hektisch an der Zigarette, von Genuss keine Spur. «Das wäre doch jetzt die beste Gelegenheit, endlich mit dem Rauchen Schluss zu machen,» höre ich plötzlich MeinBesseresIch sagen. «In den Apotheken helfen sie dir gerne weiter.» Der spöttische Unterton ist unüberhörbar. «Nach der Vogel- und der Schweingegrippe ist die «Wir-machen-sie-in-14-Tagen-zum Nichtraucher-Masche» doch nur ein weiterer Milliardenmarkt für die Pharma-Industrie. Ohne mich!» entgegne ich, aggressiver als beabsichtigt. Wahrscheinlich ist die Kälte daran schuld. MeinBesseresIch wechselt die Tonart und verfällt in einen sanften Therapeutenton: « Dir fehlt einfach noch der Wille. Wenn du aufhören willst, dann wirst du es auch schaffen.» Diese Tonart mag ich erst recht nicht, schon gar nicht in dieser Kälte. «Du hast recht: Ich will nicht,» sage ich ungehalten und werde grundsätzlich: «Mich regt es auf, dass es immer neue Verbote gibt. Das ganze Leben wird doch mehr und mehr reglementiert und kontrolliert. ...» «Zum Wohl der Allgemeinheit – und damit auch zu deinem Wohl» unterbricht mich MeinBesseresIch, bevor ich fragen kann, wo das Recht auf Selbstbestimmung und Selbstverantwortung geblieben ist. «Die grosse Mehrheit raucht nun einmal nicht und für sie ist der Rauch nicht nur ein grosse Belästigung, sondern auch eine gesundheitliche Gefährdung», doziert MeinBesseresIch streng. «Ich weiss,» knurre ich, «eine Zigarette ist kein Schleckstängel.» Ich möchte dennoch gerne einwerfen, dass die Studien zum Passivrauchen nicht völlig unumstritten sind, dass ich gelesen habe, dass für die berühmte Studie der amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA gewisse Parameter verändert werden mussten, damit sie 1993 verkünden konnte: Passivrauchen ist krebserregend. Doch MeinBesseresIch will nicht über diese Studie diskutieren, die zur Mutter aller Rauchverbote wurde. Und auch nicht auf meine Frage eingehen, ob es wisse, dass die horrend hohe Zahl der Rauchertoten auf Schätzungen beruhe und deshalb statistisch wie medizinisch zumindest diskutabel sei. Stattdessen fragt mich MeinBesseresIch, ob ich es nicht zu schätzen wisse, dass ich nun in qualmfreien Restaurants essen könne. «Natürlich,» ich nicke heftig, unterdrücke allerdings wohlweislich die Bemerkung, dass es mir im Grunde egal ist, ob meine Kleider nach Küche oder nach Rauch riechen. «Niemand soll gezwungen sein, gegen seinen Willen Tabakrauch ausgesetzt zu sein» fahre ich etwas gestelzt fort. «Aber warum muss das Berner Rauchverbot noch strenger sein als die Bundeslösung?» Als ich dann mit flammenden Worten die Notwendigkeit von Toleranz und Rücksichtnahme auf beiden Seiten beschwören und Freiheit für die Wirte fordern will, unterbricht mich MeinBesseresIch schon wieder. «Papperlapapp. Du willst doch nur, dass eine kleine egoistische Minderheit ihre Interessen durchstieren kann. Aber das wird nicht gelingen, denn es geht um die Gesundheit von uns allen! Auch um deine übrigens,» fügt MeinBesseresIch etwas maliziös hinzu. Ich danke für die Fürsorge und wende ein, dass ich mich eigentlich ganz gesund fühle. Kränklich und unzulänglich fühlte ich mich nur, wenn ich Werbung sähe, weil mir dort suggeriert werde, dass ich meinen Körper fahrlässig ruiniere und vorzeitig altern liesse, wenn ich nicht diesen Joghurt esse, diese Margarine aufstreiche, diesen Saft trinke, diese Hautcremes benütze oder auf diesem Hometrainer meine Muskeln stähle. In scharfem Ton beendet MeinBesseresIch mein atemloses Lamento. «Lenk nicht ab, das Rauchen ist das Allerschlimmste, das kannst Du auf jeder Zigarettenschachtel lesen. Rauchen fügt dir und deiner Umgebung erheblichen Schaden zu. Rauchen löst Krankheiten aus. Rauchen macht impotent. Rauchen ist krebserregend. Rauchen tötet.» Am liebsten würde ich MeinemBesserenIch jetzt den alten Spottspruch entgegen schleudern: Alkohol und Nikotin rafft die halbe Menschheit hin, ohne Alkohol und Rauch stirbt die andere Hälfte auch. Aber das wäre selbst bei minus 8 Grad und Bise unter meinem Niveau. So nehme ich noch einen letzten tiefen Zug, bevor ich die Zigarette im Aschenbecher ausdrücke und fröstelnd an meinen Tisch zurückkehre. «Wie wars?» fragt teilnahmsvoll mein nichtrauchendes Gegenüber. «Kalt» sage ich. BaBü Wer abends durch die Lauben bummelt kennt mittlerweile das Bild: Mal mehr, mal weniger Menschen stehen vor den Restaurants, Bars und Clubs der Unteren Altstadt und gönnen sich ihre Rauchpause. In angeregte Unterhaltung vertieft die einen, in schweigsamer Konzentration die anderen. Doch nicht überall müssen Raucherinnen und Raucher auf die Strasse, um ihrer – je nach Standpunkt – Nikotinsucht oder Nikotinlust zu frönen. Einige Lokale bieten Fumoirs an, manche sind sogar bedient. In der Unteren Altstadt sind das zum Beispiel: • Die Drei Eidgenossen in der Rathausgasse 69. Eine unauffällige Tür führt ins Treppenhaus in den ersten Stock. Hinter der Tür linker Hand verbirgt sich das – allerdings unbediente – Fumoir. Der kleine Raum vor dem grossen Billiardzimmer ist hübsch eingerichtet mit Ledersofa, ein paar Tischen und Stühlen, an der Wand hängt ein gut bestückter Musikautomat. Ein Fumoir mit Kellerbar-Charme. • Die kleine WunderBar an der Münstergasse 43 dagegen steht nur Mitgliedern offen, 20 Franken kostet der Mitgliedschaft. Allfällige NichtraucherInnen erhalten immerhin die beruhigende Zusicherung, dass sie keine wie auch immer gearteten Zuschläge zahlen müssen. • Das Restaurant Frohsinn in der Münstergasse 54 bietet im ersten Stock seiner rauchenden Kundschaft den vollen Service. Im behaglich eingerichteten Stübchen kann man mittags und abends lecker essen und trinken – und dabei rauchen. Weil sich das mittlerweile herumgesprochen hat, sei eine frühzeitige Reservation empfohlen. • Das Café Odeon-Rathaus in der Gerechtigkeitsgasse 78 bietet ebenfalls im ersten Stock ein bedientes Fumoir an. Die Bestellungen müssen aber im Café selbst aufgegeben werden. An der Tür zum Treppenhaus klebt vorschriftsgemäss ein Zettel, der Jugendlichen unter 18 Jahren den Zutritt strengstens untersagt. Vielleicht überfällt einem deshalb beim Aufstieg ins schlicht gehaltene Fumoir das Gefühl, jetzt etwas wirklich Verbotenes zu tun. Der Cappuccino schmeckt dennoch. Die Zigarette auch. BaBü Altstadt-Fumoirs Eine Übersicht über die bewilligten Fumoirs in der Stadt Bern(Stand Dezember 2009) ist auf der website von GastroBern zu finden, www.GastroBern.ch, unter dem Stichwort «Aktuelles». 12 L Ä B I G I A LT S TA D T Brunne Zytig, 12. März 2010 Zibelemärit, Montag, 23. November 2009, 7 Uhr am Bärengraben Bärendreckpreis 2009 Es ist noch dunkel und kalt, dennoch versammeln sich rund hundert Gäste, um bei Fackellicht mit Erbssuppe und Züpfe den fünfundzwanzigsten Bärendreckpreis zu feiern. Gestiftet wurde dieser Preis vom sogenannten Bärentrust, der jeweils am Zibelemärit Menschen oder Institutionen auszeichnet, die sich durch aussergewöhnliche Leistungen um die Stadt Bern verdient gemacht haben. Gründungsmitglied des Bärentrustes, Verena Bürki, und ehemalige Moderatorin von Radio Bern, verliest die Laudatio gekonnt. Der Bärendreckpreis 2009, überreicht durch unseren Stadtpräsidenten, Alexander Tschäppät, geht demnach an den Wohnblock B im Gäbelbach – das Opernhochhaus und seine Bewohnerinnen und Bewohner als Dank dafür, dass sie televisionären Belcanto in Wasch- küche und Treppenhaus möglich gemacht haben. Stellvertretend für alle Mitwirkenden des Wohnblocks B geht der Bärendreckpreis 2009 an folgende Personen: Irene Enggist, Sekretariat Gäbelhus, Mireille Gerber, Statistin Waschküche, Thomas Gerber, Präsident Gäbelbachverein, Werner Spori, Hauswart, Regine Strub, Quartierarbeit Gäbelbach, Holenacker. Im Anschluss an die Zeremonie lud das Bärendreckkomitee zu einer kleinen Feier ins Rest.Altes Tramdepot zu Käsekuchen und Getränken. Die Preisträgerinnen und Preisträger, Vertreter der Medien und alle Teilnehmer waren eingeladen.. Umrahmt wurde die Feier durch Darbietungen der Guggenmusik «La Gugga Ratscha», die durch ihre Bei flackerndem Fackellicht verliest Gründungsmitglied des Bärentrust, Verena Bürki, die Laudatio der Preisgewinner. Stadtpräsident Alex Tschäppät begrüsst die Delegation von Wohnblock B im Gäbelbach inkl. den rund 100 anwesenden Gästen. schmissigen Töne alle begeisterte. Im ganzen ein gelungener Anlass und männiglich fragt sich, wer 2010 diesen Preis erhält. Za Eine strahlende Mireille Gerber nimmt die Urkunde des Bärendreckpreises zuhanden der Delegation Gäbelbach entgegen. Z A C EINRAHMUNGEN VERGOLDUNGEN Anfertigung von Gold, Eisen, Holz- und Alurahmen sowie Plexikasten nach Mass. Marc Bigler Postgasse 18 3011 Bern Tel./Fax 031 311 03 26 Mobile: 079 630 71 21 mb.zac@bluewin.ch www.marcbigler.com Brunne Zytig, 12. März 2010 AUS DEN LEISTEN Vereinigte Altstadtleiste Kontaktadresse: Sekretariat VAL, Postfach, 3000 Bern 8 Umfrage: Wohnen – Arbeiten – Vergnügen Untere Altstadt im Clinch der unterschiedlichen Ansprüche. Klagen wegen Nachtlärms in den frühen Morgenstunden, Verschmutzung und Einschränkung des Sicherheitsgefühls häufen sich und stimmen nachdenklich in Bezug auf die weitere Entwicklung unseres Quartiers. Tatsachen sind: - Mehrere Kellerlokale nutzen die gastgewerblichen Öffnungszeiten ab fünf Uhr morgens. - Clubs und Bars drängen von der Oberen in die Untere Altstadt. - Das grössere Angebot an Lokalen zieht logischerweise mehr Publikum an. - Das Rauchverbot in den Lokalen führt zur Erhöhung der nächtlichen Lärmbelastung. - Personelle Unterdeckung erschweren den Behörden eine korrekte Kontrolle Öffnungszeiten der Gastro-Lokale. Risiken sind: - Das Wohnen wird in der Unteren Altstadt weiter erschwert. - Ausweitung der nächtlichen Ausgeh-Szene. - Magnetwirkung auf das Sex-Gewerbe und die Drogen-Szene. - Wegzug von Mietern und Ladengeschäften. - Abwertung der Liegenschaften. - Erhöhtes Kaufinteresse an Liegenschaften bei Investoren aus dem Milieu-Business Die Untere Altstadt ist gemäss Bauordnung eine gemischte Zone mit erhöhtem Wohnanteil, insbesondere unterliegt der innere Teil einer höheren Lärmempfindlichkeitsstufe als die übrige Altstadt. Die VAL sind mit den Behörden und Vertretern der Politik in Kontakt getreten und weisen diese seit Anfang 2009 auf die problematische Entwicklung hin. Um nicht der Gefahr einer einseitigen Betrachtung und Beurteilung zu unterliegen, haben die VAL die Anwohnenden, Geschäftstreibenden und Hausbesitzenden um ihre Einschätzung der heutigen Situation mittels eines der Brunnezytig beigelegten Umfragebogens gebeten.. Gleichzeitig wurde die Meinung zum Thema Videoüberwachung und die Beurteilung der Polizeipräsenz erfasst. Die Abstimmung zur Aufstockung der Polizeipräsenz findet zwischen Redaktionsschluss und Erscheinen der Brunnezytig statt, politische Stimmungsmache kann somit der am Schluss folgenden Interpretation nicht zur Last gelegt werden. Die total 186 eingegangenen Fragebögen sind nun ausgewertet worden. Die subjektiven Einschätzungen wurden grossenteils bestätigt, einige Ergebnisse sind durchaus überraschend. 151 Antwortende deklarierten sich als Anwohnende, 44 als Gewerbetreibende und 42 als Hausbzw. Wohnungsbesitzende (Mehrfachnennungen) Die eingegangenen Antworten verteilen sich wie folgt über die verschiedenen Leistgebiete: Kesslergassgesellschaft 10 Herrengasse, Münstergasse Kramgassleist 55 Kramgasse Rathausgass- Brunngass- Leist 38 Rathausgasse, Brunngasse, Brunngasshalde Leist der Unteren Stadt Junkerngasse, Gerechtigkeitsgasse, Postgasse, Nydegggasse, Nydeggstalden Matteleist Matte Anonym örtlich nicht zuzuordnen Total eingegangene Antwortbögen 69 10 4 186 Um eine differenziertere Auswertung zu ermöglichen, wurden die Antworten nicht nach Leistgebieten, sondern nach örtlich vergleichbaren Zonen eingeteilt: Zone 1: Herrengasse, Brunngasse, Postgasse, Nydeggstalden Zone 2: Münstergasse, Rathausgasse, Zibelegässli Zone 3: Kramgasse Zone 4: Brunngasshalde, Junkerngasse, Gerechtigkeitsgasse, Nydegggasse Zone 5: Matte 31 34 55 52 10 Die Auswertung im Detail: 1. Verkehrslärm ÖV: In keiner der Zonen wird der Verkehrslärm des ÖV (Bus) als Problem bezeichnet. (Insgesamt 77%). Nur 8% sind der Meinung, dass zwingend oder möglichst etwas ändern sollte. Durchgangsverkehr: Zone: kein Problem v v unzumutbar 13 1 24% 14% 28% 17% 17% 2 32% 26% 23% 6% 13% 3 28% 20% 24% 24% 4% 4 27% 29% 12% 17% 15% 5 0% 0% 30% 10% 60% 1–5 27% 21% 21% 17% 14% Wie zu erwarten zeigt sich hier ein differenziertes Bild. Während sich 70% der Mätteler (Zone 5) durch den Durchgangsverkehr erheblich oder unzumutbar gestört fühlen, sind dies in Zone 2 nur 19%. Wie wird die Intensität der Polizeikontrollen in Bezug auf Verkehr beurteilt: Parkplätze: Zone: 1 zuwenig 63% genügend 20% zuviel 17% 2 38% 28% 34% 3 28% 48% 24% 4 24% 54% 22% 5 30% 60% 10% 1–5 35% 42% 23% In der Zone 1 findet eine klare Mehrheit, die Parkplätze würden zuwenig kontrolliert. In Zone 2 bis 4 empfinden etwa gleich viele die Kontrollen als zuviel oder zuwenig. Diese Einschätzung geht hauptsächlich darauf zurück, dass die Interessen von Anwohnern und Gewerbetreibenden unterschiedlich sind. Der teilweise recht hohe Anteil von «genügend» lässt darauf schliessen dass kein grosser Handlungsbedarf besteht. Durchfahrt: Zone: 1 zuwenig 70% genügend 30% zuviel 0% 2 42% 48% 10% 3 36% 56% 8% 4 58% 38% 4% 5 90% 10% 0% 1–5 53% 42% 5% 3 42% 52% 6% 4 66% 28% 6% 5 90% 10% 0% 1–5 55% 41% 4% Zonen 1, 4 und 5 sind klar der Meinung, dass die Durchfahrt mehr kontrolliert werden muss, während Zonen 2 und 3 die Kontrollen als genügend empfinden, allerdings mit Mehr Stimmen für «zuwenig» als «zuviel». Insgesamt ist eine Mehrheit der Meinung, dass zuwenig kontrolliert wird, was vor allem auf das deutliche Resultat in der Matte zurückzuführen ist, wo bekannterweise der Durchgangsverkehr ein erkanntes Problem darstellt. Geschwindigkeit: Zone: 1 zuwenig 73% genügend 27% zuviel 0% 2 33% 64% 3% Überwiegende Mehrheiten finden sich in den Zonen 1, 4 und 5 für mehr Geschwindigkeitsüberwachung. Einzig in den Zonen 2 und 3 erachtet die Mehrheit die Geschwindigkeitskontrollen als genügend, wobei auch hier die Matte mit dem deutlichsten Resultat hervorsticht. Zusammengefasst kann die Aussage gemacht werden, dass Geschwindigkeit und Durchfahrt vor allem in den Zonen 1, 4 und 5 mehr kontrolliert werden müsste. 2. Sicherheit Das Sicherheitsgefühl in der Unteren Altstadt wird logischerweise abhängig von der Tageszeit sehr unterschiedlich beurteilt. Tagsüber und abends bis 22 Uhr sieht eine grosse Mehrheit kein oder nur ein geringes Problem. Um Mitternacht bis in die frühen Morgenstunden sieht das anders aus: 55% (22-02h), bzw. 66% (2-07h) fühlen sich erheblich oder unzumutbar in ihrem Sicherheitsgefühl beeinträchtigt. Zudem sind grössere Unterschiede in den verschieden Zonen feststellbar: Sicherheitsgefühl nachts 22 – 02h: Zone: kein Problem v v unzumutbar 1 7% 14% 24% 24% 2 6% 9% 12% 40% 3 8% 14% 24% 27% 4 16% 12% 26% 22% 31% 33% 27% 24% 1 4% 15% 12% 23% 2 3% 6% 10% 16% 3 4% 16% 14% 33% 4 19% 10% 17% 25% Sicherheitsgefühl nachts 02 – 07h: Zone: kein Problem v v unzumutbar 46% 65% 33% 29% 5 0% 11% 45% 33% 1–5 9% 12% 24% 28% 11% 27% 5 0% 0% 33% 45% 1–5 8% 11% 15% 26% 22% 40% Die Detailauswertung ergibt, dass vor allem die Rathaus-, Post- und Gerechtigkeitsgasse und die untere Junkerngasse zwischen 02 und 07 Uhr als sehr unsicher betrachtet werden. Dasselbe gilt ebenfalls für die Zeit zwischen 22 und 2 Uhr. AUS DEN LEISTEN 14 Als Massnahme zur Verbesserung des Sicherheitsgefühls stehen verstärkte Polizeipräsenz wie auch Videoüberwachung zur Debatte. Die Antworten ergeben folgendes Bild: Polizeipräsenz Ruhe und Ordnung: Während die Polizeipräsenz zwischen 10 und 19h von 77% der Antwortenden als genügend betrachtet wird, sieht es in den Nachtstunden deutlich anders aus: Polizeipräsenz abends 19 – 24 Uhr: Zone: 1 zuwenig 57% genügend 43% zuviel 0% 2 88% 9% 3% 3 53% 47% 0% 4 62% 38% 0% 5 70% 30% 0% 1–5 64% 35% 1% Zone: 1 zuwenig 78% genügend 22% zuviel 0% 2 88% 9% 3% 3 77% 23% 0% 4 78% 22% 0% 5 100% 0% 0% 1–5 81% 18% 1% Polizeipräsenz nachts 00 – 07 Uhr: Videoüberwachung: Auch hier zeigt sich ein klares Bild, der Grund wird derselbe sein wie bei der Forderung nach mehr Polizeipräsenz. Videoüberwachung, neuralgische Stellen (4-6): Zone: Ja Nein 1 77% 23% 2 87% 13% 3 80% 20% 4 67% 33% 5 80% 20% 1–5 77% 23% Zone: Ja Nein 1 43% 57% 2 62% 38% 3 50% 50% 4 53% 47% 5 22% 78% 1–5 50% 50% Videoüberwachung, grossflächig: Während eine grossflächige Video-Überwachung kaum mehrheitsfähig ist, scheint doch diese Massnahme an neuralgischen Orten eine klare Mehrheit zu finden. Die Forderung nach stärkerer Polizeipräsenz und Videoüberwachung neuralgischer Orte ist unmissverständlich. 3. Verschmutzung, Littering, Vandalismus Zwischen 7 und 22 Uhr wird Verschmutzung und Littering nicht als dringliches Problem benannt. Die guten Bewertungen tagsüber sind sicher auch auf die Verbesserung der Disziplin in Bezug auf die Kehrichtentsorgung zurückzuführen. Doch auch hier sieht es nachts anders aus: Nachts 22 – 24 Uhr: Zone: kein Problem v v unzumutbar 1 19% 14% 22% 26% 19% 2 3% 6% 24% 12% 55% 3 4% 9% 43% 13% 32% 4 10% 20% 23% 27% 20% 5 11% 11% 0% 45% 33% 1–5 8% 13% 27% 21% 31% Zone: kein Problem v v unzumutbar 1 19% 7% 33% 15% 26% 2 0% 3% 10% 19% 68% 3 5% 5% 21% 30% 39% 4 10% 10% 18% 25% 37% 5 0% 0% 0% 38% 62% 1–5 8% 6% 19% 24% 43% Nachts 00 – 04 Uhr: Nachts 04 – 07 Uhr: Zone: kein Problem v v unzumutbar 1 15% 15% 31% 15% 24% 2 0% 0% 7% 10% 83% 3 5% 5% 23% 19% 48% 4 11% 13% 15% 28% 33% 5 0% 0% 0% 33% 67% 1–5 7% 8% 18% 20% 47% Aus den Bemerkungen geht hervor, dass die Verschmutzung an den Wochenenden am Morgen vor allem in der Umgebung von nachts offenen Lokalen sehr stört. Vor allem, weil diese Verschmutzung nach der morgendlichen Reinigung erfolgt. Vandalismus: Die Frage, wie sehr Sachbeschädigungen und Sprayereien die Bevölkerung stören, ergibt folgendes Resultat: Zone: kein Problem v v unzumutbar 1 4% 15% 15% 29% 37% 2 0% 6% 12% 27% 55% 3 4% 8% 19% 23% 46% 4 6% 8% 27% 18% 41% 5 0% 20% 0% 50% 30% 1–5 4% 9% 18% 25% 44% Immerhin 69% empfinden den Vandalismus als gravierend bzw. unzumutbar. Aus den vielen Bemerkungen auf den Antwortbögen geht hervor, dass dies wiederum vor allem die Nacht- und Morgenstunden an Wochenenden im Umfeld von Szene-Bars betrifft. Brunne Zytig, 12. März 2010 Zone: Ja Nein 1 39% 61% 2 87% 13% 3 80% 20% 4 67% 33% 5 80% 20% 1–5 53% 47% Auffallend die grossen Unterschiede unter den verschiedenen Zonen: Während in Zone 1 mehrheitlich Zufriedenheit herrscht, wollten doch zwischen 67% und 87% in den Zonen 2 – 5 schon wegziehen. Wegzugs-Gründe (In % der vorhergehenden Ja-Nennungen): Die Tabelle zeigt, dass Nachtlärm, Verschmutzung, Vandalismus und Sicherheit die Hauptgründe zum Wegzug darstellen. Verkehr und Parkplatzsituation stören weniger und die Zufriedenheit mit der Mietsituation und der Geschäftslage ist gross. Zone: 1 83% Vandalismus 83% Schmutz 75% Sicherheit 92% Verkehr 58% Parkplatz 42% Mietsituation 17% Geschäftslage 0% Nachtlärm 2 86% 82% 95% 73% 18% 32% 9% 9% 3 60% 67% 60% 53% 13% 30% 0% 10% 4 83% 83% 52% 57% 35% 30% 9% 0% 5 88% 75% 38% 13% 63% 0% 0% 0% 1–5 77% 77% 66% 60% 29% 29% 6% 5% Interpretationen 4. Nachtlärm Die Beurteilung des Nachtlärms wird zwischen 19 und 24 Uhr als tragbar eingestuft. Problematisch wird es nach Mitternacht: Nachts 00 – 04 Uhr: Zone: kein Problem v v unzumutbar 1 29% 18% 21% 14% 18% 2 3% 6% 10% 16% 65% 3 5% 12% 21% 23% 39% 4 17% 12% 17% 12% 42% 5 30% 0% 0% 20% 50% 1–5 14% 11% 17% 17% 41% Zone: kein Problem v v unzumutbar 1 37% 22% 11% 22% 8% 2 3% 9% 16% 13% 59% 3 15% 15% 20% 22% 28% 4 27% 14% 16% 14% 29% 5 25% 0% 0% 25% 50% 1–5 21% 14% 15% 18% 32% Nachts 04 – 07 Uhr: Bei diesen Antworten ergeben sich grosse örtliche Unterschiede: Während zwischen Mitternacht und 04 Uhr die Zone 1 diesbezüglich wenig belastet scheint, fühlen sich in den Zonen 2 – 5 54% bis 81% der Antwortenden durch den Nachtlärm erheblich bis unzumutbar belästigt. Zwischen 04 und 07 Uhr sind die Zonen 1, 3 und 4 etwas ruhiger, während in Zone 2 und 5 immer noch ca. 75% die Situation als erheblich bis unzumutbar belästigend beurteilen. Der Lärm infolge des Rauchverbots wird als zwar vorhanden, aber zumutbar eingestuft. Nicht wenige fühlen sich jedoch durch den den Fassaden entlang aufsteigenden Rauch sehr belästigt. 5. Gründe von allenfalls beabsichtigtem Wegzug Erschreckend ist die Tatsache, dass 53% der Antwortenden auf die Frage, ob sie schon Gedanken hatten, aus der Altstadt wegzuziehen, mit ja beantworten! Hervorhebung der Problembereiche In der Matte wird die Lärmbelästigung durch den Durchgangsverkehr als gravierend betrachtet. Leider scheint die Lösungsfindung schwierig zu sein, da sich die Interessen der Anwohner und Gewerbetreibenden diametral entgegenstehen. Eine intensivere Kontrolle der unerlaubten Durchfahrten ist unumgänglich. Polizeikontrollen Verkehr Die Beurteilung der Kontrolle der Parkplätze fällt relativ ausgeglichen aus und ergibt am meisten Antworten mit «genügend». Einzig Zone 1 findet, dass zuwenig kontrolliert wird. Polizeikontrollen Durchfahrt / Geschwindigkeit An der Postgasse, der Gerechtigkeitsgasse und vor allem in der Matte ist die Mehrheit der Antwortenden der Meinung, dass diesbezüglich zuwenig Kontrollen durchgeführt werden. Hier besteht Handlungsbedarf. An den anderen Gassen halten sich «genügend» und «zuwenig» ungefähr die Waage. Im Sicherheitsgefühl fühlen sich die Altstadtbewohner vor allem nachts ab 22 Uhr ausserordentlich beeinträchtigt. Das mag mit der öffentlich ausgetragenen Diskussion zusammenhängen, aber Fact ist, dass die Intensivierung des Nachtlebens in der Altstadt Leute anzieht, welche mit ihrem Verhalten die Anwohner zutiefst verunsichern. Wenn sich um die 60% der Antwortenden zwischen 22 und 07 Uhr in ihrem Sicherheitsgefühl erheblich oder unzumutbar gestört fühlen, ist das ein bedenkenswertes Signal an die Politik in unserer Stadt. Am Wochenende und in der Umgebung von Problemlokalen steigt dieser Prozentsatz noch massiv an. Unter diesen Voraussetzungen wird die Polizeipräsenz zu diesen Stunden als äusserst mangelhaft beurteilt (64 – 81%). Eine überwiegende Mehrheit fordert eine Video-Überwachung der neuralgischen Orte (77%). AUS DEN LEISTEN Brunne Zytig, 12. März 2010 Vermutlich dieselben Wurzeln hat die Verschmutzung und das Littering: Es stinkt den Anwohnern und Gewerbetreibenden, wenn nachts die Umgebung dermassen rücksichtslos verpisst und vollgemüllt wird. 67% der Antwortenden finden dieses Thema als erheblich oder unzumutbar beeinträchtigend. Die Reinigung erfolgt an sich zur richtigen Zeit (auf Kosten der Stadt). Die Frage darf erlaubt sein, weshalb dieses Geld ausgegeben wird infolge wirtschaftlicher Interessen ein paar weniger Privatbetriebe, welche durch Ausrichtung auf eine fragwürdige Kundschaft wirtschaftlichen Profit erzielen. Dieselbe Ursache hat der Nachtlärm. Die Bevölkerung ist sich durchaus bewusst, dass ein gewisser Lärmpegel zu einer Innenstadt gehört. Dieser wird in der Zeit vor Mitternacht auch nicht als problematisch eingestuft. Die immer wieder gehörten Bemerkungen, dass nicht in die Altstadt ziehen soll, wer Ruhe wie auf dem Lande sucht, wird zur Makulatur. Nach Mitternacht ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei der Verschmutzung: Über 50% – in der Zone 2 81 % – fühlen sich durch den Nachtlärm erheblich bis unzumutbar gestört. Sicherheitsgefühl, Nachtlärm, Verschmutzung und Vandalismus sind demzufolge auch die Hauptgründe, weshalb rund dreiviertel der Antwortenden sich schon mit dem Gedanken auseinandersetzten, aus der Unteren Altstadt wegzuziehen. All die, welche schon weggezogen sind, sind logischerweise in dieser Umfrage nicht erfasst. Den Umfrage-Organisatoren ist auch klar, dass vermutlich eher Leute, welche von den Problemen betroffen sind, auf die Umfrage geantwortet haben. Deshalb sei nochmals erwähnt, dass die Umfragebögen in sämtlichen Briefkästen der Unteren Altstadt verteilt wurden und die Fragestellung bewusst so gewählt wurde, dass auch die Antworten erfasst wurden, welche «kein Problem» sehen. Aus diesem Grund darf davon ausgegangen werden, dass ein einigermassen repräsentatives Resultat vorliegt. 15 Betriebe sind nicht zulässig». So steht es in der Bauordnung... Durchsetzung der Vorgaben für die Erteilung von Überzeitbewilligungen. Dazu fehlten aber den Kontrollbehörden bisher die Mittel. 4. Berücksichtigung der bestehenden Zonenpläne bei der Erteilung von Bau- und Gastwirtschaftsbewilligungen. Es kann nicht sein, dass Nachtlokale in Zonen, welche überwiegend dem Wohnen zugeordnet sind, bewilligt werden. 5. Durchsetzung der bestehenden Vorschriften (Störung der Umgebung) bei Lokalen, welche um 5 Uhr morgens öffnen. Punkte 3 bis 5 benötigen zur Umsetzung keine Gesetzesänderungen und sind mit geringerem Kostenaufwand realisierbar als die generelle Erhöhung der Polizeipräsenz. Die Lebendigkeit der Unteren Altstadt bliebe damit erhalten. Folgende Lösungsansätze stehen zur Diskussion: 1. Massive Erhöhung der Polizeipräsenz und Ausdehnung der Aktivitäten von PINTO in den Nachtstunden. 2. Videoüberwachung der neuralgischen Orte in der Unteren Altstadt. Diese zwei Massnahmen sind mit erheblichen Kosten für den Steuerzahler verbunden. 3. Disziplinierung der verursachenden Lokale: dafür müsste nur dem Gesetz Nachhaltung verschafft werden, denn «die Umgebung störende Die Vereinigten Altstadtleiste hoffen, mit der Auswertung dieser Umfrage eine realitätsnahe Grundlage geschaffen zu haben, um die politische Wahrnehmung der Probleme der Altstadtbewohner zu sensibilisieren. Hoffen wir, dass diese Signale aufgenommen werden und damit eine Verbesserung der heutigen Situation angestrebt werden kann. ef Unter E-Mail umfrage@bern-altstadt.ch können Sie die detaillierten Umfrageergebnisse anfordern. D i e K u n s t d e s Wo h n e n s 127 seit 1883 Innenarchitektur Raumgestaltung Wohnaccessoires Kollektionsmöbel Möbel nach Mass Innenausbau Polsterarbeiten PHARMACIE BÄREN APOTHEKE Moderne Apotheke in historischem Ambiente Kompetent in allen Fragen Ihrer Gesundheit L. Schwander, eidg. dipl. pharm. ETH bim Zytglogge 1 3000 Bern 7 Tel. 031 311 02 42 Wandbespannungen Schlafkomfort in seiner edelsten Form VI-Spring-Betten – eine Entscheidung fürs Leben: Wer den unvergleichlichen Schlafkomfort eines VI-Spring-Bettes erlebt hat, wird ihn nie mehr missen wollen …! 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STEIGER ELEKTRO AG Elektroinstallationen Beleuchtung Telekommunikation Projekte Brunngasshalde 69 Postfach 3000 Bern 7 Tel. 031 311 13 11 Postgasse 23, 3000 Bern 8 Tel. 031 311 22 40 Fax 031 312 11 62 peter.oehrli@postgasse.ch Mir sorge für Spannig und Strom PETER AMMANN AG SPENGLEREI & SANITAR Wasserwerkgasse 12/14, 3000 Bern 13 Tel. 031 311 04 93, Fax 031 311 57 66 Fleisch vom Steiner – nur das allerbeste für Sie und Ihre Gäste 3011 Bern Kramgasse 39 Tel. 031 311 59 70 Fax. 031 311 59 71 AUS DEN LEISTEN Brunne Zytig, 12. März 2010 Kramgassleist Kontaktadresse: Ursula Adamek, Sekretariat, Kramgasse 56, 3011 Bern Kramgassleist Agenda & Service Am Freitag, 22. März 2010 ist Anmeldeschluss für die Bestellung des sommerlichen Blumenschmucks für die Gasse. Die blauen Trichterwinden kosten 55 Franken pro Topf, die «Bumenpracht» (Geranien, Petunien und Tagetes) 65 Franken pro Topf. Geliefert werden die Pflanzen am Donnerstag 27. Mai 2010 und abgeholt am Donnerstag 21. Oktober 2010. (NB: Damit die Stadtgärtnerei die Töpfe mitnehmen kann, müssen die Pflanzen von den Drähten und Fassaden abgelöst sein. Töpfe die nicht abholbereit sind müssen vom Besteller selbst in die Stadtgärtnerei zurück gebracht werden). Anmeldungen bitte nur schriftlich, per Post, Fax (031 311 45 68) oder e-mail (info@kramgasse.ch). Für Nachfragen: Kramgassleist, Sekretariat, Kramgasse 56, 3011 Bern Tel: 079 660 68 07. Bestellungen, die nach dem 22. März eintreffen, können leider nicht mehr berücksichtigt werden. • Trichterwinden & Co Samstag 24. April 2010 10.00 – 16.00 Uhr Wer beim stimmungsvollen Gassenflohmarkt mitmachen möchte, kann einen Stand anmelden, entweder vor dem Wohn- oder dem Arbeitsort. Oder an seinem «Wunschplatz». Leistmitglieder zahlen 20 Franken für den Stand, Nichtmitglieder 40.- Kinder, die in der Gasse wohnen, müssen nichts zahlen. Anmeldeschluss ist Freitag, 16. April 2010 beim Kramgassleist, Sekretariat, Kramgasse 56, 3011 Bern, Fax: 031 311 45 68, e-mail: info@kramgasse.ch. Auskünfte Tel: 079 660 68 07 • Vide Grenier Am Feitag 30. April 2030h heisst es wieder «Kramgasse goes...» Diesmal ins «Narrenpack Theater. «Unsere kleinen Sehnsüchte» wird gegeben, eine Komödie bezaubernd nah am Leben. «Kramgasse goes...» ist ein exklusives Kulturangebot nur für unsere Leist-Mitglieder, zu vergünstigten Preisen (20.– statt 32 Franken pro Billet). Vor der Vorstellung offeriert der Kramgassleist noch einen Apéro. Die Einladung an die Mitglieder erfolgt auch noch per mail oder Post. Aber Achtung: Die Platzzahl ist beschränkt. Schnell anmelden also! • Kulturzeit In diesem Jahr findet die HV des Kramgassleists am Mittwoch, 26. Mai statt. Bitte notieren Sie den Termin schon jetzt, die Details folgen mit der schriftlichen Einladung. • Die Hauptversammlung Bis zum 12. bis 14. August 2010 dauert es zwar noch ein bisschen. Der Kramgassleist will aber bereits jetzt avisieren: Auch dieses Mal wird seine «La Tavola Kramgasse» für die Dauer des Buskers wieder Speis und Trank anbieten. • Das Buskers-Festval Dieser weitherum beachtete Anlass findet zwar erst vom 22. bis 24. Oktober 2010 statt. Doch markieren Sie die Daten schon einmal in der Agenda. BaBbü • Das einmalige Objekt 17 Blick unter die Lauben Ein Geschäft schliesst, ein anderes eröffnet – ein endloser Kreislauf, auch an der Kramgasse. Neben dem Bedauern, dass alteingessene Geschäftleute aufgeben oder – immer öfter – auch aufgeben müssen, ist da auch die Neugierde: Was kommt jetzt nach? Auf dieser Seite stellen wir jeweils «Neuzugänge» vor. Wir richten aber unser Augenmerk auch auf andere Lokalitäten, zum Beispiel auf solche, die nicht genutzt werden und zum Teil bereits seit Jahren leer stehen – oder auf solche, die obskure Umnutzungen erfahren sollen. Was tut sich also unter den Lauben? Vier Beispiele, die zu reden gaben und geben. Und für die sich jetzt mehrheitlich ansprechende Lösungen abzeichnen. Kramgasse 74: Zunächst fiel es gar nicht auf, das «Artemisia» sah aus, als seien die Besitzer nur mal rasch hinausgegangen, Zigaretten holen oder Zeitungen oder das Auto umparkieren. Die Stühle vor den Tischen waren zurückgeschoben, so als seien die Gäste gerade aufgestanden. Da und dort standen noch Gläser auf den Tischen, ein Handtuch lag auf der Bar. Doch schnell wurde klar: Das «Artemisia» ist Vergangenheit. Alsbald waren Handwerker am Wirken, wurden die Möbel weggeräumt, der Stuck von den Wänden geschlagen, Kabel herausgerissen. Die Gerüchte schwirrten durch die Lauben, wer da nun wohl einziehen werde. An Fasnacht setzte der Confiseur Hans Tschirren den Mutmassungen ein Ende. Er will im ehemaligen «Artemisia» eine Brasserie einrichten. Eröffnung sei im Mai, wenn alles gut gehe. Die «Brunne Zytig» drückt die Daumen und freut sich schon jetzt – inbesondere auf leckere Desserts. Kramgasse 58: Dort sollte – wie die Brunne Zytig berichtete – die Cafébar im Keller zu einer Strippbar umgerüstet werden. Doch diese Pläne sind zumindest vorerst vom Tisch. Zum einen hagelte es über 20 Einsprachen, von Privatseite, aber auch seitens der Burgergemeinde und aller Altstadtleiste inklusive des Matteleists. Zum anderen genügten die eingereichten Baupläne den gesetzlichen Ansprüchen nicht. Die Frist zur Eingabe eines modifizierten Baugesuchs verstrich nach Angaben des Regierungstatthalteramts ungenutzt. Nun soll die MAYA Gastro nochmals definitiv aufgefordert werden, überarbeitete Pläne einzureichen. Ein Entscheid über das Baugesuch ist jedenfalls momentan «nicht absehbar». Proteste können dann und wann also doch nützen, meint die «Brunne Zytig». Kramgasse 49: Fast 34 000 Besucherinnen und Besucher hat das Einsteinhaus im letzen Jahr gezählt. Ein Rekordergebnis. Etliche Besucher wären möglicherweise auch gerne im Restaurant «Zum Untern Juker» im Einsteinhaus eingekehrt – doch das um 1860 vom Bierbrauer Johann Juker gegründete Lokal, das ist seit langer Zeit geschlossen. Aber nun gibt sich die Eigentümerin, die PSP Swiss Property, einen Ruck und will Nägel mit Köpfen machen. Mit neuem Konzept, abgestimmt auf das Einsteinmuseum, soll «Zum Untern Juker» in absehbarer Zeit in neuem Interieur wieder öffnen. Die Kosten für den Innenausbau will die Immobiliengesellschaft jetzt selbst tragen. «Wir wollen das Lokal zu unserem Bijou in der Altstadt machen» – und da müsse man eben auch investieren und nicht nur auf die Rendite schauen, hiess es bei PSP. «Wer ernten will, muss säen», heisst es im Volksmund – nicht zu Unrecht, findet die «Brunne Zytig» und hofft, dass die Verhandlungen über die Zukunft des «Untern Juker» diesmal positiv und definitiv abgeschlossen werden können. Kramgasse 46: Auch für ein leer stehendes Kellerlokal keimt Hoffnung auf. Dort, wo sich in sehr viel früherer Zeit das Keller-Restaurant «Mistral» befand, soll möglicherweise bald eine Bar einziehen. Nein, keine Strippbar, sondern eine, wie es heisst, «Ausgehbar» der gehobeneren Art für die nicht mehr ganz so Jungen. «Barracuda» soll sie heissen. Unter dem Namen «Barracuda» oder «Barrakuda» führt «Wikipedia» unter anderem auf: eine Familie tropischer Raubfische, eine Spezialeinheit der Kantonspolizei Basel-Land, einen Hersteller von Sicherheitslösungen für Netzwerke, einen britischen Torpedobomber aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, einen US-amerikanischen Wagen des Herstellers Plymouth und eine Klasse von sowjetischen, russischen und französischen Atom-UBooten. Nicht nur auf das Zielpublikum der neuen Bar darf man also gespannt sei, meint die «Brunne Zytig». BaBü RARITÄTEN AUS DEM ORIENT alte und antike flachgewebe und knüpfkunst restauration . schätzungen a t e l i e r IRMAK ATELIER Irmak kramgasse 10 . 3011 bern . tel. 031 312 06 04 www.ATELIER-irmak.ch ANGEBOTE 18 COMCONA COMCONA AG DR. FRITZ GYGER COMPUTER CONSULTANTS BERATUNGEN & SOFTWARE COMCONA@COMCONA.CH WWW.COMCONA.CH HOTELGASSE 3 CH-3011 BERN T 031 313 11 51 F 031 313 11 50 Brunne Zytig, 12. März 2010 Restaurant Harmonie Fritz Gyger + Walter Aebischer Hotelgasse 3, 3011 Bern Tel. 031 313 11 41 Fax 031 313 11 40 Internet www.harmonie.ch E-Mail harmonie@harrmonie.ch Brunne Zytig, 12. März 2010 AUS DEN LEISTEN Schritt für Schritt von zwei zu einer Filiale in der Kramgasse Seit Ende Januar 2009 führt das italienische Schuhgeschäft «Passo per Passo» nur noch eine Filiale in der Kramgasse. Laut Geschäftsführer Rinaldo Passante waren zwei Geschäfte an der Kramgasse zu viel. Anstelle der geschlossenen Filiale an der Kramgasse 65 werde zurzeit an der Eröffnung eines Geschäftes in Thun gearbeitet. Der «Passo per Passo» an der Kramgasse 50 bietet weiterhin aktuelle Schuhe. Die italienische Schuhmode aus eigener Produktion spricht vor allem ein trendiges und modebewusstes Publikum von 25 bis 50 an. rlu passo per passo an der Kramgasse 65 und 50 Gut gerüstet für Bergsport und Freizeit Am 26. November eröffnete der vierte Mammut Store, einem Franchisunternehmen der Ice Age AG, an der Kramgasse 78 in Bern. Die neue Filiale an zentraler Lage in der Altstadt von Bern bietet auf zwei Etagen eine Produkteauswahl des Schweizer Bergsport- und Outdoor-Spezialisten – von Bekleidung, Schuhen, Schlafsystemen und Rucksäcken bis Kletterausrüstung, Lawinen-Sicherheitsausrüstung und Stirnlampen. Laut Teamleiterin Regine Freivogel sind etwa 95 % der angebotenen Verkaufsware Mammutprodukte, sowie als Ergänzung Produkte von Fremdmarken wie Steigeisen und Pickel von Grivel und Rohnersocken. Die Zukunft werde zeigen, ob und wie das Angebot ausgebaut oder ergänzt werde. Die Palette der Kleider reicht von Bergsportbekleidung zu Freizeitkleidung. So soll das breite Angebot auch ein möglichst breites Publikum ansprechen –«Querbeet durch die Bevölkerung». Die Geschäftspraxis sei für das Geschäft und die sechs Mitarbeitenden bisher zufrieden stellend ver- laufen. «Jetzt werden wir dann sehen, was der Frühling und Sommer uns bringt», erklärt Regine Freivogel optimistisch. rlu Kramgasse 78 25 Jahre Unteroffiziersverein der Stadt Bern «Seit 25 Jahren ist der Unteroffiziersverein der Stadt Bern» Mitglied im Kramgassleist. Seit sieben Jahren brütet die Redaktion der Brunne Zytig im UOV-Keller an der Kramgasse 41 regelmässig über die Themen der jeweils nächsten Zytigs-Ausgabe. Und seit 1990 ist der Keller am letzten Freitag des Monates normalerweise von 1730 Uhr an auch für alle Brunne Zytig Leser geöffnet. Der Keller kann auch von anderen Vereinen und zu persönlichen Anlässen benützt werden. Wieso aber kam der Unteroffiziersverein der Stadt Bern überhaupt an die Kramgasse? Darüber mehr in der nächsten Ausgabe der «Brunne Zytig». Babü 19 Horn – Praxis für Physiotherapie Mitten in der Altstadt von Bern Der Bewegungsapparat steht im Mittelpunkt des Schaffens von Jörg Horn. Mit Fachkompetenz, individuellen Lösungen, gezielten Therapien und Übungen bringt er den Körper des Patienten wieder in Schwung oder optimiert dessen Leistungsentfaltung. Zu Beginn ist deshalb das Gespräch ganz wichtig, in welchem die Beschwerden oder Schwierigkeiten des Patienten aufgenommen werden. Zusammen muss dann, anhand einer Zielvereinbarung, abgemacht werden, was erreicht werden soll: Schmerzfreiheit, Verbesserung der Bewegungsabläufe im Alltag, rasche Trainingswiederaufnahmen, Korrektur von Fehlstellungen etc. Ja, die Kommunikation liegt Jörg Horn am Herzen, er will auf den Patienten eingehen und das bei jeder Sitzung – 1 zu 1. Nebst Triggerpunkt-Therapie und Sportmassagen ist er auf Bewegungstherapien und physikalische Therapien (Wärme, Kälte, Elektrizität) spezialisiert. Deshalb findet man in seiner Praxis keine grossen Trainingsgeräte; er arbeitet gerne mit einfachen Hilfsmitteln. Zum Beispiel Übungen mit dem Sitzball oder Gleichgewichtsübungen, welche besonders für ältere Patienten geeignet sind. Ein Motto von Jörg Horn lautet: Hilfe zur Selbsthilfe; also Übungen, welche auch zuFehlstellung? hause durchgeführt werden können. Dazu kommt sein Ansporn, Bewegung in den Alltag einzubauen. Sei es das Laufen, Wandern, Schwimmen, Radfahren, Yoga, einfach eine sportliche Betätigung, welche dem Patienten entspricht und im Spass macht. So wird der Körper wieder regelmässig bewegt und trainiert und es wird verhindert, dass sich alte Beschwerden zu rasch wieder melden. Die Praxis für Physiotherapie befindet sich an der Kramgasse 76. Dank der günstigen Lage in der Berner Altstadt ist sie schnell und bequem erreichbar. Zudem sind die Öffnungszeiten flexibel, der Kunde kann sich seine optimale Therapiezeit auswählen und das im Moment sogar noch ohne Wartezeit. Übrigens; auch Gesunde können von einer Physiotherapiestunde profitieren! Der Profi gibt Tipps, wie man mit einfachen Massnahmen spätere Beschwerden verhindern kann. jh AUS DEN LEISTEN 20 Kesslergass-Gesellschaft Hauptversammlung Liebe Mitglieder der Kesslergass-Gesellschaft Bern Am 22. März findet im Casino Bern unsere 142 Hauptversammlung statt. Nach den ordentlichen Traktanden wird Herr Silvio Flückiger, Leiter Pinto, Aufgaben und Arbeit dieses städtischen Projektes kurz vorstellen und für Fragen aus dem Plenum zur Verfügung stehen. Pinto steht für Prävention, Intervention und Toleranz und sucht nach Lösungen im Bereich Sicherheit, Sauberkeit, Nachtlärm etc. Die Idee ist, die angepeilten Probleme nicht mit offenem Zwang und Staatsgewalt, sondern durch den Appell an Vernunft und Zusammenarbeit anzugehen. Unser Leistvorstand musste sich im vergangenen Jahr besonders viel mit dem zitierten Problemkreis beschäftigen, und es schien lange, als ob sich die Politik und die Bevölkerung der Dringlichkeit dieser Fragen kaum bewusst seien. Wer nicht in der Unteren Altstadt lebt und arbeitet nimmt die herrschenden Missstände oft nur am Rande wahr, weshalb wir lange genug nur als Nörgeler und Spassverderber tituliert wurden. In jüngster Zeit durften wir nun aber in politischen Gremien ein erstes Umdenken feststellen. Nach einem persönlichen Augenschein hat die Statthalterin verschärfte Bedingungen für Betriebe mit Überzeitbewilligung erlassen, und in den vergangenen Wochen verstärkte sich der Ruf nach mehr Sicherheit und zusätzlicher Polizeipräsenz. Im Vorfeld der Abstimmung vom 7. März 2010 über die Initiative «Für eine sichere Stadt Bern» erscheint das Thema täglich an prominenter Stelle in den Medien. Wofür wir uns einsetzen ist sicher nicht der totale Überwachungsstaat! Bevölkerung und Geschäften im Leistgebiet wäre aber sicher geholfen, wenn mit geeigneten Massnahmen (Fusspatrouillen, Überwachungskameras) nachhaltige Verbesserungen an neuralgischen Stellen (Münsterplatz und –Plattform, Fricktreppe, etc.) erreicht werden könnten. In diesem Sinne arbeiten Leistvorstand und Vereinigte Altstadtleiste weiterhin eng mit den Behörden zusammen an praktikablen Lösungen. Es würde uns freuen, wenn Sie durch Ihre Präsenz an unserer HV unseren Anliegen für ein lebenswertes Leistgebiet zusätzliche Unterstützung verleihen könnten. Daniel Brunner, Präsident Brunne Zytig, 12. März 2010 Kontaktadr.: Daniel Brunner, Schauplatzgasse 23, PF, 3000 Bern 7 Von Dirigenten, Prinzen und Königinnen Erinnerungen: Ein Interview mit Ruedi Bichsel, der mehr als ein Vierteljahrhundert lang die Geschicke des Kultur – Casinos als Hausmeister mitbestimmt hat. Man sagt öfters, wenn Personen aus vergangenen Zeiten erzählen: «Du musst Deine Erinnerungen aufschreiben…», und man macht es dann doch nicht. «Ja, das geht mir auch so, leider habe ich kein Tagebuch geführt, keine Autogramme verlangt und keine Fotos geschossen.» Haben sich die Zeiten beim ersten Revue passieren lassen der Vergangenheit geändert? Ja, vielleicht schon, rückblickend von heute aus ist alles ein wenig grauer geworden, das Gold ist abgeblättert, gut besuchte, elegante, strahlende Bälle finden weniger oder wie der Casino-Ball gar nicht mehr statt, von den traditionellen Veranstaltungen zweier sich konkurrenzierender Jodlergruppen ist nur eine geblieben, für Billette anstehende Menschenschlangen von Konzertbesuchern bis auf den Casinoplatz hinaus gehören der Vergangenheit an, für Ostereiermärit und Antiquitätenmessen fehlen Geld und Absatz, Teppichausstellungen finden in der ganzen Stadt verteilt statt, Briefmarken- und Münzbörsen haben an Attraktion verloren und auch aufwendige Benefizveranstaltungen mit Riesen-Tombolas sind selten geworden. Was für Ereignisse bleiben so auf Anhieb als Erinnerung im Kopf? Begegnungen mit berühmten Personen, die sich dankbar an Dienstleistungen und sogar an die Person erinnern, einfache, menschliche Reaktionen hochgestellter Persönlichkeiten, komische oder kritische Situationen, die aus Unüberlegtheit oder Unwissenheit entstehen, unüberwindbar erscheinende Hürden – meistens Platzprobleme durch Überbelegung -, die lieber gestern als morgen gelöst werden müssen und Stress, Stress, Stress, weil die Zeit knapp bemessen ist… Jetzt wollen wir konkret in der Vergangenheit graben, Stichwort Dirigenten! Herbert von Karajan dirigiert in einem Winter das Wiener Philharmonische Orchester im Kultur-Casino, es ist neblig, es regnet, graupelt, windet. Schlecht gelaunt reisst der Maestro in der Pause die Tür des Dirigentenzimmers auf, ruft energisch nach Personal und erklärt dem herbei eilenden Hausmeister in sehr bestimmtem Ton: «Nach Konzertende will ich keine Leute sehen, nicht angesprochen werden, keine Autogramme verteilen, so schnell wie möglich ein Taxi besteigen und zum gegenüberliegenden Hotel Bellevue-Palace gefahren werden… Können Sie das organisieren?» Nach Rücksprache mit dem Direktor kommt der Hausmeister dem Befehl nach, klopft an die Tür des Dirigentenzimmmers, geleitet den Maestro durchs Treppenhaus zum Lift, durch die Tür in den Hinterhof, öffnet den Schlag des dorthin bestellten Taxis, der berühmte Dirigent gelangt trockenen Fusses ins Foyer des Nobelhotels. Drei Jahre später nimmt der deutsche Bundespräsident, Richard von Weizäcker, an einem von Karajan dirigierten Konzert im bernischen Kulturhaus teil, der Casinoplatz ist gesperrt, umgeben von vier Sicherheitsleuten, zwei vorn, zwei hinten, betreten der Bundespräsident und der Maestro das Gebäude erneut durch die Hoftür, Ruedi Bichsel hält galant die Lifttür auf: «Danke sehr, Sie kenn’ ich doch, Herr Bichsel!» Der Dirigent hat nicht nur ein gutes Gedächtnis für Noten, nein auch für Namen und geleistete Dienste. Der ehemalige Chefdirigent des Berner Symphonieorchesters, Charles Dutoit, hat eine grosse, internationale Karriere gemacht, die renommiertesten Orchester von Amerika bis Japan geleitet und auf seinen zahlreichen Auslandtourneen auch ab und zu Bern berücksichtigt. Diese SymphonieKonzerte mit Charles Dutoit sind ziemlich nervenaufreibend für die Veranwortlichen der Infrastruktur. Kurz vor dem Konzert herrscht Chaos, die Partituren sind verschwunden, der Hausmeister soll im Dirigentenzimmer danach suchen, er packt eine Beige und bringt sie Dutoit ans Dirigentenpult, die Leute klatschen und der Dirigent bietet dem Retter in der Not an, das Konzert selbst zu dirigieren. Nach dem Konzert drängen sich die Leute vor dem … nach der Restaurierung soll das antike Möbel nicht brandneu aussehen, sondern soll vielmehr seinen Charme, seine Geschichte, sein Alter zeigen können… Daniel Gerber Rathausgasse 12 • 3011 Bern Tel./Fax 031 311 81 22 Brunne Zytig, 12. März 2010 AUS DEN LEISTEN sino stehen der Geschäftsführer, Hans Traffelet, und sein späterer Nachfolger, zur Zeit Bankettleiter/GF stv., Tobias Burkhalter, in lockerer Kleidung zur Begrüssung bereit. Der Protokollchef nimmt die beiden Herren beiseite, eine «komische» Hose ist ihm ins Auge gestochen: «Sie haben doch dunkelblaue oder schwarze Anzüge?». Grosse Augen, «haben wir nicht, beschaffen wir aber umgehend!» Schöne und gut sitzende Anzüge haben ihren Preis, was tun? Nach einem Telefon zu Mövenpick, wird die Erlaubnis erteilt, die Rechnung nach Adliswil zu schicken, die auch umgehend beglichen wird. Ruedi Bichsel, Hausmeister im Kultur-Casino von 1972 – 1999 Dirigentenzimmer, es herrscht ein unglaubliches Gedränge, ein Kommen und Gehen, der Champagner fliesst in Strömen und um punkt 24.00 Uhr erfolgt die Bestellung einer grossen Runde Bier, der Hausmeister lässt sich überreden und muss mittrinken. Und wie geht die berühmt-berüchtigte Geschichte vom «Herrn Liechtenstein»? Nach dem Untergang des Kaiserreichs 1918 schliesst das Fürstentum Liechtenstein 1920 mit der Schweiz einen Postvertrag und löst sich damit vom neuen deutschösterreichischen Nachfolgestaat, dessen Hyperinflation die Bilanz des Fürstentums schwächt. 1995 steht das 75-Jahre Post-Jubiläum an, das vom derzeitigen Botschafter des «Ländles» in der Schweiz, dem Prinzen von und zu Liechtenstein, organisiert wird. Die Sekretärin der Botschaft vereinbart einen Termin für die Inspektion durch den Botschafter himself im Kultur-Casino. «Herr Liechtenstein» wird Champagner und Wein aus dem eigenen fürstlichen Wingert, sprich Rebberg, für die Gäste mitbringen. Fünf Minuten vor dem Termin macht sich der damals neugebackene Direktor auf den Weg zum Empfang und hört am Treppenansatz eine wohlbekannte, laute Stimme Unflätiges ausstossen: «Huere Gottverdammi…, was soll das Gemäckel, die Stuhlreihen bleiben drin, wer sind Sie überhaupt?», tobt der Hausmeister, nachdem der Direktor zwei Stufen auf einmal genommen hat, positioniert er sich hinter dem Hausmeister, zupft ihn ziemlich harsch am Ärmel und zischt: «Der Herr ist der Prinz von und zu Liechtenstein!» Nach dem erfolgreichen Bankett erheben «Herr und Frau Liechtenstein» das Sektglas und äussern den Wunsch, auch mit dem Hausmeister anzustossen, der sich reumütig und gezähmt zur Runde gesellt. Der aufmerksame Protokollchef Bei der Probe für den hohen Besuch der schwedischen Monarchin, Königin Sylvia, im Kultur-Ca- Vom trügerischen Tombolaglück An ein Benefizkonzert für jüdische Kinderdörfer sind zahlreiche Botschaften geladen, jede Ländervertretung verfügt über einen eigenen Tisch. Jedes Tombolalos kostet CHF 50.00, die Preise sind traumhaft: Die Brasilianische Botschaft z.B. stiftet eine Flugreise nach Nyon (?) – stellt sich später als Rio heraus –, die französische 24 Flaschen teuren Bordeaux, als weiteres Angebote winkt ein signiertes Camenzind-Bild im Wert von CHF 6’500.00 und so weiter und so fort. Der Grossanlass ist in vollem Gang, der «junge» Direktor der Casino-Restaurants gerät bei seinem Kontrollrundgang im Entrée ins Grübeln, dort steht nämlich das Objekt der Begierde, ein BMW-Coupé des Hauptsponsors, «ach, das ist sicher der Hauptpreis», denkt er sich! Zu den bereits gekauften zwei Losen à CHF 50.00 werden zwei weitere erworben, Träumen ist erlaubt: «Sicher ist das Coupé der Hauptpreis, die Bayerischen Motorenwerke lassen sich doch nicht lumpen, es kann gar nicht anders sein!» Das enttäuschte Erwachen folgt später, das Coupé diente lediglich Reklamezwecken, und dem «armen» Direktor werden für seine aussergewöhnlich kühne Investition nur ein Herren- und ein Damenportemonnaie ausgehändigt… Bankette aller Arten Das Tissot-Jubiläum oder Unmögliches möglich machen: Die 1853 gegründete Luxusuhren-Manufaktur feiert ihr 125. Jubliäum im Kultur-Casino. Die Firma engagiert sich 1938 erstmals für die Zeitmessung im Sport beim Schweizer Abfahrtsski-Cup, ist 1957 beim Davis Cup bereits offizieller Zeitnehmer und tritt heute beim Fechten, Eishockey und dem Rennsport als Hauptsponsor auf. Der amerikanische Manager, Mister Johnson, besichtigt die Räumlichkeiten für das geplante Bankett von 600 Personen, im grossen Saal sollen die Tische gedeckt, im Burgerratssaal der Apero serviert, im Südfoyer das Büffet angerichtet, auf dem Podium eine Tanzfläche freigehalten werden, die Abmachung wird schriftlich vereinbart, der Auftrag an den Hausmeister weitergeleitet. Konsterniert fragt dieser: «Hat denn keiner die Bestuhlungspläne im Kopf? Der Auftrag ist nicht durchführbar, es ist schlicht unmöglich, mehr als 504 Leute im grossen Saal zu plazieren, Bestuhlung der Tanzfläche inklusive… Was tun? Am Vorabend der Jubiläumsfeier findet noch ein reguläres Symphonie-Konzert statt, nachts baut die Equipe einer Baufirma von 40 Leuten alle Sitze 21 auf der Galerie aus, gleicht die Stufen aus und schafft eine Fläche für Tische und Stühle für 300 Gästen. Am Samstag um 17.00 Uhr fahren acht PTT Cars vor, der Rest kommt zu Fuss, die letzten Gäste verlassen das Casino am Sonntagmorgen um 05.00 Uhr. Was nun? Den ganzen Sonntag hindurch ertönen Hammerschläge, die aufsteigende Galerie wird mit sämtlichen Sitzen wieder eingebaut! Die nächste Grossveranstaltung kann stattfinden! Ein Hoch auf das freie Pfadfinder-Leben: Gefürchtete, bei den Saal-Vermietern eher Schrecken verbreitende Anlässe waren die beiden jährlich wiederkehrenden Pfadfinder-Samstage im Juni. Jede Fläche, jede Ecke ist belegt im Grossen Saal, im Burgerraatssaal, im Süd-Foyer, in der Garderobe, im Entrée, auf der Terrasse. Die Verpflegung ist gewährleistet, bei Ländertreffen wird eigenhändig gekocht, unkompliziert bruzeln die Würste auf der Terrasse auf dem Grill, im Süd-Foyer im Innern kocht die Suppe auf offenem Feuer. Wohlgenährt zimmert eine Gruppe nachts um 1 Uhr – Brot und Spiele! – aus aufeinander gestapelten, demontierten Garderobenkorpussen eine Rutschbahn und bastelt eine Kegelbahn, dem Hausmeister reicht’s, die Kugeln dürfen nicht rollen! Rauschende Bälle Die jeweils eleganteste, strahlendste Tanzveranstalung aller Zeiten war der jährliche statt findende glanzvolle Sokol Ball mit 600 bis 700 Teilnehmern in festlicher Garderobe. Die national geprägte Turnbewegung bei verschiedenen slawischen Ethnien in Ostmitteleuropa Sokol wurde auch in Bern von einem Verein repräsentiert. Dem Gemeinschaftserlebnis und der Pflege der slawischen Folklore kamen 1968 nach dem Prager Frühling und dem Einmarsch der Russen beim tschechisch geprägten hiesigen Sokol Verein eine ganz besondere Bedeutung zu. Was ist geblieben? Ein wenig Nostalgie kommt da schon auf, geblieben sind der Garbujo Ball, die jährliche Veranstaltung der ältesten Tanzschule – seit 1884 –, dieses meist ausverkaufte Ball Highlight, die Symphoniekonzerte, der Rapport des Führungsstabes der Armee und Bankette, Bankette, klein, gross, am grössten, eine relativ krisensichere Unternehmung, denn essen muss der Mensch immer und festen und fröhlich sein sollte er auch von Zeit zu Zeit. Barbara Braun mit Dank an Ruedi Bichsel weiss druckt schwar z und bunt druckerei weiss gmbh kalchackerstrasse 7 3047 bremgarten tel 031 301 22 79 fax 031 301 14 81 weissdruck@bluewin.ch gestaltung satz druck 22 AUS DEN LEISTEN Leist der Untern Stadt Kontaktadresse: Xaver Zach, Gerechtigkeitsgasse 22, 3011 Bern Künstlerhaus Postgasse 20 Wenn sich am frühen Abend vor dem Hauseingang der Nummer 20 die Leute stauen, gesellig schwatzend mit Glas in der Hand die Laube füllen, dann ist da eine Vernissage in Gang. Die Tür ist weit offen und bleibt es für die Dauer einer Ausstellung. Doch für gewöhnlich sind die Aktivitäten in diesem Haus für die Passanten verborgener. Kein Schaufenster, keine auffällige Anschrift, nur ein Aushang im schmalen Eisenrahmen neben dem Eingang weist darauf hin, dass in diesem Haus, Postgasse 20, und seit nunmehr siebzig Jahren, Künstler hier ihre Ateliers betreiben. Meret Oppenheim zum Beispiel, die ihre berühmte Pelztasse längst schon geklebt hatte, in ihren jungen Jahren in Paris mit Man Ray fotografierte und, später, in Bern den Brunnen auf dem Waisenhausplatz entwarf. Elsa Stauffer auch, die innovative Bildhauerin und Mosaikbildnerin. Cheminéemodelle entwarf sie zudem, ein wunderbar in modernem Design gebautes ist im Waldhaus der Mettlenvilla in Muri zu sehen, schuf Portraitbüsten in selbstgefertigtem Kunststein und entdeckte in späteren Jahren für sich das fluoreszierende Plexiglas, das sie zu Prismen verarbeitete, die ihr in den Lichtbrechungen wie sie sagte «Weltdurchschauung», nicht «Weltanschauung» boten. Bis in ihr hohes Alter arbeitete die 1905 geborene Elsa Stauffer hier im aareseitigen Parterreraum und zügelte erst Mitte der achtziger Jahre ins Burgerheim, wo sie Ende 2006 verstarb. Eine ihrer Skulpturen erinnert im dortigen Garten an sie. Esther Altorfer, Simon Fuhrer, Gottfried Lüscher, Egbert Moehsnang, Alexander Müllegg, Judith Müller, Walter Schächli wären zu nennen, die in den fünfziger, sechziger, siebziger Jahren hier arbeiteten und zum Teil auch da wohnten. Künstler waren sie alle, Kupferstecher, Maler, Bildhauer, Plastiker, arbeiteten auf Papier und Leinwand, im Atelier oder, wie G. Lüscher in der Landschaft, schufen Skulpturen und Objekte, wie E. Altorfer ihre altarhaften Schreine. Ihre Reputation war und ist unterschiedlich und vielfältig wie ihre Werke, die einen erhielten Bernische Kulturpreise, öffentliche Aufträge, internationale Beachtung; anderen war dies alles wenig wichtig und ausserhalb ihres künstlerischen Strebens. Walter Vögeli prägte das Haus am nachhaltigsten. Über fünfzig Jahre, bis zu seinem Tod im 2009, lebte und arbeitete er hier, begann in einem einzigen Atelierraum und wohnte im gassenseitigen ersten Stock. Nicht nur die wachsende Grösse der Familie, auch seine verschiedenen Arbeitsgebiete und -techniken bedingten die Übernahme mehrere Zugang zum Künstlerhaus von der Laube her. Brunne Zytig, 12. März 2010 Räume im Haus. So bewirtschafteten er und seine Familie mit der Zeit vom Keller bis unters Dach das ganze Haus. In der Stadt und im Raum Bern stehen von ihm etliche Kunstwerke, sehr unterschiedliche, jedes aber für ihn zugleich typisch: die rote, vier Meter hohe Eisenstele im Haupteingang des Inselspitals, das übernatürlich grosse «Trojanische Pferd» aus gefundenen Hölzern bei der Schulanlage in Bolligen oder das «Magische Tor» beim Chemischen Institut der Universität. Eine Sammlernatur war er, suchte und hortete was sich finden und heimtragen liess, füllte seine Ateliers mit Vogel- und anderen Skeletten, Hölzern, Eisen, Maschinen-, Auto-, Metallteilen, alles, wie auch sein Werkzeugpark, penibel genau geordnet. Vieles davon fand Verwendung in seinen «Objets trouvés», so dass einem ein ehemaliger Senklochdekkel oder ein altes eisernes Türschloss dann als gutmütiger Löwe oder grinsendes Gesicht begegnet. Nun erfährt das Künstlerhaus eine sanfte Umstrukturierung. Marianne Vögeli hat die Werke ihres verstorbenen Lebenspartners im nordseitigen ersten Stock zu einem kleinen Museum zusammengestellt, wo sie nun dicht bei dicht stehen, all die Polyestergüsse in grellen Farben, die von Wüstenlandschaften inspirierten Sandgüsse, die Eisenplastiken, die Holzskulpturen, die Reliefs. So wurden Atelierräume frei, die nun von neuen Mietern bezogen wurden, zwei Malerinnen und einem Maler, das Künstlerhaus führt seine Bestimmung und Tradition weiter. Treibende Kraft ist Marianne Vögeli. Sie ist die Hausherrin, Vermieterin der Ateliers im Haus, Leiterin des Ausstellungsraumes und des eigenen Malateliers, das sie jetzt von der Postgasshalde ins Künstlerhaus an der Postgasse zügelte. Ihr Kursraum geht zur Gasse hin, die Fensterscheiben, im unteren Teil geweisst, sind nur knapp über der Augenhöhe der Passanten. Doch deren Blick wird hier eher durch den hohen Laubenbogen zur Strasse hin und die roten, merkwürdig nach unten geklappten Fensterläden an der Innenfassade absorbiert, als durch das leise Pinselziehen der Malgruppe im Parterreraum. «Das Malatelier bietet die Möglichkeit, inneres Erleben schöpferisch auszudrücken. Wichtig ist der Prozess, es geht nicht um Leistung oder um Malen lernen. Wir malen in einer Gruppe von max. vier Personen, Termine auf Anfrage, der Eintritt ist jederzeit möglich. ...» So annonciert Marianne Vögeli im roten Eisenrahmen neben dem Eingang ihre Kurse, die sie für Erwachsene, aber auch für Kinder anbietet. Steht man im Kursraum, man möchte wirklich am liebsten zum Pinsel greifen, einen aus dem Gefäss ziehen, das sie wie einen Blumenstrauss hält, sich vor die mit plakatgrossen Papierbogen beklebte Wand stellen und einfach los malen. Bei meinem Besuch prangen noch die Gemälde, die zum von Marianne aufgetragenen Thema «Ruhe-Unruhe» entstanden sind. Sie würden nie eine wertende Besprechung durchführen, vielmehr über Farbgebung, Bewegungen und Ausdruck sprechen, auch, was das Malen an eben diesem Bild im inneren Auge und der inneren Bewegung auslöste. Es gäbe kein Richtig oder Falsch, eher das Näherkommen sei zu suchen, dem, was man von sich auf dem Bild wolle. Es ist einem wohl hier, nicht erstaunlich, dass Einige schon über sieben Jahre hier malen kommen. Demnächst bietet sie übrigens auch Kurse mit Arbeiten in Ton an, mit gleicher Zielsetzung: der Prozess, nicht die Leistung ist das Schöpferische. Den Ausstellungsraum im ehemaligen Atelier von Elsa Stauffer betreibt auch Marianne Vögeli, betont sofort, sie würde nicht eine Galerie führen, nur Künstlerinnen und Künstlern ermöglichen, ihre Werke in einem geeigneten Raum zeigen zu können. Ein Keramikofen, zweifarbigerParkettboden, Durchblick durch Innenfenster in den vorgelagerten zweiten Raum, da durch gezargte Fenster an den Aarehang, Oberlicht durch das ausladende Dach lassen die Atmosphäre der in ihrer Geschichtlichkeit belassenen Altstadthäuser ausstrahlen. Einzigartig von der Idee und der Art der Präsentation war die Ausstellung im November mit dem Titel «100x100.-/20x200.-, hundert Druckgrafiken aus diversen Privatsammlungen, Originale, Mappen, Konvolute, alle signiert». Und so hatte man die Möglichkeit, für hundert Franken einen Otto Tschumi, Bastien MS, Raphael Be- Im gassenseitigen Malatelier, dem Kursraum von Marianne Vögeli. Brunne Zytig, 12. März 2010 AUS DEN LEISTEN 23 20 Jahre Belle Epoque Das Hotel an der Gerechtigkeitsgasse 18 ist ein echtes 4-Stern Hotel Bijou. 1989 kaufte das Kunstsammler-Ehepaar Marina und Dr. Philipp Ledermann, Zahnimplantateerfinder das vorherige Hotel Arca, mit dem Gedanken, ihre umfangreiche Jugendstil-Sammlung (wahrscheinlich die umfangreichste der Schweiz) öffentlich zu machen. Anschliessend wurde das Hotel komplett umgebaut und das einzigartige Hotel Bijou mit 14 Standardzimmern und 3 Juniorsuiten entstand. Dabei wurden alle Zimmer wie auch das Restaurant mit Jugendstil-Originalgemälden und Art Déco bestückt, das Hotel Belle Epoque geniesst seitdem weltweit einen einzigartigen Ruf.. Seit 7 Jahren wirken nun Bice und Jürg Musfeld als Direktionsehepaar im Belle Epoque, wobei sie, das Belle Epoque-Team sowie Dr. Philipp und Marina Ledermann-Puigventos zum 20 jährigen Jubiläum am 4. Dezember 2010 zum Apero-Jubiläum einluden. Der Ausstellungsraum im Parterre mit einer Polyesterplastik von Walter Vögeli. Jürg Musfeld ist jedoch nicht nur Hoteldirektor, sondern ein leidenschaftlicher Saxophonspieler nazzi, Ben Vautier, Jakob Bill, Antoni Tapies, Samuel Burri und und und, oder eine Eva Aeppli, Eva Haas, Lilly Keller, Niki de Saint Phalle und und und, zu erstehen. Nicht wie in einer Galerie gerahmt und mit gebührendem Abstand gehängt, nein, wie in einem Atelier lagen die Blätter, die gerahmten stapelten sich am Boden, was nicht, wiederum dicht an dicht, an den Wänden Platz fand. Ein Erfolg seis gewesen, sagt Marianne Vögeli, wirklich eine originelle Ausstellung wars, meine ich als erfreute Besucherin. Die strahlenden Gastgeber zum Jubiläumsapero: Jürg und Bice Musfeld mit Dr. Philippe Ledermann, Besitzer des 4-Stern-Boutiquehotels. und Organisator von Live Jazz-Konzerten im Hotel jeweils in den Wintermonaten ab Oktober an den Sonntagabenden und neu auch an den Samstagen. Dank seiner excellenten Beziehung zur Jazzszene gelingt es Jürg Musfeld immer wieder, auch weltbekannte Jazzmusiker ins Berner Altstadtlokal zu locken. Zum Jubiläumsapero engagierte Jürg Musfeld die bekannte Jazzformation «Harrys Satchmo» Heinz Güntlisberger, die zur Freude der vielen Anwesenden ihr Bestes gaben. Nachzutragen wäre noch, dass Marina und Dr. Philipp Ledermann-Puigventos ihre JugendstilSammlung längst nicht alles im Belle Epoque präsentieren konnten und folgerichtig kürzlich das Hotel Sternen in Köniz erwarben und damit ein Museumhotel gestatlteten. Za Von Atelierbesuchen im Künstlerhaus wird in der nächsten Ausgabe berichtet. ig Jürg Musfeld, Pächter des Belle Epoque, begrüsst die zahlreich erschienenen Gäste zum Jubiläumsapero: 20 Jahre Belle Epoque. Jürg Musfeld ist nebst einem gewieften Hotelier ein begabter Musiker, der bei Gelegenheit gerne sein Saxophon ertönen lässt. teo jakob Teo Jakob AG Gerechtigkeitsgasse 25 3000 Bern 8 info@teojakob.ch www.teojakob.ch MÖBEL BÜROMÖBEL OBJEKTMÖBEL LEUCHTEN TEXTILIEN PLANUNG UND INNENARCHITEKTUR Burkhard & Co AG Malerei und Gipserei Maler- und Tapeziererarbeiten B A R + W O H N Z I M M E R RATHAUSGASSE 63 * 3011 BERN TEL. 031 311 51 87 * WWW.LESAMIS.CH O E FF NU N G S Z E I T E N : MO-FR 17H - 00:30H SA 15H - 00:30H WOHNZIMMER FR-SA 22H - 03:00H BAR 3073 Gümligen Morgenstrasse 1 Tel. 031 952 65 85 Fax 031 952 65 86 AUS DEN LEISTEN 24 marianne mi1ani couture Gerechtigkeitsgasse 49 CH 3011 Bern Fon 031 311 01 06 Fax 031 311 01 47 AGATHES SECOND HAND SHOP Agnes Agathe Dähler Brunngasse 2 3011 Bern Tel. 031 311 92 60 Öffnungszeiten: Mo 14.00 – 18.30 Di 14.00 – 18.30 Mi geschlossen Do 14.00 – 20.00 Fr 14.00 – 18.30 Sa 10.00 – 16.00 Brunne Zytig, 12. März 2010 Umbau Rest. zum Goldenen Adler Wohl die grösste Baustelle der Altstadt ist der gegenwärtige Umbau des «Adler» an der untern Gerechtigkeitsgasse. Um Platz für das geplante Restaurant zu schaffen (zwei bis drei Stockwerke) wurde der ganze Komplex total ausgeräumt. Übrigens gibt es in den oberen Stockwerken 5 geräumige Eigentumswohnungen. Spektakulär war am Anfang der Aufbau eines 25 Meter hohen Krans, der die Buschauffeure von Bern Mobil wegen der engen Platzverhältnisse bei jeder Durchfahrt schön ins schwitzen brachte. Der Kran ermöglichte den Aushub einer grossen Baugrube auf der Junkerngasse-Seite. Faszinierend war der Aufbau des Krans an der Gerechtigkeitsgasse, dokumentiert mit den anschliessenden Fotos. Meines Wissens ist der Kran seit Jahrzehnten der erste Kran in der untern Altstadt. Bedient wird er von einer kleinen Plattform in der Kranmitte durch den Kranführer Juan Antonio Duro jeweils wechselseitig Gerechtigkeitsgasse und Junkerngasse mit der Fernbedienung. Dabei muss er konzentriert aufpassen, dass er mit dem schweren Container aus der Baugrube (10 Meter tief mit einem Aushub von bis 2200 m3) keine Dachrinnen, Geländer oder eine Wand touchiert. Michel Furer, Bauführer bei der Büchi AG sagt, Juan A. Duro sei der Beste seines Fachs in der ganzen Firma und es dürfe auf der Baustelle absolut kein Fehler passieren. Der Kran wird zum Teil noch für andere Arbeiten gebraucht und bis im Juni belassen. Wir werden in der nächsten Brunne Zytig über den Innenausbau berichten. Za Höchste Konzentration der Buschauffeure war gefragt – beträgt doch der Abstand zur Bauabschrankung nur einige Zentimeter. Element für Element wird mit einem Hilfskran aufgehisst, bis die Höhe von 25 Metern erreicht ist. Montage in luftiger Höhe. Unten wird der Aufbau mit tonnenschweren Betonblöcken abgestützt, damit die Konstruktion nicht auf die Dächer fällt. Nach Mitternacht wird der grosse Laufsteg montiert – der Kran wurde demnach in einem Tag aufgebaut und der erste Aushubcontainer schwebt über den Dächern. 10 Meter 40 tief unter Gassenniveau ist die grosse Baugrube Junkerngass-Seite. Die Seitenwände werden laufend mit Beton verstärkt. Dank dem Kran kann zügig gebaut werden. Hier unten wird der ganze Küchenkomplex eingebaut. Der ganze Adler ist schon ausgehöhlt. Hier im 2.Stock wird später u.a. das Restaurant gebaut. Mathys + Götschmann AG Licht – Kraft – Telefon Rathausgasse 21 Tel. 031 311 34 34 Malerei Gipserei René Kistler 3047 Bremgarten Hohstalenweg 5 Tel. 031 301 68 79 3006 Bern Galgenfeldweg 1 Tel. 031 381 64 85 Fax 031 381 64 09 Wir vermitteln: Agriturismo Häuser / Appartment Camping / Club- und Hotelferien An- und Rückreise Wir verkaufen: Weine / Spirituosen Käse / Würste Pane Carasau / Guttiau Honig Öffnungszeiten: Di. 11.00 – 14.00 Uhr 15.00 – 18.00 Uhr Do. 11.00 – 14.00 Uhr 15.00 – 20.00 Uhr Sa. 11.00 – 16.00 Uhr Rathausgasse 62 3011 Bern Tel. 031 311 51 53 info@finestra-sardegna.ch www.finestra-sardegna.ch Nebst dem Aushubcontainer wird zwischendurch die grosse Betonmischmaschine eingezwängt. Zentimetergenau dirigiert der versierte Kranführer Juan Antonio Duro den Aushubcontainer abwechslungsweise über die Dächer der Gerechtigkeits- und Junkerngasse. AUS DEN LEISTEN Brunne Zytig, 12. März 2010 25 Gaumenfreuden: D’BrunneZytig geht essen Journalistische Selbstversuche sind in. Reporter arbeiten undercover in Fabriken, begleiten Flüchtlinge übers Meer oder probieren seltsame Arzneimittel am eigenen Leib aus. Die BrunneZytig will hier nicht hintan stehen und geht incognito ins Restaurant Mund’Art an der Gerechtigkeitsgasse. An einem Mittag mitten in der Woche und zwar mausseelenallein. Das ist einer der springenden Punkte der Versuchsanlage: Es ist ja schliesslich von trauriger Notorietät, dass viele Gaststuben Gäste, die für sich allein einen Tisch beanspruchen, wenig goutieren. Und sie zur Strafe an ein Katzentischchen setzen. Im Durchzug. Davon kann hier nicht die Rede sein: Der Gast wird vom tiefschwarz gewandeten Personal mit grosser Zuvorkommenheit begrüsst und ausnehmend freundlich bedient. Und stiefmütterlich verstossene Katzentischchen gibt es hier gar nicht erst. Dazu stehen die Tische im Parterre des kleinen, aber gemütlichen Lokals zu gedrängt. Sie sind schön mit Stoffsets gedeckt, Kerzen brennen. Fast alle Stühle sind besetzt. Man scheint mit Genuss zu speisen. Es wird angeregt geplaudert. Im Obergeschoss, das weiss die BrunneZytig aus erster Hand, geht es noch ein Spürchen gediegener zu und her. Unten haben die Gäste dafür Einblick in die Küche. Was darfs sein? Der Businesslunch mit zwei Gängen. Man kann ihn auch mit drei haben, der Preis bleibt durchaus vernünftig. Die BrunneZytig konzentriert sich auf Vorspeise und Hauptgang, denn schliesslich geht es jetzt darum, die Selbsteinschätzung des Restaurant Mund’Art zu überprüfen, die da lautet: «Wir machen sie nicht einfach nur satt.» Das stimmt. Zuerst einmal muss die BrunneZytig nämlich schmunzeln. Denn wie ein kleines Ausrufzeichen leuchtet ein halbiertes Radieschen mit Spécialités de produits d'Italie vins et comestibles s.a. Münstergasse 49 - 3011 Bern Tél. 031 311 08 57 Fax 031 312 26 13 Natel 077 52 89 65 GRATIS HAUSLIEFERDIENST seinem Stiel auf dem – nach durchaus annehmbarer Wartezeit servierten – hübsch angerichteten Vorspeiseteller. Die Ziegenkäseterrine darauf schmeckt wunderbar delikat, mediterran gewürzt, von befriedigender Konsistenz, gleichzeitig bissfesst und irgendwie erfrischend kühl. Dazu gibt es zarten gemischten Salat mit einer richtigen, schmackhaften Sauce – will heissen, nicht der obligaten, lieblosen Essig-Schwette, die der BrunneZytig oft genug aufgetischt wird und ihr sauer aufstösst. Ein Körbchen mit zwei Sorten Brot kommt auf dem Tisch, ohne dass man danach fragen müsste. Folgt der Hauptgang: Entenschenkel mit Wirz und Kartoffel-Birnen-Gratin. Letzterer ist absolut himmlisch, interessant auch das zartgrüne Wirzköpfchen, das mit blanchierten Gemüsewürfelchen gefüllt ist. Wunderbar die Sauce, eine Rotwein-Rosmarin-Reduktion, das Entenfleisch – ohne Haut serviert – hingegen ist ein bisschen enttäuschend: von gummiger Konsitenz und eher zäh. Die BrunneZytig trinkt dazu ein Glas Cornalin, notiert mit Wohlwollen die schöne Auswahl bei den offenen Weinen. Sie sieht ungeniert – wenn gleich mit rein professionellem Interesse – den Gästen am Nebentisch in ihre Teller. Und kommt, tatsächlich mehr als nur einfach satt, sobald der eigene Teller leer ist, zu folgendem Schluss: Was hier serviert wird, ist der Perfektion schon recht nahe, ist durchs Band weg liebevoll präsentiert, spricht von Experimentierfreudigkeit und enthält sich doch auf sehr sympathische Art jeglicher Allüren. Das Restaurant Mund’Art befindet sich dort, wo früher das Gourmetrestaurant «Gaumentanz» war, das trotz 13 Gault-Millau-Punkten zum Bedauern und zur Überraschung vieler Altstadtbewohner letztes Jahr Konkurs gemacht hat. Übernommen hat das Lokal nun eben die Cateringfirma Mund’Art Event GmbH, die, wie ihr Name sagt, Geschmackvolles für alle möglichen Anlässe organisert. «Vom Tête-à-tête bis zum Firmenessen», steht auf der Webseite. Dort ist auch die Mund’Art-Philosophie erklärt: Serviert werden «marktfrische saisonale Köstlichkeiten mit lokalen Wurzeln», verwendet einzig «Qualitätsprodukte von den besten Lieferanten». Den Bund verleitete die Übernahme des Lokals zum schönen Titel: «Der Gaumen tanzt jetzt auf Mund’art». Treffender kann es selbst die BrunneZytig nicht ausdrücken. Oder sagen wir es so: Sie hat so angenehm gespiesen, dass sie jetzt einen Verdauungschlaf braucht und nicht mehr selber Worte zusammenklauben mag. JvJ Restaurant Mund’Art Postgasse 49/Gerechtigkeitsgasse 56, Bern Telefon 031 372 35 34 Dienstag bis Freitag 11.30 – 14.00, Abend ab 18.00 Samstag und Sonntag ab 18.00 26 AUS DEN LEISTEN Rathausgass-Brunngass-Leist Fred Rumpf ist nicht mehr Ein unermüdlicher Kämpfer für eine bewohnenswerte Altstadt ist verstorben. Brunne Zytig, 12. März 2010 Kontakt: Edi Franz, Postfach 405, 3000 Bern 7 1. Advent in den Seitengassen der Unteren Altstadt Erfolgreiches Behördenapéro an der Brunngasse Am 29. November 2010 war es wieder soweit: Der 1. Advent fand auch in diesem Jahr statt. Das Wetter machte vorbildlich mit – es war zwar der Saison entspechend kalt aber trocken. Die Geschäfte an der Rathaus- und Brunngasse hatten sich herausgeputzt und erwarteten die zahlreichen Besucherinnen und Besucher unserer schönen Gassen. Allenthalben gab es Glühwein und sonstige winterliche Köstlichkeiten, in den Lauben wurde flaniert und überall die Auslagen begutachtet. Als grosser Hit entpuppten sich die Austern, welche von der Boutique Lila an der Brunngasse angeboten wurden. Von vielen erhielt ich die Rückmeldung, dass «man» mit dem Anlass zurieden sei. Pointiert und mit markigen Worten setzte sich Fred Rumpf immer wieder dafür ein, dass die Bewohnbarkeit der Unteren Altstadt nicht dem Vergnügen geopfert wird. Nicht ein Bern ohne Nachtleben, sondern ein Bern mit verträglichem Nachtleben war seine Vision. Erst kürzlich wandte er sich an die Behörden mit der Forderung, bei der Anpassung der Bauordnung an die kantonale Gesetzgebung den Artikel betreffend Wohnraum in der Unteren Altstadt (Wohnen ab 2. Geschoss zwingend) unbedingt zu belassen. Allen, die zum guten Gelingen beigetragen haben sei hier herzlich gedankt. Gastfreundschaft im Sinne des Wortes ist noch immer eine der besten Werbeträger, und wenn das die Besucherinnen und Besucher spüren, dann kommen sie auch wieder. Das traditionelle Behördenapéro fand dieses Jahr Seit 1987 Mitglied des Rathausgass- BrunngassLeists war er meistens an den Hauptversammlungen anwesend und nicht selten ergriff er das Wort in Zusammenhang mit den Problemen des Nebeneinanders von Wohnen, Arbeiten und Vergnügen in der Unteren Altstadt. Fred Rumpf verbrachte seine Jugend am Zibelegässli, wo seine Eltern einen Kolonialwarenladen betrieben. Seine Ausbildungsjahre absolvierte Fred Rumpf unter anderem in Paris: Lehrjahre im Dunstkreis von Le Corbusier war damals das grosse Ziel vieler schweizer Architekten. Mit seinem Büro hat er auch im Leistgebiet des RBL Spuren hinterlassen: Umbauten des Hotels Glocke sowie verschiedene Häuser an der Brunngasse tragen seine Handschrift. Fred Rumpf wohnte in Bolligen und fühlte sich als Hausbesitzer in der Unteren Altstadt dieser eng verbunden. Fred Rumpf ist am 28. November 2009 im 85. Altersjahr verstorben, wir werden ihn ehrend in Erinnerung behalten. ef Austern zum 1. Advent an der Brunngasse Seit 1907 Rathausgasse 24 • 3011 Bern Telefon 031 311 29 92 • Fax 031 312 23 89 Montag geschlossen le bistro Janine Mangiantini Brunngasse 19 CH - 3011 Bern T +41 31 311 15 42 Öffnungszeiten 11.00 – 14.30 / 17.00 – 23.30 Sonntag und Montag geschlossen im Leistgebiet des Rathausgass- Brunngass- Leists statt. Dank der Mithilfe unserer ehemaligen Präsidentin Silvia Müller, welche spontan das Einladen der Gäste übernahm, wurde dieser Anlass zu einem grossen Erfolg. Vertreter der anderen Leiste, der Behörden und anderer Institutionen genossen den ruhigen Moment im Brunnehöfli, kamen ab der idyllischen Brunngasse in’s Schwärmen und erwärmten sich am heissen Glühwein, welcher von Adolf Blunier, dem Wirt des Restaurant Union, offeriert wurde – ganz herzlichen Dank! Der Gemeindrat war vertreten durch die Gemeinderätinnen Barbara Hayoz und Edith Olibet und der Stadtrat wurde durch die halbe Stadtrats-Band «Fraktionszwang» repräsentiert. Schön zu erleben, dass die Sorgen und Anliegen der Altstädtler offene Ohren fanden und diese auch quer durch alle politischen Überzeugungen diskutiert werden konnten. Stadtpräsident Alexander Tschäppät stiess mit Burgegemeindepräsident Franz von Graffenried an und auf die Information hin, es handle sich beim Weissen nicht um unseren Stadtwein sondern um einen spanischen (aus dem Cave du Midi) bemerkte Tschäppät nur kurz und bündig: «i wott ja nid mit im schnure, i wott ne nume suufe!» Das zeigt auf, die Stimmung war gut und der Humor kam auch nicht zu kurz. So soll es sein! ef Leist-Agenda RBL 2010 24. März Redaktionssitzung Brunnezytig 19.00 Uhr Keller Kramgasse 41 29. März Hauptversammlung RBL 18.00 Uhr Restaurant Union Achtung: Termin musste um eine Woche verschoben werden! 5. Mai Vorstand RBL 18.45 bei intraform 28. Mai Redaktionsschluss Brunnezytig 2/10 29. Mai Begrüssung Neuzuziehende 10.00 vor Zytglogge 16. Juni Brunnehöflifest ab 18.00 Uhr Brunngasse 18. Juni Erscheinung Brunnezytig 2/10 30. Juni Redaktionssitzung Brunnezytig 11. Aug. Vorstand RBL 17. Aug. Redaktionsschluss Brunnezytig 3/10 8. Sept. Delegiertenversammlung Spysi 17. Sept. Erscheinung Brunnezytig 3/10 Brunne Zytig, 12. März 2010 AUS DEN LEISTEN Liebeserklärung an das Ristorantino «Da Bellino Lo Stuzzichino» Teigwarenliebhaber aufgepasst: letzten Dezember hat an der Rathausgasse 23 ein kleines Teigwarenparadies sein Türchen geöffnet und lädt alle Freunde des Pastagenusses zu sich ein. Dort zelebrieren Michele Bellino und sein Sohn Rocco liebevoll die italienische Kunst der Teigwarenzauberei. Das «Ristorantino e Take Away Lo Stuzzichino da Bellino» bietet neben den fünf täglich frisch zubereiteten Pastamenus auch ein hausgemachtes Tiramisu und Häppchen nach apulischer Art: einen Teller mit grillierten Auberginen, Zucchini, Peperoni und Blumenkohl mit Essig und Öl. Diese vitaminreiche und gesunde Kost empfehle ich jedem Berner Altstädtler als Auftakt zu einer kulinarischen Italienreise. Michele, der Padrone, kam als 16-jähriger Bub in die Schweiz und arbeitete gleich in der Gastronomie. Es gibt keine Aufgabe, die er nicht übernommen hätte, keine Arbeit die ihm zuwider war. Sein grösster Traum war aber immer, selber ein Restau- Michele vor dem Lokal und im Ristorantino räntchen zu führen. Als dann das Lokal an der Rathausgasse mit der stechend grün bemalten Fassade frei wurde, packte er die Gelegenheit beim Schopf und gründete zusammen mit seinem 32-jährigen Sohn Rocco das «Lo Stuzzichino da Bellino». Capacuoco Rocco absolvierte eine Kochlehre im Bürgerhaus in Bern und liess sich danach eine Saison in der Region Emilia Romagna und in seiner apulischen Heimat von der lokalen traditionelle Küchen inspirieren. Bevor er mit seinem Papa den Familienbetrieb gründete, verwöhnte er drei Jahre lang als Chefkoch die Gäste im «Mappamondo». Wegen seinem Talent traditionelle italienische Speisen neu zu interpretieren, handelte er sich dort schnell den Spitznamen «Il Fantasista» ein. 27 Nun dürfen auch wir Altstädtler uns vom »Fantasista” verwöhnen lassen. Zum Beispiel mit seinen Herztaschen, gefüllt mit Gemüse und Mozzarella, oder mit seinen Tagliatelle Dolce Vita (Pasta mit Rindsfiletspitzengeschnetzelt, Steinpilze, Cognac und Paprikarahmsauce). Oder wer für ein paar Minuten im Pastahimmel schwelgen möchte, dem empfehle ich die Fiochetti die Pera: Hausgemachte Teigtaschen, gefüllt mit Birne-Honig-Käsefüllung. Mein Tipp; schliessen Sie dabei die Augen. Atmen Sie tief ein. Lehnen Sie sich zurück und während Ihre Millionen von Geschmacksknöspchen sich an der Füllung gütlich tun, wandern Ihre Sinne in den Süden Italiens, in die Heimat Micheles, dorthin wo dieses geheimnisvolle Rezept seine Wurzeln hat. Lo Stuzzichino da Bellino Ristorantino & Take Away Öffnungszeiten: Mo-Sa 11–23 , So ca. 15–23 Uhr («Wir sind flexibel und werfen abends sicher niemanden raus»). Rathausgasse 23, 3011 Bern, Telefon 031 311 00 40 drs … und im Ristorantino Die Brunngasse – Einst und heute Der Stettbrunnen Der Stettbrunnen unterhalb der Treppe des Ostausganges ist erstmals 1377 aktenkundig erwähnt. Der Brunnen wird aus einer eigenen Quelle gespeist. Um 1830 erhielt er eine neue Überdachung mit den heute noch bestehenden Holzpfeilern und 1855 wurden die hölzernen Brunnenbecken gegen steinerne ersetzt. Zu gleicher Zeit wurde auch die Umfassungsmauer erstellt. Wegen des, am oberen Ende der Treppe stehenden alten Schlachthauses wurde er Ende des 18. Jh. auch Schlachthausbrunnen genannt. Eine Renovation des Brunnens erfolgte 1974/75. Die Bilder: – Wäschrinnen am Stettbrunnen im Jahre 1910 mit Sicht auf die zur Brunngasse führenden Treppe. – Derselbe Bildausschnitt 2009. Der Platz und Brunnen sind leider oft stark verdreckt und der Gestank u.a. des Taubenkots laden kaum noch zu einem gemütlichen Schwatz am Brunnentrog ein. Christian Ed. Schmocker ANGEBOTE 28 Berner Münster: Restaurierung Chorfenster Brunne Zytig, 12. März 2010 *Skinworld Kosmetik-Institut* Die Chorfenster aus dem 15. Jahrhundert müssen restauriert und besser vor Witterungseinflüssen geschützt werden. Herzlichen Dank für Ihre dringend benötigte finanzielle Hilfe! PC-Konto 30-980-9, Burgerliche Ersparniskasse, Konto CH87 0638 2042 3103 9390 1 der Berner Münster-Stiftung Spenden an die Berner Münster-Stiftung sind steuerabzugsberechtigt. Mitten in der Altstadt Dafür gibt es das «Dermalogica Skin Bar Konzept.» In einer ungezwungenen Atmosphäre werden Sie durch eine Face Mapping über die Beschaffenheit und die Pflegebedürfnisse Ihrer Haut aufgeklärt und können gleich an Ort und Stelle die für Sie geeigneten Produkte ausprobieren. Das Besondere daran: die Produkte können in meinem Kosmetik-Geschäft so ausprobiert werden, wie sie später auch zu Hause angewendet werden – direkt im Gesicht. Kontakt: 031 312 04 64 Tina Bernegger Schifflaube 16, 3011 Bern, 079 408 37 45 Uhrenspezialitäten abseits vom Mainstream · Gepflegte, revidierte Occasionen und Raritäten · Kompetenter Uhrenservice skinworld@bluewin.ch www. skinworld-kosmetik.ch www.dermalogica.ch Ich freue mich, Sie bei mir willkommen zu heissen. ❑ ❑ ❑ ❑ ❑ Beitrittserklärung Der/die Unterzeichnende wünscht in einem der unten aufgeführten Leiste als Mitglied aufgenommen zu werden (Bitte ankreuzen). ❑ Adressänderung Ich bin bereits Mitglied des unten angekreuzten Leists, habe aber eine neue Adresse. Leist der Untern Stadt Bern, Postfach 570, 3000 Bern 8 Kesslergass-Gesellschaft, c/o Daniel Brunner, Schauplatzgasse 23, Postfach, 3000 Bern 7 Rathausgass-Brunngass-Leist, z. H. Herr Edi Franz, Postfach 405, 3000 Bern 7 Kramgassleist, Sekretariat, z.H. Ursula Adamek, Kramgasse 56, 3011 Bern Name Vorname Bern, den Unterschrift (❑ neue) Adresse (Bitte an den angekreuzten Leist einsenden.) Beruf AbonnementsBestellung Der/die Unterzeichnete bestellt ein JahresAbonnement der Brunne Zytig zum Preis von Fr. 20.– Name Vorname Adresse Unterschrift Bitte einsenden an Brunne-Zytig, c/o Xaver Zach, Postfach 614, 3000 Bern 8.