Händel IM HeRBST - Händel
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Händel IM HeRBST - Händel
H ÄNDEL - FESTSPIELE 2 015 „HÄNDEL UND SEINE INTERPRETEN“ 30. MAI bis 14. JUNI 2015 IN HALLE (SAALE) TIPP TICKETS Das vollständige Programm der Händel-Festspiele Halle ist ab sofort erhältlich. Sie finden es auch unter www.haendelhaus.de Der Vorverkauf der Händel-Festspiele 2015 hat begonnen. Sichern Sie sich jetzt die begehrten Tickets! Hotline: + 49 (0) 345 / 565 27 06 (Montag bis Freitag: 7 bis 19 Uhr, Samstag: 7 bis 14 Uhr) Online: www.haendelhaus.de Vorverkaufsstellen: bundesweit bei CTS Eventim, in Sachsen-Anhalt bei TiM Ticket, in den Service-Centern der Mitteldeutschen Zeitung und der Galeria Kaufhof Passage in Halle (Saale) FASZINIERT PROGRAMM LT LE VERANSTA EIN HEFT – AL UNGEN HÄNDEL IM HERBST 21. – 23. November 2014 in Halle (Saale) Stiftung Händel-Haus Große Nikolaistraße 5 06108 Halle (Saale) 58 Telefon: +49 (0) 345 / 500 90-0 Fax: +49 (0) 345 / 500 90-416 stiftung@haendelhaus.de www.haendelhaus.de HÄNDEL IM HERBST 2014 59 WIR DANKEN DEN FÖRDERERN UND SPONSOREN DER HÄNDEL-FESTSPIELE H ä n d e l I M HER B S T 21. BIS 23. NOVEMber 2014 IN HALLE (SAALE) WIR DANKEN FÜR DIE UNTERSTÜTZUNG VON HÄNDEL IM HERBST 2014 62 HÄNDEL IM HERBST 2014 63 INHALT G RUS S WORT Grußwort Dr. Bernd Wiegand, Oberbürgermeister der Stadt Halle (Saale) 3 Grußwort Roger Schenkel, Vorsitzender des Vorstandes der Saalesparkasse 4 Arminio HWV 36 | 21. November 2014 7 Liebe Hallenserinnen und Hallenser, liebe Gäste, Goethe – seine Poesie ist musikalisch | 22. November 2014 Johann Friedrich Reichardt (Konstanze Musketa) 9 10 Barocke Rivalitäten: Cuzzoni versus Bordoni | 22. November 2014 Divendämmerung (Sabine Rademacher) Die Künstlerbiografien Das Textbuch 11 14 18 20 Focus Bohlenstube: Mit einem Bogen gestrichen | 23. November 2014 Zum Konzert Die Künstlerbiografie „Einige nennen es auch Handbaßel …“ (Christiane Barth) 27 28 29 30 Rendezvous im Händel-Haus: „Godfrey Knellers Porträt von George I, König von England” | 23. November 2014 Königin Anna – Eine Wohltäterin des Komponisten G. F. Händel (Gert Richter) 31 33 Festkonzert mit Magdalena Kožená | 23. November 2014 Zum Konzert (Miriam Weiss) Die Künstlerbiografien Das Textbuch Der Händel-Preis der Stadt Halle 2013/14 37 38 39 43 49 Die Händel-Festspiele 2015 50 Impressum 56 2 HÄNDEL IM HERBST 2014 vom 21. bis 23. November treffen sich die Händel- und Barockmusik-Freunde aus aller Welt ein zweites Mal in diesem Jahr in Halle (Saale) – „Händel im Herbst“, die kleinen Händel-Festspiele, finden statt. Hierzu begrüße ich Sie alle sehr herzlich. Besonders freue ich mich, bei dieser Gelegenheit Magdalena Kožená den Händel-Preis der Stadt Halle (Saale), vergeben durch die Stiftung Händel-Haus für 2013/14, überreichen zu können. Eigenwillig und einzigartig – so wird die Opernsängerin mit ihrem exklusiven Konzert- und Liedprogramm von Kritik und Publikum weltweit gefeiert. Im Jahr 2000 und 2002 erhielt Magdalena Kožená den Echo Klassik, in den Jahren 2001, 2003 und 2004 den Grammophon Award. Das Publikum der halleschen Händel-Festspiele erlebte die tschechische Mezzosopranistin 1997 und 1998 mit beeindruckenden Konzerten. Die wunderbare Sängerin wird nun mit dem Händel-Preis der Stadt Halle (Saale) geehrt – und es ist zugleich auch eine Ehre für die Stadt. Mit den „Händel im Herbst“-Tagen blicken wir auch voraus auf ein facettenreiches Programm der HändelFestspiele 2015. Dabei können wir uns auf das Festkonzert mit dem Countertenor Philippe Jaroussky am 4. Juni freuen, der in diesem Rahmen den Händel-Preis 2015 erhält. Ich wünsche Ihnen sehr schöne Musik- und Konzerterlebnisse und danke allen Akteuren und Unterstützern, die „Händel im Herbst“ begleiten. Ihr Dr. Bernd Wiegand Oberbürgermeister der Stadt Halle (Saale) Vorsitzender des Kuratoriums Stiftung Händel-Haus 3 GRUSSWORT In den vergangenen Jahren veranstaltete die Stiftung Händel-Haus neben den Händel-Festspielen im Sommer ein Vorkonzert im November, das auf das Programm des nächsten Jahrganges einstimmen sollte. Aufgrund der Absage der Festspiele im vergangenen Jahr wurde um dieses Vorkonzert herum ein kleines Händel-Fest im Herbst angeboten. Dabei zeigte sich, dass diese kleinen Händel-Festspiele, die gleichzeitig programmatisch zurück- und vorausblickten, beim Publikum sehr nachgefragt waren. Auch 2014 wird es kleine Händel-Festspiele geben, die schon im zweiten Jahrgang unter dem Begriff „Händel im Herbst“ eine kleine Tradition festschreiben. Die Saalesparkasse ist gemeinsam mit der Ostdeutschen Sparkassenstiftung ein langjähriger und verlässlicher Partner der Händel-Festspiele. Wir freuen uns, dass wir mit „Händel im Herbst“ eingestimmt werden auf ein reichhaltiges Programm im Juni 2015. In besonderem Maße unterstützen die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Saalesparkasse die thematische Reihe des kommenden Jahrgangs: Der oben beschriebene Streit zwischen der Bordoni und der Cuzzoni fand im Rahmen einer Aufführung von Händels Oper Alessandro statt, die in Erinnerung daran am 6. und 8. Juni 2015 mit zahlreichen internationalen Stars der Gegenwart im Goethe-Theater Bad Lauchstädt zu erleben sein wird. Auch „Händel im Herbst“ 2014 bietet einen Blick zurück: Im Festkonzert mit Magdalena Kožená wird der wunderbaren Mezzosopranistin der Händel-Preis 2013/2014 überreicht, der ihr aufgrund ihrer Schwangerschaft nicht im Sommer hatte übergeben werden können. Sie wird in der Konzerthalle Ulrichskirche mit dem aus Basel kommenden La Cetra Barockorchester Musik des italienischen Komponisten Claudio Monteverdi und dessen Zeitgenossen aufführen. Es erklingen Kompositionen aus einer Zeit, als sich die Oper als musikalische Gattung etablierte und begeisterte. Doch zunächst wünschen wir den „kleinen“ Händel-Festspielen im Herbst viel Erfolg. Mehrere Generationen später war es u.a. Händel, der von der italienischen Barockoper inspiriert wurde und diese Gattung zu einem besonderen Höhepunkt führte. Die Wiederaufnahme der Opernproduktion Arminio von Georg Friedrich Händel durch die Oper Halle gibt Zeugnis hierfür. In Händels Zeiten waren es aber nicht mehr alleine die Komponisten mit ihrer Musik, die das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinrissen. Insbesondere lebten die Opernaufführungen von den Gesangsstars. Die Komponisten schrieben die Musik für diese Stimmen. Immer wieder kam es dabei zu Streitigkeiten zwischen Sängern und Komponisten, aber auch zwischen den divenhaften und launischen Sängern untereinander. Ein Wettstreit zwischen zwei Stars des 18. Jahrhunderts wurde vielfach beschrieben: „Heute frage man nicht mehr, sind sie Whig oder Tory, für den Hof oder das Volk, sondern: sind sie für Faustina oder Cuzzoni“, schrieb ein Londoner Freund Georg Friedrich Händels. Genau diese Rivalität zwischen den genannten Diven weckt das Konzert mit Simone Kermes und Vivica Genaux am 22. November erneut zum Leben. Damit wird inhaltlich der Blick auf die kommenden Händel-Festspiele gerichtet, die sich schwerpunktmäßig dem Thema „Händel und die Interpreten“ widmen. 4 HÄNDEL IM HERBST 2014 Roger Schenkel Vorsitzender des Vorstandes der Saalesparkasse 5 M U S I K I N D E R F R A U E N K I R C H E D R E S D E N Freitag | 21. November 2014 | 19.30 Uhr | Oper Halle Musik Armi nio H W V 3 6 in der Frauenkirche Dresden Oper in drei Akten von Georg Friedrich Händel Libretto nach Antonio Salvi Musikalische Leitung: Bernhard Forck 2015 Inszenierung, Bühne und Kostüme: Nigel Lowery Licht: Matthias Hönig Videoprojektionen: Anke Tornow Dramaturgie: Susanne Holfter 10 JAHRE LEBEN IN DER FRAUENKIRCHE DRESDEN Arminio Tusnelda Segeste Varo Sigismondo Ramise Tullio Ein Beobachter Benno Schachtner Melanie Hirsch Tomasz Raff Robert Sellier Jeffrey Kim Julia Böhme Ki-Hyun Park Bernd G. Albrecht Statisterie der Oper Halle (Leitung: Ann-Kathrin Franke, Helga Regehr-Blumenschein) Händelfestspielorchester Halle (auf historischen Instrumenten) In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln Erstaufführung der Hallischen Händel-Ausgabe Gemeinschaftsproduktion der Oper Halle und der Händel-Festspiele Halle 2014 Kammerchor und Chor der Frauenkirche | Sabine Meyer | Academy of St. Martin in the Fields Tine Thing Helseth | Regensburger Domspatzen | Dresdner Philharmonie | Albrecht Mayer Ludwig Güttler | Gustav Mahler Jugendorchester | Ton Koopman | Cappella Gabetta Gábor Boldoczki | Daniel Hope | Wolfgang Rihm | Sofia Gubaidulina | amarcord Martin Stadtfeld | Sächsische Staatskapelle Dresden | Hannelore Elsner | Klaus-Maria Brandauer Preisträger des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD … und viele mehr Ein gesondertes Programmheft ist in der Oper Halle erhältlich. 6 www.frauenkirche-dresden.de | Tickets & Gutscheine Telefon 03 51.6 56 06 -701 Arminio HWV 36 HÄNDEL IM HERBST 2014 7 Samstag | 22. november 2014 | 15.00 Uhr | Händel-Haus Sonderausstellungsräume 1. OG und Schatzkammer Treffpunkt: Museumskasse Szenenfoto „Arminio“ ZUR OPER G o e th e – s e i n e P o e si e ist musika lisch Sonderausstellung zum 200. Todestag Johann Friedrich Reichardts Führung: Dr. Konstanze Musketa (Kuratorin, Stiftung Händel-Haus) Georg Friedrich Händels selten gespielter Arminio entstand 1736/1737 gegen Ende seiner Opernlaufbahn, als der Bedarf der Engländer an italienischer Oper stark nachließ. Wenige Monate nach der Uraufführung in London am 12. Januar 1737, der lediglich fünf Vorstellungen folgten, musste sowohl Händels Opernunternehmen als auch dessen Konkurrenz schließen. Arminio verschwand in der Versenkung und wurde nur vereinzelt aufgeführt. In Kooperation mit der Ausstellung „Johann Friedrich Reichardt und Felix Mendelssohn Bartholdy im Spiegel des romantischen Salons“ im Mendelssohn-Haus Leipzig Dabei war es Händel mit seiner Musik gelungen, der Handlung um den später zum deutschen Gründungsmythos stilisierten germanischen Cheruskerfürsten Arminius bzw. Hermann (16 v. Chr. – 21 n. Chr.) und der Varus-Schlacht gegen die Römer zwischen Rhein und Weser um 9 n. Chr. durch die Konzentration auf die zwischenmenschlichen Konflikte verfeindeter Familienteile psychologische Präzision und Emotionalität zu verleihen. Arminio hat eine Schlacht gegen die Römer verloren. Seine Frau Tusnelda rät ihm, sich in Sicherheit zu bringen. Als der römische General Varo von Arminios Flucht erfährt, fühlt sich dieser um den Sieg betrogen. Stolz präsentiert ihm Tusneldas Vater Segeste, der sich auf die Seite der Römer geschlagen hatte, den verhassten Schwiegersohn Arminio als Gefangenen. Dieser bezichtigt Segeste des Verrats an dem germanischen Volk und der eigenen Tochter. Da Arminio sich lieber für sein Land opfern will, als es den Römern zu überlassen, beschließt Segeste, Arminio ermorden zu lassen. Segeste beginnt ein Intrigennetz zu spinnen, das seine Tochter und Arminio entzweien und den Frieden zwischen Germanen und Römern durch Arminios Hinrichtung sichern soll. Der international gefragte britische Regisseur und Ausstatter Nigel Lowery greift in seiner poetischen und tiefgründigen Interpretation dieses historischen Heldenepos’ die Frage auf, für welche existenziellen Ideale ein zunächst besiegter Herrscher für das Wohl seines Volks und dessen Kultur erneut kämpferisch (diesmal siegreich) zum Widerstand aufruft. Aus gegebenem Anlass ein Muss für alle kritischen Zeitgenossen. Am Dirigentenpult des Händelfestspielorchesters Halle steht dessen Künstlerischer Leiter Bernhard Forck. 8 HÄNDEL IM HERBST 2014 Johann Friedrich Reichardt (1752–1814) Goethe – seine Poesie ist musikalisch Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) 9 Samstag | 22. NOVEMBER 2014 | 19.30 Uhr Konzerthalle Ulrichskirche Barock e R iva litä t e n: Cuzzo ni v e rsus B ordo ni Reichardts Gehöft Händel-Haus, Ausstellungsräume Johann Friedrich Reichardt (*25. November 1752 in Königsberg in Preußen – † 27. Juni 1814 in Giebichenstein bei Halle) Goethes Poesie ist musikalisch – das erkannte Reichardt als einer der ersten und vertonte insgesamt weit über hundert Texte des Dichters. Auch Goethe, der viele seiner Verse bewusst so anlegte, dass sie auch singbar waren, schätzte Reichardts Musik, da sie sich immer streng am Text ausrichtete und dadurch die Worte zu ihrer vollen Wirkung brachte. Aus der gemeinsamen Arbeit an dem Singspiel Claudine von Villa Bella für eine Aufführung am Berliner Hof, wo Reichardt als Kapellmeister tätig war, entwickelte sich eine persönliche Freundschaft, die jedoch auf Dauer keinen Bestand hatte. Als Reichardt 1794 beim König in Ungnade fiel und aus seinen Diensten fristlos entlassen wurde, kühlte sich die Beziehung deutlich ab. Reichardts positive Einstellung zur Französischen Revolution, die Auslöser für die Entlassung war, stieß auch Goethe ab. Nicht nur eisiges Schweigen, sondern sogar ausgesprochen feindselige verbale Attacken gegen Reichardt in den Xenien folgten. Musikalische Leitung: Andrés Gabetta Vivica Genaux, Mezzosopran Simone Kermes, Sopran Cappella Gabetta Oboe Diego Nadra, Thomas Meraner Horn Konstantin Timokhine, Silvia Centomo Violine I Andrés Gabetta, Valentina Giusti, Francesco Colletti Violine II Boris Begelman, Juliana Georgieva, Betina Pasteknik Viola Ignacio Aranzasti Pardo Cello Petr Skalka, Maria Saturno Kontrabass Daniel Szomor Cembalo Giorgio Paronuzzi Gitarre Eduardo Egüez Noten/Musik Giovanni Sechi Vorübergehend kam es zu einer Aussöhnung, und als Goethe 1802 in Bad Lauchstädt sein Theater eröffnete, besuchte er in diesem Zusammenhang auch Reichardt in Giebichenstein. Aber schon bald ging er wieder auf Distanz und brach schließlich den Kontakt endgültig ab. Was blieb, war die Wertschätzung der schöpferischen Leistungen, und noch Jahre nach Reichardts Tod wird er über ihn sagen, dass seine Musik „vortrefflich“ ist. Die Ausstellung erinnert an den 200. Todestag Johann Friedrich Reichardts und lässt den Besucher in die ländliche Idylle seines Giebichensteiner Gartenreichs eintauchen. Im Fokus stehen Reichardts GoetheVertonungen. Originale Erstausgaben, mit schönen, romantischen Darstellungen illustriert, eigenhändige Briefe Reichardts und historische Musikinstrumente gehören zu den besonderen Schätzen dieser Präsentation. Eine Hörstation vermittelt einen Eindruck von Reichardts Musik zu Goethes Versen. Konstanze Musketa 10 HÄNDEL IM HERBST 2014 Barocke Rivalitäten: Cuzzoni versus Bordoni 11 DAS PROGRAMM Carlo Francesco Pollarolo (um 1653–1723) Ouvertüre aus der Oper Ariodante Nicola Porpora Ouverture aus dem Opernpasticcio Orfeo (1736) Giovanni Battista Bononcini (1670–1747) „Spera che questo cor“ aus der Oper Astianatte (London 1727) Giuseppe Arena (1713–1784) „Come potesti, oh dio“ aus der Oper La Clemenza di Tito (Turin 1739) Georg Friedrich Händel (1685–1759) „Scoglio d’immota fronte“ aus der Oper Scipione (London 1726) Leonardo Vinci (um 1690–1730) „L’onda chiara che dal fonte“ aus der Oper Ifigenia in Tauride (Venedig 1725) Attilio Ariosti (1666–1729) „Vorreste o mie pupille“ aus der Oper Lucio Verro (London 1727) Geminiano Giacomelli (1692–1740) „Villanella nube estiva“ aus der Oper Scipione in Cartagine Nuova Georg Friedrich Händel „Piangerò la sorte mia“ aus der Oper Giulio Cesare in Egitto (London 1724) Johann Adolph Hasse „Impallidisce in campo“ aus der Oper Issipile (Neapel 1732) Johann Adolph Hasse (1699–1783) „Priva del caro bene“ aus der Oper Dalisa (Venedig 1730) Johann Adolph Hasse „Va tra le sleve ircane“ aus der Oper Artaserse (Venedig 1730) Nicola Porpora (1686–1768) „Nobil onda“ aus der Oper Adelaide (London 1726) Johann Adolph Hasse „Padre ingiusto“ aus der Oper Cajo Fabricio (Dresden 1734) Johann Adolph Hasse Rezitiativ „Lode agli die“ und Arie „Se mai più sarò geloso“ aus der Oper Cleofide (Dresden 1731) Pietro Torri (um 1650–1737) Rezitativ „Ferma crudel!“ und Arie „Son costretta esser crudele“ aus der Oper Amadis di Grecia (München 1724) PAUSE 12 HÄNDEL IM HERBST 2014 Barocke Rivalitäten: Cuzzoni versus Bordoni 13 ZUM KONZERT DIVENDÄMMERUNG “They say we shall have operas in a fortnight, but I think Madam Cuzzoni and the Faustina are not perfectly agreed about their parts ...” (Mary Pendarves an ihre Schwester Ann Granville; London 27. Novembre 1726) Nach den Hochblüten der Bildenden Kunst im 16. und der Architektur im 17. Jahrhundert, hatte zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Oper als geniales Konglomerat aus Historie, Musik, Choreographie, Maschinenzauber und Architektur Italien wieder zum künstlerischen Zentrum Europas gemacht. Italienische Künstler wurden dabei unter der „Markenbezeichnung“ des „Virtuosen“ zum Exportschlager Nr. 1. Sehr bald schon hatte sich gerade im Opernbereich das Virtuosentum als Selbstzweck – d. h. als reine Demonstration von Kunstfertigkeit fernab jeden Interesses an Darstellung und Handlungsinhalt – besonders breit gemacht, wie zahllose Traktate, Satiren, Polemiken und vor allem Augenzeugenberichte nordeuropäischer Italienreisender belegen. Sänger und Sängerinnen wurden von einem in seiner Sensationslust (Höhenrausch!) schier unersättlichen Publikum für ihr so verschwenderisch zur Schau gestelltes Können mit Ehren, unermesslichen Reichtümer bis hin zu Adelstiteln belohnt. Der Erfolg einer Operproduktion stand und fiel mit der Qualität und der Einstellung bzw. „Lust“ ihrer Sänger. Die ganze Aufführungspraxis war daher auf einen Starkult ausgerichtet, der nur mit der heutigen Popszene vergleichbar ist. Entsprechend „riet“ der venezianische Komponist und Anwalt Benedetto Marcello 1720 in seinem berühmten Satire-Traktat „Il teatro alla Moda“ den Opernschaffenden: Librettist („Häufig besuche er die Primadonna, da von ihr im Allgemeinen der Erfolg bzw. Misserfolg einer Oper abhängt. Deshalb schneide er das gesamte Stück auf sie zu.“), Komponisten, damals in Personalunion mit dem Kapellmeister („Er ignoriere all ihre Allüren, wohl wissend, dass sein eigener Erfolg, sein Ruf und seine Karriere in ihren Händen liegt.“), „Sponsoren“ („Gemeinsam mit dem Intendanten sollten die Mäzene eines Theaters den Sängerinnen in allem entgegenkommen“) bis hin zum Pächter der Theaterkantine („er kümmere sich äußerst liebevoll um alle Darsteller“) und vor allem dem Intendanten („Aus purer Angst ertrage er alle, aber auch alle Allüren der Sänger … Beschweren sich bei ihm Darsteller über ihre Partie, gebe er Librettisten wie Komponisten die ausdrückliche Anordnung, die Oper zwecks deren Genugtuung zu ruinieren“). geschickt, den sie auf der Reise nach London heiratete. Eine verheiratete Sängerin, die öffentlich auftrat, war damals schon fast ein Skandal; wenig später wurde Francesca Cuzzoni sogar Mutter – und sang weiter. Ihr London-Debüt am 12. Januar (!) 1723 in Händels Oper Ottone (Teofane) war eines der sensationellsten in der Londoner Operngeschichte. Die Eintrittskarten erreichten auf dem Schwarzmarkt den sechsfachen Preis und es kam zu tumultartigen Szenen vor und im Theater. Sogar ihre Bühnenkostüme (!) wurden in London Mode. Dabei entsprach Francesca Cuzzoni äußerlich offenbar keineswegs dem heutigen Ideal eines Opernstars. Zeitzeugen zufolge war sie keine Schönheit („klein, untersetzt, mit teigigem, mürrischem Gesicht“) und auch keine gute Schauspielerin. Trotzdem komponierte Händel für sie u. a. die Partie der Kleopatra! Francesca Cuzzonis ganze Faszination und Bühnenpräsenz lagen offenbar in ihrer phänomenalen Gesangskunst. Der deutsche Oboist Johann Joachim Quantz beschrieb ihre Stimme als „reiner, angenehm klingender Sopran“ mit „klarer Intonation und feinem Ausdruck“ und ihren Gesangsstil als „unschuldig und berührend, ihre Grazie nahm Besitz von der Seele eines jeden Zuhörers“. Vor allem aber konnte die Cuzzoni schier alles singen, wie Francesco Mancini noch 1774 in seinem berühmten Gesangstraktat „Pensieri e riflessioni pratiche sopra il canto figurato“ betonte: „Es war für den Hörer schwer festzustellen, ob sie in schnelleren oder in langsameren Arien mehr brillierte. Ein angeborenes Vibrato erlaubt es ihr, Passagen mit größter Leichtigkeit auszuführen (...) und ihre Stimme war so angenehm und berührend, dass alles, was sie sang, Gefühl hatte. (...) Ihr Triller war perfekt, sie hatte kreative Phantasie. (...) Ihre hohen Töne waren ohne Gleichen in Klarheit und Süße und ihre Intonation so genau und klar, als ob es ihr unmöglich wäre, falsch zu singen.“ Als Kehrseite ihres Erfolges waren Francesca Cuzzonis Extravaganzen und Unvorhersehbarkeiten berühmt-berüchtigt. Sie soll Händel in London so sehr zur Weißglut getrieben haben, dass er handgreiflich wurde und drohte, sie aus dem Fenster zu werfen (die Sängerin rächte sich Jahre später, indem sie Händels Opernkompanie in einer Krisensituation verließ und zur Konkurrenzoper unter Nicola Porpora wechselte). Ihren verschwenderischen Lebensstil konnten letztlich sogar die sündhaft hohen Gagen nicht auffangen. Und so erlebte Francesca Cuzzoni nach phantastischer Karriere einen brutalen Niedergang. Als sie 1749 mit 53 Jahren ihr letztes Konzert in England gab („nur um meine Schuldner zu bezahlen“ wie es in der Ankündigung hieß!), war sie „alt, arm und völlig ohne Stimme“, wie Charles Burney notierte, der zu ihren besten Zeiten in Händels Orchester gespielt hatte. Die letzten Jahrzehnte ihres Lebens musste sich die einst gefeierte Diva in Italien als Knopfmacherin durchschlagen. FRANCESCA CUZZONI (1696–1778) FAUSTINA BORDONI (1697–1781) Als „ebenso dumm wie phantastisch“ („as silly as fantastical“) charakterisierte der englische Politiker Horace Walpole die am 2. April 1696 in Parma geborene Sopranistin Francesca Cuzzoni. Über ihren Charakter gibt es so gut wie keine positiven Äußerungen, aber über ihre Gesangskunst herrschte allgemeine und hellste Begeisterung. Mit 18 gab sie ihr Bühnendebüt in ihrer Heimatstadt, mit 22 in der Opernmetropole Venedig in Ariodante von Carlo Pollarolo. Sie wurde kurz darauf von Georg Friedrich Händel entdeckt und 1720 nach London engagiert, wo Händel gemeinsam mit den Komponisten Attilio Ariosti und Giovanni Battista Bononcini das King’s Theatre bespielte. Aber erst Ende Dezember 1722 traf sie endlich dort ein. Zur Sicherheit hatte Händel ihr seinen zweiten Cembalisten Pier Giuseppe Sandoni entgegen „Was könne erst daraus werden, wenn das Legato und Portamento der Cuzzoni sich mit der Beweglichkeit der Bordoni verbinden ließ“ – spekulierte der Kastrat Pier Francesco Tosi, eine der Hauptautoritäten in Sachen Gesangskunst des frühen 18. Jahrhunderts, in seinem 1723 erschienen Traktat „Opinioni de’ cantori antichi, e moderni o sieno osservazioni sopra il canto figurato”. Es war das Jahr von Francesca Cuzzonis furiosem London-Debüt, und in Florenz wurden Faustina Bordoni zu Ehren drei Münzen geprägt: ein ungeheures Vorgehen, waren solche Medaillen doch ausschließlich Adeligen, Päpsten, Feldherren oder Dichterfürsten vorbehalten! Aber mit ihren damals 26 Jahren war die gebürtige Venezianerin eben die gefeiertste Sängerin ihrer Zeit. Eine jener Münzen zeigt auf der einen Seite ein Segelschiff, mit dem am 14 Barocke Rivalitäten: Cuzzoni versus Bordoni HÄNDEL IM HERBST 2014 15 Mast gefesselten Odysseus, auf der anderen eine Sirene im Meer und die Inschrift: „Die so eisern an sich fesselt.“. „La nuova Sirena“– „die neue Sirene“ war der Kosename, mit dem ihre zahllosen Fans Faustina Bordoni bedachten: eine Sirene, deren Stimme die Zuhörer schier ins Paradies versetzte. Unüberschaubar sind die Versuche ihrer Zeitgenossen, Faustinas Gesangskunst in Worte zu fassen. Sie besaß einen eher dunklen (Mezzo-)Sopran. Stupende Virtuosität in Läufen, Passagen und Verzierungen waren ihre Spezialität. Man schuf für ihre Art zu singen und zu rezitieren gar ein eigenes Verb: „faustinieren“. Gemeint war damit vor allem eine neue Gesangstechnik für besonders schnelle Tonrepetitionen und Passagen, die auch von anderen Sängern oft imitiert wurde. Aber niemandem gelang dies so, mit allergrößter Natürlichkeit, wie ihr. Dazu war Faustina temperamentvoll, brillant, ausgesprochen hübsch und eine begeisterte Schauspielerin. 1730 sollte sie den deutschen Komponisten Johann Adolf Hasse heiraten – damals ein aufgehender Stern am europäischer Musikhimmel (dabei hatte der seinen Durchbruch in Venedig ausgerechnet mit einer Oper, in der Francesca Cuzzoni die weibliche Hauptrolle sang) – und mit ihm das absolute Traumpaar der Opernszene bilden, vergleichbar heute in etwa mit Angelina Jolie und Bratt Pitt. Auch Faustina verfolgt ihre internationale Karriere als Ehefrau und mehrfache Mutter weiter; ihre Ehe mit Hasse, der unzählige Partien für sie komponierte, sollte über 50 Jahre bis zu ihrem Lebensende halten. Dabei war auch ihr Charakter offenbar keineswegs unkompliziert. Als Schülerin Benedetto Marcellos in Venedig dürfte Faustina Bordoni diesem gar für seine Theater-Satire als Studienobjekt der typischen „Sängerin“ (S. 15, Kapitel 4) gedient haben. So sorgte ihr Engagement als zweite Primadonna neben Francesca Cuzzoni ab 1726 am Londoner Haymarket-Theater vor und hinter den Kulissen für eine äußerst explosive Stimmung. Bald berichtete der Arzt und Satiriker Dr. John Arbuthnot von „gar schrecklichen und blutigen Gefechten zwischen Faustina und Madame Cuzzoni“ (ähnliche Szenen sollten sich rund zwei Jahrzehnte später auch am Hof zu Dresden zwischen Faustina und der Sängerin Regina Mingotti abspielen, bei denen Ehemann Hasse und der Dichter Metastasio schlichten mussten). Ihren Höhepunkt fanden die Londoner Auseinandersetzungen zwischen den Sängerinnen und ihren jeweiligen „Fangruppen” (deren Verhalten vor, nach und während der Vorstellung durchaus Hooligan-Charakter hatte) mit einer spektakulären Prügelszene der beiden Primadonnen auf offener Bühne während einer Aufführung von Giovanni Bononcinis Oper Astianatte im Juni 1727 in Anwesenheit der englischen Königin. Der Vorfall bewirkte Faustinas Abreise und eine höchst kreative Satire-Welle in London, die ihren Gipfel in dem Meisterwerk „The Beggar’s Opera“ von John Gay fand, welcher die beiden Gesangs-Rivalinnen im Zankduett der Gangstertochter Polly und der Bordellbesitzerin Jenny verewigte … Sabine Radermacher 16 HÄNDEL IM HERBST 2014 Kapitel 4: „Für Sängerinnen“ aus Benedetto Marcello, Il Teatro alla Moda (Das neumodische Theater), Venedig 1720 „Besuchen sie der Librettist und der Intendant, um ihr das Textbuch vorzulesen, sollte sie kaum ihre eigene Partie verfolgen, jedoch darauf bestehen, dass diese nach ihren Vorstellungen überarbeitet wird, so z. B. durch Hinzufügung und Streichung zahlloser Rezitativverse, Weinkrämpfe, Wahnvorstellungen, Verzweiflungsszenen etc. etc. etc. (…) Bei Proben lasse sie ständig auf sich warten, erscheine dann am Arm ihres Herrn Gönners und begrüße alle Umstehenden mit einem Augenzwinkern. Macht ihr der Herr Gönner deswegen Vorhaltungen, stauche sie ihn zusammen: ,Bist du übergeschnappt? Weißt du nicht, dass so was zu meinem Beruf gehört? Ach, ich bin Dich jetzt schon leid!‘ etc. (…) Die moderne Sängerin verwende ihre ganze Energie darauf, ihre Arien allabendlich zu variieren. Es macht dabei nichts aus, wenn die jeweiligen Verzierungen dann nicht mehr zum Basso continuo und den konzertierenden bzw. colla parte spielenden Violinen passen oder wenn sie sich selbst total versingt: der moderne Kapellmeister ist ja sowieso längst taub und stumm. Hat sie die gesamte Arie restlos variiert, versuche die Sängerin noch in die Triller Koloraturen einzuflechten. (…) Die Sängerin beherrsche alle übrigen Partien auswendig besser als die eigene und singe diese hinter den Kulissen mit. (…) Für die Primadonna sei die zweite Sängerin Luft, für die zweite die dritte etc. Sie ignoriere sie auf der Bühne und gehe bei ihrer Arie ab, um sich von ihrem Gönner eine Prise Schnupftabak geben zu lassen, sie die Nase zu putzen, sich im Spiegel zu betrachten etc. etc. (…) Bei Dialogszenen oder während der Arie eines anderen Darstellers sollte die moderne Sängerin (wie bereits dem Sänger empfohlen) die Zuschauer in den Logen grüßen, dem Kapellmeister, Orchester, den Komparsen, dem Souffleuer etc. zulächeln und dann das Gesicht hinter ihrem Fächer verbergen, damit das Publikum in ihr auf jeden Fall die Frau Soundso erkennt und nicht etwa die Kaiserin, die sie darstellt. Deren majestätisches Gehabe darf sie dann außerhalb des Theaters zur Schau tragen.“ (Übersetzung und Hrg. Sabine Rademacher; mk-Verlag Heidelberg 2001, ISBN-10: 3831116768) Barocke Rivalitäten: Cuzzoni versus Bordoni 17 Simone Kermes Vivica Genaux Cappella Gabetta DIE KÜNSTLERBIOGRAFIEN Mit einer guten Portion Selbstironie und Augenzwinkern schlüpfen die Leipzigerin Simone Kermes und die aus Alaska stammende Vivica Genaux in die Haut ihrer berühmten Vorgängerinnen, interpretieren Paradenummern aus deren Repertoire und zelebrieren die Lust am Rollenspiel. „Neben aller Bravour packen auch wiederentdeckte Arien von Geminiano Giacomelli und Attilio Ariosti. Hier zeigen Kermes und Genaux auf berührende Art, wie nah Barock und Blues beieinander liegen. Famos!“ (Audio, September 2014) Die charismatischen Gesangsstars aus der heutigen Szene der Alten Musik waren bereits mehrfach Gast bei den Händel-Festspielen. Andrés Gabetta die ursprünglichen Kastratenpartien – zählen zu ihrer Spezialität. Dazu gehören z. B. die Titelrollen in Händels Arminio, Giulio Cesare, Rinaldo und Ariodante, aber auch solche Raritäten wie Partien in Opern von Vivaldi oder Hasse (Solimano 1999 in Berlin). Gastengagements führten Vivica Genaux regelmäßig an die bedeutendsten Bühnen der Welt, so zum Beispiel nach Wien, London, New York, Salzburg, Paris, München, Madrid, Amsterdam, Berlin, Halle, Dresden und regelmäßig in den USA. Ihr langjähriger Begleiter am Klavier ist Craig Rutenberg und ihr bevorzugter Partner am Dirigentenpult – Carlos de Aragon. Sie konzertierte bisher vor allem mit Concerto Köln und Les Talents Lyriques (Christophe Rousset), aber auch mit Venice Baroque Orchestra unter Andrea Marcon. Zahlreiche Opernaufnahmen von Vivica Genaux sowie Auswahlprogramme mit Arien von Händel, Hasse, Vivaldi u. a. sind auf CDs dokumentiert. Simone Kermes studierte bei Prof. Helga Forner an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ ihrer Heimatstadt Leipzig. Ihr Studium sowie zwei Aufbaustudien absolvierte sie mit Auszeichnung. Sie ist Preisträgerin zahlreicher internationaler Gesangswettbewerbe. Operngastspiele führten sie als Konstanze, Königin der Nacht, Fiordiligi, Donna Anna, Giunia, Rosalinde, Lucia, Gilda, Ann Truelove, Alcina und Laodice u. a. nach New York, Paris, Lissabon, Kopenhagen, Moskau, Peking und an die deutschen Staatsopern. Sie gab Solokonzerte und Liederabende in ganz Europa, den USA und in Japan, u. a. in der Carnegie Hall New York, im Großen Saal des Moskauer Konservatoriums und im Palau de la Musica Barcelona. Neben vielen Rundfunk- und Fernsehproduktionen hat sie zahlreiche CDs aufgenommen. Für ihre Soloalben erhielt sie mehrfach internationale Auszeichnungen wie den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik, den Diapason d‘Or, Midem Award, Choc le monde de la Musique und Gramophon Magazins Recording of the Month. Für ihre CD „Colori d`amore“ erhielt sie 2011 den Echo Klassik in der höchsten Kategorie als „Sängerin des Jahres“. Die Abendzeitung München verlieh Simone Kermes den Stern des Jahres 2012 und im April 2013 wurde sie im Rahmen der Opernproduktion „Così fan tutte” von W. A. Mozart als Fiordiligi in der Produktion des Theaters P. I. Tschaikowski Perm mit der Goldenen Maske, dem bedeutenden russischen Kulturpreis, ausgezeichnet. Zuletzt war sie unter anderem zu Konzerten in Frankreich, Polen, Österreich und Australien sowie in zahlreichen deutschen Städten wie Berlin, München, Köln und Leipzig zu Gast. Cappella Gabetta wurde 2010 gegründet und setzt sich aus handverlesenen Spezialisten der Alten-MusikSzene zusammen, welche sich aus der gemeinsamen Arbeit des kammerorchesterbasel, des Orchestre Baroque de Limoges, aus Il Giardino Armonico, La Chimera und anderen Ensembles kennen. Sie gastierte bereits mit großem Erfolg u. a. in Paris (Salle Gaveau), Hamburg (Musikhalle), München (Prinzregententheater), Zürich (Tonhalle), Berlin (Philharmonie), Istanbul sowie bei bedeutenden Festivals wie dem Musikfest Bremen, dem Festival Baroque de Lyon oder dem Rheingau Musikfestival und anderen. Das Ensemble produzierte seitdem Aufnahmen bei Sony Music mit Sol Gabetta und italienischem Barockrepertoire (darunter mehrere Weltersteinspielungen von Werken von Giovanni Platti) sowie mit der Mezzosopranistin Vivica Genaux und Musik von Händel und Hasse. Für diese Aufnahmen erhielt das Orchester u. a. die Monatsempfehlung beim Gramophone-Magazine, die Auszeichnung der „CD der Woche“ bei NDR-Kultur, BR-Klassik und RBB (Berlin). Die Musiker spielen auf historischen Instrumenten und gastieren mit renommierten Instrumentalisten, Sängerinnen und Sänger mit barocker oder frühklassischer Musik wie der Sopranistin Simone Kermes, der Mezzosopranistin Vivica Genaux, der Sopranistin Nuria Rial, den Trompeter Gabor Boldoczki und den Violinisten Giuliano Carmignola. Neben Programmen von Meisterwerken bekannter Komponisten des Barocks und der Frühklassik möchte die Cappella auf Raritäten unbekannter Komponisten wie Giovanni Platti, Fortunato Chelleri, Andrea Zani oder Johann Adolph Hasse aufmerksam machen. Eine besonders enge Zusammenarbeit pflegt die Cappella Gabetta mit dem Musikarchiv von Schloss Wiesentheid. Vivica Genaux gilt als eine der führenden Interpretinnen des Barock- und Belcanto-Repertoires. Zu bewundern sind sowohl das Timbre ihres dunkel getönten Mezzosoprans und die vollendet beherrschte Stimmführung als auch die ausdrucksstarke Darstellung der jeweiligen Opernpartien. In Fairbanks (Alaska) geboren, absolvierte sie ihre Schulzeit überwiegend in Japan und in Texas und studierte unter anderem in Rochester (NY) und Pittsburgh (PA). Die Rollen in Opern des 17. und 18. Jahrhunderts – und darin häufig Der Konzertmeister Andrés Gabetta gilt als brillanter Barockviolinist. Er ist einer der engsten musikalischen Partner des renommierten Cellisten und Dirigenten Christophe Coin, dessen Orchester, das Orchestre Baroque de Limoges, Gabetta als Konzertmeister anführt. Überdies ist er regelmäßiger Konzertmeister beim kammerorchesterbasel. Für eine Aufnahme der Brandenburgischen Konzerte von Bach (Naxos) mit seinem eigenen Ensemble, den Swiss Baroque Soloists, wurde er im Jahre 2008 für einen Grammy nominiert. 18 Barocke Rivalitäten: Cuzzoni versus Bordoni HÄNDEL IM HERBST 2014 19 DAS TEXTBUCH Ma poi morta d’ogn’intorno il tiranno e notte e giorno fatta spettro agiterò. Giovanni Battista Bononcini (1670–1747) „Spera che questo cor“ aus der Oper Astianatte (London 1727) Ermione Spera che questo cor Se cade il traditor Non più drudel sarà. Ma vivo se il vedrò Pietà quest’alma, no, di te mai non avrà. Johann Adolph Hasse (1699–1783) „Priva del caro bene“ aus der Oper Dalisa (Venedig 1730) Hermione Man kann hoffen, dass dieses Herz, sollte der Verräter fallen, nicht länger grausam sei. Doch sollte ich ihn lebendig sehen, dann wird mein Herz, nein, niemals Mitleid mit dir haben. Dalisa Priva del caro bene Ah, che partit conviene, e pur (non so che sia) sento nell’alma mia qualche speranza ancor. Tal per campagna errando Vedova tortorella, trova la cara e bella delizia del suo amor. Georg Friedrich Händel (1685–1759) „Scoglio d’immota fronte“ aus der Oper Scipione (London 1726) Berenice Scoglio d’immota fronte nel torbido elemento Cima d’eccelso monte Al tempestar del vento È negli affetti suoi Quest’alma amante. Già data è la mia fé S’altri la merito Non lagnisi di me La sorte gli mancò In ogni istante. Berenike Wie eine unbewegliche Felswand im trüben Wasser, wie der Gipfel des höchsten Bergs im Toben des Windes steht zu seinen Gefühlen dies liebende Herz. Längst habe ich meine Treue verpfändet, auch wenn andere sie verdient hätten. Er soll sich über mich nicht beklagen, mein Schicksal habe ich ihm überlassen zu jeglicher Stunde. Attilio Ariosti (1666–1729) „Vorreste o mie pupille“ aus der Oper Lucio Verro (London 1727) Berenice Vorreste o mie pupille Sfogar la doglia ria Ma la sventura mia Non vuol ch’io pianga. Così tolto al dolor L’unico sfogo Convien ch’ei nel mio cor Tutto rimanga. Berenike Ihr würdet gerne, o Augen, meinem üblen Weh freien Lauf lassen, doch mein Unglück erlaubt nicht, dass ich weine. So bleibt dem Schmerz das einzige Ventil verwehrt, und es muss alles in meinem Herzen bleiben. 20 Dalisa Meines Herzallerliebsten beraubt, muss ich wohl, ach, von hier scheiden, und doch (ich weiss nicht wie), spüre ich in meinem Innern, dass noch Hoffnung besteht. So über die Felder irrend findet die verwitwete Taube die süsse, teure Wonne ihrer Liebe. Nicola Porpora (1686–1768) „Nobil onda“ aus der Oper Adelaide (London 1726) Elisa Nobil onda Chiara figlia d’alto monte Più ch’è e stretta e prigioniera più gioconda scherza in fonte, più leggera all’aure va. Tal quest’alma Più ch’è oppressa dalla sorte Spiegherà più in alto il volo E la palma d’esser forte Dal suo duolo acquisterà. Elisa Die edle Welle, klare Tochter des hohen Bergs, je eingeengter und gefangener, desto fröhlicher scherzt sie an der Quelle, desto leichter steigt sie zum Himmel. So auch dies Herz: Je mehr vom Schicksal unterdrückt, desto höher wird es fliegen, und den Siegeskranz für seine Stärke erwirbt es sich durch den Schmerz. Johann Adolph Hasse Recitiativ „Lode agli die“ und Arie „Se mai più sarò geloso“ aus der Oper Cleofide (Dresden 1731) Georg Friedrich Händel „Piangerò la sorte mia“ aus der Oper Giulio Cesare in Egitto HWV 17 (London 1724) Piangerò la sorte mia sì crudele e tanto ria finché vita in petto avrò; Doch bin ich dann tot, zum Geist geworden, allerorten suche ich den Tyrannen heim, Tag und Nacht. Beweinen werde ich mein Los, so grausam und dermaßen hart, solange sich ein Hauch von Leben in meiner Brust findet; HÄNDEL IM HERBST 2014 Recitativo Poro Lode agli dei: son persuaso alfine della tua fedeltà. Cleofide Lode agli dei: Poro di me si fida, più geloso non è. Poro Dov’è, dov’è chi dice che un femminil pensiero dell’aura è più leggero? Cleofide Dov’è, dov’è chi dice Barocke Rivalitäten: Cuzzoni versus Bordoni Rezitativ Poros Gelobt seien die Götter: Endlich bin ich überzeugt von deiner Treue. Kleophis Gelobt seien die Götter: Poros vertraut mir, er ist nicht länger eifersüchtig. Poros Wo nur, wo gibt es einen, der behauptet, der Gedanke einer Frau sei leichter als ein Lufthauch? Kleophis Wo nur, wo gibt es einen, der behauptet, 21 che più del mare un sospettoso amante è torbido e incostante? Io non lo credo. Poro Ed io no ‘l posso dir. Cleofide Mi disinganna assai. Poro Mi convince abbastanza Cleofide La placidezza tua Poro La tua costanza Cleofide Ricordo il giuramento Poro La promessa rammento Cleofide Si conosce … Poro Si vede … Cleofide Che placido amator! Poro Che bella fede! Cleofide Se mai più sarò geloso, mi punisca il sacro nume che dell’India è domator. Poro Se mai turbo il tuo riposo, se m’accendo ad altro lume pace mai non abbia il cor. Infedel, questo è l’amore? Cleofide Menzogner, questa è la fede? a due: Chi non crede al mio dolore che lo possa un dì provar. Poro Per chi perdo, giusti dei, il riposo dei miei giorni? Cleofide A chi mai gli affetti miei, giusti dei, serbai finora? a due Ah, si mora, e non si torni per l’ingrato a sospirar. 22 mehr als das Meer sei ein argwöhnischer Liebhaber finster und unberechenbar? Ich glaube es nicht. Poros Auch ich kann es nicht sagen. Kleophis Ich bin von meinem Irrtum ziemlich befreit … Poros Ich bin recht überzeugt … Kleophis dank deiner Friedfertigkeit. Poros von deiner Standhaftigkeit. Kleophis Ich denke an deinen Schwur. Poros Ich erinnere mich an dein Versprechen. Kleophis Man weiss … Poros Man sieht … Kleophis Was für ein sanfter Liebhaber! Poros Welch schöne Treue! Kleophis Sollte ich je wieder eifersüchtig sein, dann bestrafe mich der heilige Gott, der Indien bezwungen hat. Poros Sollte ich je deinen Seelenfrieden stören, sollte ich je an einem anderen Licht Feuer fangen, möge mein Herz nie Frieden finden. Treulose, ist das deine Liebe? Kleophis Lügner, ist das etwa Treue? Beide Der meinem Schmerz nicht glaubt, könnte er/sie ihn eines Tages nur selber erfahren. Poros Für wen, gerechte Götter, gebe ich die Ruhe meines Lebens auf? Kleophide Für wen habe ich, gerechte Götter, bis heute meine Liebe aufgespart? Beide Ach, lieber jetzt sterben und nicht von neuem der Undankbaren hinterherseufzen. HÄNDEL IM HERBST 2014 Giuseppe Arena (1713–1784) „Come potesti, oh dio“ aus der Oper La Clemenza di Tito (Turin 1739) Vitellia Come potesti, oh dio, perfido traditor? Ah, che la rea so io! Sento gelarmi il cor, mancar mi sento. Pria di tradir la fe’, perché, crudel, perché … Ah, che del fallo mio Tardi mi pento. Vitellia Wie konntest Du nur, oh Gott, du gemeiner Verräter! Ach, und die Schuldige bin ich! Ich spüre, wie mein Herz mir friert, ich fühle, wie ich vergehe. Ehe du die Treue brichst, warum nur, Grausamer, warum …? Ach, zu spät bereue ich meine Verfehlung. Leonardo Vinci (um 1690–1730) „L’onda chiara che dal fonte“ aus der Oper Ifigenia in Tauride (Venedig 1725) Ifigenia L’onda chiara che dal fonte sussurrando adacqua il prato va scherzando fra le rose, alla ninfa, al pastorello bacia il piede e lo rallenta. Ma se torbida s’aumenta di ruscello in rio torrente già sormonta la campagna, rompe i paschi e fugge l’agna, e d’orror freme e spaventa. Iphigenie Das helle Bächlein, das von der Quelle her plätschernd die Wiese benetzt, fliesst scherzend zwischen die Rosen zur Nymphe, zum Hirten, küsst seinen Fuss und verlangsamt ihn. Doch wenn es sich trübt und anschwillt, vom Rinnsal zum bösartigen Strom, überflutet es schon das Land und zerstört die Weiden; es flieht das Lamm, stöhnt vor Angst und erschrickt sich. Geminiano Giacomelli (1692–1740) „Villanella nube estiva“ aus der Oper Scipione in Cartagine nuova (Parma 1730) Elvira Villanella nube estiva Talor guarda e si scolora In lei teme ascoso il nembo Che la messe gli divora Quando i solchi col suo grembo Si prepara a ristorar. Ma se al fine si diffonde Sciolta in dolci amiche stille Sulle piagge sitibonde Torna il riso alle pupille E ravviva il suo sperar. Barocke Rivalitäten: Cuzzoni versus Bordoni Elvira So schaut das Bauernmädchen das sommerliche Wölkchen an und erbleicht, fürchtet sie doch darin versteckt ein Gewitter, welches ihr die Saat verschlingt, wenn sie sich anschickt, aus ihrer Schürze die Furchen herzurichten. Doch wenn sie sich schliesslich verzieht, aufgelöst in süsse, freundliche Tröpfchen über den ausgedörrten Hügeln, dann kehrt auch das Lächeln in ihre Augen zurück und entfacht von neuem die Hoffnung. 23 Johann Adolph Hasse „Impallidisce in campo“ aus der Oper Issipile (Neapel 1732) Issipile Impallidisce in campo anche il guerrier feroce a quella prima voce che all’armi lo destò. D’ardir non è difetto quel resto di terrore che nel fuggir dal petto Sul volto si fermò. Pietro Torri (um 1650–1737) Rezitativ „Ferma crudel!“ und Arie „Son costretta esser crudele“ aus der Oper Amadis di Grecia (München 1724) Hypsipyle Es erbleicht im Felde auch der wildeste Krieger bei jener ersten Stimme, die ihn zu den Waffen ruft. Es ist kein Mangel an Kühnheit, dieser Rest von Furcht, der beim Entweichen aus der Brust auf dem Gesicht innehielt. Johann Adolph Hasse „Va tra le sleve ircane“ aus der Oper Artaserse (Venedig 1730) Mandane Va’ tra le selve ircane, barbaro genitore, fiera di te maggiore, mostro peggior non v’è. Quanto di reo produce l’Africa al sol vicina, l’inospital marina, tutto s’aduna in te. Mandane Geh in die tiefsten Wälder, grausamer Vater, scheusslicher als du ist keine noch so wilde Bestie. Wieviel an Schlimmem auch das die Sonne nahe Afrika hervorbringt oder die unwirtliche Küste – alles vereint sich in dir. Johann Adolph Hasse „Padre ingiusto“ aus der Oper Cajo Fabricio (Dresden 1734) Sestia Padre ingiusto, sposo ingrato, che usi forza a’ miei lamenti, che le lagrime correggi; Odi, senti: il mio duol non prende leggi dalla vostra crudeltà. Questo cor del pari irritano fier rigor, pietà indiscreta; chi di piangere mi vieta di morir non mi torrà. Padre ingiusto, etc. Ungerechter Vater, undankbarer Gatte! Du, der du meinen Klagen mit Gewalt begegnest, und du, der mich meiner Tränen wegen tadelt, hört, vernehmt: keine Vorschriften macht meinem Schmerz eure Grausamkeit. Mein Herz erzürnen gleichermaßen stolze Unerbittlichkeit wie aufdringliches Mitleid. Wer mir das Weinen verwehrt, am Sterben wird er mich nicht hindern können. Ungerechter Vater usw. Melissa Ferma crudel! Ogn’un ritragga il passo. Perfido, ingrato, deluder ardirai le mie speranze? E partirai sprezzando il mio dolore? Melissa Warte, Grausamer! Keinen Schritt weiter! Hinterhältiger, Undankbarer, du wagtest meine Hoffnungen zu enttäuschen? Gehst fort, meinen Schmerz verachtend? Amadis Quella gloria che sempre … Amadis Jener Ruhm, der stets … Melissa Nel labbro inghiotti sì odiosi accenti: di già t’intendo: il volto di Nicea nel tuo petto ha introdotto quell’amor ch’è cagion de’ miei tormenti. Melissa Dein Mund schlucke solch verhasste Worte herunter! Ich habe dich längst verstanden: Es ist Nikes* Antlitz, welches in dein Herz jene Liebe einpflanzte, die den Grund meiner Pein bildet. Amadis Ma poiché già ti è noto, con qual ragion pretendi che d’ardor cangi il core, mentre ch’è destinato ad altro oggetto? S’io mancassi di fede meritar non potrei da te mercede, anzi indegno sarei d’ogni tuo affetto. Amadis Da du es so oder so schon weisst, mit welcher Begründung verlangst du, dass mein Herz seine Glut anderswohin richtet, wo es doch diesem Ziel zugeeignet ist? Hätte es mir an Treue gefehlt, dürfte von dir ich keine Belohnung erwarten, wäre vielmehr deiner Zuneigung unwürdig. Melissa Crudel tu m’abbandoni, e mi disprezzi, ma di vana speranza il cor nutrisci. Più tosto bramerei che i demoni, giganti, mostri e fiamme ti squarcino della rivale ai piedi. E se col tuo valore resisterli potrai tu l’ira mia crudel non vincerai. Melissa Grausamer, du verlässt und verachtest mich und nährest doch mein Herz mit aussichtsloser Hoffnung. Viel lieber wäre mir, dich zerfetzten böse Geister, Riesen, Ungeheuer und Flammen, der Rivalin zu Füssen. Und widerstündest dank deiner Tapferkeit du denen, dann besiegtest du doch nicht meinen grausamen Zorn. Arie Melissa Son costretta esser crudele Arie Melissa Ich bin gezwungen grausam zu sein… Amadis Ho giurato esser fedele Amadis Ich habe Treue geschworen… Melissa, Amadis e d’amor mai cangerò. Melissa, Amadis … und meine Liebe wird sich nie ändern. Melissa Coll’affetto, e col furre il mio ben m’acquisterò. Melissa Mit Hingabe und mit Rage werde ich mir den Geliebten kaufen. Amadis Colla fede, e coll’amore il mio ben conserverò. Amadis Mit Treue und mit Liebe werde ich mir meinen Schatz erhalten. Melissa Son costretta etc. Melissa Ich bin gezwungen usw. * = die Siegesgöttin 24 HÄNDEL IM HERBST 2014 Barocke Rivalitäten: Cuzzoni versus Bordoni 25 Sonntag | 23. November 2014 | 11 Uhr Händel-Haus, Bohlenstube FO CU S B Oh le nstub e : Mit e i ne m B oge n g e striche n Sergey Malov, Geige, Bratsche, Violoncello da spalla Johann Sebastian Bach (1685–1750) Partita III E-Dur BWV 1006 Preludio – Loure – Gavotte en Rondeaux – Menuet I – Menuett II – Bourrée – Gigue Chromatische Fantasie und Fuge d-Moll für Bratsche solo BWV 903 Bearbeitung: Zoltán Kodály WERDEN SIE MITGLIED Der „Freundes- und Förderkreis des Händel-Hauses zu Halle e. V.“ unterstützt die Arbeit der Stiftung Händel-Haus ideell und finanziell in allen Belangen, die im Zusammenhang mit dem Geburtshaus von Georg Friedrich Händel stehen. Dazu gehören die Aufgaben als Musik- und Instrumentenmuseum, die Pflege der Musik des Meisters mit Konzerten und Veranstaltungen, die Erhaltung des Hauses selbst, die Händel-Forschung und die Forschung zur regionalen Musikgeschichte. Suite für Violoncello solo Nr. 3 C-Dur BWV 1009 Prélude – Allemande – Courante – Sarabande – Bourrée 1 – Bourrée 2 – Bourrée 1 – Gigue Wenn Sie unsere Arbeit unterstützen wollen, werden Sie Mitglied unseres Freundes- und Förderkreises. Der Mitgliedsbeitrag beträgt € 25,00 für Einzelpersonen und € 30,00 für Familien im Jahr. Das Aufnahmeformular erhalten Sie in unserer Geschäftsstelle im Händel-Haus oder Sie finden dieses unter www.haendelhaus.de/Freundes- und Förderkreis/Mitgliedschaft. TIPP Freundes- und Förderkreis des Händel-Hauses zu Halle e.V. 26 Für Mitglieder des Freundes- und Förderkreises des Händel-Hauses zu Halle e. V. ist der Eintritt in das Händel-Haus Musikmuseum frei. HÄNDEL IM HERBST 2014 FOCUS BOHLENSTUBE: MIT EINEM BOGEN GESTRICHEN 27 ZUM KONZERT „Einige nennen es auch das HandbaSSel; …“ (Leopold Mozart, 1756) Die Musik Johann Sebastian Bachs und die Streichinstrumente stehen im Mittelpunkt des Konzerts. Der junge Geiger Sergey Malov bemüht sich um die Wiederbelebung der historisch belegten Spielweise auf dem Violoncello da spalla, das auch als Viola pomposa oder „Schultercello“ bekannt ist. Johann Sebastian Bach komponierte verschiedene Werke für ein vier- bzw. fünfsaitiges Violoncello da spalla, das er auch selbst in Kammerkonzerten spielte. Der Korpus des Violoncello da spalla ist kleiner als der des uns geläufigen Cellos. Das Instrument wird nicht zwischen den Knien gespielt, sondern mit einem Riemen um den Hals an die Schulter gehalten. Bevor sich der vierstimmige Streichersatz mit Violine, Viola (Bratsche), Violoncello und Kontrabass endgültig etablierte, gab es im ausgehenden 17. und frühen 18. Jahrhundert noch etliche Instrumente in der Basslage, die auch auf dem Arm, manchmal mit Umhängevorrichtungen versehen, gespielt wurden. Die Tenorgeige, die Viola pomposa, das Violoncello piccolo und das Violoncello da spalla gehören dazu. Von zwei Richtungen her kann man sich diese Instrumente erklären. Einmal handelt es sich um Instrumente, die gebaut wurden, um die Bratschentöne akustisch besser wiederzugeben. Denn die normal große Viola (Bratsche) ist nicht wesentlich größer als die Violine. Sie ist eine Quarte tiefer gestimmt als die Violine und ist für ihre Stimmlage zu klein dimensioniert. Sie klingt nicht so voll wie eine Violine, sondern eher etwas zurückhaltend und ein wenig „näselnd“. Da klingen größere Instrumente, wie die Viola pomposa oder die Tenorgeigen, angemessener. Sergey Malov liebt dieses besondere Instrument: „Es war das, wovon ich immer träumte. … Mit seinem schlanken aber immer noch cellotypischen Klang wirkt die Musik Bachs viel stimmiger, technisch überzeugender – und wegen der leichten Bauweise und der zentrierten Haltung vor der Brust ist es entgegen allem Anschein sogar ergonomischer.“ Die spieltechnischen und klanglichen Ergebnisse werden dem Publikum im Konzert erlebbar gemacht. Andere auf dem Arm zu spielenden Mittellagen, bzw. Bassinstrumente, wie das Violoncello piccolo und das Violoncello da spalla lassen sich, wie ihr Name bereits verkündet, vom Violoncello ableiten. Hier wird in der Fachliteratur der Wunsch an beweglichen Bassinstrumenten und der gleichzeitige Mangel an ausgebildeten Violoncellisten als Motivation für diese besondere Bauform angeführt. Diese Instrumente waren eine Oktave tiefer als die Violine gestimmt und verwendeten einen oktavierenden Violinschlüssel – waren damit also geeignet auch von den Geigern gespielt zu werden. Sehr große Instrumente auf dem Arm zu halten ist jedoch anstrengend. Aus dem Grund haben sich alle diese Sonderformen nicht durchgesetzt. Gespannt sein darf man jedoch auf das rekonstruierte Violoncello da spalla durch den Instrumentenbauer Dmitry Badiarov, das wir im Konzert mit Sergey Malov hören werden. In der Sammlung der Stiftung Händel-Haus befinden sich drei solcher Sonderformen: eine Tenorgeige, ausgestellt in der zweiten Vitrine der Musikinstrumenten-Ausstellung, eine nicht ausgestellte Viola pomposa und eine sogenannte Ritterbratsche, in der letzten Vitrine in der zweiten Ausstellungsetage. Christiane Barth Tenorgeige mit zweifelhaftem Signaturzettel: „Paulus Alletsee .../München 1735“ Gesamtlänge 78,7 cm. brauner Lack. Inventarnummer: MS-211, Stiftung Händel-Haus 28 HÄNDEL IM HERBST 2014 FOCUS BOHLENSTUBE: MIT EINEM BOGEN GESTRICHEN 29 Sonntag | 23. november 2014 | 15.00 Uhr | Händel-Haus Sergey Malov Händel-Haus, Bohlenstube Re n de zvous im H ä nde l- H aus DIE KÜNSTLERBIOGRAFIE Godfrey Knellers Porträt von Georg I., König von England „… stilsicher, intensiv und gespannt, betörend expressiv und hochkonzentriert. Was für eine fantastische interpretatorische Souveränität!“ Eckhard Weber, Concerti Der Geiger als Multiinstrumentalist – dieser barocken Praxis hat sich auch Sergey Malov verschrieben: Der Ausnahmekünstler, der die verschiedenen Saiteninstrumente höchst virtuos zum Klingen zu bringen vermag, ist Preisträger namhafter Wettbewerbe für Violine und Viola (unter anderem Paganini, Heifetz, ARD, Tokyo Viola Competition, W. A. Mozart Salzburg). Außer historisch informierten Aufführungen von Barockmusik (wie beim Barockfestival Oude Muziek in Utrecht) und Uraufführungen avancierter Neuer Musik (u. a. mit dem Österreichischen Ensemble für Neue Musik) beinhaltet sein Repertoire fast alle klassischen, romantischen und modernen Viola- und Violinkonzerte, die er besonders gerne mit führenden Orchestern in London, Tokyo, St. Petersburg, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, der Camerata Salzburg, dem Mozarteum Orchester Salzburg und Lahti Symphony spielt. Gastspielreisen führten ihn nach Nordamerika, Neuseeland, Südafrika, jährlich nach Japan und immer mehr durch Europa und Russland. Nach dem Tod von Königin Anna am 1. August 1741 trat Georg Ludwig, Händels ehemaliger Dienstherr aus Hannover, als Georg I. die britische Thronfolge an. Der Direktor der Stiftung Händel-Haus, Clemens Birnbaum, und ein kleiner, exklusiver Besucherkreis nehmen ein Exponat der Dauerausstellung besonders in den Blick. Georg I., König von England (1660–1727) Ölgemälde von Godfrey Kneller (1646–1723) Leihgabe von Dr. M. v. Münchhausen Im Solokonzert wird er auf gleich drei verschiedenen Streichinstrumenten spielen und dabei seine musikalische und technische Wandlungsfähigkeit gleichermaßen unter Beweis stellen. Sergey Malovs reiches Instrumentarium umfasst eine Geige von Peter Greiner (ca. 2004), eine Bratsche von Pietro Gaggini (1958) aus der Stiftung Carlo van Neste und ein Violoncello da Spalla, speziell für ihn gebaut von Dmitry Badiarov (2011). 30 HÄNDEL IM HERBST 2014 Rendezvous im Händel-Haus 31 Königin Anna − eine Wohltäterin Händels Zum Ankauf eines Portäts für das Geburtshaus des Komponisten G. F. Händel In ihrem 300. Todesjahr und zugleich im Jubiläumsjahr der Übernahme des englischen Thrones durch die Hannoveraner Welfen gelang es der Stiftung Händel-Haus ein Ölporträt der Anna (1665−1714) zu erwerben. Ein unbekannter Künstler des frühen 18. Jahrhunderts stellte dieses Bruststück nach dem Vorbild des ganzfigurigen Krönungsporträts Annas her, das der aus Lübeck gebürtige Künstler Godfrey Kneller (Gottfried Kniller) 1705 geschaffen hatte. Der bei dem Rembrandt-Schüler Ferdinand Bol ausgebildete Maler gehörte zu den begehrtesten Porträtisten seiner Zeit. Er arbeitete als Hofmaler unter vier englischen Herrschern, zuletzt unter Georg I., der als Georg Ludwig von Hannover zuvor Händels Dienstherr in Deutschland gewesen war. Im Händel-Haus kann man auch ein von Kneller gemaltes Porträt dieses vor drei Jahrhunderten, nach Annas Tod gekrönten Königs in Augenschein nehmen. Das Königinnen-Porträt des Hofmalers, der Vorgängerin Georgs auf dem englischen Thron, ist in mehreren Varianten überliefert, die Ausschnittgestaltung, einige Details und auch die Urheberschaft betreffend. Es existiert in eigenhändigen Versionen, Werkstattarbeiten und Kopien. Hinzu kommt eine große Zahl druckgrafischer Kopien, von denen auch die Stiftung Händel-Haus eine besitzt. Das erworbene Ölporträt ist ein ovales Brustbild, in Öl auf Leinwand gemalt, die später auf Holz aufgezogen wurde. Der Rahmen dürfte aus dem frühen 20. Jahrhundert stammen. Frontal und selbstbewusst ist die bereits 37-jährige Königin dargestellt. Ihr Herrschertum symbolisiert die St.-Edwards-Krone auf dem stolzen Haupt. Um den Hals trägt sie eine Perlenkette, eine andere ziert über dem prächtigen Kleid mit geschlitzten Ärmeln ihre Schulter. Die Brust wird von einer schweren rautenförmigen Brosche geschmückt. Neben diesen Kleinodien und den sicher kostbaren Ohrgehängen fallen vor allem die Insignien auf, die sie als Trägerin des Hosenbandordens ausweisen. Der Hosenbandorden (Order of the Garter) ist bis zur Gegenwart die höchste Auszeichnung des britischen Königreiches. Träger dieses Ordens sind der jeweilige Monarch, Mitglieder des Königshauses und 24 weitere vom König bzw. der Königin eingesetzte Ritter. Diese Ritterwürde können von Alters her auch Damen erlangen. Als König Edward III. sie 1348 erstmals vergab, wollte er wohl seine treuesten Ritter mit bzw. in diesem Orden enger an sich binden, wie dies König Artus der Legende nach mit seiner Tafelrunde bezweckte. Nur die Legende überliefert auch die Herkunft der merkwürdigen Bezeichnung des Ordens: Nämlicher König soll bei einem Ball seiner Geliebten aus der Klemme geholfen haben, als diese ihr Strumpfband verlor. Majestät habe sie aus der peinlichen Situation gerettet, indem er dieses um sein eigenes Bein band oder die Dame verdeckte, damit sie es diskret wieder an ihrem eigenen Bein befestigen konnte. Auf jeden Fall soll er dazu gesagt haben: „Honi soit qui mal y pense“ (altfrz. = „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt“). Historiker vermuten, dass das künftige Ordensmotto wohl eher bedeuten sollte: „Böses dem, der Böses denkt“, wobei Edward auch seine Ansprüche auf den französischen Thron im Sinne hatte. Anna, Königin von England (1665–1714) Anonymes Ölgemälde nach Godfrey Kneller, frühes 18. Jh. Stiftung Händel-Haus, BSIII, 821 Anna trägt auf dem Porträt drei der Ordensinsignien: die schwere Ordenskette (Collane), daran das Ordenszeichen (das Kleinod) und links, ziemlich verdeckt, den Bruststern mit dem darauf dargestellten 32 HÄNDEL IM HERBST 2014 Rendezvous im Händel-Haus 33 St.-Georgs-Kreuz und dem Ordensmotto. Auf dem Kleinod ist der Heilige Georg dargestellt. Mit den Kreuzzügen wurde St. Georg, ursprünglich ein Märtyrer, in Europa als Drachentöter und Bezwinger des Bösen zu einem Schutzpatron. 1222 soll der Heilige auf einer Synode zum Patron Englands gewählt worden sein. Richard Löwenherz galt er als Schutzherr. Das Symbol Georgs, das Georgskreuz − ein rotes Kreuz auf einer ursprünglich weißen Grundfläche −, wurde in den „Union Jack“, die englische Nationalflagge, aufgenommen. Sicher sollte mit der Namenswahl der auf dem Thron folgenden Nachkommen des deutschen Georgs (die Georges II bis IV) diese nationalenglische Bedeutung demonstrativ unterstrichen werden. Anna, Königin von England (1665−1714) Mezzotinto von Johann Georg Wolffgang nach Godfrey Kneller Stiftung Händel-Haus, Kupferstich BS-III, 821 Auch auf Annas Kleinod kann man das Ordensmotto lesen. Nicht abgebildet findet man das eigentliche „Hosenband“, ein blaues Schnallenband, das die Lords am linken Knie und die Ladies am linken Oberarm tragen. An diesem Band wird das Kleinod befestigt, wenn die Collane nicht angelegt wurde. Der Kunsthistoriker Raimund Lacher, Verfasser einer Expertise zu unserem Bild (von dem einige inhaltliche Anregungen übernommen wurden), stellt fest, dass das Porträt im Unterschied zu den Originalgemälden Farbunterschiede aufweist, die innere Haube der Krone und den Umhang des Heiligen auf dem Orden betreffend. Er folgert daraus, dass eine schwarzweiße Druckgrafik als Vorlage des Ölbildes gedient haben könnte. Doch wenden wir uns nun der Dargestellten zu. Beinahe wäre der in Königin Annas Regentschaft fallende große politische Erfolg, die Vereinigung Englands mit Schottland, der „Act of Union“ (1707), in diesem Jahr 2014 einem Referendum des schottischen Volkes zum Opfer gefallen. Wie groß der persönliche Anteil der letzten Königin aus dem Hause der Stuarts an der Gründung Großbritanniens war, sei dahingestellt. Das schottische Parlament war mit wirtschaftlichen Repressalien dazu gebracht worden, der Vereinigung zustimmen und den „Act of Settlement“ (1701) des englischen Parlamentes zu akzeptieren, der es erlaubte, 57 katholische Thronfolger zu übergehen und den Protestantismus in England festzuschreiben, eine Voraussetzung für die Gründung des „United Kingdom“. Dies ermöglichte nach dem Tod der Königin Georg Ludwigs Krönung. Ihren Vater Jakob I., der die Rekatholisierung Englands anstrebte und im Zuge der „Glorious Revolution“ (1682/9) ins französische Exil fliehen musste, konnte und wollte die Protestantin nicht unterstützen. Die Beziehung zu ihrem Gemahl Prinz Georg von Dänemark soll aber glücklich gewesen sein. Doch wurde dem Paar nach dreizehn Fehlgeburten und vier früh verstorbenen Kindern nur ein Sohn geschenkt, der mit elf Jahren an den Pocken starb. Die gesundheitlich labile Königin war bestimmt keine besonders glückliche Frau. Die Historikerin Ulrike Jordan schrieb, dass sie durch die politischen und religiösen Gegensätze in der Familie isoliert gewesen sei. Königin Anna wurde von den Zeitgenossen als Förderin der Künste und Wissenschaften gepriesen, was man hinterfragen könnte. Zumindest war sie wohl den Künsten und der Musik nicht abgeneigt. Übrigens wurde der zurückhaltend elegante „klassizistische“ Barockstil des frühen 18. Jahrhunderts in England, der auch Händels Umfeld maßgeblich prägte, als „Queen Anne Style“ bezeichnet. (Unsere Zeitgenossen, die Händel zumeist als barocken Genussmenschen sehen wollen, inszenieren ihn hingegen oft im kontinentalen südlichen Hochbarock-Stil). Als junges Mädchen erhielt Anna in den musischen Fächern die für ihre Kreise übliche Ausbildung und soll auch Cembalo und Gitarre gespielt haben. Als sie 1702 nach dem Tod ihres Stiefbruders König William II. zur Königin gekrönt wurde, führte man das Anthem „The Queen shall rejoice“ von Wiliam Turner (1651−1740) auf. In ihrer Residenz im St James’s Palace wirkten 24 Instrumentalisten und die Chapel Royal unter der Leitung von John Eccles als „Master of the Musick“. Privatkonzerte und Gastspiele ausländischer Künstler schien es mangels eines größeren Interesses der Königin aber nicht gegeben zu haben. Allerdings soll sie zu ihrem Geburtstag am 6. Februar 1711 bei dem Konzert eines „Mr Hendel“ anwesend gewesen sein, das sie sehr entzückte. Zur Aufführung gelangten vermutlich italienische Kammerduette oder die Kantante „Apollo e Dafne“ HWV 122. 34 Rendezvous im Händel-Haus In die Regierungszeit der „Good Queen Anne“, wie sie respektvoll in den Geschichtsbüchern genannt wurde, fallen eine Reihe politischer und militärischer Erfolge wie der Sieg der Engländer in der Schlacht von Hochstädt (1704) oder der Friede von Utrecht (1713) im Spanischen Erbfolgekrieg. Auch wirtschaftlich gab es im Königreich eine gute Entwicklung. Doch dürfte Anna, auch wenn sie ihre Staatsgeschäfte im Kabinett und Ihre Königswürde sehr ernst nahm, selbst wenig Anteil an den politischen Erfolgen gehabt haben, die im komplizierten Wechselspiel von Tories und Whigs unter einflussreichen Politikern wie John Churchill, dem 1. Duke of Marlborough, oder dem High Treasurer Sidney Godolphin, dem 1. Earl of Godolphin, erzielt wurden. Es heißt, dass sie weder sehr gebildet noch besonders klug gewesen sei und ihre Zeit mit Klatschgeschichten und Kartenspielen verbracht habe. Großen politischen Einfluss soll ihre Freundin Sarah Churchill auf die Königin gehabt haben. Einer deren Nachfahren, der große Premier Winston Churchill, prägte den Satz: „Sarah lenkte die Königin, Malborough lenkte den Krieg und Godolphin das Parlament.“ HÄNDEL IM HERBST 2014 35 Annas letzte Lebensjahre waren von Krankheit und politischen Problemen überschattet. Ihr katholischer Halbbruder James strebte nach der Krone, es war zu befürchten, dass er auf der Insel landen könnte und es zum Bürgerkrieg käme. In ihrer Regierung gab es Zwistigkeiten. Der charmante, strahlende junge Komponist aus Hannover – oder vielmehr dessen Musik – mochten sie aufgeheitert haben. Vielleicht auch mit einem Gruß Georg Ludwigs beauftragt, war Händel von Annas Leibarzt Dr. John Arbuthnot, einem Musikliebhaber, bei Hofe eingeführt worden. Auch Persönlichkeiten der Queen‘s Band und Chapel Royal, die ihn bei seinem Orgelspiel in der St Paul’s Cathedral und anschließendem gemeinsamen Musizieren mit Umtrunk in der nahegelegenen „Queen‘s Arms Tavern“ kennengelernt hatten, oder der Earl of Burlington, bei dem der Komponist wohnte, mochten Händel bei Hofe schon erwähnt bzw. protegiert haben. Bereits drei Wochen später, am 24. Februar 1711, fand die sensationell umjubelte Uraufführung der Oper „Rinaldo“ HWV 7a statt. Das Textbuch hatte Aaron Hill der Königin gewidmet. Vor Händels Rückkehr nach Hannover Ende Juni 1711 ist wohl noch die fragmentarisch erhaltene Kantate „Echeggiate, festeggiate, Numi eterni“ HWV 119 entstanden, die vermutlich als Auftragswerk inhaltlich auf die Friedensverhandlungen zum Ende des Spanischen Erbfolgekrieges Bezug nimmt. Sie wurde aber nicht mehr aufgeführt. Händel kehrte im Spätherbst 1712 nach London zurück. Möglicherweise hörte die Königin noch vor Jahresende in der Kapelle des St James‘s Palace das für die Chapel Royal geschriebene Anthem „As pants the hart“ HWV 251a. Es könnte sie beeindruckt haben, denn im Januar 1713 bat sie Georg Ludwig, er möge ihr seinen Hofkapellmeister noch eine Weile überlassen. Sie beauftragte den jungen Deutschen in Erwartung des Friedensschlusses von Utrecht mit der Komposition des Te Deums für den Dankgottesdienst in der St Paul‘s Cathedral. Als der Brief der Königin in Hannover ankam, hatte Händel das „Utrechter Te Deum“ HWV 278 und das Jubilate HWV 279 schon fertiggestellt. Wenig später komponierte er die Geburtstagsode für die Königin „Eternal source of light divine“ HWV 74, in der Anna als Friedensbringerin gefeiert wird. Die Königin litt zu dieser Zeit stark unter der Gicht und es kam vermutlich 1713 nicht mehr zu einer Aufführung. Die Krankheit hinderte sie auch, die grandiose Aufführung des Te Deums am 7. Juli zu erleben. Offensichtlich hatte sie aber die Erfolge des achtundzwanzigjährigen Komponisten wahrgenommen und sicher schätzte sie auch seine wirkungsvolle Musik, denn am 28. Dezember 1713 gewährte sie Händel, nachdem Georg Ludwig ihn aus diplomatischen Gründen aus seinen Diensten entlassen musste, eine jährliche Pension in Höhe von 200 Pfund. Der Komponist erhielt diese Zuwendung, die dem Gehalt des Musikmeisters der Königin John Eccles entsprach, bis zu seinem Tod. Sie bot ihm eine sichere Lebensgrundlage. Er hätte auch bei künstlerischem Misserfolg nicht verarmen können. Das Wohlwollen der Königin war für Händel eine wichtige Grundlage für den Start seiner Karriere in England. Sonntag | 23. november 2014 | 19.30 Uhr Konzerthalle Ulrichskirche F estkon ze rt mit M agda le na Ko ž e ná Musikalische Leitung: Andrea Marcon Magdalena Kožená (Mezzosopran) La Cetra Barockorchester Basel Violine 1 Katharina Heutjer, Konzertmeisterin Violine 2 Johannes Frisch Viola Sara Giger Violoncello Daniel Rosin, Amélie Chemin Kontrabass Federico Abraham Schlagwerk Philip Tarr Theorbe Daniele Caminiti, Josias Rodriguez Gandara Cembalo I Andrea Marcon Cembalo II Johannes Keller Das La Cetra Barockorchester Basel ist Kulturpartner der Händel-Festspiele Halle (Saale) für das Festspieljahr 2014/15. Im Anschluss an das Konzert wird Magdalena Kožená der Händel-Preis 2013/14 der Stadt Halle, vergeben durch die Stiftung Händel-Haus, überreicht. Der Händel-Preis ist ein undotierter Ehrenpreis. Die Laudatio hält Andrea Marcon. Königin Anna starb am 1. August 1714 und wurde am 24. August bei ihrem Mann und den Kindern in der Westminster Abbey beigesetzt, wo auch Händel 1759 seine letzte Ruhe finden sollte. Gert Richter 36 HÄNDEL IM HERBST 2014 Festkonzert mit Magdalena Kožená 37 Claudio Monteverdi „Il combattimento di Tancredi e Clorinda“ aus Madrigali guerrieri, et amorosi, libro ottavo (Venedig 1638) Text: Episode aus dem 12. Gesang des Epos Das befreite Jerusalem von Torquato Tasso DAS PROGRAMM Marco Uccellini (ca. 1610–1680) Aria quinta sopra La Bergamasca, a tre aus Sonate, arie et correnti op. 3 (Venedig 1642) ZUM KONZERT Claudio Monteverdi (1567–1643) „Con che soavità“ aus Libro Vll dei Madrigali (Venedig 1619) Monteverdi – Meisterhafte Verbindung von Text und Ton „Disprezzata Regina“ Arie der Ottavia aus der Oper L‘incoronazione di Poppea (atto primo, scena quinta), (Venedig 1642) Tarquinio Merula (ca. 1594–1665) Sonata XXIV, Ballo detto Pollicio aus Canzoni overo sonate concertate per chiesa e camera op. 12 (Venedig 1637) Aria sopra la ciaccona aus Canzoni overo sonate concertate per chiesa e camera op. 12 (Venedig 1637) Claudio Monteverdi „Addio Roma, addio Patria, amici addio“ Arie der Ottavia aus der Oper L‘incoronazione di Poppea (atto terzo, scena settima), (Venedig 1642) Dario Castello (1590–1658) Sonata XV a Quattro aus Sonate concertate in stil moderno, libro secondo (Venedig 1629) Claudio Monteverdi „Quel sguardo sdegnosetto“ aus Scherzi musicali (Venedig 1632) „Sì dolce è‘l tormento“ aus Quarto scherzo delle ariose vaghezze (Carlo Milanuzzi), (Venedig 1624) „Damigella, tutta bella“ aus Scherzi musicali (Venedig 1607) PAUSE Biagio Marini (1594–1663) Passacaglio a quattro aus Per ogni sorte di strumento musicale diversi generi di sonate, da chiesa, e da camera op. 22 (Venedig 1655) 38 HÄNDEL IM HERBST 2014 Claudio Monteverdi landete im Jahr 1605 einen musikalischen Coup, der die italienische Musik – die europäische Musikgeschichte überhaupt – nachhaltig beeinflussen sollte. Als Hofkapellmeister in den Diensten des Herzogs Vincenzo I. Gonzaga in Mantua veröffentlichte er im Jahr 1605 sein fünftes Madrigalbuch, welches das berühmte Vorwort zur „seconda pratica“ enthält. Diese neue, von Monteverdi eingeführte Kompositionspraxis befürwortete einen freieren Umgang der Tonsatzregeln, als es die sogenannte „prima pratica“ der traditionellen Vokalpolyphonie erlaubte. Für das Madrigal, die damals wichtigste weltliche Vokalmusikgattung, bedeutete dies eine Lockerung der Kompositionsregeln, welche im Zuge einer lebendigeren Textgestaltung sogar bewusst überschritten werden durften. Monteverdi reagierte damit auch auf die Kritik des konservativen Musiktheoretikers Giovanni Maria Artusi, der ihm die harmonischen Neuerungen bzw. die aus seiner Sicht fehlerhafte Dissonanzbehandlung als Missachtung der Kontrapunkt-Tradition vorwarf. So war das Eröffnungsstück des Buches Cruda Amarilli, mit vielen Dissonanzen gespickt, die den Schmerz des Hirten, der sein Liebesleid über die vermeintliche Zurückweisung von Amarilli besingt, musikalisch ausdeutet. Giulio Cesare Monteverdi bringt das künstlerische Ziel seines berühmten Bruders im Vorwort zu dessen Scherzi Musicali (erschienen 1607) auf den Punkt: Die Rede wird zur Herrin über den Tonsatz und nicht zu seiner Dienerin („L’oratione sia padrona dell’armonia e non serva“). Weiterhin erwähnt er in diesem Vorwort noch eine besondere Art des Gesangs, den „canto francese“, den Claudio in seinen Kompositionen bevorzugte. Was darunter genau zu verstehen ist, etwa die reich verzierte Melodik oder der Wechsel zwischen Solo und Ensemble, konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden. Eine Kostprobe aus den Scherzi Musicali ist „Damigella, tutta bella“, ein fröhlich gestimmtes Liebeslied, in dem sich Vokalstrophen und instrumentale Zwischenspiele (Ritornelle) abwechseln und das seinen Reiz in der Kombination von Zweier- und Dreierrhythmen entfaltet. „Quel sguardo sdegnosetto“ entstammt einer weiteren „scherzhaften“ Kollektion, den Scherzi musicali cioè arie, et madrigali in stile recitativo aus dem Jahr 1632. Das Stück ist ebenso rhythmisch beschwingt und handelt vom lieblich-entrüsteten Blick, der einen wie ein „vergifteter“ Pfeil mitten ins Herz zu treffen vermag. Die von Carlo Milanuzzi 1624 herausgegebene Sammlung Quarto scherzo delle ariose vaghezze enthält eine der schönsten Liebesleid-Melodien Monteverdis, „Si dolce è’l tormento“. Die „süße Qual“ wird nicht humorvoll besungen, wie es der Sammlungstitel vermuten lässt, sondern melancholisch und schmerzvoll. Festkonzert mit Magdalena Kožená 39 auch eine dramatische Szene ein, die er bereits 1624 komponiert hatte. Torquato Tassos Versepos La Gerusalemme liberata entlehnt, schildert Il Combattimento di Tancredi e Clorinda den Zweikampf zwischen dem Kreuzritter Tankred und der Sarazenin Clorinda. Monteverdis „unerhört“ moderner Ansatz der musikalischen Textausdeutung erreicht hier eine neue Dimension im sogenannten „stile concitato“. Die Instrumente unterstreichen sämtliche Aspekte der Bewegung wie das Reiten zu Pferde oder die Kampfhandlungen und legen die Gemütsregungen der Protagonisten musikalisch offen. Diese werden hauptsächlich durch die im Parlando vorgetragene Schilderung des Erzählers, aber auch durch Tankred und Clorinda selbst vermittelt. Aufregung bzw. Erregung (ital. „concitazione“) symbolisiert das Streichertremolo, aber auch Pizzicato-Effekte, Tempowechsel und eine klug kalkulierte Dynamik dienen der musikalisch lebendigen Erzählung. Die Oper L’incoronazione di Poppea aus dem Jahr 1642 ist Monteverdis letztes Bühnenwerk. Das Libretto von Giovanni Francesco Busenello basiert auf dem 13. und 14. Buch der Annalen des Tacitus und stellt die historische Figur des Kaiser Nero ins Zentrum der Handlung. Nero verstößt seine Frau Ottavia, um an ihrer Stelle seine Geliebte und nunmehr neue Gattin Poppea zur Kaiserin Roms zu krönen. Auch die mörderischen Rachepläne Ottones, dem Poppea einst versprochen wurde, und die Beschwichtigungsversuche des Philosophen Seneca können dies nicht verhindern. Monteverdi differenziert hier deutlich zwischen rezitativischen und ariosen Abschnitten, zwischen offener und geschlossener Form und wirkte damit wegweisend für die weitere Entwicklung der Oper. Einen kleinen Ausschnitt aus diesem „Dramma in musica“ bilden zwei Arien der gekränkten, von Nero verlassenen und ins Exil verbannten Ottavia, „Disprezzata Regina“ aus dem ersten und „Addio Roma“ aus dem dritten Akt. Magdalena Kožená Merula, Castello und Marini – Eigene Wege der Instrumentalmusik Das als „Concertato“ bezeichnete Solomadrigal „Con che soavità“ mit Instrumentalbegleitung weist den Schritt in die Richtung der dramatisch inszenierten Arie. Hier zeigt sich Monteverdis Meisterschaft, den Text und dessen emotionalen Gehalt so lebendig wie möglich darzustellen und dieser Idee auch alles unterzuordnen. Die musikalischen Mittel hierzu sind die sogenannten Madrigalismen, melodische und harmonische Wendungen oder bestimmte Formeln für Bewegung (Läufe, Sprünge), die Gemütsregungen und Gefühle symbolisieren. Auf diese Art wurden der Musik dramatische Effekte hinzugegeben, die aus jedem Madrigaltext eine kleine opernhafte Szene machten. „Con che soavità“ entstammt dem siebten Madrigalbuch (1619), in welchem der Komponist die klassische Fünfstimmigkeit des Madrigals endgültig aufgab und darin stattdessen ein- bis sechsstimmige Madrigale mit unterschiedlicher Instrumentalbegleitung versammelte. Mit beeindruckender Konsequenz lässt sich bei Monteverdi die Entwicklung vom klassischen polyphonen Madrigal zur dramatischen Opernszene verfolgen. Das achte Madrigalbuch (1638), dessen vollständiger Titel Madrigali guerrieri, et amorosi con alcuni opusculi in genere rappresentativo lautet, ist Monteverdis letztes dieser Art und erschien im Gegensatz zu den vorherigen, die im Schnitt nur etwa fünf Jahre auseinander lagen, fast 20 Jahre nach dem siebten Buch aus dem Jahr 1619. Wie im Titel angedeutet, handeln die in Monteverdis opus magnum enthaltenen Kompositionen von Kampf und Liebe; Einige darunter sind sogar für die szenische Aufführung gedacht („genere rappresentativo“). Monteverdi fügte in das Buch 40 HÄNDEL IM HERBST 2014 Drei etwas jüngere Zeitgenossen Monteverdis bereichern den konzertanten Querschnitt der italienischen Musik aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und belegen zugleich, dass neben den bahnbrechenden Entwicklungen in der Vokalmusik auch nach kreativen Lösungen für die Instrumentalmusik gesucht wurde, die sich zeitgleich in einem emanzipatorischen Ablösungsprozess von textgebundener Musik befand. Der damals vor allem in Cremona wirkende und zudem für den polnischen König Zygmund III. im Dienst stehende Tarquinio Merula ist mit einem instrumentalen Ballo und einer „Aria sopra la ciaccona“ aus seiner Canzonensammlung op. 12 vertreten. Die Chaconne (ital. „ciaccona“), ursprünglich ein spanischer Volkstanz, war im 16. und 17. Jahrhundert aufgrund ihres prägnanten Dreierrhythmus und ostinaten Harmonieschemas eine beliebte Kompositionsvorlage für Instrumental- sowie Vokalmusik. Vom Venezianer Komponisten Dario Castello sind zwei Sonatensammlungen für diverse Besetzungen überliefert. Die darin enthaltenen Sonaten zeichnen sich jeweils durch ihre kontrastierenden Abschnitte und durch einen farbigen und virtuosen Instrumentalsatz aus, in welchem besonders dem Fagott viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Ähnlich wie in Merulas Canzonensammlung sind auch in Biagio Marinis Kollektion op. 22 Kammerund Kirchensonaten gemeinsam erschienen. Die daraus entnommene Passacaglia gibt ein eindrucksvolles Beispiel, wie ein Instrumentalsatz auch ohne Zugabe von Text oder virtuosem Flitter den für dieses Modell charakteristischen Klagegestus überzeugend gestalten kann. Miriam Weiss Festkonzert mit Magdalena Kožená 41 DAS TEXTBUCH Claudio Monteverdi (1567–1643) „Con che soavità“ aus: Libro Vll dei Madrigali (Venedig 1619) Andrea Marcon La Cetra Barockorchester DIE KÜNSTLERBIOGRAFIEN Magdalena Kožená studierte am Konservatorium ihrer Heimatstadt Brünn sowie anschließend in Pressburg bei Eva Blahová. Sie gewann mehrere nationale und internationale Preise, gipfelnd im 6. Internationalen Mozart Wettbewerb in Salzburg 1995, im Jahr ihres Diploms. Für die Deutsche Grammophon nahm sie mehrere erfolgreiche Alben auf. Ihre Bühnentätigkeit umfasst Liederabende ebenso wie Konzertauftritte mit namhaften Orchestern in den großen Häusern Europas und der USA. Auch auf den renommierten europäischen Klassikfestivals – darunter Salzburg, Lucerne und Edinburgh – ist die tschechische Mezzosopranistin regelmäßig zu Gast. Zu ihren Klavierbegleitern gehören Daniel Barenboim, Malcolm Martineau und Mitsuko Uchida. Als Opernsängerin gastierte Magdalena Kožená unter anderem an der Deutschen Staatsoper Berlin als Mélisande in Pelleas und Melisande, als Carmen bei den Salzburger Festspielen unter Sir Simon Rattle, in Glucks Orpheus und Eurydike in Paris und an der Metropolitan Opera in New York. Im Jahr 2003 wurde Magdalena Kožená der Titel „Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres“ durch das französische Kulturministerium zuteil. Der italienische Organist, Cembalist und Dirigent Andrea Marcon ist einer der anerkanntesten Musiker und Spezialisten für Alte Musik. Er studierte unter anderem an der Schola Cantorum Basiliensis. Heute ist Andrea Marcon ein weltweit gefragter Operndirigent für klassische und frühbarocke Musik. Er arbeitet mit namhaften Solisten wie Magdalena Kožená, Andreas Scholl, Cecilia Bartoli und Angelika Kirchschlager zusammen. Bei internationalen Festivals tritt er ebenso auf wie in den bedeutendsten Konzert- und Opernhäusern Europas, Amerikas und Asiens. An über 50 CD-Einspielungen wirkte er mit und gewann u. a. den Edison Preis und den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Seit 2009 ist Andrea Marcon Künstlerischer Leiter des La Cetra Barockorchesters und Vokalensembles Basel. Das La Cetra Barockorchester gründete sich 1999 in Basel als Barockorchester auf Initiative des damaligen Direktors der Schola Cantorum Basiliensis, Dr. Peter Reidemeister. Der Name wurde bei Antonio Vivaldi entlehnt, der seine 1727 in Amsterdam erschienenen Violinkonzerte op. 9 „La Cetra“ nach dem der Leier ähnlichen Instrument betitelte, dem Instrument des Orpheus und des Apollo. La Cetra reihte sich rasch unter die Spitzenorchester der historischen Musikpraxis ein und feierte Erfolge bei wichtigen internationalen Festivals und Auftritten in den bedeutendsten Konzertsälen Europas. Ausdrückliches Credo des Ensembles ist, die Musik von gestern für Menschen von heute erfahrbar zu machen – in lebendigen und packenden Interpretationen. Dafür wurde La Cetra 2009 der Europäische Preis für Alte Musik verliehen. Das La Cetra Barockorchester Basel ist Kulturpartner der Händel-Festspiele Halle (Saale) für das Festspieljahr 2014/15. 42 HÄNDEL IM HERBST 2014 Con che soavità, labbra adorate vi bacio e v’ascolto: ma se godo un piacer, l’altro m’è tolto. Come i vostri diletti s’ancidono fra lor, se dolcemente vive per ambedue l’anima mia? Che soave armonia fareste, o dolci baci, o cari detti, se foste unitamente d’ambedue le dolcezze ambo capaci, baciando i detti e ragionando i baci. Mit welcher Lieblichkeit, verehrungswürdige Lippen, ich euch küsse, ich euch zuhöre: Aber wenn ich der einen Freude nachgehe, wird mir die andere entzogen. Wie können sich diese Freuden gegenseitig aufheben, wenn doch meine Seele so zärtlich für beide lebt? Welch süße Harmonie ginge von euch aus, oh innige Küsse, oh feinfühlige Worte, wenn ihr im Stande wäret, beide Freuden zur gleichen Zeit auszuführen: die Worte zu küssen und die Küsse zu sprechen. Claudio Monteverdi „Disprezzata Regina“ Arie der Ottavia aus der Oper L‘incoronazione di Poppea (atto primo, scena quinta), (Venedig 1642) Disprezzata regina, Del monarca romano afflitta moglie, Che fo, ove son, che penso? O delle donne miserabil sesso: Se la natura e’l cielo Libere ci produce, Il matrimonio c’incatena serve. Verschmähte Königin, erbärmliche Gattin des römischen Kaisers! Was soll ich nur tun? Was denken? Wo bin ich? Oh unseliges Geschlecht der Frauen! Frei geboren von Natur und Gottes Wille, werden wir in der Ehe wie Sklaven gekettet. Se concepiamo l’uomo, O delle donne miserabil sesso, Al nostr’empio tiran formiam le membra, Allattiamo il carnefice crudele. Che ci scarna e ci svena, E siam forzate per indegna sorte A noi medesme partorir la morte. Wenn wir einen Knaben empfangen, oh unseliges Geschlecht der Frauen, so bilden wir die Glieder unseres eigenen Tyrannen! Wir nähren den grausamen Henker, der uns zerfleischt und tötet, und unser unwürdiges Schicksal zwingt uns, unseren eigenen Tod zu gebären! Nerone, empio Nerone, Nerone, marito, o dio, marito Bestemmiato pur sempre E maledetto dai cordogli miei, Dove, ohimè, dove sei? Nero, schändlicher Nero, mein Gatte, oh Gott, mein Gatte, den ich mit meinen Klagen fortwährend schmähe und verfluche, wo bist du, ach, wo bist du? In braccio di Poppea, Tu dimori felice e godi, e intanto Il frequente cader de’ pianti miei Pur va quasi formando Un diluvio di specchi, in cui tu miri, Dentro alle tue delizie i miei martiri. Du ruhst glücklich in Poppeas Armen und genießt dabei den endlosen Strom meiner Tränen, der dir, wie ein Wasserfall von Spiegeln, in deinem Genuss meine Verzweiflung wiedergibt. Destin, se stai lassù, Giove ascoltami tu, Schicksalsmacht im Himmel, Jupiter, erhöre mich! Festkonzert mit Magdalena Kožená 43 Se per punir Nerone Fulmini tu non hai, D’impotenza t’accuso, D’ingustizia t’incolpo; Ahi, trapasso tropp’oltre e me ne pento, Sopprimo e sepellisco In taciturne angoscie il mio tormento. Bestrafst du Nero nicht mit Blitzschlag, so erkläre ich dich für unfähig und beschuldige dich der Ungerechtigkeit! Oh! Ich bin zu weit gegangen. Verzeih mir. Ich werde meine Qual unterdrücken und in Schweigen begraben. Ach! Lebt wohl, Rom, Vaterland, meine Freunde! Schuldlos muss ich euch dennoch verlassen. Vor mir liegt ein Exil voll bitterer Tränen, verzweifelt bin ich dem tauben Meer ausgeliefert. Die Winde, die zuweilen meinen Atem aufnehmen, sollen ihn im Namen meines Herzens nach Rom tragen und seine Mauern küssen. Ich werde einsam sein und weinend umherirren und die gefühllosen Steine das Mitleid lehren. Setzt eure Ruder in Bewegung, treulose Männer, und tragt mich weit fort vom geliebten Ufer! Ach, frevelhafte Trauer, du verbietest mir das Weinen beim Verlassen des heimatlichen Ufers; du erlaubst mir nicht eine Träne, wenn ich meiner Familie und Rom Lebewohl sage. Claudio Monteverdi „Quel sguardo sdegnosetto“ aus: Scherzi musicali (Venedig 1607) Quel sguardo sdegnosetto lucente e minaccioso, quel dardo velenoso vola a ferirmi il petto, Bellezze ond’io tutt’ardo e son da me diviso piagatemi col sguardo, Sanatemi col riso. Dein lieblich-entrüsteter Blick, Strahlend und bedrohlich Wie ein vergifteter Pfeil Trifft er mir ins Herz: Wonnen, die mich entflammen, Und ich bin außer mir. Verwundet mich mit Blicken, Doch heilt mich mit Eurem Lachen. Armatevi, pupille d’asprissimo rigore, versatemi su’l core un nembo di faville. Ma ’labro non sia tardo a ravvivarmi ucciso. Feriscami quel squardo, ma sanimi quel riso. Begl’occhi a l’armi, a l’armi! Io vi preparo il seno. Bewaffnet euch, ihr Augen Mit bittrer, bittrer Härte Und richtet auf mein Herz Die Bündel voller Blitze. Doch es zögere nicht die Lippe Den Toten zu beleben. Verletzt mich auch der Blick, So heilt mich doch das Lachen. An die Waffen, schöne Augen! Ich biete euch die Brust. 44 Erfreut euch meiner Wunden, Lasst mich getrost vergehen. Wenn ich von Euren Pfeilen Getroffen niederliege, Verletzt mich auch der Blick, So heilt mich doch das Lachen. Claudio Monteverdi „Sì dolce è‘l tormento“ aus: Quarto scherzo delle ariose vaghezze (Carlo Milanuzzi) (Venedig 1624) Claudio Monteverdi „Addio Roma, addio Patria, amici addio“ Arie der Ottavia aus der Oper L‘incoronazione di Poppea (atto terzo, scena settima), (Venedig 1642) Addio Roma, addio patria, amici addio. Innocente da voi partir conviene. Vado a patir l’esilio in pianti amari, Navigo disperata i sordi mari. L’aria, che d’ora in ora Riceverà i miei fiati, Li porterà, per nome del cor mio, A veder, a baciar le patrie mura, Ed io, starò solinga, Alternando le mosse ai pianti, ai passi, Insegnando pietade ai tronchi, e ai sassi. Remigate oggi mai perversa genti, Allontanatevi omai dagli amati lidi. Ahi, sacrilego duolo, Tu m’interdici il pianto Mentre lascio la patria, Né stillar una lacrima poss’io Mentre dico ai parenti e a Roma: addio Gioite di piagarmi in fin ch’io venga meno! E se da vostri dardi io resterò conquiso, feriscano quei sguardi, ma sanami quel riso Si dolce è’l tormento Ch’in seno mi sta, Ch’io vivo contento Per cruda beltà. Nel ciel di bellezza S’accreschi fierezza Et manchi pietà: Che sempre qual scoglio All’onda d’orgoglio Mia fede sarà. So süß ist die Qual, die im Busen ich trage, dass glücklich ich lebe aus grausamer Lust. Mag am Himmel der Schönheit auch wachsen der Stolz und fehlen das Mitleid, fest wie ein Fels in der Woge des Hochmuts wird stehen meine Treue. La speme fallace Rivolgam’ il piè. Diletto ne pace Non scendano a me. E l’empia ch’adoro Mi nieghi ristoro Di buona mercè: Tra doglia infinita, Tra speme tradita Vivrà la mia fè. Soll falsche Hoffnung den Schritt mir verwirren, nicht Freude noch Friede fall auf mich herab. Es verweigre die Unwürdige, die ich lieb, das Erbarmen: In endlosen Schmerzen, vergeblichem Hoffen steht fest meine Treue. Se fiamma d’amore Già mai non sentì Quel riggido core Ch’il cor mi rapì, Se nega pietate La cruda beltate Che l’alma invaghì: Ben fia che dolente, Pentita e languente Sospirimi un dì. Wenn die Flamme der Liebe noch niemals fühlte dies grausame Herz, das mein Herz mir nahm. Wenn die grausame Schöne, die mir die Seele verwirrte, kein Mitleid empfindet, so kann es doch sein, dass sie, voll Reue und Pein, eines Tages noch seufzt. Claudio Monteverdi „Damigella, tutta bella“ aus: Scherzi musicali (Venedig 1607) HÄNDEL IM HERBST 2014 Damigella tutta bella versa versa quel bel vino, fa che cada la rugiada distillata di rubino. Fräulein, oh Schöne, oh gieße ein, den süßen Wein lass den Tau hernieder destilliert aus Rubingestein. Ho nel seno rio veneno che vi sparse Amor profondo Ich trage in meiner Brust ein böses Gift, das mir die Liebe dort säte, Festkonzert mit Magdalena Kožená 45 ma gittarlo e lasciarlo vo’ sommerso in questo fondo. aber ich werde es besiegen und belasse es vergraben in diesen Tiefen. Damigella tutta bella di quel vin tu non mi satii fa che cada la rugiada distillata da topatii. Fräulein, oh Schöne, mit diesem Wein stellst du mich nicht zufrieden; lass den Tau hernieder destilliert aus Topazgestein. Nova fiamma più m’infiamma arde il cor foco novello se mia vita non s’aita ah ch’io vengo un Mongibello! Diese neue Flamme brennt umso mehr, möge es mein Herz aufs Neue entzünden; Wenn mein Leben noch nicht verwirkt ist, werde ich zum Feuer des Etna. Ma più fresca ogn’ hor cresca dentro me sì fatta arsura consumarmi e disfarmi per tal modo ho per ventura. Dergestalt ist die Hitze in mir, wächst Stunde um Stunde, verschlingt mich und löscht mich auf die glücklichste Art und Weise aus. Claudio Monteverdi „Il combattimento di Tancredi e Clorinda“ („Der Kampf zwischen Tancredi und Clorinda“) aus: Madrigali guerrieri, et amorosi, libro ottavo (Venedig 1638) Tancredi che Clorinda un uomo stima vuol ne l‘armi provarla al paragone. Va girando colei l‘alpestre cima ver altra porta, ove d‘entrar dispone. Segue egli impetuoso, onde assai prima che giunga, in guisa avvien che d‘armi suone ch‘ella si volge e grida: – O tu, che porte, correndo sì? – Rispose: – E guerra e morte. Tancredi, der Clorinda für einen Mann hält, will sie auf die Waffenprobe stellen. Sie schreitet um den Berggipfel herum auf ein anderes Stadttor zu, wo sie hineinzugehen sich anschickt. Er folgt ihr derart ungestüm, dass viel früher, als er sie erreicht, seine Rüstung zu hören ist, und sie sich umdreht und ruft: „Du da, was bringst du, Der du so läufst?“ Er antwortete: „Krieg oder Tod.“ – Guerra e morte avrai: – disse – io non rifiuto darlati, se la cerchi e fermo attende. – Ne vuol Tancredi, ch‘ebbe a piè veduto il suo nemico, usar cavallo, e scende. E impugna l‘un e l‘altro il ferro acuto, ed aguzza l‘orgoglio e l‘ira accende; e vansi incontro a passi tardi e lenti quai due tori gelosi e d‘ira ardenti. „Krieg und Tod sollst du haben“, sagte sie, „ich habe nichts dagegen, ihn dir zu geben, wenn du ihn suchst und still stehenbleibst.“ Und Tancredi, der seinen Feind zu Fuß gesehen hat, will nicht zu Pferd kämpfen und steigt ab. Beide greifen zu den scharfen Schwertern und reizen ihren Stolz und entflammen ihren Zorn. Und gehen sich entgegen mit verhaltenen, langsamen Schritten wie zwei lauernde, wutentbrannte Stiere. Notte, che nel profondo oscuro seno chiudesti e nell‘oblio fatto sì grande, degne d‘un chiaro sol, degne d‘un pieno teatro, opre sarian sì memorande. Piacciati ch‘indi il tragga e‘n bel sereno a le future età lo spieghi e mande. Viva la fama lor, e tra lor gloria splenda dal fosco tuo l‘alta memoria. Nacht, die du in deiner tiefen dunklen Brust und in Vergessenheit eine so bedeutende Tat einschlossest (Würdig des hellen Sonnenlichts, würdig eines vollen Theaters wären so bemerkenswerte Taten), möge es dir gefallen, dass ich sie von dort hervorhole, und im hellen Licht künftigen Generationen erzähle und überliefere. Möge ihr Ruhm leben; und unter ihren Heldentaten leuchte aus deinen Dunstschleiern die edle Erinnerung. Non schivar, non parar, non pur ritrarsi voglion costor, ne qui destrezza ha parte. Non danno i colpi or finti, or pieni, or scarsi: toglie l‘ombra e‘l furor l‘uso de l‘arte. Odi le spade orribilmente urtarsi a mezzo il ferro; e‘l piè d‘orma non parte: sempre il piè fermo e la man sempre in moto, né scende taglio in van, ne punta a voto. Nicht ausweichen, nicht abwehren und nicht zurückweichen wollen sie, noch spielt Geschicklichkeit hier mit, sie teilen die Schläge nicht mal vorgetäuscht, mal voll, mal knapp aus. Die Dunkelheit und ihre Wut verhindern jede Kampfeskunst. Hör ihre Schwerter schrecklich klirren in der Mitte der Klinge, und jeder bleibt dem andern auf den Fersen. Immer stehen sie auf festen Füßen und halten ihre Hände immer in Bewegung. Und kein Schlag fährt vergeblich nieder, kein Stich trifft ins Leere. 46 HÄNDEL IM HERBST 2014 L‘onta irrita lo sdegno a la vendetta, e la vendetta poi l‘onta rinova: onde sempre al ferir, sempre a la fretta stimol novo s‘aggiunge e piaga nova. D‘or in or più si mesce e più ristretta si fa la pugna, e spada oprar non giova: dansi con pomi, e infelloniti e crudi cozzan con gli elmi insieme e con gli scudi. Schmähworte reizen die Feindseligkeit zur Rache, und die Rache erneuert drauf die Beleidigung, weshalb es zum Verletzen und zum Hasten immer neuen Anreiz gibt und immer neue Wunden. Mit der Zeit teilen sie immer mehr Schläge aus, und enger wird der Kampf, und das Schwert ist nicht mehr angebracht; Sie schlagen sich mit den Schwertknäufen, und wild und grausam stoßen sie mit den Helmen und Schilden aufeinander. Tre volte il cavalier la donna stringe con le robuste braccia, e altrettante poi da quei nodi tenaci ella si scinge, nodi di fier nemico e non d‘amante. Tornano al ferro, e l‘un e l‘altro il tinge di molto sangue: e stanco e anelante e questi e quegli al fin pur si ritira, e dopo lungo faticar respira. Dreimal presst der Ritter die Frau an seine Brust mit seinen starken Armen, und ebensooft befreit sie sich aus diesen festen Umarmungen, Umarmungen eines wilden Feindes und nicht eines Liebhabers. Sie greifen erneut zu den Schwertern und beflecken es beide mit viel Blut; und müde und außer Atem ziehen sich beide schließlich zurück und erholen sich nach dem mühevollen Kampf. L‘un l‘altro guarda, e del suo corpo essangue su‘l pomo de la spada appoggia il peso. Già de l‘ultima stella il raggio langue sul primo albor ch‘è in oriente acceso. Vede Tancredi in maggior copia il sangue del suo nemico e se non tanto offeso, ne gode e in superbisce. Oh nostra folle mente ch‘ogn‘aura di fortuna estolle! Sie blicken sich gegenseitig an und stützen ihre matten Körper schwer auf den Schwertknauf. Schon verlöscht das Licht des letzten Sterns im ersten Morgenlicht, das sich im Osten zeigt. Tancredi sieht mehr Blut an seinem Feind, und sieht sich selbst nicht so sehr verletzt. Er freut sich und wird stolz. Oh unser törichter Sinn, der jeden Glückshauch gleich verherrlichen muss! Misero, di che godi? Oh quanto mesti siano i trionfi e infelice il vanto! Gli occhi tuoi pagheran (s‘in vita resti) di quel sangue ogni stilla un mar di pianto. Così tacendo e rimirando, questi sanguinosi guerrier cessaro alquanto. Ruppe il silenzio al fin Tancredi e disse, perchè il suo nome l‘un l‘altro scoprisse: Armseliger! Woran hast du Gefallen? Oh wie traurig werden die Triumphe sein und wie unglücklich dein Grund zur Prahlerei! Deine Augen werden (wenn du am Leben bleibst) jeden Tropfen dieses Blutes mit einem Meer von Tränen bezahlen. So, schweigend und sich anstarrend, unterbrachen diese blutüberströmten Krieger einige Zeit ihren Kampf. Tancredi schließlich brach das Schweigen und sprach, auf dass einer dem anderen seinen Namen entdecke: – Nostra sventura è ben che qui s‘impieghi tanto valor, dove silenzio il copra. Ma poi che sorte rea vien che ci nieghi e lode e testimon degni de l‘opra, pregoti (se fra l‘armi han loco i preghi) che‘l tuo nome e‘l tuo stato a me tu scopra, acciò ch‘io sappia, o vinto o vincitore, chi la mia morte o vittoria onore. – „Es ist wohl unser Missgeschick, dass wir hier so große Tapferkeit beweisen, wo Schweigen sie verdeckt. Doch da ein feindliches Schicksal uns Lob und Zeugnis, die der Tat würdig wären, versagt, bitte ich dich (wenn Bitten im Kampf Platz haben), mir deinen Namen und deinen Stand zu enthüllen, Damit ich wissen möge, ob als Besiegter oder als Sieger, wer mich mit Tod oder Leben beehrt.“ Rispose la feroce: – Indarno chiedi quel c‘ho per uso di non far palese. Ma chiunque io mi sia, tu innanzi vedi un di quei due che la gran torre accese. – Arse di sdegno a quel parlar Tancredi e: – In mal punto il dicesti; (indi riprese) e‘l tuo dir e‘l tacer di par m‘alletta, barbaro discortese, a la vendetta. Wild erwiderte sie: „Umsonst fragst du nach dem, was ich gewöhnlich nicht kundtue. Doch wer auch immer ich sei, du siehst vor dir einen der beiden, die den großen Turm in Brand setzten.“ Vor Wut brannte Tancredi bei diesen Worten: „In einem ungünstigen Augenblick hast du dies gesagt. dein Reden und dein Schweigen reizt mich gleichermaßen, unhöflicher Barbar, zur Rache.“ Torna l‘ira ne‘ cori e li trasporta, benchè deboli, in guerra a fiera pugna! Ù‘l‘arte in bando, ù‘già la forza è morta, Der Zorn kehrt in ihre Herzen zurück und treibt sie, obgleich sie schwach sind, zum Kampf. Ach wilder Streit! Wo die Kampfeskunst darniederliegt und die Kraft schon gebrochen ist, Festkonzert mit Magdalena Kožená 47 ove, in vece, d‘entrambi il furor pugna! O che sanguigna e spaziosa porta fa l‘una e l‘altra spada, ovunque giugna ne l‘armi e ne le carni! e se la vita non esce, sdegno tienla al petto unita. Wo statt dessen beider Wut den Kampf bestimmt. Ach, welche blutigen, klaffenden Wunden schlagen beide Schwerter, wo immer sie in die Rüstung und ins Fleisch treffen! Und wenn das Leben nicht schwindet, so nur, weil Zorn es in der Brust zurückhält. Ma ecco omai l‘ora fatal è giunta che‘l viver di Clorinda al suo fin deve. Spinge egli il ferro nel bel sen di punta che vi s‘immerge e‘l sangue avido beve; e la veste che d‘or vago trapunta le mammelle stringea tenere e lieve, l‘empiè d‘un caldo fiume. Ella già sente morirsi, e‘l piè le manca egro e languente. Doch sieh, nun ist die Schicksalsstunde gekommen, da Clorindas Leben zu Ende gehen muss. Er stößt die Spitze seines Schwertes in ihre schöne Brust, die dort tief eindringt und das Blut begierig trinkt, und das goldbestickte Gewand, das die Brüste sanft und leicht umschloss, tränkt es mit einem warmen Strom. Sie fühlt schon den Tod nahe, und der Fuß wird schwach und matt. Segue egli la vittoria, e la trafitta vergine minacciando incalza e preme. Ella, mentre cadea, la voce afflitta movendo, disse le parole estreme: parole ch‘a lei novo spirto addita, spirto di fè, di carità, di speme, virtù che Dio le infonde, e se rubella in vita fu, la vuole in morte ancella Er treibt seinen Sieg zum Ende und setzt der durchbohrten Jungfrau drohend nach und bedrängt sie. Sie sprach im Fallen mit gequälter Stimme die letzten Worte: Worte, die ein neuer Geist ihr eingibt, der Geist des Glaubens, der Liebe, der Hoffnung, Tugenden, die Gott ihr eingibt, und wenn sie rebellisch im Leben war, so will er sie im Tod als sein Geschöpf. – Amico, hai vinto: io ti perdon … perdona tu ancora, al corpo no, che nulla pave, a l‘alma sì: deh! per lei prega, e dona battesmo a me ch’ogni mia colpa lave. – In queste voci languide risuona un non so che di flebile e soave ch‘al cor gli scende ed ogni sdegno ammorza, e gli occhi a lagrimar invoglia e sforza. „Freund, du hast gesiegt: Ich vergebe dir – vergib auch du, nicht dem Leib, der nichts fürchtet, aber der Seele: Ach, bete für sie und gib mir die Taufe, die all meine Schuld fortwäscht.“ In diesen sehnsuchtsvollen Worten klingt etwas so Wehmütiges und Süßes, dass es ihm das Herz anrührt und seinen Zorn dämpft und ihm die Tränen in die Augen treibt. Poco quindi lontan nel sen d’un monte scaturia mormorando un picciol rio. Egli v’accorse e l’elmo empiè nel fonte, e tornò mesto al grande ufficio e pio. Tremar sentì la man, mentre la fronte non conosciuta ancor sciolse e scoprio. La vide e la conobbe: e restò senza e voce e moto. Ahi vista! ahi conoscenza! Und nicht weit entfernt am Fuße eines Berges quoll murmelnd ein kleiner Bach hervor. Er lief dorthin und füllte seinen Helm an der Quelle und kehrte traurig zu seiner großen, frommen Aufgabe zurück. Er fühlte seine Hand zittern, während er die unbekannte Stirn frei macht und entblößt. Er sah sie und erkannte sie: und erstarrte ohne Sprache und Bewegung. Oh welch Anblick! Oh welche Erkenntnis! Non morì già, ché sue virtuti accolse tutte in quel punto e in guardia al cor le mise, e premendo il suo affanno a dar si volse vita con l’acqua a chi col ferro uccise. Mentre egli il suon de’ sacri detti sciolse, colei di gioia trasmutossi, e rise: e in atto di morir lieta e vivace dir parea: „S’apre il ciel: io vado in pace“. Doch starb er nicht, weil er seine ganze Kraft zusammennahm in diesem Zeitpunkt, und sie in seinem Herzen bewachte. Und seinen Schmerz bezähmend gab er ihr das Leben mit dem Wasser, die er mit dem Schwert tötete. Während er die heiligen Worte sprach, wurde sie von Freude durchdrungen und lächelte: und im Sterben schien sie froh und lebhaft zu sagen: „Der Himmel öffnet sich, ich gehe in Frieden.“ 48 HÄNDEL IM HERBST 2014 Der Händel-Preis der Stadt Halle 2013/14 „Es gibt bei Händel so viel Musik, die Tiefe und Emotionalität hat.“ Magdalena Kožená (2007) Die tschechische Mezzosopranistin Magdalena Kožená erhält den Händel-Preis der Stadt Halle 2013/14. Verliehen wird der Künstlerin die Auszeichnung für ihre hervorragenden Händel-Interpretationen. Der undotierte Händel-Preis der Stadt Halle an der Saale wird im Rahmen der jährlichen HändelFestspiele von der Stiftung Händel-Haus vergeben. Der genaue Name lautet seit 2011: „HändelPreis der Stadt Halle, vergeben durch die Stiftung Händel-Haus“. Geehrt werden Einzelpersönlichkeiten und Ensembles für herausragende künstlerische, wissenschaftliche oder kulturpolitische Leistungen, soweit diese in einem Zusammenhang mit der Händel-Pflege stehen. Anstecknadel aus Gold und Emeille mit Noten aus Händels „Messiah“ Händel-Preisträger der Stadt Halle seit 1993: Magdalena Kožená (2013/14) | Ragna Schirmer (2012) | Wolfgang Ruf (2011) | Cecilia Bartoli (2010) | Jordi Savall (2009) | Christopher Hogwood (2008) | Paul Goodwin (2007) | Klaus Froboese (2006) | Stanley Sadie (2005) | Wolfgang Katschner (2004) | Marc Minkowski (2003) | Jean Claude Malgoire (2002) | Sir John Eliot Gardiner (2001) | Dr. Donald Burrows (2000) | Trevor Pinnock (1999) | Helmut Gleim (1998) | Emma Kirkby (1997) | Howard Arman (1996) | Winton Dean (1995) | Axel Köhler (1994) | Nicholas McGegan (1993) Festkonzert mit Magdalena Kožená 49 Szenenfoto „Alessandro“ Szenenfoto „Semiramide“ Programmhöhepunkte OPERN Freitag, 05.06.2015, 19.00 Uhr, Oper Halle Lucio Cornelio Silla HWV 10 (Premiere) Oper von G. F. Händel (auch am 07.06. und 13.06.) Musikalische Leitung: Enrico Onofri Regie: Stephen Lawless Händelfestspielorchester Halle Samstag, 06.06.2015, 14.30 Uhr, Goethe-Theater Bad Lauchstädt Alessandro HWV 21 Oper von G. F. Händel (auch am 08.06.) Musikalische Leitung: George Petrou Regie: Lucinda Childs Solisten: Max Emanuel Cencic, Dilyara Idrisova, Blandine Staskiewicz, Xavier Sabata, Pavel Kudinov, Juan Sancho, Vasily Khoroshev Armonia Atenea Ein Projekt der Parnassus Arts Productions in Kooperation mit Decca Classics, Camerata Athen und den Händel-Festspielen Halle (Saale) FASZINIERT Händel und seine Interpreten 50 30.5. – 14.6.2015 in Halle (Saale) HÄNDEL IM HERBST 2014 Sonntag, 07.06.2015, 15.00 Uhr, Georg-Friedrich-Händel HALLE Imeneo HWV 41 (konzertante Aufführung der Konzertfassung Dublin 1742) Oper von G. F. Händel Musikalische Leitung: Fabio Biondi Solisten: Magnus Staveland, Ann Hallenberg, Monica Piccinini, Fabrizio Beggi, Cristiana Arcari Europa Galante HÄNDEL-FESTSPIELE 2015 51 Ivor Bolton London Handel Players Freitag, 12.06.2015, 19.00 Uhr, Goethe-Theater Bad Lauchstädt Semiramide HWV A8 Oper von L. Vinci und G. F. Händel (auch am 13.06. und 14.06.) Musikalische Leitung: Rubén Dubrovsky Inszenierung / Ausstattung: Francesco Micheli Solisten: Çigdem Soyarslan, Gan-ya Ben-Gur Akselrod, Andrew Owens, Rupert Enticknap, Igor Bakan, Gaia Petrone, Alessio Calciolari Bach Consort Wien Produktion Theater an der Wien SZENISCHES KONZERT Samstag, 06.06.2015, 16.00 Uhr, Löwengebäude Aminta e Fillide HWV 83 Kantate von G. F. Händel Szenisch-gestische Einrichtung: Sigrid T‘Hooft Barockensemble scenitas Koproduktion der Händel-Festspiele Halle (Saale) mit dem Liebhabertheater Schloss Kochberg ORATORISCHE WERKE Franco Fagioli Roberta Invernizzi Freitag, 12.06.2015, 17.00 Uhr, Georg-Friedrich-Händel HALLE Semele HWV 68 Oratorium von G. F. Händel Musikalische Leitung: Ivor Bolton Solisten: Carolyn Sampson, James Gilchrist, Lawrence Zazzo, Ruby Hughes, Andrew Foster-Williams Concerto Köln, Collegium Vocale Gent KONZERTE ZUM MOTTO DER HÄNDEL-FESTSPIELE Sonntag, 31.05.2015, 16.00 Uhr, Leopoldina Händels Bassist Johann Gottfried Riemschneider Werke von J. S. Bach und G. F. Händel Musikalische Leitung: Wolfgang Katschner Solisten: Dorothee Mields (Sopran), Tobias Berndt (Bass) Lautten Compagney Berlin Mittwoch, 03.06.2015, 19.30 Uhr, Händel-Haus Handel at Home Werke von G. F. Händel London Handel Players Samstag, 06.06.2015, 19.30 Uhr, Händel-Haus Händels Geiger am Drury Lane Theater Werke von G. F. Händel, W. Babell, G. S. Carbonelli u. a. Hélène Schmitt (Violine), Jonathan Pesek (Violoncello), Jonathan Rubin (Laute), Vital Frey (Cembalo) Freitag, 05.06.2015, 17.00 Uhr, Marktkirche zu Halle Messiah HWV 56 Oratorium von G. F. Händel Musikalische Leitung: Heinz Ferlesch Solisten: Cornelia Horak, Markus Forster, Daniel Johannsen, Matthias Helm Barucco, Chor ad libitum 52 Filippo Mineccia HÄNDEL-FESTSPIELE 2015 HÄNDEL-FESTSPIELE 2015 53 María Espada Philippe Jaroussky Nathalie Stutzmann Christine Schäfer Abschlusskonzert in der Galgenbergschlucht STARS IN CONCERT Sonntag, 07.06.2015, 11.00 Uhr, Leopoldina Il Castrato del Granduca: Gaetano Berenstadt Werke von G. F. Händel, A. Lotti, F. Gasparini, G. M. Capelli u. a. Musikalische Leitung: Antonio Florio Solist: Filippo Mineccia (Altus), I Turchini Donnerstag, 04.06.2015, 20.00 Uhr, Georg-Friedrich-Händel HALLE Festkonzert mit Philippe Jaroussky (Countertenor) Werke von G. F. Händel Musikalische Leitung: Nathalie Stutzmann Orfeo 55 Sonntag, 07.06.2015, 19.30 Uhr, Konzerthalle Ulrichskirche Arien für Caffarelli Werke von G. F. Händel, D. Sarro, N. A. Porpora, J. A. Hasse u. a. Musikalische Leitung: Ricardo Minasi Solist: Franco Fagioli (Altus), Il Pomo d’Oro Samstag, 06.06.2015, 20.00 Uhr, Konzerthalle Ulrichskirche Heroes from the Shadows Werke von G. F. Händel Musikalische Leitung und Solistin: Nathalie Stutzmann (Alt) Orfeo 55 Dienstag, 09.06. 2015, 19.00 Uhr, Franckesche Stiftungen Faustina Bordoni Werke von A. Bononcini, D. Sarro, F. Mancini u. a. Musikalische Leitung: Antonio Florio Solistin: Roberta Invernizzi (Sopran), I Turchini Donnerstag, 11.06.2015, 19.30 Uhr, Marktkirche zu Halle Festkonzert mit Christine Schäfer (Sopran) Werke von G. F. Händel, A. Corelli, G. Pergolesi u. a. Concerto Melante Samstag, 13.06.2015, 16.00 Uhr, Kapelle St. Maria-Magdalena zu Halle … per la signora Durastanti Kirchenmusik von G. F. Händel Musikalische Leitung: Amandine Beyer (Violine) Solistin: María Cristina Kiehr (Sopran), Gli Incogniti OPEN AIR Freitag, 12.06.2015, 22.00 Uhr, Salzgrafenplatz Feuerwerksmusik Sonntag, 14.06.2015, 11.00 Uhr, Löwengebäude La Strada Arien von G. F. Händel für Anna Maria Strada del Pò Musikalische Leitung: Dani Espasa (Cembalo) Solistin: María Espada (Sopran), Vespres d’Arnadí Samstag, 13.06.2015, 21.00 Uhr, Galgenbergschlucht Halle Bridges to Classics Sonntag, 14.06.2015, 21.00 Uhr, Galgenbergschlucht Halle Abschlusskonzert (Änderungen vorbehalten) 54 HÄNDEL-FESTSPIELE 2015 HÄNDEL-FESTSPIELE 2015 55 IMPRESSUM Herausgeber: Stiftung Händel-Haus Clemens Birnbaum, Direktor, Intendant der Händel-Festspiele Große Nikolaistraße 5, 06108 Halle (Saale) stiftung@haendelhaus.halle www.haendelhaus.de Redaktion: Patricia Reese, Anja Telzer Redaktionsschluss: 02.10.2014 Anzeigen: Anja Telzer Satz: Jo Schaller, Angela Schubert, Halle (Saale) Gestaltung Titel: Atelier Brömme, Fotografie Kampagnenmotiv: mettanest Dresden Druck: Impress Druckerei Halbritter KG, Halle (Saale) Auflage: 600 Einzelheftpreis: 2,50 E Fotos: S. 3 – Oberbürgermeister der Stadt Halle (Saale) Bernd Wiegand (Thomas Ziegler), S. 4 – Roger Schenkel (Saalesparkasse), S. 7 – Oper Halle (Thomas Ziegler), S. 8 – Szenenfoto „Arminio“ (Mikesh Kaos), S. 9 oben – Händel-Haus (Thomas Ziegler), S. 9 links – J. F. Reichardt, Kupferstich von Wegner und Singer, Stiftung Händel-Haus, S. 9 rechts – J. W. Goethe, Kupferstich von M. Steinla nach F. Fagemann, 1806, Stiftung Händel-Haus, S. 10 links – Ansicht vom Berge des Königlichen Grundstücks, Kolorierte Lithographie um 1860, Sammlung von Dr. H. Stula, Hannover (Patricia Reese), S. 10 rechts – Händel-Haus, Ausstellungsräume (Patricia Reese), S. 11 oben – Konzerthalle Ulrichskirche (Thomas Ziegler), S. 11 unten – Simone Kermes und Vivica Genaux (Gregor Hohenberg, Sony Classical), S. 17 – Simone Kermes und Vivica Genaux (Gregor Hohenberg, Sony Classical), S. 18 links – Simone Kermes (Gregor Hohenberg, Sony Classical), S. 18 rechts – Vivica Genaux (Christian Steiner), S. 19 links – Cappella Gabetta (CapellaGabetta), S. 19 rechts – Andrés Gabetta (Privat), S. 27 – Händel-Haus, Historische Bohlenstube (Thomas Ziegler), S. 29 – Tenorgeige, Stiftung Händel-Haus, S. 30 links – Sergey Malov (Julia Wesely), S. 30 rechts – Händel-Haus, Historische Bohlenstube (Thomas Ziegler), S. 31 oben – Händel-Haus (Thomas Ziegler), S. 31 unten – Georg I., König von England (1660– 1727), Ölgemälde von Godfrey Kneller (1646–1723), Dr. M. v. Münchhausen (Leihgabe von Dr. M. v. Münchhausen), S. 32 – Anna, Königin von England (1665–1714), Anonymes Ölgemälde nach Godfrey Kneller, frühes 18. Jh., Stiftung Händel-Haus (Thomas Ziegler), S. 35 – Anna, Königin von England (1665−1714), Mezzotinto von Johann Georg Wolffgang nach Godfrey Kneller, Stiftung Händel-Haus, S. 37 – Konzerthalle Ulrichskirche (Thomas Ziegler), S. 40 – Magdalena Kožená (Matthias Bothor), S. 42 links – Andrea Marcon (Privat), S. 42 rechts – La Cetra Barockorchester (La Cetra Barockensemble), S. 49 oben – Magdalena Kožená (Matthias Bothor), S. 49 unten – Händel-Preis, Stiftung Händel-Haus, S. 51 links – Szenenfoto „Alessandro“ (Wiesbaden copyright Kaufhold), S. 51 rechts – Szenenfoto „Semiramide“ (Sebastian F. Schwarz), S. 52 links – Ivor Bolton (Agentur), S. 52 rechts – London Handel Players (Chris Christodoulou), S. 53 links – Filippo Mineccia (Agentur), S. 53 Mitte – Franco Fagioli (Parnassus Arts Productions), S. 53 rechts – Roberta Invernizzi (Ribaltaluce Studio), S. 54 links – Maria Espada (www.mitoconcerts.com), S. 54 Mitte – Philippe Jaroussky (Simon Fowler), S. 54 rechts – Nathalie Stutzmann (Simon Fowler), S. 55 links – Christine Schäfer (Bodo Vitus), S. 55 rechts – Abschlusskonzert in der Galgenbergschlucht (Thomas Ziegler) STIFTUNG HÄNDEL-HAUS HALLE WILHELM-FRIEDEMANN-BACH-HAUS ÖFFNUNGSZEITEN April bis Oktober: 10 bis 18 Uhr November bis März: 10 bis 17 Uhr Montag geschlossen ÖFFNUNGSZEITEN Freitag und Samstag geöffnet April bis Oktober: 10 bis 18 Uhr November bis März: 10 bis 17 Uhr EINTRITT Erwachsene: 4 e | Ermäßigt: 2,50 e Eintritt frei für Kinder bis 6 Jahre Gruppenkarte ab 10 Pers.: 2,50 e pro Person Familienkarte: 9 e (Eltern und Kind) EINTRITT 2,50 e (keine Ermäßigung) DAUERAUSSTELLUNG „Musikstadt Halle“ DAUERAUSSTELLUNGEN „Händel – der Europäer“ Historische Musikinstrumente Programmänderungen vorbehalten. Die Daten und inhaltlichen Informationen beruhen auf den Angaben des jeweiligen Autoren/Veranstalters/Agentur. Alle veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Aufnahme in Onlinedienste bzw. Datenbanken und Internet sowie Vervielfältigungen dürfen nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung des Herausgebers erfolgen. Zitate aus dem Inhalt des Programmbuches der „Händel im Herbst“ 2014 erlaubt der Herausgeber, wenn die Quelle dabei angegeben wird und erbittet Belegexemplare. Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Handys, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese zur Vermeidung akustischer Störungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen. © Stiftung Händel-Haus WILHELM-FRIEDEMANNBACH-HAUS Große Nikolaistraße 5 06108 Halle (Saale) Große Klausstraße 12 (Eingang Hallorenring) 06108 Halle (Saale) Kombi-Ticket Händel-Haus/Wilhelm-Friedemann-Bach-Haus: Erwachsene: 6 e | Ermäßigt: 4 e Ab 01.01.2015 gelten neue Eintrittspreise. 56 HÄNDEL IM HERBST 2014 57 H Ä N DEL - FESTSPIELE 2 015 „HÄNDEL UND SEINE INTERPRETEN“ 30. MAI bis 14. JUNI 2015 IN HALLE (SAALE) TIPP TICKETS Das vollständige Programm der Händel-Festspiele Halle ist ab sofort erhältlich. Sie finden es auch unter www.haendelhaus.de Der Vorverkauf der Händel-Festspiele 2015 hat begonnen. Sichern Sie sich jetzt die begehrten Tickets! Hotline: + 49 (0) 345 / 565 27 06 (Montag bis Freitag: 7 bis 19 Uhr, Samstag: 7 bis 14 Uhr) Online: www.haendelhaus.de Vorverkaufsstellen: bundesweit bei CTS Eventim, in Sachsen-Anhalt bei TiM Ticket, in den Service-Centern der Mitteldeutschen Zeitung und der Galeria Kaufhof Passage in Halle (Saale) FASZINIERT PROGRAMM LT LE VERANSTA EIN HEFT – AL UNGEN HÄNDEL IM HERBST 21. – 23. November 2014 in Halle (Saale) Stiftung Händel-Haus Große Nikolaistraße 5 06108 Halle (Saale) 58 Telefon: +49 (0) 345 / 500 90-0 Fax: +49 (0) 345 / 500 90-416 stiftung@haendelhaus.de www.haendelhaus.de HÄNDEL IM HERBST 2014 59