Durchführung von Modellrechnungen zur Optimierung

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Durchführung von Modellrechnungen zur Optimierung
D. Schäfer, Durchführung von Modellrechnungen zur Optimierung des Grundwassermonitorings bezüglich einer LCKW-Kontamination in Berlin Spandau
1
Durchführung von Modellrechnungen zur Optimierung des
Grundwassermonitorings bezüglich einer LCKW-Kontamination in
Berlin-Spandau
Dr.-Ing. Dietmar Schäfer
GCI GmbH, Königs Wusterhausen
Zusammenfassung. Mit einem dreidimensionalen Grundwassermodell auf der Basis
des Simulators FEFLOW wurden mögliche Zusammenhänge zwischen einer im
Einzugsgebiet einer Wasserfassung nachgewiesenen LCKW-Kontamination und den
im Rohwasser einzelner Brunnen dieser Fassung gefundenen LCKW untersucht.
Hierzu wurden mit dem Grundwassermodell sowohl quasi-instationäre Bahnlinien- als
auch Transportberechnungen zur Bewertung der im Einzugsgebiet erkundeten
Kontamination
durchgeführt.
Durch
Anwendung
eines
eindimensionalen
Zerfallskettenmodells konnte der Nachweis geführt werden, dass bei Ansatz plausibler
Stofftransportparameter eine modelltechnische Nachbildung einer stationären
Ausbildung der detektierten LCKW-Fahne mit allen ihren Komponenten möglich ist.
In Auswertung dieser Untersuchungsergebnisse erwies sich die These als
wahrscheinlich, wonach die erkundete Kontamination zumindest nicht allein für die in
der Fassung vorgefundenen LCKW verantwortlich sein kann. Aus diesem Grund
wurden modellgestützte Untersuchungen zur Ausweisung von Gebieten durchgeführt,
in denen mit erhöhter Höffigkeit nach weiteren Schadstoffquellen zu suchen ist. Hierzu
wurden sowohl rückwärts gerichtete Bahnlinien- als auch Transportberechnungen
durchgeführt.
Die Transportmodellierungen berücksichtigten ein in die Vergangenheit gerichtetes,
relativ dynamisches instationäres Strömungsregime zeitlich hoch auflösend. Die
Ergebnisse wurden als wahrscheinliche Aufenthaltsräume der in den Brunnen
eingetroffenen Schadstoffe zu in der Vergangenheit definierten Zeitniveaus
interpretiert. Auftraggeberseitig zwischenzeitlich im Einzugsgebiet vorgenommene
Recherchen zu weiteren potenziellen LCKW-Quellen weisen noch nicht verifizierte
Ergebnisse auf, die in sehr guter Übereinstimmung mit den diesbezüglichen
Modellaussagen stehen.
1.
Veranlassung
Im Grundwasserabstrom eines an der Havel im Berliner Bezirk Spandau gelegenen,
ehemaligen Gewerbegebietes wurden auch nach größtenteils erfolgreicher
Quellensanierung wiederholt erhebliche Konzentrationen von LCKW gefunden. Das
Grundwasser strömt von den ursprünglichen Schadstoffquellen an der Havel
ausgehend in Richtung einer ca. 4 km westlich gelegenen Wasserwerksgalerie, in
Fachtagung „Grafikgestützte Grundwassermodellierung“, Köln im Juni 2004
D. Schäfer, Durchführung von Modellrechnungen zur Optimierung des Grundwassermonitorings bezüglich einer LCKW-Kontamination in Berlin Spandau
2
der ebenfalls LCKW detektiert wurden. Im ehemaligen Gewerbegebiet und dessen
unmittelbaren Abstrom wurden wie auch in den Brunnen der Wasserfassung
Tetrachlorethen (PCE), Trichlorethen (TCE), cis-1,2-Dichlorethen (cDCE) sowie
Vinylchlorid (VC) gefunden, während im Transfergebiet zwischen diesen Lokalitäten
ausschließlich VC gefunden wurde. Im unmittelbaren Anstrom auf die Fassung
konnten bisher keine LCKW nachgewiesen werden.
Das sich so darstellende Belastungsbild gab Anlass zu der Frage, ob der durch das
Strömungsbild zunächst applizierte Zusammenhang zwischen der Kontamination im
Gewerbegebiet und dem Schadstoffeinbruch im Wasserwerk belegt werden kann
oder ob weitere Schadstoffquellen als wahrscheinliche Ursachen für die LCKWBefunde in den Brunnen zu unterstellen sind. Aus der Beantwortung dieser
Fragestellung ableitend war im Auftrag des Referats Bodenschutz/Altlastensanierung
der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin das vorhandene Konzept zur
Überwachung der bekannten Schadstofffahne zu überprüfen und zu qualifizieren.
Weiterhin waren Gebiete im Anstrom auf die betroffene Wasserfassung
auszuweisen, in denen mit erhöhter Wahrscheinlichkeit nach weiteren LCKWQuellen gesucht werden soll. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden in [2]
dokumentiert.
%
U
Y
#
%
U
GWA
Infitrationsbecken 5-6
%
U
0091013
%
U
Y
#
%%
Stbr. 043
%
U
Y
#
Stbr. 106
Y
#
SPA180
SPA 156
Y
#
SPA063OP
SPA063UP
UM 12
+
Y
#
¸
#
Y
#
UM 13
Stbr. 120
Y
#
+
Y
#
Stbr. 040
Y
#
Stbr. 011
Y
#
SPA103
Stbr. 142
Y
# Legende
Y
#
Gewerbegebiet Hakenfelde
Analysierte Messstellen
GWLK 1 GWLK 2 GWLK 1 u. 2
SPA156
Y ohne Befund
SPA182
> mit Befund
punktuelle Konzentrationsdarst. erkundete LCKW - Komponenten
+
+ Tetrachlorethen
Trichlorethen
cis - Trichlorethen
Vinylchlorid
+
+
Abb. 1
¸
+
#
¸
#
Stbr. 057
SPA037
Y
#
Y
# Stbr. 003
SPA053
+
¸
#
Y
#
+
++
Stbr. 131
+
+
++++
+
+
+
+
+
+
+++
+
+ +++
UM 11
Stbr. 098
13/83V14/83V
15/83V
UM 4
UM 10
+
¸
#
¸
#
¸
#
¸
#¸
#¸
+
#¸
+
#
¸
#¸
+
## 12/83V
16/83V 11/83V ¸
¸
#¸
#
UM 9
Y
#
¸
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%U
U
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U
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%%U
%% U
U
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U
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U
%U
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%U
%U
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+
Y
#
Y
#
UM 2
+
02/70V Stbr. 065
% 03/82V
Y
U
#
Y
#
04/83V
%
Y
U
#
21/83V
%
Y
U
#
05/83V
%
Y
U
#
20/72V
% 06/83V
Y
U
#
%
Y
U
#
18/83V
% 07/83V Stbr. 061
%Y
U
U
%U
U
#
%
U
% Y
%U
U
#
#
% 08/83V Y
%U
%U
%%U
19/72V
09/72V
U
17/83V
%U
U
%U
% 10/83V
SPA sued
+
+ + +
+
Y
#
¸
#
anl_1
SPA052
Sen 0513
Stbr. 113
+
+
+
UM 8
SPA038
%
Y
#
¸
#
+
¸
# Stbr. 139
¸
#
UM 1
Ra
# 28
Ra 29 ¸
Y
#
#
¸
#
Ra 30 ¸
Y
#
¸
#
Ra 31
UM 3
¸
#
Y
#
¸
#
¸
# ¸
# SPA182
Stbr. 121
UM 5
UM 6
#
¸
+
%
¸
# SPA061
UM 7
+ +
++
Y
#
SPA064
+
SPA099
+
Y
#
SPA sued 01/82
%
Y
U
#
%
Stbr. 038
Sen 3137
+
GWA
Infitrationsbecken 4
¸
#
Y
#
Y
#
+
%
Stbr. 080
Stbr. 137
Y
#
%
U
GWA
%
U
%
U
Infitrationsbecken
1-2
%
U
%
U
%
U
GWA
% Polizeischlenke
U
%
U
+
Y
#
GWA
Infitrationsbecken 3
±
SPA179
GWA Kuhlake
SPA171
U
%
Wasserwerksbrunnen
Modellbr. Bauwasserhaltung 1-3
der Wasserstadt
Modellbr. Grundwassersanierung
U
%
auf dem Siemensgelände
im Rahmen der Epignoserechnungen
berücksichtigte Grundwasserentnahmen
% - durch Bauwasserhaltungen
% - durch Eigenversorgungsanlagen
U
%
LCKW - Fahne im 1. oder 2. GWL
im Gewerbegebiet Hakenfelde
Stbr. 115
Stbr. 129
Y
#
Y
#
Ausbreitungsrichtungen
der
LCKW -Fahne im Transfergebiet
%
%
%
%
oberhalb des
unterhalb des
%
Geschiebemergels Geschiebemergels
%%
nachgewiesen
¸
+
#
0
250
500
Meter
vermutet
nach [ BGC, 2003]
modellbasierte GW-Gleiche für
Strömungssituation 2000 im GWLK 2
Grundwasseranreicherung (GWA)
nach [ BGC, 2003]
Standortsituation mit in [3] vermuteten Ausbreitungsrichtungen der LCKW
Gewerbegebiet
Fachtagung „Grafikgestützte Grundwassermodellierung“, Köln im Juni 2004
ausgehend vom
D. Schäfer, Durchführung von Modellrechnungen zur Optimierung des Grundwassermonitorings bezüglich einer LCKW-Kontamination in Berlin Spandau
2. Vorgehensweise bei der Modellqualifizierung
Die Bearbeitung wurde mit einer Zusammenstellung und Analyse aller rezenten
Informationen zum Istzustand der Kontaminationen und zu ihrer Historie begonnen.
Da insbesondere relevante ältere Beschaffenheitsdaten nur sehr sporadisch
vorlagen, war ein Beantwortung der zentralen Fragestellungen anhand vorliegender
Messwerte und Analysenergebnisse nicht möglich. Dies trifft um so mehr zu, weil der
Betrieb des Wasserwerks in den letzten 40 Jahren erhebliche das
Grundwasserströmungsfeld beeinflussende Veränderungen erfahren hat. So gingen
in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts sukzessive eine Wasserfassung und 6
künstliche Anreicherungsbecken in Betrieb. Ein sich über mehrere Kilometer
erstreckendes Grabensystem zur naturnahen Grundwasseranreicherung wurde
erweitert und intensiviert.
Da diese Maßnahmen potenziell in den Zeitraum fallen, der für die Ausbreitung der
LCKW ausgehend vom Gewerbegebiet zur Wasserfassung abzuschätzen war,
mussten diese maßgeblichen Einflüsse berücksichtigt werden.
Als geeignetes Instrument hierzu erwies sich ein von den Berliner Wasserbetrieben
als
Betreiber
des
Wasserwerks
vorgehaltenes
ständig
verfügbares
dreidimensionales Grundwasserströmungsmodell (SVM) auf der Basis des
Simulators FEFLOW. Dieses erfasst im gesamten Einzugsgebiet des Wasserwerkes
die kontaminationsrelevanten zwei quartären Grundwasserleiter und einen liegenden
tertiären. Die beiden quartären Grundwasserleiter werden großflächig durch eine
nicht aushaltende Geschiebemergelschicht als Grundwasserhemmer getrennt.
In das bestehende kalibrierte Modell wurden zunächst die im Rahmen der
Altlastenerkundung neu gewonnenen geologischen Informationen insbesondere zur
Verbreitung des Geschiebemergels eingearbeitet. Die horizontale Diskretisierung im
Bereich des Gewerbegebietes, der betroffenen Galerie und des dazwischen
liegenden Transfergebietes wurde deutlich verfeinert. Ebenfalls verfeinert wurde die
vertikale Diskretisierung, so dass die Voraussetzungen auf aussagekräftige
dreidimensionale Bahnlinien- und Stofftransportberechnungen gegeben waren.
Dieses Modell wurde instationär über den Zeitraum 1965 – 2003 kalibriert. Dabei
wurden die relevanten Randbedingungen wie Bewirtschaftungsmaßnahmen über
Brunnen
und
Anreicherungsanlagen,
Grundwasserneubildung
und
Oberflächenwasserstände zeitlich und örtlich möglichst detailliert berücksichtigt.
Nach nur geringen Änderungen am ursprünglichen Modell konnte eine sehr gute
Übereinstimmung von im Transfergebiet gemessenen Grundwasserganglinien mit
den an den entsprechenden Messstellen simulierten erzielt werden (vgl. Abb. 2).
Fachtagung „Grafikgestützte Grundwassermodellierung“, Köln im Juni 2004
3
D. Schäfer, Durchführung von Modellrechnungen zur Optimierung des Grundwassermonitorings bezüglich einer LCKW-Kontamination in Berlin Spandau
4
31,00
30,80
Messung
30,60
Berechnung
30,40
30,20
h [mNN]
30,00
29,80
29,60
29,40
29,20
29,00
28,80
28,60
28,40
01.01.1960
31.12.1964
31.12.1969
31.12.1974
31.12.1979
30.12.1984
30.12.1989
30.12.1994
30.12.1999
29.12.2004
Zeit
Abb. 2
Gegenüberstellung
gemessener
an der Messstelle Sen0513
und
simulierter
Ganglinien
des
Grundwasserstandes
Im Ergebnis dieser Untersuchungen lag ein Grundwassermodell vor, das die
Strömungsverhältnisse im potenziellen Ausbreitungszeitraum der LCKW zwischen
Gewerbegebiet und Wasserwerk nachgewiesenermaßen für die nachfolgend
beschriebenen Untersuchungen hinreichend nachbilden kann.
Untersuchungen zur Abschätzung der Fahnenausbreitung ausgehend vom
Gewerbegebiet
Diese Untersuchungen begannen mit der Durchführung quasi-instationärer
Bahnlinienberechnungen ausgehend von verschiedenen im Gewerbegebiet
bekannten oder vermuteten Eintragsstellen von LCKW. Der Untersuchungszeitraum
1965 – 2003 wurde dabei in 8 Zeitabschnitte untergliedert, die durch
näherungsweise unveränderliche Strömungsverhältnisse gekennzeichnet sind.
Innerhalb dieser Zeitabschnitte wurden stationäre Bahnlinienberechnungen
durchgeführt, wobei der Endpunkt einer im vorhergehenden Zeitabschnitt
dreidimensional berechneten Bahnlinie den Startpunkt der im aktuellen Zeitabschnitt
zu berechnenden bildete. Dieses sehr aufwändige Verfahren dürfte sich mit der
angekündigten Bereitstellung von echten instationären Bahnlinienberechnungen in
der Version 5.2 von FEFLOW deutlich vereinfachen. Die Bahnlinien wurden entlang
ihres Fließweges bezüglich ihrer Lage im Raum und der benötigten Fließzeiten
ausgewertet. Dabei wurde keine Retardation berücksichtigt, was dem
Transportverhalten des VC als Hauptschadstoff im Transfergebiet nahe kommt. Die
Fachtagung „Grafikgestützte Grundwassermodellierung“, Köln im Juni 2004
D. Schäfer, Durchführung von Modellrechnungen zur Optimierung des Grundwassermonitorings bezüglich einer LCKW-Kontamination in Berlin Spandau
5
Abb. 3 zeigt ein derart ermitteltes Bahnlinienbild, wobei der Graustufenverlauf
entlang der Stützpunkte die jeweils zurück gelegte Fließzeit dokumentiert.
%
U
%
U
±
%
U
%
U
%
U
+
¸
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%
U
%
U
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+
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#
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#
+
%
U
%
U
%
U
+
¸
#
Legende
punktuelle Konzentrationsdarstellungen erkundete LCKW - Komponenten
GWLK 1 GWLK 2 GWLK 1 u. 2
+
+
+
#
0-5
# 5 - 10
# 10 - 15
# 15 - 20
# 20 - 25
# 25 - 30
Ausbreitungsrichtungen der
LCKW -Fahne im Transfergebiet
# 30 - 35
# 35 - 60
#
> 40
2 5 0
5 0 0
M e te r
nachgewiesen
(in Anlehnung an [BGC, 2003])
Trichlorethen
cis - Trichlorethen
Vinylchlorid
0
oberhalb des
unterhalb des
Geschiebemergels Geschiebemergels
Gewerbegebiet Hakenfelde
+ Tetrachlorethen
Abb. 3
anl_10.1
Bahnlinenverläufe farblich klassifiziert
nach Fließzeit des Grundwassers in a
U Wasserwerksbrunnen
%
vermutet
LCKW - Fahne im 1. oder 2. GWL
im Gewerbegebiet Hakenfelde
nach [ BGC, 2003]
nach [ BGC, 2003]
Bahnlinienverläufe
des Grundwassers
ausgehend
vom
Gewerbegebiet
klassifiziert
nach
der
Fließzeit
Diese Berechnungen wiesen eine Fließzeit des Grundwassers vom Gewerbegebiet
zu den Brunnen der betroffenen Fassung von ca. 30 Jahren aus. In Anbetracht der
unscharf verfügbaren Informationen zur Dauer der Kontamination im Gewerbegebiet
konnte hierdurch ein Zusammenhang der LCKW-Befunde im Gewerbegebiet und in
der Fassung nicht ausgeschlossen werden. Der vertikale Verlauf der Bahnlinien
erwies sich mit Bezug zur Ausbildung der Geschiebemergelschicht plausibel.
Dagegen gelang es mit plausiblen Modellvariationen nicht, die vom Gewerbegebiet
ausgehenden Bahnlinien am Zentrum des LCKW-Zutritts der Wasserfassung
ankommen zu lassen. Dieses Zentrum wird durch vier Brunnen an der SE-Winkel
der Fassung definiert, während die betrachteten Bahnlinien stets auf die deutlich
weiter nördlich gelegenen Brunnen treffen. Weitere hier nicht vertiefend diskutierte
Charakteristika des Kontaminationsbildes an der Fassung zeigten ebenfalls, dass
eine detaillierte historische Betrachtung der Grundwasserströmung die Herkunft der
Schadstoffe aus dem Schadenszentrum im Gewerbegebiet nicht belegen kann.
Durch nachgesetzte Transportmodellierungen zur Überprüfung eines möglichen
Fachtagung „Grafikgestützte Grundwassermodellierung“, Köln im Juni 2004
D. Schäfer, Durchführung von Modellrechnungen zur Optimierung des Grundwassermonitorings bezüglich einer LCKW-Kontamination in Berlin Spandau
6
Einflusses der hydrodynamischen Dispersion konnte keine andere Einschätzung
getroffen werden.
In Anbetracht der Tatsache, dass an den im Transfergebiet im direkten Anstrom zur
Wasserfassung gelegenen Grundwassermessstellen bisher keine LCKW gefunden
wurden, galt es grundsätzlich prüfen, ob die These einer Stationarität der Fahne bei
Ansatz plausibler Parameter zur Beschreibung des Stofftransports modelltechnisch
gestützt werden kann.
Die im Untersuchungsgebiet vorgefundenen LCKW-Komponenten bilden
wahrscheinlich folgende Zerfallskette:
PCE -> TCE -> cDCE -> VC (-> Methan)
Dabei sind PCE und TCE als primär eingetragene Stoffe anzusehen.
Es wurde der Versuch unternommen, den Transport dieser Zerfallskette bis
einschließlich VC zusammenhängend zu modellieren. Da für das Projektgebiet keine
Informationen zu Parametern der Retardation und des Abbaus der LCKW vorlagen
und auch eine Beschreibung des hydrogeochemischen Milieus nur sehr begrenzt
möglich war, wurden die Parameter des Stofftransports aus Literaturstudien
abgeleitet. Zum Ansatz kamen letztlich Erwartungswerte der Parameter, die sich an
den Medianwerten der aus Literaturauswertungen ermittelten Wertebereiche
orientierten. Tabelle 1 zeigt die letztlich verwendeten stoffspezifischen
Retardationsfaktoren und Halbwertzeiten.
Tab. 1
Der Zerfallskettenmodellierung zugrunde liegende Migrationsparameter
Parameter
PCE
TCE
cDCE
VC
Retardationskoeffizient [-]
3
2,5
1,7
1,1
Halbwertszeit [d]
500
300
750
800
Die Modellierung wurde eindimensional mit der Software ZERKET [1] entlang einer
Stromröhre durchgeführt, die zuvor im Grundwassermodell durch dreidimensionale
Bahnlinienberechnungen ausgehend vom wahrscheinlichsten Eintragsort im
Gewerbegebiet ausgewiesen wurde (s. Abb. 4). Die Grundwasserströmung in dieser
Stromröhre wurde den entsprechenden Werten des dreidimensionalen
Grundwassermodells angepasst.
Fachtagung „Grafikgestützte Grundwassermodellierung“, Köln im Juni 2004
D. Schäfer, Durchführung von Modellrechnungen zur Optimierung des Grundwassermonitorings bezüglich einer LCKW-Kontamination in Berlin Spandau
7
%
U
%
U
±
%
U
%
U
%
U
%
U
%
U
%
U
%
U
%
U
%
U
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U
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U
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U
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%U
U
U
%U
%
U
% U
%U
%
U
%U
%U
%
%
U
%U
U
%U
%
Legende
U
%
Wasserwerksbrunnen
anl_15
Gewerbegebiet Hakenfelde
0
250
500
Meter
(in Anlehnung an [BGC, 2003])
Bahnlinien rückwärts ausgehend von den
Brunnen berechnet (Strömungsregime 2002)
Horizontaldiskretisierung der Stromröhre
Grundwasseranreicherung (GWA)
Abb. 4
Stromröhre mit Diskretisierung des Zerfallskettenmodells
Nach einer Sensitivitätsanalyse bezüglich der in Tab. 1 aufgeführten
Transportparameter konnten für die dort dokumentierten Werte in guter
Übereinstimmung
mit
den
bisherigen
im
Transfergebiet
vorliegenden
Erkundungsergebnissen die in der Abb. 5 dokumentierten Konzentrationskurven
entlang des Fließweges zwischen Gewerbegebiet und Wasserfassung nach 30
Jahren berechnet werden. Zu beachten ist dabei, dass der angenommene Eintrag
von PCE und TCE nach einer Wirkzeit von 25 Jahren infolge einer dann
stattgefundenen Grundwassersanierung auf die heute dort vorgefundenen Werte
gemindert wurde.
Fachtagung „Grafikgestützte Grundwassermodellierung“, Köln im Juni 2004
D. Schäfer, Durchführung von Modellrechnungen zur Optimierung des Grundwassermonitorings bezüglich einer LCKW-Kontamination in Berlin Spandau
8
300
250
Konzentration [µg/l]
200
PCE
TCE
cDCE
150
VC
100
50
0
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
Fließweg [m]
Abb. 5 Berechnete Konzentrationsverteilungen der Zerfallskettenglieder entlang des Fließweges nach 30 Jahren
Wie durch diese Untersuchungen belegt, erweisen sich Kurvenverläufe zu diesem
Zeitpunkt jenseits eines Fließweges von ca. 2.500 m als praktisch stationär. Im
Rahmen der Sensitivitätsanalyse wurde ermittelt, dass bei Ansatz einer deutlich
größeren Halbwertzeit für VC zwar ein deutlicher Eintrag in die Wasserfassung
berechenbar wäre, dann aber auch im Transfergebiet deutlich höhere VCKonzentrationen als die erkundeten erwartet werden müssten.
Diese Berechnungen können aufgrund des fehlenden Lokalbezuges der
verwendeten Parameter nicht als Nachweis der Stationarität der LCKW-Fahne
angesehen werden. Sie zeigen jedoch, dass eine solche Annahme auch bei
Verwendung grundsätzlich plausibler Parameter berechtigt sein kann.
Die bisher vorgestellten Untersuchungsergebnisse zusammenfassend und unter
Hinzuziehung der Tatsache, dass in den Brunnen die Stoffe PCE und TCE gefunden
wurden, die einerseits im Transfergebiet nicht angetroffen wurden und andererseits
durch ihr typisches Retardations- und Abbauverhalten einen Transport über einen
derart langen Fließweg nicht erwarten lassen, wurde die These der Wirkung weiterer
Schadstoffquellen als Ursachen für den LCKW-Einbruch in die Wasserfassung als
wahrscheinlich erachtet und eine Untersuchung zur Ausweisung wahrscheinlicher
Positionen dieser Quellen nachgesetzt.
Fachtagung „Grafikgestützte Grundwassermodellierung“, Köln im Juni 2004
D. Schäfer, Durchführung von Modellrechnungen zur Optimierung des Grundwassermonitorings bezüglich einer LCKW-Kontamination in Berlin Spandau
9
4. Untersuchungen zur Ausweisung wahrscheinlicher Eintragsbereiche LCKW
Während die bisherigen Untersuchungen von einer bekannten Quelle ausgegangen
sind, muss die Suche nach weiteren, die LCKW-Kontamination in den
Wasserwerksbrunnen potenziell hervorrufenden Quellen von den an der
Wasserfassung bekannten Informationen ausgehen. Hier sehen wir zuerst die
Verteilung der LCKW-Befunde innerhalb der Fassung, die durch ein ausgeprägtes
Schadenszentrum am SE-Winkel der Galerie gekennzeichnet ist.
Insofern galt es zunächst die Einzugsgebiete der in diesem Schadenszentrum
gelegenen Brunnen durch rückwärts gerichtete Bahnlinienberechnungen zu
ermitteln.
Problematisch bei dieser Vorgehensweise war, dass eine eigentlich
notwendigerweise
zumindest
quasi-instationär
durchzuführende
Bahnlinienberechnung ausgehend von den Brunnen aufwandsbedingt nicht zu
rechtfertigen war. Um dies zu umgehen, wurden für die einzelnen Zeitabschnitte,
innerhalb derer die oben beschriebenen quasi-stationären Bahnlinienberechnungen
durchgeführt wurden, stationäre Bahnlinienberechnungen durchgeführt. Diese
zeigten, welche Teile des Einzugsgebietes der Fassung in deren einzelnen
Betriebsphasen überhaupt einen Zustrom zu den höher kontaminierten Brunnen
aufwiesen.
Die Abb. 6 zeigt das Ergebnis einer solchen Berechnung für das gegenwärtige
Bewirtschaftungsregime, wobei die Bahnlinien, die von den höher belasteten
Brunnen ausgehen, graphisch hervorgehoben dargestellt sind.
±
+
¸
#
+ +
+
++++++
+
+ ++ +
+
+
+
+
+
+
¸
+
#
+
+
++
+
+
+
¸
#
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#S
S
#
#
S
#
S
¸
#
¸
#
+
#
S
#
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S
#
S
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+
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#S
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¸
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¸
#
+
¸
#
¸
#
¸
+
#
¸
#
¸
#
+
¸
#
anl_14.2 + 5
Legende
Wasserwerksbrunnen klassifiziert
nach den analysierten Maximalwerten
LCKW (einschließlich VC) in µg/l
Abb. 6
+
+
#
S 11
Bahnlinenverläufe farblich klassifiziert
nach Fließzeit des Grundwassers in a
+ Tetrachlorethen
+
1 - 1.5
1.5 - 2
S
# 2 - 2.5
S
# 3-4
S
#
#
S
punktuelle Konzentrationsdarstellungen erkundete LCKW - Komponenten
GWLK 1 GWLK 2 GWLK 1 u. 2
250
500
1.000
Meter
Start an Brunnen mit ∑ LCKW >= 1µg/l
Start an den Brunnen
SPAsued12/83V bis 14/83V
Trichlorethen
cis - Trichlorethen
Vinylchlorid
Gewerbegebiet Hakenfelde
(in Anlehnung an [BGC, 2003])
Ausgehend von den
Bewirtschaftungsregime
0
Start an Brunnen mit ∑ LCKW < 1µg/l
Brunnen
LCKW - Fahne im 1. oder 2. GWL
im Gewerbegebiet Hakenfelde
nach [ BGC, 2003]
rückwärts
berechnete
Bahnlinien
für
Fachtagung „Grafikgestützte Grundwassermodellierung“, Köln im Juni 2004
das
gegenwärtige
D. Schäfer, Durchführung von Modellrechnungen zur Optimierung des Grundwassermonitorings bezüglich einer LCKW-Kontamination in Berlin Spandau
10
Die so gewonnenen Ergebnisse waren aufschlussreich interpretierbar, konnten
jedoch nicht die zeitlichen Übergänge zwischen den verschiedenen historischen
Strömungsbildern hinreichend beschreiben.
Aus diesem Grund wurde abschließend eine rückwärts gerichtete instationäre
Stofftransportmodellierung ausgehend von den Brunnen durchgeführt. FEFLOW
bietet hierzu die Option einer kompletten Umkehrung der Gradienten des
Strömungsfeldes bei der Transportberechnung (vgl. Abb 7). Hierzu sind bei
stationären
Strömungsverhältnissen
keine
Änderungen
an
den
Strömungsrandbedingungen vorzunehmen. Sind jedoch, wie im vorliegenden Fall,
instationäre Strömungsrandbedingungen zu berücksichtigen, so ist deren zeitlicher
Verlauf an der Ordinate der Randbedingungsganglinie zu spiegeln (s. Abb. 7). Dies
resultiert aus der im Modell stattfindenden Kopplung zwischen Strömungs- und
Transportrandbedingung. Diese bildet in schematisierter Weise das an den Brunnen
erfasste Durchbruchsverhalten ab (s. Abb. 7). Im vorliegenden Fall wurde das
erfasste Durchbruchsverhalten als über die jeweils vergangenen fünf Jahre
verlaufende Stufe abgebildet. Da die Berechnung zeitlich rückwärts verlaufen muss,
wirkt die Transportrandbedingung dann in den ersten fünf Berechnungsjahren und
schaltet dann ab. So ist leicht nachvollziehbar, dass beispielsweise während dieser
fünf Jahre im Modell auch die Strömungsrandbedingungen wirken müssen, die
während des in den letzten fünf Jahren stattgefundenen Schadstoffeinbruchs gewirkt
haben. Daher resultiert die Notwendigkeit der zeitlichen Spiegelung aller
Randbedingungsfunktionen.
Förderung
Konzentration
Konzentrationsdurchbruch
an den Brunnen
(Messung)
Rückwärtsrechnung
Spiegelung der Zeitachse
T
r
a
n
s
t
o
r
t
Konzentration
S
t
r
ö
m
u
n
g
Förderung
Vorwärtsrechnung
Konzentrationsvorgabe
an den Brunnen
(Randbedingung)
Modellzeit
Abb. 7
Modellzeit
Vorbereitendes Datenhandling der Randbedingungen zur Rückwärtssimulation mit dem Transportmodell
Fachtagung „Grafikgestützte Grundwassermodellierung“, Köln im Juni 2004
D. Schäfer, Durchführung von Modellrechnungen zur Optimierung des Grundwassermonitorings bezüglich einer LCKW-Kontamination in Berlin Spandau
11
Die Konzentrationsrandbedingung wird normiert zu 100 % angegeben. Die
Ergebnisse der rückwärts gerichteten Transportberechnung dürfen nicht mehr in der
Weise als Konzentrationen interpretiert werden, dass die zu einem bestimmten
Berechnungszeitpunkt vom Modell an einem Ort formal ausgewiesenen
Konzentrationen zu diesem Zeitpunkt dort nachweisbar gewesen wären. Dies
resultiert aus dem Umstand, dass zwar der konvektive Transport in seiner Richtung
umgekehrt wird, jedoch nicht der dispersive. Bei der rückwärts gerichteten
Transportmodellierung kommt es dispersionsbedingt mit zunehmendem
Berechnungsfortschritt in der Vergangenheit zu einem wachsenden Verschmieren
der formal berechneten Konzentrationsfronten. Wir interpretieren einen solchen vom
Modell an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit ausgewiesenen
Konzentrationswert qualitativ als Wahrscheinlichkeit, mit der sich dort und zu diesem
Zeitpunkt das den Brunnen kontaminiert zugetretene Wasser befand. Diese
Interpretation der Berechnungsergebnisse lehnt sich auch an den Gedanken an, der
dem Random-Walk-Verfahren zugrunde liegt. Dort wird die Wirkung der
hydrodynamischen Dispersion, vereinfacht formuliert, über Wahrscheinlichkeitsverteilungen abgebildet.
Die
so
berechneten
Bereiche
mit
höher
ausgewiesenen
Aufenthaltswahrscheinlichkeiten halten wir dann auch für höffiger bei der Suche
nach potenziellen Eintragsstellen der LCKW in das Grundwasser.
In der Abb. 8 wird ein Berechnungsergebnis für einen 10 Jahre in der Vergangenheit
liegenden Zeitpunkt dargestellt. Anzumerken ist, dass die formal ausgewiesenen
Konzentrationswerte keine absoluten Wahrscheinlichkeitswerte in % darstellen,
sondern nur qualitativ in dem Sinn interpretiert werden dürfen, dass höher
ausgewiesene Zahlen auch höhere Wahrscheinlichkeiten erwarten lassen.
G
±
G
G
G
G
G
G
G
G
G
G
G
G
G
G
G
GGG
G
G
GGGGG
G
G
GG
MASS
10
11 21 31 41 51 61 71 81 91 -
Abb. 8
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Legende
G
0
750
1.500
Meter
Brunnen WW Spandau
Straße
Schiene
Gewässer
Gewerbegebiet
Hakenfelde
Berechnete Wahrscheinlichkeitsverteilung der Lage der LCKW nach einem 10 Jahre in die
Vergangenheit gerichteten Berechnungszeitraum
Fachtagung „Grafikgestützte Grundwassermodellierung“, Köln im Juni 2004
D. Schäfer, Durchführung von Modellrechnungen zur Optimierung des Grundwassermonitorings bezüglich einer LCKW-Kontamination in Berlin Spandau
12
Auf diese Weise können die wahrscheinlichen Lagebereich der LCKW von
Ergebniszeitpunkt zu Ergebniszeitpunkt nachvollzogen werden.
Diese beschriebenen Ergebnisse lassen sich auf verschiedene Art und Weise
aggregieren. Die Abb. 9 zeigt eine Verschneidung der in fünfjährigen Abständen
analog Abb. 8 ausgegebenen Verteilungen der Aufenthaltswahrscheinlichkeiten des
mit den Brunnen geförderten kontaminierten Wassers. Auf diese Weise erhält man
einen zusammenfassenden Überblick über alle erkundungswürdigen Bereiche des
Einzugsgebiets. Bei dieser auf die wahrscheinlichen Transporträume und
Eintragsflächen fokussierten Untersuchungen geht zunächst der Fließzeitbezug
verloren.
G
±
G
G
G
G
G
G
G
G
G
G
G
G
G
G
G
GGG
G
G
GGGGG
G
G
GG
MASS
10
11 21 31 41 51 61 71 81 91 -
Abb. 9
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Legende
G
0
750
1.500
Meter
Brunnen WW Spandau
Straße
Schiene
Gewässer
Gewerbegebiet
Hakenfelde
Verschneidung von in Fünf-Jahres-Abständen ausgegebenen Verteilungen der Aufenthaltswahrscheinlichkeiten
Um diesen zusammenfassend darstellen zu können, werden Isoliniendarstellungen
eines vorab zu definierenden Niveaus des Wahrscheinlichkeitspotenzials für die
verschiedenen Ausgabezeitpunkte überlagert dargestellt. Die Abb. 10 zeigt
beispielsweise 10%-Isolinien für die in die Vergangenheit gerichteten Fließzeiten von
5, 10, 20 und 30 Jahren. Bei allen zeitlichen Auswertungen ist zu beachten, dass bei
diesen Transportberechnungen keine Retardation berücksichtigt wurde, was
näherungsweise für VC zutrifft. Diese zeitbezogene Auswertung kann bei der
Quellsuche hilfreich sein, wenn Abschätzungen über die Transformationszeiten der
in den Brunnen gefundenen Stoffe vorliegen oder wenn es Zeiträume für eine
historische Recherche potenzieller Schadstoffquellen festzulegen gilt.
Fachtagung „Grafikgestützte Grundwassermodellierung“, Köln im Juni 2004
D. Schäfer, Durchführung von Modellrechnungen zur Optimierung des Grundwassermonitorings bezüglich einer LCKW-Kontamination in Berlin Spandau
Abb. 10
Überlagerung von Isolinien des 10%-Wahrscheinlichkeitspotenzials für verschiedene
in die Vergangenheit gelegenen Berechnungszeitpunkte
Die
vorgestellte
Methodik
der
in
die
Vergangenheit
gerichteten
Transportmodellierung erwies sich als gut handhabbares und sehr aussagekräftges
Instrument bei der Festlegung von Recherchegebieten für LCKW-Quellen in
Abhängigkeit der aus den Modellergebnissen ableitbaren Treffsicherheit. Diese
Aussage fand ihre Bestätigung darin, dass zwischenzeitlich von der
Auftraggeberschaft veranlasste Recherchen und Untersuchungen deutliche Indizien
für eine LCKW-Quelle in einem Bereich ergaben, für den nach ca. 15
Berechnungsjahren die höchsten Wahrscheinlichkeiten ausgewiesen wurden.
Fachtagung „Grafikgestützte Grundwassermodellierung“, Köln im Juni 2004
13
D. Schäfer, Durchführung von Modellrechnungen zur Optimierung des Grundwassermonitorings bezüglich einer LCKW-Kontamination in Berlin Spandau
5. Literatur
[1] Schäfer, D.: Beitrag zur digitalen Simulation komplexer eindimensionaler
Migrationsprozesse. – Diss. TU Dresden, Dresden, 1988
[2] GCI: Modellrechnungen zur Optimierung des Monitorings zum LCKW-Abstrom
aus dem Gewerbegebiet Hakenfelde (Berlin-Spandau). GCI GmbH, Königs
Wusterhausen, 2003, unveröffentlicht
[3] BGC: Grundwasserprojekt Gewerbegebiet Hakenfelde – Stoffausbreitung in
Richtung Wasserwerk Spandau. Boden- und Grundwasser-Consulting GmbH,
Potsdam, 2003, unveröffentlicht
6. Danksagung
Wir danken den Berliner Wasserbetrieben für die Möglichkeit, das im Rahmen ihres
Wasserressourcen-Managements erstellte ständig verfügbare Grundwassermodell
für das Einzugsgebiet des betroffenen Wasserwerks zu nutzen. Somit war eine
kurzfristige Problemlösung realisierbar. Insbesondere bedanken wir uns bei Frau
Dlubek und Herrn Günther für die konstruktive Mitarbeit.
Herrn Troschke von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung des Landes Berlin
danken wir für die intensive Unterstützung und die angenehme kreative
Zusammenarbeit während des gesamten Projektes.
Der Senatsverwaltung danken wir für die Erlaubnis zur Veröffentlichung dieses
Fachbeitrages.
Fachtagung „Grafikgestützte Grundwassermodellierung“, Köln im Juni 2004
14