ERCO Lichtbericht 86
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ERCO Lichtbericht 86
E Erschienen im September 2008 Leonardo glass cube Glasarchitektur ist Lichtarchitektur. Das Unternehmen glaskoch baute sich für seine Marke Leonardo als Erlebniswelt und Firmenwahrzeichen einen gläsernen Kubus mit organisch geformtem Innenleben ganz in Weiß – wie geschaffen, um durch Licht modelliert zu werden. Lichtbericht 86 Inhalt Einleitung 1 Zu diesem Heft 2 Blitzlichter 4 Lichtblick Zu diesem Heft Licht & Technik Bericht 6 Leonardo glass cube Corporate Architecture als Ausdruck einer Markenvision: Ein gläserner Kubus transzendiert sich im Spiel geschwunge ner, organischer Formen, in Licht und Schatten, Reflexion und Transparenz. 16 Licht und Technik Emanon Projektionsstrahler mit Goborotator 18 Fokus Farbtemperatur 19 Doppelfokus Farbwiedergabe 20 Buddha Tooth Relic Temple and Museum Der Insel- und Stadtstaat Singapur ist seit Mai 2007 um eine Attraktion rei cher: Ein neuer buddhistischer Tempel im historischen Zentrum Chinatown. 24 BMW Welt, München Die Beleuchtung des Erlebnis- und Aus lieferungszentrums schafft den Spagat zwischen theatralischer Inszenierung und effizientem Sehkomfort. 28 Biblioteca Foral de Bizkaia Der neue gläserne Anbau dieser Biblio thek in Bilbao präsentiert stolz seinen Inhalt – und ist zugleich ein Muster beispiel für vertikale Beleuchtung. 32 Schlusslichter Eindrücke von der Messe Light+Building, April 2008 in Frankfurt. Projekte Hintergrund 12 Thomas Schielke Bilder zur Architekturbeleuchtung Der Einfluss von Visualisierungstech niken auf die Lichtplanung ERCO Lichtbericht Impressum Herausgeber: Tim H. Maack Chefredakteur: Martin Krautter Design/Layout: Simone Heinze, Christoph Steinke Druck: Mohn Media Mohndruck GmbH, Gütersloh 1028713000 © 2008 ERCO Fotos (Seite): Ian Barnes (2), Frieder Blickle (32–33), Bernd Hoff (2), Aksel Karcher (16), Joe Lynch/Das Fotoarchiv (20–23), Thomas Mayer (U1, 2, 3, 6–11, 18, 19, 24–28), Thomas Pflaum (3, 4–5), Alexander Ring (1, 16–17), Lukas Roth (2), Dirk Vogel (3), Edgar Zippel (2, 3) Übersetzung: Lanzillotta Translations, Düsseldorf Bildnachweis S.12–15 (Seite/Bild-Nr.): 12/1: Cameraphoto Arte snc, 12/2–3: Museums landschaft Hessen Kassel, 13/1: Avery Library, 13/2: John E. Flynn 13/3: Hans Gabriel, 13/4: ERCO, 14/1: Helmut Jacoby, 14/2: Foster + Partners, 14/3: Lawrence Halprin, 14/4: Bernard Tschumi Architects, 15/1: Holzer Kobler Architekturen, 15/2: Zaha Hadid Architects, 15/3: IwamotoScott Architecture, 15/4: The Moholy-Nagy Foundation, 15/5: 2003 realities:united, Berlin Tim Henrik Maack Ohne einen Glaspalast ist das Leben eine Last: So oder so ähnlich muss man bei Leonardo gedacht haben, als der gläserne Kubus der Fer tigstellung entgegen ging. Dem Büro 3deluxe ist es mit einer schlichten und organisch inspi rierten Formensprache gelungen, der Marke Leonardo ein spektakuläres architektonisches Gesicht zu verleihen. So ist in der Kleinstadt Bad Driburg etwas entstanden, was manche Groß stadt sicherlich mit Stolz erfüllt hätte. Ein weiteres Stück Markenarchitektur findet sich in der schönen Stadt München. Die Marke heißt BMW und hat sich und ihren Kunden ein besonderes Erlebnis gebaut. Coop Himmelb(l)au übersetzte die dynamischen Markenwerte von BMW in statische Architektur. Das neue Erleb nis- und Auslieferungszentrum gleicht einem Versprechen in die innovative und kreative Ingenieursleistung der Marke BMW und ihrer Produkte. Von einem etwas anderen Selbstverständnis zeugt die Architektur des Buddha Tooth Relic Temple in Singapur. Das fünfstöckige Gebäude wurde im traditionellen Stil der chinesischen Tang-Dynastie errichtet, welche als goldenes Zeitalter der buddhistischen Kunst in China gilt. Konsequenterweise wurden sogar die Strahler mit ornamentierten Verkleidungen versehen, um sich möglichst unauffällig in das Umfeld zu integrieren. Unter der Rubrik Licht und Technik gibt es diesmal den Emanon Projektionsstrahler mit Goborotator zu sehen. Techniken und Effekte aus Bühnenbeleuchtung in die Architektur zu übertragen, dies ist die Aufgabe dieser neuen Strahlerserie. Zum ersten Mal lassen sich nun dynamische Effekte mühelos und systemkom patibel in zahlreiche Anwendungen integrieren. Gerade an den Schnittpunkten zwischen Archi tektur und Entertainment ist der Emanon Strah ler ein wichtiges Lichtwerkzeug. Die A-Lampe soll verboten und durch Energie sparlampen ersetzt werden. Das mag im privaten Bereich sicherlich ein wichtiger Schritt sein, im professionellen Bereich spielen jedoch weder die A-Lampe noch die sogenannte Energiespar lampe eine ernst zu nehmende Rolle. Ein Anlass, sich die wichtigen Leuchtmittel einmal näher anzuschauen. Im Fokus steht bei uns diesmal der Unterschied zwischen Farbtemperatur und Farbwiedergabe und wie sich die unterschiedli chen Leuchtmittel unter diesen zwei Aspekten verhalten. Eine nicht ganz unwichtige Unter scheidung, wie wir finden, denn schließlich kann man auch unter warmweißem Licht ganz schön blass aussehen. Zum Schluss noch ein paar Impressionen von der Messe Light+Building. Mit einer Besucher zahl von 165.000 Besuchern übertraf die Messe erneut alle Erwartungen. Entsprechend war auch der Andrang auf dem ERCO Messestand. Wir bedanken uns bei Ihnen recht herzlich für Ihren Besuch und freuen uns jetzt schon auf die nächste Messe im Jahr 2010. ERCO Lichtbericht 86 1 Blitzlichter Vaduz Hohes Haus – ganz wörtlich: Der Tagungssaal des Landtags des Fürstentums Liechtenstein hat unter einem spitzen Dach seinen neuen Raum gefunden. 25 Abgeordnete tagen an einem runden Tisch, blendfrei beleuchtet von Gimbal Richtstrahlern in einer eleganten, abgependelten Struktur. Bern Anlässlich der großen Ferdinand Hodler-Ausstellung vom 9. April bis 10. August 2008 hatte das Kunstmuseum Bern seinen gesamten Alt bau neu gestaltet und beleuchtet. Auch Säle ohne Oberlicht erhalten durch die Kombination von Optec Wandflutern und Hi-trac Indirekt leuchten jetzt optimal ausgewogene horizontale und vertikale Beleuchtungsstärken. Kunstmuseum, Bern Innenarchitektur: Ulrich Zickler, Stuttgart Lichtplanung: Institut für Tageslichttechnik, Stuttgart www.kunstmuseumbern.ch Erice Frisch renoviert, strahlt die Kirche des sizilianischen Städtchens in blütenweißen, barocken Formen – reizvoll kontrastiert mit den rohen Natursteinwänden der Seiten schiffe. Trion Uplights leuchten das Dachgewölbe gleichmäßig aus, und diskret montierte Pollux Strahler illuminieren den Altarbereich. Chiesa di San Giuliano, Erice (Sizilien). Lichtplanung: Adragna Illumina zione, Alcamo Düsseldorf Die Idee von Lumas, mit erschwinglichen Fotokunst-Editionen neue Sammlerschichten anzusprechen, hat sich als Erfolgsrezept erwiesen: Lumas expandiert; die Düsseldorfer Dependance wurde professionell mit ERCO Stromschienen und Optec Strahlern ausgestattet. Kraków Auf diesem Platz in der historischen Altstadt von Kraków sorgen Axis Walklights für Trittsicherheit an den flachen Stufen. Die LED-Technik macht diese Lösung energieeffizient, wartungsarm und damit wirtschaftlich. Galleria d'Arte Moderna "Sant'Anna", Palermo Lichtplanung: Adragna Illumina zione, Alcamo Lüdenscheid Mit vergleichsweise wenig Aufwand viel gewonnen für die kleinen Patienten: Das Büro KKW aus Altena gestaltete die Kinderklinik in Lüdenscheid neu. TFL Wallwasher machen die Korridore freundlicher, im neuen Spielzimmer sorgen Compact 100 Downlights mit kompakten Leuchstofflampen für angenehmes und wirtschaftliches Licht. Editionsgalerie Lumas, Düsseldorf Lichtplanung: Altenfeld & Schmitz, Bochum www.lumas.de Landtagsgebäude, Vaduz Architekt: Architektengemeinschaft Hansjörg Göritz, Hannover und Frick Architekten AG, Schaan Lichtplanung: Licht Kunst Licht, Bonn/Berlin www.landtag.li Czartoryskich-Platz, Kraków. Architekt: Biuro Projektów Lewicki ¸atak, dr in˝. arch. Piotr Lewicki, mgr in˝. arch. Witold Opaliƒski Kinderklinik Lüdenscheid. Architektur und Lichtplanung: KKW Architekten, Altena. Barcelona Mit seiner Lage im Businessviertel an der Avenida Diagonal richtet sich dieses Hotel an designbewusste Geschäftsreisende. In der Lobby setzen Parscan Strahler blendfreie Lichtakzente. Hotel NH Constanza, Barcelona Architektur: Manuel de Solá Morales, Barcelona; Lucho Marcial, Rafael Moneo, Madrid www.nh-hotels.com 2 ERCO Lichtbericht 86 Palermo Im ehemaligen Kloster Sant’Anna alla Misericordia hat die Galleria d'Arte Moderna ihr neues Domizil erhalten. In den sorgfältig renovier ten historischen Räumlichkeiten sind ERCO Stromschienen abgependelt und mit Quinta Strahlern bestückt, um die Sammlung optimal zu präsentieren. Brisbane Die neue Gallery of Modern Art ist Teil der Queensland Art Gallery und die größte Einrichtung für moderne und zeitgenössische Kunst in Aus tralien. Die Ausstellungssäle kombinieren Wandfluterbeleuchtung mit flexiblen Akzenten durch Optec Strahler, montiert an einem Raster von Stromschienen in der abgehängten Decke. Wien Das avantgardistische Juweliergeschäft an der feinen ShoppingAdresse Kohlmarkt 4 ist nur 2,6 m breit, dafür aber 30 m lang. Wie ein Band zieht sich die Vitrine durch den Raum, beleuchtet mit integrierten Starpoint Richtstrahlern. Zusätzliche Akzente aus der Raumdecke setzen randlos eingeputzte Skim Richtstrahler. Gallery of Modern Art (GoMA), Brisbane Architektur: Architectus, Sydney www.qag.qld.gov.au Juwelier Nedoluha, Wien Architektur und Lichtplanung: bpw Architektur, Wien www.nedoluha.at Madrid Der Prado, unbestritten eines der bedeutendsten Museen der Welt, wurde von dem spanischen Architekten Rafael Moneo auf zurückhaltende Weise erweitert und erneuert. Wieder wählten die Planer ERCO zur Beleuchtung und kombinierten Parscan Strahler und Optec Fluter an Stromschienen. Museo del Prado, Madrid Architektur und Lichtplanung: Estudio Rafael Moneo, Madrid. www.museodelprado.es Wuppertal Das prachtvolle wilhelminische Treppenhaus erfährt eine Aufwertung durch die raffinierte Beleuchtung: Trion Uplights für Leuchtstofflampen sind als Kapitell leuchten an den Säulen montiert und fluten die Gewölbedecken. Amtsgericht, Wuppertal Lichtplanung: Bettina Kaes, Martin Weiser/bright concepts www.ag-wuppertal.nrw.de ERCO Lichtbericht 86 3 Lichtblick Martin Braun Backforum, Hannover Foto: Thomas Pflaum, Castrop-Rauxel www.martinbraun.de 4 ERCO Lichtbericht 86 Architekten: Ackermann&Raff, Tübingen Elektroplaner: Ingenieurbüro Meinhardt Fulst, Vienenburg Generalunternehmer: ARGE Wallbrecht-Schuppert, Hannover Elektro-Ausführungsplanung/Bauleitung: Keydel Bock Ingenieure, Göttingen ERCO Lichtbericht 86 5 Leonardo glass cube Architektur und Lichtplanung: 3deluxe, Wiesbaden Fotos: Thomas Mayer, Neuss Corporate Architecture als Ausdruck einer Markenvision: Ein gläserner Kubus trans zendiert sich im Spiel geschwungener, organischer Formen, in Licht und Schatten, Reflexion und Transparenz. Zum Verhältnis zwischen Metropolen und Peri pherie im Informationszeitalter koexistieren die unterschiedlichsten Thesen: Die einen postulie ren die Egalisierung der Gegensätze zwischen Zentrum und Provinz durch die Ortlosigkeit des Internets, die anderen eine Konzentration der „Creative Industries" in Metropolen, die dafür allein die richtigen Rahmenbedingungen böten. Doch betrachten wir statt der Theorie die Praxis, zum Beispiel in der Kleinstadt Bad Driburg am Rand des Teutoburger Walds – ein dezentraler Standort, wie er für die mittelständisch gepräg te Industrie in Deutschland typisch ist. Hier ist die Firma glaskoch B. Koch jr. GmbH + Co. KG ansässig, die unter diesem Namen eigent lich nur Fachleuten bekannt ist, denn sie tritt ganz hinter ihre Produktmarke zurück: „Leonar do" heißen seit 1972 die Gläser, Vasen und Geschenkartikel aus Glas, die sehr erfolgreich im Fachhandel, aber auch in eigenen und Fran chise-Shops vertrieben werden. Seit 1991 ist Leonardo Marktführer für Geschenkartikel und Gläser in Deutschland, und laut Firmenporträt kennen rund 80 % der deutschen Bevölkerung die Marke – verortet wird sie dem Klang nach aber wohl eher im mediterranen Raum, was bei den designorientierten Produkten sicher gerne in Kauf genommen wird. Mit dem Leonardo glass cube wird sich diese Wahrnehmung verschieben: Er ist ein spekta kuläres Stück Firmenarchitektur, das der Marke einen Ort gibt und zugleich Bad Driburg auf die architektonische Landkarte katapultiert. Hinter diesem entschlossenen Schritt steckt ein junger Unternehmer, der das traditionsreiche Familien unternehmen seit 2005 führt: Oliver Kleine, Managing Director bei glaskoch und Initiator des glass cube. Er hat die Bedeutung der Corpo rate Architecture für Mitarbeiter und Kunden seiner Firma erkannt. „Der glass cube ist der Beweis dafür, dass wir unsere Vision tatsächlich leben", erklärt Kleine in einem Interview: „Er positioniert die Marke auf architektonische Weise. In ihm vereinen sich die Kernwerte von Leonardo." Dazu hat sich das Unternehmen sein neues Vorzeigestück in unmittelbarer Nähe zu den bestehenden Betriebsgebäuden auf die „grüne Wiese" eines Industriegebiets von Bad Driburg stellen lassen, gestaltet von einem Team, das zwar ein umfangreiches Portfolio an visionären Interieurs, medialen Environments und tempo rären Bauten vorweisen konnte, für das der glass cube allerdings das erste permanente Bau projekt war: Die Wiesbadener Architekten und Designer von 3deluxe. Sie schufen für Leonardo einen Bau, der alle Sinne stimuliert. Natürlich spielt der Baustoff Glas eine wichtige Rolle – er bildet die Außenhaut des Kubus von rund 40 6 ERCO Lichtbericht 86 www.leonardo.de Eine Glashaut als Mem bran zwischen dem realen und einem fiktionalen Raum: So beschreiben die Gestalter von 3deluxe ihr Konzept für den glass cube. Die charakteristi schen organischen For men der dreidimensiona len „Genetics" finden sich in den Fassadenelemen ten, aber auch in der Gestaltung des Wegenet zes aus weißem Beton rund um das Gebäude wieder. Metern Kantenlänge, und damit, so beschreiben es die Architekten, „eine fließende Schnittstelle nicht nur zwischen Innen und Außen, sondern auch zwischen dem realen und einem fiktiona len Raum; eine Schwelle zu einer hypernatura listischen, ästhetisch überhöhten Welt." In diesem futuristischen Umfeld erwartet die Besucher, Kunden und Mitarbeiter des Unter nehmens eine Markenwelt mit Showroom und Shop, ein Bereich mit Schulungsräumen für Seminare und Tagungen, aber auch das „Design Lab" für die Produktentwicklung sowie eine „Chill Zone" mit Bar. Oliver Kleine erwartet zwi schen 50 und 100 Besucher täglich. „Monatlich werden neue Programme erstellt, Ausstellun gen, Events, Seminare und Messen angeboten," kündigt der junge Unternehmer an: „Der glass cube stellt aktive Architektur dar, in der ständig etwas passiert." Die bauliche Struktur besteht im Wesent lichen aus zwei kontrastierenden Elementen: Einem quaderförmigen Hüllvolumen und einer mittig in den Innenraum eingestellten Freiform aus wellenförmig geschwungenen, weißen Wandflächen. Bei der Beleuchtung profitieren die Planer von 3deluxe von ihrer großen Erfah rung im Messe- und Eventbereich und nutzen eine außergewöhnliche Bandbreite an Licht komponenten: Die Glasfassade ist mit zarten, aus digital verfremdeten Fotos erzeugten Fein strukturen versehen, die das Tageslicht filtern und auf die Kontrastverhältnisse immer neu reagieren. Die geschwungenen Wandflächen des Kerns werden mit Lightcast Linsenwand flutern gleichmäßig geflutet, sodass sich der Effekt einer von innen leuchtenden Architektur einstellt. Hinterleuchtete Gazevorhänge geben zusätzliche Modulationsmöglichkeiten. Sorg fältig gesetzte Schlitze und Spalten in den Wänden des Kerns lassen stets eine Ahnung des Tageslichts in die Ausstellungsräume fließen. Die Allgemeinbeleuchtung und die akzentuie rende Ausstellungsbeleuchtung erfolgen jedoch mit Kunstlicht: Hauptsächlich durch Decken einbau-Richtstrahler, teils auch durch StrahlerStromschienensysteme. Lichtinstallationen aus Leuchstofflampen und Kaltkathodenquellen, teils dynamisch angesteuert, bilden die Kompo nente des dekorativen, atmosphärischen Lichts zum Ansehen. ERCO Lichtbericht 86 7 Die zart mit hochauf lösenden Digitalbildern bedruckten Scheiben der Fassade bilden nur eine Membran in einem Kon tinuum der organischen Formen, das den Besucher in eine synästhetische Erfahrung geradezu hin einsaugt. Das Prinzip, bei Glasarchi tektur die Wände des Gebäudekerns gleichmäßig zu fluten, um so den Ein druck eines von innen heraus leuchtenden Gebäudes zu erzielen, hatte erstmals der ame rikanische Lichtplaner Richard Kelly zum Beispiel beim Foyer des Seagram Buildings angewandt. Das Gebäude erhebt sich überirdisch etwa 7 Meter und reicht etwa 4 Meter in den Grund, daraus ergeben sich im Inneren bis zu 10 Meter lichte Höhe. Die Lightcast Linsenwandfluter für Halogen-Metalldampf lampen HIT-CE 70W sind leistungsfähig genug, um auch solch hohe Wände gleichmäßig zu fluten. Richtstrahler setzen Licht akzente auf der Boden fläche, die ihre Grundbe leuchtung bereits durch das diffus reflektierte Licht der Wandflutung erhält – ein energieeffizienter Planungsansatz, denn die vertikale Beleuchtung ist entscheidend für den Helligkeitseindruck. Wie ein neuronales Netz überzieht das organisch geformte Wegenetz aus weißen Betonelementen den Rasen um den glass cube. Grasshopper Schein werfer für HalogenMetalldampflampen in Spotcharakteristik akzen 8 ERCO Lichtbericht 86 tuieren den Eingangsbe reich, in dem sich die Betonelemente leicht nach oben wölben und so eine Zugangsrampe formen. Büroportrait 3deluxe Die Gestaltergruppe 3deluxe formierte sich 1992 in Wiesbaden aus den Kommunikations designern Andreas und Stephan Lauhoff sowie dem Innenarchitekten Nikolaus Schwei ger und dem Designer Dieter Brell. Seit 1999 ist die system modern gmbh mit Wirtschafts ingenieur Peter Seipp als Geschäftsführer verantwortlich für die Entwicklung, Produkti on und das Management der gemeinschaftli chen 3deluxe -Projekte. Mittlerweile hat sich die charakteristische, organisch inspirierte Formensprache von 3deluxe im internationalen Kontext als eben so stilprägend erwiesen wie die virtuell erwei terten Raumkonzeptionen oder das signifi kante Grafikdesign, das die Schnittstelle von Zwei- und Dreidimensionalität neu definiert. Heute verbirgt sich hinter dem kollektiven Begriff 3deluxe ein interdisziplinäres Team aus rund 30 Personen, die den Fachgebieten Architektur, Innenarchitektur, Kunst, Grafik-, Medien- oder Produktdesign entstammen. Auf der Grundlage dieses weitgefassten Kom petenzspektrums entwickelt 3deluxe ganz heitliche Designlösungen, die vom grafischen Erscheinungsbild über die mediale Inszenie rung bis hin zur Architektur eine zusammen hängende Ästhetik ausstrahlen. www.3deluxe.com Von links nach rechts: Stephan Lauhoff (Leitung 3deluxe graphics), Dieter Brell (Leitung 3deluxe in/exterior), Peter Seipp (kaufmännische Leitung 3deluxe in/exterior), Andreas Lauhoff (Leitung 3deluxe graphics). ERCO Lichtbericht 86 9 Leuchtende und beleuch tete Architekturelemente, gleichmäßige und akzen tuierende Beleuchtung: Die Planer von 3deluxe nutzten eine große Band breite von Lichtarten und Lichtwerkzeugen, um die angestrebte atmo sphärische Qualität zu erreichen. Als wirtschaftliche, leis tungsfähige und hoch abgeblendete Werkzeuge für die Allgemeinbeleuch tung setzten die Architek ten durchgängig Lightcast Deckeneinbauleuchten für Halogen-Metalldampf lampen ein. Auf dieser Grundlage für effizienten Sehkomfort baut das wei tere Lichtkonzept mit der Ausstellungsbeleuchtung als Licht zum Hinsehen Mit den wechselnden Tageslichtverhältnissen verändert sich der Cha rakter der Architektur auf dramatische Weise: Durch die Beleuchtung bietet sie ein spezifisches nächtli ches Erscheinungsbild. Die durchgängig in Weiß gehaltene Architektur lebt von der Modellierung der Flächen und Kanten mit Licht. Die wie mit dem Kurvenlineal gezogenen Fugenlinien dienen der Klimatechnik; der Zuschnitt der Deckenplat ten erfolgte mit computer gesteuerten Maschinen. sowie einer Vielzahl von originellen, speziell ange fertigten Licht- und Leuchtobjekten als Licht zum Ansehen auf. Die abstrakten organi schen Formen, genannt "Genetics", sind ein typi sches Gestaltungselement von 3deluxe. Was bei tem porären Bauten aus elas tischen Textilien gespannt wurde, konstruierten die Designer hier mit nahtlos verklebten Schalen aus Mineralwerkstoff. Eine große Rolle im Licht konzept für den glass cube spielen Gazevor hänge, die – teils mit dynamischen Farbwech seln – mit Leuchstofflam pen hinterleuchtet werden. So lässt sich ein raffinier tes Spiel aus Transparenz und Volumen erzeugen. Die Produkte von Leonar do mit ihren hochreflexi ven Oberflächen profitie ren besonders von den Brillanzeffekten, die das gerichtete Licht der Optec Strahler für HalogenMetalldampflampen erzeugt. Sie sind an einer in die Gipskartondecke eingelassenen ERCO Flügelschiene montiert. Der glass cube bietet auch Räumlichkeiten, in denen Konzepte für Warenprä sentation in den eigenen Shops und beim Fachhan del erprobt und vorge stellt werden. Hier kom men Optec Strahler sowie Parabelle Pendeldown lights zum Einsatz. 10 ERCO Lichtbericht 86 Für Events und Ausstel lungen verschiedenster Art bietet der glass cube einen ungewöhnlichen und einzigartigen Rahmen. ERCO Lichtbericht 86 11 Bilder zur Architekturbeleuchtung Der Einfluss von Visualisierungstechniken auf die Lichtplanung Tintoretto setzte in seinem Gemälde vom letzten Abendmahl (1592–94) neben dem Licht auf Körpern die eigentlich unsichtbaren Lichtstrah len ein und ergänzte die Szene mit einer symbo lischen Darstellung von Licht. Caspar David Friedrich perfektionierte die Illu sion von Licht, indem er bei seiner Arbeit „Gebir gige Flusslandschaft am Morgen und bei Nacht" (1830–35) auf licht durchlässigen Materialien arbeitete und das Bild hinterleuchtete. Mit Hilfe von Blenden ließ sich zusätzlich ein Wandel vom Tag zur Nacht voll ziehen. 12 ERCO Lichtbericht 86 Für Planer sind Bilder ein Medium, um die Inspiration zu beflügeln, Konzepte zu entwickeln und Ideen zu visualisieren. Sie nutzen verschiedene Bilddarstellungsmöglichkeiten: die Entwurfsskizze wie z. B. Erich Mendelsohn, die Datenvisualisierung wie Ben van Berkel oder Pappkartonmodelle in Kombination mit 3D-Scanner und CAM-Software wie Frank Gehry. Es stellt sich die Frage, inwieweit die Planungsergebnisse und damit die aktuelle Architektur von den jeweiligen Entwurfstechniken abhängen. Noch komplexer wird diese Abhängigkeit, wenn neben Raumzusätzlich Lichtdimensionen einbezogen werden, wie es bei der Lichtplanung der Fall ist. Dieser Aufsatz vergleicht Bilder und Visualisierungstechniken im Planungsprozess der zwei Disziplinen Raum und Licht. einer expressiven Plastizität auf den Baukörpern. Die Nachtansicht eines Gebäudes scheint für Ferriss die Relevanz des Tagbildes zu übertrumpfen und eine neue Sichtweise auf Architektur zu initiieren. Lichtdidaktik War der Bereich der Beleuchtung zunächst eine technische Ingenieursaufgabe im Rahmen der Industrialisierung, so zeichnete sich schon in den 1920er Jahren eine neue Epoche von Lichtarchitektur ab, wie sie Paul Scheerbart mit seinen gläsernen Utopien von leuchtenden Kristallen und Türmen vorbereitete. Ab den 1960er Jahren erschien eine Reihe von Büchern zur Architekturbeleuchtung, die dem Architekten das Denken in Licht mit elektrischer Beleuchtung vermittelten. John Flynn ergänzte in seinem Buch „Architec Kunstgeschichte tural Lighting Graphics“ von 1962 die Foto Schon Leonardo da Vinci unterschied zwei beispiele mit Zeichnungen zur Lichtplanung. Lichtqualitäten: „Luce“, das reine Licht einer Damit verdeutlichte er den Zusammenhang Lichtquelle und „Lume“, das Licht auf einem von Licht und Architektur und unterstrich Körper. In Tintorettos Gemälde vom letzten die gestalterische Dimension und Bedeutung Abendmahl bilden Lichtstrahlen eine weitere von Licht beziehungsweise Leuchten. Dimension des Lichts: Sie bezeichnen die Hans Gabriel setzte 1974 in seinem Buch Grenze zum Unsichtbaren zwischen Lampe „Das künstliche Licht in der Architektur“ den und angestrahlten Körpern. Hier fällt die Formenkontrast von wenigen Flächen und aristotelische Vorstellung von Licht, das Kör- Konturen auf einen schwarzen Untergrund, per sichtbar macht, mit dem symbolischen um die Wahrnehmung eines Stadtraums bei Licht des Neuplatonismus zusammen. Nacht verständlich zu erklären. Die sehr zeiIn der Folge sieht sich auch die Darstellung chenhaften Lichtsituationen führen zu einer von Licht in der Architektur mit den Grenzen guten Vergleichbarkeit von Beleuchtungssides Sichtbaren konfrontiert. Das Ringen um tuationen. Sie präsentieren sich weitgehend reale Lichteffekte beginnt bereits bei der unabhängig von spezifischen Orten wie sie Auswahl des Bildmediums: So generieren bei Fotos mit höherem Detaillierungsgrad zu transparente Bildträger die Anmutung von Tage treten können. Licht im Sinne von Luce. Mit dem „Handbuch der Lichtplanung“ Um 1820 wurden die ersten Lichtbilder von Harald Hofmann und Rüdiger Ganslandt mit lichtdurchlässigen Materialien und hinentstand 1992 in Kooperation mit dem deutterleuchteten Bildern populär. Die Wirkung schen Grafikdesigner Otl Aicher eine neue des nicht gemalten, sondern wirklichen Lichtsprache. Mit einer durchgängigen IllusLichts, des Luce, perfektionierte die Illusion trationstechnik im Buch arbeitend, setzte von Architektur. Mit Hilfe von Blenden, farOtl Aicher virtuelle Räume auf der Basis von bigen Filtern und mit Lichtwechseln ließen Strichzeichnungen ein. Die abstrahierte Darsich sogar zeitliche Vorgänge wie der Wandel stellung der Leuchtencharakteristik mit Ausvom Morgen zur Nacht vorführen. Caspar strahlungswinkel und Montageart begründeDavid Friedrich machte sich das Leuchten ten eine leicht verständliche Zeichensprache einer Kerze oder Petroleumlampe zunutze, zur Beschreibung von Leuchten. um den Mondschein mit überzeugender Echtheit zu suggerieren. Zeichnungen und Skizzen Mit dem Einzug der elektrischen Beleuch- Anhand von Skizzen können Leitgedanken tung veränderte sich die Perspektive auf das für Lichtkonzepte und die Atmosphäre über Licht. So konzentrieren sich die Darstellunzeugend dargestellt werden. Helmut Jacoby, gen des amerikanischen Architekturzeichners der neben Hugh Ferriss wohl zu den bekannHugh Ferriss fast ausschließlich auf nächtlich testen Architekturzeichnern des letzten Jahrilluminierte Hochhäuser. Ferriss setzt das hunderts zählt, hat mit seinen handwerklich Licht in erster Linie für eine dramatische beeindruckenden Präsentationszeichnungen Inszenierung ein und unterstreicht dies mit eine Messlatte für computergenerierte Bilder der Gegenwart geschaffen. Erfahrene Architekten ließen sich von Jacoby die geeigneten Standpunkte für CAD-Renderings durch Skizzen ermitteln. Dies lässt erahnen, wieviel an Blick für Komposition und Detail trotz technisch perfekter CAD-Simulationen verlorengeht. Mit seiner Zeichentechnik setzte sich Jacoby über den Realismus der Fotografie hinweg: Er betonte Dinge und wurde abstrakt. Norman Foster setzt heute weiterhin auf Illustrationen, die in ihrer Anmutung die Tradition von Jacobys Bildkomposition fortschreiben. Eine wesentliche Veränderung zeichnet sich aber im Einsatz von Farbe ab. Die kolorierten Grafiken zeigen in der Strichführung handgezeichnete Linien, die nicht ganz gerade verlaufen und an den Überlappungen teilweise überzeichnet auftreten. Die eingeschlossenen Flächen sind gefüllt und partiell mit gleichmäßigen Farbverläufen versehen, um beispielsweise Lichtwirkungen auf Körpern wiederzugeben: Eine Darstellungstechnik, die Assoziationen an den Stil von Comiczeichnungen weckt. Szenografische Diagramme Um komplexe Zusammenhänge, konzep tionelle Anliegen sowie die Visualisierung räumlicher wie auch zeitlicher Dynamik aufzuzeigen, haben sich Architekten wie Lichtplaner mit Informationsgrafik befasst. Das Spektrum der Diagramme reicht von der Ästhetik von Tabellenkalkulationen bis hin zu künstlerischen Collagen. Dabei riskiert die Konzeptzeichnung, sich auf Symbolik zu beschränken und die Lichtwirkung im Raum zu verdrängen. Die zeitliche Dynamik des Lichts im Vergleich zu räumlichen Abfolgen erfordert eine Bildsprache, die konventionelle Zeichnungen in ihrer Statik nicht leisten können. Um Naturphänomene wie sich veränderndes Tageslicht in elektrische Beleuchtung umzusetzen, entstanden daher Grafiken, die die Nutzung und Beleuchtung auf einem Zeitstrahl abbilden. Der Künstler Wallace Rimington führte um 1910 Lichtfarbe und Musik in seiner Farb orgel zusammen. Mit einer musikalischen Notation legte er die Farbe und die Geschwin digkeit des Farbwechsels in einer Partitur fest und erzeugte Folgen von reinen oder gemischten Farben. Der amerikanische Landschaftsarchitekt Lawrence Halprin erfand in den 60ern einen visuellen Code für die neue Technik programmierbarer dynamischer Wasserspiele. Jede der drei Gruppen von Wasserdüsen des Fort Worth Springbrunnens hat Halprin in ein separates Diagramm für Wasser, Licht und Klang gesetzt und die Intensität im Verhältnis zur Zeit aufgetragen. In einem separaten Diagramm überlagerte er alle Gruppen, um sie als Orchesterwerk zusammenzufassen. Bernard Tschumi betrachtet die kinematische Bildmontage als Verbindung von Raum, Bewegung und Aktion. In seinem Projekt für das National Studio for Contemporary Art in Tourcoing kombinierte er die Bildsprache eines linearen Zeitverlaufs mit Fotos. Die große Stahlkonstruktion eines Daches Der amerikanische Archi tekt und Architektur zeichner Hugh Ferriss setzt Beleuchtungseffekte für eine dramatische Inszenierung der Baukör per ein und unterstreicht dies mit einer expressiven Plastizität. John Flynn ergänzte in seinem Buch „Architec tural Lighting Graphics“ von 1962 Fotos mit Zeich nungen, um auf Aspekte wie Lichtverteilung und Leuchtenform besser ein gehen zu können. In dem Buch „Das künstli che Licht in der Architek tur“ von 1974 abstrahiert Hans Gabriel die Licht szenen auf Schwarz und Weiß für einen einfache ren Verleich von Beleuch tungsvarianten. Der deutsche Grafikdesig ner Otl Aicher hatte 1992 zusammen mit Harald Hofmann das „Handbuch der Lichtplanung" publi ziert, das durch die grafi sche Reduktion auf Striche und Flächen beeindruckte und die Beleuchtung über Lichtkegel vermittelte. ERCO Lichtbericht 86 13 verschmilzt zu einem Bildstreifen, der Form generiert, sich über mehrere Zeilen entfaltet und das komplexe Leben vor Augen führen soll. Eine komplexe Notation für ein synästhe tisches Ereignis, das neben Klang und Licht auch die Kategorien Duft, Farbe, Material, Stimmung und Ladenattraktionen einschließt, entwickelten Holzer Kobler Architekturen für die Mall Ebisquare in der Schweiz. Die Vertikale listet die 21 Orte der Mall auf, die Horizontale zeigt den Zeitstrahl. Im Vergleich zu anderen Lichtpartituren bringt dieses Diagramm eine ganzheitliche Atmosphäre in der Architektur zur Geltung. Helmut Jacoby setzte Textur, Details und Per sonen ein, um überzeu gende Zeichnungen zu schaffen. Für die Kompo sition wählte er bewusst den Standort eines Pas santen aus, damit die Per spektive natürlich wirkt. Lawrence Halprin hat die Choreografie seines Springbrunnens in ein grafisches Diagramm gesetzt, um den Faktor Zeit zu berücksichtigen. Bernard Tschumi arbeitet hingegen mit einer film artigen Bildmontage, die Atmosphäre konkreter einfängt. 14 ERCO Lichtbericht 86 Aktuelle Projekte wie das Dolder Grand Hotel aus dem Büro Foster + Part ners greifen diese Tradi tion mit digitalen Visua lisierungstechniken auf. Auch auf der Architektenseite hat der Einsatz von CAD und Simulationsprogrammen in den letzten Jahren zu einem neuem Verständnis von Licht geführt. Der selbstleuchtende Monitor hat den beleuchteten Zeichentisch abgelöst und so bestehen vom ersten Mausklick an Konzepte und Architekturen aus Licht. Im Visualisierungsprozess entsteht ganz von alleine luminoser Raum, wie das Rendering des Jellyfish House belegt. Animation Zu den sehr frühen Experimenten mit dynamischen Licht und Film lässt sich sicherlich der Light Space Modulator des ungarischen Bauhauslehrers László Moholy-Nagy zählen. Software Da seine Arbeit von einem kinetischen Modell Die Lichtvisualisierung der vergangenen ausgeht, ist sie frei von der flachen ErscheiDekade steht maßgeblich im Zeichen technung heutiger leuchtender Pixelwände. nischer Veränderungen. So hat sich die SoftÜber das Internet lassen sich dynamische ware Photoshop zu einem der wichtigsten Computervisualisierungen nicht nur zur PräProgramme für die Illustration von Licht sentation schnell verbreiten, sondern auch etabliert. als interaktives Werkzeug im PlanungsproWährend Helmut Jacoby seine Gebäudezess oder für didaktische Zwecke in Onlineflächen Stück für Stück mit feiner Textur Lichtratgebern für didaktische Zwecke zeichnete, füllen Photoshop-Anwender nutzen. So entstand für das Kunstmuseum eine Fläche in einem Schritt oder ziehen Graz durch Realities United eine Softwarelöeine Textur aus einer Bibliothek über einen sung, die das Abspielen selbst hochgeladener Ausschnitt. Mit einem weiteren Klick lasFilme auf der Medienfassade simulierte. sen sich Bildebenen stufenlos einblenden. Die benutzte Mapping-Technik beschränkt Lichtkegel lassen sich als transparente Ebene sich auf eine flächige Behandlung der Pixelin die Zeichnung einsetzen. Hier entsteht Fassade und den Ausschluss von indirekter häufig eine Staffelung von Ebenen, die mit Beleuchtung und Reflexionen. Immerhin Raumtiefe assoziiert werden. Bei genauerer erlaubt die 3D-Darstellung der Software, Betrachtung offenbart sich, dass sich diese verschiedene Perspektiven einzunehmen und Räumlichkeit aber anders als der Raum in Konzepte im urbanen Kontext zu prüfen. einem dreidimensionalen CAD-Programm Die Simultanität von verschiedenen Funkverhält. Räumliche Verschränkungen können tions- und Bewegungsabläufen in einem bei CAD ineinander greifen, während Photo- Gebäude illustriert anschaulich die Animatishop mit parallelen Bildebenen arbeitet. In on von Diller+Scofidio für den Entwurf des der Arbeit von Planern, die eher mit PhotoEyebeam Museum of Art and Technology shop als mit dreidimensionalen Lichtsimula- in New York. In einem Zeitraffer zeigen sie tionsprogrammen arbeiten, hat sich so eine aus der Sicht von vier Nutzern parallel den unterschiedliche Haltung zum Raum maniAblauf von 24 Stunden mit der wechselnden festiert. Wo Architekten mit Modellierung Einbeziehung von Tages- und Kunstlicht. visuelle Reize erzeugen, neigen andere PlaMit dem Start von YouTube ist die Visualiner dazu, die Binnenstruktur von Bauteilen sierung und Kommunikation durch Filme mit Licht zu versehen. heute zum Alltag geworden. Sie wird vorausDie immer komfortableren Werkzeuge sichtlich mindestens einen genauso starken zur Farbgestaltung in BildbearbeitungsEinfluss auf die Lichtplanung ausüben wie programmen haben ebenfalls Spuren in der zuvor die digitale Bildbearbeitung. Dem Film Architekturbeleuchtung hinterlassen, wenn selbst wird die Rolle als Entwurfswerkzeug alternative Lichtszenen nicht mehr aus einem zufallen und er wird sich als Instrument zur differenzierten Spiel von hell und dunkel, Evaluation von dynamischen Lichtkonzepten diffus und gerichtet bestehen, sondern sich etablieren. verengen zu bloßen Farbvarianten, bei denen Komplett gerenderte Filme mit einem sehr ausschließlich eine Drehung am Farbrad in hohen Grad an Realismus in Bezug auf indider Software erfolgt. Leider kann Bildbearrekte Beleuchtung und Spiegelung kommen beitungs-Software nicht alle in der Architek- derzeit nur selten zum Einsatz, da die räumtur nutzbaren Lichtqualitäten wiedergeben. liche Dynamik bei präzisen LichtsimulatioBeim Wechsel vom konventionellen Zeinen hohe Rechenleistung erfordert. chentisch zu CAD-Modellen hat der Anteil von Grundrissen und Ansichten zugunsten Ausblick von Perspektiven allmählich abgenommen. Die Betrachtung der Anfänge digitaler VisuSoftware wie Google Map veränderte durch alisierungen zeigte, wie die Bildqualität den Blick von oben zusätzlich die Sichtweise. zunächst hinter der klassischen zeichneriWie bei dem Ordrupgaard Museum von Zaha schen Darstellung zurückblieb. Der Grad an Hadid, bei dem die Innenbeleuchtung die Details innerhalb von Flächen und im speGebäudestruktur im Lageplan zum Vorschein ziellen der Umgebung sucht in jüngster Zeit bringt, arbeitet auch die Modellbaufotogra- wieder den Anschluss an frühere, analoge fie mit neuen Sehachsen. Zeiten. Zur Verortung und Distanzierung gegenüber dem rein Virtuellen zeigen digitale Illustrationen zunehmend Verweise auf die Umgebung oder Fotos von Menschen. Mit dem Einzug digitaler Medien steigerte sich nicht nur die Geschwindigkeit der Bildproduktion, sondern es entstand zunächst unreflektiert ein neues Verständnis und ein anderer Umgang mit Licht – bedingt durch die Eigenheiten der Soft- und Hardware. Der Ansatz, mittels Computersimulationen losgelöst von den Eigenschaften realer Leuchten mit Lichtwirkungen experimentieren zu können, führt zur Chance, neuartige Lichtarchitekturen zu entwickeln. Selbst wenn dieser Ansatz weniger auf Realismus abzielt, kann er die Imagination stimulieren und zum wertvollen Baustein für Innovation werden. Die Lichtplaner stehen dabei vor der Notwendigkeit und Herausforderung, den Architekten auf die möglichen Unzulänglichkeiten seiner Methode hinzuweisen und visionäre Vorstellungen lichttechnisch zu lösen. Beim Blick auf zahlreiche Medienfassaden der jüngeren Zeit lässt sich eine Strömung nicht verkennen: Wie beim Monitorbild zog auch in die Fassade eine leuchtende Pixelstruktur ein. Digital vernetzt entstehen Gebäudehüllen oder Oberflächen, die dynamische Lichtbilder generieren. Damit wird die Bewegung auf Oberflächen zum wichtigsten Gestaltparameter – anders als bisher, wo die Modellierung von Bauvolumen und Strukturen mit Streiflicht, Flutung oder einer Beleuchtung von innen heraus im Fokus stand. Die Modellbaufotografie des Ordrupgaard Muse ums von Zaha Hadid arbeitet mit einer unge wohnten Perspektive und erklärt über die Innenbe leuchtung die Gebäude struktur und Lage. Die szenografische Nota tion für die Schweizer Mall Ebisquare von Holzer Kobler Architekturen erinnert an eine Partitur und illustriert anhand von Zeilen, Linien und Farb flächen das synästheti sche Einkaufsereignis mit Licht, Klang und Duft im Zusammenspiel mit der Besucherfrequenz. Entwürfe wie das Jellyfish House von Iwamoto Scott Architecture lassen durch das "ambient light" in der Simulationssoftware Raumvisionen entstehen, die aus sich selbst zu leuchten scheinen. László Moholy-Nagy doku mentierte 1930 die Licht effekte und Bewegungen seines Licht-Raum-Modu lators im Film „Lichtspiel Schwarz-Weiß-Grau“ und entwickelte die Vision, dass ähnliche Geräte in Wohn räumen per Rundfunk über eine Sendezentrale ferngesteuert Lichteffekte reproduzieren sollten. Für das Kunstmuseum Graz entwickelte Realities United 2001 eine Soft ware, mit der sich Filme in Echtzeit auf einer virtuel len Medienfassade in 3D abspielen ließen, um die Wirkung im urbanen Kon text aus verschiedenen Perspektiven bewerten zu können. Thomas Schielke, Jahrgang 1973, ist als Architekt bei ERCO tätig und für den Bereich der didaktischen Kommunika tion verantwortlich. Er betreut dort den Ratgeber im Light Scout (www.erco.com/ guide), leitet Lichtseminare und publiziert Artikel und Buchbeiträge zu Lichtplanung und Lichttechnik. Darüber hinaus lehrt er Lichtplanung an verschiedenen Hoch schulen und promoviert zur Zeit an der Technischen Universität Darmstadt. Sein Artikel gibt in gekürzter Form den gleich namigen Vortrag wieder, den er bei der Professional Lighting Design Conference in London 2007 präsentierte. ERCO Lichtbericht 86 15 Emanon Projektionsstrahler mit Goborotator Der Projektionsstrahler mit Projektionsoptik ermöglicht präzise Abbil dungen. Die drei Linsen erzeugen eine eng strah lende Lichtverteilung für maximal zwei Gobos. Viele Techniken und Effekte der Bühnenbeleuchtung gelangen über die Anwendung in Verkaufsräumen und Schaufenstern, bei Präsenta tionen oder auf Messeständen in die Architektur. Die Zeit war reif, für dieses Anwendungsgebiet eine von Grund auf neue Strahlerserie zu entwickeln – ein System, das die Fortschritte der Lichttechnik der letzten Jahre bündelt und mit dem kreative Planer das Prinzip „tune the light“ mühelos in die Praxis umsetzen können. Lichtwerkzeuge, mit denen sich szenografische Effekte, wie sie Kunden aus Büh nenshows und Veranstaltungen vertraut sind, auch im alltäglichen Dauerbetrieb realisieren lassen. Die se neue Strahlerserie heißt Emanon, und sie umfasst mit einem präg nanten, integrativen Gehäuse design hoch differenzierte Licht werkzeuge: von Standards wie Strahlern für Niedervolt-Halogenoder HIT-Lampen über ERCO Spe zialitäten wie LED-Strahlern vary chrome bis zu exklusiven techni schen Besonderheiten wie dem DALI-gesteuerten Goborotator. Innerhalb des Emanon Programms stellen die Projektionsstrahler mit Goborotator eine innovative Beson derheit dar. Durch den Einsatz von unabhängig voneinander steuerba 16 ERCO Lichtbericht 86 ren rotierenden Gobos lassen sich faszinierende Projektionseffekte erzeugen. Der Charakter solcher Projektionen kann von langsam bewegten, subtil-atmosphärischen Wirkungen bis zu stimulierenden, hoch dynamischen Blickfängen rei chen. In den Goborotator können zwei Metall- oder Glasgobos, aber auch Farbfilter oder Strukturgläser eingesetzt werden – der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Die Steuerung von Drehrichtung und -geschwindigkeit erfolgt entweder über einen Drehschalter direkt am Strahler oder über das Lichtsteuer system ERCO Light System DALI und seine integrierte Software Light Studio, die zur Bedienung des Goborotators ein komfortables Werkzeug bereitstellt. Leise Zahn riemenantriebe, elastisch gelagerte Motoren, langlebige Leuchtmittel und die lüfterlose, thermisch opti mierte Konstruktion sorgen für den zuverlässigen Dauerbetrieb in der Architektur. Der Projektionsstrahler mit Abbildungsoptik erzielt mit einer Linse einen breiten Ausstrah lungswinkel für weich zeichnende Beleuch tungseffekte. Beide Projektionsstrahler sind auch mit Goborotator erhältlich. Der Wechsel der Gobos geschieht unkompliziert mit wenigen Handgriffen. Nach dem Abnehmen des vorderen Gehäuseteils kann der Goborotatorvor satz zur Seite geschwenkt werden. Der Austausch der Gobos gegen neue Motive erfolgt werkzeug los mittels Klemmfedern. Eine Auswahl von Gobos mit abstrakten Strukturen bietet ERCO selbst als Zubehör an. Da die Gobos ein Standardmaß haben, ist eine breite Vielfalt weiterer Gobos bei ande ren Anbietern erhältlich. Die Drehrichtung der Gobos lässt sich indivi duell einstellen. Über die Software Light Studio lassen sich die vielfältigen Möglichkei ten der Goboprojektion steuern: Geschwindigkeit, Drehrichtung sowie unterschiedliche dyna mische Verläufe kann der Anwender spezifisch auf seine Beleuchtungsaufga be abstimmen. ERCO Lichtbericht 86 17 Fokus Farbtemperatur Neben der Helligkeit nimmt der Mensch auch die Farbe von Licht wahr. Im Bereich der weißen Licht farben beschreibt man die Farbtöne mit der Farbtemperatur. Über diese Eigenschaft kann der Planer Ein fluss auf die Atmosphäre nehmen und bestimmen, ob Räume und Objekte warmtonig erscheinen oder kühl durch einen höheren Blauanteil wirken. Darstellen lässt sich die Farbtem peratur im Dreieck des CIE-Norm valenzsystems auf dem planck schen Kurvenzug. Dieser Kurvenzug resultiert aus dem plankschen Strahler als einer idealen thermi schen Strahlungsquelle, die ihre Lichtfarbe proportional zu ihrer Temperatur verändert: Mit zuneh mender Temperatur verschiebt sich die Lichtfarbe vom roten zum blauen Bereich. Anschaulich wird dies bei der Glühlampe, deren rot glühende Wendel im gedimmten Zustand ein sehr warmtoniges Licht aussendet, während sich bei voller Leistungsaufnahme der rötliche Anteil reduziert und das Licht mit zunehmender Temperatur weiß erscheint. Entsprechend wird die Farbtemperatur in Kelvin angege ben. Da der plancksche Strahler ein idealisierter Körper ist, liegen die Farborte realer Lichtquellen, wie z. B. der Hochdruck-Entladungs lampen nicht unbedingt direkt auf dem Kurvenzug. Man hat daher eine Geradenschar mit ähnlichsten Farbtemperaturen eingeführt, mit denen sich auch Lichtfarben defi nieren und der Farbtemperatur eines Temperaturstrahlers zuord nen lassen, die nicht auf der Kurve liegen. Dies hat allerdings auch zur Folge, dass zwei unterschiedliche Lichtquellen mit gleicher Farbtem peraturangabe dennoch leicht im Farbton voneinander abweichen können, weil sie an verschiedenen Stellen auf den Geraden liegen. Für die Praxis existiert eine Klassifizierung in warmweiß (ww) <3300K, neutralweiß (nw) <5000K und tageslichtweiß (tw) >5000K. Warmweiße Lampen betonen den roten und gelben Spektralbereich, während unter tageslichtweißem 18 ERCO Lichtbericht 86 Doppelfokus Licht blaue und grüne, also kalte Farben hervorgehoben werden. Damit lässt sich die Farbtemperatur als gestalterisches Mittel zur Prä sentation von Objekten und Waren einsetzen. Aus der Natur kennt man kältere Lichtfarben mit hohen Beleuchtungsstärken vom blauen Himmel mit 10000–26000K. War me Lichtfarben tauchen eher bei geringen Beleuchtungsstärken auf, wie dem Licht einer Kerzenflamme mit 1900K. Dimmt man das Licht von Glühlampen, verschiebt sich die Farbtemperatur von 2800K auf etwa 2000K und es entsteht eine der Kerze vergleichbare Lichtfarbe. Beim Dimmen von Leuchtstofflam pen bleibt die Lichtfarbe dagegen konstant, sodass die Atmosphäre von Räumen mit gedimmten Licht bei diesen beiden Lampentypen sehr unterschiedlich ausfällt. Da das Auge Unterschiede von Farbtemperaturen nicht linear wahrnimmt, erscheint eine Diffe renz von 500K im warmweißen Bereich kontrastreicher als bei tageslichtweißen Lichtfarben. Dementsprechend bieten die Lam penhersteller für warmweiße Licht farben eine feinere Abstufung der Lichtfarben an als bei Lampen mit höherer Farbtemperatur. Im Vergleich zur warmto nigen Akzentbeleuchtung mit Halogenlampen wirkt das von oben einfallende Tageslicht kühler und blauer. 0.58 y 0.50 0.42 0.34 0.26 3000 3300 K 4000 5000 6000 8000 2500 K 2000 K 1600 K ww nw tw 0.32 0.40 0.48 0.56 0.64 0.72 A QT, QPAR QT-NV T TC HIT-CE HST LED 2000 x 3000 Ausschnitt aus der Farb fläche mit dem planck schen Kurvenzug und der Geradenschar der Farbor te ähnlicher Farbtempe ratur. Angegeben sind die Bereiche warmweiß (ww), neutralweiß (nw) und tageslichtweiß (tw). 4000 5000 6000 TF (K) Bereiche der Farbtem peratur bei unterschied lichen Lampentypen. Einige Leuchtmittel, wie zum Beispiel Leucht stofflampen sind in unterschiedlichen Farb temperaturen verfügbar. Die relative spektrale Ver teilung zeigt die Unter schiede der Leuchtstoff lampe warmweiß (oben), neutralweiß (Mitte) und tageslichtweiß (unten). 400 400 500 500 600 600 700 700 (nm) (nm) Farbwiedergabe Die Farbe beleuchteter Objekte resultiert aus dem Zusammenwir ken von Licht- und Körperfarbe. Spielt die Wahrnehmung von far bigen Oberflächen eine wichtige Rolle in einer visuellen Umgebung, sollte das weiße Licht die einzelnen spektralen Bereiche gleichmäßig darstellen, also eine hohe Güte in der Farbwiedergabe erzielen. Zur Bewertung der Farbwieder gabe einer Lichtquelle beurteilt man den Grad der Farbveränderung von Objekten gegenüber einer Refe renzlichtquelle, sei es ein Tempera turstrahler oder Tageslicht. Anhand einer Skala von acht oder vier zehn Körperfarben (Ra8 bzw Ra14) ermittelt man den Farbeindruck. Das Ergebnis wird im Farbwieder gabeindex angegeben, der bei 100 sein Optimum hat. Geringere Werte bedeuten eine entsprechend schlechtere Farbwiedergabe. Ver breitet hat sich auch eine Einteilung in Stufen. Die Stufe 1 (Ra 80–100) wird beispielsweise für Museen, Geschäfte oder repräsentative Räumen als erforderlich erachtet. Die Güte der Farbwiedergabe hängt mit dem Lichtspektrum der Lampe zusammen. Das kontinuier liche Spektrum von Glühlampen garantiert eine sehr gute Farbwie dergabe. Bandenspektren von Leuchtstofflampen und Entla dungslampen weisen hingegen einen geringeren Farbwiedergabe index auf. Manche Lampentypen werden in verschiedenen Farbwie dergabequalitäten angeboten – bessere Farbwiedergabe geht dabei meist auf Kosten von Lichtstrom und Lichtausbeute. Zwei Lichtquellen mit der glei chen Lichtfarbe können sich in ihrer Farbwiedergabe unterscheiden, wenn ihr Lichtspektrum verschie den zusammengesetzt ist. Diesen Wahrnehmungseffekt nennt man Metamerie. Die Farbwiedergabe qualität ist entscheidend für die Wahrnehmung und Differenzierung von Farben. Bei hohen Anforderungen wie im Textil-Einzelhandel ist ein Farbwiedergabeindex Ra > 90 erforderlich. Bereiche des Farbwie dergabeindexes Ra bei unterschiedlichen Lam pentypen. A QT, QPAR QT-NV T TC HIT-CE HST LED 20 40 60 80 100 Ra Glühlampen: Allgebrauchslampe, Halogenlampe, Nieder volt-Halogenlampe 400 500 600 700 (nm) 400 500 600 700 (nm) 400 500 600 700 (nm) 400 500 600 700 (nm) 400 500 600 700 (nm) Halogen-Metalldampf lampen Natriumdampf-Hoch drucklampen Leuchtstofflampen Thomas Schielke LED ww 400 500 600 700 (nm) ERCO Lichtbericht 86 19 Buddha Tooth Relic Temple and Museum Der Insel- und Stadtstaat Singapur ist seit Mai 2007 um eine Attraktion reicher: In der Mitte des historischen Zentrums Chinatown entstand ein buddhistisches Kulturzentrum – das „Buddha Tooth Relic Temple and Museum“, kurz: BTRTM. Das fünfstöckige Gebäude wurde im traditionellen Stil der chinesischen Tang-Dynastie (618 – 907) errichtet, die als sogenanntes „goldenes Zeitalter“ der buddhistischen Kunst in China gilt. Der Komplex versteht sich zum einen als Museum mit einer Sammlung bedeutender Exponate, zum anderen aber auch als lebendige Kultstätte und Zentrum der buddhistischen Gemeinde Singapurs, deren Mitglieder zum überwiegenden Teil chinesischer Abstammung sind. Das Herzstück des Gebäudes ist die „Sacred Buddha Tooth Relic Chamber“ im vierten Stockwerk, die das namensgebende Heiligtum des Gebäudes enthält: Eine Zahnreliquie Buddhas, aufbewahrt in einer aufwendig gestalteten Stupa. Gläubige spendeten 420 kg Gold, um diesen 3,60 Meter hohen Schrein auszuformen. Die buddhistische Überlieferung berichtet von vier Weisheitszähnen und vierzig Zahnreliquien, die der Religionsstifter hinterließ und die in der Verbreitung des Buddhismus eine wichtige Rolle spielten. In einer täglichen Zeremonie öffnen Mönche den Schrein und geben Gläubigen aus der ganzen Welt Gelegenheit zur Anbetung. Im dritten Stockwerk befindet sich ein Muse um für buddhistische Kultur. Seltene Gemälde und wertvolle Skulpturen illustrieren die verschiedenen Lebensphasen Buddhas. Die Dachterrasse beherbergt eine malerische Garten landschaft mit einer eigenen Orchideenzüch tung (Dendrobium Buddha Tooth) und eine imposante tibetisch-buddhistische Gebets mühle. Soziale Aufgaben erfüllt die Dining Hall im Untergeschoss, die kostenlos vegetarische Speisen ausgibt. Das Nagapuspa Theatre bietet für Veranstaltungen und Aufführungen einen kleinen, aber technisch ausgefeilten Bühnensaal. Für Gläubige und Touristen, die eine Erinnerung erwerben möchten, bietet der Tang Shop Devotionalien und Repliken der Museumskollektion, und das Lotus Heart Tea House lädt im zweiten Stock zum Verweilen ein. Alle Mitarbeiter sind in ihren speziell entworfenen – der Tang-Dynastie nachempfundenen – Gewändern gut zu erkennen und unterstreichen den umfassenden Gestaltungsanspruch. Das „einzigartige Singapur“, das die Tourismuswerbung verspricht, ist ein Schmelztiegel vieler asiatischer Kulturen: dynamisch, kontrastreich und farbenprächtig; die Vorzüge von Ost und West, Vergangenheit und Zukunft verbindend. Ziel der Planer von Lighting Design Partnership war es primär, in diesem konkurrie renden Umfeld eine leuchtende Landmarke zu positionieren. Die auskragenden Dächer, die Dachlandschaft und die Eingangszone des Tempels sind daher effektvoll beleuchtet, die anspruchsvolle handwerkliche Ausformung aller Bauteile auch bei Nacht gut ablesbar. 20 ERCO Lichtbericht 86 Selbst für Singapur, den flirrenden Schmelztiegel vieler asiatischer Kulturen, eine exotische Erscheinung: der fünfstöckige Tempel-Neubau im altchinesischen Stil. Lichtplanung: Lighting Design Partnership, Singapur Fotos: Joe Lynch / Das Fotoarchiv, Singapur http://www.btrts.org.sg Der aufwendige Innenausbau, der sich ebenfalls an traditionelle Motive, Muster und Bauformen der Tang-Dynastie anlehnt, wetteifert mit den eigentlichen Exponaten. Es dominieren Ober flächen aus Holz, Gold und rotem Lack. Die Beleuchtungsplanung reagiert darauf mit einem Konzept aus exakt positioniertem Licht und wohldosiertem Schatten. So ist gewährleistet, dass nicht nur Sehaufgaben komfortabel gelöst werden, sondern auch in allen Bereichen das Bedürfnis nach Kontemplation erfüllt wird. Grundsätzlich hat man sich im gesamten Gebäude für ERCO Lichtwerkzeuge mit Nieder volt-Halogenlampen entschieden. Dieses Leuchtmittel eignet sich aus verschiedenen Gründen besonders für die Beleuchtung sakraler Räume: Es ist problemlos dimmbar und damit einfach in unterschiedlichen Lichtszenarien steuerbar. Seine miniaturisierte Bauform ermög licht kleine Leuchtenabmessungen in Kombina tion mit hohen Abblendwinkeln – wichtig, wenn wie hier eine besonders diskrete Integration der Beleuchtung gefordert ist. Das brillante, warmtonige Licht harmoniert mit den Materialien der Ausstattung und gibt die prächtigen Farben der Exponate, Gewänder und Opfergaben optimal wieder. Die Kosten für den Bau des Tempels – immerhin 59 Millionen Singapur-Dollar, etwa 27 Milli onen Euro – wurden überwiegend durch Spenden gedeckt. Zweifel, die manche Kritiker an der Authentizität der Reliquie äußern, spielen für die Gläubigen keine große Rolle. Dies erklärt der Vorsteher des Tempels, der ehrwürdige Abt Shi Fa Zhao, der den Zahn 2002 von einem Mönch geschenkt bekam, welcher ihn wiederum 1980 in Myanmar (Burma) entdeckt haben will, so: Entscheidend für die Authentizität einer Buddha-Reliquie sei letztlich der Glaube an ihre Wirkung. Und dieser Glaube schafft sichtbare Realitäten: In Form dieses einzigartigen Bauwerks, das seit seiner Eröffnung im Jahr 2007 Besucher aus aller Welt anzieht und fasziniert. Im Hauptsaal des Tempels, der „Hundert-DrachenHalle“, feiern die buddhistischen Geistlichen ihre traditionellen Rituale. Die prachtvollen Gewänder sind Vorbildern aus der Tang-Dynastie im 8. Jahrhundert n.Chr. nachempfunden, die als goldenes Zeitalter des chinesischen Buddhismus gilt. TM-Strahler Ein Designklassiker und Dauerbrenner: Seit über 30 Jahren ist der TM-Strahler mit seiner archetypischen Form bereits Teil des ERCO Programms. Dabei wurden Lichttechnik, Lampen und Betriebsgeräte stets dem aktuellen Stand der Technik angepasst. Die zentrale Stupa wird mit schwarzen TM-Strahlern für 100W/12V Niedervolt-Halogenlampen an deckenbündig inte grierten 3-Phasen-Stromschienen zum Leuchten gebracht. Ihre eng strahlende Spotcharakteristik akzentuiert präzise die aufwendige Handwerksarbeit. Eine lokal gefertigte Ummantelung aus durchbrochenem Metall passt die funktionalen Lichtwerkzeuge dem dekorativen Umfeld an. ERCO Lichtbericht 86 21 Quadra Linsenwandfluter Das spezielle LinsenReflektorsystem dieser Wandfluter sorgt für eine gleichmäßige Wandbeleuchtung – bei einer kompakten Bauform von nur 133 x 157 mm Deckenausschnitt in der Ausführung für 50W QR-CBC Niedervolt-Halogenreflektorlampen. An der Raumperipherie reihen sich Quadra Linsen wandfluter. Ihre vertikale Beleuchtung definiert die Begrenzungsflächen der Halle und inszeniert die ungezählten BuddhaStatuetten, die ihren jeweiligen Spendern gewidmet sind. Doppelfokus-Downlight Eine Besonderheit stellt die Doppelfokus-Technik dar: Der Ellipsoidreflektor qualifiziert die Leuchte für hohe Räume, in denen mit einer geringen Leuchtenanzahl gleichmäßige Beleuchtungsstärken erzielt werden sollen. Die kleine Leuchtenöffnung mit einem Durchmesser von nur 112 mm erzielt Auch im AvalokitesvaraSaal mit der Statue des sechsarmigen Bodhisattva Cintamanicakra Avalokitesvara sind zur blendfreien Grundbeleuchtung Doppelfokus-Downlights in die Kassettendecke integriert. eine komfortable Untersicht bei einem Abblendwinkel von 40°. So fügen sich die Lightcast Doppel fokus-Downlights unauf fällig in die reich verzierte Kassettendecke ein und leuchten den Raum diskret aus. Blickfang in der HundertDrachen-Halle ist eine etwa 4,5m hohe Statue. Sie stellt den Maitreya Buddha dar, im Buddhismus der große kommende Weltlehrer. Ein diskretes und flexibles System aus 3-PhasenStromschienen und Pollux Strahlern mit Transadap tern für Niedervolt-Halo genlampen 50W/12V dient als Beleuchtung im Museum und dem Bereich für Wechselausstellungen im 2. und 3. Stockwerk des Tempels. Mit dem Varioreflektor für enge bis mittelbreite Lichtkegel (ca. 11°-24°) lassen sich 22 ERCO Lichtbericht 86 mit Pollux auch unterschiedlich große Exponate präzise akzentuieren. Das Potentiometer am Trans adapter erlaubt die individuelle Dimmung jedes Strahlers. Das Umfeld bleibt dank perfekter Abblendung kontrastreich dunkel. Pollux Strahler Besonders klein und kompakt eignen sich die Strahler aus dem Pollux Programm durch ihr vielseitiges Zubehör für die inszenierende Beleuchtung mit niedrigen bis mittleren Beleuchtungsstärken. ERCO Lichtbericht 86 23 BMW Welt, München Architekt: Coop Himmelb(l)au, Wien Lichtplanung: ag Licht, Bonn Fotos: Thomas Mayer, Neuss Ein Wirbelwind aus Glas und Stahl soll für kommende Jahre das Markenbild von BMW prägen. Die Beleuchtung des Erlebnis- und Auslieferungszentrums schafft den Spagat zwischen theatralischer Inszenierung und effizientem Sehkomfort. Auslieferungszentrum, Ausstellung, Boulevard, Eventforum, Restaurant und Bühne zugleich: Ein derartig hochkomplexes und multifunktionales Bauwerk wie die BMW Welt stellt besondere Anforderungen an das Beleuchtungskonzept. 24 ERCO Lichtbericht 86 Doppelkegel und Wolkendach – zwei architektonische Merkmale, die als Markenzeichen des Büros Coop Himmelb(l)au gelten. Seit Oktober 2007 stehen diese Formen auch für BMW, denn die Wiener Architektur-Rebellen bauten für den Autohersteller ein Erlebnis- und Auslieferungszentrum, die BMW Welt. Mit ihrer fantastischen Architektur und einer Vielzahl von Attraktionen ist sie ein Besuchermagnet ersten Ranges: Schon ein knappes Jahr nach Eröffnung begrüßte man den zweimillionsten Gast. Selbst für den Weltkonzern BMW, der Erschei nungsbild und Design traditionell hohen Stellen wert einräumt, stellt ein derart spektakulärer Bau einen großen und mutigen Schritt dar. Er steht in direkter Nachbarschaft des sachlichkühlen „Vierzylinder"-Verwaltungshochhauses von Karl Schwanzer aus den 70er Jahren, einst ein Meilenstein der Corporate Architecture, und dem BMW Museum mit seiner prägnanten Schüsselform. Im Kontrast dazu feiern die freien Formen der neuen BMW Welt Dynamik, Kreativi tät, Emotion, aber auch das Vertrauen in techni- Die aus dem formgeben den Doppelkegel ent springende 16.000 m² große Dachwolke wird von nur zwölf Pendelstützen getragen und vermittelt einen schwebenden Eindruck. In ihrem Grundsystem besteht sie aus einer oberen und einer www.bmw-welt.com sche Machbarkeit und die Fähigkeiten der Ingenieure. In einer Welt der sich rapide ändernden Rahmenbedingungen muss diese Symbolik nun für die nächsten Jahrzehnte tragen. Die BMW Welt begegnet dieser Herausforderung mit einem offenen, flexiblen Raum- und Nutzungsprogramm: Unter der gigantischen Dachkonstruktion erstreckt sich eine komplexe Topographie, in der sich um die zentrale Funk tion, die feierliche Übergabe von Automobile an die Kunden, viele weitere Nutzungen gruppie ren: Vom puren Genuss des sensationellen Raumerlebnisses über Ausstellungsflächen wie das BMW Technik und Design Atelier, Restaurants und Konferenzräume bis hin zu Lernlabors für Jugendliche. Als 360 Tage im Jahr öffentlich zugänglicher Ort soll die BMW Welt einen kontinuierlichen Dialog zwischen dem Unternehmen, seiner Umwelt und den Besuchern fördern. Sowohl durch die Konstruktion und Formen sprache als auch durch die multiplen Nutzungen stellt dieses Projekt eine außergewöhnliche Herausforderung an die Architekturbeleuchtung dar: Die unregelmäßigen, amorphen Formen verweigern sich standardisierten Lichtkonzepten, und fast überall überlagern sich funktionale mit szenografischen Anforderungen. Zudem soll sich die Beleuchtung in ein komplexes gebäudetechnisches System fügen, das den effizienten Betrieb des Gebäudes mit der ins Dach integrierten Photovoltaik-Anlage oder den intelligent kühl- und heizbaren Fassaden ermöglicht. Das Beleuchtungskonzept für die BMW Welt entwickelten die Planer des Bonner Büros ag Licht. Dabei ließ sich das Team um Klaus Adolph und Wilfried Kramb von der Wolken-Metapher inspirieren: „Das Licht innerhalb dieses Gebäudes hat neben der funktionellen Aufgabe auch eine emotionelle Komponente zu erfüllen. Architek tonisch wird das Bild der Wolke vermittelt und dient als Leitfaden der Gestaltung. Daher erschien es nur natürlich, sich diesen Vergleich auch für das Licht zu eigen zu machen," erläutert Wilfried Kramb: „Die Untersicht einer Wolke hat nie eine gleichförmige, homogene Farbe oder Fläche – sie ‘lebt’." Als technische Basis des Beleuchtungskonzepts entwickelten die Lichtplaner ein gleichmäßiges Raster von Einbauschlitzen über die gesamte Fläche der Dachuntersicht, die sowohl die Lichtwerkzeuge zur Allgemeinbeleuchtung als auch zur Akzentuierung von Fahrzeugen, sonstigen Objekten oder Raumzonen enthalten. Diese Lichtschlitze sind mit einem Lamellenraster abgedeckt, das vor Einsicht und Blendung schützt und dessen Lamellen zur Minimierung von Lichtverlusten abschnittsweise schwenkbar sind. Ob bei den Lichtschlitzen als durchgängigem Element oder der Vielzahl weiterer Beleuchtungslösungen im gesamten Gebäude: Die Planer von ag Licht schufen für die BMW Welt eine aufregende Synthese aus Architektur- und Bühnenlicht mit den besten Werkzeugen aus beiden Welten. Licht lässt die Wolke schweben – auf Wunsch dynamisch-bunt bei Anlässen wie der Präsentation neuer Fahrzeugmodelle oder einfach weiß-blau wie der bayerische Sommerhimmel und die Firmenfarben von BMW. unteren Trägerrostlage mit einem Grundraster von fünf mal fünf Metern. Zwischen den Lagen sind Diagonalstäbe eingefügt, wodurch die zwei Rasterlagen zu einem räumlichen Tragwerk gekoppelt werden. Unter dem Wolkendach zieht sich die Brücke wie ein Rückgrat durch das Gebäude und dient zur Verbindung aller Bereiche. Wie das Dach ist ihre Unterseite mit Lichtschlitzen zur Installation der Beleuchtungstechnik versehen. Drei Meilensteine der Corporate Architecture: Die neue BMW Welt, das aus vier Zylindern zusam mengesetzte Verwal tungshochhaus von Karl Schwanzer – ein moderner Klassiker, erbaut zwi schen 1970 und 1972 – sowie das schüsselförmige BMW Museum, erbaut 1973, ebenfalls von Karl Schwanzer. Zusammen mit den Sportstätten des Olympiaparks formt sich hier ein einzigartiges zeitgenössisches Architektur-Ensemble. MK ERCO Lichtbericht 86 25 Willkommen in der BMW Welt! Das Erlebnis- und Auslieferungszentrum hat sich zu einem Besuchermagnet ersten Ranges entwickelt. Es bietet über das Markenerlebnis hinaus einen 360 Tage im Jahr zugänglichen öffentlichen Raum mit Restau rants und kulturellen Veranstaltungen. Die unterschiedlichen Nutzungsbereiche fügen sich unter dem Wolkendach zu einer architektonischen Landschaft: Sie umfasst großzügige, lebhafte Transitbereiche ebenso wie ruhige Inseln zum entspannten Aufenthalt. Das Konzept der Licht schlitze in der Hallendecke löst eine Vielzahl unterschiedlicher Beleuchtungs aufgaben innerhalb des riesigen Innenraums der BMW Welt: Allgemeinund Akzentbeleuchtung, unterschiedliche Objekt entfernungen durch Ver- sprung der Ebenen, Spezialeffekte wie farbiges Licht oder bewegliche Lichtkegel. FarbwechselScheinwerfer beleuchten von der Brücke aus die Dachfläche. Das Ergebnis: Ein lebendiger, bewegter Raumeindruck. Im Auge des Sturmes: Der Doppelkegel fasziniert durch seine dynamische Konstruktion. Er beherbergt einen Raum für öffentliche Veranstaltun gen, etwa Podiumsdiskussionen oder Jazzkonzerte. Zur Inszenierung von Architektur und Event sind Stella Strahler mit Der Deckenschnitt verdeutlicht, wie die Stella Strahler in den Hohlraum der Dachkonstruktion integriert sind, sodass sich eine einheitliche Deckenfläche ergibt. Die Abdeckraster schützen zusätzlich vor Blendung und geben der Deckenfläche eine dynamische Binnenstruktur. Die Planer von ag Licht entwickelten aufgrund der beengten Platzverhält nisse in den Deckenschlitzen eine spezielle karda nische Aufhängung für die Stella Strahler. Sie verlegt den virtuellen Schwenkpunkt der Strahler ins Zen trum des Lichtaustritts. In Bereichen mit normalen Deckenhöhen wie dem Technik und Design Atelier übernehmen Parscan Strahler die akzentuierende Beleuchtung. Sie bieten besonders hohe Lichtqualität und viel Sehkomfort durch spezielle Blendschutzmaßnahmen. 26 ERCO Lichtbericht 86 Stella Strahler für Halogen-Metalldampflampen sind leistungsfähig und vielseitig wie Bühnenscheinwerfer, entsprechen jedoch hinsichtlich Sehkomfort, Wartungszyklen und Energieeffizienz den Anforderungen der Architekturbeleuchtung. Hinter den Kulissen: Neben dem Entertainment gibt es in der BMW Welt auch Bereiche für Konferenzen und Geschäftstreffen, die einen nüchternen Auftritt haben. Eine Lichtvoute, die rhythmischen Lichtkegel der Parscan Strahler, engstrahlende Lightcast Downlights sowie Tageslicht aus Licht schächten sorgen hier in den Korridoren des Business Centers für atmos phärische Qualität. Das technische Design der Stella Strahler von Franco Clivio fügt sich nahtlos in die Detailästhetik des Baus. Blendfrei und präzise setzen die in ihren Schwenkachsen fixierbaren Strahler die neuesten BMW Modelle ins optimale Licht. Scheinwerfern aus der Bühnentechnik wie Farbwechslern oder MovingHeads kombiniert. Das warmtonige Licht der mit Niedervolt-Halogenlampen bestückten Parscan Strahler und Lightcast Downlights kontrastiert mit dem bläulichen Tageslicht aus Oberlichtschächten. ERCO Lichtbericht 86 27 Biblioteca Foral de Bizkaia, Bilbao Immer öfter werden Magazine von Bibliotheken oder Museen nicht mehr versteckt, sondern zur Schau gestellt. Auch der neue gläserne Anbau dieser Bibliothek in Bilbao präsentiert stolz seinen Inhalt – und ist zugleich ein Musterbeispiel für vertikale Beleuchtung. Ein Leuchtturm der Literatur und der regionalen Kultur: Als illuminierter Glaskubus prägt der neue Anbau der Biblioteca Foral de Bizkaia das nächtliche Stadtbild. 28 ERCO Lichtbericht 86 Welche Städte sind in jüngerer Zeit schon durch ihre Architektur sprichwörtlich geworden? Bilbao, die größte Stadt des spanischen Baskenlandes, hat es geschafft: Der publikumswirksame Coup des Guggenheim Museums von Frank O. Gehry prägte den Begriff des „Bilbao-Effekts", dem seitdem Stadtväter in aller Welt nacheifern. Doch Bilbao ist mehr als das Guggenheim. Abge sehen von den legendären Pintxos, wie die loka len Tapas-Varianten auf Baskisch heißen, gibt es auch architektonisch noch einiges zu entde- Architektur und Lichtplanung: IMB Arquitectos (Gloria Iriarte, Eduardo Múgica und Agustín de la Brena), Bilbao Fotos: Thomas Mayer, Neuss http://bibliotecaforal.bizkaia.net/ cken: Den Flughafen von Calatrava, die Metro von Lord Foster, einen Büroturm von Cesar Pelli, der zur Zeit in den Himmel wächst – und neben den namhaften Importen auch qualitätvolle Bauten einheimischer Architekten. So zum Beispiel die Erweiterung und Sanie rung der Regionalbibliothek der Provinz Biskaya durch das Büro IMB (Gloria Iriarte, Eduardo Múgica and Agustín de la Brena). Der geschichtsträchtige Altbau von 1890 beherbergte ursprünglich die Provinzverwaltung und wurde in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts zur Bibliothek umgewidmet. 2003 erhielten die Architekten den Auftrag, die aus den Nähten platzende Einrichtung nicht nur zu erweitern, sondern in ihrer Konzeption und Erscheinung fit für das 21. Jahrhundert zu machen. Dafür haben sie das Bestandsgebäude innen und außen sorgfältig restauriert, das Nutzungskonzept neu geordnet und als weithin sichtbares Signal der Erneuerung einen Kubus aus Glas und Stahl an den Altbau angefügt: Das neue Magazin, das auf sechs Stockwerken den wertvollen Bestand der Bibliothek wie in einer riesigen Vitrine aufbewahrt und präsentiert. Eine Aufständerung dieses Volumens auf Betonstützen lässt den Glaskubus schweben und schafft gleichzeitig zusätzlichen Raum für ein zurückgesetztes, verglastes Untergeschoss als neuen Eingangs- und Ausstellungsbereich. Auf der Rückseite gibt ihm der ebenfalls neue Verwaltungstrakt, ein rechteckiger, mit Natursteinplatten verkleideter Turm, soliden Halt; vom Altbau trennt ihn ein schmaler Luftraum. Großflächige Fenster in der ehemaligen Abschlussmauer des Altbaus schaffen interessante Blickbeziehungen. Tagsüber reflektiert die Glashaut des neuen Magazins die Bauten der Umgebung. Aufgedruckte Zitate zu Kultur und Frieden in vielen verschiedenen Sprachen der Welt geben den Fensterflächen eine feine Struktur und schaffen eine Beziehung zur Funktion des Gebäudes als einem Ort der kulturellen Verständigung. Der konkrete Inhalt, die Regalreihen mit Büchern und Zeitschriftenbänden, lassen sich hinter den Reflexen nur erahnen. Zu den faszinierenden Eigenschaften transparenter Architektur gehört es, sich tagsüber auf diese Weise fast chamäleonartig zu tarnen und mit dem Umfeld zu verschmelzen, um dann abends mit Hilfe von raffinierten Beleuchtungskonzepten einen strahlenden Auftritt zu haben: Glasarchitektur ist Lichtarchitektur. Allerdings müssen die Planer dabei berücksichtigen, dass das Glas selbst als transparentes Material nicht beleuchtet werden kann wie eine massive Wand. Ein erprobter Kunstgriff, den bereits der amerikanische Pionier der Lichtplanung Richard Kelly zum Beispiel im Foyer des Seagram Buildings in New York anwendete, ist die Wandflutung im Gebäudeinneren. Es entstehen illuminierte vertikale Flächen, die durch die Glasfassade hinaus scheinen und das Gebäude wie eine Laterne leuchten lassen. Mit Wandfluterbeleuchtung verwandelten auch die Planer der Biblioteca Foral de Bizkaia den spiegelnden Kubus des Magazins in ein sechs Etagen hohes, leuchtendes Regal voller Literarische Zitate zu Kultur und Frieden in vielen Sprachen der Welt bilden eine feine Struktur auf der Glasfassade des Neubaus der Bibliothek in Bilbao. In der historischen Textur der Altstadt von Bilbao setzt die Stufenbeleuchtung mit LED-Orientie rungsleuchten einen tech nologischen Akzent, der den Bibliotheksneubau mit seinem Umfeld verbindet. ERCO Lichtbericht 86 29 Bücher. Dazu reihten sie in den Stockwerks decken quadratische Deckeneinbau-Wandfluter vom Typ ERCO TFL Wallwasher zwischen Fassade und Bücherregale. Montiert mit 90 cm Abstand zu den Regalen als zu beleuchtender Fläche und mit 116 cm Achsabstand und bestückt mit kompakten Leuchtstofflampen TC-DEL 26W RE wird so eine mittlere vertikale Beleuchtungsstärke von 77 Lux bei sehr guter Gleichmäßigkeit erreicht. Die hohe Effizienz von Leuchtmitteln und Leuchten ermöglicht es, diesen für das nächtliche Erscheinungsbild des Gebäudes so bedeutenden Effekt auf wirtschaftliche und energetisch vertretbare Weise zu erzeugen. Aber auch an weniger prominenten Stellen des Gebäudes bewältigen ERCO Produkte unterschiedlichste Beleuchtungsaufgaben: Etwa Site Wandleuchten im Außenbereich, Zylinder Aufbaudownlights im Sockelbereich des Magazins, Lightcast Downlights in vielen Verkehrszonen sowie T16 Lichtstrukturen in Lese- und Studien sälen. Die Betonpfeiler heben das Volumen des Magazins in die Höhe. Darunter entstand ein rundum verglaster neuer Eingangsund Ausstellungsbereich. Wirtschaftliche Beleuchtung in den Verwaltungsund Verkehrszonen: Lightcast Downlights und Zylinder Aufbaudownlights mit kompakten Leuchtstofflampen bieten effizienten Sehkomfort. Als führende regionale Institution verfügt die Biblioteca Foral de Bizkaia über eine Vielzahl wertvoller historischer Bücher, insbesondere von baskischen Autoren, Verlegern oder zur Geschichte des Baskenlandes. Sie finden im neuen Magazin ihren angemessenen Platz. Rund um die Sockelzone des Magazins erzeugen Zylinder Aufbaudownlights einen Lichtteppich rund um den Baukörper, der mit zum schwebenden Eindruck beiträgt. Im Außenbereich kommen Site Wandleuchten zum Einsatz. Die Wandfluterbeleuchtung dient zum einen dazu, durch die vertikalen Beleuchtungsstärken den gläsernen Kubus von innen heraus leuchten zu lassen – zum anderen ist sie aber auch funktionale und blendfreie Regalbeleuchtung, die den Mitarbeitern der Bibliothek das Auffinden der Bände einfach macht. Architekturbeleuchtung gibt dem Planer die Möglichkeit, seinem Gebäude ein nächtliches Erscheinungsbild zu geben, das sich stark von der Erscheinung bei Tag unterscheidet und eine eigene Fas zination entwickelt. 30 ERCO Lichtbericht 86 ERCO Lichtbericht 86 31 Schlusslichter Erneut bewährte sich das Messekonzept, die Pro duktneuheiten parallel sowohl im praktischen Einsatz zur Standbeleuch tung als auch zum Anfassen auf den großen Tischen und Podesten zu präsentieren. Light+Building 2008 Strahlende Gesichter beim Management der Messe Frankfurt: Zum vierten Mal in Folge übertraf auch die diesjährige Light+Building (11.–16. April 2008) alle Planzahlen und stellte mit mehr als 165.000 Besuchern, davon 66.000 interna tionale Fachbesucher, erneut Rekorde auf. Ein Andrang, der sich auch auf dem ERCO Messestand widerspiegelte, der ganz im Zei chen der neuen Spherolit-Techno logie stand: Blickfang war dabei die Lichtwand, die vor dynamisch farbigem Hintergrund 369 Sphe rolitreflektoren als RGB-Pixel mit digitalen Projektionen kombinierte. Wie gewohnt an dieser Stelle herz lichen Dank an alle Besucher für das überwältigende Interesse und an die vielen ERCO Mitarbeiterin nen und Mitarbeiter, die zum Erfolg dieses Auftritts beigetragen haben! Digitale Medien wie Flat screens mit Tutorialfilmen standen ebenso zur Ver fügung wie praktische Anschauungsmodelle, um neue Technologien zu erläutern. Neue Produkte wie Midipoll, die absolut blendfreien Pollerleuchten mit fortschrittlicher LEDBestückung, machten das ERCO Konzept „Effizienter Sehkomfort" anschaulich und konkret. Faszinierender Blickfang: Die Lichtwand mit einer Matrix aus 369 Spherolit reflektoren, die als RGBLichtpunkte synchron zu projizierten Computerani mationen aufleuchteten Die Gestaltung und Pro grammierung der Licht wand stammte von dem Architekten und Szenogra fen Aksel Karcher, Berlin (www.electricgobo.de). Fachmessen sind immer auch Stellenbörsen. Mitarbeiter der ERCO Perso nalabteilung waren in Frankfurt präsent, um Gespräche zu führen und Interessenten zu infor mieren. 32 ERCO Lichtbericht 86 An der gegenüberlie genden Wandfläche demonstrierten die mit Spherolitreflektoren ausgestatteten Emanon Strahler, Projektoren und Goborotatoren ihre sze nografischen Qualitäten. Fachgespräche auf hohem Niveau: Die Light+Building etabliert sich als wich tigster Messetermin für Lichtplaner weltweit. Während in Frankfurt die Messe brummte, arbeite ten die ERCO Lichtent wickler in Lüdenscheid schon mit Hochdruck an den nächsten Innovatio nen – auf Wiedersehen in Frankfurt 2010! Die ERCO Geschäftslei tung – sichtlich erfreut vom gelungenen Messe auftritt (von links nach rechts: Dr. Dirk Stahl schmidt, Kay Pawlik, Tim Henrik Maack, Mark Oliver Schreiter). ERCO Lichtbericht 86 33 Das Schwimmsportzentrum, eines der letzten Werke aus der Feder des Architekten Harry Seidler, erhielt im Mai 2008 als erstes Bauwerk in Australien einen IALD Award of Excellence. Effizient und wirkungsvoll beleuchtet eine Reihe von Parscoop Flutern für HalogenMetalldampflampen das Hallendach in Form einer gigantischen Welle. Ian Thorpe Aquatic Centre, Ultimo (Syndey) Architekt: Harry Seidler & Associates, Sydney Lichtplaner: Steensen Varming, Sydney; Harry Seidler & Associates, Sydney Fotograf: Dirk Meineke, Eric Sierins, Max Dupain & Associates E ERCO Leuchten GmbH Postfach 2460 58505 Lüdenscheid Germany Tel.:+49 2351 551 0 Fax:+49 2351 551 300 info@erco.com www.erco.com