PDF Kursana Magazin 02/2014
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MAGAZIN Winter/Frühling 2014/2015 MITEINANDER Die Freude, sich gegenseitig Freude zu schenken Jörg Braesecke, Vorsitzender der Geschäftsführung Kursana Inhalt Das Titelthema MITEINANDER Liebe Leserin, lieber Leser, fast 100 sind über 100: Insgesamt 96 Bewohner bei Kursana haben das 100. Lebensjahr überschritten. Die älteste Bewohnerin ist 107 Jahre alt, und den „Altersrekord“ hält die Residenz Hamburg mit sechs über Hundertjährigen. Natürlich sind wir stolz auf diese vergleichsweise große Zahl von Hochbetagten. Aber es wäre vermessen zu behaupten, das sei allein das Verdienst von Kursana. Der deutschlandweite Trend als „Land des langen Lebens“ – in keinem anderen europäischen Land gibt es mehr Hochbetagte – spiegelt sich auch in den Kursana-Häusern. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes leben in Deutschland mehr als 17.000 Menschen, die ihr Alter dreistellig angeben können; vor 20 Jahren waren es noch rund 2.600. Bemerkenswert: Der Großteil von ihnen fühlt sich wohl und zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste „Heidelberger Hundertjährigen-Studie“. Die Hochaltrigen sind heute geistig und körperlich fitter als frühere Generationen. Nach unseren Erfahrungen mit hundertjährigen Bewohnern gehören zu den Geheimnissen gesunden Alterns soziales Miteinander, Austausch mit anderen, Weitergeben des Wissens, Bedürfnis nach Selbstständigkeit und Interesse für Neues. Wir bemühen uns, den Rahmen zu schaffen, damit ein gesundes und glückliches Altern gelingt. Und freuen uns über jeden hohen Geburtstag, den wir mit Senioren feiern dürfen. Immerhin ist bei uns noch kein Hundertjähriger aus dem Fenster gestiegen und verschwunden, wie es im Titel des Bestsellers aus Schweden heißt … Die Freude, sich gegenseitig Freude zu schenken – Die Porträts und Reportagen auf den nächsten Seiten handeln von Menschen, die anderen – und sich selbst – Mut machen und Kraft geben. 06„Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es“ Jutta Speidel ist nicht nur Publikumsliebling, sie setzt sich auch für sozial Schwache ein. Die Kursana Villa München hilft mit 10(Un)vergessenes Spielzeug Statt Playstation oder Kickboard: Senioren erinnern sich an Lieblingsspielgeräte 12Später Funken Sie lernten sich im Kursana Domizil kennen – und sind seit zwei Jahren ein Paar 14Was schon Oma kochte Kursana-Küchenchefs präsentieren eine Auswahl regionaler Gerichte / Teil I 16Trends und Traditionen In Regensburg lernen Senioren das E-BookReader-Einmaleins, und in Oststeinbek lernen Hortkinder das Häkeln von Boshi-Mützen 18„Das macht Mut“ Wenn sich Angehörige regelmäßig treffen – ein Gespräch zu Erfahrungen Es grüßt Sie herzlich Titelbild: Schauspielerin Jutta Speidel mit Kindern ihrer Initiative „Horizont e.V.“ in München – Kursana-Senioren unterstützen sie 10 12 20 Ältesten-Rat Über 100-Jährige, denen man es nicht ansieht – Zwei Bewohner verraten ihr Lebensrezept 22 Rundum sorglos Ambulante Angebote können – wie in Krefeld – das Leben sehr erleichtern 24 „… ein echtes Superorgan“ Bestseller-Autorin Giulia Enders („Darm mit Charme“) im Experten-Interview 26 Händchen fürs Miteinander Tatjana Schwind hat bei Kursana einen beachtlichen Aufstieg geschafft 28 Streiflichter Ein kleiner Ausschnitt aus der Vielfalt an Aktivitäten der Kursana-Häuser 31 Bobinger Musikantenstadl Ehrenamtler bei Kursana – zum Beispiel Hartmut Schütze 32 Lebens-Lieder Beim Projekt „Klang und Leben“ musizieren Rockgrößen mit Demenzkranken 34 Die Pflegereform Alle Informationen zusammengefasst: Was sich ab Januar 2015 ändert 36 Düfte für die Seele Aromapflege kann das Wohlbefinden steigern und Krankheiten vorbeugen 38 Rätseln & Gewinnen 40 Impressum 14 16 3 MITEINANDER Die Freude, sich gegenseitig Freude zu schenken Unser Leben wird zwar nach Jahren gezählt, aber nach Taten gemessen. Besonders in schwerer Zeit hilft Gemeinsamkeit. Die Freude, die wir schenken, kehrt ins eigene Herz zurück. Die Geschichten, Porträts und Reportagen auf den nächsten Seiten handeln von Menschen, die anderen – und sich selbst – Mut machen und Kraft geben. „Menschen zu finden, die mit uns fühlen und empfinden, ist wohl das höchste Glück auf Erden“ Carl Friedrich Georg Spitteler 4 I Das Titelthema Künstler Manfred Schwedler stellte für die gemeinsame Malaktion von Jung und Alt mehrere Entwürfe zur Wahl. Er findet: „Miteinander malen muss abgestimmt sein, wie miteinander musizieren.“ Das Ergebnis überzeugt ihn 5 „Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es“ Erich Kästner Schauspielerin Jutta Speidel ist nicht nur Publikumsliebling und Multitalent. Mit ihrem Verein Horizont e. V. setzt sie sich für benachteiligte Kinder ein. Senioren aus der Kursana Villa München unterstützen sie dabei. Helles Nachmittagslicht fällt durch die Fenster in den großen bunten Gemeinschaftsraum des „Horizont-Hauses“. In den Regalen liegen Bücher, Gesellschaftsspiele und Ablagekästen mit Schulheften, markiert mit Namensschildern. 6 I Das Titelthema ormalerweise machen viele der N rund 45 Kinder, die in der Einrichtung leben, hier ihre Hausaufgaben. Jutta Speidel hat das Horizont-Haus in München gegründet, damit Kinder und ihre Mütter ein Zuhause haben. Heute kommt die Schauspielerin in den Gemeinschaftsraum, um ein Bild in Empfang zu nehmen, das Senioren aus der Kursana Villa und „Horizont“-Kinder gemeinsam gemalt haben. Ein bisschen aufgeregt warten die „Kursana-Maler“ Marianne Schönen, 88, Aasta Fischer, 90, und Norbert Ettinger, 85, inmitten einer wuselnden Schar Kinder. Auf einer Staffelei steht das fast mannshohe Bild. Das farbenprächtige Aquarell zeigt eine fröhliche Familie, die um einen Baum herum tanzt. spannt, wie sie privat ist“, sagt sie. Vor allem an die „Schwester Lotte“ in der ARD-Serie „Um Himmels willen“ erinnern sich die Senioren gerne. „Sie persönlich kennenzulernen, ist etwas Besonderes. Ich habe sogar meine Geburtstagsfeier mit der Familie heute verschoben“, verrät Ein paar Tage zuvor: Mit Leinwand, Marianne Schönen. Pinseln und Farbe fahren die Senioren im Kursana-Bus zum „Horizont- Als Jutta Speidel den Raum betritt, Haus“. Dort erwartet sie eine Hand- stürmen die kleinen Jungen und voll Kinder, um mit Mädchen auf sie los. „Ein Zuhause ihnen gemeinsam zu Die zweifache Mutmalen. Schnell spornt ter lacht herzlich anist wichtig“ der Tatendrang der gesichts des stürmiSenioren auch Laura, Ellada, Kaya schen Empfangs und fragt Norbert und Liam an. Von allen Seiten tup- Ettinger neckend: „Sie sind wohl fen und streichen kleine und große der Youngster in der Runde?“ Der Pinsel. Nach gut zwei Stunden ist 85-Jährige lächelt geschmeichelt: das Werk vollendet. „Stimmt. Ein sehr gutes Auge.“ „Ich bin gespannt, wie Frau Speidel Jutta Speidel erzählt von ihrer Mutter unser Bild gefällt“, sagt Marianne Gerlinde Speidel: „Sie hat den HoriSchönen bei der Übergabe des Bil- zont-Verein mitgegründet“, erzählt des zur achtjährigen Kaya, die sich die gebürtige Münchenerin. „Momenbei ihr untergehakt hat. Das hüb- tan sitzt sie leider mit einem Obersche dunkelhaarige Mädchen und schenkelhalsbruch im Rollstuhl.“ die ehemalige Bibliothekarin haben Die Senioren nicken mitfühlend. beim gemeinsamen Gemeinsam widmen Malen ihre Sympa- „Der Baum bedeutet sie sich dann den Kinthie füreinander ent- Leben und Wurzeln“ dern, die unbedingt deckt. „Die Kinder das Generationen hier sind so nett“, schwärmt auch bild vorführen wollen. „Guck doch Aasta Fischer. „Ich mag Frau Spei- mal“, sagt Laura, 5, und zieht undel als Schauspielerin und bin ge- geduldig an Jutta Speidels Hand. Gemeinsamer Tatendrang: Im Eifer spritzen die Farben auf Hände und Arme. Laura, 5, ist besonders bunt. „Jetzt bist du ja Madame Farbenfroh, da musst du abends in die Badewanne“, sagt Aasta Fischer, 90, – und erntet lautstarken Protest: „Da war ich gestern schon!“ Die Kooperation zwischen Kursana und Horizont e. V. Die Kursana Villa München unterstützt den Horizonte. V. mit vielfältigen Aktionen. Es gab einen Plätzchenverkauf zugunsten von Horizont, Jutta Speidel las in der Villa, zum Muttertag wurden Kinder und Mütter in der Villa bewirtet und beschenkt, beim Ho- rizont-Sommerfest agierten Direktor KlausDieter Herrmann und sein Stellvertreter als Grillmeister und spendierten die Würstchen. „Wir haben eine echte Kooperation, das heißt, wir unterstützen nicht nur, wir machen etwas miteinander“, sagt er. 7 Ausführlich betrachtet die Schauspielerin den bunten Baum und die fröhliche Familie. „Ich denke, der Baum bedeutet Leben und Verwurzelung“, überlegt sie laut, „er gibt auch Kraft.“ „Und er hilft uns, froh zu sein“, ruft Kaya. Zur Person: Jutta Speidel Die Bambi-Preisträgerin stand mit 15 Jahren in der Serie „Die Lümmel von der ersten Bank“ zum ersten Mal vor der Kamera. Sie spielte in zahlreichen Theaterstücken, Filmen und Fernsehserien, von denen „Drei sind einer zuviel“, „Forsthaus Falkenau“ und „Um Himmels willen“ am bekanntesten sind. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Bruno Maccallini veröffentlichte sie mehrere Bücher, die verfilmt wurden. Darunter „Wir haben gar kein Auto … mit dem Rad über die Alpen“ und „Zwei Esel auf Sardinien“. Für ihr soziales Engagement erhielt sie 2005 das Bundesverdienstkreuz. fe, dass ich vielleicht jetzt gerade in ein wunderbares Alter hineinwachse, wo große Charakterrollen auf mich zukommen.“ Dass man ihr dabei die Jahre auch ansieht, findet Jutta Speidel vollkommen natürlich. „Ist so eine EinUm das Bild für die geplante Ver- stellung nicht ungewöhnlich unter steigerung wertvoller zu machen, Schauspielern?“, erkundigt sich soll es noch von Jutta Marianne Schönen „Alter? Ich weiß Speidel signiert werverblüfft, die direkt den. Doch die besteht nicht, was das ist“ neben der Schauspiedarauf, dass alle unlerin sitzt und sie prüterschreiben. Kaya und die ande- fend anschaut. Jutta Speidel lacht. ren Kinder greifen zum Filzstift. Als Laut und herzhaft. „Stimmt. Aber ich Norbert Ettinger murmelt: „Ach, ich habe mich entschlossen, zu den weschreibe doch kaum noch“, platzt nigen zu gehören, die nicht an sich es aus der Schauspielerin heraus: herummanipulieren lassen.“ „Was? Schreiben Sie keine Liebesbriefe mehr? Das hört doch nie auf!“ „Sie haben eine total positive AusJutta Speidel, die im März 2014 ih- strahlung“, kommentiert spontan die ren 60. Geburtstag feierte, schert Düsseldorferin Marianne Schönen in sich nicht ums Älterwerden. „Alter? ihrer direkten rheinischen Art. Erst Ich weiß nicht, was im Dezember ist sie in „Sie haben eine das ist. Ich glaube, die Nähe ihrer Tochjeder Mensch, der positive Ausstrahlung“ ter in die Kursana Vilmobil bleibt im Kopf, la nach München gebleibt auch mobil im Körper“, sagt zogen. Die Entscheidung sei nicht die Schauspielerin und schaut op- leicht gewesen, erzählt sie. Jutta timistisch in die Zukunft: „Ich hof- Speidel kennt das. Auch ihre Mutter Zuhause: Für die Kinder und ihre Mütter ist das Horizont-Haus ein Ort, an dem sie sich sicher und aufgehoben fühlen. Hausaufgabenbetreuung, gemeinsames Spielen und Unterstützung bei Schwierigkeiten gehören zum Konzept 8 I Das Titelthema Durch Zufall erfuhr Jutta Speidel vom Problem obdachloser Kinder in München. Das ließ sie nicht los. „Ich bin so erzogen worden, dass Gerechtigkeit ein ganz wichtiger Faktor ist in unserem Leben“, sagt die Gründerin von Horizont e.V. –hier mit dem „Generationenbild“ Hilfe im Horizont e.V. wohnt seit 2013 in einer Senioren- von Horizont e.V. unter den Hammer einrichtung. „Man muss die richti- – beim Abendprogramm des Chage Einrichtung finden“, ist ihre Er- rity-Golf-Turniers, das die Kursana fahrung. Man müsse Villa München jährschauen, dass es da lich veranstaltet. Viele „Ich habe jedes liebevoll zugehe. Dann Gäste bieten mit. Bei Jahr genossen“ fühlten sich Menschen 1.000 Euro erhält Mazuhause – egal ob alt rion Lundershausen, oder jung. „Ein Zuhause ist wichtig. die Cousine einer Bewohnerin, den Deshalb unterstützen wir ja gerne Zuschlag. „Und das Tolle ist, sie hat Ihr Horizont-Haus“, schlägt Nor- uns im Anschluss das Bild für die Vilbert Ettinger den Bogen zum An- la geschenkt. So schließt sich der lass des Treffens. Kreis“, freut sich Direktor Klaus-Dieter Herrmann. Jetzt tanzt die fröhliKnapp zwei Monate später kommt che Familie auf dem Generationendas „Generationenbild“ zugunsten bild im Aktivitätenraum der Villa. Weil Jutta Speidel die Obdachlosigkeit von Müttern und Kindern so „unsäglich“ fand, packte sie an. Gründete einen gemeinnützigen Verein, sammelte Geld – und eröffnete 1997 das „Horizont-Haus“, in dem obdachlose Mütter und ihre Kinder nicht nur ein Dach über dem Kopf haben, sondern ganzheitlich betreut werden. Es gibt 24 Wohnungen, in denen die Mütter und Kinder 18 Monate wohnen bleiben können. Bisher wurden durch Horizont e.V. mehr als 1.400 Menschen unterstützt. Ein weiteres Haus ist geplant. Spendenkonto: 3560120000, BLZ: 70020270, HypoVereinsbank München. Infos unter: www.horizont-ev.org 9 (Un)vergessenes Spielzeug Die Strickliesl für die Mädchen, die Dampfmaschine für die Jungen. Aber was ist eigentlich ein „Triesel“? Senioren erzählen, womit sie als Kinder am liebsten gespielt haben. Zinnfiguren: das Leben nachstellen „Meine erste eigene Zinnfigur?“ Heinz Arnold, 77, muss überlegen. „Mit zehn vielleicht. Hier hat doch fast jeder Zinnfiguren gegossen, das war Tradition im Erzgebirge.“ Der ehemalige Hüttenwerker, der seit drei Jahren im Kursana Domizil Schneeberg lebt, kann sich noch gut erinnern. „Mit Zinn-Soldaten hatten wir nichts am Hut, schließlich drehte sich hier alles um die Bergleute.“ Die Formen wurden aus Kohle oder aus weichem Holz geschnitzt, dann ausgegossen. „Bemalt wurden sie nur selten, denn Farbe dafür war zu teuer.“ Strickliesl: am Schnürchen produziert „Strickliesl? Als junges Mädchen war das mein Lieblingsspielzeug, obwohl man eigentlich nicht viel mit der gestrickten dicken Schnur anfangen konnte.“ Hildegard Schröter, 81, muss lächeln, wenn sie an die ersten Strickversuche denkt. „Meine Mutter verzweifelte fast, aber beim Handarbeitsunterricht klappte es dann.“ Zum alljährlichen Weihnachtsbasar im Kursana Domizil Merseburg, in dem sie seit vier Jahren lebt, steuert sie Strickwaren aller Art bei, hin und wieder auch Topflappen oder Untersetzer aus der „Liesl“. 10 I Das Titelthema Triesel: Peitschen knallen beim Tanzen „Das Geheimnis ist der Knoten am Ende der Schnur“, sagt Annelise Liebenow, 86, und sieht den erfolglosen Versuchen der Mitarbeiter im Kursana Domizil Greifswald zu, den Kreisel auch nur einmal in aufrechte Position zu bringen. „Peitschen knallen“ nannten sie Anfang der 1930er Jahre das Spiel, das auf jedem Schulhof gespielt wurde. Die Kunst bestand darin, den Triesel so lange wie möglich auf dem Kies kreiseln zu lassen. Seine Herstellung war Familienwerk. „Mein Vater schlug in die Spitze einen dicken, abgerundeten Nagel.“ Brummkreisel: sich verzaubern lassen „Schön, wenn er so summt.“ – Erna Müller, 95, ist ganz verzückt, als die Brummkreisel auf dem Tisch im Kursana Domizil Grimmen tanzen. Nur wenn sie ganz ruhig laufen, kann man das sanfte Geräusch hören. Durch „Pumpen“ – ein Metallstab mit Griff wird in das Gehäuse gedrückt – treibt sie ihren Kreisel an. „Ich war die Jüngste im Dorf. Andere Kinder waren kaum da. Aber ich hatte diesen summenden Brummkreisel, mit dem ich mich in andere Welten träumen konnte.“ Später wurde sie Kindergärtnerin und sorgte dafür, dass es immer Brummkreisel gab. Dampfmaschine: mit Volldampf gesägt „Den Malerpinsel mit der Dampfmaschine in Bewegung bringen? Das wäre etwas gewesen.“ Walter Opitz, 94, gelernter Maler und seit drei Jahren im Kursana Domizil Bad Lauterberg, muss schmunzeln. „Nein, aber es war schon toll, wie man mit Dampf eine Säge antreiben konnte. Ein Nachbarsjunge hatte eine solche Dampfmaschine. Wir haben alles zersägt, was nur irgendwie ging.“ Der gebürtige Berliner kam nach Kriegsende in belgische Gefangenschaft. Dort gelang es einem Kameraden, aus Konservenbüchsen eine Dampfmaschine zu basteln. 11 12 I Das Titelthema Später Funken „Sie ist mein Sonnenschein“, sagt Werner Veit. Er und Marianne Eckhardt lernten sich im Kursana Domizil Siegen kennen – und sind seit zwei Jahren ein Paar. „Was macht die junge Frau tor Friedrich Freitag, 59. Marianne denn hier?“, fragte sich Werner Veit, Eckhardt und Werner Veit genießen als er „seine Marianne“ zum ersten „die guten Gespräche“. Und sie möMal sah. Leicht nervös machte ihn gen die gleiche Musik. Auf der Komihre Gegenwart: „Ich mode in Werner Veits „Frauen spüren habe mich nicht so richZimmer steht eine alte tig getraut, sie anzuso etwas genau“ Schneider-Kompaktsprechen.“ Der 87-JähAnlage mit zwei grorige sitzt mit seinem „Schatz“ auf der ßen Lautsprecherboxen. Am Radio Terrasse des Domizils und streichelt hat er seit Jahren keinen Sender verihre Hand: „Irgendwann habe ich sie stellt. „WDR 4 hören wir am liebsdann doch gefragt, ob wir uns einmal ten“, sagt er. Lieder von Helene Filänger unterhalten können. Sie hat scher und Andrea Berg lieben beide. sofort ‚Ja‘ gesagt.“ Lächelnd schaut Werner Veit seine Liebe an. Der ehemalige Baggerfahrer hat in Marianne Eckhardt auch eine kom„Dass Werner mich sympathisch fin- petente Gesprächspartnerin über det, hatte ich schon lange gemerkt“, seinen früheren Beruf gefunden. Ihre sagt Marianne Eckhardt, 78. „Frau- Eltern besaßen ein großes Baugeen spüren so etwas schäft, das ihr Bruder „Einsamkeit ist für genau.“ 2012, ein Jahr fortführt. „Wie heißt später, hat es dann uns ein Fremdwort“ das? Es steht auf eizwischen den beiden nem dreibeinigen Staendgültig gefunkt. „Jeder Tag zählt. tiv und man kann oben durch eine Art Mit Marianne wird er erst schön“, Fernglas gucken? Die Frage habe ich sagt Werner Veit. ihr gestellt und sie hat ,Nivelliergerät‘ gesagt. Ich war von den Socken.“ Beide fühlen sich im Kursana Domizil Siegen zu Hause. Gern machen „Sie ist mein Sonnenschein“, sie bei Veranstaltungen mit. Egal schwärmt er. Und das passt gut zu ob Weinfest, Bingo oder Kinonach- Marianne Eckhardt. So oft es geht, mittag – die Gemeinschaft gefällt sitzt sie in ihrem Rollstuhl auf der Terdem Paar. „Einsamkeit ist für uns rasse in der Sonne. Früher machte ein Fremdwort“, weiß Domizil-Direk- sie gern Urlaub auf Inseln. „Ich war reiten und tauchen“, sagt die Seniorin, die vor sechs Jahren bei einem Verkehrsunfall einen Unterschenkel verlor und eine Woche im Koma lag. Jetzt möchte sie das Leben mit Werner genießen und gemeinsam Neues entdecken. Seit kurzem steht ein Schachspiel auf dem Tisch, wenn beide bei schlechtem Wetter im Zimmer bei Musik zusammensitzen. „Das bringe ich dir gerne bei“, hat Werner seiner Marianne versprochen. Und er hält, was er verspricht. Gemütlich: Das Zimmer im Kursana Domizil Siegen ist liebevoll eingerichtet Sinn für Romantik: Mit kleinen Gesten und durch seine aufmerksame Art überrascht Werner Veit seinen „Schatz“ 13 Was schon Oma kochte Bei Kursana wird Wert auf die traditionelle regionale Küche gelegt. Viele Küchenchefs sind wahre Künstler darin. In dieser Ausgabe: eine Auswahl aus dem Norden und Westen. Fortsetzung folgt. Ob Marcel Wildner in Bad Pyrmont (oben) oder Hauke Willhaus aus Aurich (rechte Seite) – die Küchenchefs der Kursana-Häuser stellen sich den besonderen Herausforderungen einer abwechslungsreichen, gesunden und an regionalen Vorlieben orientierten Küche Süßes in Fürsten-Farben „Hier in der Gegend ist das ein typisches Konfirmationsessen“, erklärt Marcel Wildner, „aber erstmals wurde die ‚Welfenspeise‘ in Hannover zum 200-jährigen Thronjubiläum der Welfen serviert.“ Sie besteht aus einer weißen Schicht und einer gelben Crème aus Weißwein, Eigelb, Zucker und Zitronensaft. Weiß und Gelb – das waren die Farben im Wappen der 14 I Das Titelthema Welfen. Marcel Wildner, seit 2013 Küchenleiter der Kursana Residenz Bad Pyrmont, wurde von Sternekoch Günther Börns in Hameln ausgebildet. „Da habe ich auch die Desserts von Grund auf gelernt, vom Aufschlagen bis zum Anrichten“, erzählt der 33-Jährige. Und gerade die Nachspeisen kommen in der Residenz gut an: „Mousse au Chocolat und Amaretto-Crème sind sehr beliebt bei unseren Bewohnern, aber auch ganz normaler Pudding.“ Bis zu 200 Portionen verlassen jeden Tag seine Küche. Dazu gibt es montags immer selbstgebackenen Kuchen. Dabei ist es nicht einfach, immer den Geschmack aller Bewohner zu treffen. „Sie essen am liebsten das, was sie auch früher selber gekocht haben. Rezept-Tipp: Welfenspeise Zutaten für 4 Portionen: 500 ml Milch, 120 g Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker, 50 g Speisestärke, 4 Eier, 250 ml Weißwein, Saft von ½ Zitrone Zubereitung: Für die weiße Crème Eier trennen, Eigelb beiseite stellen, Eiweiß zu Eischnee schlagen. Dann 40 g Stärke mit 5 EL Milch anrühren, restliche Milch und 40 g Zucker zum Kochen bringen, angerührte Stärke hinzugeben, kurz aufkochen. Den Eischnee unter die heiße Crème ziehen und in Schalen oder Gläser füllen. Für die gelbe Crème Weißwein, 80 g Zucker, Zitronensaft, restliche Speisestärke und das Eigelb im Wasserbad unter kräftigem Schlagen erhitzen. Dann im kalten Wasserbad weiter schlagen, bis die Crème etwas abgekühlt ist. Anschließend auf die bereits erkaltete weiße Crème geben und etwa drei Stunden kalt stellen. Und wir sind hier ein Haus, in dem viele Regionen aufeinandertreffen“, erzählt er. Das sei auch der Grund, weshalb es im Küchenausschuss der Residenz, in dem die Bewohner – wie in allen Kursana-Häusern – über den Speiseplan mitbestimmen, häufig längere Diskussionen gebe. „Aber auf individuelle Wünsche gehen wir natürlich ein“, versichert er. Kluntjes für den Kohl Für die meisten Bewohner ist er schlichtweg „Hauke“. Dem Küchenchef vom Kursana Domizil Aurich, Hauke Willhaus, 34, ist die Nähe zu den mehr als 100 Menschen, für die er täglich kocht, wichtig. „Ich gehe bei jedem Essen ins Restaurant und frage nach, ob es schmeckt“, sagt er. Schließlich seien die Mahlzeiten für die Bewohner einer der Höhepunkte des Tages. Fonds, Suppen und Saucen werden vorwiegend selbst gemacht, Frikadellen frisch zubereitet. Als waschechter Ostfriese kennt Hauke Willhaus natürlich die Bedeutung des Grünkohls in der Region: Sobald die „ostfriesische Palme“ durch den ersten Frost ihr volles Aroma entfaltet hat, kommt das deftige Gericht einmal wöchentlich auf den Speiseplan. „Grünkohl muss glänzen“, weiß er und geizt nicht mit Schweineschmalz. Ein Löffel braune „Kluntjes“, wie der Kandiszucker hier heißt, rundet das Aroma ab. Haferflocken binden die Flüssigkeit, das Gericht muss bei Hauke Willhaus auf den Punkt sämig sein. Zum butterweich gegarten Kassler kommt die geräucherte, grobkörnige Grützwurst, „Pinkel“ genannt, auf den Teller. „Na, kannst dat eeten?“, fragt Hauke Willhaus bei Bewohner Erich Meyer, 63, nach. Wenn echte Grünkohl-Kenner wie er beim Essen genießerisch die Augen schließen, ist der Küchenchef zufrieden. Dann gibt er nach der kräftigen Hausmannskost auch mal einen klaren Schnaps aus. Rezept-Tipp: Grünkohl mit Pinkel Zutaten für 4 Personen: 1,5 kg Grünkohl, 500 g Kassler, 4 Pinkelwürste / Kohlwürste, 100 g Schweineschmalz, 2 große Zwiebeln, 1 TL brauner Kandiszucker, 1 EL Senf (mittelscharf), ½ L Wasser (nach Bedarf), 3 EL Haferflocken, Salz und Pfeffer. Zubereitung: Den Grünkohl von Stielen und Strünken befreien und gründlich waschen. 5 Minuten in Wasser abkochen. Dann kräftig ausdrücken und fein schneiden. Schweineschmalz erhitzen, darin die gewürfelten Zwiebeln anschmelzen. Kohl dazugeben und mit andünsten. Kassler, Senf und Zucker dazugeben, mit Wasser auffüllen. Gut 1,5 Stunden dünsten lassen, in der letzten halben Stunde kommen die Pinkelwürste dazu. Die Flüssigkeit mit Haferflocken abbinden, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die perfekte Beilage sind Salzkartoffeln. Trends und Traditionen Alt und Jung ergänzen sich. Zwei Beispiele: In der Kursana Residenz Regensburg üben Senioren, mit dem E-Book-Reader umzugehen. Und im Kursana Domizil Oststeinbek lernen Hortkinder von den Bewohnerinnen das Häkeln. Lese-Technik „Die Schrift ist zu klein. Wie kann schnell.“ Adalbert Niklaus fragt nach: man das ändern?“, fragt Gudrun Ha- „Wenn ich eine Rezension lese und mann, 89. In der Hand hält sie einen das besprochene Buch interessiert E-Book-Reader. „Ganz einfach: Hier mich, dann kann ich es in Nullkomrechts unten muss man drücken, se- manix lesen?“ „So ist es“, versichert hen Sie?“, erklärt SteStefanie und demons„Man kann’s überall fanie Engel, 20, und triert, wie das Herunstellt das Schriftbild hin mitnehmen“ terladen funktioniert. um. Interessiert schauDie Schnelligkeit fasen Gudrun Hamann, Jutta Seghutera, ziniert die Senioren. Dennoch gibt 87, und Adalbert Niklaus, 86, der Adalbert Niklaus zu bedenken: „Na angehenden Bürokauffrau über die ja, ein gebundenes Buch, das ich mir Schulter. „Ich weiß, dass Senioren bei der Buchhandlung mit persönligerne lesen, ihnen ein E-Book aber cher Beratung kaufe, ist aber auch noch nicht vertraut war“, erklärt die schön. Handfest zum Blättern, HinKursana-Auszubildende. „Da habe ich stellen und Ansehen.“ heute meinen Reader mitgebracht.“ Ganz auf Bücher zu verzichten, können „Hier unten wird er angestellt“, zeigt sich alle nicht vorstellen. Aber: „So sie. „Das ist einfach“, kommentiert ein E-Book ist praktisch. Es nimmt Adalbert Niklaus. „Aber man muss ja auch wissen, was man alles verDas E-Book überzeugt Gudrun Hamann und kehrt machen kann.“ Noch überwiegt Adalbert Niklaus – obwohl Skepsis bleibt die Skepsis. „Das probiert man aus und legt es wieder weg“, sagt Jutta Seghutera. Sie hatte vor Jahren einen der ersten E-Book-Reader – und war enttäuscht: „Bei Sonnenlicht war nichts mehr zu erkennen.“ Da stieg sie wieder auf die vertrauten Bücher um. „Die neuen Geräte sind besser“, beruhigt sie Stefanie Engel und hält zum Beweis den Bildschirm ans Fenster. „Sie können sich Bücher aus dem Internet herunterladen. Das geht ganz 16 I Das Titelthema nicht viel Platz weg, und man kann’s überall hin mitnehmen“, überlegt Gudrun Hamann. „Doch jetzt ist mir die Schrift zu groß. Da muss man ja dauernd umblättern. Geben Sie mir doch mal das Ding …“ Flugs hat sie die Schriftgröße umgestellt: „Gelernt ist gelernt“, meint sie lachend. Modisch: Christa Heiders Boshi-Mützen liegen im Trend Maschen-Kunst Die Lotta, 8, staunt nicht schlecht, als sie auf Christa Heiders Schoß lauter bunte Häkelmützen entdeckt. „Die sind toll“, sagt sie begeistert. „Ist es schwierig, so eine zu häkeln?“ „Überhaupt nicht“, antwortet die 83-Jährige, die wegen ihrer Leidenschaft für Handarbeiten den Spitznamen „Strickliesl“ trägt. „Such dir eine schöne Wolle aus, dann kann es losgehen.“ Und schon stecken Jung und Alt auf dem roten Sofa die Köpfe zusammen, schlagen erste Luftmaschen an und lachen gemeinsam, wenn der Kopf der Häkelnadel partout nicht durch die enge Wollschlaufe passen will. An diesem Vormittag haben sich vier dass auch alle Kinder ordentlich geJungen unter die bunte Häkelrunde lobt werden. Am Ende gibt es nur gemischt. Schließlich gilt es heutzu- strahlende Gesichter, als die Kinder tage als „cool“, eine selbst gemachte für die Seniorinnen als Dankeschön Boshi-Mütze auf dem ein Lied singen. EiniKopf zu tragen. „Hä- „Wie schön, dass ich ge packen sogar ihre keln macht viel Spaß“, nichts verlernt habe“ Wolle ein, um zu Haumeint der siebenjähse weiter zu üben. Zum rige Tristan und zeigt stolz, dass er Abschied steckt die neunjährige Lina seine Luftmaschen schon zu einem der „Strickliesl“ noch eine selbst geKreis schließen kann. „Jetzt habe ich machte Karte zu. „Fielen dank das so viele Jahre nicht mehr gehäkelt. du uns geholfen hast“, steht da in Wie schön, dass ich nichts verlernt bunter Kinderschrift geschrieben. habe“, freut sich Lisa Finger, 87. Geduldig erklärt sie immer aufs Neue das Häkel-ABC und achtet darauf, Bereits zum zweiten Mal besuchen Seniorinnen aus dem Domizil Oststeinbek den Hort in ihrer Nachbarschaft, um die Kinder im Alter zwischen sieben und neun Jahren an ihrem Wissen teilhaben zu lassen. „Handarbeiten sind bei den Kindern sehr beliebt, aber die meisten kennen in ihrem Umfeld niemanden mehr, der Stricken oder Häkeln kann“, sagt Hortleiterin Inga Peters, 49. „Da ist unsere enge Zusammenarbeit mit dem Domizil ein Glücksfall.“ 17 „Das macht Mut“ Im Kursana Domizil Hamburg-Billstedt treffen sich Angehörige regelmäßig zum Austausch. Beim monatlichen Stammtisch finden sie Verständnis und Zuspruch. Direktorin Susanne von Ehren, 43, erläutert, warum das wichtig ist. Wer nimmt das Angebot wahr? Zum einen kommen Angehörige während der Eingewöhnungsphase ihrer Mutter oder ihres Vaters. Es kann zum Beispiel sein, dass sich eine alte Dame aus Südbayern schwer damit tut, im Norden heimisch zu werden. Oft haben ja nicht die Se18 I Das Titelthema nioren die Entscheidung gefällt, bei uns einzuziehen, sondern die Angehörigen. Und die quält dann ein schlechtes Gewissen. Ich bin bei diesen Gesprächsrunden dabei und kann auf solche Gefühle eingehen. Zum anderen kommen Angehörige von demenziell erkrankten Bewoh- nern über einen längeren Zeitraum regelmäßig zum Stammtisch, weil sie enormen Gesprächsbedarf haben. Wieso? Demenzielle Erkrankungen fordern von Angehörigen eine Menge ab. Die Mutter, der Vater oder der Partner Domizil-Direktorin Susanne von Ehren (links) im Gespräch mit Ursula Wegner: Für Angehörige ist es wichtig, ihren Gefühlen Raum geben zu können und sie zu verarbeiten. Auch eine Gesprächsgruppe hilft, Verständnis und Halt zu finden verändern sich. Rollenverteilungen ändern sich. Dabei sind Angehörige sehr gefordert. Sie müssen einen neuen Umgang lernen. Dabei geht es immer auch um starke Emotionen. raus. Das bringt andere Teilnehmer dazu, von tröstenden eigenen Erfahrungen zu berichten. Kleinigkeiten wie ein schönes Lächeln des Erkrankten werden dann zu Highlights. Worin sehen Sie die Vorteile einer Selbsthilfegruppe? Erklärungen und Ratschläge können von gleichfalls Betroffenen viel leichter angenommen werden. Das hat eine andere Überzeugungskraft. Und das macht Mut. Ich moderiere zwar die Gespräche. Aber nur, um meine Erfahrungen und mein Fachwissen beizusteuern. Wie wirkt sich das konkret aus? Die Angehörigen leiden, aber die Gruppe kann sie so stärken, dass sie nicht mehr vor dem erkrankten Partner leiden müssen. Sie können ihm in der Krankheit ein starker Partner sein und die Veränderungen so nehmen, wie sie sind. Wie erleben Sie die Dynamik in der Gruppe? Der Stammtisch ist ein Ort für Gefühle: Es gibt eine Ehefrau, die jedes Mal weint, weil sie von ihrem seelischen Schmerz fast erdrückt wird. Bei der Tochter einer demenziell erkrankten Bewohnerin kommt ganz viel Wut he- Profitieren auch Sie vom Austausch? Natürlich. Über den Stammtisch bekomme ich viele Eindrücke aus dem Leben der Bewohner, die dabei helfen können, pflegerisch noch besser auf sie einzugehen. Und ich schätze einfach das menschliche Miteinander. Deshalb habe ich auch meinen Beruf gewählt. Informationen und Austausch Alle Kursana-Häuser bieten für Angehörige regelmäßig Informationsveranstaltungen an. Kompetente Sachinformationen über finanzielle Leistungen, Anträge, gesetzliche Ansprüche und Therapieangebote gehören zum Beratungsalltag. Darüber hinaus haben Angehörige oft ein starkes Bedürfnis, untereinander über ihre Gefühle zu sprechen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Unterstützung beim „Loslassen“ und Kraft für den neuen Lebensabschnitt kann der Austausch mit Gleichbetroffenen geben. Dazu bietet Kursana – wie im Domizil Hamburg-Bill stedt – den äußeren Rahmen und moderiert diese Art von „Stammtisch“. Zur Person Susanne von Ehren, 43, ist gelernte Krankenschwester, die sich in der Altenpflege fortgebildet hat. Im Kursana Domizil Hamburg-Billstedt arbeitete sie zunächst als Pflegedienstleiterin, bevor sie 2013 die Leitung übernahm. Die gebürtige Hamburgerin ist verheiratet und hat ein Kind. Auch eine Katze und ein Pferd gehören zur Familie. 19 Ältesten-Rat „Anderen zu helfen, hält mich aktiv“ „Aus Liebe zum Menschen, lautete bei uns das Motto. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich für das Deutsche Rote Kreuz gearbeitet, ehrenamtlich und viele Jahre hauptberuflich. Ich verfolge noch heute, wo in aller Welt die Rotkreuz-Helfer im Einsatz sind – und spreche mit meinen Tischnachbarn im Domizil darüber.“ 20 I Das Zitat Michael Durner, 100, lebt seit 2010 im Kursana Domizil Schrobenhausen. Der gebürtige Augsburger hat Süßspeisenkoch gelernt. Auf gutes Essen legt er nach wie vor viel Wert, auch auf korrekte Kleidung, Ordnung und Pünktlichkeit. Und auf Bewegung: Jeden Tag ein Stückchen gehen, das ist Pflicht – „sonst rostet man doch nur ein.“ „Selbstverständlich kümmere ich mich“ „Es ist doch selbstverständlich, sich um andere zu kümmern. Das habe ich mein ganzes Leben lang getan: bei der Leitung unserer Spedition nach dem frühen Tod meines Mannes und seit 17 Jahren hier im Haus, wenn andere Bewohner meine Unterstützung brauchten, und sei es ‚nur‘ mit einem aufmunternden Gedicht.“ „Mit ihrer Mitmenschlichkeit ist sie ein leuchtendes Beispiel für alle“, sagte der Direktor der Kursana Residenz Wedel noch im Juni zu ihrem 107. Geburtstag. Lina Meier-Kothe lebt nicht mehr. Sie starb am 6. August 2014 – friedlich, wie eine Kerze, die langsam erlischt. Gemeinsam mit ihrem Sohn haben wir uns entschlossen, sie mit diesem Porträt zu ehren. Die Redaktion 21 Rundum sorglos Irgendwann fallen selbst die einfachsten Tätigkeiten schwer. Ambulante Angebote können dann das Leben erleichtern – auch die gibt es bei Kursana. Ein Beispiel aus der Residenz Krefeld. „Hallo, da sind Sie ja wieder“, sagt Anna Kruse, 76, lächelnd, als sie die Wohnungstür öffnet. Schon am Morgen war Nina Baetzel, 33, bei ihr und hat beim Duschen geholfen. Jetzt kommt die examinierte Altenpflegerin, um Blutdruck zu messen. den eigenen vier Wänden. „Beim Mitarbeitern betreut werden“, lautäglichen Kontaktanruf erkundigen tet das Prinzip von Kursana-Pflegewir uns bei den Senioren, die im dienstleiter Dieter Scheidt, 53, „und ‚Betreuten Wohnen’ leben, wie es insgesamt steht im Mittelpunkt, ein ihnen geht und wie sie geschlafen ‚Rundum-sorglos-Paket’ zu schnüren.“ haben“, erläutert Direktorin Angelika Hensen, 53. Zwei Drittel der Re- Das schafft Nähe und Vertrauen. sidenz-Bewohner nutzen Angebote Während Nina Baetzel darauf ach„Ich hab’ mit der Luft zu kämpfen“, der ambulanten Pflege. Hierbei kön- tet, dass Anna Kruse ihre Tabletten berichtet Anna Kruse. Sie gerät schnell nen die Senioren jenimmt, tauscht sie die außer Atem, muss zusätzlichen Sau- derzeit genau die Leis- „Noch brauche ich leere Sauerstoffflasche erstoff bekommen. Seit fünf Jahren tungen bekommen, die aus. Um den Haushalt wenig Hilfe“ wohnt sie in der Kursana Residenz sie gerade brauchen. kümmert sich die SeKrefeld. Zuvor lebte die zweifache Das Spektrum ist breit: Es reicht von niorin selber, wird dabei von ihren Mutter allein im großen Einfamilien- praktischer Unterstützung bei haus- Töchtern unterstützt. „Noch brauche haus. „Wenn dir was passiert, hört wirtschaftlichen Tätigkeiten über die ich wenig Hilfe“, sagt sie. „Doch mandich keiner, haben damals die Kin- Körperpflege bis hin zu medizinisch ches geht nicht mehr so gut von der der gesagt“, erinnert sie sich. Notwendigem – wie Medikamente Hand.“ Angst macht ihr das nicht. verabreichen oder Kompressions- „Ich weiß ja, dass ich hier im Hause Sie nahm die Sorgen der Kinder ernst strümpfe anziehen. bleiben kann. Hier wird auch statio– und entschied sich für ein Kursananär gepflegt. Ich brauche also nicht Appartement mit Blick auf den be- Bei Anna Kruse muss der Blutdruck mehr ganz woanders hin.“ grünten Innenhof der Residenz. „Mit regelmäßig kontrolliert werden. Sie der Entscheidung bin ich zufrieden. hat es sich jetzt zusammen mit Nina Als nächstes schaut Nina Baetzel bei Ich fühle mich hier sicher“, sagt die Baetzel auf dem Sofa gemütlich Hildegard Schreurs, 86, vorbei. Sie ehemalige Textil-Musgemacht.Die Frauen hatte angerufen und um Hilfe beim „Ich fühle mich termacherin. Das fängt unterhalten sich an- Bügeln einer Ausgehbluse gebeten. mit dem täglichen Kongeregt und lachen ge- „Die Kollegin kommt sofort“, begrüßt hier sicher“ taktanruf am Morgen meinsam, während die Nina Baetzel die adrette alte Dame. an und endet am Abend beim gemüt- Pflegerin den Blutdruck misst. „Wir „Ziehen Sie die schicke Blaugestreiflichen Beisammensein im Clubraum achten darauf, dass die Bewohner te an? Die macht sie mindestens um der Residenz oder beim Stricken in möglichst immer von den selben 20 Jahre jünger.“ 22 I Die Betreuung Betreutes Wohnen bei Kursana – wie in der Residenz Krefeld – bedeutet, die Vorteile des individuellen Wohnens mit der Möglichkeit zu verbinden, auch ambulante Leistungen zu nutzen Pflegeformen bei Kursana ambulante Pflege findet in der eigenen Wohnung statt, bei Kursana in den Einrichtungen mit ‚Betreutem Wohnen’. Der Leistungsumfang umfasst Grundpflege, Haushaltshilfe, soziale Betreuung und medizinische Behandlungspflege. Die Tagespflege ist eine Form der teilstationären Pflege mit Grundpflege (ohne Morgenpflege), medizinischer Behandlungspflege, tagesstrukturierenden Beschäftigungen und Freizeitaktivitäten, Verpflegung während der Betreuungszeit sowie Hin- und Rückbeförderung nach Hause. Die Kurzzeitpflege und die Urlaubs-/Verhinderungspflege beinhalten die vorübergehende stationäre Unterbringung des Pflegebedürftigen. Sie schließen Grundpflege, medizinische Behandlungspflege, soziale Betreuung sowie Unterkunft und Verpflegung ein. Die vollstationäre Pflege – auch Langzeitpflege genannt – ist die dauerhafte, professionelle Rundum-Versorgung und umfasst die Bereiche Grundpflege (Körperpflege, Mobilität usw.), Verpflegung, Unterkunft, soziale Betreuungund medizinische Behandlungspflege. Die 23 „... ein echtes Superorgan“ Giulia Enders ist jung und herzerfrischend ungeniert. „Darm mit Charme“ heißt ihr Bestseller-Sachbuch, in dem sie von dem Organ erzählt, das bisher gern schamhaft totgeschwiegen wurde. Woher kommt Ihre Begeisterung für den Darm? Ich wohnte während des Studiums in einer Wohngemeinschaft. Eines Tages fragte ein Mitbewohner: „Giulia, du studierst doch Medizin, wie geht eigentlich Kacken?“ Ich war überrascht, wie wenig ich wusste. Im Studium wurde der Darm eher stiefmütterlich behandelt. Also begann ich, Bücher zu wälzen. Ein echtes Superorgan. Er bildet zwei Drittel des Immunsystems aus, hat hundertmal die Fläche der Haut, produziert mehr als zwanzig Hormone. Und wie geht das mit dem Stuhlgang? Wir haben nicht nur den äußeren Schließmuskel, den wir kennen – auf und zu, alles klar –, da ist noch ein innerer Schließmuskel, und der will, dass alles raus kommt, was unangenehm ist. Und der Äußere guckt dann erst, ob das in Ordnung geht. einige besonders auf der Toilette an und bauen zu viel Druck auf. Dieser Druck kann auf Dauer auch das Risiko auf einen Schlaganfall erhöhen. Andere reagieren prompter. Dann kommt es zur sogenannten Stuhlgangsohnmacht. Sie kippen einfach um. Was machen wir denn falsch? Sie schreiben, wir säßen nicht Wir haben einen Muskel, der lassorichtig auf der Toilette. Wieso? förmig um den Enddarm herumläuft. Notfallmediziner werden oft früh Wenn wir sitzen oder stehen, zieht er morgens von älteren Menschen ge- sich zu, und der Darm bekommt darufen. Zu dieser Zeit strengen sich durch eine Kurve. Diese Kurve bremst das Ganze ab, so müssen die Schließmuskeln nicht alles allein aufhalten. Wenn wir aufrecht auf der Toilette sitzen, machen wir es uns also unnötig schwer. Wir müssen fester drücken, und so erhöht sich der Druck in unseren Gefäßen. Ein begehbarer Darm zeigt anschaulich, wie das Verdauungsorgan von innen aussieht. Das abgebildete Modell ist acht Meter lang und wird bei Tagen der offenen Tür in Krankenhäusern ausgestellt 24 I Das Experten-Interview GENERELL Und wie macht man es richtig? Unsere Vorfahren haben das unbewusst gut gemacht. Die gingen hinterm Busch in die Hocke. In der Hockposition lässt das Lasso los, weil dieser Muskel gelockert wird. So kann alles besser flutschen. krankungen wie Depressionen entstehen größtenteils durch unser Denken, also im Kopf. Jetzt gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass der gesamte Körper, und vor allem der Darm, unsere Stimmung sehr stark mitbeeinflusst. Womit tue ich denn dem Darm etwas Gutes? Da der Darm für unser Immunsystem und unsere Hormone verantwortlich ist, sollten wir ihn mit den richtigen In Ihrem Buch geht’s nicht nur Lebensmitteln füttern. Dazu braudarum. Was hat Sie am meisten chen wir „gute“ Darmbakterien. Die beeindruckt? heißen Probiota. Man findet sie zum Der Zusammenhang von Gehirn Beispiel in probiotischem Joghurt, und Darm. Bisher dachten wir, Er- Kefir oder Sauerkraut. Müssen wir in die Hocke gehen? Nein. Es reicht schon, sich nach vorne zu beugen und einen kleinen Hocker unter die Füße zu stellen. Ein Hocker unter den Füßen kann den Stuhlgang erleichtern Zur Person: Giulia Enders Die 24-Jährige forscht zurzeit für ihre Doktorarbeit am Institut für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene in Frankfurt am Main. Mit dem Vortrag „Darm mit Charme“, belegte sie 2012 den 1. Platz bei drei Science Slams – Veranstaltungen, wo junge Wissenschaftler vor Publikum ein Projekt vorstellen. Aus dem Vortrag entstand ein Sachbuch, das seit Monaten die Bestsellerlisten anführt. Aufgrund dieses Erfolges wurde die Autorin zu zahlreichen Talkshows eingeladen. 25 Händchen fürs Miteinander Tatjana Schwind hat bei Kursana einen beachtlichen Aufstieg hingelegt: Die frühere Reinigungskraft begann im Alter von 39 Jahren eine Ausbildung zur Altenpflegerin und arbeitet jetzt als Wohnbereichsleiterin. „Gab es etwas Außergewöhnliches?“ Tatjana Schwind klingt hellwach. Und das, obwohl draußen gerade erst der Morgen graut. Im Leitungszimmer „ihres“ Wohnbereichs im Kursana Domizil Barsinghausen lässt sich die 44-Jährige von der Nachtschicht auf den neuesten Stand bringen: Wer war unruhig? Hatte jemand Schmerzen? Gibt es Wünsche? Über das und vieles mehr muss sie den Überblick behalten. „Kein Problem“, sagt sie lachend. Wenig später kommt das Team für 26 I Die Betreuung den Frühdienst. Tatjana Schwind er- kraft. „Auch da hatte ich natürlich klärt ihren Kollegen, was heute an- mit den Menschen hier zu tun. Ich steht und teilt die Pflegekräfte ein. war manchmal so was wie ein ‚Kummerkasten‘.“ Ihr Talent für die Pfle„Ich arbeite gern im Team und habe ge entdeckte Domizil-Direktor Maik hier eine große Verantwortung“, sagt Kilian: „Sie war engagiert und hatte sie. „Das mag ich.“ Als 25-Jährige eine sehr angenehme Art, mit den Bekam die deutschstämwohnern umzugehen. mige Tatjana Schwind „Ich habe eine große Außerdem merkte ich, aus Kasachstan in die dass sie sehr an mediVerantwortung“ Bundesrepublik. Sie zinischen Themen inist verheiratet und hat eine Toch- teressiert ist. Da habe ich gefragt, ter. Bis vor fünf Jahren arbeitete Tat- warum sie nicht eine Ausbildung in jana Schwind hier als Reinigungs- der Altenpflege anfangen will?“ Ausbildungsberufe in der Altenpflege Altenpfleger/innen betreuen und pflegen ältere Menschen. Sie unterstützen sie bei der Alltagsbewältigung, beraten sie, motivieren sie zu Beschäftigungen und Freizeit aktivitäten und nehmen pflegerisch-medizinische Aufgaben wahr. Altenpfleger/inist eine bundesweit einheitlich geregelte Ausbildung, deren schulischer Teil an Berufsfachschulen für Altenpflege und deren praktischer Teil in Altenpflegeeinrichtungen wie Kursana durchgeführt wird. Die Ausbildung dauert in Vollzeit drei Jahre und in Teilzeit bis zu fünf Jahre. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, eine Berufsfachschulausbildung als Altenpfleger/in mit einem Hochschulstudium zu kombinieren. Tatjana Schwind, ehemalige Reinigungskraft, ist heute Wohnbereichsleiterin im Kursana Domizil Barsinghausen Erst hatte Tatjana Schwind Beden- dem alle Bewohner ihr Frühstück beken: „Ich war 39 und dachte, es sei kommen haben, führt Tatjana Schwind zu spät, um noch mal in die Schule viele Telefonate, vereinbart Termine zu gehen.“ Doch Maik Kilian ließ nicht für Untersuchungen oder Krankenlocker, und auch die Bewohner spra- gymnastik. Kurz nach 9 Uhr muss chen ihr Mut zu. „Mach das, Mädchen, sie zur Blitzbesprechung der Leidu wirst es schaffen“, sagte einer. tungsebene. Dort wird geklärt, was Schließlich begann sie 2009 mit der hausübergreifend zu tun ist. Heute Ausbildung. 2012 legte geht es darum, eine sie ihr Examen ab – mit „Ich dachte, mir fehlt Angehörigen- und InEinser-Schnitt. „Tatjana noch Erfahrung“ teressentenrunde zu war eine der wenigen, planen. Dann ist es wiedie man vom ersten Tag an nach der der Zeit für die Pflege der Bewohner, Ausbildung einsetzen konnte“, so der zum Blutdruckmessen oder um MeDirektor stolz. Ein Jahr später wurde dikamente individuell auszugeben. ihr die Stelle der Wohnbereichsleitung angeboten. Wieder hatte sie Be- Um 11:30 Uhr hilft sie dabei das Mitdenken. „Ich dachte, mir fehlt noch tagessen zu verteilen. „Das Schönste Erfahrung. Aber sogar das Team hat ist, wenn die Bewohner sich freuen, gesagt: Mach das!“ wenn ich komme“, sagt sie, während sie Hans Wolfgang Fleischmann, 95, Von ihren anfänglichen Zweifeln ist danach für den Mittagsschlaf zudeckt. heute nichts mehr zu spüren. Nach- Der lächelt wie zur Bestätigung. Pflegeassistent/in oder Gesundheits- und Pflegeassistent/in ist ein staatlicher Ausbildungs-Fachberuf und ersetzt im Bundesland Hamburg seit 2007 die bisherigen pflegerischen Helferausbildungen (Altenpflegehelfer). Die duale Ausbildung dauert zwei Jahre. In den meisten anderen Bundesländern gibt es den per Landesgesetz geregelten Beruf der Altenpflegehelfer/innen mit mindestens einjähriger Ausbildung. Sie unterstützen die Altenpflege-Fachkräfte bei der Pflege und Betreuung kranker, pflegebedürftiger oder behinderter alter Menschen. Zugangsvoraussetzungen: Mindestalter von 17 Jahren sowie der Hauptschulabschluss. Seit der Pflegereform 2008 gibt es zudem die Tätigkeit der Betreuungsassistent/in oder Alltagsbegleiter/in, um die Pflege insbesondere demenziell erkrankter Menschen in stationären Einrichtungen zu unterstützen. Sie sind Absolventen von vier- bis sechsmonatigen Qualifizierungsmaßnahmen und werden häufig auch als Pflegehelfer oder Pflegeassistenten bezeichnet. Mehr Informationen unter www.karriere.dussmanngroup.com/kursana 27 Streiflichter Ein Ausschnitt aus der Vielfalt der Veranstaltungen, Engagements und Besonderheiten der 116 Kursana-Häuser. Aus den Villen „Mutmacherin“ für Jobchancen Außergewöhnliche Lage und exklusive räumliche Ausstattung zeichnen die acht Villen aus. Jede bietet drei individuelle Wohnformen: PremiumWohnen, Komfortpflege und spezielle Komfort-Demenzpflege. Die Senioren leben in stilvollem GründerzeitAmbiente mit höchstem Wohnkomfort. Spitzensportler als Concierge Als Diskuswerfer, Kugelstoßer und Speerwerfer gehört Raimund Spicher seit 2008 zur Spitze im Behindertensport. Bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften in Berlin im Juni gewann er Gold und Silber. Der 48-Jährige lebt mit einem Spenderherzen und ist nach einer Beinamputation auf den Rollstuhl angewiesen. Ein Vorbild ist er nicht nur sportlich: Als Concierge in der Kursana Villa München prägt er das Gesicht des Hauses. 28 I Aus den Häusern ristenband Wiesbaden“ gemeinsam Musik. In der Kursana Villa Königstein brachten sie mit Pop-, Rockund Swing-Liedern die Bewohner und Gäste kräftig in Schwung. Das Publikum war begeistert. Munteres Treiben im Park Fröhliches Kinderlachen lockt regelmäßig viele Bewohner in den Park der Kursana Villa Bonn. Sie erfreuen sich am Toben der 2- bis 5-Jährigen bei den Besuchen des nahegelegenen Kindergartens Sankt Severin (Foto). Als „Geschenke“ für die Senioren gibt es jedes Mal ein Potpourri an Kinderliedern. Die Zusammenarbeit schließt Vorlesetage, Sommerund Osterfest und ein gemeinsames Martinslieder-Singen ein. Zum bundesweiten „Model“ hat es Angelika Otto, 36, Pflegehelferin in der Kursana Villa Reinbek, gebracht. Ihre Porträtgeschichte erschien jetzt im Themenheft „Durchstarten – Jobchancen ohne Ausbildung“ der Bundesagentur für Arbeit, das als „Mutmacher“ in allen Berufsinformationszentren (BiZ) ausliegt. „Ich habe nach einer Tätigkeit gesucht, die mich in Kontakt mit Abendkonzert für Partner anderen Menschen bringt“, sagt sie. Noten statt Paragraphen Früher haben sie Straftäter vor Gericht angeklagt, verteidigt oder verurteilt. Heute machen die sieben pensionierten Rechtsanwälte, Staatsanwälte und Richter, die alle die 75 längst überschritten haben, als „Ju- Die Kursana Villa Oberursel liegt am Epinay-Platz im Herzen der Stadt – im doppelten Sinne: Zur 50-jährigen Städtepartnerschaft mit dem französischen Epinay-sur-Seine gab es ein abendliches Klavierkonzert auf einer Freilichtbühne des Platzes. Pianist Francois Dumont aus Paris spielte u. a. Werke von Chopin und Ravel. Aus den Domizilen Kursana Domizile bieten pflegebedürftigen Senioren aller Pflegestufen ein sicheres und selbstbestimmtes Leben. Die Häuser entsprechen dem neuesten Stand an Wohnkomfort und Funktionalität. Zentraler Bestandteil: die 24-Stunden-Betreuung. Angeboten werden auch beschützende Wohnbereiche für Demenzkranke. Domizil Lappersdorf hat er als Ehrenamtler sogar ein eigenes Büro. Er organisiert Veranstaltungen, knüpft Kontakte zu Vereinen und Schulen, besorgt auch einmal Wohnungen für Mitarbeiter … und hält für jeden Bewohner an Geburtstagen ein kleines Geschenk bereit. Fröhliches Miteinander beim Tanz Grenzenlos gefeiert wurde beim inDie Dorfstraßen-Idylle im Domizil terkulturellen Fest im Kursana Domizil Bobingen. Gemeinsam mit dem Deutsch-Türkischen Freundschaftsverein Bobingen findet regelmäßig ein kultureller Austausch zwischen Bewohnern und Besuchern statt. Beim jüngsten Fest mit dabei: der Ettringer Trachtenverein mit altbayerischschwäbischen Tänzen und eine türkische Tanzgruppe mit Volkstänzen Neugierig schauen zwei Pferde aus wie „Hora“ und „Zeybek“. ihren Boxen, an der Stalltür lehnt ein Besen, auf der Fensterbank steht eine Gießkanne, auf der Wäscheleine flattern Kleidungsstücke: Diese Idylleeiner Dorfstraße – einschließlich a ller realer Requisiten zum Anfassen – entstand im Flur des neugestalteten Wohnbereichs für Menschen mit Demenz im Kursana Domizil Nienhagen. Zur Eröffnung kamen auch zwei Bäume bekamen Namensschilder Damit Bewohner und Besucher die Miniponys als „Ehrengäste“. Bäume im Park am Kursana DomiEin Engel namens „Gustl“ zil Berlin-Marzahn exakt bestimmen können, erhielten sie von Direktor Ronald Sommerfeld kunstvoll verzierte Namensschilder. 14 verschiedene Bäume, darunter seltene wie den Der Bundespräsident verlieh ihm die Verdienstmedaille: Gustav Fliegerbauer, 77, sagt bescheiden: „Ich bin halt Mädchen für alles.“ Im Kursana Ginko-Baum, die Japanische Blütenkirsche und eine Koreatanne, pflanzte Kursana-Bewohner Fritz Wieseke, heute 95, vor mehr als 30 Jahren als Grundstock für den Park. Kreatives im Garten der Sinne Mit viel Kreativität und liebevollen Ideen wird im Kursana Domizil Reichenbach der Alltag für Menschen mit Demenz gestaltet. Zunächst entstand ein neuer Demenz-Wohnbereich, nun wurde die Außenanlage zu einem „Garten der Sinne“ umgestaltet: mit einer Kräuter-Schnecke, Blumen-Inseln und einer Holzdieme (Schober). Handgefertigt am Eingang: ein hölzernes Buch mit aufgeschlagenen Seiten und geschnitztem Text. Radeln hält länger fit „Fahrräder habe ich mein ganzes Leben lang repariert“, sagt Werner Tech, 83, einst Kraftfahrer. Erst die eigenen, dann die der Enkel – und nun im Kursana Domizil Greifswald. Seine Hobbyidee: alte Fahrräder wieder herrichten. Domizil-Direktor Hartmut Grotehans: „Toll. Wer aktiv ist, bleibt länger fit – geistig und körperlich.“ 29 Aus den Residenzen Residenzen haben einen hotelähnlichen Charakter, es gibt Ein- bis DreiZimmer-Appartements. Bei Bedarf steht eine Vielzahl an Serviceleistungen zur Verfügung – bis zur Pflege im Appartement oder im integrierten Pflegewohnbereich mit komfortablen Einzel- und Doppelzimmern. Afrikanische Reise im Kopf ter führten ihre Handwerkskünste vor, außerdem waren u. a. eine alte Apfelschäl- und Speiseeismaschine in Betrieb: Der „Erste Handwerkermarkt“ im weitläufigen Park der Kursana Residenz Bad Pyrmont zeigte viel zum Staunen und zum Anfassen. „Das kenne ich alles noch von meinen Eltern“, sagte eine Bewohnerin mit leuchtenden Augen. Fangemeinde für Vorleserin Fast ein Jahrzehnt war sie die „Vorleserin“ in der Kursana Residenz Krefeld und hatte eine regelrechte Fangemeinde: Dr. Elisabeth Goergens, 95. Für den Literaturkreis des Hauses traf sie eine vielfältige Auswahl – ob Seemannsgarn, Berliner Geschichten oder „Nero Corleone“ von Elke Heidenreich – und bewies dabei immer Sinn für das AußergeDie Trommel rief: Heiße Rhythmen wöhnliche. Jetzt, sagt sie, fordere und exotische Spezialitäten servier- das Alter seinen Tribut … te die Kursana Residenz Regensburg bei einem afrikanischen Nachmittag. „Auch wenn das reale Reisen vielen Bewohnern zu anstrengend geworden ist – mit den Augen und Gaumen schweift es sich immer noch hervorragend in die Ferne“, meinte Direktor Thomas Roth. Der musikalische Hochgenuss animierte sogar einige zu einer flotten Tanzeinlage. Alte Handwerkskünste hautnah Eine Spinnerin mit ihrer mobilen Spinnwerkstatt und ein StuhlflechKlassik neu mit Balalaika Als herausragender Interpret für die Balalaika gilt der in Moskau lebende Star-Virtuose Professor Andrej Gorbatschow. Zusammen mit seinem Klavierbegleiter Lothar Freund gab er eines seiner Deutschland-Konzerte in der Kursana Residenz Fürth. Das Repertoire setzt sich aus allen 30 I Aus den Häusern Stilepochen der klassischen Musik zusammen – vom Barock über die Romantik bis hin zu zeitgenössischen russischen Kompositionen. Lese-Spaziergang an der Oder „Heute nehmen wir die Oder durch“, lautet der Buchtitel über „Heiteres und Besinnliches“ aus der Heimat der gebürtigen Breslauerin (polnisch: Wroclaw) Elisabeth Franz, 87. Sie lebt seit 2012 in der Kursana Residenz Prien. Die ehemalige Pädagogin will mit ihrem Buch dazu anregen, im Kopf „einen Spaziergang an der Oder zu machen“. Bobinger Musikantenstadl Wer anderen Freude schenkt, tut sich auch selbst etwas Gutes. Das erfahren Tag für Tag die zahlreichen Ehrenamtler bei Kursana. Zum Beispiel Hartmut Schütze. „Im Frühtau zu Berge …“ sikalischen Familie und habe schon schallt es durch das Restaurant im als Kind gern gesungen“, erzählt er. Kursana Domizil Bobingen. Aus vol- Heute ist Hartmut Schütze Mitglied ler Kehle haben die Bewohner das eines Gospelchors und der Kantorei alte Volkslied angestimmt. Ganz vor- Bobingen/Schwabmünchen, mit der ne steht „Vorsänger“ er auch Weihnachts„… es ist schön, Hartmut Schütze, 74. konzerte im Kursana Er gibt den Ton an bei das weiterzugeben“ Domizil gibt. „Wenn den regelmäßig stattman etwas kann, ist findenden Chorstunden. Mit vollem es doch schön, das weiterzugeben“, Körpereinsatz ist er bei der Sache: Im sagt er lächelnd. Takt wippend geht Hartmut Schütze durch den Raum, setzt sich an jeden Bei der Gesangsstunde im Kursana Tisch, nimmt den ein oder anderen Domizil geht es derweil immer fröhfreundlich in den Arm – und singt. licher zu. Es wird gelacht, geklatscht und sogar das ein oder andere TänzDie Sangesfreude steckt an. „Es chen aufs Parkett gelegt. Beim alten macht einfach Spaß“, sagt der ge- Paul-Kuhn-Hit „Es gibt kein Bier auf bürtige Dresdner, der seit 1994 in Hawaii“ – Hartmut Schütze schwingt Bobingen lebt. Vor rund anderthalb dazu gekonnt die Hüften – wird der Jahren hatte er die Idee, seine Lei- Text sogar erweitert: „Drum fahr’n denschaft für den Gesang mit den wir nicht nach Hawaii, drum bleib’n Senioren zu teilen. Im Kursana Domi- wir … in Bobingen“, heißt es nun zum zil wurde er mit offenen Armen auf- Schluss. genommen. Direktor Klaus Ponkratz, 43: „Hartmut Schütze hat nicht nur eine schöne Stimme – er kann die Menschen auch richtig mitziehen.“ Das Talent wurde dem pensionierten Diplomingenieur in die Wiege gelegt: „Ich stamme aus einer muDie Sangesfreude von Hartmut Schütze steckt an – und die Liedtexte kennen die meisten ohnehin auswendig Zwölf Millionen Helfer „Das größte Geschenk, das unser Land sich selber gemacht hat“, nannte Bundespräsident Joachim Gauck die Ehrenamtlichen. „Sie helfen Menschen, besser zu leben.“ Mehr als zwölf Millionen Bürgerinnen und Bürger sind in Deutschland ehrenamtlich tätig – viele davon auch in den Kursana Villen, Residenzen und Domizilen. Denn zur Betreuung der Bewohner bedarf es nicht nur qualifizierter, engagierter Mitarbeiter. Jeder, der ein wenig Zeit übrig hat, kann bei Kursana ehrenamtlich seine Fähigkeiten und Interessen einsetzen – und anderen das Leben lebenswerter machen. Immer mehr Menschen nutzen auch die Möglichkeit, zunächst in die ehrenamtliche Arbeit hineinzuschnuppern, bevor sie sich regelmäßig engagieren. Alle KursanaHäuser stehen Interessenten offen. Lebens-Lieder Musik weckt Emotionen und Erinnerungen, sie schenkt Lebensfreude. Beim Projekt „Klang und Leben“ musizieren bekannte Rockmusiker mit demenziell erkrankten Menschen. Eindrücke aus der Kursana Villa Bonn. Ingrid Walther, 87, wippt mit re Prominente an anderen Auftritts- sche Zeitreise und öffnen mit bekannden Füßen im Rhythmus der Musik. orten ist er gekommen, um das Pro- ten Liedern die Türen zur Erinnerung. Eine andere Seniorin hat die Hand jekt zu unterstützen. Zudem möchte „Ich habe immer gerne getanzt. Mein von Sänger Oliver Perau gegriffen und er sich einen Eindruck verschaffen, Mann und ich sind viel ausgegangen“, tanzt mit ihm durch das Kaminzimmer. was professionelle Musiker im Seni- lächelt Ingrid Walther versonnen, als Ausgelassen und froh ist die Stim- orenheim bewirken können. „Ich bin Graziano Zampolin sie anspricht. mung. „Sag mir quanhier als interessierter „Die Lebensfreude do, sag mir wann …“, Laie“, sagt der 63-Jäh- Die positiven Effekte sind wissensingt der Leadsänger rige, dessen Mutter schaftlich belegt. Die Musik hilft, wird geweckt“ der Rockgruppe „Terry auch an Demenz er- Orientierung im Gedächtnis zu finHoax“ ins Mikrofon. „… sag mir quan- krankt war. Was Niedecken erlebt, den, weil musikalische genauso wie do, quando, quando, ich dich wieder- gefällt ihm: „Man sieht, wie die Men- emotionale Erinnerungen besonders sehen kann“, stimmen die Senioren schen Spaß haben. Die Lebensfreu- lange erhalten bleiben. Die Wirkung ein. Beim Text des Schlagers aus den de wird geweckt.“ geht aber noch weiter. „Das Klima im 1950er Jahren sitzt jede Zeile. Und Haus wird wirksam verändert. Das das, obwohl ein Großteil der Zuhö- Genau darum geht es beim Projekt strahlt auf alle aus“, sagt Professor rer demenziell erkrankt ist. „Klang und Leben“, das von Rockmu- Eckart Altenmüller von der Musiksiker Rainer Schumann („Fury in the hochschule Hannover, der das ProAuch bei Liedern wie „Bel Ami“ oder Slaughterhouse“) und jekt wissenschaftlich „Ich habe immer „Caprifischer“ muss kaum jemand dem Demenzexperten begleitet. Für die Seim Publikum einen Blick auf die Text- Graziano Zampolin im nioren zählt an diegerne getanzt“ blätter werfen. Eine Ausnahme ist Sommer 2013 ins Lesem Nachmittag nur Wolfgang Niedecken, Rocklegende ben gerufen wurde. Musiker begeben der Moment. „Wunderschön!“, sagt der Gruppe „BAP“. Wie viele weite- sich mit den Senioren auf musikali- Walter Blum, 84, immer wieder. 32 I Die Betreuung Zum Tänzchen angeregt: Musik aus der Vergangenheit weckt Erinnerungenund die Lebensgeister – davon sind (rechtes Foto v.l.n.r.) Wolfgang Niedecken, Rainer Schumann und Villen-Direktor Carsten Weyand überzeugt Rainer Schumann: „Wir erleben, wie sich die Menschen öffnen“ Als Schlagzeuger der Rockband „Fury in the Slaughterhouse“ stürmte Rainer Schumann, 50, die Charts und füllte große Hallen. Seit 2013 widmet er sich dem Projekt „Klang und Leben“ und tourt mit professionellen Musikern durch Senioreneinrichtungen. der schon lange nicht mehr gesprochen hat, singt plötzlich ganze Strophen. Das zu erleben, rührt mich jedes Mal. Das ist auch für uns Musiker eine sehr schöne Erfahrung. Wie erleben Sie die Veranstaltungen? Wir erleben, wie sich die Menschen öffnen. Manchmal sieht man das nur in den Augen, manchmal springt jemand spontan auf und fängt an zu tanzen. Oder jemand, Wie wählen Sie die Lieder aus? Wir greifen zurück auf die Lieder aus der aktiven Zeit der Senioren. Aus einer Zeit, als die richtig Party gemacht haben. Gab es eine herausragende Begebenheit? Einmal war ein Mann im Publikum, der stark dement Wie sind Ihre Erfahrungen? war und vergessen hatte, dass er früher Gitarre gespielt Es ist überwältigend, wie viel Zuspruch wir bekommen. hat. Wir haben ihm eine Gitarre in die Hand gegeben, Der Kreis derjenigen, die das Projekt unterstützen, erst hat er sie gestreichelt. Dann hat er sich langsam wächst immer mehr. Fast jeder hat einen Bezug zu dem erinnert und gespielt. Das war, wie einer Blume dabei Thema Demenz. Unsere Idee funktioniert. Das ist toll. zusehen, wie sie aufgeht. Wolfgang Niedecken: „Gefühle wurden wichtiger“ Gerade für nahe Angehörige ist es eine Herausforderung, mit einer Demenzerkrankung von Vater, Mutter oder Partner umzugehen. Das bestätigt auch BAP-Gründer Wolfgang Niedecken, 63, dessen Mutter an Parkinson und Alzheimer erkrankt war. gestorben ist. In der Zeit hat sich viel verändert. Meine Mutter war immer sehr couragiert gewesen. Sie war Chef im Ring. Es war für mich bitter, mitanzusehen, wie das nachgelassen hat. Sie wurde dann immer kleiner. Gab es auch gute Momente? Was bedeutete die Erkrankung für Sie als Sohn? Ich hatte mit meiner Mutter eigentlich immer gute MoIch musste erst lernen, was überhaupt Alzheimer ist. mente. Meine Mutter war sehr positiv. Das Altersheim, Da wusste ich sehr wenig drüber. Aber ich wusste auch in dem sie ihre letzten Jahre verbracht hat, war von uns nicht, was ein Schlaganfall ist, bis ich selbst einen hatte. keine hundert Meter entfernt. Wir sind mit der ganzen Familie hingegangen. Ich habe gemerkt, dass die Gefühle Was war besonders schwierig für Sie? wichtiger wurden. Auch wenn die Erinnerung allmählich Meine Mutter hat drei oder vier Jahre gelitten, ehe sie verblasste, sie spürte das Vertraute. Gefühle bleiben. 33 Die Pflegereform Was sich ab 1. Januar 2015 ändern soll Mitte Oktober fand im Bundestag die abschließende Lesung zur Pflegereform statt. Die Reform sieht zwei Stufen vor: Ab 1. Januar 2015 sollen erste Maßnahmen für bessere Pflegeleistungen gelten. Ab 2017 sollen die Pflegestufen durch Pflegegrade ersetzt werden. Wie der Versicherungs- Wer mehr Geld beitrag steigt bekommen wird Der Pflegeversicherungsbeitrag wird ab 1. Januar 2015 um 0,3 Prozent steigen, später noch einmal um 0,2 Prozent. Dadurch sollen sich die Leistungen für Pflegebedürftige verbessern. Insgesamt fünf Milliarden Euro stehen dann dafür zur Verfügung. Geplante Leistungen bei vollstationärer Pflege Stufe der Leistungen Leistungen ab Pflegebedürftigkeit 2014 pro Monat 2015 pro Monat (in Euro) (in Euro) Pflegestufe I 1.023 1.064 Pflegestufe II 1.279 1.330 Pflegestufe III 1.550 1.612 Härtefall 1.918 1.995 34 I Rat und Tat Insgesamt soll es durch die zusätzlichen Einnahmen der gesetzlichen Pflegeversicherung ab 2015 eine höhere Beteiligung der Pflegekassen an den Kosten geben. Vorgesehen sind auch Verbesserungen für pflegende Angehörige und mehr Personal in Pflegeheimen. Pflegende Angehörige sollen entlastet und besser unterstützt werden. Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf wird aufgewertet, dazu gibt es eine zehntägige Lohnersatzleistung bei Pflege eines Angehörigen. Das Pflegegeld für häusliche Pflege steigt zum Beispiel in der Pflegestufe I auf 244 und in der Stufe III auf 728 Euro. Hinzu kommen steigende Sachleistungen, die auch für die Hilfe durch einen ambulanten Pflegedienst eingesetzt werden können. Außerdem werden die Leistungen der Pflegekasse bei vollstationärer Pflege steigen: auf 1.064 Euro in Pflegestufe I, auf 1.330 Euro in Pflegestufe II und auf 1.612 Euro in Pflegestufe III, in Härtefällen bis auf 1.995 Euro (siehe Tabelle). Wer in einer Senioreneinrichtung in Tagespflege (siehe Seite 23)betreut wird, kann „teilstationäre Leistungen“ in Anspruch nehmen. Sie steigen zum Beispiel in Pflegestufe III auf bis zu 1.612 Euro; neu sind Leistungen in Pflegestufe 0 für Menschen mit Demenz. Wozu das zusätzliche Wie vorübergehende Geld noch dienen soll Pflege unterstützt wird Schließlich sollen gesetzliche und finanzielle Voraussetzungen geschaffen werden, damit in den Pflegeeinrichtungen – wie bei Kursana – zusätzliche Betreuungskräfte eingestellt werden können. Geplant ist, deutschlandweit ihre Zahl von derzeit 25.000 auf 45.000 zu erhöhen. Insgesamt soll für die stationäre Pflege eine Milliarde Euro mehr ausgegeben werden. In dieser ersten Stufe der Pflegereform soll ab 2015 auch der Ausbau von Kurzzeit-, Verhinderungs-, Tagesund Nachtpflege erfolgen. Macht die private Pflegeperson Urlaub oder ist sie durch Krankheit vorübergehend an der Pflege gehindert, übernimmt die Pflegeversicherung die Kosten einer Ersatzpflege. Ab 2015 ist eine Ersatzpflege bis zu sechs Wochen (jetzt vier Wochen) pro Kalenderjahr möglich. Außerdem können bis zu 50 Prozent des Leistungsbetrags für Kurzzeitpflege (das sind bis zu 806 Euro) zusätzlich für Verhinderungspflege ausgegeben werden. Was sich zusätzlich ab 2017 ändert Ab 2017 soll in der zweiten Stufe der Pflegereform ein neuer Pflegebedürftigkeits-Begriff eingeführt werden. Die Kritik am bisherigen System lautet, dass Pflegebedürftige geringere Pflegeleistungen erhalten, als sie eigentlich bräuchten. Künftig werden neben körperlichen Einschränkungen auch geistige Einschränkungen – wie bei demenziell Erkrankten – einbezogen. Anstelle der bisherigen drei Pflegestufen sollen deshalb fünf Pflegegrade treten. Statt wie bisher den Fokus auf die Zeit zu legen, die ein Betroffener Hilfe benötigt, will man künftig differenzierter vorgehen. So soll in acht Bereichen festgestellt werden, inwiefern der Patient Hilfe braucht, und danach entschieden werden. Wie Pflegebedürftigkeit gemessen werden soll Für die Pflegebedürftigkeit soll der Hilfsbedarf anhand von mehr als 70 Einzelkriterien geprüft werden: von Mobiltät bis hin zur Fähigkeit, sich selbst zu versorgen und mit altersüblichen Krankheiten umzugehen. Auch das Alltagsleben und soziale Kontakte sowie außerhäusliche Aktivitäten werden hinterfragt. Letztendlich wird geklärt, inwiefern der Haushalt selbständig geführt werden kann. Das alles soll den fachlichen Rahmen für die daraus folgende professionelle Pflege bieten – wenn der Gesetzgeber nach vielen Jahren der Diskussion diesen Teil der Reform auch tatsächlich umsetzt. 35 Düfte für die Seele Aromapflege kann das Wohlbefinden steigern, Schmerzen lindern und Krankheiten vorbeugen. Die Bewohner der Kursana Villa Hannover begeben sich mit Düften auch auf „Reisen nach Innen“. Leise klassische Musik erfüllt der ätherischen Öle auf Körper und nerin Edith Bertram konnte mehrfach den Raum, die Senioren schwenken Seele des Menschen. „Aromapflege von der Anwendung der ätherischen bunte, mit ätherischen Ölen beträu- ist Kommunikation ohne Worte“, sagt Öle profitieren: „Eine Massage der felte Tücher. Langsam breitet sich im der 51-Jährige. „Über Thymusdrüse mit Myr„Ich weiß, dass Festsaal der Kursana Villa Hanno- die Berührung erfahte und Neroliöl half mir ver ein Duft aus Lavendel und Zimt ren unsere Bewohner vor einer Herz-Operadie Öle wirken“ mit herb-fruchtigem Unterton aus. Wertschätzung, und tion über die Anspan„Lassen Sie sich auf die Reise mit- der Duft vermittelt ihnen ein Wohl- nung hinweg. Und dank Lavendelöl nehmen“, sagt Direktor Rainer Früh- gefühl. Auf diesem Weg kann man ist die Wunde schnell verheilt.“ sammer, 51. „Woran erinnert Sie die- auch Sterbenden Halt und Sicherser Duft?“ Karl-Heinz Haider hat die heit geben.“ Seit drei Jahren schult Am Ende der 30-minütigen DuftmeAugen geschlossen und atmet tief der ausgebildete Aromatherapeut ditation mit der belebenden Kompoein und aus. Er lächelt. „In der Weih- seine Mitarbeiter, und die Bilanz der sition aus Lavendel, Zimt und Zitronachtszeit habe ich immer zusam- Aromapflege kann sich sehen las- nenbasilikum ist Edith Bertram, 89, men mit meiner Frau sen: Seither brauch- gelöst und gut gelaunt. „Ich weiß, „Den Duft hatte ich für unsere Kinder und te kein Beruhigungs- dass die Öle wirken“, sagt sie und Enkel zehn verschiede- tagelang in der Nase“ mittel mehr verabreicht strahlt. ne Sorten Plätzchen zu werden. Als Schlafgebacken“, schwärmt der 90-Jähri- mittel reichen den Bewohnern fast ge. „Den wunderbaren Duft der Ge- immer zwei Tropfen Lavendelöl auf würze hatte ich lange in der Nase.“ dem Kopfkissen. Rainer FrühNur wenige Tropfen der ätherischen sammer leitet inzwischen die Öle reichen: „Aromapflege ist Wohltuende Gerüche sind für die Be- Kursana Residenz Prien. In Kommunikation ohne Worte“ wohner der Villa ständige Begleiter Hannover ist Christine Renim Alltag. Schon am Eingang hüllt nekamp seine Nachfolgerin. sie ein Orangenöl, das die elektrischen Duftlampen auf den Gängen Karl-Heinz Haider schwört verströmen, in einen wohlig duften- bei der Aromapflege auf die reden Mantel. Bei der Pflege werden gelmäßige Massage seines Armes Aromaöle beim Waschen, Einreiben mit Geraniumöl. „Daund Massieren benutzt. durch macht mir meine Kriegsverletzung Rainer Frühsammer beschäftigt sich weniger zu schaffen“, sein halbes Leben lang mit der Wirkung sagt er. Auch Bewoh36 I Rat Rubrik undxyz Tat So entfalten Aroma-Öle ihre Wirkung Für die Aromatherapie werden nur naturreine Öle in Bio-Qualität verwendet. Bei Hautkontakt sollte die Verträglichkeit zuerst mit einem Tropfen in der Ellenbeuge getestet werden. Anwendung pur – Eine Schläfenmassage mit kühlender Ackerminze („Japanisches Heilpflanzenöl“) wirkt bei Verspannungen, Kopfschmerzen und Stress Wunder. Lavendel (Lavandula Angustifolia) ist das Erste-Hilfe-Mittel bei Brandblasen und Wunden. Durch seine ausgleichende Wirkung fördert Lavendel den Schlaf. Eine Beduftung der Einlagen bei Inkontinenz mit zwei Tropfen Lavendelöl schützt die Haut und beugt Geruchsbildung vor. Pflegeöle für Massagen – Für Massagen gibt es Öl-Mischungen. Mit der Mischung Aromapflegeöl mit Johanniskraut und Lavendel können betroffene Stellen zwei- mal täglich eingerieben werden, um ein Sich-wund-Liegen vorzubeugen. Das Pflegeöl zur „Revitalisierung der Haut“ mit Immortelle und Cistrose hilft bei Prellungen. Eine Handmassage mit dem Pflegeöl zum „Wohlfühlen“ mit Geranium und Weihrauch hält die Finger schön beweglich. Waschungen und Bäder – Wenige Tropfen Lavendelöl im Waschwasser entspannen Haut und Gemüt. Im Sommer erfrischt maximal ein Tropfen eines Zitrusduftes im Wasser. Männer bevorzugen oft das kühlende Aroma von Weißtanne oder Fichte. Zwei Tropfen Rosmarinöl und ein Schuss Milch oder Sahne als Emulgator im Fußbad beleben schwere Füße. Duftlampe – Alle Zitrusdüfte erfrischen und klären den Geist. Grapefruit, Limette und Basilikum regen den Appetit an. Iris, Rose oder Weihrauch unterstützen bei Trauer. 37 Rätseln & Gewinnen Kennen Sie des Rätsels Lösung? Dann schicken Sie eine Postkarte an: Kursana Magazin, Am Milchbornsberg 12, 51429 Bergisch Gladbach. Mit etwas Glück gewinnen Sie ein Vierteljahr lang jeden Monat einen Blumenstrauß. F s H O 38 Ga R K Herzlichen Glückwunsch! Herr Andreas Vette aus WeißOder: Geben Sie Ihre Postkarte einfach an der Rezep- wasser ist der Gewinner der letzten Ausgabe. Das tion einer der Kursana-Einrichtungen ab. Lösungswort lautete „Windrose“. Einsendeschluss ist der 28. Februar 2015. Z T Standorte Deutschland Residenz Grimmen Greifswald Aurich Wedel Hamburg Stavenhagen Torgelow Oststeinbek Stralendorf Reinbek Rastow Buchholz Bremen Lingen Gütersloh Oberhausen Krefeld Schwedt Villa Domizil für Senioren Domizil für Behinderte Domizil in Bau Privatklinik Celle Nienhagen Hannover Seelze Barsinghausen Berlin Potsdam Eisenhüttenstadt Guben Bad Pyrmont Wittenberg Forst Wolfen Bad Lauterberg Bitterfeld Bad Muskau Weißwasser Merseburg Markkleeberg Kürten Bonn Siegen Weimar Oberursel Künzell Königstein Büdingen Bruchköbel Wiesbaden Frankfurt Kriftel Seligenstadt Mömbris Dreieich Hösbach Griesheim Otzberg Alzey Herzogenaurach Kaiserslautern Reichenbach Schneeberg Schweiz St. Gallen Meerane Zwickau Weiden Fürth Nürnberg Lappersdorf Regensburg Vaihingen Rastatt Aalen SchrobenGaggenau Pilsting Donzdorf hausen Leinfelden-Echterdingen Au Ergolding Nürtingen Diedorf Friesenheim Bobingen Dachau Ampfing Pullach München Prien Österreich Linz Donautor Wien-Tivoli Wörgl Warmbad-Villach Kursana Domizil – Betreuung & Pflege Kursana Residenz – Servicewohnen & Pflege Kursana Villa – Premium-Wohnen & Komfortpflege Die Kursana Domizile bieten Betreuung und Pflege in einer gemütlichen Wohnatmosphäre. In komfortabel ausgestatteten Einzel- und Doppelzimmern, mit eigenem barrierefreiem Duschbad, werden die Bewohner individuell gepflegt und umsorgt. In der Kursana Residenz erwartet die Bewohner unabhängiges und komfortables Wohnen im Appartement mit zahlreichen Serviceleistungen inklusive. Bei Bedarf können auch Pflegedienstleistungen in Anspruch genommen werden. In der Kursana Villa genießen die Bewohner Premium-Wohnen und Komfortpflege in einem stilvollen Gründerzeit-Ambiente. Eine maßgeschneiderte Rundum-Betreuung und ein erstklassiger Service suchen ihresgleichen. v Aktiv am Leben teilnehmen v Unterstützung in jeder Lebenslage v Sicherheit und Geborgenheit v Service und Komfort genießen v Gemeinschaft macht stark Kursana Residenzen GmbH Schützenstraße 25 10117 Berlin Telefon 0 30 . 20 25 - 20 00 Telefax 0 30 . 20 25 - 20 99 kursana@dussmann.de www.kursana.de Ein Unternehmen der Dussmann Group Impressum Kursana Magazin Kursana Residenzen GmbH Schützenstraße 25, 10117 Berlin, Telefon 0 30 . 20 25 – 25 25 Herausgeber Jörg Braesecke (V.i.S.d.P.) Kursana ist TÜV-zertifiziert Chefredaktion Michaela Mehls E-Mail: mehls@dussmann.de Oehler, Martina Petersen, Christine Reguigne, Philipp Remke, Achim Ritz, Silke Ruhnke, Dirk Schariott Koordination Dieter Gaarz E-Mail: gaarz@media-team-gaarz.de Fotos und Illustrationen Claas Abraham, Robert v. Aufschnaiter, Sonja Brüggemann, Birgit Cullmann, Jill Enders, Ludwik Erdmanski, Gerald v. 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