Online-Shops - Wirtschaftswissenschaften
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Online-Shops - Wirtschaftswissenschaften
Online-Shops Hausarbeit A an der Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft Fakultät für Wirtschaftswissenschaften vorgelegt von: Anja Distelzweig Studiengang: Semester: Betreuender Dozent: Abgabetermin: International Management 7. Studiensemester Prof. Dipl. Oec. Christoph Ewert 23.12.2010 Kurzfassung der Arbeit Seite II Kurzfassung der Arbeit Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Thema Online-Shops. Ziel der Arbeit ist die nähere Darstellung, Erläuterung und kritische Analyse von diesen Shops. Ferner soll die Thematik nach ausführlicher Erörterung am Fallbeispiel des bedeutenden Versandhändlers Amazon aufgezeigt werden. Durch die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien, insbesondere das Internet, hat sich die Geschäftswelt stark verändert. Es entstanden neue Geschäftsmodelle und Absatzwege für Händler. Dieser Entwicklung entstammen auch die Online-Shops. Inzwischen kann man in solchen Shops fast alle erdenklichen Produkte und Dienstleistungen erwerben. Um ein größeres Verständnis für E-Shops zu entwickeln, wurden in dieser Arbeit zunächst die Grundlagen von Online-Shops näher beleuchtet. Dies schließt auch eine Betrachtung der unterschiedlichen Shop-Systeme mit ein. Ferner enthält die Hausarbeit eine ausführliche Analyse der Erfolgspotenziale von Internet-Shops. Wer mit seinem Shop Erfolg haben möchte, muss seinen Kunden mehr bieten als nur einen elektronischen Produktkatalog. Der Kunde fordert Bedienkomfort, Individualität und einen hervorragenden Service. Dies drückt sich insbesondere in einem passenden Shop-Ambiente, kurzen Ladezeiten, ausgezeichneter Produktsuche, Kundeninteraktion, Sicherheit und Transparenz der Preise aus. Außerdem gibt es gewisse Faktoren deren Beachtung den Erfolg des Shops signifikant erhöhen können. Zu diesen Faktoren gehören beispielsweise eine einzigartige Anziehungskraft des E-Shops, eine intensive Nutzung von Communities, Supply-Chain-Exzellenz und strategische Allianzpartnerschaften. Überdies kann das Internet als Einkaufsstätte viele Vorteile bieten wie z. B. die Möglichkeit des zeit- und ortsunabhängigen Einkaufens, eine verbesserte Auswahl und eine erhöhte Markttransparenz. Auch für Händler ergeben sich Vorzüge wie beispielsweise eine globale Transparenz und eine Senkung der Transaktionskosten. Ferner nimmt der Einfluss der Online-Werbung auf den Unternehmenserfolg stetig zu. Durch die Online-Werbemöglichkeiten haben sich dem Werbenden viele zusätzliche Optionen aufgetan wie z. B. das Suchmaschinenmarketing oder das AffiliateMarketing. Allerdings hat der Vertrieb über Online-Shops auch Nachteile. Aus Sicht der Händler sind dies unter anderem der erhöhte Wettbewerb und die verbesserte Markttransparenz. Für den Konsumenten ergeben sich Beeinträchtigungen in dem fehlenden physischen Produkterleben vor und während des Kaufs und in den nicht vorhandenen sozialen Kontakten. Ein Online-Shop, welcher es versteht, Kundenanforderungen zu befriedigen und Erfolgsfaktoren zu nutzen, ist der weltbekannte Versandhändler Amazon. Klein und mit erheblichen Verlusten fing das Pionierunternehmen an und hat sich inzwischen zu einem gigantischen Erfolg entwickelt. Einen großen Anteil an dieser Leistung hat Amazons Unternehmensmission. Amazon möchte das kundenorientierteste Unternehmen auf der Welt sein. Dabei macht sich der Händler ein ausgeklügeltes Partnerprogramm und ein hervorragendes E-Customer-RelationshipManagement zu nutze. Inzwischen beschränkt sich das Versandhaus aber nicht mehr nur auf den reinen Handel, sondern ermöglicht auch Drittanbietern gegen eine Gebühr die Produkte auf der Amazon-Plattform anzubieten. Dies ist aber nur eine der zahlreichen Tätigkeiten von Amazon, beispielsweise bietet der Versandhändler auch Logistik-Dienstleistungen an. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Amazon es geschafft hat, den Handel zu revolutionieren. Inhaltsverzeichnis Seite III Inhaltsverzeichnis Kurzfassung der Arbeit ..............................................................................................................II Inhaltsverzeichnis ..................................................................................................................... III Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................. IV Tabellenverzeichnis .................................................................................................................. IV 1 Einleitung .................................................................................................................................. 5 1.1 Motivation der Arbeit ..........................................................................................................5 1.2 Ziel der Arbeit ......................................................................................................................6 2 Grundlagen von Online-Shops ................................................................................................ 7 2.1 E-Commerce ........................................................................................................................7 2.2 Begriffliche Abgrenzung ......................................................................................................8 2.3 Shop-Systeme .......................................................................................................................9 2.3.1 Stand-alone-Shops 9 2.3.2 Shopping-Mall 10 3 Erfolgspotenzial von Online-Shops ....................................................................................... 12 3.1 Kundenanforderungen an Online-Shops ...........................................................................12 3.2 Erfolgsfaktoren von Online-Shops .....................................................................................16 3.2.1 Shop-Attraction and Selling-Proposition 17 3.2.2 Social-Targeting 19 3.2.3 Service- and Search-Solutions 19 3.2.4 Individualisation 20 3.2.5 Security-Standard and -Reputation 21 3.3 Vorteile von Online-Shops .................................................................................................21 3.3.1 Vorteile von Online-Shops aus Konsumentensicht 21 3.3.2 Vorteile von Online-Shops aus Händlersicht 23 4 Werbemöglichkeiten von Online-Shops................................................................................ 24 4.1 Suchmaschinenmarketing ..................................................................................................24 4.2 Banner und Buttons ...........................................................................................................26 4.3 E-Mail-Marketing ..............................................................................................................26 4.4 Affiliate-Marketing ............................................................................................................27 5 Problemanalyse von Online-Shops ........................................................................................ 28 5.1 Probleme von Online-Shops aus Händlersicht ..................................................................28 5.2 Probleme von Online-Shops aus Konsumentensicht .........................................................28 6 Amazon .................................................................................................................................... 30 6.1 Unternehmen .....................................................................................................................30 6.2 Mission und Strategie von Amazon....................................................................................31 6.3 Entwicklung der Marke Amazon........................................................................................32 6.4 Geschäftsmodell von Amazon ............................................................................................34 6.5 E-Customer Relationship Management bei Amazon .........................................................35 6.6 Partnerprogramm von Amazon .........................................................................................37 6.6.1 Links und Banner 37 6.6.2 Widgets 38 6.6.3 aStore 39 6.7 Kritische Würdigung des Online-Händlers Amazon .........................................................40 7 Zusammenfassung und Ausblick........................................................................................... 41 Literaturverzeichnis .................................................................................................................. 42 Abbildungsverzeichnis und Tabellenverzeichnis Seite IV Abbildungsverzeichnis Abb. 2.1: Grobarchitektur eines Online-Shops ............................................................................. 9 Abb. 2.2: Startseite „shopping24.de“ .......................................................................................... 10 Abb. 3.1: Navigationsleiste vom Tchibo-Online-Shop ............................................................... 12 Abb. 3.2: Beispiel für einen Warenkorb ..................................................................................... 15 Abb. 3.3: Beliebteste Produkte nach Anzahl der Käufer im Internet .......................................... 19 Abb. 3.4: Die wichtigsten Gründe aus Konsumentensicht für einen Einkauf im Internet .......... 22 Abb. 4.1: Bezahlte und unbezahlte Suchergebnisse .................................................................... 25 Abb. 6.1: Umsatz- und Verlustentwicklung von Amazon.com von 1996-2003 ......................... 31 Abb. 6.2: Ranking der Markenstärke .......................................................................................... 33 Abb. 6.3: Einzeltitellinks im Amazon Partnerprogramm ............................................................ 38 Abb. 6.4: Banner im Amazon Partnerprogramm ........................................................................ 38 Abb. 6.5: Widgets im Amazon Partnerprogramm ....................................................................... 39 Tabellenverzeichnis Tab. 5.1: Nachteile des Online-Einkaufs aus Konsumentensicht................................................ 29 Kapitel 1: Einleitung Seite 5 von 49 1 Einleitung 1.1 Motivation der Arbeit Das Internet prägt zunehmend die heutige Gesellschaft und Wirtschaft. Durch diesen Einfluss wird eine andauernde Veränderung der bisher gekannten Strukturen ausgelöst. Im Jahr 2010 wurde das Internet von 49 Millionen Deutschen ab 14 Jahren wenigstens gelegentlich genutzt. Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von 69,4 % und einer Zunahme von 5,5 Millionen1 Menschen gegenüber dem Vorjahr. Demzufolge waren im Jahr 2009 67,1 % der Bundesbürger im Netz aktiv.2 Im Jahr 2008 war eine Internetnutzung der Erwachsenen ab 14 Jahren von 65,8 % zu verzeichnen. Folglich haben 42,7 Millionen Bürger das Netz genutzt. Auch in Zukunft gehen Experten von steigenden Nutzerzahlen aus, allerdings wird der Anstieg wahrscheinlich geringer ausfallen als in der Vergangenheit.3 Nicht nur die Anzahl der Internetnutzer ist gestiegen, sondern auch die Abwicklung von virtuellen Geschäften. Der Handel im Netz erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Nach aktuellen Angaben des GfK-WebScope-Panels4 ist das Internetshopping weiter auf dem Vormarsch. Gemäß diesem Panel haben die deutschen Konsumenten im Jahr 2009 Waren und Dienstleistungen für ca. 15,5 Milliarden Euro im Netz konsumiert. Dadurch konnte der E-Commerce-Umsatz5 um rund 14 % vermehrt werden. Diese Entwicklung war absolut konträr zu dem damaligen Konsumtrend im Non-Food-Bereich. Insbesondere im Bereich Mode konnte ein deutlicher Umsatzzuwachs von 24,5 % verzeichnet werden. Betrachtet man die vergangen Jahre ist dies keine Überraschung. Der elektronische Handel konnte kontinuierlich Zuwachsraten verzeichnen. Nach Aussagen von GfK ist das Internet sogar der Vertriebskanal mit der größten Wachstumsdynamik. Im Durchschnitt tätigte ein Verbraucher im Jahr 2009 9,4 Einkäufe im Netz. Diese Zahl hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert, allerdings stiegen die Ausgaben pro Erwerb um durchschnittlich 10 % auf 506 Euro. 6 Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. vermeldete auf Grund einer aktuellen FORSA-Umfrage, dass sechs von zehn Deutschen im Internet einkaufen. Ende 2008 hatte erst jeder Zweite Erfahrungen im Online-Shopping gesammelt.7 Relativierend muss angemerkt werden, dass nach Erkenntnissen der ARD/ZDF Onlinestudie die Anzahl der Personen, die Online-Shopping mindestens einmal wöchentlich betreiben, leicht 1 Die Steigerung ist einerseits auf eine vermehrte Internetnutzung der älteren Bevölkerung zurückzuführen sowie auf eine Änderung der Grundgesamtheit. Bis 2009 wurde die repräsentative Stichprobe auf Basis der deutschen Bundesbürger ab 14 Jahre gebildet. Seit 2010 wird die Grundgesamtheit um alle deutschsprachigen Ausländer die in Deutschland leben ab 14 Jahre erweitert. Aus diesem Grund ist ein Vergleich der Jahresänderungen nur sehr bedingt interpretierbar. Vgl. ARD/ZDF Onlinestudie 2010 2 Vgl. ARD/ZDF Onlinestudie 2010 3 Vgl. ARD/ZDF Onlinestudie 2008 4 Mit dem WebScope Panel misst die GfK Panel Services Deutschland seit 2001 beständig den Einkauf von Waren im Netz. Hierzu zählt nicht nur der Erwerb von Neuprodukten, sondern auch der Kauf von Gebrauchsgütern die auf Auktionen oder in Tauschbörsen erworben wurden. Basis für dieses Panel ist eine repräsentative Gruppe von 10.000 deutschen Internetnutzern ab 14 Jahre. Vgl. GfK Panel Services Deutschland: Internet-Shopping weiter auf dem Vormarsch 5 Vgl. Kapitel 2.1.1 für die Definition des Begriffes E-Commerce 6 Vgl. ebd. 7 Methodik: Forsa befrage 1001 Personen ab 14 Jahren am Telefon, Mehrfachnennungen waren möglich. Vgl. BITKOM: Sechs von zehn Deutschen kaufen im Internet ein Kapitel 1: Einleitung Seite 6 von 49 rückläufig ist. Im Jahr 2008 sind dies noch 10 % der Bundesbürger gewesen, in 2009 waren es noch 8 % und im Jahr 2010 nur noch 6 %. Wobei der Rückgang vom Jahr 2009 zum Jahr 2010 eventuell auf die Veränderung der Grundgesamtheit zurückgeführt werden kann.8 Auf Grund der zunehmenden Bedeutung des Internets, insbesondere des virtuellen Handels, beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit dem Thema Online-Shops. 1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit Ziel dieser Arbeit ist die nähere Darstellung, Erläuterung und kritische Betrachtung von OnlineShops. Nachdem die Thematik ausführlich theoretisch behandelt wurde, soll sie am Fallbeispiel des bekannten Online-Händlers Amazon untersucht werden. Um die Themenstellung besser verstehen zu können, werden zunächst die Grundlagen von Online-Shops erläutert. In Kapitel 3 erfolgt eine Analyse der Erfolgspotenziale von E-Shops9. Dabei werden insbesondere die Kundenanforderungen und die Erfolgsfaktoren betrachtet. Da sich gerade im Internet zusätzliche Werbemöglichkeiten ergeben, wird in Kapitel 4 auf diese eingegangen. Allerdings bestehen auch bei Online-Shops gewisse Probleme und Faktoren, die beachtet werden müssen - sie werden ausführlich in Kapitel 5 behandelt. Abschließend wird in Kapitel 6 das Fallbeispiel des Online-Händlers Amazon untersucht. Abgerundet wird die Arbeit mit einer Zusammenfassung der Thematik und einem Ausblick. 8 9 Vgl. ARD/ZDF Onlinestudie 2010 und ARD/ZDF Onlinestudie 2008 Für die Erläuterung des Begriffes E-Shop siehe Kapitel 2.2 Kapitel 2: Grundlagen von Online-Shops Seite 7 von 49 2 Grundlagen von Online-Shops Um das Thema Online-Shops besser darstellen zu können, werden zunächst die theoretischen Grundlagen des E-Commerce vermittelt. 2.1 E-Commerce Der seit 1995 gebräuchliche Begriff E-Commerce erfreut sich einer sehr häufigen und zugleich uneinheitlichen Verwendung in Theorie und Praxis. Das „E“ in E-Commerce steht für „Electronic“, der gesamte Begriff wird im Deutschen mit Elektronischem Handel übersetzt.10 Die nachfolgenden Definitionen sollen einen Einblick in die vielseitige Verwendung des Begriffes ECommerce geben: „Hier soll unter dem Oberbegriff „Electronic Commerce“ jede Art von wirtschaftlicher Tätigkeit auf der Basis elektronischer Verbindungen zusammengefasst werden.“11 „Electronic Commerce, meist übersetzt mit elektronischer Handel oder elektronischer Geschäftsverkehr, bezeichnet die verschiedenen Möglichkeiten, Vorgänge im Absatzbereich mittels elektronischer Kommunikationsmedien abzuwickeln.“12 In der vorliegenden Arbeit wird unter E-Commerce „alle Formen der digitalen Abwicklung zwischen Unternehmen und zu deren Kunden über öffentliche und private Netze“ 13 verstanden. Wobei es primär um die elektronische Anbahnung und Abwicklung von Transaktionen geht. ECommerce ist ein Teilgebiet des E-Business.14 Unterscheidet man E-Commerce nach unterschiedlichen Aktionspartnern, ergeben sich insbesondere drei wichtige Beziehungstypen: Business-to-Business – B2B: Elektronische Geschäftsabwicklung zwischen Unternehmen auf unterschiedlichen Stufen der Wertschöpfungskette. Die B2B-Ausprägungen in der Praxis sind sehr unterschiedlich, sie treten beispielsweise als internetbasierte Beschaffungsplattformen auf. Oft handelt es sich hierbei auch um eine Vernetzung mit Zulieferern oder Kunden. Dieser Bereich gilt als einer der umsatzstärksten.15 Business-to-Consumer – B2C: B2C beschreibt die Beziehung zwischen einem Unternehmen und dem Endverbraucher. Dabei steht insbesondere der elektronische Vertrieb (Online-Handel) im Vordergrund. In der Praxis ist diese Beziehung meist in Online-Shops oder auf elektronischen Marktplätzen wiedergegeben.16 10 Vgl. Schubert, P. et al: Digital erfolgreich, S. 15 Picot, A.; Reichwald R.; Wigand, R. T.: Die grenzenlose Unternehmung: Information, Organisation, und Management, S. 317 12 Rebstock, M.: Electronic Commerce, in: Die Betriebswirtschaft, 58. Jg., Nr. 2, S. 265 13 Thome, R.; Schinzer, H.: Electronic Commerce: Anwendungsbereiche und Potentiale der digitalen Geschäftsabwicklung, S. 1 14 Vgl. Richter, K.; Nohr H.: Elektronische Marktplätze, S. 17 15 Vgl. Schubert, P. et al: Digital erfolgreich, S. 16 15 Vgl. Kollmann, T.: E-Business, S. 39 16 Vgl. Kollmann, T.: E-Business, S. 39 11 Kapitel 2: Grundlagen von Online-Shops Seite 8 von 49 Consumer-to-Consumer – C2C: C2C beschreibt die Beziehung zwischen Endkonsumenten. Privatpersonen fungieren hier als Verkäufer und Käufer einer Leistung. Diese Beziehung ist sehr häufig auf Handelsplattformen oder im Internet-Kleinanzeigenmarkt zu finden.17 2.2 Begriffliche Abgrenzung Bei einem Online-Shop handelt es sich um eine internetbasierte „virtuelle Einkaufsstätte“. Konkret ist damit eine Website gemeint, die dem User die Möglichkeit zum elektronischen Einkauf im Internet bietet. Folglich ist ein Online-Shop kein physisch begehbares Geschäft sondern sein virtuelles Ebenbild, welches alle relevanten Funktionsweisen und Eigenschaften einer realen Einkaufsstätte aufweist. Oft wird dafür auch der Begriff Electronic-Shop (E-Shop) oder WebShop verwendet. Der Online-Shop ist im Internet unter einer eigenen Adresse oder als Teil einer Shopping-Mall (vgl. Abschnitt 2.3.2) zu finden. In einem Online-Shop offeriert ein OnlineAnbieter (Hersteller oder Händler) Dienstleistungen oder Güter. Diese Güter können physischer oder digitaler Natur sein, meist handelt es sich hierbei um Standardprodukte. Der Kunde kann die gewünschten Waren auswählen und in einen virtuellen Warenkorb legen. Anschließend kann er seine Bestellung online aufgeben und bezahlen. Handelt es sich um einen Kauf von digitalen Gütern, kann die Ware sofort herunter geladen werden. Bei physischen Gütern muss erst eine Auslieferung mittels Logistikdienstleister veranlasst werden. Beim Verkauf in der realen Welt müssen der Verkäufer oder seine Angestellten immer persönlich anwesend sein, dies ist bei der Veräußerung mittels Online-Shop nicht erforderlich. Der Verkaufsprozess erfolgt über eine individuelle Webseiten-Nutzung, aus Kundensicht liegt eine Mensch-Maschine-Beziehung vor. Ein weiterer Vorteil gegenüber stationären Verkaufsstätten ist die beliebige Sortimentserweiterung von Online-Shops. Die Verkaufsfläche ist nicht durch räumliche Gegebenheiten begrenzt. Ferner ist der Begriff Online-Shop als Oberbegriff für unterschiedliche Leistungsangebote und Händlerstrategien zu verstehen. Die Betreiber von Online-Shops können völlig differenzierte Strategien verfolgen. Etliche Händler wollen sich über den Preis differenzieren, andere über die Produktqualität, einige sind Nischenanbieter und manche wiederum globale Händler.18, 19, 20 Prinzipiell besteht jeder Online-Shop aus einer Storefront und einer Backfront. Die Kunden haben nur Zugriff auf die Storefront, dort können sie Waren suchen, ansehen, beziehen und bezahlen. Auf die Backfront selbst hat nur der Shop-Betreiber Zugriff. In dieser kann er die wichtigsten Funktionen festlegen, wie z. B. Zahlungsmodalitäten, Auftragsmodalitäten, Bestellmodalitäten und den Produktkatalog. In Abbildung 2.1 ist die Grobarchitektur eines Online-Shops aufgeführt.21 17 Vgl. Schubert, P. et al: Digital erfolgreich, S. 16 Vgl. Walgenbach, G.: Die Vorteilssituation von Innovatoren auf elektronischen Märkten, S. 34 19 Vgl. Kollmann, T.: E-Business, S. 189 20 Vgl. Bräutigam P.; Leupold A.: Online-Handel, S. 19 21 Vgl. Meier, A.; Stormer, H.: eBusiness & eCommerce, S. 4 18 Kapitel 2: Grundlagen von Online-Shops Seite 9 von 49 Abb. 2.1: Grobarchitektur eines Online-Shops22 2.3 Shop-Systeme Wie in der realen Welt gibt es im Internet viele verschiedene Möglichkeiten, seinen Shop zu gestalten und zu platzieren. Er kann beispielsweise Teil einer Shopping-Mall sein oder völlig alleine stehen. Im Folgenden sind die einzelnen Shop-Systeme der virtuellen Welt näher erläutert. 2.3.1 Stand-alone-Shops Stand-alone-Shops sind klassische Online-Shops. Der Kunde gelangt durch Eingabe der Internetadresse (URL) des Shops direkt auf die Homepage der Einkaufsstätte. Alternativ kann der potenzielle Käufer auch durch einen Link auf die Homepage weitergeleitet werden, z. B. über den Link der Trefferliste einer Suchmaschine. In einem Stand-alone-Shop bietet nur ein Hersteller oder Händler seine Waren an. Ihm ist es überlassen, welche Sortimentsbreite und Sortimentstiefe er offeriert. Außerdem kann er frei entscheiden, wie die Benutzerführung und die optische und inhaltliche Gestaltung des Shops aussehen sollen.23 Stand-alone-Shops können nochmals in Mono-Shops und virtuelle Kaufhäuser unterteilt werden. 2.3.1.1 Mono-Shops Mono-Shops bieten nur Waren von einer Branche an. Im stationären Handel sind sie mit den Facheinzelhändlern zu vergleichen.24 2.3.1.2 Virtuelle Kaufhäuser Virtuelle Kaufhäuser offerieren eine branchenübergreifende Produktpalette. Sie sind die elektronischen Pendants zu den Kaufhäusern in der realen Welt, bekannte Beispiele dafür sind Kar22 Meier, A.; Stormer, H.: eBusiness & eCommerce, S. 4 Vgl. Becker, M.: Auswirkungen von Online Shopping, S. 47 ff. 24 Vgl. ebd. 23 Kapitel 2: Grundlagen von Online-Shops Seite 10 von 49 stadt.de und Galeria-Kaufhof.de. In diese Kategorie zählen auch E-Shops wie die des Versandhändlers Amazon. Analog zum realen Kaufhaus, in dem die Waren nach verschiedenen Abteilungen geordnet sind, werden die Waren im E-Shop nach verschiedenen Themengebieten abgebildet.25 2.3.2 Shopping-Mall Online-Malls, auch virtuelle oder elektronische Shopping-Center, Virtual-Shopping-Malls oder Electronic-Malls genannt, sind das Internetpendant zu klassischen Shopping-Centern. Im stationären Einzelhandel wird ein Shopping-Center definiert als „eine Einheit geplante, errichtete und verwaltete Agglomeration von Einzelhandels- und sonstigen Dienstleistungsbetrieben“26 verschiedener Art und Größe. Bezogen auf das Internet, ist eine Shopping Mall eine Internetplattform, auf der verschiedene Anbieter ihre Produkte und Dienstleistungen gemeinsam präsentieren. Die Internetplattform hat eine gemeinsame Internetadresse (URL) und verfügt über eine einheitliche Benutzeroberfläche. Allerdings ist jeder Shop auch über seine eigene, direkte Adresse erreichbar und kann überdies in mehreren Malls vertreten sein. Die einheitliche Benutzeroberfläche könnte man mit der Gebäudearchitektur einer realen Mall vergleichen und die gemeinsame Adresse mit dem Standort der Mall. Beim Betreten des Online-Shopping-Centers kann der Kunde einen Shop anklicken und so zum eigenen, virtuellen Verkaufsraum des Verkäufers kommen. Klickt man z. B. auf den Shop des Versandhändlers „Otto“, dann erscheint der gleiche Online-Verkaufsraum wie auf der Homepage des Händlers. Alternativ kann ein Kunde die geschäftsübergreifende, Mall-weite Suchfunktion nutzen und direkt nach Artikeln suchen. In Abbildung 2.2 ist die Startseite des bekannten Online-Shopping-Centers „shopping24“ dargestellt. Abb. 2.2: Startseite „shopping24.de“27 In der Regel ist der Shopping-Mall-Betreiber ein externer Dienstleister, der so genannte Provider. Dieser stellt Gewerbeflächen in Form von Speicherplatz zur Verfügung. Oft übernimmt er 25 Vgl. ebd. Falk, B.; Wolf, J.: Handelsbetriebslehre, S. 222 27 Homepage shopping24.de 26 Kapitel 2: Grundlagen von Online-Shops Seite 11 von 49 auch anbieterübergreifende Dienstleistungen wie beispielsweise das zentrale Marketing, das Kreditscoring oder die Bündelung der Auslieferung. Gerade für kleinere Online-Händler sind Online-Malls vorteilhaft, weil Ihre Angebote im Verbund stärker wahrgenommen werden können. Zusätzlich ist auf attraktiven Shopping-Malls erhöhter „Traffic“ zu verzeichnen. Auf diesem Weg können gegebenenfalls mehr Kunden erreicht werden, als über eine isolierte OnlineLadentheke. Der Kunde wiederum hat den Vorteil, dass er viele relevante Produkte an einer Stelle findet. Da es im Internet keine räumlichen Distanzen zu überwinden gilt, ist dieser Vorteil allerdings nicht so groß wie bei stationären Shopping-Malls. Viele Online-Center kämpfen überdies mit einem negativen Image. Die häufigsten Kritikpunkte sind die Unübersichtlichkeit des Produktangebots, die Logik der Suchmaschinen und der zu geringe Unterhaltungswert.28 28 Vgl. Walgenbach, G.: Die Vorteilssituation von Innovatoren auf elektronischen Märkten, S. 35 f. Kapitel 3: Erfolgspotenzial von Online-Shops Seite 12 von 49 3 Erfolgspotenzial von Online-Shops Um die Erfolgspotenziale von E-Shops realisieren zu können, gibt es gewisse Faktoren, die beachtet werden müssen. In diesem Abschnitt sind die Anforderungen an einen Online-Shop aus Kundensicht, die Erfolgsfaktoren und die Vorteile von Webshops erläutert. 3.1 Kundenanforderungen an Online-Shops Angesichts der immer stärker werdenden Konkurrenz müssen die Verkäufer ihre Online-Shops mit Bedienkomfort, Individualität und Service aufwerten. In der Realität ist dies oft nicht der Fall. Daher gehen den Händlern mangels Kundeninformationen und Bedienkomfort Umsätze in Millionenhöhe verloren. Folgende Eigenschaften sind den Kunden bei einem Online-Shop besonders wichtig: Navigation: Ein einfacher und intuitiver Umgang mit dem Online-Shop ist ein bedeutsamer Faktor für ein unvergessliches Einkaufserlebnis. Dafür müssen die Inhalte gut strukturiert und die Navigation leicht und verständlich sein. Die Navigations-Elemente ermöglichen dem Benutzer, sich im virtuellen Raum zu orientieren und bestimmte Seiten direkt aufzurufen. Nur wenn sich ein Kunde auf der Website zu Recht findet, wird er diese wieder besuchen. Besonders hilfreich ist eine logische Strukturierung des Produktsortiments, oft erfolgt diese nach Themengebieten. Die einzelnen Themengebiete können nochmals weiter kategorisiert werden. Wichtig ist, dass eine Navigation dem User folgende Fragen beantworten kann: Wo bin ich auf der Website? Wo war ich? Welchen Weg habe ich hinter mir? Wo kann ich hin gehen? Mit welchen Klicks gelange ich zum Ziel?29, 30 Abb. 3.1: Navigationsleiste vom Tchibo-Online-Shop31 Kurze Ladezeiten: Eine Studie des Marktforschungsinstituts Forrester Consulting, bei der 1.048 Online-Käufer befragt wurden, ergab, dass ein Online-Shopper eine vollständig in seinem Browser dargestellte Website binnen zwei Sekunden erwartet. Sollte dies nicht der Fall sein, kehren 40 % der User diesem Online-Shop binnen drei Sekunden den Rücken. Bei 79 % der mit der Site-Performance unzufriedenen Shoppern sank die Bereitschaft, in diesem E-Shop einzukaufen, deutlich. Bei 27 % sank sogar die Bereitschaft, weiterhin im stationären Ladengeschäft des Verkäufers einzukaufen. Im Jahr 2006 waren die Online-Shopper noch bereit, vier Sekun- 29 Vgl. Witte, H.: Tipps für Online-Shops Vgl. Heinemann, G.: Der neue Online Handel, S. 118 31 Homepage Tchibo 30 Kapitel 3: Erfolgspotenzial von Online-Shops Seite 13 von 49 den lang auf den Webseitenaufbau zu warten. Laut dieser Studie sind die Benutzerfreundlichkeit, Inhalte und Geschwindigkeit die wichtigsten Faktoren für loyale Kunden.32 24/7-Betrieb: Die Kunden erwarten, dass ein Online-Shop 24 Stunden lang, sieben Tage die Wochen erreichbar ist. Das diese hohe Erreichbarkeit nicht immer der Fall ist, zeigt folgendes Beispiel: 2008 kam es zu Ausfällen beim Vorverkauf für die Tickets der Europameisterschaft, weil der Server des DFB die vielen Zugriffe nicht verarbeiten konnte. Nur jeder dritte Besucher konnte in der ersten Stunde die Bestellseite erreichen.33 Sicherheit: Die Sicherheit der Plattform ist eine unumgängliche Voraussetzung für das Vertrauen der Kunden und somit für einen erfolgreichen E-Shop. Die Sicherheit erstreckt sich besonders auf die Punkte Datenschutz, Datenintegrität und Verfügbarkeit. Mit Datenschutz ist die Sicherheit von privaten und sensiblen Daten (z. B. Passwörter oder Kreditkartennummern) gemeint. Unter Datenintegrität wird die Verhinderung der Datenzerstörung und Datenmanipulation auf nicht-autorisierte oder unbeabsichtigte Art und Weise verstanden. Die Verfügbarkeit besagt, dass für autorisierte Personen immer ein lesender bzw. schreibender Zugriff auf die Daten möglich sein muss.34 Kundeninteraktion: Für Kunden ist es sehr wichtig, was andere Käufer von dem Produkt halten. Insbesondere der User Generated Content (Kundenbewertung) wird als glaubhaft empfunden und dient als Kaufkriterium. Aus diesem Grund ist die Möglichkeit der Produktrezensionen in einem E-Shop durchaus vorteilhaft. Wobei Shop-Betreiber Bewertungsstrukturen vorgeben sollten (z. B. Notensystem), um eine Vergleichbarkeit zu schaffen. Zufriedene Kunden sind immer noch die besten Verkäufer.35, 36 Produktdarstellung: Die Produkte sollten durch ansprechende Bilder dargestellt werden, die sich auf Wunsch vergrößern lassen. Prinzipiell gilt die Regel, interessante Inhalte graphisch aufzubereiten und gegebenenfalls mit Texten, Musik, Bildern und Animationen zu kombinieren. Allerdings ist darauf zu achten, dass es nicht zu komplex wird, sonst halten die langen Ladezeiten den Kunden vom Kauf ab und die ganze Website wird unübersichtlich. Überdies ist es wichtig, dass eine Produktbeschreibung mit Preisangaben vorzufinden ist. Dies schließt auch eine transparente Darstellung der Versandkosten mit ein. Versandpreisübersichten und Allgemeine Geschäftsbedingungen sollten übersichtlich und nicht zu textlastig gestaltet sein. Bei technischen Artikeln sind Produktdetails gefragt, wobei der Stil der Informationen nüchtern und sachlich zu halten ist. Längere Texte sollten zum Download zur Verfügung gestellt werden. Wobei normalerweise die Texte vom Kunden nur gescannt und nicht im Detail gelesen werden. Daher ist es empfehlenswert, Key-Words in den Text einzubauen, um das Kundeninteresse zu wecken und nur große, klare Schriften zu verwenden. Der Text sollte so knapp wie möglich gehalten werden und trotzdem alle relevanten Informationen enthalten. Neben der Produktbeschreibung ist es wichtig, die aktuellen Lieferzeiten aufzuführen, damit der Kunde informiert ist, wie lange er nach der Bestellung warten muss. Auch im Internet muss das Shop-Ambiente zu den Produk- 32 Vgl. Felser, R.: E-Commerce: Schlechte Performance kostet Kunden Vgl. Krol, B.: Standortfaktoren und Standorterfolg im Electronic Retailing, S. 94 34 Vgl. Kollmann T.: E-Business, S. 193 35 Vgl. ebd. 36 Vgl. Alexander, S.: Probleme im Online-Shop 33 Kapitel 3: Erfolgspotenzial von Online-Shops Seite 14 von 49 ten und Erwartungen des Kunden passen. Der erste Eindruck gewinnt der Kunde über den Einstiegsbereich, daher sollte dieser immer aktuell, attraktiv und aufgeräumt sein.37, 38 Produktsuche: Voraussetzung um Umsatz zu generieren ist, dass der Kunde das Produkt finden kann. Die Suchfunktion muss sich daher an den Bedürfnissen der Nutzer orientieren und auch eine Volltextsuche innerhalb der Artikelbeschreibung zulassen. Außerdem sollten falsch geschriebene Begriffe oder alternative Bezeichnungen ebenfalls zum Erfolg führen. Ferner ist es empfehlenswert, eine Suche nach spezifischen Produkteigenschaften zu integrieren, wie z. B. nach der ISBN-Nummer bei Büchern. Dazu muss eine Recherche mit einem einfachen Suchfeld ermöglicht werden, wie dies z. B. bei Google der Fall ist, zusätzlich aber auch eine Suche mit einem Suchformular bei dem man Filter setzen kann. Diese Filter sollten so konzipiert sein, dass sie den Kunden nicht auf Grund zu spezifischer Angaben abschrecken. Ein optimal ausgestatteter Webshop enthält eine Artikelsuche (z. B. Schirmmütze), eine Kategoriensuche (z. B. Stoffhüte), eine Funktionssuche (z. B. Sonnenschutz), eine Stichwortsuche (z. B. Gore-Tex) und ein Suchformular, bei dem mehrere Filter gesetzt werden können. Eine Studie des schwedischen Beratungshauses Avail Intelligence hat herausgefunden, dass 57 % der Befragten weitere für sie interessante Produkte in einem Shop kaufen würden, wenn sie das ursprünglich gesuchte Produkt mühelos finden konnten.39, 40, 41 Produktvergleich: Gerade bei technischen und komplexen Produkten ist es dem Kunden wichtig, dass man die Artikel gegenüberstellen und vergleichen kann.42 Warenkorb: Der Warenkorb ist eine Standardfunktion in einem Online-Shop. In ihm können die gewählten Artikel bis zum Bezahlvorgang gespeichert werden. Das Ablegen eines Artikels in den Warenkorb verpflichtet noch nicht zum Kauf, sondern er dient als Übersichts- und Prüfmöglichkeit bezüglich der eigenen Kaufabsicht. Der Warenkorb sollte flexibel verwaltbar sein, d. h. nicht gewünschte Artikel müssen sich problemlos entfernen lassen und die Anzahl der Produkte sollte veränderbar sein. Besonders hilfreich ist es für einen Stammkunden, der öfters die gleichen Produkte in der gleichen Menge bestellt, wenn er einen Standardwarenkorb anlegen kann. Überdies ist es für einen Kunden angenehm, wenn die Option besteht, auf eine Übersicht der kürzlich bestellten Artikel zurück zugreifen.43 Ein gut funktionierender Warenkorb enthält folgende Funktionen:44 - Mehrmaliges Aufnehmen von Artikeln der gleichen Art, - entfernen eines nicht länger gewünschten Artikels, - die Möglichkeit der Ansicht der Artikeldetails vom Warenkorb aus, - nachträgliches Ändern der Bestellmenge, - nachträgliche Konfigurationsänderung von konfigurierbaren Produkten, - Brutto- und Nettopreisanzeige, - Anzeige der Versandkosten und der Zahlungsarten. 37 Vgl. Alexander, S.: Probleme im Online-Shop Vgl. Kollmann T.: E-Business, S. 197 39 Vgl. Witte, H.: Tipps für Online-Shops 40 Vgl. Wyllie, D.: Individualisierte Zielseiten sind ein Muss 41 Vgl. Kollmann E.: E-Business S. 194 f. 42 Vgl. ebd. 43 Vgl. Bräutigam P.; Leupold A.: Online-Handel, S. 23 f. 44 Vgl. Kollmann T.: E-Business, S. 198 f. 38 Kapitel 3: Erfolgspotenzial von Online-Shops Seite 15 von 49 In Abbildung 3.2 ist ein Beispiel für einen Warenkorb des Versandhändlers „Otto“ zu finden. Abb. 3.2: Beispiel für einen Warenkorb45 Der oben abgebildete Warenkorb ist ein gutes Beispiel, weil Detailinformationen angezeigt werden. Zusätzlich können mit der Funktion „Artikel ändern“ die Menge und die Produkteigenschaften geändert werden. Außerdem sind auf einen Blick die Lieferfähigkeit, der Warenwert und die Versandkosten zu sehen. Produktbestellung: Wenn sich ein Kunde dafür entscheidet, die Artikel in seinem Warenkorb zu kaufen, sollte ihm dies so leicht wie möglich gemacht werden. Folglich ist der Weg vom Warenkorb bis zur virtuellen Kasse einfach zu gestalten. Eine Faustregel besagt, dass es dem Kunden mit drei Mausklicks möglich sein sollte eine Produktbestellung abzuschließen. Es sollten immer nur die notwendigsten Daten abgefragt werden. Je mehr Bestellformulare ausgefüllt werden müssen, desto größer ist die Hemmschwelle zum Kauf. Das Versandhaus Amazon bietet für registrierte Kunden sogar die Bestellung mit einem Mausklick an. In jedem Online-Shop sollte es überdies möglich sein, ein virtuelles Benutzerkonto anzulegen. Durch dieses Konto stehen dem Kunden nach Eingabe des Passwortes sämtliche in dem Bestellprozess benötigten Kundeninformationen wie Lieferadresse und Zahlungsmodalitäten ohne erneute Eingabe zur Verfügung. Außerdem sollte dem Kunden immer genau aufgezeigt werden, wo er sich im Bestellprozess befindet und wie viele Schritte noch zu erledigen sind.46, 47 Zahlungsarten: Bei den Zahlungsarten geht es darum, eine möglichst kundenwunschkonforme Auswahl an Zahlungsmitteln zur Verfügung zu stellen. Diese Auswahl kann von der Überweisung über Nachnahme-, Lastschrift- und Kreditkartenverfahren bis hin zu speziellen OnlineBezahlsystemen wie Pay-Pal gehen. Natürlich sollte nach Entscheidung für eine Zahlungsart die 45 Vgl. Homepage Otto Vgl. Kollmann T.: E-Business, S. 199 f. 47 Vgl Amazon.de: 1-Click® 46 Kapitel 3: Erfolgspotenzial von Online-Shops Seite 16 von 49 Abwicklung für den Kunden möglichst einfach sein. Der ganze Vorgang muss auf den Käufer einen seriösen und vertrauenswürdigen Eindruck machen. Es sollten nur die unbedingt notwendigen persönlichen Angaben gefordert werden, um den Kunden nicht abzuschrecken. Außerdem sollte die verschlüsselte Datenübertragung über SSL (Secure Sockets Layer) eine Selbstverständlichkeit für jeden Online-Händler sein. Secure Sockets Layer ist ein Verschlüsselungsprotokoll, das für die sichere Kommunikation im Internet benutzt wird. Nach Ergebnissen des Internet World Business Trendscout „Sicherheit beim Online-Kauf“ verschenken Internet-Firmen auf Grund des Mangels an vertrauensbildenden Maßnahmen erheblichen Umsatz. Die Studie beruht auf der Befragung von 171 Fach- und Führungskräften der Internetwirtschaft. Nach Aussagen der Studie haben schon einmal zwei von drei Internet-Shoppern eine Bestellung abgebrochen, weil ihnen der besuchte Shop nicht seriös genug erschien. Von diesen Abbrechern sagten die Hälfte, dass sie die Bestellung fortgesetzt hätten, wenn der Shop eine sichtbare TÜVPlakette gehabt hätte.48, 49 Tracking: Für einen Web-Shop sollte es selbstredend sein, dass ein Kunde seine Bestellung nachverfolgen kann. Noch besser ist es, wenn der Kunde automatisch über den Status seiner Bestellung informiert wird. Die Kunden von Amazon.de bekommen beispielsweise nicht nur eine Bestellbestätigung, sie erhalten auch Nachricht, wenn das Paket den Anbieter verlassen hat. 3.2 Erfolgsfaktoren von Online-Shops Erfolgsfaktoren sind üblicherweise Einflussgrößen, die einen entscheidenden Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. Gute Chancen auf einen Unternehmenserfolg haben Shop-Betreiber, wenn sie die in Abschnitt 3.1 aufgeführten Kundenforderungen erfüllen. Im Idealfall sollten sie diese Anforderungen deutlich besser als die Konkurrenz verwirklichen. Abgesehen von den Kundenanforderungen gibt es noch die nachstehenden Erfolgsfaktoren, die ebenfalls Beachtung finden müssen. Nach Heinemann sind besonders die folgenden Erfolgsfaktoren für einen Online-Shop entscheidend:50 - Eine einzigartige Anziehungskraft des E-Shops und ein deutlich profiliertes Leistungsversprechen (Shop-Attraction and Selling-Proposition). - Eine extensive Nutzung von Communities und sozialen Netzwerken (Social-Targeting). - Ausgezeichnete und schnelle Selbstbedienungs-, Service- und Suchlösungen (Service- and Search-Solutions). - Maximal mögliche Individualisierung und Personalisierung in der Kundenansprache (Individualisation). - System- und Wertschöpfungskette-Exzellenz (System- and Supply-Chain-Excellence). - Bestmögliche Sicherheits-Standards und -Reputation (Security-Standard and -Reputation). - Strategische Allianzpartnerschaften (Strategic Alliances). Auf Grund des begrenzten Umfangs der Arbeit werden im Folgenden die vom Autor als außerordentlich wichtig erachteten Faktoren näher erläutert. 48 Vgl. Bräutigam P.; Leupold A.: Online-Handel, S. 24 Vgl. Knoll, R.: Studie: Webshops unterstützen Sicherheitsbedürfnis ihrer Kunden 50 Vgl. Heinemann G.: Der neue Online-Handel, S. 89 49 Kapitel 3: Erfolgspotenzial von Online-Shops Seite 17 von 49 3.2.1 Shop-Attraction and Selling-Proposition Im Online-Handel sind insbesondere Shops erfolgreich die, eine eindeutige Differenzierung gegenüber den Wettbewerbern erreicht haben. Der Shop sollte so gestaltet sein, dass er von sich aus eine Anziehungskraft im Markt hat. Dieser Punkt schließt auch eine sorgfältige Sortimentsauswahl mit ein. Gerade die „räumliche Unbegrenztheit“ verleitet dazu, viele verschiedene Produkte ohne eine klare Linie ins Sortiment aufzunehmen. Auch im Sortiment sollte sich die kommunizierte Markenpositionierung wieder finden, schließlich ist es ein Unterschied, ob man als Gemischtwarenhändler oder als Medienhändler mit Zusatzangebot wahrgenommen wird. Entscheidend ist, ob ein Online-Händler die Fähigkeit besitzt, ein attraktives Sortiment in der erforderlichen Tiefe und Breite zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis anzubieten. Dies soll nicht bedeuten, dass in dem zur Markenposition passenden Sortiment keine überragende Auswahl gegenüber Offline-Anbietern offeriert werden darf. Besonders attraktiv ist ein Shop für einen Kunden auch immer dann, wenn Serviceleistungen wie Kundenrezensionen/ bewertungen, technische Produktvergleiche, Zubehörlisten, dynamische Produktempfehlungen, Wunschlisten, Suchservice für seltene Titel, etc. zum Einsatz kommen. 51 Bei der Auswahl der angebotenen Produkte muss immer darauf geachtet werden, dass die Produkte internetfähig sind. Produkte, die über ein hohes E-Potenzial verfügen, haben eine besonders gute Interneteignung. Das E-Potenzial beschreibt, wie gut sich Artikel auf Grund ihrer Produkteigenschaften über ein Online-Medium verkaufen lassen. Anhand folgender Faktoren kann das E-Potenzial eines Erzeugnisses bestimmt werden:52 Digitalisierbarkeit: Ein wichtiges Kriterium ist die Digitalisierbarkeit von Produkten. Darunter ist die Umwandlung von Erzeugnissen in digitale Informationen zu verstehen. Digitale Artikel sind hervorragend für den Vertrieb über das Internet geeignet bzw. wurden extra dafür konzipiert, z. B. der Download von Musik. Nicht digitalisierbare Produkte sind physische Güter, bei ihnen muss bewertet werden, in wie weit sich die Produkteigenschaften, also Informationen über das Produkt, digital darstellen lassen. Ist diese Darstellung möglich und ausreichend, um das Produkt für den Kunden zu beschreiben, dann kann der Verkaufsprozess, von der Lieferung abgesehen, elektronisch abgewickelt werden. Bei der Logistik kann lediglich der Informationsfluss, welcher die Lieferung begleitet, elektronisch abgewickelt werden. Wenn man sich Gedanken über die Logistik macht, sollte man immer prüfen, ob ein Gut überhaupt für den Versand geeignet ist und wie lange die Lieferzeiten wären. Ein Buch ist ein Beispiel für ein physisches Gut, das für den Online-Vertrieb geeignet ist. Bei diesem Artikel können alle für die Kaufentscheidung notwendigen Informationen vorab bereitgestellt werden. Außerdem ist die physische Lieferung sehr gut realisierbar, denn Bücher sind niedrigpreisig, stapelbar, haltbar und in kleinen Packungseinheiten zu liefern. Diese Produkteigenschaften können einer der Gründe für den frühen Siegeszug des Buches im Internet sein.53 51 Vgl. Heinemann, G.: Der neue Online-Handel, S. 90 ff. Vgl. Kollmann, T.: E-Business, S. 249 53 Vgl. Kollmann, T.: E-Business, S. 249 und Walgenbach, G.: Die Vorteilssituation von Innovatoren auf elektronischen Märkten, S. 37 52 Kapitel 3: Erfolgspotenzial von Online-Shops Seite 18 von 49 Art der Güter: Suchgüter eigenen sich für Online-Transaktionen besonders gut. Das sind Güter, bei denen man schon vor dem Kauf durch Informationssuche Kenntnis über die Qualität des Produktes erlangen kann, z. B. Bücher sind Suchgüter.54 Höhe des Kaufrisikos: Das Kaufrisiko bestimmt sich durch den Preis und das Vertrauen. Je höher der Preis des Gutes und je geringer das Vertrauen, desto höher sind die Hemmschwellen bei Käufern.55 Kauffrequenz: Nach Angaben der Autoren Peterson, Balasubramanian und Bronnenberg werden hochfrequentierte, niedrigpreisige Produkte physischer Natur bevorzugt im stätionären Handel gekauft. Hochfrequentierte, niedrigpreisige Produkte informativer Natur werden dagegen eher im Internet beschafft.56 Digitale Beurteilbarkeit: Dieses Kriterium bezieht sich auf das Selbstbedienungspotenzial eines Gutes. Ein Kunde muss über das Online-Medium entscheiden, ob er das Produkt auch ohne reale Prüfung kaufen möchte. Lebensmittel sind z. B. nicht digital beurteilbar, da ein Kunde die Produkte gerne anfassen und auf ihre Frische prüfen möchte. Als besonders netzfähig zählen Produkte, die online ausprobiert werden können, wie beispielsweise Software, Informationsdienste, digitale Publikationen und elektronische Produkte.57 Digitaler Beratungsaufwand: Dieses Kriterium bezieht sich auf den Informationsumfang eines Produktes. Manche Artikel lassen sich mit nur wenigen Informationen hinreichend beschreiben, andere hingegen benötigen eine umfassende Beratung vor dem Kauf, die nicht ohne weiteres digitalisiert werden kann. Beratungsintensive Produkte sind weniger für den Vertrieb über ein Online-Medium geeignet, solche Produkte sind z. B. Industrieanlagen.58 Digitale Identifizierbarkeit: Die Artikel sollten eindeutig identifizierbar sein, so dass ein potenzieller Kunde sie problemlos finden und identifizieren kann. Beim Buch kann dies beispielsweise durch die ISBN-Nummer erfolgen. In Abbildung 3.3 sind die im Internet meist gekauften Produkte nach Anzahl der Käufer im Jahr 2009 dargestellt. Am liebsten kauften die Konsumenten Tickets, dicht gefolgt von Büchern und Übernachtungen. 54 Vgl. Walgenbach, G.: Die Vorteilssituation von Innovatoren auf elektronischen Märkten, S. 36 und Gabler Wirtschaftslexikon: Suchgut 55 Vgl. Lampe, F.: Unternehmenserfolg im Internet, S. 252 56 Vgl. Peterson, R. A. et al.: Exploring the Implications of the Internet for Consumer Marketing, S. 329-346 und Feeny, D: Making Business Sense of the E-Opportunity, S. 41-51. 57 Vgl. Kollmann, T.: E-Business, S. 250 58 Vgl. ebd. Kapitel 3: Erfolgspotenzial von Online-Shops Seite 19 von 49 Abb. 3.3: Beliebteste Produkte nach Anzahl der Käufer im Internet59 Abschließend kann gesagt werden, dass sich Produkte mit einem hohen E-Potential sehr gut für den Verkauf über das Internet eignen. Ein solches Gut ist z. B. Musik. Es ist klar beschreibbar (Titel, Interpret, Stilrichtung) und über eine Online Hörprobe vorab beurteilbar. Produkte mit einem geringen E-Potenzial, die sich dennoch sehr gut für den Verkauf über das Internet eignen, sind Markenartikel oder schwer erhältliche Produkte. Durch den Markennamen kann sich der Konsument schon ein gewisses Bild von der Qualität und dem Konsumnutzen des Produktes machen. Nach Meinung der Autoren Bliemel und Theobald werden im Internet besonders Produkte gekauft, die absolut einen niedrigen Preis haben, nicht komplex und beratungsintensiv sind, keine ausgeprägten emotionalen Aspekte aufweisen und darüber hinaus standardisierbar und digitalisierbar sind. Diese Aussage wurde auch empirisch überprüft und weitgehend bestätigt.60 3.2.2 Social-Targeting Im Web 2.0 Zeitalter gibt es für alle Lebensbereiche und für so ziemlich jedes Produkt eine Community. In diesen Communities kann der Kunde sein Konsumerlebnis teilen und seine Meinung über ein Produkt oder eine Marke den anderen Mitgliedern anvertrauen. Ein OnlineHändler sollte mit solchen Communities kooperieren oder selbst welche ins Leben rufen. So können Kunden mit gleichen Interessen gezielt angesprochen werden. Es wird davon ausgegangen, dass das Social-Targeting in Zukunft enorm an Bedeutung gewinnen wird.61 3.2.3 Service- and Search-Solutions Als Hauptgrund für die „Einkaufsstättenwahl Internet“ wird vom Kunden Zeit- und Kostenersparnis angegeben. Um diese Zeitersparnis realisieren zu können, benötigt der Kunde eine hervorragende Navigation und Suchfunktion in seinem Online-Shop. Auf diese beiden Punkte wird hier nicht näher eingegangen, da sie bereits in Kapitel 3.1 bei den Kundenanforderungen behandelt wurden. Allerdings ist mit exzellenter Suchfunktion auch die Suche außerhalb des Shops gemeint. Darunter wird verstanden, wie leicht es für einen Kunden ist, im Internet auf den Shop 59 Vgl. BITKOM: Im Internet kaufen Verbraucher am liebsten Fahrkarten Vgl. Bliemel, F.; Theobald, A.: Determinanten der Produkteignung zum Internetvertrieb, S. 7 ff. und Kollmann, T.: E-Business, S. 250 61 Vgl. Heinemann G.: Der neue Online-Handel, S. 104 ff. 60 Kapitel 3: Erfolgspotenzial von Online-Shops Seite 20 von 49 zu stoßen. Dabei ist besonders entscheidend, auf welchen Rängen der Online-Shop bei den Suchmaschinen (z. B. Google) vertreten ist. Die Mehrheit der Kunden kommt über externe Suchmaschinen zu einem E-Shop, daher ist es sehr wichtig, dass die Site für Suchmaschinen optimiert ist. Eine Studie des schwedischen Beratungshauses Avail Intelligence ergab, dass mehr als 90 Prozent der Interviewten bei der Suche nach einem Produkt über Suchmaschinen, soziale Netzwerke oder Preisvergleichsseiten in die entsprechenden Shops gelangten. Die direkte Eingabe der Domain-URL (Internetadresse) eines Shops findet kaum Anwendung. Im Bereich der Kundenpflege und des Services liegt großes Potenzial für Händler, um sich positiv von den Konkurrenten abzuheben. Gerade in der Vorkauf- und Nachkaufphase ist es möglich, dem Kunden einen erheblichen Mehrwert zu bieten. In der Vorkaufphase können beispielsweise zusätzlich zur multimedialen Produktdarstellung umfassende Informationsmaterialien und interessante Ergänzungen als Download oder Link zu externen Informationsquellen angeboten werden. Außerdem besteht die Möglichkeit von Probelieferungen. Zusätzlich könnten dem Internet-Kunden Online-Tools zur Verfügung gestellt werden, wie z. B. E-Learning, Wirtschaftlichkeitsberechnung oder Beantragung öffentlicher Fördergelder. In der After-Sales-Phase sollten dem Kunden neben Newslettern auch sämtliche Informationsmaterialien angeboten werden, die er benötigen könnte, wie z. B. Bedienungsanleitungen, Einbauhilfen, Übersichtstabellen oder Datenbankbibliotheken mit Datenblättern. Auf jeden Fall muss der Umtauschservice, das Reklamationswesen, der Reparaturservice und die Garantieabwicklung von besonderer Qualität sein, da diese beim Distanzhandel empfindliche Themen sind.62, 63 3.2.4 Individualisation Bei den Online-Kunden ist heutzutage ein Hang zur Individualisierung zu erkennen. Sie erwarten eine gezielte und personalisierte Bedürfnisbefriedigung. Aus diesem Grund wird auch das „One-to-One“-Marketing immer wichtiger. Es erfolgt eine Bedürfnisbefriedigung anhand personalisierter Angebote. Aus der Fülle der Kundeninformationen werden Profile erstellt, die für das „One-to-One“-Marketing verwendet werden können. Einen besonderen Vorteil bieten ShopSysteme, die auf Basis der User-Registrierung eine individuelle Kundenansprache und Leistung ermöglichen. So eine personalisierte Kundenansprache geht meist mit erhöhten Dialogmaßnahmen einher. Diese können z. B. durch personalisierte E-Mails, Kundenforen oder FAQ64-Bereiche bedient werden. Ferner wird die Kundenbindung durch Cookies65 gesteigert, die registrierte User automatisch erkennen, ansprechen und mit gewünschten Angeboten versorgen. Diese Angebote gehen von der einfachen Zubehörlogik, über das Cross-Selling bis hin zu einer profilbasierenden Logik, die individuelle Startseiten und Angebote passend zum bisherigen Kaufverhalten anzeigt. Der Versandhandel Amazon ist ein gutes Beispiel für erfolgreiches Cross-Selling (Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch…). Gerade in Verbindung mit der heutigen Informationsüberflutung wird Individualisierung immer wichtiger. Manche Shops lassen sogar von Auskunftsdateien (z. B. Creditreform) die Bonität der Kunden an- 62 Vgl. Wyllie, D.: Individualisierte Zielseiten sind ein Muss Vgl. Heinemann, G.: Der neue Online-Handel, S. 115 ff. 64 FAQ ist die Abkürzung für frequently asked questions und bedeutet übersetzt häufig gestellte Fragen. 65 Das Cookie ist eine Datei, die auf der Festplatte des Webseitenbesuchers gespeichert und für Registrierzwecke verwendet wird. Meier, A.; Stormer, H.: eBusiness & eCommerce, S. 251 63 Kapitel 3: Erfolgspotenzial von Online-Shops Seite 21 von 49 hand von Namen und Adresse beurteilen. Auf Grund dieser Ergebnisse bieten sie dann den Kunden differenzierte Zahlungs- und Rückgabemodalitäten an.66, 67, 68 3.2.5 Security-Standard and -Reputation Viele Kunden fragen sich auf Grund der Anonymität des Internets, ob der besuchte Händler seriös ist. Insbesondere wenn es sich um kleine, weniger bekannte Anbieter handelt. Daher kann das Sicherheitsimage des Shop-Betreibers ein entscheidender Erfolgsfaktor sein. Bei folgenden Punkten sehen die Kunden oftmals ein Risiko: Funktionales Risiko: Weder die Qualität, noch die Funktionalität des Produktes ist überprüfbar. Der Anbieter kann das Risiko minimieren, indem er nur Markenware anbietet, dem Kunden umfassende Rechte einräumt (z. B. Umtauschrecht) und seine Reputation stärkt. Die Reputation lässt sich beispielsweise durch PR-Arbeit stärken. Finanzielles Risiko: Dies besteht für den Kunden insbesondere dann, wenn er die Ware zurück sendet bzw. reklamiert und außerdem noch im Hinblick auf einen Datenmissbrauch während des Bezahlvorgangs. Hier kann ein Online-Händler entgegenwirken, in dem er großzügige AGB‘s verfasst und alternative Bezahlverfahren, wie z. B. Paypal, anbietet. Persönliches Risiko: Sehen die Kunden meist in einem Datenmissbrauch von persönlichen Angaben, z. B. indem eine unautorisierte Herausgabe der E-Mail-Adresse erfolgt. Daher sollte für den Händler die Wahrung der Anonymität und der Privatsphäre oberste Priorität haben. Zeitliches Risiko: Besteht für die Kunden meist in langen Lieferzeiten, gerade wenn Termine wie Weihnachten eingehalten werden müssen. Dem sollte der Anbieter durch flexible Kapazitätsplanung entgegenwirken. Besonders wichtig für einen erfolgreichen Shop ist eine gut funktionierende Logistik. Ein Shop, der Lieferung innerhalb drei Tagen verspricht und dann erst in zwei Wochen liefert, wird wenig Zustimmung finden.69 3.3 Vorteile von Online-Shops Durch die Nutzung von Online-Shops ergeben sich sowohl für die Konsumenten als auch für die Händler zahlreiche Vorteile die im weiteren Verlauf des Kapitels näher erläutert werden. 3.3.1 Vorteile von Online-Shops aus Konsumentensicht Die Motive, warum Konsumenten in Online-Shops einkaufen, sind vielfältig. Insbesondere gegenüber dem stationären Einzelhandel bieten E-Shops mehrere Vorteile: Möglichkeit des orts- und zeitunabhängigen Einkaufes: Durch das Internet erhält der Kunde eine 24-Stunden-Bestellmöglichkeit. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass im Online-Handel be- 66 Vgl. Bräutigam P.; Leupold A.: Online-Handel, S. 24 Vgl. Alexander, S.: Probleme im Online Shop 68 Vgl. Heinemann, G.: Der neue Online-Handel, S. 130 ff. 69 Vgl. Heinemann, G.: Der neue Online-Handel, S. 151 67 Kapitel 3: Erfolgspotenzial von Online-Shops Seite 22 von 49 vorzugt abends und nachts bestellt wird. Außerdem muss ein Kunde nicht mehr in das stationäre Geschäft gehen, sondern kann an jedem Ort mit Internetzugang einkaufen.70 Größere Auswahl: Eine größere Auswahl ergibt sich durch den weltweiten Zugriff. Ein Kunde kann international bei Anbietern bestellen und hat so ein deutlich umfassenderes Angebot als es stationär möglich wäre.71 Markttransparenz: Durch die „Echtzeit“-Vergleichsmöglichkeit erhöht sich die Markttransparenz für den Kunden enorm. Diese Vergleichsmöglichkeit wird von Preissuchmaschinen oder Software-Agenten unterstützt, welche für den Kunden das optimale Angebot heraussuchen. Ein potentieller Kunde kann ohne zusätzliche Transaktionskosten leicht das für ihn beste Angebot finden.72 Senkung der Transaktionskosten: Für den Kunden sinken die Transaktionskosten dadurch, dass er keine Distanz zur Einkaufsstätte zurücklegen muss. Außerdem wird der Vergleich von verschiedenen Anbietern erleichtert und die Wartezeiten, z. B. an der Kasse, reduziert.73 Erhöhung der Informationstransparenz: Der Kunde verfügt über Informationsvorteile, da er schnell, unkompliziert, orts- und zeitunabhängig auf viele verschiedene Informationen zurück greifen kann. Diese Informationen können dank der elektronischen Unterstützung so dargestellt und kategorisiert werden, dass sie für den Kunden leicht aufnehmbar sind. In Online-Shops werden oftmals mehr Informationen dargestellt als in stationären Geschäften. Damit wird unter anderem versucht, das fehlende sensorische Produkterlebnis auszugleichen.74 Abbildung 3.4 zeigt die wichtigsten Gründe für einen Konsumenten, Online-Shopping zu betreiben. Die Ergebnisse stammen aus einer Befragung der Dialego AG im Jahr 2009. Basis waren 914 Befragte, die schon einmal im Internet eingekauft haben. Mehrfachnennungen waren möglich. Abb. 3.4: Die wichtigsten Gründe aus Konsumentensicht für einen Einkauf im Internet75 70 Vgl. Heinemann, G.: Der neue Online-Handel, S. 223 Vgl. Heinemann, G.: Der neue Online-Handel, S. 223 72 Vgl. ebd. 73 Vgl. Mau, G.: Die Bedeutung von Emotionen beim Besuch von Online-Shops, S. 40 74 Vgl. ebd. 75 Vgl. Dialego AG: Online-Shopping 71 Kapitel 3: Erfolgspotenzial von Online-Shops Seite 23 von 49 Es ist deutlich zu erkennen, dass den potenziellen Käufern die gezielte Suche nach Schnäppchen und die Ruhe beim stöbern am wichtigsten ist. Diese Argumente werden dicht gefolgt von der Ungebundenheit an Öffnungszeiten und der Ersparnis der Wege. 3.3.2 Vorteile von Online-Shops aus Händlersicht Als zentrale Vorteile von Online-Shops aus Händlersicht gelten insbesondere die folgenden Punkte: Globale Präsenz: Durch die weltweite Präsenz erschließen sich dem Händler ganz neue Zielgruppen und Märkte. Direkte Bestellannahme: Durch die direkte Bestellannahme kommt es zu einer Verkürzung der Vertriebskette. Ferner können einige Funktionen auf den Kunden übertragen werden, wodurch z. B. die Kosten für die manuelle Bestelleingabe oder das Call-Center sinken.76 Gewinnung von Kundendaten: Durch das Online-Medium ist es für den Händler möglich, die Such- und Kaufdaten der Kunden nachzuvollziehen. Dadurch können Kundendaten von immenser Qualität gewonnen werden und die Informationstransparenz des Verkäufers erhöht sich enorm. Dies wiederum ermöglicht dem Händler ein individualisiertes Angebotsprofil bis hin zu einer persönlichen Marketingstrategie zu entwickeln. Mit den Daten kann ein One-to-OneMarketing erreicht werden, das nicht zwangsweise in einer Kostensteigerung endet. Ein Großteil der Prozessschritte kann automatisiert werden, dies geht unter Umständen bis zu einer automatischen E-Mail-Erstellung.77 Long-Tail-Vermarktung: Dadurch, dass keine Listungs- und Regalgebühren im eigentlichen Sinne anfallen, kann es für einen Online-Händler rentabel sein, umsatzschwache Produkte ins Sortiment aufzunehmen. Nach dem Konzept der Long-Tail-Vermarktung kann nicht nur ein Anbieter von „Hits“ (wenige ausgewählte Mainstream-Produkte, die Massenappeal und eine hohe Nachfrage haben) Gewinn machen, sondern auch ein Anbieter von zahlreichen Nischenprodukten. Um diese Produkte im stationären Handel anzubieten sind die Kosten häufig zu hoch. Außerdem liegt nur eine regional begrenzte Nachfrage vor. Bei globaler Nachfrage, keinen physisch begrenzten Regalplätzen und geringeren Kosten kann der Verkauf von Nischenprodukten für Online-Händler sehr rentabel werden.78 Senkung der Transaktionskosten: Viele transaktionsbezogenen Aktivitäten können auf OnlineBasis kostengünstiger durchgeführt werden. Ein Händler kann relativ schnell und einfach das Sortiment, die Preise, die Verkaufsförderungsmaßnahmen usw. aktualisieren.79 76 Vgl. Heinemann, G.: Der neue Online-Handel, S. 221 Vgl. ebd. 78 Vgl. Ehrmann, T.; Schmale, H.: Renaissance der Randsortimente, S. 44 und Anderson, C.: The Long Tail 79 Vgl. Mau, G.: Die Bedeutung von Emotionen beim Besuch von Online-Shops, S. 40 77 Kapitel 4: Werbemöglichkeiten von Online-Shops Seite 24 von 49 4 Werbemöglichkeiten von Online-Shops Genauso wie der stationäre Händler muss ein Online-Shop-Betreiber Werbung machen, um den Bekanntheitsgrad seines Shops zu steigern und um Kunden zu gewinnen. Dabei hat er die Möglichkeit, die klassischen Offline-Werbeangebote zu nutzen, z. B. die Printmedien, oder er kann auf Online-Werbung zurückgreifen. In diesem Kapitel werden vom Autor ausgewählte OnlineWerbemöglichkeiten für E-Shops dargestellt. Auf die Offline-Werbung kann auf Grund des begrenzten Umfangs der Arbeit nicht weiter eingegangen werden. Es wird auf die weiterführende Literatur verwiesen. Der Online-Werbemarkt verfügt seit Jahren über ein beträchtliches Wachstum. Nach Prognosen des Online-Vermarkterkreises (OVK) im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. wird der Online-Werbemarkt in Deutschland im Jahr 2010 um 19 % auf fünf Milliarden Euro wachsen. Damit würde das Internet, welches das drittgrößte Werbemedium in Deutschland ist, seinen Abstand zur zweitstärksten Gattung, der Zeitung (19,5 %), weiter verkleinern.80 4.1 Suchmaschinenmarketing Suchmaschinenmarketing bedeutet die Nutzung von Suchmaschinen, um Kunden für die eigene Webpräsenz zu gewinnen. Ziel ist es, in den Trefferlisten der Suchmaschinen (z. B. Google, Bing) möglichst weit oben vertreten zu sein. Nur wer da dabei ist, kann Kaufwillige zu Kunden machen. Der Online-Vermarkterkreis (OVK) geht davon aus, dass im Jahr 2010 1,9 Mrd. Euro für das Suchmaschinenmarketing in Deutschland ausgegeben werden wird, was eine Steigerung um 15 % gegenüber dem Vorjahr bedeuten würde.81 Die Wichtigkeit des Suchmaschinenmarketings wird dadurch verdeutlicht, dass ungefähr die Hälfte aller Kaufentscheidungen mit der Nutzung von Suchmaschinen beginnen.82 Das Suchmaschinenmarketing (Search Engine Marketing) gliedert sich in die Teildisziplinen Suchmaschinenoptimierung (Search Engine Optimization) und Suchmaschinenwerbung (Search Engine Advertising).83 Allerdings wird der Begriff Suchmaschinenmarketing in der Literatur uneinheitlich verwendet. Oftmals wird die Suchmaschinenwerbung als Suchmaschinenmarketing bezeichnet.84 Die erfolgreiche Kundengewinnung mittels Suchmaschinen kann aktiv durch die Suchmaschinenwerbung beeinflusst werden. Werbende Unternehmen schalten Textanzeigen, die je nachdem was für ein Suchbegriff eingegeben wird, erscheinen. Diese Textanzeigen sind mit einem Link ausgestattet, welcher den Besucher nach Anklicken auf eine Landing-Page mit weiterführenden Informationen führt. Der Kunde wird also nicht auf die Startseite des Werbenden geführt, sondern direkt auf eine Seite die weitere Informationen zum Suchbegriff ent80 Vgl. OVK Online-Report 2010/02, S. 4 f. Vgl. OVK Online-Report 2010/02, S. 5 82 Vgl. Kollmann T.: Online-Marketing, S. 176 83 Vgl. Scott, M.: Die neuen Marketing- und PR-Regeln im Web 2.0, S. 330 f. 84 Die Autoren Skiera, B. et al. verwenden den Begriff Suchmaschinenmarketing für die Darstellung der Suchmaschinenwerbung. Vgl. Skiera, B. et al.: Suchmaschinenoptimierung, S. 284 ff. Ebenso verwendet der Autor Bender G. den Begriff Suchmaschinenmarketing für die Darstellung der Suchmaschinenwerbung. Vgl. Bender G.: Kundengewinnung und -bindung im Web 2.0, S. 181. Herr Lammenett hingegen versteht unter Suchmaschinenmarketing alle Maßnahmen um bei den Ergebnisseiten der Suchmaschinen ganz vorne mit dabei zu sein. Nach dieser Definition umfasst das Suchmaschinenmarketing nicht nur die Suchmaschinenwerbung sondern auch die Suchmaschinenoptimierung. Vgl. Lammenett, E.: Praxiswissen Online-Marketing, S. 145 81 Kapitel 4: Werbemöglichkeiten von Online-Shops Seite 25 von 49 hält. Durch diese Art der Online-Werbung kann der Händler gezielt Kunden ansprechen, die offenbar an dem eingegebenen Suchbegriff interessiert sind. Hierbei macht der Händler nicht mit der optischen Gestaltung der Anzeige auf sich aufmerksam, sondern lediglich mit einem sehr kurzen Text und dem Rang der Anzeige. Die bezahlten Anzeigen werden über und neben den nach Relevanz geordneten Suchergebnissen angezeigt.85 Abbildung 4.1 macht nochmals deutlich, welche Suchergebnisse vom Werbenden bezahlt wurden und welche nicht. Bezahlt Bezahlt Unbezahlt Abb. 4.1: Bezahlte und unbezahlte Suchergebnisse86 Damit diese Art der Werbung funktioniert, muss das Unternehmen die passenden Suchbegriffe identifizieren und in eine hierarchische Ordnung bringen. Danach kann der Werbetreibende die wichtigsten Suchbegriffe bei den Suchmaschinenanbietern buchen. Jedes mal, wenn die geschaltete Anzeige angeklickt wird muss der Werbende bezahlen (Costs-per-Click). Den Preis, den er bezahlen muss, wird in sogenannten Keyword-Auktionen bestimmt. Dort geben werbetreibende Unternehmen den maximalen Preis an, den sie pro Klick zu zahlen bereit sind. Letztendlich wird von den Suchmaschinenbetreibern aber nur der Preis berechnet, der zum Überbieten des nächst niederen Rangs von Nöten ist. Wenn mehrere Vermarkter den gleichen Suchbegriff kaufen wollen, dann konkurrieren sie untereinander um die Position der Anzeige. Diese hängt von der Berechnungsformel der jeweiligen Suchmaschine ab, die aber hauptsächlich durch zwei Faktoren beeinflusst wird, dem Preis pro Klick und der Click-Through-Rate der Kampagne in der Vergangenheit.87 Die Click-Through-Rate entspricht der Anzahl der Menschen, die eine Anzeige angeklickt haben, dividiert durch die Anzahl der Menschen, welche die Anzeige in den Suchergebnissen sehen.88 Blickanalysen zeigen, dass Anzeigen direkt oberhalb der Suchergebnisse am stärksten, und rechts oben stärker als weiter unten wahrgenommen werden.89 Bei der Suchmaschinenoptimierung geht es darum, die Website so zu programmieren, dass Wörter und Ausdrücke gut von den Suchalgorithmen der Suchmaschinenanbieter gefunden 85 Vgl. Skiera, B. et al.: Suchmaschinenoptimierung, S. 284 ff. Google.de 87 Vgl. Skiera, B. et al.: Suchmaschinenoptimierung, S. 287 und Scott, M.: Die neuen Marketing- und PR-Regeln im Web 2.0, S. 331 88 Vgl. Scott, M.: Die neuen Marketing- und PR-Regeln im Web 2.0, S. 331 89 Vgl. Hotchkiss, G. et al.: Eye Tracking Study, S. 7 86 Kapitel 4: Werbemöglichkeiten von Online-Shops Seite 26 von 49 werden können. Zusätzlich sollte die Seite möglichst weit oben auf der Trefferliste erscheinen. In der Regel wird den ersten drei Ergebnissen die volle Aufmerksamkeit geschenkt. Je weiter unten ein Treffer erscheint, desto unwahrscheinlich ist es, dass er angeklickt wird. Damit eine Website möglichst weit oben gelistet wird, muss sie der Suchmaschinenalgorithmus, für den eingegebenen Suchbegriff, als wichtig klassifizieren.90 4.2 Banner und Buttons Banner sind interaktive Werbeflächen, die auf fremden Websites geschaltet werden. Sie geben eine Werbebotschaft wieder und haben meist eine schmale, rechteckige Form. Die Größe ist dabei individuell gestaltbar, wobei sich inzwischen verschiedene Standardgrößen durchgesetzt haben, aus denen in der Regel ausgewählt wird. Banner können animiert oder statisch sein. Durch Anklicken des Banners wird der Besucher auf die Homepage des Werbenden weitergeleitet. Dabei müssen die Websites, auf denen Banner geschaltet werden, sorgfältig ausgesucht sein. Die Seiten sollten über einen hohen Traffic verfügen und zusätzlich von der gewünschten Zielgruppe genutzt werden. Der Austausch der Banner erfolgt nach bestimmten Regeln, wie z. B. nach Anzahl der PageViews oder einer bestimmten Zeitvorgabe. Jeder Werbende bucht beispielsweise eine bestimmte Anzahl PageViews, damit ist die Zahl der erfolgreichen Anzeigen des Banners gemeint. Ist diese Anzahl erschöpft, wird der Banner des nächsten Werbenden geschaltet. Bezahlt wird entweder pro Anklicken des Banners oder pro 1000 Besucher der Website, egal ob sie den Banner anklicken oder nicht. Da klassische Banner sehr leicht übergangen werden können, kommt es oftmals zur Schaltung von Pop-up-Bannern. Dabei wird ein neues Fenster geöffnet, welches ausschließlich die jeweilige Werbung enthält. Allerdings untergraben immer mehr Pop-up-Blocker diese Werbeform. In Kapitel 6.6.1 sind ausgewählte Banner des Versandhändlers Amazon dargestellt. Buttons sind eine Sonderform der Banner. Sie verfügen über eine relativ kleine Werbefläche (kleiner als die der Banner) und enthalten häufig nur den Produkt- oder Unternehmensnamen. Da Buttons interaktive Elemente sind, wird man durch Anklicken auf die Website des Werbenden geleitet.91 Durch den Einsatz von Bannern und Buttons kann der Wiedererkennungswert des beworbenen Shops oder der beworbenen Marke signifikant gesteigert werden.92 4.3 E-Mail-Marketing Zweck des E-Mail-Marketings ist die direkte Ansprache ausgewählter Zielgruppen mittels EMail. Dieses Instrument ist nicht nur zur Kundengewinnung, sondern auch zur Kundenbindung geeignet. Kunden binden und informieren ist gerade für Shop-Betreiber wichtig. Mailings können an einzelne oder per Verteilerliste an viele Nutzer gesendet werden. Die Adressen sind entweder bekannt oder können von Adressverlagen gekauft werden. Weit verbreitet ist hierbei das Verschicken von Newslettern per E-Mail. Diese enthalten neben aktuellen Informationen meist Links, die Kunden zum Weiterlesen auf die Homepage führen oder direkt zum Kauf animieren sollen. Der große Vorteil des E-Mail-Marketings sind die niedrigen Kosten. Außerdem lassen 90 Vgl. Scott, M.: Die neuen Marketing- und PR-Regeln im Web 2.0, S. 330 f. und Kollmann T.: Online Marketing, S. 176 91 Vgl. Kollmann, T.: Online Marketing, S. 179 ff. und Krause, J.: E-Commerce und Online-Marketing, S. 399 ff. 92 Vgl. Strauss, J.; Frost, R.D.: Marketing on the Internet, S. 209 Kapitel 4: Werbemöglichkeiten von Online-Shops Seite 27 von 49 sich einmal erstellte Inhalte beliebig oft duplizieren und sogar kostenlos weiterverschicken. Allerdings ist es in Deutschland verboten, Werbemails ohne die Einverständniserklärung der Empfänger zu versenden. Somit ist der Erhalt personalisierter E-Mails oder Newsletter aktiv vom Kunden gewünscht und erfahren dadurch eine höhere Aufmerksamkeit. Auf E-Mail-Werbung spezialisierte Agenturen verfügen über Adressen von Teilnehmern, die ihr Einverständnis zum Erhalt von Werbemails gegen Shopping-Gutscheine oder ähnliches gegeben haben.93 4.4 Affiliate-Marketing Das Affiliate-Marketing basiert auf dem Prinzip der Vertriebs- und Netzwerkpartnerschaften. Daher werden die Affiliate-Programme auch oft als Partnerprogramme bezeichnet. Bei diesem Konzept integrieren die Partner des Werbenden Banner, Buttons oder Textlinks auf ihrer Homepage. Durch Anklicken wird dann auf die Website des Werbetreibenden verlinkt. Neben dieser linkbasierten Lösung gibt es noch die Integrative. Bei dieser können beispielsweise die Produkte des werbenden Unternehmens direkt in den Warenkorb des Partners integriert werden, ohne dass der Nutzer die Partnerseite verlassen muss. Das Affiliate-Netzwerk ermöglicht es, die Werbung auf zahlreichen Web-Angeboten zu schalten. Die Abrechnungsmethoden sind unterschiedlich. Es kann pro Klick bezahlt werden, aber auch pro erfolgreichem und technisch zuordenbaren Kaufabschluss. Außerdem ist es möglich, dass die Vergütung des Affiliate (Partner) ohne Zahlung als reines Tauschgeschäft erfolgt. Die Vertriebsaktivitäten der „affiliatedWebsites“ sind messbar und dadurch kann ein Online-Händler genau schauen, welcher Partner ihm wie viel „Traffic“ und Umsatz beschert hat. Im Idealfall stellen die Partnerprogramme eine „win-win-Situation“ für beide Seiten dar. Der Werbende kann seinen Kundenstamm erhöhen und der Partner kann bei clever ausgesuchten Joint-Ventures seinen Kunden einen Mehrwert bieten. Bei der Auswahl des geeigneten Partners sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass er über eine hohe Besucheranzahl verfügt, die geeignete Zielgruppe anspricht und ein gutes Image hat.94 Der Online-Vermarkterkreis (OVK) rechnet für die Affiliate-Netzwerke mit einem Onlinewerbeumsatz von 339 Millionen Euro für das Jahr 2010. Dies entspricht einem Zuwachs von 10 % gegenüber dem Vorjahr.95 93 Vgl. Strauss, J.; Frost, R.D.: Marketing on the Internet, S. 203 ff. und Schwarz, T.: E-Mail-MarketingErfolgsfaktoren und K.O.-Kriterien, S. 69 f. 94 Vgl. Bender, G.: Kundengewinnung und -bindung im Web 2.0, S. 178 ff. und Kollmann, T.: Online-Marketing, S. 187 ff. 95 Vgl. OVK Online-Report 2010/02, S. 5 Kapitel 5: Problemanalyse von Online-Shops Seite 28 von 49 5 Problemanalyse von Online-Shops Obwohl sich Online-Shops immer größerer Beliebtheit erfreuen, darf nicht vergessen werden, dass auch sie über Nachteile und Probleme verfügen. Im Folgenden werden die Mankos von EShops aus Händler- und Konsumentensicht dargestellt. 5.1 Probleme von Online-Shops aus Händlersicht Hohe Anfangsinvestitionen: Gerade zu Beginn der Shop-Gründung fallen hohe Anfangsinvestitionen für die informationstechnische Infrastruktur an. Der benötigte Aufwand für die technischen und medialen Systemvoraussetzungen wird sehr oft unterschätzt. Beträchtliche Kosten verursacht auch das benötigte Marketing des Shops. Teilweise können diese Aufwendungen durch die Zusammenarbeit mit Fulfillment-Dienstleistern umgangen werden.96 Lange Amortisationszeit: Auf Grund der hohen Anfangsinvestitionen ist die Amortisationszeit relativ lange. Außerdem dauert es eine gewisse Zeit, sich einen Kundenstamm aufzubauen. Daher fällt der Umsatz zeitverzögert an.97 Erhöhter Wettbewerb: Durch die räumliche Unbegrenztheit von Online-Shops ist es für einen Anbieter ein leichtes, auch branchenfremde Produkte in den Shop aufzunehmen. Außerdem verlockt das Internet Lieferanten dazu direkt, an Kunden zu verkaufen. Es wird eine Disintermediation betrieben.98 Erhöhte Markttransparenz: Anbieter sind durch die einfache und weltweite Vergleichbarkeit von Angeboten einem erhöhten Preiswettbewerb ausgesetzt.99 5.2 Probleme von Online-Shops aus Konsumentensicht Kein physisches Produkterleben vor und während des Kaufs: Aus einer Studie von Browne et al., bei der 18-25 jährige Studenten zu den Vorteilen des Internet-Shoppings befragt wurden, geht hervor, dass 35,7 % der Befragten als größten Nachteil die fehlende Gelegenheit erachten, die Produkte vor dem Kauf real zu sehen, anzufassen und auszuprobieren (siehe Tabelle 5.1). Je nach Produktgruppe und Kundentyp können diese Informationen kaufentscheidend sein. Gerade beim Kauf von haptischen Produkten wie Kleidung oder Obst und Gemüse wird es von dem Konsumenten oftmals als wichtig erachtet, die Produkte anzufassen bzw. anzuprobieren. Durch den fehlenden physischen Kontakt entsteht für den Kunden ein Risiko hinsichtlich der Qualität und Funktionalität des Produktes.100 Fehlender sozialer Kontakt: Beim Einkauf in stationären Geschäften hat der Konsument immer noch gewisse soziale Kontakte, er kann z. B. Gespräche mit dem Verkaufspersonal führen. Die96 Vgl. Heinemann, G.: Der neue Online-Handel, S. 222 Vgl. ebd. 98 Vgl. ebd. 99 Becker, M.: Auswirkungen von Online Shopping, S. 62 100 Mau, G.: Die Bedeutung der Emotionen beim Besuch von Online-Shops, S. 39 und Browne G. J. et al.: Consumer Reactions toward Clicks and Bricks, S. 242 97 Kapitel 5: Problemanalyse von Online-Shops Seite 29 von 49 se Möglichkeit besteht beim Online-Shopping nicht. Aus der daraus resultierenden Anonymität ergibt sich beim potenziellen Kunden ein erhöhtes wahrgenommenes Risiko. 10,1 % der befragten Studenten in der Browne et al.-Studie gaben an, dass sie die fehlenden Gespräche mit dem Verkaufspersonal als Nachteil wahrnehmen. Durch den nicht vorhandenen persönlichen Kontakt ist auch die Kundenbindung für den Online-Händler schwieriger.101 Eventuelle Schwierigkeiten bei der Reklamation: Viele Konsumenten machen sich Sorgen über entstehende Schwierigkeiten im Falle einer Reklamation. Wie man aus Tabelle 5.1 entnehmen kann, entspricht dies 22,8 % der Befragten. Der Gang zur Postfiliale ist außerdem mit zusätzlichem Aufwand für den Konsumenten verbunden.102 Sicherheitsbedenken: Nach der Browne et al.-Studie sind Sicherheitsbedenken der zweitgrößte wahrgenommene Nachteil bei Online-Shops. Sicherheitsbedenken, insbesondere bei der Zahlungsabwicklung, halten einen potenziellen Kunden des Öfteren vom Kauf ab.103 Zusätzliche Kosten: Zusätzliche Kosten z. B. auf Grund von Liefergebühren oder eventuell entstehende Kosten bei der Rücksendung von Reklamationen, machen E-Shopping ebenfalls unattraktiv.104 In der folgenden Tabelle ist ein Teil der Ergebnisse der Browne et. al-Studie dargestellt: Wahrgenommene Nachteile von Online-Shops Kann Produkte nicht sehen und anfassen Sicherheitsbedenken Benötige Kreditkarte Retour schwierig Liefergebühren Lieferzeit zu lang Keine Gespräche mit Verkaufspersonal möglich Fehlendes Vertrauen Schlechter Kundenservice Preise zu hoch in % 35,7 33,7 23,5 22,8 17,5 14,5 10,1 8,6 4,1 3,6 Tab. 5.1: Nachteile des Online-Einkaufs aus Konsumentensicht105 Zu den bereits genannten Problemen kommt hinzu, dass der Konsument beim Online-Shopping meist nicht seine ungeteilte Aufmerksamkeit dem Einkaufsprozess schenkt. Über die Hälfte aller Internetnutzer hören nebenbei gelegentlich Radio und ca. 40 % schauen manchmal dabei fern. Folgt man dem Paradigma der begrenzten kognitiven Kapazität, steht nun weniger Fassungsvermögen für den Entscheidungsprozess beim Online-Shopping bereit.106 101 Vgl. Heinemann, G.: Der neue Online-Handel, S. 224 und Browne G. J. et al.: Consumer Reactions toward Clicks and Bricks, S. 242 102 Vgl. Heinemann, G.: Der neue Online-Handel, S. 224 103 Vgl. Heinemann, G.: Der neue Online-Handel, S. 224 und Browne G. J. et al.: Consumer Reactions toward Clicks and Bricks, S. 242 104 Vgl. Heinemann, G.: Der neue Online-Handel, S. 224 105 Browne G. J. et al.: Consumer Reactions toward Clicks and Bricks, S. 242, Original in Englisch, Mehrfachnennungen möglich 106 Forsa: Timebudget 12: 1999-2005, S. 21 und Silberer, G.: Warentest-InformationsmarketingVerbraucherverhalten Kapitel 6: Amazon Seite 30 von 49 6 Amazon 6.1 Unternehmen Der Versandhändler Amazon gilt als das Pionierunternehmen des Online-Handels schlechthin. Ursprünglich fing Amazon klein an, Jeff Bezos gründete das Unternehmen 1994 in einer Garage von Seattle. Bereits im Jahr 1995 konnte die Website Amazon.com erstmals online gehen. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen mehr als 28.300 Voll- und Teilzeitkräfte weltweit.107 Der Name Amazon wurde sorgfältig ausgewählt, er spiegelt die Vision von Jeff Bezos wieder. Der Firmenname steht symbolisch für den südamerikanischen Fluss Amazonas, welcher stark verzweigt und der wasserreichste Fluss der Erde ist. Eine genauso große Verzweigung und Wichtigkeit wollte Jeff Bezos mit Hilfe von vielen Partnern im Internet erreichen. Ursprünglich fungierte Amazon nur als reiner Online-Buchhändler. Herr Bezos hatte sich aber nicht aus Liebe zum Buch für den Buchhandel entschieden, sondern weil er nach ausführlicher Analyse von Produkten und Branchen das Buch als am besten geeignet für den Internethandel angesehen hat. Außerdem ging man davon aus, dass eine enorme Auswahl lieferbarer Titel den Einkauf im Online-Buchshop besonders interessant macht. Für gewöhnlich können große Buchhandlungen gerade mal 170.000 Titel anbieten, Amazon hingegen kann eine nahezu unbegrenzte Anzahl zur Verfügung stellen.108 Im Laufe der Zeit hat sich das Angebot des einstigen Buchhändlers kontinuierlich vergrößert. Inzwischen reicht die Produktpalette von Büchern, MP3Downloads, Computer- und Videospielen, CDs, DVDs, Spielwaren, Elektroartikeln, Bürobedarf, Sport- und Freizeitartikeln, Baumarktprodukten, Automobilzubehör und Software bis hin zu Drogeriewaren, Bekleidung, Schuhen, Küchenzubehör und Schmuck.109 Seit Anfang Juli diesen Jahres hat Amazon.de sogar Lebensmittel in sein Produktsortiment aufgenommen. In den USA sind Lebensmittel schon seit 2006 im Angebot, auch in China und Japan kann man Lebensmittel seit längerem per Klick ordern.110 In Deutschland startete das Unternehmen 1998 mit der Tochter Amazon.de, nachdem der Online-Versandbuchhändler und Pionier Telebuch Inc. übernommen wurde.111 Amazon.com hatte gerade zu Beginn der Firmengeschichte mit erheblichen finanziellen Problemen zu kämpfen. Zwar gelang es dem Unternehmen schon recht früh, beachtliche Umsätze zu generieren, so konnten bereits drei Monate nachdem Amazon.com seine virtuellen Ladentüren geöffnet hatte 20.000 Dollar pro Woche umgesetzt werden, aber die Gewinne ließen dennoch auf sich warten. Überdies wurden schon in den ersten 30 Geschäftstagen Kunden aus 45 verschiedenen Staaten gewonnen. In Abbildung 4.1 ist die Umsatz- und Gewinnentwicklung von Amazon.com in den vergangenen Jahren dargestellt.112 Zum ersten Mal Gewinn machte Amazon im vierten Quartal des Jahres 2001 in Höhe von fünf Millionen Dollar. Da die vorhergehenden drei Quartale mit einem Verlust verbunden waren, schloss das gesamte Jahr trotzdem nega107 Vgl. Amazon.com: Company facts Vgl. Walgenbach, G.: Die Vorteilssituation von Innovatoren auf elektronischen Märkten, S. 282 ff. 109 Vgl. Amazon.de: Startseite 110 Vgl. Seith, A.: Amazon wagt den Online-Lebensmittelmarkt 111 Vgl. Walgenbach, G.: Die Vorteilssituation von Innovatoren auf elektronischen Märkten, S. 282 ff. 112 Vgl. Amazon.com: Overview und Schönstein, J.: Extreme sind immer falsch 108 Kapitel 6: Amazon Seite 31 von 49 tiv ab.113 Doch diese Zeiten liegen weit hinter dem Online-Händler. Im Jahr 2009 konnte Amazon seinen Gewinn um satte 40 % auf 645 Millionen Dollar steigern.114 Der Gesamtumsatz lag bei 9,53 Milliarden Dollar und kommt einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 42 % gleich. Amazon erzielt mittlerweile fast die Hälfte seiner Umsätze im Ausland, mit Deutschland als einem der wichtigsten Märkte.115 Abb. 6.1: Umsatz- und Verlustentwicklung von Amazon.com von 1996-2003116 Nach Angaben der ENGIMA GfK „Online Shopping Survey“117 vom 24. April 2009 hat sich Amazon.de mit 16,7 Millionen Kunden als der E-Shop mit den meisten Online-Käufern durchgesetzt. Mit diesem Ergebnis wurde das Online-Auktionshaus Ebay.de mit 16,3 Millionen Käufern auf Platz zwei verdrängt.118 Dieses Ergebnis entstand, obwohl die Seite von Ebay.de im Sommer 2009 von 21 Millionen Menschen monatlich besucht wurde und somit die beliebteste Internetseite der Deutschen war. Die Seite von Amazon.de wurde lediglich von 14 Millionen Menschen monatlich angeklickt. Anscheinend wird bei Ebay öfters vorbei geschaut, aber weniger gekauft als bei Amazon.119 6.2 Mission und Strategie von Amazon Amazons Mission wird von dem Unternehmen wie folgt beschrieben: „Wir möchten das kundenorientierteste Unternehmen der Erde sein, in welchem Kunden alles finden und entdecken können was sie online kaufen möchten.“ Durch die Formulierung dieser Mission stellt Amazon 113 Vgl. Homeyer, J.; Vieser, S.: Im grünen Bereich Vgl. Cel: Amazon: Milliarden-Umsätze im vierten Quartal 2009 115 Vgl. Riemann, M.: Amazon: Massive Gewinnsteigerung im vierten Quartal 2009, E-Book Reader Kindle ein voller Erfolg und Manager Magazin: Amazon diversifiziert und profitiert 116 Walgenbach, G.: Die Vorteilssituation von Innovatoren auf elektronischen Märkten, S. 285 117 Die Online Shopping Survey (OSS) der ENIGMA GfK ist eine jährlich wiederkehrende Studie. Im Januar und Februar 2009 wurden in Deutschland Personen zwischen 14 und 69 Jahren telefonisch und online zum Internet und seiner Rolle beim Einkauf befragt. 118 ENGIMA GfK: Amazon auf Platz eins der Shopping-Webseiten 119 Vgl. Bild online: Hitliste der populärsten Internetseiten 114 Kapitel 6: Amazon Seite 32 von 49 klar den Kunden in den Mittelpunkt. Dadurch werden Wertvorstellungen geschaffen, die von den Mitarbeitern in allen Bereichen verfolgt werden müssen.120 Amazon möchte seine Mission erreichen, indem es den Kunden gibt, was sie möchten. Dies sind nach eigenen Angaben niedrige Preise, eine enorme Produktauswahl, Bequemlichkeit und exzellenter Kundenservice.121 Wobei mit Bequemlichkeit unter anderem gemeint ist, dass sich der Kunde auf einen problemlosen Ablauf verlassen kann. Damit wird versucht, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen und zu stärken. Bei einem reibungslosen Verlauf muss man sich keine Sorgen um sichere Datenverbindungen, pünktliche Warenlieferungen usw. machen. Die Gründe für ein Misstrauen werden von vorneherein ausgeschlossen und dadurch das Vertrauen gestärkt. Ebenso versteht man unter Bequemlichkeit die 24-Stunden-Verfügbarkeit und die schnellen Ladezeiten der Website, welche durch Verzicht auf aufwändige Grafiken und Java-Applikationen erreicht wird. Unter exzellentem Kundenservice wird bei Amazon insbesondere eine attraktive und bedienungsfreundliche Website verstanden, ebenso wie ein hervorragendes Fulfillment. Der Online-Shop von Amazon wird permanent aktualisiert, so dass dem Kunden immer die neusten Informationen zur Verfügung stehen.122 Insbesondere verfolgt Amazon die Strategie der Kostenführerschaft, um dadurch einen umfassenden Kostenvorsprung in der Branche zu erlangen. Unter anderem versucht der OnlineHändler dieses Ziel durch eine immer effizienter werdende Arbeitsweise zu erreichen.123 Aus diesem Grund ist es dem Unternehmen möglich, nicht nur für eine kleine Anzahl von Produkten für eine beschränkte Zeit niedrige Preise zu verlangen, sondern jeden Tag für das gesamte Sortiment.124 Allerdings hat Amazon.de die Tiefpreisgarantie125 im Januar 2009 erheblich eingeschränkt. Sie gilt nun beispielsweise nicht mehr für Hörbücher, DVDs, Musik, Software und Videospiele, sondern nur noch für Spielwaren, Baby, Sport, Schuhe und Uhren.126 Dennoch verfügt Amazon über den Ruf, einen hervorragenden Kundenservice zu günstigen Preisen anzubieten, worin ein Großteil des Unternehmenserfolges begründet liegt. Genau dieser ausgezeichnete Service hat Amazon im Jahr 2004 im „American Customer Satisfaction Index“ 88 Punkte eingebracht, was zu dieser Zeit der höchsten Punktzahl entsprach, die jemals in der Branche erreicht wurde, sowohl online als auch offline.127 6.3 Entwicklung der Marke Amazon Amazon.com war zur damaligen Zeit ein Innovator mit einem revolutionären Geschäftsmodell. Trotzdem gelang es Amazon innerhalb kürzester Zeit, ein klares Leistungsbild des Unternehmens in den Köpfen der Menschen zu verankern. Diese Entwicklung war vor allem auf die starke Unternehmensmission („das kundenorientierteste Unternehmen der Erde“) und die Neuartigkeit des Mediums zurückzuführen. Als Pionier hatte Amazon.com diese Neuartigkeit genutzt 120 Vgl. Amazon.com: Company facts Vgl. Amazon.com: Overview und Chaffey, D. et al.: Internet Marketing, S. 607 122 Vgl. Walgenbach, G.: Die Vorteilssituation von Innovatoren auf elektronischen Märkten, S. 289 ff. 123 Vgl. Schönsten, J.: Extreme sind immer falsch und Masuhr, J.: Profitable Portale 124 Vgl. Chaffey, D. et al.: Internet Marketing, S. 607 125 Die Tiefpreisgarantie verspricht dem Kunden, Preisdifferenzen zu erstatten wenn ein bei Amazon gekaufter Artikel in einem anderen Online-Shop günstiger angeboten wird. Vgl. Computer Bild: Amazon.de: Tiefpreis-Garantie eingeschränkt 126 Vgl. Computer Bild: Amazon.de: Tiefpreis-Garantie eingeschränkt 127 Vgl. Chaffey, D. et al.: Internet Marketing, S. 608 121 Kapitel 6: Amazon Seite 33 von 49 und so seinen Kunden ein spezielles Einkaufserlebnis geboten. Das Unternehmen wurde schnell zu einem Synonym für Online-Shopping. Außerdem genoss der Online-Händler zu jener Zeit eine starke Medien-Präsenz und konnte so auch einen hohen Bekanntheitsgrad bei denjenigen erzielen, die das Internet nicht nutzten.128 Der Markenaufbau von Amazon.de erfolgte auf eine andere Art und Weise. In Deutschland herrschte zu der Zeit als Amazon startete eine enorme Skepsis gegenüber dem Online-Shopping. Insbesondere wurden häufig Sicherheitsbedenken geäußert. Aus diesem Grund versuchte Amazon.de erstmal, eine Selbstverständlichkeit für das Internet-Shopping zu erreichen. Durch einen besonders rational geprägten Internetauftritt und einen reibungslosen Bestellablauf wurde versucht, den Bedenken der Konsumenten zu begegnen und die Vorteile dieser Einkaufsart zu betonen.129 Inzwischen ist Amazon.de eine etablierte und starke Handelsmarke, dass zeigen auch die Umfrageergebnisse der BBDO Consulting GmbH vom Jahr 2009. Erstmalig wurde diese Studie im Jahr 2007 durchgeführt. Untersucht wurden die 60 führendsten deutschen Retail Brands aus den verschiedensten Branchen. Dafür wurden 2000 bevölkerungsrepräsentative Personen ab 16 Jahren anhand eines Online-Fragebogens interviewt. Der Fragenkatalog und das Studiendesign beruhen auf einem Modell, das die Stärke der Händlermarke besonders hinsichtlich Bekanntheit, Klarheit des Markenbildes, emotionalem und funktionalem Nutzen untersucht. Emotionaler Markennutzen bedeutet die Sympathie der Marke gegenüber den Konsumenten und das dem Unternehmen entgegengebrachte Vertrauen. Unter funktionalem Markennutzen versteht man die Befriedigung der relevanten Kundenbedürfnisse. Außerdem die Differenzierung der Händlermarke von den Wettbewerbern. Nach den Ergebnissen dieser Untersuchung erreicht Amazon.de auf einer Markenstärke-Skala von 0 bis 10 einen Wert von 8,32 und belegt damit den ersten Platz. Das vollständige Ranking der Markenstärke kann Abbildung 6.2 entnommen werden.130 Abb. 6.2: Ranking der Markenstärke131 128 Vgl. Riekhof, H.: E-Branding-Strategien, S.241 Vgl. Riekhof, H.: E-Branding-Strategien, S.241 130 Vgl. BBDO Consulting Studie: Retail Brands in Deutschland - Markenstärke und Markenimages 2009 131 Vgl. ebd. 129 Kapitel 6: Amazon Seite 34 von 49 6.4 Geschäftsmodell von Amazon Von Anfang an beinhaltete das Geschäftsmodell von Amazon 24-stündige Buchbestellungen von ca. einer Million Buchtiteln. Dies entspricht der siebenfachen Menge im Vergleich zum Sortiment der Mega-Bookstores in den USA und ist das 30-Fache eines durchschnittlichen Buchhändlers. Trotz diesem immensen Produktangebot unterhält Amazon relativ kleine Lager vor Ort. Diese Lager werden jedoch ca. 70-mal im Jahr umgeschlagen während sie im stationären Buchhandel lediglich 2,7-mal umgeschlagen werden. Die Effizienz der Lagerhaltung wird durch vollautomatisierte und digitalisierte Lager gewährleistet. So war es möglich, diesen Kostenanteil an den Einnahmen von ursprünglich 20 % auf 10 % zu senken. Überdies erreicht Amazon eine Lieferzuverlässigkeit von 99 %. Der Online-Händler ordert seine Bestellungen immer direkt beim Verlag oder Grossisten. Inzwischen erstreckt sich die Produktpalette des InternetHändlers nicht nur auf Bücher, sondern hat sich auf viele weitere Bereiche ausgedehnt (siehe Abschnitt 6.1).132 Neben dem Handel mit unzähligen Artikeln bietet der Online-Händler auch Endverbrauchern oder anderen Händlern die Möglichkeit, ihre Produkte über die Website von Amazon zu verkaufen. Dies geschieht über den Amazon Marketplace. Dort können gebrauchte oder neue Artikel zu einem Festpreis direkt im Katalog von Amazon angeboten werden. Für diesen Service erhält Amazon.de pro erfolgreich verkauften Artikel 1,14 € (Amazon.com $0.99) zzgl. einer Gebühr, die von der jeweiligen Produktkategorie abhängt. Alternativ besteht die Option, ein „Poweranbieter-Abonnement“ abzuschließen und einen monatlichen Grundpreis von 44,85 € (Amazon.com $39.99) zzgl. der gleichen Gebühr wie ein normaler Anbieter sie pro verkauftem Artikel entrichten muss zu bezahlen. Als Poweranbieter hat man zudem die Möglichkeit, viele zusätzliche Verkaufstools von Amazon zu nutzen. Außerdem bietet Amazon das Verkaufsprogramm „Amazon Advantage“ an. Als Buchverlag, Plattenlabel, Filmanbieter oder Autor im Selbstverlag kann man damit seine Produkte direkt über Amazon vertreiben. Amazon übernimmt hierbei die gesamte Disposition, die Lieferung an den Kunden, die Zahlungsabwicklung und den Kundenservice. Der Anbieter selbst muss nur auf Anforderung von Amazon das Lager beim Online-Händler auffüllen. Selbstverständlich erbringt Amazon diese Leistung nur gegen eine entsprechende Gebühr.133 Weltweit wird jedes dritte Produkt, das bei Amazon verkauft wird, von den ca. 1,2 Millionen Drittanbietern abgesetzt. Dadurch wird dem Händler eine immense Ausweitung der Artikelvielfalt ermöglicht. Folglich macht der Verkauf von Drittanbietern inzwischen einen beträchtlichen Teil des Umsatzes von Amazon aus. Ein weiterer Vorteil des Handels mit Drittanbietern ist der Entfall der teuren Lagerhaltung.134 Auch im logistischen Bereich bietet Amazon inzwischen umfassende Dienstleistungen an. Der Online-Händler verfügt über eines der modernsten Fulfillment-Netzwerke der Welt. Mit „Fulfillment by Amazon“ (FBA) bietet der Internet-Händler anderen Unternehmen die Möglichkeit, Waren in den Versandzentren von Amazon zu lagern. Außerdem wird die Verpackung, Versendung und der Kundenservice übernommen.135 132 Vgl. Walgenbach, G.: Die Vorteilssituation von Innovatoren auf elektronischen Märkten, S. 285 ff. und Riekhof, H.: E-Branding-Strategien, S.244 133 Vgl. Amazon-Praxis-Tipps-Blog: Geld verdienen mit Amazon und Amazon Services: Verkaufen bei amazon.de 134 Vgl. FAZ.NET: Amazon greift in Deutschland an 135 Vgl. Amazon Services: Fulfillment by Amazon Kapitel 6: Amazon Seite 35 von 49 Amazon fungiert aber nicht nur als Händler, sondern betätigt sich immer mehr als Hersteller von Produkten. Der Internet-Händler lässt Produkte, die sich beim Verkauf bewährt haben, herstellen und veräußert sie unter eigener Marke. Mittlerweile verkauft Amazon unter Eigenmarken zahlreiche Artikel wie beispielsweise Juwelen, Bademäntel und Gartenmöbel. Seit 2004 vertreibt Amazon z. B. unter der Eigenmarke „Strathworth“ edle Gartenmöbel und seit 2005 unter der Handelsmarke „Pinzon“ Bettwäsche und Küchenutensilien. Im Spätsommer 2009 ging Amazon mit „Amazon Basics“ in den Wettbewerb um Kabel und DVD-Rohlinge. Von den genannten Handelsmarken abgesehen besitzt Amazon noch weitere, und wie es aussieht, wird dieses Geschäft auch künftig ausgebaut werden. Nicht zu vergessen ist das E-Book Lesegerät Kindle, welches Amazon ebenfalls herstellen lässt und vertreibt. Mit ihm kann der Händler erstaunliche Erfolge erzielen. 136 Überdies betreibt Amazon auch Einzelhandelsportale wie beispielsweise das OnlineSchuhgeschäft Zappos, welches von Amazon gekauft wurde, zusätzlich aber auch noch Portale für andere Firmen und Organisationen wie z. B. für die NBA, Marks & Spencer, Lacoste und Timex.137 Ein weiterer starker Umsatztreiber bei Amazon ist seine Web-Service-Sparte, auch bekannt als „Cloud-Computing“. Um die Bestellabwicklung durchzuführen, verfügt Amazon über riesige Großrechnerfarmen. Überschüssige Rechnerleistungen dieser Farmen vermietet Amazon an andere Unternehmen, die auf der Suche nach Speicherplatz sind.138 6.5 E-Customer Relationship Management bei Amazon Einer der Hauptgründe für den Unternehmenserfolg von Amazon ist die hohe Kundenloyalität. Diese hat Amazon nicht zuletzt durch ein besonders gutes Kundenbindungsmanagement erzielt, welches hauptsächlich durch folgende Instrumente gekennzeichnet ist: Empfehlungssystem: „Kunden, die X gekauft haben, kauften auch Y“ ist ein für Amazon charakteristischer Satz. Überdies zeigt Amazon zu bestimmten Buchthemen Lieblingslisten von Kunden, die aufführen, welche Bücher diese für lesenswert halten. Ferner werden den potenziellen Käufern beim Besuch des Shops regelmäßig individuelle Produktempfehlungen unterbreitet. Diese Empfehlungen entsprechen sogar größtenteils den wirklichen Interessen der Kunden. Ermöglicht wird das alles durch ein umfassendes Data-Mining. Es wird aufgezeichnet, welche Artikel der Kunde erwirbt, was er angeschaut hat und welche Suchbegriffe er eingab. Das gesamte Kaufverhalten wird also analysiert und anschließend mit dem anderer Kunden verglichen. Auf diese Weise wird herausgefunden, welche weiteren Kunden ähnliche Interessen haben und daraus werden dann Empfehlungen abgeleitet. Nach Angaben des Unternehmens erwirbt eine beträchtliche Anzahl von Kunden zusätzlich Produkte auf Grund dieser Empfehlungen in Form von Impulskäufen. Seit Sommer 2010 ist es dem User möglich, seinen Facebook-Account mit dem Amazon-Account zu verbinden. Durch die Facebook-Profilinformationen möchte der Internet-Händler noch personalisiertere Produktempfehlungen geben können. In den Profilinformationen sind beispielsweise auch Geburtstage von Freunden enthalten. Basierend auf den In136 Vgl. Patalong, F.: Amazon mutiert zum Hersteller Vgl. Vander, H.: Amazon.com, S. 2 f. 138 Vgl. Schwane, F.: Auf Wolke Sieben 137 Kapitel 6: Amazon Seite 36 von 49 formationen, wem welche Filme, Musiktitel, Bücher usw. gefallen, unterbreitet Amazon Geschenkvorschläge. Amazon verwendet zwar die Daten der Facebook-Freunde, garantiert aber, keine unfreiwillige Kontaktaufnahme vorzunehmen.139 Userrezensionen: Bei Userrezensionen handelt es sich um Produktbewertungen von Nutzern des Artikels. Eine Studie des Consulting-Hauses Fittkau & Maaß ergab, dass solche Rezensionen einen erheblichen Einfluss auf die Kaufentscheidung haben. Die Studie wurde unter 120.000 deutschsprachigen Internet-Nutzern durchgeführt. 140 Sie brachte unter anderem hervor, dass fast jeder Zweite schon auf Grund einer Nutzermeinung einen Kauf getätigt hat und mehr als jeder Zweite wegen einer Userbewertung einen Kauf nicht getätigt hat. Im Falle von Amazon sollen die Beurteilungen zu mehr Verkäufen und einer stärkeren Kundenbindung führen. Die Rezensionen von Usern werden in der Regel als glaubwürdiger empfunden als wenn Amazon die Bewertungen selbst vornimmt. Auf diese Weise können verstärkt unschlüssige Kunden überzeugt werden. Außerdem sollen viele Produktinteressenten auf Grund der zahlreichen nutzergenerierten Rezensionen auf die Seite des Internet-Händlers kommen. Es wird davon ausgegangen, dass im Anschluss an die Informationsrecherche auch vielfach das Produkt direkt bei Amazon erworben wird. Überdies möchte man durch die Beurteilungen Community-Elemente integrieren. Dadurch, dass ein User seine eigenen Inhalte aktiv einbringen kann, kommt es zu einer verstärkten Kommunikation, was wiederum zu einer stärkeren sozialen Bindung an Amazon führen soll.141 Personalisiertes CRM: Individualisierung stimuliert Impuls- und Wiederholungskäufe und ist damit ein wichtiger Erfolgsfaktor für ein gutes Kundenbindungsmanagement. Amazon versteht es, dieses Instrument für seine Zwecke zu nutzen. Beispielsweise wird ein registrierter Kunde beim Besuch des Shops namentlich angesprochen und begrüßt. Zusätzlich kann er persönliche Wunschlisten mit Artikeln, die er gerne geschenkt bekommen möchte, anlegen. Diese Artikel können aus dem Amazon-Shop sein aber auch von anderen Online-Geschäften. Freunde und Verwandte können die Produkte direkt von der Liste auswählen und an den Verfasser versenden lassen. Mit dem Geschenkservice von Amazon ist es zusätzlich möglich, die Artikel aus dem Amazon-Shop als Geschenk verpacken zu lassen.142 Technologische Innovationen: Um Kunden zu gewinnen und zu binden, versucht Amazon ihnen den bestmöglichen Komfort zu bieten. Unter anderem wird dies durch technische Innovationen realisiert. Mit diesen soll z. B. das Bequemlichkeitsversprechen zur Realisierung der Mission von Amazon erreicht werden (Kapitel 6.2). Die Verwirklichung des Bequemlichkeitsversprechens drückt sich insbesondere in einem „easy to use“ aus. Das „easy to use“ wird beispielsweise durch die in den USA patentierte 1-Click-Technologie verwirklicht. Wenn der Kunde registriert ist und diese Funktion aktiviert hat, können Bestellungen mit nur einem Tastendruck ausgeführt werden. Die Lieferadresse, Zahlungsart usw. müssen nicht mehr extra eingegeben werden. Außerdem bietet Amazon „Search Inside The Book“ an, d. h. millionen von Büchern können nach gewünschten Wörtern innerhalb des Buches durchsucht werden. Ferner hat Amazon eine Software generiert, die alle Zahlungsinformationen eines Kunden verschlüsselt, so dass sie im Internet nicht von Unbefugten gelesen werden können. Durch sein unternehmerisches Ver139 Vgl. Wirtz, B.: Electronic Business, S. 546 und Computerwoche: Amazon wertet Facebook-Profile aus Vgl. Fitkau & Maaß Consulting: Nutzermeinungen im Internet beeinflussen das Kaufverhalten erheblich! 141 Vgl. Wirtz, B.: Electronic Business, S. 547 142 Vgl. Wirtz, B.: Electronic Business, S. 547 und Amazon.de: Wunschzettel 140 Kapitel 6: Amazon Seite 37 von 49 halten kann Amazon als überaus innovations- und technologieorientiert angesehen werden. Die Technologie-Kompetenz des Online-Händlers gilt als einer seiner größten Wettbewerbsvorteile und wird von vielen Mitbewerbern als „State-of-the-Art“ definiert.143 Der Erfolg von Amazon ist teilweise auf das gigantische Datenmanagement des Unternehmens zurück zu führen. Bereits wenige Informationen genügen, um mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sagen zu können, was der Käufer als nächstes tun wird. Durch die Sammlung verhaltensbezogener und demografischer Konsumentendaten können Angebote individuell gestaltet werden.144 Im Gegensatz zu anderen Unternehmen setzt Amazon nicht nur auf die kostspielige Neukundengewinnung, sondern auf eine starke Kundenbindung.145 6.6 Partnerprogramm von Amazon Das Partnerprogramm von Amazon hat sich in der Vergangenheit als sehr erfolgreich erwiesen. Durch dieses Programm konnte das Angebot von Amazon auf alle Partnerwebseiten ausgebreitet werden. Der Partner kann aus dem Produktangebot von Amazon Artikel auswählen und sie in die eigene Homepage integrieren. Die integrierten Produkte werden dann über einen Link von der eigenen Website auf das Angebot von Amazon zum Verkauf angeboten. Kooperierende Unternehmen haben durch dieses Programm den Vorteil, dass sie am Umsatz beteiligt werden und gleichzeitig ihren Kunden einen Mehrwert bieten können. Wenn z. B. auf der Homepage der Gartenfreunde über das Amazon Partnerprogramm Bücher für Rosenzüchtung angezeigt werden, dann kann das den Usern durchaus einen Mehrwert bringen. Dieser Mehrwert entsteht allerdings nur, wenn aus dem Produktangebot des Händlers eine spezifische Auswahl getroffen wird, die zu der Zielgruppe der kooperierenden Internetseite passt. Der Partner selbst erhält bis zu 10 % vom Netto-Umsatz für jeden Artikel, dessen Verkauf durch die Verlinkung auf seiner Homepage zu Stande kam. An diesem Programm nehmen weltweit hundertausende Mitglieder teil.146 Das Partnerprogramm bietet verschiedene Möglichkeiten, wie man an ihm teilnehmen kann. Diese Optionen werden in den folgenden Abschnitten erläutert. 6.6.1 Links und Banner Wenn man auf ein bestimmtes Produkt auf der Amazon Website verlinken möchte, besteht die Möglichkeit, Einzeltitellinks zu nutzen. Ferner besteht die Option, zwischen Text und Grafik, nur Text oder nur Grafik bei der Darstellung zu wählen. Diese Links ermöglichen auch eine automatische Aktualisierung der Produktpreise. Die einzelnen Links erhalten eine Partner-ID und so ist es möglich, die verkauften Artikel jedem Partner genau zuzuordnen. In Abbildung 6.3 ist dargestellt, wie solche Links im konkreten Fall einer Canon Digitalkamera aussehen. 143 Vgl. Amazon.com: Overview und Walgenbach, G.: Die Vorteilssituation von Innovatoren auf elektronischen Märkten, S. 306 f. 144 Vgl. Manager Magazin: Die gigantische Amazon-Matrix und Walgenbach, G.: Die Vorteilssituation von Innovatoren auf elektronischen Märkten, S. 304 145 Vgl. Wirtz, B.: Electronic Business, S. 548 146 Vgl. Riekhof, H.: E-Branding-Strategien, S. 246 und Amazon.de Partnerprogramm: Mehr verdienen und Produkte effizienter vermarkten Kapitel 6: Amazon Seite 38 von 49 Abb. 6.3: Einzeltitellinks im Amazon Partnerprogramm147 Von den oben genannten Links abgesehen, kann der Partner auch Banner von Amazon auf seiner Homepage integrieren. Diese Banner verweisen z. B. auf Produktkategorien oder diverse Top-Promotions. In Abbildung 6.4 wird aufgezeigt, wie solche Banner aussehen können. Abb. 6.4: Banner im Amazon Partnerprogramm148 6.6.2 Widgets Widgets sind kleine Miniapplikationen mit denen Amazon-Produkte auf der Website des Partners eingebunden werden. Produkteinkäufe erfolgen über Widgets per Link zu Amazon. Das besondere an Widgets ist die Möglichkeit, sie an das Erscheinungsbild der Homepage anzupassen. Bei manchen Widgets kann man sogar seine eigenen Kommentare integrieren. Klickt ein Nutzer auf ein im Widget abgebildetes Produkt, welches er anschließend bei Amazon kauft, erhält der Partner bis zu 10 % vom Netto-Umsatz.149 Im Folgenden sind ausgewählte Widgets im Detail dargestellt: Slideshow-Widget: Die vom Partner ausgewählten Produkte werden als interaktive Diashow dargestellt. „Meine Favoriten“-Widget: In dieses Widget kann man seine Lieblingsprodukte aufnehmen und sie mit Kommentaren versehen. 147 Amazon PartnerNet: Links & Banner Amazon PartnerNet: Links & Banner 149 Vgl. Amazon.de präsentiert Amazon Widgets 148 Kapitel 6: Amazon Seite 39 von 49 „Product Cloud“-Widget: Relevante Suchbegriffe der Site werden als Wolke dargestellt und mit Amazon verlinkt. Schnäppchen-Widget: Das Widget zeigt dynamisch aktualisierte Amazon-Produktangebote. Karusell-Widget: Die Lieblingsprodukte werden in ein Karussell eingefügt. Es besteht auch die Möglichkeit, einfach Voreinstellungen wie z. B. Bestseller zu übernehmen. Such-Widget: Die Besucher können im Widget nach Produkten auf der Amazon-Site suchen. Die Ergebnisse werden im Widget angezeigt. MP3-Widget: Das MP3-Widget enthält eine Musikvorschaufunktion und ist zur Verkaufsförderung von MP3-Downloads gedacht.150 Abb. 6.5: Widgets im Amazon Partnerprogramm151 Genau wie in vorhergehender Abbildung könnten Widgets auf einer Partnerwebseite erscheinen. 6.6.3 aStore Der aStore ist ein Tool des Partnerprogramms, welches es erlaubt, einen Online-Shop ganz ohne Programmierkenntnisse zu erstellen. Mit diesem Shop kann ein Webseitenbetreiber den ganzen Amazon-Katalog oder nur ausgewählte Produkte auf seiner Homepage integrieren. Das Layout des aStore kann beliebig an die bestehende Homepage angepasst werden. Genauso wie die Amazon Homepage enthält der Store ausführliche Produktinformationen, Rezensionen, Produktvorschläge und Lieblingslisten der Amazon-Kunden.152 Nach Meinung von anderen Online-Anbietern hatte das Partnerprogramm einen erheblichen Einfluss auf den schnellen Markterfolg von Amazon. Es ist allerdings kritisch anzumerken, dass mit dem Partnerprogramm hauptsächlich Kunden erreicht werden, die bereits online aktiv sind.153 150 Vgl. Amazon.de präsentiert Amazon Widgets Vgl. Amazon PartnerNet: Widgets 152 Vgl. Amazon PartnerNet: aStore 153 Vgl. Walgenbach, G.: Die Vorteilssituation von Innovatoren auf elektronischen Märkten, S. 299 151 Kapitel 6: Amazon Seite 40 von 49 6.7 Kritische Würdigung des Online-Händlers Amazon Auch der weltgrößte Einzelhändler macht nicht nur mit positiven Schlagzeilen auf sich aufmerksam. Oft wurde bereits in der Presse angeprangert, dass es immer länger dauert, bis Amazon.com seine Lieferantenrechnungen begleicht. Im Jahr 2003 lag der Jahresdurchschnitt bei 49,25 Tagen und ist seitdem kontinuierlich angestiegen. Im Jahr 2009 betrug der Schnitt bereits 64,6 Tage. Durch diese Ausweitung des Zahlungszieles war es Amazon möglich, seinen CashFlow signifikant zu steigern.154 Überdies wird bemängelt, dass Amazon seine Marktmacht ausnutzt, um immer höhere Rabatte von den Verlagen zu fordern und das obwohl Händler wie Amazon bereits 50 % Rabatt auf den Ladenbuchpreis erhalten.155 Ferner ist der Online-Händler immer wieder in der Kritik wegen niedriger Löhne und schlechten Arbeitsbedingungen. So erhalten beispielsweise die Mitarbeiter bei Amazon in Großbritannien für jeden Tag den sie fehlen einen Strafpunkt. Diesen Strafpunkt bekommen sie auch, wenn sie entschuldigt, z. B. durch ein ärztliches Attest, fehlen. Hat ein Mitarbeiter sechs Strafpunkte, wird er zu einem Gespräch mit dem Vorgesetzten geladen und dieser entscheidet danach über seine Kündigung. In Großbritannien ist dieses Vorgehen völlig legal. Ist ein Mitarbeiter also wegen einer Grippe eine Woche lang an das Bett gefesselt, kann er danach gekündigt werden. Außerdem haben die Mitarbeiter bei Amazon Zielvorgaben zu erfüllen. Schafft ein Mitarbeiter es nicht, diese zu erreichen, dann erhält das ganze Team eine Kollektivstrafe, beispielsweise in dem sie keinen Bonus ausbezahlt bekommen.156 Wie es sich an den vorherigen Erläuterungen erkennen lässt, verfügt auch der Versandhändler Amazon über seine negativen Seiten. Trotzdem erzielt das Unternehmen einen beträchtlichen Markterfolg, was nicht zuletzt in der kompromisslosen Kundenorientierung, dem gezielten Aufund Ausbau von Fähigkeiten sowie der fortwährenden Investition in Technik begründet liegt. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor von Amazon ist die System- und Supply-Chain-Exzellenz und der hohe Automatisierungsgrad.157 154 Vgl. Cloer, T.: Amazon zahlt heute nicht und Buchreport: Amazon am Konditionendrücker Vgl. FAZ.Net: Diogenes traut sich was gegen Amazon und Sieg, A.: Jahr für Jahr höhere Forderungen 156 Vgl. Focus Money: Eine Grippe reicht für den Rauswurf und Lill, T.: „Selbst Lidl zahlt besser“ 157 Vgl. Heinemann, G.: Der neue Online-Handel, S. 191 155 Kapitel 7: Zusammenfassung und Ausblick Seite 41 von 49 7 Zusammenfassung und Ausblick Abschließend kann gesagt werden, dass sich die Geschäftswelt durch das Internet stark verändert hat. Durch das E-Commerce entstand ein weltweiter Marktplatz für neue und bereits existierende Unternehmen. Dieser Marktplatz wird teilweise durch Online-Shops bedient. Daher galt es zunächst die Grundlagen von Online-Shops zu beleuchten und ein einheitliches Begriffsverständnis herzuleiten. Überdies wurden die unterschiedlichen Shop-Systeme dargestellt und erläutert. In Kapitel 3 sind dann die Erfolgspotenziale von E-Shops herausgearbeitet worden. Dabei wurden auch die Kundenanforderungen an Web-Shops diskutiert. Ein Shop muss nicht nur gut aussehen, sondern er sollte die potenziellen Käufer mit Bedienkomfort, Individualität und Service befriedigen. Ferner wurde festgestellt, dass es Erfolgsfaktoren gibt, die einen entscheidenden Einfluss auf den Ertrag eines Online-Shops haben. Solche Faktoren sind unter anderem ausgezeichnete Suchlösungen und eine maximal mögliche Personalisierung in der Kundenansprache. Ein Online-Shop kann den Kunden viele Vorteile wie z. B. die Option des zeit- und ortsunabhängigen Einkaufs oder eine verbesserte Markttransparenz bieten. Auch für einen Händler ergeben sich Vorzüge wie beispielsweise die Senkung der Transaktionskosten. Ferner nimmt der Einfluss der Werbung auf den Unternehmenserfolg kontinuierlich zu, gerade das Internet bietet im Vergleich zur Offline-Werbung viele zusätzliche Werbemöglichkeiten. Diese zusätzlichen Optionen wurden in Kapitel 4 diskutiert. Genauso wie der stationäre Einzelhandel verfügt auch der Handel mittels neuer Medien über Nachteile. Aus Händlersicht ist z. B. der erhöhte Wettbewerb zu nennen, aber auch für den Konsumenten ergeben sich Beeinträchtigungen wie beispielsweise das fehlende physische Produkterleben vor und während des Kaufs. Abgerundet wurde die Arbeit mit einer Erläuterung der vorhergehenden Ausführungen am Fallbeispiel des weltbekannten Versandhändlers Amazon. Die Entwicklung von Amazon hat gezeigt, dass sich ein Online-Shop mit dem richtigen Konzept und dem notwendigen Durchhaltevermögen zu einem grandiosen Erfolg entwickeln kann. Wobei das Unternehmen auch über negative Aspekte verfügt. Dennoch hat Amazon unter Nutzung des Internets den Handel revolutioniert. Die zukünftige Entwicklung von Online-Shops wird durch zahlreiche Faktoren beeinflusst. Nach den Erläuterungen in Kapitel 1.1 ist davon auszugehen, dass Online-Shopping auch in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird. Die Akzeptanz wird immer größer und die Hemmschwellen fallen kontinuierlich. Dies wird insbesondere durch die Verbesserung des Kundenservices und der Sicherheitsstandards erreicht. Allerdings wird auch zukünftig ein E-Shop nur dann Erfolg haben können, wenn er sich an den Bedürfnissen der Kunden orientiert. Dafür ist es besonders wichtig, die Kundenanforderungen zu erfüllen und die Erfolgsfaktoren von Online-Shops zu beachten. Überdies wurden durch das Internet viele zusätzliche CRM-Instrumente geschaffen, die unbedingt genutzt werden sollten. Besonders wichtig wird in Zukunft das Social-Targeting sein. Daher sollte ein Händler immer auf ein gutes Verhältnis zu den Communities achten oder selbst welche ins Leben rufen. Natürlich ist ein Online-Shop kein Garant für unternehmerischen Erfolg, aber er ist auf jeden Fall ein interessanter Vertriebsweg der nicht unterschätzt, und von jedem Unternehmer auf Vorteilhaftigkeit überprüft werden sollte. 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