Neuerscheinungen Frühjahr 2008 mit psychoanalytischer

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Neuerscheinungen Frühjahr 2008 mit psychoanalytischer
Buchhandlung Brigitte Salanda
Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Tel.: + 43 1 532 85 14
Di: 11 – 20 Uhr, Mi – Fr: 11 – 18.30 Uhr, Sa: 10 – 17 Uhr
www.apunktbuch.at, salanda@apunktbuch.at
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
willkommen bei treff.punkt a.punkt!
Ich kann im Leben auf vieles
verzichten, aber nicht auf Katzen
und Literatur!
In diesem treff.punkt stelle ich Ihnen
einige meiner Begleiter im Urlaub,
zu Hause oder bei Freunden vor.
Wir bemühen uns jede Saison,
Interessantes, Vergnügliches und
Unverzichtbares aus der Menge der
Neuerscheinungen auszusuchen, zu
kommentieren, vorrätig zu haben und
auch selber zu lesen.
Wir laden Sie ein: besuchen Sie uns
und genehmigen Sie sich bei einer
Tasse Kaffee und einer Zigarette
(bei uns d a r f geraucht werden)
Einsichten in unser vielfältiges
Angebot. Gerne nehmen ich und
meine Mitarbeiter Josef Mittendorfer
und Eva Ribarits Ihre Bestellungen
persönlich, telefonisch und per eMail
entgegen. Fast alle Bücher können
innerhalb weniger Tage besorgt werden, Wunder dauern etwas länger.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Brigitte Salanda
LESE-LUST
André Aciman
Ruf mich bei deinem Namen
Roman. Aus d. Amerikan. v. R. OrthGuttmann
Kein & Aber, 320 S., € 18,90
In einem kurzen Sommer zwischen Obsession und Angst, Verlangen und Verzweiflung suchen zwei Menschen nach
dem Augenblick der absoluten Erfüllung: dass jeder sich in den Andern verwandle ... – Aciman („Damals in
Alexandria“, „Hauptstädte der Erinnerung“) wurde 1951 in Alexandria geboren. Er lebt heute in New York, ist
Romanautor, Essayist und Dozent für
Vergleichende Literaturwissenschaft. Er
gehört zu den führenden ProustSpezialisten.
Alaa al Aswani
Chicago
Roman. Aus d. Arab. v. H. Fähndrich
Lenos, 512 S., € 22,70
Ort der Handlung ist die Universität von
Chicago (wo Aswani selbst den Dr.
med.dent. erworben hat). Es ist ein buntes Volk, das sich dort trifft: Männer und
Frauen, Amerikaner und Ägypter,
Studierende und Dozierende. Sie lieben
Ägypten und verabscheuen die USA
oder umgekehrt. Doch der Schatten des
ägyptischen Staates folgt ihnen in Form
des Geheimdienstapparats ... – Aswani
ist für Roman Weidner (NZZ) ein arabischer Bestsellerautor, der auch
Okzident-kompatibel ist, der hohen literarischen Ansprüchen genügt und dessen Bücher trotzdem unterhaltsam sind.
Zudem lasse der Roman kaum ein Tabu
aus: Von der Liebe eines Ägypters zu
einer jüdischen Studentin, über
Abtreibung, bis hin zum Sex mit dem
Vibrator. Auch al-Aswanis „schonungslose Abrechnung mit dem Islam“ ringt
dem Rezensenten einige Bewunderung
ab. Angriffsziel des Buches bleibe Ägypten – meint die NZZ (Angela Schader).
a.
a punkt
Frühjahr 2008
treff.punkt
Edward St. Aubyn
Nette Aussichten
Roman. Aus d. Engl. v. D. v. Gunsteren
DuMont, 200 S., € 18,40
„Schöne Verhältnisse“ beschreibt den
strahlenden Sommermorgen in einer
Villa in Südfrankreich. Erzählt wird mit
Ironie und Scharfsicht über eine Hölle,
der der Autor selbst nur knapp entkommen ist: die Lebensverhältnisse des englischen Adels ... – „Schlechte Neuigkeiten“ ist eine Art Fortsetzung: Der mittlerweile 21-Jährige fliegt mit sehr gemischten Gefühlen nach New York, um die
Asche seines Vaters zu überführen ...
„Nette Aussichten“ ist der dritte Roman
von St. Aubyn zum fortgesetzten
Thema: Adel vergiftet: Eine englische
Gartenparty im Februar, bei der degenerierte Herzöge, adelsgeile Emporkömmlinge, abgehalfterte Popstars und
heiratswütige Pfarrerstöchter aufeinanderprallen ... – Kein „großer Roman“,
resümiert Ingendaay in der FAZ, aber
allemal das Werk eines „begabten
Schriftstellers“.
Alessandro Baricco
Diese Geschichte
Roman. Aus d. Italien. v. A. Kopetzki
Hanser, 312 S., € 20,50
„Wir antworten auf die Absurdität des
Lebens, indem wir in die Utopie fliehen.“
1903 beginnt in diesem Roman die
Utopie, die Moderne in Italien. Als der
Bauer Libero Parri 1903 seine Kühe verkauft, um eine Garage im Piemont einzurichten, halten ihn alle für verrückt.
Auch dann noch, als sich tatsächlich ein
Rennfahrer, Graf D'Ambrosio, in die
gottverlassene Gegend verirrt und das
Schicksal seinen Lauf nimmt. Ultimo
Parri, der Held des Romans, wächst in
einer Autowerkstatt auf, wird Soldat im
Ersten Weltkrieg, verliebt sich in eine
Prinzessin ... Über den Anbruch der
Moderne in Italien, das Trauma des
Ersten Weltkriegs, nationale Fragen, die
Schlacht von Caporetto von 1917. –
Baricco versucht in seinem Buch die
Geschichte Italiens mit der Geschichte
des Protagonisten zu verbinden.
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Ulla Berkéwicz
Überlebnis
Suhrkamp, 130 S., € 15,30
Wir wissen, daß wir sterben müssen.
Wie aber leben wir mit diesem Wissen?
Wie leben wir eingedenk des Todes?
Wie leben wir mit dem Tod der nahen
Menschen? „Überlebnis“ ist ein Buch,
das die Trauer durchquert, subjektiv und
radikal. „Die einzige Angst, die ich jetzt
noch habe, ist die, zu vergessen.“ – „Sie
war“, so Benjamin Henrichs über Ulla
Berkéwicz, heute Leiterin des Suhrkamp
Verlages, „wann immer ich sie (...) auf
der Bühne sah, eine Schauspielerin, die
stets bedingungslos aufs Ganze ging (...)
als agierte sie für ein Theater, das es
nicht mehr (oder noch nicht) gab.“ –
Stark und schwach, ungewöhnlich,
beeindruckend und peinlich – also ziemlich widersprüchlich, manchmal unerträglich, aber trotz allem insgesamt nicht
uninteressant, findet Zeit-Rezensentin
Iris Radisch das Buch.
Marcel Beyer
Kaltenburg
Roman. Suhrkamp, 400 S., € 20,40
Kein „Erinnerungsoptimismus“, der den
Anschein erwecke, „das Vergangene
würde verständlich, wenn man es nur
als Geschichte noch einmal neu erfinde“. Als Buch, das „mit dem Zauber der
Sprache“ den Bann des Schweigens
über der Geschichte zu lösen verspreche, feiert Rezensent Roman Bucheli in
der NZZ den Roman von Marcel Beyer.
Der Autor will deutsche Geschichte aus
DDR-Perspektive aufarbeiten. – Inhalt:
Ludwig Kaltenburg, geboren 1903,
Biologe, arbeitet Ende der dreißiger
Jahre des letzten Jahrhunderts in Posen.
Dort begegnet er zum ersten Mal dem
Ich-Erzähler, zu diesem Zeitpunkt noch
ein Kind. Wie erfahren die beiden
Protagonisten des Romans die Zeit des
„Dritten Reiches“ bis zur Bombardierung
Dresdens im Februar 1945, dann die Zeit
von 1945 bis zum Ende der DDR? Am
Ende spürt Bucheli gar den Hauch von
Walter Benjamins Engel der Geschichte.
Roberto Bolano
Exil im Niemandsland
Fragmente einer Autobiographie
Übers. v. K. Brandt u. H. v. Berenberg
Berenberg, 140 S., € 19,60
Als „Schatzkammer vollgestopft mit
Sachen, die verführbare Leser glücklich
machen können“ feiert Katharina Döbler
in der ZEIT diesen Essayband des chilenischen Schriftstellers. Roberto Bolano, in
Chile geboren (1953), in Mexiko aufgewachsen, in Spanien zu literarischem
Weltruhm gelangt und früh gestorben
2
(2003), ist so etwas wie der Fliegende
Holländer Lateinamerikas: Wie wenige
hat er das Exil kennengelernt – und sich
dazu unsentimentale Gedanken gemacht. Sie bilden den roten Faden dieses Buches, dieser „Fragmente zur Autobiographie eines Umhergetriebenen“. –
Bolanos Ruhm begann mit den Romanen „Die Nazi-Literatur in Amerika“ und
„Stern in der Ferne“. Für den Roman
„Die wilden Detektive“ erhielt er den
höchsten lateinamerikanischen Literaturpreis Premio Romulo Gallegos.
T.C. Boyle
Zähne und Klauen
Erzählungen. Aus d. Amerikan. v. A.
Grube u. D. v. Gunsteren
Hanser, 320 S., € 20,50
Ein Rentner sucht sich ein gemütliches
Plätzchen in Florida aus, muss aber bald
feststellen, dass sich dort wilde Kreaturen herumtreiben. Anderswo brausen
Winde, wüten Schneestürme, fallen
Meteoriten vom Himmel – der Mensch
macht dabei stets eine traurige Figur.
Eigentlich hat Boyle nur ein großes
Thema: Die Verfallenheit des Menschen
an die, insbesondere eigene, Natur. Das
Unglück, das beinahe alle Figuren in diesen Erzählungen heimsucht, ist den
Versuchen gedankt, sich von der Welt,
der Natur durch Beobachtung und
Intellekt zu distanzieren.
Mario Calabresi
Der blaue Cinquecento
Geschichte meiner Familie im
Schatten des Terrorismus.
SchirmerGraf, 174 S., € 18,30
Mario Calabresi (1970 geboren) ist der
New-York-Korrespondent
von
La
Repubblica. Als er zwei Jahre alt war,
wurde sein Vater, Kommissar Luigi
Calabresi, von Anhängern der linksextremen Lotta Continua ermordet. Sein
Buch beschreibt nicht nur, was dieser
Mord für ihn und seine Familie bedeutet
hat – Marios Mutter hatte zwei kleine
Kinder und war mit dem dritten schwanger –, sondern auch, wie die italienische
Linke diesen Mord unbehelligt angekündigt und systematisch vorbereitet hat.
Mircea Cartarescu
Warum wir die Frauen lieben
Geschichten
Aus d. Rumän. v. E. Wichner
Suhrkamp, 180 S., € 18,30
„... weil sie außergewöhnliche Leserinnen sind“, so die Antwort des Autors.
Mircea Cartarescu, dessen Roman „Die
Wissenden“ als „Meisterwerk des literarischen Manierismus“ (NZZ) gefeiert
wird, umkreist in diesen Geschichten die
Liebe: Da ist Irina, Literaturstudentin aus
Brasov, die dem jungen Dichter Nabokov
und D.H. Lawrence nahebrachte und
sich von der Securitate anwerben ließ.
Oder die Hermannstädter Rumänin in
Paris, die mit einem Algerier zusammenlebt und ihn zu einer Nacht zu dritt verführen will. Mircea selbst ist ein hochsensitives, schönheitstrunkenes Subjekt,
das mal als blasser, traumverlorener,
offenbar recht unscheinbarer junger
Mann im Bukarest der siebziger Jahre
die Szene betritt, mal als langhaariger
Jüngling in Lederjacke auf den Spuren
Ferlinghettis und Kerouacs durch San
Francisco läuft.
Blaise Cendrars
Rhapsodie der Nacht
Aus d. Franz. v. G. Waeckerlin Induni
Lenos, 500 S., € 25,70
„Als Luftfahrt, auch Aviatik, von lat. avis
= Vogel bezeichnet man Reisen und
Gütertransport durch die Erdatmosphäre“ klärt uns die Wikipedia auf. –
Im Mittelpunkt dieses Romans stehen
Cendrars’ Begeisterung für die Aviatik
und seine Reisen nach Brasilien, wo er
sich in den Jahren zwischen 1924 und
1928 längere Zeit aufhielt. Die brasilianischen Erfahrungen prägen denn den
Roman auf vielfältige Weise. So glaubt
er als überzeugter Frankophiler am
Himmel eine Sternkonstellation beobachten zu können, die in ihren Umrissen
dem Eiffelturm gleicht. Auf seine
Schreiben an wissenschaftliche Gremien
in Paris hat er aber nie eine Antwort
erhalten. So wie der Eiffelturm plötzlich
am Himmel auftauchen kann, scheint in
diesem Roman alles in Bewegung. Wer
immer es kann, hebt sich nämlich in die
Lüfte, am eindrücklichsten tun dies die
Heiligen der Kirchengeschichte.
Michael Chabon
Die Vereinigung jiddischer Polizisten
Roman
Kiepenheuer&Witsch, 384 S., € 20,50
Detektiv Meyer Landsman ermittelt in
einem Mordfall. In dem schäbigen Hotel,
in dem er wohnt, wurde sein Zimmernachbar erschossen, und gemeinsam mit
seinem Partner Berko beginnt er die
Untersuchungen, die ihn zu den Gründungsvätern der Stadt, Schachmeistern
und in religiöse Randbezirke führen.
J.M. Coetzee
Tagebuch eines schlimmen Jahres
Roman. Aus d. Engl. v. R. Böhnke
Fischer, 288 S., € 20,50
J.C., ehemals bekannter Autor aus
Südafrika, jetzt in Sydney lebend, ist die
Hauptfigur in „Tagebuch eines schlim-
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men Jahres“, dem neuen Roman von
John Coetzee, Literaturnobelpreisträger
aus Südafrika. J.C. schreibt bittere
Kurzessays über den gegenwärtigen
Zustand der Welt als Beiträge für einen
Sammelband; Anya, seine Bekanntschaft aus der Waschküche, tippt sie für
ihn in den PC; Alan, ihr Freund, ein
schlitzohriger kleiner Broker, denkt über
einen Zinsbetrug an J.C. nach. Mehrere
parallel laufende Handlungsstränge bilden ein Erzählkonstrukt um J.C. auf dem
scharfen Grat zwischen Distanzierung
und Selbstbetrachtung.
Bora Cosic
Die Vogelklasse
Prosa. Aus d. Serb. v. K. Wolf-Grieshaber
folio, 96 S., € 19,50
Gymnasialschüler füllen die Bänke eines
imaginären Klassenzimmers, das in der
Provinz zu liegen scheint. Vier Schüler
dieser Klasse müssen das Schuljahr wiederholen, sie sitzen wider Erwarten im
Zentrum des Raumes, erhöht, und blik-
ken auf den Rest der Klasse hinunter.
Dem Ich-Erzähler kommt das Leben in
der Vogelklasse eingeschränkt vor, wie
in der Verbannung. Für ihn ist die Klasse
eine Zwangsgemeinschaft, es gibt weder
Grund noch Sinn für die Zusammenkunft, sie ist zufällig und doch künstlich
herbeigeführt. Cosic schält mit einer
Fülle an plastischen Bildern den Zustand
der Klasse heraus und erzeugt damit eine
absurde Wirklichkeit des Menschen.
H. D.
Madrigal
Aus d. Engl. v. A. Lazarowicz
Engeler, 224 S., € 19,60
Bei Sigmund Freud machte sie eine
Psychoanalyse; ihr Bericht darüber,
„Tribut an Freud“, erscheint im Herbst
2008 bei Engeler. „Madrigal“ ist H.D.s
„Porträt der Künstlerin als junge Frau“.
Das Buch erzählt die wahre Geschichte
zwischen H.D. und D.H. Lawrence, des
Lebens einer jungen Generation
zwischen Büchern, Bomben, Bettgeschichten: Julia (H.D., Hilda Doolittle,
1886–1961) ist mit ihrem Mann Rafe
Ashton (Richard Aldington) Teil der
Londoner Bohème vor dem Ersten
Weltkrieg. Doch diese Welt ist gefährdet: durch den Krieg und durch die inneren Spannungen einer Generation, in
der sich neue Lebensentwürfe abzeichnen, neue Experimente im künstlerischen Ausdruck und in der Sexualität.
Der Krieg löst die alten Verbindungen, er
lässt die Menschen zu Verlorenen werden. Als Rafe auf Kriegsurlaub von der
Front in Frankreich nach London zurückkehrt, nimmt er sich die junge
Amerikanerin Bella als Geliebte, und
Julia wendet sich dem Schriftsteller
Frederico (D.H. Lawrence) zu ...
György Dragomán
Der weiße König
Roman. Aus d. Ungar. v. L. Kornitzer
Suhrkamp, 293 S., € 20,40
Erzählt aus der Perspektive eines Buben
vom inneren Kampf gegen den Totalitarismus. „Der Roman des 1973 in
Siebenbürgen geborenen und seit 1988
in Budapest lebenden Autors zählt zu
den besten literarischen Neuerscheinungen der letzten Jahre. Ohne auch
nur ein einziges Mal unglaubwürdig zu
werden, schreibt Dragomán aus der
Sicht eines elf- und zwölfjährigen
Buben, der sich im Rumänien des Jahres
1986 gegenüber einer brutalen Umwelt
behaupten muss.“ (Bernhard Fetz, FALTER) Auch Andreas Breitenstein (NZZ)
feiert das literarische Debüt als herausragendes Meisterwerk. In unerhört dichter
Sprache und mit genauem Blick wird die
düstere Wirklichkeit in Ceausescus
Rumänien mit ihren alltäglichen Grausamkeiten und „Gemeinheiten“, die
man nicht zuletzt den Kindern angedeihen ließ, geschildert und bildet ein
Szenario, das in seiner feinen Überzeichnung einem Bruno Schulz gleichkommt.
Clemens Eich
Gesammelte Werke
Hrsgg. v. Elisabeth Eich u. Ulrich Greiner
Fischer, 768 S., 2 Bde.i.Sch., € 30,80
Am 22.2.1998 kam Clemens Eich, der
Sohn von Ilse Aichinger und Günter Eich,
bei einem Unfall ums Leben. Er hinterließ ein schmales, in seiner traumwandlerischen Klarheit erstaunliches
Werk: Gedichte, Prosaerzählungen, ein
Theaterstück, den Roman „Das steinerne
Meer“ und die unvollendet gebliebenen
„Aufzeichnungen aus Georgien“, die ein
Jahr nach seinem Tod erschienen.
Dejan Enev
Zirkus Bulgarien
Geschichten für eine Zigarettenlänge
Aus d. Bulgar. v. K. Zemmrich u.
N. Randow
Deuticke, 240 S., € 18,40
Der Boxer Shoro heuert bei einem Geldprotz als Schuldeneintreiber an, doch
einer seiner ersten Aufträge betrifft seinen eigenen Bruder. Freundliche Hochstapler, verträumte Bettler und kampfbereite Omas bevölkern die wunderbar tragikomischen Kurzgeschichten. Dimitré
Dinev hat die Erzählungen für diesen
Band zusammengestellt (und auch ein
Nachwort geschrieben). Dass der hier
inszenierte Aufmarsch einsamer, gescheiterter Helden seinen besonderen
Reiz hat, daran lässt Sabine Berking in
der FAZ keinen Zweifel. Durch die deutsche Auswahl der „wunderbaren Kurzgeschichten“ können wir die Träume
vom Rande Europas kennenlernen.
Nathan Englander
Das Ministerium für besondere Fälle
Roman. Aus d. Engl. v. M. Mundhenk
Luchterhand, 448 S., € 20,60
Kaddisch Poznan, Jude und Sohn einer
Hure, hat es im Leben zu nichts Rechtem
gebracht. Sein Sohn Pato verachtet ihn,
und seine Frau Lillian verdient das Geld
für die Familie. Eines Tages wird
Kaddischs Sohn verhaftet, und binnen
kürzester Zeit verliert sich Patos Spur in
der anonymen Apparatur der argentinischen Militärdiktatur, im „Ministerium
für besondere Fälle“. – „Wer ist dieser
Nathan Englander, 37 Jahre jung, und
3
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doch schon mit der Stimme eines alten
Meisters ausgestattet? ... Wunderbar
geschrieben!“ (The New York Times
Book Review) – Nathan Englander
wurde 1970 in New York geboren und
wuchs in einer jüdischen Gemeinde in
Long Island auf. Er lebte einige Zeit in
Argentinien und in Israel. Seine Kurzgeschichten erschienen in „The Atlantic
Monthly“, „The New Yorker“. Nathan
Englander lebt in New York City. „Das
Ministerium für besondere Fälle“ ist sein
erster Roman. – „Was kommt dabei heraus, wenn man einen Hurensohn mit
einem Rabbi zusammenbringt? Ein verdammt gutes Buch.“ (Esquire)
Hans Magnus Enzensberger
Hammerstein oder Der Eigensinn
Eine deutsche Geschichte
Suhrkamp, 375 S., € 23,60
„Angst ist keine Weltanschauung!“ Das
ist der Spruch eines, der bei den Nazis
nicht mitmachen wollte, der 1934 als
Chef der Heeresleitung der Wehrmacht
zurücktritt. – „Hammerstein“ ist nach
„Der kurze Sommer der Anarchie“ und
„Requiem für eine romantische Frau“
Enzensbergers dritter dokumentarischer
Roman. Für dieses Buch hat der Autor
die Archive von Moskau bis Berlin, von
München bis Toronto befragt. – Für die
TAZ (Alexander Cammann) ist Enzensbergers Buch ein genau recherchierter,
„kunstvoller Abenteuer- und Familienroman des 20. Jahrhunderts“ mit „hochspannendem Plot“. Jörg Lau (ZEIT) ist
begeistert. „Ein sehr lesenswertes Buch“
ist es für die NZZ (Ulrich M. Schmid), als
„gelungenen Coup“ lobt Ina Hartwig die
faktensichere Recherche in der FR.
Keinerlei Gnade findet Enzensberger in
der SZ bei Götz Aly.
4
Sherko Fatah
Das dunkle Schiff
Roman. Jung und Jung, 420 S., € 22,Im Mittelpunkt des Romans steht Kerim,
der im kriegsgeschüttelten Grenzgebiet
des Nordirak aufwächst, sich islamistischen Gotteskriegern anschließt und
schließlich auf einer riskanten Flucht
nach Berlin gerät. So die Geschichte. –
In diesem Roman geht es nicht um den
Islam, sondern um den Extremismus, der
viele Erscheinungsformen haben kann,
um seine Verführungsmacht und die
Folgen. Extremismus entsteht nicht in einem Kopf, sondern unter realen Lebensbedingungen. So ist Kerims Geschichte
die eines kleinen, konkreten Lebens
inmitten großer Umwälzungen, und sein
spirituelles wie auch seine realen
Abenteuer sind nicht so außergewöhnlich, wie sie aus europäischer Sicht scheinen mögen. – Wolfgang Schneider in
der FAZ, Meike Fessmann in der SZ und
Sabine Peters in der FR sind über das
Buch des 1964 in Berlin geborenen
Autors sehr beeindruckt.
Raymond Federman
Mein Körper in neun Teilen
Aus d. Amerikan. v. P. Torberg
Matthes & Seitz, 128 S., € 28,30
In seinem autobiografischen Text thematisiert Federman Teile seines Körpers
und hebt hervor, wie sich die Geschichte
des zwanzigsten Jahrhunderts in sie eingeschrieben hat: Er lässt seine Nase,
seine Geschlechtsteile, seine Haare sprechen ... – „Wer das notwendige poetologische Vorwissen nicht mitbringt“,
warnt TAZ-Rezensent Frank Schäfer,
„dem könnte Federmans oft abschweifende und nicht-lineare, witzige und bisweilen alberne Prosa womöglich ein
wenig seicht vorkommen“.
Catalin Dorian Florescu
Zaira
Roman
Beck, 476 S., € 20,50
Erzählt die Geschichte einer Frau, die in
einem Jahrhundert der Kriege und der
Gewalt gegen alle Widerstände ihrer
inneren Stimme folgt. Zaira wächst auf
einem rumänischen Gutshof auf. Der
Krieg, der Faschismus, dann der Kommunismus verändern dramatisch die
Lage der Familie. Eine gefährliche Flucht
über Prag bringt Zaira mit Mann und
Tochter nach Amerika. Kämpferisch und
zäh gelingt es ihr, in der Fremde eine
Existenz aufzubauen. Als alte Frau fasst
sie den Mut, wieder in ihre Heimat
zurückzukehren. ...
Barbara Frischmuth
Vergiss Ägypten
Ein Reiseroman
Aufbau, 200 S., € 19,50
„Vergiss Ägypten, wenn du etwas über
Ägypten schreiben willst“, rät ihr die
Freundin Lamis, „denk lieber an Ägypter.“
Sie meint die unbekannte Vielfalt von
orientalischen Lebensentwürfen, der man
von Alexandria bis Luxor begegnet.
Valerie denkt auf ihren Erkundungsfahrten auch an Abbas, den einstigen
Geliebten. Wenn sie Europäerinnen
trifft, die Ägypter geheiratet haben,
beginnt sie sich zu fragen, wie ihr eigenes Leben ausgesehen hätte, wäre sie
Abbas damals gefolgt. ...
Assaf Gavron
Ein schönes Attentat
Roman. Aus d. Hebr. v. B. Linner
Luchterhand, 352 S., € 20,60
„Als beklemmend und sehr beeindrukkend rühmt Stefana Sabin in der NZZ
den dritten Roman des israelischen
Autors Assaf Gavron. Er erzählt darin
vom israelischen Computerspezialisten
Eitan Einoch und dem palästinensischen
Attentäter Fahmi, deren Geschichten
zunächst nebeneinander herlaufen und
sich dann gewaltsam kreuzen. Sehr
eindrucksvoll und mit Einfühlungsvermögen für beide Seiten schildere der
Autor aus jeweiliger palästinensischer
und israelischer Perspektive die familiären und gesellschaftlichen Hintergründe,
vor denen sich diese beiden Biografien
entfalten, und so gelinge es ihm, gleichermaßen die Realität in den palästinensischen besetzten Gebieten und im
modernen Tel Aviv anschaulich vor
Augen zu führen“ (perlentaucher.de)
„Näher kann ein Israeli einem Palästinenser nicht kommen“, urteilt die ZEIT-Rezensentin Annabel Wahba beeindruckt
über dieses Buch, ein Bestseller in Israel.
a.punkt – Buchhandlung Brigitte Salanda, Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Tel.: +43 1 532 85 14, E-Mail: salanda@apunktbuch.at
Martha Gellhorn
Muntere Geschichten für müde
Menschen
Novellen. Aus d. Engl. v. M. Mandelkow
Dörlemann, 260 S., € 22,50
„Die Rezensentin der NZZ (Angela
Schader) ist äußerst angetan von der
hektisch-fiebrigen, also ungesunden
Munterkeit dieser gleichzeitig eiskalten
Erzählungen, in denen eheliche Geschlechterbeziehungen verhandelt werden. Nicht nur weil es die Geschichten
insgesamt in sich haben, sondern weil
Martha Gellhorn es stets versteht, dann
noch zusätzlich recht perfide „Klingen“
im Erzählgeschehen zu platzieren, um
die Gemengelage der Geschichte psychologisch noch weiter aufzumischen.
Aber auch sprachliche Brillanz und intime Beobachtungsgabe zählt die
Rezensentin zu den Sensationen der
Gellhornschen Prosa, die sich ihrem
Eindruck zufolge mitunter haarscharf an
die Ränder dessen wagt, was man heute
Political Correctness nennt.“ (perlentaucher.de) – Zuletzt: „Paare. Ein Reigen in
vier Novellen“, 260 S., € 22,50.
Peter Handke
Die morawische Nacht
Erzählung
Suhrkamp, 550 S., € 28,80
Iris Hanika
Treffen sich zwei
Roman. Droschl, 240 S., € 19,„Treffen sich zwei“ ist ein Liebesroman
für Erwachsene und ein Heimatroman
aus Berlin-Kreuzberg. Er handelt vom
Begehren und von den Ängsten, vom
Berufsleben eines Systemberaters und
den Zuständen einer begnadeten
Hysterikerin ... – „Iris Hanika ist sowohl
eine politische und realistische Erählerin,
gleichzeitig aber auch eine Kunstschriftstellerin, wobei die Kunstschriftstellerin so geschickt getarnt ist,
dass man sie beim schnellen Lesen der
Texte sogar übersehen kann.“ (Wilhelm
Genazino) TAZ (Wiebke Porombka), SZ
(Jörg Drews), FAZ (Ingeborg Harms) sind
voll Bewunderung.
Wolfgang Hermann
Herr Faustini und der Mann im Hund
Deuticke, 192 S., € 18,40
Herr Faustini begibt sich diesmal auf
eine Reise ins Übersinnliche. Alles
beginnt damit, dass Frau Gigele, Herrn
Faustinis Nachbarin, ihm von seiner
Großtante Fini aus dem Jenseits bestellt,
er möge seine Gedärme reinigen lassen.
Herr Faustini schreitet zur Tat, was ihn,
in mehrfacher Hinsicht, erleichtert. Nun
schwebt er tatsächlich ein wenig über
dem Boden und kann Dinge wahrnehmen, die andere nicht sehen ... – „Ja,
Wolfgang Hermann entwickelt sein
Erzählen aus dem Flanieren, aber das
Fantasieren ergänzt und erweitert das,
was auf den Wegen so anfällt. Die Wege
beginnen spätestens auf der Schwelle
der Haustür, und die erste Station ist oft
schon beim Nachbarn oder im Garten,
ehe es zu weiteren Entdeckungen
kommt: Entdeckungen von Dingen, die
alle kennen, aber nicht so; oder von
Dingen, die zwar naheliegen, auf die
aber sonst niemand achtet.“ (Leopold
Federmair im FALTER, Buchbeilage)
Klaus Hoffer
Die Nähe des Fremden
Droschl, 200 S., 30 Abb., € 24,Die Nähe des Fremden versammelt
Essays und Vorträge zu autobiographischen Themen, zur Bildenden Kunst
(John Baldessari, Fritz Panzer, Peter
Pongratz, Peter Weibel) und zur
Literatur, genauer: zu Elias Canetti,
Heinrich Heine, Franz Kafka, Kurt
Vonnegut und Urs Widmer. Und Kafka,
Freud und zentrale Gedanken der
Systemtheorie liefern auch die wichtigsten Instrumente zum Verständnis und
zur Analyse der Werke.
Siri Hustvedt
Die Leiden eines Amerikaners
Roman. Aus d. Amerikan. v. U. Aumüller
u. G. Krueger
Rowohlt, 416 S., € 20,50
„Meine Schwester nannte es Das Jahr
der Geheimnisse“, lautet der erste Satz
dieses Romans. Und Geheimnisse haben
hier alle, die Toten wie die Lebenden.
Etwa der Erzähler Erik Davidsen, ein
geschiedener Psychiater, der einsam in
einer Stadtvilla in Brooklyn lebt und
seine Neurosen pflegt.
Uzodinma Iweala
Du sollst Bestie sein!
Roman. Aus d. Engl. v. M. Ingendaay
Ammann, 200 S., € 19,50
Als der Krieg in Agus Dorf kommt,
befiehlt ihm sein Vater, „Lauf! Lauf! Agu
lauf!“ Und Agu läuft – geradewegs in
den Weg der Rebellen und ihres Führers,
des Kommandanten ... – „Wer dieses
Buch zuklappt, muß kein anderes mehr
zum Thema lesen. All die Versuche von
ehemaligen Kindersoldaten, ihren
Leidensweg authentisch zu schildern,
verblassen neben diesem grandiosen
und
furchterregenden
Roman.“
(Bartholomäus Grill, Die Zeit)
Philippe Jaccottet
Die Lyrik der Romandie
Eine zweisprachige Anthologie
Nagel & Kimche, 264 S., € 22,10
In der „Kollektion“, herausgegeben von
Peter von Matt, legt der berühmteste
Dichter der Romandie, Philippe
Jaccottet, seine persönliche Sammlung
der wichtigsten Gedichte des 20.
Jahrhunderts aus der Westschweiz vor.
Die zweisprachige Anthologie in
Deutsch und Französisch wird ergänzt
durch Einführungen zu den Verfassern
und mit einem Nachwort. Sie enthält
Poesie von Charles Ferdinand Ramuz,
Blaise Cendrars, Nicolas Bouvier, Frédéric
Wandelère und José-Flore Tappy u.v.a.
Miranda July
Zehn Wahrheiten
Stories. Aus d. Amerikan. v. C. Drechsler
u. H. Hellmann
Diogenes, 272 S., € 19,50
„Zugegeben. Die Menschen in Miranda
Julys Geschichten sind sonderbar. Sie
haben merkwürdige Obsessionen, verlieben sich möglichst hoffnungslos,
wohnen gern in Luftschlössern, sind einsam und stoßen das Glück von sich,
wenn es einmal anklopft, aber Sie etwa
nicht?“ (Der Verlag) – Angela Schader
beschwört in ihrer NZZ-Rezension die
Erzählkunst der Autorin, die als wiederkehrendes Motiv in ihren Erzählungen
die vergebliche Hoffnung auf das endlich anbrechende „wahre Leben“ im falschen aufgreift, als ein „Wunder“. Ein an
„Inspiration und Irritation“ reicher Band.
Auch TAZ, FAZ und ZEIT finden sehr
lobende Worte.
Imre Kertész / P. Esterházy / I. Schulze
Drei Geschichten.
Eine, zwei, noch eine Geschichte/n
Aus d. Ungar. v. H. Skirecki
Berlin, 96 S., € 12,40
Imre Kertész‘ Erzählung „Protokoll“ handelt von einer Zugfahrt BUDAPESTWIEN. Peter Esterházys Erzählung
„Leben und Literatur“ beschreibt die
gleiche Zugfahrt ein Jahr später. Und
Ingo Schulze nimmt auch diesen Zug ...
Rolf Lappert
Nach Hause schwimmen
Roman
Hanser, 544 S., € 22,10
„Wenn man schon ungefragt geboren
wird, meint Wilbur, dann sollte man das
schnellstens wieder ändern.“ – Rolf
Lappert hat einen Roman über das
Erwachsenwerden eines kleinen, an der
Welt verzweifelnden Jungen geschrieben, der durch seine bezwingende
Komik mitreißt.
5
a.punkt – Buchhandlung Brigitte Salanda, Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Tel.: +43 1 532 85 14, E-Mail: salanda@apunktbuch.at
Jonathan Littell
Die Wohlgesinnten
Roman. Aus d. Franz. v. H. Kober
Berlin, 1383 S., € 37,10
„Der fiktive Lebensbericht eines hohen
SS-Offiziers, ein Epos, das ein detailgenaues Bild des Zweiten Weltkriegs und
der Verfolgung und Vernichtung der
Juden durch die Nationalsozialisten
zeichnet.“ (Der Verlag) – Jonathan Littell,
1967 in New York geboren, lebt in
Barcelona. Für seinen Roman erhielt er
2006 den Grand Prix du Roman der
Académie Française. 800.000 verkaufte
Exemplare allein in Frankreich. Jorge
Semprun: „Ich war wie erschlagen von
diesem Buch. Es ist DAS Ereignis unseres
Jahrhunderts.“ In Frankreich Begeisterung! In Deutschland? Au contraire!
Warum? Sämtliche Kritiken total vernichtend. E.g.: DIE ZEIT (Harald Welzer):
„Ein Roman werde ja nicht dadurch besser, dass mehr drin steht. (...) Was Littell
hier zusammenrühre aus gewaltpornografischen Fantasien und Völkermord,
das laufe, so Rezensent Welzer erschüttert, auf die „pure Affirmation des
Grauens“ hinaus. Auch den Holocaust
als „Panoptikum von Verrücktheiten“
darzustellen, werfe das Geschichtsbild
weit zurück, (...).“ (perlentaucher.de)
Cobb, in a review published in the
Houston Chronicle (July 15, 2005), characterizes McCarthy as „our greatest
living writer“ and describes the book as
„a heated story that brands the reader's
mind as if seared by a knife heated upon
campfire flames.“
Friederike Mayröcker
Paloma
Suhrkamp, 200 S., € 17,30
In ihrem neuen Buch hat Friederike
Mayröcker dem Eindruck von Rezensent
Paul Jandl (NZZ) zufolge ihre noch tiefe
„erdschwere Trauer“ um ihren verstorbenen Gefährten Ernst Jandl in „flügelschlagende Poesie“ verwandelt. Es handelt sich um neunundneunzig im Verlauf
von elf Monaten verfasste Briefe, die die
Dichterin an einen nicht näher bezeichneten „lieben Freund“ adressiert habe.
Margriet de Moor
Der Jongleur
Roman.
Aus d. Niederländ. v. H.v. Beuningen
Hanser, 160 S., € 17,40
Die Geschichte spielt im Amsterdam der
fünfziger Jahre in einer Künstlerpension:
Ein Magier liebt einen Jongleur, der eine
Tänzerin liebt, die ihrerseits dem Magier
verfallen ist. Die an sich schlichte Geschichte werde aber von der Autorin mit
großer Raffinesse und Diskretion erzählt,
zeuge von enormer „Menschenkenntnis“
und beweise wunderbaren Humor,
schwärmt Martin Krumbholz (NZZ), der
insbesondere von der Darstellung der
subtilen Erotik, die sich zwischen den
Protagonisten entspinnt, fasziniert ist.
Cormac McCarthy
Kein Land für alte Männer
Roman. Deutsch v. N. Stingl
Rowohlt, 288 S., € 20,50
Radikaler Kulturpessimismus, der in die
Abgründe menschlicher Bosheit führt
und einen das Zittern lehrt. Die
Handlung spielt im Jahr 1980 in der
wüstenhaften Landschaft in Texas, nördlich der Grenze von den USA und
Mexiko. Sie besteht zunächst aus zwei
Handlungssträngen: Zum einen wird
gezeigt, wie Llewelyn Moss Drogengeld
in Höhe von zwei Millionen Dollar findet
und aufgrund dessen um sein Leben
bangen muss, zum anderen wird der
Killer Anton Chigurh eingeführt, der
beauftragt wird, das Geld wiederzufinden. Kritik zur engl. Ausg.: William J.
6
Clemens Meyer
Die Nacht, die Lichter
Stories. Fischer, 272 S., € 19,50
Er setzt alles auf eine Karte, der
Hundebesitzer, der auf der Rennbahn
sein Geld verwettet, um eine teure OP
zahlen zu können. Sie will es allen zeigen, die junge Frau, und sich vom
Flüchtlingsschiff in die erste Liga hochboxen. Clemens Meyers Geschichten
spielen in der stillen Wohnung, in der
Lagerhalle und am Fluss. Seine Helden
sind dem Leben ausgesetzt, es sind die
Heimatlosen und Träumer, die die nächtliche Stadt durchstreifen. In seinen
rauen, präzisen und zarten Sätzen
erzählt er von großen Illusionen, von
Sehnsucht und Einsamkeit. „Bitte mehr
davon!“ ruft begeistert Kolja Mensing
(TAZ) aus, der Clemens Meyer für seine
sechzehn in diesem Band versammelten
Kurzgeschichten handwerkliches Können
und Sinn für Pathos bescheinigt.
Vladimir Nabokov
Fahles Feuer
Ges. Werke, Bd. 10. Hgg. v. D.E. Zimmer.
Dt. v. U. Friesel
Rowohlt, 416 S., € 28,80
Amoz Oz
Verse auf Leben und Tod
Roman. Suhrkamp, 150 S., € 17,30
Tel Aviv, ein stickiger Sommerabend: Ein
bekannter Schriftsteller ist zu einer
Lesung eingeladen. Was werden seine
Leser, was wird sein Publikum ihn fragen? Das Übliche? Warum schreiben
Sie? Sind Ihre Bücher autobiographisch?
Was wollten Sie uns mit Ihrem letzten
Roman sagen? Was wird er antworten?
Das Übliche? Oder wird er sich den Erwartungen widersetzen? Amos Oz erzählt in seinem neuen Roman von einem
bekannten Schriftsteller an einem stickigen Sommerabend in Tel Aviv, von der
Liebesnacht danach, von den Menschen,
die ihm begegnen, bis die Geschichten,
die sie alle haben oder haben könnten,
sich entfalten und miteinander verknüpfen, bis das, was sich ereignet, und das,
was sich hätte ereignen können, ununterscheidbar werden. Verse auf Leben
und Tod ist die unkonventionelle Antwort des großen Erzählers Amos Oz auf
die Frage nach dem subversiven Wechselspiel von Leben und Literatur.
Connie Palmen
Luzifer
Roman. Aus d. Niederländ. v. H. Ehlers
Diogenes, 416 S., € 22,60
„Ehedrama, Auseinandersetzung mit
dem megalomanen Idealismus der 68er,
Porträt eines Künstlers als junger und
alter Mann, die Amsterdamer Boheme
... Genial bedacht und umgesetzt!“
(Xandra Schütte, Trouw, Amsterdam) –
'Luzifer' ist von einer wahren Begebenheit inspiriert. Connie Palmen analysiert
einen von Fragen und Geschichten
umgebenen Tod, indem sie Tatsachen
und Fiktion subtil miteinander verwebt.
Ein Roman über das Wesen der Kunst –
der Musik und der Literatur.
Gergely Péterfy
Baggersee
Roman. Aus d. Ungar. v. A. Relle
Zsolnay, 144 S., € 16,40
Der Autor hat mit seinem Buch eine
Parabel über das verworrene Beziehungsgeflecht der Gesellschaft der
Postmoderne geschaffen. Klappentext:
„Eine verbotene Zone, ein paradoxer,
künstlicher Ort? – Sonderbar ist dieser
Baggersee, der die Menschen mit magischer Kraft anzuziehen scheint. Merkwürdige Existenzen kommen mit allerlei
Gepäck und voller Tatendrang an den
See, um dort, wie es der selbsternannte
und selbstverständlich alleswissende
Aufseher formuliert, zu ertrinken“.
Thomas Pynchon
Gegen den Tag
Roman. Aus d. Amerikan. v. N. Stingl u.
D. v. Gunsteren
Rowohlt, 1760 S., € 30,80
„Against the Day“ erzählt von den vier
Kindern des amerikanischen Anarchisten
Webb Traverse, der im Wilden Westen
mit Dynamit für gerechtere Verteilung
a.punkt – Buchhandlung Brigitte Salanda, Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Tel.: +43 1 532 85 14, E-Mail: salanda@apunktbuch.at
und Eigentumsverhältnisse sorgen
möchte und von einem Auftragskiller
beseitigt wird. „Against the Day“ ist
unter anderem eine kurze Geschichte
der Genreliteratur, also von ScienceFiction und Fantasy, dem Abenteuer-,
Horror-, Western- und Detektivroman.
Pynchon imitiert und persifliert die
Großmeister dieser Genres von Jules
Verne über H.P. Lovecraft, Edgar Rice
Burroughs, Jack Williamson, Isaac
Asimov und Robert A. Heinlein bis zu
Zane Grey, überbietet und übertrumpft
sie an phantastischen Einfällen und
in „Exit Ghost“ seinen schon aus früheren Romanen bekannten Nathan
Zuckerman eine flammende Leidenschaft für eine junge Frau erleben und
nicht zuletzt an den körperlichen Einschränkungen des Alters – Zuckerman
ist seit einer Prostata-Operation inkontinent und impotent – scheitern. Doch
geht es um mehr: Roth verhandelt
gleichzeitig die Ängste seines Protagonisten, was von seinem literarischen
Vermächtnis und von seiner Person als
Autor in der Nachwelt übrig bleibe.
von Doreen Daume
Hanser, 232 S., € 22,10
„Dem polnisch-jüdischen Autor Bruno
Schulz, 1892 in der galizischen Kleinstadt Drohobycz geboren und dort 1942
von den Nazis erschossen, blieb nur Zeit
für zwei Bücher – die aber waren von
allererstem Rang. Im Grunde schrieb er
nur an einem einzigen Buch, ‘dem
Buch’, dem ‘Original’. Er wollte schreibend den mythischen Urgrund der
Kindheit rekonstruieren, und es gelang
ihm auf Anhieb. ‘Die Zimtläden’ (1934),
jetzt fulminant neu übersetzt von
unterläuft so souverän alle Erwartungshaltungen, wie denn ein historischer
Roman, dessen Handlung im wesentlichen zwischen der Weltausstellung von
Chicago 1893 und 1914 spielt, heute
aussehen könnte. Tobias Rapp, TAZ:
„Thomas Pynchon gilt als ein schwieriger
Autor. Lassen Sie sich nicht abschrecken!
Und schenken Sie den Kritikern keinen
Glauben!“
Franz Schuh
Memoiren
Ein Interview gegen mich selbst
Zsolnay, 288 S., € 22,10
„Dieses Buch verdankt seine Existenz
dem Umstand, dass ich gefragt bin.
Naja, hin und wieder werde ich halt
gefragt. Und das Gefragtwerden ist eine
Übung, die mich verändert hat.
Manchmal denke ich mir – wie ein
‘Jeopardy’ – zu einer Antwort die Frage
aus. Manchmal gebe ich Antworten, die
sogar auf die gestellte Frage passen (...).
Ich hatte plötzlich die Idee, einige der
Fragen, die mir im Laufe der Zeit gestellt
wurden, zu sammeln, um sie neu zu
beantworten. Außerdem nehme ich die
Chance wahr, mir selbst Fragen zu stellen, die nun zusammen mit den Fragen
der anderen einen Dialog ergeben. Ich
spiele mit dem Prinzip von Frage und
Antwort – das heißt, ich nehme alle
Fragen so, als ob ich sie selbst gestellt
hätte, und alle Antworten so, als ob ein
Fremder sie gegeben hätte“.
Doreen Daume, sind eine unerhörte
Prosa, die mit so ziemlich allen erzählerischen Gesetzen bricht.“ (Maja Rettig in
literaturkritik) „Doreen Daume hat eine
neue Sprache gefunden (...); mit der
Verbindung von Werktreue und musikalischem Gehör hat sie eine Neuübersetzung von Rang geschaffen“ (Hanser)
– NZZ, Ulrich M. Schmid: Seiner Ansicht
nach ermöglicht Daumes Übersetzung
nicht nur die fällige Wiederentdeckung
dieses Meisterwerks der Moderne, sondern bietet überhaupt die erste Übersetzung in die deutsche Sprache, die
Schulz’ innovativer Ausdruckskraft wirklich gerecht wird. – FAZ: Stephanie Peter
akzentuiert die Modernität dieses Schriftstellers, würdigt ihn als „Riesen der literarischen Moderne“ und stellt ihn in den
Kontext Benjamins und Kracauers.
Philip Roth
Exit Ghost
Roman. Aus d. Amerikan. v. D. v.
Gunsteren
Hanser, 304 S., € 20,50
„Diese alten Männer. Weit jenseits der
siebzig, müssen sie sich wohl alle in
junge Mädchen verlieben. Warum muss
das sein? Das weiß man nicht. Aber die
alten Männer der Literatur schwelgen
darin.“ (Georg Patzer in literaturkritik)
Aber so einfach ist das nicht. Die
Rezensentin der TAZ, Wiebke Porombka,
hat die Romane von Roth und Walser
über alternde Schriftsteller gelesen und
dabei nicht wenig gelitten. Doch gerade
wegen der schonungslosen, mitunter
quälenden Darstellung hält sie die literarischen Projekte für gelungen. Roth lässt
Bruno Schulz
Die Zimtläden
Aus d. Poln. neu übersetzt und mit
Nachwort und Anmerkungen versehen
Jerzy Ficowski
Bruno Schulz. 1892–1942
Ein Künstlerleben in Galizien
Übersetzt v. F. Griese
Hanser, 192 S. m. Fotos, € 20,50
Jerzy Ficowski erzählt von den Nöten,
Obsessionen und Bedrohungen, die die
Biographie des Zeichners und Kunstlehrers Bruno Schulz prägten.
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Annemarie Schwarzenbach
Sonderedition in sechs Bänden
Lenos, € 12,90
Zum 100. Geburtstag von Annemarie
Schwarzenbach (1908–1942) bietet der
Verlag eine preisgünstige Jubiläumsausgabe an. Diese Sonderedition ist
gebunden, kostet pro Band € 12,90,
und umfasst folgende Werke: „Winter in
Vorderasien“, „Tod in Persien“, „Bei diesem Regen“, „Freunde um Bernhard“,
„Lyrische Novelle“, „Alle Wege sind
offen“.
Dominique Laure Miermont
Annemarie Schwarzenbach
Eine beflügelte Ungeduld
Biographie. Aus d. Franz. v. S. Wittek
Ammann, 500 S., € 35,90
Annemarie Schwarzenbach (1908–
1942), Schriftstellerin, Journalistin, Fotografin aus reicher Industriellenfamilie,
„vereint in sich viele Momente, die sie
1987, im Jahr ihrer Wiederentdeckung,
zur Kultfigur prädestinierten: die Androgynie ihrer Erscheinung, ihr Leben zwischen Männern, aber vor allem Frauen,
ihre nomadische Existenz, die unbedingte Verausgabung, mit der sie liebte,
schrieb, reiste und fotografierte.“
(Bettina Spoerri, NZZ) Ihre Existenz war
von Drogen und Klinikaufenthalten
geprägt, von einem erbitterten schriftstellerischen Kampf gegen den Nationalsozialismus und von ihrer stürmischen Freundschaft zu Klaus und Erika,
den Enfants terribles von Thomas Mann.
– Zum 100. Geburtstag diese Biographie.
Miermont übersetzte für den französischen Verlag Payot mehrere Werke von
Schwarzenbach; sie ist zugleich KlausMann-Kennerin.
Reiner Stach
Kafka
Die Jahre der Erkenntnis
Fischer, 650 S., € 30,80
Der erste Band erschien 2002 unter dem
Titel „Kafka. Die Jahre der Entscheidungen“ (Fischer, 672 S., € 30,80). Dies sind
die Jahre 1910 bis 1915, in denen sich
der junge, ungebundene, beeinflussbare
Kafka verwandelt in den verantwortungsbewussten Beamten und zugleich
in den Meister des präzisen Alptraums
und des „kafkaesken“ Humors. – Rechtzeitig zum Kafka-Jubiläum 2008 kann
nun der Fortsetzungsband „Kafka. Die
Jahre der Erkenntnis“ erscheinen, der die
Jahre von 1916 bis zu Kafkas Tod 1924
behandelt – eine Zeit, in der Kafkas vertraute Welt unterging, politisch ebenso
wie physisch. Er war nun deutscher Jude
mit tschechischem Pass, und er litt an
einer Krankheit, welche die seit Jahren
8
erträumte literarische Existenz unmöglich machte. Beides steigerte seine Hellsicht: Für Kafka wurden es die Jahre der
Erkenntnis.
Abdourahman A. Waberi
In den Vereinigten Staaten von
Afrika
Roman
Nautilus, 160 S., € 16,50
Ilija Trojanow: „Eine ungewöhnliche
Satire, die der Welt den Spiegel vorhält,
indem sie diese auf den Kopf stellt.“ –
Umkehrungen der historisch-politischen
Verhältnisse haben eine literarische
Tradition, in der Waberi die afrikanische
Note setzt. In einem märchenartigen Stil,
mit Ironie und bösem Spott hält er
Europa den Spiegel vor: Die Vereinigten
Staaten von Afrika beherrschen die
Welt, in Europa und Nordamerika dagegen herrschen Hunger und Krieg, und
die Adoptivtochter eritreischer Entwicklungshelfer spürt ihren Wurzeln in
den Slums der Normandie nach ... –
„Gut amüsiert“ hat sich Martin
Zähringer (FR) bei der Lektüre dieser
Satire Waberis, den er als „kritischen
und subtilen Kenner“ vor allem des frankophonen Afrika schätzt.
Gao Xingjian
Die Angel meines Großvaters
Erzählungen.
Aus d. Chines. v. N. Vittinghoff
Fischer, 208 S., € 20,50
Kindheitserinnerungen, das Glück der
Liebe und der Freundschaft, das alte
China, aber auch die Tragödie politischer
Verfolgung stehen im Mittelpunkt der
Erzählungen des Nobelpreisträgers. „Gao
ist ein sinnlicher, starker Erzähler.“ (TAZ)
Feridun Zaimoglu
Liebesbrand
Roman
Kiepenheuer, 352 S., € 20,50
„Feridun Zaimoglu sitzt beim Frühstück
im Hotel Alpenrose“ in Feldkirch, „plaudert auf Türkisch mit dem Personal und
ist entzückt, dass man in Österreich
noch rauchen kann, genehmigt sich
zahlreiche Frühstückszigaretten und
muss das folgende Interview auch kurz
zum Zigarettenholen unterbrechen ...“
Klaus Nüchtern, FALTER). „Wessen Herz
noch schlage, der werde sich in dieses
Buch verlieben“ schreibt Alexander
Cammann in der TAZ. – Inhalt: Der
deutschtürkische Autor erzählt von
David, der bei einem beinahe tödlich für
ihn ausgehenden Busunfall in Liebe zu
einer ihm Wasser reichenden Unbekannten entbrennt. Fortan ist der
Erzähler in Liebe entflammt und macht
sich auf die Suche nach der Frau seines
Lebens ... – Für Ulrich Greiner in der ZEIT
gehört Zaimoglu mit diesem Buch –
letztlich die Geschichte des Begehrens –
zu den besten deutschen Schriftstellern.
„Überzeugend“ findet Kristina MaidtZinke in der SZ die Dramaturgie des
Romans. Auch seine „melancholische
Komik“ hat ihr bestens gefallen.
Dieter E. Zimmer
Wirbelsturm Lolita
Auskünfte zu einem epochalen Roman
Rowohlt, 192 S., € 20,50
Ein literarisches Phänomen des 20.
Jahrhunderts unter der Lupe seines
besten Kenners: Dieter E. Zimmer hat
1959 zum ersten Mal über „Lolita“
geschrieben, später den Anmerkungsteil
verfasst und die deutsche Übersetzung
bearbeitet.
a.punkt – Buchhandlung Brigitte Salanda, Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Tel.: +43 1 532 85 14, E-Mail: salanda@apunktbuch.at
K U LT U R - GE S C HI CH T E
Irini Athanassakis
Die Aktie als Bild
Zur Kulturgeschichte von Wertpapieren
Springer, Edition Transfer, 448 S., € 41,10
Über 400 Jahre Aktiengeschichte werden exemplarisch anhand von sechs
Geschichten zu konkreten Aktien und
Aktiengesellschaften vorgestellt und
erzählen analytisch von Eckpunkten der
Kultur- und Finanzgeschichte: Florenz,
das frühe Bankwesen und die Medici,
der Indienhandel der Niederländer, die
spanischen Kolonien in Südamerika, die
industrielle Revolution ausgehend von
England, der Zweite Weltkrieg und die
internationale Konsumgesellschaft, aber
auch die elektronische Dematerialisierung des aktuellen Aktienhandels, eröffnen Blickpunkte auf aktuelle Debatten
zum internationalen Finanzwesen. Die
Kommentierung der Bilder verbindet
Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und
Ästhetik. Verborgenes wird zugänglich
gemacht, denn die Illustrationen auf
Aktien – antike Gottheiten, Arbeiter und
weibliche Gestalten – verraten Hoffnungen und Wünsche jener, für die Aktien
mehr sind als zirkulierende Geldscheine.
und Bewältigung der Gefahr als Zentrum der Gesellschaftsbildung erkannt:
Tabu und Gefahr erlauben es einer Gesellschaft zuallererst, ihre Werte zu formulieren. Naturbeherrschung als Ziel des
„Prozesses der Zivilisierung“ hielt Steiner
nach dem Krieg für einen Mythos: Nur
von Macht über Menschen lasse sich reden, von Ausbeutung und Vernichtung.
Dirk Baecker u.a.
Kontroverse über China
Merve, 116 S., € 9,30
Im Juni 2007 fand im Hebbeltheater
Berlin das Festival „Umweg über China“
statt. Auf dem Kolloquium mit und über
François Jullien referierten Wissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen
aus Deutschland, Frankreich, Italien und
China. – Mit Beiträgen von Jullien,
François / Baecker, Dirk / Fabbri, Paolo /
Jousset, Philippe / Kubin, Wolfgang /
Pörtner, Peter / Minan, Wang u.a.
Ruth Beckermann (Hg.)
Leben!
Juden in Wien nach 1945 fotographiert
von Margit Dobronyi
Mandelbaum, 304 S., 274 Abb., € 24,90
Die Fotografin Margit Dobronyi kam
1956 als Flüchtling aus Budapest nach
Wien. Vierzig Jahre lang arbeitete sie als
„Haus- und Hoffotografin“ in der jüdischen Gemeinde. Das so entstandene
riesige Fotoarchiv der heute 95-Jährigen
wurde zur wichtigsten und unmittelbarsten Bildquelle der Geschichte jüdischen Lebens in Wien nach 1945. – Das
Buch „Leben!“ erscheint als Begleitbuch
zur von Ruth Beckermann konzipierten
Ausstellung im Jüdischen Museum.
Franz Baermann Steiner
Zivilisation und Gefahr
Wissenschaftliche Schriften
Wallstein, 768 S., € 69,90
Theodor W. Adorno: „Es ist ein Symptom des Weltzustandes, daß man von
einem solchen Mann, dem man sich
wirklich bis ins Innerste verbunden fühlt,
erst nach seinem Tode etwas erfährt [...].
Selbstverständlich muß alles geschehen,
damit Steiners Nachlaß an die Öffentlichkeit kommt.“ – Der Ruf von Franz
Baermann Steiner (1909–1952) steht
heute außer Zweifel. Sein postum erschienenes Buch „Taboo“ ist zu einem
Standardwerk geworden. Mit dem Begriff
des Tabus hatte Steiner die Distribution
Hans Belting
Florenz und Bagdad
Eine westöstliche Geschichte des Blicks
Beck, 336 S., 100 Abb., € 30,80
Wie und was wir sehen, ist in hohem
Grade von der Kultur geprägt, in der wir
leben. Eine Geschichte des Bildes ist
daher unvollständig ohne eine Kulturgeschichte des Blicks. Hans Belting vergleicht in seinem neuen Buch den Blick
der westlichen Welt, der im Florenz der
Renaissance geboren wurde und völlig
neuartige Bilder hervorbrachte, mit dem
der islamischen Welt. „Ein spannendes
Buch“, findet der ZEIT-Rezensent Martin
Warnke; Willibald Sauerländer feiert in
der SZ Hans Beltings jüngstes Buch, in
dem er nachzuweisen sucht, dass die
Entwicklung der westlichen Zentralperspektive in der Kunst einen Wegbereiter
in der arabischen Mathematik und
Philosophie gehabt hat, als furiosen
„Geniestreich“.
John Berger
Mit Hoffnung zwischen den Zähnen
Berichte von Überleben und Widerstand.
Aus d. Engl. v. R. Seuß
Wagenbach, 144 S., € 16,40
Mit dem scharfen Blick des Künstlers
und zugleich Kunsttheoretikers schaut
John Berger auf die heutige globale wirtschaftliche und militärische Tyrannei.
Der Bildbetrachter Berger sieht genau
hin: Wie spiegelt sich das Leben in
beengten Verhältnissen in der Haltung
palästinensischer Jungen beim Murmelspielen wider? Wie führte der Hurrikan
Katrina die wachsende Armut in den
Vereinigten Staaten vor Augen? Wie korrespondieren die Bilder des 11. September 2001 mit denen der Bombardierung
Hiroshimas am 6. August 1945?
Élise Blanchard
Karawanen des Orients
Unterwegs auf legendären Handelsrouten
Frederking & Thaler, 253 S., € 41,10
Warum Menschen reisen. 2500 Jahre
Geschichte von Orient und Okzident.
Auf den Karawanenstraßen China,
Birma, Mongolei, Seidenstraße, Indien
und Tibet, die Goldstraße nach Samarkand, Persien, Kaukasus, Byzanz, von
Bagdad zum Mittelmeer.
Elisabeth Bronfen
Tiefer als der Tag gedacht
Eine Kulturgeschichte der Nacht
Hanser, 632 S., € 30,80
„Die Psychoanalyse ist die erste Wissenschaft, die von der nächtlichen Logik
systematisch Gebrauch macht.“ – Im
Großen und Ganzen findet es Rezensent
Wilhelm Trapp (ZEIT) überzeugend, was
die Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen aus Theater, Film,
Kunst, Oper, Philosophie und Psychoanalyse zu einer Kulturgeschichte der
Nacht zusammengetragen hat. Der
Überblick über die Nacht im neueren
amerikanischen Film, die Nacht bei
Novalis und Hegel oder Shakespeare
seien durchaus „kenntnisreich“ dargestellt – so Kurt Flasch in der SZ. Flasch
vermisst jedoch tiefer gehende Ausführungen zur Antike und zum Mittelalter, zur italien., franz. und dt. Literatur.
9
a.punkt – Buchhandlung Brigitte Salanda, Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Tel.: +43 1 532 85 14, E-Mail: salanda@apunktbuch.at
Alain Caillé
Anthropologie der Gabe
Hgg. u. übers. v. F. Adolff u. Chr.
Papilloud
Campus, 240 S., € 30,80
Der Band versammelt zentrale Beiträge
Caillés zur Auseinandersetzung mit
Mauss, zur Sozialtheorie der Gabe und
der politischen Dimension dieses
Paradigmas sowie zur Theorie des
Opfers und des Symbols. Alain Caillé ist
Professor für Soziologie an der
Universität Paris. 1981 gründete er die
M.A.U.S.S. (Mouvement Anti-Utilitariste
dans les Sciences Sociales), die sich
gegen den Utilitarismus in den
Sozialwissenschaften wendet.
Winston S. Churchill
Kreuzzug gegen das Reich des
Mahdi
Aus d. Engl. v. G. Brunold
Eichborn, 440 S, € 30,Erstmals auf deutsch: Winston Churchill
über die Geburtsstunde des modernen
politischen Islam und den Wüstenkrieg
gegen das Reich des Mahdi. – Im
Aufstand des Mahdi (1881–1885) zeigt
der Islam erstmals das moderne Gesicht
einer radikalen politischen Kraft.
Julia Danielczyk/Isabella Wasner-Peter (Hg.)
Heut‘ muß der Tisch sich völlig bieg‘n
Wiener Küche und ihre Kochbücher
Mandelbaum, 264 S., € 24,90
„Traditionelle regionale Gerichte und
Speisen aus zumindest vierzehn
Staaten“: Die Wienbibliothek im Rathaus
besitzt einen außergewöhnlichen und
umfangreichen Bestand an Kochbüchern und Rezeptsammlungen, darunter wertvolle und legendäre Stücke
wie Anna Dorns „Großes Wiener Kochbuch“, Adolf und Olga Hess' „Wiener
Küche“ sowie Katharina Pratos „Süddeutsche Küche“. Die Kochbücher dokumentieren nicht nur historische Essgewohnheiten, sondern vermitteln auch
Wiener Alltags- und Mentalitätsgeschichte. Vorliegender Band präsentiert
eine auf die Wiener Küche fokussierte
Auswahl an Meilensteinen, Höhepunkten und Kuriosa der Sammlung.
Walter Dostal
Von Mohammed bis al-Qaida
Einblicke in die Welt des Islam
Passagen, 248 S., € 28,90
In einer Analyse der gesellschaftlichen
Verhältnisse der Qureisch – jenes
Stammverbands, dem der Prophet angehörte – erklärt der Professor für
Ethnologie und Präsident der Österreichischen Orient-Gesellschaft HammerPurgstall die Spaltung der frühislami10
schen Gesellschaft in Omajaden und
Abbasiden und die Gründe für das
Aufkommen der Schi´a. Anhand einer
Rekonstruktion des Weltbilds der aktiven
islamistischen Terroristen analysiert
Dostal die Kriegserklärung an den nichtmuslimischen Westen. Dass es aber
auch eine innerislamische Ablehnung
des Terrors gibt, beweisen Qadi al-Hitars
Bemühungen um eine Wiedereingliederung ehemaliger jemenitischer
Qaída-Kämpfer.
Ekkehard Eickhoff
Venedig, Wien und die Osmanen
Umbruch in Südosteuropa 1645–1700
Klett, 440 S., Abb., € 30,40
„... Eickhoff beleuchtet die Widersprüche dieser Barockwelt mit einer an
klassischen Vorbildern, an Ranke,
Mommsen und Droysen geschulten
Diktion. Der einzige Fehler seines Buchs
besteht darin, dass es nach vierhundertfünfzig Seiten aufhört ...“ (Andreas Kilb,
FAZ) Das Buch (3. überarbeitete Auflage)
vergegenwärtigt den Aufstieg Wiens zur
europäischen Großmacht im Kampf
gegen das vor dem Niedergang stehende Osmanische Reich und zeigt, welche
Bedeutung dem 24-jährigen Seekrieg
Venedigs gegen das türkische Reich
zukam. – Ekkehard Eickhoff, geboren
1927 in Berlin, habilitierte sich 1973 für
mittelalterliche und neuere Geschichte
an der Universität Stuttgart. Seit 1953
gehörte er dem Auswärtigen Dienst an,
arbeitete an den Botschaften in Kairo,
Bern und Ankara.
Philipp Felsch / Beat Gugger u.a.
Berge, eine unverständliche
Leidenschaft
folio, 180 S., Abb., € 17,80
Begleitend zur gleichnamigen Ausstellung
(www.alpenverein.at/leidenschaft) sichtet der illustrierte und interdisziplinär
angelegte Band das Wesen des Alpinismus von seinen physischen und psychischen Komponenten her. – Mit Beiträgen von Paul Veyne, Gabriel Finkelstein,
Martin Scharfe, Harry Walter, Ingeborg
Schmid-Mummert u.a.
Georg Franck
Architektonische Qualität
Edition Hanser Akzente
Hanser, 336 S., € 22,10
Für Georg und Dorothea Franck gibt es
Kriterien, nach denen die Qualität eines
Bauwerks beurteilt werden kann: sein
Verhältnis zur Umgebung, seine Funktionalität, seine sinnliche Ausstrahlung. Es
ist keine Sache der Beliebigkeit, welche
Entwürfe diesen Anforderungen entsprechen. Die Kenntnis der kanonischen
Vorbilder spielt dabei mindestens die
gleiche Rolle wie ein wacher Sinn für die
Spielregeln der modernen Gesellschaft.
Peter Gorsen
Das Nachleben des Wiener
Aktionismus
Essays, Huldigungen, Expertisen,
Kritiken 1969–2007
Ritter, 160 S., zahlr. Abb., € 29,Das Buch vereint eine Selektion jener
schriftlich vorliegenden Äußerungen zu
den 4 Hauptkünstlern Brus, Mühl, Nitsch
und Schwarzkogler unter den verschiedensten Gesichtspunkten und historischen Entwicklungen.
Thomas Hauschild
Ritual und Gewalt
Suhrkamp, 250 S., € 25,50
Jenseits von Idealisierung und Dämonisierung, von „aufgeklärtem Westen“ und
„rückständigem Orient“, von postkolonialem Denken und Wissenschaftsgläubigkeit! Hauschild setzt dagegen auf die
Mikroanalyse lokaler ritueller Praktiken
und präsentiert anschauliche ethnologische Studien. Die „Kultur“ von Al Qaida
wird ebenso untersucht wie die der
sizilianischen Mafia, der „Ehrenmord“,
der „böse Blick“ sowie andere magische
und religiöse Riten und Fetischismen.
Rituale erweisen sich dabei als wertvolle
Kulturgüter, die nicht per se Nährboden
für Fundamentalismen und Sektierertum
sind, sondern aus denen sich wie aus
anderen Kulturformen auch gleichermaßen gewalttätige wie friedfertige
Konsequen-zen ziehen lassen. – Der
Autor („Hexen“, „Der böse Blick“, „Europäische Ethno-logie“ u.v.a.), Professor
für Ethnologie in Tübingen, forscht über
kulturelle und körperliche Reserven gegen die Globali-sierung und spirituelle Bewegungen im euromediterranen Raum.
Ronald Hitzler / A. Honer u.a. (Hg.)
Posttraditionale Gesellschaften
Theoretische und ethnographische
Bestimmungen
VS, 256 S., € 25,60
Der Band diskutiert neue Formen sozialer Vergemeinschaftung: Posttraditionale
Gemeinschaften können den Einzelnen
zur Mitgliedschaft nicht verpflichten,
sondern ihn in aller Regel lediglich zur
Mitgliedschaft verführen. Diese „Verführung“ geschieht wesentlich durch die
Option zur Teilhabe an von den dadurch
Angesprochenen als „erlebenswert“ angesehenen sozialen Ereignissen. Derartige Ereignisse treten üblicherweise
nicht zufällig ein, sondern sind in der
Regel (kalkulierte) kollektive Ausbrüche
aus der Banalität des Alltags.
a.punkt – Buchhandlung Brigitte Salanda, Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Tel.: +43 1 532 85 14, E-Mail: salanda@apunktbuch.at
Arnold Hottinger
Die Länder des Islam
Geschichte, Traditionen und der
Einbruch der Moderne
Schöningh, 336 S., € 35,90
„Kann eine Religionsgemeinschaft von
einer Milliarde Menschen mit unterschiedlichem historischem und nationalem Hintergrund so homogen sein, wie
sie allgemein vom Westen wahrgenommen wird?“ – Unter dieser Leitfrage betrachtet Hottinger die islamischen
Länder von Ägypten bis zur Türkei, von
Nordafrika bis zum Iran, vom Irak bis
Afghanistan und Pakistan. – Arnold
Hottinger, langjähriger Nahostkorrespondent der Neuen Zürcher Zeitung,
berichtet seit Jahrzehnten über die islamische Welt. Nach seinem Buch „Islamische Welt“ legt er nun ein neues Werk
vor.
Skeptisch ist Eberhard Rathgeb in der
FAZ. Er hält dem Autor vor, von dem
„Kinderglauben“ auszugehen, alles werde
letztlich gut, solange es noch wahre
Kunst und wahre Künstler gebe.
Lamya Kaddor / Rabeya Müller (Hg.)
Der Koran für Kinder und
Erwachsene
Zweisprachig, mit Illustrationen von Karl
Schlamminger
Beck, 250 S., Ill., € 20,50
Die Erschaffung der Welt, Abraham,
Moses, Jesus ... Die zentralen Stellen, in
2 Sprachen, für Kinder und Erwachsene,
ausgewählt, erläutert und übersetzt von
den Herausgeberinnen.
Leander Kaiser / Michael Ley (Hg.)
Die ästhetische Gnosis der Moderne
Passagen, 248 S., € 27,90
Jean-Claude Kaufmann
Was sich liebt, das nervt sich
Aus d. Franz. v. A. Beck
UVK, 280 S., € 22,30
Für sein neues Buch hat Jean-Claude
Kaufmann zahlreiche ebenso verzweifelte wie unwiderstehlich komische Aussagen von Frauen und Männern über
ihren Beziehungsärger gesammelt und
ausgewertet. Durch die Infragestellung
der traditionell vorgeschriebenen Rollen
und das Streben nach Gleichberechtigung und Selbstverwirklichung scheint
das Ärgerpotenzial seit den 1960erJahren kontinuierlich anzusteigen.
Thomas W. Laqueur
Die einsame Lust
Eine Kulturgeschichte der
Selbstbefriedigung
Aus d. Amerikan. v. C. Brunn
Osburg, 500 S., € 27,70
Klaus Dieter Lehmann
Bild, Buch und Arche
Bibliothek und Museum im
21. Jahrhundert
BerlinUniversityPress, 220 S., € 28,70
Zehn Jahre leitete Lehmann die
Deutsche Nationalbibliothek. Im zehnten Jahr steht er als Präsident der
Stiftung Preußischer Kulturbesitz in
Berlin der größten Kulturorganisation in
Europa vor. Und vom Frühjahr 2008 an
wird er die Präsidentschaft des GoetheInstituts in München übernehmen. Von
Kultur und Identität, von Weltkunst,
vom kulturellen Erbe, von Beutekunst,
Raubkunst und Restitution, von
Renovierung und Rekonstruktion, von
Politik und Geld handelt dieses Buch.
Lewis Hyde
Die Gabe
Wie Kreativität die Welt bereichert
Aus d. Engl. v. H.G. Holl
Fischer, 416 S., € 23,60
Die These des Buches: Kreativität und
Kunst sind Geschenke und keine Waren!
Anhand zahlreicher Beispiele aus der
Anthropologie, der Literatur, der
Wirtschaft und der Psychologie zeigt
Lewis Hyde zugleich, dass die
„Kommerzialisierung des kreativen
Geistes“ voranschreitet. Ob Hyde das
Tauschsystem der Trobriand-Inseln heranzieht, die Kreisläufe des Kula-Ringes,
ob die Hau-Zeremonie der Maori, das
indianische Potlatschritual, schottische
Märchen oder Whitmans Dichtung:
Immer versucht er darzulegen, welche
Grundeinsichten in die Natur des
Schöpferischen bei sonst noch so großen Unterschieden allen Kulturen
gemeinsam sind. Ob das stimmt?
Dass im 20. Jahrhundert Künstler ihre
Werke nicht nur in den Dienst religiöser
und politischer Heilslehren gestellt haben,
sondern sich selbst als Propheten und
Heilsbringer verstanden haben, ist bekannt. Mit der Fragestellung, inwieweit
die ästhetische Bewegung der Moderne
selbst als eine religiöse oder, genauer,
als eine gnostisch-häretische Bewegung
zu betrachten ist, geht der vorliegende
Band über die bekannten Befunde hinaus. Er verbindet diese Fragestellung mit
neuen Untersuchungen zur Wiener Moderne um 1900. Im Werk und Denken
von vier Protagonisten – Klimt, Schiele,
Schönberg, Riegl – zeigt sich die religiöse
Krise der Zeit und die Tendenz zu gnostischen, esoterischen und rassistischen
Ideen. Mit Beiträgen von Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Bazon Brock, Christian
Demandt, Ruth Heidrich-Blaha, Leander
Kaiser, Vera Koubowetz, Michael Ley,
Franz Smola und Werner Telesko.
Brigitte Lion
Dilemma im universitären Alltag
Irritationen und Widersprüche im
Spiegel von Gesellschaft und
Organisation
Hamp 213 S., € 24,80
Oliver Marchart
Cultural Studies
UTB, 272 S., € 18,40
Kulturwissenschaft politisch verstanden.
Der Autor legt die historischen Hintergründe dieses Theorieansatzes frei und
fasst den Stand der gegenwärtigen Diskussion zusammen. Dabei arbeitet er
systematisch das ursprüngliche Interesse
der britischen Cultural Studies an einer
politisch verstandenen Gesellschaftsund Kulturwissenschaft heraus. Kultur ist
danach ein Feld von Machtbeziehungen,
auf dem soziale Identitäten wie Klasse,
Rasse, Geschlecht oder sexuelle Orientierung konstruiert werden.
11
a.punkt – Buchhandlung Brigitte Salanda, Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Tel.: +43 1 532 85 14, E-Mail: salanda@apunktbuch.at
Christoph Markschies
Antike ohne Ende
BerlinUniversityPress, 220 S., € 25,60
Die Antworten des Berliner Universitätspräsidenten dokumentieren, wie stark
Transformationen der Antike bis auf den
heutigen Tag verschiedene Zweige von
Wissenschaft prägen. Antike kann schon
deswegen nicht an ein Ende gekommen
sein, weil sie im gegenwärtigen Wissensbetrieb pausenlos neu konstruiert wird
und dies natürlich nicht nur in den Altertumswissenschaften oder der Theologie.
Matthias Marschik
Sportdiktatur
Bewegungskulturen im nationalsozialistischen Österreich
Turia + Kant, 680 S., € 40,Dieser Band bietet eine umfassende
Darstellung des Sports in der „Ostmark“:
Breiten- und Spitzensport, Massen- und
Minderheitensport,
Vereinsund
Jugendsport sowie der Sport der
Formationen. Zum Vergleich dienen drei
konkrete Zeitpunkte: die Monate nach
dem „Anschluss“, die Zeit rund um den
Kriegsbeginn und schließlich die Endphase des Regimes nach Stalingrad.
wenigen Jahren als mondän galt, wie
z.B. das Rauchen, wird in unserer heutigen Kultur als schmutziges, gesundheitsgefährdendes Ärgernis thematisiert.
Früher wurden solche Praktiken kulturell
aufgehoben, indem man sie in einen
Rahmen des „Heiligen“ stellte. Gegen
dieses „Heilige“ macht nun eine
Vernunft Front, die sich als „rein“ versteht und die Welt entzaubern möchte.
– Robert Pfaller studierte Philosophie in
Wien und Berlin und lehrt nach Gastprofessuren nun Kulturwissenschaft und
Kulturtheorie an der Kunstuniversität
Linz. Zuletzt ist von ihm erschienen „Die
Illusionen der anderen. Über das
Lustprinzip in der Kultur“.
Erich Lessing berichtet vom Ungarnaufstand, von Tito und von Chruschtschow. Friedrich Achleitner beschreibt
Bogdan Bogdanovichs subtile Beiträge
zur Erinnerungskultur. Jacques Le Rider
resümiert Spätfolgen der Balkangeschichte. Burghart Schmidt und Anatoli
Achutin diskutieren über Verschiebungen von Links-Rechts-Relationen. Die
Situation der Krimtataren beschreibt ihr
Repräsentant Mustapha Djamiljow.
Zahlreiche weitere Stimmen – und die
Visualisierungen mitwirkender Künstler
und Künstlerinnen – machen das Werk
zu einem Kompendium für überraschende
Zugänge zum europäischen Südosten.
Landesgalerie Linz (Hg.)
Lisl Ponger
Foto- und Filmarbeiten. Photos and Films
Wieser, 174 S., zahlr. Abb., € 20,Mit Texten von Martin Hochleitner,
Christiane Mennicke, Shaheen Merali,
Bert Rebhandl.
Tom Reiss
Der Orientalist
Auf den Spuren von Essad Bey
Aus d. Amerikan. v. J. Bretthauer
Osburg, 472 S., Abb., € 26,70
„Vater: Ölmillionär. Mutter: radikale
Revolutionärin. So begann mein
Dasein.“ – Und es sollte ein Leben voller
Spannungen und unerwarteter Wendungen werden, das den jungen Juden
Lev Nussimbaum – 1905 in Baku geboren – in den Jahren der russischen
Revolution über Zentralasien, Persien
und die Türkei schließlich bis ins Berlin
der Wilden Zwanziger Jahre führte. Dort
machte er sich – inzwischen zum Islam
konvertiert – als Essad Bey (alias Kurban
Said) einen Namen als international
anerkannter Autor, unter anderem des
noch heute verlegten Bestsellers „Ali
und Nino“. Nach einem Intermezzo in
New York zog er nach Wien, floh vor
den Nazis nach Italien und starb 1942 in
Positano. – Tom Reiss zeichnet das
Porträt einer schillernden Persönlichkeit
und ihrer turbulenten Zeit.
Iris Meder (Hg.)
Josef Frank
Eine Moderne der Unordnung
Patmos 144 S., Abb., € 32,Robert Muchembled
Die Verwandlung der Lust
Aus d. Franz. v. U. Schäfer
DVA, 400 S., € 25,70
„Muchembled schreibt eine Geschichte
der Sexualität und stürzt Foucault damit
vom Thron.“ (Pascal Bruckner) – Der
Pariser Kulturhistoriker erzählt die Geschichte der Sexualität vom 16. Jahrhundert bis zur sexuellen Revolution der
60er Jahre des 20. Jahrhunderts. These:
Die Geschichte der Sexualität ist eine
Geschichte ihrer Unterdrückung und
Sublimierung. Nach Muchembled wurde
die körperliche Lust verwandelt und machte die Menschen kreativ und innovativ.
Cora von Pape
Kunstkleider
Die Präsenz des Körpers in textilen
Kunst-Objekten des 20. Jahrhunderts
transcript, 232 S., zahlr. Abb., € 27,60
Robert Pfaller
Das schmutzige Heilige und die
reine Vernunft
Untersuchungen zur Gegenwartskultur
Fischer, 224 S., € 13,40
„Magie ist etwas für Leute, die nicht
daran glauben.“ – Vieles, was noch vor
12
Christian Reder / Erich Klein (Hg.)
Graue Donau, Schwarzes Meer
Wien Sulina Odessa Jalta Istanbul
Springer, Edition Transfer, 588 S., € 41,10
Die Donau und das Schwarze Meer –
Sulina, Odessa, Jalta, Istanbul – repräsentieren in diesem Essaybuch die Osterweiterung der EU und deren ebenso
problematisiertes Vorfeld. Als vielfältig
zusammenhängender Raum aufgefasst,
kommen Sichtweisen zur Sprache, die
einen Austausch von Einschätzungen zu
Geschichte, Kultur und aktuellen
Positionen konkretisieren. Wolfgang
Petritsch, Chefverhandler der EU im
Jugoslawienkonflikt, und Dragan Velikic,
Schriftsteller und serbischer Botschafter
in Wien, nehmen Stellung. Der Fotograf
a.punkt – Buchhandlung Brigitte Salanda, Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Tel.: +43 1 532 85 14, E-Mail: salanda@apunktbuch.at
Ute Röschenthaler / Mamadou
Diawara (Hg.)
Im Blick der Anderen
Brandes & Apsel, 160 S., € 15,40
„Der Fremde hat große Augen, aber er
sieht nicht viel“, sagt ein malisches
Sprichwort. Um dem entgegen zu wirken haben deutsche Ethnologen und
Malier gemeinsam geforscht und sich
gegenseitig ergänzt.
Dietmar Rothermund
Indien
Aufstieg einer asiatischen Weltmacht
Beck, 336 S., Abb., € 25,60
Dietmar Rothermund, Professor em. für
Geschichte Südasiens an der Universität
Heidelberg, ist international einer der
renommiertesten Indien-Kenner. Bei
C.H. Beck erschienen von ihm u.a. „Geschichte Indiens“ (mit Hermann Kulke,
2006), „Mahatma Gandhi“ (2003) und
„Krisenherd Kaschmir“ (2002).
Michail Ryklin
Kommunismus als Religion
Die Intellektuellen und die Oktoberrevolution. Aus d. Russ. v. D. Uffelmann
Weltreligionen, 120 S., € 18,30
Keine weltliche Religion des 20.
Jahrhunderts kann sich in ihrer
Anziehungskraft für die Intellektuellen
mit der kommunistischen (Raymond
Aron nannte sie das Opium für die
Intellektuellen) vergleichen. Die Gründe
dieser Verzauberung zu klären ist die
wichtigste Aufgabe des Buches. Was am
ursprünglichen revolutionären Glauben
und seiner Kultur erschien Walter
Benjamin, André Gide, Lion Feuchtwanger, Bertolt Brecht und vielen anderen als ungewöhnlich wertvoll und sogar
einzigartig?
Helwig Schmidt-Glintzer
Kleine Geschichte Chinas
Beck, 304 S., 100 Abb., € 20,50
Der Sinologe Helwig Schmidt-Glintzer
war Ordinarius für Ostasiatische Kulturund Sprachwissenschaft an der
Universität München und ist seither
Direktor der Herzog August Bibliothek
Wolfenbüttel. Von ihm erschienen:
„China. Vielvölkerreich und Einheitsstaat“ (1997); „Geschichte der chinesischen Literatur“ (1999); „Das alte China“
(2005); „Das neue China“ (2006); „Der
Buddhismus“ (2007).
Raoul Schrott
Homers Heimat
Der Kampf um Troia und seine realen
Hintergründe
Hanser, 416 S., € 25,60
Kurt Schubert
Geschichte der österreichischen
Juden
Bearbeitet von Bernhard Dolna
Böhlau, 256 S., € 29,90
Kurt Schubert, am 4. März 1923 in Wien
geboren, baute an der Universität Wien,
an der er 60 Jahre unterrichtete, die
erste Judaistik im deutschen Sprachraum
auf. „Meine Verwurzelung im Christentum und meine Liebe zum Judentum
sind wie Zahnräder, die ineinander greifen und einander ergänzen“ war Kurt
Schuberts Leitsatz, der sein Leben und
Wirken prägte. Prof. Schubert ist am
4. Februar 2007 gestorben.
Lee Seldes
Das Vermächtnis Mark Rothkos
Aus d. Amerikan. v. M. Mohr
parthas, 420 S., € 30,70
Als Mark Rothko sich am 25. Februar
1970 das Leben nahm, war er längst ein
international gefeierter Superstar der zeitgenössischen Kunst. Was am Tag seines
Todes beginnt, ist beispiellos: Korrumpierte Nachlassverwalter lassen zu, dass
zahlreiche Gemälde außer Landes gebracht und unter Preis veräußert werden,
Galerien organisieren Ringverkäufe und
Insidergeschäfte, um die Preise hochzutreiben und Museen der öffentlichen Hand
beteiligen sich an Geldwäsche. Dem Treiben wird erst ein Ende gesetzt, als Rothkos minderjährige Tochter eine Klage
gegen die Stiftung ihres Vaters einreicht.
– Lee Seldes schrieb für Newsweek,
Barron's, The Village Voice und Esquire.
Sie war die einzige Journalistin, die den
Rothko-Prozess offiziell beobachtete.
Richard Sennett
Handwerk
Aus d. Amerikan. v. M. Bischoff
Berlin, 432 S., € 22,70
Wenn Richard Sennett von Handwerk
oder handwerklichem Können spricht,
so meint er mehr als nur technische
Praxis. Er beschreibt damit einen fundamentalen menschlichen Impuls, das
Bestreben, eine Tätigkeit um ihrer selbst
willen gut zu machen. Sennett will aufzeigen, dass die Geschichte, insbesondere die Geistesgeschichte, eine markante Trennlinie zwischen Praxis und
Theorie, Technik und Ausdruck, Macher
und Nutzer gezogen hat. – Thomas
Macho in der NZZ: „Nicht immer ist
Sennetts Essay in allen Schlussfolgerungen und Beobachtungen völlig konsistent: doch allemal so gut geschrieben,
so gut gemacht (im Sinn der eigenen
Maxime), dass ihm die Leser gern folgen
werden.“ Martin Bauer in der SZ kann
sich dagegen nicht erwärmen für den
„herzerwärmenden, modischen Wertkonservatismus“ Sennetts. Zwar anregend, materialreich und umfassend,
aber in seinen Thesen sehr anfechtbar
findet das Buch der ZEIT-Rezensent
Mathias Greffrath.
Natan Sznaider
Gedächtnisraum Europa
Die Visionen des europäischen Kosmopolitismus. Eine jüdische Perspektive
transcript, 150 S., € 17,30
„Unter Bezug auf die Schriften von
Hannah Arendt zeigt der Essay, wie sich
zurzeit besonders in Europa eine neue
kosmopolitische Sprache und Wirklichkeit herausbildet, die sich ohne Rückgriff
auf das jüdische Gedächtnis über den
Judenmord definieren will. Als jüdische
Weltbürgerin wollte sich Arendt weder
nach nationalstaatlicher Manier integrieren noch blindes Vertrauen in die politische Souveränität der Nationalstaaten
setzen. In ihren „jüdischen Schriften“
artikulierte sie den Raum, der zwischen
dem Dazugehören zu einer partikularen
politischen Gemeinschaft und der Universalität der Menschenrechte liegt.“
Ilija Trojanow
Der entfesselte Globus
Reportagen
Hanser, 200 S., € 18,40
Kelims – Teppiche – Textilien
Töpferwaren – Schmuck
Renate Anna Menzel
1090 Wien, Währingerstr. 55
Tel/Fax + 43-1- 409 309 8
berber@menzelgalerie.com
Di – Fr 11–19 Uhr, Sa 11–13 Uhr
Ausstellung Schmuck /Objekte
Afrika /Asien bis 28. Juni 2008
13
a.punkt – Buchhandlung Brigitte Salanda, Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Tel.: +43 1 532 85 14, E-Mail: salanda@apunktbuch.at
INNEN-WELTEN
Rose Ahlheim
Gitter vor den Augen
Brandes & Apsel, 240 S., € 25,60
Thema: Innere und äußere Realität in
der psychoanalytischen Therapie von
Kindern und Jugendlichen. „Gitter vor
den Augen“ – mit diesem Bild versucht
ein Achtjähriger das psychische
Hindernis zu benennen, das ihn in einem
pathologischen Binnenraum gefangen
hält und ihm den altersgerechten Weg
in die äußere Realität versperrt. Die
Frage nach dem dialektischen Verhältnis
von „innerer“ und „äußerer“ Welt bildet
den theoretischen Rahmen für zehn
lebendig erzählte Fallgeschichten.
Heide Anger / Peter Schultheiss (Hg.)
Gestalt-Traumatherapie
EHP, 260 S., € 28,80
Der Band vermittelt den State of the Art
der gestalttherapeutischen Arbeit mit
traumatisierten Menschen: Grundlagen,
Methoden, Praxis der Traumatherapie, u.a.
Kriegstraumatisierung, Armut und Trauma,
Traumafolgestörungen, Dissoziative Fugue,
Traumabehandlung von Kindern und Jugendlichen, Albträume, Genderperspektiven. – Es schreiben Wolfgang Wirth,
Anja Jossen, Almut Ladisch-Raine, Irena
Bezic, Colette Jansen Estermann, Rotraud
Kerner, Heide Anger, Thomas Schön,
Brigitte Holzinger, Beatrix Wimmer.
Hermann Beland
Die Angst vor Denken und Tun
Psychoanalytische Aufsätze zu Theorie,
Klinik und Gesellschaft
Psychosozial, 450 S., € 51,30
Beeinflusst von Wilfred Bions, will sein eigener theoretischer Beitrag ein zentrales
klinisches Problem lösen: das der Fixierung, der Einsetzung wie der Aufhebung
wahnhafter Überzeugungen. Das Spektrum der untersuchten Themen ist breit
und reicht von den psychoanalytischen
Grundsätzen der Ethik bis zur Ersetzung
des destruktiv allwissenden Über-Ichs;
von der Übertragung als sozialem Grundmuster bis zur Verifizierung psychoanalytischer Erkenntnisse; von der Klärung
des Allmachtsbegriffs bis zur Rolle der
Projektion bei individueller und kollektiver Gewalt. – Hermann Beland hat die
„Nazarethkonferenzen“ deutscher und
israelischer Analytiker mitgegründet, die
kollektive Identitätsstörungen nach dem
größten Trauma durch die Gegenwart der
anderen Gruppe erfahrbar machen.
14
Karl Heinz Brisch / Theodor Hellbrügge (Hg.)
Der Säugling – Bindung, Neurobiologie und Gene
Grundlagen für Prävention, Beratung
und Therapie
Klett, 349 S., € 37,„Alle, die mit Eltern und Säuglingen arbeiten und diese auf ihrem Entwicklungsweg begleiten, bringt dieses Buch
auf den neuesten Forschungsstand.
Zusätzlich gibt es zahlreiche gut umsetzbare Anregungen für die tägliche
Arbeit.“ (Dr. med. Mabuse, 03/2008)
Jean-Gérard Bursztein
Die Struktur der Andersheit
Mann–Frau
Aus d. Franz. v. D. Sträuli
Turia + Kant, 108 S., € 15,Mit einem forcierten Einsatz der
Lacan'schen Algebra analysiert der
Autor – Bursztein ist Psychoanalytiker,
lebt in Paris, Unterrichtstätigkeit u.a. am
Institut des Hautes Études en Psychanalyse – die Entwicklung der Geschlechterdifferenz. Er greift zurück auf Freuds Ansatz der ursprünglichen Bisexualität und
verfolgt die Differenzierung der Geschlechter in einer eigenständigen Analyse bis hin zur Frage der Anerkennung
des „Mangels im Anderen“. Auf der
Grundlage der Struktur der Andersheit
Mann–Frau ordnen sich zahlreiche Phänomene der Klinik neu: Neurosen bei
Heterosexuellen wie bei Homosexuellen,
die Psychosen, die Transsexualität, Konflikte in der Beziehung von Mann und
Frau, gesellschaftliche Fragen usw.
Petra Christian-Widmaier
Nonverbale Dialoge in der psychoanalytischen Therapie
Eine Einzelfallstudie.
Mit e. Vorw. v. Stavros Mentzos
Psychosozial, 380 S., € 41,10
In psychoanalytischen Behandlungen
wird fortlaufend auch ohne Worte in
Handlungsdialogen, Inszenierungen und
Enactments kommuniziert. Die Autorin
geht dem subtilen Blickaustausch, dem
Handkontakt von Patient und Analytiker,
den Toilettengängen des Patienten sowie dem beiderseitigen Umgang mit der
Tür bei der Begrüßung und Verabschiedung nach. Der Verlauf der Enactments ließ eine Verschränkung der
nonverbalen Dialoge mit den Veränderungsprozessen in der Behandlung und
ein bestimmtes Verlaufsmuster erkennen.
Marcus Coelen (Hg.)
Die andere Urszene
diaphanes, 140 S., € 18,50
Die Seele des Wolfsmanns zersprang in
tausend Stücke, als ein Traum ihm den
einst erblickten Akt der Eltern wiederholte. Ein Kind wird angesichts des bloßen
Himmels der Abwesenheit Gottes
gewahr ... Alle hier versammelten Texte
bezeugen einen Entzug: Entzug des
Erlebens einer Erfahrung, die dennoch
insistiert, indem sie dem Leben ihre
Schriftzüge verleiht. – Inhalt: Marcus
Coelen: Die unerlebte Erfahrung /
Maurice Blanchot: Eine Urszene /
Philippe Lacoue-Labarthe: Zerregung /
Maurice Blanchot: ... absolute Leere des
Himmels ... (Aus einem Brief an Roger
Laporte) / Maurice Blanchot: Eine
Urszene [Narziß] / Maurice Blanchot: Ein
Kind wird getötet / Philippe LacoueLabarthe: Agonie: beendet, nicht zu
beenden / Donald Winnicott: Die Angst
vor dem Zusammenbruch / Serge
Leclaire: Pierre-Marie oder Das Kind /
Michael Turnheim: Kommen und Gehen
des Todes / Philippe Lacoue-Labarthe:
Nachwort.
Susanne Döll-Hentschker
Die Veränderung von Träumen in
psychoanalytischen Behandlungen
Affekttheorie, Affektregulierung und
Traumkodierung
Brandes & Apsel, 440 S., € 41,10
Aus dem Vorwort von Marianne
Leuzinger-Bohleber: „So liegt nun ein
einzigartiges, präzises, auf psychoanalytischen Konzepten beruhendes Forschungsinstrument vor, das u.a. in vergleichenden Therapiestudien [...] eingesetzt werden kann. Nicht zuletzt dank
der sprachlichen Qualitäten vermittelt
Döll-Hentschker trotz des anspruchsvollen Gehalts Vergnügen und intellektuelle Befriedigung, sodass wir diesem Buch
eine breite Leserschaft wünschen.“
Achim Geisenhanslüke
Das Schibboleth der Psychoanalyse
Freuds Passagen der Schrift
transcript, 158 S., € 19,40
Der vorliegende Band fragt unter dem
titelgebenden Stichwort des „Schibboleths“
nach den Zugangsmöglichkeiten zur
Psychoanalyse im Zeichen der Literatur.
Im Mittelpunkt des Interesses steht
Freuds Auseinandersetzung mit mythologischen und literarischen Traditionen
von den Anfängen der Psychoanalyse
(Studien über Hysterie und Traumdeutung) über die metapsychologischen
Schriften (Jenseits des Lustprinzips, Das
Ich und das Es u.a.) bis zum testamentarischen Roman Der Mann Moses. Die Auf-
a.punkt – Buchhandlung Brigitte Salanda, Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Tel.: +43 1 532 85 14, E-Mail: salanda@apunktbuch.at
merksamkeit gilt weniger der psychoanalytischen Interpretation literarischer
Texte als vielmehr der Literarizität von
Freuds eigenen Schriften. Neben Freud
berücksichtigt der Band u.a. Hesiod, Sophokles, Ovid, Shakespeare und Hölderlin,
um der inneren Verflechtung von Psychoanalyse und Literatur nachzugehen.
Robert Heim / Emilio Modena (Hg.)
Unterwegs in der vaterlosen
Gesellschaft
Zur Sozialpsychologie A. Mitscherlichs
Psychosozial, 260 S., € 30,80
Zum 100. Geburtstag von Alexander
Mitscherlich im Jahre 2008 reflektieren
Autoren über sein 1963 erschienenes
sozialpsychologisches Hauptwerk „Auf
dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft“;
mit Beiträgen von H.-J. Busch, A.
Ebrecht, R. Haubl, R. Heim, T. Hoyer, E.
Modena, J. A. Schülein und H.-J. Wirth.
Andreas Hill / P. Briken / W. Berner (Hg.)
Lust-voller Schmerz
Sadomasochistische Perspektiven
Psychosozial, 270 S., € 30,80
Dieses Buch nähert sich dem Phänomen
Sadomasochismus aus theologischkunsthistorischen, kulturtheoretischsubkulturellen und psychologisch-psychiatrischen Perspektiven. Die Autoren
aus sehr unterschiedlichen Disziplinen
gehen u.a. der Frage nach, wann Sadomasochismus eine Lebensform, wann
eine Störung ist und welche Beiträge er
zum Selbstverständnis einer Kultur und
eines Individuums leistet. – Beiträge von
N. Becker, S. Becker, W. Berner, U.
Brandenburg, P. Briken, N. Elb, P. Gorsen,
A. Hill, J. Hoyer, S. Krege, K. Passig, J.
Rathbone, V. Sigusch, H. Tiedemann, E.
Welldon und V. Woltersdorff
Matthias Hirsch (Hg.)
Die Gruppe als Container
Mentalisierung und Symbolisierung in
der analytischen Gruppenpsychotherapie
Vandenhoeck, 272 S., € 31,70
Die psychoanalytische Gruppentherapie
ist auf dem Weg, die Theorien Fonagys
und Targets zu integrieren. Die Beiträge
der praxiserfahrenen Autoren belegen
diese Entwicklung. Inhalt: Mathias Hirsch:
Einleitung / Paula Teresa Carvalho: Die
Container-Funktion der Gruppenanalyse.
/ Mathias Hirsch: Mentalisierung und
Symbolisierung in der analytischen Gruppenpsychotherapie traumatisierter Patienten / Peter Potthoff: Mentalisierung
und gruppenanalytische Behandlungstechnik / Angelika Staehle: Sehen und
Gesehen werden / Thomas Bolm:
Mentalization-based treatment in der stationären und ambulanten Gruppenarbeit
/ Fernanda Pedrina: Konflikte der frühen
Elternschaft. / Sabine Trautmann-Voigt
und Bernd Voigt: Gruppenpsychotherapie im Rhythmisch-Dynamischen
Handlungsdialog. / Mathias Hirsch:
Marthas Gruppenanalyse – das erste Jahr.
Juliet Hopkins
Bindung und das Unbewusste
Hgg. v. übers. v. H. Lorenz
Brandes & Apsel, 272 S., € 30,80
Ein undogmatischer Blick in die kinderpsychoanalytische Praxis. – Juliet
Hopkins: psychoanalytische Ausbildung
an der Tavistock-Klinik und am Anna
Freud Centre in London, Supervision bei
D. W. Winnicott, langjährige Tätigkeit an
der Tavistock-Klinik und in eigener
Praxis. – Das Bestechende an den
Schriften von Juliet Hopkins besteht in
der Mischung ihrer umfangreichen und
genauen Sachkenntnis, die die theoretischen Ansätze von Melanie Klein,
Donald W. Winnicott, John Bowlby und
Mary Main sowie Mary Ainsworth ebenso umfasst wie die Anna Freuds, Selma
Fraibergs und Daniel Sterns. Hinzu kommen der weitreichende Einblick, den sie
in ihre psychoanalytische Praxis gewährt, sowie ihre detaillierten, differenzierten und klaren Analysen.
Galina Hristeva
Georg Groddeck
Präsentationsformen des Wissens
Königshausen, 480 S., € 70,Die Untersuchung widmet sich den
Entstehungsbedingungen des Alternativkonzepts Groddecks, stellt in mehreren Analysen die Stationen der „diffizilen“ Beziehung zu Freud und seinen
Kreisen dar und arbeitet Groddecks
Rollen und Masken als Heiler, Weiser
und Narr heraus, mit denen die Wissensansprüche des Autors glaubwürdig
gemacht und durchgesetzt werden.
Somit wirft Hristevas interdisziplinär ausgerichtete Untersuchung über den wohl
„wildesten Analytiker“ ein neues Licht
auf ein Kapitel der Geschichte der
Psychoanalyse und der Psychosomatik.
Sudhir Kakar
Freud lesen in Goa
Spiritualität in einer aufgeklärten Welt
Aus d. Engl. v. K. Poggendorf-Kakar
Beck, 192 S., € 20,50
Sudhir Kakar, der bekannteste Psycho-
analytiker Indiens, untersucht ein Phänomen, das lange Zeit in der Psychoanalyse
vernachlässigt wurde: das Zusammenspiel von Psyche und Geist. Er betrachtet
dieses Zusammenspiel in unterschiedlichen Kontexten: durch Heilung emotionaler Störungen, in religiösen Ritualen
und in den Leben von drei bekannten
spirituellen Meistern – dem im 16. Jh.
lebenden tibetisch-buddhistischen Drukpa
Kunley, dem indischen Guru Bhagwan
oder Osho und Mahatma Gandhi. Worin
lag Bhagwans unglaubliche Anziehungskraft vor allem für Teile der westlichen
Eliten? Welche Rolle spielten Narzissmus
und Egozentrismus in seiner Lehre? Und
wie sieht es mit der praktischen
Spiritualität eines Mahatma Gandhi aus?
– Sudhir Kakar lebt als Psychoanalytiker
und Schriftsteller in Goa, Indien. Er
gehört, wie der „Nouvel Observateur“
schrieb, zu den 25 renommiertesten
Intellektuellen unserer Zeit.
Julia Kristeva
Das weibliche Genie – Melanie Klein
Das Leben, der Wahn, die Wörter.
Psychosozial, 266 S., € 37,10
15
a.punkt – Buchhandlung Brigitte Salanda, Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Tel.: +43 1 532 85 14, E-Mail: salanda@apunktbuch.at
Peter Kutter / Thomas Müller
Psychoanalyse
Ein Einführung in die Psychologie
unbewusster Prozesse
Klett, 410 S., € 35,Das Buch gibt einen systematischen
Überblick über die Theorie und Praxis
der zeitgenössischen Psychoanalyse.
Ihre geschichtlichen Wurzeln werden
ebenso dargestellt wie die aktuellen
Weiterentwicklungen und der lebendige
Dialog mit den Nachbarwissenschaften.
Jacques Lacan
Meine Lehre
Aus d. Franz. v. H.-D. Gondek
Turia + Kant, 100 S., € 15,1. Was ist das „Unbewusste“, und wie
kann man es wissen? 2. Wie hat man
sich ein „Subjekt“ des Unbewussten vorzustellen? 3. Gibt es eine spezifische
Logik der Psychoanalyse? – Drei
Vorträge von Lacan, gehalten zwischen
Juni 1967 und April 1968 in der
„Provinz“, vor einem offenen Publikum,
das nicht nur aus Psychoanalytikern
besteht: kein „Heimspiel“ also, sondern
eher, wie Jacques-Alain Miller sagt, ein
„Himmelfahrtskommando“.
sen historische Bezüge, intellektuelle
Traditionen und Verflechtungen reflektieren, um die wissens- und denkhistorische Bedeutung angemessen auszuloten.
Hans-Geert Metzger (Hg.)
Psychoanalyse des Vaters
Brandes & Apsel, 200 S., € 25,60
Thema: Klinische Erfahrungen mit realen, symbolischen und phantasierten
Vätern. Psychoanalytiker erkunden die
unbewussten Spuren des Vaters. Sie
schildern in exemplarischen Einzelfallstudien ihre Erfahrungen mit Patienten, in
deren Leben der Vater eine besondere
Bedeutung angenommen hat und in
denen sich die Krise der Vaterschaft spiegelt. Die Erarbeitung unbewusster Konflikte geht aber darüber hinaus: Sie entwickelt ein vertieftes Verständnis für die
strukturbildende Bedeutung des Vaters.
Jacques Lacan
Die Übertragung
Das Seminar, Buch 8
Passagen, 490 S., € 70.Dies ist keine Einführung in die Technik
der Psychoanalyse, sondern eine Reflexion ihrer Grundlagen, die bis zu
Platons Gastmahl zurückverfolgt werden. Was Freud als „Übertragungsliebe
behandelt, hat dort seine „Urszene“, die
zudem generell das Verhältnis von Philosophie und Psychoanalyse bestimmt.
Fritz Lackinger
Psychodynamische Psychotherapie
bei Delinquenz
Praxis der Übertragungsfocussierten
Psychotherapie
Mit einen Geleitw. Otto F. Kernberg
Schattauer, 492 S., € 91,50
Eveline List (Hg.)
Der Mann Moses und die Stimme
des Intellekts
Geschichte, Gesetz und Denken in
Sigmund Freuds historischem Roman
Studienverlag, 230 S., € 26,90
Im Jahr 1939 erschien in Holland
Sigmund Freuds großes Alterswerk „Der
Mann Moses und die Monotheistische
Religion: Drei Abhandlungen“. Der vorliegende Band versammelt erstmals
Beiträge von Wissenschafterinnen und
Wissenschaftern unterschiedlicher für
das Werk relevanter Disziplinen, die des16
Diana Pflichthofer
Spielräume des Erlebens
Performanz und Verwandlung in der
Psychoanalyse
Psychosozial, 245 S., € 30,80
Sinnliches Erleben und Präsenzeffekte
führen in der Theorie der Psychoanalyse
eher ein Schattendasein, wenngleich sie
in jeder Behandlungsstunde von Bedeutung sind. Wie kann die Psychoanalyse
helfen, wenn ein Mensch den Kontakt
zur sinnlichen Welt, zum sinnlich-emotionalen Erleben verloren hat? Ein zentrales Anliegen dieses Buches ist es, die
Zusammenhänge von sprachlicher und
leiblicher Dimension der Psychoanalyse
in einer breiteren theoretischen Untersuchung zu erhellen.
Ilka Quindeau
Verführung und Begehren
Die psychoanalytische Sexualtheorie
nach Freud
Klett, 320 S., € 35,Systematische Darstellung des aktuellen
Theoriestandes und Entwicklung eines
geschlechtsübergreifenden Modelles
menschlicher Sexualität: Während der
bisherige psychoanalytische Diskurs von
einer starren Zweiteilung des Geschlechterverhältnisses ausgeht und die
Unterschiede zwischen Männern und
Frauen betont, entwickelt Quindeau ein
geschlechtsübergreifendes
Modell
menschlicher Sexualität, das die „männlich“-phallischen und die „weiblich“rezeptiven Anteile integriert und Raum
lässt für die Vielfalt geschlechtlicher
Identifizierungen und sexueller Spielarten. Sie zeigt strukturelle Gemeinsamkeiten von Hetero-, Homosexualität
und Perversion auf und plädiert für eine
allgemein menschliche Sexualität, bei
der sich Männer und Frauen weniger
voneinander als vielmehr untereinander
unterscheiden. Der von Freud postulierte Primat der Genitalität wird dabei
ebenso in Frage gestellt wie der kulturelle Primat der Heterosexualität.
Jochen Raue
Aggressionen verstehen
Psychoanalytische Fallstudien von
Kindern und Jugendlichen
Brandes & Apsel, 184 S., € 25,60
Jochen Raue untersucht in seinen Fallstudien die jeweils individuellen, unbewussten Ursachen für das Misslingen
der Integration der Aggression in der
persönlichen Entwicklung von Kindern
und Jugendlichen. – Jochen Raue ist u.a.
Analytischer Kinder- und JugendlichenPsychotherapeut in eigener Praxis,
Dozent am Institut für analytische
Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie in Frankfurt. Veröffentlichungen zu
Jugendlichen und Neonazismus sowie
psychoanalytischen Themen.
David Rosenfeld
Die Seele, die Psyche und der
Analytiker
Zur Bedeutung des psychoanalytischen
Settings
Psychosozial, 270 S., € 37,10
Dieses Buch, das aus einer Sammlung
von Aufsätzen von David Rosenfeld
besteht, stützt sich auf verschiedene
Fälle, deren Gemeinsamkeit die
Schaffung des psychoanalytischen
Settings ist: Die Internalisierungen und
Realisierungen im Kopf des Patienten bei
dem Gefühl zeitlich festgelegter
Sitzungen und der Übertragungsbezie-
a.punkt – Buchhandlung Brigitte Salanda, Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Tel.: +43 1 532 85 14, E-Mail: salanda@apunktbuch.at
hung mit dem Psychoanalytiker. Rosenfeld bezieht sich auf die großen Meister
der Psychoanalyse und führt den Leser
Schritt für Schritt durch das geheimnisvolle Terrain der Psyche, besonders ihre
regressivsten, primitivsten und psychotischsten Seiten. – Thomas Ogden sagt
über die beiden von ihm in seinem
Vorwort näher beleuchteten Fälle, sie
seien „zwei der wichtigsten Beiträge
zum Verständnis der psychoanalytischen
Behandlung psychotischer Patienten des
vergangenen Jahrzehnts“.
Wolfgang Martin Roth / Josef Shaked (Hg.)
Affekte in therapeutischen
Gruppen
Österr. Jahrbuch für Gruppenanalyse 2
WUV, 150 S., € 20,50
In dem Band werden folgende Problemstellungen behandelt: Die affektive
Regression als therapeutisches Instrument / Die Dialektik von strukturiertem
Arbeiten und der affektiven Regression /
Neid und Neidbewältigung in Gruppen /
Bewusste und unbewusste Affektdynamik / Was genau ist der unbewusste Anteil an affektiven Prozessen?
Wolfgang Martin Roth / Josef Shaked (Hg.)
Transkulturelles Zusammenleben
im Zeitalter der Globalisierung
Österr. Jahrbuch für Gruppenanalyse 1
WUV, 150 S., € 20,50
Der Band ist dem gleichnamigen Symposium im Dezember 2006 gewidmet.
Die darin enthaltenen Beiträge behandeln das transkulturelle Zusammenleben
in Zeiten der Globalisierung unter gruppenanalytischen Gesichtspunkten.
Elisabeth Roudinesco
Die Familie ist tot – Es lebe die
Familie
Aus d. Franz. v. S. Mehl
Klett, 240 S., € 20,10
Elisabeth Roudinesco ist Historikerin der
Psychoanalyse in Frankreich. Sie ist
„directeur de recherches“ an der
Universität Paris und Vizepräsidentin der
Société internationale d’histoire de la
psychiatrie et de la psychanalyse.
International bekannt wurde sie durch
ihre „Geschichte der Psychoanalyse in
Frankreich“ (dt. bei Beltz) und ihre
Biographie über Jacques Lacan (Fischer
Verlag). – Hier schreibt sie ein Plädoyer
für die neue Familie. Das traditionelle
Familienbild wird von gesellschaftlichen
Entwicklungen überrollt. Alte Werte
lösen sich auf, traditionelle Autoritäten
wie das Patriarchalische schwinden, das
Mütterliche gewinnt an Bedeutung. Die
Familie bleibt bestehen, aber sie wird
eine andere sein.
Oliver Sacks
Der einarmige Pianist
Über Musik und Gehirn
Rowohlt, 352 S., € 20,50
In seinem neuesten Buch erzählt Sacks
von Menschen, die nach einer Hirnverletzung ihre Musikalität verlieren, und
von anderen, die durch eine solche
Verletzung erst Musikalität entwickeln,
ja von Musik geradezu besessen sind. Er
entdeckt an scheinbaren Defekten die
besonderen Qualitäten der Menschen
wie beim einarmigen Pianisten Paul
Wittgenstein. Musik, so zeigt Sacks, hat
die einzigartige Kraft, das Gehirn in ganz
bemerkenswerter und komplexer Weise
zu verändern.
Angelika Schett
Was die Seele bewegt
Züricher Psychoanalytiker
NZZ, 224 S., Abb., € 30,90
„Warum hassen Menschen, wenn sie lieben?“, „Warum macht Angst menschlich?“, „Warum fühlen sich viele
Menschen so unlebendig, obwohl das
äussere Leben keinen Anlass zur Klage
gibt?“ usw. – Bedeutende Psychoanalytiker, befragt von Angelika Schett und
porträtiert von Loretta Curschellas, sprechen über Glück und seelisches Leid.
Monika Schiffer
Arno Gruen. Jenseits des
Wahnsinns der Normalität
Biografie
Klett, 250 S., € 20,10
Monika Schiffer, geb. 1950, ist seit 20
Jahren freiberufliche Autorin, Redakteurin, Übersetzerin und lektorierte
wichtige Publikationen von Arno Gruen.
Ihr Buch ist die erste Biografie. Kein
Psychoanalytiker hat seine tiefenpsychologischen Untersuchungen so unbeirrbar mit einer grundsätzlichen Zivilisationskritik verbunden wie Arno Gruen.
Die Autorin zeichnet das Leben dieses
Außenseiters und streitbaren Geistes,
der unbeirrbar für mehr Mitmenschlichkeit in Familie und Gesellschaft eintritt.
Volkmar Sigusch
Geschichte der Sexualwissenschaft
Campus, 650 S., 100 Abb., € 41,10
Vor 150 Jahren begann die wissenschaftliche Erforschung der menschlichen Sexualität. Erstmals erzählt
Volkmar Sigusch, einer der angesehensten Sexualforscher der Gegenwart, wie
seitdem die intimsten Wünsche, Praktiken,
aber auch körperliche und seelische
Nöte der Menschen entdeckt wurden.
Manuela Torelli
Psychoanalyse lesbischer Sexualität
Vorw. v. Christa Rohde-Dachser
Psychosozial, 350 S., € 41,10
Weibliche und lesbische Sexualität wird
vor dem Hintergrund psychoanalytischer,
feministischer und sozialpsychologischer
Theorien detailliert dargestellt. Die Autorin entlarvt Vorurteile, die in der lesbischen
Szene lange gepflegt wurden. Diese sind
aus der erfahrenen Diskriminierung entstanden und dienen als Abwehrstrategien.
Frances Tustin
Der autistische Rückzug
Aus d. Engl. v. E. Vorspohl
diskord, 250 S., € 22,70
Die schützende Schale bei Kindern und
Erwachsenen. Frances Tustin (1913–1994)
war eine international anerkannte Autorität auf dem Gebiet des Autismus. Sie
arbeitete mehr als dreißig Jahre lang als
Kinderpsychotherapeutin mit autistischen
Kindern. – Dieses Buch vereint klinische
Untersuchungen der Autorin über die
schützenden und bewahrenden Aspekte
jener Form des Autismus, die in erster
Linie psychogen zu sein scheint. Sie erklärt ihre Funktionen und deren Entstehung aus den Störungen der Säuglingsphase und deren Einfluss auf den weiteren Verlauf der psychischen Entwicklung.
Léon Wurmser
Das Rätsel des Masochismus
Psychoanalytische Untersuchungen von
Gewissenszwang und Leidenssucht
Psychosozial, 583 S., € 82,20
Da ist einerseits das „relativ leicht“ zu
beantwortende Rätsel, warum jemand
Befriedigung und sogar sexuelle Lust aus
Schmerz und Leid, aus Erniedrigung und
Scham ziehen kann und deshalb dieses
Leiden aufsucht. Noch schwieriger zu
beantworten ist die Frage: Wie kann der
Schmerzsüchtige sich selbst achten? –
Dieses Buch richtet sich vornehmlich an
Therapeuten und zeigt Wege auf, derart
Schmerzsüchtigen helfen zu können.
Slavoj Zizek
Lacan
Eine Einführung. Fischer, 170 S., € 12,30
Der Psychoanalytiker Jacques Lacan gilt
als ein so einflussreicher wie schwieriger
Denker. Der bekannte Kulturkritiker
Slavoj Zizek hat sich daher die Aufgabe
gestellt, Lacan einem breiteren Publikum
zugänglich zu machen. Dies gelingt ihm,
indem er die zentralen Begriffe anschaulich und amüsant mit Hilfe von bekannten Hollywood-Filmen erklärt. Eine
Zeittafel sowie eine kommentierte
Bibliographie zur weiterführenden Lektüre runden den Band ab.
17
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DENK-BEWEGUNG
Giorgio Agamben
Was ist ein Dispositiv?
diaphanes, 48 S., € 6,30
In seinem kurzen, programmatischen
Text entwickelt Agamben eine erhebliche Erweiterung des Dispositivbegriffs,
wie er insbesondere von Foucault
geprägt wurde. „Wenn Dispositive dem
Menschen nicht als neutrale Konsumgegenstände gegenüber stehen, sondern im Gegenteil selbst die Persönlichkeit dessen schaffen, der sie verwendet – wie vermögen wir dann dieser
Situation zu begegnen?“
Alain Badiou
Wofür steht der Name Sarkozy?
Aus d. Franz. v. H. Jatho
diaphanes, 160 S., € 10,30
In seinem neuesten Buch widmet sich
Alain Badiou in einem Stil zwischen
Pamphlet und Manifest einem aktuellen
politischen Anlass. In scharfen Worten
beschreibt Badiou den „kleinen Sarko“
als mediokren Vorstadtkarrieristen und
übereifrigen Polizeibeamten. Doch beunruhigend ist für Badiou weniger die
Person Sarkozy als vielmehr dasjenige,
wofür er steht: die Angst. Die primitive
Angst vor dem jeweils anderen und die
Angst vor dieser Angst, welche die Linke
in ihrem Handeln lähmt.
Alain Badiou
Wittgensteins Antiphilosophie
diaphanes, 64 S., € 13,20
„Es ist klar, dass Wittgenstein zu jener
mächtigen Strömung gehört, die in diesem Jahrhundert die Wahrheit zugunsten
des Sinns verabschieden wollte. Eine
Strömung, von der wir feststellen müssen, dass der Akt, der sie beseelt, sich als
Antiphilosophie artikuliert.“ In enger
Parallelführung zum Denken Friedrich
Nietzsches, aber auch in deutlichem
Kontrast zu diesem, verfolgt Badiou die
Figur der Antiphilosophie bei Ludwig
Wittgenstein. Als eine Geste, die ununterbrochen als „existenzielle Singularität“,
in absoluter Einsamkeit und als solche
exhibiert werden muss, erweist sich die
Antiphilosophie als Gegenfigur zur geregelten Anonymität der Wissenschaft.
Dirk Baecker
Nie wieder Vernunft
Kleinere Beiträge zur Sozialkunde
Auer, 640 S., € 40,10
18
Thomas Ballhausen
Delirium und Extase
Die Aktualität des Monströsen
Milena, 220 S., € 16,50
Behandelt werden u.v.a. Arbeiten von
Susan Sontag, Michael Haneke und
Christoph Schlingensief. – Das Monströse,
Schaurige, Ekelhafte: Inwiefern beeinflussen Fragen der Ästhetik unsere
Politik und unseren Alltag? Das Buch versammelt Essays und Aufsätze von
Thomas Ballhausen, die die Aktualität
des Monster-Begriffs in den Mittelpunkt
stellen und ästhetische Fragen mit politischen Themen verquicken und eröffnet
die neue Reihe „exquisite corpse –
Schriften zu Ästhetik, Intermedialität
und Moderne“.
Roland Barthes
Die Vorbereitung des Romans
Vorlesungen am Collège de France
1978–1979 u. 1979–1980
Suhrkamp, 567 S., € 18,50
Jean Baudrillard
Warum ist nicht alles schon verschwunden?
Aus d. Franz. v. M. Sedlaczek
Matthes & Seitz, 96 S., € 10,30
Der letzte Text Jean Baudrillards, der am
6. März 2007 verstarb. Darin unterzieht
er nicht nur seine Theorie einer Revision,
sondern entwirft ebenso eine neue
Bildtheorie wie die Möglichkeit einer
kritischen Sicht auf die Digitalisierung
des Denkens. Er führt den Leser von den
Modi des Verschwindens bei Mensch
und Maschine über den Nachweis des
geheimen Fortlebens scheinbar verschwundener Ideologien, Werte und
Verbote hin zur Unmöglichkeit der
Repräsentation von Realität im Digitalen.
Bazon Brock
Lustmarsch durchs Theoriegelände
Eine Kampfschrift
DuMont, 300 S., Abb., € 20,50
„Wer's nicht glaubt, wird dran glauben.“
Brock zieht Bilanz: Wie sieht die Zukunft
der Europäer angesichts der Totalglobalisierung aus? Seine These: Wir haben
viel zu lernen, um demnächst Millionen
chinesischer Touristen als interessantes
Ferienerlebnis dienen zu können. Europas Errungenschaften wie Demokratie,
Rechtsstaat, Sozialstaat, Säkularisierung,
Würde des Einzelnen und Freiheit von
Wissenschaft und Kunst werden künftig
kaum eine Rolle spielen. Müssen wir
sogar fürchten, aus der Geschichte zu
verschwinden? Brock empfiehlt gegen
den Schrecken dieser Einsicht eine kleine
Einübung ins etruskische Lächeln ...
Hélène Cixous
Benjamin nach Montaigne
Was man nicht sagen darf
Aus d. Franz. v. H. Müller-Sievers
Passagen, 216 S., € 24,90
Anfang der 90er werden die Mutter und
die Tante der Erzählerin – beide über 80
– von der Stadtverwaltung Osnabrück in
ihre Geburtsstadt eingeladen. Sie gehören zu den letzten Überlebenden der
ehemals florierenden jüdischen Gemeinde der Stadt, die nun einen Versuch
der Wiedergutmachung unternimmt. In
dieser „Autobiografiktion“ erzählt
Cixous die unmögliche Rückkehr der beiden Alten im Spiegel ihrer eigenen Erinnerung an die Jugend in Algerien und
ihrer Lektüre der Reisebeschreibungen
Michel de Montaignes.
Simon Critchley
Der Katechismus des Bürgers
diaphanes, 80 S., € 8,30
„Was benötigt wird, ist eine Fiktion,
derer wir uns als solcher bewußt sind
und an die wir dennoch glauben.“
Simon Critchley analysiert die unauflösliche Verstrickung zwischen Politik,
Gesetz und Religion als Grundkonstante
– und wirft der Linken vor, diese
Verstrickung ignoriert zu haben, denn
jede Konzeption von Politik und Gesetz
erfordert auch eine Konzeption des
Religiösen an seiner Basis selbst. Es gilt
letzten Endes, so Critchley, das Terrain
des Religiösen von Fundamentalisten
jeglicher Couleur zurückgewinnen.
Welcher Art dieses Religiöse auch sein
kann, zeichnet Critchley an einer detaillierten Lektüre des Rousseauschen „Gesellschaftsvertrags“ und dessen Entwurf
einer bürgerlichen Religion nach.
Carl Djerassi
Vier Juden auf dem Parnass
Ein Gespräch
Aus d. Amerikan. v. U.-M. Mössner
Haymon, 240 S., Abb., € 24,90
„Bemerkenswert“ scheint Karl-Markus
Gauß in der NZZ dieses Buch des
Naturwissenschaftlers und Erfinders der
Antibabypille. Dabei geht der Autor und
Klee-Liebhaber seines Erachtens recht
originell vor, wenn er in vorliegendem
Buch Adorno, Benjamin, Scholem und
Schönberg zusammenführt, um sie über
die Bedeutung des Jüdischseins disputieren zu lassen. Sein Fazit: „Ein anregendes, in der Dialogführung zuweilen
papierenes Spiel der Möglichkeiten, an
a.punkt – Buchhandlung Brigitte Salanda, Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Tel.: +43 1 532 85 14, E-Mail: salanda@apunktbuch.at
dem die Dogmatiker unter den Adepten
der vier Genies manches auszusetzen
haben werden.“ – Carl Djerassi, geboren
1923 in Wien, 1938 nach Amerika ausgewandert, wo er sich als Naturwissenschaftler und Kunstsammler einen
Namen machte.
Bernhard J. Dotzler / H. Schmidgen (Hg.)
Parasiten und Sirenen
Materielle Kulturen der Produktion von
Wissen
transcript, 220 S., € 22,40
„ZwischenRäume“ sind jene Schnittstellen, Intervalle, Abstände und
Differenzen, an denen sich elementare
Prozesse der Wissensproduktion ansiedeln. „ZwischenRäume“ widersprechen
dem gewohnten Bild geordneter, theoriegeleiteter Wissenschaftlichkeit. In der
Topologie, die so entsteht, trifft der
Hirnforscher auf den Schriftsteller, der
Ingenieur auf den Archivar, der Musiker
auf den Soldaten. Mit Blick auf solche
Vorfälle in den materiellen Kulturen der
Medien- und Wissenschaftsgeschichte
des 19. und 20. Jahrhunderts wird hier
ein Bild des Wissens und der Wissenschaft gezeichnet, das die Zufälle, die
Kontingenzen und Arbitraritäten, stärker
hervorhebt als das Geplante und Erwartete. Es sind die Leerstellen, die
Lücken in der medialen Praxis der
Wissenschaft, die wesentlich zur Entstehung des Neuen beitragen.
Günter Dux
Warum denn Gerechtigkeit
Velbrück, 380 S., € 41,10
Die Politik im Widerstreit mit der Ökonomie. Die Logik des Kapitals. – Im Postulat
der Gerechtigkeit wird, so Günter Dux,
die Inklusion aller in das ökonomische
System eingefordert – und damit eine
Integration in die Gesellschaft, die alle
an den ökonomischen und kulturellen
Errungenschaften der Gesellschaft teilhaben lässt und ihnen dadurch ein sinnvoll geführtes Leben ermöglicht. Doch
eben dies leistet das ökonomische
System nicht, da es keiner anderen Logik
folgen kann als der der Kapitalakkumulation. Wer nicht gebraucht wird, ist ausgeschlossen. Wenn Gerechtigkeit sein
soll, muss die Politik wollen und bewirken, was die Ökonomie nicht kann: der
Gerechtigkeit zur Geltung zu verhelfen.
Emmanuel Faye
Heidegger und die Einführung des
Nationalsozialismus in die
Philosophie
Aus d. Franz. v. T. Trzaskalik
Matthes & Seitz, 576 S., € 39,90
László F. Földényi
Dostojewski liest Hegel in Sibirien
und bricht in Tränen aus
Aus d. Ungar. v. H. Skirecki
Matthes & Seitz, 64 S., € 10,30
Owen Gingerich
Gottes Universum. Nachdenken
über offene Fragen
Aus d. Amerikan. v. W. Rhiel
BerlinUniversityPress, 160 S., € 20,50
„Angenehm aufgefallen ist dem Rezensenten der FAZ Helmut Mayer dieses
Buch des Astrophysikers und bekennenden Gläubigen Owen Gingerich. Was es
Mayers Meinung nach von der aktuellen
Fülle atheistischer und religiöser Streitschriften unterscheidet, ist, dass es nicht
die Grenzen zwischen Wissenschaft und
Glauben einzureißen versucht, sondern
aufrecht erhält, also Raum lasse, bei aller
Wissenschaftlichkeit Intelligenz und
Schönheit der Schöpfung zu bewundern.“ (perlentaucher.de)
Ernst von Glasersfeld
Unverbindliche Erinnerungen
Skizzen aus einem fernen Leben
folio, 208 S., € 22,50
Mit feiner Ironie und der Weisheit eines
langen Lebens erzählt Glasersfeld persönliche Geschichten seines Jahrhunderts: Geboren 1917 in München als
Sohn eines Diplomaten der österreichisch-ungarischen Monarchie, Kindheit
in Meran, Internate in der Schweiz,
Studium in Zürich und Wien, 1939–46
Irland, danach Rückkehr nach Südtirol
als Kulturjournalist und Korrespondent
der „Weltwoche“, ab 1959 am Zentrum
für Kybernetik in Mailand, seine
Forschungen finden ihre Fortsetzung in
den USA. – Bücher u.a.: „Wissen,
Sprache und Wirklichkeit“ (1987); „Radikaler Konstruktivismus. Ideen, Ergebnisse, Probleme“ (1997); „Konstruktivismus statt Erkenntnistheorie“ (1998);
mit Heinz von Foerster: „Wie wir uns
erfinden“ (1999).
Béla Hamvas
Die Melancholie der Spätwerke
Aus dem Ungar. v. Akro Doma
Matthes & Seitz, 61 S., € 10,30
Werke aus den späten Lebensphasen
strahlen eine eigenartige Schönheit aus.
Béla Hamvas sieht die Ursache für diese
Schönheit in einer besonderen Form der
Melancholie, die er als den „letzten Segen
im Leben eines Menschen“ bezeichnet.
Béla Hamvas, der heute in Ungarn meist
gelesene Autor, öffnet in diesem Essay
die Augen für die „rätselhafte Analogie
der Spätwerke“: „In den Alterswerken
erzählen Metaphysik und Malerei,
Dichtung, Drama und Musik unabhängig von Sprache, Epoche, Nation und
Zeit von ein und derselben Welt.“
Daniel Heller-Roazen
Echolalien. Über das Vergessen
von Sprache
Aus d. Amerikan. v. M. Bischoff
Suhrkamp, 280 S., € 27,60
Ludwig Wittgenstein schrieb über die
Sprache, sie gleiche einer „alten Stadt“,
einem „Gewinkel von Gäßchen und
Plätzen“ in deren Räumen wir uns ganz
selbstverständlich bewegen, während
unmerklich neue Vororte entstehen und
alte Viertel renoviert oder abgerissen
werden. – Um die Historizität der
Sprache, die Geburt und das Sterben
von Lauten, Worten und Idiomen geht
es in Daniel Heller-Roazens 21 Essays.
Sprachtheoretische Betrachtungen Benjamins, Jakobsons und Freuds schließt er
kurz mit poetischen Anekdoten aus der
Geschichte der Linguistik: über die
Nymphe Io, die – von Jupiter in eine Kuh
19
a.punkt – Buchhandlung Brigitte Salanda, Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Tel.: +43 1 532 85 14, E-Mail: salanda@apunktbuch.at
verwandelt – ihren Namen mit dem Huf
in den Sand schrieb, den Turm von Babel
und das Geplapper der Kinder (der
Begriff Echolalie bezeichnet das
Wiederholen vorgesagter Phrasen),
Menschen
ohne
Zunge,
einen
Schizophrenen, der systematisch seine
Muttersprache vergaß ...
ganze Bibliotheken nur schwer zugänglicher Literatur.“ – „Der Bahnhof von
Finnentrop“ ist ein intimes Porträt Carl
Schmitts, aus dem das „Ungeheuer“ mit
einer der abenteuerlichsten intellektuellen Biographien des 20. Jahrhunderts in all seinen Klarheiten und
Unklarheiten plastisch hervortritt.
Anke Hennig / B. Obermayr u.a. (Hg.)
Bewegte Erfahrungen
Zwischen Emotionalität und Ästhetik
diaphanes, 300 S., € 30,80
Wo sich das ästhetische Objekt im Akt
der Wahrnehmung ebenso verändert
wie das betrachtende Subjekt, wird
ästhetische Erfahrung nicht nur zum
Schlüssel eines neuen Selbstbezugs.
Vielmehr realisiert sich in der
Wechselbeziehung zwischen Subjekt
und Objekt die spezifische Qualität
ästhetischer Erfahrung als einer bewegten Erfahrung. Diese Prozesse in Kunst
und ästhetischer Theorie diskutiert der
Band.
W.J.T. Mitchell
Bildtheorie
Aus d. Amerikan. v. H. Jatho
Suhrkamp, 400 S., € 33,80
Was sind Bilder? Wie unterscheiden sie
sich von Worten? Was genau sind Bilder
heute, in einer Zeit, in der die Macht des
Sichtbaren größer scheint als je zuvor
und in der der „pictorial turn“ den „linguistic turn“ abgelöst hat? W.J.T. Mitchell,
einer der Pioniere der „Visual Culture
Studies“, stellt diese Fragen in einer Reihe
von bahnbrechenden Aufsätzen, die bereits als Klassiker der bildwissenschaftlichen Forschung gelten. Sie untersuchen
das Zusammenspiel des Sichtbaren und
des Sagbaren in allen kulturellen Bereichen, von der Literatur über die bildende Kunst bis zu den Massenmedien.
Dabei werden grundlegende theoretische Texte von Plinius bis Foucault ebenso eingehend analysiert wie zahlreiche
Produkte der Hoch- und Alltagskultur.
Vladimir Jankélévitch / B. Berlowitz
Irgendwo im Unvollendeten
Aus d. Franz. v. J. Brankel
Turia + Kant, 236 S., € 29,Dieser Interviewband war eine der letzten Veröffentlichungen zu Lebzeiten
Jankélévitchs. Geführt von Béatrice
Berlowitz greift der Philosoph und
Musikhistoriker hier im Gespräch viele
der Themen auf, die er zuvor schon,
etwa in der „Ersten Philosophie“, auf
theoretischer Ebene behandelt hatte.
Marc Jongen (Hg.)
Philosophie des Raumes
Fink, 280 S., € 35,90
Seit Michel Foucault 1967 die „Epoche
des Raumes“ ausrief, ist das Thema
Raum zunehmend ins Blickfeld der
Philosophie und der Kulturwissenschaften getreten. Zu Beginn des 21.
Jahrhunderts nimmt der Raum eine ähnlich dominante Stellung im Diskurs ein,
wie die Zeit im 20. Jahrhundert. Eine
Standortbestimmung ästhetischer und
politischer Theorie. Mit Beiträgen von
Boris Groys, Peter Sloterdijk u.a.
Christian Linder
Der Bahnhof von Finnentrop
Eine Reise ins Carl Schmitt Land
Matthes & Seitz, 448 S., Abb., € 35,90
Micha Brumlik in Literaturen 04/08:
„Linder ist eben auch ein erfahrener Autor
von Hörspielen, und so zeugt die Weise,
wie er die Vielfalt widerstrebender
Stimmen von und über Schmitt zu einem
spannenden Dialog fügt, von hohem
technischen Können. Sein Buch ersetzt
20
Jean Luc Nancy / René Schérer
Ouvertüren
Texte zu Gilles Deleuze
diaphanes, 92 S., € 15,40
Nancy und Schérer widmen sich dem
Motiv der Ouvertüre in Form der Auflösung des Identischen, eines Gedankens,
der von ihrer und auch Deleuzes philosophischer Zeitgenossenschaft im desas-
trösen 20. Jahrhundert herrührt. Während Schérer die Öffnung und Auflösung
der Person als Leitmotiv Deleuzes analysiert, richtet sich Nancys Augenmerk auf
die Differenz, die unauflösbare Differenz
zwischen ihm selbst, Jacques Derrida
und Gilles Deleuze, vor allem aber auf
die Differenz im Selben und das Selbe
der Differenz.
Mario Perniola
Vom Fühlen
Aus d. Italien. v. S. Schneider
Merve, 168 S., € 14,70
Bürokratie (M. Weber), Leben (Simmel),
Form (Worringer), Ideologie (Marx),
Pathos (Hegel), Herz (Kleist), Markt (A.
Smith), Gefühl (Kant), Sinn (Vico), Politik
(Hobbes), Leidenschaft (Descartes),
Überschwänglichkeit (Gracián) – Der
Autor, Mario Perniola, Professor für
Ästhetik an der Università di Roma: „Es
geht hier um eine Fragestellung, in der
Ästhetik und Politik unlösbar miteinander verflochten sind und die sich ihrem
Grundsatz nach und vereinfacht folgendermaßen formulieren lässt: wie löst
sich der Konflikt zwischen dem Fühlen
des individuellen Subjekts und der äußeren Welt?“
Doron Rabinovici
Der ewige Widerstand
Über einen strittigen Begriff
Styria, 152 S., € 19,90
„Die Wahl der Wörter ist Teil des
Kampfes. Widerstand ist zur Tugend
geworden, wie es einst Gehorsam war.
Sogar einstige Wegbereiter der Tyrannei
wie Carl Schmitt wussten sich für
Partisanen zu begeistern. Die Mode des
Radical Chic feiert die Rebellion. Die
nationalsozialistische Vergangenheit gebietet, den Anfängen zu wehren, ehe
jegliches Aufbegehren einem Todesurteil
gleichkommt. Was aber bleibt vom
Kampf gegen den Nationalsozialismus,
wenn er zum Slogan für jeden Protest
absinkt? Welcher Arten von Widerstand
wurde nach dem Zweiten Weltkrieg
gedacht? Was bedeutete etwa „jüdischer Widerstand“, wenn der Feind
nicht die Unterwerfung, sondern die Vernichtung anstrebte? Doron Rabinovici
geht den Debatten nach, die in Österreich, in Deutschland und in Israel über
diese Fragen geführt wurden. ‘Der
ewige Widerstand’ zeigt auf, welche
Mythen und Traditionen das Wort
‘Widerstand’ prägen, untersucht aber
ebenso moderne Erscheinungen wie
zivilen Ungehorsam oder Terrorismus.“
(Aus der Verlagsvorschau)
a.punkt – Buchhandlung Brigitte Salanda, Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Tel.: +43 1 532 85 14, E-Mail: salanda@apunktbuch.at
Jacques Rancière
Ist Kunst widerständig?
Aus d. Franz. v. F. Ruda u. J. Völker
Merve, 109 S., € 8,30
Jacques Rancière identifiziert drei große
historische Formationen der Ordnungen
des Sinnlichen: das ethische Regime, das
Repräsentations-Regime und das ästhetische Regime der Kunst. Den Einsatz
des ästhetischen Regimes, das unser
Denken bis heute fundiert, markiert
Rancière mit Schiller. Geprägt ist es von
einer Ambivalenz, die Kunst zum einen
als eigenen Erfahrungsraum denkbar
macht wie auch zum anderen als einen
Erfahrungsraum beschreibt, der ein allgemeiner Erfahrungsraum aller werden
könnte und somit dem Ästhetischen ein
revolutionäres Potential einschreibt.
dem Autor. – Harry Nutt / FR: Würdigt
Reemtsma als einen methodisch keiner
Schule verpflichteten „Experten der
Gewalt“, der die Phänomene der Gewalt
nüchtern analysiere und deute. – Jens
Bisky / SZ: Bewundert die ungeheure
Fülle von beleuchteten Aspekten, den
Reichtum an Gedanken und vor allem
die „kühne“ Verbindung von soziologischer Begriffsbildung und literaturwissenschaftlichen Deutungen. – Uwe
Justus Wenzel / NZZ: Der gängigen
Interpretation der Gewalt als „instrumentell“, „pathologisch“ und „sinnlos“
setze der Autor das Konzept der selbstzweckhaften Gewalt entgegen, die auf
die Zerstörung des Körpers des Opfers
aus sei und in der sich der Wunsch nach
absoluter Macht erfülle.
Jacques Rancière
Zehn Thesen zur Politik
diaphanes, 48 S., € 5,20
„Die wesentliche Arbeit der Politik ist die
Gestaltung ihres eigenen Raumes. Es
gilt, die Welt ihrer Subjekte und ihrer
Operationen sichtbar zu machen. Das
Wesen der Politik ist die Manifestation
des Dissenses.“ In Gestalt von zehn
prägnanten Thesen fragt Rancière nach
dem Spezifischen, dem Eigentlichen von
Politik. Sowohl von der Kategorie der
Ökonomie als auch von jener der
Staatlichkeit klar zu unterscheiden, ist
das Eigentliche der Politik vielmehr in
einer Beziehung zweier das Subjekt kontradiktorisch festlegender Termini zu
suchen. Politik erscheint somit als eine
im Kern paradoxale Handlung, die sich
durch die Existenz eines Subjekts
bestimmt, welches sich durch seine
Partizipation an Gegensätzen definiert.
Alexander Roesler / Bernd Stiegler (Hg.)
Philosophie in der Medientheorie
Von Adorno bis Zizek
Fink, 224 S., € 25,60
Aufsätze von / über: Adorno (Detlev
Schöttker), Benjamin (Nicolas Pethes),
Cassirer (Jörg Brauns), Deleuze (Lorenz
Engell), Derrida (Alexander Roesler),
Descartes (Bernd Stiegler), Foucault
(Bernhard Dotzler), Habermas (Stefan
Müller-Doohm), Heidegger (Friedrich
Kittler), Husserl (Lambert Wiesing),
Lacan (Anne von der Heiden), Luhmann
(Niels Werber), Merleau-Ponty (Christian
Bermes), Nietzsche (Martin Stingelin),
Peirce (Uwe Wirth), Platon (Josef
Rauscher),
Wittgenstein
(Stefan
Münker), Zizek (Slavoj Zizek).
Michael Reder / Josef Schmidt
Ein Bewußtsein von dem, was fehlt
Eine Diskussion mit Jürgen Habermas
Suhrkamp, 150 S., € 8,30
Jan Philipp Reemtsma
Vertrauen und Gewalt
Versuch über eine besondere
Konstellation der Moderne
Hamburger, 500 S., € 30,90
Warum sich die Soziologie mit den
Phänomenen der Gewalt so schwer tut,
ist eine der zentralen Fragen, mit denen
sich das vorliegende Buch beschäftigt. In
seiner Studie analysiert Jan Philipp
Reemtsma, Begründer und Leiter des
Hamburger Instituts für Sozialforschung,
zunächst, was Vertrauen und vor allem
Vertrauen in die Moderne heißt. – Dass
man bei der Lektüre von Reemtsma Teil
hat an „the joy of thinking“ bescheinigt
Rolf-Bernhard Essig in „literaturkritik.de“
Richard Rorty
Philosophie als Kulturpolitik
Aus d. Amerikan. v. J. Schulte
Suhrkamp, 350 S., € 29,70
Mit Richard Rorty verstarb 2007 einer
der einflussreichsten Intellektuellen des
20. Jahrhunderts. „Philosophie als Kulturpolitik“, der letzte von Rorty selbst zusammengestellte Band mit zum Teil bislang unveröffentlichten Essays kann als
sein Vermächtnis gelesen werden: Religion und Moralphilosophie, Wittgenstein
und
Kant,
Naturalismus,
romantischer Polytheismus und immer
wieder die analytische Philosophie und
ihre „Heilung“ durch den Pragmatismus
sind die scheinbar disparaten Themen,
die gleichwohl durch ein starkes Band
zusammengehalten werden, nämlich die
Frage nach der Rolle der Philosophie in
der westlichen Kultur, genauer: Wie muss
man philosophieren, um als Philosoph
einen sinnvollen Beitrag zur menschlichen Kultur leisten zu können? Rortys
Antwort: Man muss sich entscheiden,
und zwar gegen den Elfenbeinturm.
Michael J. Sandel
Plädoyer gegen die Perfektion im
Zeitalter der genetischen Technik
Aus d. Amerikan. v. R. Teuwsen.
Mit e. Vorw. v. Jürgen Habermas
BerlinUniversityPress, 180 S., € 20,50
Sehr eingenommen ist Christian Geyer in
der FAZ von Michael J. Sandels „Plädoyer
gegen die Perfektion“. Es geht dem
Professor für Politische Philosophie an
der Harvard University um eine philosophisch einleuchtende Erklärung des
Gebots, nicht alles, was technisch machbar ist, in marktgängige Technologien
umzusetzen. Aber sollte nicht in einer
liberalen Gesellschaft die Nachfrage der
Konsumenten darüber entscheiden, was
angeboten wird? Wer darf sich zum
Richter über die Präferenzen der Bürger
aufspielen? – „Wir stecken in der verzwickten Lage, dass uns das neue genetische Wissen ermöglicht, unsere eigene
Natur zu manipulieren. Obwohl die meisten Menschen das beunruhigend finden,
lässt sich nicht so leicht sagen, warum.“
René Scheu
Das schwache Subjekt
Zum Denken von Pier Aldo Rovatti
Turia + Kant, 334 S., € 29,Mit dieser Arbeit legt René Scheu die
erste umfassende Darstellung des
Denkens von Pier Aldo Rovatti vor.
Zusammen mit Gianni Vattimo hat
Rovatti 1983 in Italien den Sammelband
„Das schwache Denken“ (Il pensiero
debole) publiziert, der zu einem Grundlagenwerk der zeitgenössischen Philosophie wurde. – Sein Denken nimmt
Ausgang von einer Neudeutung der
Husserlschen Epoché und mündet in die
Schwächung eines starken, in der
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Philosophie bis heute vorherrschenden
Subjektbegriffs. – Bei aller Präzision in
der Sache bleiben Rovattis Analysen nie
abstrakt, sondern müssen sich in bester
phänomenologischer Manier an der
subjektiven Erfahrung des Spiels und des
Wahnsinns bewähren.
Carl Schmitt
Gespräch über die Macht und den
Zugang zum Machthaber
Hgg. u. m. e. Nachwort v. Gerd Giesler
Klett, 96 S., € 16,50
„Kurz gesagt, ich glaube, man muss
Schmitt, wie Heidegger, neu lesen.“
(Jacques Derrida) – Im Jahr 1954, neun
Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, verfasste Carl Schmitt diesen
Radioessay. Dieses „Gespräch“ gehört
bis heute zu den wirkungsvollsten
Werken von Carl Schmitt.
Florian Schneider (Hg.)
Imaginäres Eigentum
Merve, 176 S., € 15,50
Mit Beiträgen von Étienne Balibar, Brion
Gysin, Lawrence Liang, Sebastian
Lütgert u.a. – „Waren Anonymität und
Sachlichkeit prägend für den bürgerlichen Eigentumsbegriff, geht es heute
offenbar um das Gegenteil: Im Zeitalter
immaterieller Produktion, digitaler
Reproduzierbarkeit und vernetzter Vervielfältigung müssen Eigentumsverhältnisse sichtbar gemacht werden, um sich
überhaupt durchsetzen zu lassen. Eigentum existiert vor allem in seiner Bildhaftigkeit und wird in rasanter Geschwindigkeit zu einer Frage der Einbildungskraft. Was aber bedeutet es, ein
Bild zu besitzen?“
Michel Serres
Aufklärungen
Aus d. Franz. v. G. Roßler
Merve, 290 S., € 24,70
Bruno Latour unterhält sich in fünf
Gesprächen mit Michel Serres über dessen Zugang zur Wissenschaft, die
Geschichte der exakten Wissenschaften,
die Literatur, die Philosophie, das Ende
der Kritik und die Weisheit. Sie behandeln die maßgeblichen Themen der
Arbeiten Serres, der sich zu seinem Leitbild die Figur des Hermes ausgewählt hat
und sein Denken an den Begriffen Kommunikation, Interferenz, Übersetzung
und Distribution entlang entwickelt hat.
Susan Sontag
Zur gleichen Zeit
Essays und Reden
Aus d. Engl. v. R. Kaiser
Hanser, 304 S., € 22,10
Sontag (1933–2004) beschäftigt sich
22
hier mit Dostojewski, Pasternak und
Rilke, aber sie engagiert sich auch für
weniger bekannte Schriftsteller wie
Anna Banti, Victor Serge oder Halldór
Laxness. Ihrem Text zum 11. September,
der in den USA einen Skandal auslöste,
folgen zwei weitere Aufsätze zum selben Thema. Schließlich folgen Ansprachen zu Themen wie Literatur und
Freiheit, Mut und Widerstand, gehalten
anlässlich der Verleihung wichtiger Preise.
Gayatri Chakravorty Spivak
Righting Wrongs
Über die Zuteilung von Menschenrechten
diaphanes, 120 S., € 10,30
Thema dieses Essays ist die Festschreibung ungerechter Verhältnisse
gerade vermittels der Menschenrechte.
Am Grund von Spivaks Überlegungen
steht die Frage: Wer tritt, im Verhältnis
von globalem Norden und globalem
Süden, als Anwalt der Menschenrechte
auf? Es geht bei den Menschenrechten
offenkundig nicht nur darum, eines oder
mehrere Rechte zu besitzen oder einfordern zu können; es geht vielmehr darum,
diese Rechte zu vergeben – und darum,
wer in der Position des Gebenden bzw.
des Nehmers dieser Rechte ist.
Isabelle Stengers
Spekulativer Konstruktivismus
Mit e. Vorw. v. Bruno Latour
Merve, 144 S., € 12,40
„Würden Sie sagen, daß sie die philosophische rechte Hand des ChemieNobelpreistägers Ilja Prigogine ist? – Ja,
denn mit ihm hat sie mehrere Bücher
geschrieben, und doch hat sie den Rest
ihres Lebens damit verbracht, der
Unmenge von Verrückten zu entkommen, die sich durch den Dialog mit der
Natur angezogen fühlten, durch jene
'Neue Allianz' zwischen Wissenschaft
und Kultur, die die beiden geschaffen
haben.“ (Bruno Latour) – Auf der einen
Seite die Auseinandersetzung mit dem
Spätwerk von Deleuze und Guattari
(Was ist Philosophie?) und eine profunde
Neulektüre der Prozessphilosophie von
Alfred N. Whitehead, auf der anderen
der historische und politische Blick auf
die Wissenschaften: von der Alchemie
über Galilei bis hin zur neueren Biologie
und Physik. – Isabelle Stengers, Philosophin, hat eine Professur an der
Université Libre von Brüssel inne.
Bernhard Waldenfels
Philosophisches Tagebuch
Aus der Werkstatt des Denkens
1980–1995. Hgg. v. Regula Giuliani
Fink, 200 S., € 30,80
Die Aufzeichnungen, die den Denkweg
des Autors über 25 Jahre hin begleiten,
enthalten Splitter aus der Werkstatt,
Gespräche mit Philosophen der Gegenwart und Reaktionen auf Zeitereignisse.
Gesa Ziemer
Verletzbare Orte
Entwurf einer praktischen Ästhetik
diaphanes, 200 S., € 25,60
Wie kann man das Verhältnis von Kunst
und Philosophie heute denken? Gesa
Ziemer verfolgt eine Spur durch die jüngere Geschichte der Ästhetik und zeigt,
dass sich eine Auffassung herauskristallisiert hat, die nicht über, sondern mit
Kunst reflektiert. Die Pointe im „Mit“
liegt darin, dass diese Art der Ästhetik
dazu aufruft, nicht nur vor-, sondern
vielfältig darstellerisch tätig zu sein. Im
Anschluss an Gilles Deleuze und Hans
Blumenberg zeigt die Autorin, wie das
Moment der Darstellung nicht nur in der
Kunst, sondern auch im philosophischen
Text selbst bestimmend wird.
a.punkt – Buchhandlung Brigitte Salanda, Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Tel.: +43 1 532 85 14, E-Mail: salanda@apunktbuch.at
WELT-BETRACHTUNG
Jacques Attali
Die Welt von morgen
Eine kleine Geschichte der Zukunft
Aus d. Franz. v. C. Gutberlet
parthas, 200 S., € 20,40
Jacques Attali, geboren 1943 in Algier,
Ökonom, langjähriger Berater von
François Mitterrand kennt angeblich die
„Gesetze des Marktes“: „Auf der Basis
eines aktuellen, historischen und wirtschaftswissenschaftlichen Kenntnisstandes projiziert er jene Gesetze des
Marktes, die von der Steinzeit bis in die
Gegenwart das Wirtschaften der Menschen bestimmen, in unsere nahe Zukunft und zeigt auf, wie sich unter den
Bedingungen eines entfesselten globalen Kapitalismus die Beziehungen zwischen den Nationen entwickeln und
umgestalten werden. Er prognostiziert
präzise, wie demografische Umwälzungen, Völkerwanderungen, Veränderungen in der Arbeitswelt, neue Marktformen, Terrorismus, Gewalt, Klimawandel und der wachsende Einfluss des
Religiösen unseren Alltag drastisch verändern werden.“ (Verlagszettel)
Benjamin Barber
Consumed
Aus d. Engl. v. F. Griese
Beck, 400 S., € 25,60
Untertitel: Wie der Markt Kinder verführt, Erwachsene infantilisiert und die
Demokratie untergräbt. – Benjamin R.
Barber ist Professor of Civil Society an
der University of Maryland. Er war
Berater der Clinton-Regierung.
Jagdish Bhagwati
Verteidigung der Globalisierung
Aus d. Amerikan. v. W. Roller.
Mit e. Vorw. v. Joschka Fischer
Pantheon, 448 S., € 17,50
Jagdish Bhagwati, geboren 1934 in
Bombay, ist einer der renommiertesten
Wirtschaftswissenschaftler. Er lehrt an
der Columbia University in New York.
Bhagwati schreibt regelmäßig für die
„New York Times“, das „Wall Street
Journal“ und die „Financial Times“ und
gilt seit Jahren als heißer Anwärter auf
den Wirtschaftsnobelpreis. – Steigender
Wohlstand und eine immer höhere
Schulbildung in vielen Ländern Asiens
und Afrikas sind schlagende Beweise
dafür, dass die Globalisierung Teil der
Lösung weltweiter Probleme und nicht
der Auslöser für Armut und Unterdrückung in der Welt ist.
Gerhard Botz
Nationalsozialismus in Wien
Machtübernahme, Herrschaftssicherung, Radikalisierung
Mandelbaum, 650 S., € 29,80
Neuauflage des 1978 verlegten
Standardwerkes zum „Anschluss“.
Angelika Ebbinghaus (Hg.)
Die 68er
Schlüsseltexte der globalen Revolte
Promedia, 208 S., € 12,90
Ein Band der „Edition Linke Klassiker“.
Mit Texten u.a. von Lin Biao (1965),
Simone de Beauvoir (1951), Régis
Debray (1967), Rudi Dutschke (1967),
Frantz Fanon (1963), Andre Gunder
Frank (1966), Hans-Jürgen Krahl (1966),
Ho Chi Minh (1965), Ernesto „Che“ Guevera (1967), Herbert Marcuse (1967),
Karol Modzelewski (1967), Antonio
Negri (1967), Helke Sanders (1967), JeanPaul Sartre (1960) und Ota Sik (1968).
Paul Ginsborg
Wie Demokratie leben
Aus d. Italien. v. F. Hausmann
Wagenbach, 128 S., € 10,20
Ausgehend von einem fiktiven Dialog
zwischen John Stuart Mill und Karl Marx,
stellt sich Ginsborg den notwendigsten
Fragen der Demokratie heute.
Max Haller
Die österreichische Gesellschaft
Sozialstruktur und sozialer Wandel
Campus, 450 S., € 20,50
Zeigt die sozialhistorischen Voraussetzungen und Tendenzen der demografischen Entwicklung Österreichs seit
Anfang des 20. Jahrhunderts und liefert
eine empirische Analyse der Sozialstruktur sowie der Bildungs-, Berufsund Einkommenschancen im heutigen
Österreich. Max Haller habilitierte sich
an der Universität Mannheim und ist seit
1985 Professor am Institut für Soziologie
der Universität Graz.
Robert Kagan
Die Demokratie und ihre Feinde
Wer gestaltet die neue Weltordnung.
Siedler, 128 S., € 17,50
„Ein brillantes Buch, provozierend – ein
Buch, dem gegenüber man nicht neutral
bleiben kann.“ (Rüdiger Safranski über
„Macht und Ohnmacht“) – Eindringlich
ruft Robert Kagan in seinem neuen Buch
die demokratischen Staaten dazu auf,
sich zusammenzuschließen und gemein-
sam für Demokratie und liberale Werte
einzustehen. Die Geschichte ist zurückgekehrt, die hochfliegenden optimistischen
Träume, die man nach dem Mauerfall und
dem Zusammenbruch des Ostblocks
gehegt hatte, sind ausgeträumt. Die
Demokraten dürfen die Welt nicht den
Despoten und Autokraten überlassen,
sondern müssen aktiv an der Gestaltung
einer neuen Weltordnung mitwirken.
Philip Manow
Im Schatten des Königs
Suhrkamp, 172 S., € 10,30
Zum Ausgangspunkt für seinen Essay
über die politische Anatomie der Demokratie wählt Manow die Gestaltung
moderner Plenarsäle. Anhand von weiteren Überlegungen zur Immunität von
Abgeordneten, zur Öffentlichkeit parlamentarischer Verhandlungen und zur
Frage, warum in George W. Bushs
Wagenkolonne stets mehrere baugleiche Cadillacs fahren, kommt er zu dem
Ergebnis: in der modernen Demokratie
überlebt das staatstheoretische Gedankengut des Mittelalters! Warum? Weil
ein Teil der symbolischen Bedeutung, die
ihren Sitz einst im Körper des Königs
hatte, in der Demokratie nachlebt, nicht
nur im Herrscherkörper, sondern auch im
zentralen politischen Körper der repräsentativen Demokratie: dem Parlament.
Sari Nusseibeh / Anthony David
Es war einmal ein Land
Ein Leben in Palästina
Aus d. Engl. v. G. Gockel, K. Förs u.
Th. Wollermann
Kunstmann, 528 S., Abb., € 25,60
Nusseibehs Buch ist vielleicht das
„Gegenleben“ zu Amos Oz’ autobiografischem Roman „Eine Geschichte von
Liebe und Finsternis“. – Und Amos Oz
selbst sagt über dieses Buch, es sei ein
„feinsinniges, trauriges und humorvolles
Erinnerungsbuch, das neues Licht auf
die Tragödie des Israel-PalästinaKonflikts wirft, zugleich ein lebendiges
Bild der palästinensischen Gesellschaft“.
Serge Paugam
Die elementaren Formen der Armut
Aus d. Franz. v. A. Pfeuffer
Hamburger, 350 S., € 30,90
Serge Paugam hat zehn Jahre lang eigene, empirisch vergleichende Daten in
Europa erhoben, relevante Theorien und
existierendes Datenmaterial verarbeitet
und daraus drei elementare Grundformen der Armut entwickelt. Er unterscheidet „integrierte Armut“, „marginale
Armut“ und „diskreditierende Armut“
und schafft damit ein analytisches
Instrumentarium, mit dem regionalspe23
a.punkt – Buchhandlung Brigitte Salanda, Fischerstiege 1–7, 1010 Wien, Tel.: +43 1 532 85 14, E-Mail: salanda@apunktbuch.at
zifische Einflüsse und die Bedeutung
sozialer Bindungen ebenso differenziert
erfasst werden können, wie die Effekte
staatlicher Politik. – Serge Paugam ist
Soziologe, Studienleiter an der École des
hautes études en sciences sociales und
Forschungsdirektor am CNRS (Paris).
Martin Pollack
Warum wurden die Stanislaws
erschossen?
Reportagen. Zsolnay, 220 S., € 20,50
„Die Texte in diesem Band umfassen
einen großen Zeitraum, die frühesten
hier abgedruckten Reportagen erschienen erstmals vor 26 Jahren in der von
Enzensberger begründeten und herausgegebenen Zeitschrift „TransAtlantik“,
die es nicht mehr gibt. Einige
Geschichten stammen aus den 90er
Jahren ...“ (Aus d. Vorwort)
Friedrich Rothe
Harry Graf Kessler
Biographie
Siedler, 350 S., zahlr. Abb., € 23,60
Saskia Sassen
Das Paradox des Nationalen
Aus d. Amerikan. v. N. Gramm
Suhrkamp, 580 S., € 37,90
Der Nationalstaat ist die komplexeste
Institution, die die Menschheit je hervorgebracht hat, wie Sassen in ihrer neuen
historisch-theoretischen Studie darlegt.
Er ist das (Zwischen-)Ergebnis einer
Jahrhunderte dauernden Entwicklung von
Feudalismus, Kirche und Reich. Doch seine größte Transformation steht gerade
erst am Anfang – wir bezeichnen sie als
Globalisierung. Sassens These: Globalisierung findet in einem weit größeren
Maße, als gewöhnlich anerkannt wird,
innerhalb des Nationalen statt. Gerade
das Nationale ist eine der Schlüsselinstanzen, die eine Entwicklung des globalen Rahmens erst möglich machen. Zugleich besteht ein Großteil der Globalisierung aus enorm vielfältigen Mikroprozessen, die zu entnationalisieren beginnen, was national konstruiert worden
war: Politik, Kapital, städtische Räume,
zeitliche Strukturen und vieles mehr.
Annette Schäfer
Die Kraft der schöpferischen
Zerstörung
Joseph A. Schumpeter. Biographie
Campus, 280 S., € 25,60
Annette Schäfer untersucht anhand privater Briefe, einer unveröffentlichten Autobiografie und eines ebenfalls Fragment
gebliebenen Romans eher die Persönlichkeit des Ökonomen. Ihr Schluss ist klar:
Schumpeter war schwer depressiv. Die
24
Verbindungen, die Schäfer zwischen
Schumpeters charakterlicher Disposition
und seinen Theorien erkennt, hält Nikolaus Piper in der SZ für ziemlich plausibel.
Ebenso wie das Bild einer durch mehrere
Schläge privater und beruflicher Art
„gebrochenen Persönlichkeit“. Fazit der
Rezension in der SZ: eine „wichtige“
Ergänzung der Literatur über den österreichischen Ökonomen, als Erstbuch
aber nicht unbedingt zu empfehlen.
viduellen Perspektiven zusammenführt,
beschreibt Segev das Bild einer jungen
israelischen Gesellschaft, die einerseits
eine Notgemeinschaft und zugleich tief
gespalten war: Immigrierte HolocaustÜberlebende trafen auf Siedler der
ersten Stunde, Juden trafen auf Palästinenser, zionistische Mythen wurden von
der harten politischen Realität infrage gestellt. – Tom Segev ist Historiker und einer
der profiliertesten Journalisten Israels.
Werner Schiffauer
Parallelgesellschaften
Wie viel Wertekonsens braucht unsere
Gesellschaft?
transcript, 140 S., € 17,30
Die Beschwörung gemeinsamer Werte
sowie der Notwendigkeit einer Leitkultur
und der ständige Hinweis auf Gefahren
der Parallelgesellschaft verringert eher
die Chancen der Ausbildung von Gemeinwohlorientierung bei Migranten, als
dass sie sie fördert. Dies ist die These, die
in diesem Buch, ausgehend von ethnografischen Untersuchungen zur Lebensrealität in Einwanderervierteln und islamischen Gemeinden, entwickelt wird.
Tessa Szyszkowitz
Trauma und Terror
Zum palästinensischen und
tschetschenischen Nationalismus
Böhlau, 168 S., 29,90
Im Februar 1944 deportierte Josef Stalin
die Tschetschenen nach Kasachstan,
Kirgisien und Sibirien. 13 Jahre blieben
sie im erzwungenen Exil. Nach Stalins
Tod erkämpften die Tschetschenen ihre
Rückkehr, in den Dörfern aber lebten
längst andere ... – In der „Nakbah“ verloren 750.000 palästinensische Araber
1948 bei Errichtung Israels ihre Heimat.
Die Hälfte des palästinensischen Volkes
lebte fortan als Flüchtlinge in den umliegenden arabischen Staaten. – Als
Korrespondentin des „profil“ lebte Tessa
Szyszkowitz 1994 bis 1998 in Jerusalem,
seit 2002 schreibt sie von Moskau aus.
Die Analyse historischer Fakten in
Kombination mit den Erkenntnissen der
Psychiatrie hinsichtlich der Behandlung
von kollektiven Traumata könnte helfen,
eine politische Lösung im Nahen Osten
und im Kaukasus zu finden.
Peter Schneider
Rebellion und Wahn
Mein 68
Kiepenheuer, 256 S., € 20,50
Schneider blättert in seinen TagebuchAufzeichnungen und setzt sich mit den
Hoffnungen, Utopien und Verstiegenheiten dieser Zeit auseinander. – Stephan
Hebel / FR, hält Schneider zugute, sich
selbst in dieser Geschichte zu sehen,
und zwar als „großmäuligen“ Kämpfer
und „kleinmütiges Würmchen“ zugleich,
und damit sowohl der Idealisierung als
auch der Pauschal-Verdammung dieser
Zeit zu entgehen. – Die detaillierte Erörterung des Liebeslebens des jungen
Schneider hätte TAZ-Rezensent Stefan
Reinecke lieber nicht gelesen. Aber in
dem Band finden sich auch interessante
Anekdoten und Schneiders Urteil über die
68er sei vergleichsweise ausgewogen.
Tom Segev
Die ersten Israelis
Aus d. Amerikan. v. H. Dierlamm u.
H. Freundl
Siedler, 500 S., € 25,70
Am 14. Mai 1948 verkündete David BenGurion die Gründung des Staates Israel.
Noch in derselben Nacht aber erklärte
eine Allianz aus arabischen Staaten Israel
den Krieg ... – Tom Segev entwirft ein
Zeitgemälde der ersten Generation der
Israelis mit all ihren Widersprüchen. Indem er gleichermaßen die großen politischen Zusammenhänge und die indi-
Immanuel Wallerstein
Utopistik
Historische Alternativen des 21. Jahrh.
Promedia, 120 S., € 9,90
„Utopistik“ statt „Utopie“, fordert der
Professor für Soziologie und Direktor des
Fernand Braudel Center an der Binghamton University (New York) und distanziert
sich gleich zu Beginn seines Textes vom
Begriff der Utopie, in deren Namen das
gesamte 20. Jahrhundert hindurch Verbrechen und Unrecht geschehen sind.
Wallersteins These lautet: die Welt befindet sich im Zeitalter des Übergangs.
Eine strukturelle Krise hat zu Beginn des
21. Jahrhunderts die Zentren der Weltwirtschaft erreicht. Radikalismen und
Fundamentalismen beherrschen zur Zeit
das gesellschaftliche Bild im Norden wie
im Süden und tragen zur Demontage
der staatlichen Strukturen bei.
Impressum: Buchauswahl: Brigitte Salanda
Fotos: privat, Druck: REMAprint
Preise freibleibend, Stand: Mai 2008