Bankkaufmann sitzt in Haft - Sparkasse Kulmbach

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Bankkaufmann sitzt in Haft - Sparkasse Kulmbach
KRONACH
Donnerstag, 7. Juli 2016
KC3-1
Seite 11
„Da wird das bloße Nachdenken bestraft“
Hubert Sendl ist geschockt:
Für seine Überlegungen,
die FOS am Rennsteig
nach Kronach zu
verlagern, bekommt er im
nördlichen Landkreis
heftigen Gegenwind. Er
betont, dass er niemandem
etwas wegnehmen will.
mer – nicht so sehr in den nördlichen Landkreis zieht. Die Ströme
gehen eher in die andere Richtung.
Das schreckt junge Menschen ab.
Wie gestern bekannt wurde, haben
heuer zwölf von 14 Schülern das
Fachabitur bestanden. Wenn Sie
im nächsten Jahr noch einmal einen so guten Schnitt schaffen,
wird die Schule staatlich anerkannt. Meinen Sie nicht, dass dann
auch die Anmeldezahlen steigen?
Wenn ich dann jedes Jahr 20 bis 25
Schüler hätte, sähe die Sache schon
wieder ganz anders aus. Dann hätte
ich auch überhaupt kein Problem damit, die Schule in Ludwigsstadt zu
belassen. Nur bis es so weit wäre,
dauert es: Jetzt noch ein Jahr bis zur
möglichen staatlichen Anerkennung, dann noch eines bis es sich herumspricht. Und dann sind wir im
schlimmsten Fall eine anerkannte
Schule ohne Schüler. Und ich weiß
nicht, ob man die Zeit bis dahin
überbrücken
kann.
Herr Sendl, seit Anfang der Woche
ist bekannt, dass Sie überlegen, die
Fachoberschule (FOS) am Rennsteig wegen der geringen Anmeldezahlen eventuell nach Kronach zu
verlegen. Über die Reaktionen der
Bevölkerung sind Sie unglücklich.
Was ist los?
Zunächst einmal kann ich das ja
nicht im Alleingang entscheiden.
Wenn, muss das der Förderverein
machen. Ich bin letztlich nur ein Angestellter,
der
angesichts der
Interview
Schülerzahlen
Ist denn die Fium die Früchte
nanzierung der
seiner
Arbeit
Schule gesifürchtet. Deshalb habe ich
chert?
Gespräche geJa, die Unternehführt und diese
mer im nördlichen Landkreis
Idee
vorgebracht. Nun bin
haben schon so
ich geschockt,
viel Geld in die
dass deshalb ein
FOS investiert.
regelrechter
Sie wollen unbedingt weiter maKampf
zwimit Hubert Sendl
schen nördlichen.
chem und südlichem Landkreis
Auch in Kroausbricht. Hier
nach?
geht es schließlich darum, eine Schu- Ja. Ich hatte zugegebenermaßen grole für den gesamten Landkreis zu er- ße Bedenken, als ich mit der Idee zu
halten – nicht nur für den Norden. ihnen kam. Aber sie haben sich alles
Wir haben für das nächste Schuljahr angehört, genickt und gemeint, dass
momentan gerade einmal neun An- wir den Vorschlag weiterverfolgen
meldungen. Und ich denke, dass das sollten. Wir würden die Schüler für
auch am Standort Ludwigsstadt liegt. die Praktika ja weiterhin zu den Firmen im nördlichen Landkreis schiWarum glauben Sie das?
cken. Das wäre eine absolute WinWeil es die Leute – warum auch im- win-Situation: Die Unternehmen kä-
Bislang gibt es an der FOS am Rennsteig nur neun Anmeldungen für das kommende Schuljahr. Schulleiter Hubert Sendl würde sich über weitere Interessenten
und Einschreibungen freuen. Am Montag, 18. Juli, findet um 18 Uhr ein Infoabend in der FOS statt.
Foto: Archiv
men an viele gute, qualifizierte Praktikanten und Auszubildende und die
jungen Menschen würden Firmen
kennen lernen, von denen sie vorher
vielleicht noch nie etwas gehört haben.
Verstehe ich das richtig, dass Sie
vor allem im nördlichen Landkreis
Gegenwind verspüren?
Ja. Direkt werde ich kaum angesprochen. Aber ich bekomme über meine
Kollegen mit, dass viel geredet wird.
Der Hauptvorwurf ist, dass ich nicht
alles tue, um die Schule im Norden
zu halten. Da muss ich aber sagen:
Ich will die Schule da, wo sie am
meisten bringt. Es geht nicht darum,
dem Norden etwas wegzunehmen.
Neue Presse 07.07.16
Bankkaufmann sitzt in Haft
Ein Mitarbeiter der
Sparkasse soll mindestens
200 000 Euro an
Kundengeldern veruntreut
haben. Der Mann war im
Bereich Kronach tätig. Die
Sparkasse sichert
Schadensersatz zu.
Von Melitta Burger
Kronach/Kulmbach – Ein Mitarbeiter einer Frankenwald-Filiale der
Sparkasse Kulmbach-Kronach steht
im Verdacht, in einer noch unbekannten Anzahl Veruntreuungen
von Kundenkonten des Geldinstituts
vorgenommen zu haben. Die Staatsanwaltschaft legt dem Mann, der im
Kreis Kronach tätig gewesen ist, zur
Last, mindestens 200 000 Euro durch
verschiedene kriminelle Handlungen an sich gebracht zu haben. Der
langjährige Mitarbeiter der Sparkasse
sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.
Nach Angaben des Sprechers der
Coburger Staatsanwaltschaft, Christian Pfab, dauern die Ermittlungen
noch an. Ein Ende sei derzeit noch
nicht absehbar, sagte Pfab. Zahlreiche Vorgänge müssten untersucht,
sichergestellte Unterlagen gesichtet
und analysiert werden.
Auch wenn die Staatsanwaltschaft
derzeit keine weiteren Einzelheiten
zu den Vorwürfen gegen den Mann
bekannt gibt, sickert dennoch so ter vom Dienst freigestellt. Derzeit
Manches durch. Der Mann, heißt es, wird der Sachverhalt hausintern aufsoll sich vor allem an Konten von äl- geklärt.“ Die Sparkasse kooperiere in
teren Sparkassenkunden bedient ha- dieser Angelegenheit mit der Krimiben. Mindestens fünf Kunden sollen nalpolizei Coburg, die auch aufvon den Manipulationen des Man- grund einer Strafanzeige durch die
nes betroffen sein. Dem Familienva- Sparkasse bereits Ermittlungen aufter habe niemand eine solche Tat zu- genommen habe.
getraut, wird aus seinem Umfeld beMarkus Lieb beruhigt alle Kunden,
richtet.
die nun fürchten, ebenfalls Opfer
Fakt ist jedoch: Die Sparkasse von Veruntreuungen geworden zu
Kulmbach-Kronach war es nach eige- sein: „Sollte Kunden der Sparkasse
nem Bekunden, die selbst die Staats- Kulmbach-Kronach durch das Veranwalthalten unseschaft inres MitarbeiSollte Kunden durch das Verhalten
formiert
ters
ein
unseres Mitarbeiters ein
hat, nachnachweislinachweislicher Schaden entstanden
dem
die
cher Schasein, wird die Sparkasse diesen
den entstanVorwürfe
Schaden umgehend erstatten.
den
sein,
gegen den
Markus Lieb,
wird
die
BankkaufPressesprecher Sparkasse Kulmbach-Kronach
mann beSparkasse
kannt gediesen Schaworden waren. Dem Vernehmen den selbstverständlich umgehend ernach soll es aber auch noch mindes- statten.“ Nachdem die Ermittlungen
tens eine weitere Anzeige gegeben insgesamt erst am Anfang stehen
haben. Die Rede ist davon, dass diese und weitere Tatvorwürfe nicht ausAnzeige von einem Kunden stam- geschlossen werden können, bittet
men soll, der Fehlbeträge auf seinem die Sparkasse betroffene Kunden,
Konto bemerkt hatte. Seit dem 3. sich hierzu direkt an die Revision des
Juni ermittelt nun die Staatsanwalt- Geldinstituts zu wenden.
schaft und hat mit Beamten der KriGegen den Sparkassen-Mitarbeiter
po in Coburg in diesem Rahmen ist zwischenzeitlich Haftbefehl erlasauch die Privatwohnung des Be- sen worden. Wenn sich die Vorwürfe
schuldigten durchsucht.
gegen den Bankkaufmann erhärten
Markus Lieb, Sprecher der Sparkas- sollten, muss er mit einer Freiheitsse Kulmbach-Kronach, erklärt auf strafe von bis zu fünf Jahren rechAnfrage der Neuen Presse: „Wir haben nen, in besonders schweren Fällen
umgehend auf Kundenhinweise rea- der Untreue drohen sogar bis zu zehn
giert und den betroffenen Mitarbei- Jahre Haft.
Kino unter Teuschnitzer Sternenhimmel
Teuschnitz – Kino-Fans in Teuschnitz und Umgebung erwartet
demnächst ein besonderes Erlebnis:
„Kino unter dem Sternenhimmel.“
Neben Stationen in den Landkreisen
Coburg und Lichtenfels, ist das
Open-Air-Kino von Donnerstag bis
Sonntag, 14. bis 17. Juli, auch auf
dem Parkplatz direkt hinter dem Rathaus zu Gast. An den Abenden be-
steht die Möglichkeit, in gemütlicher
Lounge-Atmosphäre aktuelle Blockbuster und cineastische Highlights
wie „Star Wars – Das Erwachen der
Macht“, „James Bond 007 – Spectre“
und „Fack Ju Göhte 2“ unter freiem
Himmel anzuschauen. Mit „Alles
steht Kopf“ und „Zoomania“ können auch die kleinen Zuschauer großes Kino erleben. Einlass ist bereits
ab 20 Uhr zu einem „Warm-up“ mit
Filmmusik und Snacks. Die Filme beginnen jeweils nach Sonnenuntergang um etwa 21.15 Uhr. Dank aller
teilnehmenden Kommunen, den
örtlichen Sponsoren sowie der Sparkasse Coburg-Lichtenfels ist der Eintritt kostenlos. Veranstalter ist die
Coburg Stadt und Land aktiv GmbH.
www.fraenkischerkinosommer.de
Im Gegenteil, ich will ihm helfen.
Und warum sollte ich mit 16 Schülern zufrieden sein, wenn es viel
mehr sein könnten? Ich bitte wirklich darum, mir das Denken nicht zu
verbieten. Und es ist doch so: Wenn
wir eine FOS im Landkreis haben, haben alle gewonnen. Haben wir keine,
haben alle verloren.
Aber Sie müssen doch damit gerechnet haben, dass solche Überlegungen den Menschen im Norden
nicht gefallen werden?
Dass das so hochkocht, hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Ich dachte
eigentlich, der Eiserne Vorhang wäre
vor 26 Jahren gefallen. Manchmal
habe ich das Gefühl, man hat ihn im
Landkreis Kronach zwischen Nord
und Süd an anderer Stelle wieder aufgebaut. Da wird das bloße Nachdenken schon bestraft. Mehr habe ich
nicht gemacht und werde deshalb
fast als Vaterlandsverräter betrachtet. Und man muss doch zumindest
Überlegungen anstellen dürfen. Ich
finde es auch schade, dass das Thema
in der Politik so sehr durch die parteipolitische Brille gesehen wird.
Inwiefern?
Da geht es nur darum, wer welche
Idee hatte und was von den anderen
kommt, kann nicht gut sein. Dabei
geht es hier um unsere Region und
um junge Menschen. Ich wünsche
mir, dass die Schule einfach Schule
sein darf und nicht als Zankapfel der
Politik missbraucht wird.
Na, da bin ich mal gespannt, wie
es weitergeht. Ich hoffe, Sie können sich trotz allem über die tollen
Fachabitur-Ergebnisse freuen?
Ja, aber dieses super Ergebnis wird
nun überlagert von diesem Gezanke
– nur, weil ich einmal laut gedacht
habe. Fünf der zwölf Schüler waren
übrigens so gut, dass sie die 13. Klasse
anhängen könnten. Trotzdem ist ein
Erfolg nur dann ein Erfolg, wenn er
auch positive Folgen hat. Sonst ist
das wie ein Sechser im Lotto und
man hat den Schein vor der Ziehung
im Klo runtergespült.
Die Fragen stellte Julia Knauer
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Persönlich erstellt für: Sparkasse Kulmbach-Kronach (823754)
Massiver Anstieg der
deutschen Rüstungsexporte
Hat die FOS in Ludwigsstadt
noch eine Zukunft?
Hochbegabte Schüler
trafen sich in Kloster Banz
FRANKEN, SEITE 3
KRONACH, SEITE 17
DEUTSCHLAND, SEITE 4
KRONACH
DIENSTAG, 5. JULI 2016
183. JAHRGANG, NR. 153, PREIS: 1,50 €
ERMITTLUNGEN
Die neue
Mode schlug 1946
wie eine Bombe ein.
AM RANDE
Mitarbeiter
veruntreut
200 000 Euro
Kreis Kronach — Ein Sparkassen-Mitarbeiter hat offenbar
um die 200 000 Euro veruntreut. Derzeit werde gegen den
Mann nach Paragraf 266 des
Strafgesetzbuches
ermittelt,
teilte die Staatsanwaltschaft
Coburg auf Anfrage mit. Eingeleitet wurde das Ermittlungsverfahren am 3. Juni,
nachdem unter anderem auch
die Sparkasse Kumbach-Kronach Anzeige erstattet hatte.
Die bei einer Hausdurchsuchung sichergestellten Gegenstände müssen nun ausgewertet
werden, weshalb nicht absehbar ist, wie lange die Ermittlungen noch andauern werden.
Wie sich mögliche betroffene
Kunden verhalten sollen und
wie die Sparkasse reagiert, lesen Sie auf der Seite 17.
ham
Fränk. Tag 05.07.16
URTEIL
Niederlage
für Eon
IM ABSEITS
Keine Lust
am Fleisch
Lauffen — Von wegen Fleischeslust: Verzweifelt sucht die
schwäbische Metzgerin Anette
Kopf nach neuen Mitarbeitern,
aber selbst eine spektakuläre
Werbekampagne ist
bislang erfolglos
geblieben. Die
Geschäftsfrau hat eine
große Stellenanzeige
geschaltet;
mit
dem
Bild
eines
leicht bekleideten Models, das
ein großes Fleischstück schultert. Seit Ende April
haben sich auf diese Annonce
trotzdem nur fünf Bewerberinnen vorgestellt; und keine von
dpa
ihnen war geeignet.
VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED
GÜNTER FLEGEL
M
Das Schicksal der kleinen Peggy Knobloch aus dem oberfränkischen Lichtenberg ist offenbar geklärt. Das Bild zeigt einen Gedenkstein mit dem
Porträt des Mädchens auf dem Friedhof in Nordhalben im Landkreis Kronach.
Foto: David Ebener, dpa/Archiv
Ermittler sicher: Peggy ist tot
Spektakuläre Wende in einem der rätselhaftesten Fälle der vergangenen Jahre:
Ein Pilzsucher findet Skelettreste in Thüringen. Viele Details sind allerdings noch offen.
KRIMINALITÄT
Lichtenberg — Die Ungewissheit
über das traurige Schicksal der
kleinen Peggy hat 15 Jahre nach
deren Verschwinden wohl ein
Ende. „Höchstwahrscheinlich“
stammten Skelettteile, die ein
Pilzsammler am Samstag gefunden hatte, von der neunjährigen
Schülerin, teilten das Polizeipräsidium Oberfranken und die
Staatsanwaltschaft Bayreuth am
Montag mit. Die Knochen lagen
in einem Waldstück in Thüringen etwa 15 Kilometer vom Heimatort des Mädchens im oberfränkischen Lichtenberg entfernt. „Wir halten es für höchstwahrscheinlich, es ist alles
schlüssig“, sagte der Leitende
Oberstaatsanwalt Herbert Potzel.
Allerdings müssten noch die
Ergebnisse der DNA-Analyse
abgewartet werden. „Es ist noch
nicht 100-prozentig gewiss“,
sagte Potzel. Im Bereich des
Fundorts zwischen Rodacherbrunn (Saale-Orla-Kreis) und
Nordhalben (Landkreis Kronach) seien auch mehrere Gegenstände sichergestellt worden,
die auf die Neunjährige hindeuteten. Zu den Fundstücken
wollten die Ermittler keine Einzelheiten mitteilen, da dies die
Überführung eines möglichen
Täters erschweren könne.
Am 7. Mai 2001 war Peggy auf
ihrem Heimweg von der Schule
verschwunden, seitdem fehlte
von ihr jede Spur. Wochenlange
Suchaktionen selbst mit Bundeswehr-Tornados blieben ohne
Erfolg. Ob das Waldstück, in
dem der Pilzsammler jetzt den
Fund machte, mit in die Suche
einbezogen war, müssen die Ermittler noch klären.
Nach dem Fund der Knochen
durchsuchte die Polizei auch am
Montag das Gebiet mit einem Großaufgebot. Der Einsatz
mit Hundertschaften sei wegen
des unübersichtlichen Geländes
und der „Auffindsituation“ der
Knochen angemessen, erklärte
Wir halten es
für höchstwahrscheinlich, es
ist alles schlüssig.
Herbert Potzel
Leitender Oberstaatsanwalt
die Polizei. Die Skelettteile seien
im Wald an verschiedenen Stellen entdeckt worden; einige waren erst durch Grabungen ans
Tageslicht gekommen.
Viele Details blieben zunächst
unbekannt. „Ob es Mord war,
können wir nach dem jetzigen
Stand nicht sagen“, sagte Potzel.
Neben der Todesursache blieb
auch unklar, ob der Fundort zugleich der Todesort ist. Eindeutig jedoch: Es handelt sich um
Kinderknochen. Die Ermittlun-
gen im Fall Peggy werden nun
jedenfalls intensiviert. „Wir ermitteln im Augenblick gegen
Unbekannt. Erst die weiteren
Ermittlungen werden zeigen, ob
wir jemanden als Tatverdächtigen führen müssen“, sagte Potzel. Polizeihauptkommissar Jürgen Stadter vom Polizeipräsidium Oberfranken ergänzte, nun
stehe die Auswertung zahlreicher Spuren an, die am Fundort
gesichert worden seien oder
noch gefunden würden. Auch
Vernehmungen seien geplant.
„Das Ganze dauert sicherlich
noch eine Zeit an.“
In der kleinen Stadt Lichtenberg war die Aufregung am gestrigen Montag groß. Dutzende
Kamerateams belagerten den
Bereich um den Marktplatz.
Bürgermeister Holger Knüppel
äußerte sich erleichtert: „Das
lastet immer noch schwer auf
dem Ort. So ein ungeklärter
Kindesmord ist natürlich nichts
Gutes.“ Seiten 2 und 3 dpa/chp
VERKEHR
BREXIT
Neue „Verfallsdaten“ für
Führerscheine geplant
Brexit-Initiator Farage tritt
als Ukip-Parteichef zurück
Berlin — Autofahrer in Deutschland sollen ältere Führerscheine
nach einem Vorstoß aus dem
Bundesrat teilweise früher umtauschen als bisher geplant. Dies
soll sicherstellen, dass alle betroffenen Führerscheine bis
2033 durch einheitliche EU-Dokumente ersetzt werden können, heißt es in einer Empfehlung des Verkehrsausschusses
der Länderkammer, über die der
Bundesrat an diesem Freitag abstimmen soll.
Seit 2013 gelten neu ausgestellte Führerscheine für 15 Jahre. Ältere Führerscheine sollten
eigentlich noch bis 2033 genutzt
werden können und erst dann
London — Der Chef der rechtspopulistischen britischen UkipPartei, Nigel Farage, tritt völlig
überraschend zurück. „Ich will
mein Leben zurückhaben“, sagte der Wortführer für einen Austritt Großbritanniens aus der EU
(Brexit) am Montag in London.
Er habe politisch alles erreicht,
was er sich vorgenommen habe,
sagte er mit Blick auf den BrexitSieg beim EU-Referendum am
23. Juni. Farage war neben dem
Ex-Londoner
Bürgermeister
Boris Johnson der wichtigste
Wortführer des Austritts-Lagers. Farages Rückzug ist die
zweite große Überraschung
nach dem Referendum. Erst vor
umgetauscht werden müssen.
Die EU-Führerscheine sind
Plastikkarten und sollen unter
anderem
fälschungssicherer
sein.
Der Bundesrats-Ausschuss
schlägt nun vor, dass bei den 15
Millionen Führerscheinen mit
Ausstellungsdatum bis 31. Dezember 1998 der Umtausch – gestaffelt nach Geburtsjahrgängen
der Inhaber – zwischen 2021 und
2024 über die Bühne gehen soll.
Das Bundesverkehrsministerium betonte, dass die Fahrerlaubnis als solche weiterhin unbefristet gilt – der Umtausch betrifft nur die entsprechenden
dpa
Dokumente.
wenigen Tagen
hatte Johnson
seinen
Verzicht auf eine
Kandidatur
für das Amt
des Premierministers angekündigt.
„Die ZündNigel Farage
ler schleichen
sich davon. Das Nicht-Antreten
Boris Johnsons und der Rücktritt Nigel Farages zeigen die
Verantwortungslosigkeit
und
Planlosigkeit der Brexit-Befürworter“, kritisierte der EU-Parlamentarier der konservativen
ÖVP, Othmar Karas. Seite 5 dpa
an mag über Atomkraft und Kernwaffen denken, wie man
will, aber eine positive Nebenwirkung hat das Wettrüsten,
das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einsetzte,
doch: Damals sprengten die
Amerikaner bei ihren Versuchen mit der neuen Waffe eine
ganze Inselkette im Pazifik in
die Luft. Das Bikini-Atoll ist
aber weniger deshalb in aller
Munde. 1946 setzte der französische Modeschöpfer Louis
Reard einen kecken Kontrapunkt zur beschwerlichen
Nachkriegszeit und zum beginnenden Ost-West-Konflikt. Er reduzierte den großformatigen Badeanzug auf
vier Dreiecke und verband das
bisschen Stoff mit schmalen
Bändern: Der Bikini war geboren! Die Provokation schlug
ein wie eine Bombe, nicht nur
wegen des explosiven Namens, den Reard bewusst
wählte: einmal, um SüdseeFeeling zu wecken, zum anderen, um die Angst vor der
Bombe mit einem leichten Gefühl zu mildern. Für die Präsentation am 5. Juli 1946 fand
der Designer nicht einmal ein
Mannequin. Er musste eine
Nackttänzerin engagieren,
um den Hauch von Nichts der
Welt zu zeigen. Der Bikini hat
im Lauf der Zeit mehr als ein
modisches Auf und Ab erlebt.
Fest steht: Ohne die pulverisierten Inseln wäre das BadeUtensil wohl nie ein Verkaufsschlager geworden. Denn wer
zieht schon einen Hiroshima
oder Nagasaki an? Seite 8
Teilweise wolkig,
aber trocken
Heute ist
es meist
heiter bis
wolkig bei maximal
24 Grad. Vereinzelt
sind Regenschauer
möglich. Nachts
kühlt es auf 11 Grad
ab. Seite 8
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Hannover — Der Energieriese
Eon hat trotz der Zwangspause
zweier Atommeiler nach der
Reaktorkatastrophe in Fukushima keinen Anspruch auf
Schadenersatz. Das Landgericht Hannover wies am Montag eine Klage über rund 380
Millionen Euro ab. Zur Begründung hieß es, dass der
Energiekonzern gegen den damaligen Verwaltungsakt vor ein
Verwaltungsgericht hätte ziehen müssen. Da diese Anfechtung ausblieb, sah sich das
Landgericht nicht veranlasst,
über Schadenersatzfragen inhaltlich zu entscheiden. Ein
Sprecher von Eon sagte: „Wir
prüfen die Entscheidung des
Gerichts.“ Seite 7
dpa
Ein Hauch von
Nichts wird 70
BÖRSEN
S. 6
DAX:
9709,09
EURO:
1,1138 $
Kunden-Service
Leserservice:
0951/188 199
Anzeigen:
0951/188 388
Anzeigen-Fax:
0951/188 113
Telefon-Service: Mo bis Fr: 7 bis 17 Uhr
Sa: 7 bis 11 Uhr
E-Mail:
kundenservice@infranken.de
Internet:
www.infranken.de
006
4
195100
101507
20627
Kronach
Friesen und Frohnlach
testen ihre Form
LOKALSPORT, SEITE 24
Neues Zentrum der Demografie
In der Kreisstadt sollen Ideen zur Entwicklung Oberfrankens erarbeitet werden. Als Standort ist die Güterstraße
im Gespräch. Den Förderbescheid über knapp 1,3 Millionen Euro übergab Staatsminister Markus Söder im Rathaussaal.
FÖRDERUNG
VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED
ANDREAS SCHMITT
Kronach — Leerstandsmanagement, Fachkräftemangel, seniorengerechter Wohnraum, Infrastruktur und vieles mehr. Die
Themenfelder, mit denen sich
das neue „Demografie-Kompetenzzentrum Oberfranken“ ab
Herbst in Kronach beschäftigen
soll, sind vielfältig. Am Mittwoch hat Bayerns Finanz- und
Heimatminister Markus Söder
(CSU) das bayernweit einmalige
Projekt im historischen Rathaussaal vorgestellt. Mit dabei
hatte er einen Förderbescheid
über knapp 1,3 Millionen Euro.
Es gab Zeiten,
in denen
Kronach vergessen
wurde; jetzt aber
sind wir auf einem
guten Weg.
Markus Söder
Bayerischer Staatsminister
GELD
Die Immobilie in der Güterstraße ist ein möglicher Standort des neuen Demografie-Kompetenzzentrums Oberfranken.
Fotos: Andreas Schmitt
Zwar habe – so Söder – Oberfranken in den vergangenen Jahren viel geleistet. „Seit langem
steigt die Bevölkerungszahl wieder an.“ Lediglich in zwei Kreisen – darunter Kronach – gebe es
noch einen leichten Rückgang.
Dennoch stünde man vor erheblichen Herausforderungen. Söder: „Ostbayern ist eingekesselt
von den Niedriglohnländern
Tschechien und Polen sowie
Thüringen und Sachsen, die
bundesweit zu den Höchstfördergebieten zählen.“
Analysieren und entwickeln
Die konkreten Aufgaben des
Kompetenzzentrums erklärte
Birgit Seelbinder, stellvertretende Vorsitzende von „Oberfranken Offensiv“. So wolle man zunächst die demografische Lage
in Oberfranken genau analysieren – auch mit Hilfe einer Datenbank. Anschließend sehe
man sich als Mitmachplattform,
wolle von Kronach aus Ansprechpartner für Politiker und
Bürger sein und gemeinsam Ideen und Projekte entwickeln.
VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED
Kunden sollen sich melden
Bereits vor einigen Wochen gab
es für die Wohnung des Beschuldigten einen Durchsuchungsbeschluss, der von Beamten der
Kriminalpolizei Coburg vollzogen wurde. Da nun erst einmal
die gesammelten Beweise ausgewertet werden, ist noch unklar,
Wir haben
umgehend auf
Kundenhinweise
reagiert und den
betroffenen
Mitarbeiter vom
Dienst freigestellt.
Markus Lieb
Pressesprecher, Sparkasse
Bayerns Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) übergab den Förderbescheid über knapp 1,3 Millionen Euro an Birgit Seelbinder, die stellvertretende Vorsitzende des Vereins Oberfranken Offensiv.
Seelbinder:
„Demografische
Maßnahmen der gesamten Region werden von hier gesteuert.“
Eine Standortentscheidung
pro Kronach, die von der anwesenden lokalen Politprominenz
honoriert wurde. „Ein wichtiger
Schritt für die Region“, lobte
Landrat Oswald Marr (SPD).
„Man sieht, was mit einem
Franken als Minister möglich
ist“, sagte MdL Jürgen Baumgärtner (CSU).
Bei der Wahl für Kronach – so
Söder – habe auch das Vorgängerprojekt „Demografie-Pilotregion Oberfranken“ eine Rolle
gespielt. Seit 2014 und noch bis
Jahresende arbeiten in Trägerschaft von „Kronach Creativ
e.V.“ drei Mitarbeiterinnen beispielhaft für Bayern an Strategien bezüglich demografischer
Probleme im Kreis Kronach.
„Eine verdienstvolle Arbeit, die
wir jetzt in größere Strukturen
umwandeln“, sagte Seelbinder.
freigestellt“, teilt Markus Lieb,
Pressesprecher der Sparkasse
Kulmbach-Kronach, mit. Derzeit werde der Sachverhalt hausintern aufgeklärt. Zudem kooperiere die Sparkasse mit der
Kriminalpolizei Coburg. „Sollten Kunden der Sparkasse
Kulmbach-Kronach durch das
Verhalten unseres Mitarbeiters
ein nachweislicher Schaden entstanden sein, wird die Sparkasse
diesen Schaden selbstverständlich umgehend erstatten“, so
Lieb. Die Sparkasse bittet betroffene Kunden daher darum,
sich direkt an die Revision des
Geldinstituts zu wenden.
Welche Strafe möglich ist
wie lange das Ermittlungsverfahren andauern wird. Eingeleitet wurde es bereits am 3. Juni,
nachdem Anzeigen bei der Polizei eingegangen waren – auch eine von der Sparkasse. „Wir haben umgehend auf Kundenhinweise reagiert und den betroffenen Mitarbeiter vom Dienst
Windheim — Ein bislang unbekannter Lkw hat am Ortsausgang von Windheim in Richtung Buchbach die Fahrbahn
beschädigt. Vermutlich beim
Wenden aus der Kirchstraße
fuhr er über einen Leitpfosten
und beschädigte zusätzlich die
Asphaltdecke auf mehreren
Metern. Der Sachschaden wird
auf 2000 Euro geschätzt. Zeugen die Hinweise auf den Verursacher geben können, werden gebeten, sich mit der Polizei Ludwigsstadt in Verbindung zu setzen.
Pressig — Ein bislang unbekanntes Fahrzeug beschädigte
am Freitagvormittag einen in
der Hauptstraße geparkten silbernen Ford Geländewagen.
Der Sachschaden wird auf 1000
Euro geschätzt. Zeugen, die
Hinweise auf den Verursacher
geben können, werden gebeten, die Polizei Ludwigsstadt zu
kontaktieren.
pol
Sparkassen-Mitarbeiter veruntreut offenbar rund 200 000 Euro
Kreis Kronach — Sein Gehalt war
einem Mitarbeiter der Sparkasse
Kulmbach-Kronach
anscheinend nicht genug: Wie die
Staatsanwaltschaft Coburg auf
Anfrage des Fränkischen Tags
mitteilt, wird derzeit gegen den
Mann nach Paragraf 266 (Untreue) ermittelt. „In einer derzeit noch nicht bestimmbaren
Anzahl von Fällen“, erklärt der
Pressesprecher der Staatsanwaltschaft, Christian Pfab. Im
Haftbefehl wird von einer Schadenssumme von rund 200 000
Euro ausgegangen.
Kronach — Vermutlich in der
Nacht von Samstag auf Sonntag
beschädigte ein bisher unbekannter Täter eine Haustür in
der Spitalstraße in Kronach.
Der Unbekannte schlug eine 20
mal 60 cm große Glasscheibe an
der Tür ein. Der Sachschaden
beläuft sich auf etwa 50 Euro.
Im selben Zeitraum wurde
auch ein Glaselement einer
Eingangstür in der Kaulangerstraße beschädigt. Hier beträgt
der Schaden 200 Euro. Wer hat
in der betreffenden Zeit etwas
Verdächtiges wahrgenommen?
Nach Unfall
Fersengeld gegeben
Fränkischer Tag 05.07.16
MARIAN HAMACHER
Türen im Visier: Wer
kann Hinweise geben?
Fahrbahn beschädigt:
Zeugen gesucht
„Oberfranken Offensiv“ als Träger
„Die demografische Entwicklung ist vor allem für ländliche
Regionen die große Herausforderung der nächsten Jahre“,
sagte der Minister. Mithelfen,
die damit verbundenen Probleme in Oberfranken zu bewältigen, soll das neu ins Leben gerufene Kompetenzzentrum, dessen Kosten der Freistaat Bayern
zu 90 Prozent übernimmt. Den
Rest, etwa 144 000 Euro, steuert
der Träger, die Initiative „Oberfranken Offensiv e.V.“ bei.
Einen wichtigen Meilenstein
für gleichwertige Lebensverhältnisse in Bayern nannte Minister Söder das Projekt, das eine
Laufzeit bis 2020 hat und für das
drei Experten arbeiten sollen.
Polizeibericht
uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu
Kontakt
uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu
Persönlich erstellt für: Sparkasse Kulmbach-Kronach (823754)
17
DIENSTAG, 5. JULI 2016
Sollte sich der Verdacht erhärten, könnte das Verfahren für
den Beschuldigten eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren
zur Folge haben. So lautet jedenfalls die Höchststrafe, die das
Gesetz für Untreue vorsieht. Al- Mehrere Anzeigen gegen den Sparkassen-Mitarbeiter führten dazu,
ternativ ist auch eine Geldstrafe dass die Kriminalpolizei Coburg Ermittlungen aufnahm und dessen Privaträume durchsuchte.
Foto: Jens Wolf/dpa
möglich.
Hinweise bitte an die Polizeiinspektion Kronach (Telefonnummer 09261/5030) bzw.
die Polizeiinspektion Ludwigsstadt 09263/975020. pol
BEZIRKSREGIERUNG
Notunterkunft
wird aufgelöst
Unterrodach — Die Notunterkunft für Flüchtlinge in Unterrodach wird bis spätestens Ende
September endgültig aufgelöst.
Die Regierung von Oberfranken
hat dem Landratsamt Kronach
mitgeteilt, dass diese Einrichtung aufgrund der stark rückläufigen Zahl ankommender Asylbewerber nicht mehr benötigt
wird. „Vorläufig geschlossen“
war die Unterrodacher Notunterkunft bereits seit März. red
MOTORRADFAHRER
Gottesdienst
Bamberg — Der Domberg in
Bamberg ist am Samstag, 9. Juli,
ab 16 Uhr wieder Veranstaltungsort für den Motorradgottesdienst, der alljährlich am Vortag des Heinrichsfestes der Erzdiözese Bamberg stattfindet.
Nach dem Gottesdienst sorgen
wie immer die Jazzpants mit Jazz
und Blues für Stimmung.
red
LANDKREIS KULMBACH
Donnerstag, 7. Juli 2016
Fehler ja, Verschulden nein
Zeulner will
Lösung für
Kauerndorf
Die Staatsanwaltschaft
stellt die Ermittlungen
gegen Verantwortliche des
Stadtsteinacher Altenheims ein. Trotzdem
geht ein Gutachten von
Mängeln in der Pflege aus.
Von Melitta Burger
Stadtsteinach – Die schweren Vorwürfe, die der Sohn einer ehemaligen Bewohnerin des Caritas-Altenheims St. Marien in Stadtsteinach gegen die Verantwortlichen des Hauses
erhoben hat (die Frankenpost berichtete), werden voraussichtlich
kein gerichtliches Nachspiel haben.
Leitender Oberstaatsanwalt Herbert
Potzel aus Bayreuth bestätigte gestern auf Nachfrage, dass seine Behörde das Ermittlungsverfahren gegen
Verantwortliche des Hauses und
auch einen behandelnden Arzt Ende
Juni eingestellt hat. Potzel sagte zwar
deutlich, es seien Fehler in der Betreuung und Versorgung der Seniorin gemacht worden. Die hatte dadurch einen Dekubitus im Bereich
des Gesäßes erlitten, der nach Aussagen des Sohnes unzureichend versorgt worden sei. Allerdings lasse
sich laut Potzel eine klare Schuldzuweisung, die für ein Strafverfahren
notwendig sei, nicht nachweisen.
Die Staatsanwaltschaft habe Zeugen befragt und bei der Rechtsmedizin der Uni Erlangen ein Gutachten
in Auftrag gegeben, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt. Das Gutachten komme zwar zu dem Schluss,
dass es Verstöße gegen die Sorgfaltspflichten gegeben habe. Allerdings
müsse man auch sehen, dass ein Dekubitalgeschwür nie völlig beherrschbar sei. „Es lässt sich nicht sicher feststellen, dass die richtige Behandlung etwas verändert hätte.“
Dies betreffe sowohl die Frage der
richtigen und sachgerechten Behandlung der offenen Stellen wie
auch die Frage einer frühzeitigeren
Einweisung in ein Krankenhaus. Potzel abschließend: „Es wurden wohl
Fehler gemacht, aber man kann
nicht sagen, dass das sicher die Ursache für das Dekubitalgeschwür gewesen ist.“
Ein Strafverfahren gegen einen Hausarzt und Verantwortliche des Stadtsteinacher Altenheims St. Marien wird es nicht geben. Die Staatsanwaltschaft hat das
Ermittlungsverfahren jetzt eingestellt. In einem Gutachten wurden aber Mängel in der Pflege festgestellt.
Info
Das Altenheim in Stadtsteinach ist nicht mehr das
Zuhause der 87-jährigen Maja Spindler. Ihr Sohn
hat sie nach den Vorkommnissen in einem anderen
Pflegeheim untergebracht. Die Wunden von dem
Dekubitus, der sich fast über das gesamte Gesäß
der Rollstuhlfahrerin gezogen hatten, sind längst
nicht wieder geschlossen. Im Dezember 2015 war
erstmals an einer Pobacke der alten Frau eine wunde Stelle festgestellt worden. Zwei Wochen später
ist in der Pflegedokumentation erstmals von einer
„Hautläsur“ die Rede. Trotzdem sei, so lautet der
Vorwurf des Sohns, weder ein Arzt hinzugezogen
noch sei die Familie verständigt worden. Erst etliche Tage später, als die Wunde bereits „grünes Sekret“ absonderte und schwarz geworden war, kam
nen oder anderen Anlass zu Kritik.“
Der Caritasverband sei natürlich interessiert, dass die aufgedeckten Fehler künftig abgestellt würden. „Die
Caritas nimmt diesen Vorfall zum Anlass, daraus für
Es wurden wohl Fehler
die
Zukunft zu lernen.
gemacht, aber man kann nicht
Wenn pflegerische Defizite
sagen, dass das sicher die
eine Rolle gespielt haben,
Ursache für das
müssen wir schauen, diese
Dekubitalgeschwür gewesen ist.
künftig abzustellen.“ Die
Herbert Potzel,
Caritas sei bemüht, eine
Leitender Oberstaatsanwalt
qualitativ
einwandfreie
Leistung zu erbringen. DaDer Kronacher Rechtsanwalt Björn für beschäftige sie gut ausgebildete
Kleyhauer, der den Caritasverband in Mitarbeiter und setze hohe StanBamberg vertritt, reagierte erleich- dards. „Es ist bedauerlich, dass es
tert, dass das Ermittlungsverfahren trotz aller Bemühungen zu Mängeln
nun beendet sei. Es habe, sagte Kley- kommen konnte.“
hauer, aus seiner Sicht von Anfang
Der Caritasverband Bamberg habe
an Potenzial gegeben, das Verfahren St. Marien vom Kreisverband der Caeinzustellen. Gleichwohl räumt der ritas in Kulmbach aus schwieriger
Anwalt ein: „In der Tat gab es den ei- Lage übernommen, führte Kleyhauer
schließlich der Arzt, der die Seniorin nochmals
Tage später ins Krankenhaus einweisen ließ. Erst
zu diesem Zeitpunkt, klagt Sohn Günther Spindler,
sei die Familie informiert worden. Zweimal sei
seine Mutter operiert worden, berichtet Günther
Spindler. Als sie am 27. Januar aus dem Krankenhaus entlassen wurde, sei ein eindeutiger Heilungsprozess im Gang gewesen. Als sich der Sohn
einige Zeit später den Heilungsfortschritt selbst
ansah, ist dieser nach eigenem Bekunden „aus allen Wolken gefallen“. Der Dekubitus hatte sich wieder deutlich verschlechtert. Der Sohn ließ seine
Mutter erneut ins Krankenhaus bringen, die 87-Jährige wurde wieder operiert. Tiefe offene Stellen
waren wieder zutage getreten. Zwischenzeitlich
aus und sprach unter anderem die
aufgelaufenen Defizite an. Die vorgefundene Situation sei nicht einfach
zu lösen gewesen. Für die Mitarbeiter
könne man aber klar sagen: „Die
Leute sind mit Seriosität und Engagement dabei.“ Was sich die Caritas
nun wünsche, sei ein fairer Umgang.
Von Anfang an habe er sich seit Bekanntwerden der Vorwürfe für eine
sachliche Aufarbeitung ausgesprochen, erklärte Björn Kleyhauer. Nun
sei das Verfahren eingestellt. „Wir
bitten weiterhin um Vertrauen.“ Die
Mitarbeiter des Heims hätten nicht
aus bösem Willen gehandelt, sondern seien sehr bemüht. Kleyhauer
sagte zu: „Erforderliche Konsequenzen werden gezogen, Defizite müssen abgestellt werden.“
Der Sohn der 87 Jahre alten Seniorin, der die Anzeige erstattet hatte,
reagierte fassungslos auf die Ent-
war fast das ganze Gesäß betroffen. Günther
Spindler zeigte den Vorgang bei der Staatsanwaltschaft an. Er war sicher: „Das muss ein Nachspiel
haben. In diesem Heim muss aufgeräumt werden.
Das kann doch nicht sein, dass meiner Mutter die
letzte Würde genommen wird.“
Am 3. März veranlasste die Staatsanwaltschaft
eine Hausdurchsuchung in St. Marien. Nahezu zeitgleich hatte auch die Heimaufsicht am Landratsamt
in Kulmbach dem Haus einen Besuch abgestattet
und Pflegemängel festgestellt, die unmittelbar
auch geahndet wurden, wie die Heimaufsicht bestätigte. Für den Sohn der Betroffenen war damals
klar: „Mit einer vernünftigen Versorgung hätte es
so weit nicht kommen müssen.“
scheidung der Staatsanwaltschaft:
„Ich bin schockiert“, sagte Günther
Spindler und stellt die Frage: „Was
muss eigentlich noch passieren, bis
Von Melitta Burger
Kronach/Kulmbach – Ein Mitarbeiter einer Frankenwald-Filiale der
Sparkasse Kulmbach-Kronach steht
im Verdacht, in einer noch unbekannten Anzahl Veruntreuungen
von Kundenkonten des Geldinstituts
vorgenommen zu haben. Die Staatsanwaltschaft legt dem Mann, der im
Kreis Kronach tätig gewesen ist, zur
Last, mindestens 200 000 Euro durch
verschiedene kriminelle Handlungen an sich gebracht zu haben. Der
langjährige Mitarbeiter der Sparkasse
sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Nach Angaben des Sprechers
der Coburger Staatsanwalt, Dr. Christian Pfab, dauern die Ermittlungen
Frankenpost 07.07.16
noch an, ein Ende sei derzeit noch
nicht absehbar, sagte Dr. Pfab. Zahlreiche Vorgänge müssen untersucht,
sichergestellte Unterlagen gesichtet
und analysiert werden.
Auch wenn die Staatsanwaltschaft
derzeit keine weiteren Einzelheiten
zu den Vorwürfen gegen den Mann
bekannt gibt, sickert dennoch so
manches durch. Der Mann, heißt es,
soll sich vor allem an Konten von älteren Sparkassenkunden bedient haben. Mindestens fünf Kunden seien
von den Manipulationen des Man-
nach war es nach eigenem Bekunden, die selbst die Staatsanwaltschaft
informiert hat, nachdem die Vorwürfe gegen den Bankkaufmann bekannt geworden waren. Dem Vernehmen nach soll es aber auch noch
mindestens eine weitere Anzeige gegeben haben. Die Rede ist davon,
dass diese Anzeige von einem Kunden stammen soll, der Fehlbeträge
auf seinem Konto bemerkt hatte.
Seit dem 3. Juni ermittelt nun die
Staatsanwaltschaft und hat mit Beamten der Kripo in Coburg in diesem
Rahmen auch die Privatwohnung des BeschuldigSollte Kunden durch das Verhalten
unseres Mitarbeiters ein nachweislicher ten durchsucht.
Markus Lieb, Sprecher
Schaden entstanden sein, wird die
Sparkasse Kulmbach-KroSparkasse diesen Schaden selbstvernach, erklärt auf Anfrage
ständlich umgehend erstatten.
der Frankenpost : „Wir haMarkus Lieb,
ben umgehend auf KundenPressesprecher Sparkasse Kulmbach-Kronach
hinweise reagiert und den
betroffenen
Mitarbeiter
nes betroffen, wird erzählt. Dem Fa- vom Dienst freigestellt. Derzeit wird
milienvater mit festen Wurzeln im der Sachverhalt hausintern aufgeLandkreis Kronach habe niemand klärt.“ Die Sparkasse kooperiere in
eine solche Tat zugetraut, wird aus dieser Angelegenheit mit der Krimiseinem Umfeld berichtet. Fakt ist je- nalpolizei Coburg, die auch aufdoch: Die Sparkasse Kulmbach-Kro- grund einer Strafanzeige durch die
Kauerndorf – Sollten Alternativplanungen für eine Ortsumgehung von
Kauerndorf nicht fruchten, dann
will Bundestagsabgeordnete Emmi
Zeulner die Realisierung der Tunnellösung politisch weiter vorantreiben.
Dies geht aus einer Mitteilung der
Abgeordneten hervor. Darin heißt es:
„Entscheidend ist: Wir brauchen
auch für Kauerndorf endlich eine
praktikable Lösung. Und wenn wir –
wie es uns der Bundesverkehrswegeplan aufgegeben hat – keine wirkliche Alternative zur Tunnellösung
finden, dann steht für mich auch
fest, dass ich mich mit aller Kraft für
die Tunnellösung einsetzen werde.
Das schulden wir den Betroffenen
vor Ort. Hier stehe ich fest an der
Seite von Bürgermeister Stephan Heckel-Michel.“ Der Mitteilung ist weiter zu entnehmen, dass es ein erneutes Gespräch zwischen Zeulner und
dem Ködnitzer Bürgermeister zur Situation in Kauerndorf gegeben hat.
Dabei habe sich Heckel-Michel klar
hinter seine Bürger gestellt: „Bei den
Gesprächen und Protesten vor Ort
wird eines ganz deutlich: die Betroffenen vor Ort brauchen eine Lösung.
Nun ist es an der Politik, den Bürgern
diese Lösung zu geben und, wenn
nötig, auch die schon lange zugesagte Tunnellösung wieder an erste
Stelle zu positionieren.“
Zeulner wird noch deutlicher:
„Gerade wegen dieser Offenheit und
dem Einsatz der Bürger darf der
Kampf um die Umgehung nicht zu
einer „Null-Nummer“ für die Kauerndorfer werden. Keine Alternativlösung heißt für mich, dass die Tunnellösung kommen muss.“
Nach wie vor stehen die Bundestagsabgeordnete und Bürgermeister
Heckel-Michel zu der Entscheidung,
das Projekt B 289 Untersteinach/
Kauerndorf zu trennen. „Bei einer
einheitlichen Planung wären wir Gefahr gelaufen, dass beide Abschnitte
aus dem Bundesverkehrswegeplan
fallen. Es ist ein großer Erfolg, dass in
Untersteinach bereits angefangen
wurde zu bauen und dass es sichtbare
Fortschritte gibt. Das zeigt, dass ein
Projekt mit dem nötigen politischen
Druck durchgesetzt werden kann“,
so Zeulner. „Dieser Druck wird weiter
geschlossen aufrechterhalten.“
schaft gezogen werden. Mir kommt
das so vor, als wenn die Behörden sagen, in dem Heim wurde zwar Mist
gebaut, aber verknacken kann man
keinen.“ Spindler sagte,
er müsse die Nachricht
Die Caritas nimmt diesen Vorfall
erst einmal verdauen
Der direkte Draht
zum Anlass, daraus für die Zukunft zu
und drüber schlafen.
lernen. Wenn pflegerische Defizite eine
„Das muss ich jetzt set- Redaktion Kulmbach:
13/I
Rolle gespielt haben, müssen wir
zen lassen. Aber ich weiß Fritz-Hornschuch-Straße
95326 Kulmbach
schauen, diese künftig abzustellen.
nicht, ob ich das auf sich Die Redaktion:
Björn Kleyhauer,
beruhen lassen möch- Melitta Burger (verantw.)
09221/8228-11
09221/8228-14
Rechtsanwalt
te.“ Was der Sohn bereits Manfred Biedefeld
09221/8228-13
weiß: „Ich zweifle lang- Sabine Emich
Thomas Hampl
09221/8228-22
man in Deutschland Recht be- sam an unserem Rechtsstaat.“
E-Mail: redaktion.kulmbach@frankenpost.de
kommt?“ Was Spindler nicht versteGegen die Einstellungsverfügung Geschäftsanzeigen:
09221/8228-16
hen kann: „Wenn da doch Fehler ge- der Bayreuther Staatsanwaltschaft Telefax:
09221/8228-28
wesen sind, wer ist denn dann dafür gibt es die Möglichkeit der Beschwer- Privatanzeigen:
09281/1802045
09281/1802044
verantwortlich? Wenn ein alter de. Diese müsste an die General- Leser-Service:
Mensch nicht sachgerecht gepflegt staatsanwaltschaft in Bamberg ge- Annahme von Kleinanzeigen und Leserservice:
wird und solche Wunden davon- richtet werden, die den Fall nach AkService-Point
trägt, müssen doch die, die das zu tenlage neu bewerten und dann neu Buchhandlung Friedrich
verantworten haben, zur Rechen- entscheiden würde.
Grabenstraße 4, Kulmbach
Bankkaufmann sitzt in Haft
Ein Mitarbeiter der
Sparkasse soll mindestens
200 000 Euro Kundengelder veruntreut haben. Der
Mann war im Bereich Kronach tätig. Die Sparkasse
sichert Schadensersatz zu.
Seite 9
KL1-1
Sparkasse bereits Ermittlungen aufgenommen habe.
Markus Lieb beruhigt alle Kunden,
die nun fürchten, ebenfalls Opfer
von Veruntreuungen geworden zu
sein: „Sollte Kunden der Sparkasse
Kulmbach-Kronach durch das Verhalten unseres Mitarbeiters ein nachweislicher Schaden entstanden sein,
wird die Sparkasse diesen Schaden
selbstverständlich umgehend erstatten.“ Nachdem die Ermittlungen insgesamt erst am Anfang sind und weitere Tatvorwürfe nicht ausgeschlossen werden können, bittet die Sparkasse betroffene Kunden, sich hierzu
direkt an die Revision des Geldinstituts zu wenden.
Gegen den Sparkassen-Mitarbeiter
ist zwischenzeitlich Haftbefehl erlassen worden. Der Mann sitzt nach
Aussagen des Sprechers der Coburger
Staatsanwaltschaft derzeit in einer
Justizvollzugsanstalt ein.
Wenn sich die Vorwürfe gegen den
Bankkaufmann erhärten sollten,
muss er mit einer Freiheitsstrafe von
bis zu fünf Jahren rechnen, in besonders schweren Fällen der Untreue
drohen sogar bis zu zehn Jahre Haft.
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Ermittlungen
gegen Altenheim
eingestellt
Mildes Urteil für Pistorius
Stadtsteinach – Die Staatsanwaltschaft hat ihr
Ermittlungsverfahren gegen Verantwortliche
des Seniorenheims St. Marien in Stadtsteinach
und einen Hausarzt eingestellt. Leitender Oberstaatsanwalt Herbert Potzel sagte, ein in Auftrag
gegebenes Gutachten habe zwar Pflegemängel
offenbart. Eine klare Zuweisung einer Schuld
sei aber nicht möglich. Die Ermittlungen waren
in Gang gekommen, nachdem der Sohn einer
Bewohnerin Anzeige erstattet hatte. Am Gesäß
der Frau hatte sich ein Dekubitus entwickelt,
der immer größer geworden und nach Überzeugung des Sohnes nicht fachgerecht versorgt
worden war. Der Sohn prüft nun, ob er Widerspruch gegen die Einstellung einlegt. Lokateil
Frankenpost 07.07.16
Sparkassenmitarbeiter soll
Gelder veruntreut haben
Der ehemalige Spitzensportler Oscar Pistorius muss wegen der tödlichen Schüsse auf seine Freundin sechs Jahre ins Gefängnis – weit weniger als die eigentliche Mindeststrafe von 15 Jahren. Magazin
Immer mehr Alleinerziehende
rutschen unter die Armutsgrenze
Ohne Partner ist es besonders
schwer, die Familie zu
ernähren. Bleiben dann noch
die Unterhaltszahlungen aus,
ist der Mangel programmiert.
Gütersloh – Wegen ausbleibender Unterhaltszahlungen geraten immer mehr Alleinerziehende unter die Armutsschwelle.
Die Hälfte aller Mütter und Väter, die ohne
Partner Kinder großziehen, erhält gar keinen Unterhalt, obwohl er ihnen zusteht.
Weitere 25 Prozent bekommen nur unregelmäßig oder zu wenig Geld vom getrennt
lebenden Partner. Das geht aus einer am
Das Wetter
heute
Temp. maximal
Temp. minimal
24
9
morgen
Temp. maximal
Temp. minimal
23
13
Das Wetter heute: Bei einem Mix aus Sonne und
Wolkenfeldern bleibt es weitgehend trocken. Die
Höchsttemperaturen liegen zwischen 19 und 24
Grad. Es weht ein schwacher Wind aus West.
Nachts sinken die Temperaturen auf 12 bis 9 Grad.
Lotto am Mittwoch:
4 – 16 – 18 – 37 – 38 – 42
Superzahl: 0
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Frankenpost
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Ticketservice:
Leserservice
(Abo/Zustellung)
0800/3003299
(gebührenfrei)
09281/1802044
40027
4 190435 101604
Mittwoch veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor.
„Es kann nicht sein, dass sich einige Väter oder auch Mütter vor dem Unterhalt
ihrer Kinder drücken und ihre Verantwortung allein auf den Staat schieben“, sagte
Familienministerin Manuela Schwesig.
Ausbleibende Zahlungen müssten konsequenter eingefordert werden. Die SPD-Politikerin schlug auch verbesserte Regelungen beim Unterhaltsvorschuss vor: Er müsse bis zum 14. Lebensjahr gezahlt werden.
Mehr als ein Drittel aller Alleinerziehenden ist laut Studie auf Hartz-IV-Leistungen
für ihre Familien angewiesen. Damit sind
sie fünf Mal häufiger Empfänger als Familien mit zwei Elternteilen. Kinderarmut sei
damit in wesentlichem Maße auf die Armut von Alleinerziehenden zurückzuführen: Jedes zweite Kind im Hartz-IV-Bezug
lebt mit nur einem Elternteil.
Für die Alleinerziehenden – in 89 Prozent der Fälle sind es die Mütter – sei es
schwierig, neben Haushalt und Kinderfürsorge ein auskömmliches Einkommen zu
erwirtschaften. „Bleibt dann der Unterhalt
aus, rutschen viele unter die Armutsgrenze“, erläutert Studienautorin Antje Funcke.
Obwohl mittlerweile jede fünfte Familie
eine Ein-Eltern-Familie sei, gelinge es der
Familienpolitik bislang nicht, Armut wirksam zu bekämpfen, heißt es in der Studie.
Im Gegenteil: Der Anteil der Alleinerziehenden, die als armutsgefährdet gelten, ist
2014 auf 42 Prozent angestiegen, 6,6 Prozentpunkte mehr als noch 2005.
Verbände und Betroffene fordern unterdessen mehr und zielgerichtetere Unterstützung für Alleinerziehende. So schlägt
das Deutsche Kinderhilfswerk steuerliche
Entlastungen vor, damit Alleinerziehende
nicht länger schlechtergestellt seien als
Paare mit Kindern. Außerdem pochen die
Familienorganisationen auf bessere Kinderbetreuung in Randzeiten sowie familienfreundlichere Arbeitszeitmodelle, damit
Alleinerziehende überhaupt die Möglichkeit haben, ein angemessenes Einkommen
zu erwirtschaften. Die Bertelsmann-Stiftung hält vor allem Reformen beim Unterhalt für geboten.
Thema des Tages
Gericht verurteilt Messi
Umstrittener Rüstungs-Export
Barcelona – Wegen Steuerhinterziehung in
Höhe von 4,1 Millionen Euro ist der argentinische Weltfußballer Lionel Messi in Spanien zu 21 Monaten Haft verurteilt worden.
Das entschied das Landgericht in Barcelona.
In dem Steuerstrafprozess wurde auch der
mitangeklagte Vater und Manager des 29
Jahre alten Profis des FC Barcelona, Jorge
Messi, zu 21 Monaten verurteilt. Die beiden Lionel Messi
Verurteilten müssen allerdings höchstwahrscheinlich nicht hinter Gitter, da Haftstrafen unter zwei Jahren in
Spanien bei nicht vorbestraften Angeklagten normalerweise zur
Bewährung ausgesetzt werden. Zwischen 2007 und 2009 soll Messi mit Hilfe von Vater Jorge und Beratern das spanische Finanzamt
um 4,1 Millionen Euro betrogen haben. Es geht um Einnahmen
aus Bildrechten. Bei seiner Aussage vor Gericht am 2. Juni hatte
Messi versichert, „von nichts eine Ahnung“ gehabt zu haben. „Ich
Meinung
habe meinem Vater vertraut“, beteuerte er.
Berlin – Die Bundesregierung hat grünes
Licht für ein umstrittenes Rüstungsgeschäft
mit Saudi-Arabien gegeben. Genehmigt wurde die Lieferung des ersten von insgesamt 48
Patrouillenbooten. Über die Entscheidung
des geheim tagenden Bundessicherheitsrates
informierte jetzt Wirtschaftsminister Sigmar
Gabriel, SPD, den Bundestag. Gabriel hatte
nach früheren Angaben aus Regierungskrei- Sigmar Gabriel
sen Bedenken gegen die Lieferung der Boote
angemeldet. Saudi-Arabien steht international wegen Verstößen
gegen Bürger- und Menschenrechte immer wieder in der Kritik.
Das sunnitische Königshaus in Riad ist aber ein enger Verbündeter
des Westens im Anti-Terror-Kampf. Außenminister Frank-Walter
Steinmeier, SPD, hatte sich klar für die Lieferung der 48 Patrouillenboote ausgesprochen. Er verwies auf „legitime Schutz- und Sicherheitsinteressen“ der Saudis. Auch Kanzlerin Angela Merkel,
Politik
CDU, befürwortet die Rüstungskooperation mit Riad.
In der AfD herrscht das Chaos
Nach der Aufspaltung der
Fraktion in Stuttgart nimmt die
Debatte groteske Züge an.
Meuthen gründet die „Alternative für Baden-Württemberg“.
Stuttgart – Die Spaltung der AfD in BadenWürttemberg hat die Parteispitze in eine
tiefe Krise gestürzt. Die beiden Vorsitzenden Frauke Petry und Jörg Meuthen fanden
am Mittwoch keinen Kompromiss über die
künftige Vertretung im Stuttgarter Landtag. Einen Tag nach seinem Austritt aus der
AfD-Landtagsfraktion gründete ihr ehemaliger Vorsitzender Meuthen am Mittwoch
eine neue Fraktion mit dem Namen Alternative für Baden-Württemberg. Ihr schlossen sich weitere 13 der ehemals 23 AfDFraktionsmitglieder an. Acht verbleiben in
der Rumpf-Fraktion.
Die ursprüngliche AfD-Fraktion war im
Streit um die Antisemitismus-Vorwürfe gegen den Abgeordneten Wolfgang Gedeon
zerbrochen. Bei einer neuen Abstimmung
über den Rauswurf Gedeons aus der Fraktion war die nötige Zweidrittelmehrheit
nicht zusammengekommen. Meuthen
und zwölf Abgeordnete zogen daraufhin
die Konsequenz mit ihrem Austritt, ein
weiterer Abgeordneter folgte gestern.
Die Alternative für Baden-Württemberg
sei bei der Landtagsverwaltung angemel-
det worden, die ihm eine schnelle juristische Prüfung zugesagt habe, sagte Meuthen der Deutschen Presse-Agentur in
Stuttgart. Die Fraktion habe bereits eine
Satzung und einen Vorstand. Der neue
Vorsitzende sei er selbst.
Zwischen Meuthen und Petry entbrannte ein Streit, welche Fraktion künftig die Interessen der Partei im Landtag vertreten
wird. „Wir sind die AfD“, betonte Meuthen. Petry, die gemeinsam mit Meuthen
die Bundespartei führt und als seine innerparteiliche Widersacherin gilt, widersprach umgehend. „Dies hier ist die AfDFraktion in Baden-Württemberg“, sagte sie
mit Blick auf die verbliebenen acht Abgeordneten in der AfD-Restfraktion. Politik
Kulmbach/Kronach – Ein Mitarbeiter einer
Sparkassenfiliale im Landkreis Kronach steht
im Verdacht, mindestens 200 000 Euro Kundengelder veruntreut zu haben. Die Staatsanwaltschaft Coburg bestätigte, dass der Beschuldigte inzwischen in Untersuchungshaft sitzt.
Die Sparkasse Kulmbach-Kronach hat allen betroffenen Kunden vollständigen Schadensersatz zugesagt.
Lokalteil
Regionale Energiewende
nimmt Fahrt auf
Kulmbach – Neben Gas und Wasser bieten die
Kulmbacher Stadtwerke ab dem kommenden
Jahr ihren Kunden auch Strom an. „Alles aus einer Hand“ lautet das Motto der Werbekampagne, die nicht nur auf heimische Kunden abzielt. Dabei setzen die Stadtwerke ausschließlich auf regenerative Energien. Der Ertrag aus
diesem Geschäft soll auf jeden Fall in der Region bleiben.
Lokalteil
Bayerns Kommunen
bekommen mehr Geld
München – Der kommunale Finanzausgleich
wächst im kommenden Jahr um rund drei Prozent auf ein Rekordhoch von 8,82 Milliarden
Euro. Das vereinbarten Finanzminister Markus
Söder, Innenminister Joachim Herrmann, beide CSU, und die Chefs der kommunalen Spitzenverbände am Mittwoch. In diesem Jahr umfasst das Paket 8,56 Milliarden Euro. Mehr Geld
gibt es nächstes Jahr unter anderem für den Bau
Bayern
von Schulen und Kindertagesstätten.
Farage sieht die
politische EU sterben
Straßburg – Das Votum der Briten für einen
Austritt aus der Europäischen Union hat nach
Auffassung des Brexit-Wortführers Nigel Farage
das Ende der politischen Gemeinschaft eingeläutet. Sein Mandat als Europaabgeordneter
mit vollen Bezügen und allen Vorteilen will Farage dennoch so lange wie möglich behalten:
„Ich werde hier in Straßburg weitermachen bis
Politik
zum Ende unserer Zeit.“
Rechts unten
Da ist der Wurm drin
Kirchseeon – Ausgerechnet zum heutigen EMHalbfinale der deutschen Fußball-Nationalelf
ist die Kirche Sankt Coloman im bayerischen
Kirchseeon in Schwarz-Rot-Gold gehüllt. Der
Zufall will es, dass das katholische Gotteshaus
in dem oberbayerischen Ort durch seine ungewöhnliche Verhüllung den Anschein erweckt,
als würde göttlicher Beistand für Manuel Neuer
und Co. herbeigesehnt. Aber: Der Holzwurm ist
schuld. Er wütet in der Kirche und ihm soll der
Garaus gemacht werden. Dazu wurde die Kirche komplett in eine Plane gehüllt. Weil die Firma viel im Ausland arbeite, verwende sie gerne
Planen in den Farben der Nationalflagge, teilte
die Firma Binker Materialschutz mit. Am Wochenende sollen die Planen weg, die Kirche
wieder frei zugänglich und holzwurmfrei sein.