Ein Jahr EU - Korea FTA

Transcription

Ein Jahr EU - Korea FTA
Nr. 40 I August 2012
KORUM
Korea I Unternehmen I Märkte
www.kgcci.com I www.osec.ch
Ein Jahr EU - Korea FTA
Kompakt
Ein Jahr
Freihandelsabkommen
Recht
Firmenniederlassung
in Korea
Konjunktur
Branchenreport
Maschinen- und
Anlagenbau
fine dining at
the paris grill
Famous for its European sophistication and spectacular, commanding views of Seoul,
5IF1BSJT(SJMMGFBUVSFTºOF'SFODI(SJMMBOE#SBTTFSJFTUZMFDVJTJOFXJUIBOFNQIBTJT
POFYDFQUJPOBMRVBMJUZBOEGSFTIJOHSFEJFOUT5IFSFTUBVSBOUPGGFSTFMFHBOUZFUEJTDSFUF
QSJWBDZGPSCVTJOFTTNFFUJOHTXJUIQSJWBUFSPPNTBWBJMBCMF
POSFRVFTU'PSSFTFSWBUJPOTQMFBTFDBMM
)ZBUU:PV±SF.PSF5IBO8FMDPNF
KORUM
Ein Jahr EU - Korea FTA
Korea I Unternehmen I Märkte
4 Kompakt
Kompakt Ein Jahr EU-Freihandel mit Korea zeigt gemischte Bilanz
4
The EU-Korea FTA in Practice 6
Luftfracht: Import schlägt Export
8
Ausländische Automobile in Korea: Marktstruktur und Entwicklung
10
Konjunktur Branche kompakt - Maschinenbau und Anlagenbau 12
Koreanische Firmen bauen neue Chemieanlagen
Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Korea ist seit über
einem Jahr in Kraft. Beide Seiten profitieren vom Abbau tarifärer und
nicht-tarifärer Handelshemnisse. 14
12 Konjunktur
Kontrakte
Korea öffnet den Markt für Beratungsdienstleistungen
16
Business establishment in Korea
17
KORUM – Schweizer Seiten 6 Jahre Freihandelsabkommen EFTA Staaten mit Korea
20
Kontakte News and People
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Contacts
22
23
23
24
Der Maschinen- und Anlagenbau zählt zu den wichtigsten Wirtschaftssektoren in Korea. Im mittleren Preis- und Technologiesegment ist der
koreanische Maschinenbau besonders stark, Spezialmaschinen werden
hingegen noch oft importiert.
17 Kontrakte
Korea Life
Beschwerlicher Weg in die Freiheit
25
Ausländische Unternehmen, die eine Niederlassung in Korea gründen
wollen, müssen sich für eine Rechtsform entscheiden. Der Fachbeitrag
von Sage Lim fasst die Wahlmöglichkeiten in Bezug auf die Rechtsform
und ihre Implikationen zusammen. KORUM Nr. 40 | August 2012 3
Kompakt
Ein Jahr EU-Freihandel mit Korea zeigt gemischte Bilanz
Abkommen ließ deutsche Ausfuhren stärker wachsen
Koreanische Einfuhren sanken
Frank Robaschik
The Free Trade Agreement between the EU and the Republic of Korea has been applied
already for a year now. Effective from July 1, 2012, tariffs will be further reduced. So far,
trade results are mixed, however: Despite lower tariffs trade volumes have declined due
to lower demand for Korean goods in Europe. On the other hand, exports from the EU
and from Germany increased. Alongside companies, consumers profit from lower prices
and a larger range of goods available. Despite the tariff reductions, however, non-tariff
barriers continue to exist.
Seit Juli 2011 wird das Freihandelsabkommen (FHA) zwischen der EU und Korea angewendet. Das Abkommen ist das erste der
EU mit einem asiatischen Land. Vereinbart
Erzeugnisse, wenn auch mit einigen Ausnahmen und zum Teil über lange Zeiträume.
Hinzu kommen unter anderem Vereinbarungen zum Abbau von Handelshemmnissen
Deutscher Handel mit wichtigen außereuropäischen Partnern Juli 2011 bis April 2012
Werte in Mrd. Euro; Veränderung in %*
USA
VR China
Japan
Korea
Brasilien
Indien
Ausfuhr
66,4
55,2
13,7
10,2
9,8
9,3
Veränderung
14,9
12,2
18,1
9,4
9,5
11,1
Einfuhr
40,4
66,3
19,3
7,6
9,0
6,1
Veränderung
1,0
-2,1
-2,6
-16,3
1,5
2,1
Saldo
26,0
-11,1
-1,9
2,7
0,8
3,2
* vorläufige Angaben
Quelle: DeStatis; Berechnungen von Germany Trade & Invest
wurde eine vollständige Abschaffung der
Einfuhrzölle auf alle Industriegüter innerhalb
von sieben Jahren. Darüber hinaus entfallen
weitgehend die Zölle auf landwirtschaftliche
4
KORUM Nr. 40 | August 2012
und Verbesserungen beim Marktzugang für
Anbieter von Dienstleistungen.
In den ersten zehn Monaten der Anwen-
dung des Abkommens (Juli 2011 bis April
2012) stiegen die deutschen Ausfuhren nach
Südkorea auf einen Wert von 10,2 Mrd.
Euro. Dies war ein Plus von 9,4% gegenüber
dem Zeitraum Juli 2010 bis April 2011. Das
Wachstum fiel damit etwas stärker aus als
das der gesamten deutschen Ausfuhren in
Höhe von 7,0%. Es war aber geringer als der
Zuwachs der Ausfuhren in andere wichtige
außereuropäische Märkte. Dennoch bleibt
Korea damit nach der VR China und Japan
der drittwichtigste Abnehmer deutscher
Waren in Asien. Die deutschen Einfuhren aus
Korea sanken dagegen mit einem Minus von
16,3% ungewöhnlich stark.
Da deutsche Anbieter vor allem Maschinen, Autos und chemische Erzeugnisse nach
Südkorea exportieren, profitieren sie vom
Zollabbau bei diesen Produkten. Tatsächlich
stieg seit der Anwendung des FHA vor allem
der Wert der deutschen Lieferungen von
Pkw, chemischen Erzeugnissen, Metallen
und Metallerzeugnissen sowie Mess-, Analysen- und Kontrollgeräten. Bei Maschinen
konnte das sehr hohe Niveau der Vorperiode gehalten werden. Der Veränderungsrate nach ist vor allem der Zuwachs bei
Kompakt
Nahrungsmitteln beeindruckend. Deutsche
Anbieter profitieren hier unter anderem von
der Wiederzulassung deutscher Schweinefleischausfuhren.
Insgesamt verzeichnet Südkorea nach wie
vor einen Überschuss im Warenhandel mit
den EU-Ländern. Defiziten mit großen Ländern, wie Deutschland, Frankreich, dem Ver-
Einfuhren von Korea aus Deutschland nach wichtigen Warengruppen
in Mio. USD; Veränderung zum gleichen Vorjahresvergleichszeitraum in %
SITC-Warengruppe
0-9 Insgesamt
.71-74 Maschinen
.78 Straßenfahrzeuge
..781 Pkw
.5 Chemische Erzeugnisse
.67-69 Metalle,
Metallerzeugnisse
.77 minus 776 Elektrotechnik
.874 Mess-, Analyse- und
Kontrollgeräte
.75/76/776 Elektronik
.0 Nahrungsmittel/lebende Tiere
Juli 2010 bis Mai 2011
14.632
4.500
2.728
1.963
2.545
Juli 2011 bis Mai 2012
15.880
4.516
2.974
2.178
2.749
Veränd.
8,5
0,4
9,0
11,0
8,0
848
1.064
25,5
836
982
17,4
794
846
8,9
790
118
716
311
-9,4
162,6
Quelle: Koreanische Außenhandelsstatistik, KOTIS; Berechnungen von Germany Trade & Invest
Eine rapide Zunahme der südkoreanischen
Exporte nach Deutschland und in die EU
blieb bisher aus. Die Gründe liegen in dem
Einbruch der Nachfrage nach Schiffen, dem
wichtigsten Exportprodukt, und einem geringeren Absatz elektronischer Erzeugnisse aus
Südkorea. Die Rückgänge sind nachfragegetrieben und haben nichts mit dem FHA zu
tun. Auf Schiffe bestand schon vorher kein
Zoll, das gilt auch für viele Elektronikprodukte. Dagegen stiegen vor allem die Verkaufszahlen koreanischer Automobile und
Maschinen sowie unter anderem von Handys
und Autoreifen.
Das Handelsvolumen Südkoreas mit der
EU insgesamt fiel seit der Anwendung des
FHA um 0,3%. Wie oben für Deutschland
skizziert, fielen die koreanischen Exporte
während die Lieferungen der Europäer nach
Korea stiegen. Dennoch ist die Entwicklung
je nach Land unterschiedlich. Das Vereinigte
Königreich beispielsweise rückte auf Rang
zwei der größten Lieferländer Südkoreas
innerhalb der EU vor. Der hohe Zuwachs war
vor allem durch den Kauf britischen Erdöls
bedingt. Britische Kanzleien gehörten auch
zu den ersten, die von der im FHA vorgesehenen Möglichkeit Gebrauch machten, Niederlassungen in Korea zu gründen.
einigten Königreich und Italien, stehen deutliche Überschüsse mit mitteleuropäischen
Staaten gegenüber. In Ländern, wie der Slowakei, Polen oder Tschechien, unterhalten
südkoreanische Firmen, darunter Hyundai,
Kia oder LG, Produktionsstützpunkte und
beliefern von dort aus europäische Märkte.
Trotz gesunkener Ausfuhren nützt das FHA
mit der EU Südkorea schon. Das Land verfügt mittlerweile über FHA unter anderem
mit den USA, der EU, der südostasiatischen
Staatengemeinschaft ASEAN und Indien. Der
Zugang zum koreanischen Markt und über
FHA-bedienbare Märkte stärkt die einheimische Industrie und ist mit ein Grund für
steigende ausländische Direktinvestitionen
beispielsweise aus Japan.
Nicht zuletzt bringt das FHA den Konsumenten in der EU und in Korea Vorteile in
Form von niedrigeren Preisen wegen des
Wegfalls oder der Verringerung von Einfuhrzöllen. In Korea geht das so weit, dass
sogar die Fair Trade Commission (FTC) bei
einer Reihe von Produkten prüft, ob Preisvorteile aus dem FHA auch an Kunden
weitergegeben wurden, beispielsweise bei
Automobilen, Wein oder Bratpfannen. Mitte
Juni 2012 gab das Ministry of Strategy and
Finance bekannt, durch verschiedene Maßnahmen die Preise für Kosmetika senken zu
wollen.
Trotz des FHA und der Verbesserungen beim
Marktzugang verbleiben nach wie vor nichttarifäre Hemmnisse im bilateralen Handel.
Schon länger gibt es beispielsweise Vorschriften, wonach Busse in Korea 5 cm
schmaler sein müssen als in Europa, was
dazu führt, dass auf Südkoreas Straßen keine europäischen Busse zu sehen sind. Eine
Liste der wichtigsten Handelsbarrieren aus
Sicht europäischer Lieferanten veröffentlicht regelmäßig die European Chamber of
Commerce in Korea (EUCCK). Die letzte ver-
Ausfuhren von Korea nach Deutschland nach wichtigen Warengruppen
SITC-Warengruppe
0-9 Insgesamt
.793 Schiffe
.75/76/776 Elektronik
..776 Halbleiter
..76411 Telefone
.78 Straßenfahrzeuge
..781 Pkw
.71-74 Maschinen
.5 Chemische Erzeugnisse
.77 minus 776 Elektrotechnik
.67-69 Metalle,
Metallerzeugnisse
.625 Reifen
.774 Elektrodiagnosegeräte
in Mio. USD; Veränderung in %
Juli 2010 bis Mai 2011
9.370
3.332
1.834
753
363
1.058
632
701
526
481
Juli 2011 bis Mai 2012
7.636
1.839
1.223
439
385
1.192
929
866
574
490
Veränd.
-18,5
-44,8
-33,3
-44,8
6,1
12,7
46,9
23,6
9,1
2,0
301
326
8,2
105
110
168
144
59,6
30,8
Quelle: Koreanische Außenhandelsstatistik, KOTIS; Berechnungen von Germany Trade & Invest
KORUM Nr. 40 | August 2012 5
Kompakt
öffentlichte Aufstellung kann unter http://
trade.eucck.org/site/2011/en/index.htm eingesehen werden.
Ebenfalls kommen neue Regelungen hinzu
oder werden sukzessive verschärft, wie beispielsweise Vorschriften zu den erlaubten
Kohlendioxidemissionen von Fahrzeugen.
Nach Informationen von Marktkennern gibt
es dabei immer wieder Fälle, wo neue Regeln
nicht lange genug im Voraus vorhersehbar und planbar sind. Die EU-Kommission
ermuntert europäische Firmen, ihre Probleme
bei der Einfuhr nach Korea unter der Mailadresse Trade-EU-Korea-FTA@ec.europa.eu zu
melden. Spezifisch deutscher Probleme nehmen sich die Deutsch-Koreanische Industrie- und Handelskammer und die Deutsche
Botschaft in Seoul an.
Frank Robaschik ist Korrespondent von
Germany Trade & Invest in Korea.
Koreas Handel mit ausgewählten EU-Ländern von Juli 2011 bis Mai 2012
Werte in Mrd. USD; Veränderung im Vergleich zu Juli 2010 bis Mai 2011 in %*
Einfuhr
45.086
15.880
4.852
4.055
4.213
5.276
1.484
1.347
1.185
1.105
141
430
506
51
87
465
488.421
EU insgesamt
.Deutschland
.Vereinigtes Königreich
.Niederlande
.Italien
.Frankreich
.Schweden
.Belgien
.Österreich
.Spanien
.Slowakei
.Polen
.Tschechien
.Griechenland
.Slowenien
.Ungarn
Koreas Handel weltweit
Veränderung
14,8
8,5
62,8
0,4
17,9
18,7
-13,1
11,8
7,8
12,1
32,2
49,4
36,0
-35,7
-15,5
10,3
12,3
Ausfuhr
46.728
7.636
3.730
4.484
3.141
2.760
867
2.265
767
1.734
3.893
3.646
1.904
1.566
1.362
1.136
509.659
Veränderung
-11,5
-18,5
-36,1
12,3
-25,3
-50,3
10,9
16,4
1,7
-0,4
-6,8
-9,6
65,1
33,8
84,8
-40,0
8,0
Saldo
1.643
-8.244
-1.122
429
-1.072
-2.516
-616
918
-419
630
3.752
3.216
1.398
1.515
1.275
671
21.238
* vorläufige Angaben
Quelle: Koreanische Außenhandelsstatistik, KOTIS; Berechnungen von Germany Trade & Invest
The EU-Korea FTA in Practice
Interview with H.E. Ambassador Tomasz Kozlowski, Head of Delegation of the European Union to the Republic of Korea
reciprocal agreements providing substantial opportunities to the EU and its trading
partners. The FTA with Korea is a landmark
agreement, the most ambitious trade deal
ever concluded by the EU – and our first in
Asia – which has opened up a fast-growing
East Asian market for EU exporters and is
already providing results.
EU-Korea trade has reached record levels
particularly since the EU-Korea FTA entered
into force on July 1, 2011. Our bilateral trade in goods and services reached a total of
80 billion € in 2011 and grew by 11.75%
- which is remarkable given the difficult
economic environment of last year.
KORUM: Your Excellency, the EU-Korea
FTA came into force one year ago. What
is your personal evaluation?
Kozlowski: First of all, I would like to underline that the EU-Korea FTA is a prime example of the EU policy to pursue ambitious and
6
KORUM Nr. 40 | August 2012
This is, partially, thanks to the FTA, which
will eliminate virtually all duties for both
industry and agriculture within five years.
Immediately upon its entry into force, some
70% of bilateral trade is already duty free,
and the immediate benefits amount to some
850 million € of import duties saved in the
first year. Cumbersome and expensive testing
and double certification requirements have
been eased in particular for automobiles,
whereas regulatory transparency and predictability further increased across a range
of sectors. Equally, there will be new opportunities worth several billion euros in the
services sector in the medium to long term.
According to the latest figures, in 2011 we
recorded the smallest trade deficit with
Korea over the last 15 years, down from 11.3
billion € in 2010 to 3.6 billion € in 2011. In
the first 12 months of the FTA implementation, from July 2011 to June 2012, EU
exports to Korea increased by 5.6 billion € or
12.9% year on year.
The EU’s depressed domestic demand due
to the instability in the euro area seems to
have affected Korea's exports to the EU.
However, the figures also show that the
Kompakt
exports of products that enjoyed duty free
access from entry into force of the agreement have increased much more than other
products, and in that respect the positive
impact of the FTA is already visible even
after only one year. In a broader context,
the FTA encompasses non-tariff measures
as well as opening of trade in services, to be
fully implemented over the coming years.
Therefore, the overarching effects of this
highly comprehensive agreement will materialise gradually, in a manner to boost EU
exporters' freer access to the Korean market
and facilitate fair competition.
KORUM: Did any specific sectors particularly benefit from the FTA during the last
year?
Kozlowski: The FTA has resulted in significant
benefits for different industries. EU companies significantly improved their performance
in the Korean market in sectors such as cars
and car parts, industrial machines, telecommunications equipment, iron and steel products, luxury products, pharmaceuticals and
food and alcohol products.
Tariff dismantling under the FTA had an
immediate impact on the growth of EU
exports ranging from agricultural exports to
machinery/mechanical appliances and automobiles. However, equally important are the
four sectoral Annexes of the FTA (electronics, pharmaceuticals and medical devices,
automobiles and parts, chemicals) which
provide innovative approaches to tackling
existing non-tariff measures in Korea, as
well as strong legal grounds to prevent trade-restrictive behind-the-border measures
from newly emerging. We may need some
more time to precisely quantify the effects
of these provisions on the growth of bilateral trade, but noticeable improvements in
market access for some industrial sectors
have already materialised.
For instance, the industrial machinery industry has seen the immediate "win-win effect"
between the two parties under the FTA.
Whilst Korea produces and exports machines
for general use, the EU manufactures highquality industrial machines. The high level of
complementarities in this sector has contributed to bilateral trade growth in a mutually
beneficial manner under the FTA. Of course,
it is in addition to the enhanced price competitiveness as a result of an 8% reduction
in customs duties (for most machines) and
the elimination of several non-tariff barriers.
tic committees and seven specific working
groups to ensure proper implementation.
KORUM: Are SMEs in Europe and Korea
aware of the FTA and its benefits or are
bureaucratic hurdles, for example related
to rules of origins, too high for them?
Kozlowski: Yes, I do believe that the Korean
public holds a fairly positive view of the
Korea-EU FTA in general terms, although
there are also public opinions which oppose
Korea's FTA policies.
Kozlowski: SMEs both in Europe and Korea
are relatively less engaged in direct exports
to the other party or to the rest of the world
and many of them are producers of parts
and components or services embedded in
the exports of larger companies. Given this,
SMEs certainly stand to benefit from the
opportunities created by the FTA and therefore their contribution to trade can be much
improved. This is an integral part of the
competitiveness strategy for both, the EU
and Korea. In order to maximize the benefits
for SMEs in particular, as far as I know, both
parties have been making their respective
efforts to raise awareness of the FTA and
its provisions and to increase the utilization
rate of the FTA through various channels
and policy tools available.
KORUM: Which are the major non-tariff
barriers that have been eased or removed
as a result of the agreement?
KORUM: Do you believe that the Korean
public generally has a positive view of the
Korea-EU FTA one year after it went into
force in July 2011?
The EU is widely considered as one of the
most important trading partners for Korea,
and equally as the best source for a wide
range of high-quality goods and premium
brands. It is not surprising that the Korean
public was in high anticipation of the immediate reflection of the tariff elimination or
reduction in EU imports as a result of the
FTA, but as we all noted, the resulting price
changes turned out to be different from
sector to sector. Therefore, when it comes to
the immediate benefits for consumers and
the price of goods, the Korean public may
have mixed feelings about the effect of the
FTA.
It is important to stress to the public that
consumer goods are a small part of bilateral trade and not always those where the
largest tariff reductions are felt. Also, tariffs
are only one cost element in price setting by
companies on both sides.
Kozlowski: As I have mentioned, cumbersome and expensive testing and double certification requirements will be eased particularly for electronics, automobiles and
automobile parts. Transparency and predictability in regulatory issues have been
increased and the protection of intellectual
property rights has been much strengthened
under the FTA. All these have already started
to work to serve as important tools to tackle
any existing and newly emerging non-tariff
measures.
Rather than a mechanical decrease in prices
resulting from every tariff reduction, the
improved competitive environment brought
by the opening of the Korean economy (and
not only the EU-Korea FTA) can only contribute to keep consumer prices down. As an
example, I have read in the press that prices
of wine have dropped 22.4 percent on average since the free trade agreements with
the EU and the U.S. came into effect, much
more than the tariff reduction of 15 percent.
Also, I would like to attach significance to
an increased emphasis on the proper implementation of the EU-Korea FTA. Both parties
are committed to holding several thema-
KORUM: What is the European agenda
for the post FTA period? Which are the
sectors where further trade liberalization
could take place?
KORUM Nr. 40 | August 2012 7
Kompakt
Kozlowski: For the next few years, our priority here in Korea will be to work together
with the Korean government, industry and
the EU Member States and to fully implement the FTA. This is a complex technical
task, due to the comprehensiveness of the
FTA, which is unprecedented for both sides.
There are no new negotiations planned in
any particular sector, but the FTA establishes
an open-ended framework to make progress
in numerous areas, such as technical barriers
to trade, intellectual property, and liberalisation in key service sectors, to name just a
few. It is our job, and our plan, to make the
most of it.
Luftfracht: Import schlägt Export
Entgegen den Erwartungen profitieren Importe nach Korea stärker vom
Freihandelsabkommen zwischen der EU und Korea
Uwe Glunz
12 months after the implementation of the free trade agreement between Korea and the
EU (FTA) the development of the trade volumes lags behind expectations. However, this
should not be attributed to the failure of the FTA but to the general market downturn in
both, Korea and the EU. The air cargo industry clearly benefits from the FTA but can at
the same time not escape the impact of soft demand due to the current economic crisis.
Die Entwicklung des Handels als Treiber
der Luftfracht
Mit der Unterzeichnung des Freihandelsabkommens waren große Erwartungen hinsichtlich des künftigen Handelsvolumens
zwischen den beiden Wirtschaftspartnern
verbunden. Experten gehen davon aus, dass
das koreanische Bruttosozialprodukt durch
die positiven Effekte des Freihandelsabkommen um bis zu 5% wachsen wird. Eine
Studie des Korea Institute for International
Economic Policy weist darauf hin, dass die
koreanischen Exporte in den ersten 15 Jahren des Abkommens jährlich um 2,5 Mrd.
USD und die Importe aus der EU um 2,1
Mrd. USD steigen würden. Der koreanische
Handelsüberschuss würde demnach deutlich
zunehmen.
Ein Jahr nach Inkrafttreten des Freihandelsabkommen weichen die tatsächlichen Zahlen
allerdings deutlich von diesen Erwartungen
ab: der koreanische Handelsüberschuss mit
der EU ist drastisch gefallen. Entsprechend
den Daten des Korea Customs Service, die im
Juli 2012 veröffentlicht wurden, stiegen die
Importe aus der EU im Zeitraum Juli 2011
bis Juni 2012 um 13% im Vergleich zur Vor-
8
KORUM Nr. 40 | August 2012
jahresperiode auf 49 Mrd. USD. Gleichzeitig
sind die koreanischen Exporte um ebenfalls
13% von 57,9 Mrd. USD auf 50,9 Mrd. USD
gefallen. Vom koreanischen Handelsüberschuss von 14,5 Mrd. USD in der Zeit vor
Inkrafttreten des Freihandelsabkommen blieben somit nur noch 1,9 Mrd. USD übrig.
Gewinner und Verlierer
Importe nach Korea waren maßgeblich vom
Anstieg bei Automobilen (+11,3%) und
Maschinen (+22,7%) geprägt. Vor allem das
Wachstum der Automobilhersteller, hier insbesondere der deutschen Marken, kann jeder
Besucher auf den Straßen Koreas unmittelbar bestätigen.
Importe von Flugzeugen und Flugzeugteilen stiegen um beachtliche 122% an. Auch
Erdölprodukte nahmen deutlich zu (+110%).
Auf der Exportseite profitierte die koreanische Automobilindustrie ebenfalls beachtlich vom Freihandelsabkommen. Automobile
(+38%) und Teile (+15,8%) legten mit am
stärksten zu. Stark verloren haben dagegen
die klassischen koreanischen Produkte wie
z.B. Flachbildschirme, Halbleiter und Mobiltelefone.
Treiber der Entwicklung
Bei genauerer Betrachtung der Exporte zeigt
sich, dass vom Freihandelsabkommen begünstigte Produkte im Gegensatz zum Gesamtexportvolumen sogar gewachsen sind, so
berichtet das Institute for International Trade der Korea International Trade Association
(KITA). Gleichzeitig sind die Exporte von Produkten, die nicht vom Freihandelsabkommen
profitieren, so stark gefallen, dass dadurch
die gesamte Exportbilanz negativ ausfällt.
Wie z.B. im Schiffsbau, der für rund ein
Sechstel der gesamten koreanischen Exporte
in die EU steht.
Ein regionaler Vergleich deutet ebenfalls
auf eine positive Wirkung des Freihandelsabkommen hin. Grosze Handelspartner der
EU wie China, Taiwan und Japan, mit denen
aktuell kein Freihandelsabkommen besteht,
verzeichnen im Gegensatz zu Korea gar einen
Rückgang der Exporte der relevanten Güter.
Kompakt
Ausschlaggebend für den Rückgang gerade
der klassischen koreanischen Produkte ist
dabei vor allem die andauernde europäische Wirtschaftskrise mit einschneidenden
Auswirkungen auf die Kaufkraft der EUBewohner und Unternehmen. Zudem ist
zu berücksichtigen, dass viele koreanische
Unternehmen in diesen Segmenten inzwischen verstärkt auch in Europa produzieren.
So werden die meisten koreanischen Mobiltelefone, die in der EU verkauft werden,
mittlerweile in China, Südostasien oder Osteuropa gefertigt.
Auf der anderen Seite ist z.B. der Erfolg der
europäischen Automobilhersteller in Korea
sicherlich nicht ausschließlich auf reduzierte
Importzölle zurückzuführen, sondern vielmehr auf erfolgreiches Marketing und die
immer noch vorhandene Kaufkraft koreanischer Konsumenten.
Insgesamt wird damit klar, dass ein Schluss
von der Entwicklung des Gesamthandelsvolumens auf den Erfolg des Freihandelsabkommen nicht möglich ist und es wie so oft
einer genaueren Betrachtung bedarf.
Die Entwicklung der Luftfracht zwischen
Korea und der EU
Der Luftfahrtbranchenverband IATA ging
2011 von einem Wachstum des koreanischen
Luftfrachtvolumens (Import und Export) von
3,9% in 2012 aus. Ähnlich haben die Branchenanalysten von Seabury die Luftfrachtexporte von Korea in die EU-Länder eingeschätzt (+4%). Umgekehrt waren sie bei den
Importen aus der EU nach Korea mit +2%
etwas zurückhaltender. Beiden Prognosen
lagen allerdings günstigere Annahmen zur
Entwicklung des Handels zugrunde als sie
nun, wie oben aufgezeigt, tatsächlich eingetreten sind.
Aktuelle Entwicklung nach Inkrafttreten
des Freihandelsabkommen
Tatsächlich bildet die Luftfrachtbranche
bei dieser Betrachtung die Entwicklung des
Handelsvolumens weitgehend nach. Auch
hier schrumpft entsprechend den IATA-Zahlen das Exportgeschäft aus Korea in die EU
in den ersten 12 Monaten des Freihandelsabkommen deutlich (-9%).
Auf der anderen Seite ging das Luftfrachtvolumen aus der EU nach Korea leicht um
knapp 3% zurück und hinkt damit dem
wachsenden Handelsvolumen etwas hinterher.
Luftfracht-Export Korea-EU
15000
13275
12866
11090
12000
9000
11879
8607
10734
11437
10287
10524
9084
8305
993412
7103
6000
Damit zeigt sich auch für die Luftfracht, dass
die Industrie einerseits vom Freihandelsabkommen profitiert (siehe Bsp. Deutschland),
auf der anderen Seite jedoch genauso den
konjunkturellen Einflüssen unterliegt wie
der gesamte Handel eben auch (siehe Bsp.
Österreich). Bereinigt man hier die Entwicklung der letzten 12 Monate, so kann man
spätestens auf den zweiten Blick auf einen
positiven Einfluss des Freihandelsabkommens auf die Luftfracht-Entwicklung zwischen Korea und der EU schließen.
Wie stellt sich ein deutsches Luftfrachtunternehmen wie Lufthansa Cargo auf
das Freihandelsabkommen ein?
3000
0
Aufschlussreicher ist dabei eine Betrachtung einzelner, größerer Länder: gingen die
Frachtmengen in den bislang größten Zielmarkt Österreich um knapp 18% zurück,
so stiegen diese in den bisher zweitgrößten Markt Deutschland um 8,5% an. Hinter
Österreich verbergen sich dabei die großen
Warenströme von Samsung und weiteren
koreanischen Konsumgüterherstellern, die
vom Flughafen Wien aus größtenteils nach
Osteuropa verteilt werden. Diese leiden
aktuell fast ausnahmslos unter der europäischen Konjunkturflaute, und nicht etwa an
mangelnder Konkurrenzfähigkeit oder gar zu
hohen Zöllen. Die positive Entwicklung der
Frachtmengen nach Deutschland ist dabei
erwartungsgemäß von der prosperierenden
Automobil- und Automobilzulieferindustrie
geprägt.
Jun11
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Jan12
Feb
Mär
Apr
Mai
Jun 12
Quelle: IATA-CASS Korea Jun 11 - Jun 12
Korea ist und bleibt ein strategisch wichtiger
KORUM Nr. 40 | August 2012 9
Kompakt
Markt für Lufthansa Cargo. Das Freihandelsabkommen hat das nur noch einmal
verstärkt. Aus Wirtschaftlichkeitsgründen
hat Lufthansa die eigene Frachter-Bedienung Koreas in der Krise 2009 allerdings
vorübergehend eingestellt. Auf der Basis
der positiven Marktentwicklung in 2010
und in Erwartung weiterer positiver Impulse
durch das Freihandelsabkommen hat Lufthansa Cargo bereits im August 2011 damit
begonnen, Korea wieder mit eigenen MD-11
Frachtern zu bedienen (damals mit zwei Frequenzen pro Woche). Nach ersten positiven
Erfahrungen im Winterflugplan 2011 wurde
die Bedienung im Sommerflugplan 2012 auf
3 wöchentliche Frequenzen aufgestockt.
Trotzt der aktuellen, konjunkturell bedingten
Marktschwäche geht Lufthansa Cargo davon
aus, dass der Koreanische Luftfrachtmarkt
von und nach Europa auf längere Sicht spür-
Luftfracht-Import Korea-EU
20000
15723
17229
15000
16006
15691
15800
14561
14327
14522
13973
13989
14587 14351
12022
10000
5000
0
Jun11
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Jan12
Feb
Mär
Apr
Mai
Jun 12
Quelle: IATA-CASS Korea Jun 11 - Jun 12
bar vom Freihandelsabkommen profitieren
wird. Daher wurde im Juli beschlossen, die
Bedienung mit dem nächsten Winterflugplan Ende Oktober von 3 auf 6 Frequenzen
zu verdoppeln. Damit investiert Lufthansa
Cargo einmal mehr in die Zukunft des kore-
anischen Marktes und in die Handelsbeziehungen zwischen Korea und Europa.
Uwe Glunz ist General Manager bei
Lufthansa Cargo Korea.
Ausländische Automobile in Korea:
Marktstruktur und Entwicklung
Bewertung aus Sicht eines Automobilimporteurs
Thomas Urbach
For several decades, foreign car manufacturers only had a minor presence on the
Korean automobile market. During recent years however, foreign car manufacturers
were able to expand their presence on the Korean market. Foreign car manufacturers
are expected to reach a market share of 10% this year and, for the first time, exported
more than 100.000 cars to Korea in 2011. German car manufacturers have particularly
profited from this development and the EU - Korea FTA further improves the market
position of foreign car manufacturers.
Lange Zeit war der koreanische Automobilmarkt durch ausländische Hersteller fast
gänzlich unerschlossen. Im Jahr 1987 wurde
ein Mercedes-Benz 560 SEL als erstes ausländisches Fahrzeug offiziell in Korea zugelassen. Dies läutete den Beginn einer Erfolgsgeschichte für die europäischen Automobilimporteure einerseits und die koreanischen
Konsumenten andererseits ein.
In den letzten 25 Jahren hat sich der Importmarkt sprunghaft entwickelt. Wurden im
Jahr 1987 lediglich zehn ausländische PKW
importiert, so erhöhte sich deren Zahl bis
2007 auf über 50.000. Im Jahr 2011 wurde
das erste Mal die 100.000er Marke geknackt.
Laut einer Prognose der Korea Automobile
Importers and Distributors Association (KAIDA) werden in diesem Jahr die derzeit rund
10
KORUM Nr. 40 | August 2012
Kompakt
25 Importmarken einen Marktanteil von
etwa 10% erreichen. Dieser vergleichsweise
geringe Marktanteil verdeutlicht die nach
wie vor sehr ausgeprägte Dominanz der koreanischen Automobilhersteller. Zum Vergleich:
In Deutschland liegt der Importanteil bei
rund 30%. Nichtsdestotrotz deutet der nach
wie vor geringe Marktanteil ausländischer
Automobilhersteller aber auch auf weiterhin
vorhandenes Wachstumspotenzial hin. Dies
wird auch in der Entwicklung der Automobilabsätze auf dem koreanischen Markt innerhalb der letzten Jahre deutlich. Während der
koreanische Pkw-Markt von 2007 bis 2011
um ca. 30% auf 1,32 Mio. Fahrzeuge wuchs,
verdoppelte sich der Importmarkt im gleichen Zeitraum. Deutsche Automobilhersteller
konnten ihren Absatz im besagten Zeitraum
sogar verdreifachen.
Neue Marktchancen für ausländische Automobilhersteller ergeben sich auch durch das
zum 1.7. 2011 zwischen der EU und Korea in
Kraft getretene Freihandelsabkommen (FHA).
Das EU – Korea FHA sieht einen schrittweisen Abbau der koreanischen Importzölle auf
Automobile vor. Ab Juli 2014 sollen diese
gänzlich entfallen. Auch wenn Automobil-
hersteller und Konsumenten von dem Freihandelsabkommen in finanzieller Hinsicht
profitieren, so sahen sich europäische Automobilhersteller und andere exportierende
Unternehmen dennoch in der Kritik als es
zu Preissteigerungen nach Abschluss des
EU – Korea FHA kam. Dies ist auf steigende
Logistik-, Transport- und Vertriebskosten
zurückzuführen. Im letzten Jahr wurden die
Zollgebühren um 2,4% reduziert, die Inflationsrate in Korea betrug hingegen 4%. Da
Zollgebühren lediglich auf den Warenwert
der importierten Fahrzeuge anfallen, kam
es durch inflationsbedingte Steigerungen
der Transport-, Logistik- und Vertriebskosten dennoch zu unvermeidbaren Preiserhöhungen in Höhe von rund 2%. In verschiedenen koreanischen Medien wurde nach
Inkrafttreten des FHA gefordert, dass es zu
Pkw-Markt in Korea
1,600,000
Gesamtmarket
Ausländischer Markt
1,400,000
1,235,736
1,200,000
1,039,978
160,000
1,316,321
140,000
1,308,325
120,000
1,020,502
105,037
1,000,000
100,000
90,562
800,000
600,000
Deutsche Hersteller
61,648
51,701
53,390
400,000
22,282
25,946
80,000
66,917
60,993
60,000
32,148
40,000
200,000
20,000
0
0
2007
2008
2009
Wachstumsraten seit 2007
30%
20010
2011
100%
200%
Quelle: KAIDA
EU-Korea FHA: Zollsenkungen bei Personenkraftwagen
Hubraum
> 1,500 cc
Ursprünglicher
Zollsatz
8%
Juli 2011
5.6%
Zollsatz
Juli 2012
Juli 2013
3.2%
1.6%
Juli 2014
0%
Preissenkungen in Höhe der Zollreduktion
hätte kommen sollen. Dies ist nachvollziehbar, auf Grund der hohen Inflationsrate für
die Automobilimporteure aber nur schwer
in Einklang mit der wirtschaftlichen Realität zu bringen. Eine Preiserhöhung in Höhe
von rund 2% war erforderlich, allein um die
gestiegenen Kosten auszugleichen - ohne
FHA hätte die Preiserhöhung noch höher
ausfallen müssen.
Trotz der Kontroverse um Preissteigerungen
nach Inkrafttreten des EU – Korea FHA ist
das Abkommen dennoch als großer Schritt
nach vorn zu bewerten, sowohl für die koreanische als auch die europäische/deutsche
Automobilindustrie. Seit Inkrafttreten des
FHA stiegen die koreanischen Fahrzeugimporte aus der EU um rund 15%. Die koreanischen Automobilexporte in die EU verzeichneten sogar einen Anstieg von 40%.
Über die gestiegenen Absatzzahlen hinaus
haben Importeure durch Direktinvestitionen
und den Aufbau großer Vertriebs- und Servicenetzte einen positiven wirtschaftlichen
Beitrag in Korea geleistet und neue Arbeitsplätze geschaffen. Allein bei Mercedes-Benz
sind auf der Groß- und Einzelhandelsstufe etwa 2.000 koreanische Arbeitnehmer
beschäftigt. Insgesamt betrachtet kann
daher das Freihandelsabkommen zwischen
der EU und Korea für beide Seiten als sehr
erfolgreich angesehen werden. Die Hersteller beider Wirtschaftsräume konnten ihren
Absatz steigern und die europäischen und
koreanischen Kunden können aus einem
jeweils breiteren und attraktiveren Fahrzeugangebot wählen – auf neu-Deutsch
eine echte “win-win“ Situation!
Thomas Urbach ist President & CEO von
Mercedes-Benz Korea Ltd.
Quelle: KAIDA
KORUM Nr. 40 | August 2012 11
Konjunktur
Branche kompakt - Maschinenbau und Anlagenbau
Frank Robaschik
Engineering and plant manufacturing are key sectors of the South Korean economy.
Domestic companies are especially strong in the manufacturing of standard equipment.
Import demand exists particularly in the field of highly-specialized niche technologies.
German companies are well established in this market and have a promising outlook:
German manufacturers profit from Korean efforts to raise the technological level of
domestic industrial manufacturing. In addition, they also profit from the EU – Korea FTA.
Marktentwicklung/-bedarf
Die inländische Nachfrage nach Industriemaschinen soll 2012 gegenüber dem Vorjahr um 6,7% auf etwa 95,8 Bill. Won (62,2
Mrd. Euro; 1 Euro = 1.541 Won im Jahresdurchschnitt 2011) steigen, so die Prognose
der Korea Association of Machinery Industry (KOAMI) vom April 2012. Hintergrund
sind höhere Investitionen im verarbeitenden Gewerbe. Die Bank of Korea erwartet
- ebenfalls mit Stand von April 2012 - für
das laufende Jahr um real 6,2% höhere Ausrüstungsinvestitionen als 2011. Die Prognosen berücksichtigten allerdings noch nicht
eventuelle Verzögerungen von Investitionsprojekten angesichts der jüngsten Schwierigkeiten im Euroraum.
Nach einer im Mai 2012 veröffentlichten
Umfrage der Korea Finance Corporation
unter den wichtigsten Firmen des Landes,
planen diese 2012 ihre Aufwendungen
zur Anschaffung neuer Anlagen und Aus-
rüstungen nominal um 2,5% zu steigern
(Ergebnis für 2011: 8,4%). Im verarbeitenden
Gewerbe soll der Zuwachs 1,4% betragen.
Dabei sind es vor allem Großunternehmen
und kleine Firmen, die am stärksten erweitern. Mittelgroße Firmen planen dagegen
deutlich weniger auszugeben.
Für den Werkzeugmaschinenbau war 2011 in
Korea ein weiteres gutes Jahr. Es stiegen die
Bestellungen aus dem Schiffbau, der Stahlindustrie, der metallverarbeitenden Industrie
und dem Präzisionsmaschinenbau. In den
ersten vier Monaten von 2012 fiel dagegen der Auftragseingang der Mitglieder der
Korea Machine Tool Manufacturers' Association um knapp ein Viertel, darunter die
Orders aus dem Inland um 30% gegenüber
dem sehr guten Vorjahr.
Etwas geringer fällt der Rückgang der Bestellungen aus der Automobilindustrie aus. Die
Hersteller und Zulieferer treiben ihre Bemühungen um umweltfreundlichere, leichtere
Fahrzeuge mit geringerem Spritverbrauch
weiter voran. Die Regierung fördert Aktivitäten zur Entwicklung von Batterien für
Hybrid- und Elektroautos sowie die Energiespeicherung und dazugehöriger Materialien.
Zu den in diesem Segment aktiven Firmen
zählen unter anderem LG Chem, Samsung
SDI, SK Innovation, Hyundai Heavy Industries, POSCO und Honam Petrochemical.
In der Elektronikindustrie steigen die Investitionen bei Halbleiteren und OLED. Samsung
will 2012 insgesamt 15 Bill. Won in Halbleiter investieren. SK Hynix plant Investitionen
von mindestens 4,2 Bill. Won. Im Bereich
der OLED beabsichtigt Samsung Mobile Display Meldungen der koreanischen Presse
zufolge, 2012 mehr als 5 Bill. Won aufzuwenden. Dagegen ist bei Flüssigkristallbildschirmen (LCD) deutlich weniger Schwung
zu verzeichnen. Zudem findet der Ausbau
der Kapazitäten in diesem Bereich zum Teil
in China statt. Daneben ist in der gesamten
Wertschöpfungskette der Solarindustrie eine
starke Zurückhaltung zu spüren.
Bei Pumpen und Kompressoren zogen in den
ersten fünf Monaten von 2012 die Importe um 18,2% an. Bei Abwasser kommen
Impulse durch die neue Regelung, dass ab
2012 kein Klärschlamm mehr in den Ozean
geleitet werden darf. Ende Mai 2012 begann
die deutsche Firma Wilo Pumpen mit dem
Bau einer Fertigungsstätte für Pumpen in
Busan. Wilo will 24 Mio. Euro in das neue
Werk investieren. Bosch Rexroth legte im
Juni 2012 den Grundstein für ein neues
Hydraulikwerk in Busan.
Die Einfuhren von Gummi- und Kunststoffmaschinen stiegen 2011 um fast 60%. Auch
die Ergebnisse für die ersten fünf Monate
2012 waren gut. Südkorea produziert viele
Maschinen zur Herstellung von Rohren selbst.
Importiert werden beispielsweise Maschinen
für Spezialfolien für Bildschirme oder Verpackungen. Ein wichtiger Abnehmer ist zudem
die Reifenindustrie mit Herstellern wie Hankook Tire, Kumho Tire und Nexen Tire.
12
KORUM Nr. 40 | August 2012
Konjunktur
Beim Geschäft mit Verpackungsmaschinen
ist laut dem koreanischen Fachverband die
Nachfrage aus dem Nahrungsmittelsektor
stabil. Schwung sei bei Getränkeabfüllanlagen zu erwarten, unter anderem wegen
Deregulierungen für Bier-Mikrobrauereien.
Lotte Chilsung plant, von 2015 bis 2017
insgesamt 700 Mrd. Won in den Bau einer
Brauerei in Chungju (Provinz North Chungcheong) zu investieren. Lotte würde damit
zum dritten großen Bierhersteller in Korea.
Im Pharmabereich sind die Firmen wegen
der Senkung der Arzneimittelpreise sehr
zurückhaltend mit Investitionen.
Bei Textilmaschinen ist das Geschäft 2012
etwas schwächer als im hervorragenden
Vorjahr. Wichtige Themen bleiben technische Textilien und neue Materialien. So
begann Hyosung im Februar 2012 mit dem
Bau eines Werks für Karbonfasern in Jeonju
(Provinz North Jeolla, Investition von 250
Mrd. Won). Die Fertigstellung ist für 2013
vorgesehen. Die japanische Firma Toray baut
in Gumi (Provinz North Gyeongsang) eine
Fabrik mit einer Kapazität von 2.200 t Karbonfasern pro Jahr, die im Januar 2013 in
Betrieb gehen soll. Eine weitere Fertigung in
Gumi für jährlich 2.500 t Karbonfasern soll
bis März 2014 entstehen.
Die Einfuhren von Druck- und Papiermaschinen schrumpften in den ersten fünf Monaten 2012 um weitere 8,5%. Die Nachfrage
befindet sich weit unter dem Niveau der
Jahre 2000 bis 2008. Dennoch bleibt die
Lage besser als im Krisenjahr 2009. Impulse
kommen vor allem durch den Wahlkampf.
Andererseits verringert die zunehmende Verbreitung mobiler Geräte die Notwendigkeit,
auf gedrucktes Material zurückzugreifen.
Im Anlagenbau steht ein massiver Ausbau
der Kernenergie zuvor. In der chemischen
Industrie laufen mehrere Großprojekte bei
Paraxylol, oft mit Partnern aus Japan.
Die Glasbearbeitung erhält Impulse von der
Nachfrage nach Spezialgläsern für Bildschirme und mobile Telekommunikationsgeräte. Das japanische Unternehmen Nippon
Electric Glass (NEG) unterzeichnete im Mai
2012 eine Absichtserklärung mit der Pro-
Ausgewählte Investitionsprojekte in Korea
Vorhaben
Bau von 14 Kernreaktoren
Wert
33,2
5 GW Offshore-Windpark in Prov.
18,5
S. Jeolla
Green Samcheok Enertopia (6
GW Kohlekraftwerk, Anlage für
14,0
30.000 t Polysilizium p.a., etc.)
Auswahl; Werte in Bill. Won
Stand
Einer fertig,
sieben im
Bau, sechs in
Planung
Durchführer
Anmerkung
Korea Hydro
& Nuclear
Power Corp.
Plan von 2010 bis 2024
Plan
u.a. DSME
Projektlaufzeit 2010 2023
Plan
Dongbu
Group
Projektlaufzeit 2012 2022
Offshore
Wind Energy
Promotion
Council*
Samsung
Electronics
Beginn der SubstrukturInstallationen
frühestens ab 2. Hj.
2013
Neubau, Fertigstellung
Anfang 2014
2,5 GW Offshore-Windpark in
Buan - Yeounggwang (Prov. N. u. 10,2
S. Jeolla)
Plan
Werk für mobile Prozessoren in
Hwaseong (Prov. Gyeonggi)
Plan
2,25
*Büro im Korea Institute of Energy Technology Evaluation and Planning (KETEP)
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
vinz Gyeonggi über den Bau eines Werks für
Glasplatten für OLED-Bildschirme in Paju für
500 Mio. USD. Hauptkunde ist LG Display.
LG Chem erweitert ebenfalls in Paju seine
Kapazitäten zur Herstellung von Glas für
Flüssigkristallbildschirme auf Grundlage der
Technologie von Schott.
Für 2012 prognostiziert der Verband einen
Zuwachs gegenüber 2011 um 8,2% auf 111,0
Bill. Won. Damit zählt der Maschinenbau
neben der Elektronik und Kommunikationstechnik, der chemischen Industrie, der Automobilbranche und der Metallindustrie zu
den wichtigsten Industriesektoren.
Deutsche Anbieter sind in vielen Segmenten
mit hochwertigen, innovativen Maschinen
prominent im Markt vertreten. Die Aussichten sind auch in den kommenden Jahren
prinzipiell gut. Denn Korea muss wegen der
zunehmenden Konkurrenz aus der VR China
seine technologische und industrielle Struktur auf eine höhere Stufe heben und braucht
dafür zunehmend komplexere Ausrüstungen.
Wichtige Konkurrenten deutscher Unternehmen kommen vor allem aus Japan. Im Großanlagenbau erhalten südkoreanische Firmen
im Ausland viele Aufträge. Dies führt zu Folgeaufträgen für den koreanischen Maschinenbau und für Zulieferer aus Deutschland.
Die Branche ist überwiegend mittelständisch
geprägt: 2009 hatten weniger als 1.000
Firmen 50 oder mehr Mitarbeiter und nur
19 beschäftigten über 500 Arbeitskräfte.
Das größte Unternehmen ist Doosan Infracore (Umsatz 2011: 8,5 Bill. Won, +13,1%
gegenüber 2010). Produktschwerpunkte
sind schwere Baumaschinen, Werkzeugmaschinen, Automationsausrüstungen sowie
Gabelstapler.
Produktion/Branchenstruktur
Der Maschinen- und Anlagenbau ist eine
der großen Branchen der koreanischen Wirtschaft. 2010 gab es nach Angaben des National Statistical Office etwa 32.800 Unternehmen. Laut KOAMI wurden in Korea 2011
Industriemaschinen im Wert von 102,5 Bill.
Won hergestellt, 13,6% mehr als im Vorjahr.
Das Angebot ist meistens im mittleren Preisund Technologiesegment angesiedelt, wird
aber zunehmend anspruchsvoller. Zu den
Stärken gehören die Exportausrichtung der
Branche, die Flexibilität und Spezialisierung
der oft kleinen Hersteller, die große preisliche Wettbewerbsfähigkeit und die sehr
gute informationstechnische Grundlage des
Landes. Südkorea wird auch zunehmend
als Beschaffungsquelle für Komponenten
interessant. Eine Schwäche ist die Knappheit
an Fachkräften. Hinzu kommt, dass diese
oft besser in der Theorie als in der Praxis
ausgebildet sind. Zudem ist die finanzielle
KORUM Nr. 40 | August 2012 13
Konjunktur
Ausstattung der Unternehmen und ihrer
Zulieferer nicht immer ausreichend.
Außenhandel
Korea führte 2010 Maschinen für 49,3 Mrd.
USD aus. Dem standen Einfuhren von 43,0
Mrd. USD gegenüber. Während die Einfuhren
um 4,7% zulegten, stiegen die Exporte im
Vergleich zum Vorjahr um 27,8%. Im Jahr
2012 dürften die Exporte weiter wachsen
(Prognose der KOAMI +10,8%). Die Einfuhren sollen ebenfalls zulegen (+7,7%).
Geschäftspraxis
Bei der Einfuhr von Maschinen erhebt Südkorea Zölle von in der Regel 8%. Seit Juli
2011 findet das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Südkorea Anwendung.
Viele Maschinen können seither zollfrei nach
Südkorea eingeführt werden. Ab Juli 2018
soll das für alle Maschinen mit Ursprung in
der EU gelten.
Nähere Informationen zu zoll- und einfuhrrechtlichen Fragen bietet das kostenlose
"Merkblatt über gewerbliche Wareneinfuhren" oder ausführlicher die Broschüre
"Zoll und Einfuhr" (30 Euro). Beide Publikationen können unter http://www.gtai.de/zoll
heruntergeladen werden. Letztere steht auch
in gedruckter Form zur Verfügung. Auskünfte
zu Normen und Standards in Korea können
zudem bei der Korean Agency for Technology and Standards (http://kats.go.kr/english/
home/home.asp) eingeholt werden.
Einfuhr von Maschinen nach Korea
SITC
Kategorie
Bau-, Baustoff- u.
Bergbaumaschinen
724
Textilmaschinen
725, 726
Druck- u. Papiertechnik
Nahrungsmittel-,
727, 745.27
Verpackungsmaschinen
728.12, 728.44 Holzbearbeitungsmaschinen
Maschinen f. Halbleiter u.
728.2*
Flachbildschirme
Kunststoff- u.
728.42
Gummimaschinen
Werkzeugmaschinen zur
731-735
Metallbearbeitung
742, 743.1
Pumpen, Kompressoren
744
Fördertechnik
723, 728.3
in Mio. USD
2010
2011
darunter aus
Deutschland (2011)
1.062,9
987,8
154,5
418,0
489,6
582,6
350,1
133,3
105,4
287,2
353,6
55,5
87,6
107,5
27,4
11.076,1
10.336,2
296,4
342,8
546,7
178,7
1.767,8
2.182,6
342,5
2.752,8
1.579,0
2.622,6
1.606,6
502,3
224,4
*recherchiert als HS 8486
Quelle: Koreanische Außenhandelsstatistik, Kotis
Koreanische Firmen bauen neue Chemieanlagen
Paraxylol-Projekt im Inland
Zahlreiche Vorhaben im Ausland
Frank Robaschik
South Korean companies continue to build new chemical plants in and outside of Korea.
Within Korea, particularly noteworthy is a project to build another paraxylene plant.
Moreover, Korean companies have been contracted for various large-scale projects
abroad. This includes, among others, petro-chemical facilities in Saudi Arabia and Abu
Dhabi, involvement in the construction of a plant for synthetic rubber in Saudi Arabia,
the expansion of a refinery in Venezuela as well as the construction of a refinery in
Turkmenistan and a fertilizer plant in Morocco.
Nach großen Paraxylol-Projekten von
Hyundai Oilbank und Cosmo Oil in der südkoreanischen Stadt Daesan, JX Nippon Oil
& Energy und SK Global Chemical in Ulsan,
Samsung Total in Daesan sowie GS Caltex,
Showa Shell und Taiyo Oil in Yeosu gibt es
14
KORUM Nr. 40 | August 2012
ein weiteres Vorhaben in diesem Bereich. SK
Energy gab Ende April 2012 bekannt, 1,6 Bill.
Won (mehr als 1 Mrd. Euro; 1 Euro = 1.541
Won im Jahresdurchschnitt von 2011) in den
Bau einer Paraxylol-Anlage in Incheon investieren zu wollen. Die Anlage soll bei Fertig-
stellung im 2. Halbjahr 2014 eine Kapazität
von 1,3 Mio. t Paraxylol pro Jahr besitzen.
Hyosung will bis Ende 2013 in Ulsan eine
zweite Linie zur Produktion von Triacetatfilm
(TAC-Film) für LCD-Displays errichten. Dafür
investiert das Unternehmen rund 200 Mrd.
Won. SK Chemicals plant nach einer Meldung der Stadt Ulsan vom März 2012 von
Juli 2012 bis 2015 insgesamt 600 Mrd. Won
in den Bau eines neuen Werks für leichte
Werkstoffe und Biowerkstoffe in Ulsan zu
investieren. Daneben werde auch die Fertigung von Werkstoffen im Bereich der erneu-
Konjunktur
erbaren Energien diskutiert.
Samsung Engineering erhielt im Juni 2012
einen Auftrag zum Bau einer Anlage zur
Rußherstellung und zur Verkokung von Rohöl (carbon black and delayed coker unit)
von der Abu Dhabi Oil Refining Company
(Takreer) in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Anlage in Ruwais im Westen von
Abu Dhabi soll bis Ende 2015 fertiggestellt
werden und eine Kapazität von 40.000 t Ruß
pro Jahr und 30.000 Barrel Rohöl pro Tag
haben. Der Auftragswert beträgt 2,48 Mrd.
USD. Takreer ist eine Tochterfirma der Abu
Dhabi National Oil Company (Adnoc).
Die venezolanische staatliche Ölgesellschaft Petroleos de Venezuela SA (PDVSA)
erteilte im Juni 2012 Hyundai Engineering
& Construction, Hyundai Engineering und
der chinesischen Wilson Engineering einen
Auftrag im Wert von knapp 3 Mrd. USD zur
Erweiterung der Raffinerie in Puerto La Cruz.
Hyundai Engineering & Construction hat
dabei einen Anteil von 1,35 Mrd. USD und
Hyundai Engineering einen Anteil von 719
Mio. USD.
Im April 2012 gab das südkoreanische Ministry of Knowledge Economy zahlreiche
weitere geplante Projekte mit Venezuela
bekannt. Dazu zählt auch eine Absichtserklärung zwischen PDVSA und Hyundai E&C
zum Bau der ersten Stufe der Santa Ines
Raffinerie mit einer Kapazität von 60.000
Barrel Erdöl pro Tag im Wert von 800 Mio.
USD.
Die saudi-arabische Al Jubail Petrochemical
Company (Kemya) vergab Aufträge zum Bau
eines Werks für synthetischen Kautschuk
in Jubail mit einer Kapazität von 400.000 t
pro Jahr. Davon erhielt die südkoreanische
Daelim-Gruppe im Juni 2012 Teilaufträge
im Wert von 710 Mio. USD für indirekte
Unterstützungs- und Hilfsanlagen wie den
Bau eines Rußwerks mit einer Kapazität
von 50.000 t pro Jahr und einer Anlage zur
Fertigung von Polybuten mit einer Kapazität von jährlich 102.000 t. Kemya ist ein
Joint Venture der staatlichen Saudi Basic
Industries Corporation (Sabic) und der USamerikanischen Exxon Mobil.
LG International und Hyundai Engineering
erhielten im Mai 2012 einen Auftrag zum
Bau einer Raffinerie in der Stadt Turkmenbashi in Turkmenistan im Wert von rund 530
Mio. USD. Der Baubeginn ist für 2012 vorgesehen, die Fertigstellung für 2015. Die Anlage soll Benzin hoher Oktanzahlen herstellen.
Daewoo Construction bekam im März 2012
einen Auftrag zum Bau einer Düngemittelfabrik im Wert von 367 Mrd. Won (rund
240 Mio. Euro) in Marokko. Auftraggeber
ist Maroc Phosphore, eine Tochterfirma des
marokkanischen Staatsunternehmens OCP.
Die Fertigstellung ist für Mai 2014 geplant.
Im Mai 2012 sicherte sich das südkoreanisch-usbekische Joint Venture Uz-Kor Gas
Chemical nach eigenen Angaben eine Kreditfinanzierung in Höhe von 2,5 Mrd. USD
für das Surgil-Projekt in Usbekistan. Hinzu
kommt Eigenkapital in Höhe von 1,4 Mrd.
USD. Im Rahmen dieses Vorhabens sollen ab
2016 jährlich 4,5 Mrd. cbm Erdgas gefördert
werden. Daneben sollen Produktionsstätten
für jährlich 400.000 t Polyethylen hoher
Dichte (HDPE) und 100.000 t Polypropylen
entstehen. An Uz-Kor Gas sind die Korea Gas
Corporation, Honam Petrochemical und STX
Energy beteiligt. Die anderen 50% am Joint
Venture gehören dem Staatsunternehmen
Uzbekneftegaz.
Im Juli 2012 unterzeichneten nach Meldungen der koreanischen und der indischen
Presse LG Chem und die indische Bharat
Petroleum Corporation (BPCL) eine Absichtserklärung zum Bau eines Propylen-Werks
nahe der Raffinerie von BPCL in Kochi im
Südwesten Indiens. Dazu soll ein Joint Venture zwischen den beiden Firmen gegründet
werden. Die Investitionssumme könnte demnach bis zu 1 Bill. Won betragen.
Bereits im Februar 2012 unterzeichneten
BP Chemicals Investment, SK Global Chemical und Sinopec Sichuan Vinylon Works
(SVW) eine Absichtserklärung zum Bau von
Anlagen zur Produktion von Essigsäure und
1,4-Butandiol (BDO) nordöstlich der Stadt
Chongqing in der VR China. SK soll dabei
gemeinsam mit SVW das BDO-Werk mit
einer geplanten Produktionskapazität von
200.000 t pro Jahr errichten. Die Grundsteinlegung für den gesamten Komplex soll
2012 erfolgen, die Fertigstellung bis 2015.
GS Engineering & Construction bekam im
Juni 2012 Aufträge zum Bau wichtiger Teile
einer Petrochemieanlage 9 km südlich von
Rabigh in Saudi-Arabien (Rabigh-II-Projekt).
Die von GS gewonnenen Aufträge haben
einen Wert von 1,8 Mrd. USD. Laut Meldungen der koreanischen Presse zählen dazu
vor allem der Bau von Anlagen für Ethylenvinylacetat (EVA), Polyethylen niedriger
Dichte (LDPE), Methylbutylether (MTBE) und
Methylmethacrylat (MMA). Vertragspartner
sind Saudi Aramco und Sumitomo Chemical.
Laut Sumitomo sollen die Anlagen in Rabigh
ab dem 1. Halbjahr 2016 in Betrieb genommen werden.
KORUM Nr. 40 | August 2012 15
Kontrakte
Korea öffnet den Markt für Beratungsdienstleistungen
Freihandelsabkommen ermöglicht europäischen Kanzleien die Errichtung von
Repräsentanzen
Frank Robaschik
The Free Trade Agreement between the EU and South Korea which has been applied
since July 2011 gradually increases the access of European lawyers and law firms to the
Korean market. Nevertheless, various restrictions remain in place. The British law firm
Clifford Chance is the first European law firm that has received domestic approval from
the South Korean Ministry of Justice.
Seit Juli 2011 erlaubt das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Südkorea in der
EU registrierten Kanzleien die Gründung von
Repräsentanzen (Foreign Legal Consultant
Offices, FLC Offices). In diesen tätige ausländische Rechtsberater können in Korea Beratungsdienstleistungen zu ihrem jeweiligen
europäischen Heimatrecht und für internationales öffentliches Recht anbieten. Gleiches
gilt auch für bei koreanischen Kanzleien
tätige Anwälte mit Zulassung in der EU.
Einzelheiten der Zulassung von Foreign Legal
Consultants (FLC) und FLC Offices regelt der
Foreign Legal Consultants Act (FLC Act) aus
dem Jahr 2009.
Um eine Repräsentanz eröffnen zu können,
muss die ausländische Kanzlei seit mindestens fünf Jahren über eine aktive Niederlassung im Heimatstaat verfügen (FLC Act
§ 16 Absatz 1). EU-Rechtsanwälte können
die Zulassung als Foreign Legal Consultant
erhalten, wenn sie mindestens drei Jahre in
der Gerichtsbarkeit, für die sie zugelassen
sind, als Anwalt praktiziert haben (FLC Act
§ 4 Absatz 1). Der Leiter der Repräsentanz
einer ausländischen Kanzlei muss mindestens sieben Jahre als Anwalt tätig gewesen
sein, davon drei Jahre in dem Land seiner
Zulassung (FLC Act § 16 Absatz 3). Darüber
hinaus muss sich der Foreign Legal Consultant mindestens 180 Tage im Jahr in Korea
aufhalten.
Als erster europäischer Interessent hat nach
Angaben des südkoreanischen Ministry of
Justice (MOJ) die britische Anwaltskanzlei Clifford Chance im Dezember 2011 das
Verfahren zur Errichtung eines FLC Offices
16
KORUM Nr. 40 | August 2012
werden voraussichtlich Anwälte mit koreanischer Zulassung als Partner oder Associates
einstellen dürfen. Südkorea kann allerdings
Beschränkungen für die Stimm- und Kapitalanteile an diesen Joint Ventures festlegen.
eingeleitet. Das Zulassungsverfahren besteht
aus einer Vorprüfung sowie dem eigentlichen
Antragsverfahren. Im Juli 2012 erfolgte die
Zulassung durch das MOJ. Nach Anmeldung
bei der Korean Bar Association kann Clifford
Chance damit ein Büro in Korea eröffnen.
Auch 2016 und darüber hinaus sollen nur
Rechtsanwälte mit Zulassung in Korea zum
koreanischen Recht beraten dürfen. Korea
hat sich im Freihandelsabkommen offengehalten, Beschränkungen beizubehalten
oder einzuführen. Zu den explizit genannten
Ab Juli 2013 soll Korea laut dem Freihandelsabkommen Kooperationen zwischen
koreanischen Kanzleien und Repräsentanzen
ausländischer Kanzleien zulassen. Im Rahmen einer solchen Zusammenarbeit können
gemeinschaftlich Mandate bearbeitet werden, in denen sowohl in- als auch ausländische Rechtsfragen eine Rolle spielen. Von
Juli 2016 an sollen europäische Kanzleien in
Südkorea Gemeinschaftsunternehmen mit
lokalen Beratungen gründen können. Diese
Bereichen zählen beispielsweise die Zulassung ausländischer Anwälte und Kanzleien
sowie die Beschäftigung in Korea zugelassener Anwälte, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater oder Zollbroker durch ausländische
Anwälte oder Kanzleien. Darüber hinaus sind
eine Reihe von Bereichen, wie beispielsweise
die Vertretung vor Gericht und vor staatlichen Behörden, komplett vom Geltungsbereich des Abkommens ausgenommen.
Kontrakte
Zu den großen Kanzleien in Korea zählen
unter anderem Kim & Chang, Shin & Kim,
Lee & Ko, Bae Kim & Lee, Yulchon, Yoon &
Yang, Barun Law, Hwang Mok Park, Jipyong
& Jisung, Kim, Choi & Lim, APEX LLC und DR
& AJU International Law Firm.
Das am 15.03.2012 in Kraft getretene Freihandelsabkommen zwischen den USA und
Südkorea enthält ähnliche Bestimmungen
zur Öffnung des Marktes für Rechtsdienstleistungen in Korea wie das Abkommen
zwischen der EU und Südkorea. Neben
europäischen Anbietern zeigen auch USamerikanische Kanzleien Interesse an der
Eröffnung von Büros in Südkorea. Von Seiten
des MOJ haben im Juli 2012 bereits Ropes &
Gray und Sheppard Mullin die Genehmigung
erhalten, dies zu tun.
Business Establishment in Korea
Choosing the appropriate form of legal entity
Sage Lim
When a German corporation which has or is
looking for business opportunities in Korea,
one of the key decisions it faces is what kind
of business entity is suitable for its purpose.
Three types of business entities are available
in Korea; liaison office, branch and corporation. Liaison offices and branch offices
face constraints on the range of business
activities they are allowed to engage in.
Both business entity types profit however
from simplified business establishment procedures. Violating the above restrictions
on permitted business activities can incur
penalties. The simple conversion of one type
of legal entity into another however is not
possible due to differences in applicable
laws. In other words, if a German company
opens a liaison office and needs to change
the liaison office into a branch, the closing
of the liaison office and the opening of a
branch office is a separate process. The decision on the type of business entity should be
made after considering various aspects such
as the business opportunity, the continuity
and size of the business and the policy of
the company. The definition and suitability
of each type of business entity are as follows:
A liaison office is not permitted to directly
or indirectly undertake any commercial /
trading / industrial activity. Since the liaison
office is not permitted to earn any income, it
is not subject to any tax liabilities other than
withholding income tax on its employees'
salaries and submitting payment statements.
purpose of the whole enterprise, does not
exercise a preparatory or auxiliary activity.
- Each individual case will have to be examined on its own merits.
The following examples are cited as the
cases that can be taxed as business activities in Korea by the NTS.
Suitability of a liaison office
A liaison office cannot undertake any business activity nor earn any income in Korea.
The liaison office generally conducts preliminary and auxiliary services for the head
office. Examples of preliminary and auxiliary
services as defined by the Korea National
Tax Service (NTS) are as follows:
- Purchase of assets
- Storage or custody of goods not for the
purpose of sale
- Advertising activities
- Collection and provision of information
- Market research
- Activities to have another party process its
goods or merchandise, etc.
1. Liaison office
The NTS mentions the following standards
for determining preliminary and auxiliary
services
A liaison office is a representative office
that is limited to performing preparatory
and auxiliary activities such as liaison work,
advertisement, publicity, information gathering, etc. solely on behalf of its head office.
- The activity of a liaison office in itself
should not form an essential and significant part of the enterprise as a whole.
- A liaison office whose general purpose
is one which is identical to the general
- A liaison office’s activities conforms
with the business purposes of its head
office: Advertising activities of an advertising company, purchasing activities of
a purchasing company, information collection or market research of a company
providing information services, etc.
- A liaison office conducting activities for a
third party: Providing business activities as
well as preliminary and auxiliary services
for a third party.
- After-sales service activities: Supplying
machine parts to the customer who has
purchased machinery or performing maintenance or repairing services.
- Management activities for a company:
Providing partial or full management services to other companies.
If a liaison office is regarded as a permanent
establishment due to its business activities,
the liaison office is confronted with the following tax risks:
- The liaison office will be liable for taxes on
all source income derived from Korea and
has the obligation to file and pay corpo-
KORUM Nr. 40 | August 2012 17
Kontrakte
rate income tax under Korean tax law. If
the taxable income is negative and small,
the risk will not be big.
- T he liaison office should issue a VAT invoice
for all goods and services provided to third
parties (i.e. for all source income derived in
Korea) and submit an aggregate statement
of output/input VAT invoice to the responsible tax office at the time of filing a VAT
return. The mother company will be held
responsible for local offices inappropriately
registered as a liaison office instead of a
branch office or subsidiary. The penalty tax
for improper business registration is 1% of
the supply value of Korea source income.
approval of the foreign exchange bank
after the branch office submits a financial report audited by an external certified
public account.
- Remittances from the head office should
be well organized and reported to the
branch’s designated foreign exchange bank
(branch’s bank), indicating whether it is an
operation fund, service fee or loan. If an
medical, certain government regulated businesses).
operation fund is remitted from the head
office to the branch’s bank, these operation funds cannot be withdrawn until the
branch is finally closed.
- Intercompany loans can be given by the
head office to the branch through the
branch’s bank.
- Income can be the service fee for the service to the head office or to external clients on behalf of the head office.
Suitability of foreign invested corporation
The foreign invested corporation has tax
liability on global source income. In other
words, the foreign invested corporation
should pay corporate taxes not only for the
income derived from Korea, but also for the
income derived from overseas.
2. Branch office
A branch is a business place in Korea where
income generating business activities are
performed on behalf of its overseas head
office. It is treated as a part of the foreign
company. With regard to the taxation on the
income of the branch for each fiscal year,
only income generated in Korea (Korean
source income) is taxed in Korea.
Suitability of a branch
Some operations such as after-sales services
or conducting safety and quality checks may
be required as part of the German companies’ business activities in Korea. Engaging
in these operations is considered as having a
permanent establishment in Korea. A branch
office has the following characteristics:
- A branch office is a permanent establishment of the head office.
- Since a branch office engages only in a
limited range of business activities, an
initial capital injection is not required for
the establishment of a branch while a subsidiary requires 100 million Korea won as
initial capital.
- T here is no dividend since no capital
investment is made. Annual profit can
be repatriated to the head office, subject
to the approval of the foreign exchange
bank if less than 100 million won. Annual profit more than 100 million can be
remitted to the head office subject to the
18
KORUM Nr. 40 | August 2012
3. Subsidiary - A foreign invested corporation
A corporation established under the Foreign
Investment Promotion Law is a domestic
corporation of which the head office is located in Korea. There are two types of foreign
invested corporations; wholly owned subsidiary or joint venture. There is no limitation
in general on business scope, except for
a few businesses (e.g., financial services,
Companies which plan to engage in a broad
range of business activities and establish the
company in Korea should select this type of
business entity. Foreign invested companies
may profit from the following benefits:
- Tax exemption for some years if the company gets prior approval of tax exemption
based on the category of business or business place.
- Participation in government bidding as
a domestic corporation: Some types of
government biddings are only open to
domestic corporations.
The following is a summary of each business
entity type with relevant legal and tax regulations and obligations.
Kontrakte
Category
Liaison Office
Legal base
Foreign Exchange Transactions Act
Registration type
Business function
ID number
Preliminary and auxiliary activities
Duty of collaboration for compliance
Limited obligation
(Withholding of taxes on employees’
(Corporation tax on domestic source
salaries & submission of payment
income)
record)
1. Establishment report of a liaison office of the foreign company
(Appointed foreign exchange bank)
2. Business certificate (documentary evidence which proves the address of
the foreign corporation's headquarters and business item)
3.If other laws or regulations allow establishment, a copy of the
documentary evidence which proves it
4. Specification of the business item and intended scope of operations in
Korea
Tax obligation
Required document for
establishment
(Foreign Exchange
Transactions Act or Foreign
Investment Promotion Act)
Court Registration documents
(Notarization of some documents
in Germany will be required)
Minimum Investment Amount
Required documents for
establishment of a domestic
place of business
(109 of Corporate Tax Act)
n/a
n/a
n/a
Deadline for reporting establishment n/a
Business registration
Within 20 days from the
establishment of the liaison office
Required document for business
registration
1. Application for business
registration
2. Copy of the lease contract
3. Copy of the report on the
establishment of the foreign
company's domestic branch
Branch
Regulations on Foreign Exchange
Transactions
Business registration
Business activities
n/a
No minimum amount.
Initial operation fund will be
recorded at the registration court
and this fund cannot be withdrawn
until the closure of the branch office
1. Report on the establishment of a
business place in Korea
2. Balance sheet
3. Register of headquarters and
other offices
4. Articles of incorporation
5. Certified copy of the branch
register or other documentary
evidence which can prove
business operation in a domestic
place
Within two months from the
establishment of business place
Within 20 days from the opening of
the business
Subsidiary
Foreign Investment Promotion Act
Business registration
Business activities
Unlimited obligation
(including overseas income)
Foreign Direct Investment
notification (FDI) at the bank with
the opening of the account
(POA or visit with passport)
1. Business certificate of head office
2. Executives written consent to
take a position in company with
copy of passport
3. Certificate of registered
corporation seal
100 million won
1. Report on the establishment of
the corporation
2. Articles of incorporation
3. Specification of shareholders
4. Copy of FDI notification
Within two months from the
registration of establishment
Within 20 days from the opening of
the business
1. Application for business
1. Application for business
registration
registration
2. Copy of business license/ business
2. Copy of business license/ business
registration and a copy of the
registration and a copy of the
certificate of register
certificate of register
3. Copy of the lease contract
3. Copy of the lease contract
4. Copy of the deposit certificate
4. Other (report of the appointed tax
indicating amount of purchased
agent)
foreign currency
Sage Lim is Certified Tax Accountant at Global Tax & Accounting Corporation.
KORUM Nr. 40 | August 2012 19
Schweizer Seiten
6 Jahre Freihandelsabkommen EFTA Staaten mit Korea
FHA als zentrale Pfeiler der Schweizer Aussenwirtschaftspolitik
Michael Zoller
The intergovernmental organization EFTA (European Free Trade Association) consists of
Switzerland, Norway, Iceland and Liechtenstein. It represents the world’s 11th largest
trader in merchandise goods and its GDP per capita numbers are among the highest.
On 1 September 2006, an FTA between all EFTA states and the Republic of Korea
entered into force and has facilitated mutual trade relations.
Die Grundidee von Freihandelsabkommen
(FHA) basiert darauf, stabile wirtschaftliche
Rahmenbedingungen mit den jeweiligen
Partnerländern zu schaffen. Langfristig gesehen soll für alle involvierten Akteure ein hindernis- bzw. diskriminierungsfreier Zugang
in andere Wirtschaftsräume geschaffen werden. Für kleinere Länder wie die Schweiz
beziehungsweise Korea, welche zudem rohstoffarm und stark exportorientiert sind, ist
es von grosser Bedeutung den vereinfachten Marktzugang zu ausländischen Märkten
kontinuierlich auszubauen.
Über die letzten Jahre ist ein regelrechter
Boom für die Unterzeichnung von bi- bzw.
multilateralen Freihandelsabkommen ausgebrochen. Sowohl mit Korea (2006, im
Rahmen der EFTA Staaten) als auch mit
Japan (2009, bilaterales Abkommen), hat die
Schweiz als erstes europäisches Land umfassende FHA unterzeichnet. Zudem ist man
bestrebt die Anzahl in den nächsten Jahren
auszubauen und steht aktuell in Verhandlungen mit zukünftigen Wachstumstreibern
wie Indien, China und Indonesien.
Zunahme bilateraler Handelsbeziehungen
Korea verfolgt ebenfalls eine proaktive Freihandelspolitik. Nur ein Jahr nach Etablierung
der sogenannten „FTA Roadmap 2003“ wurde Chile erster offizieller Freihandelspartner
Koreas. Gefolgt von Singapore im April 2006,
wurde als drittes FHA im September 2006
dasjenige mit der Schweiz bzw. den EFTA
Verbundstaaten rechtsgültig in Kraft gesetzt.
Seit 2011 verfügt Korea zudem über Abkommen mit der EU bzw. Indien. Nach langjährigen Debatten wurde schliesslich auch das
FHA mit den USA (März 2012) unter Dach
und Fach gebracht.
Das FHA zwischen den EFTA-Staaten und
Korea umfasst den Handel mit Industrieprodukten, das geistige Eigentum, das öffentliche Beschaffungswesen sowie den Wettbewerb. Ausserdem haben die Schweiz und
Entwicklung bilaterales Handelsvolumen Schweiz / Korea
3,000
FHA
2,500
2,000
1,500
1,000
500
0
20
2005
Milionen CHF
2006
KORUM Nr. 40 | August 2012
2007
Korea in einem bilateral ausgehandelten
Abkommen den Handel mit Landwirtschaftserzeugnissen geregelt. Ebenfalls festgelegt
sind rechtliche Bestimmungen betreffend
Investitionen und Dienstleistungen. Letztere sind insbesondere für die Schweiz von
Bedeutung, da sie im tertiären Sektor Weltweit eine führende Rolle einnimmt.
2008
2009
2010
2011
Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung
Seit der Inkraftsetzung des FHA hat sich der
Wirtschaftsaustausch zwischen der Schweiz
und Korea positiv entwickelt (siehe Grafik).
Besonders bei den Exporten von der Schweiz
nach Korea zeigt die Tendenz, mit Ausnahme des Krisenjahrs 2009, stetig nach oben.
Im ersten Jahr nach Inkrafttreten des FHA
belief sich der Wert aller exportierten Waren
auf CHF 1.3 Mrd. In den zwei folgenden
Jahren nahmen die Exporte um prozentual
12% beziehungsweise 4.3% zu, ehe sie im
Jahr 2009 um -4% einbrachen. Die zwischenzeitliche Baisse hatte sich aber bereits
2010 wieder gelegt und es konnte ein
starkes Wachstum von 20% verbucht werden. Letztes Jahr erreichten die Schweizer
Ausfuhren, trotz der Frankenstärke und der
instabilen Weltwirtschaftslage, mit über CHF
2.31 Mrd. einen neuen Rekordwert. Somit
belegt die Schweiz statistisch gesehen Rang
31 (0.5%), wenn man die Gesamtimporte
Koreas betrachtet.
Die statistischen Zahlen betreffend Importen
aus Korea in die Schweiz sehen weniger
zufriedenstellend aus. Im Jahr 2006 betrugen diese rund CHF 770 Mio. Danach verringerten sich die Importzahlen drastisch
und lagen Ende 2011 noch bei CHF 492 Mio.
Der Hauptgrund für diese markante Abnahme sind die in den letzten Jahren erfolgten
Produktionsverlagerungen von koreanischen
Grosskonzernen wie Hyundai, Kia oder
Samsung. Die beiden bedeutendsten kore-
Schweizer Seiten
anischen Autobauer produzieren ihre Autos
für Europa mittlerweile in Tschechien und
der Slowakei. Samsung seinerseits investierte
vor allem in China. Diese Verlagerungen sind
mehrheitlich verantwortlich für die sinkenden Einfuhren aus Korea.
Zufriedene Schweizer Firmen vor Ort
In Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsdienst der Schweizer Botschaft hat der
Swiss Business Hub Korea im Herbst 2011
eine Umfrage bei Schweizer Firmen lanciert.
Von allen befragten Schweizer Unternehmen
geben 85% an, sich seit Inkrafttreten des
FHA ansprechend (52%) beziehungsweise
deutlich (33%) verbessert zu haben. Eine
grosse Mehrheit erwartet zudem einen weiteren Anstieg im Handels- und Geschäftsverkehr in den nächsten Jahren. Von grossem Nutzen sind gemäss Auswertung der
Befragung:
- Mehr Wettbewerb und tiefere Preise
- Abschaffung technischer Handelsbarrieren
- Einheitliche Normen und klare Vorschriften
Obwohl sich durch das im Juli 2011 in Kraft
getretene FHA zwischen Korea und der EU
die Konkurrenz für Schweizer Firmen verstärkt hat, bewerten fast zwei Drittel (64%)
der lokal ansässigen Schweizer Unternehmen
dieses Abkommen als positiv. Dies widerspiegelt das grosse Vertrauen in die Qualität
und Innovationskraft der eigenen Produkte
gegenüber der wachsenden Konkurrenz.
Potenzial für weiteres Wachstum
Erwartungsgemäss sind Schweizer Uhrenexporte nach Korea oben anzufinden. Die
Uhrenindustrie verzeichnete letztes Jahr
einen beeindruckenden Anstieg. Mit einem
Wachstum von 29% ist Korea bis auf Platz
11 bei Uhren-importen vorgestossen. Ähnlich erfolgreich sind Güter aus den Bereichen
Werkzeugmaschinen (v.a. Metallbearbeitung), Textilien (Spinnstoffe, Stickereien,
etc.) sowie Kraftmaschinen (Gasturbinen,
Strahltriebwerk).
Korea ist global gesehen mittlerweile zur 7.
grössten Exportnation aufgestiegen. Um in
Zukunft weiter wachsen zu können, ist das
Land auch auf den Import (425 Mrd. USD im
Jahr 2011) von erstklassigen Investitionsgütern, spezifischen Komponenten und qualitativ hochstehenden Teilen angewiesen. Hier
ergibt sich auch für Schweizer Firmen ein
zugenommen und stand letztes Jahr bei 2.65
Mrd. USD (2011). Schweizer Unternehmen
könnten mit der Präzision und Langlebigkeit
Ihrer Produkte in dieser Branche noch vermehrt Nischenmärkte abdecken.
Weiteres Geschäftspotenzial ist unter anderem in der „Cleantech“ Branche auszumachen. Über die nächsten 10 Jahre sollen über
30 Milliarden USD in die Förderung erneuerbarer Energien, effizientere Energienutzung
und Reduktion von Treibhausgasen investiert
werden. Korea möchte eine Pionierrolle ein-
Exporte nach Korea 2011 (CHF 2,31 Mrd.)
machinery, apparatus, electronics
2.0%
2.2% 1.8%
chemicals, pharmaceuticals
4.1%
watches & components
5.3%
33.2%
7.1%
precision instruments
metals
17.1%
textiles, apparel, shpes
25.8%
agricultural products
plastics, leather, rubber
other goods
Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung
grosses Potential um am Wachstum Koreas
teilzuhaben. So ist beispielsweise für die
MEM-Branche (Maschinen, Elektronik- und
Metallindustrie) der hiesige Markt von grosser Bedeutung. Die Nachfrage nach Industriemaschinen belief sich im vergangenen
Jahr auf fast 80 Mrd. USD und es ist davon
auszugehen, dass koreanische Grosskonzerne
auch in den kommenden Jahren weiter in
Sachanlagen investieren werden.
Auf Grund der rasanten demographischen
Entwicklung Koreas (Rang 1 aller OECD Länder), wird in Zukunft vorallen die Medtech
Branche exponentiell wachsen. Das Volumen
importierter Medizintechnik hat in den letzen Jahren von 2.2 Mrd. USD (2008) markant
nehmen und bis 2020 über einen globalen
Marktanteil von 10% im Bereich „CleanEnergy“ einnehmen.
Trotz der erfreulichen Entwicklung über die
letzten Jahre, ist das Potenzial noch nicht
vollends ausgeschöpft. Auffallend ist vor
allem, dass erst vereinzelte Schweizer KMU
den Schritt nach Korea gewagt haben. Mit
Hilfe des vor knapp zwei Jahren gegründeten
Swiss Business Hub, soll Korea in Zukunft
noch vermehrt auf dem Radar von Schweizer KMUs erscheinen.
Michael Zoller, Commercial Assistant,
Swiss Business Hub Korea.
KORUM Nr. 40 | August 2012 21
Kontakte
News and People
In July 2012, Rolf Mafael has taken
office as German Ambassador to the
Republic of Korea. He was born 1955
in Bruchsal, Baden-Württemberg where
he also went to school. He studied law
from 1974 to 1980 in Heidelberg and
Berlin. Upon completion of his bar exam
he worked as a prosecutor in Mannheim and subsequently joined the German Foreign Service in 1985. Following
assignments at German Embassies in
Geneva (1989-1993) and Tehran (1993-1995), at the European
Commission (1995-1998) and the Permanent Mission of the Federal
Republic of Germany to NATO (1998-1999) in Brussels, he returned
to Berlin. After another assignment in Tokyo (2002-2005), he served
as Head of the Division for European Policy Coordination and as
Deputy Director General for European Affairs. Ambassador Mafael is
married and has five children.
█
The Korean-German Society elected
Ambassador (rtd.) Michael Geier (68)
as new President on June 18, 2012.
His predecessor, Mr. Hartmut Koschyk
MdB, Parliamentarian Secretary of
State in the Federal Ministry of Finance,
was proclaimed Honorary President of
the Society. Mr. Koschyk also continues
to head the German delegation at the
11th German-Korean Forum scheduled
to take place in the Goseong region,
Gangwon Province, from October 10 to 14 this year. Mr. Geier served as German Ambassador in Seoul from 2003 to 2006. His last
ambassadorial post was Sofia/Bulgaria from 2006 to 2009. Previous
assignments included negotiations on forced labor as assistant to
former Minister Graf Lambsdorff as well as diplomatic postings to
Brazil (Sao Paulo and Rio de Janeiro), Maputo, Ouagadougou, Tunis
and Rome. Mr. Geier is a lawyer. He and his wife Julia have three
adult children.
the same time he was always active as a cultural journalist (among
others in Munich) and as an editor of an online magazine. In 2002,
he worked as lecturer at the Seoul Women’s University and at the
Goethe-Institut Seoul.
█
On June 28, 2012 the groundbreaking ceremony for the construction of a new factory building of Bosch Rexroth Korea Ltd in Mieum Industrial Park, Busan was held. Mr. Sangkook Han, Representative Director and CEO of Rexroth Korea, and Dr. Bertram Hoffmann,
Member of the Executive Board of Bosch Rexroth AG, welcomed
more than 200 guests, among them Mr. Younghwal Lee, Vice Mayor
for Economic Affairs, Busan Metropolitan City, Dr. Choongyoung
Ahn, KOTRA/Foreign Investment Ombudsman, as well as representatives of the Busan Jinhae Free Economic Authority, KGCCI and
EUCCK. Bosch Rexroth will invest approx. 30 million USD in the
new factory which will build hydraulic, mechanical and electrical
components and customized systems, both for industrial and mobile
applications and factory automation.
█
Mr. Christoph Pollmann (born in
1969) assumes his position as Director
at DAAD Information Centre Seoul
(DAAD, German Academic Exchange
Service), on September 1, 2012. He is
taking over from Mr. Michael Paulus,
who has headed the centre for 5 years.
Mr. Poll-mann studied German literature and philosophy in Stuttgart and
Würzburg and then worked at the Universities of Würzburg and Bamberg. At
█
Merck: Evolution and continuity during its 344 year-long history
The Korean affiliate of Germany-based chemical and pharmaceutical
company Merck KGaA shared its 344 year-long history and strategy for sustainable growth as a family-owned business during a press
meeting on August 7. During the meeting, Dr. Frank StangenbergHaverkamp, Chairman of the Board of Partners, discussed the
company’s growth strategy and corporate culture which has shown
a remarkable continuity during the last 300 years and over several
generations of family ownership. Moreover, Dr. Stangenberg-Haverkamp also discussed various issues faced by many Korean companies
in family ownership.
█
22
KORUM Nr. 40 | August 2012
Please send news for this column to info@kgcci.com
Kontakte
New Members
New Publication
Eppendorf Korea Ltd.
Mr. Christian Groeger
President & CEO
E-Mail: groeger.c@eppendorf.kr
Branche: Biotechnology
Business guidebook to Korea
Korea auf einen Blick (PDF)
Erhardt + Leimer GmbH
Mr. Reinhold Rueckel
CFO
E-Mail: r.rueckel@erhardt-leimer.com
Branche: Machinery
Korea auf einen Blick
Kurzinformationen zum Leben und Arbeiten in Korea
Stand: JuliKGCCI
2012 Salary Survey Korea 2012
- confidential - for members only -
Linklaters LLP
Dr. Sebastian Daub
Partner
Mr. Chung-Hun Daniel Kim
E-Mail: sebastian.daub@linklaters.com
chung-hun_daniel.kim@linklaters.com
Branche: Legal, Tax, Accounting
© AHK Korea | 1
Language: German
www.kgcci.com/publications
Upcoming
August 27
September 3
September 6
Sundowner #3
Summer Escape with Formula 1
KGCCI Half-Year Economic Outlook 2012
in cooperation with Jinju City
Game on Germany, Business Dinner
(Germany Trade & Invest)
6:30 pm
KGCCI Veranda
5:00 - 9:30 pm
Grand Hilton Seoul
Convention Center 3F, Emerald Hall
5:30 pm
Ritz Carlton Hotel
Kumgang Room
October 9
October 16/17
Chamber Breakfast with
Prime Minister Volker Bouffier
of Hessen
VDW-Symposium
Machine Tools & Manufacturing Systems
from Germany
8:00 – 9:30 am
TBC
Ritz Carlton Hotel
Grand Ballroom
Registration: www.kgcci.com/events | Contact: Ms. Sun-Hi Kim | shkim@kgcci.com
KORUM Nr. 40 | August 2012 23
Kontakte
Contacts
24
Breakfast Meeting with Dr. Brauner (BMWi)
KGCCI Sundowner #2
On July 17, a KGCCI breakfast meeting with Dr. Karl-Ernst Brauner, Director General "External Economic Policy" at
the Federal Ministry of Economics and Technology, took place at Grand Hyatt Hotel. Dr. Brauner visited Korea on
the occasion of official bilateral economic consultations at the Ministry of Foreign Affairs and Trade (MOFAT). At
the breakfast meeting various members had the chance to address non-tariff issues and thus gave valuable input
to the German delegation. KGCCI also joined the official consultations that took place right after the breakfast
meeting.
On June 21, the “Sundowner” casual-gathering took place on the KGCCI roof
terrace. The sundowner was attended by about 70 participants from member
companies as well as by individual KGCCI members. German Beer and Barbecue
was enjoyed by the participants and the excellent weather and late sunset also
contributed to the lively atmosphere at the event.
Working Group for SME
Breakfast Meeting with Hamburger SV
On June 21st, the KGCCI Working Group for Small and Medium-sized Companies (“Arbeitskreis
Mittelstand” - AKM) held a meeting under its Chairman Michael Hennig, President of Korea Illies
Engineering. The participants discussed about the requirement of Board approval for intra-group
transactions under the amended Korean Commercial Code, advantages and disadvantages of
Advanced Pricing Agreements as well as legal limitations on the award of gifts to employees and
customers.
On July 19 KGCCI organized a breakfast meeting with the top management of Hamburger Sport
Verein (HSV), represented by Mr. Hilke, Chief Marketing Officer, and Mr. MacGowan, Commercial
Director. More than 25 members and football fans had the rare chance to gain insights about
the management strategies of a professional premier league football club. The HSV team was in
Korea for the “2012 Peace Cup”.
LEG Thuringia Delegation
Baden-Wuerttemberg Delegation
An eight-person delegation, composed of representatives from optic companies in Thuringia and
the LEG Thuringia, visited Korea from June 24 to June 29. The business trip was organized and
coordinated by the KGCCI. As part of the event, the delegation and 70 representatives from the
Korean optoelectronic industry attended a symposium on the optoelectronic industry in Seoul at
the Hilton Hotel. Besides, the delegation attended a networking luncheon, visited Gumi and participated in more than a dozen company visits in Seoul and Gumi.
From July 8-11, KGCCI hosted a delegation from Baden-Wuertemberg under the motto “BadenWürttemberg – The German Southwest: Driving Force for E-Mobility in Germany”. KGCCI organized an electric mobility seminar at the Millennium Seoul Hilton. The seminar was attended by
55 participants from related industries and research institutes. The delegation also visited Yeongnam University in Daegu City and held talks with representatives from the Korea Battery Industry
association (KBIA) and the Korea Automobile Manufacturers Association (KAMA).
KORUM Nr. 40 | August 2012
Korea Life
Beschwerlicher Weg in die Freiheit
Tim Tepel
Hunger and oppression leads several thousand North Koreans to flee their country every
year. Out of those who make it to South Korea, many struggle with their new reality and
surroundings and often fail to integrate into the South Korean job market and society.
Tausende Menschen fliehen jedes Jahr vor
Repression, Verfolgung oder aus wirtschaftlichen Motiven aus Nordkorea. Nur einem
Bruchteil gelingt die direkte Flucht in den
Süden. Ein Großteil flieht über den Tumen
Fluss nach China, und Schätzungen gehen
von mehreren zehntausend nordkoreanischen Flüchtlingen in China aus. Auch hier
bleibt das Leben für die Flüchtlinge schwierig. Dem Risiko der zwangsweisen Abschiebung nach Nordkorea ausgesetzt, versuchen
viele unerkannt in China zu leben, insbesondere in der von vielen ethnischen Koreanern bewohnten Yanbian Präfektur, oder
über Drittländer wie die Mongolei, Thailand
oder Vietnam nach Südkorea zu gelangen.
Während in den späten 1990er Jahren jährlich nur wenige Dutzend nordkoreanische
Flüchtlinge in Südkorea eintrafen, erhöhte
sich deren Zahl 2004 bereits auf 1.894 und
seit 2006 auf jährlich mehr als 2.000.
In Sicherheit in Südkorea bleibt dennoch das
Leben für viele Flüchtlinge aus dem Norden schwierig. Nach ihrer Ankunft nehmen
die Flüchtlinge an einem dreimonatigen
Kurs im Hanawon Eingliederungszentrum in
Anseong teil. In den Kursen wird ein breites
Themenspektrum abgedeckt, von Hilfe bei
alltäglichen Dingen, wie der Benutzung von
Computern und Geldautomaten, bis hin zu
Jobtrainings, psychologischer Betreuung
und Hilfe bei der Wohnungssuche. Nach
Abschluss des Programms erhalten sie fortlaufenden Beistand bei der Integration in
ihr neues Umfeld und finanzielle Unterstützung (bspw. rund 12.600 Euro an einmaligen
Leistungen für Ein-Personen-Haushalte).
Ebenfalls existieren diverse Programme, die
den neuen Staatsbürgern den Berufseinstieg
in Südkorea erleichtern sollen. Hierzu zählen
Hilfe bei der Jobsuche und Initiativen, die
den Arbeitgebern nordkoreanischer Flüchtlinge bis zu 50% des monatlichen Gehalts
erstatten. Auch gehören Bonuszahlungen für
Flüchtlinge, die Trainingsprogramme absolvieren oder über längere Zeit bei dem gleichen Arbeitgeber beschäftigt sind, zu den
angebotenen Fördermaßnahmen. Nichtsdestotrotz gestaltet sich die erfolgreiche
Integration nordkoreanischer Flüchtlinge
in die koreanische Gesellschaft und in den
Arbeitsmarkt als schwierig.
2011 hatten nur rund acht Prozent der kürzlich eingetroffenen Flüchtlinge einen vollwertigen Universitätsabschluss. 50% waren
vor ihrer Flucht arbeitslos oder abhängige
Familienmitglieder und 39% Arbeiter. Aufgewachsen in der stark durchreglementierten nordkoreanischen Gesellschaft und
mit wenig individuellen Freiheiten ausgestattet, fällt es vielen schwer, sich in der
schnelllebigen, bildungshungrigen südkoreanischen Gesellschaft einzugliedern. Im
Januar 2011 befanden sich lediglich 50
Prozent (10.248 von 20.539) aller Flüchtlinge in einem Beschäftigungsverhältnis,
davon nur ein Bruchteil in administrativen
und Spezialtätigkeiten. Trotz hoher Regierungsinvestitionen in Jobtrainings in 2008
und 2009 (zusammen über 7 Mio. USD) und
Anreizzahlungen an potenzielle Arbeitgeber,
fand nur rund ein Drittel der Programmteilnehmer eine Beschäftigung. Erschwert werden oben genannte Probleme durch soziale
Stigmata, die nordkoreanischen Flüchtlingen
oftmals in Südkorea angelastet werden und
ihre gesellschaftliche Eingliederung behindern. Ebenfalls leiden viele Flüchtlinge unter
gesundheitlichen Problemen auf Grund der
Mangelernährung in Nordkorea. Hinzu kommen in vielen Fällen psychische Probleme,
bedingt durch die Traumata der oftmals
mehrere Jahre dauernden Flucht nach Südkorea und der Sorge über die in Nordkorea
zurückgebliebenen Familienmitglieder.
Nach wie vor sind große Bemühungen von
Seiten der südkoreanischen Regierung und
anderen Organisationen erforderlich, um
nordkoreanischen Flüchtlingen nicht nur die
nötigen Kenntnisse zu vermitteln, um auf
dem südkoreanischen Arbeitsmarkt bestehen
zu können, sondern auch um ihre Akzeptanz in der südkoreanischen Gesellschaft
zu erhöhen. Ihre erfolgreiche Integration ist
für Südkorea von hoher Bedeutung, insbesondere auch im Hinblick auf eine mögliche
Wiedervereinigung beider Länder. Die derzeitige Situation nordkoreanischer Flüchtlinge
deutet daraufhin, dass weitere Integrationsbemühungen von Nöten sind, damit eine
zukünftige Wiedervereinigung der beiden
Koreas nicht hinter der ökonomischen und
sozialen Realität zurückstehen wird müssen.
Tim Tepel war Junior Economist bei der
AHK Korea.
KORUM Nr. 40 | August 2012 25
KORUM
Media Data
Korea I Unternehmen I Märkte
KORUM, the bimonthly magazine of KGCCI publishes articles on Korea's economy,
markets, companies, technologies as well as on tax, legal or intercultural issues. The
journal also contains information on the activities of KGCCI and its member companies.
A special section is contributed by the Swiss Business Hub Korea c/o Embassy of Switzerland in Seoul.
Nr. 40 l August 2012
KORUM target group consists of KGCCI members and Swiss businesses in Korea and
abroad, decision makers of companies doing business with Korea, business associations and relevant public sector institutions.
Herausgeber:
Circulation: Language: Pages: Frequency: 1,500 copies
German
minimum 32 (full colour)
bimonthly (February, April, June, August, October, December)
Deutsch-Koreanische
Industrie- und Handelskammer
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Redaktion KORUM:
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216 x 303
426 x 303
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216 x 303
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Director, Swiss Business Hub Korea
Tel. + 82-2-3704-4741
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Fax + 82-2-37804-637
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Main topic: “Financial transactions and collateral”
Layout und Druck:
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KORUM Nr. 40 | August 2012
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