ERP-/Billing Applikationen: Eine Markt übersicht für

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ERP-/Billing Applikationen: Eine Markt übersicht für
www.pwc.de
ERP-/Billing Applikationen:
Eine Markt­übersicht für
Energieversorger
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ERP-/Billing Applikationen:
Eine Markt­übersicht für
Energieversorger
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ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Herausgegeben von der PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Von Michael Kopetzki und Klaus Wassermann
April 2014, 90 Seiten, 9 Tabellen, Softcover
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigungen, Mikroverfilmung sowie die Einspeicherung und
Verarbeitung in elektronischen Medien sind ohne Zustimmung des Herausgebers nicht gestattet.
Die Ergebnisse der Studie sind zur Information unserer Mandanten bestimmt. Sie entsprechen
dem Kenntnisstand der Autoren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Für die Lösung einschlägiger
Probleme greifen Sie bitte auf die in der Publikation angegebenen Quellen zurück oder wenden sich
an die genannten Ansprechpartner. Alle Meinungsbeiträge geben die Auffassung der Autoren wieder.
© April 2014 PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Alle Rechte vorbehalten.
„PwC“ bezeichnet in diesem Dokument die PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eine Mitgliedsgesellschaft der PricewaterhouseCoopers
International Limited (PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich
selbstständige Gesellschaft.
Vorwort
Vorwort
Im Bereich der Energieversorgung sind seit Jahren sehr dynamische Entwicklungen
zu beobachten, die einerseits aus den regulatorischen Anforderungen resultieren
und andererseits durch eine schnell fortschreitende Wettbewerbssituation im
Vertrieb bedingt sind. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen sind von den
Energie­­versorgern viele Anforderungen aus dem öffentlichen und wettbewerblichen
Umfeld zu befriedigen, die letztlich wieder zu sehr flexiblen und herausfordernden
Ansprüchen an die zugrunde liegenden IT-Systeme führen. Gerade für mittlere
und kleinere Energieversorger stellen diese Ansprüche eine monetäre, aber auch
eine prozessuale Herausforderung dar, der sie mithilfe von standardisierten
Anwendungen begegnen wollen.
In vielen Gesprächen mit mittleren und kleineren Energieversorgern haben wir
immer wieder festgestellt, dass hinsichtlich der Einschätzung von EnterpriseResource-Planning-Systemen (ERP-Systemen) für diese Ziel­gruppe eine gewisse
Unsicherheit herrscht. Zusätzlich sind in den letzten Jahren einige technische
Anpassungen der Systeme vorgenommen worden, die für einen externen Betrachter
nur schwer verständlich und nachvollziehbar sind. Darüber hinaus hat sich infolge
der Einstellung mehrerer am Markt verbreiteter Produkte durch die Hersteller und
Vertreiber bzw. infolge der Neu­aufstellung bestehender Anbieter von Lösungen
eine Veränderung bei Produkten und Herstellern von Lösungen ergeben. Zusätzlich
treten neue, teilweise ausländische Hersteller auf dem Markt auf, die mit neuen
Produkten die bewährten Markt­player angreifen.
Die vorliegende Marktuntersuchung versucht deshalb, die Leistungsfähigkeit der
für diese Zielgruppe angebotenen Produkte und ihrer Hersteller einzuschätzen.
Darüber hinaus werden technische Aspekte der Lösungen beleuchtet.
Die Marktuntersuchung hat nicht den Anspruch, alle Hersteller und alle Produkte
in diesem Umfeld zu untersuchen. Vielmehr sollen die Produkte verglichen werden,
die die weitaus größte Anzahl der deutschen Zählpunkte für Abrechnungs- und
Kunden­­informationszwecke enthalten und verwalten.
Die Marktuntersuchung ist im Verlauf des Jahres 2013 entstanden und kann deshalb
auch nur den Zustand des Jahres 2013 widerspiegeln. Da die sehr dynamische
Entwicklung des Marktes sich auch in den Produkteigenschaften wiederfindet,
wurden einige herausfordernde Themen wie die Abbildung von Einspeisern und
intelligenten Messsystemen als Sonderthemen mitbetrachtet. Am Beispiel der
SEPA-Umstellung werden Hinweise gegeben, wie aufwendig eine Umstellung von
Verfahren und Prozessen in den einzelnen Systemen sein kann und welche Projekt­
aufwendungen dabei entstehen können.
Wir danken allen Teilnehmer der Marktuntersuchung für Ihre Unterstützung und
wünschen viel Freude bei der Lektüre.
Berlin, April 2014
Michael Kopetzki
Partner Energy Consulting
Klaus Wassermann
Senior Manager Energy Consulting
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 5
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis..................................................................................................7
A
1
2
2.1
2.2
2.3
2.3.1
2.3.2
Einführung................................................................................................. 10
Zielsetzung der Marktuntersuchung........................................................... 10
Fachliche Einführung ................................................................................. 11
Gesetzliche Rahmenbedingungen............................................................... 11
Akteure und Marktrollen............................................................................ 14
Motivation für eine Softwareeinführung....................................................15
Unternehmensinterne Gründe....................................................................15
Fachliche/gesetzliche Gründe..................................................................... 16
BSystemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften .............................18
1
Berücksichtigte Hersteller ..........................................................................18
1.1
Angaben zum Unternehmen.......................................................................18
1.2
Angaben zu den einzelnen Produkten.........................................................24
1.2.1 Allgemeine Produktinformationen.............................................................24
1.2.2 Funktionsumfang der einzelnen Produkte .................................................31
1.2.3 Stammdatenaufbau der einzelnen Produkte ..............................................45
2
Die Rolle der SAP AG ..................................................................................47
C
1
2
3
4
5
6
7
Vorstellung einzelner Funktionalitäten.......................................................49
Verbrauchsabrechnung ..............................................................................49
Finanzbuchhaltung.....................................................................................51
Monitoring und Controlling .......................................................................57
Geräteverwaltung, Einkauf und Materialwirtschaft....................................62
Energiedatenmanagement..........................................................................65
Einspeisemanagement................................................................................67
Customer-Relationship-Management und Kundenportal............................69
DSupportorganisation der einzelnen Hersteller.............................................72
E
Rechenzentrumsleistungen........................................................................ 74
F
Projektablauf..............................................................................................77
G
Datenübernahmen......................................................................................81
H
Fazit und Ausblick.......................................................................................84
IPraxiserfahrungen: Herausforderungen bei der Systemauswahl
und -einführung.........................................................................................86
1Organisatorische Anforderungen bei der Auswahl/Einführung
eines Systems..............................................................................................86
2
Unterstützung bei der Auswahl und Einführung.........................................86
Ihre Ansprechpartner..............................................................................................88
6 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Tabellenverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tab. 1
Inhalte europäischer Energiegesetzgebung............................................. 12
Tab. 2
Verordnung der deutschen Energieregulierung....................................... 13
Tab. 3
Marktrollen im deutschen Energiemarkt..................................................14
Tab. 4
Überblick Unternehmen.......................................................................... 22
Tab. 5
Überblick Produkte................................................................................. 24
Tab. 6
Modulübersicht....................................................................................... 32
Tab. 7
Warehouse Drittlösung............................................................................60
Tab. 8
Supportorganisation............................................................................... 72
Tab. 9
Datenübernahme.................................................................................... 82
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 7
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
ASPApplication Service Provider
BDEW
Bundesverband der Energie- und Wasser­wirtschaft e. V.
BI
Business Intelligence
BIC
Business Identifier Code
BilMoGBilanzrechtsmodernisierungsgesetz/Gesetz zur Modernisierung des
Bilanz­rechts
BNetzABundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post
und Eisenbahnen
CRMCustomer-Relationship-Management
EDIFACT
Electronic Data Interchange for Administration, Commerce and Transport
EDM
Energiedatenmanagement
EEG
Erneuerbare-Energien-Gesetz
EGKS
Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl
EnWG
Energiewirtschaftsgesetz
ERP
Enterprise Resource Planning
ESL
Embedded Software License
ETL
Extract, Transform, Load
FTP
File Transfer Protocol
GAAP
Generally Accepted Accounting Principles
GABi Gas
Geschäftsprozesse zum Ausgleich- und Regelenergiesystem Gas
GasGVVVerordnung über Allgemeine Bedingungen für die Grundversorgung
von Haushaltskunden und die Ersatzversorgung mit Gas aus dem
Niederdrucknetz (Gasgrundversorgungsverordnung)
GasNEVVerordnung über die Entgelte für den Zugang zu Gasversorgungs­
netzen (Gasnetzentgeltverordnung)
GasNZVVerordnung über den Zugang zu Gasversorgungsnetzen (Gasnetz­
zugangs­verordnung)
GeLi Gas
Geschäftsprozesse Lieferantenwechsel Gas
GOB
Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung
8 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Abkürzungsverzeichnis
GPKE
Geschäftsprozesse zur Kundenbelieferung mit Elektrizität
GuV
Gewinn-und-Verlust-Rechnung
HKNR
Herkunftsnachweisregister
IBAN
International Bank Account Number
IFRS
International Financial Reporting Standards
IT
Informationstechnik
KWKG
Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz
MaBiSMarktregeln für die Durchführung der Bilanzkreisabrechnung Strom
MDM
Meter-Data-Management
OEM
Object Exchange Model
PHP
Hypertext Preprocessor
RLM
registrierende Lastgangmessung
SaaS
Software as a Service
SAP
SAP AG, Walldorf
SEPA
Single Euro Payments Area
SFTP
Secure File Transfer Protocol
SLA
Service Level Agreement
SOA
Service-Oriented Architecture
SQL
Structured Query Language
StromGVVVerordnung über Allgemeine Bedingungen für die Grundversorgung
von Haushaltskunden und die Ersatzversorgung mit Elektrizität aus
dem Niederspannungsnetz (Stromgrundversorgungsverordnung)
StromNEVVerordnung über die Entgelte für den Zugang zu Elektrizitäts­
versorgungsnetzen (Stromnetzentgeltverordnung)
StromNZVVerordnung über den Zugang zu Elektrizitätsversorgungsnetzen
(Strom­netz­­zugangsverordnung)
TEHGGesetz über den Handel mit Berechtigungen zur Emission von
Treibhaus­gasen
ÜNB
Übertragungsnetzbetreiber
VDEVerband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik e. V.
VNB
Verteilnetzbetreiber
WiM
Wechselprozesse im Messwesen
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 9
Einführung
A Einführung
1 Zielsetzung der Marktuntersuchung
Die vorliegende Marktuntersuchung vergleicht Anbieter von ERP-/Billing-Software
für Unternehmen der Energiewirtschaft, um somit interessierten Lesern und
Leserinnen einen Überblick über die derzeit am Markt vertretenen Systemlösungen
und jeweiligen Funktionsbereiche sowie ihre Ausprägungen zu verschaffen.
Während große Energieversorger über eine mehr oder weniger komplexe,
durchstrukturierte IT-Systemlandschaft mit diversen spezifischen Anpassungen
verfügen, sind mittlere und kleinere Stadtwerke in stärkerem Maße auf
standardisierte Lösungen angewiesen. Die Grenze wird hier üblicherweise bei
circa 100.000 zu verwaltenden Zählpunkten gesehen.
Zielgruppe dieser Marktuntersuchung sind insbesondere mittlere und kleinere
Energie­versorger, die derzeit an die Einführung oder den Austausch einer
standardisierten ERP-/Billing-Software denken, die einen Großteil ihrer
Unternehmens­­­prozesse unterstützen kann:
• integrierte Unternehmen (Netz und Vertrieb), die derzeit noch der De-minimisRegelung unterliegen und in näherer Zukunft gegebenenfalls ein Unbundling
ihrer Geschäftsbereiche mit verbesserter IT-Unterstützung vornehmen wollen
• Unternehmen, die aufgrund technischer oder anderer Schwierigkeiten mit ihrer
derzeitigen Lösung über einen Anbieterwechsel nachdenken
• mittlere Unternehmen, für die sich der Einsatz einer großen Lösung wirtschaftlich
nicht lohnt
• große Unternehmen, die für bestimmte Kundengruppen oder Produkte schnelle
und flexible Lösungen in den Bereichen Abrechnung und Kontenverwaltung
suchen
Die Marktuntersuchung soll
• die einzelnen Anbieter bzw. deren Lösungen neutral vorstellen;
• individuelle Stärken und Schwächen sowie die strategische Positionierung und
Abgrenzung herausarbeiten und ausgewählte Funktionalitäten nach objektiven
Kriterien miteinander vergleichen. Es soll kein qualitatives Ranking erstellt
werden.
Die Marktuntersuchung soll nicht
• eine isolierte Entscheidungsfindung ermöglichen bzw. eindeutige Präferenzen für
bestimmte Anbieter aufzeigen;
• einen kundenindividuellen Auswahlprozess ersetzen.
Um die Anbieter von derartigen Lösungen miteinander vergleichbar zu machen,
wurde ein Katalog von Funktionen und Kriterien erarbeitet und deren Erfüllung im
Rahmen von Einzelterminen (inklusive Systemvorführungen) mit den Anbietern
diskutiert. Eine Auflistung der betrachteten Funktionsblöcke findet sich im
Abschnitt C.
10 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Einführung
PwC möchte damit die Adressaten der Marktuntersuchung in den wichtigen
Fragestellungen rund um folgende Themen unterstützen:
• IT-Strategie (generelle Ausrichtung in Bezug auf IT-Systeme und Prozess­
unterstützung)
• Softwareauswahl (z. B. Erstellung eines Kriterienkatalogs, Unterstützung der
Entscheidungsfindung)
• Erarbeitung von Fachprozessen und Lastenheften
• Verhandlungen von Service Level Agreements (SLAs), sofern Outsourcing­
varianten in Betracht kommen
• Projektmanagement und Qualitätssicherung im Rahmen der Softwareeinführung
2 Fachliche Einführung
2.1 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Der Energiemarkt wurde trotz der Liberalisierung im Jahr 1998 in vielen Bereichen
durch Bundesgesetze und durch Verordnungen der Bundesnetzagentur für
Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (BNetzA) reguliert.
Durch den Wegfall des Monopolschutzes sowie der Regelungen zum Unbundling
von Netz- und Vertriebsgesellschaften wurde der Grundstein für einen Wettbewerb
auf der Vertriebsseite gelegt und somit das Entstehen neuer Anbieter am Strom- und
Gasmarkt möglich. Das zwang bisher integrierte Energieversorgungsunternehmen
zu tief greifenden organisatorischen und prozessualen Veränderungen, womit
einhergehend auch die Anforderungen an Datenhaltung und Informationstechnik
(IT) stiegen.
Die im Rahmen der Energiestrategie der Europäischen Kommission verabschiedeten
Richtlinien sorgten für die entsprechenden Vorgaben, die mit der nationalen
Gesetz­gebung in Deutschland verbindlich wurden. Als einer der wichtigsten
Meilensteine im Zusammenhang mit der Schaffung von Energie­märkten ist die
erste EU-Binnenmarktrichtlinie Strom des Jahres 1997 zu nennen, die den EUMitglieds­ländern eine innerhalb von zwei Jahren umzusetzende schrittweise
Öffnung der nationalen Strommärkte vorschrieb. Mit der dritten und vorerst letzten
Binnenmarkt­richtlinie von 2009 wurden deutlich weiter gehende Regelungen zur
Öffnung und insbesondere zur Entkopplung von Netz- und Vertriebs­gesellschaften
getroffen.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 11
Einführung
Tab. 1
Inhalte europäischer Energiegesetzgebung
Sachgebiet
Inhalte
Wesentliche Regelungen (Auswahl)
europäische
Energiepolitik
Energiepolitik für Europa, marktbezogene
Instrumente, Technologien im Bereich Energie,
Finanzinstrumente
• „Energie 2020 – Eine Strategie für
wettbewerbsfähige, nachhaltige und sichere
Energie“;
• Richtlinie 2003/87/EG – System für den Handel
mit Treibhausgas­emissionszertifikaten;
• Richtlinie 2003/96/EG –Rahmen­vorschriften
zur Besteuerung von Energie­erzeugnissen und
elektrischem Strom
Energiebinnenmarkt
Gas- und Elektrizitäts­markt, transeuropäische
Energienetze, Infrastruktur, Versorgungs­
sicherheit, öffentliches Auftrags­wesen, Steuer­
wesen
• Richtlinie 2009/72/EG – gemeinsame
Vorschriften für den Elektrizitätsbinnenmarkt;
• Verordnung (EG) Nr. 714/2009 – Netzzugangs­
bedingungen für den grenzüberschreitenden
Strom­handel
Energieeffizienz
Energieeffizienz von Produkten, Gebäuden und
Dienstleistungen
• Mitteilung Energieeffizienz: Erreichung des
20-Prozent-Ziels;
• Richtlinie 2010/31/EU – Gesamt­
energieeffizienz von Gebäuden;
• Richtlinie 2006/32/EG – Endenergie­effizienz
und Energie­dienstleistungen
erneuerbare Energien
Elektrizität, Heizung und Klimaanlagen, Kraft­
stoffe
• Richtlinie 2009/28/EG – Förderung der
Nutzung von Energie aus erneuerbaren
Quellen;
• Richtlinie 2001/77/EG – Förderung der
Stromerzeugung aus erneuerbaren Energie­
quellen im Elektrizitätsbinnenmarkt
Kernenergie
Euratom, Forschung und Technologie,
Sicherheit, nukleare Abfälle
• Richtlinie 96/29/Euratom – Gesundheitsschutz
der Bevölkerung und der Arbeitskräfte gegen
die Gefahren ionisierender Strahlungen;
• Richtlinie 2006/117/Euratom – Verbringungen
radioaktiver Abfälle und abgebrannter Brenn­
elemente
Versorgungssicherheit,
Dimension und
Erweiterung
Versorgungssicherheit, Außenbeziehungen,
• Richtlinie 2005/89/EG – Gewährleistung der
europäische Energiecharta, Vertrag zur
Sicherheit der Elektrizitätsversorgung und von
Gründung der Energiegemeinschaft, Erweiterung Infrastrukturinvestitionen;
• Beschluss 98/181/EG, EGKS, Euratom –
Energie­charta und Energiechartaprotokoll über
Energie­effizienz
Quelle: http://europa.eu/legislation_summaries/energy/index_de.htm.
12 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Einführung
Meilensteine der nationalen Gesetzgebung waren das erstmalig im Jahr 1935
verabschiedete Energiewirtschaftsgesetz (EnWG), das über fünf Jahrzehnte im
Wesentlichen unverändert blieb. Allein die fünf Novellierungen des EnWG in den
Jahren 1998 bis 2011 deuten den sich beschleunigenden Wandel der Energiesysteme
und -strukturen an. Flankierende Maßnahmen waren die Verabschiedung weiterer
energiewirtschaftlich relevanter Gesetze wie unter anderem des Kraft-WärmeKopplungs­gesetzes (KWKG), des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sowie die
Einführung einer bundesweiten Regulierungsbehörde (BNetzA) im Jahr 1998.
Die Durchführungsverordnungen der BNetzA waren in der Vergangenheit stets
die konkreten Treiber für organisatorische, prozessuale und systemtechnische
Anpassungen bei den Akteuren im Energiesektor.
Tab. 2
Verordnung der deutschen Energieregulierung
Verordnung
Erstmaliges
Inkrafttreten/
letztmalige Änderung
Durchführungsverordnung der BNetzA
zum EnWG…
StromNZV
Stromnetzzugangs­
verordnung
2005/2013
… zur Liberalisierung des Strommarktes
GasNZV
Gasnetzzugangs­
verordnung
2005/2012
… zur Liberalisierung des Gasmarktes
StromNEV
Stromnetzentgelt­
verordnung
2005/2011
… über die Entgelte für den Zugang zu Elektrizitäts­
versorgungsnetzen
GasNEV
Gasnetzentgelt­
verordnung
2005/2010
… über die Entgelte für den Zugang zu Gasversorgungs­
netzen
StromGVV
Stromgrundversorgungs­ 2006/2012
verordnung
… über die Bedingungen, zu denen Haushaltskunden im
Rahmen der Grundversorgung mit Elektrizität zu
versorgen sind
GasGVV
Gasgrundversorgungs­
verordnung
2006/2013
… über die Bedingungen, zu denen Haushaltskunden im
Rahmen der Grundversorgung mit Gas zu versorgen sind
GPKE
Geschäftsprozesse zur
Kunden­belieferung mit
Elektrizität
2006/2012
… bezüglich Geschäftsprozessen und Datenformaten bei
der Abwicklung der Versorgung von Kunden mit
Elektrizität
GeLi Gas
Geschäftsprozesse
Lieferantenwechsel Gas
2007/2012
… bezüglich Geschäftsprozessen und Datenformaten bei
der Abwicklung der Versorgung von Kunden mit Gas
GABi Gas
Geschäftsprozesse
2008/2013
zum Ausgleich- und
Regelenergiesystem Gas
… zur Bilanzierung im Gasmarkt
WiM
Wechselprozesse im
Messwesen
2010
… zur Standardisierung von Verträgen und Geschäfts­
prozessen im Bereich des Messwesens
MaBiS
Marktregeln für die
Durchführung der
Bilanz­kreis­abrechnung
Strom
2011/2013
… zur Regulierung aller mit der Bilanzkreisabrechnung in
Zusammenhang stehenden Geschäftsprozesse und
Markt­kommunikation
In der Praxis bedeuteten die zahlreichen Gesetze, Verordnungen und Ausführungs­
vorschriften insbesondere für die IT-Abteilungen der Marktteilnehmer einen
stetigen Wandel und somit Anpassungsbedarf. Die Geschäftsmodelle haben sich
bereits zwar teilweise ausdifferenziert (Netz, Vertrieb). Dieser Prozess ist derzeit
jedoch im Hinblick auf die Neuerungen im Bereich des Messstellenbetriebs (z. B.
Definition der Marktrolle des Gateway-Administrators) noch in vollem Gange und
auch für etablierte Marktrollen ist mit weiteren Anpassungen zu rechnen.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 13
Einführung
2.2 Akteure und Marktrollen
Folgende Marktrollen sind im deutschen Energiesektor mittlerweile etabliert und
arbeiten mehr oder weniger automatisiert (per elektronischem Datenaustausch)
zusammen.
Tab. 3
Marktrollen im deutschen Energiemarkt
Marktrolle
Erläuterung
Bilanzkoordinator
Der Bilanzkoordinator jeder Regelzone ist für die Bilanzkreis­abrechnung und damit für
den finanziellen Ausgleich zwischen den Bilanzkreisverantwortlichen für die zu viel bzw.
zu wenig gelieferte Energie verantwortlich.
Bilanzkreisverantwortlicher
Der Bilanzkreisverantwortliche ist verantwortlich für eine ausgeglichene Bilanz zwischen
Einspeisungen und Entnahmen seiner Bilanzkreise in jeder Viertelstunde und übernimmt
als Schnittstelle zwischen Netznutzern und Betreibern von Übertragungs­netzen die
wirtschaftliche Verantwortung für Abweichungen zwischen Einspeisungen und
Entnahmen dieser Bilanzkreise, das heißt, der Bilanzkreisverantwortliche ist energetisch
und finanziell für die Ausgeglichenheit seiner Bilanzkreise verantwortlich.
Bundesnetzagentur (BNetzA)
Die BNetzA ist eine obere deutsche Bundesbehörde (Regulierungs­behörde). Ihre
Aufgaben bestehen aus der Aufrechterhaltung und der Förderung des Wettbewerbs in
den sogenannten Netzmärkten. Die BNetzA vergibt die grundsätzliche Legitimation, um
auf dem deutschen Strom­markt tätig zu werden (siehe hierzu § 5 EnWG) und gibt unter
anderem auf Basis der gesetz- und verordnungsgeberischen Ermächtigungsgrundlagen
Marktregeln vor (z. B. Geschäfts­prozesse zur Kundenbelieferung mit Elektrizität, GPKE;
Bilanz­kreisvertrag; Rahmenbedingungen zur Bilanzkreis­abrechnung).
Letztverbraucher
Letztverbraucher sind Kunden, die Energie für den eigenen Verbrauch kaufen. Der Kunde
schließt einen Stromliefer­vertrag mit dem Lieferanten ab. In dem Fall, dass der Kunde
auch Eigentümer des Anschlusses ist, ist er nicht nur Netznutzer (Kunde ist „nur“ Mieter
und nutzt das Netz), sondern auch Anschlussnehmer; der Eigentümer ist für den
Anschluss seines Hauses an das Stromnetz verantwortlich. Insbesondere „Großkunden“
können ihre Netz­nutzung unabhängig vom Stromliefer­vertrag organisieren und sind damit
in der Lage, gleichzeitig mehrere Lieferanten zu nutzen.
Lieferant
Der Lieferant ist ein Unternehmen, dessen Geschäfts­tätigkeit auf den Vertrieb von
Elektrizität ausgerichtet ist. Er beliefert einen Kunden mittels eines abgeschlossenen
Stromliefer­vertrags (mit oder ohne Netznutzung) und regelt gegebenenfalls auch die
Nutzung des Netzes mit dem Verteilnetzbetreiber, an dessen Netz sein Kunde
angeschlossen ist, mittels eines Lieferantenrahmen­vertrages.
Messdienstleister
Der Messdienstleister stellt die Ablesung der Geräte und die Messung der Energie sicher.
Messstellenbetreiber
Der Messstellenbetreiber stellt den Einbau, den Betrieb und die Wartung von Mess­
einrichtungen sicher.
Übertragungsnetzbetreiber
Übertragungsnetzbetreiber (ÜNBs) sind verantwortlich für den Betrieb, die Wartung sowie
erforderlichenfalls den Ausbau des Übertragungsnetzes in einem bestimmten Gebiet
und gegebenenfalls der Verbindungs­leitungen zu anderen Netzen.
Verteilnetzbetreiber
Verteilnetzbetreiber (VNBs) sind Unternehmen, die die Aufgabe der Verteilung von
Elektrizität wahrnehmen und verantwortlich sind für den Betrieb, die Wartung sowie
erforderlichenfalls den Ausbau des Verteilungsnetzes in einem bestimmten Gebiet und
gegebenenfalls der Verbindungsleitungen zu anderen Netzen. Der VNB, in der Regel als
örtlicher Netzbetreiber, stellt Lieferanten sein Stromnetz kostenpflichtig zur
physikalischen Belieferung zur Verfügung.
14 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Einführung
Alle diese Rollen – mit Ausnahme des Letztverbrauchers und der BNetzA –
benötigen für die Abrechnung ihrer Dienstleistungen in der einen oder anderen
Form eine Software für das ERP.
2.3 Motivation für eine Softwareeinführung
ERP-Software soll dem Unternehmen helfen, fachliche und gesetzliche
Anforderungen aus allen Unternehmensbereichen optimal abzubilden. Sieht
ein Unternehmen hier Verbesserungspotenzial, wird über eine Neueinführung
nachgedacht. Die spezifischen Gründe für ein Einführungsprojekt können
vielfältig sein, wobei die betriebswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Betrachtung
nicht selten der hauptsächliche Treiber für eine Softwareeinführung ist. Vor dem
Hintergrund der beträchtlichen Investitionen und der damit einhergehenden
organisatorischen Umwälzungen muss mit der Softwareeinführung ein erheblicher
Zeit- und Kostenvorteil im späteren Betrieb verbunden sein. Diese Vorteile gegen die
Aufwände in der Konzeptions- und Implementierungsphase abzuwägen stellt die
wichtigste Herausforderung vor der Entscheidung für ein solches Projekt dar.
Die Gründe, über eine Neueinführung nachzudenken, können unternehmens­
interner bzw. fachlicher/gesetzlicher Natur sein, wie im Folgenden dargestellt
werden soll.
2.3.1 Unternehmensinterne Gründe
• Es gibt im Unternehmen bisher keine einheitliche ERP-Lösung. Die Geschäfts­
prozesse sind nicht durchgängig oder unzureichend IT-unterstützt und
harmonieren an verschiedenen Stellen nicht miteinander.
Die wesentlichen Geschäftsprozesse tangieren generell mehrere Unternehmens­
bereiche. In der Vergangenheit wurde die IT-Unterstützung für einzelne Prozesse
bzw. Bereiche separat implementiert, sodass sich die jetzige Situation mit
diversen Schnittstellen und Systembrüchen in einer inkonsistenten Datenhaltung,
fehlerhaften Prozessen, hohem manuellem Aufwand oder allem zusammen
äußert.
• Es gibt im Unternehmen eine eigenentwickelte ERP-Lösung, die aufgrund der
mannigfaltigen gesetzlichen Änderungen nicht mehr mit den organisatorischen
Anforderungen Schritt halten kann und somit zu teuer und unflexibel zu werden
droht.
Eigenentwicklung erfordert generell ein hohes Maß an Know-how über die
aktuellen Anforderungen im Energiemarkt sowie die Möglichkeit, die Software
zeitnah an die sich rasch ändernden Gegebenheiten anzupassen. Beides ist
nur zu hohen Kosten möglich. Dadurch, dass auf neue Anforderungen in der
Vergangenheit möglicherweise nur reaktiv und unzureichend eingegangen
wurde, hat sich im Lauf der Zeit eine Situation entwickelt, die einer Sackgasse
gleicht. Neue Prozesse abzubilden wird aufgrund nicht mehr zeitgemäßer Daten­
strukturen zunehmend erschwert.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 15
Einführung
•E
s gibt im Unternehmen eine etablierte ERP-Lösung, mit der man aus vielerlei
Gründen nicht mehr zufrieden ist. Sie ist zum Beispiel nicht mehr imstande, die
gewachsenen und zukünftigen (ggf. unternehmensspezifischen) Anforderungen
kosteneffizient abzudecken.
Neben persönlichen Präferenzen für einen bestimmten Anbieter kommen hier
als Auswahlkriterien die Service- und Lizenzpolitik ins Spiel, die Qualität der
Kundenbetreuung oder die Anpassungsmöglichkeiten und -geschwindigkeit sowie
die Qualität der Umsetzung neuer Anforderungen. Auch fachliche und funktionale
Wünsche der Kunden können dazu führen, für die Zukunft auf ein neues Pferd zu
setzen.
2.3.2 Fachliche/gesetzliche Gründe
• Unbundling
Die organisatorisch gesehen tief greifendsten gesetzlichen Vorschriften in
Deutschland beziehen sich auf die rechtliche, operationelle, informatorische und
buchhalterische Trennung von Netz- und Vertriebseinheiten bei bisher integrierten
Unternehmen. Während größere Stadtwerke diesen Schritt mittlerweile meistens
erfolgreich vollzogen und auch ihre IT-Landschaft entsprechend ertüchtigt haben,
steht dies den kleineren (De-minimis-)Unternehmen teilweise noch bevor. Dies
sind vertikal integrierte Energieversorgungsunternehmen, an deren Netz weniger
als 100.000 Kunden mittelbar oder unmittelbar angeschlossen sind und für die
teilweise weniger strenge Regeln gelten. Auch diese sind jedoch bisher bereits
uneingeschränkt verpflichtet, im Rahmen des informatorischen Unbundlings ihre
Datenhaltung und -bearbeitung streng nach Netz- und Vertriebstätigkeiten zu
differenzieren.1 Sollten im Rahmen zukünftiger Entscheidungen des Gesetzgebers
auch De-minimis-Unternehmen dem rechtlichen bzw. operationellen Unbundling
unterliegen, müssten in den Unternehmen weitreichende IT-Trennungsprojekte
für eine adäquate Umsetzung der Vorgaben sorgen. Doch auch ohne eine solche
gesetzgeberische Entscheidung kann es sinnvoll sein, ein informatorisches
Unbundling auf dem Wege der Systemtrennung zu erreichen.
• Neue Marktrollen
Durch die in der Vergangenheit eingeführten Regularien der BNetzA wurde nicht
zuletzt auch geklärt, welche Marktrollen ein Energieunternehmen in Deutschland
einnehmen kann und welche Aufgaben damit verbunden sind. Durch die
Vorgaben der BNetzA zu Unbundling und Bilanzierung wurden die Marktrollen
Lieferant, Bilanzkreisverantwortlicher und Verteilnetzbetreiber (VNB) etabliert.
Für die Funktionen Messstellenbetreiber und Messdienstleister sind aus heutiger
Sicht weitere gesetzgeberische Maßnahmen (z. B. zum Einsatz von Smart-MeterTechnologie) notwendig, um die Attraktivität der damit verbundenen Geschäfts­
modelle und damit einhergehend deren Bedeutung zu vergrößern. Um jedoch
informationstechnisch angemessen darauf reagieren zu können, entweder als
Netzbetreiber oder als Messstellenbetreiber, muss die verwendete Software die
geforderten Datenstrukturen und Funktionen auf jeden Fall bereitstellen.
1
emeinsame Richtlinie des Bundes und der Länder zur Umsetzung der informatorischen
G
Entflechtung nach § 9 EnWG vom 13. Juni 2007 von der BNetzA.
16 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Einführung
• EEG-Änderungen
Durch die in den letzten Jahren sehr dynamisch erfolgte Anpassung der
Regelungen zur Förderung erneuerbarer Energien sind zahlreiche Netzbetreiber,
aber auch die Hersteller geeigneter Software unter großen zeitlichen Druck
geraten, neue Regelungen innerhalb der festgelegten Fristen umzusetzen. Bedingt
durch diese Umstände sind bei vielen Energieversorgern die Automatismen und
Prozesse zur Darstellung komplexer Messstellen sowie die Abrechnung der EEGAnlagen gegenüber den Anlagenbetreibern und den Übertragungsnetzbetreibern
(ÜNBs) stark vernachlässigt worden. Hier besteht ein erheblicher Nachholbedarf
in der Automatisierung der Prozesse und Kommunikation mit überlagerten
Netzbetreibern und der Verringerung finanzieller Risiken aus dem Umlage­
verfahren.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 17
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
BSystemhersteller und allgemeine
Systemeigenschaften
1 Berücksichtigte Hersteller
1.1 Angaben zum Unternehmen
Im Rahmen dieser Marktuntersuchung werden Unternehmen gegenübergestellt,
die im deutschen (zum Teil auch internationalen) Markt eine ERP-/BillingLösung für Energie- und Wasserversorger anbieten. In diesem Kapitel werden
die einzelnen Unternehmen zunächst kurz vorgestellt. Anschließend erfolgt eine
zusammenfassende tabellarische Darstellung von Unternehmenskennzahlen.
Übersicht der Teilnehmer (in alphabetischer Reihenfolge):
SAP AG
Die SAP AG ist seit ihrer Gründung im Jahr 1972 kontinuierlich gewachsen und ist
mittlerweile mit knapp 66.000 Mitarbeitern und 250.000 Kunden der viertgrößte
Softwarehersteller weltweit. Der Stammsitz der SAP AG ist Walldorf in BadenWürttemberg. Bereits seit Anfang der 1990er-Jahre hat die SAP eine führende
Stellung auf dem Gebiet der Unternehmensstandardsoftware. Es sind praktisch
alle relevanten Bereiche (z. B. Finanzbuchhaltung, Controlling, Materialwirtschaft,
Vertrieb und Abrechnung, Produktionsplanung, Personalmanagement, CustomerRelationship-­Management [CRM]) funktional abgebildet und werden durch
branchenspezifisch entwickelte Lösungen entsprechend ergänzt.
Für Unternehmen der Energieversorgung ist die Branchenlösung SAP IS-U (Industry
Solution Utilities) entwickelt worden, die seit jeher spezifische Komponenten für
zum Beispiel Abrechnung, Geräteverwaltung oder Kunden­betreuung bereithält.
In jüngerer Zeit sind regulierungsspezifische Bausteine wie zum Beispiel IDEXGE/IDEX-GG für die weitgehend automatisierte Abwicklung von Markt- und
Lieferanten­wechselprozessen oder Energiedatenmanagement zur Abbildung von
Bilanzierungsprozessen etc. hinzugefügt worden.
Die eigentliche Zielgruppe der SAP-Lösung liegt im Bereich der großen und
mittleren Energie­versorgungs­unternehmen. Aufgrund der im Markt vorhandenen
zahlreichen Template-Lösungen, die hinsichtlich von Kriterien wie Skalierbarkeit
und individueller Anpassbarkeit ebenso bei kleinen wie mittleren Energieversorgern
einsetzbar sind, wurde SAP IS-U einer gesonderten Betrachtung im Rahmen
dieser Marktuntersuchung unterzogen. In der Referenzliste von SAP befinden
sich zahlreiche kleinere Stadtwerke, die für ihren spezifischen Anwendungsfall
im Rahmen des entweder von SAP oder einem unabhängigen Anbieter
vorkonfigurierten Templates fündig geworden sind.
18 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Schleupen AG
Die Schleupen AG wurde im Jahre 1970 von Leo Schleupen gegründet und hat
seitdem sukzessiv an Größe gewonnen. Hauptsitz der Schleupen AG ist Ettlingen in
Baden-Württemberg; zahlreiche weitere Geschäftsstellen und technische Stütz­
punkte finden sich im gesamten Bundesgebiet. Mit über 430 Mitarbeitern werden
vor allem spezifische Lösungen für die Energie- und Wasser­wirtschaft entwickelt,
aber auch Produkte und Lösungen für die Bereiche Risiko­­management und
Enterprise Content Management sowie eine Vielzahl an IT-nahen Dienstleistungen
werden angeboten. Seit der Markteinführung 2001 hat sich die ERP-/Billing-Lösung
Schleupen.CS im deutschen Energiemarkt etabliert: Der größte Geschäftsbereich
von Schleupen („Utilities“) zählt circa 300 Kunden mit in Summe circa 15.500
Anwendern. Schleupen.CS ist eine modular aufgebaute, vollumfängliche ERP-/
Billing-Lösung, die von der Abrechnung über die Marktkommunikation, die Energie­
logistik und das Finanzwesen bis hin zur betriebswirtschaftlichen Planung aller
Ressourcen im Netzbetrieb reicht. Schleupen.CS zielt im Wesentlichen auf kleine
und mittelgroße Unternehmen und bedient die relevanten energiewirtschaftlichen
Marktrollen sowie Wasserversorger. Neben der Mitarbeit in diversen Branchen­ver­
bänden (z. B. Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik e. V.
[VDE], Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. [BDEW], Bundes­
verband Energiemarkt und Kommunikation [EDNA] engagiert sich Schleupen auch
in Forschungsprojekten wie zum Beispiel „econnect Germany“ zum Thema
Elektromobilität.
SDK – Software Development Kopf GmbH
Die SDK – Software Development Kopf GmbH mit Sitz in Feldkirchen/
Österreich wurde 1993 gegründet und ist seit 1994 auf dem österreichischen,
schweizerischen und deutschen Energie- und Ver- und Entsorgungsmarkt tätig.
Derzeit beschäftigt die SDK 33 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2012 einen
Umsatz von circa 3 Millionen Euro. 90 Prozent der SDK-Kunden sind direkt
der Energiebranche zuzurechnen. Insgesamt arbeiten europaweit circa 2.000
Endnutzer auch in Bereichen wie zum Beispiel Internet- und Kabel-TV mit dem
Hauptprodukt der SDK, der SDK.ProviderSuite. Die Anzahl der damit abgerechneten
Endkunden liegt derzeit zwischen 1.000 und 700.000 in einem Mandanten.
Der Funktionsumfang umfasst prinzipiell sämtliche relevante ERP-Bereiche
von der Kundendaten-/Verbrauchsstellenverwaltung über CRM, EDM bis zu
automatisierten Lieferantenwechseln in marktüblichen Datenformaten. Darüber
hinaus werden sämtliche Anforderungen einer debitorischen und kreditorischen
Nebenbuchhaltung eines Energieversorgers abgebildet. Die SDK.ProviderSuite
versteht sich als voll integrierte und modular gestaltete Lösung, die basierend auf
dem .NET Framework von Microsoft hohe Skalierbarkeit, Ausfallsicherheit und
Flexibilität bietet.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 19
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
SIV.AG
Die SIV.AG mit Sitz in Roggentin bei Rostock wurde im Jahr 1990 von Jörg Sinnig
gegründet und beschäftigt heute in fünf Niederlassungen im Bundesgebiet circa
370 Mitarbeiter, die im Geschäftsjahr 2011 einen Umsatz von circa 29 Millionen
Euro erwirtschafteten. Die erfolgreich arbeitende bulgarische Tochtergesellschaft
sowie weitere Auslandsprojekte zeugen von den Bemühungen einer internationalen
Expansion der SIV.AG. Die ERP-/Billing-Lösung kVASYy® ist derzeit bei circa
300 Energie- und Wasserversorgern produktiv für insgesamt über 40 Millionen
Energieabrechnungen im Einsatz. kVASYy® ist eine integrierte Komplettlösung,
die praktisch alle Prozesse der Energie- und Wasserwirtschaft abdeckt und
somit auf die Bedürfnisse eines Energieversorgers und die Maßgaben durch die
gesetzgebenden Organe zugeschnitten ist. Mit den Funktionsbereichen Finance,
CRM, Technical Assets, Billing und Kommunikation werden die Geschäftsfelder
moderner Unternehmen verschiedenster Marktrollen abgedeckt. kVASYy® 5 fußt
auf einer flexiblen IT-Architektur auf Oracle-Datenbank-Basis. Die Zusammenarbeit
mit dem amerikanischen Softwarehaus erfolgt im Rahmen einer strategischen
Partnerschaft.
Somentec Software GmbH
Die Somentec Software GmbH, gegründet 1994 von Christian Hartlieb, Uwe
Ladehoff und Olaf Polak, konzentriert sich auf Energielieferanten, Netzbetreiber
und Betreiber geschlossener Verteilernetze. Lösungen für Bahngesellschaften,
Contracting-Unternehmen sowie Wasserversorger runden das Lösungsportfolio der
Somentec ab. Zur Stärkung von Leistungsfähigkeit und Dienstleistungskompetenz
der Somentec sind im Sommer 2013 die Stadtwerke Schwäbisch Hall als Mehrheits­
eigentümer bei der Somentec Software AG eingestiegen. Im November 2013 erfolgte
die Umwandlung zur GmbH. Die ehemaligen Vorstände Christian Hartlieb und
Olaf Polak sind weiterhin in der Geschäftsführung. Der Mitgründer Uwe Ladehoff
wird altersbedingt ausscheiden. Aus Schwäbisch Hall wird Ronald Pfitzer die neue
Geschäftsleitung verstärken. Geschäftsansässig ist die Somentec im hessischen
Langen; durch die Niederlassung in Dresden ist die Somentec zudem in Sachsen
vertreten. Die 63 Mitarbeiter betreuen derzeit über 100 Installationen. Mit dem
XAP.-System wird eine passgenaue Abrechnungs- und Kundeninformationslösung
angeboten, mit der sich liberalisierte und regulierte Geschäftsprozesse hoch
automatisiert steuern lassen. Die Somentec engagiert sich unter anderem aktiv
im BDEW und im IT-Branchenverband BITKOM, um so aktuelle Trends und
gesetzgeberische Neuerungen zeitnah in ihre Lösungen einbauen zu können.
Wilken GmbH
Die Wilken GmbH bedient neben der Energie- und Wasserversorgung verschiedene
weitere Branchen (Finanz- und Versicherungswirtschaft, Tourismus sowie
öffentliche Hand und Sozialwirtschaft), wobei die Energiebranche mit 50 Prozent
den größten Anteil der Kunden stellt. Das Produktportfolio wird ergänzt durch nicht
branchenspezifische Lösungen unter anderem in den Bereichen Rechnungswesen,
Dokumentenmanagement oder Unternehmenssteuerung. Ebenfalls angeboten
werden Rechenzentrums- und andere Dienstleistungen. Wilken wurde 1977
gegründet und beschäftigt am Hauptsitz in Ulm sowie an vier weiteren Standorten
in Deutschland und der Schweiz insgesamt über 450 Mitarbeiter.2
2
Inklusive 130 Mitarbeitern der Wilken Neutrasoft GmbH in Greven.
20 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Wilken ENER:GY wird seit den 1990er-Jahren von Energieversorgern für die
Abwicklung ihrer Abrechnung und energiewirtschaftlicher Prozesse gemäß den
gesetzlichen und kaufmännischen Anforderungen eingesetzt. ENER:GY ist ein
modular aufgebautes System, das derzeit bei 140 Energie- und Wasserversorgern im
nationalen Markt im Einsatz ist. Es wird auf einer Wilken-eigenen Technikplattform
entwickelt und hat seine Ursprünge in den Bereichen Finanz- und Rechnungswesen
und Controlling. Sukzessive kamen als weitere Bausteine sowohl die klassischen
ERP-Funktionen Beschaffung, Auftrags- und Personalverwaltung als auch die
energiewirtschaftlich relevanten Module Verbrauchsabrechnung, CRM, EDM oder
zuletzt Einspeisemanagement hinzu.
Wilken Neutrasoft GmbH
Die Wilken Neutrasoft GmbH ist seit 1975 spezialisiert auf die Softwareherstellung
für Energieversorgungsunternehmen. Das Wilken-Neutrasoft-Produkt NTS.suite
ist circa 250-mal bei national agierenden Energieversorgungsunternehmen
installiert, wobei nach eigenen Aussagen circa 60 Prozent der Kunden bis zu
100.000 Zählpunkte abrechnen. Neben der vollumfänglichen ERP-Lösung
für die energiewirtschaftlichen Belange werden spezifische Produkte für die
Wasserwirtschaft sowie für den Bereich Dokumentenmanagement entwickelt und
angeboten. Seit 2009 ist die Wilken Neutrasoft eine hundertprozentige Tochter der
Wilken-Unternehmensgruppe in Ulm und beschäftigt am Standort Greven derzeit
130 Mitarbeiter. Die Lösung bildet sämtliche Prozessabläufe eines Energieversorgers
in unterschiedlichen Marktrollen ab. Sie ist eine auf MS Dynamics NAV basierende
vollumfängliche, modular aufgebaute Lösung, die einerseits auf NavisionStandard­f unktionalitäten zurückgreift und die MS-Office-Module vollständig
integriert, andererseits über diverse hinzuentwickelte branchenspezifische
Module und eine weitgehende Automatisierung der Geschäftsprozesse durch
Workflows verfügt. Die Grundidee einer vollumfänglichen und voll integrierten
Lösung wird mittels einer sich durch alle Module ziehenden einheitlichen und
an den Windows-Standard angelehnten Bedieneroberfläche erzielt. Auf Wunsch
lassen sich vollständige Prozesse der Energieversorger basierend auf der NTS.
suite übernehmen und für diese innerhalb einer Konzerntochter abbilden und
durchführen. Seit 2003 und 2004 honoriert Microsoft die konsequente Kunden­
orientierung und Weiterentwicklung der Produkte und Technologie der Wilken
Neutrasoft durch die Auszeichnung „Microsoft Gold Certified Partner“ und die
Mitgliedschaft im Microsoft Inner Circle. Mittels verschiedener Gremien wie zum
Beispiel Arbeitskreise oder Fachbeiräte beteiligt die Wilken Neutrasoft ihre Kunden
aktiv an den Neu- bzw. Weiterentwicklungen. Aufgrund der unterschiedlichen
Entwicklungs­historie bestehen nur wenige Gemeinsamkeiten der beiden
innerhalb der Wilken-Unternehmensgruppe angebotenen ERP-Lösungen für die
Energiewirtschaft. Im Rahmen zukünftig zu entwickelnder Funktionalitäten
und Module wird eine weitreichende Kooperation zwischen beiden Produkten
angestrebt und wurde bereits bei einigen Modulen mehrfach erfolgreich
durchgeführt.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 21
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Zusammenfassung
Nachfolgende Tabelle gibt einen kurzen Überblick über die einzelnen Unternehmen.
Tab. 4
Überblick Unternehmen
Schleupen AG, Otto-HahnStraße 20, 76275 Ettlingen
SDK – Software Development
Kopf GmbH, Thalerhofstraße
29, 8073 Feldkirchen,
Österreich
SIV.AG,
Konrad-Zuse-Straße 1,
18184 Roggentin
Gründungsjahr
1970
1993
1990
Branchen
Utilities, Risiko­management
(bereichs­übergreifend)
Energie­versorgung, Ver- und
Ensorgung
Energie- ­und Wasser­wirtschaft
Tochter­gesellschaften
Visos GmbH
Software­partnerschaften
IBM, Microsoft, Datalog,
Compuware, SAP, ABIT,
ACTUATE, dmstools, EASY,
Enet, Fröschl, GET AG, G & W,
Compello, IRIS, Optinice,
MACS, Enoro, Wiencke,
Soptim, IDL
Oracle Gold Partner, Microsoft
Gold Partner
Oracle, IBM, Robotron, Easy
Software AG, GET AG, Procilon,
Aareal Bank, Derago, K&W
Anzahl Mitarbeiter
gesamt
450
33
367
Anzahl Mitarbeiter im
Bereich Software­
entwicklung
150
25
ca. 100
Anzahl Mitarbeiter im
60
Bereich Energie­wirtschaft
Hardware­technologie
0
ca. 30
Anzahl Support­
mitarbeiter (Innen-und
Außen­dienst)
8
ca. 140
60
22 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
SIV Software-Architektur &
Technologie GmbH, SIV Utility
Service GmbH, SIV Bulgaria,
Unitask solutions GmbH
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Somentec Software GmbH, HeinrichHerrtz-Strasse 26, 63225 Langen
Wilken GmbH Ulm, Hörvelsinger Weg
29–31, 89081 Ulm
Wilken Neutrasoft GmbH,
Hansaring 106, 48268 Greven
1994
1977
1975
Versorgungs­wirtschaft, Energie-/Wasser­
wirtschaft
Energie­versorger, Versicherungen, Handel,
Tourismus, BKKn, IKKn, karitative
Vereinigungen, Bistümer, Kommunen,
Tourismus
Energie­versorgungs­unternehmen
Wilken Entire GmbH, Wilken Rechen­
zentrum GmbH, Wilken Prozess­
management GmbH, Wilken AG (Schweiz),
Wilken Neutrasoft GmbH, Wilken
Informations­management GmbH
Data Access Worldwide,
Hengelo, Mertech Data
Systems Inc.,Pembroke Pines,
FL, Compello GmbH, Soptim
AG,Diamant Software GmbH &
Co. KG, Windream GmbH, SLT
GmbH
Kisters EDM; GET AG; P&I Logo; Manthey,
Conges; Bosch; GET AG
Microsoft, KISTERS AG, easy
AG, infoshare, targit, inubit,
GetAG
63
Wilken Gruppe ca. 470 Mitarbeiter
130 Mitarbeiter insgesamt (inkl.
100 % Beteiligung)
22
ca. 93 Mitarbeiter
30 Mitarbeiter in der Software­
entwicklung
4 Mitarbeiter im Bereich IT
Hardware­technologie im Rechen­zentrum
ca. 5
15 Mitarbeiter in der Technischen
Betreuung der Kunden,
15 Mitarbeiter im Prozess­
management
4 Mitarbeiter (Hotline/­Innendienst),
ca. 40
24 Projekt­mitarbeiter (Innen-/Aussendienst)
50 Mitarbeiter im Support
(Innen- und Aussendienst)
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 23
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Schleupen AG, Otto-HahnStraße 20, 76275 Ettlingen
SDK – Software Development
Kopf GmbH, Thalerhofstraße
29, 8073 Feldkirchen,
Österreich
SIV.AG,
Konrad-Zuse-Straße 1,
18184 Roggentin
• kleine Energie­
versorgungs­
unternehmen (bis
50.000 Zählpunkte)
75,40 %
74 %
ca. 8 %
• mittlere Energie­
versorgungs­
unternehmen (50.000–
200.000 Zählpunkte)
23,50 %
19 %
ca. 31 %
• große Energie­
versorgungs­
unternehmen (ab
200.000 Zählpunkte)
1,10 %
7%
ca. 26 %
• bundesweit aktive
Energie­versorger
300
11 %
ca. 20 %
• international tätige
Energie­versorger
0
88 %
ca. 5 %
• Unternehmen
außerhalb der
Energiebranche
ca. 1.500
1%
ca. 35 % Ver- und Entsorgung,
Wasser ­wirtschaft
Anzahl der Installationen
bei Energie­versorger
300
74
300
Prozentualen Aufteilung
Ihrer Bestands­kunden?
1.2 Angaben zu den einzelnen Produkten
1.2.1 Allgemeine Produktinformationen
In diesem Kapitel werden die einzelnen Produkte der Teilnehmer vorgestellt.
Es werden die technologische Basis sowie die grundsätzliche Philosophie bei
Anpassungen und Weiterentwicklungen erläutert.
Es seien zunächst einige Eckdaten zu den einzelnen Produkten aufgeführt.
Tab. 5
Überblick Produkte
Schleupen CS
SDK.Applications
kVASYy®
Markteinführung
2001
1994
2012 – Version 5 (davor
Version 4 seit 2003, kVASYy®
seit 1998)
Aktuelle Version
Frühjahrs­version
2013
1.17
kVASYy®5
Termin der nächsten
Version
Sep 13
01.10.13
31.08.13
Support-Laufzeit ersetzte
Versionen
9 bzw.
15 Monate
4 Jahre
2 Jahre je Release
24 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Somentec Software GmbH, HeinrichHerrtz-Strasse 26, 63225 Langen
Wilken GmbH Ulm, Hörvelsinger Weg
29–31, 89081 Ulm
Wilken Neutrasoft GmbH,
Hansaring 106, 48268 Greven
50 % Energie; 35 % ERP mit FiBu; 15 %
Sonstige (Tourismus­karte, Kurtaxe-Melde­
wesen, Versicherungen, Sonder­lösungen)
100
60
40 % kleine Energie­versorgungs­
unternehmen (bis 20.000
Zählpunkte)
35
60 % mittlere Energie­
versorgungs­unternehmen (bis
100.000 Zählpunkte)
5
0 % große Energie­versorgungs­
unternehmen (ab 100.001
Zählpunkte)
20
10 % bundesweit aktive Energie­
versorger
5
0 % international aktive Energie­
versorger
600 Kunden plus über 800 Mandanten von
Kunden (BKKn, IKKn, Sparkassen)
0 % Unternehmen außerhalb der
Energiebranche
140
250
XAP.
Wilken ENERGY
NTS.suite
1994
1998
2000
XAP. 8.0
4.0.0.2
Aktuelle Version: 12.2.02
05.03.14
V5 vermutlich 2017–2019
Termin nächste Version: 2014
6 Monate
12–18 Monate
Support-­Laufzeit ersetzte Version: 1
Jahr
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 25
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Schleupen CS
SDK.Applications
kVASYy®
Anzahl Updates der
letzten 24 Monate
4 Haupt­versionen
6
halbjährlich neues Release/
Upgrade (gemäß Zyklen der
BNetzA)
Releasehistorie
Frühjahrs­version,
Herbst­version
Kunden müssen mindestens 1x pro
Jahr ein Release installieren
5.1.1 im Oktober 2012, 5.1.2
Februar 2013, 5.2.1 Ende
August 2013
Releaseplanung
Herbst­version
4 Releases pro Jahr (zu jedem
Quartal) In Deutschland wird per
1.4. und 1.10. installiert – in den
anderen Ländern per 1.1. und 1.7.
2 Jahre je Release,
mindestens
1 Release und 1 Upgrade pro
Jahr
Modularer Aufbau
Ja
Die Module/Programme/Funk­tionen
sind je nach Berech­tigungs­einstel­
lungen für die Benutzer sichtbar
und verfügbar
Ja
Standardisierte Schnitt­
stellen- und Middleware­
technologien
Ja
Middle­ware für MaKo ist nicht
erforderlich. Alle Funk­tionen
(Verschlüs­seln, Mailen, etc.) sind
Teil unseres Leistungs­umfanges
Ja
Lizenzmodell
Ja
Gezählt wird ausschließlich die
Anzahl der versorgten Verbrauchs­
stellen
Anzahl der Abrechnungs­
einheiten
Abhängigkeiten zu
Dritt-Lizenzen
Ja
Nein
Als ESL-­Variante (Embedded
Software License) sind alle
techno­logischen Voraus­
setzungen von Oracle
enthalten. Eine getrennte
Lizenzierung kVASYy® und
Oracle-­Produkte ist auch
möglich.
Test- und Entwicklungs­
lizenzen
Ja
Nicht kosten­pflichtig
inklusive
Lizenzaufbau
Ja
Gezählt wird ausschließlich die
Anzahl der versorgten Verbrauchs­
stellen. Je nach Modul werden
dafür bestimmte Kosten verrechnet.
Module/Funktionen
ASP-Lösung
Ja
Ja
vorhanden
Softwaremiete
Ja
Ja
auf Anfrage
Template vorhanden?
Falls ja, für welche
Zielgruppe?
26 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
XAP.
Wilken ENERGY
NTS.suite
4 Versionen, 4 Service Packs
(Orientierung
an den Änderungen
der BNetzA)
De gesetzlichen Anforder­ungen
werden zum 01.04. und 01.10. eines
Jahres in Form eines Patches
ausgeliefert. Darüber hinaus gibt es 2
Sub-Patches pro Jahr in denen
haupt­sächlich neue Features zur
Verfügung gestellt werden.
2
2004 - Releas 3.2
2007 - Releas 3.3
2012 - Releas 4.03.2
Release­historie: Navison 4 bis Ende
2009, Navision 2009 bis 2014
Alle 6 Monate (01.03. und 01.09.) neue
Version und nach 3–6 Wochen ein
Service­pack
Erfolgt mittels eines Release­planungs­
gremiums (zusammen­gesetzt aus
Geschäfts­feld­entwicklung, Produkt­
management, Entwicklung, Beratung,
Vertrieb)
Release­planung: Umstellung auf
Navision 2013 in 2015
Ja
Ja
Ja
Ja
Ja
Ja
Kalkulation auf Basis von Anzahl
Abrechnungs­einheiten und Anzahl
Mandanten.
Kauf­lizenz plus Wartung pro Jahr
(18 %) oder Miete
Die Lizenzierung der concurrent User
erfolgt entsprechend dem BRL-Modell
für Microsoft Dynamics NAV und für
die Module gestaffelt nach der Anzahl
Zähl­punkte
Betriebs­system, Daten­bank und
Laufzeit­umgebung
nein (Ausser Datenbank: Oracle)
Microsoft Dynamics NAV
inklusive
Test­lizenz includiert. Entwickler­lizenz
nicht nötig
Test- und Entwicklungs­lizenzen sind
nicht separat zu lizenzieren
Mandanten/Produkte/Module/
Abrechnungs­­einheiten je Produkt.
Abhängigkeit von Anzahl Usern nur
über Dritt­lizenzen.
Concurrent User oder Named User
und Zählpunkt­basiert
Modul­bezogen
Ja
Ja möglich
es ist ein Modell zur ASP Lizenzierung
sowie das zugehörige Preis­modell
vorhanden
Ja
Miete auch möglich alternativ zum Kauf
Software­miete ist möglich
Ja
NTS.Wasser. Lösung für Wasser- und
Abwasser ­verbände
Netz, Vertrieb, Wärme, Wasser,
Heiz­kosten
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 27
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Die Markteinführung der meisten hier vorgestellten Produkte fand in den 1990erJahren statt: SDK.Applications und Wilken ENER:GY im Jahre 1994, Schleupen.
CS jedoch erst 2001. Seitdem haben sich die Produkte – nicht zuletzt den Markt­
geschehnissen in der Energiebranche geschuldet – deutlich weiterentwickelt.
Schleupen AG: Schleupen.CS
Neben den gesetzlich getriebenen Anpassungen im Rahmen von EnWG, GPKE,
GeLi Gas, MaBiS und den Kooperationsvereinbarungen im Gasbereich wurde
eine Vielzahl von funktionalen, strukturellen und technologischen Erweiterungen
in den letzten Jahren durchgeführt; weitere werden folgen. Hierzu gehören
unter anderem: Aufbau eines MS-SQL-Servers als zweiter Datenbankplattform,
Automatisierung der EDIFACT-Marktkommunikation, sodass Datenänderungen
bis in die Abrechnung und das CRM erfolgen, Erstellung eines EEG- und KWKGManagements mit Meter-Data-Management, Erstellung eines neuen Billing-Systems
für die Marktrolle Vertrieb, Erstellung eines zentralen Objektmanagements mit
den Schwerpunkten Instandhaltung und Zählerwesen, Umstellung der mobilen
technischen Anwendungen auf das Betriebssystem Android und Aktualisierung der
Testate für Finanzbuchhaltung und Abrechnung.
Im Bereich Assetservice sind für Netzbetreiber der durchgängige Datenfluss und
die Transparenz zwischen den kaufmännischen und den technischen Prozessen von
Bedeutung. Die Schleupen AG bietet hier Produkt- und Prozessportfolios, in denen
neben den klassischen Themen wie Vertragsabrechnung, Marktkommunikation,
Finanzbuchhaltung und Auftragsmanagement auch die „technischen“ und vor Ort
durchzuführenden Prozesse integriert und transparent abgebildet werden.
SDK – Software Development Kopf GmbH: SDK.ProviderSuite
Seit der Markteinführung wird auch bei der SDK kontinuierlich an der Anpassung
der Marktmodelle in Deutschland und Österreich gearbeitet. So ging zum Beispiel
schon Mitte 2012 die Smart-Meter-Anbindung über Webservices produktiv. Bei
der SDK findet Mitte 2014 ein Versionswechsel von V1 auf V2 statt. Die V1 läuft
unter dem .NET Framework 2.5 (Windows Forms), wobei die V2 unter dem .NET
Framework 4.5 (WPF + Ribbons) läuft.3 Für die kommenden zwei Jahre stehen
weiterhin eine vollständige Überarbeitung des Reportings sowie die Erweiterung
der Smart-Meter-Funktionen und Home Automation an.
3
.NET Framework ist eine Programmiersprache. Zur Erstellung grafischer Benutzeroberflächen
werden Windows Forms oder der Nachfolger WPF + Ribbons verwendet.
28 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
SIV.AG: kVASYy®
Bei der SIV.AG wird ein Technologiewechsel bereits seit dem Jahr 2010 verwirklicht.
Seit 2010 wird der Umstieg von einer konsequent modularen Softwarelösung
(kVASYy® 4) auf eine Service-Oriented-Architecture(SOA)-basierte Technologie
(kVASYy® 5) vollzogen. kVASYy® 5 ist eine auf Oracle-SOA-Technologie basierte,
schnittstellenfreie, integrierte Volllösung mit gemeinsamer Datenhaltung auf
einer Oracle-Datenbank. Mit kVASYy® 5 soll ein Höchstmaß an Prozesseffizienz,
-integration, -steuerung und -transparenz erreicht werden. Derzeit laufen noch
beide Versionen parallel am Markt, wobei bei Neukunden bereits kVASYy® 5
implementiert wird.
Somentec Software GmbH: XAP.
XAP. ist eine durchgängig homogene Eigenentwicklung der Somentec mit
vollständig integriertem Prozessmanagement und klaren Schnittstellen zu vor- oder
nachgelagerten Systemen. XAP. ist Source-Code-gebunden objektorientiert auf
Basis von Microsoft-Technologie, aber unabhängig von einer Applikationsplattform
für Client-Server- oder Terminal-Server-Landschaften entwickelt. Das speziell
für die Versorgungswirtschaft konzipierte Datenmodell erlaubt die stetige
dynamische Anpassung an die Anforderungen und die kontinuierliche Erweiterung
zur Abdeckung neuer Aufgabenstellungen. Die offene Architektur erlaubt die
Datenhaltung in unterschiedlichen Datenbankmanagementsystemen. Aktiv
werden Oracle- und MS SQL-Server unterstützt. Die Versionspolitik für XAP.
wurde so angepasst, dass jeweils vier Wochen vor den Formatwechselterminen
eine qualitätsgesicherte Komplettversion freigeben wird. Die Produktivupdates
werden zum Stichtag größtenteils über Remote-Zugang von SomentecMitarbeitern durchgeführt. Im Zeitraum von zwei bis sechs Wochen nach dem
Formatwechseltermin werden die vom BDEW nachgelieferten Korrekturen und
Konkretisierungen umgesetzt und als Servicepack bereitgestellt. So wurden in
den letzten 24 Monaten vier Versionen und vier Servicepacks ausgeliefert. Es wird
klassisch zwischen Haupt- und Unterversionen unterschieden. Eine Hauptversion
enthält grundlegende technische Änderungen und Erweiterungen. Im Herbst 2013
konnte eine neue Hauptversion (XAP. 8) mit Kompatibilität zu Windows 8 und
einer an MS Office 2010/2013 angelehnten Oberfläche freigegeben werden. Für die
nicht regulierten Sparten müssen die Anwender nicht unbedingt die vorgegebenen
Versionszyklen einhalten. Die Somentec hält mit der neuen Versionspolitik ihren
Support innerhalb der aktuellen Hauptversionsnummer unbegrenzt aufrecht.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 29
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Wilken GmbH: ENER:GY
Innerhalb von zehn Monaten hat Wilken in 2013 den größten Rollout seiner
Unternehmensgeschichte nahezu abgeschlossen. Damit sind die Anwender
der Branchensoftware ENER:GY nun nicht nur auf die zahlreichen neuen
Anforderungen von SEPA über die E-Bilanz bis hin zur Abrechnung der
Einspeisevergütungen für Erneuerbare Energien vorbereitet. Die neue Version
ENER:GY V4 bietet gleichzeitig die Grundlage für die künftige „evolutionäre“
Weiterentwicklung der Software von Wilken. „In der neuen Version stecken unter
der ‚Motorhaube’ erste Module, die wir mit unserer neuen Entwicklungsplattform
Wilken S/4 geschrieben haben. Mit dieser Technologie sind wir in der Lage,
prozessorientierte Software-Bausteine in sehr kurzer Zeit umzusetzen und diese
beim Anwender zu implementieren beziehungsweise auszutauschen, ohne dass
dies mit großem Aufwand für ihn verbunden ist “, erläutert Folkert Wilken,
Geschäftsführer der Wilken Unternehmensgruppe, den Ansatz. Damit bleiben die
Wilken Anwender künftig von großen Versionswechseln verschont, wie sie Kunden
anderer Softwarehersteller in den kommenden Jahren erst noch bevorstehen. „Mit
S/4 sind wir in der Lage, neue gesetzliche Vorgaben oder Änderungen, wie sie in der
Energiewirtschaft ja leider gang und gäbe sind, sehr viel schneller nachzuvollziehen
als bisher. Das führt zu einer spürbaren Entlastung bei unseren Kunden, da diese
dadurch Zeit für die organisatorische Umsetzung dieser Vorgaben gewinnen“,
beschreibt Uwe Wagner, in der Wilken Geschäftsleitung verantwortlich für die
Energiewirtschaft, den zentralen Vorteil der neuen Technologie.
Wilken Neutrasoft GmbH: NTS.suite
Die Weiterentwicklung der NTS.suite erfolgt bis zum 31.März 2015 auf Basis von
MS Dynamics NAV 2009 durch Hotfixes und Updates, die im Wesentlichen die
zusätzlichen Anforderungen der BNetzA sowie des Herkunftsnachweisregisters
enthalten. Zudem wird derzeit eine Workflow-Engine entwickelt, um alle Abläufe
als Workflows erstellen zu können. Weiter werden in diesem Zeitraum zusätzliche
Funktionalitäten zur Automatisierung der GPKE- und GeLi-Gas-Prozesse zur
Verfügung gestellt. Die bestehenden CRM-Funktionalitäten werden mit dem Ziel
erweitert, ein separates CRM-System für die Anwender verzichtbar zu machen. Ab
dem 1. Januar 2015 steht das Release NTS.suite 2015 unter MS Dynamics NAV 2013
mit allen Standardrollen und dem Standardreporting zur Verfügung.
30 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Generelle Hinweise zu Versionswechseln der Produkte
Bei einem bevorstehenden Releasewechsel ist die Supportlaufzeit der abzulösenden
Releases nicht zu unterschätzen. Aus unterschiedlichen Gründen ist es nicht immer
möglich, einen Releasewechsel pünktlich zur Einführung durchzuführen. Hier sollte
sichergestellt werden, dass für die alte Version noch ausreichender Support vom
Softwarehaus angeboten wird. Unter Umständen ist die Pflege einer Lösung, für
die kein Support mehr geleistet wird, sehr kostspielig. Bei den Teilnehmern variiert
die Supportlaufzeit für ersetzte Versionen zwischen vier Monaten (SDK) und zwei
Jahren (SIV.AG). Die anderen Teilnehmer liegen mit ihren Angaben dazwischen:
Schleupen neun bzw. 15 Monate je nach Kundensituation, Somentec sechs Monate,
Wilken 12 bis 18 Monate je nach Kundensituation und Neutrasoft ein Jahr.
Bei allen Teilnehmern wird zwar zwischen Test- und Produktivlizenzen
unterschieden, jedoch werden diese Lizenzen nicht gesondert verkauft, das
heißt, dass mit dem Kauf einer Lizenz für ein Produktivsystem die Lizenz für
ein Testsystem inkludiert ist. Bis auf die Lizenzierung von kVASYy® sind die
Lizenzierung für die eigentliche Applikation sowie diejenige für die relevanten
Zusatzprodukte, zum Beispiel Datenbanken, getrennt zu beschaffen. Bei der SIV.
AG ist beides möglich: über Embedded Software Licenses (ESLs) können alle
technologischen Voraussetzungen mit der Applikation kVASYy® lizenziert werden,
wobei eine getrennte Lizenzierung ebenfalls möglich ist.
Je nach Kundenanforderung – auch im Hinblick auf die bereits vorhandenen ITLandschaften – ist zu entscheiden, welche Variante vorteilhaft ist.
Eine Softwaremiete sowie das Betreiben der Softwarelösung im ASP-Umfeld bieten
alle Teilnehmer an.
1.2.2 Funktionsumfang der einzelnen Produkte
Einzelne fachliche Prozesse werden mithilfe diverser Module der Anbieter
abgewickelt, teilweise auch modulübergreifend. Welche Module für welche
fachliche Abbildung sorgen, zeigt nachfolgende Übersicht.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 31
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Tab. 6
Modulübersicht
Kern­funktionalität/
Modul ERP-/Billing
Verbrauchsabrechnung
Schleupen CS
SDK.Applications
kVASYy®
CS.NM Netz­zugangs­
management
SDK.ProviderSuite
kVASYy® Billing
CS.MP Markt­partner­
management
kVASYy®-Verbrauchs­abrechnung
CS.VA Vertrags­abrechnung
kVASYy®-Groß­kunden­abrechnung
CS.FB Finanz­buchhaltung
kVASYy®-Zähler­daten und ihre Verwaltung
• kVASYy®-Verbrauchs­kontrolle
kVASYy®-Zähler­management
• kVASYy®-Mess­platz
kVASYy®-Smart Metering
kVASYy®-Kosten­verteil­rechnung
kVASYy®-Mehr- und Minder­mengen­
abrechnung
kVASYy®-Bilanzielle Abgrenzung
Anbindung NN-Daten­bank:
Netz­nutzungs­management
32 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
XAP
ENER:GY
NTS.suite
.billing (XAP.-Funktions­bereich für die
Abrechnung)
Wilken ENER:GY
NTS.billing
Verbrauchs­abrechnung Basis­modul
• NTS.billing
Verbrauchsabrechnung
Sammel-Rechnungen
• gm: Gerätemanagement
Abr. Steuerungs­tabelle
• ua: Umlagenabrechnung
Sonder­kunden-Abrechnung
• NTS.billing EEG/KWK
Anlagenverwaltung
Abrechnungs­druck XML
• NTS.billing.wechsel­prozesse
Bündelkd.-­/Objegrp.-Abrechnung
• NTS.process client (Rolle FrontOffice-Client)
Manuelle Rechnungs­legung
• NNE.connector
Abschlags­erstellung
NTS.transfer
Sammel-­Abschläge
• Markt­kommunikation
Abschlags­druck XML
• Einspeiseprozesse
Interne ­Abrech­nungs­ablage
• Direktvermarktung
Externe Archiv­anbindung (Basis­funktion)
• Prozess­automatisierung
Tarif­verwaltung
• Wechselprozesse im Messwesen
Tarif­kalender
Produkt­generator
Preisgleit­klausel
Heiz- & Nebenk. ­Basis­modul
Heizkosten-­Abrechnungs-Navig.
Heiz- & Nebenk. Daten­austausch
Heiz-/Betriebsk. ­Verteil­rechnung
Verbrauchs­verteilung
Dienst­leistungs­­abrechnung
Eingangs­rechnungs­verarbeitung Vertrieb
Rechnungs­prüfung Netznutzung
Ausgangs­rechnungs­generierung als
INVOIC Netz
Generierung Ust.-­Nachweis Netz (nicht
verfügbar)
Schnitt­stelle DWD
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 33
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Kern­funktionalität/
Modul ERP-/Billing
Schleupen CS
SDK.Applications
kVASYy®
Finanzbuchhaltung
CS.FB Finanz­buchhaltung
wird von SDK nicht
angeboten
kVASYy®-Finance
• CS.Kon (Konsolidierung)
• kVASYy®-Debitoren
• CS.FB.unbundling GuV
• kVASYy®-Kreditoren
• CS.FB.unbundling Bilanz
• kVASYy®-Netz­nutzungs­magement
• kVASYy®-Hauptbuch
• kVASYy®-Auftragswesen
• kVASYy®-Anlagen­buchhaltung
• kVASYy®-Einkaufs­management
• kVASYy®-Kostenrechnung
• kVASYy®-Konzern­rechnungslegung
• kVASYy®-Technical Assets/Instand­
haltungs­management
• kVASYy®-Technical Assets/Anlagen­
management
Controlling
CS.OLAP Online Analyse
wird von SDK nicht
angeboten
• CS.OLAP.finanz­buchhaltung
• CS.OLAP.forderungs­
management
• CS.OLAP.vertrags­
abrechnung
• CS.OLAP.kunden­wechsel
• CS.OLAP.auftrags­
management
• CS.OLAP.arbeits­
vorbereitung
• CS.OLAP.anlagen­
buchhaltung
• CS.OLAP.verbindlichkeiten
• CS.OLAP.invoic
• CS.OLAP.vertriebs­planung
• CS.OLAP.ebilanz
34 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
• kVASYy®-Kostenrechnung
kVASYy®-BI
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
XAP
ENER:GY
NTS.suite
XAP.finance (Hauptbuch)
Wilken Rechnungswesen
NTS.erp
.conto (XAP.-Funktionsbereich für das
Nebenbuch - Debitoren/Kreditoren)
• Finanzbuchhaltung
• NTS.erp Finanzbuchhaltung
Nebenbuchhaltung
• Anlagenbuchhaltung
• NTS.erp Kostenstellen-/
Kostenträgerrechnung
Mahnwesen
• Budgetmanagement
• NTS.erp buchhalterisches
Unbundling
Mahndruck XML
• Electronic Banking
• NTS.erp Forderungsmanagement
Zahlungsverkehr (Ausgang)
• Darlehensbuchhaltung
• NTS.erp
Rechnungseingangsbuch
Zahlungsverkehr (Eingang)
• Beschaffung
• NTS.erp Liquidität
Scheck-Druck
• Rechnungsprüfung
• NTS.erp nfw: Batch Timer
Ratenverwaltung
• Lager
• NTS.erp Intercompanybuchungen
Kassenbuch
• Bau- und Auftragsabwicklung
NTS.assets
SEPA Zahlungsverkehr Ein-/Ausgang
• Vertrieb
• NTS.assets Anlagenwirtschaft
SEPA Mandatsverwaltung
• Management Reporting
• NTS.assets
Bauauftragsverwaltung
SEPA Toolset für Umstellung
• Liquiditätsmanagement
• NTS.assets Instandhaltung
Saldenbestätigungen
• Controlling
• Komfortmodul Lager/Inventur
Standard-Fibu-Schnittstelle
• Projektcontrolling
• Prozessautomatisierung
.statistics (XAP.-Funktionsbereich für
Statistik und Auswertung)
Eigenentwicklung vorhanden
NTS.ba Business Analytics
Statistik Abrechnung
NTS.ba Prozess-Statistik billing
Statistik Bestand
NTS.ba Risikomanagement
Statistik Buchungsjournal
NTS.ba Wirtschaftsplanung/
Unternehmenplanung
Konzessionsabgabe
NTS.ba Expertensystem
Instandhaltung
XAP.dynamic (Browserbasierstes Business
Intelligence Tool)
Intuitives Reporting
Graphische Auswertungen
Datenbankübergreifendes Berichtswesen
Automatischer Mailversand
Exportfunktion
Excel-Integration
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 35
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Kern­funktionalität/
Modul ERP-/Billing
Einkauf/
Materialwirtschaft
Schleupen CS
SDK.Applications
kVASYy®
CS.AM Auftrags­management
wird von SDK nicht
angeboten
• kVASYy®-Auftragswesen
CS.BE Beschaffung
CS.ML Material und Lager
CS.PH Projekt- und Haus­
anschluss­management
CS.BAU Baumanagement
CS.IH Instandhaltung
CS.AV Arbeitsvorbereitung
CS.MW Mobile Workforce
36 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
XAP
ENER:GY
NTS.suite
XAP.material (Arbeitsvorbereitung, Einkauf,
Materialwirtsachaft)
Eigenentwicklung vorhanden
NTS.assets Materialwirschaft
Basissystem Auftrag/Material
• Auftragswesen
• Material/Einkauf
• Bestellwesen/Einkauf
• Auftragcontrolling
• Rechnungsprüfung
Instandhaltung
• Kapazitätsplanung
• Wartung/Inspektion
Netzbetreibermanagement
• Simulation Wartung, Inspektion und
Ressourcenplanung
• Zustandsorientierte Wartung
• Kapazitätsplanung
• Mitarbeitereinsatzplanung (Gantt)
Bauleistungsabrechnung
• Leistungsverzeichnisse
• Projektierung
• Ausschreibung
• Preisspiegel
• Aufmaß
Kundencenter Technik
• Kundenanfragen
• Kundenangebote
• Kundenaufträge
• Dokumentenzuordnung
• Anschreibenverwaltung
Material-Mobil
• Mobile Auftragsverwaltung und
Erfassung
• Stundenrückmeldung
• Materialverbräuche
• Messdatenerfassung
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 37
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Kern­funktionalität/
Modul ERP-/Billing
Schleupen CS
SDK.Applications
kVASYy®
Geräteverwaltung
CS.VA Vertrags­abrechnung
SDK.ProviderSuite
• kVASYy®-Zählermanagement
CS.TG Technisches
Gerätewesen
38 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
XAP
ENER:GY
NTS.suite
.grid (XAP.-Funktionsbereich zur
technischen Geräte- und
Anlagenverwaltung)
Eigenentwicklung vorhanden
NTS.billing Technisches
Gerätemanagement
Zählerverwaltung Basismodul
Messgeräte-Verwaltung
Ablesungen manuell
Gerätekatalog
Zählpunkt-Verwaltung
Versorgungsgebiets-Struktur
Objektverwaltung
Technische Anlagenverwaltung
Leistungskatalog Anlagenverw.
Nutzungsgradber. Anlagenverw.
Objektübergreifende Prüfung
Zähler-Routenverwaltung
Flexible Ableseplanung
Maßnahmenverwaltung
Stichprobenlosverfahren
MDE-Schnittstelle Ablesungen
Brennwert & Zustandszahl G685
HK-Objekt-Strukturpflege
Heiz- & Nebenk. - Messdienste
ARGE Datenaustausch MDU
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 39
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Kern­funktionalität/
Modul ERP-/Billing
Energiedaten­
management/Markt­
kommunikation
Schleupen CS
SDK.Applications
kVASYy®
CS.EL Energie-Logistik
SDK.ProviderSuite
kVASYy®-EDM
• kVASYy®-Zeitreihen­management
Einspeisemanagement
CS.EEG Einspeise­
management
SDK.ProviderSuite
kVASYy®-Einspeisung
CRM
CS.CRM Customer
Relationship Management
SDK.ProviderSuite
kVASYy®-CRM
CS.IT Internet Tools
SDK.
SupplierChange
CS.FO Front Office
SDK.
DocumentStore
40 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
XAP
ENER:GY
NTS.suite
.marco (XAP.-Funktionsbereich zur
integrierten Marktkommunikation)
Kisters, Klafka & Hinz, Robotron; Thüga
Metering Servie
NTS.belvis
Basismodul Marktkommunikation Netz
NTS.Integrationsmodul zu BelVis
oder anderen EDM-Systemen
Basismodul Marktkommunikation Handel
Basismodul Marktkomm. bundelt
Nachrichtenpaket Messwesen MSB (WiM)
Nachrichtenpaket Netz Strom (GPKE)
Nachrichtenpaket Netz Gas (GeLi)
Nachrichtenpaket Messwesen Netz (WiM)
Nachrichtenpaket Handel Strom (GPKE)
Basismodul Marktkommunikation MSB
Nachrichtenpaket Handel Gas (GeLi)
Nachrichtenpaket Messwesen Handel (WiM)
Basismodul Marktkommunikation
Basismodul Prozessüberwachung
Prozessüberwachung e-Mail-Funktion
Prozessüberwachung Aufgaben-Funktion
Prozessüberwachung Prozess-Funktion
Marktkommunikation Toolbox
Herkunftsnachweisregister
Effizienzpaket EoG
INVOIC-Import
EDM - Schnittstelle SAT-PROPHET
Basis­­funktionen
Datenaustausch XAP-XAP
Eigenentwicklung vorhanden
EEG/KWK-Anlagenverwaltung
Abrechnung in NTS.billing integriert
.relations (XAP.-Funktionsbereich zum
Beziehungsmanagement)
Wilken Kunden Informations Cockpit –
Eigenentwicklung
NTS.com
Geschäftspartnerverwaltung Basismodul
NTS.crm Kundenwechselprozess
Vertragsverwaltung
NTS.crm Kampagnen
Sammel-Vertragsverwaltung
NTS.crm Angebotsprozess
Aktivitäts-Verwaltung
NTS.crm Beschwerdeprozess
Änderungsmitteilungen
NTS.crm Zählerstandanforderung
Netz/Vertrieb
Preisänderungsanschreiben
eMail-Integration
Objekt-Sperrung
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 41
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Kern­funktionalität/
Modul ERP-/Billing
Schleupen CS
SDK.Applications
kVASYy®
Portallösungen
CS.IT Internet Tools
SDK.Kunden­
WebPortal
kVASYy®-Kundenportale
SDK.Wechsel­
WebPortal
• kVASYy®-Kundenportal für die Energieund Wasser­­wirtschaft
SDK.MobileApps
• kVASYy®-Neukundenportal
• kVASYy®-Portal für Wohnungs­
gesellschaften
• kVASYy®-Portal für Einspeiser*)
Monitoring
CS.NM Cockpit
SDK.ProviderSuite
kVASYy®-BI
CS.MP Monitoring Cockpit
SDK.
SupplierChange
kVASYy®-Prozessmonitor
CS.MP Fristenmonitor
SDK.
DocumentStore
Prozess-/System­
verwaltung
*) noch nicht produktiv
42 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
XAP
ENER:GY
NTS.suite
.csc (XAP.-Web-Baukasten für die
automatisierte Services für Endkunden)
Wilken Vertriebsportal und SelfService-Protal – Eigenentwicklungen
NTS.portal Privatkundenportal
Customer-Self-Care-Systempflege
NTS.portal Großkundenportal
Customer-Self-Care-Funktionsbausteine
NTS.portal Vertriebskundenportal
XAP.dynamic (Browserbasierstes Business
Intelligence Tool)
Intuitives Reporting
Auswertung der Bögen:
3 Verteilernetzbetreiber Elektrizität,
4 Großhändler und Lieferanten
Elektrizität, 8 Verteilernetzbetreiber
Gas, 9 Großhändler und Lieferanten
Gas über Wilken ENER:GY-MRSStatistik Connector möglich
NTS.ba BNetzA-Monitoring
Nts.billing.fristenmanager
Graphische Auswertungen
Datenbankübergreifendes Berichtswesen
Automatischer Mailversand
Exportfunktion
Excelintegration
.process (XAP.-Funktionsbereich zur
Prozess- und Projektverwaltung)
NTS.mobile
Prozess-Verwaltung
• Zählerablesung, Zähler­
fernauslesung und Zählerwechsel
Aufgabenverwaltung
• Erfassung von Lagerentnahmen
und Inventur
Leistungserfassung
• Erfassung von Checklisten und
Messwerten für die Instand­
haltung
Angebotsverwaltung
Budgetplanung & Verwaltung
.system (XAP.-Funktionsbereich zur
Systemsteuerung)
System-Basisfunktionen
System-Administration
Benutzer- und Rechteverwaltung
Systemfehlerverwaltung
Formularverwaltung
System-Update-Verwaltung
Job-Steuerung
Lizenzverwaltung
XAP-Toolbox 01
Dynamische Assistenten
Inter-X Schnittstellensystem
Datenaustausch XAP-XAP
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 43
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Fachliche Schwerpunkte liegen hier in den Bereichen Verbrauchsabrechnung
(Abrechnung der Energie- und Wasserlieferungen an Endkunden inklusive
debitorischer Verfolgung/Forderungsmanagement), Finanzbuchhaltung
(Hauptbuch mit Abbildung des Jahresabschlusses), Controlling (Kostenrechnung),
Einkauf und Materialwirtschaft, Geräteverwaltung, Energiedatenmanagement und
Markt­kommunikation, Einspeisemanagement, CRM, Portallösungen, Monitoring/
Auswertungen und Prozess- und Systemverwaltung. Aus der Übersicht geht hervor,
welche fachlichen Bereiche von welchem Produkt abgebildet werden.
Bis auf die SIV.AG setzen alle Teilnehmer der Marktuntersuchung auf eine
Abbildung des Energiedatenmanagements mithilfe eines Partnerunternehmens.
Sowohl Wilken als auch Neutrasoft bieten das Produkt BelVis der KISTERS AG
an, wobei auch andere EDM-Systeme (z. B. Produkte von Klafka & Hinz, robotron
GmbH, Thüga Metering Service) über definierte Schnittstellen angebunden werden
können.
Die Abwicklung der Marktkommunikation erfolgt bei der Wilken Neutrasoft über
das eigenständige Modul NTS.transfer, welches vollständig in der NTS.suite
integriert ist. Alle Marktdatenaustauschprozesse werden direkt aus dem Abrech­
nungssystem angestoßen und durch NTS.transfer an die Marktpartner versendet.
Die notwendige Prozesstransparenz wird über ein aussagekräftiges Monitoring
gewährleistet.
Somentec kann an ihre XAP.suite sämtliche EDM-Lösungen anbinden, zum
Beispiel CCComm von der Compello GmbH im Bereich der Marktkommunikation.
Schleupen setzt auf Enoro, einen skandinavischen Hersteller für Produkte im
Umfeld des EDM. Außerdem ist die Soptim AG mit Soptim Sales für die Prognoseund Kalkulationsthemen der Marktrolle Vertrieb angebunden. Bei Neutrasoft ist die
inubit suite der Inubit AG zur Abwicklung der Marktkommunikation im Einsatz.
Auch im Bereich „Controlling und Auswertungen“ sind häufig Angebote
von Partner­unternehmen inkludiert. Zum Beispiel setzt Neutrasoft neben
eigenentwickelten Cubes auf die Business Analytics von Targit sowie auf die Partner­
lösung Imaging Software von Wiencke (beide Lösungen werden ebenfalls auf
einem MS-SQL-Server betrieben). Bei der Somentec sind für alle Bereiche Standard­
auswertungen vorhanden. Ein spezieller Funktionsbereich für die Statistiken
stellt in einem Data Warehouse stichtagsbezogene Daten bereit, die über ebenfalls
integrierte Auswertungen oder über das angebundene BI-Produkt XAP.dynamic
(OEM-Produkt Dynamic AI) ausgewertet werden. XAP.dynamic ist eine webbasierte
Portal­lösung, mit der jeder Anwender seine Auswertungen anpassen und neu bauen
kann. Schleupen erstellt Auswertungen auf Basis von Crystal Reports.4 Um die
relevanten Abschlüsse an die Finanzbehörden zu übermitteln, ist die Lösung ABZReporting der ABZ Reporting GmbH neben kVASYy® der SIV.AG notwendig.
Bei dem Vergleich der einzelnen Applikationen fällt auf, dass die Hard- und
Softwarevoraussetzungen, um die einzelne Lösung zu betreiben, recht
unterschiedlich sind, insbesondere was die Nutzung von Datenbanken angeht:
Die Schleupen-Kernapplikation läuft auf dem MS-SQL-Server oder der Informix
von IBM, wobei das angebundene EDM-System nur mit einer Oracle-Datenbank
kompatibel ist.
4
Siehe ergänzend Abschnitt C.
44 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Bei der SDK kommt eine Oracle-Datenbank meist in Verbindung mit MicrosoftBetriebssystemen zum Einsatz. Es gibt aber auch Datenbankinstallationen, die auf
UNIX-Basis arbeiten. Für den SDK.ApplicationServer ist ein MS-IIS erforderlich. Die
Webportale sind mit Hypertext Preprocessor (PHP) entwickelt und kommunizieren
über Webservices mit einem Application Server.
Die Datenbanklösungen von Oracle sind Dreh- und Angelpunkt bei der SIV.AG.
Sämtliche Applikationsbestandteile inklusive des Data Warehouse liegen auf OracleDatenbanken und sind nur auf diesen nutzbar.
Bei der Somentec zeigt man sich diesbezüglich flexibel. Eine Kompatibilität der
Applikation mit einem MS-SQL-Server und einer Oracle-Datenbank ist gegeben.
Neutrasoft nutzt größtenteils die Standardprodukte von MS Dynamics NAV 2009,
sodass es naheliegt, dass für fast alle Module der MS-SQL-Server zum Einsatz
kommt. Lediglich das EDM-Tool BelVis bildet hierbei die Ausnahme und benötigt
eine Oracle-Datenbank.
1.2.3 Stammdatenaufbau der einzelnen Produkte
Die Energiebranche ist eine sehr IT-intensive Branche, in der eine ERP-/BillingLösung viele Informationen vorhalten und diese dem Anwender bequem,
transparent und praktisch zur Verfügung stellen muss. Als Mindest­anforderung gilt,
dass jeder einzelne Kunde mit seinen Daten im System so abgebildet wird, dass er
abrechenbar ist.
Für Anbieter einer branchenspezifischen Lösung bedeutet dies zunächst, den
logischen Aufbau der Stammdaten so umfangreich und zugleich flexibel abzubilden,
dass sämtlichen Regularien entsprochen wird und die Historie entsprechend
nachverfolgt werden kann.
Nachfolgend seien die verbrauchsabrechnungsorientierten Stammdatenobjekte der
Anbieter erläutert.5
Schleupen AG: Schleupen.CS
Die zentralen Stammdatenobjekte, zum Beispiel der Abrechnung, sind unter
anderem die Person, der Vertrag, die Rechnungseinheit, die Abnahmestelle, der
Installationsort und das Abrechnungszählwerk. Der Person untergliedert sind
die Debitoren- und Kreditorenkonten und -informationen, die Bankverbindungen
und die Adressen. Verträge sind geschäftsbereichsbezogen (ein Geschäftsbereich
kann z. B. Strom, Gas, Wasser oder Abwasser sein, ist jedoch frei definierbar)
und enthalten vertragsspezifische Informationen (z. B. Abrechnungszeiträume,
Abschlagsparameter, Statistikkennzeichen, spezifische Abrechnungsfelder, einen
5
ber welche Stammdatenebene welche Funktionalitäten abgebildet werden, bleibt an dieser Stelle
Ü
offen.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 45
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Tarif-, Zählpunkt- und Abnahmestellenbezug). Die Rechnungseinheit bündelt
mehrere Verträge auf eine Rechnung, verwaltet elektronische und herkömmliche
Rechnungsformulare und nimmt zum Beispiel abweichende Rechnungsempfänger
auf. Die Abnahmestelle enthält die Lokationsdaten, verwaltet Verweise auf die
verbundenen Verträge (inklusive Historie) und ist der Definitionsort der Zähl­
punkte. Der Installationsort stellt eine Ergänzung der Abnahmestelle dar, wenn
die dort verbauten Zähler innerhalb des Systems mit ihren technischen Daten
zum Zwecke der Ablesung oder von Geräteprozessen (z. B. Wechsel, Ein-/Ausbau,
Eichung) geführt werden. Das Abrechnungszählwerk bildet das Verbindungsglied
zwischen Zählpunkt und Zähler, enthält die Informationen eines Zählwerks
mit der Ablesehistorie, Verweisen zu Abnahmestelle und Installationsort sowie
fachspezifischen Informationen.
SDK – Software Development Kopf GmbH: SDK.ProviderSuite
Das Datenmodell ist innerhalb der SDK.ProviderSuite nicht hierarchisch, sondern
objektorientiert. Das heißt, auf der produktiven Datenbank sind der Kunde,
dem das Debitoren- und das Kreditorenkonto zugeordnet sind, die Wohnung
als Verbrauchsstelle bzw. Anlage, der somit sämtliche abzurechnenden Medien
zugeordnet werden können, und technische Begebenheiten unabhängig
voneinander eingerichtet. Somit kann sich die Applikation aus einem produktiven
Datenstamm bedienen.
SIV.AG: kVASYy®
Bei der SIV.AG wird die Objektstruktur aus debitorischer und technischer Sicht
unterschieden. Bei der debitorischen Sicht ranken sich sämtliche Informationen
rund um den Datensatz „Kunde“. An diesem hängen die Rechnungen, offenen
Posten und die abzurechnenden Medien. Die Rechnungen beinhalten alle
buchhalterischen Datensätze, wie zum Beispiel die Konten, Geschäftsbereiche und
bilanzierenden Einheiten. Der Mittelpunkt der technischen Sicht ist die Verbrauchs­
stelle, die das Vertragskonto, die Abrechnungsstrukturen (Tarife, Preise), Verträge
und den Zählpunkt beinhaltet. Die Verbindung der beiden Sichten ist durch die
Abrechnung zu den abzurechnenden Medien sowie das Vertragskonto zu den
Rechnungen realisiert. Je nach Ebene innerhalb des Stammdatenkonstrukts lassen
sich debitorische Vorgänge durchführen.
Somentec Software GmbH: XAP.
Das Datenmodell von XAP. beruht auf sechs Säulen:
1. Geschäftspartner (z. B. Kunden, Lieferanten, Interessenten)
2. Objekte (z. B. Abgabe-/Bezugserzeugungsobjekte, Anlagen)
3. Geräte (Zähler, Zählwerke, Zusatzgeräte)
4. Verträge (z. B. Einzel-/Rahmenverträge)
5. Zählpunkte (tatsächlich/virtuell)
6. Produkte (Tarifkomponenten, Abrechnungsvorschriften, Preise)
46 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Die Spezialisierung der Daten innerhalb einer Säule erfolgt über Rollen und
Arten (z. B. Geräteartenkatalog). Ein Satz von Kindtabellen ermöglicht jeweils die
Verwaltung weiterer Informationen (z. B. Adressen, Bankverbindungen, Kontakte,
Aktivitäten des Geschäftspartners). Die Verbindung der Säulen untereinander wird
durch zeit- und versorgungsartbezogene Zuordnungen hergestellt und historisch
gespeichert. Modulübergreifende Schnittstellen sind in XAP. notwendig, da alle
Komponenten homogen auf der gleichen Plattform und innerhalb einer Version
vollständig kompatibel entwickelt sind. Systemübergreifend stehen für die
dynamische und individuelle Konfiguration zeitbezogene Wert- und Parameter­
tabellen sowie eine datenbankdefinierte Transaktionssteuerung zur Verfügung.
Wilken GmbH: ENER:GY
Die Stammdaten bei Wilken ENER:GY sind aus drei Blickwinkeln zu sehen:
ENER:GY als Branchenlösung, Basismodul und Finanzbuchhaltung. Innerhalb
des ENER:GY werden Kundendaten rund um die Abrechnung (z. B. Rechnungen,
Tarife, Verträge), Zählpunkte, Zähler und EDIFACT-Kommunikation vorgehalten.
Daneben findet man im Basismodul die Kundenstammdaten als solche. Adress- und
Zahlinformationen etc. sind dem Geschäftspartner, der Person, hier zugeordnet. Die
Sicht „Finanzbuchhaltung“ hält zu den einzelnen Geschäftspartnern das eigentliche
Debitorenkonto, aus dem die Zahlungs- und Mahnhistorie sowie sämtliche
Buchungen hervorgehen.
Wilken Neutrasoft GmbH: NTS.suite
Der Aufbau der Stammdaten erfolgt in Navision-Tabellen (SQL-Datenbank 2008
R2). Die Stammdaten sind in folgender Hierarchie aufgebaut: Datenbank, Mandant
(z. B. Netz, Vertrieb), Organisationseinheit (optional zur Trennung von Betriebs­
bereichen), Person (natürliche oder juristische Person), mit der Person können
bestimmte Rollen verknüpft werden (z. B. Kunde Verbrauchsabrechnung, Kunde
Bauauftragsverwaltung, Kreditor als Lieferant oder als Einspeiser, Installations­
betrieb, Interessent in der Verbrauchsabrechnung). Mit dem Verbrauchs­
abrechnungskunden ist das Versorgungsobjekt (1-zu-n-Beziehung) mit der
Verbrauchs­stelle (1-zu-n-Beziehung) verknüpft. Mit der Verbrauchsstelle ist
der Zählpunkt der jeweiligen Versorgungsart (1-zu-n-Beziehung) verknüpft.
Mit jedem Zählpunkt sind ein gültiger Energieliefervertrag und mindestens ein
Messstellenvertrag verknüpft (mit Historie).
2 Die Rolle der SAP AG
Unter der Überschrift „Industrie Solution Utilities SAP IS-U“ hat SAP eine Reihe
von Modulen im Angebot, die die spezifischen Anforderungen der Energie­
versorger in ihrem Massenmarkt abdecken können. Diese Produkt­palette
wendet sich zunächst an größere und mittlere Energieversorger mit in der Regel
mehr als 100.000 Zählpunkten und war ursprünglich auf die Abrechnung und
Kontenverwaltung ausgelegt. Aufgrund der seit einiger Zeit veränderten Lizenz­
politik sowie einer großen Zahl an Dienstleistungsangeboten über sogenannte
Template-Anbieter sind die Module der SAP inzwischen auch für kleinere
Versorger nutzbar, meist in Kombination mit anderen Dienstleistungen aus den
Bereichen Rechenzentrumsbetrieb oder Prozessdienste. Trotzdem treten kleinere
Softwareanbieter hier mit ihren im Rahmen dieser Marktuntersuchung vorgestellten
Produkten verstärkt in Konkurrenz zu SAP, da manche der Vorteile von SAP bzw.
IS-U (internationale Ausrichtung, sehr hohe Flexibilität, skalierbare IT-Architektur)
hier nicht so stark zum Tragen kommen.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 47
Systemhersteller und allgemeine Systemeigenschaften
Das ursprüngliche Funktionsangebot der Lösung SAP IS-U umfasst dabei das
Zähler­wesen (unter Nutzung von Funktionalitäten des SAP-ERP-Standards), die
Abrechnung und das Kundenkontokorrent. Eine Integration in die SAP-ERP-Lösung
ist möglich und empfehlenswert für die Erstellung von Handels- und Steuer­
bilanzen. Über die Zusatzmodule CRM, EDM, EPM, IDEX-GE, IDEX-GG, IDEX-GM,
IDEX-GENF sowie zahlreiche am Markt verfügbare Add-ons lässt sich SAP IS-U zu
einer sehr leistungsfähigen Lösung ausbauen. Durch die große Flexibilität in der
kundenspezifischen Anpassung ist SAP IS-U einerseits sehr flexibel, andererseits
sehr komplex in der Einrichtung und im Betrieb des Systems.
Die prinzipiell dreistufige IT-Architektur der SAP (Datenbank, System, Client)
kann je nach Bedürfnissen hochgradig flexibel gestaltet werden. Im Rahmen der
Datenbank reicht das Spektrum von SAP-eigenen Datenbanken (Sybase) über
Fremdanbieter (z. B. Oracle) bis zur neuen In-Memory-Technologie SAP HANA. Die
Skalierbarkeit wird prinzipiell nur durch die verwendete Hardwareinfrastruktur
begrenzt.
SAP reklamiert für sich, derzeit circa 80Prozent der in Deutschland vorhandenen
Abnahmestellen in den von ihr ausgelieferten Systemen abzubilden.
Für die in dieser Marktuntersuchung angesprochenen Energieversorger kleiner und
mittlerer Größe ist die Lösung von SAP aus unserer Sicht dann interessant, wenn sie
mit den in Kapitel E genannten Rechenzentrumsdienstleistungen kombiniert wird.
SAP IS-U bietet für praktisch alle abzubildenden energiewirtschaftlichen
Prozesse funktionale Lösungen. Diese sind in hohem Maße individualisier- und
konfigurierbar. Sofern der Umfang der SAP-Funktionalitäten nicht ausreichend
ist, lassen sich für alle Bereiche spezialisierte Anwendungen per Schnittstelle
anbinden. Abhängig von der zu verwaltenden Anzahl Zählpunkte ist der dafür
zu rechtfertigende Aufwand allerdings begrenzt und stark von den individuellen
Anforderungen abhängig. Insofern muss geprüft werden, inwiefern standardisierte
Prozesse zur Anwendung kommen können, die entweder so von SAP oder von einem
Anbieter eines vorkonfigurierten Templates vorgegeben sind.
Durch die internationale Ausrichtung der SAP ergeben sich für Kunden in
Deutschland sowohl Vor- als auch Nachteile. Prinzipiell profitieren auch nationale
Kunden davon, dass keine wesentlichen Trends bzw. Technologien auf den Energie­
märkten an SAP vorbeiziehen werden. Smart Meter oder Elektromobilität sind
hier nur zwei Stichworte. Nachteilig wirkt sich das jedoch aus, wenn nationale
Eigenheiten betroffen sind, die gegebenenfalls nur zögerlich implementiert werden,
weil deren Bedeutung für das internationale Geschäft als zu gering beurteilt wird.
Generell gilt aber, dass neue Funktionalitäten für SAP-Kunden in der Vergangenheit
stets rechtzeitig zur Verfügung standen, sodass gesetzliche Anforderungen voll
erfüllt wurden.
48 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
C Vorstellung einzelner Funktionalitäten
1 Verbrauchsabrechnung
Der Energiemarkt birgt große Komplexität in sich: Seit der Liberalisierung
kann der Kunde seinen Lieferanten für Strom und Gas auswählen, jedoch fließt
die Energie durch die Leitungen eines lokalen Netzbetreibers. Hinzu kommt
die Beschaffenheit der Energieabrechnung an sich. Für die Abrechnung gelten
verschiedene Preisbestandteile sowie steuerliche Aspekte, die eine ERP-/
Billing-Lösung berücksichtigen muss. Direkt nach der Abrechnung erfolgt
die Forderungs- und Zahlungsüberwachung. Anders als in anderen Märkten
hat ein Versorgungsunternehmen lediglich einen begrenzten Spielraum, die
Leistung einzustellen. Selbst das Mahn- und Sperrwesen unterliegt im Sinne des
Verbraucherschutzes strengen Regeln.
Die Verbrauchsabrechnung spiegelt das Kerngeschäft eines Energieversorgers
wider: Ein Energieversorger verkauft Energie und stellt sie seinen Endkunden
aufgrund von festgelegten Tarifen in Rechnung. Es müssen Abschlagspläne
erstellt und kommuniziert werden, weiter müssen das Forderungs-, Mahn- und
Sperrmanagement nach den gültigen Rechtsgrundlagen greifen.
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass alle hier vorgestellten Produkte die
wesentlichen Anforderungen an die Verbrauchsabrechnung erfüllen. Sie sind
Branchenlösungen für Energieversorger, das heißt, sie sind auf derartige
Abrechnungen im Massengeschäft fokussiert. Auch bei der Philosophie der
Abbildung der einzelnen Abrechnungen zeigen sich Parallelen:
• Sämtliche Abrechnungen, unabhängig davon, ob es sich dabei um Jahres- oder
Schlussrechnungen handelt, werden in sogenannten Läufen organisiert, die
zunächst erstellt, bearbeitet und letztendlich gebucht bzw. abgeschlossen werden.
• Alle Abrechnungen lassen sich verschieden organisieren. Zum Beispiel lassen sich
für einzelne Kundengruppen oder einzelne Kunden Abrechnungsläufe erstellen.
• Die Rechnungsstellung erfolgt für entflochtene und nicht entflochtene Medien.
• Mit allen Produkten ist eine stichtagsbezogene oder rollierende Abrechnung
möglich.
• Mit der Abrechnung können mit allen Produkten Abschlagspläne (Soll- und
Istversteuerung) erzeugt werden.
• Jeder Abschlag muss gesondert, mittels Aktivierungslauf, ins Soll gestellt werden,
um ihn debitorisch verfolgen zu können und um eine Forderungsübergabe ins
Hauptbuch zu realisieren.
• Die Abrechnung zusätzlicher Dienstleistungen und Produkte nimmt zukünftig
einen größeren Stellenwert ein.
Schleupen AG: Schleupen.CS
Auch bei Schleupen.CS ist der Kern der Applikation die Verbrauchsabrechnung.
Innerhalb des Moduls CS.VA erfolgen neben der relevanten Stammdatenhaltung
die Abrechnung sowie das Forderungsmanagement und der Übergang in die
Finanzbuchhaltung. Diese Schnittstelle ist ebenfalls voll integriert, das heißt, es
sind keine physikalischen Im- und Exporte notwendig.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 49
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
SDK – Software Development Kopf GmbH: SDK.ProviderSuite
Die SDK-Applikation beinhaltet eine offene Postenbuchhaltung für Debitoren und
Kreditoren. Die Funktionalität ist aber als Nebenbuchhaltung beschränkt. Für
die Finanzbuchhaltung (Hauptbuch) ist eine Zusatzsoftware erforderlich, zu der
es seitens SDK Schnittstellen gibt. Unterstützt werden Systeme wie zum Beispiel
SAP-R3, Diamant, Navision, Ramsauer & Stürmer.
SIV.AG: kVASYy®
Die im kVASYy®-Modul „Billing“ abgebildeten Prozesse bilden die Basis der
Geschäfts­tätigkeit eines Energieversorgers. Hier werden sämtliche notwendigen
Stamm­daten angelegt und verwaltet sowie weiteren Modulen zur Verfügung
gestellt. Alle möglichen Abrechnungsszenarien werden hier durchgeführt. Die
Abschlags­pläne werden ebenfalls an dieser Stelle angelegt. Abschläge werden
zunächst als „vorläufige“ Abschläge deklariert, die für jede Fälligkeit aktiviert
werden müssen. Mittels eines Sollstellungslaufs werden die eigentlichen
Forderungen erstellt und ans Hauptbuch übergeben. Nur ins Soll gestellte Abschläge
können im kVASYy® debitorisch verfolgt werden. Es ist keine physikalische Schnitt­
stelle notwendig.
Somentec Software GmbH: XAP.
Auch bei der Somentec bildet die Verbrauchsabrechnung den Kern des Produkts.
Dabei werden alle der Verbrauchsabrechnung unmittelbar vor- und nachgelagerten
Prozesse (von der Ableseverwaltung bis zum Forderungsmanagement und Sperr­
prozess) durch entsprechend integrierte Funktionsbereiche innerhalb des XAP.Systems schnittstellenfrei abgedeckt. Für das Hauptbuch auf der kaufmännischen
Seite und die Arbeitsvorbereitung und Materialwirtschaft auf der technischen Seite
sind flexible Schnittstellentechnologien integriert oder es können OEM-Produkte
eingesetzt werden. Das Herausstellungsmerkmal ist aber, dass XAP. ohne integrierte
Finanzbuchhaltung und Materialwirtschaft als Best-of-Breed-Produkt in einer
entsprechenden Systemlandschaft zum Einsatz kommen kann.
Wilken GmbH: ENER:GY
Die Lösung Wilken ENER:GY bietet neben den ursprünglichen kaufmännischen
Modulen auch die branchenspezifischen Themen an, darunter die Verbrauchs­
abrechnung eines Energieversorgers mit allen Facetten. Ähnlich den bereits
vorgestellten Produkten erfolgt die Rechnungserstellung in Läufen, die
verschiedenartig selektiert werden können. Auch die Abschlagserstellung und
debitorische Verfolgung erfolgen in dieser Lösung, wobei auch ENER:GY nicht ohne
gesonderten Sollstellungslauf auskommt.
Wilken Neutrasoft GmbH: NTS.suite
Die gleiche Vorgehensweise ist bei der NTS.suite zu beobachten. Die branchen­
eigenen Funktionalitäten wurden dem MS-Dynamics-NAV-Standard hinzugefügt.
Die Kernfunktionalität bildet auch hier die Verbrauchs­abrechnung, die durch
automatisierte Geschäftsprozesse den Anwender in seiner täglichen Arbeit
maßgeblich unterstützt.
Die Ergonomie zeigt sich bei allen Produkten als intuitiv und nachvollziehbar. Nach
der Erstellung der Rechnung wird der Anwender automatisch zu den nächsten
Schritten geleitet. Eine Transparenz in Bezug auf Status der Bearbeitung, Inhalt und
Buchungs­informationen ist bei allen Produkten ausreichend gegeben.
50 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
2 Finanzbuchhaltung
In der Finanzbuchhaltung werden sämtliche buchhalterische Informationen
zusammengeführt. Hier werden alle unternehmensbezogenen Vorgänge mit den
Methoden der Buchführung nach den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung
(GOB) sachlich und zeitlich auf Konten erfasst und gebucht. Am Ende einer Periode
(Monat, Quartal, Jahr) müssen die aufgelaufenen Buchungen für das hausinterne
Berichts­wesen aufbereitet und zumindest zum Geschäftsjahresende die Konten
abgeschlossen und in einer Bilanz und Gewinn-und-Verlust-Rechnung (GuV) mit
dem jeweiligen Saldo aufgeführt werden.
Die Buchhaltung an sich umfasst allerdings nicht nur die Finanzbuchhaltung. Auch
Nebenbücher spielen eine wesentliche Rolle im unternehmensweiten Rechnungs­
wesen. Darunter fallen:
• Debitorenbuchhaltung
• Kreditorenbuchhaltung
• Anlagenbuchhaltung
• Lohn- und Gehaltsbuchhaltung
• Lagerbuchhaltung (inklusive Materialverwaltung)
Schleupen AG: Schleupen.CS
Bei Schleupen ist in dem Modul CS.FB_Finanzbuchhaltung nicht nur das Hauptbuch
enthalten, sondern auch die Nebenbücher für Debitorenbuchhaltung und
Kreditoren­­buchhaltung. Somit sind diese Nebenbücher in der Finanz­buchhaltung
voll integriert, das heißt, es sind keine physikalischen Im- und Exporte notwendig.
Bei jeder Buchung von Personenkonten werden die Konten des Hauptbuchs direkt
über sogenannte Sammelbuchungen mitgebucht. Durch diese Grundlagen sind alle
Buchungen jederzeit im Hauptbuch sofort sichtbar. Die Nebenbücher der Anlagen­
buchhaltung und Lagerbuchhaltung sind zwar eigenständige Module, jedoch auch
diese sind voll integriert, das heißt zum Beispiel, mit jeder Lagerentnahme werden
die Sachkonten im Hauptbuch direkt gebucht. Auch hier ist kein Export bzw. Import
notwendig.
SIV.AG: kVASYy®
Bei der SIV.AG werden derartige Buchungen im kVASYy® ähnlich dargestellt: Die
in den Nebenbüchern erzeugten Buchungen werden via Batch-Lauf aggregiert in
das Hauptbuch übertragen. Auch hier erfolgt die Übergabe voll integriert, das heißt
ohne physikalische Schnittstellen.
SDK – Software Development Kopf GmbH: SDK.ProviderSuite
Die SDK bietet keine eigene Finanzbuchhaltung, kein eigenes Controlling und keine
eigene Material- und Einkaufsverwaltung an. Somit sind zur Abbildung dieses
Funktions­­rahmens Drittprodukte notwendig, die via Schnittstellen angebunden
werden müssen.
Somentec Software GmbH: XAP.
Auch die produktiven XAP.-Lösungen benötigen angebundene Drittlösungen für die
Abwicklung sämtlicher Hauptbuchtätigkeiten.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 51
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
Wilken Neutrasoft GmbH: NTS.suite
Sämtliche Anforderungen an eine Finanzbuchhaltungssoftware werden innerhalb
der NTS.suite, die auf dem bewährten Standard MS Dynamics NAV aufsetzt,
vollumfänglich abgebildet. Innerhalb der Produkte der NTS.suite sind die Neben­
bücher über interne Schnittstellen an die Hauptbücher angebunden.6 Die Buchungen
der Neben­bücher werden aggregiert per Lauf übertragen, wobei Übergabeläufe
sowohl manuell als auch automatisch als eingestellter Batch-Job erfolgen können.
Diese Lösungen sind vollständig integriert.
Die voll integrierten Lösungen bilden alle Funktionalitäten eines Hauptbuchs ab. Die
Untersuchung zeigte zudem, dass sich im operativen Geschäft kaum ein Unterschied
in der bequemen Handhabung ergibt.
Die Transparenz der Übergabeläufe von einem Nebenbuch ins Hauptbuch ist
ebenfalls bei den voll integrierten Lösungen gegeben: Über Auswertungen und
verschiedene Protokolle lassen sich die Buchungen bis auf den Ursprungsbeleg
zurückverfolgen, sodass im Fehlerfall eine Klärung möglich ist.
Um die Unterschiede in der Systemarchitektur und der Herangehensweise bei
Änderungen der Gesetzgebung und den Prozessen darzustellen, wurden die
Hersteller gebeten, ihre Vorgehensweise bei den folgenden Themenstellungen zu
erläutern:
• SEPA-Umstellung bei Bestandskunden
• Konsolidierung im Rahmen des Jahresabschlusses mit der Abbildung des Bilanz­
rechtsmodernisierungsgesetzes (BilMoG) sowie die Erstellung der E-Bilanz
SEPA-Umstellung bei Bestandskunden7
Im Jahr 2000 hat sich die EU mit der Lissabon-Agenda für einen gemeinsamen
europäischen Markt im unbaren Zahlungsverkehr entschieden: Single Euro
Payments Area (SEPA). Darauf müssen sämtliche IT-Anbieter, unabhängig von der
Branche, reagieren.8
SEPA-fähig sein heißt:
• Kommunikation der Zahlungsinformationen im XML-Format ISO 20022;
• Konvertierung bestehender Stammdaten mithilfe eines von den Zahlungs­
dienstleistern zur Verfügung gestellten Tools („IBAN-hin-IBAN-rück-Verfahren“):
• Anpassung sämtlicher Formulare/Ergänzung der SEPA-Informationen:
–– die International Bank Account Number (IBAN) ersetzt die nationale Konto­
kennung (sie besteht aus einem Ländercode [DE = Deutschland], einer Prüf­
ziffer, der Bankleitzahl im Empfängerland und einer maximal zehnstelligen
Kontonummer);
–– der Business Identifier Code (BIC) fungiert als internationale Bankleitzahl;
• Verwendung von SEPA-Mandaten, das heißt gültiger Lastschriftmandate;9
• Versand der Pre-Notification: Zeitpunkt der Kontobelastung muss dem Zahler
vorab (14 Kalendertage vor Fälligkeit) mitgeteilt werden.
6
7
8
9
ie Basis der NTS.suite von Wilken Neutrasoft ist MS Dynamics NAV, sodass der Anwender keinen
D
Unterschied dahin gehend bemerkt, ob er sich in der Standardumgebung von MS Dynamics NAV
oder der ergänzenden, eigenentwickelten Branchenlösung befindet.
Neuimplementierungen sind bei allen Anbietern SEPA-fähig, daher betrachtet diese Markt­
untersuchung nur Umstellungen der Systeme der Bestandskunden.
Vgl. www.sepadeutschland.de/, Deutsche Bundesbank, www.sepadeutschland.de/
assets/2013-04 %20SEPA_Migrationsplan.pdf.
Der Zahler erteilt dem Zahlungsempfänger seine Zustimmung, einen bestimmten Betrag vom
Zahlungskonto einzuziehen, und dem Zahlungsdienstleister des Zahlers die Genehmigung,
das Konto des Zahlungspflichtigen zu belasten. Ein Lastschriftmandat muss die GläubigerIdentifikationsnummer (Gläubiger-ID) des Lastschrifteinreichers enthalten. Damit ist der
Zahlungsempfänger eindeutig zu identifizieren. Darüber hinaus muss im Mandat eine
Mandatsreferenznummer zu finden sein, mit der das erteilte Mandat gekennzeichnet wird.
Mithilfe von Gläubiger-ID und Mandatsreferenz im Datensatz ist der Vorgang über die gesamte
Zahlungskette hinweg genau zuordenbar (Quelle: www.sepadeutschland.de/assets/2013-04 %20
SEPA_Migrationsplan.pdf).
52 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
Zeitgleich mit der Anpassung der Applikationen und der Datenkonvertierung wird
ein neuer Prozess zur Einholung und Verwaltung der SEPA-Mandate eingeführt.10
Für Anbieter einer ERP-/Billing-Software bedeutet das umfangreiche fach- bzw.
modulübergreifende Modifikationen der Stamm- und Bewegungsdaten. Sämtliche
Bankdaten einzelner Marktpartner, die sowohl für das Debitoren- als auch für das
Kreditorengeschäft benötigt werden, müssen um die SEPA-Informationen ergänzt
werden.
Die Teilnehmer der Marktuntersuchung nutzen zur Ermittlung der IBAN/des BIC
das sogenannte IBAN-hin-IBAN-rück-Verfahren, das heißt, sie exportieren den
gesamten relevanten Stammdatenbestand (Bankverbindungen der Kunden) der
Energieversorger und stellen die Exportdatei dem jeweiligen Zahlungsdienstleister
zur Verfügung.11
Der jeweilige Zahlungsdienstleister reichert die zur Verfügung gestellten Daten
mit IBAN und BIC an und sendet sie mit dem Dateinahmen IBANRUECK an den
Anwender zurück. Dieser importiert die Datei. Jeder Datensatz erhält zudem ein
Kennzeichen, das besagt, ob die Anreicherung erfolgreich war oder nicht.12
Die reine Datenanreicherung ist damit vollzogen, allerdings muss die Applikation
die neuen Informationen aufnehmen und verarbeiten können. Die SEPA-Mandate
werden an der Bankverbindung verwaltet, das heißt, es sind weitere Stamm­
datenfelder notwendig. Zudem müssen Pre-Notifications erstellt und versendet
werden, bis die eigentliche Lastschrifteinreichung erfolgen kann. Hier muss auch
eine zeitliche Überwachung greifen.
Weiter muss das XML-Format ISO 20022 für die Kommunikation der Zahlungs­
informationen umgesetzt sein, wobei bei allen Teilnehmern der Marktuntersuchung
sowohl der herkömmliche Weg – ohne SEPA-Nutzung – als auch die zukünftige
SEPA-Berücksichtigung möglich sind. Zudem müssen sämtliche Formulare
angepasst werden.
10
11
12
er Energieversorger versendet ein Anschreiben, in dem der Kunde über sein Mandat informiert
D
wird. Er unterzeichnet es und sendet es dem Versorger zurück. Dieser erfasst und archiviert es.
Spätestens 14 Tage vor Fälligkeit/Belastung informiert der Energieversorger seinen Kunden über
die Abbuchung. Sofern sämtliche Voraussetzungen für die Abbuchung getroffen sind, erfolgt der
Zahlungslauf.
Ein Konvertierungstool wird häufig kostenlos von den Kreditinstituten zur Verfügung gestellt.
Hier gibt es verschiedene standardisierte Fehlercodes, die von dem jeweiligen Kreditinstitut
aufgeschlüsselt zur Verfügung gestellt werden.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 53
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
Schleupen AG: Schleupen.CS
Für die allgemeine SEPA-Funktion muss bei Schleupen keine Lizenz erworben
werden. Die Grundfunktionalitäten werden über die Wartung finanziert und
bereitgestellt. Dabei wird jeder Kunde in die Lage versetzt, die Umstellung auf
SEPA selbstständig durchzuführen. Wenn jedoch die Umsetzung durch Schleupen
unterstützt werden soll, wird folgendes Projektvorgehen vorgeschlagen:
1. Konvertierung der Bankverbindungsdaten der Geschäftspartner (IBAN-hinIBAN-rück-Verfahren)
2. Erweiterung der bestehenden Einzugsermächtigungen (bei Lastschriften) um die
Mandats­referenznummer für das Konvertierungstool
3. Anpassung sämtlicher Formulare
4. Konfiguration des Zahlungsverkehrs für SEPA
5. Test der Prozesse (Schnittstelle Bank, Vertragsabschluss Neukunden,
Sollstellung, Mandatsänderung, Zahlungsverkehr und Varianten, Änderungen
Bank­verbindungen [Mandatsänderung], Rückbelastung)
6. Definition der Verwendungszwecke
7. Abstimmung und Test mit der Hausbank
8. Erstellung der Mandatsinfo oder Mandatserteilungsformulare an Kunden,
Kommunikation gegenüber den Kunden bezüglich Zeitpunkt der Umstellung
(bei Lastschriften)
9. Archivierung der Mandatsschreiben mit direkter Integration in die Verbrauchs­
abrechnung
SDK – Software Development Kopf GmbH: SDK.ProviderSuite
Innerhalb der SDK.ProviderSuite werden die IBAN und der BIC bereits seit Jahren
automatisch vom System mitgepflegt und automatisch anhand der Bankleitzahl
und Kontonummer berechnet. Für die Erstellung der Mandate gibt es einen Job –
dabei wird für alle gültigen Einziehungsverfahren ein SEPA-Mandat erstellt.
Die SEPA-Funktionalität ist im Wartungsvertrag inkludiert. Verrechnet werden
ausschließlich Unterstützungsleistungen/Support und kundenspezifische
Änderungen zum Beispiel bei Druckprogrammen. Der zeitliche Aufwand beschränkt
sich auf den Testaufwand, der monetäre ist abhängig von den kundenspezifischen
Unterstützungs­­leistungen.
SIV.AG: kVASYy®
Die SIV.AG unterteilt bei Bestandskunden ein SEPA-Projekt in mehrere
Phasen: Konvertierung der Kontodaten, SEPA-Vorbereitungsphase, Vertrags­
kontenumstellung und Konvertierung der Zahlwege (die Zahlwege ersetzen die
Zahlungs­arten und Bankverbindungen des Kunden und dienen der Mandats­
verwaltung), Testkundenumstellungen und letztendlich der Produktiv­start. Die
zeitliche und monetäre Bewertung erfolgen kundenspezifisch.
Somentec Software GmbH: XAP.
Die SEPA-Umstellung bei der Somentec erfolgte ab Version 7.4 (09/2012). Die
Erzeugung und das Einlesen von Bankdateien im SEPA-Format sowie das Verbuchen
der Zahlungen werden im XAP.-Funktionsbereich .conto durchgeführt. Über ein
Toolset (SEPT) für die SEPA-Umstellung werden die Konvertierungen der Bankdaten
ermöglicht. Über neue Module (SEPP, SEPM und SEPO) werden weiterführende
Prozesse (gesonderte Pre-Notifications, separater Mandatsverfolgungsprozess)
verwaltet.
54 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
Wilken GmbH: ENER:GY
Die SEPA-Umstellung wurde bei Bestandskunden der Wilken GmbH in vier
verschiedenen Paketen angeboten. Diese reichen von einem Workshop und der
Einrichtung durch den Kunden im Bronzepaket bis hin zum Platinpaket mit
Workshop, Kick-off, Testumstellung, Produktivumstellung(en), KIC-Unterstützung
und Archivierung.
Wilken Neutrasoft GmbH: NTS.suite
Die Anforderungen zur SEPA-Verordnung wurden bereits vollständig in die NTS.
suite integriert. Für die Umstellung eines Bestandskunden rechnet die Wilken
Neutrasoft mit je einem Personentag Aufwand für einen einleitenden Workshop und
Beratung inklusive der Einrichtung sowie einem weiteren Personentag für einen
Testlauf mit einem kooperierenden Kreditinstitut. Die Umdeutung der Einzugs­
ermächtigungen, der Export der Kontonummern und Bankleitzahlen und der Import
der zugehörigen IBANs und BICs werden mit dem Kunden pauschal abgerechnet.
Konsolidierung im Rahmen des Jahresabschlusses mit der Abbildung des
BilMoG sowie die Erstellung der E-Bilanz
Neben der Verbrauchsabrechnung steht der Jahresabschluss im besonderen Fokus
eines Energieversorgers. Führt der jeweilige Versorger keine rollierende, sondern
eine Stichtagsabrechnung durch, kann der Jahresabschluss mit der Verbrauchs­
abrechnung in denselben Zeitraum fallen und somit unter Umständen für einen sehr
hohen administrativen Aufwand sorgen. Die Unterstützung durch ein stabiles ERP-/
Billing-System ist besonders an dieser Stelle unerlässlich.
Die eingesetzte Software muss nicht nur die vorbereitenden Tätigkeiten leisten, wie
zum Beispiel:
• Inventur/Bewertung Inventar
• Abschreibungen
• Bewertung der Forderungen
• Bildung Rücklagen und Rückstellungen
• Periodengerechte Erfolgsermittlung/Rechnungsabgrenzung
• Abschluss der Konten
• Erstellung der Bilanz, der GuV und sonstiger relevanter Berichte
Die Software muss auch die Auswertungen revisionssicher zur Verfügung stellen.13
Mit dem Inkrafttreten des BilMoG am 29. Mai 2009 wurde die bis dahin gültige
nationale Rechnungslegung den International Financial Reporting Standards (IFRS)
angeglichen. Unter anderem wird darin geregelt, dass neben der Handelsbilanz eine
Steuer­bilanz erstellt werden muss.
13
Das Thema „Auswertung und Monitoring“ wird in Kapitel 3 besonders betrachtet.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 55
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
Schleupen AG: Schleupen.CS
Für den Jahresabschluss innerhalb Schleupen.CS. sind mehrere Module
notwendig:14 CS.FB, CS.KON und CS.OLAP. Im Modul CS.FB werden Daten­
export­dateien für die Konsolidierung im Modul CS.KON (Konsolidierung) zur
Verfügung gestellt, die die (Sach-)Konten, die Positionen innerhalb der Bilanz und
GuV, die Controllingobjekte (z. B. Kostenstellen, Kontensalden, IntercompanyUnterkontensalden, Controlling­salden und Anlagebewegungen) für die Erstellung
von Anlage­spiegeln enthalten. Die Bilanz- und GuV-Strukturen sind im CS.FB
vorgegeben, können aber angepasst werden. Sämtliche Unbundling-Abschlüsse
werden im CS.OLAP abgewickelt, das heißt, ein Data Warehouse zu führen ist
notwendig. Auch die E-Bilanz-Erstellung erfolgt über CS.OLAP, jedoch ist hier kein
Data Warehouse notwendig.
Um einen Abschluss nach BilMoG durchzuführen, muss an dem jeweiligen
Konto die Rechnungslegungsart hinterlegt werden: Es werden im CS.FB neue
Sachkonten unter der Anwendung der Rechnungslegungsart „STR = Steuerrecht“
angelegt, damit Abweichungen zwischen Handelsrecht und Steuerrecht direkt
auf dafür vorgesehene Konten gebucht werden können. Sämtliche Salden der
Konten aus CS.FB stehen für die E-Bilanz direkt in CS.OLAP zur Verfügung, ohne
dass Sachkonten und Salden erst umständlich exportiert und importiert werden
müssen. Hier werden die Sachkonten den jeweiligen Taxonomiestrukturpositionen
zugeordnet und über die CS.FB.elster-Schnittstelle an die Finanzverwaltung
gesendet.
SDK – Software Development Kopf GmbH: SDK.ProviderSuite
Die SDK.Application beinhaltet nur die Nebenbuchhaltung. Daher werden Bilanzen
nicht mit dem System erstellt. Funktionen für Erlösabgrenzungen sind allerdings
beinhaltet und können so die Bilanzerstellung unterstützen.
SIV.AG: kVASYy®
Auch im kVASYy® 5 der SIV.AG wird eine Konzernrechnungslegung für die
Konsolidierung angeboten: Mit der Lizenz „Konzernrechnungslegung“ können
die Abschlüsse verschiedener juristisch selbstständiger Personen zu einem
Konzern­abschluss zusammengefasst werden. Um einen Abschluss nach BilMoG
durchzuführen, erfolgt ein Datenexport aus dem Finance-Hauptbuch in einen
neuen „Konsolidierungsmandanten“, ein weiteres kVASYy®. Zur Veranschaulichung
ein Beispiel: Ein Energieversorger arbeitet im Zwei-Mandanten-Modell (auf
beiden ist kVASYy® implementiert): Ein Mandant stellt das Nebenbuch, den
„Liefermandanten“, ein Mandant das Hauptbuch, den „Netzmandanten“, in diesem
wird konsolidiert. Die Datenübergaben erfolgen aggregiert aus dem Nebenbuch
in das Hauptbuch – applikationsübergreifend. In diesem Mandanten wird nur
der handelsrechtliche Abschluss erstellt. Um den steuerrechtlichen Abschluss zu
erhalten, werden die relevanten Datenbestände aus dem Hauptbuchmandanten
in einen weiteren exportiert. In dem jeweiligen „Steuerrechtmandanten“ wird
die Bilanz nach Steuer­recht aufbereitet. Um die relevanten Abschlüsse an die
Finanzbehörden zu übermitteln, ist die Lösung ABZ-Reporting der ABZ Reporting
GmbH notwendig. Für die bequeme Erstellung der Unbundling-Abschlüsse empfiehlt
die SIV.AG die Nutzung der kVASYy®-BI.
14
ie Datenflüsse aus den Nebenbüchern bleiben hier unberücksichtigt; es geht an dieser Stelle nur
D
um die Erstellung des Abschlusses.
56 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
Somentec Software GmbH: XAP.
Die Erstellung des Jahresabschlusses ist nicht Bestandteil der Somentec-Lösung
XAP. Der Jahresabschluss wird hier über Drittprodukte erstellt. Über das integrierte
Statistiksystem werden jedoch von XAP. die Daten zur bilanziellen Abgrenzung und
Hochrechnung für Verbräuche und Erlöse zur Verfügung gestellt.
Wilken GmbH: ENER:GY
Im Wilken ENER:GY sind die einzelnen Bereiche der Anlagenbuchhaltung
nach Fachbereichen organisiert. Um den Jahresabschluss nach BilMoG für die
Anlagenbuchhaltung zu organisieren, sind innerhalb der einzelnen Fachbereiche
Anpassungen für das Handels- und Steuerrecht einzurichten, die bestimmten,
im Vorfeld festzulegenden Prüfungen unterliegen: Somit können innerhalb der
Applikation sowohl für das Handels- als auch für das Steuerrecht Bilanzen erstellt
werden. In der Finanzbuchhaltung des Wilken ENER:GY verhält sich die Erstellung
der Bilanzen analog: Die Sachkonten werden sowohl für das Handels- als auch
für das Steuerrecht den Bilanz-Hierarchiepositionen einzelner Fachbereiche
zugeordnet. In einem Überleitungsmodul werden sämtliche Delta-Buchungen für
die jeweilige Rechnungslegungsart zusammengeführt, wodurch eine komplette
parallele Rechnungslegung in einem Buchungskreis möglich ist.
Wilken Neutrasoft GmbH: NTS.suite
Über die Festlegung der Kontenkonsolidierung im Kontenplan können
einzelne Konzernmandanten in einen Konsolidierungsmandanten überführt
bzw. zusammengeführt werden, wobei der Komprimierungsgrad durch den
Anwender frei wählbar ist. Verschiedene Währungen und Kontenpläne in den
einzelnen Konzernmandanten lassen sich mit der NTS.suite ebenfalls problemlos
zusammenführen. Mittels Eliminierungskonten können Umsätze innerhalb
des Konzerns von der Zusammenführung ausgeschlossen werden. Ergänzend
hierzu lassen sich jederzeit auch in umgedrehter Richtung Dekonsolidierungen
durchführen, um zum Beispiel aus einem Servicemandanten heraus einzelne
Umsätze bzw. Buchungen in die rechtlichen Einheiten aufzuteilen. Die Angleich­
ung an die internationale Rechnungslegung kann mittels Einrichtung freier
Kontenschemen problemlos umgesetzt werden. Gängige Taxonomien wie zum
Beispiel GCD oder Generally Accepted Accounting Principles (GAAP) können
verarbeitet und eingelesen werden. Die Übermittlung der Bilanz sowie der GuV
erfolgt nach Ausgabe und Bereitstellung in einem amtlich vorgeschriebenen
Datensatz aus der NTS.suite per Datenfernübertragung an die Finanzbehörden.
3 Monitoring und Controlling
Die interne und externe Berichterstattung sowie die Datenqualität bekommen
im regulierten Markt erhöhte Aufmerksamkeit. Intern steigt neben der Margen­
betrachtung das Interesse an weiteren Performancekennzahlen. Extern interessiert
sich die BNetzA für regelmäßige Aussagen über Strukturdaten. All diese Daten
müssen dem Energieversorger aufbereitet, belastbar und zeitgerecht vorliegen.
Business Intelligence (BI), Cloud Computing und Big Data sind nur einige wenige
Schlagworte, die den Trend zu schnell verfügbaren, aggregierten Massendaten
widerspiegeln – auch für Energieversorger.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 57
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
Alle hier vorgestellten Applikationen laufen auf hochverfügbaren Datenbanken, die
je nach technischer Auslegung einen schnellen Zugriff sicherstellen können, sei es
als Inhouselösung oder im Hosting-Umfeld. Der Trend zu BI-Tools spiegelt sich auch
in der Angebotspalette der Marktuntersuchungsteilnehmer wider: Alle vorgestellten
Produkte lassen sich an Warehouse-Lösungen mit einer Auswertungssoftware
anbinden. Daten werden mittels ETL-Prozessen in eine Warehouse-Lösung
übertragen und dort mithilfe verschiedener Applikationen bzw. vorkonfigurierter
Auswertungen aufbereitet.
Grundsätzlich sollten der Inhalt der Auswertungen sowie deren Herkunft und
Aufbereitung im Vorfeld eines Implementierungsprojekts geklärt werden.
Sind die einzelnen Werte innerhalb der Applikation zu erstellen oder wird ein
„externes“ Warehouse benötigt? Sind die Auswertungen in Standardlösungen, wie
zum Beispiel MS Excel, importierbar? Wie transparent sind Werte und Kennzahlen
nachprüfbar? Welche zusätzlichen Datenquellen sollen integriert werden?
Schleupen AG: Schleupen.CS
Schleupen bietet an dieser Stelle die sogenannten CS.OLAP-Module (als
technologische Plattform ist hier der MS-SQL-Server im Einsatz) auf Basis der MS
Analysis Services an. Alle Auswertungen werden vom Anwender direkt in MS Excel
erstellt. Innerhalb CS.OLAP sind verschiedene Auswertungen vorkonfiguriert, wobei
auch eigene je nach Bedürfnis eingerichtet werden können. Die Produktpalette
reicht hier von Auswertungen finanzbuchhalterischer Kennzahlen und der
Erstellung der E-Bilanz über das Auftragsmanagement bis hin zur Erstellung der
BNetzA-Berichte und Vertriebsplanungen.
SDK – Software Development Kopf GmbH: SDK.ProviderSuite
Die SDK hat kein eigenes Controllingtool im Einsatz, jedoch kann mittels offener
Schnitt­stellen auf Drittlösungen zurückgegriffen werden.
SIV.AG: kVASYy®
Die SIV.AG hat mit der Einführung des kVASYy® 5 eine integrierte BI-Lösung
im Angebot. Basierend auf Datenbanktechnologien von Oracle lassen sich
bequem Daten exportieren und nach vorkonfigurierten „Schablonen“ auswerten.
Auch eigene Berichte können eingerichtet werden. Ebenso bietet die SIV.AG
vorkonfigurierte BNetzA-Bericht-Layouts an, in welche die relevanten Daten
eingespielt werden können. Die kVASYy®-BI stellt im Standard kVASYy®-Daten
dar, lässt sich aber durch projektspezifische Anpassungen um Non-kVASYy®-Daten
erweitern und ergänzen.
Somentec Software GmbH: XAP.
Auch die Somentec nutzt das BI-Tool eines Drittherstellers. Als OEM-Produkt ist
Dynamic AI von Cintac A/S als XAP.dynamic hoch integriert in das XAP.-System und
es besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Hersteller. Neben der XAP.-Daten­
bank und dem XAP.-Statistiksystem (integriertes Data Warehouse) lassen sich auch
andere Datenbanken/Data Warehouses in die BI-Plattform einbinden. Generell
sind sowohl die Ausgabe im MS-Excel-Format als auch eine direkte Einbindung der
Report Engine als Datenquelle in MS Excel möglich. Darüber kann der Anwender
direkt in der MS-Excel-Oberfläche Auswertungen anstoßen und die vorbereiteten
Tabellen mit jeweils aktuellen Daten füllen. Von der Somentec wird eine große Zahl
unterschiedlicher Standardauswertungen bereitgestellt. Eine große Stärke ist aber,
dass vom Anwender einfach und intuitiv vorhandene Auswertungen angepasst und
neue Auswertungen erstellt werden können. Selbstverständlich kann das Reporting
automatisiert werden. Unter Einbindung des Mailsystems können Auswertungen
periodisch oder aufgrund von Grenzwerten automatisch versendet werden.
58 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
Wilken Neutrasoft GmbH: NTS.suite
Wilken Neutrasoft bietet mit dem Modul NTS.ba Business Analytics ein
Auswertungs­­tool, das auf Business Analytics von Targit basiert und durch
verschiedene eigenentwickelte und vorkonfigurierte Cubes wie zum Beispiel
NTS.ba-Prozess­­statistiken und darauf aufbauende Auswertungen ergänzt wird.
Das Modul unterstützt den Anwender bei der einfachen und effektiven Erstellung
von informativen und visuell gestalteten Berichten und Grafiken. Durch Festlegung
bestimmter Kriterien lassen sich sowohl individuelle Grafiken als auch (Kreuz-)
Tabellen erstellen. Diese Unternehmensdaten lassen sich per Drag&Drop-Kontrolle
der Informationsdimensionen interaktiv durch den Anwender steuern. Mittels
einer ergebnisabhängigen Kolorierung sowie der Einbindung benutzerdefinierter
Landkarten ist das Management in der Lage, die wichtigsten Unternehmens­
kennzahlen einfach und effizient zu überwachen. Einen maximalen Anpassungs­
grad an die kundenindividuellen Anforderungen realisiert die Wilken Neutrasoft
durch die Möglichkeit der selbstständigen Erstellung von Cubes durch den
Anwender.
Wie oben erwähnt, muss unterschieden werden, wo die jeweiligen Berichte
erzeugt werden sollen: entweder in der ERP-/Billing-Applikation, extern, in
einem Warehouse oder in beiden. Einige Softwarehäuser bieten BI-Lösungen auf
Grundlage eines Warehouse an. Das kann unter Umständen zu erhöhtem Aufwand
führen. Es muss im Einzelfall geprüft werden, welche Auswertungen benötigt, wo
diese erzeugt werden und ob die ERP-/Billing-Lösung an sich diese zur Verfügung
stellt, sodass auf die Warehouse-Technologie gegebenenfalls verzichtet werden
kann.
Im Gegensatz zu den stringenten Rechnungslegungsvorschriften kann im
Controlling flexibler agiert werden. Auswertungen und Berichte für das
interne Monitoring können an die jeweiligen Bedürfnisse der Unternehmen
angepasst werden, was alle Teilnehmer der Marktuntersuchung, die eine voll
integrierte Lösung anbieten, unterstützen: Sie bieten sowohl vorkonfigurierte
Auswertungen als auch die Möglichkeit, Berichte und Auswertungen selber
einzurichten, an. Grundsätzlich sind Standardauswertungen und klassische
Kosten­rechnungsmethoden, wie zum Beispiel Offene-Posten-Listen, Kosten­
stellenauswertungen, Umlageberechnungen innerhalb der voll integrierten ERP-/
Billing-Lösungen machbar. Sollten – wie bei der SDK – Drittlösungen angebunden
werden müssen, ist davon auszugehen, dass diese Lösungen den Anforderungen
eines Energieversorgers dahin gehend entsprechen.
Innerhalb Schleupen.CS sind die klassischen Kostenrechnungsauswertungen
über die oben erwähnten CS.OLAP-Module abbildbar. Hier werden neben den
Auswertungen auch Umlagen-/Verteilungsrechnungen, Planerstellungen, klassische
Kostenrechnungen und Vertriebsplanung durchgeführt.
Bei der SIV.AG ist neben der kVASYy®-BI eine Kostenrechnung lizenzierbar, die
in die ERP-/Billing-Lösung integriert ist. Dieses Modul bietet die Grundlagen
einer Kostenstellen-, Kostenträger- und -artenrechnung sowie einfache Umlage­
berechnungen im Standard an. Weiterführende Auswertungen, zum Beispiel nach
Aufträgen und Planerstellungen, sind durch flexible Segmentierungen möglich.
Die nachfolgende Tabelle fasst zusammen, welche Unternehmen WarehouseLösungen anbieten, welche über die grafische Benutzeroberfläche integriert sind,
wo eine autonome Nutzung (Warehouse und/oder Applikation) möglich ist und
welches Unternehmen auf Drittlösungen setzt.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 59
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
Tab. 7
Warehouse Drittlösung
Eigen­entwicklung ­J/N
Modul-Name
Ware­houseIntegriert in ERP-/ Techno­logie
Billing­lösung J/N mit BI-Tool
Schleupen AG
J
J
J
J
J
J
J
J
J
J
J
J
CS.OLAP Online Analyse
CS.OLAP.finanz­buchhaltung
CS.OLAP.forderungs­management
CS.OLAP.vertrags­abrechnung
CS.OLAP.kunden­wechsel
CS.OLAP.auftrags­management
CS.OLAP.arbeits­vorbereitung
CS.OLAP.anlagen­buchhaltung
CS.OLAP.verbindlichkeiten
CS.OLAP.invoic
CS.OLAP.vertriebs­planung
CS.OLAP.ebilanz
J
J
J
J
J
J
J
J
J
J
J
J
J
J
J
J
J
J
J
J
J
J
J
J
SDK – Software
Development
Kopf GmbH
wird von der SDK nicht angeboten
SIV.AG
J
kVASYy-Kostenrechnung
kVASYy-BI
J
J
N
J
Somentec
Software GmbH
N
XAP.dynamic
J
J
Somentec
Software GmbH
J
XAP.statistics
J
J
Wilken GmbH
J
Wilken Rechnungswesen
J
N
Wilken Neutrasoft GmbH
Eigenentwicklung aller
Cubes und darauf
basierender
Auswertungen
NTS.ba Business Analytics
J
J
1
2
utzung ohne ERP-/Billinglösung möglich
N
Nutzung ERP-/Billinglösung ohne Warehouse möglich
60 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
Autonome
Nutzung Ware­
house1
Autonome
Nutzung
Applikation2
N
N
N
N
N
N
N
N
N
N
N
N
N
N
N
N
N
N
N
N
N
N
N
N
N
N
N
J
J
J
Nutzung der XAP.-Abrechnungs­­
generatoren für Verbrauchs-/
Erlös­statistiken; Außerdem
können Bestands- und
Forderungs­statistiken in einem
speziellen Warehouse generiert
werden. Berichte sind für XAP.
direkt und über XAP.dynamic
verfügbar.
N
N
Oracle, DB2, MS-SQL-Server
N
N
N
N
Technolo­gischer Hinter­grund/
Voraus­setzung
Informix oder MS-SQL-Server
Informix oder MS-SQL-Server
Informix oder MS-SQL-Server
Informix oder MS-SQL-Server
Informix oder MS-SQL-Server
Informix oder MS-SQL-Server
Informix oder MS-SQL-Server
Informix oder MS-SQL-Server
Informix oder MS-SQL-Server
Informix oder MS-SQL-Server
Informix oder MS-SQL-Server
Informix oder MS-SQL-Server
basiert auf den MS Analysis Services
basiert auf den MS Analysis Services
basiert auf den MS Analysis Services
basiert auf den MS Analysis Services
basiert auf den MS Analysis Services
basiert auf den MS Analysis Services
basiert auf den MS Analysis Services
basiert auf den MS Analysis Services
basiert auf den MS Analysis Services
basiert auf den MS Analysis Services
Oracle
Oracle (weitere Datenbank neben
den Applikations-DB notwendig)
Web-Portallösung, mit SQLEngine zur Anbindung
unterschiedlicher Datenbanken
und Datenbank­management­
systemen; Es ist auch die
Integration der Berichte innerhalb
der XAP.-Anwendungs­­programme
oder direkt innerhalb von EXCEL
möglich.
MS-SQL-Server
OEM-Produkt entspricht Dynamic AI von
Cintac S/A
Business Analytics von Targit
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 61
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
4 Geräteverwaltung, Einkauf und Materialwirtschaft
Im Bereich der Geräteverwaltung wird seit vielen Jahren ein breites Spektrum
an IT-Funktionalitäten verlangt, das sich mit der Liberalisierung des Messwesens
deutlich erweitert hat. Bereits vor der Liberalisierung mussten alle Arten von
Ein- und Mehrtarifzählern sowie Zählern mit registrierender Lastgangmessung
(RLM) mit sämtlichen technischen Parametern informationstechnisch abgebildet
werden. Die geforderten Funktionalitäten reichen von der Ablesesteuerung über
die Überwachung der Eichgültigkeitsdauern bis hin zur teilweisen automatisierten
Auslesung der entsprechenden Zählwerte. Daran anknüpfend sorgt eine Auftrags­
steuerung für die entsprechende Logistik im Rahmen der Wartungs- und Instand­
haltungsmaßnahmen im Netz. Funktionalitäten zur Lagerverwaltung sind hierfür
ebenso unabdingbare Voraussetzung wie ein integriertes Beschaffungswesen.
Im Bereich des technischen Gerätewesens gehören unter anderem folgende
Funktionen zum Standardrepertoire von ERP-Software:
• Verwaltung unterschiedlicher Zählertypen und Zählwerksystematiken für
unterschiedliche Sparten
• flexible Ablesesteuerung und Stichprobenverfahren für Zähleraustausch
• Abbildung weiterer Gerätetypen wie zum Beispiel Tonfrequenz-RundsteuerEmpfänger, Wandler, Regler, Fühler, Mengenumwerter
• Abbildung von Beziehungen der einzelnen Geräte untereinander, sodass sich eine
logische Messstruktur ergibt
Um den unterschiedlichen Marktrollen gerecht zu werden, ist zum Beispiel für
reine Vertriebsgesellschaften ein reduzierter Funktionsumfang abzubilden. Die
Information über eingebaute Zähler wird hier zwar nur rudimentär benötigt, muss
aber den Erfordernissen entsprechend ebenfalls korrekt abgebildet sein. Eine
umfassende Geräteverwaltung ist prinzipiell bei der Marktrolle des Messstellen­
betreibers zu sehen. Aufgrund der in diesem Bereich vorhandenen Geschäftsmodelle
hat diese Marktrolle für den weitaus überwiegenden Teil der deutschen Messstellen
jedoch der jeweilige grundzuständige Netzbetreiber inne. Insofern muss die ERPSoftware im Rahmen der WiM-Prozesse und -Implikationen sowohl die konkreten
Anforderungen an Gerätemanagement für die Rollen Messstellenbetreiber sowie
Mess­dienst­leister beinhalten als auch die jeweilige Messsituation am Zählpunkt für
den Netz­betreiber korrekt abbilden.
Noch interessanter im Hinblick auf die Unterschiede der ERP-Softwareanbieter sind
die Funktionalitäten rund um den § 21 EnWG zur Anbindbarkeit von Messsystemen,
das heißt von in ein Kommunikationsnetz eingebundenen Messeinrichtungen zur
Erfassung elektrischer Energie, die den tatsächlichen Energieverbrauch und die
tatsächliche Nutzungszeit widerspiegeln. Dieses in der jüngeren Vergangenheit
immer wieder strapazierte Thema (Smart Meter) erfordert einen immensen
Aufwand an informationstechnischen Veränderungen und Investitionen, um die
gewaltigen Datenmengen adäquat verarbeiten zu können.
62 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
Aufgrund nach wie vor fehlender gesetzgeberischer Umsetzungsrichtlinien
unterscheiden sich die Philosophien der Anbieter dahin gehend, wie viel des
Gesamt­­prozesses abgebildet wird. Während die Tarifierung und Abrechnung zum
Kunden hin trotz gestiegener Anforderungen stets als mit Standardfunktionalitäten
beherrschbar angesehen werden, müssen die zählerseitig entstehenden Daten
unter penibel zu beachtenden Datenschutz- und -sicherheitsanforderungen an
verschiedenen Stellen verarbeitet und verdichtet werden. Das sogenannte MeterData-Management (MDM) bildet die zentrale Plattform, um die Zähldaten zunächst
zu sammeln und anderen Anwendungen (wie z. B. einem ERP-System) aufbereitet
zur Verfügung zu stellen. Insofern erlauben alle Anbieter eine entsprechende
Anbindung per Schnittstelle, stellen die benötigten Funktionalitäten derzeit
jedoch größtenteils nicht selbst zur Verfügung. MDM ist im Rahmen der aktuellen
gesetzgeberischen Diskussionen die Aufgabe einer noch genau zu spezifizierenden
Marktrolle „Gateway-Administrator“. Bis entsprechende Umsetzungsverordnungen
erstellt wurden und im Markt entsprechende technische Standards etabliert sind,
werden all diese Tätigkeiten prinzipiell beim Netzbetreiber ausgeführt.
Die Bereiche Einkauf und Materialwirtschaft sind prinzipiell nicht von
regulierungsgetriebenen Veränderungen betroffen und insofern seit Jahren im
Standard­umfang der ERP-Anbieter enthalten. Sie sind prinzipiell für Netzbetreiber
bzw. große Messstellenbetreiber aufgrund der Beschaffungsvolumina interessanter
als für reine Lieferanten. Im Rahmen der Wartungs- und Instandhaltungstätigkeiten
im Netz bilden auch die Auftragsbearbeitung und -abrechnung wichtige Bausteine.
Im Rahmen der Auftragsbearbeitung sollen die verwendeten Lagermaterialien
sowie die aufgewendeten Arbeitszeiten genau erfasst werden und einerseits korrekt
abgerechnet sowie andererseits schnell bestellt werden, sobald die Anschaffung
erforderlich ist bzw. Mindestlagerbestände unterschritten wurden.
In diesen Bereichen sind alle Anbieter derzeit in etwa gleich gut strukturiert.
Funktionalitäten wie die Verwaltung des kompletten Materialbestands, die
informationstechnische Abwicklung aller Beschaffungsvorgänge oder die
automatisierte Stunden- und Leistungserfassung sind mittlerweile ausgereift.
Hinsichtlich der Automatisierung bzw. des Komforts bei der Datenerfassung
der einzelnen Systeme können jedoch Unterschiede (z. B. durch Realisierung
per aufpreispflichtiger Erweiterung) bestehen, deren Notwendigkeit vom
Unternehmen genau herausgearbeitet werden muss. Dies können Funktionen
sein wie die Verbuchung von Materialbewegungen per Barcode-Scanner, die
Übernahme elektronischer Lieferscheine (EDIFACT), die Unterstützung bei der
Konfektionierung von Aufträgen etc. Hier dürfte die Unternehmensgröße der
entscheidende Faktor bei der Implementierung komfortabler Automatismen sein.
Schleupen AG: Schleupen.CS
Im Rahmen der in Schleupen.CS bestehenden Funktionalitäten im Bereich Geräte­
management sind neben der umfangreichen Verwaltung der technischen Daten
und Gerätebeziehungen alle für Wartungsmaßnahmen, Ablesesteuerung und
Stichproben­verfahren erforderlichen Anwendungsfälle abgedeckt. Für die zukünftig
zu erwartenden steigenden Anforderungen an Aggregation und Weiterleitung
von viertelstundenscharfen Daten aus intelligenten Messsystemen sieht die
Entwicklungs­roadmap ein eigenentwickeltes und voll integriertes MDM-Modul vor.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 63
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
SDK – Software Development Kopf GmbH: SDK.ProviderSuite
Gerätelogistik ist ein integraler Bestandteil des Moduls „Devices“ der SDK.
ProviderSuite. Eine Vielzahl an Funktionen zu Lagerverwaltung, Gerätekontrollen
und Wartungsarbeiten sowie zur Ablesesteuerung steht zur Verfügung. Über bereits
ausgeprägte Standardschnittstellen können zusätzliche Systeme zur Zähldaten­
erfassung der etablierten Anbieter flexibel ausgetauscht werden.
SIV.AG: kVASYy®
Im Rahmen des technischen Gerätemanagements bietet kVASYy® einen breiten
Funktions­umfang, der eine ganzheitliche Abbildung beinhaltet, angefangen bei der
Verwaltung der technischen Parameter über ein Instandhaltungsmanagement bis
hin zu einem ausgefeilten Workforce-Management, das über eine Partnersoftware
angebunden ist. Zur Verarbeitung größerer Mengen an Zählerdaten kann ein
entsprechendes Erfassungs­system vorgeschaltet und per Schnittstelle angebunden
werden. In näherer Zukunft wird in diesem Bereich gegebenenfalls auch eine
Eigenentwicklung angeboten.
Somentec Software GmbH: XAP.
Effiziente Geräte- und Anlagenverwaltung ist ein Kernelement der SomentecLösung für Netzbetreiber. Die Organisation der Ablesung, Stichprobenverfahren
zum zyklischen Austausch sowie zur Einhaltung von Wartungsintervallen sind
ebenso wie eine Maßnahmenverwaltung zur Abwicklung aller Tätigkeiten im
Rahmen des Anlagenlebenszyklus implementiert. Die Anbindung an ein Zählwert­
erfassungssystem für Smart-Meter-Daten ist projektspezifisch per Schnitt­stelle
darstellbar.
Wilken GmbH: ENER:GY
Das Gerätemanagement von ENER:GY ist auf die Verwaltung von Smart-MeterGeräten vorbereitet und kommuniziert über Standardschnittstellen mit den
entsprechend separat abzubildenden Metering-Systemen. Die Smart-MeterProzesse sind insofern in die ERP-Lösung integriert, als die Abrechnungs­
prozesse automatisiert mit den entsprechenden abrechnungsrelevanten Werten
versorgt werden können und automatisierte Marktkommunikation nach den
Maßgaben der WiM erfolgen kann. Das technische Zähler- und Gerätewesen
beinhaltet die komplette Verwaltung der technischen Gerätedaten (z. B. Zähler,
Wandler, Mengenumwerter) sowie bestehender Beziehungen untereinander. Es
werden Eichverfahren mit entsprechenden Fristen sowie Stichprobenverfahren
unterstützt sowie eine Schnitt­stelle zu MDE-Systemen (mobile Datenerfassung) für
Ableseaufträge zur Verfügung gestellt.
Wilken Neutrasoft GmbH: NTS.suite
In der NTS.suite sind Module der Materialwirtschaft (inklusive Lager, Einkauf,
Bestell­wesen), der Bauauftragsverwaltung (NTS.bav) und der Instandhaltung (NTS.
assets) mit allen im energiewirtschaftlichen Umfeld benötigten Funktionalitäten
integriert. Das NTS.billing enthält bereits standardmäßig eine Geräteverwaltung.
Darüber hinaus wird ein umfangreiches technisches Gerätemanagement als
optionales Modul im Rahmen der Verbrauchsabrechnung angeboten. Jegliche
Zählwert­erfassungssysteme können per Schnittstelle flexibel angebunden werden.
Hierzu stehen primär Standardschnittstellen wie zum Beispiel XML und csv
zur Verfügung. Somit ist gewährleistet, dass im Rahmen kundenindividueller
Ausprägung des Systems die neuen Anforderungen im Rahmen der Smart-MeterThematik abgedeckt werden können.
64 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
5 Energiedatenmanagement
Mit Einführung der Marktregeln zur Bilanzierung in den Strom- und Gas­märkten
(MaBiS 2011, GABi Gas 2008) wuchsen die Anforderungen an die Marktteilnehmer
im Bereich des Energiedatenmanagements erheblich. Der Begriff Energie­daten­
management (EDM) umfasst generell den Umgang mit Datenreihen, die den
zeitlichen Verlauf von Energieentnahme oder -einspeisung viertelstunden- bzw.
stundenscharf nachbilden. Die konkreten Anforderungen an die einzelnen Markt­
rollen sind jedoch unterschiedlich.
Netzbetreiber benötigen ein EDM, um neben diversen internen Berechnungen
Netzzeitreihen und Bilanzkreissummenzeitreihen per elektronischem Daten­
austausch nach den Fristen der MaBiS an ihren jeweiligen Bilanzkoordinator zu
übermitteln. Im Rahmen künftiger Smart-Meter-Szenarien werden bei Messstellen­
betreibern effiziente IT-Mechanismen benötigt, um die erforderlichen Zeit­reihen zu
speichern, zu aggregieren und auszuwerten.
Stromvertriebe benötigen detaillierte Informationen über das Verbrauchsverhalten
ihrer Kunden und müssen entsprechende Berechnungen bezüglich der zeitlich
optimierten Beschaffung bzw. Erzeugung im Rahmen eines Portfoliomanagements
im EDM umsetzen.
Je nach Unternehmensgröße steigen die qualitativen und quantitativen
Anforderungen an ein EDM steil an. Im Vergleich zu den in anderen Organisations­
bereichen zu verarbeitenden Datenmengen stellen die Zeitreihendaten ohnehin die
größten Anforderungen an die Performance der verwendeten IT-Lösung.
Im Bereich EDM bestehen im Rahmen der untersuchten Produkte größere
Unterschiede, was die prinzipielle Herangehensweise der Anbieter betrifft.
Nicht immer sind EDM-Funktionalitäten, insbesondere was die Datenhaltung
betrifft, voll integriert. Hieraus erwachsen im späteren Betrieb eventuell spezielle
Herausforderungen, was die Konsistenz in den gemeinsamen Stammdaten
betrifft. Generell ist es möglich, spezielle EDM-Lösungen per Schnittstelle mehr
oder weniger gut an die ERP-Systeme anzubinden; diese Möglichkeit bieten alle
Anbieter prinzipiell. Manche bevorzugen einzelne EDM-Anbieter, mit denen
spezielle Kooperationsvereinbarungen getroffen wurden. Diese Lösungen sind
dann bereits „ab Werk“ ohne weiteren Anpassungsaufwand in das ERP-System
integriert, während andere teils projektspezifisch angebunden werden müssen.
Allen gemeinsam ist jedoch die Tatsache, dass zwar prinzipiell Lizenzgebühren
für ein Drittprodukt anfallen, diese jedoch in den ERP-Gesamtlizenzkosten bereits
enthalten sind, wenn der Kunde dies so wünscht. Prinzipiell muss unterschieden
werden, ob die Datenhaltung der Zeitreihen in der gleichen Datenbank wie die
restlichen Stamm- und Bewegungsdaten geschieht oder separat. In letzterem Fall
entsteht ein gewisser Aufwand, um regelmäßige Abgleiche durchzuführen. Dies ist
erfahrungsgemäß mit dem Risiko verbunden, dass Inkonsistenzen auftreten, was
wiederum in Prozessen wie zum Beispiel der Mehr-/Mindermengenabrechnung
problematisch ist.
Schleupen AG: Schleupen.CS
Im Rahmen von Schleupen.CS ist die EDM-Software der skandinavischen enoro oy
integriert. Diese bietet im Rahmen einer separaten Datenbank vollumfängliche und
frei konfigurierbare EDM-Funktionalität für alle energielogistischen Bereiche wie
zum Beispiel Bilanzierung und Prognose. Sollte der Anforderungsfokus auch auf die
Abbildung eines Portfoliomanagements zielen, so wären andere EDM-Systeme mit
entsprechenden Schwerpunkten ebenso bzw. anstelle der Enoro-Lösung im Rahmen
der Projekteinführung einbindbar.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 65
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
Ein zählpunktscharfer Abgleich der EDM-Daten mit denen der Verbrauchs­
abrechnung ist darstellbar, womit wesentlich Anforderungen an Mehr-/
Mindermengen­abrechnung abgedeckt sind.
SDK – Software Development Kopf GmbH: SDK.ProviderSuite
Die EDM-Funktionen bei SDK beinhalten standardmäßig alle für Messdaten- und
Standardlastprofilverarbeitung notwendigen Berechnungen. Hier werden die
relevanten Daten generiert, die zählpunktscharf und tarifbezogen an das Modul
„Billing“ zum Zwecke der Kundenabrechnung übergeben werden.
SIV.AG: kVASYy®
Das innerhalb von kVASYy® implementierte eigenentwickelte EDM-Modul
ist in dem Sinne voll integriert, dass es in einem einheitlichen Datenmodell
und gleicher Datenbank wie die restlichen ERP-Daten abgebildet ist. Es sind
alle bilanzierungsrelevanten Anforderungen der einschlägigen gesetzlichen
Verordnungen realisiert, sowohl für Netzbetreiber als auch für Bilanzkreis­
verantwortliche. Die für Vertriebs- bzw. Handelsgesellschaften bedeutenden
Funktionalitäten zur Beschaffungsoptimierung bzw. Angebotskalkulation wären
insofern separat abzubilden. Sämtliche auf dem Markt befindliche Spezialsoftware
im Bereich EDM wäre jedoch auf Kundenwunsch per Schnittstelle problemlos
anzubinden.
Somentec Software GmbH: XAP.
Die im Rahmen eines Einsatzes von XAP. vorgesehene Lösung bezüglich EDM sieht
die Schnittstellenanbindung eines Drittsystems vor. Prinzipiell ist dies mit allen
auf dem Markt befindlichen Anbietern möglich und teils in der Vergangenheit auch
erfolgreich realisiert worden. Insbesondere mit den Softwareanbieter SOPTIM
AG, KISTERS AG und Thüga Metering Service bestehen hierzu projektbezogene
Kooperationen.
Wilken GmbH: ENER:GY
Das in einer separaten Datenbank umgesetzte und von einem separaten Anbieter
entwickelte EDM-Modul der Firma Wilken verfügt standardmäßig über alle
bilanzierungs- und marktkommunikationsrelevanten Funktionen. Es handelt
sich hierbei um das System BelVis der KISTERS AG, das nahtlos in die WilkenOberfläche und -Prozesse eingebunden wurde. Prinzipiell lassen sich jedoch per
Schnitt­stelle beliebige Fremd-EDM-Systeme anbinden.
66 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
Wilken Neutrasoft GmbH: NTS.suite
Über diverse Synchronisationsmechanismen ist das im Standardumfang bei
der NTS.suite enthaltene EDM-System BelVis der KISTERS AG an die zentralen
Funktionen Abrechnung und Marktkommunikation angebunden. Alle oben
beschriebenen Funktionen und Anforderungen werden durch die Einbindung von
BelVis vollumfänglich abgebildet und durch verschiedene weitere Prognose- und
individuelle Berechnungsmöglichkeiten ergänzt. Der Einsatz des integrierten
BelVis-EDM-Systems bietet die Möglichkeit, vereinfacht und voll integriert
weitere Module aus dem Hause KISTERS AG wie zum Beispiel Ankafix oder
Portfoliomanagement zu nutzen. Die Betreuung und der Support liegen zentral
bei der Wilken Neutrasoft. Mittels Integrationsmodul der Wilken Neutrasoft ist
eine größtmögliche Flexibilität bei der Anbindung und Schnittstellenintegration
der Lösungen anderer Anbieter wie zum Beispiel der robotron GmbH oder von
Klafka & Hinz oder zusätzlicher Portfoliomanagementlösungen gewährleistet
und darüber hinaus bereits mehrfach realisiert. Über eine Rückmeldeschnittstelle
kann in den einzelnen Verträgen auf einen Blick erkannt werden, welche
Stammdaten erfolgreich in das EDM-System übernommen wurden. Ein einfacher
und komfortabler Abgleich der Stammdaten in beiden Systemen ist vorhanden und
ermöglicht das schnelle Identifizieren von Inkonsequenzen. Der voll integrierte
Ansatz der Wilken Neutrasoft ermöglicht neben dem EDM-System das zusätzliche
Nachvollziehen der versendeten Meldungen über das Marktkommunikationsmodul
NTS.transfer.
6 Einspeisemanagement
Um die gerade in jüngster Zeit zahlenmäßig stark angestiegenen Einspeiseanlagen
abzubilden, abzurechnen und die zukünftig erforderlichen elektronischen Daten­
austauschprozesse zu beherrschen, unternehmen alle Anbieter von ERP-Software
derzeit beträchtliche Anstrengungen. Diese Funktionen stellen einen elementaren
Bestandteil der zukünftig von Netzbetreibern und teilweise auch Lieferanten zu
beherrschenden Verfahren dar.
Im Laufe des Lebenszyklus einer Einspeiseanlage sowie des übergeordneten
Reportings werden mehrere Teilprozesse durchlaufen, deren Beherrschung von
einer vollumfänglichen IT-Abbildung zu erwarten ist:
• Umsetzungsprozess (vom Erstkontakt zwischen Anlagenbetreiber und Netz­
betreiber bis zur Inbetriebnahme)
• Abrechnungsprozess nach EEG (ab der Inbetriebnahme)
• Direktvermarktung der Energie und Zertifizierung durch das Umweltbundesamt
(Herkunftsnachweisregister) und elektronische Datenaustauschprozesse (Markt­
prozesse für Einspeisestellen)
• ÜNB-Reporting (Aggregation der Anlagen gemäß Preis- und Vergütungs­
kategorien; Erstellung Meldebögen für Prognose und Istwerte)
• kaufmännisches Controlling (Abgrenzung der kunden- und ÜNB-seitigen
Zahlungen sowie Minimierung der Liquiditätslücken)
Umsetzungsprozess
Für diesen Teilprozess werden von keinem der betrachteten Anbieter
Funktionalitäten zur Verfügung gestellt. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass die
unternehmensinternen Abläufe von den Erstkontakten zum Anlagenbetreiber über
die Beauftragung von Baumaßnahmen, die notwendigen Prüfungen und Freigaben,
die Erfassung der technischen und betriebswirtschaftlichen Kenngrößen und
deren IT-Abbildung bis hin zur erfolgreichen Inbetriebnahme einer Anlage bei allen
Netzbetreibern so individuell gehandhabt werden, dass standardisierte Abläufe hier
bisher nicht entwickelt wurden.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 67
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
Abrechnungsprozess nach EEG
Sofern eine Anlage EEG-Strom einspeist, muss von den Netzbetreibern das
erforderliche Umlageverfahren angewandt werden, das heißt, den Anlagen­
betreibern muss gemäß Vergütungskategorie die eingespeiste Energie bezahlt und
dem ÜNB gemeldet werden, der wiederum eine Erstattung an den Netzbetreiber
veranlasst. Aufgrund der mittlerweile beträchtlichen Anzahl von installierten
EEG-Anlagen, der Komplexität bei der informationstechnischen Abbildung der
Anlagen­konstrukte, der Notwendigkeit eines präzisen Reportings zum ÜNB hin und
nicht zuletzt der hohen finanziell gewälzten Volumina genießt das Thema gerade
verstärkte Aufmerksamkeit. Für diesen Prozess werden von allen Anbietern derzeit
Lösungen bereitgestellt, die teilweise sogar separat, das heißt ohne Nutzung anderer
ERP-Funktionalitäten, lizenziert werden können.
Direktvermarktung, Marktprozesse für Einspeiser und HKNR-Prozesse
Ein beträchtlicher (und zukünftig weiter ansteigender) Anteil an Strom aus
erneuerbaren Energien wird mittlerweile zu marktfähigen Preisen erzeugt und
kann somit auch vollständig oder teilweise direkt (d. h. nicht per EEG-Umlage)
vermarktet werden. Dies erfordert eine tranchenweise Abbildung zum einen der
erzeugten Energiemengen sowie zum anderen der Zertifizierung (d. h. Bestätigung
der Herkunft) der Mengen durch den Netzbetreiber, um eine Doppelvermarktung
auszuschließen. Darüber hinaus kann der Strom vom Anlagenbetreiber im Zeit­
verlauf an unterschiedliche Stromhändler verkauft werden, sodass sich Markt- bzw.
Wechselprozesse ergeben, die den Lieferantenwechselprozessen bei Strombezug
nicht unähnlich sind. Für Markt- und HKNR-Prozesse (HKNR – Herkunfts­
nachweisregister) werden die gängigen EDIFACT-Formate verwendet, um den
elektronischen Datenaustausch zu gewährleisten. Die notwendige IT-Unterstützung
wird hier von allen betrachteten Anbietern bereitgestellt.
ÜNB-Reporting
Die relevanten Aggregationen und Meldebögen (jeweils ÜNB-spezifische Formate
entsprechend den Regelzonen) werden prinzipiell von allen Anbietern erzeugt.
Entscheidende Faktoren sind hier die fristgerechte Erstellung und Präzision der
gemeldeten Istwerte. Die intern zu durchlaufenden Ver- und Bearbeitungsschritte
der Messwerte stellen in den meisten Fällen einen zeitlichen Flaschenhals dar,
der sich durchaus auf die Liquiditätssituation des Unternehmens auswirken kann.
Weiteres Augenmerk in dieser Hinsicht liegt auf der Berechnung der aufgrund
der dezentralen Einspeisung vermiedenen (und an den ÜNB zu meldenden)
Netznutzungs­entgelte.
Kaufmännisches Controlling
Im Rahmen eines kaufmännischen Controllings müssen kundenseitige
Zahlungen und ÜNB-seitige Gutschriften, die sich hinsichtlich des Jahresverlaufs
(Abweichungen tatsächlich erzeugter Energiemengen und Abschlagsmengen)
unterscheiden. Insbesondere die Verfahren zur bilanziellen Abgrenzung bzw.
Hochrechnung müssen sauber abgebildet sein.
Schleupen AG: Schleupen.CS
Die Entwicklung eines umfassenden EEG-Einspeisemanagements innerhalb von
Schleupen.CS ist mittlerweile abgeschlossen und wird seit Ende 2013 informations­
technisch und prozessual ausgerollt.
SDK – Software Development Kopf GmbH: SDK.ProviderSuite
Einspeiseanlagen können innerhalb der SDK.Provider.Suite abgebildet und
abgerechnet werden. Das entsprechende ÜNB-Reporting ist hinsichtlich der
relevanten Datenformate bereits produktiv integriert.
68 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
SIV.AG: kVASYy®
Einspeiseanlagen sind prinzipiell bereits seit 2011 Teil von kVASYy®. Neue
Funktionen bzw. gesetzliche Anforderungen, wie zum Beispiel die Abbildung des
HKNR, werden bzw. wurden seither sukzessive entsprechend den Erfordernissen
konzipiert und hinzugefügt. Aufgrund der Komplexität der Thematik und der
Flexibilität der entwickelten Lösung wird das Einspeisemodul auch separat
angeboten.
Somentec Software GmbH: XAP.
Die Abrechnung der Einspeiseanlagen ist bei Somentec im Rahmen der aktuellen
Lösung bereits möglich. Das bereits heute manuell durchführbare ÜNB-Reporting
wird Anfang 2014 durch eine automatisierte Lösung ersetzt.
Wilken GmbH: ENER:GY
Eine vollumfängliche Einspeiselösung, die auch separat, das heißt ohne die
Einbettung in die Wilken-ERP-Umgebung, angeboten werden soll, befindet sich
seit Ende 2013 im Rollout. Im Rahmen dieser Lösung sind auch spezialisierte
Funktionen (z. B. Berechnung der vermiedenen Netznutzungsentgelte, Abbildung
HKNR, kaskadierte Zähler, über zwei Regelzonen verteilte VNBs) realisiert. Neue
gesetzliche Anforderungen werden zeitnah umgesetzt und an die Kunden ausgerollt.
Wilken Neutrasoft GmbH: NTS.suite
Die EEG-Einspeiseprozesse sind durch die Module „NTS.billing Anlagenverwaltung“
und „NTS.transfer Direktvermarktung“ umgesetzt und bereits mehrfach im Betrieb.
Der Einsatz beider Module bildet die Prozesse und Meldungen sowohl auf Netz- als
auch Vertriebsebene ab. Die Daten werden zentral im Abrechnungssystem gepflegt
und mittels des integrierten Marktkommunikationsmoduls NTS.transfer versendet,
wodurch ein größtmöglicher Automatisierungsgrad erreicht wird. Im Abrechnungs­
system lassen sich über eine Cockpitfunktion bequem Fälligkeiten, Versandstatus
und Prozess- sowie Nachrichtenverläufe überwachen und bieten somit eine
übersichtliche Prozesskontrolle. Manuelle Eingriffe in den Bearbeitungs­prozess
sind darüber hinaus jederzeit möglich.
7 Customer-Relationship-Management und Kundenportal
Als eine wesentliche Anforderung des liberalisierten Marktes an seine Akteure
ist die genaue Kenntnis der eigenen Kunden und deren Bedürfnisse in den
Mittelpunkt gerückt. Marktrollenspezifisch ausgedrückt trifft dies sicherlich auf
Vertriebsorganisationen in höherem Maße als auf Netzbetreiber zu, dennoch
werden prinzipiell bei allen Marktrollen CRM-spezifische Funktionen zur Kunden­
verwaltung und -kommunikation benötigt. In der Minimalausprägung ist dies
eine einfache Kundenverwaltung mit Dokumentation von schriftlichen oder
telefonischen Kontakten und deren Implikationen. Sofern vertriebsorientierte
Auswertungen erfolgen sollen, müssen diverse weitere Informationen verwaltet
werden, und wenn gar Vertriebskampagnen unterstützt werden sollen, ist
ein großes Funktionsspektrum zur Selektion der Daten, zur Erstellung der
Anschreiben und Erfassung der Rückläufer erforderlich. Dies wird von allen
an der Marktuntersuchung beteiligten Unternehmen gewährleistet, wenn auch
mit unterschiedlicher Detaillierung und Komfort. Ebenso unterscheiden sich
die Anbieter hinsichtlich der Erstellung der erforderlichen Anschreiben und
Formulare – teilweise werden „eigene“ Texteditoren verwendet, die voll in die
jeweilige ERP-Umgebung und deren verwaltete Daten eingebettet sind, teilweise
wird Standardsoftware von zum Beispiel Microsoft angebunden, sodass auf deren
reichhaltigen Funktionsumfang zurückgegriffen werden kann. In jedem Fall
existieren umfangreiche Möglichkeiten zur Gestaltung von Kundenkommunikation.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 69
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
Als wichtiges Instrument zur Kundenbindung hat sich das Implementieren eines
Informations- und Interaktionsportals erwiesen. Hier geht es prinzipiell darum,
über ein internetbasiertes Kundenportal Informationen für den Endverbraucher zur
Verfügung zu stellen. Dies können im einfachsten Fall die Ablese-, Abrechnungsund Tarifdaten sein. Zukünftig sind vielfältigere Anwendungen denkbar, so zum
Beispiel die Lastgänge und darauf basierende Auswertungen des kundeneigenen
Last­gang­zählers. Sinnvoll nutzbar ist ein Portal natürlich ebenfalls, um
Informationen vom Endkunden zum Lieferanten und/oder Netzbetreiber zu
übermitteln. Neben der Änderung der Kundenstammdaten können so auch bequem
Zählerstände abgefragt und erfasst werden. Die so erzielten Ersparnisse bei der
Kunden­betreuung bilden die Grundlage für mittlerweile sehr oft angebotene
Online­tarife und können auch weiterhin als Mehrwert in eine innovative Tarif­
gestaltung einfließen.
Wichtig aus Sicht des Energieunternehmens sind eine sichere Datenhaltung für
das Kundenportal und weitgehende Flexibilität in Bezug auf die Gestaltung.
Dies betrifft erstens die Anpassung an das Corporate Design bzw. die nahtlose
Integration in das bereits vorhandene Internetangebot als auch die zukünftige
Erweiterbarkeit hinsichtlich der Einbindung, Aufbereitung und Darstellung weiterer
Daten. Im Vordergrund steht hierbei natürlich auch, inwiefern Entwicklungsund Anpassungsleistungen des ERP-Anbieters nötig sind und was mit eigenen
Ressourcen möglich ist.
Schleupen AG: Schleupen.CS
Innerhalb der CRM-Funktionalitäten von Schleupen.CS können alle relevanten
Informationen hinterlegt und gepflegt werden. Vertriebliche Kampagnen werden
unterstützt. Als Werkzeug zum Erstellen vertrieblicher Kundenkommunikation
greift Schleupen.CS auf MS Word zurück.
Über das zur Verfügung gestellte Portal kann der Endkunde Tarife berechnen,
Rechnungen einsehen und Zählerstände eingeben. Im Rahmen projektspezifischer
Anpassungen sind diverse zusätzliche Funktionen möglich. In der Standard­
ausprägung greift das Portal auf einen eigenen Datenbestand zurück, sodass die
Verfügbarkeit für den Endkunden nicht an die ERP-Lösung (z. B. bei administrativen
Tätigkeiten) gebunden ist.
SDK – Software Development Kopf GmbH: SDK.ProviderSuite
Die SDK.ProviderSuite verfügt in der Standardausstattung über ein umfangreiches
CRM/Kundeninformationssystem.
SIV.AG: kVASYy®
Neben der Abbildung aller relevanten Kundendaten und grundlegender CRMFunktionen für Netzbetreiber und Vertriebsorganisationen ist eine umfangreiche
Kundenportallösung integriert. Dieser liegen im Falle von Zählerstandseingaben der
Kunden umfangreiche Plausibilitätsprüfungen (identisch mit denen bei EDIFACTKommunikation per MSCONS) zugrunde, die durch eine direkte Integration in die
ERP-Datenbank möglich und nötig werden. Eine prinzipielle Erweiterbarkeit um
kundeneigene Wünsche im Rahmen des Einführungsprojekts ist gegeben.
70 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Vorstellung einzelner Funktionalitäten
Somentec Software GmbH: XAP.
Im Rahmen des Funktionsbereichs XAP.relations sind bei der Somentec-Lösung
die integrierte Verwaltung von Geschäftspartnern und der Prozesse zur Kunden­
kommunikation gebündelt. Der Funktionsumfang erstreckt sich von der Abbildung
der Kunden- und Adressdaten über die Dokumentation von Aktivitäten sowie
die Verwaltung von Aufgaben und Dokumenten bis hin zur Kommunikation
mit dem Endkunden per nahtlos in die Unternehmenswebseite eingebetteter
Internet­portallösung (XAP.csc). Auch die Abbildung von Vertriebsmaßnahmen
(Kampagnen­management) ist möglich.
Wilken GmbH: ENER:GY
Das Kundeninformationscockpit (KIC) innerhalb von ENER:GY ist ein branchen­
spezifisch aufgesetztes Tool zur Neukundenansprache, Bestandskunden­betreuung
und Kunden­rückgewinnung für Energieversorger. Entsprechend den Erfordernissen
lassen sich per Workflow gesteuerte Prozesse implementieren, deren Auswirkungen
sich auf das gesamte ERP-System erstrecken. Das KIC kann flexibel an diverse
Zusatz­module von Fremdanbietern angepasst werden, so zum Beispiel Telefonie­
software, MS Office, sowie an ein eigenentwickeltes Kunden-Self-Service-Portal zur
flexiblen Gestaltung der Interaktion mit Endkunden.
Wilken Neutrasoft GmbH: NTS.suite
Der komplexe Bereich CRM/Kundenportal ist im Rahmen der NTS.suite durch
verschiedene Einzelmodule komfortabel abgedeckt. So lassen sich über das Privat­
kunden­portal als Self-Service-Portal zum Beispiel Verträge abschließen, Tarife
wechseln, persönliche Daten ändern, Zählerstände erfassen und Rechnungen
einsehen. Eine nahtlose und direkte Anbindung an das Abrechnungssystem
NTS.billing via Webservices ermöglicht die Datenübernahme in Echtzeit. RLMKunden haben über das Sonderkundenportal jederzeit die Möglichkeit, ihre
individuellen Last­gänge nachzuvollziehen und zu überwachen. Mittels NTS.com
Kampagnenmanagement lassen sich unterschiedliche Aktionen wie zum Beispiel
Vertriebsaktionen einfach und anwenderorientiert starten. Eine Unterstützung
bzw. Begleitung der Anwender bei der Segmentierung von Kunden­­gruppen, der
Erstellung von Angeboten und Serienbriefen erfolgt aktiv und nachhaltig durch
die systemseitige Protokollierung, die jederzeit eine schnelle Nachverfolgung der
einzelnen Schritte gewährleistet. Vorgefertigte Prozesse führen und begleiten den
Anwender durch die einzelnen Prozessschritte und unterstützen ihn bei seiner
täglichen Arbeit. Das Modul „Aufgaben­­management“ ermöglicht darüber hinaus die
Erstellung und Verwaltung individueller Aufgabenketten. Eingehende Beschwerden
werden mittels NTS.com Beschwerdemanagement erfasst, protokolliert, beantwor­
tet und nachverfolgt. Gerade der Nachverfolgung kommt im Rahmen der Einhaltung
gesetzlicher Fristen eine große Bedeutung zu, sodass der Anwender rechtzeitig
auf gegebenenfalls noch offene Bearbeitungsschritte hingewiesen wird. Eine
maßgeschneiderte Ansicht für die Mitarbeiter im Front Office, die alle benötigten
Informationen und Funktionen auf einen Blick in einer übersichtlichen Maske
abbildet und die tägliche Arbeit durch vereinfachte Bedienmöglichkeiten erleichtert,
stellt die Wilken Neutrasoft durch den Front Office Client zur Verfügung.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 71
Supportorganisation der einzelnen Hersteller
DSupportorganisation der einzelnen
Hersteller
Jedes der Unternehmen, die sich an dieser Marktuntersuchung beteiligt haben,
bietet seinen Kunden einen umfassenden Support an. Dieser erfolgt schon in der
Applikation, zum Beispiel durch Hilfefunktionen in den einzelnen Masken und
Feldern, über Workflow-Unterstützung innerhalb einzelner Prozessabbildungen,
aber auch über die Supportmitarbeiter, die sich ggf. via Fernwartung um den
jeweiligen Sachverhalt kümmern. Alle Unternehmen haben hier im Grunde
gleiche Abläufe: Ein Kunde meldet – entweder telefonisch oder schriftlich (Fax,
E-Mail) – ein Problem an das Softwarehaus. Dieses kanalisiert die Anfrage und
bearbeitet sie. Grundsätzlich wird an dieser Stelle bei allen Teilnehmern zwischen
Anwendungs- und Systemfehlern unterschieden, was in letzter Konsequenz dazu
führt, dass, sobald ein Anwendungsfehler vorliegt, eine Rechnungstellung über die
Fehler­beseitigung bzw. über eine Schulung (telefonisch oder via Webkonferenz)
des Anwenders an den Energieversorger erfolgt. Laut eigenen Aussagen haben alle
Teilnehmer ein für Kunden transparentes Verfahren, wobei der Status der jeweiligen
Anfrage online (mit Eingriffsmöglichkeit seitens des Kunden) abgefragt werden
kann.
Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick.
Tab. 8
Supportorganisation
Schleupen AG
SDK – Software
Development Kopf GmbH
SIV.AG
Transparentes Hotlineverfahren
Ja
Ja – alles wird in einem WEB-Ticketsystem
protokolliert – der Kunde sieht wer daran
arbeitet, welchen Status der Task hat, wieviele
Stunden bereits gearbeitet wurde, etc. Auch
die Freigabe und Abnahme von Neuanfor­de­
rungen/Fehlerbehebungen wird damit
abge­wickelt.
Ja
Unterscheidung Anwendungsund Softwarefehler innerhalb des
Supports, (auch im Sinne der
Abrechnung)
Ja
Ja
Separate Hotlineund HelplineOrgansisation.
Durchgängig konsistente OnlineHilfe mit Bearbeitungshinweisen
in allen Masken
Ja
Ja
Ja
Aktualisierung der Hilfefunktionen
im Rahmen von Updates und/
oder Releasewechsel
Ja
Ja
Ja
Hinterlegung eigener Hilfetexte
durch den Anwender
Nein
Nein
Ja, zu jedem Feld in
den Masken können
eigene Hilfetexte
hinterlegt werden.
Aussagefähige System- und
Programm­dokumentation und
Hand­bücher
Ja
Teilweise. Bei der Produkteinführung werden
kundespezifische Systemdokumentationen
und Konfigurationsbeschreibungen erstellt,
die für die Key-User und EndanwenderSchulungen verwendet werden.
Ja
72 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Supportorganisation der einzelnen Hersteller
Somentec Software GmbH
Wilken GmbH
Wilken Neutrasoft GmbH
Ja
Ja über Call Manager
Transparentes Hotlineverfahren: Helpdesk über InternetKundenportal sichergestellt. Jeder Kunde kann den
Status seiner HD-Fälle einsehen. Die Bearbeitung der
HD-Fälle wird intern durch Eskalationsmanagement
überwacht.
Ja
Ja
Ja, Fehlerursache wird protokolliert und dem Anwender
mitgeteilt.
Ja
Ja
Online-Hlife ist in allen Masken gewährleistet.
Ja
Ja auch durch eigene Texte
erweiterbar
Die Hilfefunktionen werden im Rahmen der Updates/
Releasewechsel aktualisiert
Ja
siehe oben
Der Anwender kann eigene Hilfetexte hinterlegen
Ja
Ja
Eine System- und Programmdokumentation ist vorhanden
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 73
Rechenzentrumsleistungen
E Rechenzentrumsleistungen
Hauptsächlich aus Kostengründen entscheiden sich Energieversorger mehr und
mehr für ein Hosting ihrer Anwendungen bei einem Serviceprovider. Bevor sie
sich komplette Server- und Datenbanklandschaften ins Haus holen, die sie dort
selbst administrieren müssen, ist der Einkauf von Dienstleistungen in einem
Rechenzentrum häufig sehr attraktiv. Zudem hat sich der Bedarf an Softwareas-a-Service-Lösungen (SaaS-Lösungen) im Laufe der letzten Jahre – vor allem
seit Beginn der Liberalisierung, der Einführung der EDIFACT-Kommunikation
und vor dem Hintergrund der Notwendigkeit, ein Zwei-Mandanten-Modell zu
implementieren – verstärkt.15 Zunehmend werden komplette Outsourcingmodelle
für die Abwicklung der energiewirtschaftlichen Prozesse zusätzlich modular
angeboten.
Der wachsende Bedarf an SaaS-Lösungen im Energieumfeld drängt zusätzliche
Akteure auf den Markt. Der Unterschied dieser Dienst­leister zu den hier
vorgestellten Unternehmen ist, dass sie keine Eigen­entwicklung produzieren,
sondern sich darauf konzentrieren, a) eine bestimmte Software technisch zu
betreiben und b) fachliche Prozesse zu bedienen. Der Grad des gewünschten
Outsourcings ist hier ein Entscheidungskriterium.
Hosting als Dienstleistung beinhaltet die Unterbringung bzw. Bereitstellung von
IT-Infrastrukturen in Form von Hard- und Software, die über das Internet, zum
Beispiel mittels File Transfer Protocol (FTP) oder Secure File Transfer Protocol
(SFTP), erreicht werden können.
Weiter als eine reine Bereitstellung der IT-Strukturen geht das sogenannte
Applikations­hosting.16 Dieses beinhaltet einen Service neben der eigentlichen
Bereitstellung der Hard- und Software, gegebenenfalls im Rahmen eines Miet­
vertrags. Der Provider kümmert sich hier um die gesamte Administration der
gehosteten Anlagen, wie zum Beispiel das Einspielen von Updates und Patches.
In Abgrenzung zum Applikationshosting geht das ASP-Modell noch weiter.
Hier werden zum Beispiel auch sogenannte anwendungsnahe Dienstleistungen
angeboten. Darunter wird ein Outsourcing ganzer Prozesse auf Fachebene
verstanden.
Kriterien für die Inanspruchnahme eines Rechenzentrums können sein:
• Konzentration auf Kernkompetenzen
• Ressourcenmangel hinsichtlich Personal und Zeit
• geringere Kapitalbindung (fixe Kosten werden in variable umgewandelt)
• klare Kalkulierbarkeit der IT-Kosten
• keine eigenen Investitionen in Hard- und Software
Der Umfang einer Hosting-Leistung kann recht flexibel sein, wobei der Übergang zu
einer ASP-Lösung häufig fließend ist.
15
16
aaS ist als Bereich innerhalb des Cloud Computing zu verstehen. Dabei basiert das SaaSS
Konzept auf dem Grundsatz, die Software und die dazugehörige IT-Infrastruktur bei einem
externen IT-Dienstleister zu betreiben.
Definition abweichend zu derjenigen der Schleupen AG.
74 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Rechenzentrumsleistungen
Schleupen AG
Die Schleupen AG stellt in einem Rechenzentrum für die abgestimmten Software­
module entsprechende Infrastruktur an zentraler Stelle zur Verfügung. Im
Einzelnen werden als Komponenten Datenbankserver, Applikationsserver,
Terminal­­server, Datensicherungskomponenten, Betriebssysteme, Terminal­server­
lizenzen und der Virenschutz bereitgestellt. Diese Komponenten werden generell
im Rahmen der angebotenen ASP-Leistung von der Schleupen AG überwacht
und die Lauffähigkeit gewährleistet. Die Dienstleistung des ASP-Betriebs betrifft
Administrationsarbeiten und den Wartungs­abruf der Schleupen-Applikation,
jedoch keine fachliche Applikations­unterstützung. Diese kann bei Bedarf vom
Kundenservice oder durch BSP-Module der Schleupen AG sichergestellt werden.
SDK – Software Development Kopf GmbH
Die SDK betreibt kein eigenes Rechenzentrum; ASP-Modelle werden nur gemeinsam
mit professionellen Rechenzentren angeboten. Einige der SDK-Bestandskunden
bieten zudem die Möglichkeit einer ASP-Lösung an (die SDK-Lizenzen, die gekauft,
geleast oder gemietet werden können, stehen dafür zur Verfügung).
SIV.AG und Wilken GmbH
Die SIV.AG und die Wilken GmbH haben jeweils Tochtergesellschaften, die als Kern­
geschäft die Rechenzentrumsleistung bzw. die anwendungsnahe Dienst­leistung
anbieten. Die SIV Utility Service GmbH bietet als hundertprozentige Tochter der SIV.
AG die Abwicklung sämtlicher energiewirtschaftlicher Prozesse, wie GPKE/GeLi
Gas und WiM für Lieferanten, Netzbetreiber, Messstellenbetreiber und -dienstleister
und die eigentliche Rechenzentrumsleistung an. Die SIV.AG sowie die SIV Utility
Service GmbH stellen neben eigenen Kapazitäten weitere Kapazitäten im Rechen­
zentrum der Boreus Rechenzentrum GmbH in Stralsund zur Verfügung.
Somentec Software GmbH
Die Systemumgebung für den Betrieb von XAP. im ASP-Betrieb wird virtualisiert in
einem TÜV-zertifizierten Rechenzentrum im Unternehmensverbund bei den Stadt­
werken Schwäbisch Hall (in Deutschland) von Somentec aufgebaut und betrieben.
Die Applikationen werden auf einem Terminalserver als veröffentlichte Applikation
bereitgestellt und können vom Anwender über den Remote Desktop Client
aufgerufen werden. Der Kunde hat die hierfür notwendige Infrastruktur innerhalb
seines Netzwerks zur Verfügung zu stellen.
Somentec stellt im Standard zum Beispiel durch den Hosting-Anbieter folgende für
den Betrieb der Server notwendigen Lizenzen zur Verfügung:
• MS Windows Server Standard LIC (2 CPU)
• MS Windows Remote Desktop Service SAL
• MS Windows SQL Server Standard SAL
• MS Office Standard SAL
• Trendmicro Managed Client Server Messaging Service
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 75
Rechenzentrumsleistungen
Neben dem reinen Hosting der Systeme kann die Somentec über ihre Mutter
weitreichende energiewirtschaftliche Dienstleistungen anbieten. Dies geht von
der kompletten Abwicklung aller Verwaltungs- und Abrechnungsaufgaben bis hin
zur dezidierten Übernahme einzelner Services in XAP. Die Stadtwerke Schwäbisch
Hall betreiben schon seit über 15 Jahren mit einem Stamm von mittlerweile 200
ausgebildeten Fachkräften diese Dienstleistungen.
Wilken Neutrasoft GmbH
Die Wilken Neutrasoft bietet ihren Kunden die Möglichkeit, die NTS.suite über eine
Konzerntochter in einem konzerneigenen nach TÜV Level 3 zertifizierten Rechen­
zentrum zu betreiben. Mittels Citrix-Access-Gateway und Desktop as a Service
ist ein weltweiter Zugriff auf die Applikationen und die eigene Arbeitsumgebung
möglich und gleichzeitig ein größtmöglicher Schutz vor Missbrauch bei Verlust
zum Beispiel des eigenen Notebooks gewährleistet. Hohe Anschaffungskosten von
Lizenzen lassen sich somit konstant in monatliche Fixkosten umwandeln und der
Aufwand einer eigenen IT-Abteilung merklich reduzieren.
76 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Projektablauf
F
Projektablauf
Die DIN 69901 definiert Projektmanagement als Gesamtheit von Führungsaufgaben,
organisation, -techniken und -mittel für die Abwicklung eines Projekts. Vereinfacht
gesagt: Ein Projekt sollte im Sinne des magischen Dreiecks „Kosten, Zeit und
Qualität“ optimal umgesetzt werden. Um dies zu erreichen, ist eine strukturierte
Projekt­organisation unerlässlich. Insbesondere, wenn es sich um ein IT-Projekt
handelt, das das gesamte Unternehmen betrifft, wie zum Beispiel die Einführung
einer kompletten ERP-/Billing-Lösung. Hier sind sämtliche Unternehmensbereiche
involviert: von der Technik über den Bau und Betrieb bis hin zur Abrechnung und
Buchhaltung.
Bei allen Anbietern werden Projekte nach einem etablierten Standard durchgeführt,
wobei sich die Beauftragung einer externen Qualitäts­sicherung in der
Vergangenheit bewährt hat.
Schleupen AG
Der etablierte stufenweise Projektablauf wird auch von der Schleupen AG bevorzugt.
Mithilfe eines Fünf-Phasen-Modells erfolgt die Implementierung von Schleupen.CS:
Phase 1: Planung
In dieser Phase wird gemeinsam mit dem Kunden das Projekt an sich geplant. Es
werden während dieser Analysephase sämtliche Anforderungen und Planungen
aufgenommen sowie die Projektinfrastruktur festgelegt.
Phase 2: Umstellungsvorbereitung
Zu der Umstellungsvorbereitung gehören die Istanalyse, die Erstellung von Soll­
konzepten, die Erstinstallation des Systems, der Datenbanken und der Schulungs­
umgebung sowie die erste Einweisung bzw. Schulung der Projektgruppe.
Phase 3: Detaillierung/Realisierung
Die dritte Phase ist die eigentliche Implementierungsphase. Hier erfolgen die
Installation der Software, die Bereinigung des Altdatenbestands, die Einrichtung
(Customising), die Vorbereitung der Migration, erste Testphasen und die Schulung
der Anwender.
Phase 4: Inbetriebnahme
Nachdem das System implementiert wurde, erfolgen die Migration sowie
deren Abstimmung. Sobald die Migration erfolgreich gelang und vom Kunden
abgenommen wurde, erfolgt die Produktionsfreigabe.
Phase 5: Nachbetreuung
Nach der Produktionsfreigabe leistet Schleupen Support durch Anwendungs­
unterstützung bzw. Coaching.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 77
Projektablauf
SDK – Software Development Kopf GmbH
Jede Projekteinführung wird individuell geplant und an die Anforderungen
des Auftraggebers angepasst. Die Übernahme der Bestandsdaten stellt einen
wesentlichen Teil des Einführungsprojekts dar und wird in mehreren Phasen
durchgeführt. Obwohl aus technischer Sicht eine Einführung schneller möglich ist,
empfiehlt die SDK einen Projektzeitraum von neun Monaten, da derartige Projekte
von den Mitarbeitern meistens parallel zur täglichen Arbeit durchgeführt werden
müssen.
SIV.AG
Die SIV.AG setzt bei der Projektumsetzung auf die Phasen Initialisierung,
Konzeption, Realisierung, Produktionsvorbereitung und letztendlich die
Produktion.
Die Initialisierung bezeichnet allgemein den Prozess der Untersuchung und
fachgerechten Beurteilung. Sie dient der Projektbeschreibung mit Festlegung der
Projekt­organisation, Projektziele, Termine und Zuordnung der Ressourcen. Es
erfolgt die Bestandsaufnahme der für das Einführungsprojekt relevanten Daten,
Geschäfts­vorfälle etc. In dieser Phase erfolgt der Kick-off, an dessen Ende die
dezidierte Festlegung der Projektaufbau- und -ablauforganisation erfolgt.
In der Konzeptionsphase wird an fachbezogenen Tätigkeiten eine Präzisierung
der Ergebnisse der Initialisierung geleistet und konkrete Handlungsvorgaben für
die nachfolgenden Projektphasen werden erarbeitet. Diese Phase beinhaltet auch
die Vermittlung von relevantem Wissen über die einzuführende Anwendung an
Entscheidungs­träger des Auftraggebers, um dort die Möglichkeit zur fundierten
Beurteilung des zu erarbeitenden Sollzustands und damit die Befähigung zur
Abnahme der Zielumgebung zu schaffen. Die Erstellung von Fachkonzepten und
des Migrations­konzepts dient der Beschreibung des Sollzustands für die einzelnen
Anwendungs­bereiche des Programms. An projektbezogenen Tätigkeiten erfolgt
in dieser Phase die Konkretisierung des Projektplans hinsichtlich der Teilschritte
und -ziele, unter Berücksichtigung der für das Projekt vorgesehenen, in der
Initialisierung festgelegten Ressourcen.
In der Realisierungsphase werden alle Maßnahmen zur Erreichung des Projektziels
entsprechend den Vorgaben aus dem Projektplan und der definierten Zielumgebung
umgesetzt. Die Konsolidierung der bisherigen Projektetappen findet in der Phase
Produktions­vorbereitung statt. Ziel ist die Freigabe der Produktionsumgebung. Die
Produktions­phase leitet den Start des Produktionsbetriebs von kVASYy® ein.
Folgende Abnahmen sind durchzuführen:
• Abnahme Konzeption
• Abnahme Funktionstest
• Abnahme Teilprojekte
• Abnahme Gesamtprojekt
Somentec Software GmbH
Die Projektumsetzung der Somentec basiert auf langjährigen Erfahrungen in der
Umsetzung von Projekten und den dadurch erworbenen Kenntnissen der speziellen
Anforderungen in der Energiebranche.
Im Idealfall geht einer Beauftragung mindestens ein gemeinsamer Workshop
voraus, in dem der Kunde und Somentec die ersten Anforderungen, Rahmen­
bedingungen und Erwartungen definieren. Darauf aufbauend erfolgt das Angebot
durch Somentec und anschließend die Beauftragung.
78 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Projektablauf
Bei Projektbeginn werden in einem Kick-off alle Mitarbeiter im Projekt in
die wesentlichen fachlichen und organisatorischen Eckpunkte des Projekts
eingewiesen. Parallel oder zumindest zeitnah dazu finden Konzeptabstimmungen
für die Bereiche Einrichtung/Installation, Datenmigration, Schnittstellen sowie
individuelle Lösungen statt. Daraus resultieren konkrete Projektpläne, in denen
die Prozesse für die Umsetzung der Kundenanforderungen in den genannten Teil­
bereichen nachvollziehbar dargestellt und beschrieben werden.
In teilweise übergreifenden Projektteams erfolgt die Realisierung der Kunden­
anforderungen, wie die Installation und Einrichtung der Systemumgebung in der
IT-Infrastruktur des Kunden oder auch in einem Rechenzentrum. Hierfür steht auch
ein eigenes zertifiziertes Rechenzentrum im Unternehmensverbund mit den Stadt­
werken Schwäbisch Hall zur Verfügung.
Die Besonderheit der Lösung XAP. von Somentec ist, dass ein großer Teil der
individuellen Anpassungen (also Customising) im Projekt durch reine Einstellungen
durchgeführt werden kann. Das führt dazu, dass die Einrichtungszeiten
entsprechend kurz sind und Anpassungen später im Produktivbetrieb auch von
geschulten Administratoren des Kunden durchgeführt werden können und
updatesicher/aufwärtskompatibel sind.
Die benötigten Schnittstellen setzen entweder auf erprobten Standardschnittstellen
von Somentec auf oder werden, ganz nach den vorliegenden Gegebenheiten beim
Kunden, auch individuell programmiert.
Ähnliches gilt für die Migration der Altdaten. Auch hier setzt man auf seit Jahren
bewährten Lösungen und Prozessen auf, die je nach Bedarf an die Besonderheiten
des Kunden angepasst werden können. Somentec hat eine eigene Methodik
entwickelt, die es ermöglicht, aus den verschiedensten Quellen die benötigten Daten
in einer vorgelagerten Datenbank zu konsolidieren. In dieser Datenbank werden
diese heterogenen Daten so harmonisiert, dass ein „sauberer“ Datenbestand in die
neue XAP.-Umgebung übergeben werden kann. Der Vorteil dieser Methodik ist,
dass eigens für diesen Prozess generierte Reporte jederzeit, zum Beispiel für einen
Wirtschaftsprüfer, nachweisen können, welche Daten in die Datenbank importiert
und welche Daten letztlich in die XAP.-Umgebung exportiert wurden. Ein Abgleich
gibt so die erforderliche Sicherheit bei der Migration der sensiblen Daten aus den
ursprünglichen Vorsystemen.
Nach erfolgreicher Installation der Systemumgebung, Einrichtung der Komponenten
und Migration der Altdaten erfolgt die Testphase. Die für eine Testumgebung
erforderlichen Lizenzen sind bei Somentec immer im Lizenzpreis enthalten. In der
Regel verbindet man die Testphase zeitnah mit den Schulungen der Anwender. Die
Mitarbeiter des Kunden werden so an das neue System herangeführt, ohne in einem
Produktiv­system eventuell Schaden anzurichten.
Die Tests erfolgen anhand von definierten Testszenarien und finden sowohl bei
Somentec als auch beim Kunden statt. Nachbesserungs- oder Änderungswünsche
werden so vor Produktivsetzung erkannt und implementiert.
Nach der erfolgreichen Durchführung der Tests wird die Systemumgebung in die
Produktiv­umgebung übernommen und die Anwender arbeiten mit ihrem neuen
Billing-System.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 79
Projektablauf
Um den Einstieg in das Tagesgeschäft mit XAP. zu erleichtern, bietet Somentec auf
Wunsch eine Anlaufunterstützung an. In der Dauer variabel, bietet diese Maßnahme
dem Kunden den Grad an Sicherheit und Unterstützung, den er von einem
erfolgreichen Produktivstart mit XAP. erwartet.
Wilken GmbH
Wilken setzt in der Projektabwicklung ebenfalls ein Phasenmodell ein, das aus den
Phasen Kick-off/Projektinitialisierung, Istanalyse, Grobkonzeption, Feinkonzeption,
Realisierung und Produktivnahme besteht. Parallel zu den einzelnen Phasen wird
die Migration inklusive Vorbereitung, Test- und Echtmigration durchgeführt. Die
zuständige Projektleitung sowie die grundsätzliche Qualitätssicherung werden
ebenfalls über den gesamten Projektzeitraum gewährleistet.
Wilken Neutrasoft GmbH
Bei der Wilken Neutrasoft (WNTS) wird die Projektorganisation nach dem im
weiteren Verlauf näher beschriebenen WNTS-Projektvorgehensmodell erstellt. Das
WNTS-Projektvorgehensmodell unterscheidet fünf Phasen, wobei die erste und
zweite sowie die dritte und vierte als Block zu sehen sind:
1. Strategiephase
In der Strategiephase wird das inhaltliche Vorgehen geklärt, die Arbeitsaufwände
und Termine festgelegt, die Besetzung der Arbeitsgruppen bestimmt und das
Berichts­wesen geregelt. Insbesondere werden projektspezifische Meilensteine
definiert und an das Eintreten bestimmter Ereignisse geknüpft, zum Beispiel M00
Vertriebs­übergabe, M10 Kick-off mit dem Kunden, M20 Abnahme Fachkonzept
und Projektplan, M30 Abschluss Testbetrieb, M40 Abnahme Echtbetrieb und M50
Projekt­ende.
2. Konzeptphase
In der zweiten Phase eines Projekts erfolgt die Fachanalyse. Daraus resultieren
Fachkonzepte (Lastenheft), in denen Pflichtenhefte und Anforderungen spezifiziert
und geplant werden. Dies können zum Beispiel Festlegungen für die erforderlichen
Daten­bereinigungen, Migrationen und/oder Softwareanpassungen sein.
3. Umsetzungsphase
Hier erfolgen das Customising der NTS.suite und die Testmigrationen.
4. Testphase
In der Testphase werden die Applikation und der Datenbestand auf die
Übereinstimmung mit dem Fachkonzept mit dem Ziel der Produktionsfreigabe
getestet.
Während der Umsetzungs- und Testphase erfolgen kundenindividuell vereinbarte
Grund- und Aufbauschulungen.
5. Produktivphase
In der letzten Phase eines Projekts, der Produktivphase, finden die Echtmigration
und die Aufnahme des Echtbetriebs statt. Mitarbeiter der Wilken Neutrasoft
begleiten den Anwender während des Starts des Echtbetriebs am Arbeitsplatz.
In welchem Umfang Schulungs- und Begleitungsunterstützung benötigt werden,
wird kundenindividuell entschieden.
80 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Datenübernahmen
G Datenübernahmen
Die Datenübernahmen stellen erfahrungsgemäß den kritischen Faktor in derartigen
Implementierungsprojekten dar. Nicht nur die Datenauslagerung und Daten­
qualität des „alten“ Softwarepartners und Datenbestands, sondern auch das
Umstrukturieren der Daten in neue Datenstrukturen können das Projekt verzögern.
Hier spielen nicht nur technische Fragen, sondern auch Verständnisfragen eine
Rolle: Welches Feld hat die gleiche Bedeutung im Alt- und Neusystem? Wie erfolgt
die Übersetzung, das Mapping, alter Strukturen in neue? Ist diese Buchung, die
ich so in meinem Altsystem vollzog, in der neuen Umgebung analog oder sind
im Hintergrund zu buchende Verrechnungskonten notwendig? Wie bilde ich in
meinem neuen System diverse Rechnungsarten ab? Wie gehe ich mit bestehenden
Raten­verträgen und Sperraufträgen um? All diese Fragen sollten im Rahmen der
Konzeption der Datenübernahme geklärt werden. Daher ist im Rahmen der Daten­
übernahme grundsätzlich auf folgende Aspekte zu achten:
• Methodik der Datenübernahme: Ist die Methodik der Datenübernahme
verständlich und nachvollziehbar?
• Inhalt der Datenübernahme: Ist einwandfrei geklärt, welchen Umfang die
automatische und manuelle Datenübernahme hat und wie viel (auch monetärer)
Aufwand dahintersteht?
• Abstimmumfang: Welche Auswertungen werden für welche Abstimmungen
benötigt? Wie und von wem werden diese beschafft?
• Die Dauer der „Eiszeit“ ist festzulegen. Das heißt, wie lange ist der Produktiv­
stillstand und wie erfolgt die Inbetriebnahme des neuen Systems?
• Die Abnahme der Datenübernahme durch einen Wirtschaftsprüfer ist zu
organisieren.
• Die Archivierung der Altsysteme und Altdaten muss unter Wahrung der
gesetzlichen Anforderungen sichergestellt werden.
Die Teilnehmer dieser Marktuntersuchung haben ein etabliertes Vorgehen bei
Daten­übernahmen. Je nach Altsystem und Datenkonstellation wird die Daten­
übernahme mithilfe eines Partnerunternehmens durchgeführt.
Ein Überblick über die einzelnen Methodiken der Datenübernahmen ergibt sich
aus folgender Tabelle, die die einzelnen Aussagen der Anbieter zu den Themen
Methodik und Dauer der „Eiszeit“ wiedergibt.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 81
Datenübernahmen
Tab. 9
Datenübernahme
Schleupen AG
SDK – Software
Development Kopf GmbH
SIV.AG
Methodik
Datenübernahme
Die Datenübernahme (Migration) ist
abhängig vom Vorsystem. Zunächst
erfolgt eine Analyse des vorhandenen
Datenbestandes. Die daraus resultie­
renden Datenbereinigungen und
Korrek­turen werden im Anschluss im
Vorsystem durchgeführt. Dann erfolgt
eine erste Testmigration (maschineller
Ablauf durch Migrationsprogramme),
in deren Verlauf die Umsetzung der
Bestandsdaten auf die neue Struktur
von Schleupen.CS erfolgt. Durch
Stichproben, Testabrechnung und
Statistikläufe wird der Erfolg der
Migration überprüft und die Migra­
tions­programm ggf. angepasst
(parametrisiert). Ggf. wird eine zweite
Testmigration durchgeführt. Zum
Stichtag der Umstellung wird der
aktuelle Datenbestand des Vorsys­
tems eingefroren und die Echt­migra­
tion durchgeführt. Kontrolllisten (zur
Vorlage beim Wirtschaftsprüfer)
werden erstellt und der Echtbetrieb
mit Schleupen.CS beginnt. Der
zeit­liche Ablauf einer Echtmigration
wird geplant mit dem Start am Freitag
Mittag und dem Abschluss am
Montag früh.
Die Daten werden vom besteh­
en­den System exportiert und in
die SDK.Import-Schnittstelle
importiert. Dabei werden Kon­­sis­tenz- und logische Prüfun­gen
durchgeführt sowie ein Quali­
täts­reporting erstellt. Vor der
Übernahme in die echten
Daten­strukturen können auch
Datenbereinigungen und/oder
Umschlüsselungen durchgeführt
werden. Alle Produktiv-Daten­
übernahmen wurden bisher
immer an einem Wochenende
durchgeführt. Der Ablauf ist
meistens folgender:
• Freitag Mittag: Start
Datenexport aus dem
Altsystem
• Samstag: Import in
das Import-Schema,
Qualitätsprüfungen,
eventuell Bereinigungen/
Umschlüsselungen, ProduktivÜbernahme
• Sonntag: Tests und Abnahme
durch Keyuser
• Montag: Produktivbetrieb
Das Verfahren der Datenkon­
vertierung und der Qualitäts­
sicherung beinhaltet folgen­
den Arbeitspakete:
Erstellung einer individuellen
Spezifikation zur Datenmigra­
tion in enger Abstimmung mit
dem Auftraggeber, Entwickeln
bzw. Anpassen der Über­
nahme­­routinen, Durchführung
der Testdatenkonvertierungen,
Erstellung detaillierter Pro­to­kolle zur Dokumentation und
Abstimmung der Daten­kon­
vertierung, Kontrolle der
Testdaten, Abnahme der
Testdatenkonvertierung,
Durchführung der Echtdaten­
übernahme, Abnahme des
Konvertierungsverfahrens.
Produktions­
stillstand
Längere Produktionsstillstände sind
in der Regel nicht erforderlich.
Die Migration läuft über
ein Wochenende, daher ist
erfahrungs­gemäß mit max.
zwei Tagen (Freitag/Montag)
Produktionsstillstand zu
rechnen.
Nach eigenen Erfahrungen
beläuft sich ein
Produktionsstillstand auf
maximal 2 Wochen (1 Woche
Migration und 1 Woche
Kontrolle).
82 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Datenübernahmen
Somentec Software GmbH
Wilken GmbH
Die Analyse der zu übernehmenden Daten erfolgt
anhand unseres Datenübernahmekonzeptes,
gemeinsam mit dem Auftraggeber.
Datenübernahmen werden je
nach Altsystem und Zähler­
zahl individuell beurteilt. In
einem Workshop wird
Per SQL-Skripten werden die Daten dann im
festgelegt, welche Daten
XAP.-Format aufbereitet, und per XAP.-Daten­
übernommen werden sollen
importprogramm importiert. Wenn möglich stellt
und ob dies nach Kosten-/
der Auftraggeber die Daten schon im gewünschten Nutzen-Betrachtung manuell
Format zur Verfügung.
oder über automatisiert über
eine anpassbare Schnittstelle
Das Import-Programm führt diverse Prüfungen und erfolgen soll.
Protokollierungen der Daten durch:
• Daten- Plausibilität/-Konsistenz
Erfahrungsgemäß wird ein
• sämtliche Fehler werden einzeln protokolliert
verlängertes Wochenende am
• erst nach der Fehlerkorrektur können diese
besten mit Feiertagen für die
Daten übernommen werden.
Echtmigration herangezogen.
• Anzahl der übernommenen Daten (Objekte,
Kunden, Zähler,...)
• Bei der Übernahme von Buchungsdaten werden
diverse Summen gebildet und verglichen
• offene Posten pro Kunde
• Summe pro Beleg
• …
Mit den Protokolllisten ist eine genaue
Dokumentation der Datenübernähme möglich.
Wilken Neutrasoft GmbH
Die Datenübernahmen werden aus
den verschiedenen Mitbewerbs­
produkten durch erfahrene Migrateure
aus eigenem Hause vorgenommen.
Es werden von uns Excel-Tabellen für
die zu übernehmenden Daten
bereitgestellt. Nach erfolgter Daten­
analyse der Quelldaten wird ein
Migrations­konzept erstellt. Nach der
ersten Datenentladung aus dem
Quellsystem wird eine Testmigration
mit Prüfung auf Konsistenz und
Vollständigkeit vorgenommen. Ist das
Ergebnis nicht zufriedenstellend, so
wird mit dem Bereitsteller der
Quell­­daten eine erneute Daten­
entladung abgestimmt. Danach
erfolgt die Anpassung der Migrations­
tools und eine erneute Testmigration.
Erst wenn die übernommenen Daten
konsistent und vollständig sind, kann
die Echtmigration erfolgen. Mit der
Echtmigration wird eine Migrations­
dokumentation für den Wirtschaft­
prüfer erstellt.
In einem Testsystem werden je nach Kunden­
wunsch bzw. Notwendigkeit 1–3 Testübernahmen
durchgeführt.
Wenn die Abnahme des Datenimports im Test­
system durch den Auftraggeber erfolgt ist, liegt die
„Eiszeit“ bei 0,5 bis 2 PT je nach Menge der zu
übernehmenden Daten. Die „Eiszeit“ lässt sich
somit an einem Wochenende durchführen.
Je nach Datenbestand variiert
der Timeout zwischen
1–5 Tagen
Produktionsstillstand für einen
migrierten Kunden war bisher
maximal 5 Tage.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 83
Fazit und Ausblick
H Fazit und Ausblick
Die Anforderungen an die IT-Landschaft eines Energieversorgers sind sehr hoch.
Neben den kaufmännischen Prozessen müssen die energiemarktspezifischen
Besonderheiten Berücksichtigung finden. In dieser Marktuntersuchung wurden
verschiedene Produkte vorgestellt, wobei das Augenmerk insbesondere auf die voll
integrierten Systemlösungen, das heißt Lösungen, die mit möglichst wenigen Dritt­
produkten die Anforderungen eines Energieversorgers abbilden, lag.
Die hier identifizierten Systemunterschiede zeigen, dass es nicht „das“ Produkt
für einen Energieversorger gibt. Die Produkte bilden zwar kaufmännische und
energiewirtschaftliche Prozesse ab, jedoch gilt zu bedenken, dass nicht jeder
Energie­versorger jede Marktrolle hält und somit gegebenenfalls nicht alle
Funktionen einer vollumfänglichen ERP-/Billing-Lösung benötigt.
Schleupen.CS wurde – ähnlich kVASYy® – speziell für die Energieversorgungs­
unternehmen entwickelt. Bis auf das EDM sind alle inhaltlichen Anforderungen
schnittstellenfrei abbildbar. Hier liegt jedoch die Besonderheit bei den mindestens
notwendigen zwei unterschiedlichen Datenbanken: Die Kernapplikation benötigt
den MS-SQL-Server, das bevorzugte EDM-System eine Oracle-Datenbank.
Schleupen bietet ebenso ein komplettes Warehouse-System inklusive BI-Tool an,
das auf dem MS-SQL-Server zu betreiben ist. Jedoch ist auch hier im Einzelfall zu
prüfen, ob das Betreiben eines Warehouse notwendig ist, zumal Schleupen.CS eine
umfangreiche Auswertungs- und Monitoringbibliothek standardmäßig innerhalb
der Kernapplikation bietet.
Die SDK-Applikation konzentriert sich derzeit auf die Abbildung der Verbrauchs­
abrechnung sowie die energiewirtschaftlichen Prozesse. Sämtliche kaufmännischen
Funktionalitäten müssen über Drittlösungen angebunden werden. Auf der einen
Seite ein Vorteil – der Energieversorger kann sich in einer Art Baukasten­system
die Produkte implementieren, die den größtmöglichen Nutzen bieten –, auf der
anderen Seite ein Nachteil: Durch eine heterogene IT-Landschaft erhöht sich der
Schnittstellen­aufwand.
Mit einer vollumfänglichen, von der SIV.AG entwickelten, schnittstellenfreien
kVASYy®-Lösung implementiert der Energieversorger ein Produkt, das alle Markt­
rollen abbildet. Historisch gewachsen mit dem Schwerpunkt auf der Verbrauchs­
abrechnung ist kVASYy® mit der Produktlinie 5 und der integrierten BI für die
Regulierung ausgelegt. Hier ist jedoch im Einzelfall zu prüfen, ob der Einsatz der
kVASYy®-BI vor dem Hintergrund der massiven Hardwareanforderungen notwendig
ist. Mit der Tochterunternehmung SIV Utility Service GmbH ist zudem ein Rechen­
zentrum angeschlossen, das nicht nur die Applikation an sich, sondern auch die
anwendungsnahen Dienstleistungen übernehmen kann, um somit zukünftigen
Trends gerecht zu werden.
Die Somentec bedient zwar alle bei Energieversorgern notwendigen Prozesse,
hat jedoch nicht den Komplettlösungsansatz. Somentec versteht sich explizit
als Best-of-Breed-Anbieter, dessen Softwareprodukte zwar für die spezifischen
energiewirtschaftlichen Aufgaben eine abgerundete Lösung bieten, sich aber
darüber hinaus in eine vollumfängliche Systemlandschaft integrieren.
84 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Fazit und Ausblick
Das EDM wird von Drittanbietern abgebildet, wobei eine offengelegte Schnittstelle
die Anbindung verschiedener Produkte ermöglicht. Die Wilken GmbH bedient
sämtliche Branchen, was zur Folge hat, dass die kaufmännischen Kernprozesse
nicht speziell für die Energieversorger entwickelt wurden. Durch spezielle auf den
Energiemarkt zugeschnittene Entwicklungen ist Wilken ENER:GY dennoch eine
Lösung, die – bis auf das EDM – weite Akzeptanz auf dem Markt gefunden hat.
Das Energiedatenmanagement wird von Drittanbietern abgebildet, wobei eine
offengelegte Schnittstelle die Möglichkeit zur Anbindung verschiedener Produkte
ermöglicht. Durch die in 2013 abgeschlossene Versions­umstellung auf die neue
Version 4 haben zukünftige Kunden eine sehr hohe Investitions­­sicherheit da in den
nächsten 5 Jahren mit keinen zusätzlichen Kosten für Versions­umstellungen zu
rechnen ist.
Die NTS.suite der Wilken Neutrasoft basiert auf MS Dynamics NAV, einem
kaufmännischen ERP-System, das sämtliche buchhalterischen Prozesse
abbildet. Für die Energieversorgung wurden verschiedene branchenspezifische
Anforderungen eigenentwickelt. Die NTS.suite zeigte sich als intuitiv zu
bedienendes Tool, das transparent und durch einem hohen Grad an Anwender­
freundlichkeit geprägt ist. Die offene Schnittstellenphilosophie lässt zudem
genügend Spielraum, um gewünschte Drittlösungen anzubinden. Durch die
konzerninterne Verzahnung mit der Wilken GmbH sind zwar Schnittstellen, zum
Beispiel im Bereich des Rechenzentrumsbetriebs, zu sehen, allerdings ist die NTS.
suite ein eigenständiges Produkt, das eigenständig vertrieben wird.
Mit der Einführung der KOV VI und den zu erwartenden Entwicklungen im Bereich
EEG und KWKG werden Umsetzungsszenarien innerhalb der Softwarelösungen
unabdingbar. Die Zielgruppe der hier vorgestellten Softwarehäuser sind sämtliche
Markt­rollen. Der Aufwand, alle regulatorischen Anforderungen abzudecken, ist für
das Softwarehaus und den Energieversorger sehr groß.
Um diesen Anforderungen standzuhalten, ist ein Trend zu Hosting-Lösungen und
Outsourcing zu beobachten: Es gründen sich zunehmend Dienstleister, die einzelne
Prozesse und einzelne Marktrollen für Energieversorger abbilden.
Das Interesse an Hosting und Outsourcing wird insbesondere in der in der Markt­
untersuchung adressierten Zielgruppe weiterhin steigen.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 85
Praxiserfahrungen: Herausforderungen bei der Systemauswahl und -einführung
IPraxiserfahrungen: Herausforderungen
bei der Systemauswahl und -einführung
1 O
rganisatorische Anforderungen bei der Auswahl/
Einführung eines Systems
In dem Moment, in dem sich ein Unternehmen dazu entschließt, eine ERP-/BillingLösung zu implementieren, sind verschiedene Faktoren zu berücksichtigen.
Bestehende IT-Landschaft: Welche Softwarelösungen sind produktiv im Einsatz
und welche sollen auch nach einer Neuimplementierung weiterhin genutzt werden?
Wie können diese angebunden werden und welches ist das führende System, zum
Beispiel beim Stammdatenabgleich? Die bestehende IT-Landschaft muss die neuen
Produkte unter anderem auf technologischer Ebene aufnehmen können. Es gilt zu
vermeiden, eine heterogene Landschaft zu erzeugen, bei der verschiedene Produkte
und Funktionalitäten brach liegen.
Fachliche Prozesse: Die Einführung einer ERP-/Billing-Lösung kann nicht als
isoliertes IT-Projekt, sondern sollte immer im Kontext der ihm zugrunde liegenden
Geschäfts­prozesse gesehen werden. Derartige Einführungen betreffen das gesamte
Unternehmen. Es sollte bereits in der Projektvorbereitung herausgearbeitet werden,
welche unternehmerischen Organisationen und welche fachlichen Prozesse
betroffen sind.
Ressourcen: Wie beschrieben, sind bei der Einführung einer ERP-/Billing-Lösung
nicht einzelne Prozesse bzw. einzelne Mitarbeiter betroffen. Eine derartige
Einführung greift tief in die Aufbauorganisation eines Unternehmens ein und
betrifft nahezu jeden Mitarbeiter. Sämtliche Mitarbeiter sollten von Anfang an
„mitgenommen“ und informiert werden.
Der Erfolg einer Softwareeinführung hängt neben dem hohen finanziellen Risiko an
der Akzeptanz der Mitarbeiter.
2 Unterstützung bei der Auswahl und Einführung
Bevor eine Software eingeführt wird, sollte ein sorgfältiger Auswahlprozess
vorangestellt werden. Sämtliche Nutzeranforderungen sollten aufgenommen und
gegen den Funktionsumfang gespiegelt werden. Dass insbesondere im Energiemarkt
sämtliche regulatorischen und kaufmännischen Anforderungen abgebildet werden
müssen, versteht sich fast von selbst.
86 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
Praxiserfahrungen: Herausforderungen bei der Systemauswahl und -einführung
Im Folgenden seien einzelne Meilensteine eines Auswahlprozesses kurz
angesprochen:
• Aufnahme der Anforderungen und Sollprozesse der Anwender
• Identifizierung möglicher Anbieter, gegebenenfalls Ausschreibung
• Versendung Lastenhefte
• Aufforderung zur Abgabe eines Angebots
• Angebotsvergleich
• Auswahlentscheidung
Die Ursachen dafür, dass trotz solch eines theoretisch recht stringenten Prozesses
Auswahl­entscheidungen am Ende des Tages häufig per Bauchgefühl getroffen
werden oder einer Zielwertsuche ähneln, sind vielfältig.
Neben Verfahrensfehlern (fehlende Einbeziehung aller Stakeholder bei der
Definition der Anforderungen, mangelhaftes Hinterfragen und Prüfen der
Hersteller­angaben in den Systemdemos) sind es häufig zeitliche und personelle
Restriktionen, die eine sorgfältige Durchführung des oben skizzierten Prozesses
verhindern.
Auch das Versäumnis, den Auswahlprozess mithilfe eines Scoring-Modells zu
objektivieren, kann dazu führen, dass subjektives Empfinden oder politische Beweg­
gründe die Auswahlentscheidung beeinflussen.
ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger 87
Ihre Ansprechpartner
Ihre Ansprechpartner
Michael Kopetzki
Partner
Tel.: +49 69 9585-2370
michael.kopetzki@de.pwc.com
Klaus Wassermann
Senior Manager
Tel.: +49 30 2636-1732
klaus.wassermann@de.pwc.com
Karsten Binder
Manager
Tel.: +49 761 2829-7354
karsten.binder@de.pwc.com
Sonja Rüsing
Senior Consultant
Tel.: +49 211 981-1385
sonja.ruesing@de.pwc.com
Über uns
Unsere Mandanten stehen tagtäglich vor vielfältigen Aufgaben, möchten neue
Ideen umsetzen und suchen Rat. Sie erwarten, dass wir sie ganzheitlich betreuen
und praxisorientierte Lösungen mit größtmöglichem Nutzen entwickeln. Deshalb
setzen wir für jeden Mandanten, ob Global Player, Familienunternehmen oder
kommunaler Träger, unser gesamtes Potenzial ein: Erfahrung, Branchenkenntnis,
Fachwissen, Qualitätsanspruch, Innovationskraft und die Ressourcen unseres
Expertennetzwerks in 158 Ländern. Besonders wichtig ist uns die vertrauensvolle
Zusammenarbeit mit unseren Mandanten, denn je besser wir sie kennen und
verstehen, umso gezielter können wir sie unterstützen.
PwC. 9.300 engagierte Menschen an 28 Standorten. 1,49 Mrd. Euro Gesamt­leistung.
Führende Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft in Deutschland.
88 ERP-/Billing-Applikationen: Eine Marktübersicht für Energieversorger
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