Zeiträume Lebensräume Spielräume
Transcription
Zeiträume Lebensräume Spielräume
Bunt wie das Leben Zeiträume Lebensräume Spielräume 100 Jahre städtische Kindergärten in München 1907 – 2007 Katalog zur Ausstellung im Rahmen der Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr „100 Jahre städtische Kindergärten in München“ Impressum Herausgeber: Pädagogisches Institut Herrnstraße 19 80539 München Auflage: 5.000 Stück Gestaltung und Realisation: QS2M Werbeagentur, München www.qs2m.de Druck und Verarbeitung: J. Gotteswinter GmbH, München www.gotteswinter.de 3 Liebe Leserinnen und Leser, die Ausstellung „Bunt wie das Leben“, die aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der städtischen Kindergärten im Jahr 2007 im Pädagogischen Institut des Schulreferats gezeigt wurde, hat eine äußerst positive Resonanz gefunden. Vielfach wurde der Wunsch geäußert, einen Katalog zu produzieren, um die Texte und Bilder der Ausstellung auf Dauer zu dokumentieren. Ich freue mich, dass dieses Vorhaben nun in die Tat umgesetzt werden konnte und Sie den Katalog in Händen halten. Wandern Sie im Geist noch einmal – oder auch zum ersten Mal – durch die drei Teile der Ausstellung: von den „Zeiträumen“, die über die historische Entwicklung des Kindergartenwesens in München informieren, über die „Lebensräume“, in denen aktuelle pädagogische Schwerpunkte behandelt werden, bis zu den „Spielräumen“, wo Sie u.a. ein Interview mit Münchens ältestem ehemaligen „Kindergartenkind“ finden. Städtische Kindergärten sind im besten Sinne „Spielräume“, denn das Spiel ist die dem Kind entsprechende Tätigkeit. Im Spiel lernt es seine Welt kennen und begreifen, es bietet die besten Bedingungen für die Persönlichkeitsentfaltung des Kindes und damit auch für Lernprozesse. Die Erzieherinnen und Erzieher begleiten und unterstützen die Kinder in ihrer Entwicklung mit ihrem pädagogischen Fachwissen. Das Pädagogische Institut des Schulreferats hält ein umfangreiches und differenziertes Fortbildungsprogramm vor, das für die laufende Aktualisierung und Optimierung der Fachkompetenz des Einrichtungspersonals sorgt. Auch über den Aspekt der Aus- und Fortbildung der Erziehungskräfte informiert der vorliegende Katalog. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und viel Freude beim Betrachten des „bunten Lebens“! Elisabeth Weiß-Söllner Stadtschulrätin 4 Bunt wie das Leben | Vorworte Freuen sich die Kinder, freut sich die Stadt Der 1. Januar 1907 ist das „Gründungsdatum“ der Münchner städtischen Kindertageseinrichtungen. Damals übernahm die Stadt 20 Kindergärten des Münchner Kindergartenvereins in ihre Obhut. Seitdem hat sich viel getan. Heute – hundert Jahre später – hat München ein breites und ausgesprochen buntes Angebot an Kindertageseinrichtungen, das sich in jeder Hinsicht sehen lassen kann. Dieses Angebot wird von der Stadt und den unterschiedlichen freien Trägern vorgehalten und ständig weiter ausgebaut, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden. Im Mittelpunkt der Ausstellung „Bunt wie das Leben“ stehen – aus Anlass des Jubiläums – die städtischen Kindertageseinrichtungen, insbesondere die Kindergärten, die die Aufgabe haben, Kinder in einer entscheidenden Lebensphase zu betreuen und zu fördern. Hier wird deutlich, dass die Stadt den Kindergarten von Anfang an auch als Bildungseinrichtung verstanden und gestaltet hat. Sie hat darüber hinaus immer wieder pädagogische Impulse gesetzt und zukunftsweisende Konzepte entwickelt, die im In- und Ausland wahrgenommen und kopiert werden. Unser Ziel ist die bestmögliche individuelle Förderung jedes einzelnen Kindes. Wenn dies in der täglichen Arbeit gelingt, freuen sich die Kinder und mit ihnen die Stadt! Christine Strobl Bürgermeisterin 5 „Menschen, seid liebet die Kinder, ihre Spiele.“ J. J. Rousseau 6 Bunt wie das Leben | Zeiträume menschlich, ihre Vergnügungen, Zeiträume Anstalten der Erziehung und Fürsorge . . . . . . . . . . . . . . . 8 Fröbel – der Wert der „kindlichen Eigenaktivität“ . . . . . . . 10 Montessori – Reformpädagogik der Kleinkinderziehung . . . . . . . . . 12 München – Pionierstadt der Kindergartenpädagogik . . . . . . . . .14 1907: Der Beginn einer Erfolgsgeschichte . . . 16 Der völkische Kindergarten – Erziehung zur Wehrhaftigkeit . . . . . .18 Die Münchner Kindergärten im Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . .20 Kindergärten in Trümmern. Der Wiederaufbau . . . . . . . . . . . .22 Die Zeit der Reformen . . . . . . . . . 24 Reformen, „Revolutionen“ und das Kindergartengesetz . . . . . . . . .26 Neue Impulse für die Entwicklung . . .28 München und der „BEP“ . . . . . . . .30 Neue Ideen innovativ umgesetzt . . . .32 Von der Kindergärtnerin zur Erzieherin und zum Erzieher . . . . . . .34 Anton Fingerle – Stadtschulrat 1945 – 1976 . . . . . . . .36 7 Anstalten der Erziehung und Fürsorge Die Vorläufer der Kindergärten in der Armenfürsorge Wohn- und Lebensverhältnisse in München um die Jahrhundertwende Die Armen Schulschwestern in München Schwester Maria Theresia von Jesu Gerhardinger begründete die Gemeinschaft der Armen Schulschwestern v. U. L. Frau, die 1841 in München am Mariahilfplatz eine Kinderbewahranstalt für 85 Kinder einrichtete. Vorab schrieb sie dem Erzbischof: „Wie die Barmherzigen nicht ohne hinlängliche Anzahl von Kranken, so können wir unsere Kandidatinnen nicht ohne gehörige Zahl passender Kinder für unseren Orden heranbilden. Der Wirkungskreis unseres Mutterhauses fordert 1. Eine Kinderbewahranstalt, da wir solche Einrichtungen übernehmen, also unsere Leute darin einüben sollen…“ Maria Theresia von Jesu Gerhardinger, Brief vom 14.07.1838 an den Erzbischof von München und Freising 8 Die ersten Gedanken zur Erziehung von Kleinkindern finden wir im 16. Jahrhundert. Prägend wirkten später unter anderem die Ideen Lockes und Rousseaus. Locke vertrat die Ansicht, der Mensch komme als unbeschriebenes Blatt zur Welt und könne durch Erziehung reifen. Rousseaus Erziehungsroman „Emile“ machte Erziehung zum Modethema der gebildeten Kreise. Die Verstädterung zu Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert ließ neue soziale Schichten entstehen. Proletarische Eltern konnten sich nicht selbst um Ihre Kinder kümmern, weil sie bis zu achtzehn Stunden täglich arbeiten gingen. Ihre Kinder blieben deshalb häufig unbeaufsichtigt. Mit den Bewahranstalten wurden unter verschiedenen Namen wie Warteschulen, Spielschulen, Kleinkinderschulen Einrichtungen der Kinderbetreuung für die unteren Schichten geschaffen. Ab 1833 entstanden in München unter der Schirmherrschaft König Ludwig I. Bewahranstalten in der Westenriederstraße, der Luisenstraße, der Theresienstraße und der Pfarrstraße. Den ersten Einrichtungen gemeinsam war der doppelte Zweck der „schulischen“ Erziehung der Kinder und der „bewahrenden“ Linderung der Armutsfolgen. Die Träger der ersten Kleinkinderschulen und Bewahranstalten waren private Vereine und kirchliche Institutionen. Je nach weltanschaulicher Ausrichtung stand der karitative, bewahrende oder der bildende, erziehende Zweck im Vordergrund. Bunt wie das Leben | Zeiträume Friedrich Fröbel und das Konzept Kindergarten Fröbel war der erste Pädagoge, der nicht nur theoretisch über die Früherziehung nachdachte, sondern auch praktische Folgerungen ausarbeitete. Er war wesentlich von Rousseaus Einsicht überzeugt, der Mensch sei von Geburt an gut und zur Freiheit bestimmt. Die strenge Zucht und bloß mechanische Beschäftigung der Kinder in Bewahranstalten lagen ihm fern. Fröbel verstand den Kindergarten als einen Ort spielerischen Lernens, als das erste Bildungsinstitut, in dem Kinder ihre Fähigkeiten frei entwickeln können. Er arbeitete als Hauslehrer dreier Knaben, mit denen er Pestalozzis Erziehungsanstalt in Iferten, in der Schweiz, von 1808 bis 1810 besuchte. Überzeugt, dass Pestalozzis Pädagogik zwar richtig, seine Methode der Elementarisierung aber zu mechanisch und für Kleinkinder nicht geeignet sei, suchte er nach einer kindgerechten Methode der Bildung und Erziehung. Diese fand er im Spiel des Kindes als dessen typischer Erfahrungsweise. Für die Praxis entwickelte er ab 1836 so genannte Spielgaben – Kugel, Walze, Würfel usw., die weit über 100 Jahre in Gebrauch blieben. So wichtig ist die Erziehung! „So viel, so viel, theure Eltern, hängt von einer guten, vernünftigen, frühzeitigen Erziehung ab. Von so mächtigem Einflusse ist sie auf das ganze Leben des Menschen. … So wichtig ist die Erziehung! Auch die ersten Münchner Kindergartenvereine folgten der Fröbelschen Einsicht, die Kleinkinderziehung sei mehr als eine sozialpolitisch notwendige Betreuungsform oder eine religiöse Unterweisung. Sie ist vielmehr die früheste Bildungsarbeit. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde zwischen dem Deutschen Fröbelverband und konfessionellen Verbänden darüber diskutiert, welche Konzeption des Kindergartens angemessen ist. Anhänger Fröbels befürworteten beispielsweise den obligatorischen Besuch der öffentlichen Bildungsstätte Kindergarten für alle. Konfessionelle Vereine tendierten zur restriktiven Familienfürsorge, die nur Kinder arbeitender Mütter in den Kindergarten aufnimmt. Da aber viele Eltern … vermöge der Sorge für Brod, für Unterhalt, sich ihren Kleinen nicht ganz widmen ... können, … so hat die Menschenliebe sich ihrer Kinder angenommen, ... So entstanden Kleinkinderbewahranstalten und es dürfte leicht zu bemessen seyn, daß solche Anstalten … weder Schulen, noch Einsperrungs-Anstalten, sondern großartige Kinderstuben, Asyle für die Kindheit, sind…“ Johann Georg Wirth, Ueber Kleinkinderbewahr-Anstalten, Augsburg, 1838 9 Fröbel – der Wert der „kindlichen Eigenaktivität” Im Spiel lernen mit den Fröbelschen Spielgaben Friedrich Fröbel in jungen Jahren Friedrich Fröbel hatte als erster die besondere Bedeutung des Spiels für die frühe Entwicklung des Menschen erkannt. Um die Kinder im Spiel möglichst „allseitig“ anzuregen, entwickelte er ein System von Spielgaben und Beschäftigungsmitteln, die durch Reigenspiele und die Gartenarbeit ergänzt werden. Die Reihenfolge der Gaben ist durchdacht. Jede Spielgabe baut auf der vorhergehenden auf. Und jede regt das Kind zu einer individuellen geistigen Aktivität an. Mit den geteilten Würfeln der 3. bis 6. Gabe kann ein Kind beispielsweise nützliche „Lebensformen“ seiner Umgebung nachbauen, wie eine Eisenbahn, einen Tisch oder etwas anderes. Es kann aber auch einfach nur eine ästhetische Form wie beispielsweise ein Ornament legen. So gestaltet es „Schönheitsformen“. Zerlegt es Grundkörper, wie einen Würfel in acht Teile oder baut aus einzelnen Teilen ein größeres Ganzes, dann operiert es bereits mit dem Vorbegriff späterer mathematischer Begriffe, wie ein Achtel, eine Hälfte etc. Fröbel spricht von „Erkenntnisformen“. Im Spiel findet und übt das Kind ungezwungen Frühformen der praktischen, ästhetischen und wissenschaftlichen Erkenntnis. Fröbelsche Beschäftigungen am Beispiel des Flechtens 10 Bei den Spielgaben stehen Ball und Kugel als Symbol für eine Ganzheit, die immer weiter durch Zerteilen differenziert wird, über Würfel, Fläche und Linie bis zum Punkt. Dann folgt der (Wieder-) Aufbau vom Punkt über die Linie zur Fläche und zu den Körperformen bis zur ursprünglichen Ganzheit der Kugel: Wissen entsteht durch analysierende Differenzierung und wird fruchtbar gemacht durch synthetisierenden Wiederaufbau zur Einheit. Dadurch wird Bildung angeregt. Bunt wie das Leben | Zeiträume Ball, Kugel Kugel, Walze, Würfel Aufbau von Körperformen Geteilte Würfel (3. – 6. Gabe) z. B. eine Webfläche aus Fäden Flächen (Papier, Legetafeln) z. B. Linie aus Punkten: eine Kette Linien (Faden, Papierstreifen) Punktförmiges (Alles einzelne: z. B. Stein, Perle, Erbse) Das richtige Spielzeug „Da ich nämlich eine der tiefsten und stärksten Ursachen der mangelhaften Kinderführung in der nicht sorgsamen entsprechenden Befriedigung des Schaff- und Tätigkeitstriebes der Kinder finde, so war mein Bemühen in der letzten Zeit vorzüglich darauf gerichtet, eine Anstalt für diesen besondern Zweck auszuführen: eine Anstalt, welche unter dem einigenden und den Geist derselben deutenden Wechselzuruf: „Kommt laßt uns unsern Kindern leben!“ die Aufgabe hat, Eltern und Familien, Erziehern und Kinderführern zunächst ein in sich einiges Spielganzes in die Hände zu geben…“ Friedrich Fröbel, 1839 11 Montessori – Reformpädagogik der Kleinkinderziehung Hilf mir, es selbst zu tun Am 6. Januar 1907 eröffnet die italienische Ärztin Maria Montessori in Rom eine „casa dei bambini“, ein Kinderhaus. Hier erprobt sie ein völlig neues pädagogisches Konzept: Nicht die Erwachsenen geben Tempo und Inhalte im Lernprozess vor. Das Kind selbst bestimmt nach seinen eigenen Möglichkeiten seine Entwicklung anhand vorgegebener Materialien. „Hilf mir, es selbst zu tun“ ist der Wahlspruch der Einrichtung. Die Kinder arbeiten mit dem Montessori-Material, ein „(Herum-) Spielen“ wird von Montessori unterbunden, da sie Spiel mit wirklichkeitsfremder Phantasterei gleichsetzt. Heute sind die pädagogischen Einsichten Montessoris weltweit in 40.000 Montessori-Schulen umgesetzt. Maria Montessori (1870 – 1952) auf dem italienischen 1.000 Lire-Schein 12 Bunt wie das Leben | Zeiträume Die Ideen Maria Montessoris kommen nach München Der Mediziner Theodor Hellbrügge hatte sich in den 1960er Jahren intensiv mit der Früherkennung von Entwicklungsstörungen bei Kindern beschäftigt, wofür er neue Methoden der Frühdiagnostik und Frühtherapie entwickelte. Seine Vision sah die gemeinsame Erziehung von Kindern mit und ohne Behinderung vor. Bei seiner Suche nach entsprechenden pädagogischen Formen stieß er auf die MontessoriPädagogik, deren Konzept ihn faszinierte. Die Kinder wurden nach ihren Interessen von den Erwachsenen unterstützt, aber sehr individuell und ausgesprochen zwanglos. Er übernahm die Grundgedanken und erweiterte sie um die damals revolutionäre Idee der Integration behinderter Kinder. 1968 gründete er in München zuerst einen Kindergarten und danach eine Grund schule. 1968 erfolgte die Gründung der „Aktion Sonnenschein“ in Form eines integrativen Montessori-Kindergartens. Mit einer ersten Grundschulklasse 1970 entstand die „Private Sonderschule für Lernbehinderte – Modellschule nach Maria Montessori“ der „Aktion Sonnenschein“, woraus schließlich das „Kinderzentrum München“ wurde. „Während sonst immer Lärm toste, war hier plötzlich Ruhe, der eine putzte Schuhe, der andere schrieb, der dritte mach te wieder etwas anderes. Auf den ersten Blick ein komplettes Durcheinander ohne Anleitung von außen und ich sah keinen Erwachsenen. Da krabbelte eine Frau unter dem Tisch hervor und sagte: „Entschuldigung, ich musste dem kleinen Fritz Mathematik erklären, unterm Tisch, weil er dort intensiver arbeiten konnte.“ Theodor Hellbrügge in einem Montessori-Kindergarten 13 München – Pionierstadt der Kindergartenpädagogik 1868. Gründung des ersten Münchner Kindergartenvereins Die ersten Kindergärten in München wurden auf private Initiative hin eröffnet. Von Anfang an wurde dabei das Fröbelsche Konzept verfolgt. Dr. Wilhelm Georg von Borscht, 1857 –1943, Jurist, Mitglied und Vorstand des Kindergartenvereins, Vorsitzender der Lokal-Schulkommission, 2. Bürgermeister in München 1888 –1893, Erster Bürgermeister 1893 –1919 (Oberbürgermeister ab 1907) Dr. Philipp Brunner, 1844 –1919, Mitglied und Vorstand des Kindergartenvereins, 2. Bürgermeister in München (1893 –1914) August Ungerer, 1860 –1921, Ingenieur, Mitglied und Vorstand des Kindergartenvereins, Gründer und Stifter des Ungererbads, baute 1886 die erste elektrische Straßenbahnlinie Münchens 14 „Im Jahre 1868 wurde der »Münchner Kindergartenverein« gegründet; er hatte sich zum Zweck gesetzt: –G ründung und Förderung von Kinder gärten nach Fröbelschem System; nterhaltung und Leitung der von ihm –U ins Leben gerufenen Kindergärten; –H eranbildung von Erzieherinnen und Kindergärtnerinnen; –B esprechung und Prüfung der in diesem Gebiet einschlägigen Grundsätze und –E rziehungsmittel durch Wort und Schrift; –V erbindung mit ähnlichen anderen gemeinnützigen Vereinen. In wechselnder Reihenfolge waren Bürgermeister, Rechts-, Schul- und Stadträte, und zwar meist an erster Stelle, im geschäftsleitenden Ausschuß tätig.“ Münchener Wirtschafts- und VerwaltungsBlatt, 1927 1868 gab es in München drei Kindergärten: In der Wurzerstraße, der Finkenstraße und der Schwanthalerstraße. 1869 zählte der Kindergartenverein bereits mehr als 700 Mitglieder. Die Stadt München war ein tatkräftiger Wegbereiter der Fröbelschen Kindergärten. Die Stadtschulbehörde unterstützte den Münchner Kindergartenverein, wo sie konnte und stellte Räume in den Schulhäusern zur Verfügung. Das ging so weit, dass seit den 80er Jahren beim Bau neuer Schulhäuser der Raumbedarf der Kindergärten schon mitbedacht wurde. Bunt wie das Leben | Zeiträume 1870 wurde ein privates Kindergärtnerinnenseminar eingerichtet. Es bildete die Kindergärtnerinnen in einem einjährigen Kurs aus. Seit 1911 wurde dort zweijährig unterrichtet. Die materiellen Bedingungen für die „Kinderführerinnen“ waren schlecht. Sie erhielten die ersten ein bis fünf Jahre keinen Lohn, später dann ein Taschengeld. Eine Kindergärtnerin hatte immerhin zwischen 50 und 60 Kinder zu beaufsichtigen und wöchentlich 32 Pflichtstunden abzuleisten. Oben: Die Räume der Kindergärten waren meist wie Klassenzimmer eingerichtet. Mitte: Kinderbewahranstalt Hochstraße bis 1906 Unten: Kindergartengruppe um die Jahrhundertwende 15 1907: Der Beginn einer Erfolgsgeschichte Die Stadt München wird Träger der Kindergärten Elisabethplatz Schwindstraße Türkenstraße Nymphenburg Rottmannstraße Schwanthalerstraße Blumenstraße Kirchenstraße Klenzestraße Stielerstraße Tumblingerstraße Mariahilf-Platz Balanstraße Weilerstraße Die städtischen Münchner Kindergärten 1907 (Karte von 1908). Nicht auf der Karte zu sehen sind folgende Kindergärten: Dom-Pedro-Platz, Fürstenriederstraße, Guldeinstraße, Humboldtstraße, Martinstraße, Schulstraße. Kindergarten im Schulhaus an der Stielerstraße, um 1910 Kindergarten im Schulhaus an der Guldeinstraße, um 1910 16 Am 1. Januar 1907 übernahm die Stadt die inzwischen 20 Vereinskindergärten. Diese Kindergärten hatten regen Zustrom aus dem Proletariat erfahren. Die Anzahl zahlungskräftiger Bürgerskinder hatte entsprechend abgenommen, was den „Verein zur Gründung und Förderung Fröbel´scher Kindergärten“ um wichtige Einnahmen brachte. Der Verein hätte die Kindergärten nicht mehr aus eigenen Mitteln erhalten können. Unter der Obhut der Stadt begann für sie eine neue Blütezeit. Denn die Stadt München übernahm nicht nur die Finanzierung der Kindergärten, sondern baute sie auch großzügig aus. 1914 gab es bereits 44 Kindergärten im Stadtgebiet mit insgesamt ca. 2.000 betreuten Kindern. Für alle Kindergärten wurde außerdem eine gemeinsame Bibliothek eingerichtet. Ihrem Umfeld entsprechend ähnelten die Räume der Kindergärten eher einem Klassenzimmer. Geöffnet hatten die Kindergärten von 8 bis 12 Uhr und wieder von 14 bis 18 Uhr. Schon damals richteten sich die Beiträge nach dem Einkommen der Eltern. Sie bezahlten zwischen einer und drei Mark monatlich. Bedürftige waren befreit. Zum Vergleich: Ein Bier kostete zehn Pfennige. Aus den anfänglich 20 Kindergärten – ein Jahr darauf waren es schon 23, in denen 65 Kindergärtnerinnen gearbeitet haben – sind 100 Jahre später 256 städtische Kindergärten, 136 Horte und 19 Kooperationseinrichtungen geworden, in denen 2.184 Erzieherinnen und Erzieher, 1.025 Kinderpflegerinnen und Kinder pfleger, 98 Sozial- und Heilpädagoginnen und -pädagogen sowie 513 Küchenkräfte arbeiten. Bunt wie das Leben | Zeiträume Georg Kerschensteiner Der Erfolg der Münchner Kindergärten ging wesentlich auf die Initiative Georg Kerschensteiners zurück, dem die Kindergärten unterstellt waren. Er war seit 1895 Stadtschulrat in München und ein besonders innovativer Pädagoge. Er konferierte regelmäßig mit den Münchner Kindergärtnerinnen, um die pädagogische Arbeit zu koordinieren und setzte eine Ober kindergärtnerin als Inspektorin ein. Er regte methodische und inhaltliche Fortbildungen an, um die Qualität der Kindergärten zu verbessern. Schließlich gruppierte er die Kindergärtnerinnen in eine städtische Beamtenlaufbahn ein, was in Deutschland einmalig war. Georg Kerschensteiner, 1854 – 1932 Kerschensteiner entwickelte das bis heute bewährte Konzept der dualen Berufsausbildung mit praktischer Ausbildung im Betrieb und Theorie in der Berufsschule, die damals noch Arbeitsunterricht genannt wurde. Der Humanist legte – wie Fröbel – Wert auf die Selbsttätigkeit der Schülerinnen und Schüler als Unterrichtsprinzip. Dieses Prinzip sollte im Denken und manuellen Tun gestärkt werden. Konsequenterweise regte er an, die Schülerinnen und Schüler sollten ihre Leistungen selbst beurteilen. Ein Standpunkt, der noch heute als visionär angesehen werden darf. Kerschensteiner starb am 15. Januar 1932 im Alter von 78 Jahren. Dem beliebten Kinderfreund wurde unter anderem ein Kranz mit der Aufschrift „Von allen Kindern der Welt“ aufs Grab gelegt. Seit 1994 verleiht die Stadt München die „Kerschensteiner-Medaille“ an verdiente Pädagoginnen und Pädagogen. Oben: Münchner Kindergarten, ca. 1927 Unten: Kinderreichtum in der Vorstadt, ca. 1910 17 Der völkische Kindergarten – Erziehung zur Wehrhaftigkeit Die Nationalsozialisten bemächtigen sich der Kindergärten Hitlers Parteigänger beabsichtigten, alle freien Träger des Kindergartenwesens in ihre Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) zu übernehmen und ideologisch gleichzuschalten. Das ist ihnen nicht vollständig gelungen. Aber die Arbeit der freien Träger wurde stark behindert. Zuerst waren die Arbeiterwohlfahrt und das Deutsche Rote Kreuz betroffen, dann der Paritätische Wohlfahrtsverband und schließlich die evangelischen und katholischen Träger. Die konfessionellen Träger konnten sich gegen die Gleichschaltung teilweise wehren und verloren nur circa ein Drittel ihrer Einrichtungen. Private Einrichtungen wie Montessori- und Waldorfkindergärten wurden verboten. In München verblieb zumindest die Verwaltung der städtischen Kindergärten bei der Stadt, sie wurden damit nicht gänzlich der NSV überantwortet. Kriegsspiele im Kindergarten Ziele des NS-Kindergartens »Diese Vergangenheit nicht zu kennen, heißt sich selbst nicht begreifen.« Raul Hilberg, Historiker, † 2007 Führerkult in den Kindergärten „Nun hat es die Kindergärtnerin leicht vom Führer zu erzählen. Sie fängt den Tag damit an, dass der Führer angespochen wird. Die Herzen der Kleinen richten sich auf ihn. In diesen Augenblicken wächst Liebe, Ehrfurcht, Treue in der Kinderseele. Die Kindergärtnerin braucht nicht viel zu sagen:... Lieber Führer! So wie Vater und Mutter lieben wir Dich. So, wie wir ihnen gehören, gehören wir Dir. So, wie wir ihnen gehorchen, gehorchen wir Dir. Nimm unsere Liebe und Treue, Führer, zu Dir.“ Richard Benzing, Gaufachbeauftragter der Reichsarbeits gemeinschaft Mutter und Kind, 1941 18 Die nationalsozialistische Pädagogik stellte die Fröbelschen Ideale auf den Kopf. Wo Friedrich Fröbel die geistige und charakterliche Individualität der kleinen Kinder mit erzieherischer Unterstützung zur Entfaltung kommen lassen wollte, da forcierten die völkischen Pädagogen die Unterordnung unter die Volksgemeinschaft und ihren Führer. Die völkische Erziehung ist am Ziel, wenn das Kind körperlich gesund und widerstandsfähig ist und einen kämpferischen Charakter zeigt. Diese offensichtliche Diskrepanz zu Fröbels Humanismus hielt die Nationalsozialisten nicht davon ab, Fröbel als Wegbereiter der völkischen Pädagogik zu feiern. Bunt wie das Leben | Zeiträume „Mutter, erzähl von Adolf Hitler!“ Johanna Haarer (1900 – 1988) wurde ab 1936 von den Nazis als „Gausachbearbeiterin für rassenpolitische Fragen in der NS-Frauenschaft“ eingesetzt. Sie arbeitete unter anderem als Lehrerin für Gesundheitslehre im Kindergärtnerinnenseminar der Stadt München mit. Die Grundsätze ihrer letzten Tätigkeit schrieb sie in den Bestsellern „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ (1934) sowie „Unsere kleinen Kinder“ (1939) nieder. „Unsere kleinen Kinder“ erlebte bis 1964 noch mehrere Auf lagen. „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ wurde zuletzt 1987 als „Die Mutter und ihr erstes Kind“ herausgegeben. Nach Johanna Haarers erzieherischen Ideen soll der Säugling hart erzogen werden. Schreit er und verweigert den Schnuller, gibt sie die Empfehlung: „Dann, liebe Mutter, werde hart! Fange nur ja nicht an, das Kind aus dem Bett herauszunehmen, es zu tragen, zu wiegen, zu fahren oder es auf dem Schoß zu halten, es gar zu stillen“ (Haarer 1934). Ein Märchenband, mit dem Titel „Mutter, erzähl von Adolf Hitler!“ (1939), erzählt von geldgierigen Juden und armen arischen Bauern. Das Buch war in vielen Kinder gärten des Dritten Reiches Pflichtlektüre. Fröbel als Wegbereiter der NS-Pädagogik? „Die rein pädagogische Idee Fröbels … konnte daher von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt im Sinne ihrer eigenen zweifachen Aufgabe, am sozialen Neuaufbau des Volkes mitzuarbeiten und völkische Erziehungsarbeit zu leisten, aufgenommen und weiterentwickelt werden.“ Hermann Althaus, Reichsamtsleiter, Festschrift zur Hundertjahrfeier, 1940 Von den Nationalsozialisten übernommenes Fachorgan des Deutschen Fröbel verbandes. Werbeanzeige in der Zeitschrift „Kindergarten“ für ein Buch von Johanna Haarer. 19 Die Münchner Kindergärten im Krieg Die Instrumentalisierung für den Kriegszweck Am 14. Juni 1939 erklärte Josef Bauer, der Leiter des Schuldezernats München, dem alle Kindergärten der Stadt unterstellt waren, bei einer Fortbildungsveranstaltung: „Die Führung von Kindergärten ist eine Aufgabe … der Partei. Adolf Hitler hat das Leben des Deutschen Volkes gerettet … deshalb hat auch niemand anderer ein Recht über die Erziehung zu bestimmen als Adolf Hitler oder der Nationalsozialismus.“ Die Realität in der Kriegszeit: Die Bahnlinien waren zerstört, als Transportmittel musste die Ladefläche eines LKWs dienen, 1945 „Gerade die Knaben müssen frühzeitig genug die Tugenden, die wir am erwachsenen wehrhaften Manne schätzen, erlernen wie Entschlossenheit, Mut, Ausdauer, Kameradschaft, Treue, Opfersinn u.a.m. Diese Mannestugenden werden vielleicht einmal später dringend benötigt, wenn andere Weltanschauungen den Nationalsozialismus bedrohen.“ Völkische Feiern und Kriegsspiele Einstimmung auf das Militär, 1933 Antisemitismus und Diskriminierung Behinderter Die Leiterin eines Pasinger Kindergartens schreibt an die Gauleitung von München-Oberbayern: „Jüdischen und erbkranken Kindern gilt in unserem Kindergarten nicht unsere Fürsorge, sondern den gesunden, tüchtigen und wertvollen deutschen Kindern. Ihnen soll der Kindergarten zur Blutsheimat werden.“ 20 1934/35 hatten die Nationalsozialisten 51 Münchner Kindergärten mit 3.333 Kindern unter ihren Einfluss gebracht. Hier wurden die völkischen Fest- und Gedenktage gefeiert, um die „blutgebundene Gläubigkeit“ und andere „deutscheigene Tugenden“ zu stärken. Hilde Murschhauser, Kindergärtnerin am Seminarkindergarten in München, berichtet im Propagandastil von einer Feier zum Gedenken an den 9. November: „Wir saßen alle beisammen vor unserer schönen Hitlerecke. Die willensstarken, gütigen Augen des Führers blickten auf uns. Und viele große, fragende Kinder- Bunt wie das Leben | Zeiträume augen schauten hinauf zum Bild. Es war ein feierlicher Augenblick, als ich einen frischen Lorbeerkranz unter das Bild des Führers hängte. … Stramm und still standen alle, die Hand erhoben, die Augen beim Führerbild. Aus vierzig Kinderkehlen erschallte das Lied ‚Die Fahne hoch!‘ und dann das kleine Gebet ‚Lieber Gott, beschütz‘ mit starker Hand unsern Führer und das Vaterland!‘ – Die große Trommel wurde geholt. Mit seinem selbstgearbeiteten Fähnchen durfte jedes Kind der Trommel nachmarschieren. Unermüdlich hätten sie marschieren mögen!“ Kinder spielen die „Ehrenwache am Grab des Kameraden“, ... Gabriele Forster – eine couragierte Erzieherin Gabriele Forster, geb. am 21.04.1920 in Altenerding, arbeitete seit 1941 bei der Stadt München als Kindergärtnerin. Im Kindergarten im Schulgebäude Fröttmaninger Straße musste sie während der Luftangriffe Brandwache halten. Dabei rettete sie 1943 mit Helm und Gasmaske ausgerüstet die Schule vor größerem Schaden, indem sie die Teile einer Brandbombe geistesgegenwärtig vom Hausdach entfernte. Frau Forster ist im Oktober 2002 in München verstorben. ... den „Flugzeugabsturz“... ... und Soldaten auf einem Kriegsschiff. Folgende Beschäftigungen sah der Tagesplan eines Münchner NS-Kindergartens im März 1941 vor: – Bilderbuchbetrachtung: „Eine wahre Geschichte“. Wir erzählen den Kindern vom Leben im Schützengraben – Wir betrachten die Tageszeitung: Die Kinder hören vom Leben unserer tapferen Soldaten an der Front. Sie sehen Bilder vom Kriegsschauplatz. Die Kinder werden zum Spiel angeleitet: „Startende Kampfflugzeuge“ – Was erlebt alles eine Feldpostkarte? – Wir vertiefen: Schwarz, weiß, rot, das sind unsere Farben – Märchen: „Das tapfere Schneiderlein“ (den Kindern werden die jüdischen Merkmale des Schneiderleins deutlich veranschaulicht) – Bewegungsspiele und -übungen: Wir sind kleine Soldaten und kämpfen für den Sieg Deutschlands. 21 Kindergärten in Trümmern. Der Wiederaufbau Der Kindergarten als Nothilfe in der Nachkriegszeit Kindergarten am Bogenhauser Kirchplatz, nach einem Bombenangriff 1944 Beschriftung auf der Rückseite des Fotos: „Einem Luftangriff am 13. Juli 1944 fiel der Ostflügel des Hauses am Bogenhauser Kirchplatz mit allen Kindergarten [?] zum Opfer. Wir haben nach dem Krieg aus dem Schutt die Fröbel Bausteine ausgegraben (die Kästen waren nicht mehr brauchbar)“. 22 Im Mai 1945 fehlte es in München an vielen lebenswichtigen Dingen wie Rohstoffen, Lebensmitteln und unversehrten Räumen. An eine reguläre Kindergartenarbeit war nicht zu denken. Die von der NSV übernommenen Kindergärten wurden zwar nach dem Kriegsende ihren ursprünglichen Trägern wieder zurückgegeben. Gleichwohl konnten nur 31 von 99 Kindergarten gruppen tatsächlich wieder öffnen. In den ersten Nachkriegsmonaten überwog der karitative Zweck der Kindergärten, die zum Beispiel eine Mittagsspeisung für die Kinder ausgaben. Mit Dr. Anton Fingerle, der von 1945 bis 1976 das Amt des Stadtschulrats beklei dete, hatte München den „richtigen Mann“, diese schwierige Zeit mit viel Optimismus und Engagement zu meistern. Er trug entscheidend dazu bei, München als Schul- und Kulturstadt wieder neuen Glanz zu verleihen und gab den Münchner städtischen Kindergärten neue Impulse. Bunt wie das Leben | Zeiträume Der Ausbau der Versorgung Mit der Währungsreform verschlechterte sich die finanzielle Situation vieler Münchner nochmals, was vermehrt die Mütter zwang, Arbeit anzunehmen. Der Bedarf an Kindergartenplätzen stieg an. Die Stadt München reagierte auf die Situation mit einem groß angelegten Bauprogramm. Zwischen 1948 und 1986 entstanden so 98 neue städtische Kindergärten. Ein Wachstum, das in Bayern überdurchschnittlich war. Der Ruf nach früher Bildungs arbeit im Kalten Krieg Am 04. Oktober 1957 gelang es der russischen Raumfahrt mit dem Sputnik, den ersten Satelliten in eine Erdumlaufbahn zu schießen. Ein Schock für den technologisch konkurrierenden Westen. In der Folge wurde in Deutschland der Ruf nach mehr Bildung und Begabtenförderung laut. Die Kindergärten wurden als Bildungs institutionen wiederentdeckt und sollten reformiert werden. Die Vorschulreform experimentierte mit einer eigenen Didaktik der Vorschulerziehung für die Fünfjährigen. Der Elementarbereich wurde als ein wichtiger Teil des Bildungssystems verstanden. Deutscher Ausschuß für Erziehungs- und Bildungswesen, Gutachten zur Erziehung im frühen Kindesalter, 1957 „Für die umfassenden Aufgaben, die heute für das Kleinkind in Ergänzung zur Familienerziehung gelöst werden sollen, sind zuwenig Kindergärten da…“ „Es ist eine Probe auf die Menschlichkeit einer Gesellschaftsordnung, ob in ihr diejenigen zu ihrem Recht kommen, die es selber noch nicht fordern können.“ Heinz-Rudolf Lückert, Didaktik der Vorschulerziehung, 1974 Lückert stellt fest, „daß viele Kinder unserer Gesellschaft sowohl in der Familie als auch im Kindergarten … kulturell vernachlässigt werden, d. h. nicht das für ihre Entwicklung erforderliche … Angebot an sozialen und geistigen Anregungen erhalten.“ Links: Elternabend im Kindergarten, Herbst 1945 Mitte und rechts: Kindergartenszenen in den Nachkriegsjahren 23 Die Zeit der Reformen Die Ausgangslage Der Ausbau des Kindergartenangebots war in der Nachkriegszeit unübersehbar notwendig geworden. Gleichzeitig sollte der Kindergarten vom bloßen Schonraum zum Lernraum weiter entwickelt werden. Das war nur mit verringerten Gruppengrößen, also einem höheren Personalschlüssel und mit besser qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern möglich. Jedes dieser Vorhaben kostete Geld. Die Finanzierung der Reformen musste deshalb auf drei Wegen gesichert werden: Durch Beiträge der Eltern, der Träger und durch staatliche Zuschüsse. Die Verteilung der staatlichen Mittel wurde mit dem Kindergartengesetz des Landes Bayern von 1973 geregelt. Die Verwendung der Zuschüsse ist dabei mit Auflagen verbunden. Die Träger müssen Standards wie beispielsweise bei der Ausstattung der Räume, der Gruppengröße und der Personalbesetzung einhalten. Lösungen Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre Das Gesetz für Jugendwohlfahrt (JWG, 1961) zählte die Kindergartenarbeit noch zu den Aufgaben des Jugendamtes. Diese Regelung wurde als ungenügend empfunden, weil die Kindergärten mittlerweile als Bildungseinrichtung verstanden wurden. In Bayern wurde die Zuständigkeit deshalb auch zunächst dem Kultusressort gegeben. Gleichzeitig erprobten so genannte autonome Elterninitiativen alternative pädagogische Ansätze der Vorschulerziehung wie z.B. die antiautoritäre Erziehung in der „Kinderladen“-Bewegung. Zunächst nicht gern gesehen, regten sie aber damit die pädagogische und politische Diskussion an. 24 Bunt wie das Leben | Zeiträume Die Vielfalt der damals in München diskutierten neuen Konzepte liest sich wie ein Vorblick auf den seit 2005 gültigen Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan: – Vorschulpädagogik –S port- und Bewegungspädagogik – Integration behinderter Kinder –F örderung ausländischer Kinder – Umwelterziehung –Ä sthetische Elementarerziehung – Kariesprophylaxe –K ooperation Kindergarten – Kinderkrippe –„ Sinnenreiche“ für Kinder – Kindergärten in Wohnbebauung integriert –F achbetreuung und Fachberatung –P ersonalfortbildung durch das Pädagogische Institut und Supervision –A ufnahmekriterien, die sozialen und pädagogischen Grundsätzen genügen Der Elementarbereich – Kindergärten als Teil des Bildungssystems Aus dem Strukturplan für das Bildungswesen, Deutscher Bildungsrat – Empfehlungen der Bildungskommission, 1970: „Statt wie bisher drei Altersstufen …, sollen in Zukunft nur noch zwei Altersjahrgänge (Drei- und Vierjährige) in die Kindergärten aufgenommen werden, wenn im Primarbereich der Schule die geeigneten Voraussetzungen geschaffen worden sind, um Kinder vom vollendeten 5. Lebensjahr an in einer zweijährigen Eingangsstufe zu fördern. Der Elementarbereich wird als ein Teil des künftigen Bildungssystems verstanden. Er soll daher so ausgebaut werden, daß möglichst vielen Drei- und Vierjährigen Gelegenheit geboten wird, einen Kindergarten zu besuchen.“ – Soziale, einkommensabhängige Gebühren 25 Reformen, „Revolutionen“ und das Kindergartengesetz Ein Münchner Modellversuch: Der Vorschulkindergarten 1969 wurde in München Bogenhausen zur Erprobung neuer Wege in der Förderung der Fünfjährigen der erste städtische Vorschulkindergarten eingerichtet. Der Zulauf war so groß, dass bald eine Nachmittagsgruppe ergänzt werden musste. Das Programm verfolgte drei Ziele für die Entwicklung der Kinder: –D ie individuelle Entfaltung. Motorik und Fähigkeit, sich zu behaupten –D ie Bewältigung der Welt. Spielverhalten und Gebrauch des Spielmaterials –D as Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft. Soziales Verhalten. Die Sozialpädagoginnen (damals noch Jugendleiterinnen) sollten täglich einen Beobachtungsbogen für die Kinder führen, der die Entwicklung in den drei Zielbereichen beschreibt. Außerdem hatten sie Arbeitspläne zu erstellen, denen ein Rahmenplan, eine Art Curriculum für das ganze Schuljahr, zugrunde lag. Der Erfolg dieser Einrichtungen war offensichtlich. Der Übergang zur Grundschule fiel den meisten Vorschulkindern leicht. In Zorneding bei München gab es noch bis 2003 eine so genannte „erweiterte Schulkindergartengruppe“. Integration 1978 26 Bunt wie das Leben | Zeiträume Alternative, „revolutionäre“ Konzepte: Der Kinderladen Die Kinderläden waren Elterninitiativen der 70er Jahre, die meistens durch die freie Erziehung in der Summerhill School inspiriert waren. Eltern schlossen sich zusammen, um antiautoritäre Kindergärten zu betreiben. Eine radikal angestrebte Repressionsfreiheit, Selbstbestimmung der Kinder und eine linksorientierte politische Positionierung bestimmten die „Kinderläden“. Die Finanzierung studentischer Initiativen wurde teilweise durch den Studentenausschuss (ASTA) der Universität mitgetragen. Der radikale und politische Anspruch wurde seit den 80er Jahren nicht mehr betont – die ursprünglichen Kinderläden wandelten sich zu ideologiefreien Elterninitiativen, die dann auch von der Stadt München finan ziell unterstützt wurden. Einige Kinder läden, wie die 1971 gegründete Eltern initiative Kinderladen Perlach e.V. oder der Kinderladen Kirchenstraße, der seit 1978 besteht, haben sich bis heute bewährt. Neue spielerische Lernmittel Am 1.1.1973 tritt das Bayerische Kindergartengesetz in Kraft und stellt die Weichen für die Zukunft. Artikel 1 des Bayer. Kindergartengesetzes schreibt die Bildungsfunktion des Kindergartens fest: Spielen mit dem „Cuisenaire“-Kasten, 1977 „Kindergärten sind Einrichtungen im vorschulischen Bereich. Sie dienen der Erziehung und Bildung vom vollendeten 3. Lebensjahr bis zum Beginn der Schulpflicht“. 27 Neue Impulse für die Entwicklung Der Münchner Stadtrats beschluss 1989 Lesekompetenz von 15-Jährigen im internationalen Vergleich: Ausgewählte OECD-Staaten Mittelwert Länder der Bundesrepublik Finnland (546) • 530 Großbritannien (523) • Schweden (516) • 510 Österreich (507) • USA (504) • OECD-Durchschnitt (500) Schweiz (494) • Deutschland gesamt (484) • Baden-Württemberg (500) 490 • Sachsen (491) 470 • Rheinland-Pfalz (485) • Saarland (484) • NRW / Thüringen (482) • Schleswig-Holstein (478) • Hessen (476) • Niedersachsen (474) Italien (487) • Portugal (470) • • Bayern (510) • Mecklenb.-Vorpommern (467) 450 • Brandenburg (459) • Sachsen-Anhalt (455) • Bremen (448) Luxemburg (441) • 430 28 Im Jahr 1989 beschloss die Vollversammlung des Stadtrates, den Versorgungsgrad für Kindertagesstätten im Bereich der Drei- bis Fünfjährigen von 80% auf 90% zu erhöhen. Notwendig wurde diese Anpassung vor allem aus vier Gründen: – Immer mehr Kinder wachsen als Einzelkinder auf. Notwendige soziale Erfahrungen mit Gleichaltrigen sind ihnen in der Familie und häufig auch im Wohnumfeld verwehrt –N ahe Verwandte oder geeignete Nachbarn sind selten verfügbar oder werden nicht gern in Anspruch genommen –D ie steigende Zahl der Alleinerziehenden ist auf eine Erwerbstätigkeit angewiesen. Sie brauchen eine passende Kinderbetreuung s gibt inzwischen auch mehr Familien –E mit zwei erwerbstätigen Elternteilen, für die dasselbe gilt. Bunt wie das Leben | Zeiträume Der PISA-Schock. Schlechte Noten für deutsche Schülerinnen und Schüler sind auch schlechte Noten für das Bildungssystem Die PISA-Studie stellte 2000 dem deutschen Bildungssystem keine guten Noten aus. In den getesteten Kernbereichen Lesen, Mathematik und naturwissenschaftliche Grundbildung schnitten die deutschen Fünfzehnjährigen unterdurchschnittlich ab. Obschon der Kindergarten in der PISAStudie nicht untersucht wurde, führte die Überzeugung, dass der Bildungsweg der Kinder bereits lange vor der Schule beginnen muss, zu einem Reformprozess der Elementarerziehung im Kindergarten. „PISA steht für „Programme for International Student Assessment“ – ein Programm zur zyklischen Erfassung basaler Kompetenzen der nachwachsenden Generation, das von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durchgeführt und von allen Mitgliedsstaaten gemeinschaftlich getragen und verantwortet wird.“ zit. nach: PISA 2000, S. 3 Oben: Münchner Schülerinnen mit ihrer Lehrerin Unten: Plenarsitzung des Stadtrats im Münchner Rathaus Während allerdings der Freistaat die Kindergärten 1993 dem Sozialministerium zugeordnet hat, sind und bleiben die städtischen Kindergärten integraler Bestandteil des städtischen Bildungswesens und folgerichtig in der Zuständigkeit des Schul- und Kultusreferates. Die Organisationsform des Schul- und Kultusreferates darf bayernweit aber auch auf Bundesebene als einzigartiges Modell gelten. Es erfüllt bereits viele der neuen Forderungen nach Kooperation, Vernetzung und Synergie. Im Rahmen der Perspektive München entwickelte das Schul- und Kultusreferat darüber hinaus den Münchner Bildungsbericht und erarbeitet derzeit eine „Leitlinie Bildung“. 29 München und der „BEP“ Die befruchtende Rolle der Münchner Kindergärten Lange bevor das neue Bayerische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz und der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan fertiggestellt waren, wurden wesentliche Inhalte der neuen Regelungen in Münchner Kindergärten bereits praktiziert. Die städtischen Münchner Kindergärten gehören seit ihrem Bestehen zur Avantgarde der Frühkindpädagogik und konnten ihre Erfahrungen aus den Reformprozessen der 60er und 70er Jahre Gewinn bringend in die Konzeption des Bayerischen Bildungsund Erziehungsplanes einbringen. Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan („BEP“) Am Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan wirkten sehr viele betroffene Institutionen und Verbände mit. Das Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP) arbeitete mit den Wohlfahrtsverbänden, mit Fach- und Lehrkräften aus Kindertageseinrichtungen und Grundschulen, mit Vertretern des Staatsinstituts für Schulpädagogik und Bildungsforschung, den Fachakademien für Sozialpädagogik, sowie Eltern und Experten zusammen. Vor seiner Einführung wurde der BEP bayernweit von 104 Kindertageseinrichtungen verschiedener Träger in der Praxis erprobt und bewertet. Für München nahmen 17 städtische und 18 in frei gemeinnütziger Trägerschaft befindliche Kindertageseinrichtungen an der Erprobung teil, die in sogenannten „Tandems“ eng zusammenarbeiteten und jeweils einen Themenschwerpunkt aus dem BEP gemeinsam erprobten und verbreiteten. Die Einrichtungen setzten die BEP-Inhalte praxistauglich um, beschrieben Ziele, 30 Bunt wie das Leben | Zeiträume erstellten Prozessanalysen und dokumentierten die Ergebnisse. Die Erkenntnisse aus der praktischen Erprobung flossen in die aktuelle Fassung des BEP ein. Die wichtigsten Ziele des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplanes: –D ie Stärkung des Kindes, der kindlichen Selbstbestimmung und der sozialen Mitverantwortung –D ie Förderung der Basiskompetenzen des Kindes (Personale Kompetenzen, Kompetenzen zum Handeln im sozialen Kontext, lernmethodische Kompetenz, kompetenter Umgang mit Veränderungen und Belastungen) Das Bayerische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (BayKiBiG) „Das Bayerische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (BayKiBiG) ist zum 01.08.2005 in Kraft getreten. Es ist ein Gesetz für unsere Kinder und Familien, denn es stärkt den Bildungsauftrag der Tageseinrichtungen sowie die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit.“ BayKiBiG, S. 4 ie Unterstützung bei der erfolg–D reichen Gestaltung von Übergängen (Transitionen) –D ie Integration und Inklusion sowie die optimale Förderung aller Kinder, unabhängig von Geschlecht, (drohender) Behinderung oder kulturellem Hintergrund –D ie Bildung und Erziehung der Kinder zu werteorientierten und verantwortungsvoll handelnden, sprach- und medienkompetenten, fragenden und forschenden, künstlerisch aktiven und starken Kindern –D ie Beobachtung und Dokumentation von Lern- und Entwicklungsprozessen als Grundlage pädagogischen Handelns –D ie Intensivierung der Zusammenarbeit mit der Grundschule mit Blick auf eine altersgemäße Vorbereitung des Übergangs –D ie Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit den Eltern. 31 Neue Ideen innovativ umgesetzt Ein neues Finanzierungsmodell Nach dem neuen Bayerischen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz (BayKiBiG) werden die Kindertageseinrichtungen (Krippe, Kindergarten und Hort) nicht mehr nach der Anzahl ihrer Gruppen bezuschusst, sondern nach der Anzahl der Kinder. Höhere Gewichtungssätze gibt es für Einrichtungen, die Kinder unter drei Jahren bilden und erziehen sowie behinderte oder von wesentlicher Behinderung bedrohte Kinder, Kinder deren Eltern beide nicht deutschsprachiger Herkunft sind, oder Kinder ab dem Schuleintritt. Die Fördergelder sind zusätzlich an die Buchungszeiten gekoppelt. Der Münchner Weg durch den „BEP-Dschungel“ Reform der Münchner Kita-Förderung Der Münchner Stadtrat unterstützt die Kindertageseinrichtungen deutlich über die gesetzlich vorgeschriebene Förderung hinaus. Derzeit erarbeitet das Institut für Soziale und Kulturelle Arbeit (ISKA), Nürnberg, im Auftrag des Stadtrats ein ausgewogenes und einheitliches Konzept der Finanzierung und Förderung. Folgende Ziele sollen erreicht werden: –F örder- und Finanzierungsgerechtigkeit –V erbesserte Bildungschancen für alle Münchner Kinder –G esteigerte Eltern- und Kinderfreundlichkeit der Einrichtungen – Integration behinderter Kinder –F örderung interkultureller Ansätze –K ommunale Schwerpunkte bei Betrieb und Ausbau der Kindertageseinrichtungen. Der Stadtrat der Landeshauptstadt München engagiert sich damit wegweisend für neue Konzepte passgenauer, kommunaler Förderung. 32 Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan ist mit 488 Seiten sehr umfangreich geworden. Die Ansprüche an die Erzieherinnen und Erzieher sind hoch. Über die Bildungsziele hinaus sollen auch Grundkompetenzen der Kinder gestärkt werden, wie zum Beispiel ihre Widerstandsfähigkeit in belastenden Lebenssituationen, ihr soziales Verhalten und ihre Fähigkeit zu lernen. Insgesamt sind die Erzieherinnen und Erzieher mit Anforderungen konfrontiert, die sehr anspruchsvoll sind und Diskussionen um eine veränderte Aus bildung nach sich ziehen. Die Kinder tageseinrichtungen werden in der Praxis Schwerpunkte setzen müssen. Um ihnen den Zugang zum Bayerischen Bildungsund Erziehungsplan zu erleichtern, wird 2007 auch eine Kompaktversion publiziert. Bunt wie das Leben | Zeiträume Die Münchner Erzieherinnen und Erzieher stehen mit der Fülle der Aufgaben aber nicht alleine da. Umfang und Komplexität des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplanes werden in der Landeshauptstadt durch ein weit verzweigtes System der Fachberatung und ein eigenes Verfahren zur Qualitätssicherung in der pädagogischen Arbeit aufgefangen. Unterstützung bietet auch das in diesem Jahr erstmals veröffentlichte „Münchner Werkbuch – Materialsammlung für Kindertageseinrichtungen“. Das Werkbuch entstand aus der Dokumentation von Praxisbeispielen während der BEP-Erprobung in München und versteht sich als Ideensammlung „aus der Praxis für die Praxis“. Die darin beschriebenen Beispiele für pädagogische Angebote und Projekte orientieren sich an den Inhalten des Bildungs- und Erziehungsplanes und lassen sich einfach und individuell umsetzen. Das Werkbuch wird laufend mit neuen Beispielen erweitert, die regelmäßig veröffentlicht werden. 33 Von der Kindergärtnerin zur Erzieherin und zum Erzieher Stationen der Ausbildung Bis in die 60er Jahre wurden Kindergärtnerinnen ausschließlich für ihre Tätigkeit im Kindergarten oder Hort ausgebildet. Inzwischen ist das Berufsverständnis sozialpädagogisch erweitert und mit der Einführung des Abschlusses als „staatlich anerkannte Erzieherin/Erzieher“ aufgewertet worden. Das Kindergärtnerinnenseminar in München, 1907 Hospitation von Bogenhausener Erzieherinnen in der Ausbildung, um 1933 Angehende Erzieherinnen an der Fachakademie für Sozial pädagogik der Landeshauptstadt München, 2007 34 Die erste von Friedrich Fröbel gegründete Ausbildungsstätte hieß „Anstalt für allseitige Lebenseinigung durch entwickelnderziehende Menschenbildung“. Sie wurde 1849 in Bad Liebenstein eröffnet. Ihr war ein Übungskindergarten angeschlossen. In der Weimarer Republik nahm die Ausbildung neue Impulse der Reformpädagogik Maria Montessoris auf. Der Begriff „Erzieherin“ setzte sich seit 1967 durch. Die heutige städtische Fachakademie für Sozialpädagogik im Anton-FingerleAusbildungszentrum bildet für ein deutlich breiteres berufliches Spektrum aus. Von der Kinderkrippe über Kindergärten und Horte bis zur Erwachsenenbildung reicht das Kompetenzfeld der staatlich anerkannten Erzieherinnen und Erzieher. Die Ausbildung zur Erzieherin setzt heute einschlägige berufliche Vorerfahrungen voraus, die auch an der Fachakademie in einem bis zu zweijährigen sozialpädagogischen Seminar erworben werden können. Die Ausbildung zum/zur staatlich anerkannten Erzieher/-in dauert drei Jahre, wobei zwei Jahre der fachlichtheoretischen Ausbildung gewidmet sind, denen ein weiteres Jahr Berufspraktikum folgt. Daneben werden an der städtischen Berufsfachschule für Kinderpflege, in einer zweijährigen Berufsausbildung, staatlich geprüfte Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger ausgebildet. Damit bietet die Stadt München alle Ausbildungsrichtungen für das pädagogische Fachpersonal an Kindertageseinrichtungen. Bunt wie das Leben | Zeiträume Entwicklung der Gehälter der Erzieherinnen und Erzieher 1907 wurden die Kindergärtnerinnen der Stadt im Gehalt den Kanzleibeamtinnen gleichgestellt. Sie mussten dafür 30 Wochenstunden arbeiten. Faktisch waren 24 Stunden die Regel. Ab 1920 erhielten die Kindergärtnerinnen sogar die Bezüge der Fachlehrerinnen an Volksschulen. Um als Kindergärtnerin angestellt werden zu können, musste allerdings zunächst ein unbezahltes praktisches Jahr absolviert werden. Eine Hilfskindergärtnerin bekam 4 Jahre lang ein Anfangsgehalt von 840 Mark jährlich und einen Jahresurlaub von 14 Tagen. Danach wurde sie zur Kindergartenverweserin befördert. Gehalt und Urlaub wuchsen auf 960 Mark bzw. 28 Tage an. Weitere drei Jahre später konnte sie sich Kindergärtnerin nennen und erhielt 1.200 Mark mit einem Jahresurlaub von 42 Tagen. Heute leisten Erzieherinnen und Erzieher 30,5 Betreuungsstunden zuzüglich 6 Vor bereitungsstunden, einer Sprechstunde und einer Verwaltungsstunde. Das Gehalt richtet sich nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Im Tarifgebiet West, bei einer Eingruppierung in die Entgeltgruppe 6, Stufe 2, bis Entgeltgruppe 9, Stufe 4, erhalten Beschäftigte im Sozialund Erziehungsdienst bei den Kommunen ein Monatsbruttoentgelt von EUR 1.960 bis EUR 2.730. Das Erreichen der jeweils nächsten Stufe ist von den Zeiten ununterbrochener Tätigkeit in der Entgeltgruppe und der Leistung abhängig. Ausbildung in München 1843: Im Angerkloster werden Arme Schulschwestern für die Arbeit in der Kinderbewahranstalt ausgebildet. 1868: Mit der Gründung des Fröbelschen Kindergartenvereins in München wird der Ruf nach einer Ausbildung für „Kindergärtnerinnen“ laut. 1870: In der Schellingstraße wird ein privates Seminar für die Ausbildung der Kindergärtnerinnen eröffnet. Die Leitung hat Lorenz Illing. 1895: Lorenz Illing entwickelt den ersten allgemeingültigen Lehrplan für die Ausbildung, eine reformierte Fassung des Fröbelschen Lehrplanes. 1899: Die Ausbildungsschule im Angerkloster wird umgewidmet und heißt nun Seminar für Jugendpflege berufe. 1913: Das erste städtische Kindergärtnerinnen-Seminar wird errichtet. Die Ausbildung in der St.-Anna-Schule dauert zwei Jahre. 1925: Das Seminar zieht um in das Gebäude der ehemaligen Volksschule am Bogenhauser Kirchplatz. 1960: Neubau am Bogenhauser Kirchplatz. 1984: Das Seminar zieht wieder einmal um und heißt jetzt „Fachakademie für Sozialpädagogik“. Umzug in den Neubau des Anton-Fingerle-Bildungszentrums in der Schlierseestraße 47. 35 Anton Fingerle – Stadtschulrat 1945 –1976 Dr. Anton Fingerle 1963 OB Georg Kronawitter verleiht Prof. Dr. Fingerle die „Goldene Bürgermedaille der Landeshauptstadt München“, Juni 1976 Über drei Jahrzehnte, von 1945 bis 1976, leitete Dr. Anton Fingerle das Münchner Schul-, Bildungs- und Erziehungswesen. In seiner Ära prägte er seinen Verantwortungsbereich mit Kreativität und Entscheidungsfreude. Er konnte vergleichbar tief greifende Reformen wie Georg Kerschensteiner zu seiner Zeit auf den Weg bringen und dabei an die einschlägigen Konzepte aus der Zeit der Weimarer Republik anknüpfen. Der beliebte Fürsprecher der Münchner Kinder und Jugendlichen war selbst Vater von fünf Töchtern. Bedingt durch die Nachkriegssituation konzentrierte sich sein Wirken zunächst stark auf die Wiederherstellung und den Ausbau der Kindertages einrichtungen. Sobald die Infrastruktur wieder intakt war, optimierte die Stadt die Ausstattung mit Spielwiesen, Sandkästen, Pflanzgärtchen und anderem. Die durchschnittliche Kinderzahl pro Gruppe konnte in der Epoche Fingerle immer weiter gesenkt werden. Das ist keine alltägliche Leistung, wenn man die gleichzeitig wachsende Nachfrage nach Kindergartenplätzen bedenkt. Großzügige Stellenplanungen und nicht weniger als 107 Neubauten von Kindergärten wurden unter Anton Fingerle beschlossen und umgesetzt. Vergleichbar vorausschauend agierte Fingerle auch bei den zentralen Einrichtungen des Schulreferats. Aus dem von der amerikanischen Militärverwaltung gegründeten „Education Service Center“ entwickelte er die Idee für ein „Pädagogisches Institut“, das am 2. Juli 1969 gegründet wird. Hier werden seitdem Erziehungsund Lehrkräfte der Landeshauptstadt München fort- und weitergebildet. Die ebenfalls in der Amtszeit von Fingerle geschaffenen Einrichtungen „Schuljugendberatung“ (1950), „Schulpsychologischer Dienst“ (1951) sowie „Internationaler Lehrer- und Schüleraustausch“ (1954) 36 Bunt wie das Leben | Zeiträume werden 1997 dem Pädagogischen Institut zugeordnet. So entsteht das Fundament für ein weltoffenes Kompetenzzentrum in Bildungsfragen. 1976 wurde Prof. Dr. Anton Fingerle die hohe Auszeichnung „Goldene Bürgermedaille der Landeshauptstadt München“ verliehen. Als Anton Fingerle am 3. Juni 1976 sein Amt niederlegte, war er ein über die Parteigrenzen hinweg geachteter Stadtschulrat. Sein Sachverstand, sein Engagement und seine Integrität hätten seine Wiederwahl mehr als wahrscheinlich gemacht, wenn seine Gesundheit dieser Arbeit weiterhin gewachsen gewesen wäre. Fingerle starb wenige Monate später auf dem Weg zu seiner Vorlesung im Alter von 64 Jahren. Zu seinem Begräbnis am 17. November 1976 kamen mehr als 2.000 Trauergäste. Der breit interessierte Pädagoge konnte in 31 Jahren eigene innovative Schwerpunkte setzen: – Einrichtung von „Schulkindergärten“ für schulpflichtige aber noch nicht schulreife Kinder – Eröffnung neuer Krankenhaus-Kindergärten – Errichtung eines Kindergartens für an Polio erkrankte und durch Contergan geschädigte Kinder – Spezielle Musik-Kindergärten mit intensivierter musika lischer und Bewegungs-Erziehung – Das Projekt „bilingualer Kindergarten“ – Einrichtungen für Kinder, die ohne besondere Vorbereitung die Sonderschule nicht besuchen können – Konzepte und Versuche zur vorschulischen Frühförderung im Kindergarten – Schwimmenlernen für Kinder im letzten Vorschuljahr – Vorschulgruppen mit besonderen Förderungsangeboten – Modellversuch „Deutsch-Italienische Kindergarten gruppen“ – Erprobung der Versuchsreihe „Deutsche und ausländische Kinder im Kindergarten“ in sechs städtischen Einrichtungen. 37 „Ein Gast sagte >The best in Munich and the Christine Strobl, Bürgermeisterin 38 Bunt wie das Leben | Lebensräume einmal: is the underground kindergarden!<“ Lebensräume Der Mut neue Wege zu gehen . . . . . 40 Alle dürfen mitspielen . . . . . . . . . .42 Hilfe für Kinder, die Hilfe brauchen . . .44 Chancengleichheit: „Normal bin ich nicht behindert!“ . . . 46 Münchner Kinder aus aller Welt . . . . .48 Mehrsprachigkeit als Chance . . . . . .50 Schöne Mädchen – starke Buben ? . . .52 Gemeinsam sind wir stärker . . . . . . .54 Eltern als Partner . . . . . . . . . . . .55 Bildung bewegt . . . . . . . . . . . . .56 Geht das noch ein bisschen besser ? . . . . . . . . . . . . . . . . .57 39 Der Mut, neue Wege zu gehen Welche Art von Bildung, Erziehung und Betreuung wird den Kindern und Jugend lichen einer modernen Großstadt gerecht? Wie kann es gelingen, Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu fördern und Bildungspotenziale optimal auszuschöpfen? Kinderbetreuung in München München hat ein buntes und umfangreiches Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen, zu dem neben der Stadt auch freigemeinnützige und private Träger beitragen. Von den Null- bis Dreijährigen haben derzeit 15 % einen Krippenplatz. Um die Versorgung weiter zu verbessern, werden bis 2010 mehr als 1.000 zusätzliche Plätze fertiggestellt. Bereits jetzt stellt München fast die Hälfte aller Krippenplätze in Bayern. Im Bereich der Kindergärten ist die Vollversorgung in München bald erreicht. Mit rd. 32.000 Plätzen sind ca. 82 % der Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren versorgt. Bis 2010 werden weitere rd. 3.000 Plätze entstehen. Für einen Kindergartenplatz investiert die Stadt rd. 20.000 Euro. In Horten und Tagesheimen für Grundschulkinder gibt es insgesamt 12.800 Plätze, von denen die überwiegende Mehrheit (rd. 10.700) in städtischer Trägerschaft ist. Der Versorgungsgrad liegt derzeit bei 32 %. Bis 2010 sollen über 2.000 zusätzliche Hort- und Tagesheimplätze geschaffen werden. Die laufenden Kosten für einen Kindergarten- bzw. einen Hortplatz liegen bei 7.000 Euro pro Jahr und Platz. Davon werden 18,6 % durch den Freistaat und rd. 15 % durch Elternbeiträge refinanziert. Die Stadt gibt insgesamt jährlich rd. 235 Mio. Euro für die Betreuung von Kindern in Tages einrichtungen aus. 40 Die Landeshauptstadt hat sich entschieden, als Antwort auf die drängenden Fragen, den „Münchner Weg“ zu gehen. Ziel ist es, ein eigenständiges, großstadtgerechtes Bildungs- und Betreuungsangebot zu machen – ein Angebot, das den Erwartungen und Bedürfnissen der Münchner Kinder und Jugendlichen und ihrer Eltern entspricht. Letztlich geht es darum, jede Einzelne und jeden Einzelnen bestmöglich zu fördern – es geht um „Bildung nach Maß“. „Der Erste Münchner Bildungsbericht, den wir im Jahr 2006 vorgelegt haben, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Bildungschancen werden auch in München noch immer stark durch soziale Herkunft bestimmt. Es ist also notwendig, um mehr Chancengleichheit zu erreichen, Mittel und Förderkonzepte noch gezielter als bisher dort einzusetzen, wo Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Schichten aufwachsen“, so Stadtschulrätin Elisabeth Weiß-Söllner. Der „Münchner Weg“ ist ein pädagogisches Gesamtkonzept, das ständig weiterentwickelt wird. Er ist Grundlage des pädagogischen Handelns in allen Einrichtungen des Schulreferats – von den Kindertageseinrichtungen über die Realschulen und Gymnasien bis hin zu den Berufsschulen und weiterführenden Beruflichen Schulen. Alle Altersstufen und Lebensphasen sollen ein großstadtgerechtes Bildungsangebot erhalten. Eine wichtige Rolle kommt dabei dem Pädagogischen Institut des Schulreferates zu. Es bietet Erzieherinnen und Erziehern, Sozialpädagoginnen und -pädagogen sowie den Lehrkräften Fortbildungen zu sämtlichen im Alltag relevanten Themen an. Bunt wie das Leben | Lebensräume Ständige Verbesserung durch Qualitätsmanagement Mit der Einführung der Qualitätssicherung und -entwicklung (QSE) wurde Mitte der 90er Jahre ein wichtiger Reformschritt auf dem „Münchner Weg“ gegangen, der die pädagogische Modernisierung der städtischen Kindertageseinrichtungen zum Ziel hatte. Heute kann jede Einrichtung ein Konzept vorlegen, in dem sie ihre pädagogischen Leistungen und Angebote darstellt. Diese Konzepte werden von den Erzieherinnen und Erziehern eigenverantwortlich erarbeitet und berücksichtigen das Umfeld der Einrichtung und die Wünsche der Kinder und ihrer Eltern. Hier zeigt sich exemplarisch, wie der „Münchner Weg“ und das Motto „Bildung nach Maß“ in die Praxis umgesetzt werden. Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Grundschule Im Zuge des vorgezogenen Einschulungsverfahrens gewinnt die Gestaltung der Übergänge an Bedeutung. Neu in diesem Kindergartenjahr ist, dass so genannte Kooperationskisten (derzeit 40 im Umlauf) angeschafft wurden. Die Kisten enthalten eine Vielzahl unterschiedlicher kindgerechter Materialien, z.B. zur Sprachförderung, zum mathematischen Verständnis, zur naturkundlichen und musischen Förderung und ähnliches. Bisherige Lernangebote und Lernsituationen können nahtlos fortgeführt werden. Die Schulanfängerinnen und -anfänger finden dann bekannte und vertraute Lernmaterialien vor, auf die ihre weiteren Bildungserfahrungen aufbauen können. Zwischen den Kindergärten und ihrer jeweiligen Sprengel-Grundschule gibt es regelmäßige Treffen. 16 Regionale Qualitäts- und Bildungsberaterinnen organisieren mit acht Kooperationslehrkräften die Zusammenarbeit von Kindergarten und Grundschule. 41 Alle dürfen mitspielen Besondere Herausforderungen: Kinder in der Stadt Christine Strobl, 2. Bürgermeisterin, und Elisabeth Weiß-Söllner, Stadtschulrätin, bei der Eröffnung einer Kindertageseinrichtung. Großstädte wie München haben Kindern viel zu bieten, müssen aber auch mit ganz eigenen Herausforderungen zurecht kommen. Kinder in Ballungszentren kämpfen signifikant häufiger mit Problemen wie Rechtschreib- und Leseschwäche, Wahrnehmungsdefiziten, Sprachstörungen, Rechenschwäche und psychosomatischen Erkrankungen. Wie kommt das? Der Segen der urbanen Vielfalt wird häufig durch einen Verlust an primärer Erfahrung und Eigentätigkeit erkauft. Die Kinder erleben zu viel Welt medial vermittelt und zu wenig Welt direkt. Sie konsumieren passiv, anstatt aktiv ihre eigene Kreativität zu entfalten. Ein anderer Punkt ist der höhere Integrationsbedarf in großstädtischen Kindertageseinrichtungen. Kinder aus unterschiedlichsten Ländern mit sehr ungleichen Sprachkenntnissen müssen ebenso integriert werden wie Kinder mit körperlichen oder geistigen Behinderungen. Und schließlich gibt es in der Stadt große Unterschiede im Einkommensniveau, die sozial abgefedert sein wollen, damit Kinder finanziell schwacher Eltern nicht benachteiligt sind. München stellt sich diesen Herausforderungen seit vielen Jahren, mit dem hohen Anspruch, kein Kind außen vor zu lassen. 42 Bunt wie das Leben | Lebensräume Sozial ausgewogenes Angebot Die Regelungen der städtischen Gebührensatzung sorgen dafür, dass Kinder aller Schichten in den städtischen Einrichtungen vertreten sind. Es ist sowohl eine Staffelung der Gebühren nach Einkommen als auch die Möglichkeit der Befreiung vorgesehen. Ein Drittel der Eltern zahlt keine Beiträge. Ein weiteres Drittel zahlt einen ermäßigten, den individuellen Möglichkeiten angepassten Satz. Lediglich ein Drittel der Eltern bezahlt die volle Gebühr für einen Ganztagsplatz. 43 Hilfe für Kinder, die Hilfe brauchen Sucht- und Gewaltprävention Nationale Präventionsprogramme, wie „Faustlos“, „Ich kann Probleme lösen“ (IKPL) oder „Verhaltenstraining für Vorschüler“, unterstützen die Arbeit in der frühen Suchtund Gewaltprävention. Verhaltensauffällige Kinder sind eine große Herausforderung für die Erzieherinnen und Erzieher. Es lohnt, diese Herausforderung anzunehmen. Wissenschaftliche Langzeitstudien haben nachgewiesen: Der Keim zu einer späteren Suchtproblematik oder zu andauernd aggressivem Verhalten wird schon sehr früh gelegt. Es ist deshalb nur auf den ersten Blick überraschend, dass der Kindergarten als Ort der Sucht- und Gewaltprävention angesehen und genutzt wird. Der Kindergarten kann ein Ort sein, der dazu beiträgt, Risikofaktoren für die Kinder zu entschärfen. Es sind vor allem vier Faktoren, die in Betracht kommen: – Defizite in der emotionalen Kompetenz – Defizite in der sozialen Problemlösung – geringe soziale Kompetenz sowie – Ablehnung durch Gleichaltrige 44 Bunt wie das Leben | Lebensräume Förderwege für Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten München bietet Eltern vielfältige Möglichkeiten, Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn ein Kind bereits früh Entwicklungsauffälligkeiten zeigt. Kinder, die behindert oder von Behinderung bedroht sind, erhalten einen Integrationsplatz in einer geeigneten Kinderkrippe oder in einem Kindergarten. Anderer Förderbedarf kann durch heilpädagogische Kindertageseinrichtungen abgedeckt werden. Zeichnen sich zwischen drei und fünf Jahren Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten ab, ist es unter Umständen ratsam, ein Kind von einem Regelkindergarten in eine so genannte Schulvorbereitende Einrichtung (SVE) wechseln zu lassen. 45 Chancengleichheit: „Normal bin ich nicht behindert!“ Der Integrationskindergarten Lily-Braun-Weg 14 arbeitet nach den Entwicklungsstufen von Vygotskij: 1. bis 3. Jahr: „Gemeinsam geteiltes Agieren“ 3. bis 7. Jahr: „Gemeinsam geteiltes Symbolisieren“ 7. bis 11. Jahr: „Gemeinsam geteilter Zeichengebrauch“ Wer zahlt, was nötig ist? Vom Grundgesetz zum Bundessozialhilfegesetz Das Grundgesetz schreibt in Artikel 3/III fest, dass auf Grund von Behinderung niemand benachteiligt werden darf. Was das konkret bedeutet, ist in weiteren Gesetzen niedergelegt. § 12 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG) beschreibt es als Aufgabe der Jugendhilfe, die Entwicklung und Integration behinderter Kinder zu fördern. Auch das Bayerische Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz sieht vor, Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam zu erziehen (Artikel 11). Konkrete Angaben darüber, wie die Benachteiligung der behinderten Kinder verhindert werden kann, finden sich schließlich im § 53 SGB XII. Dieser Paragraf weist darauf hin, dass es die besondere Aufgabe der Eingliederungshilfe ist, eine drohende Behinderung zu verhüten oder eine Behinderung oder deren Folgen zu beseitigen oder zu mildern und die behinderten Menschen in die Gesellschaft einzugliedern. Dazu gehört auch, den behinderten Menschen die Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen. 46 Fördermöglichkeiten in München Die Integration behinderter Kinder ist ein wichtiger Schwerpunkt im pädagogischen Konzept des Schul- und Kultusreferates in München. Der Elternarbeitskreis Integration des Gemeinsamen Kindergartenbeirates der städtischen Kindertageseinrichtungen hat die vielfältigen Erfahrungen betroffener Eltern zusammengetragen und in einer Broschüre anderen Eltern zur Verfügung gestellt („Braucht mein Kind Hilfe?“ Hrsg. Landeshauptstadt München, Schul- und Kultusreferat). Das Schul- und Kultusreferat betreibt derzeit 24 Integrationskindergärten, 7 Integrationshorte und 9 Einzelintegrationen in Kindergärten bzw. Kooperationseinrichtungen – insgesamt also 40 integrative Kindertageseinrichtungen. Ziel ist es, möglichst viele Kinder mit besonderem Förderbedarf in den Einrichtungsalltag zu integrieren. An einem bedarfsdeckenden Platzangebot wird weiter gearbeitet. Die Integrationsentwicklung in München wurde flankierend von einem wissenschaftlichen Projekt mit dem Namen „Qualitätsstandards für Integrationsentwicklung in Kindertageseinrichtungen der Landeshauptstadt München“ (QUINTE) begleitet. Integration wird in der Studie als notwendige Reaktion auf die Ausgrenzung von behinderten Kindern verstanden. Die Wissenschaftler werben aber darüber hinaus für ein neues Verständnis der Inklusion. Eine an Inklusion orientierte Kindertageseinrichtung heißt alle Kinder willkommen, wobei die Unterschiedlichkeit der Kinder und ihrer Eltern als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt wird. Bunt wie das Leben | Lebensräume Es gibt für behinderte Kinder im Vorschulalter im Wesentlichen drei verschiedene Förderwege in München: –F rühförderung ab der Geburt bis zur Einschulung – Integrative Kindertageseinrichtungen (Krippe und Kindergarten mit Integra tionsgruppen oder Einzelintegration) –H eilpädagogische Kindertageseinrich tungen Was Integration für das behinderte Kind bedeutet – Es gewinnt Kontakte zu nichtbehinderten Altersgenossen, im Spiel, bei Projekten und gemeinsamen Feiern – In der Gruppe kann das behinderte Kind in geeigneten, von den Fachkräften geschaffenen Situationen eigene Fähigkeiten erweitern und so an Kompetenz und Selbstbewusstsein gewinnen –B ehinderte und nichtbehinderte Kinder lernen, Kontakte miteinander zu knüpfen, zu kommunizieren und zu kooperieren – J edes Kind wird in der integrativen Kindertageseinrichtung willkommen geheißen, mit seinen Fähigkeiten und seinem Bedarf an Hilfe – Im Alltag der Kindertagesstätte können spezielle Fördermaßnahmen wie Sprachheilbehandlung oder heilpädagogische Förderung integriert werden. 47 Münchner Kinder aus aller Welt Die Integration von Kindern aus aller Eltern Länder Fünf Kontinente in schmucken Kisten Für die Kinder besonders spannend sind fünf kleine Schatztruhen, die jeweils einen Kontinent sinnlich erlebbar machen. Die Kisten enthalten CDs, Kassetten mit Musik und Geschichten, Bilderbücher, Musikinstrumente, kulturspezifische Kleidung, Schmuck, Bilder und Masken, Kunst, Kochrezepte, Gewürze und noch anderes. Den Erzieherinnen und Erziehern ist es freigestellt, mit diesen Materialien ein ganz individuelles Projekt zu gestalten. Die Kinder erleben und verstehen andere Kulturen mit allen Sinnen. Die Verständigung unter den Menschen unterschiedlicher Nationen beginnt im Kindesalter. Kinder, die früh mit anderssprachigen Gleichaltrigen zusammen sind, profitieren von der Vielfalt. Wer in München sein Kind einem städtischen Kindergarten anvertraut, bringt es in einen internationalen Kindergarten. München ist eine tolerante Stadt, was sich auch an dem integrativen Anspruch der Kinder tageseinrichtungen ablesen lässt. Professionelle Hilfe bieten eine Servicestelle für Elternbeiräte sowie die Fachberaterinnen und -berater für Erzieherinnen und Erzieher, die speziell für Fragen der Integration von Migrantenkindern ausgebildet sind. Hier können sich alle am Zusammenleben in Kindertageseinrichtungen Beteiligten Rat holen und sich über Fortbildungen in der interkulturellen Pädagogik und Sprachförderung informieren. Interkulturelle Pädagogik in den städtischen Kindertageseinrichtungen Die Landeshauptstadt hat ein europaweit einzigartiges Konzept, die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund im Kindergartenalter zu unterstützen. Denn über die Fachberatung hinaus sind bei der Stadt 50 speziell in interkultureller Pädagogik fortgebildete Erzieherinnen und Erzieher im Einsatz. Sie arbeiten in Kindertageseinrichtungen mit einem Migrantenanteil von mehr als 50%. Der Durchschnitt liegt in den städtischen Einrichtungen bei ca. 40%. Hier treffen sich Kinder aus bis zu 30 Nationen. 48 Bunt wie das Leben | Lebensräume Interkulturelle Pädagogik hat ein weites Betätigungsfeld und erschöpft sich nicht in der wichtigen Vermittlung von Sprachkenntnissen. Das übergeordnete Ziel ist es, allen Kindern Respekt und Toleranz gegenüber anderen Traditionen und Kulturen zu vermitteln. Dazu gibt es Projekte für die Kinder, aber auch Integrationskurse für die Mütter in den Kindertageseinrichtungen. Die Kinder haben Spaß daran, Feiertage anderer Religionsgemeinschaften kennen zu lernen und zu erleben, wie andere Essgewohnheiten im Speiseplan berücksichtigt werden. Das Modellprojekt MIKE (Münchner Interkulturelle Pädagogik im Elementarbereich) hat praxisnahe Fortbildungsmaßnahmen für das Fachpersonal entwickelt, die einen Perspektivenwechsel hin zur „Pädagogik der Vielfalt“ unterstützen sollen. Die Schwerpunkte liegen auf den Themen: – Deutsch als Zweitsprache – Mehrsprachige Erziehung – Starke Kinder – Künstlerisch aktive Kinder – Weltwissen der Kinder Verteilung der in interkultureller Pädagogik speziell ausgebildeten Erzieherinnen und Erzieher. Sprachförderung flächendeckend für alle Im Kindergartenjahr 2007/2008 wird erstmals flächendeckend in allen städtischen Kindergärten eine systematische Sprachförderung angeboten. Für Kinder mit Migrationshintergrund ist eine umfassende und frühzeitige Sprachförderung von entscheidender Bedeutung, aber auch viele Kinder mit Muttersprache Deutsch haben hier Defizite. Der Kindergarten als primäre Bildungseinrichtung muss auf diesem Feld einen entscheidenden Beitrag leisten. Sprachförderung ist deshalb ein wesentlicher Baustein im Bildungsauftrag des Kindergartens. – Kooperation mit Eltern – Interkulturelle Pädagogik und Ernährung – Personalentwicklung – Öffentlichkeitsarbeit 49 Mehrsprachigkeit als Chance Kompetenzen nutzen und einbinden Multikulturelle Gruppen in Kindertageseinrichtungen sind ein Normalfall geworden. Nicht alle Kinder und Eltern verfügen jedoch über ausreichende Deutschkenntnisse. Um Kommunikationsbarrieren abzubauen, hat sich das Schulreferat eine nahe liegende und elegante Lösung ausgedacht: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, können in anderen Einrichtungen im ganzen Stadtgebiet gebucht werden und dort wertvolle Sprachdienste leisten. Die Leitung einer Kindertagesstätte zieht zu einem Elterngespräch eine Kollegin mit den erforderlichen Fremdsprachenkenntnissen hinzu. Die Interkulturellen Handpuppen des Schul- und Kultusreferates der Stadt München Auf diese Weise gewinnen die Erzieherinnen und Erzieher Zugang zu Familien, deren Muttersprache sie nicht beherrschen, und die betroffenen Eltern und Kinder fühlen sich ernst genommen. Nach einer Umfrage im Frühjahr 2006 stellte sich heraus, dass im Mitarbeiterkreis insgesamt 29 verschiedene Sprachen muttersprachlich beherrscht werden. Sag es durch die Puppe Die Fachberatung für Interkulturelle Pädagogik hat in einem Kooperationsprojekt mit dem Verband binationaler Familien (iaf), dem Caritas-Verband und einer Puppenmacherin eine neue spielerische Form der Sprachförderung entwickelt: Interkulturelle Handpuppen. Die Puppen motivieren Kinder dazu, von ihrer gewohnten Lebenswelt zu erzählen. Sie fühlen sich akzeptiert und werden in ihrem sprachlich-kulturellen Selbstbewusstsein gestärkt. Sprachhemmungen werden abgebaut und die Kinder auf die sprachliche Vielfalt untereinander neugierig gemacht. Es werden auch die 50 Bunt wie das Leben | Lebensräume Eltern mit einbezogen, um beispielsweise ein Buch in zwei Sprachen vorzulesen. In bestimmten Fällen können die Puppen zur Konfliktlösung eingesetzt werden. Sie sprechen Themen an und suchen mit den Kindern nach einem Ausweg. Wenn Mütter in den Kindergarten gehen Kindertageseinrichtungen können auch Bildungs- und Begegnungsstätten für Eltern sein. Die „Kindergarten mal anders“-Kurse für Mütter, die Deutsch lernen möchten, finden in der Regel dreimal wöchentlich am Vormittag statt. Die Bedingungen sind ideal: Die Kinder sind in der Kindertageseinrichtung betreut und die Mutter kann sich in Ruhe ihrem Sprach erwerb widmen. Frauen, die sonst kaum Kontakt zu Einheimischen finden würden, bekommen hier im direkten Umfeld ihrer Wohnung Zugang zu anderen Familien und dem gesellschaftlichen Leben im Stadtteil. Ein erfolgreicher Ansatz zur Frauenintegra tion und ein schönes Beispiel für die Gemeinwesenorientierung in den Münchner Kindertageseinrichtungen. Das pädagogische Personal spricht einschließlich Deutsch 29 Sprachen (überwiegend) muttersprachlich: Afghanisch 1% Albanisch 1% Bosnisch 1% Englisch 20 % Farsi 1% Finnisch 1% Französisch 4% Griechisch 8% Indisch 1% Indonesisch 1% Italienisch 5% Jugoslawisch 1 % Kroatisch 2% Niederländisch 1 % Persisch 1% Polnisch 6% Portugiesisch 1 % Rumänisch 5% Russisch 5% Serbisch 1% Serbokroatisch 3 % Slowakisch 1% Spanisch 3% Thailändisch 1% Tschechisch 3% Türkisch 17 % Ungarisch 7% Vietnamesisch 1 % 51 Schöne Mädchen – starke Buben? Geschlechtergerechte Pädagogik in München 1998 beschloss der Münchner Stadtrat einen Maßnahmenkatalog zur Förderung der Gleichberechtigung unter Mädchen und Buben. Zwei Jahre später legte das Schul- und Kultusreferat eine Bestandsaufnahme vor, die unter dem Titel „Qualität für Kinder, Lebenswelten von Mädchen und Buben in Kindertagesstätten“ einen Rahmenplan für die geschlechterdifferenzierte Weiterentwicklung der Pädagogik in Kindergarten, Hort und Tagesheim vorgab. Aktivitäten zur Gleichberech tigung von Mädchen und Buben Gender Mainstreaming in den städtischen Kindertageseinrichtungen Der Stadtrat beschloss 2000 die Stelle einer Fachberatung „Geschlechtergerechte Pädagogik und Gewaltprävention“ für die Elementar-, Hort- und Tagesheimpädagogik zur Unterstützung des Fachpersonals vor Ort. 52 Der Arbeitskreis „Mädchen und Buben in städtischen Kindertagesstätten“ trifft sich seit November 1998. Er behandelt praxisorientiert einschlägige Themen wie „unterschiedliche Sozialisationserfahrungen von Mädchen und Buben“, „mögliche Leitlinien der Mädchenförderung“ und „Kinderbücher als Geschlechtsrollenvorbild“, um nur drei zu nennen. Die Arbeit des Kreises hat praktische Auswirkungen. In einigen Einrichtungen werden die Bauecken verstärkt den Mädchen zur Verfügung gestellt. Ein Hort hat einen eigenen PC für Mädchen reserviert. Allgemein führt die Sensibilisierung für das Thema zu einem rascheren Eingreifen der Erzieherinnen und Erzieher, wenn Mädchen diskriminiert werden. Buben werden häufiger zu Hilfsdiensten aufgefordert. Fachtagungen und eine Kampagne „Aktiv gegen Männergewalt“ stärkten das Problembewusstsein und verankerten das Thema geschlechtergerechte Pädagogik im Bewusstsein. Bunt wie das Leben | Lebensräume Fortbildungen für Erzieher innen und Erzieher Fortbildungen im Bereich Gender Mainstreaming vermitteln die Schlüsselqualifikation „Genderkompetenz“ in Wissen, Wahrnehmung, Reflexion und Handeln. Einige Beispiele für Kursthemen: –B egleitung und Unterstützung von Kindern und Eltern in akuten Krisensituationen unter geschlechts spezifischen Aspekten –G eschlechtergerechte Pädagogik für Mädchen und Buben im Alltag –S exualerziehung als Geschlechter stärkung –S exuelle Gewalt gegen Jungen und Mädchen 53 Bau und Ausstattung Gemeinsam sind wir stärker Elternarbeit Ernährung und Hauswir Geschlechtergerechte Gewaltprävention Integrationspädagogik Interkulturelle Pädag Medienpädagogik Personalentwicklung Qualitätssicherung Qualitätsentwicklung Sportpädagogik Fachberatungen In folgenden Fachbereichen kann Beratung angefordert werden: –B au und Ausstattung – Elternarbeit –E rnährung und Hauswirtschaft –G eschlechtergerechte Pädagogik / Gewaltprävention – Integrationspädagogik – Interkulturelle Pädagogik – Medienpädagogik – Personalentwicklung –Q ualitätssicherung und Qualitätsentwicklung – Sportpädagogik In den städtischen Kindertageseinrichtungen können die Erzieherinnen und Erzieher auf einen großen Expertenpool zugreifen, wenn sie Fragen haben. Die Beratung findet dabei unabhängig von der beruflichen Beurteilung oder der Dienst- und Fachaufsicht statt. Dies senkt die Hemmschwelle, sich Hilfe und Rat zu holen. Die Beraterinnen und Berater kennen den aktuellen wissenschaftlichen Stand ihrer Disziplin und geben die Erkenntnisse praxisorientiert an die Einrichtungen weiter. Diese Hilfe zur Selbsthilfe dient der Qualitätsentwicklung und soll der gelebten Pädagogik neue Impulse geben. Werden neue Wege beschritten, begleiten die Fachberaterinnen und Fachberater die Einrichtungen auch über längere Zeiträume. Arbeiten im interdisziplinären Netzwerk Supervision In konfliktträchtigen oder auf andere Weise problematischen Situationen können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kindertageseinrichtungen verschiedene Formen der Supervision nutzen. Abhängig von der Problemlage bieten sich Team-, Gruppen-, Einzelsupervision oder Krisenintervention an. In München ist es besonders nahe liegend, sich ein interdisziplinäres Netz in den Kindertageseinrichtungen zu knüpfen, weil alle relevanten psychosozialen Dienste im Stadtgebiet vorhanden sind. Erzieherinnen und Erzieher profitieren sehr von der Vernetzung mit psychosozialen Diensten, besonders dann, wenn heilpädagogische oder auch therapeutische Maßnahmen notwendig wären, für die die Zeit und eventuell die Qualifikation fehlen. Das Fachpersonal eines Kindergartens kann durch eine Frühförderstelle, eine Erziehungsberatungsstelle, oder verschiedene Fachdienste (z.B. psychologisch oder logopädisch ausgerichtete) dringend notwendige Entlastung erhalten. Viele der Dienste arbeiten auch mobil vor Ort. 54 Bunt wie das Leben | Lebensräume Eltern als Partner rtschaft Pädagogik Elternbefragung – ein Weg zur Mitbestimmung Jede städtische Kindertageseinrichtung in München führt einmal im Jahr eine Elternbefragung durch. Dazu wird für jedes Kind ein Fragebogen an die Eltern geschickt, der einen in ganz München standardisierten Teil enthält und einen zweiten Teil, der auf die Besonderheiten der jeweiligen Einrichtung zugeschnitten ist. Die Rücklaufquote ist mit durchschnittlich 60 % erfreulich hoch. Die Ergebnisse können als repräsentativ gelten und werden vom Fachpersonal entsprechend ernst genommen. Aber auch die Erzieherinnen und Erzieher sowie die anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kindertageseinrichtungen werden regelmäßig befragt. So sind alle Beteiligten eingebunden und immer darüber informiert, welche Verbesserungen oder Anpassungen bereits realisiert worden sind und welche noch anstehen. k gogik Feedback als Chance zur ständigen Verbesserung Sonderwünsche erwünscht Äußern fünf Eltern einer Kindertageseinrichtung der Stadt den Wunsch nach einer längeren Öffnungszeit, dann wird diese Änderung umgesetzt. Die Elternbefragung ist ein wesentlicher Bestandteil des Systems zur Qualitätssicherung und -entwicklung (QSE) in den Kindertageseinrichtungen. Die Ergebnisse der Befragungen werden als „Auftragsbuch“ verstanden. Das Fachpersonal wertet sie gemeinsam mit den Elternbeiräten anonym aus und gibt allen Eltern die Resultate vor Ort bekannt. Das Schul- und Kultusreferat übernimmt die Aufgabe, die Ergebnisse der Elternbefragungen zu sammeln, zusammenzuführen und im Schulausschuss des Stadtrats vorzustellen. Vergleicht man die Ergebnisse mehrerer Jahre, stellt man beispielsweise fest, dass die Zufriedenheit der Eltern mit der pädagogischen Arbeit der Einrichtungen zwischen 2001 und 2005 zugenommen hat. 55 Bildung bewegt Das Pädagogische Institut im Schulreferat der Landeshauptstadt München Das Pädagogische Institut ist das Kompetenzzentrum des Schulreferates für Fort- und Weiterbildung, für Beratung und Bildungsinformation sowie für Kooperation und Vernetzung. Es ist ein Ort, an dem sich pädagogisches Personal aus Kindertageseinrichtungen und Schulen trifft, um Erfahrungen auszutauschen, Fachkenntnisse auf den aktuellen Stand zu bringen und Konzepte für die Bewältigung neuer Anforderungen zu entwickeln. Fort- und Weiterbildungs angebote für pädagogisches Fachpersonal Zahlen und Fakten Das aktuelle Programm 07/08 verzeichnet 337 Veranstaltungen speziell für pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kindertageseinrichtungen. Damit bietet das Pädagogische Institut im Jahr ca. 6.500 Plätze für Fortbildungsinteressierte allein aus dem Bereich der Kindertageseinrichtungen an. Einige Beispiele, die das weite Spektrum ahnen lassen: –D ie Entwicklung des Kindes beobachten und begleiten tarke Kinder – gute Freunde. Lebendige –S Lebenskompetenzförderung im Kindergarten –W erteerziehung, Resilienz und Beziehungsfähigkeit – Mut zu einer sinnerfüllten Erziehung –S prache – Schlüssel zur Welt –N aturwissenschaftliche Projekte im Kindergarten –K inder entdecken und erforschen die Kunst der großen Maler – ein KunstWerkstatt-Projekt mit Kindern und für Kinder –K lassische Musik im Kindergarten –L ernen durch Tanzen – ein körperorientierter Lernansatz nach Montessori –P raktizierte Erziehungs- und Bildungspartnerschaft mit Eltern 56 Bunt wie das Leben | Lebensräume Geht das noch ein bisschen besser? Qualitätsmanagement in städtischen Kindertages einrichtungen Seit 1997 läuft das Projekt „Qualitäts sicherung und -entwicklung“ (kurz: QSE) in den Kindertageseinrichtungen des Schulreferates. In diesem Projekt werden die erreichten Standards in der Kindergartenarbeit dokumentiert und weiter verbessert. Im Oktober 2004 wurde das System auch nach DIN EN ISO 45011 zertifiziert. Qualitätsberaterinnen und -berater Jede Kindertageseinrichtung hat eine Qualitätsberaterin oder einen Qualitätsberater. Darüber hinaus sind 16 hauptamt liche Qualitäts- und Bildungsberater damit befasst, das QSE-Konzept umzusetzen. Für die bezirksübergreifende Weiterentwicklung ist eine Koordinatorin eingesetzt. Die Ziele des Qualitäts managements Qualitätsmanagement zielt darauf ab, die Arbeit in den Kindertageseinrichtungen an den Bedürfnissen der Kinder und Eltern auszurichten. Die Qualität der pädagogischen Arbeit wird dabei definiert und für alle Beteiligten transparent festgelegt. Dann können die Arbeitsabläufe zielgerichtet optimiert werden. Wie wird QSE praktisch umgesetzt? Am Anfang der Verbesserung steht die Feststellung des Ist-Standes. Er wird durch die jährliche Elternbefragung erhoben. Alle zwei Jahre werden auch die Erzieherinnen und Erzieher befragt. Anhand der Ergebnisse der Fragebögen setzen sich die Teams in den Einrichtungen Ziele. So genannte Prozessbeschreibungen formulieren Standards dafür, wie bestimmte Leistungen in den Kindertageseinrichtungen erbracht werden sollen. Ob das auf befriedigende Weise geschieht, kann dann die nächste Elternbefragung beantworten. Alle Kindertageseinrichtungen dokumentieren die Inhalte ihrer QSE-Bausteine in einem Handbuch, das jederzeit eingesehen werden kann. 57 „ Der Mensch spielt wo er in voller Bedeutung und er ist nur da ganz Friedrich von Schiller 58 Bunt wie das Leben | Spielräume nur des Wortes Mensch ist, Mensch, wo er spielt.“ Spielräume Frauen, die Münchens Kinder tageseinrichtungen prägten . . . . . . .60 Von der Kübelkost zur Vollwertküche . . . . . . . . . . . . . .64 „... da ham die Buben genauso mithelfen müssen wie die Mädchen.“ . . . . . . . . . . .66 Partnerschaft mit freien Trägern . . . . 68 Maßgeschneiderte Räume für kleine Menschen . . . . . . . . . . .70 Die Zukunft der Münchner Kindertageseinrichtungen . . . . . . . .72 59 Frauen, die Münchens Kindertageseinrichtungen prägten Theresia Gräfin Brunsvik von Korompa (1775 – 1861) Die ungarische Gräfin setzte sich vehement für die Errichtung von Kleinkinderschulen und Bewahranstalten ein: Nicht nur in ihrer Heimat, sondern auch im Königreich Bayern, vor allem in München und Augsburg. Initiiert wurde dieses Engagement durch Amélie Gräfin Montgelas, die 1833 brieflich um die Mithilfe bei der Errichtung „eines Asyls für die unschuldige Kindheit“ bat. Noch im selben Jahr siedelte die Gräfin Brunsvik nach München über und begann, mit der Unterstützung von König Ludwig I. und seiner Gemahlin Königin Therese, den Aufbau von Kleinkinderschulen. Elisabeth Kitzinger (1881 – 1966) Elisabeth Kitzinger gründete 1904 den ersten jüdischen Kindergarten Münchens 60 Elisabeth Kitzinger, geb. Elisabeth Rahel Merzbacher, wuchs in jüdisch-liberalen, großbürgerlichen Verhältnissen in München auf. Im ausgehenden 19. Jahrhundert siedelten viele verarmte oder in Russland von Pogromen bedrohte Juden in den Westen und auch nach München um. Die Armut dieser Menschen weckte das soziale Empfinden der 17-jährigen Elisabeth Kitzinger. Gemeinsam mit Freunden und ihrer Schwester Luise las sie acht bis zehn Kinder von der Straße auf und beschäftigte und unterrichtete sie – im Haus ihrer Eltern. Die zunächst wenig erfreuten Eltern ließen sich von der Notwendigkeit des Engagements überzeugen und gründeten 1904 den „Merzbacher´schen Privatkindergarten für jüdische Kinder“. Aus dem Kindergarten wurde über die Jahre ein Kinderheim mit Garten und 20 Räumen in der Antonienstr. 7. Die Leistungen des neuen Vereins „Israelitische Jugendhilfe“ gingen inzwischen weit über die Vorschulkinderbetreuung hinaus. Bunt wie das Leben | Spielräume Es gab einen Hort für Schulkinder, eine Säuglingsstation, einen Mädchenclub für berufstätige Frauen, eine Wäscherei für „schwierige“ Mädchen und Beratungsabende für Mütter, um nur einige Beispiele zu nennen. Ab 1921 kam noch die offene Wohlfahrtspflege hinzu. Die Zusammenarbeit mit dem Stadtjugendamt München in der Zeit der Weimarer Republik beschreibt Elisabeth Kitzinger als „aufbauend auf gegenseitigem Verständnis … ja Freundschaft.“ Die sehr guten Beziehungen zum Stadtjugendamt wurden dem Verein unter den Nationalsozialisten zum Verhängnis. Man wiegte sich unter dem Schutz der Stadt zu lange in Sicherheit, bis 1942 die Räumung des Heims durchgesetzt wurde und die Erzieherinnen Alice Bendix und Hedwig Jacobi mit allen Kindern in einem Viehwagon nach Auschwitz deportiert wurden. Elisabeth Kitzinger war durch einen KZ-Aufenthalt ihres Mannes gewarnt und siedelte 1938 nach Palästina über. Elisabeth Zorell (1896 – 1993) Mit 19 Jahren absolvierte Elisabeth Zorell, geb. Specht, das Lehrerinnenseminar in München und unterrichtete in verschiedenen Volksschulen. Nach ihrer Heirat siedelte sie vorübergehend nach Hamburg über, wo sie bei William Stern und Martha Muchow studierte. Nach ihrer Scheidung und einer Verhaftung durch die Nazis kehrte sie zurück nach München und wurde 1938 Dozentin am Kindergärtnerinnen- und Jugendleiterinnenseminar der Stadt München. 1944 übernahm sie die Leitung der Ausbildungsstätte und promovierte über „Die weibliche Entwicklung nach Leistung und Charakter“. Nach dem Krieg bewirkte sie die Einrichtung eines Schulkindergartens und dreier Seminarkindergärten. Elisabeth Zorell war bis 1961 Schuldirektorin. 61 Lotte Geppert (1883 – 1968) Lotte Geppert hatte am Berliner PestalozziFröbel-Haus die Kindergärtnerinnen-Ausbildung absolviert, als sie nach München kam, um hier eine weitere Ausbildung für „Buchbinderei und hauswirtschaftliche Tätigkeit“ in Angriff zu nehmen. Ihr weiterer Werdegang spielte sich hauptsächlich in diesen beiden Städten ab: Kindergärtnerin im Charlottenburger „Jugendheim“, Lehrerin für „Kindergarten-Pädagogik“ an der „Sprengel‘schen Frauenschule“ in Berlin, Kurse im „Institut für Arbeit“, München, sowie Lehraufträge am Münchener Kindergärtnerinnenseminar und an der Sozialen Frauenschule. Die Nazis entließen Charlotte Geppert 1933, weil ihre Großmutter väterlicherseits jüdischen Glaubens gewesen war. Sie entzog sich dem Zugriff der Nazis durch lange Aufenthalte in der Schweiz. Nach dem Krieg unterrichtete sie wieder in München und gründete die „Münchener Mütterschule“, die sie auch bis 1961 leitete. Ilse Pichottka (1909 – 1986) Ilse Pichottka war in der Nachkriegszeit Dozentin für Kinder- und Jugendpsychologie an der Universität München. Inspiriert durch amerikanische Vorbilder gründete sie zusammen mit dem Nervenarzt Heinrich Adam in München eine „Psychologische Beratungs- und Forschungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern“, der bald ein „Beobachtungskindergarten“ angegliedert wurde. Bis Anfang der 80er Jahre erarbeitete Ilse Pichottka viele wissenschaftliche und populäre Publikationen und war als Kindertherapeutin tätig. 62 Bunt wie das Leben | Spielräume Hubertha von Gumppenberg (1910 – 1999) 1931-1933 besuchte Hubertha von Gumppenberg in München die „Soziale und caritative Frauenschule“. Danach arbeitete sie im Caritasverband der Erzdiözese München und Freising. Dort begegnete Sie Gertrud Luckner, die im Auftrag der Caritaszentrale Freiburg und Erzbischof Gröbners Hilfe für die bedrohten Juden organisierte. 1937 wurde Hubertha von Gumppenberg die 1. Vorsitzende des „Bayerischen Landesverbands Kath. Kinderhorte und Kleinkinderanstalten“ (heute: „Bayerischer Landesverband Kath. Tageseinrichtungen für Kinder e.V.“). Gertrud Luckner, die das KZ Ravensbrück überlebte, und Hubertha von Gumppenberg verband eine lebenslange Freundschaft. 1981 wurde von Gumppenberg mit dem Bayerischen Verdienstorden 1. Klasse ausgezeichnet. Johanna Huber (1869 – 1935) Die „bayerische Kleinkindertante“ Johanna Huber hatte vor allem großen Einfluss auf die katholische Kindergartenpädagogik. Sie rief 1917 den „Bayerischen Verband katholischer Kinderhorte und Kleinkinderanstalten, Krippen und Säuglingsheime inbegriffen“ ins Leben, war aktives Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft katholischer Jugendleiterinen, Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen“ sowie der „Arbeitsgemeinschaft katholischer Seminare für Kindergärtnerinnen und Jugendleiterinnen“. Noch heute existiert die von ihr 1918 gegründete Zeitschrift „Kinderheim“, die inzwischen den Titel „Welt des Kindes“ trägt. 63 Von der Kübelkost zur Vollwertküche Ernährung in den Kindertageseinrichtungen der Stadt. Gestern und heute. In den Nachkriegsjahren stand die sichere Versorgung der Kinder im Vordergrund, weil es nicht genügend Nahrungsmittel gab. Die Speisen sollten vor allem sättigend sein. Mit dem Wirtschaftsaufschwung Anfang der 50er Jahre verbesserte sich die Situation rasch. Man war froh, dass es genug zu essen gab, und aß, was auf den Teller kam. Vier soziale Küchenbetriebe der Stadt belieferten die Kindertageseinrichtungen bis 1982. Diese so genannten Stützpunktküchen brachten die Mahlzeiten in Thermokübeln im Laufe des Vormittags zu den Einrichtungen. Bis zur Essenszeit war das Essen kalt und musste vor Ort aufgewärmt werden. Die Kinder wurden tischweise aufgerufen und das Essen wurde ihnen der Reihe nach aus dem Kübel auf den Teller geschöpft. Getränke gab es nicht. Münchenweit war auch nur ein einziger Speiseplan vorgesehen, der keine Wahlmöglichkeiten anbot. Am 29. September 1982 kam die Wende in der Kinderernährung: Ein Grundsatzbeschluss des Stadtrates löste die „Sozialen Küchenbetriebe“ auf und leitete die schrittweise Umstellung auf Tiefkühlmischkost ein. Damit war die Richtung benannt, aber noch nicht begangen. 1990 bestreikten deshalb 2.000 Kinder (angeleitet von den Elternbeiräten) in einem großen Boykott eine Woche lang das Essen – mit Erfolg. Der Schulausschuss gab bekannt, dass eine Fachberatung für Ernährung und Hauswirtschaft eingestellt wird, die auch gesunde und leckere Speisepläne ausarbeiten soll. 64 Bunt wie das Leben | Spielräume Gesunde Esskultur Im Rahmen der Tiefkühlmischküche hat inzwischen jede Einrichtung die Möglichkeit, ihre Essenslieferanten individuell aus einem Pool zahlreicher Frischkostlieferanten und dreier Tiefkühlkostlieferanten auszuwählen. Jede städtische Einrichtung erstellt einen eigenen Speiseplan, der auf die Bedürfnisse der Kinder eingeht. Getränke gibt es jederzeit. Zahlreiche Einrichtungen greifen bei der Auswahl der Lebensmittel auf Angebote von Bio-Lieferanten, sowohl bei Tiefkühlkomponenten wie auch bei frischer Ergänzungskost zurück. Empfehlungen der Bremer Checkliste* für gesunde Ernährung in Kindertageseinrichtungen Wochenplan: 1 Fleischgericht 1 Eintopf oder Auflauf 1 Seefischgericht 1 vegetarisches Gericht 1 frei gewähltes Gericht (süße Hauptspeise, Fleischgericht) mindestens zweimal Obst und Rohkost / Salat / zweimal Kartoffeln. *Entwickelt von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und dem Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) Auf Esskultur wird Wert gelegt. Alle Kinder lernen an einem vollständigen Gedeck, mit Messer und Gabel zu essen. Die Kinder entscheiden selbst, wie viel sie essen. Tischgespräche sind (ebenso) erwünscht, die Rücksichtnahme auf andere kulturelle Vorstellungen ist selbstverständlich. Speiseplan, um 1940 Kartoffelverkauf auf der Amalienstraße, 1946 65 „…da ham die Buben genauso mithelfen müssen wie die Mädchen.“ Interview mit Münchens ältestem ehemaligen Kindergartenkind: Edeltraud Keil, geb. 1917. Frau Keil besuchte 1923 den städtischen Kindergarten in der Schwindstraße. Edeltraud Keil, 2007 Frau Keil, wie lange waren Sie im Kindergarten? Ein gutes Jahr, weil ich ´24 in die Schule gekommen bin. Ich bin erst mit sieben Jahr’ in die Schule gekommen, weil ich am 4. September geboren bin. Wie viele Kinder waren in Ihrer Gruppe? Es is natürlich a so, erstens mal sind damals nicht so viele Kinder in den Kindergarten gegangen. Obwohl, so viel ich mich erinnern kann, 25 bis 30 Kinder warn ma schon. Aber wissen Sie, die Frauen sind nicht so in die Arbeit gegangen, es war doch früher ein ruhigeres Leben, aber teilweise auch schwer, ich mein’, was wir früher schwerer und länger arbeiten mussten, des ham die Heutigen an Stress. Was wir in 48 Stunden gearbeitet ham, des müssen die jetzt in 35 Stunden arbeiten. Sie sind in der Schwindschule in den Kindergarten gegangen, haben Sie auch in der Gegend gewohnt? Ja, in der Schwarzmannstraße. Des is scho 10 Jahr her, da bin ich mal da runter gefahren, zum Josephsplatz und in die Schwarzmannstraße rein, i hab mi überhaupt nimmer auskennt. Waren Sie nur vormittags, oder nachmittags, oder den ganzen Tag im Kindergarten? Ich war vormittags von acht bis dreiviertel zwölf, und nachmittags von zwei bis vier. Gab es im Kindergarten Mittagessen? Nein, mittags sind wir heimgegangen, des hats früher nicht gegeben, dass des ein Ganztagskindergarten war. Was gab es damals für Spielzeug im Kindergarten? Sicher, es gab schon was, und so viel ich mich erinnern kann, ham wir gebastelt, aber mit Papier, Knetmasse und so was hats ja früher noch nicht gegeben. 66 Bunt wie das Leben | Spielräume Saßen die Kinder im Kindergarten eher ruhig zusammen, oder durften die Kinder frei im Zimmer rumlaufen? Wir ham größere Tische gehabt und da warn die Bänke ringsrüber, da sind wir gesessen und das Fräulein hat uns Märchen vorgelesen, oder wir ham gesungen. Ich mein des war gegen heute kein Vergleich. War alles ein bisschen strenger und ruhiger? Ja, strenger und ruhiger wars eigentlich schon, man hat Respekt gehabt vorm Fräulein, des war schon bissl was Höheres. Wie haben Sie die Erzieherinnen angesprochen? Mit Fräulein, des eine war das Fräulein Brummer, des war a bissl a ältere und größere, so eine richtige Bavaria. Und das Fräulein Plank, des war a bissl a jüngere und kleinere, die war uns natürlich sympathischer. Gab es im Kindergarten gemeinsame Ausflüge? Nein, wir sind in Hof naus zum Spielen wenn’s schön Wetter war. Es war ein schöner Hof da, auch ein kleiner Garten, den ham die Schulkinder bepflanzt und da ham mir dann auch neischaun derfen. Wurde im Kindergarten gebetet? Ja, am Anfang wenn ma alle zusammen warn, gabs ein kurzes Gebet und wenn ma Mittag gegangen sind wieder. Nachmittags kann ich mich nicht mehr erinnern. Hat man im Kindergarten schon ein bisschen Lesen und Schreiben gelernt? Nein. Mussten die Mädchen eher beim Aufräumen helfen? Nein, die Fräuleins ham keine Ausnahme gemacht, da ham die Buben genauso mithelfen müssen wie die Mädchen. Kindergarten im Schulhaus an der Schwindstraße, um 1910 Wie ist Ihre Erinnerung an Ihre Kindergartenzeit? Es war scho a schöne Zeit, man war auf gräumt und man hat gespielt, und war halt von daheim weg, sozusagen und man war halt unter Kinder. 67 Partnerschaft mit freien Trägern Freie Träger können auf Unterstützung bauen Auch das Engagement nichtstädtischer Träger in der Kinderbetreuung ist groß. Derzeit stellen sie allein im Kindergartenbereich rd. 15.300 Plätze zur Verfügung. Sie können sich dabei auf vielfältige und nicht zuletzt finanzielle Unterstützung durch die Stadt verlassen. In München betreiben 282 freie und freigemeinnützige Träger insgesamt 337 Einrichtungen. Zum Beginn des Kindergartenjahres 2007/2008 gibt es in München 8 neue Kindertageseinrichtungen mit zusammen 465 neuen Kindergartenplätzen. Die Stadt München übernimmt zwei Drittel der förderfähigen Baukosten, wenn ein freier Träger eine Kinderbetreuungseinrichtung plant, für die die Kommune den Bedarf festgestellt hat. Annähernd 3,5 Mio. Euro zahlt die Stadt im Jahr an freie Träger als Baukostenzuschuss aus. 68 Bunt wie das Leben | Spielräume Der Bedarf wächst mit der Stadt. Deshalb errichtete die Stadt in den neuen Wohngebieten an der alten Messe auf der Theresienhöhe, auf der Nordheide und in der Messestadt Riem in den letzten Jahren neue Kindertageseinrichtungen. Die Kindertagesstätte „Am Felsennelkenanger“ brachte Baukosten von 2,75 Mio. Euro mit sich. Die Kindertagesstätte „Am Blattgarten“ an der Mutter-Teresa-Str. 3 in der Messestadt Riem kostete 2,6 Mio. Euro. Die Stadt baute das Gebäude und überließ es dem Paritätischen Wohlfahrtsverband miet- und pachtfrei in Betriebsträgerschaft. Außerdem beteiligt sich die Stadt mit einem Defizitausgleich bis zu 95% an den Betriebskosten. Am 23.07.1997 folgte der Stadtrat einem Vorschlag des Schulreferates, dass neue, von der Stadt erworbene oder im Rahmen der „Sozialgerechten Bodennutzung“ (SOBON) errichtete Kindergärten, Horte und Kooperationseinrichtungen freigemeinnützigen Trägern angeboten werden sollen. Die freigemeinnützigen Träger übernehmen dabei eine so genannte Betriebsträgerschaft, die Stadt stellt das Gebäude. Zum ersten Mal umgesetzt wurde das Konzept in der Ingolstädter Str. 229, wo das Rote Kreuz seit September 1999 eine Kooperationseinrichtung betreibt. Im gesamten Stadtgebiet gibt es inzwischen 36 Kindertageseinrichtungen, die in Betriebsträgerschaft geführt werden. 13 weitere sind in Planung. Kindertageseinrichtung Hofmannstraße geführt durch den Glockenbachwerkstatt e.V. Kindertageseinrichtung Felsennelkenanger geführt durch die Diakonie Hasenbergl SOBON bedeutet: Wenn durch einen Bebauungsplan neues Wohnbaurecht geschaffen wird, muss sich der Planungsbegünstigte an den Folgelasten der Planung, so auch an der erforderlichen sozialen Infrastruktur, z. B. einer Kindertageseinrichtung, beteiligen. Dies geschieht entweder durch die tatsächliche Herstellung oder durch einen Finanzierungsbeitrag. Kindertageseinrichtung Ackermanbogen II geführt durch den Kreisjugendring 69 Maßgeschneiderte Räume für kleine Menschen Kindergartenbau in München Kooperationseinrichtung Leschkirchner Straße 11 Neubau einer Kooperationseinrichtung für zwei Kinder gartengruppen und zwei Kindertagesstätten Kindertagesstätte Fingerkrautanger 4 Neubau einer Kindertagesstätte mit zwei Kindergarten gruppen, einer Hortgruppe und Tiefgarage 70 Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sich die Kinder in den städtischen Einrichtungen wohlfühlen und sich ihren Fähigkeiten gemäß entwickeln können, ist ein in Dimension und Ausstattung kindgerecht gestaltetes Gebäude. Dabei ist es ein Anliegen des Baureferates, das als Projektmanager für öffentliche Bauten die Planung und Einrichtung verantwortet, durch eine adäquate Gestaltung der Räume und der Außenanlagen die pädagogische Arbeit zu unterstützen. Die städtischen Bauten wollen mit einer freundlichen, heiteren Atmosphäre die Identifikation erleichtern. Kinder und Erwachsene sollen sich in „ihrem“ Kindergarten sofort wohl fühlen und sich auskennen. Ohne selbst kindlich zu wirken, müssen Schnitt und Ansichten der Räume dem kindlichen Erleben angepasst sein. Dazu dienen u.a. die Verwendung von Holz als Baumaterial, der Einsatz von hellen, freundlichen Farben und die Gestaltung eines einladenden Eingangsbereichs, der als Ort des Informationsaustauschs und der Kommunikation beim Bringen und Holen der Kinder dienen soll. Bunt wie das Leben | Spielräume Neutral gehaltene Räume unterstützen die vielseitige Anregung und Förderung der Kinder. Sie können mit Unterstützung durch das pädagogische Personal ihre Umgebung selbst gestalten und schmücken. Große Fensterflächen gestatten eine offene Perspektive auf die naturnah gestalteten Freiflächen und erfüllen die Räume mit Licht. So erleben die Kinder die Spielwelten drinnen und draußen als eine Einheit. Aber auch praktische und organisatorische Aspekte kommen nicht zu kurz. Schulreferat und Baureferat haben gemeinsam Baustandards für Kindergärten entwickelt, die die Voraussetzungen für eine optimale Betreuung und Förderung der Kinder schaffen. Jedem Gruppenraum ist ein kleiner Lagerraum für Material und ein Intensivraum zugeordnet, der für eine vorübergehende Teilung der Gruppe oder individuelle Fördermodule genutzt werden kann. Jeder städtische Kindergarten in Festbauweise verfügt über einen Mehrzweckraum zum Schlafen, Turnen und Feste feiern. Küchenräume, Räume für das Personal und nicht zuletzt kindgerechte Sanitäranlagen sind Standard. Kindergarten und Kinderkrippe Bleyerstraße 6 Fachberatung für Bau und Ausstattung Es ist ein Anliegen des Schulreferates, dass in die Planung und den Bau von Kindertageseinrichtungen permanent auch pädagogische Aspekte einfließen. Deshalb wirkt die pädagogische Fachberatung für Bau und Ausstattung von Kindertagesstätten bei jedem Bauvorhaben mit. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Stelle waren selbst in einem Kindergarten tätig und können deshalb den Einfluss von bauplanerischen Festlegungen auf den pädagogischen Alltag gut einschätzen. Zu ihren Aufgaben gehören u.a. die fachpädagogische Beratung während der Planungsphase, die Erarbeitung von Ausstattungskonzepten aber auch Einzelfall beratungen. Links: Kindergarten Pappelallee 23 71 Die Zukunft der Münchner Kindertageseinrichtungen Wie die Stadt plant Von 2007 bis 2011 sind insgesamt 188 Mio. Euro für den Bau von Kinder tagesstätten und Krippengruppen in Kooperationseinrichtungen vorgesehen. Dazu kommen 8 Mio. Euro für Projekte der sozialgerechten Bodennutzung, was zusammen 196 Mio. Euro macht. Ein stolzer Betrag, der bislang die folgenden Vorhaben abdeckt: – 204 Kindergartengruppen (5.100 Plätze) – 78 Hortgruppen (1.950 Plätze) – 88 Krippengruppen (1.056 Plätze) Dazu kommen in neuen Schulen 850 Tagesheim- und 275 Hortplätze. Im Zusammenhang mit der sozialgerechten Bodennutzung und Entwicklungsmaßnahmen werden weitere Plätze geschaffen: – 24 Kindergartengruppen (600 Plätze) – 2 Hortgruppen (50 Plätze) –8 Krippengruppen in Kooperations einrichtungen (96 Plätze) Die Kosten Massivbauten sind teurer als Pavillons. Für einen Kindergartenplatz in einem Massivbau zahlt die Landeshauptstadt München rund 20.000 Euro. Ein Platz in einem Pavillon kostet dagegen rund 13.000 Euro. Der Freistaat bezuschusst – abhängig von der Anzahl der Gruppen in der Einrichtung – einen Platz mit durchschnittlich 2.700 Euro. Für einen Hortplatz in einem Massivbau investiert die Landeshauptstadt München rund 25.000 Euro, für einen Platz in einem Pavillon rund 17.000 Euro. Der Zuschuss des Freistaats beträgt – wiederum abhängig von der Anzahl der Gruppen – durchschnittlich 2.800 Euro pro Platz. Für einen Krippenplatz müssen durchschnittlich rund 38.000 Euro aufgewendet werden. 72 Bildnachweis Titel / Rücktitel:Sozialpädagogische Sammlung, München U2 und Seite 3:Landeshauptstadt München; Landeshauptstadt München, Michael Nagy; Sozialpädagogische Sammlung, München; Photodisc Seite 4 und 5:Landeshauptstadt München; Sozial pädagogische Sammlung, München; Seite 6 und 7:Sozialpädagogische Sammlung, München Seite 8 und 9:Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Stadtarchiv München; Münchner Stadtmuseum Seite 10 und 11:Sozialpädagogische Sammlung, München Seite 12 und 13:Sozialpädagogische Sammlung, München Seite 14 und 15:Sozialpädagogische Sammlung, München; Stadtarchiv München; Münchner Stadtmuseum Seite 16 und 17:München Verlag; Städtisches Vermessungsamt, München; Stadtarchiv München; Sozial pädagogische Sammlung, München Seite 18 und 19:Sozialpädagogische Sammlung, München Seite 20 und 21:Sozialpädagogische Sammlung, München; Münchner Stadtmuseum Seite 22 und 23:Sozialpädagogische Sammlung, München; Münchner Stadtmuseum Seite 24 und 25:Sozialpädagogische Sammlung, München Seite 26 und 27:Sozialpädagogische Sammlung, München Seite 28 und 29:Landeshauptstadt München, Michael Nagy Seite 30 und 31:Landeshauptstadt München; Landeshauptstadt München, Michael Nagy Seite 32 und 33:Landeshauptstadt München, Michael Nagy Seite 34 und 35:Stadtarchiv München; Bildarchiv zur Geschichte der öffentlichen Kleinkinderziehung, Otto-Friedrich Universität Bamberg; Landeshauptstadt München, Schulund Kultusreferat Seite 36 und 37:Landeshauptstadt München; Hans Angermaier; Sozialpädagogische Sammlung, München Seite 38 und 39: Photodisc Seite 40 und 41:Landeshauptstadt München, Michael Nagy Seite 42 und 43:Landeshauptstadt München, Michael Nagy; Photodisc Seite 44 und 45:Landeshauptstadt München, Michael Nagy; Kindertageseinrichtung Haniklstraße Seite 46 und 47:Kindertageseinrichtung Lily-BraunWeg 14; Landeshauptstadt München, Michael Nagy Seite 48 und 49:Landeshauptstadt München, Schul- und Kultusreferat; Photodisc Seite 50 und 51: Kindertageseinrichtung Haniklstraße Seite 52 und 53:Kindertageseinrichtung Haniklstraße; Landeshauptstadt München, Michael Nagy; Photodisc Seite 54 und 55: Photodisc Seite 56 und 57:Photodisc; Landeshauptstadt München, Michael Nagy Seite 58 und 59:Sozialpädagogische Sammlung, München Seite 60 und 61: Ida-Seele-Archiv Seite 62 und 63: Ida-Seele-Archiv Seite 64 und 65:Kindertageseinrichtung Haniklstraße; Münchner Stadtmuseum; Landeshauptstadt München, Michael Nagy Seite 66 und 67:Landeshauptstadt München; Stadtarchiv München Seite 68 und 69: Landeshauptstadt München Seite 70 und 71:Landeshauptstadt München Baureferat, Peter Schinzler; Landeshauptstadt München Baureferat, Wolfgang Dobner; Landeshauptstadt München Baureferat, Rainer Viertlböck 73 Literatur (alphabetisch geordnet) Celal Aktas, Zweisprachige Kinder im Kindergarten, in: Kindergarten heute, Ausgabe 6 / 99, Link: http://www. kindergarten-heute.de/beitraege/fachbeitraege/paedagogik_html?k_onl_struktur=729519&einzelbeitrag=11974&a rchivansicht=1 Angelika Baumann (Hrsg.), Lesebuch zur Geschichte des Münchner Alltags, Jüdisches Leben in München: Geschichtswettbewerb 1993/94, 1995, München Baumert, Artelt, Klieme, Neubrand, Prenzel, Schiefele, Schneider, Schümer, Stanat, Tillmann, Weiß (Hrsg.), PISA 2000. Ein differenzierter Blick auf die Länder der Bundesrepublik Deutschland. Zusammenfassung zentraler Befunde, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin, 2003 BR, Montessorianhänger in Bayern, 1994, Link: http:// www.br-online.de/wissen-bil-dung/thema/montessori/ montessorianer.xml Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, Das Bayerische Kinderbildungsund -betreuungsgesetz (BayKiBiG) mit Ausführungsverordnung (AVBayKiBiG), 2005 Ingeborg Becker-Textor, Tagesplan für eine Kinderschule, in: Martin R. Textor (Hrsg.), Kindergartenpädagogik OnlineHandbuch, Link: http://www.kindergartenpaedagogik. de/979.html Manfred Berger, Frauen in der Geschichte des Kindergartens. Ein Handbuch, Frankfurt am Main, 1995 Manfred Berger, Friedrich Fröbels Konzeption einer Pädagogik der frühen Kindheit , aus: Wassilios E. Fthenakis, Martin R. Textor (Hg.): Pädagogische Ansätze im Kindergarten. Weinheim, Basel, 2000, S. 10-22 Manfred Berger, „Heil Hitler Dir! Du bist und bleibst der beste Freund von mir“. Zur Kindergartenpädagogik im Nazi-Deutschland (1933-1945) – unter besoderer Berücksichtigung der Fachzeitschrift Kindergarten (1933-1942), Vortragsmanuskript, 31.01.2005 Manfred Berger, Frauen in der Geschichte des Kindergartens: Theresia Gräfin Brunsvik von Korompa, in: Martin R. Textor (Hrsg.), Kindergartenpädagogik Online-Handbuch, Link: http://www.kindergartenpaedagogik.de/132.html Manfred Berger, Frauen in der Geschichte des Kinder gartens: Ilse Pichottka, in: Martin R. Textor (Hrsg.), Kindergartenpädagogik Online-Handbuch, Link: http://www.kindergartenpaedagogik.de/668.html Manfred Berger, Frauen in der Geschichte des Kindergartens: Hubertha von Gumppenberg, in: Martin R. Textor (Hrsg.), Kindergartenpädagogik Online-Handbuch, Link: http://www.kindergartenpaedagogik.de/137.html Manfred Berger, Frauen in der Geschichte des Kindergartens: Johanna Haarer, in: Martin R. Textor (Hrsg.), Kindergartenpädagogik Online-Handbuch, Link: http:// www.kindergartenpaedagogik.de/1268.html Manfred Berger, Volksverbundene, deutsche, national sozialistische Kinder, in: Martin R. Textor (Hrsg.), Kindergartenpädagogik Online-Handbuch, Link: http://www.kindergartenpaedagogik.de/518.html Hans Eirich, Spielen und lernen mit dem Computer im Kindergarten, Überarbeitete Fassung des gleichnamigen Beitrags in KiTa aktuell BY, 7/8 2001, S. 149-152, Staats institut für Frühpädagogik, Link: http://www.ifp.bayern.de/ projekte/laufende/eirich-computer.html Günter Erning (Hrsg.), Quellen zur Geschichte der öffentlichen Kleinkindererziehung, 1976, Saarbrücken Günter Erning, Karl Neumann, Jürgen Reyer (Hrsg.), Geschichte des Kindergartens, band II:Institutionelle Aspekte, systematische Perspektiven, Entwicklungs verläufe, Freiburg im Breisgau, 1987 Friedrich Fröbel, Ausgewählte Schriften. Erster Band. Kleine Schriften und Briefe von 1809 -1851, Hrsg. Erika Hoffmann, Düsseldorf, 1951 Maria Theresia von Jesu Gerhardinger, Brief vom 14.07.1838 an den Erzbischof von München und Freising / Ordensarchiv des Mutterhauses der Armen Schulschwestern 74 Jugendministerkonferenz, Integrative Erziehung in Kindertageseinrichtungen unter Einbeziehung der Problematik der ambulanten Frühförderung, , Martin R. Textor (Hrsg.), Kindergartenpädagogik Online-Handbuch, Link: http:// www.kindergartenpaedagogik.de/827.html Georg Kerschensteiner, Redaktion: Johann Selzam, Beitr. zur Bedeutung seines Wirkens u. seiner Ideen für unser heutiges Schulwesen, hrsg. vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus u. von d. Landeshauptsstadt München, 1984 Georg Michael Kerschensteiner, aus: Wikipedia, Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Michael_Kerschensteiner Ute Koglin und Franz Petermann, Sucht- und Gewaltprävention im Kindergarten, Martin R. Textor (Hrsg.), Kindergartenpädagogik Online-Handbuch, Link: http:// www.kindergartenpaedagogik.de/747.html Landeshauptstadt München, Schulreferat PI, Kindergarten in München, Entwicklung und gegenwärtige Situation, 1986 Landeshauptstadt München Schul- und Kultusreferat (Hrsg.): Multimedialandschaften für Kinder - Spielplatz Computer als Herausforderung für Kindertagesein richtungen. München 2001, Link: Martin R. Textor (Hrsg.), Kindergartenpädagogik Online-Handbuch, http://www.kindergartenpaedagogik.de/714.html Charmaine Liebertz, Die neue Kindheit - ihre Chancen und Gefahren!, in: Martin R. Textor (Hrsg.), Kindergartenpädagogik Online-Handbuch, Link: http://www.kindergartenpaedagogik.de/934.html Lückert, Heinz-Rolf (Hrsg.), Begabungs- und Bildungs förderung im Vorschulalter (Bd. 260), Darmstadt, 1974 Münchner Wirtschafts- und Verwaltungs-Blatt, heraus gegeben vom Stadtrat München, Nummer 10 Jahrgang 3, Juli 1928 Bernhard Nagel, Der Erzieherberuf in seiner historischen Entwicklung, Aus: Bildung, Erziehung, Betreuung von Kindern in Bayern 2000, Heft 1, S. 11-13, zit. nach: Martin R. Textor (Hrsg.), Kindergartenpädagogik Online-Handbuch, Link: http://www.kindergartenpaedagogik.de/95.html Maria Pfluger-Jacob, Integration behinderter Kinder in KiTa und Kindergarten, in: Kindergarten heute, Ausgabe 3 / 2001, Link: http://www.kindergarten-heute.de/beitraege/ fachbeitraege/paedagogik_html?k_onl_struktur=729519& einzelbeitrag=219496&archivansicht=1 William Thierry Preyer, Die Seele des Kindes: Beobachtungen über die geistige Entwicklung des Menschen in den ersten Lebensjahren, Leipzig, 1882 Schul- und Kultusreferat, Aspekte zur Münchner Schulgeschichte, 1993 Schul- und Kultusreferat, Das Bildungs- und Erziehungswesen in München 1945-1976, 1987 Schul- und Kultusreferat, Helga Schneider (Hrsg.), Broschüre „Qualitätsstandards für Integrationsentwicklung in Kindertageseinrichtungen“, 2006 Schul- und Kultusreferat, Broschüre „Schulstadt München“ Link: http://www.musin.de/schulen/ schulstadt_c.html#nase_vorn Ernst und Gertrud Scupin, Bubi im ersten bis dritten Lebensjahre, Leipzig, 1907 Ernst und Gertrud Scupin, Bubi im vierten bis sechsten Lebensjahre, Leipzig, 1910 Martin R. Textor, Von der Erziehungspartnerschaft zur Bildungspartnerschaft, Martin R. Textor (Hrsg.), Kindergartenpädagogik Online-Handbuch, Link: http://www. kindergartenpaedagogik.de/798.html Martin R. Textor, Vernetzung von Kindertageseinrichtungen mit psychosozialen Diensten - eine Einführung, aus: Martin R. Textor (Red.): Vernetzung von Kindertageseinrichtungen mit psychosozialen Diensten. Zwischenbericht. München: Staatsinstitut für Frühpädagogik 1999, S. 6-10 Michaela Ulich, Unterschiedliche Herkunft - Gemeinsame Zukunft, in: Kindergarten heute, Ausgabe 9 / 2000, Link: http://www.kindergarten-heute.de/beitraege/ fachbeitraege/paedagogik_html?k_onl_struktur=72951 9&einzelbeitrag=12288&archivansicht=1 Melitta Walter, Jungen sind anders, Mädchen auch. Den Blick schärfen für eine geschlechtergerechte Erziehung, 2005, München Johann Georg Wirth, Ueber Kleinkinderbewahr-Anstalten. Eine Anleitung zur Errichtung solcher Anstalten so wie zur Behandlung der in denselben vorkommenden Lehrgegenstände, Handarbeiten, Spiele und sonstigen Vorgänge. Im Anhange Mittheilungen über Einführung der Bewahranstalten auf dem Lande und über Errichtung von Vorschulen für Kindsmägde, dann geschichtliche Notizen über die Kleinkinderbewahr-Anstalten in Augsburg. Augsburg, 1838